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STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 6

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Redaktion: K. Morgenstern, I. Scheithauer

SCHULE UND HOCHSCHULE 6

REISE UND ERHOLUNG M 2

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LOKALE SPORTRUNDSCHAU 18

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WIESBADEN IV

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AUS ALLER WELT 20

Banken beraten Amateure bei "Monopoly im Großen" Für 5000 Mark "ein bißchen was" über Börse lernen: In Investmentclubs legen Kleinspekulanten Geld zusammen

FRANKFURT A. M. An der Börse das Geld für sich arbeiten lassen, wer möchte das nicht? Doch häufig scheitert der Wunsch, sich an einer der faszinierendsten Anlagemöglichkeiten für Geld zu beteiligen, an Unsicherheit, mangelndem Kapital und fehlendem Wissen. Mittwochslotto kann jeder alleine spielen, doch beim Gang an die Börse ist es für Unerfahrene oft besser, sich Partner zu suchen. Eine zunehmende Zahl von Frankfurtern schließt sich deshalb in Investmentclubs zusammen, um das Auf und Ab der Notierungen zu nutzen.

"Sollen wir für 5000 Mark oder für 10 000 Mark Aktien einer niederländischen Fluglinie kaufen?" Die Mitglieder des neugegründeten Frankfurter Investmentclubs "Dribb de Bach" sind noch sehr unsicher. 47 000 Mark wollen sie an der Börse plazieren - keine leichte Entscheidung. Die Aktie hat sich sehr gut entwickelt. Zudem sorgen der Tageszeitungen entnommene Gerüchte über eine bevorstehende Zusammenarbeit mit einer englischen Airline für eine gewisse "Börsenphantasie". Dennoch bleibt ein Unbehagen: Aktien von Luftverkehrsgesellschaften gelten zur Zeit als risikoreich und spekulativ.

"Man gründet einen Investmentclub, weil durch das Zusammenlegen der Kapitalanteile ein Betrag zusammenkommt, mit dem man an der Börse etwas bewegen kann. Außerdem soll jeder von dem Wissen des anderen profitieren", sagt Stefanie Groß, Erste Vorsitzende des Investmentclubs "Dribb de Bach", der sich seinen Namen nach der traditionellen Frankfurter Bezeichnung für den Stadtteil Sachsenhausen gegeben hat. Eine Frankfurter Bank unterstützt Investmentclubs mit Referenten, die über "Calls" und "Puts", Optionsscheine und Rentenpapiere Auskunft geben können und liefert Börseninformationen. Das Institut berät im Stadtgebiet 14 Clubs mit mehr als 400 Mitgliedern.

Die Mitglieder von "Dribb de Bach" haben unterschiedliche Motive für ihren Beitritt. Dieter Mauer ist Elektrotechniker. Er wurde durchs Fernsehen auf Investmentclubs aufmerksam. "Es reizt mich einfach, es ist wie Monopoly im Großen" sagt er. Auch der Ingenieur Bijan Kia ist Amateur an der Börse. "Ich habe ein Interesse an solchen Spielchen" sagt er, "mein Neffe hat mich auf den Club aufmerksam gemacht." Für den Kaufmann Manfred Semisch steht der Profit nicht an erster Stelle. Er wurde bei der Anlagenberatung seiner Bank auf den Investmentclub in Sachsenhausen hingewiesen: "Ich möchte ein bißchen was lernen - nicht reich werden."

"Investment education, das gehört dazu": Ein Börsenneuling soll lernen, sein eigenes Aktienpaket zu schnüren. Mindestens ein Mitglied des Vereins sollte daher bei der Gründung bereits über Börsenerfahrung verfügen, empfiehlt die Schutzvereinigung, damit nicht gleich nach Gründung unnötig viel Lehrgeld in Form von Verlusten gezahlt werden muß.

Die genaue Zahl der Investmentclubs in Frankfurt ist unbekannt, doch Renate Fellner von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz ist begeistert: "Im Rhein-Main-Gebiet funktioniert es sehr gut." Vielleicht veranstaltete deswegen die Schutzvereinigung den alle zwei Jahre organisierten Weltkongreß der Investmentclubs in der Bankenstadt Frankfurt. "Phoenix", "Thesaurus" oder schlicht "Eschborn" heißen die Clubs in und um Frankfurt, bundesweit gibt es mittlerweile rund 4500 Anlagevereine mit 100 000 bis 120 000 Mitgliedern, die ein Vermögen von rund 450 Millionen Mark verwalten.

Die Idee des Investment-Clubs kommt aus dem Land des "big business", den USA. Dort hatte 1898 der Farmer Brooks erkannt, daß die Industrie höhere Gewinne abwirft als die Landwirtschaft. Er mobilisierte Freunde und Bekannte, um mit ihnen gemeinsam Geld an der Börse anzulegen - der Investmentclub war geboren. 1963 wurde ein erster Club in Deutschland gegründet.

Um das Risiko ihrer Anlagen zu streuen, beschließen die Mitglieder von "Dribb de Bach", 30 Aktien eines Maschinenbauunternehmens zu kaufen, das Industrieroboter für die Autoindustrie fertigt. Peter Prussog, von Beruf Public Relation Manager, fand das Argument: "Der erwartete Konjunktureinbruch in der Automobilbranche erhöht die Bereitschaft zu rationalisieren." Jetzt passen 200 Aktien der niederländischen Fluglinie ganz gut zum Depot von "Dribb de Bach". 20 000 Mark bleiben auf dem Konto, "um kurzfristig nachkaufen zu können".

Bis zu 30 Personen können gemeinsam an der Börse spekulieren, Anlagestrategien ausknobeln und versuchen, sich ein Stückchen aus dem Kuchen herauszuschneiden. Der Eintrittspreis in einen Investmentclub beträgt in der Regel 5000 Mark, zusätzlich muß für die Kapitalbildung monatlich ein Betrag zwischen 50 und 500 Mark auf das Vereinskonto eingezahlt werden. Um Rechte und Pflichten der Mitglieder zu regeln, hat die Schutzgesellschaft einen Mustervertrag ausgearbeitet. So entscheidet ein dreiköpfiger "Anlagenausschuß" nach dem Mehrheitsprinzip über den Kauf oder Verkauf von Aktien. Einmal im Quartal haben die Mitglieder Anspruch auf einen Kontoauszug, der die Entwicklung ihres Clubanteils wiedergibt. Damit der Anlagenausschuß die Clubmitglieder nicht in Teufels Küche bringt, ist im Gesellschaftsvertrag festgelegt: "Die Anschaffung von Wertpapieren auf Kredit ist ausgeschlossen." pia

Luftverschmutzung

Luftbelastungswerte vom 10. März in Milligramm je Kubikmeter Luft.

Stoffe und Grenzwerte*

Hanau Maintal

SO2 (1,0) 0,037 (0,051) - ( - ) CO (50) 1,2 (2,0) - ( - ) NO2 (0,2) 0,097 (0,119) - ( - ) Staub (0,45) 0,067 (0,079) - ( - )

- = kein Meßwert bekannt

(in Klammern Werte vom Vortag)

SO2 = Schwefeldioxid

CO = Kohlenmonoxid

NO2 = Stickstoffdioxid

* nach VDI-Richtlinie 2310

Alle Werte laut Messungen der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU).

Aktuelle Ozonwerte-Messungen entfallen im Winterhalbjahr.

Maintal. Wegen Umzugs der Meßstation keine Angaben.

Beate Rössler Die perfekte Entscheidung gibt es nicht Ethische Konflikte in einer wertepluralen Gesellschaft

In der Ethik sehen die einen eine neue Heilslehre, die die Rolle der unzeitgemäß gewordenen Kirche übernimmt und nun ex cathedra verkündet, wie richtig zu handeln sei. Die anderen versehen sie mit einem "sog." oder setzen sie in Anführungszeichen und erwarten nichts mehr von ihr als die uneingeschränkte Legitimation von Herrschaftswissen und männlicher Technologie. Beide Seiten mißverstehen die Ethik.

Die (angewandte) Ethik in einer pluralen Gesellschaft ist immer nur so gut oder schlecht wie die Mitglieder dieser Gesellschaft selbst. Sie ist ebenso divers und ebenso vielstimmig und sie kann in einer wertepluralen Gesellschaft keinen Anspruch auf eindeutige Entscheidungen erheben. Ihre Aufgabe muß zunächst vor allem darin liegen, Probleme möglichst klar zu beschreiben; Argumente zu verdeutlichen und auf Argumenten zu beharren, wo nur Gefühle benannt werden; moralische Grundsätze zu formulieren und Folgen aufzuzeigen, die diese Grundsätze haben. Die Ethik soll klären, wie reflektierte ethische Entscheidungen getroffen werden können und welche Gesichtspunkte bei solchen Entscheidungen berücksichtigt werden müssen. Wenn eine solche Klärung keine eindeutigen und für alle überzeugenden Entscheidungen ergibt, kann man dies nicht der Ethik anlasten, sondern der Komplexität eines ethischen Problems oder der Vielstimmigkeit moralischer Überzeugungen.

Ethische Konflikte entstehen dann, wenn verschiedene ethische Grundsätze, verschiedene Rechte oder Interessen in Konflikt miteinander geraten. Ethische Konflikte können sich dann ergeben, wenn eine Person nicht weiß, welche Handlung die richtige wäre. Sie können aber auch dann entstehen, wenn "die Gesellschaft" nicht weiß, wie sie "handeln" soll, weil die verschiedenen Mitglieder der Gesellschaft jeweils nicht miteinander vereinbare Handlungen für ethisch geboten halten und kein gesellschaftlicher Wertekonsens vorhanden ist.

Der "Erlanger Fall" hat für so vehemente öffentliche Diskussionen gesorgt, weil er als Paradigma eines ethischen Konflikts gelten kann: zum einen deshalb, weil mit den medizinischen Möglichkeiten eine neue Situation entstanden war, in der nicht vorab klar war, was man tun sollte, da es kaum Präzedenzfälle gab, an denen man sich hätte orientieren können; zum anderen jedoch deshalb, weil viele Personen sich auf sehr starke moralische Intuitionen, Empfindungen, stützten und gerade nicht der Meinung waren, daß hier unklar sei, was man tun solle. Dabei wurden in der Öffentlichkeit vor allem drei Standpunkte vertreten, die auf die eine oder andere Weise die Existenz eines ethischen Konflikts leugneten und auf der Eindeutigkeit und Klarheit der jeweiligen Entscheidung beharrten.

Den ersten Standpunkt könnte man der Einfachheit halber den katholischen nennen: Vor dem Hintergrund der Überzeugung, daß dem Embryo vom Zeitpunkt der Befruchtung an ein absolutes Recht auf Leben zukomme, stellt sich der "Erlanger Fall" gar nicht erst als ethischer Konflikt dar. Wenn es die Möglichkeit gebe, das Leben des Fötus zu retten, dann müsse man diese Möglichkeit auch wahrnehmen. Diese Position fügt sich in die Debatten der letzten Monate um die Neuregelung des § 218 ein: sie bedient sich derselben Rhetorik, die den Fötus als "ungeborenes Kind" bezeichnet, und sie zeigt dieselbe Haltung, die bedenkenlos Selbstbestimmungsrecht und Autonomie der Frau opfert.

Dabei ändert sich die katholische Rhetorik immer in dem Moment, in dem über eine mögliche Behinderung des Fötus bzw. einmal geborenen Kindes geredet wird: dann wird aus dem "ungeborenen Kind" unterderhand doch der neutralere "Fötus", weil man sich die Möglichkeit offenhalten will, bei einer Schädigung des Fötus die Apparate doch noch abzustellen. Dies ist ethisch inkonsistent, weil ein Lebensrecht nur "Gesunden" zugebilligt wird und weil sich die katholische Position auf dogmatische Prinzipien - die bei Bedarf aufgegeben werden können -, nicht aber auf Argumente bezieht.

Ein zweiter eindeutiger Standpunkt wurde in der Debatte vorwiegend von Medizinern eingenommen: Sah man in der hirntoten Marion Ploch vor allem einen hirntoten Körper, der sich für die Entnahme von Organen anbietet, dann war es nur folgerichtig, bei Feststellung einer Schwangerschaft den ganzen Körper selbst als "Organspende" zu verwenden. Daß hierbei normalerweise die Zustimmung der Betroffenen den Ausschlag gibt und daß im Falle von Marion Ploch nicht nur die Zustimmung fehlte, sondern auch die Einwilligung der Eltern offenbar erst nach längerem Zögern oder sogar unter manipulativem Druck erfolgte, ist nur ein Grund, warum diese Haltung ethisch extrem problematisch erscheint.

Der Zusammenhang, in dem diese Meinung vertreten wird, ist der des scheinbar uneingeschränkten Gutheißens medizinischen Fortschritts: was machbar ist, soll getan werden, wenn es finanziell vertretbar ist. Kennzeichnend für diese Position ist, daß sie meint, von der ethischen Relevanz menschlicher Beziehungen absehen zu können: die Beziehung zwischen dem Fötus und der schwangeren Frau wurde auf die Frage reduziert, ob sich deren lebenswichtige Funktionen ausreichend lange stabilisieren lassen (unterstützt von einer Rhetorik, die die Frau als "fötales Umfeld", die mit der Schwangerschaft "ihren Körper zur Verfügung stellt", beschreibt). Die Problematik der Beziehung des einmal geborenen Kindes zu sich selbst und seinem Lebensanfang in einer toten Mutter wurde ebenso bagatellisiert wie die Problematik der Beziehung zwischen den Eltern von Marion Ploch zu ihrer toten, aber gleichwohl schwangeren Tochter und zu ihrem zukünftigen Enkelkind.

Auch die Legitimität weiterer ethischer Gesichtspunkte, wie zum Beispiel der Möglichkeit von Organspenden und der Frage der finanziellen Abwägung, wurde durch diese Ideologie des (vermeintlichen) Fortschritts desavouiert, die es nicht für nötig hielt, ethische Konflikte zu berücksichtigen.

Ein dritter Standpunkt wurde von einer Reihe von Feministinnen vertreten: Sie bestanden darauf, daß es ein Fehler - ein Versagen der männlichen Medizin - sei, überhaupt eine Trennung zwischen Schwangerer und Fötus vorzunehmen und auf diese Weise nicht nur in die Autonomie der Frau einzugreifen, sondern auch in deren körperliche und seelische Integrität. Sie verwiesen auf den Zusammenhang zwischen der Verfahrensweise in Erlangen und dem Verbot eines Schwangerschaftsabbruchs und interpretierten die Entscheidung der Erlanger Ärzte als weiteren Schritt auf dem Weg zur männlichen Kontrolle über die Frau und über sämtliche Reproduktionsvorgänge.

Selbst wenn man dieser politischen Interpretation der Erlanger Entscheidung zustimmt (was ich tue), ist es vorschnell, mit dieser Entscheidung auch gleich die gesamte pränatale Medizin verdammen und als männliche Ideologie entlarven zu wollen. Bekanntlich gibt es auch zahlreiche Feministinnen, die nicht gegen jede Form pränatalen medizinischen Fortschritts etwas einzuwenden haben.

Die Einheit zwischen Schwangerer und Fötus bis zur regulären Geburt kann in zwei Fällen problematisch werden; zum einen bei Frühgeburten, da ein Fötus in manchen Fällen schon ab dem fünften Monat am Leben gehalten werden kann - auch Brutkästen stellen eine "rein technische" Umgebung für das werdende Kind dar und sind ebenfalls interpretierbar als Schritt auf dem Weg, die Frau selbst überflüssig zu machen. Dennoch halten wir Brutkästen für ethisch relativ unbedenklich; zum anderen dann, wenn die Mutter vor der Geburt, wie im Falle von Marion Ploch, einen Hirntod erleidet: zumindest in einem späteren Stadium der Schwangerschaft kann man es für gerechtfertigt halten, nicht einfach umstandslos die Einheit von Schwangerer und Fötus vor ein mögliches Überleben des Fötus zu stellen.

Auch der Verweis auf den würdevollen Tod, auf den Marion Ploch ein Recht gehabt habe, muß sich, zumindest dann, wenn er generell gemeint ist, gegen die ethisch jedenfalls nicht unbegründete Forderung behaupten, daß der Hirntod im Blick auf die Möglichkeit von Organspenden als sinnvolle Definition des Todes gilt.

Diesen in der Öffentlichkeit eingenommenen Standpunkten, die auf die eine oder andere Weise einen ethischen Konflikt leugnen, gilt es entgegenzuhalten, daß mit dem "Erlanger Fall" tatsächlich ein solcher Konflikt gegeben ist und daß man abwägen muß, um zu einer - wie auch immer fehlbaren - Entscheidung zu gelangen. Die Eigenart dieses Konflikts wird dann deutlich, wenn man dem Fötus in der 14. Woche ein schwaches Lebensrecht zugesteht. Verkannt wird der Konflikt, wenn man entweder von einem absoluten Recht auf Leben ausgeht oder wenn man dem Fötus in keinem Fall ein Recht auf Leben zuerkennt, das unabhängig vom Leben der Mutter gedacht werden könnte oder wenn man den Fötus ohnehin nur funktional unter der Perspektive des medizinischen Fortschritts betrachtet.

Auch wenn generell die Idee einer Abstufung von Rechten problematisch ist, so kommt man doch nicht umhin, dem Fötus ein schwaches Lebensrecht zuzuerkennen, das im Verlauf der Schwangerschaft immer stärkeres Gewicht gewinnt. Nur so kann vermieden werden, einerseits den Embryo zum Zeitpunkt der Befruchtung einem erwachsenen Menschen gleichzustellen und andererseits zwischen dem neunten Monat der Schwangerschaft und dem Zeitpunkt kurz nach der Geburt eine kategoriale Differenz im Blick auf das Lebensrecht des Fötus anzunehmen. Es ist ethisch plausibel, dem Fötus im vierten Monat ein solches Recht zuzugestehen, auch wenn das Selbstbestimmungsrecht der Frau dieses schwache Recht überwiegt.

Ergebnis einer Abwägung hätte im "Erlanger Fall" die Entscheidung sein müssen, die Apparate abzustellen. Der Fötus war erst in der 14. Woche, in der das Lebensrecht noch als so schwach begriffen werden muß, daß die anderen beteiligten Rechte bzw. Interessen schwerer wiegen. Eine Instrumentalisierung des toten Körpers der Mutter wäre über einen unerträglich langen Zeitraum nötig gewesen. Hinzu kommt, daß, selbst wenn der Fötus älter und der Zeitraum überschaubarer gewesen wäre, die Instrumentalisierung der Frau als "Organspende" in keiner Weise selbstverständlich wäre, da ihre Zustimmung fehlte. Und ob man eine Zustimmung vermuten durfte, ist zweifelhaft: Die bloße Tatsache, daß Marion Ploch keinen Schwangerschaftsabbruch vorgenommen hat, kann nicht als Zeichen dafür gewertet werden, daß sie einer solchen Inszenierung zugestimmt hätte.

Ein weiteres Argument läßt sich aus der Perspektive des Fötus gewinnen: alle Erkenntnisse, die mittlerweile über die pränatale Beziehung zwischen Fötus und Schwangerer vorliegen, weisen darauf hin, daß der Fötus unter diesen Bedingungen mit hoher Wahrscheinlichkeit psychische Schäden erlitten hätte. Überdies war offensichtlich im "Erlanger Fall" der Wille der Angehörigen, Marion Ploch "am Leben" zu erhalten, nicht übermäßig stark.

Die medizinischen Forschungsinteressen sind für diese Abwägung ethisch ebenso irrelevant wie die Frage der Kostenabwägung, weil es bei den hier möglichen Forschungen nicht um ein wichtiges Interesse aller Menschen im Blick auf Krankheitsverhütung hätte gehen können. Außerdem wäre die Frage der Kostenabwägung ohnehin nur dann wichtig geworden, wenn die Interessen des Fötus schwerer zu gewichten gewesen wären.

Eine ethisch begründete Entscheidung ist also möglich; auch wenn dafür zu plädieren ist, den "Erlanger Fall" als Konflikt zu beschreiben. Man kann hier abwägen und plausibilisieren, aber "die" richtige Entscheidung, die von uns nur entdeckt zu werden bräuchte, gibt es nicht. Das hat nichts mit ethischem Relativismus zu tun, sondern entspringt der Einsicht, daß wir es sind, die die Ethik machen, die moralischen Grundsätze und deren Anwendung bestimmen und daß es "die Natur", an der wir uns orientieren könnten, um zu einer Entscheidung zu gelangen, nicht gibt.

Selbst wenn man für sich selbst oder als Mitglied einer gesellschaftlichen Gruppe zu einer eindeutigen Entscheidung gelangt sein sollte, bleibt doch das Problem, daß andere Mitglieder derselben Gesellschaft zu anderen Ergebnissen gekommen sind oder kommen könnten und daß mit dieser Diversität oder Polarität ethischer Überzeugungen gesellschaftlich umzugehen ist.

Die Entscheidung über einen solchen ethischen - gesellschaftlichen - Konflikt kann in einer Demokratie nur in einer öffentlichen, kontroversen Diskussion getroffen werden. Dabei geht es nicht nur um die Abwägung ethischer Gesichtspunkte, sondern - ob man will oder nicht - auch um das Aushandeln gesellschaftlicher Interessen. Wenn man die Idee ernst nimmt, daß in einer Demokratie unterschiedliche Meinungen darüber, was gut und richtig ist, nicht nur zugelassen, sondern auch erwünscht sind, dann kann die Auseinandersetzung über ethische Konflikte nur so vor sich gehen, daß Probleme genau beschrieben, Argumente deutlich gemacht und Folgen von Positionen aufgezeigt werden. Genau dies verlangt die Ethik.

Vom Revier zurück in die Heimat Modellversuch an der Ruhr-Universität will Reintegration in Afrika fördern

Bei uns hier im Senegal einen festen Arbeitsplatz zu finden, ist genauso schwierig, wie bei euch im Lotto zu gewinnen." Mamadou Khoulé selbst kann da auf eigene Erfahrungen zurückblikken. Fast acht Jahre lang hatte der Sudanese noch vor dem Mauerfall an der Leipziger Karl-Marx-Universität Journalismus studiert. Wieder zurück in seiner Heimatstadt Dakar, der Hauptstadt Senegals, half ihm sein Diplom überhaupt nichts: vom erhofften Arbeitsplatz in einer Redaktion konnte er nur träumen. Um sich überhaupt ein paar Francs zu verdienen, schrieb Khoulé für eine Wochenzeitung einen Artikel über Afro-Vision, ein panafrikanisches Fernsehprojekt, das für den Schwarzen Kontinent eines Tages mal so etwas wie die Eurovision werden soll. Das Büro der bundesdeutschen Friedrich-Ebert-Stiftung in Dakar, Träger und Finanzier von Afro-Vision und ohnehin auf der Suche nach einem einheimischen Mitarbeiter, bekam Kenntnis von dem Artikel - und Mamadou Khoulé einen dreijährigen Arbeitsvertrag. Das ist zwar kein Hauptgewinn, doch der 33jährige Khoulé ist damit viel besser dran als viele seiner Altersgenossen mit einem abgeschlossenen Studium. Ihnen bleiben oft nur Gelegenheitsjobs wie Taxifahrer, Straßenhändler oder gar Schuhputzer.

Abbasse Sô, auch Senegalese, kennt die geringen Arbeitsmarktchancen von afrikanischen Studenten, die in ihre Heimatländer zurückkehren wollen. Sô arbeitet am Institut für Entwicklungsforschung und -politik an der Bochumer Ruhr-Universität und kann deshalb all die ausländischen Studenten verstehen, die nach ihrem Examen in der Bundesrepublik arbeiten wollen: "Selbst bei einer Beschäftigung in einem unterqualifizierten Job verdienen sie weit mehr Geld als zu Hause." Nicht nur die Gewöhnung an den westlichen Lebensstandard ist für viele afrikanische Studenten zum ,Rückkehrhemmnis&rquote; geworden: "Die haben meist fast alle Bindungen an ihre Heimatländer verloren", so Abbasse Sô. Seit rund einem Jahr ist der gelernte Betriebswirt für einen bundesweit einmaligen Modellversuch zuständig, mit dem die Rückkehrbereitschaft insbesondere von Studenten aus den Entwicklungsländern Afrikas erhöht werden soll: "Wir müssen der Dritten Welt dieses geistige Potential, das sie so dringend für ihre weitere Entwicklung braucht, erhalten."

Das Problem des brain drain (wörtlich: Gehirnabfluß, gemeint ist der Verlust von Fachkräften) ist so neu nicht mehr. Allerdings versuchen die internationalen Entwicklungshilfe-Organisationen diesen umgekehrten Technologietransfer zwischen Entwicklungs- und Industrieländern erst in den letzten Jahren mit gezielten Reintegrationsprogrammen, bedarfsorientierten Ausbildungsgängen oder mit finanziellen Unterstützungen zu stoppen. Auch Abbasse Sô von der Ruhr- Universität erhält Hilfen von staatlicher Seite: Seine Stelle als Projektkoordinator des Modellversuchs zur Reintegration wird von den Bundesanstalt für Arbeit als AB-Maßnahme finanziert. Weitere Hilfen, vor allem Kontakte, erhält Sô von der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung (ZAV) in Frankfurt, die zum Zuständigkeitsbereich der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit gehört. Franz-Josef Pohlmann, Referatsleiter in der ZAV-Auslandsabteilung: "Nach den Erfahrungen aus der Vergangenheit ist es heute erforderlich, den ausländischen Studenten verstärkt studienbegleitende Maßnahmen anzubieten. Wichtig ist vor allem klarzumachen, wie kann ich das, was ich hier lerne, in meinem Heimatland umsetzen." Genau diesen Weg hat auch Abbasse Sô mit seinem Reintegrations-Modellversuch eingeschlagen, für den der Bochumer Verein Hilfe für ausländische Studierende e. V. die Trägerschaft übernommen hat. Um die Verbindungen zu den jeweiligen Heimatländern nicht zu verlieren, hat Sô begonnen, die rund 600 afrikanischen Studenten an den Revier-Universitäten Bochum, Essen und Dortmund mit aktuellen Informationen aus ihren Regione zu ,versorgen&rquote;. Im Aufbau ist eine Kontakt- und Praktikantenbörse: "Wir wollen, daß die Studenten lernen, ihr theoretisches Wissen im Berufsalltag anzuwenden." Nicht bei jedem Betriebschef ist Sô dabei auf offene Türen gestoßen. Einer habe ihn mit den Worten "Was habe ich denn davon" zur Tür gewiesen. Davon hat sich Projektkoordinator Sô nicht entmutigen lassen: Ihm schwebt vor, Praktika in Zukunft noch gezielter, auf die einzelnen Regionen zugeschnitten, anbieten zu können. Gespräche mit der Industrie- und Handelskammer in Bochum sind in Vorbereitung.

Das Reintegrationsvorhaben müsse man als kontinuierlichen Prozeß sehen, Erfolge seien deshalb nicht ad hoc möglich: "Mit unseren Orientierungshilfen haben wir zumindest einen Anfang gesetzt." Um die Reintegration müsse man sich ab dem ersten Studientag kümmern. Der 39jährige Senegalese versteht den Modellversuch auch als ein Stück Lobbyarbeit und Völkerverständigung: "Ich kann nur hoffen, gerade in dieser Zeit der wachsenden Ausländerfeindlichkeit, daß die Akzeptanz afrikanischer Studenten hierzulande steigt, wenn die deutsche Bevölkerung weiß, daß diese Studenten nach ihrem Examen wieder zurückkehren." Um die Rückkehrbereitschaft zu erhöhen, fordert Abbasse Sô aber auch von den Entwicklungsländern eine neue Flexibilität: "So etwas wie Arbeitsmarktpolitik mit einem gut funktionierenden Informationsfluß ist in vielen Staaten unbekannt." Es fehlt an der entsprechenden Infrastruktur. Auch scheitern viele Studenten, die im Ausland ihr Wissen sammeln konnten, am Neid und der Ablehnung, die ihnen entgegenschlägt. Abbasse Sô selbst will in seinem Heimatland Senegal eine Consulting-Agentur zur Förderung der Reintegration in der Provinzstadt M'bur gründen: "Das ist sicherlich Neuland, aber für mich ein folgerichtiger Schritt." Ein fünfköpfiges Team soll diese Firma leiten, die sich nicht nur auf Beratungstätigkeiten beschränken wird: "Ich stelle mir vor", so Projektkoordinator Sô, "daß wir so etwas wie ein Dokumentationscenter und eine Anlaufstelle vor allem für Freiberufler werden."

Abbasse Sô hofft, daß solche Privatinitiativen dazu beitragen, die Gewinnaussichten bei der "Arbeitsplatz-Lotterie" in den Entwicklungsländern zu erhöhen: "Es kann nicht jeder einen Hauptgewinn erwarten, aber die Chancen steigen."

RALF KÖPKE

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Anke Thyen / Friederike Tappe Form der Existenz Das paradoxe Anliegen der angewandten Ethik

Nie gab es für die Bewohner dieses Planeten größere eigenverschuldete Gefährdungen als in diesem Jahrhundert. Von der militärischen wie zivilen Nutzbarmachung der Atomenergie, der immer weiter aufklaffenden Schere von Überproduktion und Unterversorgung, von Reichtum und Armut, bevölkerungspolitischen Problemen bis zu den fast unglaublichen Entwicklungen auf biochemischem und medizinischem Gebiet reichen Probleme, deren neue Qualität darin besteht, daß ihre Lösung keine Frage des technisch, politisch oder ökonomisch Machbaren mehr ist, sondern einem post-traditionalen Denken vor allem die moralische Frage aufgibt: Was sollen wir tun?

Als Spezialistin fürs Ethische ist die Philosophie gefragt, und sie läßt sich fragen. Der Bereich, in dem sie sich der Begründung von Handlungsprinzipien angesichts praktischer Probleme widmet, ist die sogenannte angewandte Ethik. Sie versucht, über Möglichkeiten eines praktischen Orientierungswissens, über moralische Urteile in entscheidungsbedürftigen Fragen aufzuklären. So löblich dieses Anliegen ist, so wenig darf übersehen werden, daß es seine problematischen Seiten hat und bisweilen sogar mit Konsequenzen verbunden ist, die eben diesem humanitären Anspruch zuwiderlaufen - sogar ohne daß man sich auf die vieldiskutierten, fragwürdigen Thesen des australischen Philosophen Peter Singer und damit auf inhaltliche Debatten zum Beispiel um die Frage der Euthanasie bezieht.

Denn zunächst einmal ist es nötig, sich Rechenschaft darüber abzulegen, was die angewandte Ethik überhaupt kann, das heißt, was sie begründen kann. Auf dieser Ebene liegen die bislang ungelösten, fundamentalen Schwierigkeiten, von deren Beurteilung die Orientierungsmöglichkeiten in Situationen praktischen Urteilens abhängen. Ein Themenkomplex der angewandten Ethik, an dem das besonders deutlich wird, ist die ethische Begründung verantwortlichen medizinischen Handelns. So gab es in dem sogenannten "Erlanger Fall" eine schwangere Unfall"tote", die künstlich am "Leben" erhalten wurde. Aber niemand konnte genau sagen, ob es sich um eine "Tote" und um ein "Kind" handelte - lauter Anführungszeichen, die ein Hinweis auf begriffliche und damit gedankliche Unklarheiten sind. Daß man schließlich zu märchenhaften Namen wie "Schneewittchen" und zu Topoi aus der Fantasy-Welt, wie "Untote", griff, um den Sachverhalt zu erfassen, bezeugt konsequent die Hilflosigkeit eines Nachdenkens, dem die begrifflichen Grundlagen für sittlich reife Entscheidungen fehlten und fehlen mußten.

Der "Erlanger Fall" ist ein Fall für die angewandte Ethik. Sie hat nicht zu entscheiden, sondern für die Klarheit der Begriffe und Prinzipien zu sorgen, die die Situation zu dem ethischen Problem gemacht haben, das sie war. Eine seriöse angewandte Ethik darf nicht unter Entscheidungsdruck stehen; sie schaut handlungsentlastet auf das Prinzipielle. Sie drückt sich damit nicht um brisante Entscheidungen, sondern bleibt bei ihrer Kompetenz: der Reflexionskompetenz. So gesehen ist der "Erlanger Fall" ein Prüfstein für die angewandte Ethik.

Ihre Aufgabe besteht darin, sich nicht durch bereits definierte Situationen unter Entscheidungsdruck setzen zu lassen und gleichwohl in einer praktischen Absicht Prinzipien möglichen Handelns zu erwägen. Kann die angewandte Ethik diese Aufgabe meistern? Hier seien Zweifel gestattet; denn diese Aufgabe verweist auf ein Dilemma der angewandten Ethik. Von ihr wird erwartet, daß sie zur Urteilsbildung in problematischen moralischen Situationen beiträgt, und sie stellt sich diesen Erwartungen, in denen sich ein legitimes gesellschaftliches Interesse artikuliert. Aber vorgegebene Situationen sind bereits Ausdruck eines Zusammenhanges, in dem einerseits zufällige Umstände und technische Routinen und andererseits aktuell nicht mehr reflektierte Moralvorstellungen samt der sie tragenden Begriffe und Prinzipien zusammenspielen.

Diese Begriffe und Prinzipien hat die angewandte Ethik zu prüfen und zu begründen. Dazu muß sie sie aus der Situation gewissermaßen herausschälen. Dann ist es aber nicht mehr die Situation, die beurteilt werden sollte. Ihre unhinterfragten begrifflichen und sachlichen Aspekte haben sie ethisch bedenklich werden lassen; diese stehen aber nun zur Disposition. Wenn die angewandte Ethik die vorgegebene Situation, also auch ihre Voraussetzungen, als solche akzeptiert, dann kann es sein, daß sie Reflexionsdefizite in Kauf nehmen muß. Was begründet werden müßte, kann nicht mehr begründet, sondern nur noch situativ behandelt werden. Die Situation verlangt Entscheidungen, wo doch zuerst aufzuklären wäre, was die Begriffe "Leben", "Tod" und "Sterben" bedeuten, die für die Handlungsorientierung der entscheidenden Instanzen maßgeblich sind.

Das Anliegen der angewandten Ethik, philosophisch auf praktische Fragen zu antworten, wird so zum Paradox: Wenn sie sich Situationen vorgeben läßt, kann sie nicht mehr Reflexionskompetenz sein, und wenn sie Reflexionskompetenz bleibt, kann sie konkrete Situationen nicht wirklich nach Prinzipien beurteilen.

Anders als die handlungsentlasteten Philosophen müssen die Praktiker bis zu einem gewissen Grad reflexionsentlastet handeln. Das ist gut so, denn wer wollte sich einem Arzt anvertrauen, der handlungsunfähig ist? Unsere Erwartung an die Mediziner, gemäß dem hippokratischen Eid Leben zu erhalten, besteht zu Recht. Die angewandte Ethik ist da gefragt, wo nicht mehr klar ist, was Leben ist. Eine Aufklärung darüber ist allerdings an "Schneewittchens" Lager nicht möglich. Denn sie ist zu einer "Untoten" geworden, weil in der Art, wie sie behandelt wurde, schon bestimmte Vorstellungen - seien es ethische, technische oder wissenschaftliche - über das, was Leben ist, realisiert wurden. Man kann die Situation nicht rückgängig machen. Insofern steht die angewandte Ethik tendenziell in der Gefahr, sich der Logik der Situationen, den Sachzwängen zu unterwerfen. Die Folge ist eine bedenkliche Allianz zwischen der tatsächlichen Praxis und der angewandten Ethik.

Die aus der Logik der technischen Entwicklung folgenden Verbindungen, die Technik und biologische Lebensprozesse eingehen, führt zu einer Erosion des Begriffs des Lebens selbst, zu einer Dezentrierung im Spektrum unserer Orientierungen. Wir haben manchmal das Gefühl, daß die Bedeutung von "Leben" hinter der Technik verschwindet. Einerseits in traditionellen Vorstellungen verhaftet, die sich in unserer lebensweltlichen Erfahrung mit dem Leben bewährt haben, andererseits konfrontiert mit einer Logik des technisch Machbaren, verschwimmen die Orientierungen möglichen Handelns. Aber müssen wir das Alltagsverständnis nicht ernst nehmen, anstatt eilig nach einem begrifflichen Ersatz zu suchen, der der modernen Welt augenscheinlich besser entspräche?

Manche Theoretiker der angewandten Ethik ziehen aus der Erosion und Dezentrierung des Begriffs "Leben" den folgenreichen Schluß, daß man über das Leben nur sinnvoll sprechen kann, wenn man es qualifiziert, graduiert und an bestimmten Kriterien bemißt. Sie plädieren aus unterschiedlichen Gründen dafür, die Rede vom Wert des "Lebens an sich" bzw. einer "Heiligkeit des Lebens" aufzugeben. Statt dessen versuchen sie, inhaltliche Kriterien eines lebenswerten Lebens zu begründen.

Aber warum sollte der Wert des "Lebens an sich" durch Be-Wertungen des Lebens ersetzt werden? Diese Um- Wertung löst die begrifflichen Schwierigkeiten mit den kritisierten Redeweisen nicht, sondern verdrängt sie. Die Werthaftigkeit besteht in säkularisierter Form weiter. Eine bestimmte Qualität (lebenswert, sinnvoll, glücklich) zum Kriterium des Lebens zu machen, bedeutet, es in eine moralisch-normative Perspektive zu rücken. Diese Perspektive nimmt nun nicht mehr Gott ein, sondern der Mensch. Sie beinhaltet ein menschliches Verfügungsrecht über das Leben und artikuliert sich als Funktionalisierung des Lebens im Hinblick auf die Maximierung des Gemeinwohls bei Minimierung der gesellschaftlichen Kosten.

Dieser eher gesellschaftstheoretische Gesichtspunkt wird ergänzt durch eine im engeren Sinne ethische Konzeption, die mit der fiktiven Sicht möglicher Betroffener arbeitet. Wie würden sie ihr gebrechliches Leben beurteilen? Es ist diese Perspektive, aus der beispielsweise Singer das Recht auch zur aktiven Euthanasie ableitet. Orientiert an seinen eigenen Kriterien, stellt der Theoretiker fest, daß der Betroffene dieses Leben nicht wollen kann. Aber kann man sich überhaupt in die Lage betroffener Personen versetzen? Die angewandte Ethik fragt, ob es sich um eine "Person" handelt. Die Antworten des Betroffenen hängen zwangsläufig davon ab, ob der Theoretiker ihn für eine Person mit Lebensrechten hält oder nicht. Bewiesen werden kann damit nichts. Denn entweder ist es keine Person, dann können keine Fragen hinsichtlich erwarteter oder erwartbarer Lebensqualitäten gestellt und beantwortet werden, oder es handelt sich um eine Person. Dann würde sich - im Falle einer negativen Beurteilung der Lebensqualitäten durch die Person - der Widerspruch ergeben, daß diese Person sich den Sinn einer menschlichen Existenz absprechen muß, weil sie eigentlich keine Person ist. Das Paradox zeigt, daß inhaltliche Kriterien in eine theoretische Sackgasse führen.

Wir stehen noch immer am Beginn des philosophischen Fragens: Was ist "Leben"? Es gibt in der Tat Existenzformen des Lebens, die unseren gewöhnlichen Vorstellungen vom Leben nicht entsprechen. In diesen Vorstellungen gehen wir von einer radikalen Grenze zwischen Leben und Tod aus. Angesichts des Todes wird Leben als solches nicht graduiert. Daß wir aber dennoch horizontale Differenzen des Lebens wie Krankheit oder Behinderung erfahren, können wir nicht angemessen durch vertikal bewertende, abgestufte Kriterien, durch eine Graduierung des Lebens begreifen.

Auch wenn dies von mancher Seite bestritten wird: Das Leben hat einen Wert. Es ist der, über das Leben als solches nicht verfügen zu können. Nicht, weil es heilig oder ein Wert an sich ist, sondern weil es die Bedingung der Möglichkeit menschlicher Selbstverwirklichung ist. Es ist die Form unserer Existenz, auf die wir keinen Zugriff haben. Es kann sein, daß praktische Entscheidungen oft nicht anders als anhand von Kriterien möglich sind. Das ist eine hilflose, wenngleich verständliche Position. Aus philosophischer Perspektive jedoch ist zu sehen: Der Begriff des Lebens ist radikaler, als wir es wahrhaben wollen - auch in seinem Alltagsverständnis. Er ist nicht sinnvoll ohne seinen Gegenbegriff "Tod" zu denken. Was ist das, könnten wir im Anschluß an Wittgenstein fragen, wozu der Tod nicht gehört? Eine Graduierung des Lebens verwischt die Grenze zum Tod.

Diese Grenze ist wichtig, weil sie die Orientierungslinie dafür bildet, Differenzen des Lebens zu begreifen, und weil sie der letzte Bezugspunkt aller moralischen Entscheidungen ist. Wäre es anders, würden sich alle Entscheidungen angesichts des Lebens auf die Frage reduzieren: Inwiefern ist es Leben? Das käme einer Abtretungserklärung des Moralischen an das technisch Machbare gleich. Die Antwort auf die Frage, warum wir das nicht wollen können, wäre zugleich eine Antwort auf Kants berühmte letzte Frage: Was ist der Mensch?

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Frauen wünschen ein Café Die Höchster Gruppe trifft sich in der JUZ-Teeküche

HÖCHST. Jeden zweiten Freitag im Monat wird die Teeküche im Höchster Jugendzentrum zum Treffpunkt für Frauen. Vor kurzem hat sich in diesem neuen Frauentreff eine Gruppe zusammengetan, die nun einen Verein gründen will. Ihr Hauptziel ist es, ein Frauencafé zu eröffnen.

Angefangen hat alles im Sommer vorigen Jahres. Damals organisierte das Frauenreferat die Aktion "Frauen nehmen sich die Stadt", erinnert sich Anja. Sie ist eine der Frauen, die sich in der Gruppe engagiert. Die verschiedenen Veranstaltungen, die in Höchst angeboten wurden, inspirierten die Frauen, erläutert Anja. So kamen sie auf die Idee, selbst etwas für ihre besonderen Interessen zu tun.

Erstes Ergebnis war ein Selbstverteidigungskurs. Teilnehmerinnen im Alter zwischen Mitte 20 und 60 Jahren aus den verschiedensten Berufen lernten sich dabei näher kennen.

Danach war klar, daß frau nicht wieder sang- und klanglos auseinandergehen wollte. Karin, die ebenfalls im Team mitarbeitet, verfaßte unter dem Motto "Höchst erfraulich" eine Einladung zu einem regelmäßigen Treffen. Damit war der Grundstein für eine Fraueninitiative bereits gelegt.

Jetzt treffen sich die Frauen, um ein bißchen zu schwätzen und um neue Leute kennenzulernen. Gerne hätten sie dafür einen andere Anlaufstelle als die Teeküche: Sie wünschen sich ein Frauencafé. "Gerade in Höchst, wo für Frauen kaum etwas geboten wird, wäre das doch ideal", meint Karin. Aber kein Café, das abends und am Wochenende geschlossen habe. Denn für eine Frau sei es keinesfalls angenehm, alleine in eine Kneipe zu gehen, erzählt Karin.

Doch das Projekt steht noch ganz am Anfang. Es gibt weder eine Satzung, noch sind die Ziele und Aktivitäten des künftigen Vereins genau definiert. Um Anregungen zu bekommen, treffen sich die Frauen mit den Initiatorinnen des Bokkenheimer Frauencafés.

Aber sie haben auch eigene Ideen: Im Café sollen Lesungen organisiert und eine kleine Bibliothek eingerichtet werden. Karin hat bei der Stadt schon gefragt, ob mit Unterstützung zu rechnen ist, und sich mit dem Frauenreferat in Verbindung gesetzt.

Indes, Karin macht sich keine Illussionen und bleibt realistisch: "Natürlich ist es schwer, so etwas nebenher auf die Beine zu stellen, gerade für Berufstätige. Und viele Frauen halten sich zurück, weil ein Frauenprojekt oft in eine feministische Ecke gerückt wird. Hier müssen wir noch daran arbeiten, Hemmungen zu überwinden." mku

Kurz notiert

FREIZEIT UND FAMILIE &blt;&blt;

Kein Gesprächsstau und keine illegalen Mithörer Bündelfunk als neue effiziente Alternative zum bisherigen Betriebsfunk

Mobilfunkdienste sind in aller Munde, Autotelefone an jedermanns Ohr. Eine andere, eher "geschäftsinterne" Entwicklung auf dem Mobilfunksektor, der "Bündelfunk" und der Einstieg privater, unabhängiger Dienste-Anbieter in diesen öffentlichen Kommunikationsdienst, ist durch die Dramaturgie der Netzeinführung bei den digitalen D1- und D2-Mobilfunknetzen überschattet worden.

Bündelfunk ist eine Weiterentwicklung des klassischen Betriebsfunks, des Funkverkehrs zwischen beweglichen Teilnehmern eines Betriebes, so wie wir ihn als Fahrgast im Taxi erleben und vielleicht von den Magnetfußantennen auf Funkkurierfahrzeugen her kennen. Dank Betriebsfunk wissen Betonunternehmen, wo ihre Speziallastwagen sind, Poliere am Bau weisen damit den Kranfahrer ein, und Fahrrad-Kuriere erfahren von ihrer Zentrale, wo ihr nächster Auftrag wartet. Dieser in die Jahre gekommene Betriebsfunk hat sich bewährt, nur leidet er einerseits unter starker Überlastung und schöpft andererseits die heutigen Möglichkeiten mikroprogrammierter Steuerung von Funkgeräten und Gesprächsabläufen überhaupt nicht aus.

Die knappen Frequenzen - Folgen der Überlastung - führen beim "alten" Betriebsfunk dazu, daß typischerweise mehrere Unternehmen sich einen Kanal, also eine Funkfrequenz, teilen müssen. Eine Firma mit einem starken Sender kann den Kanal über längere Zeit für sich allein in Anspruch nehmen und merkt nicht einmal, daß andere warten. Außerdem hört immer einer mit, und wer nicht mithört, kann auch nicht gerufen werden, außer es wird ein spezielles Selektivrufsystem installiert. Kurz: Das Mithören bei Betriebsfunk ist im Zeitalter sensiblen Datenschutzes unangenehm bis geschäftsschädigend, und das nicht nur innerbetrieblich, wenn etwa von der Zentrale Nachhilfe bei der Reparatur eines Gerätes gegeben wird, ohne, daß alle Kollegen Erfolg und Mißerfolg hämisch mitverfolgen. Oder, wie ein inzwischen den neuen Bündelfunk nutzender Bauunternehmer aus Dresden kommentiert: "Man muß über Funk auch mal jemanden zur Schnecke machen können, ohne, daß das alle mithören . . ."

Technisch hängt die Gesprächsqualität des Betriebsfunks zum Beispiel zwischen der Einsatzzentrale des Unternehmens und den Fahrzeugen davon ab, wo genau diese Zentrale steht, sogar wie hoch die Antenne der jeweiligen Zentrale die Landschaft überragt, eine oft zufällige, "ungerechte" Sache. Bündelfunk löst diese Nachteile nun damit, daß ein Computer die Funkfrequenzen und sogar die Gesprächszeiten von Fall zu Fall zuteilt. Die Geräte - Handgeräte, Autofunkgeräte oder Feststationen - werden vom Computer über Funk so gesteuert, daß sie eine zuvor als frei erkannte Frequenz ansteuern und auch nur so lange Hören und Sprechen zulassen, wie es ihr "großer Bruder" will. Vorteil für den staatlichen Hoheitsträger, der die Frequenzen verteilt: Er vergibt an unabhängige Betreiber immer gleich ein Bündel von Frequenzen und weiß, daß sie optimal genutzt werden. Vorteil für den Nutzer: Er kann sicher sein, nur mit einer Person oder seiner Gruppe verbunden zu sein. Keiner sonst hört mit.

Der scheinbare Nachteil, daß sich der Bündelfunknutzer an einen "Betreiber" wenden muß und sich selbst seine Antennenmasten hochzieht, wird dadurch wettgemacht, daß dieser Betreiber - und neuerdings auch Privatfirmen - besonders günstige Antennenstandorte wählt. Der Simplex-Funkbetrieb - man spricht oder hört, nie beides zugleich - wird immer über diese Stationen als Relais abgewickelt: Der Nutzer merkt davon nichts, kann aber sogar mit Handgeräten plötzlich Entfernungen überbrücken, die direkt funkend nicht zu überbrücken wären. So hat ein solcher Betreiber zum Beispiel in Frankfurt am Main eine Antenne in 220 Meter Höhe im 63. Stock des 250 Meter hohen Messeturms installiert. Eine über Standleitung verbundene weitere Antenne steht 477 Meter über dem Meer auf dem Kellerskopf bei Wiesbaden und versorgt Mainz, Rüsselsheim und Darmstadt mit. In Zwickau wurde vom selben Unternehmen ein Förderturm, in Chemnitz ein 300 Meter hoher Fabrikschlot gewählt. Die daraus folgenden Reichweiten auch für Handfunkgeräte könnte ein Betriebsfunker nie erreichen. Die Deutsche Bundespost bietet seit 1990 Bündelfunk unter dem Namen "Chekker" an, hat dabei aber andere Preisstrukturen.

Bündelfunker können ganz im Gegensatz zu Betriebsfunknutzern mit ihren Geräten auch mit dem öffentlichen Telefonnetz verbunden werden. Die Computerregelung der Gespräche macht das möglich, und der Netzbetreiber bietet diesen Netzübergang zum "Festnetz" nach Wunsch an: bei privaten Bündelfunkanbietern in beiden Anrufrichtungen, bei der Telekom nur aus dem Bündelfunkbereich hinaus ins Telefonnetz, nicht umgekehrt, wohl um sich selbst keine Konkurrenz zu den C- und D1-Mobilfunknetzen zu machen. Dieser Telefonübergang ist ein wichtiger Vorteil von Bündelfunk: Mit nur einem Funkgerät etwa im Auto oder in der Hand des Bauleiters kann innerbetrieblich, aber auch nach draußen gesprochen werden. Umgekehrt kann die besorgte Ehefrau des Betonfahrers ihn von zu Hause aus anrufen, egal, wo er sich im regionalen Sendegebiet aufhält.

Brücken zwischen Bündelfunkkunden erlauben es, daß der Maurer mit dem Zimmermann spricht, Netzverbindungen, daß der Chef auch anderenorts erreichbar ist. Dabei sind reine "Ortsgespräche" kostenlos, sieht man einmal von der festen Monatsgebühr ab, die an den Netzbetreiber zu entrichten ist: ab 41,40 Mark etwa bei einem privaten Anbieter und ab 59,80 Mark bei der Telekom. Wer sich allerdings nicht kurz faßt, wird bei Bedarf und Andrang nach einer Minute vom Computer unwiderruflich unterbrochen und darf sich mit seinem nächsten Gesprächswunsch wieder geistig hinten anstellen. Telefonate nach draußen allerdings dürfen bis zu drei Minuten dauern. Sie kosten, wohl mit Respekt vor Autotelefongesprächen, etwa genausoviel wie diese, obwohl auch sie immer nur ein Simplex-Gespräch sind. Daran aber gewöhnen sich die Teilnehmer schnell, im Gegenteil: Wenn immer nur einer redet und ihm der andere nicht ins Wort fallen kann, dann kommt klarer rüber, was gesagt werden soll.

Weitere Möglichkeiten dieses Dienstes, der in Deutschland noch am Anfang seiner Entwicklung steht, sind Datenübertragung wie bei "Paging"-Diensten, analog zum immer noch wenig bekannten Alphanumeric-Cityruf. Damit können dann im Bündelfunk nicht nur ohne Zutun des Empfängers klare Kurznachrichten gesandt werden, es könnten sogar Geräte abgelesen oder Maschinenfunktionen gesteuert werden. Für heute aber genügt es, daß der "frequenzumweltschonende" Bündelfunk in allen Ballungsgebieten Deutschlands jeweils von drei Konkurrenten angeboten wird, dank kluger Antennenpositionen genau dorthin reicht, wo man ihn betrieblich braucht, und für jedermann erschwinglich ist, selbst für den, der sich keine "Zentrale" leisten kann. FRANK RAIMOND

Zehn Stunden druckreif

WIEN, 12. März (dpa). Mit einem Redemarathon versuchten die Grünen im österreichischen Parlament zu verhindern, daß eine Gesetzesbestimmung zum Schutz der tropischen Wälder zurückgenommen wird. Erstmals tagte das Parlament die ganze Nacht über. Die Grünen- Fraktionsvorsitzende Madeleine Petrovic sprach mehr als zehneinhalb Stunden. Sie habe bis zum Schluß druckreif geredet und sogar auf Zwischenrufe schlagfertig reagiert, staunte ein Zuhörer. Die Debatte hatte am Donnerstag mit der fast fünfstündigen Rede einer Grünen begonnen. Die Mehrheit will die erst 1992 eingeführte Kennzeichnungspflicht für Tropenholzprodukte kippen, weil die Tropenholz-Länder mit Importverbot für österreichische Produkte gedroht haben.

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Höhepunkte im Frankfurter Sport Am Wochenende Square-Dance-Treffen / Im November das ATP-Turnier

In den nächsten neun Monaten gibt es im Frankfurter Sport zahlreiche Attraktionen. Von vielen geliebt und begehrt sind natürlich die Auftritte der Bundesliga-Mannschaft von Eintracht Frankfurt; dazu wird es in den nächsten Wochen noch interessante Gegner geben, wenn auch nach dem Schlagerspiel in München die Frankfurter am kommenden Samstag mit Wattenscheid eine Mannschaft erwarten, die nicht gerade durch Glamour auf sich aufmerksam macht. Aber gerade solche vermeintlich unattraktiven Gegner machen den Riederwäldern ja oft zu zu schaffen. Borussia Mönchengladbach, Werder Bremen, 1. FC Nürnberg, Karlsruher SC, Schalke 04 und der 1. FC Kaiserslautern heißen die weiteren Gäste am Main.

Doch neben dem Fußball hat Frankfurt noch andere Ereignisse im Terminkalender aufzuweisen. Am 2. April wird Klettern wieder groß geschrieben, wenn sich die besten der Welt in der Ballsporthalle zum "World-Cup" (German Open) treffen. Vier Wochen später feiert der Radsport mit dem glanzvollen Rennen um den Henninger-Turm sein großes Fest, und Anfang Dezember werden auch wieder die Reitersleute in der Festhalle über die Hindernisse gehen.

Tennis natürlich: In der Festhalle vom 15. bis 20. November die ATP-Championchips und auf der Tennisanlage im Waldstadion der Federationscup der Frauen (19. bis 25. Juli). Für die Feinschmecker des Sports steht aber auch Außergewöhnliches auf dem Programm. So zum Beispiel das Internationale Square-Dance- Treffen in der Ballsporthalle (12. bis 14. März), das größte Amateur-Tanzturnier der Welt unter dem Motto "Hessen tanzt" am 22./23. Mai in der Eissporthalle und in der Fabriksporthalle Wächtersbacher Straße, der Europapokal der Landesmeister (Frauen und Männer) im Blindentorball in der Sporthalle Kalbach und in der Turnhalle der Otto-Hahn-Schule in Nieder-Eschbach vom 15. bis 17. Oktober, der Frankfurt-Marathon am 17. Oktober, die ARD-Masters-Gala, (internationales Tanzturnier in der Alten Oper/27. November).

Außerdem: Ein internationales Fechtturnier um den Frankfurt-Bembel im Zentrum für Hochschulsport (12./13. Juni), ein Internationales City-Gehen im Innenstadtbereich, die Judo-Mannschaftseuropameisterschaft in der Ballsporthalle (22. bis 24. Oktober) und der Internationale Trampolin-Weltcup (ebenfalls im November in der Ballsporthalle).

Wie gesagt: Ein rundum interessantes Sportjahr, das 1994, wenn die Stadt ihr 1200jähriges Bestehen feiert, noch vielseitiger sein soll - vor allem dann mit Spielfesten für das an Breitensport interessierte Publikum. Schauplatz: das Waldstadion. -est-

HESSEN 18

AW plant Altenwohnheim Ausländische Pfleger helfen, Personalnot zu lindern

FRANKFURT A. M. "Es ist uns gelungen, durch den Einsatz von Pflegepersonal aus dem ehemaligen Jugoslawien den Pflegenotstand in unseren Einrichtungen etwas aufzufangen", freut sich Dr. Esther Weitzel-Polzer, Geschäftsführerin der Frankfurter Arbeiterwohlfahrt (AW). Die 30 ausländischen Pfleger und Pflegerinnen sicherten 100 Pflegeplätze in den Häusern der AW und der angeschlossenen Johanna-Kirchner-Stiftung.

"Unser Jahresziel ist es, diesen Qualitätsstand der Pflege auf jeden Fall zu erhalten", sagt Frau Weitzel-Polzer. Die Personalkostenentwicklung für die 1200 bezahlten Mitarbeiter der AW liege derzeit bei ungefähr 40 Millionen Mark und werde laufend fortgeschrieben.

Weiterhin schwierig für die AW ist der Mangel an Zivildienstleistenden: "Wir brauchen mehr Zivis als wir bekommen können", beklagt die Geschäftsführerin die derzeitige Situation. Und auch junge Frauen seien für ein freiwilliges soziales Jahr kaum noch zu gewinnen.

Tag für Tag kümmern sich die Mitarbeiter der AW und der Johanna-Kirchner-Stiftung um Menschen, die alleine nicht zurechtkommen. Die Voll- und Teilzeitkräfte betreuen Kinder und verhaltensauffällige Jugendliche, unterstützen Straffällige, pflegen Alte oder bringen bettlägerigen Patienten eine warme Mahlzeit in die Wohnung. Seit Jahren erspart die AW vielen Menschen den Fall durchs soziale Netz.

Damit das weiter so bleibt, will der Verband auch 1993 Projekte ankurbeln und verwirklichen: So plant die Johanna- Kirchner-Stiftung zusammen mit der Uni-Klinik Frankfurt und den Städtischen Kliniken Höchst eine geronto- psychiatrische Rehabilitationsabteilung. Weiterhin soll durch den Bau einer Altenwohnanlage die menschenwürdige Unterbringung von vielen dementen Patienten gesichert werden. "Es ist heute ein generelles Problem unserer Gesellschaft, daß die Anzahl der geistig-gestörten und pflegebedürftigen Alten steigt", erklärt Weitzel-Polzer. Dadurch verändere sich die Bewohnerstruktur in allen Häusern der Stiftung. "Der Anteil von Schwerstpflegefällen liegt inzwischen bei 90 Prozent." Diese Menschen sollten aber nicht isoliert in geschlossenen Abteilungen untergebracht werden, sondern in kleinen Wohngruppen - sogenannten Oasen - zusammengeführt werden.

Damit die AW diese Pläne verwirklichen kann, muß deren Finanzierung gesichert sein. Weitzel-Polzer: "Leider haben wir nicht die gleichen finanziellen Resourcen wie die Kirchen, wir sind auf städtische Zuschüsse angewiesen." Es sei daher sehr schwierig, mit finanziellen Mitteln zu kalkulieren, die sich nach bestimmten Verteilungsschlüsseln und der jeweiligen Haushaltslage der öffentlichen Kostenträger richteten.

Kopfzerbrechen bereitet der AW auch das Wohnungsproblem in Frankfurt: Es wird für den Wohlfahrtsverband immer schwieriger, geeignete Wohnungen für Mitarbeiter und Mitglieder zu finden. So ist die AW beispielsweise verpflichtet, dem Pflegepersonal aus dem ehemaligen Jugoslawien Wohnraum zur Verfügung zu stellen. "Wir müssen Wohnungen zu überhöhten Preisen anmieten, denn die Vermieter wissen ja nicht, wer dort einziehen wird", beschreibt Weitzel-Polzer die Situation.

Ganz besonders brenzlig sei die Lage jedoch für strafentlassene Frauen. "Wenn die Vermieter hören, für wen die Wohnungen gebraucht werden, springen sie gleich wieder ab." Die AW sei jedoch zuversichtlich, dieses Problem 1993 in den Griff zu bekommen. aar

Kurz notiert

Lauf brachte 4165 Mark für Taubblinde

Einen Spendenerlös von 4165 Mark hat die Aktion "Lauf um den Frankfurter Turm zugunsten Taubblinder" im September vergangenen Jahres erbracht. Dies teilte der Deutsche Blindenverband in Bonn mit.

Das Geld soll zur Förderung der Entwicklung geeigneter Kommunikationsgeräte für Taubblinde verwendet werden. reu

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Überzeugungskraft ist Erfolgsgeheimnis Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Renate Grossbach erhielt die Ehrenplakette

HÖCHST. "Die Höchster Altstadt ist heute wieder eine der ersten Adressen. Und das ist ganz wesentlich Renate Grossbach zu verdanken." Oberbürgermeister Andreas von Schoeler war voll des Lobes für "die liebe Renate", der er jüngst im Römer die Ehrenplakette der Stadt überreichte.

Dem unermüdlichen Einsatz der Ersten Vorsitzenden der Bürgervereinigung Höchster Altstadt sei es zu verdanken, daß das vom Verfall bedrohte historische Zentrum zu einem großen Teil im Sinne der Denkmalpflege restauriert werden konnte, sagte der OB in seiner Laudatio. Von Schoeler charakterisierte die streitbare Altstadtschützerin als Frau mit "ausgeprägtem Bürgersinn, vielseitigem kulturellem Interesse und großem sozialem Engagement". Geheimnis ihres Erfolges seien ihre Überzeugungskraft, Zielstrebigkeit und ihre Art, andere für eine Sache begeistern zu können.

Schon kurz nach der Gründung der Höchster Bürgervereinigung im Jahre 1971 ist Renate Grossbach nach von Schoelers Worten rasch "zum Dreh- und Angelpunkt" der Bürgerinitiative im Frankfurter Westen geworden. Zunächst war sie Schriftführerin, wenige Jahre später übernahm sie den Vorsitz. Seither kämpft die 56jährige gegen den Abriß von Altstadtgebäuden und für die Restaurierung heruntergekommener Fachwerkhäuser. Im Römer haben alle Oberbürgermeister die Lobbyistin Renate Grossbach als manchmal unbequeme Gesprächspartnerin kennengelernt, ging es um die Interessen der Höchster Altstadt.

Erst im vergangenen Jahr zog sich die 56jährige aus gesundheitlichen Gründen ein wenig zurück, überließ die Führung der Bürgervereinigung ihrem Stellvertreter Edgar Schwickert. Den Rückzug hatte Renate Grossbach damit allerdings nicht angetreten. Bei der nächsten Jahreshauptversammlung will sie wieder kandidieren - allerdings nur für den Posten der Zweiten Vorsitzenden. Damit mehr Zeit für die mittlerweile drei Enkeltöchter bleibt.

Die Laudatio im Limpurgsaal nahm Renate Grossbach bescheiden zur Kenntnis. "An dem, was wir erreicht haben, waren von Anfang an viele beteiligt, der Vorstand, unsere Mitglieder, meine Familie und die Hauseigentümer der Höchster Altstadt." Einen besonderen Dank sagte die Höchsterin dem Amt für Denkmalpflege für die "unbürokratische Weise der Zusammenarbeit".

Die Freude über die Ehrung überwiege an diesem Tag, betonte Renate Grossbach, allerdings komme auch ein wenig Bitterkeit in ihr auf. Höchst werde oft als Vorzeigestadtteil angeführt. "Immer dann aber, wenn es um Projekte geht, die ein größeres finanzielles Engagement erfordern, sind wir ein Stadtteil wie jeder andere auch, werden manchmal sogar schlechter behandelt." Als Beispiel nannte sie das Plakettensystem, das Anwohnern erlaubt, bevorrechtigt zu parken, und die wegen leerer Stadtkasse gestrichene Tiefgarage unter dem Höchster Marktplatz. "Wir können das Erreichte aber nur bewahren, wenn wir die Altstadt nicht allein als schöne Kulisse betrachten und die wahren Probleme dahinter nicht sehen", sprach die Geehrte dem OB ins ernste Angesicht. tos

"Autos werden noch zu sehr bevorteilt" VCD sieht dennoch Fortschritte in Verkehrsplanung unter Rot-Grün / Bilanz 1992

FRANKFURT A. M. "Mit manchem, was die rot-grüne Verkehrspolitik in den vergangenen Jahren geschafft hat, sind wir zufrieden. Allerdings gibt es auch Entscheidungen des Magistrats, die wir kritisieren", bilanzierte Kurt Steffenhagen vom Kreisverband Frankfurt des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) das abgelaufene Jahr.

Seit 1987, ein Jahr nach der Gründung des bundesweiten Verbandes, gibt es den Kreisverband Frankfurt mit Sitz im Ostend. Insgesamt rund 70 000 Mitglieder, davon 1200 in der Mainmetropole, treten für die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs und gegen die Autolobby ein. In sogenannten Fachgruppen (FG) erarbeiten die Mitglieder alternative Verkehrskonzepte, in denen das Auto als Verkehrsmittel zurücksteht. Regelmäßig geht der VCD mit Ergebnissen dieser FG- Arbeit an die Öffentlichkeit, so auch neulich mit der Forderung nach einem Fußgängerbeauftragten für Frankfurt (die FR berichtete).

Mit Stellungnahmen, Berechnungen und Verbesserungsvorschlägen hat sich der VCD inzwischen den Ruf als kompetenter Gesprächspartner in Sachen umweltfreundliche Verkehrsplanung gemacht. Als Mitglied der Verkehrskommission Frankfurt pocht der Verein auf möglichst autofreie Verkehrskonzepte.

Schatzmeister Kurt Steffenhagen sieht zwar Fortschritte in der Verkehrspolitik des Magistrates, beispielsweise mit dem Jobticket oder den Nachtbuslinien, "Autos werden aber immer noch zu sehr bevorteilt", kritisiert er. Der Ausbau der A 66 wird vom VCD kritisiert, auch das Parken auf Gehwegen in der Stadt müßte nach Meinung des Clubs verhindert werden. Darüber hinaus sollten bis auf den Wirtschaftsverkehr jegliche Autos aus der Innenstadt verschwinden. Dieser Forderung wird Nachdruck verliehen werden, wenn in wenigen Wochen die "FG öffentlicher Personennahverkehr" ein neues Schienenkonzept für Frankfurt vorlegen wird. Darin fordert der Verein unter anderem den Ausbau des Straßenbahnnetzes, die Erweiterung des Schienensystems ins Umland und verbesserte Anschlüsse zwischen den Stadtteilen.

"Der VCD ist kein Club der Grünen", betont Steffenhagen. "Auch wenn wir bewußt umweltfreundliche Verkehrsmittel fördern, legen wir Wert darauf, überparteilich zu sein." Auf Bundesebene wird die Meinung des VCD mittlerweile bei der Gesetzgebung angehört, in Frankfurt ist der FVV Mitglied des jungen Vereins geworden, was zeigt, das bei den Behörden der Wunsch zur Zusammenarbeit da ist.

Ein wichtiger Erfolg im abgelaufenen Jahr war die neu eingeführte "Bahncard" der Deutschen Bundesbahn, die auf eine Berechnung des VCD zurückgeht. Ebenso gründet sich das Frankfurter "Car-sharing-Projekt", das im Frühjahr '92 gestartet wurde, auf eine Initiative des VCD.

Wichtiger Bestandteil der Arbeit sind die öffentlichkeitswirksamen Aktionen der insgesamt sieben Fachgruppen. Vornehmlich die FGs "Fußgänger und Radfahrer", "ohne Auto mobil", "Luftverschmutzung", "öffentlicher Nahverkehr" und "Öffentlichkeitsarbeit" mischen sich in die Frankfurter Verkehrspolitik ein. Auch beim Deutschen Umwelttag wirkte der VCD mit. Mit dem bisher "größten und kostenaufwendigsten Infostand des Kreisverbandes", heißt es im Rechenschaftsbericht, wurde die Arbeit des Vereins auf 40 Quadratmetern präsentiert.

Das nötige Geld für diese Aktionen stammt in erster Linie aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Bußgeldern, die dem Verein zur Verfügung gestellt werden. "Unser Etat für 1992 belief sich auf 18 000 Mark. Ohne die ausschließlich ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder würden wir mit so wenig Geld nicht auskommen", schätzt Kurt Steffenhagen.

Zur alltäglichen Arbeit des VCD zählen die Infostände auf vielen Stadtteilfesten sowie die regelmäßige Organisation von Podiumsdiskussionen und Pressekonferenzen. Seit dem vergangenen Frühjahr bieten die Verkehrsexperten mit großem Erfolg Fahrradreparatur- und Fahrplanlesekurse in der Geschäftsstelle im Ostend an.

Für die Zukunft wünscht sich Kurt Steffenhagen "noch mehr Mitglieder, damit wir noch mehr Rückenwind bekommen." Der VCD-Kreisverband hat seinen Sitz in der Uhlandstraße 50 im Hinterhaus. Geöffnet ist die Geschäftsstelle jeden Montag und jeden Mittwoch jeweils von 17.30 bis 20 Uhr. hen

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Die Wahl zwischen "Mensch oder Bürger" fiel ihm leicht Überschäumend begabt, aber zum Kaufmann gänzlich ungeeignet: der Frankfurter Dichter Clemens Brentano

FRANKFURT A. M. "Man kann entweder ein Mensch oder Bürger werden." Vor diese Alternative sah sich jedenfalls der Dichter Clemens Brentano gestellt. Das Zeug zum "Bürger" hatte er freilich nicht - und war damit völlig aus der Art seiner Familie geschlagen: Brentano, einer der führenden Köpfe der literarischen Romantik, entstammte nämlich einer begüterten Frankfurter Handelsfamilie.

Fehlgeschlagen waren alle Versuche seines Vaters, des Großkaufmanns Peter Anton Brentano, dem mit überschäumender Phantasie begabten Filius in einer Kaufmannslehre die Flausen auszutreiben. Clemens schwebte eine "poetische Existenz" vor. Er lebte sich lieber literarisch aus, in stimmungsvollen Gedichten und volkstümlichen Erzählungen, in Märchen, im Roman und in der Dramatik.

Einiges davon zählt zum Kernbestand der deutschen Literatur: etwa die "Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl", die "Chronika eines fahrenden Schülers", das Märchen "Gokkel, Hinkel und Gakeleia", das Lustspiel "Ponce de Leon". Mit seinem "Lied von der Lore Lay" inspirierte Brentano auch einen Dichter-Kollegen - in Heinrich Heines populärer Version erlangte die männerbecircende Loreley auf dem Rheinfelsen Weltruhm.

Der Frankfurter Teil der großen und weit verzweigten Brentano-Familie war nicht nur mit Wohlstand, sondern auch mit Kinderreichtum gesegnet: Der 1778 geborene Clemens war eines von 20 Kindern aus den drei Ehen Peter Anton Brentanos. Die Brentanos, aus Tremezzo am Comer See nach Frankfurt eingewandert, unterhielten schon seit dem 17. Jahrhundert in der Messestadt Frankfurt eine Niederlassung ihrer Ex- und Importfirma.

Peter Anton Brentano machte sich 1771 vom Familienbetrieb unabhängig und im Handel mit Waren aus der italienischen Heimat - wie Südfrüchten, Wein, Öl und Käse, Orientwaren wie Gewürze, Kaffee und Tee - sein Vermögen. Diese finanzielle Sicherheit kam dem unbürgerlichen Clemens zeitlebens zugute. Doch sein Hang zum Poetischen hatte auch familiäre Wurzeln: Mutter Maximiliane, genannt "Maxe", war die Tochter der damals vielgelesenen Schriftstellerin Sophie von La Roche.

Seine ersten Lebensjahre verbrachte Clemens im Frankfurter Stammhaus der Brentanos, im Haus "Zum goldenen Kopf" in der Großen Sandgasse. Der "Goldene Kopf", mit seiner Prachtfassade eines der schönsten Häuser Alt-Frankfurts, wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Koblenz wieder ins heimische Frankfurt zurückgekehrt, sollte sich Clemens im väterlichen Handelskontor nützlich machen. Doch vor seinen unkaufmännischen Eskapaden - so versah er die Geschäftskorrespondenz mit satirischen Kommentaren - mußte Vater Anton schließlich kapitulieren. Er schickte seinen ungebärdigen Sprößling zum Studium der Bergwissenschaft nach Halle.

Clemens wechselte jedoch bald zum Medizinstudium nach Jena, beschäftigte sich aber lieber mit der "Poeterei". Er fand Anschluß an einen Zirkel Gleichgesinnter um die Romantiker Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck. Nun verschrieb er sich endgültig der Dichtung; als einer seiner literarischen Erstlinge erschien alsbald der mit vielen Gedichten angereicherte Roman "Godwi oder das steinerne Bild der Mutter".

Noch ein zweites, ähnlich unbürgerliches Naturell brachte die Frankfurter Brentano-Familie hervor: Clemens' sieben Jahre jüngere Schwester Bettina. Zwar mochten sich zurückhaltende Gemüter durch ihr koboldhaftes, exzentrisches Wesen irritiert fühlen. Für Bruder Clemens war Bettina indes das "großartigste, reichbegabteste, einfachste, krauseste Geschöpf", dem er in vielen Briefen von seinen wechselnden Stimmungen und seinen Herzensangelegenheiten berichtete. Nach Clemens' Tod veröffentlichte Bettina "Clemens Brentano's Frühlingskranz aus Jugendbriefen" in einer etwas frei gestalteten Form.

Anders als Clemens war Bettina Brentano in der literarischen Szene Frankfurts tief verankert. Von jung auf schwärmte sie für ihren Frankfurter Landsmann und "Seelenbräutigam" Johann Wolfgang von Goethe. Von Goethes Mutter ließ sie sich aus der Jugend des Angebeteten erzählen. Die Aufzeichnungen, die Bettina davon anfertigte, verwendete Goethe später für seine Autobiographie "Dichtung und Wahrheit". Über Clemens lernte Bettina dessen "Herzbruder" Achim von Arnim kennen; mit ihm zusammen hatte Clemens die Volksliedersammlung "Des Knaben Wunderhorn" herausgegeben. Bettina Brentano und Achim von Arnim heirateten dann 1811.

Clemens Brentano versuchte es gleich mehrmals mit der Ehe. Nach dem Tod seiner ersten Frau Sophie Mereau heiratete er schon ein dreiviertel Jahr später zum zweiten Mal: die 16jährige Auguste Bußmann. Die Heirat nach gemeinsamer Flucht aus Frankfurt löste dort einen kleinen Skandal aus, denn die zweite Frau Brentano war die Nichte und das Mündel des Bankiers Simon Moritz von Bethmann. Die Ehe hielt allerdings nur wenige Monate. Sein rastloser Lebenswandel hielt Clemens Brentano nie lange an einem Ort, und auch in Frankfurt machte er sich zunehmend rar. Er starb am 28. Juli 1842 im Haus seines Bruders Christian in Aschaffenburg.

Ein großer Teil seines Nachlasses befindet sich in Frankfurt im Besitz des "Freien Deutschen Hochstifts". Seit Mitte der siebziger Jahre gibt das "Hochstift" eine auf etwa 40 Bände geplante historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe Brentanos heraus, von denen bislang rund die Hälfte erschienen ist. pia

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Zu unserem Artikel "Die Pendler aus dem Norden stoppen" in der Stadtteil-Rundschau West vom 28. Januar schrieb uns FR-Leserin Helga Thelen aus der Hansaallee 3, 6000 Frankfurt am Main 1, folgende Zeilen:

Seit Jahren ist die Rede von Verkehrsberuhigung auch im nordöstlichen Westend. Getan hat sich nichts. Sarkastisch könnte man sagen: Zu gewissen Zeiten ist der Verkehr bereits beruhigt! Weil er steht und nicht fließt.

Zu Lasten der lärm- und abgasgeplagten Anwohner staut sich doch morgens und jeden Nachmittag bis in den Abend hinein eine Auto-Lawine aus drei Richtungen, um die Eschersheimer Landstraße in Höhe der Wolfsgangstraße in Schüben (wegen der Ampel) zu überqueren: In der Hansaallee aus Richtung Norden sowie vom Grüneburgweg (über Körnerwiese) aus dem Süden und von Westen her (Feldbergstraße).

Es ist nicht nachzuvollziehen, wieso diese Verkehrsströme durch das Nadelöhr besagter Kreuzung gedrückt werden müssen, statt frühzeitig umgelenkt zu werden. Solche Lösungen sind machbar, wenig aufwendig und liegen als Vorschläge bereits auf dem Tisch; hier drei Beispiele:

1. Es könnte für den Grüneburgweg eine Linksabbiegerspur auf die Eschersheimer Landstraße geschaffen werden und dafür die Durchfahrt über die Körnerwiese unterbrochen werden. Die Straßeneinmündung Grüneburgweg ist dafür breit genug, der Bereich um die Körnerwiese würde erheblich entlastet.

2. Das Teilstück Wolfsgangstraße zwischen Hansaallee und Eschersheimer Landstraße könnte "umgedreht" werden. Der Durchgangsverkehr von Westen nach Osten würde dann vom Reuterweg an auf den Alleenring verwiesen, wo er hingehört. Der Bereich zwischen Eschersheimer Landstraße und Oeder Weg wäre trotzdem weiterhin erreichbar.

3. Es ist ferner nicht einzusehen, wieso parallel zur Eschersheimer Landstraße in voller Länge und in beiden Richtungen die Hansaallee dem Autoverkehr zur Verfügung steht. Wann endlich reagiert man auf diese Vorschläge?

Was einem im Hafen der Ehe blüht . . .

MAINTAL. Was einem im Hafen der Ehe blüht und wie man sich darauf vorbereitet, erfahren Zuschauer der Komödie "Schon vor der Hochzeit" am Mittwoch, 10. März, im Bürgerhaus Maintal.

Der Vorhang für die Veranstaltung der Volksbühne mit dem Tournee-Theater "Thespiskarren" hebt sich um 20 Uhr. Horst Johanning führte Regie bei dem Stück, das in einem Institut für sozioelektronische Gefühlssteuerung spielt, in dem sich Ehekandidaten einem Kompaktlehrgang unterziehen können.

Außer dem aus der TV-Serie "Schwarzwaldklinik" bekannten Jochen Schroder stehen unter anderem Klaus Dahlen und Heike Schmidt auf der Bühne. jur

DOKUMENTATION 14

Frankreich Beliebtestes Reiseland

Frankreich ist das beliebteste Reiseland der Welt: 1991 - so zeigt es eine jetzt veröffentlichte Übersicht der World Tourism Organisation (WTO) - wurde das Land von fast 56 Millionen ausländischen Touristen besucht. In die USA reisten knapp 43 Millionen, nach Spanien etwas über 35 Millionen und nach Italien knapp 27 Millionen. Deutschland liegt im weltweiten Vergleich auf Platz neun mit 15,6 Millionen Besuchern aus dem Ausland.

Die größten Einnahmen aus dem internationalen Tourismus strichen die USA ein: 45,5 Milliarden Dollar blieben 1991 in den USA. Frankreich nahm 21,3 Milliarden, Italien 19,7 und Spanien 19,0 Milliarden ein. Auch als Devisenbringer stehen US-Bürger im internationalen Vergleich an der Spitze: Sie ließen im vorletzten Jahr 39,4 Milliarden Dollar im Ausland und übertrafen damit sogar die reisefreudigen Deutschen, die 31,7 Milliarden Dollar - umgerechnet über 50 Milliarden Mark - ausgaben.

Während diese Zahlen amtlich sind, gibt es für 1992 bisher nur globale Schätzungen. Demnach stieg im letzten Jahr die Zahl der Auslandsreisen um 4,6 Prozent auf 476 Millionen, die Einnahmen aus dem internationalen Reiseverkehr wuchsen um 6,8 Prozent auf 279 Millionen Dollar. tdt

Rom Flughafenbahn ein Flop

Als echter Flop hat sich die 1990 zur Fußballweltmeisterschaft eingerichtete Bahnverbindung zwischen Rom und dem Flughafen Fiumicino erwiesen: nur die wenigsten Passagiere benutzen den Zug. Nicht einmal 9000 Fluggäste steigen im Schnitt pro Tag in die Bahn, das Gros zieht es vor, 70 000 Lire - umgerechnet etwa 75 Mark - für ein Taxi zu bezahlen. Grund: der für viel Geld errichtete Terminal von Roma Ostiense, ein bombastischer Bau aus Glas und Zement, liegt abseits des Zentrums und besitzt weder einen angemessenen Parkplatz noch einen ausreichenden Taxi-Dienst. Und wer etwa zur benachbarten U-Bahn-Station will, muß seine Koffer über einen halben Kilometer durch Untergänge schleppen.

Jetzt denkt die Eisenbahnverwaltung darüber nach, den menschenleeren Terminal künftig als Durchgangsbahnhof für Lokalzüge zu benutzen und die Flughafen-Linie auf den überfüllten Hauptbahnhof Termini zu verlegen. tdt

Jerusalem ist ewig, Tel Aviv ist jetzt

Israels heimliche Hauptstadt auf permanenter Party

"Wenn du Israel verstehen willst", sagt Amos Oz, Bestsellerautor und Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, "dann geh nachts durch die Straßen. In der sommerlichen Hitze der Nacht schlafen viele Leute auf ihren Balkonen. Wer still geht, hört sie in ihren Angstträumen seufzen und stöhnen und wimmern, sie träumen in mehreren Sprachen, überwältigt von Vergangenheiten, die nicht aufhören wollen." Amos Oz zeichnet Bilder aus Tel Aviv. Paris ist multikulturell, New York ein Schmelztiegel, und Frankfurt am Main hat den höchsten Ausländeranteil einer deutschen Stadt. Doch Tel Aviv ist eine Vielvölkerstadt, wie sie wohl kaum ein zweites Mal auf dem Globus existiert. Hier gibt es alles, was es anderswo auch gibt, aber es ist anders als anderswo. Die Cafés sind ohne Wienerische Gemütlichkeit, die Restaurants ohne güldene Pariser Gediegenheit, der Verkehr ist grausamer

als in den Straßenschluchten New Yorks, die Architektur übertrifft an Häßlichkeit die Hannovers, Ost-Berlins oder Warschaus zusammen. Tel Aviv hat, außer den üblichen Museen, Theatern und Skulpturen, nichts anderes zu bieten als höchst originelle Menschen. Die Wimmernden und Seufzenden, an die Amos Oz erinnert, sind nicht nur Überlebende des Holocaust, sondern auch solche, die sich zur Gründung der erst 84 Jahre alten Stadt oder bald darauf hier angesiedelt hatten. 1909 - alte Fotos dokumentieren den Vorgang - stand ein Häuflein verhärmter Gestalten im steifen, dunklen Sonntagsstaat an der Peripherie der alten arabischen Stadt Jaffa im Wüstensand und beschloß feierlich die Gründung der ersten rein jüdischen Stadt. Dizengoff, später Bürgermeister, verloste die ersten sechzig Parzellen auf dem Areal, das damals "Alt-Neuland" hieß. Was in den kommenden Jahren auf ihnen gebaut wurde, gilt heute als ein Musterbeispiel städtebaulichen Versagens, als totale Fehlplanung, als vollkommener urbaner Wildwuchs - Alptraum von Architekten und Städteplanern. Die zusammengeklumpte Siedlung der Exilierten und Rechtlosen - Palästina befand sich unter britischer Oberherrschaft - sah im ersten Viertel des Jahrhunderts so scheußlich aus, daß der Gouverneur von Jerusalem, Sir Ronald Store, seine vornehme Zurückhaltung aufgab und sich zu einer geharnischten Warnung genötigt fühlte: "Juden, meidet Tel Aviv!" Die Fraktion der orthodoxen Schwarzröcke, bigotten Frömmler, eifernden Siedler und rauhen Kibbuzniks nimmt diese Warnung bis heute ernst. Für die traditionellen Juden ist die Zweimillionenstadt, mit Abstand größtes Gemeinwesen Israels, ein Sündenbabel, das sie nur widerwillig betreten, eine Ansammlung meschugger Gottloser und unmoralischer Abenteurer, die sich auf verquere Diskussionen und Sex mit skandinavischen Touristinnen einlassen. Die selbsternannten Sittenwächter Israels sitzen in Jerusalem, 800 winterkalte Meter über dem Meeresspiegel und ohnehin nicht von dieser Welt. Tel Aviv dagegen ist irdischer denn je: Eine hoch realistische Metropole, in der Geschäftsleute und Journalisten, Menschenrechtler und Umweltschützer, aufgetakelte Machos und aufreizende Damen mit- und aneinander zwischenmenschliche Wärme suchen, die es in Jerusalem nicht einmal an heißen Sommertagen gibt. Deshalb ist Tel Aviv laut, schrill, eng und immer ein bißchen verrückt - eine Stadt im permanenten Ausnahmezustand, in der jeder Angereiste ohne große Probleme heimisch werden kann.

Tel Aviv ist wunderbar zugänglich. In Jerusalem kommt man vor lauter Ehrfurcht auf dem endlos langen Parcours, der eine Sehenswürdigkeit neben die andere reiht - und alle sind sie mindestens 2000 Jahre alt! - gar nicht zum Akklimatisieren. In Tel Aviv ist man gleich mittendrin und dazugehörig. Der Verkehr brüllt, die Gerüche reichen auf engstem Raum von orientalischen Gewürzen über frischen Espresso bis zu etwas, das sich im fortgeschrittenen Verfaulungszustand befindet. Und die durch die Innenstadt wuselnden Menschen repräsentieren vom Schekel- geilen phönizischen Marktschreier bis zur aristokratisch-kühlen Boutiquenlady sämtliche anthropologischen Charakterfacetten.

Der jemenitische Sephardim, der äußerst preiswert üppig gefülltes Falafel (Fladenbrot) verkauft, und der gebildete Aschkenasim, dessen Vorfahren aus Europa stammen, haben nur eines gemeinsam, daß sie beide Juden sind. Israels Gesellschaft ist äußerst heterogen. Von den knapp fünf Millionen Menschen, die im Land leben, ist nur die Hälfte hier geboren. Das Gros der Einwohner besteht aus jüdischen Einwanderern, die aus allen Kontinenten in die neue Heimat geströmt sind, der große Strom erst während der fünfziger und sechziger Jahre, und selbst die in Israel Geborenen sind zum größten Teil erst seit zwei Generationen hier. Ihre Eltern und Vorfahren haben ihnen die jeweils eigenen Traditionen und Verhaltensmuster mitgegeben. Die unterschiedlichen sozialen und kulturellen Strukturen treten in Tel Aviv offen zutage.

Im Süden der Stadt findet man die ursprünglichen Viertel mit ihren maroden Häusern von pittoresker abbröckelnder Farbigkeit. Darauf folgt abrupt der Schalom-Meyer-Turm, das höchste Gebäude des Nahen Ostens. Es gehört einem Millionär, der den monströsen Bau nur deshalb an dieser Stelle hochziehen ließ, weil er sich rächen wollte. Er hatte zuvor das Herzlyia-Gymnasium abreißen lassen, in dem er als Schüler drangsaliert worden war. Ringsumher verlaufen Straßen, die an jüdische Schtetl in Polen und Galizien erinnern, mit ramponierten Synagogen und lauschigen Kaffeehäusern, die zum Beispiel "Odessa" heißen. Schließlich bricht das infernalische Toben des Verkehrs über dem Spaziergänger zusammen. Vorsicht bei der Straßenüberquerung. Hier gilt allein das Recht des Stärkeren. Fast täglich kann man in den israelischen Medien von grauenhaften Verkehrskarambolagen erfahren, die den 1949 gegründeten Staat mehr Todesopfer gekostet haben als alle seine Kriege.

Im Gassengewirr rund um den Busbahnhof prallen alle Kulturen, von ihren Einwanderern aus über 80 Ländern mitgebracht, vehement aufeinander. Frech dreinblickende Soldatinnen hocken wartend auf ihren Bündeln. Händler preisen kreischend ihren Nippes an. Bäuerliche Kibbuzmitglieder in Baumwollhemden schleppen ihre eingekauften Waren. Geschäftsmänner in uniformen Anzügen palavern. Zwischen den Busreisenden lungern Schnorrer. Die dunkelhäutigen nordafrikanischen Juden haben leuchtende Augen groß wie Murmeln. Ihre polnischen oder holländischen Volksgenossen sind blond und rothaarig. Die russischen Einwanderer - in den letzten beiden Jahren kamen so viele wie nie zuvor - bevorzugen die Sprache des Landes, in dem sie aufgewachsen sind. Es ertönen unterschiedlichste Sprachen. Kein Tel Aviver beherrscht nur ein Idiom, schon gar nicht ausschließlich das hebräische. In babylonischer Vielfalt wird geflirtet und gebangt, gezetert und gegrölt. Tel Aviv ist eine ehrliche Stadt, nichts Menschliches ist ihr fremd.

Stolz sind sie alle auf den Strand. Sechs Jahrzehnte lang drehte Tel Aviv dem Mittelmeer den Rücken zu, dann begann es die Küste zu erobern. Hier fädeln sich die schicken und teuren Hotels und Restaurants auf, in denen der chronisch devisenknappe Staat sich bei den Ausländern holt, was an Dollars, Deutschmark, Schweizer Franken und Yen zu holen ist. Im Yachthafen liegen jede Menge ansehnlicher Boote, in Sand und Wasser tummelt sich, was jung, vital oder anschlußfreudig ist. Die Sitten sind locker und immer etwas rüde. Die Tel Aviver sind schlagfertig, rauh, impulsiv, direkt bis zur Grobheit, aber selten aggressiv. Sie stehen immer unter Druck, nicht nur, wenn Saddams Scud-Raketen die Stadt bedrohen. Das Leben ist hier ruhe- und rastlos, Geschäfte müssen getätigt, Rendezvous wahrgenommen, braungebrannte Körper zur Schau gestellt werden. Zum Schlafen bleibt immer zu wenig Zeit.

Um neun Uhr schauen sich die Tel Aviver die Nachrichtensendung an, um zu wissen, wieviele Feinde es schlecht meinen mit ihnen. Zwei Stunden später haben sie es bereits vergessen. In der Stunde vor Mitternacht kommt es in den Straßen zum Menschenauflauf. Wie alle mediterranen Menschen leben auch die Tel Aviver draußen, geben sich fröhlich und sinnlich. Wer um zwei speisen will, sollte vorher den Tisch bestellt haben, und auch in den Cafés ist es nicht leicht, einen Platz zu ergattern.

Nachts ist Tel Aviv ein einziges Spektakel, alles dreht sich um Musik, Geld und Sex. Politik interessiert nur, wenn sie als Komödie daherkommt; belacht werden die Politiker ohnehin die ganze Zeit. Manchmal läßt sich einer von ihnen etwas Originelles einfallen. Tschitsch zum Beispiel, wie der seit 20 Jahren regierende Bürgermeister Schlomo Lahad genannt wird. Der kulturbewegte General a.D., der aus Berlin stammt, läßt das Philharmonische Orchester in der City aufspielen und hat keine Probleme damit, den Chor der Roten Armee zum Gastspiel in die kosmopolitische Stadt zu holen. Der Mann mit der quer über den Schädel gekämmten hellen Locke wird in neueröffneten Discos ebenso gesichtet wie auf Grundstücken, deren Besitzer sich beschwert haben, daß bei ihnen Müll abgekippt werde. Um sein immenses Arbeitspensum zu schaffen, steht er jeden Morgen um fünf Uhr auf. Manche Tel Aviver vermuten, daß er gar nicht mehr schläft.

Jerusalem ist ewig, Tel Aviv ist jetzt. Die Stadt ist eine einzige Party, eine hitzige Diskussion, ein Theater. Dizengoff, der erste Bürgermeister, hätte nie geglaubt, daß ausgerechnet auf der Straße, die nach ihm benannt ist, allnächtlich der große Trubel stattfindet. Auf den Bürgersteigen haben sich die Kneipen mit ihrem Aluminiumgestühl bis an den Straßenrand breitgemacht. Das Jungvolk stellt die Biergläser auf den Autodächern ab, um die Hände zum Gestikulieren frei zu haben. Die Schönen der Nacht paradieren auf und ab, die alten europäischen Juden, gekleidet wie in den dreißiger Jahren, sitzen auf Stühlchen und Bänken und schauen dem Treiben gelassen zu. Später, wenn sie zu schlafen versuchen, stöhnen und jammern sie, wie wir von Amos Oz wissen.

Es ist auch ein Stöhnen darüber, zu welch pulsierender Metropole diese einst scheußliche Siedlung geworden ist, und ein Jammern deshalb, weil ihnen, den Alten, nur noch wenig Zeit bleibt, an der ungebärdigen Lebensfreude der jungen Tel Aviver zu partizipieren.

ROLAND MISCHKE

Rauchen kann Basedow-Leiden fördern

Einen weiteren Grund, vom Zigarettenrauchen abzulassen, haben holländische Ärzte jetzt entdeckt: Rauchen fördert offenbar die Basedow-Krankheit. Diese Überfunktion der Schilddrüse kann zu Hervortreten der Augäpfel ("Glotzaugen"), Kropfbildung und Steigerung der Herzschlagfrequenz führen. Bei einer Untersuchung von 450 Basedow-Patienten fanden Ärzte der Universität Amsterdam, daß Raucher mit einer erheblichen Vorbelastung für Basedow weitaus häufiger unter diesen Symptomen litten als Nichtraucher.

Raucher mit Basedow-Veranlagung haben das doppelte Risiko wie vergleichbare Nichtraucher, an der Überfunktion der Schilddrüse zu erkranken, berichteten die Forscher im Journal der Amerikanischen Ärzteschaft ("JAMA"). Das Hervortreten der Augäpfel war bei Rauchern fast achtmal so häufig wie bei Nichtrauchern. Die Forscher fürchten, daß selbst das Passivrauchen genügt, die Basedow- Symptome bei genetisch Vorbelasteten zu fördern. dpa

Provence Wohl wenige Landschaften in Europa mögen dem Besucher so reizvoll für eine Wanderung erscheinen wie die Provence. Wer von seinem letzten Aufenthalt im südlichen Rhônetal, im Bergland des Vaucluse, der Haute-Provence oder im Hinterland der Côte-d-Azur den Wunsch mitgebracht hat, sich diese Gegenden mit ihren vielfältigen verborgenen Schönheiten beim nächsten Mal zu Fuß zu erschließen, dem wird das vorliegende Buch von Georg Henke "Richtig wandern - Provence" ein nützliches Hilfsmittel zur Vorbereitung zu Haus, zur Orientierung am Ort und zur nachträglichen Erlebnisauffrischung sein.

40 Wanderwege werden beschrieben, deren Auswahl vom Spaziergang über die eintägigen Rundwege bis zur mehrtägigen Wanderung reicht. Die Auswahl richtet sich vor allem nach dem Kriterium landwirtschaftlicher Schönheit. Es handelt sich also um Wege, die den Wanderer abseits vom Verkehrslärm Stille und Abgeschiedenheit erleben lassen. Die Wegbeschreibungen sind detailliert, doch entsprechende Wanderkarten des grografischen Instituts IGN, die vor Ort erhältlich sind, sollten nicht fehlen. Im Zweifelsfall empfiehlt sich auch die Orientierung nach den Wegmarken für die GR und GR du Pays, für die es ebenfalls vor Ort ausführliche Beschreibungen (auf französisch) gibt. Alle vorgeschlagenen Wege, auch die längeren Strecken, sind von Wanderern mit durchschnittlicher Kondition zu bewältigen. Bestimmte Wege sind als kulturgeschichtlich besonders interessant hervorgehoben.

Das Buch ist reichlich bebildert, enthält viele Essays über Geschichte, Landschaft und Leben der Provence und wird durch praktische Hinweise für Unterkünfte, Restaurants, Verkehrsmittel ergänzt. Das alles ist vom Autor so einladend aufbereitet worden, daß man den Titel des handlichen, in jede Jackentasche passenden Bandes gern auf dem zweiten Wort betonen möchte. hhb

Richtig wandern - Provence von Georg Henke, DuMont Buchverlag Köln, 1992, 254 Seiten mit farbigen und Schwarz-Weiß-Fotos und Skizzen, 29,80 Mark.

ROMAN 28

Zentrales Spenderregister für Knochenmark in Ulm

Eine Übertragung von Knochenmark kann für manchen Leukämie-Patienten die einzige Chance zur Rettung sein. Das große Problem bei diesem Eingriff liegt aber darin, einen geeigneten Spender zu finden. Wenn weder Geschwister noch Eltern in ihren Gewebemerkmalen mit dem Kranken übereinstimmen, beginnt die schwierige Suche in nationalen und eventuell auch internationalen Dateien. Diese Suche soll das kürzlich eingeweihte "Zentrale Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland" (ZKRD) in Ulm erleichtern.

"Die Chance, daß zwei zufällig herausgegriffene Individuen in ihren Gewebemerkmalen für eine Knochenmarktransplantation übereinstimmen, liegt in der Größenordnung von 1:1 000 000", erläuterten Wissenschaftler der Einrichtung anläßlich der Einweihung. Eine Knochenmarkübertragung wird zum Beispiel im Anschluß an eine aggressive Chemotherapie vorgenommen, durch die die Blutkrebszellen - und mit ihnen auch das Immunsystem und die gesamte Blutbildung - zerstört wurden. Der Spender "schenkt" dem Kranken durch sein Knochenmark die Basis für ein neues Immunsystem.

Schon zuvor hatte es in Deutschland regionale Knochenmarkspender-Dateien gegeben - mehr als 30 zwischen Kiel und München, Birkenfeld und Cottbus. Die mit Abstand größte befindet sich mit über 110 000 Spendern in Tübingen. Im Ulmer ZKRD, das jetzt die verschiedenen Dateien zusammenfaßt, sind gegenwärtig mehr als 160 000 Knochenmarkspender registriert. Wie aus den bisher genannten Zahlen leicht ersichtlich ist, führt die Suche allein in Deutschland oft aber nicht zum Erfolg. Deshalb arbeitet das Ulmer Register mit ausländischen Schwesterorganisationen zusammen. fwt

Kinder als Müllexperten Der Umlandverband informierte in Tagesstätten

SOSSENHEIM. Beim Abfall macht Alex so schnell keiner was vor. "Hier kommt das Altpapier rein, da das Glas und da die Dosen", zeigt der Sechsjährige auf Schautafeln, die in der Kindertagesstätte 72 demonstrieren, wie Rohstoffe getrennt gesammelt werden. Und um seine Autorität in Sachen Recycling vor seinen Freunden zu stärken, fügt er hinzu: "Mein Papa ist nämlich Müllmann."

Die Kita im Dunantring ist eine von insgesamt 90, die sich am Projekt "Abfallvermeidung im Kindergarten" des Umlandverbandes beteiligen. "Denn den meisten Kinder fällt es noch schwer, den Müll zu trennen", hat Erzieherin Bettina Rohbock beobachtet. In der Kita sollen die Mädchen und Jungen deshalb spielerisch den Umgang mit den verschiedenen Tonnen, Säcken und Kompostern lernen. Ein dickes Medienpaket mit einer Ausstellung, Spielen, Büchern und einer Informationsmappe für die Erzieherinnen soll dabei helfen. Zusammengestellt hat es der Umlandverband Frankfurt.

Beim Spiel "Ene, mene Müll" zum Beispiel müssen alle Bewohner von Müllhausen dafür sorgen, daß der Abfallberg am Rande der Stadt ganz klein bleibt. Wie's geht, haben Martha, Fadil und Baha nach drei Runden Würfeln schnell begriffen: Zitronenschalen und Filtertüten auf den Kompost, Cola-Dosen in die Weißblech-Tonne, Zeitungen bündeln und in den Altpapier-Container, Farben in die Hausmülltonne. "Neiiiin", schreit Alex. "Die müssen doch in den Sondermüll."

Was die Fünf- bis Sechsjährigen auf dem Spielbrett üben, kann dann auch in der Kita praktisch erprobt werden. Mit Glas und Papier haben die Kinder da schon Erfahrungen. "Jetzt werden wir auch einen Komposter anschaffen", verspricht Bettina Rohbock. Bevor das Projekt "Abfallvermeidung im Kindergarten" in die Frankfurter Betreuungseinrichtungen kam, beschäftigten sich bereits mehr als 300 Kitas aus den Kreisen Main-Taunus, Hochtaunus und Offenbach damit. "Die Resonanz belegt, daß die Aktion auf einen fruchtbaren Boden fällt", erklärte der für die Abfallwirtschaft verantwortliche UVF-Beigeordnete Thomas Rautenberg. Auf "fruchtbaren Boden" ist das Projekt auch bei Stefanie gefallen. Die Sechsjährige schleppte gleich ihre Puppe Katharina durch die Ausstellung, zeigte ihr, wie der Müll getrennt wird. tos

Gebrauchte Brillen für Nicaragua gesucht

Die Stadt Frankfurt ruft dazu auf, Brillen, die nicht mehr getragen werden, für Menschen in der nicaraguanischen Partnerstadt Granada zu spenden.

Die Touristeninformationsbüros am Hauptbahnhof (montags bis samstags geöffnet von 8 bis 21 Uhr und sonntags von 9.30 bis 20 Uhr) und am Römer (montags bis freitags 9 bis 18 Uhr und samstags und sonntags von 9.30 bis 18 Uhr) nehmen die Spenden entgegen. reu

Aus dem Geschäftsleben

Intensive Nachhilfe in kleinen Gruppen

BORNHEIM. Auch in Bornheim gibt es nun die private Förderschule "Studienkreis". Die Germanistin Brigitte Losman leitet die in der Mainkurstraße 35 angesiedelte Filiale des seit 1974 existierenden Unternehmens. Der "Studienkreis" betreibt heute mehr als 500 Zweigstellen mit 4000 Lehrern. Nach eigenen Angaben haben in den zurückliegenden Jahren über 100 000 Kinder und Jugendliche die Hilfe des Studienkreises in Anspruch genommen.Unterrichtet werden alle Fächer von der ersten Klasse bis zum Abitur.

Durch das Lernen in Kleingruppen mit maximal vier Teilnehmern ist es möglich, auf Probleme einzelner Schüler einzugehen. Ein Hauptziel der pädagogischen Arbeit des Studienkreises ist die Hilfe der Jugendlichen untereinander. Sie fördert das Gruppengefühl, baut Angst ab und ermöglicht so ein streßfreies Lernen. Mehr als zwei Unterrichtsstunden in maximal zwei Fächern die Woche hält Brigitte Losman nicht für sinnvoll, denn dies führe schnell zu einer Überforderung.

Wichtig ist für sie die Zusammenarbeit mit Eltern und Schulen, letzteres natürlich nur, wenn die Betroffenen damit einverstanden sind. "Alle sechs Wochen halten wir Rücksprache, um noch besser helfen zu können." Für finanzschwache Familien hat Brigitte Losman übrigens Tips, wie und wo mögliche Beihilfen erhältlich sind.

Anmeldung und Beratung: montags bis freitags von 14 bis 17 Uhr. Eine "Schnupperstunde" ist gratis. Eine Unterrichtsstunde (45 Minuten) kostet in der Kleingruppe 10 bis 15 Mark. Vor wichtigen Prüfungen ist auch Einzelunterricht möglich. Nähere Auskunft gibt es unter der Rufnummer 44 27 74. ova

Ehre - auf den Tag genau W. Robert Müller leitet den Jägerverein seit 25 Jahren

FRANKFURT-OST. Auf den Tag genau waren 25 Jahre vergangen, seit W. Robert Müller zum Vorsitzenden des Jäger-Vereins Frankfurt Nord-Ost gewählt wurde: Ihm zu Ehren gab sein Verein deshalb einen Empfang, bevor die Jahreshauptversammlung in Bergen eröffnet wurde. In der Laudatio für den 53 Jahre alten Verleger hob dessen Stellvertreter Franz Storch hervor, daß Müller vor seiner Wahl zum Vorsitzenden im Jahre 1968 bereits als Schriftführer tätig gewesen war. Besonders würdigte er Müllers Leistungen als Ausbilder der Jungjäger.

"Die Jäger müssen stärker auf die Naturschutzverbände zugehen", forderte W. Robert Müller in seinem Geschäftsbericht. Sein Verein habe schon im vergangenen Jahr damit angefangen, als die Mitglieder die staatliche Vogelschutzwarte besuchten. Als nächster Schritt steht am 8. März um 20 Uhr im Gasthaus "Zur Schönen Aussicht" in Bergen eine Diskussion mit Vertretern des ökologischen Jagdvereins auf dem Programm. Ein Zusammentreffen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sei ebenfalls geplant. An den Landesjagdverband richtete Müller den Aufruf, die Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken, denn die Jäger hätten ihre Arbeit zu lange in den Schatten gestellt. Keine Überraschung boten die Vorstandswahlen: Alle Mitglieder des Vorstands wurden wiedergewählt bis auf Wolfgang Kübler, der aus beruflichen Gründen nicht mehr als stellvertretender Schatzmeister kandidierte.

Vorsitzender bleibt W. Robert Müller. Sein für "jagdliche Belange" zuständiger Stellvertreter ist Franz Storch; der zweite Stellvertreter Dieter Kromschröder kümmert sich um das Hundewesen. Jürgen Herfurth ist Schriftführer, Monika Pierenz seine Stellvertreterin. Schatzmeister ist Heinz Beerlage, und sein neuer Stellvertreter heißt Aloys Fox.

W. Robert Müller zu ehren erwies sich als nicht ganz einfach: Weil er schon alle internen Auszeichnungen besitzt, schenkten ihm die Mitglieder eine goldene Krawattennadel mit dem Vereinszeichen. Landesjagdverbandspräsident Dietrich Möller, MdL, überreichte ihm die Wildhegemedaille des Deutschen Jagdschutzverbands. Dr. Dirk Hankel, der den Hornbläserchor seit 25 Jahren leitet, erhielt die Verdienstnadel des deutschen Jagdschutzverbands in Bronze. Bärbel Griesheimer wurde mit der Schießleistungsnadel des Verbands in Silber ausgezeichnet. Den Vereinsehrenkrug bekam Fred Ungeheuer, weil er seine Reviere für die Hundeprüfungen bereitstellt und während der Prüfungen als Hundeführer arbeitet. hes

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ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Glengarry Glen Ross.

BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 17.45, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers - Die Lautlosen; 13.45, 23.00 Uhr: MAC; 17.00, 19.00, 21.00 Uhr: UTZ; 15.45 Uhr: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche; 13.30, 15.30 Uhr: Der tapfere kleine Toaster.

BETA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Verhängnis.

CINEMA - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.

CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

EDEN - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 20.30 Uhr: Der letzte Mohikaner.

ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.

ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.

ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.

ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Stalingrad.

ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15 Uhr: Bitter Moon.

ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.

EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Bram Stokers Dracula.

EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 2.15, 5.15, 8.15 p.m.: A Few Good Men (in orig. English version).

EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p. m.: Demage (in orig. English version).

EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Wiedersehen in Howards End.

FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 18.30 Uhr: Reservoir Dogs v. Q. Tarantino (dt. Fass.); 20.30 Uhr: In the Soup v. A. Rockwell (dt. Fass.)

GAMMA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.

HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.45, 20.00, 22.45 Uhr: Leolo; 22.30 Uhr: The Commitments; 18.00 u. 20.15 Uhr: Luna Park; 16.00 Uhr: Der tapfere kleine Toaster (oh. Altersbeschr.).

JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Die Schöne und das Biest (ab 6 J.). (ZOO) Samstag 14.00 + 16.30 Uhr, Sonntag 14.00 + 16.30 Uhr. (NWZ) Sonntag 11.00, 14.00 + 16.30 Uhr. (HDJ) Freitag 16.00 Uhr. (Mo.-Do. - keine Vorstellung).

KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - Do. 17.30 Uhr: Liebe in den Fünfzigern / In Zusammenarbeit mit der Professur für Filmwissenschaft Joseph L. Mankiewicz: Suddenly, Last Summer, USA 1960 (OF). - 19.45 Uhr: Der Kurzfilm: Peter Gessner: Time of the Locust, USA 1966 (OF). - 20.15 Uhr: "Architektur, Dekoration, Zerstörung - Etliches über Kinematographie und äußere Wirklichkeit" / Vortrag von Helmut Färber. Dazu laufen die Filme Der Bräutigam, die Komödiantin und der Zuhälter (Jean-Marie Straub, Danièle Huillet, BRD 1968) und Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens (F. W. Murnau, Deutschland 1922).

MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - Filme von Liliane Cavani: 17.30 Uhr: Leidenschaften (1985), 19.45 Uhr: Der Nachtportier (1973), 22.00 Uhr: Die Haut (1980), 15.45 Uhr: König der Winde (ab 7 J.).

OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Orlando.

ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Orlando.

ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.30, 17.30, 20.30, 23.30 Uhr: Dracula.

TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.

TURM 2 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der letzte Mohikaner.

TURM 3 - 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Night and the City; 22.45 Uhr: Tanz der Teufel.TURM 4 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr (dt. Fass.), 23.15 Uhr: Bitter Moon (orig. English version).

STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Sneakers (orig. English version).

TURM 6 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Stalingrad.TURM 7 - 15.00, 17.45, 20.30, 23.15 Uhr: The Bodyguard (orig. English version).

ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 12.30, 15.00, 17.30, 20.30 Uhr: Bodyguard.

ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Der Tod steht ihr gut.

ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Weiße Jungs bringen's nicht.

ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby.

ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Kevin - allein in New York.

ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.

AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00, 22.15 Uhr: Dracula.AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00, 22.15 Uhr: Dracula.

In der Stadtteil-Rundschau vor der Kommunalwahl: Bilanz des Ortsbeirates 2 Eine aktive Politik gegen Rechtsaußen

FRANKFURT-WEST. "Bei Verkehrsproblemen läuft gar nichts": Vor vier Jahren hatte der damalige Ortsvorsteher Bernd Scherf (SPD) die Wahlperiode 1985-1989 mit diesen Worten zusammengefaßt. Scherfs Nachfolgerin Ulrike Schöbel (SPD) zieht nach vier Jahren Rot- Grün eine positivere Bilanz: "Tempo 30 und Parkplaketten waren die wichtigsten Themen in den vergangenen vier Jahren." Im Kern sowie im südlichen Bokkenheim dürften Autofahrer nur noch Tempo 30 fahren, in einem Teil des Stadtteils gelte mittlerweile auch das Anwohnerparken. Die nächste Aufgabe für den Ortsbeirat: "Wir werden uns mit der weiträumigen Verkehrsführung befassen."

Die neuen Rechte bei der Planung von Tempo-30-Zonen hat der Ortsbeirat 2 eifrig genutzt. Mehrere Arbeitsgruppen wurden gebildet, parallel die Konzepte für jeweils drei Zonen erarbeitet. Eine gute Struktur habe der Ortsbeirat gefunden, befindet Ulrike Schöbel rückblikkend: "Das Know-how der Beiratsmitglieder in ihren Stadtteilen haben wir effizient genutzt."

Doch nicht immer lief es so schnell wie gewünscht. Beispiel Westend: Seit über einem Jahr ist die Planung fertig, doch die Verwaltung blockt ab. An zu vielen Stellen sei die Verkehrsführung geändert worden, heißt es. Ulrike Schöbel meint daher, die pragmatische Form der Tempo-30-Einführung sei der umfassenden Westend-Planung vorzuziehen: Im Kern von Bockenheim etwa habe man im wesentlichen nur Tempo-30-Schilder aufgestellt - mit Erfolg. Nicht nur sei die Tempodrosselung schnell eingeführt worden, auch die Bevölkerung zog mit.

Und das ist keineswegs selbstverständlich, wie die Ortsbeiräte lernen mußten. Eine nur 30 Meter kurze Straße hatte der Beirat am Königsplätzchen gesperrt, um eine Grünanlage zu schaffen. Schöbel: "Was gab das für einen Protest." Erst als sie zahlreiche Briefe geschrieben und den Anwohnern immer wieder die Pläne gezeigt habe, sei das Verständnis gewachsen. "Die Akzeptanz für weiträumige Veränderungen", meint die Ortsvorsteherin, "muß in der Bevölkerung erst geschaffen werden." Ob also künftig Einbahnstraßen umgedreht, Kreuzungen gesperrt und Parkplätze verlegt werden, die Anwohner sollen langsam an neue Regeln gewöhnt werden. Um den Widerstand der Verwaltung zu umgehen, setzt sich Ulrike Schöbel für eine neue Strategie ein. Die Stadtverordneten sollten verstärkt überzeugt werden, die Ideen des Ortsbeirats zu beschließen. Die Kontakte zum Verkehrsausschuß im Römer müßten intensiver werden.

Ein weiterer zentraler Punkt der politischen Diskussion im Ortsbezirk: das geplante Jugendhaus in der Leipziger Straße. Die Konzeption habe sich innerhalb von vier Jahren grundlegend geändert, faßte Frau Schöbel die Auseinandersetzungen zusammen. Während noch zu Beginn der Wahlperiode ein teures städtisches Jugendhaus ohne Mitwirkung der Jugendlichen errichtet werden sollte, ermöglicht das neue Konzept, daß unterschiedliche Gruppen junger Bockenheimer das Haus nutzen können: "Wir hoffen, daß es so weitergeht, wie es die Jugendlichen wollen."

Positiv findet Ulrike Schöbel auch den besseren Kontakt zu den Stadtteilbewohnern. So sei der Ortsbeirat erstmals zu allen Anliegerversammlungen der Sanierung Bockenheim eingeladen worden: "Wir waren so besser informiert und konnten uns gezielter einsetzen." Die Planung für den Kirchplatz wurde etwa auf diesem Weg noch einmal geändert.

Doch auch abseits von Anhörungen und Sitzungen hat der Ortsbeirat Konfliktmanagement betrieben. Beispiel: das Bauwagenlager von Jugendlichen im Biegwald. "Zwar wollte keiner die Jugendlichen verdrängen, aber in dem Landschaftsschutzgebiet konnten sie auch nicht bleiben, der Bürgerprotest war enorm." Über Verhandlungen und Telefongespräche konnte ein neuer Platz gefunden werden. "Es war für mich eine angenehme kommunalpolitische Erfahrung", erinnert sich Ulrike Schöbel, "daß wir auf unspektakulärem Weg das soziale Klima nicht nur in diesem Fall verbessern konnten."

Die Zusammenarbeit mit den Ausländerbeiräten sollte nach ihrer Meinung noch verbessert werden. Auf beiden Seiten müsse noch einiges gelernt werden, um aus dem Nebeneinander ein Miteinander zu machen. Eine nicht optimale, wenn auch akzeptable Lösung sei bei der Mischung von Wohnen und Arbeiten in Bockenheim-Süd (City-West) gefunden worden. Im Westend werde die Wohnraumzweckentfremdung nun aktiv angegangen. Verstärkt müsse der Ortsbeirat künftig auf nicht benutzten Wohnraum aufmerksam machen.

Eine Utopie für die Zukunft? Ulrike Schöbel hat sie: Das Parken in Wohngebieten so zu regeln, daß die Anwohner tatsächlich dann einen Parkplatz finden, wenn sie ihn brauchen. Doch ihr größter Wunsch ist es, daß die Rechtsaußen-Parteien nach der Wahl am 7. März nicht im Beirat vertreten sein werden: "Ich hoffe, unsere Politik im Ortsbezirk konnte und kann hierzu beitragen." mic

STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 6

Dem Dach fehlt das Grün Im September eröffnet das Ökozentrum im Stadtwald

FRANKFURT A. M. Der Bau des Ökologie-Informationszentrums auf dem Gelände der Fasanerie im Stadtwald geht zügig voran. Nachdem im vergangenen August das Richtfest gefeiert werden konnte, sind jetzt die Handwerker dabei, den Innenausbau fertigzustellen. Der Rohbau und die Außenfassade sind nach den Worten des Forstamtsleiters Werner Ebert bereits fertiggestellt. Sowohl finanziell als auch zeitlich läuft das Bauvorhaben bislang planmäßig. Allein bei den Arbeiten am Dach gibt es einen Zeitverzug. Aber: "Wenn es weiter so läuft, können wir wie geplant im September dieses Jahres eröffnen", hofft Werner Ebert.

An den Außenanlagen müssen lediglich noch Rampen für Rollstuhlfahrer und Treppen errichtet werden. Im Innenbereich fehlen noch die Heizungsanlage, Fußböden und die Ausstattung für die Ausstellungs- und Lehrräume. "In den vergangenen zwei Wochen hat der Baubetrieb wegen der Frostperiode etwas gestockt. Das holen wir aber wieder auf", zeigt sich Werner Ebert zuversichtlich.

Vor einem Jahr hatten die Arbeiten mit dem Setzen des Fundamentes begonnen (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Inzwischen hat der Bau Formen angenommen. Auf zwei Stockwerken sollen sich die Besucher, vor allem Schulklassen, nach der Fertigstellung des Zentrums in einer Dauerausstellung über die Lebensgemeinschaft Wald informieren können. In einer Wechselausstellung im Obergeschoß sollen bestimmte Bereiche aus der Ökologie herausgegriffen und für die jungen Besuchern anschaulich dargestellt werden. Die erste Wechselausstellung mit dem Titel "Bausteine der Natur" ist bereits für den kommenden Herbst bestellt. "Offiziell haben wir zwar noch keinen Namen für das Gebäude, der Begriff Stadtwaldhaus scheint sich aber schon eingebürgert zu haben", erklärt der Forstamtsleiter.

Einzige Sorge der Bauherren vom Forstamt ist momentan der Zeitverzug bei der eigenwilligen Dachkonstruktion. Das fast bis zum Erdboden reichende Dach soll begrünt werden. Dazu muß ein Holzgerüst montiert werden, das mit mehreren Schichten Erde und einem Netz abgedeckt wird. Nach zehn bis 15 Jahren verrottet dieses Gerüst, und das inzwischen gewachsene Gras stützt dann die Erdschichten von selbst. "Die Dachdecker sind in Verzug, ich hoffe das Dach wird dennoch rechtzeitig fertig", sagte Werner Ebert.

Verantwortlich für den Bau des Informationszentrums zeichnet das Hochbauamt. Die Kosten für das Haus mit einer Nutzfläche von 330 Quadratmetern werden die veranschlagte Summe von 4,8 Millionen Mark nicht überschreiten, wie der Leiter des Hochbauamtes, Roland Burgard, auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau bestätigt: "Die Baustelle an der Isenburger Schneise bereitet uns keine großen Probleme."

Wenn die beiden Amtsleiter Recht behalten, dann können im September dieses Jahres bereits die ersten Schulkinder, Vereine, Senioren und Jungjäger vom Ausguck auf dem Dach "wie die Eichelhäher in den Wald schauen", wie es Umweltdezernent Tom Koenigs einmal ausgedrückt hatte. *hen

Immer mehr suchen Rat Seit 20 Jahren hilft die IAF bi-nationalen Familien

FRANKFURT A. M. Andrea hat sich in Mohammed verliebt. Sie ist Deutsche, er ist Ägypter. Anderthalb Jahre lang haben sie sich nur in langen Abständen - mal in Kairo, mal in Frankfurt - gesehen. Beim letzten Besuch Mohammeds in Frankfurt haben die beiden geheiratet. Auf der Ausländerbehörde erwartet das junge Ehepaar nun eine böse Überraschung: Mit dem Touristenvisum, mit dem er nach Deutschland eingereist ist, wird Mohammed in Frankfurt nur geduldet und darf das Land Hessen nicht verlassen.

Auch die Arbeitssuche gestaltet sich schwierig, denn er hat keine Arbeitserlaubnis. Um eine solche zu bekommen, müßte er in sein Land zurückkehren und von dort aus ein Visum zwecks Familienzusammenführung beantragen. Dies kann bis zu einem Jahr dauern.

Solche und ähnliche Fälle beschäftigen die rund 20 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Selbsthilfe-Beratungsstelle der "IAF/Verband bi-nationaler Familien und Partnerschaften", die vor kurzem ihr neues Domizil in der Kasseler Straße am Frankfurter Westbahnhof bezogen hat und in diesem Herbst ihr 20jähriges Bestehen feiert.

"Seit das neue Ausländergesetz in Kraft getreten ist, ist die Situation für bi- nationale Paare, die heiraten wollen, komplizierter geworden", meint IAF-Frau Anne Hansen. "Viele kennen ihre Rechte nicht und sind dem Papierkrieg mit den Behörden nicht gewachsen." Über gezielte Information versucht die IAF die Öffentlichkeit für interkulturelle Probleme zu sensibilisieren und Druck auf die politisch Verantwortlichen auszuüben.

In regelmäßigen Gesprächskreisen, Seminaren, Info-Veranstaltungen und Aktionen geht es unter anderem um Themen wie wachsender Rassismus in der Gesellschaft, das Verhältnis zwischen Industrienationen und "Dritte Welt", um bi- kulturelle Erziehung und Auswanderung.

Gegründet wurde die Interessengemeinschaft 1972 als Zusammenschluß deutscher Frauen, die einen Partner anderer Nationalität oder kultureller Herkunft hatten. Inzwischen zählt der Verband bundesweit 2400 Mitglieder und 50 Geschäftsstellen, davon drei in den neuen Bundesländern. Wenn auch bis heute zwei Drittel der Ratsuchenden und Mitglieder deutsche Frauen sind, so nimmt der Anteil der Männer und ausländischen Frauen stetig zu.

Mit der Zeit haben sich zudem die inhaltlichen Schwerpunkte verschoben, neue sind dazugekommen. Für Interessierte sind besonders die sommerlichen Grillnachmittage an der Nidda oder der neueingerichtete Gesprächskreis eine gute Gelegenheit zum Plaudern und Kennenlernen.

Mit den spezifischen Problemen deutsch-türkischer Familien und Partnerschaften beschäftigt sich die vor kurzem gegründete Gruppe "Diwan". Der noch kleine Kreis hat seine Geschäftsstelle in der Merianstraße und plant hier neben Seminaren und Informationsveranstaltungen ebenfalls eine Beratungsstelle. Vereinsvorsitzender Sener Sargut, bereits 30 Jahre in der Bundesrepublik und selbst mit einer Deutschen verheiratet, nennt als eines der wichtigsten Ziele des Vereins, "die Vorurteile gegen unsere islamisch geprägte Kultur und Tradition aufzuweichen" und eine Lobby speziell für deutsch-türkische Familien zu schaffen, um auch politische Forderungen durchsetzen zu können.

Weitere Informationen gibt es beim IAF-Verband unter den Telefonnummern 7 07 50 87 oder 7 07 50 89. pia

Arbeitslosen eine neue Chance bieten Ende März wird in Höchst der Second-Hand-Laden "Kaufrausch" eröffnet

HÖCHST. Zwei Männer stehen in dem langen, schlauchförmigen Raum. Sie streichen ein altes Podest rot an, aus dem ein Wühltisch werden soll. Der Raum ist leer, nur an den Längswänden sind Kleiderstangen aus Nickel angeschraubt. Noch vor zwei Monaten standen die 300 Quadratmeter im ersten Stock einer ehemaligen Fabrikhalle voll mit Metallschrott, alten Möbeln und Müll.

Seitdem hat sich viel geändert: Fenster wurden eingesetzt, Wasser- und Stromleitungen gelegt, die Wände weiß und die Metallstützpfeiler rot gestrichen. Am 22. Erste Arbeitsstelle März soll alles fertig sein: In Höchst eröffnet dann das Second-Hand-Kaufhaus "Kaufrausch".

Dahinter steht der Verein Selbsthilfe im Taunus mit seinem neuesten Projekt. Es gibt neun Männern und einer Fraunicht nur einen gesicherten Arbeitsplatz, sondern vor allem Betreuung und Hilfestellung bei der Arbeitssuche. Alle Teilnehmer sind Langzeitarbeitslose oder ehemalige Suchtkranke, denenzwei bis drei Jahre lang Grundlagen vermittelt werden sollen, damit sie künftig in ihrer beruflichen Zukunft Chancen haben.

Für Martin Konnerth ist das Second- Hand-Projekt die erste Arbeitsstelle in Deutschland. Der Rumäne lebt mit seiner Familie seit eineinhalb Jahren hier. Für seine vier Kinder war es einfach, Ausbildungsplätze und Arbeitsstellen zu finden. "Ich bin 55 Jahre alt, da ist es schwer, Arbeit zu bekommen. Es ist schlimm, wenn man keine Beschäftigung hat", sagt der gelernte Elektriker. Ihn hat das Arbeitsamt geschickt, andere kommen über das Sozialamt, nur wenige melden sich selbst bei dem Verein.

Voraussetzung für die Projekte der Selbsthilfe im Taunus ist, daß ehemals Suchtkranke absolut clean sind. Alle Teilnehmer haben mit dem Main-Taunus- Kreis einen Arbeitsvertrag abgeschlossen. Wer wieder Alkohol oder Drogen konsumiert, wird fristlos entlassen.

Am Anfang stand für die Gruppe eine Fortbildung des Arbeitsamts: Vier Wochen lang lernten sie Betriebe kennen, wie Bewerbung und Vorstellungsgespräch aussehen sollen und informierten sich über das Arbeitsrecht. Dann begann die Renovierung des Second-Hand-Kaufhauses.

Axel Diller-Rudy organisiert das Projekt von der fachlichen Seite her. Er ist gelernter Flugzeugmechaniker und wegen der schwierigen Lage in seiner Branche arbeitet er für die Selbsthilfe.

Für ihn ist es wichtig, daß die Leute auch Motivation zeigen, "denn einige schickt das Arbeitsamt, die lieber weiter von der Sozialhilfe leben wollen. Die drücken die Stimmung in der Gruppe", sagt er. Ute Szebedits ist verantwortlich für die sozialpädagogischen Aspekte. Sie berichtet von "einem tollen Team", das. Verhältnis Ausländer und Deutsche halte sich die Waage.

Die Idee des Kaufhauses ist durchdacht: Es wird ähnlich funktionieren, wieandere Zweckbetriebe der Selbsthilfe. Es soll keine Designer-Second-Hand-Boutique mit hohen Preisen sein und auch kein Ramsch verkauft werden.

"Wir wollen günstige Angebote machen", sagt Diller-Rudy. Die Kleider sollen zunächst möglichst durch Spenden in den Laden kommen, später will er auch Waren in Kommission annehmen und anbieten.

Die Lohnkosten übernimmt der Main- Taunus-Kreis, der Betrieb kommt für die Miete und die Regiekosten auf. "Dadurch haben wir nicht das betriebswirtschaftli- Kleiderspenden erwünscht che Dilemma, daß wir den Besserqualifizierten einstellen müssen", sagt Bernhard Fielenbach, geschäftsführender Vorsitzender des Vereins, "wir nehmen den, der die Chance und außerdem die Betreu ung nötiger hat."

Jeder der Teilnehmer bleibt solange im Second-Hand-Laden angestellt, bis er eine andere Stelle gefunden hat. Die Erfolgsquote ist hoch. "80 bis 90 Prozent finden Arbeit und fassen wieder Fuß", sagt Fielenbach.

Die Projektgruppe hat bis zur "Kaufrausch"-Eröffnung noch eine Menge Arbeit: Kabinen müssen aufgestellt, die Kleider präpariert und präsentiert werden. Spenden für den Second-Hand-Laden wie Kleidung, Kinderwagen oder Kleiderbügel werden gerne schon jetzt angenommen und auch nach Absprache mit Axel Diller-Rudy, Telefon 069 / 33 37 93 auch abgeholt. ege

Selbst den Flirt beherrscht noch "Kriegslyrik" Kontraste im zerstörten Beirut, dessen Bewohner sich zurücktasten in die Normalität Von Armin Wertz (Beirut)

Auf Plakaten lächelt Syriens Hafiz al-Assad von den Wänden des Beiruter Flughafens, entlang der Straßen zur Stadt präsentieren sich auf überdimensionalen Stellwänden die Scheichs der islamischen Hisbollah, vergilbende Plakate aus dem letzten Wahlkampf sind überklebt mit schaurigen Bildern ermordeter Moslems in Serbien: Plakate sorgen heute im zertrümmerten Beirut für Farbe. Doch in der Altstadt oder entlang der sogenannten "Grünen Linie", der "Konfrontationslinie", wie die Libanesen sagen, die den moslemischen Westen vom christlichen Osten der Stadt trennt, können nicht einmal die riesigen Zigaretten- und Brandyreklamen, die einen bizarren Kontrast zur allgegenwärtigen Zerstörung bilden, die Trostlosigkeit der grau- schwarzen Ruinen vertreiben. Vom Zentrum Beiruts mit seinen einst prunkvollen Bauten im ottomanischen oder französischen Kolonialstil sowie den Glas- und Chromtürmen der Banken und internationalen Konsortien sind nach 15 Jahren Bürgerkrieg nur noch Schutthalden geblieben. Die Fassaden sind durchsiebt von den Einschüssen der Kalaschnikows, der Panzerfäuste und Granaten, die jahrelang erbarmungslos auf die einstige Pracht einhämmerten. Decken von zehn Stockwerken hängen zusammengefaltet wie Ziehorgeln aus Stahl und Beton bedrohlich an Trägerpfeilern.

Zu Beginn des 15 Jahre währenden Alptraums, im September 1975, beschlossen die Kriegshäuptlinge der neun bedeutendsten Gruppierungen gemeinsam, das Symbol Beiruter Charmes und Schönheit zu schonen: Die "Corniche" mit dem legendären "St. George Hotel", in dessen Bar - die als Treffpunkt von Politikern, Wirtschaftsbossen, Agenten und Journalisten "Rick's Cafe" aus "Casablanca" wie eine biedere Dorfkneipe erscheinen ließ - die libanesischen Warlords ein- und ausgingen und Waffenstillstand hielten. Von hier entschwand der Meisterspion Kim Philby unter den Augen mißtrauischer CIA-Agenten hinter den Eisernen Vorhang. Hierher entsandte Jordaniens König seinen Vertrauten, um den Gerüchten von einem geplanten Staatsstreich nachzugehen. Hier trafen sich die Paul Getty, David Rockefeller oder Russ Smith aus dem Öl- und Bankengeschäft, panarabische Intriganten, irakische Putschisten, arabische Ölminister und berühmte Bauchtänzerinnen.

Doch nur einen Monat später schon war die strategische Lage zwischen der Rue Kennedy und der Minet Hosni von schießwütigen "Tigern", "Phalangisten", Palästinensern, Drusen und Amalmilizen heftigst umkämpft. Die einst in der Mittelmeersonne flimmernde Uferpromenade der "Corniche" ist heute beinahe völlig zerstört. In den zerbrochenen Fenstern des "Palm Beach Hotels" hängt die Wäsche unbekannter Hausbesetzer und im "Excelsior" trocknet frisch geschorene Schafswolle. Das "Vendome" steht zwar noch, aber immer noch sind die Eingänge und Fenster der untersten Etagen zugemauert und zugenagelt. Im "St. George" hat sich eine Einheit der libanesischen Armee eingerichtet. Vom "Artisanat" - der Boutiquenstraße, in der früher Touristen ihre Souvenirs einkauften, arabische Gewänder, Messing- oder Kupfergeschirr - stehen nur noch die verkohlten Betonbögen, die das Dach stützen. Der Verputz alter arabischer Bürgerhäuser mit ihren hohen Bogenfenstern und den breiten Treppenaufgängen ist weggeschossen.

Vom funkelnden Glitter des Beiruter Nachtlebens, das einst mit der Phantasie und Erotik Pariser Cabarets konkurrierte, ist nicht einmal die Patina geblieben. Die "Musichall" ist ebenso ausgebrannt wie das "Lucky Luke". Die schrillen, lokkenden Schilder, die auf die einst überfüllten Luxustreffpunkte nahöstlicher Nachtschwärmer hinwiesen, führen heute zu verlassenen Orten hinter Barrikaden aus Benzinfässern, die immer noch die verwinkelten Gassen versperren.

"Ich war sieben Jahre nicht hier", sagt ein Libanese, der in Köln für die Bundespost "Kabel verlegt": "Ich könnte weinen. Weißt du, was das einmal war - Beirut?" Zwar hat sich das Zentrum heute zur unzerstörten Hamra verlagert. Dort stehen jetzt die Boutiquen, deren Namen - "tres chic" - wie teure Couturiers und Modemarken klingen: "Cavalini", "Rosaire", "Pollini", "Corneliani".Während Straßenblockaden, Militärkontrollen und ausgebrannte Autowracks zeigen, wie lang und kostenträchtig der Weg zur friedlichen Normalität sein wird, stauen sich schon wieder Mercedes-Karossen, Landcruiser und unzählige Kleinwagen im ganz normalen Verkehrschaos der Großstadt.Die öffentliche Stromversorgung aber ist noch auf sechs Stunden am Tag beschränkt und zwingt alle, private Generatoren zu betreiben.

Langsam, aber emsig kehren die Libanesen in den Ruinenvierteln Beiruts zur Normalität zurück. Gekämpft wird nur noch gelegentlich - im Süden. Mahmoud, der die letzten zehn Jahre in Stellungen schiitischer Milizen verbracht hat, kehrte inzwischen auch ins Zivilleben zurück. Der gläubige Moslem führt heute die Kasse in einer mit allen Brandy-, Whisky-, Gin- oder Rumsorten der Welt gut ausgestatteten Bar. An den Wänden hängen unkeusche Bilder von Marilyn Monroe und Madonna, aus den Lautsprechern tönen Whitney Houston, Natalie Cole und Oldies aus Vorbeatles-Zeiten. Während jahrelang Bombenanschläge, Schießereien und Gefechte täglich Tote produzierten, reagieren die Libanesen heute auf die Zeitungsnachricht vom Tod eines Feuerwehrmannes, der bei einem Einsatz starb, schockiert. "Unsere Löschzüge sind überaltert", sucht ein Leser tiefbetroffen nach dem Grund für den überflüssigen Tod.

Mitten unter den Trümmern der Altstadt, wo sich Obdachlose in armseligen Hütten aus Wellblech und Karton eingerichtet haben, lehnt sich ein winziger Stand an eine schäbige, notdürftig zusammengeflickte Moschee. "Frisch gepreßter Orangensaft" bietet ein handgemaltes Pappschild in Arabisch und Englisch an. Im Swimmingpool des "St. George Hotels" baden schon wieder Müssiggänger und an den morschen Anlegestegen des Yachtclubs dümpeln wieder die ersten Motorboote. Die Räume einer ehemaligen Modeboutique dienen heute als Spielhalle mit Computerautomaten, an denen libanesische Kids friedlich "Starwars" führen. Versteckt in einer dunklen Gasse, die nur über schmale, unbeleuchtete Treppen zu erreichen ist, bietet der armenische Kellner im neu hergerichteten "Romano" bereits wieder "cigale du mer" an, jene prähistorische, langustenähnliche Köstlichkeit, die nur in diesem Teil des Mittelmeers zu finden ist.

Gegenüber der ausgebrannten ehemaligen BMW-Vertretung hat ein optimistischer Autohändler wenigstens die Vorder- und Seitenfassaden eines halbzerbombten Hauses renoviert, wenn auch nur mit häßlichen Gipsplatten, und eine Fiat- sowie Jaguar-Vertretung eingerichtet. Noch stehen in den Ausstellungsräumen nur Fiat-Kleinwagen. Aber, "wenn die Flüchtlinge wieder zurückkehren", so meint Abu Saad, "dann verkaufe ich auch wieder Sportwagen".

Gegen alle Widerstände im Parlament, wo Schiiten, Sunniten, Maroniten, Drusen, Griechisch-Orthodoxe, Griechisch- Katholische, Armenier und Milizkommandeure um Einfluß kämpfen, scheint die neue Regierung entschlossen, das Land und seine Hauptstadt in die Normalität zurückzuführen. Nach der Stabilisierung des libanesischen Pfunds und einer - zumindest für libanesische Verhältnisse - rigorosen Kampagne gegen Korruption und Kriminalität, will sie die Libanesen nun gar soweit bringen, Strom-, Telefon-, Wasserrechnungen und sogar Steuern zu zahlen. "Innerhalb von nur drei Monaten konnten wir das Steueraufkommen verdreifachen", erzählt ein Beamter im Finanzministerium stolz. "Damit können wir die Infrastruktur verbessern, das immer noch mangelhafte Telefonnetz, die Wasserversorgung, die Stromverteilung und die Straßen", deren zahlreiche Schlaglöcher und Granattrichter ständig von Wasser gefüllt sind. "Dann kommen auch mehr aus ihrem selbstgewählten Exil zurück - und hoffentlich auch ausländische Investoren."

Zaghaft noch treffen die ersten Rückkehrer aus der libanesischen Diaspora ein und lassen sich - wie Touristen - vor der pockennarbig zerschossenen Statue auf dem Platz der Märtyrer oder mit libanesischen Soldaten in grauen Tarnuniformen ablichten. Nur zögernd zeigen sie ihr Interesse am Wiederaufbau der Stadt und mischen sich kaum ein in die von den Ansässigen leidenschaftlich geführte Diskussion um die diversen Rekonstruktionspläne. Bauen, das ist Rafik Hariris Geschäft. Bevor er im Oktober vergangenen Jahres in die gefährliche Welt libanesischer Politik eintrat und das Amt des Ministerpräsidenten übernahm, hatte Hariri in der saudischen Bauindustrie ein Milliardenvermögen angehäuft. Er scheint der erste libanesische Regierungschef zu sein, der nicht nur Profit aus seinem Land ziehen, sondern tatsächlich investieren will.

Der Plan, vor der Küste Beiruts auf einer künstlichen Insel aus dem Schutt und Abfall von über 15 Jahren einen Vergnügungspark zu bauen, erwies sich zwar als undurchführbar, weil das Mittelmeer dort zu steil abfällt. Dennoch ähnelt der großzügige Entwurf rotgedeckter Häuser, grandioser Wolkenkratzer und palmengesäumter Alleen, den die Hochglanzbroschüre aus Hariris Büro anpreist, in nichts mehr den nostalgischen Erinnerungen, die Libanesen für ihre Hauptstadt aus der Vorkriegszeit hegen. "Sie wollen die Vergangenheit auslöschen", kritisiert ein Beiruter Veteran mürrisch das Projekt. "Statt dessen sollte das Gebiet als mahnende Erinnerung an das Geschehene, das sich wiederholen könnte, erhalten bleiben."

Das neue Stadtzentrum muß praktisch aus der Asche des alten erstehen. Schon hier aber stößt Hariri auf den Widerstand der alten Bürgerelite Beiruts. 127 000 ehemalige Grundstücks- und Hausbesitzer haben ihre Ansprüche auf die rund fünf Quadratkilometer angemeldet. Während einige so unrealistische Träume hegen, ihr Eigentum zu Vorkriegspreisen verkaufen zu können, fürchten andere, Grundstücke, die wieder wertvolle Immobilien werden könnten, für eine schäbige Entschädigung abgeben zu müssen.

Während die islamische Hisbollah-Partei die Elendsquartiere im Süden Beiruts mit iranischer Hilfe sanieren will, sucht Hariri saudisches und westliches Kapital für den Wiederaufbau des Stadtzentrums und der Corniche, die in alter Pracht wiedererstehen soll. Zu Geschäftsessen und Vergnügen muß er die potentiellen Investoren derzeit noch außerhalb Beiruts führen, ins "Alekos": Der heißeste Tip des Beiruter Nachtlebens, an der Küstenstraße nach Jounieh gelegen.

Vor der mit schwarzem Marmor verkleideten Fassade nehmen livrierte und diskret bewaffnete Diener geflissentlich Wagenschlüssel entgegen, um die Mercedes, BMW und sogar einen altmodischen Rolls Royce einzuparken, während die Herren im Smoking ihren juwelenbehängten und in Modellkleider gehüllten Begleiterinnen auf dem Weg zur Bar libanesische Zärtlichkeiten ins Ohr flüstern: "Ein Blick in deine Augen, die wie Radar erstrahlen, und ich fühle mich wie ein Raketenwerfer." Der Champagner "mobilisiert" ihn noch mehr, nun rühmt er ihre Schönheit, die wie eine "Brandbombe explosiv, durchschlagend und terrorisierend" sei.

Das "wilde Bombardement" seiner Komplimente "prickelt wie ein Minenfeld", gesteht sie schließlich, ehe sie sich den kriegerischen Nettigkeiten ergibt. Es wird noch eine Menge Mariah Careys brauchen, deren "Unplugged" auch in Beirut zum Hit avancierte, bis die Libanesen wenigstens in der Liebesterminologie zur Normalität zurückgefunden haben.Sternradtouren zum "Auftakt"

Aus allen Ecken Deutschlands und den angrenzenden Ländern werden über 20 große Fahrradtrecks sternförmig zum "Auftakt"-Umweltfestival nach Magdeburg rollen. Wie die Organisatoren mitteilten, sind bei der Veranstaltung vom 28. Juli bis 1. August auf der Elbinsel ausschließlich öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder zugelassen, Parkplätze wird es nicht geben, dafür werden Sonderzüge eingesetzt. Damit solle ein "unübersehbares Zeichen für eine menschen- und umweltfreundliche Verkehrspolitik" gesetzt und gleichzeitig Ausländerfreundlichkeit "als Selbstverständlichkeit" gelebt werden. Wer sich anmeldet, erhält Informationen über die Routen wie Zeiten, Übernachtungen, Übersichtskarten und die jeweilige Koordinationsperson.

Das Festival soll "Raum schaffen für Kreativität, Kultur, Umweltschutz und internationale Begegnung". Einen besonderen Schwerpunkt legen die Veranstaltern auf die Verknüpfung von sozialen und Umwelt-Themen. Der "Auftakt" wolle "Möglichkeit für sinnvolles Engagement" zeigen und Anregungen für das Privatleben geben. Es sei ein "Auftakt für Veränderungen und gegen Resignation".

Bisher haben sich nahezu alle Umwelt-, Jugend- und gesellschaftspolitischen Verbände angeschlosen, darunter die Naturschutzjugend, der Verkehrsclub Deutschland (VCD), Deutsche Sportjugend (dsj) und Aktion Sühnezeichen. Interessenten wenden sich an: Auftakt, Beim Kalkberg 7, 2120 Lüneburg. epd

Geschichte(n) in weiblicher Hand Verein will den Bürgern die historische Entwicklung des Riederwalds näherbringen

RIEDERWALD. Die Weimarer Republik - ein zur Zeit wieder sehr aktuelles Thema. So auch für die Mitarbeiter der Riederwälder Geschichtswerkstatt, die sich in einer lockeren Runde zusammen gefunden haben, um die historische Entwicklung "ihres" Stadtteils den Bürgern näherzubringen. In der nun vorliegenden fünften Ausgabe der "Riederwälder Geschichte(n)", eine lose Folge kleiner Broschüren über die einstige "Wohnkolonie", werden die Anfangsjahre der Weimarer Republik und das Leben in der Siedlung beschrieben.

Ein weiteres ausführliches Kapitel beschäftigt sich mit dem Wohnungsbau unter dem damaligen Frankfurter Baudezernenten Ernst May, der das Gesicht dieses Stadtteils entscheidend prägte. Aus dieser Epoche stammt auch der Begriff "Frankfurter Küche", ein auf kleinstem Raum rational durchgeplanter und funktional gestalteter "Arbeitsplatz", mit dem Ziel, den Hausfrauen die Arbeit so leicht wie möglich zu machen.

Darin drückte sich auch die zunehmende Bedeutung der Gleichstellung von Mann und Frau in der Gesellschaft aus. Eine Entwicklung mit Folgen, denn in der Riederwälder Geschichtswerkstatt steht den sieben weiblichen "Hobbyforschern" nur ein Mann zur Seite.

Den Anstoß zur Bildung der Gruppe hatte ein Volkshochschul-Kurs im Jahre 1985 gegeben, der unter dem Titel "Näher betrachtet: Riederwald" lief. Mit dabei war Bruni Marx, heute im "Nebenjob" eines der sieben weiblichen Mitglieder der Geschichtswerkstatt. Sie sieht den Sinn ihres Engagements vor allem darin, sich für ihren Stadtteil und den "Erhalt seiner gewachsenen Sozialstruktur" einzusetzen.

Denn Mitte der achtziger Jahre bestand erneut die Gefahr, daß ein Teil der alten Arbeitersiedlung - wie Anfang der siebziger Jahre schon geschehen - der Spitzhacke zum Opfer fallen sollte. So ging es auch darum, erinnert sich Bruni Marx, bei den Anwohnern "ein Bewußtsein für ihren Stadtteil zu schaffen", um den drohenden Abriß nicht widerstandslos hinzunehmen.

Aus der Zeit des Volkshochschulkurses - dessen Leitung sie später von einem Freund übernahm - blieb so viel an Wissen und Material hängen, daß daraus im August 1986 eine einwöchige Ausstellung in der Turnhalle in der Schäfflestraße zustande kam. Anlaß war das 75jährige Bestehen der Siedlung Riederwald; 1911 waren die ersten Häuser des Volksbau- und Sparvereins bezogen worden.

Im Rahmen der Ausstellung, die mit Unterstützung des Frankfurter Stadtarchivs und des Historischen Museums zustande gekommen war, wurden von Einheimischen verfaßte Texte vorgetragen. So auch einige Geschichten und Anekdoten von Karlchen Wassmann, einem "Frankfurter Original" aus früheren Tagen, der aus dem Riederwald stammte.

Der Erfolg des Projekts bildete einige Zeit später die Basis für eine Dauerausstellung im Bürgerhaus Riederwald. Diesmal war allerding der Aufwand erheblich höher, so wurden unter anderem auch Grafiker für die Gestaltung der Schau engagiert. Räume und Geld wurden von der Saalbau GmbH bereitgestellt, "denn wir von der Geschichtswerkstatt arbeiten natürlich nur ehrenamtlich" gibt Bruni Marx zu bedenken.

Ihre Familie lebt bereits in der vierten Generation im Riederwald, und auch das Gros der Gruppe besteht aus "alten Riederwäldern von 30 bis über 60 Jahren", sagt sie schmunzelnd. "Der Materialfundus der Dauerausstellung und die Resonanz in der Bevölkerung", aufmerksam geworden auch durch die damaligen Presseberichte zu der Aktion, "war so groß", erinnert sich Bruni Marx, "daß zunächst innerhalb der Gruppe die Idee für ein Buch aufkam." Doch diesen Gedanken hatten die Stadtteilforscher nach einigem Überlegen wieder fallen lassen. Sie kamen überein, ihr Wissen und das mittlerweile reichhaltige Archiv chronologisch in Form der "Riederwälder Geschichte(n)" aufzuarbeiten.

Ein weiteres Betätigungsfeld sind Stadtteilführungen, unter anderem für die Mitglieder des Kreises "Liebenswertes Frankfurt", wobei sich auch schon der eine oder andere "Neu-Riederwälder" in diese "Entdeckungsreisen zu Fuß" eingereiht hat. Auch diese Veranstaltungen müssen auch entsprechend vorbereitet werden und das bei einem "Zehn-Stunden-Arbeitstag, bei dem nicht mehr viel Zeit bleibt, sich mit der Werkstatt-Truppe zu treffen", beklagt Frau Marx.

"Ein weiteres Problem für die Recherchen", fährt sie fort, "sind die für Berufstätige ungünstigen Öffnungszeiten des Stadtarchivs", obwohl sie in dem Leiter dieser Einrichtung eine tatkräftige Hilfe für die Anliegen des Teams hat. "Aber das ist wahrscheinlich das Problem aller ehrenamtlich arbeitenden Geschichtsvereine, schätzt Bruni Marx. Kein Grund für die einzelnen Gruppenmitglieder zu resignieren, denn geplant ist in mehreren Folgen der nächsten Broschüren die Zeit des Faschismus.

Dokumentiert werden sollen die Jahre 1933 bis 1945 mit ihren Auswirkungen auf den Stadtteil, wobei Bruni Marx auch wieder auf die rege Anteilnahme aus der Bevölkerung hofft. Eine komplette Ausgabe soll Johanna Tesch gewidmet werden. Sie stammte aus dem Riederwald und pflegte als engagierte sozialdemokratische Abgeordnete im Berliner Reichstag während der Weimarer Republik einen regen Briefwechsel mit Freunden und Verwandten aus ihrer alten Heimat.

Nach dem gescheiterten Hitler-Attentat 1944 wurde sie - mittlerweile schon über 70 Jahre alt - verhaftet und "kam in Ravensbrück zu Tode", wie es damals hieß. Ein Brief stammt aus der Zeit nach dem Abschluß des Versailler Friedensvertrages im Jahre 1919. Sie hatte dem Abkommen zugestimmt und schrieb hoffnungsvoll: " . . . ich habe Unheil von meiner Vaterstadt abgewendet." bec

In der Stadtteil-Rundschau vor der Kommunalwahl: Die Bilanz des Ortsbeirats 15 Sie verstehen sich als Frühwarnsystem

NIEDER-ESCHBACH. Wenn man in dem nördlichen Stadtteil jemanden fragt, was ihn interessiert, kommt eine Antwort besonders häufig: der Schlachthof. Seit dem Tag vor etwa drei Jahren, als der rot-grüne Magistrat die Verlegung des Schlachthofes vom Sachsenhäuser Mainufer in das Gewerbegebiet von Nieder- Eschbach avisierte, ist dort einiges los.

Bürger bildeten eine Initiative gegen den Schlachthof, es hagelte rund 2000 Einwendungen. Und schnell waren sich die Politiker aller Fraktionen im zuständigen Ortsbeirat 15 darüber einig, daß dieses Millionenprojekt auf keinen Fall zustandekommen dürfte.

Beinahe in jeder Sitzung des Gremiums gab es einen Antrag zu diesem Thema. SPD und Grüne stellten sich sogar gegen ihre Kollegen in der Stadt und beschworen den einen oder anderen Krach herauf. Gründe fanden die Beiräte viele: eine zu starke Verkehrsbelastung, Gestank und schlechte Wasserversorgung, fehlende Entsorgung. Eine negative Veränderung der Struktur in diesem ländlichen Teil Frankfurts gefährde das Leben in Nieder-Eschbach.

Dabei sperren sich die "Freizeitpolitiker" grundsätzlich nicht gegen eine Umgestaltung des Frankfurter Nordens. Wohnungen, Betriebe, emmissionsarmes Gewerbe, das sei vernünftig; aber der Schlachthof - nein, lautet die klare Antwort. Als positiv empfinden sie in diesem Zusammenhang die Bewußtseinsänderung bei den Bürgern. "Die Anhörungen haben gezeigt, daß die Bürger sich für ihre Interessen einsetzen", erklärt Ortsvorsteher Karl Herrmann (SPD). Und das sei für die Arbeit in den letzten vier Jahren wichtig gewesen. "Stadtentwicklung kann nur mit Ortsbeirat und Bevölkerung verwirklicht werden", pflichtet ihm Parteikollege Martin Bücher bei.

Das Gremium versteht sich als Vermittler und Frühwarnsystem. Ortsbeiratstätigkeit habe stets gegen allzu starke Politikverdrossenheit bei den Bürgern gewirkt, sehen die Politiker eine wichtige, basisdemokratische Funktion dieser Einrichtung. Auch wenn, wie der CDU-Fraktionsvorsitzende Walter Beck meint, hin und wieder das Gefühl entstand, von den Römerpolitikern "nicht ernstgenommen zu werden". Beck muß es wissen - seit 17 Jahren sitzt er im Ortsbeirat 15.

Deswegen sind die Beiräte stolz darauf, einige Projekte durch unermüdliche Arbeit auf den Weg gebracht zu haben. Ab 1995 wird es wahrscheinlich eine gymnasiale Oberstufe an der Otto-Hahn-Schule geben, an der Berner Straße wird derzeit ein Spiel- und Bolzplatz installiert, Tempo 30 wurde eingeführt, die Sozialstation in der Siedlung "Am Bügel" ist im Bau, an der Otto-Hahn-Schule ist eine Kindertagesstätte eröffnet worden - alles Projekte für die Bürger.

Lange Diskussionen gab es in der vergangenen Wahlperiode zum Thema Ortsmittelpunkt. Auf dem Parkplatz neben dem "Darmstädter Hof" sollen Wohnungen, Geschäfte, kulturelle und soziale Einrichtungen entstehen, das ist Konsens. Doch wie das auszusehen hat, war zwischen den Fraktionen strittig. Die Grünen setzten sich für eine umweltverträgliche Lösung ein, vor allem die Grün- und Freiflächen sollten nicht völlig einem Parkplatz zum Opfer fallen. Schließlich einigte man sich im Ortsbeirat auf einen Kompromiß, der die grüne Position berücksichtigte. "Damit können wir leben", sieht Michael Paul, Fraktionsvorsitzender der Ökopartei, einen Teilerfolg.

Verdrießlich werden die Mienen der Ortsbeiräte, fällt das Stichwort Sporthalle. Seit zwanzig Jahren kämpfen sie für den Neubau einer solchen Halle, lediglich der Standort war zwischen den Fraktionen umstritten.

Inzwischen ist aber die Maxime klar: egal wo, Hauptsache, die Sporthalle wird möglichst bald gebaut. Denn die Einwohnerzahl in Nieder-Eschbach wird wachsen, bis zu 10 000 Menschen kommen in den nächsten zehn Jahren hinzu. Die Kapazitäten müssen in allen Bereichen ausgeweitet werden.

Da schimpfen die Politiker: "Die Verwaltung, gleich welcher Stadtregierung, behandelt uns manchmal ganz schön arrogant", sagt die Liberale Renate Sterzel, die sich als Einfraupartei im Ortsbeirat engagiert. Das hält die Politiker jedoch nicht davon ab, sich immer wieder einzumischen.

Die Bereitschaft, dabei zusammenzuarbeiten, wird von allen als grundsätzlich positiv beurteilt. Die Abstimmungsvarianten in den letzten Jahren bezeugen dies.

So soll es auch sein, verstehen sich alle Parteien im Ortsbeirat 15 als Filter zwischen Bürgerinteressen und Stadtregierung. Natürlich würden sie gerne mehr Rechte haben, einen eigenen Etat aber lehnen die Stadtteilpolitiker unisono ab: "Das gäbe nur Zwist". jot

Jahreshauptversammlung SPD zieht positive Bilanz ihrer Arbeit

HÖCHST. SPD-Abgeordnete in Stadtparlament und Ortsbeirat haben in der jüngsten Jahreshauptversammlung der Sozialdemokraten ein positives Resümee ihrer politischen Arbeit gezogen. Norbert Wildhirt, Vorsitzender der Fraktion im Ortsbeirat, erinnerte daran, daß der Ausbau des alten AOK-Gebäudes zu einer der größten Kindertagesstätten Frankfurts auf eine Anregung des Ortsbeirats zurückgehe. Darüber hinaus begrüßte Wildhirt, daß ein Schleichweg für Autofahrer durch die Gerlachstraße an der Stupanusstraße geschlossen worden sei.

Außerdem bekräftigte der Sozialdemokrat seine Forderung, das Plakettensystem für den Stadtteil einzuführen. Das Verfahren gibt den Anwohnern ein Vorrecht beim Parken.

Als erfolgreich wertete der Stadtverordnete Dieter Knapp die Arbeit der rot- grünen Koalition im Römer. Mehr Beamte bei der Frankfurter Polizei und stärkere Präsenz von Sicherheitsdiensten hätten die Fälle von Straßenraub um 20 Prozent zurückgehen lassen. schu

Die Jüngeren sollen ran VdK-Vorsitzender Riemann hält "junges Blut" für nötig

OSTEND. "Die Jüngeren müssen mehr tun." Das ist die Meinung von Otto Riemann, der sich zwar mit seinen 71 Jahren begeistert für die Verbandsarbeit engagiert, aber dabei nicht vergißt, auch an die Zukunft zu denken. Doch auch ein Rückblick stand in der Jahreshauptversammlung des Verbandes der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner Deutschlands (VdK) auf der Tagesordnung. Im August-Stunz- Heim gab der Vorstand der VdK-Ortsgruppe Ostend seinen Jahresbericht. Fazit: Die Kasse stimmt. "Über den Mitgliedsbeitrag alleine ist das allerdings nicht zu machen." Deshalb weiß der Vorsitzende Riemann auch die kleinen und großen Spenden zu schätzen.

Nicht so zufrieden ist Riemann hingegen mit den jüngeren Mitgliedern des Ortsverbandes. Nach seiner Auffassung könne ein bißchen mehr Tatendrang nicht schaden. Daß sich viele Mitglieder nicht gerade danach drängen, ein Amt zu übernehmen, sei eben auf die allgemeinen Probleme einer ehrenamtlichen Aufgabe zurückzuführen. Zwar waren diesmal keine Neuwahlen angesetzt, doch der Vorsitzende schwört, daß er beim nächsten Wahltermin für "junges Blut" im Vorstand sorgen werde.

Der Vorstand blieb deshalb erst einmal unverändert. Kassenführer ist weiterhin Hans Mehler, Schriftführerin bleibt Elisabeth Dickmann, und Erika Kappe ist weiterhin Beisitzerin im Vorstand. Auch im Referat für Frauen und Hinterbliebene bleibt Regina Wieth an der Spitze.

In der Jahreshauptversammlung wurden auch wieder Auszeichnungen für langjährige Mitgliedschaft vergeben. 22 Mitglieder erhielten die Urkunde und Ehrennadel des Landesverbandes für zehn- und 25jährige Treue, elf konnten sogar eine 40jährige Verbandszugehörigkeit vorweisen. Die zufriedenen "Elfer" sind: Karl Bachmann, Alfons Eul, Hans-Joachim Langner, Maria Loos, Dora Mayer, Elvira Schultheis, Hermann Hepe, Katharina Lutz, Anna Rau, Christa Schinz und Ernst Willwerth.

Nach der Ehrung gab es dann eine "Schwätzstunde". Auch wenn es eine Jahreshauptversammlung sei, müsse man ja nicht gleich ein trockenes Programm liefern, meinte Otto Riemann. Außerdem solle das Treffen ja ebenso dazu dienen, die Bekanntschaft untereinander zu fördern. Aus dem gleichen Grund fuhr der VdK Ostend im vergangenen Jahr auch nach Österreich. Seit 1974 unterhält dort der Verband eine Partnerschaft mit einer gleichartigen Organisation in Bad Hall/ Pfarrkirchen. Von dort aus wurden gemeinsam Tagesausflüge gestartet, unter anderem nach Linz, wo ein Rundfunkhaus besichtigt wurde. Otto Riemann war damit sichtlich zufrieden: "Da ergeben sich nochmal ein Haufen privater Kontakte und viel Spaß miteinander." mim

Die Geburt der Idee im Raum der Stadt Walter Prigge: "Städtische Intellektuelle, urbane Milieus"

Was wäre aus Jean-Paul Sartre geworden ohne die berühmten Cafés am Boulevard St. Germain, ohne das Quartier Latin und ohne das Ambiente der Metropole? Vermutlich ein Gelehrter an der Universität, ein einflußreicher Philosoph - aber eben kein Intellektueller. Intellektuelle sind seit jeher ohne die Öffentlichkeit, welche gerade die Stadt zur Verfügung stellt, undenkbar. An Emile Zolas Einsatz für den Offizier Dreyfus, dem aus antisemitischen Motiven der Prozeß gemacht wurde, läßt sich erstmals der intellektuelle Habitus ablesen: Interesse an politischen Fragen jenseits der Grenzen des eigenen Fachbereichs, publizistische Einflußnahme auf die Öffentlichkeit und kritisches Engagement auf der Grundlage allgemeiner Interessen. Intellektuelle geben Orientierung bei Problemen, die die gesamte Polis betreffen; umgekehrt sind sie historische Produkte der städtischen Öffentlichkeit. Die Geburt des Intellektuellen aus dem Geist der Stadt hat den Stadtsoziologen Walter Prigge zu einem Sammelband inspiriert, in dem an einer Auswahl europäischer und amerikanischer Großstädte des 20. Jahrhunderts die Wechselwirkung zwischen spezifischen intellektuellen Milieus und urbanen Lebensformen dargestellt wird. Die Autoren berichten in verschiedenen Textsorten von der städtischen Öffentlichkeit, als deren Teil sie sich verstehen. Das macht sicherlich den Reiz des Buches aus: Die Vielfalt der intellektuellen Reflexionen beleuchtet die Konstellation von Stadt und Geist aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Historische und wissenschaftliche Betrachtungen werden durch sehr persönlich entworfene Städte-Bilder und Interviews ergänzt. Neben den bedeutendsten westeuropäischen und US-amerikanischen Metropolen werden Moskau und São Paulo (Beiträge von Karl Schlögel und Vilém Flusser), stellvertretend für Osteuropa bzw. Südamerika, vorgestellt.

Im einleitenden Essay skizziert Prigge den Zusammenhang von Geistesgeschichte und Stadtgeschichte in drei europäischen Stationen: Wien um 1900, Frankfurt um 1930, Paris um 1960. Die städtische Öffentlichkeit Wiens um die Jahrhundertwende brachte eine intellektuelle Avantgarde hervor, die das Phänomen der Moderne in der Wissenschaft, der Kunst und auch der Stadtplanung artikulierte. Eine Generation später waren das Frankfurter Institut für Sozialforschung und das Städtebauprojekt des neuen Frankfurt die Orte, an denen die Intellektuellen die gesellschaftliche Bedeutung räumlicher Zusammenhänge - und damit ihre eigene Rolle - kritisch reflektierten; Kracauer und Benjamin entzifferten in den Bildern des urbanen Raumes den Grund der sozialen Wirklichkeit. In einer neuen Konstellation von Urbanität und Intellektualität schließlich, im Paris der sechziger Jahre, verschwindet der Intellektuelle klassischen Typs: die Rolle, welche Sartre ausgefüllt hatte, wird von Intellektuellen wie Michel Foucault neu definiert.

Louis Pinto stellt in seinem Beitrag über Paris heraus, daß die Stadt ebenso sehr Gegenstand intellektueller Auseinandersetzungen ist wie der Intellektuelle Produkt urbaner Strukturen. Wie allgemein bekannt, ist der städtische Raum von Paris in "Rive gauche" und "Rive droite" geteilt. Die von Intellektuellen genutzten Orte (Wohnsitz, Universität, Bibliotheken, Verlage, Galerien, Avantgarde-Theater) liegen bevorzugt am linken Seineufer, während die Träger der politisch-ökonomischen Macht tendenziell das rechte besetzen. Zwischen den Strukturen der sozialen Gruppen und denjenigen des städtischen Raumes gibt es also Entsprechungen; umgekehrt sind die Fixpunkte der sozialen und räumlich-architektonischen Ordnungen aber auch Gegenstand politischen Streites. So zum Beispiel das 1977 eröffnete Centre Pompidou, in welchem sich die Debatte um Kunst, Konsum und Kultur räumlich materialisiert hat.

Am Beispiel Los Angeles, der Stadt, die Adornos Kulturkritik so entscheidend geprägt hat, stellen Mike Davis und Robert Keil den Zusammenhang von urbanen und intellektuellen Strukturen ex negativo dar. Die Urbanisierung von Los Angeles zu Beginn des 20. Jahrhunderts war ohne produktive Basis und kommerziell kräftiges Hinterland, vor allem ohne historisch gewachsene Öffentlichkeit völlig artifiziell; sie verdankte sich einzig der massenhaften Zuwanderung des finanzkräftigen Kleinbürgertums aus dem Mittleren Westen. Dieser ungewöhnliche Kapital- und Menschenfluß legte die Basis für erzkonservative Sozialstrukturen, welche der Entwicklung intellektueller Sensibilitäten bis heute entgegenstehen. Im wildwüchsigen Kapitalismus und der ihn begleitenden Kulturindustrie entzifferte Adorno die Zukunft Europas - und das Schicksal des Intellektuellen, in der Stadt exiliert zu sein.

Wenn die Stadt als Zirkulationsraum politischer Ideen der Nährboden des Intellektuellen ist, dann kann dieser von der Unwirtlichkeit unserer Städte nicht unberührt bleiben. Mit dem Verfall der kommunikativen Räume, deren das kritische Engagement als Resonanzraum bedarf, muß sich auch die Stellung des Intellektuellen verändern. Auf je unterschiedliche Weise zeugen die Berichte aus Berlin und New York, Mailand und Los Angeles, Moskau und São Paulo von der Krise der Intellektuellen. Sie hat zu tun mit dem konsumorientierten Rückzug in die private Sphäre, mit der Kolonisierung einer lebendigen Öffentlichkeit durch die Medien, mit unkontrolliertem Wachstum im Zuge der Industrialisierung. Der von Sartre hinterlassene Platz, meint Michel Serres in seinem Interviewbeitrag, könne gar nicht neu besetzt werden: Die Medien seien an Sartres Stelle getreten. Die Zukunft liegt, wenigstens für Serres, "im Kloster" - konsequent zieht er sich wie viele andere Intellektuelle in die geschichtslosen und unstädtischen Räume der amerikanischen Campus-Universitäten zurück.

Serres' "französische Desillusionierung" teilt bekanntlich auch Jean-François Lyotard, der den Tod des Intellektuellen begrüßt: Die intellektuellen Ansprüche der Allgemeinheit seien ohnehin stets Illusion gewesen. Der postmoderne Nachfolger des Intellektuellen gebe den Anspruch auf, Gewissen der Menschheit zu sein, und ziehe sich vom universellen auf einen lokalen und singulären Standpunkt zurück. In der städtischen Öffentlichkeit von Los Angeles soll, so Davis und Keil, das Vermächtnis des Intellektuellen auf die Multikultur der Barrios und Gettos übergehen; sie erhoffen sich hier die Formation eines "historischen Blocks oppositioneller Gruppen"; Rockmusikern, Literaten, Poeten, Rappern und Breakdancern erkennen sie die Funktion zu, neue Formen des kritischen Engagements zu finden.

Wird das nur lokale Engagement und die ästhetische Innovation des Rap aber ausreichen, um dem Druck globaler und politischer Probleme standzuhalten? Und was wäre über die neuen urbanen Lebensformen Berlins zu sagen? Die drei "Ansichten einer Metropole: Berlin vor dem Fall der Mauer" lassen eine Ortsbestimmung des neuen Berliner Intellektuellen vermissen. Steht sein Schweigen für das der Intellektuellen überhaupt vor der Herausforderung radikal veränderter städtischer Lebensformen? Wenn wir weiterhin auf das kritische intellektuelle Engagement nicht verzichten können, dann stellt sich die Frage, auf die der Band Städtische Intellektuelle nicht antwortet: Wie müßten die Strukturen der städtischen Öffentlichkeit beschaffen sein, um den Typus des kritischen Intellektuellen auch in Zukunft zu ermöglichen? CHRISTOF KALB Walter Prigge (Hrsg.): Städtische Intellektuelle, Urbane Milieus im 20. Jahrhunderts. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1992, 320 Seiten, 29,90 DM.

Für 150 Gäste kein Ort wie jeder andere Dennoch will das Tulpencafé psychisch Kranken vor allem "Normalität" vermitteln

NORDEND. Auf den ersten Blick wirkt das Tulpencafé im Bornwiesenweg 67 wie jede andere Kneipe auch: Rechts vom Eingang beherrscht ein langer, teilweise gekachelter Tresen den schmalen Raum, auf der anderen Seite steht ein schwarzes Klavier. Im hinteren Teil vervollständigen ein paar grüne Tische mit Holzstühlen und gepolsterten Sitzbänken das karge Mobiliar. Bunte Bilder und vereinzelte Grünpflanzen lockern die etwas triste Atmosphäre auf.

Das Besondere an diesem Ort ist, daß die Stammgäste psychisch krank sind. Trotzdem erhebt das Tulpencafé Anspruch auf "Normalität", es soll keine "isolierte Teestubenatmosphäre" aufkommen. "Das Wichtigste ist erst einmal, daß die Kneipe läuft", so pragmatisch beschreibt Kathi Schmidt, Sozialarbeiterin und Leiterin des Cafés, die Funktion der "Freizeit- und Begegnungsstätte im Sinne gemeindenaher Psychatrie". "Psychisch kranke Menschen brauchen einen Anreiz, der sie aus ihrem Abgeschiedensein herausholt."

Dazu gehörten nicht nur die Möglichkeit zur Aussprache, sondern eben auch die Aussicht auf günstige Speisen und Getränke und eine lockere Kneipenatmosphäre. Schon seit Ende 1976 steht das Tulpencafé kranken Menschen zur Verfügung. Davor war es eine ganz "normale" Kneipe, die ihren Namen durch das nebenanliegende Blumengeschäft erhalten hatte. Heute befindet sich an jener Stelle der "Werkladen" der Reha-Werkstätten Eschenheimer Tor, in dem von Behinderten angefertigtes Spielzeug verkauft wird. Der Träger des Tulpencafés ist der "Frankfurter Verein für soziale Heimstätten". Kathi Schmidt ist seit mehr als 14 Jahren Ansprechpartnerin im Café. Sie macht zusammen mit ihren Mitarbeitern den Service, kümmert sich um die Probleme ihrer Gäste, versorgt die psychisch kranken Obdachlosen mit Kleidern und verarztet sie bei Bedarf. "Diese Kranken sind das schwächste Glied der sozialen Kette. Gerade diesen Menschen können wir hier vielfältiger helfen als in normalen Beratungsstellen, zu denen sie wahrscheinlich doch nicht gehen würden, weil die Schwellenangst zu hoch ist", sagt Frau Schmidt.

Rund 150 Stammgäste, die sie fast alle mit Namen kennt, besuchen mehr oder weniger häufig das Tulpencafé. An manchen Tagen, an denen das Lokal besonders gut besucht ist, kann es dann schon mal zu Konflikten kommen: "Wir müssen ständig darauf achten, daß es nicht zu Aggressivitäten kommt, denn dann kippt die Atmosphäre sofort um." In solchen Situationen muß Kathi Schmidt Durchsetzungskraft und ruhiges Blut beweisen, manchmal kommen ihr auch andere Besucher zur Hilfe. Nur in ganz seltenen Fällen ruft sie die Polizei zur Hilfe oder erteilt einem Störenfried Hausverbot. Daß das nicht oft passiert, zeigt sich auch im guten Verhältnis zu den Nachbarn in der ruhigen Nordend-Straße.

"Was wir hier leisten, ist tagtägliche Beziehungsarbeit", erklärt die Sozialarbeiterin. Die Besucher müßten dazu angehalten werden, Vertrauen zueinander zu finden und sich auch mal selbst zu helfen. Aus diesem gegenseitigen Vertrauen unter den Gästen entstehen auch andere Aktionen: So ist an jedem ersten Freitag im Monat bis um 23 Uhr Disco im Tulpencafé, und Feiertage wie Weihnachten und Ostern werden mit den Besuchern zusammen gefeiert. Ein noch etwas vages Projekt ist ein "Liederabend", an dem zwei musikalische Gäste ihr Können unter Beweis stellen wollen.

Das Tulpencafé im Bornwiesenweg 67 (Nordend) ist jeden Donnerstag ab 16 Uhr, jeden Freitag ab 15 Uhr, an Wochenenden und feiertags von 14 Uhr bis 20 Uhr geöffnet. aar

HESSEN 18

Kritik an Kulturpolitik Seniorenbeirat sprach sich gegen "Streichkonzert" aus

FRANKFURT-SÜD. Deutliche Kritik an der Frankfurter Kulturpolitik formulierte der Seniorenvertreter im Ortsbeirat 5, Dr. Heinz Dachrodt, in der letzten Sitzung des Gremiums vor der Kommunalwahl am 7. März. So könnten die Seniorenbeiräte nicht die Streichung der Konzerte im Palmengarten akzeptieren.

"Für Luciano Pavarotti ist Geld da", spielte Dachrodt auf die geplanten Veranstaltungen zur 1200-Jahr-Feier der Stadt an, "da kosten die Karten zwischen 100 und 700 Mark. Warum wird der Abstand zwischen Arm und Reich in Frankfurt vergrößert?"

Leidenschaftlich plädierte er für ein abgespecktes Jubiläumsprogramm. "Man sollte lieber ein Ortsfest mit Frankfurter Musikstudenten machen. Das ist menschlich und musikalisch oft viel eindrucksvoller, als einen coolen Star zu hören," schlug Dachrodt vor.

Als weitere wichtige Themen nannte er die Sicherheit für die Frankfurter Senioren ("Wir begrüßen die privaten Sicherheitsdienste, solange es nicht genügend Polizisten gibt") sowie Verkehrsfragen. Vor allem radelnde Rüpel hatten die Seniorenvertreter nach Angaben von Heinz Dachrodt in letzter Zeit auf dem Kieker: "Radfahrer gehören nicht in die Fußgängerzone", monierte Dachrodt.

Auf überregionaler Ebene kritisierte er die Preispolitik der Bundesbahn, die das Reisen auch für Senioren drastisch verteuert habe. ran

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Roboter aus Müll

BÜDINGEN. Bilder, Collagen und Objekte aus Stahl zeigt Horst Sebulke noch bis zum 27. März im Geschäft "Design à la carte" von Roswitha Steul und Meinulf Witkopf in der Altstadt 1. Sebulke, der sich mehr als Lebenskünstler denn als Künstler sieht, verarbeitet in seinen Werken, was andere achtlos wegwerfen. So zeigt er beispielsweise einen Roboter, der aus Vergaserteilen, Blechdosen und einer Tischplatte zusammengebaut ist. Die Ausstellung kann man wochentags von 10 bis 18 Uhr besichtigen.

BAD NAUHEIM. Bilder von Wolfgang Pospischil sind bis zum 14. März täglich von 10 bis 12 und 14 bis 18 Uhr in der Trinkkuranlage zu sehen. Der Nieder-Weiseler zeigt Werke in Pastell- und Mischtechnik, die sich mit Mensch und Natur in schönen und weniger schönen Facetten befassen.

BAD VILBEL. Nach Vereinbarung (Tel. 0 61 01 / 60 22 27) können sich Interessierte die Ausstellung "Licht-Bilder" von Helga und Victor von Brauchitsch in der Alten Mühle ansehen.

BÜDINGEN. In Kleiderschrank und Wäschetruhe haben die Mitarbeiter(innen) des Büdinger Geschichtsvereins gestöbert und vom Reifrock über die Krinoline bis zum Bustier Wäsche der Altvorderen zusammengestellt. Die Kleiderschau ist dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr, mittwoch und samstags von 15 bis 17 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 12 und 15 bis 17 Uhr geöffnet.

FRIEDBERG. Den "gekrümmten Raum" stellt der Italiener Gianni Colombo in der Görbelheimer Mühle in Bruchenbrücken aus. Seine Rauminstallationen "Spazio curvo" sind bis 30. März dienstags, donnerstags und sonntags von 10 bis 20 Uhr zugänglich.

ROSBACH. Die Kunstgalerie Rodheim (An der Mergel 16) eröffnet am Sonntag, 14. März, um 15 Uhr eine Verkaufsausstellung mit Aquarellen, Zeichnungen, Radierungen und Lithographien von Horst Janssen. Sie ist bis 18. April täglich außer montags von 15 bis 18.30 Uhr zu sehen.

Borkenkäfer haben vermutlich bald ein leichtes Spiel Die Schädlinge überwintern unter der Rinde / Nachwuchs schlüpft im Frühjahr / Waldschadensbericht liegt vor

FRANKFURT A. M. Die Nadeln der Fichte verfärben sich, am unteren Ende des Baumstammes sind Bohrlöcher zu entdecken. Das sind die untrüglichen Kennzeichen, an denen Fachleute die von Borkenkäfern befallenen Bäume erkennen. Buchdrucker heißen sie oder auch Kupferstecher. Es sind zwei von etwa 150 in Mitteleuropa beheimateten Arten des Borkenkäfers, die im vergangenen Jahr millionenfach den Frankfurter Stadtwald bevölkerten und sich über die Bäume hermachten. Ungewöhnlich milde Winter und trockene Sommer waren unter anderem für das sprunghafte Ansteigen der Schädlingszahlen verantwortlich.

Doch auch die derzeit kalte Witterung überleben die Käfer: Sie überwintern in den selbstgefressenen Hohlräumen unter der Rinde, wo sie vor der Kälte geschützt sind. "Die Population der Borkenkäfer bricht also keineswegs zusammen", berichtet Biologe Rainer Berg vom Frankfurter Forstamt. "Bis zu drei Brutgenerationen" bringen die verschiedenen Arten des Borkenkäfers in einem Jahr unter die Rinde, was zu einer explosionsartigen Vermehrung führen kann. Wenn aber in den Frühjahrsmonaten April und Mai der Nachwuchs schlüpft, kann das Wetter durchaus eine entscheidende Rolle spielen - der Schädlingsnachwuchs ist gegen Feuchtigkeit und Kälte kaum geschützt.

Neben der Witterung ist vor allem auch der Nahrungsvorrat für die Entwicklung des Schädlings-Nachwuchses entscheidend. Die Forstleute sind daher bemüht, sogenanntes "bruttaugliches Material" zu entrinden und zu verhindern, daß die Schädlinge in frischgeschlagenes Holz eindringen.

Wie aus dem aktuellen Waldschadensbericht hervorgeht, sind in Deutschland mittlerweile die Hälfte aller Bäume geschädigt. Im stark zerschnittenen und vielfältigen Umweltbelastungen ausgesetzten Stadtwald vielleicht sogar mehr, schätzt Berg. Das Ausmaß des Waldschadens scheint zwar seit einigen Jahren zu stagnieren, "aber die Altersstruktur des Waldes ändert sich maßgeblich", berichtet Rainer Berg: "Unsere Wälder werden sich verjüngen." Und gerade die jüngeren Bäume sind für Krankheiten anfällig, wenn auch heute die mehr als sechzig Jahre alten Bäume zunehmend betroffen seien. Da sei es schwer, die Eigenkräfte des Waldes zu stärken.

In Frankfurt geht man den Weg der "sauberen Waldwirtschaft", die chemische Keule ist schon lange verpönt. In Zukunft will das Forstamt bei Aufforstungen und Neupflanzungen vermehrt auf "standortgerechte" Bäume setzen, die gegen die Umweltbelastungen weitgehend unempfindlich sind und unter den örtlichen Gegebenheiten gedeihen können. "Eine Fichte, die in permanentem Trockenstreß steht, ist ein willkommenes Opfer für die hungrigen Käfer", erläutert der Forstmann.

Die Züchtung von Baumarten, die gegen den Borkenkäfer resistent sind, scheint allerdings kaum möglich. "Eigentlich ist der Borkenkäfer ein Sekundärschädling. Er befällt nur Bäume, die ohnehin krank sind", erläutert Rainer Berg. Der gesunde Baum erwehre sich der Plage recht wirksam durch Harzfluß. Nur bei massenhaftem Schädlingsbefall - wie im vergangenen Jahr - seien selbst die gesunden Bäume wehrlos. Berg: "Da aber die meisten Bäume bei uns nicht mehr gesund sind, haben die Borkenkäfer ein ziemlich leichtes Spiel". *mab

Freundschaft fürs Leben Sing- und Spielkreis Frankfurt ehrte seine Chormädchen

FRANKFURT A. M. Souverän wie eine Pressesprecherin erzählte Eva Corino von ihrem Engagement im Sing- und Spielkreis Frankfurt. Die Stimme der 20jährigen läßt etwas erahnen von jahrelanger Übung in Sprechtechnik. Gemeinsam mit acht anderen jungen Frauen wurde Eva dieser Tage für zehn Jahre Mitgliedschaft im Chor geehrt. Mit neun Jahren kam sie zum Sing- und Spielkreis - aber nicht etwa auf Betreiben ihrer Eltern. "Ein großes Mädchen aus meinem Haus hat mich mitgeschleift. Es war für mich imposant, mit so vielen älteren Mädchen zusammenzusein; einige wurden sogar zu Identifikationsfiguren." Eva erinnert sich gern an die gemeinsamen Auftritte und Fahrten. Viele Gastfamilien lernte sie auf den Chorreisen kennen.

Die Proben jeden Dienstag um 18 und jeden Samstag um 14 Uhr im Rathaus Nieder-Erlenbach kann Eva erst auf Nachfrage auflisten - denn seit 1991 studiert sie Germanistik, Philosophie und Romanistik in Tübingen und kann daher nicht mehr im Chor mitsingen. Aber den Kontakt hält sie heute noch. Schließlich hat sie "Freundschaften fürs Leben" mit zwei Mädchen geschlossen, die noch dabei sind. Und auch zu Chorleiter Heinz Marx, den sie "Vater Abraham der Chormädchen" nennt, kehrt sie gern zurück.

Da geriet Bewegung in die rund 250 Besucher im Bürgerhaus In den Schafgärten. Etwa 50 Mädchen und junge Frauen standen auf und strebten zur Bühne. "Music is my life" sangen sie; das war auch das Motto dieses Nachmittags. Während etwa 100 Mitglieder gemeldet sind, gehören 60 zum engeren Konzertchor.

In seiner 23jährigen Geschichte habe der Chor immer versucht, seine Mitglieder von der ersten Stunde an zu integrieren, betonte Chorsprecherin Claudia Spieker, als sie die Chormädchen und deren Familien begrüßte. Sie freut sich, daß die Acht- bis 25jährigen die Einzelübungen in Stimm- und Gehörbildung so gut annehmen. Der Förderkreis, den Dr. Gudrun Engel leitet, sei unentbehrlich, da es keine passiven Mitglieder im Sing- und Spielkreis gebe.

Ein Jugendchor wechsele ständig seine Mitglieder, bedauerte der 70jährige Chorleiter Heinz Marx. Da einige ältere Mitglieder ausgeschieden sind, arbeitet er verstärkt mit den 30 neuen Mädchen, die in rund einem halben Jahr zu einem eigenen Konzert fähig sein sollen. Als nächstes Ziel steht zu Ostern eine Reise des Chors nach Israel an.

Für zehn Jahre Mitgliedschaft ehrte Wilfried Roth, der Zweite Vorsitzende des Sängerkreises: Eva Corino, Annegret Fritz, Sandra Kötter, Silke Müller, Ricarda Lindner, Katja Riedel, Hilke Richardt, Imke Richardt und Uta Wagner. *hes

KAG kündigt für März ein Fachgespräch an

RIEDSTADT. Vor dem Hintergrund der rückläufigen Sonderabfallmengen in Hessen und dem Streit um die Sondermüllverbrennungsanlage in Biebesheim plant die Kommunale Arbeitsgemeinschaft (KAG) ein "Fachgespräch Sonderabfalltechnik". Bei der Tagung am Mittwoch, 31. März, sollen der Öffentlichkeit alle aktuellen für die Sonderabfallbehandlung geeigneten Techniken vorgestellt, kündigte KAG-Vorsitzender Wolfgang Stork an.

Ziel des Fachgesprächs sei es, deutlich zu machen, "daß es Zeit für eine technische Innovation in diesem Bereich ist", sagte Stork. Dies gelte sowohl für Alternativen zum technisch veralteten Drehrohrofen, als auch für Möglichkeiten, die Sondermüllverbrennung zu ersetzen. KAG-Vorsitzender Stork kritisiert in diesem Punkt "die eklatanten Versäumnisse der HIM in der Vergangenheit". Die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) ist Betreiberfirma der Sondermüllverbrennungsanlage in Biebesheim, die dort zu den zwei vorhandenen einen dritten Ofen errichten will. lis

Mitgliederzahl trotz Beitragserhöhung stabil

KREIS GROSS-GERAU. Nachdem 1992 die Mitgliedsbeiträge zur Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) um fast hundert Prozent angehoben wurden, sind im Kreisverband nach Auskunft seines Vorsitzenden Karl Weil (Mörfelden-Walldorf) nur einige Mitglieder ausgetreten, dafür seien neue hinzukommen. Der Kreisverband zähle weiterhin gut 200 Aktive.

Ihre Beiträgen bringen Geld für Projekte, mit denen die Waldschützer landesweit Nachahmer finden wollen. So ist neben anderen Kräften derzeit ein Zivildienstleistender damit beschäftigt, unter Anleitung von Revierförster Ingo Waltz sich um die Waldrandgestaltung und die Anlage von Obstbauminseln in der Feldgemarkung zu kümmern.

Weil will den Kreisvorsitz der Waldschützer abgeben. Die Nachfolger wird bei der Kreismitgliederversammlung im April entschieden. wal

Das Lesertelefon in der Stadtteil-Rundschau Heulen nachts um eins

OBERRAD. "Selbst der Frankfurter Flughafen läßt nur noch leise Flugzeuge landen - und das hört sich an wie ein startendes Flugzeug." FR-Leser Siegfried P. freut sich zwar über die Fürsorge der Stadtwerke, reinigt sie doch regelmäßig die Schienen der Straßenbahn vor seiner Haustür in der Offenbacher Landstraße. Nur die Zeit hält er für etwas unpassend. "Das letzte Mal hörte ich das Geräusch zwischen 0.38 und 0.58 Uhr. Man hört es anschwellen, da ist der Wagen noch bei St. Georgen, und wenn es wieder leise wird, fährt der Wagen schon am Buchrainplatz vorbei."

Bis vor einigen Monaten hatte Siegfried Poschmann sogar wöchentlich das nächtliche Vergnügen. Nachdem er sich bei den Stadtwerken beschwert hatte, wiederholte sich das Ärgernis nur noch einmal im Monat. Immer noch zu oft - nach eigenen Angaben hat Siegfried Poschmann "einen sehr guten Schlaf, aber bei diesem heulenden, pfeifenden Geräusch sitze ich aufrecht im Bett".

"Normalerweise werden die Schienenreinigungsfahrzeuge in zwei Schichten eingesetzt, von 6 bis 14 Uhr und von 14 bis 22 Uhr", teilt Dirk Hess von der Pressestelle der Stadtwerke der Stadtteil- Rundschau auf Anfrage mit. Weil aber im Winter Streumittel die Schienen erheblich stärker verschmutzen, sei eine dritte Schicht erforderlich, die tagsüber nicht mehr zu schaffen sei. Das Reinigungsgerät beschreibt Dirk Hess so: "Das ganze funktioniert wie ein riesiger Staubsauger. Das Fahrzeug kann sowohl auf der Straße fahren, als auch ,sich einschienen&rquote;." Der Kleintransporter ist rundum geschlossen und hat hinten zur Überwachung der Arbeiten eine Videokamera, die die Bilder an den Fahrer übermittelt. Wenn nicht regelmäßig gereinigt wird, kann das ernste Folgen haben: "Die Schienen verschmutzen, Weichen können mitunter nicht mehr gestellt werden. Dies kann im Extremfall zu Entgleisungen führen", sagt der Stadtwerke-Sprecher.

Außer der Schienenreinigungsmaschine sorgt auch eine Schotter-Reinigungsmaschine für die Sicherheit der Fahrgäste. Diese funktioniert nach dem gleichen Prinzip, ist jedoch größer. Da von Zeit zu Zeit eine "Gleisstopfmaschine" den Schotter auffüllen muß, um die Stabilität der Gleisanlagen zu erhalten, muß der Dreck vom Schotter entfernt werden, um schadhafte Stellen erkennen zu können.

Der Lärm, den diese Maschinen machen, ist der Preis für die Sicherheit der Fahrgäste. "Wir können den Lärm leider nicht ganz verhindern, das ist technisch nicht machbar", sagt Dirk Hess. ova

Herbert Fritz Stille Nacht, Kiwi lacht Auf der Südinsel Neuseelands können Naturliebhaber Glanzpunkte sammeln

Der Erfolg einer Tierbeobachtung in freier Wildbahn wird nicht zwangsläufig dadurch beschleunigt, daß die ausgewählte Spezies eine der größten ist. Pottwale zum Beispiel entziehen sich - zumal vier Fünftel ihres Lebens weggetaucht - bisweilen auch in ihrer angestammten Heimat beharrlich dem Besucherblick.

Am Vorabend hatte sich ein Rudel Orcas (Killerwale) in der Bucht herumgetrieben und die dunklen Riesen mit der hohen Stirn verscheucht. Jetzt graben sich auf der von Craig zunehmend tiefere Falten ein: Seit einer Stunde kämpft sich das kleine Schnellboot durch immer höhere Wellen, hält Craig, der Skipper, alle paar Meilen das Unterwassermikrofon ins Meer.

Doch kein "klick, klick", das einen Pottwal annonciert. "Wir müssen einfach weiter raus", sagt Craig, auch wenn sich die ersten Gesichter bereits ungesund verfärben. 50 in Schwimmwesten verpackte Passagiere haben für den Wal bezahlt.

Ein Traumtag wäre es, drückte der Seegang nicht den Kloß im Hals nach oben. Von keinem Wölkchen aufgehalten, strahlt die Sonne förmlich spürbar durchs Ozonloch auf die küstennahen Schneegipfel der Kaikoura-Berge. Baßtölpel sicheln in der klaren Luft. Delphine springen Sinuskurven in den Wellenkämmen. Nur Familie Pottwal befindet sich offenbar auf einer ausgedehnten Exkursion. Das Flugzeug schließlich muß es bringen. "Wal, da bläst er!", funkt der Pilot einer herumschwirrenden Cessna frei nach Moby Dick. Inzwischen klickt es auch bei Craig und den ersten Fotoapparaten: In beträchtlicher Entfernung steigt Backbord alle zehn Sekunden eine Fontäne aus der Gischt.

Bis auf 50 Meter darf das Bötchen an den prustenden Koloß heran. So füllt er brav das Sucherbild durchs Teleobjektiv. Eine knappe Viertelstunde lang pumpt sich das 15-Meter-Tier Luft in die Lungen für den darauffolgenden Tauchgang. Dann hebt sich zwischen zwei Lidschlägen die Schwanzflosse wie das Heck einer Boeing aus dem Wasser und verschwindet bis zum nächsten Showtermin. Begleitet von einem handzahmen Flaschennasen-Delphin starten die schnittigen Schiffe zweier Whale-Watch-Veranstalter im Dreistundentakt von Kaikouras ehemaliger Walfangstation. Maoris vom Stamm der Ngai Tahu besitzen das Monopol auf dieses einträgliche Geschäft, dessen Umfang der Naturschutz limitiert. Die Ureinwohner - etwa zehn Prozent der dreieinhalb Millionen Neuseeländer - sind vielfach in Sachen Wildlife, nicht immer zu dessen Nutzen freilich, engagiert.

Das Schauspiel ist einmalig in Neuseeland und mithin ständig ausgebucht. An keiner Stelle der Doppelinsel kommen Wale so nahe an die Küste wie hier. Vor allem im Winter (Juli und August) ist in dem steil auf 1600 Meter abfallenden Kaikoura-Graben der Tisch für die Meeressäuger gut gedeckt. Etwa 80 Pott-, Grau- und Finnwale halten sich überwiegend in dieser Gegend auf, dazu Herden von Delphinen und Robben, mit denen man sich unter Anleitung im Wasser tummeln kann. "Da schwimmst du manchmal zwischen Hunderten von Delphinen, die um dich herumspringen", erzählt Murray Davidson, der solche Touren organisiert. Nicht selten habe man schon bis zu tausend in der Bucht gezählt.

Auf einem Fundament aus Wal-Knochen steht das älteste Haus Kaikouras, das ein Harpunier vor 150 Jahren baute. Den einstmals reichen Bestand der sanften Säuger haben er und seine Kollegen nach Kräften dezimiert. Im Dezember 1964 stach das letzte Walfangboot in See. Seitdem döst das 2000-Seelen-Städtchen mit den Schneebergen im Rücken und kilometerlangen Stränden vor der Haustür und träumt von neuem Reichtum durch das Meergetier.

Kaikoura verströmt ein Seditativ. Ein paar Freaks dealen mit der Droge Müßiggang. Zum Panorama-Seeblick auf der Terrasse des Bahnhofscafés wird ein suchtauslösendes Eis namens Hokey Pokey mit Karamelkügelchen serviert. Welche Bahnhofstoilette auf dem Erdenrund schmeichelt der Nase mit einem Schälchen voll getrockneter Rosenblätter? Und auf welchem Bahnsteig klingen aus den Lautsprechern Dire Straits?

Zweimal am Tag bringt der Coastal Pacific Express Leben in die Bude. Dann rücken die Wal-Beobachter aus Norden und Süden an, ziehen die Backpacker weiter auf ihrem Round-New-Zealand- Trip. Entlang einsamer Strände, aufschießender Bergflanken und sanfter Hügel, auf denen das Lamm neben dem Rehkitz äst, trägt der Coastal Pacific seine Fahrgäste auf Schaffell-Sitzen durch eine Eisenbahnlandschaft aus dem Märklin-Katalog. Das Beste an diesem Zug aber ist eine offene Plattform vor dem Gepäckwagen, auf der die schwarze Mähne einer jungen Maori im Fahrtwind weht. Dora begrüßt juchzend ihre Heimat: die am Bahndamm spielenden Kinder und mähenden Bauern, die Flüsse und Eukalyptuswälder. "Jetzt müßte man gleich die Alpen sehen!" Anderthalb Jahre hat sie auf der Nordinsel im sterilen Auckland Büro-Maus gespielt. Nun geht&rquote;s nach Hause ins lebensfrohe Christchurch. Die aufgedrehte Dora schreit es jedem ins Ohr, der den dröhnenden Logenplatz mit ihr und ein paar Rauchern teilt.

Dem puritanischen Neuseeland setzt Christchurch eine spürbare Leichtigkeit entgegen. Schmusende Pärchen durchdringen das Stadtbild in Stocherkähnen. Mit 36 Zapfhähnen stieß die Bar "Lochinvar" bis ins Guinness-Buch der Rekorde vor. Doch ausschweifende Geselligkeit und brodelnde Urbanität sind des Neuseeländers Stärke nicht. Nach elf Uhr abends läuft auch in Christchurch meist nichts mehr als der Fernseher, übt sich in einer der zahlreichen Backpacker-Herbergen vielleicht noch ein internationaler Spätschoppen in Weltphilosophie.

"Outdoors" bewegt man sich in Wanderstiefeln und nicht in Pumps oder dem Straßenschuh. Wer als Tourist nach Down-under kommt, tut dies wegen der Natur. Und ist ihm der Versuch gelungen, aus den gänzlich unbeschilderten Agglomerationen properer Einfamilienhäuschen und akkurater Vorgärten herauszufinden, wird der Reisende vor allem auf der Südinsel mit einigen der atemberaubendsten Panoramen dieser Erde beglückt. Von den Badebuchten des Abel Tasman Parks bis zu den Urwäldern des menschenleeren Fjordlands vereinigt die dünnbesiedelte Südhälfte eine Landschaftsvielfalt, die auf solch engem Raum das Beispiel sucht. Auf nahezu voller Länge, gut 3000 Meter hoch und von Gletschern beleckt, fällt eine zurecht "Alpen" genannte Bergkette steil nach Westen ab ins Meer. Zwischen ewigem Eis und Palmenküste blättert die Insel beidseitig ein Lehrbuch der exotischen Botanik auf: Drei Viertel aller Pflanzen wachsen ausschließlich hier.

Von Christchurch aus führt auch ein Schienenstrang zum wilden Westen. Mount Cook aber, der dicke König der Berge (3764 Meter), ist nur per Straße (oder Fluggerät) zu erreichen. Wahrlich eine der Traumstraßen der Welt. Ganze Felder zartrosa bis tiefviolett blühender Lupinen säumen derzeit die Hochstraße zu den Gletscherseen. Kaum mehr von natürlicher Herkunft scheint deren stechend hellblaue Farbe vor der weißen Gipfelkette, über der eine Wolkenwand wie Nebel von Trockeneis zerfließt; unwirklich wie das Altarbild der abgeschiedenen "Kirche zum guten Schafhirten" am Tekapo-See: Dreiflügelig ist dort die Postkartenszenerie hinter den Opfertisch projiziert. Einen verwirrend langen Moment braucht der ins Halbdunkel Getretene, bis er erkennt, daß er durch ein geschickt geteiltes Fenster blickt.

Momente des Verharrens. Auch im vielbesuchten Milford-Sound. Ein nagelneues Bus- und Schiffsterminal kanalisiert klotzig den Ausflugstrubel in Neuseelands vermeintlich malerischstem Fjord. Am Abend aber sind alle Busse weg, kehrt Stille ein in der engen Talflucht, die jedes Geräusch verstärkt. Ein halbes Jahr erst versieht die "Milford Wanderer" ihren Dienst, Kopie eines der alten Küstenhandelsschiffe, das wie seine Vorgänger am Ende eines bewegten Tages zwischen den fast lotrechten Wänden ankert. Statt Bauholz und Gemüse hat es 70 Übernachtungsgäste in seinem dicken Bauch. Wenn sich der Mond auf die Spitze des 1700 Meter hohen "Bischofshutes" setzt und Kapitän Jackman stoisch wie John Franklin seine letzte Runde dreht, gehen die Seelöwen auf Erkundungstour. Als nähme die Besatzung eben mal ein Bad, umkreisen sie den Schiffsrumpf. Allein ihr Prusten ist zu hören und das ferne Rauschen eines Wasserfalls.

Momente der Besinnung. In bleibender Erinnerung durch 50 Stiche der allseits präsenten, winzigen Sandfliegen, die dokumentieren, daß es mit der Freundschaft zwischen Mensch und Tier auch im friedlichen Neuseeland nicht immer zum besten steht; tags darauf vergessen in den Höhlen am Te Anau-See, die ein anderes Insekt in eine Märchenwelt verwandelt: Durch eine knapp meterhohe Öffnung dem Geburtskanal eines strudelnden Flusses folgend, gelangt der Eindringling beklommen ins Reich der "arachnocampa luminosa", des neuseeländischen Glühwürmchens. Sicher geleitet und in kleinen Booten lautlos gezogen, erreicht er am Ende in orientierungsloser Dunkelheit eine Grotte, von deren unsichtbarer Kuppel ein Sternenhimmel zehntausender, bläulicher Lichtpünktchen flimmert. Zaubrisches Neuseeland. Bitte noch einmal mit Walkman und Tangerine Dream im Ohr!

Die außergewöhnliche Fauna des Landes setzt eigene Akzente im Reiseprogramm. In Dunedin kommen alle zwei Jahre abwechselnd 15 Königsalbatros- Paare nach 300 000 Flugkilometern (!) zum Kinderkriegen an Land. Oberhalb eines erstklassig ausgestatteten Informa- (Fortsetzung auf Seite II)

Sie vertreten die Frankfurter in der künftigen Stadtverordnetenversammlung

Die nachstehend aufgeführten 93 Frauane und Männer sind gestern in den Römer gewählt worden. Einige von ihnen, wie Oberbürgermeister Andreas von Schoeler oder Schuldezernentin Jutta Ebeling, die bei SPD und den Grünen die Kandidatenliste anführten, werden ihre Mandate nicht ausüben. Andere gewählte Politiker werden in den ehrenamtlichen Magistrat einrücken. Die so freiwerdenden Plätze in den Fraktionen werden die jeweiligen Nachrücker von den Kandidatenlisten einnehmen. SPD 1. von Schoeler, Andreas, Oberbürgermeister, geb. 1948 in Bad Homburg

2. Busch, Hans, Pensionär, geb. 1930 in Frankfurt am Main

3. Hochgrebe, Ute, Hausfrau, geb. 1931 in Berlin

4. Peterson, Isa, kaufmännische Angestellte, geb. 1935 in Riga

5. Dürr, Günter, Jurist, geb. 1941 in Bad Dürkheim

6. Sturmfels, Klaus, Rechtsanwalt und Notar, geb. 1943 in Mannheim

7. Pölt, Elisabeth, Rentnerin, geb. 1931 in Frankfurt am Main

8. Bürger, Hans-Dieter, Verwaltungsbeamter, geb. 1940 in Frankfurt am Main

9. Dr. Wolter-Brandecker, Renate, Dipl.- Pädagogin, geb. 1949 in Wiesbaden

10. Weber, Arnold, Chemie- und Textillaborant, geb. 1940 in Bad Orb

11. Berkemeier, Karl-Heinz, Journalist, geb. 1934 in Oerlinghausen

12. Trautwein, Ursula, Hausfrau, geb. 1932 in Mangalore

13. Pusch, Karl, Angestellter, geb. 1938 in Oestrich-Winkel

14. Sautner, Elke, Hausfrau, geb. 1956 in Frankfurt am Main

15. Frey, Franz, Geschäftsführer, geb. 1948 in Obernburg

16. Lietz, Heinz, Referent, geb. 1937 in Bremen

17. Holler-Röder, Inge, Rektorin, geb. 1941 in Mainz

18. Baumgärtner, Rudi, Postbeamter, geb. 1936 in Frankfurt am Main

19. Lauer-Seidelmann, Irmgard, Großhandelskauffrau, geb. 1932 in Frankfurt am Main

20. Feldmann, Peter Manuel, Dipl.-Politologe, geb. 1958 in Helmstedt

21. Raabe, Christian, Rechtsanwalt und Notar, geb. 1934 in Magdeburg

22. Klug, Marion, kfm. Angestellte, geb. in Frankfurt am Main

23. Schelbert, Gerhard, Elektrotechniker, geb. 1936 in Frankfurt am Main

24. Kraus, Elisabeth, Hausfrau, geb. 1931 in Frankfurt am Main

25. Birzer, Lothar, Schriftsetzer, geb. 1957 in Oberhausen

26. Reinschmidt, Gerd, Richter am OLG, geb. 1935 in Kelsterbach

27. Heymann, Barbara, Verwaltungsangestellte, geb. 1949 in Frankfurt am Main

28. Wagner, Gert, Dozent, geb. 1948 in Frankfurt am Main

29. Helmke, Sibylle, Auszubildende, geb. 1959 in Fulda

30. Weidner, Axel, Chemielaborant, geb. 1953 in Flörsheim

31. Brütting, Kurt, Erwachsenenbildner, geb. 1944 in Teublitz

32. Kassold-Mouldon, Susanne, Diplom-Rechtspflegerin, geb. 1962 in Frankfurt am Main

33. Paris, Michael, Geschäftsführer, geb. 1955 in Frankfurt am Main

CDU 1. Roth, Petra, Landtagsabgeordnete, geb. 1944 in Bremen

2. Hemzal, Horst, leitender Angestellter, geb. 1939 in Brünn

3. Dr. Hellwig, Hans-Jürgen, Rechtsanwalt und Notar, geb. 1940 in Saarbrükken 4. Zizka, Walburga, Verwaltungsangestellte, geb. 1933 in Holzhausen

5. Labonté, Paul, Diplom-Verwaltungswirt, geb. 1923 in Limburg

6. Mönch, Dieter, Organisator, geb. 1938 in Ravensburg

7. Meulenbergh, Karin, Dolmetscherin, geb. 1936 in Halle

8. Rätzke, Thomas, selbständiger Buchbindermeister, geb. 1950 in Gießen

9. Westphal, Constantin, Rechtsreferendar, geb. 1964 in Frankfurt am Main

10. Prinzessin von Hannover, Alexandra, Hausfrau, geb. 1937 in Frankfurt am Main

11. Mihm, Bernhard, Stadtrat, geb. 1936 in Frankfurt am Main

12. Bührmann, Karlheinz, Bundesbahnbeamter, geb. 1940 in Gau-Algesheim

13. Osterburg, Gudrun, Hausfrau, geb. 1945 in Ponitz

14. Schwarz, Edwin, Oberstudienrat, geb. 1948 in Frankfurt am Main

15. Dr. Stammler, Wolfgang, Vorsitzender Richter, geb. 1937 in Berlin

16. Haindl-Thelinius, Elisabeth, Rechtsanwältin, geb. 1953 in München

17. Reischmann, Helmut, Realschullehrer, geb. 1938 in Frankfurt am Main

18. Friedrich, Manfred, techn. Beamter, geb. 1944 in Neutitschein

19. Fedel, Sieglinde, Rentnerin, geb. 1924 in Königsberg

20. Pfaff, Günter, Rentner, geb. 1927 in Mannheim

21. Gerhardt, Martin, Außenhandelskaufmann, geb. 1946 in Frankfurt am Main

22. Riechemeier, Gerd, Industriekaufmann, geb. 1936 in Bergen-Enkheim

23. Schneider-Siegler, Barbara, Angestellte, geb. 1958 in Frankfurt am Main

24. Weißenseel, Günter, Kaufmann, geb. 1936 in Frankfurt am Main

25. Schneeweis, Karl Leo, Oberstudienrat, geb. 1940 in Frankfurt am Main

26. Heuser, Helmut, Angestellter, geb. 1947 in Frankfurt am Main

27. Krauße, Hilde, Betriebswirtin, geb. 1946 in Landau

28. Ley, Gerhard, Referent, geb. 1932 in Frankfurt am Main

29. Fella, Michael, Student, geb. 1963 in Frankfurt am Main

30. Kasper, Herbert, Rektor, geb. 1943 in Teplitz-Schönau

31. Gauls, Ursula, Hausfrau, geb. 1936 in Koblenz

32. Zöttlein, Oswald, Rentner, geb. 1934 in Vorbach

33. Keitel, Ulrich, Geschäftsführer, geb. 1929 in Kassel

34. Vowinckel, Klaus, Rechtsanwalt und Notar, geb. 1939 in Hannover

35. Dr. Magen, Albrecht, Geschäftsführer, geb. 1929 in Breslau

wickler, geb. 1966 in Frankfurt am Main DIE GRÜNEN 1. Ebeling, Jutta, Stadträtin, geb. 1946 in Streitberg

2. Koenigs-Walch, Thomas, Stadtrat, geb. 1944 in Damm

3. Schmiedhofer, Martina, Regierungsoberrätin, geb. 1956 in Berlin

4. Sikorski, Lutz, Angestellter, geb. 1950 in Nürnberg

5. Dr. Anders, Ann, Verlagslektorin, geb. 1947 in London

6. Baier, Ulrich, Lehrbeauftragter, geb. 1940 in Stuttgart

7. Langen, Marianne, Rentnerin, geb. 1917 in Sürth

8. Brumlik, Micha, Professor, geb. 1947 in Davos

9. Becker-Heymann, Monika, Rechtsanwältin, geb. 1953 in Dorn-Assenheim

10. Bocklet, Marcus, Diplom-Sozialarbeiter, geb. 1964 in Frankfurt am Main

11. Gimbel, Angelika, Studentin, geb. 1963 in Frankfurt am Main

12. Hennemann, Albrecht, Dipl.-Ingenieur, geb. 1944 in Schlangenbad

13. Oswald, Rosemarie, Diplom-Biologin, geb. 1956 in Limburg

14. Majer, Stefan, Projektleiter, geb. 1958 in Tübingen

15. Guder, Karin, Diplom-Pädagogin, geb. 1953 in Bad Freienwalde Republikaner 1. Frank, Heinrich, Versicherungskaufmann, geb. 1943 in Mannheim

2. Jencek, Heinrich, Diplom-Volkswirt, geb. 1933 in Görkau

3. Sauer, Klaus, Kaufmann, geb. 1940 in Frankfurt am Main

4. Waldhelm, Brunhilde, Kauffrau, geb. 1935 in Kemel

5. Schlicher, Christoph, Student, geb. 1962 in Frankfurt am Main

6. Juelich, Olaf, kaufmännischer Angestellter, geb. 1952 in Frankfurt am Main

7. Schütz, Rudolf, Techniker, geb. 1953 in Frankfurt am Main

8. Lämmer, Heinz, Juwelier, geb. 1921 in Frankfurt am Main

9. Frank, Heidrun, Hausfrau, geb. 1944 in Arnstdorf

10. Sauer, Renate, Hausfrau, geb. 1943 in Frankfurt am Main

Angestellte, geb. 1961 in Frankfurt/ Main

Ein Brief aus Hannover

hiermit gestehe ich geradeheraus, was mir VW, BMW, Opel, Ford, Daimler & Co schwer verübeln werden: Seit vier Jahren habe ich nicht mehr am Steuer eines Autos gesessen. Ein heikles Thema. Vielleicht mache ich doch besser einen Umweg, bevor ich darauf zurückkomme. Ich lege also ein zweites Geständnis ab: Ohne Rücksicht auf Reemtsma und die gesamte Tabakbranche habe ich schon seit mehr als zehn Jahren nicht mehr geraucht. Als ich damit aufhörte, nahm ich mir vor, kein missionarischer Nichtraucher zu werden. Diese Sorte Mitmenschen war mir oft genug auf den Nerv gegangen. Nur wenn mich dann und wann jemand fragt, wie ich es geschafft hätte, vom Nikotin wegzukommen, antworte ich wahrheitsgemäß: einfach, indem ich von einem Novemberfreitag an nicht mehr rauchte.

Niemals auch werde ich versuchen, diejenigen zu missionieren, die per Motor noch viel mehr Qualm in die Umwelt paffen als per Zigarette. Aber wenn jemand entdeckt, daß ich nicht mehr Auto fahre, folgt bisweilen - nicht in jedem Fall, denn manche möchten es unter keinen Umständen erfahren - die Frage, wie ich das denn bewerkstellige: Journalist ohne Auto.

Liebe Leute, wenn Ihr es wissen wollt, werde ich es Euch gleich verraten. Wenn Ihr es nicht wissen wollt, lest bitte einfach nicht weiter.

Euch anderen aber enthülle ich nunmehr mein Geheimnis: Ohne Ohne Auto lebt es sich leichter, angenehmer eigenes Auto wird das Leben nicht schwieriger, sondern leichter, angenehmer. Auch der Beruf.

Zum Leineschloß, dem Hause des niedersächsischen Landtags, fahre ich drei Stationen mit der U-Bahn. In sechs Minuten bin ich da. Oder, wenn mir gerade eine Bahn vor der Nase weggefahren ist, in zehn Minuten. Einst, mit dem Auto, brauchte ich doppelt so lange, manchmal mit der Parkplatzsuche noch viel länger. Auch mit dem Fahrrad bin ich nicht später im Landtag als ich es mit dem Auto wäre; das hannoversche Radwegenetz ist gut ausgebaut. Zu Fuß brauche ich nicht mehr als 25 Minuten. Ein angenehmer, erfrischender Spaziergang.

Von Hannover nach Göttingen fährt der ICE 33 Minuten. Über die Autobahn sind es allemal anderthalb Stunden. Auf anderen Strecken, vor allem wenn ich umsteigen muß, komme ich vielleicht nicht immer so schnell ans Ziel wie die Autofahrer. Trotzdem verliere ich weniger Zeit als sie. Ich kann im Zug lesen, schreiben, schlummern, sorglos seitlich hinausschauen oder, was ich besonders gern tue, mit wildfremden Mitreisenden Gespräche anfangen. Die Autofahrer dagegen dürfen gar nichts anderes tun als Auto fahren. Verlorene Zeit.

Manchmal werde ich von Kollegen gefragt, ob ich bei ihnen im Auto mitfahren mag. Meistens sage ich ja. Eine andere Antwort auf ihre Freundlichkeit würde unfreundlich wirken. Immerhin können wir uns unterwegs miteinander unterhalten. Und die Umweltverschmutzung reduziert sich, wenn zwei Menschen im Wagen sitzen, im Verhältnis zur Transportleistung auf 50 Prozent.

Nein, ich bin kein Autohasser - trotz des Lärms und Gestanks, trotz der zubetonierten Landschaft und der Abertausenden Unfallopfer, trotz der giftigen Schwermetalle und des Kohlendioxids und des Treibhauseffekts. Ich bin vielmehr ein Freund der Taxis. Wenn ich in Hannover schnell ein Ziel ereichen muß, wohin ich zu Fuß oder mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln wirklich länger unterwegs wäre, oder wenn ich im weiten Niedersachsen an irgendeinem Bahnhof keinen Busanschluß finde, ist das Taxi ein nützliches Vehikel. Wegen der Kosten habe ich keine Skrupel. Die monatlichen Fahrkosten- Abrechnungen für den Verlag der FR sind längst nicht so hoch wie früher, als ich noch ein eigenes Auto benutzte.

Wenn es bloß nach dem Nutzen ginge, wären nach meiner Schätzung 19 von 20 Autos überflüssig. Aber ich weiß: Das Auto hat emotionale Werte, die sich dem Nützlichkeitsdenken entziehen. An tiefere Gefühle appelliert zum Beispiel das seit kurzem an vielen Wänden klebende Plakat, das mit der Aufforderung, wir sollten unsere Nachbarn schockieren, für ein neues Straßenungeheuer wirbt. Ich fühle mich nicht angesprochen, weil ich nicht das Bedürfnis habe, meine Nachbarn zu schockieren; wir pflegen freundschaftliche Beziehungen zueinander. Da bei diesem heiklen Thema so leicht Mißverständnisse entstehen, muß ich zum Schluß noch etwas erwähnen: Die hiesige Landesregierung, obwohl rot-grün, vertritt eine andere Position. Sie ist daran interessiert, daß die Produktion des VW-Konzerns wächst. Und dem Daimler-Konzern hat sie sogar ein großes Moorgelände zur Verfügung gestellt, damit er dort eine Teststrecke für neue, stärkere, schnellere Autos anlegen kann. Mit dieser Politik habe ich nichts zu tun. Was ich Euch geschrieben habe, sind nur die persönlichen, unmaßgeblichen Erfahrungen Eures

ECKART SPOO

Jugendpflege bietet Freizeiten und Städtetrips

MÖRFELDEN-WALLDORF. Segeln auf dem Ijsselmeer, Sommerfreizeiten in der Ardèche oder der Auvergne, ein Trip nach Paris oder Skifahren in Sankt Jakob / Osttirol - das sind die Angebote, die die städtische Jugendpflege in diesem Jahr unterbreitet. Das komplette Programm wird derzeit in Schulen und Jugendzentren verteilt.

In etwas verändertem Gewand kommen die Ferienspiele daher, die den Höhepunkt der ganzjährigen Arbeit in den beiden städtischen Jugendzentren bilden. Vom 26. Juli bis 6. August werden sich wieder Jungen und Mädchen in Mörfelden und Walldorf einfinden, um gemeinsam zu werkeln, zu basteln und zu spielen. Der Ferienspaß kostet 100 Mark, Geschwister zahlen 70 Mark. In beiden Stadtteilen sollen jeweils 96 Kinder bis zur dritten Klasse mitmachen können.

Die Viertkläßler, bisher in die Ferienspielaktion eingebunden, machen sich in diesem Jahr erstmals selbständig. Für sie wird vom 25. bis 31. Juli eine eigene Zeltfreizeit im Wildpark angeboten. Der Camping-Ausflug, mit dem schon im vergangenen Jahr versucht wurde, die Bedürfnisse der "Großen" stärker zu berücksichtigen, kostet pro Nase 100 Mark. wal

KULTURSPIEGEL 25

Heute in die Galerie: Daniel Gallmann

"Alle Bilder sind gemalt", sagt der Schweizer Daniel Gallmann, der an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte und nun bei Gottfried Hafemann in Wiesbaden seine erste Ausstellung in einer deutschen Galerie bestreitet. Was tun, wenn man Maler sein und also angesichts dieser Tatsache nicht kapitulieren möchte? Die Antwort ist banal: weitermalen.

Gallmann sucht nicht einmal neue Sujets oder wenigstens solche, die die Kunstgeschichte noch nicht zigfach gedreht und gewendet hat. Im Gegenteil, der Künstler widmet sich neben der Landschaftsdarstellung einem der ältesten Themen der Malerei: der Madonna mit Kind.

Kontemplation steht für Gallmann im Vordergrund seiner Tätigkeit. Das Heiligenbild begreift er nicht unter didaktischem Gesichtspunkt, sondern primär unter beschaulichem. Die Figuren von Mutter und Kind lösen sich beim Betrachten nur langsam aus dem vielfarbigen marmorierten Gefüge aus Farbflächen, das Gallmann zunächst auf Hartfaserplatten anlegt und dann mit Tüchern betupft, um den Verismus zu mildern. Die Patina, die er auf diese Weise erzielt, ist der Stoff des eigentlichen Seherlebnisses. In Vierer- und Sechserblocks und in noch größeren Einheiten faßt Gallmann am Ende die immergleichen Motive zu Bildsequenzen zusammen. Gewiß kein neues Verfahren, aber eines, das noch immer Wirkung zeigt. Stichwort: Multivision. (Hafemann, Oranienstraße 48, bis 20. März.) bab

Fahrschulen locken die Kunden mit attraktiven Angeboten, doch der Führerschein bleibt ein teures Vergnügen Rechnung ohne die Gebühren gemacht Wer am falschen Ende spart, legt manchmal sogar drauf Von Britta Egetemeier MAIN-TAUNUS-KREIS. Für die Fahrschulen im Main-Taunus-Kreis sind die fetten Jahre vorbei: Weil die Geburtenrate sinkt, melden sich immer weniger junge Erwachsene zur Führerscheinprüfung an. Die Unternehmen spüren zunehmend den Konkurrenzdruck. Attraktive Preise für Lehrstunden sollen die Anfänger nun in die Schulen holen. Doch wer weniger Geld für die Fahrstunde zahlt, kommt am Ende nicht unbedingt günstiger davon. Um 11.10 Uhr steigt Carmen Schütte in den VW Golf. Sie hat noch eine Woche Zeit bis zur Prüfung. Die junge Frau stellt den Sitz und die Spiegel ein, dann schnallt sie sich an. "Heute gilt's, kannst den Test machen, wie gut du bist", sagt Uli, ihr Fahrlehrer. Carmen wird von Hofheim nach Wallau fahren und die Feuerprobe bestehen müssen, "denn das ist eine der schwierigsten Strecken, die es zur Zeit gibt", erklärt Uli. Vor drei Monaten hat Carmen ihren zweiten Anlauf genommen. Beim ersten Mal war ihr das Geld ausgegangen.

Für junge Leute ist es keine billige Angelegenheit, den rosa Schein zu bekommen. Im Durchschnitt kosten die normalen Fahrstunden 47 Mark im Kreis, die zehn Autobahn-, Überland- und Nachtfahrstunden insgesamt 750 Mark. Hinzu kommen die Grundgebühr, die im Mittel bei 420 Mark liegt, und die Prüfungsgebühr der Fahrschulen von etwa 210 Mark. Die Technische Überwachung Hessen verlangt für die Prüfung 126,50 Mark. Außerdem schlagen Lehrbücher und Gebühren bei der Führerscheinstelle des Kreises zu Buche: Macht insgesamt knapp 2 500 Mark bei 35 Fahrstunden, was laut Ulrich Marx, Inhaber einer Hofheimer Fahrschule, realistisch ist. Jede Fahrstunde mehr treibt den Preis hoch, jede nichtbestandene Prüfung erst recht.

"Die Preise sind im Keller, aber eine nochmalige Erhöhung würden die Kunden nicht mitmachen", sagt Marx. Erst im Januar haben die meisten Fahrschulen im Rahmen der Mehrwertssteuererhöhung den Tarif angehoben. Lothar Toepper, der für den Hessischen Fahrlehrerverband die rund 100 Fahrschulen im Kreis koordiniert, kommt zum gleichen Ergebnis: "Unsere Gewinnspanne ist so klein, daß man nicht mal von ,normal&rquote; reden kann." Wenn Fahrschulen in Frankfurt im Durchschnitt eine Stunde zum Preis von 40 Mark anböten, dann liege das nicht daran, daß sie sich niedrigere Preise leisten könnten, sondern daran, daß der Konkurrenzdruck so stark sei. "Die holen sich ihr Geld irgendwie anders", meint Toepper. Marx und Toepper sagen, daß es üblich sei, über höhere Grundgebühren geringere Stundenpreise abzufangen. Viele Fahrschulen arbeiten zudem mit Aushilfsfahrlehrern, die weniger Lohn bekommen. Wenn der Schüler aber häufig seinen Lehrer wechseln muß, bedeutet das für ihn mehr Stunden und für die Fahrschule mehr Geld.

"Oft waren die Fahrlehrer auch seit Jahren auf keiner Fortbildung mehr", sagt Toepper. Dadurch spare die Fahrschule Geld, könne ihren Kunden aber nicht die gleiche Qualität bieten. Und als Folge einer schlechteren Ausbildung sind auch die Durchfallquoten höher. Dafür kann aber der Prüfer nichts. An einer nichtbestandenen Prüfung verdient die Fahrschule noch einmal: Der Schüler muß ungefähr fünf Stunden mehr nehmen und wieder die Prüfungsgebühren bezahlen. Toepper drückt das so aus: "Manche Fahrschulen sind auf den ersten Blick teurer, ersparen ihren Schülern aber die Folgekosten."

Die Fahrschulen verschafften sich so einen besseren Ruf. Es gebe Firmen, die angelten sich mit günstigen Angeboten ihre Kunden, hätten aber später nie mehr etwas von dem Schüler, sagt Marx. "Denn nur, wenn er zufrieden war, wird er seine Geschwister und Freunde zum selben Unternehmen schicken."

Trennung von Schwanheim Beirat fordert eigene Zahlen für Goldstein

GOLDSTEIN. Der Ortsbeirat 6 hat in seiner letzten Sitzung vor der Kommunalwahl am 7. März des Jahres einen Magistratsbericht zur Frage "Ist Goldstein Stadtteil oder nicht?" abgelehnt. In dem Bericht hatte der Magistrat die Anregung des Beirates, Goldstein als eigenständigen Stadtteil zu führen, mit der Begründung zurückgewiesen, daß es die offizielle Bezeichnung Stadtteil nicht gibt (die FR berichtete).

Die Ortsbeiräte lehnten den Magistratsbericht nun ihrerseits einstimmig ab und verabschiedeten zusätzlich eine Protokollnotiz der SPD-Fraktion. In der Erklärung weisen die Sozialdemokraten darauf hin, daß Goldstein bei statistischen Erhebungen nicht von Schwanheim getrennt werde. "Wir wollen keine unnötigen Verwaltungskosten entstehen lassen", erklärte der SPD-Fraktionsvorsitzende Norbert Wildhirt, "für exakte Planungen beispielsweise in der Schul- und Kindergartenpolitik müssen aber getrennte Zahlen für Goldstein und Schwanheim vorhanden sein". hen

Luxus der Freiheit Tänzerinnen des Frankfurter Balletts (3): Christine Bürkle

Sie wollte keine typische Ballerina sein, sagt sie, so, wie man sich eine Ballerina vorstellt, "ein bißchen abgehoben", eine "elitäre Figur". Dabei hätte Christine Bürkle, die in Stuttgart auf der John- Cranko-Schule ausgebildet wurde, Vorbildern wie Marcia Haydée und Birgit Keil nacheifern können, Vorbildern, zu denen sie aufblickte, die sie als junge Tänzerin "überwältigend" fand. Und sie hätte sich wohl, äußerlich zumindest, gut in diese Primaballerinen-Tradition eingefügt: Große, ausdrucksvolle Augen in einem zarten Gesicht, in das Anstrengung und Anspannung feine Linien gegraben haben, ein zierlicher, superschlanker Körper, der diesen Eindruck des Ätherischen, fast Geschlechtslosen, vermitteln kann, den das klassische Ballett so liebt - in Form von Sylphiden, Schwänen oder der so wunderbar sterbenden Kameliendame. Doch fängt Christine Bürkle dann an zu lachen, ein herzliches, freies Lachen, wirkt sie plötzlich gar nicht mehr ätherisch oder elfenhaft.

Nach Abschluß der Cranko-Schule ist Christine Bürkle zunächst den für eine Tänzerin mit ihrer Ausbildung "normalen" Weg gegangen, ist Mitglied der Stuttgarter Kompagnie geworden, tanzte dort sechs Jahre lang, ging dann, 1985, mit dem Choreographen Uwe Scholz nach Zürich, wo sie jedoch nur eine Spielzeit blieb. Sie suchte nun eine Stelle, "die nicht nur eine Seite von mir einbezieht. Ich wollte was anderes machen, auch mit Sprache arbeiten. Und ich wußte wohl instinktiv, daß das in Frankfurt möglich sein würde." Seit sieben Jahren ist sie jetzt hier.

Bereits in Stuttgart - "als ich 19 oder 20 war" - hatte Christine Bürkle einmal mit William Forsythe, heute Chef des Frankfurter Balletts, zusammengearbeitet und positive Erinnerungen daran. "Es war eine sehr schöne Arbeit, und ich hatte ihn auch als Person sehr gern." Von ihm sieht sie sich nicht in ein Ballerinen- Klischee gepreßt. "Billy (William Forsythe) interessiert der Mensch als das, was er alles mitbringt, seine gesamte Erfahrung, auch die außerhalb des Tanzes", sagt sie. Er sehe nicht nur das Ideal, das er haben will, ließe vielmehr zu, daß man sich zum selbständigen Tänzer entwikkelt, als Künstler verwirklicht. So spielt Christine Bürkle zum Beispiel in "Snap. woven effort" ganz hinreißend die urkomische, schrille Rolle von Trude Schönberg, der Witwe Arnold Schönbergs.

Sie mag es auch gern, daß Forsythe seine Tänzer improvisieren läßt, im Trainig vor allem, und bisweilen auf der Bühne. Natürlich könne man sich dabei auch vertun, doch sei es eine Herausforderung, "weil man ja auch selbst entscheiden muß, ob das gut ist, was man macht". Für den ersten Teil von "Alie/n A(c)tion" zum Beispiel hat Forsythe ein System vorgegeben, Koordinaten in Raum und Zeit, innerhalb derer die zehn beteiligten Tänzer Schrittfolgen entwickeln konnten.

"Es ist wichtig, daß man andere Talente &rquote;rausfinden kann", sagt Christine Bürkle. Denn man müsse ja auch Perspektiven entwickeln können für später - für die lange Zeit nach der Tänzerinnen-Karriere. Sie selbst wird wohl beim Fach bleiben. Vielleicht mit anderen Tänzern, die einmal bei Forsythe gearbeitet haben - viele leben im Raum Frankfurt - etwas auf die Beine stellen, oder therapeutisch arbeiten: "Ich hab keinen Druck; das wird sich ergeben", sagt die 32jährige.

Jetzt noch, nach sieben Jahren Frankfurt, zu einer anderen Company zu wechseln, kann sie sich nicht vorstellen. Bei dieser Frage schüttelt Christine Bürkle nur den Kopf und lacht. "Wir sind hier unheimlich verwöhnt. Es ist ja Luxus, daß der Choreograph dauernd da ist. Billy sitzt ja in jeder Vorstellung." Trotzdem findet sie es wichtig, es auch mal mit anderen zu tun zu haben, wie etwa kürzlich mit Jan Fabre, der hier die Wiederaufnahme von "The Sound of One Hand Clapping" einstudierte. "Wir sind so an Billys Handschrift gewöhnt, und man vergißt so schnell, wie andere Leute arbeiten." Fabres Stück sei wie Meditation gewesen: "Die Zeit hebt sich auf, man bewegt sich durch den luftleeren Raum." Wenn man sich darauf einlasse, "dann verliert es an Verkrampfung".

Sind Tänzer eigentlich masochistisch? "Es ist richtig, daß man viel Disziplin haben muß", sagt Christine Bürkle, "aber das hat mit einer Lebenseinstellung zu tun. Masochismus, den gibt's aber in jeder Branche." Für eine Tänzerin sei es wichtig, den eigenen Körper und seine Reaktionen sehr genau zu kennen. Sie selbst habe nie eine große Verletzung gehabt - "toi, toi, toi" sagt sie und klopft an ihren Kopf - weil "in Stuttgart unheimlich aussortiert wurde", die Elevinnen vom Schularzt auch regelmäßig begutachtet. Die Maschine Körper will natürlich auch ständig geölt werden. Und so hört sich selbst Christine Bürkles Urlaubsplanung recht arbeitsam an - falls ihre freie Zeit nicht ohnehin von Annejule, ihrer fünfjährigen Tochter, in Anspruch genommen wird, die sie als einziges "Hobby" nennt. Zwar sagt die Tänzerin: "Man muß auch mal abschalten können", doch zählt sie dann als Freizeitbeschäftigungen auf: Wandern, Schwimmen oder "ein paar Übungen für mich, zumindest Rükkenübungen - damit ich abends im Theater überhaupt sitzen kann." Wieder lacht sie. "Ich kann nicht gar nichts machen." SYLVIA STAUDE

Broschüre gibt Patienten Infos

HÖCHST. Eine grüne Oase der Genesung und Erholung: So präsentieren sich die Städtischen Kliniken Höchst in ihrer druckfrischen Patienten-Broschüre. Das Hochglanz-Heft, das ab sofort in allen Zimmern ausliegt, sei keine Leistungsbilanz, sondern wolle den Patienten und Besuchergruppen einen Eindruck vom "Gesamtbetrieb Krankenhaus" vermitteln, sagte Verwaltungsleiter Uwe Reichle bei der Vorstellung der Broschüre.

Fast fünf Jahre hat die Grafik-Designerin Estine Estenfelder an dem bilderreichen Werk gearbeitet, hat "in voller OP- Montur bei Operationen fotografiert", aber auch bei der Ergotherapie, in den medizinischen Bädern und der Großküche auf den Auslöser gedrückt. Selbst einen Blick in das Nähzimmer der Kliniken und das "Heizkraftwerk" hat Estine Estenfelder riskiert. Denn den Neuankömmlingen im Krankenhaus soll ausdrücklich ein Blick "hinter die Kulissen" (Reichle) des Hauses erlaubt werden.

"Mit der Broschüre wollen wir die Schwellenangst senken", erklärte Prof. Peter Hartwich, Chefarzt der Psychiatrischen Klinik. Die enorme Technisierung im Krankenhausbetrieb erschrecke viele Menschen. "Dagegen stellt die Broschüre mit vielen Bildern die menschliche Seite des Hauses in der Vordergrund."

Doch das Info-Heft ist nicht nur betrachtens-, sondern auch lesenswert. Der Patient erfährt zum Beispiel, daß er in einem von insgesamt 1126 Betten liegt. 2000 Mitarbeiter finden im Krankenhaus mit 16 Kliniken und Instituten einen Arbeitsplatz - nicht eingerechnet die 400 Auszubildenden.

Die Broschüre ergänzt das Heftchen "Informationen von A bis Z", das künftig jeder bereits bei der Aufnahme in die Hand bekommt. Darin kann unter mehr als 50 Stichworten alles Wissenswerte für den Klinikaufenthalt nachgeschlagen werden: Wo die Patientenfürsprecher zu finden sind ebenso wie der Standort des Geldautomaten. tos

Japans Elektronikriesen sollen kürzertreten Regierung wettert gegen Verschwendung / Konkurrenten schließen Waffenstillstand

Matsushita und Sony haben einen Waffenstillstand geschlossen. Die beiden Erzrivalen aus Osaka und Tokio kamen überein, ihre technischen Standards für digitale Heim-Videorecorder zu vereinheitlichen. Diese nächste Generation von Geräten soll Ende 1994 auf dem heimischen Markt angeboten werden. Bisher gibt es das ton- und bildverbesserte System mit Computerzugang nur für industrielle Abnehmer zum Stückpreis von umgerechnet mehr als 135 000 Mark.

Der Pakt ist insofern bemerkenswert, als sich gerade diese beiden Hersteller vor Jahren einen kostspieligen Video- Kampf lieferten. Angesichts enormer Entwicklungskosten und knapper Kassen können offenbar aber selbst sie sich solche Auseinandersetzungen nicht mehr erlauben. Im Gegenteil: Matsushita bat sofort nach Vertragsunterzeichnung mit Sony auch die anderen Elektronikproduzenten Nippons, auf die gemeinsame Linie einzuschwenken.

Der neue Kurs kommt nicht überraschend. Die Spitzenanbieter in der Elektronik-Welt haben Sparsamkeit als Weg zum Erfolg auserkoren. Und damit keiner aus der Reihe tanzt, übernahm die japanische Regierung das Kommando. Das Ministerium für Internationalen Handel und Industrie (Miti) rief zu diesem Zweck 20 Top-Manager zur Kooperationsrunde nach Tokio. Was das Miti ihnen mitzuteilen hatte, dürfte einigen empfindlich in den Ohren geklungen haben. "Die Unternehmenspolitik des totalen Wachstums ist an die Grenzen der Verträglichkeit gestoßen", resümiert ein Teilnehmer der Besprechung.

Mehr noch, die Regierung macht eine falsche Produktpolitik der heimischen Elektronikhersteller für die jüngsten Ertragseinbrüche stärker verantwortlich als die Schwäche der internationalen Märkte. Die Firmen hatten sich jahrelang fast schon hektisch mit immer neuen und komplizierteren High-Tech-Spielereien gegenseitig überboten. Je mehr Funktionen ein Gerät besaß, desto wertvoller sollte es dem Konsumenten erscheinen. Da diese Gleichung offenkundig nicht mehr aufgeht, verlegt man sich nun auf eine andere Strategie. Gemeinsame Standardisierung soll die Kosten senken.

Yasuke Masuda, Wissenschaftler am Sakura-Institut, schreibt der Branche ins Stammbuch: "Rein technisch orientiertes Marketing auf Komplexität und Multi- Funktionen eines einzelnen Gerätes laufen nicht mehr. Was heute mehr denn je zählt, sind Service und einfachste Bedienungsmethoden. Zurück zu wirklichen Novitäten." Auch Tsuzo Murase, Vize-Präsident des Matsushita-Konzerns, räumt ein, der rasche Modellwechsel habe in der Vergangenheit in erster Linie dazu gedient, dem Kunden vorzugaukeln, sein Gerät sei veraltet.

Die japanische Regierung hatte die Unternehmen bereits in einem vorangegangenen Rundschreiben "dringend aufgefordert", ihre Produktionszyklen zu verlängern und damit sowohl Rohstoffe zu sparen als auch den Arbeitszeitaufwand zu reduzieren. Dieser "Appell zur Vernunft" bezog sich ausdrücklich nicht auf radikale Neuerungen, sondern auf "geringfügige Modellwechsel, die nicht die Funktionsfähigkeit des Gerätes grundlegend verändern". Bei Video-Recordern oder CD-Playern ist ein Modellwechsel alle sechs Monate bisher der Normalfall. Auf den hartumkämpften Märkten für Telefone und Personalcomputer beträgt der Zyklus sogar nur drei Monate.

Die Tokioter Regierung geht nun gegen diese "Verschwendung natürlicher und menschlicher Ressourcen" vor. Besonders der Anfall von Aluminium- Schrott "ist nicht länger zu verantworten". Aber nicht nur die Rohstoffe, die Japan fast ausschließlich importieren muß, werden nach Miti-Auffassung in unglaublicher Weise "fehleingesetzt". Sorgen bereitet der japanischen Regierung auch der überdurchschnittliche Aufwand an menschlicher Arbeitskraft.

RAINER KÖHLER (Tokio)

Ein Skelett vor der Villa Archäologen fanden römisches Haus bei Schwanheim

FRANKFURT A. M. Roms Vermächtnis ist überall sichtbar. Nicht zuletzt in Schwanheim hinterließ die antike Kultur ihre Spuren. Einer davon widmete sich Norbert Müller im Heimatmuseum. Das Mitglied des Heimat- und Geschichtsvereins berichtete kürzlich über den archäologischen Fund einer römischen Villa Rustica. Beim Ausbau der Autobahn "Kelsterbacher Querspange" waren Fundamente des antiken Landhauses westlich der Wanzenschanze entdeckt worden.

Bereits 1971 waren die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins Schwanheim im Rahmen einer Spurensuche nach dem "Altdorf" Schwanheim auf ein größeres römisches Anwesen gestoßen. 1984 wurde ein weiteres Landhaus zwischen Alsterbacher und Kelsterbacher Weg freigelegt. Doch beide Ausgrabungen erregten nicht eine solche Aufmerksamkeit wie die Villa Rustica im Gebiet der Südumgehung Frankfurt-Höchst.

Das 24 Meter lange und elf Meter breite Gebäude stammt vermutlich aus der Zeit von 230 nach Christus. Darauf hin deutet der Fund einer Münze mit dem Emblem des Severus Alexander, der zwischen 222 und 235 nach Christus über Rom herrschte. Die Hobbyarchäologen stießen bei ihren Ausgrabungen auf Gebrauchskeramik, Mühlsteinfragmente und Küchengeschirr. Gleichzeitig entdeckten sie Brandschichten im Gemäuer, die auf eine Zerstörung des Gebäudes schließen lassen.

Zu dieser Zeit drangen die Germanen von Norden in das römisch besetzte Gebiet ein. Das untermauert die Vermutung, die Villa Rustica sei gewaltsam vernichtet worden. Barry Cuncliffe, Professor für Archäologie in Southampton, beschreibt die damalige Situation mit den Worten: "Die mittleren Jahrzehnte des dritten Jahrhunderts sahen die Barbaren auf allen Seiten die Grenzen durchbrechen und in römisches Territorium einfallen." Zurückzuführen war die militärische Schwäche des Weltreichs auf die Anarchie nach dem Tod Severus Alexanders.

Wichtigster Teil der Ausgrabungen des römischen Anwesens ist der Steinbrunnen. Neben den Gebrauchsgegenständen fanden Müller und seine Kollegen auch die Knochen eines menschlichen Skelettes. In Zusammenarbeit mit dem Anthropologischen Institut der Universität Frankfurt konnten Geschlecht, Größe und Gestalt des Toten rekonstruiert werden. Nach Ansicht der Wissenschaftler handelt es sich um die sterblichen Überreste eines etwa 23 Jahre alten Mannes; sein Tod wurde vermutlich durch einen Schwerthieb verursacht, möglicherweise im Kampf mit einfallenden Germanenstämmen. Rätselhaft ist den Experten, weshalb die Leiche in einem Brunnen zwischen allerlei Gegenständen bestattet wurde. Eine beigelegte Stierskulptur, sagt Müller, könnte Licht ins Dunkel bringen: Sie galt als Symbol übernatürlicher Kräfte und ist möglicherweise ein Hinweis auf eine Sonderbestattung mit mystischen Hintergründen.

Viele Fundstücke der Villa Rustica werden derzeit im Heimatmuseum Schwanheim ausgestellt. Darüber zeigen auch die Relikte der beiden weiteren Ausgrabungen, wie die Römer vor 1800 Jahren in der Gemarkung lebten. Das Museum ist geöffnet am Sonntag von 10 bis 12 Uhr oder nach Vereinbarung. *ole

Freundschaft fürs Leben Sing- und Spielkreis Frankfurt ehrte seine Chormädchen

FRANKFURT A. M. Souverän wie eine Pressesprecherin erzählte Eva Corino von ihrem Engagement im Sing- und Spielkreis Frankfurt. Die Stimme der 20jährigen läßt etwas erahnen von jahrelanger Übung in Sprechtechnik. Gemeinsam mit acht anderen jungen Frauen wurde Eva dieser Tage für zehn Jahre Mitgliedschaft im Chor geehrt.

Mit neun Jahren war sie zum Sing- und Spielkreis gekommen - aber nicht etwa, wie so oft, auf Betreiben ihrer Eltern: "Ein großes Mädchen aus meinem Haus hat mich mitgeschleift. Es war für mich imposant, mit so vielen älteren Mädchen zusammenzusein; einige wurden sogar zu Identifikationsfiguren." Eva erinnert sich gern an die gemeinsamen Auftritte und Fahrten. Viele Gastfamilien hat sie auf den Chorreisen kennengelernt.

Die Proben jeden Dienstag um 18 und jeden Samstag um 14 Uhr im Rathaus Nieder-Erlenbach kann Eva erst auf Nachfrage auflisten - denn seit 1991 studiert sie Germanistik, Philosophie und Romanistik in Tübingen und kann daher nicht mehr im Chor mitsingen. Aber den Kontakt hält sie heute noch aufrecht. Schließlich hat sie "Freundschaften fürs Leben" mit zwei Mädchen geschlossen, die noch dabei sind. Und auch zu Chorleiter Heinz Marx, den sie "Vater Abraham der Chormädchen" nennt, kehrt sie gern zurück.

Da geriet Bewegung in die rund 250 Besucher im Bürgerhaus In den Schafgärten. Etwa 50 Mädchen und junge Frauen standen auf und strebten zur Bühne. "Music is my life" sangen sie; das war auch das Motto dieses Nachmittags. Während etwa 100 Mitglieder gemeldet sind, gehören 60 zum engeren Konzertchor.

In seiner 23jährigen Geschichte habe der Chor immer versucht, seine Mitglieder von der ersten Stunde an zu integrieren, betonte Chorsprecherin Claudia Spieker, als sie die Chormädchen und deren Familien im Nieder-Erlenbacher Bürgerhaus begrüßte. Sie freut sich, daß die Acht- bis 25jährigen die Einzelübungen in Stimm- und Gehörbildung so gut annehmen. Der Förderkreis, den Dr. Gudrun Engel leitet, sei unentbehrlich, da es keine passiven Mitglieder im Sing- und Spielkreis gebe.

Ein Jugendchor wechsele ständig seine Mitglieder, bedauerte der 70jährige Chorleiter Heinz Marx. Da einige ältere Mitglieder ausgeschieden sind, arbeitet er verstärkt mit den 30 neuen Mädchen, die in rund einem halben Jahr zu einem eigenen Konzert fähig sein sollen. Als nächstes Ziel steht zu Ostern eine Reise des Chors nach Israel an.

Für zehn Jahre Mitgliedschaft ehrte Wilfried Roth, der Zweite Vorsitzende des Sängerkreises: Eva Corino, Annegret Fritz, Sandra Kötter, Silke Müller, Ricarda Lindner, Katja Riedel, Hilke Richardt, Imke Richardt und Uta Wagner. Weitere elf Mädchen werden geehrt, weil sie seit drei Jahren im Chor mitsingen. *hes

Freundschaft fürs Leben Sing- und Spielkreis Frankfurt ehrte seine Chormädchen

FRANKFURT A. M. Souverän wie eine Pressesprecherin erzählte Eva Corino von ihrem Engagement im Sing- und Spielkreis Frankfurt. Die Stimme der 20jährigen läßt etwas erahnen von jahrelanger Übung in Sprechtechnik. Gemeinsam mit acht anderen jungen Frauen wurde Eva dieser Tage für zehn Jahre Mitgliedschaft im Chor geehrt. Mit neun Jahren kam sie zum Sing- und Spielkreis - aber nicht etwa auf Betreiben ihrer Eltern. "Ein großes Mädchen aus meinem Haus hat mich mitgeschleift. Es war für mich imposant, mit so vielen älteren Mädchen zusammenzusein; einige wurden sogar zu Identifikationsfiguren." Eva erinnert sich gern an die gemeinsamen Auftritte und Fahrten. Viele Gastfamilien hat sie auf den Chorreisen kennengelernt.

Die Proben jeden Dienstag um 18 und jeden Samstag um 14 Uhr im Rathaus Nieder-Erlenbach kann Eva erst auf Nachfrage auflisten - denn seit 1991 studiert sie Germanistik, Philosophie und Romanistik in Tübingen und kann daher nicht mehr im Chor mitsingen. Aber den Kontakt hält sie heute noch. Schließlich hat sie "Freundschaften fürs Leben" mit zwei Mädchen geschlossen, die noch dabei sind. Und auch zu Chorleiter Heinz Marx, den sie den "Vater Abraham der Chormädchen" nennt, kehrt sie gern zurück. Da geriet Bewegung in die rund 250 Besucher im Bürgerhaus In den Schafgärten. Etwa 50 Mädchen und junge Frauen standen auf und strebten zur Bühne. "Music is my life" sangen sie; das war auch das Motto dieses Nachmittags. Während etwa 100 Mitglieder gemeldet sind, gehören 60 zum engeren Konzertchor. In seiner 23jährigen Geschichte habe der Chor immer versucht, seine Mitglieder von der ersten Stunde an zu integrieren, betonte Chorsprecherin Claudia Spieker, als sie die Chormädchen und deren Familien begrüßte. Sie freut sich, daß die Acht- bis 25jährigen die Einzelübungen in Stimm- und Gehörbildung so gut annehmen. Der Förderkreis, den Dr. Gudrun Engel leitet, sei unentbehrlich, da es keine passiven Mitglieder im Sing- und Spielkreis gebe.

Ein Jugendchor wechsele ständig seine Mitglieder, bedauerte der 70jährige Chorleiter Heinz Marx. Da einige ältere Mitglieder ausgeschieden sind, arbeitet er verstärkt mit den 30 neuen Mädchen, die in rund einem halben Jahr zu einem eigenen Konzert fähig sein sollen. Als nächstes Ziel steht zu Ostern eine Reise des Chors nach Israel an.

Für zehn Jahre Mitgliedschaft ehrte Wilfried Roth, der Zweite Vorsitzende des Sängerkreises: Eva Corino, Annegret Fritz, Sandra Kötter, Silke Müller, Ricarda Lindner, Katja Riedel, Hilke Richardt, Imke Richardt und Uta Wagner. Weitere elf Mädchen werden geehrt, weil sie seit drei Jahren im Chor mitsingen. *hes

In der "KiBi" bekommen Bücher Beine Kinder spielen die "Stadtmusikanten" - ein Beispiel für Bibliothekspädagogik

FRANKFURT A. M. "Es sind noch nicht alle da, der Hahn fehlt noch. Wer war der erste Müller?" "Ich war die erste Katze." Ein Haufen Kinder im Alter von fünf bis acht Jahren rennt hinter dem Vorhang des Schattentheaters in der Kinder- und Jugendbibliothek hin und her. Die "Bremer Stadtmusikanten" werden aufgeführt, das Publikum - Freunde und Eltern - hat bereits Platz genommen und wartet auf den Auftritt "ihrer" Kinder.

"Licht aus, bitte. Jetzt fängt die Geschichte an", verkündet die Stimme von Linda de Vos aus dem Nichts. Zwischen dem Publikum und den Schauspielern befindet sich ein Vorhang, die untere Hälfte schwarz, die obere weiß angestrahlt. Diese helle Fläche ist die "Bühne". Hahn, Katze, Hund, Esel, die Räuber, den Müller und die ganze Umgebung hat Linda de Vos zusammen mit den Kindern selbstgebastelt, angemalt und die Schattenfiguren an Stöcken befestigt. Die werden nun von vor Aufregung feuchten Kinderhänden umklammert und gleich als Schatten im Licht des Projektors für die Zuschauer sichtbar werden.

Die Geschichte ist bekannt: Hahn, Katze, Hund und Esel ziehen Richtung Bremen los und entdecken unterwegs ein Räuberhaus. Nach der Vertreibung der Bewohner durch ein kurzes Ständchen - diese Flucht ist dem Publikum wegen des Geschreis und des Gejaules hinter der Bühne nur allzu verständlich - ziehen die vier in das Haus ein. Und wenn sie nicht . . . Der Vorhang fällt, das Publikum ist begeistert, und die nächsten Kinder nehmen Aufstellung für die zweite Aufführung.

Linda de Vos, seit 1989 als Bibliothekspädagogin bei der Stadt beschäftigt, ist eigentlich Musik- und Kunstlehrerin. Über das Arbeitsamt wurde ihr die Stelle angeboten, und da sie sich für Literatur und Kunst begeistert, zögerte sie nicht lange. Frankfurt hat insgesamt drei Bibliothekspädagoginnen, von denen zwei sich jedoch eine ganze Stelle teilen. Neben Linda de Vos sind dies Inge Brenner, die sich um die Stadtteile Sachsenhausen und Oberrad kümmert, sowie Ingrid Sommer für Bockenheim und Niederrad.

"Eine spezielle Ausbildung dafür gibt es nicht. Wir müssen uns selbst überlegen, wie wir die Kinder für Bücher begeistern", sagt Linda de Vos. Wie sie das macht, zeigt die Ausstellung "Vorlesen und Spielen", die noch bis zum 6. März in der Bibliothek in Bornheim Arbeiten des vergangenen Jahres präsentiert.

Die Vorgehensweise ist immer ähnlich. Linda überlegt sich ein Thema und sucht sich Literatur dazu. Diese sichtet sie und wählt aus, was für die Gruppe geeignet ist. Zusammen mit den Kindern liest sie dann Abschnitte aus den Büchern oder nimmt Bilder als Anregung und startet dazu eine Aktion. Zum Beispiel Janosch: Sein "Oh wie schön ist Panama" wurde zum Tischtheater. Die Figuren waren von den Kindern bemalte Klopapierrollen. Reste sind für Linda de Vos auch Mittel der pädagogischen Arbeit. "Ich halte es für sinnvoll, die Phantasie der Kinder auf Sachen zu lenken, die bei uns als ,Müll&rquote; anfallen."

Die Hauptaufgabe ihrer Arbeit sieht Linda de Vos darin, den Büchern Leben einzuhauchen. "Bücher sind doch heute für viele Kinder völlig unbekannt. Wenn ich sie aber für Aktionen nutze, lernen die Kinder, daß Bücher nicht nur bedrucktes Papier sind, sondern Geschichten enthalten, die Spaß machen." Nach Aktionen sind die Bücher zum Thema dann auch oft alle ausgeliehen. Die Aktionen dauern nie länger als eineinhalb Stunden, um die Kinder nicht zu überfordern und am Ende des Nachmittags ein Ergebnis zu haben.

Ihre Erfahrung aus den drei Jahren, will sie nun auch an andere weitergeben, die mit Kindern arbeiten. Sie bietet im Februar und März einige Informationsveranstaltungen für Erzieher und Lehrer an, denen sie an Hand der Beispiele der Ausstellung zeigen will, wie sie die Aktionen vorbereitet und durchgeführt hat.

Die Aktion "Vorlesen und Spielen" gibt es für Kinder ab fünf Jahre jeden Freitag, von 15 bis 16.30 Uhr, in der Zentralen Kinder- und Jugendbibliothek in Bornheim, Arnsburger Straße 24. Anmeldungen für die Informationsveranstaltungen sind, unter der Telefonnummer der Bibliothek, 21 23 36 31, an einigen Terminen noch möglich. *ova

Landgrafenstraße Bäume werden auf Gehwegen gepflanzt

BOCKENHEIM. Die Landgrafenstraße soll umgestaltet werden. Die entsprechenden Pläne hat der Magistrat jetzt veröffentlicht. Die Autos sollen von den Bürgersteigen verbannt und Bäume gepflanzt werden. Die Kosten werden auf 690 000 Mark geschätzt.

Auf beiden Seiten der Straße entstehen Parkstreifen. Nur auf der nördlichen Seite werden sie von Bäumen unterbrochen. Auf der südlichen Seite verläuft eine Gasleitung, Grün kann daher nicht angepflanzt werden.

Auf der südlichen Seite der Landgrafenstraße will der Magistrat nur an drei Fußgängerüberwegen das Straßenbild verändern lassen. "Baumtore" plant das Planungsdezernat dort. Grundstückszufahrten sollen abgepollert werden. mic

Ortsbeirat aktuell

Die "Kölner Teller" in der Falkstraße sollen verlegt werden: Dies hat der Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) einstimmig gefordert. Derzeit müssen auch die Lastwagen der Firma "Hartmann & Braun" die Teller überqueren, dabei können nach Angaben des Unternehmens die empfindlichen Elektroprodukte beschädigt werden. Die Teller sollen wieder ab der Hausnummer 26 installiert werden, wo die Reihe der Wohnhäuser beginnt. mic

Bürgervereinigung Zeilsheim: In Neubaugebiet soll es Zisternen geben

ZEILSHEIM. Die Bürgervereinigung Zeilsheim für Umwelt und Naturschutz (BVZ) begrüßt den überarbeiteten Bebauungsplan für das Zeilsheimer Gebiet zwischen Welschgraben und Steinkopfweg. Was die BVZ besonders zufriedenstellt: Zwischen Graben und Bebauungsland soll ein 20 Meter breiter Grünstreifen angelegt werden.

Auf dem Areal soll auf je 400 Quadratmeter großen Grundstücken Platz für 55 Häuser geschaffen werden: 27 Reihen- und Doppelhäuser. Am nördlichen Rand des Gebietes sollen entlang der Hofheimer Straße zudem 28 Eigentumswohnungen hochgezogen werden.

Die vom Amt für kommunale Gesamtentwicklung vorgestellte Planung schließt sich nach Meinung der BVZ "relativ harmonisch an den Ortsrand an". Das Konzept der Stadt möchten die Zeilsheimer Umweltschützer allerdings in zwei Punkten ergänzen. Weil beim Bauen viel Fläche versiegelt wird, schlägt die BVZ einen "Ausgleich" vor: Jedes Haus sollte ihrer Ansicht nach eine Zisterne erhalten, aus der dann Gießwasser geschöpft werden kann. Überschüssiges Naß will die BVZ in den Welschgraben leiten. tos

In der Gruneliusschule Hausmeisterwohnung wurde zwangsgeräumt

OBERRAD. Wolfgang Kergl, der Hausmeister der Gruneliusschule, kann nach zwei Jahren Wartezeit endlich seine Dienstwohnung beziehen. Wie die Stadtteil-Rundschau in ihrer Ausgabe vom 11. Februar berichtete, war die Wohnung zwei Jahre lang von der Witwe des ehemaligen Hausmeisters blockiert gewesen. Nachdem eine Räumungsklage zwar Erfolg hatte, das Sozialamt aber mit Wiedereinweisung drohte, blieb Wolfgang Kergl nichts anderes übrig, als mit seiner Frau und seinen vier Kindern weiterhin in der alten 78-Quadratmeter-Wohnung zu bleiben.

Die Situation änderte sich erst, nachdem das Wohnungsamt im Oktober vergangenen Jahres eine Ersatzwohnung für die Hausmeisterwitwe bereitstellte. Da diese jedoch keine Anstalten machte, die neue Wohnung zu beziehen, kam nun der Gerichtsvollzieher. Er öffnete die Wohnung und ließ die Möbel und Kleider von einer Umzugsfirma in die andere Wohnung bringen.

"Bis wir in die Dienstwohnung ziehen können, vergeht noch eine Weile. Erst muß komplett renoviert werden. Das machen Handwerker im Auftrag der Stadt. Aber es ist schön zu wissen, daß es bald soweit ist", freut sich Wolfgang Kergl. ova

Der Weg in die Heimat des Mannes wird oftmals zum Härtetest Erfahrungen von Frauen im Verband binationaler Familien und Partnerschaften Von Pamela Dörhöfer HANAU. Am Anfang hätte kaum jemand im Bekanntenkreis einen Pfifferling auf diese Ehe gegeben. Die deutsche Intellektuelle und der farbige US-Soldat, das konnte doch einfach nichts werden. Die Scheidungsraten bei deutsch-amerikanischen Beziehungen liegen sogar weit über dem Durchschnitt: Bereits nach vier Jahren sind 50 Prozent dieser Verbindungen schon wieder geschieden. Aller negativen Vorzeichen und Prophezeiungen zum Trotz sind die Informatikerin Gisela Hampton und ihr Mann Anthony schon seit sieben Jahren glücklich verheiratet. "Obwohl jeder erwartet hat, daß unsere Ehe schiefgeht." Gisela Hampton erinnert sich noch gut an das Befremden, das ihr Entschluß, einen amerikanischen Sergeant zu heiraten, anfangs hervorrief. Während sich die Menschen aus ihrem oberpfälzischen Heimatdorf nach ersten Berührungsänsten inzwischen an den dunkelhäutigen Mann an ihrer Seite gewöhnt hätten, seien die "übelsten Reaktionen" aus einer ganz anderen Ecke gekommen: "Nämlich von jenen, die sich sonst so gerne tolerant geben." Als Stein des Anstoßes habe den "sogenannten Intellektuellen", wie Gisela ihre Freunde von damals heute tituliert, nicht Anthonys Hautfarbe gedient, sondern vielmehr die Ansicht, daß er als Angehöriger der US-Armee "ideologisch nicht tragbar" sei.

Giselas Mutter hatte vor allem Angst. Angst vor den Problemen, die auf gemeinsame Kinder zukommen könnten. Angst davor, daß die Tochter eines Tages in die Vereinigten Staaten mitgehen würde. Daß Gisela ihrem Mann tatsächlich in dessen Heimat folgte, fiel für Gisela zum bisher größten Härtetest ihrer Ehe aus. Drei Jahre lang hat sie mit ihrem Mann im Bundesstaat Georgia gelebt. "Vor allem das erste Jahr war bitter", erinnert sich die 30jährige. Die studierte Informatikerin konnte in der ländlichen Gegend zunächst keine Arbeit finden und war - zudem noch ohne Auto und soziale Kontakte - an ihr Haus gefesselt. Die völlige Abhängigkeit von ihrem Mann habe sie als besonders belastend empfunden. Erst nach einem halben Jahr begann Gisela Hampton erste Freundschaften zu schließen. Weitere sechs Monate später bekam sie einen Job an einem College.

Zu dem Zeitpunkt, als ihr Mann von der Army aus Nürnberg ins amerikanische Georgia versetzt wurde, kannte die junge Frau die USA noch nicht einmal von einem Ferienaufenthalt. "Als ich mich entschloß, mit nach Georgia zu kommen", weiß sie heute, "habe ich mir die Konsequenzen nicht überlegt."

Darin sieht Gisela Hampton auch den wichtigsten Grund für das Scheitern so vieler deutsch-amerikanischer Liebesgeschichten: "Die Frauen geben alles Vertraute auf und besitzen nur noch den Partner als Bezugsperson. Er ist der einzige Grund für ihren Aufenthalt in einem für sie meist völlig unbekannten Land." Tauchen dann Schwierigkeiten auf, werde dem Partner die Schuld dafür aufgeladen. Aus solchen Gründen seien auch im eigenen Bekanntenkreis fast alle Ehen gescheitert.

Gisela hat ihren Mann schließlich dazu gedrängt, sich wieder nach Deutschland versetzen zu lassen. In Hanau, wo das Paar heute lebt, gründete sie dann einen Gesprächskreis des Verbandes bi- nationaler Familien und Partnerschaften (IAF). Dort können sich betroffene Frauen in ähnlichen Situationen austauschen.

Die Organisation wurde 1972 in Frankfurt als "Interessengemeinschaft der mit Ausländern verheirateten Frauen" von Rosi Wolf-Almanasreh gegründet. Der Verbund sollte eine Anlaufstelle für deutsche Frauen sein, deren palästinensische Ehemänner in Folge der Ereignisse während der Olympischen Spiele in München aus Deutschland ausgewiesen worden waren.

Inzwischen hat sich die IAF zu einer umfassenden Selbsthilfeorganisation für alle binationalen Partnerschaften und Familien ausgeweitet. Bundesweit existieren 50 Gruppen, die größte davon in Frankfurt, wo fast 400 Mitglieder in der IAF organisiert sind. Zu den Aufgaben zählen Hilfe in rechtlichen und sozialen Fragen, Ehe- und Familienberatung, aber auch Hilfe für Kinder und Eltern aus getrennten oder gefährdeten binationalen Familien. Das Tätigkeitsfeld umfaßt ebenso die Unterstützung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge, deren Interessen der Verband vertritt. Die IAF unterhält Beratungsstellen, Fortbildungsstätten, Kindergärten und Krabbelstuben, organisiert Seminare und Diskussionsrunden.

Der Hanauer Gesprächskreis besteht aus acht Frauen, deren Männer unterschiedlichen Kulturkreisen angehören. Sie stammen aus den USA, Ägypten, Togo und der Türkei. Eines haben sie alle gemeinsam: Man sieht all diesen Partnern deutscher Frauen an, daß sie Ausländer sind. Die Bedeutung des Wortes "Diskriminierung" kennen die Frauen deshalb aus eigener Erfahrung, in letzter Zeit verstärkt.

So muß Inge Ayivi erleben, wie ihr Mann, ein afrikanischer Musiker, den sie vor über zehn Jahren als Entwicklungshelferin in Togo kennengelernt und geheiratet hat, heute viel größere Probleme hat als noch vor einigen Jahren hat. Sogenannte gutbürgerliche Restaurants suchen die beiden inzwischen nicht mehr auf, "nachdem wir mehrfach nicht bedient worden sind". Es sei auch kein einmaliges Erlebnis geblieben, daß ihr Mann Passanten nach dem Weg gefragt und "niederschmetternde Abfuhren" zurückbekommen habe.

"Die Menschen sind schamloser geworden", sagen die Frauen des Hanauer Gesprächskreises. Unverblümt, ungeniert und unwidersprochen zeige sich Ausländerfeindlichkeit in ihrem Alltag. Fast alle haben Angst um ihre Männer, wenn diese abends alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind.

Ulrike Wilmer erzählt auch davon, wie in einem Spielkreis für die Kinder "peinliches Schweigen" entstand, als sie sagte, daß ihr Mann Ägypter ist. In Kairo hat sich das Paar inzwischen eine Wohnung gekauft, "falls sich die Situation in Deutschland zuspitzen sollte". Angst vor dem Leben in dem arabischen Land hat Ulrike Wilmer nicht. Mit den Eltern ihres Mannes versteht sie sich gut. Zwar habe die Mutter schon einmal gefragt, ob die Schwiegertochter nicht zum Islam übertreten wolle, doch nach deren "Nein" sei das Thema vom Tisch gewesen.

Auch ihr Mann, mit dem Ulrike Wilmer seit vier Jahren verheiratet ist, akzeptiert ihren Wunsch, obwohl er selbst gläubiger Moslem ist. Die Familie hat einen Kompromiß gefunden: So sind die Mutter und ihre zwölfjährige Tochter christlich getauft, Vater und Sohn dagegen Moslems. Bisher funktioniert das Nebeneinander der verschiedenen Religionen reibungslos.

"Alle erwarten, daß eine Ehe zwischen Partnern aus verschiedenen Kulturen ganz besonders schwierig ist", sagt Ulrike Wilmer. Die Probleme in binationalen Beziehungen seien sicher schwerwiegender, räumt Gisela Hampton ein. Doch gerade deshalb bemühe man sich verstärkt, die Unstimmigkeiten aus dem Weg zu räumen. "In rein deutschen Ehen kann man länger nebeneinander herleben, auch wenn es nicht mehr stimmt."

Häufig liegen nach Meinung der Frauen die Probleme auch gar nicht innerhalb der Beziehung, sondern würden von außen herangetragen. Insbesondere solche Partnerschaften, wo der Mann dem moslemischen Religionskreis angehört, träfen auf große Vorbehalte. "Viele Menschen haben eine regelrechte Angst vor dem Islam", hat Ulrike Wilmer beobachtet. Auch ihre Vorstellung sei von gängigen Klischees geprägt gewesen, vor allem von dem Vorurteil von der rechtlosen, unterdrückten Weiblichkeit im Islam. Dabei gebe es in ihrer Ehe in dieser Frage keine Probleme.

Auch als ihr Mann einmal über die Weihnachtstage mit dem damals 15 Monate alten Sohn seine Familie in Kairo besuchte, habe sie zu keiner Zeit Sorge gehabt, es könnte sich um eine Entführung ohne Rückkehr handeln.

Von eigenen Horrorerlebnissen, wie sie Betty Mahmoody in ihrem autobiographischen Buch "Nicht ohne meine Tochter" schildert, weiß keine der Frauen aus dem Hanauer Gesprächskreis zu berichten. Nur eine Geschichte aus dem Freundeskreis: Ulrike Wilmer kennt eine Theologin, die einen Moslem geheiratet hat. "Seit diesem Zeitpunkt darf sie ihren Beruf nicht mehr ausüben. Die evangelische Kirche hat ihr Amt gestrichen."

Der Hanauer Gesprächskreis der IAF nimmt gerne noch weitere Frauen auf. Treffpunkt ist an jedem zweiten Mittwoch im Monat um 19.30 Uhr im neuen Café Zeitlos gegenüber dem Goldschmiedehaus. Nähere Auskunft erteilt Gisela Hampton unter der Telefonnummer 0 61 82 / 2 76 07.

Jahres-Delegiertentreffen Der Kreisschützentag bestätigte Vorstand

FRANKFURT A. M. Für weitere drei Jahre wurde Vorsitzender Erwin Wollrab (Schützenverein Schwanheim) beim gut besuchten Kreisschützentag im "Haus Dornbusch" zum Kreisschützenmeister des Schützenkreises 81 Frankfurt gewählt. Zur Jahrestagung kamen Delegierte aus 40 Vereinen (sie vertraten rund 3200 Mitglieder). Wollrabs Stellvertreter (und Referent Gewehr) blieb Peter Jürgen Bender vom Frankfurter Schützenkorps Oberforsthaus, das weitere Mitglieder im Kreisvorstand stellt: Die Kreisschatzmeisterin Christa Bender, den Schriftführer Alois Miksl und den Beauftragten für EDV-Anwendung, Peter Dick.

Gewählt wurden außerdem als Leiterin der Damen Ingrid Kappes ("Diana" Bergen-Enkheim), zum Sportleiter Hans Feigl (SV Sindlingen), zum Jugendleiter Uwe Axtmann (SV Nieder-Erlenbach) und zum Pressewart Günter Grübmeyer (SV Nieder-Eschbach).

Den neuen Vorstand ergänzen die Referenten: Bernhard Tretschk von der Frankfurter Sportschützengemeinschaft (Wurfscheiben), Martin Mück (1. Frankfurter Bogen-Sportclub) für das Bogenschießen sowie Klaus Texter, Pistolenreferent, von der Schützengesellschaft Hessen-Frankfurt.

Wahlleiter war der Vizepräsident des Hessischen Schützenverbandes, Klaus Seeger. Neben den Neuwahlen stand der Deutsche Schützentag in Frankfurt am ersten Maiwochenende 1994 auf der Tagesordnung. Vorbereitungen darauf (unter anderem Festzug) sollen bis nach der Kommunalwahl und dem Hessischen Schützentag in Wiesbaden (25. April) vorerst zurückgestellt werden. Dafür sprachen sich die Delegierten aus. dixi

MEINUNG UND BERICHT 3

Das Ringlein - das uns bindet

Der Ringtausch als Symbol der Zweisamkeit spielt bei den jungen Brautpaaren eine wichtige Rolle. Mag sich die Form der Ringe auch wandeln, der Ehering bleibt ein individueller Schmuck. Ein Hauch von Geheimnis umgibt die Geschichte des Eheringes.

Diese Geschichte reicht zurück bis ins erste Jahrhundert. Die römische Braut - ca. 100 nach Chr. - erhielt von ihrem Bräutigam einen eisernen einfachen Ring. Schon im zweiten Jahrhundert nach Christus schenkte der Mann seiner Auserwählten bereits einen goldenen Ring. Auf Ringen aus jener Zeit waren oft zwei vereinigte rechte Hände als Symbol der Verlobung zu finden. Im Gegensatz dazu zeigten die Eheringe das Abbild eines Mannes und einer Frau. Kunstvolle Doppelbildnisse auf Trauringen kannte man schon im ersten Jahrhundert, allgemein gebräuchlich wurden sie erst 300 Jahre später.

Erste Aufzeichnungen über den Brautring tauchten in den Gesetzen der Westgoten und Langobarden auf. Man deutete den Ring als Symbol für den "Mahlschatz". "Mahlschatz" ist das Kaufgeld, das der Bräutigam an den Vater oder Vormund der Braut - vor der Hochzeit - zu zahlen hatte. Die alten Griechen besiegelten ihre Verbindung ohne Verlobungs- oder Ehering. In den kirchlichen Hochzeitszeremonien tauchte der Ringtausch erst nach dem 13. Jahrhundert auf.

Im alten England trugen vielfach nur Frauen einen Goldreif; auch heute begnügen sich englische Ehemänner mit dem Eheversprechen ohne Trauring.

Kostbar verzierte Eheringe schenkte man sich im Mittelalter und in der Renaissance. Wertvolle Steine schmückten die flachen Goldreife. Wandelbar wie die Mode in allen Bereichen ist, änderte sie auch die Form des Trauringes. Üppige Verzierungen verschwanden und machten schlichten Formen Platz, die sich bis heute erhalten haben.Der eiserne Ring, von welchem im 19. und 20. Jahrhundert vielfach die Rede war, wurde in Kriegszeiten gegen den Goldring eingetauscht.Amerika kennt die Sitte, die Braut zur Verlobung mit einem Solitär - einsteiniger Brillantring - zu beschenken. Erst bei der Hochzeit wechseln die Paare schlichte Goldringe. Die junge Frau trägt fortan beide Ringe am gleichen Finger.

In verschiedenen Ländern Europas trugen Verlobte den Ring an der linken Hand, nach der Trauung am rechten Ringfinger. Diese Sitte hat sich allgemein stark gelockert. Auch über das einzugravierende Datum bestehen unterschiedliche Ansichten. Ließ die Generation unserer Großeltern noch Verlobungs- und Hochzeitsdatum neben dem vollen Vornamen des Partners in den Ring gravieren, begnügt man sich heute vielfach mit den Anfangsbuchstaben und dem Hochzeitsdatum.

Selbst in unserer nüchternen Zeit schätzen es junge Paare, ihre Ehegemeinschaft durch den Trauring zu dokumentieren: Mit dem Tragen des Eheringes verbindet sich auch heute noch viel Aberglauben. Meist ältere Ehepaare würden sich nie von ihrem Ring trennen, glauben sie doch, daß der Verlust des Eheringes Krankheit, Unglück oder gar den Tod des Partners bedeute. Die junge Generation belastet sich nicht mit solchen Argumenten. Ein Glück, denn für den größten Teil verlorener gravierter Goldringe, die täglich auf dem Fundbüro landen, melden sich die Verlierer ziemlich bald.

Die Form der Trauringe ist heute vielfältig. Neben dem schlichten flachen oder halbrunden Goldreif werden ziselierte, sechseckige Ringe, Brillant-Trauringe sowie kombinierte Formen aus Gold und Platin angeboten. - Der Trauring wird immer Symbol der Zweisamkeit, Ausdruck von Liebe und Treue bleiben. Thérèse Dupont/itg

Liste "noch zu unscharf" Ökologische Linke: 250 Gäste kamen ins Haus Gallus

FRANKFURT A. M. "Die Stadt, die Banken und der Tod" war Thema einer Wahlveranstaltung der "Ökologischen Linken Liste", zu der etwa 250 Bürger ins Haus Gallus gekommen waren.

Moderatorin Jutta Ditfurth, sie führt die Kandidatenliste an, begrüßte als Gesprächsteilnehmer weitere Kandidaten zur Wahl: Jakob Moneta, ehemaliger Chefredakteur der Gewerkschaftszeitung "Metall", und die Psychologin Irmela Wiemann. Gastredner waren der Hoechst-Betriebsrat Emanuel Schaaf sowie der Gewerkschafter Reinhold Winter.

Jakob Moneta kam gleich zur Sache. Die Stadt Frankfurt werde zu einem internationalen Dienstleistungszentrum ausgebaut. "Es gibt keine Wohnungen, aber 350 000 Quadratmeter Bürofläche stehen leer", ärgerte sich der 78jährige. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung lebt laut Moneta an der Armutsgrenze. "Das sind die Modernisierungsverlierer."

Im Mittelpunkt des Beitrags von Irmela Wiemann standen "die katastrophalen Lebensbedingungen der Kinder im Gallus und Bahnhofsviertel". Wegen der schlechten Luft seien hier mehr Kinder an Pseudo-Krupp erkrankt; als Folge der fehlenden Spielmöglichkeiten sei der Nachwuchs aggressiver geworden.

Die Psychologin sparte nicht mit Kritik an der Koalition im Römer, die sie als "rosa-grün" charakterisierte: "Die kümmern sich um die Modernisierung und nicht um die sozialen Verhältnisse."

Emanuel Schaaf beschäftigte sich mit Modernisierungskonzepten der deutschen und amerikanischen Wirtschaft. Sie orientierten sich an japanischen Modellen und würden "auf Dauer Arbeitsplätze kosten". Zudem würde die betriebliche Organisation von Arbeitnehmerinteressen erschwert oder gar unmöglich gemacht. Reinhold Winter forderte im letzten Vortrag, die Sprache müsse "für die linke Bewegung zurückgewonnen" werden. So entlarvte er den Solidarpakt als unsolidarisch und forderte einen "Pakt gegen unsolidarische Verhältnisse" - der einzige Satz des Abends, den das Publikum mit Applaus bedachte. Nicht nur deshalb ein (immerhin) unterhaltsamer Vortrag, bei dem Winter seinen Eingangsworten gerecht wurde: "Ich kann zwar zu Frankfurter Daten nichts sagen, aber als engagiertes Gewerkschaftsmitglied habe ich viel zu erzählen."

Jutta Ditfurth zeigte sich auf Nachfrage mit dem Abend zufrieden, wenn auch einiges "noch zu unscharf" gewesen sei. Vielleicht hätten einige aus der Runde die Worte des Philosophen Ludwig Wittgenstein ernst nehmen sollen: "Alles, was sich aussprechen läßt, läßt sich klar aussprechen; wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen." *ara

Braunfelsstraße soll zum Spielen einladen

KUHWALD. Auf dem Gehweg malen Kinder mit Farbe, Bälle jagen über Tischtennisplatten, und Federbälle fliegen durch die Luft. Dies könnte sich, meint der Ortsbeirat 2, künftig auf dem westlichen Ende der Braunfelsstraße abspielen. Auf Antrag der SPD beschloß das Gremium einstimmig: Der Fußgängerbereich, der sich an die Straße zwischen Scherbiusstraße und Parrotweg anschließt, soll in eine Spielfläche umgebaut werden.

Für Kinder und Jugendliche zwischen zwölf und 16 Jahren gebe es keine Spielfläche im Kuhwald, begründete Günther Pleier (SPD). Durch den Umbau würden die Autos nicht behindert.

Jenseits der vorhandenen Absperrpfosten zur Braunfelsstraße sollen, fordert der Beirat zwei Tischtennisplatten. Außer einem Spielfeld für Federball und einem Malfeld sind außerdem zwei Tische mit Bänken vorgesehen. mic

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT IV

Chinas Bauern wollen endlich wieder echtes Geld sehen Rebellion gegen die Ausgabe von Schuldscheinen Von Henrik Bork (Peking)

Mit gewalttätigen Ausschreitungen protestieren chinesische Bauern gegen die staatliche Landwirtschaftspolitik. Am vergangenen Freitag berichtete zum ersten Mal eine Pekinger Zeitung über Unruhen in der Provinz Sichuan. Sieben Angestellte seien verletzt worden, als wütende Bauern "60 Prozent aller Postämter" in der Präfektur Nanchong attackierten, heißt es in dem englischsprachigen Pekinger Tageblatt China Daily.

Die Bauern wollten staatliche Schuldscheine einlösen, mit der die Regierung ihre Getreideernte vom vergangenen Herbst entlohnt hatte. Doch die Postämter konnten nicht genug Bargeld auftreiben. Daraufhin schlugen die erbosten Landwirte Türen und Fenster ein und stürmten die Postämter. Der Vorfall ereignete sich kurz vor dem chinesischen Neujahrsfest Ende Januar.

Die leeren Kassen der Pekinger Zentralregierung und "außerplanmäßige Ausgaben" der im Zuge von Deng Xiaopings Wirtschaftsreformen unvorsichtig gewordenen Lokalbehörden hatten im Verlauf des vergangenen Jahres immer mehr Provinzregierungen gezwungen, die Bauern mit sogenannten bai tiao (weißen Zetteln) anstelle von Bargeld abzuspeisen. Manche Bauern mußten "mehr als zwei Monate" auf ihre Bezahlung warten, heißt es in dem Zeitungsbericht.

Ähnliche Anzeichen zivilen Ungehorsams hatte die chinesische Presse bereits Mitte Januar erwähnt, jedoch keine Details genannt. Auch in den nordchinesischen Provinzen Jilin und Heilongjiang (der früheren Mandschurei) und in der Provinz Anhui inmitten der chinesischen Tiefebene ist es zu Bauernrevolten gekommen. Seit im Zuge der Wirtschaftsreformen immer mehr politische Kompetenzen von der Zentralregierung auf die Provinz- und Lokalebene verlagert werden, häufen sich die Klagen der Bauern.

Hohe Steuern und fragwürdige Geldgeschäfte eigenmächtiger Provinzkader haben einen ähnlich großen Unmut wachsen lassen wie während der letzten Überhitzungsphase der chinesischen Wirtschaft im Jahr 1988. Die Bauern in den ärmeren Provinzen, nach der Revolution Mao Tsetungs und später in der Anfangsphase der Dengschen Reformen im Mittelpunkt kommunistischer Fürsorge, tragen nun plötzlich die Hauptlast der aus der Balance geratenden Wirtschaft.

Alarmiert von den ersten Aufständen, hatte Premier Li Peng bereits im vergangenen November die Provinzregierungen aufgefordert, die Bauern spätestens bis zum Frühlingsfest auszuzahlen. Das war gut bedacht; denn Neujahrsfest wird in China ähnlich wie Weihnachten in westlichen Ländern mit ausgedehnten Familienfeiern und dem dazugehörigen Kaufrausch gefeiert. Doch dieses Jahr sahen sich viele Bauern um die Früchte ihrer einjährigen Arbeit und um die Freuden des Frühlingsfestes betrogen.

In einer letzten Anstrengung brachte die Zentralbank nach dieser Anweisung insgesamt drei Milliarden Yuan (etwa 850 Millionen Mark) auf, um wenigstens einen Teil der Schuldscheine bis kurz vor den Festtagen zurückzukaufen. Wie viele "weiße Zettel" immer noch zirkulieren, wollte Chinas Landwirtschaftsminister auf einer Pressekonferenz in der vorigen Woche jedoch nicht verraten.

Nachdem Chinas Altpolitiker und Reform-Architekt Deng Xiaoping Anfang vorigen Jahres zu einer Beschleunigung der Wirtschaftsreformen aufgerufen hatte (Motto: "Vom Kapitalismus lernen"), hat auch auf dem Land ein schwerer Investitionsrausch eingesetzt. Immer mehr "industrielle Entwicklungszonen" wurden von örtlichen Kadern auf der grünen Wiese abgesteckt, und das durch die Ausgabe von Schuldscheinen erst einmal eingesparte bare Geld wurde in Infrastrukturprojekte oder auch in zum Teil dubiose Joint-ventures mit ausländischer Kapitalbeteiligung gesteckt.

Häufig wurden die Bauern gezwungen, sich mit "freiwiligen Beiträgen" an den Kosten dieser wirtschaftlichen Experimente zu beteiligen. Nach inoffiziellen Berichten mußten manche Familien mehr als ein Viertel ihres Monatseinkommens abgeben - eine Steuerlast, die bei Chinas Bauern Erinnerungen an die Ausbeutung durch ländliche Großgrundbesitzer in der Feudalzeit weckt.

Damit hat sich ein Trend verstärkt, der schon im Jahr 1991 begonnen hatte. Damals zahlte eine durchschnittliche Bauernfamilie nach Informationen der Wirtschaftszeitung Jingji Ribao 42,7 Yuan (knapp 12 Mark) an diversen Steuern und Abgaben. Das waren zehn Prozent mehr als im Vorjahr, während das Pro- Kopf-Nettoeinkommen nur um gut drei Prozent wuchs.

Auch die Preisreform, Teil der bitter nötigen wirtschaftlichen Reformen, belastet die Bauern schwer. Während die mehr als 800 Millionen Landbewohner Marktpreise für immer mehr industrielle Güter (unter anderem landwirtschaftliche Geräte und Düngemittel) zahlen müssen, bleiben die Preise für viele ihrer eigenen Produkte staatlich kontrolliert und infolgedessen niedrig.

Die Regierung versucht nun, die überhitzten Aktivitäten der Lokalbehörden zu bremsen. Ländliche Industriebetriebe sollen nicht mehr auf Kosten der Bauern aus dem Boden schießen dürfen. "Wenn es in einem Landkreis nur ein oder zwei solcher Projekte gibt, können die Bauern die finanzielle Last tragen", sagt Landwirtschaftsminister Liu Zhongyi. "Doch jetzt haben wir zu viele solcher Projekte, und die Belastung der Bauern wird zu schwer."

Die Zentrale müsse die Genehmigung neuer Investitionen von der finanziellen Lage der jeweiligen Region abhängig machen. So habe es in den prosperierenden Küstenprovinzen, in den "Wohlstandsgürteln" rund um die Städte und entlang wichtiger Bahnlinien bisher keine Klagen gegeben. Die Bauern dort haben sich oft auf den Anbau von Gemüse oder die Kleintierzucht spezialisiert und verdienen gut.

Doch in ärmeren Inlandsprovinzen wie Anhui, Sichuan, Hubei oder Hunan, wo (außer ein wenig Gemüse für den Eigenbedarf) oft nichts als Getreide angebaut wird, hätten sich die Proteste gehäuft, räumte Liu ein. Indirekt bestätigte der Minister sogar, daß es Fälle von Erpressung gegeben hat. "Alle wirtschaftlichen Pläne sollten auf der Basis der Freiwilligkeit ausgeführt werden", sagte Liu. "Die Bauern sollten das Recht haben, überhöhte Forderungen und willkürliche Geldschöpfungen zu verweigern."

Was es alles zu beachten gilt

Das Aufgebot hängt acht Tage "im Kasten" am Standesamt und soll anderen die Möglichkeit geben, gegen die geplante Eheschließung Einspruch zu erheben. In Ausnahmefällen, wenn z. B. eine berufliche Versetzung oder Schwangerschaft drängen, kann der Standesbeamte die Frist verkürzen. Man darf sich zum Heiraten durchaus das kleine Rathaus eines malerischen Städtchens in einem anderen Bundesland aussuchen, muß sich jedoch immer zuerst bei seinem zuständigen Standesamt als heiratswillig melden.

Ob die Anzeige für die Eheschließung in der Zeitung erscheinen soll oder lieber per gedruckter Karte an ausgewählte Verwandte, Bekannte und Freunde geschickt wird, ist Geschmacksache oder hängt von äußeren Notwendigkeiten ab. Möglich ist natürlich auch beides. Wenn nähere Angaben über Ort und Zeit gemacht werden, bedeutet das, daß Gäste in der Kirche nicht stören.An die Blumen sollte man beizeiten denken, nicht nur den Brautstrauß, sondern auch die Dekoration des Tisches, von Fahrzeugen und eventuell der Kirche.

Catering nennt sich hochmodisch das, was früher Kochfrau und Lohndiener bei Familienfeiern übernahm: Kochen und Servieren des Essens. Heute gibt es Spezialisten, die sich sowohl um die Bewirtung am Polterabend als auch einen Sektempfang nach der standesamtlichen Trauung oder das mehrgängige Menü am Hochzeitstag kümmern. Mit Hilfskräften, einschließlich Geschirr, Gläsern und Besteck. Die Danksagung nach dem großen Ereignis sollte nicht zu lange auf sich warten lassen, vielleicht von den Flitterwochen aus geschickt? Ob vorgedruckte Karten mit ein paar persönlichen handschriftlichen Worten, ob individueller Dank, ob mit Hochzeitsfoto, das bleibt jedem überlassen.

Die Einladungsliste sollte sorgsam mit allen Beteiligten besprochen werden, denn auch bei solchen Familienfeiern gibt es Pflicht und Kür. Je nachdem, ob Gäste zum Polterabend, standesamtlicher oder kirchlicher Trauung, zum Hochzeitsessen geladen sind, müssen getrennte Einladungen geschrieben werden. Mit genauer Angabe von Ort, Zeit und gewünschter Kleidung. Am besten zusammen mit der Anzeige etwa zehn Tage vor dem Ereignis verschikken.Ein Ehevertrag sollte nicht nur bei großen Vermögenswerten erwogen werden, er nützt auch sonst. Nach dem Buchstaben des Gesetzes ist die Ehe eine Zugewinngemeinschaft, bei der jeder sein Eigentum behält, doch Einkommen und Ersparnisse während der Ehe teilt. Wird abweichend davon Gütertrennung verabredet, bleibt auch in der Ehe der Besitz beider Partner persönliches Eigentum. Dazu ist ein Vermögensverzeichnis und eine notarielle Bestätigung notwendig. In einem Ehevertrag kann auch die gesetzliche Teilung der Rente, Unterhalt im Fall der Scheidung ausgeschlossen werden.

Fotografieren und Filmen gehören und bedingt dazu. Wer niemand Geschicktes in den eigenen Reihen hat, sollte sich lieber auf einen Profi verlassen. Fotoläden haben besondere Angebote für Hochzeiten.

Bei den Geschenken empfiehlt sich in jedem Fall eine Hochzeitsliste in einem oder mehreren ausgewählten Geschäften. Vielleicht läßt man auch eine Wunschliste innerhalb der Familie und im Freundeskreis kursieren. Es gibt auch Möglichkeiten, Geschenke von Service-Unternehmen in eine andere Stadt schicken zu lassen.

Hochzeitsmusik gibt es in verschiedenen Versionen auf Kompaktplatten, von Klassik bis unterhaltsam mit Herz. Am besten beauftragt man jemanden aus dem Freundeskreis, der sich auskennt. Oder man mietet sich jemanden zur Unterhaltung.

Eine Internationale Hochzeit ist ohne weiteres möglich. Empfehlungen geben Reisebüros einschließlich der erforderlichen Unterlagen. Ratsam sind vorherige Übersetzungen in die entsprechende Landessprache. Unentbehrliche Papiere sind grundsätzlich Geburtsurkunde, Paß, evtl. Scheidungsurkunde und meist ein polizeiliches Führungszeugnis, das Wohnort und Familienstand bestätigt.

Die Kleidung zur Hochzeit sollte zuvor abgesprochen werden, damit nicht nur Braut und Bräutigam zusammenpassen, sondern auch keiner der Gäste die Braut übertrumpft oder jemand gänzlich falsch angezogen erscheint.

Das Lokal zum Feiern kann alles sein, vom Gemeindesaal bis zu einem Schloß oder Landhotel. Wenn man sich nicht auf eine persönliche Empfehlung verläßt, ist ein Probeessen oder vorheriger Besuch ratsam.

Das Make-up sollte die Braut nicht dem Zufall überlassen, sondern zuvor mit ihrer Kosmetikerin üben oder - noch besser - am gleichen Tag auflegen lassen. Das gilt auch für die Frisur: am günstigsten ist Service aus einer Hand, der auch für das Schleieraufstecken zuständig ist.

Die Papiere für die Eheschließung sowie alle Drucksachen sollte man beizeiten zusammenhaben. Zumal bei letzteren auch der Geschmack eine Rolle spielt - und Druckfehler unbedingt auszuschließen sind.

Die Reise in den Honigmond sollte rechtzeitig geplant und gebucht werden, falls das Paar nicht gleich daheim den gemeinsamen Alltag beginnt. Vielleicht ist sie ein Hochzeitsgeschenk?

Das Standesamt ist unentbehrlich für die Eheschließung, es muß vor der kirchlichen Trauung aktiv werden, sonst wird diese nicht anerkannt. Beide Partner brauchen eine Abstammungsurkunde vom Standesamt, das die Geburt eingetragen hat, eine Abschrift aus dem elterlichen Familienbuch, vom Einwohnermeldeamt die Bestätigung des Aufenthalts und der Ledigkeit, Personalausweis oder Paß. Die Grundgebühr beträgt 35 Mark, die sich bei Besonderheiten wie einem Doppelnamen erhöht. Die Trauzeugen dürfen ihren Personalausweis oder Paß nicht vergessen!

Die Trauung in der Kirche muß beim zuständigen Pfarrer angemeldet werden. Je nach Konfession sind Tauf- und Konfirmations- bzw. Kommunionsbestätigung notwendig, dazu die Aufgebotsbestätigung des Standesamtes. Von der katholischen Kirche wird die Ehe nur anerkannt, wenn sie der katholische Pfarrer vollzogen hat oder ein Dispens des zuständigen Pfarramtes vorliegt. Fotografieren und Filmen während der Trauung ist übrigens nicht gern gesehen.

Der Zeitplan ist unentbehrlich, selbst, wenn man sonst recht nonchalant mit der Zeit umgeht. Aber Pannen können alles verderben und verhindern, daß der Tag das wird, was er soll: zum schönsten des Lebens. Elise Hartung

Wir heiraten

Erika heiratete in den Jahren, als das schrecklich unbürgerlich war. Und so ging sie mit ihrem Freund mal eben am Standesamt vorbei, betont lässig, als tue das weiter nichts zur Sache. Heute hat sie eine Teenagertochter und bedauert, daß ihre Hochzeit nicht ein wenig feierlicher war. Vor allem aber, daß sie kein richtiges Brautkleid hatte. Die Erinnerung hakt sich nun mal gern an Höhepunkten des Lebens fest, und das ist eine Hochzeit unzweifelhaft - oder sollte es sein.

Die Zeiten mögen sein, wie sie wollen: An diesem großen Ereignis wird selten gespart. Und wichtiger als die Einbauküche ist für manche Braut noch immer das lange Weiße, in dem sie möglichst überirdisch wirkt, fern dem Alltag mit seinen Banalitäten. Ein Brautkleid kann man gebraucht kaufen. Aber wer tut das schon. Lieber redet sich die junge Frau ein, das ausgesuchte Traummodell sei ohne weiteres später als Abendkleid zu verwenden. Sie wird es aber wahrscheinlich niemals wieder tragen. Denn ein Brautkleid sieht nun mal wie eines aus. Sicher ist, daß sie ihr Brautkleid nach der Überlieferung nicht selbst nähen darf, weil jeder Stich eine Träne bedeute. Also macht sie sich erleichtert auf, um mit Hilfe von Mutter, Schwester oder Freundin in einem Fachgeschäft oder einer Spezialabteilung das Brautkleid zu finden, das dem Bräutigam am Hochzeitstag seine Wahl mehr als überzeugend vor Augen rückt.

Welches Brautkleid man wählt, ob mit Ausschnitt und zusätzlicher Jacke oder Bolero, hochgeschlossen, weit oder eher schmal, schlicht oder mit viel Spitze, Volants, Applikationen und Blütenschmuck, all das hängt vom persönlichen Geschmack ab. Der Preis spielt mitunter auch eine Rolle, doch eher verzweifeln die Bräute an der Qual der Wahl.

Für das Standesamt hat noch immer das Kostüm den ersten Platz, in klassischem Marineblau oder Schwarzweiß, bei Bräuten, die zum zweiten Mal heiraten wegen Wegfalls der kirchlichen Trauung auch gern in Creme oder Teerose.

Ob langer oder kurzer Schleier, welche Art von Kopfschmuck für welche Frisur, dazu wird das Fachgeschäft viel zu sagen haben. Eiserne Regeln sind lediglich, daß zum langen Brautkleid Strümpfe und Schuhe sowie eine kleine Tasche weiß sein müssen. Und daß das Make-up zarter als das gewöhnliche sein muß. Vor allem mit wasserfestem Lidstrich und Wimperntusche. Nützlich könnte sein, daß es eine neue Generation "kußechter" Lippenstifte gibt, die relativ lange unverändert bleiben und nicht zu unliebsamen Abdrücken führen. Bleibt nur noch das Bukett auszuwählen.

Bei der Garderobe des Bräutigams gibt es erfahrungsgemäß weniger Überlegungen, weil er sich nach der Faustregel für kleine, mittlere, große Hochzeit zu richten hat. Höchstens bei der Farbe des modischen Spenzers darf die Phantasie an langer Leine gelassen werden. elha

HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 18

WIRTSCHAFT 9

Flair soll jetzt her für den Marktplatz Ortsbeirat 9 ist mit der Ortskern-Umgestaltung nicht zufrieden / "Parkplatznot"

NIEDER-ERLENBACH. Drei Jahre mußten die Stadtteilpolitiker in Nieder- Erlenbach auf die Pläne zur Umgestaltung des Ortsmittelpunkts warten. Und ausgerechnet auf der letzten Sitzung des Ortsbeirats 13 (Nieder-Erlenbach) vor der Kommunalwahl entrollten Richard Müller und Helmut Kappe vom Amt für kommunale Gesamtentwicklung und Stadtplanung die aktuellen Gestaltungspläne. Zufriedenheit spiegelte sich auf den Gesichtern der Mitglieder des Ortsbeirats wider, aber auch Kritik wurde laut. Denn nicht alle Anregungen der Stadtteilpolitiker wurden berücksichtigt.

So geistert seit Monaten auf den Sitzungen das Wort "Parkplatznot" umher. Durch den Umbau einer alten Scheune und dem Dachausbau des alten Rathauses wurde im Ortskern neuer Wohnraum geschaffen. Die Mieter brauchen Parkplätze. Und die Einrichtung des benötigten Parkraums, so die Kritik auf der Sitzung, sei von den Beamten nicht ausreichend berücksichtigt worden.

"Ich bin überrascht, daß Sie das nicht zur Kenntnis genommen haben", antwortete SPD-Fraktionsvorsitzender Otfried Reinhardt, nachdem Stadtplaner Richard Müller auf die Zuständigkeit des Ingenieurbüros Retzko & Topp hingewiesen hatte. Müller: "Das Büro legt im Sommer 1993 seine Entwürfe zur Verkehrsberuhigung der Grundnetzstraßen vor." Damit, so meinte der Mitarbeiter des Amts 61, werde sich alles weitere zur endgültigen Gestaltung Alt-Erlenbachs klären.

Doch schon jetzt klagen die Anwohner über negative Folgen der Ortskernsanierung. Mit der Neupflasterung eines Teils der Straße Alt-Erlenbach wurde gleichzeitig der Bürgersteig planiert. "Dort ist nichts anderes erfolgt, als eine Fahrbahnerweiterung", urteilte Klaus-Jürgen Glaeser (Grüne). Neuen Parkraum gibt es nicht. So sehen das auch die Bewohner des Hauses Alt-Erlenbach 39: "Die Autos werden jetzt direkt unter unserem Fenster abgestellt." Poller oder Straßenmarkierungen sollen vom Falschparken vor der Haustür abhalten.

Ohne Parkzeitbegrenzung "wird auch das gesamte ,Plätzchen&rquote; vor der Sparkasse als Parkfläche genutzt", meinte Reinhardt. Außerdem will der Ortsbeirat 13 nach wie vor einen neuen Parkplatz in der Nähe des Ortskerns. Vor Monaten hatten die Stadtteilpolitiker angeregt, einen Teil der Grünfläche an der Lochmühlstraße zu betonieren. Das Umweltamt lehnte ab, da sich in unmittelbarer Nähe ein Kinderspielplatz befindet. Schließlich sollen im Zuge der Ortskernsanierung immerhin 18 neue Parkplätze im Ortskern ausgewiesen werden.

Vor und an fünf Gebäuden wird teilweise saniert: dem alten Rathaus, der Vilbeler Volksbank, dem Neubau der Frankfurter Sparkasse 1822, einem Fachwerk- und einem Doppelhaus. Durch identische Pflasterung und kleine Grünflächen sollen alle Grundstücke einen ähnlichen Charakter erhalten. Der Vorplatz des Rathauses und das "Plätzchen" vor der Sparkasse sollen als eine Art Marktplatz gestaltet werden: wenig Grün, viel Kopfsteinpflaster.

Zwölf neue Bäume werden gepflanzt und die sechs vorhandenen Pappeln durch andere Baumarten ersetzt, weil sich Bürger über das Herbstlaub beklagten. Außerdem werden Ruhebänke aufgestellt und auf dem "Plätzchen" wird ein Brunnen gebohrt. Insgesamt 22 Ämter beteiligten sich bisher an den Gestaltungsplänen. "Formal gesehen, könnte dieses Jahr die Planung abgeschlossen werden", meinte Richard Müller. Wann die städtischen Bauarbeiten beginnen, ist jedoch noch nicht abzusehen. tin

In Deutschland liegen zwölf von 311 Biosphären-Reservaten

"Lehrern fehlt Mut"

Zu unserem Bericht "Kindern droht Odyssee durch Schulen" in der Stadtteil-Rundschau Nord vom 11. Februar, in dem eine Elterninitiative des integrativen Kindergartens der evangelischen Cantate Domino-Gemeinde (Nordweststadt) eine gemeinsame Klasse für ihre behinderten und nichtbehinderten Kinder fordert, schrieben uns Bianca und Frank Gau aus der Aßlarer Straße 6, 6000 Frankfurt am Main 50, folgenden Leserbrief:

Der in dem Bericht beschriebene Verlust der Elternarbeit ist nur der eine Teil. Auch erwähnt werden sollte, weil dies um ein vielfaches relevanter ist, die Situation des betroffenen Kindes. Vor vier Jahren gab es für unseren behinderten Sohn in nur vier Kindergärten im Stadtgebiet die Möglichkeit einer Aufnahme. Eigentlich war es eher ein Zufall, daß wir für ihn einen Platz in dem sehr wohnortnahmen, integrativen Kindergarten der evangelischen Gemeinde Cantate Domino bekamen. In den nunmehr vier Jahren sehr erfolgreicher Integration, die nur dann Sinn macht, wenn sie jetzt auch fortgesetzt wird, sind auch für unseren Sohn Bindungen zu den Kindern und deren Eltern entstanden. Ein Gefühl der Sicherheit gibt ihm aber auch die vertraute Umgebung, die durch die unmittelbare Nähe des gewohnten Kindergartens zu der Schule entsteht und die mehrjährige Erfahrugn von bestimmten, immer wiederkehrenden Abläufen.

So erlebte er jedes Jahr im Kindergarten, daß die großen Kinder auf eine Freizeit fuhren, Schultüten bastelten, verabschiedet wurde. Er begleitete sie am ersten Schultag in den Gottesdienst der Gemeinde und zur Einschulungsfeier in der Römerstadtschule. Dieses Jahr geht er selbst auf Freizeit, macht an einem Tag einen Kennenlernbesuch in einer integrativen Klasse der Römerstadtschule, bastelt eine der typischen dreieckigen Schultüten, wird verabschiedet und erwartet ganz natürlich die Einschulungsfeier mit allen Freunden und Bezugspersonen in der Römerstadtschule!

Wie sollten wir ihm, der aus aufgrund seiner Behinderung nicht verstehen wird, erklären, daß er eine andere Schule, weit weg von allem was ihm vertraut ist, besuchen soll? Gerade für behinderte Kinder ist die Sicherheit von Gewohntem existenziell.

Die nach dem Gesetz vorgesehene Integration an der für den Wohnort zuständigen Grundschule, die nur etwa einen Kilometer näher ist als die Römerstadtschule, wird nur dann stattfinden, wenn wir Eltern unser Recht entsprechend geltend machen. Den Lehrern dort fehlt der Mut, die Erfahrung und vor allem: Ihnen fehlt die Unterstützung von staatlicher Seite!

Alle anderen Grundschulen, die einer Aufnahme eventuell positiver gegenüberstehen, müßten unseren Sohn als orts- und beziehungsfremdes Kind aufnehmen. Hier, wie auch bei den Sonderschulen, müßten unter anderem auch unverhältnismäßig lange Wegzeiten einem Kind zugemutet werden, welches aufgrund der notwenigen Therapien ohnehin wenig Zeit hat, Kind zu sein.

Deshalb - und nicht nur wegen der bereits investierten Elternarbeit - fordern wir die Einschulung unseres Sohnes mit allen anderen Kindern aus dem Kindergarten Cantate Domino an der Römerstadtschule.

Wir erwarten deshalb von den zuständigen Stellen, daß der Schule alle sachlichen und personellen Mittel zur Verfügung gestellt werden, um unsere Forderung ermöglichen.

Seniorenbeirat im Bezirk 9 Frankfurt fehlen fünf Altenwohnanlagen

FRANKFURT-NORDWEST. Nicht zuletzt der dreimalige Wechsel des Sozialdezernenten innerhalb der vergangenen vier Jahre "hat die Arbeit schwer gemacht", erklärte jetzt Fritz Goeder, Vorsitzender des Seniorenbeirats des Ortsbezirks 9, dieser Tage. Kurz und bündig zog er auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim und Ginnheim) seine Bilanz.

Die Seniorenbeiräte, so meinte er, sollten nicht länger ein Hilfsorgan des Sozialdezernenten im Frankfurter Römer sein, sondern zum "direkten Ansprechpartner" der Stadtverordnetenversammlung werden.

So könnte schneller und effektiver auf eventuelle Mißstände in der Seniorenarbeit reagiert werden.

Fritz Goeder forderte mindestens fünf weitere Altenwohnanlagen im Stadtgebiet Frankfurt. Zu beachten sei dabei allerdings, "daß die Wohnanlagen im Stadtgebiet liegen, denn die älteren Bürger verlassen erfahrungsgemäß ungern ihren Stadtteil".

Der Sprecher des Seniorenbeirats plädierte zudem für den Bau von Altenwohnungen und Altenpflegeheimen auf einem Grundstück.

Als erfolgreich bezeichnete Goeder auch die Einrichtung des "Seniorenrathauses" an der Eschersheimer Landstraße. Und das System der "aufsuchenden Altenpflege" habe sich bewährt.

Innerhalb kurzer Zeit wurde ein Notrufsystem für ältere Bürger und Bürgerinnen erfolgreich ausgebaut. tin

Männerchor sucht Sängernachwuchs

BOCKENHEIM. 26 Auftritte hat der Bockenheimer Männerchor 1837 im vergangenen Jahr absolviert und dabei zweimal auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt zugunsten des Vereins krebskranker Kinder gesungen. Bei seiner Jahreshauptversammlung zog der Männerchor eine positive Jahresbilanz und informierte über Pläne in den kommenden Monaten.

"Besonders freuen wir uns auf eine Chorreise vom 20. zum 23. Mai. Da geht es an den Bodensee, und wir singen in der Kloserkirche Braunau und auf der Insel Mainau", berichtet Schriftführerin Ulrike Ochs. Insgesamt zählt der Verein 77 fördernde und 28 aktive Mitglieder. Die Sänger werden bereits seit 23 Jahren von Musikdirektor Ernst A. Voigt betreut.

Probleme hat der Männerchor mit dem Sängernachwuchs, es fehlt ihm an jungen Mitgliedern. "Das bereitet uns noch etwas Sorgen", sagt Ulrike Ochs. Der Verein versuchte diesen Mangel bislang auf seine Weise zu lösen: Seit 1985 singen im Bockenheimer Männerchor auch Frauen mit, um den ersten und zweiten Tenor zu unterstützen. "Trotzdem sind wir kein gemischter Chor, sondern gerade von der Auswahl der Lieder her ein Männerchor", betont die Schriftführerin. jan

Dem Kimono haftet kein Staub an Was man, mitsu-motte, bei der Lektüre eines japanischen Wörterbuches lernen kann

Er war von uneingeschränktem Wert für denjenigen, der seine Konversation auf Japanisch der Vorkriegszeit führen mußte, doch auch heutzutage sollte er in jeder besseren Bibliothek zu finden sein: Ich spreche vom Romaji Dokuwa Jiten, dem deutsch-japanischen Wörterbuch schlechthin.

Im Vorwort zur Erstausgabe von 1936 widmen die Herausgeber ihr damals wie heute einzigartiges Werk allen "Stammesgenossen und japanischen Freunden, die - der Zeichen unkundig - sich bei Erlernung der japanischen Sprache (bis dato) mit unzulänglichen Mitteln behelfen mußten".

Nach 1936 wurde das Romaji Dokuwa Jiten noch einmal, und zwar in erweiterter und verbesserter Form aufgelegt. Das war 1947 (seitdem nie wieder!), hatten sich doch in die Erstausgabe noch Ungenauigkeiten eingeschlichen, wie jene Anekdote belegt, derzufolge ein Deutscher irgendwo in Japan aufgrund des Eintrages unter dem Stichwort "Milch" (: chichi, Kuh -: gyunyu) im Laden nach Muttermilch - eben chichi verlangt haben soll, ein zweideutiges Mißverständnis, das selbst im heutigen Japan noch einiges verschämte Kichern verursachen dürfte.

Auch fand der Japanreisende in der Erstausgabe des Romaji Dokuwa Jiten dezidierte Übersetzungen nicht existierender deutscher Begriffe wie etwa "krimpern" und "Klemper", die, wie uns die Herausgeber der zweiten Ausgabe des Romaji Dokuwa Jiten versichern (fast möchte ich sagen: leider), aus der überarbeiteten Fassung herausgenommen wurden. Noch zu gut erinnere ich mich an das verdutzte Gesicht meines japanischen Freundes, nachdem ich ihm mit Unschuldsmiene in perfektem Deutsch die Frage gestellt hatte, ob er nicht gerne mal mit mir eine Runde "krimpern" wolle.

Wer weiß, in anderen Kreisen hätte meine naiv gestellte Frage vielleicht allergrößte Bestürzung hervorgerufen. Höchstwahrscheinlich ist die bewußte Tätigkeit in Japan äußerst verpönt - darf eine solchermaßen gestellte Frage am Ende gar nur mit Blutrache (ketsuzoku no fukushu), sofortiger Liebesheirat (ren- ai-kekkon) oder je nachdem, was das Protokoll vorschreibt, einer anderen drastischen Handlung beantwortet werden. Ich werde es nie erfahren. Dieses eine Mal kam ich mit dem Leben also noch davon, und wahrscheinlich nur, weil man als Angehöriger einer fremden Rasse (gaikokujin) in Japan eine gewisse Narrenfreiheit (kichigat menjo - im Sinne von "Enthobensein") genießt. Seitdem bin ich aber ein wenig auf der Hut: Zu fremd sind uns die Denkstrukturen jener Inselbewohner, zu wenig nachvollziehbar ihre Sprache und deren Muster.

Was bleibt ist allemal die Faszination. Da gibt es also dieses Volk auf der anderen Seite der Welt, dort spricht man eine Sprache, die im Vergleich zu unserer eigenen um ein vielfaches komplizierter zu sein scheint. Verbirgt sich dahinter vielleicht auch eine kompliziertere Art, die Welt zu sehen, sie zu begreifen? Nicht umsonst wird behauptet, daß ein Deutscher mindestens sieben Jahre intensiven Studierens benötigt, um sich einigermaßen den Wortschatz an Japanisch anzueignen, den umgekehrt ein x-beliebiger Japaner beim Erlernen jeder x-beliebigen europäischen Sprache in weniger als zwei Jahren erreicht.

Aber nicht nur Japanreisenden oder den Studierenden der japanischen Sprache (oder besser gesagt, der japanischen Sprachen, denn es sind mehrere!), sei der Romaji Dokuwa Jiten ans Herz gelegt, auch allen anderen, die keine besonderen Lernambitionen haben, dürfte es einiges Vergnügen bereiten, darin herumzublättern. Hin und wieder prägt man sich dabei das eine oder andere Wort ein, weil es schön klingt, oder warum auch immer. Und wer wüßte nicht gerne, was etwa "Zulassungsgesuch" oder "Geringschätzung" auf Japanisch heißt. Mir bereitet es jedenfalls allergrößtes Vergnügen, vom praktischen Aspekt einmal abgesehen. Denn so kommt natürlich auf Dauer auch ein kleiner hübscher Wortschatz zusammen. Eines der ersten Worte, das ich bewußt nachschlug, war die Übersetzung von "Asyl" (hinansho oder nogareba), ein Begriff, den zu kennen immer gut ist, und den man eigentlich in jeder Sprache der Welt auswendig können sollte, schon allein für den Fall, daß man selber mal persönlich flüchten muß.

Ein anderer mir wichtiger Begriff ist das Wort "Zumutung". Ich schlage also in meinen Romaji Dokuwa Jiten unter Z nach und werde wie folgt fündig: "Zumutung (f) yokyu, kitai; ee. - (an jn.) stellen (ni) yokyu uo suru; das ist ee. starke - kono yokyu wa muri desu." (Romaji Dokuwa Jiten, Seite 1253, linke Spalte, 3. Eintragung.)

Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erklärend hinzufügen, daß ich erst neulich wieder vergeblich in meinem Deutsch- Englisch/Englisch-Deutsch-Wörterbuch der Firma Langenscheidt nach einer adäquaten Übersetzung des Wortes fahndete, was zur Folge hatte, daß ich einem Gast aus England nichts über Neuentwicklungen im Bereich von Stadt-Architektur in Deutschland mitteilen konnte, ganz zu schweigen von der schieren Unmöglichkeit, mit diesem eklatanten sprachlichen Defizit ein auch nur annähernd intelligentes Gespräch über Kunst und Kultur führen zu können.

Als nächstes suche ich nach der Übersetzung des ebenso schönen deutschen Wortes "Anhaftung" (Lieblingsbegriff meines Freundes Thomas Rudolph, der damit Bäume und Sträucher benennt), werde aber diesmal nicht fündig und muß mich mit dem Verb zufriedengeben: "Anhaften - tsuite iru (es folgen 6 japanische Zeichen); dem Kleide haftet Staub an - kimono (aha!) ni gomi ga tsuite iru."

Schnell unter "Staub" nachgeschlagen: "gomi, hokori, chiri, gomi" - und schon müßte ich in der Lage sein, meinen ersten japanischen Satz zu bilden: anzenchitai ni kamboku ga tsuite iru, auf der Verkehrsinsel wächst ein Strauch. Oder: anzen-chitai ni kihei-socho ga tsuitse iru, der Verkehrsinsel haftet ein Wachtmeister an. Was die beiden Silben "ni" und "ga" genau bedeuten, weiß ich natürlich nicht. Schätzungsweise (mitsu-motte) werden sie benötigt, um die Beziehungen der in meinem ersten eigenen japanischen Satz verwendeten Substantive zueinander zu klären. Soll mir recht sein.

Mit einem Wörterbuch allein läßt sich natürlich noch keine Fremdsprache erlernen, mit einem guten Wörterbuch aber kann der Lernende schon mal einen Eindruck gewinnen in die Vielschichtigkeit und Komplexität der Sprache, die zu erlernen er vorhat. Der Romaji Dokuwa Jiten ist ein gutes Wörterbuch und obendrein eines, das Spaß macht, auch an der eigenen Sprache. Denn wo sonst noch stößt man auf so hübsche Begriffe wie: Pneumatiker, Blutschuld, Rigorist, Oleaster, Metzelsuppe, Kirchensprengel, Meuchelmörder, Heumonat, Gefallsucht, Fopperei, Stößel, Trockenbatterie, Teezeremonie, Steinlaterne, Scherflein, Stänkerei, Ohrenspiegel, Niederschlesien, Nießbrauch, Nießnutzung, Monatsfluß, Mätzchen, Lebehoch, Irrtumslosigkeit, Hutzucker, Holdseligkeit, Geschreibsel, Geratewohl, Gängelband, futsch, fußfällig, Forstfrevel, Entleibung, Dusel, Beschleichung, Antung, aasen, um nur einige wenige zu nennen.

Wie man bei der Lektüre des Buches schnell feststellt, sind viele Begriffe - ähnlich wie im Deutschen - zusammengesetzes Substantive. Oft findet man zwei oder drei komplexe Zeichen, die aus drucktechnischen Gründen hier nicht wiedergegeben werden können, aber ein Großteil sowohl des Umfangs als auch der Attraktivität des Romaji Dokuwa Jiten ausmachen. Dieser komplizierte Code der Zeichen, ihr sehr spezieller Reiz und das unergründliche Geheimnis, das sie für jeden Europäer darstellen, präsentiert sich hier in gebündelter Form auf 1277 Seiten. Mehr als hunderttausend Zeichen dürften hier versammelt sein, und doch scheint diese scheinbar unzugängliche Sprache bei näherer Betrachtung einer inneren Logik zu folgen.

Nicht daß ich das ernsthaft bezweifeln hätte wollen, und doch war ich auf seltsame Art beruhigt, als ich beim Studium des Romaji Dokuwa Jiten einen kleinen Teil dieser Logik ausmachen zu können glaubte. Auf Seite 258 stoße ich auf folgende Eintragung: "Engel (m) tenshi" (es folgen zwei Schriftzeichen, das erste ist ein nach unten offenes Dreieck, das in zwei parallele Querstriche hineinragt); "amatsutsukai (ten no tsukai)" (hier werden die beiden oben genannten Zeichen nochmal abgebildet).

Aus Neugier schlage ich als nächstes das Wort "Himmel" nach und siehe, wer hätte es gedacht, "Himmel" heißt "ten", das Zeichen für "Himmel" ist eben jenes erste Zeichen, das der Japaner für "Engel" benutzt: ein nach unten offenes Dreieck, das in zwei parallele Querstriche hineinragt. Die Zeichen sind absolut identisch. "Engel" dürfte demnach so etwas wie "Wesen" oder "Bewohner des Himmels" bedeuten. Und während ich mich über dieses kleine Erfolgserlebnis freue, fällt mir ein, daß die Kaiser in Japan "tenno" genannt werden (Kreuzworträtselwissen), "ten-no" demnach also "des Himmels" oder "dem Himmel eigen" oder schlicht "himmlisch" heißt. Ein Attribut, das sich, wie ich meine, bedenkenlos auch auf das hier vorgestellte Wörterbuch anwenden läßt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Mit freundlichen Grüßen JOHANNES BECK

Romaji Dokuwa Jiten - Deutsch-Japanisches Wörterbuch. Enderle-Verlag Tokio. In Deutschland nur über den Verlag Helmut Buske in Hamburg zu beziehen. Preis: ca. DM 120,-.

Zum "Streichkonzert im Sozialbereich" Armin Clauss und Gudrun Schaich-Walch referierten vor der SPD Nordweststadt

NORDWESTSTADT. "Streichkonzert im Sozialbereich - Die Folgen der Bonner Sparpläne für Frankfurt", lautete das Thema einer Diskussion, zu der der SPD- Ortsverein Nordweststadt III-Süd ins Bürgerhaus Nordweststadt eingeladen hatte. Prominente Gäste waren Gudrun Schaich-Walch, Mitglied des Deutschen Bundestages, und Armin Clauss aus dem Hessischen Landtag.

Gudrun Schaich-Walch versuchte zunächst den etwa 30 Gästen im Bürgerhaus die Situation in Bonn zu erklären. "Die Regierung ist angesichts der Sparpläne gezwungen, mit der Opposition Gespräche aufzunehmen. Es steht jedenfalls fest, daß wir die Ostdeutschen unterstützen müssen, und wir sind auch bereit, Opfer zu bringen." Ums Sparen komme man dabei allerdings nicht drumherum, ein Solidarpakt sei unverzichtbar, doch müsse er diesen Namen auch verdienen. Die Ziele müßten heißen: "Ein schneller und solider Aufbau im Osten. Kein Aufschieben der dringlichen Aufgaben des Umweltschutzes. Soziale Ausgewogenheit zwischen Ost und West und Erhalt des Föderalismus, um Länder und Gemeinden handlungsfähig zu halten."

Die Verlagerung von Bahnkompetenzen auf die Länder beispielweise würde für die Region bedeuten, daß die S-Bahnen nach Hanau und Nieder-Roden, der S-Bahnhof Messe und das dritte Gleis nach Bad Vilbel verworfen werden müßten, weil dann kein Geld mehr vom Bund zu erwarten sei, führte Frau Schaich- Walch aus. Deshalb sei das für die SPD kein Thema. "Außerdem sind wir dafür, daß die Pflegeversicherung noch in diesem Jahr diskutiert wird und endlich eine Unternehmenssteuerreform auf den Tisch kommt, damit Unternehmer, die investieren, nicht durch höhere Steuern bestraft werden."

Der Hessische Landtagsabgeordnete Armin Clauss machte zunächst darauf aufmerksam, daß die SPD schon vor der Bundestagswahl 1990 darauf hingewiesen habe, daß die Deutsche Einheit nicht "aus der Portokasse" zu bezahlen sei. Dies sei die erste Fehleinschätzung der Bundesregierung gewesen. "Außerdem hat die Regierung offenbar geglaubt, die alten Absatzmärkte der DDR blieben den neuen Bundesländern erhalten. Das war die zweite Fehleinschätzung."

Die Einheit sollte aus dem wirtschaftlichen Aufschwung bezahlt werden, doch wachse nichts, wovon man etwas bezahlen könne. 110 Milliarden Mark seien in die neuen Länder geflossen, was einen Verteilungskampf ausgelöst habe, der seinesgleichen suche. "Die falschen Entscheidungen gehen insbesondere auf das Konto von Bundeskanzler Helmut Kohl", rüffelte Armin Clauss.

In der anschließenden Diskussion berichteten die Gäste von ihren Erfahrungen und Befürchtungen der letzten Zeit. Ein Zuhörer meinte, Helmut Kohl habe seinen Eid, Schaden vom Deutschen Volk abzuwenden, gebrochen. Ein anderer berichtete von "teilweise schlimmen Zuständen" in Halle. Dort würden Polykliniken geschlossen, und in den Kneipen und Geschäften seien die Preise mittlerweile höher als im Westen. Deshalb müsse die Kommunalwahl zu einer Wahl gegen die CDU und die Bundesregierung gemacht werden. Ein Diskussionsteilnehmer forderte Gudrun Schaich-Walch auf, sich in Bonn gegen eine Privatisierung von Post und Bahn stark zu machen und den Ausbau des Nahverkehrs voranzutreiben.

Clauss stellte fest, daß die Menschen auf die öffentliche Hand angewiesen seien und daß die Privatisierung von Post, Bahn oder öffentlichem Nahverkehr nur Nachteile für die Bevölkerung mit sich bringe. Private Unternehmen seien schließlich auf Gewinn ausgelegt. Clauss: "Wenn die Post privatisiert ist, will ich den sehen, der für zwei Mark die Frankfurter Rundschau an jeden beliebigen Ort in Deutschland bringt!" jan

Umweltfeind Fast Food? Zusammenhang mit Regenwald-Rodung schwer beweisbar

BORNHEIM. "Vor allem die Hamburger in den Juniortüten esse ich gern", verkündet der siebenjährige Patrick. Die Schwäche des Kindes für Fast food will Barbara Bahlk vom Dritte-Welt-Haus nicht schmecken. Darum leistete sie vor versammelten Mädchen und Jungen im Bürgerhaus Bornheim Überzeugungsarbeit. Nur schwer verstanden die Acht- bis Zehnjährigen die Zusammenhänge, die Bahlk zwischen ihrem Hamburger-Genuß und der fatalen Regenwaldabholzung knüpfte. Anhand der Geschichte "Ich esse gerne Whopper" verdeutlichte sie ihre pädagogische Botschaft.

Im Zwiegespräch mit einem Bauern erfahren dort die Schüler Karla und Maria, wie "in Urwaldländern große Waldflächen von ausländischen Firmen gekauft werden", um diese als Weideland für Vieh oder zum Anbau von Tierfutter zu verwenden. Die Geschichte endet mit dem Fazit: "Aber können wir den Urwald retten, wenn wir keine Whopper mehr essen?" - "Ihr könnt auf jeden Fall dadurch mithelfen, daß der Urwald gerettet wird." Eine deutliche Aus- und Absage an die Adresse der Schnellrestaurants.

Die Meinung, die Bahlk den Mädchen und Jungen in der Kinder- und Jugendbibliothek zu vermitteln versuchte, ist in dieser grob vereinfachten Weise schlichtweg falsch: Die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) geht davon aus, daß Fast-food-Konzerne wie beispielsweise "McDonald's" nicht an der Zerstörung der Regenwälder beteiligt sind - "Burger King" ließ nach Boykottmaßnahmen seine Finger von der Tropenvegetation Costa Ricas. Auch das "Rainforest Action Network" in San Fransisco sucht seit Jahren nach Verbindungen zwischen den Bulettenbrötchen und der Waldvernichtung; eine direkte Schuld der großen Unternehmen läßt sich jedoch nicht nachweisen.

Galt Fast food 1985 im Umweltmagazin "Natur" noch als Umweltfeind, zierte sechs Jahre später der Titel "McDonald's auf dem Öko-Trip" die Juliausgabe. Die Aussagen des Weltkonzerns stellte Autor Luitgard Koch denen von Kritikern gegenüber. Im Zusammenhang mit der weltweiten Regenwaldzerstörung "ist McDonald's im Augenblick nichts eindeutig nachzuweisen", schrieb der Journalist. Gleichzeitig machte er seinen Lesern aber klar: "Das alles bedeutet jedoch nicht, daß McDonald's ganz aus der Verantwortung entlassen werden kann", was auch für die Konkurrenten des größten Fast-food-Konzerns gilt.

Es bleibt folglich weiterhin wichtig, ein wachsames Auge auf die Schnellrestaurants zu werfen - doch sollte das mehr als nur schwarzweiß sehen können. ole

Grünen-Liste im Ortsbezirk 9 Linder und Steinberg stehen an der Spitze

FRANKFURT-NORDWEST. Freya Linder und Peter Steinberg, die beiden Abgeordneten der Grünen im Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim), werden für die kommende Wahlperiode wieder kandidieren. Die 49jährige Bürokauffrau Freya Linder nimmt den ersten, der 49jährige Lehrer Peter Steinberg den zweiten Platz der Liste ein. Beide wohnen in Ginnheim.

"Natur, Gesundheit und Soziales" sind die Schwerpunkte der dritten Kandidatin, Annegret Brein. Die 39jährige Landwirtschafts-Assessorin ist seit mehreren Jahren bei den Grünen aktiv. Auf dem vierten Platz der Liste steht die 29jährige Susanne Voß-Medic ein.

Auch der 70jährige Kurt Kreß, der für die Grünen von 1989 bis 1991 Stadtverordneter war, kandidiert für den Ortsbeirat 9. Gisela Werner-Leben, 55jährige Justizangestellte aus Eschersheim, interessiert sich besonders für Verkehrsberuhigung. Sie ist die sechste Kandidatin. sen

Arbeiterwohlfahrt braucht mehr Helfer

HAUSEN. Im Ortsverein Hausen / Industriehof der Arbeiterwohlfahrt (AW) dreht sich derzeit alles um das neue Betreuungsgesetz. Sehr interessiert sich die AW dafür, wie die Folgen für die Sozialarbeit aussehen. Hannelore Busch, Ortsvereins-Vorsitzende, sieht im Betreuungsgesetz ein schwieriges "Projekt für jung und alt". In der Jahreshauptversammlung suchte die AW nach neuen Wegen zur Betreuung von Pflegebedürftigen. Die AW hatte dazu Wolfgang Mahr vom Institut für Sozialarbeit eingeladen und mit dem "brandheißen Thema" (Hannelore Busch) für eine "lebhafte Diskussion" gesorgt.

Das neue Betreuungsgesetz, betonte Mahr, betreffe alle volljährigen Personen, die wegen Krankheit, Unfall oder Altersschwäche ihr Leben teilweise oder gar nicht mehr eigenständig bewältigen könnten. Und hier genau liegen auch die Probleme: In der Praxis gebe es zu wenig Pflegepersonal für einen individuell angepaßten Sozialdienst, monierte Mahr.

Weitere Probleme tauchten zu Beginn einer Pflege auf. Beispielsweise müsse bei einer vorübergehenden oder dauerhaften Verwirrtheit und Geschäftsunfähigkeit ein Betreuer gefunden werden. Durch bürokratische und rechtliche Verfahren dauere dies in der Regel allerdings vier bis sechs Monate. Solange könne niemand entscheiden, wo der zu Pflegende untergebracht wird.

Frau Busch will an zwei Punkten besonders aktiv werden: Der Ortsverein versucht, den AW-Kreisverband davon zu überzeugen, daß ein Muster der Betreuungsverfügung angefertigt und verteilt wird. Älteren fiele es damit leichter, amtliche Formulare auszufüllen. Dadurch könne nach ihrer Ansicht erreicht werden, daß ältere Bürger neben ihrem Testament auch eine Betreuungsverfügung festlegen und so für eine plötzliche Pflegebedürftigkeit vorsorgen.

Weiterhin machte die Vorsitzende auf die Bedeutung der ehrenamtlichen Mitarbeit bei der Betreuung Pflegebedürftiger aufmerksam. Hannelore Busch bedauerte allerdings, daß sich angesichts von 300 Mark "Jahresgehalt" nicht viele eine Betreuung übernehmen würden.

Wer sich für die Arbeit als Betreuer interessiert oder schon ehrenamtlich tätig ist, findet Unterstützung beim zuständigen Institut für Sozialarbeit e. V., Bockenheimer Anlage 35, Telefon 72 60 51. mim

Toter Fisch, zitronengrün Japanische Kindersüßigkeiten im Test

In der Nähe meines Büros gibt es einen kleinen Süßwarenladen. Wie die meisten kleineren Läden in den Vororten Tokios ist er zur Straße hin offen. Vor dem Laden sind (in Kinderkniehöhe) die Waren mit ihren Verpackungen in knalligen, unnatürlichen Chartreuseblaus, Nagellackrots, Wachsbananengelbs, Pinks und Zitronengrüns ausgestellt. Eine allgemeingültige Richtlinie japanischer Süßigkeiten scheint eine Vorliebe für das Mischen verschiedenster Geschmacksrichtungen und das Nachbilden "richtiger Mahlzeiten" en miniature zu sein. Eine große Rolle spielen Süßigkeiten, die gemixt oder zusammengesetzt werden müssen.

Ich habe einige japanische Süßigkeiten für Kinder gegessen, die mich körperlich richtig krank gemacht haben (die Art ihrer Ernährung beweist übrigens anschaulich, daß Kinder eine Art fremder Rasse sind!).

In der nachfolgenden Auflistung habe ich alle Süßigkeiten weggelassen, die auch für Erwachsene genießbar sind:

Keekisuru?

"Keeki" heißt "Kuchen" und "suru" könnte eine Verb-Endung sein, die soviel wie "machen" bedeutet. Dieses Zeug heißt also ungefähr "Du Kuchen machen?"

In der Schachtel sind vier schwammige Küchelchen in Papierschälchen. Der Zukkerguß (Vanille und Schokolade) befindet sich in durchsichtigen Plastiktuben, die durch eine Einkerbung ohne Zuhilfenahme von Scheren zu öffnen sind. Eine kleine Packung mit Dekokügelchen aus Zukker vervollständigt das Set.

Die Gebrauchsanweisung auf der Pakkung ist ebenso erschöpfend und gut illustriert wie unnötig. Es ist klar, daß man nur den Zuckerguß über die Kuchen gießen und einige der Zuckerperlen darüberstreuen muß.

Der Kuchen schmeckt nicht sehr süß, aber sehr luftig. Der Guß ist süß (und nicht speziell "Vanille" oder "Schokolade"). Die Perlen sind zu winzig, um überhaupt nach irgend etwas zu schmekken. Immerhin: Der vollständige Kuchen schmeckt ganz gut.

Keekisuru kostet ungefähr 100 Yen.

Benberobeen Benberobeen ist zweifellos das verrückteste Candy, das ich jemals gesehen habe. Die Beschreibung ist etwas schwierig: In der Packung befindet sich ein Plastikbehälter mit zwei flachen kleinen Schüsseln. Eines der Schüsselchen ist am Rand eingekerbt. Außerdem ist in der Packung noch ein kleiner Plastikzylinder, der um 100 Grad gebogen ist und etwas an einen Ikea-Schraubenschlüssel erinnert. Außerdem gibt es dann noch zwei Päckchen mit grünlich-blauem und weißem Puder sowie eine Plastiktube mit einer goldgelben Flüssigkeit.

Nimm das Paket mit dem bläulichen Puder und schütte es in das Schüsselchen ohne Kerbe. Fülle das Schüsselchen dann bis zur Markierung mit Wasser. Verrühre es, bis ein duftender Sirup entsteht. Öffne dann die Tube mit der Flüssigkeit und gieße sie in das andere Schüsselchen (die goldene Flüssigkeit ist anscheinend eine Art Zuckersaft). Lege das gebogene Stück Plastik in das Schüsselchen mit der gelben Flüssigkeit. Öffne den Beutel mit dem weißen Puder. Das ist wirklich "strange stuff": es verhält sich in trockenem Zustand ein bißchen wie Silikon-Gel: wenn man es auf eine Tischplatte streut, fließt es zu einer Pfütze auseinander! Wenn es dagegen naß wird, haftet es an anderen Gegenständen (am besten haftet es, wenn es mit der goldenen Flüssigkeit angefeuchtet wird).

Als nächstes wird eine Linie des weißen Pulvers auf die Flüssigkeit (so, als würde man eine Line Kokain legen) und über den gebogenen Plastikzylinder gestreut. Gleichzeitig muß man den Zylinder langsam hochheben, indem man ihn durch die gestreute Linie zieht.

Das Puder gleitet herunter, vermischt sich mit der Flüssigkeit und verwandelt sie in eine dünne, durchscheinende, gallertartige Substanz. Je nachdem, wieviel Pulver man verwendet hat, kann man sich jetzt bis zu zehn, zwölf Zentimeter lange gummiartige Streifen mit dem Plastikzylinder ziehen.

Der letzte Schritt besteht darin, diese glibbrigen Streifen (die einem Stück rohem Tintenfisch, der auf einen Angelhaken gespießt ist, verdammt ähnlich sehen) in die blaue Soße zu stippsen, um sie einzufärben und mit Geschmack zu versehen. Jetzt kann man es essen.

Benberobeen ist schrecklich. Es schmeckt nicht wie normales Essen, es schmeckt (trotz des Melonenaromas) wie ein Stück Plastikband; es fühlt sich nicht einmal wie ein Nahrungsmittel an: Es fühlt sich eher an wie ein Fisch, der einem die Kehle herunterschwimmt; es riecht nicht wie etwas Eßbares, sondern wie ein Luftverbesserer, und es sieht auf jeden Fall nicht wie Nahrung aus - es sieht aus wie etwas, das nach einer Operation beim Tierarzt übriggeblieben ist. Trotzdem scheint Benerobeen nicht wirklich giftig zu sein. Ich habe es probiert und lebe immer noch. Es ist mir noch nicht einmal schlecht geworden davon (außer einer leichten Übelkeit bei dem Gedanken, daß ich dieses "Ding" schlukken sollte).

Benerobeen kostet ungefähr 100 Yen.

Kabayakisan

Kabayakisan ist ebenfalls recht eigenartig. Das Wörterbuch übersetzt "Kabayaki" mit "Spuckhahn", ich konnte aber "Spuckhahn" nicht in meinem Konversationslexikon finden.

Wenn man die Packung öffnet, wird das Konversationslexikon sowieso überflüssig. Dieses Zeug stinkt nach verfaultem Fisch. Es enthält Fischfleisch, Soyasauce, Karamelle, irgend etwas Süßliches und etliche Chemikalien. Es schmeckt wie ein Stück Verpackungskrepp, das in einem Eimer toter Fische eingeweicht wurde. Ich liebe es. Die meisten Menschen, denkt man, würden so etwas nicht essen. In Japan verkauft es sich aber gut, weil Aal als Kraftnahrung gilt. Der Hersteller empfiehlt unter anderem, diesen Abfall bei sportlicher Betätigung zu essen (30 Yen).

Pichipichigyopichan

Der Name ist für Japaner nicht halb so kompliziert, wie er klingt. Die Wiederholung von Silben ist in der japanischen Kindersprache ganz normal. Lange repetative Namen klingen daher für Japaner ganz allerliebst.

Und dieses Bonbon ist auch allerliebst. Die Verpackung ist mit einem herzallerliebsten Mädchen mit Untertassenaugen und Schuluniform sowie verschiedenen Comicfiguren verziert. Die Hauptfarben sind Rosa und Hellblau. Das Bonbon innen drin ist auch allerliebst. Um der Wahrheit die Ehre zu geben: Sehr viel ist da nicht. Das Produkt sieht außerdem einem Spielzeug ähnlicher als einer Süßigkeit: Pichipichigyopichan enthält fünf winzige, nach Pfirsich riechende Fruchtgummis, die alle wie allerliebste Comicfiguren geformt sind. Meine Pakkung enthielt vier deformierte Katzen und einen glotzäugigen Goldfisch. Der Geschmack der Süßigkeit ist nicht weiter bemerkenswert: irgendwo zwischen schwach pfirsichmäßig und einigermaßen süß. Es fühlt sich aber im Mund etwas weniger ungewöhnlich an als die "normalen" Süßigkeiten.

Befestigt ist alles auf einer Karte mit Bildern der Figuren auf der Verpackung. Außerdem sind da noch sechs halbdurchsichtige Plastikfiguren mit jeweils zwei Ösen. Wenn man sie verbindet, hat man ein relativ billiges Armband (100 Yen).

Watagamu

Die Packung verrät nichts über den Inhalt, außer daß es sich um Kaugummi mit "Super Cola"-Geschmack handelt. Die Packung ist sehr groß und wird vom Inhalt ausgefüllt. Es sieht aus, als müßte es das Gewicht eines Hamburgers haben, wiegt aber nur zwölf Gramm.

Ein Bekannter sagte mir, daß "wata" "Zuckerwatte" hieße. "Gama" heißt "Gummi" (englisch "gum").

Als ich die Packung öffnete, begann das ganze Zimmer nach Cola zu stinken. Es roch so stark, daß ich fast vermeinte, braune Cola-Gasschwaden zu sehen.

Als ich die Folie weiter aufriß, sah ich den Watagamu selbst: ein flaches, hellbraunes Vlies, das einem schmutzigen Luftfilter nicht unähnlich sah. Seine Oberfläche ähnelte keinem Nahrungsmittel, das ich bis jetzt kannte: Es fühlte sich schlüpfrig elastisch und leicht klebrig an, als wäre es in Nikotinharz getunkt worden. Im Gegensatz zu Zuckerwatte schmilzt Watagamu nicht, wenn er naß wird. Statt dessen zerfällt er. Dieser Super-Cola-Watagamu löste sich in Sekundenschnelle auf, und ich mußte mit meiner Zunge akrobatische Kunststücke vollbringen, um die Myriaden kleinster Watagamu-Partikel ausfindig zu machen, die sich dann zu einem kaubaren Ball vereinigten. Das Produkt meiner intraoralen Bemühungen spuckte ich nach drei oder vier Minuten aus. Der Gummi selbst war gut, aber der penetrante Colageschmack brachte mich fast um (60 Yen). LISA BRITNOVIC

(Aus dem Englischen übersetzt von W. E. Baumann.)

"Vielharmonie" Die Freude am Singen steht im Vordergrund

SACHSENHAUSEN. Unter dem vielversprechenden Namen "Vielharmonie" treffen sich in Sachsenhausen einmal wöchentlich Musik- und Sangesbegeisterte im Alter zwischen 17 und 57 Jahren. Die mittlerweile 37 aktiven Sängerinnen und Sänger proben zur Zeit für einen Auftritt im Juli, mit dem sie sich ihrem Stadtteil vorstellen wollen.

Dazu studieren sie mit ihrem Dirigenten Franz Klee die unterschiedlichsten Werke ein. Aus dem sechzehnten Jahrhundert stammen "Landknechtsständchen" von Orlando di Lasso und "Fine knacks for ladies" von John Dovland, doch Moderneres hat mit Titeln aus dem Musical "Cabaret" auch seinen Eingang ins Repertoire gefunden.

Die Freude am Singen stehe jedoch immer im Vordergrund, betont der Vorsitzende Daniel Patronas, "obwohl wir uns bei öffentlichen Auftritten selbstverständlich um eine angemessene Sangesqualität bemühen". Doch da vertraue der Chor ganz auf seinen Dirigenten, dem es gelinge, alle für Gesang zu begeistern.

Jeder, der gern singt oder schon immer einmal im Chor singen wollte, ist eingeladen, vorbeizukommen und mitzumachen. Die "Vielharmonie" trifft sich an jedem Donnerstag (wenn nicht gerade Schulferien sind) in der Carl-Schurz-Schule (Holbeinstraße 21-23). Zum Übungsraum im ersten Stock gelangt man durch den Eingang Schneckenhofstraße. Nähere Auskunft gibt Daniel Patronas unter der Telefonnummer 2 38 02 56 (von 8 bis 16 Uhr) oder danach unter 62 36 05. mab

Kirche und das liebe Geld Bornheimer Dekanat diskutierte das brisante Thema

BORNHEIM. Ein umstrittenes Thema hatten sich die evangelischen Christen aus dem Dekanat Bornheim vorgenommen, die sich zu einem nachmittäglichen Seminar im Gemeindehaus der Johannisgemeinde trafen. Über Glaube, Kirche und Geld wollten sie auf ihrem DekanatsGemeindenachmittag diskutieren. Dazu hatten sie sich mit Doris Peschke, der Beauftragten für den kirchlichen Entwicklungsdienst der Landeskirche Hessen-Nassau, eine kundige Referentin eingeladen.

Frau Peschke registrierte das gestiegene Interesse an der Frage, wie eine "reiche Kirche" mit ihrem Geld umgehe. Seit der Diskussion um die Südafrika-Sanktionen vor fünf Jahren wachse die Zahl der Seminare und Tagungen zu diesem Thema. Auch außerhalb der Kirche sei die Idee des "Ethik-Investment" präsent, wenn das Interesse derzeit auch wegen der wirtschaftlichen Lage abflaue.

Die Kirche, betonte die Referentin, müsse sich Gedanken um die Zukunft ihrer Finanzen machen. Dabei sei auch die Frage erlaubt, ob die Kirche zu viel Geld einnehme. "Die Kirche muß sich fragen, ob ihre Ausgabeprioritäten noch stimmen." Sie müsse sich überlegen, was ihren Wert ausmache und sich auf diese Aufgaben konzentrieren. "Ob es beispielsweise notwendig ist, daß wir die Zahl unserer Kindergärten halten, scheint mir dabei zweifelhaft", meinte Doris Peschke.

Kritisch sollten die Kirchen wie auch jeder einzelne Christ zudem ihre Zinserträge hinterfragen. Die Gewinne stammten oft aus Projekten, "die uns gar nicht so lieb sind", sagte die Referentin.

Nach der Begrüßung durch Bornheims Dekan Jochen Gollin setzten sich die schätzungsweise 30 Teilnehmer des Seminars in vier Kleingruppen zusammen. Durch eine Meditation über den Hundertmarkschein wurde der Einstieg in die Thematik erleichtert. Schwierig erschien es, das Verhältnis des einzelnen zu Geld und Gott zu klären.

Auch die Beziehung der Kirche zum Geld erwies sich als problematisch. "Einerseits ist die Evangelische Kirche in Hessen-Nassau eine reiche Kirche", erläuterte Dekan Gollin, "andererseits ist es eine alte Überzeugung, daß der Kirchenbesitz im Besitz der Armen ist." Das werde zu leicht vergessen.

In den Diskussionen der Kleingruppen und beim Gespräch im Plenum kristallisierten sich zwei Fragen heraus. Zum einen wurde angefragt, ob das derzeitige Kirchensteuersystem nicht langfristig durch eine andere Beitragszahlung ersetzt werden solle. Zweitens erschien es den Gesprächsteilnehmern wichtig, das Handeln der Kirche so zu bestimmen, daß sie für die Armen dasein könne.

Eine Andacht in der Johanniskirche, in der Dekan Jochen Gollin über den radikalen Armen Franz von Assisi predigte, schloß den Nachmittag ab. Jochen Gollin zog ein positives Fazit der Veranstaltung. Es hätten sich evangelische Christen aus verschiedenen Teilen des Dekanates zu einem konstruktiven Gespräch getroffen. "Sicherlich sind wir mit einer Menge offener Fragen auseinandergegangen. Aber ich finde es gut, wenn sich solche Unruhemomente bilden, an denen wir unser Handeln überprüfen können."

Die Zusammenarbeit über die Gemeindegrenzen hinweg werde in Zukunft wichtiger. "Nicht nur wegen der sinkenden Zahlen der Kirchgänger, sondern auch, damit die Christen in der Gesellschaft glaubwürdig sind." Auch im nächsten Jahr soll es wieder einen Dekanats- Gemeindenachmittag geben. Ein gemeinsamer Dekanatsgottesdienst, für den die einzelnen Gemeinden ihren Gottesdienst ausfallen lassen, ist am Himmelfahrtstag auf dem Lohrberg vorgesehen. mab

Eine Friedens GmbH Von Herbert Stettner

Fast täglich gibt es neue Schreckensmeldungen über Kriege in aller Welt und internationale Kampfeinsätze gegen die Brandstifter. Die UNO braucht schnellstens deutsche Soldaten, doch in Bonn nimmt das Hickhack um unseren militärischen Beitrag kein Ende. Die notwendigen Verfassungs- und Gesetzesänderungen kommen nicht voran. Eine Klärung der Streitfragen in Parteien und Parlamenten ist nicht in Sicht.

Wenn die Politik versagt, kann nur noch die Wirtschaft helfen, und so ist es ganz logisch, daß jetzt die Privatisierung der Bundeswehr gefordert wird. Sehr richtig sagte jetzt einer in Bonn, es gäbe nur noch zwei Währungen in der Welt, die wirtschaftliche Macht und die militärischen Mittel, sie durchzusetzen. Da wäre es doch ganz konsequent, beide einem Kommando zu unterstellen, zumal die Deutschen dank ihrer Wirtschaftskraft die drittgrößten UNO-Beitragszahler sind.

Eine privatwirtschaftlich organisierte Bundeswehr ohne parteibürokratische Hemmschuhe wäre sehr viel schneller einsatzbereit und bedeutend leistungsfähiger, denn sie könnte wirklich leistungsgerechte Löhne und Gehälter zahlen.

Die organisatorische Einheit von Rüstungsindustrie und Armee würde waffentechnische und militärische Spitzenleistungen garantieren. Viele neue Arbeitsplätze würden geschaffen, und das Soldatsein wäre wieder ein sicherer Lebensberuf mit verlockenden Aufstiegsmöglichkeiten. Im Schoß unserer florierenden Wirtschaft würde unsere Friedens GmbH. finanziell auf einer bombenfesten Basis stehen. Länder, denen unsere Dienstleistungs GmbH. den Frieden bringt oder erhält, müßten natürlich angemessene Zahlungen leisten und unserer Exportwirtschaft Aufträge bringen. Firmen, die an der Friedenssicherung profitieren, werden nicht knauserig sein mit Sponsorengeldern für die Armee. Auch Werbeeinnahmen aus einem privaten Armee-TV-Sender werden munter fließen. Die dann noch erforderlichen Bundeszuschüsse wären nur noch ein winziger Bruchteil des bisherigen Wehretats und sie könnten durch eine minimale Wehrsteuer von allen Nichtdienenden aufgebracht werden. Flüchtlinge und Asylbewerber fänden in der neuen Privatarmee sichere Wohn- und Arbeitsplätze, zumal wir Soldaten mit exotischen Sprachen für den Einsatz in fernen Ländern dringend benötigen. Das Ausländerproblem wäre damit vom Tisch.

Eine prosperierende Armee GmbH. wäre bald auch eine sichere Steuereinnahmequelle. Wenn wir aus guten Gründen Bahn und Post, Flugsicherung und Sozialwohnungen privatisieren, sollten wir vor weiteren marktwirtschaftlichen Revolutionen nicht zurückschrecken. Immerhin haben wir schon jetzt mehr private Sheriffs als Polizisten. Wenn wir uns anschicken, Friedhöfe zu privatisieren, wäre die Umwandlung der Bundeswehr in eine GmbH. nur folgerichtig.

Friedens GmbH

HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 5

Ihre Losung lautet: Gewalt macht Spaß Hooligans brauchen den Fußball nur noch als Anlaß / Michael Löffelholz über die Entwicklung der jugendlichen Fankultur

1. Zum aktuellen Erscheinungsbild von Gewalt um Fußballspiele

Diese Gewalt geht von Jugendlichen aus, wobei der Jugendbegriff weit gefaßt werden muß. Es handelt sich um körperliche Gewalt gegen Personen und Sachen (Plünderungen, Vandalismus etc.), verbale Aggressionen (Sprechchöre etc.), weitere symbolische Aggressionen (Abbrennen von Vereinsfahnen, Hochrecken der geballten Faust etc.). Diese Gewalt ist ein Teil von Wettkampfritualen. Sie tritt in einer spielbezogenen Form auf. Allerdings gibt es einen Hof zusätzlicher Bedeutungen dieser Gewalt, die über die Spielform hinausgehen. Sie betreffen: Ausländer, politisch Andersdenkende, Erwachsene (Ärger über Polizeieingriffe, über die Gleichgültigkeit der Fußballverantwortlichen u. a.) und sogenannten Frust aus dem Alltag (Familie, Schule, Beruf etc.).

Innerhalb der gesamten Fanszene gibt es eine breite Skala von Lebensstilen und Einstellungen hinsichtlich Aggressivität, von Zurückhaltung und Furcht vor körperlicher Gewalt bis zu extremer körperlicher Gewaltbereitschaft, von bloß verbaler Inhumanität in Sprechchören bis zu Körperverletzungen Unbeteiligter, von gelegentlicher anlaßbezogener Ausschreitungsbereitschaft bis zum regelmäßigen Ausschreitungssport.

Für ausgeprägtere körperliche Gewaltformen sind heute vor allem die sogenannten Hooligans zuständig. Auch Skinheads, die sich häufig beim Fußball aufhalten.Die Hooligans:

Es sind männliche Jugendliche zwischen 12 und 25; in Ausnahmefällen auch etwas ältere. Die jungen Leute entstammen allen Milieus der Gesellschaft: vom Hauptschüler bis zum Studenten, vom Bankangestellten bis zum Handwerker, vom Akademiker- bis zum Arbeitersohn.

Es handelt sich nicht um eine Gruppe von sozial unterprivilegierten Jugendlichen. Die Biographie der Hooligans ist durchaus mit dem Fußball verflochten. Die Anzahl der Fußballfremden dürfte sehr gering sein. Die Hooliganszene stellt eine lockere Gruppierung ohne formale Struktur dar. Die Orte der Gewaltausübung sind heute weniger die Stadien selbst, da sie stark kontrolliert werden, als vielmehr die Wege zu den Stadien hin, die Plätze davor und die Innenstädte der Austragungsorte. Die Ausschreitungen finden fast ausschließlich im zeitlichen Bezug zu Fußballveranstaltungen der Erst- und Zweigligaclubs statt.

Als Kontrahenten an den Wettkampfritualen der Jugendlichen beteiligt sind Fans der Gegenpartei, soweit sie den Willen zu Kämpfen erkennen lassen. Außenstehende werden meist nur unabsichtlich betroffen - hineingezogen -, wenn sie sich in der Nähe der Kämpfe aufhalten. Direkte Übergriffe - über den Kreis der an den Ritualen absichtlich Beteiligten hinaus - gibt es allerdings gegen Ausländer und politisch anders orientierte Jugendgruppen.

Einen weiteren Gegner mit einer besonderen Position in den Kampfritualen bilden die Polizeigruppen. Es wird entweder versucht, ihre Kontrolle und Begleitung zu umgehen, oder sie durch Provokationen in die Kampfspiele hineinzuziehen. Die Hauptform des Kampfes ist Boxerei ohne Verwendung von Hilfsmitteln. Jedoch werden auch Gegenstände als Waffen verwendet: Steine, Latten, Baseballschläger, Signalleuchtstifte, Stangen, Stühle u. a. m.

Die Rituale schließen gegenwärtig extreme Grade von Brutalität und Grausamkeit ein (blutende Wunden, Eintreten auf bereits Liegende u. ä.). Es werden sehr hohe Verletzungsrisiken eingegangen. Bleibende Schäden werden allerdings nicht bewußt angestrebt. Aus der Sicht der Jugendlichen sollen Grenzen eingehalten werden. (. . .)

Hooligans werden auch in politischen Zusammenhängen auffällig, insbesondere bei fremdenfeindlichen Aktivitäten. Für ein Verständnis dieser Jugendlichen ist die politisch-ideologische Seite hochbedeutsam.

Es gibt unter Fans und Hooligans ein breites politisches Meinungsspektrum, ähnlich wie in der sonstigen Bevölkerung. Eindeutig dominant ist jedoch eine betont deutsch-nationale Grundhaltung. Der typische Hooligan versteht sich als ordentlicher deutscher Normalbürger. Diejenigen, die den vorgestellten gesellschaftlichen Grundkonsens der deutschen Mitbürger, mit dem man sich identifiziert, zu stören scheinen, werden u. U. auch mit gewalttätigen Mitteln unter Druck gesetzt. Ich will zur Veranschaulichung dominanter politischer Meinungsbilder ein paar Zitate aus unseren Interviews mit jugendlichen Hooligans aus Hamburg vorlesen:

Hooligan Helmut: "Wir sind, sagen wir mal, nationalbewußt. So wie die Engländer ihre Königin vergöttern, vergöttern wir irgendwo auch unser Land."

Hooligan Thorsten: "Man kann doch einfach sagen: Mir gefällt dieses Land, ich find' das toll."

In diesen Gemeinschaftsgefühlen fühlt man sich verletzt. (. . .)

Hooligan Volkmar: "Ich bin nur stolz, 'n Deutscher zu sein . . . das würd' ich auch 'm Juden ins Gesicht sagen, weil: mein Opa hat den Krieg nich' angefangen, ich hab' den Krieg nich' angefangen, mein Vater hat den Krieg nich' mitgemacht. In Holland, da sind wir eben zu dritt auf sechshundert losgetobt, die eben 'n Messer hatten, weil wir eben Deutsche sind. Wir müssen eben beweisen, daß wir besser sind."

Fremdenfeindlichkeit und auch Rassismus sind ein Element des Nationalbewußtseins von Hooligans.

Hooligan Helmut: "Ausländerfeindlichkeit ist, glaub' ich, schon doch irgendwie 'n bißchen vorhanden. Es ist irgendwo so dieses Nationalbewußte, das sich vielleicht eventuell an manchen Punkten dann 'n bißchen steigern könnte."

Hooligan Volkmar: "In Düsseldorf: England gegen Holland (1988 EM), ich hab da Haufen gesehen vielleicht von 300 Viechern, von Krummnasigen bis zu Negern, furchtbar also. Da war, glaub' ich, kaum einer weiße Farbe." (. . .)

2. Historische Verortung des Hooligan phänomens

In der Entwicklung der jugendlichen Fankultur beobachte ich drei Etappen:

Die 1. Etappe: In den 60er Jahren in Deutschland, in England etwas früher, zeichnet sich erstmals die soziale Gestalt einer jugendlichen Fankultur als "Gemeinde" mit einem eigenen Regelsystem deutlich abgegrenzt von dem Erwachsenenpublikum ab. Der Generationskonflikt wird nun öffentlich und kollektiv inszeniert. Eine stark rituell geprägte Gegenordnung mit jugendspezifischen Qualitäten entsteht. Ihre Handlungsqualitäten sind die Identifikation mit der Wettkampfstärke der regionalen Mannschaft ("HSV die Macht") verbunden mit Leidenschaft von magischer Qualität ("HSV ist Religion"). Gegnerschaft findet den äußersten Ausdruck ("Tod den Bayern"). Zugleich werden Solidarität und Treue gepflegt und zu ewigen Werten erklärt ("BVB und HSV - ewige Freundschaft"). Vielfältige kulturelle Ausdrucksmittel werden geschaffen.

Zu den Ritualen gehört, daß die übliche "gutbürgerliche" Alltagsordnung und ihre Disziplinforderungen aufgehoben werden. Die Jugendlichen treten zu unpassenden Zeiten an unpassenden Orten ausgelassen auf, betrinken sich demonstrativ in der Öffentlichkeit. Die üblichen Regeln menschlicher Rücksicht werden überschritten, vor allem Aggressions- und Eigentumstabus aufgehoben (Klauen von Schals etc.)

Alle Überschreitungen sind aber eingebunden in Gruppenrituale. Die Fankultur wirkt nach innen als Macht- und Ordnungsfaktor. Die erste Etappe in der Entwicklung der Fankultur ist geprägt von sogenannten Fanclubs mit Vereinssatzungen, Vereinslokalen, Präsidenten etc.

Die Bildung einer Fankultur lief parallel zur Entstehung anderer Jugendkulturen zur damaligen Zeit. Selbstsozialisation wurde für die Jugendlichen offensichtlich bedeutsamer. Damit waren die Grundlagen gelegt für öffentliche Konflikte, verstärkte Polizeipräsenz und die später zu beobachtenden Erscheinungen.

Die 2. Etappe: Um 1980 steigert sich die öffentliche Inszenierung von Gewalt in der Fanszene. Die Auseinandersetzungen nehmen an Härte zu, verstärkt werden Waffen verwendet. Ein gewisser Waffenkult wird sichtbar. Zugleich treten politische Syndrome auf: Äußerungen von Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus und Verwendung rechtsradikaler Symbolik ("Jude"-Rufe). Skinheads mischen sich unter die Fangruppen.

Waffenkult

Diese Entwicklung dürfte einer damals einsetzenden stärkeren politischen Polarisierung in der Jugendszene überhaupt entsprechen. Fan sein bedeutet, wie die Jugenduntersuchung im Auftrag der Shell AG 1981 ermittelt, in den Augen der meisten deutschen Jugendlichen eine politische Auffassung zu haben. Die Fankultur konturiert sich als aggressiv-nationalistischer Pol im Spektrum der Jugendkulturen. Sie lädt sich mit dem politischen Konfliktstoff der Zeit auf. In dieser zweiten Etappe schwindet übrigens die Bedeutung der traditionell geprägten Fanclubs.

Die 3. Etappe: Ab 1985/86 entwickelt sich der neue Fantyp des Hooligan. Das hatte sich in Härtegruppen vorbereitet. Dieser Strukturwandel ist sehr bedeutsam. (. . .) Entscheidend an diesem Wandel ist, daß sich Gewaltbereitschaft von der Unterordnung unter den sozialen Zusammenhang Fußball emanzipiert.

Die Gewalt entsteht nicht mehr aus Anlässen, die der Fußball hergibt: sie wird nicht mehr gerechtfertigt mit Vorstellungen, daß es Vereinsembleme zu verteidigen gelte. Sie wird nicht mehr moralisch kaschiert, in dem die Provokationen der anderen abgewartet werden, um dann zum Zuschlagen berechtigt zu sein. Jetzt geben die jungen Männer offen zu, daß sie Selbstverwirklichung und effektive Entlastung durch das Gewalterlebnis aktiv suchen und wollen. Ihre Losung lautet "Gewalt macht Spaß". Es geht um die Potenzierung des eige- nen Erlebens. Man bekennt sich zur Gewalt als Freizeithobby. Das macht die historisch neue kulturelle Qualität, die neue kollektive Idee des Hooliganismus aus im Unterschied zum klassischen Fan. (. . .)

Hooligan Volkmar zum Randale-Gefühl: "Wenn du natürlich jetzt mit so 'nem Übermob antobst und dann eben alles niedermachst. Also das schönste Gefühl ist das eigentlich . . . Dann fliegen vielleicht 'n paar Flaschen oder Steine. Und denn rennt der andere Mob, und dann jagst du die anderen durch die Gegend. Also siebenter Himmel. Das würdest du mit keiner Frau schaffen oder mit keiner Droge. Dieses Gefühl, das ist schön."

Durch ein paar Stichworte will ich den kulturellen Strukturwandel in der Fanszene verdeutlichen. Die neuen Merkmale der Hooliganstruktur sind: - soziale Differenzierung und Elitebildung: man grenzt sich vom "Kuttenpöbel" ab; - Ausrichtung an kommerziellen Symbolen: man trägt Kleidung von Nobelfirmen; - Versportlichung: man tritt in Joggingkluft an; - Verbürgerlichung: Teilnehmer aus bürgerlichen Schichten laufen zu und werden dominanter; - Instrumentelle Orientierung: die Spielformen gewinnen an instrumenteller Intelligenz;- Flexibilisierung: man löst sich stärker von dem einen Bezugsobjekt der Heimmannschaft und von starren tradierten Bindungen; - Reflexivität: Formen traditioneller Anhänglichkeit werden als naiv wahrgenommen;- Partialisierung der Lebensgestaltung: zwischen verschiedenen Lebensbereichen wird ein schroffer Rollenwechsel vorgenommen;- Selbstverwirklichung und Potenzierung: man sucht persönliche Steigerungserlebnisse statt die eignen Bedürfnisse im Gemeinschaftswert des Vereins aufgehen zu lassen; - Tendenz zur höherstufigen Identifikation: man identifiziert sich mit der Nation über den Regionalverein hinaus. (. . .)

Insofern kann das Hooligan-Phänomen nicht als isoliertes Randphänomen betrachtet werden. Hooligans wird heute unter Schülern an manchen Gymnasien, so meine Beobachtung, viel Verständnis entgegengebracht. Und zwar wohl deshalb, weil die Jugendlichen dort ähnliche Verhaltensstrukturen der aggressiven Selbstbehauptung ausbilden und phantasieren, ohne allerdings in der Veröffentlichung und Risikobereitschaft ebenso weit zu gehen.

Hooligans lösen in der Erwachsenenbevölkerung Erschrecken und Empörung aus, aber auch insgeheim Bewunderung, auch in sogenannten besseren Kreisen.

Auf eine Beobachtung des Hamburger Polizeiexperten Bredthauer möchte ich noch hinweisen. Er beobachtete, daß bei den äußerst brutalen Ausschreitungen nach der WM 1990 auf der Reeperbahn so gut wie keine Hooligans anwesend waren.

Ich zitiere Bredthauer: "Die brutalen Ausschreitungen wurden von einem diffusen, atypischen Mob überwiegend sehr junger ,Normalos&rquote; geprägt. Nur wenige der einschlägig bekannten Hooligans, Skins oder Neonazis wurden dabei gesehen . . . Dauer, Intensität und Konzentration dieser atypischen Fußballrandale auf die Polizei (54 Verletzte) sind in Deutschland bisher einmalig. Erstmals kommt es zu Plünderungen und Sachbeschädigungen größeren Ausmaßes." (Schriftenreihe der Polizei-Führungsakademie 3/91). (. . .)

3. Psychische Prozesse im Jugendalter

Während in vormodernen Gesellschaften die jugendliche Rebellion durch Initiationsriten unterbrochen wurde, lokkern moderne Gesellschaften seit dem 18. Jahrhundert die starren Verhaltensvorschriften und lassen eine Jugenddynamik zu. Seitdem gibt es so etwas wie eine Entwicklungspsychologie der Jugendlichen. Sie müssen eine rasante körperliche und psychische Entwicklung bewältigen, ihre Persönlichkeiten völlig umgestalten, ihre Selbständigkeit erlangen - auf eigenen Füßen stehen lernen -, Anerkennung für ihre persönliche Lösung erreichen. Dies beinhaltet einen äußerst schmerzlichen, lang andauernden Abschied von der Idylle der Kindheit.

In der Jugendphase sind Konflikte angelegt, von denen erhebliche Bedrohungen für die Jugendlichen ausgehen, die angst machen. (. . .)

Für Jugendliche erhalten Macht und Anerkennung eine weit überhöhte Bedeutung, weil ihr Selbstwert noch nicht gefestigt ist. Jugendliche erleben hochgradig körperbezogen, einerseits wegen der Stärke der körperlichen Triebkraft, andererseits, weil der Körper einer ihrer Macht- und Geltungsfaktoren ist.

Die Erwachsenenwelt erscheint ihnen bedrohlich, denn sie stellt für sie eine Welt des Verzichts, eines endgültigen Abschieds von der Kindheit dar. Die Jugendlichen neigen deshalb zu Provokationen Erwachsener, um sie schwach zu sehen. Um vorwärts zu kommen, müssen die Jugendlichen Erfahrungen machen. Da sie ihren Weg noch nicht kennen, gilt es, mit Erfahrungen zu experimentieren. Die gegebene Ordnung muß herausgefordert werden, um sie in ihren Möglichkeiten und Grenzen kennenzulernen. Im Rahmen dieser experimentierenden Erfahrungssuche müssen die Jugendlichen prüfen, was sie von der überkommenen Ordnung akzeptieren können und was nicht.

"Wie im Krieg"

Die Lebensform der Jugendlichen ist phantasiebetont und selbstbezogen, weil sie erst einen Entwurf machen müssen, bevor sie ernsthaft handeln können. Durch dieses Phantasiemoment kommen Übertreibung und Skurrilität in die jugendlichen Verhaltensformen hinein. Denken wir an die quasi magischen Bräuche der Fans. Die Phantasie kann auch historische Bezüge enthalten.

Ein Hooligan erzählt: "Es ist 'ne Spannung praktisch wie im Krieg. Wenn die da in den Schützengräben drin waren und angegriffen wurden, haben sie zurückgeschlagen. Das ist es doch. Sind aus den Gräben raus und sind den anderen nachgerannt. Mit Gebrüll genauso wie bei uns. Das ist ein Gruppengefühl".

Die Gefahr dieser Phantasiebetonung - auch im Hinblick auf Körperverletzungen - liegt darin, daß Jugendliche die Folgen ihrer Handlungen nicht hinreichend beachten. Verstärkt wird diese Wirklichkeitsferne durch Medien.

Jugendliche neigen zur Intoleranz; um ihr noch labiles Ich zu schützen, wenden sie sich oft mit großer Ausschließlichkeit bestimmten Lebens- und Stilformen zu und von anderen Lebensformen strikt ab ("Tod den Bayern"; "ich hasse die Linken").

Jugendliche bilden Nahgruppen Gleichartiger, um sich zu erproben und zu schützen, beim Weg von zu Hause weg und auf die große Gesellschaft zu. (. . .)

4. Die gesellschaftlichen Modernisierungsprozesse (. . .) Warum kam es zu der geschilderten eskalierenden Entwicklung innerhalb der Fankultur? Warum kam es zu der Aufwertung von Aktion-Kulturen in der Jugendszene überhaupt?

Die Gründe für die Wandlungen und Verschiebungen im Verhaltenshabitus und im Leitbild junger Menschen sind zunächst im Voranschreiten der Modernisierungsprozesse zu finden. In wenigen Sätzen: das kommerzielle Marktsystem mit seinen Konkurrenzgesetzen und das Verwaltungssystem haben sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter im gesellschaftlichen Leben vorgeschoben. Das betrifft den Alltag in Arbeit, Familie und Freizeit. Sie verlangen einen stärker selbstbehauptenden Umgangshabitus, schaffen neue Risiken und neue soziale Spannungen; sie machen erhebliche Umstellungen im Bereich der tradierten kulturellen Vorstellungen nötig. Es ist erforderlich, neue Formen der Sinngebung zu finden. Dies alles löst neben neuen Freuden, Freiheitsgefühlen und neuen Befähigungen emotionale Spannungen, Konflikte, Gefühle der Bedrohung und Ärger aus. (. . .)

Zum Fußball:

Der Strukturwandel läßt sich sehr gut an der Entwicklung des Fußballs veranschaulichen. Sie finden alle genannten Erscheinungen darin vor.

Der Zuschauerfußball hat sich in den letzten drei Jahrzehnten von einem milieugeprägten Fußball der sozialen Nähe und der lebensgeschichtlichen Bindung an das Herkunftsmilieu zu einem Risikofußball der sozialen Entfernungen und der massenweisen Vereinzelung entwickelt. Der professionelle Fußball ist über die Finanzierung in die Konkurrenzdynamik des Marktes und der Medien und damit der materiellen Selbsterhaltung und ihre Ernst- und Zwangsstruktur eingelagert. Damit hat sich das emotionale Spannungspotential erhöht.

Sehen wir es von der Problematik der Aggressivität und der Regelverletzung aus, so zeigen sich zwei wichtige Phänomene als Folgen des gesteigerten Erfolgsdrucks, der auf dem Spiel von außen wegen der ökonomischen Marktrisiken lastet: erstens ist die Spielgestaltung stärker taktisch bestimmt, wobei auch die Regelverletzung taktisch gehandhabt wird - Beispiel: "Schwalben" als Versuche absichtlicher Täuschung, durch die dem Gegner in Entstellung wahrer Tatsachen eine Regelwidrigkeit angelastet wird, gehören als Teil des spielerischen Könnens zur Normalität des gegenwärtigen Fußballspiels. zweitens sehen sich die Trainer genötigt, da die traditionelle idealistische Motivation für die geforderten Höchstleistungen nicht mehr ausreicht, die Berufsspieler mit allen Mitteln der Kunst zu motivieren. Ich glaube kaum, mich zu täuschen, wenn ich feststelle, daß sich als Folge des von außen gesetzten Erfolgsdrucks die Toleranzgrenzen für Aggressivität und Regelverletzungen nach unten verschoben haben. Die Gegensteuerung obliegt nun stärker dem Schiedsrichter und dem Erlaß härterer Strafbestimmungen. Eine Erhöhung des Täterrisikos ist erforderlich geworden, weil die Fairneßgesinnung angesichts des von außen gesetzten Erfolgsdrucks nicht mehr brauchbar erscheint. (. . .)

In vielen Pressemedien wird diese Entwicklung in übertriebener Form widergespiegelt, denn archaische Brutalität verhilft zu Verkaufserfolg. Selbst in einer "gutbürgerlichen" Zeitung, Wie dem ,Hamburger Abendblatt&rquote;, las ich folgende Sätze, die Lattek gesagt haben soll: "Ich werde kämpfen, auch wenn ich zuletzt so viel wie noch nie auf die Fresse gekriegt habe. Der letzte Sonntag war für mich brutal." Ein solches Zitat von einem Fußballgroßen in einer renommierten Zeitung abgedruckt ist Schmaus in den Ohren eines Hooligan.

In der ,Bild am Sonntag&rquote; las ich einen Artikel als Vorschau auf eine Weltmeisterbegegnung. Überschrift: "Kohler und van Basten. Heute werden sie wieder die Wunden zählen." Dann berichtet der Artikel aus dem Leben der beiden Kontrahenten: "van Basten hatte ihm den Ellenbogen ins Gesicht gerammt. Er sah Sterne, ging wie ein Boxer zu Boden, weit über die Zeit. ,Ein Schlag voll unter die Kinnlade. Das haut auch das stärkste Pferd um&rquote;, erinnert sich Kohler. Und lächelt nur." Ich zitiere weiter: "Wie kann man lachen bei so viel Brutalität. Kohler: ,Ist doch nichts Besonderes. Ich teile aus, er teilt aus. Da stehen wir uns beide in nichts nach. Keiner hat Grund, sich zu entschuldigen. Wir sind immer quitt.&rquote; . . . Fußball ist eben kein Schachspiel und lächelt brav. So brav, daß man sich nicht vorstellen kann, wie van Basten nach dem heutigen Kampf aussehen wird . . ."

Man kann die Bedeutung einer solchen einzelnen Story sicher herabspielen. Für mich als Jugendpädagoge ist sie höchst bedenklich, weil sie Ausdruck einer Weltbilds des solche Stories produzierenden Presseorgans ist, das den Hooligan in seinem Weltbild bestätigt. (. . .)

Wenn Sie sich einen Gedankensprung erlauben, so können Sie hier die strukturellen Bedingungen für die Entstehung des Hooliganphänomens erfassen. Die erwachsenen Spieler werden sich wohl hüten, körperlich aufeinander loszugehen. Sie haben sich daran gewöhnt, Kompromisse zu machen. Sie erhalten viel Geld und sind anerkannt.

Jugendliche und Jugendkulturen reagieren anders. (. . .)

5. Die aktuelle Jungendsituation

Ich möchte nun auf die Jugendlichen zurückkommen. Die nach dem 2. Weltkrieg einsetzenden Modernisierungsprozesse haben auf das Jugendleben bedeutsame Auswirkungen gehabt.

Erstens:

Ich sagte, daß für Jugendliche Gruppen gleichsam eine Brücke darstellen auf dem Weg in die Gesellschaft. Die Sozialwissenschaft ist sich einig, daß die Bedeutung dieser Gruppen in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat.

In den vielfältigen Jugendkulturen werden die gesellschaftlichen Traditionen vom Zentrum der Identitätsfragen der Jugendlichen aus geprüft. Sie stellen deshalb so etwas wie einen Seismographen der gesellschaftlichen und kulturellen Problemlagen dar, einen Spiegel, in dem sich die Erwachsenengesellschaft betrachten könnte.

Was die öffentliche Ordnung anbetrifft, mußte diese Entwicklung zu Problemen führen. Denn: Jugendgruppen entwickeln gegenüber den einzelnen immer eine Eigendynamik, weil sich die Jugendlichen durch die Gruppenidentifikation vom individuellen Gewissensdruck und vom Realitätsdruck entlasten. In dieser Entlastung besteht gerade die Funktion der Gruppe für den Jugendlichen. In ihrem Schutz kann sich Trieblust ungestörter entfalten.

Hooligan Thorsten: "Ich glaub', da hat auch die Gruppe an sich auszusagen. Von den Leuten her, mit denen man denn zusammen ist, also von der Masse her. Da kommt es viel schneller dazu jetzt mit zwanzig Leuten. Das ist denn auch wiederum so'n gegenseitiges Aufstacheln, so daß der sagt: ,los komm, jetzt laß uns rauf da, los jetzt klatschen wir sie weg&rquote; und denn kommt das wieder in einem hoch und dann bist du wieder voll dabei, und das passiert bei zwanzig oder dreißig viel schneller, als wenn du jetzt in der gemütlichen Runde sitzt. Denn hast du weniger Lust. Das hat doch schon mit diesem größeren Gruppenverhalten zu tun."

Zweitens:

Die zugespitzten Bedingungen der aktuellen "Risikogesellschaft", die seit den 80er Jahren sichtbar werden - vergleiche die obengenannten Stichwörter: Individualisierung, ökonomische Labilisierung, ökologische Bedrohung, Störung der Primärsozialisation, Langeweile -, mit ihrer enorm gestiegenen Lebensbelastung treffen Jugendliche, die noch unsicher, ohne klare Orientierung, als Altersgruppe diskriminiert, gebunden und abhängig, erst im Aufbau ihrer Persönlichkeit und ihres Status begriffen sind, besonders hart.

Die kritischen Bereiche für die Jugendlichen sind die Schullaufbahn und die berufliche Plazierung sowie die allgemeine Sinnfindung. Verhaltensstörungen werden zunehmend beobachtet. (. . .)

6. Unterschiedliche kulturelle und individuelle Reaktionsmuster

Die Frage liegt auf der Hand: warum nehmen denn nicht alle Jugendlichen an Gewaltcliquen teil? Es ist nur ein Teil, wenn auch ein wahrscheinlich wachsender, der ausgeprägte offene Gewalt ausübt.

Offensichtlich sind die Grade der Bedrohung je nach besonderer Lebenslage unterschiedlich, und außerdem wird auf die Lebensbedrohungen, die von der Risikogesellschaft ausgehen, sehr verschieden reagiert.

So ist die Sozialforschung in den letzten Jahren darauf aufmerksam geworden, daß die Jugendkulturen sich sehr unterschiedlich gestalten und daß es im wesentlichen vier typische historisch relativ dauerhafte kulturelle Handlungstypen bei Jugendlichen gibt. Diese Typen verarbeiten ihre Jugendrebellion auf sehr verschiedene Weise: die einen eher harmonisierend und verzögernd, die anderen betont und direkt, die einen in der Innenwelt, die anderen demonstrativ in öffentlichen Räumen.

Dem Fußball schließen sie sich unterschiedlich an. Im Vereinsfußball finden sich die harmonisierenden sogenannten "familienorientierten". Fußball im Stadion dagegen zieht auch die "rauheren" Formen an: die eher unterschichtgeprägten "maskulin orientierten", die früher durch die Kontrolle des Arbeiterviertels in Schach gehalten wurden, und die modernen aggressiven "Hedonisten" der Angestelltenkultur, die sich in den 80er Jahren entfalten. Der Fußball insgesamt steht vor der schwierigen Aufgabe, diese Extreme integrieren zu sollen.

Eine ausgeprägte Gewaltneigung verweist immer auch auf die Biographie eines einzelnen Menschen. An ein paar Ausschnitten aus dem biographischen Interview mit dem Hooligan Volkmar möchte ich auf den familiären Kontext aufmerksam machen, in dem das Kind zu Gewaltbereitschaft motiviert wird.

Hooligan Volkmar (21 Jahre): "Ich bin immer der Meinung, mein Vater hat mich total scheiße erzogen. Was der da teilweise gebracht hat, also 's war schon sensationell . . . Es kommt auf die Erziehung an, wie ein Mensch wird aus meiner Sicht . . . auch so mit Liebe und Partnerschaft." ". . . wobei mein Vater, das vermute ich wohl so . . . sich wohl nie so um mich gekümmert hat, der war mal Hamburger Meister im Paddeln." (. . .).

7. Nachtrag zur Ursachenfrage

(. . .) Jede Gesellschaft hat offensichtlich die Jugendkulturen, die ihr entsprechen. Deshalb entbehrt es des Sinnes, und es wäre ungerecht, sie durch Ergreifung einzelner Täter beseitigen zu wollen, ohne sich mit den strukturellen Bedingungen ihrer Entstehung auseinanderzusetzen. Es gilt andererseits: die Tatsache, daß nur ein Teil der Jugendlichen sich entschließt, sehr aktiv in gewaltbereiten Jugendkulturen mitzuwirken, verweist darauf, daß eine solche Gewaltneigung auch Ergebnis des biographischen Schicksals einzelner Jugendlicher ist.

Wilde Kampfspiele

Deshalb wäre es wiederum ohne Sinn und ungerecht, wollte man die Gewaltbereitschaft der Jugendlichen dadurch beseitigen, daß man sozialstrukturelle Verbesserungen durchführt, ohne sich intensiv mit den einzelnen Jugendlichen und ihren spezifischen Reaktionsformen zu befassen. Jugendgewalt ist nicht allein von oben, von den gesellschaftlichen Bedingungen aus zu verstehen. (. . .).

Die Hooligans selbst messen ihren wilden Kampfspielen einen Sinn bei, sie rechtfertigen sie, wenn man sie fragt, warum sie das machen, mit dem Spaß, den sie bringen, dem Zwang zum Erfolg im Wettbewerb mit den anderen, schließlich mit der Macht, die man dabei zeitweise erreicht. Zieht man diese Begründung als wenig tragfähig in Zweifel, so weisen sie darauf hin, daß sie nur etwas täten, was in der Gesellschaft allgemein üblich sei. Über diese unzulängliche Selbstrechtfertigung könnte man sich mit einem Handstreich hinwegsetzen. Mir scheint das Jugendlichen gegenüber nicht angängig zu sein, denn ihnen kann nicht zugemutet werden, mit gutem Beispiel voranzugehen.

"Mehr sparen als bisher" Dezernent Martin Berg übte Kritik am "Solidarpakt"

NORDEND. "Wir müssen sparen, sparen, noch mehr sparen als bisher!" Dieses Fazit zog Sozialdezernent Martin Berg schon zu Beginn der Diskussion über "Zukunft Frankfurt". Die Juso-AG Nordend hatte den Stadtrat ins Zentrum der Arbeiterwohlfahrt in der Eckenheimer Landstraße eingeladen, um die neuesten Sparbeschlüsse der Bundesregierung und ihre Auswirkungen auf Frankfurt zu diskutieren.

Berg sparte nicht - mit Kritik am sogenannten Solidarpakt. Schon der Name suggeriere, daß die Einsparungen dem Aufbau Ostdeutschlands zugute kommen, kritisierte der SPD-Politiker. In Wahrheit aber führten sie nur zu einer finanziellen Entlastung des Bundes auf Kosten der Kommunen. Die geplante Kürzung der Arbeitslosen- und Sozialhilfe sowie des Arbeitslosengeldes belaste eine Stadt wie Frankfurt mit mehreren Millionen Mark. "Empfänger von Arbeitslosenhilfe, deren Unterstützung unter dem Existenzminimum liegt, bekommen dann nämlich künftig mehr Sozialhilfe ausgezahlt, um über die Runden zu kommen", erklärte Berg. Sozialhilfe werde aber aus der Stadtkasse bezahlt, nicht von der Bundesanstalt für Arbeit (BfA). Die Kürzungen im Etat der BfA seien nicht nur unsozial, sondern erhöhten auch noch die Arbeitslosigkeit. Die Bundesanstalt könne nämlich keine neuen Arbeitsbeschaffungs- oder Umschulungsmaßnahmen finanzieren. Außerdem seien nun Projekte zur Arbeitsförderung, die die Stadt mit der BfA gemeinsam finanziert, gefährdet. So weiß Berg noch nicht, wie er das geplante Recycling-Center in Griesheim bezahlen kann, in dem arbeitslose Jugendliche beschäftigt werden sollen. Auch die "Werkstatt Frankfurt" belastet den städtischen Haushalt künftig mehr. Obwohl das Projekt arbeitsmarktrelevant ist - mithin von der BfA finanziert werden müßte - gab die Stadt schon bisher freiwillig jährlich 24 Millionen hinzu.

Die höheren Ausgaben treffen die Stadt in einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit steigt und die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt durch den Konjunktureinbruch empfindlich geschmälert werden. "Außerdem wird das soziale Klima in der Stadt gestört. Wie soll man auch mit jemand über Politik reden, der von 510 Mark Sozialhilfe leben muß oder in Zukunft kein Wohngeld mehr bekommt", fragte Berg.

Auch die Besucher konnten ihm darauf keine Antwort geben. Skandalös findet Berg zudem, daß die Bundesregierung gleichzeitig plant, den Spitzensteuersatz für Verdiener mit einem Jahreseinkommen von über 260 000 Mark zu senken, was diesen jeden Monat über 1000 Mark zusätzlich einbringe.

Martin Berg dazu: "Das ist Vermögensbildung für Leute, die sowieso schon reich sind." gun

In der Stadtteil-Rundschau vor der Kommunalwahl: die Bilanz des Ortsbeirats 13 Dörfliche Struktur soll erhalten bleiben

NIEDER-ERLENBACH. Die Bilanz im Ortsbeirat 13 (Nieder-Erlenbach) läßt sich sehen. "Wir sind die letzten vier Jahre gut vorangekommen", meinte CDU-Fraktionsvorsitzender Dieter Lorenz. Fast die Hälfte aller Anträge, die in der vergangenen Wahlperiode zur Abstimmung standen, wurden von der CDU, SPD, FDP und den Grünen im Ortsbeirat gemeinsam getragen. Zwei Gründe geben die Fraktionsvorsitzenden dafür mit sichtbarem Stolz an: das "gepflegte Miteinander-Umgehen" und der Wille zur kontinuierlichen Arbeit. "Wir pflegen den Konsens", erklärte Ortsvorsteher Kurt Michel (CDU).

Politische Meinungsverschiedenheiten werden im "Dreizehner" sachlich debattiert. "Im Vordergrund unserer Arbeit steht immer der Bürgerwille", sagte Ortsvorsteher Kurt Michel (CDU). Und: "Wir wollen zur Steigerung der Lebensqualität in Nieder-Erlenbach beitragen." Da lassen sich die Freizeitpolitiker auch nicht von Anwohnern entmutigen, die "uns unterstellen, daß wir nichts bringen und nur Geld kosten", wehrte sich der Ortsvorsteher gegen den "Bürgerfrust".

Am Anfang der Wahlperiode gelang dem Ortsbeirat 13 ein Glanzstück. "Wir konnten den Magistrat davon überzeugen, daß unser Stadtteil kein geeigneter Standpunkt für eine Mülldeponie ist", erinnerte sich SPD-Fraktionsvorsitzender Otfried Reinhardt. Tatkräftige Unterstützung erhielt der Ortsbeirat hierbei von einer Bürgerinitiatve.

Engagement der Bevölkerung war auch sicher, als der Ortsbeirat die bauliche Erweiterung der Kindertagesstätte 95 forderte. Im Sommer 1992 wurde endlich Richtfest gefeiert, die Räume saniert und umgestaltet, aber keine zusätzliche Kapazität für weitere Gruppen im Haus geschaffen. "Mittlerweile fehlen 40 Kindergartenplätze", erklärte der Ortsvorsteher. Um so notwendiger sei die Erhaltung des Hortes "Rosa Krawallschachtel". Das bisherige Provisorium im Hortcontainer soll in der kommenden Wahlperiode endgültig politisch durchgesetzt werden.

"Hier fehlt auch ein Jugendtreff", kritisierte Klaus-Jürgen Glaeser (Grüne). Aufgrund der Entscheidung des Magistrats, in Nieder-Erlenbach kein Jugendhaus zu bauen, suchte der Ortsbeirat nach einer Alternative. "Sobald die Freiwillige Feuerwehr aus ihrem Gerätehaus auszieht, soll dort ein Jugendtreff entstehen", kündigte Dieter Lorenz an. Dennoch hofft man auf Unterstützung aus dem Römer, "denn die jungen Leute sollen von einem Sozialarbeiter betreut werden".

Die gesamte Wahlperiode hindurch beschäftigte sich der Oertsbeirat 13 mit der Einrichtung der Tempo-30-Zone. "Die Autofahrer reagieren erst jetzt auf die geänderte Verkehrsführung", bemerkte Glaeser selbstkritisch. Dennoch: Trotz aller Kritik aus den Reihen der CDU und FDP wurden sämtliche Änderungsvorschläge umgesetzt. Die Ortsbeiräte ließen sich schließlich auch auf einen Kraftakt mit dem Straßenbauamt ein. Und nach langem Hin und Her setzten die Fraktionen die Aufhebung des Parkverbots in der Straße Alt-Erlenbach durch. "Die Veränderungen im Straßenbild muß für den Bürger nachvollziehbar sein", meinte Ortsvorsteher Michel dazu. Und versetztes Parken vor der Haustür zwinge die Autofahrer zum langsamen Fahren, war man sich im Ortsbeirat einig. In Nieder- Erlenbach nahm man die erweiterten Ortsbeiratsrechte wörtlich.

Lediglich FDP-Fraktionsvorsitzender Reiner Wöhle bezeichnet die Verkehrsberuhigung heute als einen "Flop". Als Polizeibeamter hätte er sich "eine flächendeckende Aufklärungskampagne gewünscht und auf die straßenbaulichen Maßnahmen komplett verzichtet". Der Freidemokrat schlüpft gerne in die Rolle des "Querdenkers". Als einziger im Ortsbeirat sprach er sich für die Verlegung des Sportplatzes und des Schießstandes aus. "Man muß die Zeichen der Veränderung wahrnehmen", sagte er. Das Umweltamt habe dem TSG im Rahmen des aktuellen Landschaftsplanes die finanzielle Unterstützung eines Neubaus am Ortsrand versprochen. "Diese Angebot muß man annehmen", meinte Wöhle, der auch TSG-Vorstandsmitglied ist. Großes Lob erntete Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) von allen Fraktionen. Die Erklärungen zum aktuellen Landschaftsschutzplan "waren sehr ordentlich", meinte Ortsvorsteher Michel. In zwei Sitzungen seien alle Konflikte ausgeräumt, selbst die Landwirte kompromißbereit gewesen. Das hatten die Fraktionsvorsitzenden nicht erwartet.

Ein Ausblick auf die kommende Wahlperiode: Ein wichtiges Anliegen des Ortsbeirats 13 ist die Erhaltung der dörflichen Strukturen im Stadtteil. Mit einem besorgten Blick auf umliegende Stadtteile wie Kalbach oder Harheim will man schon im voraus in Richtung Römer signalisieren, daß in Nieder-Erlenbach nur eine gemäßigte Bebauung denkbar ist. tin

Der vergessene Steinlöwe Das Stadtgeschichte-Institut soll Historie darstellen

FRANKFURT A. M. Die Frage nach dem Hessendenkmal können in Frankfurt erstaunlich viele Leute beantworten: "Nehmen Sie den 30er-Bus, der hält da." Doch bei allen weiteren Informationen wird es schwierig. Wer etwas über die Bedeutung des Denkmals wissen will - auf einem Sockel mit lateinischer Inschrift liegt unter einem Schild begraben ein melancholisch dreinschauender Löwe (genaugenommen die Trophäe eines Löwenfells) - erntet bei den meisten nur ein Achselzucken. "Irgend was mit den Franzosen", mutmaßt eine Spaziergängerin.

Auf seine Art und Weise ist dieses Monument ein Phänomen: In einer sonst so kunst- und kulturbeflissenen Stadt wie Frankfurt ist nicht nur die Bedeutung der Skulptur in Vergessenheit geraten, sondern auch völlig untergegangen, daß das Hessendenkmal dieser Tage seinen 200. Jahrestag feiert.

Anno 1793 stiftete König Friedrich-Wilhelm II. von Preußen der freien Reichsstadt das Denkmal, das den "siegenden Hessen" gewidmet war, die gemeinsam mit den preußischen Truppen durch das Friedberger Tor gestürmt waren und die französischen Besatzer vertrieben hatten. In dem Denkmal wurden die siegreichen Toten zum Opfer für die nationale Sache veredelt. Aber wollte der König, die gefallenen Soldaten vorschiebend, "sich nicht nur selbst feiern?" Und überhaupt: "Was hatten die Frankfurter damit zu tun?" Fragen, die der frühere Ortsvorsteher des Nordends, Rainer Prewo, in seiner Reflexion über das Denkmal aufgeworfen hat.

Viel anfangen konnten die Frankfurter also mit diesem Geschenk nicht, ablehnen indes konnte man die Stiftung auch nicht. Gab es doch ohnehin Stimmen, die den freistädtischen Frankfurtern mangelnde nationale Gesinnung, gar heimliche Sympathie mit den Franzosen unterstellten. Zwar sei man froh gewesen, schreibt Prewo in seinen Überlegungen, die "lästige Besatzung" los zu sein, aber der nationalen Koalition hatte sich Frankfurt nicht anschließen wollen. Statt dessen ließen die Stadtväter dem Pariser Konvent ausrichten, wie gut die verwundeten Franzosen in den Privathäusern gepflegt würden . . .

Eine Würdigung des Hessendenkmals kam bei dieser Politik gegenüber den Franzosen natürlich nicht in Frage. Andererseits störte das Monument niemanden: Schließlich lag es draußen vor dem Tor, fast "exterritorial". Das Denkmal wurde konsequent ignoriert - von den Frankfurtern, von den französischen Besatzungstruppen, selbst die Nationalsozialisten konnten damit nichts anfangen. "Das Hessendenkmal: letztlich ein Denkmal des Frankfurter Pragmatismus? Ein Nationalmonument, das sich in seinen kalkulierten Verbiegungen ironisch auf sich selbst bezieht? Ein Mahnmal der Vergeblichkeit gutgemeinter Denkmalpolitik?", schlägt Prewo einige Interpretationsmöglichkeiten vor. Ein Denkmal, das nur mit der Geschichte seiner Vernachlässigung zu verstehen sei - "eine selten paradoxe Konfiguration".

Der Ortsbeirat 3 hat sich jetzt daran gemacht, dieser Geschichte der Vernachlässigung - selbst als das Denkmal 1971 verschoben wurde, weil es beim Ausbau der Friedberger Landstraße im Weg war, störte das niemanden - ein Ende zu bereiten.

Die Stadtteilpolitiker wollen für diesen vergessenen Steinlöwen eine Lanze brechen und haben zunächst dafür gesorgt, daß zu den Attributen "ungewollt" und "unbeachtet" nicht auch noch ein "ungepflegt" hinzukommt.

Auf Anregung des Ortsbeirates wurden die vier Inschriften wieder lesbar gemacht und das Denkmal gereinigt. Weiterhin wurde das Institut für Stadtgeschichte damit beauftragt, eine verständliche Darstellung der Geschichte des Hessendenkmals herauszubringen. *rea

Nur geringes Interesse Bürgervereinigung: Die Arbeit "dümpelt" vor sich hin

SECKBACH. "Ich bin auch nicht zufrieden über den geringen Zuspruch unserer Mitglieder", kommentierte Vorstandsmitglied Walter Schmidt die jüngste Veranstaltung der Bürgervereinigung Seckbach (BVS). Klaus Oesterling stellte als Experte der SPD-Stadtverordnetenfraktion die Ansichten seiner Partei zur kommunalen Verkehrspolitik vor. Allerdings waren nur knapp ein Dutzend Besucher in die Gaststätte "Zur Krone" gekommen.

Davon war etwa die Hälfte SPD-Mitglieder aus Seckbach, die ihrem Parteifreund zur Seite standen. "In letzter Zeit dümpelt die Arbeit der BVS etwas vor sich hin. Das macht sich auch an dem geringen Interesse bemerkbar", erklärte Schmidt. Ein weiterer Grund für den Mangel an Mitgliedern: Vorsitzender Simon Lissner und Dominique Huljic haben die BVS verlassen.

Dem Vortrag mit Oesterling waren zwei Informationsabende vorangegangen, auf dem die CDU und die Grünen ihr Programm vorstellen konnten. Vor allem Seckbacher Belange wurden dort diskutiert. Schmidt: "Da sich die Argumente der BVS zur Westumgehung und dem Ausbau des Berger Weges natürlich nicht verändert haben, können wir den Leuten an sich nichts Neues bieten. Das ist ganz natürlich." Die BVS kritisiert die genannten Projekte seit längerem, weil sie ihrer Meinung nach mehr Verkehr nach Seckbach und Bergen bringen sowie für die Anwohner keine Ausweichstraßen sind - es würden nur noch mehr Pendler angezogen.

In der Vergangenheit hatte die BVS durch zahlreiche Initiativen zur Verkehrspolitik auf sich aufmerksam gemacht: Vor zwei Jahren begannen die engagierten Seckbacher, Autos auf der Wilhelmshöher Straße zu zählen. Dabei stellten sie einen hohen Anteil an Schwerkraftverkehr festgestellt; insgesamt 600 Lastwagen pro Tag benutzten die Hauptstraße des Stadtteils, obwohl offiziell ein Durchfahrtsverbot für Brummis existiert. Bei vier dieser Aktionen zeigten die BVS einige der Fahrer deswegen an.

Die Einstellung der Straßenbahnlinie 12 war ein weiterer Anlaß für den Verein, aktiv zu werden. Über tausend Unterschriften sammelte die Gruppe gegen das drohende "Aus". Ohne Erfolg: Die Planungen waren schon zu weit fortgeschritten, erfuhr die BVS beim Frankfurter Verkehrsverbund (FVV).

Vor einem Jahr organisierte man zusammen mit dem Elternbeirat der Zehntgrafenschule und den Seckbacher Kindergärten eine Demonstration für die Verkehrsberuhigung der Wilhelmshöher Straße. Rund 300 Eltern, Kinder und Jugendliche nahmen daran Teil. "Die Resonanz durch die restliche Bevölkerung war nicht berauschend", erinnert sich Schmidt. "In der Ankündigung hatten wir zu sehr auf die Sicherung der Schulwege und zu wenig auf die allgemeine Belastung abgehoben." Als Erfolg der Aktion verbucht er allerdings einen Brief des Planungsdezernenten Martin Wentz (SPD). Der Stadtrat versprach, die Wilhelmshöher Straße in die Verkehrsberuhigung von Seckbach mit einzubeziehen.

Neben der Mitarbeit im Verkehrsausschuß des Ortsbeirates 11, widmet sich die BVS derzeit der geplanten Versuchsanlage der Firma Lurgi, die verschiedene Verfahren zur Klärschlamm- und Hausmüllverbrennung am Ortsrand von Seckbach testen möchte. Etwa 40 Anwohnern protestieren gegen die Anlage. Die Bürgerveinigung koordiniert den Widerstand. Damit soll verhindert werden, daß eine vorläufige Genehmigung des Regierungspräsidenten rechtlich wirksam wird. Die ersten Entscheidungen dazu werden in etwa einem viertel Jahr erwartet; nach den Kommunalwahlen soll zusätzlich eine Informationskampagne und Unterschriftensammlung auf das Problem hinweisen. "Wenn wir wieder mehr auf die Straße gehen, wird das Interesse an unserer Arbeit eventuell wieder größer. Vielleicht reifen ja einige neue Talente heran", hofft Walter Schmidt. laf

Feuerwehr-Museum auf "Maurice Rose"

FRANKFURT A. M. Auf dem ehemaligen Hubschrauber-Flugplatz "Maurice Rose" bei Bonames hat der im Mai letzten Jahres gegründete Feuerwehr-Museumsverein Rhein-Main seine künftige Heimstatt. Dies erklärte der Vorsitzende Gerhard Faller während der ersten, gut besuchten Jahreshauptversammlung im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Berkersheim. Der Verein mietete für seine Arbeit auf dem Areal eine 300 Quadratmeter große Halle. Arbeitsdienst ist in nächster Zeit angesagt, aber auch verstärkte Werbung für den Verein.

Er hat sich den Erwerb, die Restaurierung und Erhaltung von Feuerwehrgeräten, -fahrzeugen, - ausrüstungsgegenständen, -schriften und Dokumenten zur Aufgabe gestellt. "Dazu brauchen wir viele Mitglieder und Gönner", so Faller, "denn uns fehlt vor allem Geld."

Es können auch Patenschaften für restaurierte Oldtimer angemeldet werden. Um das Notwendigste zur Renovierung der Halle anzuschaffen und die Miete sicherzustellen, machten aktive Mitglieder erst einmal eine Spendeneinlage in die Vereinskasse.

Derzeit wird auch eine Pfingstfahrt nach Ungarn vorbereitet. Dort ist ein Oldtimertreffen mit Teilnehmern aus ganz Europa. Faller nannte weitere Vorhaben: Am 5. Juni gibt es ein Treffen in Großostheim; am 20. Juni steht der Besuch des Feuerwehrjubiläums in Lämmerspiel auf dem Programm; am 26. Juni geht es zum Museumsfest nach Fulda; am 3. Juli reist eine Vereinsdelegation nach Bleidenstadt zum Jubiläum der dortigen Feuerwehr.

Auf der Tagesordnung stand noch die Nachwahl eines Archivars. Einstimmig gewählt wurde Günter Dillenburger. Damit ist der Vortand jetzt - gewählt für drei Jahre - komplett. dixi

Oft mangelt es an Hilfsbereitschaft Stadtrat Joachim Vandreike zog Bilanz zum Thema "Sicherheit" / Lob an Vereine

ESCHERSHEIM. Ohne inneren Frieden und soziale Sicherheit könne keine stabile Gesellschaft bestehen. Deshalb seien die Anstrengungen in der Sozial-, Bildungs- und Gesundheitspolitik ein wesentlicher Beitrag zur inneren Sicherheit. Durch viele Maßnahmen werde in Frankfurt ein guter Weg beschritten - so leitete Karl Semmelbauer, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Eschersheim und SPD- Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat 9, kürzlich eine Versammlung ein. Sicherheit sei ein Anliegen der Bevölkerung. Die SPD hatte Vertreter von Vereinen und anderen Institutionen eingeladen.

Stadtrat Joachim Vandreike berichtete, welche Anstrengungen der Magistrat unternommen habe, um die öffentliche Sicherheit in der Stadt zu verbessern. Er stelle "mit Genugtuung" fest, wie gut die Maßnahmen inzwischen wirkten. Er erwähnte auch die Verstärkung der uniformierten Ordnungshüter und ihre Ergänzung durch private Sicherheitsdienste.

Es habe sich gezeigt, daß diese ständige, deutlich sichtbare Präsenz abschrekkende Wirkung habe. Vor allem die Raubdelikte seien zurückgegangen. Verhandlungen mit der Bundesbahn hätten auch zur Verbesserung der Situation am Hauptbahnhof geführt. Angestellte der Stadtwerke und Sicherheitsdienste seien auch ständig auf Kontrollgang in anderen U-Bahnstationen. Eine Hilfe bei der Abwehr krimineller Asylbewerber sei die Einrichtung von Außenstellen der Ausländerpolizei.

Erfreulich sei auch die Zerschlagung der Drogenszene in der Taunusanlage. 60 Prozent der Süchtigen, die sich dort aufgehalten hätten, seien keine Frankfurter. Für viele habe die Stadt eine Sogwirkung, weil hier Drogen billiger zu bekommen seien. Auch erhofften sich viele Süchtige ein besseres Betätigungsfeld für die Beschaffungskriminalität. Das kürzlich angelaufene Methadonprogramm habe sich bereits positiv ausgewirkt. Vandreike danke der Frankfurter Wirtschaft, die mit Spenden half.

Vandreike sagte, er selbst lebe seit 1958 in Frankfurt, und wolle hier auch bleiben. Oft sei er zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und kenne die Probleme gut. "Wenn ich an die Situation noch 1991 denke und jetzt durch die Straßen laufe, sehe ich, wir sind mit unserer Politik auf dem richtigen Weg. Wenn wir nach der Wahl mit dieser Politik fortfahren könnten, wäre das gut für Frankfurt." In der Diskussion meldeten sich vor allem Vereinsvertreter und Lehrer zu Wort. Sie beklagten die zunehmende Jugendkriminalität, die Gewalt zwischen den Schülern. Vandreike gab zu, hier gebe es noch viel zu tun. Gefordert seien auch die Schulen und sozialen Einrichtungen. Dankbar müsse man etwa den Vereinen sein, die Jugendarbeit leisten. Das hörten die anwesenden Vereinsvertreter gern, mahnten aber stärkere finanzielle Unterstützung an.

Alle Zuhörer äußerten sich enttäuscht über herrschende mangelnde Hilfsbereitschaft. Opfern von Belästigungen oder kriminellen Handlungen würde oft von Passanten nicht geholfen. Auch Vandreike beklagte dieses "Wegsehen". Er forderte mehr Mitmenschlichkeit und die Verstärkung der ehrenamtlichen Hilfe. Eine Bürgerwehr oder sogenannte "Schwarze Sheriffs" lehnte er allerdings strikt ab. Dies sei keine Lösung. Die Probleme seien auch nicht durch noch mehr Uniformen zu lösen.

"Ich behaupte nicht", sagte der Stadtrat, "wir hätten schon ideale Verhältnisse. Es bleibt noch sehr viel zu tun. Es ist aber eine Ermutigung, bis jetzt schon so weit gekommen zu sein." li

Die Krise managen Kurse für Politiker über das Thema Korruption

FERNWALD. Gegen rund 650 Beamte und städtische Mitarbeiter leitete die Staatsanwaltschaft Frankfurt in den letzten fünf Jahren Ermittlungsverfahren wegen Vorteilsannahme, Bestechlichkeit und Untreue ein. Auch in kleineren Gemeinden werden Fahnder immer öfter fündig. Jüngstes Beispiel ist Bensheim an der Bergstraße; seit Januar meldet hier die zuständige Staatsanwaltschaft in Darmstadt fast wöchentlich eine Festnahme. Doch wo die Gefahr am größten ist, da ist bekanntlich auch die Rettung nicht weit. "Aus besonderem Anlaß und auf vielfachen Wunsch" fanden deshalb vor kurzem zahlreiche Bürgermeister Südhessens eine Einladung zu einem "Intensiv-Seminar" auf dem Schreibtisch. Thema der bemerkenswerten Veranstaltung: "Vorteilsnahme, Bestechlichkeit, Untreue und kommunales Krisenmanagement."

Eingeladen waren ausschließlich "kommunale Wahlbeamte und kommunales Führungspersonal (Amts- und Abteilungsleiter), Verbandsvorsteher, Geschäftsführer". Für einen Teilnehmerbeitrag von 300 Mark wurden ihnen "problemorientiert und praxisnah" Antworten auf dringende, aktuelle Fragen" versprochen und "wertvolle Hinweise in kollegialer Umgebung" in Aussicht gestellt. Durchaus passend zum Tagungsthema der Name des Tagungsorts: In Fernwald bei Gießen wollte man sich treffen. Eingeladen hatte der Darmstädter Rechtsanwalt und Notar Ingo-Endrick Lankau. Als Oberverwaltungsrat a. D. und ehemaliger Bürgermeister in Groß-Gerau weiß der Mann offenbar recht gut, wo den Kommunalbeamten von heute ernstliche Wissenslücken plagen: "Das Strafrecht", sagt er, "kennen die ja alle nicht." Jedenfalls nicht dessen Feinheiten, die komplizierte Auslegung der Tatbestände in der Rechtsprechung, die Ermessensspielräume, wie er erläuternd hinzufügt.

Nun meinen zwar noch immer einige Leute, darunter selbst hessische Bürgermeister und Staatsanwälte, daß man als Beamter auch ohne intimere Kenntnis des Strafgesetzbuchs relativ gefahrlos in einem Rathaus oder einer Bezirksverwaltung amtieren können müßte, doch Anwalt Lankau weiß es offensichtlich besser, war er doch ursprünglich vom Hessischen Städte- und Gemeindebund als Referent der Krisen- Seminare verpflichtet.

Und was haben die Chefs fast aller Städte und Kreise gelernt? Daß es darum gegangen sein könnte, wie man mit fester Stimme, freundlich aber bestimmt, kleinere und größere Geschenke ablehnt, ist dem Programm nicht ohne weiteres zu entnehmen. Dafür hat es einiges zu bieten für jeden, bei dem der Staatsanwalt schon auf der Rathausschwelle steht. Die Informationen reichen in diesem Fall von der vorläufigen Festnahme bis zur Durchsuchung, von der Kaution bis zur Informationssperre, und selbstredend werden auch die Vor- und Nachteile der Selbstanzeige, des Abstreitens und eines "deals" erörtert.

Wie heißt es doch in der Einladung zum Krisen-Seminar: "Die Praxis zeigt, wie wichtig richtige Reaktionen sind." Und: "Wenn schwere Fehler zu spät erkannt werden, sind die Folgen oft irreparabel." Das letzte Treffen kommunaler Krisenanwärter soll im übrigen, wie Rechtsanwalt Lankau auf Anfrage erklärte, wieder völlig überlaufen gewesen sein. joe

Die Körbe hingen zu hoch Basketballer der Musterschule sind Fünfte in Hessen

NORDEND. Die meisten Sätze des neunköpfigen Basketball-Teams der Musterschule auf dem Rückweg von der Hessenmeisterschaft der Schulen in Kassel hatten die "Wenn-Dann-Konstruktion": "Wenn wir bloß in der zweiten Halbzeit des ersten Spiels den Sack zugemacht hätten, dann wäre das ganze Turnier anders gelaufen." Oder: "Wenn wir nicht solch ein Verletzungspech gehabt hätten, dann wären wir nicht auf dem undankbaren dritten Platz unserer Gruppe gelandet."

Jeder Wettkampfsportler kennt die Situation: Haben sich die eigenen Erwartungen nicht erfüllt, müssen andere Gründe herhalten, um die vermeintliche Schmach zu mildern. Die Palette reicht von der falschen Schiedsrichterentscheidung bis hin zum schlechten Frühstück. Fakt ist: Die 17- und 18jährigen der Musterschüler unter Coach Timm Baumgartner dürfen sich als das fünftbeste Team in Hessen bezeichnen - nicht mehr und nicht weniger. Und: Keine andere Mannschaft der Schule im Nordend war bisher besser, nur wenige in der Stadt am Main erreichten mehr.

Gegen eine Darmstädter Schule verspielten die Frankfurter ihren Vorsprung, weil die Nerven flatterten. Das war auch der Grund für die Niederlage gegen einen Gießener Gegner. Im dritten Spiel setzten sich die jungen Korbjäger gegen ihre Mainzer Altersgenossen durch.

Für Übungsleiter Timm Baumgartner und die beiden Musterschul-Teams bleibt für die Bilanz des Schuljahres 1992/93 nur ein Trost: Beide wurden Stadtmeister, das Team der 15- und 16jährigen errang die Vize-Regionalmeisterschaft, während der Jahrgang 75/76 Regionalmeister wurde, um dann beim Landesturnier (unglücklich) die Finalspiele um die ersten vier Plätze zu verpassen.

Doch nun fürchtet der Erfolgstrainer um die Zukunft "seiner" Mannschaften. Der FSV-Spieler leitete einmal die Woche zwei Stunden das Training in der Halle der Schule, an der es erst seit drei Jahren Basketball-Gruppen gibt.

In den kommenden Monaten konzentriert sich Baumgartner auf sein Abitur. Ein Nachfolger ist derzeit nicht in Sicht. Die erzielten Erfolge hingegen sind Ansporn für die Klassen fünf und sechs. "Wenn es einen Trainer und mehr Hallenzeiten gäbe, gäbe es auch eine dritte Mannschaft", glaubt der junge Trainer. Um erfolgreich zu bleiben, benötigten die Teams aber auch weiterhin die bisher gute Unterstützung der Schule. Für ganz Frankfurt wünscht sich der hochgewachsene Meistermacher in den Parkanlagen mehr "Baskettball-Bolz-Plätze" - so wie für Fußball. ara

Mexiko und Ecuador Ja ja, das "ewige Mexiko", das Land "schwindelnder Gegensätze". Man sollte sich beim "APA Guide Mexiko" vielleicht aufs Bilderschauen beschränken. Wer liest, ist schon im ersten Absatz weder vor Klischees wie den oben zitierten sicher noch vor in der Tat schwindelerregenden Schludrigkeiten bei der Übersetzung aus dem Englischen ("schwindelnde Gegensätze", was ist das?).

Es steht natürlich auch Informatives in den APA-Führern für Lateinamerika-Reisende (neu erschienen jetzt die Bände Mexiko und Ecuador). Das Bemühen, neben all den bunt-exotischen Bildern und Beschreibungen ein ordentliches Maß an Landeskunde zu vermitteln, ist erkennbar. Aber den Texten ist die Mühe eben auch anzumerken - zwischen den Klischees wirken die kritischen Einsprengsel oft wie lästige und banale Pflichtübungen: "Die Völker des Amazonas sind alles andere als rückständige Gemeinschaften. Jedes Volk hat seine eigene Geschichte und die ist meistens sehr bewegt." Nein, der Textteil macht sie nicht gerade empfehlenswert, die APA-Guides Mexiko und Ecuador. Auch deshalb übrigens nicht, weil der Service den allgemeinen Informationen an Mangelhaftigkeit nicht nachsteht (Individualreisende ohne Auto finden in ziemlich jedem Konkurrenz- Produkt bessere Angaben etwa über Busverbindungen). Stark sind diese APA- Bände nicht als Reiseführer, sondern allenfalls als Bilderbücher. An Fotos haben sie in der Tat Atemberaubendes zu bieten. bel

Apa Guides Mexiko, herausgegeben und fotografiert von Kai Müller, RV Reise- und Verkehrsverlag, München 1992, 398 Seiten, 39,80 Mark.

Apa Guides Ecuador, Galapagos, herausgegeben von Tony Perrottet, RV Reise- und Verkehrsverlag, München 1992, 375 Seiten, 39,80 Mark. Andalusien Schon wieder reiht sich ein neuer Spanien-Führer in die Regale ein. Unter dem "Edition Erde"-Zeichen haben sich Andreas Braun und Cristina Stiglmayr das Ziel gesetzt, den Lesern Land und Leute Andalusiens näherzubringen. Und das ist ihnen gut gelungen.

Im ausführlichen Informationsteil bemühen sich die Autoren um Genauigkeit. Dabei blicken sie nicht hauptsächlich zurück, was die meisten Reiseführer tun, sondern beschreiben auch die Gegenwart, freilich mit manchmal zuviel Statistik. "80 Prozent (der Andalusier) wollen lieber erobern als erobert werden, wünschen sich aber zu 77 Prozent ein bestimmendes Weib im Bett." Pro- und Contra- Argumente liefern die Autoren zum Stierkampf, lassen aber keinen Zweifel: Der Stier ist "ein Kunstprodukt wie der Zwergpinscher". In eine Flamencoschule wird der Leser ebenso geführt wie er sich mit den Vorurteilen und wirklichen Lebensumständen von Zigeunern auseinandersetzen oder die "drei Wege zur andalusischen Kunst" beschreiten kann.

Der Reiseteil bietet hübsche Abwechslung: Zu vielen Sehenswürdigkeiten werden kleine Geschichten erzählt. Zum Beispiel über die alte Tabakfabrik und heutige Universität von Sevilla, vor deren Toren der erste Akt der Oper "Carmen" spielt. "Wer erkennt schon, daß sich hinter Carmens Auftrittslied eine Habanera, ein kubanischer Tanz verbirgt." Oder über den Olivenbaum, der das Landschaftsbild Andalusiens bestimmt: "Was hier in rund 2500 Jahren heimisch geworden und mit Kultur, Handwerk und Folklore eng verbunden ist, soll jetzt aus Rentabilitätsgründen der Motorsäge zum Opfer fallen."

Der Vorstellung der größeren Städte schenken die Autoren viel Platz. Dabei beschreiben sie lebendig, teilweise sehr persönlich, aber fundiert. Ausflüge in die Provinz ergänzen die Stadtführungen. Zum Beispiel in die von Almeria, wo "paradiesische Zustände an der Küste und eine immer weiter fortschreitende Versteppung im Landesinnern" herrschen. Strandhungrige erhalten Tips, wo sie noch wirklich einsame Abschnitte finden können.

Die klare Gliederung des Inhaltsverzeichnisses ist überdies erwähnenswert. Der Serviceteil bietet das Nötigste. Herausragend: Ein Hinweis auf "sanften Tourismus" in verborgenen Winkeln der Region, vor allem im Hinterland. Die andalusische Organisation "Naturlaub" bietet dazu Eselreiten, Flamencotanz, sportliche Aktivitäten oder ländliches Wohnen an. ole

Andalusien von Andreas Braun und Cristina Stiglmayr, Edition Erde im Verlag Bildung und Wissen, Nürnberg 1992, 350 Seiten, 29,80 Mark. Provence Wohl wenige Landschaften in Europa mögen dem Besucher so reizvoll für eine Wanderung erscheinen wie die Provence. Wer von seinem letzten Aufenthalt im südlichen Rhônetal, im Bergland des Vaucluse, der Haute-Provence oder im Hinterland der Côte-d-Azur den Wunsch mitgebracht hat, sich diese Gegenden mit ihren vielfältigen verborgenen Schönheiten beim nächsten Mal zu Fuß zu erschließen, dem wird das vorliegende Buch von Georg Henke "Richtig wandern - Provence" ein nützliches Hilfsmittel zur Vorbereitung zu Haus, zur Orientierung am Ort und zur nachträglichen Erlebnisauffrischung sein.

40 Wanderwege werden beschrieben, deren Auswahl vom Spaziergang über die eintägigen Rundwege bis zur mehrtägigen Wanderung reicht. Die Auswahl richtet sich vor allem nach dem Kriterium landwirtschaftlicher Schönheit. Es handelt sich also um Wege, die den Wanderer abseits vom Verkehrslärm Stille und Abgeschiedenheit erleben lassen. Die Wegbeschreibungen sind detailliert, doch entsprechende Wanderkarten des grografischen Instituts IGN, die vor Ort erhältlich sind, sollten nicht fehlen. Im Zweifelsfall empfiehlt sich auch die Orientierung nach den Wegmarken für die GR und GR du Pays, für die es ebenfalls vor Ort ausführliche Beschreibungen (auf französisch) gibt. Alle vorgeschlagenen Wege, auch die längeren Strecken, sind von Wanderern mit durchschnittlicher Kondition zu bewältigen. Bestimmte Wege sind als kulturgeschichtlich besonders interessant hervorgehoben.

Das Buch ist reichlich bebildert, enthält viele Essays über Geschichte, Landschaft und Leben der Provence und wird durch praktische Hinweise für Unterkünfte, Restaurants, Verkehrsmittel ergänzt. Das alles ist vom Autor so einladend aufbereitet worden, daß man den Titel des handlichen, in jede Jackentasche passenden Bandes gern auf dem zweiten Wort betonen möchte. hhb

Richtig wandern - Provence von Georg Henke, DuMont Buchverlag Köln, 1992, 254 Seiten mit farbigen und Schwarz-Weiß-Fotos und Skizzen, 29,80 Mark.

Sie ist gegen Busspuren OB-Kandidatin Petra Roth war auf Wahlkampf-Tour

DORNBUSCH. Gegen die von der Stadt geplante Einrichtung von Busspuren wandte sich Petra Roth, die OB-Kandidatin der CDU, bei einem Besuch im Stadtteil Dornbusch. Sie stellte sich damit hinter eine Forderung der CDU-Fraktion im Ortsbeirat 9. Die Fraktion befürchtet, das Ergebnis einer solchen Busspur werde zu katastrophalen Staus führen, vor allem aber zu einer Belastung der angrenzenden Wohngebiete. Denn deren Straßen würden dann von vielen Autofahrern als Schleichweg genutzt, um die Staus umfahren zu können.

Der Magistrat hat einen entsprechenden Antrag des Ortsbeirats inzwischen beantwortet. Es wird darin mitgeteilt, die Busspuren sollten ausschließlich der Beschleunigung des öffentlichen Nahverkehrs dienen und würde nicht auf Kosten der Leistungsfähigkeit der Lichtsignalanlagen eingerichtet. Petra Roth und ihre Parteifreunde wünschen sich jetzt entlastende Maßnahmen, wie etwa eine Linksabbiegerspur an der Kreuzung am Dornbusch.

Während einer Ortsbesichtigung und einer anschließenden Pressekonferenz erläuterte die Kandidatin ihre Meinung zu diesem Problem. Sie sprach dabei auch über Absichten, die sie, falls Ihre Partei eine Mehrheit bekomme, verwirklichen will. Dazu gehöre die Aufhebung der "bewußten Verzögerung von Straßenbaumaßnahmen". Sie bezweifelt den Sinn des Frankfurt-Passes. Sie will ihn ebenso abschaffen wie den städtischen Zuschuß auf die "Fahr-Bunt-Fahrkarte des FFV". Sie meint, die Leute würden nicht auf den Preis sehen und die Karte auch kaufen, wenn die Stadt nicht jeden solchen Fahrausweis - wie bisher - mit 20 Mark subventioniert. Man könne so der Stadt eine Menge Geld sparen. Das sollte dann besser für Investitionen verwendet werden, wie etwa Straßenbau und den Weiterbau von U-Bahn-Strecken.

Die Kandidatin möchte vor allem die U-Bahn-Strecke der U 1, U 2 und U 3 im Bereich der Eschersheimer Landstraße zwischen Dornbusch und dem Platz am Weißen Stein unterirdisch verlegt haben. Allerdings räumt sie ein, auch ein CDU- geführter Magistrat werde diese Maßnahme in den nächsten Jahren nicht in Angriff nehmen können. Für die Zwischenzeit fordert sie oberirdische Zugänge zu den Haltestellen an dieser Strecke.

Bei ihren Erläuterungen wurde Frau Roth von dem Stadtverordneten Dr. Wolfgang Stammler unterstützt sowie von den Vorstandsmitgliedern der CDU im Bereich Dornbusch, darunter Dr. Hans Burggraf (Landtagsmitglied) und deren Fraktionsvorsitzenden der Partei im Ortsbeirat 9, Hans Günther Müller.

OB-Kandidatin Petra Roth widmete den Dornbusch-Problemen einen ganzen Tag, wie auch schon bei anderen Stadtteilbesuchen im Nordend oder im Osten (Fechenheim). Nach der Besichtigung verteilte sie mit ihren Helfern Wahlprospekte. Abends folgte noch ein Treffen mit Vereinsvertretern. li

Café Rosa L. ist wieder geöffnet "Falken"-Treff im Ostend

OSTEND. Die Kündigung des pädagogischen Mitarbeiters brachte die Jugendarbeit im Café Rosa L. im November 1992 zum Erliegen. Doch seit dem 1. März ist der Jugendtreff in der Windeckstraße 62 wieder regelmäßig geöffnet. Auf Experimente in der Programmgestaltung wird sich Reinhard Becker zunächst nicht einlassen. Der neue pädagogische Mitarbeiter, seit dem 15. Januar im Amt, setzt in seinem Konzept auf Bewährtes.

Neu ist lediglich, daß das Café Rosa L. jetzt viermal anstatt vormals dreimal die Woche geöffnet ist: montags von 18 bis 22 Uhr, dienstags von 16 bis 22 Uhr, mittwochs von 11 bis 15 Uhr und donnerstags von 16 Uhr bis zum Ende der jeweiligen Abendveranstaltung.

Weiterhin wird es in den Kellerräumen Angebote wie Live-Musik, Auftritte von Kabarettgruppen, Theateraufführungen und Filmvorführungen geben. Am Donnerstag, 18. März, tritt die Band "Third Man Lost" um 20 Uhr auf. Eine Woche später, am 25. März, wird die amerikanische Komödie "Einstein Junior" gezeigt. Die Filmvorführung beginnt um 19.30 Uhr.

Und am Montag, 29. März, wird ein Referent der "Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstverweigerer" über die Möglichkeiten der Wehrdienstverweigerung informieren. Die Diskussionsveranstaltung beginnt um 19 Uhr.

"Wir wollen politische Jugendarbeit leisten", erklärte der Pädagoge anläßlich einer Pressekonferenz. Das Café soll jedoch nicht nur für politisch organisierte Jugendliche offen sein. "Ich hoffe, daß künftig viele junge Leute kommen, die im Stadtteil einen nicht-kommerziellen Treffpunkt suchen", so Becker. Stärker als sein Vorgänger will der Soziologe an Schulen und in Ausbildungsstätten die Werbetrommel für das Café Rosa L. rühren. In den Kellerräumen soll alles möglich sein: politische Arbeit organisieren, Kultur zu proben oder einfach nur abzuspannen. Jugendliche, die Räume für eine Arbeitsgruppe suchen, sind im Café der "Falken" willkommen.

Zusätzlich zum regelmäßigen Programm werden künftig auch Workshops angeboten. Hier kann jeder mit der Fotokamera oder dem Videogerät arbeiten. Die fertigen Produkte sollen gemeinsam ausgewählt, geschnitten und zusammengestellt werden. "Wir bieten auch einen Ausstellungsraum", sagte der Mitarbeiter. Reinhard Becker wird den Interessenten bei der Medienarbeit mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Die Stadt Frankfurt unterstützt die Einrichtung mit einem Zuschuß von 73 000 Mark. Davon wird die Miete von rund 3100 Mark monatlich und außerdem ein Teil der Personalkosten getragen. Den Restbetrag finanzieren die "Falken". Becker: "Noch ist die Finanzierung gesichert." tin

Über die Rätsel und Fragen des Seins Die Psychologin Ilse von Heydwolff-Kullmann war zu Gast beim "Haiku-Kreis"

FRANKFURT A. M. Beim Wintertreffen des Haiku-Kreises Frankfurt, der vom Japanischen Generalkonsulat und der Deutsch-Japanischen Gesellschaft getragen wird, stellte sich Ilse von Heydwollf-Kullmann vor. Ihr zweistündiges Referat stand unter dem Motto "Suchbild Welt - Wo ist der Mensch?". Die Rätsel und Fragen des Seins beschäftigen die Pädagogin, Graphologin und Tiefenpsychologin auch in ihrer Dichtung.

Schon als Kind hat sich Ilse von Heydwolff-Kullmann mit den Stimmungen, dem Verhalten und deren Ausdruck in der japanischen Kurzlyrik beschäftigt. Stark geprägt fühlt sie sich auch von Max Dauthendey's "Die acht Gesichter am Biwa-See" und Herbert Tjadens Novellen "Yoku und die Philosophen".

Seit einigen Jahren dichtet sie selbst Haiku. Und deshalb sieht sie sich in einem Zwiespalt zwischen der deutschen und japanischen Betrachtung von Lyrik. Sie fühlt die Erstarrung, wenn sie sich beim Haiku an die strengen Regeln halten muß (so die vorgeschriebene Silbenzahl, den Jahreszeitenbezug). "Tatsächlich", sagte sie, "hat die Unterwerfung unter diese Regeln auf meine sonstigen Gedichte zunächst einen straffenden Einfluß gehabt, der aber auf die Dauer das Fließende, das ja Lyrik eigentlich sein müßte, negativ beeinträchtigt. Umgekehrt hat meine fließende Form der Lyrik zum Teil Eingang gefunden in die Haiku . . ."

Frau von Heydwolff-Kullmann erläuterte ihren weltanschaulichen Hintergrund. Sie begreift den Kosmos "als eine zwar im Irdischen daseiende (vielleicht nur scheinbar daseiende) Welt, eine zudem im Geistigen dauernd seiende, aus dem Geistigen entsprungene Welt". Das Haiku schätzt sie als Möglichkeit, sich in ihrem Tun Gleichartigen und -gesinnten in aller Welt verbunden zu fühlen. Die Referentin schilderte ausführlichder Entstehungsgeschichte des Haiku. Dazu brachte sie zahlreiche Beispiele aus der japanischen Dichtung. Schließlich trug sie eigene Haiku vor - nach Jahreszeitenbezug geordnet, wie: Duft weht heran. Von / gestern auf heut' - Narzissen / geöffnet dem Licht.

In der anschließenden Diskussion wurde Frau von Heydwolff-Kullmann auch nach Einzelheiten ihrer religiösen Einstellung gefragt. Sie sagte zum Ausklang, sie freue sich über den Eindruck, den ihr Referat, das auch ins Unbewußte der Zuhörer zielte, schaffen konnte.

Eine Rückkehr ins Alltägliche brachte der Wunsch einiger Teilnehmer, nach den Referaten, den vorgelegten Haiku der Mitglieder eine strengere und genauere Analyse zukommen zu lassen.

Erika Schwalm und George Hartmann, die Leiter der Tagung, versprachen diesen Wunsch beim "Frühlingstreffen" zu berücksichtigen. li

"Voller Angst sahen wir das Szenario von Prag 1968 auftauchen" Als die Sowjets Anfang der 80er Jahre mit Intervention in Polen drohten / Aus den "Erinnerungen" Wojciech Jaruzelskis / Teil II

Am 30. März unterzeichneten die Regierung und Solidarnosc Verträge, von denen Walesa meinte, daß sie ihn "zu 70 %" zufriedenstellten. Die nationale Kommission von Solidarnosc billigte sie am Tag darauf nach einer heftigen Debatte und annullierte damit den vorgesehenen Generalstreik, der als Reaktion auf die Ereignisse in Bydgoszcz stattfinden sollte. Damals wurde uns klar, wie sehr Walesa Gefahr lief, vom radikalsten Flügel seiner Gewerkschaft hinweggefegt zu werden.

Ebenfalls im März verschärften sich die internen Kämpfe in der Partei. Dabei zeigte die harte Fraktion zum ersten Mal offen ihr Gesicht. Schon mehrere Monate erlebten wir eine wahrhafte Grundsatzdebatte über das Funktionieren der Partei. Ein Teil der Basis wünschte die zentralistische Warschauer Maschinerie zu sprengen und schlug ein neues Modell "horizontaler" Strukturen vor; dezentralisierte Zwischenebenen, die der Beherrschung durch den Apparat des Zentralkomitees nicht unterliegen. Heute denke ich, daß dieser Umsturz der Strukturen und Mechanismen der Partei damals eine reelle Chance für die kommunistische Bewegung und unsere Partei gewesen wäre. Unglücklicherweise schaffte es keiner unter uns Parteiführern, den sakrosankten "demokratischen Zentralismus" und das "leninistische" Modell der Partei in Frage zu stellen.

Parallel dazu begannen die Gegner des Dialogs mit Solidarnosc, sich in informellen Strukturen zu organisieren. Wenn sie auch bis zum Juni warteten, um ihr Programm, den berühmten Text des "Forums von Kattowitz", zu veröffentlichen, so wußten wir schon länger, daß sie sich vorbereiteten, sich trafen und vor allem ihre zukünftigen Aktionen mit denen unserer Nachbarn abstimmten, die entschlossen waren, "den Lauf der Ereignisse umzukehren", wie die offiziellen Kommuniqués es nannten.

Moskau, Prag und Berlin hatten uns am schärfsten verurteilt. Ihre Presse erhöhte die Zahl ihrer Attacken gegen Polen, seine Partei und seine Führer.

Am 3. April informierte mich Kania, daß wir beide noch am selben Tag Abgesandte Breschnjews treffen sollten. Eine absolut geheime Versammlung, deren Ort und Uhrzeit uns erst im letzten Moment bekanntgegeben werden sollte. Einige Tage zuvor hatte ihn Breschnjew angerufen, zum scharfen Vorgehen gegen Solidarnosc aufgefordert und ihm geraten, zwei heimliche Waffenlager von Solidarnosc "entdecken" zu lassen. Dies erinnerte uns sehr an das tschechoslowakische Szenario von 1968. Das drückt wohl auch aus, in welchem geistigen Zustand ich mich an diesem 3. April befand. (. . .)

Juri Andropow, der Chef des KGB, und Marschall Dimitri Ustinow, der Verteidigungsminister, begannen, uns die "Botschaft" von Breschnjew zu übermitteln, und gingen dann zu den Anklagen über. Sie sagten, daß wir im Gegensatz zu unseren Versprechungen und unseren Verpflichtungen fast nichts täten, um die Konterrevolution zu stoppen, daß wir die Anarchie (die Streiks) tolerierten, die Attacken gegen den Sozialismus (die heimlichen Veröffentlichungen von Solidarnosc und die Versammlungen), die Aktivitäten ausländischer Agenten (die Anhänger der KOR, namentlich Kuron und Michnik) und die antisowjetischen Handlungen (Angriffe von Solidarnosc, Verwüstungen von Monumenten zur Erinnerung an die sowjetischen Soldaten, die sorgfältig aufgezeichnet worden waren). Wir hätten der Kirche erlaubt, eine zunehmend wichtigere Rolle zu spielen. Schlimmer, wir wären dabei, die Schaffung einer Gewerkschaft unabhängiger Bauern zu genehmigen (deren Fortbestand unsere Nachbarn niemals akzeptiert haben). Wir kontrollierten die Presse nicht mehr. Wir ließen es zu, daß die Partei ihren Einfluß verliere und erlaubten, daß "gute Genossen" ungerechtfertigt kritisiert würden. (. . .)

Ein weiteres Mal drohten uns unsere Richter nicht direkt. Sie stellten uns kein Ultimatum. Aber es war klar, was sie meinten, als sie sagten, daß die Sowjetunion und die gesamte Gemeinschaft die wirklichen Kommunisten in ihrem Unglück nicht allein lassen werde.

Das Treffen dauerte ungefähr sechs Stunden. Wir waren erschöpft, am Ende. Doch wir hatten nicht nachgegeben. Und wir waren überzeugt, eine neue Verschnaufpause erreicht zu haben. (. . .)

Wir befanden uns in der entscheidenden Vorbereitungsphase für den IX. außerordentlichen Parteitag, der im Juni stattfinden sollte. Wenn unsere Verbündeten die polnische Parteiführung verändern wollten, wäre das der günstigste Zeitpunkt. Für die Partei waren demnach die kommenden Wochen von entscheidender Bedeutung. (. . .)

Am 5. Juni schrieb das Zentalkomitee der kommunistischen Partei der Sowjetunion einen Brief an das Zentralkomitee der kommunistischen Partei Polens. Das war ein außergewöhnlicher Vorgang, der die Tragweite dieses Schrittes, eher dieser ernsten Warnung, unterstreichen sollte. Denn um eine Warnung handelte es sich. Nachdem das Zentralkomitee Kania und mich namentlich genannt hatte, weil wir unsere Verpflichtungen nicht erfüllt hätten, schloß der Brief mit der schon traditionellen und immer auch drohenden Versicherung: Wir erlauben nicht, daß man Polen ein Unrecht antut. Wir geben das uns freundschaftlich verbundene sozialistische Polen in seinem Unglück nicht auf. (. . .)

Der Juli 1981 wurde dann durch die ersten von Solidarnosc so genannten "Hungerdemonstrationen" geprägt. In mehreren großen Städten der Provinz, vor allem in Lodz, gingen Tausende von Frauen auf die Straßen, um gegen den Mangel an Nahrungsmitteln, vor allem an Fleisch zu protestieren. Schon seit 1980 gab es Rationierungsscheine, die nach und nach auf die wichtigsten Grundnahrungsmittel ausgedehnt worden waren. Unglücklicherweise genügten auch diese Scheine nicht mehr, um einen ausreichenden Vorrat der Geschäfte zu garantieren. Die Warteschlangen wurden zu einem festen Bestandteil in der polnischen Landschaft. Und die Regale der Geschäfte wurden von Tag zu Tag leerer. Für bestimmte Führer von Solidarnosc war allein die Staatsmacht für diesen Zustand verantwortlich: Die Regierung wurde angeklagt, die Bevölkerung aushungern zu wollen. Es kursierten die verrücktesten Gerüchte. Hier hatte man angeblich einen Zug mit Fleisch an der sowjetischen Grenze gestoppt, dort hieß es, die Geschäfte säßen auf riesigen Lagern. (. . .)

In diesem Klima begannen die Gespräche zwischen der Führung von Solidarnosc und der Regierung. Sehr schnell wurde deutlich, daß die Unterschiede nicht zu überwinden waren. (. . .)

Wir waren dabei, die Kontrolle über die Ereignisse zu verlieren. Wir, das heißt sowohl die Regierung wie auch der gemäßigte Flügel von Solidarnosc mit Walesa an der Spitze.

Solidarnosc war ihrerseits in eine sehr brisante Phase, die der Vorbereitung ihres ersten Kongresses in Danzig, Anfang September, eingetreten. Gleichzeitig liefen in der Ostsee, in den baltischen Republiken und in Weißrußland große Manöver der sowjetischen Armee unter dem direkten Kommando von Marschall Ustinow ab.

Der Druck der Sowjets hörte überhaupt nicht mehr auf. Kania und ich erhielten unzählige Telefonanrufe. Der Stabschef der Paktstreitkräfte, Marschall Kulikow, kam sehr oft nach Warschau oder in andere Garnisonen. Wenn er kam, wollte er mich regelmäßig treffen. Genauso zahlreich waren die Besuche des Kommandanten der "Nordgruppe" der sowjetischen Truppen in Polen. Beinahe in allen unseren Militärregionen besuchten uns Delegationen von Generälen oder höheren sowjetischen Offizieren. Alle stellten zahlreiche Fragen zur Situation in Polen, der Moral der polnischen Armee und der Stimmung unter den Soldaten.

Im Herbst führte General Fabrikow, der Stellvertreter von Kulikow in technischen Fragen, aber auch Chef des technischen Ausschusses des Warschauer Paktes war, eine längere Mission in Polen durch, während der er zahlreiche Fabriken, die für die Verteidigung arbeiteten, besuchte. Sein Bericht war erdrückend für uns. Daraus ging hervor, daß aufgrund der Situation, die in Polen herrschte, aufgrund der Streiks und der Desorganisation der gesamten Wirtschaft, Polen seine Verpflichtungen gegenüber den Streitkräften des Paktes nicht erfüllen könnte und daß der Pakt als Ganzes dadurch geschwächt werde. Das war ohne Zweifel die schwerste der Anschuldigungen, denn die Interessen unseres Verteidigungssystems bildeten immer den sensibelsten Punkt der Gemeinschaft. (. . .)

Die sowjetischen Politiker und Militärs, mit denen ich während dieser dramatischen Monate sprach, waren weder primitiv noch irgendeiner Aversion gegenüber Polen und seinen Bewohnern verdächtig. Ganz im Gegenteil. Viele hatten an den Kämpfen zur Befreiung Polens mitgewirkt, was sie emotional tief geprägt hatte, wie im Falle von Marschall Kulikow, der an der Befreiung von Danzig beteiligt gewesen war.

Die Teilung der Welt war eine unveränderliche Gegebenheit. Und wenn die beiden Parteien auch sorgfältig darauf achteten, daß die Verträge von Potsdam eingehalten wurden, so hatten sie keineswegs auf den mehr oder minder offenen Kampf um den Rest der Welt verzichtet. Wenige werden sich noch an die Stammeskämpfe im ehemaligen belgischen Kongo im Jahre 1960 erinnern, die eine ernsthafte Verschlechterung der amerikanisch-sowjetischen Beziehungen hervorriefen. Welche Ausmaße hätte es annehmen können, wenn diese Konfrontation mit einem erhöhten Einsatz in einem Land stattgefunden hätte, das, im Innern Europas gelegen, ein wesentliches strategisches Interesse dargestellt hätte? Nach der Einsetzung des Kriegsrechts nahm ich folgendes Bild zu Hilfe: Der Zweite Weltkrieg hat in Polen für Polen begonnen. Der Dritte Weltkrieg ist nicht in Polen für Polen ausgebrochen, trotz der Vorhersagen des britischen Generals Jahn Hackett, der den Beginn seines apokalyptischen Berichts genau in die Schiffswerften von Danzig verlegt hatte.

Der Standpunkt einer Supermacht ist ein völlig anderer als der eines kleinen oder mittleren Landes. Andere Prioritäten entscheiden. Örtliche Konfliktquellen können einen Krieg auslösen. Wenn ich also hier offen vom sowjetischen Druck spreche, der mehr als eineinhalb Jahre auf uns lastete, dann nicht um Männer, die ich kannte, und mit denen ich freundschaftliche Beziehungen hatte, zu belasten. Die meisten davon sind im übrigen tot und können mir nicht mehr antworten.

Ich tue es eher, um dem Leser die quasi shakespearesche Dimension des Dilemmas klarzumachen, mit dem wir konfrontiert waren. Es besteht kein Zweifel daran, daß wir Polen damals auf allen Bereichen recht hatten: moralisch, im inneren und im nationalen Bereich. Die kommenden Jahre sollten es beweisen. Doch das bedeutet keineswegs, daß die Führung der sowjetischen Armee in einem Universum trügerischer Ideen lebte. (. . .)

Am 14. August begaben sich Kania und ich auf die Krim zu unseren traditionellen Treffen mit Leonid Breschnjew. Unser Gespräch brachte nichts Neues. Der Ton der Zurechtweisungen, Kritiken und Warnungen war noch härter, die Ungeduld der sowjetischen Führer noch größer. Wann? Wann werden sie sich endlich dazu entscheiden, zu handeln? (. . .)

Am 4. September war ich bei dem Beginn der Manöver "Zapad 81" (West 81) dabei. Zum ersten Mal spürte ich Kälte, Distanz von seiten meiner Kollegen Verteidigungsminister. Diese Manöver fielen zusammen mit dem Beginn des Kongresses von Solidarnosc, doch man hätte Unrecht gehabt, sie vom internationalen Kontext zu lösen. Gleichzeitig liefen die großen Manöver der NATO, "American Express", gefolgt von der großen Übung "Autumn Forge" ab. Gegen Ende dieses Jahres 1981 konnte man zwischen den beiden Blöcken wohl kaum von Entspannung sprechen. Anfang Oktober kündigte Präsident Reagan die Entscheidung an, mit der Produktion der Neutronenbombe und neuer strategischer Waffen zu beginnen. Wir in Polen konnten auf diese Dinge keine Rücksicht nehmen.

Der Kongreß von Solidarnosc, der in zwei Teilen ablief, zog unsere ganze Aufmerksamkeit auf sich. Er konnte zum Besten, aber auch zum Schlimmsten ausgehen. Um unseren Willen zu zeigen, den Dialog mit Solidarnosc fortzusetzen, hatten wir Stanislaw Ciosek, den Minister für Gewerkschaftsfragen, hingeschickt. Er sollte die Regierung vertreten und die Teilnehmer in unserem Namen grüßen. Der Kongreß begann mit einer von Kardinal Glemp zelebrierten Messe, deren Predigt uns durch ihren extrem gemäßigten Ton auffiel. Sehr schnell sollten sich allerdings unsere Befürchtungen bestätigen.

Solidarnosc war eine spontane und ungestüme Bewegung und gab sich dezentralistisch und ultrademokratisch. Wie in allen Organisationen, die dabei sind, sich zu konstituieren, suchten die verschiedenen Strömungen sich zu festigen und deren Führer, sich durchzusetzen. In einer Veranstaltung, die wie ein Wettrennen um Popularität aussah, war es normal, daß einige Delegierte, die mit den Regeln der Demokratie wenig vertraut waren (von wem hätten sie es lernen sollen?), den Sirenen der Demagogie, dem Populismus und den extremen Positionen nachgaben. Genau das passierte. Ein großer Teil der Basis mißtraute der Führung der Gewerkschaft und vor allem den sogenannten Experten, denen man Weichheit, Gefälligkeit, ja sogar faule Kompromisse mit dem Regime nachsagte. Solidarnosc war dabei, sich zu radikalisieren. Aber während wir bis dato dafür die Rolle der Experten und vor allem KOR verantwortlich gemacht hatten, kamen dieses Mal von der Basis und den Vertretern der großen Industrieunternehmen des Landes die flammendsten und bedrohlichsten Redebeiträge.

In diesem Kontext nahm der Kongreß nach einigen Tagen, als niemand darauf gefaßt war, die berühmte Botschaft an die Arbeiter der osteuropäischen Länder an, die mit dem Aufruf endete: "Wir unterstützen diejenigen unter euch, die sich auf den schwierigen Weg gemacht haben, um für eine freie Gewerkschaftsbewegung zu kämpfen. Wir sind davon überzeugt, daß Eure und unsere Vertreter sich bald treffen können, um unsere gewerkschaftlichen Erfahrungen auszutauschen."

Heute kann man darin natürlich geniale Intuition sehen, obwohl ich nicht davon überzeugt bin, daß dieser Appell die Rolle eines Auslösers gespielt hat. Oder aber die Lunte war extrem lang. Für die Führer in Moskau und in den anderen Hauptstädten des Ostens jedoch war diese Erklärung der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte. Bis zu diesem Augenblick bedrohte Solidarnosc den Sozialismus in Polen. Mit diesem Appell forderten die Feinde des Sozialismus, die wir auch noch tolerierten, die Gesamtheit der Länder des Ostens heraus. Wenn einer unter unseren härtesten Feinden, unter den orthodoxesten, den unnachgiebigsten Verteidigern der marxistisch-leninistischen Dogmen die Führer in Warschau, die einem immer stärkeren Druck ausgesetzt waren, hätte verurteilen wollen, er hätte es nicht besser bewerkstelligen können.

Wir mußten reagieren. Das Politbüro veröffentlichte also eine Erklärung, die mit besonders harten Worten den Verlauf des Kongresses, der unserer Meinung nach die Verträge vom August 1980 einseitig gebrochen hatte, verurteilte. Die Ausarbeitung eines politischen Programmes brachte die Interessen unseres Landes in Gefahr und führte geradewegs in eine Konfrontation, die die Gefahr mit sich brachte, in einem Blutbad zu enden.

Zwei Tage später schickten uns die sowjetischen Führer eine neue Warnung und forderten die Parteiführung und die Regierung dazu auf, "radikale Maßnahmen" zu ergreifen, um der antisowjetischen Propaganda und den gegen die Sowjetunion gerichteten Aktionen ein Ende zu machen. Seit dem Sommer benutzten sie immer häufiger den Ausdruck: "Kriegsrecht". Und erwarteten seine unverzügliche Anwendung. ( . . . )

Die Drohungen, die Gromyko während seines Aufenthalts in Warschau ausgestoßen hatte, waren keine leeren Worte gewesen. Am 9. September ließ uns unser Verhandlungsführer in Moskau wissen, daß die Sowjetunion beschlossen habe, ihre Rohstofflieferungen für das Jahr 1982 erheblich zu reduzieren. Statt 13 Millionen Tonnen Öl sollten wir nur noch vier Millionen erhalten. Nicht einen Tropfen Benzin und Kerosin mehr. Kein Heizöl mehr, während wir jetzt noch 1,8 Millionen Tonnen erhielten. Die Gaslieferungen sollten um die Hälfte reduziert werden, genauso bei Phosphor, Eisenerz und Baumwolle. Für die Konsumgüter war es noch schlimmer: kein einziger Kühlschrank mehr (200 000 im Jahre 1981, und kein Fernsehgerät mehr (100 000).

Der offizielle Vorwand war die Notwendigkeit, den Handel zwischen den beiden Ländern auszugleichen. Die Sowjets verheimlichten jedoch nicht, daß die in Polen gegen ihr Land gerichtete Kampagne zu ihrer Entscheidung beigetragen hatte.

Wir waren konsterniert, dem Zusammenbruch nahe. Unsere Reserven waren schon zu Beginn des Herbstes so gut wie aufgebraucht, wie sollten wir da den Winter überstehen? Die Kohleförderung befand sich im freien Fall. Wir mußten Stromabschaltungen ins Auge fassen. Wie würde eine Bevölkerung darauf reagieren, die schon jetzt verbittert war durch den Mangel an Lebensmitteln und die endlosen Warteschlangen? Wir mußten das Schlimmste befürchten. Während der acht ersten Monate des Jahres war die Kriminalität in beunruhigender Weise gestiegen. Die Diebstähle um 45 Prozent, die bewaffneten Überfälle um 39 Prozent, Diebstähle von Staatseigentum um 47 Prozent und Diebstähle von Privateigentum um 96 Prozent. Wir befanden uns am Rande der Anarchie. ( . . . )

Die Situation verschlechterte sich von Tag zu Tag. Eine Welle von Streiks, die in den großen Industriezentren für den 10. Oktober ausgerufen war, lief Gefahr, sich auf das ganze Land auszudehnen. Rakowski schlug Solidarnosc und allen Gewerkschaften und Berufsorganisationen einmal mehr Verhandlungen vor, um zu versuchen, eine Lösung für die Krise zu finden, die die Gefahr mit sich brachte, das Land im Chaos versinken zu lassen. Für Solidarnosc waren einzig und allein bilaterale Gespräche akzeptabel. Wir befanden uns erneut in einer Sackgasse.

In diesem extrem gespannten Klima begann am 16. Oktober das IV. Plenum des Zentralkomitees. Es war gleichzeitig von neuen Warnungen gegen Solidarnosc und der Ankündigung einiger Mitglieder des Zentralkomitees geprägt, daß sie angesichts der Entwicklung der Situation und der gefährlichen Wendung, die ihre Gewerkschaft genommen habe, Solidarnosc verlassen würden.

Der Höhepunkt wurde am 18. erreicht, als Stanislaw Kania von seinem Posten als erster Sekretär entbunden wurde. ( . . . )

Am 3. Tag des Plenums nahm die Diskussion wieder eine vehemente Wendung. Die Kritiken gegen den Ersten Sekretär wurden immer agressiver. Als die Debatte umzukippen drohte, schlug Kania seinen Rücktritt vor und bat das Zentralkomitee, dem zuzustimmen. Wir gingen dann hinaus und in sein Büro, wo wir uns wortlos niederließen. Ich hoffte noch darauf, daß dieser Mißtrauensantrag zurückgewiesen würde und Kania seinen Posten behielte. In diesem Büro hatten wir soviel Zeit miteinander verbracht, soviele Momente größter Spannung erlebt, und nun brachte man uns hier hinein das Ergebnis. 104 Mitglieder des ZK hatten gegen Kania gestimmt und 79 für ihn. Bei der gleichen Gelegenheit erfuhr ich, daß man mich zum Nachfolger für ihn vorgeschlagen hatte. Ich hatte überhaupt kein Interesse daran und weigerte mich auf irgendeine Weise daran teilzunehmen.

Schließlich teilte man uns das Ergebnis der Wahl zum Ersten Sekretär mit. Ich hatte keinen wirklichen Gegenkandidaten gehabt und 180 Stimmen erhalten. Nur vier Mitglieder des ZK hatten gegen mich gestimmt.

Ich war geradezu benommen und völlig überrascht von dem, was mir da passierte. Ich bat um eine Unterbrechung der Sitzung, um zumindest eine kurze Ansprache für das ZK vorbereiten zu können. Ich zog mich eine Stunde lang in eines der Büros von Kania zurück, um einige Ideen aufs Papier zu bringen. Ich dachte mir, daß es verfrüht sei, Veränderungen an der Parteispitze vorzuschlagen, und daß ich sie einige Tage später während einer neuen Versammlung des ZK unterbreiten würde. ( . . . )

Offen gesagt, gab es damals gar keinen anderen liberalen Kandidaten, der Chancen gehabt hätte. Es gab außer mir nur Anhänger eines noch härteren Kampfes.

Die Situation hatte sich immer weiter verschlechtert. Ich war überzeugt, daß nur spektakuläre Maßnahmen uns noch ermöglichen konnten, das Schlimmste zu verhindern. ( . . . )

Am 28. hatte Solidarnosc zum dritten Mal zu einem einstündigen Generalstreik aufgerufen, der das Land vollständig gelähmt hatte. Doch wir wußten es, denn Streiks waren in mehr als der Hälfte aller Regionen angekündigt worden.

In einem letzten Versuch, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, lud ich am 4. November Kardinal Glemp und Lech Walesa zu einem Gespräch, das die Basis, wie ich hoffte, zu einer "nationalen Verständigung" bieten sollte. Einige Stunden lang glaubte ich, daß nicht alles verloren sei. Der Primas und Wales schienen dieser Idee zugeneigt zu sein. Unglücklicherweise sollte es sich zeigen, daß Walesa nicht die Mittel hatte, die anderen Gewerkschaftsführer zu überzeugen. ( . . . )

Als Walesa nach Danzig zurückkam, wo in diesen Tagen gerade die Führung von Solidarnosc tagte, wurde er von seinen Freunden hart angegriffen, die seine Vorgehensweise mißbilligten. Die Radikalsten warfen ihm vor, meiner Einladung nachgekommen zu sein, ohne sie vorher um ihr Einverständnis gefragt zu haben.

Wir fürchteten, daß der extremistische Flügel von Solidarnosc endgültig gewonnen hatte. Die folgenden Ereignisse sollten dies bestätigen.

Wir hatten jedoch nicht aufgehört, einen Ausweg aus der Krise zu suchen. (. . .)

Am 11. November legte Henryk Jablonski, der Präsident des Staatsrates, das heißt der Staatschef, immer noch in der Sorge, unseren Willen zur Veränderung zu unterstreichen, einen Kranz am Grabe des unbekannten Soldaten nieder und knüpfte damit an die Vorkriegstradition an. Zum ersten Mal wurde der ehemalige Nationalfeiertag im ganzen Land begangen.

Am 17. begannen in Warschau neue Verhandlungen zwischen der Regierung und Solidarnosc. Sie scheiterten angesichts der Unnachgiebigkeit der Gewerkschaft. ( . . . )

Unsere Nachbarn ihrerseits übten weiterhin Druck auf uns aus, um uns zum Handeln zu zwingen. Ende November empfing ich einmal mehr Kulikow Gribkow und Stscheglow, den Vertreter des Stabsquartiers der Vereinigten Streitkräfte des Paktes in Polen. Kulikow versuchte es am 8. Dezember noch einmal. Baibakow, der Chef von Gosplan, derselbe, der uns auch mitgeteilt hatte, daß die Sowjetunion ihre Exporte nach Polen im Jahre 1982 um die Hälfte reduzieren würde, tat dasselbe. Die sowjetische Presse und die der anderen Länder des Ostens setzten ihre Attacken fort, die ständig an Heftigkeit zunahmen. ( . . . )

Einige Tage zuvor, am 28. November, war ich beim VI. Plenum des ZK sehr deutlich geworden und hatte eine scharfe Warnung ausgesprochen: "Die Spannungen, die Konflikte und die Aktivitäten gegen die Partei und den sozialistischen Staat werden immer schlimmer. Die Summe und die Tendenzen all dieser gefährlichen Phänomene zeigt, daß es nicht mehr möglich ist, diesen Zustand zu tolerieren und daß es notwendig ist, diesem Verfallsprozeß ein Ende zu setzen. Sonst führt dies unweigerlich zur Konfrontation, zu einer Art Kriegsrecht."

Ich verzweifelte nicht und wollte dennoch die Ausrufung des Kriegsrechts noch verhindern. Am 30. November machte ich einen letzten Versuch. Ich ließ den Sejm bitten, der Regierung für die Wintermonate bis zum 31. März Vollmachten zu erteilen. ( . . . )

Dieses Mal sprach sich die Kirche gegen die Regierung aus. Kardinal Glemp machte etwas noch nie Dagewesenes und schrieb einen Brief an alle Abgeordneten, in dem er sie bat, diese Bitte zurückzuweisen. Er fürchtete in der Tat, daß Solidarnosc, wie es die Gewerkschaft angekündigt hatte, einen unbegrenzten Streik ausrufen würde, im Falle, daß die Vollmachten gewährt würden. Der Primas hatte mich im übrigen über diesen Schritt informiert.

Ich mußte mich den Tatsachen beugen. Wir hatten alle politischen und legislativen Mittel ausgeschöpft, um das Land vor dem Chaos zu retten. Es blieb nur noch eine Lösung.

Trotzdem zögerte ich noch. Ich hängte mich an Illusionen. Ich hoffte noch auf irgend ein Wunder. Doch es gab keines. Nur eine schwindelerregende Beschleunigung bei Solidarnosc. ( . . . )

Wir sahen buchstäblich die Vorzeichen eines Bürgerkrieges vor uns. (. . .)

Am 6. Dezember rief die Warschauer Regionalleitung von Solidarnosc zu einer Massendemonstration im Stadtzentrum für den 17. Dezember auf, um die Ereignisse vom Dezember 1970 feierlich zu begehen.

Diese Information ließ mich erstarren. Ich konnte nicht vergessen, daß es im Oktober 1956 genau eine Demonstration dieser Art war, die die Ereignisse in Budapest mit ihren tragischen und blutigen Konsequenzen auslöste. Ich zitterte bei der Vorstellung, Tausende, vielleicht Zehntausende von Menschen im Zentrum der Hauptstadt versammelt zu sehen, die bereit waren, wohin zu gehen? Zum Sitz der Partei? Zur sowjetischen Botschaft? Wie sollte man eine Menge beherrschen? Wie sollte man sicher sein, daß es keine unverantwortlichen Aktionen oder Provokationen gab? Oder, und das war nicht eine unserer geringsten Sorgen, daß es eine Gegendemonstration der "Betonfraktion" gab. Wir hatten erfahren, daß Verantwortliche in der Partei in Warschau die Absicht hatten, den Apparat zu mobilisieren, um einen Gegenschlag zu führen.

Ein letztes Element sollte noch die Entscheidung beeinflussen, die ich fällen mußte. Die Regierung hatte einige Monate vorher entschieden, die Dauer des Militärdienstes um drei Monate zu verlängern. Das bedeutete, daß die zu entlassenden Soldaten die Armee spätestens am 15. Dezember verließen. Die Neueingezogenen waren aber erst seit Oktober in der Kaserne. Ihre Ausbildung hatte gerade erst begonnen, sie hatten noch nicht einmal alle den Eid geschworen. Wir befanden uns also vor der realen Gefahr, in diesen besonders dramatischen Tagen keine ausreichend geschulten Soldaten zu haben.

Wir waren also mit zwei entscheidenden Daten konfrontiert: der 17. mit der Bedrohung durch eine unkontrollierbare Demonstration und der 15. mit Zehntausenden von jungen Leuten, die an den Toren der Kasernen warteten, um herein- oder herausgelassen zu werden.

In diesem Moment, gegen Ende der ersten Dezemberwoche, entschloß ich mich, tief unglücklich, das noch theoretische und hypothetische Datum für die Einführung des Kriegsrechts festzulegen. Es sollte der 13. Dezember sein. Genauer die Nacht vom 12. auf den 13., die Nacht vom Samstag auf Sonntag . . . ( . . .)

Am Samstag, den 12. Dezember, empfing ich die Generäle Siwicki, Kiszczak und Janiszewski in meinem Büro, um einen Schlußstrich zu ziehen. Sie bestanden darauf, daß eine Entscheidung, wie immer sie auch ausfallen möge, in den nächsten Stunden getroffen werden müsse. Es gabe keine Möglichkeit mehr, sie zurückzuweisen.

Der Verlauf der Versammlung des nationalen Kommission von Solidarnosc, die wir Stunde für Stunde verfolgten, bestätigte nur unsere schlimmsten Befürchtungen. Die Ankündigung eines Generalstreiks und eines Referendums über die Machtfrage fegte meine letzten Zweifel hinweg.

Gegen 14 Uhr gab ich Kiszczak im Inneren und Siwicki für die nationale Verteidigung grünes Licht.

Ich hatte bis zum letzten Moment gewartet. Anfang März 1992 erfuhr ich, daß wir nicht die einzigen waren, die sich entschlossen hatten, in Aktion zu treten. General Bubinin, heute Generalstabschef der russischen Streitkräfte in Polen, bestätigte, daß er damals, im Dezember 1981, als er eine Division in Weißrussland kommandierte, den Befehl erhalten hatte, sich auf einen Einmarsch in Polen für den 14. Dezember vorzubereiten. Und daß solche Befehle an zahlreiche sowjetische Divisionen, die in der Nähe unserer Grenze stationiert waren, gegeben worden waren. Anfang Dezember hatte General Siwicki im übrigen bei einer Versammlung der Verteidigungsminister in Moskau klar ausgesprochen, daß im Falle der Nichteinführung des Kriegsrechts nur eine militärische Intervention den Sozialismus in Polen retten könne. ( . . . )

Nutzfahrzeugmarkt in "abnehmender Phase"

Die Verkaufszahlen im Bereich Nutzfahrzeuge - und das trifft sowohl für Lkw als auch für Omnibusse zu - gehen zurück. Die optimistischen Prognosen, die man noch vor zwei Jahren hörte, sind nicht eingetroffen. Fachleute interpretieren diese Entwicklung unterschiedlich; gemeinsam hofft man, daß sich die Situation recht bald wieder in die positive Richtung bewegt.

Für die rückläufige Tendenz werden viele Gründe genannt. Als Hauptgrund hat man die abwartende Haltung der Wirtschaft ausgemacht, auch sind die Hoffnungen, die man in die Entwicklung in den neuen Bundesländern gesetzt hatte, nicht aufgegangen.Aber es gibt auch andere - plausible - Erklärungen:

• Die moderne Technik der Fahrzeuge ist so gut geworden, daß sich deren Lebensdauer erheblich verlängert hat und die Abstände zwischen den Neubeschaffungen immer größer werden.

• Die Qualität des Fahrpersonals wird durch intensive Schulungen immer besser, das trägt letztlich zu einer längeren Lebensdauer der Fahrzeuge bei.

• Der Gebrauchtwagenmarkt ist praktisch "im Keller", vernünftige Preise sind bei einer Inzahlungnahme bei einem Neufahrzeugkauf nicht mehr zu erreichen; also behält man den Lkw bzw. den Bus ein oder zwei Jahre länger als bisher üblich.

• Die Kommunen - traditionell gute Kungen der Nutzfahrzeughersteller - sind durch rückläufige Steuereinnahmen und zusätzliche Soziallasten nicht mehr in der Lage, Ersatzbeschaffungen zu ordern. Linienomnibusse, Müllfahrzeuge und Straßenwartungs-Lkw können nicht mehr im bisher gewohnten Zyklus erneuert werden.

Spiegel der Statistik

Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie, Dr. Erika Emmerich, hat es in einem Gespräch mit Journalisten auf den Punkt gebracht: "Stärker als der Pkw-Bereich ist im vergangenen Jahr bereits die Nutzfahrzeugindustrie von dem konjunkturellen Abschwung erfaßt worden. Die Nutzfahrzeugproduktion ging um acht Prozent auf 330 000 Einheiten zurück. Dabei waren Einbußen bei den Fahrzeugen der Gewichtsklasse über 6 t mit einem Minus von acht Prozent noch etwas ausgeprägter als bei den unteren Klassen mit einem Rückgang von sieben Prozent."

Betroffen von dieser rückläufigen Absatzentwicklung war auch der Nutzfahrzeugexport. Er fiel 1992 um knapp zwei Prozent auf 160 000 Einheiten zurück.

Einen Blick in die Zukunft wagt bereits der Verband der Importeure von Kraftfahrzeugen (VDIK). Er rechnet damit, daß die Nutzfahrzeugnachfrage 1993 weiter auf 280 000 Einheiten zurückgeht. Wie die Entwicklung in den neuen Bundesländern aussehen wird, weiß man noch nicht genau. Dies deshalb, weil die derzeitige Investitionszulage von 12 Prozent per 1. Juli 1993 auf acht Prozent zurückgenommen wird.

EG-Folgen?

Die rückläufige Entwicklung von Schwer- Lkw-Verkäufen in Deutschland hat sicher auch noch einen anderen Grund: nach Verwirklichung der Europäischen Gemeinschaft können Firmen aus anderen Ländern hierzulande Frachtaufträge abwickeln - und das oft zu preiswerteren Konditionen als deutsche Fuhrunternehmer. Frachten, die nicht mehr mit deutschen Lastzügen befördert werden, sorgen also für weniger Touren - und damit für weniger Fahrzeugbedarf.Auch die ständigen technischen Auflagen, die vom Gesetzgeber kommen, bedingen letztlich, daß die Fahrzeuge immer teurer werden. Notwendige Mehrausgaben für Fahrzeuganschaffungen und sinkende Umsatzzahlen aber sind nun einmal keine Faktoren, die zum Unterschreiben eines Lkw- Kaufvertrages reizen. Das Ergebnis: sinkende Absatzzahlen in der Fahrzeugbranche. Und zu diesem Negativkreislauf tragen auch noch die fiskalischen Belastungen bei, denen das bundesdeutsche Nutzfahrzeug ausgesetzt ist. An einen fairen Wettbewerb mit anderen EG-Ländern ist so nicht zu denken.

Arbeitsplätze gefährdet

Nicht nur im Fahrzeug-Produktionsbereich, auch im transportierenden Gewerbe kostet diese Entwicklung Arbeitsplätze. Der Bund Deutscher Berufs-Kraftfahrer (BDBK) hat in einer bundesweiten Umfrage bei seinen regionalen Kreisverbänden festgestellt, daß die Zahl der arbeitslosen Lkw-Fahrer ständig zunimmt. Fahrer, die sich in der Vergangenheit nicht zusätzlich zur Führerscheinprüfung qualifiziert haben (z. B. durch den Erwerb des Berufskraftfahrer- Facharbeiterbriefes), verlieren in der Regel als erste ihren Job. Günter Hendrisch

Neue ECOSPLIT-Generation

Europäischer Japaner

Der Daihatsu Hijet als Kleintransporter in weiterentwickelter Form und auch europäischer Produktion ist ein Gemeinschaftsprojekt der Daihatsu Motor Co., Ltd., Osaka, und dem italienischen Unternehmen Piaggio V.E.S.p.A., Pontedera. Zur Produktion des Transporters wurde eine gemeinsame Gesellschaft mit Sitz in Pisa gegründet.

Der Hijet ist ein Kleintransporter mit Frontmotor und Vorderradantrieb. Das Fahrzeug soll besonders wendig sein und hat aufgrund der technischen Konzeption den gesamten Raum hinter dem Fahrerhaus für die Nutzlast zur Verfügung.

Angeboten wird der Hijet als geschlossener Kastenwagen und als Version mit Fenstern sowie als Pickup. Bei einer Außenlänge von nur 3,295 m ermöglicht der Transporter als Kastenwagen ein Ladevolumen von 2,9 cbm und eine Zuladung von 690 kg.

Der Daihatsu Hijet wird von einem Einliter- Dreizylinder-Motor mit einer obenliegenden Nockenwelle angetrieben. Er leistet 33 kW/45 PS bei 5300/min. Alle Versionen werden serienmäßig mit einem Fünf-Gang- Getriebe ausgerüstet. Günsch

Daihatsu Hijet: Mini-Transporter mit 690 kg Nutzlast. (Foto: gh.)

Neues in schwerer Mittelklasse

Iveco hat die neuen Modelle EuroTech MT 180 E der schweren Mittelklasse eingeführt. Sie sind die Verbindung zwischen den Mittelklassenutzfahrzeugen der Euro Cargo-Baureihe 10-15 t und den Fernverkehrsfahrzeugen EuroTech. Mit ihren Motoren mit 176 kW (239 PS) bis 221 kW (300 PS) runden sie die EuroTech-Palette leistungsmäßig nach unten ab. Damit sollen sie sich ganz besonders für den schweren Verteilerverkehr sowie alle mittelschweren Transporte über in der Regel kürzere Distanzen eignen. Die EuroTech-MT-Modelle werden als Lkw- Fahrgestell und Kipperfahrgestell mit Normal- und Fernfahrerhaus (Kipper nur Normalkabine) angeboten. Entsprechend ihres vorgesehenen Einsatzes sind die - äußerlich im wesentlichen gleichen - Fahrerhäuser etwas einfacher ausgestattet als bei den Fernverkehrsfahrzeugen; die Rahmen sind einfach gekröpft und ihr Profil ist etwas niedriger. Dadurch wird das Leergwicht reduziert. Es verbleiben günstige Leergewichte für Aufbau und Nutzlast: je nach Typ, Radstand und Fahrerhausversion bis zu 12 510 kg. Drei aufgeladene, ladeluftgekühlte Sechszylinder-Dieselmotoren - sie entsprechen der Abgasnorm Euro 1 - stehen für die neue schwere Mittelklasse von Iveco zur Wahl: Der 7,7 l-Motor im MT 180 E 24 leistet 176 kW (239 PS) bei 2200/min. Im MT 180 E 27 arbeitet ebenfalls eine Version des 7,7 l-Diesels. Sie leistet 196 kW (266 PS) bei 2200/min. Der stärkste Motor für die schwere Mittelklasse treibt den MT 180 E 30 an: Bei einem Hubraum von 9,5 l leistet er 221 kW (300 PS) bei 2200/min. Die Motoren mit 176 kW und 196 kW werden mit einem vollsynchronisierten Neungang-Schaltgetriebe kombiniert. Beim MT 180 E 30 werden wahlweise das synchronisierte ZF-Getriebe 16 S 109 oder das 12- Gang-Twinsplittergetriebe TS 11612 von Eaton eingesetzt. Das zulässige Gesamtgewicht der Fahrzeuge beträgt jeweils 18 t. Der MZ 180 E 24 wird als Solofahrzeug angeboten, bei den anderen Typen handelt es sich um Versionen für den Anhängerbetrieb. -sch

Rundet das Euro-Tech-Angebot nach unten ab: der MT 180 E. (Foto: gh.)

Für mehr Nutzlast

Mit dem Zusatz "Light" kennzeichnet DAF die neuen 7,5-Tonner der Baureihe F 45. Die leichteren Lkw-Fahrgestelle ersetzen die bisherigen Modelle, die als abgelastete 10-Tonner schwerer gebaut waren. Mit zum Programm gehört ein Kipper. Die Fahrzeuge sind mit einem Nahverkehrs-Fahrerhaus ausgerüstet und haben einen flachen Fahrgestellrahmen aus U-förmigen Längsträgern mit Querträgern. Es gibt fünf Radstände zwischen 3,25 und 5,10 Metern, beim Kipper sind es 3,25 Meter.

Angetrieben werden die neuen DAF F 45 durch einen Sechszylinder-DAF-Turbodiesel, der 108 kW (147 PS) bei 2600 Umdrehungen erreicht. Die Kraftübertragung erfolgt über ein ZF-Fünfganggetriebe auf die einfach übersetzte Hinterachse. Sie ist beim Kipper mit 5,125:1 relativ kurz übersetzt und serienmäßig mit einer Differentialsperre ausgerüstet. Gefedert sind die leichten DAF vorn und hinten mit langen Parabelfedern in Kombination mit doppelt wirkenden hydraulischen Stoßdämpfern und Stabilisatoren.

Scheibenbremsen an den Vorderrädern und Trommelbremsen hinten sollen für kurze Bremswege sorgen. Die hydraulische Zweikreis-Bremsanlage ist druckluftunterstützt. Außerdem hat sie automatische Bremsnachstellung, ALB, Frostschutzvorrichtung und eine Federspeicher-Feststellbremse. ABS kann zusätzlich geordert werden.Im kippbaren Fahrerhaus gibt es neben einem serienmäßig luftgefederten Fahrersitz eine Doppelsitzbank. Das verstellbare Lenkrad, beheizbare Außenspiegel und die Radio-Vorbereitung mit Antenne und zwei Lautsprechern gehören zur Grundausstattung.Mit einem Gesamt-Zuggewicht von 17,49 t, das heißt mit zehn Tonnen Anhängelast, wird das neue Lkw-Fahrgestell zugelassen. DAF bietet den 7,5-Tonner mit fünf Radständen - 3,25, 3,65, 4,00, 4,40 und 5,10 m - an. Die Tragfähigkeit ohne Aufbau liegt zwischen 4375 und 4475 kg. H.

Der neue DAF 45 bietet 175 kg Nutzlast mehr als das bisherige Modell. Foto: Archiv Hendrisch

Schadstoffarme Busmotoren

Im Omnibuswerk Mannheim der Mercedes-Benz AG ist die schrittweise Umstellung auf schadstoffarme LEV (Low Emission Vehicle)-Motoren abgeschlossen worden. Alle Reise- und Linienomnibusse werden jetzt mit sogenannten Euro I-Motoren ausgestattet, die heute schon die ab Herbst 1993 geltenden EG-Abgasbestimmungen erfüllen. Gegenüber derzeit gültigen Bestimmungen bedeutet dies nahezu die Halbierung der Emission gasförmiger Schadstoffe und erstmals die Feststellung eines Grenzwertes bei der Partikelemission. heu

Fahrerschulung senkt Kosten

Die Mercedes-Benz-Fahrerschulung im Werk Wörth konnte im Jahr 1992 mehr als 38 000 Fahrer und Fuhrparkleiter in verschiedenen Kursen über die umweltschonende und zugleich wirtschaftlichste Fahrtechnik für Mercedes-Benz-Schwerlastwagen informieren.

Im Rahmen der täglichen Schulungen werden Fahrer bei der Übernahme ihres neuen Mercedes-Benz-Lkw in die neuen Techniken im Lkw, den wirtschaftlichsten Fahrstil sowie die richtige Bedienung und Wartung der verschiedenen Lkw-Typen von Mercedes-Benz eingewiesen. Im Jahr 1992 nahmen 27 000 Fahrer an diesem Kurs im Werk Wörth teil.

Für Großkunden werden spezielle Schulungs- und Informationsveranstaltungen direkt in deren Fuhrparks oder bei den Niederlassungen und Händlern veranstaltet. Dieses Angebot wurde 1992 besonders von Kunden aus den neuen Bundesländern angenommen. Insgesamt meldeten sich 8500 Teilnehmer für diese Veranstaltungen an, das sind rund 70 Prozent mehr als im Jahr 1991.

Außerdem nutzten im vergangenen Jahr wieder 500 Fuhrparkleiter und ausbildungsfahrer ein dreitägiges Nutzfahrzeug-Seminar, das speziell für diesen Kreis eingerichtet wurde. Lehrgangsziel ist es, durch vorausschauende Fahrweise wirtschaftlich, umweltbewußt und mit höherer Verkehrssicherheit zu fahren und dieses Wissen an die eigenen Fahrer weiterzugeben.

Die zusätzlich angebotenen Sonderlehrgänge für Fahrlehrer, TÜV-Sachverständige und Vertreter von Behörden mit einem eigenen Nutzfahrzeugfuhrpark wurden von insgesamt 2100 Teilnehmern besucht. hen

Im Gespräch: Lkw-Recycling

Ein moderner Lastwagen besteht aus etwa 8000 Teilen. Mindestens 87 Prozent seines Gesamtgewichtes können nach Ablauf der Lebenszeit des Lkw nach derzeitigem Kenntnisstand wieder verwertet werden. Alle Lkw-Hersteller arbeiten daran, diesen Anteil in den nächsten Jahren noch zu erhöhen.

Eine typische Sattelzugmaschine zum Beispiel wiegt etwa 5,9 t. Daran sind eine Reihe von Materialgruppen beteiligt:

Stahl (z. B. Schmiedestahl, Kurbelwellen, Federn) 2400 kg Bremstrommeln 1300 kg Stahlblech (z. B. Fahrerhaus- verkleidung, Rahmenträger) 1200 kg Gummi (z. B. Reifen) 600 kg Aluminium (z. B. Schwungrad-Gehäuse) 130 kg Kunststoffe (z. B. Schmutz- fänger und Innenausstattung) 30 kg Blei (z. B. Batterien) 50 kg Kupfer (z. B. Kabel) 30 kg Lacke 30 kg Zink 4 kg Recyclat-Materialien sind Schmiede- und Gußeisen, Dünnblech, Aluminium, Blei und Kupfer - in der Summe 87 Prozent des Lkw-Gewichtes. Verschrottet und sortiert gelangt dieses Material wieder an seinen ursprünglichen Hersteller zurück. Wegen der strengen Qualitätsanforderungen für alle diese Materialien sind in vielen Fällen Wiederaufbereitungsverfahren erforderlich. Sowohl Rücknahme als auch Wiederaufbereiten dieser Materialien sind seit langem üblich. Eisenschrott ist sogar Mangelware.

Kunststoffe und Gummi lassen sich nur dann umweltverträglich wiederverwenden, wenn sie genau gekennzeichnet sind. Kunststoffe können wegen der einheitlichen Kennzeichung sortenrein wiederverwendet werden. Es werden viele neue Ideen entwickelt, solche Kunststoff-Recyclate für ganz andere als die ursprünglichen Zwecke einzusetzen.

Häufig diskutiertes Thema sind Lacke. Traditionell werden beim Lackieren verschiedene für Menschen gefährliche Lösungsmittel eingesetzt. Heute sind Lackierverfahren mit Pulverlacken oder Lacken auf Wasserbasis auf dem Vormarsch.

Schon bei der Auswahl von Materialien werden heute die Recycling-Möglichkeiten berücksichtigt. Dabei sind jedoch viele andere Faktoren zu bedenken: Der Wunsch des Kunden nach leichten Konstruktionen beispielsweise oder die Anforderungen an Qualität und Haltbarkeit oder Herstellungs- und Bearbeitungsqualitäten des Materials.

"Die Alternativen müssen sorgfältig abgewogen werden, bevor man eine Entscheidung trifft", kommentiert Claes-Göran Andersson, Materialexperte von Scania. G. H.

Nutzfahrzeugemarkt in "abnehmender Phase"

••KORREKTUR•• ••"Neue ECOSPLIT-Generation"••

Dem seit 1979 angebotenen ZF-ECO- SPLIT-Getriebe folgte 1988 die zweite Generation mit einer Reduzierung in der Baureihe von vier auf zwei Modelle bei gleichzeitiger Erhöhung der übertragbaren Drehmomente. Blieb bei Einführung der zweiten Generation das Gewicht nahzu gleich, so ist jetzt mit der dritten Generation eine deutliche Gewichtsreduzierung verbunden, die über den Einsatz von Aluminium für die Gehäuse und eine kompakte Bauweise erreicht wird.

und AVS. Der ZF-Intarder ist ein hydrodynamischer Retarder mit kleinem Kreislaufdurchmesser, dessen Rotor auf etwa die doppelte Gelenkwellendrehzahl hochgetrieben wird. Er hat einen gemeinsamen Ölhaushalt mit dem Getriebe. Eine thermische Sicherung überwacht und schützt das System gegen unzulässige Temperaturen. Die Bremsleistung wird entsprechend der verfügbaren Kühlleistung reduziert. G-sch

Lkw-/Schiene-Kooperation funktioniert nicht optimal

Das Nutzfahrzeug erbringt in Europa rund drei Viertel der landgebundenen Güterverkehrsleistungen. Der Beitrag der Eisenbahnen macht weniger als ein Fünftel aus. Vor dem Hintergrund der Umweltbelastungen, die der motorisierte Straßenverkehr mit sich bringt, wird häufig die Forderung erhoben, verstärkt den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Vor Illusionen muß gewarnt werden. Die Verlagerungsmöglichkeiten sind begrenzt. Die Fakten, bezogen auf Deutschland:- Um zehn Prozent des Transportvolumens vom Straßengüterverkehr übernehmen zu können, müßten die Kapazitäten der beiden deutschen Eisenbahnen um 100 Prozent erweitert werden.

- Durch eine Steigerung des Marktanteils der Eisenbahn am Güterverkehr um zehn Prozent könnten allenfalls 1,5 Prozent der von Nutzfahrzeugen zurückgelegten Fahrleistungen eingespart werden.

In dem Bestreben, Ökonomie und Ökologie in Einklang zu bringen, muß auch das Preis-/Leistungsverhältnis der Bahn im Vergleich zur Straße gesehen werden. Die Erfahrungen der Automobilindustrie, die zu den größten Kunden der Bahn zählt und die beispielsweise jeden zweiten Neuwagen an die Händler ab Fabrik per Zug versendet, ist zu dem Ergebnis gekommen, daß die schienengebundenen Transporte zu teuer sind. So hat ein im süddeutschen Raum ansässiger Automobilhersteller ermittelt, daß seine Transporte auf der Schiene das Unternehmen 20 Mio DM mehr kosten als auf der Straße.

Übrigens: Die Bahn selbst setzt im Güterfernverkehr zunehmend auf das Nutzfahrzeug. 1991 lag die Steigerungsrate der von der Bahn auf der Straße transportierten Güter bei sechs Prozent, während die per Schiene beförderte Gütermenge stagnierte (- 0,4 Prozent). Die mit dem Lkw eingefahrenen Einnahmen der DB erhöhten sich gleichzeitig um 7,1 Prozent. Ein schlechtes Umweltgewissen muß die DB deswegen nicht haben, denn die Nutzfahrzeuge werden immer umweltfreundlicher und sicherer: Die ab Mitte der 90er Jahre für Lkw europaweit gültigen Abgasvorschriften (Euro II) werden eine Schadstoffreduzierung von annähernd 70 Prozent gegenüber der Regelung von 1982 haben. Europaweit werden Mitte der 90er Jahre zwölf neu in den Verkehr kommende Lkw nur mehr so laut sein wie ein einziges Vorgängermodell des Jahrgangs 1974: In der Bundesrepublik konnte die Beteiligung der Lkw an Unfällen mit Personenschaden seit Mitte der 60er Jahre um fast die Hälfte gesenkt werden, und das, obwohl im gleichen Zeitraum die vom Lkw erbrachte Verkehrsleistung um das 2,7fache gestiegen ist. -sch

Flüssiggasheizung mit Vorteilen

Die Zeiten, in denen immer wieder die Fahrzeugmotoren dazu benutzt wurden, Fahrerkabinen oder auch Laderäume während Standzeiten zu temperieren, sollten längst der Vergangenheit angehören, nicht nur nach dem Willen des Bundesumweltministers.Nachdem in Zukunft dem Umweltschutz noch mehr Bedeutung beigemessen wird, muß die Fahrzeug-Zusatzheizung in diese Überlegungen mit einbezogen werden, denn auch hier können durch Geräusch- und Geruchsbelästigungen und unsaubere Verbrennung Umweltbelastungen auftreten.

Leise und wartungsfrei

Umweltfreundlich, geruchlos und leise versieht die Trumatic E-Flüssiggasheizung ihren Dienst und verbreitet Wärme im Fahrerhaus oder verhindert Frostschäden an der Ladung. Der Wirkungsgrad von 96 Prozent garantiert eine optimale Ausnutzung der zugeführten Energie - auch unter extremen Bedingungen - selbst bei Temperaturen um minus 35 Grad Celsius.

Die Bedienung der Heizung ist einfach: Neben dem Ein-/Ausschalter und dem Wählschalter für volle oder halbe Leistung ist nur noch ein Wählknopf für die gewünschte Raumtemperatur vorhanden. Der serienmäßige Thermostat übernimmt nach dem Einschalten der Heizung alle weiteren Aufgaben. Nach Erreichen der vorgewählten Temperatur schaltet die Heizung vollkommen ab und zündet bei Bedarf wieder neu, ohne daß der Fahrer sich darum kümmern müßte. Ein Gebläse, auf hohe Leistung bei extrem leisen Lauf ausgelegt, verteilt die Wärme im Innenraum.

Die Wärem wird nur über die Oberfläche eines Wärmetauschers abgegeben. Eine elektronische Steuerung sichert und überwacht die Gaszufuhr, bei einer evtl. Störung im Gerät wird die Gaszufuhr sofort unterbrochen, so daß ein Austreten unverbrannter Gase verhindert wird.

Die Einsatzmöglichkeiten der Flüssiggasheizungen sind vielfältig, und durch die unterschiedlichen Arten der Abgasführung (z. B. durch die Seitenwand, über das Dach oder durch den Boden) läßt sich praktisch in jedem Fahrzeug eine Unterbringungsmöglichkeit finden. Die Geräte werden in drei unterschiedlichen Leistungsstufen angeboten. Spezielle Ausführungen ermöglichen auch die Anbringung außerhalb der Fahrzeuge.

Auch mobile Ausführung

Bei der Beheizung von Lkw-Frachträumen für den Transport kältempfindlicher Güter, seien dies nun Lebensmittel, Getränke, Blumen, verschiedene Chemikalien oder auch Computer, gibt es neben der fest installierten Heizung auch mobile Anlagen, z. B. eingebaut in Transport-Gitterboxen, die einfach zusammen mit der Ware verladen werden. Versehen mit zwei Gasflaschen und einer Batterie arbeiten die mobilen Laderaumheizungen völlig unabhängig vom jeweiligen Fahrzeug.

Auch für den Transport von warmen Speisen (z. B. von Fernküchen, Heimdiensten, Sozialeinrichtungen usw.) eignet sich die Heizung. Durch Einstellung einer Festtemperatur bis zu 70 Grad Celsius wird sichergestellt, daß die Speisen auch bis zum letzten Empfänger bekömmlich bleiben.

Der Sicherheitsstandard der Flüssiggasheizungen ist so, daß diese sowohl für die Fahrerhausbeheizung als auch zur Gefahrgut-Laderaumbeheizung zugelassen sind. In diesen Spezialfällen sind bestimmte Vorschriften und Richtlinien beim Einbau einzuhalten. Günsch

Die Trumatic E-Heizung im Lkw-Fahrerhaus. (Zeichnung: G. H.

Wirtschaftlicher Lkw-Einsatz durch Elektronik

Vorbei sind die Zeiten, in denen Steuerungsaufgaben in einem Lkw von Seilen, Gestängen oder simplen Kipphebeln erledigt wurden. Einsatz von Elektronik ist angesagt. Wenn man so will, ist der Lkw- Fahrer heutzutage von einem ganzen Wust dieser modernen Technik umgeben: die Lenkung wird elektronisch abgestimmt, statt des Zwischengases bei den Schaltvorgängen sorgen Relais jetzt für extrem weichen (und optimalen) Gangwechsel, der Fahrersitz stellt sich automatisch auf Gewicht und Körperhaltung ein. Und wenn der Chef die entsprechende Ausrüstung angeschafft hat, dann hat der Brummi-Fahrer sogar einen Zugriff auf den in der Firma stehenden Zentralcomputer und kann sich von dort aus seine optimale Route zusammenstellen lassen.

Ein klassischer Vorgänger dieser Entwicklung war die elektronische Diesel-Regelung. Dann kamen die Getriebehersteller, die zunächst Elektronik und Hydraulik miteinander kombinierten, Blinkanlagen, elektrisch einstellbare Außenspiegel, zentrale Reifen-Luftdruck-Systeme und sich automatisch nachstellende Bremsen folgten im Laufe der Jahre.

So ist der Arbeitsplatz des Lkw-Fahrers (und auch des Omnibuschauffeurs) im Laufe der Jahre zu einer Ansammlung von Anzeigen- und Warninstrumenten geworden. Auch im Werkstattbereich hat sich viel geändert: statt umfangreicher Reparaturen wird jetzt lediglich ein Modul ausgewechselt, und die Fahrt kann weitergehen.

Noch einen Vorteil hat diese Entwicklung: statt schwerer Bauteile reichen jetzt ein Gerätekästchen und eine dünne Kabelverbindung zum "Einsatzbereich". Das hat natürlich eine erhebliche Gewichtsminderung zur Folge, die Nutzlast wird höher.

Auch die Sicherheit steigt, so behaupten jedenfalls die Experten. Immer dann, wenn die Bremsbeläge nicht mehr die vorgeschriebene Dicke haben, wenn der Luftdruck in einem der Zwillingsreifen abfällt, wenn durch einen Schaltfehler die Motordrehzahl in unwirtschaftliche Bereiche kommt oder wenn das hintere Nebellicht ausfällt, wird der Fahrer per Piepston oder Signallampe gewarnt - oder der Bordcomputer sorgt für Abhilfe.

Einig ist man sich in der Branche darüber, daß die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Weitere Bemühungen um mehr Wirtschaftlichkeit, mehr Entlastung der Umwelt und Erleichterung für den Fahrer sind angesagt. In den Entwicklungsabteilungen der Fahrzeughersteller und der Zulieferer ist man jedenfalls in diesen Bereichen mit Hochtouren beschäftigt. G. Hen.

Die Zeichnung macht deutlich, was derzeit in einem Lkw per Zentralelektronik gesteuert und überwacht wird. - Diese Aufstellung erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit . . . (Zeichnung: Archiv Hendrisch/Scania)

Tempobegrenzer für Nutzfahrzeuge

Einen elektronischen Geschwindigkeitsbegrenzer (AGB) für Lkw und Busse hat VDO auf den Markt gebracht. Das neue System erhielt gegenüber dem Vorgänger zusätzliche Funktionen. Unter anderem kann der Fahrer das Tempo unterhalb des gesetzlichen Limits frei einstellen. Das ist ab 30 km/h möglich. Neu ist außerdem, daß eine Drehzahlbegrenzung und eine automatische Betätigung der Motorbremse vorgegeben werden können. Ferner besitzt das System eine Diagnose-Schnittstelle und es hat schon heute die Voraussetzungen, künftig auch die Motordrehzahl und die Motorbremse zu überwachen und die Ergebnisse zu verarbeiten.

Während der Fahrt vergleicht die Elektronik beständig die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit mit dem gespeicherten Wert. Wird er überschritten, reduziert der Regler - für den Fahrer fast unmerklich - die Motorleistung und damit das Tempo.

Drei unterschiedliche Montagesätze stehen zur Verfügung. Die Technik ist gegen elektrische Störungen geschützt. Der Hersteller hat die Regelanlage bereits im Hinblick auf künftige EG-Vorschriften entwickelt. Vorgesehen ist eine gesetzliche Einbaupflicht für Geschwindigkeitsbegrenzer in Lkw ab zwölf und in Bussen ab 10 t zulässigem Gesamtgewicht.

National tritt die Verordnung am 1. Januar 1994 in Kraft, international ein Jahr später. - Ziel der neuen Regelung ist es, die Verkehrssicherung zu erhöhen und das Unfallrisiko zu verringern.

Lkw- und Busfahrer können mit AGB die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht mehr überschreiten. Damit sollen auch Kraftstoffverbrauch sowie Reifen- und Fahrzeugverschleiß verringert werden. hen

Training für Gefahrgutfahrer

Für Gefahrgutfahrer gibt es keine spezielle Ausbildung in der Fahrtechnik. Es gibt lediglich einen theoretische Schulung. Dekra bietet in Neumünster ein praxisnahes Sicherheitstraining für Tankwagenfahrer an. Tankwagenunfälle sind zum Glück selten. Aber wenn derartige Transporter mit Gefahrgut aus der Spur geraten und havarieren, kann das katastrophale Folgen hben. "Obwohl unsere Flüssigkeitstransporter sicherheitstechnisch schon fast optimal sind, ist doch jede Technik nur so gut wie der Mensch, der sie bedient", betont Bernd Althausen, Ausbildungsleiter und Chef des Dekra-Crash- und Ausbildungs-Zentrums.1985 begann dort das intensive Nachdenken über eine fachgerechte Ausbildung für Gefahrgutfahrer. Die Techniker konstruierten dafür einen unkippbaren Tankzug. Gleichzeitig hatte der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) ein entsprechendes Ausbildungsprogramm konzipiert.

Dieses Tankwarenfahrer-Sicherheitstraining konnten seither schon hunderte Fahrer nutzen. "Es wird von sehr vielen großen Gefahrgutspediteuren in Anspruch genommen", berichtet Bernd Althausen. Je Lehrgang erhalten maximal 14 Fahrer innerhalb von 10 bis 14 Stunden ein völlig neues Fahrgefühl.

Althausen bekräftigt, daß im theoretischen Teil "sehr stark Rücksicht auf die Beschaffenheit des Fuhrparks der einzelnen Fahrer, hinsichtlich der modernen Technik", genommen wird. Doch das ist kein Trockenkurs. An zahlreichen selbstgefertigten, voll funktionstüchtigen 1:1-Modellen können sich die Fahrer mit den unterschiedlichsten Armaturen- und Pumpensystemen vertraut machen. H.-sch.

Vollbeschäftigung für Plateauwagen

Schnelles Umsetzen von Kleinbagger und Dumper, wirtschaftliches Bergen havarierter Fahrzeuge bis rund zweieinhalb Tonnen, Unfallhilfe - im Fuhrpark hat ein vielseitiger, robuster Plateauwagen immer zu tun. Der Bavaria 2000 z. B., von Tischer aus Cham für das Fahrgestell des Volkswagen LT 55 mit langem Radstand (3650 mm) und niedrigen 16-Zoll-Rädern konzipiert, ist ein hochbelastbares, sehr schnelles und leistungsfähiges Arbeitsgerät. Das Fahrzeug zeichnet sich durch bedarfsorientierte Konstruktion ebenso aus wie durch günstiges Preis-Leistungsverhältnis.

Das Plateau läßt sich zur Aufnahme der Fahrzeuge hydraulisch verschieben und absenken. Es ist wahlweise auf Kunststoff- Gleitschienen oder auf 20 Rollen gelagert. Der hintere Teil erlaubt, zur "Spoilerschaufel" abgekröpft, beschädigungsfreies Aufnehmen von Fahrzeugen mit langem Vorbau oder tiefliegenden Spoilern. Für schnelles beladen sorgt eine 3-t-Seilwinde.

Der Sechszylinder Turbodiesel des LT 55 versorgt über einen Nebenantrieb am Schaltgetriebe auch die Hydraulikpumpe mit Antriebsleistung. Verschiebe- und Windenhydraulik lassen sich entweder am Bedientableau oder mittels Funkfernsteuerung betätigen.

Der Wagen ist komplett ausgestattet. Zum Lieferumfang gehören ein großer Warnbalken mit seitlichen gelben Kennleuchten, Werkzeugkästen, Fremdstarteinrichtung, Beifahrer-Doppelsitzbank und seitlicher Unterfahrschutz. Für Reinigungsarbeiten an der Unfallstelle sind am Fahrgestell zwei große Behälter für Ölbindemittel und zur Müllaufnahme angebracht. -sch

Plateauwagen Bavaria 2000 von Tischer auf der Basis eines VW LT 55. (Foto: G. Hendrisch)

Neuheiten auf dem Leichttransportermarkt

Das Volkswagen-Nutzfahrzeugprogramm wurde durch neue Modelle und durch ein geändertes Motorenangebot erweitert. Der VW LT, seit 1975 im Angebot, ist durch Detailverbesserungen aufgefrischt worden. Mit der Markteinführung der neuen Allradmodelle Transporter und Caravelle syncro rundet Volkswagen sein Angebot leichter Nutzfahrzeuge ab. Bei der Grundkonzeption des neuen Transporters wurde der Allradantrieb von vornherein mit vorgesehen. Dadurch sind jetzt nur wenige zusätzliche Teile nötig, um aus dem Fronttriebler einen Straßenallradler zu machen. Der Allradantrieb kann für alle Karosserievarianten mit kurzem und langem Radstand geliefert werden. Beim Fahrwerk der syncro-Modelle konnten die VW-Techniker sich auf die Frontantriebsbasis stützen. Mit Einzelradaufhängung vorn und hinten sind die Grundlagen für gute Fahreigenschaften gelegt. Die hydraulische Zweikreis-Bremsanlage besteht aus innenbelüfteten Rahmensattel-Scheibenbremsen vorn, Trommelbremsen hinten und Bremskraftverstärker. Bei Ausstattung mit Anti-Blockier-System (ABS), das auf Wunch lieferbar ist, sorgt ein Freilauf im Hinterachsgetriebe dafür, daß beim Bremsen Vorder- und Hinterachse entkoppelt werden. Für die synchro-Modelle der Transporter- und Caravelle-Baureihe stehen zwei Motoren zur Verfügung: der 2,4 Fünfzylinder Diesel-Motor mit 57 kW sowie der 2,5 Fünfzylinder Otto-Motor mit 81 kW. Transporter und Caravelle sind als allradgetriebene syncro-Modelle ideale Zugfahrzeuge. Sie können eine (gebremste) Anhängerlast von 2000 kg bewältigen - dank Allradantrieb auch unter widrigsten Fahrbahnverhältnissen. Das zulässige Gesamtzuggewicht beträgt 4500 kg.

Neben den beiden bisher schon angebotenen Saug-Dieselmotoren für Transporter und Caravelle wird jetzt ein leicht aufgeladener Dieselmotor mit 1,9 l Hubraum eingeführt. Im Vordergrund der Entwicklung stand dabei nicht eine Leistungssteigerung, sondern eine Schadstoff- und Geräuschminderung: der mit Oxidationskatalysator und Abgasrückführung ausgerüstete Motor leistet mit 50 kW (69 PS) nur unwesentlich mehr als der auch weiterhin angebotene 1,9-Liter-Motor mit 44 kW (60 PS). Zur LT-Serienausstattung zählen jetzt die Servolenkung, Zeituhr, Verbundglas-Windschutzscheibe und einige neue Innenraumdetails. Von außen ist der verbesserte LT an einem geänderten Kühlergrill erkennbar. G. H.

Bildtexte: Die Serienausstattung des VW LT ist jetzt umfangreicher; im Bild die Hochdach- Ausführung. (Foto: G. H./VW)

Für alle Karosserievarianten lieferbar: der Allradantrieb. (Foto: G. H./VW)

Seitenschutz wird Pflicht

Lastkraftwagen werden noch sicherer: Bis zum 1. Januar 1994 müssen alle Lkw und Zugmaschinen eine seitliche Schutzvorrichtung haben. Sie soll verhindern, daß Fußgänger oder Zweiradfahrer unter die Räder kommen. Die Regelung betrifft Lkw, Zugmaschinen und deren Anhänger, die bauartbedingt schneller als 25 Kilometer pro Stunde fahren können und ein zulässiges Gesamtgewicht von jeweils 3,5 t überschreiten. - Fahrzeuge, die seit 1. Januar 1992 erstmals zugelassen wurden, mußten die Schutzvorrichtung bereits montiert haben.

Die Sachverständigen-Organisation Dekra erinnert an die kürzlich veröffentlichte Ausnahmeverordnung, die das Genehmigungsverfahren für die Nachrüstung vereinfacht. Bisher mußte der nachträgliche Anbau der Schutzvorrichtung von einem Sachverständigen der Technischen Prüfstelle begutachtet und im Fahrzeugbrief dokumentiert werden. Durch Eintragung in den Fahrzeugschein erteilte dann die Zulassungsstelle eine erneute Betriebserlaubnis. g. h. Lkw-Unterfahrschutz-Regelung von MAN: zwei Aluprofile entschärfen die seitliche Gefahrenquelle. (Foto: Archiv Hendrisch)

Appell an die Profis

Mehr Partnerschaft und Verständnis zwischen den Verkehrsteilnehmern, das wünschen sich die Unternehmer und Fahrer im deutschen Güterfernverkehr. Tag und Nacht sind rund 60 000 Fahrerinnen und Fahrer - zum Teil international - unterwegs, um Waren und Güter zu befördern. Es sind Profis am Steuer, die ihre Verantwortung kennen und mehr als viele andere unter den Zuständen auf den Bundesautobahnen und Fernstraßen leiden. Da ist es nicht immer leicht, cool zu bleiben. Gleichwohl sollen sie Lkw-Fahrer mit gutem Beispiel vorangehen, etwa wenn es gilt,

* stets die vorgeschriebene Geschwindigkeit und den notwendigen Sicherheitsabstand einzuhalten,

* die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten zu beachten,

* Überholvorgänge so einzuleiten, daß der schwächere Verkehrsteilnehmer Zeit hat, sich darauf einzustellen, und

* mit technisch einwandfreien Fahrzeugen die Fahrt anzutreten.

Die Fahrer sollten sich auch dann, wenn ihnen andere Verkehrsteilnehmer ihr korrektes Verhalten schwermachen, als "erfahrene, überlegene und disziplinierte Profis am Steuer" erweisen. Hensch

Temperaturschreiber für Kühltransporte

Ein elektronischer Temperaturschreiber liefert einen automatischen Temperaturbericht und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Qualitätssicherung von Transportgütern. Der Temperaturschreiber von Mannesmann-Kienzle entspricht allen Richtlinien und Vorschriften, die es für temperaturgeführte Güter gibt. Das Gerät mit wahlweiser Registrierdauer von 8 oder 32 Tagen wird bei Fahrzeugen mit festem Kühlaufbau im Fahrerhaus und bei Großtransportern in einem Schutzgehäuse außen am Kühlaufbau eingebaut. Ein elektronisches Meßsystem sorgt für die absolute Übereinstimmung zwischen der gemessenen und der registrierten Temperatur. Der Meßbereich reicht von -30 Grad C bis +20 Grad C. Die Einsatzmöglichkeiten erstrecken sich damit auf den Transport und die Lagerung jeglicher Art von leicht verderblichen Gütern mit ihren unterschiedlichen Temperaturvorschriften. hen

Erster Lichtblick in der deutschen Türkeipolitik

Herrn Sterckens Vorschläge zur Lösung des Kurdenproblems in der Türkei (FR vom 18. 2. 1993 "Kurden statt Militärs helfen?") sind seit den verfehlten Äußerungen der Herren Kinkel und Rühe über eine angebliche Besserung der Menschenrechtssituation der erste Lichtblick in der deutschen Türkeipolitik.

Auch wir haben immer wieder darauf hingewiesen, daß eine friedliche und demokratische Bewältigung dieses Problems für beide Völker, Türken und Kurden, nur Vorteile bringen kann. So ist es sicher ein großer Fortschritt, daß Demirel Sterckens Vorschläge angehört und sogar zustimmend aufgenommen hat.

Ebenso wie Stercken sind wir schon lange der Ansicht, daß die deutschen Waffenlieferungen an die Türkei beendet werden sollten. Denn solange die Türkei so massiv mit Waffen aus Deutschland versorgt wird wie bisher, fühlt sie sich zu stark, um über eine friedliche Lösung der Kurdenfrage nachzudenken. Also müssen die NATO-Staaten, wenn sie wirklich eine friedliche Regelung des Konfliktes wünschen, sofort alle Waffenlieferungen einstellen und stattdessen humanitäre Hilfe leisten. Es ist völlig klar, daß auch die Verbündeten der Türkei langfristig davon profitieren würden, wenn Frieden und Demokratie in der Türkei einkehren würden. Das kann aber nicht erreicht werden, solange der kurdische Teil der Bevölkerung als Terroristen diffamiert wird, nur weil sie für Menschenrechte und Bürgerrechte der Kurden eintreten.

Wir unterstützen alle ernsthaften Bemühungen um eine friedliche Lösung auf der Basis der Gleichberechtigung zwischen Türken und Kurden.

Schnelles Handeln aller Beteiligten, vor allem der EG, ist dringend erforderlich, damit die Lage in der Türkei nicht so eskaliert, daß Gespräche vollends unmöglich werden.

B. Ibrahim (Mitglied der Kurdi- schen Akademie für Wissen- schaft und Kunst), Ried

Aus dem Geschäftsleben Lieblingsküchen zusammenstellen

SACHSENHAUSEN. Die neue Küche soll nicht nur schön, sondern auch erstklassig verarbeitet sein. Wer solche Ansprüche hat, sollte sich den Namen: "Spazio - Küche und Architektur" merken. Das Geschäft in der Walter-Kolb-Straße bietet ausschließlich Küchen der italienischen Traditionsfirma Arc Linea an.

Jürgen Grumm, der 29jährige Chef von Spazio, ist gelernter Schreiner und hat vor der Eröffnung seines Geschäfts im Möbeleinzelhandel gearbeitet. Er stellt in seinem Geschäft fünf Musterküchen vor.

In Zeiten immer größerer Fachmärkte mit bis zu ausgestellten 200 Modellen wirkt Spazio fast wie ein Relikt aus vergangenen Tagen. "Wenn man sich die Massen in den Fachmärkten einmal genauer anschaut, fällt einem auf, sie haben zum Großteil nur verschiedene Dekore und Farben, die Aufteilung ist jedoch oft identisch", erläutert Jürgen Grumm.

Die Spazio-Küchen sind grundsätzlich verschieden - das Angebot reicht von Kompakten für Singlehaushalte mit wenig Stellfläche, bis zu Profi-Küchen aus Edelstahl. Durch eine Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten kann sich der Kunde seine Lieblingsküche selbst zusammenstellen.

Der erste Schritt zur neuen Küche ist eine unverbindliche Beratung. Wieviel Platz steht zur Verfügung? Sind die Elektrogeräte schon vorhanden? Was paßt zum Wohnungsstil? Ist die Entscheidung für ein Modell getroffen, dauert es sechs bis acht Wochen bis zur Lieferung. Falls Eletro- oder Sanitärarbeiten für die neue Küche nötig sein sollten, kümmert sich Spazio auf Wunsch um die Handwerker.

Ein besonderer Service ist die Zusammenarbeit mit einem Fliesengeschäft - so können die Kunden sich die passenden Kacheln oder Steinarbeitsplatten ebenfalls auswählen. ova

Technisches Hilfswerk ermittelt Hessensieger

Ihr technisches und fachliches Können messen am 13. März auf dem Rebstockgelände (Messeparkplatz), ab 11.45 Uhr, acht Mannschaften des Technischen Hilfwerkes, Landesverband Hessen. Beteiligt sind, nach regionalen Vor-Ausscheidungen, die Ortsverbände Dillenburg, Groß- Umstadt, Hünfeld, Homberg, Fulda, Rüsselsheim, Weilburg und Wolfshagen. -vau

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Jede Woche treffen in Bad Homburg 4700 Postsendungen mit falschen Anschriften ein Wenn die Kurgäste ihre Straße einfach vergessen Karl Birkenfeld und Eugen Ernst: Detektive der Post

Von Dagmar Elsen

BAD HOMBURG. Wie lautet die Hausnummer der Frankfurter Rundschau in der Louisenstraße? "117 a", kommt es wie aus der Pistole geschossen von Karl August Birkenfeld. Mehrere tausend Bad Homburger Hausnummern könnte man so bei ihm abfragen; er hat sie alle im Kopf. Seine Leistung ist reif für die Unterhaltungsshow "Wetten, daß". Da lacht er und grinst freundlich über den Rand seiner Brille. "Naja, ich bin immerhin schon seit Oktober 1974 dabei."

Seit knapp 20 Jahren macht sich Karl August Birkenfeld (46) als "Spürhund" für die Deutsche Bundespost in der Außenstelle Bad Homburg verdient, wenn es darum geht, falsche und unvollständige Adressen auf Postsendungen aufzuklären. Sein Kollege Eugen Ernst (59) versteht sich zwar "erst" seit zehn Jahren als "Postdetektiv" in der Nachforschungsstelle; aber er weiß auch schon "ne Menge" Adressen auswendig.

Jeden Tag sitzen sich die beiden Postler an ihren Schreibtischen gegenüber. Vor ihnen türmen sich Berge von Briefen, Postkarten, Drucksachen und Zeitschriften. 4700 Sendungen mit falscher oder nicht mehr aktueller Adresse flattern wöchentlich in ihr Arbeitszimmer. Im Bundesgebiet (West) sind es gar täglich 800 000 Postsendungen, die nicht richtig adressiert sind.

Das Rüstzeug, Telefon- und Adreßbücher, immer in Reichweite auf dem Fensterbrett, legen Ernst und Birkenfeld los. Das meiste wissen sie inzwischen eh auswendig. Der Alltag sind Sendungen von Firmen, Krankenkassen und Verlagen, die falsch oder mangelhaft adressiert haben. "Neue Firmen schießen zwar seit einigen Jahren wie Pilze aus dem Boden", sagt Birkenfeld, was den Speicher im Kopf strapaziert. Doch eine Kollegin hat begonnen, die neuen Adressen aufzulisten. Privatpost ist da schon spannender. Eugen Ernst hält mit seiner Stempelarbeit inne und sagt: "Am häufigsten werden die Straßen einfach vergessen." Viele Kurgäste seien sehr zerstreut, stellt er fest, zeigt aber echtes Verständnis: "Es sind eben Kurgäste." Aktuellste Unsitte sei, daß "die Leute statt der Straße eine Telefonnummer auf den Umschlag schreiben". Das ist der Zug der Zeit. Die Menschen telefonieren heute mehr, statt Briefe zu schreiben, und "so haben sie eher die Telefonnummer des Bekannten im Kopf als die Anschrift" (Birkenfeld). Also greifen die Postdetektive zum Telefonbuch und rufen unter der angegebenen Nummer an. Für die Betroffenen ein zweifelhaftes Vergnügen, denn die beiden Postdetektive sitzen ab 5 Uhr in der Früh an ihrem Arbeitsplatz. Um 12 Uhr ist das Tagesgeschäft bereits erledigt, und sie gehen nach Hause.

Ganzer Eifer und Spürsinn sind gefordert, wenn die Absender auf dem Brief statt Adresse den Weg zum Adressaten beschreiben: "Erste Straße rechts nach dem Kreisel das blaue Haus." Oder wenn sie gar eine kleine Lageskizze angefertigt haben. "Viele bedanken sich schon im voraus für die Mühe mit einer Randbemerkung auf der Sendung", amüsiert sich Karl August Birkenfeld. Ihre Trefferquote scheint recht gut zu sein: Die meisten Adressen finden sie heraus. Das verlangen schließlich die Berufsehre und die Sportlichkeit. Manchmal aber, wenn sie aufgeben müssen, schicken sie die Briefe nach Marburg. Dort sitzen speziell vereidigte Postbeamte, denen erlaubt ist, die Briefe zu lesen. "Anhand des Textes versuchen sie dann herauszufinden, wer Absender oder Adressat ist", erläutert Birkenfeld.

Postkarten bleiben ein Vierteljahr liegen und werden dann weggeworfen, Drucksachen ohne Vorausverfügung (die Absender haben keinen Rücksendeauftrag erteilt) kommen in den Reißwolf. "Was hier an Papier anfällt, glauben Sie nicht", konstatiert Eugen Ernst und schüttelt unwirsch seinen Kopf, weil das nicht sein müßte, würden die Unternehmen weniger Adressen einkaufen (Stichwort Glücksspiele) und Umzügler ihre Nachsendeaufträge rechtzeitig stellen.

Milchtüte rumort im Regal "Fliegendes Theater" spielte lustiges Stück für Kinder

NIEDER-ESCHBACH. "Das ist die Brunnenstraße..." - "Da wohnt ein Krokodil!" unterbricht eine Stimme aus dem Publikum den Straßenkehrer. "Nein, da wohnt Paule." Daß Alltag auch spannend sein kann, wollte das "Fliegende Theater" dieser Tage im Gemeindezentrum der evangelischen Kirche Nieder-Eschbach zeigen. "Paule geht einkaufen", ein Theaterstück für Kinder ab vier Jahre, führten die drei Berliner im Rahmen des Kinder-Kultur-Programmes der Stadt auf.

Der fünfjährige Paule wird von seiner Mutter zum ersten Mal alleine einkaufen geschickt. Auf seinem Weg hat er die Abenteuer des Großstadtlebens zu bestehen. Aber Paule begegnet Freunden, etwa dem Verkehrspolizisten, der mit größter Anstrengung Paule die Straße freihält. Auch der Bauarbeiter hilft ihm, seine Einkaufstasche von den frechen Absperrungshütchen einer Baustelle zurückzuerobern. Fröhlich verfolgten etwa 100 Kinder und Eltern die Kämpfe mit rasenden Autos und dem Schwarzen Ritter, einer gierigen Mülltonne.

Gelungen war das Bühnenbild. Durch technische Tricks rumorten Milchtüten und Eier im Einkaufsregal, sprachen und bewegten sich Figuren auf Plakatwerbung und Einkaufsschildern. Geschickt kombinierten die Schauspieler Puppen, Menschen und Pappfiguren als Akteure miteinander. Auf der Bühne wurde ein Wischmop überzeugend zum Hund, Paules Gefährten und Holzschwertträger. Spät, ohne Würstchen und mit zerbrochenen Eiern, kommt Paule von seinem Einkauf zurück. Doch ist am Schluß die Mutter wie das Publikum zufrieden, daß er überhaupt wieder zu Hause ist.

Mit den Requisiten, Bühnenbild und Technik in einem VW-Bus ist das Kreuzberger Kindertheater in Hessen und dem Saarland auf Tournee gewesen, die jetzt mit der Aufführung in Nieder-Eschbach beendet wurde. "Kinder denken von sich aus nie an Applaus", meinte der Leiter für Jugendarbeit, Clemens Schoch-Hälmeyer. Daß sie diesmal von selbst anfingen, Beifall zu klatschen, hielt er für "außergewöhnlich." son

Eine (Bildungs-)Chronik der Höhen und Tiefen

Im Rahmen der "Schulreform-Debatte", die seit einigen Monaten in dieser Zeitung geführt wird, gab es bisher in der überwiegenden Zahl der Beiträge Übereinstimmungen unter einem Aspekt: Eine Schule, die den an sie gerichteten pädagogischen und gesellschaftlichen Ansprüchen am Ende des Jahrhunderts genügen wolle, müsse die tradierte und traditionelle Bildungs- und Erziehungskonzeption gründlich ändern. Schule habe sich beispielsweise entschieden an den veränderten Bedingungen des Aufwachsens junger Menschen zu orientieren, müsse der sich wandelnden Familienstrukturen wegen verläßliche Betreuungszeiten anbieten, auf je unterschiedliche Schülerpopulationen mit entsprechenden Schulprofilierungen sich einstellen, habe aber auch auf die veränderten Qualifikationsanforderungen des Arbeitsmarktes zu reagieren. Weil Schule zukünftig eher Lebens- denn Lernschule sein müsse, habe sie sich dem regionalen Umfeld ihres Standorts - seinen Institutionen und Industrien, seinen Vereinen und Verbänden - gegenüber zu öffnen. Weil das Bildungskonzept und der pädagogische Alltag der Schule von allen Mitgliedern der Schulgemeinde getragen werden sollen, sei sie mit so viel Gestaltungsautonomie auszustatten, wie in einer staatlich verantworteten Institution irgend möglich ist. Zukünftig zu lösende gesellschaftliche Aufgaben werden nur durch kritisch-loyale Teilhabe Vieler zu bewältigen sein; auch darauf bereite eine Schule, die Schülerinnen und Schüler an vielerlei Partizipationsformen gewöhne, vor.

Wenn auch - wie beispielsweise in Hessen mittels des neuen Schulgesetzes - Weichen nicht nur programmatisch, sondern bereits konkreter und verbindlicher in die skizzierte Richtung gestellt sind: Es fehlen noch handfeste Wegweiser, Markierungen auf den Pfaden der Schulentwicklung, die von "Solitärschulen" - die gibt es inzwischen allenthalben - in die Breite führen.

Einige Aufsätze im "Jahrbuch der Schulentwicklung - Band 7", das diesmal von Hans-Günter Rolff, Karl- Oswald Bauer, Klaus Klemm und Hermann Pfeiffer herausgegeben wird (Weinheim und München 1992) und in dem vor allem junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem renommierten, von Rolff geleiteten Dortmunder Institut für Schulentwicklung und seinem Umfeld schreiben, führen - durchweg mit Erfolg - einige Schritte weiter.

So entwerfen Christoph Burkhard und Heinz Günter Holtappels in ihrem Plädoyer "Pädagogische Schulentwicklung als Aufgabe qualitativer Planung" Perspektiven, die von einer enggeführten, technokratischen Versorgungsplanung, die sich darin erschöpft, das Schulangebot an die Schülerzahlenentwicklung und an das sich hin und wieder ändernde jeweilige Landesrecht anzupassen, wegführen. Die vorgeschlagenen Planungskonzepte und -verfahren empfehlen dagegen, die "Initiativen und Ansprüche, die Einzelschulen im Rahmen ihrer Selbstplanung formulieren", in standortübergreifende Zusammenhänge zu integrieren.

Die Diskussion über die "Öffnung der Schule" und die Gewinnung eines je individuellen "Schulprofils" wird damit um eine folgerichtige Dimension erweitert: Sowohl der sozialräumliche Kontext als auch die im Einzugsbereich vorfindbare Schulstruktur, die ihrerseits das sozio-kulturelle Umfeld der einzelnen Schule prägen, werden planerisch in den Prozeß, der zur Ausprägung des je eigenen Schulprofils führt, einbezogen. Der Zusammenhang zwischen innerer und äußerer Schulreform - lange Zeit verlorengegangen - ist evident.

Bestandteil zeitgemäßer Schulentwicklungsplanung, die sich entsprechender moderner Verfahren der Institutions- und Organisationsentwicklung bediene, müsse - so folgern die Autoren weiter - deshalb auch die Konzeptualisierung übergreifender Unterstützungs- und Beratungssysteme sein, die gemeinsam von der lokalen Schulaufsicht und dem Schulträger getragen werden. Diese hätten auch die Aufgabe wahrzunehmen, einzelne Schulen in die Lage zu versetzen, eigene Entwicklungsmöglichkeiten auszuloten und auszuschöpfen.

Im Zusammenhang mit dem Hinweis auf die notwendige "Selbstplanungskompetenz", die in den Schulen noch wenig entwickelt sei, führen Burkhard und Holtappels einen Aspekt ein, der in einer Reihe anderer Beiträge ausgefaltet und konkretisiert wird: Für Verfahren der Organisationsentwicklung, deren Ziel die Selbstentwicklung der Mitglieder und die Selbsterneuerung der Organisation "Einzelschule" ist, wird das Schulpersonal zur wichtigsten Ressource. In mehreren Beiträgen, explizit in dem von Bauer und Burkhard: "Der Lehrer - ein pädagogischer Profi?", werden Selbstverständnis und Professionalität von Lehrerinnen und Lehrer zum Thema Bemerkenswerteste Beobachtung: engagierte und innovationsfreudige Lehrerinnen und Lehrer finden sich in vielen Kollegien noch als Außenseiter abgestempelt; ihr pädagogisches Handeln sei "auf den Umgang mit Schülern im je eigenen Unterricht beschränkt". Diesem heiklen, für die gewünschte Richtung der Schulentwicklung allerdings eminent wichtigen Problem werden die Autoren in einem breit angelegten Forschungsprojekt weiter nachgehen.

Bereits über einen der ersten Bände des "Jahrbuchs" habe ich an dieser Stelle vermerkt, es sei "ein unverzichtbarer kritischer Seismograph der Schulentwicklung". Und dies ist es ohne Frage über 13 Jahre und 7 Bände hinweg geblieben! Die Themen weiterer Beiträge im neuen Band belegen, daß nahezu alle Brennpunkte der gegenwärtigen schulpolitischen Diskussion (z. B. "Facharbeiterlücke und Akademikerschwemme?", "Das Gymnasium zwischen Bildungsprogrammen und Realität", "Äußere Schulentwicklung in den neuen Ländern", "Pluralisierung von Familienformen", "Multikulturelle Schülerschaft in den neuen Bundesländern") aufgegriffen werden; sie werden jeweils material- und datenreich und - weil mit Fallbeispielen gesättigt - immer anschaulich aufbereitet. Alle methodisch sorgfältigen, wissenschaftlichen Standards genügenden Analysen orientieren sich konsequent an der andauernden Aufgabe, ein demokratisches, unverschuldete Benachteiligungen abbauendes, reformpädagogisch orientiertes Schulsystem entwickeln zu helfen. Insofern bietet das "Jahrbuch" auch vertiefendes Material und weiterführende Impulse für die Debatte über den Stand und die Perspektiven der Schulreform, auf die ich eingangs hingewiesen habe.

Wer alle sieben "Jahrbuch"-Bände besitzt, hat darüber hinaus eine facettenreiche Chronik in den Händen, die die Bemühungen und Kämpfe um eine fortschrittliche Schulentwicklung in den zurückliegenden Jahren dokumentiert: eine Chronik ihrer Aufs und Abs, ihrer Hoffnungen und Versäumnisse, ihrer erfreulichen Ergebnisse und ihrer Niederlagen.

Daß im Stichwortverzeichnis des ersten Bandes auf "Gesamtschule" noch rund fünzigmal verwiesen wird und im letzten nur viermal, daß 1980 "Chancenungleichheit" noch etwa vierzigmal vorkommt und im letzten zweimal, mag viele ältergewordene Reformer melancholisch stimmen, ist aber sicher nicht den Herausgebern und den Autoren anzulasten.

Ein dringender Wunsch bleibt offen: Das "Jahrbuch", das seinen Intentionen nach auf praktische Anwendung und Auswertung drängt, verdient einen "nutzerfreundlicheren" Preis: Stattliche 44 Mark sind die Inhalte zwar wert; eine breite Streuung verlangt aber eine wohlfeile Taschenbuchausgabe. BERND FROMMELT

Im Hintergrund: Wahlen in Paraguay Betrug ist programmiert

Beobachter der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) sollen die Vorbereitungen und die Durchführung der Präsidentschaftswahlen vom Mai in Paraguay überwachen. Diese Forderung erhob in Asuncion jetzt die radikal-liberale Partei, welche die Regierung des amtierenden Präsidenten, General Andres Rodriguez, der Manipulation des Wählerregisters verdächtigt. Ob die Wahlen überhaupt stattfinden werden, ist noch nicht klar: Tumulte, Verschwörungen und Putschgerüchte dominieren den Wahlkampf. Die Begleitumstände der politischen Auseinandersetzung in Paraguay könnten Gabriel Garcia Marquez' Romanen entnommen sein: Die regierende Partei der "Colorados", die Paraguay praktisch seit der Unabhängigkeit beherrscht und auch die Stütze für die jahrzehntelange Gewaltherrschaft des 1989 schließlich entmachteten Diktators Alfredo Stroessner bildete, ist hoffnungslos zerstritten. Der Streit, die Unmöglichkeit, sich auf einen Präsidentschaftskandidaten zu einigen, eröffnen Paraguay erstmals die Chance zu einem echten Machtwechsel. Oder aber zur Rückkehr zu autoritären Regierungsmodellen - je nachdem, was Staatschef Rodriguez und die nach wie vor tonangebende Armee beschließen.

Generalspräsident Rodriguez und seine Waffenbrüder hatten den Colorados den Unternehmer Carlos Wasmosy zur Nominierung als Präsidentschaftskandidat empfohlen, stießen dort aber auf erbitterten Widerstand der Günstlinge von Alfredo Stroessner. Von seinem Exil in Brasilia aus schickte der Alt-Diktator seinen Statthalter Luis Maria Argaña ins Rennen. Jener gewann die entscheidende Abstimmung auf dem Colorado-Parteitag überlegen, aber mittels Betrug. Ein letzter Versuch der Colorados, ein parteiinternes Schiedsgericht zu wählen und die Differenzen so auszuräumen, endete erneut mit einem Skandal. In den Urnen lagen 374 Stimmen, das Vierfache der Zahl stimmberechtigter Delegierter.

Der kurz nach seinem Putsch zum verfassungsmäßigen Staatsoberhaupt gewählte General Rodriguez versucht, für seine Colorados zu retten, was noch zu retten ist. Der Kongreß soll eine eiligst unterbreitete Gesetzesänderung absegnen, derzufolge die Colorados mit zwei Kandidaten ins Rennen um die Macht in Paraguay steigen können. Die Stimmen des unterlegenen Colorado-Anwärters würden seinem Konkurrenten gutgeschrieben, und dieser der Partei den Verbleib an der Macht sichern.

Die Opposition ist im Parlament in der Minderheit und steht diesem Manöver hilflos gegenüber. Sie beschränkt sich auf die Forderung einer OAS-Überwachung der Wahlen und ihrer Vorbereitung: Die Wählerregister Paraguays werden von der Colorado-Partei geführt, und die Praxis, sie zu manipulieren, hat eine lange Tradition.

Die Präsidentschaftswahlen vom 9. Mai sollten den Prozeß der demokratischen Normalisierung Paraguays abschließen. Ob das Militär noch Interesse daran hat, muß sich erst zeigen: Vor wenigen Wochen fand ein Richter das Archiv des Sicherheitsapparates der Stroessner-Diktatur, die über Foltersessionen und das Verschwindenlassen von Regimegegnern säuberlich Buch führte. Das Problem besteht darin, daß die heutigen Armeeführer die Folterknechte von damals waren und nun befürchten, ihnen werde der Prozeß gemacht.

ULRICH ACHERMANN (Santiago)

Nochmal Brecht in Büdingen Dreigroschenoper, die zweite

BÜDINGEN. Brecht hat Konjunktur - zumindest in Büdingen. Während dort bereits die Vorbereitungen für die Freilichtaufführung von Brechts "Dreigroschenoper" laufen, kündigt die Kreisvolkshochschule auch eine Aufführung des Klassikers an - allerdings mit Profischauspielern. Am Freitag, 19. März, gastiert das Marburger Schauspiel mit der "Dreigroschenoper" im Bürgerhaus (Kartenvorbestellung unter Tel. 0 60 42 / 88 51 95).

"Weder die Kreisvolkshochschule, Veranstalterin der Aufführung im März, noch die Initiatoren der Freilichtinszenierung sehen einander als Konkurrenz", heißt es in einer Pressemitteilung der Volkshochschule. cor

STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 9

Trialog

Hat der Gastgeber einer Abendgesellschaft verraten, daß unter den Eingeladenen ein Professor für Literaturwissenschaft sei, so fragen diesen die Gäste zutraulich und zuversichtlich nach seinem, des Fachmanns Urteil über das neueste Werk von Isabel Allende, Patrick Süskind, Rosamunde Pilcher - er aber hat kein Urteil, weil er diese Werke gar nicht gelesen hat, wenngleich sie ihm durch Rezensionen, durch Besten- oder Bestsellerlisten immerhin dem Namen nach bekannt sind. Mehr belustigt als enttäuscht wenden sich die Gäste von ihm ab, der am wenigsten von dem Gegenstand zu verstehen scheint, für den er doch Spezialist sein sollte.

Kein gemeinsamer literarischer Kanon verbindet mehr den Literaturhistoriker mit dem gebildeten Laien: dieser liest erstmals, was man in diesem Jahr lesen soll, jener liest noch einmal, was man in früheren Jahrhunderten gelesen hat. Horaz, Petrarca und Calderón, Lessing, Goethe und Keller, die doch als klassische Autoren gelten, sind für nicht- professionelle Leser nur noch ferne, versunkene Namen, die man mit einer Mischung von Verlegenheit und Amüsement nennen hört. Wer sie zitiert, als gehörten sie zu einer gemeinsamen Tradition, macht sich nur lächerlich.

Beunruhigt von der Erfahrung, daß sich unter dem einen Begriff der Literatur zwei Literaturen verbergen, möchte er wissen, welche von beiden denn die Studenten der Literaturwissenschaft im Sinn haben, wenn sie ihr Studium beginnen. Er gibt daher den Erstsemestern Gelegenheit, anonyme Ausschnitte aus ihrer Lieblingslektüre ins Seminar mitzubringen. Keinen dieser Texte kann der Professor identifizieren, während die Studenten untereinander Bescheid wissen und ihren begriffsstutzigen Lehrer belehren: es handelt sich um Bücher des Genres Fantasy, Horror, Science fiction; die nie gehörten, nie gelesenen Titel und Verfassernamen sind ihm sogleich wieder entfallen.

Offensichtlich gibt es eine dritte Literatur, die weder von der Literaturwissenschaft der Universität noch von der Literaturkritik der Tageszeitungen beachtet wird, aber die Lektüre der Jugend, soweit sie überhaupt noch liest, dominiert. Der gemeinsame Name "Literatur" fördert und verdeckt ein mehrfaches Mißverständnis: die Lust an Fantasy-Lektüren bestimmt einen Schüler, Literaturwissenschaft zu studieren, damit er dereinst als Literaturkritiker oder Verlagslektor tätig sein könne. Doch was er gelesen hat, hat nichts mit der Lektüre zu tun, die die Universität ihm aufgibt, und was er hier kennenlernen soll, wird für ihn bedeutungslos sein, sobald er wirklich einmal für den aktuellen Literaturbetrieb zuständig ist.

Der Professor, der nun erkannt hat, daß sein Fach ebensowenig mit den Voraussetzungen seiner Studenten wie mit den Erwartungen seiner Zeitgenossen zu tun hat, muß sich selbst für einen Betrüger halten, der Amt und Ansehen der Verwechslung verdankt, daß seine Ladenhüter das gleiche Etikett tragen wie die letzten Messeneuheiten. Nur deshalb wird sein Orchideenfach als Massenfach studiert. Er beginnt über einen Namen nachzudenken, der seine Gegenstände so altertümlich und abseitig erscheinen läßt, wie sie sind. Dieser Name müßte ähnlich beschaffen sein wie jener der Byzantinistik, der sogleich zu erkennen gibt, daß das mittelalterliche Byzanz etwas anderes ist als das heutige Istanbul.

HEINZ SCHLAFFER

Neuer Antrieb für Ariane getestet

Die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) hat erstmalig den Festtreibstoffantrieb für die neue Ariane-5-Rakete getestet. Im Dschungel von Französisch-Guayana wurde der Raketenantrieb in vertikaler Position gezündet, was ebenfalls eine Premiere war. Die ESA teilte mit, nach ersten Erkenntnissen sei der Test erfolgreich verlaufen.

Mit dem Feststoffantrieb will das Arianespace-Konsortium seine führende Rolle bei der Beförderung von Satelliten in den Weltraum sichern. Die erste Ariane-5-Rakete soll 1995 starten und Satelliten mit einem Gewicht von bis zu 6,8 Tonnen in eine geostationäre Umlaufbahn tragen können. Die Vorgängerrakete Ariane-4 kann bis zu 4,5 Tonnen schwere Satelliten in den Orbit befördern. Zudem soll die Ariane-5 preiswerter sein als ihre Vorgängerin. Arianespace hatte 1992 Aufträge für die Beförderung von neun Satelliten ins All bekommen, was einem Weltmarktanteil von 50 Prozent entsprach. rtr

REISE UND ERHOLUNG M 7

Raiffeisenbank Laugna Hochprozentig auch bei Niedrig-Zinsen

Die Raiffeisenbank in Laugna im bayerischen Landkreis Dillingen an der Donau ist auf den ersten Blick ein Geldinstitut wie jedes andere. Doch dem Kunden, der die Schalterhalle betritt, weht Schnapsgeruch entgegen. Tatsächlich betreibt die Bank - weltweit wohl einzigartig - eine Schnapsbrennerei. An ihren Schaltern gibt's immer Hochprozenter, wenn auch nur in Flaschen.

Das "Laugna Wasser" - im Schaukasten als Blickfang neben Krüger- Rand-Münze, Rubel und Dollar aufgestellt - wird für 22 Mark feilgeboten. "Der ist stark, klar und schmeckt recht gut", loben Kunden die drei offerierten Sorten Apfel-, Kräuter- oder Zwetschgenbrand. Augenzwinkernd wird vom Aufsichtsratsvorsitzenden der kleinen Bank erzählt, er selbst kippe jeden Morgen ein Stamperl: "zwecks der Gesundheit".

Die Schnapsbrennerei in dem nahe bei Augsburg gelegenen Dorf mit rund 1000 Einwohnern hat Tradition. Als die im Keller des alten Schulhauses aufgebaute Destille in den fünfziger Jahren zu verfallen drohte, ergriffen die Banker die Chance und erwarben die Brennrechte. Staatlich sanktioniert dürfen sie seither 400 Liter reinen Alkohols im Jahr produzieren. Die Menge ist zu gering, um hohe Renditen zu erwirtschaften. "Aber der Werbefaktor ist dafür um so höher einzuschätzen", schmunzelt Geschäftsführer Willi Schweitzer. Bei Firmen und örtlichen Kommunalpolitikern ist der "50-Prozenter" ein beliebtes Präsent.

Bürgermeister und Gemeinderäte sitzen sozusagen an der Quelle, halten sie doch regelmäßig ihre Sitzungen im alten Schulhaus über der Destille ab. Vor wenigen Jahren lernten dort noch Mädchen und Buben das ABC. Einige heute schon ergraute Ehemalige erinnern sich kichernd ihrer Schulzeit. Leider sei es ihnen damals nie gelungen, ins Kellergewölbe einzudringen, aus dem der süßliche Duft von Frischgebranntem bis in ihr Klassenzimmer wehte. Schon zu jener Zeit war Alois Gumpp Brennmeister in Laugna. Routiniert füllt der heute 61jährige die Obstmaische aus den Fässern in die Brennblase.

Bis 1990 war die alte Anlage in Betrieb, die Gumpp mühsam mit Holz und Kohle beheizen mußte. Heute steht sie als Relikt aus der guten alten Zeit neben einem kupferglänzenden Kessel, der mit Öl befeuert wird. "Früher", so erzählt lächelnd der Brennmeister, "war unser Obstwässerle noch nicht so gut wie heute. Der hat g'scheit den Hals hinuntergebrannt." Wenn der Alkohol aus Alois Gumpps Brennkeller kommt, wird er in der Bank von Geschäftsführer Schweitzer und seinen drei Angestellten verschnitten, in Flaschen abgefüllt und etikettiert. Ihr Hochprozenter, da ist sich der Banker sicher, bleibt auch in Zeiten fallender Zinsen gefragt. dpa

Australien: Auf nach Asien

Australien sucht seinen Standort in der Welt. Seit dem Beitritt des ehemaligen Mutterlandes England zur EG hat sich der Antipodenkontinent von London politisch und wirtschaftlich abgenabelt. Premierminister Paul Keating setzt jetzt ganz auf die asiatische Karte, weil er glaubt, daß die wirtschaftliche Zukunft Australiens in Asien verankert ist.

Eine "Eingemeindung Australiens" nach Asien, die Loslösung von der verfassungsmäßigen Monarchie - Elizabeth II. ist auch Königin von Australien - und die Ausrufung einer Republik am 1. Januar 2001 stehen auf dem Programm der Labor-Regierung, die sich nach zehn Jahren am Staatsruder am 13. März Neuwahlen stellt.

"Eine Republik nur über unsere Leichen", erklärt die konservative Opposition, die der Monarchie und dem Union Jack in Australiens Nationalflagge loyal ergeben sind und jetzt im Wahlkampf die Traditionsgefühle der Australier gegen die Laborpartei zu erwecken versucht.

Die Opposition, eine Koalition der Liberalen und der Nationalen Partei unter John Hewson, erkennt allerdings auch die Notwendigkeit einer engen Verbindung mit Asien, eventuell sogar in Form eines Wirtschaftsblocks. Denn selbst die "Tories" sehen Australien nicht mehr als einen fernen Außenposten Europas an, dessen kulturelles Erbe und demokratische Tradition der Antipodenkontinent übernommen hat. So wird der ehrgeizige Plan Premierminister Keatings für die Lockerung der Handelsbarrieren im asiatisch-pazifischen Raum und die Einrichtung eines der EG ähnlichen "integrierten Marktes" in der Region auch von der Opposition unterstützt.

Als Ziel seiner bei einer internationalen Handelskonferenz in Sydney enthüllten Initiative bezeichnete der Labor-Regierungschef die "Bildung einer ungebundenen wirtschaftlichen Vereinigung in der asiatisch-pazifischen Region, in die die Volkswirtschaften stufenweise integriert werden, um die dynamischste Produktionszone der Welt zu schaffen". Als hauptsächliches Vehikel für die Realisierung dieses Planes soll die Asia-Pacific Economic Corporation-Gruppe (APEC) dienen, die aufgrund einer Initiative Australiens 1989 gegründete "Staatengruppe für Asiatisch-Pazifische Wirtschaftliche Zusammenarbeit", eine Art "OECD". Sie hat seit Ende 1992 ein festes Sekretariat in Singapur.

Neben Australien und den sechs ASEAN-Mitgliedsstaaten Brunei, Indonesien, Malaysia, Philippinen, Singapur und Thailand gehören der APEC auch Japan, Kanada, die Republik Korea, Neuseeland und die USA an. Im vergangenen Jahr wurden außerdem die Volksrepublik China, Taiwan und Hongkong als Mitglieder aufgenommen. Die APEC-Staaten erwirtschaften mehr als 50 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts und kommen für über 37 Prozent des Weltexports auf. Nach Keatings Vorstellungen sollen die legalen, strukturellen und bürokratischen Handelshemmnisse, darunter auch die Schutzzölle, in der asiatisch-pazifischen Region entfernt werden, damit "die Volkswirtschaften der Region ihr volles Potential erreichen können." Australien hat bereits damit begonnen, seine Schutzzölle, hinter denen sich die unproduktiven Industriezweige seit Jahrzehnten bequem verstecken konnten, abzubauen. Die Regierung will viele der Handelshemmnisse bis zum Ende dieses Jahrhunderts beseitigen. Das steht auch im Programm der Konservativen.

Keatings neue Initiative und ähnliche Pläne der Opposition bekräftigen die unaufhaltsame handelspolitische Umorientierung Australiens: weg von Europa und hin zu Asien. "Australiens Interessen sind unentwirrbar mit der asiatisch-pazifischen Region verbunden", erklären beide Seiten. Die Pläne für einen zumindest "integrierten Markt" sind aber auch eine Warnung an den neuen US-Präsidenten Bill Clinton, die USA nicht in den Protektionismus abgleiten zu lassen, der die Volkswirtschaften der Region hart treffen würde. In Canberra befürchtet man, daß das Clinton-Team mit der wirtschaftlichen und politischen Situation in der asiatisch-pazifischen Region nicht so vertraut ist, wie es die frühere Bush-Verwaltung war.

Der australische Regierungschef befürwortete den Abschluß eines Rahmenvertrages zwischen den APEC-Ländern als ersten Schritt auf dem Wege zu einem gemeinsamen regionalen Markt. Der Plan soll vorerst der vor kurzem gebildeten APEC-"Eminent Persons Group", einer Art Gegengewicht zum europäischen "Klub G-7", vorgelegt werden.

Von einigen asiatischen Ländern droht der australischen Initiative Widerstand, vor allem von Malaysia, das unlängst versucht hatte, eine Gegen- Staatengruppe zu APEC zu bilden, in der Australien nicht vertreten sein sollte. Kuala Lumpur wurde von den anderen Staaten jedoch überstimmt.

Einige Nachbarstaaten mißtrauen den Australiern, weil sie oft ungehemmt Kritik an den Zuständen in den asiatischen Ländern üben. Der Spagat zwischen ihren Wirtschaftsinteressen und der Bewahrung ihrer eigenen kulturellen und demokratischen Werte gegenüber den autoritär regierten asiatischen Staaten fällt den Australiern schwer. Viele Asiaten sehen die Australier, vor allem deren Presse, als arrogant an, weil sie die eigenen moralischen Begriffe auf andere Länder übertragen.

Zu erheblichen Spannungen zwischen Canberra und Kuala Lumpur war es vor kurzem gekommen, weil das staatliche australische Fernsehen ABC eine Filmserie unter dem Titel "Turtle Beach" ausstrahlte, in der auch die brutale Behandlung vietnamesischer Bootsflüchtlinge in Malaysia behandelt wurde. Die malaysische Regierung war erbost und die Labor-Regierung in Canberra mußte sich von dem Film distanzieren. Der Freiheit von Kunst und Presse in Australien wird so mancher Ärger mit den asiatischen Nachbarn zugeschrieben.

Kein Scheitern

In Ihrem Artikel "Die Geschwister Scholl" (FR vom 20. 2. 1993) hat sich eine Formulierung eingeschlichen, der ich nur vehement widersprechen kann.

Sie schreiben: "Die ebenso mutige wie letztlich doch sinnlose Tat der Ulmer Studenten . . ." "Letztlich doch sinnlos . . ."? Ich sehe den Weg und die "Tat der Ulmer Studenten" ebensowenig als "letztlich doch sinnlos" an wie den Weg und die Taten Jesu von Nazareths, dem die Mächtigen den Karfreitag bereiteten.

Es gibt ein positives Wirken, ein Nachwirken über das irdische Ende hinaus auf die Zeitgenossen und auf die danach Kommenden.

"Zeichen der Hoffnung und Mahnung" nennt Bundespräsident von Weizsäcker das Denken und Handeln der Mitglieder der Weißen Rose in seiner behutsamen Rede in der Münchner Universität am 15. 2. 1993:

"Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den Ihr um Euer Herz gelegt habt. Entscheidet Euch, eh' es zu spät ist. Ein halbes Jahrhundert ist vergangen, seitdem die Weiße Rose diesen Aufruf in ihrem vorletzten Flugblatt verbreitete, kurz vor Verhaftung und Tod.

Doch jede Zeit, zumal die unsere, erkennt auf ihre Weise sich selbst als Adressaten dieser Worte. Immer von neuem spüren wir in unserem Innern ein Echo auf das Zeichen der Weißen Rose . . .

Die Mitglieder der Weißen Rose haben ihr Leben in Gewaltlosigkeit für die Grundwerte aller hingegeben . . .

Ihr Widerstand ist kein Scheitern, sondern er weist über ihre Zeit hinaus.

Ihr Denken und Handeln ist ein Zeichen der Hoffnung und Mahnung."

Und in dem von Ihnen besprochenen Film "Fünf letzte Tage" Percy Adlons sagt Sophie Scholl: "Wenn die Menschen durch das, was mit uns geschieht, aufgerüttelt werden . . ."

Frieder R. I. Kudis, Malsch-Völkersbach

Referendum für doppelte Staatsbürgerschaft

Der Frankfurter Jugendring will sich für die leichtere Einbürgerung von Ausländern einsetzen und unterstützt darum das Referendum "Doppelte Staatsbürgerschaft". Das Büro des Jugendrings in der Bleichstraße sammelt die Unterschriftenlisten für das Referendum und leitet sie weiter. Ziel des Referendums ist es, eine Million Stimmen für die Änderung der verfassungsrechtlichen Bestimmungen zur Staatsbürgerschaft zu sammeln. Ziel ist es, daß "alle, die ihren Lebensmittelpunkt in unserem Land gefunden haben oder hier geboren sind, unbürokratisch deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger werden können".

Mit der Unterstützung des Referendums würden konkrete politische Forderungen zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Ausländern erhoben, meint Martin Karlson, der Vorsitzende des Jugendrings. Vielen Ausländern könne es die Entscheidung für einen Antrag erleichtern, wenn sie ihre ursprüngliche Staatsbürgerschaft behalten könnten.

Listen zur Unterstützung des Referendums können beim Jugendring, Bleichstraße 8, Telefon 28 52 28, Fax-Nummer 28 07 62, angefordert werden. luf

Jack Bruce Bass-Legende Jack Bruce, gerade mit seinen alten Cream-Kollegen Eric Clapton und Ginger Baker in die Hall Of Fame des Rock 'n' Roll aufgenommen, glänzte zuletzt vor allem als Gast-Sänger, so bei Eberhard Schoeners Brecht/Weill-Konzert (mit Sting) und Kip Hanrahans New Orleans-Hommage beim letzten Frankfurter Jazz-Festival. Mit "Somethin Els" (CMP Karakter) hat der Schotte nun endlich wieder einmal ein richtig gutes Soloalbum aufgenommen, mit dem er an seine Glanzzeiten und Platten wie "Songs For A Tailor" oder "Harmony Row" anknüpft. Mit Gästen wie Eric Clapton, Maggi Reilly (Gesang), Trilok Gurtu (Percussion) und Dick Heckstall-Smith (Saxophon) interpretiert er facettenreiche Rocksongs und Balladen, läßt Bluesiges und Jazziges einfließen, überrascht mit orientalischer Melodik sowie als Pianist und Cellist auch mit klassischen Motiven. Ein gelungener Einstand für das neue Karakter-Label von CMP Records. dk

Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Frauenwoche: Lila Montag, ab 17 Uhr auf dem Stadthof.

Nena - Bongo Girl Tour, 20 Uhr, Stadthalle, Waldstraße.

Mühlheim. Kabarett mit Simone Fleck: Lieber ohne Mann als gar kein Mann, 19 Uhr, Rathaus.

Dietzenbach. Lila Montag-Frauentag, ab 19 Uhr, Aktionstheater im Bürgerhaus.Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Der Duft der Frauen (15.30, 20 Uhr). - Palast: Kein Pardon (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15 Uhr). Rex: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr). - Zeitlos: Alarmstufe: Rot (19.45 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Seligenstadt. EBV-Treffpunkt, Steinheimer Str. 47: Kenny (15 Uhr).

Turmpalast: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Turmstudio: Eine Frage der Ehre (20 Uhr). Vorträge / Kurse Dietzenbach. Stillgruppen-Vortrag, 14.30 Uhr, AWO, Wiesenstraße 9.

Rodgau. Vhs-Diavortrag: Reise durch das südliche Mexico, 19 Uhr, Georg-Büchner-Schule, Jügesheim. Parteien / Parlamente Offenbach. Die Grünen: Mitgliederversammlung, 20 Uhr, TGO-Gaststätte, Sprendlinger Landstraße 1. Vereine / Organisationen Offenbach. DGB-Senioren: Jubiläumsveranstaltung, 14.30 Uhr, Altentagesstätte Bürgel, Schönbornstraße 87.

Rödermark. Diabetikertreff, 20 Uhr, Halle Urberach. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Herrnstr. 16: 13 bis 19 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Bella Vista, Drogenberatung, Berliner Str. 118: 14 bis 19 Uhr, Tel. 81 84 02.

Pro Familia, Bahnhofstraße 35: 8 bis 12.30 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Beratungsstelle Neusalzer Straße 77: 18 bis 20 Uhr, Telefon 0 69 / 84 71 72.

Aids-Hilfe, Frankfurter Str. 48: 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon: 80 65-20 01.

Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.

Dietzenbach. Guttempler: Beratung und Gesprächstreff, 20 bis 22 Uhr, Limesstr. 4, Tel. 0 61 06 / 2 20 84.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.

Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.

Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Dreieich. Kindertheater: Wenn ich ein Riese wär . . ., 14.30 und 16.30 Uhr, (ausverkauft); Schwarzes Theater Die Velvets: Hoffmanns Erzählungen, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.

Fest: Lila Montag, 20 Uhr, Burgkeller Dreieichenhain.

Langen. Happy hour mit dem Frauenduo: Two You, 16 Uhr, im Rathaus.

Rüsselsheim. Die Lotterlädies zum Frauentag: Wir drehen durch . . ., 20 Uhr, das Rind, Mainstraße. Kinos / Filme Dreieich-Sprendlingen. Rex: Alarmstufe: Rot (20.30 Uhr). - Viktoria: Stalingrad (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Fantasia: Kein Pardon (20.15 Uhr) - Neue UT-Kino: Keine Vorstellung. Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Stalingrad (20 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Jimmy Hoffa (20 Uhr). - Bambi: Stalingrad (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (17.30, 20 Uhr). - Rex II: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Der letzte Mohikaner (17, 20 Uhr). - Cinema: Bodyguard (15, 17.30 Uhr); Dracula (20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Die Farbe Lila (19.30 Uhr). Vorträge / Kurse Rüsselsheim. Diskussion: Lila Montag, 14.45 Uhr, Haus der SeniorInnen. Parteien / Parlamente Egelsbach. Frauentag, AsF und Ausländerkomitee, 15 Uhr, Bürgerhaus.

Kelsterbach. Planungs- und Bauausschuß, 18 Uhr, Rathaus. Vereine / Organisationen Langen. GVL, Forum des Handwerks, 19.30 Uhr, Restaurant Stadt Langen. Ausstellungen Neu-Isenburg. Eröffnung: Musik und Malerei - Zwei, die sich gut verstehen, 20 Uhr, Rock- + Folkschule, Freiherr-v.- Stein-Str. 18 R. Beratungen / Offene Treffs Neu-Isenburg. AWO, Kronengasse: Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.

Sanitätsverein, Ludwigstraße 75-79: 10 bis 12 Uhr.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8, Sprechstunde 11.30 bis 12.30 Uhr, offener Treff 16 bis 18 Uhr.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstr. 43, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Telefon 37 11 49.

Jugend- und Drogenberatung Wildhof, Sprendlingen, Hauptstraße 32-36: 14 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 03 / 6 49 47.

Langen. AWO, Wilhelm-Leuschner- Platz 5: Essen auf Rädern und Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr, Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Kinderschutzbund, Wiesenstr. 5: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.

Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10: 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 60 74.

Mütterberatung in Mörfelden, 13.30 bis 15.30 Uhr, DRK-Heim, Annastraße 27.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club": Sprechstunde, 15.30 bis 16.30 Uhr, offener Treff 17 bis 20 Uhr, Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.

Kelsterbach. Freundeskreis für Alkohol-, Drogen- und Medikamentengefährdete, 19.30 Uhr, Altes Schloß, Tel. 52 54.

Groß-Gerau. Verein Frauen helfen Frauen, 10 bis 12 Uhr, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Mütterberatung in Dornheim, 13.30 bis 15.30 Uhr, Grundschule.

Rüsselsheim. Pro Familia, Lahnstr. 30: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.

Wildwasser-Beratung für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Str. 150, 10-12 Uhr, Tel. 56 15 53.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29: 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 6 32 68.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13: 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11. Frauenhaus-Initiativen Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 /5 18 84.

Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Lampenfieber vor der ersten Kinder-Modenschau Wiebke Polatschek entwirft und schneidert eigene Modelle

BAD SODEN. Wiebke Polatschek kann ihr Lampenfieber kaum verbergen. Denn heute wird sich zeigen, ob ihr Traum Wirklichkeit wird oder ob sie mit all der Zeit, dem Geld und der Kreativität, die sie bisher in ihre Idee gesteckt hat, nur ein Luftschloß gebaut hat.

Hinter ihrem Namen im Telefonbuch steht Dipl.Ing.. Wiebke Polatschek ist 31 Jahre alt und Vermessungsingenieurin, doch den Beruf hat sie wegen ihrer Töchter nie ausgeübt. Vor elf Jahren kam Katharina auf die Welt, vor drei Jahren Julia. Die beiden Mädchen sind es auch, die sie auf das brachten, was sie jetzt zu ihrem zweiten Beruf machen will: Kindermoden-Design. Als Wiebke Polatschek auf der Suche nach Kleidung für die Töchter durch Läden und Boutiquen strich, wurde sie nicht nur jedesmal viel Geld los, sondern stellte auch fest, "daß sich die Kleider, Hosen und Jacken ziemlich ähneln". Kurzentschlossen entwarf sie eigene Modelle und nähte drauf los. Das Schneidern brachte die Bad Sodenerin sich selbst bei, und wo Anleitungen aus Fachzeitschriften nicht weiterhalfen, trennte sie alte Sachen auf und rekonstruierte die Machart. Schnell fiel ihre selbstgenähte Kleidung auf, und bald fertigte sie auch Stücke für die Kinder von Freunden und Bekannten. Inzwischen stapeln sich hinter einem Vorhang im Flur ihrer Wohnung die Stoffrollen: knallbunt mit Bärchen und Blumen, klassisch weiß-blaues Matrosendesign, gelbe Futterstoffe, Jeans mit Stars and Stripes.

Vor drei Jahren hat Wiebke Polatschek in Frankfurt einen Stoffversand ausfindig gemacht, der genau das anbietet, was ihr gefällt. Die meisten Stoffe kommen aus Frankreich, Italien oder den Niederlanden, und auch in ihrem Design richtet sie sich nach dem Kindermodenstil dieser Länder. "Es gefällt mir nicht, daß Kinder in solche Kleidersäcke gesteckt werden, wie es zur Zeit ein bißchen der Trend ist", sagt sie. Ihre Kleider, Kostüme, Jacken, Blazer und Hosen sollen so gestylt sein, daß man die Kinder vom Spielplatz direkt auf den Geburtstag der Oma mitnehmen kann. Beim Stoffeinkauf achtet die junge Designerin darauf, daß die Materialien maschinen- und trocknergeeignet sind und die Farben beim Waschen nicht verblassen.

Am heutigen Samstag stellt sie bei einer Kindermodenschau ab 16.30 Uhr im Parkhotel in der Königsteiner Straße (Eintritt frei) ihre erste eigene Kollektion vor. Zehn kleine Models, die eigenen Kinder und die von Freunden, hüpfen über den Laufsteg. Alle Kids haben begeistert zugestimmt, die Jungen wollten nur auf keinen Fall geschminkt werden. Gagen kann Wiebke Polatschek ihrem jungen Team natürlich nicht zahlen, denn ihr Kapital ist knapp. Eltern und Freunde haben der alleinerziehenden Mutter bei ihrem Projekt geholfen - vielleicht hat Wiebke Polatschek ja wirklich eine Marktlücke entdeckt.

Ihr Konzept: "Ich will den Kunden zu erträglichen Preisen Hand- und Maßarbeit anbieten, aber keine Konfektionsschiene fahren und an Boutiquen verkaufen." Sie kommt zu ihren Kunden ins Haus und will "grundsätzlich alles möglich machen", alle Schnitte sollen mit allen Stoffen kombiniert werden können, jede individuelle Idee und jeder ungewöhnliche Wunsch verwirklicht werden. Keiner soll gezwungen sein, sich Wiebke Polatscheks Geschmack unterzuordnen. Den meinte sie, könne sie schon mal in den Hintergrund stellen, damit ein Kind typgerecht angezogen wird.

Seit Weihnachten hat sie an den rund hundert Teilen genäht, die sie heute bei ihrer Modenschau vorstellen will. Damit ihre Kinder nicht zu kurz kommen, sitzt sie halbe Nächte an der Nähmaschine, plant, kalkuliert ihre Preise. Und die Gedanken, ob sie es schafft, ihren Traum zu realisieren und das Kindermode-Design zu ihrem Beruf zu machen oder ob das Ganze - wie sie es selbst nennt - ein glatter Fall von Selbstüberschätzung war, rauben ihr so manches Mal die andere Hälfte der Nacht. BRITTA EGETEMEIER

Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Schauspiel: Biedermann und die Brandstifter, 20 Uhr, Theater an der Goethestraße.

Langen. Kindertheater: Der Märchenspion, 15 Uhr, Stadthalle.

Neu-Isenburg. Kindertheater: Der dreibeinige Hund, 15 Uhr, Hugenottenhalle.

Obertshausen. Kabarett mit Michael Quast: Die Wüste lebt, 20 Uhr, Bürgerhaus.Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Der Duft der Frauen (15.30, 20 Uhr). - Palast: Kein Pardon (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15 Uhr). Rex: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).

Dietzenbach. Bürgerhaus-Kino: Kap der Angst (20 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Alarmstufe: Rot (20.30 Uhr). - Viktoria: Stalingrad (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Fantasia: Kein Pardon (15, 20.15 Uhr) - Neue UT-Kino: Jimmy Hoffa (20 Uhr); Sneak Preview (23 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr). - Zeitlos: Alarmstufe: Rot (19.45 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Seligenstadt. Turmpalast: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Turmstudio: Eine Frage der Ehre (20 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Vortrag: Einführungsabend in die Geburt, 19.30 Uhr, Ketteler-Krankenhaus, Lichtenplattenweg 85.

Diskussion zur Frauenwoche: Schwestern im Streit, 20 Uhr, Evangelische Familienbildungsstätte, Ludo-Mayer-Str. 1.

Rodgau. Vortrag des Landfrauenvereins Dudenhofen: China, 20 Uhr, Martin- Luther-King-Haus. Parteien / Parlamente Langen. CDU-Babbelrund, 20 Uhr, Deutsches Haus, Darmstädter Straße. Vereine / Organisationen Dietzenbach. DRK-Blutspendetermin, 16 Uhr, Bürgerhaus.

Egelsbach. Frauentreff der Arbeiterwohlfahrt, 14 Uhr, Altenwohnheim, Dresdner Straße.

Langen. active 2000: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.Verschiedenes Offenbach. Energieberatung im Bus, 15.30 bis 18.30 Uhr, Rosenhöhe/Tempelsee Dag-Hammerskjöld-Platz.

Dietzenbach. Eröffnungsfeier: Senioren und ihre Hobbys, 15 Uhr, Reinhard-Göpfert-Haus. Seligenstadt. Senioren-Tanz, 18 Uhr, im Riesensaal. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Beratungsstelle für Frauen, Kaiserstraße 32-34: 9 bis 13 Uhr, Tel. 81 65 57.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 9 bis 16 Uhr, Telefon 0 69 / 81 17 11.

Bella Vista, Berliner Str. 118: Drogenberatung, 14 bis 19 Uhr, Telefon 81 84 02.

Aids-Hilfe-Offenbach, Frankfurter Straße 48: 16 bis 20 Uhr, Telefon 88 36 88.

Pro Familia, Bahnhofstraße 35: 13 bis 19 Uhr, Telefon 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Telefon 8 00 13 13.

Beratung und Treff für Alkoholgefährdete, Guttempler-Orden, 20 Uhr, Paul- Gerhardt-Gemeinde, Lortzingstraße 10.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau, Telefon 80 65 -22 19.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: 16 bis 19 Uhr, Telefon 0 60 74 / 22 65.

Kinderschutzbund: 9-12, 15-17 Uhr, Babenhäuser Straße 23-27, Telefon 0 60 74 / 4 37 96.

Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF): 9 bis 17 Uhr Beratung, ambulante Dienste, Robert-Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Tel. 37 11 49.

Jugend- und Drogenberatung des Wildhof, 10 bis 18 Uhr, Hauptstraße 32 - 36, Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Caritas-Lebensberatung, Taunusstr. 47: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 8 11 56.

Langen. AWO: Essen auf Rädern und Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr; Telefon 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Babystammtisch und Frühstückstreff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

Kinderschutzbund, Wiesenstr. 5: 14 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 12 11.

Neu-Isenburg. AWO, Mobiler sozialer Hilfsdienst: 8 bis 10 Uhr, Telefon 3 37 77.

Psychosoziale Beratungsstelle "Die Brücke": 9 bis 12 Uhr; Tel. 06102 / 31660.

Mutter-/Kind-Café, Bahnhofstr. 143: Offener Treff, 10 bis 11.30 Uhr, Telefon 88 40.

Pro Familia, Ludwigstraße 75: 14.30 bis 16.30 Uhr, Telefon 2 65 25.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, Friedrichstraße 43: 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43: Telefon 0 61 06 / 7 40 99.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Kinderschutzbund, Halle Urberach: 16 bis 18 Uhr, Tel. 060 74 / 68966. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.

Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.

Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.

Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Tips · Termine · Ausstellungen · Tips · Termine

Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Offenbacher Figurentheater: Freunde, 15 Uhr, Juz Dicker Busch. Waldorfschule: Die Zauberflöte, 19 Uhr, Stadttheater. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Kafka (20 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Jimmy Hoffa (20 Uhr). - Bambi: Stalingrad (20.30 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (17.30, 20 Uhr). - Rex II: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Der letzte Mohikaner (17, 20 Uhr). - Cinema: Bodyguard (15, 17.30 Uhr); Dracula (20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Der letzte Mohikaner (19.30 Uhr); Der Kühlschrank (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Das Ende des Regenbogens (20 Uhr). Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Dia-Vortrag des Obst- und Gartenbauvereins Walldorf: Integrierter Pflanzenschutz im Kleingarten, 19.30 Uhr, Stadthalle.

Rüsselsheim. Kinder-Leben in der Stadt, 20 Uhr, Stadtbücherei, Am Treff. Vereine / Organisationen Groß-Gerau. PSAG-Sitzung, 19.30 Uhr, Kreiskrankenhaus, W.-Seipp-Straße.

Kelsterbach. VdK-Frauennachmittag, 15 Uhr, im Altenwohnheim.

BUND-Treffen, 20 Uhr, Feuerreiterzimmer im Bürgerhaus.

Verschiedenes Mörfelden-Walldorf. Seniorenclub- Mörfelden: Geburtstagsfeier, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.

Rüsselsheim. Kindernachmittag im Museum, 15.15 Uhr, in der Festung. Ausstellungen Mörfelden-Walldorf. Heimatmuseum Mörfelden, Langgasse 45: Die neue Zeit und ihre Folgen, Alltag-Politik-Personen, 1869-1956, geöffnet dienstags 15 bis 19 Uhr, sonntags 11 bis 16 Uhr, bis 30. März.

Heimatmuseum Walldorf, Langstraße 96: "Neue Heimat Walldorf" - Flucht, Vertreibung und Neubeginn nach dem Zweiten Weltkrieg, geöffnet dienstags 9 bis 12 Uhr und donnerstags 15 bis 18 Uhr, sowie jeden dritten Sonntag im Monat von 15 bis 18 Uhr, bis 31. März.

Bertha-von-Suttner-Schule, An den Nußbäumen: Dauerausstellung - Bertha- von-Suttner.

Rüsselsheim. Stadttheater-Foyer: Batikarbeiten von Rosemarie Müller und handgeformete Tonobjekte von Ursula Bethke; bis 14. März.

Stadtbücherei, Am Treff 5: Frauenbuchausstellung - Damit wird Mann leben müssen; bis 30. März.

Museum in der Festung, Hauptmann- Scheuermann-Weg 4: Unser aller Dreck; Industrie, Sozial- und Kulturgeschichte, geöffnet dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14.30 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr.

Umweltamt, Mainzer Str. 7: Tierschutz im Garten, montags bis freitags 8 bis 12 Uhr, donnerstags 16 bis 18 Uhr; bis 31. 3.

La petite Galerie, Im Steinigrod 20: Zeichnungen von Heinz Seibert, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis 12. März.

Groß-Gerau. Stadtmuseum, am Marktplatz: Dauerausstellungen zum Thema Stadtgeschichte, mittwochs bis sonntags 10 bis 12 und 14 bis 15 Uhr.

Biebesheim. Heimatmuseum Biebesheim, Rheinstraße 44: Altes Glas aus Spessart und Odenwald, sonntags von 10 bis 12 Uhr, bis 12. April.

Nauheim. Heimatmuseum, Schulstraße 6: Geöffnet jeweils sonntags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74, 9 bis 12 Uhr.

Kamin-Club: Treffen der Frauengruppe "Allerlei Frau", 15.30 bis 18 Uhr; Sprechstunde, 18.30 bis 19.30 Uhr, Schillerstraße 16, Walldorf.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Kreisjugendamt: Sexualberatung, 8 bis 12 Uhr, Landratsamt.

Rüsselsheim. Pro Familia, 9 bis 15 Uhr, Lahnstr. 30, Tel. 0 61 42 / 1 21 42.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150: 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 42 / 56 15 53.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Tips und Termine

Theater / Literatur / Musik Offenbach. Jazz-Summit, 21 Uhr, Undine-Bootshaus, Fechenheimer Mainufer.

Dieburg. Moskauer Staatszirkus, 15 und 20 Uhr, Festplatz am Schloßgarten.

Dietzenbach. Theater Sycorax: Das Buch über die Stadt der Frauen, 20 Uhr, Bürgerhaus.

Langen. Puppenspiel: Der Froschkönig, 14 und 15.30 Uhr, Stadthalle (ausverkauft). Mühlheim. Theater: Spiel's nochmal Sam, 20 Uhr, im Roxy-Kino-Center.

Neu-Isenburg. Kindertheater: Der dreibeinige Hund, 15 Uhr; Konzert: Joe Satriani - The Extremist, 20 Uhr, Hugenottenhalle. Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, 20 Uhr, Haus zum Löwen. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Der Duft der Frauen (15.30, 20 Uhr); Sneak Preview (22.45 Uhr). - Palast: Kein Pardon (15, 17.30, 20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15 Uhr). Rex: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Alarmstufe: Rot (20.30 Uhr). - Viktoria: Stalingrad (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Fantasia: Kein Pardon (20.15 Uhr) - Neue UT-Kino: Jimmy Hoffa (20 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augen- blick: Theatervorstellung (20 Uhr). - Zeitlos: Alarmstufe: Rot (19.45 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Dracula (20.30 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Turmstudio: Weiblich, ledig, jung, sucht. . . (20 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Diavortrag: Schottland im Diapanorama, 20 Uhr, Ledermuseum, Frankfurter Straße.

Diavortrag und Diskussion über die Arbeit der Fraueninitiativen in Rivas, 20 Uhr, Frauenbegegnungsstätte, Kaiserstr. 40 (Männer willkommen).

Einführungsabend in die Geburt, 19.30 Uhr, Ketteler-Krankenhaus, Lichtenplattenweg 85.

Hainburg. AMU-Vortrag: Wasser sparen im und ums Haus, 20 Uhr, Evangelisches Gemeindehaus Hainstadt, Gartenstraße. Neu-Isenburg. Diavortrag: Frankfurt heute - eine Stadt im Wandel, 16 Uhr, Haus Dr. Bäck. Parteien / Parlamente Offenbach. Gesprächsrunde zur Entwicklung der Innenstadt, 19 Uhr, Rathaus. CDU-Stammtisch, 20 Uhr, Meisterschänke, Seligenstädter Str. 28. Vereine / Organisationen Offenbach. Treffen der Fußgängerinitiative, 19.30 Uhr, Allerweltscafé, Kaiserstraße 60.

IG-Umgehung ja, Unterführung nein: Treffen, 20 Uhr, im Gambrinus, Waldstraße. Langen. Deutsche Rheuma-Liga: Mitgliederversammlung, 16.30 Uhr, Südliche Ringstraße 107. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 15 bis 19 Uhr, Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 16 bis 18 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 14 bis 20 Uhr, Telefon 069 / 81 17 11.

Sozialhilfeverein, Frankfurter Straße 57: 14 bis 16 Uhr, Tel. 800 12 99.

Straßenverkehrsamt: Beschwerdetelefon zum S-Bahn-Bau: Telefon 80 65-22 19.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.

Kinderschutzbund: 9 bis 12 Uhr, Babenhäuser Str. 23-27, Tel. 0 60 74 / 4 37 96.

Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 03 / 37 11 42, Fahrdienst: Tel. 37 11 49.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof: 14 bis 17 Uhr, Hauptstraße 32-36, Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Langen. Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Sozialer Hilfsdienst, 8 bis 14 Uhr, Wilhelm- Leuschner-Platz 5, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Tel. 5 12 11.

Mühlheim. Mütterberatung, 14 bis 15 Uhr, Altenwohnheim Dietesheim, Thomas-Mann-Straße.

Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75/79.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Stoltzestraße 8, Tel. 25 47 47.

Psychosoziale Kontakt- u. Beratungsstelle "Die Brücke", Sprechstunden 11.30 bis 12.30 Uhr, Offener Treff 16 bis 18 Uhr, Löwengasse 8.

Awo: Mobiler sozialer Hilfsdienst, Kronengasse, 8 bis 10 Uhr, Tel. 3 37 77.

Sanitätsverein, Sprechstunden 10 bis 12 Uhr, Ludwigstraße 75-79.

Verbraucherberatung in der Stadtbücherei, 16 bis 19 Uhr, Frankfurter Straße. Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Straße 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Seligenstadt. Mütterberatung, 14 Uhr, im Kreiskrankenhaus, ehem. Schwesternwohnheim.Frauenhaus-InitiativenOffenbach-Stadt. Tel. 069 / 88 61 39.

Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.

Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.

Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 / 5 18 84.

(ohne Gewähr)

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. Autorenlesung Hans Georg Noack: 10 Uhr, Stadthalle.

Akkordeonkonzert im Alten- und Pflegeheim, 16 Uhr, Schubertstraße.

Rüsselsheim. Waldorfschule: Die Zauberflöte, 17 Uhr, Stadttheater.

Musikkabarett von den Kirschdieben: Nachtabenteuer, 20 Uhr, Stadtbücherei.

Kabarett mit Philipp Sonntag: Kolbenfresser, 20.30 Uhr, das Rind. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Sister Act (17 Uhr); Kafka (20 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Der Ruhm meines Vaters (17, 20 Uhr). - Rex II: Das kleine Gespenst (15 Uhr); Der letzte Mohikaner (17, 20 Uhr). - Cinema: Bodyguard (15, 17.30 Uhr); Dracula (20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Der letzte Mohikaner (19.30 Uhr); Der Kühlschrank (21.45 Uhr). Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Rhetorikseminar für Frauen, 9 Uhr, Kath. Pfarrzentrum, Flughafenstraße. Vereine / Organisationen Groß-Gerau. Forum gegen Rassismus: Videoabend, 20 Uhr, Kulturcafé.

Kelsterbach. Jahreshauptversammlung Kolpingfamilie, 19.30 Uhr, Gemeindezentrum Gerauer Straße. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club": Treff, 10 bis 12 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 60.

Jugend- und Drogenberatung, 10 bis 19 Uhr, Hermannstr. 3, Mörfelden, Tel. 0 61 05 / 2 46 76.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund: Beratung, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Straße 12 (0 61 52 / 8 24 24); psychologische Beratung, Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Verein Frauen helfen Frauen, 10 bis 12 Uhr, Schöneckenstr. 2, Tel. 0 61 52 / 3 99 99.

Rüsselsheim. Beratungsstelle für Suchtkranke und deren Angehörige, Caritasverband, 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10, Telefon 6 82 22.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 13 und 14.30 bis 17.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Kelsterbach. Mütterberatung, 13 Uhr, Bürgermeister-Hardt-Schule, Mainstraße.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Treff für "alle Wetter" Spielhaus Riederwald eröffnet / Stadt gab 410 000 Mark

RIEDERWALD. Ob es regnet oder schneit - den Kindern auf dem Abenteuerspielplatz Riederwald kann das Wetter künftig egal sein, ist doch ihr Spielhaus endlich fertig. Nach einjähriger Bauzeit übergab die ehrenamtliche Stadträtin Lilli Pölt das von der Frankfurter Architektin Kerstin Richter entworfene Haus dem Verein Abenteuerspielplatz Riederwald. Dessen Vorsitzender, der SPD-Stadtverordnete Michael Paris, unterstrich in seiner Ansprache die Bedeutung des Spielplatzes für die Kinder und Jugendlichen des Viertels. Weder Wind noch Wetter konnten sie schon bisher davon abhalten, einen Großteil ihrer Freizeit im Riederwälder Forst zu verbringen. Und jetzt kann das Spielhaus den Kindern auch bei ganz "unmöglicher" Witterung ein buntes Angebot machen.

Das 410 000 Mark teure Spielhaus hat die Stadt bezahlt. Es erinnert durch seine runde Form an einen großen Pavillon. Im 112 Quadratmeter großen Erdgeschoß befinden sich die Spielzeugausgabe, eine Küche, Toiletten, ein Büroraum und in der Mitte eine große Spielfläche. Rund um die Spielfläche sorgen Holzkisten, die im Stil eines römischen Amphitheaters hinten ansteigen, dafür, daß die Kinder sich wie in einer Arena fühlen. Vom Erdgeschoß führt eine Treppe auf eine Galerie, die sich über die Hälfte des Gebäudes erstreckt. Das Geländer der Galerie ist mit einem Netz abgesichert, so daß beim Herumtollen nichts passieren kann.

Der Spielplatz wird von zwei Sozialpädagogen geleitet, die zusammen mit den Kindern und Jugendlichen Hütten bauen, spielen und Ansprechpartner für fast alle kleinen oder größeren Probleme sind. Gemeinsam lernen die Kinder, Ideen zu entwickeln und diese dann umzusetzen.

Der Abenteuerspielplatz Riederwald feiert in diesem Jahr sein 20jähriges Bestehen. Neben dem Spielplatz im Riederwälder Forst organisiert der Verein auch den Betrieb des neuen Abenteuerspielplatzes imn Günthersburgpark. Zwei Spielmobile kümmern sich vom Anfang der Osterferien bis zum Ende der Herbstferien um die Kinder in anderen Stadtteilen. Eine besondere Attraktion ist das Spielschiff, das der Verein vor einem Jahr gekauft hat, und das in diesem Sommer bei verschiedenen Aktionen am Mainufer eingesetzt werden wird. ova

REISE UND ERHOLUNG M 8

"Parken für Handwerker war Idee der CDU"

Der Magistrat schmückt sich nach Meinung der CDU schon wieder mit fremden Federn. Die angekündigte Erleichterung für Handwerker in Anwohnerparkzonen fordere die Frankfurter Union bereits seit zwei Jahren.

Zuletzt habe die CDU-Fraktion am 21. Oktober vergangenen Jahres einen etnsprechenden Antrag gestellt, "der von Rot-Grün nicht etwa angenommen, sondern nur zur Prüfung und Berichterstattung gegeben worden ist", sagt CDU- Fraktionsassistent Johannes Theißen. hu

Auf Kreuzfahrt mit Kindern? Kein Problem, meint Transocean-Tours. Der Bremer Seereisen-Veranstalter bietet zur Osterzeit zwei Routen im Mittelmeer an, die vor allem auf Eltern mit (auch kleineren) Kindern abgestimmt sind. "Dingi- Club" nennt Transocean die neue Offerte mit eigener Kinderbetreuung. speziellem Unterhaltungsprogramm und einem auf die Bedürfnisse der Kleinen ausgerichteten Speisezettel. Je zwei Wochen dauern die beiden Reisen mit der Lev Tolstoi und ihrem Schwesterschiff Odessa, auf denen diese Programme angeboten werden. Die Tolstoi sticht am 30. März in Savona bei Genua in See und legt u.a. in Malta, Kreta, Zypern, Israel, Ägypten und Italien an (Preis für Erwachsene ab 2250 Mark). Die vor gut einem Jahr komplett renovierte Odessa startet am 10. April ebenfalls in Savona und fährt über Marokko und die Kanarischen Inseln nach Madeira und zu den Balearen (ab 2340 Mark). Kinder bis zu vier Jahren können in einigen Kategorien kostenlos mitgenommen werden, in anderen Kategorien wird eine Ermäßigung um 90 Prozent gewährt. Bis zum Alter von 17 Jahren fahren Jugendliche um die Hälfte des normalen Passagiertarifs mit. Gebucht werden kann bei Transocean-Tours, Bredenstr. 11, 2800 Bremen 1, Tel. 0421 / 32 99 00 und in Reisebüros. FR

Fährkreuzfahrten nach St. Petersburg bietet die Baltic Express Line als einziger Veranstalter von einem deutschen Hafen aus. Jeden Samstag startet die "Anna Karenina" zu ihrer Passage in Kiel. Die viertägige Seereise mit zwei Liegetagen in St. Petersburg kann schon für 290 Mark gebucht werden. Im erstaunlich niedrigen Preis inbegriffen ist neben Überfahrt und Unterkunft auch die Vollpension. Ein Visum muß nicht beantragt werden. Noch günstiger kommt (zwischen April und Oktober) die Fahrt mit der "Konstantin Simonow" von Helsinki aus (ab 213 Mark). 1221 Mark kostet die Reise im günstigsten Fall als Flug / Fähr-Pauschale. Ab Juni wird im Zentrum von St. Petersburg ein amerikanisches Vier- Sterne-Schiff unter der Regie von Baltic Line als "Commodore Hotel" geführt.

Die finnisch-schwedische Baltic Line hat jetzt ihren Jahreskatalog mit fünf Schiffen für den deutschen Markt vorgelegt. Über die Ostseekreuzfahrten hinaus sind darin u.a. auch Törns zum Nordkap (sieben Tage ab 995 Mark) und zu den Kanarischen Inseln zu finden (sieben Tage ab 594 Mark). Die Baltic Line unterhält in Deutschland als Baltic Express Line ein Büro. Die Adresse: Schwedenkai, 2300 Kiel 1, Tel. 04 31 / 98 20 00, Fax 0431 / 9820060. FR

Zwei neue Ziele für FKK-Anhänger hat Miramare Reisen, Sendlinger Straße 45, 8000 München 2, Tel. 089 / 2 60 75 70, entdeckt und ins Sommerprogramm genommen: Cat Island auf den Bahamas und den Glen Eden Sun Club in Südkalifornien. Dieser Nudisten-Club liegt etwa 100 Kilometer östlich von Los Angeles in den Bergen und ist mit Tennisplätzen und Schwimmbad ausgestattet. Die Gäste sind in sogenannten Mobilhomes untergebracht, die komfortabel eingerichtet an eine zentrale Klimaanlage angeschlossen sind. Im Reisepreis enthalten ist ein Leihwagen. Je nach Termin kosten zwei Wochen inklusive Flug und Unterbringung ab 2398 Mark. FR

Wir sehen das anders

Als Mitglied der Geschäftsführung der Außenstelle Frankfurt am Main des Senioren-Schutz-Bundes "Graue Panther" e. V. bin ich erschrocken, daß die Graue Partei und vor allem Trude Unruh, die nicht nur Bundesvorsitzende der Grauen Partei, sondern auch des SSB "Graue Panther" ist, wegen ihres Finanzgebarens erneut ins Zwielicht geraten zu sein scheint (FR vom 22. 2. 1993 "Finanzgebahren der Seniorenpartei Die Grauen im Zwielicht").

Angesichts der zahlreichen politischen Skandale und Finanzaffären der letzten Zeit in diesem Lande mag der fragwürdige Umgang mit Staatsgeldern aus der Wahlkampfkostenerstattung als Bagatelle erscheinen.

Wir Grauen Panther in Frankfurt sehen das anders und möchten auf folgende Tatsachen verweisen:

Die Außenstelle Frankfurt des Senioren-Schutz-Bundes "Graue Panther" hat sich von Anfang an gegen die Gründung einer Grauen Partei gewehrt. Wir halten an dem überparteilichen Charakter des Senioren-Schutz-Bundes fest.

Die frühere 1. Geschäftsführerin der Außenstelle Frankfurt, Marianne Langen, kam vor vier Jahren als unabhängige Frau über die Liste der Grünen Partei in den Römer und ist seither Stadtverordnete in der Fraktion der Grünen.

Wir haben uns an keinem der Wahlkämpfe der Grauen beteiligt und haben keine der ominösen Spendenbescheinigungen der Grauen ausgefüllt.

Von den im Artikel angeführten 818 023 Mark, die von der Grauen Partei an den Senioren-Schutz-Bund "Graue Panther" geflossen sein sollen, haben wir keine müde Mark bekommen und wissen nichts über deren Verwendung.

Dr. Erdmut Fehsenfeld, 1. Geschäfts- führerin der Außenstelle SSB "Graue Panther" e.V., Frankfurt am Main

Freie Aussprache

Palästinenser Zum Bericht "Mahnwache für Palästinenser": Seit Wochen bedrückt mich die Tatsache sehr, daß sich ausgewiesene Palästinenser in einer ausweglosen Lage befinden. Wie soll man weiterhin engagiert für die Rechte jüdischer Mitbürger in Deutschland eintreten, wenn gleichzeitig Ihre Glaubens-Brüder in Israel so massiv gegen die Thora verstoßen und die fundamentalen Rechte anderer Menschen mit Füßen treten?"."Was du nicht willst, das man dir tue, das tue auch nicht dem anderen an" - so steht es im Alten und Neuen Testament - müßten wir da nicht gemeinsam - Juden und Christen - unsere Stimme zum Protest erheben? Nie wieder Deportation unschuldiger Menschen - in Deutschland nicht und nicht im Heiligen Land.

Und wo bleiben die Protestanten? Wo ist der Protest von Pröstin Trös- ken und von Ignatz Bubis, dem Vorsitzenden des Zentrarats der Juden in Deutschland? Joachim Spies, Neu-Isenburg "Fremde Federn" Zum Artikel "Bald Tempo 30 in der Holzhausenstraße", FR vom 19. 2.:

Verkehrsberuhigung im Nordend ist, wie aus der Bilanz des Ortsbeirates 3 bekannt, eines der Lieblingsthemen. Aber muß etwas, was wirklich gut, ja sinnvoll ist und den Bürgern etwas bringt, so dargestellt werden, daß die Tatsachen mal wieder verdreht werden. Schreibt der Verfasser: . . . "die rot-grüne Mehrheit hatte sich hartnäckig für die Verkehrsberuhigung stark gemacht".

Gehen Sie einmal in den Ortsbeirat 3 und schauen Sie sich das doch an. Die von dem Verfasser aufgeführten Vorschläge waren alle Teil eines Antrages der CDU im Oktober 1991. Wa- rum, fragt man sich da, ist dies denn so lange hinausgezögert worden? Warum versucht man sich hier mit fremden Federn zu schmücken?

Markus Albert, Frankfurt Talk-Show statt Diskussion Nun hat man eine Neuerung entdeckt: Wahl-Talk-Shows, zu denen man außer dem Spitzenkandidaten noch wohlgesinnte Leute von Presse und Wirtschaft einlädt und die über 200 Bürger im Saal nur noch dem Frage- und Antwortspiel des Podiums zuhören dürfen, auch mal klatschen. Wie will man denn die Meinung des "kleinen Mannes von der Straße" hören, wenn niemand die brennenden örtlichen Probleme auch nur erwähnt? Man hat wohl entdeckt, daß man danach mit geschonten Nerven nach Hause kommt, ohne Versprechungen, ohne Lügen. Das ist nicht das, was ich unter Demokratie verstehe!

Die undemokratischste Veranstaltung erlebte ich im Viktor-Gollancz-Haus (Höchst), wo sich über 250 Bürger, meist Frauen, eingefunden hatten. Doch das Podium nahm die meiste Redezeit für sich in Anspruch und betonte danach die Abscheulichkeit jeglicher Kritik - eine Vorverurteilung. Da schaltet man doch besser den TV an mit der Möglichkeit, weiterzuschalten. Ob der 7. März dazu führt, daß man wieder bereit ist, den Bürger anzuhören und ernst zu nehmen?

Rudolf Schmidt, Frankfurt "Umfrage manipuliert" Die Veröffentlichnung der IPOS-Umfrage über das voraussichtliche Ergebnis der Kommunalwahl am 7. März hat in Frankfurt in meinem Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis eine heftige Diskussion über die Glaubwürdigkeit derartiger Telefonabfrageaktionen einerseits und die unzulässige und anmaßende Machtausübung der Medien andererseits ausgelöst.

Ich frage mich als normal denkende Bürgerin ernsthaft nach dem Sinn oder vielmehr Unsinn solcher Aktionen, die neben ungenauen Ergebnissen auch noch viel Geld kosten. Warum werden durch solche Umfragen ohne Not politische Unsicherheiten beim Wähler erzeugt? Ich nenne das schlicht Manipulation und unverantwortliche Einflußnahme auf Wahlentscheidungen.

Ingeborg Vieth, Frankfurt Tempo 30 einschläfernd Zu "Frankfuter Initiativen vermissen Mut in der Verkehrspolitik":

Wenn sich die Verkehrsinitiativen auch auf die Seite des Fußgängers stellen, begrüßen wir das als bundesweite Vertretung dieser Verkehrsteilnehmer. Wir unterstützen selbstverständlich alle Forderungen zum Schutze des nun wirklich schwächsten Verkehrsteilnehmers mit einer großen Zahl von Kindern, Senioren und Behinderten.

Dennoch wiegen die Forderungen der Verkehrsinitiativen den Fußgänger in einer teils trügerischen Sicherheit. Der Rückbau mehrspurigen Straßen schafft erfahrungsgemäß keinen Rückgang des Individualverkehrs - es gibt nur mehr Staus und damit eine Zunahme giftiger Abgase, wenn Katalysatoren ihre optimale Betriebstemperatur im Stand nicht erreichen. Das einschläfernde Tempo 30 auf allen Straßen mindert die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer und erhöht die Risikobereitschaft von Radfahrern und Fußgängern. Die Behauptung, daß entlastende Umgehungsstraßen mehr Autoverkehr anziehen, bleibt unbewiesen, schaffen aber nachweislich weniger Autos in innerstädtische Bereiche, wo Smog und Platznot herrschen. Was bleibt, sind machbare Forderungen, wie Tempo 30 in reinen Wohngebieten, Geschwindigkeitskontrollen, Maßnahmen gegen Falschparker, Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, Fußgängerbeauftrage.

Bernd Irrgang, Vorsitzender Bund der Fußgänger, Frankfurt

Liste "noch zu unscharf" Ökologische Linke: 250 Gäste kamen ins Haus Gallus

FRANKFURT A. M. "Die Stadt, die Banken und der Tod" war Thema einer Wahlveranstaltung der "Ökologischen Linken Liste", zu der etwa 250 Bürger ins Haus Gallus gekommen waren.

Moderatorin Jutta Ditfurth, sie führt die Kandidatenliste an, begrüßte als Gesprächsteilnehmer weitere Kandidaten zur Wahl: Jakob Moneta, ehemaliger Chefredakteur der Gewerkschaftszeitung "Metall", und die Psychologin Irmela Wiemann. Gastredner waren der Hoechst-Betriebsrat Emanuel Schaaf sowie der Gewerkschafter Reinhold Winter.

Jakob Moneta kam gleich zur Sache. Die Stadt Frankfurt werde zu einem internationalen Dienstleistungszentrum ausgebaut. "Es gibt keine Wohnungen, aber 350 000 Quadratmeter Bürofläche stehen leer", ärgerte sich der 78jährige. Etwa zehn Prozent der Bevölkerung lebt laut Moneta an der Armutsgrenze. "Das sind die Modernisierungsverlierer."

Im Mittelpunkt des Beitrags von Irmela Wiemann standen "die katastrophalen Lebensbedingungen der Kinder im Gallus und Bahnhofsviertel". Wegen der schlechten Luft seien hier mehr Kinder an Pseudo-Krupp erkrankt; als Folge der fehlenden Spielmöglichkeiten sei der Nachwuchs aggressiver geworden.

Die Psychologin sparte nicht mit Kritik an der Koalition im Römer, die sie als "rosa-grün" charakterisierte: "Die kümmern sich um die Modernisierung und nicht um die sozialen Verhältnisse."

Emanuel Schaaf beschäftigte sich mit Modernisierungskonzepten der deutschen und amerikanischen Wirtschaft. Sie orientierten sich an japanischen Modellen und würden "auf Dauer Arbeitsplätze kosten". Zudem würde die betriebliche Organisation von Arbeitnehmerinteressen erschwert oder gar unmöglich gemacht. Reinhold Winter forderte im letzten Vortrag, die Sprache müsse "für die linke Bewegung zurückgewonnen" werden. So entlarvte er den Solidarpakt als unsolidarisch und forderte einen "Pakt gegen unsolidarische Verhältnisse" - der einzige Satz des Abends, den das Publikum mit Applaus bedachte. Nicht nur deshalb ein (immerhin) unterhaltsamer Vortrag, bei dem Winter seinen Eingangsworten gerecht wurde: "Ich kann zwar zu Frankfurter Daten nichts sagen, aber als engagiertes Gewerkschaftsmitglied habe ich viel zu erzählen."

Jutta Ditfurth zeigte sich auf Nachfrage mit dem Abend zufrieden, wenn auch einiges "noch zu unscharf" gewesen sei. Vielleicht hätten einige aus der Runde die Worte des Philosophen Ludwig Wittgenstein ernst nehmen sollen: "Alles, was sich aussprechen läßt, läßt sich klar aussprechen; wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen." *ara

Kleiner Frieden

Die Bockenheimer Landstraße zieht sich zwar ziemlich, aber glücklicherweise ist sie kurz genug, um nicht im Verkehrsfunk Berücksichtigung zu finden. Man stelle sich vor: zäh fließender bis stockender, abends auch stehender Verkehr. Jeden Tag, jeden Abend dasselbe. Das hält kein Radio aus.

Dort mittendrin stand dieser Tage, so um 18 Uhr, ein Auto mit offener Tür, der Fahrer daneben versuchte zu schieben. Vereinzelte Passanten strebten vorbei durch die herrschende Kühle, ein vermummter Radfahrer schien vor Schadenfreude förmlich zu sprühen, derweil er verbissen in die Pedale trat.

Der Autofahrer im leichten Jackett mitten auf der Straße drückte vergeblich gegen seinen Türrahmen. Hinten und vorn fuchtelten die Fahrer in ihren Autos.

Da passierte es. Quietschend hielt das Fahrrad. Der Vermummte stieg ab und lief zu dem Wagen hinüber. Zwei, drei Fußgänger verließen gleichzeitig den Gehweg. Zwar spuckte keiner in die Hände, aber im Nu war das Auto in eine Seitenstraße geschoben.

Der Radler schwang sich auf sein Rad, die Fußgänger enteilten in den Winterabend. Der Autofahrer hatte noch genug Ärger vor sich, aber für eine Minute hatten sie die natürlichen Feindschaften des Straßenverkehrs besiegt.

Ja, unser Frankfurt. Es hätte aber auch sonstwo gewesen sein können. Ihr Bastian

WER einmal nur die eineinhalb Kilometer vom Hauptbahnhof zur Messe mit dem Taxi zurückgelegt hat, der weiß, wo's langgeht in der Frankfurter Kommunalpolitik, so er einen beherzten und beredten Fahrer zur Seite hatte. Aus der Perspektive jener mobilen Spezies erzählt nun der Schauspieler Sigi Herold über die Stadt, das Geld und den Rest der Welt: Sein Solostück "Der Taxifahrer . . . stimmt so!" ist, "rechtzeitig vor der Kommunalwahl", ab Freitag im Theaterhaus zu erleben. Basierend auf der Überzeugung, daß Taxifahrer eben "nicht nur den einzelnen Menschen durch das Gewirr der Großstadt leiten, sondern im Ernstfall auch die Geschicke der gesamten Bürgerschaft lenken könnten". Das Programm der Woche Donnerstag, 4. März, 15 Uhr: "Käthi B.", ein Stück über die Einsamkeit von Beat Fäh, in einer Inszenierung von Max Eipps "Institut für Plötzliche Bewegung" für Leute ab acht Jahren, im Theaterhaus (Schützenstraße 12).

"Mein äußerst schwer erziehbarer schwuler Schwager aus der Schweiz", eine "Nachtschau" mit den ewig abgründigen Texten des Titanic-Kolumnisten Max Goldt, zusammengetragen und dramatisiert vom Schauspieler- Duo Mooshammer/Stadler, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55).

20.30 Uhr: "Frauen.Krieg.Lustspiel", ein "unerbittliches Antikriegsstück" von Thomas Brasch, in einer Fassung des Theaters in Bornheim (TiB, Bornheimer Landwehr 35).

Freitag, 5. März, 11 Uhr: "Käthi B." am Theaterhaus. 20 Uhr, auf derselben Bühne: Premiere für "Der Taxifahrer . . . stimmt so!" mit Sigi Herold, die Regie hat Michael Kloss.

Ebenfalls um 20 Uhr: das Musiktheater-Duo Yarinistan im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef- Straße 46a) mit seinem Ost-West-Dialog "Herrlich ist der Orient übers Mittelmeer gedrungen"; außerdem ein neuer Abend mit Philipp Mosetter, dem bekannten Verfasser monumentaler Miniaturen und lapidarer Dramuletten (im Gallus Theater).

20.30 Uhr: "Anarchie in Bayern", eine sozialutopische Nummernrevue aus dem Nachlaß Fassbinders, rekonstruiert und gespielt vom Kellertheater (Mainstraße 2); "Frauen.Krieg. Lustspiel" im TiB.

Samstag, 6. März, 15 Uhr: "Zottelhaube", norwegisches Märchen, erzählt vom Theater Maskara für Kinder ab fünf (Gallus Theater). - 20 und 22 Uhr: "Käthi B." im Theaterhaus, das Duo Yarinistan in Höchst und die Max-Goldt-Schau im Gallus. - 20.30 Uhr: "Anarchie in Bayern" im Kellertheater und "Frauen.Krieg.Lustspiel" im TiB. - 23 Uhr: Sigi Herolds Hymne auf die Taxifaher, im Theaterhaus.

Sonntag, 7. März, 11 Uhr: Max Eipps "Käthi B." im Theaterhaus. 16 und 20 Uhr: Conférencier Max Nix führt durch die Attraktionen des "Varietés am Sonntag" im Neuen Theater.

Montag und Dienstag, 8./9. März, jeweils 11 Uhr: Kinder-Vorstellungen für die seltsamen Abenteuer der "Käthi B." im Theaterhaus.

Mittwoch, 10. März, 20 Uhr: "MixTour", das Best-of-Programm der schwäbischen Komiker-Truppe "Shy Guys" (Neues Theater Höchst). two

Der Mietspiegel bremste die Wucherer Über Stadtentwicklung und Wohnungspolitik diskutierten die Grünen im Nordend

NORDEND. "Stadtentwicklung und Stadtplanung wird von Gesetzen gesteuert, in die die Politik schlecht eingreifen kann." Carola Scholz von den Grünen kennt als Stadtverordnete die Grenzen ihres Betätigungsfeldes. Im Saal der Arbeiterwohlfahrt (Eckenheimer Landstraße 93) diskutierten die Grünen das aktuelle Thema um die planerische und bauliche Gestaltung der Stadt, wobei die Wohnungspolitik im Mittelpunkt stand.

Die Stadt forciere derzeit vehement die wirtschaftliche Entwicklung, sagte Scholz und sprach in diesem Zusammenhang von einer "Wachstumsideologie". Zu kurz kommen, so die planungspolitische Sprecherin der Grünen, soziale und ökologische Elemente. Anders als es ihre Partei fordert, bereits genutzte Flächen zu recyceln, würden Freiräume weiterhin verbraucht. Ursache der einseitigen, auf Wachstum ausgerichteten Planung seien nach Meinung der Stadtverordneten die Verwaltungsstrukturen. Der Behördenapparat berücksichtige kaum Gesichtspunkte wie die der Sozial- und Umweltverträglichkeit.

Detaillierter auf das Nordend ging Angelika Fuchs ein. Die Politikerin der Grünen und Mitglied des Ortsbeirates sprach von einem Strukturwandel, der sich im Stadtteil abzeichne. Aus dem Straßenbild verschwinde immer mehr das Kleingewerbe, Kneipen fänden sich hingegen zahlreich. Seit Beginn der auslaufenden Wahlperiode seien von zwölf Anträgen, Lokale zu eröffnen, neun genehmigt worden; in zwei Fällen würde noch geprüft, ein Letzter habe das Amt für kommunale Gesamtentwicklung abgelehnt - mit der Begründung "es sei genug". Auch die Politikerin hält den Bedarf an Kneipen im Nordend für gedeckt: "Der Punkt ist erreicht, wo das Vergnügen in eine Last umschlägt."

Zum Thema Wohnungspolitik bezog Frau Fuchs klar Stellung: "Wir haben keine freie Flächen". Neubauten seien deshalb kein Thema, der "preiswerte Wohnraum" müsse gesichert werden. In der Praxis würde das Ziel unter anderem mit Hilfe des Verbotes der Wohnraumzweckentfremdung durchgesetzt.

Nachdem das zuständige Amt 1989 von zwölf auf 28 Mitarbeiter aufgestockt worden war, arbeiteten die Kontrolleure weitaus effektiver. Besonders in den Stadtteilen Westend und Nordend sei systematisch geprüft worden. Die Politikerin unterstreicht die Erfolge mit Zahlen: "Allein 1992 konnten 800 Wohnungen zurückgewonnen werden."

Vehement fordert Angelika Fuchs auch eine Erhaltungssatzung. Durch eine solche Gesetzesgrundlage könnten, betont die Politikerin, städtebauliche Eigenarten besser bewahrt werden. Modernisierungen oder Nutzungsänderungen müßten gegebenenfalls erst mit allen Beteiligten, wie Mieter, Besitzer oder Pächter abgesprochen werden. "Wir versprechen uns davon, daß so die Zusammensetzung der Wohnbevölkerungsstruktur erhalten bleibt", erläutert das Ortsbeiratsmitglied.

Die überhöhten Mietpreise waren ein weiteres wichtiges Thema für die Kommunalpolitikerin. Erst nach Einführung des konkreten Mietspiegels in Frankfurt sei es möglich geworden, den Wucherern das Handwerk zu legen. Denn: Weiche der Quadratmeterpreis mehr als 20 Prozent vom Normwert ab, verstoße der Vermieter gegen das Wirtschaftsstrafgesetz.

Auch der Jurist Norbert Pahl wertet den Frankfurter Mietspiegel als Erfolg: "Man kann recht froh sein, solch ein Instrument zu haben." Er basiere auf Erfahrungswerten und könne bereits als ein vorweggenommenes Gutachten gelten; es handele sich also nicht, wie in anderen Fällen, um "ausgehandelte Werte". Außerdem weise der Mietspiegel keine Spannen auf. Diese beiden vorteilhaften Eigenschaften machten mögliche Prozesse für den Kläger kalkulierbarer, betont der Jurist.

Abschließend ging das Podium auf den Kauf von Mietwohnungen ein. Vor 1992 konnte die Stadt solch einen Prozeß noch verhindern, indem sie die sogenannte Abgeschlossenheitserklärung verweigerte. Jetzt wurde ihr diese Möglichkeit vom Gesetzgeber genommen. Die Folge sei, so Pahls Auffassung, die Eigenbedarfskündigungen nehmen zu. ole

Informationen zum

Sinsheimer Museum

Auto & Technik Museum Sinsheim: Rund 3000 Ausstellungsstücke auf 30 000 Quadratmetern in zehn Hallen (beheizt). Großer Parkplatz, auch für Busse; Kinderspielplatz; Selbstbedienungsrestaurant mit 500 Plätzen; 90 Prozent der Ausstellungsfläche sind

Sonderausstellung: 30 Jahre Porsche 911.

Adresse: Auto & Technik Museum, 6920 Sinsheim bei Heidelberg, Obere Au 2, Telefon 0 72 61-6 11 16, Fax -1 39 16.

Öffnungszeiten: Täglich von 9 bis 18 Uhr.

Eintrittspreise: Erwachsene 13 Mark, Kinder und Jugendliche von 6 bis 16 Jahren 8 Mark, Schwerbeschädigte 8 Mark; Ermäßigung für Gruppen ab 20 Personen: Erwachsene 10 Mark, Kinder 5 Mark.

Anfahrt: Autobahn A 6 Heidelberg-Heilbronn, Ausfahrten Sinsheim und Sinsheim-Steinsfurt; Bundesstraße B 39 Heidelberg-Heilbronn; Museum ab Ortsgrenze Sinsheim ausgeschildert. Bahnhof: Sinsheim, Bundesbahnstrecke Heidelberg-Heilbronn (Zugauskunft: Telefon 069-1 94 19); Vom Bahnhof Busverbindungen zum Museum (Richtung Messegelände). kick

Von A wie Abarth bis Z wie Zündapp

Technik-Museum in Sinsheim

Von unserem Redaktionsmitglied Fred Kickhefel

Was die Leute so alles herumstehen haben. Da stolpert einer in seiner Garage ständig über ein Dutzend Cadillacs, ein anderer hat im Garten eine Schweizer Elektrolok vom Typ "Krokodil", wie sie jeder Modellbahnfan kennt, nur: die hier ist nicht H 0, sondern Maßstab 1 : 1! Und ein dritter opfert ein größeres Zimmer seiner Wohnung für den Dieselmotor eines deutschen U-Bootes von 1915. Ende der 70er Jahre waren diese Leute das leid. Sie gründeten einen gemeinnützigen Verein zur Förderung eines Technik- Museums. Und am 6. Mai 1981 war es dann soweit: Nahe dem Messegelände in Sinsheim eröffnete das Auto & Technik Museum in zwei ehemaligen Lagerhallen.

Die Vereinsgründer hatten zu Hause wieder mehr Platz und die Öffentlichkeit konnte sich an rund 5000 technischen Exponaten ergötzen. Nach dem Naturgesetz "wo Tauben sitzen, fliegen Tauben hin" wuchsen die Museumsbestände schnell. Heute sind es rund 30 000 Exponate, die ständig variieren. Denn da entschließt sich vielleicht ein Leihgeber, seinen Horch von 1930 mal wieder zu fahren und stellt dafür seinen Daimler von 1932 hin. Das ist das Besondere an diesem Museum: Nur wenige Ausstellungsstücke gehören dem inzwischen 1500 Mitglieder starken Verein, fast alle sind Leihgaben von Privat, Firmen, anderen Museen.

Wer auch nur halbwegs alles Interessante sehen will, sollte sich Zeit nehmen. (Sinsheim selbst oder die Landschaft des Kraichgaus müssen da wohl einem zweiten Ausflug vorbehalten bleiben.) Und es ist ein Museum für die ganze Familie. Da mag Sohnemann im dreimotorigen Transportflugzeug Ju 52 ("Tante Ju") herumklettern, während Mutter sich die historischen Kinderwagen anguckt und Töchterchen sich an den mechanischen Musikinstrumenten ergötzt; derweil schreitet Vater die Front der Ferraris aller Typen ab und träumt von einem Lottogewinn. Und Opa ist in der Nachbarhalle angeblich bei den Rallye-Fahrzeugen, in Wirklichkeit aber beim Tiger- Panzer, wo er die Zeit nostalgiert, da er als Obergefreiter im Afrika-Korps dem Feldmarschall Rommel Ratschläge gab . . .

Denn auch hier kennt die Sammelwut keine Grenzen: Vornehmlich von amerikanischen Museums-Freunden stammen die Militärfahrzeuge aus dem Zweiten Weltkrieg. Wem das zu martialisch ist, der kann es links liegen lassen, das Kriegsmaterial hat eine Halle für sich.

Es gibt, wie gesagt, auch sonst genug zu sehen. Da hüpft doch nicht nur das Herz von Eisenbahnfreunden, wenn man vor der riesigen, grünen Maffei-Dampflokomotive steht, deren Räder (2,10 Meter Durchmesser!) und Pleuelstangen sich in regelmäßigen Abständen in Bewegung setzen. Bei dieser 2700 PS starken und 200 Stundenkilometer schnellen Lok handelt es sich um ein Stückchen gesamtdeutscher Geschichte: Erbaut wurde die "18 314" im Jahre 1919, bis 1933 fuhr sie für die Badische Staatsbahn auf Schwarzwald- und Oberrheinstrecken, damals eine der schnellsten Dampfloks der Welt. Nach dem Krieg, bis 1971, war sie bei der Deutschen Reichsbahn in der DDR im Einsatz, schließlich dampfte die Lok ins Verkehrsmuseum Dresden ab. Dort konnte das Sinsheimer Museum sie nach zähen Verhandlungen erwerben.

Wer zählt die Autos, nennt die Namen? Von Abarth bis Zündapp ist hier alles vertreten - und ein bißchen mehr: Stilettartig steht da der Raketenwagen "The Blue Flame", mit dem Gary Gabelich 1970 auf einer Salzseepiste in Utah / USA mit 1001,925 km/h den noch heute gültigen absoluten Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge aufgestellt hat. Das Geschoß hat 58 000 PS. Und wo das Ganze begann, wird auch gezeigt: Da steht sie, die originale Drehbank, auf der 1887 Robert Bosch die Teile für seinen ersten Magnetzünder gefertigt hat.

Faszinierende Eindrücke zuhauf also. Und erkennbarer Platzmangel. Deswegen muß sich der Liebhaber von Feuerwehrfahrzeugen - und demnächst auch der Flugzeuge - in die Pfalz begeben, wo der Förderverein im Technik Museum Speyer eine Dependance gefunden hat. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Ihre Klientel nennen sie "Lieferung" Von Neppern und Schleppern: Wie Flüchtlinge über die Wohlstandsgrenze gelangen Von Ulrich Glauber (Prag)

Bei der Erinnerung an seinen exotischsten Fall lächelt Stepan Palic (Name von der Redaktion geändert) versonnen. "Einmal haben wir eine arabische Familie mit 16 Kindern über die Grenze nach Deutschland gebracht. Vater und Söhne trugen Burnusse, die Frauen waren verschleiert." Schon wegen der hellen Kleidung sei die "Aktion" ziemlich riskant gewesen. "Wir haben sie dann in Grüppchen entlang der Grenze verteilt und drüben wieder eingesammelt", berichtet der Mittdreißiger über das glückliche Ende des einträglichen Geschäfts. Palic kennt sich auf diesem Grenzgebiet hervorragend aus. Er lebt im tschechischen Städtchen Varnstorf am Übergang ins sächsische Seifhennersdorf und ist professioneller Flüchtlingsschlepper.

Seine Klientel nennt Palic für gewöhnlich "Lieferung". Bevor die Profi-Schlepper in Varnstorf die Ware in Empfang nehmen, wurden die Flüchtlinge von jeweils selbständig arbeitenden Gruppen in Etappen abgesahnt. Auf dem Prager Hauptbahnhof sprechen Kontaktleute die Ankömmlinge - gegenwärtig meist aus dem ehemaligen Jugoslawien - darauf an, ob sie nicht der Hilfe bei der Weiterreise ins benachbarte Wohlstandsland bedürfen. Bei Handelseinigkeit werden die Auswanderer gegen Devisen-Barkasse zunächst in ein Hotel im nordböhmischen Teplice (Teplitz) gebracht. Dort hält man sie erst einmal einige Tage fest, für gesalzene Übernachtungspreise, versteht sich. Dann werden die Schleuser in Varnstorf "angemorst", so Palic. Allein der 90-Kilometer-Transfer von Teplice nach Varnstorf kostet hundert Mark pro Person. Es folgen noch einmal ein paar Nächte Unterbringung zum Wucherpreis.

So mancher Flüchtling ist bei der Ankunft im tschechischen Grenzstädtchen pleite. "Dann läuft nichts", beweist Palic strenge Geschäftsprinzipien. Schleusen eines Erwachsenen kostet laut gültiger Preisliste 400 Mark, Kinder gehen gratis. Das Erfolgsrisiko trägt der Kunde. Werden die illegalen Grenzgänger von der Zollpolizei erwischt und zurückgeschickt, stellen die Schlepper sie vor die Wahl: Wiederholung des Versuchs oder Transfer zurück nach Prag. Für einen neuen Anlauf muß erneut bezahlt werden. Palic gibt dann oft Rabatt. Reklamationen sind auf die Dauer schlecht für's Geschäft.

Wenn ein Schlepper vom Bundesgrenzzschutz erwischt wird, blüht ihm ein halbes Jahr Haft in Deutschland. Palic fällt niemand aus seinem Bekanntenkreis ein, dem solche Unbill widerfahren wäre. Bei einem Monatseinkommen, das der Varnstorfer Profi mit durchschnittlich 3000 Mark wohl eher zurückhaltend beschätzt, finden alle ihr Auskommen. Drei Schlepperorganisationen in Varnstorf - "die Tschechen, die Jugoslawen und die Roma" - zählt der Roma Palic auf. Die Zusammenarbeit sei kollegial, größere Flüchtlingsgruppen werden untereinander aufgeteilt. Mehr als zwei bis drei Personen pro Einzelaktion würden ohnehin zu sehr ins Auge fallen. Schwierigkeiten mit der Kundschaft gibt es neuerdings bei der Vereinbarung der Zahlungsmodalitäten. Häufig wehren sich die Flüchtlinge gegen Vorauszahlung. Es sind offensichtlich Gerüchte durchgedrungen, daß Schlepper nach dem Abkassieren einfach verschwinden. Die Emigranten verlangen häufig Transfer bis in Städte wie Dresden, Stuttgart oder Köln. Gegen Aufpreis wird auch das erledigt, nachdem der Schlepper im Auto die Grenze legal überquert und die Flüchtlinge wieder aufgenommen hat. Allerdings sind bereits Schleuser am Ankunftsort in Deutschland von Angehörigen ihrer Kunden mit gezücktem Messer um den Lohn der Angst geprellt worden. Das Finanzielle wird deshalb inzwischen unmittelbar vor dem Passieren der grünen Grenze geregelt.

Der Menschenschmuggel selbst scheint ein Kinderspiel zu sein. Oft führen nämlich Kinder die Flüchtlinge zu Häusern an der Demarkationslinie. Das hat "psychologische Gründe". Werden die Minderjährigen von tschechischen Grenzpolizisten angesprochen, wird ihnen angeblich eher als Erwachsenen geglaubt, wenn sie einen Besuch bei Nachbarn vorschützen. Vom grenznahen Haus ist es im Doppelstädtchen Varnstorf-Seifhennersdorf dann nur noch ein Sprung ins ersehnte Deutschland.

Zuweilen laufen die Geschäfte nicht ganz reibungslos. Als Palic zwei Rumänen über die Grenze schleusen wollte, entdeckte er gerade noch rechtzeitig zwei tschechische Kriminalbeamte. Er gab den Rumänen den Wink, sich auf eigene Faust durch die Büsche zu schlagen, und verwickelte die "Kriminaler" zur Ablenkung in ein Gespräch. Nach zwei Stunden traf er die Flüchtlinge in der Kneipe wieder. Beide waren um ein Bußgeld von 500 Kronen (knapp 30 Mark) ärmer. Auf einen Pfiff der argwöhnisch gewordenen Grenzer hin waren die Rumänen aus ihrem Versteck gekommen - in der Annahme, es sei ein Signal ihres Schleppers. Einer der beiden kam inzwischen im vielschichtigen Varnstorfer Gastgewerbe unter. Den anderen brachte der Schleuser nach der "Alles-oder-nichts- Methode" in seinem Wagen über den offiziellen Grenzübergang. Das Auto wurde auf beiden Seiten durchgewunken.

Palic hat mit dem Schleusergewerbe begonnen, nachdem er arbeitslos geworden war. Ein geregelter Job wäre ihm lieber, bekräftigt er. Für ihn wie für die anderen 560 Roma von Varnstorf, von denen nach seiner Behauptung mangels legaler Verdienstmöglichkeiten 99 Prozent als Flüchtlingsschlepper Geld machen, stehen die Chancen schlecht. Die drei Großbetriebe des 16 000-Einwohner-Ortes haben in den vergangenen Monaten der Reihe nach pleite gemacht. Das Umfeld verschlechtert sich zunehmend. Abends und an Wochenenden kommen zweifelhafte Gäste aus Deutschland herüber, um sich für D-Mark billig zu amüsieren. Prostitution und Kriminalität im Grenzstädtchen sind sprunghaft gestiegen. Auch Schüsse sollen mitunter fallen.

Bürgermeisterin Anna Dutkova sieht denn auch im zwielichtigen Nachtleben an der Grenze zum D-Mark-Land das Hauptproblem ihrer Stadt. Der Ort sei zum Ventil für soziale Spannungen im Nachbarland geworden. "Mein Kollege in Seifhennersdorf hat mir neulich gesagt, daß es ihm sehr hilft, daß sich die dortigen Arbeitslosen bei uns billig austoben können", meint Anna Dutkova resigniert. Für die Flüchtlinge zeigt sie eher Mitleid. Die tschechische Grenzpolizei macht festgenommenen Ausländern nach der Übernahme vom Bundesgrenzschutz lediglich klar, sie hätten tschechisches Staatsgebiet binnen 48 Stunden zu verlassen, und setzt sie vor die Tür. Um den Papierkrieg mit den staatlichen Stellen zu vermeiden, kauft die Kommunalverwaltung den gestrandeten Ausländern auf eigene Kosten eine Fahrkarte und setzt sie in den Zug nach Prag. Wo sie aussteigen, bleibt ihnen selbst überlassen.

Das tschechische Innenministerium geht davon aus, daß viele Flüchtlingstrecks von Reisebüros in deren Herkunftsländern organisiert sind. Bis Ende 1993 seien in der Tschechischen Republik 1100 Schlepper registriert worden. Nur die Hälfte der Schleuser sind nach den Erkenntnissen des Ministeriums Einheimische. Beteiligt sind am Geschäft Vietnamesen, die vor allem Landsleute und Chinesen über die Grenze führen, sowie Jugoslawen, Rumänen, Bulgaren und Türken, die Mitbürger zumeist in Lastwagen über die Grenze schmuggeln. Im Januar wurden in der Tschechischen Republik 3277 Flüchtlinge - davon 44 Prozent Jugoslawen, 21 Prozent Bulgaren und knapp zwölf Prozent Rumänen, aber auch 72 Inder und 38 Bürger Sri Lankas - beim illegalen Grenzübertritt erwischt. 90 Prozent wollten nach Deutschland, rund 300 der Flüchtlinge hatten Schlepperdienste in Anspruch genommen.

In Kenntnis dieser Zahlen zeigt Innenminister Jan Ruml Verständnis für die Bonner Forderung, die Grenzen dichtzumachen. Damit die Emigranten gar nicht erst in die Tschechische Republik einreisen, setzt der Prager Minister auf die Einführung der Visapflicht für Bürger der Herkunftsländer. Zudem verspricht er sich Erfolge von den mobilen Einsatzkommandos, die laut Beschluß der internationalen Innenministerkonferenz von Mitte Februar in Budapest Flüchtlinge und Schlepper auch grenzüberschreitend verfolgen sollen. Um die grüne Grenze nach Polen und in die Tschechische Republik undurchlässig zu machen, hat der Bundesgrenzschutz nun mit dem Einsatz aufwendiger Elektronik begonnen, die beim Aufspüren von Flüchtlingen angeblich Wunder bewirken soll. Stepan Palic kommentiert das gelassen: "Wir haben bis jetzt noch keine Erfahrungen damit. Aber wir werden Möglichkeiten finden, das zu umgehen."

Stadtteil-Fenster

Asylgeschichten heute ist das Thema des Vortrags mit dem Leiter des Psychosozialen Zentrums für ausländische Flüchtlinge, am heutigen Donnerstag, 4. März, um 20 Uhr, in der evangelisch-reformierten Gemeinde Westend, Freiherr- vom-Stein-Straße 8 a (erster Stock). ks/09

Der inaktive Ruhestand e. V. lädt jeden ersten Donnerstag im Monat zu seinem Gesprächskreis "Betreuung" ein. Die Mitglieder des Kreises trifft sich von 10 bis 12 Uhr in der Geschäftsstelle des Vereins, Brentanostraße 23. Am Donnerstag, 4. März, geht es um "Ambulante und stationäre Angebote in Frankfurt für betreute Personen". Informationen gibt es unter Tel. 17 35 71. ov/09

". . . die andere Seite des Lebens" ist ein Film über die Konstablerwache, die Szene und Clips. Das Juz Bockenheim (Varrentrappstraße 38) zeigt ihn am Samstag, 6. März, um 18 Uhr. ov/09

Die Praunheimer Konzerttage 93 starten am Sonntag, 7. März, mit Orgelwerken von Bach, Brahms, Franck, Ritter und Vierne; an der Orgel Bernd Lechla. Das Konzert in der Auferstehungskirche, Graebestraße 2, beginnt um 18 Uhr. ov/09

Der Rottweiler Platz ist Thema einer Bürgeranhörung, zu der der Ortsbeirat 1 am Dienstag, 9. März, 19 Uhr, in den Bürgertreff Gutleut, Rottweiler Straße 32, einlädt. Es geht um nächtlichen Lärm, Verschmutzung und Bedrohungen ov/09

Weitere behinderte Kinder sollen integriert werden Grünewald-Schule machte damit gute Erfahrungen Von unserem Redaktionsmitglied Achim Ritz SELIGENSTADT. Die Eltern und das Kollegium der Matthias-Grünewald- Schule haben mit dem integrativen Unterricht seit dem vergangenen Sommer so gute Erfahrungen gesammelt, daß im nächsten Schuljahr eine weitere Klasse ins Leben gerufen werden soll, in der behinderte und nichtbehinderte Jungen und Mädchen gemeinsam spielen und lernen. Von Eltern liegen nach Auskunft des Schulleiters Manfred Kreis bereits drei Anmeldungen vor. Die Mütter und Väter wünschen sich, daß ihre behinderten Kinder in eine Klasse der Grundschule integriert werden. Integration ist an der Matthias-Grünewald-Schule in der Einhardstraße kein Fremdwort, sondern wird dort täglich praktiziert. Das hängt nicht ausschließlich damit zusammen, daß in der Nachbarschaft die Don-Bosco-Schule für Lernbehinderte steht, doch diese Tatsache ist ein wesentlicher Grund für die Idee eines gemeinsamen Unterrichtes gewesen.

In einer Betreuungsklasse treffen sich seit vergangenen Sommer 17 sogenannte Regelschüler und sieben Lernbehinderte. Das ist einmalig im Kreis. Je nach Tageszeit oder Stundenplan sind unterschiedlich viele Kinder in der Gruppe. Immer wenn es eine Freistunde gibt, der Unterricht später beginnt oder aus irgendwelchen Gründen früher endet, können die Jungen und Mädchen in der Betreuungsklasse gemeinsam lernen und spielen. Dieses Angebot startet morgens um 7.30 Uhr. Spätestens um 13.30 Uhr müssen die Kinder dann nach Hause.

Seit Einrichtung der Betreuungsklasse können sich die Eltern sicher sein, daß ihre Kinder auch bei Hitzefrei oder Unterrichtsausfall in guten Händen sind und nicht auf der Straße herumlaufen, sagt Schulleiter Manfred Kreis.

Die Betreuungsklasse wurde unter anderem aus dem Grund ins Leben gerufen, um Alleinerziehende dabei zu unterstützen, Beruf und Kinderbetreuung unter einen Hut zu bringen. Daß es im Sommer vergangenen Jahres gleich zwei Neuerungen in der Matthias-Grünewald-Schule gab, Betreuungsangebot für alle über sechs Stunden und die erste Integrationsklasse zugleich, hing mit der Nachbarschaft zu der Don-Bosco-Schule und den engen Kontakten zum Kollegium sowie zu den Kindern zusammen.

Die Jungen und Mädchen, die das Angebot der Betreuung wahrnehmen oder zu der integrativen Klasse gehören, werden von zwei Lehrer/innen unterrichtet. Der oder die zweite Kraft im Klassenzimmer muß nach Darstellung des Schulleiters zusätzlich eine sonder- oder heilpädagogische Ausbildung absolviert haben. Diese Flexibilität der Schule, nicht nur die "eigenen", sondern auch die lernbehinderten Jungen und Mädchen der Nachbarschule mitzubetreuen, könnte künftig noch ausgeweitet werden. Doch dabei wird es jedoch nach Auskunft des Schulleiters Grenzen geben.

Manfred Kreis glaubt, daß die Schülerzahlen wegen neuer Baugebiete in Seligenstadt schon vom Sommer 1994 an steigen werden. Dann reichen wohl zwei Klassen pro Jahrgang nicht mehr aus, in der Schule werde es eng. Wenn die bisherigen Angebote wie integrative Betreuungsklasse bestehen bleiben sollen, muß aus Sicht des Rektors angebaut werden.

Eine Erweiterung sowohl des Hauses als auch der inhaltlichen Arbeit hält er für sinnvoll. Die Schule müsse sich mehr öffnen, sagt Kreis, der seit fast 20 Jahren zum Kollegium der Matthias-Grünewald- Schule gehört. Er denkt dabei an ein Ganztagsangebot mit Mittagstisch. Dabei könnten die Vereine aus der Stadt eine wichtige Rolle übernehmen. Schon jetzt gibt es freiwilligen Sportunterricht am Nachmittag, für den ein Verein zuständig ist. Vorstellen kann sich Manfred Kreis auch, daß andere Vereinsvertreter quasi als Leiter von Arbeitsgruppen von Kursen am Nachmittag in Aktion treten. Über konkrete Möglichkeiten müsse noch mit den vorgesetzten Behörden wie Staatliches Schulamt sowie Eltern und Kollegium gesprochen werden.

Ein Problem ließe sich jedoch leicht lösen: In der Schule existiert eine Küche, in der die Kinder mittags essen könnten.

Ansichten von Zeit und Geist

KARBEN. Anmerkungen zu Geist und Zeit macht das Wiesbadener Hinterhaus Kabarett zur Auftaktveranstaltung der Kulturinitiative Karben am Freitag, 12. März, ab 20.30 Uhr im Jugendkeller des Bürgerzentrums. Das Programm der beiden Kabarettisten Holger Hebenstreit und Manfred Wallig verspricht "Irre Ansichten" von den verschlungenen Pfaden der deutschen Völkerwanderung und der "deutsch-europäischen Gesellschaft mit beschränkter Haftung". cor

Lifestyle im Vorübergehen

Ach, tut das der gepeinigten Seele der Frankfurter gut! Was immer sie anfingen - es gab bisher einfach nichts, was Kritikaster in anderen Großstädten nicht schöner, größer oder verschnörkelter, weltgewandter oder ausgeflippter vorgefunden hätten. Und jetzt dies. In einem Atemzug genannt mit Berlin, München und - man erstarre ehrfürchtig - mit Bochum!

Zu verdanken ist die Aufwertung Frankfurts dem Münchner Lifestyle- Magazin "Ambiente". In der letzten Ausgabe wird verraten, wo man sich als Trendsetter mit einem Höchstmaß an Stil betrinkt. Dafür kommen nur knapp drei Dutzend Edel-Zapfstellen in Frage, nämlich die 34 "Top-Designer-Bars", rund um den Globus verteilt. Und diese Hitliste hat sich ein Frankfurter Etablissement erobert. Das "Café Cult" in der Schillerpassage gehört dazu.

Eine Hamburger Werbeagentur jubiliert die Neuigkeit in die Welt: Die Juroren, die das "Café Cult" zum Kult- Café beförderten, ließen sich nicht allein von den "klaren Linien" der Innenarchitektur betören (dem dunklen Parkettboden, den Barhockern mit den originellen, lederbespannten Rund-Sitzen, den unerwarteten Schwüngen am Tresen?). Die Cocktails von Bill Deck in ihrer verwegenen Zusammensetzung werden gelobt, die Live-Musik bis in die Morgenstunden, und natürlich das Publikum. "Viele Prominente aus Kultur und Politik."

Ein Spielverderber, der nachhakt. Er würde erfahren, daß der Innenarchitekt der "Ambiente"-Redaktion ein paar aussagekräftige Fotos geschickt hat, daß ein Mitarbeiter im Vorbeiflug mal reingesehen und das Ganze "okay" gefunden hatte. Damit war "Café Cult" dabei. "Wissen Sie, wir hatten ein paar Probleme, deutsche Bars zu finden."

Aber das muß ja nicht jeder wissen. Tatsache ist: Wir haben eine Top-Designer-Bar! Endlich! abi

Der Stolz auf ein blaues Auge ist verflogen Warum sich die Rugbymannschaft der Eintracht aus der 2. Bundesliga zurückziehen mußte

Für den Rugby-Sport in Deutschland war das Jahr 1992 ein Neubeginn. Für die Vertreter des rauhen Sports bei Eintracht Frankfurt war es eher der Anfang vom Ende - jedenfalls vorerst. Die Mannschaft mußte sich aus der Zweiten Bundesliga zurückziehen.

Als zum Saisonbeginn 1992 eine eingleisige Erste Bundesliga mit sechs Mannschaften und eine zweigeteilte Zweite Bundesliga in Rugby-Deutschland eingeführt wurden, war man im allgemeinen froh um die neuen, etwas übersichtlicheren Strukturen und bei Eintracht Frankfurt im speziellen zuversichtlich, eine Plazierung erreichen zu können, die zu Qualifikationsspielen zur Ersten Bundesliga berechtigen würde. Viermal hatte man bisher den möglichen Aufstieg ins Rugby-Oberhaus verpaßt; beim fünften Versuch ging jedoch gleich alles gründlich daneben.

Nach den drei Auftaktspielen in Rottweil, Offenbach und München, wo es jeweils eine Niederlage zu verzeichnen gab, zogen die Verantwortlichen ihre Mannschaft aus der Zweiten Bundesliga (Gruppe Süd B) zur Überraschung vieler zurück. Die verloren gegangenen Spiele waren aber nicht der alleinige Grund für das vorzeitige Aus. Abteilungsleiter Günter Fooßen und Jugendleiter Michael Moog machen eine unglückliche Verkettung von Ereignissen für das Geschehen verantwortlich.

Zunächst waren sich wohl einige Mannschaftsmitglieder nicht genügend über die Leistungsanforderungen und die großen Entfernungen zu Auswärtsspielen klar. Obwohl man laut Jugendleiter Moog ausreichend oft über den Aufstieg und die daraus resultierenden Konsequenzen gesprochen hatte, war der Frust nach dem mißlungenen Saisonauftakt bereits groß. Hinzu kam neben zahlreichen Verletzungen noch die Absage von fünf irischen Spielern mit Beginn der Saison. Der Kader von vormals 30 Leuten schrumpfte zusehends. Zuvor war auch der Platz am Waldstadion, auf dem die Eintracht ihre Heimspiele sonst austrug von der Stadt Frankfurt wegen Renovierungsarbeiten gesperrt worden. Bei Heimspielen war man auf die Gunst des Rivalen SC 80 Frankfurt angewiesen, der seinen eigenen Platz der Eintracht zur Verfügung stellte. Und als letzten Schlag mußte dann noch der Weggang von Nachwuchstrainer Thomas Kolischke verkraftet werden. Er wechselte als Spieler zum Bundesligisten SC Neuenheim (Heidelberg). Die längerfristig geplante Verjüngung der bereits in die Jahre gekommenen ersten Mannschaft durch Nachwuchsspieler war damit gescheitert, da die meisten nach dem Weggang von Kolischke die Rugby-Schuhe auszogen.

Jedes dieser Ereignisse war für sich mit einem hohen Motivationsverlust unter den verbleibenden Spielern verbunden. Heute stellt sich die Frage nach Konzepten für die Zukunft und welche Fehler dabei vermieden werden sollten. Michael Moog: "Auf ausländische Spieler zu hoffen, das bringt nichts. Das Spielerreservoir muß sich aus der eigenen Nachwuchsarbeit rekrutieren." Und die Nachwuchsarbeit ist, darüber sind sich alle Beteiligten im klaren, die einzige Möglichkeit, um sportlich weiterzukommen. Mit drei Trainern, dem Jugendnationalspieler Uwe Serba, Andre Hüllen und Kevin Mc Gowan sowie Jugendwart Moog glaubt man ausreichend Personal für den geplanten Wiederaufbau zusammenzuhaben. Hinzu kommt noch, daß der ehemalige Eintracht-Spieler Miki Janouscek als Sportlehrer an der Liebigschule mit Aktionswochen in Sachen Rugby zahlreichen Nachwuchs werben soll.

An Personal scheint es also nicht zu mangeln. Ein paar alte Probleme bleiben dagegen dennoch. Der Platz am Waldstadion wird noch während der gesamten anstehenden Saison nicht bespielbar sein und das Training wird, wie gehabt auf einem Hartplatz am Riederwald stattfinden müssen, welcher nur wenige rugby- typische Übungen zulässt.

Das Hauptproblem sieht Günter Fooßen jedoch darin, überhaupt noch Jugendliche für den körperbetonten Sport zu begeistern. "Wir leben in der Disco- Zeit. Die Jungs tun sich nicht mehr gerne weh. Wir waren früher noch stolz auf jedes blaue Auge." So karikiert Fooßen den Zeitgeist, der anscheinend gegen den Rugby-Sport spricht. Aber auch gute Trainer und Vereinsverantwortliche sind kaum noch zu finden. Menschen, die unentgeltlich Zeit für Vereinsarbeit opfern, werden rar und mit Rugby konnte man bei der Eintracht noch nie etwas verdienen. ROBERT BALAZS

Soviele Straftaten wie noch nie

KASSEL. Soviele Straftaten wie nie zuvor hat die Polizei in Kassel 1992 registriert. Die 33 290 Delikte entsprachen einer Steigerung gemessen am vorangegangenen Jahr um 14,3 Prozent, hieß es in der Jahresbilanz, die jetzt vorgelegt wurde. Dagegen sank die Aufklärungsquote um vier Prozentpunkte auf 42,9 Prozent.

Damit hat die Kasseler Polizei ihren jahrelang gehaltenen Spitzenplatz, was die Aufklärungsquote in Hessen betrifft, eingebüßt. Die Beamten in Kassel rangieren hinter ihren Kollegen in Gießen und Wiesbaden auf Platz drei.

Laut Statistik entstand in Kassel allein im Bereich der Eigentumsdelikte - also Diebstahl, Einbruch oder schwerer Raub - im Vorjahr ein Schaden von fast 37 Millionen Mark. Besonders auffallend war die Zunahme der Taschendiebstähle. Deren Zahl stieg 1993 um das zweieinhalbfache an.

Bei den angezeigten 706 Fällen (1991: 287 Delikte), lag die Aufklärungsquote nur bei 7,1 Prozent. Bei den Gewalttaten - Mord und Totschlag - meldete die Kasseler Kriminalpolizei dagegen einen 100prozentigen Erfolg: Alle 27 Bluttaten, die sich im vorigen Jahr ereigneten, wurden aufgeklärt.

Seit 1974 habe sich bei der Kasseler Kriminalpolizei die Zahl von 143 Beamten nicht geändert, heißt es in der Jahresstatistik. Dem stehe ein Anstieg der Delikte im Zuständigkeitsbereich der Kriminalpolizei von 24,6 Prozent allein im Zeitraum von 1991 bis 1992 gegenüber.

Wolle die Kasseler Polizei bei der Aufklärung von Straftaten nicht noch mehr zurückfallen, so müsse in den kommenden Jahren das Personal "spürbar" aufgestockt werden, hieß es dazu im Polizeipräsidium. lhe

Ein Teleskop für die Träume Friedrich-Karl Praetorius

"Sprich doch irgendwo vor", riet die theaterliebende Mutter aus großbürgerlichem Haus ihrem damals 16jährigen Sprößling, als dieser mangels Lust am Lernen "in der Schule ein totaler Versager" war. "Das habe ich dann gemacht", erinnerte sich Friedrich-Karl Praetorius, der bis heute zu schätzen weiß, daß er nie darum "betteln" mußte, Schauspieler werden zu dürfen.

Vielleicht hatte die Mutter das Talent erkannt, denn ihr Rat sollte sich schon bald als richtig erweisen: Mit 17 Jahren gelang Praetorius die Aufnahme an die Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in seiner Heimatstadt Hamburg. Dort studierte er bis 1972 und ging gleich darauf zu Zadek nach Bochum, wo er sieben Jahre blieb.

Trotzdem ist Praetorius kein Zadek- Schauspieler und wollte es auch nie sein. Er habe sich nie an einen Intendanten gebunden, sei stattdessen den, wie er meint, härteren Weg gegangen, und war immer "Schauspieler an sich". Und er ist Schauspieler durch und durch: die Rolle(n) zu wechseln, macht ihm deshalb nicht nur auf der Bühne Spaß, sondern auch im Leben.

Da er zudem "nichts langweiliger" findet als die Beschränktheit auf ein Medium, macht er nicht nur Theater, sondern auch Filme und Fernsehen, "ohne moralische Bedenken". Natürlich gibt es Unterschiede, aber für Praetorius zählt der "Bezug zur Rolle, die sich spiele". Zugleich glaubt auch er, durch das "Einbringen der eigenen Person" flachere Drehbücher aufwerten zu können. Daß Welten zwischen dem Jago in Othello (Premiere: 12. März) und dem Ordnungsbeamten Christian Schneider in der Fernsehserie "Hecht & Haie" liegen, will er auch nur unter der Bedingung zugeben, daß die Frage nicht wertend gemeint ist.

Aber nicht nur wechselnde Inhalte, sich also auch mal an "einer Anzugfregatte zu reiben, was ich privat überhaupt nicht bin", machen ihm Vergnügen. Ihn reizt zudem, innerhalb der verschiedenen Medien "Spielregeln zu erkennen und zu bedienen". Und wer würde bestreiten, daß es wirklich einen Unterschied macht, ob jemand als "Angestellter am Theater mit Lohnsteuerkarte" oder - als freischaffender Autor auftritt.

Praetorius, der 1991 mit Eschberg nach Frankfurt gekommen ist, vereint (am liebsten) beides in sich. Seine beiden ersten Bücher, die fast zeitgleich im März und April erscheinen, bedeuten ihm viel. Es sind zwei ganz unterschiedliche Arbeiten, ein Briefroman und Reisebeschreibungen (die Praetorius sporadisch für den Reiseteil der FR geschrieben hat). Aus beiden spricht die gleiche Haltung: so wie Praetorius für Zuschauer spielt, schreibt er für Leser. "Ich schreibe nicht in mich hinein, sondern in dem Bewußtsein, daß es Leute lesen werden", erklärt der Autor, der eine "vage Introvertiertheit todlangweilig" findet.

Manchmal strengt ihn der Wechsel zwischen den Welten bei allem Spaß allerdings auch an. Gleichwohl denkt er, "daß ich deswegen alles machen kann, weil ich bei mir bleibe". Wenn er bei sich ist, ist er weder Jago noch der korrekte Beamte. Er ähnelt schon eher dem misantrophen Reisenden, der die Menschen so sehr liebt, daß er sich "immer über sie aufregen könnte".

Er ist auch der Familienvater, der für seine Kinder schon mal Nächte durchwacht, was seine sowieso markanten Augenringe dann fast schwarz erscheinen läßt.

Familie ja, aber zuviel Sicherheit erträgt er wiederum auch nicht. Er träumt davon, sich ein Teleskop zu bauen und die Sterne anzuschauen, "stundenlang", denn Kosmologie interessiert ihn sehr. Bestimmt würde er auch darüber schreiben, "ein Jahr nur schreiben", auch über lange einsame Wanderungen, die er liebt und über die Reisen, die er macht, um diese Einsamkeit zu ertragen.

"Wenn ich hier aus dem Fenster schaue, sehe ich immer den gleichen Ausschnitt, es ist immer die gleiche Perspektive, ich muß einfach mal los", erklärte Praetorius, weshalb er sich trotz Angestelltenverhältnis für die übernächste Theatersaison eine Auszeit genommen hat. Er muß einfach zwischendurch "was Fremdes spüren", um sich danach selbst in Frankfurt wieder wohl und "heimelig" fühlen zu können.

(Am 15. März liest Friedrich-Karl Praetorius um 20 Uhr im Kammerspiel aus seinen Büchern.) SUSANNE BROOS

Trude Unruh - immmer noch kein Ende?

Bereits 1984 machte Trude Unruh auf der Bundesversammlung in Xanten den Vorschlag, eine Partei zu gründen und den bereits bestehenden Verein "Senioren-Schutz-Bund Graue Panther e.V." allmählich in dieser Partei aufgehen zu lassen (FR vom 22. 2. 1993 "Finanzgebaren der Seniorenpartei, Die Grauen&rquote; im Zwielicht").

Und dabei fiel von Trude Unruh das Wort: "Aber wenn wir eine Partei machen, bringt das Geld!"

Dem Vorschlag einer Parteigründung wurde bereits damals von mir heftig widersprochen.

Von den damals 250 Mitgliedern in Frankfurt war anzunehmen, daß ein Teil nicht in die Partei eintreten, sondern aus dem Verein austreten würde. Was in der Folgezeit auch passierte.

Nun, sie hat die Partei gemacht und bei der letzten Bundestagswahl 0,8 Prozent der Wählerstimmen erhalten. Bei den jetzt bevorstehenden Hessischen Kommunalwahlen konnte sie nicht einen Kandidaten auf die Beine stellen.

Seit der Öffnung der innerdeutschen Grenze finden die Jahreshauptversammlungen von Partei und Verein gemeinsam in Friedrichroda (Thüringen) in einem Hotel statt. Im vorigen Jahr zahlten die Mitglieder für zwei Übernachtungen und Vollverpflegung 50 Mark. Den Rest zahlte Wuppertal.

Die Tatsache, daß Frau Unruh bis jetzt immer bei allen Jahreshauptversammlungen als 1. Vorsitzende sowohl der Partei als auch des Vereins gewählt wurde, beruht auf dem Umstand, daß die jeweils Anwesenden wählen. Einen Delegiertenschlüssel gibt es nicht und die Unzufriedenen bleiben sowieso zu Hause.

Wer so im Zwielicht steht, sollte die Konsequenzen ziehen und seine Ämter niederlegen.

Marianne Langen, (Stadtverordnete Die Grünen), Frankfurt am Main

Brehl: Kamin-Club kann Ende 1994 umziehen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Bürgermeister Bernhard Brehl geht davon aus, daß der Kamin-Club Ende 1994 in neue Räume umziehen kann. Die Einrichtung - getragen vom Sozialpsychiatrischen Verein Riedstadt - soll in das denkmalgeschützte Eckhaus Langgasse / Kalbsgasse einziehen. Derzeit ist die psycho- soziale Kontakt- und Beratungsstelle beengt in der Schillerstraße untergebracht.

Bevor der Kamin-Club seine neuen Räume erhält, müssen nach Brehls Aussage die dort jetzt lebenden Obdachlosen anderweitig untergebracht und das Haus umgebaut werden. Noch in diesem Frühjahr sollen Asbest-Zement-Platten von dem Gebäude abgetragen und so die Bausubstanz untersucht werden. Die Bauzeit schätzt Brehl auf zwölf Monate.

Nach seiner Vorstellung soll in dem neuen Domizil des Kamin-Clubs auch Betreutes Wohnen möglich sein. Es wäre die zweite betreute Wohngruppe dieser Art in der Stadt, "für die Bedarf vorhanden ist". Das Betreute Wohnen würde auch unter finanziellen Gesichtspunkten für die Kommune und Verein vorteilhaft sein, befand Brehl. Die Kosten trage nämlich der Landeswohlfahrtsverband. lis

Die Frankenallee soll "entschärft" werden Stadtteilgruppe Gallus blockierte Straße

GALLUS. "Geht doch einfach auf die Straße, wir fangen jetzt an." Diese Aufforderung von Hermann Müller, Mitglied der Stadtteilgruppe Gallus, richtete sich an die 50 Personen, die trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt, einem Aufruf der Stadtteilgruppe gefolgt waren. Die Kundgebung an der Ecke Frankenallee / Schwalbacher Straße sollte auf die Verkehrssituation im Gallus aufmerksam machen und den Anliegern für einen Moment vor Augen führen, wie friedlich die Gegend sein könnte, gäbe es weniger Verkehr. Zu diesem Zweck hatten die Kundgebungsteilnehmer für 30 Minuten eine Spur der Frankenallee blockiert.

Seit Jahren kämpft die Stadtteilgruppe um ihr Konzept: Verkehrsberuhigung im Gallus. Der Magistrat hatte 1989 den Ortsbeiräten die Kompetenz übertragen, mit fachlicher Hilfe ihre Vorstellungen zu entwickeln. Und vor vier Jahren wiederum hatte die Gruppe ihren Vorschlag dem zuständigen Ortsbeirat 1 vorgelegt.

Nachdem das Konzept zusammen mit dem Planungsbüro Retzko & Topp überarbeitet worden war, wurde es vom Stadtteilparlament verabschiedet und an den Magistrat weitergeleitet - vor zwei Jahren. Lutz Weber von der Stadtteilgruppe meinte dazu: "Wir haben frühzeitig ein schlüssiges Konzept vorgelegt. Die Frankenallee wird immer mehr zum ,Schleichweg&rquote; in die Innenstadt." Seit zwei Jahren habe der Magistrat nicht reagiert, obwohl die Mittel im Haushalt dafür eingesetzt worden seien.

Einige Straßen wurden zwar verkehrsberuhigt - die Folge war noch dichterer Verkehr in den anderen Straßen. Die Gruppe ist davon überzeugt, nur ein schlüssiges Gesamtkonzept könne die Probleme lösen. Durch die vielen Neubauten und die dadurch entstehenden neuen Arbeitsplätze im Gallus, werden der Verkehr und damit auch die Probleme zunehmen. In der Stadtteilgruppe haben sich verschiedene Vereine, Verbände und Anwohner des Gallus zusammengeschlossen, um Probleme des Stadtteils gemeinsam anzugehen.

Außer den Kirchengemeinden und verschiedenen Sozialeinrichtungen aus dem Stadtteil sind auch der spanische Elternverein und das türkische Volkshaus in der Gruppe engagiert.

Das Verkehrskonzept der Gruppe sieht vor: Die Frankenallee wird von zwei Spuren auf eine Spur in jede Richtung verengt. Der Grünstreifen in der Mitte der Allee soll verbreitert und für den geplanten Wochenmarkt genutzt werden. Die großen Straßen in Richtung Innenstadt, beispielsweise die Kölner Straße, sind durch Umbau zu unterbrechen, um ihnen damit den Charakter von "Rennstrecken" zu nehmen. In ihrer kurzen Rede erinnerte die Pfarrerin der Friedenskirche, Christiane Hoffmann, die Teilnehmer daran: In unmittelbarer Umgebung der Kreuzung Frankenallee / Schwalbacher Straße liegen Schulen, Horte, Kindergärten und ein Seniorenheim. Und vor allem Kinder und alte Menschen seien aber die Opfer des Straßenverkehrs.

Gerade deshalb sei es dringend erforderlich, die Frankenallee zu "entschärfen". "Nur so kann gewährleistet werden, daß das Gallus auch in Zukunft lebenswert bleibt." ova

Ein Leben lang auf Achse John Campbell: "Spätzünder" im Sinkkasten

Mit 41 geht er nun wirklich nicht mehr als Newcomer durch. Doch auch wenn man's kaum glauben mag: John Campbell legt mit dem brillanten "Howlin' Mercy" (wea) erst seine zweite CD vor, von einer verschollenen Independent-Scheibe "für irgendein deutsches Label, dessen Namen ich vergessen habe" einmal abgesehen. Wer nun meint, die Blues-Röhre aus Louisiana sei ein Spätzünder, liegt auch falsch: Der Gitarrist mit der kehligen Stimme macht schon seit mehr als 25 Jahren Musik, nur eben die meiste Zeit ohne Plattenvertrag.

Seine ersten Gigs spielte er mit 13 auf Teenager-Parties. Doch kurz darauf hätte ein schwerer Autounfall seine Musiker- Karriere fast beendet, bevor sie überhaupt begonnen hatte. "Das Gaspedal klemmte, wir knallten voll vor einen Baum, und ich stieß durch die Windschutzscheibe. Als die Chirurgen mit mir fertig waren, sah ich aus wie eine Mumie", erzählt er und schweigt für einen Moment. Dann fährt er leise fort: "Mir ging es ziemlich mies danach, ich mußte lange zu Hause hocken. Zu der Zeit hörte ich den ganzen Tag Blues-Platten. Ich war introvertiert, konnte mich kaum ausdrücken, aber der Blues half mir."

Campbell kurierte sich selbst, indem er sein eigenen Road-Movie lebte - er schmiß die Schule, packte seine Gitarre und verließ die Idylle von Shreveport in Louisiana. Aus den nächsten 20 Jahren, die er ständig "on the road" verbrachte, hätte Kerouac gleich mehrere Romane schreiben können. "Ich war nicht auf Tournee, aber ständig auf Achse. Ich habe überall gespielt, wo sie mich ließen, und wenn das Geld nicht reichte, suchte ich mir halt einen Job - in einer Chemie-Fabrik oder sonstwo", erzählt er.

Als er vor fünf Jahren nach New York kam, war es mit dem Vagabunden-Leben fürs erste vorbei: Nach einem Auftritt in einem vietnamesischen Restaurant wurde er doch noch von einem Plattenboß "entdeckt". Spät, aber immerhin. Mit seiner CD "One Believer" (1991) gelang ihm ein kraftvoller Blues-Einstand, der wesentlich aggressiver und auch gemeiner klang als die Yuppie-Variante von Robert Cray. Während Cray gerade wieder seiner Liebsten nachweinte, die mit den Kreditkarten getürmt war, steckte Campbell den "Devil In The Closet". "Auf der Platte hatte ich mir meine Dämonen ausgetrieben", lacht er und erinnert sich: "Es war wie Exorzismus." Seine neue Scheibe klingt weit weniger spirituell: Campbells Rhythm 'n' Blues atmet die Weite der Highways, aber auch den Mief abgetakelter Kaschemmen. Der ewige Tramp singt, wie er sich als "Wolf Among The Lambs" mischt oder er grölt "I Ain't Afraid Of Midnight". Man glaubt ihm aufs Wort. "Die neuen Songs leben noch von der letzten Tour, ich war erstmals mit einer Band unterwegs und dann noch im Vorprogramm von Buddy Guy, einem meiner großen Idole", schwärmt Campbell, "das hat mir die richtigen Kicks gegeben."

Die "Kicks" bleiben auch ohne Buddy nicht aus, das Leben "on the road" geht weiter: John Campbell ist auf Deutschland-Tournee und spielt am Mittwoch, 17. März, im Frankfurter Sinkkasten. art

Wenn die Bagger buddeln, bleibt die Küche kalt Neues Sportlerheim für SG Griesheim / Ausschüsse stimmten 3,1-Millionen-Mark-Projekt zu

GRIESHEIM. Der Neubau eines Umkleide- und Funktionsgebäudes für die Sportgemeinschaft (SG) Griesheim rückt in greifbare Nähe. Sowohl der Bau- als auch der Sportausschuß haben kürzlich in ihren Sitzungen grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Jetzt muß nur noch die Stadtverordnetenversammlung der Bau- und Finanzierungsvorlage zustimmen, damit an der Sportanlage in der Lärchenstraße gebaut werden kann.

Das Baudezernat hat zusammen mit dem Sportdezernat vor kurzem ein Programm für die Finanzierung und Ausführung des Baus vorgelegt. Danach kostet der Abriß des städtischen Umkleidegebäudes und der vereinseigenen Kantine sowie der Neubau eines Sportlerheims etwa 3,1 Millionen Mark. Im Anschluß an diese Arbeiten soll einer der vorhandenen Tennenplätze innerhalb der nächsten drei Jahre in ein Kunstrasenfeld umgewandelt werden.

Seit zehn Jahren warten die Sportler der SG Griesheim auf diese dringend nötigen Erneuerungen der Anlage. Nachdem das Vorhaben bereits 1990 einmal im städtischen Haushalt eingeplant war, mußte es wieder gekippt werden, da im Erdreich eines "Spielfeldes" Altlasten gefunden wurden und darüber hinaus Konflikte mit den Eigentümern der angrenzenden Grundstücke auftraten.

In der neuen Planung verzichtet der Griesheimer Verein auf ein zweites Spielfeld und hofft darauf, die neuen Gebäude noch in diesem Jahr in Betrieb nehmen zu können. "Wenn die Stadtverordneten beschlossen haben, könnte meiner Meinung nach acht Wochen später der Bau losgehen", schätzt Wolfgang Lindner, Erster Vorsitzender der Sportgemeinschaft Griesheim.

Das Vereinsheim, 1951 in Eigenarbeit errichtet, ist in desolatem Zustand und nicht mehr renovierungsfähig. Das 1965 gebaute Umkleidehaus gehört der Stadt. Der geplante Bau wird beiden Ansprüchen - Umkleide und Kantine - gerecht werden. Grundlage für die Planung ist das standardisierte Raumprogramm für städtische Sportanlagen, sprich: ein Normgebäude mit Duschen, Toiletten und einem integrierten Vereins- und Jugendraum. Das Dach des Heims wird begrünt, auch die Außenanlage wird mit Sträuchern und Bäumen versehen.

Während der Bauzeit müssen Sportler und Anhänger der SG auf ihre Kantine verzichten. Ursprünglich sollte ein Container in der Übergangszeit als Bleibe dienen, doch davon hat die Stadt aus Kostengründen (rund 120 000 Mark) wieder Abstand genommen.

Auch wenn der Verein dadurch finanzielle Einbußen hinnehmen muß, bleibt der Vorstand zuversichtlich. "Wir sind mit dem Plan zufrieden. Wichtiger ist, daß er endlich umgesetzt wird", sagt Wolfgang Lindner. Wegen der unzureichenden sanitären Anlagen habe der Verein schon viele Mitglieder verloren. "Wenn nicht bald etwas passiert, können wir den Betrieb ganz dichtmachen", warnt der Vorsitzende. hen

Schauspielfieber steckt Weinberg-Schüler an

GOLDSTEIN. Gelegenheit, sich besser kennenzulernen, hatten die Schüler der Carl-von-Weinberg-Schule und der "Frankfurt American Highschool". So führten die 16jährigen US-amerikanischen Schüler an der deutschen Schule unterschiedlichste Stücke aus ihrem "drama course" auf - Drama ist an den "High Schools" ein reguläres Unterrichtsfach.

Die Begeisterung am Theaterspiel scheint auf die deutschen Zuschauer übergegangen zu sein, wie die pädagogische Leiterin, Renate Rütten, erklärte: "Uns alle beeindruckte die Unbefangengeit der ,army kids&rquote;, und mit welcher Selbstverständlichkeit sie sich darstellten." Sie hofft, im neuen Wahlpflichtunterricht diese Erfahrungen auch für die Carl-von-Weinberg-Schüler zu ermöglichen; "und vielleicht sind auch die Englischlehrer zum spielerischen Lernen in ihrem Unterricht angeregt worden".

Beim abschließenden gemeinsamen Mittagessen im Jugendhaus Goldstein ist ein Gegenbesuch der deutschen Schüler geplant worden - und die Teilnahme der US-amerikanischen Schüler am deutschen Unterricht. ks

LOKALE SPORTRUNDSCHAU VII

Bauarbeiten werden jetzt fortgesetzt Zwangspause ist beendet

SACHSENHAUSEN. Nach rund zweijähriger Zwangspause werden jetzt die Straßenbauarbeiten unter der S-Bahn-Brücke in der Stresemannallee wieder aufgenommen. Bis zum Jahresende soll das seit 1988 andauernde Provisorium zwischen der Oskar-Sommer-Straße und dem Heimatring verschwinden und ein Gehweg, eine Bus- und Radspur sowie eine Fahrspur in jede Richtung entstehen.

Bereits im Frühsommer 1990 wurde die umgebaute Eisenbahnbrücke für den S- Bahnbetrieb freigegeben. Die geplanten Kanal- und Straßenbauarbeiten gerieten jedoch ins Stocken, nachdem Analysen des Erdaushubs eine "geringfügige Überschreitung" des zulässigen Grenzwertes bei vier Schadstoffen ergeben hatten. Die Bodenuntersuchungen schreibt das neue Hessische Abfallgesetz vor, das zu diesem Zeitpunkt in Kraft trat.

Der Antrag des Straßenbauamtes, den Erdaushub "noch als unbelastet und somit als Wirtschaftsgut zu behandeln", lehnte der Regierungspräsident (RP) in Darmstadt ab. Die Fachbehörden verlangten weitere zeitaufwendige Bodenuntersuchungen. Die Folge: Die laufende Ausschreibung für die Arbeiten mußte zurückgezogen werden. Lediglich für den Kanalbau wurde schließlich grünes Licht gegeben.

Die Entsorgung des leicht kontaminierten Erdaushubs gestaltete sich schwierig. Erst seit dem März des vergangenen Jahres besteht die Möglichkeit, leicht belastete Böden auf der Deponie Wicker zu verwerten. Über die Hessische Industriemüll GmbH (HIM) stellte das Straßenbauamt einen entsprechenden Antrag, dem der RP im Sommer zustimmte. Damit war die Voraussetzung für eine erneute öffentliche Ausschreibung gegeben, die jetzt mit der Vergabe der Arbeiten endete.

Die Kosten für die Entsorgung des kontaminierten Erdreichs beziffert die Stadt auf etwa eine Million Mark. jh

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Aus dem Geschäftsleben Frankfurter Sparkasse feiert die neue Filiale

ESCHERSHEIM. In neuem Glanz zeigt sich jetzt nach umfangreichen Umbauarbeiten die Geschäftsstelle der Frankfurter Sparkasse in der Hügelstraße 128. Der 18monatige Umbau stand im Zeichen eines verbesserten Service für die Kunden. Am Freitag, 12. März, von 16 bis 19 Uhr, sind alle Bürger eingeladen, die neuen Geschäftsräume zu besichtigen. Das Mitarbeiterteam von Geschäftsstellenleiter Peter Noll und seinem Vertreter Hartmut Wolff hält an diesem Abend Knabbereien, Sekt und Saft bereit.

Bereits am Montag, 8. März, startet der Betrieb in der umgebauten Filiale. Sie ist auf 360 Quadratmeter vergrößert, mit hellen Möbeln und modernster Technik ausgestattet. Der gesamte Service- und Beratungsbereich ist jetzt im Erdgeschoß; im Foyer sind Briefschließfachanlage, Kontoauszugsdrucker und Geldausgabeautomat für den Service rund um die Uhr.

In der Nähe des Eingangs sind die Kassen und der Informationsbereich untergebracht. Besonders viel Platz wurde für die "Beratungszone" eingeplant. Dort können vertrauliche Gespräche mit den Wertpapier-Spezialisten und Baufinanzierungsexperten geführt werden.

Seit September 1961 gibt es die Sparkassengeschäftsstelle in der Hügelstraße 128 schon. In dieser Zeit hat sich vieles verändert. Besonders in den letzten Jahren expandierten die Geschäfte. "Die Räume waren für unsere Dienstleistungen einfach zu klein und außerdem noch auf zwei Etagen verteilt", erklärte Filialleiter Noll.

Er und seine zehn Mitarbeiter wollen den Kunden nun verbesserten Service und leistungsstärkere Beratung bieten. Ganz besonders freuen sie sich über die zusätzlichen 450 Kundensafes: "Jetzt können wir in ausreichendem Umfang diebstahl- und feuersichere Schließfächer anbieten". uv

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Frauenbündnis ruft zu Spenden für Bosnien auf

Zu Geld- und auch Sachspenden für die Frauen und Kinder in den Flüchtlingscamps des ehemaligen Jugoslawien ruft das Frankfurter Frauenbündnis gegen Kriegsverbrechen an Frauen die Bürger auf.

Benötigt werden vor allem Babynahrung und Hygieneartikel, Wärmflaschen, Vitaminpräparate für Säuglinge, Windeln, Seife und Waschmittel sowie Lebensmittel.

Sachspenden nimmt das Frauenreferat der Stadt Frankfurt, Walter-Kolb-Straße 9-11, entgegen. Telefonisch ist das Amt unter der Rufnummer 21 23 - 01 10 zu erreichen.

Für Geldspenden hat das Frauenreferat ein Spendenkonto bei der Frankfurter Sparkasse eingerichtet. Kontonummer: 43418. Die Bankleitzahl lautet: 500 502 01. Zahlungen sollten mit dem Stichwort "Bosnien" versehen sein. sar

BUND ist gegen neues Gewerbegebiet

UNTERLIEDERBACH. Der Kreisverband Frankfurt des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat das von SPD und CDU gewünschte neue Gewerbegebiet in Unterliederbach in seiner jüngsten Jahreshauptversammlung einstimmig abgelehnt.

Das Gebiet westlich der Höchster Straße gehöre zum Regionalen Grünzug und sei eine der letzten Frischluftschneisen vom Taunus in die westlichen Stadtteile, erklärte BUND-Sprecher Hans Peter Kreutner. Die Flächenversiegelung habe in Frankfurt zudem einen "kritischen Wert" erreicht.

Begründet werde der Wunsch, neue Gewerbegebiete auszuweisen, mit dem Bedarf, den Frankfurter Gewerbebetriebe hätten, sagte Kreutner. Die Nachfrage werde aber größtenteils durch Verdrängung von Gewerbe aus dem Stadtbereich geschaffen. "Aus Flächen, die ehemals von produzierenden Betrieben genutzt wurden, entsteht dann Büroraum."

Der BUND fordere deshalb, Gewerbe nicht weiter aus der City zu drücken. Um Betrieben Erweiterungsflächen anbieten zu können, müßten mit Altlasten verseuchte und ungenutzte Areale saniert werden. Platz könne auch geschaffen werden, indem Lücken in bereits bestehenden Gewerbegebieten bebaut würden.

Arbeit, so der BUND, müßte allerdings prinzipiell "zu den Menschen gebracht", Gewerbe deshalb in strukturschwachen Gebieten angesiedelt werden.

Außerdem fordert der Kreisverband ein neues Gewerbesteuer-System. Kreutner: "Damit der Gewerbeansiedlungsdruck von Städten und Gemeinden genommen wird." tos

Jugendhaus Bornheim ab April offen Renovierung fast beendet

BORNHEIM. Im April wird das Kinder- und Jugendhaus Ortenberger Straße Wiedereröffnung feiern. Momentan herrscht dort nur eingeschränkter Betrieb, denn das Gebäude wird noch kräftig umgebaut und neu konzipiert. Die meisten Räume sind jedoch bereits fertig und wirken mit ihrem bunten Anstrich hell und freundlich.

Daß diese Wirkung sich auch auf die Nachbarn überträgt, hoffen die sieben Mitarbeiter in der Ortenberger Straße inständig. In der Vergangenheit sei das "Miteinander" im Stadtteil nämlich eher ein "Gegeneinander" gewesen. "Unser Verhältnis mit den Anwohnern ist leider sehr schlecht", bedauert Richard Kranz, der Leiter des Hauses, die gegenwärtige Situation. Durch zwei Unterschriftenaktionen hätten die Bewohner der Gegend erreicht, daß das Jugenhaus nicht länger als bis 22 Uhr geöffnet sein dürfe und am Wochenende die Türen für die Kinder und Jugendlichen ganz geschlossen bleiben. "Wie sollen wir unter diesen Arbeitsbedingungen die Kids von der Straße holen?" fragen sich Kranz und sein Team desillusioniert.

Die Nachbarn ließen sogar der Theatergruppe am Wochenende das Proben untersagen, und "die machen ja nun wirklich keinen Krach", so Richard Kranz. Derzeit wartet er auf eine Genehmigung von der Stadt, damit das Jugendhaus wenigstens einmal im Monat am Samstag bis 18 Uhr geöffnet bleiben kann.

Trotz all dieser Schwierigkeiten wird sich der Treffpunkt in der Ortenberger Straße am 3. April bei einem "Tag der offenen Tür" den Bewohnern des Stadtteils im neuen Glanz präsentieren. Und danach soll der Betrieb wieder richtig losgehen: Im Rahmen eines "Umweltprojektes" wird den Bornheimer Kindern und Jugendlichen dann einen Monat lang auf vielfältige Weise "Natur" nähergebracht. Unter dem Motto "Vom Baum bis zum Papier" dreht sich in der ersten Woche alles um die Herstellung von Papier. Eine Führung durch den Wald unter der Leitung eines Försters steht dabei genauso auf dem Programm wie selbständiges "Papierschöpfen".

In der zweiten Woche ist dann "Vollwert-Kochen" angesagt. Die Kinder können eigene Kräuter ziehen und ein Rezeptbuch mit leckeren Gerichten herstellen, die natürlich alle selbst ausprobiert werden sollen. In der dritten Projektwoche folgen Ausflüge zum Palmengarten, zu einer Kompostaufbereitungs- und zu einer Müllverbrennungsanlage. In der Fortsetzung auf Seite 6

Der Bürgertreff ist sicher Bauaufsicht verneint Sicherheitsmängel im "Depot"

OBERRAD. Zweifel an der Sicherheit des Bürgertreffs "Depot" meldete Anwohner Volker Bosch (Name von der redaktion geändert) an: Bei einem Feuer- oder Bombenalarm könne der Bürgertreff in der Offenbacher Landstraße nicht schnell genug geräumt werden, so befürchtet er. Denn einer der beiden Notausgänge sei mit der im vergangenen Herbst auf Betreiben der lärmgeplagten Anwohner errichteten Lärmschutzwand zugebaut worden. Zudem blockierten Falschparker ständig den zweiten Fluchtweg in Richtung Offenbacher Landstraße, weil die vorhandenen 43 Parkplätze für die 300 Personen fassende Halle nicht reichten. Volker Bosch: "Die Leute haben Angst, wenn etwas passiert."

Auch eine Unterschriftenaktion besorgter Bürger an die Adresse der Feuerwehr habe nichts bewirkt. Die Listen seien an die Bauaufsichtsbehörde weitergeleitet worden, die den Bau der Wand genehmigt hatte.

Horst Westkemper, Leiter der Abteilung vorbeugender Brandschutz in der Branddirektion, prüfte auf Anfrage der Stadtteil-Rundsch die mittlerweile sehr umfangreichen Akten über den Bürgertreff, der von der Saalbau GmbH unterhalten wird. Danach habe das Gebäude außer dem Haupteingang im Norden auch zwei Fluchtwege im Norden und Süden. Aus den vier Räumen im Kellergeschoß führe ein weiterer Notausgang über eine Treppe ins Freie. Es treffe nicht zu, daß der Notausgang im Norden geschlossen worden sei. "Die Schallschutzwand tangiert ihn nicht", erklärte Horst Westkemper.

Karl Dieter von Wachter, der Leiter der Bauaufsichtsbehörde, schickte auf die Anfrage der Stadtteil-Rundschau einen Kontrolleur zum Bürgertreff. Über die Ergebnisse informierte Baudirektor Sieghard Kral zuständig für die Abteilung Süd: "Die Notausgänge sind zu unserer vollsten Zufriedenheit und wir sehen keinen Grund einzuschreiten. Außerdem haben wir sie schon abgenommen." hes

HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 18

40 Kinder mußten umziehen Bis Dezember soll die KT 27 renoviert sein

FECHENHEIM. Die 40 Hortkinder der Kindertagesstätte (KT) 27 können noch in diesem Jahr in ihr renoviertes Haus einziehen, falls der Umbau wie geplant im Dezember abgeschlossen sein sollte. Mit einem symbolischen Hammerschlag markierten die Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) und Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) den Beginn der Umbaumaßnahmen.

In dem Altbau in der Straße Alt-Fechenheim 112 waren zeitweise neben den Jungen und Mädchen des Horts auch noch Kinder aus der Tagesstätte 45 untergebracht. Diese waren Ende vergangenen Jahres in den angrenzenden, in zweijähriger Bauzeit für knapp drei Millionen Mark errichteten Neubau der KT in der Baumertstraße 45 eingezogen.

Dem Altbau in Alt-Fechenheim stehen umfangreiche Umbauten bevor. Der Sanitärtrakt wird abgerissen und anschließend neu aufgebaut. Dazu kommen weitere Veränderungen des alten Gebäudes, um heutigen Ansprüchen an Brandschutz und Unfallverhütung zu genügen. Die künftige Nutzung des Hauses durch die Jungen und Mädchen des Horts erfordert zudem eine andere Raumaufteilung.

Die Hortkinder werden bis zur Beendigung der Bauarbeiten in privaten Ausweichräumen in Fechenheim untergebracht. Die Kosten für den Umbau werden auf knapp 3,5 Millionen Mark geschätzt. ova

Namen + Notizen

REINHOLD DECKER, seit mehr als drei Jahrzehnten Mitglied des Concordia-Chors Bornheim und hier seit 1990 auch als Chorleiter tätig, ist für seine insgesamt 40jährige Dirigententätigkeit mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen ausgezeichnet worden. Dazu vorgeschlagen hatte ihn die Chorgemeinschaft Freiensteinau, die er seit 1952 musikalisch leitet. Vorgenommen hat die Ehrung im Namen des Hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel der Bürgermeister von Freiensteinau, Friedel Kopp. Die Glückwünsche des Concordia-Chors Bornheim übermittelte dessen Vorsitzende Gisela Held. dixi

ANDREAS DIEDOLPH ist Nachfolger von Hans-Jürgen Weber und damit neuer Geschäftsführer der DAK-Bezirksgeschäftsstelle in Fechenheim (Alt-Fechenheim 107-109). Diedolph ist gelernter Industriekaufmann und arbeitet seit zehn Jahren bei der Deutschen Angestellten-Krankenkasse. Er begann als Sachbearbeiter in der Bezirksgeschäftsstelle Eschenheimer Tor und war anschließend mehrere Jahre bei der Landesgeschäftsstelle Hessen tätig. Durch die Vielfalt der Bereiche, die er in dieser Zeit kennengelernt hat, konnte er sich einen guten Gesamtüberblick über die Sozialversicherung verschaffen. Seit einem halben Jahr ist er bereits inoffizieller Leiter der DAK-Bezirksgeschäftsstelle Fechenheim. Den Verunsicherungen durch das seit Januar gültige Gesundheits-Strukturgesetz, die bei vielen Versicherten und Firmen entstanden sind, will Diedolph mit Information begegnen. ov

Immer häufiger werden Tagesmütter gebraucht

WESTLICHE STADTTEILE. "Kinder sind viel zu wertvoll, als daß man sie einfach irgend jemandem in die Hand geben sollte." Um in die Babysitterkartei von Gaby Heep zu gelangen, müssen Studentinnen, Omas und Opas zunächst zu einem ausführlichen Eignungsgespräch zur Evangelischen Familienbildung kommen. Etwa eine Stunde nimmt sich die Erzieherin dann in der Nesenstraße 4 Zeit, um abzuklopfen, "warum die Leute das machen wollen" und welche Beziehung sie zu Kindern haben.

Ein Grundkursus, bei dem die Babysitter pädagogisch und in Erster Hilfe geschult werden, ist dann zwar keine Pflicht, kann beim Träger-Verein zur Förderung von Kinderbetreuung aber belegt werden.

150 Babysitterinnen und Babysitter kann Gaby Heep zur Zeit vermitteln. 30 davon wohnen in den westlichen Stadtteilen. Zieht sie eine Karte, weiß Gaby Heep nicht nur das Alter, Familienstand und Beruf, sondern kennt auch die Sprachkenntnisse, Hobbys, Krankheiten.

Für jeden "Fall" kann Gaby Heep die passende Betreuung anbieten. "Zusammenkommen" aber müssen Eltern, Alleinerziehende und die Babysitter selbst. Gaby Heep rückt nur die Telefonnummer raus und überläßt zum Beispiel auch die "Preisverhandlung" den Leuten. "In der Regel einigen die sich allerdings zwischen sechs und fünfzehn Mark für die Stunde."

"Festpreise" gibt es nur bei der Aufnahmen in die Kartei. Betreuerinnen zahlen einmalig 20 Mark, Eltern sind mit einer Aufnahmegebühr von 30 Mark dabei. Als Finanzier steht das Frauenreferat hinter der Babysittervermittlung. Zur Zeit schießt die Stadt jährlich 5500 Mark dazu.

Seit Kita-Plätze immer rarer werden und in vielen Familien beide Elternteile arbeiten müssen, wird die "Marktlücke", in die Gaby Heep vor zweieinhalb Jahren sprang, immer größer. Unter den 15 bis 30 Anrufen, die täglich in der Nesenstraße 4 eingehen, sind immer häufiger Hilferufe nach "Tagesmüttern".

Den Babysitter-Service hat der bei der Evangelischen Familienbildungsstätte untergebrachte Verein deshalb vor einigen Monaten erweitert. "Beliebt sind vor allem Seniorinnen", weiß Gaby Heep. "Viele Eltern ziehen eine fremde ,Großmutter&rquote; sogar der eigenen Oma vor. Weil die sich nicht in die Erziehung einmischt."

Die 63jährige Hannelore Czermin ist eine von vielen älteren Frauen, die mit ihrem Tagesmutterjob "unheimlich glücklich" ist. Montags morgens ist sie nur für den Peer aus Praunheim da, setzt sich mit dem Dreijährigen in die U-Bahn ("da ist der ganz narrisch drauf") und macht Ausflüge ans Höchster Mainufer, nach Bad Homburg oder in den Zoo. "Mir gibt es das Gefühl, daß ich noch gebraucht werde", gesteht die Witwe.

Gaby Heep hat nicht nur rüstige Seniorinnen, Studentinnen oder Schülerinnen ab 16 Jahren in ihrer Kartei, sondern kann auch junge Männer oder "Großväter" vermitteln. Die sind allerdings schwerer an Babys und Kinder zu bringen: "Viele Mütter und Väter sind da mißtrauisch."

Die Leiterin des Babysitterbüros versteht sich allerdings längst nicht nur als Vermittlerin, sondern setzt sich auch für die Rechte von Tagesmüttern ein. "Daß eine Rechtsanwältin mit ihrer Halbtagsstelle 4000 Mark verdient und die Tagesmutter mit 350 Mark abspeist, ist nicht in Ordnung."

Den Frauen rät sie, mit den Familien Verträge zu machen, Absprachen über Krankheits- und Urlaubszeiten zu treffen. Für Tagesmütter schwebt ihr eine soziale Absicherung und Altersversorgung vor. "Bezahlen müßte das eigentlich die Stadt.

Denn die spart ja bei den Kita-Plätzen." Zur Zeit kämpft Gaby Heep allerdings auch in eigener Sache. Längst kann sie die Arbeit nur noch mit einer auf Honorarbasis engagierten Aushilfe bewältigen. Um den Tagesmütter-Service auf die Beine zustellen, haben das Land zunächst aus seinem Sofortprogramm Kinderbetreuung und das städtische Sozialdezernat zwar jeweils 15 000 Mark locker gemacht.

Um eine Halbtagsstelle zu finanzieren, ist das längst nicht genug. Gaby Heep will deshalb jetzt auch Unternehmen "anzapfen". "Die müssen allerdings erst einmal kapieren, daß sie von unserem Dienst auch profitieren", betont die Pädagogin.

Die Babysittervermittlung in der Nesenstraße 4 ist montags, mittwochs und freitags von 9.30 bis 12.30 Uhr und dienstags und donnerstags von 15 bis 18 Uhr unter der Telefonnummer 069 / 55 94 05 zu erreichen. tos

Gutshöfe statt Konfetti Taunusklub bietet heimatkundliche Wanderungen an

FRANKFURT A. M. Laute Böllerschüsse und Konfetti, feucht-fröhliche Ausgelassenheit in bunten Verkleidungen - nicht jeder kann sich für den Trubel begeistern, der alljährlich in Heddernheim herrscht, wenn der Stadtteil am Fastnachtsdienstag für einen halben Tag "Klaa Paris" wird. Rund 60 Mitglieder des Taunusklubs verzichteten darauf, in der Menge zu stehen und den vorbeiziehenden Narren zuzujubeln. Statt dessen trafen sie sich an der Heerstraße in Praunheim, um von dort - eingehüllt in dicke Winterkleidung - zu einer "heimatkundlichen Exkursion" zu ehemaligen Frankfurter Gutshöfen aufzubrechen.

Der Weg führte die Wanderbegeisterten vom "Hofgut" an der Heerstraße über das ehemalige Bundesgartenschaugelände nach Eschersheim bis zum Bertramshof im Dornbusch. Otto Peter, der dem heimatkundlichen Arbeitskreis des Taunusklubs Frankfurt angehört, hatte eigens für die Exkursion einige wichtige Geschichtsdaten zusammengetragen und ein "Führungsblatt" geschrieben. An historisch bedeutsamen Orten ergänzte er die Informationen auf dem Handzettel zudem durch sein eigenes Wissen über Frankfurts Vergangenheit.

Bereits zum fünften Mal hatte der Taunusklub alternativ zur Fastnacht in Heddernheim zur Gutshöfe-Wanderung am Faschingsdienstag eingeladen. Denn wie die stetig wachsenden Teilnehmerzahlen in den letzten Jahren gezeigt haben, erfreuen sich diese "Ausflüge" zunehmender Beliebtheit.

"Es gibt genug Leute, die nicht zum Heddernheimer Zug gehen, aber den freien Nachmittag sinnvoll verbringen wollen", erklärte Elisabeth Rittau, Zweite Vorsitzende des Taunusklubs, die Wanderlust am Fastnachtsdienstag. Wie sie glaubt, "sind viele einfach froh, wenn sich dann die Gelegenheit bietet, an die frische Luft zu kommen".

Rund zwei Dutzend Exkursionen im Jahr bietet der Taunusklub an - und immer ist einiges dabei zu lernen. So erfuhren die Teilnehmer der jüngsten Wanderung, daß die Heerstraße vor über 2000 Jahren von Mainz-Kastell in die Wetterau führte, und daß das Hofgut an der Heerstraße erst im vergangenen Jahrhundert angelegt worden und dann im Besitz der Waisenhausstiftung war.

Weitgehend unbekannt dürfte auch die Bedeutung des Wortes "Ebel" sein, das nichts anderes bedeutet als "Hügel". Die Straße "Am Ebelfeld" in Praunheim hat also ihren Namen von dem hügeligen und zur Nidda hin abschüssigen Weideland, das sich früher flußabwärts bis nach Hausen zog.

Aus insgesamt sechs verschiedenen Literaturquellen stammt das Geschichtswissen über die einzelnen Stationen der Gutshöfe-Wanderung, das Otto Peter auf zweieinhalb Seiten als kurzes Stichwörterverzeichnis zusammengefaßt hat. Über den Bertramshof liest man darin, daß dieser erstmals 1323 urkundlich erwähnt wurde und zunächst Knoblauchshof hieß, da sein Pächter der Patrizier Jakob Knoblauch war. Im 16. Jahrhundert wechselte der Gutshof den Besitzer und hieß fortan Kühhornshof.

Erst als der Hof 1660 an den Besitz der Familie Bertram ging, erhielt das Gebäude seinen jetzigen Namen. 1840 kaufte dann Baron Rothschild den Bertramshof als Landsitz. Schließlich veräußerte die "Terraingesellschaft" ab 1911 die Wiesen und Äcker des Hofgutes als Bauland.

Seit 1968 nutzt der Hessische Rundfunk den Bertramshof als Lager und Archiv und hat mittlerweile auch einige Abteilungen in die Räume des denkmalgeschützten Bauwerks verlegt. gap

Stadtteil-Fenster

Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen von Jochen Roth sind ab kommenden Sonntag, 7. März, im Bockenheimer Altenpflegeheim, Friesengasse 7, zu sehen. Die Vernissage beginnt um 15 Uhr. Bis Ende Mai ist die Ausstellung täglich bis 21 Uhr zu besichtigen. mb/09

Die Galerie Rothe, Barckhausstraße 6 (Westend), zeigt neue Plastiken und Arbeiten von Gisela Nietmann und Christa von Schnitzler. Die Ausstellung wird am Freitag, 5. März, um 19 Uhr eröffnet und ist bis 8. April zu sehen. mb/09

Der KGV Fuchstanz Rödelheim lädt ein zum Skatturnier am Samstag, 13. März, ab 14 Uhr, ins neue Vereinshaus auf der Anlage an der Reifenberger Straße unterhalb der A 66. rw/09

Der KGV Westhausen von 1976 lädt ein zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 5. März, 19.30 Uhr, ins Vereinshaus an der Egewiese (Ludwig-Landmann-Straße). Neben den Rechenschaftsberichten des Vorstandes stehen auch Ehrungen einiger langjähriger Mitglieder auf der Tagesordung. rw/09

Anmeldungen für das Rödelheimer Straßenfest nimmt die Arbeitsgemeinschaft Rödelheimer Geschäftsleute (ARG) ab sofort an. Das Fest ist für Samstag, 26. Juni, geplant. Die Standgebühr für kommerzielle Stände beträgt 300 Mark, Infostände kosten 50 Mark. Anmeldungen können unter Tel. 78 00 24 abgegeben werden. bri

Turnerschaft 1856 Griesheim: Die Handball-E-Jugend des Vereins trainiert ab sofort jeden Dienstag (von 15.30 bis 17 Uhr) im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57. Weitere Informationen zur Jugendarbeit der TS gibt Werner Feick (Tel. 73 48 27 - ab 17 Uhr). wd/09

Kleingärtnerverein Westhausen: Zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 5. März, 19.30 Uhr, treffen sich die Mitglieder im Vereinshaus (Kleingartenanlage an der Ludwig-Landmann-Straße). Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Jubilaren-Ehrungen durch den Landesverband Hessen der Kleingärtner. wd/09

Gartenbauverein Gneisenau: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder am Samstag, 6. März, 15 Uhr, im "Haus Gallus", Frankenallee 111. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Neuwahlen und Ehrungen. wd/09

Kleingärtnerverein Gartenfreunde 1947: Mitgliedertreffen der Kleingärtner zur Jahreshauptversammlung am Sonntag, 7. März, ab 14 Uhr, im Vereinshaus in der Anlage Am Römerhof 13 b. wd/09

Der 9. Kinder- und Jugendbasar der katholischen Sancta-Familia-Gemeinde in Ginnheim ist am nächsten Samstag, 6. März, von 15 bis 17.30 Uhr. Der Aufbau beginnt bereits um 14 Uhr. Die Verkaufsfläche kostet pro Tisch zwölf Mark. Weitere Informationen und Tischvergabe unter Tel. 53 19 57; Sachspenden für Frankfurter Frauenhäuser werden gerne angenommen. ov/09

Junge Künstler stellen aus: Die Bilder des 20jährigen marokkanischen Künstlers Chaouki Kamboua, der seit fünf Jahren in Deutschland lebt, sind ab sofort (montags von 14 bis 17.30 Uhr, mittwochs von 15 bis 19 Uhr) im AW-Jugendladen, Alt-Rödelheim 13, zu sehen. ov/09

Umweltbewußter handeln Keine leichte Aufgabe für den ökologischen Arbeitskreis

NIEDER-ESCHBACH. Die Schöpfung bewahren, dieser religiös untermauerte Grundsatz ist Motto des ökologischen Arbeitskreises, der sich in der evangelischen Gemeinde Nieder-Eschbach gebildet hat. Seit etwa einem Vierteljahr treffen sich Pfarrer Dr. Matthias von Kriegstein, die Kindergartenleiterin Dagmar Müller, einige Kirchenvorstandsmitglieder sowie zwei Zivildienstleistende. Der Pädagoge Clemens Schoch-Hällmayer leitet die Gruppe. Der Öko-Arbeitskreis will eine ökologische Bestandsaufnahme in der Gemeinde zusammenstellen. Diese Erhebung hatte im vergangenen Jahr die Synode der Evangelischen Kirche Hessen- Nassau beschlossen. In etwa zwei Drittel der hessischen Dekanate haben sich mittlerweile Umweltausschüsse gebildet.

"Wir müssen die Gemeindemitglieder an unserer Arbeit interessieren", betont Frau Winter, die Umweltschutzbeauftragte des Kirchenvorstandes. "Zum einen müssen wir dafür sorgen, daß das Verhalten der einzelnen umweltbewußter wird und zum anderen ist es unsere Aufgabe, konkrete Verbesserungen zu starten."

Beispielsweise müßten der Gemeindesaal renoviert und die großen Fenster neu verglast werden, die dann besser isoliert seien. Damit einher gehen sollten die verbesserte Nischendämmung und die Erneuerung der Fensterrahmen. Dazu sei jedoch erst ein Gutachten erforderlich, das beschreibt, wieviel Energie durch die alten Fenster verloren geht.

Besonderer Wert sei auch auf die Veränderung des Bewußtseins zu legen, sagt der Pädagoge Clemens Schoch-Hällmayer. "Technische Verbesserungen allein reichen nicht aus. Wir müssen lernen, zu sehen, wo wir umweltbewußter handeln können."

Wer der Gemeinderäume mitbenutze, müsse sich auch mitverantwortlich fühlen. "Es darf nicht sein, daß die Heizung den ganzen Tag läuft, obwohl fast keine Gruppen im Raum sind." Das eine sei zu tun und das andere nicht zu lassen, betont Pfarrer von Kriegstein. "Ich meine, wir erreichen den größten Lerneffekt, wenn unser Tun deutlich sichtbar wird." Die Installation von Solar-Warmwasserkollektoren für den Kindergarten beispielsweise sei eine Aktion, bei der die Gemeinde für den Umweltschutz sensibilisiert werden könne. Zunächst allerdings müsse ermittelt werden, ob sich diese Investition lohne.

Abgeschlossen ist mittlerweile das Umrüsten der Beleuchtungskörper. Statt der herkömmlichen Glühbirnen geben nun die Energiesparlampen im Gemeindehaus Licht. Hausmeister Wolfgang Hütter errechnete eine Ersparnis von knapp 4000 Mark bei einer Brenndauer von 5000 Stunden für das gesamte Gebäude.

Im Gemeindesaal will der Arbeitskreis mit einem Temperaturschreiber ermitteln, ob der Raum ökologisch vernünftig geheizt wird. "Wenn sich der einzelne die Bewahrung der Schöpfung zu einem Anliegen machen will, so kann er das an kleinen Dingen lernen. Dazu gehört auch das Heizen der Räume", erklärt ein Zivildienstleistender. Ein Plakat soll die Gemeindemitglieder auf die Messungen aufmerksam machen.

Aufmerksamkeit schärfen sollen auch die weiteren für das Jahr geplanten Aktionen. So will sich der Arbeitskreis beim Straßenfest der Öffentlichkeit präsentieren. Das Energiesparen in der Gemeinde wie auch Vorschläge für das Sparen zu Hause sollen dort vorgestellt werden. mab

Stammbuch verschwunden Einschreibebriefe bieten bei der Post keine Sicherheit

Aus Fehlern sollten auch andere FR-Leser lernen, gibt Karin R. gerne zu. Denn sie hat einen Fehler begangen, als sie eine wichtige Postsendung von Frankfurt nach Hamburg schicken mußte. Es ging um ein Familienstammbuch, das an der Alster dringend gebraucht wurde. "Ich lieferte den Umschlag also vor etwa zwölf Tagen beim Postamt Sachsenhausen, Hainer Weg, ab. In der Annahme, mit der Form eines Einschreibens sei man sicher, daß es gut ankommt. Sowas ist schließlich kaum zu ersetzen." Die doppelte Enttäuschung folgte auf dem Fuße: Bis gestern ist das Stammbuch in Hamburg nicht angekommen.

Bei der Post wurde ihr ein Nachforschungsantrag überreicht, wobei sie am Schalter recht cool beschieden wurde: "Wenn Sie hätten sichergehen wollen, wäre ein Wertbrief, entsprechend dem Wertpaket, das Richtige gewesen!"

Heute ist das Karin R. auch bekannt. Tatsächlich wissen viele Postkunden nicht, daß ein Einschreiben - so bestätigt es auch Joachim Clermont, Produktmanager Briefdienst beim Deutschen Postdienst - lediglich die Bestätigung ist, daß ein wichtiger Brief abgeschickt wurde. Dafür bekommt man einen Zettel. Und der Empfänger bestätigt ebenfalls per Unterschrift, daß die Postsache angekommen ist. "Ansonsten aber geht auch der Einschreibebrief den normalen Weg, wie andere Briefe auch."

Während ein Einschreibebrief 3,50 Mark plus Briefmarke kostet, müssen für den Wertbrief (bis 500 Mark) sieben Mark (ohne Briefmarke) bezahlt werden. "Beim Wertbrief wird dann quasi die Beförderungsstrecke nachgewiesen", sagt Clermont. Die Ergebnisse der Nachforschungen bei verschwundenen Sendungen liege bei etwa 50 Prozent.

Bei Karin R. liegt diese Quote noch bei Null. Und sie macht sich wenig Hoffnung. Was sie ein bißchen ärgert, ist das Tempo solcher Nachforschungen: "Mir wurde gesagt, sechs Wochen dauere das schon." Im privaten Geschäftsverkehr sei sowas unmöglich. "Man kann doch nach einigen Tagen, auch durch Telefonrecherche, einigermaßen Klarheit haben und eine Antwort bekommen", sagt sie. Und fragt: "Ob die überhaupt etwas tun? Weiß man's?" -vau

Helgoland Lieber zur Kur

Helgoland baut künftig stärker auf den Kurtourismus. Daher sucht die Gemeinde zur Zeit private Investoren, die innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre etwa 100 Millionen Mark in die Insel investieren. Geplant sind dabei eine neue Bad- und Sportanlage mit Hotel im Nordosten, eine Hafenmeile mit Kneipen, Läden und Appartements am Südhafen, ein neues Dünendorf und ein "Nord-Zentrum" mit Hotel, Kino und Geschäften. "Mit diesen Projekten", so Bürgermeister Franz Baumann, "wollen wir vor allem mehr Dauergäste gewinnen." 1992 besuchten die Insel 720 000 Touristen. tdt

Die interessante Sportnotiz

Wallau holt Schuppler Handball-Bundesligist SG Wallau-Massenheim hat den 26jährigen Rückraumspieler Uli Schuppler von der SG Leutershausen für zwei Jahre unter Vertrag genommen.Milkovic trainiert Gummersbach Josip Milkovic wird ab der kommenden Saison Trainer beim Handball-Bundesligisten VfL Gummersbach. Der 50jährige Kroate, zuletzt als Nationaltrainer seines Landes tätig, löst Interimscoach Klaus Brand ab. Gibt Mailand auf? Mailand will sich aus dem Bewerbungsrennen um die Olympischen Spiele 2000 zurückziehen. Nach Berichten italienischer Medien soll der Verzicht am 15. März auf der IOC-Tagung in Atlanta bekanntgegeben werden. Schwede gewann Wasa-Lauf Auf den ersten sechs Plätzen beim Wasa-Lauf über 90 Kilometer von Saelen nach Mora lagen Skandinavier. Es siegte der Schwede Haakan Westin mit nur einer Sekunde Vorsprung vor seinem Landsmann Sven-Erik Danielsson und dem Norweger Oeyvind Skaanes. Neumann löst Brauer in Gießen ab Hannes Neumann wird in der kommenden Saison den Basketball-Bundesligisten MTV Gießen trainieren. Coach Hans Brauer hört am Saison-Ende auf.

Schrempf noch unentschlossen Detlef Schrempf will erst nach Abschluß der NBA-Saison Ende April entscheiden, ob er in der deutschen Basketball-Nationalmannschaft bei den Europameisterschaften im Juni/Juli diesen Jahres in Deutschland spielt. Dies erklärte Verbands-Präsident Manfred Ströher nach einem Besuch bei Schrempf in Indianapolis.Nagoya-Marathon an Polin Gradus Den Marathon-Lauf in Nagoya gewann die Polin Kamila Gradus vor der Japanerin Akemi Matsuno und der Russin Ramilia Burangulowa. Aschmoneit meldet sich zurück Dirk Aschmoneit belegte beim Ironman im neuseeländischen Auckland den zweiten Platz hinter dem US-Amerikaner Ken Glah. Aschmoneit hatte eineinhalb Jahre keinen Ironman mehr bestritten. Auf dem fünften Rang landete der Darmstädter Triathlet Lothar Leder. Sieg für Ekimow Der russische Radprofi Wjatscheslaw Ekimow gewann in Spanien den "Großen Preis von Almeria" im Spurt vor dem Spanier Eduardo Schozas und seinem Landsmann Romes Gainetdinow. Tour de France-Sieger Miguel Indurain mußte sich mit 31 Sekunden Rückstand und Rang sieben zufriedengeben.

"Einfallstor" für Pendler dichtmachen Der Ortsbeirat 2 stellte die Pläne für Tempo 30 im nördlichen Bockenheim vor

BOCKENHEIM. Die Cretzschmarstraße soll teilweise in eine Einbahnstraße umgewandelt und außerdem das Parken auf Bürgersteigen in einigen Bockenheimer Straßen verboten werden: Dies sind die Kernpunkte des Konzeptes, das die zuständige Arbeitsgruppe Verkehr des Ortsbeirats 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend) für die Tempo-30-Zone im sogenannten Ginnheimer Höhenviertel vorgelegt hat. Bei der Anhörung vor etwa 30 Bürgern stieß insbesondere die Parkregelung auf Kritik (die FR berichtete).

Das zentrale Ziel der Beruhigung ist es, ein Einfallstor für Pendler nach Bokkenheim zu schließen: Zahlreiche Autofahrer wählen heute den Weg vom Miquelknoten über Frauenlobstraße, Cretzschmarstraße und Bernusstraße, um den Kern des Stadtteils zu erreichen. "Wir haben eine Stelle gesucht", erklärte Planer Jürgen Frauenfeld, "an der wir diesen Schleichweg mit minimalen Aufwand unterbrechen können."

Fündig wurde die Arbeitsgruppe in der Cretzschmarstraße. Zwischen Zeppelinallee und Ditmarstraße soll die kleine Wohnstraße nun zur Einbahnstraße aus Richtung Zeppelinallee werden und damit wird der Verkehr aus Richtung Norden an dieser Stelle gestoppt. Jürgen Frauenfeld machte klar, daß nicht der gesamte Schleichverkehr aus dem Viertel zwischen Frauenlobstraße, Miquelallee, Sophienstraße und Ginnheimer Landstraße vertrieben werden könne: "Da müßten wir so viel ändern, daß wir zu viel Zeit bei der Auseinandersetzung mit den Ämtern verlieren würden."

Die Anwohner zeigten sich mit der Änderung der Verkehrsführung einverstanden. Sehr scharf wandte sich ein Teil der Anwohner allerdings gegen die neue Parkordnung. Da die Straßen in dem Wohngebiet außergewöhnlich breit seien, sollen nach Vorstellung des Planers in einem Teil des Viertels die Autos zukünftig auf der Straße geparkt werden. Das Ziel: Den Straßen den Charakter von Rennstrecken zu nehmen und die Autofahrer damit Tempo 30 abzuverlangen.

Ein Teil der Anwohner hatte jedoch Bedenken: "Der Parkraum wird damit verdoppelt", meinte ein älterer Mann, "weil die Autofahrer zukünftig auf der Straße und auf dem Bürgersteig parken werden."

Dadurch werde noch mehr Verkehr in den Stadtteil gezogen. Studenten, Arbeiter der VDO und City-Besucher würden schon heute ihr Auto in dem Wohnviertel parken: "Die nehmen Fußwege von 30 Minuten in Kauf oder fahren einfach mit der U-Bahn in die Innenstadt." Vergrößert sich die Zahl der Parkplätze, würde insbesondere das Gebiet südlich der Zeppelinallee vermehrt als Park-and- Ride-Platz mißbraucht, befürchten die Anwohner.

Mehrfach forderten die Bürger, die neue Parkregelung nicht einzuführen oder die Bürgersteige mit Pollern zu schützen. Ortsbeiratsmitglied Günter Zenk (SPD) erklärte, es sei nicht damit zu rechnen, daß die Stadt sofort Poller aufstelle: dies sei zu teuer. Zenk versprach aber, daß die Anregungen überdacht würden. Das Konzept habe noch keinen endgültigen Charakter. "Wir wollen versuchen", versprach Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel (SPD), "daß in dem Gebiet schneller als geplant Parkplaketten für Anwohner ausgegeben werden."

Auf Kritik stieß bei den Anwohnern außerdem die Vorfahrtsregel rechts vor links, die grundsätzlich in Tempo-30-Zonen gilt. Die kurzen Stichstraßen, die in die Frauenlobstraße mündeten, seien für Autofahrer nicht einsehbar. Gelte hier rechts vor links, seien Unfälle fast unvermeidlich. Zenk stimmte den Bedenken zu und erklärte, man müsse für diese Straße eine Sonderregelung finden.

Zurückgestellt hat die Arbeitsgruppe vorerst ihre Absicht, die Einfahrt in die Ludolfusstraße von der Miquelallee aus zu sperren. Zahlreiche Pendler wählen gegenwärtig diesen Weg, um von der Autobahn in den Kern von Bockenheim zu kommen. Doch so lange die U-Bahn an der Zeppelinallee gebaut wird, haben die städtischen Verkehrsplaner die Ludolfusstraße als Entlastungsstraße fest eingeplant - an eine Beruhigung ist daher in den nächsten Jahren nicht zu denken.

Das Konzept für die Tempo-30-Zone kann der Ortsbeirat frühestens nach seiner konstituierenden Sitzung am Montag, 3. Mai, verabschieden. Anschließend muß noch die städtische Arbeitsgruppe Verkehr der Planung zustimmen. Mit der Einrichtung der Zone ist somit vor Ende dieses Jahres nicht zu rechnen. mic

Offen ist die Anbindung Speer-Entwurf löst "Ungers-Plan" für City West ab

BOCKENHEIM. Ein 25geschossiger Büroturm wird am westlichen Ende von Bockenheim Süd (City West) entstehen. Das Gebäude ist Teil der Planung, die das Architektenbüro Albert Speer & Partner für einen Wettbewerb um die Bebauung des sogenannten "Käsedreiecks" vorgelegt hatte. Das Speer-Konzept hatte den Wettbewerb gewonnen und war vor kurzem vom Stadtplanungsamt im Ortsbeirat 2 vorgestellt worden (die Frankfurter Rundschau berichtete).

Das neue Konzept löst in diesem Bereich endgültig die Planung von Oswald Mathias Ungers ab, die der Kölner Architekt noch unter dem CDU-Magistrat für die gesamte "City West" ausgearbeitet hatte. Er sah vor, alleine auf dem "Käsedreieck" drei Hochhäuser zu errichten. Der rot-grüne Magistrat hatte den sogenannten Ungers-Plan kurz nach seiner Wahl im Frühjahr 1989 gekippt, um den Bau von mehr Wohnungen zu ermöglichen.

120 frei finanzierte Wohneinheiten und 35 000 Quadratmeter Bürofläche werden auf dem etwa 15 400 Quadratmeter großen Areal westlich der Straße An der Dammheide untergebracht. Eigentümerin ist die "DG-Consulting Deutschland GmbH & Co". Sowohl an der Solmsstraße als auch an der verlängerten Ohmstraße sollen siebengeschossige Bürohäuser in Nord-Süd-Richtung gebaut werden. In der "lärm- und verkehrsgeschützten Mittelzone" (Speer-Konzept) sind die drei Wohnhäuser geplant, die ebenfalls in Nord- Süd-Richtung gebaut werden sollen.

Diese sogenannte Kammstruktur bietet nach Ansicht des Architekturbüros zwei Vorteile: Das Gebiet werde optimal belüftet und könne mit einer maximalen Dichte bebaut werden - "unter inhaltlicher Beachtung der im Bebauungsplan festgelegten Zielvorstellung einer offenen Bauweise".

Zwischen den Gebäuden soll ein Park angelegt werden, der sich nach Westen hin trichterförmig verkleinert und vor dem Hochhaus endet. Das Gelände, auf dem das Hochhaus errichtet wird, ist nicht Eigentum der "DG-Consulting Deutschland GmbH & Co".

Ungeklärt ist nach Angaben von Helga Müller-Schliepe, Leiterin der Abteilung Städtebau im Planungsamt, wie die Pendler und Anwohner das Gebiet erreichen werden: "Das Problem der City West ist die Verkehrserschließung im westlichen Bereich." Zwar ist geplant, eine Straßenbahn vom Hauptbahnhof über Voltastraße und Opelkreisel zum Rebstockgelände zu bauen, doch ist über die genaue Trassenführung bisher nicht entschieden. Umstritten zwischen Stadt und Land ist darüber hinaus, ob das Gebiet direkt an die Autobahn angeschlossen werden soll (die FR berichtete mehrfach). mic

Lorscher Straße: Noch haben Autos Vorfahrt Unendliche Geschichte

RÖDELHEIM. Bürger haben Konzepte geschrieben, Ortsbeiratsmitglieder sich die Köpfe heiß diskutiert, Verkehrsexperten Pläne erarbeitet und Politiker Berichte verfaßt. Doch bis heute steht kein Tempo-30-Schild an der Lorscher Straße, kein zusätzlicher Zebrastreifen wurde auf die Rödelheimer Einkaufsstraße gemalt, kein abmarkierter Streifen schützt die Radfahrer. Die Verkehrsberuhigung der Lorscher Straße droht zu einer unendlichen Geschichte zu werden.

Begonnen hat sie, als eines morgens in den siebziger Jahren Bauarbeiter den Preßlufthammer auf den Asphalt der Lorscher Straße setzten: Der Magistrat hatte sie nach Rödelheim geschickt, um die Straße auf neun Meter zu verbreitern. Das Projekt "autogerechte Stadt" wollten die Politiker auch im Westen vorantreiben.

Wenig später bemerkten die Anwohner verärgert, daß der Weg über die Straße weiter und gefährlicher geworden war. Und als die Lorscher Straße mit dem Neubau der Brücke fast direkt an die Autobahnen angeschlossen worden war, rauschten mehr Autos durch den Stadtteil. Dennoch: Protest gegen das Wohlstandssymbol Auto regte sich vorerst nicht.

Erst in den achtziger Jahren änderte sich die öffentliche Meinung, Verkehrsberuhigung wurde zum Thema - auch in der Lorscher Straße. Ein Arbeitskreis Verkehrsberuhigung Rödelheim bildete sich Ende der achtziger Jahre, bereits im Juni 1990 konnte er ein Konzept zur Beruhigung der Lorscher Straße vorlegen. Zentrale Ideen: Verengung im nördlichen Teil von vier auf zwei Spuren, neue Fußgängerüberwege, Baum- und Parkreihen sowie weitere Abbiegemöglichkeiten. Fußgänger und Radfahrer sollten so Vorrang vor den Autos erhalten.

Doch obwohl alle Parteien im Ortsbeirat 7 das Konzept unterstützen, stößt die umfassende Beruhigung der Lorscher auf Widerstand in den Ämtern. Beispiel Fahrradstreifen. Als Sofortmaßnahme solle er eingerichtet werden, hatte der Beirat im September 1990 beschlossen. Für die Antwort ließ der Magistrat sich ein Jahr Zeit, schließlich entschied er: Nein. Damit wollten sich die Beiratsmitglieder nicht zufriedengeben, im Oktober 1991 erneuerten sie ihre Forderung: Der Antrag landete im Dezember beim Magistrat, im April vergangenen Jahres kam die Antwort - erneute Ablehnung. Und auch wenn der Beirat nicht lockerließ und im August 1992 seinen Beschluß erneuerte - die Radfahrer müssen immer noch um ihren Platz neben den Autos kämpfen, wie Ortsbeiratsmitglied Peter Gärtner (Grüne) beklagt.

Ob es um die genannten Fahrradstreifen, um die Reduzierung der Geschwindigkeit oder neue Zebrastreifen geht: Die Arbeit des Ortsbeirats 7 stößt ins Leere. Nur einen Erfolg hat er bisher zu verbuchen. Die Stadtverordneten haben im September 1991 beschlossen, Tempo 30 auf der Lorscher Straße einzuführen. Das Stadtplanungsamt legte im August 1992 auftragsgemäß Pläne vor, doch mittlerweile können sich die Beiratsmitglieder nicht mehr recht über ihren vermeintlichen Erfolg freuen. Das Geld für den Umbau, haben sie nun erfahren, kann der Stadtkämmerer vorerst nicht zur Verfügung stellen. Die Geschichte der Lorscher Straße wird um ein Kapitel erweitert werden müssen. mic

Rödelheimer stoppten die Blechlawine Protest in der "Lorscher"

RÖDELHEIM. Vier Holzlatten und sechs weiße Stoffbahnen - fertig ist der Zebrastreifen. Nur wenige Minuten benötigten die Mitglieder der Arbeitsgruppe Verkehrsberuhigung Rödelheim, um einen sicheren Weg über die Lorscher Straße zu schaffen. Der Magistrat dagegen läßt sich zu viel Zeit, die Lorscher Straße zu beruhigen, monierten die Anwohner. Mit der halbstündigen Blockade machten sie ihrem Ärger Luft. Gruppensprecher Peter Gärtner, der für die Grünen im Ortsbeirat 7 sitzt, klagte: "Die Stadt setzt nach wie vor auf das Auto."

Und die Autofahrer bahnen sich teilweise rücksichtslos ihren Weg, wie die Rödelheimer auch bei der Blockade erleben mußten. Erst zwei Polizeibeamte konnten eine Autofahrerin stoppen, die offensichtlich die Sperre durchbrechen wollte und dabei die Anwohner mit ihrer Stoßstange zur Seite drückte.

Doch das rabiate Auftreten blieb die Ausnahme an diesem Tag, und so konnten die Rödelheimer über die vollkommen beruhigte Lorscher Straße schlendern. "Endlich", triumphierte Peter Gärtner, "sind wir als Fußgänger nicht an den Rand gedrängt, sondern stehen mitten auf der Straße." Eine gemütliche Atmosphäre breitete sich aus: Glühwein wurde ausgeschenkt und Flugblätter machten die Runde.

Die Forderungen der Arbeitsgruppe formulierte Peter Gärtner am Megaphon. Ein Zebrastreifen soll an der Kreuzung zur Alexanderstraße eingerichtet, Tempo 30 auf der Lorscher Straße angeordnet und ein gesonderter Streifen für die Fahrradfahrer geschaffen werden: "Alles dies könnte kurzfristig erfolgen, wenn die Stadt es nur wollte." Langfristig sollte die Lorscher Straße umgebaut und begrünt werden, damit, wie Peter Gärtner meinte, "sie wieder wird, was sie eigentlich ist: eine Wohn- und Einkaufsstraße".

Tatsächlich reiht sich in der Lorscher Straße Geschäft an Geschäft: Neben dem Elektrogeschäft gibt's Rosen für die Liebsten, die Apotheke im Nachbarhaus hilft beim Kampf gegen den Grippevirus und das Kaufhaus gegenüber bietet sich für Ausflüge in die Konsumwelt an. Doch wer nach dem Einkauf in der Bäckerei Sachs noch Wurst aufs Brot haben will, der steht vor dem Problem, entweder 100 Meter bis zur Ampel an der Ecke Radilostraße zu laufen, um die auf der anderen Straßenseite liegende Metzgerei Kerber zu erreichen, oder die stark befahrene Straße direkt zu überqueren.

Die meisten wählen die zweite, die gefährliche Lösung: Ob Kinder, alte Menschen oder Eltern mit Kinderwagen, sie

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SCHLUSSWORT

"Das Problem ist, wir haben zu viele intelligente Spieler in der Mannschaft. Manchmal muß man etwas dumm sein, um erfolgreich Basketball zu spielen." Charles Brigham, Co-Trainer des Bundesligisten BG Stuttgart/Ludwigsburg.Sie geben ein Stück ihrer Identität auf Frankfurter Politiker diskutierten im "KA Eins" über doppelte Staatsbürgerschaft

FRANKFURT A. M. Trotz oder gerade wegen der ausländerfeindlichen Stimmung in Deutschland: Derzeit überlegen Bürger und Politiker, ob Einwanderer mehr Rechte bekommen sollen. Was hiervon Frankfurter Politiker halten, wollte der Einwanderer-Treff wissen.

Ergebnis eines vom Treff organisierten Diskussionsabends im "KA Eins": Vertreter aller Parteien waren der Ansicht, für Einwanderer und deren Kinder, die eine gewisse Zeit in der Bundesrepublik leben, muß es einfacher werden, einen deutschen Paß zu bekommen. Der Gedanke, sie dürften dabei ihre bisherige Staatsangehörigkeit grundsätzlich behalten, bereitete lediglich dem CDU-Vertreter Albrecht Magen Bauchschmerzen.

Das Kommunalwahlrecht für Ausländer forderten die Vertreterinnen der SPD und der Grünen, Ursula Trautwein und Martina Schmiedhofer. Den Fragen des Journalisten Ismail Tipi und der etwa 80 Besucher stellte sich auch der FDP-Bundestagsabgeordnete Hans-Joachim Otto. Die Meinungen der Politiker auf dem Podium deckten sich weitgehend mit der Linie ihrer Partei.

Der CDU-Stadtverordnete Magen lehnte es ab, die doppelte Staatsbürgerschaft einzuführen. Er ging davon aus, es sei unmöglich, zwei Staaten anzugehören: "Die Menschheit ist nun mal nach Nationen organisiert." Bei dieser Frage handele es sich um einen "prinzipiellen Eingriff in das System unseres Staates", den es wohl zu überlegen gelte - schon deshalb, weil die Bevölkerung einverstanden sein müsse. "Die Deutschen haben Überfremdungsängste. Das ist aber etwas völlig Normales", meinte er. Seine Partei diskutiere das Thema. In der CDU sah Magen seine Ansicht als "vermittelnde Position zwischen konserativ und liberal".

Für die SPD-Abgeordnete Trautwein ist es höchste Zeit, die doppelte Staatsbürgerschaft einzuführen. Sie bezeichnete es als unzumutbar, von Einwanderern zu verlangen, mit der bisherigen Staatsangehörigkeit ein Stück ihrer Identität aufzugeben. "Es ist lächerlich, das zu verwehren", sagte sie.

FDP-Vertreter Otto wies darauf hin, in der Bundesrepublik geborene Einwanderer-Kinder müßten sich, wollten sie Deutsche werden, gegen die Staatsangehörigkeit ihrer Eltern stellen. Um das zu vermeiden, sollten sie grundsätzlich die doppelte Staatsbürgerschaft bekommen. Und Martina Schmiedhofer von den Grünen wollte sie generell für Menschen, die in Deutschland leben.

Das Recht für Ausländer, bei den Kommunalwahlen mitwirken zu können, wünschten sich die Vertreterinnen der SPD und der Grünen: "Sie zahlen ja auch Steuern hier", begründete Frau Schmiedhofer und ergänzte: "Das kommunale Wahlrecht für Bürger der Europäischen Gemeinschaften ist nicht ausreichend." Otto hingegen begrüßte diese Regel im Maastricht-Vertrag als einen ersten Schritt, der eine psychologische Wirkung auf die Bevölkerung habe. "Dann sehen wir, ob wir noch einen Schritt weiter gehen können."

Für einige im Publikum war das eine unbefriedigende Aussicht: "Ich bin 22 Jahre hier. Wie lange soll ich noch warten?" fragte ein Mann. Ein anderer fügte hinzu: "Es tut als Demokrat unwahrscheinlich weh, nicht wählen zu dürfen."

Eine Absage erteilte Albrecht Magen dem Gedanken, auch Ausländer könnten bei Kommunalwahlen mitbestimmen. Daß Ausländer kein Wahlrecht hätten, sei auch in anderen Ländern üblich, begründete er seine Ablehnung. Und außerdem: "Wenn jemand an Kommunalwahlen teilnehmen darf, muß er sich fragen, warum nicht auch bei Landtags- und Bundestagswahlen?" bay

Doppelte Staatsbürgerschaft Ausländische Bürger zwischen allen Stühlen

FRANKFURT A. M. Den Deutschen scheint das alles selbstverständlich: das Recht zu demonstrieren, Vereine zu gründen, eine Beamtenkarriere anzustreben und vor allem - wählen zu gehen. Die keinen deutschen Paß haben, suchen für sich diese "Bürgerrechte" vergebens im Grundgesetz.

Auch wenn sie seit Jahrzehnten, vielleicht sogar von Geburt an in der Bundesrepublik Deutschland leben: Wählen können Einwanderer und deren Kinder genausowenig wie im öffentlichen Dienst arbeiten. Und vereinigt feiern oder protestieren dürfen sie nur auf Grundlage von Gesetzen, die der Bundestag mit einfacher Mehrheit ändern kann.

Wollen auch Einwanderer gleichberechtigt in Deutschland leben, müssen sie die deutsche Staatsangehörigkeit annehmen, das heißt in der Regel: die Einbürgerung beantragen.

Einen Anspruch hierauf haben sie allerdings nicht; die Zustimmung liegt im Ermessen der Behörden. Der Antragsteller muß verschiedene Voraussetzungen erfüllen, etwa einen unbescholtenen Lebenswandel nachweisen oder die Fähigkeit, sich und seine Angehörigen ernähren zu können.

Seit 1990 gibt es eine "erleichterte Einbürgerung". Sie gilt für Ausländer, die seit 15 Jahren in der Bundesrepublik leben und für ausländische Jugendliche, die seit mindestens acht Jahren hier sind.

Allerdings: Grundsätzlich bekommen Einwanderer nur dann die deutsche Staatsangehörigkeit, wenn sie ihre bisherige aufgeben. Für viele Menschen ist das eine schwierige Entscheidung; besonders Ausländer der zweiten Generation sitzen dabei zwischen allen Stühlen.

Eine doppelte Staatsbürgerschaft wird nach dem Ausländergesetz nur ausnahmsweise eingeräumt: wenn die bisherige Staatsangehörigkeit nicht oder nur unter besonders schwierigen Bedingungen aufgegeben werden kann. In der Praxis haben die Behörden bei der Entscheidung, ob eine Ausnahme vorliegt, einen Ermessensspielraum. Beispiel: In Berlin wurde 1991 bei mehr als 40 Prozent der Einbürgerungen die Mehrstaatlichkeit akzeptiert (die FR berichtete). bay

"Solarwärme lohnt und wird belohnt" Energiereferat-Vertreter, Politiker und Handwerker besprachen neue Technologie

FRANKFURT A. M. "An Umweltschutz ist sie kaum zu übertreffen", sagte der Leiter des Energiereferats, Werner Neumann. Dennoch werde in Frankfurt die Solarenergie noch viel zu wenig genutzt. Lediglich 17 Anlagen arbeiteten im Stadtgebiet derzeit mit der neuen Technologie. "Das kann und soll noch gesteigert werden", bestätigte Gabriele Purper vom hessischen Umweltministerium.

Deswegen informierte dieser Tage das Energiereferat und die Innung für Sanitär- und Heizungstechnik im Haus Gallus über das Thema Sonnenenergie. Unter dem Motto "Solarwärme lohnt sich und wird auch belohnt" sprachen die Organisatoren dabei gezielt das Heizungshandwerk und die Wohnungsbaugesellschaften an. Neumann: "Trotz einer bis zu 40 prozentigen finanziellen Unterstützung vom Land Hessen und der Stadt Frankfurt ist bislang leider noch wenig an Reaktionen zu spüren." Dabei gebe es noch weitere gute Gründe für die Installation von Solaranlagen. Zumal die Technologie mittlerweile ausgereift und "aus dem Bastelstadium endgültig heraus" sei.

Das bestätigte auch Eugen Kletti, Innungsmeister des Sanitär- und Heizungsfachs. Danach ließen sich die Anlagen einfach installieren und seien durch einen störungsfreien Betrieb praktisch wartungsfrei. Im Nebenraum konnten sich denn auch die Gäste vom Stand der Technik überzeugen.

Gezeigt wurde ein Querschnitt von Produkten und Systemen, die heute auf dem Markt angeboten werden. Neumann verspricht sich von der Technologie eine große Zukunft: "Mit Sonnenenergie liegen sie auf der richtigen Seite, auch was krisenfeste Arbeitsplätze angeht", womit er sich besonders an die Heizungsinstallateure wandte.

Wie Neumann, sieht auch Gabriele Purper zuvorderst das Ziel des effektiven Umweltschutzes. Durch die Folgen des Treibhauseffektes und des Ozonlochs müßten zumindest "die schlimmsten Ausmaße verhindert werden", erklärte die Initiatorin des Förderprogramms "Solarwärme" des Landes Hessen. Allerdings geschehe auf diesem Gebiet sehr wenig.

Vor einem Jahr habe sich daher auch die Landesregierung dazu entschlossen, finanzielle Anreize zu schaffen, um die umweltschonende Energieform voranzutreiben. Sicherlich könne sich die Solarenergie, wie Neumann vorher erwähnte, betriebswirtschaftlich noch nicht mit traditionellen Energieformen wie Heizöl oder Erdgas messen, volkswirtschaftlich aber sei sie schon eine lohnende Investition, betonte Purper.

Besonders die Städte und Gemeinden seien deshalb aufgerufen, hier mit gutem Beispiel voranzugehen. Die Verbraucher ansprechend, räumte Purper zwar ein, das Förderungsprogramm sei zwar nur bis Ende 1993 befristet, aber durch den bisherigen Erfolg glaube sie zuversichtlich an eine Verlängerung.

Bislang werden vom Land maximal 30 Prozent der Ausgaben erstattet. In Frankfurt gibt die Stadt noch einmal bis zu zehn Prozent hinzu. So können der Privatmann, der Gewerbetreibende, aber auch andere Institutionen, wie beispielsweise Vereine, knapp die Hälfte ihrer Kosten einsparen.

Nach Frau Purper sind weiterhin die technischen Voraussetzungen für die Installation auf ein Minimum heruntergeschraubt worden. Alle, die die Energie für ein Gebäude direkt von der Sonne gewinnen wollten, benötigten so in der Regel auch keine Baugenehmigung. Lediglich beim Denkmalschutz oder bei speziellen Ortssatzungen seien behördliche Genehmigungen erforderlich.

Allerdings könne man mit Sonnenenergie alleine heutzutage noch nicht das ganze Jahr über die eigene Wohnung oder das Haus beheizen. Doch die Referenten waren sich einig, in der Kombination mit anderen Energiequellen sei sehr wohl eine effektive und umweltschonende Nutzung möglich. Und auch die Wärmedämmung sei da ein wesentlicher Bestandteil. "Die Solarenergie sollte dabei in sinnvoller Kombination stehen", erläuterte Referatsleiter Neumann.

Je mehr Bürger sich an einem Solarwärme-Projekt beteiligten, desto lohnenswerter sei die Investition. "Ein richtiger Sinn ergibt sich erst bei größeren Anlagen. Deshalb haben wir ja auch die Wohnungsbaugesellschaften angesprochen", sagte Peter Tschakert, der Leiter des Sachgebiets "Energieberatung und -förderung" im Energiereferat.

Ebenso bedauert er, daß die finanzielle Hilfe bisher "nur zögerlich greift". Schon heute sei das Heizen mit Sonnenstrahlen kein Verlustgeschäft mehr. Außerdem würden herkömmliche Heizstoffe wie Erdöl, Kohle oder Gas mit Sicherheit nicht billiger. Eine mögliche Energiesteuer oder CO2-Abgabe täten da ihr übriges.

Gerade bei Neubauten oder einer bevorstehenden Komplettsanierung sei eine Solaranlage nur zu empfehlen. Tschakert unterstreicht nochmals: "Jedes Haus, das heute ohne diese Technologie errichtet wird, bedeutet eine verpaßte Gelegenheit in Richtung Zukunft."

Wer den "Schritt zur Sonne wagen" möchte, oder weitere Informationen benötigt, findet bei der Stadt die entsprechende Unterstützung. Zuständige Behörde ist das Energiereferat der Stadt, Philipp-Reis-Straße 84-86. mim

Mundpropaganda funktioniert bestens Die Turngemeinde (TG) Römerstadt ist stolz auf ihr breitgefächertes Sportangebot

FRANKFURT-NORD. "Unser Verein ist wie eine Familie." Damit meint der Vorsitzende Werner Naumann nicht etwa die Größe der Turngemeinschaft (TG) Römerstadt, sondern das Klima, das dort herrscht. Trotz der rund 800 Mitglieder sind die Sportgruppen klein, kennen und verstehen sich die Teilnehmer gut. So haben die Mitglieder nicht nur viel Spaß, sondern erbringen sogar noch beachtliche Leistungen im Wettkampf.

1950 fing alles an: Damals hatten sich sieben Frauen zur Vereinsgründung getroffen. Gewünscht war ein gemeinsamer Ort, um sich mehr zu bewegen. Seitdem hat sich einiges geändert, ist die Gemeinschaft gewachsen und haben sich viele Erfolge eingestellt. Zum Beispiel beim Volleyball: Da sind die Damen ganz weit vorne. In der Landesliga Mitte steht die Erste Mannschaft an der Spitze, weswegen sehr gute Hoffnungen bestehen, in der nächsten Saison in der Oberliga zu spielen. Zwei weitere Teams beweisen in der Verbands- und Bezirksliga ihr taktisches Können.

Wenn auch heute mit 600 Frauen das weibliche Geschlecht eindeutig im Vordergrund der Vereinsleistungen steht, haben sich mit der Zeit die Männer ebenso engagiert. In der Verbands- und Bezirksliga sind sie genauso erfolgreich wie die Damen. Und der Nachwuchs versucht in der Kreisliga, geschickt den Volleyball über das Netz zu bekommen.

Auch in der Disziplin "Rhythmische Sportgymnastik" bewiesen die Mitglieder bislang ihre körperlichen Fähigkeiten. Sei es nun als Einzelstarter oder in der Gruppe - mehrere Titel als Hessenmeister wurden da schon abgesahnt.

Neben dem Leistungssport erweiterte die Turngemeinschaft in den vergangenen Jahren erheblich das Angebot im Gesundheitsbereich. "Was in letzter Zeit sehr gut läuft, ist unsere Körperschulung, besonders Yoga und Tai-Chi", sagt Naumann. Auch speziellere Kurse werden angeboten. So kann man sich bei der Krankengymnastin Sonja Keller den Rücken straffen lassen. In vier Kursen wird hier "Wirbelsäulengymnastik" angeboten. Doch das Repertoire ist damit längst nicht erschöpft. Für Erwachsene bieten 18 weitere Kurse "Gymnastik und Spiel" an und insgesamt zwölf Kindergruppen bemühen sich um die Sportlichkeit der Jüngeren. Allerdings, bedauert Naumann, gebe es zwischen den Kleinen und Großen ein "Loch": "Viele schwenken mit 13 oder 14 Jahren entweder um auf Volleyball oder hören ganz auf im Verein, weil sich andere Interessen ergeben."

Um das Interesse an der eigenen Gesundheit noch mehr zu fördern, wurde eine Absprache mit der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) getroffen. So kann schon seit Jahren jeder AOK-Versicherte bis zu einem halben Jahr kostenlos an beliebigen Übungen teilnehmen und unverbindlich in das Fitneß-Programm hineinschnuppern. Das gilt besonders für ältere Bürger.

Bislang treffen sich die Senioren, auf vier Gruppen verteilt, meist vormittags zu gemeinsamen Leibesübungen. Außerdem verbringen sie teilweise die Freizeit zusammen. "Viele wollen sich nicht nur auf die ein bis zwei Sportstunden die Woche beschränken, sondern auch selbständig etwas unternehmen", so Naumann. So gibt es Fahrten und Fahrradtouren oder Skilaufen.

Bei einem solchen Angebot ist es für die TG nicht immer leicht, die nötigen Räume zu bekommen. Gerade bei Schulhallen könnten kurzfristig Engpässe entstehen. Doch Werner Naumann versichert, daß es bisher noch keine Probleme gegeben habe, obwohl sich die Sportler hauptsächlich im Nordwesten Frankfurts treffen. "Darauf legen wir großen Wert, immerhin kommen ja 90 Prozent unserer Mitglieder aus den nördlichen Stadtteilen", betont Naumann. So werden neue Mitglieder meist durch Mundpropaganda gewonnen.

Laut Naumann liegen die Mitgliedsbeiträge im "unteren Bereich" und damit sei man bisher auch sehr gut ausgekommen. 31 Übungsleiter sorgen für Motivation in den Trainingsstunden. Davon sei auch der Vorstand nicht ausgenommen, dort seien ausnahmslos alle sportlich aktiv. Neben Naumann gehören zur "Führungsriege" Helmut Bill, der sich um die Finanzen kümmert und Barbara Rutkowski als Schriftführerin.

"Gegenwärtig sind wir mit der Entwicklung des Vereins sehr zufrieden", so Naumann. Deshalb wolle der Vorstand das Angebot beibehalten, besonders im Gesundheitsbereich. Denn gerade dort sei in den letzten Jahren ein besonders hoher Mitgliederzuwachs verzeichnet worden. Auch die anderen Kurse sollen ihre Größe beibehalten. Naumann: "Keinesfalls wollen wir Aerobic-Kurse mit 100 Leuten. Da sind wir so schon sehr viel glücklicher." mim

VdK Oberrad feierte 40. Mitgliederzahlen steigen / Zielsetzung hat sich geändert

OBERRAD. Am 6. März 1953 trafen sich etwa 30 Oberräder in der Gaststätte "Zum Hirsch" und gründeten die Ortsgruppe Oberrad des Verbands der Kriegs- und Wehrdienstopfer (VdK). Die Gründungsmitglieder wollten sich von der Ortsgruppe Sachsenhausen abtrennen und eine eigenständige Truppe im Stadtteil auf die Beine stellen. Inzwischen sind die damaligen Mitglieder, beispielsweise Heinrich Block oder der erste Vorsitzende Herrmann Kruse, nicht mehr aktiv. Und auch die Zielsetzung, die finanzielle und rechtliche Unterstützung von Kriegsopfern, hat sich inzwischen gewandelt.

Am vergangenen Wochenende hatte der VdK Oberrad allen Grund, seinen vierzigsten Geburtstag zu feiern, denn: "Seit kurzem können wir einen Zuwachs der Mitgliederzahlen verzeichnen", berichtete Helga Huhn von der Ortsgruppe. Eine Entwicklung, die gegen den Trend in vielen Vereinen läuft. "Das liegt vielleicht auch daran, daß wir uns sehr viel Mühe geben", meinte Helga Huhn zur Arbeit des Vorstandes.

Zum feierlichen Kreppelnachmittag in den Bürgertreff Depot waren mehr Besucher gekommen, als erwartet. So mußten nachträglich noch Tische und Stühle herbeigeholt werden, um den etwa 100 Gästen Platz zu bieten. Der Erste Vorsitzende Karl Huhn arrangierte mit seiner Frau Helga ein abwechslungsreiches Programm aus Unterhaltung und besinnlicher Rückschau auf vier Jahrzente Arbeit der Oberräder Ortsgruppe.

"Früher war die Hauptaufgabe der Ortsgruppen, die Mitgliedsbeiträge einzusammeln und an den Kreisverband weiterzuleiten. Als Gegenleistung wurde den Kriegsopfern dann Rechtsbeistand bei Sozialansprüchen gewährleistet", erklärte Helga Huhn. Heute stehe dagegen die Geselligkeit mehr im Vordergrund. Ausflüge, Feste und Urlaubsfahrten sind feste Bestandteile der VdK-Tätigkeiten geworden. Mit bundesweit 1,2 Millionen Mitgliedern ist der VdK "immer noch die größte Selbsthilfeorganisation", sagte sie.

Als der Krieg lange vorbei war, wandte sich der Verband auch der Unterstützung von Behinderten zu. "Das war eine wichtige Entscheidung, sonst würden wir heute wahrscheinlich gar nicht mehr existieren", erklärte Helga Huhn.

Zum Kreppelnachmittag ins Depot kamen auch Stadtbezirksvorsteher Erich Schlauch (SPD), die Sozialbezirksvorsteherin Renate Wolf (CDU), sowie Stadtrat Bernhard Mihm (CDU). Vertreter der CDU- und SPD-Fraktionen aus dem Ortsbeirat 5 überreichten jeweils eine Spende an den Verband. "Eine kleine Hilfe ist so eine Spende schon, auch wenn wir damit keine großen Sprünge machen können", sagte Helga Huhn.

Eine weitere Einnahmequelle war die reichhaltig bestückte Tombola mit deren Erlös eine mehrtägige Fahrt nach Hamburg im kommenden Mai mitfinanziert wird. Nach Auskunft der Organisatorin sind noch Plätze frei; Anmeldungen werden unter der Telefonnummer 65 63 70 entgegen genommen. hen

Werben für die Oberstufe Carl-von-Weinberg-Schule stellte sich beim Infotag vor

GOLDSTEIN. Die Aufregung um den "gelben Regen", der beim Betriebsunfall im Werk Griesheim der Hoechst AG frei wurde, machte auch vor der Carl-von- Weinberg-Schule in Goldstein nicht halt. Am Freitag nach dem Unglück sollte der jährliche Tag der offenen Tür Eltern und zukünftige Schüler über das Angebot und die Ausstattung der Unterrichtsräume an der additiven Gesamtschule informieren. Noch am Freitagmorgen war völlig unklar, ob der Infotag in Anbetracht der Verseuchung überhaupt abgehalten werden sollte.

In einer kurzfristig einberufenen Personalversammlung entschieden sich die Lehrer der Weingberg-Schule dann doch dafür, den Tag wie geplant ablaufen zu lassen. "Wir hatten den Tag der offenen Tür groß angekündigt und somit eine Verantwortung gegenüber den Eltern", erläuterte Schulleiter Johannes Hübner im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau die Entscheidung. Ignoriert hat die Personalversammlung den Chemieunfall jedoch keineswegs.

Noch am Wochenende sollte ein Reinigungstrupp aus Vorsichtsgründen alle Innenräume der Schule säubern. Außerdem haben die Lehrer eine offizielle Stellungnahme an die Verantwortlichen der Stadt und der Hoechst AG geschickt, in der die mangelhafte Informationspolitik des Unternehmens kritisiert wird und Aufklärung sowie regelmäßige Messungen gefordert werden.

Trotz der Wirren um die gelbe Schmiere in den Stadtteilen Goldstein und Schwanheim waren doch viele Eltern in die Weinberg-Schule gekommen und informierten sich über die Bildungsmöglichkeiten für ihren Nachwuchs. Über das gesamte Schulgelände verteilt präsentierten sich Arbeitsgruppen und Fachbereiche den Besuchern.

Da konnte man bei der Elektronik-AG zuschauen, wie ein kleiner Roboter per Computer gesteuert wird oder mit selbstgebauten Kurzwellenempfängern Sender aus Paris und Moskau einfangen; im Computer-Raum gab es eine Einführung ins Programmieren und das Fotolabor stellte seine Bilder aus.

Wer nach einem ausgiebigen Rundgang in die Eingangshalle zurückkehrte, konnte sich dort von den Schülern im Café bedienen lassen. "Ein guter Ort, um noch mal ins Gespräch zu kommen", meinte Schulleiter Hübner.

In diesem Jahr sollten vor allem die Eltern angesprochen werden, deren Kinder die sechsjährige Grundschule beenden. Da die Carl-von-Weinberg-Schule mit dem neuen Schulentwicklungsplan keine Fünftklässler mehr aufnehmen darf, konzentriert sich die Schulleitung jetzt vor allem auf die Siebtklässler des gymnasialen Zweiges.

Die Hoffnung auf eine gymnasiale Oberstufe hat Johannes Hübner freilich noch nicht aufgegeben. "Ich richte mich nach den Anforderungen des Kultusministers, der mindestens 55 Schüler pro Jahrgang fordert, um eine Oberstufe einrichten zu können." Nach den Worten des Schulleiters hängt es nur von den Eltern ab, ob die Carl-von-Weinberg-Schule eines Tages doch noch eine Oberstufe erhält. "Ich bin zuversichtlich, schließlich gehört das Prinzip Hoffnung einfach zur Pädagogik dazu." hen

Bürohaus entsteht auf dem Pueblo-Gelände Der Neubau soll 1995 bezugsfertig sein

NIEDERRAD. Nach jahrelangem Hin und Her scheint die Zukunft des ehemaligen Pueblo-Geländes in der Goldsteinstraße jetzt sicher. Der neue Eigentümer, inzwischen der sechste innerhalb von vier Jahren, ist das Bauunternehmen Bilfinger. Auf der 4300 Quadratmeter großen Fläche soll noch in diesem Jahr mit dem Bau eines Bürogebäudes für etwa 300 Arbeitnehmer begonnen werden. Bereits vor einem Jahr hat Bilfinger einen entsprechenden Bauantrag bei den städtischen Behörden eingereicht.

Eine Tochtergesellschaft der Baufirma Bilfinger, die "Objektgesellschaft Goldsteinstraße", hat zusammen mit dem Unternehmen "Rendata", das im Westend ansässig ist, das Grundstück gekauft und die Pläne für ein funktionelles Büro- und Geschäftshaus erstellt. Beide Eigentümer sind jeweils zu 50 Prozent an dem Projekt beteiligt. Die insgesamt 8000 Quadratmeter Bürofläche in dem sechsstöckigen Gebäude sollen entweder an Firmen vermietet, oder aber das gesamte Projekt nach der Fertigstellung veräußert werden. "Da wollen wir uns noch nicht festlegen", erklärte dazu ein Sprecher der Bilfinger AG.

Der Projektleiter rechnet mit Baukosten in Höhe von etwa 25 Millionen Mark; das Gebäude wird größtenteils vom neuen Eigentümer selbst erstellt. "Wir rechnen mit einem positiven Bescheid der Stadt im dritten Quartal dieses Jahres." Nach den Worten des persönlichen Referenten von Planungsdezernent Martin Wentz, Michael Kummer, gibt es keine Konflikte im Baugenehmigungsverfahren. "Es handelt sich um einen 08-15-Bau. Grundsätzlich wird sich das Haus an dem orientieren, was derzeit in der Bürostadt schon steht", informierte der Referent.

Die Bauzeit werde erfahrungsgemäß 18 bis 20 Monate dauern, informierte der Projektleiter. Nach dieser Einschätzung könnte das Geschäftshaus bereits 1995 fertiggestellt und bezogen werden. Der zweckorientierte Neubau soll ohne architektonische Spielereien auskommen. Die Fassade wird aus Naturstein und Metall bestehen, in der Außenanlage wird das Tiefgaragendach begrünt. Auch im Inneren hat das Funktionale erste Priorität: Die Räume können individuell aufgeteilt werden.

Ein ungelöstes Problem im Genehmigungsverfahren ist bislang noch die An- Fortsetzung auf Seite 11

VdK Goldstein: "Mundpropaganda" brachte Mitglieder

GOLDSTEIN. Obwohl keine Neuwahlen anstanden war die Jahreshauptversammlung der VdK-Ortsgruppe Goldstein im Bürgerhaus mit 84 Mitgliedern "wirklich gut besucht", wie der Erste Vorsitzende Albert Klammer sagte.

Die einzige personelle Änderung im Vorstand war ein Wechsel im Beisitzeramt. Für Erwin Lotz, der aus gesundheitlichen Gründen ausschied, übernahm Erna Junge den Sitz im Vorstand.

Wichtigster Tagesordnungpunkt war der Bericht des im vergangenen Jahr erstmals gewählten Jugendwartes. Im abgelaufenen Jahr sind etwa ein Dutzend Jugendliche in den VdK Goldstein eingetreten, in Zukunft soll den jüngeren Mitgliedern (bis 45 Jahre) mehr als bisher geboten werden.

Auch bei der älteren Generation konnte der VdK neue Mitglieder begrüßen. "Ich glaube, die Mundpropaganda ist für diese Entwicklung ausschlaggebend. Unsere vielseitigen Unternehmungen sprechen sich herum", sagte Vorsitzender Klammer. In diesem Jahr will die Ortsgruppe eine zehntägige Reise in die Nürnberger Gegend machen, außerdem sind mehrere Busausflüge geplant. hen

Vor der Kommunalwahl in der Stadtteil-Rundschau: Der Ortsbeirat 8 (Niederursel, Nordweststadt, Heddernheim) zieht eine Arbeitsbilanz Stadtteil-Politiker bekämpften den Verkehr besonders vehement

FRANKFURT-NORDWEST. "Wir pflegen einen sehr menschlichen Umgang miteinander." Die Politiker im Ortsbeirat 8 (Niederursel, Heddernheim, Nordweststadt) sind sich einig - wie so oft. In der Sache wurde zwar auch ab und zu heftig gestritten, "aber persönlich wurde es nie", sagt Thomas Rätzke, Fraktionsvorsitzender der CDU. Und so manche Meinungsverschiedenheit verschoben die Beiräte auf das gemeinsame Bier nach der Sitzung. Ortsvorsteher Helmut Gärtner (SPD) drückt es anders aus: Für die Interessen der Bürger "haben wir am gleichen Strang gezogen. Nur manchmal halt in verschiedene Richtungen".

So hat sich im Ortsbezirk 8 einiges getan in den vergangenen vier Jahren. Hauptthema war die Verkehrsberuhigung. Kaum ein anderes Stadtteilgremium machte so engagiert von seinem Recht Gebrauch, den Verkehr aus den Wohngebieten zu verdrängen. In Heddernheim, in der Nordweststadt und im Oberfeld gilt Tempo 30. Zuletzt brachten die vier Fraktionen im Eilverfahren die Verkehrsberuhigung in der Römerstadt auf den Weg. "Wir können zufrieden sein", meint FDP-Beirat Theo Dechert, "nur hätten wir vielleicht manchmal etwas langsamer vorgehen sollen. Dann wäre vielleicht noch mehr herausgekommen." Rätzke schränkt ein: "In Heddernheim gibt es immer noch zu viel Durchgangsverkehr." Der SPD-Fraktionsvorsitzenden Helga Diehl, die in erster Linie mit dem Planungsbüro Burholzer und Trieb zusammengearbeitet hat, ist klar: "Allen kann man es nicht recht machen."

Die Bürger jedenfalls sind wohl insgesamt einverstanden mit den Tempo-30- Zonen, grundsätzliche Kritik blieb aus. Nur einmal ging es ans Eingemachte: SPD und Grüne hatten im Oberfeld die Dietrichstraße gegen den Willen von CDU und FDP für den Durchgangsverkehr geöffnet. Die dortigen Bewohner beschwerten sich im Januar auf sehr undemokratische Weise und terrorisierten Planungsbüro und Ortsvorsteher am Telefon. Das Konzept wurde zurückgenommen - "aus Vernunft und nicht, weil wir dem massiven Druck der Leute nachgegeben haben", betont Gärtner.

Druck gab es auch von einigen Jugendlichen aus der Nordweststadt. Die forderten ein selbstverwaltetes Jugendhaus, nachdem das Jugendamt im Dezember 1990 die Räume im Nidaforum geschlossen hatte. Es ist auch das Verdienst der Freizeitpolitiker, daß der Klub im Nordwestzentrum jetzt wohl kurz vor der Eröffnung steht. Vor allem die Sozialarbeiter gingen vor einem Jahr mit neuem Konzept und frischem Elan ans Werk. Seither allerdings geht es nur schleppend voran. Frank Mahlmeister von den Grünen befürchtet schon, "daß die ein Konzept haben, aber sonst nichts". Gute Nachricht auch für eine Gruppe Heddernheimer Jugendlicher, die seit zweieinhalb Jahren auf der Straße sitzt: Die vier Fraktionen schlugen im Frühjahr 1992 vor, auf einem Gelände nahe der Müllverbrennungsanlage einen Jugendklub zu errichten. "Es sieht so aus, als würde das klappen", freut sich Diehl.

Unbefriedigend ist hingegen die Situation für Kinder geblieben. Zwar wurden über das Sofortprogramm fünf freie Kinder- und Schülerläden eröffnet, doch nach wie vor saniert die Metallgesellschaft den kontaminierten Boden rund um die Hundertwasser-Kindertagesstätte auf dem ehemaligen VDM-Gelände. Auch der Bau der KT 33 in der Heddernheimer Oranienstraße verzögerte sich - wegen Ausschreibungsproblemen.

Abwarten und ab und zu etwas Druck machen, heißt die Devise. Doch mit dieser Methode hat der "Achter" in der Wahlperiode einiges erreicht: Der Lärmschutz an der Autobahn A 5 und an der Niederurseler Umfahrung steht nach "langem Kampf" (Ortsvorsteher Gärtner) auf dem zweiten Platz der Prioritätenliste; das geplante Kino-Center im Nordwestzentrum wurde von 14 auf zwölf Theater abgespeckt; die Heinrich- Kromer-Schule wurde Betreuungsschule; im Herbst bekommt die Freiwillige Feuerwehr Niederursel ihr langersehntes Gerätehaus und die Stadtteilpolitiker setzten die Anbindung des 67er Busses an die U-Bahn-Linie 7 durch. Die Liste der Erfolge ist noch länger.

Kein leichtes Erbe für die neuen Fraktionsmitglieder. Denn das Personalkarussell im Ortsbeirat dreht sich munter. So wechseln beispielsweise Helga Diehl und Thomas Rätzke in die Stadtverordnetenversammlung. Theo Dechert kandidiert für den Römer auf Listenplatz drei der FDP und hält es dabei wie Goethe: "Es hofft der Mensch, solang er lebt." Ortsvorsteher Gärtner bleibt als Nachrücker in die Stadtverordnetenversammlung dem "Achter" noch einige Zeit erhalten. Der fraktionslose Abgeordnete Günter Kerssebaum geht auch. "Schwarz übersättigt" und mit Gepolter hatte der destruktive Querdenker mit der lauten Stimme vor zwei Jahren die CDU verlassen. Sein Abschied aus dem Ortsbeirat verlief leise. cob

Das Angebot bleibt dünn Die Schüler aus Rödelheim müssen weiterhin pendeln

RÖDELHEIM. Schulkinder aus Rödelheim müssen nach der vierten Klasse weiterhin in andere Stadtteile pendeln, wenn sie eine Real- oder Gesamtschule besuchen wollen. Eine Förderstufe für die fünften und sechsten Klassen fehlt ebenso. "Nach der Grundschule müssen die Kinder oft weite Wege zurücklegen, um in die gewünschte weiterführende Schule zu kommen", beklagt die Leiterin der Arndtschule, Brigitte Wink.

Dabei hatte schon vor zwei Jahren das Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung in einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Studie festgestellt, in Rödelheim gebe es "ein sehr schmales Schulangebot". Etwa 60 Prozent der Schüler, die die Grundschule verlassen, müßten in die Nachbarschaft pendeln.

Das überdurchschnittliche Hauptschulangebot erklärten sich die Verfasser nicht mit der Sozialstruktur Rödelheims: Sie entspreche mit geringen Abweichungen dem Gesamtbild Frankfurts. Die Wissenschaftler empfahlen, zumindest eine Förderstufe einzurichten, indem Hauptschulen zusammengelegt würden.

Als die Studie bekannt wurde, führten Vertreter der betroffenen Schulen sofort zahlreiche intensive Gespräche, berichtet Brigitte Wink. Schulleitung, Personalräte und Schulelternbeiräte hätten sich mit dem städtischen Schulamt auf einen vorläufigen "Einstieg in das Mittelstufenangebot" geeinigt: An der Arndtschule sollte es eine Förderstufe geben - mit dem langfristigen Ziel, die Körnerschule zu einer Haupt- und Realschule auszubauen.

Frau Wink räumt ein, die Leitung der Körnerschule habe Einwände gegen dieses Modell gehabt. Sie wollte das Realschul-Angebot möglichst schnell durchsetzen und beantragte einen Erweiterungsbau auf dem Schulgelände. Dazu die Rektorin der Arndtschule: "So ein Neubau dauert. Da wir in der jetzigen Situation an jedem Radiergummi sparen müssen, bleibt ein neues Gebäude erst einmal eine Wunschvorstellung."

Das vorgeschlagene Konzept hingegen sei ein - wenn auch kleiner - erster Schritt, der weder mehr Personal noch einen Neubau verlange. Durch die enge Zusammenarbeit mit anderen Schulen sei sicher gewesen, daß weiterführende Schulen die "Förderstufenkinder" aufnehmen - selbst wenn das Projekt scheitere, also die Förderstufe wieder abgeschafft werden sollte.

Nach Darstellung der Arndtschul-Rektorin wäre so die Gefahr gebannt worden, die Schüler als politische Versuchsobjekte zu mißbrauchen. Das Modell sei zwar ein Kompromiß, aber besser zu verwirklichen als die Idee der benachbarten Körnerschule.

"Wir haben das vorgeschlagene Konzept unterstützt, die Misere in Rödelheim war uns ja bekannt", sagt der stellvertretender Leiter des Stadtschulamts, Walter Masche. Die Stadt nahm das Vorhaben in den Schulentwicklungsplan auf. Nachdem dieser im Römer beschlossen worden war, fehlte laut Wink nur noch "das grüne Fähnchen aus Wiesbaden". Doch vom Kultusministerium kam zunächst keine Nachricht.

Frau Wink: "Wir waren schon ganz schön nervös. Immerhin mußte das neue Schuljahr noch vorbereitet werden. Und ohne eine umgehende Kooperation mit allen beteiligten Schulen läßt sich so eine Förderstufe nicht verwirklichen."

Aus der Presse erfuhren alle Beteiligten, daß die Entscheidung in Wiesbaden zunächst zurückgestellt wurde. Die Rektorin bedauert das nach dem großen gemeinsamen Einsatz.Auch das Lehrerkollegium sei frustriert und demotiviert. Denn, so betont Frau Wink: "Dieses Vorhaben haben wir nicht als Nothaltegriff für unsere Schule, sondern wirklich aus pädagogischer Überzeugung und zur Verbesserung der Schullandschaft eingebracht."

Unzufrieden ist sie besonders, weil der Wiesbadender Beschluß ihrer Ansicht nach "dünn" begründet worden ist. "Wenn es zumindest konkrete Punkte gäbe, die geändert werden müßten, könnte man sich ja noch einmal zu einem neuen Konzept durchringen. Doch so ist die Situation für alle lähmend", meint Wink.

Auch Walter Masche zeigt sich enttäuscht: "Zwar bedeutet das keine endgültige Entscheidung, aber sehr bedauerlich ist es dennoch."

Masche versichert zwar, die Stadt werde weiter daran arbeiten. Von der Zuversicht des stellvertretenden Schulamt-Leiters ist in der Arndtschule aber wenig zu spüren. mim

Viele, viele Negawatt sollen die großen Megawatt-Kraftwerke ersetzen Energieeinsparung muß die Energiequelle der Zukunft werden / Gastbeitrag des Chefs der Niedersächsischen Energieagentur Von Stephan Kohler

1980 stellte das Öko-Institut Freiburg sein Energiewende-Szenario der Öffentlichkeit vor - mit dem damals revolutionären Ergebnis, daß trotz Wirtschaftswachstum und Wohlstandsmehrung der Primärenergieverbrauch in der Bundesrepublik bis zum Jahr 2030 um die Hälfte reduziert werden könne. Die dann noch notwendige Energiemenge von 200 Millionen Tonnen Steinkohle-Einheiten würde fast zur Hälfte aus der direkten und indirekten Sonnenenergienutzung, also über Sonne, Wind, Wasser und Biomasse, erzeugt werden, hieß es damals.

Utopie oder Realität? Für die Atomkraftbefürworter und die Vertreter der offiziellen Energiewirtschaft war die Antwort klar: Ökospinner, die unwissenschaftlich und fern jeder Realität ihren Phantasien nachhängen.

Im Jahr 1992 wurde in Freiburg das erste energieautarke Wohnhaus eingeweiht, das ausschließlich aus der Sonne "versorgt" wird. Der Stromverbrauch des Vier-Personen-Haushalts liegt bei knapp 600 Kilowattstunden pro Jahr, trotz Kühlschrank, Gefriertruhe, Spül- und Waschmaschine. Ein bundesdeutscher Durchschnittshaushalt verbraucht bei gleicher Ausrüstung noch rund fünfmal soviel, nämlich 3200 Kilowattstunden pro Jahr. Würden sich die Haushalte beim Kauf eines neuen Elektrogerätes jeweils für das effizienteste Gerät entscheiden, so könnte der Stromverbrauch der privaten Haushalte binnen zehn bis 15 Jahren um 50 Prozent reduziert werden - bei gleichzeitiger Kostenersparnis. Auch wenn viele energieeffiziente Geräte bei der Anschaffung höhere Investitionen erfordern als zum Beispiel ein ineffizientes Gerät, so sind die Mehrkosten sehr schnell über die eingesparten Stromkosten wieder refinanziert. So können die 50 Prozent Stromeinsparung bei den privaten Haushalten zu Kosten von bis zu knapp 20 Pfennigen pro Kilowattstunde eingespart werden, was für den Nutzer fast immer wirtschaftlich ist. Die Realisierung von "Negawattkraftwerken" ist also in vielen Fällen kostengünstiger als der Bau von Megawattkraftwerken - dies auch ohne Betrachtung der immensen Umweltschäden, die nach einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung allein in Westdeutschland bei jährlich rund 610 Milliarden Mark liegen.

Eines der wichtigsten Ergebnisse der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zum Thema "Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre" ist die breite, von allen Beteiligten getragene Erkenntnis, daß die technischen Einsparpotentiale in den alten Bundesländern in der Größenordnung von rund 45 Prozent des derzeitigen Primärenergieverbrauchs liegen. Konsens besteht somit darin, daß die rationelle Energienutzung nicht an fehlenden technischen Alternativen scheitert, sondern zum Beispiel an den ökonomischen, strukturellen, organisatorischen oder rechtlichen Rahmenbedingungen - beziehungsweise an den fehlenden Umsetzungsinstrumenten. So ist der Markt für Energiedienstleistungen (zum Beispiel behaglich temperierter Wohnraum mit möglichst geringem Energieeinsatz bei guter Wärmedämmung) nur sehr schwach oder noch nicht entwickelt. Konsens besteht auch darin, daß rund 30 Prozent der betriebswirtschaftlich rentablen Einsparpotentiale aufgrund der vorhandenen Rahmenbedingungen und Hemmnisse nicht realisiert werden, unter anderem aufgrund der fehlenden Energiedienstleistungangebote und Umsetzungsinstrumente in diesem Bereich.

Die technischen Potentiale der Energieeinsparung im Raumwärmebereich liegen im Gebäudebestand bei über 70 Prozent. Bei Neubauten schreibt die derzeit gültige Wärmeschutzverordnung einen Wärmedämmstandard vor, der zu einem Energieverbrauch von knapp 200 Kilowattstunden pro Quadratmeter Wohnfläche im Jahr führt. An vielen Orten in der Bundesrepublik sind aber bereits Häuser mit Niedrigenergiestandard realisiert - mit einem Wärmeverbrauch zwischen 40 bis 65 Kilowattstunden. Dieser Standard ist mit Mehrinvestitionen von maximal zehn Prozent realisierbar, die sich innerhalb kurzer Zeit über die eingesparten Energiekosten finanzieren. Die geplante Novellierung der Wärmeschutzverordnung auf die in Schweden seit Jahren geltenden Werte (zirka 100 kWh/&metresq;/Jahr) scheiterte Anfang 1993 zumindest vorerst am Widerstand der bayerischen Ziegelindustrie, die bei einer Verabschiedung wirtschaftliche Nachteile für sich befürchtete.

Verharren im Alten mit der Hoffnung auf Wahrung des alten Besitzstandes ist ein häufiges Moment in der Energiewirtschaft, das den Weg in die Effizienzwirtschaft hemmt. So versucht zum Beispiel der Konzern Siemens mit allen Mitteln, sein Engagement in der Plutoniumverarbeitung durch MOX-(Mischoxid)-Brennelementefertigung in Hanau zu sichern, obwohl aus ökonomischen Gesichtspunkten der Einsatz von MOX-Elementen für die Stromkonzerne angesichts der niedrigen Uranpreise unattraktiv ist. Das Siemens-Management hat sich innerhalb der deutschen Industrie am stärksten im Atom-Bereich engagiert und ist nach dem Ausstieg von AEG, BBC (beziehungsweise ABB) und der Chemischen Industrie (bei der Wiederaufbereitung) der letzte "Dinosaurier" in dieser Branche. Dieses Engagement wird dem Siemens-Management schon seit längerem auch intern kritisch vorgeworfen, wie eine Informationsbroschüre der IG-Metall-Vertrauensleute der Siemens-Tochter KWU aus dem Jahr 1990 dokumentiert. In diesem Heft mit dem Titel "KWU: Quo Vadis?" wird der desolate Zustand des inländischen und ausländischen Atomkraft-Marktes beschrieben, wobei es eine "Selbsttäuschung wäre, wegen der neu aufbrechenden Umweltdiskussion (z. B. Treibhauseffekt) kurzfristig auf eine für die Arbeitsplatzsicherung ausreichende Anzahl von Kernkraftwerksaufträgen zu hoffen".

Nicht Wunschdenken, sondern Beachtung der Forderungen des Marktes seien in der Zukunft auch bei der Energieerzeugung zu beachten. Die Themen:

• rationelle Energieerzeugung und -verteilung (zum Beispiel Kraft-Wärme-Koppelung)• Umweltschutz (zum Beispiel Abgasreinigung, Nutzung der Abwärme) • Regenerative Energieerzeugung • Entwicklung von wirtschaftlichen Energieerzeugungssystemen (die auch in ihrer technischen Einfachheit den Möglichkeiten in Entwicklungsländern gerecht werden).

Die IG-Metall-Vertrauensleute benennen mit dieser Auflistung im Kern genau die Alternativen, für die ein breiter gesellschaftspolitischer Konsens zu erreichen ist - unter aktiver Einbeziehung der Energieversorgungsunternehmen. Dies läßt sich so begründen:

Die Energieversorger sind mit ihrem Angebot an leitungsgebundenen Energieträgern wie Strom, Gas und Fernwärme in weiten Teilen der Energiewirtschaft strukturprägend. Besonders mit ihrer Ausbauplanung bestimmen sie über das vor Ort vorhandene Energieträgerangebot.

Die Konkurrenz zwischen Energie-Zuführung und Energie-Einsparung bedeutet immer eine Entscheidung über die Kapitalbindung im einen oder anderen Bereich beziehungsweise das Schaffen von heute meist kapitalintensiven Überangeboten auf der Versorgungsseite. Dadurch wird nicht nur die rein unter Kapitalverwertungsbedingungen notwendige Absatzsteigerung von Energieträgern forciert, sondern auch ein Innovationsstau verursacht. Ein energiepolitischer Konsens für die nächsten 15 Jahre könnte aber auch darüber noch hergestellt werden, daß Großkraftwerke auf fossiler Basis als Ersatz für schnellstmöglich stillgelegte Atommeiler nur dann neu gebaut werden dürfen, wenn dies in Kombination mit einem alternativen Investitionsprogramm, das zeitgleich mit dem Bau des Großkraftwerkes umgesetzt werden muß, erfolgt. Dieses Programm sollte Investitionen in regenerative Energiequellen (Sonne, Wind, Wasser, Biomasse), in Energieeinsparmaßnahmen und in Blockheizkraftwerke- und Kraft-Wärme- Kopplungs-Anlagen umfassen.

Dieser notwendige massive Einstieg in alternative Strombeschaffungsprogramme darf nicht zum Mogelpaket verkommen - wie zum Beispiel bei den Bayernwerken, die bei Erlangen ein Kohlekraftwerk mit einem Investitionsvolumen von 2,1 Milliarden Mark planen, gleichzeitig aber nur ein Einsparprogramm mit 20 Millionen Mark beschließen. Solche Ungleichgewichte sind nicht akzeptabel. Die Alternativprogramme könnten heute bei einem Investitionsvolumen von rund 50 Prozent der Kraftwerksinvestitionen beginnen, um Instrumente, Dienstleistungsangebote und die Infrastruktur zu entwickeln, die für die Erschließung des Einsparmarktes geschaffen werden müssen. Mit zunehmender Markterfahrung können die alternativen Investitionsprogramme sehr schnell auf ein Verhältnis von eins zu eins angehoben werden - mit dem Ziel, die Investitionen in Großkraftwerke zur reinen Stromerzeugung vollständig zu ersetzen. In diese alternative Strombeschaffungsprogramme kann auch die deutsche Steinkohle integriert werden. Das oftmals von den Atom- und Kohle-Konsens-Vertretern genannte Argument, daß der Einsatz der billigen Atomenergie für die Stützung der teuren deutschen Steinkohle notwendig sei, läßt sich plausibel auf die Paarung deutsche Steinkohle und billige Importkohle übertragen. Welcher Energieträger die deutsche Steinkohle subventioniert, ist unter ökonomischen Gesichtspunkten letztendlich gleichgültig, wichtig dabei ist nur die ökologische Komponente. Bei einer Kombination mit billiger Importkohle würden die Risiken der Atomenergie durch zusätzliche Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid substituiert werden, was nur als Übergangsstrategie in eine Effizienzwirtschaft akzeptiert werden kann.

Bei aller Einsicht in die Notwendigkeit eines energiepolitischen Konsens wird und kann es bezüglich der Laufzeit und der weiteren Nutzung auch von neuen Reaktorkonzepten keinen Konsens mit der Ökologiebewegung geben. Die Forderung nach einer schnellstmöglichen Stillegung der Atommeiler ist unter Risikogesichtspunkten nach wie vor berechtigt und begründbar - gerade nach den Rissen in Brunsbüttel. Was besagt die angebotene Formel "geprüfte Sicherheit vorausgesetzt" als Voraussetzung für den Weiterbetrieb der Atommeiler, angesichts der bekannten Ergebnisse der offiziellen Reaktorsicherheitsstudie (Phase B)? Auch in sicherheitsgeprüften westdeutschen Atomkraftwerken sind Kernschmelzunfälle mit massiver Freisetzung von radioaktiven Stoffen mit einem hohen Schadenspotential möglich. Gestritten wird unter Fachleuten nur über die Häufigkeit solcher Katastrophen und den Freisetzungszeitpunkt nach Unfallbeginn, was für Evakuierungsüberlegungen von Bedeutung sein soll.

Man kann nur hoffen, daß der Streit über einen energiepolitischen Konsens nicht so lange anhält, bis tatsächlich Evakuierungspläne aktiviert werden müssen, egal ob an der Nordsee, weil die bisherigen Deiche der nächsten klimabedingten Sturmflut nicht mehr standhalten, oder in München, weil ein rißbedingter Störfall im Siedewasserreaktor von Isar I sich zur Nuklearkatastrophe entwickelt hat.

Der Autor ist Geschäftsführer der Nie dersächsischen Energie-Agentur in Hannover, die vom Veba-Konzern und der Landesregierung getragen wird.

Vor der Kommunalwahl in der Stadtteil-Rundschau: Bilanz des Ortsbeirats 16 Mühevolle Kleinarbeit trug Früchte

BERGEN-ENKHEIM. Die "Politik der Langsamkeit" - auf diesen oder zumindest einen ähnlichen Begriff sei er einmal bei der Zeitungslektüre gestoßen, berichtete Ortsvorsteher Herbert Loos (SPD). Dies bedeute wohl, daß es in kleinen Schritten und nicht immer im gewünschten Tempo vorangehe. In seiner Gangart wird sich wohl auch das Bergen- Enkheimer Stadtteilgremium, der Ortsbeirat 16, an eine gewisse Trägheit des städtischen Verwaltungsapparates gewöhnen müssen. Für die Zukunft wünscht sich Loos daher "mehr Möglichkeiten, kleinere Dinge schneller umzusetzen". Er habe da auch bereits "bestimmte Vorstellungen", wie man den langen Weg über Stadtverordnetenversammlung und Magistrat abkürzen könnte.

Doch auch auf dem herkömmlichen Weg hat der Ortsbeirat in den vergangenen vier Jahren allerhand erreicht. In 41 Sitzungen behandelten die Stadtteilpolitiker einige hundert Anträge. Eine mühsame Kleinarbeit, die schließlich Früchte trug: In Bergen wurde eine Tempo-30-Zone eingerichtet, der Berger Marktplatz wird in diesem Frühjahr saniert, der Sportplatz an der Rangenbergstraße wurde für rund 600 000 Mark erneuert, die Streuobstwiesen am Berger Hang werden weiter gepflegt. Im Sperber ist ein internationaler Hort mit mehr als 20 Plätzen entstanden, die Buslinie 42 fährt nun häufiger, und der "43er" wurde bis zu den "Obergärten" verlängert.

Noch einiges läßt sich aufzählen, etwa die Verkehrsberuhigung des Enkheimer Wohgebietes. Allerdings "hätten wir die gerne schon in dieser Wahlperiode abgeschlossen", sagte Loos. Zwar haben die Ortsbeiräte bei der Gestaltung von Tempo-30-Zonen weitgehend freie Hand, doch die zum Teil gegensätzlichen Interessen der Bewohner einiger Straßen ließen sich kaum vereinbaren und führten schließlich zu einem offenen Streit, der nicht selten in den jeweiligen Bürgerfragestunden der Ortsbeiratssitzungen ausgetragen wurde.

Dabei mußte das Gremium oft harsche und auch unberechtigte Kritik über sich ergehen lassen. Vor allem das Vorhaben, die Triebstraße zu sperren und die Einfahrt aus der Vilbeler Landstraße in die Leuchte zu ermöglichen - heute zum Teil verwirklicht - spaltete die Enkheimer in zwei Lager. Auch jetzt ist der Streit, der auch die Arbeit des beauftragten Planungsbüros erschwerte, längst nicht begraben. Loos hofft allerdings, daß Enkheim im Laufe der nächsten Wahlperiode endültig verkehrsberuhigt wird. Die oft sehr emotionalen Auftritte einiger Bergen-Enkheimer in den Ortsbeiratssitzungen nimmt Loos niemandem übel. Im Gegenteil: "Daß es zahlreiche engagierte Bürger gibt, die sich des Ortsbeirates bedienen, um ihre Interessen zur Sprache zu bringen", bewertet er positiv.

Immer wieder war der Verkehr im und um den Stadtteil das Thema. Gerd Weinrich, SPD-Ortsbeiratsfraktionschef, schätzte sogar, daß 90 Prozent aller Bürgerfragen dazu geäußert wurden. Während die einen sich immer wieder vehement für den Bau der Westumgehung und des Riederwaldtunnels einsetzten, forderten die anderen, die Autoflut einzudämmen und den öffentlichen Nahverkehr auszubauen. Der hat mit der Verlängerung der U 7 zum Volkshaus immerhin einigen Auftrieb erfahren. Für die Verbindung zwischen Enkheim und der City mußten die Bergen-Enkheimer alldings auch ein großes Opfer bringen: Die Straßenbahnlinie 12 nach Bergen wurde eingestellt. Alle Bemühungen des Ortsbeirates, die Tram zu erhalten, waren vergeblich. Die bestehenden Buslinien sind kein gleichwertiger Ersatz, und die Verlängerung der U 4 nach Bergen liegt in ferner Zukunft.

Ein anderes Problem, das in Bergen- Enkheim drängt, sind die fehlenden Plätze in Grundschulen und Kindergärten. Es mangelt nicht nur an Geld und Personal, es ist auch kein geeigneter Standort zu finden. Dem Bau einer Kindertagesstätte an der Vilbeler Landstraße hatte sich der Ortsbeirat 16 ungeachtet des akuten Bedarfs selbst in den Weg gestellt. Den Standort unmittelbar an der dichtbefahrenen Straße hielten die Stadtteilpolitiker für unzumutbar. So mußte man sich in dieser Wahlperiode damit begnügen, daß Im Sperber ein Hort eingerichtet worden ist und die Stadt ihr Betreuungsangebot auch auf die Schule am Hang ausgedehnt hat.

In der Grundschule am Landgraben wurden indessen Container aufgestellt, um der akuten Raumnot zu begegnen. Loos hofft, daß sich die Lage bessern wird, wenn das neue Wohngebiet Enkheim-Ost gebaut ist, in dem eine Grundschule und eine Kindertagesstätte entstehen sollen. "In den nächsten vier Jahren", so wünscht er sich, "soll zumindest der Bebauungsplan fertig werden". gap

Übermacht der Frauen Matinee litt unter Mangel an männlichen Stimmen

SACHSENHAUSEN. Beinahe jeder Kirchenchor klagt über fehlende Männerstimmen. So auch der Reformierte Westchor der Deutschen evangelisch-reformierten Gemeinde unter musikalischen Leitung von Christine Finkbeiner. Tapfer sangen die fünf Herren - zwei Tenöre und drei Bässe - bei der Chormatinee mit barocken und romantischen Werken gegen die Übermacht von zwei Dutzend Frauen an, doch hatten sie keine Chance, stimmlich auch nur halbwegs ebenbürtig zu sein.

Bereits bei den ersten beiden Werken wurden sie schmerzlich vermißt: Johann Sebastian Bachs Chorälen "Was Gott tut, das ist wohlgetan" und "Wohl mir, daß ich Jesum habe" fehlte ganz einfach das solide Baßfundament. Am deutlichsten wurde die Männermisere beim fugenähnlichen Beginn in Felix Mendelssohn-Bartholdys Motette "Ach Herr, sei gnädig": Beim Soloeinsatz unterstützte zwar eine Altistin die beiden Tenöre, das Fugenthema geriet aber dennoch bemitleidenswert kläglich.

Abgesehen von der stimmlichen Unausgewogenheit - die freilich den Sängerinnen und Sängern nicht anzulasten ist - bot der Reformierte Westchor bei der Matinee eine sängerisch ansprechende Leistung. Mittelpunkt des kleinen Konzerts am Sonntagvormittag waren Teile aus Georg Friedrich Händels Trauermusik. Unterstützt von einem kleinen Instrumentalensemble sang der Chor aufmerksam und mit angenehm sauberer Intonation. In Händels Chorsatz "Doch der Geist lebet ewiglich" hätte ein strafferes, lebendigeres Tempo zwar nicht geschadet, ebenso wie später bei Mendelssohns "Christe, du Lamm Gottes", Dirigentin Christine Finkbeiner wird aber wohl genau wissen, was sie ihren Sängerinnen und Sängern zumuten kann.

Bei fast allen Einsätzen gab es kleine Unsicherheiten: Erst nach einigen Takten "stand" das korrekte Tempo, bei der kurzen Orchestereinleitung zu Händels Trauermusik mußte die Dirigentin sogar abbrechen und neu beginnen. Bis auf dieses Malheur musizierte das Kammerensemble ohne große Fehler, wobei man sich von Geiger Wolfgang Zybell und Bratschistin Christiane Bergmann oft ein etwas mutigeres, offensiveres Spiel gewünscht hätte. Oboistin Helen Rosing hatte bei den beiden Bach-Chorälen Gelegenheit, sich auszuzeichnen: Mit sensiblem, elastischem Ton spielte sie die obligate Instrumentalbegleitung.

Auch die anderen Instrumentalisten hatten ihren Soloauftritt: Zwischen den Chorsätzen spielte Cellistin Barbara Röder ein Largo cantabile aus einer Sonate von Antonio Vivaldi und Bratschistin Christiane Bergmann musizierte zwei Sätze aus Georg Phillip Telemanns Sonate A-Dur.

Es war ein angenehmer Sonntagvormittag, doch hoffentlich wird der Genuß beim nächsten Konzert noch größer; vielleicht finden sich in der evangelisch-reformierten Gemeinde noch einige Herren, die im Reformierten Westchor mitsingen wollen. bai

Früher trugen sie die Picknickkörbe Heute sind die Frauen beim Gesangverein "Maien-Quartett" in der Überzahl

BONAMES. Es war an einem schönen Maientag des Jahres 1925. Genauer: es war der 13. Mai. Die Weimarer Republik kämpfte noch mit Nachkriegs-Nachrevolutions-Wirren, eine Weltwirtschaftskrise brach langsam an. In dem kleinen Dorf Bonames am Stadtrand Frankfurts trafen sich 13 Herren (vielleicht im Garten einer Gaststätte) und gründeten einen Männergesangverein - das "Maien- Quartett".

Warum sie den Titel eines Quartetts wählten, ist bis heute unklar. Erika Groß, Erste Vorsitzende des Vereins, hat dafür keine Erklärung. "Ich weiß nur, daß es von jeher ein Männerchor war." Bis 1983 durften die Ehefrauen und Kinder zwar zu den Freundschafts- und Wertungssingen mitfahren, die Picknickkörbe tragen und sich um das Wohl der Herren kümmern - allein, singen durften sie nicht.

Wie die Zeiten sich ändern. Februar 1993. Bonames ist längst kein Dorf mehr, der letzte Gründer starb vor zwei Jahren, das "Maien-Quartett" ist gewachsen, und die Frauen sind in der Überzahl. Von den 73 aktiven Mitgliedern des Vereins (dazu kommen rund 130 Passive, die vor allem finanzielle Unterstützung leisten) sind zwei Drittel weiblich. "Das ist heutzutage normal", sagt Erika Groß, seit vier Jahren im Amt und auf dieser Position die "erste Frau". Im Oktober feiert der Frauenchor sein zehnjähriges Bestehen.

Einmal in der Woche treffen sich die Sängerfreunde zur Probe im "Haus Nidda". Streng getrennt, natürlich. Von sieben bis halb acht die Damen, danach die Herren. Lediglich an jedem ersten Montag im Monat proben beide Gruppen zusammen unter der Leitung des "Chordirektors" und ehemaligen Opernsängers Karl August Schultz von Larszky, der seit 1985 den Dirigentenstab schwingt. Der Monatsbeitrag ist niedrig: fünf Mark für Aktive, 2,50 Mark für Passive.

Im Liedausschuß wird außerhalb der Probenzeiten darüber beraten, welche Lieder einstudiert werden sollen. Paritätisch sitzen dort zwei Frauen und zwei Männer mit Schultz von Larszky zusammen. Das Repertoire, auf Freundschaftssingen und Festen vorgetragen, spannt sich von slawischen und deutschen Volksliedern bis zu Evergreens aus Oper, Operette und Musical.

Die Aktionen des straff organisierten Gesangsvereins - neben dem geschäftsführenden Vorstand gibt es noch einen Vergnügungsausschuß - sind mannigfaltig. Jedes Jahr singt das Maien-Quartet auf einem Ebbelwoi-Abend in Bonames, auf dem Faschingsball im Bürgerhaus und am Volkstrauertag bei der VdK-Feier. Im letzten Jahr gastierte der Chor im Kurhaus Bad Vilbel, beim "Sängerwettstreit" in Ober-Erlenbach und begleitete musikalisch die Weihnachtsfeier des Bonameser Fanfarenkorps sowie den bunten Abend anläßlich der Bürgerhauseröffnung. Auch auf dem Weihnachsmarkt des Vereinsringes sind die Sänger mit einem Stand vertreten. Für die Kinder gibt es am Fastnachtssonntag ein Spielfest.

Alle zwei Jahre trifft sich das Maien- Quartett mit einem befreundeten Gesangsverein in Gersdorf bei Nürnberg. Seit 30 Jahren gehört das zum Alltag. Dann wird gemeinsam musiziert und ein geselliger Abend abgehalten. Nach der "Wende" nahm das Maien-Quartett Kontakt zu einem Ensemble in Saalfeld/Thüringen auf. Kein Zufall, war Erika Groß' Schwiegervater dort jahrelang Chorleiter. Im Mai werden die Thüringer zum zweiten Mal Bonames besuchen.

Der nächste Großauftritt des Maien- Quartetts ist am 20. März. Dann wird das Ensemble beim Konzert des Deutschen Allgemeinen Sängerbundes Lieder von Brahms, Denza, Behrle und Auszüge aus Operetten und dem berühmten Musical "Cats" zum Besten geben. Nicht nur an diesem Tag würde es Erika Groß begrüßen, neue Gesichter zu sehen. "Wir freuen uns über jeden, der kommt." Vor allem junge Leute sind erwünscht.

Wer Interesse hat, im Maien-Quartett mitzuwirken, kann sich an die Erste Vorsitzende wenden. Entweder schriftlich (Fleckenbühlstraße 32, 6000 Frankfurt am Main) oder unter Telefon 50 61 51. jot

Aus Spaß kann auch Leistung entstehen Der TSV 1875 hat ein Riesen-Angebot und lockt mit "demokratischen Spielwiesen"

BONAMES. Helle Freude herrschte Ende vergangenen Jahres bei den Verantwortlichen des Turn- und Sportvereins (TSV) Bonames 1875. Endlich wurde die neue Sporthalle hinter dem "Haus Nidda" offiziell eröffnet und ein kleiner Raum als Geschäftsstelle eingerichtet. Ein lange gehegter Wunsch war Wirklichkeit geworden, die permanenten Bemühungen, das "Klinkenputzen", Gespräche, Briefwechsel und der Ärger über ausgefallene Übungstunden - der Verein mußte bei Festen im Haus Nidda, wo die alte Turnhalle war, anderen Organisationen weichen - gehörten endlich der Vergangenheit an.

Sie sind schon ein bißchen stolz darauf, dieses Projekt in die Wege geleitet zu haben, die Herren im Vorstand. Denn ursprünglich sollte in Bonames gar keine Halle gebaut werden. "Das erweiterte Angebot war aber nötig, um die sportlichen Interessen der wachsenden Einwohnerzahl zu kompensieren", sagt Helmut Kalbskopf, Erster Vorsitzender des TSV. Finanziell entsteht keine größere Belastung: Das Sport- und Badeamt zahlt die Miete an die städtische Saalbau-GmbH.

Der TSV kann auf einen Mitgliederzuwachs von 600 Aktiven 1986 auf heute über 1000 Sportler verweisen und ist damit der größte Verein im Stadtteil. Ein Beweis dafür, daß die Leute das Angebot, wenn es einmal da ist, auch annehmen. Dies ist recht vielfältig: Neben dem traditionellen Turnen (mit den meisten Aktiven), Gymnastik in allen Varianten (sogar Babys ab sechs Monate können mit ihren Müttern "sportlich" krabbeln) und Leichtathletik kann man beim TSV Basketball, Badminton und Tischtennis spielen. Selbst außergewöhnliche Sportarten wie "Low-Impact-Aerobic" (eine verletzungsfreiere, sanftere Variante des herkömmlichen Aerobic), Wirbelsäulengymnastik, Triathlon und einem Kurs "Selbstverteidung durch Selbsterfahrung" können betrieben werden. Ab März 1993 bietet der TSV zusätzlich ein Studio mit modernen Fitneßgeräten an.

Jedes Angebot wird von einem ausgebildeten Übungsleiter, der Mitglied sein muß, betreut. "Ehrenamtlich macht das ohnehin keiner mehr", erklärt der Zweite Vorsitzende Dieter Kuch, "und wir legen Wert auf fachgerechtes Training." Zwei Fliegen mit einer Klappe werden so geschlagen. Angestrebt ist eine Förderung innerhalb des Vereins, damit die Übungsleiter künftig aus den eigenen Reihen kommen. Leider fehlt ein qualifizierter Badminton-Trainer im Jugendbereich.

Gegen den Verdacht der Vereinsmeierei erheben die Vorstandsmitglieder vehement Einspruch. Ihr Ziel sei es, Menschen aus Bonames und umliegenden Stadtteilen anzusprechen, ihnen ein adäquates Angebot zu machen, ohne aber in Konkurrenz zu anderen Vereinen (TV Kalbach, TuS Nieder-Eschbach) zu treten. Insbesondere Jugendliche sollen so erreicht werden. In Zusammenarbeit mit dem Jugendhaus am Bügel klappt das bereits. Ein Basketballteam ist gegründet worden. Ein Angebot zur Kooperation mit dem benachbarten städtischen Jugendhaus läuft zur Zeit. Mit der August- Jaspert-Schule teilt sich der TSV einige Sportgeräte.

"Die Jugendlichen sollen verstärkt Eigenverantwortung übernehmen", meint Kalbskopf. Geplant ist eine sogenannte "demokratische Spielwiese". Das heißt, daß die Jugenlichen ihren Jugendwart selbst wählen sollen. Integration anstatt Ausgrenzung. Kalbskopf gibt zu, daß es ein "schwieriger Versuch" ist. "Viele sind zuerst begeistert, springen dann aber wieder ab."

Die Methoden sind fast professionell, im Vordergrund soll nach Willen der Verantwortlichen aber immer der Spaß und nicht der Leistungsgedanke stehen. Dennoch darf, so Kalbskopf, der das Training im Geräteturnen leitet, aus Spaß durchaus Leistung entstehen, schränkt aber ein: "Wir wollen kein Dienstleistungsunternehmen sein." Dafür spricht, daß viele Sportstunden in der Geselligkeit eines Kneipenbesuches enden.

Ein Sportverein als Ventil für soziale Probleme, das ist das Konzept beim TSV Bonames, der sich aber nicht als Sozialzentrum verstanden wissen will. An erster Stelle steht nach wie vor der Sport. In der Zukunft soll eine Badmintonmannschaft in den Spielbetrieb eingeführt werden, auch die Basketballer sollen einmal in der Liga mitspielen.

Ein Blick auf die Altersstruktur im Verein verrät, daß das Unterfangen nicht ganz leicht ist. Lediglich 100 Aktive zwischen 15 und 25 Jahren trainieren beim TSV. "Da wünschen wir uns eine größere Dichte", hofft der Erste Vorsitzende auf eine größere Akzeptanz bei den jungen Leuten, "aber wir arbeiten daran."

Die Möglichkeiten dazu hat der TSV Bonames 1875 allemal, seit die Dreifelderhalle von montags bis freitags dem Verein zur Verfügung steht. Nur am Wochenende dürfen sie nicht hinein. Dann ist der Neubau für Punktspiele und andere Vereine reserviert. Wünsche, daran etwas zu ändern, gibt es beim Vorstand: Undenkbar ist es nicht, daß irgendwann wieder große Freude herrschen wird. jot

Honoré de Balzac trank viel Kaffee "Kulturbuffet"-Veranstalter feierten einjähriges Bestehen vergnüglich-literarisch

NORDWESTSTADT. Franz Kafka war Vegetarier, Ernest Hemingway ein unersättlicher Gourmet und fanatischer Wildjäger. Honoré de Balzac trank während der Arbeit Unmengen von Kaffee, William Faulkner begab sich von Zeit zu Zeit in die Tiefen des Whiskey-Rausches und George Sand rauchte Zigarren - Essen, Trinken und Literatur, das ist seit ewigen Zeiten etwas gewesen, über das viel geschrieben und geredet wurde.

In der Nordweststadtbücherei wurde vor einem Jahr die Idee geboren, Kultur (und dazu gehört Literatur immer noch) und Kulinarisches zu verbinden. Das Ergebnis dieser Überlegungen war die Reihe "Kulturbuffet", die interessante und außergewöhliche Themen aufgriff und gleichzeitig die Besucher zum Essen einlud. Jetzt feierten die Organisatoren - die Stadtteilzentren Nord und Nordwest der Volkshochschule (VHS), die Katholische Familienbildung, das Resozialisierungsprojekt der VHS Preungesheim und die Stadtteilbücherei - einjähriges Bestehen mit einem amüsant-humorigen Programm unter dem Motto: "Essen-Trinken-Fasten".

Moderator Jürgen Engelhardt, ein in Frankfurt lebender Autor, versprach literarische Preziosen vom Mittelalter bis zur Moderne. Und er hielt sein Wort. War schon der Auszug aus Norbert Elias' Buch über die Zivilisation (Vera Klinger, Leiterin des Stadtteilzentrums Nord der VHS, las daraus über mittelalterliche Eßgewohnheiten der "tierisch veranlagten Menschen") ein sprichwörtliches Vergnügen, steigerte sich dies in der Folge noch beträchtlich.

Aus Großmutters Kochbuch erfuhren die Besucher von den enormen Schwierigkeiten beim Zerlegen der prallen Weihnachtsgans und ein paar Lebensweisheiten ("das Kochen ist eine Kunst, zu der man den Geist benötigt"). Die Mitglieder des Reso-Projektes lasen anschließend in verteilten Rollen Mark Twains krude Erzählung "Der Menschenfresser in der Eisenbahn", Jürgen Engelhardt nahm danch den Zeitgeist kritisch- ironisch unter die Lupe - ein wahrer (satirischer) Genuß.

Welch ein Glück (denkt man an die kannibalistischen Szenen bei Twain), daß die Gäste gestärkt an den Tischen saßen. Denn von 18 bis 19 Uhr war das Buffet geöffnet. Zum Selbstkostenpreis boten die Frauen des Resoprojektes, die die Reihe seit einem Jahr kulinarisch betreuen, Salate, Suppen und andere Leckereien an. Dazu ein Glas Wein, charmante Salonmusik vom Band - die Atmosphäre glich beinahe der Stimmung in einem (Frankfurter?) Caféhaus. Das ist Konzept der "Macher": "Die Besucher sollen Lust an der Kultur bekommen", sagte einer der Initiatoren.

Das gelang. Als Experiment gedacht, erwies sich das "Kulturbuffet" als voller Erfolg. Zu den Abenden kamen regelmäßig zwischen 40 und 100 Besucher, ob es nun zu den Themen "Knastliteratur", "Argentinischer Tango" oder "Tod als Geschäft" war. Lioba Kunz von der Katholischen Familienbildung glaubt, daß es auch an den ausgefallenen Ideen ("Wir erfinden die Themen") liegt: "Das ist einmal etwas anderes, als herkömmliche Kulturveranstaltungen bieten.

Denkt man an Mark Twains großartige und mit Verve deklamierte Geschichte, ist dieser Eindruck sicher richtig. Die Verbindung zwischen Erzählern und Publikum ist in der Bücherei enger als in irgendwelchen dunklen, anonymen Sälen. Im nächsten Jahr wird es, das steht fest, einmal im Monat, jeweils am letzten Donnerstag, das "Kulturbuffet" geben. Gehen Sie mal hin - es lohnt sich! jot

Der Alptraum ist allgegenwärtig Carl-Schurz-Schüler gastierten mit gelungener Inszenierung "Kolumbus und Co"

FRANKFURT-SÜD. Erschrocken stehen sich die Fremden, Weiße und Indios, gegenüber. Belauern sich sprachlos. Wissen vielleicht instinktiv, daß ihre Bekanntschaft nichts Gutes nach sich zieht - zumindest für die, die auf dem Flecken Erde seit Generationen leben, den die Zivilisation gerade in der Gestalt von Christoph Kolumbus und seinen Gefährten entdeckt hat.

Die Frage beschäftigt seit 500 Jahren nicht nur Historiker. Was hat sie, die Zivilisation, den Völkern Südamerikas wirklich gebracht? Die Theatergruppe der Sachsenhäuser Carl-Schurz-Schule gibt in der Inszenierung des Stückes "Kolumbus & Co" (frei nach dem Originaltext von Ingeborg Kuhl de Solano) im Saal der evangelischen Paul-Gerhardt- Gemeinde Niederrad eine klare Antwort: Elend, Unterdrückung, Gewalt, Tyrannei. Der Untertitel weist bereits darauf hin: "500 Jahre Alptraum". Regisseur Gunnar Berndsen, Pfarrer der evangelischen Dreikönigsgemeinde und Religionslehrer an der Carl-Schurz-Schule, hat in einjähriger Probenarbeit ein eindringliches Stück Zeitgeschichte auf die (sehr sparsam ausgestattete) auf mehrere Spielebenen verteilte Bühne gebracht. Anders als sein Kollege Rauch an der Max-Beckmann-Schule (dort war das Stück im vergangenen Jahr zu sehen) legt Berndsen die 22 Szenen vorwiegend choreographisch, gestisch an. Nicht die Sprache drückt Verzweiflung aus, es sind die Körper, die sprechen.

Die Akteure setzen die Regieanweisungen sehr gut um. So wird der (verkürzte) Prozeß von der anfänglichen Neugierde bis zur Niederwerfung der Eingeborenen ohne ein Wort gekennzeichnet. Das ist in der Darstellung meisterhaft, beklemmend. Die sogenannte Bekehrung zum Christentum wird durch dissonante Orgelmusik untermalt, Schumanns Klavierminiatur "Von fremden Ländern und Menschen" erklingt kurz: der ganze Zynismus, die Hybris der europäischen Konquistadoren wird nach außen gekehrt. Dafür gibt es weitere Beispiele: In der Szene "Tod" delektieren sich die Weißen an Kokosmilch und Ananas, während die ermordeten Eingeborenen neben ihnen auf den Brettern liegen; in der "Indianergroteske" hüpft eine Indianerin auf der rechten Bühne monoton auf und ab, während ein cäsarischer Spanier gegenüber lüstern Bananen verschlingt und Unreflektiertes über Gegenwart und Zukunft faselt. Die "Arbeit" der Ureinwohner gleicht bei Berndsen dem tumben, stereotypen Rattern einer Eisenbahn.

Während der ganzen Zeit sitzt auf einer Vorderbühne eine Indiofrau. Aber sie schweigt. Nur zweimal erhebt sie Einspruch, doch endet sie dafür am Kreuz. Die sprachlose Ohnmacht der Eroberten, die in ihrem eigenen Land zu Verfolgten werden, sie ist stets präsent.

Doch damit nicht genug. Der Regisseur hat Szenen eingestreut, die verdeutlichen sollen, daß Geschichte sich wiederholt. So verhandeln zwei (deutsche?) Finanziers in larmoyanter Arroganz über ein "Entwicklungshilfeprojekt", ihre Maxime lautet: Nicht die Menschen sind entscheidend, sondern der Profit. Eine gefesselte Prostituierte klagt paradigmatisch für heutige Ausbeutung über ihr Sklavendasein (eine der dichtesten Momente des Abends), die Modenschau präsentiert das Modell "Rothaut; in der Karibik frönen die Neckermanntouristen dem bacardigetränkten, süßen Leben - in Anlehnung an Clausewitz: die Fortsetzung der Eroberungspoitik mit anderen (kapitalistischen) Mitteln.

Das ist hochgradig politisch, sogar moralisch. Der Alptraum, so intendiert die Inszenierung, ist allgegenwärtig. Die jungen Schauspieler (zwischen 15 und 20 Jahren) haben einen (stellenweise brillanten) zum Nachdenken anregenden Abend geboten; Kompliment. JÜRGEN OTTEN

Kinder sangen "playback" "Rosa Krawallschachtel" spendet Erlös Asylbewerbern

NIEDER-ERLENBACH. "Freiheit, Freiheit!", schmetterten die Kinder voller Inbrunst. Star zu sein macht Spaß - auch wenn es nur für eine Stunde ist. Die Hortkinder aus der "Rosa Krawallschachtel" imitierten Stars und Sternchen der Rockgeschichte wie Marius Müller-Westernhagen, Roxette, Inner Circle, Mister Big oder auch die Toten Hosen. Einige unter ihnen besuchten Mitte Dezember das Mammut-Rockkonzert "Heute DIE, morgen DU!" auf dem Festhallengelände.

Was die "Großen" damals auf die Beine stellten, wollten die "Kleinen" auch ausprobieren: ein Konzert gegen Gewalt und Fremdenhaß zu organisieren. So luden die Hortkinder dieser Tage zu einer "Playback-Show" in die Grundschule Nieder-Erlenbach ein. Immerhin: rund 100 Gäste kamen. Die Einnahmen werden der Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber in Schwalbach gespendet.

20 Pfennige Eintritt bezahlten die Besucher. Kaffee und Kuchen wurde verkauft. Und nicht wenige Eltern griffen für den guten Zweck auch tiefer in die Tasche, so daß insgesamt 600 Mark eingenommen wurden. "Eigentlich würden unsere Kinder gerne nach Schwalbach fahren und das Geld persönlich überreichen", sagte Wolfgang Gutschmidt, Sprecher des Elternbeirats der Kindertagesstätte 95. Die ersten Kontakte mit den Sozialarbeitern wurden dieser Tage geknüpft. Seit vier Wochen besucht ein Mädchen aus Bosnien die KT 95. "In der Kindertagesstätte wie auch im Hort sprechen wir immer wieder über Krieg, Flüchtlinge oder Fremdenfeindlichkeit", sagte KT-Leiterin Doris Sporket-Ries. Auch die Berichte im Fernsehen über Ausländerfeindlichkeit "gehen an den Kindern nicht spurlos vorbei". Kurzerhand malten sie Plakate, fertigten Flugblätter an und verteilten diese an die Nieder-Erlenbacher Haushalte.

"Die Playback-Show haben sie ganz alleine vorbereitet", erklärte die KT-Leiterin. Die jungen Engagierten suchten in den Schränken zu Hause nach passenden Kostümen, übernahmen die komplette Regie ihrer Bühnen-Show. Die Musikanlage wurde von den Eltern ausgeborgt. Nur beim Schminken ließen sich die Kinder von den Erzieherinnen unter die Arme greifen. Bereits im vergangenen Spätsommer bewiesen die Hortkinder ihr Organisationstalent, als sie zu einer Zirkus-Aufführung in die "Rosa Krawallschachtel" einluden.

Nach einer Stunde war der Bühnenzauber vorüber. Dann standen die Konzertbesucher vor dem Hortcontainer Schlange nach heißen Getränken und süßem Gebäck.

Im kommenden Herbst soll der Erweiterungsbau der KT 95 fertig sein. sein. Dann werden die Hortkinder ihre Solidaritätsfeste künftig im größeren Rahmen feiern können. tin

Weiblicher Widerstand mit allen Mitteln der Kunst In der Heinrich-Kraft-Schule: Drei Malerinnen zeigen radikale Kritik, poetische Arbeiten und (zu) bunte Bilder

FECHENHEIM. Wie differenziert ein Thema behandelt werden kann, zeigt die aktuelle Ausstellung "Frauen-Sichten" mit den Bildern und Collagen der Künstlerinnen Almut Aue, Barbara Greul- Aschanta und Linda Starbatty in der "Galerie am Fachfeld". Die Präsentation vereinigt die Arbeiten dreier Künstlerinnen mit unterschiedlichen ästhetischen Zugriffsweisen und bildnerischen Temperamenten. "Wir wollten die Vielfalt künstlerischer Arbeit zeigen", erklärte Dr. Meike Aissen-Crewett, Kunstpädagogin an der Heinrich-Kraft-Schule, bei der Vernissage. Das ist gelungen. Seit drei Jahren werden an der Fechenheimer Gesamtschule alle sechs Monate Bilder und Installationen Frankfurter Künstler präsentiert. "Die Schüler gehen doch recht selten ins Museum und besuchen auch keine Galerien", sagte die Pädagogin. Dagegen sind heute immer mehr Künstler bereit, mit Schulen zusammenzuarbeiten.

In der Heinrich-Kraft-Schule werden nicht nur Ausstellungen organisiert. Die Gesamtschule engagiert darüber hinaus jeweils für ein Jahr einen "Schulkünstler". Bis September 1993 hat die Malerin Renate Sautermeister dieses Amt inne. Mit Projektarbeiten und Besuchen in ihrer Werkstatt soll den Schülern der Weg zur bildenden Kunst gewiesen werden.

Mit geschärftem Blick und radikalen Thesen provoziert die Malerin und Konzeptkünstlerin Barbara Greul-Aschanta immer wieder ihre Kritiker. In Frankfurt zuletzt 1987, als sie mit zwei Kolleginnen in der Dornbuschgemeinde eine Installation im Sakralraum zeigte. Das "Sinnbild einer von Liebe und Verehrung getragenen Einstellung zur Welt, zur Natur und zu allen Geschöpfen" erregte Aufsehen, da es sich gegen repressive Inhalte der Kirche, gegen Glaubenskriege und gegen die drohende Vision eines strafenden Gottvaters wandte. Das Kunstwerk mußte vorzeitig entfernt werden.

Trotz des postmodernen Trends zum oft nur dekorativen und bunten Bilderkitsch glaubt die sozialkritische Künstlerin, daß Kunst ein "Kommunikationsmittel par excellence" sein kann. Barbara Greul-Aschanta studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschülerin von Professor K. O. Götz. Der Wille, mit allen Mitteln der Kunst Widerstand zu leisten, schlägt sich auch in ihren frauenspezifischen Betrachtungen nieder. Die Collagen "Leichte Kost" (1992) zeigen Frauenkörper auf Teller liegend. Kopf und Gliedmaßen sind schon abgetrennt. Der Löffel - bereit zu spalten - steckt bereits in der Bauchdecke.

Diesen plakativen Arbeiten stehen subtiler konstruierte Werke wie das Taschenobjekt "geschlecht" gegenüber. Aschanta klebt hier vier Damenhandtaschen untereinander auf eine Holztür: braune, häßlich und unhandliche Accessoires der 50er Jahre. Mode fesselt Frauen, beraubt sie ihrer Identität, läßt sie zu spiegelbildsüchtigen Püppchen werden. Und wie selbstverständlich hängen auch die rechteckigen Handtaschenspiegelchen an der Tür.

Dezentere Töne schlägt Almut Aue an. Ihre Bilder zeugen von einer lyrischen Kraft, die den Betrachter weniger zum Widerspruch als zum Genuß der Farb- und Formkompositionen bewegt. Sie studierte am Städel und auch Germanistik, Romanistik und Kunstgeschichte an der Universität Frankfurt.

"Überwerfungen" (1991), "wegdriften" (1991) und "ein hauch von indiskretion" (1992) lauten einige der Bildtitel und machen deutlich, wo ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt. Aue versucht, in die tiefen Schichten ihrer Psyche einzutauchen. Oft legt sie zwei dicke, dunkle Farbstreifen nebeneinander, die nur selten durch einen Querbalken verbunden werden. Nur selten löst sie sich von der abstrakten Bildsprache und malt gegenständlich: etwa beim "paarungstanz" von Columbia und Minotoro (1992). Doch auch hier bleibt Almut Aue der poetisch-lyrischen Malerei treu.

Dem Klischee "typisch weiblich" entsprechen etliche Bilder von Linda Starbatty. Sie sind voll mit Figuren aus der Zirkuswelt, mit Bänkelsängerinnen, Flamencotänzerinnen und Hofdamen. Doch schon auf den ersten Blick zeigt sich etwa, daß die Hofdamen des 17. Jahrhundert wohl aufwendige Seidenkleider tragen, aber keine Gesichter haben. Eine Reihe von Frauenakten und Selbstporträts ergänzen die Präsentation, lassen sie aber kaum spannender wirken. Zu bunt und schön sind die Zeichnungen, um mit den sehr kritischen Reflektionen von Aue und Aschanta mithalten zu können.

Die Ausstellung "Frauen - Sichten" ist bis zum 26. März zu sehen. Die Galerie am Fachfeld (Heinrich-Kraft-Schule) Fachfeldstraße 24, ist montags bis freitags von 9 bis 12.30 Uhr geöffnet. Gruppen können sich unter den Telefonnummern 42 20 64 oder 41 53 04 anmelden. tin

FVV-Ticket als Gewinn Seckbacher SPD diskutierte über Verkehrsberuhigung

SECKBACH. Garstig kalt war es. Doch davon ließen sich die Seckbacher Sozialdemokraten nicht schrecken: es war schließlich Wahlkampf. Vor dem alten Rathaus hatten sie sich postiert, um die Bürger zu informieren und mit ihnen zu diskutieren. Doch die Resonanz war relativ dürftig - nur wenige Passanten blieben stehen. Einzig der Kaffee und der Schnaps, den der Wirt der Gaststätte "Zum Schwanen" beim Anblick der frierenden Wahlkämpfer spontan gespendet hatte, machte den Aufenthalt etwas angenehmer.

Die Seckbacher Verkehrsprobleme waren der Schwerpunkt der Diskussionen an dem SPD-Stand in der Wilhelmshöher Straße. Ein weites und umstrittenes Thema. Seit langem beschäftigen sich damit der zuständige Ortsbeirat 11 und zwei Seckbacher Bürgerinitiativen. Die Bemühungen einer der beiden Bürgerinitiativen haben mittlerweile zum Erfolg geführt: Im Bereich Auerfeldstraße/Im Staffel konnte sie ihre Vorstellung von einer verkehrsberuhigten Zone weitgehend durchsetzen.

Im April sollen nun auch die Forderungen der zweiten Seckbacher Bürgerinitiative erfüllt werden: In der Leonhardsgasse gilt dann Tempo 30 und die westliche Gelastraße wird gesperrt werden. Diese Schritte zur Verkehrsberuhigung waren Vier fahren bunt schon mehrmals angekündigt, aber immer wieder verschoben worden.

Sogar auf der Wilhelmshöher Straße, der Seckbacher Durchgangsstraße, wird in Zukunft Tempo 30 vorgeschrieben sein. Auch wenn das den Verkehr nicht vermindert, schafft es doch mehr Sicherheit für die Fußgänger.

Passend zum Thema Verkehrsberuhigung hatten die Seckbacher Sozialdemokraten die Gewinne für ihr Preisrätsel ausgesucht: vier "FVV-Fahr-bunt-Karten". Personaldezernent Achim Vandreike war eigens zur Auslosung nach Seckbach gekommen.

Über den Hauptgewinn, eine Jahreskarte im Wert von 625 Mark, kann sich Brigitte Müller, Atzelbergstraße 53, freuen. Die anderen Gewinner werden in den nächsten Tagen schriftlich benachrichtigt. gun

Andalusien

Schon wieder reiht sich ein neuer Spanien-Führer in die Regale ein. Unter dem "Edition Erde"-Zeichen haben sich Andreas Braun und Cristina Stiglmayr das Ziel gesetzt, den Lesern Land und Leute Andalusiens näherzubringen. Und das ist ihnen gut gelungen.

Im ausführlichen Informationsteil bemühen sich die Autoren um Genauigkeit. Dabei blicken sie nicht hauptsächlich zurück, was die meisten Reiseführer tun, sondern beschreiben auch die Gegenwart, freilich mit manchmal zuviel Statistik. "80 Prozent (der Andalusier) wollen lieber erobern als erobert werden, wünschen sich aber zu 77 Prozent ein bestimmendes Weib im Bett." Pro- und Contra- Argumente liefern die Autoren zum Stierkampf, lassen aber keinen Zweifel: Der Stier ist "ein Kunstprodukt wie der Zwergpinscher". In eine Flamencoschule wird der Leser ebenso geführt wie er sich mit den Vorurteilen und wirklichen Lebensumständen von Zigeunern auseinandersetzen oder die "drei Wege zur andalusischen Kunst" beschreiten kann.

Der Reiseteil bietet hübsche Abwechslung: Zu vielen Sehenswürdigkeiten werden kleine Geschichten erzählt. Zum Beispiel über die alte Tabakfabrik und heutige Universität von Sevilla, vor deren Toren der erste Akt der Oper "Carmen" spielt. "Wer erkennt schon, daß sich hinter Carmens Auftrittslied eine Habanera, ein kubanischer Tanz verbirgt." Oder über den Olivenbaum, der das Landschaftsbild Andalusiens bestimmt: "Was hier in rund 2500 Jahren heimisch geworden und mit Kultur, Handwerk und Folklore eng verbunden ist, soll jetzt aus Rentabilitätsgründen der Motorsäge zum Opfer fallen."

Der Vorstellung der größeren Städte schenken die Autoren viel Platz. Dabei beschreiben sie lebendig, teilweise sehr persönlich, aber fundiert. Ausflüge in die Provinz ergänzen die Stadtführungen. Zum Beispiel in die von Almeria, wo "paradiesische Zustände an der Küste und eine immer weiter fortschreitende Versteppung im Landesinnern" herrschen. Strandhungrige erhalten Tips, wo sie noch wirklich einsame Abschnitte finden können.

Die klare Gliederung des Inhaltsverzeichnisses ist überdies erwähnenswert. Der Serviceteil bietet das Nötigste. Herausragend: Ein Hinweis auf "sanften Tourismus" in verborgenen Winkeln der Region, vor allem im Hinterland. Die andalusische Organisation "Naturlaub" bietet dazu Eselreiten, Flamencotanz, sportliche Aktivitäten oder ländliches Wohnen an. ole

Andalusien von Andreas Braun und Cristina Stiglmayr, Edition Erde im Verlag Bildung und Wissen, Nürnberg 1992, 350 Seiten, 29,80 Mark.

Verswatchte Urlaubswelt

Ach ja, St. Moritz, Lech, Zürs, Ischgl, Aspen (Colorado) - wir träumen uns mit den schönen Fotos auf dem Glanzpapier deutscher Reisemagazine in die mondäne Winterwelt des internationalen Skitourismus hinein. Schön, wirklich schön. Aber wie sich die Fotos, die Geschichten über immer wieder die gleichen Orte in allen Magazinen doch ähneln - so als habe ein einziger großer Macher die Fäden gezogen.

Zur Erklärung dieses Massenphäno- mens fällt uns die Aussage eines Reisemagazin-"Kolle-gen" ein, dessen Meinung ein erhellendes Schlaglicht auf die gesamte Tourismusindustrie wirft. Gesagt wurde, und das ist verbürgt: Wir müssen unser Blatt "verswatchen" - also die Urlaubswelten dem Leser so rüberbringen, daß sie der Botschaft gleichen, die die Swatch-Uhr seit Jahren in einem beispiellosen Siegeszug vermittelt: Lifestyle, Leben aus zweiter Hand.

Zur Rekapitulation: Swatch-Uhren sind seriell gefer- tigte Massenprodukte, denen die Werber - genial - das Flair von Exklusivität und Individualität verliehen haben und die den Käufer glauben lassen, im Massenprodukt einen Teil seines Ichs und seiner Gefühle wiederzufinden. Swatch-Uhren sind die grellfarben gestylten Botschaften eines hedonistischen Lebensgefühls, Uhren mit fetzigem Design und einem einfachen Uhrwerk. Entscheidend ist also nicht der Inhalt, sondern die Verpackung. Übertragen auf den Urlaub bedeutet dies: Für verswatchte Magazine sind, wintertags, nur jene Urlaubsorte interessant, die ihr Rohprodukt Schnee bereits swatch-like verpackt haben; jene schrill-schrägen und teuren Fremdenverkehrsorte, wo der Champagner fließt, die Porsches flitzen, die Mädels alle wie Claudia Schiffer aussehen möchten und die alten Jungs und die auf jung getrimmten Oldies wie, wie - na ja, wie irgendwer und alle aussehen in ihren futuristisch geschneiderten Skianzügen. Glaubt man den Magazinen, so ist der Urlaubsablauf eine nie endende Schleife, die den Gast stets zu denselben Plätzen führt: zu Boutiquen, Schneebars und urigen Almen, in schicke Discos und hitzige Nachtclubs, wo halbnackerte Skihaserln und hornrissige Platzhirsche sich die Zeit verbrunften. Geil ist das, super, super, super geil. Ja mei. Zwoa Brettln, die Skier, sind natürlich out. In sind Snowboards und Swingbos. Den Schnee aber, den braucht man schon noch, leider. Aber das Drumherum ist ja eh viel wichtiger. Im Rausch der verswatchten Sinne ist es natürlich völlig wurscht, ob der Bergwald stirbt und der fesche Hotelier Franz wegen der drückenden Schulden, die sein nobler Hotelneubau verursacht hat, in psychiatrischer Behandlung ist. Jetzt wird gelebt, und darauf, fünf vor zwölf, einen Veuve Cliquot!

Nix dagegen. Aber zwischen einem Schluck Schampus und Jagertee könnte man mal ganz kurz dar- an denken, daß der anonyme Konsument - ich, du, wir, ihr, alle - und seine immer anspruchsvolleren Wünsche vielleicht etwas damit zu tun haben könnten, daß der Franzl in die Psychiatrie muß und die Schneekanonen jetzt schon im November auf grüne Wiesen speien.

Über all dem könnte man glatt vergessen, daß die Swatchuhr ausschließlich unter Absatzgesichtspunkten kühl und nüchtern als billiges Wegwerfprodukt kalkuliert und konstruiert worden war. Sehen die Verswatcher in ihrem Magazin und dem Urlaubsleben und damit dem Menschlein selbst - nichts als ein Wegwerfprodukt?

So ganz nebenbei möchten wir daran erinnern, daß die Werte der Schweizer Uhr an Händler- und Tauschbörsen inzwischen gewaltig gefallen sind. Wer jetzt noch seine Urlaubswelten verswatcht, jagt vielleicht nur noch der Vergangenheit nach. Möglicherweise ist schon "Benettonisieren" angesagt - the united Ringelreihen des Grauens auf den Pisten.

RAINER SCHAUER

AT: Telekom

Beklagen wir in einer Zeit, die so viele Gründe und Anlässe zur Klage bietet, den Niedergang der Groschenkultur: Schon seit Jahren kosten "Groschenromane" über eine Mark, Brötchen eine halbe, und die letzte Bastion der Münzen, das Telefonieren, fällt. Allerorten und -straßenecken sind "Kartentelefone" installiert worden. Der kleingeldsolvente Kleinbürger hat kaum mehr eine Chance, ungehindert zu telefonieren. Zunächst muß er sich zu gewerkschaftlich hartnäckig verteidigten Öffnungszeiten in einer Schlange am Postschalter anstellen, um eine mit Werbung bedruckte Telefonkarte zu ergattern, erst dann darf er bei Wind und Wetter an der Schlange vor der "Telefonzelle" anstehen, (die inzwischen zur postmodernen Plexiglas-Kopfbedeckung geschrumpft ist), um Grüße an die Oma oder Ankündigungen wegen Verspätungen im Verkehrsstau loszuwerden. Widerstand gegen den Kartenkult ist zwecklos, selbst auf Autobahnraststätten ist Telekommunikation oft nicht mehr "ohne" möglich.

Natürlich bieten diese Jedermann-Kreditkarten Vorteile: Jedermann vergibt Kredit an die Post (die freut sich und muß ihr Rückzahlungsversprechen nicht allerorten einhalten - ein Schild mit der Aufschrift "Außer Betrieb" genügt zur Leistungsverweigerung); der Telefonzellen-Vandalismus der Automatenknacker und das teure Abkassieren der Groschengräber durch Kleingeldsammler in Uniform konnten erheblich reduziert werden; und schließlich: der staatswirtschaftlich sinnvolle Reibach der Telekom ist nach der Erhöhung der Ortsgesprächsgebühren auf 30 Pfennig und nach der Einführung des Achtminutentaktes nun auch über Werbeeindrucke auf den Karten erheblich gestiegen (das Inserat kostet XYZ Mark bei einer Auflage von XXX.XXX Stück, macht bei XX Millionen verkauften Telefonkarten im ersten Halbjahr 1992 Z.ZZZ.ZZZ Mark Zubrot für die investitions- und gewinnabführungsgeplagte Telekom).

Auch Ottonormaltelefonierer genießt Vorteile: Kleingeld verliert sich leicht via Loch in der Hosentasche, rieselt das Bein herunter, landet auf jenem Bürgersteig, der dann von habgierigen Bettlern abgeräumt wird. Diese ungewollte Form der Sozialarbeit (i. e.: des Spendenverhaltens) wird mit der Telefonkarte endgültig ausgemerzt.

Nun haben die etwas Habenden gegenüber den Habenichtsen immer etwas zu schmunzeln. Gerne erinnere ich mich an die Reaktion meines notorisch klammen Freundes auf dem Bürgersteig gegenüber der Harvard University in Cambridge, der das Spendenbegehren einer einkaufswagenschiebenden Stadtstreicherin mit der Bemerkung abwies: "Sorry, Ma'am, I'm on credit card . . ." (Hätte sie doch geantwortet, "No problem!", und den Kreditkartenabroller aus ihrem Sperrmüll gefischt - der Lacher hätte mich bis ins Grab verfolgt . . .).

Scherz beiseite, es wird Zeit für Konsequenz: Wenn nun schon unser aller VEB Telekom notwendigen Bargeldersatz mit Werbung zu Mehrwert macht, möchte ich vorschlagen, jenen jahrelangen schizophrenen Streit zwischen Monetaristen und seriösen Ökonomen darüber, ob Geld käuflich ist, mit einem Finanzierungsmodell für die deutsche Einheit zu beenden: Druckt Werbung auf unsere Geldscheine! Prägt Logos der Großkonzerne als Handschmeichler in unsere Münzen! Geldscheine ließen sich ersatzweise parfümerieren, Münzen in Smarties-Form herausgeben (die passen sowieso nirgendwo mehr rein, wo es Sinn macht). Auch Marlboro-, Camel- oder Gauloise-Abokarten für den Zigarettenautomaten mit dem Slogan "Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit" wären denk- und finanzierbar. Oder wie wär's mit einer vorab bezahlten Kreditkarte fürs Falschparken in unseren Innenstädten, "sponsored by Solidarpakt between Daimler Benz & BMW"?

Die Akzeptanz der harten Telefonier- Tickets, die - wie angedeutet - eine teuflische Umkehrung des Kreditkartenprinzips darstellen, ist erstaunlich. Abermillionenfach lechzen Bundesbürger danach, die freien Kartenfächer in ihren Brieftaschen zu füllen. Selbst Sammler sind ganz verrückt nach ihnen. Firmen veranstalten Preisausschreiben en masse, erster, zweiter, dritter Preis: Telefonkarten mit Werbeaufdruck. Um Entsorgungsaspekte des dadurch entstehenden Plastikmülls (die Karten verfallen schließlich mit dem Verbrauch des magnetisch codierten Guthabens) brauchen wir uns auch nicht zu kümmern - der "GrünePunkt" läßt sich gegen einen Pfennig extra überall draufdrucken. Vielleicht könnte man die Post sogar mit rechtlichen Mitteln zum Recycling zwingen - Wiederaufbereitung gegen Cash am zum elektronischen Hochsicherheitstrakt umgerüsteten Telekom-Schalter!

Die Ursachen der Kartenitis liegen nicht im dunkeln. Plastikkarten waren früher - dank Amex und Diners - so etwas wie Diplomatenpässe auf dem Konsumglobus. Dann folgten die Eurocheque- Karten, sozusagen Touristen-Visa im zusammenwachsenden Europa, mit Geheimnummer "PIN" und allem Drum & Dran. Meist völlig wertlos, aber praktisch waren die diversen, auf das Standardformat von 5.4 x 8,5 Zentimeter mit abgerundeten Ecken geschrumpften Mitgliedsausweise verschiedenster Clubs. Und die Endstufe haben wir nun mit der werbeträchtigen Vorfinanzierung unserer Staatsbetriebe erreicht: "Wir ham's!" zeigen wir auch jenen, die gar nicht wissen wollen, daß wir mit dem vorausbezahlten Telefonzellenabonnement unsere VEBs um millionenschwere Zinseinnahmen auf dem korrupten Kapitalmarkt bereichern.

Das Woody-Allen-Motto "Ich möchte in keinem Club Mitglied sein, der mich aufnimmt", ist obsolet, weil nicht mehr lebbar. Morgen kaufe auch ich mir notgedrungen die vorteilhafte "Bahn-Card" und möglicherweise eine neue Brieftasche, weil in meiner jetzigen neben BMW-, ADAC-, IG-Medien-, Bank-, Kredit- und sonstigen Clubkarten kein Fach mehr frei ist; in dem DB-Laden ist mit Hartdgeld eh seit langem nichts mehr auszurichten. Also: Mitgliedschaft im Bahn- Club, zu dem ich eh schon jahrelang gehöre. (Sollte mich die defizitäre Lufthansa demnächst auf ähnliche Art nötigen, platzt mir aber der Kragen!)

Warum unser hochgelobter maschinenlesbarer Personalausweis für all die staatstragenden Konsumhandlungen nicht ausreicht, will mir nicht in den Sinn. Das modische Prinzip der Vorschußfinanzierung ließe sich zur Vermeidung bürokratischer Kosten auf das Gesamtindividuum übertragen. Es wäre doch durchaus möglich, den Erwerb eines Personalausweises von den derzeit läppischen zehn Mark Bearbeitungsgebühren auf, sagen wir, 5000 Mark zu verteuern. Damit hätte jeder solvente Bundesbürger das Recht auf 1000 Autobahnkilometer (ohne Vignette), 50mal Falschparken, dreimal Geschwindigkeitsübertretung, 300 Ortsgespräche in öffentlichen Telefonzellen, vier ICE-Fahrten und einmal rote Ampel ignorieren. Mit Ablauf des Guthabens erlischt die Staatsbürgerschaft, sofern sie nicht gegen erneute Gebührenzahlung (zuzüglich Inflations- und Solidaritätszuschlag) reaktiviert wird. Minderbemittelten Deutschen stünde der Antrag auf Asylmißbrauch gemäß neugefaßtem Artikel 16 GG Absatz f (Wirtschaftsflüchtlinge), auf freiwilligen Arbeitsdienst in den Braunkohlewerken der Ex-DDR oder auf kontrollierte Auswanderung in ein Land des Naturalienhandels ihrer Wahl frei.

Karten, Karten, Karten: Wenn auch unsere Kfz-Papiere eines Tages in diesem Mini-Skatkarten-Format auf den Markt kommen, erlaube ich mir die Erfüllung eines Kindheitstraumes - Autoquartett mit echten Fahrzeugscheinen.

Wer - meinte meine kürzlich verstorbene Großmutter - den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert. Sie dachte offenbar in einer völlig anderen Währung. WOLFGANG SPINDLER

SPD will den Tunnel nicht Bornheimer Ortsverein unterstützt Autobahngegner

RIEDERWALD. Tosender Verkehrslärm erfüllte für einige Minuten den Erlenbruch am Rande der Riederwaldsiedlung. Unweigerlich drehten einige Spaziergänger die Köpfe in Richtung der Schäfflestraße. Denn just dort, wo einmal der Riederwaldtunnel - sollte er denn wirklich gebaut werden - aus der Erde kommen wird, befand sich die Qelle des ohrenbetäubenden Rauschens. Den infernalischen Krach hatte das "Aktionsbündnis unmenschliche Autobahn" am Frankfurter Kreuz aufgenommen und spielte ihn nun bei der "Mahnwache" über Lautsprecher ab. Damit wollte die Initiative einen kleinen Vorgeschmack auf den Verkehrslärm geben, der den Bewohnern der Riederwaldsiedlung durch die geplante Verbindung der Autobahnen 66 und 661 droht.

Etwa 60 Leute scharten sich um den kleinen Informationsstand an der Schäfflestraße, lasen die an Stellwände gepinnten Zeitungsartikel und studierten die ausliegenden Flugblätter. Neben dem Informationsmaterial stand eine größere Zahl von Thermoskannen. Kaffee und Kuchen sollten offensichtlich den "bitteren" Anlaß des Treffens versüßen.

Schließlich kamen auch die Redner zu Wort. Den Anfang machte Eckhart Engert, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Bornheim und Landesvorsitzender Hessen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Das Vorhaben, die Enden der beiden Autobahnen zwischen dem Hessen-Center in Enkheim und dem Riederwald zu verbinden, nannte Engert den "größten Unfug, der vorstellbar ist". Er erinnerte daran, daß es einen gültigen Parteitagsbeschluß der Sozialdemokraten gegen den Riederwaldtunnel gegeben habe. "Ganz klar" sei auch die Haltung der SPD-Ortsvereine im Frankfurter Osten gegen den Tunnel.

Albrecht Hennemann, der für die Grünen als Stadtverordneter kandidiert, äußerte die Hoffnung, daß der Bau des Tunnels abzuwenden sei. Jürgen Schmittel, Mitglied im Aktionsbündnis, versuchte den Zuhörern zu verdeutlichen, welche Folgen die Autobahn für die unmittelbare Umgebung haben wird. "Bei 90 000 Fahrzeugen täglich wird sich die Lärm- und Schadstoffbelastung vervielfachen", mahnte Schmittel.

Welche Alternativen das Aktionsbündnis zum weiteren Ausbau der Autobahnen vorschlägt, war auf einem Flugblatt zu lesen: So setzen sich die Autobahngegner dafür ein, möglichst bald die nord- und südmainischen S-Bahnen zu bauen und den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Zudem soll der Fahrradverkehr gefördert und ein "Verkehrsberuhigungskonzept für Frankfurt" erarbeitet werden. Kurzfristig soll ein "leistungsfähiges Schnellbusnetz" im östlichen Umland als Alternative zum Individualverkehr eingerichtet werden.

Der Kundgebung des Aktionsbündnisses schloß sich ein "Mahngang" an. Von lauten Trommelschlägen begleitet setzten sich die Autobahngegner in Richtung Ratsweg in Bewegung. Ziel war das Gelände am Ostpark, auf dem bereits die ersten Bäume für die Auffahrt zur A 661 gefallen sind. "Wir wollen uns das mal anschauen", erklärte Jürgen Schmittel, "damit sich die Leute ein Bild davon machen können, was möglicherweise auf sie zukommt." gap

Mietergenossenschaft unterlag bei der Abstimmung Zweidrittel-Mehrheit verfehlt / "Achtungserfolg" / Heimatsiedlung bleibt bei den Nassauischen Heimstätten

SACHSENHAUSEN. Der alte Mann kann es gar nicht recht fassen. Da steht er nun um halb fünf im Wahllokal und darf seinen Stimmzettel nicht mehr abgeben. Eine halbe Stunde zu spät. "Manchmal entscheidet eine Stimme. Denken Sie nur an Konrad Adenauer", sagt er. Dann setzt er sich auf einen der wenigen Stühle, schaut schweigend und aufmerksam zu, wie die Stimmzettel ausgezählt werden - und hofft. Nach einer guten Stunde weiß er: sein Mißgeschick war nicht entscheidend.

Als die 758 Stimmzettel sortiert sind, zählen die Wahlhelfer 475 Voten für den Verkauf der Heimatsiedlung an die Mietergenossenschaft (die FR berichtete). Hundert Stimmen mehr, dann wäre vermutlich alles anders gekommen. Das wären dann 50 Prozent aller Mieter gewesen, und Reinhart Bartholomäi, Leitender Geschäftsführer der Nassauischen Heimstätten, hätte seinem Aufsichtsrat empfohlen, die Siedlung zum Verkauf freizugeben.

Es ist eine merkwürdige Stimmung im Gemeindezentrum der Ostergemeinde, als Wahlleiter Michael Schreier das Ergebnis bekannt gibt: Einigen Mietern steht die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, doch "Verlierer" Gottfried Prokein holt zwei Flaschen Sekt aus dem Kühlschrank. "Auf die Arbeit der letzten sieben Jahre", stößt der Vorsitzende der Genossenschaft an. Und fast trotzig fügt er hinzu: "Die Heimatsiedlung wird den Nassauischen Heimstätten weiterhin wie ein Klotz am Bein hängen." Ein wenig später gratuliert ihm der örtliche Verwaltungsleiter der Nassauischen Heimstätten, Dieter Huth, eher beiläufig zum "Achtungserfolg". Was hatte der Prokurist der Nassauischen Heimstätten, Reiner Wyszmirski, kurz zuvor im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau versichert? "Es geht nicht um Macht, sondern um soziale Verantwortung." Manche Gesten sprechen an diesem Abend eine andere Sprache. Alles in allem verlief der Wahltag jedoch ausgesprochen harmonisch.

"Es ist alles gesagt worden", sagt die Vorsitzende des Mietervereins, Beatrix Ruffert. "Alles", daß sind vor allem drei Zahlen: 60, 90 und 120 Millionen Mark. Irgendwo dazwischen liegt die Summe, die in den nächsten Jahren in die Heimatsiedlung investiert werden muß, denn vor allem Wasser- und Heizungsrohre sowie Stromleitungen sind vom sprichwörtlichan Zahn der Zeit zernagt. Geschäftsführer Reinhart Bartholomäi, hatte immer für eine komfortable Lösung plädiert, dagegen wollten die Vertreter der Mietergenossenschaft nur die nötigsten Instandhaltungsarbeiten vornehmen lassen. Die Geschäftsleitung der Nassauischen Heimstätten hatte bis zum Schluß ihre wirtschaftliche Potenz als Großunternehmen gegen den Idealismus der kleinen Genossenschaft in die Waagschale geworfen.

Ursula K. hat es sich nicht leicht gemacht. "Es war eine schwere Entscheidung", sagte sie, die als letzte Wählerin ihren Stimmzettel ausfüllte. "Immerhin geht es um eine ganz existentielle Frage - denn eine Wohnung ist ja heutzutage fast wichtiger als ein Arbeitsplatz." Sie hat sich letzten Endes für "Sicherheit" entschieden. Maria S. hingegen war in Vorahnung des Wahlergebnisses "traurig, sehr traurig". Wie viele alte Menschen, die zum Teil seit Jahrzehnten in der Siedlung wohnen, fürchtet sie die Totalsanierung, wie sie die Nassauischen Heimstätten angekündigt hatten.

Geschäftsführer Bartholomäi hatte vor der Abstimmung öffentlich erwogen, die Mieter für die Dauer der Bauarbeiten in anderen Wohnungen oder gar in Wohncontainern unterzubringen. "In Rüsselsheim ist das gut angekommen", hatte Bartholomäi gesagt. Es scheint, daß viele alte Mieter sich genau aus diesem Grund für die Genossenschaft entschieden haben. Das sieht auch Bernhard Block so, der zu den Gründungsmitgliedern der Mietergenossenschaft zählt: "Die älteren Menschen hängen emotional an ihren Wohnungen." Für Beatrix Ruffert zählte am Wahltag vor allem eines: "daß es endlich Klarheit gibt, daß das ewige Hin und Her ein Ende hat". Ob es tatsächlich ein Ende hat, scheint indes gar nicht so sicher: "Ich weiß nicht, wie der Aufsichtsrat am 15. März entscheiden wird", sagte Geschäftsführer Bartholomäi. Er hatte schon vor der Wahl betont, daß er aus betriebswirtschaftlichen Gründen die Siedlung am liebsten loswäre und lediglich die Mietergenossenschaft vor dem finanziellen Ruin bewahren wolle. "Aber es war schwierig, das zu vermitteln", sagte Prokurist Wyszmirski am Wahlabend.

In welchem Umfang die Siedlung letzten Endes saniert wird, steht noch nicht fest. Die große Lösung für 120 Millionen Mark hält Bartholomäi nicht mehr für angebracht. "Neue Gegensprechanlagen und Türen brauchen wir nicht", sagte Bartholomäi der Stadtteil-Rundschau am Tag nach der Wahl. Eben dieser Meinung war auch die Genossenschaft gewesen. Für 60 Millionen will Bartholomäi die Siedlung jedoch nicht sanieren lassen: "Dazu bin ich nicht sadistisch genug." Denn all die Maßnahmen, die den Mietern zugute kommen sollen, kosten nach seiner Einschätzung Millionen. "Wir bauen den Leuten das wieder ein, was sie vorher hatten. Obwohl wir das nicht müßten."

Beginn, Dauer und Umfang der Sanierungsmaßnahmen stehen derzeit noch nicht fest. Sicher, so Bartholomäi, ist nur eins: "1993 passiert nichts mehr." ran

Die schroffe Welt des Eises Sonnige Winterferien im schwäbischen Allgäu

Glatt ist es, und wie! Schon ein geringes Gefälle genügt, um den Wanderer hilflos rudern zu lassen. Ein Bein in der Luft, einen Arm krampfhaft ausgestreckt, gelingt es im letzten Moment, sich an einem Stück Wurzel anzuklammern, das aus dem Hang neben dem Weg herausragt. Ein Abrutschen in das neben dem vereisten Pfad plätschernde Gewässer, in das Flüßlein Argen, ist jedoch unwahrscheinlich. Zwischen Weg und Fluß stehen mehrere Bäume. Nicht zu Unrecht wird dieses 250 Meter tiefe Kerbtal Eistobel genannt. Zwischen den beiden Allgäustädtchen Wangen und Isny, wo barocke Kirchen, mittelalterliche Tore und Marktplätze sich die Show stehlen, hat sich im landwirtschaftlich genutzten Weideland dieses nacheiszeitliche Tal eingegraben. Blanke Wände mit grauem Konglomeratgestein fallen jäh ab zum Fluß, der auch im Winter nur in kurzen Abschnitten überfriert. Blinkend sucht das Wasser zusammen mit zahlreichen Luftblasen seinen Weg zwischen großen Kieseln unter der dünnen Eiskruste.

Zunächst steigt man steil vom Wanderparkplatz hinab ins Flußtal, unter den Betonpfeilern der Straßenbrücke hindurch, die das Tal in schwindelnder Höhe überquert, und nach kurzer Wanderzeit läuft man bereits neben der Argen. Nur eine gute Stunde Weges und das Talende wird erreicht sein. Da es im Winter tief unten oft kälter ist als auf der Höhe, über die vielleicht ein warmer Fönwind bläst, bilden sich auf den Felswänden Eiszapfen. Von Tauwetter zu Tauwetter werden sie länger, verbinden sich schließlich zu Eisplatten, ja ganzen Wänden und stehen nun als gläserne Säulen neben dem Weg. Weiterhin laufen dünne Rinnsale darüber hinweg und bedecken auch den Pfad mit einer matten, schrägen Platte, die manches Mal tückisch unter dem dünnen Neuschnee verborgen ist. Schon beginnt die Rutschpartie. Auch die derbsten Stiefel schaffen keine Abhilfe, nur Steigeisen bieten letzte Sicherheit.

Ist es aber doch gerade dieser kleine Nervenkitzel, der zur Wanderung im Winter verleitet. Der Alpenverein veranstaltet sogar Eiskletterkurse und auch ein Wanderer ohne Spezialausrüstung kann so weit in die Schlucht eindringen, daß er einen Eindruck von dieser schroffen Welt des Eises bekommt, ohne sich zu gefährden. Am Ortsrand von Isny beginnen die Loipen. Unzählige Kombinationen bieten sich an, gut dargestellt auf der Loipenkarte Westallgäu. Meist ebenes Gelände leitet die Langläufer über verschneite Weiden, die man für die Wintersaison aller Zäune beraubt hat. Hier trifft man eher Skiwanderer mit Rucksack, die nicht nur auf Tempo wert legen. Dichte Gehölze unterbrechen die Wiesenflächen; Birken und Erlen, Bergkiefer und Schilf, überwachsene Randzonen ehemaliger Hochmoore, die das Bild des Allgäus immer und immer wieder auflockern. Jetzt sind die feuchten und weichen Gründe gefroren.

Im Süden begrenzen die bayerischen und österreichischen Alpen das Blickfeld. Die Nagelfluhkette gipfelt im 1815 Meter hohen Hochgrat, immerhin einem stattlichen Skiberg mit anspruchsvollen Abfahrten. Sie hat im Volksmund ihren Namen vom Nagelfluhgestein erhalten, dem gleichen Material, das im Eistobel die Schluchtenwände aufbaut. Wie Nagelköpfe ragen nämlich kleinere Kiesel aus der amorphen Masse.

Da die Region durchgehend über 700 Meter Meereshöhe liegt, leidet sie nicht unter den beständigen Hochdrucknebeln der Inversionswetterlagen. Dann ist es über dicker Schneedecke zehn Grad wärmer als im trüben Donautal, huschen Langläufer im Rollkragenpulli hintereinander her, sitzen Sonnenanbeter auf Klappstühlen am Waldrand. Wochenlang kann es klar bleiben, wobei die Sonne allerdings den Schnee an den südlichen Hängen langsam auszehrt und die ersten Frühblüher hervorlockt.

RAINER HAMBERGER

"Autos verkaufen"

Zum Thema "Sperrung der oberen Günthersburgallee" im Nordend schickte uns jetzt FR-Leser Wolfram Katscher aus der Hartmann-Ibach-Straße folgenden Brief:

Nun haben wir also wieder eine neue gesperrte Straße, welche den Autofahrer dazu zwingt, mehr Abgase und Lärm durch größere Umwege abzugeben. Konkret ist dazu zu sagen, daß ich in der Hartmann-Ibach-Straße wohne, täglich 24 Stunden ein Vielfaches an Verkehrsaufkommen im Vergleich zu den Bewohnern der Günthersburgallee ertragen muß und wahrscheinlich nie zu einer verkehrsberuhigten Straße kommen werde. Im Gegenteil: Durch die Sperrung sogenannter "Schleichwege" wuchs und wächst das Verkehrsaufkommen in Straßen wie der Hartmann-Ibach-Straße oder der Rohrbachstraße, aber dies interessiert natürlich die Leute, welche sich den exklusiven Wohnraum in der Günthersburgallee leisten können, nicht. Hauptsache, bei uns fährt kein Auto mehr!

Moment mal! Kein Auto? Natürlich nicht! Die Anwohner der Günthersburgallee werden sicher nicht auf ihr eigenes Auto und Zweitwagen verzichten wollen. Mit diesen fährt man aber nur auf Straßen, in denen die Leute über Kommentare wie "ich kann samstags von 10 bis 12 Uhr nicht einmal das Fenster öffnen" nur bitter lachen können. Ach ja, da war ja noch das Argument mit der Gesundheit der Kinder (natürlich nur der eigenen) und der Verschmutzung der Umwelt.

Hierzu möchte ich Ihnen eine kleine Rechnung aufmachen: Ich parke mein Auto meistens in der Gabelsbergerstraße und möchte zur Saalburgstraße (etwa um zu "toom" zu fahren). Folgender Weg ist dann einzuschlagen: Gabelsbergerstraße vor, Germaniastraße links (da dort die Gabelsbergerstraße die Richtung wechselt), Burgstraße rechts (neuerdings wechselt dort die Richtung der Germaniastraße wegen der Verkehrsberuhigung!), Alleenring rechts bis Rohrbachstraße (die Günthersburgallee ist ja gesperrt), Rohrbachstraße rechts, Hartmann-Ibach-Straße. Nun bin ich etwa 100 Meter vom Ausgangsort entfernt. Aus meiner Sicht war schon vor der Sperrung der Günthersburgallee und der Umkehrung der Germaniastraße der Weg recht weit, aber nun . . . Dieses Mehr an ausgestoßenen Schadstoffen, was letztendlich die "bürgernahe" rot-grüne Verkehrspolitik absegnet, macht übrigens auch nicht vor einer Straßensperrung halt!

Als Überraschung habe ich jetzt noch die Tatsache, daß ich kein Mitglied in einem Motorsportklub bin und 85 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurücklege! Wenn ich aber mit dem Auto fahre, dann möchte ich nicht ständig auf selbstgefällige Schikanen in Straßenzügen mit sowieso schon geringem Verkehr stoßen! Entweder die Bewohner der oberen Günthersburgallee verkaufen alle ihre Autos, oder die Straße muß offen bleiben - zu erwägen wäre sonst eine Sperrung der Hartmann-Ibach-Straße für "Schleichverkehr" aus der Günthersburgallee).

Per Dias nach Acapulco Titus Thermen begeisterten mit Seniorennachmittag

NORDWESTSTADT. Das sei alles keine Arbeit für ihn, erklärte Karl Oertl immer wieder. Das mache ihm Spaß. Der Sicherheitsmanager der Titus Thermen redet auch sonst gern und viel; bekanntermaßen etwa beim Karneval. Er unterhält beispielsweise die einzige Büttenrednerschule in Deutschland.

Doch diesmal ging es nicht um Närrisches, bunt waren die Dias allerdings, die Karl Oertl im großen Saal des Bürgerhauses der Nordweststadt einer Gruppe von Senioren vorführte und erläuterte. Er hatte die Lichtbilder bei einer Reise nach Mexiko aufgenommen.

Oertl hatte alles in Bildern festgehalten, was ihn in Mexiko faszinierte - so die exotische Pflanzenwelt, dichte Palmenwälder ebenso wie bizarre Kakteen zwischen steinigen Hügeln. Er zeigte Aufnahmen von Land und Leuten, indianische Märkte, die berühmten Felsenspringer von Acapluco, die moderne Stadt Mexico-City genauso wie die alten Kulturdenkmäler der Azteken und Mayas.

Dazu plauderte Karl Oertl gerne über seine Eindrücke während der vierwöchigen Reise, beantwortete Fragen und freute sich sehr über die Anerkennung eines Ehepaares, das selbst schon in Mexiko gewesen war und nun in Erinnerungen schwelgen konnte.

Der Nachmittag hatte mit einer gemütlichen Kaffeetafel begonnen. Nur zögernd brachen die Senioren am Ende des Vortrags auf. So etwas, meinten viele von ihnen, müßte es öfters geben. "Schade", sagte eine Besucherin, "daß wir das nicht jeden Monat haben hier können." Karl Oertl bedauerte: Leider seien im Etat weitere Nachmittage für Senioren nicht vorgesehen - dabei habe er dafür durchaus gute Ideen.

Er könne noch über eine Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn berichten oder auch über Reisen ins ferne Ceylon oder nach Spanien. Auch an einige Stunden mit musikalischer Unterhaltung habe er gedacht, eventuell sogar an einen schönen Ausflug.

Schreiben Sie einfach an die "Titus Thermen" tröstete er die Senioren, "wenn genügend Zuschriften kommen, tut sich ja vielleicht etwas." li

"Schiri" Erich Fritz feiert 60. Geburtstag

FRANKFURT A. M. Man nimmt es einem gestandenen Mann wie Erich Fritz, der morgen seinen 60. Geburtstag feiert, gern ab, daß er als Fußball- Schiedsrichter kaum Probleme hatte. In Hungen geboren und über den SC Teutonia Watzenborn-Steinberg nach Frankfurt gekommen, fühlt er sich hier seit Jahrzehnten heimisch. Den Menschen und Firmen Frankfurts steigt er noch täglich "auf's Dach": Er ist Chef seines handwerklichen Betriebs in Griesheim.

Seine Schiedsrichter-Laufbahn begann er in den fünfziger Jahren. Es reihten sich auch bald die Einsätze in der damals höchsten (Amateur)-Klasse an, so daß ihm die Stars von damals - wie Overath, Löhr, Schäfer aus Köln, die Brüder Walter aus Kaiserslautern und vornehmlich auch die Spieler aus dem Rhein-Main- Raum - gut bekannt waren. Auch über, in Hessen spielende ausländische Teams, wie über das Nationalteam von Japan, wachte sein Schiedsrichter-Auge.

Noch heute ist der Jubilar bei Bundesligaspielen im Waldstadion oder beim FSV und Rot-Weiß als Zuschauer anzutreffen. Sein soziales Engagement beim "Schlappekicker" der FR, der Altsportlervereinigung Frankfurt und den Altfußballern von Frankfurt und Neu-Isenburg, zum Teil seit über zwei Jahrzehnten, ist bekannt und geschätzt. bm

Zum Mieten viel zu schön Nordend-Diskussion: SPD fürchtet Umwandlungswelle

NORDEND. "Schönes Nordend!?" Ob dies eine Frage oder einen berechtigten Anspruch darstellt, wollten die Sozialdemokraten aus dem Nordend in einer Diskussion unter eben diesem Motto klären. An sieben "runden Tischen" diskutierten sie im Saal der Epiphaniasgemeinde mit etwa 50 Bürgern über die Themen Bildung, Kinder, Soziales, Freizeit, Parken, Kultur und Umwelt. Axel Alexander und Howard Nadelli begleiteten die Veranstaltung musikalisch.

Die Vorteile gegenüber einer herkömmlichen Wahlkampf-Großveranstaltung liegen auf der Hand: An jedem Tisch stand mindestens ein SPD-Mitglied zur Verfügung, um zu dem jeweiligen Thema Stellung zu nehmen. Bei den Gesprächsrunden mit maximal 12 Teilnehmern traute sich jeder mitzureden; Brezeln und Ebbelwei zögerten die ersten Ermüdungserscheinungen hinaus. Außerdem konnten die Ortsbeiratsmitglieder und Stadtverordneten aus dem Nordend so direkt auf die Fragen der Bewohner eingehen und Anregungen für den parlamentarischen Alltag mitnehmen.

Fragen nach der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen standen beim Thema Wohnen ganz oben auf der Tagesordnung. Das Nordend ist der am dichtesten besiedelte Stadtteil Frankfurts. Mehr als 60 000 Menschen leben auf nicht einmal fünf Quadratkilometern Fläche. Der Nahverkehr und die restliche Infrastruktur sind sehr gut ausgebaut. Die Kehrseite der Medaille: Der Stadtteil ist auch am stärksten von der Umwandlungswelle betroffen. Für die schätzungsweise 20 000 Mietwohnungen im Stadtteil sind bereits etwa 900 Anträge auf Umwandlung in Eigentumswohnungen gestellt. "Die wenigsten der betroffenen Einwohner werden die Wohnungen selbst kaufen können - sie werden verdrängt", befürchtete der Vorsitzende der SPD- Ortsbeiratsfraktion, Armin Eikenberg. Maßnahmen, die den Ausverkauf des Nordends verhindern könnten, konnte Eikenberg aber nicht nennen: Dafür sei die Bundesregierung zuständig, die Städte allein seien machtlos.

Beim Thema Parken verteidigten die Stadtteilpolitiker aus dem Nordend das Parkplakettensystem vehement: Obwohl es noch nicht flächendeckend eingeführt sei, könne jetzt schon eine Entlastung der Anwohner festgestellt werden. Auch in der Nordendstraße, in der seit der Einführung der Parkplaketten im südlichen Nordend mehr Pendler als zuvor parken, sollen bald die Anwohner bevorzugt werden. Die Faustregel "weniger Parkplätze und besserer öffentlicher Nahverkehr führt zu weniger Autoverkehr" soll für die künftige Verkehrsplanung weiterhin gelten.

Gerade für die Tempo-30-Zonen, die vorsorglich erst einmal provisorisch eingerichtet wurden, wertete Armin Eikenberg die Mitarbeit der Anwohner als unverzichtbar. Doch auch bei den anderen - teilweise hochkomplexen - Themen zeigte sich, daß die Bürger sich mehr Beteiligung und Mitspracherechte wünschen. Der "Bodenhaftung" der Politiker kann das nur gut tun. Werden sie doch im kleinen Diskussionskreis viel stärker gefordert und sind direkt mit den Problemen der Bürger konfrontiert. gun

Ermutigung für Bedrohte Aufkleber der "Aktion Zuflucht" weist Weg zur Hilfe

FRANKFURT A. M. Einschreiten anstatt wegzusehen, die Tür öffnen statt das Fenster schließen, kurz: Zivilcourage zeigen - das ist der Anspruch der "Aktion Zuflucht". Seit Anfang des Monats klebt an zahlreichen Frankfurter Türen ein Emblem, das einen blauen Pfeil zeigt, der unter ein schützendes Dach zielt. Wo das Zeichen zu sehen ist, können Menschen, die bedroht werden, einen Unterschlupf finden und mit Hilfe rechnen.

"Menschen, die in Gefahr sind, brauchen mehr als Lichterketten - sie brauchen aktiven Beistand", betont der Frankfurter Arzt Claus Metz. Metz ist Mitglied in der Arbeitsgruppe "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges / Ärzte in sozialer Verantwortung" (IPPNW) und hat die "Aktion Zuflucht" initiiert. Die Idee war ihm gekommen, nachdem Jugendliche aus seiner Nachbarschaft im Ostend einen schwarzhäutigen Jungen mehrmals verspotteten und verprügelten. Zweimal sind auch in der Wohnung der Familie des Jungen Fensterscheiben mit schweren Steinen eingeworfen worden; einer der Wacker hat nur knapp das Bett eines Säuglings verfehlt.

Mitglieder einer Elterninitiative fragten daraufhin Mitarbeiter der umliegenden Geschäften, ob sie bei unmittelbarer Bedrohung bereit wären, Zuflucht zu gewähren und die Polizei zu alarmieren. "Sämtliche Geschäftsinhaber haben spontan ihre Zusage gegeben", sagt Metz. Prompt hätten die Angriffe auf den Jungen und dessen Familie aufgehört.

Nach der positiven Resonanz hat die Arbeitsgruppe den Aufkleber entworfen, um damit in der Stadt an Geschäften, Betrieben, Praxen, Kirchen und anderen Plätzen auf solche Zufluchtsorte hinzuweisen. "Es erschien mir einfach nicht mehr genug, sich nur zu versammeln und Betroffenheit zu zeigen. Ich wollte ein reales Hilfsangebot schaffen", erklärt Metz seine Intention. Das Beispiel aus seiner Nachbarschaft habe gezeigt, schon so ein kleines Signal reiche aus, um die Übergriffe zu stoppen.

"Die Neofaschisten brauchen für ihre feige Gewalt die Bewunderung und den Rückhalt der Bevölkerung", unterstreicht der Arzt. Die zahlreichen Aktionen, Versammlungen und Konzerte hätten den Rechten gezeigt, daß ihnen Widerstand entgegensteht. Dennoch dürfe man jetzt nicht "zur Tagesordnung" übergehen, warnt er, "sonst verglimmt das Ganze wie ein Strohfeuer".

Mit der "Aktion Zuflucht" versuche die IPPNW-Gruppe ein längerfristiges Bekenntnis und Engagement von Bürgern gegen Gewalt zu fördern. Der blaue Aufkleber soll nicht nur bedrohte Ausländer auf einen sicheren Ort hinweisen, sondern auch ein Zeichen gegen das Faustrecht des Stärkeren setzen. Das Emblem sei eine Ermutigung für alle Bedrohte, für Kinder, Frauen, Behinderte, Obdachlose, Juden und Ausländer, "daß sie bei Überfällen nicht im Stich gelassen werden", hebt Metz hervor.

Die Initiative der IPPNW fand in den einzelnen Stadtteilen breite Zustimmung. Alle Kirchen und Geschäfte, die vor Ort angesprochen wurden, hätten ohne zu zögern ihre Unterstützung zugesagt, berichtet Metz. In Seckbach hat die Idee bereits Nachahmer gefunden: Das "Seckbacher Forum gegen Fremdenhaß" hat einen eigenen Aufkleber - vier farbige Hände, die ineinandergreifen - im Stadtteil verteilt. Informationen zur "Aktion Zuflucht" gibt Claus Metz, Telefon 49 33 32. rea

Spin Doctors

Nichts fürchtet Superman so sehr wie Kryptonit, und selbst "A Pocketful Of Kryptonite", wie es die Spin Doctors auf ihrer gleichnamigen CD (Sony Music) anbieten, würde wohl ausreichen, um den "Stählernen" wieder für mindestens zwei Comic-Seiten lahmzulegen. Aber da ihn sein Verlag im vergangenen Jahr den Heldentod sterben ließ, können ihm auch die Spin Doctors nichts mehr anhaben.

Den vier Doktoren aus Manhattan wäre es fast ähnlich ergangen, denn als ihr bodenständiges "Kryptonite"-Album 1991 im Grunge-Fieber unterging, hatte die Plattenfirma die Band schon fast abgeschrieben. Ein Radio-Sender im kleinen US-Bundesstaat Vermont spielte ihre Scheibe dennoch rauf und runter, bis sich andere Stationen anschlossen und die Spin Doctors nach eineinhalbjähriger Hängepartie als das nächste große Rock- Phänomen ausgerufen wurden.

Wer von Sänger Chris Barron und seinen drei Mitstreitern nun revolutionäre Sounds erwartet, wird allerdings enttäuscht. Das New Yorker Quartett kocht auch nur mit Wasser, aber die Suppe, die sie da anrichten, schmeckt außerordentlich gut. Der Song "Jimmy Olsen's Blues" beispielsweise ist eine freche Verballhornung von Lynyrd Skynyrds's "Sweet Home Alabama".

Doch sind hier keine Kurpfuscher am Werk, die Doktoren verstehen ihr Handwerk: Der wüste Rock 'n' Blues wird mit Funk-Takten gehörig auf Trab gebracht und obendrein noch mit pfiffigen Zitaten von Skynyrd, den Grateful Dead oder Steve Miller gewürzt. Nach den bierernsten und beinharten Grunge-Attacken bringen die Spin Doctors wieder Rock 'n' Roll, der losgeht und trotzdem Spaß macht.

Am Sonntag, 14. März, kommen sie mit der Hamburger Nationalgalerie in die Batschkapp Frankfurt. MARTIN SCHOLZ

Glenn Hughes Nach dem vorläufigen Ende von Deep Purple (1976) hat man lange nichts von ihm gehört. Mit Glenn Hughes, dem singenden Bassisten und Co-Autor von Purple-Hits wie "Burn" und "Stormbringer", war nicht mehr viel los, von sporadischen Gastspielen auf den LPs von Black Sabbath und Gary Moore einmal abgesehen. Schuld daran war seine Kokain-Sucht, wie er heute erzählt. "Zwischen 1973 und 1991 habe ich mir mehrere Millionen Dollar die Nase hochgejagt und bin dem Tod mehr als einmal entronnen", blickt er zurück. Vor eineinhalb Jahren ging er für eine Entziehungskur in der Betty-Ford- Klinik. Seitdem er "clean" ist, macht er wieder gute Musik. "Blues" (Roadrunner) heißt sein erstes Solo-Album nach langer Durststrecke - ein furioses Comeback, das aber mehr mit kraftvollem Rock als mit Blues zu tun hat. art Accept Metal-Röhre Udo Dirkschneider, nach Jahren im Alleingang kürzlich wieder zu seiner Stammband Accept zurückgekehrt, mag nicht mehr als Metal-Rambo auf die Bühne steigen. "Aufgrund zunehmender Gewaltbereitschaft und rechtsradikaler Ausschreitungen" will Dirkschneider sein gewohntes Outfit, den Tarn-Kampfanzug, künftig an den Nagel hängen. Mit seinen alten Kollegen hat er derweil die neue Scheibe "Objection Overruled" (RCA) eingespielt - eine gewohnt solide Dröhnung für diejenigen, denen hart nicht hart genug ist. art Judie Tzuke Lange bevor er Toupets als neue Kopfbedeckung für sich entdeckte, ja sogar noch bevor er sich in Sachen Fußball und FC Watford engagierte, war der englische Superstar Elton John Talentscout für sein eigenes Plattenlabel Rocket Records. So förderte er Ende der Siebziger bespielsweise das Talent Judie Tzuke, die mit ihrem geschmackvollen Mainstream vor allem in Großbritannien über all die Jahre erfolgreich war. "Wonderland" (Castle Communications/I. R. S.) heißt das aktuelle Werk der blonden Sängerin mit der schönen, klaren Stimme und offenbart Judies Vorliebe für balladeske Titel und sehr atmosphärische Songs. Zwei Superstars als Studiogäste veredeln zwei der Pop-Perlen auf "Wonderland": Queen- Gitarrist Brian May greift für "I Can Read Books" in seine Saiten und Star- Geiger Nigel Kennedy, der bekanntlich Vivaldis "Vier Jahreszeiten" den Rockfreaks nahebrachte, streicht seinen Bogen für "On A Ship". dk Jack Bruce Bass-Legende Jack Bruce, gerade mit seinen alten Cream-Kollegen Eric Clapton und Ginger Baker in die Hall Of Fame des Rock 'n' Roll aufgenommen, glänzte zuletzt vor allem als Gast-Sänger, so bei Eberhard Schoeners Brecht/Weill-Konzert (mit Sting) und Kip Hanrahans New Orleans-Hommage beim letzten Frankfurter Jazz-Festival. Mit "Somethin Els" (CMP Karakter) hat der Schotte nun endlich wieder einmal ein richtig gutes Soloalbum aufgenommen, mit dem er an seine Glanzzeiten und Platten wie "Songs For A Tailor" oder "Harmony Row" anknüpft. Mit Gästen wie Eric Clapton, Maggi Reilly (Gesang), Trilok Gurtu (Percussion) und Dick Heckstall-Smith (Saxophon) interpretiert er facettenreiche Rocksongs und Balladen, läßt Bluesiges und Jazziges einfließen, überrascht mit orientalischer Melodik sowie als Pianist und Cellist auch mit klassischen Motiven. Ein gelungener Einstand für das neue Karakter-Label von CMP Records. dk

Accept Metal-Röhre Udo Dirkschneider, nach Jahren im Alleingang kürzlich wieder zu seiner Stammband Accept zurückgekehrt, mag nicht mehr als Metal-Rambo auf die Bühne steigen. "Aufgrund zunehmender Gewaltbereitschaft und rechtsradikaler Ausschreitungen" will Dirkschneider sein gewohntes Outfit, den Tarn-Kampfanzug, künftig an den Nagel hängen. Mit seinen alten Kollegen hat er derweil die neue Scheibe "Objection Overruled" (RCA) eingespielt - eine gewohnt solide Dröhnung für diejenigen, denen hart nicht hart genug ist. art

Einst sind sie als blutarme Synthi-Popper belächelt worden. Doch das Image sind Depeche Mode nach zwölf Jahren im Geschäft längst los. Das Quartett hat sein Spektrum bereits auf "Violator" (1990) um erdige Blues-Töne erweitert. Auf "Songs Of Faith And Devotion", der neuen CD, gehen die Briten weiter und nehmen schräge Gitarren, Gospel- und Folk-Anleihen auf. Bei ihrer Deutschland-Tournee spielen Depeche Mode am 21. Juli auch in der Frankfurter Festhalle.

Die Synthi-Popper-Gang als Gospel-Chor Depeche Mode mit "Songs Of Faith And Devotion"

Sie teilen sich nicht nur den Hof-Fotografen, sondern neuerdings auch den Produzenten. Kein Wunder, daß sich Depeche Mode und U 2 immer ähnlicher werden. Nachdem Anton Corbijn beide Bands vorzugsweise vor kargen Landschaften fotografiert und ihnen so das Image der schwermütigen Poeten und Romantiker verpaßt hatte, sorgte Produzent Flood auch für musikalische Parallelen. Während er mit U 2 auf "Achtung Baby" den Dancefloor eroberte, begleitet er nun die Pop-Kollegen Depeche Mode in die entgegengesetzte Richtung: Auf ihrer neuen CD "Songs Of Faith And Devotion" (Intercord) haben die einst als Synthi- Popper verpönten Briten neben dem schrägen Rock auch noch Gospel und Folk entdeckt. Ein überzeugender Richtungswechsel.

Jetzt haben sie mit U 2 noch mehr gemeinsam - tanzbaren Rock oder rockigen Dancefloor, wie man will. "U 2 und wir sind schon seit über zehn Jahren dabei. Wir müssen weiter experimentieren, um nicht stehen zu bleiben", meint Martin Gore, Keyboarder, Songschreiber und seit neustem auch Gitarrist von Depeche Mode. "Wir haben seinerzeit als Elektro- Puristen angefangen, weil wir den Pop in den Achtzigern weiterbringen wollten. Aber seitdem haben wir erkannt, daß wir nach allen Seiten offen sein müssen. Die Sounds, die für andere jetzt ganz normal klingen, sind wir uns etwas völlig Neues."

Die Zeiten des elektronischen Schmalz' sind endgültig vorbei, und auch mit den lebensgroßen Teenie-Postern vergangener Tage möchten sie nicht mehr in Verbindung gebracht werden. Mit ihren Epigonen, den Tekkno-Vertretern, allerdings noch viel weniger. "Die Leute sehen uns als eine Art Wegbereiter für Tekkno. Wenn das so ist, haben all die Tekkno- Macher vergessen, daß wir vor allem starke Songs geschrieben haben", spottet er, "auf der neuen CD haben wir mit den erdigen Sounds wohl unbewußt gegen Tekkno protestiert. Ich möchte jedenfalls nicht für den Niedergang der Songs verantworlich sein." Die Sorge ist unberechtigt, mittlerweile werden die Hits der vier blassen Briten, "People Are People" beispielsweise, sogar von anderen Bands nachgespielt. Depeche Mode haben sich, ohne groß aufzufallen, in der Rock-Oberliga etabliert. Seit sie auf "Violator" (1990) den radikalen Stilbruch wagten und ihre programmierten Klänge um erdige Blues- Töne ergänzten, sind sogar die Kritiker auf ihrer Seite. "In meiner Plattensammlung sind alle musikalischen Stile vertreten. Blues höre ich schon seit Jahren, dadurch bin ich auch auf Gospel gekommen", meint Gore, "Gospel hat nichts Kommerzielles an sich, es ist immer religiöse Musik geblieben - das reizt mich."

Wie überhaupt alles Religiöse. Seit Jahren schon schreibt Gore bissige, zweideutige Texte über Gott, Ikonen und den Gläubigen im allgemeinen. Nach dem "Personal Jesus" (1990) nimmt er sich nun den "Judas" vor. "Ich bin fasziniert von der Vorstellung, daß Leute an etwas glauben können. Nur habe ich selbst noch nichts gefunden, an das ich glauben könnte", seufzt er, "ich bin immer noch auf der Suche und irgendwie wohl ein bißchen eifersüchtig auf diejenigen, die ihren Gott oder Buddha gefunden haben."

Gore löst die Glaubens-Krise auf seine Art, streckt seine Fühler in immer neue musikalische Bereiche aus. Auf der letzten Tournee ging er so weit, daß er seinen Stammplatz hinter der Keyboardburg verließ und für ein paar Songs zur akustischen Gitarre griff. "Ich dachte erst, die Fans würden ,Verrat&rquote; schreien", grinst er, "aber das Publikum war jedesmal begeistert. Und mir hat es auch Spaß gemacht. Mit der Gitarre kannst du dich bewegen, mal an den Bühnenrand gehen. Wenn du nur hinter deinen Keyboards stehst, wird das auf Dauer langweilig."

Sollten sich die einst blutarmen Synthi-Statisten allmählich in eine schwitzende Rock-Kapelle verwandeln? Eine Vorstellung, die Gore sehr amüsiert. "Ich werde auf der nächsten Tour tatsächlich noch öfter Gitarre spielen, Alan Wilder wird sich für fünf oder sechs Songs hinter ein Schlagzeug setzen, und ein paar Gospel-Sänger werden wir auch mitnehmen. Aber sind wir deshalb eine richtige Rock-Band? . . . also ich weiß nicht." Sagen wir es so: Sie sind auf dem Weg dahin ein gutes Stück vorangekommen.

Am Mittwoch, 21. Juli, treten Depeche Mode in der Frankfurter Festhalle auf. Und weitere Konzerte sind geplant in: Hannover (31. Mai), Nürnberg (11. Juni), Mannheim (12.), Dortmund (14.), Berlin (16.), München (21.) und in Stuttgart am 25. Juni. MARTIN SCHOLZ

Eine Buslinie gegen Autos Initiative Beruhigung Reuterweg stellte ihre Ideen vor

WESTEND. "Der Reuterweg ist zur unerklärten Stadtautobahn geworden", ärgerte sich Christa Herbert von der Bürgerinitiative "Verkehrsberuhigung Reuterweg". Wie sich das ändern könnte, erläuterte sie zusammen mit Gisela Becker und Lilo Gwosdz während eines Diskussionsabends im Gemeindezentrum der evangelischen Nordgemeinde.

Der Lärm der Grundnetzstraße sei für Anwohner unzumutbar. Nicht einmal die Verkehrsregeln hielten Autofahrer auf der vierspurigen Straße ein; statt 50 würden sie bis zu 80 Stundenkilometern fahren. Die Bürgerinitiative möchte gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie will eine Buslinie auf der Route der alten Straßenbahnlinie 13, die vor 14 Jahren stillgelegt wurde: vom Dornbusch über Reuterweg, Opernplatz und Hauptbahnhof bis zur Galluswarte.

Die Busspuren auf beiden Straßenseiten würden den Reuterweg auf zwei Fahrbahnen verengen. Die Bürgerinitiative hofft, Pendler suchen sich dann andere Wege. Und: Die Direktverbindung zum Hauptbahnhof erspare den Anwohner zweimaliges Umsteigen zwischen Bus und U-Bahn in der Holzhausenstraße und an der Hauptwache.

Weiter wünscht sich die Bürgerinitiative "Tempo 30" an der Grundschule am Bremer Platz. Die Verkehrsampeln sollten neu geschaltet werden: Wenn Fußgänger Grünlicht sehen, müßten Autofahrer aus allen Richtungen warten. Raser seien mit Geschwindigkeitskontrollen zur Vernunft zu bringen. Nicht zuletzt forderte Gisela Becker, "die Hauptverkehrsstraße darf den Staddteil nicht zerschneiden". Deshalb müsse der Reuterweg an allen Kreuzungen überquerbar sein.

Die Initiative geht davon aus, ihre Ideen lassen sich bald umsetzen. Ortsbeirat 2 und Verkehrsausschuß hätten positiv auf die Forderung nach einem Bus reagiert. Die 72jährige Lilo Gwosdz - sie gehörte vor 14 Jahren der Bürgerinitiative an, die sich dagegen wandte, die Straßenbahnlinie 13 abzuschaffen - meinte: "Sicherlich müssen wir nach der Wahl noch einmal nachhaken."

Mehr als 100 Unterschriften hat die Bürgerinitiative seit Weihnachten gesammelt. Weitere Unterstützung erhofft sie sich bei geplanten Infoständen. hes

Grüne fordern ein Verkehrsdezernat VCD diskutierte mit Experten der Römerfraktionen über vier Jahre Verkehrspolitik

FRANKFURT A. M. "Vier Jahre rot- grüne Verkehrspolitik - was hat's gebracht und wie geht's weiter?" Diese Fragen wollte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) mit den Verkehrsexperten der Stadtverordnetenfraktionen diskutieren. Etwa 50 Besucher folgten der Einladung des Frankfurter VCD-Kreisverbandes in das Bürgerhaus Griesheim.

Zwar nannte Moderator Florian Schwinn die Diskussion "keine Wahlkampfveranstaltung, sondern eine Veranstaltung im Wahlkampf", doch Isa Petersohn (SPD), Wolfgang Stammler (CDU) und Uli Baier (Grüne) nutzten natürlich die Möglichkeit, um auch das Programm ihrer Parteien darzustellen. Komplettiert wurde das Podium durch Bertholt Birkner, der die Ansichten des gastgebenden VCD einbrachte. Neben vielen "ausbaufähigen Bereichen", sah Birkner in einigen Punkten die letzten vier Jahre auch positiv: "Umweltticket, Nachtbusnetz, Tempo-30-Zonen, Busspuren und mehr Fahrradwege - das sind gute Signale".

Darüber hinaus wünscht er sich vor allem keine weiteren Schnellstraßen, wie beispielsweise den geplanten Anschluß der A 66 an die A 661 bei Seckbach und Bergen-Enkheim. Eine konsequente Politik müsse das Autofahren in Frankfurt begrenzen, den Parkraum verknappen und Tempo 30 flächendeckend einführen - auch auf den sogenannten Grundnetzstraßen. Die Stelle eines Fußwegbeauftragten würde er gerne eingerichtet und die des Fahradbeauftragten langfristig gesichert sehen.

Noch mehr Beauftragte, das kann sich Isa Petersohn (SPD) angesichts der Finanzlage der Stadt nicht vorstellen. Sie schlägt vor, in jedem Ortsbeirat einen Fußwegbeauftragten aus deren Reihen zu ernennen, was im Fall der Kinderbeauftragten bereits erstaunlich gut funktioniert habe. Um das Umland besser in den öffentlichen Nahverkehr einzubinden, setzt sie auf den neu entstehenden Rhein-Main Verkehrsverbund.

Die Verkehrspolitik der letzten Legislaturperiode sei eine Phase des Übergangs gewesen: "Wir haben praktisch bei null anfangen müssen", meinte sie im Hinblick auf die Zeit der CDU-Regierung. In den nächsten vier Jahren werde eine rot- grüne Koalition die Ansätze fortführen und Programme zu Ende führen. Dabei schloß sie auch das Umweltticket mit ein, für das weiterhin konstant 22 Millionen Mark an Zuschüssen vorgesehen sei.

Keine große Differenzen zu Rot-Grün sieht Wolfgang Stammler (CDU) in einigen Bereichen der Verkehrspolitik: "Auch wir sind für Tempo-30-Zonen und für Parkplaketten. Man hätte es aber wirkungsvoller und kostengünstiger machen können." Der Trend zur Verkehrsberuhigung sei erst vor zehn Jahren aufgekommen: "Auf den Zug sind alle gleichermaßen aufgesprungen." Unterschiede gebe es vor allem in "wichtigen Bereichen", wie dem Bau oder Nicht-Bau von U- Bahn-Linien, von Straßen oder dem Riederwaldtunnel. Dort habe die amtierende Regierung praktisch nichts geleistet.

Man dürfe nicht nur auf die Wohngebiete schauen: "So wichtig das ist, Frankfurt ist eine Wirtschaftsmetropole und braucht auch leistungsfähige Straßen." Das Umweltticket sei zwar für die Frankfurter erfreulich, aber es erfasse nicht das Problem der riesigen Pendlerströme. Wegen der Haushaltslage könne man wahrscheinlich nicht mehr davon ausgehen, daß es nach dem laufenden Doppelhaushalt 1992 / 93 weiterexistiere.

"Schmerzliche Entscheidungen" will Uli Baier (Grüne) in der nächsten Legislaturperiode durchsetzen: "Wir wollen, daß nicht jeder zu jedem beliebigen Zeitpunkt zu jedem beliebigen Ort fahren kann."

Um dies besser und schneller verwirklichen zu können, setzt er auf die Schaffung eines eigenen Verkehrsdezernates. Da momentan verschiedene Ämter für Teilbereiche der Verkehrsplanung zuständig seien, könnten durch das neue Dezernat Reibungsverluste vermieden werden.

Finanziert werden könne dies durch Umschichtungen an anderen Stellen. Damit sprach Baier einen Streitpunkt zwischen Grünen und SPD an, die das Vorhaben für zu teuer hält.

Sollte das rot-grüne Bündnis auch nach der Kommunalwahl bestehen, wird das Verkehrsdezernat vermutlich eines der Themen der Koalitionsverhandlungen sein. laf

Roth kündigt Sparkurs an Kandidatin konnte Vereinen wenig Hoffnung machen

BERGEN-ENKHEIM. Ein Bild von der Verkehrssituation machte sich CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth bei einem Besuch in Bergen-Enkheim. Mehr als 40 Bürger, die trotz des schlechten Wetters der Einladung zum Treffen mit der OB- Kandidatin gefolgt waren, warteten an der Kreuzung Marktstraße/Vilbeler Landstraße geduldig auf deren Ankunft, die sich um 45 Minuten verzögerte. Grund für die Verspätung, so Petra Roth: der "übliche Stau" im Riederwald.

Den Besuch der CDU-Politikerin nutzte Peter Grimm, Mitglied der "Verkehrsinitiative Bergen-Enkheim", um auf die Belastung der Vilbeler Landstraße hinzuweisen. Dabei nannte er eine Zahl von täglich 28 000 Fahrzeugen. Nach Peter Grimms Ansicht ließe sich diese "dramatische Situation" durch den Bau weiterer Straßen - der Ostumgehung und der Verbindung zwischen den Autobahnen 66 und 661 - verbessern. Um ein erfolgreiches "Verkehrsmanagement" betreiben zu können, seien Verkehrszählungen notwendig, erklärte Petra Roth. Auch für die Planung des öffentlichen Nahverkehrs seien "aktuelle Daten über die Verkehrsströme erforderlich". Zu einer "Probefahrt" stieg die Politikerin dann selbst in den Bus der Linie 42.

Auch für die Sorgen der Bergen-Enkheimer Vereine hatte Petra Roth bei ihrem Besuch ein offenes Ohr. In der Kleingartenanlage "Hinter der Burg" wurde dabei unter anderem die Möglichkeit angesprochen, die Anlage zu erweitern und mit einem Kanalanschluß zu versehen. Vor den Kleingärtnern verteidigte Roth ihren Vorschlag, die bisher niedrige Pacht für die Gärten zu erhöhen.

In der Rettungswache Bergen-Enkheim erfuhr die Besucherin schließlich von den wachsenden Problemen der Hilfsorganisation. Dieter Mönch, CDU- Stadtverordneter und Vorsitzender der Rettungswache, wies dabei auf den Raumbedarf für Fahrzeuge und Personal hin. Im Rahmen dieses Treffens kamen auch andere Vereinsvertreter zu Wort. Petra Roth räumte ein, daß eine Etatkürzung von 20 Prozent wahrscheinlich sei, die sich dann auch auf die Vereine auswirken werde. Die Verantwortung für diese "Finanzmisere" wies sie allerdings dem rot-grünen Magistrat zu. gap

Schüler setzten Zeichen gegen Gewalt Ausstellung "GegenGewalt" eröffnet / 38 Schulen beteiligten sich am Kunstprojekt

SACHSENHAUSEN. 10.05 Uhr. Die Besucher der Ausstellung "GegenGewalt" stehen Schlange bis auf den Flur hinaus. Es ist laut, kein Stuhl mehr frei. Etwa 250 Gäste sind zur Vernissage in der Studiogalerie im Bürgerhaus Südbahnhof eingetroffen. Immer wieder stolpern junge Männer über eine Rauminstallation, bringen die diagonal gespannten Nylonfäden zum Zittern und die darauf sitzenden Turtles und Hi-Mans zum Runterfallen. Ein entschuldigender Blick in die Runde. Die Herumstehenden passen auf, daß die Installation "Bildstörung" zu guter Letzt nicht aus Versehen zerstört wird. Sie ist eine von vielen Arbeiten, in denen sich Schüler zum Thema "Gewalt" äußern: direkt, ungeniert, ungeschönt.

38 hessische Schulen, allein 30 davon aus Frankfurt, haben sich an dem ungewöhnlichen Projekt beteiligt. Mehrere Monate wurde an Bildern, Skulpturen, Environments oder Videos gearbeitet. Katrin Höhmann von der Bachgauschule in Babenhausen, Doris Stambrau vom Staatlichen Schulamt und Claus-Peter Schneider, Direktor der Sachsenhäuser Freiherr-vom-Stein-Schule, erstellten das Konzept und organisierten die Ausstellung. Sie gewährt einen tiefen Einblick in das Lebensgefühl junger Menschen.

Sie haben Angst. Angst vor Krieg, vor Ökokatastrophen, vor Fremdenhaß. Die Zukunftsangst beflügelt die einen zu Widerstand, die anderen lassen sich von geschickten Werbefeldzügen einlullen. Nach dem Motto: "The United Colors of . . ."

"Mit dieser Ausstellung wollten wir neue Wege gehen", erklärte Doris Stambrau. Monate im voraus erarbeitete sie ein Konzept zur Zusammenarbeit von Schulen und Frankfurter Museen. Schüler der Bachgauschule besuchten das Liebieghaus, nahmen an Werkstattagen teil. Die Schüler wurden an die Ideen antiker Skulpturen herangeführt und erstellten schließlich selbst Figuren aus Ton und Speckstein. Anhand von Zeichnungen kann der Betrachter ihre Auseinandersetzung mit einem Mahnmal des russisch-französischen Bildhauers Ossip Zadkine nachvollziehen. Seine Skulptur wird immer wieder gezeichnet, verfremdet und neu gestaltet. Die Schüler begeben sich auf die Suche nach den Wesenszügen der Figuren.

Die Erfinder der Installation "Bildstörung" fühlten sich von den Arbeiten des amerikanischen Künstlers Bruce Naumans animiert. Sie holten sich die notwendige Unterstützung aus dem Museum für Moderne Kunst. Ihr toter Skinhead, von martialischen Tierchen aus dem Reich des Fernsehers erlegt, ist eine kritische Anmerkung zum unkritischen Umgang mit den Medien: "Krieg im Kinderzimmer" als Synonym für den Krieg auf der Straße.

Immer wieder beschäftigen sich die jungen Kunstschüler mit den subtilen Formen der Gewalt. Sexueller Mißbrauch, körperliche und seelische Gewalt gegen Frauen wird in ihren Zeichnungen thematisiert. Andere wiederum suchen in Archiven nach Texten, Liedern und Zeichnungen aus dem Dritten Reich. So wechseln sich Arbeiten mit subjektiven Aussagen und dem Charakter von Dokumentationen ständig ab. Wer sich die Ausstellung "GegenGewalt" genauer anschauen will, muß viel Zeit mitbringen.

Das nahm sich wohl auch Horst-Eberhard Richter vor und gestaltete kurzerhand das Eröffnungprogramm um. "Das ist eine Veranstaltung von Schülern", sagte der Psychoanalytiker und Autor mehrerer Bücher über Friedens- und Konfliktforschung. Er verzichtete auf sein Einführungsreferat und bat die Schüler und Schülerinnen der 6 b der Freiherr-vom-Stein-Schule zur Talk- Runde auf die Bühne. Dort sollten sie von der alltäglichen Gewalt in der Schule berichten. Der zwölfjährige Lucas etwa erzählte von "Schutzgelderpressung" auf dem Schulhof. Ein Mädchen sprach von ihrer Angst, alleine in der Straßenbahn nach Hause zu fahren.

Die Schule ist längst keine einsame und gut behütete Insel mehr mitten im Moloch Stadt. Sie "ist ein Spiegel der Gesellschaft", wie es Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) formulierte. Und so dachten etliche Frankfurter Schüler konsequent weiter und beteiligten sich an der vom Schuldezernat und Multi-Kulti- Amt finanzierten Plakataktion "Gemeinsam sind wir bunt". Einige ihrer Plakatentwürfe werden - wie die Ausstellung "GegenGewalt" - bis zum 30. April in der Studiogalerie gezeigt. tin

Zu vieles entschied der Römer: Dem Ortsbeirat 1 überließ die Stadt vor allem den Ärger mit den Anwohnern Stadtteilpolitiker hoffen auf die neuen Baugebiete

FRANKFURT-WEST. Drogenszene, Rotlicht-Milieu, Kriminalität, große Bauprojekte, unerträgliches Verkehrsaufkommen und, und, und . . . In so mancher Großstadt passiert weniger als allein im Ortsbezirk 1 (Gallus, Gutleut, Bahnhof, Innenstadt). Dort sind alle Probleme zuhause, die Frankfurts zweifelhaften Ruf ausmachen. An die 50 000 Menschen leben zwischen Börneplatz und Mainzer Landstraße. Sorgen und Angst gibt es genug. Keine leichte Aufgabe für die 19 Freizeitpolitiker im Ortsbeirat 1, die häufig nicht mehr sein können als "Puffer" zwischen Bürger und Magistrat. Basispolitik als Katalysator für aufgebrachte Gefühle und angestaute Aggressionen.

Denn was können die Frauen und Männer in den drei Fraktionen schon an den komplexen Problemen ändern? "Wir haben nur eine Mittlerfunktion", sagt Ortsvorsteher Jürgen Hupe (SPD). Und eines haben die Politiker im Ortsbeirat 1 schon längst begriffen - im Gegensatz zu manch hochrangigem Volksvertreter: Mit plumper Parteipolitik und großen Versprechungen ist den Bürgern am wenigsten gedient.

"Wir arbeiten halt gemeinsam im Interesse der Bürger", sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Heilmann, "trotz mancher grundsätzlicher Meinungsverschiedenheit." So war es auch in der ausgehenden Wahlperiode: Deshalb ist es kaum verwunderlich, daß die drei Fraktionsvorsitzenden und der Ortsvorsteher das gleiche Fazit ziehen: "Wir sind unzufrieden." CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Zollmann bemängelt: "Wir werden nicht ernstgenommen." Ortsvorsteher Hupe beklagt: "Das Verhältnis mit der Verwaltung ist sehr schwierig."

Die Enttäuschung kommt nicht von ungefähr. Gerade beim Thema Verkehrsberuhigung haben die Stadtteilpolitiker zwei Niederlagen einstecken müssen. Von den neuen Rechten der Ortsbeiräte hat der "Einser" wenig gehabt: So wollten die Stadtteilpolitiker im Rahmen von Tempo 30 die Friedrich-Ebert-Siedlung beruhigen, Ackermann- und Sondershausenstraße für den Durchgangsverkehr sperren. Die Tempo-30-Kommission lehnte ab. Grund: Die beiden Straßen seien die einzige Verbindung zwischen Mainzer Landstraße und Kleyerstraße. Mit einer leicht veränderten Verkehrsführung sollten die vielen Autos von der Frankenallee verdrängt werden. Die Absage der Kommission flatterte den Stadtteilpolitikern kürzlich erst auf den Tisch.

Auf den Verkehr in der Innenstadt können die Freizeitpolitiker ohenhin kaum Einfluß nehmen, Gesamtkonzepte behält sich die Stadt vor. Die Altstadt um die Fischerfeldstraße beispielsweise beruhigen die Ämter im Alleingang. Die Mitbestimmung des Ortsbeirats hört bei Radwegen rund um die Zeil, wie sie die Grünen-Fraktion fordert, auf.

"Aber wir haben einiges für den öffentlichen Nahverkehr erreicht", blickt Andreas Laeuen (Grüne) zurück. So hält der 37er Bus im Gutleut ab 20 Uhr nach Bedarf und fährt jetzt eine "Schleife" über den Hauptbahnhof. Und die Straßenbahnlinie 11 (Höchst - Fechenheim) wurde ins Beschleunigungsprogramm für den öffentlichen Nahverkehr aufgenommen.

Die 1989 erweiterten Rechte erlauben den Ortsbeiräten auch, Straßen und Plätze zu benennen. Der Ortsbeirat 1 durfte das im Fall "Friedrich-Stoltze-Platz" erst einmal nicht. Die Stadt lehnte den Vorschlag ab, dem Platz hinter der Katharinenkirche den Namen des Frankfurter Volksdichters zu geben. Der Ortsbeirat ließ nicht locker und drohte gar mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht - mit Erfolg. Zollmann: "Darauf sind wir besonders stolz."

Mit der Umbenennung des Theaterplatzes in "Willy-Brandt-Platz" wird es wohl keine Schwierigkeiten geben. Den entsprechenden Antrag schickten SPD und Grüne in der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl gegen den Willen der CDU auf den Weg. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler war spontan von der Idee begeistert.

Ansonsten versteht Ortsvorsteher Hupe das Stadtteilgremium als "Hilfsorgan", das seine Wünsche und die Anregungen der Bürger auf unzähligen Anträgen formuliert. Hupe: "Wir haben bei allen Angelegenheiten ein bißchen unsere Hände mit drin." Beispielsweise bei den Neubaugebieten im Ortsbezirk "sind wir immer am Ball gelieben", erinnert sich Heilmann. Auf Drängen des Ortsbeirats wurden in der Anspacher Straße auch Sozialwohnungen errichtet, im "Galluspark" bekommt das Gallus Theater sein neues Domizil und am Westhafen - die Pläne stellte Dezernent Martin Wentz vor drei Wochen vor - entsteht ein Kindergarten. Das sind nur einige Beispiele von vielen.

Gerade von den Neubaugebieten erhoffen sich die Ortsbeiräte ein besseres Klima in den Stadtteilen. Die neuen Bewohner sorgen für eine andere soziale Struktur. "Der Westhafen wird im Gutleut einiges verändern", glaubt Hupe, vielleicht auch die Situation am Rottweiler Platz entschärfen. "Betuchtere Leute" werden dann im Gutleut wohnen. Den "antiquierten" Begriff von der "gesunden sozialen Mischung", der in mancher Sitzung des Ortsbeirats überstrapaziert wurde, benutzt der Ortsvorsteher allerdings nur ungern. Grünen-Fraktionssprecher Laeuen ist nicht nur begeistert über die Neubaugebiete mit den teilweise schicken Wohnungen. "Der Galluspark zieht auch teure Geschäfte ins Viertel." Schon jetzt "müssen viele Leute in der Innenstadt einkaufen gehen".

In einem sind sich die Fraktionen aber grundsätzlich einig: Die sogenannten sozialen Brennpunkte - wie am Rottweiler Platz - "müssen wir sehr ernst nehmen", sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Zollmann, und Sozialdemokrat Heilmann ergänzt: "Allein schon wegen der rechtsextremen Parteien." So machten sich die Ortsbeiräte stets für soziale Einrichtungen wie das Mädchenhaus in der Hufnagelstraße stark oder setzten das Betreuungsangebot in der Ackermannschule durch. Über die Situation am Rottweiler Platz wollen sich die Stadtteilpolitiker Anfang März bei einer Bürgeranhörung informieren. Einstimmig verabschiedeten die Fraktionen Anträge gegen die Vertreibung von Mietern aus dem Bahnhofsviertel.

Zu den wenigen Streitpunkten im "Einser" gehört allerdings die neue Sperrgebietsverordnung. Die SPD-Fraktion liegt ganz auf einer Linie mit der Stadt, die CDU ist nach wie vor gegen eine Toleranzzone, und die Grünen wollen generell "das bunte Viertel erhalten", wie Fraktionssprecher Laeuen formuliert. Doch ideologische Gefechte haben die Fraktionen selten geführt. "Dafür haben wir gar keine Zeit", meint Sozialdemokrat Heilmann, "bei den vielen Problemen." cob

15 Dosen Bier für den vierten Platz Der AC Lido richtete den "1. Eschersheim-Cup" im Sportzentrum Kalbach aus

ESCHERSHEIM/KALBACH. Schon nach 52 Sekunden schoß Oliver Mobus ein Tor für das Team der Spielbank Bad Homburg beim Fußball-Turnier um den "1. Eschersheim-Cup" im "Sport- und Freizeitzentrum Kalbach". Doch die Betriebsmannschaft hatte kein Glück, konnte sich in der starken (Vierer-)Gruppe B nicht durchsetzen und mußte beim Wettstreit, den der AC Lido organisiert hatte, ausscheiden. Dem Spieler Mobus brachte sein Erfolg immerhin den Titel des "Schnellsten Tores" ein.

Doch der Sieger über acht Freizeitteams hieß nach einem spannenden Endspiel Viktoria Sindlingen, die den großen Wanderpokal gewann und den Torschützenkönig (Alex Schubert) in den Reihen hatte. Dem BSC Schwalbach wurde der zweite Rang mit 75 Mark Siegprämie versüßt, während sich die Spielvereinigung (Spvvg.) Wiesbaden auf Platz drei mit 50 Mark zufriedengeben mußte. Für den FC Franz 86 blieben immerhin 15 Dosen Bier für den undankbaren vierten Platz.

Alle anderen Teams erhielten einen Wimpel des Eschersheimer Vereins AC Lido und durften sich über einen kurzweiligen Turniertag freuen, bei dem die Spieldauer 15 Minuten betrug. Und acht Mannschaften in zwei Gruppen, die in den folgenden Halbfinals und Endspielen insgesamt 43 Tore erzielten.

Die Kicker des AC Lido hingegen rannten nicht der Lederkugel und dem Erfolg hinterher, sondern beschränkten sich auf die Gastgeberrolle und sorgten mit Speis und Trank für das Wohl der Spieler und der etwa 50 Besucher, die keinen Eintritt zahlen mußten. "Den Erlös des Turniers spenden wir für das Kindergartenfest der katholischen St.-Josef-Gemeinde", erklärte AC-Spieler Reiner Pausch. Denn: Die Freizeitmannschaft des AC ging aus einer Theatergruppe der Gemeinde aus Eschersheim hervor.

Ein Freundschaftsspiel gegen eine Kirchengruppe aus Darmstadt verwandelte die Künstler in Ballartisten, die am fünften Oktober 1987 den AC gründeten. Den Namen des 20köpfigen Teams verdanken die Kicker einem Mitspieler und Besitzer des Eiscafés am Weißen Stein. "Der bessert hin und wieder die Kasse auf", erklärte Pausch.

Der AC Lido stellt beim FV 09 Eschersheim eine eigene Abteilung und zahlt pro Spieler 90 Mark Jahresbeitrag. Im Gegenzug dafür erhalten die zwischen 20 und 41 Jahren jungen Freizeit-Sportler im Sommer montags ab 18.30 Uhr zum Training Zugang zu den Plätzen am Berkersheimer Weg. Im Winter kickt der AC mittwochs zwischen 20 und 22 Uhr in der engen Halle der Peter-Petersen-Schule. "Für uns ist aber nicht nur der Sport wichtig", sagte Pausch. Gemeinsame Unternehmungen gehörten genauso dazu. Sonntags beispielsweise fahren acht Leute vom AC mit dem Mountain-Bike zum Feldberg hoch. Im Herbst geht es gemeinsam zum Wandern nach Toblach in Südtirol. Aber auch der Besuch von Schwimmbädern mit den Familien steht auf dem Programm, ganz zu schweigen von den Feiern mit Frauen und Kindern.

Doch gehe es dabei nicht um Zechgelage, wie es bei Schoppenmannschaften doch oft der Fall sei, betonte Pausch. Die Feldrunde beginnt für den AC am 22. März mit einem Freundschaftsspiel gegen die Industrie- und Handelskammer (IHK). "Und am 18. April sind wir zu Gast beim Sportkalender des HR", kündigte der Lido-Sprecher an.

Der AC Lido, bei dem die Mitgliedschaft zusätzlich 50 Mark pro Jahr beträgt, sucht noch Mitspieler. Interessenten wenden sich an Reiner Pausch unter der Telefonnummer 53 28 88. ara

Aufschwung in neuer Halle Der Vorstand des TV Kalbach zog positive Jahresbilanz

KALBACH. Der Umzug des Turnvereins (TV) Kalbach 1890 aus der alten Turnhalle im Grubweg in die Mehrzweckhalle des "Sport- und Freizeitzentrums Kalbach" steht im Mittelpunkt der Jahresbilanz 1992. "Mit der Veränderung sind wir mehr als zufrieden", erklärte der Erste Vorsitzende, Helmut Reith. Die sportlichen und finanziellen Folgen seien durchweg positiv zu bewerten. Denn: Die jährlichen Betriebskosten von 30 000 Mark für die alte Halle fielen weg. "Unsere Finanzen erholen sich zusehends, sind aber noch nicht gut", sagte Kassenwart Heinz Schmidt.

Die Renovierung in Höhe von etwa einer Million Mark hätte der Verein wahrscheinlich nicht zahlen können und hätte "außerdem keinen Raumgewinn gebracht". Zudem hat der Umzug in die dreimal so große moderne Mehrzweckhalle, wo sich auch die Vereinsräume befinden, direkte Auswirkungen auf den Sport. "Viele Sportarten konnten wir gar nicht, einige nur eingeschränkt anbieten", sagte Reith. So sei beispielsweise das Bodenturnen an alter Stelle kaum möglich gewesen. Die Abteilungen Volleyball und Badminton konnten gar erst im vergangenen Jahr gegründet werden.

Die Mitgliederzahl wuchs um 250 neue Sportler auf jetzt insgesamt 832 in den sieben Abteilungen an. "Die erweiterten Kapazitäten sind allerdings schon fast wieder ausgeschöpft." Die Nutzung der Mehrzweckhalle ist Ergebnis eines Tauschs "alt gegen neu". Als das Freizeitzentrum in Planung war, kamen die Vertreter der Stadt und des Vereins überein, den TV aus der 1936 eröffneten und 1964 erweiterten Halle im Ortskern in die Halle Am Martinszehnten zu "verpflanzen" - die (alte) Halle ist nun Eigentum der Stadt Frankfurt.

Im Winter steht dem TV die (neue) Halle montags bis freitags von 15 bis 22 Uhr zur Verfügung, im Sommer gilt bis auf donnerstags dieselbe Regelung. Außerdem bescherte der Umzug der Tennisabteilung endlich Tennisplätze; drei in der Halle und sechs im Freien. "Die Sportler sind rundherum zufrieden", meinte Reith. Bedenken hatten die Verantwortlichen nur für den Nachwuchsbereich. "Schließlich liegt das Sportzentrum an einer stark befahrenen Straße." Doch von den Eltern seien bisher keine Beschwerden gekommen. "Die meisten bringen die Kinder sowieso mit dem Auto."

Der Breitensportverein aus dem nördlichen Stadtteil war 1992 aber auch sportlich erfolgreich. "Seit zehn Jahren sind wir im Turngau Frankfurt und Feldberg mit unserer Jugendturn-Riege führend", sagte Schmidt. Ein Blick auf die Zahlen belegt dies auch für das vergangene Jahr. Bei der Gauliga-Runde für die B-Schüler errang der TV den zweiten und den sechsten Platz. Gründe zum Feiern hat der Verein nach den Worten des Ersten Vorsitzenden auch ohne Erfolge: "Das menschliche Miteinander ist für uns sehr wichtig." Aus dem Terminkalender ragen besonders die Vereins-Meisterschaften im Frühjahr und der Sportlernachmittag im Herbst heraus.

Einzige Sorge des Vorstands sind die leeren Kassen der Stadt und die "im Raum stehende Kürzung der Zuschüsse". Alleine 70 000 Mark müßten jährlich für die 20 Übungsleiter aufgebracht werden.

Doch das nächste Fest kommt bestimmt: Beispielsweise organisiert der TV Kalbach das Gau-Kinderturnfest 1993. Nähere Informationen gibt's unter der Telefonnummer 50 52 60 (Reith) oder montags, mittwochs und freitags in der Geschäftstelle unter 50 52 60. ara

St. Jakob Neue Pastorin in Bockenheim

BOCKENHEIM. Mit einem ungewöhnlichen Programm feierten etwa 250 Gäste der evangelischen St. Jakobsgemeinde die Ordination von Heidrun Dörken. Die neue Pastorin wurde mit Kleinkunst, Gesang, Grußworten und vielen Geschenken in der Bockenheimer Gemeinde empfangen. Dort hat Heidrun Dörken zu Jahresbeginn eine Stelle angetreten, die seit knapp zwei Jahren nicht besetzt war. "Es war eine wahnsinnig herzliche Amtseinführung. Von den persönlichen Grußworten war ich überwältigt", erklärte sie nach dem Festakt.

Am Anfang der Feier war nicht das Wort, sondern der Gesang von Ulf Klippert, der "Ultima Canzone" von Francesco Pier Tosi darbot. Am Klavier begleitete den Bariton seine Frau Gabriele Klippert, die neue Kantorin der Gemeinde (die Stadtteil-Rundschau berichtete). Im Anschluß strapazierte das Kleinkunst-Duo Ute Berger und Guido Felthölter die Lachmuskeln der Besucher.

Die in Hamburg geborene und in Bergen-Enkheim aufgewachsene Heidrun Dörken studierte in Frankfurt, Marburg und Heidelberg evangelische Theologie. Professor Peter Steinbacher (ab März Kirchenpräsident der evangelischen Kirche Hessen-Nassau) bildete die neue Pfarrerin in Marburg aus. Über seine ehemalige Studentin sagte der Professor beim Festakt: "Heidrun Dörken ist in der Lage, scharf nachzudenken und über Gefühle zu sprechen." Dies seien gute Voraussetzungen für das "manchmal eiskalte Amt". Ihr Vikariat absolvierte Heidrun Dörken zwischen 1988 und 1990 in Birkenau bei Weinheim. Über ihre "Lehrzeit" sagte die jetzige Pfarrerin: "Ich habe zwar die idyllische Landschaft genossen, doch leben möchte ich in einer Großstadt." Die weiteren Etappen: Praktika beim Sender Freies Berlin und beim ZDF, Mitarbeit beim "Theologischen Seminar" in Friedberg und Religionsunterricht an der Geschwister-Scholl-Schule in der Römerstadt.

In der Jakobsgemeinde ist ein Schwerpunkt der Kontakt zum Nachwuchs im Kindergarten. Und so ungewöhnlich wie die Ordinationsfeier war auch die Predigt am selben Tag. Pfarrerin Dörken sprach sich gegen "die anti-erotische und leibfeindliche Interpretation des Sündenfalls" aus. Die Überwindung der Sünde bestehe nicht darin, etwas nicht zu tun, sondern Vertrauen zu Gott zu finden.

Auf die Zusammenarbeit mit der neuen Kollegin freut sich Pfarrer Christof Busch, seit Jahren in der Jakobsgemeinde, aus zwei Gründen: Zum einen sei Pfarrerin Dörken eine Bereicherung für die Gemeinde, "zum anderen wurde endlich die vakante Stelle besetzt." Damit sei die Pfarrei in der Lage, wieder Arbeitsbereiche abzudecken, die wegen Personalmangel gelitten hätten. "Darüber war ich und ein Teil der Gemeinde sehr verärgert." Der Grund für diese Unzufriedenheit ist nun durch den Amtsantritt von Pfarrerin Heidrun Dörken beseitigt. ara

Neuer Pfarrer in Bockenheim Vertreter kommt mit Ideen und Wünschen

BOCKENHEIM. Einen neuen Pfarrer hat die evangelische Markusgemeinde seit Januar 1993: Pfarrer: Reiner Dietrich-Zender ist die Schwangerschafts- Vertretung für Kerstin Mann-Schilling. Unklar ist aber bis jetzt, wie lange der neue Pfarrer in der Bockenheimer Gemeinde arbeiten wird. "Je nach Dauer des Schwangerschaftsurlaubs meiner Kollegin", erklärte der 31jährige. Eine endgültige Entscheidung falle im April.

Zwar ist die Dauer seiner Anstellung in der Markusgemeinde noch ungewiß, dennoch hat der neue Pastor Wünsche. Für sein Aufgabenbereich der Kinder- und Jugendarbeit träumt der "Neue" von einem eigenen Jugendtreff. "Jugendliche gibt es genügend." Zudem möchte Dietrich-Zender einerseits daran mitarbeiten, "die Kirche als Lebensraum zu gestalten" und andererseits "in den Stadtteil" hineinwirken. "Deshalb unterstützte ich mit der Gemeinde auch die Aktion der Max- Beckmann-Schule." Die Vortragsreihe mit dem Titel "Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit" sei eine Möglichkeit, um mit Menschen aus dem Stadtteil in Kontakt zu kommen.

Pastor Reiner Dietrich-Zender studierte in Göttingen, Heidelberg, Marburg und Frankfurt evangelische Theologie und absolvierte zwischen Januar 1990 und Juni 1992 sein Vikariat in der Philippusgemeinde im Riederwald. "Den Rest des vergangenen Jahres habe ich als Seelsorger in einem Fechenheimer Altenpflegeheim gearbeitet." ara

Karneval mit weniger Shows und Lärm Die Narren-Vereine zogen Bilanz / Künftiges Präsidium wird vermutlich verjüngt

FRANKFURT A. M. Vom Streß der närrischen Wochen etwas erholt, ziehen Vorstände der Frankfurter Karnevalvereine und der "Große Rat" dieser Tage erste Bilanz. Was das Engagement der Aktiven betrifft, gibt es durchweg zufriedene Äußerungen. Unterschiedlich jedoch sind die Darstellungen zur Besucherresonanz der Saalveranstaltungen. Der überwiegende Teil der Vereine beklagt einen Besucherrückgang gegenüber den Vorjahren.

Das stimmt: Füllten vor zehn Jahren noch 120 000 die Säle, so ging die Zahl weiter zurück. 1984 waren es rund 100 000, 1985 fiel die Marke erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg auf unter 90 000 und hat sich in der jetzt beendeten Saison 1992/93 bei 60 000 eingependelt.

Sogar die einst so beliebte Inthronisationssitzung des "Großen Rates" der Karnevalvereine hat nicht mehr den Zuspruch von einst. Die Vereine, Klubs und andere Vertretungen wie Sportvereine, Kirchengemeinden oder Musik- und Gesangvereine brachten rund 300 Saalveranstaltungen über die Bühne, davon 115 Prunk-, Gala- und Fremdensitzungen. Etwa 100 Auftritte hatte das Prinzenpaar, "Seine Tollität Prinz Bernd I." und "Ihre Lieblichkeit Prinzessin Petra I.".

Recht gut gelaufen ist das zweite Kinderfest am Fastnachtsamstag auf der Braubachstraße unter der Leitung von Werner Brauburger ("Nordendler") und mehreren Helfern. Der Einladung des "Großen Rates" folgten etwa 2000 Kinder und Eltern. Im nächsten Jahr soll einiges verbessert werden, "etwa die Verteilung der Lospreise an mehreren Ausgabestellen", kündigt Brauburger an. Wohl die erfreulichste Feststellung: Sehr gut besucht waren die Kindermaskenbälle und Kinderkostümfeste in allen Stadtteilen.

Dagegen mangelt es (von jeher in Frankfurt) an Angeboten am Rosenmontag. Außer einigen wenigen Rosenmontagsbällen (der "Wespen" Oberrad, der Freiwilligen Feuerwehr Schwanheim, des CC "Blau-Rot" Niederrad und der "Fidelen Schienenrutscher" sowie der traditionellen "Überfälle" der Maagard des Frankfurter Karnevalvereins 1911) herrschte an dem tollen Tag Funkstille.

Wahrscheinlich witterungsbedingt war die rückläufige Resonanz zu den Fastnachtszügen in Frankfurt und Heddernheim. Den Zug in der Innenstadt sahen "nur" rund 200 000, in "Klaa Paris" säumten über 50 000 Zaungäste die Straßen für einen Zug, dessen Kosten erstmals die 100 000-Mark-Grenze überstiegen haben (nur für die Zuggemeinschaft). Abgesehen von einem relativ geringen Zuschuß der Stadt Frankfurt finanzierte die Heddernheimer Zuggemeinschaft ihren "Gaudiwurm" hauptsächlich über "Aktien", andere Spenden sowie Zug- und Haussammlungen.

Die Frage der Finanzierung der Narretei gab den Vereinsverantwortlichen von vorneherein Rätsel auf. Kopfzerbrechen bereiteten die Saalmieten und Nebenkosten, andere Preisanstiege und verstärkte Auflagen der Behörden. Selbst dort, wo keine Saalmieten gezahlt werden mußten, gab es "gepfefferte" Nebenkostenrechnungen. Mancher Verein dürfte diesmal rote Zahlen geschrieben haben.

Reformen sind angesagt in der Frankfurter Fastnachtsszene, um aus der Talsohle herauszukommen. Konzepte wird man im "Großen Rat" nach der Jahreshauptversammlung auf den Tisch bringen. Hoffnungen stützen sich auf ein verjüngtes Präsidium. Denn bekannt ist, daß Ratspräsident Konrad Trapp (72) nach 20jähriger Amtszeit nicht mehr kandidiert, Vizepräsident Geo Wahl ebensowenig. Auch im erweiterten Präsidium soll es personelle Veränderungen geben. Der künftige Ratspräsident dürfte Klaus Fischer sein, der als Vizepräsident in der vergangenen Kampagne die Geschäfte des "Großen Rates" weitgehend führte.

Fischer will sich in erster Linie dafür einsetzen, daß die Saalveranstaltungen besucherfreundlicher werden. Im Klartext heißt das: Kürzere Programme mit weniger Shows und weniger Lärm. Es gehe nicht an, so Fischer, daß Vortragende in die Mikrophone brüllten, Kapellen und Bands nach Programmende sich in Lautstärke "austoben".

Das Programmangebot war insgesamt recht beachtlich. Es gibt in Frankfurt zwar hoffnungsvollen Nachwuchs, jedoch zu wenig Spitzenleute. Lücken mußten durch "närrischen Import" geschlossen werden. Zudem mußten die raren guten Büttenredner, Musik- und Gesangsgruppen pro Abend mehrere Auftritte an verschiedenen Orten absolvieren. Das wirkte sich oft nachteilig bei der Regie aus. dixi

Wässern - nur von Hand Kleingärtnerverein traf sich zur Jahresversammlung

HEDDERNHEIM. Die 252 Gartenparzellen des Heddernheimer Kleingärtnervereins dürfen künftig nur noch manuell bewässert werden. Alle mechanischen Berieselungsanlagen und Sprenkler müssen aus den Gärten verschwinden - das beschlossen die Mitglieder dieser Tage auf der jüngsten Jahreshauptversammlung.

Diese Anordnung wurde von ihnen als notwendig erachtet, "um möglichst viel Wasser einzusparen", erklärte der Vorsitzende Otto Begemann.

Außerdem werden im kommenden Frühjahr auf allen Parzellen, die mit Fließwasser versorgt sind, Wasseruhren installiert. Diejenigen Vereinsmitglieder, die noch mit einem Brunnen das kühle Naß an die Erdoberfläche befördern, werden in der nächsten Saison eine Wasserleitung gelegt bekommen. Damit "dürften dann alle Benzinpumpen endgültig verschrottet werden". Außerdem soll die Anlage unterhalb der Burgfeldstraße mit Netzstrom versorgt werden.

24 Mark kostet die Vereinsmitgliedschaft im Jahr - und das wird auch so bleiben. Über Nachswuchsprobleme kann der Vorstand nicht klagen. Im Gegenteil: "Wir haben derzeit 46 Bewerber, denen wir allerdings keine Fläche zur Verfügung stellen können", sagte der Vorsitzende. Die Anwärter müssen somit "an andere Kleingartenvereine weitervermittelt werden".

Über die gemeinsamen Aktionen auf dem Gartengelände hinaus wird auch schon geplant: So ist bereits für den 3. Juli ein Ausflug nach Erfurt angesetzt.

Auf der Versammlung wurde noch Karl Becker für 40jährige Vereinsmitgliedschaft mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet. Die silberne Ehrennadel für 25jährige Mitgliedschaft erhielten Horst Ricken, Karl Petery und Hans-Friedrich Wedekind. tin

Die Fraktionen im Ortsbeirat 5 ziehen vor der Kommunalwahl Bilanz: Verkehrspolitik bleibt die Nummer eins Entscheidungen sollen "bindenden Einfluß" haben

FRANKFURT-SÜD. 48 Sitzungen mit einer Gesamtdauer von 184 Stunden und 49 Minuten, so viel Zeit opferten die Abgeordneten im Ortsbezirk 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen) in der abgelaufenen Wahlperiode für die Tagungen des Beirats. In diesen vier Jahren beschäftigten sie sich mit 2249 Tagesordnungspunkten, darunter laut der Statistik von Schriftführer Peter Werner 1101 Anträge der Fraktionen. Trotz des Mammutprogramms: So recht zufrieden zeigten sich die Parlamentarier in ihren Bilanzen kurz vor der Kommunalwahl nicht.

Woran das liegt, macht ein Blick auf das wichtigste Thema der Wahlperiode - Verkehr und Verkehrsberuhigung - deutlich: Obwohl sich das Gremium mit Feuereifer und unter großer Bürgerbeteiligung an die Arbeit machte, gibt es nach vier Jahren erst in wenigen Gebieten Tempo 30 - und vor allem die "großen Brocken" (beispielsweise der Sachsenhäuser Berg) sind da noch nicht einmal dabei. Der Grund für die Unzufriedenheit ist die zu Beginn der rot-grünen Regierungszeit durchaus begrüßte "Kompetenzerweiterung" des Ortsbeirates. Meinten die Stadtteilpolitiker damals, sie könnten tatsächlich stärker die Geschikke in ihrem Gebiet lenken, so ist dieser Glaube nun erschüttert. Wie Marcus Bocklet, Fraktionsvorsitzender der Grünen, zugespitzt formulierte: "Die Verwaltung hat sich nichts von ihrer Zuständigkeit nehmen lassen wollen." Ortsvorsteher Edmund Löffler (SPD) sieht das ein wenig anders: "Der Magistrat ist direkter anzusprechen, viele kleine Dinge lassen sich jetzt schneller und bürgernäher erledigen." Er räumte allerdings ein, bei den Tempo-30-Zonen sei das nicht unbedingt der Fall gewesen. Dennoch würde er den Ortsbeirat gern mit weiteren Aufgaben betraut sehen; so beim Planungsrecht (beispielsweise bei der Schlachthofbebauung) und bei den Finanzen. Der Beirat solle jedoch nicht über einen eigenen Etat verfügen, wie auch CDU und Grüne meinen. Vielmehr sollten Entscheidungen vor Ort "bindenden Einfluß" bekommen.

Einig sind sich die Politiker aller Fraktionen, daß der Verkehr auch in der kommenden Wahlperiode beherrschendes Thema wird. Über Parteigrenzen hinweg sind sie sich sogar zum großen Teil über die Ziele der Arbeit einig - das dürfte an der besonderen Funktion des Ortsbezirks liegen, der das "Einfallstor" für die südlichen Pendler ist. Der Beirat will deshalb konsequent die Zonen einrichten, auch die sogenannten Grundnetzstraßen sollten nicht kategorisch ausgespart werden, das Radwegenetz muß verbessert werden und ein "Muß" ist schließlich die Verlängerung der U-Bahnstrecke zur Sachsenhäuser Warte.

Darüberhinaus zeigten sich bei der Bewertung der vergangenen vier Jahre klare Unterschiede. So lobten die "Koalitionspartner" SPD und Grüne die neu entstandenen Möglichkeiten zur Kinderbetreuung - auch wenn das wie in der Siemensstraße oder im Grethenweg "vom Standort her nicht ganz glücklich ist", wie Ortsvorsteher Löffler anmerkte. Insgesamt zeigten sie sich mit der sozialen Versorgung in den drei Stadtteilen ebenso zufrieden wie mit der vor anderthalb Jahren begonnenen Diskussion um die "strukturellen Verbesserungen" im Kneipenviertel Alt-Sachsenhausen.

Dagegen klagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Wolfgang Gilles, "erhebliche Defizite" im Bereich von Sportstätten ein. Egal ob das kleine Hallen in Sachsenhausen sind, eine große in Oberrad oder der Umbau am Waldstadion ist, da sähe sich die CDU mit ihren Vorschlägen alleine. Kritik übte die Opposition auch an der neu geschaffenen Stelle der Kinderbeauftragten. So sah Winfried Hackhausen, ursprünglich für die FDP in den Ortsbeirat eingezogen und nach seinem Parteiaustritt nunmehr fraktionsloses Mitglied, keine Notwendigkeit, für Anträge zu "Spielplätzen und Klettergerüsten" einen besonderen Posten zu schaffen.

Unterschiedlich bewerteten die Fraktionen auch die Zusammenarbeit mit den Bürgern. Während SPD und Grüne unterstrichen, in der Zeit unter Ortsvorsteher Löffler habe es ein "Optimum an Bürgernähe" gegeben, sah Wolfgang Gilles in den mitunter extrem langen Bürgerfragestunden ein Problem: "Die Fraktionen haben dann zu wenig Zeit, um untereinander zu diskutieren."

Die Differenzen im Ortsbeirat gingen teilweise sogar über das Inhaltliche hinaus. Böse und teilweise unversöhnliche Worte fielen im Streit um den Tagungsort in der evangelischen Paul-Gerhardt- Gemeinde (Niederrad) und auch in der Debatte um Alt-Sachsenhausen. Trotzdem bezeichneten SPD und Grüne die Zusammenarbeit als brauchbar. Gilles dagegen monierte, früher hätten Absprachen besser geklappt. Da dies nun anders sei, machte er an der Person des SPD- Fraktionsvorsitzenden Gerhard Kadelbach fest.

Die Zwistigkeiten sind allerdings gewiß nicht Ursache dafür, daß der Ortsbeirat nach dem 7. März personell zu über 50 Prozent neu besetzt sein wird. CDU-Fraktionschef Ernst Bräter wurde von der eigenen Partei geschaßt; Marcus Bocklet (Grüne) und Constantin Westphal (CDU) wandern in den Römer ab; die Grünen- Fraktion wird komplett neu besetzt; "Einzelkämpfer" Hackhausen steht nicht mehr zur Wahl; andere Abgeordnete kandidieren nur auf Nachrücker-Positionen und die Damen von CDU und SPD verlassen - bis auf die Sozialdemokratin Elke Tafel - aus persönlichen Gründen den Beirat, unter ihnen auch Johanna Hoffmann, die seit der ersten Stunde der Ortsbeiräte vor mehr als 20 Jahren dabei ist. ask

Kirchengericht: Juden bleiben erwählt

DARMSTADT. Der Hinweis auf die "bleibende Erwählung der Juden" bleibt im Grundartikel der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) verankert. Das Kirchliche Verwaltungs- und Verfassungsgericht der EKHN hat die Klagen der Dekanatssynoden Dillenburg und Gladenbach gegen diese Passage abgewiesen. Sie stehe nicht in Widerspruch zu den übrigen Aussagen des Grundartikels und sei ordnungsgemäß mit Zweidrittelmehrheit beschlossen worden.

Die EKHN-Synode hatte den beanstandeten Absatz im Dezember 1991 in ihre Kirchenverfassung aufgenommen, um sich ausdrücklich von den antijüdischen Strömungen in der Geschichte des Protestantismus abzugrenzen.

Zwar räumten auch die Kritiker eine historische Schuld der christlichen Kirchen ein, sie befürchteten aber, daß die gewählte Formulierung das ausschließliche Glaubensbekenntnis zu Jesus Christus relativiere. lhe

Selbst die Mannschaft widert das Chaos beim Bezirksoberligisten im Fußball an Steht die SKV Mörfelden im Sommer ohne einen Spieler da? An der Person des Abteilungsleiters Anton Hörner scheiden sich die Geister / Niemand möchte jedoch dieses Amt übernehmen

Auch beim zweiten Versuch gelang es den Fußballern der SKV Mörfelden nicht, eine klare Linie für die Zukunft zu finden. Vor gut fünf Wochen hatte Abteilungsleiter Anton Hörner bei der regulären Jahreshauptversammlung erklärt, er stehe für eine Kandidatur nicht mehr zur Verfügung.

Weil sich kein Kandidat für die Führungsposition des Bezirksoberligisten fand, wurde die Versammlung vertagt. Doch auch bei der jetzt durchgeführten Fortsetztung der Mitgliederversammlung war weit und breit keine Person in Sicht, die das Amt Anton Hörners übernehmen könnte. Daher wird der Fußball-Chef weitermachen bis zum Saisonende und auch die Finanzabrechnung zum 30. Juni noch durchführen. Damit soll ein Chaos vor der neuen Punktrunde vermieden werden. Im Sommer soll dann allerdings endgültig Schluß sein. "Meine Zeit läuft unwiderruflich ab", sagte Hörner.

Daß es auch beim zweiten Anlauf nicht gelang, einen Hörner-Nachfolger zu finden, ist für den mit über 3600 Mitgliedern größten Verein im Kreis Groß-Gerau schon peinlich genug. Zur Posse werden die Vorgänge bei den Mörfelder Fußballern allerdings durch die starke Ablehnung der Person Anton Hörner in offenbar weiten Teilen des Umfeldes. Hörner leitete die Abteilung nun 13 Jahre und hatte schon in den letzten zwei Jahren immer wieder mit damit zu kämpfen, daß er keine oder zuwenig Unterstützung erhielt. Im letzten Jahr werkelte ein kleiner Vorstand vor sich hin, erreichte dennoch ein finanzielles Rekordergebnis, allein der sportliche Erfolg blieb aus.

Das lag aber weder an der Mannschaft noch am Trainer, sondern einzig und allein an den Kapriolen im Umfeld. So wurde im Herbst 1992 Erfolgstrainer Dieter Rudolf nicht zuletzt deshalb gefeuert, weil er in Fankreisen keinen Rückhalt hatte und die Abteilungsleitung immer deutlicher merkte, daß sie nicht gerade geliebt wurde. Daran änderten allerdings weder die Entlassung des Trainers noch ein Aufruf zur Mitarbeit in der Lokalpresse etwas. Zur Jahreshauptversammlung zog Anton Hörner die Konsequenz und stellte sich nicht mehr zur Verfügung. Aber: Es gibt niemanden, der die offenbar ungeliebte Fußballpersönlichkeit ersetzen könnte.

Um eins ging's bei all den Diskussionen im Mörfelder Lokal "Goldener Apfel" nicht mehr: um die sportliche Entwicklung. Und als der stellvertretende Kapitän Jörg Puntmann vorsichtig anfragte, wer denn nun die Verhandlungen mit den Spielern führe, schließlich beginne jetzt ja die Zeit, wo man sich umhöre, da dauerte es einige Minuten, bis eine klare Antwort formuliert wurde. Auch hierum wird sich der alte Vorstand um Anton Hörner noch kümmern, im Rahmen seiner Möglichkeiten. Der Wink der Spieler, denen die Vereinspossen allmählich zu bunt werden, wurde ausgeschlagen.

Doch die Spieler machen sich auch ihre Gedanken. "Wenn das hier so bleibt, hat die SKV im Sommer keinen einzigen Mann mehr", war da nach der Versammlung zu hören. Aber über ein sportliches Konzept und einstige Ziele - wie den Wiederaufstieg in die Landesliga - geht es inzwischen ja nicht mehr. Daß Anton Hörner nun doch noch bis Sommer weitermacht, ist nichts als "Chaos-Minimierung".

Leichter wird es für die SKV Mörfelden damit aber nicht. Denn der langjährige Mitarbeiter Karl Dammel sprach es aus, was er von vielen gehört hat: "Wenn der Hörner weitermacht, rühre ich keinen Finger mehr." Unverständlich also, warum der Abteilungsleiter sich bis Sommer noch zwei große Feste aufgebürdet hat, die er nur mit einem großen Helferstab durchziehen kann.

Der bisherige Abteilungsvorstand wird also zunächst weiterwursteln. Ob es im Sommer zu einer reinigenden Wende kommt, bleibt abzuwarten. Leicht wird es Anton Hörners Nachfolger so oder so jedenfalls nicht haben. ANDREAS RIPPL

"Konzerttage" in der Auferstehungskirche

PRAUNHEIM. Die Praunheimer Konzerttage der evangelischen Auferstehungsgemeinde beginnen am Sonntag, 7. März, mit einem Orgelkonzert. Ab 18 Uhr spielt Kantor Bernd Lechla Werke von Bach, Brahms, Fanck, Ritter und Vierne. Der Eintritt kostet 15 Mark, ermäßigte Karten zehn Mark.

Weitere Konzerte mit Solisten an verschiedenen Instrumenten folgen am 14., 17. und 21. März. Den Abschluß bildet das Oratorienkonzert mit Händels "Messias" am Sonntag, 28. März. Der Erlös der Musiktage, die unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler stehen, ist für den Bau einer neuen Orgel in der barocken Saalkirche in der Graebestraße 2 bestimmt. rw

Liederkranz Praunheim Männerchor freut sich auf Alte Oper

PRAUNHEIM. Rechtzeitig zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 12. März, 20 Uhr, im Zentrum der katholischen Christ-König-Gemeinde (Damaschkeanger 158) hat der Praunheimer Männerchor Liederkranz sein umfangreiches Jahresprogramm für die kommenden Monate vorgelegt.

Dessen erster Teil ist jedoch bereits "abgehakt", denn mit närrischem Schwung starteten die "Happy Singers" ins neue Jahr und sorgten bei einer ganzen Reihe von Fastnachtsveranstaltungen für Stimmung im Saal.

Der nächste große Auftritt der 60 Sänger unter dem neuen Dirigenten Wolfgang Wels ist für Sonntag, 23. Mai, im Mozartsaal der Alten Oper beim Preisträgerkonzert des Frankfurter Sängerkreises geplant. Die Praunheimer haben die Gestaltung dieses Konzerts übernommen. Am 11. Juni fährt der Männerchor zum Juniläumskonzert ins Weindörfchen Wikker.

Der traditionelle Herbstball mit buntem Abend im Bürgerhaus Nordweststadt steht am 23. Oktober auf dem Programm. Neben dem Sommerfest und dem Vereinsausflug sind noch eine ganze Menge Auftritte bei Vereinen, in Alten- und Pflegeheimen sowie bei Jubiläen in Vorbereitung, ehe mit dem weihnachtlichen Ehrenabend am 11. Dezember das Jahr beendet wird.

Noch allerdings sind die Liederkranz- Chöre "nicht ausgebucht", wie Vorsitzender Wilfried Roth sagte, "bei Jubiläen jedwelcher Art oder anderen Festen können wir schon noch singen." Nähere Auskünfte über die Sänger gibt's unter der Telefonnummer 57 42 71. rw

Namen + Notizen

DR. ALBRECHT BENDER, katholischer Krankenhausseelsorger am Nordwest-Krankenhaus, feiert am Samstag, 6. März, sein 40. Priesterjubiläum. Seit 1987 wohnt der in Schwanheim geborene Priester im obersten Stockwerk im Pfarrhaus im Damaschkeanger und vertritt Pfarrer Josef König, wenn dieser mal verhindert ist. Nach dem Abitur am Gagern- Gymnasium studierte Bender an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Sachsenhausen und war anschließend in verschiedenen Gemeinden als Kaplan tätig. Dann unterrichtete er als Oberstudienrat am Gymnasium in Wetzlar. Außerdem hatte er einen Lehrauftrag an der Universität in Gießen. Im Alter von 60 Jahren machte er nochmal "was Neues": Er wurde Krankenseelsorger am Nordwest-Krankenhaus und baute dort eine Patientenhilfe auf. Das ist eine Gruppe von freiwilligen Helferinnen und Helfern, die besonders Langzeitkranke ehrenamtlich betreut. Mit 65 Jahren tritt er zum 1. April nun endgültig in den Ruhestand. Am 6. März aber wird um 18 Uhr mit einem Festgottesdienst das Jubiläum gefeiert. Anschließend ist die Gemeinde zum Abendimbiß eingeladen. rw

WILLI SCHUMM, langjähriger Stadtbezirksvorsteher und Ortsgerichtsvorsteher Hausens von den 50er bis in die 70er Jahre, ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Bereits 1931 engagierte er sich in der SPD gegen die braunen Machthaber. Das brachte ihm eine lange Arbeitslosenzeit ein, bis er als gelernter Mechaniker bei Hartmann & Braun dienstverpflichtet wurde. Gleich nach Kriegsende widmete er sich dem Wiederaufbau der demokratischen Organisationen und war Mitbegründer der Hausener SPD, in deren Vorstand er viele jahre lang aktiv war. Für sein sozialpolitisches Engagement spricht auch die über 35jährige Mitgliedschaft in der Hausener AW. Eine große Tauergemeinde gab ihm dieser Tage auf dem Westhausener Friedhof das letzte Geleit. rw

Spatenstich für neuen Kindergarten getan Städtisches Projekt kostet 6,58 Millionen

KALBACH. Mit je einem Spatenstich von Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne) und Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) begannen am Aschermittwoch die Bauarbeiten für die städtische Kindertagesstätte in Kalbach. Bis Herbst 1994 sollen Im Hain nach den Plänen des Architekten Hans Stadler aus Karlsruhe 55 Kindergarten- und 40 Hortplätze entstehen. Im von der Stadt finanzierten und insgesamt 6,58 Millionen Mark teuren Projekt sind zudem fünf Plätze für behinderte Kinder eingeplant.

Mit der Fertigstellung der Betreuungseinrichtung werde in Kalbach, so die Schuldezernentin, dann für alle Kinder zwischen drei und sechs Jahren ein Kindergartenplatz bereitgestellt. Im Hortbereich sei im kommenden Jahr die angestrebte 25prozentige Versorgungsquote für Schulkinder bis zwölf Jahre erreicht. Denn: Für die derzeit 600 Kalbacher Kinder bis zu zwölf Jahren, darunter 200 im Kindergartenalter und 300 Schulkinder, gebe es 155 Kindergarten- und 36 Hortplätze. Mit den zusätzlichen 95 Plätzen bestehe im Stadtteil damit für Frankfurter Verhältnisse "eine fast einmalig gute Versorgung".

Besorgt ist Dezernentin Ebeling hingegen über die "zu wenigen" Krabbelstubenplätze für Kinder bis drei Jahre, die im ganzen Stadtgebiete rar seien: "Hier muß noch vieles geschehen." Auch an den Zuzug von Kindern in die Bebauungsgebiete Kalbach-Nord und Kalbach-Süd ist gedacht. Auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau erklärte Michael Damian, persönlicher Referent Ebelings, derzeit könne zwar niemand genau sagen, wie viele Kinder zusätzlich im nördlichen Stadtteil wohnen werden, doch seien für diesen Fall Räume einkalkuliert. "Wenn nötig, wird die heutige Grundschule zukünftig für fehlende Kindergartenplätze umgerüstet." Selbstverständlich sei dies erst nach dem Umzug der Schule in den geplanten Neubau möglich.

Die Raumaufteilung der KT erläuterte Baudezernent Protzmann an einem Modell. Nach Südwesten orientiert sind die Kinder künftig in fünf Gruppenräumen des zweigeschossigen Gebäudes untergebracht. In den drei Kindergarten- und den zwei Hortgruppen stehen dem Nachwuchs 60 Quadratmeter in Gruppen- und 20 Quadratmeter in Kleingruppenräumen zu Verfügung.

Die dazugehörigen Sanitäranlagen, Garderoben und Werkräume garantierten eine großzügige Einrichtung. Der "Service-Riegel" mit Küche, Zimmer fürs Personal und zwei Mehrzweckräumen sei durch einen länglichen Flur vom Betreuungsbereich getrennt.

Damit der Nachwuchs in der Kindertagesstätte auch tatsächlich betreut werden kann, baut die Stadt auf dem 5500 Quadratmeter (die KT hat 3500 Quadratmeter Platz) großen Gelände zwischen der Umgehungsstraße und Im Hain noch ein Wohnhaus für pädagogisches Personal städtischer Einrichtungen.

Schließlich sei das Problem, so unterstrich Dezernentin Jutta Ebeling, Betreuer für die Einrichtungen zu finden, nach wie vor groß. ara

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT 3

"Frankfurter Dilemma" Martin Berg sprach im Kuhwald über Sozialpolitik

KUHWALD. Etwa 100 Besucher waren am Aschermittwoch der Einladung des SPD-Ortsvereins Bockenheim III zum siebten Heringsessen gefolgt. Nach (kostenlosen) Pellkartoffeln mit Hering sprach Sozialdezernent Martin Berg (SPD) über das Thema "Sozialpolitik in Frankfurt".

Die sich anschließende Diskussion im Haus Kuhwald leitete Hans-Dieter Bürger. Der SPD-Stadtverordnete hatte in seiner kurzen Begrüßungsrede den Stadtrat aufgefordert, Tacheles zu reden - "wie sich das für eine Aschermittwoch- Treffen gehört". Doch Martin Berg beschrieb mit nüchternen Zahlen und einer verständlichen Argumentation die kommunale Sozialpolitik.

"Die hängt davon ab, welche Gesetze die Bonner Regierung erläßt", erklärte Berg. Die Änderungen des Arbeitsförderungsgesetzes und die Haushalts-Kürzungen der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg hätten beispielsweise die Streichung von Arbeits-Beschaffungs-Maßnahmen (ABM) zur Folge. "Und das trotz steigender Arbeitslosigkeit."

Opfer dieser Politik seien darüber hinaus die begleitenden Maßnahmen des Arbeitsamtes für den verspäteten Hauptschulabschluß. Eine weitere Konsequenz sei zudem, die Umschulungsprogramme fielen weg. "Die sogenannten Einsparungen sind in Wirklichkeit eine Umverteilung von Zahlungen." Was der Bund an Mittel kürze, müßten die Städte und Gemeinden durch zusätzliche Leistungen im Sozialbereich ausgleichen.

Die angekündigte Kürzung des Wohngeldes werde für viele Menschen die angespannte Lebenssituation noch verschlechtern. "Nur eine starke SPD kann eine Schutzmacht für die Schwachen sein." Diesen Satz versuchte Berg mit der Bilanz der Frankfurter rot-grünen Koalition im sozialen Bereich zu belegen: Allein im vergangenen Jahr habe die Stadt 2194 Wohnungen neu geschaffen.

"Insgesamt haben wir in den vergangenen vier Jahren eine Milliarde Mark für den Wohnungsbau in Frankfurt investiert." Und das sei noch zu wenig für den angespannten Wohnungsmarkt.

Ein Sofortprogramm habe in der Legislaturperiode 3000 neue Betreuungsplätze für Kinder gebracht. Im Gespräch mit der Stadtteil-Rundschau bekräftigte Berg: "In der CDU-Ära hat die Gesamtzahl hingegen um 2700 abgenommen." Der Frankfurt Paß sei derzeit für insgesamt 45 000 Menschen eine finanzielle Erleichterung "und ist laut Oberbürgermeister eine unantastbare Errungenschaft".

In der Diskussion stand das Dilemma der Stadt im Mittelpunkt: Frankfurt ist einerseits der attraktive Standort besonders für das Dienstleistungsgewerbe. "Das führt automatisch zu hohen Mieten, die die Schlechterverdienenden nicht mehr zahlen können", sagte ein Redner. Andererseits könne die Stadt, so ein anderer Sprecher, nicht darauf verzichten - beispielsweise durch die Bewerbung um die Eurobank - diese Attraktivität des eh schon engen Standorts noch zu erhöhen. "Bei dieser Entwicklung bleiben die Schlechterverdienenden automatisch auf der Strecke." ara

Schlichter, warmer Ton Gelungenes Flötenkonzert in der Neuen Nicolaikirche

OSTEND. Die evangelische Neue St. Nicolaikirche mausert sich zu einer der Spitzenadressen in Sachen Kirchenmusik. Jüngstes Beispiel war der Kammermusikabend mit den Blockflötensolisten Martin Hublow und Jeremias Schwarzer, dem Geiger Rüdiger Lotter und einem kleinen Kammerensemble. Auf dem Programm stand Barockmusik von Vivaldi, Telemann, Sammartini und Bach.

Die beiden Bläser haben beachtliche künstlerische Erfolge vorzuweisen: Sie gewannen Preise bei Wettbewerben und konzertieren als Solisten. Der 30jährige Martin Hublow ist Mitglied in Helmuth Rillings Stuttgarter Bach-Collegium und gehört außerdem - ebenso wie der sieben Jahre jüngere Jeremias Schwarzer - zum preisgekrönten Mittelalter-Avantgarde-Ensemble "Trio Diritto". In der Kirche an der Waldschmidtstraße hatten beide ihren solistischen Auftritt: Schwarzer spielte auf der Altblockflöte Antonio Vivaldis Concerto in c-Moll, Hublow ein F-Dur-Concerto von Guiseppe Sammmartini für Sopranblockflöte. Den klanglich diffizileren Part hatte Jeremias Schwarzer mit der tieferen und weniger dominant klingenden Altflöte, den virtuoseren Martin Hublow mit der kleinen Sopranflöte. Beide brillierten mit schlichtem, warmem Flötenton, sorgfältiger Phrasierung und einer für den Laien verblüffenden Fingerfertigkeit.

Für das sechsköpfige Kammerorchester war die Aufgabe nicht einfach; vor allem die tiefe Altblockflöte ist klanglich schnell zugedeckt. Die Musikerinnen und Musiker unter Führung von Konzertmeisterin Monika Bruggaier begleiteten jedoch mit derart sorgsamem, kultiviertem Klang, daß sich die Flötensolisten selbst in tiefsten Lagen jederzeit durchsetzen konnten. Uneinheitlich dagegen die Spielweise im Streichensemble: Die beiden Geigerinnen und der Bratscher hatten ihre normalen Bögen gegen einen kürzeren Barockbogen ausgetauscht und musizierten mit sparsamem Vibrato und dem etwas schmächtigen Ton der "historischen" Aufführungspraxis. Ganz anders die Cellistin und der Kontrabassist: Sie strichen forsch hin und her und waren auch beim Vibratoeinsatz alles andere als zimperlich. Auch Rüdiger Lotter pflegte als Solist im Violinkonzert a-Moll von Georg Phillip Telemann die barocke Spielweise, wobei er allerdings mit dem modernen Bogen spielte, der einen lauteren, kräftigeren Ton zuläßt. Getrübt wurde der Genuß durch einige Probleme in Sachen Intonation. Vor allem im langsamen Andante waren kleine Unsauberkeiten unüberhörbar. Höhepunkt des Konzerts in der Kirche im Ostend war das Brandenburgische Konzert Nr. 4 in G-Dur von Johann Sebastian Bach. Nun standen sie gemeinsam vor dem Publikum, die drei Solisten und das kleine Orchester. Die Ecksätze spielten die Musiker mit straffen Tempi und federnder Leichtigkeit - Bachs schier unverwüstlicher Dauerbrenner klang so frisch und spritzig wie selten.

Nicht ganz glücklich war die Entscheidung, die Instrumentalsolisten hinter dem Kammerensemble zu postieren. Vor allem der dunkle Klang der beiden Altblockflöten war häufig verwaschen und verlor sich in der hohen, überakustischen Neuen St. Nikolaikirche. ECKART BAIER

Grüne für

die doppelte

"Herkunft"

Thema: Staatsbürgerschaft

NORDWESTSTADT. "Es geht uns vor allem um die Integration der Kinder, die hier geboren sind", erklärte Michael Damian von den Nordwest-Grünen bei einer Aktion im Nordwestzentrum. Während des Wahlkampfes sammeln die Ortsgruppen der Frankfurter Grünen an Infoständen und bei Veranstaltungen Unterschriften für das "Referendum doppelte Staatsbürgerschaft".

Hier geborenen Kindern von Ausländern soll automatisch die Möglichkeit gegeben werden, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, ohne allerdings die ihrer Eltern ablegen zu müssen. Bisher ist das nach geltendem Recht nicht möglich. Innerhalb von vier Stunden unterstützten 104 Passanten die Aktion mit ihrer Unterschrift. Noch bis zur nächsten Woche werden die Grünen die Listen an ihren Ständen ausliegen lassen. Dann wollen sie die Endergebnisse an das Büro der Initiatoren in Berlin schicken - unter anderem zeichnen der Fernsehjournalist Franz Alt und der Philosoph Jürgen Habermas verantwortlich. Durch die angestrebte Zahl von einer Million Unterstützer soll eine Diskussion über die deutsche Gesetzgebung in Gang gebracht werden. laf

Plastikchip an der Kasse für Tiefgaragenkunden

KRONBERG. Eine Neuerung macht von sich reden und sorgt für verwirrte Fragen: die Kronberger Parkkarte. Deshalb ein wenig Aufklärung.

Sie funktioniert ähnlich wie die für die Telefone: Für 50 Mark und zehn Mark Pfand können sich die Tiefgaragenkunden jetzt an der Kasse einen Plastikchip kaufen, mit dem sie für 60 Mark parken können. Ist er leer, kann er wieder für 50 Mark auf den Wert von 60 Mark aufgeladen werden, die zehn Mark Pfand erhält der Kunde zurück, wenn er die Karte wieder abgibt. Die Chip-Idee stammt vom Airport Car Service (ACS), der Pächter der Kronberger Tiefgarage am Berliner Platz ist. Das neue Angebot, bei dem immerhin zehn Mark Parkgeld gespart werden können, soll noch mehr Kurzzeitparker in die Garage locken, die laut Werner Schardt vom ACS gut ausgelastet ist. 150 Plätze, mehr als die Hälfte, sind an Dauerparker vermietet. Die Parkkarte öffnet beim Einfahren in die Garage die Schranke, wenn der Parker sein Auto wieder abholt, muß er den Chip in den Kassenautomaten stecken, der die Gebühren abbucht. Bei der Ausfahrt wird die Schranke wieder mit der Karte bedient, die dann zur Weiterbenutzung freigegeben und - hoffentlich - nicht eingezogen wird. s

• 23. März: Recycling um jeden Preis?, öffentliche Diskussion im Audimax der FH Niederrhein, Krefeld. Veranstalter: Chemieverbände Nordrhein-Westfalen mit Forschungsinstitut Kunststoffrecycling an der FH Niederrhein. Beginn: 14 Uhr. Infos: Tel. 02 11 / 6 79 31 - 44.

• 24.und 25. März: Betrieblicher Umweltschutz durch aktives Einkaufsmanagement, Seminar der Europäischen Umweltakademie im Kreis Borken, Wasserschloß Pröbsting, Tel. 0 28 61 / 80 91 40.

• 25. März: Was tun mit dem Restmüll?, Seminar in Essen zu: Kommunale Abfallentsorgung - Strategien aufgrund der Erfahrungen aus dem Ludwigsburger Modell. Informationen: Projektgesellschaft der Umweltakademie, c/o Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt, 8031 Oberpfaffenhofen, Tel. 0 81 53 / 282 41.

• 25. März: 3. Energieberatungsforum NRW in den Stadtwerken Dortmund. Schriftliche Anmeldung bei Verbraucher- Zentrale NRW, Abt. Wohnen und Energie, Mintropstr. 27, 4000 Düsseldorf 1, Tel. 02 11 / 38 09 - 1 91.

• 25. und 26. März: Biologische und thermische Verfahren als sich ergänzende Instrumente der Abfallwirtschaft, Symposium in Dresden. Gebühr: 920 Mark (Studenten 90 Mark). Kongreßbüro: K. Gutke Verlag, Mauritiuswall 30/32, 5000 Köln 1, Tel. 02 21 / 23 07 51.

• 29. bis 31. März: Freizeit ohne Auto, Tagung in Hofgeismar. Kosten: 148 Mark. Anmeldung: Evangelische Akademie, Schlößchen Schönburg, 3520 Hofgeismar. Infos: Tel. 0 56 71 / 88 11 62.

Terminkalender erstellt in Zusammenarbeit mit den

"Ökologischen Briefen" (Frankfurt/Main).

JC Rüsselsheim, Judo-Bundesliga, Männer Die Fans werden aktiviert Damit fängt man bei den 600 Vereinsmitgliedern an

Bis Mai haben die Judoka des Bundesligisten JC Rüsselsheim nun Zeit, sich vom Schock bei Saisonbeginn zu erholen und ihre Verletzten wieder hochzupäppeln. Der mehr oder weniger einkalkulierten 1:5-Niederlage beim Favoriten Ingolstadt ließen die Rüsselsheimer in Großhadern das gleiche Negativ-Ergebnis folgen. "Eine Schmach", wie Oliver Kauer - wohl stellvertretend für seine Klubkameraden - betonte. Hatten sich die Rüsselsheimer doch für den Kampftag in München sogar Siegeschancen ausgerechnet - wenn sie bei der Aufteilung der hohen Klassen ein glückliches Händchen bewiesen hätten.

Daß der erste Punkt nicht der ihre sein würde, daran zweifelte keiner. Stand doch Rüsselsheims "Oldie" Stefan Bingeheimer in der Gewichtsklasse bis 65 kg mit Richard Traudmann immerhin der Bronzemedaillen-Gewinner von Barcelona gegenüber. Die Last der Schwergewichtsklasse, seit Jahren Stiefkind der Rüsselsheimer, nahm dann Michael Koch auf sich. Sonst in der Klasse bis 95 kg zu Hause, "verschlief" der seinen Auftritt bei den schwersten Männern. Nach einer halben Minute war alles vorbei.

Fest eingeplant hatten die Rüsselsheimer den Punkt des dritten Kampfes (bis 78 kg). Seinem Gegner im Leistungsvermögen eigentlich nicht unterlegen, blieb Markus Güntherberg chancenlos.

Bis 86 Kilogramm konnte Hans- Jörg Opp dann wenigstens ein Unentschieden verbuchen. In der Sechziger- Kategorie überraschte Ersatzmann Frank Rummel bei seinem zweiten Bundesliga-Einsatz mit einem Sieg.

Schwer zu kämpfen hatte Oliver Kauer in der Klasse bis 95 Kilogramm, denn auch er startet im Normalfall bei den "Leichteren". Die Rüsselsheimer hatten damit gerechnet, daß auch Großhadern seinen 86-Kilo- Mann eine Klasse nach oben stellt, doch da hatte man sich gründlich verrechnet. Zehn Kilo mehr brachte Gegner Daxbacher auf die Waage. "Da ist an Würfe nicht zu denken", sagte Kauer, der dem Druck, unbedingt gewinnen zu müssen, vier Minuten standhielt, dann aber nach riskanter Flucht nach vorne weggekontert wurde.

Für den erneut verletzten internationalen deutschen Meister Jens Hölperl nahm Jörg Bergelet den noch ausstehenden Kampf der Klasse bis 71 Kilogramm auf. Die Motivation jedoch war aufgrund der bereits feststehenden Niederlage sichtlich dahingeschwunden. So blieb auch dieser Punkt bei den Gastgebern.

Auf eigener Matte geht es dann im Mai gegen Wiesbaden und Zweibrükken. Auch mehr Zuschauer hoffen die Judoka für ihre Wettkämpfe zu begeistern. 40 Fans waren bislang Normalität, "200 wollen wir in Zukunft schon anlocken", erklärt Oliver Kauer. Der Plan, wie die Halle besser zu füllen ist, wird derzeit noch geschmiedet. "Jedenfalls versuchen wir zunächst einmal, die 600 Vereinsmitglieder für die Bundesliga-Wettkämpfe zu interessieren", so Kauer. ih

Vier Jahre für Jugendtreff gestritten Die Falken eröffnen ihr Projekt "Kids im Ostend" für Zwölf- bis 15jährige

OSTEND. Noch wirken die Räume in der Hanauer Landstraße 17 wenig einladend: Nur ein paar Tische und Stühle stehen vor kahlen Wänden. Das soll sich bald ändern: Die Jungen und Mädchen werden selbst für Leben und Farbe in ihrem neuen Domizil sorgen und bei der Einrichtung mitbestimmen.

Vorstand und Mitarbeiter der Sozialistischen Jugend Deutschlands/Die Falken (SJD) stellten in Anwesenheit von Stadtrat Martin Berg, SPD-Ortsbeiräten und Stadtverordneten sowie der Leiterin der Kindertagesstätte 119, Rosemarie Breest, ihr neues Jugendprojekt "Kids im Ostend" vor. Es ist die erste Einrichtung speziell für Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren in Frankfurt. "Da sind die Falken besonders stolz drauf", freute sich die zukünftige Leiterin Ruth Janzing.

Der Treffpunkt, der in diesem Monat eröffnet wird, wendet damit an eine Altersgruppe, die bislang vernachlässigt wurde, jedoch "ganz besondere Bedürfnisse hat", wie Winfried Naß vom Vorstand der Falken einleitend sagte.

Kindertagesstätten betreuen Kinder nur bis zu zwölf Jahren, "aber ein 13jähriger ist nicht mobil genug, um sich an Jugendhäuser in anderen Stadtteilen zu wenden", beschrieb Naß die Situation. Im südlichen Ostend fehlte es jedoch bislang an Betreuungseinrichtungen sowie spielerischen und kulturellen Angeboten. In den fünf Räumen im vierten Stock der Hanauer Landstraße können die Jugendlichen künftig gemeinsam mit den pädagogischen Mitarbeitern Mittagessen und Hausaufgaben machen. Außerdem planen die Falken ein offenes Freizeitangebot. "Ein Schwerpunkt wird es sein, sich mit dem eigenen Stadtteil auseinanderzusetzen", erklärte Winfried Naß und wies beispielsweise auf die geplante Videogruppe hin. Gemeinsam könnten die Jugendlichen handwerkliche Techniken erlernen, sich mit inhaltlichen Fragen auseinandersetzen, Spiel und Spaß haben, erläuterte Winfried Naß das Konzept. Neben den gefragten Kochkursen sind für die kommenden Wochen zusätzlich ein Carromtunier, ein Theaterkurs, ein Musikworkshop und eine Sprayaktion im Flur des Jugendtreffs vorgesehen.

Ruth Janzing, bisher Bildungsreferentin bei den Falken, wird das Projekt hauptamtlich leiten. Sie hofft, daß zusätzlich ein pädagogischer Praktikant im Anerkennungsjahr angestellt wird. Außerdem werden Honorarkräfte beschäftigt; Ruth Janzing verhandelt beispielsweise für den Videokurs mit Teamern des Landesfilmdienstes.

Die Stadt bezuschußt "Kids im Ostend" mit 150 000 Mark im Jahr. "Damit kommen wir für '93 ganz gut hin. Darüber hinaus wird es nicht ganz einfach", meinte Winfried Naß. Allein für die Miete müssen die Falken 80 000 Mark im Jahr hinlegen.

Martin Berg, Stadtrat für Jugend und Soziales, betonte, der Jugendtreff sei dringend erforderlich: Nach seinen Angaben leben 400 zwölf- bis 15jährige im Ostend. 160 davon haben Eltern, die alleinerziehend oder beide berufstätig sind. "Außerschulische Betreung ist hier gefragt, gerade auch als präventive Arbeit", unterstrich der Sozialdezernent. "Die Falken sind für das Projekt eine gute Wahl, wenn man beachtet, was sie bis jetzt geleistet haben", sagte der Stadtrat weiter und verwies auf das Spielmobil, zahlreiche Ferienfreizeiten und internationale Zeltlager des Verbands.

Für die Leiterin der Kindertagesstätte (KT) 119, Rosemarie Breest, geht mit der Eröffnung des Jugendtreffs ein "Traum in Erfüllung". Denn vier Jahre lang hat sie mit dem "Arbeitskreis Ostend" um das Projekt gekämpft. Die Pädagogin erzählte, daß viele Zwölfjährige sie bäten, noch länger in der KT bleiben zu dürfen. "Jetzt kann ich sie gleich nach oben zum Jugendtreff verweisen", freute sie sich. "Die Kinder stehen wirklich schon vor der Tür", bestätigte auch Ruth Janzing.

Am 22. März wird der Jugendtreff (ab 17 Uhr) mit einem Fest eröffnet. Weitere Informationen erteilt Ruth Janzing unter der Telefonnummer 44 53 00. son

Tips · Termine Notdienste

Theater / Musik / Literatur Mörfelden-Walldorf. Komödie: Oh, diese Eltern, Sa., 20 Uhr, Stadthalle.

Konzert: Arion-Trio, So., 20 Uhr, Bürgerhaus Mörfelden.

Rüsselsheim. Laienspielgruppe GV- Frohsinn: Das vermietete Bett, Sa., 20 Uhr, Mehrzweckhalle der Gerhart-Hauptmann-Schule. Beef-Dance-Disco, Sa., 21 Uhr; Wann kommst Du wieder, Roter Reiter ?, So., 20 Uhr, das Rind, Mainstraße.

Konzert: Matthäuspassion, So., 17 Uhr, Stadttheater.

Kelsterbach. Super-Disco-Fete, Sa., 16 Uhr, Schloßkeller.

Nauheim. Feier 12 Jahre Ried-Casino, Sa., 19.30 Uhr, Ried-Casino. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Peter Pan (Sa., So., 14.30 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So., 17, 20 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Der letzte Mohikaner (Sa., 15, 19.30 Uhr; So., 15, 17, 20 Uhr); Doppelprogramm: Der letzte Mohikaner + Jimmy Hoffa (Sa., 21.30 Uhr). - Bambi: Jimmy Hoffa (Sa., 15.15, 20 Uhr; So., 14.30, 16.30, 20 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Ein ehrenwerter Gentleman (Sa., So., 15.15, 17.30, 20; Sa., 22.45; So., 11, 13 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., 15 Uhr; So., 13.10, 15 Uhr); Ein ganz normaler Held (Sa., So., 17, 20 Uhr); Night on Earth (Sa., 22.45 Uhr); Matinee: Der Ruhm meines Vaters (So., 11 Uhr). - Cinema: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (Sa., So., 15 Uhr); Bodyguard (Sa., So., 17 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., So., 20; Sa., 22.45 Uhr); Die Schöne und das Biest (So., 11, 13.30 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Ried-Casino- Fest (Sa., 19.30 Uhr); Verhängnis (So., 19.30 Uhr); Children of nature - Eine Reise (So., 17.30, 21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (So., 15 Uhr). Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. DRK-Walldorf: Lebensrettende Sofortmaßnahmen, Sa., 8 Uhr, DRK-Zentrum, Waldstraße 62.

Rüsselsheim. VHS-Reihe Frauenbildung: Zukunftswerkstatt, Sa., 10 Uhr, Unterrichtsstätte Haßloch, Am Kirchpfad 4. Vereine / Organisationen Mörfelden-Walldorf. Gesangverein Liederzweig-Frohsinn, Jahreshauptversammlung, So., 15 Uhr, Vereinsheim Rot- Weiß Walldorf.

Naturfreunde: Treffen zur Wanderung in die Pfalz, So., 8 Uhr, am Naturfreundehaus. Kelsterbach. TuS-Wanderung, Treffen So., 8 Uhr, Parkplatz Friedrichshöhe.

Jahreshauptversammlung beim Volkschor, So., 17 Uhr, Hessensaal Bürgerhaus. Ausstellungen Rüsselsheim. Ölbilder von Angela Bugdahl, Frauenzentrum, Haßlocher Str. 150, Eröffnung So., 11 Uhr (bis 7. April). Verschiedenes Mörfelden-Walldorf. Rocknacht im Walldorfer Jugendzentrum, Sa., 20 Uhr.

Groß-Gerau. Computermarkt, So., 11 bis 17 Uhr, in der Jahnturnhalle. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin- Club", Schillerstr. 16, Tel. 0 61 05 / 7 67 60.

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe, Steinweg 22: Begegnungstreff, So., 14.30 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 05 / 12 95.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Ärzte Mörfelden-Walldorf. Sa., 8 bis Mo., 8 Uhr: Notdienstzentrale, Schubertstr. 37 (Ärztehaus Mörfelden), Tel. 0 61 05 / 14 14.

Kelsterbach. Sa., 8 bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50.

Riedstadt. Sa., 8 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Notdienstzentrale für den Südkreis Groß- Gerau in den Räumen des Philippshospitals, Tel. 0 61 58 / 183-330. Zahnärzte Kreis Groß-Gerau. Sprechstunden: Sa., 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr, So., 10 bis 12 Uhr; Rufbereitschaft, Sa., 8 bis So., 24 Uhr.

Nördlicher Bereich: Dr. Körbs, Weiterstadt, Darmstädter Str. 45, Tel. 0 61 50 / 20 54; priv. 0 61 50 / 1 54 23.

Südlicher Bereich: Dr. Nastase, Kelsterbach, Martin-Luther-Str. 3, Tel. 0 61 07 / 10 50.

Südliches Ried. Sprechzeiten 10 bis 12 und 16 bis 18 Uhr. Sa. und So.: Dr. Secerov, Gernsheim, Theodor-Heuss-Str. 24, Tel. 0 62 58 / 21 92. Apotheken Kelsterbach. Sa., 12.30 bis 21 Uhr; So., 8 bis 21 Uhr: Flughafen-Apotheke, Terminal-Mitte, Abflug B.

Mörfelden-Walldorf. Sa. u. So.: Ahorn- Apotheke, Mörfelden, Bahnhofstr. 6-8, Tel. 0 61 05 / 2 35 30.

Medikamenten- und Pflegenotdienst für Mörfelden-Walldorf / Kelsterbach / Raunheim und Flörsheim: Fr., 20, bis Mo., 5 Uhr; Service-Nr. 01 30 / 82 10 10 (zum Ortstarif). Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Essen mit Blick auf Frankfurt Ende 1994 wieder Einkehr auf dem Großen Feldberg

HOCHTAUNUSKREIS. Der Große Feldberg bekommt wieder eine Gaststätte: einen rustikalen "Berghof" mit 350 Sitzplätzen. Die Autos werden größtenteils vom Plateau verbannt; statt der jetzt 250 Parkplätze wird es nur noch rund 60 Stellflächen geben. Ein Schrankensystem soll die Zufahrt regeln. Damit geht ein jahrelanges Hick-Hack um in letzter Minute abspringende Betreiber, eine Ruine und fehlende Toiletten auf dem Taunusgipfel zu Ende - Landrat Jürgen Banzer präsentierte einen privaten Investor.

Die im Modell vorgestellte Gastronomie wird auf dem Gelände des alten Feldberghofes entstehen; dieser soll bis Spätsommer dieses Jahres abgerissen sein. Geht alles nach den Vorstellungen der Planer, könnte der neue Hof bis Ende 1994 stehen. Die Gastronomie wird dann rund 350 Quadratmeter groß sein und im Süden den Blick auf Frankfurt bieten. Auf zwei Etagen sind ein gutbürgerliches Restaurant, ein Café, Fast-Food-Bereich und ein Tagungs- sowie Schulungsraum vorgesehen. Die kargen Zeiten sind also vorbei: Wer sich den Blick vom Frankfurter Hausberg versüßen wollte, mußte sich seit Aufgabe des alten Hofes im Frühjahr 1992 Kaffee und Kuchen schon selbst mitbringen. Die Toiletten sind öffentlich und für Ausflügler damit unabhängig von einem Restaurantbesuch zugänglich.

Nach Angaben von Landrat Banzer sind alle Verträge unter Dach und Fach: "Zur Beruhigung all derjeniger, die beim Wort ,Feldberghof&rquote; skeptisch reagieren" - mal waren es Frankfurter Disco-Betreiber, mal die Fürsten zu Ysenburg-Büdingen, die hier investieren wollten und dann absprangen. Diesmal habe man vorgesorgt: Die Verträge mit dem Investor, der "Planbau" des Bauingenieurs Peter Raab, sind notariell beurkundet. Für den Fall, daß Raab Kredite aufnimmt, muß seine Bank die Bereitstellung der Mittel garantieren - soweit Raab "in Schwierigkeiten geraten sollte", so Banzer.

Raab, der bisher vor allem Ein- und Zweifamilienhäuser gebaut hat, wird das rund 3500 Quadratmeter große Grundstück auf 60 Jahre in Erbpacht übernehmen. Den Feldberghof will er nicht selber betreiben; er zeichnet nur für den Entwurf, die Statik und Ingenieurarbeiten verantwortlich. Er habe aber schon mögliche Pächter an der Hand, erklärt der Neu-Anspacher. Grund und Boden überläßt die Gemeinde Schmitten als Eigentümerin dem Zweckverband Feldberghof.

Die Kosten für den Berggasthof mit Hüttenflair werden ohne Inneneinrichtung auf etwa 2,5 Millionen Mark geschätzt. Die Abbrucharbeiten schlagen mit etwa 900 000 Mark zu Buche, die sich Raab und der Umlandverband Frankfurt (UVF) teilen - das Gebäude ist asbestverseucht und muß Stück für Stück entsorgt werden. Der für die überregionale Erholung zuständige UVF wird auch die Toiletten mit 400 000 Mark bezuschussen: "Uns war wichtig, daß der Pächter die sanitären Anlagen mit unterhält", erklärt UVF- Kämmerer Friedrich Flaccus.

Der UVF betreibt darüber hinaus die Renaturierung des Feldbergplateaus. Mit der periodisch auftretenden Blechlawine soll es vorbei sein: Auf dem gesamten Bereich hinter dem Hof werden Wanderwege und Grünflächen angelegt; Stellflächen wird es nur noch 30 direkt am Hof, 30 im vorderen Plateaubereich sowie fünf für Busse geben. Für die Autos ist an ein Schrankensystem gedacht.

"Wo und wie die Schranken installiert werden sollen, muß erst noch geprüft werden", so Schmittens Bürgermeister Josef Braun. Staus und Verkehrschaos befürchtet Braun nicht, schließlich sei an ein Frühwarnsystem gedacht. Und im näheren Umfeld des Gipfels gebe es zudem rund 3000 Parkplätze. JÜRGEN DICKHAUS

Frust im Gefängnis: Brief an Petitionsausschuß

FRIEDBERG. 36 von 64 Insassen des Friedberger Gefängnisses an der Homburger Straße beschweren sich beim Petitionsausschuß des Hessischen Landtages über ihre Haftbedingungen. Im Zellentrakt neben dem Amtsgericht gebe es kaum Sportmöglichkeiten, zu wenig Auslauf, keine Fortbildungskurse und keinen direkten Zugang zur Bücherei, schrieben die Häftlinge in ihrer neunseitigen Sammelpetition. Sie fordern "strukturelle Veränderungen" im Knast: eine weitere Freistunde am Tag, mehr Sport, Besuchstage am Wochenende. Ein evangelischer Seelsorger und klare Regeln, wer nach "draußen" telefonieren darf, stehen ebenfalls auf der Wunschliste.

An mehr als 20 Stunden seien sie täglich in ihren Einzelzellen mit vier Quadratmetern Auslauf eingesperrt, klagen die Häftlinge. Die einzige Freistunde im Hof dauere werktags von 14.45 bis 15.45 Uhr. Zerstreuung biete dort nur eine Allwetter-Tischtennisplatte. Jeden zweiten Tag dürften sich die Gefangenen nach der Freistunde noch in der "offenen Station" 45 Minuten lang von Zelle zu Zelle bewegen. Danach könne man sich zwar in Freizeiträume einschließen lassen, doch dort gebe es nur ein Fernsehgerät und eine stets ausgebuchte Tischtennisplatte. Es werde viel geraucht.

Spiele oder Gespräche seien in der "entpersönlichten Atmosphäre" kaum möglich, heißt es im Brief. Die meiste Zeit, besonders von Sonntag auf Montag (wenn der Einschluß bis zu 25 dreiviertel Stunden dauere) seien die Gefangenen in ihren kleinen Zellen mit sich allein. Das führe zu Kreislaufstörungen, Depressionen, Schlaflosigkeit und "unterschwelliger Aggressionsbereitschaft".

Weitere Frust-Punkte: Besuch dürfe nur mittwochs empfangen werden. Die Angehörigen müßten dafür oft Urlaub nehmen.

In Friedberg gebe es keine Fortbildungskurse. Sozialarbeiter kämen nur je einmal pro Woche zu ausländischen und deutschen Gefangenen. Die Vollzugspläne, die Entlassungsvorbereitungen und die Hinweise auf Rechtsanwälte mit Kenntnissen in Strafvollzugssachen reichen nach Ansicht der protestierenden Gefangenen ebenfalls nicht aus. Mindestens einmal im Monat sollte es eine Vollversammlung der Inhaftierten geben, in denen sie bei der Gestaltung des Vollzugsalltages mitreden könnten. Mit Ärger erfüllt es die Inhaftierten schließlich, daß sie die Gefängnisbücherei nicht betreten dürfen. An die Bücher komme man nur über Bestellisten heran.

Die Leiterin der Vollzugsabteilung im Justizministerium, Marietta Claus, bestätigt grundsätzlich die "beengte Situation" im Gefängnis. "Ich habe Verständnis dafür, daß die Gefangenen danach drängen, mal an die frische Luft gehen zu können." Leider fehle es an Personal im Vollzugsdienst. Anstaltsleiter Klaus Winchenbach: Besuchstage am Wochenende und weitere Freistunden scheiterten am Personalmangel. Kurse kämen wegen der geringen Zahl an Häftlingen nicht zustande. Aber in Friedberg säßen die Untersuchungsgefangenen und "kurzstrafigen" Häftlinge ja meist nur für wenige Monate ein. Die Petition hat Winchenbach nach eigenem Bekunden überrascht. Die Friedberger Insassen wirkten sonst recht zufrieden - "weil dort so eine familiäre Atmosphäre ist". KLAUS NISSEN

Burghardt: LWV soll Aufgaben zurückgeben

HOCHTAUNUSKREIS. Mehrkosten von fünf bis sechs Millionen Mark für den Hochtaunuskreis erwartet der Friedrichsdorfer Grünen-Landtagsabgeordnete Horst Burghardt als Folge des Millionendefizits beim Landeswohlfahrtsverband (LWV). Um dieses abzudecken, sei eine Erhöhung der LWV-Verbandsumlage, die von den Kreisen gezahlt wird, um mindestens zwei Prozent nötig.

Der Landeswohlfahrtsverband hatte kürzlich ein Defizit von fast 160 Millionen Mark in seiner Kasse offenbart. Nach diesem "hausgemachten Finanzdesaster der großen Koalition" - im LWV arbeiten SPD und CDU gegen die Opposition aus Grünen und FDP zusammen - müsse der Verband einen Teil seiner Aufgaben wieder wieder den Gemeinden und Kreisen zuweisen. stk

Immer mehr neue Aufgaben für das DRK Der Bezirksverband zeichnete in der Ehrenmatinee seine treusten Mitglieder aus

FRANKFURT A. M. Insgesamt 998 Mitglieder gehören dem Frankfurter Roten Kreuz seit nunmehr 25 Jahren an. Ihnen wurde die silberne Ehrennadel verliehen. Etwa 500 Jubilarinnen und Jubilare waren der Einladung des DRK-Bezirksverbandes Frankfurt zur "5. Rot-Kreuz-Ehrenmatinee" ins Bürgerhaus Bornheim gefolgt. Helferinnen und Helfer des Bezirksverbandes überreichten nach gesanglichen und musikalischen Darbietungen sowie einer Festansprache des DRK- Vorsitzenden Dr. Hans-Jürgen Moog Ehrennadeln und Urkunden.

Nach der kurzen Begrüßung durch Organisator Erich Lang sangen 60 Jugendliche des über 100 Mitglieder starken und ausgezeichneten Jugendchors Eschersheim Spirituals und Gospels unter Leitung ihres Chorleiters Hans-Dieter Kreis. Das Sachsenhäuser Akkordeonorchester brachte drei Stücke (von J. S. Bach, Bohe und Adolf Götz) zu Gehör.

Vier besondere Ehrungen hatte sich Vorsitzender Moog vorbehalten. Für 50jährige Treue zum DRK ehrte er Irma Gehrig, Hildegard Röll und Helene Schmidt mit der Großen Goldenen Ehrennadel des Deutschen Roten Kreuzes. Für ihren 1992 verstorbenen Ehemann Hans nahm Hildegard Karl die Ehrung für 40jährige Mitgliedschaft posthum entgegen. Außerdem überreichte Moog den Jubilarinnen Blumen.

In seiner Festansprache zog der Vorsitzende Bilanz. Konnte sich das DRK Frankfurt 1968, das Eintrittsjahr der vielen "Silberjubilare", auf damals 21 221 Mitglieder stützen, so ist die Zahl bis heute auf etwa 40 000 angestiegen. Diesen fördernden Mitgliedern stehen nur 507 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer gegenüber.

"Ihre Zahl wächst leider nicht", bedauerte der Vorsitzende. Deshalb sei das DRK in der Mainmetropole auf jede Hilfe angewiesen. Moog appellierte an die Passiven, bei der Werbung um ehrenamtliche Kräfte mitzuhelfen und Interessierte an das DRK Frankfurt zu verweisen. "Wir müssen uns immer mehr auf hauptamtliche Kräfte stützen, um den Anforderungen gerecht werden zu können, die der Bürger mit Recht vom Roten Kreuz erwartet", betonte Moog.

1992 habe der Bezirksverband neue Aufgaben angepackt, berichtet Moog. Im Sachsenhausen (Mörfelder Landstraße 94) sei die Sozialstation Süd eröffnet worden. Sie habe sich im Stadtteil zur Anlaufstelle für Menschen mit den unterschiedlichsten Problemen entwickelt.

In der Hafenstraße (Gallus) hat eine Beratungsstelle für ausländische Migranten zur Lösung deren spezifischer Schwierigkeiten ihre Arbeit aufgenommen. Zudem seien für Flüchtlingskinder aus Bosnien und Kroatien Ferienangebote gefunden worden.

"Im Stadtteil Schwanheim steht wieder ein moderner Rettungswagen rund um die Uhr für den Einsatz bereit", berichtete Moog weiter. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, daß Krankentransport und Rettungsdienst von der Berufsfeuerwehr teilweise dem Roten Kreuz übertragen worden seien. Darüber hinaus hat das Frankfurter DRK 20 Rettungsassistenten eingestellt und drei neue Rettungswagen im Wert von 540 000 Mark angeschafft.

Schließlich wies der Vorsitzende auf die Zentrale Ausbildungsstätte des Bezirksverbandes in der Burgstraße 95 in Nordend / Bornheim hin, die inzwischen als staatliche Ausbildungsstätte vom Land Hessen anerkannt worden ist. Ebenso auf die häusliche Krankenpflege (dafür stehen 20 Krankenschwestern zur Verfügung) sowie auf mobile und soziale Dienste, die von zehn Zivildienstleistenden betreut werden. In drei Übergangswohnheimen stünden 1000 Wohnplätze zur Verfügung.

Mitgliederbeiträge, Spenden, Zuschüsse, andere Zuwendungen und Erträge aus Dienstleistungen ermöglichen die vielseitigen Tätigkeiten des Frankfurter Roten Kreuzes. Ehrenamtlich werden sie weitgehend noch in den Ortsvereinigungen geleistet. Hervorzuheben sind hier vor allem die Arbeiten im sozialen Bereich und das Engagement der Ehrenamtlichen bei den verschiedensten Veranstaltungen (Fußball, Eissporthalle, Konzerte).

Für die nächste Zeit erwartet Moog weitere Anforderungen an das DRK. Beispielsweise mit der Eröffnung einer Sozialstation Nordwest, weitere Leistungen im Krankentransport, eine Ausweitung des Dienstes "Essen auf Rädern" (derzeit 1200 Essensteilnehmer) und die Einrichtung eines Kindergartens. Dafür sucht das DRK im Stadtteil Höchst ein geeignetes Gebäude.

Am Ende seiner Rede dankte Vorsitzender Moog allen fördernden Mitgliedern für ihre Treue zum DRK Frankfurt. Zum Ausklang der Veranstaltung sang der Jugendchor Friedenslieder. dixi

Wie der Solidarpakt auch aussehen könnte Oder: An dem Teilen kommt niemand mehr vorbei / Überlegungen zum Thema: Arbeitszeitverkürzung / Von Claus Schäfer

1. "Teilen" kann man nicht mehr entgehen

Man kann sich darüber erregen, daß die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen unter dem Titel Solidarpakt eher ein Konsolidierungs- oder Entsolidierungspakt sind. Man kann darauf hoffen, daß die Kritik an den Maßnahmen oder der von ihnen kaum lösbare Problemdruck in Ostdeutschland angesichts herannahender Wahlen die Bundesregierung doch noch zumindest zum Nachbessern veranlaßt.

Aber man kann heute schon die These wagen, daß die angekündigten Steuererhöhungen wie mögliche Nachbesserungen entweder zu spät kommen oder zu gering sein werden, um damit den "freien Fall" der ostdeutschen Beschäftigung, der ostdeutschen Produktion usw. spürbar aufzuhalten. Selbst wenn es also 1994 nach den Bundestagswahlen eine neue Bundesregierung mit anderen Konzepten und mehr Mut gäbe, sie säße vor einem sehr schwer zu beseitigenden Trümmerhaufen. Er bedeutet auf jeden Fall bis 1994 in Ostdeutschland noch mehr offene oder verdeckte Arbeitslosigkeit als heute und auch danach mittelfristig kaum weniger, weil die Wirkungen von aktiver Industrie- und Strukturpolitik, Absatzpräferenzen für ostdeutsche Produkte usw. eine gewisse Zeit brauchen - wenn sie denn überhaupt politisch gewollt und finanziert werden. Und auch dann wird ein nach westlichen Maßstäben hoher Beschäftigungsstand oder gar Vollbeschäftigung im Osten weit entfernt bleiben - zumal im Westen die Arbeitsmarktprobleme ebenfalls wachsen.

In jedem Fall aber - und das wird in der deutschen Öffentlichkeit bis heute kaum gesehen - wird es automatische bzw. erzwungene Teilungsprozesse geben, die die Disparitäten in ganz Deutschland erheblich vergrößern, die Entsolidarisierung verstärken und damit zusätzlichen sozialen Sprengstoff neben dem arbeitsmarktpolitischen erzeugen können: Bleibt die Politik für den Osten "schlecht", streben noch mehr Arbeitsuchende als Übersiedler und Pendler in den Westen und erhöhen dort den Verdrängungswettbewerb um Arbeitsplätze, Wohnungen usw.

Gleichzeitig muß diese Politik, die die Arbeitslosigkeit nicht aktiv bekämpft, die Arbeitslosen wie die wegen Arbeitslosigkeit darbenden öffentlichen Kassen im Osten zumindest "passiv" bezahlen; sie wird zu diesem Zweck "soziale Einschnitte" vornehmen, die Sozialabgaben weiter erhöhen und vielleicht auch zuletzt die Steuerbelastung verstärken. Eine "gute" Politik muß letzteres auch tun, sogar um so mehr, je ernsthafter sie den Aufbau im Osten betreiben will, und kann dabei nicht garantieren, durch mehr Steuerfinanzierung selbst bei sozialer Differenzierung schmerzhafte Belastungen für alle zu vermeiden. Und sie muß in Kauf nehmen, daß mit dem Aufbauerfolg im Osten automatisch ein Verdrängungsprozeß westdeutscher Waren und damit auch von Arbeitsplätzen im Westen einsetzt; denn die modernisierten und das heißt auch mengenmäßig leistungsfähigeren Ostbetriebe werden ihre Waren auf einem gleichzeitig umkämpfteren Weltmarkt kaum allein zu Lasten ausländischer Produkte absetzen können.

Dieser Verdrängungsprozeß, der ja teilweise nur ein Zurückholen von nach der Wende verlorenen innerdeutschen Marktanteilen bedeutet, kann im Westen zu Produktionsrückgängen führen, aber auch zur Schließung ganzer Standorte und ihrer faktischen Verlagerung in den Osten. Dem "Teilen" wird man also zukünftig im Prinzip nicht entgehen können. Aber es wird tendenziell ein "wildes", ungesteuertes Teilen sein, das zumindest auf der realen Verdrängungsebene etliche besonders hart und andere gar nicht betrifft.

Gerade ist selbst unter Betriebsräten die "Standort-Konkurrenz" zwischen Ost und West deutlich zu spüren. Aber da wird sie schon von der "Standort-Konkurrenz" zwischen West und West in den Krisenbranchen Stahl usw. der alten Bundesländer eingeholt. Und keiner kann heute sagen, welche von beiden schlimmere Folgen haben wird.

2. Nur wie teilt man am besten?

Nun gibt es ein Instrument, das die genannten Probleme erheblich mildern kann: die Arbeitszeitverkürzung als sozial gesteuerte Umverteilung der vorhandenen Arbeit. Mit ihr kann man erhebliche positive Beschäftigungseffekte erzielen und damit die von der Politik ausgehenden Teilungsfolgen verringern, weil man die Arbeitslosigkeit als Ursache des erzwungenen Teilens vermindern kann.

Mit ihr kann man sofort handeln und deshalb die Zeit gewinnen, die absehbar durch die politischen Entscheidungsprozesse verlorengeht. Mit ihr kann man sozial gut steuern, Veränderungssprozesse abfedern, Übergänge erträglicher machen bzw. drohende große Disparitäten durch das oben genannte "wilde" Teilen vermeiden. Und mit ihr kann man unabhängig von der Politik und notfalls sogar gegen einen "uneinsichtigen Staat" handeln.

Noch nie waren die beschäftigungspolitischen Möglichkeiten dieses Instruments so wertvoll wie heute. Oder umgekehrt: Ein Verzicht auf ihre Nutzung wäre in historischer Betrachtung nicht anders als eine "tragisch verpaßte Chance" zu bewerten. Also verdiente Arbeitszeitverkürzung gerade jetzt eine hohe politische Priorität und eine große gesellschaftliche Akzeptanz.

Doch gerade dem ist nicht so. Im Gegenteil: Die Fortsetzung des in den vorliegenden Stufenplänen zur Arbeitszeitverkürzung eingeschlagenen Tempos bringt in Westdeutschland nach Berechnungen des WSI-Tarifarchivs die 35-Stunden- Woche als gesamtwirtschaftlicher Durchschnitt kurz vor dem Jahr 2010 - und in Ostdeutschland eher noch später. Das ist zu spät und zu wenig, und trotzdem wird das Tempo nicht beschleunigt, sondern eher gebremst wie aktuell durch die Vertagung der mit der alten Geschwindigkeit geplanten Arbeitszeitverkürzung im öffentlichen Dienst.

Die Forderungen nach Arbeitszeitverkürzung sind im Moment überhaupt wenige (in den Gewerkschaften bei IG Medien, ÖTV, HBV und neuerdings der IG Metall in Baden-Württemberg); sie werden teilweise merkwürdig verhalten, mit scheinbar wenig Nachdruck und innerer Überzeugung vorgetragen und auch überwiegend schnell wieder aufgegeben.

In der Öffentlichkeit konnten sich sogar Forderungen nach arbeitsmarktpolitisch kontraproduktiver Arbeitszeitverlängerung einige Zeit ohne größeren Protest halten, bis erst ein Kanzlerwort einmal erneut Widerstand provozierte. Doch der blieb bis heute verbal (radikal).

Sollten diejenigen recht bekommen, die immer schon mit Häme oder sogar mit heimlicher Freude das entscheidende Hindernis für Arbeitszeitverkürzung in den Gewerkschaften bzw. in deren Mitgliedern selbst gesehen haben? Denn Arbeitszeitverkürzung bedeutet auch Verzicht: bisher auf ansonsten mögliche höhere Lohnzuwächse.

Und dieser Verzicht ist ein freiwilliger bzw. selbstverordneter, was möglicherweise psychologisch besonders schwierig ist, selbst wenn die Kosten der Arbeitszeitverkürzung bzw. der Lohnverzicht sozial gerecht auf die verschiedenen Einkommensgruppen verteilt werden könnten. Tatsächlich haben die Gewerkschaften schon in der Vergangenheit Schwierigkeiten bei der Durchsetzung von Arbeitszeitverkürzung mit ihren Mitgliedern gehabt, weil viele von ihnen knapp gesagt "statt mehr Beschäftigung (für andere) mehr Lohn (für sich selbst)" haben wollten, oder in anderen Worten, weil sie nicht "teilen" wollten - wobei manchmal die Funktionäre in ihrer Haltung nicht besser schienen.

Wieviel größer könnten also jetzt die internen Schwierigkeiten und Widerstände sein, wenn das Tempo der Arbeitszeitverkürzung angesichts der arbeitsmarktpolitischen Herausforderungen durch große und schnelle Schritte deutlich beschleunigt werden müßte. Denn dann wäre ein Lohnausgleich wie früher - der bei kleinen Schritten aus dem Verteilungszuwachs finanziert wurde, um das vorhandene Einkommensniveau trotz Arbeitszeitverkürzung aufrechtzuerhalten - nicht mehr realistisch.

Statt erwartete Einkommenszuwächse aufzugeben, stünde tendenziell das Abgeben vorhandenen Einkommens an. Dies scheint offenbar als freiwillige Bereitschaft nicht "zumutbar", zumal doch in der vor kurzem abgeschlossenen Tarifrunde des öffentlichen Dienstes eine soziale Komponente noch nicht einmal bei den reinen Lohnerhöhungen durchsetzbar war und angeblich auch keine große gewerkschaftsinterne Unterstützung gefunden hat. Und was soll an Zumutung durch Arbeitszeitverkürzung erst entstehen, wenn jetzt vielleicht im Osten und im Westen die Arbeitnehmer mit allen Mitteln einschließlich des Tarifvertragsbruchs zum bloßen Inflationsausgleich oder sogar noch weniger gepreßt werden?

Trotzdem besteht kein Grund, das Kapitel Arbeitszeitverkürzung mit Verzweiflung oder mit Zynismus zu beenden. Denn es scheinen die alten Argumente für Arbeitszeitverkürzung immer noch nicht ausgereizt zu sein und deshalb die Widerstände im Prinzip noch überwindbar. Und es kommen einige neue und vielleicht überzeugungsfördernde hinzu, die sich aus dem veränderten "Umfeld des Teilens", insbesondere der deutschen Vereinigung, ergeben. Dabei kann gerade der Anpassungsprozeß in Ostdeutschland verblüffenderweise die Chancen für schnellere Arbeitszeitverkürzung ohne größere Akzeptanzprobleme verbessern. Und in Ost wie West bietet sich Arbeitszeitverkürzung in zunehmenden Branchen- und Betriebskrisen im Vergleich zu Sozialplänen und selbst zu Beschäftigungs- gesellschaften als die nicht nur beschäftigungspolitisch bessere Alternative an.

Alte und neue Argumente finden sich kombiniert in den folgenden konkreten Vorschlägen zur schnelleren Arbeitszeitverkürzung wieder. Sie sehen für Ost- und Westdeutschland vor:

1) eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung für alle auf Wochen- oder Tagesbasis, die nicht befristet ist, und

2) eine darüber hinausgehende spezielle Arbeitszeitverkürzung für bestimmte Situationen und Personengruppen, die befristet sein kann.

Beide Strategien nehmen für sich in Anspruch, einen hohen Beschäftigungseffekt zu verbinden mit sozialer Akzeptanz und vertretbaren betrieblichen Kostenbelastungen, und wollen gleichzeitig trotz ihrer anspruchsvollen Zielsetzung durchsetzbar und realisierbar sein.

3. Allgemeine Arbeitszeitverkürzung

Für Ostdeutschland wird vorgeschlagen, die anstehende Anpassung der Ost- Arbeitseinkommen an das Westniveau - auch soweit sie schon vertraglich vereinbart ist - auf den Preisausgleich zu beschränken und darüber hinausgehende geplante Erhöhungsraten für Arbeitszeitverkürzung zu verwenden. Der erste Teil des Vorschlags ist praktisch die seit langem aufgestellte Forderung der Arbeitgeber nach "Lohnzurückhaltung" im Osten und "Öffnung" der dort vereinbarten Lohnerhöhungstarifverträge; der zweite Teil könnte die bis heute nicht geforderte Gegenleistung sein. Eine Differenzierung des Vorschlags für obere und untere Einkommensgruppen im Osten soll unterbleiben, weil selbst für erstere der bestehende Einkommensabstand zum Westen noch sehr groß ist.

Am Beispiel des IG-Metall-Tarifvertrags für die ostdeutsche Metallindustrie bedeutet das konkret: Von der ab 1. 4. 1993 vereinbarten Erhöhungsrate von 26 vH werden 10 vH als Barlohnerhöhung realisiert, um den von vielen Prognosen erwarteten Preisanstieg der Lebenshaltung von gut 9 vH auszugleichen. 16 vH der vereinbarten Kostenerhöhung werden zur Verkürzung der individuellen Arbeitszeit verwandt, die allerdings überproportional höher ausfallen kann, weil mit Arbeitszeitverkürzung zusätzliche Rationalisierungseffekte bzw. Kostenersparnisse einhergehen.

Nach westlichen Erfahrungen machen letztere rund die Hälfte bis ein Drittel der Kosten für die Arbeitszeitverkürzung wett, so daß diese also mindestens 25 vH ausmachen könnte, ohne die ohnehin vereinbarten Kostensteigerungen insgesamt zu verändern. Selbst wenn man für den Osten von geringeren Rationalisierungseffekten ausgeht, scheinen also in einem Schritt 20 vH Arbeitszeitverkürzung oder 8 Stunden weniger von jetzt durchschnittlich 40 Wochen-Stunden möglich.

Bezogen auf das gegenwärtige Arbeitsvolumen im Osten heißt das rechnerisch Sicherung oder sogar Schaffung von 20 vH oder fast 1 Million Arbeitsplätzen, nach Abzug der erwähnten Produktivitätseffekte - die den Personalausgleich für die Arbeitszeitverkürzung reduzieren - de facto immerhin noch mindestens 0,7 Millionen.

Und trotz dieses nach westlichen Erfahrungen enormen Ausmaßes an Arbeitszeitverkürzung und Beschäftigungseffekten steigt das individuelle Nominaleinkommen weiter bzw. sinkt das Realeinkommen nicht. Die ohnehin unausweichliche Anpassung der Ost-Einkommen erhöht also die Potentiale der Arbeitszeitverkürzung erheblich - solange die Anpassung noch nicht vollendet ist. Auch dieses besondere Potential ist eine einmalige "historische" Chance, die man entsprechend nutzen sollte.

Sie beschränkt sich aber nicht auf 1993, so daß in 1994 und auch danach im Metallbereich wie in anderen Bereichen die vorher begonnene Arbeitszeitverkürzung fortgesetzt oder auch - soweit in 1993 nicht durchgesetzt - nachgeholt werden kann. Denn selbst 1994 ist entgegen einer weitverbreiteten Auffassung die volle Anpassung der Arbeitseinkommen an das Westniveau noch nicht erreicht.

Auch nach der vertraglich vorgesehenen "einhundertprozentigen" Anpassung der Osttarife an das westliche Tarifniveau wird z. B. im Bereich der Metallindustrie am 1. 4. 1994 nach Angaben der IG Metall der Ostlohn immer noch "nur" 80 vH des westlichen Metallverdienstes betragen. Der scheinbare Widerspruch wird aufgelöst durch die Tatsache, daß sich die bestehenden Anpassungstarifverträge im Osten auf das tarifliche Grundeinkommen beziehen, das im Westen normalerweise durch Zulagen und Zuschläge und ähnliches sowie schließlich durch übertarifliche Leistungen des Arbeitgebers beträchtlich erhöht wird, während letzteres gerade im Osten noch kaum oder gar nicht zutrifft.

Es kann deshalb kaum verwundern, wenn nach Berechnungen des WSI-Tarifarchivs die Arbeitseinkommen z. B. in der Metallindustrie Sachsens zum 1. 4. 1993 nur 56 vH der in der Metallindustrie Bayerns gezahlten Effektivverdienste betragen werden, nachdem sie Mitte 1992 erst gut 51 vH betragen haben.

Als Zielmarke des auf zwei bis maximal drei Jahre zu veranschlagenden Prozesses einer allgemeinen Arbeitszeitverkürzung im Osten werden 75 vH des westlichen Arbeitszeit-Durchschnitts vorgeschlagen, womit also ein beträchtlicher Teil des heutigen östlichen Arbeitsvolumens gesichert oder sogar zusätzlich geschaffen werden kann. Aber dieses 75 vH- Zeitniveau bedeutet tendenziell auch ein allgemeines Niveau der Arbeitseinkommen von 75 vH des Westens. Das sind zwar rund 20 vH mehr als heute, aber eben auch fast genausoviel weniger als im Westen. Dieses Gefälle ist zweifellos durch weitere Anpassungsprozesse zu überwinden.

Dabei stellt sich ein Teil dieser weiteren Anpassungsprozesse über die Beschäftigungseffekte der Arbeitszeitverkürzung im Osten automatisch ein, nur eben nicht auf der individuellen Einkommensebene, sondern auf der Ebene der Haushaltseinkommen im Osten. Denn gesicherte oder zusätzliche Beschäftigung bedeutet auch, daß das Haushaltseinkommen stabilisiert oder sogar erhöht wird.

Jetzt sinkt ohne Arbeitszeitverkürzung das Haushaltseinkommen im Osten in sehr vielen Fällen wegen der Arbeitsmarktprobleme rapide, weil von früher regelmäßig zwei erwachsenen Beschäftigten in einem Haushalt mindestens einer Kurzarbeit eingehen mußte oder sogar arbeitslos wurde. Doch kann diese Entwicklung dort, wo noch eine Erwerbsperson vorhanden ist, durch mehr Beschäftigung aufgrund von Arbeitszeitverkürzung besser gebremst werden als durch einhundertprozentige Angleichung des einen individuellen Arbeitseinkommens an das Westniveau (zweimal 75 vH sind 50 vH mehr als einmal 100 vH).

Schließlich trägt zum weiteren Ausgleich des Einkommensgefälles zwischen Ost und West auch die - noch - im Osten höhere Erwerbsquote der Frauen bei.

Ein anderer Teil der weiteren Anpassungsprozesse kommt dagegen nach diesem Vorschlag aus dem Westen, und zwar durch dort ebenfalls nötige, wenn auch anders zu realisierende Arbeitszeitverkürzung. Nötig ist diese Arbeitszeitverkürzung im Westen nicht als Solidaritätsgeste für den Osten zum Abbau der eben genannten Einkommensdifferenz von 25 vH, sondern aus arbeitsmarktpolitischen Problemen des Westens selbst: Neben der vorhandenen Arbeitslosigkeit und weiteren Belastungen von der Angebotsseite (zunehmende Weltmarkt-Konkurrenz usw.) und von der Nachfrageseite des Arbeitsmarkts (steigende Frauenerwerbsneigung im Westen, Aussiedler und "Arbeitskontingente" aus dem ehemaligen Ostblock u.ä.) wird die oben schon erwähnte Verdrängung von westdeutschen Produkten durch ostdeutsche wirksam, die um so stärker werden muß, je ernsthafter man insbesondere den industriellen Aufbau im Osten betreibt.

Vor diesem Hintergrund wird für den Westen ebenfalls eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung für alle in großen Schritten vorgeschlagen: Der in 1993 (und in den Folgejahren) zu erwartende zuwachsende Verteilungsspielraum von gut 5 vH, zusammengesetzt aus mindestens dem Preisanstieg von rund 3,5 vH und dem Produktivitätsanstieg von rund 1,5 vH, soll nur bei den unteren Einkommensgruppen in Barlohnerhöhungen fließen und dort auch nur den Preisausgleich herstellen. Deren Reallohn soll also konstant bleiben, während er bei den oberen Einkommensgruppen sinkt, wenn dort der Nominallohn unverändert bleibt.

Der Preisausgleich für die unteren Einkommen "kostet" ungefähr 1,5 vH des Verteilungszuwachses, wenn man davon ausgeht, daß diese Gruppe weniger als die Hälfte aller Arbeitnehmer ausmacht. Alles andere an Zuwachs soll in Arbeitszeitverkürzung fließen. Für das Auffangen der Kosten von Arbeitszeitverkürzung, die vom notwendigen Personalausgleich verursacht werden, verbleiben also fast 4 vH des oben genannten Verteilungszuwachses, der wegen der schon erwähnten besonderen Produktivitätseffekte von Arbeitszeitverkürzung einen Verkürzungsschritt von 5 bis 6 vH ermöglicht. Das bedeutet in Westdeutschland gesicherte oder sogar neu geschaffene Arbeitsplätze in Höhe von rund der Hälfte des Arbeitszeitverkürzungsvolumens, also von mindestens 600 000 Personen.

Wenn dieser Schritt in den nächsten drei Jahren wiederholt wird - und auch das gehört zum hier unterbreiteten Vorschlag -, ist ein entsprechend höherer Beschäftigungseffekt erzielt und ein Arbeitszeitniveau erreicht, das weitgehend mit dem oben genannten 75 vH-Anteil des heutigen Niveaus identisch ist. Der Reallohn der unteren Einkommensgruppen ist dann trotzdem konstant geblieben; der Reallohn der oberen Einkommensgruppen ist um ungefähr 14 vH gesunken. Zum Vergleich: In den 80er Jahren ist das durchschnittliche Arbeitseinkommen für alle auf der realen Ebene nur wenig gestiegen (um 6,3 vH), in der Zeitspanne von 1980 bis 1985 war er sogar für alle um 5,5 vH gesunken.

Für manchen mag an dieser Stelle - trotz des Vergangenheitsvergleichs, der den mit der Arbeitszeitverkürzung verbundenen Einkommenseffekt relativiert, und trotz des beachtlichen Beschäftigungseffekts - die Zumutbarkeitsgrenze dieses Vorschlags schon überschritten sein. Aber er muß allein aus beschäftigungspolitischen Gründen weiter gereizt werden, weil zumindest für einzelne Bereiche und Personengruppen die Beschäftigungseffekte der allgemeinen Arbeitszeitverkürzung nicht ausreichen oder zu spät kommen. Für sie soll deshalb eine spezielle Arbeitszeitverkürzung über die allgemeine hinaus, im Extremfall bis zu 50 vH, vorgeschlagen werden. Und auch dafür läßt sich - vielleicht überraschend - eine vertretbare Lösung finden, obwohl die noch stärkere Verkürzung einen Lohnausgleich eigentlich unmöglich macht.

4. Spezielle Arbeitszeitverkürzung

Wenn in bestimmten Beschäftigungsbereichen Entlassungen von erheblichen Teilen der Belegschaften in einem kurzen Zeitraum drohen, können diese selbst von kräftiger allgemeiner Arbeitszeitverkürzung nicht mehr verhindert werden. Die Entlassenen können wegen der allgemeinen Arbeitszeitverkürzung allenfalls darauf hoffen, vom Personalausgleich in anderen Bereichen aufgenommen zu werden - wenn die Qualifikation paßt oder zwischen Entlassung und Wiedereinstellung angepaßt wird.

Sind aber solche Anpassungsmaßnahmen aus Altersgründen, aus Zeitbedarfsgründen u. a. absehbar schwierig, sollen sogar die ursprünglichen Qualifikationen möglichst erhalten werden, hilft nur eine Lösung: die Entlassung vermeiden, indem zumindest vorübergehend bis zu besseren Zeiten das drastisch reduzierte Arbeitsvolumen gleichmäßig auf alle Köpfe verteilt wird und damit tendenziell auch die Lohn- und Gehaltsumme.

Tatsächlich wird genau dies - ohne bis heute von der (west)deutschen Öffentlichkeit recht wahrgenommen zu werden - schon praktiziert, und zwar in Ostdeutschland gleich in drei Bundesländern zur Vermeidung sonst anstehender Massenentlassungen an Lehrern. In Brandenburg wurden die Lehrer vor die Wahl gestellt, entweder aus dem Dienst auszuscheiden oder eine Zweidrittelstelle mit entsprechendem Gehalt zu akzeptieren. In Sachsen und Sachsen-Anhalt wird eine zeit- und einkommensmäßig "verkürzte" Stelle seit kurzem den dortigen Lehrern in Anlehnung an die erfolgreiche Erfahrung in Brandenburg zumindest als Wahlmöglichkeit angeboten. In allen Fällen wurde dies zwischen Landesregierung und zuständiger Gewerkschaft einvernehmlich vereinbart. Und in allen Fällen bedeutet die mit der Arbeitszeitverkürzung verbundene Kürzung des Einkommens keinen absoluten Einkommensverzicht, sondern nur eine Verkürzung des Anspruchs auf die 100 vH-Anpassung an das westliche Lehrer-Einkommensniveau. Tatsächlich steigt das De-facto-Einkommen dieser ostdeutschen Lehrer im Zuge des andauernden allgemeinen Einkommens-Anpassungsprozesses noch weiter an. Aber dieses Vorgehen beim Einkommen ist historisch nur einmalig möglich, solange der Anpassungsprozeß noch nicht beendet ist.

Dieses Modell kann mit Modifikationen im Rahmen des andauernden Anpassungsprozesses in Ostdeutschland auf weitere Bereiche des öffentlichen Dienstes ebenso übertragen werden wie auf gewerbliche bzw. industrielle Bereiche, in denen sonst bald auch Massenentlassungen drohen. In den verbliebenen Treuhandbetrieben, die ohnehin die arbeitsmarktpolitischen Sorgenkinder im Osten sind, ist z. B. ab sofort ein befristetes Einfrieren der jetzt gezahlten Arbeitseinkommen und ein Umlenken aller vereinbarten Lohnerhöhungen in Arbeitszeitverkürzung auf bis zu 50 vH der täglichen Arbeitszeit denkbar, ohne daß die Betriebe mehr als die vereinbarten Kostenerhöhungen tragen und ohne daß die Arbeitnehmer auf weitere Steigerungen ihrer Gesamteinkommen verzichten müssen.

Die Lösung liegt in nicht vom Betrieb gezahlten Lohnersatzleistungen, die zum individuellen eingefrorenen Arbeitseinkommen hinzukommen, also Kurzarbeitergeld, Leistungen für AB- und Qualifizierungsmaßnahmen und ähnliches einschließlich von Lohnkosten-Subventionen. Insbesondere ist vorstellbar, die individuelle Arbeit im Betrieb auf vier Stunden zu veranschlagen und im selben Betrieb anschließend etwa zwei Stunden Qualifizierungs- oder AB-Maßnahmen durchzuführen. Beides zusammen würde nicht nur die oben erwähnte 75 vH-Einkommensgrenze in etwa erreichen. Beides hätte auch noch qualitative Vorteile, z. B. die Erhaltung der Einheit von Arbeit und arbeitsbezogenem Lernen im Betrieb, während die jetzt praktizierten Qualifizierungsmaßnahmen außerhalb des Betriebes oft weder Qualität noch Umsetzungsperspektive aufweisen.

Ein anderes praktisches Beispiel für solche Formen spezieller Arbeitszeitverkürzung kommt aus dem Westen, und zwar als "alternative" Lufthansa-Lösung. Bekanntlich ist im vergangenen Jahr zwischen Lufthansa-Management und ÖTV insbesondere die Entlassung bzw. die Nichtübernahme eines Teils von Arbeitnehmern und Auszubildenden sowie die befristete Festschreibung der Lohnsumme vereinbart worden. Statt dessen hätten auch - so die alternative Lösung - Einkommen und Arbeitszeit für alle Lufthansa-Beschäftigten soweit gekürzt werden können, bis das Kostenvolumen der ganzen Belegschaft den vereinbarten festgeschriebenen Betrag erreicht hätte.

Weniger Arbeitszeit hätte nicht nur gleichbleibende Beschäftigung innerhalb der Lufthansa bedeutet, sondern vielleicht auch mehr Sicherheit für die Passagiere. Und deutlich weniger Einkommen wäre wahrscheinlich akzeptiert worden, selbst wenn die Einkommenskürzung aus sozialen Gründen auf die oberen Einkommensgruppen konzentriert worden und damit dort höher ausgefallen wäre als die Arbeitszeitverkürzung. Zugleich hätten auch die von Lufthansa bezahlten Qualifikationen zumindest für die nächste Zeit weiter an den Betrieb gebunden und per se erhalten werden können. Mit anderen Worten: Sehr viel mehr Nachteile als die gefundene Lösung, die ja zugegebenermaßen von allen Beteiligten angesichts einer besonderen Problemlage keine "orthodoxe" sein sollte oder konnte, scheint die Lösungsvariante Arbeitszeitverkürzung nicht zu haben.

Man muß deshalb gespannt sein, wie Arbeitgeber und Gewerkschaften bald im Fall der Stahlindustrie vorgehen wollen. Dasselbe gilt für die Automobilindustrie, wo sich, nach etlichen Ankündigungen und Prognosen zu urteilen, ein noch größerer Personalabbau von rund 50 000 Arbeitsplätzen auf Branchenebene (und ähnlichen Dimensionen in vorgelagerten Bereichen) realisieren kann - und die Maschinenbauindustrie und weitere Bereiche. Sie alle sind denkbare Fälle für spezielle Arbeitszeitverkürzung von zumindest befristeter Dauer, weil damit ein erheblicher Personalabbau verhindert und damit auch eine befürchtete endgültige Entwertung von Qualifikationen mit bleibenden Folgen zu Lasten der Branchen wie vielleicht der ganzen Volkswirtschaft vermieden werden kann. Branchenspezifische Aspekte wären selbstverständlich in allen genannten Bereichen zu beachten, so daß verschiedene Modelle der spezifischen Arbeitszeitverkürzung durchaus nebeneinander denkbar sind.

5. Gesellschaftliche Akzeptanz

Zur Durchsetzbarkeit beider Formen von Arbeitszeitverkürzung ist zu sagen: Zwar sind viele Gewerkschaften bzw. etliche Beschäftigungsbereiche in Sachen Arbeitszeitverkürzung durch Tarifverträge und darunter teilweise langfristige Stufenpläne gebunden. Tatsächlich gibt es aber nach Auskunft des WSI-Tarifarchivs in 1993 im Westen für immerhin knapp 60 vH aller (von Tarifverträgen erfaßten) Beschäftigten keine Bindung bzw. existieren Kündigungsmöglichkeiten für bestehende Verträge; im Osten sind es schätzungsweise weniger, vielleicht knapp die Hälfte. Und das Lufthansa-Beispiel zeigt, daß in Notlagen auch gegebene Verträge neu geöffnet und geändert werden können.

Die Arbeitgeber fordern seit längerem "Öffnung" der Lohnerhöhungsbindungen; warum sollen die Gewerkschaften nicht Öffnung von Arbeitszeitbindungen fordern? Hinzu kommt: Der öffentliche Dienst in den neuen Bundesländern - und bei den Ländern ist ohnehin der Großteil des öffentlichen Personals angesiedelt - kann das Brandenburg-Modell vervielfachen, zumal dort andernfalls bald ein erheblicher Abbau des sogenannten personellen Überhangs über das westliche Besetzungsniveau hinaus ansteht. Und auch im westlichen öffentlichen Dienst könnten zumindest im Rahmen der quantitativ nicht zu unterschätzenden normalen Fluktuation neue Stellen nur noch auf der 6-Stunden-Basis angeboten werden.

Und schließlich steht es jedem öffentlichen wie privaten Arbeitgeber frei, in seinem Betrieb möglichst günstige Voraussetzungen für individuell gewünschte, befristete oder dauerhafte Arbeitszeitverkürzungen in verschiedener Form zu schaffen, wovon ebenfalls erhebliche Beschäftigungseffekte ausgehen können.

Wieweit öffentliche wie private Arbeitgeber allerdings überhaupt mit sich verhandeln lassen - wenn sie schon wahrscheinlich nicht freiwillig tätig werden - sei dahingestellt. Optimistisch könnte immerhin stimmen, daß der Widerstand der Arbeitgeber zu Forderungen nach Arbeitszeitverkürzung in der Vergangenheit offenbar "nur" ideologisch und nicht etwa ökonomisch begründet ist; denn so wie früher eine zusätzliche Kostenbelastung von Arbeitszeitverkürzung durch Anrechnung des Beschäftigungseffektes auf den Verteilungsspielraum letztlich nicht eintrat, wird sie genausowenig bei Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich gegeben sein.

Auch sind kürzere individuelle Arbeitszeiten und bei Bedarf längere Betriebslaufzeiten sehr wohl miteinander vereinbar: durch Einführung zusätzlicher Arbeitsschichten u. ä. organisatorische Maßnahmen. Jedenfalls werden sich die Arbeitgeber dem Verhandeln schwerlich entziehen können, wenn von der gewerkschaftlichen Gegenseite entsprechender Verhandlungsdruck erzeugt wird.(. . .)

Stadt schafft weitere "Geschirrmobile" an

FRANKFURT-OST. Die Stadt wird bis zum Sommer zwei weitere Geschirrmobile anschaffen und dann über acht solcher Wagen verfügen. Das berichtete Stadtrat Tom Koenigs auf eine Anfrage des SPD- Stadtverordneten Lothar Birzer (Fechenheim). Ehemalige Langzeitarbeitslose, die im Projekt "Porzellan statt Plastik" des Vereins "Werkstatt Frankfurt" tätig sind, sollen auch die neuen Mobile betreuen.

Es habe sich als positiv erwiesen, die Verantwortung an diese Gruppe zu übertragen, schrieb Koenigs auf Birzers Anfrage. Die Geschirrmobile seien so jederzeit einsatzbereit. Der Stadtrat empfiehlt Veranstaltern, besonders in den Sommermonaten rechtzeitig ihren Bedarf anzumelden. Für Aktionen mit weniger als hundert Gästen könne auch nur das Porzellan zur Verfügung gestellt werden. bay

Von der Festlegung lösen Skulpturen von Andreas Helm im Café "Dezentral"

OSTEND. Mit den Skulpturen und Zeichnungen von Andreas Helm ist der Ausstellungszyklus des Kunstvereins "Freigehege" vorerst beendet. "Wir suchen schon eifrig nach weiteren jungen Künstlern, die mit uns zusammenarbeiten wollen", sagte Helm zur Eröffnung im "Dezentral". Der ständige Austausch mit anderen Freizeitkünstlern im Verein sei "ein wichtiger Antrieb zum Weitermachen". Nicht selten müsse er sich jede freie Minute für sein Hobby hart erkämpfen. "Die Arbeit frißt einen schneller auf, als man denkt."

Der Kunstpädagoge steht auf Gefühl. "Ich will, daß der Betrachter fühlt, was ich meine", setzt er zur Erklärung seiner Skulpturen und Zeichnungen an. Helm stellt keine konkreten Bezüge zur Umwelt her, will keine Sozialkritik üben. Er betritt mentale Räume, in denen Gefühle und Stimmungen zum Tragen kommen. Die heutige Welt, so lautet seine Philosophie, sei nicht von Bestand.

Und so versucht er, in seiner künstlerischen Arbeit nur aus sich selbst zu schöpfen: ohne Hilfsmittel, ohne doppelten Boden. Er ist noch längst nicht am Ende dieses steinigen Weges angekommen. "Erst seit kurzem löse ich mich von den erlernten und festgelegten Inhalten meines Studiums".

Die sitzende Figur "Deformation II" (1992) zeugt von seinem Versuch, endgültig den klar abgesteckten Rahmen seiner Bildhauer-Ausbildung zu sprengen, die er an der Frankfurter Johann-Wolfgang- Goethe-Universität absolvierte. Und so vernachlässigt er bei seiner Figur aus Beton ästhetische Grundsätze. Er legt auch keinen Wert darauf, die Proportionen der Körperteile hundertprozentig herauszuarbeiten.

Der Oberkörper der Skulptur "Deformation II" ist seitlich verdreht, ein zu langer Arm diagonal über die Beine gespannt. Die Körperhaltung spricht mehr von Schmerz denn von Entspannung. Helm verzichtet darauf, Gesichtpartien detailgenau wiederzugeben. Seine älteren Arbeiten seien wesentlich perfekter, meint der Freizeitkünstler selbstkritisch, aber nicht so spannend gewesen.

Früher gestaltete Helm zumeist kompakte, rundliche Skulpturen. "Reife Frucht" (Speckstein/1990) erinnert an einen geschälten Avocadokern. "Deformation I" (1989) stellt eine Frau dar, die aus einer runden Frucht emporsteigt. Damals suchte Helm noch nach dem Urquell des Lebens und wollte den Rhythmus von Wellen im Stein fixieren. Der Kunstpädagoge versucht seine sinnliche Wahrnehmung zu präzisieren und seinen Kunstbegriff durch Naturbeobachtungen zu erweitern. So wird das gestörte Verhältnis zwischen Natur und Mensch immer stärker zum zentralen Thema.

Andreas Helms Ausstellung "Explosion, Implosion und Welle" ist bis zum 16. März zu sehen. Das Café "Dezentral", Sandweg 131 (Hinterhof), ist montags, dienstags und donnerstags von 20 bis 23 Uhr geöffnet. tin

1600 Tänzer tanzen um den Hessen-Titel

FRANKFURT A. M. Die Arbeitsgemeinschaft Sachsenhausen der Tanzsportvereine ist am Samstag und Sonntag, 6./ 7. März, Ausrichter der Hessischen Meisterschaften im Gardetanzsport in der Stadthalle Offenbach. Auf dem Programm stehen etwa 220 Tänze für die rund 1600 Teilnehmer, unter ihnen zahlreiche Gruppen, Paare und Solisten aus der Mainmetropole. Turnierleiter ist Theo Schramm aus Sachsenhausen, Cheftrainer des federführenden Majoretten- und Tanzsportclubs (MTC).

Anerkannt ist die Hessenmeisterschaft in Offenbach als Ranglistenturnier für den Deutschlandpokal und als Qualifikationsturnier zur Deutschen Meisterschaft. Zu den Titelfavoriten zählen die "Pyranias" Sachsenhausen, die derzeit erfolgreichste Gardetanzgruppe Europas. dixi

1.

Im Bürgertreff Depot AW servierte Gästen nicht nur Heringe

OBERRAD. Zum Heringsessen hatte der Ortsverein Oberrad der Arbeiterwohlfahrt (AW) in den Bürgertreff Depot eingeladen. Für die etwa 250 Gäste hatte die AW ein buntes Programm zusammengestellt. Die Tanz- und Gymnastikgruppe des Vereins wartete mit kurzen Balletteinlagen auf. Die Gruppe verstand es, etwas von der eigenen Freude am Tanzen zu vermitteln, und forderte die Besucher zum Mitschunkeln auf. Ebenfalls Tanz - etwas jünger und schneller - bot die Kindertanzgruppe der Falken mit einem Discostep und einem Märchentanz.

Erinnerungen an die zurückliegenden tollen Tage weckte der zehnjährige Rene, der über seine Sorgen klagte, die er mit den Erwachsenen habe. Den Kehrvers des Vortrages "Kinder haben's wirklich schwer" sprach das Publikum bald mit.

Die Oberräder SPD war ebenfalls vertreten: Ihre Kandidaten verteilten vom Ortsverein gestiftete Brezel und nutzten die Gelegenheit, mit den Wählern ins Gespräch zu kommen. Der Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch ermunterte die Zuhörer, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Busch machte sein Anliegen deutlich, für eine hohe Wahlbeteiligung zu kämpfen. "Wenn Sie glauben, meine Partei aus verschiedenen Gründen nicht wählen zu können, dann geben Sie Ihre Stimme zumindest einer der anderen demokratischen Parteien."

Gern gegessen wurden dann die Heringe, die mit Kartoffeln serviert wurden, und die Hausmacherwurst, die es für die Gäste gab, die keinen Fisch mögen. mab

Über Musik das Fremde kennenlernen Gegen Rassismus: Verein türkischer Jugendlicher gewann die Rodgau Monotones

FRANKFURT A. M. Musik aus fünf verschiedenen Kulturkreisen ertönte kürzlich im großen Saal des Bürgerhauses Nordweststadt. Unter dem Motto "Jugend gegen Rassismus" waren mehr als 300 Besucher gekommen, um Musikgruppen mit ihrer jeweiligen Stilrichtung zu hören.

Veranstalter war der Verein türkischer Jugendlicher in Frankfurt. Dafür hatten sogar die "Rodgau Monotones" zugesagt, die ihre populären hessischen Texte und deutschen Ohren vertraute Töne rockten. Doch nur wenige der Besucher konnten die Band hören - die meisten kamen erst später.

"Rembetiko" aus Griechenland boten die "Prosechos". Ihre rhythmische Musik forderte zum Mitmachen auf - bald tanzten die Zuhörer im Saal. Begeisterung löste auch die Rock-Blues-Band "Empty Pocket" aus, deren Leadsänger schon vor Jahren aus London nach Deutschland kam. Die "Sunshine Steelband" wartete mit karibischer und südamerikanischer Musik auf, bevor Yurdun Sesi mit türkischen Volksliedern dem Abend einen schönen Abschluß gab.

Fremdenfeindlichkeit im Alltag und in der Schule, aber auch Freundlichkeit Fremden gegenüber bildeten den thematischen Rahmen, den Yasemin Arkan zwischen den Auftritten der Bands moderierte. Aufgeschlossenheit dem gegenüber, was unbekannt ist, wollten die Veranstalter mit ihrem Konzert fördern. "Wir wollen uns nicht isolieren", betonte Achil Demirtas vom Verein türkischer Jugendlicher, "wir möchten vielmehr zeigen, daß es interessant ist, sich über andere Kulturen zu informieren." Mit Hilfe der Musik und des Tanzes sei das Kennenlernen am leichtesten. Es sei eben wertvoller, etwas miteinander zu tun als gegeneinander. So könne es gelingen, das Denken des anderen zu verstehen.

Demirtas sagte, das Wort Ausländer etwa gefalle ihm überhaupt nicht. Die meisten Mitglieder des Vereins türkischer Jugendlicher seien in Deutschland geboren und fühlten sich dort heimisch: "Wir sind sozusagen Einheimische aus fremden Kulturen." Selbstverständlich ergäben sich aus dem vorgestellten gemeinsamen Leben auch politische Forderungen. Das Wahlrecht für Ausländer und die Möglichkeit einer doppelten Staatsangehörigkeit gehörten dazu. So könnten sich Ausländer im gesellschaftlichen Leben in Deutschland engagieren ohne die eigene Identität zu verlieren. Demirtas: "Wir wollen gesellschaftlich, kulturell und politisch tätig sein. Wir wollen uns nicht isolieren."

Der Verein türkischer Jugendlicher bemühe sich, offen zu sein für Anfragen Außenstehender, will aber auch die Situation in der Türkei den Deutschen verständlich machen. Vorträge, etwa über den wirtschaftlichen Status der Frau in der heutigen Türkei, gehörten ebenso dazu wie Unterricht an verschiedenen Musikinstrumenten.

Einmal in der Woche treffen sich die rund fünfzig Mitglieder, klönen miteinander, planen gemeinsame Aktionen. Die "erste Generation" des 1977 gegründeten Vereins ist dabei zu Rat und Tat bereit. Die Besucher des Konzertes nutzten die Gelegenheit, sich unvoreingenommen verschiedenen Musikkulturen zu nähern. So ist das Vorhaben der Veranstalter geglückt, über die gemeinsame Lust an der Musik das Fremde kennenzulernen. mab

FEUILLETON 7

Lieblingsautor: Tucholsky SPD-Reihe "Kultur in Eschersheim" bot Rezitationen

ESCHERSHEIM. Zu Barney B. Hallmanns Lieblingsautoren zählt Kurt Tucholsky. Der Rezitator aus Kiel trägt deshalb gerne dessen Gedichte und Satirestücke vor. "Wenn schon Tucholsky, dann muß man auch Farbe bekennen", meinte er und band sich ein knallrotes Halstuch um.

Hallsmann ist Autodidakt in diesem Metier. Sein Geld verdient er als Beamter. In Rezitationen, seinem Hobby, übt er sich seit zehn Jahren; seit etwa fünf bis sechs Jahren tritt er vor größerem Publikum auf. Er will noch besser und bekannter werden: Arbeit gehört dazu, Sprach- und Schauspieltechniken sind Voraussetzung. Zu seinem Repertoire gehören auch Texte von Büchner, Hesse, Ossietzky, Ringelnatz und Kästner.

Hallmann wußte sein Publikum zu fesseln. Überzeugend unter anderem sein "völlig blauer" Gemüseladenbesitzer, der im Berliner Wahlkampf der Weimarer Republik auf Versammlungen staatsbürgerliche Erkenntnisse sammelt. Zuweilen ersetzt Hallmann Textstellen durch aktuelle Bezüge. So wurde aus der unter "kaiserlichem Zwang" eine unter "alliiertem Zwang" gegründete Republik. Und im Gedicht über die Sozialdemokratie ("wie ein Radieschen - außen rot und innen weiß") erschienen bei ihm die Namen Engholm, Klose und Renger.

"Man hat nicht immer ein historisch informiertes Publikum", erläutert er dazu, "und bis auf solche Kleinigkeiten sind Tucholsky-Texte ja heute mehr als aktuell." Hallmann macht das Rezitieren sichtlich Spaß - und den vermittelt er auch seinem Publikum im Clubraum des Hauses Am Brückengarten 9 a.

Eingeladen zu diesem Literatur-Vormittag hatte der SPD-Ortsverein Eschersheim. Die Matinee gehört zu der Reihe "Kultur in Eschersheim". In diesem Programm hatten sich in Eschersheim bereits die Schriftsteller Valentin Senger und Herbert Stettner vorgestellt, außerdem war der Talkmaster und Liedermacher Diether Dehm (SPD) aufgetreten.

Ortsvereinsvorsitzender Karl Semmelbauer hatte unter den Gästen besonders die Stadtverordneten Ursula Trautwein und Rainer Henze sowie Ortsbeiratsmitglied Beatrix Henze begrüßt. Er freue sich, sagte er, daß so viele Gäste in den Club gekommen sein, obwohl es in Eschersheim zur gleichen Zeit eine weitere Veranstaltung gebe.

In den Pausen zwischen den Rezitationen bot der SPD-Ortsverein einen Imbiß an, zur Nachkarnevalzeit passend ein Heringsessen. Mitglieder des Ortsvereins hatten dazu einige Schüsseln voll der delikaten Speise gespendet. Die Gäste hatten die Auswahl zwischen verschiedenen Zubereitungsarten, die aber offenbar alle gleich gut mundeten.

Semmelbauer versprach, die Reihe "Kultur in Eschersheim", die inzwischen gut angekommen sei bei den Bürgern, bald fortzusetzen. li

Vor der Kommunalwahl in der Stadtteil-Rundschau: Die Bilanz des Ortsbeirats 9 Große Umstände bei Verkehrsfragen

FRANKFURT-NORDWEST. Im Herbst wollten die Mitglieder des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) die Fußgängerüberwege über die Eschersheimer Landstraße in Höhe der Malßstraße sicherer machen. Zwei Anträge standen dazu auf der Tagesordnung, einer von der CDU-, einer von der Grünen-Fraktion. Lange diskutierten die Politiker, um einen Kompromiß zu finden. Vergeblich. Ein Abgeordneter fehlte - beide Anträge wurden bei Stimmengleichheit abgelehnt.

Beobachtern mag das peinliche Procedere symptomatisch für die Arbeit des Gremiums erscheinen - auch wenn solche Patts nur selten vorkommen. Die Mehrheit haben CDU und FDP. Typisch aber ist das Verhältnis zwischen Diskussion und Ergebnis.

Vier Jahre lang debattieren die Abgeordneten einmal monatlich über die Verkehrsberuhigung. Eigentlich wollten sie in dieser Zeit elf Wohnviertel in Tempo-30-Zonen verwandeln. Inzwischen stehen nur die Pläne für die Dornbusch- Siedlung - ohne die Sperre in der Fritz- Tarnow-Straße allerdings, die Bewohner in einer Anhörung einhellig und lautstark gefordert hatten. An den Vorschlägen für weitere drei Viertel arbeiten zwei Ingenieurbüros.

Die Pläne sind fertig, eine Entscheidung des Ortsbeirats steht seit Herbst vergangenen Jahres aus. In vier Quartieren sollen nur Schilder und Kölner Teller dafür sorgen, daß Autos langsamer fahren. Büros wurden in diesen Fällen gar nicht eingeschaltet. Mehr hat sich nicht bewegt; sichtbare Veränderungen gibt es, im Gegensatz zu anderen Ortsbezirken, überhaupt noch nicht. "Verzögerung" und "Verschleppung" werfen Bürgerinitiativen in der Kirchhainer Straße und in der Kurhessenstraße darum dem Ortsbeirat vor (siehe Kasten) - und auch die zweiköpfige Fraktion der Grünen ist sauer.

90 Prozent der Ortsbeiräte empfinde "Schwellen und Umwege als Schikane", schreiben die Abgeordneten Freya Linder und Peter Steinberg in ihrer Wahlzeitung. Verantwortlich ist ihrer Meinung nach also nicht nur die CDU, sondern auch die SPD. "Absurd" seien auch Forderungen der SPD, in Alt-Eschersheim und Ginnheim lediglich Tempo-30-Schilder aufstellen zu lassen. "Der Ortsbeirat 9 schert aus der Tempo-30-Zonen-Planung aus!", betitelten die Grünen ihre Presseerklärung zu diesen SPD-Anträgen, die gegen die Grünen angenommen wurden.

Von diesem Vorwurf wollen die Sozialdemokraten jedoch nichts wissen. "Verkehrsberuhigung geht auch mit einfachen Mitteln", meint Karl Semmelbauer, Fraktionsvorsitzender der SPD. Sperren und eine veränderte Verkehrsführung - gefordert von den Grünen und den Bürgerinitiativen - "drängen doch den Verkehr nur auf die Hügelstraße und die Eschersheimer Landstraße".

Daß sich der Ortsbeirat 9 "sehr schwer" getan hat mit der neuen Aufgabe, das Tempo der Autos in den Wohnvierteln zu drosseln, gesteht aber auch Semmelbauer ein. Wer ist schuld? "Die CDU hat sich am Anfang klar gegen die Verkehrsberuhigung verhalten", sagt Semmelbauer. "Unsinnig" war seiner Meinung nach die Umfrage zur Verkehrsberuhigung im westlichen Eschersheim, die die CDU gegen die rot-grüne Opposition durchsetzte. Nach langen Diskussionen sei nicht mehr als ein "Bruchteil der Bögen" zurückgekommen. Semmelbauer: "Die Bürger, die interessiert sind, die melden sich auch in einer Anhörung!"

Zufrieden ist nur die CDU - damit, daß die Grünen "mit ihrer radikalen Lösung abgeblitzt sind", so der Fraktionsvorsitzende Hans-Günter Müller. Zufrieden, daß der Ortsbeirat "so gründlich arbeitet, daß es bei uns kein Fiasko à la Bornheim gibt".

Außerdem: "Die ersten beiden Zonen waren beachtlich groß", sagt Müller. "Wir sind sehr viel weiter, als man meint." Manchmal aber einigen sich auch die Freizeitpolitiker im Ortsbeirat 9. Daß der "Neuner" trotz aller peinlichen Verkehrs- Debatten etwas geschafft hat - davon sind alle Fraktionen überzeugt. Die CDU ist froh darüber, daß die Ziehenschule erweitert wird (auf Drängen des Ortsbeirats). Über das neue Feuerwehrhaus in Ginnheim freut sich die SPD. Die Grünen sind zufrieden mit der Fahrrad-Verbindung, die demnächst östlich der Eschersheimer Landstraße entlang in die Innenstadt führen wird.

Einig in der Betroffenheit waren sich die Stadtteilparlamentarier auch am 26. November letzten Jahres: An diesem Tag starb Gerda Sklorz. Die resolute Christdemokratin hatte dem Gremium seit seiner Gründung vor 20 Jahren angehört und ihm seit 1989 vorgestanden. sen

"Der Ortsbeirat 9 verschleppt und verzögert" Bürgerinitiativen "stinksauer"

FRANKFURT-NORDWEST. Wut und Enttäuschung - das ist die Bilanz der Bürgerinitiativen, die sich im Ortsbeirat 9 vier Jahre lang für Verkehrsberuhigung engagierten. "Der Ortsbeirat verschleppt und verzögert", ärgern sich die Anwohner, die sich im Viertel um die Kurhessenstraße für Verkehrsberuhigung starkmachen, und rüffeln: "Nichts ist passiert!"

Auch die Initiative "Kirchhainer Straße/Burgholzer Platz" ist unzufrieden mit dem Gremium. Seit Jahren arbeitet sie dafür, daß sich in ihrem Viertel, durch das der Durchgangsverkehr dröhnt, etwas ändert. "Die Parteien wollten die Verkehrsberuhigung gar nicht", moniert Gunter Westenberger, der nicht müde wird, sich in jeder Bürgerfragestunde nach dem neusten Stand zu erkundigen. Ein letzter Beschluß steht noch immer aus.

"Verhinderungspolitik" wirft die "Initiative der Bürger in Alt-Eschersheim" dem Gremium in einem offenen Brief an Planungsdezernent Martin Wentz vor. "Der Ortsbeirat 9, der sich ohnehin mit der Bürgerbeteiligung äußerst schwer tut, ist offensichtlich nicht bereit, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen durchzuführen", so die Kritik. Die Debatten sollen ihrer Meinung nach lediglich "hinhalten".

Abgeblitzt sind auch Anwohner, die in der Dornbuschsiedlung eine veränderte Verkehrsführung mittels einer Sperre in der Fritz-Tarnow-Straße forderten - dies ließ der Ortsbeirat nicht einmal vom beauftragten Planungsbüro BGS überprüfen.

Inzwischen mischen sich auch andere ein. Der Elternbeirat der Kindertagesstätte 89 Am Lindenbaum hofft auf "weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen". Deren Sprecher Christoph Rauschenberger: "Zwar wurden bereits Tempo-30-Schilder aufgestellt, aber tatsächlich hat der Verkehr dort eine deutlich höhere Durchschnittsgeschwindigkeit." sen

Giftige Abfälle abgeben Das städtische Schadstoffmobil ist wieder unterwegs

FRANKFURT-WEST. Die drei städtischen Schadstoffmobile sind auch im März wieder unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie säurehaltige Flüssigkeiten, Alt-Batterien, Chemikalienreste oder Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Müll wandern, sondern können vor Ort abgegeben werden.

Drei Stadtteile fahren die Schadstoffmobile am heutigen Donnerstag, 11. März, an: und zwar um 9 Uhr Griesheim (Bunker, Am Gemeindgarten), um 14 Uhr das südliche Westend (U-Bahn-Station Westend, Bockenheimer Landstraße/Freiherr von Stein-Straße), um 16 Uhr Kuhwald (Scherbiusstraße/Braunfelsstraße).

Die Rödelheimer können ihre Sonderabfälle am Mittwoch, 17. März, von 11 bis 12 Uhr, auf dem Parkplatz vor dem Rödelheimer Bahnhof loswerden.

Am Donnerstag, 18. März, liegt das südliche Westend auf der Route der Schadstoffmobile. Um 11 Uhr ist ein Fahrzeug an der U-Bahn-Station Westend an der Kreuzung Bockenheimer Landstraße/ Freiherr-vom-Stein-Straße. Ginnheim wird um 14 Uhr angefahren (unter der Rosa-Luxemburg-Brücke an der Ginnheimer Landstraße). Um 16 Uhr ist die Graebestraße (Wendehammer) in Alt-Praunheim an der Reihe, von 18 bis 19 Uhr das nördliche Westend am Betriebshof in der Eschersheimer Landstraße 247.

Die Ginnheimer werden erneut am Freitag, 19. März, bedient: Von 9 bis 10 Uhr an der Ginnheimer Landstraße (unter der Rosa-Luxemburg-Brücke).

In Rödelheim sind die Mitarbeiter am Dienstag, 23. März, von 9 bis 10 Uhr: Am Rödelheimer Parkweg gegenüber Haus Nummer 255. Zur gleichen Zeit hält ein anderer Wagen im Kuhwald an der Kreuzung Scherbiusstraße/Braunfelsstraße.

Zwei Schadstoffmobile halten am Dienstag, 23. März, von 11 bis 12 Uhr, im Westen: Im Gallus (Frankenallee/Rebstöcker Straße) und in Westhausen (Wendehammer).

Das Bahnhofsviertel liegt am Mittwoch, 24. März, auf der Route: um 11 Uhr der Betriebshof, Mannheimer Straße 119; Griesheim ist am Donnerstag, 25. März, dran: Um 11 Uhr, am Bunker (Am Gemeindegarten). *sen

Außer der CDU sind im Ortsbeirat 11 alle Parteien mit dem Erreichten zufrieden Autos beherrschten politische Debatte

FRANKFURT-OST. In Seckbach-Nord quält sich der Verkehr nicht mehr durch die Hofhausstraße; die Straßen rund um die Lurgi sollen im April von der täglichen Blechlawine befreit werden, in Fechenheim-Nord und im Riederwald gilt Tempo 30. Der Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Seckbach, Riederwald) war in der abgelaufenen Wahlperiode recht fleißig. "Wir können zufrieden sein", meinen denn auch Ortsvorsteher Peter Reinwart und die Fraktionsvorsitzenden von SPD, FDP und Grünen. Nur die CDU ist da ganz anderer Meinung: "Was haben die denn schon gemacht?", fragt Fraktionschef Dieter Kunzler und gibt sich die Antwort gleich selbst: "Nichts, nur viel Geld für ein Planungsbüro ausgegeben."

Bei den anderen Fraktionen im Ortsbeirat ernten die Konservativen für ihre Haltung schon lange nur Kopfschütteln. Konsequent blieb die CDU den Verkehrs- Arbeitsgruppen fern und boykottierte die Zusammenarbeit mit dem Darmstädter Planungsbüro Frank - Stete und Partner. "Die Planer wissen doch gar nicht, was die Bürger wollen", behauptet Kunzler.

Sie wußten es offensichtlich doch: Schließlich kamen viele Bürger regelmäßig in die Arbeitsgruppen und diskutierten mit Experten und Ortsbeiräten über ihre Wünsche. Ergebnis: Im Seckbacher Norden wurde der Verkehr beruhigt, der tägliche Feierabendstau in der Hofhausstraße umgeleitet; Kölner Teller und andere Hindernisse zwingen die Autofahrer, in den engen Straßen zu bremsen.

Ein weiterer Erfolg des Ortsbeirats: Im April wird der Seckbacher Süden beruhigt - gegen den Willen der dort beheimateten Firma Lurgi. Dem Unternehmen paßt es nicht, daß die Gelastraße dichtgemacht und die Gwinnerstraße von der Borsigallee aus Sackgasse wird. "Dann müssen die vielen Pendler halt demnächst einen Umweg fahren oder den öffentlichen Nahverkehr benutzen", setzt Reinwart auf die U-Bahnlinie 7 in Richtung Enkheim und auf die Verlängerung des 44er Busses von Fechenheim-Nord nach Seckbach.

Für die CDU-Fraktion bringen nur neue Straßen "wirklich Verkehrsberuhigung". Die Konservativen fordern vehement die Ortsumfahrung Bergen, um "die Autos auch aus Seckbach zu verdrängen", sagt Kunzler. Die anderen Fraktionen lehnen ab. "Dann käme noch mehr Verkehr auf die ohnehin schon überlastete Wilhelmshöher Straße", befürchtet FDP- Beirat Albrecht Reinhard.

Den umstrittenen Riederwaldtunnel allerdings befürwortet der Liberale. Und auch die SPD-Fraktion ist mittlerweile umgekippt - wenn auch mit "Bauchschmerzen", gibt Sozialdemokrat Reinwart zu. Anfangs der Wahlperiode sträubten sich die Genossen im "Elfer" noch gegen das Riesenprojekt am Erlenbruch, legten sich selbst mit dem Magistrat an. "Aber der Tunnel ist ja ohnehin nicht mehr aufzuhalten", sagt Reinwart heute und hofft auf Schadensbegrenzung. Der Schaden wird groß, prophezeit Thomas Dorn, der Fraktionsvorsitzende der Grünen. "Teufelsbruch und Erlenbruch, die einzigen Biotope in diesem Gebiet, werden völlig zerstört".

Ansonsten blickt der Grüne zufrieden auf die Zusammenarbeit mit SPD und FDP in Verkehrsfragen zurück. "Nur leider sind andere Themen zu stark in den Hintergrund gerückt." Beispielsweise "hätten wir ein größeres Augenmerk auf die Industrie wie die Versuchsanlage der Lurgi richten sollen", bedauert Dorn. Für die kommende Wahlperiode wünscht sich der Grüne deshalb "mehr Prüfungen auf Umweltverträglichkeit". Auch einigen Sozialthemen hätte sich der Ortsbeirat nach Ansicht Dorns mehr widmen müssen.

Eines ihrer Hauptziele konnte die Ökopartei durchsetzen: Der Fechenheimer Mainbogen wird Teil des Grüngürtels, der Leinpfad zurückgesetzt und das Ufer begrünt. Auch SPD und FDP begrüßen die Pläne des Umweltdezernenten Tom Koenigs. Die CDU ist dagegen: "Der Leinpfad gehört ans Mainufer", fordert Kunzler. Trauriger Höhepunkt der CDU-Proteste war der verbale Ausrutscher von Wolfgang Bodenstedt während einer Anhörung zum Thema Mainbogen: Die geplante Zusammenlegung der Fechenheimer Ruderklubs erinnerte den CDU-Politiker "an Konzentrationslager". Der CDU- Stadtverordnete Edwin Schwarz entschuldigte sich kurz darauf im Römer für seinen Parteikollegen. Die CDU im Ortsbeirat hielt das nicht für notwendig.

Ob das "gespannte Verhältnis" (Reinwart) zwischen der CDU und den anderen Fraktionen in der kommenden Wahlperiode besser wird, scheint fraglich. Das Personalkarussell dreht sich munter - auch in der CDU. Hardliner Bodenstedt geht als Spitzenkandidat der Union ins Rennen. Ortsvorsteher Reinwart, der nicht mehr kandidiert, unkt: "Der wird vielleicht sogar mein Nachfolger." cob

Anwohner wehren sich gegen Ausbau bei BP Tankstellenmodernisierung im Oeder Weg

NORDEND. Die BP will ihre Tankstelle im Oeder Weg modernisieren: Anstatt der bisherigen sechs einzelnen Zapfsäulen sollen künftig vier sogenannte "Mehrproduktsäulen" aufgestellt werden. Ein Vorhaben, gegen das die Anwohner der Tankstelle protestieren. Die Bewohner des Hauses Oeder Weg 55 klagen bereits seit geraumer Zeit über Lärm- und Geruchsbelästigung. Auch die Initiative "Verkehrsberuhigtes Nordend" ist gegen den geplanten Ausbau. Sie befürchtet, daß eine "attraktivere" Tankstelle noch mehr Verkehr in die Straße zieht. Gemeinsam mit den betroffenen Anliegern demonstrierten sie am vergangenen Samstag im Oeder Weg und sammelten Unterschriften gegen die Erweiterung der BP.

Um Mißverständnisse auszuschließen, wiesen die Demonstranten auf einem großen Schild an ihrem Stand darauf hin, daß die Tankstelle nicht von sechs auf 16 Zapfsäulen, sondern lediglich auf 16 Zapfmöglichkeiten (das heißt: vier Säulen mit je vier Zapfhähnen) erweitert werden soll. Die BP Tankstellen GmbH hatte auf dieser Richtigstellung bestanden.

Auch die FDP Nordend warnte vor einer "gewaltsamen Blockade" der Tankstelle. Ihr Sprecher Franz A. Zimmermann vermutete hinter der ganzen Aktion gar einen "Rachefeldzug gegen die Inhaberin dieser Tankstelle, weil diese sich erfolgreich gegen die Sperre des Oeder Weges gewehrt hatte". Aus derlei Diskussionen hielt sich die BP raus. Sie wolle nur verhindern, schrieb die Direktion, daß es durch einen Druckfehler im Flugblatt der Anwohnerinitiative zu Mißverständnissen komme.

Die beabsichtigte Investition bringt laut BP Oil mehrere Vorteile mit sich: So soll beim Umbau ein sogenanntes Gasrückführsystem installiert werden. Weiterhin könne an den modernen Säulen jeder Kunde an jedem Zapfplatz den gewünschten Kraftstoff tanken - dadurch werde unnötiges Rangieren der Fahrzeuge verhindert, "was unter Umweltgesichtspunkten vorteilhaft ist". Auch die Kapazitätserweiterung der unterirdischen Tanks von 50 auf 120 Kubikmeter komme "Nachbarschaftswünschen" entgegen, schreibt die BP: So müßten die Tankfahrzeuge die Station künftig nicht mehr so oft zum Auffüllen der Tanks anfahren.

Diese Argumente können die Anwohner allerdings nicht überzeugen. Bei einem Gespräch zwischen den betroffenen Nachbarn und der Leitung des Kraftstoffkonzerns Ende vergangenen Jahres konnten zwar einige Verbesserungen erreicht werden - beispielsweise wurden "Schnüffelventile" in die Entlüftungsleitungen eingebaut, um die Geruchsbelästigung zu verringern. Auch für den beklagten Lärm wurden Lösungen angeboten: Selbstbedienungs-Staubsauger sollen erst wieder eingesetzt werden, wenn lärmarme Modelle vorhanden sind; es soll häufiger kontrolliert werden, ob das Tor zur Waschanlage geschlossen ist, und das Personal hat zugesagt, die Tankstelle morgens leiser aufzumachen. Doch bei einer Hauptforderung der Anwohner, die Öffnungszeiten wieder zu kürzen, war das Unternehmen nicht zu Konzessionen bereit. Seit etwa einem Jahr hat die Tankstelle von 6 bis 22 Uhr - früher von 7 bis 19 Uhr - geöffnet. "Jeden Morgen ist um Schlag 6 Uhr die Nachtruhe vorbei", beschweren sich die Anwohner, die in dem Haus über der Tankstelle wohnen. Sie befürchten, daß mit der Erweiterung der Kapazität möglicherweise auch ein 24-Stunden-Service geplant ist.

Und wie auch die Initiative "Verkehrsberuhigtes Nordend" sind sich die Anlieger sicher, daß die Modernisierung der Tankstelle mehr Autos in den Oeder Weg zieht. Schon jetzt sei der Verkehr dort erheblich gestiegen, seit zwei Tankstellen in der näheren Umgebung schließen mußten. Den Anwohnern jedenfalls reicht es: "Wir wollen den Umbau der Tankstelle unter allen Umständen verhindern." rea

Fußballerkrise ist vorüber Der CdA wählte die Zweite Vorsitzende nur zögerlich

FRANKFURT A. M. Mit einem veränderten Vorstand geht der Club der Altfußballer (CdA) Frankfurt in die nächsten drei Jahre. Die Führungskrise, die sich anbahnte und fast zum Platzen der Mitgliederversammlung geführt hätte, ist, nach den Worten des einstimmig wiedergewählten Vorsitzenden Karlheinz Glaßner, damit beendet.

Bis zur Wahl der neuen Zweiten Vorsitzenden Gisela Held und des neuen Schatzmeisters Valentin ("Bubi") Mag gab es teilweise heftige Diskussionen unter den erschienenen 50 stimmberechtigten Mitgliedern. Bei der letzten Versammlung waren noch 73 Mitglieder anwesend. Damals zählte der CdA 323 Mitglieder, jetzt nur noch 290.

Schon länger war bekannt, daß der Zweite Vorsitzende Gerd Müller und der seit 14 Jahren tätige Schatzmeister Walter Kraushaar aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zur Wahl antreten würden. Doch es fanden sich keine Mitglieder, in den Vorstand wollten. Fast alle der vorgeschlagenen Altfußballer lehnten ab, bis sich mit Gisela Held aus Oberrad eine Frau und anschließend Valentin Mag zur Wahl stellten.

Die einzige Gegenstimme für Frau Held kam von dem Landesbeauftragten der Altfußballer, Willi Roos, aus Frankfurt. Ihm wurde "Frauenfeindlichkeit" vorgeworfen. Der Landesbeauftragte bemängelte, daß die Kandidatin nicht als Fußballerin angesehen werden könne. Gisela Held war da anderer Ansicht: "Ich habe früher bei der Spielvereinigung Oberrad 05 gespielt, als noch niemand vom Frauenfußball sprach."

Valentin wollte schon wieder zurücktreten, weil Landesobmann Roos eine energische Prüfung von Vereinszugehörigkeit aller CdA-Mitglieder ankündigte. Der frühere Vereinswirt von Rotweiß Frankfurt, Mag, war nach langer Vereinszugehörigkeit ausgetreten. Es gelang jedoch den Mitgliedern, ihn zu überreden, das Amt doch anzutreten.

Der Club der Altfußballer will in nächster Zeit verstärkt um Mitglieder werben. Vorsitzender Karlheinz Glaßner: "Ich habe in der Vergangenheit fast allen Frankfurter Vereinen geschrieben, doch es tut sich wenig. Dabei ist unser Beitrag so gering wie in keinem vergleichbaren Verein, und für die Geselligkeit wird einiges geboten."

Ausflüge über eine Woche, Tages-Busfahrten und vor allem die im Dezember so gut besuchte Jahresabschlußfeier sind wieder geplant. Der Mittwoch-Stammtisch in Sachsenhausen wird beibehalten, ebenso wie die Treffen der einzelnen Gruppen. bm

Interims-Bundestrainer Armin Emrich setzt viel Vertrauen in die Spieler Ein Team, verrückt und unberechenbar, kreativ und kämpferisch Vor seiner Entlassung will der Ex-Nationalspieler die Perspektiv-Mannschaft noch auf den achten Platz in Schweden führen

Vieles ist möglich, für die deutsche Mannschaft bei der Handball-Weltmeisterschaft in Schweden, aber eines ist sicher: Das Turnier wird mit der Entlassung des Bundestrainers enden. Unbeachtet des Abschneidens des DHB- Teams, Armin Emrich, der Mann, der die Perspektiv-Mannschaft für den Deutschen Handball-Bund (DHB) zusammenstellte, wird die Zukunft dieses Teams nicht in der Rolle des Cheftrainers erleben. Armin Emrich, Studiendirektor aus Schwanau im Schwarzwald, wurde nach dem Desaster bei den Olympischen Spielen in Barcelona als Nachfolger des unglücklichen Horst Bredemeier verpflichtet und der Entlassungstermin war bereits festgelegt, ehe der Vertrag auch nur unterschrieben war. Eine Zwischenlösung suchte der DHB, die genau von Olympia &rquote;92 bis zum Ende der WM &rquote;93 reichen sollte, dem Zeitpunkt, wenn der einhellige DHB-Wunschkandidat und Emrichs Nachbar in Schwanau, Arno Ehret, aus Schweizer Diensten entlassen werden soll.

Armin Emrich, bis 1991 neun Jahre Trainer in Schutterwald, übernahm die undankbare Rolle des Bundestrainers auf Zeit; die Aufgabe, eine Mannschaft zusammenzustellen, deren Stärke in einer Zukunft liegen soll, die der Trainer nicht mehr in verantwortlicher Position erleben wird. Zudem übernahm er es, die Mannschaft für den künftigen Bundestrainer Arno Ehret auszuwählen, ohne mehr als einen losen Kontakt zu dem mit seinen Aufgaben als Schweizer Nationaltrainer ausgelasteten Ehret zu haben. Für Arno Ehret, mit dem er zusammen in der Bundesliga Handball spielte, den er in Schutterwald trainierte und als seinen verlängerten Arm auf dem Feld bezeichnete und mit dem er darüber hinaus noch eine weitere wichtige Einstellung teilt: "Wir vertreten beide die gleiche Handball-Philosophie." Eine denkwürdige und in der deutschen Handballgeschichte einmalige Situation, von der sich Emrich wünscht, daß "sie in Schweden zu denkwürdigen Ergebnissen" führen möge.

Weitere Gedanken zu dem Thema allerdings macht sich Emrich zumindest in der Öffentlichkeit nicht. "Die Situation war klar", sagt der 27malige Nationalspieler, und: "Da gibt es nur volle Konzentration auf die Weltmeisterschaft, und nichts anderes." Das Ziel des Trainers ist die Qualifikation für die nächste A-WM, alles andere seien weit überhöhte Ansprüche. "Wenn wir das erreicht haben, haben wir viel erreicht", steckt Emrich den Rahmen dessen ab, was er als Erfolg des jüngsten seit 1954 für den DHB bei einer WM angetretenen Teams gewertet wissen will. Über seine Mannschaft spricht der Bundestrainer gerne, lobt ihre Stärken und spielt ihre Schwächen herunter. Der Teamgeist sei überragend, verrückt und unberechenbar sei die Gruppe, konzentriert und humorvoll, kreativ und kämpferisch. Diese Nationalmannschaft wolle sich beweisen, schwärmt Emrich, und das "in jeder Situation, ob sie hinten oder vorne liegt." Konzentriert und kämpferisch gibt sich auch der Bundestrainer. Seine Stärken oder auch Schwächen hält er für nicht wesentlich, und schon gar nicht der öffentlichen Diskussion so kurz vor dem Beginn der Weltmeisterschaft für würdig. Seine Qualifikation als Trainer, so meint Emrich in nüchtern, professioneller Manier, sei ausschließlich am Ergebnis zu messen: "Deswegen sind alle personellen Beleuchtungen von heute schon morgen Altpapier."

Daher spielt, so sagt Emrich, auch der Begriff Glück in seinen Gedanken keine Rolle, es sei "Können oder Nichtkönnen" das zähle, letztlich eben wieder das Resultat. In diesem Falle allerdings hat der Bundestrainer schon kurz vor dem Start der WM ein wenig dazu lernen müssen. Der verletzungsbedingte Ausfall von Jürgen Hartz, die Blessuren von Spielmacher Volker Mudrow und Jörg Kunze sowie fiebrige Erkältungen fast aller Spieler in der Vorbereitungsphase lassen sich am besten mit Verletzungspech beschreiben. Armin Emrich will sich auch davon nicht unterkriegen lassen, setzt auf Teamgeist und Disziplin und arbeitet weiter für das große Ziel: den achten Platz in Schweden. ARND FESTERLING

Per Auto zum Hort - wegen der Luft Lutz Sikorski provozierte die grüne Parteibasis: "Wir selbst verstopfen die Stadt"

NORDEND. "Unser Verkehr ist hausgemacht. Es sind nicht die bösen Pendler, sondern wir selbst, die den Alleenring zustopfen und im Nordend unsere Kreise durchs Quartier drehen", lautete der provokative Vorwurf von Lutz Sikorski (Grüne). Nach neuesten Untersuchungen, so der Stadtverordnete, seien Autofahrten bis zu einem Kilometer enorm angestiegen; der Anteil von Fahrten zum Einkaufen oder in der Freizeit sei doppelt so hoch wie Arbeitsfahrten; weiter gebe es bei 60 Prozent aller Touren keine "Sachzwänge", sondern nur den "subjektiven Eindruck", das Auto zu benötigen. Sikorskis Folgerung: "Verkehrsreduzierung muß also heißen, hier in Frankfurt anzusetzen und nicht beim öffentlichen Nahverkehr in den umliegenden Städten".

Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Römer präsentierte in einer Veranstaltung der Nordend-Grünen Zahlen und Daten, auf die die Zuhörer teils mit ungläubigem Staunen, teils mit entschiedenem Widerspruch reagierten. Mit seinem Vorwurf ("Wir als Täter") hatte Sikorski einen Nerv getroffen. So erklärte ein Anwohner aus dem Unterweg offen, er sei enttäuscht von der Verkehrspolitik der Grünen. Er habe erwartet, daß "die Pendler vertrieben und nicht die Anwohner schikaniert" würden. Auch bei anderen Einwänden wurde das zwiespältige Verhältnis vieler Bürger zum Auto deutlich: Sie würde ihr Kind mit dem Auto zum Kindergarten fahren, "weil draußen die Luft wegen der Abgase so schlecht ist", sagte eine Frau.

Es war eine ungewöhnliche Wahlkampf-Veranstaltung, zu der die Grünen im Ortsbeirat 3 ins Philanthropin eingeladen hatten: Statt sich gegenseitig Lobeshymnen zu singen, wurden sowohl die Politiker als auch die potentiellen Wähler heftig kritisiert. Es müsse "chic" werden, Bahn zu fahren, sagte Sikorski, in den Köpfen müsse ein Umdenken stattfinden. "Das ist ein frommer Wunsch, aber kein Programm", entgegnete prompt eine Zuhörerin.

Auch die Ortsbeiratsmitglieder blieben nicht verschont: Die Pläne zur Sperrung des Oeder Weges seien "dilettantisch" gewesen, die Einrichtung der Tempo-30-Zonen hätte zwar die Wohngebiete beruhigt, dafür aber den Verkehr auf die Grundnetzstraßen verdrängt, bei den Parkplaketten seien die Zeiten, in denen das System gilt, abends zu kurz. Uwe Paulsen vom Ortsbeirat 3 räumte ein, daß es bis jetzt nicht gelungen sei, die Verkehrsmenge im Nordend zu reduzieren. "Dennoch ist Tempo 30 als Beruhigung grundsätzlich richtig", betonte er. Und die Grundnetzstraßen zu entlasten sei die zentrale Aufgabe in den kommenden vier Jahren: "Verkehrspolitik geht eben nicht von heute auf morgen. Erst recht nicht mit leeren Kassen", bat er um Geduld.

Den Vorwurf, daß die Grünen in Sachen Verkehr nichts getan hätten, wies er entschieden zurück: Die Wiederbelebung der Straßenbahn, das Radwegenetz, das Nachtbussystem, das Umwelt-Abo und die Schaffung separater Busspuren waren nur einige der Stichworte, die der Politiker als Erfolge grüner Politik aufzählte. Zum Thema "Pendler" widersprach Paulsen allerdings seinem Parteikollegen aus dem Römer: Die Pendlerströme seien enorm - "dagegen muß man dringend etwas tun", betonte er. Das Beispiel der Buslinie 30 (Bad Vilbel- Frankfurt), die ihre Fahrgastzahlen verdoppelt habe, zeige, daß Pendler potentielle Umsteiger seien.

Und ob die Zahlen, die Sikorski vorgetragen hatte, für das Nordend zutreffen, zweifelte der Stadtteilpolitiker ebenfalls an. Paulsen hatte ein unschlagbares Argument parat: "Wer im Nordend 800 bis 1000 Meter mit dem Auto fährt, spinnt; der gibt ja seinen Parkplatz auf." rea

Dorfhotels und Bauerndörfer

Ein "Reiterdorf" in der Puszta ist das neueste Angebot der "Dorfhotels und Bauerndörfer Gesellschaft m.b.H.", einer Tochter des Hannoveraner Großveranstalters TUI. Genaugenommen handelt es sich dabei um ein Vier-Sterne-Hotel (mit 58 Zimmern), dem 20 Appartementhäuser mit 40 Einheiten angeschlossen sind. Die Anlage mit dem Namen "Epona" steht mitten in der Hortobagy-Puszta und dürfte vor allem für Reitsportfreunde interessant sein. Das "dorfeigene" Gestüt hält etwa 400 Pferde für die erwarteten Urlauber bereit. Im Hotel kostet die Übernachtung (im Doppelzimmer samt Frühstücksbüfett) 70 Mark pro Tag, das Appartement für bis zu sechs Personen wird mit 280 Mark berechnet.

Vier Bauerndörfer in Kärnten (Seeleitn, Schönleitn, Unterkirchleitn, Oberkirchleitn) sowie zwei Dorfhotels in Heiligenblut und Gosau hat die mit derzeit 3300 Betten größte Hotelvereinigung Österreichs im Sortiment. Während die Hotels neu gebaut wurden, bestehen die Dörfer weitgehend aus alten Bauernhäusern, die freilich ebenfalls neu errichtet und zu einem dörflichen Ensemble arrangiert wurden. Mit dem seit zehn Jahren praktizierten Konzept landete die TUI einen Volltreffer. Vor allem die Dörfer sind im Jahresdurchschnitt fast zu 90 Prozent ausgelastet und erbrachten allein im letzten Jahr gegenüber &rquote;90 / 91 eine Umsatzsteigerung von 40 Prozent. Der Urlaub im Bauerndorf spricht in erster Linie Familien mit Kindern an. Alle Dörfer verfügen über einen eigenen Kindergarten und sind autofrei. Gebucht werden kann - außer in Reisebüros - auch direkt: St. Martiner Str. 44, A-9500 Villach, Tel. 0043 / 4242 / 56351, Fax 56351-20. FR

"Motivation total gering" Ein Jahr Juso-AG Nordend: Nur wenige kommen noch

NORDEND. Seit einem Jahr gibt es sie wieder, die Nordend-AG, die Arbeitsgruppe der Jungsozialisten im Nordend. Eine Tatsache, die nur Insidern bekannt ist - und selbst die lassen sich an einer Hand abzählen: Die Gruppe besteht zur Zeit gerade mal aus drei aktiven Jusos, drei weitere Mitglieder der Nordend-AG stehen im Examen. Nach den Gründen für dieses Desinteresse befragt, zuckte Manfred Lösch - einer der wenigen Getreuen - ratlos mit den Schultern. Im Nordend gebe es 150 Juso-Mitglieder: "Ich hab keine Ahnung, warum die nicht kommen."

Die vielbeschworene Politikverdrossenheit ist in diesem Fall kein zwingendes Argument; die Nordend-AG versteht sich nämlich nicht als politisch aktive Gruppe. "Es geht nicht darum, irgendetwas zu bewirken", so Manfred Lösch, es sei mehr eine Art von Freizeitgestaltung. Auch der zweite Juso, Ralf Peter, erklärte klipp und klar: "Ich bin nicht hier reingekommen, um Kommunalpolitik zu machen."

Auf der Gründungsversammlung vor gut zwölf Monaten klang das noch ganz anders. Als sich der Parteinachwuchs nach zweijähriger Pause damals neu formierte, geschah das mit dem Anspruch, für "frischen Wind im Viertel" zu sorgen. Unter den Stichworten "Leben, Wohnen und Verkehr" wollte der SPD-Nachwuchs intensiv in die Stadtteilpolitik einsteigen. Die Forderung nach "unechten" Einbahnstraßen, die in beiden Richtungen für den Radverkehr geöffnet sind, und die schnellere Umsetzung der Spielstraßen waren die Themen, bei denen die Jungsozialisten Druck machen wollten. "Wir sind eben noch ungeduldiger als die ,Alten&rquote;. Aber solche Energien kann man ja positiv einsetzen", hatte Ulrike Nissen am Gründungsabend das Motto der Nordend- AG formuliert.

Viel hat man von diesen energiegeladenen "Gipfelstürmern" 1992 nicht zu sehen bekommen. Nicht, daß in diesem Jahr überhaupt nichts passiert wäre: Das Sommerfest am Merianplatz, das die Nordend-AG zusammen mit den "Falken" organisiert hat, war ein "voller Erfolg", sagte Ralf Peter. Die Gruppe hat eine Fragebogenaktion zur Wohnungssituation im Stadtteil gestartet, bei der die Ergebnisse allerdings noch ausstehen. Und seit Anfang des Jahres läuft eine Veranstaltungsreihe zum Thema "Zukunft Frankfurt".

Doch selbst in der Zeit der Kommunalwahl war bei den Jusos kein Elan zu spüren. "Die Motivation, Wahlkampf zu machen, ist total gering", gab Manfred Lösch zu. Schuld daran sei der "Asylkompromiß" der SPD, sagte er, "dieser Rechtsruck war völlig demotivierend." Enttäuschung schwang auch mit, als Lösch erzählte, daß die Kritik des Juso-Unterbezirksverbandes an der Drogenpolitik des Magistrats oder radikalere Forderungen im Bereich Verkehrspolitik "überhaupt nicht wahrgenommen wurden". Hinzu kommt, daß ein Teil der Energien des linken Parteinachwuchses in die sogenannten "Projektgruppen" fließt - diese Teams arbeiten stadtteilübergreifend und beschäftigen sich gezielt mit einem Themenschwerpunkt. "Das macht es schwer, für die Nordend-AG noch Themen zu finden", sagte Lösch.

Die Gruppe sei eher eine Anlaufstelle im Nordend, wo interessierte Leute sich über Aktivitäten der Jungsozialisten in Frankfurt und auch über die Stadtgrenzen hinaus informieren könnten. Die Nordend-AG eröffnet jungen Erwachsenen beispielsweise die Möglichkeit, Parteitage zu besuchen und so in die Politik "hineinzuschnuppern" oder einfach nur an einem "Gedankenaustausch innerhalb der SPD teilzunehmen", sagte Lösch.

Wer Interesse hat, bei der Nordend-AG mitzumachen, kann einfach zu einem der Treffen kommen, das alle 14 Tage, donnerstags ab 20 Uhr, im Zentrum der Arbeiterwohlfahrt, Eckenheimer Landstraße 93, stattfindet. rea

Gamsbartträger böllerten Gabriele Hartwich ist die Schützenkönigin des Vereins

ESCHERSHEIM. Auf dem Fußballplatz am Berkersheimer Weg krachten die Böller. Aus Großhabersdorf bei Nürnberg waren die Schützen eigens herbeigeeilt, um - unterstützt von Eschersheimer Schießsportlern - für die Schützenkönigin Gabriele Hartwich den Salut zu schießen. Die Gäste erschienen im prächtigsten Schützenstaat, in Trachtenanzügen mit viel Hirschhorn, Gamsbart und silbernen Münzenschmuck. Auch die Eschersheimer Schützenkönigin und ihre Vereinsfreunde hatten Trachtenkostüme und Trachtenanzüge hervorgeholt.

"Im 90. Jahr des Schützenvereins Eschersheim" konnte sich Gabriele Hartwich in die allmählich wachsende Zahl von Schützenköniginnen einreihen. Sie hatte alle im Verein ausgeschriebenen Wettbewerbe gewonnen. Da der Schützenverein Eschersheim viel Wert auf Tradition legt, bedeutet "diese Ehre" für sie auch "Verpflichtung".

Gabriele Hartwich ist im Stadtteil keine Unbekannte, sie gehört der CDU-Fraktion des Ortsbeirats 9 an. Zu der neuen Würde wollten daher viele Bürger gratulieren; prompt reichten die Räume des Vereins im Bunker Im Wörth nicht aus, um alle Gäste zu empfangen. Die Schützenkönigin gab deshalb ihren Empfang im Heim des Fußballvereins 09 am Berkersheimer Weg.

Die meisten Eschersheimer Vereine hatten ihre Vorstände in das Clubhaus entsandt. Hubert Handrow vom Turnverein Eschersheim ließ Königin Gabriele hochleben. Karl Scherer, Vorsitzender der Sängervereinigung, hielt eine Gratulationsrede im Namen seines Vereins, der Freiwilligen Feuerwehr, des Turnvereins, der Kleintierzüchter und des Fußballvereins 09.

Prominenter Gast des Empfangs war die CDU-Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters, Petra Roth. Für sie wurde der Anlaß zu einem Wahlkampftermin: Vor laufenden Fernsehkameras hielt sie eine Rede. In ihrem roten Mantel stand sie zeitweise mehr im Mittelpunkt der Zusammenkunft, als die mit der Schützenkönigskette geschmückte Gabriele Hartwich.

Alle Gäste wurden schließlich noch mit einem kleinen Imbiß bewirtet. Die Schützen aus Großhabersdorf mit ihren wuchtigen, funkelnden Böllerpistolen machten sich als erste auf den Heimweg. li

NCV ließ Orden ,regnen&rquote; Mit Heringsessen und Ordensfest Kampagne beendet

NIEDERRAD. Ganz im Zeichen des närrischen Jubiläums "Viermal elf Jahre NCV" stand das traditionelle Heringsessen mit Ordensfest des Niederräder Carnevalvereins im Gemeindesaal Unterkirche. Vorsitzender und Ministerpräsident Rainer Schroth begrüßte nahezu die gesamte NCV-Familie. Er bedankte sich bei den Aktiven für ihr hervorragendes Engagement in der jetzt abgelaufenen Kampagne '93.

"Es war eine sehr erfolgreiche Saison", berichtete der Vorsitzende stolz. Die Mitglieder hätten einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, daß die NCV-Veranstaltungen ausverkauft waren. Schroth erinnerte auch an die Jubiläums-Ausstellung in den Sparkassenräumen, die auf sehr gute Resonanz stieß. Ein besonderes Lob richtete er an die Gardemitglieder, Betreuerinnen und Trainerinnen. Außer den Auftritten bei den eigenen Veranstaltungen waren die Gardemädchen bei Turnieren und Meisterschaften mehrfach erfolgreich.

In seinen Dank bezog der Vorsitzende die Gönner des Vereins mit ein, zu dem unter anderen Pfarrer Heinz Duchscherer von der katholischen Gemeinde Mutter vom Guten Rat gehört. Er stellte einmal mehr den Karnevalisten für die jüngste Veranstaltung den Gemeinderaum zur Verfügung. Besonders fleißige Aktive, wie zum Beispiel die Vereinsfrauen, bekamen Blumen und Präsente. So etwa Dagmar Briel, Edith Kolmar Susi Pöhls, Karin Cöster, Karin Wagner, Gabi Evertse, Thea Pfeifer, Gabi Cordova, Alex Kirsch oder Günter Schroth, um nur einige stellvertretend zu nennen. Über einen Sonderorden durfte sich der NCV Haus- und-Hof-Fotograf Heinz Briel freuen. Bildschöne Jubiläumsorden gingen an Hermann Wutzke, Ossi Evertse, Bernhard Groß, Manfred Kiesenwetter, Uwe Kirsch, Werner Brining, Susanne, Stefanie und Elke Blum, an Gisela Rohrbach und Heinz Duchscherer. Kurt Kirsch, ehemaliges Vorstands- und Elferratsmitglied, heute bei den "Gaudispatzen" aktiv, wurde für Verdienste und langjährige Mitarbeit im NCV mit dem "Goldenen Vlies" ausgezeichnet.

Den NCV-Verdienstorden sowie den Jubiläumsorden bekam Christian Wagner, einer der emsigsten Helfer. Die Trainerin der grünweißen Borzel, Andrea Groß, wurde ebenfalls mit dem Verdienstorden geehrt. Martina Kirsch (seit 15 Jahren Gardemitglied) und Martina Kraus, die ihre Laufbahn in der Garde beendet, zeichnete der Vorsitzende mit dem "Goldenen Gardestern", Daniela Rink mit dem Gardestern in Silber aus. Schließlich ehrte Schroth Gudrun Rehberger sowie Marion Schroth (bisher Trainerin des Gardecorps) mit der "Goldenen Flamme", Helga Pöhls, Wolfgang Schwenk und die neue Gardetrainerin Rosi de Stoppany mit der "Silbernen Flamme".

Bei diesem gemütlichen Beisammensein stellten verschiedene aktive Mitglieder ihre Hilfsbereitschaft erneut unter Beweis: Das "Küchenpersonal" bereitete leckere Heringe und andere Speisen zu, andere unterstützen den Vorsitzenden bei den Ehrungen oder versorgten die Mitglieder mit Getränken. "Bei uns klappt so etwa wie am Schnürchen", lobte Rainer Schroth. dixi

Speiseeisherstellung "ist eine harte Arbeit"

Daß italienisches Eis von hoher geschmacklicher Qualität sein kann, mag auch daran liegen, daß "Uniteis", die "Union der italienischen Speiseeishersteller Deutschland", Kurse anbietet, bei denen es nach erfolgreichem Abschluß ein Diplom über die "betriebswirtschaftliche Qualifikation zum Speiseeishersteller" gibt. Dieser Tage wurden diese Diplome wieder an 19 junge Leute verliehen. In Frankfurt gibt es annähernd 40 größere, von Italienern betriebene Eisdielen.

Auch Handwerkskammerpräsident Horst Abt würdigte die "harte Arbeit", die hinter diesem Diplom stehe. Es sei "die erste Feier im Rahmen des europäischen Binnenmarktes". Speiseeisherstellung bedeute Kreativität und äußere Optik.

Wie Sprecher von "Uniteis" sagten, sollen die Preise in diesem Jahr gehalten werden. Man werde weiterhin hohen Wert auf frische Naturprodukte legen, um die gewohnte Qualität und damit den Kundenkreis zu erhalten. -vau

Die Ursachen der patriarchalen Gewalt sind klar

Es ist Peter Nonnenmacher gelungen, in seinem ausführlichen Artikel (FR vom 24. 2. 1993 "Den Rohrstock wieder tanzen lassen?" kein einziges Mal von den beiden Jungen zu sprechen, die den Mord an dem Zweijährigen Thomas B. begingen. Er spricht von "zwei zehnjährigen Kindern", von "Jugendlichen", von den "kleinen Bestien", von den "Minderjährigen" etc. etc.

Dies ist natürlich kein Zufall, sondern auch eine Form von Gewalt, schreibender Gewalt, denn es soll verschleiert werden, daß Männer und Jungen gewalttätig sind. Diese Gewalt trifft Mädchen und Frauen seit der gewaltsamen Errichtung des Patriarchates auf die grausamste Weise.

Gewalt wird aber erst jetzt in den von Männern gemachten Medien zum Thema, seit sie verstärkt auch Jungen und Männer trifft.

Die Ursachen dieser patriarchalen Gewalt sind klar und längst bis ins Detail analysiert: Es sind der patriarchale Größenwahn und der Frauenhaß, die bereits den kleinsten Jungen vermittelt werden, in Verbindung mit sofortiger Bedürfnisbefriedigung ohne Rücksicht auf andere und das auf der Basis von alltäglichem verschiedenartigem Gewalttraining.

Mädchen und Frauen sind von der Perspektivelosigkeit dieser Gesellschaft noch härter betroffen als Jungen. Warum stechen, stoßen, schlagen sie eigentlich nicht zu? Weil sie anders sozialisiert werden als die Jungen.

Gewalt muß erkannt und präzise benannt werden: Wer übt wie, wann, wie oft und gegen wen Gewalt aus? Und wer übt keine Gewalt und warum nicht? Peter Nonnenmacher und die es so machen wie er, sie alle üben - schreibend - Gewalt aus.

Astrid Helfrich, Lehrerin (fast 30 Jahre Schuldienst), Weilrod

Eine Lokomotive, die sich selten bremsen läßt Die ehemaligen Sänger erinnern sich an 158 Kicks / Älteste Frankfurter Hobbymannschaft

Begonnen hat, streng genommen, alles sehr katholisch. Was ja nicht unbedingt verwerflich ist, denn zuerst übten sich die Sänger im Chor der Sankt-Josef-Gemeinde in Bornheim. Danach aber legten sie die Notenblätter weg, holten die Pille raus und machten sich auf in den Ostpark. Zwei Taschen auf die Wiese gestellt, zwei Mannschaften gewählt, und schon ging's los mit dem Kick. Es war dies der 12. März 1973. 20 Jahre später gibt es sie immer noch, die Hobbykicker aus dem Ostpark, die sich inzwischen längst einen Namen zugelegt haben und regelmäßig in ihren schmucken blau- schwarzen Trikots mit anderen Mannschaften die Klinge kreuzen. "Lokomotive Ostpark neV." - nicht eingetragener Verein - nennen sie sich, seit einer sich den Namen ganz spontan ausgedacht hatte. "Seid wohl aus der DDR?" brummelte seinerzeit der Platzwart, als er den Recken die Kabine zuwies. Und der Verein existiert noch heute und dürfte - inzwischen 20jährig - zu einem der ältesten Freizeitmannschaften in Frankfurt gehören. Das Jubiläum wollen die Kicker vom Ostpark denn auch mit einem zünftigen Essen in ihrem Stammlokal in Bornheim feiern; darüber hinaus ist Ende Mai eine mehrtägige Jubiläumsfahrt an den Bodensee geplant. An das erste "richtige" Spiel kann sich Wolfgang Mühlenbeck noch gut erinnern. "Es war der 19. Mai 1974, und wir kickten gegen die Firmenmannschaft eines Chormitgliedes." Daß die Lokomotive die Partie mit 2:1 für sich entschieden hatte, hat Mühlenbeck genausowenig vergessen wie die übrigen 157 Spiele, die die Kicker, die ihr Trainingspensum im Ostpark absolvieren, in den letzten 20 Jahren bestritten haben. Und weil Mühlenbeck nicht nur Gründungsmitglied und zweitbester Torschütze, sondern auch ein begnadeter Statistiker ist, ist auch die genaue Punktzahl übermittelt: 151:177 Punkte bei 311:372 Tore.

Aber so wichtig ist den Freizeitspielern, die schon mal eine Auswahl der Juristen mit 10:0 abfiedelten, andererseits gegen eine Thekenmannschaft mit 0:8 nach Hause geschickt wurden, der sportliche Erfolg ohnehin nicht. "Sportliche Betätigung ohne Vereinsmief und eine Menge Spaß", begründet Mühlenbeck die unbändige Lust der durchaus gesetzten Herren für das runde Leder. Weder Regen noch Schnee, weder Eis noch die Ehefrau können die im Durchschnitt 45 Jahre alten Fußballer von ihrer Leidenschaft abhalten. "In den 20 Jahren mußte das Training nur zweimal ausfallen." Seinerzeit, so wird kolportiert, verkrochen sich selbst die Hunde zitternd hinterm Ofen. Einen großen Stellenwert genießt dabei das gesellige Leben: Fahrradtouren, Ausflüge und Turniere etwa in Bullau (Odenwald) runden das Programm ab.

Mit der Zeit zog auch ein gewisser Luxus ein: Aus den Taschen wurden Holzpfosten und daraus - ein Spengler im Team machte es möglich - schließlich transportable Aluminiumtore. Zum festen Kader gehören 14, 15 Mann - Ingenieure, Kaufleute, Professoren und Selbständige -, die aus lauter Lust am freien Spiel sommers (jeweils donnerstags ab 18 Uhr) wie winters (samstags ab 10 Uhr) in den Ostpark streben und schon längst nicht mehr konfessionell gebunden sind. Willkommen ist jeder, sofern er bereit ist, sich zu integrieren. Überragende Fußballkünste sind nicht erforderlich, aber auch nicht hinderlich.

Pro Jahr rollt die "Lokomotive" fünf bis sieben Mal zu einem "richtigen" Spiel - Heimspiele werden in Hochstadt ausgetragen - aus dem Depot. Wobei keiner so recht weiß, wie es mit der Form der elf Cracks bestellt ist. "Mal spielen wir wie junge Götter, mal spottschlecht", räumt Rechtsaußen Mühlenbeck selbstkritisch ein. Aber Hauptsache, der Ball rollt - und zum Kick in den Ostpark kommen sie immer wieder.

THOMAS KILCHENSTEIN

Hortgruppen stehen vor der Schließung Personalsituation in den KTs spitzt sich zu

OBERRAD. In immer mehr Frankfurter Kindertagesstätten (KT) wird der Notstand ausgerufen. Aufgrund des Personalmangels müssen Kinder zwangsbeurlaubt, Hortgruppen komplett geschlossen werden. Damit wollen sich die Eltern der KT 116 in der Georg-Treser-Straße nicht abfinden. Sie baten dieser Tage Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in einem Offenen Brief um "persönliche Hilfe", damit die Hortgruppen in der KT 116 nicht dichtgemacht werden müssen.

"Die Wiederbesetzungssperre für Erzieherinnen ist aufgehoben", erklärte Michael Damian, persönlicher Referent der Schuldezernentin Jutta Ebeling (Grüne), auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau. Doch es fehlt an Bewerberinnen. Mit einer Reihe von Vergüngstigungen will der Magistrat den Beruf der Erzieherin künftig attraktiver gestalten. Ob dies schnelle Verbesserungen bringt, ist allerdings fragwürdig. "Eventuell müssen Erzieherinnen aus anderen KTs aushelfen", meinte Andreas Helfer, Referent des Oberbürgermeisters.

Die Situation in der KT 116 spitzt sich seit Monaten zu. Nachdem eine Erzieherin, die eine der beiden Hortgruppen betreut, im Oktober vergangenen Jahres gekündigt hatte, wurde bei der Stadt sofort Ersatz angefordert. "Es passierte nichts", erklärte Elisabeth von Künsberg, Mutter eines Kindes. Die zweite Erzieherin aus dem Hortbereich geht Anfang April in den Mutterschutz, so daß nur noch eine Praktikantin für beide Hortgruppen zur Verfügung steht. Zwar will sich die KT- Leiterin Barbara Morgner darum bemühen, daß die 40 Kinder, solange es geht, weiterhin betreut werden. Die KT-Leiterin wird bis zu den Sommerferien den Spagat zwischen Verwaltung, Kindergartenbereich und Hortkindern wagen. "Das ist eine ungeheure Belastung", meinte von Künsberg. Sollte die Stadt bis dahin keine Lösung gefunden haben, droht den Kleinen die Zwangsbeurlaubung.

Noch schlimmer ist die Situation in der KT 34 in der Herrnstraße. Mitte Dezember wurde eine der beiden Hortgruppen geschlossen, 20 Kinder kurzerhand auf die Straße gesetzt. "Wir haben das mit den Eltern abgesprochen", erklärte die KT-Leiterin Gaby Allam. Zwangsbeurlaubt wurden zunächst nur diejenigen, die kurzfristig bei Verwandten oder Freunden unterkommen können. Eine extreme Belastung für die Eltern, die täglich die Unterbringung ihres Kindes neu organisieren müssen. Das sind verschärfte Bedingungen vor allem für Alleinerziehende. "Einige von uns haben schon Abmahnungen vom Arbeitgeber erhalten", sagte Ute Paap, Sprecherin des Elternbeirats der KT 34. Findet sich kein "Babysitter", muß die Mutter zuhause bleiben. Ute Paap kann das Risiko einer Kündigung nicht eingehen. "Dann bin ich ein Sozialfall."

Die Statistiken lesen sich weniger dramatisch. Von 1000 Stellen "sind 50 unbesetzt", schilderte Damian. In den Tabellen tauchen allerdings nur die tatsächlich nicht besetzten Planstellen auf. Unter den Tisch fallen bei dieser Rechnungen kurzfristige Kündigungen und Krankheitsfälle. Von den drei Teilzeitjobs in der KT 34 ist nur eine Stelle ständig besetzt und von den drei Ganztagskräften geht eine Erzieherin Ende März in Rente, ohne daß eine Nachfolgerin in Aussicht ist. Wird auch nur noch eine Arbeitnehmerin krank, "bricht das Chaos aus", sagte die KT-Leiterin.

"Die Entlohnung der Erzieherinnen steht in keinem Verhältnis zur Ausbildung, zur Verantwortung und dem Einsatz, den dieser Beruf fordert", heißt es in dem Offenen Brief, den die Eltern der KT 116 an den Oberbürgermeister schrieben. "Das ist ein schwerer Job", gibt der Referent den Ausführungen der Eltern recht. Zumal zwei Drittel aller Frankfurter KTs in den sogenannten "sozialen Brennpunkten" liegen. Erzieherinnen, die in den "problematischen Gebieten arbeiten, bekommen von der Stadt eine Zulage von rund 200 Mark".

Doch mit der Zulage und der Tariferhöhung wurde das Problem auch nicht gelöst. "Wer findet in Frankfurt noch eine Wohnung", fragte von Künsberg. Bevor Erzieherinnen nach Frankfurt zögen, "muß die Stadt Wohnraum zur Verfügung stellen". Das sah das Schuldezernat mittlerweile ein. Obwohl nach der Wiedervereinigung in der Partnerstadt Leipzig auf einen Schlag 400 Erzieherinnen arbeitslos wurden, "haben sich bisher nur vier Erzieherinnen aus Leipzig bereiterklärt umzuziehen", so Damian.

Auf dem Gelände der KT-Neubauten in Kalbach und Ginnheim sollen jetzt auch Wohnungen für die Arbeitnehmer errichtet werden. Mit Flugblättern, die in allen Ämtern ausgelegt werden, "wollen wir eine weitere Offensive starten und zur Bewerbung aufrufen". Und in Zusammenarbeit mit der VHS soll ein effektiver Ausbildungsweg zur Erzieherin vor allem für Frauen mit Hauptschulabschluß angeboten werden. Im Zeitraum von sechs Fortsetzung auf Seite 2

"Verschleierung"

Zur Verseuchung von Schwanheim und Griesheim durch die Hoechst AG schreibt uns die Griesheimer Sozialbezirksvorsteherin Christel Götz folgende Zeilen:

Die Gefahren in unseren Stadtteilen müssen beseitigt werden. Klaus Töpfer sollte sich den Bürgerinnen und Bürgern stellen. Unser Mitgefühl gilt den Betroffenen in Schwanheim und Griesheim, die bei dem Störfall durch das Werk Griesheim zu Schaden gekommen sind.

Parallelen unter anderem zu der Quecksilberverseuchung "In der Schildwacht" tun sich auf. Auch damals wurden von den Verantwortlichen Informationen zurückgehalten. Arbeiter ohne Schutzanzüge arbeiteten mit bloßen Händen im verseuchten Gelände.

Gesundheitliche Schäden wurden heruntergespielt, die Bevölkerung nicht informiert. Nur auf massiven Druck wurde teilentseucht. Auch damals wurden zur Beruhigung Urinfläschchen verteilt. Der Hauptanteilseigner der Firma Degussa ist bis heute seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachgekommen. Wohin das verseuchte Gelände soll, ist schleierhaft.

Nehmen wir die Stroofstraße. Seit Jahren ist nicht erkennbar, wie die Straße, die jetzt oberflächig gereinigt wird, mit dem verseuchten Unterboden zu sanieren und zu reinigen ist, und wer die Kosten trägt.

Nehmen wir die illegalen Schrottplätze: Verseuchung mit Altöl und anderem. Nehmen wir die "Griesheimer Alpen": ungewiß für die Bevölkerung, welche Gefahren darunter verborgen sind. Hier sind die Verantwortlichen, die die Genehmigungen erteilen, zur Rechenschaft zu ziehen. Zur Verantwortung zu ziehen sind die, die immer wieder eine bewußte Verschleierungspraxis betreiben.

Die jahrelange Industriehörigkeit zahlt sich nicht aus - auch nicht im Hinblick auf einen eventuell sicheren Arbeitsplatz.

Vor der Geburt anmelden "Lobby für Kinder" diskutierte Kindergarten-Notstand

NORDWESTSTADT. "Inzwischen muß man sein Kind ja bereits in der Schwangerschaft im Kindergarten anmelden, um überhaupt eine vage Chance auf einen Platz zu haben", warf Kerstin Schäfer von der Elterninitiative "Lobby für Kinder" Politikern vor. In einer Podiumsdiskussion mit dem Titel "(K)ein Platz für Kinder" wollte die Initiative auf die "katastrophale" Situation bei den Kindergarten- und Hortplätzen in Frankfurt aufmerksam machen. Vertreter sämtlicher Fraktionen aus dem Ortsbeirat 8 sowie Mitglieder des Schulausschusses waren in die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde gekommen, um mit rund 100 Eltern und Erzieherinnen das Thema zu debattieren.

Die aktuelle Lage schilderte die Elterninitiative so: Noch immer fehlten überall Kindergartenplätze, selbst die bestehenden seien durch Gruppenschließungen bedroht. So habe im Nordwestzentrum eine Gruppe "dichtmachen" müssen. Die Erzieherinnen würden so schlecht bezahlt, daß sie nach ein paar Jahren ihren Beruf wechseln oder die fünfjährige Ausbildung gar nicht erst begännen.

Die Initiative erstellte einen Katalog mit sechs Forderungen: Sie verlangen, daß die Ausbildung der Erzieherinnen auf vier Jahre, das Vorpraktikum auf ein Jahr verkürzt wird. Zweitens wird eine angemessene Gehaltserhöhung gefordert, gleiche Bezahlung für städtische und kirchliche Erzieherinnen, die Bereitstellung von preiswerten Dienstwohnungen und ein kostenloses Job-Ticket. Weiterhin: Eine Kindergartenplatzgarantie für alle Kinder ab drei Jahren, kleinere Gruppen (15 Kinder pro Gruppe), die von zwei Ganztagskräfte betreut werden sollen, sowie die Einrichtung von Kinderhäusern, in denen eine altersübergreifende Betreuung für Kinder von eins bis zwölf Jahren möglich sein soll.

"Für Wirtschaft und Industrie haben die Politiker Geld, aber an unseren Kindern wird gespart", beschwerten sich die aufgebrachten Eltern. Ein Vorwurf, den die Politiker von SPD und Grünen nicht widerspruchslos hinnahmen. Irmgard Behrendt (SPD), Kinderbeauftragte im Ortsbeirat 8, erinnerte daran, daß in den letzten vier Jahren immerhin 3064 neue Betreuungsplätze geschaffen worden seien. Im Ortsbezirk seien durch das Kindersofortprogramm der Stadt knapp 80 Plätze in Krabbelstuben, Horten und Schülerläden entstanden, ergänzte Frank Mahlmeister (Grüne).

Doch die Forderung nach einer Garantie für einen Kindergartenplatz sei "illusorisch", sagte Mahlmeister, "das können wir aus städtischen Mitteln alleine nicht bezahlen". Auch dem Wunsch nach kleineren Gruppen erteilte Gert Wagner (SPD) eine klare Absage: "Wenn wir die Gruppen verkleinern, bekommen noch weniger Kinder einen Platz." Und während die Forderung nach einer kürzeren Ausbildungszeit von allen Parteien mitgetragen wurde - laut Wagner wird dieser Vorschlag bereits auf Bundesebene diskutiert -, verwies der Sozialdemokrat in puncto Bezahlung auf eine andere Institution: Es sei Sache der Gewerkschaft für ein höheres Gehalt zu kämpfen; die Stadt Frankfurt bezahle nach Tarif. rea

Jetzt wird auch nachts geblitzt Tempomessungen der Polizei sollen ausgeweitet werden

MÖRFELDEN-WALLDORF. Künftig wird es auch nachts sowie an Sonn- und Feiertagen Geschwindigkeitsmessungen im Stadtgebiet geben. Das kündigte Bürgermeister Bernhard Brehl an, der mit den Hilfspolizisten in der Stadt über die Dienstpläne sprechen möchte.

Im vergangenen Jahr gab es in Mörfelden und Walldorf zusammen 43 Kontrollen, bei der die Geschwindigkeit von rund 90 000 Fahrzeugen auf den Straßen gemessen wurde - rund 4850 fuhren zu schnell; zirka 350 Fahrzeugführer/innen bekamen Anzeigen.

Während die damit verbundenen Bußgelder in die Kassen des Landes Hessen fließen, erhält die Stadt die Einnahmen aus den Verwarnungen der Geschwindigkeitsüberschreitungen - im vergangenen Jahr waren das rund 200 000 Mark, erklärte Erster Stadtrat Hans-Jürgen Vorndran. Das mache etwa 0,25 Prozent vom städtischen Haushalt aus, sei mithin nicht geeignet, die Kasse zu füllen. Sinn der "Radarkontrollen", deren Orte das Gewerbe- und Ordnungsamt festsetzt, sei die Verkehrserziehung.

Da die Verkehrssünder nach Autokennzeichnen ausgewertet wurden, habe sich etwa in der Darmstädter Straße in Mörfelden gezeigt, daß dort unter den Rasern besonders viele auswärtige Fahrer gewesen sind, erklärte Stadtrat Dirk Treber.

Bürgermeister Bernhard Brehl kündigte an, daß der Bereich Darmstädter Straße / Dieselstraße bis Ende Mai umgestaltet werde mit dem Ziel, die Zweirad- und Autofahrer zu langsamerem Fahren zu bewegen. lis

Vertrag regelt PC-Arbeit "Soziale Kontakte zwischen Kollegen müssen bleiben"

MÖRFELDEN-WALLDORF. Vertreter von Magistrat und Personalrat haben eine Dienstvereinbarung zur "Technikunterstützten Informationsverarbeitung" (TUIV) unterschrieben. In ihr ist der Umgang der Stadtbediensten mit der Bildschirmarbeit geregelt, sind etwa Aussagen über die Ausbildung am Bildschirm und die ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze festgeschrieben.

Die 17 Seiten umfassende Vereinbarung sei notwendig geworden, erklärt Bürgermeister Bernhard Brehl, da die Bildschirm-Arbeit in der Verwaltung nach dem Verbund mit dem Kommunalen Gebietsrechenzentrum weiter zunehmen wird. Brehl geht davon aus, daß die Zahl der Bildschirme in den nächsten drei bis fünf Jahren von gegenwärtig 35 auf hundert steigt. In der Vereinbarung sind unter anderem die Mitsprache- und Informationsrechte des Personalrates geregelt. Auch soll dauerhaft eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, an der der Personalrat beteiligt ist.

Festgeschrieben ist, daß Bildschirmarbeitsplätze "grundsätzlich als Mischarbeitsplätze eingerichtet werden", also die Arbeit am Bildschirm mit anderen Tätigkeiten abwechselt, und "soziale Kontakte erhalten bleiben". Garantiert ist dem Vertragswerk, daß die Einführung von TUIV keine Verringerung der vorhandenen Arbeitsplätze zur Folge hat.

Die neue Dienstvereinbarung ist die vierte zwischen Stadt-Arbeitgeber und Personalrat. Bislang gelten solche Abmachungen bereits für Sozialleistungen und Fahrtkosten, Arbeits- und Schutzkleidung sowie die Arbeitszeit. lis

Wie die Hochzeitslisten entstanden

Kaiserin Eugénie, die schöne Spanierin auf Frankreichs Thron, erfand die "garniture". Das heißt, auf der kaiserlichen Tafel sollte alles zueinander passen, jeder Löffel, jede Gabel, jedes Messer, Teller und Tafelaufsätze mit der gleichen Dekoration. Das war eine Sensation, was man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann.

Die Kaiserin bestellte also für die Hoftafel 1044 Teile bei Christofle-Bouilhet, den berühmten Pariser Juwelieren. Das Modell hieß "Malmaison" und ist noch heute erhältlich - ohne das kaiserliche Wappen natürlich . . .

Die großen französischen Familien, bald auch das reiche Bürgertum, folgten dem Hof, und die Juweliere legten nun Listen auf, in denen die gewählten Modelle und Gravuren für den Nachkauf genau festgehalten wurden. Jede große Hochzeit bedeutete neue Listen - so entstanden die "Hochzeitslisten".

Er hieß Chuck Berry

Bitte, bitte! Ehre, wem Ehre gebührt. Und der "erfolgreichste Komponist aller Zeiten", Paul McCartney, hat nun ausgerechnet das als Beweis angeführte "Roll Over Beethoven" nicht geschrieben (FR vom 24. 2. 1993 "Schwiegersohn mit Komposthaufen").

Das tat ein anderer, er hieß Chuck Berry, ist Afro-Amerikaner, und seine Lieder wurden von vielen "übernommen", meist Weißen, die sich umsonst etwas vom Kuchen holten. Dürften wir um etwas mehr Sorgfalt bitten, auch wenn es sich (nur) um Rockmusik handelt?

Maximilian Preisler, Berlin

Der Propaganda der Atomlobby zum Opfer gefallen?

Der Chef der IG Bergbau, Hans Berger, hat sich erneut für den Ausbau der Atomkraft als Energielieferant ausgesprochen (FR vom 24. 2. 1993 "Chef der IG Bergbau setzt auf neue Atomreaktor-Generation"). Anfang des nächsten Jahrhunderts, so Berger, sollte eine neue Generation von Reaktoren installiert werden, die den Energiebedarf der BRD zu decken imstande sind. Einen Energiebedarf, der angesichts des ungenutzten Einsparpoten- tials eine maßlose Verschwendung und einen Schlag ins Gesicht für die Staaten der ehemaligen UdSSR sowie der sog. Dritten Welt darstellt.

Es drängt sich die Frage auf, ob Herr Berger schon einmal etwas von Harrisburg oder Tschernobyl gehört oder von den betriebsbedingten Schäden in den ach so sicheren deutschen AKWs gelesen hat; es ist unverständlich, wie jemand, der einer Partei angehört, die sich die ökologische Erneuerung der Industriegesellschaft auf ihre Fahnen geschrieben hat (nämlich der SPD), einen Ausbau der Dinosauriertechnologie Atomkraft fordern kann. Die Erkenntnisse der Ökologen und der Ökonomen scheinen entweder nicht bis zu ihm gelangt zu sein, was für einen führenden Gewerkschafter sehr unge- wöhnlich wäre, oder aber, er ignoriert sie aus irgendwelchen Gründen bewußt und systematisch, was noch schlimmer wäre.

Bei einem massiven Ausbau der Atomkraftnutzung müßte ein dichtes Netz von AKWs, WAAs, Endlagern und Transportwegen geschaffen werden. In diesem Netz bestehen dann vielfältige Möglichkeiten des Mißbrauchs. Die Folge wäre entweder ein Überwachungsstaat, der alle Beschäftigten der Atomindustrie als Sicherheitsrisiken behandeln müßte, oder ein Atomterrorismus, der über kurz oder lang zur radioaktiven Verseuchung weiter Landstriche führen würde.

Angesichts des in großen Teilen der Welt hervorbrechenden politischen Fanatismus wäre es nur eine Frage der Zeit, daß nicht nur geringe Mengen Cäsium oder Strontium, sondern maßgebliche Mengen bombentauglicher oder bei Inkorporation hochgefährliche Stoffe erbeutet würden und zum Erreichen des Zieles der Terroristen auch eingesetzt würden.

Es stellt sich die Frage, welche Versicherungsgesellschaft diese Risiken und die des sog. normalen Betriebes, der oft genug aus in ihrer Gefährlichkeit zu niedrig eingestufen Störfällen besteht, übernehmen würde. Auch das Argument der Klimafreundlichkeit, mit dem die Atomlobby gerne wirbt und die Bürger irrezuführen versucht, hält einer näheren Überprüfung nicht stand. Bei der Vielzahl der zu errichtenden Anlagen und durchzuführenden Transporte sowie beim Uranabbau entstehen Umweltbelastungen, die die Einsparungen im Kohlekraftbereich mehr als deutlich überschreiten.

Das Entsorgungsproblem des in ungeheuren Mengen anfallenden radioaktiven Abfalls bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung.

Die angeführten Fakten zeigen, daß Herr Berger wohl der Propaganda der Atomlobby zum Opfer gefallen ist und sich vom Totschlagargument der sicheren Arbeitsplätze hat hinters Licht führen lassen. Würden nämlich die Summen, die in eine Technologie, in der es nichts mehr zu entwickeln gibt, investiert werden, zugunsten der Solarenergie verwendet, würden erstens die Umwelt in einem erheblich geringeren Maße belastet und zweitens wesentlich mehr Arbeitsplätze geschaffen, was eine zu Beginn der 80er Jahre durchgeführte Studie des Arbeitsamtes belegt.

Auf die Spitze treibt es Herr Berger in seinen unverständlichen Äußerungen, indem er den Ausstiegsbeschluß der SPD in Frage stellt mit der Begründung, dieser tauge als Grundlage zur Opposition, nicht aber zum Regieren.

Der Schluß daraus ist doch, daß die Regierung immer recht hat, die Opposition jedoch um der Opposition willen im Irrtum ist; dies wird jedoch durch die oben erwähnten Fakten gründlich widerlegt.

Herr Berger präsentiert sich damit erneut als realitätsferner, ignoranter SPD- Rechter, dem die dringend nötige ökologische Erneuerung der Industriegesellschaft keinen Pfifferling wert ist, der sich im Gegenteil von der Industrie manipulieren und irreführen läßt.

Arnd Queck, Würselen

Machtwort erwartet

Wenn Stahlarbeiter demonstrieren, tun sie es für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze (FR vom 25. 2. 1993 "Stahlkocher verstärken Protest"), und wenn das Zehntausende tun, sind wir mitten in einer ernsthaften Krise, die leicht zum Kahlschlag einer ganzen Region führen kann.

Fast zweihunderttausend Stahlkocher und Bergleute haben in den vergangenen Jahren ihre Arbeitsplätze verloren. In den nächsten Jahren werden allein beim Ruhrbergbau nochmal 30 000 Arbeitsplätze wegfallen.

Angesichts dieser Zahlen ist es empörend, daß die EG auf Abbau von Subventionen für die Steinkohle pocht und damit noch mehr Arbeitsplätze aufs Spiel gesetzt werden.

Jetzt muß die Bundesregierung reagieren, muß der Bundeskanzler endlich ein Machtwort sprechen. Denn eines steht fest:

Die heimische Kohle brauchen wir auch in Zukunft als Garant einer sicheren Energieversorgung und den Stahlarbeitern muß die Existenzangst genommen werden.

Die Mär von den Ersatzarbeitsplätzen kann niemanden trösten. Wo sie gebraucht werden, gibt es nämlich keine.

Brigitte Bartsch, Berlin

Jörg-Dieter Kogel Das Experiment der Freiheit 200 Jahre Mainzer Republik

Ein Gespräch mit dem Revolutionär und Schriftsteller Georg Forster

Einer der wenigen deutschen Schriftsteller im ausgehenden 18. Jahrhundert, dessen Wirkung weit über die Grenzen Deutschlands und die seiner Zeitgenossen hinausging, war Georg Forster (1754-1794): Aufklärer, Weltumsegler, Naturwissenschaftler, Völkerkundler und revolutionärer Demokrat.

Gemeinsam mit seinem Vater hatte er als 17jähriger den englischen Seefahrer und Entdecker James Cook auf seiner zweiten Weltumseglung 1772-1775 begleitet. Die nach Abschluß dieser größten bis dahin ausgeführten Expedition veröffentlichte Beschreibung einer Reise um die Welt wurde nach ihrem Erscheinen 1778 sofort zu dem, was man heutzutage einen Bestseller nennt.

Nach der Rückkehr von seiner Weltreise fand Forster zunächst in Kassel und dann in Wilna eine Anstellung als Professor der Naturkunde; 1787 schließlich ging er als Bibliothekar nach Mainz und wurde Kurfürstlicher Beamter. Am 21. Oktober 1792 besetzte der französische Revolutionsgeneral Custine die Stadt, nachdem er wenige Wochen zuvor bei Valmy die gegenrevolutionären Truppen vernichtend geschlagen hatte, was Goethe - auf seiten der Verlierer - zu der Bemerkung veranlaßte: "Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabeigewesen."

Zwei Tage nach der Besetzung der Stadt wurde nach dem Vorbild französischer Jakobinerklubs eine "Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit" gegründet. Forster trat ihr am 5. November bei; vierzehn Tage später wurde er Vizepräsident der neuen, von Custine eingesetzten Administration.

Die Revolution von 1789 hatte Forster wie den größten Teil der deutschen Intellektuellen mit Enthusiasmus erfüllt. Im Unterschied zu vielen kam er jedoch in die Lage, seinen Standpunkt auch praktisch unter Beweis zu stellen. Mit Beginn des Jahres 1793 wurde er Präsident des Jakobinerklubs und wenig später zum Abgeordneten im Rheinisch-deutschen Nationalkonvent gewählt. Am ersten Sitzungstag, dem 17. März, wurde er Vizepräsident des Konvents. Am nächsten Tag, dem Morgen des 18. März, erhoben sich die Abgeordneten von ihren Sitzen und erklärten "feierlich die Souveränität des deutschen Volkes" und beschlossen ein Dekret, nach dem das Gebiet von Landau bis Bingen ein freier, unabhängiger, unzertrennlicher Staat sein sollte. "Aller Zusammenhang mit dem deutschen Kaiser und Reich" wurde aufgehoben, zum einzigen rechtmäßigen Souverän dieses Staates wurde das freie Volk erklärt.

An diesem Tag begann, was eine zweihundertjährige chauvinistische deutsche Geschichtsschreibung erfolgreich verdrängte: Die Mainzer Republik, das erste demokratisch verfaßte Staatswesen auf deutschem Boden. Am 23. Juli 1793 war das Experiment der Freiheit gescheitert - die Armee der Tyrannen hatte den Belagerungsring um die Stadt geschlossen: das freie Mainz mußte sich preußisch-gegenrevolutionären Truppen ergeben.

Georg Forster, der sich bereits im März nach Paris aufgemacht hatte, um dem französischen Nationalkonvent den Angliederungsbeschluß der Mainzer Republik an das Mutterland der Revolution zu unterbreiten, kehrte nicht wieder nach Mainz zurück. Er starb am 12. Januar 1794 im Pariser Exil.

Jörg-Dieter Kogel hat ein Gespräch mit Georg Forster rekonstruiert. Es könnte so im Sommer des Jahres 1793 in der französischen Hauptstadt auf seinem Zimmer im Haus der Holländischen Patrioten, Rue de Moulins, geführt worden sein. Die Antworten sind historisch exakt und den Schriften Georg Forsters entnommen.Herr Forster, mit Ihrer Parteinahme für die Mainzer Republik haben Sie beinahe jegliches Renommee in Deutschland verspielt. Sie waren das Wunderkind der Gelehrtenrepublik, Gast bei Fürsten und Mitglied der angesehensten Akademien, und nun werden Sie verleumdet, und man redet schlecht von Ihnen. Stört Sie das nicht?

Man beurteilt mich falsch und leidenschaftlich. Das muß ich geschehen lassen. Ich habe nie geschimpft und werde nie schimpfen. Aber ich glaube so gehandelt zu haben, daß alle Parteien mir Achtung schuldig sind. Meine Grundsätze waren allgemein bekannt, meine Schriften zeugen davon. Was ich tat, kann nur beweisen, daß ich fähig war, so zu handeln, wie ich dachte. Ich werde für mich die Freiheit fordern, zu wählen, was meiner Denkungsart angemessen ist.

Ihr Verleger Voß hat Ihnen mehrmals geraten, Ihr Engagement in Mainz zu beenden. Warum haben Sie nicht auf ihn gehört? Am Ende hat er recht behalten.

Es ist unmöglich, in einem gärenden Staat neutral zu bleiben. Was er vorausgesehen, das geschah, man verkenne mich, die Gelehrten in Berlin räsonierten über mich, man sei in ganz Deutschland übel auf mich zu sprechen, ich passiere für den Hauptanstifter alles Übels in Mainz; er habe mich im Druck schon geschmäht gesehen. Sie können einen Menschen nicht begreifen, der zu seiner Zeit auch handeln kann, und finden mich verabscheuungswert, nun ich nach den Grundsätzen wirklich zu Werke gehe, die sie auf meinem Papier ihres Beifalls würdigten.Von Ihrem Verleger stammt auch die Aufforderung, statt Revolutionär zu werden, sollten Sie lieber ein guter Preuße bleiben . . .

Ich bin im polnischen Preußen, eine Stunde von Danzig, geboren und habe meinen Geburtsort verlassen, eh er unter königlich-preußische Botmäßigkeit kam. Insofern bin ich also kein preußischer Untertan. Ich habe als Gelehrter in England gelebt, eine Reise um die Welt getan, hernach in Kassel, in Wilna und zuletzt in Mainz meine geringen Kenntnisse mitzuteilen gesucht. Wo ich jedesmal war, bemühte ich mich, ein guter Bürger zu sein; wo ich war, arbeitete ich für das Brot, das ich erhielt. Ubi bene ibi patria muß der Wahlspruch des Gelehrten bleiben; er bleibt es auch des freien Mannes, der in Ländern, die keine freie Verfassung haben, einstweilen isoliert leben muß.

Jetzt sitzen Sie im Exil, und auf Ihren Kopf hat ein deutscher General 100 Dukaten ausgesetzt.

Nur hundert Dukaten? Der arme Schelm von einem General, da er nicht weiß, was so ein Kopf wert ist. Ich gäbe keine sechs Kreuzer für den seinigen. Es ist nicht

aller Tage Abend, und vielleicht sprechen sich die Köpfe noch auf ihren Rümpfen.

Kehren wir zum Ausgangspunkt zurück. Als Custine im vergangenen Oktober Mainz besetzte, da bildete sich gleich ein Jakobinerklub, und Sie, damals sozusagen Angestellter im öffentlichen Dienst, wurden Mitglied.

Vierzehn Tage stand ich zurück und nahm an nichts Anteil. Allein, es war nicht länger möglich zu zweifeln, welche Partei man ergreifen müsse, da der Volkswille sich immer deutlicher entwik-

kelte. Jetzt wurde es Pflicht, die auch unentschieden gebliebenen wenigen vielmehr durch ein Beispiel zu einer Entscheidung aufzufordern, und zwar ihnen die Freiheit in ihrem wahren wünschenswerten Licht zu zeigen. Ich trug also keine Bedenken, zur Volksgesellschaft zu treten, wo man die Augen schon lange auf mich gerichtet hatte.

Das war eigentlich ein ganz honoriger Verein, gar nicht so, wie man sich einen revolutionären Klub vorstellt. Wer war Mitglied?

Mehrere geschickte Rechtsgelehrte, mehrere angesehene Kaufleute und ehrbare Bürger von allgemeiner Redlichkeit, einige Professoren der Universität, endlich verschiedene helldenkende tugendhafte, zu echten Lehrern der Menschen umgeschaffene Priester.

Und der Bibliothekar in Diensten des Erzbischofs und Kurfürsten... Studenten waren nicht mit von der Partie?

Ein Schwarm von rohen Studenten und anderen, zum Teil unbärtigen jungen Leuten, nebst mehreren

durch ihre Sittlichkeit nicht vorteilhafte Personen, hat man, teils um die Zahl der Mitglieder schnell zu vergrößern, teils um dem Grundsatz der Gleichheit volle Kraft zu lassen, ohne Prüfung und Auswahl aufgenommen.

Sie alle wollten den Adel zum Teufel jagen!Ich habe eine Idee zu verfolgen: nämlich, daß wir in Deutschland uns ein Beispiel an Frankreich nehmen mögen.

War Deutschland denn überhaupt reif für die Revolution?

Die Hoffnung, auf deutschem Boden die fränkischen Grundsätze der Volksregierung fortzupflanzen, schienen in man-

chem Betracht nicht nur voreilig. Deutschlands Lage, der Charakter seiner Einwohner, der Grad und die Eigentümlichkeit ihrer Bildung, die Mischung der Verfassungen und Gesetzgebungen, kurz: seine politischen Verhältnisse haben ihm eine langsame stufenweise Vervollkommnung und Reife vorbehalten. Es soll von oben herab seine Freiheit allmählich nachgelassen bekommen, die andere von unten gewaltsam und auf einmal an sich reißen müssen.

Warum haben Sie sich dennoch auf das Experiment in Mainz eingelas-

sen? Unter den gegebenen Umständen war es von Beginn an zum Scheitern verurteilt.Wahrscheinlichkeit des Erfolgs ist alles, wonach Menschen sich entscheiden müssen. Wer schlechterdings gar nichts wagt, wird auch schlechterdings nie etwas erwerben. Was wahr ist, bleibt wahr, in Mainz wie in Paris, und es mag gesagt werden, wo und in welcher Sprache man will. Irgendwo muß das Gute doch zuerst an den Tag kommen und sich dann über die ganze Erde verbreiten; ein Mainzer erfand die Buchdruckerkunst und warum nicht ein Franke die Freiheit des 18. Jahrhunderts.

Glaubten Sie persönlich tatsächlich an einen Erfolg?

Noch neulich glaubte ich, Deutschland sei zur Freiheit nicht reif.

Und jetzt - nach der Niederlage?

Wir sind nicht auf dem Punkte, wo eine gewaltsame Revolution uns das geringste helfen und nutzen könnte, wenn sie auch möglich wäre, was sie doch nicht ist.

Haben die Erfahrungen der letzten Monate Sie zum Reformisten gemacht?

Ein Fürst, welcher Gesetze geltend macht und den dritten Stand schützt, hat sicherlich vor einer Revolution nichts zu fürchten. Allein bessert man nicht in Zeiten, wird den Mängeln der Konstitution nicht abgeholfen, solange alles ruhig ist, so muß doch endlich der Umschlag doch kommen, spät freilich, aber desto totaler.

Eine revolutionäre Erhebung hätte demnach nur Chancen, wenn sie von einer Mehrheit der Menschen wirklich gewollt wird?

Die Revolution ist die Revolution. Ihnen dünkt das wohl zu einfach oder es scheint gar ins Platte zu fallen? Die Revolution ist ein Orkan, wer kann ihn hemmen? Ich glaubte nun einmal an die Wichtigkeit der Revolution im großen Kreis menschlicher Schicksale, glaubte, daß sie sich nicht nur ereignen mußte, sondern auch den Köpfen, den Fähigkeiten eine andere Entwicklung, dem Ideengang eine andere Richtung geben würde.

Das läßt sich doch aber wohl nur von Frankreich sagen.

Ich bleibe dabei, daß Deutschland zu keiner Revolution reif ist und daß es schrecklich sein wird, sie durch das halsstarrige Bestehen auf die Fortsetzung des unglückseligsten aller Kriege unfehlbar vor der Zeit herbeizuführen. Ich möchte bittend vor allen Fürsten Deutschlands stehen und sie um ihres Lebens und des Glücks ihrer Völker willen anflehen, es bei dem, was geschehen ist, bewenden zu lassen, nicht alles aufs Spiel zu setzen, wo es unfehlbar verlorengehen muß. Unser rohes, armes, ungebildetes Volk kann nur wüten, aber nicht sich konstituieren, das blinde Gemetzel allein, die Verheerung aller Besitzungen, die hernach niemandem zugute kommen, müssen jedem Vernünftigen als die unvermeidlichen Wirkungen des widernatürlichen Streits vor Augen schweben. Von oben herab ließe sich jetzt in Deutschland so schön eine Verbesserung friedlich und sanft vorbereiten und ausführen, man könnte so schön, so glücklich von den Vorgängen in Frankreich Vorteil ziehen, ohne das Gute teuer erkaufen zu müssen. Der Vulkan Frankreich könnte Deutschland vor dem Erdbeben sichern.

Beim französischen Nationalkonvent haben Sie als Abgesandter der Mainzer Republik den Anschluß an Frankreich beantragt und den Rhein zur Grenze erklärt, die das Land der Republikaner von Deutschland künftig trennen soll. Ist eine revolutionäre Eroberung Rechtens?

Nach den eigenen Grundsätzen der Republik ist an keine Eroberung zu denken, wenn nicht freie Wahl der Einwohner zuvor entschieden hat.

Es klingt viel Enttäuschung und Resignation aus dem, was Sie sagen. Müssen Gleichheit und Brüderlichkeit, wenigstens in Deutschland, Illusion bleiben?

Freiheit und Gleichheit. Mein ganzes Leben ist mir selbst Beweis genug, daß diese Grundsätze mit mir, mit meiner Empfindungsart innig verwebt sind und es von jeher waren. Ich kann und werde sie nie verleugnen.

In den letzten Wochen Ihres Pariser Exils konnte man aber gelegentlich diesen Eindruck gewinnen.

Oh, seitdem ich weiß, daß keine Tugend in der Revolution ist, ekelt's mich an. Es ist nicht Bitterkeit, was mich so sprechen läßt.

Was ist es dann?

Es ist Resultat der Beobachtung.

Zum Beispiel der Radikalisierung der Revolution, die so viele Ihrer intellektuellen Freunde abgeschreckt hat?

Die Erfahrung lehrt ja mit tausendfältigem Beispiel, daß in großen entscheidenden Zeitpunkten die Mitteldinge, die nicht halb und nicht ganz, nicht kalt und nicht warm sind, durchaus gar nicht taugen.

Die Anwendung von Gewalt war es also nicht?

Wer kann für Gewalt? Eine Naturerscheinung läßt sich nicht durch Vernunftregeln einschränken, sondern muß ihren freien Lauf behalten. Nie hatte die Tyrannei so viel Unverschämtheit, so viel Ausgelassenheit, nie wurden die Grundsätze so mit Füßen getreten, nie herrschte Verleumdung mit so zügelloser Gewalt. Diese Periode muß überstanden werden; aber der Kampf ist vielleicht noch schwerer, als man es sich vorstellt.

In Deutschland haben sich viele Revolutionsfreunde abgewandt, weil sie den revolutionären Terror nicht akzeptieren mochten.

Wer wird das Übel, was aus dem Bürgerkrieg entstehen kann, nicht klagen; wer wird leugnen, daß es schändliche Menschen zu vielen Tausenden gibt, die sich des Vorwandes der Freiheit bedienen, um Abscheulichkeiten zu begehen. In der wirklichen Welt geht es immer verkehrter zu als in unseren Theorien.

Werden Sie Ihre Erfahrungen der letzten Wochen und Monate in einem größeren Zusammenhang publizistisch oder literarisch aufarbeiten?

Ich die Geschichte dieser greulvollen Zeit schreiben? Ich kann es nicht. Immer nur Eigennutz und Leidenschaft zu finden, wo man Größe erwartet und verlangt, immer nur Worte für Gefühl, immer nur Prahlerei und Schimmer für wahres Sein und Wirken - wer kann das aushalten.

Wenn Sie das gesamte letzte Jahr Revue passieren lassen, was würden Sie aus heutiger Sicht anders machen?

Wenn ich bloß erwäge, wie wenig alles, was ich getan habe, jetzt zweckmäßig erscheint, so möchte ich manchmal wünschen, ich wäre ruhig aus Mainz gezogen und hätte mich in Hamburg niedergelassen, ohne etwas mit den Händel der Völker zu tun zu haben. Wenn ich dagegen bedenke, daß nur so die Gewißheit in mir entstehen konnte, meinen politischen Grundsätzen Genüge geleistet zu haben, und jene zweite, daß der rechtschaffene Mann nur so lange fortarbeitet, als er ohne Verletzung seiner Selbstachtung tun kann, und daß ich bei allem das Bewußtsein in mir trage, nach der jedesmaligen Einsicht, die ich hatte, nicht aus Leidenschaft gehandelt zu haben, dann bin ich zufrieden mit allem, was geschehen ist.

Betreute darf selbst bestimmen

MÜNCHEN, 8. März (AP). Auch wenn einer Frau von Gerichts wegen für die Vermögenssorge eine Betreuerin bestellt worden ist, hat sie ein Recht darauf, ihr Leben weitgehend selbst zu gestalten. Dies geht aus einer jetzt veröffentlichten Entscheidung des Bayerischen Obersten Landesgerichts in München hervor. Das Gericht hob ein Urteil des Münchner Landgerichts auf, wonach die Betroffene auch für eine auswärtige Übernachtung oder ein Essen im Restaurant aus eigenen Mitteln zunächst die Einwilligung ihrer Betreuerin hätte einholen müssen.

Das Oberste Landesgericht äußerte die Auffassung, es sei sinnvoll, wenn die zeitweilig in einer Anstalt untergebrachte Frau täglich außerhalb des Krankenhauses essen gehe und einmal monatlich ihrer Ruhe wegen in einem Hotel übernachte. Auch ein unter Betreuung stehender Bürger solle im Rahmen seiner Fähigkeiten sein Leben nach eigenen Wünschen gestalten. Die Erbin von 20 000 Mark dürfe nicht gegen ihren Wunsch vom Genuß ihres Vermögens ausgeschlossen werden. (Az.: 3 Z BR 11/93)

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Briefe an die Redaktion

"Bewohner lassen sich an der Nase 'rumführen" Die ablehnenden Stellungnahmen der Naturschutzverbände haben den Streit um die geplante Ortsumgehung Mörfel Das Erstaunlichste ist für mich, wie lange sich die Bewohner der Westendstraße und andere Betroffene schon von SPD und CDU an der Nase herumführen lassen. Statt auf die lang geplante Nordumfahrung zu dringen, die eine sofort spürbare Entlastung bringen würde, lassen sie sich von Wahlperiode zu Wahlperiode bis ins nächste Jahrhundert vertrösten. Ich habe mich nicht an der Startbahn West Startbahn West von der Polizei hetzen lassen, um ein paar Jahre später meine Überzeugung wie einen Umhang an der Garderobe abzugeben. Eine Autostraße statt einem lebenden Wald den Bewohnern von Mörfelden Süd zuzumuten, ist zumindest leichtfertig. Elisabeth Seipel, Mörfelden

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Das Experiment der Freiheit 2

Von Ihrem Verleger stammt auch die Aufforderung, statt Revolutionär zu werden, sollten Sie lieber ein guter Preuße bleiben . . .

Ich bin im polnischen Preußen, eine Stunde von Danzig, geboren und habe meinen Geburtsort verlassen, eh er unter königlich-preußische Botmäßigkeit kam. Insofern bin ich also kein preußischer Untertan. Ich habe als Gelehrter in England gelebt, eine Reise um die Welt getan, hernach in Kassel, in Wilna und zuletzt in Mainz meine geringen Kenntnisse mitzuteilen gesucht. Wo ich jedesmal war, bemühte ich mich, ein guter Bürger zu sein; wo ich war, arbeitete ich für das Brot, das ich erhielt. Ubi bene ibi patria muß der Wahlspruch des Gelehrten bleiben; er bleibt es auch des freien Mannes, der in Ländern, die keine freie Verfassung haben, einstweilen isoliert leben muß.

Jetzt sitzen Sie im Exil, und auf Ihren Kopf hat ein deutscher General 100 Dukaten ausgesetzt.

Nur hundert Dukaten? Der arme Schelm von einem General, da er nicht weiß, was so ein Kopf wert ist. Ich gäbe keine sechs Kreuzer für den seinigen. Es ist nicht aller Tage Abend, und vielleicht sprechen sich die Köpfe noch auf ihren Rümpfen.

Kehren wir zum Ausgangspunkt zurück. Als Custine im vergangenen Oktober Mainz besetzte, da bildete sich gleich ein Jakobinerklub, und Sie, damals sozusagen Angestellter im öffentlichen Dienst, wurden Mitglied.

Vierzehn Tage stand ich zurück und nahm an nichts Anteil. Allein, es war nicht länger möglich zu zweifeln, welche Partei man ergreifen müsse, da der Volkswille sich immer deutlicher entwik- kelte. Jetzt wurde es Pflicht, die auch unentschieden gebliebenen wenigen vielmehr durch ein Beispiel zu einer Entscheidung aufzufordern, und zwar ihnen die Freiheit in ihrem wahren wünschenswerten Licht zu zeigen. Ich trug also keine Bedenken, zur Volksgesellschaft zu treten, wo man die Augen schon lange auf mich gerichtet hatte.

Das war eigentlich ein ganz honoriger Verein, gar nicht so, wie man sich einen revolutionären Klub vorstellt. Wer war Mitglied?

Mehrere geschickte Rechtsgelehrte, mehrere angesehene Kaufleute und ehrbare Bürger von allgemeiner Redlichkeit, einige Professoren der Universität, endlich verschiedene helldenkende tugendhafte, zu echten Lehrern der Menschen umgeschaffene Priester.

Und der Bibliothekar in Diensten des Erzbischofs und Kurfürsten... Studenten waren nicht mit von der Partie?

Ein Schwarm von rohen Studenten und anderen, zum Teil unbärtigen jungen Leuten, nebst mehreren durch ihre Sittlichkeit nicht vorteilhafte Personen, hat man, teils um die Zahl der Mitglieder schnell zu vergrößern, teils um dem Grundsatz der Gleichheit volle Kraft zu lassen, ohne Prüfung und Auswahl aufgenommen.Sie alle wollten den Adel zum Teufel jagen!Ich habe eine Idee zu verfolgen: nämlich, daß wir in Deutschland uns ein Beispiel an Frankreich nehmen mögen.

Der Sportausschuß hat einiges erreicht und wird dennoch wenig beachtet Gemeinsam nahmen die Politiker manche Hürde

FRANKFURT A. M. Christdemokrat Willy Rabenecker, der langjährige Vorsitzende des Sportausschusses, der zum Ende der Wahlperiode aus seinem Amt ausscheidet, hat einmal gesagt: "Der Sport genießt in Frankfurt nicht den Stellenwert, den er verdient." In den vergangenen vier Jahren war das nicht anders. Lothar Birzer (SPD) jedenfalls beklagt: "Wir müssen in den eigenen Fraktionen mehr für unsere Interessen kämpfen, als im Sportausschuß." Denn im Gremium ziehen SPD, CDU und Grüne für die Interessen des Sports an einem Strang.

So haben die Stadtverordneten seit 1989 einiges erreicht. Eine kleine Auswahl: Der hohe Standard der Vereinförderung konnte gehalten werden - auch 1991, als viele der etwa 460 Frankfurter Vereine wegen der Haushaltssperre um ihre Unterstützung bangten. Der Zuschuß für Jugend- und Übungsleiter wurde von 2,50 Mark pro Stunde auf drei Mark angehoben. Ein Betrag, der gerade engagierten Klubs mit einem großen Angebot die Arbeit erleichtert. Für Alten- und Behindertensport setzten die Stadtverordneten einen Einzelposten von 160 000 Mark im Haushalt durch. Das Frankfurter Fan- Projekt zur Betreuung der Fußballanhänger wurde gegründet und mit 120 000 Mark von der Stadt bezuschußt.

Hinzu kommen die vielen kleinen Erfolge: Zuletzt verabschiedete der Ausschuß einen Antrag für ein Umkleide- und Funktionsgebäude auf der Sportanlage Lärchenstraße - die Griesheimer Fußballer warten darauf schon seit Jahren. Und wie für die Bezirksanlage in Fechenheim machten sich die Stadtverordneten stets für neue Sportstätten in den Stadtteilen stark. Doch dabei mußten sie so manche Niederlage einstecken.

Denn gerade die vermeintlich kleinen Projekte bereiten den Sportpolitikern häufig die größten Probleme. Schließlich haben der Naturschutzbeirat und die Untere Naturschutzbehörde ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Beispielsweise verhinderte der Naturschutzbeirat eine Traglufthalle über dem Bergen-Enkheimer Freibad für den dortigen Schwimmclub - "weil die Halle die Umluft schädigen würde", erinnert sich Birzer. Der sportpolitische Sprecher der SPD, der sich auch im Umweltausschuß engagiert, sieht noch ein weiteres Problem auf den Sport zukommen: die neuen Lärmschutzbestimmungen. Erinnert sei dabei nur an die Proteste der Anwohner gegen das Panorama-Bad in Bornheim.

Die reduzierten Öffnungszeiten der Schwimmbäder gehörten zu den wenigen Punkten, die auch im Sportausschuß für Kontroversen sorgten. Die CDU kritisierte das "unschlüssige Konzept" von Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD). Doch wegen der hohen Personalkosten "bleibt uns keine andere Wahl", verteidigt Birzer die Stadträtin und prophezeit: "Im Sommer, wenn alle Hallenbäder geschlossen werden, wird's noch mehr rappeln."

Für Streit zwischen Rot-Grün und der CDU sorgte auch die Großhalle am Kaiserlei. Gerne hätten die Konservativen das Riesenprojekt in Auftrag gegeben, träumten von der Sporthauptstadt Frankfurt. SPD und Grüne legten die Arena für 18 000 Besucher vorerst auf Eis. Denn: "Wer soll das bezahlen?" Der Stadtsäckel ist leer. Und Birzer meint: "Der Breitensport ist derzeit wichtiger." Darin sind sich die Fraktionen im Sportausschuß wieder einig. cob

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Gnade der

Wohlfahrt

Deutschland hat schlechte Laune. Die Stimmung ist im Keller und der Mißmut epidemisch. Langsam kehrt der Hochmut der Sieger im Westen als Depression aus dem Osten zurück. "Draußen im Lande" wächst die Reizbarkeit proportional zum Niedergang des Bruttozialprodukts, und der deutsche Jedermann ist gegen jedermann gallig, unduldsam, mürrisch. Noch nie fühlte er sich so überflüssig wie heute.

Offenkundig sind der sinkende Stern der Massenmotorisierer und die Konditionsschwäche von Thomas Gottschalk nur zwei Seiten der deutschen Bronzemedaille. Erst jetzt entpuppt sich die Wiedervereinigung als ökonomischer Hausfriedensbruch in der Erlebnisgesellschaft: Ende der belle époque, Late Night Show der Prosperität. Nur der Export, sagt man, gibt uns noch Hoffnung. Nach dieser Hoffnung ist die Nachfrage gewachsen, während alle anderen im Kurs gefallen sind.

In der Krise erlebt der Spökenkieker und Bockssänger, der Zeitenwender und Theologe des Wachstums seinen endlichen Triumph. Von ihnen empfängt die eingeschüchterte Öffentlichkeit die Weissagung der Zukunft als Schwellgesang. Wie lange dauert die Strafe der Rezession? Wann geht das Abwärts wieder aufwärts? Die Zukunft ist eine Drohung. Dem Netz der wirtschaftlichen und sozialen Abhängigkeiten entkommt keiner. Je unabhängiger der einzelne funktioniert, desto abhängiger ist er vom Funktionieren des Ganzen. In der Krise weicht die Vorsorge der Sorge, und die Zyklen der Konjunktur spielen Schicksals. Es sitzt wie die Angst im Nacken, denn up and down geht die Amplitude der Wohlfahrt.

Manchmal gleicht das Wohl und Wehe der Konjunktur einem Fossil der Naturgeschichte. Zum Beispiel die Arbeitslosigkeit in den glänzenden Sarkophagen der Stahlindustrie. Sie erscheint dann, wie in Rheinhausen, als reine Notwendigkeit der reinen Ökonomie - als Verfügung einer unsichtbaren Hand und gleichzeitig als Opfergabe, das man postum den fetten Jahren bringt, in denen, wenn diese wiederkommen, auch die Arbeitslosigkeit nicht verschwinden wird. Was ohne Macht, ohne Vertretung ist, bleibt wie es ist: eine Naturmacht, die über den Einzelnen verhängt wird. Aber dafür organisiert die Risikogesellschaft ja sonst alles, am besten ihren Überfluß. Das Abfallprodukt des Überflusses ist der überflüssige Mensch.

Dem Überflüssigen entspricht unterirdisch das Unabsehbare. Die Entfesselung der technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten hat das Unkalkulierbare wachsen lassen. Denn wer alles berechnet, erzeugt Unberechenbarkeit, und am Ende wird der Zeit-Raum der Zukunft immer kürzer. Die Zeit rennt davon und kommt dem Gemeinwesen zugleich entgegen. Die Potenzen wachsen in den Koordinaten des Risikos wie die Zweideutigkeit.

Mißmut und Unbehagen registrieren dieses Unabsehbare derzeit zuverlässig, aber seltsam "objektlos" - anders als in der letzten Wirtschaftskrise, die in der "Bombe", in der Apokalypse noch ein Objekt gefunden hatte, das ihre Krisengefühle krisensicher bündelte. Doch damals beruhigte die Block-Konfrontation soziale Empfindlichkeiten zur redseligen Furcht: The day after. Heute dagegen wird das Unabsehbare nicht länger durch zwei Großmächte klein und fern gehalten, und deshalb ist die Wahrnehmung sich selbst undurchsichtig und abstrakt, wie ein unleserliches Psychogramm.

"Irgend etwas geht seinen Gang." Die Krise der Ökonomie verändert das Layout der Wahrnehmung; sie erzeugt diesmal nicht die Oberflächenphänomene der Furcht, sondern die der Angst. Schon die "Balance des Erträglichen" könnte ja Utopie sein: politisch und ökologisch, in West und Ost. Allein die friedliche Havarie der Atomkraft wäre der Krieg. So hofft die Hoffnung auf den Aufschwung, denn nichts täuscht über den Preis der Wohlfahrt so wie die Wohlfahrt selber. Sie ist geborgte Zuversicht, gegen die man den Pessimismus organisieren müßte, um sich den Optimismus des Willens zu erhalten. THOMAS ASSHEUER

Kurs zur Gestaltung von Pfarrbriefen

FRANKFURT A. M. Um die Theorie und Praxis der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die Gestaltung von Pfarrbriefen geht es bei "Werkstätten" und Kursen, die das Referat Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Ordinariats Limburg auch für den Bezirk Frankfurt anbietet. Am Mittwoch, 10. März, beginnt der dreiteilige Kurs "Gestaltung von Pfarrbriefen". Die anderen zwei Termine sind am Mittwoch, 17. und 24. März.

Die Anmeldung zu den Kursen bei der Katholischen Medienarbeit Rhein-Main, Düsseldorfer Straße 15-17, 6000 Frankfurt am Main 1. Weitere Informationen unter Telefon 0 64 31/ 29 54 79. ov

Kirchliche Pressearbeit Kurs zur Gestaltung von Pfarrbriefen

FRANKFURT A. M. Um die Theorie und Praxis der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die Gestaltung von Pfarrbriefen geht es bei "Werkstätten" und Kursen., die das Referat Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Ordinariats Limburg auch für den Bezirk Frankfurt anbietet. Am Mittwoch, 10. März, beginnt der dreiteilige Kurs "Gestaltung von Pfarrbriefen". Die anderen zwei Termine sind am Mittwoch, 17. und 24. März.

Der vierteilige Kurs "Umgang mit der Presse", der praktische Übungen einschließt und für Mitarbeiter geplant wurde, die in der Öffentlichkeitsarbeit kirchlischer Gemeinden und Verbände engagiert sind, beginnt mit einer ersten Kurseinheit am Mittwoch, 21. April. Alle Kurse laufen von 17.30 bis 19. Uhr.

Nutzen können die Teams der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit in den Gemeinden außerdem einen Layout-Service, der Pfarrbriefe auf ihre Außenwirksamkeit überprüft. Die Anmeldung zu den Kursen ist bei der Katholischen Medienarbeit Rhein-Main, Düsseldorfer Straße 15-17, 6000 Frankfurt am Main 1, möglich. Detaillierte Informationen gibt es beim Referat Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Ordinariats, Roßmarkt 10 in 6250 Limburg, Telefon 0 64 31 / 29 54 79. ov

Sportbund-Preise für Frauen- und PR-Arbeit

WETTERAUKREIS. Mit zwei hochdotierten Preisen will der hessische Landessportbund die Sportvereine zu mehr Public-Relations-Anstrengungen bewegen. Bis zum 13. April können sie sich um den Heinz-Lindner-Preis bewerben. Er bringt 18 000 Mark für Vereine, die sich "mit außergewöhnlichen Maßnahmen und Aktionen in der Öffentlichkeit positiv zur Geltung bringen". 5000 Mark winken mit dem ebenfalls neuen Lu-Röder- Preis Frauen, "die sich in besonderer Weise um die Belange ihrer Geschlechtsgenossinnen im Sport kümmern". Genaue Informationen gibt der Sportbund-Öffentlichkeitsarbeiter Ralf Wächter unter Tel. 069 / 67 89 262. nes

Kirchliche Pressearbeit Kurs zur Gestaltung von Pfarrbriefen

FRANKFURT A. M. Um die Theorie und Praxis der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und die Gestaltung von Pfarrbriefen geht es bei "Werkstätten" und Kursen., die das Referat Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Ordinariats Limburg auch für den Bezirk Frankfurt anbietet. Am Mittwoch, 10. März, beginnt der dreiteilige Kurs "Gestaltung von Pfarrbriefen". Die anderen zwei Termine sind am Mittwoch, 17. und 24. März.

Der vierteilige Kurs "Umgang mit der Presse", der praktische Übungen einschließt und für Mitarbeiter geplant wurde, die in der Öffentlichkeitsarbeit kirchlischer Gemeinden und Verbände engagiert sind, beginnt mit einer ersten Kurseinheit am Mittwoch, 21. April. Alle Kurse laufen von 17.30 bis 19. Uhr.

Nutzen können die Teams der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit in den Gemeinden außerdem einen Layout-Service, der Pfarrbriefe auf ihre Außenwirksamkeit hin überprüft.

Die Anmeldung zu den Kursen ist bei der Katholischen Medienarbeit Rhein- Main, Düsseldorfer Straße 15-17, 6000 Frankfurt am Main 1, möglich. Detaillierte Informationen gibt es beim Referat Öffentlichkeitsarbeit des Bischöflichen Ordinariats, Roßmarkt 10 in 6250 Limburg an der Lahn, Telefon (0 64 31) 29 54 79. ov

Vor der Kommunalwahl in der Stadtteil-Rundschau: Die Bilanz des Ortsbeirats 9 Große Umstände bei Verkehrsfragen

FRANKFURT-NORDWEST. Im Herbst wollten die Mitglieder des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) die Fußgängerüberwege über die Eschersheimer Landstraße in Höhe der Malßstraße sicherer machen. Zwei Anträge standen dazu auf der Tagesordnung, einer von der CDU-, einer von der Grünen-Fraktion. Lange diskutierten die Politiker, um einen Kompromiß zu finden. Vergeblich. Ein Abgeordneter fehlte - beide Anträge wurden bei Stimmengleichheit abgelehnt.

Beobachtern mag das peinliche Procedere symptomatisch für die Arbeit des Gremiums erscheinen - auch wenn solche Patts nur selten vorkommen. Die Mehrheit haben CDU und FDP. Typisch aber ist das Verhältnis zwischen Diskussion und Ergebnis.

Vier Jahre lang debattieren die Abgeordneten einmal monatlich über die Verkehrsberuhigung. Eigentlich wollten sie in dieser Zeit elf Wohnviertel in Tempo-30-Zonen verwandeln. Inzwischen stehen nur die Pläne für die Dornbusch- Siedlung - ohne die Sperre in der Fritz- Tarnow-Straße allerdings, die Bewohner in einer Anhörung einhellig und lautstark gefordert hatten. An den Vorschlägen für weitere drei Viertel arbeiten zwei Ingenieurbüros. Die Pläne sind fertig, eine Entscheidung des Ortsbeirats steht seit Herbst vergangenen Jahres aus. In vier Quartieren sollen nur Schilder und Kölner Teller dafür sorgen, daß Autos langsamer fahren. Büros wurden in diesen Fällen gar nicht eingeschaltet. Mehr hat sich nicht bewegt; sichtbare Veränderungen gibt es, im Gegensatz zu anderen Ortsbezirken, überhaupt noch nicht.

"Verzögerung" und "Verschleppung" werfen die Bürgerinitiativen in der Kirchhainer Straße und in der Kurhessenstraße darum dem Ortsbeirat vor (siehe Kasten) - und auch die zweiköpfige Fraktion der Grünen ist sauer.

90 Prozent der Ortsbeiräte empfinde "Schwellen und Umwege als Schikane", schreiben die Abgeordneten Freya Linder und Peter Steinberg in ihrer Wahlzeitung. Verantwortlich ist ihrer Meinung nach also nicht nur die CDU, sondern auch die SPD. "Absurd" seien auch Forderungen der SPD, in Alt-Eschersheim und Ginnheim lediglich Tempo-30-Schilder aufstellen zu lassen. "Der Ortsbeirat 9 schert aus der Tempo-30-Zonen-Planung aus!", betitelten die Grünen ihre Presseerklärung zu diesen SPD-Anträgen, die gegen die Grünen angenommen wurden.

Von diesem Vorwurf wollen die Sozialdemokraten jedoch nichts wissen. "Verkehrsberuhigung geht auch mit einfachen Mitteln", meint Karl Semmelbauer, Fraktionsvorsitzender der SPD. Sperren und eine veränderte Verkehrsführung - gefordert von den Grünen und den Bürgerinitiativen - "drängen doch den Verkehr nur auf die Hügelstraße und die Eschersheimer Landstraße".

Daß sich der Ortsbeirat 9 "sehr schwer" getan hat mit der neuen Aufgabe, das Tempo der Autos in den Wohnvierteln zu drosseln, gesteht aber auch Semmelbauer ein. Wer ist schuld? "Die CDU hat sich am Anfang klar gegen die Verkehrsberuhigung verhalten", sagt Semmelbauer. "Unsinnig" war seiner Meinung nach die Umfrage zur Verkehrsberuhigung im westlichen Eschersheim, die die CDU gegen die rot-grüne Opposition durchsetzte. Nach langen Diskussionen sei nicht mehr als ein "Bruchteil der Bögen" zurückgekommen. Semmelbauer: "Die Bürger, die interessiert sind, die melden sich auch in einer Anhörung!"

Zufrieden ist nur die CDU - damit, daß die Grünen "mit ihrer radikalen Lösung abgeblitzt sind", so der Fraktionsvorsitzende Hans-Günter Müller. Zufrieden, daß der Ortsbeirat "so gründlich arbeitet, daß es bei uns kein Fiasko à la Bornheim gibt". Außerdem: "Die ersten beiden Zonen waren beachtlich groß", sagt Müller. "Wir sind sehr viel weiter, als man meint."

Manchmal aber einigen sich auch die Freizeitpolitiker im Ortsbeirat 9. Daß der "Neuner" trotz aller peinlichen Verkehrs- Debatten etwas geschafft hat - davon sind alle Fraktionen überzeugt. Die CDU ist froh darüber, daß die Ziehenschule erweitert wird (auf Drängen des Ortsbeirats). Über das neue Feuerwehrhaus in Ginnheim freut sich die SPD. Die Grünen sind zufrieden mit der Fahrrad-Verbindung, die demnächst östlich der Eschersheimer Landstraße entlang in die Innenstadt führen wird.

Einig in der Betroffenheit waren sich die Stadtteilparlamentarier auch am 26. November letzten Jahres: An diesem Tag starb Gerda Sklorz. Die resolute Christdemokratin hatte dem Gremium seit seiner Gründung vor 20 Jahren angehört und ihm seit 1989 vorgestanden. *sen

Zorn auf den Ortsbeirat 9 Bürgerinitiativen sind "stinksauer"

FRANKFURT-NORDWEST. Wut und Enttäuschung - das ist die Bilanz der Bürgerinitiativen, die sich im Ortsbeirat 9 vier Jahre lang für Verkehrsberuhigung engagierten. "Der Ortsbeirat verschleppt und verzögert", ärgern sich die Anwohner, die sich im Viertel um die Kurhessenstraße für Verkehrsberuhigung starkmachen, und rüffeln: "Nichts ist passiert!"

Auch die Initiative "Kirchhainer Straße/Burgholzer Platz" ist unzufrieden mit dem Gremium. Seit Jahren arbeitet sie dafür, daß sich in ihrem Viertel, durch das der Durchgangsverkehr dröhnt, etwas ändert. "Die Parteien wollten die Verkehrsberuhigung gar nicht", moniert Gunter Westenberger, der nicht müde wird, sich in jeder Bürgerfragestunde nach dem neusten Stand zu erkundigen. Ein letzter Beschluß steht noch immer aus.

"Verhinderungspolitik" wirft die "Initiative der Bürger in Alt-Eschersheim" dem Gremium in einem offenen Brief an Planungsdezernent Martin Wentz vor. "Der Ortsbeirat 9, der sich ohnehin mit der Bürgerbeteiligung äußerst schwer tut, ist offensichtlich nicht bereit, Verkehrsberuhigungsmaßnahmen durchzuführen", so die Kritik. Die Debatten sollen ihrer Meinung nach lediglich "hinhalten".

Abgeblitzt sind auch Anwohner, die in der Dornbuschsiedlung eine veränderte Verkehrsführung mittels einer Sperre in der Fritz-Tarnow-Straße forderten - dies ließ der Ortsbeirat nicht einmal vom beauftragten Planungsbüro BGS überprüfen.

Inzwischen mischen sich auch andere ein. Der Elternbeirat der Kindertagesstätte 89 Am Lindenbaum hofft auf "weitere verkehrsberuhigende Maßnahmen". Deren Sprecher Christoph Rauschenberger: "Zwar wurden bereits Tempo-30-Schilder aufgestellt, aber tatsächlich hat der Verkehr dort eine deutlich höhere Durchschnittsgeschwindigkeit." *sen

Das Experiment der Freiheit

War Deutschland denn überhaupt reif für die Revolution?

Die Hoffnung, auf deutschem Boden die fränkischen Grundsätze der Volksregierung fortzupflanzen, schienen in manchem Betracht nicht nur voreilig. Deutschlands Lage, der Charakter seiner Einwohner, der Grad und die Eigentüm- lichkeit ihrer Bildung, die Mischung der Verfassungen und Gesetzgebungen, kurz: seine politischen Verhältnisse haben ihm eine langsame stufenweise Vervollkommnung und Reife vorbehalten. Es soll von oben herab seine Freiheit allmählich nachgelassen bekommen, die andere von unten gewaltsam und auf einmal an sich reißen müssen.

Warum haben Sie sich dennoch auf das Experiment in Mainz eingelassen? Unter den gegebenen Umständen war es von Beginn an zum Scheitern verurteilt.

Wahrscheinlichkeit des Erfolgs ist alles, wonach Menschen sich entscheiden müssen. Wer schlechterdings gar nichts wagt, wird auch schlechterdings nie etwas erwerben. Was wahr ist, bleibt wahr, in Mainz wie in Paris, und es mag gesagt werden, wo und in welcher Sprache man will. Irgendwo muß das Gute doch zuerst an den Tag kommen und sich dann über die ganze Erde verbreiten; ein Mainzer erfand die Buchdruckerkunst und warum nicht ein Franke die Freiheit des 18. Jahrhunderts.

Glaubten Sie persönlich tatsächlich an einen Erfolg?

Noch neulich glaubte ich, Deutschland sei zur Freiheit nicht reif.

Und jetzt - nach der Niederlage?

Wir sind nicht auf dem Punkte, wo eine gewaltsame Revolution uns das geringste helfen und nutzen könnte, wenn sie auch möglich wäre, was sie doch nicht ist.

Haben die Erfahrungen der letzten Monate Sie zum Reformisten gemacht?

Ein Fürst, welcher Gesetze geltend macht und den dritten Stand schützt, hat sicherlich vor einer Revolution nichts zu fürchten. Allein bessert man nicht in Zeiten, wird den Mängeln der Konstitution nicht abgeholfen, solange alles ruhig ist, so muß doch endlich der Umschlag doch kommen, spät freilich, aber desto totaler.

Eine revolutionäre Erhebung hätte demnach nur Chancen, wenn sie von einer Mehrheit der Menschen wirklich gewollt wird?

Die Revolution ist die Revolution. Ihnen dünkt das wohl zu einfach oder es scheint gar ins Platte zu fallen? Die Revolution ist ein Orkan, wer kann ihn hemmen? Ich glaubte nun einmal an die Wichtigkeit der Revolution im großen Kreis menschlicher Schicksale, glaubte, daß sie sich nicht nur ereignen mußte, sondern auch den Köpfen, den Fähigkeiten eine andere Entwicklung, dem Ideengang eine andere Richtung geben würde.

Das läßt sich doch aber wohl nur von Frankreich sagen.

Ich bleibe dabei, daß Deutschland zu keiner Revolution reif ist und daß es schrecklich sein wird, sie durch das halsstarrige Bestehen auf die Fortsetzung des unglückseligsten aller Kriege unfehlbar vor der Zeit herbeizuführen. Ich möchte bittend vor allen Fürsten Deutschlands stehen und sie um ihres Lebens und des Glücks ihrer Völker willen anflehen, es bei dem, was geschehen ist, bewenden zu lassen, nicht alles aufs Spiel zu setzen, wo es unfehlbar verlorengehen muß. Unser rohes, armes, ungebildetes Volk kann nur wüten, aber nicht sich konstituieren, das blinde Gemetzel allein, die Verheerung aller Besitzungen, die hernach niemandem zugute kommen, müssen jedem Vernünftigen als die unvermeidlichen Wirkungen des widernatürlichen Streits vor Augen schweben. Von oben herab ließe sich jetzt in Deutschland so schön eine Verbesserung friedlich und sanft vorbereiten und ausführen, man könnte so schön, so glücklich von den Vorgängen in Frankreich Vorteil ziehen, ohne das Gute teuer erkaufen zu müssen. Der Vulkan Frankreich könnte Deutschland vor dem Erdbeben sichern.

Zu vieles entschied der Römer: Dem Ortsbeirat 1 überließ die Stadt vor allem den Ärger mit den Anwohnern Stadtteilpolitiker hoffen auf die neuen Baugebiete

FRANKFURT-WEST. Drogenszene, Rotlicht-Milieu, Kriminalität, große Bauprojekte, unerträgliches Verkehrsaufkommen und, und, und . . . In so mancher Großstadt passiert weniger als allein im Ortsbezirk 1 (Gallus, Gutleut, Bahnhof, Innenstadt). Dort sind alle Probleme zuhause, die Frankfurts zweifelhaften Ruf ausmachen. An die 50 000 Menschen leben zwischen Börneplatz und Mainzer Landstraße. Sorgen und Angst gibt es genug. Keine leichte Aufgabe für die 19 Freizeitpolitiker im Ortsbeirat 1, die häufig nicht mehr sein können als "Puffer" zwischen Bürger und Magistrat. Basispolitik als Katalysator für aufgebrachte Gefühle und angestaute Aggressionen.

Denn was können die Frauen und Männer in den drei Fraktionen schon an den komplexen Problemen ändern? "Wir haben nur eine Mittlerfunktion", sagt Ortsvorsteher Jürgen Hupe (SPD). Und eines haben die Politiker im Ortsbeirat 1 schon längst begriffen - im Gegensatz zu manch hochrangigem Volksvertreter: Mit plumper Parteipolitik und großen Versprechungen ist den Bürgern am wenigsten gedient.

"Wir arbeiten halt gemeinsam im Interesse der Bürger", sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Heilmann, "trotz mancher grundsätzlicher Meinungsverschiedenheit." So war es auch in der ausgehenden Wahlperiode: Deshalb ist es kaum verwunderlich, daß die drei Fraktionsvorsitzenden und der Ortsvorsteher das gleiche Fazit ziehen: "Wir sind unzufrieden." CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Zollmann bemängelt: "Wir werden nicht ernstgenommen." Ortsvorsteher Hupe beklagt: "Das Verhältnis mit der Verwaltung ist sehr schwierig."

Die Enttäuschung kommt nicht von ungefähr. Gerade beim Thema Verkehrsberuhigung haben die Stadtteilpolitiker zwei Niederlagen einstecken müssen. Von den neuen Rechten der Ortsbeiräte hat der "Einser" wenig gehabt: So wollten die Stadtteilpolitiker im Rahmen von Tempo 30 die Friedrich-Ebert-Siedlung beruhigen, Ackermann- und Sondershausenstraße für den Durchgangsverkehr sperren. Die Tempo-30-Kommission lehnte ab. Grund: Die beiden Straßen seien die einzige Verbindung zwischen Mainzer Landstraße und Kleyerstraße. Mit einer leicht veränderten Verkehrsführung sollten die vielen Autos von der Frankenallee verdrängt werden. Die Absage der Kommission flatterte den Stadtteilpolitikern kürzlich erst auf den Tisch.

Auf den Verkehr in der Innenstadt können die Freizeitpolitiker ohenhin kaum Einfluß nehmen, Gesamtkonzepte behält sich die Stadt vor. Die Altstadt um die Fischerfeldstraße beispielsweise beruhigen die Ämter im Alleingang. Die Mitbestimmung des Ortsbeirats hört bei Radwegen rund um die Zeil, wie sie die Grünen-Fraktion fordert, auf.

"Aber wir haben einiges für den öffentlichen Nahverkehr erreicht", blickt Andreas Laeuen (Grüne) zurück. So hält der 37er Bus im Gutleut ab 20 Uhr nach Bedarf und fährt jetzt eine "Schleife" über den Hauptbahnhof. Und die Straßenbahnlinie 11 (Höchst - Fechenheim) wurde ins Beschleunigungsprogramm für den öffentlichen Nahverkehr aufgenommen.

Die 1989 erweiterten Rechte erlauben den Ortsbeiräten auch, Straßen und Plätze zu benennen. Der Ortsbeirat 1 durfte das im Fall "Friedrich-Stoltze-Platz" erst einmal nicht. Die Stadt lehnte den Vorschlag ab, dem Platz hinter der Katharinenkirche den Namen des Frankfurter Volksdichters zu geben. Der Ortsbeirat ließ nicht locker und drohte gar mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht - mit Erfolg. Zollmann: "Darauf sind wir besonders stolz."

Mit der Umbenennung des Theaterplatzes in "Willy-Brandt-Platz" wird es wohl keine Schwierigkeiten geben. Den entsprechenden Antrag schickten SPD und Grüne in der letzten Sitzung vor der Kommunalwahl gegen den Willen der CDU auf den Weg. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler war spontan von der Idee begeistert.

Ansonsten versteht Ortsvorsteher Hupe das Stadtteilgremium als "Hilfsorgan", das seine Wünsche und die Anregungen der Bürger auf unzähligen Anträgen formuliert. Hupe: "Wir haben bei allen Angelegenheiten ein bißchen unsere Hände mit drin." Beispielsweise bei den Neubaugebieten im Ortsbezirk "sind wir immer am Ball gelieben", erinnert sich Heilmann. Auf Drängen des Ortsbeirats wurden in der Anspacher Straße auch Sozialwohnungen errichtet, im "Galluspark" bekommt das Gallus Theater sein neues Domizil und am Westhafen - die Pläne stellte Dezernent Martin Wentz vor drei Wochen vor - entsteht ein Kindergarten. Das sind nur einige Beispiele von vielen.

Gerade von den Neubaugebieten erhoffen sich die Ortsbeiräte ein besseres Klima in den Stadtteilen. Die neuen Bewohner sorgen für eine andere soziale Struktur. "Der Westhafen wird im Gutleut einiges verändern", glaubt Hupe, vielleicht auch die Situation am Rottweiler Platz entschärfen. "Betuchtere Leute" werden dann im Gutleut wohnen. Den "antiquierten" Begriff von der "gesunden sozialen Mischung", der in mancher Sitzung des Ortsbeirats überstrapaziert wurde, benutzt der Ortsvorsteher allerdings nur ungern. Grünen-Fraktionssprecher Laeuen ist nicht nur begeistert über die Neubaugebiete mit den teilweise schicken Wohnungen. "Der Galluspark zieht auch teure Geschäfte ins Viertel." Schon jetzt "müssen viele Leute in der Innenstadt einkaufen gehen".

In einem sind sich die Fraktionen aber grundsätzlich einig: Die sogenannten sozialen Brennpunkte - wie am Rottweiler Platz - "müssen wir sehr ernst nehmen", sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Zollmann, und Sozialdemokrat Heilmann ergänzt: "Allein schon wegen der rechtsextremen Parteien." So machten sich die Ortsbeiräte stets für soziale Einrichtungen wie das Mädchenhaus in der Hufnagelstraße stark oder setzten das Betreuungsangebot in der Ackermannschule durch. Über die Situation am Rottweiler Platz wollen sich die Stadtteilpolitiker Anfang März bei einer Bürgeranhörung informieren. Einstimmig verabschiedeten die Fraktionen Anträge gegen die Vertreibung von Mietern aus dem Bahnhofsviertel.

Zu den wenigen Streitpunkten im "Einser" gehört allerdings die neue Sperrgebietsverordnung. Die SPD-Fraktion liegt ganz auf einer Linie mit der Stadt, die CDU ist nach wie vor gegen eine Toleranzzone, und die Grünen wollen generell "das bunte Viertel erhalten", wie Fraktionssprecher Laeuen formuliert. Doch ideologische Gefechte haben die Fraktionen selten geführt. "Dafür haben wir gar keine Zeit", meint Sozialdemokrat Heilmann, "bei den vielen Problemen." cob

Per Dias nach Acapulco Titus-Thermen begeisterten mit Seniorennachmittag

FRANKFURT-NORDWEST. Das sei alles keine Arbeit für ihn, erklärte Karl Oertl immer wieder. Das mache ihm Spaß. Der Sicherheitsmanager der Titus- Thermen redet auch sonst gern und viel; etwa beim Karneval. Er unterhält beispielsweise die einzige Büttenrednerschule in Deutschland. Doch diesmal ging es nicht um Närrisches, bunt waren die Dias allerdings, die Oertl im großen Saal des Bürgerhauses der Nordweststadt einer Gruppe von Senioren vorführte und erläuterte. Er hatte die Fotos bei einer Reise nach Mexiko aufgenommen.

Oertl hatte alles in Bildern festgehalten, was ihn in Mexiko faszinierte, so die exotische Pflanzenwelt, dichte Palmenwälder ebenso wie bizarre Kakteen zwischen steinigen Hügeln. Er zeigte Aufnahmen von Land und Leuten, indianische Märkte, die berühmten Felsenspringer von Acapluco, die moderne Stadt Mexico-City genauso wie die alten Kulturdenkmäler der Azteken und Mayas. Dazu plauderte er über seine Eindrücke während der vierwöchigen Reise, beantwortete Fragen, freute sich sehr über die Anerkennung eines Ehepaares, das selbst schon in Mexiko gewesen war und nun in Erinnerungen schwelgen konnte.

Der Nachmittag hatte mit einer gemütlichen Kaffeetafel begonnen. Nur zögernd brachen die Senioren am Ende des Vortrags auf. So etwas, meinten viele von ihnen, müßte es öfters geben. "Schade", sagte eine Frau, "daß wir das nicht jeden Monat haben können." Karl Oertl bedauerte: Leider seien im Etat weitere Nachmittage für Senioren nicht vorgesehen. Dabei habe er durchaus gute Ideen. Er könne noch über eine Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn berichten, über Reisen nach Ceylon und Spanien. Auch an einige Stunden mit musikalischer Unterhaltung habe er gedacht, sogar an einen Ausflug.

Schreiben Sie einfach an die "Titus- Thermen" tröstete er die Senioren, "wenn genügend Zuschriften kommen, tut sich ja vielleicht etwas." *li

Lieblingsautor: Tucholsky SPD-Reihe "Kultur in Eschersheim" bot Rezitationen

FRANKFURT-NORDWEST. Zu Barney B. Hallmanns Lieblingsautoren zählt Kurt Tucholsky. Der Rezitator aus Kiel trägt deshalb gerne dessen Gedichte und Satirestücke vor. "Wenn schon Tucholsky, dann muß man auch Farbe bekennen", meinte er und band sich ein knallrotes Halstuch um.

Hallsmann ist Autodidakt in diesem Metier. Sein Geld verdient er als Beamter. In Rezitationen, seinem Hobby, übt er sich seit zehn Jahren; seit etwa fünf bis sechs Jahren tritt er vor größerem Publikum auf. Er will noch besser und bekannter werden: Arbeit gehört dazu, Sprach- und Schauspieltechniken sind Voraussetzung. Zu seinem Repertoire gehören auch Texte von Büchner, Hesse, Ossietzky, Ringelnatz und Kästner. Hallmann wußte sein Publikum zu fesseln. Überzeugend unter anderem sein "völlig blauer" Gemüseladenbesitzer, der im Berliner Wahlkampf der Weimarer Republik auf Versammlungen staatsbürgerliche Erkenntnisse sammelt. Zuweilen ersetzt Hallmann Textstellen durch aktuelle Bezüge. So wurde aus der unter "kaiserlichem Zwang" eine unter "alliiertem Zwang" gegründete Republik. Und im Gedicht über die Sozialdemokratie ("wie ein Radieschen - außen rot und innen weiß") erschienen bei ihm die Namen Engholm, Klose und Renger. "Man hat nicht immer ein historisch informiertes Publikum", erläutert er dazu, "und bis auf solche Kleinigkeiten sind Tucholsky- Texte ja heute mehr als aktuell."

Hallmann macht das Rezitieren sichtlich Spaß - und den vermittelt er auch seinem Publikum im Clubraum des Hauses Am Brückengarten 9 a. Eingeladen zu diesem Literatur-Vormittag hatte der SPD-Ortsverein Eschersheim. Die Matinee gehört zu der Reihe "Kultur in Eschersheim". In diesem Programm hatten sich in Eschersheim bereits die Schriftsteller Valentin Senger und Herbert Stettner vorgestellt, außerdem war der Talkmaster und Liedermacher Dr. Diether Dehm (SPD) aufgetreten.

Ortsvereinsvorsitzender Karl Semmelbauer hatte unter den Gästen besonders die Stadtverordneten Ursula Trautwein und Rainer Henze sowie Ortsbeiratsmitglied Beatrix Henze begrüßt. Er freue sich, sagte er, daß so viele Gäste in den Club gekommen sein, obwohl es in Eschersheim zur gleichen Zeit eine weitere Veranstaltung gebe.

In den Pausen zwischen den Rezitationen bot der SPD-Ortsverein einen Imbiß an, zur Nachkarnevalzeit passend ein Heringsessen. Mitglieder des Ortsvereins hatten dazu einige Schüsseln voll der delikaten Speise gespendet. Die Gäste hatten die Auswahl zwischen verschiedenen Zubereitungsarten, die aber offenbar alle gleich gut mundeten.

Semmelbauer versprach, die Reihe "Kultur in Eschersheim", die inzwischen gut angekommen sei, bald fortzusetzen. *li

Lust auf Kultur wecken Das "Kulturbuffet" feierte jetzt einjähriges Bestehen

FRANKFURT-NORDWEST. Franz Kafka war Vegetarier, Ernest Hemingway ein unersättlicher Gourmet und fanatischer Wildjäger. Honoré de Balzac trank während der Arbeit Unmengen von Kaffee, William Faulkner begab sich von Zeit zu Zeit in die Tiefen des Whiskey-Rausches und George Sand rauchte Zigarren - Essen, Trinken und Literatur, das ist seit ewigen Zeiten etwas gewesen, über das viel geschrieben und geredet wurde.

In der Nordweststadtbücherei wurde vor einem Jahr die Idee geboren, Kultur (und dazu gehört Literatur immer noch) und Kulinarisches zu verbinden. Das Ergebnis dieser Überlegungen war die Reihe "Kulturbuffet", die interessante und außergewöhliche Themen aufgriff und gleichzeitig die Besucher zum Essen einlud. Jetzt feierten die Organisatoren - die Stadtteilzentren Nord und Nordwest der Volkshochschule (VHS), die Katholische Familienbildung, das Resozialisierungsprojekt der VHS Preungesheim und die Stadtteilbücherei - einjähriges Bestehen mit einem amüsant-humorigen Programm unter dem Motto: "Essen-Trinken-Fasten".

Moderator Jürgen Engelhardt, ein in Frankfurt lebender Autor, versprach literarische Preziosen vom Mittelalter bis zur Moderne. Und er hielt sein Wort. War schon der Auszug aus Norbert Elias' Buch über die Zivilisation (Vera Klinger, Leiterin des Stadtteilzentrums Nord der VHS, las daraus über mittelalterliche Eßgewohnheiten der "tierisch veranlagten Menschen") ein sprichwörtliches Vergnügen, steigerte sich dies in der Folge noch beträchtlich.

Aus Großmutters Kochbuch erfuhren die Besucher von den enormen Schwierigkeiten beim Zerlegen der prallen Weihnachtsgans und ein paar Lebensweisheiten ("das Kochen ist eine Kunst, zu der man den Geist benötigt"). Die Mitglieder des Reso-Projektes lasen anschließend in verteilten Rollen Mark Twains krude Erzählung "Der Menschenfresser in der Eisenbahn", Jürgen Engelhardt nahm danch den Zeitgeist kritisch- ironisch unter die Lupe - ein wahrer (satirischer) Genuß.

Welch ein Glück (denkt man an die kannibalistischen Szenen bei Twain), daß die Gäste gestärkt an den Tischen saßen. Denn von 18 bis 19 Uhr war das Buffet geöffnet. Zum Selbstkostenpreis boten die Frauen des Resoprojektes, die die Reihe seit einem Jahr kulinarisch betreuen, Salate, Suppen und andere Leckereien an. Dazu ein Glas Wein, charmante Salonmusik vom Band - die Atmosphäre glich beinahe der Stimmung in einem (Frankfurter?) Caféhaus. Das ist Konzept der "Macher": "Die Besucher sollen Lust an der Kultur bekommen", sagte einer der Initiatoren.

Das gelang. Als Experiment gedacht, erwies sich das "Kulturbuffet" als voller Erfolg. Zu den Abenden kamen regelmäßig zwischen 40 und 100 Besucher, ob es nun zu den Themen "Knastliteratur", "Argentinischer Tango" oder "Tod als Geschäft" war. Lioba Kunz von der Katholischen Familienbildung glaubt, daß es auch an den ausgefallenen Ideen ("Wir erfinden die Themen") liegt: "Das ist einmal etwas anderes, als herkömmliche Kulturveranstaltungen bieten.

Denkt man an Mark Twains großartige und mit Verve deklamierte Geschichte, ist dieser Eindruck sicher richtig. Die Verbindung zwischen Erzählern und Publikum ist in der Bücherei enger als in irgendwelchen dunklen, anonymen Sälen. Im nächsten Jahr wird es, das steht fest, einmal im Monat, jeweils am letzten Donnerstag, das "Kulturbuffet" geben. Gehen Sie mal hin - es lohnt sich! *jot

Jugendhaus . . .

Fortsetzung von Seite 1 letzten Woche wird als abschließender Höhepunkt dann im Garten in der Ortenberger Straße ein Gewächshaus gebaut. Die Mitarbeiter des Jugendhauses wollen auch in Zukunft häufiger in "Projektform" arbeiten. Das gibt den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich über einen längeren Zeitraum hinweg mit einem bestimmten Thema zu befassen.

Ab April bleibt wegen des großen Bedarfs das Jugendhaus auch in den Schulferien ganztägig geöffnet. Außerdem soll künftig ein "Kinderrestaurant" die Kleinen versorgen, denn schließlich macht auch Spielen hungrig. Damit die Kapazitäten des Hauden die Räume auch von anderen Gruppen genutzt. So kommen die Senioren einmal wöchentlich zum Tanzen, es gibt einen Frauen-Malkurs, die Naturfreunde und die "Falken" haben dort ebenfalls eine Heimat gefunden.

"Gerade bei dem knappen Angebot und den finanziellen Schwierigkeiten ist es wichtig, daß wir uns zum Stadtteil mehr öffnen", erklärt Richard Kranz. Auch müsse man sich mit anderen Einrichtungen absprechen und wie in einem Netzwerk flächendeckend arbeiten, damit sich nicht wichtige Projekte überschneiden oder immer nur auf die gleiche Zielgruppe ausgerichtet sind. aar

Seniorenbeirat im Bezirk 9 Frankfurt fehlen fünf Altenwohnanlagen

FRANKFURT-NORDWEST. Nicht zuletzt der dreimalige Wechsel des Sozialdezernenten innerhalb der vergangenen vier Jahre "hat die Arbeit schwer gemacht", erklärte Fritz Goeder, Vorsitzender des Seniorenbeirats des Ortsbezirks 9, dieser Tage. Auf der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) zog er Bilanz. Die Seniorenbeiräte, meinte er, sollten nicht länger ein Hilfsorgan des Sozialdezernenten sein, sondern zum "direkten Ansprechpartner" der Stadtverordnetenversammlung werden. So könnte effektiver auf Mißstände reagiert werden.

Goeder forderte mindestens fünf weitere Altenwohnanlagen in Frankfurt. Zu beachten sei allerdings, "daß die Wohnanlagen im Stadtgebiet liegen, denn die älteren Bürger verlassen ungern ihren Stadtteil". Er plädierte zudem für den Bau von Altenwohnungen und -pflegeheimen auf einem Grundstück.

Als erfolgreich bezeichnete Goeder auch die Einrichtung des "Seniorenrathauses" an der Eschersheimer Landstraße. Und das System der "aufsuchenden Altenpflege" habe sich bewährt. *tin

Hortgruppen . . .

Fortsetzung von Seite 1 Jahren können die Bewerberinnen ihren Realschulabschluß machen, Berufspraxis sammeln und ein Jahr Fachschule absolvieren. "Besonders für ausländische Frauen ist das Angebot attraktiv", meinte Damian. Außerdem finanziert die Stadt Stipendien über 1000 Mark im Monat. Ende des Schuljahres werden 30 Stipendiatinnen in die Berufspraxis gehen. Trotzdem kein Grund zur Freude. Denn: Derzeit liegen dem Personalamt nur 18 Bewerbungen vor. tin

Down by law, der "Kultfilm" von Jim Jarmusch, wird am kommenden Sonntag, 7. März, um 20 Uhr, im Jugendzentrum (Juz) Bockenheim in der Varrentrappstraße 38, gezeigt. ov/09

Sossenheimer Unterfeld BUND: Ein Gebiet für geschützte Tiere

WESTLICHE STADTTEILE. Die Ortsgruppe westliche Stadtteile im Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) unterstützt die Pläne des Umweltdezernats, das Sossenheimer Unterfeld als "attraktives Naherholungsgebiet" zu erhalten. Der Landschaftsplan für das Gebiet sieht vor, die Kulturlandschaft mit Wiesen und Streuobstbeständen zu schützen und eine ökologisch orientierte Landwirtschaft zu fördern. "Dadurch könnten Rückzugsgebiete für geschützte Tiere wie Graureiher und Eisvögel erhalten und langfristig sogar neu geschaffen werden", erklärte Barbara Michalski vom BUND.

Die Umweltschützer begrüßen einen Rückbau von asphaltierten Straßen im Sossenheimer Unterfeld in wassergebundene Wege. Eine Südumgehung oder eine Bezirkssportanlage lehnt der BUND ab. "Es würde noch mehr Verkehr angezogen und Sossenheim damit noch stärker als heute schon mit Lärm und Abgasen belastet." Spielfächen in Ortsrandlage, wie sie der Landschaftsplan vorsieht, halten die Umweltschützer für ausreichend. tos

Keine Container in der Silostraße Güterbahnhof Höchst wird nicht zur Verladestation ausgebaut

HÖCHST. Das Wort vom "Huckepack- Verkehr" geisterte kürzlich während einer Sitzung des Ortsbeirats 6 einmal mehr durch den Bolongaro-Palast. Höchst und Zeilsheim müßten mit vielen Brummis auf ihren Straßen rechnen, werde der Güterbahnhof an der Silostraße zur Container-Verladestation ausgebaut, war eines der Argumente von SPD und CDU für den Bau einer Umgehungstraße zwischen Zeilsheim und Jahrhunderthalle.

Doch glaubt man Walter Henss, Sprecher der Deutschen Bundesbahn (DB), ist die Idee, in Höchst Lastkraftwagen mit Containerladung auf die Bahn rollen zu lassen, "längst beerdigt". Ein enstprechendes "Denkpapier" habe es zwar gegeben, bestätigte der DB-Sprecher. Der Höchster Vorteil: Die Nähe zum Rangierbahnhof am Rebstockgelände. Von den Überlegungen in der DB-Zentrale hätten Anfang '91 wohl einige Leute Wind bekommen. "Und die können offenbar nicht mehr davon lassen", vermutet Henss.

Warum Höchst aus den Planungen raus ist? Der Güterbahnhof an der Silostraße liegt etwa zehn Schienenkilometer von der Container-Verladestation im Ostbahnhof entfernt. "Beide müßten über ein viel zu langes und heute schon überlastetes Gleisnetz kommunizieren", erklärte Henss.

Um den "gut aus-, aber nicht überlasteten Ostbahnhof" zu entlasten, werde die DB künftig wahrscheinlich noch mehr mit Containern bepackte Brummis nach Mainz-Bischofsheim lenken. Dort steht neben Frankfurt-Ost der zweite Container-Bahnhof der Rhein-Main-Region. Und der kann Henss zufolge noch kräftig ausgebaut werden. "Dort können wir klotzen und müssen nicht kleckern." tos

"Der doppelte Moritz" für Gründauer Senioren

GRÜNDAU. Den Schwank "Der doppelte Moritz" führt am Sonntag, 14. März, um 14.30 Uhr das Theater-Ensemble Rothenbergen im örtlichen Dorfgemeinschaftshaus Rothenbergen für Gründauer Senioren auf. Für An- und Abfahrt stellt die Gemeinde kostenlos Busse zur Verfügung. völ

Ein begehbares Spielzeug Pläne für futuristische Kindertagesstätte vorgestellt

SINDLINGEN. Fahrstuhl unnötig, Treppenstufen auch: auf dem Hosenboden rutschen die Kinder runter in den 2600 Quadratmeter großen Garten. Denn im ersten Stock der neuen Kindertagesstätte in Sindlingen-Nord soll am Geländer der riesigen Dachterrasse eine Rutsche festgeschraubt werden. Drinnen können von Frühjahr 1995 an 95 Kinder tollen - in drei Kindergarten- und zwei Hortgruppen, in denen auch Behinderte mitbetreut werden sollen.

Die Planung für das futuristisch anmutende Gebäude stellten Schuldezernentin Jutta Ebeling (Die Grünen) und Baudezernent Hanskarl Protzmann (SPD) Stadtteilpolitikern und der Presse vor. Das Gelände hierfür ist schon gefunden. Der in pastellfarbenem Blau, Grün, Rot und Gelb verputzte quadratische Bau soll am Ende der Herrmann-Küster-Straße errichtet werden.

Die ersten Bagger rollen nach den Sommerferien auf das Areal, das die Stadt für nur 200 000 Mark gekauft hat. Die Kosten seien mit 7,1 Millionen Mark "enorm gering", meint der Stadtrat Hanskarl Protzmann. Um Geld zu sparen, haben die Architekten auf den Keller verzichtet. Die komplette Heizungsanlage haben die Bauplaner kurzerhand auf das Dach gepackt.

Das Gebäude gibt's - in fast identischer Ausführung - schon einmal in Frankfurt: Einen Hort und Kindergarten am Sachsenhäuser Grethenweg haben dieselben Architekten geplant. Dieses Haus werde, so Protzmann, gerade verputzt. Technik, Statik sowie Rohrleitungen hätten nicht noch einmal berechnet werden müssen. Auch das habe "zu dem enorm günstigen Preis" beigetragen.

"Das ganze Haus muß man sich als begehbares Spielzeug vorstellen", kündigt der Baudezernent an. An jeder Ecke des quadratischen Baus steht ein Turm, der jeweils einen Teil eines Gruppenraumes beherbergt. Die Räume selbst erhalten verschiebbare Wände, so daß Gruppen auch zusammengelegt werden können.

In einem der Gruppenräume gibt es sogar eine kleine Empore. Dort können sich die Kleinen dann im Theaterspiel üben. Die zwei außenliegenden Wände eines jeden Gruppenraumes sind voll verglast. Ebenso kommt im oberen Stockwerk, in das die beiden Hortgruppen einziehen sollen, Tageslicht durch das Glasdach. Auf der Dachterrasse können Textilplanen zuviel Sonnenschein abschirmen.

Das soll sich auch bei schlechtem Wetter bewähren, dann können die Kinder auch im Regen in frischer Luft tollen. Obendrein sehe das "auch noch witzig aus, gibt dem Ganzen einen Zirkuszelt- Charter", meint der Stadtrat.

Bei den Nebenräumen wurde dafür mit Glas gespart. In Abstellkammern, Toiletten und Küche sind die Fenster klein. Denn die neuen Häuser der Stadt Frankfurt will Protzmann nur noch nach neuesten Dämm-Richtlinien bauen lassen. Die Isolierwerte der Kindertagesstätte in der Hermann-Küster-Straße seinen doppelt so gut, wie sie Bundesgesetze für öffentliche Gebäude vorschrieben, lobt der Baudezernent. Das sei nicht nur ökologisch, sondern auch betriebswirtschaftlich sinnvoll, weil es helfe, Heizkosten zu sparen.

An des burgartige Haus schließt sich ein eingeschossiger "Funktionstrakt" an. Der soll aber auch so gestaltet werden, daß die Hort-Kinder zusammen mit ihren Erzieherinnen dort kochen können.

Wenn die Bauarbeiten im September dieses Jahres beginnen, dann soll die Anwohner möglichst wenig Baulärm nerven. Die Planer haben eigens eine Baustraße durchs Feld vorgesehen, auf der Betonmischer, Lastwagen und Bagger rollen sollen. Die schweren Fahrzeuge meiden so das Wohngebiet an der Herrmann-Küster-Straße. gre

Der neue kulturelle Mittelpunkt wächst Richtfest für das Volkshaus an der Siegener Straße / Kosten: 34 Millionen Mark

SOSSENHEIM. Feuchte Kälte hängt in den Mauern. Die Bühne, auf der verlassen das Rednerpult steht, ist noch kahl und nackt. Unten, auf nassem Beton, rekken 250 Menschen die Hälse zur Empore. Dort setzt Maurer Hans Witte zum fünften Mal das Weinglas an, nimmt einen letzten Schluck und wirft das leere Glas den Gästen vor die Füße.

Nach jahrhundertealtem Brauch wurde auf der Volkshaus-Baustelle Richtfest gefeiert. "Eine der schönsten Etappen beim Bau", wie Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) bemerkte. "Das Werk nimmt Konturen an, und die endgültigen Dimensionen sind erkennbar."

An der Siegener Straße entsteht für rund 34 Millionen Mark ein Komplex, der den 33 Sossenheimer Vereinen Anfang '94 zum kulturellen Mittelpunkt werden soll. Der große Saal im Neubau mit 740 Plätzen ist das Prunkstück des Neubaus, der sich harmonisch an das alte Volkshaus anschließt.

Das traditionsreiche Gebäude zeigt sich jetzt wieder "original" mit Spitzbogenfenstern. Im entkernten Innenraum entstehen vier Clubräume für Vereine. Für die Jugend gibt es im Untergeschoß eine Disco, ein Fotolabor und ein Café.

Nur wer die Vorgeschichte kenne, könne die Freude über das voranschreitende Bauwerk ermessen, sagte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler. Anlaß für den Bau des Volkshauses war der "Sossenheimer Apfelweinkrieg". Damals wollten die Wirte den Schoppen nur noch für 14 Pfennig ausschenken. Da streikten die Sossenheimer und zwangen die Gastwirte mit einem Boykott in die Knie. Die gaben sich schließlich wieder mit zwölf Pfennig zufrieden, rächten sich allerdings mit Lokalverbot an der Freien Turnerschaft. Denn die hatte den Aufstand angezettelt.

Der obdachlose Verein beschloß daraufhin kurzerhand, ein eigenes Vereinsheim zu bauen. Viele packten ehrenamtlich mit an, halfen, damit die Turnerschaft am 15. November 1924 ins Volkshaus einziehen konnte. 1970 verpachtete der Volkshaus-Verein das Gebäude an die städtische Saalbau GmbH. Und die entschloß sich auf Druck Sossenheimer Vereine und Kommunalpolitiker, den Neu- und Umbau anzupacken.Denn das Volkshaus genügte längst nicht mehr den Ansprüchen einer lebendigen Vereins- und Kulturarbeit. Beim Richtfest begrüßte Saalbau-Geschäftsführer Andreas Eichstaedt neben OB von Schoeler auch Kulturdezernentin Linda Reisch (SPD) und Sportdezernentin Sylvia Schenk (SPD). Unter den Gästen waren auch Stadträtin Ilse Vaupel (SPD) und ihr Kollege Günther Weißenseel (CDU). Beide, so Eichstaedt, hätten politischen Druck ausgeübt, um das Projekt auf die Beine zu stellen.

Daß die Saalbau GmbH ein "Defizitunternehmen" sei, "liegt eben auch daran, daß wir so schöne Häuser errichten", erklärte Eichstaedt. "Wir betreiben kein Mißmanagement oder baden in Luxus", verteidigte Eichstaedt die Saalbau GmbH. Von 20 Millionen Mark Schulden gingen 19 Millionen Mark allein auf das Konto von Bauprojekten.

Auch beim Volkshaus Sossenheim ist es mit einer einmaligen Investition nicht getan. Etwa ein Fünftel der Bausumme müssen nach Angaben des Saalbau-Geschäftsführers als Folgekosten pro Jahr einkalkuliert werden.

Doch ans liebe Geld brauchte beim Richtfest keiner zu denken. Im Rohbau des umgebauten alten Volkshauses gab's Bier, Brezeln, Handkäs' und Wurst gratis. Im fertiggestellten Gebäude zieht die Gatronomie dann in den Mittelbau. Von hier können großer Saal, Foyer, Gaststätte und Terrasse angedient werden.

Von den mehrgeschossigen Tiefgaragen, in denen 76 Wagen abgestellt werden können, verspricht sich Andreas von Schoeler eine "Entkrampfung der Parksituation für die Nachbarschaft". tos

SPD zu Gewerbegebiet: Ortsbeiratsfraktion schreibt an Jordan

UNTERLIEDERBACH. Landesentwicklungsminister Jörg Jordan (SPD) bläst der Wind scharf ins Gesicht. Nach der Unterliederbacher SPD haben jetzt die Sozialdemokraten im Ortsbeirat 6 ihrem Genossen noch einmal unmißverständlich deutlich gemacht, warum sie das gewünschte Unterliederbacher Gewerbegebiet für verantwortbar halten.

Das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten bestätige genau die Linie, die die SPD im Frankfurter Westen von Anfang an eingeschlagen habe, schreiben die Sozialdemokraten dem Minister. Die Experten des TÜV Südwest in Freiburg waren zu dem Ergebnis gekommen, daß Hang-Abwinde, die vom Taunus nach Frankfurt strömen, bei einer Bebauung, die bestimmte Regeln beachtet, nicht umgeleitet würden. Die Gutachter hatten unter anderem empfohlen, Hauptstraßen nur von Nordwest nach Südost anzulegen. Im Südwesten und Nordosten sollten nur niedrige Gebäude errichtet werden.

Landesentwicklungsminister Jörg Jordan, der sich wiederholt dagegen ausgesprochen hat, das im Raumordnungsplan als Grünfläche ausgewiesene Gelände südwestlich der Höchster Straße umzuwidmen, hat die SPD-Fraktion im Ortsbeirat jetzt noch einmal ihre Bedingungen für das gewünschte Gewerbegebiet genannt: Auf dem 31 Hektar großen Areal sollen nur "umweltschonende Betriebe" angesiedelt werden.

Außerdem will die SPD das Areal an die Königsteiner Kleinbahn anbinden. Über die Straße soll das Gewerbegebiet möglichst direkt erreichbar sein - ohne daß benachbarte Wohngebiete belastet werden. "Die Planungen für die Ostumgehung Zeilsheim sind deshalb zügig voranzutreiben", so die Sozialdemokraten.

Im Gewerbegebiet sollte so wenig Boden wie möglich versiegelt werden. Das Areal stellt sich Fraktionschef Norbert Wildhirt als parkähnliche Anlage mit vielen Grünflächen und breiten Frischluftschneisen vor. Damit Taunus-Winde auch weiterhin in den Frankfurter Westen strömen könnten, müßten die Geschoßhöhen entsprechend begrenzt werden. In den USA seien solche "grüne Gewerbegebiete" längst selbstverständlich. "Für die Arbeitnehmer bieten sie in den Pausen sogar eine Art Erholungsraum." tos

HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 8

Alles drehte sich um das Jugendhaus 200 Kinder und Jugendliche aus Zeilsheim quetschten bei Anhörung Politiker aus

ZEILSHEIM. Nur die Hand heben, dann springen die Erwachsenen. Das macht den 200 Kindern und Jugendlichen im Saal der Zeilsheimer Bartholomäus- Gemeinde Spaß. Wer etwas zu sagen hat bei der Kinderanhörung, zu dem kommen die Männer vom Kinderbüro mit ihren drahtlosen Mikrophonen. Damit auch die zartesten Stimmchen nicht in dem lauten Gemurmel untergehen können.

Christine Schwab, Kinderbeauftragte für die westlichen Stadtteile, hatte eingeladen, und auch drei Ortsbeiräte aus dem Frankfurter Westen sowie der SPD-Stadtverordnete Axel Weidner standen den Youngsters Rede und Antwort.

Moderator Martin Lauer vom HR-Kinderfunk braucht die Gäste nicht lange zu bitten. Der schwarzhaarige, selbstbewußte 13jährigen schnappt sich als erster das Mikrofon selbst. Cool lehnt er sich erst einmal zurück.

Die Mädels aus der Klasse hinter seiner Stuhlreihe schauten ihn bewundernd an. "Is' ganz klar, wir brauchen ein Jugendhaus", meint er und kaute effektheischend zweimal auf seinem Kaugummi herum, bevor er fortfährt.

Es gebe so viele Jugendliche in Zeilsheim, denen es mittags und abends langweilig sei. "Die sagen sich dann, laß' uns 'mal 'was kaputtmachen." Und das sei gefährlich und teuer. Seine Nachbarin meldet sich zu Wort. In der Stadthalle stehe immer gleich der Hausmeister parat, um ihre Clique wieder herauszuwerfen, wenn sie sich treffen wollten. "In die Kneipe gehen dürfen wir nicht, sind ja nicht volljährig", schildert sie ihr Leid. Die Sindlinger hätten es da viel besser. Gleich drei Jugendtreffs gebe es da.

Das Mädchen mit dem Pferdeschwanz und einer schwarzen Kunststoffbrille will auch etwas loswerden. Sie hat ein vorbereitetes Schreiben zu verlesen, spricht für die siebte und achte Klasse der Reichwein-Schule. Eine Foto-AG müsse es in einem neuen Jugendzentrum genauso geben wie Malkurse und eine Bibliothek. Ganz wichtig: Eine Disko. Und wer Schwierigkeiten beim Lernen habe, für den müsse unbedingt noch eine Hausaufgabenhilfe her. Ihr Nachbar gibt ihr recht und setzt noch einen drauf, was ihm stürmischen Applaus einbringt: "Wir wollen für die Mädchen einen Mädchentreff."

Jetzt sind die anwesenden Politiker gefordert. SPD-Stadtverordneter Weidner fühlt sich in der Pflicht. "Gewollt ist ein Jugendhaus hier schon lange", erklärt er. Derzeit sei der Magistrat auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück.

"Ich kann nicht versprechen, wann es für euch einen Jugendtreff geben wird, aber ich kann versprechen, daß es einen geben wird", sagt der Politiker aus dem Römer. Die jungen Zeilsheimer reagieren mit dröhnendem Applaus.

Christdemokrat Manfred Ullrich aus dem Ortsbeirat 6 will ehrlich zu den Jugendlichen sein. "Das Jugendhaus zu verwirklichen wird nicht einfach. Aber ihr habt uns an eurer Seite, da bleiben wir im Ortsbeirat fest dran." Den Coolen mit den schwarzen Haaren hält es nicht mehr auf dem Stuhl.

"Kriegen wir das schriftlich?" fragt er in barschem Ton - und erhält keine Antwort. Die Jüngeren trauen sich zu Wort. "Wir wollen ein Jugendhaus auch für Kinder mit einer Puppenecke, fordert ein Knirps, der kaum höher ist als der Stuhl, auf dem er sitzt.

Seiner Freundin mit der Baseball-Mütze fühlt sich auf ihrem Spielplatz unwohl. "Kann ma nich' den Sand auswechseln, der ist so 'was von dreckig", ruft sie entrüstet ins Mikrophon.

Für sie ist Werner Breuckmann da, Abteilungsleiter beim Garten- und Friedhofsamt und zuständig für die Unterhaltung von Spielplätzen. "Bis März ist auch bei dir alles frisch, verspricht er. Derzeit seien er und seine Mitarbeiter dabei, auf 400 Frankfurter Spielplätzen den Sand auszutauschen.

Ein Siebtkläßler preist die Ideen seiner Klasse an, hat sogar eine Folie bemalt, auf der die Schüler ihren Streichelzoo im Grundriß entworfen haben. Genau haben sie schon festgelegt, wo die Karnickel und wo die Ponys hinkommen könnten, die Ställe für die Meerschweinchen sind auch schon verplant.

Und einen stichhaltigen Grund hat der Junge natürlich auch parat, um zu erklären, warum die Zeilsheimer Kinder und Jugendlichen den Mini-Zoo benötigen: "Wer andere verkloppt, der braucht 'was zum Streicheln." gre

Lorscher . . .

Fortsetzung von Seite 1 alle hetzen direkt über die Straße und suchen eine Lücke zwischen zwei der 20 000 Autos, die täglich über die Lorscher Straße fahren. Verletzte gab es schon viele, drei Menschen mußten sterben. "Daher", meinte Margret Steen, Kandidatin der Grünen für den Ortsbeirat 7, "muß sich hier etwas verändern, auch wenn die Lorscher Straße eine Grundnetzstraße ist."

Dieser Meinung ist auch der zuständige Ortsbeirat 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim und Westhausen). Bereits im August 1990 hatte er einstimmig ein Gesamtkonzept zur Verkehrsberuhigung verabschiedet. Das 18seitige Papier wanderte auf dem bürokratischen Weg in den Römer - "doch passiert ist da nichts", wie Peter Gärtner etwas resigniert meinte (siehe Kasten).

Und das, obwohl die Arbeitsgruppe bereits im Dezember 1991 aus Protest gegen die städtische Verkehrspolitik die Lorscher Straße blockiert hatte. Wenn sich nichts ändere, hatte damals Gruppen-Sprecher und Stadtbezirksvorsteher Alf Haubitz die Verkehrsplaner gewarnt, "stehen wir hier bestimmt nicht zum letzten Mal." Er hat, wie die Rödelheimer mit Blick auf die Blechlawine nun verärgert bemerkten, Recht behalten. Doch es kann noch schlimmer kommen. Wenn in dem neuen Stadtteil Bockenheim-Süd (ehemals City West) die Angestellten ihre Büros beziehen, könnte sich das Einfallstor Lorscher Straße weiter öffnen: Als Schleichweg auf dem Weg von der Autobahn zum Arbeitsplatz bietet die Straße sich den Pendlern geradezu an. mic (Siehe obenstehenden Kasten)

Die städtischen Schadstoffmobile sammeln wieder umweltschädliche Abfälle ein Den gefährlichen Müll lieber abgeben

FRANKFURT-NORD. Die drei Schadstoffmobile der Stadt Frankfurt sind auch im März wieder im Norden unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie säurehaltige Flüssigkeiten, Alt-Batterien, Chemikalienreste oder Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Müll wandern, sondern können vor Ort abgegeben werden.

Am Donnerstag, 4. März, stoppt ein Gefährt am Frankfurter Berg: Um 9 Uhr am Fliederweg bei Haus Nummer 16. Am Mittwoch, 10. März, steht ein Wagen von 18 bis 19 Uhr auf dem Walter-Möller- Platz im Nordwestzentrum.

Gleich vier Termine stehen am Montag, 15. März, auf dem Programm: Von 9 bis 10 Uhr stehen die Mitarbeiter vor der Feuerwache in Nieder-Eschbach, Deuil- la-Barre-Straße 71. Zur gleichen Zeit ist ein Fahrzeug in Harheim auf dem Parkplatz in der Straße Zur Untermühle.

Zwei Stunden später, um 11 Uhr, machen sie in Nieder-Erlenbach vor dem Bürgerhaus (Im Sauern 10) und in Kalbach auf dem Parkplatz (Kalbacher Stadtpfad) Halt. Der Frankfurter Berg wird am Dienstag, 16. März, 9 Uhr, angesteuert: Das Schadstoffmobil kommt in den Fliederweg (Haus Nummer 16).

Zur gleichen Zeit ist ein anderes Gefährt in Berkersheim, an der Kreuzung zwischen den Straßen Am Hohlacker und An der Roseneller. In Bonames hält ein Fahrzeug um 11 Uhr: auf dem Parkplatz Im Storchenhain. Auch die Eckenheimer werden um 11 Uhr bedient: auf dem Festplatz in der Hügelstraße.

Die Bewohner von Preungesheim können ihren Müll am Mittwoch, 17. März, in der Hoherodskopfstraße (bei Haus Nummer 100) loswerden. Auch der Dornbusch liegt am Mittwoch, 17. März, auf der Route: Von 11 bis 12 Uhr steht ein Fahrzeug in der Kaiser-Sigmund-Straße 67-75.

Der Stadtteil Heddernheim wird am Samstag, 20. März, angesteuert, von 9 bis 10 Uhr, an der Kreuzung zwischen Heddernheimer Landstraße und Dillenburger Straße. Zwei Stadtteile liegen am Dienstag, 23. März, auf der Route: Eckenheim (Festplatz, Hügelstraße) um 16 Uhr und Eschersheim (Am Schwalbenschwanz, bei Haus Nummer 39) um 18 Uhr.

In Nieder-Eschbach können die Bewohner ihre Sonderabfälle am Mittwoch, 25. März, von 14 bis 15 Uhr in der Siedlung Am Bügel, Berner Straße 69 a, abgeben. Von 16 bis 17 Uhr ist ein Mobil am Frankfurter Berg am Fliederweg bei Haus Nummer 16.

Nieder-Eschbach wird noch einmal um 18 Uhr angefahren. Ein Wagen steht bis 19 Uhr vor der Feuerwache in der Deuil- la-Barre-Straße 71.

Vier Stationen steuert das Schadstoffmobil schließlich am Donnerstag, 25. März, an. Heddernheim (Heddernheimer Landstraße/Dillenburger Straße) um 9 Uhr, Nieder-Erlenbach vorm Bürgerhaus (Im Sauern 10) von 14 bis 15 Uhr.

Und der Parkplatz am Kalbacher Stadtpfad wird um 16 Uhr, der Parkplatz in der Harheimer Straße Zur Untermühle um 18 Uhr angefahren. *sen

Belastung statt Beruhigung CDU kritisiert das Tempo-30-Konzept

HEDDERNHEIM. "Absolute Konzeptionslosigkeit in Fragen der Verkehrsberuhigung" werfen die Heddernheimer CDU und die Junge Union-Nord dem rot- grünen Magistrat in einer Presseerklärung vor. Auslöser ist der Tempo-30-Leitfaden der Stadt: Der sieht vor, in verkehrberuhigten Gebieten die Ampeln zu beseitigen. Daran mußten sich in Heddernheim auch der zuständige Ortsbeirat 8 und das Ingenieurbüro Burgholzer und Trieb richten, als sie die Pläne für die dortige Tempo-30-Zone ausarbeiteten. Ergebnis: Die drei Lichtzeichenanlagen an der Kreuzung Titus- / Konstantinstraße, an der Ecke Habelstraße und in der Heddernheimer Landstraße werden abmontiert. Dadurch wird die Titustraße zur Durchfahrtsstraße, befürchten die Christdemokraten.

"Künftig können die Autofahrer problemlos und ohne Zeitverlust das Wohngebiet durchqueren, um sich dann von der Heddernheimer Landstraße aus in den Verkehr der Dillenburger Straße einzufädeln", schreiben die Konservativen in ihrer Mitteilung. Das sei keine Beruhigung, sondern eine Belastung. Fazit: "Die Kosten, die durch den Umbau entstehen, sind folglich hinausgeworfenes Geld."

Jürgen Aha, der Vorsitzende der Jungen Union-Nord, will bemerkt haben, daß der rot-grüne Magistrat mit dem neuen Verkehrberuhigungskonzept "große Unruhe unter die Bürger gebracht" habe. Aha weiter: "Vielfach werden Bürgerproteste und Bürgerinitiativen übergangen und dem Einzelhandel und anderen Gewerbebetrieben Schaden zugefügt." cob

Grüne sehen ihre alte Forderung verwirklicht

Mit der Einweisung obdachloser Familien in leerstehende Wohnungen hat Sozialdezernent Martin Berg (SPD) eine "alte Forderung der Grünen endlich wahrgemacht" - so sehen es die Grünen. Berg habe zugleich verdeutlicht, "daß in Frankfurt die Bäume der Haus- und Grundbesitzer nicht in den Himmel wachsen". Die sozialpolitische Sprecherin der Grünen, Martina Schmiedhofer, sagte, angesichts explodierender Kosten für die Hotelunterbringung von Obdachlosen und grassierender Wohnungsnot sei "Wohnungsleerstand ein öffentlicher Skandal".

Die Grünen hofften, daß von nun an in der ganzen Stadt "spekulativer Leerstand konsequent mit der Einweisung von Obdachlosen beantwortet wird". jg

Das Experiment der Freiheit4

Beim französischen Nationalkonvent haben Sie als Abgesandter der Mainzer Republik den Anschluß an Frankreich beantragt und den Rhein zur Grenze erklärt, die das Land der Republikaner von Deutschland künftig trennen soll. Ist eine revolutionäre Eroberung Rechtens?

Nach den eigenen Grundsätzen der Republik ist an keine Eroberung zu denken, wenn nicht freie Wahl der Einwohner zuvor entschieden hat.

Es klingt viel Enttäuschung und Resignation aus dem, was Sie sagen. Müssen Gleichheit und Brüderlichkeit, wenigstens in Deutschland, Illusion bleiben?

Freiheit und Gleichheit. Mein ganzes Leben ist mir selbst Beweis genug, daß diese Grundsätze mit mir, mit meiner Empfindungsart innig verwebt sind und es von jeher waren. Ich kann und werde sie nie verleugnen.

In den letzten Wochen Ihres Pariser Exils konnte man aber gelegentlich diesen Eindruck gewinnen.

Oh, seitdem ich weiß, daß keine Tugend in der Revolution ist, ekelt's mich an. Es ist nicht Bitterkeit, was mich so sprechen läßt.

Was ist es dann?

Es ist Resultat der Beobachtung.

Zum Beispiel der Radikalisierung der Revolution, die so viele Ihrer intellektuellen Freunde abgeschreckt hat?

Die Erfahrung lehrt ja mit tausendfältigem Beispiel, daß in großen entscheidenden Zeitpunkten die Mitteldinge, die nicht halb und nicht ganz, nicht kalt und nicht warm sind, durchaus gar nicht taugen.Im Bolongaropalast Sprechstunde der Kinderbeauftragten

FRANKFURT-SÜDWEST. Die Kinderbeauftragte des Ortsbeirats 6 (Schwanheim, Goldstein und westliche Stadtteile), Christine Schwab, lädt am heutigen Donnerstag, 4. März, von 15 bis 17 Uhr, Kinder und Erwachsene in ihre Sprechstunde im Höchster Bolongaropalast (Zimmer 123), Bolongarostraße 109, ein.

Die Kinderbeauftragte hat in den vergangenen Tagen zahlreiche Anrufe besorgter Eltern wegen des Störfalls im Griesheimer Werk der Hoechst AG erhalten. Wer in der Sprechstunde nicht vorbeikommen kann, erreicht Frau Schwab zur gleichen Zeit telefonisch unter 31 06 - 54 41. star

Das Experiment der Freiheit5

Die Anwendung von Gewalt war es also nicht?

Wer kann für Gewalt? Eine Naturerscheinung läßt sich nicht durch Vernunftregeln einschränken, sondern muß ihren freien Lauf behalten. Nie hatte die Tyrannei so viel Unverschämtheit, so viel Ausgelassenheit, nie wurden die Grundsätze so mit Füßen getreten, nie herrschte Verleumdung mit so zügelloser Gewalt. Diese Periode muß überstanden werden; aber der Kampf ist vielleicht noch schwerer, als man es sich vorstellt.

In Deutschland haben sich viele Revolutionsfreunde abgewandt, weil sie den revolutionären Terror nicht akzeptieren mochten.

Wer wird das Übel, was aus dem Bürgerkrieg entstehen kann, nicht klagen; wer wird leugnen, daß es schändliche Menschen zu vielen Tausenden gibt, die sich des Vorwandes der Freiheit bedienen, um Abscheulichkeiten zu begehen. In der wirklichen Welt geht es immer verkehrter zu als in unseren Theorien.

Werden Sie Ihre Erfahrungen der letzten Wochen und Monate in einem größeren Zusammenhang publizistisch oder literarisch aufarbeiten?

Ich die Geschichte dieser greulvollen Zeit schreiben? Ich kann es nicht. Immer nur Eigennutz und Leidenschaft zu finden, wo man Größe erwartet und verlangt, immer nur Worte für Gefühl, immer nur Prahlerei und Schimmer für wahres Sein und Wirken - wer kann das aushalten.

Wenn Sie das gesamte letzte Jahr Revue passieren lassen, was würden Sie aus heutiger Sicht anders machen?

Wenn ich bloß erwäge, wie wenig alles, was ich getan habe, jetzt zweckmäßig erscheint, so möchte ich manchmal wünschen, ich wäre ruhig aus Mainz gezogen und hätte mich in Hamburg niedergelassen, ohne etwas mit den Händel der Völker zu tun zu haben. Wenn ich dagegen bedenke, daß nur so die Gewißheit in mir entstehen konnte, meinen politischen Grundsätzen Genüge geleistet zu haben, und jene zweite, daß der rechtschaffene Mann nur so lange fortarbeitet, als er ohne Verletzung seiner Selbstachtung tun kann, und daß ich bei allem das Bewußtsein in mir trage, nach der jedesmaligen Einsicht, die ich hatte, nicht aus Leidenschaft gehandelt zu haben, dann bin ich zufrieden mit allem, was geschehen ist.

Falsche Zuwendung merken sie Ebeling: Politik sollte die Perspektive von Kindern einnehmen

Vier Jahre nach dem Regierungswechsel und nicht lange nach dem schweren Giftunfall bei der Hoechst AG lag über einer Diskussion des Kinderschutzbunds im Römer ("Frankfurt -(k)eine Stadt für Kinder?") eine deutlich resignative Stimmung.

"Es trifft am meisten die Kinder, wenn Frankfurt unbewohnbar wird", stieg Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch in die Debatte ein.

Helga Saller vom Kinderschutzbund hatte mit dem Satz eröffnet, Eltern, die ihre Kinder Gefahren aussetzten, seien von Sanktionen bedroht. Niemand aber stelle die Gesellschaft unter Strafe, die ihre "schädigenden Quellen" nicht beseitige.

Doch um zum ganz gewöhnlichen Alltag zu kommen, so mahnte Diskussionsleiter Florian Lindemann, sollten Schwanheim und die Folgen ausgeblendet werden.

Alle Teilnehmer (neben Nimsch und Saller Gabi Mankau vom Kinderbüro, Schuldezernentin Jutta Ebeling, Karin Meulenbergh von der CDU und der Kinderrechtler Ludwig Salgo) trafen sich in einer Aussage, die Ebeling formulierte: "Wir müssen erreichen, daß die Politik die Perspektive von Kindern einnimmt, denn das ist die menschliche Perspektive." Daß das eine Wunschvorstellung bleiben könnte, solange die Mehrheit der Frankfurter als Singles lebe und man "sich ein bißchen wundert, wenn man mehr als vier Kinder auf einen Haufen sieht" (Ebeling), das war schnell dargelegt. Gabi Mankaus Kinderbüro-Arbeit ließ sich dagegenstellen, mit der seit zwei Jahren versucht wird, Kinder und Erwachsene bei konkreten Planungen (Spielplätze, Tempo 30, Schulwege) zusammenzuführen. Jutta Ebelings Konzept hingegen ist noch Utopie: Die Schuldezernentin geißelte die Tatsache, daß "die Schule als Ort der Wissensvermittlung um 13 Uhr zumacht", was der Lebensrealität der Kinder längst nicht mehr angemessen sei.

Nachmittags müsse man in die Häuser "Vereine reinnehmen, musische Veranstaltungen integrieren, sie zum Stadtteil öffnen".

Teuer sei das nicht; es genüge "eine kleine Anschubfinanzierung". So daß "die beispielsweise ihren Schulgarten anlegen könnten, dann läuft das in Selbsthilfe". Um so nötiger, als in den Elternhäusern nach Meinung von Karin Meulenbergh "die Zeit immer knapper" wird - wie das Geld der öffentlichen Hand.

Also gilt es, das unterstrichen sowohl Gabi Mankau als auch Jutta Ebeling, von den teuren Experten für alles und jedes wegzukommen und "mehr zusammenzuarbeiten". Und dabei, da waren sich alle einig, zu den Kindern zu halten. Denn "Baby- Kissing", alle vier Jahre vor der Wahl Politiker plakativ in herziger Kinderrunde, so warnte der Jurist Salgo, "das ist ein Spiel mit dem Feuer".

Kinder nämlich seien Experten - aber auch darin, falsche Zuwendung aufzuspüren. Daß sie sich von der Politik ab- wenden sei noch die geringste Folge - "im schlimmsten Falle" müsse "mit ihrer Radikalisierung" gerechnet werden.

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TV Langen, Basketball-Nachwuchs B-Jugend gilt als Vorbild "Trainerin des Jahres" auf dem Weg zu neuem Titel?

Silke Dietrich, "Meistermacherin" der weiblichen Basketball-Jugend des TV Langen und vom Verband ausgezeichnete "Jugend-Trainerin des Jahres", steuert in diesem Jahr mit der weiblichen A-Jugend auf Erfolgskurs, nachdem sie 1992 die B-Jugend zur deutschen Meisterschaft führte. Die A-Jugend sicherte sich in eigener Halle die Hessenmeisterschaft und wird nun am 20. und 21. März bei den regionalen Titelkämpfen um den Einzug in die süddeutsche Endrunde spielen.

Im Rahmen der hessischen Endrunde dominierten die Langenerinnen noch deutlicher als bei den Bezirks-Titelkämpfen. Dort hatten sie das Team von Eintracht Frankfurt erst in der Verlängerung mit 88:85 bezwungen, in Langen gelang ihnen ein 62:50-Erfolg. Die 100 Fans mußten zunächst das Schlimmste befürchten: Die Eintracht lag nach elf Minuten mit 21:12 vorn, Bundesliga-Spielerin Steffi Wegeler hatte bereits drei "Dreier" im Langener Korb untergebracht. Doch die Gastgeberinnen starteten eine furiose Aufholjagd, insbesondere angetrieben von den Zwillingen Nina und Silke Heger und lagen fünf Minuten später bereits mit 22:21 in Führung. Eine konzentrierte Abwehrleistung schuf nach der Pause die Basis zum Erfolg. Insbesondere Nina Heger gelang es, die Kreise von Steffi Wegeler entscheidend einzuengen, und Veronika Tomasevic profilierte sich im Spielaufbau. Gegen die nun nicht mehr souverän agierenden Frankfurterinnen setzte sich das TV-Team von 32:29 (24.) auf 43:33 (29.) ab und brachte den Vorsprung sicher über die Zeit.

Die Siege gegen den TSV Grünberg (89:57) und den ACT Kassel (69:49) konnte Silke Dietrich dann getrost unter der Kategorie "Pflichtaufgaben" mit einem Pluszeichen verbuchen.

TV LANGEN, HESSENMEISTER DER WEIBLICHEN A-JUGEND: Nina Heger (44 Korbpunkte), Katrin Rollwage (40), Veronika Tomasevic (35), Silke Heger (33), Nina Gerdes (24), Conny Jung (22), Corinna Heimberg (12), Stella Hofbauer (6), Sonja Weber (2), Larissa Schaun (2). ina

Im Blickpunkt: Sterbehilfe in den Niederlanden Im Zwist mit dem Vatikan

Nach fast 20 Jahren öffentlicher Diskussion und Auseinandersetzungen im Parlament über das Problem der Sterbehilfe in den Niederlanden verabschiedete die Abgeordnetenkammer unlängst mit 91 gegen 45 Stimmen den Vorschlag der Regierung für eine gesetzliche Regelung, wodurch die bisherige Praxis der Sterbehilfe legalisiert worden ist. Die Niederlande nehmen daher auf diesem Gebiet eine Pionierstellung ein, denn nirgendwo sonst in Europa ist bisher aktive Sterbehilfe gesetzlich zugelassen. Unverzüglich ergab sich daraus ein diplomatischer Konflikt zwischen dem Vatikan und der Regierung in Den Haag. Kardinal Elio Sgreccia, Sekretär des Päpstlichen Rates für Angelegenheiten der Familie, verglich die neue niederländische Sterbehilfe-Gesetzgebung mit der Vernichtung "unwerten Lebens" im nationalsozialistischen Deutschland. Im Radio Vatikan sagte er, dieses Gesetz führe "zur Beendigung von Menschenleben, die wirtschaftlich nicht mehr von Nutzen sind". In den Niederlanden wurde darauf mit Empörung reagiert. Der christdemokratische Ministerpräsident Ruud Lubbers und andere führende Politiker brachten ihren Zorn unverhohlen zum Ausdruck. Der Vorsitzende der niederländischen Bischofskonferenz, Kardinal Simonis, distanzierte sich gar von den Äußerungen aus Rom.

Nach einem kräftigen offiziellen Protest der niederländischen Regierung ließ der Vatikan schließlich wissen, der Kurienkardinal Sgreccia habe lediglich in seinem eigenen Namen gesprochen, der von ihm gezogene Vergleich mit Nazi-Deutschland sei nicht der offizielle Standpunkt des Vatikans. Durch diese Verlautbarung ist der Konflikt zwar weitgehend entschärft worden, aber ein bitterer Nachgeschmack ist geblieben, zumal auch das Sprachrohr des Vatikans L&rquote;Osservatore Romano Den Haag ungewöhnlich scharf attackiert hatte.

Die beiden Koalitionsparteien des Mitte-Links-Kabinetts, Christdemokraten (CDA) und Sozialdemokraten (PvdA) hatten in der Frage der Sterbehilfe nach schwerem Ringen einen politischen Kompromiß erzielt. Es geht im Kern der Sache um die stillschweigende Vereinbarung, daß Ärzte nicht strafrechtlich verfolgt werden, wenn sie im Falle einer aussichtslosen Notlage bei unerträglichem Leiden eines Patienten auf dessen mehrfach ausdrücklich geäußerten Bitte zur Lebensbeendigung übergehen und dabei die vorgeschriebenen Sorgfältigkeitserfordernisse beachten.

Die nun gesetzlich festgelegten Kriterien der Sorgfalt wurden vom Ärzteverband erarbeitet. Demnach muß ein unheilbar todkranker Patient im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte sein, wenn er um aktive Sterbehilfe nachsucht. Diese Bitte muß wiederholte Male ernsthaft an einen Arzt gerichtet werden, der verpflichtet ist, einen zweiten unabhängigen Mediziner heranzuziehen und die Familie des Patienten zu konsultieren. Die Sterbehilfe ist meldepflichtig. Jede Phase des Entscheidungsprozesses muß schriftlich niedergelegt werden. Es muß erklärt werden, warum in die Sterbehilfe eingewilligt wird und auf welche Weise sie vollzogen werden soll. Schließlich muß der Bericht einem Gerichtsmediziner zugeleitet werden.

Es gibt keine formelle Garantie, daß Ärzte, die Sterbehilfe leisten, keine gerichtliche Strafverfolgung zu befürchten hätten. Euthanasie bleibt nach wie vor strafbar auf der Grundlage des Artikels 293 des Strafgesetzbuches und kann mit zwölf Jahren Gefängnis geahndet werden. In der Praxis jedoch wurde auch bisher schon Sterbehilfe in den Niederlanden geduldet, wenn die jetzt gesetzlich erfaßten Auflagen eingehalten wurden.

Die Partei der Christdemokraten hat stets darauf gedrängt, die Strafbarkeit für Euthanasie und Hilfe bei Selbsttötung aufrechtzuerhalten, wenngleich eine Mehrheit der nicht konfessionellen Parteien im Parlament, und wie sich unlängst bei einer Meinungsumfrage zeigte, auch eine Mehrheit der Bevölkerung im Lande für die Abschaffung der Strafbarkeit eintrat. Dank der Schlüsselposition in der Abgeordnetenkammer konnten die CDA-Abgeordneten aber immer wieder verhindern, daß die Bestrafung abgeschafft wurde.

Die heutige Regierung setzte eine Kommission ein unter Leitung des früheren Generalstaatsanwalts beim höchsten Gericht der Niederlande, Professor Jan Remmelink, die den Auftrag erhielt, "die medizinische Praxis in bezug auf Euthanasie" in den Niederlanden zu untersuchen. Aus dem Bericht geht hervor, daß pro Jahr in etwa 2300 Fällen aktive Sterbehilfe geleistet wird. Daneben wird in 400 Fällen Hilfe bei Selbsttötung geboten. Laut dem Untersuchungsbericht wurden im Jahr 1990 ferner 1000 Patienten getötet, ohne daß sie dazu den ausdrücklichen Wunsch geäußert hätten, weil sie zum Beispiel als Patienten im Koma oder Neugeborene mit sehr ernsten körperlichen Abweichungen nicht in der Lage waren, "ihren Willen zu bestimmen". Gerade in solchen Fällen soll in der Regel sehr wohl strafrechtliche Verfolgung stattfinden und ist daher eine Meldepflicht zur Kontrolle der Sorgfältigkeit unentbehrlich.HERMANN BLEICH (Den Haag)

Bildungsurlaub im Wattenmeer

MAIN-KINZIG-KREIS. Ab ins Watt - unter diesem Motto geht es auch in diesem Jahr mit "Mobi", dem Jugendbildungswerk des Main-Kinzig-Kreises, wieder in den hohen Norden. Ausgestattet mit Gummistiefeln und Grabgabel, können sich junge Leute bis 24 Jahre in das nur scheinbar so öde Watt wagen. In einem Ökocamp in St.-Peter-Böhl beschäftigen sich die Teilnehmer vom 16. bis zum 22. Mai eine Woche lang mit dem Lebensraum Wattenmeer.

Informationen gibt es nicht nur über die besondere Bedeutung der einzigartigen Naturlandschaft, sondern auch über deren Bedrohung durch Umweltverschmutzung und Tourismus. Gemeinsam soll untersucht werden, was zum Schutz des Wattenmeeres getan werden kann. Geplant sind Erkundungen zu Fuß, mit dem Fahrrrad und per Schiff.

Die Veranstaltung wird als Bildungsurlaub anerkannt. Die Teilnahme kostet pro Person 200 Mark. Interessenten können sich beim Jugendbildungswerk des Main-Kinzig-Kreises informieren und anmelden. Die Adresse lautet: In den Sauren Wiesen 17a, 6490 Schlüchtern, Telefon 0 66 61 / 7 14 88. are

Ölbilder und Aquarelle in der Rathaus-Galerie

HOCHHEIM. Zur Galerie wird das Foyer des Hochheimer Rathauses: Vom 11. März bis 7. April sind dort Bilder der in Hochheim lebenden Künstlerin Margrit Dietrich zu sehen. Sie präsentiert gegenständliche Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen.

Die Ausstellung, die Bürgermeister Harald Schindler (SPD) am 11. März um 16 Uhr eröffnen wird, ist montags, dienstags, mittwochs und freitags jeweils von 8.30 bis 12 Uhr sowie donnerstags von 15 bis 18.30 Uhr zu sehen. kkü

Tempo-30-Zone in Westhausen: Der Ortsbeirat 7 (Rödelheim, Praunheim, Hausen, Westhausen und Industriehof) hat auf seiner letzten Sitzung der zu Ende gehenden Wahlperiode die Entscheidung über die Westhausener Tempo-30- Zone bis nach den Kommunalwahlen verschoben. Damit wurde ein Antrag der Grünen gegen deren Stimmen abgelehnt. In der Kürze der Zeit könne man sich nicht mehr gründlich genug mit den Planungen auseinandersetzen, begründeten SPD, CDU und FDP ihr Nein. laf

"Wir müssen die Mauern der Skepsis des Volkes abbauen" Das Programm, mit dem der amerikanische Präsident Bill Clinton die Wirtschaft wiederbeleben will

(. . .) Unsere Nation braucht einen neuen Kurs. Heute abend stelle ich Ihnen unseren umfassenden Plan vor, um unsere Nation auf diesen neuen Kurs zu bringen.

Ich gehe davon aus, daß wir unseren neuen Kurs in den Grundwerten finden werden, die uns hierher gebracht haben: Chancen, Verantwortlichkeit des einzelnen, Gemeinde, Arbeit, Familie und Glaube. Wir müssen mit den alten Gewohnheiten beider politischer Parteien in Washington brechen. Wir müssen sagen, daß es nicht länger für nichts eine Gegenleistung gibt, und dann sind wir alle vereint.

Die Bedingungen, die uns an diesen Punkt gebracht haben, sind wohlbekannt. Zwei Jahrzehnte niedriger Produktivität und stagnierender Löhne, anhaltender Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung. Jahre riesiger Staatsdefizite und abnehmender Investitionen in unsere Zukunft, explodierender Kosten im Gesundheitswesen und mangelnden Krankenversicherungsschutzes. Legionen armer Kinder, schulische und Ausbildungschancen, die den Anforderungen einer Wirtschaft mit hohen Löhnen und starkem Wachstum unangemessen waren. Zu lange sind wir ohne echten Sinn für Ziele, Verantwortlichkeit oder Gemeinschaft dahingetrieben, und unser politisches System wurde allzu oft von Interessengruppen, Parteiengezänk und der schieren Komplexität unserer Probleme gelähmt.

Ich weiß, daß wir es besser machen können, weil dies nach wie vor das großartigste Land der Welt ist, die stärkste Volkswirtschaft und die einzige militärische Supermacht der Welt. Wenn wir die Vorstellungskraft, den Willen und das Herz haben, die Veränderungen vorzunehmen, die wir vornehmen müssen, werden wir mit Möglichkeiten in das 21. Jahrhundert eintreten, die sich unsere Eltern nicht einmal hätten träumen lassen, und wir werden den Amerikanischen Traum für uns selbst und für künftige Generationen gesichert haben.

Ich erinnere mich sehr gut daran, wie vor zwölf Jahren Ronald Reagan an diesem Podium stand und dem amerikanischen Volk erklärte, wenn man unsere Schulden in Dollarscheinen aufeinandertürmte, ergäbe sich ein Haufen von 67 Meilen Höhe. Heute wäre dieser Haufen 267 Meilen hoch.

Ich erzähle Ihnen das nicht, um jemandem die Schuld für dieses Problem zu geben. Man kann überall Schuldzuweisungen vornehmen - bei beiden Seiten der Regierung und beiden Parteien. Die Zeit der Schuldzuweisungen ist beendet. Ich bin hierher gekommen, um Verantwortung zu übernehmen. Ich möchte, daß Sie Verantwortung für die Zukunft dieses Landes übernehmen, und wenn wir es richtig machen, dann ist es mir egal, wer dafür die Lorbeeren erntet.

Unser Plan besteht aus vier grundlegenden Komponenten:

- Erstens kehrt er unseren wirtschaftlichen Abschwung um, indem die Wirtschaft kurzfristige Impulse erhält und langfristig in unsere Menschen, ihre Arbeitsplätze und ihre Einkommen investiert wird.

- Zweitens verwandelt er das Gerede von gestern in die Taten von heute, indem Arbeit und Familie in jedem Teil unseres Lebens geschätzt werden.

- Drittens sieht er eine erhebliche, ehrliche und glaubwürdige Verringerung des Defizits im Bundeshaushalt vor.

- Schließlich verdient er sich das Vertrauen des amerikanischen Volkes, indem diese Pläne zuerst durch Einschnitte bei staatlicher Verschwendung und Ineffizienz bezahlt werden - Kürzungen, nicht Tricks, bei den Staatsausgaben - und endlich einmal durch Fairneß in der Art und Weise, wie die Lasten getragen werden.

Heute abend möchte ich zu Ihnen darüber sprechen, was die Regierung tun kann, weil ich der Ansicht bin, daß diese Regierungen mehr für die hart arbeitenden Menschen tun muß, die für sie bezahlen. Zunächst jedoch möchte ich sagen: Die Regierung kann dies nicht allein leisten. Der Privatsektor ist die Lokomotive des Wirtschaftswachstums in Amerika. Und jeder von uns kann eine Lokomotive des Wandels in unserem eigenen Leben sein. Wir müssen den Menschen mehr Chancen geben, aber wir müssen als Gegenleistung auch mehr Verantwortlichkeit fordern.

Unsere unmittelbare Priorität gilt der Schaffung von Arbeitsplätzen jetzt. Einige behaupten, wir befänden uns in einer wirtschaftlichen Erholung. Nun, wir alle hoffen dies. Aber wir schaffen einfach keine Arbeitsplätze. Und kein Konjunkturaufschwung ist einen Pfifferling wert, wenn er nicht mit neuen Arbeitsplätzen beginnt.

Um Arbeitsplätze zu schaffen und einen nachhaltigen Aufschwung zu garantieren, fordere ich den Kongreß auf, ein Sofortprogramm zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Höhe von über 30 Milliarden Dollar zu verabschieden. Wir werden den Menschen unverzüglich Arbeit bringen und eine halbe Million neuer Arbeitsplätze schaffen: Arbeitsplätze, mit denen unsere Autobahnen und Flughäfen erneuert, Häuser renoviert, neues Leben in ländliche Kleinstädte getragen und Hoffnung und Chancen bei der Jugend unseres Landes verbreitet werden, die allein in diesem Sommer nahezu 700 000 Arbeitsplätze erhalten soll. Und ich lade die führenden Köpfe der amerikanischen Wirtschaft ein, sich uns in diesen Bemühungen anzuschließen, damit wir gemeinsam in Städten und armen ländlichen Gebieten eine Million Ferienjobs für junge Menschen schaffen können.

Zweitens weist unser Plan über den gegenwärtigen Wirtschaftszyklus hinaus, weil unsere Bestrebungen in das nächste Jahrhundert reichen. Der Kern unseres Planes ist langfristig angelegt. Er beinhaltet ein Investitionsprogramm, das in den Bereichen, die für unsere wirtschaftliche Zukunft entscheidend sind, öffentliche und private Investitionen ankurbeln soll. Und er beinhaltet ein Programm zum Defizitabbau, das die für Investitionen des privaten Sektors zur Verfügung stehenden Ersparnisse erhöhen, die Zinssätze senken, den von Zinszahlungen aufgefressenen Prozentsatz des Bundeshaushalts abbauen und das Risiko von Turbulenzen auf den Finanzmärkten verringern wird, die die Wirtschaft belasten könnten.

Langfristig sollte all dies zu stärkerem Wirtschaftswachstum, verbesserter Produktivität, höheren Löhnen, mehr qualitativ anspruchsvollen Arbeitsplätzen und einer verbesserten Wettbewerbsposition in der Weltwirtschaft führen.

Um öffentliche Investitionen und Defizitabbau zu verwirklichen, werden die Staatsausgaben gesenkt und die Steuern erhöht. Unsere Ausgabenkürzungen wurden sorgfältig durchdacht, um zu versuchen, wirtschaftliche Auswirkungen zu minimieren, die Friedensdividende für Investitionszwecke zu nutzen und die Gewichte im Haushalt vom Verbrauch zu Investitionen zu verschieben. Die Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen sind beide darauf angelegt, zu gewährleisten, daß die Kosten dieses historischen Programms zur Behandlung und Bewältigung unserer Probleme von denen getragen werden, die sich diese Kosten am ehesten leisten können.

Unser Plan zielt darauf ab, die Gesundheit der amerikanischen Wirtschaft durch niedrigere Zinssäzte, eine verbesserte Infrastruktur, besser ausgebildete Arbeitnehmer und eine stärkere Mittelschicht zu verbessern. Weil kleine und mittlere Unternehmen die meisten Arbeitsplätze schaffen, beinhaltet unser Plan die kühnsten auf kleinere Unternehmen gerichteten Anreize in der Geschichte. Wir schlagen eine auf Dauer bestehende Steuervergünstigung für Investitionen von Kleinunternehmen sowie neue Vorteile für Unternehmer vor, die bereit sind, Risiken einzugehen. Wir werden kleineren Unternehmen Zugang zu den brillanten Technologien unserer Zeit und zu den Krediten verschaffen, die sie benötigen, um zu blühen und zu gedeihen.

Mit einem neuen Netz von Gemeindeentwicklungsbanken sowie 1 Milliarde Dollar, um den Traum von Unternehmenszonen zu verwirklichen, werden wir beginnen, neue Hoffnung und neue Arbeitsplätze in die Geschäfte und Fabriken von Süd-Boston bis Süd-Texas und South-Central Los Angeles zu tragen.

Unser Plan investiert in unsere Straßen, Brücken, Nahverkehrssysteme, in Hochgeschwindigkeitszüge und spitzentechnologische Informationssysteme sowie in die ehrgeizigste Beseitigung von Umweltschäden unserer Zeit.

An der Schwelle des neuen Jahrhunderts hängt Wirtschaftswachstum wie nie zuvor von der Öffnung neuer Märkte in Übersee ab. Deshalb werden wir auf fairen Handelsregeln auf den internationalen Märkten bestehen.

Ein Teil unserer nationalen Wirtschaftsstrategie muß die Ausweitung des Handels zu fairen Bedingungen sein, darunter der erfolgreiche Abschluß der jüngsten Runde von Welthandelsgesprächen. Ein nordamerikanisches Freihandelsabkommen mit angemessenen Sicherheiten für Arbeitnehmer und die Umwelt. Gleichzeitig benötigen wir einen aggressiven Versuch zur Schaffung zukunftsträchtiger Arbeitsplätze in der Spitzentechnologie, besondere Konzentration auf angeschlagene Branchen wie Flugzeugbau und Fluggesellschaften sowie besondere Hilfen für freigesetzte Arbeitskräfte, etwa in unserer Rüstungsindustrie.

Ich verspreche, daß Wirtschaft, Regierung und Gewerkschaften partnerschaftlich zusammenarbeiten werden, um Amerika für den Wandel zu stärken.

Alle unsere Bemühungen zur Stärkung der Wirtschaft werden jedoch scheitern, wenn wir nicht kühne Schritte zur Reformierung unseres Krankenversicherungssystems unternehmen. Die Unternehmen der Vereinigten Staaten werden niemals stark sein, die Familien Amerikas werden niemals sicher sein, und die Regierung der Vereinigten Staaten wird niemals solvent sein, wenn wir nicht unsere Krise in der Krankenversicherung in den Griff bekommen.

Die steigenden Kosten und der Mangel an medizinischer Versorgung gefährden sowohl unsere Wirtschaft als auch unser Leben. Die Kostendämpfung im Gesundheitswesen wird mehrere hundert Milliarden Dollar für Investitionen und Wachstum und neue Arbeitsplätze freisetzen. Langfristig ist die Reform der Krankenversicherung unerläßlich, um unser Defizit abzubauen und die Investitionen zu erhöhen.

Dieses Frühjahr werde ich dem Kongreß einen umfassenden Plan zur Reform der Krankenversicherung unterbreiten, der endlich die Kosten unter Kontrolle bringen wird. Wir werden allen unseren Familien Sicherheit gewähren, damit niemandem der benötigte Versicherungsschutz verwehrt wird. Wir werden Betrug und unverschämte Gebühren ausmerzen und gewährleisten, daß Sie oder Ihr Arzt nicht länger von der Bürokratie erstickt werden. Und wir werden amerikanische Standards aufrechterhalten - die qualitativ beste medizinische Versorgung der Welt und die Wahlmöglichkeiten, die wir verlangen und verdienen. Das amerikanische Volk erwartet von uns, daß wir das Problem der Krankenversicherung bewältigen. Und wir müssen dies jetzt tun.

Der vielleicht grundlegendste Wandel, den unser neuer Kurs bietet, liegt in seiner Konzentration auf die Zukunft und die Investitionen, die wir bei unseren Kindern anstreben.

Jeder Tag der Verzögerung fordert einen hohen Preis. Die Hälfte unserer Zweijährigen erhält keine Schutzimpfungen gegen tödliche Krankheiten. Unser Plan wird sie für jedes in Frage kommende Kind bereitstellen. Und wir sparen zehn Dollar für jeden Dollar, den wir ausgeben, indem wir verhütbare Kinderkrankheiten beseitigen.

Das Ernährungsprogramm für Frauen, Säuglinge und Kinder (WIC) wird ausgebaut werden, damit jede Schwangere, die unserer Hilfe bedarf, sie erhält.

Head Start - ein Programm, das Kinder auf die Schule vorbereitet - ist eine Erfolgsgeschichte. Es spart Geld, aber es erreicht heute lediglich ein Drittel aller in Frage kommenden Kinder. Im Rahmen unseres Planes werden wir jedes anspruchsberechtigte Kind einbeziehen. Investitionen in Head Start und WIC sind nicht nur richtig, sie sind klug. Für jeden Dollar, den wir heute investieren, sparen wir morgen drei. Amerika muß mehr von unseren Schülern, unseren Lehrern und unseren Schulen verlangen. Und wir müssen ihnen die Mittel geben, die sie benötigen, um hohe Normen zu erfüllen.

Wir werden Wirtschaft und Schulen zusammenbringen, um neue Lehrstellen zu schaffen und jungen Menschen die Fähigkeiten zu vermitteln, die sie heute benötigen, um die produktiven Arbeitsplätze von morgen zu finden.

Lebenslanges Lernen wird Arbeitnehmern während ihrer gesamten Karriere nützlich sein. Wir müssen ein neues einheitliches Ausbildungssystem für Arbeitnehmer schaffen, damit Arbeitnehmer unabhängig davon ausgebildet werden, warum sie ihren Arbeitsplatz verloren haben.

Unser Programm eines nationalen Dienstes wird allen Amerikanern Kredite für den Collegebesuch verfügbar machen und sie dazu auffordern, ihrem Land etwas zurückzugeben - als Lehrer, Polizeibeamte, Sozialarbeiter. Dies wird ein historischer Wandel von der Dimension der Land Grant Colleges und der GI Bill sein. Hundert Jahre später werden Historiker, die ihre Ausbildung unserem Plan für einen nationalen Dienst verdanken, Ihrer Vision ihren Respekt bezeugen.

Wir glauben an Arbeitsplätze, wir glauben an das Lernen, und wir glauben an die Belohnung von Arbeit. Wir glauben an die Wiederherstellung der Werte, die Amerika zu einem besonderen Ort machen.

Jede Arbeit hat ihre Würde, und alle Arbeitenden müssen in Würde leben. Denjenigen, die unsere Kranken pflegen, sich um unsere Kinder kümmern und die erschöpfendsten und schwierigsten Arbeiten verrichten, können wir im Rahmen unseres neuen Kurses die feierliche Versprechung geben:

Durch die Ausweitung der Steuervergünstigung für selbstverdientes Einkommen werden wir Geschichte machen: Wir werden dazu beitragen, daß die Arbeit von Millionen einkommensschwacher berufstätiger Amerikaner belohnt wird. Unser neuer Kurs zielt darauf ab, ein ebenso mächtiges wie einfaches Prinzip in die Praxis umzusetzen: Wer ganztägig arbeitet, sollte nicht arm sein.

Im Laufe dieses Jahres werden wir einen Plan vorlegen, die Sozialhilfe in der uns bekannten Form zu beenden. Niemand möchte das Sozialhilfesystem so gerne ändern wie diejenigen, die darin gefangen sind.

Wir werden den von der Sozialhilfe Abhängigen die Bildung und Ausbildung, Kinderbetreuung und Gesundheitsfürsorge anbieten, die sie brauchen, um wieder auf die Beine zu kommen. Nach Ablauf von zwei Jahren müssen sie dann wieder arbeiten - wenn möglich in der Privatwirtschaft, wenn nötig im öffentlichen Dienst. Jetzt ist die Zeit gekommen, den Bezug von Sozialhilfe als Lebensform zu beenden.

Unser nächstes großes Ziel ist die Stärkung der amerikanischen Familien. Wir bitten die Väter und Mütter, mehr Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen. Und wir werden hart gegen die Eltern vorgehen, die sich vor Unterhaltszahlungen für ihre Kinder drücken wollen.

Wir wollen unsere Familien vor Gewaltverbrechen schützen, die die Menschen in Angst und Schrecken versetzen und unsere Gemeinden zerreißen. Wir müssen ein strenges Gesetz zur Bekämpfung der Kriminalität verabschieden. Wir brauchen auf unseren Straßen 100 000 zusätzliche Polizisten, müssen für nicht gewalttätige Erststraftäter Erziehungslager einrichten und abgebrühte Kriminelle hinter Gitter bringen. Wir haben die Pflicht, den Waffenbesitz von Kriminellen zu verhindern. Wenn Sie das Brady- Gesetz verabschieden, werde ich es unterzeichnen. Damit die Regierung den Steuerzahlern aus der Mittelschicht dient und nicht besonderen Interessengruppen, müssen wir unser politisches System reformieren. Ich bitte den Kongreß, eine wirkliche Wahlkampffinanzreform durchzuführen. Wir wollen die Macht bestimmter Interessengruppen verringern und die Beteiligung der Bevölkerung erhöhen. Wir sollten die Steuersenkungen für den Lobbyismus bestimmter Interessengruppen abschaffen und das Geld zur Säuberung unseres politischen Systems verwenden. Und wir sollten schnell die entsprechenden Gesetze verabschieden, um Lobbyisten zur Offenlegung ihrer Aktivitäten zu zwingen.

Um die Regierung von Grund auf umzugestalten, müssen wir jedoch sicherstellen, daß sie nicht über ihre Verhältnisse lebt. Und das beginnt an der Spitze - im Weißen Haus. In den letzten Wochen habe ich 25 Prozent des Personals im Weißen Haus abgebaut und damit zehn Millionen Dollar eingespart. Ich habe Kürzungen im Verwaltungsbudget von Behörden und Ministerien angeordnet und 100 000 Stellen in der Verwaltung der Bundesregierung abgebaut, was insgesamt zu einer Einsparung von neun Milliarden Dollar führen wird. Für die Regierung ist die Zeit gekommen, ebenso bescheiden zu leben wie jeder andere Haushalt in Amerika. Aus diesem Grunde begrüße ich die heutige Entscheidung des Kongresses, ähnliche Schritte zur Kostensenkung im eigenen Haus zu unternehmen. Gemeinsam können wir dem amerikanischen Volk zeigen, daß wir seinen Ruf nach Wandel gehört haben.

Aber wir können noch weiter gehen. Heute abend habe ich ein einjähriges Einfrieren der Gehälter für Beschäftigte der Bundesregierung gefordert. Nach Ablauf dieser Zeit werden diese Gehälter in geringerem Maße steigen als die Inflationsrate. Wir müssen die Regierung neu erfinden, damit sie wieder funktionsfähig wird. Wir werden auf eine innovative Bildungsreform drängen, um den Lernprozeß zu verbessern und nicht einfach mehr Geld ausgeben.

Wir werden den Superfund zur Beseitigung der Umweltverschmutzung nutzen und nicht einfach das Einkommen der Juristen erhöhen. Wir werden unser Bundesbanksystem gesetzlich regeln, nicht nur um die Sicherheit unserer Finanzinstitutionen zu gewährleisten, sondern auch um uns aus der Kreditfalle zu befreien. Wir werden die gesamte Ausrichtung unserer Programme zur Bekämpfung der Armut ändern - vom Anspruchsdenken zum Befähigungsdenken.

Jahrelang wurde ständig über das Defizit geredet, aber wenige glaubwürdige Anstrengungen zu seinem Abbau unternommen. Dieser Plan befaßt sich mit diesem Problem. Unser Plan nimmt das Haushaltsdefizit in Angriff - ernsthaft und langfristig. Wir werden eine der größten Reduzierungen des Haushaltsdefizits und die größte Änderung unserer staatlichen Prioritäten in der Geschichte zur gleichen Zeit durchführen.

Wir bauen nicht das Defizit ab, weil uns die Experten dazu raten. Wir bauen das Defizit ab, damit es sich Ihre Familie leisten kann, die Kinder aufs College zu schicken. Wir bauen das Defizit ab, damit Ihre Kinder eines Tages in der Lage sind, sich ein eigenes Haus zu kaufen. Wir bauen das Defizit ab, damit Ihr Unternehmen in die Umschulung seiner Angestellten und die neue Ausrüstung seiner Fabriken investieren kann. Wir bauen das Defizit ab, damit die Regierung Investitionen tätigen kann, die uns stärker, klüger und sicherer machen.

Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir dieses Land in zehn Jahren nicht mehr wiedererkennen. In zehn Jahren wird das jährliche Haushaltsdefizit auf 635 Milliarden Dollar angewachsen sein, die nationale Verschuldung wird sich auf nahezu 80 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts belaufen. Die Zinszahlungen für diese Schulden werden das kostspieligste Regierungsprogramm überhaupt sein, und wir werden weiterhin der größte Schuldner der Welt sein, der einen Großteil seiner Investitionen nur in Abhängigkeit von Auslandsgeldern tätigen kann.

Unser Haushalt wird bis 1997 140 Milliarden Dollar unseres Defizits abbauen - eine der größten tatsächlichen Einsparungen auf der Ausgabenseite, die jemals von einem amerikanischen Präsidenten vorgenommen wurde. Wir nehmen mehr als 150 schwierige, schmerzhafte Kürzungen vor, wodurch die Staatsausgaben um 246 Milliarden Dollar gesenkt werden. Wir streichen nutzlos gewordene Programme, beispielsweise bei der Forschung und Entwicklung von Atomkraft. Wir werden bei Subventionen drastische Kürzungen vornehmen und verschwenderische Projekte einstellen. Viele dieser Programme hatten früher durchaus ihre Berechtigung. Aber wenn wir mit neuen Plänen beginnen, müssen wir alte abschaffen. Die Regierung hat ihre Fähigkeit zum Entwurf von Programmen unter Beweis gestellt. Jetzt müssen wir zeigen, daß wir auch zu ihrer Begrenzung fähig sind.

Im Rahmen der Umstrukturierung der US-Streitkräfte zur Bekämpfung der neuen Gefahren in der Welt nach dem Kalten Krieg können wir unseren Verteidigungsetat auf verantwortungsvolle Weise kürzen. Niemand sollte jedoch einen Zweifel daran haben, daß die unter der Flagge der Vereinigten Staaten dienenden Männer und Frauen die am besten ausgebildeten, am besten ausgerüsteten, am besten vorbereiteten Streitkräfte der Welt sein werden, solange ich Präsident bin.

Mit Unterstützung einer gestrafften und effektiveren Landesverteidigung und einer stärkeren Wirtschaft wird unsere Nation bereit sein, die Führungsrolle in einer Welt zu übernehmen, die sich den Herausforderungen ethnischer Konflikte, der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, der globalen demokratischen Revolution und dem Schutz unserer Umwelt stellen muß.

Unser Wirtschaftsplan ist ehrgeizig, aber er ist notwendig, damit unser Land weiterhin Rang und Macht hat. Und wir werden auf faire Weise dafür zahlen - indem wir in der Regierung Einsparungen vornehmen und von denen, die in der Vergangenheit am meisten profitiert haben, jetzt das meiste erwarten - indem wir mehr Amerikaner um ihren Beitrag heute bitten, damit es allen Amerikanern morgen bessergeht.

Ich fordere Sie auf, den Spitzensteuersatz für die Wohlhabendsten - diejenigen, die mehr als 180 000 Dollar im Jahr verdienen - von 31 Prozent auf 36 Prozent zu erhöhen. Unser Plan empfiehlt eine zehnprozentige Ergänzungsabgabe auf 250 000 Dollar im Jahr übersteigende Einkommen. Wir werden die Schlupflöcher stopfen, die es einigen ermöglichen, ohne Steuerzahlungen davonzukommen.

Für Unternehmen mit einem zu versteuernden Einkommen über 10 Millionen Dollar werden wir die Körperschaftssteuer auf 36 Prozent erhöhen. Und wir werden die Steuersenkungen für Aufwandsentschädigungen abbauen.

Unser Plan nimmt die Steuersubventionen in Angriff, die diejenigen Unternehmen belohnen, die Aufträge nach Übersee vergeben. Wir werden durch eine wirksame Kontrolle der Steuerzahler sicherstellen, daß ausländische Unternehmen, die in Amerika Gewinne erzielen, unserem Land die Steuern zahlen, die sie ihm schulden.

An die Angehörigen der Mittelschicht gerichtet sage ich folgendes: Sie sind nicht länger alleine; Sie werden nicht länger vorgeschickt: Sie werden nicht länger mehr zahlen und weniger bekommen. 98,8 Prozent aller amerikanischen Familien werden keinen höheren Einkommensteuersatz haben. Nur bei den reichsten 1,2 Prozent wird dieser Satz steigen.

Ich möchte eines klarstellen: Es wird keine erneuten Leistungskürzungen für die bei Medicare Versicherten geben. Es wird Kürzungen bei den Zahlungen an diejenigen geben, die Leistungen erbringen - Ärzte, Krankenhäuser und Laboratorien -, um die Kosten im Gesundheitswesen zu kontrollieren. Diese Kürzungen sind lediglich ein Notbehelf bis zur Reform des gesamten Gesundheitssystems. Ich möchte das noch einmal wiederholen, denn das ist mir sehr wichtig und wie ich weiß auch Ihnen: Dieser Plan sieht keine erneuten Leistungskürzungen für die bei Medicare Versicherten vor.

Die einzige Änderung, die wir im Rentenversicherungssystem vornehmen, besteht darin, unsere älteren Mitbürger mit höherem Einkommen, die nicht allein von der Rente leben, um einen größeren Beitrag zu bitten. 80 Prozent der Rentenbezieher sind davon nicht betroffen. Wenn sie jetzt ihre Renten nicht versteuern müssen, werden sie das auch unter diesem neuen Plan nicht tun müssen.

Unser Plan umfaßt eine Energiesteuer als bestes Mittel, uns neue Einnahmen zur Senkung des Defizits und für Investitionen in unsere Menschen zu verschaffen. Außerdem reduziert diese Steuer im Gegensatz zu andere Steuern die Umweltverschmutzung, verbessert die Energienutzung und vermindert unsere Abhängigkeit von aus instabilen Regionen der Welt stammendem Erdöl.

Zusammengenommen kosten diese Maßnahmen eine amerikanische Familie mit einem Einkommen von 40 000 Dollar pro Jahr weniger als 17 Dollar im Monat. Aufgrund weiterer von uns vorgeschlagener Programme werden Familien mit einem Jahreseinkommen unter 30 000 Dollar praktisch überhaupt keine zusätzlichen Steuern zahlen. Infolge unserer öffentlich bekundeten Entschlossenheit, das Defizit abzubauen, sind die Zinssätze seit der Wahl gefallen. Für die Mittelschicht bedeutet das, daß die erhöhten Energiekosten durch die niedrigere Zinsen für Hypotheken, Verbraucherkredite und Kreditkarten mehr als ausgeglichen werden. Das ist eine weise Investition zu Ihrem Nutzen und zu dem Ihres Landes.

Ich fordere alle Amerikaner auf, sich vor Augen zu halten, was es kosten würde, nichts zu ändern, keinen neuen Kurs einzuschlagen. Wenn wir nicht den Mut haben, unsere Zukunft zu gestalten, anstatt uns etwas von ihr zu borgen, verurteilen wir uns selbst zu einer jahrelangen, nur von Rezessionen unterbrochenen Stagnation, zu langsamem Wachstum von Arbeitsplätzen, keinerlei Einkommenserhöhungen, zu höherer Verschuldung und größerer Enttäuschung.

Was noch schlimmer ist: Wenn wir nichts ändern, wenn wir nicht das Defizit abbauen, die Investitionen und die Produktivität erhöhen und damit Arbeitsplätze schaffen, werden wir unsere Kinder und Kindeskinder zu weniger Lebensqualität und einem schlechteren Los verurteilen.

Heute abend muß das amerikanische Volk erfahren, daß wir Veränderungen brauchen. Aber es wird wahrscheinlich auch fragen, ob wir die Kraft haben, diese Veränderungen auch herbeizuführen. Es weiß, daß sobald wir dieses hohe Haus verlassen haben, die Interessengruppen mit aller Macht ans Werk gehen und die von uns angestrebten Veränderungen zu verhindern trachten. Die Verfechter des "gesunden Menschenverstands" werden tausend Gründe finden, warum dies und jenes nicht getan werden kann. Unser Volk wird dem zusehen und sich fragen, ob etwa doch alles beim alten bleibt.

Daher müssen wir die Mauern seiner Skepsis Stein für Stein abbauen, nicht mit Worten, sondern mit Taten. Nach so vielen Jahren des Festgefahrenseins und der Unschlüssigkeit, nach so vielen hoffnungsvollen Anfängen und so wenigen vielversprechenden Ergebnissen werden die Amerikaner ein hartes Urteil fällen, wenn wir diese Stunde nicht nutzen.

Dieser Wirtschaftsplan kann nicht jedem genehm sein. Wenn man dieses Paket auseinandernimmt, wird jeder etwas finden, das ihn ärgert. Aber insgesamt genommen, wird es uns allen helfen.

Widerstehen Sie der Versuchung, sich lediglich auf die Ausgabenkürzung zu konzentrieren, die Ihnen nicht gefällt oder auf nicht getätigte Investitionen. Niemand freut sich über Steuererhöhungen. Aber wir wollen den Tatsachen ins Auge sehen: 20 Jahre lang sind die Einkommen nicht gestiegen. Seit Jahren sind die Schulden explosionsartig angestiegen. Wir können es uns nicht länger leisten, die Augen vor der Realität zu verschließen. Wir müssen mit den Karten spielen, die wir auf der Hand haben.

Wir können unser Programm nicht einfach auf die Frage hin untersuchen: Was kommt dabei für mich heraus? Vielmehr muß die Frage lauten: Was kommt dabei für uns heraus?

Wenn wir hart arbeiten - und zusammenarbeiten -, wenn wir uns wieder der Stärkung unserer Familien, der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Neugestaltung der Regierung widmen, können wir die Geschicke Amerikas wieder zum Besseren wenden.

Heute abend bitte ich jeden hier im Kongreß Anwesenden - und jeden Amerikaner - in sich zu gehen, Hoffnung zu wecken, die Phantasie spielen zu lassen. In unserer Nation gibt es so viele gute Dinge, so viele Chancen, so viel Interessantes. Wenn wir, wie das führende Länder tun sollten, mutig handeln, werden Fortschritt und Wohlstand unser Vermächtnis sein. Das wird dann Amerikas neuer Kurs sein. Wir wollen allen Mut zusammennehmen, um die Stunde zu nutzen. Ich danke Ihnen. Guten Abend. Gott segne Amerika.

Leser-Forum

Das Tag- und Nachtleben der Jugendszene im Kreis

MAIN-KINZIG-KREIS. Ein beim Jugendbildungswerk des Main-Kinzig-Kreises angesiedeltes Projektteam wartet nach eigenen Aussagen "gierig auf die heißen Tips aus dem Tag- und Nachtleben der Jugendszene". Der Grund: Ein neues Büchlein soll Auskunft über die Treffpunkte der Jugendszene im Main- Kinzig-Kreis geben. Allerdings muß es noch geschrieben werden.

Obwohl die Leute vom Jugendbildungswerk gerne selbst in die nötigen Recherchen einsteigen würden, setzen sie doch lieber auf die Mithilfe möglichst vieler Jugendlicher aus dem Kreisgebiet. Denn: Wer könnte besser über Treffpunkte, Discos, Jugendlokale oder Jugendzentren schreiben als die Besucher selbst?

Damit die Sondierungsarbeit leichter fällt, wurde ein Erfassungsbogen ausgearbeitet, der eigentlich nur noch ausgefüllt werden muß. Die Infozettel liegen in allen Jugendtreffs aus. Sind keine solche Zettel mehr vorrätig, kann man sich auch unter der Telefonnummer 0 60 51 / 8 54 80 direkt mit Dieter Egner in Verbindung setzen. hok

Räuber raffte Schmuck für 100 000 Mark an sich

Bei einem Überfall auf ein Antiquariat in der Töngesgasse, in dem Bücher, Bilder und Schmuck verkauft werden, hat ein etwa 30 Jahre alter Mann Schmuck im Wert von rund 100 000 Mark erbeutet.

Der Mann kam gegen 11.30 Uhr in den Laden, als sich dort die 62jährige Inhaberin allein aufhielt. Als sei er ein ganz normaler Kunde, schien er sich für ein Bild mit Schmetterlingsmotiv zu interessieren. Plötzlich bedrohte er die Frau mit einer Schußwaffe, riß sie zu Boden, fesselte sie mit Handschellen und schleifte sie in einen Nebenraum. habe

Arbeitsplätze und Heimstellen Erste Erfolge der Sozialarbeit mit wohnungslosen Jugendlichen

Jugendamtsleiter Matthias Mann nennt es eine "Investition in die Zukunft". Und meint jene 13 Millionen Mark jährlich, welche sich der regierende rot-grüne Magistrat seine Jugendpolitik nach eigenen Angaben mehr kosten läßt als der Vorgänger-Magistrat. Durch rechtzeitige Intervention könne ein Abrutschen gefährdeter Jugendlicher in die Kriminalität verhindert werden. Solche "Erfolge", die gleichwohl in einer leistungsorientierten Gesellschaft kaum sichtbar würden, attestierte Mann auch den vier Streetworkern, die seit August vergangenen Jahres den Kontakt suchen zu den Jugendlichen, von denen nicht wenige das Zuhause gegen die B-Ebenen von Konstabler- und Hauptwache eingetauscht haben.

Bei diesen Heranwachsenden handelt es sich nach den Erfahrungen der Sozialarbeiter vorwiegend um ausländische Heranwachsende muslimischer Herkunft, die nach andauernden familiären Konflikten entweder die elterliche Wohnung verlassen hätten, nicht selten aber auch von einem auf seine Autorität pochenden Vater hinausgeworfen werden. Die Rede ist vom "interkulturellen Konflikt": ein Beispiel dafür der 16 Jahre alte Marokkaner, der sich der Familientradition verweigert und der Aufforderung des Vaters, die Ernährerrolle für die Familie zu übernehmen. Auf der Straße, so die Erfahrung der Sozialarbeiter, erwarten diese Jugendlichen neue Konflikte: erste Kontakte mit Drogen, das Abrutschen in die Kriminalität um des Überlebens willen.

Zu diesen Jugendlichen, welche ein Hearing des Jugendhilfeausschusses 1992 auf rund 300 schätzte, haben die Sozialarbeiter seit "Amtsantritt" einen guten Zugang gefunden. Sie würden von vielen als Vertrauensperson akzeptiert, sodaß heute schon mal die Jugendlichen auf eigene Initiative das Büro der Sozialarbeiter aufsuchten. Zu etwa 120 der Szene-Jugendlichen haben die Streetworker derzeit ständigen Kontakt. In dem halben Jahr ihrer Tätigkeit sei es gelungen, einige Jugendliche wieder in die Schule zu schikken; anderen haben man eine Arbeitsstelle sowie einen Platz in einem Heim oder einer betreuten Wohngruppe vermitteln könne. Gleichwohl, warnten die Sozialarbeiter vor überzogenen Erwartungen, Reintegration sei ein Prozeß, der sich nicht in wenigen Monaten abschließen lasse.

Eine Adresse, wo Jugendliche kurzfristig eine Schlafstatt und auf Verlangen auch sozialpädagogische Hilfe erwartet, ist das im Sommer 1992 eröffnete Sleep- In. In diesem vom Verein Arbeits- und Erziehungshilfe geführten Haus im Gallus hatten bis zum Jahresende 230 männliche und 81 weibliche Heranwachsende eine befristete Bleibe gefunden. Als Gründe für ihre Flucht aus der vertrauten Umgebung nannten sie in 95 Prozent der Fälle familiäre Schwierigkeiten.

Auch hier war es Mitarbeitern gelungen, einige Jugendliche zu entlassen - in eine Einrichtung mit weiterreichenden Hilfsangeboten. sar

Abschied vom Luxus: "Ein zweites Gleis ist nicht aktuell" Die Stadtwerke werden von der Betriebskommission zu mehr Sparsamkeit gezwungen / Ehrgeizige Vorhaben wurden abgespeckt

In ihrem Investitionsprogramm für 1993 mußten die Stadtwerke im Bereich Verkehr erhebliche Abstriche machen. Die Betriebskommission, der Aufsichtsrat des Unternehmens, hat angesichts der leeren Kassen dem Stadtwerke-Management einen Sparkurs verordnet. Ehrgeizige Vorhaben wurden abgespeckt, Millionen-Projekte ganz zurückgestellt oder zeitlich gestreckt. Erstmals in der Geschichte der Stadtwerke hat eine speziell eingerichtete Arbeitsgruppe der Betriebskommission strittige Vorhaben auf ihre Notwendigkeit hin abgeklopft und von luxuriösem Zierat befreit.

"Die bisherige Philosophie der Stadtwerke, daß alles perfekt und vom Feinsten sein muß", sagt der Grüne Stadtverordnete und Betriebskommissar Lutz Sikorski, "läuft nicht mehr." Der Sozialdemokrat Karl Pusch, Haushaltsexperte seiner Fraktion, fügt hinzu: "Künftig werden wir genauer hinschauen, ob es nicht auch eine Nummer kleiner geht." Und der Christdemokrat Karl Diensberg fordert von den Stadtwerken "ein bißchen mehr Gefühl für das Notwendige und Machbare" ein.

"Herr Diensberg zweifelt die Notwendigkeit der neuen Zugzielanzeiger an und weist darauf hin, daß Störungen auch durch Lautsprecheransagen bekanntgegeben werden können": Nach eingehender Debatte beschließt das Gremium einvernehmlich, die 2,5 Millionen Mark teure Investition vorerst zurückzustellen. "Herr Pusch bemerkt mit Unterstützung von Herrn Sikorski, daß der Kostenansatz für diese Maßnahme zu hoch bemessen ist." Nach ausführlicher Diskussion kommt die Runde wiederum einvernehmlich zu dem Schluß, sich bei der Verlängerung der Bahnsteige auf der U-Bahn- Linie U 2 auf das Notwendige zu beschränken und fünf Millionen Mark einzusparen.

Die zwei Passagen aus dem vertraulichen Protokoll der Betriebskommission zeugen von einem neuen Selbstverständnis des Kontrollgremiums der Stadtwerke. Das Stadtwerkemanagement wird künftig im Detail begründen müssen, warum die Maßnahme überhaupt notwendig ist und warum sie so teuer sein muß. "Die Zeit der goldenen Wasserhähne", meint Sikorski, "ist ohnehin vorbei. Künftig werden sich die Stadtwerke mit Messing begnügen müssen."

Der neue Stil hat sich im Oktober letzten Jahres angekündigt. Als die Stadtwerke damals der Betriebskommission ihre Haushaltswünsche für das Jahr 1993 präsentierten, waren Sikorski "zahlreiche Ungenauigkeiten und Ungereimtheiten" aufgefallen und "jede Menge Fragen eingefallen". Zusammen mit dem Kollegen Karl Pusch von der SPD setzten die beiden Stadtverordneten die Einrichtung einer "Arbeitsgruppe zur Überprüfung des Vermögensplanes 1993" durch. Pusch Devise: "Wir wollten wissen, ob es bei einigen Vorhaben auch eine Nummer kleiner geht."

Auf der Tagesordnung standen der seit Jahren umstrittene Bau des Betriebshofs Ost am Sausee ebenso wie der Neubau der U-Bahn-Station Zeilweg, die Umrüstung von Straßenbahnhaltestellen für Niederflurfahrzeuge, der zweigleisige Ausbau der U-Bahn-Strecke zur Hohe- mark oder die Anschaffung einer neuen Generation von digitalen Zugzielanzeigern auf der U 4.

Deren Kauf für immerhin 2,5 Millionen Mark wollte dem Kommissionsmitglied und CDU-Stadtverordneten Karl Diensberg überhaupt nicht einleuchten. Als Begründung für den Austausch hatten die Stadtwerke die Störanfälligkeit des alten Geräts angegeben. Eine Reparatur sei wegen des hohen Alters nicht mehr möglich.

Die neuen, digitalen Anzeigentafeln, so hatten die Stadtwerke geworben, würden neben der Angabe von Zugzielen und Abfahrtzeiten auch "weitergehende Fahrgastinformationsmöglichkeiten wie zum Beispiel Störmeldungen eröffnen". Die könnten, konterte Karl Diensberg, genauso gut, aber dafür erheblich billiger auch über Lautsprecher gegeben werden. Zudem wunderte sich Diensberg, "was die Stadtwerke zusätzlich überhaupt anzeigen wollen". Denn: "Auf der Tunnelstrekke fährt nur die U 4. Und die endet immer am Hauptbahnhof und beginnt immer in Seckbach, und die Züge fahren immer auf dem selben Gleis." "Wenn es mal ein siebtes Gleis gibt und man von der Konstabler nach Paris durchfahren kann", spottet der Grüne Sikorski, "dann sollen die Stadtwerke auch ihr Super-Informationssystem haben."

Gestrichen wurde auch beim Ausbau- Programm für die Bahnhöfe der U 2 zwischen Heddernheim und Gonzenheim. Wegen des hohen Fahrgastaufkommens möchte der FVV schon seit geraumer Zeit auf der Linie Vier-Wagen-Züge einsetzten. Doch bislang sind die Bahnsteige nur 75 Meter lang und damit nur für Zugeinheiten mit drei Wagen ausgelegt. Daß der Ausbau notwendig ist, befanden die Stadtverordneten über alle Parteigrenzen hinweg, "ist völlig unbestritten". Doch als sie nach den Kosten fragten, stellte sich heraus, daß das Verkehrsunternehmen nicht nur die Bahnsteige verlängern, sondern sich zugleich auch noch Videoanlagen, neue Uhren und ein Lautsprechersystem vom Feinsten spendieren wollte. Die Mandatsträger sagten nein, die Stadtwerke akzeptierten, und der Ausbau wird nun fünf Millionen Mark billiger.

Ganz zurückgestellt worden ist ein Projekt, daß immerhin 30 Millionen Mark verschlungen hätte: Der Verkehrsbetrieb wollte endlich auf dem bislang eingleisigen Streckenabschnitt der U 2 zwischen Kupferhammer und Hohemark einen zweiten Schienenstrang dazulegen - so wie es vor Jahren schon beschlossen, wegen eines Rechtsstreits des Landes Hessen mit Anliegern aber unmöglich war.

Die Stadtwerke hatten die Notwendigkeit des zweiten Gleises mit den "Fahrplanrisiken" begründet: Wenn auf dem einen Gleis mal was passiere, würde der Betrieb völlig zusammenbrechen. Nur: Solange die U-Bahn schon zur Hohemark fährt, war die Eingleisigkeit noch nie Grund für Verspätungen oder sonstige Betriebsstörungen.

Inzwischen sagt sogar Dieter Oehm, Betriebsleiter Verkehr bei den Stadtwerken, daß das Projekt zwar "sinnvoll" wäre, aber "nicht aktuell ist". Der Sozialdemokrat Karl Pusch hat für derlei Planungen der Stadtwerke einen schönen Vergleich parat: "Wenn der Bub bei seiner Märklin-Eisenbahn nur ein Gleis hat, möchte er auch ganz gerne ein zweites haben. Das ist doch verständlich."

Elektroinnung verlieh 85 Gesellenbriefe

Freisprechungsfeier bei der Elektroinnung Frankfurt: 85 junge Leute, darunter drei Frauen, haben durch Obermeister Bernd Ehinger und Lehrlingswart Klaus Speck im Haus des Elektrohandwerks ihre Gesellenbriefe und Auszeichnungen entgegengenommen. Dabei wurden zwei besonders herausgestellt: Mathias Pohlit, Elektroinstallateur (Ausbildungsfirma: Thor, Offenbach), und der Radio- und Fernsehtechniker Ralf Steiger (Radio- Diehl), beide mit der Gesamtnote 2.

Ehinger, zugleich Landesinnungsmeister, betonte in seiner Ansprache, daß hier nur ein Lebensabschnitt erreicht sei. Auch in diesem Beruf, der stetigen technischem Wandel unterzogen sei, müsse sich jeder "ein Leben lang weiterbilden".

Obgleich das Berufsfeld - es gibt in Frankfurt 230 Mitgliedsbetriebe - "weit gespannt" ist, wie auch Geschäftsführer Michael Grosch sagt, und "vom Strippenziehen bis zur Steuerungstechnik reicht", herrsche erheblicher Nachwuchsmangel.

Der europäische Binnenmarkt spiele indes keine große Rolle: "Viele Betriebe haben vorher schon europaweit gearbeitet", betonte Grosch. -vau

Spatenstich für den neuen Kindergarten

Im Grenzbereich von Leben und Tod wurde anläßlich des "Erlanger Falles" der Ruf nach moralischen Orientierungshilfen laut, für die traditionell die Philosophie zuständig ist. Zum Abschluß unserer Debatte, an der sich bisher die Theologin Hille Haker (26. Januar) und die Juristin Monika Frommel (9. Februar) beteiligt haben, diskutieren Beate Rössler, Anke Thyen und Friederike Tappe die Möglichkeiten und Grenzen der angewandten Ethik.

Dreifaches Thema Jugendschutz Diskussionen in Wehrheim zu Drogen und Extremismus

WEHRHEIM. Extremismus und Drogen sind die Schwerpunktthemen der Jugendschutzwoche vom 8. bis 10. März. Die Gemeinde lädt zusammen mit den Vorständen der Wehrheimer Jugendtreffs zu drei Diskussionsveranstaltungen ein.

Die Pfaffenwiesbacher Jugendlichen eröffnen die Reihe heute abend. In ihrem Jugendtreff in der Alten Schule geht es ab 19.30 Uhr um den "Umgang mit politischen Rechts- und Linksextremisten". Als Gast wird der Jugendkoordinator der Polizeidienststelle Bad Homburg erwartet.

Der Jugendtreff Wehrheim diskutiert am Dienstag, 9. März, um 19.30 Uhr im Bürgerhaus über "Rauschgiftgefahr"; als Referenten kommen eine Vertreterin der Jugend- und Drogenberatungsstelle Bad Homburg und ein ehemaliger Abhängiger. Den Abschluß der Jugendschutzwoche besorgen die Jugendlichen aus Obernhain. In ihrem Treff sollen am Mittwoch, 10. März, um 19.30 Uhr mit Imke Schabel von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die "Gefahren des Rauchens" debattiert werden.

"Wenigstens einmal im Jahr sollte man sich dem Thema Jugendschutz widmen und mit den Jugendlichen das Gespräch suchen, statt immer nur Verbote auszusprechen", erklärt der Initiator der Woche, Jugenddezernent und Bürgermeister Helmut Michel (CDU). Wie lange die Veranstaltungsreihe schon existiert, daran kann sich Michel gar nicht mehr erinnern - mindestens zehn Jahre, schätzt er und betont, daß die Jugendlichen die Schwerpunktthemen jeweils selbst vorschlagen. 1992 drehte sich die Jugendschutzwoche um die Aufgaben der Polizei. Frühere Themen waren Jugendreligionen, Aids, Alkohol. cn

Kreis sammelt alte Korken Neuer Dämmstoff

MAIN-TAUNUS-KREIS. Das Korken- Problem ist gelöst: Kratzte sich ein Hofheimer Genießer unlängst noch unschlüssig am Kopf, ob der Rindenverschluß seiner geleerten Weinflasche nun in den gelben Sack kommt oder nicht, hat der Erste Kreisbeigeordnete Gerd Mehler (SPD) als leidenschaftlicher Streiter für die Reste der modernen Konsumgesellschaft jetzt die Antwort parat: Korken können in den wegen des gelben Sackes arbeitslos gewordenen, separat aufgestellten Alu-Behältern gesammelt werden, die in Zukunft - versteht sich - mit entsprechendem Aufkleber gekennzeichnet sind.

Mehler hat in Sachen Flaschenverschluß auch das, was dem Dualen System Deutschland bisher noch fehlt: einen Verwerter. Genauer, das Epilepsiezentrum in Kehl-Kork. In dessen Behindertenwerkstatt werden die natürlichen Flaschenhalsstopfen zu Dämmstoffgranulat verarbeitet, das, laut Mehler, gute bautechnische und bauökologische Eigenschaften besitzen soll.

Vorzüge gibt es aber noch mehr zu preisen: Das Kork-Recycling vermindere den Raubbau an der Korkeiche im westlichen Mittelmeerraum, insbesondere in Portugal und Spanien, weil der Dämmstoff nicht aus neuen Rohstoffen gewonnen werden muß.

Nicht zuletzt würden mit diesem Recyclingprojekt aber auch Arbeitsplätze für Behinderte geschaffen, betont Mehler. Grund genug, im gesamten Kreisgebiet fürs Korkensammeln zu werben. Die Behälter will der Umweltdezernent möglichst in allen Kommunen des Kreises aufstellen lassen. ana

Immer mehr Abfall im Grün der Frankfurter Straßen: Gartenamt sieht sich überfordert Blumenkübel Bürgern ans Herz gelegt Beginn in der "Schweizer"

Die großen Blumenkübel, von denen es in der Stadt rund 1500 Stück gibt, werden immer mehr als Abfallkörbe mißbraucht. Die Gärtner, die diese Pflanzen pflegen müssen, kommen kaum noch nach, Papier und Essensreste oder leere Getränkedosen zu entfernen. Für das Gartenamt wird es wegen der ohnedies dünnen Personaldecke immer schwieriger, den eigentlichen Aufgaben gerecht zu werden. Außerdem denkt Horst Heil, Leiter des Garten- und Friedhofsamtes, daran, nach amerikanischem Vorbild so etwas wie einen "Cleaning-day" (Reinigungstag) in den Stadtteilen einzuführen, wobei Schulen oder Vereine "vor Ort" die Überreste der "Wegwerfgesellschaft" beseitigen sollten.

Wie solcher "Bürgersinn" angenommen werden wird, muß sich zeigen. "In amerikanischen Großsstädten hat man damit gute Erfahrungen gemacht", sagt Heil. Und verweist auf Aktivitäten, wie sie schon in den letzten Jahren mit Erfolg durchgeführt wurden: Pfadfinder säuberten den Stadtwald, Vereine holten in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr aus der Nidda alte Fahrräder und sonstiges Gerümpel.

Horst Heil: "Wir wollen mit der Schweizer Straße in Sachsenhausen anfangen. Gerade dort werden die großen Blumenkübel, die teilweise Sitzbänke haben und von denen es rund 450 im Stadtgebiet gibt, zunehmend mißbraucht. Leute, die vom Bäcker oder Metzger eine Brotzeit holen und eine Cola dazu trinken, werfen die Dosen dann zusammen mit dem Papier einfach in den Kübel. Es sieht oft aus wie Hund!"

Er selbst habe Leute dabei beobachtet und sie zur Rede gestellt. Die 40 Blumenkübel in der Schweizer müßten an sich einmal pro Woche gesäubert werden, wobei der Abfall oft in den dicht bewachsenen Kleinstauden hängt. Doch die städtischen Gärtner seien schließlich zu qualifiziert, um zunehmend nur solche Arbeit zu leisten. Sie müßten mit ihrem fachlichen Können anderweitig, in Parks und Anlagen, beim Rückschnitt oder der Baumpflege, eingesetzt werden.

"Wir haben auch mal Privatfirmen gefragt, was das kostet. Die kamen pro Woche bei einmaliger Kübelpflege auf 40 bis 45 Mark pro Stück. Das ist nicht mal zu viel. Hochgerechnet aber kommt eine stattliche Summe zusammen. Wir jedenfalls sind mit unserem Personal irgendwann überfordert", bedauert Heil. Dann werde das Stadtbild leiden.

Er habe die zuständigen Geschäftsleute an der Schweizer Straße schon angeschrieben, wie sie dazu stünden, "im eigenen Interesse" jeweils den Kübel vor ihrem Geschäft zu "betreuen". Noch gibt es keinen endgültigen Überblick. Viele Anlieger erledigen "so etwas schon selbst", sagt etwa Elisabeth Löffel von der Metzgerei Willy Meyer. Und auch Edda Reyl, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Schweizer Straße, spricht sich in diesem Sinne aus. Es sei schon erstaunlich, "wie leichtfertig manche Bürger mit ihrem Abfall umgehen". -vau

Noch Plätze frei für Volksbühnen-Reisen

Die Frankfurter Volksbühne bietet in diesem Sommer wieder Studienreisen an, für die noch einige Plätze frei sind. Es handelt sich um die Fahrten nach Südnorwegen vom 28. Juni bis 11. Juli, nach Macerata-Ravenna vom 15. bis 24. Juli und zu den Salzburger Festspielen vom 11. bis 18. August.

Weitere Informationen über die Reisen und über die Preise sind bei der Frankfurter Volksbühne, Theaterstudienreisen, Eschersheimer Landstraße 2, erhältlich. Telefonische Anfragen werden unter der Nummer 15 45-148 beantwortet. vo

Namen + Notizen

PETER KRATZ, neuer Ortsgerichtsvorsteher im Rodgauer Stadtteil Dudenhofen, hat seine Tätigkeit aufgenommen und hält jeweils mittwochs von 16.30 bis 18 Uhr Sprechstunden im ersten Obergeschoß des alten Rathauses ab. Zu erreichen ist er dort unter der Rufnummer 2 27 20. Peter Kratz hat damit die Nachfolge seines Vaters Ludwig angetreten, der nicht nur seit 1978 Ortsgerichtsvorsteher, sondern im selbständigen Dudenhofen auch knapp 20 Jahre lang Bürgermeister war. Kratz sen. bleibt jedoch Schiedsmann, ein Amt, das er seit nunmehr 55 Jahren ausübt. ttt

FRANZ-JOSEF HEUSER, Vorsitzender der Dieburger Jägerschaft, wurde für vieljähriges Engagement mit der goldenen Verdienstnadel ausgezeichnet. sch.

FRANK SCHULZE, Hauptamtsleiter im thüringischen Neuhaus am Rennweg, besucht zusammen mit sechs Mitgliedern der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr am kommenden Wochenende die Partnerstadt Dietzenbach. Die Gäste nehmen auch am morgigen Freitag, 12. März, um 20 Uhr an der Jahreshauptversammlung der Feuerwehrvereinigung Dietzenbach in der Feuerwache an der Rodgaustraße teil. fin

UWE STUDTRUCKER, freiberuflicher Journalist und Theatermann aus Aschaffenburg, erhielt vom Kunstforum Seligenstadt einen "Oscar". Mit dem Preis, einer Plastik der Künstlerin ERIKA LIEFLAND mit dem Titel "Bettler - oder wie Künstler sich manchmal fühlen", wurde das Engagement Studtruckers als Regisseur gewürdigt. Der Aschaffenburger hatte mit dem Ensemble des Kunstforums bislang drei Theaterstücke inszeniert, zuletzt "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch. Nach der Premiere im "Riesen"-Saal übergab ECKHARD REDMANN vom Vorstand des Vereins Kunstforum den Preis, der erstmals verliehen worden war. Studtrucker - er studierte in Erlangen Theaterwissenschaften - hat laut Redmann "das Ensemble ideenreich, mit viel Fingerspitzengefühl und Phantasie zu beachtlichen Leistungen geführt". Er habe stets unentgeltlich gearbeitet. Die Seligenstädter hatten den Aschaffenburger 1988 bei der Aufführung von Peter Handkes "Publikumsbeschimpfung" im Pfarrsaal kennengelernt. Es entwickelte sich eine Freundschaft zwischen Kunstforum und Studtrucker. fin

Mode und andere schöne Sachen Blick in die Galerien und Museen im Hochtaunuskreis

BAD HOMBURG. Auch über die Mode läßt sich eine Epoche kulturgeschichtlich erschließen. Die Ausstellung "Heinz Oestergaard - Mode für Millionen", die am vergangenen Wochenende im Gotischen Haus eröffnet wurde, tritt den Beweis dafür an. Zu sehen sind Zeugnisse des Lebenswerks des Berliners Oestergaard, der 1946 den ersten eigenen Salon eröffnete und jahrzehntelang die deutsche Nachkriegsmode prägte: Zeichnungen, Fotos, Modelle. Daß Oestergaard auch Uniformen, Dessous, Brillen, Schuhe und Strümpfe entwarf und daß er sich in den letzten Jahren dem Glasblasen, Teppichknüpfen und Möbelbau zuwandte, wird im Gotischen Haus ebenfalls dokumentiert.

Die Ausstellung ist bis zum 2. Mai zu folgenden Zeiten zugänglich: dienstags, donnerstags, freitags und samstags von 14 bis 17 Uhr, mittwochs von 14 bis 19 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr.

"Der einzige Grund, weshalb ich Künstler bin, ist die Freude, zu entdekken, daß ich neue Formen schaffen kann", sagt Bruce Beasley. Er befindet sich seit 30 Jahren auf Entdeckungsreise. In der Galerie Scheffel (Ferdinandstraße 19) ist eine Ausstellung mit Bronzeskulpturen des Künstlers zu sehen.

Beasley ist der Tradition des Konstruktivismus verpflichtet, kubistische und kristalline Formen durchdringen einander in seinen Plastiken. Seit 1988 entwirft er seine Plastiken am Computer; mit Hilfe eines komplizierten Programms erscheinen seine Ideen dreidimensional auf dem Bildschirm.

Die Ausstellung ist bis zum 7. April zu sehen. Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags 10 bis 13 und 16 bis 18.30 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.

Das Hauptwerk des niederländischen Malers und Kupferstechers Bonaventura van Overbeek besteht aus einem zwischen 1688 und 1692 in Rom gezeichneten und gestochenen Kupferstichwerk. Die Stiche stellen berühmte Architekturdenkmale Roms dar: Tore, Tempel, Obelisken und Siegessäulen. Sie sind in ihrer malerischen Darstellung ein Zeugnis der römischen Kultur. Unter dem Titel "Reliquae antiquae urbis Romae" sind die Kupferstiche bis 20. März in der Galerie Michael Blaszczyk (Ludwigstraße) zu sehen. Geschäftszeiten sind dienstags bis freitags von 10 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr. Montags ist die Galerie geschlossen.

"Impressionismus - Expressionismus, Zeit des Überganges" heißt eine Ausstellung mit Zeichnungen und Aquarellen aus den Jahren 1880 bis 1918 im Sinclair-Haus (Ecke Löwengasse / Dorotheenstraße).

Die Bilder stammen aus der graphischen Sammlung der Kunsthalle Mannheim und dokumentieren die Entwicklung der Moderne bis zum Expressionismus, die schrittweise Loslösung der Kunst aus akademischen Zwängen und vom Diktat der offiziellen Salons.

Die Ausstellung ist bis zum 21. März zu sehen, geöffnet ist sie dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr.

FRIEDRICHSDORF. "Traumreise" ist eine Ausstellung mit Bildern von Brigitte Ullmann überschrieben. Sie wird am Sonntag, 14. März, um 16 Uhr in Garniers Keller eröffnet und ist danach bis zum 21. März jeweils abends zu den Öffnungszeiten der Kultur-Kneipe zu sehen. Brigitte Ullmann lebt zur Zeit auf einer indonesischen Insel.

Bilder und Objekte von Detlef Lenz zeigen sich in den neuen Räumen der Barmer Ersatzkasse, Hugenottenstraße 85 (Kirchplatzpassage). Die Ausstellung ist bis 26. März während der Öffnungszeiten der Ersatzkasse geöffnet.

Doris Fischer liebt kräftige Farben und großzügige Formen, ihre Bilder entstehen aus einer momentanen Stimmung, und sie experimentiert gerne. Was dabei herauskommt, können Kunstinteressierte im Rathaus Friedrichsdorf anschauen.

Die Ausstellung dauert bis 26. März. Geöffnet ist während der Rathaus- Dienstzeiten.

OBERURSEL. Hanna und Hanjo Mühe zeigen auf Einladung des Kulturkreises in der Galerie der Stadtbücherei Quilts (textile Wandbilder) und Recycling-Objekte. Die Stücke sind bis 18. März zu sehen. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr (donnerstags bis 19 Uhr) und samstags von 10 bis 13 Uhr. Linolschnitte von Frank Wahle zeigt die Galerie Streitenfeld in der Langen Straße 75 in Bommersheim. Die Linolschnitte wirken zunächst verwirrend, textile Muster sind scheinbar ungeordnet zusammengestellt. Ruhe entsteht beim Betrachten, wenn sich Tiere oder Möbelstücke aus den unruhigen Formen entwickeln und skurrile Kontraste bilden.

Die Ausstellung ist bis 20. März zu sehen: mittwochs und freitags von 17 bis 20 Uhr, samstags von 15 bis 18 Uhr.

"Künstler vom Chiemsee" nennt sich die Ausstellung in der Galerie L 9 (Liebfrauenstraße 9). Hierzu hat Eva Wolf- Bütow Werke von sieben Künstlern zusammengetragen, die sich rund um den Chiemsee angesiedelt haben: die Bildhauerin Marianne Lüdicke und sechs ihrer malenden Nachbarn. Es ist ein Freundeskreis, der alljährlich den Priener Künstlerkalender gestaltet.

Die Ausstellung dauert bis 3. April. Öffnungszeiten sind donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr.

Kunstwerke aus Krakau sind in der Galerie der Braas-GmbH zu sehen. Professoren, Dozenten und Absolventen der Kunstakademie Krakow stellen dort Skulpturen, Malereien und Grafiken aus. In den Arbeiten von Stanislaw Batruch, Bozena Lesiak, Werner Lubos, Krystyna Novakowska, Jerzy Nowakowski, Stanislaw Puchalik und Joséf Sekowski spiegelt sich Krakow als Schmelztiegel der Kulturen wider.

Die Ausstellung in der Braas-GmbH, Frankfurter Landstraße 2 - 4, ist bis 31. März, montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr und donnerstags bis 18 Uhr geöffnet. "Schloß und Riegel" heißt die Ausstellung im Vortaunusmuseum am Marktplatz 1. Es werden Vorhängeschlösser gezeigt, die Ingo Schmoeckel gesammelt hat.

Die Schlösser-Schau ist bis 17. Mai zu sehen, geöffnet ist das Museum mittwochs von 10 bis 17, samstags von 10 bis 16 und sonntags von 10 bis 13 Uhr. Gruppenführungen nach Vereinbarung, Telefonnummern 0 61 71 / 502 - 390 / 389.

STEINBACH. "Mit der Kamera auf du und du" heißt die Ausstellung mit Bildern des Fotografen Heinz Jürgen Göttert, die im Steinbacher Heimatmuseum (Am Rathaus 7) bis 3. April zu sehen ist. Öffnungszeiten sind mittwochs von 18 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung. Anmeldungen unter Tel. 0 61 71 / 7 84 99.

KÖNIGSTEIN. Malerei und Kombinationsdruck, Lithographie und Monotypie von Horst Reichle zeigt die Galerie im Haus Bender (Edelgard Bühler), Gerichtsstraße 12. Die graphischen Techniken bilden den Ausgangspunkt im künstlerischen Schaffen Reichles; graphische Elemente lassen sich auch in seinem malerischen Werk aufspüren, das in den letzten Jahren in den Vordergrund gerückt ist.

Die Ausstellung ist bis 17. April zu sehen, Öffnungszeiten der Galerie sind mittwochs bis freitags von 10 bis 12 und von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr.

KRONBERG. Der 1945 in Berlin geborene Christian Lückel ist gelernter Industrie- und Bankkaufmann und widmet sich in seiner Freizeit der romantischen Malerei. Die Ergebnisse sind in der Galerie Hellhof, Königsteiner Straße, zu sehen. Er hat sich intensiv mit der Maltechnik der Romantiker beschäftigt und fand im Malen mit Ölfarben schließlich sein künstlerisches Feld. In seinem impressionistisch getönten Realismus bevorzugt er den Stil der "Münchener Schule" und sagt: "Ich finde die heutige Welt zu kaputt, als daß ich sie darstellen könnte."

Die Ausstellung ist bis 21. März zu sehen, Öffnungszeiten sind mittwochs 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.

"Augenblicke" heißt die Ausstellung mit Bildern von Helga Benesch, die am Donnerstag, 18. März, um 19 Uhr in der Galerie Kunz beginnt. Am 19. und 20. März ist die Bilderschau jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet.

Helga Benesch wurde 1927 geboren und erkrankte als Vierjährige an Polio. Seitdem sind ihre Beine und ihr Rükken gelähmt. Dennoch nahm sie Unterricht, beteiligte sich an Sommerakademien und Kreativseminaren und wurde Mitglied des Berufsverbands bildender Künstler.

Grundstücke verkauft Erster Bauabschnitt des "Deutschherrnviertels"

Der erste Bauabschnitt des künftigen "Deutschherrnviertels" auf dem heutigen Schlachthofgelände ist unter Dach und Fach: Der Aufsichtsrat der städtischen Mainufer-Projektentwicklungsgesellschaft hat den Verkauf von 26 Baugrundstücken für 500 Wohnungen und 16 000 Quadratmeter Büros beschlossen. Private Bauherren gibt es damit für ein jetzt auf 60 Meter Höhe festgelegtes Hochhaus am südlichen Brückenkopf der Flößerbrücke - es nimmt Wohnungen auf statt eines ursprünglich geplanten Hotels.

Das hatten insbesondere die Grünen im Römer in der Vergangenheit gefordert. Investoren sind ebenfalls gefunden für die ersten vier von elf Wohn-Hochhäusern am südlichen Mainufer - sie werden eine Höhe von zehn Geschossen haben und bieten künftig auch Maisonette-Wohnungen über zwei Etagen.

Als private Käufer treten dem Vernehmen nach Bauherrengemeinschaften und Wohnungsbaugesellschaften auf - die Verträge zwischen ihnen und der Stadt sind nach längeren Verhandlungen unterschriftsreif.

Wie geht es weiter mit dem "Deutschherrnviertel"? Nach dem Zeitplan, mit dem sich der Aufsichtsrat auch beschäftigte, reichen die Investoren für die 26 Baugrundstücke spätestens im Oktober 1993 detaillierte Bauanträge bei der Stadt ein. Im Frühjahr 1994 können die Arbeiter anrücken. Zuvor schon will die Kommune den Bau der Erschließungsstraßen beginnen, die in das künftige Viertel führen.

Anfang Juli soll die komplizierte Sanierung der Altlasten anlaufen, die von den Fachleuten des städtischen Umweltamtes im Boden des früheren Schlachthofgeländes gefunden wurden. Die verschiedenen zuständigen Ämter der Stadt stimmen gegenwärtig den Sanierungsplan im Detail ab - er sieht vor, daß mit Schadstoffen belastete Erde an verschiedenen Stellen abgetragen werden muß. jg

Auch die Stadt Frankfurt zahlte fürs Parkhaus Das erste in Gelnhausen steht am Bahnhof und ist schon zu 80 Prozent von Pendlern ausgelastet

GELNHAUSEN. Das erste Parkhaus der Stadt, die "Park & Ride-Anlage" am Bahnhof, ist jetzt offiziell in Betrieb genommen worden. Bürgermeister Jürgen Michaelis (CDU) hatte zur symbolischen Eröffnung der neun Millionen Mark teuren Großgarage geladen. Sie bilde mit ihren 327 Stellplätzen einen "wesentlichen Beitrag zur Befriedung des ruhenden Verkehrs", lobte er die neckisch begiebelte Konstruktion aus Stahl und Beton.

Das Parkhaus ist ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt, Bahn, Land und Bund. Die Stadt Gelnhausen zahlte 2,4 Millionen Mark. Bund und Land steuerten rund fünf Millionen Mark bei. Zudem flossen 1,6 Millionen Mark aus der Kasse der Stadt Frankfurt. Die Main-Metropole verfolgt damit das Konzept, zur eigenen Entlastung Parkraum für Autos im Umland zu finanzieren, um so die Verlagerung der Pendlerströme auf die Bahn zu unterstützen. Auf diese Weise haben die Frankfurter bisher neun Park & Ride- Anlagen mit insgesamt neun Millionen Mark gefördert.

Ausgangspunkt für die Planung des Parkhauses neben der Gelnhäuser Bahn- Empfangshalle waren stetig wachsende Probleme in den bahnhofsnahen Gebieten mit der Blechlawine der Pendlerautos.

Die Baugeschichte ist nicht frei von Reibungspunkten: Um das Fällen einiger stattlicher Bäume gab es Konflikte mit Naturschützern, zumal die Säge zuerst ausgerechnet in der Brutzeit der Krähenkolonie am Bahnhof angesetzt werden sollte. Später machte die Baustelle Schlagzeilen, weil die Bagger im Erdboden auf Öl stießen, das dort keineswegs natürlich vorkam.

Diese Wogen haben sich längst geglättet. Nun gibt es andere Kritikpunkte. Willi Kurz (CDU), Ortsvorsteher von Gelnhausen-Mitte, und die Stadträtin Ingrid Reußwig (SPD) bemängeln, daß das Parkhaus nicht mit einer Toilette ausgestattet ist. Das bislang einzige unter dem Bahnhof sei "eine Katastrophe".

Das Parkhaus ist montags bis freitags Bahnkunden vorbehalten. Monatskarten sind im Bahnhof zum Preis von 20 Mark im überdachten Teil und 15 Mark auf dem obersten Deck erhältlich. Wer sich einmieten möchte, muß eine Monatsfahrkarte der Bahn für eine beliebige Strecke vorweisen. Die Parkgebühren gehen zu 80 Prozent an die Stadt. Den Rest behält die Bahn als Provision.

Weiterhin gibt es auch noch Parkplätze im Freigelände auf der entgegengesetzten Seite des Empfangsgebäudes für zehn Mark monatlich. Nur für das Freigelände können auch Tagesparkkarten erworben werden. Mancher Benutzer dort mußte sich auf etwas unbequemere Plätze umstellen, weil 73 Stellplätze, die Eigentum der Stadt sind, nach Öffnung des Parkhauses in eine gebührenpflichtige Kurzparkzone umgewandelt wurden. Aber auch im Parkhaus nahe am Bahnsteig sind noch Plätze zu haben. Laut Bahnhofsvorsteher Armin Hempel beläuft sich die Auslastung gegenwärtig auf ungefähr 80 Prozent.

Bisher ist das Einfahren auch ohne Parkkarte möglich, da auf die üblichen Schranken verzichtet wurde. Die städtischen Ordnungshüter, die im Parkhaus für die Kontrolle zuständig sind, haben laut Ordnungsamtschef Klaus-Rüdiger Schmidt bisher die Augen zugedrückt und Falschparkern erst einmal "einen freundlichen Schrieb" unter die Scheibenwischer geklemmt.

Unbelehrbare sollen demnächst mit 20 Mark Verwarnungsgeld zur Kasse gebeten werden. Schmidt hofft, daß die Stadt sich die Anschaffung der kostspieligen Schranken sparen kann. Festhalten wolle man auch an der Regelung, daß im Parkhaus samstags und sonntags kostenlos auch Autofahrer ohne Parkkarte ihr Vehikel abstellen können.

ALEXANDER POLASCHEK

Jetzt für alle zu sehen: Auf dem Sand der "Allee Süd" ist "Niddi" zur allerletzten Ruhe gebettet worden Ältester Nidderauer hat nun festen Vitrinenplatz

Archäologen-Hoffnung: Weitere prähistorische Funde

NIDDERAU. In Frieden ruhte er rund 5000 Jahre unter der Erde. Jetzt starrt ihn jeder Passant neugierig an. Im Foyer des Rathauses liegt der "älteste Nidderauer"; wie Schneewittchen in einem Glassarg aufbewahrt. Keine Prinzesssin wird ihn wachküssen. Sein verzerrtes Gesicht mit dem aufgerissenen Mund reizt auch nicht dazu. Aber auch wenn er stumm ist kann "Niddi" viel erzählen.

Restauriert kehrte das Skelett jetzt an seinen Heimatort im Main-Kinzig-Kreis zurück. Bürgermeister Otfried Betz lupfte bei der Vorstellung das weiße "Knochentuch", wie er es nannte, von der Glasvitrine und nahm den rund 14jährigen Mann offiziell "in unsere Mitte auf". Leere Augenhöhlen blickten den Rathauschef an als dieser sagte: "So, Niddi, komm mal raus."

Bereits die Grabbeigaben lassen auf das Alter des stummen Nidderauers schließen. Der Glockenbecher neben seinem Kopf stammt aus der Zeit um 2800 vor Christi Geburt. Rote Stecknadelköpfe lenken das Auge auf die Fragmente eines Knochenplättchens und einer kleinen Steinperle, die den jungen Mann ebenfalls ins Jenseits begleiten sollten.

Mit eingezogenen Beinen liegt er da im Foyer, gebettet auf gesiebten Sand der Baustelle "Allee Süd". Niddi, wie er in Anlehnung an eine FR-Glosse heißt, maß 137,5 Zentimeter, als er aus unerklärter Ursache starb. Er litt unter leichter Karies und Anämie, wie Löchlein in den Augenhöhlen beweisen. Der vierte und fünfte Nackenwirbel waren zusammengewachsen, was ihn aber nicht in seiner Bewegungsfreiheit einschränkte, wie Gretel Callesen vom Verein für Vor- und Frühgeschichte betonte. Aus den noch nicht verknorpelten Gelenken, dem Stand der Schädelnähte und dem noch nicht geschlossenen Hinterhauptsloch lasse sich das Alter bestimmen, in dem der "Starfund" in der spätneolithischen Kupferzeit das Zeitliche segnete.

Nur 30 Zentimeter unter der Erde hatten die Archäologen vor einem halben Jahr das Skelett an der Bundesstraße 45 zwischen Heldenbergen und Windecken bei Voruntersuchungen entdeckt. Sie gehen davon aus, daß sich bereits um 5000 vor Christus dort eine Siedlung von Akkerbauern befand. Von "ungewöhnlicher Qualität", so Callesen, sei die gefundene Bandkeramik aus dieser Zeit. Begeistert äußerte sich die Archäologin auch über die Erdgraben-Anlage sowie die Bandkeramik, die von Niddis Nachfahren aus der Zeit um 3800 vor Christus stammen. Des weiteren bargen Mitglieder des Vereins Koch- und Vorratsgruben sowie Fragmente eines großen Lagergefäßes aus der Zeit der Prokelten.

Auch wenn Lastwagen und Baumaschinen an der Allee Süd tüchtig zugange sind, glaubt Callesen dort künftig noch einige Zeugnisse alter Zeiten zu finden. Vielleicht sogar weitere Gräber.

JUTTA RIPPEGATHER

8,5 Millionen für Umbau des Hufeland-Hauses

Für Funktionsänderungen im Alten- und Pflegeheim "Hufelandhaus" mit entsprechenden Umbaumaßnahmen hat das Land Hessen einen Zuschuß bis zur Höhe von 8,5 Millionen in Aussicht gestellt. Wie Iris Blaul, Hessische Ministerin für Jugend, Familie und Gesundheit, mitteilte, ist der Evangelische Verein für Innere Mission in Frankfurt als Träger des Hufelandhauses aufgefordert worden, einen entsprechenden Antrag zu stellen.

Die Funktionsänderungen betreffen Umbauten im Hochhaus (Bauteil B), das zu einer Einrichtung für geriatrische Rehabilitation umgestaltet werden soll. Eine Weiterführung des bisherigen Pflegeheimbetriebs ist dort in Zukunft ausgeschlossen, da wegen der zu erwartenden Lärmbelastung durch die unmittelbar vorbeiführende Autobahn dieses Gebäude nur noch für den vorübergehenden Aufenthalt alter Menschen geeignet sein wird.

Statt dessen muß der ehemals als Altenheim genutzte Bauteil A so umgestaltet werden, daß dort auf Dauer Pflegeplätze erhalten bleiben können. Das Umbauvorhaben ist mit Gesamtausgaben von 17 Millionen Mark veranschlagt. Die zu erwartenden Landesmittel betragen demnach die Hälfte dieser Summe. FR

Versager mit schlaffen Ohren im "Kaktus"

FRIEDBERG. Simpel Heinz gastiert am Dienstag, 9. März, im Friedberger Café "Kaktus". Der Ost-Berliner Kabarettist Peter Hiller mimt ab 21 Uhr laut Prospekt einen "superseichten Blödellächler und Versager mit schlaffen Ohren", dem angeblich schon Hildegard Knef, Grönemeyer, Lindenberg und Willy Millowitsch eigene Balladen gewidmet haben. Peter Hiller will die Lebensgeschichte dieses seltsamen Wesens wiedergeben.

Ebenfalls dabei ist Frank Schleinstein, mit dem Hiller lange vor der Wiedervereinigung die Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen besucht hat. Beide leben in Ost-Berlin, arbeiten gelegentlich fürs Fernsehen und sehen auf den Fischaugen-Fotos im Programm sehr absonderlich aus.

Wer sich die beiden Herren live ansehen will, zahlt nächsten Dienstag 18 Mark Eintritt. Im Vorverkauf kostet es 15 Mark.

Auftritte

Es ist nicht mehr wie früher Das Literaturcafé heißt jetzt Pastis - Vom Wandel eines kulturellen Treffpunkts

FRIEDBERG. Lang, lang ist's her. Im Spätherbst 1982 eröffneten Micky, Harald, Helmut und Marianne in der ehemaligen Kantine der Behindertenwerkstatt ihr Literaturcafé. Das Ganze mit viel Elan und wenig Geld. Die Café- Möbel kamen vom Sperrmüll und aus den eigenen Haushalten. Das Geschirr war bunt zusammengewürfelt, aber sauber von Hand gespült, die Geschirrspülmaschine dauernd kaputt.

Besonders in der ersten Zeit häuften sich die politischen und kulturellen Veranstaltungen im niedrigen Keller-Raum an der Hospitalgasse. Der alternative Aufbruch der siebziger Jahre und die Erlebnisse der Startbahn-Zeit lagen noch nicht lange zurück. Die Stationierung der Mittelstreckenraketen bewegte die Gemüter und sorgte bei Diskussions-Veranstaltungen für einen vollen Saal. Jede Menge Referenten (einmal sogar ein leibhaftiger Sowjet-Diplomat), Dichter, Sänger und Komödianten, gastierten im "Lit", wie der Treffpunkt in der Altstadt bald von allen genannt wurde. Fast an jedem Abend trafen sich Gruppen zum Diskutieren und Trinken. Die Grünen, die Jusos, die Schwulen, die Frauen. Das Redaktionsteam der Alternativzeitung "Tauwetter". Später auch die Punks, die nach der gewaltsamen Schließung des Jugendzentrums 1985 heimatlos geworden waren. Jeden Karneval gab es eine große Kostümfete, die stets aufregend verlief. Die zum Lit gehörende Buchhandlung war (aus Geldmangel) zwar nicht so gut sortiert wie Bindernagel, bot dafür jedoch politische Zeitschriften und Umwelt-Ratgeber, Gedichtbände und Prosa von unbekannten Kleinverlagen. Außerdem Klassiker des Marxismus-Leninismus, die sich nicht gerade zu Umsatz-Rennern entwickelten.

Etliche Jahre war das "Lit" die zweite Heimat vieler junger und alter Wetterauer (man denke an den alten Klaus, der immer über seinem Apfelweinglas einschlief). Der Laden lief, aber er warf nicht genug Gewinn für alle Kollektiv- Mitglieder ab. Zunächst suchten sich Helmut und Marianne bürgerliche Jobs, um ihre Familien zu ernähren. Ende der achtziger Jahre verlief sich die Kundschaft auch ein bißchen. Micky machte Kreispolitik und war zeitlich stark belastet. Es gab nicht mehr ganz so viele Veranstaltungen. Das Lit-Team startete durch und zog in ein größeres, schickeres Domizil an der Haagstraße. Das sagte vormittags auch den Schülern der nachwachsenden Generation zu. Abends traf (und trifft) sich die ältere Generation, um in Ruhe mal wieder miteinander zu schwätzen.

Doch vor zwei Jahren wurde auch Harald die stressige Gastronomie zu viel. Er fand einen Job in seinem erlernten Beruf. Nun schmissen Micky und Nounou den Laden allein. Letzterer kam vor langer Zeit aus Algerien über Frankreich zunächst in die Friedberger Fachhochschule und dann in die Gastronomie. Es gab im "Lit" immer weniger Veranstaltungen, auch weil jetzt das "Kaktus" Kleinkunst macht. Und die ganz Jungen zieht es abends eher ins "TAF".

Nach zehn bewegten Jahren ist nun das alte Literaturcafé Geschichte. Zu Jahresbeginn haben die Gründer das Café an Nounou abgegeben. Er nennt das Lokal jetzt "Pastis - Café Bistro". Darin gibt es eine französische Getränkekarte, ansonsten ist alles wie gehabt - und doch nicht mehr wie früher.

Micky betreibt nebenan den Buchladen alleine weiter. Er hat jetzt mehr Zeit, sich intensiv um einen höheren Umsatz guter und nützlicher Literatur zu bemühen. Auch wenn es nicht mehr wie früher ist, so geht es doch weiter. Irgendwie. KLAUS NISSEN

Unser Nachbar Thüringen in den schönsten Farben

BAD NAUHEIM. Thüringen stellt Olaf Koch aus Eisenach am Dienstag in den schönsten Farben vor. Ab 19.30 Uhr wird er am 9. März im Konzertsaal per 3-D- Raumbildprojektion den Südwesten zwischen Kickelhann und Wartburg zeigen.

Es wirkt, es wirkt

Mit meiner Familie lasse ich mich klassisch-homöopathisch (nach Hahnemann, dem Begründer der Homöopathie) behandeln. Damit gehören wir zu denen, die sich als Patienten täuschen lassen und einer Irrlehre anhängen - so der Fachbereich Humanmedizin in Marburg (FR vom 26. Februar 1993 "Homöopathie eine ,Irrlehre&rquote;?").

Die Wirkungen der Homöopathie definieren die Schulmediziner als Placeboeffekte. Auch mir ist die Wirkungsweise homöopathischer Medizin schleierhaft; ich begreife sie so wenig wie ein Schulmediziner. Um so mehr staune ich immer wieder, wie genau homöopathische Medikamente wirken.

Auch wenn mir das Wie unklar ist, sehe ich: es wirkt, es wirkt: Müßte da nicht ein Mediziner seine geistigen Grundlagen überprüfen und ggf. erweitern?

Kritisch vermerken die Marburger, daß außerhalb der Schulmedizin beträchtliche Umsätze gemacht werden. Nun, eine Verbreitung der klassischen Homöopathie wäre für die pharmazeutische Industrie katastrophal. Deren beträchtliche Umsätze schützt z. B. die Marburger Erklärung zur Homöopathie.

Martin Minner, Büdingen

Kinder basteln sich Sommertagsstecken

Der alte Brauch des Winteraustreibens mit dem "Sommertagsstecken" und dem Verbrennen des Butzens, der zwischen Rhein und Neckar noch lebendig ist, greift immer mehr um sich - wenn auch nun eher als Kindervergnügen und zur Belebung des Fremdenverkehrs.

Wenn die bunten Papierstecken mit den ausgeblasenen Eiern an den betreffenden Orten auch käuflich zu erwerben sind, wollen viele sie sich doch lieber selbst basteln und dabei erfahren, was die Dekorationen zu bedeuten haben und warum das Ei eigentlich mit der dicken Seite nach unten aufgesteckt werden muß. Das Museum Otzberg richtet deshalb für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren am Samstag, 13. März, einen Kurs zum Basteln von Sommertagsstecken ein unter Voranmeldung in 6111 Otzberg, Veste Otzberg und Bismarckstraße 2, Telefon 061 62 / 7 11 14 oder 7 33 25.

Sommertagszüge finden traditionsgemäß statt am Sonntag Laetare (= "freue dich"), dem dritten vor Ostern, und zwar am 21. März in Heidelberg (Auskunft Telefon 062 21 / 2 13 41), Ladenburg (062 03 / 7 01 01), Speyer (062 32 / 1 42 50), und an der Bergstraße in Weinheim (06201/70 03 22) und Hirschberg-Leutershausen (062 01 / 501), am Sonntag, 28. März in Leimen (062 24 / 70 42 14). In Worms-Horchheim wird der Frühlingsbeginn sogar mit einem Sommertagsfest vom 20. bis 22. März gefeiert (062 41 / 853-560). er

Radrundtouren durch das südliche Sauerland

Im Frühjahr wartet wieder das Fahrrad, und ab geht's durch die idyllischen Täler und grünen Wälder des Südsauerlandes oder rund um den Biggesee. Das handliche Tourenpaket besteht aus vier farbigen Einzelkarten im DIN-A4-Format und einem Begleitfaltblatt mit Kartenlegende und allgemeinen Tips zum Radwandern im Mittelgebirge.

Die farbigen Karten mit einer ausführlichen Wegebeschreibung weisen auf Sehenswürdigkeiten entlang des Weges hin. Die eingezeichneten Rast- und Einkehrmöglichkeiten sowie Schwimmbäder machen das Tourenpaket zu einem informativen Wegbegleiter.

Das Tourenpaket mit allen Karten ist gegen die Zusendung von 5 Mark (einschließlich Rückporto) in Briefmarken oder als Fünfmarkschein zu beziehen beim Kreisverkehrsverband Südsauerland, Seminarstr. 22, 5960 Olpe, Telefon 0 27 61 / 68 21. FR

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Sänger feiern 40 Jahre Einigkeit

KELSTERBACH. Es war am 13. März 1953: Im Gasthaus "Zum Schützen" trafen sich 27 Sänger und Sängerinnen und gründeten den Gesangsverein Einigkeit, der sich als katholischer Kirchenchor verstand, aber auch Mitglieder anderer Konfessionen aufnahm. Am Samstag, 13. März, feiert der inzwischen rund 120 Mitglieder zählende Verein sein vierzigjähriges Bestehen mit einer Festveranstaltung im Michaelsaal; Beginn 19.30 Uhr.

In den Anfangsjahren habe es der Chor nicht leicht gehabt, sich gegen die Konkurrenz der Großvereine "Teutonia" und "Volkschor" durchzusetzen, zumal es damals auch beim Turn- und Sportverein noch Sänger gab, blickt Friedel Müller zurück. Er führt seit 1954 den Vorsitz bei der Einigkeit. Seit 1955 gibt es einen Kinderchor, in dem Müller die Basis sieht, den Nachwuchs für den Verein zu sichern. Zumal heute viele Erwachsene über ihre Kinder zum Chorgesang kämen. 45 Mädchen und Jungen singen derzeit unter Leitung von Claudia Botschek.

Aus dem städtischen Leben ist der Verein getreu dem Motto "Gesang ist Ausdruck von Lebensfreude" nicht mehr wegzudenken. Zwischen 30 und 35 Auftritte hat die Einigkeit im Jahr. Der Kirchenchor hat dabei durchaus weltliche Ambitionen, sang bei offiziellen Anlässen wie der 40-Jahr-Feier der Stadt Kelsterbach. lis

Am liebsten macht er Müll Theater "Pappmobil" zeigte, was alles überflüssig ist

INDUSTRIEHOF. "Wie heißt das Stück denn?" Die drei Schauspieler des Kindertheaters "Pappmobil" sind gerade beim Aufbau der Beleuchtung, als eine kleine Gruppe von Fünf- bis Achtjährigen in den Saal des Jugendhauses am Industriehof fegt. Plaudereien und Theater aus dem Stegreif mit dem Mikrofon überbrücken die Wartezeit. "Und wenn ihr euch wundert, warum wir nicht endlich anfangen, dann liegt das daran . . ." - weiter kommt Bernd Staklies nicht. "Nee, das liegt daran, daß die Waschmaschine kaputt ist", weiß es ein Junge aus der ersten Reihe besser. Der Schauspieler ist verdutzt, denn der Kleine hat es genau getroffen. Um Maschinen, Stör- und Notfälle geht es tatsächlich in dem Stück "Ach du lieber Schreck".

Von Anfang an verfolgen die rund 30 Zuschauer Willy Washmans und Klaus- Berbels Abenteuer lebhaft mit. Die friedlichen Spiele des Waschbären und des Hasen werden gestört, als die überdrehte Elvira mit ihrem "Allomat" den Wald betritt. "Eine Waschmaschine", stellt der Junge von vorhin fest.

Doch der "Allomat" kann viel mehr als Waschen. Mit seinen unerschöpflichen Fähigkeiten und seinem Vorrat an überflüssigen Dingen richtet sich Elvira ihr durchgestyltes Leben ein. Oder besser: ihr Leben wird eingerichtet. Der "Allomat" sorgt für Fitneß, Entspannung, Gesundheit und Bräune, hat für alles ein Programm, eine Pille, ein Pulver oder Spray.

"Das ist Umweltverschmutzung!" schreit das ökologiebewußte Publikum immer wieder, während Elvira die Reste, dessen, was sie "unbedingt braucht", im Wald verteilt. Auch sonst spart das Publikum nicht mit Kommentaren und Zwischenrufen. "Ruf Willy!", beschwören die Kinder Elvira, als sie mit dem Störfall ihres Automaten nicht mehr fertig wird. Ein klebriges Müllmonster entsteigt der Maschine und verschlingt alles, was im Weg steht. Die Kinder springen von den Stühlen auf, feuern Willy Washman und Elvira an, ein kleiner Junge läuft heulend in die Arme seines Vaters. Aber das schreckliche Monster wird bezwungen, bevor es Kalle, den Kirschbaum fressen kann.

Immer wieder sorgen die Songs der Truppe für Stimmung und Abwechslung. Die Kinder klatschen mit. Ob zu Elviras Showeinlagen oder zum "Lied vom schönen Tag", das Willy Washman und Klaus- Berbel am Ende singen, nachdem der Wald von Allomaten und Monstern befreit ist - insofern ein Happy-End, obwohl das Stück den Kindern keine vorgefertigte Lösung gegen Katastrophen liefert. Elvira muß den restlichen Müll sortiert aufsammeln und dann aus dem Wald verschwinden, obwohl sie den beiden Freunde anfangs ganz sympathisch war. Was danach mit dem Müll passiert, wird nicht geklärt. Eine Bekehrung zum vernünftigen Umweltengel, und damit eine Freundschaft zwischen den Tieren und Elvira, gibt es nicht.

Ohne Belehrung konnten die Schauspieler den Kindern aber vielleicht Anregungen geben: Die Freundschaft von Waschbär, Hase und den anderen Lebewesen im Wald ist lebendiger als Elviras Beziehung zum Allomaten. Abhängig von ihm, weil er immer wieder neue Bedürfnisse in ihr weckt, produziert sie ungewollt die Katastrophe. Ihre Rechtfertigungsversuche ("das war doch alles nicht so gemeint") werden von den Tieren nicht akzeptiert. Wie die Zuschauer weinen ihr Willy Washman und Klaus-Berbel keine Träne nach.

Im Rahmen des Kinder- und Jugendkulturprogramms der Stadt war das "Pappmobil" aus Herne (Ruhrgebiet) in Frankfurt, wo sie nach Angaben von Bernd Staklies ein- bis zweimal im Jahr spielen. Seit elf Jahren schreibt und spielt die Truppe für Kinder Theater. Puppen und Requisiten bauen sie selber. Mit Erfolg: "Hat es euch denn gefallen?" fragen die Schauspieler. "Jaaa!" tönt es einstimmig zurück. son

Initiative "Beruhigung Reuterweg" stellte Ideen vor

In der Alten Mühle röchelt Mona Lisa

BAD VILBEL. Das Röcheln der Mona Lisa ahmen die vier Mitglieder des Dresdner statt-theaters Fassungslos am morgigen Mittwoch, 10. März, ab 20.30 Uhr in der Alten Mühle in Bad Vilbel nach. Sie verwenden Texte von Ernst Jandl. Beispiel: "Bitte geben Sie mir eine Maienwiesenkonserve, etwas höher gelegen, aber nicht so abschüssig, daß man noch drauf sitzen kann."

Zum Motto des Abends meinte Ernst Jandl: "Das Röcheln der Mona Lisa bezeichnet die Zerstörung des Schönen. Aber zu welchem Zweck sollte das Schöne zerstört werden? Gewiß doch zum Zweck der Erreichung von Kunst."

Eintrittskarten zu 10 und 14 Mark in der Büchergalerie Hertzog, im Naturkostladen Primavera und im Kartenbüro der Alten Mühle, Tel. 0 61 01 /60 23 33.

Jugendliche schlagen Zelte in Korsika auf

HATTERSHEIM. Die Mittelmeerinsel Korsika ist das Ziel einer Sommerfreizeit der städtischen Jugendpflege. Vom 13. bis zum 28. August schlagen die Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren ihre Zelte auf einem Campingplatz in der Nähe der Hafenstadt Ile Rousse auf.

Auf dem Programm während des Aufenthaltes stehen Workshops wie Seidenmalen und Jonglieren; außerdem sind Ausflüge geplant. Die Jugendlichen werden sich in eigener Regie verpflegen. Der Preis pro Teilnehmer beträgt 690 Mark; Ermäßigungen sind möglich.

Informationen erteilt die Jugendpflege unter der Rufnummer 0 61 90 / 80 81 52. kkü

Jugendangebote für Frühjahr und Sommer

MAIN-KINZIG-KREIS. Handlich im Format, peppig aufgemacht - das neue Frühjahrs- und Sommerprogramm des Kreisreferates Jugendarbeit. Landrat Karl Eyerkaufer verspricht in seinem Vorwort zur Broschüre, daß tatsächlich für jeden etwas dabei sei. Auf 40 Seiten präsentieren Jugendbildungswerk und die Kreisjugendpflege Freizeiten, Theater und Studienfahrten, Bildungsurlaube und verschiedene Workshops.

Die Themenpalette reicht von Musik, Jonglage und Theater über frauen- und männerspezifische Angebote, internationale Begegnungen bis hin zu Rhetorikkursen und Gesprächstechniken. Die einzelnen Offerten richten sich an die Altersgruppe 15 bis 24 Jahre.

Das informative Heftchen ist in den Infotheken der Kreisverwaltungen und in den Jugendbüros in Gelnhausen, Maintal und Schlüchtern erhältlich. hok

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Elternversammlung zur Wiesbachschule

GRÄVENWIESBACH. Der Schulelternbeirat der Grundschule lädt für Donnerstag, 11. März, um 20 Uhr zu einer Versammlung ins Bürgerhaus ein. Das Thema: Der Wiederaufbau der Wiesbachschule. Vertreter des Hochbauamtes vom Kreis werden Rede und Antwort stehen.

Kleider- und Spielzeugmarkt

GRÄVENWIESBACH. Am 11. März findet im Kindergarten ein Kinderkleider- und Spielzeugmarkt statt. Wer etwas verkaufen möchte, kann sich einen Tisch reservieren lassen; der Markt beginnt um 14.30 Uhr. Interessierte wenden sich an Frau Eisinger, Tel. 0 60 86 / 9611-40. Vorgestriges

USINGEN. Beim Seniorennachmittag am Freitag, 12. März im Evangelischen Pfarramt in der Kirchgasse 10, wird Schulleiter i.R. Heinrich Nitschke um 15.45 Uhr einen Lichtbildvortrag mit dem Thema "Ostpreußen: Vorgestern - gestern - heute - morgen" halten. Beginn ist um 15 Uhr mit einer Andacht.

Stiftungsfest

NEU-ANSPACH. Ihr Stiftungsfest feiert die Sportgemeinschaft 1862 Anspach am Samstag, 20. März. Der unterhaltsame Abend beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus.Offener Seniorentreff

WEHRHEIM. Das Rote Kreuz in der Bahnhofstraße 15 veranstaltet zukünftig an jedem Donnerstag zwischen 14.30 und 17 Uhr einen offenen Seniorentreff. Dabei wird gespielt, außerdem können Hobbys und Geselligkeit gepflegt werden.

Frankreich, Frankreich

WEHRHEIM. Am Samstag, 13. März, tritt der international bekannte Komponist und Texter Robert-Frank Jacobi im Evangelischen Gemeindehaus in der Oranienstraße 8 auf. Unter dem Motto "Wege zur Freundschaft" wird Jacobi deutsche und französische Chansons singen. Karten gibt es im Vorverkauf bei Annemie Guénard, Tel. 0 60 81 / 5191.

Film- und Kulturabend WEHRHEIM. Am 12. März zeigt der Heimat- und Verkehrsverein Pfaffenwiesbach ab 20 Uhr einen Film über "Pfaffenwiesbacher in Portugal" und "Portugiesen in Pfaffenwiesbach" im Heimatmuseum der Alten Schule. Bei der Veranstaltung sind außerdem Erzählungen und Gedichte zu hören. Wanderjugend fährt Schwimmen NEU-ANSPACH. Die Wanderjugend trifft sich am Sonntag, 14. März, um 9 Uhr in der Breitestraße zu einer Fahrt ins Bad Homburger Seedammbad. Wer mitkommen möchte, wird gebeten, sich unter Tel. 0 60 81 / 77 29 zu melden. Jugendtreff-Versammlung WEHRHEIM. Am Dienstag, 16. März, hat der Jugendtreff eine Vollversammlung. Dabei wird der Vorstand neu gewählt; stimmberechtigt sind alle Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren. Wahlvorschläge können bis Montag, 15. März, 18 Uhr, in verschlossenem Umschlag bei der Gemeindeverwaltung, z. Hd. Herrn Michel, abgegeben werden. "Ein Arbeitsplatz, der zu mir paßt" USINGEN. Das "Zentrum für Weiterbildung" veranstaltet am 19. / 20. März (freitags von 17 bis 20.15 und samstags von 9 bis 16 Uhr) ein Frauenseminar mit dem Thema "Ein Arbeitsplatz, der zu mir paßt". Es richtet sich an Frauen, die mit ihrer Arbeit unzufrieden sind oder nach längerer Pause wieder einsteigen möchten. Ort ist die Hattsteiner Allee 17; Informationen gibt es unter Tel. 069 / 7 07 42 61 (Elbinger Straße 1, 6 Frankfurt). Der Wald wird gefegt GRÄVENWIESBACH. Am 20. März können sich von 9 bis 12 Uhr alle Bürger an der Aktion "Saubere Landschaft" beteiligen. Treffpunkt ist in Grävenwiesbach am Rathausplatz; in Heinzenberg, Laubach, Mönstadt und Naunstadt: am Dorfgemeinschaftshaus; in Hundstadt: am Alten Rathaus. Die Sammelcontainer befinden sich in Grävenwiesbach vor der Lehmkauthalle; Heinzenberg: Parkplatz am Sportplatz; Hundstadt: Festplatz am DGH; Laubach: am Feuerlöschteich; Mönstadt: ehemaliger Dreschplatz und Naunstadt: am Grillplatz. Seniorenfreizeit WEHRHEIM. Das DRK Wehrheim veranstaltet in diesem Jahr wieder eine betreute Seniorenfreizeit vom 15. bis 29. April im Ferienzentrum Südstrand auf der Ostseeinsel Fehmarn. Die Teilnehmer/Innen sollten ab 55 Jahre alt sein; sie werden von zwei ausgebildeten Fachkräften betreut. Anmeldungen bis 15. März beim DRK, Tel. 0 60 81 /5 62 69. Ausschuß trifft sich WEHRHEIM. Am Mittwoch, 10. März, tritt der Haupt- und Finanzausschuß um 20 im Sitzungszimmer des Rathauses zusammen. Dabei geht es um die Vergabegrundsätze zum Verkauf von Grundstücken an Wehrheimer Familien und die Förderung von Brauchwasseranlagen.

Rolf Krenzer liest Sachen zum Lachen im Posthof

HATTERSHEIM. "Hast du heute schon gelacht?", heißt Rolf Krenzers neues Geschichtenbuch, das der Autor am Dienstag, 16. März, um 15 Uhr dem jungen Publikum im Kutschersaal des Alten Posthofes vorstellen wird.

Krenzer erzählt von normalen und besonderen Tagen, davon, wie Katja ihre schlechte Laune vergißt, wie Pacci zwar nicht gut lesen und schreiben, dafür aber ganz andere Dinge kann, und wie Babsi auf den Birnbaum steigt.

Der 57 Jahre alte Schriftsteller lebt in Dillenburg und arbeitet dort als Rektor einer Ganztagsschule für geistig behinderte Kinder. Neben seinen Kindergeschichten und -liedern hat er eine ganze Reihe von Fachbüchern zu den Themen Kindergarten, Grund- und Sonderschule veröffentlicht.

Kostenlose Eintrittskarten für die Autorenlesung gibt es für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren in der Stadtbücherei und in der Buchhandlung an der Hauptstraße. kkü

Vom Musical bis zur Tragödie Spielpläne für die neue Theatersaison liegen in Rodgau aus

RODGAU. Klassische Tragödie und heiteres Boulevardstück, Musical und Komödie - das neue Theaterprogramm im Bürgerhaus Nieder-Roden bietet jedem Geschmack etwas. Eine Aufstellung des Angebotes für die Spielzeit 1993/94 gibt es jetzt mit Anmeldeformularen für Abonnements im Rathaus Jügesheim und in den Anlaufstellen der Stadtteile, in Stadtbüchereien und Buchhandlungen. Buchen lassen sich die zwei verschiedenen Abonnementsreihen nach dem 1. April.

Zwischen dem 24. September und dem 7. Mai sind im Bürgerhaus zwölf Aufführungen geplant. Da die Abonnements frühzeitig gebucht werden müssen, liegen die Spielpläne schon demnächst aus. Angeboten werden zwei verschiedene "Pakete" mit jeweils sechs Vorstellungen zum Preis zwischen 130 und 80 Mark. Auftakt der A-Reihe ist der moderne Schauspiel-Klassiker von Tennessee Williams "Die Glasmenagerie" mit Sonja Ziemann als Protagonistin, deren Ehemann Charles Regnier bei dem Stück Regie führt. Erstmals rollt ein Jeep auf die Bühne in Nieder-Roden, wenn die Komödie "Das kleine Teehaus" aufgeführt wird. Weitere Highlights des neuen Spielplans: "Miss Daisy und ihr Chauffeur" mit Lola Müthel und Gerhart Hauptmanns "Ratten" mit Doris Kunstmann.

In der B-Reihe können sich die Abonnenten unter anderem auf Brechts "Leben des Galilei" und drei "komische Tragödien" von Anton Tschechow freuen. Den großen Russen bringen Harald Leipnitz und Ulli Philipp auf die Bühne. Ein besonderer Höhepunkt wird "Das Käthchen von Heilbronn" sein. Den Schlußpunkt des Theaterprogramms bildet das Musical "Maria und Elisabeth". hf

Handball-Südwestpokal der Männer und Frauen: Die Turngemeinde hat sich zu früh gefreut Apolda will das Feld nicht unbetreten Hochheimern überlassen Mit Attesten Nachhol-Spiel beantragt / Trotz Toreflut ging Hofheim nicht baden / Ober-Eschbach, Wiesbaden und Wicker weiter

Zu früh gefreut, TG Hochheim: Der Bezirksliga-Tabellenführer ist keineswegs kampflos in die zweite Runde des Männer-Handball-Südwestpokals vorgedrungen. Klassenleiter Hans-Werner Kasobke (Gera) zieht eine Neuansetzung gegen den HSV Apolda in Erwägung, denn Apolda will ärztliche Atteste von sieben Akteuren vorlegen.

"Wir werden alle Rechtsmittel ausschöpfen", ärgert sich Hochheims Trainer Hermann Stark über diese Entwicklung. "Wir sind im Recht und lassen uns nicht verarschen", ist er sicher, daß die TGH in der zweiten Runde zu Hause gegen den Regionalligisten TuSpo Obernburg spielen wird. "Ich befürchte einen Rechtsstreit", sagt Frank Dörr von der Geschäftsstelle des Südwestdeutschen Handballverbandes in Frankfurt. "Die Entscheidung liegt allein beim Klassenleiter, der sich im Vorfeld offenbar unglücklich verhalten hat und telefonische Auskünfte gab, die er nicht halten konnte", ergänzt Dörr. Das Recht der Neuansetzung ist dem Klassenleiter formell allerdings gegeben.

Die Frauen-Regionalligisten TV 1860 Hofheim, TV Flörsheim (jeweils erst nach Verlängerung) sowie TSG Ober-Eschbach und Eintracht Wiesbaden siegten in der ersten Südwest-Runde auswärts im Gleichschritt mit jeweils zwei Treffern Vorsprung: Hofheim benötigte beim Oberligisten Variant Nordhausen (34:32) allerdings eine zweimalige Verlängerung, Flörsheim schlitterte beim Zweit-Bezirksligisten Eibelshausen/Ewersbach (20:18) ebenfalls knapp an einer unangenehmen Überraschung vorbei. Wiesbaden hatte Mühe, die A-Jugend des TV Hüttenberg (16:14), Ober-Eschbach den KSV Baunatal (20:18) aus dem Rennen zu werfen. Der TV Flörsheim erwartet in der zweiten Runde im Nachbarschaftstreffen seinen Erzrivalen TV 1860 Hofheim (18. April, 17 Uhr, Graf-Stauffenberg-Halle). Auch Eintracht Wiesbaden (gegen den Regionalliga-Kontrahenten ThSV Eisenach) genießt am Wochenende 17./18.April Heimrecht. Ober-Eschbachs nächste "Strafexpedition" führt zum Liga-Rivalen SG Kirchhof.

TSG Variant Nordhausen - TV 1860 Hofheim 32:34 (26:26, 23:23, 14:14) nach zweimaliger Verlängerung. Das Spiel in Erfurt bescherte einen Tore-Rekord im Südwest-Pokal. 66 Treffer in einem Frauenspiel sind auf dieser Schiene in der Tat einmalig, zeigten jedoch nicht unbedingt die Klassemerkmale, sondern eher die bedenklichen Abwehr- und Torfrauen- Schwächen auf. Nach gut 20 Minuten verdrehte sich Ines Madaler das Knie, Ersatz-Keeperin Sabine Claas weilte in Urlaub. Somit mußte Feldspielerin Nadja Schott zwischen die Pfosten. Die Tore- Flut war vorprogrammiert.

Der Bezirksligist nutzte die Schwächen rigoros aus, zumal die TVH-Abwehr ohne die erkrankten Petra Westenberger und Sabine Henninger sowie Andrea Wenzel (meldete sich mit unbekanntem Ziel ab) konfus wirkte. Das Risiko, ohne zweite Torfrau nach Thüringen zu fahren, ging fast schief. TV 1860 HOFHEIM: Ines Madaler (bis 22.), Nadja Schott (Tor); Anke Nels (3), Caroline König (7), Sandra Andersch (4), Kristina van Loyen (7), Tünde Hajdu (7), Astrid Bender (2), Martina Plankl (4). KSV Baunatal - TSG Ober-Eschbach 18:20 (8:10). "Hauptsache weitergekommen", resümierte Norbert Blöser. Die TSGO hatte in der Endphase vor 100 Zuschauern Fortuna auf ihrer Seite, kam durch Monika Engel (59.) und Ursula Unvericht (60.) um eine Verlängerung oder Niederlage herum.

Gegen Daniela Pastiu (9/1) und Tanja Heinemann (7/4) fand der klassenhöhere Gast oft kein Mittel, mußte daher bis zuletzt zittern. Sybille Arras und Angela Jordan überragten beim Gast, der spielerisch gefiel, aber im Deckungsverband große Schwächen offenbarte. TSG OBER-ESCHBACH: Kerstin Reviol, Petra Schaab (bei zwei Siebenmetern im Tor); Carola Schröder, Susanne Meuer (1), Kathrin Nüchter-Schmidt (1), Monika Engel (4), Sabine Zernikow (1), Sybille Arras (5), Angela Jordan (4), Ursula Unvericht (4/1). HSG Eibelshausen/Ewersbach - TV Flörsheim 18:20 (17:17, 7:7) nach Verlängerung. Die rote Karte gegen Karin Sehring (dritte Zeitstrafe/53.Minute), insgesamt acht Hinausstellungen gegen den Regionalligisten (nur vier gegen den Zweit-Bezirksligisten) und die Notwendigkeit einer Verlängerung zeigten die gravierenden Probleme beim drei Klassen höher angesiedelten Team von Trainer Hartmut Schmidt am deutlichsten auf.

Immerhin 250 Zuschauer sorgten für eine Bundesliga-Atmosphäre, was dem Gast - ohne Corinna Fehler, Katja Szünder und Ulrike Körner angetreten - offenbar nicht in den Kram paßte.

Er verspielte eine 6:2-Führung, mußte nach dem 12:13 (45.) kämpfen und geriet beim Ausgleich zehn Sekunden vor Schluß in ernsthafte Gefahr. Die Gastgeberinnen führten sogar in der Verlängerung, aber Corina Christ und Gabi Dietz rissen das Ruder noch herum.

TV FLÖRSHEIM: Alexia Pfeifer (Tor); Karin Sehring (5), Conny Moritz (5), Birgit Wolf, Kristina Blaha (1), Diana Knopp (1), Corina Christ (2), Claudia Kramer (1), Jutta Kaufmann (3), Gabi Dietz (2/1). TV Hüttenberg - Eintracht Wiesbaden 14:16 (9:8). Vor 300 begeisterten Zuschauern fehlte in der Hüttenberger Sporthalle nicht viel an einer Blamage des Regionalliga-Tabellenführers. Das 15:14 von Claudia König (58.) bedeutete die erste Gäste- Führung, Jana Köhler erzielte im Nachwurf die endgültige Entscheidung. Zuvor hatte der TVH die Latte und Claudia König im Gegenzug den Pfosten anvisiert. Ersatz-Keeperin Bettina Schauß, Andrea Schrobbach und Jana Köhler (alle aus der zweiten Mannschaft) verdienten sich ein Sonderlob beim allerdings ohne ein halbes Dutzend Stammspielerinnen (alle krank) angetretenen Gast. EINTRACHT WIESBADEN: Bettina Schauß (Tor); Bettina Rau (5/3), Marion Jüngst (4), Sabine Eichner, Andrea Schrobbach (2), Jana Köhler (1), Claudia König (4). TV Wicker - ThSV Eisenach 11:18 (6:6). Bis zur 48.Minute (11:12) hielt der Bezirksligist gegen den klaren Favoriten das Geschehen offen.

Dann ließen die Kräfte deutlich nach, was die Eisenacherinnen knallhart ausnutzten. Elke Rischstein und Silke Weidner (je 4) dominierten beim Sieger, während Torfrau Gudrun Zaschel und Yvette Hergeth (3) beim Gastgeber vor rund 100 Zuschauern in der Graf-Stauffenberg- Halle "fürstlich" agierten. TV WICKER: Gudrun Zaschel (Tor); Yvette Hergeth (3), Anette Werber (2), Aline Huthmacher (3/2) Rosi Rappl (1), Concha Allendorf (1), Evelin Bill (1), Regina Schmitt, Daniela Schmitt, Anja Walter, Kirsten Fuchs. hdp

Ortsbeirat tagt

HOFHEIM. Das Grundstück "ehemalige Sippelhalle", Bäume und Hecken im Wiesengrund oder - beispielsweise - der Fahrradweg entlang der A 66 sind Themen im Ortsbeirat Wallau am Dienstag, 9. März.

Getagt wird von 20 Uhr an im ehemaligen Rathaus - die letzte Sitzung vor der Neukonstituierung des Ortsbeirats nach der gestrigen Kommunalwahl. pms

Spenden aller Art willkommen Karbener Ehepaar sammelt für neuen Hilfstransport nach Krk

KARBEN. Einen weiteren Hilfstransport zur kroatischen Insel Krk - es wird der sechste sein - plant das Ehepaar Rauch für Samstag, 27. März. Ab sofort werden wieder Hilfsgüter entgegengenommen.

Mit Hilfspaketen für Jugoslawien hatte des Pächterehepaar der Kloppenheimer Ratsschänke, Hilde und Heinz Rauch, Kontakt zum Roten Kreuz in Kroatien bekommen. Im Frühjahr vorigen Jahres hatte Hilde Rauch erstmals ein Kinderheim auf Krk besucht und kehrte tief betroffen zurück. Fünfmal wurden unterdessen Hilfssendungen mit Spenden von Karbener Bürger/-innen mit Lastwagen in die Stadt Punat gefahren.

Für den 27. März verfügt das Ehepaar über ein großes Fahrzeug der Rübenverladegemeinschaft Wetterau. Hilde Rauch wird im Personenwagen mitfahren und sich um die Abwicklung der Formalitäten kümmern. Gesammelt werden ab sofort Kleidungsstücke aller Art für Kinder wie für Erwachsene, insbesondere guterhaltene Schuhe, Bettwäsche, Handtüchter, Hygieneartikel und hier vor allem Seife. Außerdem sind Spielsachen gefragt und zwar auch reparaturbedürftige. Dinge, die für die Kinder weniger geeignet sind, wie Bücher, Kassetten oder Spiele werden ebenfalls gern entgegengenommen. Bedarf besteht vor allem an Grundnahrungsmitteln wie Gries, Reis, Mehl oder Zucker.

Spenden werden ab sofort vom Ehepaar Rauch unter der Privatadresse Schlinkenweg 10 in Petterweil angenommen, sowie von der Evangelischen Pfarrgemeinde in Rendel, der Ratsschänke Kloppenheim montags bis freitags ab 17 Uhr und von Elke Jung, Im Sauerborn 26 in Petterweil. hm

Turn- und Spielstunde für Eltern und Kinder

HOFHEIM. Das Kind erschließt die Welt weniger mit dem Kopf, als mit Sinneswahrnehmungen und körperlichen Erfahrungen. Greifen wird zum Begreifen, Fassen zum Erfassen. Bei der "Eltern-Kind-Turn- und Spielstunde", die der Turnverein 1860 Hofheim anbietet, besteht reichlich Gelegenheit zum "aktiv erleben", wie die Aktion des Deutschen Turnerbundes (DTB) heißt. Dabei soll den elementaren Bedürfnissen eines Kindes Zeit und Raum gegeben werden.

Wer mehr über das Angebot des TV 1860 erfahren möchte, kann sich an Ilse Hock (Telefon 0 61 92 / 2 69 96) oder die Vereins-Geschäftsstelle unter der Rufnummer 53 44 (9 bis 12 Uhr) wenden. pms

Besitzer-wechsle-dich-Spiel Langsam verfallendes Haus bereitet Bauamt Verdruß

HANAU. Das langsam verfallende Haus in der Steinheimer Uferstraße 76 ist FR- Leserin Jutta F. unangenehm aufgefallen. Seit vielen Monaten schon steht es leer, obschon gleichzeitig Mieträume in der Stadt sehr gefragt sind. Verwahrlost ist auch der Garten drumherum - und das in einer Häuserzeile zum Mainufer hin, die für Spaziergänger und Spaziergängerinnen ihren optischen Reiz hat.

Jutta F. fragt sich, wieso dort nicht die städtische Bauaufsicht einschreitet. Die Stadt könne es sich doch nicht bieten lassen, Wohnraum zweckentfremden zu lassen.

Norbert Link, zuständiger Sachbearbeiter im Bauverwaltungsamt, will sich das auch nicht gefallen lassen. Er fühlt sich aber "ausgetrickst" durch ständige Eigentumsübertragungen.

Einem Eigentümer habe die Bauverwaltung schon den Abriß des alten Hauses genehmigt, damit ein Mehrfamilienhaus entstehen könne. Als die Frist für den Abriß nicht gewahrt wurde, wandte sich Sachbearbeiter Link erneut an den Antragsteller. Dabei mußte er feststellen, daß inzwischen eine US-Gesellschaft die neue Besitzerin war. Und wenig später war eine Privatfrau Eigentümerin des Hauses. So muß Sachbearbeiter Norbert Link stets von neuem darauf dringen, daß das alte Haus entweder vermietet oder schleunigst ein neues gebaut wird. Da sich die neue Besitzerin auch schon seit langem nicht zu Wort gemeldet hat, ist derzeit ein Brief aus dem Rathaus unterwegs.

Ob es wieder einen Besitzerwechsel gegeben hat? him

Republikanische Rede Walter Jens zum 70. Geburtstag

"Poeta doctus" und "Radikaldemokrat": Das sind die beiden Topoi, aus denen sich von jeher die Argumente für die Würdigungen von Walter Jens speisen. Und niemals fehlt die Aufzählung der literarischen Gattungen, in denen er zu Hause ist: Romancier, Hörspiel- und Fernsehautor, Essayist, Literatur- und Fernsehkritiker, Herausgeber, Übersetzer und Klassischer Philologe.

Selten wird allerdings erwähnt, daß er seinen Beruf auf eine für Deutschland ganz einmalige und ungewöhnliche Weise ausgefüllt hat. Ein ordentlicher Professor, nach Talent und Temperament ein Redner, der die Möglichkeiten seines Amtes forschend und lehrend öffentlich ernst nimmt und damit einem ganzen Berufsstand zeigt: So müßt ihr's machen, wenn ihr das Glück habt, an einer deutschen Universität auf Lebenszeit tätig zu sein. Nehmt eure verbriefte Freiheit, meldet euch in wissenschaftlichen, aber auch in politischen Fragen zu Wort und sprecht aus, was ihr denkt.

Öffentliche Lehre also im richtigsten und weitesten Sinn, eine Lehre, die die Tradition der bürgerlichen Aufklärung ins Bewußtsein hebt und in Wort und Schrift zur Förderung der republikanischen Gesinnung beiträgt. Kein Wunder, daß sich für Jens in der Mißachtung des Wortes "Reste jener historisch erklärbaren Untertanengesinnung zeigen, die nur befehlen und gehorchen kennt".

Lehre zunächst einmal für seine Studenten vom Katheder herab. Man braucht nur an das Zeugnis von Bernward Vesper zu erinnern, den das inzwischen legendäre Tübinger Literaturkolloquium der siebziger Jahre begeisterte: "Hier tritt das Literarische aus dem Papier, wird lebendiges Ereignis." Oder daran, daß Jens als Begründer der Tübinger Schreibschule seinen Schülern vorgemacht und beigebracht hat, was gute Prosa ist.

Natürlich verschmäht der Protestant auch die Kanzel nicht. In der Hamburger Katharinen-Kirche konnte man eine Bußtagsrede und in St. Severin in Keitum auf Sylt eine Rede zum Thema "Jesus und die Frauen" hören. Nur in Deutschland schätzt man die unterhaltsame Form gering und quittiert mit abschätzigem Schulterzucken, was doch Bewunderung verdient, nämlich Wissen und Gelehrsamkeit, ohne die keine gute Rede gelingen kann. Dazu die Begabung, das Wissen auch affektiv in Begreifbares und Diskutierbares zu verwandeln.

Von den Kollegen ist Jens vorgehalten worden, er sei ein "literarischer Hansdampf in allen Gassen". Seine Vielseitigkeit erregte Verdacht. Die rhetorische Tradition rechnet es jedoch gerade Verdacht. Die rhetorische Tradition rechnet es jedoch gerade zu den Tugenden eines guten Redners, "über jeden Gegenstand mit Geschmack und Fülle", wie Cicero sagt, "angemessen und wirkungsvoll" reden zu können. Und so finden Fußballspiel und Nahverkehr ebenso das kenntnisreiche Interesse von Walter Jens wie Axel Cäsar Springer als Verleger oder die Evangelisten als Schriftsteller. Ein leidenschaftlicher, mit verwegener Einseitigkeit parteilich denkender Redner, wie das Idealbild der antiken Rhetorik ihn entwirft.

Wer Walter Jens als Redner noch nicht mit eigenen Ohren gehört hat, der braucht nur die Bände Von deutscher Rede oder Republikanische Reden zur Hand zu nehmen, um zu erfahren, daß hier jemand die Feder ergreift, der die Gebrauchsformen einer literarischen und politischen Prosa vollkommen beherrscht und sich selbstbewußt als Nachfahre von Forster, Gervinus oder Ranke begreifen kann. Seine Sprache ist geschult an der europäischen Literatur, die er als Intellektueller studiert, gedeutet und verinnerlicht hat, seine Sprache ist gekräftigt durch Übersetzungen von Sophokles oder der Heiligen Schrift. Sentenzen, Zitate und Bilder versinnlichen den Stoff, und aus der sprachlichen Anschaulichkeit lebt die Überzeugungskraft seiner Texte.

Zur Praxis gesellt sich die Theorie: Jens hat die Rhetorik als wissenschaftliche Disziplin in der Bundesrepublik rehabilitiert. Zusammen mit Gelehrten wie Ernst Robert Curtius und Klaus Dockhorn brachte er der Literaturwissenschaft wieder bei, daß die Rhetorik neben der Philosophie den zweiten Bildungsweg der Antike ausmacht, und daß, will man sich nicht im Dilettantismus verlieren, eine Erforschung der Literatur und ihrer Theorie vor 1800 ohne Kenntnis der rhetorischen Tradition unfruchtbar ist.

Der Rhetor Jens orientiert sich am Leitprinzip der aristotelischen These: "Eine Rede, die nicht auf die Überredung zielt, ist ein Widerspruch in sich selbst." Daß sich seinem rednerischen Pathos das gesellschaftliche Ethos noch lange zugesellt, wünschen wir dem heute Siebzigjährigen und uns. JOACHIM DYCK

WIRTSCHAFT 11

Die Finanzierung ist gesichert Kindergarten am Ritterweiher Thema im neuen Parlament

BAD VILBEL. Noch vor der Sommerpause wird den städtischen Gremien der Entwurf des Bebauungsplanes für den Kindergarten am Ritterweiher vorgelegt. Das sei eines der ersten Projekte, mit dem sich das neue Parlament auseinandersetzen werde. Die FR hatte am 9. Januar erstmals über den Planungsstand für Erweiterung oder Neubau von fünf Kindergärten in Bad Vilbel berichtet. Den Hintergrund bildet das "Schwangeren- und Familienhilfe-Gesetz" aus Bonn, wonach ab 1996 alle Kinder ab drei Jahren einen Betreuungsplatz bekommen müssen.

Wie Stadtrat Klaus Minkel nun ausführt, steht nach mehreren Verhandlungen nun der Finanzplan für den Neubau des evangelischen Kindergartens der Christuskirche. Die Baukosten belaufen sich auf 2,9 Millionen Mark. Über 50 Prozent der Kosten trage die Stadt Bad Vilbel. Da der Wetteraukreis sich aus der Kindergartenfinanzierung zurückgezogen habe, fehlten zunächst zwölf Prozent. Landrat Rolf Gnadl (SPD) hatte als Begründung auf die schwierige finanzielle Lage des Kreises und den Zwang zur Haushaltskonsolidierung hingewiesen. Wie Minkel weiter summiert, übernimmt das Land Hessen 1,25 Millionen Mark, 124 000 Mark bringe die Kirchengemeinde auf. Damit seien die Baukosten abgesichert. Die evangelische Gemeinde von Massenheim hat die Zustimmung für ihre Bauvoranfrage zum Bau des neuen Kindergartens vom Kreisbauamt bekommen.

Auch für den geplanten neuen Kindergarten der katholischen St. Nikolaus-Gemeinde sieht der Stadtrat Fortschritte nach einem Gespräch mit Behördenvertretern. Dabei geht es um die Frage, ob für einen gewünschten Standort Baurecht zu erhalten ist. Das Grundstück soll der Gemeinde in Erbpacht zur Verfügung gestellt werden, obendrein hat die Stadt einen großzügigen Zuschuß in Aussicht gestellt.

Ein Bauantrag für die Erweiterung des Dortelweiler Kindergartens ist inzwischen eingereicht. de

Plädoyer für das Sammeltaxi Seniorenbeirat informierte sich über geplante Stadtbuslinie

SELIGENSTADT. Solange die von vielen älteren Bürgerinnen und Bürgern gewünschten Stadtbusse noch nicht fahren, sollten die bereits existierenden Sammeltaxis eifriger genutzt werden. Diese Anregung gab Peter Fischer vom städtischen Umwelt- und Steueramt in der jüngsten Sitzung des Seniorenbeirats an die Mitglieder weiter. Vor allem müßte das Sammeltaxi als Transportmittel auf Abruf viel mehr propagiert werden und an Popularität unter den alten Menschen gewinnen.

Zum Thema Stadtbus erläuterte Bürgermeister Rolf Wenzel dem Seniorenbeirat, daß die Stadtverwaltung zur Zeit die Kosten der verschiedenen Linienführungen ermittelt. Am dringlichsten wünschen sich die Bewohner/innen des Neubaugebiets Niederfeld die Einrichtung der Buslinie.

Bis es allerdings soweit sei (so Peter Fischer zum gleichen Thema), müsse die Stadt mit Busunternehmen und der Aufsichtsbehörde verhandeln. Das kostet Zeit - eine schnelle Entscheidung wird es nicht geben.

Zwei Anregungen im weiteren Verlauf der Sitzung: Die stellvertretende Beiratsvorsitzende, Grete Rummel, schlug vor, für ehrenamtliche Seniorenbetreuer/innen einen speziellen Erste-Hilfe-Kursus zu organisieren. Dieser Lehrgang soll umgehend eingerichtet werden.

Bürgermeister Wenzel kündigte außerdem an, daß die Stadt für jene Bürger/innen, die Angehörige zu Hause pflegen, eigene Gesprächskreise einrichten möchte. Aus der intensiven Pflege und der sich daraus ergebenden sozialen Isolation - so die Erfahrungen - resultieren nämlich beträchtliche psychische Schwierigkeiten. Diese Probleme sollen im Gespräch erörtert und (vielleicht) bewältigt werden. hf

In Baumärkten flutscht das Geschäft

aho KÖLN. Die Heimwerkerbranche erfreut sich einer regen Nachfrage. Wie Manfred Maus, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Heimwerker-, Bau- und Gartenfachmärkte (BHB) anläßlich der am Sonntag begonnenen Eisenwarenmesse in Köln mitteilt, stieg der Umsatz der Do-it-Yourself-Sparte im vergangenen Jahr um 20 Prozent auf 48 Milliarden Mark. Hauptgrund dafür war die anhaltende "Renovierungs- und Modernisierungswelle in den neuen Bundesländern". Besonders gefragt seien Baustoffe, Bauelemente und Fliesen. Im Westen bevorzugten die Bürger dagegen Dekoratives. Auch werde viel Wert auf die Gestaltung des Garten gelegt. Künstliche Teiche und Leuchten etwa lassen laut Maus den Garten mehr und mehr zum "erweiterten Wohnraum" werden.

Auch für das laufende Jahr rechnet die Branche mit einer "positiven Entwicklung" und einem Erlösplus von zehn Prozent. Sorgen bereitet dem Verbandsvertreter allerdings die zunehmende Konzentration. So entfalle auf die fünf größten Handelsgruppen (Metro, Tengelmann-Obi, Bauhaus, Stinnes und Hagebau) knapp ein Fünftel des Umsatz. Allein Metro-Asko dürfte auf eine Quote von 7,3 Prozent kommen.

Ebenfalls hoffnungsvoll in die Zukunft schaut die auch in Köln ausstellende Sparte Sicherungstechnik. Sie bekam im vergangenen Jahr mit rund zehn Milliarden Mark zehn Prozent mehr in die Kassen. Für 1993 rechnen die Hersteller nach Verbandsangaben mit einem Zuwachs von acht bis neun Prozent. Dabei spekuliert man auf das gestiegene Sicherheitsbedürfnis der Bürger sowie auf einen Nachholbedarf der Bauindustrie.

Auf der Eisenwarenmesse präsentieren sich 2875 Unternehmen aus 47 Ländern. Die Ausstellung dauert bis einschließlich Mittwoch und ist nur Facheinkäufern vorbehalten.

In Riedstadt lacht die Sonne besonders oft

RIEDSTADT. Mit einem durchschnittlichen solaren Energieeinfall von 1100 Kilowattstunden (kWh) je Quadratmeter zählt die Gemeinde nach Auskunft des Ersten Beigeordneten Wolfgang Stork zu den sonnenreichsten Orten der Bundesrepublik. Vor diesem Hintergrund fördere die Gemeinde in diesem Jahr die solare Wärmegewinnung.

Dreißig Prozent, maximal 3000 Mark gibt das Land dem dazu, der sich eine solche Anlage anschafft. Die Gemeinde legt noch einen Tausender drauf. "Damit sind für Selbstbauer annähernd die Hälfte der Kosten bereits bezahlt."

Nach Storks Angaben sind bislang in Riedstadt zwar erst etwa fünfzig Quadratmeter Kollketorfläche installiert. Doch "sie gewinnen jährlich 25 000 kWH direkt von der Sonne und leisten einen Beitrag zum Schutz der Erdathmosphäre", sparen zum Beispiel 9000 Kilogramm Emission an Kohlendioxid.

Informationen zum Förderprogramm gibt's beim Umweltamt der Gemeinde, Tel. 181-72. lis

Statt des Reisebusses immerhin ein Zuschuß Hilfsaktion hadert mit der Kreisverwaltung

SCHLÜCHTERN. Die dem Kneippverein angeschlossene "Hilfsaktion Tschernowitz" ist sauer auf die Kreisverwaltung. "Hinter dem humanitären Touch, mit dem sich Landrat Karl Eyerkaufer und der Main-Kinzig- Kreis umgeben, steckt auch nichts weiter als heiße Luft", ärgert sich ihr Leiter Wolfgang Rinau. Trotz mehrfacher Versprechungen habe der Kreis seinen Partnerschaftsbus anderweitig vergeben, statt ihn der Hilfsorganisation für den vom 21. April bis 12. Mai geplanten Schüleraustausch zur Verfügung zu stellen. Nun habe man ein ukrainisches Busunternehmen damit beauftragen müssen, obwohl die Finanzierung nach wie vor nicht gesichert sei.

Die "Hilfsaktion Tschernowitz" kann bereits vier Hilfstransporte in die knapp 2000 Kilometer entfernte Stadt in der Ukraine vorweisen. Nach Darstellung von Rinau hatte Eyerkaufer bereits im August 1992 zugesagt, daß der Kreis den Partnerschaftsbus für den Transport der 14- bis 16jährigen Schüler zur Verfügung stellen werde. Der Austausch war für Oktober vergangenen Jahres geplant. Weil aber die Transporte ins jugoslawische Krisengebiet Vorrang hatten, verschob ihn die Hilfsorganisation.

Ende 1992 tauchten nach Angaben von Rinau jedoch Gerüchte auf, daß der Kreis den Bus trotz des Landrat- Versprechens anderweitig vergeben habe. Als die Hilfsaktion deswegen bei der Kreisverwaltung nachfragten, "fanden wir die Gerüchte bestätigt". Der Landrat habe daraufhin "eine Lösung des Problems bis Weihnachten angekündigt" und in Erwägung gezogen, die Schüler auf Kosten des Kreises fliegen zu lassen.

Da seither nichts passiert ist, fühlt sich die Hilfsaktion "vom Kreis verhöhnt". Zumal ihr "über Umwege" bekannt geworden sei, daß die Kreis-Abteilung Sport und Freizeit die Regie über den Bus habe und eine Vergabe an Initiativen nur über entsprechenden Antrag möglich wäre. "Für ein derartiges Schreiben war es beim Bekanntwerden der Formalitäten jedoch zu spät."

Auf FR-Anfrage gab das Landratsamt in Hanau den Schwarzen Peter erst mal zurück. Der zuständige Mann beim Kreis habe im Dezember vergeblich versucht, Wolfgang Rinau zu erreichen, gab die Pressestelle kund. Seither warte man darauf, daß sich die Initiative wieder melde. Auch wenn der Kreis sich mehr in Istra und Troizk engagiere und der Partnerschaftsbus ständig ausgebucht sei, ist laut Pressesprecher Heinrich Sülzer ein Zuschuß für den Bus-Transfer "durchaus 'drin".

"Das ist ja schön", meint Rinau, der daraufhin bei besagtem Sachbearbeiter nachfragte. Ihm habe der Mann erklärt, daß in Wirklichkeit der Kreis an der Reihe gewesen sei, sich zu melden. Immerhin bekäme die Hilfsaktion aber jetzt in den nächsten Tagen Bescheid, "ob und wieviel" der Kreis zur Bus-Charter beisteuere.

"Jetzt sind wir wenigstens wieder in Wartestellung", betont der Leiter der Hilfsaktion, der das "ewige Hinterher- Rennen satt hat". Aber an der Kritik am Kreis ändere sich dennoch nur wenig: "Die Handhabung gefällt uns nicht - die sollen doch lieber von vornherein mit offenen Karten spielen."

Neben der ungeklärten Finanzierung des Schülertransportes beschäftigt den Kneippverein derzeit auch die Unterbringung der ukrainischen Jugendlichen. Gesucht werden Bürger, die bereit sind, die 14- bis 16jährigen vom 21. April bis 12. Mai aufzunehmen und zu verpflegen. Nähere Informationen erteilen Alfred Anhalt, Telefon 0 66 61 / 4622 (täglich ab 15 Uhr), oder das Kneippbüro Schlüchtern unter der Rufnummer 0 66 61 / 5604.

Festentschlossene Gastgeber treffen sich am Montag, 29. März, um 19 Uhr zu einem Informationsabend in der Stadthalle. Bereits am Sonntag, 7. März, wiederholte dort um 17 Uhr der Kneippverein seinen Ballettabend. Der Erlös geht an die "Hilfsaktion Tschernowitz". KATJA SCHOSSER

Beim TTC steht Wechsel an der Vorstandspitze an

KELSTERBACH. Beim 1948 gegründeten Tischtennisclub (TTC) zeichnet sich nach Darstellung des Kassierers Manfred Schmidt ein Vorstandswechsel ab. Bei der Generalversammlung des 145 Mitglieder starken Vereins am Donnerstag, 18. März, will der Vorsitzende Michael Beck aus privaten und beruflichen Gründen nicht wieder kandidieren.

Seine Bereitschaft, das Amt zu übernehmen, hat Sportwart Klaus Riemke signalisiert. Neuer Sportwart würde Jürgen Krause, bisher zweiter Vorsitzender - dessen Nachfolge wiederum strebt Günther Jensch an. Für den aus privaten Gründen nach zehn Jahren aufhörenden Kassierer Schmidt gilt Stefan Müller als Nachfolger.

Bei der Versammlung, die um 19 Uhr im Vereinsraum in der Schulstraße 16 beginnt, stehen neben den Vorstandswahlen auch Ehrungen und Berichte auf der Tagesordnung. Für den Tischtennisclub starten vier Herren-, zwei Damen- und zwei Jugendteams. Die erste Herrenmannschaft kämpft in der Bezirksliga Frankfurt gegen den Abstieg. lis

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Geschäftsleben

Pianomusik In "Jimmy's Bar" im Hotel Hessischer Hof, Friedrich-Ebert-Anlage 40, gastiert den Monat März über die britische Pianistin Anne Summers. Täglich ab 22 Uhr spielt sie moderne Unterhaltungsmusik, Balladen und Jazz, außerdem selbstkomponierte Srücke und Songs von ihrer Lieblingsgruppe "Carpenters". abi Babysitze zu vermieten Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) vermietet an Eltern von Kleinkindern Auto-Babysitze. Dafür wird eine Mietgebühr von 50 Mark (70 Mark für Nichtmitglieder) berechnet. Die Eltern können den Babysitz behalten, bis ihr Kind neun Monate alt ist. Für ältere Kinder seien die Schalen nicht mehr geeignet, teilte der Club mit. Interessenten können sich an die ADAC-Geschäftsstellen in der Schillerstraße 12 (Telefon 74 30-295), der Schumannstraße 4 (-270) und am Rebstock (-291) wenden. vo

Training für die Augen

HOCHHEIM. Chronische Verspannungen führen zu Sehstörungen, meint das Volksbildungswerk und bietet Abhilfe an - beim Augentraining. An zwei Samstagen, 20. und 27. März, leitet Agnes Biermann einen entsprechenden Kursus. Dabei soll das Sehvermögen gestärkt, verkrampfte Muskeln gelockert werden. Die Übungsstunden beginnen um 9.45 Uhr im Altenwohnheim, Schwedenstraße 2. Mitzubringen sind eine Decke, bequeme Kleidung und Verpflegung. Anmeldung am ersten Kurstag. kkü

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Zehn neue Helferinnen in den Kindergärten

NEU-ANSPACH. Als "Unsinn" hat der kommissarische Bürgermeister Rudi Rübsamen (SPD) den Vorwurf bezeichnet, die Gemeinde beschäftige zu wenige Erzieherinnen. Anfang der nächsten Woche würden zehn zusätzliche Hilfskräfte ihre Arbeit aufnehmen, darunter Praktikantinnen im Anerkennungsjahr. Den fünf Einrichtungen in der Gemeinde stehen demnach zwei Aufsichtspersonen pro Kindergruppe zur Verfügung.

Der Elternbeirat der Kindertagesstätte im Ulrich-von-Hassel-Weg hatte darüber geklagt, daß eine "sinnvolle pädagogische Arbeit" nicht mehr möglich sei und der Gemeinde "Untätigkeit" vorgeworfen. Nach Aussage von Rübsamen steht Neu- Anspach jedoch "nicht besser oder schlechter da" als die Kindertagesstätten und Hortgruppen in den Nachbargemeinden. So kümmerten sich in Wehrheim jeweils eine Erzieherin und eine Kinderpflegerin um Gruppen von je 25 Kindern. In Usingen seien eine Erzieherin und eine halbtagsbeschäftigte Mutter als Helferin für ebenfalls 25 Kinder zuständig, in Grävenwiesbach je eine ausgebildete Erzieherin und Kinderpflegerin.

Seit dem Ausfall einer Erzieherin habe man sich seitens der Gemeinde ernsthaft um eine Neubesetzung bemüht; es sei aber sehr schwierig gewesen, die Stelle neu zu besetzen. Von "Untätigkeit" könne jedenfalls keine Rede sein. "Wir haben zwanzig Anzeigen geschaltet, auch in der überregionalen Presse.

Zur provisorischen Notgruppe sagte ein Verwaltungssprecher, man habe die ablehnende Haltung des Landesjugendamtes zur Unterbringung in der Adolf-Reichwein-Schule nicht voraussehen können. "Bis auf weiteres" werde der Hort aber wohl im Ulrich-von-Hassel-Weg bleiben müssen. jd

200 Meter Biotop "vergessen" Bürgermeister: "Ist doch nur eine ganz normale Kuhwiese"

SCHMITTEN. Wer den Überblick haben will, darf sich um Details nicht kümmern - auch wenn sie rund 2000 Quadratmeter umfassen. So groß nämlich ist ein Biotop, das das Darmstädter Regierungspräsidium (RP) schlicht aus den Augen verlor und mit einem Federstrich "versehentlich" aus dem Landschaftsschutz entließ: Die Kartographen am grünen Tisch, ans globale Denken gewöhnt, legten offenbar einen groben Hobel bei ihrer Zeichenarbeit an. "Ungenauigkeiten kommen vor", sagt ein Sprecher des RP dazu, "wir müssen den Verwaltungsaufwand so gering wie möglich halten."

Das 1988 ergangene "Idsteiner Urteil" des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes hatte die Darmstädter Aufsichtsbehörde noch kompromißlos durchsetzen wollen: Demnach muß ein gewünschtes Bauareal erst aus den gesetzlich festgelegten Grenzen eines Landschaftsschutzgebiets entlassen werden, bevor dort gebaut werden kann.

Als Reaktion auf das Urteil hatte das Regierungspräsidium die hessischen Landschaftsschutz-Verordnungen überarbeitet, an die Flächennutzungspläne angepaßt und sämtliche Gebietsgrenzen auf den Landkarten neu gezogen. Den dabei verwendeten Karten jedoch mangelte es an der gebotenen Genauigkeit - was kein Problem darstellte: Man orientierte sich kurzerhand an Wegen und Straßen als Grenzlinien. "Wir können ja nicht zu jedem Katasteramt hinauslaufen und uns die genauen Pläne besorgen", heißt es im Regierungspräsidium dazu.

So weit, so ungenau. Leidtragender dieser behördlichen Nonchalance ist das Oberreifenberger Biotop Sangfeld, am Höhenweg vom Pfarrheckenfeld zum Roten Kreuz gelegen. Beim Anpassen der Grenzen an den Flächennutzungsplan, der hier Wohnbebauung vorsieht, wurde am offenbar gar nicht mehr "grünen" Tisch ein wesentlich größeres Stück, rund zehn Meter breit und 200 Meter lang, aus dem Landschaftsschutz entlassen - zufällig genau bei jenen Parzellen, auf die die Gemeinde seit langem sechs Einfamilienhäuser setzen will.

Die ungewohnte Leichtigkeit des Verwaltungshandelns kam den Interessen der Gemeinde also auf äußerst elegante Weise entgegen, allen Stellungnahmen der Verbände zum Trotz: Der BUND spricht von einem "schützenswerten, ökologisch höchst bedeutsamen Magerrasen, welcher die Mittelgebirgs-Hochlagen des Taunus prägt", für das Kreisbauamt steht der geplanten Wohnbebauung "der ökologische Wert des Geländes ebenso entgegen wie die Tatsache, daß es sich um ein Wasserschutzgebiet mit extrem hoher Bodenfeuchtigkeit handelt". Und das Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung in Usingen spricht von einem "sensiblen Bereich, der Teil eines zur Erholung dienenden Hochtales ist".

Bürgermeister Josef Braun (FWG) kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Ob überhaupt gebaut werde, stehe noch gar nicht fest; er "geht auch davon aus", daß das Parlament den Bebauungsplan nur in der ursprünglichen Grenze und nicht inklusive des RP-Geschenkes aufstellen werde.

Außerdem seien die Stellungnahmen der Verbände widersprüchlich: "Die einen reden von Trocken- und Magerwiesen, die anderen von Feuchtwiesen. Für mich ist es zunächst mal eine ganz normale Kuhwiese." jd

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Ministerin fordert Schutz für Hoechst-Mitarbeiter

Die hessische Arbeitsministerin Heide Pfarr hat der Hoechst AG vorgeworfen, sie verschleppe Untersuchungen über die mögliche Gesundheitsbelastung ihrer Beschäftigten. Das Unternehmen habe noch keine Daten ausgegeben, aus denen die Belastung der Hoechst-Angestellten deutlich würde, die für Reinigungs- und Sanierungsarbeiten in Schwanheim eingesetzt worden sind.

Da die Firma hier "ihren gefahrstoffrechtlichen Verpflichtungen" nicht nachkomme, hat die Ministerin die Zentralstelle für Arbeitsschutz in Kassel verpflichtet, Arbeitsplatzmessungen bei den Sanierungsarbeiten vorzunehmen. Die Hoechst AG solle bei Mitarbeitern ein umfangreiches medizinisches Untersuchungsprogramm mit Urinmessungen, Blut- und Genuntersuchungen veranlassen, forderte Heide Pfarr. mat

Müll-Kunstwerke werden ausgestellt

HÖCHST. "Recycling der anderen ART" heißt die Ausstellung, die in der Galerie "höchst natürlich" in der Wed 3 bis zum 1. April zu sehen ist. Der Rodgauer Recycling-Künstler Werner Klein zeigt eine Auswahl seiner Werke. Er kreierte Kunstwerke aus Müll, stellte Papierrollen, Styroporabfälle, Plastikrollen in Objekten zusammen, und kolorierte sie.

Klein sieht seine Werke als Beitrag zum Umweltschutz und hat sich vorgenommen, aus wenig viel zu machen. Aus den Abfallprodukten unserer Gesellschaft will er Denkanstöße liefern über das Leben und die Konfrontation mit alltäglichen Dingen. ege

Jugendliche sind "voll auf der Rolle"

ESCHBORN. Mit dem Theaterstück "Voll auf der Rolle" von Leonie Ossowski gastiert das Theater der Jugend am Montag, 15. März, um 11 Uhr in der Eschborner Stadthalle. Das Stück dreht sich um eine Schülergruppe, die per Theaterstück die nationalsozialistische Vergangenheit aufarbeiten soll.

Die "Null-Bock-Mentalität" der Jugendlichen ändert sich erst, als sie auf die Idee kommen, ihren türkischen Mitschüler Metin die Rolle des Juden spielen zu lassen. Von da an sind sie "voll auf der Rolle", Gegenwart und Vergangenheit, Realität und Fiktion mischen sich. Der Eintritt kostet zwei Mark, die Kasse ist von 10.30 Uhr an geöffnet. she

VdK schließt künftig Rechtsextreme aus

ESCHBORN. Mitglieder rechtsextremer Organisationen und Parteien sollen künftig aus dem Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderten und Sozialrentner (VdK) ausgeschlossen werden. Diesen Antrag an den Kreis- und Landesverband verabschiedeten die Mitglieder der Ortsgruppe Eschborn während ihrer Jahreshauptversammlung. Da rechtsradikales Gedankengut das Lebensrecht behinderter Menschen bestreite, komme eine Mitgliedschaft von Neonazis in einer Behindertenorganisation wie dem VdK nicht in Frage.

Der VdK kritisierte das neue Gesundheitsstrukturgesetz, das gerade für chronisch Kranke und Behinderte "erhebliche" Nachteile festschreibe und das Solidarprinzip verletze. Der Verband fürchtet, durch den Wegfall der ABM-Stellen im sozialen Bereich seien bei der Behinderten- und der Krankenbetreuung große Versorgungsprobleme zu erwarten.

Vorsitzender Stephan Schwammel sagte, es sei gelungen, in Eschborn viele Verbesserungen zu erreichen, aber kein behindertengerechter Bau des Rathauses. she

Bauamt: Kölner Teller als preiswerte Maßnahme

Das Straßenbauamt hat kritisiert, daß in der Öffentlichkeit Preise für den Einbau Kölner Teller genannt wurden, "die allesamt zu hoch waren". Die kommissarische Amtsleiterin Gabriele Dehmer nennt als "wirkliche Kosten" für einen Kölner Teller bei etwa 50 Mark plus 15 Mark Montagekosten. Bei einer Fahrbahnbreite von 6,50 Metern lägen die Kosten für eine Doppelreihe mit zwölf Kölner Tellern bei etwa 780 Mark.

Gummikissen, die als billigere Lösung genannt worden seien, kosteten hingegen pro Stück 3000 Mark, plus Montage. vo

Auch Holzweg künftig 30-Kilometer-Zone

SULZBACH. Die Raser sollen in Sulzbach weiter gebremst werden. Bürgermeister Herbert Uhrig (CDU) kündigte an, die Straße Am Holzweg solle, nachdem die Bauarbeiten abgeschlossen sind, zur 30-Kilometer-Zone werden.

Auch der Schäfergraben wird in die Zone mit einbezogen. In der Straße Am Ilmenbaum dürfen die Autofahrer künftig nur noch 40 Stundenkilometer fahren. Damit ihnen das nicht so schwer fällt, sollen auf der westlichen Seite der Einbahnstraße Parkbuchten markiert werden.

Die Gemeinde erhofft sich davon noch einen Nebeneffekt: Wenn geparkte Autos in Richtung Haindel die Straße verengen, merken vielleicht noch mehr Wagenlenker, daß der Ilmenbaum neuerdings eine Einbahnstraße und die Verbindung Richtung Bahnstraße somit gekappt ist. she

Der beste Zeuge der Anklage ist der Angeklagte selbst Ein Mord vor über 60 Jahren und Bekenntnisse aus dem Moskauer Exil: der Prozeß gegen Ex-Stasi-Chef Erich Mielke

"Stellen Sie bitte die Öffentlichkeit her", sagt Theodor Seidel, Vorsitzender Richter der 23. Strafkammer des Landgerichts, zum Wachmann. "Ist geschehen." Seidel, ungläubig: "Prüfen Sie bitte noch einmal!" Der Wachmann öffnet erneut die Tür, die Zuhörern Zutritt zum Gerichtssaal erlaubt. Die Zuhörerplätze bleiben leer. Keiner will am 48. Verhandlungstag mehr zuhören bei einem Prozeß, an dessen Beginn vor einem Jahr im Februardie Plätze doppelt hätten besetzt werden können. Auch die Schar der Journalisten hat längst abgenommen, nur ein kleines Häuflein folgt noch den Verhandlungen.

Angeklagt ist der 85jährige ehemalige DDR-Minister für Staatssicherheit Erich Mielke. Der Stasi-Boß nannte 1980 die DDR einen Staat, "der seinen Bürgern wahre Freiheit und Demokratie und die grundlegenden Menschenrechte gewährleistet". Doch es geht nicht um Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit und strafrechtliche Ahndung von DDR-Verbrechen wie Toten an Mauer und Stacheldraht. Von Karl-Heinz Baum (Berlin) Mielke ist zwar deswegen auch angeklagt, im Prozeß, der im November gegen den obersten DDR-Mann Erich Honecker und andere begann; doch das Verfahren gegen ihn wurde dort abgetrennt und vorläufig eingestellt, bis die 23. Kammer den Prozeß beendet. Mielke muß sich wegen Ermordung zweier Polizisten und Mordversuchs an einem dritten auf dem Berliner Bülowplatz am 9. August 1931 verantworten.

Der einstige Stasi-Chef schien es sich zunächst schuldig zu sein, ein Verwirrspiel mit der Justiz zu treiben. An den ersten Sitzungstagen erschien der kleine Mann (kaum 1,65 Meter groß) mit breitrandigem Nappa-Leder-Hut. So war in alter Stasi-Manier sein Gesicht im Gerichtssaal kaum wahrzunehmen. Inzwischen trägt er den Hut nicht mehr, wohl auch, weil der Richter einfach darüber hinwegsah. Nun kauert er meist zusammengesunken auf einem Lehnstuhl hinter der Absperrung. Die zu Beginn des Verfahrens offenkundig simulierten Schwächeanfälle - ein Arzt stellte jeweils sofort Verhandlungsfähigkeit fest - gehören der Vergangenheit an, auch seine Rufe in den Gerichtssaal: "Ich will hier raus." Seit über einem halben Jahr ist kein Arzt mehr anwesend.

Rechtsgeschichte wird das Verfahren aus zwei Gründen machen: Zum ersten Mal soll in Deutschland eine Tat nach mehr als sechzig Jahren gesühnt werden. Zum andern ist es wohl noch nie einem Verdächtigen gelungen, ihn belastende Akten über vierzig Jahre selbst versteckt zu halten. Daß Mielke sie überhaupt aufbewahrte, ist wohl nur mit der Sammelwut des Stasi-Chefs zu erklären.

1947, als die Berliner Justiz nach dem Ende der Nazi-Herrschaft das Ermittlungsverfahren gegen den der Tat verdächtigen Mielke wiederaufnahm (er hatte sich 1931 in die Sowjetunion abgesetzt, war dort vor Verfolgung sicher, kehrte 1945 nach Deutschland zurück), beschlagnahmten sowjetische Behörden die Akten und übergaben sie irgendwann dem immer mächtiger werdenden SED-Mann. Wann und wie das geschah, ist unbekannt; der Angeklagte schweigt sich im Verfahren aus. So blieb sein Tatbeitrag so unbekannt wie ein mögliches Motiv.

Unstrittig zwischen Anklage und Verteidigung ist das Geschehen, strittig aber, ob der Angeklagte Täter ist. Dazu hat sich Mielke einmal indirekt geäußert. Nach Verlesung der Anklageschrift murmelte er deutlich hörbar vor sich hin: "Alles Quatsch. Ich war's nicht."

Der 9. August 1931 war der Tag der Abstimmung über die Auflösung des Landtags in Preußen. Die Lage war gespannt: Am Tag zuvor hatte die Berliner Polizei einen kommunistischen Arbeiter erschossen. Die KPD hatte Rache angedroht. Kurz nach 20 Uhr machten die Polizisten Paul Anlauf, Franz Lenk und Richard Willig auf dem Bülowplatz einen Kontrollgang, plötzlich fielen Schüsse; alle drei Polizisten sanken von Kugeln getroffen, blutüberströmt zusammen. "Du Husar, du Schweinebacke, du den anderen", hatte der schwerverletzt überlebende Willig ("Husar") unmittelbar vor den Schüssen gehört, so gab er damals zu Protokoll.

Die demokratische Weimarer Justiz hatte bei der Suche nach den Tätern wenig Erfolg. Schneller ging es nach der NS-Machtübernahme 1933. Die SA, die "Sturm-Abteilung" der Partei, führte zusammen mit der Polizei Ermittlungen und präsentierte bald Mittäter, die verurteilt wurden, und Täter, die flüchtig waren: den zur Tatzeit 23jährigen Speditionskaufmann Mielke und den gleichaltrigen Techniker Erich Ziemer, beide Mitglieder der KPD und des Parteiselbstschutzes, Intimfeinde der NSDAP also.

Mielkes Verteidiger Stefan König, Hubert Dreyling und Gerd Graupner drängten von Anfang an auf Einstellung des Verfahren wegen Verjährung. Doch davon will die Kammer nichts wissen; sie sieht die Verjährung durch das Eingreifen der sowjetischen Behörden 1947 unterbrochen. Den Anwälten gelang aber, damalige SA/Polizei-Protokolle in Frage zu stellen; Dokumente belegen, daß Vernommene unter rechtsstaatswidrigen Methoden wie Folter und Erpressung aussagen mußten; Freigesprochene kamen in Schutzhaft. So verzichtete das Gericht auf diese Protokolle. Bis auf eines, das des Johannes Broll, eines Kommunisten, der nach der NS-Machtergreifung zur Hitlerpartei überlief.

Der habe als NSDAP-Mitglied nicht gefoltert oder erpreßt zu werden brauchen, folgerte das Gericht. Offen ist freilich, wieweit er selbst an der Tat beteiligt war (trotz des Frontenwechsels wurde er 1934 zu vier Jahren verurteilt). Waren seine SA- und NSDAP-Mitgliedschaft und belastende Aussagen gegen Mielke und Ziemer - sie saßen im sicheren Port - nur ein Versuch, sich selbst zu entlasten?

Anwalt König brachte eine andere Überlegung ins Spiel: Womöglich sei Broll, eine Art Gerichtsschreiber für die SA, die Mielke belastende Einlassung "in die Feder diktiert" worden. Broll hat unter SA-Aufsicht 1934 niedergeschrieben, er habe gesehen, wie Mielke auf dem Bülowplatz hinter den Polizisten hergegangen sei und Ziemer eine Waffe in der Hand gehabt habe; eine schwere Belastung. Doch die Verteidigung ließ eine Aussage Brolls aus dem Jahre 1933 verlesen; da wollte er nur "von Schüssen gehört" haben.

Nach Meinung der Staatsanwälte hat sich Mielke am meisten selbst belastet, in von eigener Hand geschriebenen Lebensläufen, die sich im Moskauer Zentralarchiv für russische Geschichte erst während des Prozesses fanden. Beglaubigte Kopien kamen über langwierige Wege (Gericht, Berliner Justizverwaltung, Bundesjustizministerium, Auswärtiges Amt, russisches Außenministerium, Moskauer Zentralarchiv und zurück) erst, als das Gericht schon nicht mehr daran glauben wollte. Verlesen wurden die Bekenntnisse aus den Jahren 1932 und 1933, in Moskau niedergeschrieben, als der Prozeß auf den Tag ein Jahr alt war.

Er, Mielke, habe sich an "Terrorakten" beteiligt, heißt es da. "Als letzte Aktion erledigten ein anderer Genosse und ich die Bülowplatzsache. Meine Eltern ahnen, daß ich dabei war." Und: "Letzte Aktion: Bülowplatz. Unterbrach deshalb meine Parteiarbeit und ging auf Weisung des Zentralkomitees in die SU." Ob diese Bemerkungen dem Berliner Landgericht für einen Schuldspruch reichen? Der einzige noch lebende Augenzeuge, der 80jährige Adolf Munter aus Ost-Berlin, hat die Tat zwar aus der Nähe gesehen, konnte aber nicht bekunden, ob Mielke Täter war. Als er die Schüsse vernahm, gab er, um sein Leben fürchtend, Fersengeld. Eindrucksvollste Szene war der kurze Auftritt der Nebenklägerin Dora Zimmermann, Tochter des getöteten Polizisten Paul Anlauf ("Schweinebacke"). Als kleines Mädchen erlebte sie die tödlichen Schüsse auf den Vater von der Wohnung am Bülowplatz aus. Sie dankte Gericht und Staatsanwaltschaft für die Mühe, die sie sich sechzig Jahre später mit der Aufklärung des Verbrechens gemacht hätten. "Erst der Rechtsstaat, dem ich seit der Wiederveinigung auch angehöre, hat das Verfahren möglich gemacht und mich als Nebenklägerin zugelassen." Sollte Mielke verurteilt werden - "lebenslang" fordern die Staatsanwälte, "Freispruch" oder "Einstellung des Verfahrens" die Verteidiger -, wird das andere Verfahren gegen Mielke wegen der Toten an Mauer und Stacheldraht wohl eingestellt.

Zu Beginn des Prozesses hat Dora Zimmermann den Tschako ihres Vaters überreicht, den sie zeitlebens aufbewahrte. Die Einschüsse am Hinterkopf - Schmauchspuren sind am Tschako noch zu erkennen - stützen die Annahme der Staatsanwälte, die Polizisten seien heimtückisch, aus niederen Beweggründen und aus nächster Nähe umgebracht worden, Mord also und nicht Totschlag. Ob Mielke Täter war, kann der Tschako nicht belegen. Nebenkläger-Anwalt Jürgen Lischewski sieht auch so viele Jahre nach der Tat einen Sinn im Verfahren: "Heute Mächtige sollen wissen, daß sich rechtsprechende Gewalt nur zeitweilig unterdrücken läßt."

Spielplatz-Frühling

SULZBACH. Die Spielplätze der Gemeinde werden generalüberholt, bevor die Kids mit Beginn der schönen Jahreszeit wieder auf Klettergerüsten herumtollen oder Sandburgen bauen.

Erst mal werden die Plätze in Augenschein genommen, anschließend sind die Mitarbeiter des Bauhofes damit beschäftigt, sie zu warten und wo nötig zu erneuern. she

Wohnungsnot Schritt für Schritt lindern Richtfest in Rodgau und Baubeginn in Rödermark

RODGAU/RÖDERMARK. Die größte Stadt des Kreises ist einen weiteren Schritt vorangekommen, um Wohnungsnot lindern zu helfen. Kürzlich wurde Richtfest gefeiert am Mollischgraben in Weiskirchen: Zwei Wohnblocks mit insgesamt 23 Sozialwohnungen gehen und sehen ihrer Vollendung entgegen. In Rödermark gibt es konkrete Pläne für den Bau weiterer acht Sozialwohnungen.

In Rodgau ist es das zweite nennenswerte Wohnungsbauprojekt der Stadt in jüngster Vergangenheit, nachdem im zurückliegenden Jahr elf Sozialwohnungen in Dudenhofen ihrer Bestimmung übergeben worden waren.

In der Dietrich-Bonhoeffer-Straße sind innerhalb eines halben Jahres seit der Grundsteinlegung im Frühherbst '92 zwei Bauwerke in die Höhe gewachsen, die im Herbst dieses Jahres bezugsfertig sein sollen. Unter den beiden Dächern ist Platz für insgesamt neun Zwei-, zehn Drei- und vier Vier-Zimmer-Wohnungen. Die kleineren Einheiten sind zwischen 55 und 80 Quadratmeter groß, die Vier- Zimmer-Wohnungen verfügen über bis zu 122 Quadratmeter Wohnfläche.

Die Stadt läßt sich das Vorhaben knapp fünf Millionen Mark kosten und ist dankbar, daß ihr Wiesbaden mit 3,3 Millionen Mark unter die Arme greift. Die fünf Wohnungen in den zwei Erdgeschossen sind ausnahmslos behindertengerecht ausgestattet.

In Anwesenheit von Landrat Josef Lach übte Rodgaus Bürgermeister Paul Scherer unverhohlen Kritik am Kreis Offenbach, der Rodgau auf seiner Prioritätenliste immer etwas weiter unten eingeordnet habe. Um so wertvoller seien die Beziehungen eines Ersten Stadtrats Thomas Przibilla zur hessischen Landesregierung gewesen, die die Dringlichkeit anders eingestuft und Rodgau mit einem großzügigen Zuschuß aus dem Landessäckel versehen habe.

Die 23 Wohnungen in ruhiger und doch zentraler Lage stehen jetzt zur Disposition. Noch ist keine der Räumlichkeiten vergeben.

Doch nicht nur in Rodgau entstehen neue Sozialwohnungen: In Rödermark soll im April Baubeginn sein für ein Acht-Familien-Haus in der Dahlienstraße im Breidert, das die Stadt mit Geldern des sozialen Wohnungsbaus errichten will. Gedacht ist an zwei Ein-, fünf Drei- und eine Vier-Zimmer-Wohnung für Kinderreiche.

Die Ein-Zimmer-Wohnungen sind für alte Leute oder junge Ehepaare, die Drei- Zimmer-Wohnungen für Schwerbehinderte, Spätaussiedler oder Alleinerziehende vorgesehen. Das Projekt wird rund 1,5 Millionen Mark kosten. ttt

Streuobstwiese statt der häßlichen Hundezwinger Naturschützer im benachbarten Kelkheim rekultivieren Gelände der früheren Pelztierfarm

KÖNIGSTEIN. Kalter Wind pfiff um die Ohren, zerrte am Haar, und vor den Augen lag der Batzen Arbeit, den sich Kelkheims Naturschützer für die nächsten Jahre vorgenommen haben: Das 2,2 Hektar große Gelände der früheren Pelztierfarm - Schandfleck im Schmiehbachtal - soll rekultiviert werden. Der umzäunte Hang, auf dem jetzt noch Bretterhütten der früheren Nutria-Zucht einem Hundezüchter als Zwinger dienen, soll dann als offene Streuobstwiese heimischen Pflanzen und Tieren Lebensraum bieten. Auch der Schmiehbach, der das Grundstück am Fuße des Hanges begrenzt, wird auf der Breite des Geländes wieder sein angestammtes, natürliches Bett mit weitläufiger Talaue erhalten.

"Erstmal müssen die Zäune, Pfosten und Hütten weg; alle alten, toten Bäume raus, junge Hochstämme gepflanzt werden und die Betonplatten im Bach verschwinden." Was Oliver Conz vom Bund für Vogelschutz mit ein paar Gesten umreißt, wird gut fünf Jahre dauern und rund 110 000 Mark kosten. Mit gut dem Doppelten rechnet gar Kelkheims Bürgermeister Winfried Stephan.

Die Stadt kauft das 2,2 Hektar große, "L"-förmige Gelände vom Pelzhändler Anton Fuchs und dessen Schwester Helga Reindl zum stattlichen Gesamtpreis von 454 020 Mark. Ein stolzer Batzen - genau das Doppelte der Summe, die Gutachter des Regierungspräsidenten als akzeptabel vorgeschlagen hatten. Kelkheim zahlt unterm Strich jedoch "nur" 162 000 Mark. 80 000 Mark stammen aus Abgaben der Baugesellschaft TEKA, die die Stadt als Entschädigung für verbaute Natur kassierte. Der größte Brocken, eben jene von den Gutachtern geschätzten 224 000 Mark wird aus dem Ausgleichsabgabentopf des Landes bestritten, in dem allein aus dem Main-Taunus-Keis 2,5 Millionen Mark an "Naturschutz-Bußen" stammen.

Geld, das der Kreis wiederum für Naturschutzprojekte abrufen kann - und dazu war es auch höchste Zeit, meint Vogelschützer Oliver Conz. Denn hätte der Kreis nicht schnell zugegriffen, wären die Mittel für andere frei gewesen.

Kaufpreis und Zuschuß für die Rekultivierungsarbeiten zusammengerechnet, könnte die Stadt Kelkheim rund 330 000 Mark vom Land kassieren. Ein seltener Großmut und für Bürgermeister Winfried Stephan offenbar "Argument" genug, trotz des hohen Kaufpreises den Handel einzugehen. Zumal der Landschaftsschutz seiner Meinung nach "unvermeidliche Aufgabe der Zukunft" ist.

Zwei Vollerwerbslandwirte gebe es noch in Kelkheim. Stephan: "Die Stadt gibt jetzt schon rund 100 000 Mark zum Schutz der insgesamt 1500 Hektar Waldflächen aus. Künftig müssen wir ebensoviel für die Landschaftspflege aufbringen." ana

Kinderbilder aus dem Niemandsland

Punkt-Komma-Strich: Das Erlebte wird in die Einfachheit der Zeichensprache übersetzt. Zum Beispiel: die beiden Figuren mit den wachsmalgrünen Beinen und den zitronengelben Köpfen, die einander an den spindeldürren Armen halten. "Vater und Mutter im Exil" hat der acht Jahre alte Ako Nure sein Bild genannt.

Das Bild von Ako ist eines von 27 Exponaten, die das Kindermuseum im Historischen Museum bis zum 4. April zeigt. Die Maler sind Kinder, im völkerrechtlichen Sinne im Niemandsland zu Hause: Es sind kurdische Kinder, deren Bilder in Zusammenarbeit mit dem kurdischen Kunstlehrer Nuri Ismael Fatah entstanden sind und auf Vermittlung des in Frankfurt ansässigen Kulturzentrums Kurdistan hergekommen sind. Die Themen sind "alltägliche": Flucht, Exil, der irakische Giftgasangriff auf Halabja im Jahr 1988. sar

Aufgespießt

"Und wir gehen doch den deutschen Weg." DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker 1985 in Ost- Berlin zum damaligen SPD-Vorsitzenden Willy Brandt, nachdem er eine Flasche Wodka der Marke "Gorbatschow" auf den Tisch gestellt hatte - berichtet von Brigitte Seebacher-Brandt.

JAN HOLSCHUH, Bilddhauer und Elfenbeinschnitzer, hat in Erbach (Odenwaldkreis) die Goethe-Plakette, die höchste kulturelle Auszeichnung des Landes Hessen, erhalten. Der 1909 geborene Künstler ließ sich für sein Werk, das sowohl Schmuck als auch Großplastiken umfaßt, von den Prinzipien des Bauhauses anregen. Der Träger vieler Preise lehrte von 1950 bis 1978 an der Erbacher Fachschule für Holz und Elfenbein.

Gericht: Anwalt diskriminiert Namen nicht mehr ausgehängt im "Führerschein-Mafia"-Prozeß

Wegen möglicher Diskriminierung von Angeklagten im Prozeß um die sogenannte Frankfurter Führerschein-Mafia wird der öffentliche Aushang zu der Hauptverhandlung am Gerichtsgebäude künftig anonymisiert. Das hat die 23. Strafkammer des Landgerichts entschieden. Bisher enthielt der Aushang, der an Sitzungstagen interessierte Zuhörer auf die Verhandlung hinweist, die Namen aller zehn Angeklagten des seit Oktober 1992 laufenden Großverfahrens.

Der Gerichtsbeschluß erfolgte auf Antrag des angeklagten Rechtsanwalts Stefan V., der sich zusammen mit anderen Anwälten sowie Mitarbeitern von Behörden und Justiz unter dem Vorwurf zu verantworten hat, im Rahmen einer "kriminellen Vereinigung" gegen Zahlung von Bestechungsgeldern Führerscheinentzug verhindert oder zumindest verkürzt zu haben.

Die Verteidigung des Angeklagten V. argumentierte, der öffentliche Aushang mit Namensnennung diskriminiere ihren Mandanten und könne ihn in seiner "Berufsausübung als Rechtsanwalt und Notar" behindern. So könnten potentielle Mandanten bei einer zufälligen Kenntnisnahme des Aushangs davon abgeschreckt werden, die Kanzlei des Angeklagten zu konsultieren.

Der Prozeß wird in der kommenden Woche fortgesetzt. lhe

Wieder Preis für "Traumstern"-Kino Das Licher Kino "Traumstern" ist zum sechsten Mal in Folge vom Kreis Gießen mit dem Förderpreis "Kinokultur auf dem Lande" ausgezeichnet worden. Der Preis ist mit 20 000 Mark dotiert.

Airbus-Entführer soll nicht ausgeliefert werden

Die Bundesrepublik Deutschland wird nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft von den US-Behörden voraussichtlich nicht die Auslieferung des Entführers des Lufthansa-Airbusses "Chemnitz" verlangen. Staatsanwaltschaft-Sprecher Hubert Harth teilte nach einem Gespräch mit US-Vertretern mit, die US-Behörden wollten "das Verfahren offensichtlich selbst durchführen".

Der Äthiopier Zewolde Nebiu Demeke hatte im Februar den Airbus auf dem Flug von Frankfurt nach Kairo in seine Gewalt gebracht und in die USA umgeleitet. Tatwaffe war eine Schreckschußpistole. Einen politischen Hintergrund hatte die Flugzeugentführung den Ermittlungen zufolge nicht. rtr

Perfides System

Das von der Autorin zu Recht bezeichnete "ungeschriebene Kapitel: Zwangsprostitution im Nationalsozialismus" (FR vom 27. 2. 1993 "Die drei ,F&rquote;: Fressen, Frauen, Freizeit") hätte längst geschrieben sein können, würde nicht die sexuelle Ausbeutung von Frauen im Krieg wie ein schuldhaftes Verhalten der betroffenen Frauen selbst beziehungsweise als "Kavaliersdelikt" soldatischen Eroberungswillens angesehen werden, über den Mann, wenn der Krieg verloren ist, den Mantel des mitwissenden Schweigens hüllt.

Wie weit nämlich das perfide System der Zwangsprostitution im Nationalsozialismus ging, kann, wie Monika Bingen vor Augen führte, in zahlreichen Notizen der Opfer nachgelesen werden - wenn man es sehen will. So auch bei Krystyna Zywulska, eine der wenigen Überlebenden aus Auschwitz-Birkenau, in ihrem Buch "Wo vorher Birken waren", Darmstadt 1980.

Gisela Wuttke, Billerbeck

Hawaii - ein Eldorado für Aktive

Leider erhielt ich erst jetzt die Rezension des Reiseführers (FR vom 24. 12. 1992 "Hawaii - Reise-, Camping- und Wanderführer"). Hawaii ist ein Reiseparadies für Abenteurer, Wanderer, Camper, Sportler - ein Eldorado für Aktive. Aber nach der Buchbesprechung könnte man meinen, daß diejenigen, die um die halbe Welt zum Wandern und Campen nach Hawaii fliegen, naturverbundene Idioten sind. Nach dem Motto: Wer nach Hawaii zum Wandern fliegt und sich "nur" eine Unterkunft im Textilappartement "leistet", soll lieber zu Hause bleiben.

Der "HAWAII - Reise-, Camping- und Wanderführer" gibt nicht nur Informationen über sämtliche Wanderrouten und Campingplätze, sondern beschreibt auch die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten - kurz und prägnant mit Bewertung anhand eines Drei-Sterne-Systems. Darüber hinaus werden dem Leser die Anfahrtswege zu den entsprechenden Zielen erläutert. Er findet weitere praktische Tips zu Flügen, Mietwagen, preiswerten Unterkünften, Freizeit und Sport sowie Informationen über Geschichte, Kultur, Fauna und Flora.

Klaus Kaufmann (Joe-Verlag) Aalen-Wasseralfingen

Totalitarismus und Utopie

Ich möchte der FR für den Abdruck der "Zeichnungen eines KGB-Offiziers auf dem Archipel Gulag" ebenso danken wie für den diese Bilder begleitenden Text von Ulrich Hausmann (FR vom 27. 2. 1993 "Der große Terror").

Hausmann versucht, die Zeichnungen Baldajews im Zusammenhang mit den subjektiven und gesellschaftlichen Bedingungen, unter denen sie entstanden, zu deuten. Dabei verweist er besonders - in Anlehnung an Thesen Z. Baumanns über die Moderne und den Holocaust - auf die Verwobenheit von Totalitarismus und Utopie:

auf die "Monstrosität" und "serielle Massenhaftigkeit" des Folterns und Tötens, auf die Entindividualisierung von Opfern und Tätern, auf den Umstand, daß die utopische Zielvorstellung die Kriterien lieferte zur Definition dessen, was "lebenswert" war, schließlich auf die Vorstellung der Vernichtung von Menschen als eines Aktes der Säuberung, als "etwas Prduktives": der Gärtner, der das Unkraut jätet, der Genosse Lenin, der die Welt von Schmutz und Müll befreit.

Nach den großen Umbrüchen in der Folge von 1989 und eingedenk der Tatsache, daß wir gerade erst am Anfang einer durch die Öffnung der Archive nun im ganzen Umfang möglichen, nicht nur "oral history" des Gulags stehen, möchte ich für eine Neuauflage des "Historikerstreits" plädieren - ohne politisch-ideologische Verdächtigung, ohne persönliche Gehässigkeit, ohne autistische Monologe und ohne den Willen, anti-bolschewistische Positionen suggestiv in die Nähe des Rechtsextremismus zu rücken oder diverse NS-apologetische Popanze aufzubauen.

G. Lerner, Kassel

"Ich habe Deutsch gelernt und bin fremd geblieben" Zweisprachige Erziehung: Wie die Berliner Schulpolitik mit Minderheiten umgeht

Bevor ich ein Wort spreche aus/nachdenke ich gründlich darüber/Mir soll laufen unter kein Fehler/damit ich nicht falle auf/vor einem so erlesenen Publikum/als unkundiger Trottel/der sich benimmt immer daneben", spottet der chilenische Lyriker Ivan Tapia Bravo über deutsche Borniertheit. Die zeigt sich mit Vorliebe gegenüber Schwächeren - den Sprachminderheiten mit geringem Sozialprestige.

Migrantenkinder haben das Lesen und Schreiben deutscher Wörter zu trainieren - Sprachhülsen, deren Inhalt sie nicht begreifen. Für ihre eigene Kultur ist in unseren Lehrplänen kaum Platz. "Ich habe Deutsch gelernt und bin fremd geblieben", schreibt Tapia. Sprachforscher und Erziehungswissenschaftler kritisieren seit längerem die Diskriminierung von ethnischen Minderheiten und warnen vor "Ausländerfeindlichkeit im Unterricht".

Die "Vision einer ,interkulturellen Schule&rquote;" hatte für etliche Berliner Kinder bereits Anfang der achtziger Jahre konkrete Formen angenommen. Damals begannen drei Lehrerinnen in Kreuzberg, ihre türkischsprachigen Migrantenkinder gleichzeitig und koordiniert türkisch und deutsch zu alphabetisieren. Der Schulversuch wurde 1983 unter der damaligen Schulsenatorin Hanna-Renate Laurien an drei Schulen genehmigt - und zwar in sogenannten Ausländerregelklassen, in denen türkische Kinder getrennt von den anderen unterrichtet wurden. 1989/90 wurde der Versuch unter der rot-grünen Regierung auf insgesamt fünfzehn Schulen ausgedehnt - übrigens auf deren eigenen Wunsch hin. Ein weiterer Erfolg: An die Stelle der Ausländerregelklassen traten deutsch-türkische Regelklassen.

Zweisprachige Alphabetisierung und Erziehung heißt: Gegenstand des Unterrichts sind nicht nur türkische und deutsche Laute und Buchstaben, sondern auch die Inhalte und Bedeutungen von Wörtern, die Erfahrungen der Kinder mit den benannten Gegenständen und Sachverhalten. Wo eine Übersetzung notwendig ist, springt eine türkische Lehrerin ein, die auch deutsch spricht. Die türkischen Kinder sind nicht länger zum Schweigen verurteilt. Die Lerninhalte werden im Dialog entwickelt. Gemeinsam finden die Schülerinnen und Schüler wichtige Themen aus ihrer Lebenswelt mit den entsprechenden Begriffen - Schlüsselbegriffen.

"Hund" ist ein solches Schlüsselwort. Beim Thema Hundehaltung treffen die Erfahrungen aus der agrarisch-türkischen Gesellschaft auf die völlig anderen aus dem deutschen städtisch-industriellen Kulturkreis. "Schaf", "Arbeit", "Oma", "Kopftuch" sind weitere Schlüsselwörter. Stets bergen sie die Erfahrungen zweier Welten: der des Elternhauses und der der deutschen Umgebung - der Schule, des Wohnviertels, der Altersgruppe. Keine dieser Welten soll verschwiegen, verdrängt, unterdrückt werden. Vielmehr müssen beide vermittelt, in Beziehung zueinander gebracht werden, damit die Kinder ihre unterschiedlichen Welten verstehen, sich in ihnen zurecht finden können. Die deutschen Kinder erfahren das Türkische als eine ernstzunehmende Sprache, lernen eine neue Kultur kennen, können Vorurteile abbauen.

Die hohe Akzeptanz, die der Schulversuch bei türkischen und deutschen Eltern genießt, ist auch der Aufmerksamkeit der CDU/SPD-Regierung nicht entgangen. In ihrer Koalitionsvereinbarung von 1991 legte sie fest: "Die zweisprachige Alphabetisierung (Deutsch und Muttersprache) wird gesichert und fortgeführt." Trotz dieser offiziellen Zusicherung hat es von seiten des Schulsenats unter Leitung von Jürgen Klemann (CDU) aber immer wieder Versuche gegeben, die zweisprachige Erziehung zu unterminieren.

Bereits im April 1991 veröffentlichte der Türkische Elternverein - der Interessenverband der türkischen Eltern in Berlin - einen Brief an Schulsenator Klemann, in dem der Verein gegen geplante Kürzungen im Bereich der zweisprachigen und interkulturellen Erziehung protestierte. Alarmierend war die Tatsache, daß die Senatsschulverwaltung die Fortbildung der türkischen und deutschen Lehrkräfte in den zweisprachigen Klassen für das Schuljahr 1991/92 ohne Begründung gekürzt hatte. Außerdem wurden drei von der vorherigen Schulsenatorin Sybille Volkholz eingesetzte Arbeitsgruppen in der Senatsschulverwaltung, die Rahmenbedingungen und Konzeptionen für die zweisprachige Erziehung erarbeiten sollten, nach dem Regierungswechsel nicht mehr einberufen bzw. zum neuen Schuljahr aufgelöst.

Öffentlich ließ Klemann keine Gelegenheit aus, um die Notwendigkeit des Sprachenlernens zu betonen: " . . . wir brauchen dieses Engagement und die Neugierde, um Begegnungen und Verständnis in einm zusamenwachsenden Europa zu fördern." Den deutschen und türkischen Eltern, die sich für die zweisprachige Erziehung eingesetzt hatten, wurde ein spezielles Beruhigungsbonbon zugeschoben: "Der Senator für Schule . . . hat sich für die uneingeschränkte Einlösung der in den Koalitionsvereinbarungen zwischen CDU und SPD abgesprochenen Sicherung und Fortführung zur zweisprachigen Alphabetisierung ausgesprochen."

Aber die Hintertür war schon geöffnet: "Mit der Beendigung des Schulversuchs 1993 sollen die Ergebnisse ausgewertet werden", verlautete es aus dem Hause Klemann. "Danach wird entschieden, wie die unterschiedlichen Konzepte der Schulen weitergeführt werden." Die Auswertung sollte nicht den Wissenschaftlerinnen, die den Schulversuch seit zehn Jahren begleiten, überlassen bleiben. Die legten zwar pünktlich im Februar ihre Abschlußberichte vor (einschließlich ihrer mehrjährigen Vergleichsuntersuchungen zum bilingualen Schriftspracherwerb). Aber, so der Schulsenator: "Nur ein falsches Wissenschaftsverständnis würde angesichts einer derartigen Situation auf das in den Sozialwissenschaften verbreitete und bewährte Instrument des externen Gutachtens verzichten." Was Klemann unter "derartiger Situation" versteht, läßt eine Äußerung von Dagmar von Loh ahnen, Oberschulrätin für internationale und europäische Fragen der Berliner Schule. "Wir haben uns im universitären Bereich bemüht, Linguisten, anerkannte Linguisten benennen zu lassen", sagte sie. "Diese zweisprachige Alphabetisierung ist ein so heißes Thema, daß die meisten Wissenschaftler abgewinkt haben und gesagt haben, sie wollen sich nicht ins Politische reinziehen lassen."

Das heiße Eisen nicht gescheut hat Sascha W. Felix, Professor für Linguistik an der Universität Passau. Kein Wunder, angesichts der Vertragsbedingungen. In einem Schreiben vom 31. März 1992 - Briefkopf der Universität Passau - erklärte der Wissenschaftler seine "grundsätzliche Bereitschaft . . ., eine gutachterliche Untersuchung zur Überprüfung der Sprachfähigkeit und Rechtschreibungskenntnisse von Schülern an den in Ihrem Schreiben vom 23. 3. 1992 genannten Berliner Schulen durchzuführen". Für das gesamte Projekt einschließlich Erstellung des Gutachtens rechnete der Linguist circa acht Monate. "Dies bedeutet einerseits, daß ich selbst mich während der acht Monate voll der Berliner Untersuchung widmen und andere Projekte auf das kommende Jahr verschieben muß. Andererseits wird bei der Durchführung der Untersuchung kaum auf die Hilfe von Mitarbeitern zu verzichten sein", so Felix. "Einerseits - andererseits" heißt im Klartext "sowohl als auch": 56 000 Mark möchte der Professor für seine Nebentätigkeit, 31 285 Mark für die Mitarbeiter (Sekretärin, studentische Hilfskräfte, einen Akademischen Rat), macht zusammen 87 285 Mark. Ein nettes Sümmchen, mag man denken; doch was macht das schon angesichts der Millionensummen, die Berlin für Lehr- und Lernmittel, Schulgebäude und Lehrer ohnehin fehlen. "Das Genehmigungsschreiben ist umgehend zu fertigen, da es Professor Felix bis spätestens 3. Juli 1992 vorliegen muß", notierte denn auch Dagmar von Loh handschriftlich. Und richtig lag am 8. Juli 1992 der Werkvertrag unterschrieben da.

Bei Lehrern, deutschen Eltern und türkischem Elternverein sorgt der Werkvertrag inzwischen für erhebliche Unruhe. Man fragt sich, woher das Geld kommt, das für das längst notwendige Lehrerbegleitbuch zum Schulversuch bis heute nicht bewilligt ist. Daß ein externer Gutachter beauftragt wird, betont Sybille Volkholz - bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Grüne im Abgeordnetenhaus von Berlin - ist "ein absolut ungewöhnliches Verfahren. Insofern müßte die Senatsverwaltung schon glaubwürdig begründen können, warum sie diesen sehr unüblichen Weg wählt, wenn sie nicht von vornherein wirklich ein Mißtrauen gegen die derzeitige wissenschaftliche Begleitung säen will."

Mißtrauen vor allem gegenüber dem Sprachbegriff, der dem Schulversuch zugrunde liegt. Er ist eng verknüpft mit der "Pädagogik der Unterdrückten" des Paulo Freire. Der "bedeutendste Volkspädagoge der Gegenwart" - wie er oft genannt wird - begann seine Alphabetisierungskampagnen in den Slums und trostlosen Landarbeitersiedlungen Brasiliens. Das Lesen- und Schreibenlernen verband er mit der sogenannten politischen Alphabetisierung: Die Menschen sollten ihre gesellschaftlichen und kulturellen Wurzeln erkennen lernen, um langfristig ihre eigenen Instrumente zur Veränderung ihrer benachteiligten Lage entwickeln zu können. Die Fähigkeit, korrekte Sätze zu bilden und Wörter fehlerfrei zu schreiben, ist dabei nur ein Teilziel des Sprachenlernens. Nur um dieses Detail geht es aber in dem Test von Sascha W. Felix.

Der gesamte Test umfaßt sechs Teile: drei Orthographie- und drei Grammatiktests, die innerhalb eines Monats durchgeführt werden sollten. Betroffen waren türkische und deutsche Kinder, die ihr zweites Schuljahr gerade hinter sich hatten. In einem Vorgespräch, an dem Felix&rquote; wissenschaftlicher Mitarbeiter Dietrich Lange (Honorar 11 000 Mark) - Akademischer Rat an der FU Berlin - teilnahm, kritisierten die Lehrer, daß Sätze aus dem Zusammenhang gerissen und ihr Inhalt für die Kinder schwer nachvollziehbar sei. So entwarf der Passauer Linguist einen Text, in dem Kinder auf "den Kreuzberg wandern", einem "der wenigen Berge Berlins", um dann abends "mit einem Bus mit gelblichen Streifen" zu fahren. Da mag man ins Grübeln kommen: Kann man in einer Stadt "wandern"? Ist der "Kreuzberg" ein Berg, weil er so heißt oder weil er ganze 66 Meter hoch ist? Wann ist Gelb "gelblich"? Aber das tut hier offenbar nichts zur Sache: Auf Inhalte, sagte Lange den Kindern, sollten sie nicht achten.

Aber die Untersuchung war noch nicht einmal altersgemäß: "Die vom Test abgeprüften Aspekte der deutschen Orthographie . . . sind laut Berliner Rahmenplan nicht Bestandteil der Rechtschreiberziehung der zweiten Klasse", stellten die Lehrer fest. Ähnliches gilt für die getesteten Syntaxkenntnisse; sie "können nicht auf im Unterricht gewonnenen Kenntnissen basieren, denn solche Regelkenntnisse sind laut Berliner Rahmenplan nicht Unterrichtsgegenstand der ersten/zweiten Klasse".

Der Einspruch der Pädagogen und Pädagoginnen fand freilich kein Gehör. Sie hatten bei solcherlei wissenschaftlichen Übungen nur Handlangerdienste zu leisten: Er dürfe keine Unterlagen vorlegen, bedeutete Dietrich Lange; auch habe Professor Felix ihn angewiesen, keinerlei Testunterlagen herauszugeben. Nein, auch nach Abschluß des Tests sei er dazu nicht befugt. Die Lehrerinnen und Lehrer sollten lediglich bei der Durchführung helfen (Klassenlisten schreiben, Testblätter verteilen, Ankreuzverfahren erklären, gegebenenfalls Arbeitsanweisungen übersetzen). Das Verfahren, erklärte Rainer Höttler aus Dagmar von Lohs Referat VI B, sei eine rein innere Angelegenheit der Hauptverwaltung. Auch das hört sich in der offiziellen Version ganz anders an: " . . . den beteiligten Schulen (werden) ausgesprochen weitgehende Informations- und Mitsprachemöglichkeiten eingeräumt". HANNEGRET BIESENBAUM

Eis

Die Frau trug schwarz, einen Pagenkopf und die Zigarette senkrecht wie einen Kerzendocht zwischen Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand. Sie schwieg ausführlich. Das Kind neben ihr stocherte in der Eiskugel. Die Kugel schwamm in einer silbernen Schale inmitten eines kleinen Schokoladensaucensees, wobei sich die Nase des Kindes genau auf Meeresspiegelhöhe befand. Es hatte den Eindruck, das Eis sei so sehr praktisch plaziert. Es stocherte ausgiebig, mit dem ungebrochenen Eifer eines Schatzsuchers, als sei es vollkommen sicher, daß in der Kugel noch mehr sein mußte als immer nur Eis, Eis. Vielleicht Worte. Schließlich hatte es schon einmal in einer Suppe Worte gefunden. Genaugenommen, waren es Buchstaben gewesen, die es wie Unterseeboote navigiert hatte, bis sie sich zu Worten gruppierten. Schließlich hatte es sie dann gegessen.

Der Vater wehte durch die Tür des kleinen Eis-Cafés. Er trug einen fichtengrünen Mantel, dessen Saum ihm gerade bis zu den Kniekehlen reichte. Nach dem Gesamtbild seiner Erscheinung zu schließen, handelte es sich um ein topmodisches Modell. Im ungünstigeren Fall um ein Modell, das nur zwischenzeitlich aus der Mode geraten war. Der Vater bestellte, kulinarisch dauerhaften Moden zugetan, einen Frascati.

Hinter der Theke verhandelte die falsche Blondine in Baßtönen über die große "Libä". Fünf Monate große Libä. Nun, so groß konnte sie nicht gewesen sein. Daß die Menschen immer über Liebe quatschen mußten. Der Vater schaute zur Seite, hinüber zur Theke, als hätte allein der Zufall ihn an diesem Nachmittag an die Seite dieser Frau und des Kindes geweht, die ihn ansonsten nichts angingen.

Die Frau las jetzt, während sich ihre Stimme um Oktaven höherschraubte, aus der Boulevardzeitung. Es ging um einen Skandal, der im englischen Unterhaus spielte, wobei irgendeinem Lateinlehrer die zentrale Rolle zufiel. Hmmmm, machte die Frau und stieß den Löffel in das Eis, das nichts kugelförmiges mehr hatte. Das Kind blieb unbeeindruckt. Es hatte die ganze Kugel in erwartungsvollem Schweigen umgegraben. Und kein einziges Wort gefunden.

SABINE RIEDEL

Schülervertretung für Willy-Brandt-Schule

KELSTERBACH. Einstimmig sprach sich die Kreisschülervertretung Groß-Gerau für den Vorschlag des Schulträgers Kelsterbach aus, die dortige Integrierte Gesamtschule "Willy-Brandt-Schule" zu nennen. In gleicher Weise hatten sich auch das Kelsterbacher Stadtparlament und die Gremien der IGS geäußert. "Die Kreis-SV begrüßt den Wunsch von Schule und Schulträger, sich mit dem Namen Willy Brandts identifizieren zu wollen", erklärte Kreisschülersprecher Björn Krausgrill. cas

Auch Spanien ist für den Papst kein Heimspiel mehr

Die Mehrheit der Spanier und Spanierinnen vergibt dem Ehepartner ein außereheliches Abenteuer. Soziologen haben festgestellt, daß ihr Anteil in nur einem Jahr von 42 auf 53 Prozent der Bevölkerung angestiegen ist. Tolerant sind vor allem die politisch Linksstehenden und "Studierten". Sie und die wenig religiös Eingestellten finden es heute schlimmer, bei der Steuererklärung den Staat zu betrügen als den Partner zu hintergehen. Die Kirchengläubigen sind entgegengesetzter Meinung, die eheliche Untreue ist für sie weit schlimmer. Die "Toleranten" verweisen auf die Bibel: Jesus vergab der Ehebrecherin Maria Magdalena, die betrügerischen Geldwechsler aber jagte er aus den Tempel.

All dies wird sich der Papst in sein Notizbüchlein eintragen. Es wird ihm Kopfzerbrechen bereiten. Im Juni besucht Johannes Paul II. zum 4. Mal sein geliebtes katholisches Spanien. Was soll er die Spanier lehren? Mehr Ehetreue, mehr Toleranz, mehr Härte, mehr Vergebung? Auch Spanien ist für den Papst kein "Heimspiel" mehr.

WERNER HERZOG (Madrid)

Reiseliteratur

Programme + Prospekte

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Bram Stoker's Dracula (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Sneakers - Die Lautlosen (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Der kleene Punker (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr);

Kino 3: Liebling wir haben ein Riesenbaby (15 Uhr); Hape Kerkeling - Kein Pardon (20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Stalingrad (17, 20 Uhr).

Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Stalingrad (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Hofheim. AOK, Wilhelmstraße 16: "Die positive Kraft des Schönen", Werke der Malerin Ortrud Philipp-Gutberlet, 8.30 bis 12.15 Uhr (bis 31. 3.).

Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).

Liederbach. Rathaus: Ausstellung der Lebenshilfe "Seh-Weisen" von Gabriele Schliesser, Werner Keller und Doris Schwager, 8 bis 12 Uhr (bis 10. 3.).

Schwalbach. Rathaus: "Märchen - Mythen - Sagen", 8 bis 12 Uhr (bis 17. 3.). Vorträge / Kurse Eschborn. VfA: Training für Selbstverteidigung, Sporthalle der Hartmut-Schule, Dörnweg / Ecke Pestalozzistraße, 18 bis 20 Uhr, Auskunft Tel. 0 61 96 / 4 23 07, Frau Bachus. Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 19 bis 22 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.

Guttempler Gemeinschaft "Aktiv", Evang. Gemeindehaus, Zum Quellenpark 54: Beratung, 19 Uhr, Treffen, 20 Uhr.

Flörsheim. Anonyme Alkoholiker und AL-Anon-Familiengruppen: Treffen, Josefsgemeinde, Kolpingstraße 13, 19.30 Uhr.

Hofheim. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Infos, Beratung, Selbsthilfegruppe, evangelisches Gemeindezentrum, Kurhausstraße 24, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Diakonisches Werk: "Café Ambet", Martha-Else-Haus, Staufenstraße 27, 17 bis 20 Uhr.

Gesundheitsamt des MTK: Mehrfachschutzimpfung für Kinder und Mütterberatung, Am Kreishaus 1-5, 14 bis 15.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 20 11 50 oder 20 11 51.

Jugend- und Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5: Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung des Cariatasverbandes, Vincenzstraße 29 a: Sprechzeit, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.

Verbraucherberatung: Untertor, im Haus der Taunussparkasse, 3. Stock, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.

DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- Besorgungs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Termine unter Tel. 0 61 95 / 55 59, Görlitzer Straße 2, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

Liederbach. Guttempler: Gesprächskreis für Alkoholabhängige, Liederbachhalle, Wachenheimer Straße, 19.30 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 37 02 und 0 69 / 3 05 29 96. Vereine / Organisationen Hattersheim. Treffen der Stillgruppe, Grünes Haus am Weiher, 10 bis 11.30 Uhr; Beratung unter Tel. 061 90 / 7 27 11.

Hofheim. BUND: Mitglieder-Treffen, "Stadt Hofheim", 19.30 Uhr.

Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Wirbelsäulengymnastik, 17.30 bis 18.30 Uhr; Bewegungstherapie und Herzsport, 18.30 bis 19.45 und 19.45 bis 21 Uhr, Stadthalle, kleiner Saal, Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.

Sportgemeinschaft: "Herzsport" der SG-Sportgemeinde, Turnhalle der Pestalozzischule, 18.30 bis 20 Uhr; Auskunft unter Tel. 0 61 95 / 6 50 25.

DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 16 bis 17 Uhr (hintere Eingangstür).

Sportgemeinschaft: Wandergruppe, einstündige Waldwanderung, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Sportverein Ruppertshain: Mutter- und Kind- (2 bis 4 Jahre) Turnen, Schönwiesenhalle, 16 bis 17 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30

Sulzbach. Elternschule Taunus: Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Eschborner Straße 2, 10 bis 11.30 Uhr, Anmeldung Tel. 0 61 92 / 2 20 98 und 0 61 72 / 69 45. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum "Mamma mia", Kolpingstraße 2 (Räume der Bonifatius-Gemeinde): Cafétreff, 15 bis 17 Uhr. Senioren Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; Seidenmalerei in der Textilwerkstatt, 13.30 Uhr; Rommé, Café, 14 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Stammtisch II, 8.30 Uhr; Computer-Workshop, 9.30 Uhr; Englisch-Stammtisch III, 10 Uhr; Skat und Spiele, 13 Uhr, Basteln, 14 Uhr (Untergeschoß), Werkstatt, 14 Uhr. Kinder / Jugendliche Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: Jugendcafé, 14 bis 19 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Tel. 0 61 90 / 48 67.

Kelkheim. Jugendtreff Kelkheim Mitte: 14.30 bis 16.30 Uhr und 17 bis 21 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 20 bis 21 Uhr.

Hofheim. Fest zum internationalen Frauentag "Lila Montag", VHS-Gebäude, Pfarrgasse 38, 18 Uhr.

Schwalbach. Frauen empfangen Frauen in Schwalbach, zum internationalen Frauentag, Bürgerhaus, 18 bis 20 Uhr, anschließend Mitfahrgelegenheiten zum großen Frauenfest in Hofheim.

WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Jahrhunderthalle: Flötist Aurèle Nicolet mit dem BBC Scottish Symphony Orchestra, Glasgow, 20 Uhr. Ausstellungen MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.).

Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle, Kurmainzer Straße 1: Beratung, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06-54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 20 03.

Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft in Höchst c/o Christophorusgemeinde, Hospitalstraße 42: 14 bis 16 Uhr, Tel. 30 49 21.

Caritas: Sozialdienste für Spanier: 9 bis 12 Uhr; für Italiener, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Kasinostraße 15; Tel. 0 69 / 30 72 41.

Pro Familia: Hostatostraße 16, Sexualberatung/Familienplanung, 9 bis 11 Uhr; Männertreff, 18 bis 19.30 Uhr.

Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfen und Tips für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Evangelischer Regionalverband: Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, Johannes- Busch-Haus, Hospitalstraße 42, 18.30 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154: Sprechzeit, 10 bis 15 Uhr.

Evangelisches Beratungszentrum: Psychosoziale Beratungsstelle, Hospitalgasse 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7: Sprechzeit, 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Höchst. Turnverein: Ski-Gymnastik für Jedermann, Turnhalle, Hospitalstraße 34, 19 bis 20 Uhr.

Nied. Männergesangverein: Singstunden, Colleg I, Haus Nied, Luthmerstraße, 19.30 Uhr.

Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Busfahrt zur Herrenmühle im Odenwald, Start Bolongarostraße 137, 11 Uhr, Anmeldung Tel. 31 24 18 Frau Block; Bridge für Fortgeschrittene, 14 Uhr; Bridge für Anfänger, 15 Uhr; Planungsgruppe, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr. WIESBADEN

Filmspiegel Archivkino Caligari, Am Markt/Herrnmühlgasse: Babes in Arms, Original ohne Untertitel (17.30 Uhr); Citizen Kane (19.30 Uhr); Uliisses (21.30 Uhr).

Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Alarmstufe: Rot (15, 17.30, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Duft der Frauen (13, 16, 19.30 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Ein ganz normaler Held (14, 17, 20 Uhr).

Alpha: Jimmy Hoffa (13, 16, 19, 22 Uhr).

Beta: Hape Kerkeling - Kein Pardon (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Ehemänner und Ehefrauen (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Malcolm X (15.30, 20 Uhr). Ausstellungen Galerie Rathaus, Schloßplatz 6: Raum- Strukturen und Licht von Ingeborg Finke, 10 bis 19 Uhr (bis 8. 4.).

Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (bis 9. März).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).

Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).

Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).

Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt, Dotzheimer Straße 38-40: Aids-Beratung, 16 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe, Karl-Glässing-Straße 5: Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; telefonische Beratung: 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Verein Frauen helfen Frauen: Beratungsstelle, 10 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 5 12 12.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 14 bis 17 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund: "Sorgentelefon für Kinder", Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

pro familia: Offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Langgasse 3, Tel. 37 65 16.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Jugend- und Drogenberatung "Oase": Sprechzeiten, 14 bis 17 Uhr; Beratung nach Absprache, Stiftstr. 12, Tel. 52 40 18.

LVA Hessen: Scharnhorststraße 24, Sprechstunde, 8 bis 12 Uhr.

Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Klarenthaler Straße 34, Tel. 0 6 11 / 9 49 43 56.

Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 13 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit, 15 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.

Blaues Kreuz: Begegnungsgruppe, Räume der Boje-Gemeinde, Dotzheimer Straße 107 (Hinterhaus), 19.30 Uhr.

Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Förderkreis Aktives Museum Deutsch-Jüdischer Geschichte in Wiesbaden: Wir erinnern nach 50 Jahren an die deportierten und ermordeten Wiesbadener Sinti und Roma, Kranzniederlegung am Mahnmal Bahnhofstraße / Kronprinzenstraße, 16.30 Uhr; Gedenkveranstaltung in der Bonifatiuskirche, 17 Uhr; Dokumentarfilm "Verfolgt und vergessen", Roncalli- Haus, Friedrichstraße 26-28, 18.15 Uhr.

- ohne Gewähr -

Erst brach das Rohr, dann brach der Damm Wie eine Karbener Neubürgerin Anonymität im Wohnblock gar nicht erst kennenlernte

KARBEN. Ein Wasserrohrbruch, der Dämme einreißt. Dienstag abend kurz vor sieben klingelt's im vierten Stock, Am Tiefen Born 7 in Okarben. Gleich zweimal hintereinander. Die Hiobsbotschaft dringt über die Sprechanlage in mein Ohr: "Wasser im Keller." Erster Gedanke: "Was hab' ich damit zu tun?"

Gerade bin ich eingezogen, habe mir von der Freundin die Waschmaschine erklären lassen und darüber nachgedacht, wie riskant es ist, den Waschautomaten im vierten Stock eines Hochhauses laufen zu lassen. Aber daß das Wasser jetzt bis in den Keller gelaufen sein soll, kommt mir doch etwas merkwürdig vor.

Ich trabe die vielen Stufen hinunter, vorbei an X Wohnungstüren, von denen ich nicht weiß, wer sich dahinter gerade Abendbrot macht. Hinter der Eisentür im Tiefparterre sammeln sich Massen: Menschen und Wasser. Der ganze Boden ist überschwemmt. "Sie sollten Ihre Sachen in Sicherheit bringen", weist der freundliche alte Mann auf unseren Verschlag. Nach dem Umzug stapeln sich dahinter Kisten bis unter die Dekke. Fassungslos stehe ich vor dem Chaos, weiß nicht, wo anfangen. Erst mal die Freundin alarmieren, daß sie schnell heimkommt.

Wieder im Keller, kommt ein junger Mitbewohner mit mitfühlendem Blick auf mich zu: "Soll ich helfen?" Eigentlich will er nur die schweren Sachen mit raustragen. Schließlich weicht er nicht eher bis der Verschlag komplett ausgeräumt ist. Ein älterer Herr weist mir freundlich den Weg zum Fahrradkeller, damit ich meinen Drahtesel in Sicherheit bringen kann. Sollte er wirklich derselbe sein, der mich am Umzugstag scharf angepfiffen hat, weil ich es wagte, wegen der schweren Lasten bis vors Haus zu fahren?

Anonymes Wohnen hat auch was für sich, hatte ich mich getröstet, als ich erstmals zur Wohnungsbesichtigung vor dem äußerlich unansehnlichen Block stand und unter den vielen Klingeln die richtige suchte. Beim Wasserschaufeln muß ich nun feststellen, daß nicht einer meiner Mitstreiter im Kampf gegen die Fluten nicht weiß, wo ich eingezogen bin und daß ich die "Neue" bin.

Die feuchte Begrüßungsparty wird auch noch fröhlich. Es dauert nicht lange, bis eine Frau anfängt, schlimmere Katastrophen auszumalen. Ja damals, die zwei Wohnungsbrände an ihrem früheren Wohnort. Oder etwa als die Kloake den Keller überflutete. Dagegen scheint es nahezu schlaraffig, lediglich Leitungswasser - das auch noch eine Stunde, nachdem der Rohrbruch entdeckt worden war, in Strömen blubbert - gen Gully zu schieben. Über sein lädiertes Kreuz klagt der alte Mann, der kleine Martin verkündet, "daß das hier richtig Spaß macht".

Besorgt werde ich mehrfach aufgefordert, doch endlich aufzuhören. In meinen Turnschuhen haben sich inzwischen kleine Seen gebildet. Meine Füße spüre ich nicht mehr. Ich will dennoch weitermachen, aber dann müßten Gummistiefel her, befindet ein Mann mit gebrochenem Dialekt und schleppt prompt die künstlichen Froschfüße herbei.

Dankbar schleppe ich sie nach oben, wo der Freund der Freundin darauf besteht, sie selbst überzustreifen und mich abzulösen. Nur schweren Herzens trete ich sie ab. Schließlich hat der Rohrbruch die vermeintliche Anonymität weggespült.

Der Damm ist gebrochen. Diese Tage werde ich von Tür zu Tür gehen, um auch die Besitzer der nicht überschwemmten Keller kennenzulernen. Denn: Wer weiß, wie lange es dauert, bis das nächste Rohr seinen Geist aufgibt. MONIKA KAPPUS

US-Präsident Bill Clinton hat dem Kongreß ein weitreichendes Wirtschaftsprogramm vorgestellt, das die Ökonomie beleben, das Haushaltsdefizit drastisch senken sowie die Verschwendung von Steuergeldern und Ineffizienz in der Bürokratie verringern soll. In dem "Bericht zur Lage der Nation" am 17. Februar vor beiden Häusern des Kongresses kündigte Clinton an, das Defizit durch Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen innerhalb von vier Jahren um 140 Milliarden Doller zu verringern. Wir dokumentieren das vom Weißen Haus in Washington verbreitete Redemanuskript leicht gekürzt.

Im Blickpunkt: Aktionstag der Gewerkschaften Kampf für soziales Europa

Europas Gewerkschaftsdachverbände machen mobil: Am 2. April sollen Arbeitnehmer in allen zwölf Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) auf die Straße gehen und Zeugnis ablegen für ein soziales Europa. In Italien organisieren die christlichen, sozialistischen und sozialdemokratischen Gewerkschaftsdachverbände am 2. April eine Arbeitsniederlegung von 15 Minuten. Große Demonstrationen sind in Rom, Mailand und Neapel geplant. Am gleichen Tag ist eine große Veranstaltung in der griechischen Hauptstadt Athen angesetzt.

"Wir fordern die Arbeitnehmer auf, in ihren eigenen Ländern gemäß ihren nationalen Traditionen zu demonstrieren", sagte der Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB), Emilio Gabaglio, dieser Tage in London. Gabaglio berichtet von Demonstrationen, die in Madrid, Barcelona, Bilbao und Sevilla stattfinden sollen. Zentrales Anliegen: Gewerkschaften wollen ihre Sorge um die hohe Arbeitslosigkeit in der EG zeigen und gleichzeitig deutlich machen, daß der soziale Aspekt eines vereinten Europa bei weitem nicht den Stellenwert einnimmt, der ihm ihrer Ansicht nach gebührt.

In Großbritannien hat die Zahl der Arbeitslosen die Drei-Millionen-Grenze überschritten, in Spanien ist nach den Worten Gebaglios jeder fünfte ohne Job. "Die ökonomischen Perspektiven sind düster", sagt der EGB-Generalsekretär. "In Europa könnte es bald 18 Millionen Arbeitslose geben."

In dieser Situation setzen die europäischen Gewerkschaften alle Hoffnung auf die Dänen, die seit kurzem die EG-Präsidentschaft innehaben. Sie folgten auf die Briten, die nach den Worten Gabaglios jeden sozialen Fortschritt in der EG abblockten. Arbeitslosigkeit sei in der EG jetzt zum Thema geworden, heißt es im EGB - Zeit für die Gewerkschaften also, um mit einem Aktionstag am 2. April Druck zu machen.

Im Oktober 1989 fand die letzte Demonstration europäischer Gewerkschaften in Brüssel statt. In diesem Jahr soll Straßburg eines der Protest- Zentren sein. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) schickt seine Mitglieder allerdings nach Maastricht. Bis 15 000 Teilnehmer aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden sollen dort die gewerkschaftliche Alternative zum EG-Vertrag aufzeigen, der in dieser niederländischen Stadt im Vorjahr zum Thema Politische Union geschlossen wurde. DGB-Chef Heinz-Werner Meyer wird eine Rede halten. "Wir werden die Debatte über ein soziales Europa neu beleben", kündigt Gabaglio an.

Teil dieser Debatte soll die Forderung sein, europäische Betriebsräte zu installieren. Es sei wichtig, sagt Gabaglio, Gewerkschaftsstrukturen aufzubauen, die über die nationalen Grenzen hinausgehen. Die 45 Gewerkschaftsbünde und 16 Gewerkschaftsausschüsse des EGB-Dachverbandes, die europaweit 50 Millionen Mitglieder repräsentieren, fordern jedoch auch, das Thema Arbeitszeitverkürzung neu zu beleben. Arbeitszeitverkürzung sei ein wichtiger Punkt im gewerkschaftlichen Programm der neunziger Jahre, heißt es beim EGB. Die 35-Stunden-Woche bleibe das gemeinsame Ziel. Allerdings - so räumt Gabaglio ein - sei dieses Vorhaben angesichts der wirtschaftlichen Rezession nur schwer zu verwirklichen.

Wenn er die wirtschaftliche Lage in der EG beschreibt, benutzt Gabaglio einen Vergleich. Sie ähnele einer Stadt, sagt er, in der täglich mehrere Feuer ausbrechen. Aber anstatt der Feuerwehr eine bessere Ausrüstung zu geben, die Brände zu bekämpfen, werde ihr das Löschgerät weggenommen. Weil Regierungen untätig seien, sieht der EGB-Generalsekretär die Gefahr, daß sich die Bürger in der EG von der Idee eines vereinten Europa abwenden und der Nationalismus wieder erstarkt. Dies würde seinen Worten nach die politische und soziale Stabilität der Gesellschaften in der EG untergraben. Auch gegen diese Gefahr - "die nicht so weit weg ist, wie wir vielleicht gerne glauben mögen" - wollen die Gewerkschaften am 2. April auf die Straße gehen.

ULRIKE FÜSSEL

13jährige Pianistin spielt Mozart und Chopin

GLASHÜTTEN. Zu einem Klavierkonzert mit der 13 Jahre alten Lolita Lisovskaja aus Usbekistan laden der Kulturkreis Glashütten und der Hessische Rundfunk für Donnerstag, 11. März, 20 Uhr, ins Bürgerhaus am Schloßborner Weg 2 ein. Die junge Pianistin spielt Werke von Mozart, Chopin und Schumann.

Die in Taschkent geborene Lolita Lisovskaja wurde im Sommer 1992 beim Tschaikowski-Wettbewerb für Kinder und Jugendliche in Sankt Petersburg mit dem Sonderpreis für die beste Interpretation einer klassischen Sonate ausgezeichnet.

In Deutschland wurde sie wenige Wochen später als Chopin-Interpretin beim Rheingau-Musikfestival gefeiert. che

Auf die Sure und in die Alpen Friedrichsdorf bietet Ferienfreizeiten für Sieben- bis 17jährige

FRIEDRICHSDORF. Ob mit dem Kajak auf der Sure, mit Pickel und Rucksack in den Alpen oder mit viel Phantasie auf den Wiesen am Erlenbach - das Friedrichsdorfer Jugendamt bietet Kindern und Jugendlichen jeden Alters im Sommer Ferienspiele und Freizeiten an.

Die traditionellen Ferienspiele für Sieben- bis Elfjährige finden vom 2. bis 13. August jeweils von 9 bis 16 Uhr auf den Wehrwiesen am Erlenbach in Burgholzhausen statt. Kinder, die mitmachen wollen, müssen am Donnerstag, 18. März, ab 17 Uhr im Rathaus angemeldet werden.

Für die gleiche Altersgruppe sind zwei Freizeiten in der Naturschutz-Jugendherberge Altenahr in der Eifel und in der Jugendherberge Vöhl am Edersee im Waldeckschen Bergland gedacht. Sie finden vom 26. bis 31. Juli statt. Wer mitmachen will, muß am Donnerstag, 25. März, ab 17 Uhr im Rathaus angemeldet werden.

Abenteuer ist für die Zwölf- bis 14jährigen angesagt. Vom 7. bis 15. August können sie an der Grenze zu Luxemburg zelten, dort mit dem Kajak auf der Sure fahren, Wandern und Radtouren unternehmen. Wer diese Reise vorzieht, muß sich am Montag, 22. März, ab 15.30 Uhr im Rathaus registrieren lassen.

Die 15- bis 17jährigen schließlich lädt die Stadt nach Berchtesgaden und Österreich ein. Bergtouren mit Hüttenübernachtungen, Kletterkurse, Wildwasserfahrten im Schlauchboot und Sicherheitskurse mit erfahrenen Fachleuten stehen hier auf dem Programm. Für die angehenden Alpinisten ist Montag, 29. März, ab 15.30 Uhr als Anmeldetermin festgelegt worden.

Die Kosten für die Teilnahme an den Ferienfreizeiten betragen zwischen 140 Mark (Burgholzhausen) und 300 Mark (Berchtesgaden). Wem das Geld fehlt, dem können die Kosten unter Umständen erlassen werden. Auskunft im Rathaus, Hugenottenstraße 55, Zimmer 102, Tel. 0 61 72 / 73 12 70. che/zg

Von Teilzeitarbeit bis zur Leiharbeit

FRIEDBERG. Über das Arbeitsrecht für Frauen können sich Interessentinnen in einer Abendseminarreihe des DGB- Kreis Wetterau in der Friedberger Stadthalle informieren. Die Reihe unter dem Titel "Ungeschützte Arbeitsverhältnisse - von Teilzeitarbeit bis Leiharbeit" beginnt am Dienstag, 16. März, um 20 Uhr und wird am 23. März sowie am 30. März, ebenfalls um 20 Uhr, fortgesetzt. Ihr Besuch ist kostenlos. Anmeldungen nehmen der DGB Wetterau unter Tel. 0 60 31 / 54 77 und das DGB-Zweigbüro Bad Homburg, Tel. 0 61 72 / 69 01 78 entgegen. cor

Picasso sah doof aus, seine Malerei nicht "Kunst mit Kinderaugen" in der Bücherei

SECKBACH. "Der sieht doch idiotisch aus" - ein Urteil, das Zustimmung findet. Die Schwarz-Weiß-Fotos, die den Maler Pablo Picasso zeigen, finden keinen Anklang bei den zehn Kindern, die an diesem Nachmittag zur Vorlese- und Spielerunde in der Stadtteilbibliothek versammelt sind. Dagegen aber seine Bilder: Erstaunte "Ohs" und "das sieht ja toll aus!" sind die Reaktionen, als die Bibliothekspädagogin Linda de Vos Bilder aus der sogenannten blauen Phase zeigt. "Blau ist meine Lieblingsfarbe", wird die Begeisterung bei "Picasso mit Kinderaugen gesehen" begründet.

Nach und nach finden die Fünf- bis Achtjährigen Picasso immer symphatischer. Linda de Vos zeigt, wie unterschiedlich er malen konnte, und hält die Kinder dazu an, sich die Bilder genau anzusehen und zu beschreiben, was sie sehen. "Das ist Phantasie", weiß einer sofort, als die Darstellungen abstrakter werden. Linda erklärt, daß Picasso Gegenstände und Personen von vorne und hinten gleichzeitig malte, und zeigt ihnen das Bild "Die Violine". "Bruch!", ruft jemand fachkundig. Und das Stichwort ist schließlich gefunden: Wie "Puzzleteile" habe der Maler Einzelteile der Saiteninstrumente zerlegt und neu wieder zusammengesetzt. "Da sieht man auch, daß es geklebt ist", sagt Luise wissend und geht ganz nah an das Bild heran.

Ob Picasso seine Kunstwerke wirklich zerkloppt, zerschnitten und neu geklebt hat, wird nicht geklärt. Wichtig ist nur, daß es Spaß macht, die Dinge aus verschiedenen Perspektiven gleichzeitig zu betrachten. Zerschnittene Vorder- und Hinterseite eines Bären wollen alle neu und anders zusammenlegen. "Das ist doch gar nicht witzig!" Zwei Beine nebeneinander wirken nach Corinnas Ansicht zu gewöhnlich. "Was komisch ist, kann jeder sehen, wie er will", bemerkt Linda zu dieser künstlerischen Streitfrage.

So werden der schöpferischen Individualität keine Grenzen gesetzt. Ein Gemeinschaftsbild für die Bibliothek wollen nur Ann-Christin und Catharina malen und kleben. Linda steht Modell.

Der Rest hält sich eher ungern an Vorgaben. Nur ein einziger Farbton und eine Figur à la Picasso sind einfach zu wenig. "Kann ich auch ein Phantasiebild machen?" Luise greift zu den Farben und malt entschieden abstrakte Linien aufs Papier. "Ich mach' kein Phantasiebild" - am Nebentisch erhält der Realismus den Vorzug. Ein Hase und ein Fahrrad gewinnen Kontur, die künstlerische Kontroverse ist entstanden. Nur Benjamin läßt sich schwer einer Partei zuordnen. Einflüsse des Künstlers Salvador Dali sind unverkennbar, hat doch Benjamins drittes Werk das selbe Motiv wie das vorherige. Bei Motivwahl (ein Haus) und Ausführung benutzt er aber erschreckend realistische Elemente: weiße, geometrisch abgegrenzte Flächen - überflüssige Details sind weggelassen.

Die Realisten sind nur beschränkt bereit, ihre Werke zu zerstören. Meikes Löwe wird zwar ausgeschnitten, aber auf der Pappe genauso wie vorher auf dem Papier zusammengesetzt. Kompromißlos bleibt auch Corinnas Fahrradfahrer im Sattel sitzen: "Ich mag so ein Durcheinander nicht", begründet sie ihr Schaffen.

"Das ist aus lauter Schrott zusammengestellt. Das ist vom Lkw hinten." Lukas hilft den Betrachtern seines Bildes bei der Interpretation und zeigt auf bunte, geometrische Gebilde und gewagte Formen. Eigenwillig auch der Titel seines Bildes - "Zoo" -, wofür er aber eine einleuchtende Erklärung findet: "Das ist das einzige Wort, das ich schreiben kann." Rosa Haare, wild ragt darüber ein lila Bein - "Modell" Linda de Vos ist auf dem Gemeinschaftsbild kühn verfremdet. "Die Verügten", so der Titel des Werkes, ist bis auf weiteres in der Stadtteilbibliothek Seckbach (Arolser Straße 11) zu sehen. son

Im KZ Sachsenhausen streiten sich die Opfer

In der Mahn- und Gedenkstätte des ehemaligen KZ Sachsenhausen in der Nähe Berlins wird ein Baum gepflanzt, zum ersten Mal seltsamerweise. 30 Abgeordnete des europäischen Parlaments haben statt des üblichen Kranzes eine Linde mitgebracht, als "Symbol des Friedens, des Gedenkens, aber auch als ein Zeichen der Hoffnung, daß solche Verbrechen niemals wieder geschehen". "Ob der Setzling wachsen und gedeihen wird?" - eine Abgeordnete kommentiert die Aktion skeptisch, nicht nur wegen der niedrigen Temperaturen.

Zwar sind die europäischen Grünen eigentlich zur Konferenz "Für eine nachhaltige gesamteuropäische Energiepolitik" nach Berlin gereist. Doch auch die "Erhaltung der Stätten der NS- Konzentrationslager" sind in Straßburg ein Thema. Am 11. Februar erst hat die grüne Fraktion eine entsprechende Entschließung dem Parlament vorgelegt. Für die bundesdeutschen Grünen hat Claudia Roth die Forderung dahingehend präzisiert, daß alle Versuche, die Einmaligkeit der nationalsozialistischen Verbrechen zu leugnen, indem am gleichen Ort auch an die Internierungslager nach 1945 erinnert werde, zu verurteilen seien. Doch gerade darüber wird zur Zeit im ehemaligen KZ-Sachsenhausen heftig diskutiert.

Das erste planmäßig angelegte Konzentrationslager wurde 1936/37 errichtet. Bis 1945 waren hier mehr als 204 000 Menschen aus 47 Nationen inhaftiert. 100 000 - politische Gegner des NS-Regimes, Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Homosexuelle, Bibelforscher, Gefangene aus den nach Kriegsbeginn besetzten Ländern - starben in Sachsenhausen, durch Arbeit, medizinische Experimente, durch Exekution. Im sogenannten T-Gebäude saß seit April 1938 die oberste Führungs- und Aufsichtsbehörde aller deutschen Konzentrationslager in Europa, die die Beschlüsse der Wannsee-Konferenz administrativ umsetzte. Heute wird das Gebäude vom Oranienburger Finanzamt und dem Polizeipräsidium genutzt.

Von 1945 bis 1950 diente das KZ als sowjetisches Internierungslager. Auf 26 000 wird die Zahl der Toten in dieser Zeit geschätzt, 50 000 bis 60 000 Menschen insgesamt waren interniert. Darunter Funktionsträger von Staat, Partei und Wehrmacht, soviel steht fest. Aber auch viele Unschuldige, Kritiker des kommunistischen Systems, willkürlich Verhaftete.

1990 wurde auch für diese - von der DDR unterschlagene - Geschichte auf dem Gelände ein Aussstellungsraum eingerichtet, sowie ein Gedenkstein für die "Opfer" aufgestellt. Nicht nur gegen dieses pauschale Gedenken der Opfer, die zumindest zum Teil gleichzeitig NS- Täter waren, verwehren sich die Vertreter der Opfergruppen des KZ, sondern auch gegen die Behauptung einer Kontinuität des Terrors der Nationalsozialisten und der sowjetischen Besatzungstruppen, die mit der Dokumentation an dieser Stelle aufgestellt würde. Damit würde der Historikerstreit materialisiert, sagt Peter Fischer, Geschäftsführer der Geschäftsstelle Berlin des Zentralrats der Juden in Deutschland den Grünen Europaabgeordneten. Die Gäste, Vertreter des Auschwitz-Komitees, des Sachsenhauses-Komitees, des Zentralrats der Sinti und Roma, sind sich einig, daß es ein gemeinsames Gedenken der NS-Verbrechen und der Nachkriegsereignisse nicht geben dürfe. Die Einmaligkeit des fabrikmäßigen Völkermords dürfe nicht relativiert werden.

Dem Gedenken der Opfer, jedoch nicht der Täter, müsse außerhalb des Geländes, wie in Buchenwald, ein Ort eingeräumt werden, fordert Peter Fischer. Dafür plädiert mittlerweile auch der Direktor der Gedenkstätten-Stiftung, Jürgen Dittberner, ebenso wie der brandenburgische Kulturminister Hinrich Enderlein (SPD), der hofft, daß die Opfergruppen jetzt "konstruktive Gesprächsbereitschaft" zeigen und die Neukonzeption mitgestalten.

Dieser Ausflug in die deutsche Geschichte und Gegenwart werde sie noch lange beschäftigen, faßt später ein türkischer Europaabgeordneter die Stunden in der Mahn- und Gedenkstätte des ehemaligen KZ Sachsenhausen zusammen. Eine beunruhigende Atmosphäre, ja fast Angst habe ihn befallen, beim fließenden Übergang der Aussstellungsräume, die das Geschehen in Sachsenhausen vor und nach 1945 dokumentierten. Nicht weit davon befindet sich die ehemalige Baracke der jüdischen Häftlinge, auf die im September 1992 ein Brandanschlag verübt wurde.

UTE FRINGS

Spenden, damit das Wasser fließt Partnerschaftsverein fordert ein Prozent für die Dritte Welt

KREIS GROSS-GERAU. Auf der Jahreshauptversammlung des "Partnerschaftsvereins Kreis Groß-Gerau - Masatepe / Nicaragua" im Groß-Gerauer Kulturcafé zeigte sich der wiedergewählte Vorsitzende Michael Pullmann erfreut, daß die vierjährige ehrenamtliche Vereinsarbeit inzwischen durch die offizielle Verschwisterung der beiden Gebietskörperschaften anerkannt wurde. Die Ziele des Vereins seien damit aber noch lange nicht erreicht, "die Hauptarbeit beginnt jetzt erst".

Beispiel dafür sei das neue große Wasserprojekt im Süden des Kreises Masatepe um die Ortschaft San José, das die Bevölkerung ausreichend mit Trinkwasser versorgen soll. Für das Vorhaben, das rund 500 000 Mark koste, sei nicht genügend Geld vorhanden. Der Partnerschaftsverein will daher versuchen, für dieses Projekt einen Zuschuß der Europäischen Gemeinschaft zu erhalten. Bedingung hierfür sei, daß der Verein 15 Prozent der benötigten Mittel, also rund 75 000 Mark, selbst aufbringe.

Ermutigt durch die erfreuliche Resonanz auf seinen jüngsten Spendenaufruf "Wasser für El Pochote", bei dem lediglich 500 Mark fehlten, bittet der Verein erneut um Unterstützung. Die Spenden unter dem Motto "Wasser für San José" seien steuerabzugsfähig. Sie können auf das Konto 18 79 22 bei der Kreissparkasse oder das Konto 1 27 54 02 bei der Volksbank Groß-Gerau eingezahlt werden.

Da es sehr fraglich sei, ob diese große Summe durch private Spenden zusammenkommt, appellierte Jürgen H. Martin an die Kommunen, dem Beispiel der Stadt Groß-Gerau zu folgen und ein Prozent der Ausgaben ihres Verwaltungshaushaltes für Projekte in den Entwicklungsländern bereitzustellen.

Es gehe dabei nicht nur um Mastape: Im Kreis Groß-Gerau gebe es über dreißig Gruppen, die im direkten Kontakt mit Menschen aus Entwicklungsländern stehen und in mühevoller Kleinarbeit Geld für sinnvolle Projekte sammelten.

Wer gern beim Partnerschaftsverein mitarbeiten möchte: Er trifft sich montags um 20 Uhr im Kulturcafé Groß-Gerau. lis

Weltweit schon über 500 Transplantationen von Hirngewebe Als "Spender" nur abgetriebene Föten geeignet / Neue Therapie-Chancen werfen zahlreiche ethische Fragen auf

Platon glaubte an die Göttlichkeit und Unsterblichkeit der Seele, Gedanken, die vom Christentum absorbiert und transformiert über zwei Jahrtausende weitergetragen wurden und die westliche Kultur dominant beeinflußten. Die Identität des Menschen, die Frage danach, was seine Persönlichkeit ausmacht und das Kontinuum des Seins bezeichnet, beschäftigt auch die moderne Wissenschaft. Doch neueste Entwicklungen in der Medizin sind dazu angetan, die gültigen Vorstellungen von der Einheit der Seele, des Ichs, des Denkens oder der Person nachhaltig zu erschüttern und durch Fragen, für die es jetzt noch keine Antworten gibt, abzulösen. Denn die Transplantation von Hirngewebe wirft radikale Fragen über das moderne Menschenbild auf.

Denn "Hirngewebsverpflanzung stellt zumindest eine Identitätsänderung dar und ist mit einem schwer zu kalkulierenden Risiko des Identitätsverlustes behaftet". So formuliert es Detlef B. Linke, Professor für Klinische Neurophysiologie und Neurochirurgische Rehabilitation an der Universität Bonn, in seinem Buch "Hirnverpflanzung - Die erste Unsterblichkeit auf Erden" (Rowohlt-Verlag Hamburg), das soeben erschienen ist. Prof. Linke entfaltet darin die Entwicklung der Hirntransplantation, informiert über den Stand der Wissenschaft und verknüpft den medizinischen Diskurs mit philosphischen und ethischen Fragestellungen. In Deutschland hat dieses Thema bislang nicht aus den wissenschaftlichen Fachzirkeln herausgefunden. Das hängt damit zusammen, das hierzulande noch keine derartigen Operationen ausgeführt worden sind. Es gibt allenfalls die Vermutung, daß dies vor einigen Jahren bei vier Patienten in der damaligen DDR geschehen sein könnte. Weltweit wurden dagegen mittlerweile schon bei etwa 500 Menschen Gehirngewebe transplantiert, nachdem dies erstmalig 1987 erfolgt war. Die Zentren dieser Operationstechnik liegen in Mexiko City, Denver und Stockholm. Vorgenommen wurde die Übertragung bislang ausschließlich bei Parkinson-Kranken und zwei Schizophrenen. Das Gewebe erhalten die Mediziner von zwischen dem dritten und fünften Monat abgetriebenen Föten, denn die Transplantation von Gehirnzellen erwachsener Menschen ist wegen des Alters und der mangelnden Eigenschaften dieses Gewebes nicht möglich. Für einen Parkinson-Patienten wird Gewebe von vier Föten benötigt. Die gewonnene Zellen stammen aus dem Mittelhirngewebe, werden dem Empfänger aber in das Großhirn eingesetzt. Die Wissenschaft hat den Nachweis erbringen können, daß das fötale Gewebe im Hirn des Empfängers seinen Stoffwechsel fortsetzt, Transmitter (Botenstoffe) ausschüttet und einem Wachstumsprozeß unterliegt.

Über den Erfolg dieser Operationen sind sich die Wissenschaftler jedoch nicht einig. Zwar wurde festgestellt, daß bei Parkinson-Patienten die Muskelverspannung nachläßt, die motorische Leistung und andere Funktionen verbessert werden. Aber ob das neue Gewebe eher stört oder hilft, "das ist die große Frage der Forschung", meint Prof. Linke, "und die ist noch nicht entschieden."

In Deutschland, erklärt der Mediziner, befindet sich die Hirntransplantations- Medizin "an der Schwelle" zur Anwendung. Und in diesem Umstand liegt auch ein wesentlicher Motivationspunkt für das Entstehen des Buches, in dem Linke weniger Antworten geben als Fragen stellen will. Denn seine Erkenntnis lautet, daß es bei der Hirntransplantation "nicht ausreicht, mit den klassischen und auch neuen Begriffen der Medizinethik zu operieren". Linke: "Wir müssen uns bewußt werden, was wir machen - und es gibt gute Gründe dafür, es zu machen."

Das große Thema und der Kernpunkt der Hirntransplatation sind für den Bonner Neurophysiologen deshalb: "Die Frage nach der Identität des Menschen, die dahinter steckt, ist für mich die zentrale Frage der Neurologie." Denn in Zukunft, formuliert die Forschung ihre Ziele, sollen auch Menschen mit zum Beispiel Alzheimer, Schizophrenie, Corea Huntington, Multipler Sklerose, Epilepsie und Schlaganfall mit Gewebeübertragungen behandelt werden, auch wenn eine vollständige Heilung (vorerst ?) wohl nicht zu erwarten ist.

Die erste Frage von großer Tragweite wirft die neue Technik aber schon auf der Seite der "Spender" auf. Da in den meisten Ländern der Welt das Kriterium des Ganzhirntodes (Ausfall aller Hirnfunktionen als Todesdefinition) gilt, ist es von der Logik her unmöglich, jemals einem toten Menschen lebende Gehirnzellen entnehmen zu können. In den USA wurde zwar darüber debattiert, ob Föten Gewebe entnommen werden darf, die Auswirkungen auf die Empfänger blieben jedoch außen vor. Mittlerweile gilt dort der Konsens, daß Abtreibungen nicht mit dem Ziel der Hirnübertragungen vorgenommen werden dürfen.

Linke merkt dazu an: "Vor allem hat man sich offenbar keine Gedanken darüber gemacht, daß, wenn entnommenes Hirngewebe noch lebt, ein vollständiger Hirntod nicht vorgelegen haben kann. Es handelt sich also um eine Aufweichung der sonst als unumstößlich angesehenen Hirntod-Kriterien." Dies sei bislang auch bei dem in Vorbereitung befindlichen deutschen Transplantationsgesetz nicht berücktischtigt worden. Sollen Hirngewebe-Übertragungen aber erlaubt und das Hirntod-Kriterium beibehalten werden, taucht ein "Widerspruch auf, der nicht auflösbar ist".

Dort hören die Probleme aber nicht auf, sie müssen vielmehr auch von der Seite des Empfängers betrachtet werden. So wurde auch beobachtet, daß verpflanztes Gewebe nicht wie beachsichtigt vor allem den Botenstoff Dopamin, sondern stattdessen den völlig anderen Transmitter Serotonin produzierte. Deshalb folgert Prof. Linke: "So kann Hirngewebstransplantation auch unter neurowissenschaftlichen Aspekten nicht bloß als Ersatz ausgefallener Hirnregionen gedeutet werden, sondern muß als Ausgangspunkt für eine dynamische völlige Neustrukturierung des &rquote;Spender'-Empfänger-Systems angesehen werden. Es ist völlig offen, ob diese Wandlung der Eigenschaften des eingepflanzten Gehirns auf eine Interaktion mit dem Empfänger-Gehirn schließen läßt." Denn die Übertragung sei mehr als eine bloße Transmitter-Anreicherung.

Und wie sieht demzufolge die Identiät eines Hirngewebe-Empfängers aus? Fest steht, sagt Linke, daß die Änderung im Gehirn auf der materiellen Ebene auch Auswirkungen auf die Struktur der Persönlichkeit hat. Aber selbst wenn das Verhalten unverändert bliebe, wäre doch seine Realisation auf der materiellen Ebene der Gehirnzellen eine andere. Wer das Gehirn als Substrat der Ich-Identität ansieht, muß deshalb nun eine Antwort darauf finden, was an die Stelle des unteilbaren Selbst tritt, wenn das Gehirn zur Patchwork-Produkt werden kann.

Für Prof. Linke folgt daraus nicht, auf die Technik verzichten zu müssen. Im Wettkampf mit den USA und Japan könne Europa nicht "die Entwicklung der Neurowissenschaft aufs Spiel setzen. Wir sind in einer Welt, in der wir ohne Ökonomie nicht überleben können. Wir brauchen die Ökonomie um des Überlebens willen." Für den Neurophysiologen bedarf es vielmehr der "abwägenden Vernunft" zwischen Ethik, Wissenschaft und Ökonomie. Linkes Ziel ist es deshalb, Klarheit über die Voraussetzungen und Folgen von Gehirntransplantaionen zu schaffen. Ein Christ zum Beispiel müsse für sich diskutieren, welch eine Idenität er nach einer Transplantation habe, seine eigene alte, oder die von vier Föten oder von allen zusammen. Zugespitzte Fragen, die das Problem verdeutlichen sollen.

Fest steht für Linke allerdings, daß der wissenschaftliche Fortschritt dabei ist, einen einschneidenden Paradigmen- Wechsel im Identitätsdenken der Menschen einzuleiten. Die alten Modelle greifen nicht mehr, und das Neue ist noch nicht formuliert. Eindeutig ist, daß "eine Vorstellung vom Menschen in Schwierigkeit gerät, nämlich die der personalen Identität auch über den Tod hinaus. Möglicherweise wird hier ein ganzes Weltbild, nämlich die Vorstellung von der Unsterblichkeit der Seele, nicht philosophisch, sondern durch technische Praxis abgewählt." MICHAEL EMMRICH

Kreis fördert Modelle betreuten Wohnens

WETTERAUKREIS. Gila Gertz, Erste Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin, hat dem Kreisausschuß empfohlen, das "Kompaktmodell betreutes Wohnen Ockstadt" finanziell zu unterstützen. Es wurde von der Jugend- und Drogenberatung für ehemalige Drogenabhängige entwickelt. Neben zwei Wohnungen im Friedberger Mainzer-Tor-Weg stünden dann laut Pressemitteilung aus dem Landratsamt 27 Plätze in betreuten Wohngemeinschaften für ehemals Süchtige zur Verfügung.

Insgesamt bezuschußt der Kreis damit in diesem Jahr betreute Wohnprojekte mit 150 000 Mark. Miteingerechnet sind in diesem Betrag Wohngruppen für behinderte Menschen. Für die Drogenberatungsstelle Friedberg wendet der Kreis 1993 517 000 Mark auf, 226 000 Mark davon aus Landesmitteln. mk

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Elisabethen-Apotheke, Bad Homburg, Haingasse 20.

Oberursel/Steinbach. Alte Apotheke, Oberursel, Vorstadt 37.

Usinger Land. Glocken-Apotheke, Neu- Anspach, Kurt-Schumacher-Str. 32; Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Hof- Apotheke, Kronberg, Friedrich-Ebert-Str. 16.

Lebensmittelkontrolle: Gutes Zeugnis für die Wetterau

WETTERAUKREIS. Ein Kabeljaufilet mit lebenden Fadenwürmern, ein italienischer Salat, der zu Salmonellenerkrankungen führte, eine Pizza mit Thunfisch, die eine Histaminvergiftung zur Folge hatte: Wer in dem jetzt vorgelegten Tätigkeitsbericht des Staatlichen Amtes für Lebensmittelüberwachung, Tierschutz und Veterinärwesen in Friedberg für 1992 liest, entdeckt derlei Scheußlichkeiten noch mehr: Mineralwasser mit coliformen Keimen, Muskat, das fünfmal soviel Aflatoxin B 1 (Schimmelpilzgiftstoff) wie zulässig enthielt.

Für Dr. Volker Eckermann, seit einem Jahr Leiter des Amtes, sind diese Beispiele "echte Einzelfälle", die in Relation zu der Zahl der durchgeführten Kontrollen "verschwindend gering" sind. Sieseien keinesfalls beunruhigend, erklärt der Fachmann, der den Wetterauer Lebensmittelbetrieben zugleich ein gutes Zeugnis ausstellt. "Hier wird sorgfältig und sauber gearbeitet."

Insgesamt führten die Mitarbeiter des Amtes 1992 in 2973 Betrieben 6632 Kontrollen durch - stets unangemeldet. In 101 Fällen wurden Verwarnungsgelder in Höhe von insgesamt 4555 Mark ausgesprochen, 58mal kam es zu einem Bußgeldverfahren, und einmal wurde ein Strafbefehl erteilt. Über 22 000 Liter verdorbenen Apfelwein stellten die Lebensmittelkontrolleure sicher. 24 Kilo nicht mehr zum Verzehr geeignetes Gemüse und 36 Kilo verdorbenes Fleisch landeten in Tierkörperbeseitigungsanlagen. Zweimal wurden Gaststätten wegen hygienischer Mängel vorübergehend geschlossen. Bei 641 Kontrollen in Gaststätten und Küchen konnten 89 Personen kein gültiges Gesundheitszeugnis vorlegen.

Wenn die Kontrolleure verdorbene Lebensmittel entdecken, so sind nicht immer die Hersteller schuld. So stellen Dr. Eckermann und seine Mitarbeiter fest, daß viele Fehler, die zum Verderben von Fleisch, Milch oder Joghurt führten, im Haushalt gemacht werden. Das Haltbarkeitsdatum beispielsweise von Milch gelte nur, solange diese geschlossen und im Kühlschrank aufbewahrt würde. Auch wenn die Kühlkette zum Beispiel beim Transport vom Supermarkt nach Hause unterbrochen würde, könne sich die Qualität des Lebensmittels verschlechtern.

270 besorgte Verbraucher wandten sich 1992 an die Lebensmittelkontrolleure. Eine Zunahme der Nachfragen durch Presseberichte über die Gefahr durch salmonellenverseuchte Eier konnte Dr. Ekkermann für den Wetteraukreis nicht feststellen. Der Experte weist daraufhin, daß 90 Prozent der im Handel erhältlichen Eier aus Legebatterien stammten. Hier existiere praktisch kein Salmonellenproblem, da die Hühner anders als bei der Bodenhaltung nicht mit ihrem Kot in Berührung kämen.

Die Lebensmittelkontrolle ist nur eine der Aufgaben des Amtes, das sich zudem um den Tiergesundheitsschutz und die -seuchenbekämpfung kümmert. Hierunter fällt beispielsweise die diagnostische Blutentnahme bei Schweinen, die Überwachung der Hauptkörung von Schafen und die Bekämpfung von Schweineinfluenza und Rinderleukose. Auch die artgerechte Tierhaltung wird von dem Friedberger Amt überwacht. Fast zwanzig Tierärzt/-innen sowie zehn Fleischbeschauer waren 1992 bei Schlachttier- und Fleischuntersuchungen eingesetzt. Alle 293 nach Schwermetallen, Beruhigungsmitteln und Anabolika untersuchten Schlachttiere waren rückstandsfrei.

Zu den weiteren Aufgaben von Dr. Ekkermann und seinen Kollegen, zwei Amtstierärzte, einem Tiergesundheitsaufseher und fünf Lebensmittelkontrolleuren, gehört auch die Öffentlichkeitsarbeit. So referierten die Amtstierärzte vor Landfrauen über Salmonellosen und die Verhütung von Lebensmittelvergiftungen, informierten Bauern über Viruskrankheiten der Rinder und Rechtsvorschriften bei der Schweinehaltung sowie die Industrie- und Handelskammer über Lebensmittelhygiene. CORINNA WILLFÜHR

Briefe an die Redaktion ",Frei erfunden&rquote; stimmt nicht"

Zu unserem Artikel "Alles drehte sich ums Jugendhaus" (Lokalrundschau vom 26. Februar) über die erste Kinderanhörung im Frankfurter Westen äußert sich die Kinderbeauftrage Christine

",. . . Frei erfunden . . .&rquote;, wie sich Herr Alfons Gerling, Vereinsring-Vorsitzender Zeilsheims und Landtagsabgeordneter der CDU, äußerte, ist meine Aussage, "für den Vereinsring (34 Vereine) sei die Welt für Kinder und Jugendliche dieses Stadtteils anscheinend in Ordnung", absolut nicht.

In Absprache mit dem Frankfurter Kinderbüro wurde Übereinstimmung erzielt, Schulklassen, Kindereinrichtungen und Vereine aus dem Stadtteil in die Vor- und Nachbereitungen weitestgehend einzubeziehen. Denn durch eine intensive Vor- und Nachbereitung sollte gewährleistet werden, daß den Anliegen und Wünschen der Kinder Gehör und Öffentlichkeit verschafft wird, die Vorschläge der Kinder ernstgenommen werden und in die Verwaltung Eingang beziehungsweise bei kommunalpolitischen Entscheidungen Berücksichtigung finden.

Weil die Mitarbeit der Einrichtungen vor Ort von größter Wichtigkeit sind, um deren Kenntnisse über die Kinder und die örtlichen Gegebenheiten einzubeziehen, fand Anfang September 1992 eines von mehreren Treffen statt, zu dem auch Herr Alfons Gerling als Vereinring-Vorsitzender eingeladen war.

Zur ersten Zusammenkunft erschien, stellvertretend für den Vereinsring Zeilsheim, Frau Christel Fleck, die sagte: ". . . ich weiß nicht so recht, was ich hier soll . . ." Kurze Zeit darauf verließ sie das Treffen. Auch andere Teilnehmende erinnern sich daran.

Christine Schwab Langobardenweg 5 6230 Frankfurt 80

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Engel- Apotheke, Bad Homburg, Schulberg 7-9.

Oberursel/Steinbach. Bären-Apotheke, Oberursel, Oberhöchstadter Str. 2-4.

Usinger Land. Saalburg-Apotheke, Wehrheim, Hauptstr. 13 b; Ursula-Apotheke, Niederreifenberg, Hauptstr. 16; Weiltal-Apotheke, Weirod, Birkenweg 1; Löwen-Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Str. 21.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Alte Apotheke, Königstein, Limburger Str. 1 a.

"Dann gehen die Leute woanders hin" Die Privatisierung der ehemaligen Fedi-Heime ist schwieriger als gedacht

Hardy Eitner ist guten Mutes, und er macht einen zufriedenen Eindruck. Der 36jährige Thüringer, seit 20 Jahren in der Beherbergungsbranche tätig, ist Pächter des Berghotels in Tabarz. Tabarz ist ein hübsches Urlaubsstädtchen von 4500 Einwohnern am Nordrand des Thüringer Waldes. 1992, sagt Eitner, sei ein gutes Jahr für ihn gewesen. 9000 Übernachtungen hatte sein kleines Hotel. "Das ist ein guter Schnitt - wird Ihnen jeder bestätigen." Die 80 000 Mark Gewinn, die der Hotelier einnahm, investierte er sofort wieder in die Modernisierung des Hauses. Ob Eitner am Ende dieses Jahres auch zufrieden dreinschauen wird, steht noch in den Sternen. Zum einen rechnet er angesichts der Wirtschaftslage mit weniger Touristen, die im Thüringischen wandern oder skifahren werden. Zum anderen wird sich auch die Zukunft des kleinen Hotels mit den 25 Zimmern entscheiden. Eitner hat das Haus 1992 von der Berliner Treuhandanstalt gepachtet. Vor der Wende war das Hotel Gästehaus des ZK der SED. Nicht Honecker, Mielke und Co. stiegen hier ab, "verdiente DKP- Genossen aus dem Westen", so Eitner, gingen in Tabarz aus und ein. Und dann lästert er ein bißchen: "Hier wurde ihnen der gewünschte Sozialismus vorgeführt." Das sah so aus: Toilette und Badewanne im Hotelzimmer, Schwimmbecken und Sauna im Keller, Sessel mit Plastebezug, Radio von Robotron, Wecker mechanisch - nichts Dolles also, aber im landesweiten Vergleich gehobener Standard.

Nach der Wende ging das Hotel in die Verwaltung der Treuhand über. Eine unabhängige Kommission in der Berliner Breuel-Behörde will in den nächsten Monaten darüber entscheiden, ob sie das Haus dem SED-Nachfolger PDS zuspricht oder nicht. Wenn nicht, könnte Eitner es kaufen. Er drängt auf eine Entscheidung, denn er will das Haus weiter modernisieren: "Wenn wir nicht bald damit anfangen, gehen die Leute woanders hin." 800 000 Mark will Eitner in eine neue Heizung, neue Bäder und Möbel investieren, um das Hotel auf den neuesten Stand zu bringen. Nur muß er abwarten, wie die Treuhand-Kommission entscheidet. Und sollte sie ihm das Haus anbieten, muß er immer noch befürchten, daß die PDS Besitzansprüche vor Gericht anmeldet.

Zu DDR-Zeiten war Tourismus eine von oben gelenkte Veranstaltung: Die volkseigenen Betriebe sowie die Massenorganisationen wie Parteien und FDGB hatten ihre Ferienheime - vornehmlich im Thüringer Wald und an der Ostsee. Nach der Wende gingen sie zunächst wieder an die Vor-Eigentümer: Die CDU verzichtete, die FDP unterlag vor Gericht, die FDGB-Heime werden von der Treuhand verwaltet, weil der DGB nicht in die Fußstapfen des FDGB treten wollte. Daß die Bettenzahl heute knapp ist, liegt daran, daß viele dieser Feriendienst-Häuser (im Jargon: Fedis) lange Zeit nach der Wende leerstanden. "Neue Unterkünfte hätten schon viel früher geschaffen werden können", meint Jens Voigt, der Kurdirektor von Tabarz. Seit zwei Jahren stehen auch dort Fedi-Häuser ungenutzt herum und warten auf Käufer, die die teils hohen Investitionssummen tragen können.

Die Treuhand hat bei einem Teil von ihnen ihre liebe Not, sie an den Mann zu bringen, denn nicht alle sind in so gutem Zustand wie das ehemalige SED-Gästehaus in Tabarz. Wer ein paar Kilometer weiter zum 916 Meter hohen Inselberg fährt, kann dort die ehemalige Jugendherberge besichtigen. Das leerstehende Holzhaus, das sich bei kaltem Wetter trotz Heizung auf kaum mehr als den Gefrierpunkt erwärmen läßt, steht leer und wird es auch wohl bleiben. Es gehört zu der Fedi-Hinterlassenschaft, für die sich wohl kein Investor finden läßt.

Zwei Drittel der insgesamt 620 FDGB- Ferienheime in der ehemaligen DDR konnte die Treuhand unter den Hammer bringen. Die verbliebenen 210 standen jetzt auf der Internationalen Tourismus Börse in Berlin zum Verkauf. Für 300 Unterkünfte konnte die Breuel-Anstalt 315 Millionen Mark einstreichen und 4000 Arbeitsplätze sicherstellen. Bis Mitte dieses Jahres sollen auch die übriggebliebenen noch nutzbaren Heime weggegeben sein. In Thüringen sind 87 Prozent der Fedi- Betten verkauft oder verpachtet. 17 von hundert Käufern kommen aus den alten Bundesländern

Für das Städtchen Tabarz käme ein Verkaufsboom gerade recht. Dort, so Kurdirektor Jens Voigt, hat man für die Zukunft ganz auf Tourismus gesetzt. "Die Industrie im Tal ist auf Null gebracht und kann nur durch Fremdenverkehr ersetzt werden." Die dortigen Fedi-Heime hat die Treuhand einer städtischen Gesellschaft übertragen, die sich um die Vermarktung kümmert. Soll der touristiche Aufschwung gelingen, müssen in Tabarz schleunigst mehr Hotelbetten her. Im Wendejahr 1989 übernachteten dort 250 000 Gäste. 1990 kam der Einbruch: Die Übernachtungszahl sank auf etwa 80 000. 1991 kletterte sie wieder auf über 120 000. Verglichen mit den Fedi-Jahren der DDR war 1992 landesweit aber immer noch ein dürftiges Jahr: zwei Millionen Übernachtungen, statt der siebenfachen Zahl in Vorwendejahren.

Die Tabarzer hoffen, daß die Treuhand die verbliebenen Fedi-Häuser schnell los wird. Alles, was weniger als eine Million Mark kosten soll, hat die Treuhandanstalt Thüringen im Programm "Mittelstandsexpress 2000" gebündelt: Interessenten zahlen einen Festpreis und verpflichten sich, das Haus als Beherbergungsunternehmen mindestens sechs Jahre weiterzuführen. Objekte, bei denen sich herausstellt, daß sie unter diesen Bedingungen unverkäuflich sind, wandern schließlich als Immobilie über den Tisch. Alles, was über einer Million Mark liegt, wird von der Berliner Treuhand-Zentrale verkauft.

Nicht nur Hardy Eitner sitzt in den Startlöchern. "Die Privatisierung muß jetzt schnell vorangehen", fordert Kurdirektor Voigt, "denn alles, was wir in diesem Jahr investieren, wird erst 1995 wirksam." BERNHARD HONNIGFORT

Grüne zur Nordumgehung: "Lieber zwei Verkehrsadern" Initiative im Parlament geplant

KARBEN. Haben CDU und SPD in Sachen Nordumgehung Groß-Karbens 20 Jahre aufs falsche Pferd gesetzt? Davon gehen die Grünen, Ortsverband Karben, in einer Erklärung nach dem Bericht über die Tatsache aus, daß die Trasse der Nordumgehung im Entwurf der Fortschreibung des Regionalen Raumordnungsplanes (ROP) nicht enthalten ist.

Statt "kleinkarierter Ortsumfahrungen" erinnert Peter Hofmann für die Grünen an den eigenen Vorschlag der Ökopartei: Der Durchgangsverkehr, der heute Karben belastet, könne auf zwei Verkehrsadern kanalisiert werden. In der Nordsüd-Achse auf der B 3/B 3 a, für die eine Umgehung Wöllstadt nötig sei. Aus dem Osten biete sich die B 521 mit einer möglichen Umfahrung von Heldenbergen an.

"Dann finden die Pendler aus Richtung Ilbenstadt und Assenheim, aber auch aus Heldenbergen und Altenstadt, die bisher durch Karben abkürzen, annehmbare Verkehrsverbindungen um Karben herum", zeigt Hofmann auf. Für die nächste Parlamentsperiode kündigt er Initiativen der Grünen dazu an. (Dazu auch der Kommentar.) de

RTL 2 per Kabel ARD beeinträchtigt den "Vox"-Genuß

BAD VILBEL. Das neue Fernsehprogramm "RTL 2" soll nach Angaben der Telekom seit Samstag, 6. März, 6 Uhr in das Kabelnetz der Post eingespeist werden. Der neue Sender ist über den Sonderkanal S 7 zu empfangen. Das ist der Platz, der bis zum 28. Februar vom "Sportkanal" genutzt wurde, der wiederum nach dem Zusammengehen mit "Eurosport" seine eigenen Sendungen eingestellt hat.

Frühestens Ende April kann sich ein Problem lösen, das Kabelkunden im Raum Bad Vilbel mit dem seit einigen Wochen eingespeisten Privatsender "Vox" haben. Das "Vox"-Programm wird vielfach vom 1. Programm der ARD gestört und zwar so, daß ARD und "Vox" gleichzeitig über den Bildschirm flimmern, die ARD allerdings deutlich schlechter. Der Grund dafür liegt nach Telekom-Angaben darin, daß der Kabelkanal 8 auf derselben Frequenz überträgt, wie das vom Feldberg aus "terrestrisch" gesendete 1. Programm. Die von der Landesmedienanstalt von vornherein befürchtete Einstrahlung der ARD hängt nach Angaben der Telekom nicht mit dem Sender "Vox" zusammen.

Ende April soll das Problem dadurch gelöst werden, daß Hessen 3 auf Kanal 4 und "Vox" auf Kanal 6 verlegt wird. Diese Regelung sei zwar geplant, könne sich aber wegen eines möglichen Rechtsstreits zwischen der Landesmedienanstalt und dem HR noch hinauszögern. hm

Weiterer Stellenabbau Arbeitslosenquote im Westen liegt bei 4,9 Prozent

WESTLICHE STADTTEILE. "Mitte des Jahres, schätze ich, werden wir die Talsohle erreicht haben", sagt der Höchster Arbeitsamtschef Arno Büdinger. Für Februar zeigt er wieder traurige Zahlen vom Arbeitsmarkt vor: mehr Stellen wurden abgebaut, die Arbeitslosigkeit nimmt weiter zu. Selbst das Baugewerbe ist mittlerweile vom konjunkturellen Abwärtstrend eingeholt worden; der Dienstleistungssektor kann nicht mehr auffangen, was in den anderen Bereichen an Arbeitskräften frei wird.

Im Februar haben sich insgesamt 6849 Arbeiter und Angestellte arbeitslos gemeldet, im Vergleich zum Februar 1992 bedeutet dies einen Anstieg von knapp 30 Prozent. Die Arbeitslosenquote beträgt 4,9 Prozent. Männer sind - anders als in Zeiten mit hoher Konjunktur - stärker betroffen als die Frauen. Daß auch mehr Schwerbehinderte und ältere Personen ihre Arbeit verlieren würden, war laut Büdinger abzusehen.

Seit einem Jahr wuchs die Zahl der arbeitslosen Schwerbehinderten um 110 auf 375, die Zahl der älteren Arbeitslosen stieg um 285 auf 806. Was die Vermittlungssituation für das Arbeitsamt so schwierig mache, sei die Diskrepanz zwischen dem Angebot und der Nachfrage.

95 Prozent der offenen Stellen seien für Fachkräfte ausgeschrieben, erklärt Büdinger. Bürofachkräfte mit EDV- und Englischkenntnissen haben noch Aussichten, ebenso ausgebildetes Verkaufspersonal oder Hotelfachkräfte.

Schwierig gestaltet sich dagegen die Stellensuche für Fach- und Hochschulabsolventen, nicht nur für die Geisteswissenschaftler, sondern auch für diejenigen mit technischen oder naturwissenschaftlichen Abschlüssen.

Wie schlimm sich auswirken wird, daß Bonn den Stopp der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) beschlossen hat, kann Büdinger für seinen Zuständigkeitsbereich - die westlichen Stadtteile, den Main-Taunus-Kreis und die Hochtaunus-Gemeinden Glashütten, Königstein, Kronberg) - noch nicht absehen. "Der Druck wird permanent zunehmen, Mitte April werden wir dann Klarheit haben, wie groß die Spielräume sind, die uns verbleiben", sagt er. Die etwa 80 ABM- Plätze wird er solange erhalten können, bis sie auslaufen. Aber für neue oder auch besonders dringende Fälle hat er keine Kapazitäten, selbst dann nicht, wenn jemand seine Maßnahme abbricht. Was frei werde, müsse in den Topf der Bundesanstalt für Arbeit zurück.

Dennoch wird auf das Höchster Arbeitsamt in der nächsten Zeit einiges zukommen: Zum Quartalsende Ende März erwartet Büdinger neue Entlassungen bei Hoechst und Opel. In Hochheim schließt der Betrieb Baustahl-Matten, in Höchst macht die Tettauer Glashütte zu. Außerdem wird in Bonn erwogen, zukünftig den Mißbrauch von Arbeitslosengeld zu kontrollieren.

Dazu müßte sich jeder Arbeitslose einmal im Monat im Arbeitsamt melden. Sein Amt werde diese Kontrollen natürlich auch durchführen, obwohl sie eine kaum zu bewältigende Mehrbelastung bedeuteten, sagte Büdinger. ege

Risikoeindämmung für die Frau und keine Kontrolle

Etwas verspätet möchte ich einige Kritikpunkte zu Ihrer Dokumentation (FR vom 17. 2. 1993 "RU 486 / PG verstärkt die Kontrolle von Männern über Frauen") anbringen:

Wie können die Autorinnen als Argument gegen die Abtreibungspille anführen, daß bei einer Quote von 30 Prozent Spontanaborten 18 000 der 60 000 französischen Frauen unnötig einer medikamentösen Therapie unterzogen worden wären?

Dies mag zwar statistisch so sein, aber welche Frau würde das Risiko auf sich nehmen, in dem Fall, daß kein Spontanabort eintritt, ungewollt schwanger zu bleiben?

In dem Artikel wird Farida Akhter zitiert, die behauptet, daß die Abtreibungspille von Männern dazu benutzt werden wird, um Frauen zu einer Abtreibung zu zwingen, daß die Nötigung von Frauen zunehmen werde und Männer mit der Pille noch mehr Möglichkeiten haben werden, jegliche Verantwortung für eine Schwangerschaft abzulehnen.

Sollte das für Länder der Dritten Welt eventuell wirklich gelten, weil dort die Rechte der Frauen eingeschränkter sind, so darf man, selbst wenn es tatsächlich so wäre, meines Erachtens daraus nicht den Schluß ziehen, daß dies für ein Land wie Deutschland auch zuträfe.

Denn wie sollten Männer Frauen dazu zwingen, die Tablette zu nehmen? Sollten Sie es mit Gewalt tun?

Ist diese Vorstellung nicht einfach nur unrealistisch? Männer haben durch die Abtreibungspille keine verstärkte Kontrolle über Frauen, schon gar nicht dann, wenn sie rezeptpflichtig wäre.

Die Autorinnen kritisieren zwar, daß die Abtreibungsoptionen in den meisten Ländern des Westens vollständig von der Medizin gesteuert werden.

Aber im Falle der Abtreibungspille wäre es doch sinnvoll, solch eine Steuerung zu haben, denn wenn die Männer keinen Zugang zu der Pille hätten, könnten sie nämlich mit ihr auch keine Kontrolle ausüben.

Vielleicht sollte man die ärztliche Überwachung dieser Abtreibungsmethode nicht als Kontrolle der Frau, sondern einfach nur als Risikoeindämmung für die Frau betrachten.

Offen bleibt für mich, wer die ominösen Bevölkerungsplaner und -kontrolleure sind.

Karen Strehlow, Göttingen

Sechs Folklore-Gruppe spielen "Musik der Welt"

HANAU. Unter dem Motto "Musik der Welt" spielen am Samstag, 13. März, ab 18 Uhr sechs Folkloregruppen im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten. Die Veranstaltung gehört zur Reihe "mondial - Multikulturelles in Hanau" des städtischen Kulturamtes.

Zum Auftakt spielt die Gruppe "Las Rocieras" spanische Folklore. Dann folgt die Folkloregruppe der griechischen Gemeinde mit Tänzen aus der Heimat. Die Gruppe "Yurdun Sesi" bietet türkische Volksmusik in authentischer Form auf historischen Instrumenten. Der Augsburger Italiener aus Bologna, Giampiero Lucchini, der sich "Tausendsaxoflötitaliener" nennt, bestreitet den italienischen Teil des Abends. Als vorletzte Gruppe folgt "Airinos Galegos", die Tanzgruppe des spanischen Elternvereins, die zusammen mit dem "Circulo Cultural Obrero Expanol" auch für das leibliche Wohl sorgt. Zum Schluß spielt die "Sunshine Steel Band" Rhythmen der Karibik.

Eintrittskarten gibt es im Vorverkauf für 10 Mark bei der Volksbühne Hanau und bei CD-Tickets. res

Notdienste

Ärzte Offenbach. Ärztliche Notdienstzentrale Städtische Kliniken, Starkenburgring, Tel. 0 69 / 1 92 92.

Heusenstamm/Obertshausen/Mühlheim-Lämmerspiel. Ärztliche Notdienstzentrale Obertshausen, Beethovenstr. 2, Tel. 0 61 04 / 46 06, Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr.

Mühlheim. Ärztl. Notdienstzentrale Mühlheim, Sozialstation, Friedensstr. 20, Tel. 0 61 08 / 7 69 82, Sa., 11, bis Mo., 7 Uhr.

Dietzenbach. Sa., 9, bis Mo., 6.30 Uhr, Ärztl. Notdienstzentrale, Steinberg, Siedlerstraße 66, Tel. 0 60 74 / 1 92 92.

Hainburg/Seligenstadt/Mainhausen. Notdienstzentrale Seligenstadt, Frankfurter Str. 31, Tel. 0 61 82 / 2 53 33.

Babenhausen. Sa. u. So.: Praxis Jakobi, Schaafheim, Schlierbacher Weg 3, Tel. 0 60 73 / 94 29.

Dieburg. Über DRK, Tel. 0 60 71 / 27 55.

Rodgau/Rödermark-Urberach/Messel. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzentrale Dudenhofen, Friedberger Str. 30, Tel. 0 61 06 / 212 72.

Neu-Isenburg. Medizinisches Institut (Ärztehaus), Georg-Büchner-Str. 1, Tel. 0 61 02 / 2 74 73, Fr., 20, bis Mo., 7 Uhr.

Dreieich. Notfalldienst, Dreieichenhain, Ringstr. 114 (Ecke Hainer Chaussee), Tel. 0 61 03 / 8 10 40, Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr.

Egelsbach. Sa., 8, bis Mo., 7 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 21 11 und 1 92 92 (wenn der Hausarzt nicht erreichbar ist).

Langen. Sa., 7, bis Mo., 7 Uhr, Notdienstzent. Langen, Tel. 0 61 03 /5 21 11 und 1 92 92 (wenn Hausarzt nicht erreichbar). Zahnärzte Rufbereitschaft: Sa., 8, bis Mo., 8 Uhr; (Sprechstunden Sa., 15 bis 18 Uhr, So., 9 bis 12 und 15 bis 18 Uhr).

Offenbach. Sa. und So.: Dr. Farkas, Offenbach, Berliner Str. 207, Tel. 88 26 64; priv. 81 11 82.

Östlicher Kreis: Sa. und So.: Dr. Eisel, Rodgau 2, Im großen Garten 33, Tel. 0 61 06 / 2 27 95; priv. 0 61 06 / 26 51.

Westlicher Kreis. Sa. und So.: Dr. Jung, Langen, Bahnstr. 30, Tel. 0 61 03 / 2 66 88; priv. 0 61 03 / 2 17 74. Tierärzte Offenbach/Frankfurt. Sa., 14 Uhr bis Mo., 6 Uhr: Dr. Geyer, Frankfurt, Neumannstr. 86, Tel. 51 24 86.

Ostkreis Offenbach. Sa., 14 Uhr bis Mo., 7 Uhr: Tierarzt Lippert, Rodgau-Dudenhofen, Tel. 0 61 06 / 2 19 50.

Westkreis Offenbach. Den Notdienst (Klein- und Großtiere) erfahren Sie von Ihrem Hausarzt. Apotheken Offenbach. Sa.: Bahnhof-Apotheke, Kaiserstr. 10, Tel. 88 08 69 und Ostend-Apotheke, Feldstr. 129, Tel. 85 23 58; So.: Einhorn-Apotheke, Frankfurter Str. 42, Tel. 81 31 73 und Apotheke am Buchhügel, Lichtenplattenweg 51, Tel. 85 59 20.

Heusenstamm/Obertshausen. Sa. u. So.: Cäcilien-Apotheke, Heusenstamm, Frankfurter Str. 41, Tel. 37 09.

Mühlheim. Sa. u. So.: Aesculap-Apotheke, Offenbacher Str. 42, Tel. 7 10 04.

Dietzenbach. Sa.: Bieber-Apotheke, Steinberg, Gallische Str. 2-4, Tel. 3 19 17; So.: Apotheke am Stadtbrunnen, Schmidtstr. 3, Tel. 3 34 89.

Rodgau. Sa.: Burg-Apotheke, Hainhausen, August-Neuhäusel-Str. 5, Tel. 42 39; So.: Einhorn-Apotheke, Dudenhofen, Nieuwpoorter Str. 68, Tel. 2 45 49.

Seligenstadt/Hainburg/Mainhausen. Sa.: Stadt-Apotheke, Seligenstadt, Marktplatz 4, Tel. 33 08; So.: Sonnen-Apotheke, Hainstadt, Königsberger Str. 75, Tel. 52 84 und Flora-Apotheke, Froschhausen, Seligenstädter Str. 1, Tel. 6 75 78.

Babenhausen. Sa. und So.: Schloß-Apotheke, Babenhausen, Platanenallee 34, Tel. 52 94.

Dieburg/Münster/Groß-Zimmern. Sa.: Apotheke in Dieburg, Altstadt 11, Tel. 2 22 20; So.: Brunnen-Apotheke, Dieburg, Frankfurter Str. 26, Tel. 2 39 15 und Alte Apotheke, Groß-Zimmern, Enggasse 1. Tel. 4 85 58.

Neu-Isenburg. Sa.: Stadt-Apotheke, Bahnhofstr. 35, Tel. 2 27 03; So.: Süd-Apotheke, Frankfurter Str. 141, Tel. 2 50 61.

Dreieich. Sa.: Rosen-Apotheke, Dreieichenhain, Hanaustr. 2-12, Tel. 8 68 64; So.: Stadt-Apotheke, Sprendlingen, Hauptstr. 19, Tel. 6 73 32.

Langen / Egelsbach. Sa.: Münch'sche Apotheke, Langen, Darmstädter Str. 1, Tel. 0 61 03 / 2 23 15; So.: Oberlinden-Apotheke, Langen, Berliner Allee 5, Tel. 0 61 03 / 7 87 77.

Medikamenten- und Pflegenotdienst, bis Mo., 5 Uhr: 01 30 / 82 10 10 (Ortstarif). Krankentransporte Stadt und Kreis Offenbach. Unfallrettung und Krankentransport-Leitstelle der Berufsfeuerwehr, Tel. 0 69 / 85 20 14 oder 85 20 73. - Rettungshubschrauber, Tel. 0 69 / 44 10 33. - Wachen des DRK: Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 7 15 48; Seligenstadt, Tel. 0 61 82 / 36 35; Neu-Isenburg, Tel. 0 61 02 /2 33 89; Langen, Tel. 0 61 03 / 2 37 11.

Dietzenbach/Rodgau/Rödermark. Abrufbereit unter Johanniter-Unfallhilfe, Rettungswache Nieder-Roden, Tel. 0 61 06 / 2 40 92; Behindertenfahrdienst, Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Tel. 0 61 06 / 25 35. Gemeindeschwestern Dietzenbach. Sa. u. So.: Bozena Wagner, Tel. 36 16, priv. 2 42 58.

Dreieich. Pflegedienste Dreieich, Ev. Kirchl. Zweckverband, Tel. 0 61 03 / 3 63 37.

Dreieich-Offenthal. Schwester Elsa Pippig, Tel. 0 60 74 / 56 25.

Langen. Zentrum Gemeinschaftshilfe, Südliche Ringstr. 77, Tel. 0 61 03 /2 20 21.

Neu-Isenburg. Über Anrufbeantworter des Sanitäts-Vereins, Tel. 0 61 02 / 2 22 50. Kanalverstopfungen Neu-Isenburg. Sa. und So., Tel. 40 39. Elektro-Notdienst Stadt und Kreis Offenbach. Sa./So.: Elektro-Müller, Offenbach, Obere Grenzstr. 62, Tel. 0 69 / 85 16 02.

(Ohne Gewähr)

Auf einen Blick

Seidenmalerei von Lilly Theißen ist bis Freitag, 26. März, in einer Ausstellung in der Barckhausstraße 1-3 (Westend) zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags, von 16 bis 19 Uhr; samstags und sonntags, von 11 bis 13 Uhr. di/12

Der KGV Fuchstanz Rödelheim lädt ein zum Skatturnier am Samstag, 13. März, ab 14 Uhr, ins neue Vereinshaus auf der Anlage an der Reifenberger Straße unterhalb der A 66. *rw/10

Saalbau Frankfurt: Caféhausmusik zum Tanzen und Träumen mit Geschichten aus Frankfurt von gestern und heute am Samstag, 13. März, 15 Uhr, im Bürgerhaus Gallus, Frankenallee 111. wd/10

Großauheimer Bibliothek geht auf Besucher ein

HANAU. In der Zweigstelle der Hanauer Stadtbibliothek in Großauheim soll der Besucherandrang künftig besser bewältigt werden: Für rund 20 000 Mark wurden Eingang und Kundentheke hergerichtet. Im Jahre 1975 in dem jetzigen Gebäude eingerichtet, will die Zweigstelle einen Kommunikations- und Informationstreffpunkt bieten.

Vergangenes Jahr kamen insgesamt 7600 Leser, die sich 67 000 Medien ausliehen. Der Bestand von derzeit knapp 24 000 Angeboten setzt sich aus Romanen, Sachbüchern, Jugendbüchern, Spielen, Kassetten, Zeitschriften und Zeitungen zusammen.

920 Leserinnen und Leser waren vergangenes Jahr in der Kartei der Biblithok angemeldet. Davon waren 270 Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre, 50 Halbwüchsige bis 18 Jahre und 600 Erwachsene.

Die Großauheimer Zweigstelle der Hanauer Stadtbibliothek versucht seit einigen Jahren mit Veranstaltungen auf das Buchangebot aufmerksam zu machen, so beispielsweise mit monatlichen Vorlesestunden, Theatervorstellungen für Kinder und Erwachsene und Buchausstellungen. res

Stadtteil-Fenster

Der Männerchor Liederkranz Praunheim lädt zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 12. März, ab 20 Uhr, in die Praunheimer katholische Christ-König- Gemeinde am Damaschkeanger ein. ks/10

Die Praunheimer müssen sich seit einigen Tagen an eine neue Verkehrsführung gewöhnen. Die Straße "Am Alten Schloß" ist wieder Einbahnstraße in Richtung Oberfeldstraße. Die Heilmann- straße kann jetzt nur noch in Richtung Dietrichstraße befahren werden. mb/10

Die VdK-Ortsgruppe Griesheim trifft sich am Samstag, 13. März, um 15 Uhr im Ruderclub (Griesheimer Stadtweg 77 a) zur Jahreshauptversammlung. bs/10

Zum großen Flohmarkt lädt die Kindertagesstätte 38 (Fritz-Tarnow-Straße 25) im Dornbusch ein: Verkauft und gehandelt wird am kommenden Samstag, 13. März, von 14 bis 16 Uhr. ck/10

Kaffeehausmusik ist zu hören am Donnerstag, 11. März, 15 Uhr, im Bockenheimer Treff (Am Weingarten 18-20). Kartenreservierungen unter Tel. 77 52 82. ks/10

Für eine Busfahrt nach Miltenberg am Dienstag, 6. April (Abfahrt 13.15 Uhr, Sophienstraße 71) können sich Interessenten anmelden ab Sonntag, 14. März, im Büro des Bockenheimer Treff, Am Weingarten 18-20, unter Tel. 77 52 82. ks/10

Einen Meditationsworkshop bietet die FTG auch für Nichtmitglieder an: am Samstag und Sonntag, 13./14. März, jeweils von 11 bis 17 Uhr, im FTG-Sportzentrum, Marburger Straße 28. Bequeme Sportkleidung, Decke und ein kleiner Imbiß sind mitzubringen. Ameldung und In

Die Schlacht um Algier, ein italienisch- algerischer Film um den algerischen Unabhängigkeitskampf gegen die Kolonialmacht Frankreich, ist am Sonntag, 14. März, 20 Uhr, in Juz Bockenheim, Varrentrappstraße 38, zu sehen. ks/10

Die Praunheimer Konzerttage in der evangelischen Auferstehungsgemeinde (Graebestraße 2) werden mit einem Gitarrenkonzert des "Granados Trio" am Sonntag, 14. März, 18 Uhr, und einem Konzert des "Jugendchors Frankfurt" am Mittwoch, 17. März, 20 Uhr, fortgesetzt. Die jungen Sänger bieten Chormusik a capella aus vier Jahrhunderten. bs/10

Ev. Cyriakusgemeinde Rödelheim: Orgelmusik zur Passion spielt Dorothea Langner während einer Vesper am Samstag, 13. März, 18 Uhr, in der Cyriakuskirche (Auf der Insel 5). bs/10

Einen Ikebana-Kursus hält das Internationale Familienzentrum Bockenheim (Adalbertstraße 10a) am Samstag, 20., und Sonntag, 21. März. Die Teilnahmegebühr beträgt 35 Mark, hinzu kommen 40 Mark Materialkosten. Anmeldungen unter Tel. 70 30 84 oder 70 30 5. bs/10

Turnerschaft 1856 Griesheim: Neuwahlen des Vorstands stehen unter anderem auf der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung des Vereins am Montag, 15. März, 19.30 Uhr, in der Vereinsturnhalle, Eichenstraße 9. bs/10

Zum Kinderbasar am Sonntag, 14. März, lädt das Kinder- und Jugendhaus gemeinsam mit der Initiative "Kulturwochen im Gallus" ins Haus Gallus (Frankenallee 111) ein. Ab 13 Uhr können Spielsachen, Comic-Hefte, Bekleidung und Kinderwagen gehandelt werden. Um 15 Uhr folgt ein Fest für Kinder zwischen vier und zehn Jahren - sie können mit Fetz Braun zu einer Weltraumexpedition starten. Informationen: Tel. 7 39 37 31. bs/10

Öl auf Seide: Eine Austellung der Künstlerin Erica Weisskopf ist zu sehen in den Geschäftsräumen der Citibank in Bockenheim, Leipziger Straße 27. ks/10

Arbeitslosigkeit relativ hoch Im Bereich Bad Vilbel/Karben

BAD VILBEL/KARBEN. Die Arbeitslosigkeit im Bereich des Arbeitsamtes Bad Vilbel bleibt auf einem langjährigen Höchststand. Die Arbeitslosenquote hat sich im Februar gegenüber dem Rekordmonat Januar mit 4,5 Prozent Unbeschäftigter nur um 0,1 Prozent in Bad Vilbel, Karben sowie Bergen-Enkheim und Nieder-Erlenbach vermindert. Der Leiter der Außenstelle des Arbeitsamtes in Bad Vilbel, Hans-Jürgen Rahn, rechnet auch für den Monat März mit anhaltend hoher Beschäftigungslosigkeit.

Im Januar 1990, so geht aus einer mehrjährigen Statistik des Arbeitsamtes hervor, war zuletzt ein Spitzenwert mit knapp über 1000 Arbeitslosen registriert worden. Ein Minimum zeigt die Statistik im Dezember 1990. Von da an ging es, abgesehen von Saisoneinflüssen, ständig bergauf, bis Ende Februar diesen Jahres 1256 Frauen und Männer Arbeitslosengeld bekamen.

Spezifische Ursachen für das deutliche Ansteigen der Beschäftigungslosigkeit gibt es nach Angaben von Rahn im Süden der Wetterau nicht. Der Anstieg liege vielmehr absolut im bundesweiten Trend. Es bleibt aber dabei, daß im Vilbeler Amtsbezirk die Arbeitslosenquote deutlich unter der Quote des Arbeitsamtsbezirks Frankfurt mit zuletzt 5,9 Prozent liegt.

Im Februar wurden von den Unternehmen immerhin 81 offene Stellen gemeldet. Insgesamt wurden 183 offene Stellen angeboten, der größte Teil davon im gewerblich-technischen Bereich. Im Februar haben sich aber 192 Personen arbeitslos gemeldet. 307 Personen hatten sich beim Arbeitsamt abgemeldet. Nur ein Teil von ihnen hatte einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Andere meldeten sich wegen Krankheit oder wegen ihres Alters ab. hm

OVAG-Vortrag über den Schnellkochtopf

BAD VILBEL. "Schnellkochtopf - Energiesparhelfer in der Küchenpraxis" lautet der Vortrag mit praktischen Beispielen, zu dem die OVAG-Lehrküche, Friedberger Straße, in Bad Vilbel einlädt am Donnerstag, 11. März, um 14 Uhr.

Anmeldung zu diesem Vortrag ist erforderlich unter der Rufnummer 0 61 01 / 6 40 67. de

"Die blocken total ab" Bockenheimer Juz wartet auf die versprochene Hilfe

BOCKENHEIM. Entspannt, ja fast gelangweilt sitzt Christoph an der Kasse und knöpft den spärlich eintrudelnden Besuchern des Jugendzentrums Bockenheim fünf Mark Eintritt ab. "Wieso denn Eintritt zahlen?", kriegt er immer wieder zu hören. Daß an diesem Abend ein Konzert auf dem Programm steht, hat sich offenbar nicht besonders weit herumgesprochen. Ein paar Dutzend Leute stehen in dem kleinen Thekenraum und warten auf die englische Hardcoreformation "Psychostorm".

"Zum einen ist heute Montag, und außerdem müssen wir zugeben, daß wir nicht besonders viel Werbung für das Konzert gemacht haben", räumt Christoph Schneider ein, der als ehrenamtlicher Mitarbeiter im Jugendzentrum (Juz) aushilft. Was Christoph so gelassen sagt, hat eigentlich einen ernsten Hintergrund. Zwei oder drei solcher schlecht besuchten Abende, und das Juz könnte in arge finanzielle Bedrängnis geraten.

Als eines von 14 selbstverwalteten Zentren in Frankfurt muß es sich einen städtischen Etat von etwa drei Millionen Mark mit den anderen Einrichtungen teilen. "Das reicht hinten und vorne nicht", klagt Christoph. Von dem Anteil, den die Bockenheimer vom Jugendamt bekommen, müssen die Gehälter der zwei Sozialarbeiter, Neuanschaffungen, Reparaturen sowie die Versicherungskosten bestritten werden.

Nur durch Umschichten der Finanzposten und Einsparungen, beispielsweise an der jährlichen Freizeitfahrt, könne der Betrieb aufrecht erhalten werden, erklärt Sozialarbeiter Theo Lang. Mehrmals haben die Juz-Betreiber im vergangenen Jahr beim zuständigen Ortsbeirat 2 und beim Sozialdezernenten Martin Berg versucht, mehr Mittel zur Verfügung zu bekommen. Doch: "Die blocken total ab", sagt Theo Lang. Als sogar das Geld für Putzmittel knapp wurde, versprach Schuldezernentin Jutta Ebeling, persönlich Abhilfe zu schaffen. "Wir haben bis heute nichts mehr von ihr gehört", sagt Theo Lang.

Der Jugendtreff in der Varrentrappstraße, einst aus einer Hausbesetzung Mitte der siebziger Jahre hervorgegangen, besteht darauf, ein selbstverwaltetes Juz zu bleiben. "Wir wollen nicht von oben herab etwas diktiert haben. Außerdem wäre es für die Stadt auch viel teurer, uns als städtische Einrichtung zu führen", denkt der Sozialarbeiter.

Auf insgesamt 750 Quadratmetern gibt es einen Sportraum, eine Küche, in der dreimal pro Woche eine warme Mahlzeit zum Selbskostenpreis angeboten wird, eine Werkstatt und seit kurzem eine eigene Etage für Frauen. Neben den zwei Hauptamtlichen gibt es etwa ein Dutzend freiwillige Helfer.

Auch in Zukunft wollen die Betreiber Druck bei der Stadt für mehr Geld machen. "Ansonsten könnte es schon im Spätsommer so knapp werden, daß wir vielleicht schließen müssen", schätzt Theo Lang. hen

Röllbachtal steht unter Schutz Vorrang für Tiere und Pflanzen: Wiesen nicht mehr umpflügen

HOCHTAUNUSKREIS. Zwischen Usingen und Wehrheim gibt es ein neues Naturschutzgebiet: Das Röllbachtal. Das Darmstädter Regierungspräsidium hat dort vor einigen Tagen ein etwa 117 Hektar großes Gebiet per Rechtsverordnung unter Naturschutz gestellt - zunächst allerdings nur vorläufig für drei Jahre. Anschließend kann die Verordnung um zwei weitere Jahre verlängert werden. Unterdessen werden im Verfahren bis zur endgültigen Sicherstellung als Naturschutzgebiet die betroffenen Grundstückseigentümer und Pächter angehört.

Nach Aussage eines Sprechers des Regierungspräsidiums hat die einstweilige Sicherstellung das Ziel, die im Röllbachtal besonders typische Hintertaunuslandschaft mit ihren charakteristischen und im Bestand gefährdeten Tier- und Pflanzenarten während des Ausweisungsverfahrens zu schützen. Zahlreiche Schutzvorschriften treten nun für das Areal in Kraft: So ist es unter anderem verboten, bauliche Anlagen zu errichten, Wiesen- und Brachflächen umzubrechen, wildlebenden Tieren nachzustellen oder die Wege zu verlassen. Außerdem sollte unterlassen werden, Hunde freilaufen zu lassen, Feuer zu machen, zu reiten oder zu zelten.

Das Regierungspräsidium macht darauf aufmerksam, daß Verstöße hiergegen als Ordnungswidrigkeit nach dem Naturschutzgesetz geahndet werden. Begrüßenswert wäre es ferner, so der Pressesprecher, wenn sich auch die Bevölkerung des Gebietes annehmen und auf die Einhaltung der Vorschriften achten würde. cn

Namen + Notizen

ERICH SCHLAUCH wurde jetzt mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Stadtkämmerer Martin Grüber überreichte die Auszeichnung im Limpurgsaal des Römer. Erich Schlauch, der 1937 in Frankfurt geboren wurde, ist seit 20 Jahren Leiter des Rehabilitationszentrums Oberrad beim Frankfurter Verein für soziale Heimstätten, eines Wohnheims und einer Werkstatt für psychisch Kranke und Behinderte. Neben seinem Beruf setzt er sich auch ehrenamtlich für die Integration Behinderter im Stadtteil ein. Erich Schlauch ist außerdem Stadtbezirksvorsteher und Vorsitzender des Ortsvereins Oberrad der Arbeiterwohlfahrt. jh/10 ANNI und ERNST FLAMM (Seehofstraße 14) feiern am Samstag, 13. März, 18.30 Uhr, in der Deutschordenskirche "Goldene Hochzeit". Es folgt der Empfang im Rittersaal. Der heute 76jährige und Frau Anni (71) haben im Kriegsjahr 1943 geheiratet. Er arbeitete in vielen Ehrenämtern: Kleingartenverein "Mainwasen", Landeselternbeirat, Pfarrgemeinderat von Deutschorden, Sozialpfleger der Stadt und Vereinsringvorstand Sachsenhausen. Flamm wurde dafür oft geehrt: Landes-Ehrenbrief, Bundesverdienstkreuz am Bande, Römerplakette sowie Ehrenplakette der Stadtgruppe der Kleingärtner. Auch Frau Anni engagierte sich für andere; sie ist heute noch Leiterin eines Altenclubs. dixi HERMANN HOLZHAUER, Mitgründer der Sachsenhäuser Bergspatzen, feierte zünftig mit Verwandten, Bekannten und Sangesfreunden seinen 80. Geburtstag. Vorsitzender Heinz Constantin würdigte in einer kleinen Laudatio die Verdienste des Jubilars. Holzhauer ist waschechter Sachsenhäuser. Die Zeit des Zweiten Weltkrieges und der Gefangenschaft bis 1949 waren die einzigen Jahre, die er nicht in "seinem" Sachsenhausen verbrachte. Im September 1958 gründete er gemeinsam mit anderen den Gesangverein. Im Chor der Bergspatzen hatte seine Stimme von Anfang an Gewicht. Nimmermüde besucht "es Hermännsche", wie ihn seine Freunde nennen, heute noch die Chorproben. dixi RENATE WOLF wurde vor kurzem mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement auf sozialem Gebiet ausgezeichnet. Den Bundesverdienstorden überreichte der ehrenamtliche Stadtrat Bernhard Mihm (CDU) im Limpurgsaal des Römer. Seit 1977 ist Renate Wolf als ehrenamtliche Sozialpflegerin des Frankfurter Sozialamtes tätig. Dem Widerspruchsausschuß des Sozialamtes gehört sie seit 1982 als Beisitzerin an. Seit 1983 ist sie Mitglied im Anstaltsbeirat der Justizvollzugsanstalt Frankfurt. Darüber hinaus gehört Renate Wolf seit zehn Jahren auch dem Vorstand des CDU-Stadtbezirksverbandes Oberrad an. jh

Schwerbehinderte werden geschnitten Personalchefs zahlen lieber / Hessen und Schleswig-Holstein als rühmliche Ausnahme

Nahezu 150 000 Schwerbehinderte in Westdeutschland sind derzeit arbeitslos gemeldet. Damit ist diese Gruppe binnen Jahresfrist um fast 20 000 größer geworden. Für Blinde, Gelähmte, mehrfach Amputierte und Gehörlose bedeutet das ein doppeltes Handicap. Sie und andere Frauen und Männer, die vielleicht gerade eine komplizierte Operation hinter sich haben und für einige Jahre als schwerbehindert gelten, empfinden es als besonders schlimm, im Job nicht mehr gebraucht zu werden. Appelle, diesen Menschen eine Chance zu geben, fruchten immer weniger, obwohl Personalchefs, die solche Leute eingestellt haben, meist nur Gutes über deren Leistungen berichten. Die Tendenz, daß öffentliche und private Arbeitgeber mit 16 und mehr Arbeitsplätzen ihrer gesetzlichen Verpflichtung nicht nachkommen, mindestens sechs Prozent der Stellen mit Schwer- und Schwerstbehinderten zu besetzen, ist unübersehbar.

Peinlich für die Verantwortlichen in Behörden und Dienststellen wird es, wenn sie als Regierungsmitglieder oder Stadt- und Kreisoberhäupter bei allen möglichen Anlässen zur vermehrten Einstellung von behinderten Menschen aufrufen, bei näherem Hinsehen sich aber herausstellt, daß sie im eigenen Haus ihre Appelle kaum beachten. Die monatliche Ausgleichsabgabe von 200 Mark für eine nicht pflichtgemäß mit einem Schwerbehinderten besetzte Arbeitsstelle ist schnell bezahlt. Eine contergangeschädigte Frau, die auch mit nur einem Armstummel einen Computer hervorragend bedienen oder einen bis zum Hals gelähmten Programmierer, der mit der Zunge über eine Spezialvorrichtung die kompliziertesten Programme schreiben kann, ließen sich zwar sinnvoll im Betrieb einsetzen, doch verlangt das mehr guten Willen und mehr Überlegung, als manche Firmen zu leisten bereit sind. 200 Mark im Monat sind erstens kein großer Betrag, und sie können auch noch als Betriebsausgabe steuerlich geltend gemacht werden.

In Hessen und Schleswig-Holstein begnügen sich die Landesregierungen nicht mehr mit Appellen und melden die Soll- Stellen, die in Ministerien und sonstigen Behörden nicht mit Behinderten besetzt sind, einem zentralen Pool. Aus ihm werden andere beschäftigtungswilligere Landesverwaltungen bedient. Dadurch fanden in Hessen inzwischen rund 800 als "aussichtslos eingestufte Fällen" eine Dauertätigkeit. Würden alle öffentlichen Arbeitgeber diesem Beispiel folgen oder als Vorbilder sogar alle Pflichtstellen mit Schwer- und Schwerstbehinderten besetzen, bekämen über 100 000 Betroffene auf Anhieb Lohn und Brot.

Nur eine von Sozialverbänden und Gewerkschaften seit langem geforderte spürbare Erhöhung, jährliche Dynamisierung und Beseitigung der Steuerabzugsfähigkeit der Ausgleichsabgabe könnten an dem Problem grundsätzlich etwas ändern. Hinzukommen müßte die Förderung spezieller Beschäftigungsfirmen, über die vor allem ältere Schwerhinderte mit wenig Chancen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt leistungsentsprechend in der Landschaftspflege, bei Umwelt-, Naturschutz- sowie Recycling-Aufgaben Verwendung finden könnten. Finanzieren ließe sich ein solches Programm zum Teil aus dem Topf der Ausgleichsabgabe und außerdem mit den eingesparten Mitteln, welche die Betroffenen bislang als Arbeitslosengeld, Arbeitslosen- und Sozialhilfe bekommen. Außerdem könnten die Beschäftigungsfirmen die Arbeitsleistungen den Städten und Gemeinden in Rechnung stellen. KEYVAN DAHESCH

Die Moderlieschen halten die Schnaken klein Kampf mit biologischen Waffen gegen die Stechmücken ist erfolgreich, bilanziert der Zweckverband

WETTERAUKREIS. Die biologische Keule wirkt. "Erste Erfolge" meldet der Zweckverband zur Bekämpfung der Schnakenplage in den Nidderauen durch die Fische mit dem Namen Moderlieschen. "Es ist offensichlich, daß die besonders geringe Zahl der gefundenen Mückenlarven auf die Jagdtätigkeit dieser Fische und der anderen in den Grabentaschen lebenden Freßfeinde zurückzuführen ist", heißt es in dem Abschlußbericht 1992. Doch die Natur alleine schaffte es nicht, den Menschen vor den kleinen Blutsaugern zu schützen. Bei fünf Aktionen wendete der Verband insgesamt 3,7 Kilogramm B.T.i.- Formulierungen an. Flora und Fauna hätten unter dieser "Mikrobiellen Bekämpfung" nicht gelitten, so das Protokoll. Dennoch müsse "in Zukunft stärker auf die Instandhaltung der Gräben und Mündungsklappen geachtet werden". Nach drei Jahren war es 1992 erstmals wieder zu größeren Überschwemmungen gekommen. Die Gewitterregen am 20. und 21. Juni ließen den Nidderpegel stark ansteigen. Der Schwerpunkt des Hochwassers lag links von der Nidder bei Altenstadt-Höchst, vor allem an den "Buschwiesen". Rund eine Woche nach Rückgang der Überschwemmung rückten die Bekämpfer zu Fuß aus. "Sollte in Zukunft ein stärkeres Hochwasser auftreten, ist weiterhin mit einer starken Stechmückenplage zu rechnen", warnt der Bericht. Es habe sich gezeigt, daß "keine ausreichende Verbindung zu den Grabentaschen" besteht, so daß die in der Vergangenheit ausgesetzten Moderlieschen nicht überall an ihre Beute kamen. Eine kürzere Dauer der Überflutungen versprechen sich die Fachleute davon, "wenn für ein ungehindertes Ablaufen des Wassers durch die vorhandenen Gräben gesorgt würde". Als ein weiters Manko führt der Verband den niedrigen Sauerstoffgehalt in den Gruben, insbesondere in denen nördlich der alten Gemeindeverbindungsstraße zwischen Oberau und Höchst, an. Steht das Naß dort länger in der Sonne, gehen Fische oder Amphibienlarven ein.

Auch bei der Bekämpfung der Hausschnaken meldet der Verband Erfolge. Das Wissen der Bevölkerung "um das Wesen" der Insekten habe sich gesteigert. Nachdem die Restbestände an Bactimosbriquets aufgebraucht waren, verteilte er im Oktober Tabletten, die die Bevölkerung in Brutstätten wie Regentonnen, Wasserbehälter oder Jauchegruben auflösten.

Eine Übertragung der Malaria durch hiesige Stechmücken schließt der Bericht nicht aus. Vor zwei Jahren waren Fälle von "Sumpffieber" im Wetteraukreis bekanntgeworden, ohne daß die betreffenden Personen sich zuvor in den Tropen aufgehalten hatten. Ferntouristen könnten die Krankheit ohne ihr Wissen einschleppen, vermuten die Fachleute. "Da die Überträger der Malaria, Stechmücke der Gattung Anopheles, nahezu überall im Gebiet des Zweckverbands vorkommen, ist die Möglichkeit der Weitergabe des Erregers gegeben", heißt es. Insbesondere in ländlichen Gebieten bestünde die Gefahr. Denn die "Fiebermücke" hält sich gerne in Nähe von Großvieh auf.

Im Anhang berichten die Stechmükkenbekämpfer über die Prüfungsergebnisse der Grabentaschen von Eichen und Windecken. Die Gebiete in Eichen bezeichnet der Wissenschaftler als "ein vielfältig strukturiertes Biotop, welches durch unterschiedlich tiefe Bereiche, flache und steilere Uferabschnitte sowie durch einen reichhaltigen Pflanzenbewuchs für eine Vielzahl von Tieren geeigneten Lebensraum bietet". So entdeckte er dort sieben Arten von Schnecken, vier Arten Libellen und fünf verschiedene Wanzenarten. Auch Teichmolche und -frösche, sogar Gelbbauchunken fühlen sich in Eichen heimisch. In Windecken muß sich Flora und Fauna noch entwickeln. Zusammenhängende Pflanzenbestände an den Ufern fehlen weitgehend, was damit zusammenhängt, daß die Gruben erst 1991 angelegt wurden. Die in Eichen existieren seit drei Jahren.

Abschließend stellt der Biologe den hohen Stellenwert der Gräben heraus: "Die Anlage derartiger Sekundärbiotope bedeutete zum einen eine wertvolle Strukturbereicherung der Landschaft, zum anderen handelt es sich dabei um ,ökologische Zellen&rquote;, die im Idealfall als Rückzugsareale, Regenerationsräume und Ausbreitungszentren von Pflanzen- und Tierarten dienen." jur

Wissenschaftler können Abschied von Gott nicht bestätigen Kirchliche Hochschule Berlin legt Ost-West-Umfrage vor / Religion als Lebenshilfe anerkannt / Gottesbilder werden vermischt

Von unserem Redaktionsmitglied Katharina Sperber

FRANKFURT A. M., 7. März. Das Gottesbild der Deutschen hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt und wandelt sich weiter. "Gott und die Religion werden im Sinne von Lebenshilfe funktionalisiert." In Ost und West soll der Glaube "helfen, den Belastungen des Lebens besser standhalten zu können und ein positives Selbstgefühl zu finden". Zu diesen Schlüssen kommt eine Umfrage, die das Religionssoziologische Institut der Kirchlichen Hochschule Berlin jetzt unter dem Titel "Was die Menschen wirklich glauben" veröffentlichte. Die Hochschule, die ab Sommer als Theologische Fakultät in die Humboldt-Universität integriert wird, widerspricht mit ihrer Untersuchung einer Umfrage des Nachrichtenmagazins Der Spiegel, derzufolge das Hamburger Blatt im vergangenen Jahr einen "Abschied von Gott" diagnostiziert hatte.

Das Religionswissenschaftliche Institut entwickelte seine Fragebogen in Zusammenarbeit mit dem Institut Intersofia, das auch die Befragung durchführte. Insgesamt wurden etwa 2000 Menschen befragt. Der Hauptteil von ihnen lebt in der Berliner "Luisenstadt", die Teile von Berlin-Mitte (Ost) und Kreuzberg (West) umfaßt. Die "Luisenstadt" habe sich für die Befragung besonders geeignet, da die beiden Gebiete (Ost und West) auch nach der deutschen Einheit "noch weitgehend unvermischt" geblieben seien, begründeten die Wissenschaftler ihre Wahl. "Darüber hinaus zeigen Kreuzberg (mit seiner multikulturellen Schichtung) und Mitte (mit seiner linientreuen Wohnbevölkerung in den Komfortwohnblöcken in Mauernähe) besondere Konturen, die einerseits für die religiöse und kulturelle Vermischung in den Großstädten, andererseits für eine weitgehende Säkularisierung stehen können." Als Kontrollgruppen wurden Menschen im bürgerlichen Wohnbezirk Berlin-Wannsee und zweier Dörfer im Hunsrück befragt. Anders als die Spiegel-Umfrage bezogen sich die Fragen der Religionswissenschaftler nicht auf bekannte religiöse Dogmen, sondern folgten einem Ansatz, demzufolge sich der Glaube an Gott in den Lebensbeziehungen der Menschen ausdrückt.

Die Religionssoziologen stellten fest, daß für die meisten Menschen in Ost und West "das wichtigste im Leben" ihre Beziehungen zu Partnern, Familie und Freunden seien. Im Osten stehe dabei die Familie an erster Stelle; in Kreuzberg dagegen Partner beziehungsweise Partnerin oder Freunde. Dem entspreche, "daß Gott und Religion ihre wichtigste Bedeutung haben im Blick auf die Hoffnungen und Ängste, die sich mit den personalen Beziehungen verbinden", faßt die Studie zusammen. Entscheidend sei, ob sich Gott und Religion gegenüber den Problemen des Lebens "als hilfreich erweisen". Daß Gott dabei "auf der Seite der Menschen steht, wird vorausgesetzt".

Gleichzeitig beobachteten die Wissenschaftler eine zunehmende Vermischung von verschiedenen Gottesbildern und "anderen religiösen Elementen". Sie stellten auch eine Abkehr von den religiösen Institutionen wie der Kirche fest - allerdings nur in dem Sinn, daß Kirche mit ihren Dogmen nicht mehr die Einmischung in das eigene Leben gestattet wird. Gläubige erwarteten von ihren Religionsgemeinschaften sehr wohl aber klassische Dienste, wie Alten- und Krankenpflege.

An einen "persönlichen Gott" glauben laut Umfrage in Kreuzberg etwa 34 Prozent der Befragten, in Berlin-Mitte 24 Prozent. Während die Kreuzberger an die "Existenz überirdischer Wesen" mehrheitlich glaubten oder sie zumindest für möglich hielten, rechneten fast 52 Prozent der in Mitte Interviewten nicht mit solchen Mächten.

Zwanzig Mann in einer Wohnung, 5000 Mark Miete - oder mehr Das große Geschäft mit polnischen Arbeitern, die von Baustelle zu Baustelle weitergereicht werden / 25 Wohnungen amtsbekannt

Die städtischen Behörden kennen durch eigene Recherchen oder Hinweise aus der Bevölkerung mittlerweile 25 Häuser in Frankfurt, in denen vor allem polnische Bauarbeiter auf engstem Raum zusammengedrängt leben.

In allen Fällen, so erklärte Wohnungsamtsleiter Klaus Miehrig am Donnerstag, bestehe entweder der Verdacht auf Mißbrauch von Wohnraum zu gewerblichen Zwecken oder aber Mietpreisüberhöhung. Die Stadt strebt an, gegen alle Hausbesitzer Bußgelder zu verhängen - damit möchte sie zunächst den Gewinn abschöpfen, der mit der Unterbringung der Polen erzielt wird.

Ändert sich nichts, soll einem Zwangsgeld am Ende die Zwangsräumung der Häuser folgen. Wie Miehrig sagt, braucht es aber viel Zeit, alle Fälle aufzuarbeiten.

Die Männer aus Polen, die in der Regel weder Deutsch sprechen noch verstehen, werden als billige Arbeitskräfte nach Frankfurt transportiert. Nicht selten übernachten 20 von ihnen in einer Wohnung, für die dann Hausbesitzer 5000 Mark Miete monatlich oder mehr verlangen. Die Kommune kann überhaupt erst seit wenigen Wochen gegen diese Mißstände vorgehen. Ende 1992 hatte das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt zum ersten Mal grundsätzlich entschieden, daß in solchen Fällen entweder Wohnraumzweckentfremdung oder Mietpreisüberhöhung vorliegt. Das Amtsgericht war zuvor noch der Meinung gewesen, überall, wo gewohnt werde, handele es sich auch um eine Wohnung - unabhängig von der Art der Unterbringung, der Zahl der betroffenen Menschen und der Dauer des Aufenthalts.

Wenn die polnischen Arbeiter nämlich nach einigen Wochen auf einer Baustelle in Frankfurt nicht mehr gebraucht werden, reichen Firmen sie zum nächsten Arbeitsplatz weiter. Entsprechend wechselt die Belegung der Häuser, in denen oft vier und mehr Betten in einem Raum stehen, ständig.

Die Fachleute des Wohnungsamtes registrierten, daß sich Hausbesitzer schon in den ersten Wochen des Jahres 1993 auf die neue Rechtslage einstellten. Einem besonders dreisten Trick kam die Stadt jetzt durch eine Hausdurchsuchung außerhalb Frankfurts auf die Spur.

Den Beamten fielen Unterlagen in die Hände, aus denen hervorgeht, daß die Wohnungsmiete für die polnischen Arbeiter jetzt niedriger angesetzt wird - um kein Verfahren wegen Mietpreisüberhöhung mehr zu provozieren. Dafür aber enthielten die Verträge die Verpflichtung, neben den Wohnungen auch noch leerstehende Lagerschuppen im Hinterhof anzumieten - obwohl die gar nicht genutzt wurden. Am Ende kam der vorherige oder gar noch ein höherer Mietpreis heraus.

"Die Hausbesitzer halten sich für besonders clever", sagte Amtsleiter Miehrig am Donnerstag. Es gibt sogar Hinweise darauf, daß die Eigentümer die Lagerschuppen gleichzeitig an mehrere Firmen vermieteten. jg

Guano-Musical

Dies ist die Geschichte von Nauru, der Inselrepublik im Pazifischen Ozean, 3000 Kilometer nordöstlich von Australien. Es leben dort 8 000 Menschen, doch nur 5 000 von ihnen besitzen die nauruische Nationalität - die andern sind Fremdarbeiter. Ihr Staat ist ein Korallenriff und ungefähr so groß wie Garmisch-Partenkirchen oder Neuruppin. Dabei sind allerdings vier Fünftel der Fläche unbewohnbar wie der Mond, denn sie bilden eine einzige Phosphatgrube.

Abgebaut wird hier der Vogeldreck von Jahrhunderten, genannt Guano; er ist ein weltweit begehrtes Exportprodukt. Davon leben die Nauruaner nicht schlecht: sie sind vom Pro-Kopf-Einkommen her eines der wohlhabendsten Völkchen dieser Erde. Wahlspruch im Landeswappen: "God's Will First".

Insofern können sie es sich durchaus leisten, zur Abwechslung einmal in ein Musical zu investieren, das ab Juni im Londoner Strand Theatre auf dem Programm steht: "Leonardo, A Portrait Of Love" - ein Musical über Leonardo da Vinci und Mona Lisa. Komponiert hat es, zusammen mit drei Freunden, ein 47jähriger Geschäftsmann aus Liverpool namens Duke Minks.

Eigentlich berät er die Regierung Naurus bei der Anlage des Staatsvermögens, das sich auf fast anderthalb Milliarden Mark beläuft. Es traf sich aber, daß Naurus zweiter Mann in der Regierung ein großer Musikliebhaber ist. Als Minks ihm bei einem Besuch sein Werk vorspielte, war er sofort begeistert.

Vor allem der Song "My Heart Beats" hatte es ihm angetan: den trug er bei der nächsten Kabinettsitzung im Bungalow des Präsidenten seinen Kollegen höchstpersönlich vor, um sie dazu zu bewegen, für die neugegründete Londoner Firma "Leonardo Productions" eine Bürgschaft von fünf Millionen Mark zu leisten. Sein Antrag ging einstimmig durch, zumal gerade der 25. Jahrestag der Unabhängigkeit Naurus, das seither zum Commonwealth gehört, bevorstand.

Duke Minks, der vorher noch nie ein Musical produziert hat, bekam für sein Aufführungsvorhaben das nötige Risikokapital aus der nauruischen Staatskasse. Im Juni soll Premiere sein am Strand Theatre, und Nauru läßt sich abermals nicht lumpen: zum feierlichen Anlaß im Londoner West End will der Präsident des kleinen, aber reichen Zwergstaats sämtliche Regierungschefs der Pazifikregion einfliegen lassen.

Doch bei aller Liebe zur Kunst: ganz uneigennützig sind die mäzenatischen Gesten nicht. Die Regierenden der Republik Nauru hoffen inständig, daß sich ihre Investition rentiert. In schätzungsweise fünf Jahren wird der letzte Guano-Vorrat abgebaut sein. Dann muß das ganze Inselvolk von seinen Ersparnissen leben.

BMU

Die Kaninchen und der Wolf Karikaturen zeigen, wie sich Deutsche und Polen sehen

Der deutsche Michel ist fett, gefräßig, unersättlich, ein Schlächter, der auf Leichenbergen die Heilige Messe zelebriert, kleine Kinder mit dem Säbel aufspießt und sich als unbelehrbarer Nazi entpuppt. Das Bild des Polen ist wenig besser: Entweder ist er ein armer verlauster Lump, der nicht wirtschaften kann und der, wenn er schon einmal Invasionsgelüste an den Tag legt, auf einem Schwein über die Grenze reitet. Oder er ist ein Monstrum mit einer Rogatywka, der polnischen Nationalkappe, das unschuldige Frauen und Kinder aus brennenden Häusern vertreibt.

Feindbilder wie diese haben eine lange Tradition und, bei aller Differenz in der geschichtlichen Entwicklung, eine auffällige Gemeinsamkeit: Sie bedienen sich ähnlicher Stereotypen. Karikaturen sind immer Überspitzungen - und dennoch ist es erschreckend, welche Abgründe sich offenbaren, sieht man, wie polnische Zeichner das Bild des Deutschen präsentieren und umgekehrt. Es sind keineswegs witzige Bilder, die jetzt unter dem Titel "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung" im Historischen Museum Frankfurt zu sehen sind. Noch vor zehn Jahren wäre solch ein Unternehmen undenkbar gewesen. Der Versuch des Warschauer Karikaturenmuseums, Anfang der achtziger Jahre einen Bildband über Deutsche und Polen in der Karikatur herauszubringen, scheiterte bereits bei Vorgesprächen mit den Verlagen.

Die jetzt zustande gekommene Ausstellung des Warschauer Karikaturenmuseums setzt im Jahre 1848 ein. Das ist der Zeitpunkt, als sich die Polen nach der Niederschlagung des Posener Aufstands keinerlei Illusionen mehr darüber machen konnten, die Deutschen würden sie in ihren Unabhängigkeitsbestrebungen unterstützen, während es den Deutschen umgekehrt bewußt wurde, daß die Freiheit Polens zwangsläufig mit preußischen Gebietsverlusten einherginge. Allerdings war es damals mehr die deutsche Seite, die sich mit spitzer Feder und keineswegs ohne Sympathie mit Polen auseinandersetzte. Eine Frankfurter Zeichnung von 1848 zeigt den deutschen Michel bei der Verteilung der Welt in Form einer Pastete: scheibchenweise schneidet er Städte und Regionen heraus und behält den größten Teil für sich.

In Polen begann, durch die langsamere Entwicklung der Presse bedingt, die satirische Auseinandersetzung erst in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. So wird etwa ein Pole gezeigt, an dessen rechtem Ohr die Russen ziehen und am linken die Deutschen. Gegenstand der Karikatur werden dann die preußischen Germanisierungsmaßnahmen, 1872 wurde Deutsch die einzig zulässige Unterrichtsssprache in Schlesien, ein Jahr später in Posen und Westpreußen. Ein preußischer Bildungsminister versucht mit einem Riesentrichter, einem polnischen Kind das Vaterunser einzuflößen. Im Streit um Oberschlesien zeigen deutsche Karikaturisten marodierende Monster, während die polnischen Kollegen Pickelhauben tragende Gruselgestalten zeichnen.

Besonders schlimm wird es in den zwanziger Jahren, als deutsche Zeichner beginnen, die Polen als Tiere darzustellen, als sich unendlich vermehrende Kaninchen etwa oder lästige Wanzen. Die Polen reagieren etwas zeitverzögert, zeichnen einen blutrünstigen Wolf oder eine Armee von Küchenschaben mit Hakenkreuz, gegen die ein Kammerjäger vorgeht.

Das Prinzip, thematisch ähnliche Karikaturen aus beiden Ländern gegenüberzustellen, läßt sich allerdings in der Ausstellung nicht konsequent durchhalten. Aus dem Nationalsozialismus und der Zeit des Kalten Krieges sind in erster Linie polnische Zeichnungen und Grafiken zu sehen. Aus dem oppositionellen Untergrund in Polen werden dagegen nur wenige Zeichnungen gezeigt. Die Zeit nach dem deutsch-polnischen Vertrag ist dann vor allem mit Zeichnungen aus der westdeutschen Presse vertreten: Wieder einmal der deutsche Michel, der, im Lehnsessel sitzend, Polen nach der Einführung des Kriegsrechts auf einer Weltkarte zum Kontinent aufbläht. Erst die Zeichnungen nach der Wende zeugen auf beiden Seiten von einem gelasseneren Umgang mit den deutsch-polnischen Beziehungen. Da muß Kohl mit Gewalt zur Oder-Neiße-Grenze geschoben werden oder ein polnischer Zwerg weist einen riesenhaften, aber gutmütigen Pantoffelhelden in seine Schranken.

Auch wenn eine Annäherung stattfindet: Diese Ausstellung zeigt die Gräben sehr deutlich. Ein Sack voller Vorurteile auf der deutschen Seite, ein Sack angefüllt mit Erwartungen auf der polnischen: Das ist ein eindringliches Bild für die immer noch schwierige Annäherung zwischen beiden Ländern, wie es ein Karikaturist der Rheinischen Post 1991 gezeichnet hat.

Zu dieser Ausstellung gibt es ein Begleitprogramm: Vorträge und Diskussionen über deutsch-polnische Geschichte am 10., 17. (jeweils 18 Uhr) und 26. März um 19 Uhr im Vortragssaal des Historischen Museums. Am 27. und 28. März findet ein Wochenendseminar des Palais Jalta statt. (Saalgasse 19, bis 18. April.) URSULA MAY

Namen + Notizen

KURT MEIER wurde als Vorsitzender des Bad Homburger Vereins für Vogelfreunde und Naturschützer in dessen Jahreshauptversammlung wiedergewählt. Im Amt bestätigt wurden einstimmig auch die zweite Vorsitzende Marianne Roth-Profenius. Horst Baum und Günter Mais gehören als Schutzwarte ebenfalls dem Vorstand an. Der Verein betreut zwei Schutzgebiete: ein Gelände am Rande des Golfplatzes (gegenüber dem Monte Scherbelino) und eines im ehemali

HEINRICH UNGER, von 1958 bis 1973 Pfarrer an der Bad Homburger Erlöserkirche, ist tot. Unger war Seelsorger in jenem Pfarrbezirk, aus dem inzwischen die selbständige Christuskirchen-Gemeinde hervorgegangen ist. Die Beisetzung fand auf Wunsch der Angehörigen in aller Stille statt. Unger lebte zuletzt in Meisenheim am Glan.

Charmanter Lehrer "Tales in English" von Richard Martin im TiB-Theater

Und wenn das Märchen voller Fabelwesen und Gespenster wäre, der Erzähler muß daran glauben wie an einen Tatsachenbericht. Oder es ergeht ihm so wie dem Geschichtenerzähler in einem der "tales", die Richard Martin vortrug. Dem liefen nämlich die Leute weg, weil er die Lügen, die er auftischte, selber für Lügen hielt. Solches brauchte der "story-teller" im English Pocket Theatre im Frankfurter Theater in Bornheim (TiB) nicht zu fürchten. Er beherrscht die Kunst, sein Publikum in den Bann zu ziehen, noch bevor er ein Wort gesagt hat. Am Spiel seiner Augen, die er für den Bruchteil einer Sekunde schließt, dann wie erstaunt öffnet, so als habe er innere Gesichte gehabt, ist schon der Kommentar abzulesen: unwahrscheinlich, aber wahr.

Die Übertragung klappt. Kindlichen Gemüts lauscht man den seltsamen Begebenheiten, ist abwechselnd verblüfft, amüsiert oder geängstigt, je nachdem, ob von begnadeten Taschendieben die Rede ist, die schon im Mutterleib ihr Meisterstück abliefern, von chinesischen Göttern, die mit Blitz und Donner die Menschen Mores lehren, oder norwegischen Farmern, denen mit Nachdruck Respekt vor den Frauen eingeflößt wird.

Die Pointen der Geschichten und Anekdoten aus diversen Weltteilen sind dabei nicht immer überraschend. Richard Martin, im Hauptberuf Lehrer und spezialisiert auf den Einsatz von Märchen im Unterricht, gibt dem Hörer öfter auch eine moralische Nutzanwendung mit auf den Weg; das "Du sollst . . ." der zehn Gebote, wenngleich gemildert durch Charme und mitreißendes Erzähltalent, schwingt stets mit.

So liegt über dem Abend ein Hauch von Schulstube, Klassenfeier und Advent, ein Eindruck, den ein Musikerquartett mit braven, von Blockflöten dominierten Intermezzi (Renaissancemusik unter anderen von John Playford und Thomas Morley) noch verstärkt. Doch was Richard Martin mit dieser Mischung aus Zeigefinger und musikalischer Erbauung mit der einen Hand dem Spaß nimmt, gibt er mit der anderen zurück. Auch als Pädagoge weiß er, wie man sein Publikum um den Finger wickelt. Niemand, der nach der Vorstellung sich nicht schmeichelte, wie versiert er doch im Englischen sei, alles, ja alles habe er verstanden. Ehre, wem Ehre gebührt: Es war natürlich Richard Martins so überaus plastischer Vortrag, der uns solches Erfolgserlebnis und Vergnügen verschaffte.

(Eine weitere Vorstellung findet am 26. März um 20 Uhr in der Offenbacher Studiobühne statt.) JUTTA BAIER

An "umkämpfte Stelle" des Praunheimer Nidda-Ufers sollen viele Vogelarten zurückkehren Statt Kies Gesang der Nachtigall Weg wird wieder entfernt

Der kleine braune Vogel, der in Sommernächten so romantisch-schöne Klänge von sich geben kann, er gab dem kleinen Ufer-Wäldchen an der Nidda bei Praunheim zwar seinen Namen, aber gesehen hat ihn dort schon lange niemand mehr. Glaubt man den Mitgliedern des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dann stehen die Chancen jedoch ganz gut, daß die Nachtigall bald wieder singen wird an der Nidda. Denn seit kurzem ist der Uferweg etwa fünfhundert Meter östlich der Praunheimer Brücke auf einer Länge von rund 300 Metern für Spaziergänger, Radler und Jogger gesperrt.

Von einer "lange umkämpften Stelle" sprach Umweltdezernent Tom Koenigs, bevor er symbolisch mit dem Entfernen des Kieswegs begann. Nur gegen heftigen Protest von Vogel- und Naturschützern konnte nämlich der einstmals schmale Pfad zwischen Wäldchen und Nidda überhaupt zum breiten "Erschließungsweg" für die Bundesgartenschau ausgebaut werden. Auf Antrag des BUND, unterstützt vom Praunheimer Ortsbeirat, rücken nun die Bagger des Stadtentwässerungsamtes dem Weg wieder zu Leibe. Der gesamte Kies soll abtransportiert und durch Muttererde ersetzt werden, erklärt Amtsleiter Volkmar Holzhausen. Das Ufer wird anschließend über die Länge des Nachtigallenwäldchens durch eine Hecke geschützt und zum Vogelschutzgebiet erklärt.

"Wir wollen dort zunächst gar nichts pflanzen, sondern das Gelände sich selbst überlassen", sagt der Vogelschutzbeauftragte Ingolf Grabow vom BUND. Der Umweltverband hat die Patenschaft für das Gelände übernommen und hofft, so Grabow, "daß sich die Natur in spätestens zwei, drei Jahren dort wieder ausgebreitet hat". Schon in diesem Frühjahr könnten möglicherweise wieder zehn bis 20 Vogelarten am Ufer in Ruhe brüten, die bislang von Ausflügler-Lärm vertrieben worden seien: neben der erwähnten Nachtigall beispielsweise noch Pirole, Sperber, Rebhühner und Baumkehlchen.

Für die Spaziergänger bedeutet das zwar, daß sie künftig über einen kleinen Umweg vom Niddaufer weg- und am Nachtigallenwäldchen vorbeigeführt werden. "Aber dafür", so Koenigs, "gibt&rquote;s hier auch wieder Grund anzuhalten und den Vögeln zuzuschauen und zuzuhören." mat

Ein Markt ist schnell da Jugendkulturwoche nahm die Werbung unter die Lupe

SACHSENHAUSEN. Einsam rennt der Dauerläufer auf das Gebirge zu. Plötzlich bricht der Berg auseinander und bahnt dem Mann eine Gasse. Eine Stimme verspricht: "Wir machen den Weg frei" - Clemens Bittlinger, Liedermacher, Journalist und Pfarrer, versucht anhand von Werbesprüchen, die Sehnsüchte der Menschen aufzugreifen. Gemeinsam mit einem Organisationsteam der evangelisch-lutherischen Lukasgemeinde hat der Leiter von Musik, Kultur und Verkündigung in der evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, die Jugendkulturwoche unter dem Titel "Umsonst" vorbereitet. An fünf Tagen boten die Veranstalter den nicht nur jugendlichen Besuchern ein buntes Programm aus christlicher Musik, Performance und Diskussion.

"Werbung greift viele Symbole auf, die Urfragen des Menschen sind", erklärt Bittlinger die Masche der großen Konzerne oder Banken, den Kunden mit ihren Spots "Heimat, Zärtlichkeit und Identität" vorzugaukeln. Für die Jugenkulturwoche wählte der 33jährige fünf bekannte Werbeslogans aus, die er jeweils zum Motto der Abende erklärte: "Wir machen den Weg frei", "Ich will so bleiben, wie ich bin", "Auf diese Steine können Sie bauen", "Nichts ist unmöglich" und "Nicht immer, aber immer öfter". Unterhaltsam brachten die Veranstalter ihr Publikum dazu, über die Slogans aus christlicher Sicht nachzudenken.

Das "Duo Camillo" begeisterte mit satirisch unterlegter Musik im Comedy-Stil. Sie forderten mit ihren Liedern "mehr Gefühl und Emotionen im Gottesdienst". Zum Vorbild erklärten sie die Ausdrucksformen schwarzer Prediger und das Engagement ihrer Chöre und Zuhörer. Folgerichtig integrierten die beiden Künstler in ihren vom Klavier begleiteten Gesang immer wieder Elemente des Gospels. Ihren christlichen Bezug zu dem Werbespruch "Wir machen den Weg frei" fand das Duo im Lied "I know God will always make a way - ich weiß, daß Gott immer einen Weg bereiten wird".

Das "Kreativ Team" der Lukasgemeinde malte in seinem Theaterstück den erschreckenden Alltag eines jung verheirateten Paares aus, das verschiedenen Einflüssen unterliegt: Drogen, esoterische Wissenschaften, Schlankheitsdiät . . . Die Partner entfremden sich; die Ehe scheitert.

"Die religiösen Bedürfnisse sind da", erklärt Hans-Ulrich Dallmann die Notwendigkeit einer christlichen Jugendkulturwoche. Wo eine geistliche Lücke klaffe, sei "ein religiöser Markt schnell da", erkennt der Pfarrvikar der Lukasgemeinde Gefahren, Jugendliche könnten sich Sekten, Okkultismus oder anderem Zauber anschließen. Die Landeskirche stehe solchen auf Werbung ausgerichteten religiösen Gruppen oft hintenan; aus diesem Grund macht Dallmann seinem Arbeitgeber den Vorwurf, den Heranwachsenden oft kein ansprechendes Angebot zu unterbreiten. "Dabei können wir das genauso gut, wenn nicht sogar besser", meint der Theologe.

Beste Unterhaltung, volle Ränge und leidenschaftliche Predigten - die Jugendkulturwoche in der Lukasgemeinde bewies die Aussage des Pfarrvikars eindrucksvoll und stand in puncto Werbung seinen religiösen Konkurrenten in nichts nach. ole

Karben bekommt zwei neue Rechtsabbiegerspuren

KARBEN. An der Kreuzung der Bahnhofstraße (L 3205) mit der Industriestraße nahe dem Bürgerzentrum sollen zwei Rechtsabbiegerspuren gebaut werden. Der Magistrat hat beschlossen, die Aufträge für den Ausbau zu vergeben, sobald aus Wiesbaden die Befreiung von der Planfeststellung ins Rathaus flattert.

Das ist inzwischen geschehen, wie Susanne Schubert, Öffentlichkeitsreferentin des Magistrates, der FR auf Anfrage sagte.

Es soll eine Rechtsabbiegerspur aus der Industriestraße auf die L 3205 gebaut werden und eine von der Landstraße aus Richtung Kloppenheim in die Industriestraße, um den Verkehrsfluß zu beschleunigen. Die Arbeiten kosten 179 000 Mark. Abbiegen kann man dann ohne Ampelsteuerung. Der Gehweg wird wie heute wieder in gleicher Breite an die Fahrbahn angelehnt. de

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 15

Bull braucht erneut staatliche Spritze

wef PARIS. Die vom Staat kontrollierte französische Bull-Gruppe, die in Europa zu den größten Computer-Herstellern zählt und gleichzeitig Software-Anbieter ist, plant einen weiteren drastischen Personalabbau. Das seit Jahren in finanziellen Nöten steckende Unternehmen will von seinen weltweit 35 000 Arbeitsplätzen 3000 streichen. In Frankreich droht der Verlust von 1000 der noch 13 600 Stellen. Seit 1990 hat der Konzern seinen Personalstand bereits um 9000 Beschäftigte verringert.

Bull weist für das vergangene Jahr einen Verlust von 4,7 Milliarden Franc (umgerechnet 1,4 Milliarden Mark) aus. Ein Großteil dieses erneuten Fehlbetrages rührt allerdings daher, daß knapp 2,5 Milliarden Franc in die Rückstellungen für Umstrukturierung und Sozialpläne flossen. Das Betriebsergebnis wird mit minus 700 Millionen Franc nach zuvor 1,5 Milliarden Miesen angegeben. Der Staat, der in den beiden vergangenen Jahren bereits vier Milliarden Franc einschoß, muß wegen des dünnen Eigenmittelpolsters und der hohen Verschuldung erneut in die Bresche springen. Geplant ist ein Überbrückungskredit von 2,5 Milliarden Franc, an dem sich France Télécom mit 450 Millionen Franc beteiligen soll.

Der letztjährige Umsatz wird auf knapp 30,2 Milliarden Franc (8,9 Milliarden Mark) beziffert. Das entspricht einem Rückgang um fast zehn Prozent.

Kulturtage in Seckbach Theater in hessisch, türkisch und Papier

SECKBACH. Was darf's denn sein? "Schmückendes Beiwerk für den Herrn", Vorführungen der Augsburger Puppenkiste, ein Menuett in Rokoko-Kostümen, türkisches Schattentheater oder das Märchen "Hänsel und Gretel" in hessischer Mundart? All das und noch viel mehr bietet die rührige Kulturgruppe des Turnvereins Seckbach am kommenden Wochenende in ihrer Turnhalle am Schießrain 2.

"Theater-Reflexionen" heißt das zwei Tage andauernde Ereignis, das am Samstag, 13. März, um 14.30 Uhr von den Kindern des TV Seckbach mit Tanzszenen aus dem "Starlight Express" eröffnet wird. Anschließend zeigt die Theatergruppe des "Papiertheatermuseums" aus Hanau-Philippsruhe ihre hessische Mundart-Version von "Hänsel und Gretel", bevor das Menuett in Rokoko-Kostümen folgt.

Am Sonntag, 14. März, geht das Spektakel in Seckbach um 11 Uhr mit dem "Phantom der Oper" weiter: Der gemeinsame Jugendchor der Herder- und der Helmholtzschule singt Ausschnitte aus dem Erfolgsmusical von Andrew Lloyd Webber. Ab 14.30 Uhr gastiert dann die erfolgreiche Seckbacher Amateurtheatergruppe "Marimotz", gefolgt von türkischem Schattentheater, dem Rokoko-Menuett und einer weiteren "Hänsel und Gretel"-Aufführung des Hanauer Papiertheatermuseums.

An beiden Tagen zeigt außerdem eine Ausstellung indische Kunstgegenstände, Seidensaris und Kosmetik, karikierende Marionetten, Zeichnungen, Hut-Kreationen, Farbgraphiken, künstlerisch gestaltete Objekte wie Lampen, Uhren und Vasen, Kunstweberei, Keramiken, textile Arbeiten, Figuren der Augsburger Puppenkiste, Accessoires, Pretiosen aus Straßsteinen, Papiertheater-Ausschneidebögen und vieles mehr. ck

SV Dreieichenhain, Basketball-Jugend Zweite Überraschung beim Regionalentscheid?

Die weibliche Basketball-B-Jugend des Sportvereins SV Dreieichenhain sicherte sich bei den Hessenmeisterschaften in eigener Halle den Titel und erlangte damit den bisher größten Sieg für die Jugend des SVD. Als einen "riesigen Erfolg" wertet auch Trainer Siegfried Stefanski die Leistung seines Teams, welches die Erwartungen deutlich übertraf. Zumal die Dreieichenhainerinnen als jüngste Mannschaft in das hessische Endturnier gingen und auch in puncto Körpergröße ihren Gegnerinnen unterlegen waren. Leidtragende des Dreieichenhainer Überraschungserfolges war in erster Linie die favorisierte Vertretung von Eintracht Frankfurt, die sich mit Rang drei begnügen mußte und beim Regionalentscheid nicht vertreten sein wird.

Seit acht Jahren, also von der "Pike" auf, betreut Siegried Stefanski das Team, welches nun erstmals einen "großen" Titel nach Dreieichenhain holte. Nur vier seiner Spielerinnen haben bereits das B- Jugendalter erreicht. Um so höher ist der Erfolg des jungen Teams zu bewerten.

Die Stärken des neuen Hessenmeisters liegen in der Schnelligkeit und Aggressivität im Deckungsverhalten sowie in der Ausgeglichenheit. "Wir haben als Mannschaft gewonnen", verweist der Trainer auf die Homogenität seiner Mädchen.

Beim Finalturnier um die Landesmeisterschaften ging es vor 150 Zuschauern ebenso knapp wie dramatisch zu. Die Gastgeberinnen unterlagen gleich zum Start dem Team von Eintracht Frankfurt mit 53:63. Das Spiel gegen den TSV Krofdorf/Gleiberg wurde jedoch mit 78:56 gewonnen und brachte die SVD-Mannschaft wieder ins Rennen. Denn Favorit Eintracht leistete sich gegen die Krofdorferinnen daraufhin einen herben 49:73- Ausrutscher.

Mit dem abschließenden 79:59-Erfolg gegen die sieglose DJK Aschaffenburg/ Mainhausen schloß das Gastgeberinnen- Team nach Punkten zu Frankfurt und Krofdorf auf. Die Korbpunkte in den direkten Vergleichen zwischen den drei punktgleichen Teams wurden zur Ermittlung der Rangfolge herangezogen, und diesbezüglich hatten die Dreieichenhainerinnen am Ende knapp die "Nase" vor den Krofdorferinnen und der Eintracht. Damit ziehen der SVD als Hessenmeister und Krofdorf/Gleiberg in den Regionalentscheid ein.

Die frischgebackenen Hessenmeisterinnen genießen auf regionaler Ebene erneut Heimrecht. Am 20. und 21. März wird es in der Sporthalle der Weibelfeldschule zum Aufeinandertreffen mit Krofdorf, einem Rheinland-Pfalz- und einem Saar-Vertreter kommen. Ob sich die Dreieichenhainerinnen auch in diesem Feld durchsetzen können, ist auch für Experte Stefanski schwer einzuschätzen. Die von der Volksbank Dreieich und der FAG gespendeten Pokale und die HBV-Urkunden für den Landestitel sind seinem Team jedoch nicht mehr zu nehmen und dürfen beim SVD, dessen Regionalliga- Team dem Abstieg entgegensieht, als Zeichen für einen Aufwärtstrend gewertet werden.

SV DREIEICHENHAIN, HESSENMEISTER DER BASKETBALL-B-JUGEND: Anja Stefanski, Jutta Klemm, Carina Kraft, Vicci Doertenbach, Tanja Bauer, Anke Schäfer, Stefania Bufalino, Sandra Montag, Astrid Schwalb, Silvia Dracker. ina

Es macht schon staunen, was die moderne Technik alles kann. Früher einmal hat der Postbote (damals hieß er noch so) mit eigenen Augen lesen müssen, daß ein Brief nach Frankfurt gehen soll, und mußte nachdenken, in welchen Stadtteil denn bitte - an der Oder oder am Main? Hatte er es raus, dann legte er den Brief in den Postsack (einer hieß einfach: Hier), und ab ging die Post.

Später erfand man die Postleitzahl. Das war kriegsbedingt; denn von den Hilskräften konnte man nicht erwarten, daß sie die Ortsteile alle präsent haben, zumal mancher Ort nur noch aus Teilen bestand. Da half es schon, wenn die Postkarte einfach in den Behälter "23 a" zu werfen war. Sodann wurden die Buchstaben abgeschafft, und alles wurde vierstellig.

Weil aber Lesen ermüdet, sah die Technik sich zur Suche nach neuen Wegen gezwungen und kam auf den Technisches Können Strich. Striche kann der Computer lesen. Er muß sie nur vorher unten auf den Briefumschlag schreiben. Es wurde zwar immer noch nicht schneller, aber maschineller.

Nun brauchen wir, weil wir größer geworden sind, fünf Stellen. Die kann der Computer aber nicht lesen. Er kann nur bis vier zählen. Selbstverständlich weiß die Technik wieder einen Ausweg. Ein zweiter Computer verwandelt die neue Postleitzahl in die alte Postleitzahl, und sortiert wird wie bisher. Man denke, ohne menschliches Zutun korrigiert der Compi Menschenwerk! Am Ende wird der nächste Computer sogar Klartext lesen und ihn in die fünfstellige Postleitzahl (neu) verwandeln können, damit der Zweitcomputer daraus die vierstellige Postleitzahl (alt) macht, und trotzdem kommt die Post an. Manchmal sogar binnen einer Woche.

Ein anderer Computer, ein noch größerer, denn er gehört dem Pentagon, weiß auf die Bogensekunde genau, wo die Hilfslieferungen für Tuzla gelandet sind und warum gerade in Tuzla, wo doch Cerska gemeint war. Auch er ist den Menschen überlegen. Die können vor Dunkelheit, Schnee, Pulver und Blei die Hilfsgüter nicht finden. Der Computer kann's aber. Er ist ein voller Erfolg.

Ein Computer kann ausrechnen, was es kostet, wenn man per Computer die Kosten für die Autobahnbenutzung kassiert (nämlich: die Gebühren müssen wenigstens das Geld für das Computerprogramm einspielen). Der Computer kann ausrechnen, wieviele Minister überflüssig sind. Er kann es ihnen aber leider nicht mitteilen.

Und noch einen Vorteil gibt es. Man kann ihn abschalten. Wenn aber Menschen was anfangen - Verwaltung, Postleitzahlen, Krieg, Autobahngebühren -, dann machen sie weiter. Gnadenlos. CAROLUS

Sprechstunden des Bürgerbeauftragten

MAIN-KINZIG-KREIS. Der Bürgerbeauftragte des Main-Kinzig-Kreises, Gerhard Höhn, bietet auch im Monat März wieder Sprechstunden an. Folgende Termine sind vorgesehen:

Mittwoch, 10. März, 14 bis 16 Uhr, Landratsamt Hanau (II. Stock, Zimmer 29); Donnerstag, 11. März, 10 bis 12 Uhr, Landratsamt Gelnhausen (Zimmer I, Erdgeschoß); Freitag, 12. März, Landratsamt Schlüchtern (Sitzungssaal). hok

Hilfe für Bosnien

HOFHEIM. Fast 4000 Mark an Geldspenden und eine große Hilfsbereitschaft beim Packen von Lebensmittel- und Medikamentenpaketen für Bosnien erlebte der Arbeitskreis "Hofheimer Frauen - Hilfe für Bosnien". Da sich auch Schulen an der Aktion beteiligen wollen, soll die Hilfsaktion erst Ende März enden.

Der erste Hilfstransport ist schon gesichert, freuen sich die Frauen. she

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 23

Mehr Künstlerinnen bei "Prospect 93"

Zum dritten Mal findet nun die Ausstellung "Prospect 93" als Gemeinschaftsprojekt des Frankfurter Kunstvereins und der Schirn Kunsthalle statt. Mit dieser Schau wird auch das in den vergangenen eineinhalb Jahren restaurierte Haus des Frankfurter Kunstvereins wiedereröffnet.

"Prospect 93" beginnt am 19. März und vereint Beiträge von 78 Künstlern aus 27 Ländern (darunter Thailand, Rußland, Kuba, Neuseeland, Island, Chile, Finnland, Indien und China) und ist konzipiert als internationale Übersicht der aktuellsten Entwicklungen in der bildenden Kunst. Der Schwerpunkt liegt auf der jungen Kunst der Gegenwart, die Schau will sich so abheben von Großausstellungen, die vorwiegend auf dem Markt etablierte Künstler präsen- tieren.

Für Kurator Peter Weiermair ist Prospect "ein Terrain der Erkundungen und Entdeckungen", das sich für Künstler öffnen soll, denen bisher wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde, so etwa auch in besonderem Maße für Künstlerinnen. wp

Kleine FR

Vollwertrezepte MÜHLHEIM. Mit ausgefallenen Vollwertrezepten beschäftigt sich ein Seminar des Vereins Frau-Mutter-Kind. Es findet am 15., 22., und 29. März jeweils von 19.30 Uhr an statt. Anmeldungen sind erforderlich unter 0 61 08 / 66 18 77. Spaziergang "Fabrikbauten" OFFENBACH. Die Volkshochschule setzt ihre historischen Spaziergänge durch die Stadtgeschichte um 1900 fort. Unter dem Thema "Fabrikbauten des Neuklassizismus um 1910 und der Zwanziger Jahre" führt am Samstag, 13. März, Christina Uslular-Thiele durch die Bernard-, Taunus-, Ludwig-, Rödernstraße und Berliner Straße. Treffpunkt: 14 Uhr, Ecke Bernard-/ Kaiserstraße. Abschied vom Rauchen OFFENBACH. Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) bietet in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsabteilung der Adventgemeinde Offenbach ein Raucherentwöhnungsseminar an. Der Kurs läuft vom 20. bis 23. März jeweils 19.30 bis 21 Uhr in der Bismarckstraße 76. Teilnahmegebühr: 100 Mark. Information und Anmeldung: AOK, Tel. 83 03-518. Frauen verteidigen sich OFFENBACH. Das evangelische Dekanat bietet in der Markusgemeinde (Obere Grenzstraße) am Montag und Dienstag, 15. und 16. März, einen Selbstverteidigungskurs für Frauen. Beginn: jeweils 10 Uhr. Information und Anmeldung: Edith Unrath Dörsem, Tel. 85 33 87. Spontanes Theater OFFENBACH. Am Wochenende, 19. bis 21. März, bietet die Volkshochschule (VHS) ein Seminar "Spontanes Theater" an. Anmeldungen bei der VHS, Kaiserstraße 7, Tel. 80 65-28 46. Kindertage der Eisenbahn OFFENBACH. Noch bis Mitte April sind im Stadtmuseum Spielzeugeisenbahnen und andere Spielsachen zu sehen. Die Ausstellung in der Parkstraße 60 ist dienstags, donnerstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und mittwochs 14 bis 20 Uhr geöffnet. Ferienspaß und Umwelt OFFENBACH. Der Internationale Bund für Sozialarbeit bietet vom 22. August bis 5. September eine Freizeit für 13 bis 16 Jahre alte Jugendliche an. Die Reise an den Bodensee, bei der das Thema Umwelt eine Rolle spielen soll, kostet 750 Mark. Auskunft und Anmeldung: Marcus Bocklet, Tel. 86 000 421. Vorstandswahlen OFFENBACH. Der Verein der Volkshochschule trifft sich am Freitag, 12. März, um 19 Uhr in der Johannesgemeinde, Ludwigstraß0e 131, zu seiner Jahreshauptversammlung. Es soll nicht nur ein neuer Vorstand gewählt, sondern auch darüber diskutiert werden, wie die Arbeit weitergehen soll.

Fitneß kann sich auszahlen Diebe klauten Goldkette und wurden vom Juwelier eingeholt

Fitneß kann sich auszahlen: Einen 36 Jahre alten Juwelier aus der Hasengasse in der Frankfurter Innenstadt bewahrte seine Laufleistung jedenfalls vor dem Verlust einer 6000 Mark teuren Herrengoldkette. Zwei junge Männer hatten sie direkt vor seinen Augen im Geschäft gestohlen und waren damit davongerannt. Mit der Sportlichkeit des Juweliers hatten die beiden, die jetzt als Angeklagte vor Gericht standen, jedoch nicht gerechnet. Über fast einen Kilometer verfolgte der durchtrainierte Mann die beiden durch die Innenstadt, dann hatte er den Haupttäter eingeholt und ihm die Kette wieder vom Hals gerissen. Obwohl die beiden Diebe noch weiterflüchten und sich verstecken konnten, wurden sie von der Polizei kurz darauf festgenommen.

Wegen räuberischen Diebstahls in einem minderschweren Fall und gefährlicher Körperverletzung verurteilte die 17. Große Strafkammer des Frankfurter Landgerichts am Donnerstag den Haupttäter, einen 22 Jahre alten Kroaten, zu einer Freiheitsstrafe von anderthalb Jahren, setzte die Strafe jedoch zur Bewährung aus. Sein Komplize, ein ebenfalls 22 Jahre alter Gelegenheitsarbeiter, der ihm bei der Tat im Juweliergeschäft nur die Tür aufgehalten hatte, kam wegen Beihilfe mit einer Geldstrafe von 1800 Mark (90 Tagessätze zu 20 Mark) davon.

Die Kette, eine Schiffsankerkette aus 18karätigem Gold, 75 Zentimeter lang und 200 Gramm schwer, hatte sich der 22 Jahre alte Kroate am 3. April 1992 im Schaufenster des Juweliers als Diebesbeute ausgesucht, um damit Schulden zu begleichen: Der Erlös für die Kette, so hatte sich das der Gelegenheitsarbeiter gedacht, hätte gereicht, die 3000 Mark abzuzahlen, die er seiner Freundin als Kost- und Logisgeld noch schuldete. Um an die Kette heranzukommen, war der Angeklagte mit seinem Freund in den Juwelierladen gegangen und hatte sich als Kaufinteressent ausgegeben.

Da die beiden dann jedoch der Mut verließ, unternahmen sie nichts weiter und verließen das Geschäft wieder. Eine halbe Stunde später tauchten sie wieder auf. Der Angeklagte ließ sich die Kette "zum Anprobieren" um den Hals legen und suchte als Ablenkungsmanöver noch einen Ring als angebliches Geschenk für seine Freundin aus. Als der Juwelier den Ring einzupacken begann, riß der zweite Mann plötzlich die Tür für seinen Freund auf, und beide rannten davon. sol

So charmant wie sexy Marie-Laure Béraud und ihr "letzter Tango"

In "Der Große Preis", diesem - trotz Kulenkampff - noch immer drögen Beispiel deutscher Fernsehunterhaltung, war sie am vergangenen Wochenende ein unerwarteter Lichtblick: Marie-Laure Béraud. Zu schönen akustischen Akkordeonklängen sang sie ihren "Le Dernier Tango". Und wer zuhörte, spürte, auch ohne französisch zu verstehen, die Leidenschaft, das Feuer, mit der die in Lyon geborene Marie-Laure ihre Musik macht.

Selbst in den ihrer CD "TURbigo 12-12" (BMG Ariola) beigelegten deutschen Textübersetzungen, in denen weder auf Rhythmus noch Reim geachtet wurde, steckt noch mehr Poesie, als das die meisten deutschen Songschreiber je hinbekommen werden. Ein Beispiel: "In seiner dunklen Kammer, meinen langen Küssen ausgeliefert, flüstere ich hemmungslos, was ich empfinde, was ich wirklich denke", haucht sie in ihrem "Letzten Tango". Und das geht unter die Haut!

Ihre Lieder singt sie außer Atem und sie sind voller Seufzer, den Köstlichkeiten des Lebens gewidmet, aber auch der Tristesse. Hier Flirt und Liebesakt, da Charakter- und Milieustudien um Alkohol und Prostitution. Die Musik dazu ist betörend wie melancholisch, ihre Interpretation versponnen bis down to earth. Eines ist sie - obwohl das schon zu lesen war - garantiert nicht: introvertiert. "Wer hat das gesagt?", wundert sich Mademoiselle Béraud und fällt in ihr leicht heiseres Lachen, das so charmant wie sexy ist. "Wäre ich introvertiert, ginge ich auf keine Bühne und bliebe mit dem Arsch zuhause."

Stattdessen hat sich die attraktive Künstlerin vorgenommen, etwas ganz Eigenes auf der Basis ihres kulturellen Erbes zu erarbeiten. Und damit gehört sie zu einer Familie von Musikern, die ihre unterschiedlichsten Wurzeln pflegen, dabei aber weit über den eigenen Tellerrand hinausschauen und so auf dem besten Wege sind, ein neues, aufregendes, globales Songkonzept vorzustellen. Der Italiener Paolo Conte gehört dazu, die Iren Mary Coughlan und Gavin Friday, die Engländerin Carmel und - Überraschung - die deutschen Element Of Crime. Marie-Laures Musik ist so sehr Blues wie Soul wie traditionelles französisches Chanson, lebt zudem von Walzer- und Tango-Adaptionen und orientalischer Melodik. Eine betörende Mischung, teilweise sogar in Englisch und Deutsch gesungen.

"Die Platte ist deshalb so, weil ich all diese Musikstile liebe und sie für mich ganz persönlich neu entdecken wollte", so Marie-Laure. "TURbigo 12-12" ist so ihr musikalischer Mikrokosmos geworden. "Wenn ich mir Platten anhöre, langweilt es mich zu Tode, immer nur ein Ding zu hören. Ich will in Zukunft, was das Mixen von Stilen und auch Instrumenten betrifft, noch viel weiter gehen." Um sich diese Freiheiten erlauben zu können, mußte sie von Paris nach Brüssel ziehen. "Da gibt es wunderbare Musiker, ein kreatives Klima", schwärmt die Sängerin. "Paris ist diesbezüglich, pardon, bullshit!"

Der englische Produzent paßt ins weltoffene Bild der Béraud: Chaz Jankel, selber Musiker, und früher stilbestimmender Sideman von Ian Dury. "Ich liebte Durys Platten", bekennt Marie-Laure. "Sie sind direkt, rauh, fast roh, ohne Effekthascherei." Und die hat dieses Team auch gar nicht nötig, denn die außergewöhnliche Performance spricht für sich selber. "Man hält mich in Frankreich deshalb für ,alternativ&rquote;." Da kommt es wieder, dieses unwiderstehliche Lachen. "Dabei steckt mehr vom klassischen Chanson in dieser Musik, als bei all den sogenannten neuen Chansoniers, die auf seltsame Weise anglo-amerikanisch orientiert sind und dabei nur musikalische Bastarde in die Welt setzen."

Die Norddeutschen haben das Glück, Marie-Laure Béraud heute auf N 3 in "Up'n Swutsch" sehen zu können. Eine Tournee ist nach erfolgreichen Testkonzerten in Planung. DETLEF KINSLER

Stadtteil-Fenster

Die Turn- und Sportgemeinde 1957 Frankfurter Berg lädt zu ihrer Jahreshauptversammlung am morgigen Freitag, 12. März, 19 Uhr, ins Vereinsheim am verlängerten Ginsterweg ein. Wie Hans-Joachim Döring, Erster Vorsitzender, ankündigt, stehen Neuwahlen des gesamten Vorstandes sowie eine Beitragserhöhung auf der Tagesordnung. uv/10

Zur Bürgersprechstunde lädt ein Joachim Gres, CDU-Bundestagsmitglied, für den kommenden Mittwoch, 17. März, von 17 bis 19 Uhr, ins Bürgerhaus Nordweststadt im Nordwestzentrum am Walter- Möller-Platz 2 (Klubraum 5). uv/10

"Die Kuchenschlacht im Räuberwald" singen, spielen und musizieren die Kinder des Orchesters, der Gitarren-AG und der Theater-AG der Grundschule Kalbach am Mittwoch 17. (um 12 und 16.30 Uhr), und Donnerstag, 18. März (11 Uhr), in der Turnhalle, Kalbacher Hauptstraße 54. Es handelt sich um Stücke für 18 Gitarren, eine Instrumentalgruppe und drei Solisten; die Mitwirkenden sind Schüler der 2., 3. und 4. Klassen. uv/10

Die evangelische Nazarethgemeinde Eckenheim feiert am Sonntag, 18. April, Goldene Konfirmation (Jahrgang 1943). Anmeldungen dazu erbittet Georg Klebedszons, Feldscheidenstraße 38, 6000 Frankfurt am Main 50, Tel. 5 48 72 96. uv/10

Eine Organistin oder einen Organisten sucht die evangelische Nazarethgemeinde in Eckenheim (Feldscheidenstraße 36) für die musikalische Gestaltung des sonntäglichen Gottesdienst und für die kirchlichen Feiertage. Interessenten können nähere Auskunft unter Tel. 5 48 18 81 oder auch Tel. 54 32 20 erhalten. uv/10

Einen Seniorennachmittag plant die evangelische Nazarethgemeinde Eckenheim (Feldscheidenstraße 36) für Donnerstag, 25. März. Kinder und Jugendliche wollen dann gemeinsam mit den Senioren Osterschmuck basteln. Daß Alte und Junge gemeinsam kleben, basteln, schnipseln, malen und sich dabei auch gegenseitig helfen, ist ein Novum in der Gemeinde. Anmeldungen sind notwendig; Auskunft gibt's unter Tel. 54 32 20. uv/10

Zum großen Flohmarkt lädt die Kindertagesstätte 38 (Fritz-Tarnow-Straße 25) im Dornbusch ein: Verkauft und gehandelt wird am kommenden Samstag, 13. März, von 14 bis 16 Uhr. ck/10

Evangelische St.-Thomas-Gemeinde Heddernheim: Am Sonntag, 21. März, 10 Uhr, findet in der Kirche (Hedernheimer Kirchstraße) ein Gottesdienst zur "Goldenen Konfirmation" statt (Konfirmanden des Jahrgangs 1943). Interessenten, die daran und an der anschließenden Feier teilnehmen möchten, können sich noch wenden an: Elli Neul unter Tel. 58 12 37 oder Ferdi Frey unter Tel. 58 56 62. uv/10

Die Kolpingfamilie Heddernheim ruft zur Teilnahme an ihrer Spendenaktion für Flüchtlinge aus Bosnien und Herzegowina auf: Benötigt werden Lebensmittel, Matratzen, Bettwäsche, Decken, Kleider, Wäsche, Schuhe und Spielzeug. Alle Gaben gehen nach Slavonski Brod an den Gemeindepfarrer und werden von dort verteilt. Mitglieder der Kolpingfamilie Lahnstein begleiten den Spenden- Konvoi, damit auch alles sicher ankommt. Gesammelt wird am Samstag, 13. März, von 10 bis 14 Uhr, bei Joachim Fischer, Habelstraße 30. uv/10

Bauarbeiten können beginnen Land bewilligt 125 000 Mark für Kindergartenerweiterung

USINGEN. Die Erweiterung des Wernborner Kindergartens um eine integrative Gruppe ist einen Schritt näher gerückt. Das Hessische Ministerium für Jugend, Familie und Gesundheit hat jetzt der Stadt Usingen einen Bewilligungsbescheid in Höhe von 125 000 Mark übermittelt. Das Land ist einer von mehreren Geldgebern für die Maßnahme, deren Gesamtkosten sich auf rund 345 000 Mark belaufen. Die Stadt steuert 80 000 Mark bei, der Hochtaunuskreis übernimmt 30 000, der Landeswohlfahrtsverband 100 000 und die Lebenshilfe 10 000 Mark.

Die Bauarbeiten für die Erweiterung um fünfzehn Plätze - davon fünf für behinderte Kinder - können nach Auskunft von Baudezernent Werner Bleker bis Ende März beginnen. Die Aufträge für die Rohbauarbeiten seien schon vergeben. "Sowie die Witterung es zuläßt, kann es losgehen", sagte Bleker. Der eingeschossige Anbau sieht auf einer Fläche von rund 135 Quadratmetern einen Therapie-, Schulungs- und Gruppenraum sowie eine Küche mit Eßraum vor. Ferner wird die Mehrzweckhalle um zusätzliche sanitäre Anlagen ergänzt. Dank der Küche kann der Kindergarten am Bürgerhaus, in dem bisher zwei Gruppen untergebracht sind, künftig eine Ganztagsbetreuung anbieten. cn

Außenstellen noch bis 24. März geschlossen

BAD VILBEL. Die Verwaltungsaußenstellen in Gronau und Dortelweil sind noch bis Mittwoch, 24. März, geschlossen, da die Sachbearbeiterin Urlaub macht. Während dieser Zeit sind die Dienststellen im Rathaus zu erreichen.

Redaktion: Ric Folz

DGB Frankfurt beim RROP auf SPD-Seite

Im Streit um die Zukunft Frankfurts bis zum Jahr 2000 hat sich der Frankfurter DGB zu Wort gemeldet. DGB-Chef Dieter Hooge warnte davor, in der Diskussion um den neuen Regionalen Raumordnungsplan (RROP) Ökologie gegen Wohnen und Arbeiten auszuspielen - es gelte, beides in Einklang zu bringen. Hooge plädierte wie OB Andreas von Schoeler und Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) für ein neues Gewerbegebiet in Unterliederbach, das von Hessens Raumordnungsminister Jörg Jordan (SPD) und den Grünen bisher abgelehnt wird, weil es in geschütztes Grün eingreifen würde.

Auch beim Thema Wohnen stellte sich Hooge auf die Seite der Frankfurter Sozialdemokraten. Es brauche mehr Flächen für den Wohnungsbau, als Jordan bisher im RROP-Entwurf vorsehe. Der DGB-Chef steht mit seiner Stellungnahme im Widerspruch zum DGB Hessen, der sich unlängst für eine restriktive Flächenpolitik und die Bewahrung von Grün ausgesprochen hatte. jg

Samstag, 13. März: Zum Trance-House wird die Music-Hall, in der die Microbots aufspielen. Für Unicef tritt das Glenn Miller Orchestra in der Jahrhunderthalle an. Rock aus Dietzenbach bringen Humanimal Bunch im Sinkkasten. Durch die Clubs tingeln: Rosanna & Zelia (Jazzkeller), Sixpack (Jazzlife), Nyce Cryce (Spritzehaus), Funtime (Werkstatt), Kalomba & Kassala (Brotfabrik), Town Rebels mit Feel Lucky Punk im Dreikönigskeller. Nana Mouskouri singt in der Stadthalle Aschaffenburg. Die Milano Jazz Gang macht im Jazzkeller Rödermark Station, Foolhouse Blues im Nassauer Hof Idstein. Mütze Z rocken im Jazzkeller Hanau. In Darmstadt: Johnny and the Roccos in der Krone, Susan Weinert im Schloßkeller, Buddha's Gamblers im Jagdhof. Im Colos-Saal Aschaffenburg gibt's Reggae von Tony Poloo & the Warstopband. Tabu ist im Posthof Hattersheim angesagt, in der Alten Ölmühle Langen bluesen Distelmann & Friends.

Sonntag: Frühschoppen im Schlachthof mit The Fab Four, in der Linde Dietzenbach mit Dr. Jazz Ambulanz. Spin Doctors (siehe Toptip) und Nationalgalerie treten in der Batschkapp auf, das Soul- Duo aus Frankental Six was nine im Nachtleben. In der Dieburger FH-Aula wird St. Patricks Day gefeiert mit Deiseal, Fallen Angel und Bachelors Walk (auch am Montag in der Alten Oper). Two Fingers rocken im Jazzlife, Blues Bube in der Werkstatt, Sick Sarge & the Spleens mit Clark Kent on Krypton im Dreikönigskeller. In der Krone Darmstadt sind Whitney & the Rhythm Poets angesagt.

Montag: Im Cooky's stellen sich Gods & Monsters vor: "Gitarrenkönig" Gary Lucas & Tony Maimone (Ex-Pere Ubu) mit Jonathan Kane (Ex-Swans), verstärkt durch Ex-Woodentops-Kopf Rolo McGinty. Die Swingstars spielen im Jazzlife, Joy im Spritzehaus, Konstantin Wecker in der Wiesbadener Rhein-Main-Halle; No Kisses mit Funk aus Klein-Gerau (auch Dienstag) in der Krone Darmstadt.

Dienstag: Als die Peter Pans des Punk und Pop gelten die Toy Dolls, sie bringen die Shifty Sheriffs in die Batschkapp mit. Das Konzert der Geto Boys in der Music- Hall ist abgesagt. Zubop im Sinkkasten, Area Desaster im Spritzehaus, die Doe Band (auch Mittwoch) im Jazzlife spielen, Embrionics & Tommy Knockers im Negativ. Six was nine machen Station im Colos-Saal Aschaffenburg.

Mittwoch: Die Saalbau lädt zur Irish Night ins Bürgerhaus Bornheim, mit Four Men and a Dog, Mullin Dhu und Flap. Mayqueen fahren ihr Queen-Revival in der Music-Hall ab, John Campbell (siehe Artikel) ist im Sinkkasten zugange. Jeweils auch am Donnerstag: Black Jack (Spritzehaus), All Colours (Werkstatt). Kevin Coyne and the Paradise Band spielen in der Krone Darmstadt, im Negativ Waltari & Chased Crime.

Donnerstag: Die deutsche Pop-Band mit internationalem Echo Terry Hoax spielt in der Batschkapp. Die Blues Cruisers kreuzen (auch Freitag) im Jazzlife auf, The Doug Hammond Trio im Jazzkeller. X Marks the Pedwalk gastieren im Bizarre Gießen, Paco de Lucia in der Alten Oper. Blessing in Disquise rocken in der Krone Darmstadt und Anne Haigis & Band im Colos-Saal Aschaffenburg.

Freitag: Shirley Bassey gastiert in der Alten Oper; es spielen: Noawaran (Brotfabrik), Easy Daisy & Roxy Flames (Sinkkasten), Mallet (Spritzehaus), Dr. No (Werkstatt). In Darmstadt: Oh Charlie! in der Krone, im Schloßkeller das Emil Mangelsdorff Quartett. Spys of Nuts im Jazzkeller Hanau, Gabi Mohnbrot im Juz Karben, im Posthof Hattersheim Gangsters of Blues hauen in die Tasten. ric

Zugkräftiges Wort für ,cleaning-day&rquote; gesucht

Das Stadtgartenamt möchte, neben den bestehenden Baumpatenschaften, für die es "Pflegeurkunden" gibt, auch Patenschaften für die großen Blumenkübel anbieten. Die städtischen Gärtner kommen nicht mehr nach, sie zu reinigen und zu bepflanzen. Vor allem Anlieger und Geschäftsleute sind angesprochen, hier "Entlastung" zu bringen. Edda Reyl, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Schweizer Straße, setzt sich für diese Idee ein. "Vielleicht macht das einige Leute nachdenklich", sagt sie.

Ähnlich ist es mit dem vorgesehenen "cleaning-day", dem "Reinigungstag". Er sollte , so Gartenamtschef Horst Heil, zuerst in den westlichen Vororten als "Pilotprojekt" beginnen, wobei Vereine, Jugendgruppen und Schulen angesprochen sind.

Die FR bittet um Zuschrift an die Lokalredaktion, Große Eschenheimer Straße 16-18, wenn jemand mitmachen will. Darüber hinaus wird ein zugkräftiger deutscher Name für "cleaning-day" gesucht. -vau

Tips für Neuseeland

BESTE REISEZEIT: ist der neuseeländische Sommer (November bis März), Höchsttemperaturen auf der Südinsel 25 Grad. Zwischen Weihnachten und Ende Januar sind allerdings Schulferien (auch in Australien). Für diese Zeit empfiehlt sich eine frühzeitige Buchung von Hotels, Leihwagen etc. Rest des Jahres mildes Klima mit launischem Wetter.

ANREISE: Neuseeland wird von etwa einem Dutzend Fluggesellschaften meist über die Asienroute angeflogen. Air New Zealand bedient die Doppelinsel via Los Angeles als einziger Carrier direkt mittwochs und samstags ab Frankfurt a.M., Flugdauer ca. 23 Stunden. Wer beim Buchen einen anderen Zielort als Auckland angibt (z.B. Christchurch) kann ohne Aufpreis weiterfliegen. Drei Stopover-Möglichkeiten in der Südsee ebenfalls im Tikketpreis enthalten. Preise: in der Economy Class 2698 Mark (Nebensaison 12. 4. - 30. 6.) bis 3898 Mark (Hauptsaison 15. 12.- 14. 1.); Business Class 8854 Mark. Über Veranstalter häufig billiger. Interessant für Mountainbiker, Golfer, Surfer: Auch in der Economy 64 Kilogramm Freigepäck.

EINREISE: Mit Reisepaß, der drei Monate über das Rückflugdatum hinaus gültig sein muß.

UNTERKUNFT: Neben Hotels, Motor Inns und Lodges in allen Preiskategorien finden sich verbreitet Hostels, Unterkünfte für meist jüngere Rucksackreisende, dem Gros der Neuseeland-Touristen. Das Preisniveau liegt deutlich unter dem in Deutschland. Übernachtung ab 10 Mark. Die Backpacker-Unterkünfte sind freilich nicht immer die preisgünstigsten. Camping fast überall erlaubt.

ESSEN UND TRINKEN: Über Lamm und Fisch hinaus steht inzwischen häufig sehr schmackhaftes Wild auf den Speisekarten. Die Rot- und Damwild-Zucht ist ein Exportschlager. In vielen Restaurants ist es üblich, alkoholische Getränke selbst mitzubringen (byo - bring your own). Fast Food weit verbreitet. Essen und Trinken sind - wie fast alles in Neuseeland - billiger als bei uns.

VERANSTALTER: Neuseeland ist bei einigen Großveranstaltern (TUI, Deutsches Reisebüro, ADAC-Reise GmbH, Meier&rquote;s Weltreisen u.a.) im Programm, vorrangig aber bei den etablierten Studienreiseveranstaltern (Marco Polo, Ikarus, Studiosus, Klingenstein, Dr. Düdder, Hauser, Inter Air Voss u.a.). Spezialisiert haben sich u.a. Kiwi Tours (München), GeBeCo-Reisen (Kiel), Schnieder Reisen (Hamburg). Tierbeobachtungen z.B. mit "Wings of Kotuku", RIC-Reisebüro, Klaus Mehler, Kumeliusstr. 8, 6370 Oberursel, Tel. 06171 / 6300-0. Preise kaum unter 6000 Mark für drei Wochen. Eine Veranstalterliste gibt es beim Fremdenverkehrsamt (siehe Auskunft).

TIERBEOBACHTUNG: Wale, Delphine, dreistündige Ausfahrt, 85 NZ$ (Erwachsene), 50 NZ$ (Kinder): Whale Watch Kaikoura Ltd., P.O. Box 89, Kaikoura, Tel. 0 / 3 / 319 / 5045. Walbeobachtung zu Wasser und auch per Helikopter / Flugzeug aus der Luft sowie Schwimmen mit Delphinen (auch von Christchurch aus mit Bustransfer): Nickaway Tours, Kaikoura Explorer, Murray Davidson, P.O. Box 80, Kaikoura, Tel. 0 / 3 / 319 / 6465.

Albatros-Kolonie Taiaroa Head, Otago Peninsula, Dunedin, täglich mit einstündiger Führung, 15 NZ$: Otago Peninsula Trust, P.O. Box 492, Dunedin, Tel. 0 / 3 / 478 / 0499 oder 0 / 3 / 474 / 3300.

Gelbäugiger Pinguin und Robben, am besten in den letzten vier Stunden vor Sonnenuntergang, mit Führung (maximal 14 Personen), 15 NZ$: Mc Grouthers Farm, Harington Point Road, R.D. 2, Dunedin, Tel. 0 / 3 / 478 / 0286.

Glühwürmchenhöhlen Te Anau, mehrmals täglich mit einstündiger Bootsfahrt, 31 NZ$: Fjordland Travel, Lakefront, P.O. Box 1, Te Anau, Tel. 0 / 3 / 249 / 7419. Eine weitere Glühwürmchenhöhle, in der man auch schwimmen kann, gibt es in Waitomo.

Über Nacht im Milford Sound mit der "Milford Wanderer" von 1. Oktober bis 30. April, täglich 17 bis 8 Uhr, warmes Abendessen inklusive, 95 NZ$ (Erwachsene), 73 NZ$ (Kinder), Tagesausflüge 36 NZ$ (10 NZ$): Fjordland Travel, Te Anau (s.o.), Tel. 0 / 3 / 249 / 7416.

Kiwi-Spotting-Trips alle zwei Tage, maximal zwölf Personen, 45 NZ$: Phillip Smith, P.O. Box 104, Stewart Island, Tel. oder Fax 0 / 3 / 219 / 1144.

VERKEHRSMITTEL: Neuseeland ist ein bequemes, gut erschlossenes Reiseland (das Fjordland ausgenommen) mit einem ausgezeichneten Straßen-, Bus- und (eingeschränkt) Bahnnetz. Wer sich keinen relativ teuren Leihwagen oder Camper leisten kann (will), ist vor allem mit Bussen gut bedient. Mit dem Kiwi Coach Pass (Mount Cook Line) oder dem Backpacker&rquote;s Pass (Kiwi Experience) kann man drei Monate lang überall aus- und zusteigen. Preisbeispiel Kiwi Experience 18 Fahrttage 439 NZ$.

GELD: Der NZ$ steht derzeit bei etwa 0,85 Mark. Es empfiehlt sich die Mitnahme von Reiseschecks. Gängige Kreditkarten werden fast überall akzeptiert.

GESUNDHEIT: Sonnen- und Mückenschutzmittel nicht vergessen!

AUSKUNFT: Fremdenverkehrsamt von Neuseeland, Friedrichstr. 10-12, 6000 Frankfurt a.M. 1, Tel. 069 / 9712110, Fax 97121113. hitz

Frauen setzen Frauen in Szene "Provinztheater" gegen das Klischee / Premiere ist Freitag in der Alten Mühle

BAD VILBEL. Vier Frauen machen Theater - und das in der Provinz, kurz also "Provinztheater". Doch wer sich darunter Klamauk ums sündig-tumbe Dorfvolk in Dirndl und Lederhose vorstellt, der irrt. Mit dem Namen, den sich die Amateurgruppe um die Sozialpädagogin und Mitarbeiterin des Bad Vilbeler Kulturamtes, Annette Strauß, gegeben hat, will sie ein wenig provozieren, aufräumen mit dem Klischee.

So ist es denn auch keine Herz- Schmerz-Geschichte, die Regisseurin Annette Strauß für die erste öffentliche Aufführung des Amateurensembles am Freitag, 12. März, ausgewählt hat. "Von Frau zu Frau" heißt ihr Stück, das sie aus Anna Zaschkes gleichnamigem Hörspiel in eine Theatertextvorlage umgeschrieben hat. Im Mittelpunkt: Neun ganz unterschiedliche Frauentypen, die, jede für sich aus ihrer gegenwärtigen Lebenssituation berichten, ohne zu wissen, welch tragische Figur sie verbindet.

Da ist Ruth, die von Selbstzweifeln geplagte Lehrerin, da ist Gaby, jung, lebensfroh und keinem Flirt abgeneigt, da ist Brigitte, gerade zurück von einem Selbstfindungstrip durch Indien. Und da ist Caroline Merk, 24jährige Mitarbeiterin des Bad Vilbeler Kulturamtes, die diese drei Rollen verkörpern wird: ausschließlich in Monologen. Auch Susanne Merk und Ute Schneider werden in je drei weiteren Rollen unterschiedliche Frauencharaktere spielen.

"Jede hat die jeweilige Figur für sich selbst geformt", erläutert Annette Strauß. Ein langwieriger Prozeß, in dem sich die Amateurdarstellerinnen zunächst Biographien der Protagonistinnen ausgedacht haben, später improvisierten und erst danach die Texte lernten. Eine Vorgehensweise, die sie sicher gemacht hat, denn wenn sie auf der Bühne stehen, hilft ihnen keine Souffleuse. Caroline Merk: "Damit habe ich die Sicherheit, wenn ich hänge, kann ich improvisieren."

Für Annette Strauß war bei der Auswahl des Stückes entscheidend, daß es den Ensemblegeist stützt und gleichberechtigte Rollen für alle Mitspielerinnen vorsieht. Inhaltlich ein Stück mit einem Thema, "das uns angeht und am Herzen liegt". Es darf gelacht werden, doch so die Regisseurin: "Von Frau zu Frau" endet höchst dramatisch, ein Vergnügen mit ernstem Hintergrund und satirischen Texten. Und mit Musik, eigens von dem Frankfurter Gestalttherapeuten und Musiker Andreas Schütte für die Bad Vilbeler Inszenierung komponiert. Den Figuren auf den Leib geschrieben, denn vor ihren Auftritten werden die Zuschauer musikalisch auf die Charaktere eingestimmt. Auf üppige Kulissen und teure Re- quisiten verzichtet das "Provinztheater". Annette Strauß setzt im Sinne des epischen Theaters auf die Darstellerinnen und die Geschichte, die sie zu erzählen haben - und damit auch auf die Phantasie des Publikums. "Von Frau zu Frau" ist am Freitag, 12. März, und Samstag, 13. März, jeweils um 20 Uhr in der Alten Mühle zu sehen. CORINNA WILLFÜHR

Kurz gemeldet

"Phänomen Mann" In der Frankfurter Frauenschule, Hohenstaufenstr. 8, beginnt am 10. März ein Kursus mit dem Titel "Der Mann in meinem Kopf". Dort soll durch theatralische und psychodramatische Methoden wie Rollenspiel, Improvisation und Musik das "Phänomen Mann" auch für Frauen erfahrbar gemacht werden. Weitere Termine sind am 17., 24. und 31. März jeweils von 19 bis 21 Uhr im Saal in der Frauenschule. Anmeldungen und weitere Informationen unter der Rufnummer 069 / 74 56 74.

Wirtschaftsmanager im Römer Etwa 100 Manager aus Ost- und Westdeutschland sind am Dienstag, 9. März, um 19 Uhr zu Gast im Kaisersaal des Römer. Stadtrat Professor Erich Arnold wird die Gäste begrüßen, die sich anläßlich eines Management-Buy-Out-Kongresses, veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung der Partnerschaft in der Wirtschaft, in Frankfurt am Main aufhalten.

Kontakttraining Die Arbeitsstelle "Alleinstehende" des evangelischen Regionalverbandes bietet ab Dienstag, 9. März, ein "Kontakt- und Kommunikationstraining" an. Der zehnteilige Kursus findet wöchentlich in der Eschersheimer Landstraße 565, jeweils um 19.30 Uhr, statt. Information und Anmeldung unter der Telefonnummer 53 02-236, von 8 bis 12 Uhr.

Taekwondo für Frauen Der Frankfurter Frauen-Taekwondo- Verein "Himmel und Erde" bietet vom 11. März an einen Selbstverteidigungskursus für Frauen an. Der Kursus findet um 18 Uhr in der Heinrich-Kromer-Schule, Niederurseler Landstraße 60, 6000 Frankfurt 50, statt. Weitere Informationen und Anmeldung unter der Rufnummer 61 21 91 oder 4 98 00 29.

Bildungsurlaub Die Volkshochschule Frankfurt bietet im Mai mehrere einwöchige Bildungsurlaubs-Veranstaltungen in verschiedenen Sprachen an. Anfänger können die "Brasilianische", die "Japanische", die "Schwedische" und "Türkische Woche" besuchen. Fortgeschrittene die "Lateinamerikanische Woche" und den einwöchigen Wirtschafts-Spanischkurs "Espanol en la officina". Informationen unter Telefon 212-3 83 36, -3 76 62, -3 83 33. Fortbildung in Hauswirtschaft Über Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung in der Hauswirtschaft informiert das Bildungswerk Hausfrauen- Bund Hessen am Mittwoch, 10. März, ab 17 Uhr in seinem Frankfurter Büro, Danneckerstraße 15. Computerkurse speziell für Frauen Freie Plätze in einem EDV-Grafikkursus meldet das Softwarehaus von Frauen für Frauen am Wochenende des 13. und 14. März. Freie Plätze gibt es zudem noch in den Einführungs- und Aufbaukursen für das EDV-Programm Word 5.5. Informationen unter der Rufnummer 741 14 04.

Hilfe für Rückkehr von Drogenabhängigen Rock-Stars verzichten auf CD-Gagen für ein neues Programm des Frankfurter Drogenreferats

"Hallo, hier ist Ringo", meldete sich am Donnerstag Ex-Beatle Ringo Starr im Presse- und Informationsamt per Tonkassette zu Wort. Dort wurde eine CD mit bisher unveröffentlichten Werken bekannter Rockgrößen vorgestellt. Zwei Mark pro Scheibe werden einem neuen Projekt des Drogenreferats, der "Kooperation Kommunale Drogenpolitik", zugute kommen. Das Projekt soll die Voraussetzungen dafür schaffen, daß auswärtige Drogenabhängige in ihre Heimatgemeinden zurückkehren können.

Bisher, so Referatsleiter Werner Schneider, war die sogenannte Rückkehrhilfe ein Flop. Nicht einmal zehn Drogenabhängige haben mit Hilfe der Beratungsstelle im Krisenzentrum Moselstraße Frankfurt verlassen, um "nach Hause" zu fahren. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler und Gesundheitsdezernentin Margarethe Nimsch hatten im Zusammenhang mit der Räumung der offenen Drogenszene die "Rückkehrhilfe" mehrfach als wichtigen Bestandteil ihrer Drogenpolitik hervorgehoben und damit im Frankfurter Umland zum Teil heftige Empörung ausgelöst.

Zum damaligen Zeitpunkt stammten etwa zwei Drittel derjenigen, die zur offenen Drogenszene in der Taunusanlage zählten, aus anderen Gemeinden und Bundesländern. All diesen Menschen zu helfen, sah sich die Stadt überfordert, zumal befürchtet wurde, daß noch mehr anreisen würden.

Inzwischen hat sich das Verhältnis nach Angaben der Polizei umgekehrt. Nur noch ein Drittel der Drogenabhängigen, die bei Kontrollen angetroffen werden, kommt von außerhalb. Das deckt sich auch mit den Erfahrungen des Drogenreferats. Wie Schneider ausführte, habe die Drogenhilfe durch Krisenzentren und Methadonvergabe täglich Kontakt zu 1500 Abhängigen. Niemand werde zur Rückkehr gezwungen. "Aber wenn jemand hier nur den Dealer kennt", dann gebe es keine Möglichkeit, ihn sozial zu integrieren.

Volker Happel vom Verein Integrative Drogenhilfe wies darauf hin, daß der Plan, den Drogenabhängigen in ihren Heimatgemeinden Übernachtungsmöglichkeiten und Ersatzdrogen zur Verfügung zu stellen, "vom Umland noch immer skeptisch beäugt" werde. Der Verein wird für das neue Projekt verantwortlich sein, das den Umlandgemeinden bei der Einrichtung von Hilfsangeboten helfen soll.

Die von der Bad Homburger Firma "Eurostar" produzierte Disc "Rock the World" wird ab 10. März im Handel zu den üblichen Preisen erhältlich sein. Alle Songs haben etwas mit der Drogenproblematik zu tun. Die vertretenen Musiker haben auf den Erlös ihrer Einnahmen zugunsten der Phoenix House Charity in England verzichtet, die auch im Frankfurter Stadtteil Sindlingen eine Einrichtung für Drogenabhängige unterhält. ft

Endstation

Das Klagelied erklingt zum dreitausendsiebenhundertzweiundvierzigsten Male: "Frankfurts Busfahrer sind herzlos". Wurde doch jetzt wieder einer dabei beobachtet, daß er an der Endhaltestelle seine Pause nicht mit Fahrgästen verbringen wollte. Er hatte sich am Palmengarten in seinen Bus verkrümelt und löste Kreuzworträtsel, während draußen in der Kälte einige Fahrgäste mit Kindern standen und der Abfahrt entgegenbibberten. Sie baten um Einlaß, aber der Fahrer habe nur den Kopf geschüttelt, erzählt ein Augenzeuge.

Einige Fahrer kleben eben nicht an ihrer Pausenregelung und öffnen in solchen Fällen während einer längeren Wartezeit ihr Fahrzeug - gedankt wird es ihnen allerdings selten. Andere pochen auf ihr Recht zum Ausspannen - mit dem Ergebnis, daß bei den künftigen Fahrgästen die Stimmung unter Null sinkt.

Eines allerdings erschien dem Augenzeugen als besonders erwähnenswert: Der Fahrer mit den eisernen Nerven trug einen "gezwirbelten Oberlippenbart und einen Kinnbart". Warum ist das eigentlich so wichtig? Machen Bärte stur? Ihre Bastienne

Ärztekammer fürchtet Verlust bei der Pflege

Den über 1000 Krankenschwestern und Pflegern im städtischen Klinikum Höchst müssen die Ballungsraumzulage von 100 Mark und die Pflegesicherstellungszulage von 137 Mark im Monat auf jeden Fall erhalten bleiben. Das hat der Vorsitzende der Bezirksärztekammer Frankfurt, Karl- Henning Blauert, gefordert. Geschehe dies nicht, so Blauert, komme es zu einer Abwanderung von Personal, der "Pflegenotstand in der Stadt wird sich weiter verschärfen".

Schon jetzt könnten acht von 16 Betten der operativen Intensiv-Station des Klinikums Höchst wegen Personalmangels nicht belegt werden. In der Inneren Medizin gelte das für 20 Prozent aller Betten. Blauert sagte bei Kürzung der Zulagen eine Abwanderung von Schwestern und Pflegern etwa nach Marburg oder Gießen voraus - dort komme schon die Miete für ein Ein-Zimmer-Appartement 400 Mark billiger als in Frankfurt.

Ostereier-Schau: Pause

NEU-ISENBURG. Wer sich die Sonderausstellung "Osterei und Osterbrauch in Europa" ansehen möchte, muß sich eine Woche gedulden. Das Heimatmuseum im Haus zum Löwen schließt seine Türen vom 8. bis zum 15. März. Danach ist die Ausstellung bis 17. April geöffnet - donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr sowie samstags (außer dem ersten im Monat April) von 14 bis 18 Uhr. leo

Dirk Kalthoff löst Hans-Konrad Sohn ab

OBERURSEL. Nach sechs Jahren unter Vorsitz von Hans-Konrad Sohn beginnt für den Jugendring Oberursel eine neue Ära. Zu den Vorstandswahlen trat Sohn ebenso wie der langjährige Kassierer Oliver Mühl nicht mehr an. Die neue Generation führt nun Dirk Kalthoff als Jugendring-Chef an; Über die Finanzen wacht jetzt Oliver Kopp. Gewählt wurden auch Dirk Helfmann (Zweiter Vorsitzender), Sebastian Richter (Geschäftsführer), Peter Prang (Schriftführer) und die Beisitzer Julia Schwanig und Hendrik Muff.

Neben den schon traditionellen Veranstaltungen wie Orscheler Sommer und Bembeldisco will sich der Jugendring unter seinem neuen Vorstand verstärkt um die Zusammenarbeit mit den Oberurseler Vereinen bemühen, kündigt Geschäftsführer Richter an. mak

Maria Rosenkranz sammelt für Rußland

SECKBACH. Die Rußland-Aktion der katholischen Pfarrgemeinde Maria Rosenkranz geht weiter: Am kommenden Sonntag, 14. März, lädt die Gemeinde wieder zu Gottesdienst, Frühschoppen und einem russischen Mittagessen in die Wilhelmshöher Straße 67 ein.

Nachdem die Seckbacher bisher durch ihre Spenden den Kauf von Rollstühlen, Spritzen, Milchpulver und Blutreinigungsgeräten für strahlengeschädigte Kinder aus Tschernobyl möglich machten "und die Notwendigkeit hierfür leider auch weiter besteht", wie es in einem Aufruf heißt, soll nun der Erlös des kommenden Sonntags dazu dienen, ein Kinderheim auszustatten. Gebraucht wird dort alles, was die medizinische Versorgung verbessern kann, aber auch Bettwäsche und therapeutische Spielsachen.

Der Sonntag beginnt in Maria Rosenkranz um 9.15 Uhr mit einem Gottesdienst, in dem der Kirchenchor Lieder von Tschaikowskij singen wird. Um 10.30 Uhr geht es mit dem Frühschoppen weiter, um 12 Uhr folgt ein gemeinsames Mittagessen.

Außerdem sammelt die Gemeinde bis zum 21. März Kinder- und Erwachsenenkleidung. Spenden können (getrennt und gekennzeichnet) montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr, dienstags bis donnerstags auch von 15.15 bis 18 Uhr, im Pfarrbüro abgegeben werden. Vor und nach den Gottesdiensten wird gebrauchte Kleidung im Vorraum der Kirche angenommen. Weitere Auskunft gibt die Gemeinde unter der Rufnummer 47 64 19. ck

Sozialwohnungen als vorbildlich ausgezeichnet

KRONBERG. Das eine heißt "blaues Haus", das andere "rotes Haus". Aber wenn bis Ende März 39 Erwachsene und 20 Kinder in die neuen Sozialwohnungen Am Weidengarten in Oberhöchstadt einziehen, wird ihnen als vorherrschende Farbe Grün auffallen. Grün sind die Rasendächer, Grün wird auch die Terrassenwiese über dem Parkdeck. Und sobald der Wilde Wein sich an den Fassaden emporgerankt hat, präsentiert sich auch der noch graue Sichtbeton im alternativen Pflanzenlook. Die namensgebenden Farbkleckse sind dagegen vergleichsweise schwach vertreten: Um die beiden langgestreckten dreigeschossigen Gebäude voneinander abzuheben, hat das eine blaue, das andere rote Haustüren.

Die beiden Neubauten sind die ersten im sozialen Wohnungsbau, die die Stadt Kronberg seit 1975 hochgezogen hat, betont Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD). Von den 520 registrierten Wohnungssuchenden werden 59 in die 19 Ein- bis Vierzimmerappartements einziehen können. Das Projekt hat 5,3 Millionen Mark gekostet.

Daß die neuen Bewohner für einen Quadratmeter-Mietpreis von 6,50 Mark schöne und wegen großer Fenster lichtdurchflutete Appartements bekommen, davon sind nicht nur die Stadt und die Darmstädter Architektengruppe Stadtbauplan überzeugt, sondern auch eine internationale Jurorengruppe: Die zeichneten die Sozialwohnungen als "vorbildlich" aus. Das Land und die Architektenkammer vergeben den Preis alle drei Jahre.

Die Jury hebt "das hervorragende Baugrundstück sowie dessen intelligente Nutzung" hervor: "Fast alle Wohnungen haben durch die gestaffelte und leicht versetzte Anordnung der Baukörper einen direkten Landschaftsbezug". Gut gefallen hat den Juroren das viele Grün und die "umweltverträgliche Materialwahl". Die Fassaden der "beiden einfachen, klaren Baukörper" seien abwechslungsreich gestaltet. mak

Fragebögen gehen raus

NEU-ISENBURG. In diesen Tagen wird die Stadt damit beginnen, an die Mieter von Sozialwohnungen die ersten von rund 2500 Fragebogen zur Fehlbelegungsabgabe zu verschicken. Wie es hieß, würden zunächst die Bewohner in der Carl- Ulrich-Straße, der Bahnhof- und Brunnenstraße, der Frankfurter und Gartenstraße sowie der Freiherr-vom-Stein-Straße angeschrieben. leo

Redaktion: i. V. Gerd Braune

Von der Beschleunigung des Alltags Momentaufnahmen aus einer Stadt der Zukunft - Eine Liebeserklärung an Leipzig Von Helmut Böttiger

Manchmal ist es so, wie man es sich erträumt. Und am schönsten ist es in der "Varadero Speisenbar". Schon das Wort "Speisenbar" allein, die Wahl der Bezeichnung und der kokette Gebrauch des Akkusativs, weist auf die Herkunft aus den Hochzeiten der DDR: 1977 wurde das Lokal vom kubanischen Botschafter als "kubanische Nationalitätengaststätte" eröffnet. Und wenn man das Schaufenster aus grünwuchernden Farnen und Meeresschildkröten, mit einer schwarzen Lamellenverkleidung aus leichtestem Holz wie in tropischen Etablissements hinter sich gelassen hat, ist alles so wie früher: die original Schwarzweißfotos von fröhlichen kubanischen Jungen Pionieren hängen noch genauso an der Wand wie die große, von einem intensiv überblendeten Braunrot durchzogene Palme - sie leuchtet magisch von innen her.

Die unnatürlichen Farben des Sozialismus haben ihre Spuren auch auf der Speisekarte hinterlassen; ein abgegriffenes schimmerndes Objekt, auf dem sich Grünliches und Bläuliches herauswäscht. Auf der Rückseite ist das "Barfußgäßchen" mit der Frontseite des "Varadero" abgebildet: Es regnet gerade in Leipzig, Pfützen schillern vielversprechend zwischen den Pflastersteinen, und ein einsamer Trabant steht verloren am Rand. Im "Varadero" ist man zu Hause angelangt.

Diese Mischung aus DDR-Sozialismus und neuzeitlichem Szenelokal ist einzigartig. Sie könnte ein Vorbild sein: Die DDR hat hier alle ihre Stärken eingebracht, ihre Identität ist nicht verwischt worden, und doch ist es prickelnd durchsetzt von einem neuen Lebensgefühl. Die Kellnerin ist zutiefst aufgeschlossen und erklärt geduldig die raffinierten Ingredienzen der diversen Rum-Cocktails (selbstverständlich mit "Havana Club", dem kubanischen Original, nicht etwa der ausgewanderte Bacardi) und was es mit dem "Sofrito" auf sich hat, das das Hähnchen wie auch diverse Filets schmückt. Bananenhälften und Passionsfruchtherzen sind mittlerweile selbstverständliche Attribute und fügen unmerklich Neues hinzu, wo man glaubt, nichts habe sich verändert. So hätte die "Wiedervereinigung" auch im Großen aussehen können, wenn sie geglückt wäre.

In Leipzig ist es anders als in Ostberlin. Von der dortigen Bunkermentalität, wo sich die einstigen DDR-Oberen und Privilegierten (auch im "Untergrund"!) verschanzen und sich trotzig dem westlichen Lebensgefühl versperren, ist hier, abseits der einstigen Hauptstadt, weniger zu spüren. Alles ist in rasender Veränderung begriffen, westliche Spekulanten und Investoren beherrschen die Szene, da hat man gar keine Chance, etwas dagegenzuhalten. Und doch entwickelt sich hie und da so etwas wie sächsischer Charme, etwas, was lange unter Verschluß gehalten wurde. Verblüfft stellt man fest, daß sich hinter den sächsisch kehligen Lauten, die durch einen wie Walter Ulbricht für immer korrumpiert schienen, auch eine gewisse Wärme verbergen kann, eine gewisse Heimeligkeit: ein aufgeräumtes Lebensgefühl, mit dem man die Dinge schon in den Griff kriegt. Auch wenn alles chaotisch scheint: Die Sachsen mischen munter mit.

Die gesamte Innenstadt ist im Aufbruch. Das filigrane Passagennetz, das die Messehöfe und Kaufmannensembles miteinander verbindet, wird gerade aufgedröselt und in seine Einzelbestandteile zerlegt: Blaue und grüne Plastikfolien hängen überall an den Fassaden und verhüllen das Bröckelnde und allzu grob Verputzte. "Specks Hof", eines der repräsentativen Passagen-Objekte, ist jetzt an jedem Eingang durch Eisengitter versperrt - durch die verlorenen Fensterscheiben erkennt man noch verblichene Schriftzüge wie "Kompliment-Warenhaus" oder anzügliche Jeanswerbung für ein Jugendmodeetablissement; Schutt und fehlgeleitete Steine liegen in den Schaufenstern. Auch "Barthels Hof", direkt neben dem traditionsreichen Bohemetreff "Coffeebaum", ist verhüllt; nackte graue Steinkerne lassen erst noch ahnen, was aus diesem Winkel einmal werden könnte. Der "Coffeebaum" selbst harrt seiner künftigen Bestimmung, ein Wasserrohrbruch hat den Keller vor einiger Zeit überflutet, und außen steht auf der Karte nur ein alter blaumelierter Stempel mit dem lakonischen Wort "Gaststättenleitung", sonst nichts.

Dieser Umbruch, dieser Riß aus der vertrauten Lebensumgebung führt in Leipzig zu einer Dynamik, zu einer Beschleunigung der Alltagsgefühle. Ganz anders als in Ostberlin, wo man im eigenen Saft schmort und verkrustete Strukturen als Identität festhält: Leipzig ist ein Tummelplatz für Abenteurer aus der Halbwelt und dem postsozialistischen Mafiasyndrom, aber es ist auch ein Ort, an dem man über Altlasten nur noch lacht. Die Szene gräbt sich nicht in alte FDJ-Sentiments ein. Hier war keine Hauptstadt und kein künstlerischer Untergrund, der regelmäßig ins Visier der westlichen Medien geriet; hier hält man sich an nichts fest. Die "Moritzbastei", der Studentenklub der Universität, birst an jedem Abend aus allen Nähten: ein unübersichtliches Kellergewölbe mit mehreren Veranstaltungsorten und einer fiebrigen Atmosphäre. Wenn der Lokalheros Jens-Paul Wollenberg seine dämonische Rockshow abzieht, mit zackigen Bewegungen, Verdrehungen der Augen und dadaistischen Texten, ist Neues greifbar: satanische Gesänge, sächsisch durchsetzt. Das ist mehr als bloßer Klamauk, das ist eine Entfesselung der Gefühle. Schneller leben, heißt die Devise. Draußen in der Vorstadt, mitten im alten Proletarierviertel Plagwitz mit monumental verfallenden Industrieanlagen und monotonen Arbeitersiedlungen, dunklen Seitenstraßen hat sich die Szenekneipe "Chopper" etabliert. Ein Neonschriftzug fällt als Verfremdungseffekt in die hohle Gasse, und drinnen hat ein Designer diverse Motorradarrangements versucht. Derselbe Wirt, ein junger Leipziger Bauunternehmer mit Risikoambitionen, hat danach auch die "Geisterbahn" eröffnet, mit düsteren Einblikken und Gespensterpuppen an den Wänden. Das Bier wird in Leipzig mittlerweile bewußter getrunken; eine Schickeria entwickelt sich, die sich in ihren Ursprüngen von den Freizeitjongleuren westdeutscher Großstädte spürbar unterscheidet und vom härteren Leben des Ostens grundiert ist. Man ist viel näher am Augenblick, und die "rechten" Rocker im "Chopper" stoßen gelegentlich mit den Autonomen aus Connewitz an einem Tresen zusammen, ziehen sich an und stoßen sich ab: Es liegt einiges in der Luft.

Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR), die öffentlich-rechtliche Dreiländeranstalt, hat am Nullpunkt angefangen. Und seine Konzeption ist nicht nur vom Rotstift geprägt, von sparsamstem Budget, sondern auch von einer Vorstellung von Rundfunk, die keinen "Ballast" aus der Vergangenheit kennt, an dem sich die altbundesdeutschen Anstalten abarbeiten. Die Programme heißen "MDR-Info" oder "MDR-Life", und dieses MDR-Life ist die erste öffentlich-rechtliche Anstalt, die den kommerziellen Sendern ums Haar gleicht - lange Musikstrecken mit dieser verwechselbaren Mainstream-Pop-Farbe, ein bißchen Service und Kurznachrichten zwischendrin. Es gibt hier keine Tradition; radikaler Zeitgeist-Zynismus und DDR-Milieu stoßen in einem ungewöhnlichen Spannungsfeld aufeinander. Und das setzt manchmal Orte frei, die etwas Originäres ahnen lassen: Ein ehemaliger Intershop im Leipziger Zentrum ist jetzt das Filmcafe "Intershop", mit dem alten Öffnungszeitenschild am Eingang und ironischen Verweisen aufs frühere Leben. Doch die Einrichtung ist kühl und radikal aufs Neue ausgerichtet, eine Bar-Atmosphäre, die großstädtisch ist und der erhitzten Leipziger Jugendszene eine gemäße Durchlaufstation bietet.

PSR, das erste sächsische Privatradio, hat gegen das westliche MDR-Life mit den englischen Popsongs gleich am Anfang ein Signal gesetzt. Das allererste, was man von diesem Sender hörte, war der mythische Stehblues-Song der legendären "Renft-Combo" aus dem Jahr 1973: "Wer die Rose ehrt". Die sozialistische Sozialisation dient in Leipzig als Assoziationspotential für sämtliche Formen der Verwertung, die die Marktwirtschaft bietet. Als Material für trotzige Selbstbehauptung erscheint sie kaum. Die Selbstvergewisserungen sind offensiv.

Die "Connewitzer Verlagsbuchhandlung", einer der Konzentrationspunkte der links-alternativen Szene, arbeitet die DDR-Geschichte nicht nostalgisch verklärt auf, sondern mit einem Gestus der Befreiung, und Bücher wie die Geschichte des kleineren, aber weitaus populärsten Leipziger Fußballclubs "Chemie" (jetzt: "Sachsen Leipzig") sind typisch für das Selbstgefühl. Chemie Leipzig spielte in jenem Vorort Leutzsch, in dem auch die Leipzig-Passagen der Romane von Fritz Rudolf Fries ("Der Weg nach Oobliadooh") angesiedelt sind.

In dieser Stadt stecken viele unbekannte Energien. Auch wenn sie sich vorerst auf "dürre Jahre" im Etat einrichtet. "In zehn Jahren müssen wir im Länderfinanzausgleich Baden-Württemberg unterstützen", brummt der Chef eines freien Fernsehproduktionsteams, der früher für die halboffiziellen Jazz-Sessions in seinem Keller bekannt war, beim Bier in der "Moritzbastei". Hier, und nirgendwo sonst, ist Amerika, sagte schon Goethes Wilhelm Meister.

Kabarett und Feiern zum Internationalen Frauentag

KRONBERG/KÖNIGSTEIN. Mit Kabarett, Feiern, Gesprächen und einer Ausstellung beteiligen sich Frauen aus Kronberg und Königstein am Montag, 8. März, am Internationalen Frauentag.

Die Arbeitsgemeinschaft Kronberger Frauenverbände lädt ab 18 Uhr in die Stadthalle ein - sie feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Hessens Frauenministerin Heide Pfarr wird um 19 Uhr den Festvortrag halten; anschließend wird zum ersten Mal der Kronberger Frauenpreis verliehen (siehe nebenstehenden Artikel).

Die Frauenverbände wollen über ihre Arbeit berichten und einen Teil ihrer 1989 erarbeiteten Ausstellung "Frauen und Nationalsozialismus" noch einmal zeigen. Den Abschluß bildet das Kabarett der Gruppe "Lesthrafam".

Die Königsteiner Frauenbeauftragte Antonie Krützner lädt gemäß dem landesweit ausgerufenen Motto "Lila Montag" zu einem Tag der offenen Tür ein: Sie will mit allen interessierten Frauen im Parkcafé des Kurhauses über ihre Arbeit und die Aktivitäten in diesem Jahr reden (10 bis 13 und 15 bis 18 Uhr im Parkcafé, Hauptstraße 21 c). Dazu gibt es Informationsmaterial über Veranstaltungen und Frauenthemen. esi

Späte Festnahmen im Müllskandal begründet

Aufwendige Ermittlungen nennt der Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Hubert Harth, als Grund dafür, daß zwei Geschäftsführer und ein Vorarbeiter der Firma "Eumet" erst vor wenigen Tagen festgenommen wurden.

"Eumet" wird schon seit mehr als einem halben Jahr verdächtigt, eine zentrale Rolle bei der illegalen Entsorgung von Sondermüll gespielt zu haben. Man habe zunächst Beweismittel sichern müssen, sagte Harth. Die Festnahme zum jetzigen Zeitpunkt sei auch erfolgt, weil Flucht- und Verdunkelungsgefahr bestanden habe.

Zu der Düsseldorfer Firma Thyssen- Sonneberg, bei der die Polizei ebenfalls "große Mengen" Aktenordner beschlagnahmte, hat Eumet gute Geschäftsbeziehungen. Die beiden Unternehmen besitzen je 50 Prozent der Anteile an einem Entsorgungsunternehmen mit Sitz in Lothringen. Thyssen-Sonneberg wird verdächtigt, belastete Schredderrückstände auf französische Deponien geschafft zu haben.

Die Entsorgung vieler tausend Tonnen Müll, die noch immmer im Osthafen lagern, ist nach wie vor nicht geklärt. Im Januar hat das Regierungspräsidium in Darmstadt angeordnet, daß die Firma Kolb den eingelagerten Müll in belastetes und unbelastetes Material trennen soll. Gegen die Anordnung legte Kolb Widerspruch ein.

Abfälle der Firma Hampel können möglicherweise bei einem Recyclingunternehmen im Kreis Lüdenscheid aufbereitet werden. Probeweise, so RP-Sprecher Dieter Ohl, habe ein versiegelter Lkw eine Ladung Müll zu diesem Unternehmen gefahren. Wie die Abfälle der Firma OBR entsorgt werden, ist nach Ohls Worten noch völlig offen. vo

Kartonhersteller bangen um ihre Grundrechte

Mit Grundrechten sollte man nicht spaßen, deshalb meint es der "Fachverband Kartonverpackungen für Flüssige Nahrungsmittel" auch ganz ernst: "Grundrechte der Milchkartonhersteller verletzt" steht groß auf einer Erklärung, die der Verband an die Zeitungen schickte. Der Vorwurf: Die Stadt Frankfurt werbe auf Plakaten dafür, Milch in umweltfreundlichen Glasflaschen zu kaufen anstatt im Karton.

Dadurch verzerre die Kommune den Wettbewerb, oder, wie es ein Münchener Rechtsgelehrter in der Erklärung ausdrückte: "Zwischen dem Eingriffsschaden zu Lasten der Hersteller von Getränkekartons und dem Eingriffsnutzen für das Gemeinwohl andererseits" bestehe, zumal der "ökologische Vorrang" der Mehrwegflasche nicht belegt werden könne, "kein ausgewogenes Verhältnis".

Ob die Frankfurter Werbeaktion den Milchtüten-Herstellern wirklich ein grundgesetzlich verbrieftes "Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb" nimmt, darüber mögen sich Juristen streiten. Tatsache ist, daß es auf den Frankfurter Plakaten heißt: "Verwerten ist gut, vermeiden ist besser." Und dieser, vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerungen sicherlich gedeckte Satz gilt hin und wieder auch für die Verfasser von Presseerklärungen. mat

Kulturelles Leben

Erika Pluhar: "Meine Lieder" Einen Lieder- und Chansonabend bietet Erika Pluhar gemeinsam mit dem Pianisten Antonio d'Almeida an: am Samstag, 13. März, um 20 Uhr im "Taunus", Taunusstein-Hahn, Aarstraße 138. "Meine Lieder" ist der Abend überschrieben. Telefonische Kartenvorbestellung ist unter 0 61 28-2 33 64 oder 0 61 24-36 31 möglich.Neujahrsfest in Heidelberg Kurden und andere Völker Irans feiern in Heidelberg an zwei Tagen ihr Neujahrsfest mit kurdischer, persischer und griechischer Musik. Die erste Veranstaltung beginnt am Samstag, 13. März, um 19 Uhr in der Mehrzweckhalle von Heidelberg-Rohrbach, die zweite am 20. März um 18 Uhr in der Aula, Im Neuenheimer Feld (Buslinie 12 und 33). St. Patrick's Day Der St. Patrick's Day am 17. März ist der Nationalfeiertag der Iren, ein fröhlicher Tag zu Ehren eines netten alten Heiligen, der es geschafft hat, mit List und Überredungskunst die Schlangen aus Irland zu vertreiben. Zum ersten Mal nimmt der Folk-Club Taunusstein den Tag zum Anlaß, um ab 20 Uhr eine St. Patrick's Day Party im Kulturzentrum "Taunus" in Taunusstein-Hahn, Aarstraße 138, zu veranstalten. Für die Musik sorgen Denis McGrath und die Gruppe "Foreign Feathers", für typische Speisen und Getränke die Gaststätte "Taunus" und der Folk-Club. Da durch die veränderte Sitzordnung weniger Plätze als sonst vorhanden sind, wird um Kartenreservierung (täglich außer Samstag / Sonntag zwischen 16 und 18 Uhr unter Telefon 0 61 24 - 48 34) gebeten. Die Eintrittskarte kostet zehn (ermäßigt acht) Mark. "Literatur im Lande" Walter Landin, Lyriker, Erzähler und Pfälzer Jahrgang 1952, liest am 21. März um 11 Uhr im Künstlerhaus Edenkoben im Rahmen der Reihe "Literatur im Lande". Der Autor, der auch mit Texten für Kinder und mit Pfälzer Mundartveröffentlichungen bekannt geworden ist, wird bei seiner Lesung von Gudio Kurzenberger, Pianist und Komponist, begleitet. Vorbestellungen (Eintritt: fünf Mark) für die Veranstaltung im Künstlerhaus, Klosterstraße 175 im Edenkobener Tal, unter Tel. 0 63 23 / 23 25.

Freundeskreis bietet Fahrten nach Recanati an

KRONBERG. Vereine, Schüler und Lehrer und Jugendliche aus Ballenstedt haben sich schon angemeldet, um mitzufeiern: Am Samstag, 1., und Sonntag, 2. Mai, wird an der italienischen Adria die Verschwisterung von Poro Recanati mit Kronberg gefeiert. Eine Delegation der Stadt mit Bürgermeister Wilhelm Kreß an der Spitze wird natürlich auch dabei sein. Der Freundeskreis Porto Recanati hat für alle interessierten Kronberger zwei Busreisen organisiert, die von der Stadt subventioniert werden.

Die längere Reise dauert von Donnerstag, 29. April, bis Donnerstag, 6. Mai, und kostet inklusive Hotel-Doppelzimmer mit Vollpension 560 Mark für Erwachsene und 300 Mark für Jugendliche. Dazu gibt es noch das "Angebot für Vielbeschäftigte": Vom Donnerstag, 29. April, bis Montag, 3. Mai: Sie kostet für Erwachsene 390 Mark, für Jugendliche 190 Mark.

Die Abfahrt ist bei beiden Reisen am Donnerstag um 21 Uhr geplant. Wer mitfahren will, sollte sich schleunigst anmelden: Bei Gisela Aha (Telefon 6 41 72), Gerti Kurth (6 35 97) oder Brigitte Möller (74 59). Anmeldeschluß ist Montag, 15. März. esi

Für gemeindenahe Betreuung, ohne Zwang und Gewalt

Ich bin als Krankenpfleger seit etwas mehr als neun Jahren in der Psychiatrie tätig. Dabei habe ich in zwei Kliniken gearbeitet, die jeweils einen Pflichtversorgungsauftrag zu erfüllen hatten. Damit kann ich glaubhaft machen, daß wir während dieser Zeit auch Patienten mit schwersten psychischen Störungen behandelten. Darunter waren auch viele, bei denen Katatonien diagnostiziert wurden. Niemals jedoch sind mir Menschen begegnet, bei denen eine Elektroschockbehandlung angezeigt gewesen wäre (FR vom 27. 2. 1993 "Sinnvolles psychiatrisches Therapieverfahren oder ,Schlachthaus-Methode&rquote;?"). Ich habe noch keinen Patienten an einer Katatonie sterben oder deswegen in Lebensgefahr gesehen. Diese Erfahrungen habe ich gemacht, weil ich meine, daß es uns gelang, durch unsere Betreuung solche schweren Krisen zu vermeiden. Mich wundert es jedoch nicht, daß Behandler, die von "therapieresistenten Patienten" sprechen, in ebensolche Situationen kommen, in denen sie Elektroschocks oder hochdosierte Neuroleptika, über lange Zeit verabreicht, für nötig halten.

Das Wort "therapieresistent" bezeichnet eine Beziehung, in der ein Teilnehmer handelt und der andere dagegen Widerstand leistet.

Diese unselige Form der Beziehungsgestaltung ist so alt wie die Psychiatrie selbst. Die Geschichte der Psychiatrie hat gezeigt, daß sie vielleicht dazu geeignet ist, die Kranken in ihrem Widerstand zu brechen, zu mehr aber auch nicht.

Gemeindenahe Betreuungformen, die von den Betroffenen mitgestaltet werden, haben inzwischen hinlänglich belegt, daß es durch begleitende Hilfen sehr wohl möglich ist, auch Menschen mit schwersten Störungen dort zu behandeln, wo sie leben, und zwar ohne Zwang und Gewalt.

Weil ich also weiß, daß es anders geht, finde ich die Frage, ob Elektrokrampftherapie ein "sinnvolles Therapieverfahren" oder eher eine "Schlachthausmethode" ist, müßig.

Weil ich auch weiß, daß sie schädlich für die Betroffenen und die Weiterentwicklung der Psychiatrie ist, würde ich mich aus Gewissensgründen weigern, daran teilzunehmen.

Stephan Wolff, Kahl am Main

Sinn und Aufgabe des öffentlichen Dienstes

Dem "öffentlichen Dienst" Ineffizienz vorzuwerfen - ja dies zu behaupten - (FR vom 5. 2. 1993 "Hat der öffentliche Dienst noch eine Zukunft?") zeigt uns, daß die FR den Sinn und die Aufgaben des öffentlichen Dienstes (Beamte, Angestellte und Arbeiter) kaum kennt; wir sind dafür da, für den Bürger zu arbeiten und damit auch Randgebiete zu erfassen, die kein Privater betreiben kann - schon wegen finanzieller Unrentierbarkeit. Fast alle Verwaltungen und damit auch die Mitarbeiter haben heute eine zeitgerechte Ausbildung und arbeiten mit modernsten Hilfsmitteln.

Zum Beispiel, die FR wird durch einen Chefredakteur geleitet und die anderen Redakteure usw. arbeiten nach dessen Vorstellungen; hier ist also auch eine Ordnung vorhanden. Und gerade diese Ordnung - die FR nennt so etwas Hierarchie - ist in der Privatwirtschaft selbstverständlich - nur im öffentlichen Dienst ist dies nach der FR-Meinung falsch. Arm wären wir in Deutschland schon, wenn es nach solchen Vorstellungen ginge.

In einem Punkt liegt die FR aber richtig; die Politiker sollten weniger Gesetze - aber dafür wenn schon gute und sachliche sowie übersichtliche und verständliche Gesetze schaffen. Das würde die Verwaltungsarbeit erleichtern und käme allen Bürgern zugute. Auch könnte man einige Dinge vielleicht privatisieren - nur Rosinen an Private vergeben, das geht leider nicht. Gerade die jetzigen Beispiele bei Bahn und Post zeigen doch, daß meistens Privatisierungen mit Gebührenerhöhungen verbunden sind. Und wer zahlt diese?

Aber auch zu der Behauptung, Bedienstete im öffentlichen Dienst werden "zu gut bezahlt", wäre noch zu sagen:

Weiß der FR überhaupt, daß von den 6,7 Millionen Personen im öffentlichen Dienst über die Hälfte im einfachen und mittleren Dienst - also unter Inspektor - beschäftigt ist? Auch sind dies nicht alles Beamte. Zieht man jetzt noch von der Beamtengruppe (1,84 Millionen) die Hälfte ab, verbleibt nach Abzug noch der "Lehrer", eine ganz kleine Menge sogenannter Höherverdienender, die nach Ausbildung und Anforderung in diesem Staat auch benötigt werden. Führungskräfte in der Wirtschaft und Politiker werden aber trotzdem nicht mit dem Einkommen des höheren Dienstes tauschen wollen - und das sagt doch genug. Zum Schluß noch einige Worte zur Besoldungsrunde 1993 und vorher. Wir forderten 1992 ca. 10 Prozent und erhielten 5,4 Prozent - dagegen die Mediengewerkschaft erhielt 6,9 Prozent. Für 1993 erhalten die Beamten zeitversetzt und damit für das gesamte Jahr 1993 nur 2 Prozent, obwohl die Lebenshaltungskosten nach Bundesstatistik 4,4 Prozent stiegen.

Als Resümee kann man also feststellen, auch ein Regierungspräsident kann irren, zumal wenn man in eine solche hohe Stellung hineingesetzt wird! Und Sozialwissenschaftler sind noch lange keine gelernten Verwaltungsbeamte/Bedienstete. H. Faber (Bez.-Vors. Deutscher Beamtenbund), Darmstadt

Konzertierte Offensive gegen das Hochschulstudium

Während Zehntausende Studierende in den letzten Wochen gegen die aktuelle Studienreform demonstrierten, erschien in der FR vom 21. 1. 1993 der Artikel "Was ist eigentlich ein ,Langzeitstudent&rquote;", der sich mit den "Langzeitstudenten" auseinandersetzte. Die Autorin Gabriele Otto, selbst Studentin, geht darin ausführlich auf Studienzeiten und Semesterzahlen ein. Dennoch reichen ihre Anmerkungen nicht über die Beschreibung der problematischen Studienbedingungen hinaus. Mir erscheint es jedoch gefährlich, sich auf die Argumentation der Bildungspolitik einzulassen, weil dadurch indiskutable Reformpläne den Schein einer Legitimation erhalten.

Das primäre Ziel der Bildungspolitik ist es, über die Straffung der Studienzeit und die Unterteilung des Studiums in ein "berufsqualifizierendes" Grund- und ein wissenschaftliches Aufbaustudium die Studierendenzahl zu senken und den "Langzeitstudierenden" aus der Hochschule zu verbannen. In den Reformplänen findet man auch die Konkretisierung des studentischen Idealtyps. In dem "Bachellaurius/a Programm" des Landes NRW sind damit die erfolgreichen 23jährigen Absolventen gemeint, mit praktischen Kenntnissen von Fremdsprachen in wirtschaftlichen Kontexten(!) und in elektronischen Medien.

Anhand dieses Idealtyps kommt man zu dem Feindbild, nämlich die "erfolglosen, die ,überalterten&rquote; und allzulange von der Praxis entfernten Geisteswissenschaftler" von ca. 28 Jahren. Obwohl sich dieses Programm nur auf Geisteswissenschaften bezieht, finden sich solche Vorstellungen in der gesamten derzeitigen Diskussion wieder. Die konzertierte Offensive gegen das Hochschulstudium läuft. Man droht mit sanktionierenden Studiengebühren und Zwangsexmatrikulationen bei der Überschreitung der Studienzeit.

Hinter diesen Maßnahmen stehen aber weitreichendere gesellschaftliche Einschnitte, sie gehen über die "Steuerung der Studierendenströme" hinaus. Denn diese Maßnahmen sind in extremer Weise unsozial: Studierende, die ihr Studium selbst verdienen müssen, ausländische und behinderte Studierende und solche mit Kindern werden kraß benachteiligt. Studierende sollen dabei gegen andere soziale Randgruppen ausgespielt werden.

Die angestrebte Zweiteilung des Studiums bedeutet darüber hinaus eine Entwissenschaftlichung des Studiums. Die große Masse soll mit einem scheinbar berufsqualifizierenden Schmalspurstudium abgespeist werden, während nur noch eine kleine Elite in den Genuß eines wissenschaftlichen Studiums kommt. Ausgehend von nahezu willkürlich konstatierten Sachzwängen wird somit der Begriff der Bildung zur Ausbildung degradiert.

Die angeführten Maßnahmen zielen aber auch auf eine Entdemokratisierung der Hochschule. Die Mitarbeit in der Verfaßten Studierendenschaft wird negativ sanktioniert, was über eine Entmündigung der Studierenden hinaus das Ende der Chance bedeutet, an der Hochschule demokratische Verhaltensweisen kennenzulernen. Dies bewirkt auch eine schrittweise Entdemokratisierung der Gesellschaft, da die Studierenden später einmal führende Positionen in selbiger besetzen werden.

Die kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft wird durch die "Reform" des Hochschulstudiums nahezu kaltgestellt, denn die Fähigkeit zur Kritik beruht letztlich auf der Möglichkeit der Bildung. Die Kritik ist allem Anschein nach auch nicht mehr erwünscht, was angesichts der in den Reformpapieren konstruierten Gleichstellung der Interessen von Wirtschaft und Gesellschaft eine fatale Konsequenz beweist. Die verdeutlicht, welches Gesellschaftsbild hinter solch einer Bildungspolitik steht: die Wirtschaftsgesellschaft.

In einer Zeit, in der Bildung und Wissenschaft immer mehr ökonomischen Rentabilitätsberechnungen unterworfen werden, ist es müßig, über Studienzeitverkürzungen zu spekulieren. Eine Reform des Hochschulstudiums ist sicher nötig, aber nicht auf der Basis rein wirtschaftlicher Verwertbarkeitskriterien. Es ist an der Zeit, den bildungspolitischen Deformmaßnahmen offensiv zu begegnen.

Dominik Neubauer, Aachen

Ein wenig paradox, eine Lügelei nach der anderen

Der Artikel von Frau Margolina (FR vom 8. 1. 1993 "Die Identifikation mit Auschwitz versperrt den Weg in die Zukunft") sollte folgende Überschrift tragen: "Margolinas Lügeleien". Wenn sie schon ein Buch herausgibt mit dem Titel "Das Ende der Lügen - Rußland und die Juden im 20. Jahrhundert", so ist es doch ein wenig paradox, eine Lügelei nach der anderen in ihrem Artikel zu lesen. Hier nur drei Beispiele:

1. "Auch der Kampf gegen die Auschwitz-Lüge erscheint zum Teil als Ausdruck des jüdisch-deutschen Masochismus."

Oh, nein! Jeder deutsche und andere Idiot, der uns Juden mit der Auschwitz- Lüge kommt, sollte von allen Seiten angegriffen werden. Das einzige, was ein solcher Mensch verdient, ist, das Gefühl zu bekommen, daß er selbst verfolgt wird. Jüdischer Masochismus ist es, Menschen zu akzeptieren, welche die Auschwitz-Lüge kontinuierlich in die Welt setzen.

2. "In diesem Zusammenhang ist auch die Position der ehemaligen 68er von Bedeutung, die mit den Juden und sogar aktiver als die Juden selbst für die Opfer eintreten. Die Vernichtung der Juden wurde von dieser Generation gründlich aufgearbeitet. Aus dieser besonderen Art der Vergangenheitsbewältigung entstand die moralisch kaum anfechtbare, aber geistig unfruchtbare Position eines unreflektierten Philosemitismus."

Oh Gott, das darf doch nicht wahr sein! Die 68er-Generation ist die schlimmste antisemitische Gruppe im Nachkriegsdeutschland. Sie ist die Voraussetzung dafür, daß ein Artikel wie derjenige von Sonja Margolina in der Frankfurter Rundschau überhaupt erscheinen konnte. Der 68er-Generation ist das nämlich gelungen, was den Alt- und Neunazis bis 1968 als Randgruppe nicht gelungen war, nämlich die Wiederbelebung des Antisemitismus in der BRD. Dazu ging diese Generation ganz einfach vor: Die toten Juden, vor allem die Toten der Konzentrationslager, waren natürlich gut. Die paar Juden, die es in der BRD in den sechziger Jahren gab (28 000), waren natürlich auch gut, sofern sie nur anti-israelisch waren. Da wo aber die meisten Juden lebten, da sah die Welt natürlich anders aus. Die Juden der Sowjetunion waren "reaktionäre Zionisten", weil sie gegen das fortschrittliche kommunistische System opponierten und die Abschaffung dieses Systems anmahnten; dies zu einer Zeit, als Willy Brandt und seine 68er die Akzeptanz genau dieses Systems in der DDR forderten. Die amerikanischen Juden hatten, wie immer, natürlich "zu viel Einfluß", diese "bösen Kapitalisten"! . . . Und, last but not least, die israelischen Juden, sie waren zusammen mit den Rassisten von Südafrika das Haßobjekt Nr. 1 der 68er Generation.

Nie werde ich den Satz in der Zeitschrift des Studentenwerkes der Technischen Hochschule Darmstadt vergessen: "Das jüdische Volk existiert nicht. Es ist die Ausgeburt des amerikanischen Imperialismus, um den Staat Israel zu rechtfertigen." Bei einer Palästina-Diskussion im vollbesetzten Saal der TH Darmstadt (und diese Hochschule war im Gegensatz zu Frankfurt und anderen Universitätsstädten ein friedliches Pflaster) wurde ganz konsequent damals von dieser 68er- Generation die Abschaffung des jüdischen Staates Israel gefordert. Diesem Saal rief ich zu, daß meine Familie für Adolf Hitler und Konsorten als Teil des jüdischen Volkes "gut" genug war, um in Auschwitz vergast zu werden. Aber anscheinend zogen die Töchter und Söhne der neuen BRD daraus den Schluß, das jüdische Volk existiere nicht mehr. Dies entbehrte nicht einer gewissen mörderischen Logik, einer radikal antisemitischen Logik. Mein jüdisches Selbstbewußsein war definitiv nicht gefragt. Gefragt waren damals wie heute die netten Margolinas, also diejenigen, die einen artigen Knicks vor den 68ern machen, weil diese doch solch wunderbare Philosemiten sind.

3. "Ob man will oder nicht, Auschwitz wird immer mehr zum individuellen existentiellen Problem. Sein wahrer Platz ist in der seelischen Verfassung zu suchen, wo diese Hölle als traumatisches Erlebnis des modernen Bewußtseins plaziert ist, ohne sie durch Projektionen auf den anderen zu übertragen oder mit ihm die Ansprüche an die Welt zu legitimieren. Dies betrifft sowohl Juden als auch Deutsche."

Für diesen Satz sollte die Nationalzeitung Frau Margolina eine Lebensrente zahlen. Sie sollte sie außerdem nach Israel schicken, um Herrn Rabin und den anderen "rückständigen" Juden zu erklären, warum es falsch ist, sich kollektiv als Juden an Auschwitz zu erinnern. Das möchten alle deutschen Faschisten wirklich gerne: die Individualisierung von Auschwitz.

Sehr geehrte Frau Margolina, Auschwitz wird in der jüdischen Geschichte einen bedeutenden, aber natürlichen negativen, traurigen Platz einnehmen. Im Kollektivbewußtsein des Judentums wird Auschwitz wahrscheinlich nicht einmal mit der anderen großen jüdischen Katastrophe verglichen werden: die Zerstörung des 2. Tempels in Jerusalem durch das Römische Reich und damit das Ende des alten Staates Israel vor fast 2000 Jahren.

Das Römische Reich, welches auch einen "Endsieg" über die Juden feierte, existiert nicht mehr, Israel ist jedoch wieder da.

Es ist jedem Nichtjuden frei überlassen, ob er von der jüdischen Geschichte etwas lernen oder gar sich mit ihr identifizieren will. Mich persönlich würde es außerordentlich freuen, wenn es auf dieser Welt mehr Menschen gäbe, die sich mit dem jüdischen Kollektiv-Bewußtsein (das selbstverständlich Auschwitz einschließt) identifizieren könnten.

Das Judentum hat die Katastrophe von Auschwitz noch keineswegs überwunden. Um überhaupt mit dieser Katastrophe weiterleben zu können, wird es einer völligen Umkehrung des Auschwitz-Geschehens bedürfen. Der damaligen Reduzierung des Judentums durch Mord müßte entgegengesteuert werden, um die Anzahl der Juden wieder zu erhöhen. Außer, natürlich, durch jüdische Kinder kann dies durch entsprechende Übertritte zum Judentum beschleunigt werden. Wenn es also da draußen so viele junge Deutsche geben sollte, die sich "zur Reue gezwungen" sehen, die sich also fürchterlich schlecht fühlen müssen, dann gibt es doch einen Ausweg.

Hoffentlich haben die Leser der Frankfurter Rundschau genug Phantasie und Humor, um sich ein fast vollständig jüdisches Deutschland vorstellen zu können. Dies würde es der Mehrheit der Bevölkerung ermöglichen, sich als Nachfolger der Opfer zu verstehen. Warum eigentlich nicht? Deutschland würde sich besser fühlen, das Judentum würde sich über einen großen Zuwachs freuen, alle Seiten wären glücklich.

E. B. Krauskopf, Frankfurt am Main

Schülerinnen und Schüler sehen das nicht so

Wir empfinden rechtsradikale Parolen als erschreckend und abstoßend. Einem Lehrer unserer Schule wird vorgeworfen, solche Parolen im Unterricht geäußert zu haben (FR vom 1. 3. 1993 "Nahm Lehrer Hitler in Schutz?"). Entspricht dies der Wahrheit, so ist es unbedingt notwendig, dagegen vorzugehen, und wir hoffen auf wirksame Konsequenzen.

Wir wehren uns jedoch dagegen, daß wegen Vorwürfen gegen eine einzelne Person die gesamte Schule mit ihren insgesamt ca. 1400 Schülern, Lehrern und Angestellten in ein schlechtes Licht gerückt wird.

Das Bild, welches die Berichterstattung von unserer Schule entwirft, stimmt nicht mit unserer "Ausbildungsstätte", wie wir sie erfahren, überein. Wir möchten jenem Bild und den zitierten negativen Aussagen über die Schule daher unsere Meinung gegenüberstellen.

Zum Vorwurf eines Mitschülers, die Schulleitung versuche, die Angelegenheit um des Rufes der Schule willen "unter den Tisch zu kehren", stellen wir fest: Wir sehen das nicht so.

Der "demokratische Geist" der Liebigschule wird in Zweifel gezogen. Wir hoffen für unsere Zukunft, daß jener demokratische Geist einer Institution nicht derartig leicht, nämlich durch Äußerungen einer einzigen Person, in existentielle Gefahr gerät.

Unsere Schulleitung hat ohne Verzögerung den vorgegebenen Weg durch die demokratischen Institutionen beschritten. Wir alle hoffen nun auf einen gerechten, eindeutigen und schnellen Abschluß des laufenden Verfahrens.

Marianne Thilo-Körner und 13 weitere Schüler und Schülerinnen des Englischleistungskurses 12 FH der Liebigschule in Gießen

Ausbeutung der Kinder nimmt zu Bericht für UN-Kommission / Minderjährige als Soldaten

GENF, 7. März (AP). Der Mißbrauch von Kindern in allen möglichen Formen ist weit verbreitet. Dies geht aus einem der UN-Menschenrechtskommission in Genf am Wochenende zugeleiteten Bericht hervor: Aufgezählt werden der Verkauf von Kindern zur Adoption, der Handel mit Organen von Minderjährigen oder die Tätigkeit von Kindern als Prostituierte. Auch wird berichtet, daß auf der Erde rund 200 000 Kinder Soldaten seien. Der Verfasser des Berichts, der thailändische Rechtsprofessor Vitit Muntarborn, nennt diese Zahl "erschreckend".

Nach Darstellung dieses Sonderbeauftragten der UN-Kommission nimmt die Ausbeutung von Kindern als Kriminelle oder billige Arbeitskräfte selbst in den USA oder in anderen als wohlhabend geltenden Ländern noch zu. Während viele Staaten in Lateinamerika und Asien versucht hätten, den Verkauf von Kindern zum Zwecke der Adoption einzudämmen, gebe es in diesem Bereich Anzeichen für eine steigende Tendenz in Osteuropa, vor allem in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion.

Muntarborn verweist auf Berichte, wonach in Südamerika Kinder entführt und auch ermordet worden seien, damit ihnen Organe für Transplantationen entnommen werden konnten. Allerdings sei es schwierig, Informationen über das Ausmaß dieser Verbrechen zu erhalten. In asiatischen Ländern sei die Prostitution von Kindern weit verbreitet, wobei die Tendenz beim Verkauf von Kindern für diese Zwecke in China, Kambodscha, Laos, Birma und Vietnam steigend sei. Der Sonderbeauftragte macht dafür besonders den Sextourismus aus den Industriestaaten verantwortlich. Zunehmende Kinderprostitution gebe es auch in Afrika, Europa und Nordamerika.

Mit dem Turner-Erlös die Dachreparatur bezahlen Britische Stiftungen greifen ihr kulturelles Erbe an

LONDON. Der Verkauf eines wertvollen Gemäldes durch ein Universitäts-College hat in Großbritannien erregte Debatten ausgelöst. Soll den in Geldnot geratenen Erben britischer Stifter-Großzügigkeit erlaubt werden, das sprichwörtliche "Familiensilber" zu Höchstpreisen zu verkaufen? Oder ist der Wille der Philanthropen von gestern auch heute noch unumstößliches Gesetz?

Sir Thomas Holloway (1800-1883) hat sich als Förderer der Wissenschaft ein Denkmal gesetzt: das heute zur Universität von London gehörende College Royal Holloway. In den Jahren imperialer Größe unter Königin Viktoria ließ der Chemiker und Unternehmer bei London eine Anlage bauen, die einem Schlößchen an der Loire gleicht. Dort sollte es sich nach seinem Willen gut studieren lassen. Zur rechten Einstimmung ins geistige Leben gab er noch eine Sammlung von 77 bedeutenden Gemälden hinzu.

Stifter wie Holloway sind selten geworden. Da auch der Staat an allen Ecken und Enden spart, stehen seine Erben heute vor schweren Problemen. Sie haben kein Geld, um die Spuren zu beseitigen, die der Zahn der Zeit hinterlassen hat. Weil Dach und Heizung des unter Denkmalschutz stehenden Schlosses auf Reparatur drängen, sahen die Stiftungsverwalter nur einen Ausweg. Sie suchten Interessenten für die geerbte Kunst und hatten bald Erfolg: Das Getty-Museum in Kalifornien zahlte den Rekordpreis von elf Millionen Pfund (26,4 Millionen Mark) für ein Bild von William Turner (1775-1851).

"Man hat das Vertrauen des Stifters betrogen", kritisierte sofort ein Sprecher der Londoner Tate Gallery. Sein Museum, das 60 Prozent aller Turner-Gemälde besitzt, protestiert vor allem gegen den Verkauf des Kunstwerks ins Ausland. Auf diese und ähnliche Kritik antwortet man in Holloway mit dem Hinweis, daß kein britisches Museum derzeit elf Millionen Pfund für einen Turner aufbringen könne.

Andere aber sehen im Verkauf den Anfang vom Ende für alle Stiftungsschätze, die noch in vielen öffentlichen Einrichtungen Großbritanniens lagern. Allein die Universitäten verfügen über 400 Sammlungen aller Art. 75 von ihnen haben Werte von nationaler Bedeutung. Einige Uni-Chefs haben schon ihre Fühler ausgestreckt. So will die Uni der schottischen Hauptstadt Edinburgh eine Skulptur von Adrian de Vries (1560-1626) und ein Landschaftsgemälde von Jacob van Ruisdael (1628-1682) so teuer wie möglich verkaufen, um akute Aufgaben erfüllen zu können. Das Londoner Royal College of Music versucht, wertvolle Musikinstrumente an den Mann zu bringen.

Die Holloway-Erben sind nicht die ersten, die ihre Prachtstücke anbie- ten. 1988 hat die Universität Manchester 98 Bände aus einer Sammlung mittelalterlicher Bücher verkauft, gegen eine frühere Abmachung. Dem nationalen Aufschrei war die Uni mit dem Argument begegnet, es habe sich nur um Duplikate gehandelt. Der Erlös sei außerdem für wichtige Forschungsarbeit unbedingt benötigt worden.

Auf die Bedürftigkeit bezieht sich auch das College Holloway. Dort hat man noch Gemälde von Gainsborough und Constable ausgesucht, die zu Geld gemacht werden sollen. Begründung: "Wir müssen an unsere Studenten denken, und die sollen nicht frieren."

EDGAR DENTER (dpa)

Stralsunder Politiker tritt wegen Theater-Fusion zurück

STRALSUND. Der Stralsunder Kulturausschuß-Vorsitzende Ulrich Janzen (SPD) ist von seinem Amt zurückgetreten, weil er die beschlossene Theater-Fusion zwischen Stralsund und Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) nicht mittragen will. Janzen hatte für ein eigenständiges Theater in Stralsund votiert und auf die Gefahr eines Kulturabbaus im Land verwiesen. Das Abstimmungsergebnis für eine Fusion mit Greifswald wertete er als Mißtrauensvotum für die von ihm vertretene Kulturpolitik. dpa

Kulturpreis für Architekt Böhm

BERGISCH GLADBACH. Der Kölner Architekt Gottfried Böhm hat den mit 60 000 Mark dotierten Großen Kulturpreis des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes erhalten. Von Böhm stammen unter anderem Rathäuser und Kirchen im Rheinland, die Umgestaltung des Prager Platzes in Berlin sowie Kulturgebäude in Los Angeles und Tokio. dpa

Bühnenverein kritisiert unsachliche Theaterquerelen

KÖLN. Die "zunehmenden finanziellen und organisatorischen Probleme" der Theater werden nach Ansicht des Deutschen Bühnenvereins nicht mehr überall sachbezogen bewältigt. Oft genug schlügen die Auseinandersetzungen in persönliche Querelen und Konfrontationen um, die einer kontinuierlichen Theaterarbeit schadeten und erhebliche Kosten verursachten, heißt es in einem Aufruf. Häufig komme es zu unumgänglichen, aber die Bühnen und ihre Rechtsträger belastenden Abfindungszahlungen. Oder man strebe voreilig Vertragsauflösungen wie in Rostock, Rudolstadt und Bremen an.

"Vor allem sollten Kulturpolitiker und Intendanten nach den gemeinsamen Flitterwochen nicht gleich bei den ersten auftretenden Konflikten mit der Scheidung drohen", sagte der Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin. Künstlerische Radikalität und Kompromißbereitschaft in Sachfragen dürften sich nicht ausschließen. dpa

Springer-Paket von Monti landet bei Kirch

MÜNCHEN (dpa). Die Kirch-Gruppe hat vom italienischen Medienkonzern Monti ein Paket von zehn Prozent am Axel Springer Verlag erworben. Nach Angaben von Kirch-Sprecher Gottfried Zmeck verfügen Filmkaufmann Leo Kirch und dessen Imperium danach über einen Anteil von insgesamt 29 Prozent am Springer-Grundkapital. Es handele sich um vinkulierte und voll stimmberechtigte Aktien. Die Übertragung des Monti-Anteils geschehe "mit voller Zustimmung und in Absprache mit Springer". Vertraglich war den Springer-Erben ein Vorkaufsrecht bis 1995 eingeräumt. Italienischen Quellen zufolge hat das Paket 220 Millionen Mark gekostet.

Offensichtlich hat im Dreiecksverhältnis Kirch-Monti-Springer auch ein teilweiser Anteilstausch stattgefunden. Nur so ist zu erklären, daß Kirch, der im Sommer in den Springer-Aufsichtsrat einziehen wird, jetzt lediglich auf eine Beteiligung von 29 Prozent kommt. Anhand der bisherigen Quoten hätten sich 35 Prozent ergeben müssen. Die Verbindung zwischen Springer und den Italienern mit wechselseitigen Kapital-Engagements, die 1989 verabredet worden war, sollte als Basis gemeinsamer Projekte dienen. Daraus ist aber nichts geworden, weshalb man sich jetzt wieder trennte.

Christa Wolf verläßt beide Berliner Akademien

BERLIN. Die ostdeutsche Schriftstellerin Christa Wolf hat als Konsequenz der öffentlichen Auseinandersetzungen um ihre früheren Stasi-Kontakte ihren Austritt aus beiden Berliner Akademien der Künste in Ost und West erklärt. "Um die Debatte, die sich in meinem Fall auf mehr als 30 Jahre zurückliegende Ereignisse bezieht, für mich zu beenden, erkläre ich meinen Austritt aus beiden Berliner Akademien der Künste", teilte die Autorin schriftlich von ihrem derzeitigen Aufenthaltsort Santa Monica, Kalifornien, mit.

Christa Wolf ist Mitglied des sogenannten 20er Gremiums der Ost-Berliner Akademie der Künste zusammen mit Heiner Müller, Stefan Heym, Stephan Hermlin, Volker Braun und Christoph Hein, das die anstehende Vereinigung zu einer Berlin-Brandenburgischen Akademie der Künste vorbereitete.

Der Berliner Kultursenator Ulrich Roloff-Momin forderte die Präsidenten der beiden Berliner Akademien der Künste, Heiner Müller und Walter Jens, auf, "alles zu versuchen", daß Christa Wolf ihre Austritte wieder rückgängig macht. Der überraschende Schritt der Schriftstellerin sei bedauerlich und im Zusammenhang mit der "von bestimmter Seite angefachten Kampagne um die Zusammenführung der Akademien nicht nützlich".

Jens bezeichnete den Austritt als "entsetzlich und traurig", äußerte aber seinen persönlichen Respekt vor der "sehr noblen Argumentation" der Autorin. Er werde auch versuchen, sie zu überreden, ihren Entschluß zu überdenken, "auch wenn ich wie in anderen früheren Fällen nicht allzu große Hoffnungen habe". Jens sprach sich im Zusammenhang mit den Stasi-Vorwürfen für eine "gemeinsame Offenlegung" beider Akademien aus. "Mein Grundsatz bleibt: Nur derjenige, der einem anderen geschadet hat, kann nicht Mitglied unserer neuen Akademie sein, einerlei, ob er in Ost oder West lebt."

Der Schriftsteller Volker Braun, der dem sogenannten 20er Gremium der Ost- Akademie angehört, zeigte sich überrascht. "Ich muß darüber erst nachdenken", sagte er. Der Schriftsteller Stephan Hermlin, der an der Sitzung des 20er Gremiums teilnehmen wird, bedauerteWolfs Schritt gerade zum jetzigen Zeitpunkt, finde ihn aber "menschlich verständlich".

Der Bündnis- 90-Bundestagsabgeordnete Konrad Weiss erklärte in Bonn, durch den Schritt Christa Wolfs würden die Akademien noch mehr veröden. Die Kampagne, die seit langem gegen die Autorin geführt werde, sei böswillig und töricht vereinfachend. Offenbar sei es für die "Schreibtischhenker des deutschen Feuilletons" nicht nachvollziehbar, daß Menschen sich verändern und Schuld eingestehen können. fr / dpa

Leichtathletik Bubka verfehlte in Berlin seinen 35. Weltrekord

Weltklasse-Resultate brachte am späten Freitag abend das 14. Internationale Springer-Meeting in Berlin, bei dem Olympiasiegerin Heike Henkel (Leverkusen) mit 1,99 m nur Dritte wurde. Der Sieg ging an die kubanische Olympia- Dritte Ioamnet Quintero mit dem Landesrekord von 2,01 m. Bei den Männern überquerten Hendrik Beyer (Leverkusen) und Ralf Sonn (Weinheim) jeweils 2,36 m. Im Stabhochsprung schwang sich der 34fache Weltrekordler Sergej Bubka über 6,05 m, scheiterte aber an der Weltrekord- Höhe von 6,16 m.

Der Männer-Hochsprung erlebte durch den 21jährigen Henrik Beyer eine Überrasschung, der schon bei 2,34 m im dritten Versuch seine persönliche Bestleistung um einen Zentimeter gesteigert hatte und dann als einziger 2,36 m auf Anhieb meisterte. Im zweiten Versuch schaffte auch der deutsche Hallenmeister Sonn diese Höhe. Während der Medizinstudent aus Weinheim dann an 2,40 m scheiterte und mit diesem Wettkampf Abschied von der Halle nahm, dürfte Beyer Selbstvertrauen für die WM in Toronto getankt haben. dpa

Nur "vollste Zufriedenheit" stellt "voll zufrieden"

Zum Verstoß gegen die Regeln der deutschen Sprache hat das Bundesarbeitsgericht (BAG) in Kassel eine Frankfurter Computerfirma verurteilt. Bei der Ausstellung eines Arbeitszeugnisses ist nicht der Duden, sondern der von den Personalabteilungen entwickelte Sprachgebrauch das Maß aller Dinge, urteilte das BAG. Statt "voller Zufriedenheit" muß daher im Zeugnis "vollste Zufriedenheit" stehen (AZ: 5 AZR 573/91).

Der Kläger hatte in verschiedenen gehobenen Positionen des Vertriebs gearbeitet. Als er das Unternehmen verließ, war der Arbeitgeber des Lobes voll. Ob Engagement, das Verhältnis zu den Kollegen oder der Umsatz, alles fiel "sehr gut" oder "sehr erfolgreich" aus. Doch als der Angestellte den zusammenfassenden Abschluß des Zeugnisses las, wurde er ärgerlich: Insgesamt, so hieß es da, habe er stets "zur vollen Zufriedenheit" des Unternehmens gearbeitet. Damit war er nicht annähernd zufrieden. Vor dem BAG setzte er nun die Form "zur vollsten Zufriedenheit" für sein Zeugnis durch. Zwar zähle "voll" - wie "rund" oder "ganz" - "zu den Adjektiven, die nicht vergleichsfähig sind", entnahmen die hohen Richter dem Duden, was nichts anderes heißt, als daß es die Form "vollst" nicht gibt. In den Arbeitszeugnissen sei der Regelverstoß aber nun einmal üblich geworden. Nur das "zur vollsten Zufriedenheit" komme einem "sehr gut" gleich. Und darauf habe der Mann einen Anspruch. Unstreitig habe der Arbeitgeber das Recht, Leistungen nach eigenem Ermessen zu beurteilen, doch wenn alle Einzelleistungen "sehr gut" seien, müsse zwangsläufig auch die Gesamtnote "zur vollsten Zufriedenheit" ausfallen. Denn "voll zufrieden" heißt in einem Arbeitszeugnis nur "gut". Und gut war den Richtern bei sehr guten Leistungen noch lange nicht gut genug. (AFP)

3000 Goldsucher vertrieben

BRASILIA, 7. März (AFP). 3000 der ursprünglich 10 000 Goldsucher, die sich illegal im Reservat der Yanomani-Indianer im Norden Brasiliens aufhielten, sind inzwischen von der Polizei ausgewiesen worden. Wie ein Sprecher der staatlichen Indianerbehörde Funai jetzt mitteilte, verließen außerdem viele der Goldsucher freiwillig das Gebiet. Die Bundespolizei hatte am 25. Februar die Operation "Freier Urwald" gestartet, durch die die Goldsucher aus dem Yanomani-Reservat vertrieben werden sollen.

Die besten Entwürfe für die Landesgartenschau

WETZLAR. Bei ihren Vorbereitungen für die Landesgartenschau 1999 hat die Stadt Wetzlar die Entwürfe von vier Büros für Landschaftsarchitektur mit Preisgeldern von 155 000 Mark ausgezeichnet. Die Preisträger, drei hessische Büros und ein Team aus Baden-Württemberg, wurden, so die Jury, mit ihren Entwürfen der für die Gartenschau gestellten Aufgaben am besten gerecht.

Das für die Landesgartenschau vorgesehene 46,5 Hektar große Gelände "Lahnau, Bodenfeld-Bredowsiedlung", eine stadtnahe, zum Teil von den Flüssen Lahn und Dill begrenzte Aue, ist unter anderem von landwirtschaftlicher Nutzung mit einer großflächig ausgeräumten Feldflur geprägt und hat die Vielfalt einer natürlichen Auenlandschaft verloren. Außerdem gibt es unter anderem Sportanlagen und laut Stadt planungsrechtlich nicht abgesicherte Kleingärten.

Die an dem Wettbewerb beteiligten Landschaftsarchitekten hatten bei ihren Entwürfen dem von der Stadt Wetzlar gesetzen Ziel zu entsprechen, das Gelände als Freizeit- und Erholungsraum aufzuwerten und dabei eine der Natur wieder angenäherte Auenlandschaft herzustellen. Ferner sollten die Renaturierung von Lahn und Dill berücksichtigen und die Grünanlagen am Altstadtrand mit dem Gelände der Landesgartenschau verbinden. lhe

Mehr Polizei in der Nähe von Asylunterkünften

GIESSEN. Die mittelhessische Polizei ist um 20 Bereitschaftspolizisten verstärkt worden, die für mehrere Monate im Bereich der mit Asylbewerbern belegten Kasernen in Gießen, Wetzlar und Herborn-Seelbach (Lahn-Dill-Kreis) eingesetzt werden sollen.

Nach Angaben des Gießener Regierungspräsident Hartmut Bäumer (Grüne) werde vom 15. März an die Bereitschaftspolizei zudem um noch einmal zehn Mann in Mittelhessen verstärkt. Die Polizeiverstärkung diene nicht nur dem besseren Schutz vor fremdenfeindlichen Straftaten, sondern solle auch die Diebstahlskriminalität im Umfeld der Kasernenunterkünfte bekämpfen.

Seit Belegung der ehemaligen Kasernen mit Asylbewerbern in den vergangenen Monaten sei die Zahl der Diebstähle deutlich gestiegen. "Es kann nicht angehen, daß eine Minderheit der dort Untergebrachten sich nicht an die hier herrschenden Regeln hält und damit die Masse der Zufluchtsuchenden diskreditiert", erklärte Bäumer. lhe

Viele Hessen erwärmten sich für Solaranlagen

WIESBADEN. Viele Hessen haben sich für die "Sonnenoffensive" des Landes erwärmt. Im ersten Jahr des auf zwei Jahre befristeten Förderprogramms "Solarwärme lohnt und wird belohnt" sind in Hessen fast tausend Anlagen für Sonnenenergie mit 5,4 Millionen Mark gefördert worden. Davon waren allein 879 in Wohngebäuden. Außerdem sollen in Freibädern und Sporthallen je elf, in Kindergärten zehn, in Schulen neun, in Verwaltungsgebäuden zwei und in verschiedenen anderen Einrichtungen elf Solaranlagen entstehen, berichtete das hessische Umweltministerium. Mit der Einrichtung dieser Anlagen könnten 500 Tonnen giftiges Kohlendioxid vermieden werden.

Bis Ende vergangenen Jahres unterstützten 75 Gemeinden und Kreise in Hessen das Landesprogramm mit einer Zusatzförderung, zum Beispiel im Vogelsbergkreis und im Kreis Gießen.

Die Bürger im Schwalm-Eder-Kreis erhalten für ihre solarthermischen Anlagen nicht nur die Landes- und Kreisförderung, sondern in zwölf Orten auch einen Gemeindezuschuß. Mit der Förderung der Sonnenenergie will die Wiesbadener Behörde zum Klimaschutz beitragen. lhe

Rußland droht Westen mit Zahlungsstopp

MOSKAU (rtr/FR). Rußland setzt seine westlichen Kreditgeber unter Druck. Ohne eine Einigung auf eine langfristige Umschuldung im Pariser Club der Gläubigernationen werde man die von der ehemaligen Sowjetunion hinterlassenen Auslandsverbindlichkeiten nicht begleichen, kündigte der stellvertretende Ministerpräsident Alexander Schochin an. Gleichzeitig drohte er mit einer Kürzung der Energielieferungen in die anderen Republiken der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), falls Rußland beim Schuldendienst zuviel abverlangt werde.

"Wir warten auf ein Abkommen mit dem Pariser Club, bevor wir die Schulden der früheren Sowjetunion zahlen", sagte Schochin. Rußland könne es sich nicht leisten, die Kredite in Höhe von rund 80 Milliarden Dollar zu bedienen, und es sei "ineffektiv, Zahlungen auf Darlehen zu leisten, die demnächst umgeschuldet werden". Schochin, der Chef-Unterhändler in den Verhandlungen mit dem Westen ist, sicherte jedoch zu, daß Rußland zu den nach dem Zusammenbruch des Sowjetreiches im Dezember 1991 neu aufgenommenen Verbindlichkeiten stehen.

Da es Moskau an Devisen mangele, müßten bei zu umfangreichen Zahlungsverpflichtungen die Energieverkäufe an die anderen GUS-Republiken stark eingeschränkt werden. Ein Scheitern der Verhandlungen könne Rußland auch dazu zwingen, weniger Getreide aus den USA zu importieren. "Natürlich werden wir uns nicht vollständig vom US-Markt zurückziehen. Aber je länger die Unsicherheit anhält, desto niedriger werden die US-Getreideexporte dieses Jahr sein und desto mehr müssen die USA für die Getreidelagerung und die Subventionierung der Bauern zahlen". Rußland könne 3,5 Milliarden Dollar aufbringen, aber nicht die geforderten 5,1 Milliarden Dollar. "Ein Abkommen zu unterzeichnen, von dem wir schon vorher wissen, daß es inakzeptabel ist, wird zwangläufig dessen Verletzung nach sich ziehen", heißt es in der Erklärung weiter. Die Umschuldungsverhandlungen sind derzeit durch den Streit zwischen Rußland und der Ukraine blockiert.

Basketball

Bundesliga vom Freitag TTL Basketball Bamberg - TVG Basketball Trier 107:89 (58:42). Beste Werfer: Swearengen (27), Nürnberger (24), Zapf (17), Martin (15), Jackel (12) für Bamberg - Johnson (26) für Trier - Zuschauer: 1000.

BG Stuttgart/Ludwigsburg - MTV Gießen 79:88 (45:40). Beste Werfer: Kujawa (26), Montgomery (25), Baker (13) für Stuttgart - Armin Andres (25), Roth (25), Thomas Andres (15) für Gießen - Zuschauer: 1000.

Brandt Hagen - SVD Dortmund 94:89 (40:41). Beste Werfer: Dinkins (30), Fiedler (18), Neuhaus (14), Suhr (14), Davis (10) für Hagen - Mlynarski (25), Pernell (17), Radegast (15), Truskowski (12), Arntz (12) für Dortmund - Zuschauer: 1400.

BG TuS Bramsche/Osnabrück - SG Braunschweig 68:93 (32:28). Beste Werfer: Perwas (18), Shields (18) für Bramsche - Svitek (33), Stein (28), Pelkowski (10) für Braunschweig - Zuschauer: 1900.

TSV Bayer Leverkusen - ALBA Berlin 83:68 (42:42). Beste Werfer: Wheeler (22), Harnisch (22), Koch (12), Johnson (10) für Leverkusen - Primorac (21), Blab (12) für Berlin. Zuschauer: 2300.

SSV Ulm - Tübinger SV 98:80 (57:41). Beste Werfer: Knörr (24), Oldham (23), Walker (18), von Waaden (13) für Ulm - Schall (24), Schomers (22), Schiano (14) für Tübingen. Zuschauer: 2000.

Visa nicht verlängert

Ihren Korrespondentenbericht "Mit Jesus in Israels theologisches Niemandsland verbannt" (FR vom 22. 2. 1993) betreffend, sehen wir uns zu einigen Anmerkungen und Richtigstellungen veranlaßt:

Wie Armin Wertz richtig schreibt, hat der Oberste Gerichtshof entschieden, daß der Glaube an Jesus als den Messias die Beresfords zu Christen macht. Somit haben sie kein Recht auf die israelische Staatsbürgerschaft nach dem "Heimkehrergesetz", das allen Juden die Rückkehr nach Israel erlaubt.

Daß den Beresfords auch nicht das ständige Aufenthaltsrecht im Rahmen der Familienzusammenführung gewährt wird, hat folgenden Grund: Die Mutter von Frau Beresford ist zwar israelische Staatsbürgerin, hat jedoch nicht ihren ständigen Wohnsitz in Israel, so daß Frau Beresford den Wunsch, mit ihrer Mutter zusammenzuleben, nicht als Grund für die Gewährung des ständigen Aufenthaltsrechts in Israel geltend machen kann.

Wie jeder andere souveräne Staat behält sich auch Israel das Recht vor, zu entscheiden, wer sich im Land aufhalten darf und wer nicht. Aus der Tatsache, daß die israelischen Behörden messianische Juden, die nicht israelische Staatsbürger sind oder ständiges Aufenthaltsrecht besitzen, in einigen Fällen dulden, können die Beresfords keinen Anspruch auf ständigen Aufenthalt ableiten.

Die Beresfords sind mit Touristenvisa eingereist, die für die Dauer des Rechtsstreits um ihren Aufenthalt in Israel mehrmals verlängert wurden. Nachdem die Sache durch den Obersten Gerichtshof endgültig entschieden worden ist, werden die Visa nicht mehr verlängert. Die Beresfords unterscheiden sich somit nicht von anderen Touristen, deren Visa abgelaufen sind und die das Land verlassen mußten.

Ein Vergleich mit den von Israel zeitweilig ausgegrenzten Hamas-Aktivisten, welche Israel aufgrund ihrer Ideologie zutiefst feindlich gegenüberstehen und bekämpfen, ist völlig unangemessen.

Aviv Shir-On, (Botschaftsrat/ Botschaft des Staates Israel), Bonn

Ganz gewöhnlicher Ekel

In seiner Gedenkrede für die Geschwister Scholl (FR vom 16. 2. 1993 "Wenn Freiheit nicht in Solidarität mündet . . .") wendet sich der Bundespräsident gegen Abkehr von der Politik und Verdrossenheit.

Aber seine Worte verharmlosen, verschleiern und lenken ab: Während er seine noblen Gedanken ausspricht, schafft ein Kartell von Berufspolitikern das möglicherweise lebensrettende Asylrecht für verfolgte Ausländer ohne Flugticket ab (Motto: zukünftig nur noch First- class-Asylanten in die Bundesrepublik), bügelt den Widerspruch dagegen rücksichtslos nieder und verhunzt, um den Schein zu wahren, das Grundgesetz durch eine dreiste Unwahrheit ("Politisch Verfolgte genießen Asylrecht"), statt diesen Artikel redlicherweise zu streichen.

Nicht modisch-aktuelle Verdrossenheit kommt da auf, sondern ganz gewöhnlicher Ekel. Ich für meinen Teil werde am Tag dieses Beschlusses meine jahrzehntelange Mitgliedschaft in einer der sogenannten großen demokratischen Parteien beenden, deren Führung eine interne Willensbildung zu dieser Frage plump ausgetrickst hat.

Frei nach Werner Finck: Wenn sich die Seiters, Klose, Stoiber und Engholm demnächst treffen (vielleicht zur Bekämpfung des Rechtsradikalismus), begrüßen sie sich dann wohl mit aufgehobener Rechten?Prof. Dr. M. Trömel, Frankfurt a. M.

Die Ausführungen des jugoslawischen Präsidenten Dobrica Cosic machen in recht drastischer Form deutlich, wie hoffnungslos verfahren die Lage im ehemaligen Jugoslawien ist. Cosic unterstützt in der Sache vorbehaltlos alle nationalen Ziele der serbischen Politik, wobei der Krieg als unvermeidliches Übel angesehen wird. Das Problem persönlicher Mitverantwortung und Schuld von Politikern artikuliert selbst der Dichter nicht, von dem man eine spezifische Empfindsamkeit hierfür erwarten sollte. In diesem unglücklichen Land gibt es offenbar nur die jeweils eine, eigene nationale Wahrheit und damit eben viele unvereinbare Wahrheiten. Unter Abwandlung seines ersten großen Romans Daleko je Sunce (Fern ist die Sonne) scheint es, daß auch der Frieden für dieses Land fern ist. FR

Im Porträt: Dobrica Cosic

Am 15. Juni 1992 wurde Dobrica Cosic erster Präsident in (Rest-)Jugoslawien. Der Staat war erst kurz zuvor gebildet worden, und zwar nur noch aus Serbien und Montenegro. Es war die zweite "politische Karriere" des am 29. Dezember 1921 im Dorf Velika Drenova (Zentralserbien) geborenen Cosic. Die erste war 1968 zu Ende gegangen, als der Schriftsteller wegen seiner Kritik an der Nationalitätenpolitik Tito-Jugoslawiens die Mitgliedschaft im ZK des Bundes der Kommunisten Serbiens und der Partei verlor.

Als Zwanzigjähriger hatte er sich der Partisanenbewegung und der KP angeschlossen. In den fünfziger Jahren begann seine literarische Aktivität, die in den siebziger Jahren ihren Höhepunkt erreichte. In zahlreichen Romanen, die in viele Sprachen übersetzt wurden, beschrieb er Leben, Leiden und Sterben des serbischen Volkes in diesem Jahrhundert.

Nach Titos Tod engagierte Cosic sich bei der Verteidigung der Menschenrechte. Er gilt als Mitautor des "Memorandums" der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste (1986), deren Mitglied er ist, das vielfach, nicht absolut zu Recht, als Auslöser der nationalistischen Politik des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic gesehen wird. Cosic selbst hat wiederholt öffentlich politische und geistige Distanz zu Milosevic betont. yr

"Die Völker können auf diesem Gebiet nicht gemeinsam leben" Der Präsident Jugoslawiens, Dobrica Cosic, über Bosnien-Herzegowina und die serbische Politik im Balkankrieg

FR: Herr Präsident, seit Ihrer Amtsübernahme haben internationale Bemühungen, den Krieg in Jugoslawien zu beenden, keinen erkennbaren Erfolg gebracht. In Bosnien sind seine Formen wie "ethnische Säuberungen", Vergewaltigungen, Morde und Greueltaten an der Bevölkerung unmenschlich und brutal. Sehen Sie noch eine Hoffnung für einen Verhandlungsfrieden?

Dobrica Cosic: Dieser Boden, besonders Bosnien-Herzegowina, ist ein Konzentrat historischer, ethnischer und religiöser Antagonismen. Selbst als der Titoismus am Ende war, gab es noch eine Ordnung, die alle diese Gegensätze neutralisierte. Sobald die Diktatur aber zu bestehen aufhörte, wurden diese Konfliktenergien wieder freigesetzt.

Dieser bosnische Boden, auf dem heute so schreckliche Dinge geschehen, war bereits während zweier Weltkriege Schauplatz von Völkermord. Wir sind diesen Genozid-Ereignissen noch sehr nahe, so daß wir damit rechnen mußten, daß die Betroffenen aus Rache oder anderen Motiven den Völkermord wiederholen würden. Warum haben wir mit unseren Versuchen keinen Frieden erreicht? Wir sind von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Die erste unrichtige Annahme war, daß der bosnische Staat als multinationale Gemeinschaft besteht. Jede rationale Politik hätte aber im Auge behalten müssen, daß, wenn der Bundesstaat Jugoslawien als multinationales Gemeinwesen nicht erhalten werden konnte, es keine objektiven Gründe für den Fortbestand eines multinationalen Bosnien-Herzegowina als Restbestand dieses Vielvölkerstaates geben könnte.

Es sollte zu denken geben, daß der Präsident Kroatiens, Franjo Tudjman, und ich gleicher Meinung bezüglich der Lösung der bosnischen Frage sind, wo wir uns sonst in allem unterscheiden. Wir glauben, daß Bosnien-Herzegowina nur bestehen bleiben kann als Konföderation der drei dort lebenden nationalen Gemeinschaften. Fest steht, daß in der jetzigen Situation sich diese drei unglücklichen Völker, Muslime, Serben und Kroaten, gegenseitig viel Böses antun.

Es stellt sich nicht so sehr die Frage, wer mehr Übles tut. Es ist unwürdig, wenn in Deutschland behauptet wird, daß 60 000 muslimische Frauen vergewaltigt wurden. Ganz sicher waren es mehr als 600, was auch schlimm genug ist. Mindestens sind aber auch 600 Serbinnen und Kroatinnen vergewaltigt worden. Es wäre naheliegend, daß wir alle, die wir uns mit dem Problem befassen, begreifen, daß die Völker auf diesem Gebiet nicht gemeinsam leben können.

Die Welt hat aber anders beschlossen. Es werden jetzt geographische Karten gezeichnet. Damit wird nur der Krieg verlängert. Sie sind unakzeptabel für die Muslime. Gut fühlen sich nur die Kroaten, denn sie haben gut abgeschnitten. Sie haben selbst solches Land bekommen, das sie nicht erwarten konnten. Diese falschen Prämissen, auf denen man in London, Genf und nun in New York beharrt, können nicht zum Frieden führen.

Ich denke, daß der islamische Faktor der entscheidende war für diese Bosnien- Herzegowina-Konzeption. Es ist erstaunlich, daß sich Europa anscheinend so naiv zeigte zu glauben, daß in Bosnien-Herzegowina eine bürgerliche Gesellschaft möglich wäre. Auf welchen politischen, sozialen und moralischen Prinzipien sollte sie denn aufgebaut werden, wo doch die beherrschende muslimische Partei des Herrn Alija Izetbegovic auf ausgesprochen konfessionellen, religiösen Prinzipien begründet ist? Sie hat einen starken fundamentalistischen Kern, der auch ihrem Chef eigen ist, der die bekannte "islamische Deklaration" verfaßt hat. Es kann keinen bürgerlichen Staat geben, dessen führende, stärkste Partei konfessionell ist. Die Europäische Gemeinschaft hat die Möglichkeit eines solchen bürgerlichen Staates jedoch akzeptiert. Die Amerikaner haben es nur so weit verstanden, wie es in ihrem Interesse, in ihrer Abhängigkeit vom arabisch-islamischen Kapital ist.

FR: Mit der "Fallschirmaktion" haben sich die USA direkt engagiert. Jetzt hat US-Präsident Bill Clinton in einem Brief an den serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic wörtlich gedroht, "im Falle eines Konfliktes in Kosovo, der von serbischer Seite durch irgendeine Aktion hervorgerufen würde, sind die USA bereit, gegen die Serben in Kosovo und umfassender in Serbien militärische Kräfte einzusetzen". Bedeutet das die Intervention?

Cosic: Es gab kein Motiv für diesen Brief des US-Präsidenten. Bill Clinton hat übersehen, daß es die Bundesrepublik Jugoslawien (BRJ) gibt und dieser Brief an den Präsidenten dieses Staates hätte gerichtet werden müssen. In jedem Fall ist der Brief unglücklich und sein Inhalt verwunderlich. Welch eine Drohung! Serbien wird vor einer eventuellen Aggression auf eigenem Territorium in Kosovo gewarnt. Im voraus werden die Serben für Bürgerkrieg und nationale Unruhen verantwortlich gemacht. Derjenige, der die Integrität seines eigenen Territoriums verteidigt, wird als Kriegstreiber hingestellt. Warum werden nicht die albanischen Sezessionisten dafür beschuldigt, die eine Politik der Abtrennung von Jugoslawien betreiben? Das ist unlogisch. Aber ich habe dafür keine Beweise und somit kein Recht, der US-Regierung oder Präsident Clinton zu unterstellen, sie hätten eine solche Absicht. Ein solcher Schluß könnte aber gezogen werden.

Hinzu kommt das Verhalten der KSZE und verschiedener anderer Foren, die die Entsendung von UNPROFOR-Truppen nach Kosovo verlangen. Das alles könnte der Vorbereitung eines neuen Balkankrieges dienen. Ich behaupte nicht, daß dies tatsächlich so ist. Wir haben das Prinzip des Selbstbestimmungsrechtes gemäß Pariser Charta sowie anderen KSZE-Dokumenten über die Menschen- und Minderheitenrechte konsequent durchgeführt.

Die Albaner sind nun einmal in Jugoslawien eine nationale Minderheit. Ihr nationaler, politischer und sozialer Status, ihre Rechte sind dadurch geregelt. Demzufolge bedeutet das Pochen auf das Selbstbestimmungsrecht des albanischen Volkes die Aufteilung und Destruktion Serbiens und Jugoslawiens. Zu lange schon boykottiert die albanische Gesellschaft in Kosovo die Institutionen und den Staat, in dem sie lebt. Wir können deshalb nicht einmal die Schulfrage lösen. Für die starken Polizeikräfte, die zur Aufrechterhaltung der Ordnung dort notwendig sind, werden riesige Mittel vergeudet. Erst wenn die sezessionistische Politik aufgegeben wird, können wir zu einem sinnvollen Gespräch über Existenz und Koexistenz, über neue Formen der Autonomie kommen. Die Forderungen, die die albanischen Führer in Kosovo heute an uns stellen, könnte kein demokratischer Staat in Europa erfüllen.

FR: Bei der Anwendung des Selbstbestimmungsrechts für die Albaner in Kosovo und die Serben außerhalb Serbiens wird mit unterschiedlichen Ellen, mal historischen, mal ethnischen, mal ideologischen, gemessen. Liegt nicht auch darin einer der Gründe für das Unverständnis für die nationale serbische Frage in einem großen Teil der übrigen Welt?

Cosic: Die Frage des Selbstbestimmungsrechtes hat in Bosnien-Herzegowina und Kroatien eine ganz andere Qualität. Dort lebten die Serben in ihrem eigenen Staate, in Jugoslawien, das sie durch zwei Weltkriege geschaffen haben. Erst durch die Sezession wurden sie dort zu nationalen Minderheiten. Es begannen die ethnischen Säuberungen. Allein aus Kroatien wurden etwa 300 000 Serben vertrieben. An die 7000 serbische Häuser wurden in Brand gesetzt oder gesprengt. Kinder wurden katholisch umgetauft. Viele Menschen wechselten ihre serbischen Namen in kroatische, Diskriminierung und Pogrome setzten ein, so daß dieses Volk einen Aufstand begann. Es hat dort bereits einen Völkermord erlebt. Das Selbstbestimmungsrecht der Serben in Kroatien ist ein immanentes politisches Recht dieses Volkes, weil es in einem Lande lebt, in dem es erst durch den Beschluß der kroatischen Sezession zu einer nationalen Minderheit und Chauvinismus, Massenmord und Pogromen ausgeliefert wurde.

FR: Sie haben Umsiedlungen als Lösungsform für die ethnischen Konflikte ins Spiel gebracht. Ist das zu Ende des 20. Jahrhunderts in Europa vorstellbar?

Cosic: Ich bin ein grundsätzlicher Befürworter des Prinzips von freiwilligen Umsiedlungen. Auch darin habe ich mit Präsident Tudjman eine ähnliche Meinung. Es gibt historische, soziale und andere Gründe, die in diesem Raum für eine freiwillige Umsiedlung sprechen. Es mag inhuman klingen, wenn man es als generelles Prinzip zur Regelung der Verhältnisse in Vielvölkergemeinschaften ansieht. Deshalb bin ich ein grundsätzlicher Befürworter des Prinzips von freiwilligen Umsiedlungen.

Wenn wir, wofür ich aber kurzfristig keine Chance sehe, die ethnischen Spannungen befrieden könnten, wäre es unsinnig, über solche Optionen zu sprechen. Aber noch unmenschlicher ist das Leben in diesen Antagonismen, in Diskriminierung und Haß. Es ist sicherlich humaner, Menschen, die unter solchen Umständen leben, bei einer Umsiedlung, beim Tausch ihrer Häuser zu helfen, ihnen staatliche Kredite zu geben. Umsiedlungen auf dem Prinzip der Freiwilligkeit zu humanisieren und demokratisieren, wäre langfristig unter den gegebenen Umständen das vernünftigste. Wenn wir aber von der realistischen Möglichkeit ausgehen, daß zum Beispiel morgen die kroatische Armee die gegenwärtig in Slawonien unter unter UN-Schutz stehenden Gebiete zurückzugewinnen versuchte, würde das serbische Volk von dort nach Serbien fliehen. Verhüte Gott, daß Kroatien eine Aggression gegen uns anzettelte. Tausende serbischer Freiwilliger würden in diesem Fall die Grenze überschreiten, um ihren Landsleuten in Slawonien, Baranja und Bosnien zu helfen. In einem solchen Fall könnte auch die BRJ nur schwer abseits stehen. Wir müssen deshalb alles tun, damit Kroatien politische Lösungen für Serben zusammen mit Serben sucht, damit Verhandlungen beginnen und es zwischen ihnen zu einem Abkommen kommt. Der Krieg ist weder im kroatischen noch im serbischen Interesse.

FR: Als Sie vor rund acht Monaten Ihr Amt antraten, bezeichneten Sie sich als "Feuerwehrmann", der den Krieg löschen wollte. Jetzt wirft Ihnen der französische Soziologe Edgar Morin in einem an Sie gerichteten offenen Brief vor, Sie seien "persönlich und historisch" für die neue "Zeit des Todes" und "Zeit des Bösen" (Titel zweier bekannter Bücher Cosics; Anm. d. Red.) verantwortlich und droht Ihnen fast, es bliebe Ihnen "nur noch wenig Zeit, . . . das Schicksal zu wenden". Fühlen Sie sich schuldig für das, was Sie getan oder unterlassen haben?

Cosic: Ich fühle mich nicht schuldig. Seit ich Präsident der Republik bin, gab es keine gegen den Frieden gerichtete Tat. Deswegen bin ich ehrlich gesagt bestürzt über die Meinungen und Qualifizierungen eines so bedeutenden Intellektuellen, wie es Herr Edgar Morin ist. Offenbar versteht er die jugoslawischen Verhältnisse und unsere Politik nicht. Ich wäre sehr glücklich, die Gelegenheit zu haben, mit ihm und anderen europäischen Intellektuellen, die denken wie er, in einen Dialog zu treten.

FR: Halten Sie andere Politiker des ehemaligen Jugoslawien für verantwortlich für diesen schrecklichen Krieg und seine Verbrechen? Wie stehen Sie zur Frage der Kriegsverbrechertribunale? Würden Sie als Präsident Angeklagte ausliefern?

Cosic: Ich dürfte eine solche Identifizierung nicht treffen. Es gibt viele Gründe hierfür, die in der Geschichte, in staatlich-politischen Ereignissen, im Regime des Titoismus und der Herrschaft der kommunistischen Partei und ihrer verheerenden Nationalitätenpolitik liegen. Alles, was danach geschah, sind nur Konsequenzen dieser jahrzehntelangen unglücklichen Politik. Es versteht sich, daß es in diesem ethnisch-religiösen Bürgerkrieg auch Verbrechen gibt. Verbrecher sollen vor Gericht gestellt und abgeurteilt werden. Ich könnte aber auf keinen Politker weisen und ihn für schuldig erklären. Wie ich das Völkerrecht verstehe, sollte ein Kriegsverbrechertribunal in jeweils dem Lande tätig werden, wo solche Delikte stattfinden und die Verantwortlichen dort auch zur Rechenschaft gezogen werden. Wir sind ein demokratisches Land, das entsprechende Vereinbarungen unterzeichnet hat. Wir selbst sind verantwortlich, eine entsprechende Kommission zu bilden, die Unterlagen und Beweise über Kriegsverbrechen zu sammeln und Täter vor ein Gericht zu stellen hat. Ich befürworte keine Internationalisierung eines Kriegsverbrechertribunals. Es ist nicht der richtige Weg, auf diese Weise die Welt vom Übel befreien und eine bessere moralische Ordnung herstellen zu wolllen. Der richtige Weg sollte die Nutzung autochthoner Energien sein, jeder Staat und jede Nation sich mit ihren eigenen Übeln auseinandersetzen.

So weit ich weiß, hat die Regierung die Entscheidung über die Bildung einer Kommission zur Untersuchung von Kriegsverbrechen bereits gefaßt. Was diese Kommission bisher getan hat, wie weit sie mit der Prüfung und Materialsammlung zum Thema Kriegsverbrechen bereits gekommen ist, weiß ich nicht. Wir werden darauf beharren, daß diese Kommission gemäß geltendem internationalem Recht arbeitet.

FR: Vor den vorgezogenen Neuwahlen erklärten Sie, zurücktreten zu wollen, falls das neue Parlament nicht sofort die Arbeit an einer grundlegenden Verfassungsreform aufnimmt und an die Spitze Serbiens und Montenegros Leute treten, die eine neue und demokratische Politik führen. Wie steht es damit nach der Wahl, die einen starken Ruck zur radikalen Rechten gebracht hat?

Cosic: Ich werde so verfahren, wie ich es erklärt habe. Aber wann ich das tun werde, hängt von vielen innenpolitischen Faktoren ab.

Ich bin noch nicht sicher, habe noch kein Recht, Schlüsse über das neue Bundesparlament zu ziehen, von dessen Zusammensetzung ich alles andere als beeindruckt bin. Die Sozialistische Partei Serbiens ist nicht mehr die alles beherrschende Kraft - sie verfügt nur noch über 30 Prozent der Sitze -, die nationale Rechte der Radikalen Partei Sesseljs hat stark dazugewonnen, und das oppositionelle Bündnis DEPOS schwankt.

Was die Parlamentsarbeit anbelangt, könnte es ein demokratisches Potential sowie Bereitschaft zugunsten radikaler Veränderungen geben, wofür ich mich einsetze, mag auch die Parlamentszusammensetzung nicht so sein, wie ich sie mir vorgestellt habe. Doch ich kann noch keinen endgültigen Schluß ziehen, daß es in diesem Parlament keine Kräfte und keinen Willen zu Veränderungen zugunsten einer demokratischen Evolution gäbe. Das Parlament muß seine Ansichten erst unter Beweis stellen. Sollte das Parlament keine Bereitschaft zeigen, den Rechtsstaat und eine effiziente, moderne Föderation aufzubauen, werde ich in diesem Staat kein Präsident sein.

FR: Die Vorwürfe an die deutsche Adresse wegen Schuld an der jugoslawischen Krise haben in Serbien und Jugoslawien eher zugenommen, obwohl Bonn längst nicht mehr zum Führungsstab der internationalen Krisenmanager in Sachen Exjugoslawien gehört. Wie sehen Sie das Problem und die Zukunft der Beziehungen zwischen Ihrem Land und der Bundesrepublik Deutschland?

Cosic: Ich bedauere aufrichtig, daß Deutschland in der Zeit des Zerfalls Jugoslawiens in seiner tiefsten Krise die sezessionistischen Kräfte unterstützte. Ich meine, daß dies eine unglückliche Politik war. Sie beruhte auf einigen Irrtümern. Ich verstehe nicht, warum Deutschland im serbischen Volk, dem zentralen Volk auf dem Balkan, nicht einen Freund gesehen hat. Es gibt viele Gründe für eine Zusammenarbeit mit ihm, und Serbien war immer zur Kooperation mit Deutschland bereit. Es gab hier nie revanchistische Forderungen. Die Serben haben sich von großer Offenheit gegenüber den Deutschen gezeigt, die Übeltaten vergessen, die die Nazis diesem Land und seinem Volk angetan haben, und die Deutschen nie mit den Nazis gleichgestellt.

Mit Dobrica Cosic sprach FR-Korre spondent Harry Schleicher in Belgrad.

Ruhe nach dem Sturm "Minimal Art" im Kasseler Fridericianum

KASSEL. Der Wandel ist perfekt: Das Museum Fridericianum - während der documenta Anziehungspunkt für mehrere 100 000 Besucher - ist zu seinem gewohnten Rhythmus zurückgekehrt. Dort, wo die gequälten Laute der Installation Bruce Naumanns auch den letzten Winkel erfüllten, herrscht derzeit kontemplative Ruhe. Und Ruhe finden hier auch die Augen: Die jüngste Ausstellung beschränkt sich - sowohl im Hinblick auf die Zahl der gezeigten Arbeiten als auch im Hinblick auf die künstlerischen Mittel.

"Shapes and Positions" stellt Werke von neun Künstlern aus Europa und den USA vor. Es sind keine neuen Arbeiten - sie entstanden zwischen 1975 und 1991. Es sind Gemälde, Installationen, Skulpturen - doch die Auswahl, die hier getroffen wurde, ist keineswegs zufällig: Alle Exponate und Gegenstände verzichten konsequent darauf, eine "Funktion" zu erfüllen, vor allem nicht die der Abbildung.

So ordnete der amerikanische Künstler Carl Andre mitten im Raum eine Vielzahl von Quadern aus Zedernholz an. Einige Hölzer liegen, andere sind aufgerichtet - jedes befindet sich im rechten Winkel zu allen anderen, die es berührt. Das ganze wirkt wie ein Fundament, ein Gerüst. Doch obwohl es aus massiven Quadern gebaut ist, ist es letztlich ein instabiles Gefüge: verbunden sind die einzelnen Hölzer nicht.

Ähnlich erscheint die Neoinstallation von Dan Flavin, die früheste Arbeit der Kasseler Schau: In einer Ecke des Raums aufgestellt, tauchen die Leuchtkörper die dahinterliegenden Wände in blaues und grünes Licht. Rosa leuchtende Röhren rahmen das Farbenspiel von zwei Seiten ein. Sie senden ihr warmes Licht in den Raum, erleuchtet wird er dadurch nicht.

Robert Rymans Arbeit im Nachbarraum ist eine gleichmäßig weiß bemalte Platte aus Glasfaser. Mit einer aufwendigen, metallenen Konstruktion wurde sie an der Wand befestigt, gespannt. Wie eine Leinwand. Einen Projektor gibt es nicht. Schmuckloser wirken nur die 12 Hartfaserplatten, die der Düsseldorfer Imi Knoebel an der Museumswand zu einer großen Fläche fügte.

Die trapezförmigen Bilder des New Yorkers Robert Mangold gewähren demgegenüber Einblicke in den Prozeß des Malens. Durch die Gegenüberstellung zweier Arbeiten werden Schichten, wird der Aufbau der farbigen Fläche erkennbar: Denn das eine Bild - so sieht man - verkörpert die Vorstufe des anderen. Mit Bleistift gezeichnete Ellipsen, auf leuchtendem Orange deutlich zu sehen, sind nach der Übermalung mit schwarzer Farbe fast verschwunden. Auch die Arbeiten Gerhard Richters lassen scheinbar Wiedererkennungseffekte zu, nicht zuletzt durch den Titel: Der "Wald", eines von vier Gemälden einer Serie aus dem Jahr 1990, zeigt eine unruhige, vierfarbige Fläche. Wie so oft weckt Richter auch hier die Phantasie, es könnte sich eine seiner realistisch gemalten Ansichten darunter verbergen.

Spannungsloser sind demgegenüber die steifen, baumwollenen Objekte Franz Erhard Walthers, und auch der Kreis des Engländers Richard Long, der je zur Hälfte von Marmor- oder Kohleschotter gebildet wird. Eindrucksvoll eine Arbeit des Amerikaners Donald Judd: Fünf Kuben aus Aluminium stellte er in den Raum. Sie sind jeweils zu zwei Seiten hin geöffnet, statt Metallplatten sorgen hier Säulen für die nötige Stabilität. Manche dieser massiv wirkenden Säulen sind angeschnitten und offenbaren: Sie sind innen hohl.

Mit dieser jüngsten Ausstellung nimmt Veit Loers Bezug auf frühere, wie zum Beispiel "Schlaf und Vernunft". Manche der hier genannten Künstler sind nicht zum ersten Mal mit ihren Arbeiten im Fridericianum zu Gast. Ein erster Abnutzungseffekt ist dabei schon spürbar.

ELKE BOCKHORST

("Shapes and Positions", Museum Fridericianum, Kassel, geöffnet bis zum 18. April. Katalog: 38 Mark)

Kurzzeitpflege als Thema

KREIS GROSS-GERAU. Themen beim Treffen der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft Groß-Gerau am Dienstag, 9. März, 19.30 Uhr, im Konferenzraum des Kreiskrankenhauses: private Kurzzeitpflegeeinrichtung in Groß-Gerau, Seniorenhaus in Nauheim und Altenhilfeplan für den Kreis. cas

Dietzenbach soll sauberer werden Appell der Verwaltung: Regelmäßig zum Besen greifen

DIETZENBACH. Nach Ansicht des Magistrats läßt das Erscheinungsbild Dietzenbachs zu wünschen übrig. Die Stadt müsse sauberer werden, hieß es. Das Umweltamt hat inzwischen Grundstückseigentümer angeschrieben, die nicht regelmäßig den Gehweg und die Gosse fegen. Die Leute, die nicht darauf reagieren und immer noch nicht zum Besen greifen, müssen damit rechnen, daß das Ordnungsamt ein Bußgeldverfahren einleitet.

Nach Angaben des Magistrats gibt's in Dietzenbach auch viele unbebaute Grundstücke, die völlig verdreckt sind. Die Stadtverwaltung ordnete inzwischen an, den Müll zu entfernen. "In Dietzenbach braucht man Sperrmüll nicht ins Gelände zu stellen. Er wird auf Abruf am Haus direkt kostenlos von der Stadt abgeholt", teilt das Amt für Öffentlichkeitsarbeit mit.

Der Magistrat ließ kürzlich ein Terrain in der Innenstadt reinigen, auf dem sich der Abfall bereits gestapelt hatte. Dem Eigentümer des Grundstücks sollen die Kosten in Rechnung gestellt werden.

Die Stadt will auch dafür sorgen, daß die Ränder der Landes- und Bundesstraßen öfters gereinigt werde. Denn: Die Kolonnen der zuständigen Straßenmeisterei fegen nur einmal im Jahr vorbei.

Darüber hinaus wird am Freitag, 26. März, und am Samstag, 27. März, in Dietzenbach "Putz gemacht". An der Reinigungsaktion wollen sich Vereine, Schulen, Gewerbe, Hausverwaltungen und Privatleute beteiligen.

Indes hat der Magistrat für 36 000 Mark einen neuen Heckkipper gekauft, der bei der Straßenreinigung eingesetzt werden soll. Der städtische Betriebshof verfügt somit über drei dieser Fahrzeuge. Bestellt wurde noch eine Saugkehrmaschine. fin

Masaya auf Hilfe angewiesen Stadtrat Weilmünster zurück aus nicaraguanischer Partnerstadt

DIETZENBACH. In Dietzenbachs nicaraguanischer Partnerstadt Masaya herrscht große Not. "Es fehlen 5000 Wohnungen", berichtete Stadtrat Richard Weilmünster nach einem Besuch in Masaya jetzt dem Magistrat. "Ich sah Menschen, die in Hütten aus Pappe hausen."

Der Stadtrat hatte auch die Häuser und Wasserleitungen besichtigt, deren Bau von Dietzenbach und anderen europäischen Partnerstädten Masayas gefördert wurde und wird. Diese Einrichtungen seien vorbildlich. Es hielten sich laut Weilmünster auch einige EG-Beauftragte in Masaya auf, um die Dritte-Welt-Projekte unter die Lupe zu nehmen.

Mit den Geldern aus den europäischen Partnerstädten Masayas werden in der nicaraguanischen Kommune schwerpunktmäßig kleine Häuser errichtet, die jeweils 2000 bis 5000 Mark kosten. Die Stadt Dietzenbach hat in diesem Jahr bereits 40 000 Mark überwiesen. Nach Weilmünsters Informationen dauert es etwa einen Monat, bis ein Rohbau steht. Die Freude der Leute sei jedesmal groß, endlich in kühlen Räumen wohnen zu können. Derzeit wird eine 46 Kilometer lange Wasserleitung verlegt, so daß die Siedlungen alsbald ans Trinkwassernetz angeschlossen werden können.

Spenden für "Häuser für Masaya" können auf das Konto 55 77 73 des Vereins Monimbó bei der Volksbank Dreieich überwiesen werden.

Weilmünster erzählte, die Einladung zu einem Spiel ohne Grenzen, für die Zeit vom 9. bis 12. Juli im Waldstadion geplant, sei in Masaya auf breite Resonanz gestoßen. Die Stadt wolle ihre drei besten Sportler nach Dietzenbach schicken. Außerdem sei der Bürgermeister von Masaya, Sebastian Putoy Zuniga, an noch engerer Zusammenarbeit interessiert. fin

Stadtmühle wird saniert

BABENHAUSEN. Für sechs Millionen Mark soll in den nächsten fünf Jahren die Stadtmühle saniert werden. Die ersten Arbeiten haben begonnen. Die Geschichte der Stadtmühle reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Im Jahre 1905 wurde der Sägebetrieb eingestellt. Von 1899 bis 1973 wurde elektrischer Strom erzeugt. Die Stadt hatte das Anwesen vor einigen Jahren erworben. sch.

Ausstellung: Neue Mädchen im Handwerk

ALTENSTADT. Mädchen an der Hobelbank, an der Fräsmaschine, an der Hebebühne: "Typisch - die neuen Mädchen in Industrie und Handwerk" heißt eine Ausstellung des Frauenamtes in der Limesschule in Altenstadt, die ab Dienstag, 9. März, zu sehen ist. Ab 22. März zieht die Ausstellung um. Sie wird dann bis 1. April in der Gesamtschule Konradsdorf in Ortenberg gezeigt.

Wie die Schule Mädchen in ihrer Berufsorientierung unterstützen kann, darüber informiert Gabi Keiner, Projektleiterin des ZELA-Mädchenprojekts Gießen, in ihrem Vortrag "Schulabschluß - und was dann?" am 18. März in der Limesschule. cor

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Bram Stoker's Dracula (20.15 Uhr).

Hochheim. Altstadt-Zentrum im Hochheimer Hof: Pünktchen und Anton (15.30 Uhr); Max Ernst (20 Uhr).

Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Sneakers - Die Lautlosen (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Der kleene Punker (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr);

Kino 3: Liebling wir haben ein Riesenbaby (15 Uhr); Hape Kerkeling - Kein Pardon (20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Hitlerjunge Salomon (17.30, 20 Uhr).

Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Verhängnis (20.15 Uhr).

Schwalbach. Kino im Bürgerhaus: Green card (20 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz: Salvadore Dali, 15 bis 18 Uhr (bis 31. 3.).

Hofheim. AOK, Wilhelmstraße 16: "Die positive Kraft des Schönen", Werke der Malerin Ortrud Philipp-Gutberlet, 8.30 bis 12.15 Uhr (bis 31. 3.).

Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.). Vorträge / Kurse Bad Soden. Katholische Kirchengemeinde: "Markusevangelium", Ref. Dr. J. Hainz, katholisches Gemeindezentrum, Salinenstraße, 20 Uhr.

Hofheim. DRK: Kursus "Sofortmaßnahmen am Unfallort", Schmelzweg 5, 18 bis 22 Uhr. Parteien / Parlamente Hattersheim. Gemeinsame Sprechstunde der LVA und BFA, Rathaus, Sitzungszimmer 1. Stock, 16 bis 17.30 Uhr.

Hofheim. Öffentliche Sitzung des Ortsbeirates für Wallau, Sitzungssaal des ehemaligen Rathauses in Wallau, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 14 bis 21 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.

Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 12.

Deutsche Rheuma-Liga: Beratung durch Selbstbetroffene, AOK, Kronberger Straße 2, 15 bis 17 Uhr.

Eschborn. Guttempler-Gemeinschaft "Zukunft": Hilfe für Suchtkranke, Treffen und Beratung, Bürgerzentrum Niederhöchstadt, In den Weingärten 17, 19 Uhr; telefonische Beratung, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 69 99; Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 4 21 84 (Rudolf Mudra).

Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 15 bis 18 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband: allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.

Verbraucherberatung: Untertor, im Haus der Taunussparkasse, 3. Stock, 10 bis 12 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.

DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Görlitzer Straße 2, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 55 57.

Katholisches Bezirksamt: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, Kirchplatz 6, 18 Uhr. Offene Treffs Hochheim. Mütterzentrum Mamma mia: Offener Frühstückstreff, St.-Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße 2, 9.30 bis 11.30 Uhr. Vereine / Organisationen Hochheim. Kolpingfamilie: "Sekten auf dem Vormarsch? II.", Vereinshaus Wilhelmstraße, 20 Uhr.

Hofheim. Verein für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit im MTK: Zentralveranstaltung zur Woche der Brüderlichkeit im MTK mit Dr. Annemarie Renger, Stadthalle, 17 Uhr.

Kelkheim. Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Osteoporose- und Wirbelsäulengymnastik, kleiner Saal der Stadthalle, 15.30 bis 17 Uhr.

Bewegungsübungen für Behinderte, Bürgerhaus Fischbach, 18 bis 19.30 Uhr, Auskunft unter Tel. 061 95 / 6 46 49.

Sportverein Ruppertshain: Tischtennis für Kinder und Jugendliche, Schönwiesenhalle, 15 bis 17 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30. Senioren Flörsheim. Strickkreis Weilbach: Treffen, katholisches Gemeindezentrum, 19 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Treffen, Café, 10 Uhr; Kreativrunde, 13.30 Uhr; Bastel- und Handarbeitsrunde, Volksbildungsraum, 14 Uhr; Senioren-Singkreis, Tanzraum, 14.30 Uhr; Skatabend, Gewölbekeller, 19 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Französisch-Stammtisch II, 10.30 Uhr; Französisch-Stammtisch I, 14 Uhr; Kegeln, 14.15 Uhr, Keglerklause; Senioren-Café, 14.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Hattersheim. Jugendtreff, Jugendkeller Eddersheim: Treffen des Videoteams, 15.30 bis 17.30 Uhr.

Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Jugendcafé mit Hausaufgabenbetreuung, 16 bis 19 Uhr; Sprechstunde mit Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, Tel. 0 61 90 / 48 67, 11 Uhr.

Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: geöffnet von 13 bis 21 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Geheimnisse einer Seele (17.30 Uhr); Halfaouine (20.30 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a. Ausstellungen Höchst. MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.).

Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 13 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 30 20 03.

Institut für Legastheniker-Therapie: telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Tel. 0 69 / 31 32 00.

Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 10 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.

Pro Familia: Sexualberatung/Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr, Tel. 30 20 17.

Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten, 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 16.30 bis 18.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 31 87 77.

Anonyme Alkoholiker: Treffen, Pfarrheim, Schleifergasse 2, 20 Uhr.

DRK: Beratung für hilfesuchende Menschen, Hostatostraße 35, 9 bis 11 Uhr.

Höchster Bildungsschuppen: Königsteiner Straße 49, Beratung, 14 bis 17 Uhr, Informationen unter Tel. 31 19 92.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, Robert- Dißmann-Straße 6, 15 bis 16 Uhr, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Höchst. BUND: Treffen, katholisches Pfarrheim, Schleifergasse 2, 19.30 Uhr.

Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Ausgleichsgymnastik, Gemeindehaus, Wartburgstraße 1, 18.45 Uhr.

Zeilsheim. DJK-Sportgemeinschaft: Skatabend Pik 7, Clubhaus Labbeduddel, 19.30 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendclub, 17 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Theaterprobe, 9.30 Uhr; Literaturgruppe, 10.30 Uhr; Gesprächskreis: Herr Thierbach spricht und diskutiert zum Thema "Lebenshilfe einmal anders", 14.30 Uhr.

Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Senioren-Gymnastik, 15 bis 17 Uhr, Wartburgstraße 1. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der kleine Horrorladen, 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos, 19.30 Uhr.

Theater, Studio: Dreck, 19.30 Uhr. Filmspiegel Archivkino Caligari, Am Markt/Herrnmühlgasse: Gelem Gelem, Dokumentarfilm im Rahmen des kommunalen Filmprogramms (19.30 Uhr).

Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Alarmstufe: Rot (15, 17.30, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Duft der Frauen (13, 16, 19.30 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Ein ganz normaler Held (14, 17, 20 Uhr).

Alpha: Jimmy Hoffa (13, 16, 19, 22 Uhr).

Beta: Hape Kerkeling - Kein Pardon (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Ehemänner und Ehefrauen (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Malcolm X (15.30, 20 Uhr). Ausstellungen Galerie Rathaus, Schloßplatz 6: Raum- Strukturen und Licht von Ingeborg Finke, 10 bis 19 Uhr (bis 8. 4.).

Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücke von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).

Stadtbibliothek, Rathauspassage: Aquarelle von Claude Akire, 10 bis 19 Uhr (letzter Tag).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).

Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).

Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).

Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert- Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Aids-Beratung/-Test, Dotzheimer Straße 38-40, 14 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung, 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Schwalbacher Straße 72, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Elternverein Restrisiko: Sprechstunde der parteiunabhängigen Elterninitiative gegen eine strahlende Zukunft, Danziger Straße 77, 9 bis 11.30 Uhr; Kontakt und Termine für Probenabgaben: Tel. 54 71 82.

Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, dritter Stock, Zimmer 333; Kurzinformation, 8 bis 12.30 und 14 bis 16 Uhr; ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 9 49 43 56.

Pro Familia: Offene Jugendsprechstunde zu Fragen der Verhütung, Aids, Freundschaft und Sexualität, Langgasse 3, 14 bis 17 Uhr.

Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr, telefonische Beratung unter Tel. 5 15 18.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

HUjA-Beratungsstelle: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, Rheinstraße 109, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.

Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Förderkreis Aktives Museum Deutsch- Jüdischer Geschichte in Wiesbaden: Gelem Gelem - wir gehen einen langen Weg, Film zur Erinnerung an die deportierten und ermordeten Wiesbadener Sinti und Roma, Archivkino Caligari, Marktplatz 9, 19.30 Uhr.

Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 15 bis 18 Uhr. Sonstiges Rhein-Main-Hallen: Internationale Fruchtsaftwoche (bis 11. 3.).

Kleine FR

Vortrag über Irland MÖRFELDEN-WALLDORF. Einen Dia-Vortrag über "Irland" hält Klaus Wolff bei der Walldorfer Feierabendrunde der Volkshochschule am Donnerstag, 11. März, 16 Uhr, in der Wilhelm-Arnoul- Schule. Von der Nordsee nach Berlin MÖRFELDEN-WALLDORF. Von der Nordsee nach Berlin führt die Reise, die der Kreis der Ruheständler am Donnerstag, 11. März, anhand von Dias unternimmt. Der Trip beginnt um 14.30 Uhr im Mörfelder Pfarrzentrum.

Dias von der Sächsischen Schweiz

MÖRFELDEN-WALLDORF. Eine Ton- Dia-Schau über das Wandern in der Sächsischen Schweiz zeigt Theo Weber am Freitag, 12. März, um 20 Uhr im Naturfreundehaus. Zu sehen sind auch Bilder von Dresden und der Festung Königstein. Der Eintritt ist frei.

Wandern in der Pfalz

MÖRFELDEN-WALLDORF. Zu einer Wanderung in der Pfalz laden die Mörfelder Naturfreunde für Samstag, 14. März ein. Treffpunkt: 8 Uhr am Naturfreundehaus. Von dort geht es per Fahrgemeinschaften nach Weidenthal. Bei der Wanderung sind auch Nichtmitglieder willkommen.Senioren treffen sich MÖRFELDEN-WALLDORF. Die Senioren der Naturfreunde treffen sich am Samstag, 20. März, um 15 Uhr zu einem Dia-Vortrag im Naturfreundehaus. Volkschor zieht Bilanz KELSTERBACH. Seine Jahreshauptversammlung hat der Volkschor für Sonntag, 14. März, 17 Uhr im Hessensaal des Bürgerhauses angesetzt. Neben Berichten und Mitgliedsehrungen stehen auch Ergänzungswahlen zum Vorstand an. Seminar zum Schulgesetz GROSS-GERAU. Ein Seminar zum neuen hessischen Schulgesetz führt die Kreisschülervertretung vom 22. bis 26. März im Kreisjugendheim Schloß Dornberg durch. Feuerwehr tagt GROSS-GERAU. Zur Dienstversammlung tritt die Freiwillige Feuerwehr der Kreisstadt am Freitag, 19. März, 20 Uhr, in der Riedhalle Dornheim zusammen. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Berichte und Beförderungen. Countdown für Konzert KELSTERBACH. Die Vorbrereitungen beim Orchesterverein für das Konzert am Sonntag, 21. März, 17 Uhr, im Bürgerhaus laufen auf Hochtourenm. Mitwirken bei der Veranstaltung wird auch die Musikschule.Petterweiler Grundschüler verwandelten selbstgemalte Bilder in ein Video und stellten sich den Wettbewerben "Robo" wird europaweit bekannt

KARBEN. Fünfzehn Kinder schauen gebannt auf den Fernseher. In einem Klassenraum der Grundschule Petterweil läuft gerade ein Videofilm, zu dem sie vor zwei Jahren selbst die Bilder gemalt, sie vertont und aufgenommen haben. Für ihr Dreieinhalb-Minuten-Stück vom Roboter "Robo" sind die Schülerinnen und Schüler der ehemaligen 3 b jetzt schon zum zweiten Mal ausgezeichnet worden: Erst belegten sie den ersten Platz in einem Landeswettbewerb für Schülervideos, jetzt wurden sie sogar Sieger ihrer Altersstufe beim Bundeswettbewerb. Im Mai vertritt "Robo" die Petterweiler Grundschule in der europäischen Endausscheidung. Auf den liebevoll gemalten Bildern erledigt ein freundlicher Roboter die gesamte Hausarbeit. Er putzt, kocht und wäscht das Auto, die Kinder können sich währenddessen auf die faule Haut legen. Doch plötzlich dreht Robo durch: "Ist eine Schraube los?", fragt eine Kinderstimme, und auf dem nächsten Bild ist Robo in einem Durcheinander von Drähten zu sehen. "Er streicht die Zimmerlinde flach, begießt die Kissen mit der Kanne. Die Eier zieht er ritsch-ratsch auf, den Wecker haut er in die Pfanne" - im Hintergrund ist ein durchdringendes Läuten zu hören, während der Wecker auf dem Herd brutzelt. Auslöser für das Projekt war ein Gedicht des Kinderbuchautors Josef Guggenmos, das die Kinder im Unterricht besprochen hatten. Nun sollte das Gelesene umgesetzt werden: "Es ging hauptsächlich darum, den Kindern Dichtung verständlich zu machen und nahe zu bringen", sagt die Schulleiterin und ehemalige Deutschlehrerin Ute Jahn, "an einen Wettbewerb haben wir überhaupt nicht gedacht."

Die Kinder waren trotzdem mit Begeisterung bei der Sache. Fast zu jeder Zeile haben sie ein Bild gemalt, das Robo bei den verschiedenen Hausarbeiten zeigt. Rüdiger Jahn, Sohn der Schulleiterin und freier Filmemacher, hat anschließend mit ihnen die Bilder aufgenommen. Erst später kam die Geräuschkulisse dazu: der jaulende Hund, das Brummen der Waschmaschine, und - ganz authentisch - Robos Kampf mit dem Einbrecher.

Zufällig habe sie dann von dem Schulwettbewerb "Make a video" gehört, den die Rundfunkanstalten Europas zusammen mit den Landesbildstellen ausgeschrieben hatten, erzählt die Schulleiterin. Ohne wirklich mit einem Preis zu rechnen, habe sie den Film eingeschickt. Inzwischen hat die Klasse schon 1500 Mark für ihren ersten Platz im Landeswettbewerb erhalten, außerdem hat die ARD angefragt, sie will die Abenteuer von Robo ausstrahlen. "Es war eine echte Gruppenarbeit", heißt es in der Begründung der Jury, gelobt wurden die Idee, die Umsetzung und vor allem "die Qualität der Originalgeräusche". re

70 Säcke wurden geschickt Bürgerin sammelt Spenden für Perm

DORNBUSCH. Als Charlotte Beck vor zwei Jahren im Fernsehen einen Bericht des ZDF-Journalisten über die miserable Situation der onkologischen Klinik (Krebsklinik) in der russischen Millionenstadt Perm westlich vom Ural-Gebirge sah, war sie so beindruckt, daß sie beschloß, etwas zu unternehmen. Gemeinsam mit Bekannten und Vereinsfreunden vom Tanzklub "Telos" rief sie zu Sach- und Geldspenden auf, um vor allem den Kindern zu helfen.

Was daraus entstanden ist, kann sich sehen lassen: Im Oktober und erst kürzlich schickten Charlotte Beck und ihre Helfer insgesamt 70 Säcke mit Kleidern, Schuhen, Kinderspielzeug, Bettwäsche und Lebensmittel nach Rußland. Daß die Sendung an die richtige Adresse gelangt, ist gewährleistet. Denn in Bocholt hat sich ein "Förderkreis Onkologische Klinik" (Fritz Pleitgen, Journalist beim ZDF, hat die Schirmherrschaft übernommen) gebildet, der die Spenden verwaltet und dafür sorgt, daß sie unter Aufsicht zum geplanten Zielort transportiert werden. Mit dem Flugzeug kommen die Spenden nach Moskau, und von dort mit einem Lastwagen direkt nach Perm.

Es sei nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein, sagt Charlotte Beck angesichts der Tatsache, daß es in der Klinik lediglich 30 Betten gebe. Sie will nun versuchen, irgendwo "billig Betten aufzutreiben", um sie dorthin zu schicken. Das wäre schon ein kleiner Erfolg, denn "es fehlt an allem dort, insbesondere an Schuhwerk. Aber auch Kinderspielzeug, Buntstifte und Bilderbücher gibt es in Perm überhaupt nicht."

Kurz vor Ostern ist der nächste Transport nach Rußland geplant. Charlotte Beck freut sich über jede Sach- oder Geldspende. Wer das (gegen eine ordentliche Spendenquittung) tun will, kann sich an sie wenden. Adresse: Eschersheimer Landstraße 297. jot

Avantgardistischer Jazz Uli Beckerhoff-Group gastierte im "falschen" Saal

GALLUS. Es ist schon etwas ärgerlich, wenn ein Konzert für 20 Uhr angesetzt (und auch so plakatiert ist) und erst mit einstündiger Verspätung beginnt. Normalerweise. Aber Jazz-Kenner wissen, daß man es damit nicht so genau nehmen darf. Für Organisatoren und Künstler aber ist es wenig angenehm, wenn sich in einem großen Saal gerade mal 30 Leute einfinden, um diese Musik zu hören.

Vielleicht hatten die Macher der Kulturwochen im Gallus, die die "Uli Beckerhoff-Group" engagiert hatten, einen Aspekt unterschätzt. Der Stadtteil ist alles andere als prädestiniert für Jazz. Liebhaber gehen eher in den Jazzkeller oder die Brotfabrik (dort spielte das Quintett schon zweimal vor vollem Haus).

Diejenigen, die gekommen waren, brauchten es nicht zu bereuen. Uli Bekkerhoff (Trompete), Matthias Nadolny (Saxophon), Jo Thönes (Schlagzeug), Gunnar Plümer (Bass) und Michael Berger (Klavier und Keyboard) boten reifen, teilweise avantgardistischen Jazz. Das reichte von melodiös-inspirierten Stücken wie "The touch of your hands" bis zu experimentell angehauchten Klängen (im Song "Stop it").

Bekannt-bewährte Stilelemente des "alten Jazz" (man fühlte sich an Aufnahmen mit dem Oscar-Peterson-Quintett erinnert) wurden mit Innovativem, frei improvisierten Versatzstücken verbunden. Hie und da paßte das nicht ganz, ein Stilbruch war unverkennbar (insbesondere dann, wenn Michael Berger harmonische Modelle auf dem Keyboard mit angedeuteten Ketten auf dem Flügel mischte); es fehlt in solchen Momenten eine stringente Struktur (die der Jazz bei aller Freiheit durchaus besitzt).

Unbestritten ist die hohe instrumentelle Meisterschaft des Bandleaders Uli Beckerhoff. Seine virtuosen und klangschönen Soli allein waren hörenswert. In einem verrauchten Jazzkeller wären sie eher angebracht. Stimmung wollte im Haus Gallus so recht nie aufkommen.

Verständlich, daß die Musiker nach einem großen Set (rund 70 Minuten) aufhörten. Ein fader Beigeschmack mag bei denen geblieben sein, die 20 Mark Eintritt gezahlt hatten. jot

Die Sowjets hatten alle Vorbereitungen getroffen, um am 14. Dezember 1981 mit dem Einmarsch in Polen zu beginnen. Mit der Ausrufung des Kriegsrechts am Tag zuvor, wendete die Regierung von Ministerpräsident Wojciech Jaruzelski die drohende Invasion wohl allerdings in letzter Minute ab. In dem Buch "Mein Leben für Polen", das der Münchner Piper Verlag am 16. März ausliefert, hat Jaruzelski seine Erinnerungen niedergeschrieben. Wir dokumentieren Auszüge aus den Kapiteln 9 und 10 (Teil I war am Samstag erschienen). Sie umfassen die Zeit vom September 1980, als Stanislaw Kania Edward Gierek an der Parteispitze ablöste, bis zum Dezember 1981, als Ministerpräsident Jaruzelski das Kriegsrecht ausrief. Am 24. März liest Jaruzelski um 19.30 Uhr in Bonn im Forum der Kunsthalle (Veranstalter Buchhandlung Bouvier) aus seinem Buch.

"Rotstiftpolitik der Bundesbahn" Scharfe Kritik an der "Rotstiftpolitik der Bundesbahn" hat der Landrat des Vogelsbergkreises, Hans-Ulrich Lipphardt (SPD), geübt. Er sagte, anstatt die Bemühungen der kommunalen Gremien zur Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs zu unterstützen, setze der Staatsbetrieb "negative Kontrapunkte". Als Beispiele nannte er geplante Einschränkungen von Schalteröffnungszeiten des Bahnhofes Alsfeld, schlechtere Anbindungen der "Vogelsbergbahn" (Gießen-Lauterbach/Alsfeld-Fulda) an den überregionalen Bahnverkehr wie ICE und IC sowie den beschränkten Gütertransport auf der Schiene. Aufträge gingen zurück Mit einem zweistelligen Rückgang der Auftragseingänge ist das Verarbeitende Gewerbe in Hessen in das Jahr 1993 gestartet. Wie das Statistische Landesamt berichtete, lagen die preisbereinigten Auftragseingänge im Januar um mehr als 18 Prozent unter den Vergleichswerten zum Jahresbeginn 1992.

Sozialhilfe für jede 6. Alleinerziehende Jede 6. alleinerziehende Frau ist auf Sozialhilfe angewiesen. Nach Mitteilung des Statistischen Landesamtes hat sich die Zahl der alleinstehenden Sozialhilfeempfänger mit ledigen Kindern zwischen 1980 und 1991 auf 24 400 verdoppelt. Davon seien 96 Prozent Frauen.

Frühen Glaubenszeugnissen auf der Spur Im bischöflichen Ordinariat in Limburg wurde der erste Band einer fünfteiligen Bistumsgeschichte vorgestellt. Er trägt den Titel "Grundlegung und Ausbreitung des Evangeliums" und befaßt sich mit der Christianisierung, den Konradinen sowie deren Einfluß auf Stiftsgründungen an der Lahn. Die Autoren sind Marie-Luise Crone, Gabriel Hefele und Matthias Kloft. Herausgeber: Verlag Editions du Signe, Eckbolsheim bei Straßburg.

Licht der Farbe und des Raumes Thomas Deyle in der Galerie Lüpke

"Die Ausstellung ist täglich von 8 bis 24 Uhr beleuchtet und durch das Fenster zu besichtigen", informiert der Frankfurter Galerist Klaus Lüpke anläßlich seiner neuen Darbietung in der Braubachstraße. Natürlich kann man wie immer den Laden auch zu den Geschäftszeiten betreten, aber die Ankündigung macht Sinn. Mit der Kunst des 1957 geborenen Münchners Thomas Deyle zeigt Lüpke Malerei, die ihr Gesicht in wechselndem Licht entscheidend ändert. Die drei diptychonartigen Wandobjekte, die im vorderen Raum zu sehen sind, "Behind Bars 1 - 3", sind Farbfelder, die von der Wand abstehen und ihre Rottöne je nach Beleuchtung der Umgebung mitteilen.

Deyle, der an der Stuttgarter Kunstakademie studierte und erstmals in einer Frankfurter Galerie seine Arbeit zeigt, hat mit Öl- und Acrylfarbe Glastafeln bemalt, die - in ihren überlebensgroßen Hochformaten und ihrer paarigen Anordnung - mehrere Behauptungen aufstellen. Zunächst diejenige, daß die Farbfeldmalerei lebt. Seit rund einem halben Jahrhundert bildet sie ein wesentliches Kontrastprogramm zu allen realistischen oder mittelbar wirklichkeitsbezogenen Strömungen zeitgenössischer Malerei, und man könnte meinen, daß ihr Ausdruck erschöpft ist. Schließlich ist ihre Erscheinungsweise wenig variabel; die Farbe als einziger Bildgedanke hat angesichts der Arbeiten von Künstlern wie Klein und Rothko zu reichen Diskursen geführt und hat einen vor den Werken mancher ihrer Nachkommen den Mund halten lassen. Aus Höflichkeit.

Nun, mag sich Deyle gedacht haben, wenn schon das Thema nicht mehr sonderlich neu ist, dann kann es der Bildträger sehr wohl noch sein. Leinwand hat man oft genug benutzt, Hartfaserplatten waren im Gebrauch, Farbkissen und Metallflächen ebenso; Deyle besinnt sich daher auf Glas. Zwar ist es vielleicht nicht sehr viel beglückender, ein transparentes Material einzufärben als eine weiße Leinwand zu tränken, aber es läßt sich - anders noch als beim gewöhnlichen Bild - das Farblicht mit dem Raumlicht verschmelzen. Ein schmaler Spalt trennt Deyles nebeneinander plazierte glut- bis tomatenrote Bildtafeln: Hier tritt der Raum in Erscheinung, und die Bildfläche bekommt eine dritte Dimension.

Eine weitere Beobachtung: Der Gruppenauftritt dreier gleich gestalteter monumentaler Objekte der Wandkunst kann trotz aller Bilderstürmerei, Farbfeldstecherei und -schneiderei in der Vergangenheit noch immer als die Darstellung eines ästhetisch und ethisch intakten Kosmos erlebt werden. Unser metaphysisches Wollen sucht eben nach monochromen Weisen. Da läßt sich's wohlig philosophieren. Und wie eine Mohnblume in dürrer Wiese prangt verführerisch ein Wittgenstein-Zitat als Überschrift über dem Katalogtext: "Das Bild ist so mit der Wirklichkeit verknüpft: es reicht bis zu ihr." Und auch deshalb kann man Deyles Arbeiten ohne jede Hemmschwelle sehen. Vom Morgengrauen bis Mitternacht. (Bis 3. April, Braubachstraße 37, geöffnet Montag bis Freitag von 13 bis 18.30 Uhr.)

DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Heute in den kleinen Horrorladen

Seymour ist im Leben etwas trottelig, hat aber unerwarteten beruflichen Erfolg. Der immer etwas desorientiert wirkende Angestellte eines konkursnahen New Yorker Blumenlädchens züchtet unbeabsichtigt eine exotische Pflanze mit verwegenen Ansprüchen. Die wächst ihm rasch ans Herz und dann noch rascher über den Kopf, lockt zwar Kunden in den Laden, verlangt aber einen besonderen Preis: Menschenblut. Derweil rennt Kollegin Audrey, obwohl sich das naive Blondchen eher ein Dasein mit Seymour "draußen im Grün" erträumt, einem als Rocker verkleideten Zahnarzt hinterher. Er erweist sich als brutaler Menschenschänder und erstickt frühzeitig an einer Überdosis Lachgas.

Die Pflanze wächst indes hemmungslos und fordert ihre Opfer. Zum Schluß bedeckt sie die ganze Bühne mit ihren Wucherungen. Jede Menge Ohrwürmer begleiten ihre Karriere, die das makabre Thema des jetzt am Wiesbadener Staatstheater gespielten Musicals "Der kleine Horrorladen" ist. Man kann es mit Einschränkungen empfehlen. Die tänzerischen und sängerischen Leistungen sind gut, die Inhalte bisweilen jedoch allzu billig in Szene gesetzt. Dabei ist der Hintergrund ernst: Im Zeitalter möglicher Gen-Manipulation ist ein vom Menschen in die Welt gesetztes lebendiges Monster keine pure Vision. (9., 11., 18. und 31. März, jeweils 19.30 Uhr.) bab

Jahreshauptversammlung "Saz-Rock" verstärkt Kontakte

FRANKFURT A. M. Um der Diskriminierung Andersdenkender entgegenzuwirken, will der Verein für Jugendliche aus der Türkei und der Bundesrepublik, Saz-Rock, verstärkt mit anderen Jugendorganisationen zusammenarbeiten. Das ist ein Ergebnis der Jahreshauptversammlung des Vereins.

Viele neue Gesichter gibt es nach den Neuwahlen im Vorstand. Sprecherin ist neben Yasemin Yüksel und Zeynep Eren jetzt auch Nurcan Taskin.

Um die Finanzen kümmert sich ab sofort Ilhan Tosun. Die neuen Beisitzerinnen und Beisitzer sind Tarkan Ayman, Silke Vaillant-Yüksel und Adem Alici.

Bis zu 80 Jugendliche ab elf Jahren treffen sich wöchentlich in den Saz-Rock- Räumen in der Brotfabrik, Bachmannstraße 2-4. Neben verschiedenen Gruppen - Hausaufgabenhilfe, Theater, Folklore oder Fußball - gibt es dort ein Jugendcafé, das unter der Woche zwischen 17 und 21 Uhr und am Wochenende von 15 bis 19 Uhr geöffnet ist. mb

Stadt will für zwei Millionenprojekte bürgen Pflege-Modell im Christophorus-Haus und Umbau des Sossenheimer Volkshauses unterstützt

Die Stadt Frankfurt will für zwei Kredite privater Banken in Höhe von insgesamt 29,2 Millionen Mark bürgen. Einmal hat die städtische Saalbau GmbH sich von der BfG Bank 14 Millionen Mark für die Sanierung des Sossenheimer Volkshauses geliehen. Zum zweiten borgt sich das private Christophorus-Haus 15,2 Millionen Mark von der Frankfurter Sparkasse, um ein Pflege-Modell für versorgungsbedürftige Frankfurter über 65 Jahre aufzubauen. Kämmerer Martin Grüber (SPD) bittet die Stadtverordneten um Zustimmung zu den zwei vertraulichen Vorlagen.

In dem Haus Arndtstraße 38 möchte das Christophorus-Krankenhaus künftig alte und kranke Frankfurter, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, stationär betreuen. Für den Kauf und die Renovierung des Gebäudes veranschlagt der Verein 15,7 Millionen Mark. Nur 500 000 Mark davon vermag die Einrichtung selbst aufzubringen. Der Kämmerer weist darauf hin, daß das Christophorus- Haus Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband ist und mit seiner Pflege- Tätigkeit überdies die Voraussetzungen für eine Bürgschaft der Stadt Frankfurt erfüllt.

Die Sanierung des Sossenheimer Volkshauses für 14 Millionen Mark ist dagegen längst im Gange. Das Bürgerzentrum in der Siegener Straße 22 stammt noch aus der Vorkriegszeit und entspreche, wie der Kämmerer argumentiert, "mit räumlicher Ausstattung und sanitären Einrichtungen" nicht mehr den Erfordernissen der Gegenwart. Die städtische Saalbau GmbH, die das Volkshaus schon seit 1970 gepachtet hatte, schloß daher mit dem Volkshausverein jetzt einen Erbbaurechtsvertrag über 60 Jahre - als Basis für Sanierung, Renovierung und Erweiterung des Hauses.

Zusätzlich bekommt das Volkshaus nun einen großen Saal, ein Foyer, Umkleide- und Sanitärräume sowie Garderoben. Außerdem entsteht eine Tiefgarage. Die Gaststätte wird so umgestaltet, daß eine Bewirtung auch außerhalb der Öffnungszeiten des Volkshauses möglich ist.

Nach dem Umbau können die örtlichen Vereine die Clubräume nutzen. Das städtische Jugendamt möchte außerdem für die Sossenheimer Jugendlichen einen Treff mit Café, Werkstätten und Diskothek betreiben. Die Bauarbeiten will die Stadt laut Vorlage noch in diesem Jahr abschließen. jg

Fußball-Termine

BEZIRKSLIGA FRIEDBERG/BÜDINGEN: SG Melbach - SV Lißberg (Mittwoch, 19.30 Uhr), SV Phönix Düdelsheim - TSG Wölfersheim II (Mittwoch, 20 Uhr). hdp

KREISLIGA GELNHAUSEN, GRUPPE 1: FSV Niedergründau - SG Waldensberg (Mi., 19 Uhr); SV Brachttal - SV Hochland Fischborn, KG Wittgenborn - KSG Wüstwillen-/Lichenroth, SV Salmünster - SV Breitenborn (Do., 19 Uhr). wh

KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 2: FC Nieder-Florstadt Reserve - SKG Erbstadt (Mi., 19.30 Uhr). bo

BEZIRKSLIGA HOCHTAUNUS: FV 09 Stierstadt - EFC Kronberg (Mittwoch, 20.15 Uhr).

KREISLIGA A HOCHTAUNUS: SGK Bad Homburg II - TV Burgholzhausen (am heutigen Dienstag, 19 Uhr), SG 1910 Westerfeld - TuS Eschbach (Mittwoch, 20.15 Uhr).

KREISLIGA A WIESBADEN: FV 08 Delkenheim - 1. SC Kohlheck (Mittwoch, 19 Uhr). hdp

&blt; "Blaue Stunde" im Literaturhaus

Das Motto der "Blauen Stunde" im Literaturhaus Frankfurt (Bockenheimer Landstraße 102) lautet in dieser Woche "Sprachspiele". Von 16.30 Uhr an lesen: am Montag Jörg Walesch Texte von Georges Perec, Daniil Charms und Oskar Pastior, am Dienstag Wolf Krämer "Punkt ist Punkt" von Ror Wolf, am Mittwoch Ilona Strauß Sprachspielerisches von Joachim Ringelnatz, am Donnerstag Robert Tillian aus Ernst Jandls "Gedichte für alle" und am Freitag Peter Niemeyer aus Raymond Queneaus "Stilübungen". &blt; Aurèle Nicolet in Höchst Der Flötist Aurèle Nicolet gastiert mit dem BBC Scottish Symphony Orchestra Glasgow unter Jerzy Maksymiuk am heutigen Montag in der Jahrhunderthalle Hoechst. Auf dem Programm stehen Werke von Schostakowitsch, Nielsen und Sibelius. Konzertbeginn 20 Uhr. &blt; Paul Millns im Café Cult Der Sänger und Pianist Paul Millns ist am heutigen Montag nochmals im Restaurant-Theater Café Cult (Schillerpassage in Frankfurt) zu Gast. 20 Uhr. &blt; Das MMK in der Jahrhunderthalle Vom 8. März bis zum 12. April zeigt das Frankfurter Museum für Moderne Kunst in den Ausstellungsräumen der Jahrhunderthalle Hoechst neue Werke seiner Sammlung. In fünf Räumen sind Werkgruppen von Silvia Bächli, Heiner Blum, Walter Dahn, Peter Rösel und Manfred Stumpf zu sehen. &blt; Deutsche Kammerphilharmonie In der Alten Oper Frankfurt gastieren am heutigen Montag, 20 Uhr, Thomas Zehetmair, Violine, und die Deutsche Kammerphilharmonie unter Thomas Hengelbrock. Auf dem Programm stehen Werke von Haydn, Frank Martin und Felix Mendelssohn Bartholdy (Sinfonie Nr. 1). &blt; Denkmale der Industrie und Technik "Unbekannte Kostbarkeiten" ist ein Vortrag Volker Rödels überschrieben, den dieser am heutigen Montag über "Denkmale der Industrie und Technik in Deutschland" hält. Dazu gibt es Dias und eine Fotoausstellung zu sehen. Beginn 19.30 Uhr im Frankfurter Holzhausenschlößchen, Justinianstraße 5.

Rosbachs Stadtbus bei Pendlern beliebt Guter Start ermutigt den Magistrat, Pläne für ein erweitertes Busnetz zu entwickeln

ROSBACH. Gut genutzt wird der Rosbacher Stadtbus, der ohne großes PR-Geklingel seit Mitte Dezember morgens und abends zweimal Rosbach mit dem Bahnhof in Friedrichsdorf verbindet. Seit dem Start am 14. Dezember bis Ende Januar haben das Angebot nach Angaben von Bürgermeister Reinhold Medebach 900 Personen angenommen, das sind im Durchschnitt 30 pro Tag.

Der Stadtbus ist im Unterschied zu dem schon seit Jahren verkehrenden Nachttaxi, das Rosbach in den Abendstunden mit den S-Bahnhöfen Friedrichsdorf und Friedberg verbindet, ein "ausgewachsener" Bus. Er kann 50 Personen mitnehmen.

Klagen von Berufspendlern über schlechte Anschlußmöglichkeiten von Friedrichsdorf nach Rosbach in den Morgen- und Abendstunden hatte die Stadtverwaltung zum Anlaß genommen, die gültigen Fahrpläne gründlich zu durchforsten. Dabei wurden im gültigen Angebot Lücken gefunden. Der Bus fährt seit 14. Dezember um 5.46 Uhr und 7.06 Uhr vom Bahnhof Rosbach nach Friedrichsdorf und um 16.55 und 17.55 Uhr in der Gegenrichtung.

Den Erfolg des Stadtbusses, der unvermindert gut auch im Februar angenommen worden sei, führt Bürgermeister Medebach darauf zurück, daß vor allem am Spätnachmittag im "dicksten Berufsverkehr" ein gutes Angebot gemacht wird, aber auch darauf, daß Bundesbahnfahrkarten aller Art anerkannt werden. Vor allem Berufspendler können den Bus also zum Nulltarif benutzen.

Die Kosten übernimmt die Stadt. Medebach hat mit dem Busunternehmen einen Preis von 200 Mark pro Betriebstag ausgehandelt. Insgesamt wird mit jährlichen Kosten von 110 000 Mark für die Stadt kalkuliert, von denen etwa 35 000 Mark als Einnahmen aus Fahrgeldern erwartet werden.

Die gute Akzeptanz des Stadtbusses und das sich abzeichnende positive Ergebnis einer Umfrage unter Berufspendlern hat die Stadtverwaltung ermutigt, sich ein Konzept für eine Stadtbuslinie auszudenken, die konsequent als Zubringer zu den Bahnhöfen aus den Zentren der Stadtteile und der Wohngebiete dienen soll. hm

Familienkreis für die Freizeitgestaltung

GROSSKROTZENBURG. Die Gründung eines Familienkreises für Menschen, die ihre Freizeit nicht allein verbringen und organisieren möchten, steht am heutigen Montag, 8. März, an. Um 19 Uhr treffen sich Interessierte im katholischen Pfarrheim zum Kennenlernen.

Das Konzept der Gruppe sieht Unterhaltung, Spiele, Bastelarbeiten oder Ausflüge vor. Auch Einzelpersonen sind willkommen. Weitere Informationen bietet Horst Böhme, Dammsweg 3, unter der Telefonnummer 17 73. jur

Kleine FR · Kleine FR

"Hugenotten in Deutschland" HANAU. Hans W. Wagner (Kassel) spricht am Donnerstag, 11. März, ab 20 Uhr im Versammlungsraum des Diakoniezentrums der Wallonisch-Niederländischen Kirche über "Hugenotten in Deutschland und in aller Welt". Ju-Jutsu für Mädchen und Frauen HANAU. Der 1. Ju-Jutsu-Club im Turn- und Fechtclub Steinheim bietet ab Dienstag, 23. März, einen Selbstverteidigungskurs für Mädchen und Frauen im Alter von 14 bis 45 Jahren an. Interessentinnen können sich am Freitag, 19. März, über den Ablauf des Lehrgangs ab 19 Uhr in der TFC-Halle in Hanau Steinheim informieren. Sie sollten sich außerdem mit einer Postkarte beim TFC, Karlstraße 44, in Hanau oder direkt beim Trainer Wolfgang Hahn, Telefon 690550, zwischen 18 und 19 Uhr anmelden. Oberhessische Ostereier-Muster

HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte im Hanauer Bangert bietet ab Donnerstag, 18. März, einen Kochkurs für kleine Menüs und einen Ostereier-Bemalkurs nach oberhessischen Mustern an. Anmeldung telefonisch unter der Rufnummer 0 61 81 / 2 23 12.

Einer ungesunden Lebensweise vorzubeugen, das ist das Ziel eines Fernkurses, den die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) anbietet. Auf dem Prüfstand stehen vor allem Ernährungsgewohnheiten. Sie sollen individuell ausgewertet werden. Das Angebot richtet sich besonders an schwangere Frauen und stillende Mütter; bisher haben fast 6000 Menschen an dem Kurs teilgenommen. Weitere Auskünfte zu diesem Thema gibt die KKH- Geschäftsstelle in der Brönnerstraße 15 (Innenstadt). mb/10

Billy Graham auf der Leinwand in der Stadthalle

KREIS GROSS-GERAU. Für Christen aus zehn europäischen Ländern soll die Essener Grugahalle von Mittwoch bis Sonntag, 17. bis 21. März, zum Nabel der Welt werden: Dort predigt der amerikanische Pastor Dr. Billy Graham, dessen Ansprachen live per Satellit und Großbildprojektion in über 1000 Städte übertragen werden. Zu den 300 Orten in Deutschland gehört die Rüsselsheimer Stadthalle, die für den Kreis Groß-Gerau und den Main-Taunus-Kreis der zentrale Veranstaltungspunkt sein wird.

Das Medienspektakel unter dem Motto "Komm und erlebe Gottes Wort" wird organisiert vom Kuratorium "Pro Christ '93" und unterstützt auch durch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Wer den populistischen Pfarrer in Rüsselsheim erleben will, kann dies bei freiem Eintritt tun. Täglich um 19.30 Uhr beginnt während dieser fünf Tage dort ein halbstündiges musikalisches Vorprogramm, das Christen aus den örtlichen Gemeinden gestalten, ehe dann auf der Leinwand nach Essen umgeschaltet wird. Die Predigten des 73 Jahre alten Grahams werden simultan übersetzt. Auch aus der Grugahalle wird Musik erwartet, zum Beispiel von Cliff Richard.

Die Vorbereitungen für den Veranstaltungsort Rüsselsheim koordiniert ein lokaler Arbeitskreis von Pro Christ. Für dessen Vorsitzender Pastor Willi Krenz (Wicker) ist Graham ein Sprachrohr Gottes. lis

Zum Versorgungsamt ist schwer durchzukommen

Das Versorgungsamt in der Eckenheimer Landstraße wird auch in der nächsten Zeit telefonisch nur schwer erreichbar sein. Wie der Vizepräsident des Landesversorgungsamtes Hessen, Helmut Steinmann, jetzt mitteilte, ist die Telefonanlage heillos veraltet.

Zahlreiche Bürger aus dem Rhein- Main-Gebiet hatten sich in der letzten Zeit darüber beschwert, daß sie "nicht durchkamen". Nach den Worten Steinmanns versuchen die Verantwortlichen des Landesversorgungsamtes trotz der angespannten Finanzlage des Landes, die veraltete durch eine neue Telefonanlage zu ersetzen.

Erschwerend komme hinzu, daß auf der einen Seite die Zahl der Anträge beim Versorgungsamt steige, zum anderen aber Personal in die freie Wirtschaft abwandere und zahlreiche Planstellen gestrichen worden seien. Dem Versorgungsamt sei deshalb nichts übrig geblieben als Sprechzeiten einzuführen, um außerhalb dieser Zeiten die Arbeit zügig voranzubringen. Sprechzeiten des Amtes sind montags, mittwochs und freitags jeweils zwischen 8 und 12 Uhr. enk

Gutschein statt Fahrkarte

Bundesbahn: Beim Schenken an begrenzte Gültigkeit denken

Sie hatten die 270 Mark eigentlich schon in den Wind geschrieben und waren ziemlich sauer auf die Bundesbahn - obwohl das Ehepaar N. aus Nied an der Entwicklung nicht ganz unschuldig war. Inzwischen sind die Parteien wieder versöhnt. Die Bahn hat sich kulant gezeigt, und die beiden Frankfurter können die Vorbereitungen für die Fahrt im ICE nach Hamburg treffen.

Die Geschichte begann im Januar 1992, als Dieter N. zum 50. Geburtstag von den Kindern zwei Tickets für den ICE nach Hamburg geschenkt bekommen hatte. Kosten einschließlich der Zuschläge 270 Mark.

Ein erster Reisetermin im März zerschlug sich. Im Mai kam der bundesweite Streik dazwischen. Anschließend warfen familiäre Probleme den Terminkalender durcheinander. Dieter N.'s hochbetagte Eltern erkrankten schwer, lagen monatelang im Krankenhaus. Schließlich starb die Mutter. Der Vater ist noch immer ein Pflegefall.

Mitte Januar dieses Jahres erinnerte sich die FR-Leserin der Tickets und hatte im Hinterkopf, "daß die nach einem Jahr verfallen". Im Hauptbahnhof wollte die Frau die Fahrkarten umtauschen. Doch der Beamte am Schalter schüttelte den Kopf: "Viel zu spät." Statt dessen verwies er auf die Alternative und händigte einen "Antrag auf Fahrpreiserstattung" aus. Karin N. füllte das Papier aus und begründete ihren Wunsch mit zwei knappen Sätzen: "Im Mai wurde gestreikt. Dann war die Fahrkarte verlegt."

Der Erstattungsstelle der Bahn in Kassel war dies zu wenig. Genauso kurz und bündig lehnten die dortigen Beamten das Gesuch ab: "Anträge auf Fahrpreiserstattung müssen bis zu sechs Monate nach Ablauf der Geltungsdauer der Fahrscheine vorgelegt werden." Das Ehepaar wird die Geburtstags-Reise dennoch antreten können. "Wir regeln das auf dem Kulanzweg", sagte Bahnsprecher Hartmut Lange. Das Ehepaar wird einen Reisegutschein im Wert von 270 Mark zugeschickt bekommen. "Wenn die Frau uns gleich den Hintergrund geschildert hätte", betonte der Pressesprecher, "wäre bestimmt auch die Antwort der Kollegen aus Kassel anders ausgefallen."

Lange empfiehlt, zur Vermeidung ähnlichen Ärgers "als Geschenk immer nur einen Gutschein und keine Fahrkarte" zu kaufen. Denn ein Ticket verliert spätestens nach zwei Monaten seine Gültigkeit. Ein Gutschein sei hingegen "ohne große Formalitäten auch umzutauschen". gang

Karikaturen als Medium Nord-Süd-Forum will Diskussion mit der Wirtschaft anstoßen

Pförtner an der Zufahrt, Sicherheitsbeamte am Eingang - im Museum läßt sich Kunst sicher einfacher genießen. Aber deshalb wurde die Ausstellung ja auch nicht öffentlich angekündigt. "Hoch- Zeit für die Eine Welt - Süd-Ansichten", soll vor allem Diskussionen innerhalb der Wirtschaft anstoßen. Und das scheint den Karikaturen aus der "Dritten Welt" bei ihrer ersten Station, der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), auch gelungen zu sein: "Es hat heftige Kontroversen gegeben", beschreibt Reinhard Schmidt von der Grundsatzabteilung der Bank die Wirkung auf die Mitarbeiter. "Die Rechnung ist voll aufgegangen."

Sechzehn Bild- und zwei Texttafeln hat das Frankfurter Nord-Süd-Forum, ein Zusammenschluß entwicklungspolitischer Gruppen, Mitte Februar im Foyer des bundeseigenen Unternehmens aufgebaut. Die eigens für die Ausstellung angefertigten Karikaturen - mit Texten von Eduardo Galeano - sollen den Zustand der Weltwirtschaft aus der Sicht des Südens thematisieren. "Karikaturen stecken voller Chancen", so K. Friedrich Schade, einer der Initiatoren, über die gewählte Kunstform. Gerade in der entwicklungspolitischen Arbeit hätten sie sich als hervorragendes Medium erwiesen: "Die Kultur der Karikatur ist in vielen Ländern der Dritten Welt höher entwickelt als in den Industrieländern. Außerdem eröffnet sie ohne Probleme der Übersetzung großartige Möglichkeiten, Stimmen aus dem Süden hier zur Geltung zu bringen."

Das scheint besonders nötig zu einer Zeit, in der "Eine Welt" zur modischen Floskel zu verkommen droht. In den Karikaturen des Inders Vijay Seth tritt die Beschwörungsformel denn auch als eine Zwangspartnerschaft auf, in der der Norden den Nutzen erntet, während der Süden die Lasten trägt. "Wie viele meiner Kollegen ist auch mir das zu vereinfachend", sagt Schmidt. "Aber diese Sichtweise haben viele Intellektuelle in der Dritten Welt und damit müssen wir uns im Norden auseinandersetzen."

Gleichwohl dürfte ihre Kritik einer als ungerecht empfundenen Weltwirtschaftsordnung - der Venezolaner Marco Pereira zeichnet sie als Justitia mit einem Bein - auf offene Ohren gestoßen sein: Von den etwa 1000 Beschäftigen der Kreditanstalt arbeitet die Hälfte an entwicklungspolitischen Projekten.

Ob sich die Pläne der Initiatoren verwirklichen lassen, die Karikaturen in weiteren Banken auszustellen und auf diese Weise in einen Dialog mit der Wirtschaft einzutreten, wie das auf dem jüngsten Treffen der bundesdeutschen Nord- Süd-Foren beschlossen wurde, muß sich noch zeigen. Nächste Kandidaten könnten nach Meinung des Forums die Frankfurter Sparkasse und die Hessische Landesbank sein. Doch beide haben sich noch nicht definitiv geäußert. orb

Große Parteien mit drastischen Verlusten / BfH erzielten 11,3, Republikaner 14 Prozent SPD büßte in Hanau fast jede dritte Stimme ein Grüne legten leicht zu, FDP unter fünf Prozent Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. "Das war kein Einbruch, sondern ein Dammbruch", so kommentierte Grünen-Fraktionssprecher Elmar Diez das Wahlergebnis für die Hanauer Stadtverordnetenversammlung. Er meinte damit die landesweit aus dem Rahmen fallenden 14 Prozent für die rechtsextremen Republikaner ebenso wie die erdrutschartigen Verluste der SPD, die von 52 auf 35,9 Prozent absackte und ein Drittel ihrer Wähler/innen von 1989 nicht nur an die "Bürger für Hanau" (BfH, 11,3 Prozent) verlor. Die CDU fiel von 31,8 auf 25 Prozent, die Grünen erreichten mit 9,8 ein Prozent mehr als vor vier Jahren, die FDP verfehlte mit vier Prozent den Einzug ins Parlament. Einer großen Koalition erteilten gestern abend die Spitzen von SPD und CDU eine Absage. Vielmehr war die Rede davon, daß sich "alle vernünftigen Kräfte nun zusammenraufen müssen", so SPD- Fraktionsvorsitzender Carl-Edward Günther. Die Republikaner mit ihren neun Sitzen zu isolieren, scheint vordergründiges Ziel von Sozial- und Christdemokraten zu sein. Sofort, nachdem das Ergebis feststand, begannen die Rechnungen, wie die Rechtsextremen aus dem Magistrat herauszuhalten seien. Und daß der neue Stadtverordnetenvorsteher den Republikanern keine Plattform geben dürfe, sagte Günther, dessen SPD-Fraktion als stärkste dieses Amt wieder besetzt.

Hanns Jäger von der Bürgerliste freute sich laut darüber, daß sein Wunsch erfüllt wurde, nun die konstituierende Sitzung als Alterspräsident leiten zu dürfen. BfH- Spitzenkandidat Oskar Ott weigerte sich, der FR eine Stellungnahme zu geben.

SPD-Listenführer Hans Martin war die Enttäuschung am erkennbarsten ins Gesicht geschrieben. Er sprach von einer "bitteren Niederlage für beide großen Volksparteien", gegen die sich die Verdrossenheit der Wählenden ob der politischen Großwetterlage gerichtet habe.

SPD-Vorsitzender Hans Heimerl versuchte Ursachenforschung: Die Kommunalarbeit der SPD sei seit 1989 so gut wohl doch nicht gewesen. Und die Diskussion über die die Aufnahme von Asylbewerbern habe den Republikanern geholfen. SPD-Fraktionschef Günther bezeichnete die eigene "überdeutliche Niederlage" als noch zu verschmerzen, wenn nicht das "schockierende" Ergebnis für die Rechtsextremen wäre. Er lenkte den Blick auf Brennpunkte wie das Lamboygebiet, wo die Republikaner stellenweise besser abschnitten als die CDU und die SDP-Hochburgen erheblich geschliffen wurden. Stadtbaurat Jürgen Dressler bewertete den hohen Republikaner-Anteil als Signal derer, die sich vor allem mit ihren sozialpolitischen Problemen "alleingelassen" fühlten. CDU-Chefin Härtel betrieb ähnliche Ursachenforschung: Viele hätten nicht mehr gewagt, nach einer Phase von Lichterketten ihre teils diffusen Ängste offen zu artikulieren und sich den "Denkzettel" für die Wahl aufgehoben. Sie selbst sehe sich "auch ein bißchen" als Opfer Bonns, vor allem was die verkehrspolitische Diskussion angehe.

Kämmerer Norbert Kress (CDU) sah "das Schlimmste eingetreten, was ich befürchtet habe". Ihm liege nun vor allem an einer handlungsfähigen Stadtverwaltung, die nicht von Republikanern im Magistrat gelähmt werde.

In den Ortsbeiräten der Stadtteile verlor die SPD ihre absolute Mehrheit in Steinheim, Klein-Auheim und Großauheim. In Mittelbuchen legten die Sozialdemokraten überraschend zu: von 47,4 auf 48,6 Prozent. Die Bürgerliste erreichte in Großauheim auf Anhieb drei Mandate, in Steinheim zwei. In Klein-Auheim wurde die CDU wieder stärkste Fraktion.

Die Wahlbeteiligung für die Stadtverordnetenversammlung sank von 72,9 auf 68,4 Prozent.

Kreistag: große Koalition oder doch wieder Rot-Grün? Wählergemeinschaften in Kommunen auf Erfolgskurs Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Die erdrutschartigen Verluste der SPD in den einzelnen Kommunen erschüttern auch den Kreistag. So ist die SPD zwar noch mit 35 Abgeordneten die stärkste Fraktion, sie verliert aber 8,7 Prozent und liegt jetzt bei 37 Prozent. Rein faktisch hätte die einst zerbrochene rot-grüne Koalition gar eine knappe Mehrheit. Die Grünen konnten ihren Anteil um 1,7 Prozent auf nunmehr 9,9 Prozent (zehn Sitze) steigern. Die CDU büßt 3,4 Prozent ein. 31,5 Prozent für die Christdemokraten kommen 30 Sitzen gleich. Die anstelle der NPD im Main-Kinzig-Parlament erstmals angetretenen Republikaner schaffen 12,4 Prozent (zwölf Sitze) und verdrängen damit die Grünen von der dritten Position. FWG (4,8) und FDP (4,4) scheitern im Kreistag an der Fünf-Prozent-Hürde.

In den roten Hochburgen im Westen des Kreises, in Schöneck und Nidderau, verliert die SPD auf Gemeindeebene ihre absolute Mehrheit. Dabei befinden sich die Genossen in Nidderau um minus 13,4 Prozent auf Talfahrt und liegen jetzt bei 41,7 Prozent. Die Grünen legten dort mit 5,6 Prozent überdurchschnittlich zu und haben nun 17,9 Prozent aufzuweisen.

In der Nachbargemeinde Schöneck geht es für die SPD etwas glimpflicher ab. Mit einem Minus von 7,8 Prozent liegt die SPD nunmehr bei 38,7 Prozent. Die Grünen weisen in ihrer Hochburg Schöneck stattliche 19,7 Prozent auf, was einem Plus von 2,6 Prozent gleichkommt.

Einen verheerenden Einbruch muß die SPD in Ronneburg hinnehmen (Kommune mit dem vom Kreis propagierten Standort für eine Restmülldeponie): um 20,9 Punkte runter auf 44,7 Prozent. Wohin die Stimmen wandern, wird deutlich beim Resultat der Oppositionsbewegung "Wir", die 29,6 Prozent auf sich vereint. Unter die 50 Prozent rutscht die SPD auch in Neuberg ab. Dort bringen es die Sozialdemokraten nun nur noch auf 49,7 Prozent, was ein steiler Abstieg um minus 18 Prozent bedeutet. Die neugegründete FWG behauptet sich vom Start weg mit einem Traumresultat von 26,8 Prozent. In Neuberg büßt die DKP zwar Stimmen ein, bleibt aber mit 7,1 Prozent im Parlament, ebenso in Langenselbold, wo die Kommunisten auf 8,8 Prozent kommen.

In Schlüchtern kommt die SPD mit einem blauen Auge (minus 3,1 Prozent auf 41,2 Prozent) davon. Dort kann sich die BISS mit 18,9 Prozent (plus 4,8 Prozent) als Wahlsieger fühlen. In Gelnhausen behauptet die CDU mit 49,3 Prozent ihre Vormachtstellung.

Die neue "BG" zieht mit 5,6 Prozent erstmals ins Stadtparlament ein. Die NPD kommt auf 8,5, die Grünen auf 7,2 Prozent. Die SPD verliert mit 26,7 knapp acht Prozent.

Müller sieht sich als Gewinner

Fassungslosigkeit im Kreishaus und viele Spekulationen

MAIN-KINZIG-KREIS. Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) hatte es schon geahnt. Und zwar nicht erst kurz nach 18 Uhr, als die ersten Trendmeldungen im Landratsamt bekannt wurden. Am Freitagabend in Gelnhausen, bei einem seiner letzten Wahlkampfauftritte, kamen Leute auf ihn zu und sagten zu ihm: "Ihr werdet sehen, ihr bekommt die Prügel." Eyerkaufer: "Da wußte ich, wie es um die Stimmung in der Bevölkerung bestellt ist." Daß es aber so schlimm werden würde, hätte sich der gelernte Pädagoge dann aber doch nicht vorgestellt.

Immer wieder schaute er fassungslos auf die nur langsam eintreffenden Wahlergebnisse aus den einzelnen Gemeinden, die der SPD verheerende Stimmenverluste anzeigen, obwohl es bei dem Niederdorfelder Ergebnis - um 18.21 Uhr die hessenweit erste Auszählung - mit knapp sechsprozentigen Stimmenverlusten für die SPD noch relativ glimpflich aussieht.

Doch als wenig später die Hanauer Ergebnisse durchsickern, ist es mit der Contenance des Landrats vorbei. "Was sollen wir denn noch machen?" fragt er in den Kreis seiner vielen Wahlhelfer, doch Anwtorten auf solche Fragen sind rar am gestrigen Abend. "Da kann man vor Ort schaffen, so viel man will, es bringt ja doch alles nichts," ist er sich mit einer Wahlhelferin aus Schlüchtern einig, die klagt: "Wenn dies das Ergebnis von vier Jahren ist, mache ich gar nichts mehr." Später, nachdem auch aus Maintal Kastrophales für die SPD gemeldet wird, faßt sich Eyerkaufer wieder: "Das Zögern beim Thema Asyl hat uns fertiggemacht", so sein erster Analyse-Versuch.

Während er und seine Gefolgsleute im Landratszimmer weitgehend unter sich bleiben und auch wenig Neigung zeigen, sich draußen im Flur neugierigen Fragen zu stellen, wird im großen Saal, in dem die Kommunikation zusammenläuft, fast jedes Einzelergebnis mit großem Erstaunen zur Kenntnis genommen. Manch einer kommt sogar auf die Idee, mit dem Computer könne vielleicht etwas nicht stimmen. Stimmt auch nicht. Fast eine Stunde lang streikt er nämlich und stellt die Anwesenden auf eine große Geduldsprobe.

Wie soll es im Kreis politisch weitergehen? Nachdem die meisten ihren Schock über die Verluste der großen Volksparteien überwunden haben, beginnen dann wenig später dann doch die Spekulationen. Erich Pipa (SPD), der unbedingt Vizelandrat bleiben möchte, sieht durchaus noch eine Chanche. "Rein rechnerisch wäre sogar wieder Rot-Grün möglich", rechnet er den Journalisten vor, doch dann besinnt er sich wieder: "Mit diesen Grünen aber nicht mehr." Sogar in einer großen Koalition, die an diesem Abend als das wahrscheinlichste Modell gehandelt wird, kann er sich weiter als Erster Kreisbeigeordneter vorstellen. "Die CDU müßte diesen Posten eigentlich der stärksten Fraktion überlassen," sagt er in einer Art und Weise, die allerdings mehr an Galgenhumor erinnert.

Selbst die Grünen, wie Fraktionschef Peter Stahl, erteilen einer Koalitions- Neuauflage nicht unbedingt eine Absage. Doch mit Eyerkaufer und Pipa kann er sich "das beim besten Willen nicht vorstellen." Einer, dessen Partei ebenfalls zu den Verlierern gehört, zählt sich am Wahlabend allerdings zu den Gewinnern. CDU-Landratskandidat Hubert Müller ist aus persönlicher Sicht mit dem Wahlausgang "sehr zufrieden". Eyerkaufers Partei hat doppelt soviel Stimmen verloren wie seine: "Das wird bei der Landrat-Direktwahl am 9. Mai ganz spannend." RÜDIGER ARENDT

Sicherheit für Schüler Ampelanlage wird doch nicht stillgelegt

OBERRAD. Die Ampelanlage an der Kreuzung Wiener Straße / Buchrainstraße wird nicht stillgelegt. Dies bestätigte jetzt der Frankfurter Ordnungsdezernent Joachim Vandreike (SPD).

Eltern und Schulelternbeirat der Oberräder Gruneliusschule hatten gegen die mögliche Entfernung der Ampel Einwände erhoben und auf die eventuellen Folgen für die Sicherheit der Schulkinder hingewiesen.

Stadtrat Vandreike, der den Vorsitzenden des Elternbeirats der Gruneliusschule noch in der vergangenen Woche über die Entscheidung informierte, erklärte dazu: "Mir ist bekannt, daß diese Kreuzung von sehr vielen Kindern täglich genutzt wird und daß diese Ampelanlage eine erhebliche Bedeutung im Zusammenhang mit der Schulwegsicherung darstellt." jh

Absage an "Reality-Shows" Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehren in Rodgau

RODGAU. Die Großbrände in der Wilhelm-Busch- und Bürgerhaus-Schule, aber auch der Einsatz beim Feuer in der Kreuzburghalle in Klein-Krotzenburg oder die Beseitigung von Sturm- und Hochwasserschäden im August '92 haben das zurückliegende Jahr zu einem der schwersten überhaupt für die fünf Rodgauer Wehren gemacht. Das sagte auf der Jahreshauptversammlung der für weitere fünf Jahre mit großer Mehrheit im Amt bestätigte Stadtbrandinspektor Wolfgang Kern.

Längst aber haben sich die insgesamt 213 Angehörigen der fünf Einsatzabteilungen, darunter sieben Frauen, daran gewöhnt, daß ihre ursprüngliche Aufgabe, nämlich Feuersbrünsten die Stirn zu bieten, in den Hintergrund gerückt ist. Genau 593 Mal innerhalb eines Jahres alarmiert, handelte es sich in 415 Fällen um Hilfeleistungen - meist bei Verkehrsunfällen.

Immerhin galt es aber auch noch, 121 Feuer zu bekämpfen, durchschnittlich zehn pro Monat. Getreu ihrem Wahlspruch "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr", opferten die Angehörigen der fünf Freiwilligen Feuerwehren von Weiskirchen, Hainhausen, Jügesheim, Dudenhofen und Nieder-Roden 5290 Stunden Schlaf, Freizeit oder Zusammensein mit der Familie.

Das wußte auch Bürgermeister Paul Scherer zu würdigen, der davon ausging, daß vielen erst dann die stete Präsenz der Feuerwehrleute bewußt werde, wenn sie selbst betroffen seien und in Not gerieten. Die Freiwilligkeit sei das herausragende Element der Wehren, die im übrigen auf Nachwuchs angewiesen seien, wie er nirgends trefflicher heranreife, als in Rodgau. Bekanntlich hatte eine Jugendgruppe dieser Stadt im vergangenen Jahr in Olpe im Sauerland den Titel eines Deutschen Meisters errungen.

Kreisbrandinspektor Ralf Ackermann sprach die EG-Normen an, die auch das Feuerwehrwesen beträfen, sagte, daß gesellschaftliche Veränderungen an den Wehren nicht spurlos vorübergingen, und erteilte schließlich den sogenannten Reality-Shows privater Fernsehsender, die Feuerwehrleuten eine Videokamera mit auf den Weg geben, eine klare Absage.

Für den stellvertretenden Stadtbrandinspektor Richard Bonn, der nicht wieder kandidierte, rückte der 33jährige Karl- Heinz Walter aus Dudenhofen, Einsatzleiter bei der Werksfeuerwehr Hoechst in Offenbach, zur Spitze auf. ttt

Der virtuose Meister des Flirts findet stets das richtige Wort zur richtigen Zeit. Hier: "Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, was für schöne braune Augen Sie haben?"

(Aus "Wo auch die Gedanken wachsen . . ." von Horst Friedrich, erschienen im Consens-Verlag Hellmuth Hirschel, Stuttgart)

(Aus: LORIOT. Mit einem Vorwort von Patrick Süskind © 1993 by Diogenes Verlag AG Zürich)

Im Blickpunkt: Neue Lehrerorganisation Konkurrenten in einem Boot

National sind sie Konkurrenten, international neuerdings in einem Verband: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der Bundesverband der Lehrer an berufsbildenden Schulen (BLBS), der Deutsche Lehrerverband (DL) und der Philologenverband sind Mitglieder der jüngst gegründeten Bildungsinternationale (BI). Weltweit umfaßt die Bildungsinternationale mehr als 20 Millionen Mitglieder aus 120 Ländern, sagt Dieter Wunder, Vorsitzender der GEW. Wunder ist einer von vier Vizepräsidenten der neuen Organisation, die vor allem auch auf sein Betreiben zustande kam. Sie entstand durch Fusion der beiden früheren Lehrer-Weltorganisationen, dem ständischen Weltkongreß der Lehrer (WCOTP) und der eher gewerkschaftlich orientierten Internationalen Vereinigung Freier Lehrergewerkschaften (IVFL).

Beide Organisationen hätten mehr oder minder die gleichen Forderungen gehabt, sagt Wunder. "Es war überfällig, daß sie sich zusammenschlossen". Der Ruf nach Fusion ging Wunders Worten zufolge vor allem von den Europäern und den US-Amerikanern aus. Der Akt wurde Ende Februar mit 900 Delegierten in Stockholm vollzogen. Die neue Organisation wählte sich die Amerikanerin Mary Futrell zur ersten Vorsitzenden.

Aus deutscher Sicht ist spannend, daß in der Bildungsinternationalen sowohl die GEW vertreten ist, die Mitglied des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften (IBFG) ist, als auch der Verband Bildung und Erziehung, der dem Deutschen Beamtenbund angehört. Es werde sich zeigen, sagt Wunder, ob die Zusammenarbeit auf internationalem Parkett Rückwirkungen auf die nationale Ebene habe. Wenn die anderen deutschen Lehrer- Organisationen international "mitspielen" wollten, könne dies jedenfalls nicht in Konfrontation mit der GEW geschehen. Es müsse ein "modus vivendi" gefunden werden. Wilhelm Ebert, Vorsitzender des VBE, verspricht sich von häufigeren Begegnungen, "daß man sich von Mal zu Mal besser kennenlernt". Schließlich hätten beide Organisationen in viel mehr Fragen eine gemeinsame Sprache gefunden, als bisher in gemeinsamen Aktionen zum Ausdruck gekommen sei.

Nach ihrer Satzung ist die Bildungsinternationale unabhängig und souverän, sie ist allerdings dem Internationalen Bund freier Gewerkschaften assoziiert und bekennt sich ausdrücklich auch zum Streikrecht für Lehrer.

In der Satzung sind 13 Ziele formuliert. Die Organisation wolle vor allem den Mitgliedern aus den Entwicklungsländern helfen, sagt Wunder. Sie werde sich dafür einsetzen, die Menschenrechte zu verteidigen, und Aufmerksamkeit auf die Frage lenken, wie stark Gewerkschaftsrechte in den Mitgliedsländern geachtet würden. Außerdem werde sie das Thema Bildung auch in internationalen Gremien vorbringen.

Zwei wichtige Regionen, in denen künftig verstärkt Bildungsarbeit geleistet werden müsse, ist nach Wunders Worten Mittel- und Osteuropa sowie die EG. Durch den neuen Zusammenschluß, der über den Rahmen einer reinen Lehrerinternationale hinausgeht und Beschäftigte vom Kindergarten bis zur Hochschule umfaßt, verspricht sich Wunder auch einen "Schub" für den Gedanken eines vereinten Europas. "Mißtrauen, Gschaftelhuberei und Vereinsmeierei" der früheren konkurrierenden Organisationen seien überwunden, nun könne man mit einem kleinen, aber professionellen Büro in Brüssel an die Arbeit gehen. Weltweit gehe es darum, die Bedeutung von Bildung für die ökonomische Entwicklung der Länder herauszustreichen. In Europa müsse man einen "kulturellen Impetus" geben, damit die EG nicht nur ein ökonomisches Gebilde bleibe.

Als Beispiel für einen solchen Anstoß nennt Wunder die Forderung, daß die Mobilität von Lehrern unterstützt werden solle und der Austausch von Schülern. Außerdem müßten die nationalen Lehrbücher umgeschrieben werden. Auch stelle sich die Frage, ob in die Ausbildung von Lehrern künftig "europäische Anteile" eingebaut werden sollten. ULRIKE FÜSSEL

"Unsere Kinder kommen zu kurz" Eltern verteilten gestern Flugblätter mit der Forderung nach neuem Kindergarten

BAD VILBEL. Heilsberger Eltern baten am gestrigen Wahlsonntag ihre Mitbürger um Unterstützung: "Unsere Kinder kommen zu kurz", heißt es auf Flugblättern, die Mitglieder der "Heilsberger Elterninitiative" gestern in der Nähe der Heilsberger Wahllokale verteilten. Denn zur nächsten Saison im September fänden 35 Kinder, die Hälfte des Jahrganges auf dem Heilsberg, keinen Platz im evangelischen Kindergarten.

Regina Spohn, Mitglied der Initiative: "Vor zwei Jahren wurde dort schon ein Raum provisorisch erweitert. Das ist nur genehmigt worden mit der Maßgabe, daß ein neuer Kindergarten nötig ist." Das Problem sei also lange bekannt gewesen. Da in die Siedlung Heilsberg inzwischen immer mehr junge Familien mit Kindern zögen, werde der Druck in der nächsten Zeit noch stärker. Daher forderte die Initiative in ihrem Flugblatt an die zur Wahl schreitenden Bürger die Stadtverwaltung auf, "umgehend einen Kindergarten-Neubau auf dem Heilsberg vorzunehmen". In der Zwischenzeit müßten unkonventionelle Überbrückungsmöglichkeiten geschaffen werden. "Wir Eltern sind jederzeit zu Gesprächen mit den Verantwortlichen bereit, denn es geht um das Wohl unserer Kinder."

Bürgermeister Günther Biwer (CDU) wies gegenüber der FR auf die geplanten Neubauten in der Stadt. Längerfristig sei auch ein Kindergarten in dem Baugebiet hinter der US-Siedlung geplant. Doch erst müsse das Baurecht hergestellt werden.

Es müsse auch geklärt werden, ob die Kinder vom Heilsberg in anderen Betreuungseinrichtungen in der Stadt Platz finden können. de

Asylberwerber vor Abschiebung Ordnungsdezernat: "Gefährdung der öffentlichen Sicherheit"

Ordnungsdezernent Achim Vandreike (SPD) hat die Ausländerbehörde angewiesen, in drei Fällen kriminelle Asylbewerber abzuschieben oder Ausweisungsverfügungen vorzubereiten. Der Aufenthaltsort der drei Männer ist unbekannt. Abgeschoben und in ein Flugzeug in die Heimat gesetzt werden soll ein 30jähriger Türke, gegen den die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Heroinhandels in größerem Umfang erhoben hat.

Das Wiesbadener Verwaltungsgericht hatte nach Mitteilung des Magistrats im vergangenen Januar die Klage des 30jährigen gegen die Ablehnung seines Asylantrags zurückgewiesen. Allerdings: Die Ausländerbehörde muß erst noch herausfinden, wo sich dieser Asylbewerber zur Zeit aufhält, in U-Haft oder anderswo. Mit der Anklagebehörde soll abgeklärt werden, ob sie der Abschiebung noch vor Eröffnung einer Hauptverhandlung zustimmt.

In den beiden weiteren Ausweisungs- fällen handelt es sich um einen marokkanischen und um einen afghanischen Asylbewerber. Beide sind nach Vandreikes Ansicht ebenfalls als schwerkriminell einzustufen. Gegen den Marokkaner hat die Staatsanwaltschaft ebenfalls wegen Heroinhandels Anklage erhoben. Dem Asylbewewerber aus Afghanistan wirft die Anklagebörde vor, in einem Frankfurter Schwimmbad versucht zu haben, ein 14jähriges Mädchen zu vergewaltigen.

Auch hier ist noch nicht klar, wo sie sich zur Zeit aufhalten. Vandreike: "In diesen beiden Fällen muß ich davon ausgehen, daß von einer schwerwiegenden Gefährdung der öffentlichen Sicherheit gesprochen werden muß. Wir haben diese Fälle bereits im November beziehungsweise Anfang Dezember an das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in Zirndorf gemeldet, ohne bisher von dort über den Stand des Verfahrens, geschweige denn über eine Entscheidung unterrichtet zu werden." enk

Amtsrichter schlagen Alarm: Mehr Arbeit bei gleichem Personal Durch neues Gesetz zur "Entlastung der Rechtspflege" wird der Streitwert bei Zivilverfahren um 4000 auf 10 000 Mark erhöht

WETTERAUKREIS. Bei den Amtsgerichten fällt künftig mehr Arbeit an, und das bleibt nicht ohne Folgen für die Prozeßbeteiligten. Die mittelhessischen Richterräte rechnen damit, daß die Betroffenen künftig länger warten müssen, bis ihnen in Zivilsachen überhaupt ein Verfahrenstermin genannt werden kann. Auch das Verfahren selbst, so lautet die Prognose, wird von nun an länger dauern. Das sind die Folgen des neuen "Gesetzes zur Entlastung der Rechtspflege", das im November vorigen Jahres vom Deutschen Bundestag beschlossen wurde und an diesem Montag in Kraft getreten ist.

Die zusätzliche Arbeit für die Amtsgerichte entsteht, weil Zivilsachen mit einem Streitwert bis zu 10 000 Mark künftig dort verhandelt werden. Bislang lag die Obergrenze bei 6000 Mark. Ging es um mehr als 6000 Mark, waren die Landgerichte zuständig.

Gemeinsam mit Richterräten aus anderen mittelhessischen Amtsgerichten haben sich die Gremien der Justiz in Büdingen/Nidda und Friedberg/Butzbach bereits im Dezember vorigen Jahres in einer bislang einmaligen "Gemeinsamen Erklärung" an die Öffentlichkeit gewandt. Das Gesetz, so hieß es damals, sei "entgegen allen Bedenken und Einwänden" im Bundestag beschlossen worden. "Schon jetzt läßt sich absehen", hieß es damals, "daß die Reform zu Lasten der Richterschaft gehen wird, ohne daß diese mit ihren auf praktischerer Erfahrung beruhenden Vorschlägen zur Verfahrensverbesserung überhaupt angehört - geschweige denn berücksichtigt - worden wäre."

Einer der Unterzeichner der "Gemeinsamen Erklärung", Dietrich Frank vom Richterrat Butzbach/Friedberg, muß seiner eigenen "vagen Prognose" zufolge pro Jahr künftig 60 bis 70 Zivilsachen mehr als bisher verhandeln - also 620 und mehr gegenüber 550, so viele waren es im vorigen Jahr. Da der Streitwert in den zusätzlichen Verfahren vergleichsweise hoch ist, handelt es sich nach seinen Worten "mit Sicherheit nicht um die einfachsten Fälle". Mit einem neuen Kollegen kann Frank nicht rechnen.

Das bedeutend größere Amtsgericht in Büdingen erhält immerhin eine halbe Richterstelle zusätzlich. Amtsgerichtsdirektor Udo Lichtenegger rechnet künftig mit 200 Entscheidungen in Zivilsachen mehr pro Jahr (1992: 1200). Die Folgen des neuen Gesetzes werden sich allerdings auch in Büdingen und Umgebung negativ bemerkbar machen. Der Butzbacher Richterrat Frank und der Büdinger Amtsgerichtsdirektor beklagen gleichermaßen, daß der Personalschlüssel in den jeweiligen Geschäftsstellen unverändert bleibt und weder mehr Protokollanten noch Schreibkräfte eingestellt werden.

Reserven gibt es seinen Schilderungen zufolge nicht. In der Geschäftsstelle und bei den Schreibdiensten sei "schon die ganze Zeit ordentlich geschafft worden". Die Personalsituation in der Justiz sei "landesweit angespannt". Immer mehr Menschen ließen Konflikte vor Gericht lösen. Lichtenegger verzeichnet seit geraumer Zeit "jedes Jahr im Schnitt zehn Prozent mehr Zivilsachen".

Der Butzbacher Amtsrichter Dietrich Frank rechnet damit, daß sich die Prozeßbeteiligten auch an den Landgerichten künftig noch mehr als bisher werden gedulden müssen. Strafkammern sollen dort in der Regel nur noch mit zwei statt drei Berufsrichtern entscheiden. Da nur ein Berufsrichter ein Urteil schreiben dürfe, sei auch an den Landgerichten mit einem "Verfahrensstau" zu rechnen, weil die Arbeit auf weniger Schultern verteilt werde. sal

Der "Vilbus" hat den Probelauf bestanden Magistrat: Jetzt ein Konzept für den Dauerbetrieb

BAD VILBEL. Der Magistrat will den Stadtbus für den Dauerbetrieb empfehlen. Als wichtigstes Ergebnis des fünftägigen Probelaufes des möglichen Stadtbusses mit dem eingängigen Namen Vilbus stellt zweiter Stadtrat Jörg Frank (CDU) in einer Zwischenbilanz heraus, daß die Innenstadtlinie von 9 bis 12 und 13 bis 18 Uhr sehr gut angenommen wurde. So erstaunt es denn auch nicht, daß der Magistrat der Presseerklärung von Stadtrat Frank zufolge den Probebetrieb als Erfolg bewertet. Daher werde der Magistrat dem Parlament vorschlagen, den Bus auf Dauer einzurichten. Die Stadtverordnetenversammlung wird allerdings vor der Kommunalwahl nicht mehr tagen.

Unter den Anbindungen an die Ortsteile Dortelweil, Gronau und Massenheim sei die von und nach Dortelweil am meisten frequentiert worden - obwohl zwischen Dortelweil und der Kernstadt auch eine S-Bahnanbindung besteht.

Zuvor schon hatten sich die Oppositionsparteien von SPD, FDP, Grünen und auch die Umweltliste in einer selten einmütigen Erklärung entschieden dafür ausgesprochen, den Stadtbus von einem Probe- im Regelbetrieb ab September 1993 zu fahren.

Die Parteien, die Grünen voran, haben seit Jahren Druck zur Einführung des Stadtbusses gemacht. Daß ihre Initiativen im Parlament seit Jahren stets abgelehnt wurden, begründete Bürgermeister Günther Biwer bei der "Jungfernfahrt" des Vilbus Ende vergangenen Monats mit dem Hinweis, es sei noch zu früh dazu gewesen. Erst die (laufende) Umgestaltung der Verkehrsführung zum Innenstadtring mache das Angebot möglich.

Die Oppositionsparteien fordern unter anderem, die Rahmenbedingungen für den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern, den Busverkehr zu beschleunigen und Investionen im ÖPNV Priorität einzuräumen. Bei der Umsetzung des Konzeptes müßten die städtischen Gremien wie Parlament, Ortsbeiräte beteiligt werden.

Indirekt geht Stadtrat Frank auch auf die "Eckpunkte" der gemeinsamen Parteien-Erklärung ein: Der Wert des Probelaufes lag nach seinen Worten im Erkennen von Tendenzen des Fahrgastverhaltens, in der Möglichkeit, Anregungen aufzunehmen und praktische Probleme bei der Routenführung auszumachen. Mitarbeiter des Planungsbüros Dr. Storost hatten rund 300 Fahrgäste befragt und dabei bestätigt gefunden, was eigentlich niemanden erstaunt: Rund 98 Prozent seien für den Vilbus gewesen, 90 Prozent hätten ihn als Alternative zum Auto empfunden. Während der kurzen Probezeit nutzten allerdings nur 20 Prozent den Vilbus anstelle des Autos - es ist ja unsicher, ob der Bus ständiges Angebot wird, das Auto ist aber da.

Der Tarif von einer Mark wird von der großen Mehrheit als angemessen empfunden. Auf ähnliche Akzeptanz stießen Lage und Zahl der Haltestellen.

Bei der Beurteilung der beiden Bustypen schnitt der etwas größere besser ab, da dieser eine tiefere Konstruktion beim Einstieg aufweist. Der Fahrplan habe sich als zu knapp bemessen erwiesen, obwohl er vorher in 15 Testfahrten erprobt worden sei. Das liegt laut Frank in der "über Erwarten hohen Zahl der Mitfahrwilligen". Außerdem hätten sich manche Ampelphasen als Hemmnisse erwiesen, dort müßten größere Spielräume eingeplant werden. Die S-Bahn habe regelmäßig drei bis fünf Minuten Verspätung, darauf müsse sich der Bus einstellen. Die Umlaufzeiten würden sich außerdem verbessern, wenn die Nordumgehung die Autostaus in der Stadt beseitige.

Den Vorschlag zum Dauerbetrieb will die Verwaltung mit einem Konzept untermauern. Der Bus soll allerdings nicht fahren bevor die Frankfurter Straße fertiggestellt ist, vorher sei das wegen dauernder Änderungen unsinnig. de

Ein Martyrium haben alle hinter sich Im Frauenhaus suchten 55 Bewohnerinnen Zuflucht

OSTKREIS OFFENBACH. Knapp ein Jahr nach seiner Eröffnung haben im Frauenhaus für den Ostkreis Offenbach in Rodgau 55 Frauen mit insgesamt 61 Kindern Zuflucht gesucht und Schutz gefunden. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten ist das zehn Frauen mit maximal 15 Kindern Platz bietende Haus inzwischen faktisch permanent ausgebucht, von kurzfristig einmal wenige Tage leerstehenden Zimmern abgesehen.

Nur knapp die Hälfte der Klientel kam aus dem Kreis Offenbach, der etwas stärkere Anteil von außerhalb, unter anderem aus Aschaffenburg, Frankfurt, Bad Kreuznach oder auch aus Wiesbaden. Aus Rodgau, Dietzenbach und Rödermark, den neben dem Kreis Offenbach drei ursprünglichen Trägerkommunen, suchten und fanden "nur" neun den Weg in die für von ihren Partnern bedrohte Frauen gedachte Bleibe. Das ist insofern nicht verwunderlich, da die meisten Opfer von Gewalt aus Angst vor ihren Männern ein Frauenhaus in weiter Ferne bevorzugten. Zu Rodgau, Dietzenbach und Rödermark haben sich mittlerweile Seligenstadt, Mühlheim und Heusenstamm mit unterschiedlichen Beträgen von insgesamt 16 000 Mark als Geldgeber hinzugesellt. Hainburg, Mainhausen und Obertshausen versagen dem gemeinnützigen, 75 Mitglieder zählenden Verein "Frauen helfen Frauen" weiterhin jede finanzielle Unterstützung.

Zu den vier Teilzeitkräften der ersten Stunde hat der Trägerverein aufgrund geänderter Rahmenrichtlinien von seiten des Landes das Team um eine Ganztagsstelle vergrößern können. Die im Haushalt den größten Batzen ausmachenden Personalkosten trägt zu 90 Prozent das Land Hessen.

Dennoch müssen die Wirtschafterinnen im Frauenhaus nach wie vor jede Mark zweimal umdrehen, ehe sie sie ausgeben. Zur "freien" Verfügung stehen gerade mal 53 300 Mark, wovon Strom und Heizöl, Porto und Telefongebühren, Bürobedarf und Lohnbuchhaltung sowie Fahrtkosten bezahlt sein wollen.

Obwohl erst am 1. April '92 eröffnet, hatten der Kreis sowie die Städte Rodgau, Rödermark und Dietzenbach ihren Obolus in Höhe von zusammen 91 200 Mark pünktlich für ein ganzes Jahr entrichtet. Den dabei erwirtschafteten Überschuß von etwas mehr als 23 000 Mark bekommen zumindest die drei Kommunen jetzt vertragsgemäß zurück.

Das Gros der Frauen, die hilfesuchend an die Tür klopften, war zwischen 18 und Anfang 30, aber vereinzelt auch ältere Frauen bis über 60 Jahre hatten Grund, von zu Hause fortzugehen. Und keine kam nach erst einmaliger Bedrohung, alle hatten sie ein zum Teil jahrelanges Martyrium hinter sich.

Sieben Monate mußte eine Frau im Hause bleiben, ehe sie eine andere Unterkunft gefunden hatte. Die Makler winken ab, wenn sie einer Bewohnerin des Frauenhauses weiterhelfen sollen, und auch die Vermieter machen einen Rückzieher, wenn sie erfahren, woher ihr Gegenüber kommt. Während die ins Haus kommenden schulpflichtigen Kinder praktisch am nächsten Tag eine ihnen gemäße Schule besuchen müssen (und können), finden die jüngeren Mädchen und Jungen in den städtischen Kindertagesstätten keine Aufnahme. Begründet wird das mit den pädagogischen Konzepten, die langfristig angelegt seien und in die vorübergehend erscheinende Besucher nicht hineinpaßten.

Angesichts der ständigen Fluktuation und auch der verbreiteten Aggression der Kinder, an denen die zerrütteten Verhältnisse im Elternhaus nicht spurlos vorübergegangen sind, bedarf es im Frauenhaus häufigerer Renovierungen und Reparaturen als in einer normalen Wohnung. Der Verein "Frauen helfen Frauen" war deshalb der Seligenstädter Brauerei Glaabsbräu besonders dankbar, die anstelle von Weihnachtsgeschenken an Geschäftsfreunde dem Frauenhaus einen namhaften Betrag zur Verfügung gestellt hat - zweckgebunden für die Arbeit mit den Kindern. ttt

Klassische Altenheime haben keine Zukunft Neue Wohnanlage für Senioren in Offenbach eingeweiht / Wohnungsbau wird forciert

OFFENBACH. Vor wichtigen Wahlen häufen sich die ersten Spatenstiche, Grundsteinlegungen, Richtfeste und Einweihungen. Das ist kein Zufall, denn da treffen sich alle Kommunalpolitiker, um dem Wähler zu verdeutlichen, was gerade sie so alles zu seinem Wohle getan und wofür sie seine Steuergelder ausgegeben haben. Erst vor wenigen Wochen wurde feierlich das Jugendzentrum Waldhof seiner Bestimmung übergeben, gestern die Senioren-Wohnanlage mit 81 Wohnungen im Lämmerspieler Weg/Emmastraße.

Weil die Wohnanlage ein 18,9-Millionen-Mark-Projekt ist und vom Land mit 7,347 Millionen Mark (plus 880 000 Mark für die Einrichtung) bezuschußt wurde, war auch Wohnungsbauminister Jörg Jordan (SPD) aus Wiesbaden gekommen und lobte das monumentale und architektonisch ansprechende Gebäude so: "Dieses Musterbeispiel für betreutes Wohnen im Alter können Sie überall vorzeigen."

Die Stadt investierte 5,3 Millionen Mark und gab das Grundstück.

Sozialdezernent Stefan Grüttner (CDU) erläuterte, warum die Anlage Modellcharakter hat: "Das klassische Altersheim hat keine Zukunft mehr. Alte Menschen sollen selbstbestimmt und selbständig in Wohnungen leben können."

Alle Wohnungen, nutzbar für ein oder zwei Personen, sind deshalb behinderten- und altengerecht gestaltet. Das Rote Kreuz, das direkt in der Nachbarschaft, in der Annastraße, eine Senioren-Wohnanlage hat, betreut und pflegt die betagten Mieter. Unterstützt werden sie außerdem von ambulanten Hilfsdiensten wie Essen auf Rädern.

Die subventionierte Miete pro Quadratmeter liegt bei sieben Mark. Die Stadt selbst hat vorübergehend 41 Wohnungen angemietet, um 120 pflegebedürftige Menschen aus den baufälligen Pavillons im städtischen Altenheim unterzubringen. Die Wohnungen werden wahrscheinlich erst in ein paar Jahren frei, wenn der Neubau des Altenheimes steht.

Gebaut hat die Senioren-Wohnanlage die Gemeinnützige Baugesellschaft Offenbach (GBO), die eine hundertprozentige Tochter der Stadt ist, im Auftrage der Stadt. Der Magistrat mietet die Anlage zurück. Mit dieser Konstruktion wurden auch schon das Jugendzentrum Waldhof, die Kindertagesstätte Marienstraße gebaut, weil die Stadt angesichts ihrer prekären Finanzlage keine Kredite mehr aufnehmen darf.

GBO-Vertragsarchitekt Michael Katz hörte bei der Einweihung viel Lob über seinen Entwurf.

Rund 5000 Offenbacher haben bei der GBO und auch beim Magistrat nach einer bezahlbaren Mietwohnung nachgefragt. Wohnungsbauminister Jörg Jordan, Stadtkämmerer und GBO-Aufsichtsratsvorsitzender Gerhard Grandke (SPD), und auch Sozialdezernent Grüttner nutzten sogleich die Gelegenheit, um über den sozialen Wohnungsbau in Hessen und speziell in Offenbach zu referieren. Alle drei waren sich einig: Es müssen noch mehr Wohnungen mit öffentlicher Förderung gebaut werden.

Jordan rechnet vor, daß die rot-grüne Landesregierung ihr Wahlversprechen, bis 1995 rund 40 000 Wohnungen zu bezuschussen, locker erfüllen werde. Bereits jetzt seien schon rund 29 000 Wohnungen gebaut oder deren Bau bewilligt worden. Konkret für Offenbach, so rechnete Grandke vor, sind in den vergangenen Jahren bereits 270 Wohnungen geschaffen worden. Zur Zeit würde an der Realisierung von tausend Wohneinheiten in Bieber- Nord, von 80 Wohnungen in der Arthur- Zitscher-Straße und an einer noch nicht zu beziffernden Menge in Bürgel an der Staudenstraße gearbeitet. Durch die Füllung von im ganzen Stadtgebiet verstreuten Baulücken, so hofft Grandke, werden nochmals rund tausend Wohnungen entstehen. Die Landesregierung, so versprach Jordan, wird sich auch weiterhin im sozialen Wohnungsbau in Offenbach engagieren, vor allem, wenn nach den neuen ökologischen Baurichtlinien, die Energie und Wasser sparen, gebaut werde.

Jordan hebt in diesem Zusammenhang hervor, daß die Umwandlungswelle von Miet- in Eigentumswohnungen gestoppt werden müsse, weil der Rausschmiß älterer Menschen aus ihrer angestammten Wohnung sozial unverantwortlich sei. Nachdem auf Initiative Hessens der Bundesrat einem Umwandlungsverbot zugestimmt, die Mehrheit des Bundestages dies aber abgelehnt hat, kündigte Jordan eine neue entsprechende hessische Initiative in Richtung Bonn an.

Jetzt beginnt der Rückbau S-Bahn-Halbzeit: Erster Zug soll im Mai 1995 fahren

OFFENBACH. Halbzeitbilanz bei den S-Bahnbauern: Der Finanz- und der Zeitplan konnten weitgehend eingehalten werden. Der erste Zug wird im Mai 1995 durch Offenbach (von Frankfurt nach Hanau) fahren, und von 1997 an dann auch in den Rodgau. Das versicherte S- Bahn-Projektleiter Eckard Ventzke von der Bundesbahn. Der 3,5 Kilometer lange Tunnel ist im Rohbau bis auf ein kleines Stück in der Bieberer Straße fertig. Jetzt beginnen die Rückbauarbeiten in der Berliner Straße.

Viele Versorgungsleitungen müssen wieder umgelegt werden. Das bedeutet häufige Verkehrsflußänderungen in allen Kreuzungsbereichen der Berliner Straße. Bürgermeister und Verkehrsdezernent Klaus Bodensohn bittet die Bürger weiterhin um Verständnis.

Nach einem Grundsatzbeschluß der Stadtverordnetenversammlung wird die bislang vierspurige Durchgangsstraße Berliner Straße zu einem zweispurigen Boulevard umgestaltet. Bürgermeister Bodensohn kann sich zwar vorstellen, daß über diesen Beschluß und das Festhalten am Nordring als ewige Umgehungs- und Entlastungsstraße für die Berliner Straße neu nachgedacht wird, hält es aber für unwahrscheinlich, daß diese Beschlüsse angesichts der Anlieger- Proteste aufgehoben werden.

Die Berliner Straße werde jedoch so umgestaltet, daß das Abbiegen in den Kreuzungsbereichen zügig von sich gehen könne und nicht zu Staus führe.

Der Rückbau der Berliner Straße wird um die 30 Millionen Mark kosten. Wieviele davon Bund und Land übernehmen, wird zur Zeit noch verhandelt. Nach dem S-Bahn-Finanzierungsvertrag teilen sich Bund, Land und Stadt alle durch den S- Bahnbau entstehenden Kosten im Verhältnis 60, 27,5 und 12,5 Prozent.

Heike Hollerbach, Leiterin des Straßenverkehrsamtes, und Karl-Heinz Oberländer, als Tiefbauamtsleiter städtischer S-Bahn-Projektleiter, versprechen den Autofahrern, sich um eine funktionierende Verkehrsführung "ohne Schikanen" in den 69 verschiedenen Rückbau-Phasen der Berliner Straße und auf den Umgehungsstraßen zu bemühen. Besondere Probleme macht es dabei, rund 21 Kilometer Versorgungsleitungen so zu verlegen, daß der Verkehrsfluß nicht wesentlich unterbrochen wird. Vor allem an der Kreuzung Berliner Straße/Kaiserstraße werden Hilfspolizistinnen per Handzeichen den Verkehr lenken.

Die Berliner Straße soll Ende 1994/Anfang 1995 fertig sein. Um den Ost-West- Verkehr sowohl aus der Berliner Straße als auch von Nord- und Südring herauszuholen, plädiert Bodensohn für den Ausbau der Bundesstraße 448 vom Bieberer Berg über den Main nach Fechenheim. Seit Jahresende liege dem Magistrat ein Gutachten vor, in dem der weitergebauten B 488 bescheinigt wird, keine Konkurrenz zur S-Bahn zu sein.

Dieses Gutachten soll jetzt noch von den Experten geprüft und dann der Bundesbahn und den Verkehrsministerien in Wiesbaden und Bonn vorgelegt werden. Der zwischen Bundesbahn, Land und Kommunen ausgehandelte S-Bahn-Finanzierungsvertrag schließt den Bau von Straßen aus, die der S-Bahn die Kundschaft wegnehmen könnten.

Der Bau der 17 Kilometer langen S- Bahn von Oberrad durch Offenbach und Mühlheim nach Hanau kostet eine Milliarde Mark, das 6,5 Kilometer lange Stück im Offenbacher Stadtgebiet 670 Millionen Mark. Davon verschlingt der 3,5 Kilometer lange Tunnel allein 360 Millionen Mark. 650 Aufträge wurden bislang an 81 Firmen, davon 23 aus Offenbach, vergeben.

Seit die Bundesregierung am Solidarpakt schnürt und überlegt, Gelder für den Straßen- und S-Bahnbau einzusparen, befürchten die Kommunalpolitiker der Region, daß auch der S-Bahnbau durch Offenbach, in den Rodgau und nach Darmstadt eingestellt wird. Eine Entscheidung werde in Bonn wohl in den nächsten Tagen gefällt. Projektleiter Ventzke geht jedoch davon aus, daß die Offenbacher S-Bahn auf alle Fälle fertig gebaut wird: "Wir haben bereits alle Großaufträge vergeben. Jetzt die S-Bahn stillzulegen, käme erheblich teurer als das Weiterbauen."

Ventzke gibt sich überzeugt, daß auch die Rodgau-Strecke bis 1997 gebaut wird, wenn schnell Baurecht geschaffen wird. Der Forderung der Offenbacher FDP, am Bieberer Bahnübergang einen umweltfreundlichen, aber sehr teuren Trog statt des billigen Schlupfes zu bauen, erteilte er erneut eine Absage.

Der Tunnel ist im Rohbau fertig. Der Graben wird wieder mit dem nicht kontaminierten Aushub, am Kaiserlei und am Bieberer Berg zwischengelagert, gefüllt. Weil zunächst keine Lagermöglichkeiten für kontaminierten Boden gefunden werden konnte, so berichtet Ventzke, geriet der Baufortschritt um ein halbes Jahr in Verzug. Nun wird die Straße asphaltiert.

Architektonisch und künstlerisch gestaltet werden die drei Haltestellen Kaiserlei, Ledermuseum und City. Dafür soll die Stadtverordnetenversammlung noch 500 000 Mark beschließen. Der Bahnhof Ost ist fast fertig und geht bereits schon am 22. März 1993 probeweise in Betrieb.

Angesichts der Tatsache, daß in den vergangenen zwei Jahren keine großen Schwierigkeiten beim S-Bahnbau auftraten, rechnet Ventzke mit einem weiteren reibungslosen Verlauf bis zur Vollendung dieses Jahrhundertbauwerkes. Durch den Tunnelbau entstandene Setzrisse an Anlieger-Häusern werde es nun nicht mehr geben.

Diese Schäden und die nachgewiesenen Umsatzeinbußen der Geschäfte entlang der Baugrube werde die Bundesbahn über ihre Versicherung ausgleichen. Ventzke schließt nicht aus, daß in einigen Fällen die Gerichte über die Höhe der Entschädigungen befinden müssen. lz

Junge Leute wollen Lehren aus der Nazi-Vergangenheit ziehen Schülerinnen und Schüler von Kollwitz- und Schillerschule gedachten des Tages, als 1943 die letzten Juden deportiert wurden

OFFENBACH. "Wer nicht bereit ist, die Lehren aus der Nazi-Vergangenheit zu ziehen, könnte Gefahr laufen, diese zu wiederholen." Die Schülerinnen und Schüler der Käthe-Kollwitz- und der Schiller-Schule sind bereit; bei ihnen stießen die Worte von Oberbürgermeister Wolfgang Reuter auf offene Ohren. Die jungen Leute wollten den 26. Februar - den Tag, als vor fünfzig Jahren die letzten Offenbacher Juden deportiert wurden - als Gedenktag gemeinsam begehen. Eine szenische Lesung, die historische Eckdaten über Existenz und Verfolgung der Juden in Offenbach mit Leseproben aus Texten von verfolgten Schriftstellern verband, machte den Anfang.

So erfuhren die jungen Zuhörer/innen im vollbesetzten Stadtverordneten-Sitzungssaal von Gleichaltrigen, daß den Juden am Main das Leben schon in früheren Jahrhunderten schwer gemacht wurde. Seit dem 14. Jahrhundert, so klärten die Schüler/innen der Käthe-Kollwitz-Schule auf, lebten in Offenbach Juden. Von Diskriminierung zeugt ein Bericht aus dem Jahr 1699, der elf sogenannte "Schutzjuden" erwähnt. Dieser Schutzstatus, so die Schüler/innen, bedeutete ein grundsätzlich nur auf Zeit erteiltes Aufenthaltsrecht mit eingeschränkten Arbeitsmöglichkeiten und beinhaltete, daß regelmäßig ein Schutzgeld gezahlt werden mußte. Anfang des 18. Jahrhunderts besserte sich die Situation der Juden allmählich. Am 2. Januar 1708 erhielten die 30 jüdischen Familien in Offenbach die Erlaubnis, eine jüdische Gemeinde zu gründen, eine Synagoge einzurichten und einen eigenen Friedhof anzulegen.

Ein Beispiel für die frühe Verfolgung im 20. Jahrhundert gab ein Schreiben vom August 1908, in dem die Bürgermeisterei das großherzogliche Kreisamt um die Ausweisung von Ausländern bittet. Davon betroffen, so ergaben die Recherchen der Schüler/innen, waren vor allem polnische und russische Juden.

Zwei Monate nach der Machtergreifung, am 31. März 1933, forderte der Bürgermeister die städtischen Bediensteten bei Androhung von Strafe dann dazu auf, nicht mehr in jüdischen Geschäften zu kaufen. Daß es sich auch in Offenbach bei den Pogromen des 9. und 10. November 1938 keineswegs um spontane Aktionen der empörten Bevölkerung, sondern um befohlene Terrorakte handelte, versäumten die Schülerinnen nicht zu erwähnen: Um vier Uhr morgens, ist es exakt belegt, erhielt der Adjutant einer Offenbacher SA-Standarte den Anruf des Brigade-Führers Lucke aus Darmstadt, der ihm den Befehl erteilte, die Offenbacher Synagoge unter Schonung der Nachbargebäude zu zerstören.

Die Gestapostelle in Darmstadt organisierte den Abtransport der Juden aus Südhessen. Die meisten wurden direkt nach Auschwitz deportiert. Die letzten Offenbacher Juden, die sich nicht verstecken oder emigrieren konnten, wurden am 26. Februar 1943 abtransportiert.

Schon 1948, prangerten die Schüler/innen diesen "neuen heimlichen Rassismus" an, wurden auf dem alten Friedhof an der Friedhofstraße 60 Grabsteine jüdischer Gräber umgeworfen, das wiederholte sich auf dem Jüdischen Friedhof in Bürgel im Juni 1972 sowie im September und Dezember 1985, wo gar ganze Gräber ausgehoben wurden.

Die Klasse 6c der Schiller-Schule spannte den Bogen zum heutigen Offenbach. Paarweise spazierten die Schülerinnen und Schüler zur Stirnseite des Saales, entzündeten eine Kerze und stellten ihren Freund oder ihre Freundin in ihrer jeweiligen Muttersprache vor: ein buntes Sammelsurium der Sprachen und der Beitrag der jüngsten Teilnehmer/innen an diesem Gedenktag, das "multikulturelle" Offenbach in den Köpfen zu verankern.

Begleitet wurde dieser Gedenktag von einer Ausstellung im Foyer des Rathauses: Auf Stelltafeln setzten sich die Schüler/innen mit Ausgrenzung und Rassismus in Offenbach heute auseinander. Dazu gehörte ein Stadtplan, auf dem rassistische und neonazistische Graffiti vermerkt waren.

Heute, so erzählten die Schüler/innen zum Abschluß ihrer Lesung, ist die jüdische Gemeinde in Offenbach mit 924 Personen die stärkste Gemeinde im "Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen". Da in Hessen niemand automatisch Mitglied einer Gemeinde wird, gehe man davon aus, daß in Offenbach weitere 300 bis 400 Bürger jüdischen Glaubens leben, die sich "aus Angst vor Bedrohung und beruflichen Nachteilen nicht zu ihrem Glauben bekennen". fra

Lat mehr wert als Dollar Neues Erlebnis für Letten

Vor den Wechselstuben der lettischen Hauptstadt Riga bildeten sich lange Schlangen. Das kannten die Bürger von früher, wenn sie versucht hatten, ihre Rubel-Ersparnisse durch Umtausch in Hartwährung vor der Inflation zu schützen. Diesmal aber hielten die Wartenden Dollars in den Händen, wollten dafür lettisches Geld, und der Kurs der amerikanischen Währung sank von Stunde zu Stunde.

Ein Interview von Reichsbankchef Einar Repse in der Wirtschaftszeitung Dienas Bizness löste den Run aus. Der Geldhüter hatte die heimische Währung, die im vergangenen Sommer vom russischen Rubel abgekoppelt worden war, als "stark unterbewertet" bezeichnet. "Der Wechselkurs wird sinken", prophezeite Repse. "Das optimale Verhältnis liegt irgendwo zwischen 50 und 150 Rubel". Darauf hin ging in Riga das Gerücht um, der Reichsbankchef habe einen Dollarkurs von 50 Rubel angekündigt. "Ich wechsle alle Dollar, die meine Firma hat", sagte ein Geschäftsmann stellvertretend für viele, die bislang Westgeld horteten. Die überstürzten Verkäufe drückten den Dollar unter die von Experten für eine realistische Marke gehaltenen 120 Rubel und beschleunigten die Währungsreform.

Eigentlich hätte der Lat, das eigenständige lettische Geld, erst im Herbst in Umlauf kommen sollen. Nun aber meinte Repse: "Die Stabilität des lettischen Rubel erlaubt es uns, die eigene Währung jetzt schon einzuführen". Zunächst geschieht dies unter Beibehaltung des Lettenrubel, der als Übergangslösung geplant war, sich aber weit besser behauptete, als Kritiker erwarteten. War er ursprünglich nur geschaffen worden, weil in der Baltenrepublik Mangel an russischen Banknoten herrschte und man daher eigene Geldscheine drucken mußte, so erwies er sich stabiler als die zuvor gebrauchte russische Währung. Anfangs war der lettische Rubel genauso viel wert wie der russische. Inzwischen liegt das Umtauschverhältnis in Riga bei eins zu fünf.

Nun soll auch dieses Ersatzgeld nach und nach aus dem Verkehr gezogen werden. Seit Freitag gibt die Zentralbank den in Deutschland gedruckten und als fälschungssicher gepriesenen Lat aus. Mit Noten von fünf Lat machte sie den Anfang. Sie entsprechen 1000 Rubel; als Kleingeld bleiben die bisherigen Scheine vorerst im Umlauf. Ein lettischer Durchschnittslohn liegt künftig bei 40 Lat. Wer 100 Lat im Monat hat, ist "reich". Der Anfangskurs zur US-Währung lautet auf 1,32 Dollar, was den Letten ein ganz neues Gefühl vermittelt - auf einmal ist ihr Geld mehr wert als der Dollar.

Im Vergleich zum letzten Marktwert für den Lettenrubel ist der Lat dennoch eher niedrig bewertet, was ihm für die Umstellungsphase Spielraum gibt. Nun geht es für Zentralbank und Regierung darum, daß die Bürger Vertrauen in die eigene Währung schöpfen. Dabei schielt man auf Estland. Dort wurde im Juni die "Kroon" bei ihrer Einführung in einem Verhältnis von acht Kronen für eine Mark festgeschrieben und hat diesen Kurs seither gehalten. Estnische Kronen werden auch schon an den skandinavischen Devisenbörsen gehandelt. gam

"Ich war sieben Jahre nicht hier", sagt ein Libanese, der in Köln für die Bundespost Kabel verlegt: "Ich könnte weinen. Weißt du, was das einmal war - Beirut?"

Da bleibt nur die Mülltonne Farbbandkassetten fallen beim Recyceln durchs Raster

"Man recycelt ja den ganzen Tag", bekennt FR-Leserin Marita R. Immer wenn sie etwas in den Mülleimer werfen muß, was sich nicht mehr verwerten läßt, hat sie schon fast ein schlechtes Gewissen. So ging es Marita R. auch mit den Farbbandkassetten für elektrische Schreibmaschinen, die bei ihr im Büro anfallen. Wie die entsorgt werden können, war der FR-Leserin nicht klar. Bei der Lieferfirma hatte sie kein Glück: Die nahm das ausgediente Produkt nicht zurück. Marita R. vermutete nun, daß die Kassetten in die gelbe Tonne gehören, die seit Jahresbeginn nach und nach auch in Frankfurt aufgestellt werden.

Um sicher zu gehen, rief sie beim Amt für Abfallwirtschaft an. Dort gab man ihr "freundlich und ausführlich" Auskunft, doch das Ergebnis fand Marita R. "ärgerlich". Die Kassetten, so hieß es, solle sie in die Hausmülltonne werfen. Eine andere Möglichkeit der Entsorgung gebe es nicht. Warum ihr Plastik-Zubehör durch jedes Raster fällt, leuchtet der FR-Leserin nicht ein. Die Abfallberatung im Amt für Abfallwirtschaft bestätigt, daß "normale Farbbandkassetten" in den Hausmüll gehören. Sie werden jedoch auch von Recyclingfirmen angenommen, meint der stellvertretende Abteilungsleiter Alexander Stahr. Bei geringen Mengen, wie sie bei Marita R. anfallen, sei dies jedoch kaum praktikabel.

Auch mit der Herstellerfirma hat die FR-Leserin Pech. "Viele Hersteller", weiß Stahr, "nehmen die Kassetten mittlerweile wieder zurück." In dem geschilderten Fall führt jedoch kein Weg an der Hausmülltonne vorbei. Denn auch die gelbe Tonne kommt nicht in Frage. Sie ist, wie das Umweltdezernat schon mehrfach bekanntgegeben hat, lediglich für Verpackungsmüll aus Kunststoff, Metallen, und Verbundmaterialien gedacht. Nur bei sogenannten Tonerkassetten kann das Amt für Abfallwirtschaft ein Angebot machen. Sie können bei der Schadstoffsammlung abgegeben werden. Außerdem hält das Amt eine Liste mit Firmen bereit, die Tonerkassetten annehmen.

Stahr weist nochmals darauf hin, daß sich Bürger bei allen Fragen zur Entsorgung und zum Recycling von Müll an die Abteilung Abfallberatung wenden können. Sie ist unter der Telefonnummer 212 3-69 98 zu erreichen. vo

Billy Graham als Sprachrohr Live-Spektakel wird in die Rüsselsheimer Stadthalle übertragen

MAIN-TAUNUS-KREIS. Für Christen aus rund zehn europäischen Ländern soll die Essener Grugahalle von Mittwoch bis Sonntag, 17. bis 21. März, zum Nabel der Welt werden: Dort predigt der amerikanische Pastor Dr. Billy Graham, dessen Ansprachen live per Satellit und Großbildprojektion in über 1000 Städte übertragen werden. Zu den 300 Orten in Deutschland gehört die Rüsselsheimer Stadthalle, die für den Kreis Groß-Gerau und den Main-Taunus-Kreis der zentrale Veranstaltungspunkt sein will.

Das Medienspektakel unter dem Motto "Komm und erlebe Gottes Wort" wird organisiert vom Kuratorium "Pro Christ '93" und unterstützt auch durch von die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Wer den populistischen Pfarrer in Rüsselsheim erleben will, kann dies bei freiem Eintritt tun. Täglich um 19.30 Uhr beginnt während dieser fünf Tage dort ein halbstündiges musikalisches Vorprogramm, das Christen aus den örtlichen Gemeinden gestalten, ehe dann via Leinwand nach Essen umgeschaltet wird. Die Predigten des 73 Jahre alten Grahams werden simultan übersetzt. Auch aus der Grugahalle wird Musik erwartet, etwa von Cliff Richard.

Die Vorbereitungen für den Veranstaltungsort Rüsselsheim koordiniert ein lokaler Arbeitskreis von Pro Christ. Für dessen Vorsitzenden, Pastor Willi Krenz (Wicker), ist Graham ein Sprachrohr Gottes: "Wir hoffen auf Interesse und Offenheit, sich gerade heute etwas vom Schöpfer dieser Welt sagen zu lassen. Besonders Menschen, die einsam sind oder Leid erfahren haben, spüren, daß es Wichtigeres gibt als Wohlstand und Konsum." lis

In der Alten Mühle: Mit Musik von Bild zu Bild

BAD VILBEL. Zur musikalischen Bildbetrachtung lädt die Alte Mühle am Sonntag, 14. März, um 16 Uhr ein: Der Pianist Wolfgang Wagenhäuser spielt in der Reihe "Musik für alle" Modest Mussorgskijs "Bilder einer Ausstellung". Der 1953 geborene Pianist hat sich mit seinem Pallas-Trio bereits mehrere internationale Preise erspielt.

Kreisbevölkerung ist erneut angewachsen

WETTERAUKREIS. Die Bevölkerung des Wetteraukreises ist auch im ersten Halbjahr 1992 weiter gewachsen. Am 30. Juni wurden 272 536 Menschen gezählt, 2416 mehr als sechs Monate zuvor. Wieder ist der Zuwachs allein auf Wanderungsgewinne zurückzuführen, denn die Zahl der Gestorbenen war mit 1528 deutlich höher als die der Geborenen mit 1389, wie Kreispressesprecher Michael Elsaß mitteilt. 1991 war die Kreisbevölkerung um 5200 Personen angewachsen und im Jahr zuvor sogar um 5700.

Erstmals seit einigen Jahren verzeichneten im ersten Halbjahr 1992 einige Wetterauer Kommunen einen Bevölkerungsrückgang. Gedern verlor 79 Bürgerinnen und Bürger und zählte nur noch 7131, Wöllstadt schmolz um 32 auf 5442 zusammen, Glauburg um neun auf 3059.

Die größte Stadt im Wetteraukreis ist nach wie vor Bad Nauheim mit 28 916 Menschen. Sie ist zugleich auch die internationalste, denn 4155 Bürgerinnen und Bürger - also jeder siebte Kurstadtbewohner - hatten keinen deutschen Paß. Kreisweit wurden 23 694 ausländische Bürgerinnen und Bürger gezählt, das sind 8,7 Prozent.

Zweitgrößte Stadt ist weiterhin Bad Vilbel mit 25 600 Einwohnern, gefolgt von Friedberg mit 25 049 und Butzbach mit 23 063. Die fünftgrößte Stadt ist Karben mit 20 306 Menschen.

Die kleinste Gemeinde bleibt Kefenrod mit 2782 Einwohnern (plus 61), gefolgt von Hirzenhain mit 2934 (plus 27) und Glauburg mit 3059 (minus neun). ieb

Neue Fahrspuren erleichtern den Verkehr

BAD VILBEL. Die Stadt Frankfurt hat eine Planung vorgelegt, um die Alte Frankfurter Straße auf dem Heilsberg nicht weiter mit Besuchern des neuen Friedhofs Heiligenstock zu belasten. Wie Stadtrat Jörg Frank mitteilt, wird im Einmündungsbereich der Friedberger Straße (so heißt die Fortsetzung der Alten Frankfurter Straße auf Frankfurter Gemarkung) in die B 3 die Bundesstraße um eine Abbiege-Spur und um eine Einfädel-Spur erweitert. Das heißt, Friedhofsbesucher, die aus Richtung Bergen- Enkheim kommen, müssen nicht mehr über den Heilsberg und die Alte Frankfurter Straße fahren, sondern können künftig direkt von der B 3 in die Friedberger Straße zum Friedhof nach rechts abbiegen. Die weitere Spur erlaubt, daß Friedhofsbesucher künftig bei der Fahrt Richtung Friedberger Warte eine eigene Einfädelspur bekommen. Wie Frank weiter mitteilt, planen die Frankfurter außerdem eine Änderung der Ampelphase an der Kreuzung Friedberger Straße/B 3. Das heißt, daß Besucher des Heiligenstock-Friedhofs, die in Richtung Bad Vilbel oder Bergen-Enkheim wegfahren möchten, eine ausreichend bemessene Grünphase für das Linksabbiegen bekommen. hm

Kleine FR

Bürgertelefon HATTERSHEIM. Hansjürgen Sengstock wird für die Hattersheimer FDP am Mittwoch, 10. März, zwischen 18 und 19 Uhr am Bürgertelefon sitzen. Er ist unter der Rufnummer 0 61 90 / 42 94 zu erreichen.Vortrag über Paul Cezanne HOFHEIM. Das Werk von Paul Cezanne steht im Mittelpunkt eines Diavortrages, den Kunsthistorikerin Dr. Susanne Mauck am Mittwoch, 17. März, 20 Uhr, im Kleinen Kulturzentrum, Hauptstraße 38, hält. Dabei geht es auch um die Fahrten des Kunstvereins am 21. März und 9. April zur Cezanne-Ausstellung nach Tübingen.Fahrt nach Eisenach FLÖRSHEIM. Eisenach, die Wartburg, das Luther- und Bachhaus sind Ziele eines Ausflugs der evangelischen Kirchengemeinde Weilbach am Mittwoch, 5. Mai. Der Preis beträgt 46 Mark.

Informationen und Anmeldungen im Gemeindehaus unter der Rufnummer Tel. 0 61 45 / 3 23 24. Ausflug nach Schlesien HOFHEIM. Nach Schlesien fährt die evangelische Kirchengemeinde Lorsbach vom 5. bis zum 12. Juni. Neben zahlreichen Besichtigungen besteht auch die Möglichkeit zu Gesprächen mit Deutschen und Polen.

Informationen und Anmeldungen im Gemeindebüro unter der Rufnummer 0 61 92 / 51 38. Miss Daisy in Hofheim HOFHEIM. Lola Müthel, Robert Owens und Dirk Galuba sind am Mittwoch, 10. März, in der Stadthalle zu sehen. Von 20 Uhr an spielen sie in "Miss Daisy und der Chauffeur". Das Stück ist, nachdem es 1988 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde, auch erfolgreich verfilmt worden. Vier Oscars bekam die Kinoversion. In der Kreisstadt wird das Original als Kammerspiel gezeigt. Daisy Werthan, jüdische Witwe aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia, wird zunächst gegen ihren Willen vom schwarzen Witwer Hoke chauffiert. Zwischen den beiden wächst allmählich eine enge Beziehung.

Karten für 16 bis 20 Mark gibt es im städtischen Kulturamt in der Elisabethenstraße 3. Militärorchester HATTERSHEIM. Unter dem Motto "Musik kennt keine Grenzen" gastiert am Sonntag, 14. März, um 20 Uhr das Militärorchester der GUS-Truppen in der Stadthalle Hattersheim. Das Repertoire des ehemaligen Regimentsorchesters erstreckt sich vom russischen Volkslied über Polka, Dixilandklänge und Bigbandsound bis hin zu klassischen Ballettmelodien. Leiter des Orchesters ist der auch in Deutschland bekannte Felix Aranowskij. Im Vorverkauf kosten die Karten acht bis zehn Mark. Zu haben sind sie im Hattersheimer Kulturbüro (Telefon 0 61 90/ 80 82 28). Kultur auf 34 Seiten FLÖRSHEIM. Der Jahreszeit angepaßt erstrahlt der neue Flörsheimer "Tip" jetzt neu in frischem Grün. Auf 34 Seiten gibt's die komplette Flörsheimer Kultur für das nächste halbe Jahr. Neben kurzen Erläuterungen zu einzelnen Ereignissen ist zur besseren Übersicht in der Heftmitte ein Veranstaltungskalender eingelegt, der die Aktivitäten der Gruppen und Vereine auflistet. Höhepunkte diesmal: die Fahrt zur Cezanne-Ausstellung nach Tübingen und Jazz im Grünen.

MRHEIN-MAIN 17

Jo van Nelsen am Nierentisch Küsse unterm Gummibaum

BAD VILBEL. Treffsicher, komisch und politisch sind die Songs und Texte, aus denen Jo van Nelsen am Mittwoch, 17. März, 20.30 Uhr sein Programm "Küß' mich unterm Gummibaum" gestaltet. Ein Rückblick auf die Fünfziger, auf Lucky Strike und Liebe, Nierentisch und Wirtschaftswunder.

Aus dem Röhrenradio der Familie Wendig klingt Adenauers Versprechen von der waffenlosen Zukunft Deutschlands, während Sohn Alberts Herz unterm olivgrünen Bundeswehrdrillich für seinen Stubenkameraden Egon pocht. Begleitet wird van Nelsen am Flügel von Martin Lingnau, Regie führt Claudia Wehner.

Hier gibt es alles, was des Deutschen Herz begehrt Der Bazar von Slubice - oder: Wilder Westen im Osten Von Ute Frings (Slubice)

Schon wieder Mittwoch. Georg Kuczinski aus Berlin-Hohenschönhausen steigt in seinen orangefarbenen Trabant und fährt gen Osten. Dreimal die Woche die gleiche Tour; 80 Kilometer weit bis nach Frankfurt/Oder. In seinem vorigen Leben war er nur einmal in der ehemaligen Bezirksstadt gewesen, zu den Arbeiterfestspielen der DDR, 1987 oder 1988 muß das gewesen sein. Auch damals war die Kleist-Stadt voll, Kuczinski erinnert sich noch genau - aber mit heute kein Vergleich.

Das heißt, korrekt muß man schon sein: Damals liefen Tausende durch die Straßen, war die Stadt voller Leben. Heute stauen sich lediglich Autos: Richtung Oderbrücke, wo auch Kuczinski hin will, über die deutsch-polnische Grenze, die in der Mitte des Flusses verläuft, nach Slubice ins Nachbarland Polen. "Dammvorstadt", wie der ehemalige Frankfurter Stadtteil drüben bis 1945 geheißen hat, wäre Georg Kuczinski eigentlich noch immer lieber - aus politischen Gründen. Andererseits: Hätte man in Potsdam damals ein anderes Abkommen getroffen, existierten weder Slubice noch der "Bazar" der Stadt, und er hätte höchstwahrscheinlich mit seinen 50 Jahren auf dem Buckel noch immer keinen Kaviar gegessen. Den gönnt er sich jetzt regelmäßig, einmal im Monat.

Über 800 Stände drängen sich auf dem "Bazar" in Slubice, blaue Blechcontainer mit einer großen Lade, die aufgeklappt die Waren - grellbunte Plastikpullover und Plastikpalmen, Leberwurst und Butter, NSDAP-Abzeichen und Wehrmachts- Orden, einfach alles was die Herzen der Grenzgänger begehren - vor Regen und Sonne und nach Feierabend zugeklappt vor diebischen Langfingern schützen. Georg Kuczinski ist Stammkunde bei Frau oder "Pani" Marlewska und stolz auf seine Polnisch-Kenntnisse: dzien dobry - Guten Tag, prosze - bitte, dzienkuje - danke. Acht Mark kosten 113 Gramm Kaviar im Glas; 40 Mark müsse man in Deutschland dafür hinblättern; Frau Marlewska kennt sich da aus. "Ganz frisch ist er heute", versichert sie Kuczinski, ihr Lieferant aus dem Kaukasus habe die Ware erst vor ein paar Tagen vorbei gebracht. 1/93 ist als Produktionsdatum in den Blechdeckel gestanzt.

Kuczinski ist's zufrieden, schließlich kauft er nicht nur für den eigenen Genuß. Drei Gläser, daheim fürs Doppelte verkauft, ergeben eine Tankfüllung mit polnischem Benzin; da hat er die Fahrtkosten schon mal raus.

Holländischen Käse, aus Polen Wurst, Gurken und Pilze im Glas, ein halbes Pfund Butter für 90 Pfennig oder Eduscho-Kaffee für vier Mark das Pfund hat Frau Marlewska im Angebot. Kuczinski kauft ein - für den eigenen Haushalt und sein "Geschäft": Lebensmittel, Zigaretten, Jeans, Kristall, Musikkassetten - was seine "Kunden" bestellen. "Wer handelt, der lebt", sagt er. Kuczinski versucht den Satz auf polnisch zum Besten zu geben, doch das wird nichts. Pani Marlewska springt ein. Kuczinski hat die Liedzeile nicht vergessen: "Das haben die Polen während der deutschen Besatzungszeit gesungen - und auch danach." Kuczinski interpretiert: "Wer in der Scheiße steckt, muß eben sehen, wie er den Kopf raushält." Über den Daumen gepeilt sei hier alles um die Hälfte billiger, so komme er mit den 1200 Mark Vorruhestandsgeld ganz gut über die Runden.

Verlegenheitskaufleute sind auch die Marlewskis. Tag für Tag kommen sie aus dem 80 Kilometer entfernten Gorzow nach Slubice, zum "Bazar". Herr Marlewski ist eigentlich Schlosser, und in Gorzow hat er sich eine neue Werkstatt eingerichtet. Doch es lohne sich nicht, den Betrieb zu eröffnen, klagt Frau Marlewska - wegen der hohen Steuern. Der polnische Staat schröpfe den Mittelstand, die Steuer betrage über 50 Prozent, kein Wunder, daß es nicht vorwärts gehe. Ja, deshalb stünden sie hier, in Slubice.

Vier Millionen Zloty kostet die Standmiete; "es rentiert sich", sagt die Marktfrau. Konkrete Zahlen will sie nicht nennen. "Das Finanzamt, Sie verstehen." Alles habe jetzt auch seine Ordnung hier, nachdem die Stadt seit zwei Jahren den "Bazar" offiziell betreibe. Die Zahl der Stände sei reglementiert, und Männer vom städtischen Ordnungsamt - "Detektive" - laufen Streife, der Schwarzhändler und Diebe wegen.

Im Fenster der kleinen Amtsbude kleben reihenweise deutsche Ausweise, Reste einer stattlichen Zahl geklauter Brieftaschen. Flüchtlinge aus Rumänien oder Bulgarien, das "Gelobte Land" vor Augen, würden sich auf diese Weise das Geld für die "Schlepper" besorgen, heißt es. Wenn halt keiner helfe . . . "Letzte Woche hatten wir hier eine richtige Schießerei, mitten in der Stadt" - bei dem smarten Öffentlichkeitsreferenten im Slubicer Rathaus, Marcin Jablonski, klingt das, als ob er von einem Wirbelsturm berichtet; unangehm zwar, aber ein unvermeidliches Naturereignis. Wild-West in Ost. Die "Russen-Mafia" sei das gewesen, mutmaßt er.

Dabei hat das kleine Städtchen bis zum Fall der Mauer in der verlassenen Grenzregion dumpf vor sich hingedämmert. Geschossen wurde zwar auch, doch organisiert, im militärischen Warschauer- Pakt-Verband. Beim sozialistischen Aufbau hatte man die Gegend vergessen; hier wurde verteidigt, mehr nicht. Die Menschen sind nach dem Kriege aus dem Osten gekommen; Vertriebene, die in die leeren Häuser eingewiesen wurden; Heimatlose, die in der neuen Heimat nicht heimisch werden konnten. "Man wußte ja nie, was kommt", sagen die Alten. Die Jungen haben versucht von hier wegzukommen, nach Liegnica (Liegnit) oder Zielona Gora (Grünberg), dort gab es wenigstens Arbeit und eine Wohnung.

Doch das war einmal. Es war das alte Europa. Seit der deutschen Vereinigung ist Slubice, die letzte Bastion des armen Europa - dahinter beginnt das Reich der EG - zum Treff- und Umschlagspunkt internationaler Schieberbanden avanciert. Autodiebstähle sind an der Tagesordnung, ebenso wie das Zurücklassen von Autos - Schrottkarren und fast neuwertige der gehobenen Klasse gleichermaßen. "Bei letzteren", vermutet Jablonski, "handelt es sich um Versicherungsbetrügereien. Ein Problem für die polnische Seite", vor allem deshalb, weil es in Slubice keine Stellplätze mehr gebe.

Die Stadt platzt aus allen Nähten. Aus der Berliner Perspektive haben die Massen von Menschen und Autos, die sich hier tummeln, die Schmerzgrenze weit überschritten. Jablonski winkt ab: "Man gewöhnt sich an alles." Vor Feiertagen seien es bis zu 50 000 Einkäufer pro Tag, an normalen Wochenenden um die 20 000, die nach Slubice reisten, die meisten im Auto. Die 18 000 Einwohner schnappen im Abgasnebel nach Luft, zwängen sich an überall unzulässig geparkten Autos vorbei und zahlen in "ihren" Läden mehr als im übrigen Polen. Die Nachfrage der Deutschen ist der Grund dafür. Längst haben die Slubicer den Versuch aufgegeben, in einem der Restaurants einen Platz zu ergattern. Ein Mittagessen kostet umgerechnet drei Mark; so billig kriegt man seinen Bauch auf deutscher Seite nicht gefüllt. Daß das Leben in Slubice unter diesen Umständen unerträglich sein müsse, weist Jablonski zurück: "Wir haben auch Vorteile davon."

Der Slubicer "Bazar" ist der größte in Polen, Slubice eine der reichsten Kommunen im Land. Auch wenn man es noch nicht recht sieht, den Gehsteigen wie in alten Zeiten noch immer die meisten Platten fehlen, der Asphalt auf der Straße Wellen schlägt, der Putz an den Fassaden in Fetzen hängt: "Es geht aufwärts, mit riesen Schritten", versichert Jablonski. Die Gasleitungen sind erneuert, eine Mülldeponie angelegt, eine Kläranlage im Bau, das Büro des Bürgermeisters neu möbliert, und auch bei Marcin Jablonski wird gerade ausgemistet. Ohne den "Bazar" wäre das alles nicht möglich. Die Stadt prosperiert, kein Zweifel - nur das allein zählt. Deshalb haben die Gemeindevertreter beschlossen, demnächst einen zweiten Markt zu eröffnen. Es wird 500 bis 600 neue Stände geben, und ein paar Tausend Autos mehr. Marktwirtschaft pur. Die Einrichtung eines Pendelverkehrs per Bus zwischen Frankfurt/Oder und Slubice - ein Vorschlag der deutschen Nachbarn - lehnen die polnischen Stadtväter ab: 600 Slubicer Taxiunternehmer wollten auch leben, heißt es lapidar.

"Wir können nur auf uns selbst zählen", sagt Jablonski bestimmt. Zwar gebe es Pläne zuhauf: Euroregion, World Trade Center und und und. Die Deutschen in der Nachbarschaft würden eifrig um Unterstützung für deutsch-polnische Projekte werben, doch davon hätten immer nur sie die Vorteile. Nichtsdestotrotz sei "die Zusammenarbeit auf administrativer Ebene mit den Frankfurtern gut". Schließlich gingen auch die Polen zum Einkaufen schon mal über die Oder. Ja, nickt, Aleksandra Piasecka, Jablonskis Assistentin: "Wegen der Pampers, die gibt es bei uns nicht."

Lettischer Jugendchor gastiert in Butzbach

BUTZBACH. Der Jugendchor Fortius aus Riga in Lettland tritt gemeinsam mit dem Oberstufenchor der Weidigschule in Butzbach auf. Das Konzert ist am Mittwoch, 10. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus Butzbach, Gutenbergstraße 16. Die jungen Letten sind Gäste der Stadt. re

Jugendwerkstatt sitzt bald auf dem Trockenen Streichung der ABM-Mittel macht Entlassung von acht Kräften notwendig

HANAU. Ziemlich ratlos sind die Mitarbeiter der Jugendwerkstatt in der Bruchköbeler Landstraße angesichts der Kürzungen von Mitteln für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) im Arbeitsamt. Dem Beschäftigungsprojekt für erwerbslose Jugendliche fehlen plötzlich 290 000 Mark aus Zuschüssen der Bundesanstalt für Arbeit. Das sind rund 30 Prozent der gesamten Jahreseinkünfte der Werkstatt. Ihr Geschäftsführer Torsten Reinhardt sieht nun einige Arbeitsbereiche der Jugendwerkstatt, die jungen Arbeitslosen neue Berufs- und Lebensperspektiven eröffnen sollen, "massiv bedroht".

In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, daß dem Arbeitsamt Hanau in diesem Jahr nur noch 300 000 Mark an ABM-Mitteln für den gesamten Main-Kinzig-Kreis zur Verfügung stehen. 1992 waren es noch 3,8 Millionen Mark gewesen (die FR berichtete in ihrer Ausgabe vom 24. Februar). Durch die Kürzungen, die in Folge der Bonner Sparpolitik alle Arbeitsamtsbezirke treffen, sind einige hessische Jugendwerkstätten in ihrer Existenz bedroht.

Geschäftsführer Reinhardt wundert sich, daß von seiten der öffentlichen Jugendhilfe bisher keine Reaktion auf die massiven Kürzungen erfolgt sei. Die Jugendwerkstatt wünsche sich hier eine "stärkere Einmischung" des Jugendamtes sowie des hessischen Ministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit in Wiesbaden. Schließlich seien die "Pflichtaufgaben der Jugendhilfe" betroffen. Der Geschäftsführer fordert eine Rücknahme der Streichungen.

Gefährdet ist vor allem das Angebot der Jugendwerkstatt, über ABM-Mittel in der Altenhilfe tätig zu werden. Dieses Projekt, das derzeit sechs junge Frauen beschäftigt, wird ohne eine alternative Finanzierungsgrundlage wohl in diesem Jahr sein Ende finden. Die Verträge der Altenpflegerinnen laufen aus und können ohne zusätzliche finanzielle Hilfe nicht verlängert werden. Neue ABM-Stellen wird es hier ebenfalls nicht geben. Insgesamt entläßt die Jugendwerkstatt acht Mitarbeiter im Laufe des Jahres wieder in die Arbeitslosigkeit.

"Statt aktiver Arbeitsmarktpolitik werden wieder Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe finanziert werden", kritisiert Geschäftsführer Reinhard. Benachteiligten jungen Menschen werde damit die Chance auf gesellschaftliche Teilhabe verwehrt. gem

Ein Fall für Bella Blok

BAD VILBEL. Bella Blok, Privatdetektivin mit einer Vorliebe für Whisky und russische Lyrik, ist kein Fall zu brisant. Ebensowenig wie ihrer Schöpferin, der 56jährigen Hausfrau, Mutter und Krimiautorin Doris Gercke. Sie gilt als eine der erfolgreichsten deutschen Schriftstellerinnen ihres Genres. Aus ihren Werken "Weinschröter, du mußt hängen", "Nachsaison" und "Der Krieg, der Tod, die Pest" liest sie am Donnerstag, 18. März, um 20.30 Uhr in der Alten Mühle.

Thema S-Bahn: Rodgauer fahren nach Bonn

RODGAU. "Mit geballter Macht" wollen Vertreter der Stadt Rodgau mit Bürgermeister Paul Scherer und Stadtrat Alfred Schüler an der Spitze am Dienstag, 23. März, im Bonner Verkehrsministerium nachhaken, wie es um die Verwirklichung der S-Bahn bestellt ist.

Der Termin mit dem zuständigen Staatssekretär Carstens ist jetzt bestätigt worden.

Der Delegation werden auch die beiden CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Klaus Lippold und Dr. Alexander Warrikoff, die Landtagsabgeordneten Frank Lortz und Volker Hoff sowie der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Stadtparlament, Hans- Jürgen Lange, angehören. ttt

Luftmessungen Erst wieder Mitte April

MAINTAL. Die Luftmeßstation der Hessischen Landesanstalt für Umwelt (HLfU), die derzeit in der Breitscheidstraße in Maintal-Dörnigheim stationiert ist, wird erst etwa Mitte April wieder in Betrieb genommen.

Wie der Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Umwelt, Ralf Sachtleber, mitteilte, mußte die Station aufgrund von Bauarbeiten auf die andere Straßenseite verlegt werden. Dieser Ortswechsel erforderte neue technische Installationen.

"Konkret bedeutet dies, daß auch in den nächsten Wochen keine Luftmeßdaten aus dem Bereich Maintal vorliegen werden", bedauert Sachtleber. Normalerweise wird aus der HLfU in Wiesbaden täglich ein Fax mit den Luftmeßdaten aus Maintal an die Stadtverwaltung geschickt. Zudem werden die Daten in den Monatsberichten der Landesanstalt veröffentlicht. pom

Jugendliche drohten Behinderten Brachttaler Grüne: Niemand schritt gegen Aggressionen ein

BRACHTTAL. Behinderte waren die Opfer von Übergriffen aggressiver Jugendlicher in Brachttal, wie die Grünen berichteten. Deren Sprecher Gunther Dierl ist um so empörter über den Vorfall, der sich bereits am Faschingsdienstag im Saal Dies zutrug, als sich niemand für die angegriffenen Behinderten starkmachte.

Dierl erinnert an den Schweigemarsch vom 13. Februar unter dem Motto "Menschen sind wir alle", an dem sich 150 Brachttaler Bürger beteiligt hätten. "Viele andere hielten diese Demonstration für ein friedliches Miteinander am Ort für überflüssig", so Dierl, "denn sind wir nicht alle wohlwollende, tolerante Bürgerinnen und Bürger?"

Schon eine Woche später habe sich erwiesen, wie weit Anspruch und Wirklichkeit auseinanderliegen. Im Anschluß an den Faschingszug in Hellstein habe eine Gruppe von Behinderten den Wunsch gehabt, in der Gaststätte Dies mitzufeiern und mitzutanzen. Dierl: "Als sich der Saal jedoch füllte, wurden sie von einigen Jugendlichen aggressiv von der Tanzfläche gedrängt und verbal attackiert. Man machte ihnen deutlich, daß ,solche wie sie&rquote; im Festsaal fehl am Platze seien."

Jemand habe die für die Behinderten zur Bedrohung umgeschlagene Situation dadurch unterstrichen, "daß er einer der Frauen an den Busen grapschte. Niemand erhob Einspruch." Niedergeschlagen hätten die Betroffenen den Saal verlassen. Dierl: "Menschen sind wir alle. Aber wo blieb die vielfach beschworene Zivilcourage der schweigenden Mehrheit?" lex

amnesty informiert über Situation in der Türkei

HANAU. "Türkei - Urlaubsland mit Schattenseiten" ist der Titel eines Informationsabends, den die Hanauer Gruppe der Gefangenenhilfsorganisation amnesty international am Dienstag, 9. März, ab 20 Uhr im Hanauer VHS-Gebäude (Philippsruher Allee 22) anbietet.

Seit dem Frühsommer 1991 erhält amnesty nach eigenen Angaben Berichte über staatliche Morde in der Türkei "in ungekanntem Ausmaß". In besonderem Maße seien Journalisten gefährdet, die versuchten, Menschenrechtsverletzungen durch die Sicherheitskräfte aufzudecken und zu veröffentlichen. him

Stadtteil-Fenster

Mit einem Heringsessen und Tanz verabschiedet sich die Fastnacht am Freitag, 12. März, 20 Uhr, im Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller-Platz. Kartenreservierungen: Titus Thermen, Angela Reisert, Tel. 9 58 05-3 20. ks/10

Über Ausländergemeinden in Frankfurt spricht am Beispiel einer koreanischen Gemeinde Pfarrer Oh-Sung Kwon am Dienstag, 16. März, 20 Uhr, in der Ev. Französisch-Reformierten Gemeinde, Eschersheimer Landstraße 393. ks/10

Die Freie Bildungsstätte "der hof" lädt zu zwei Seminaren ein: "Backen und Kochen für das Osterfest" am Freitag, 12. März (20 Uhr), und Sonntag, 13. März (von 9 bis 14 Uhr), sowie Eurythmie und Sprachgestaltung zum Thema "Drei Elemente" (Beginn ist am Freitag, 12. März, 20 Uhr). Anmeldungen sind erforderlich: Alt-Niederursel 42-51, 6000 Frankfurt am Main 50, Tel. 57 50 78. ks/10

Ein Strandkorb für den Schrebergarten

Ausstellung im Palmengarten eröffnet

Der Mann im Strandkorb hat einen Pelzmantel an. Wie sonst sollte er im Freien über die Runden kommen? Ähnlich geht es der Frau am Blumenstand. Auch sie trägt einen dicken Lammfellmantel. Sie bietet innerhalb der Ausstellung "du und dein garten '93", die jetzt im Palmengarten eröffnet wurde, erste Tulpen im Topf, Hyazinthen, Azaleen, Stiefmütterchen und Osterglocken an.

Apropos Strandkörbe: Sie sind voll im Trend und nicht eben billig. 5000 Mark kostet eine "Luxusausgabe" mit Naturholzgeflecht. Etwa 2000 Mark sind noch für den billigsten zu berappen.

Kälte hin, Kälte her: Schon am Nachmittag strömten gestern die Menschen zu Hunderten durch das Ausstellungsgelände mit den fünf Hallen. Ob Stehleitern aller Größen, ob Markisen, Brunnen, Gartenhäuser, Platten und Verbundsteine für Terrassen, ob Gartenmöbel (Teakholz ist verboten, im nächsten Jahr sollen sogar alle Tropenhölzer draußen vor bleiben, sagen die Veranstalter), ob Gartengeräte, Rasenmäher und Häckselmaschinen: Da werden alle Wünsche erfüllt.

In den Hallen ist es gemütlich warm. Ganze Berge Blumenzwiebeln, manche groß wie eine Männerfaust, werden verkauft, wunderschöne Orchideen leuchten in vielen Farben, ein Gewürzstand verbreitet alle Düfte Arabiens. In einem Mini-Fachwerkdorf mit Tischen und Bänken als "Marktplatz" können deftige Brotzeiten oder warme Mahlzeiten verzehrt werden.

Es soll aber nicht nur verkauft werden. Der Landesverband Gartenbau bietet unter dem Stichwort "i" wie Information täglich um 14.30 Uhr Fachvorträge an. Gestern ging es um die Bedeutung von Zimmerpflanzen in der Wohnung oder im Büro. Wer kranke Pflanzen hat, kann eine Probe (einen Zweig oder Wurzelproben) mitbringen, Fachleute geben Auskunft über die Ursachen. Sinnvoll ist auch das Modell einer Zisterne: Zunehmend sind Kleingärtner daran interessiert, Regen aufzufangen. Da sind Betonschalen mit schwarzer Folie und Schutzvlies ausgestatt, die Pumpe holt das kostbare Regennaß dann beliebig heraus.

Zum Schluß nochmal der Hinweis auf das "Grüne Telefon": Es ist täglich unter (069) 74 11 111 zu erreichen, dort gibt es - bis zum Schlußtag, 14. März - nähere Auskünfte und fachliche Ratschläge. -vau

Namen+Notizen

PETER HÄHN, Friedberger Unternehmer, ist neuer Vorsitzender des Vorstands der Wirtschaftsjunioren der Industrie- und Handelskammer Friedberg. Er löst ROBERT HOFMANN ab, der sich als Mitglied des Landesvorstandes Hessen zukünftig besonders um das Ressort "Schule-Wirtschaft" kümmern will. Neu im Vorstand ist auch JOACHIM BLECHER aus Friedberg, der das Amt von GEORG STEINHAUER aus Rockenberg übernahm.Malkurse für Kinder in der Schirn Kunsthalle

Die Schirn Kunsthalle Frankfurt bietet im April und Mai wieder Malkurse für Kinder an, diesmal sollen sie mit den Werken Frida Kahlos bekannt machen. Es gibt Kurse für Sechs- bis Achtjährige und für Neun- bis Elfjährige (Beginn 29. März und 27. April), sie dauern ungefähr einen Monat. Die Kurse kosten 20 Mark, das Malmaterial stellt die Schirn. Anmeldung unter (069) /29 98 82-18. fr

Ausstellungen

Offenbach. Klingspor-Museum, Herrnstraße 80: bis 14. März geschlossen.

Stadtmuseum, Parkstraße 60: Spielzeug im Wandel der Zeit (bis 11. April); sowie: Offenbacher Handwerk und Kunsthandwerk (bis auf weiteres); Dauerausstellungen: Offenbacher Fayencen sowie Alois Senefelder und die Notenfabrique André; dienstags, donnerstags bis sonntags, 10 bis 17 Uhr, mittwochs 14 bis 20 Uhr.

Stadtarchiv, Herrnstraße 61: Alt-Offenbacher Originale, montags bis donnerstags 8 bis 12 und 13.30 bis 17.30 Uhr, freitags 8 bis 14 Uhr, bis 31. März.

Stadtbücherei, Herrnstraße: Fotoausstellung von Ernst Vogt: Die Drusen in Israel und im Golan - eine Minderheit? (bis 27. März); sowie: Buchausstellung - Türkei (bis 17. Mai), zu den Bücherei-Öffnungszeiten. Rathaus-Foyer, Berliner Straße: Sucht sind immer die Anderen - Plakatausstellung zur Suchtprävention (bis 26. 3.); sowie: Deutsche und Russen in zwei Jahrhunderten - Nicht nur Gegner (bis 20. März), zu den Rathaus-Öffnungszeiten. Städtische Galerie, Kaiserstraße 99: Glaskunst aus Lauscha - Kunst und Handwerk, di. bis fr. 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr, bis 3. April.

Artothek, Kaiserstraße 99: Dauerausstellung regionaler Künstler; Bilderausleihe dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr.

Atelier unterm Dach, Kaiserstraße 40: Werke von Philip Dubuquoy, dienstags und donnerstag 15 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 14 Uhr, bis 27. März.

Frei-religiöse Gemeinde, Schillerplatz 1: Menschenbilder von Reiner Emrich, während der Öffnungszeiten des Gemeindeamtes, bis 18. April.

Dietzenbach. Rathaus-Foyer: Werke von Barbara Wilz, Hildegard Sörgel-Warwel und Boris Warwel, zu den Rathaus- Öffnungszeiten, bis 26. März.

Dreieich. Dreieich-Museum, Dreieichenhain, Fahrgasse 52: Halma-Staat - Eine kleine Welt aus Halma-Figuren; sowie: Die Werkstatt des Harnischmachers - Zur Geschichte der Plattnerkunst, dienstags bis freitags 9 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, bis 11. März.

Bürgerhaus Sprendlingen, Fichtestraße: Fotoausstellung - Plätze Europas, täglich 17 bis 19 Uhr, sonntags von 10 bis 12 Uhr, bis 14. März.

Stadtbücherei Sprendlingen: Bilder von Angelika Schwind, verlängert bis 26. März (Skulpturen bis 16. März).

Café an der Stadtbücherei, Fichtestraße 50: Werke von Reiner Emrich, zu den Café-Öffnungszeiten, bis Mitte März.

Egelsbach. Rathaus-Foyer: Montagskreis der offenen Seniorenarbeit stellt aus, bis Ende März.

Fahrzeug-Veteranen-Museum im Bahnhof: Deutsche Fahrräder und Motorräder der 50er und 60er Jahre; So., 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr.

Heusenstamm. Galerie Rekus, Ludwigstr. 7: Aquarelle von Eri M. A. Foerster, montags und donnerstags 17 bis 20 Uhr, samstags 11 bis 15 Uhr, bis 3. April.

Atelier Seidel-Rembrücken, Friedhofstr. 1: Zeichen-Buchstaben von Hanne Herden, mittwochs 11 bis 19 Uhr, freitags 14 bis 18 Uhr, bis 2. April.

Heimatmuseum im historischen Torbau, Schloßstraße: Neuanordnung der Sammlungen/Vorstellung neuer Exponate, sonntags 10 bis 12 Uhr.

Langen. Altes Rathaus, Wilhelm- Leuschner-Platz 3: Geöffnet dienstags und mittwochs 17 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr, Öffnungszeiten gelten auch für das Museum für Zeitgenössische Glasmalerei.

Foyer des Rathauses: DBV-Naturschutzbund: Gefährdung der Brutvögel im Kreis Offenbach, zu den Rathaus-Öffnungszeiten, bis 12. März.

Restaurant Merzenmühle: Dauerausstellung mit Arbeiten des Langener Malers und Graphikers Eginhard Schick, zu den Restaurant-Öffnungszeiten.

Mühlheim. Stadtmuseum, Marktstraße: Werke von Jutta Ingeborg Kurtz, Mi. und So. 14 bis 17 Uhr, bis 28. März.

Neu-Isenburg. Haus zum Löwen, Löwengasse 24: bis 15. März geschlossen.

Galerie Patio, Waldstraße 115: Rolf Kissel: Kontexturen - Zeichnungscollagen, freitags 19 bis 22 Uhr, samstags 16 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 13 Uhr, bis 19. März.

Galerie Sinntrotz, Mainstr. 54: Henning Mittendorf - Zwischenbilder, dienstags bis freitags 15 bis 19 Uhr, bis 28. März.

Quartier IV, Luisenstraße 18: Werke von Inge Jost, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis 8. April.

Hotel Kempinski Gravenbruch: Werke von Annegrete Henke-Reinarz, zu den bekannten Öffnungszeiten, bis Ende März.

Zeppelinmuseum in Zeppelinheim, Kapitän-Lehmann-Straße 2: Freitag, Samstag und Sonntag, 9 bis 17 Uhr.

Rödermark. Urberacher Töpfermuseum, Bachgasse 28: Traditionelles örtliches Kunsthandwerk, So., 10 bis 12 Uhr.

Ausstellungsraum der Stadtbücherei: 100 Jahre Volkschor 1893 Ober-Roden, zu den Bücherei-Öffnungszeiten.

Sammelteller-Museum, Johann-Friedrich-Böttger-Straße 1: Ständige Ausstellung der Porzellan-Sammlung, sonntags bis freitags 10 bis 15 Uhr.

Seligenstadt. Galerie des Kunstforums, Frankfurter Straße 13: Christiana Crüger - Malerei, donnerstags 16 bis 20 Uhr, samstags, sonntags und feiertags 14 bis 18 Uhr, bis 7. März.

Rathaus: Fotoausstellung der Jugendpflege: Berlin - Durch das Auge der Kamera, während der Rathaus-Öffnungszeiten bis 12. März.

Führungen in der früheren Benediktiner-Abtei, 10 bis 17 Uhr, zu jeder vollen Stunde (außer 12 Uhr).

Galerie im Keller, Uhlandstraße 14: Aquarelle, Ölbilder und Holzschnitte von Klaus Dittrich.

Groß-Umstadt. Pfälzer Schloß: Mi., 16 bis 18 Uhr, Sa. + So. 11 bis 19 Uhr.

Museum Gruberhof; Regional- und Weinbaumuseum, Raibacher Tal 22: Geöffnet sonntags 10 bis 18 Uhr.

Otzberg. Museum Otzberg und Veste Otzberg, Bismarckstr. 2: Vom Feigenblatt zum Body - Kulturgeschichte der Herrenunterwäsche (bis 13. März); Holzspielzeug aus Jugoslawien und Sammlung zur Volkskunde in Hessen; Mi. und Sa., 14 und 17 Uhr, So., 10 bis 17 Uhr.

Spielzeugmuseum, Lengfeld, Altes Rathaus: Mühlenmodell; hessische Trachtenpuppen, sonntags 14 bis 17 Uhr.

Odenwälder Kunstkabinett, Hanauer Gasse 3: mittwochs und samstags 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr.

(Ohne Gewähr)

Einzelergebnisse In Walldorf ist die CDU stärkste Partei

MÖRFELDEN-WALLDORF. SPD und Grüne haben in der Stadt rechnerisch die Möglichkeit, ihre Koalition fortzusetzen. Aber: Mörfelden und Walldorf zeigen unterschiedliche Stimmungsbilder.

Die Sozialdemokraten haben in Mörfelden weniger Stimmen verloren (minus 1,9 Prozentpunkte) als in Walldorf (minus 3,4). Die CDU wurde dort stärkste Partei, kam auf ein Plus von 3,7 (gegen über 2,5 Prozentpunkten in Mörfelden). Die Grünen gewannen in Mörfelden hinzu (plus 0,1) und verloren in Walldorf (minus 1,5).

Die DKP / Offene Liste verbesserte sich in Walldorf (plus 1,0) und schaffte dort nach eigenem Bekunden erstmals stadtteilweit den Sprung über fünf Prozent; in Mörfelden blieb sie trotz Verlusten drittstärkste Kraft (minus 1,1). Die FDP legte in Mörfelden (plus 0,5) zu, blieb aber in allen Wahlbezirken unter fünf Prozent, im Gegensatz zu Walldorf (plus 0,3), wo sie in den Wahlbezirken achtmal über und zweimal unter fünf Prozent lag. STADTTEIL-ERGEBNISSE

Mörfelden: SPD 45,0 Prozent (1989: 46,9 Prozent). CDU 23,6 (21,1). FDP 3,0 (2,5). Grüne 12,9 (12,8). DKP / Offene Liste 15,5 (16,6).

Walldorf: SPD 38,1 (41,5). CDU 34,6 (30,9). Grüne 15,9 (17,4). FDP 5,7 (5,4). DKP / Offene Liste 5,8 (4,8).

Unterschiedlich wie die Stadtteilergebnisse ist auch das Erscheinungsbild von Wahlbezirk zu Wahlbezirk (WB): PARTEI-ERGEBNISSE

SPD: Sie schwankt zwischen 49,2 Prozent (WB 12) und 20,9 Prozent (WB 8). In drei der 19 Stimmbezirken (inklusive Briefwahl) verbuchte sie Zugewinne; die meisten (plus 1,7) im WB 1. Den größten Rückgang gab es im WB 7 (minus 8,2).

CDU: Die meisten Prozente (53,9) erhielt sie im WB 8, die wenigsten (16,3) im WB 12. In zwei der 19 Bezirke gab es einen Rückgang: jeweils 0,5 Prozentpunkte in den Bezirken 7 und 17. Den größten Zuwachs gab es im WB 13 (plus 5,4).

Grüne: Ihr Wahlergebnis schwankt zwischen 18,6 Prozent (WB 18) und 9,0 (Briefwahl Mörfelden). Im WB 7 gab es den größten Zugewinn (plus 5,7), im WB 6 den meisten Verlust (minus 3,7). In sechs der 19 Bezirke legten die Grünen zu.

FDP: Sie lag zwischen 9,6 Prozent (WB 8) und 1,9 (WB 8). In zwölf Wahlbezirken verbesserte sie ihr Ergebnis, am meisten im Wahlbezirk 7 (plus 3,2). Einmal blieb die Prozentzahl konstant, sechsmal war sie schlechter als 1989. Im WB 8 war der größte Rückgang (minus 2,4).

DKP / Offene Liste: Ihre Hochburg liegt im Wahlbezirk 12 (20,3 Prozent), das schlechteste Ergebnis (3,0) im WB 8. In vier der Walldorfer Bezirke lag sie über, in sechs unter fünf Prozent. Den größten Zugewinn gab es im WB 9 (plus 3,3), den meisten Verlust im WB 18 (minus 5,2). NACH WAHLBEZIRKEN

WB 1 Kita Elsa-Brandström-Straße: SPD 39,6 Prozent (1989: 38,1 Prozent). CDU 31,7 (30,6). Grüne 16,9 (18,7). FDP 5,2 (7,1). DKP / Offene Liste: 6,6 (5,4).

WB 2 Waldenserschule: SPD 40,1 (43,9). CDU 30,5 (25,6). Grüne 16,0 (19,3). FDP 5,0 (4,2). DKP / Offene Liste 8,5 (7,2).

WB 3 Waldenserschule: SPD 38,5 (44,6). CDU 30,7 (27,8). Grüne 18,0 (17,8). FDP 5,6 (4,7). DKP / Offene Liste 7,2 (5,1).

WB 4 Waldenserschule: SPD 46,4 (49,7). CDU 28,9 (24,7). Grüne 15,3 (18,0). FDP 4,3 (3,0). DKP / Offene Liste: 5,2 (4,6).

WB 5 Kita Okrifteler Straße: SPD 43,0 (47,0). CDU 30,6 (25,9). Grüne 17,2 (17,4). FDP 4,3 (3,7). DKP / Offene Liste 4,9 (5,9).

WB 6 Kita Treburer Straße: SPD 41,5 (42,6). CDU 32,5 (28,8). Grüne 13,7 (17,4). FDP 5,4 (5,4). DKP / Offene Liste: 6,9 (5,8).

WB 7 Kita Otto-Hahn-Straße: SPD 39,0 (47,2). CDU 30,9 (31,4). Grüne 18,3 (12,6). FDP 6,9 (3,7). DKP / Offene Liste 4,9 (5,1).

WB 8 Kita Elsa-Brändström-Straße: SPD 20,9 (21,5). CDU 53,9 (50,0). Grüne 12,6 (15,5). FDP 9,6 (12,0). DKP / Offene Liste 3,0 (1,0).

WB 9 Waldenserschule: SPD 33,8 (36,8). CDU 37,9 (34,5). Grüne 17,4 (20,6). FDP 6,3 (6,9). DKP / Offene Liste 4,6 (1,3).

Briefwahl Walldorf: SPD 31,7 (35,9). CDU 44,4 (36,7). Grüne 14,1 (17,6). FDP 5,6 (6,4). DKP / Offene Liste 4,3 (3,5).

WB 11 Kita Parkstraße: SPD 43,8 (46,8) CDU 24,1 (21,6). Grüne 14,1 (12,1). FDP 2,9 (1,7). DKP / Offene Liste 15,8 (17,5).

WB 12 Albert-Schweitzer-Schule: SPD 49,2 (51,0). CDU 16,3 (12,9). Grüne 11,7 (11,9). FDP 2,5 (1,4). DKP / Offene Liste 20,3 (22,8).

WB 13 Albert-Schweitzer-Schule: SPD 43,7 (49,5). CDU 24,5 (19,1). Grüne 12,4 (11,7). FDP 2,8 (2,3). DKP / Offene Liste 16,7 (17,3).

WB 14 Albert-Schweitzer Schule: SPD 47,4 (49,3). CDU 16,7 (15,5). Grüne 14,1 (12,2). FDP 2,3 (2,0). DKP / Offene Liste 19,5 (20,9).

WB 15 Bürgermeister-Klingler-Schule: SPD 45,5 (44,6). CDU 22,9 (21,4). Grüne 13,2 (16,3). FDP 2,5 (2,0). DKP / Offene Liste 16,0 (15,7).

WB 16 Bürgermeister-Klingler-Schule: SPD 44,3 (45,3). CDU 26,6 (23,3). Grüne 10,9 (12,6). FDP 4,3 (4,4). DKP / Offene Liste 13,9 (14,5).

WB 17 Bürgermeister-Klingler-Schule: SPD 43,5 (46,7. CDU 28,1 (28,6). Grüne 11,4 (11,5). FDP 4,7 (4,1). DKP / Offene Liste 12,3 (9,2).

WB 18 Kita Parkstraße: SPD 42,7 (44,1). CDU 27,1 (23,5). Grüne 18,6 (14,8). FDP 1,9 (2,9). DKP / Offene Liste 9,6 (14,8).

Briefwahl Mörfelden: SPD 44,7 (43,6). CDU 29,5 (27,9). Grüne 9,0 (12,4). FDP 3,4 (2,2). DKP / Offene Liste 13,3 (13,9). lis

Grüne an Koalition interessiert Bedingung: Nein zur Ortsumgehung / SPD verliert, CDU gewinnt

MÖRFELDEN-WALLDORF. In der zweitgrößten Kommune im Kreis Groß- Gerau haben SPD und Grüne nach der Wahl am Sonntag ihre rechnerische Mehrheit im Stadtparlament behalten. Zwar blieben die Sozialdemokraten stärkste Partei, rutschten aber gegenüber 1989 um 2,7 Prozentpunkte ab: 41,3 Prozent ergeben für sie nun 19 statt bisher 21 Sitze. Die Grünen verloren 0,7 Prozentpunkte, stellen mit 14,6 Prozent aber weiterhin sieben Stadtverordnete.

Gewinnerin war die CDU, die 3,1 Prozentpunkte zulegte und mit 29,5 Prozent auf 14 Sitze kommt - zwei mehr als bisher. Die DKP / Offene Liste behält fünf Mandate, indem sie 10,2 Prozent erreichte - das sind 0,1 Prozentpunkte weniger als 1989, als eine reine DKP-Liste zur Wahl antrat. Die FDP, seit 16 Jahren nicht mehr im Stadtparlament vertreten, legte 0,3 Prozentpunkte zu, verfehlte mit 4,4 Prozent aber erneut die zum Einzug notwendigen fünf Prozent.

Die Grünen zeigten sich "hocherfreut" über ihr Wahlergebnis. Die Wähler und Wählerinnen hätten erkannt, daß die parteiinternen Auseinandersetzungen der letzten Monate zur Streitkultur der Grünen gehören, erklärte Jörg Blöcher. Spitzenkandidatin Ursula Kuppert sah einen "Bonus, weil wir als einzige nein zur Südumgehung gesagt haben". Dieser Standpunkt sei unverrückbar, aber: "Wir bieten der SPD Koalitionsgespräche an." Eine Koalition unter Ausklammerung dieses umstrittenen Straßenprojektes in Mörfelden, das die SPD befürwortet, hält Kuppert trotzdem für "diskutierbar".

Für die Sozialdemokraten wollte der bisherige Fraktionschef Werner Schmidt am Wahlabend keine Aussage über mögliche Bündnisse treffen. Auch CDU-Spitzenkandidatin Ursula Jung hielt sich bedeckt und antwortete auf die Frage, ob eine große Koalition mit der SPD denkbar sei: "Darüber wird noch zu reden sein." Für die DKP / Offene Liste bekräftigte Spitzenkandidat Gerhard Schulmeyer, die vor der Wahl angekündigte Rolle: "Opposition, dabei bleibt es."

Werner Schmidt führte die Stimmenverluste der SPD vor allem auf die niedrige Wahlbeteiligung zurück, die in Mörfelden-Walldorf 68,6 Prozent betrug, gegenüber 76,0 Prozent vor vier Jahren. Für die CDU befand Ursula Jung: "Es hat sich gelohnt, daß wir kommunalpolitische Themen hervorgehoben und Abstand zur Bundespolitik genommen haben." lis

Unter Anleitung Fastenkur für Frauen

NIDDA. Eine Fastenkur mit Anleitung bietet der Frauen-Notruf in Nidda-Borsdorf ab 19. März an. Interessierte Frauen treffen sich um 19 Uhr in der Weiherstraße 12 zum Kennenlernen. Für die darauffolgende Woche sind tägliche Treffen geplant. Die Seminarleitung hat Ruth Grothepaß-Schmitz. Für den Kurs sind 80 Mark zu zahlen. Nähere Informationen gibt es wochentags von 10 bis 12 Uhr unter Tel. 0 60 43 / 44 71 beim Frauen-Notruf.Niedergeschlagenheit bei SPD und FDP CDU, Grüne und DKP / Offene Liste sind dagegen mit ihren Wahlergebnissen zufrieden

MÖRFELDEN-WALLDORF. Hans-Jürgen Vorndran, Vorsitzender des SPD- Ortsverbandes, machte am Wahlabend aus der Enttäuschung über das Wahlergebnis seiner Partei kein Hehl: "Ich hatte gedacht, wir könnten das Ergebnis halten, vielleicht sogar etwas zulegen." Daß die Sozialdemokraten um 2,7 Prozentpunkte auf 41,3 Prozent zurückfallen würden, damit hatte er nicht gerechnet. "Die niedrige Wahlbeteiligung hat uns kaputt gemacht."

Der bisherige Fraktionschef Werner Schmidt bemühte sich, das Positive zu sehen: Die SPD-Verluste vor Ort seien bedauerlich, aber niedriger als im Landestrend; für ihn ein Indiz, "daß wir doch ein passable Kommunalpolitik gemacht haben". Für Schmidt hat sich in der Stadt "politisch nichts geändert - es gibt keine Mehrheit gegen die SPD", die weiter stärkste Fraktion im Stadtparlament ist.

Gestern beriet der SPD-Ortsvorstand das Wahlergebnis. Heute soll sich die Fraktion konstituieren und besprechen, wie die Zusammenarbeit mit anderen Parteien aussehen kann. In der auslaufenden Legislaturperiode hatte die SPD mit den Grünen koaliert, ein Bündnis, das in den letzten Wochen an der unterschiedlichen Haltung zur Ortsumgehung Mörfelden auseinandergegangen war. Die Grünen treffen sich am Donnerstag, 20 Uhr, im Bürgerhaus zur Wahlanalyse.

Für die grüne Spitzenkandidatin Ursula Kuppert kam das Abschneiden ihrer Partei, die 14,3 Prozent erzielte, nicht überraschend: "Der grüne Knatsch hatte nicht die Bedeutung, die ihr eine Handvoll Leute beibemessen haben." Der grüne Wahlslogan "Neue Namen für unsere Stadt" sei angenommen worden. Andere Grüne räumten ein, daß sie mit größeren Stimmenverlusten als jenen 0,7 Prozentpunkten gerechnet hatten. Kuppert bot der SPD Koalitionsgespräche an, die aber "nicht mehr so leicht werden wie vor vier Jahren".

Überrascht vom Abschneiden der Grünen war Werner Schmidt (SPD): "Den Grünen wird offenbar sehr viel mehr verziehen, wenn sie zu Brüchen in der Politik neigen." Hätte sich die SPD im vergangenen halben Jahr ein solches Verhalten erlaubt, "wäre das für uns absolut tödlich gewesen". Auch die CDU-Spitzenkandidatin Ursula Jung hatte das gute Ergebnis der Grünen nicht erwartet: Der Hoechst-Unfall habe hier wohl eine große Mobilisierung bewirkt. Eine Einschätzung, die Kuppert nicht teilte.

Über die 29,5 Prozent ihrer eigenen Partei zeigte sich Ursula Jung "sehr glücklich", konnten die örtlichen Christdemokraten doch entgegen dem Landestrend ihrer Partei hinzugewinnen (3,7 Prozentpunkte). Das erste Wahlziel, die absolute Mehrheit der SPD zu verhindern, sei erreicht worden. Das zweite Ziel, die DKP unter fünf Prozent zu halten, sei nicht eingetreten.

Ursula Jung wollte nicht ausschließen, daß das günstige Abschneiden der Christdemokraten auch darauf zurückzuführen ist, daß sie ihre Kandidatur als Bürgermeisterin vor der Kommunalwahl angekündigt hatte. Aus Gesprächen mit Bürgern wisse sie, daß manche die beiden unterschiedlichen Wahlen wohl nicht auseinanderhalten konnten, "auch wenn die Kommunalwahl indirekt schon mit der Bürgermeisterwahl zu tun hat". Daß die CDU eine große Koalition mit der SPD will, schloß Jung nicht aus.

Für die DKP / Offene Liste zeigte sich Herbert J. Oswald "zufrieden" mit den erreichten 10,2 Prozent, die ein Minus von 0,1 Prozentpunkten bedeuten. Plakate wie "Damit die Etablierten nicht unter sich bleiben" seien verstanden worden. Die Wähler und Wählerinnen hätten es honoriert, daß die DKP - im Gegensatz zu 1989 - diesmal als Offene Liste angetreten sei. "Den Rechten wurde eine Abfuhr erteilt."

Gerhard Schulmeyer (DKP/Offene Liste) zeigte sich dennoch besorgt über das Abschneiden der Republikaner, die in Mörfelden-Walldorf 9,6 Prozent Stimmen für den Kreistag erhielten: "Das muß uns allen zu denken geben, Positionen der demokratischen Parteien gemeinsam zu vertreten." Auch Sprecher von SPD, CDU, Grünen und FDP werteten den Einzug der Republikaner in den Kreistag als besorgniserregend. Angesichts ihrer drastischen Zugewinne, dem wachsenden Anteil an Nichtwählern und ungültigen Stimmen sowie dem stabilen Ergebnis der DKP stellt sich für Werner Schmidt (SPD) "die Frage, ob die Demokratie überhaupt noch funktioniert".

Jörg Peters, Schatzmeister der FDP, kommentierte das Abschneiden seiner Partei knapp: "Schock, Sprachlosigkeit, aber nicht überraschend." Mit 4,4 Prozent verfehlten die Liberalen trotz einem Zuwachs von 0,3 Prozentpunkten abermals den Sprung ins Stadtparlament, dem sie seit 16 Jahren nicht mehr angehören. Was Peters dabei verwundert: Vor der Wahl 1989 hätte die FDP viel getan und Stimmen verloren, diesmal habe "es eine selbstauferlegte Ruhepause" gegeben. "Wir haben weniger getan und mehr Stimmen bekommen." JÜRGEN GELIS

Fahrgäste fühlen sich bedroht Berliner Studie über Gewalt in Bussen und Bahnen

Von unserer Mitarbeiterin Kathrin Schmieder

BERLIN. 7. März. Jeder vierte Fahrgast in Berlin hat bereits Gewalt in S- und U-Bahnen oder Bussen erfahren, jeder dritte fühlt sich bei Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel "manchmal oder häufig" bedroht, zwei Drittel "selten oder nie". Das sind Ergebnisse einer Umfrage von Studenten der Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik Berlin. Im Oktober 1992 befragten sie auf U- und S-Bahnhöfen sowie an Bushaltestellen vor allem der westlichen Innenstadt 265 Fahrgäste, die nach ihren Angaben repräsentativ für Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel in Berlin sind und diese regelmäßig nutzen.

Nach Meinung der meisten Fahrgäste hat die Aggression in Bussen und Bahnen in letzter Zeit zugenommen. Am häufigsten geht Gewalt nach Meinung der Befragten von männlichen Jugendlichen, deutschen wie ausländischen, aus. Gestörte Familienverhältnisse, Gewaltdarstellungen in den Medien, Gruppenzwang, der Mutproben verlangt, und Probleme im Zusammenleben zwischen In- und Ausländern werden als wichtigste Gründe für die Gewalt genannt.

Überraschendes Ergebnis der Studie: Unter 30jährige fühlen sich erheblich häufiger bedroht als Ältere. Noch nie persönlich bedroht gefühlt hat sich aus der Gruppe der unter 30jährigen nur jeder siebte, aus der Gruppe der über 30jährigen aber jeder dritte. Fazit: "Gewalt in Bussen und Bahnen wird von den Fahrgästen eher als Jugendgewalt erlebt."

Auf die Frage, wie der Gewalt am besten begegnet werden könne, sagten neun von zehn Fahrgästen, es sollten mehr Kontakte zwischen Menschen verschiedenen Alters geschaffen werden. Auf mehr gegenseitige Hilfe und mehr Zivilcourage hoffen ebensoviele. Besonders die weiblichen Befragten sprechen sich für mehr Wachpersonal, weniger Gewaltdarstellungen in den Medien und einen besonderen "Frauenwagen" aus.

Faustballgemeinschaft Isenburg/Zeppelinheim Aufsteiger in die Verbandsliga Selbst die Bad Homburger Angstgegner hatten keine Chance

In der heimischen Sporthalle in Zeppelinheim sicherten sich die Faustballer der FG Zeppelinheim den Meistertitel der Bezirksliga Mitte und steigen in die Verbandsliga auf. In souveräner Manier absolvierte das Team von Coach Günter Heyne den abschließenden Spieltag: Sie erspielten fünf Siege und hielten Verfolger TV Kesselstadt hierdurch auf Distanz.

Die Kesselstädter, die drei Punkte weniger als die Faustballgemeinschaft verbuchen, müssen sich mit Rang zwei begnügen, obwohl sie den Zeppelinheimern zum Ende des Vorjahres die einzige Saison-Niederlage beigebracht hatten.

Am Abschlußtag zeigten die Zeppelinheimer keine Angst vor ihren sonstigen Angstgegnern aus Bad Homburg. Gegen Bad Homburg I (32:15) und Bad Homburg II (27:14) setzte sich das Team um den sicheren Schlagmann Michael Gruber deutlich durch. Auch die beiden Tabellenletzten, die TSG Fechenheim (23:17) und der TV Bergen-Enkheim (28:14), bereiteten den Gastgebern keinerlei Probleme. Etwas knapper ging es gegen die TG Offenbach zu, die ihren lange verletzten Schlagmann Schüssler ins Rennen warf. Eine gute Mannschaftsleistung der Zeppelinheimer war nötig, um die Offenbacher mit 21:18 zu besiegen. Die TG Offenbach schloß die Saison auf dem siebten Rang ab.

Mit nur einer Niederlage, einem Remis und 14 Siegen sicherte sich die Faustballgemeinschaft, die aus dem TV Neu-Isenburg und TuS Zeppelinheim rekrutiert, den angepeilten Aufstieg in die Verbandsliga. Die Isenburger verbuchen in ihrer Klasse die mit Abstand wenigsten Gegenpunkte und konnte auf einer soliden Abwehrarbeit ihren Erfolg aufbauen. Der Abschlußtag stellte für die Faustballer die Krönung einer wunschgemäßen Saison dar. Für besondere Freude sorgte einmal mehr der Erfolg über Bad Homburg, denn in deren Reihen spielt der frühere FG-Angreifer Manfred Wolk, was stets für besondere Brisanz sorgt. Auf "Wolke sieben" schwebten an diesem Tag jedoch die Isenburger.

FG ISENBURG-ZEPPELINHEIM: Michael Gruber, Dieter Jordan, Karl-Heinz Gruber, Thomas Jordan, Rudolf Müller.

ABSCHLUSSTABELLE DER FAUSTBALL- BEZIRKSLIGA MITTE: 1. FG Isenburg-Zeppelinheim 29:3 Punkte/422:259 Spielpunkte, 2. TV Kesselstadt I 26:6/434:330, 3. HTG Bad Homburg II 20:12/381:321, 4. TV Kesselstadt II 17:15/365:347, 5. TS Bischofsheim 16:16/369:366, 6. HTG Bad Homburg I 14:18/351:394, 7. TG Offenbach 12:20/323:389, 8. TSG Fechenheim 8:24/318:392, 9. TV Bergen-Enkheim 2:30/293:458. ina

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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 1 49 59, Leonhardstr. 16.

Lebenshilfe: Beratung für Eltern von Risikokindern und entwicklungsverzögerten Kindern, 10-12 Uhr, Hauptstr. 27-29, Fauerbach.

Deutsche Friedensgesellschaft, Vereinigte Kriegsdienstgegner: Beratung für Kriegsdienstverweigerer und Zivildienstleistende, 20 Uhr, Literatur-Café.

LVA: Sprechstunde, 8-12 Uhr, Beratungsstelle Hanauer Str. 30.

Frauenamt des Wetteraukreises: offene Sprechst. 8.30-14 Uhr, Leonhardstr. 7.

Aids-Beratung des Gesundheitsamtes, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 832 96.

Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 14-17 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses, Sprechstunden: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Straße 1c, Telefon 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung, 15.30 Uhr Vortrag: Salze regeln unser Leben; 16.10 Uhr Kurseelsorge: Gespräch über Tod und Trauer; 17-20.30 Uhr Rückenschule.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: Verbraucherberatung, 15-18 Uhr, Rechtsberatung 16-18 Uhr, Frankfurter Straße 34.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Sprechstunde, 9-12 Uhr, Frankfurter Str. 85, Tel. 0 61 01 / 882 19.

Bürgeraktive: Treffen der Selbsthilfe- Gruppe der "Dicken", 19 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Seniorenclub Bürgerzentrum, Tel. 0 60 39 / 481 39.

Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.

Caritas-Verband Gießen: Mobile Beratungsstelle, 18-19 Uhr, Wernher-von- Braun-Str. 41, Groß-Karben.

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung, 14.30-16.30 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22. Kulturmix Bad Nauheim. Theater am Kurfürstendamm: "Die Kaktusblüte" v. J. P. Barillet, 19.30 Uhr, Kurhaus. Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 14-17 Uhr, Große Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.

Bad Nauheim. DRK: Bereitschaftsabend, 20 Uhr, DRK-Heim.

FFW: Übung / Unterricht, 19.45 Uhr, Stützpunkt.

Gesangverein Frohsinn: Chorprobe, 20 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.

Jagdclub: Jägerstammtisch 20 Uhr, Schützenhaus.

Johanniter Unfallhilfe: Treffen d. Jugendlichen, 17.30-18.30 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.

Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Blücher Str.

Verein für Briefmarkenfreunde: Tauschabend, 20 Uhr, Altes Rathaus.

DLRG: Treffen, 18 Uhr, Usa-Wellenbad.

Bad Vilbel. Jugendpflege: Spiel- u. Basteltreffs f. Schulkinder bis 12 J. - Kernstadt: 14-18 Uhr, Spielhaus Berkers- heimer Weg; Dortelweil: 14.30 - 17.30 Uhr, Altes Rathaus; Treff f. Kinder v. 12-15 J.: Kernstadt: Jugendhaus Saalburgstr, ab 12 Uhr; Massenheim: 16-18 Uhr, Altes Rathaus; Gronau, ab 15 Uhr, Altes Rathaus.

Jugendclub Massenheim: Spiel- und Basteltreff f. Kinder v. 6-12 J., 14.30-17.30 Uhr; Treff f. Schüler ab 12 J., 15.30-18.30 Uhr; f. Jugendliche ab 16 J. 19-22 Uhr, Kirchstr. Massenheim.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).

TV Handball: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Turnhalle Feststraße.

Jagdclub St. Hubertus: Treffen, Gaststätte Hanauer Hof.

Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: offenes Eltern-Baby-Treffen, 10-11.30 Uhr, J.-S.-Bach-Str. 26.

Schützengesellschaft 1410: Geselliges Montagabendschießen, 19.30 Uhr, Schützenhalle. VdK Ortsgruppe: Stammtisch, 14 Uhr, Gasthaus Sommerlad.

Photo-Club: Treffen, , 19.30 Uhr, Kirchplatz 13.

Karben. Mütterzentrum: Zwergentreff II (Mütter mit Kindern v. 2-2,5 J.), 15.30-17.30 Uhr; Babytreff II (Mütter mit Kindern v. 6 Mon. bis zum Beginn des Laufalters), 15.30-17.30 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.

Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a. d. Altenstadthalle.

Hegering: Versammlung, 20 Uhr, Gaststätte Kautz Oberau.

Gedern UBG: Bürgerstammtisch, 20 Uhr, Gaststätte Stöhrbalser. Internationaler Frauentag Friedberg. Frauenzentrumsverein: Aktion Lila Montag - Frauen machen blau (lila), Frauenfrühstück um 10 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).

Alle Frauen sind herzlich eingeladen, das Frauenamt im Landratsamt zu besuchen, vormittags.

DGB: Veranstaltung zum 8. März, 20 Uhr, Dorheim.

Butzbach. Mahnwache gegen Mißbrauch der Frauen im ehemaligen Jugoslawien, 17.30 Uhr, Marktplatz (bitte Kerzen mitbringen).

Karben. Mütterzentrum: Aktion Lila Montag (siehe Friedberg), Frauenfrühstück, 9.30 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben. Vorträge / Kurse Friedberg. Volksbildungsverein: Dia- Vortrag "Görlitz und die Oberlausitz" v. Dr. R. Reimann, 19.30 Uhr, Bibliothekszentrum Augustinergasse 8.

Bad Nauheim. Naturheilverein: Kochkurs "Leckeres aus Sprossen", Kursbeginn, 19 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche.

Bad Vilbel. Ev. Heilig-Geist-Gemeinde: Diskussionsveranstaltung "Esoterik als Herausforderung der Kirchen", 19.30 Uhr, I.-Kant-Str. 12.

Niddatal. DBV Umweltwerkstatt Wetterau: Dia-Vortrag über naturverträgliche Landbewirtschaftung und Direktvermarktung, 19.30 Uhr, Wirtsgasse 1 Assenheim. Karben. KVHS: Vortrag "Die Ängste der Kinder", 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum. Nidda. Kurverwaltung: Dia-Vortrag "Auf den Spuren der Goldgräber" v. W. Fiolka, 19.30 Uhr, Parksaal Bad Salzhausen.Verschiedenes Bad Nauheim. Friedrichs internationale Damenmode, 15.30 Uhr, Kurhaus. Abfallsammlung Butzbach. Abfuhr der gelben Säcke in Kernstadt. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle Bruchenbrücken (bis 30. März).

Bad Nauheim. Wolfgang Pospischil - Gemälde, Trinkkuranlage (bis 14. März). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Sneakers - die Lautlosen (15, 20.15 Uhr) - Blende: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Alarmstufe Rot (20.15 Uhr) - Studio: Der kleene Punker (15 Uhr); Dracula (20.15 Uhr) - Keller: Kein Pardon (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Stalingrad (19 Uhr).

Bad Vilbel. Alte Mühle: Bodyguard (17.45 Uhr); Ich bin meine eigene Frau (20.15 Uhr).

Butzbach. Capitol: Stalingrad (20 Uhr) - Bambi: Candyman (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr) - Princess: Alarmstufe Rot (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Der letzte Mohikaner (19.45 Uhr); Bitter Moon (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche (19.30 Uhr); Malcolm X (21 Uhr). (ohne Gewähr)

Wir gratulieren

Auguste Dambmann, Spessartstr. 25, Wehrheim, zum 85. Geburtstag.

Brüder-Grimm-Lauf vom 4. bis 6. Juni

MAIN-KINZIG-KREIS. Auch in diesem Jahr veranstaltet der Main- Kinzig-Kreis wieder den internationalen Brüder-Grimm-Lauf von Hanau nach Steinau. Termin ist der 4. bis 6. Juni.

Die Läuferinnen und Läufer haben an drei Tagen in fünf Etappen 80,5 Kilometer zurückzulegen. Im vergangenen Jahr war das Feld - es setzte sich aus Sportlern aus allen Regionen Deutschlands zusammen - 400 Teilnehmer stark.

Ausschreibungsunterlagen für interessierte Teilnehmer können ab sofort unter folgender Adresse angefordert werden: Kreisausschuß des Main- Kinzig-Kreises, Abteilung Sport und Freizeit, Barbarossastraße 16-18, 6460 Gelnhausen (Telefon: 0 60 51 / 8 54 58). hok

Widerspenstige Wechselbälger Hans Gratzer inszeniert das Musical "The Sound of Music"

WIEN. Kapitän Georg von Trapp ist in dem Rodgers/Hammerstein-Musical "The Sound of Music" ein ordnungsliebender Pater familiae, der seinen Haushalt - sieben Kinder, der Hausdiener Franz und die Hausdame Frau Schmidt - nach seiner Pfeife tanzen läßt. Jedem ist ein Signal zugewiesen, wie im Morsealphabet aus kurzen und langen Pfiffen zusammengesetzt. Schwester Maria, von ihrer Oberin als Erzieherin in die Trapp-Familie beordert, widersetzt sich der Pfeife des Kapitäns. Sie beschäftigt die Kinder mit Musik und gibt dem Kapitän Halt, als er in Gewissensnot gerät.

Die Nazis wollen ihn in ihre Dienste nehmen, sie bedrängen ihn von allen Seiten. Sein Freund Max Dettweiler ist ebenso wie sein Hausdiener und der Postbote, in den seine älteste Tochter verknallt ist, ein Illegaler, seine Verlobte, die Baronin Elsa Schrader drängt ihn zum Kompromiß. Wäre nicht Schwester Maria ein Engel, in den man sich verlieben muß, erginge es den Trapps schlecht. Doch der Kapitän erkennt, wo sein Glück ist, heiratet nicht die Baronin, sondern Schwester Maria, und die Familie entflieht den Nazis Richtung USA.

Robert Wise hat 1965 das Musical verfilmt, mit Julie Andrews als Schwester Maria, der Film hat 70 Millionen Dollar eingespielt und das Österreich-Bild der Amerikaner geprägt - ein Land, in dem die Bevölkerung singend alle Widrigkeiten bewältigt. Hans Gratzer umgeht in seiner Produktion der österreichischen Erstaufführung einfallsreich die Tücken des Sujets: Oscar Hammersteins Songs erklingen Englisch, nur die Sprechtexte wurden ins Deutsche übersetzt.

Das Österreich-Klischee des Films bricht er gleich mehrfach: In Hans Kraemers Pop-Art-Bühnenbild findet man Folkloristisches nur als satirische Anspielung, die cartoon-artigen Szenen beziehen ihren Charme aus einer mehrfachen Pastiche. Beatrice Frey als Baronin Elsa Schrader und Silvia Fenz als Frau Schmidt, die Hausdame, bringen in ihre Rollengestaltung Elemente des Slap- Stick wie der Screw-Ball-Comedy ein, Thomas Stroux ist ein gravitätischer Patriarch, Anita Eberwein als Schwester Maria bringt Broadway-Praxis mit.

Die Inszenierung ironisiert das Broadway-Stereotyp des Musicals, wahrt jedoch in musikalischer Hinsicht die Broadway-Professionalität, wenn auch die Orchestrierung aus Kostengründen auf eine Bearbeitung für zwei Klaviere reduziert ist. Gratzer widersteht auch der Versuchung der plakativen Aktualisierung. Die Nazis werden nicht direkt apostrophiert, anstatt der Hakenkreuze tragen sie schwarze Runen auf braunem Grund, sie heben nicht die ausgestreckte Hand, sondern eine geballte Faust, mit der sie sich zuvor auf die Brust trommeln, wie Affen in ihrem Imponiergehabe. Sie sind lächerlich und gefährlich.

Die wahre Geschichte freilich übertrifft an Pointen das Musical, für das die Memoiren der Baronin Trapp als Vorlage dienten. Kapitän Georg von Trapp, mit dem Maria-Theresia-Orden ausgezeichnet, weil es dem von ihm kommandierten U-Boot gelungen war, den französischen Panzerkreuzer "Leon Gambetta" zu versenken, hatte reich geheiratet, seine erste Frau war die Tochter des englischen Großindustriellen und Erfinders des U-Boot-Torpedos John Whitehead.

Dann ging die Bank in Zell am See, wo das Vermögen der inzwischen verstorbenen Agathe von Trapp, geb. Whitehead, angelegt war, pleite und der zehnköpfige Chor sang nicht mehr zum Vergnügen, sondern des Erwerbs wegen. Als der Kapitän 1938 nach dem Anschluß ein Angebot, der deutschen Marine zu dienen, ausschlug und der mittlerweile europaweit gefragte Chor - sieben Kinder aus der ersten, zwei aus der zweiten Ehe und die neue Ehefrau selbst - es ablehnte, dem Führer ein Ständchen zu bringen, emigrierte die Trapp-Familie in die Vereinigten Staaten, wo der Chor bis zu seiner Auflösung 1956 erfolgreich war.

Daß Gratzer die Kinderschar nicht als harmonisch-süßliches Ensemble auftreten läßt, sondern als widerspenstige Wechselbälger, gekleidet in bonbonrosa Kostümen anstatt in Tiroler Tracht, bringt etwas von der Situation in die Inszenierung ein, in der sich die Familie in den USA befunden hat. Denn da waren die Kinder keine Teenager mehr, sondern Erwachsene, die sich dem Chor-Drill und dem Erfolgszwang widersetzen.

Gratzer hat bisher seinen Spielplan ausschließlich mit Uraufführungen und deutschsprachigen Erstaufführungen junger österreichischer und amerikanischer Dramatiker gestaltet. Die Entdeckung etwa Werner Schwabs geht auf sein Konto. Weder das Publikum noch die Subventionsgeber haben Gratzer die Konsequenz gedankt, mit der er bisher sein Programm realisiert hat. "The Sound of Music" müßte dem Schauspielhaus jene Publikumsresonanz verschaffen, die bisher ausgeblieben ist. PAUL KRUNTORAD

Süchtige Gesellschaft?

KARBEN. "Leben wir in einer süchtigen Gesellschaft?" ist das Thema eines VHS-Kursus, der am Dienstag, 15. Juni, um 20 Uhr im Bürgerhaus Petterweil unter Leitung von Lutz Illhardt beginnt.

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Kinos Hanau. Arabella: Sneakers - Die Lautlosen (15.15, 17.30, 20 Uhr).

Central: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr).

C'est la vie: Kein Pardon (15.30, 18, 20.30 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Alarmstufe: Rot (14.30, 17, 20 Uhr).

Kino II: Der Duft der Frauen (14.45, 20.15 Uhr).

Kino III: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Bitter Moon (17.30, 20.30 Uhr).

Palette: Bodyguard (15, 17.30, 20.15 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Der letzte Mohikaner (19.45 Uhr); Bitter Moon (22 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Theater: Woody Allen's "Spiel's nochmal Sam" (20 Uhr).

Zeitlos: Alarmstufe: Rot (19.45 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Der kleene Punker (15.30 Uhr); Kein Pardon (20.30).

Casino: Alarmstufe: Rot. Kulturmix Hanau. Im Literaturtelefon (0 61 81 / 2 41 41) wird ein Auszug aus Heinrich Bölls Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann" verlesen.

"Die Kaktusblüte", Komödie von Pierre Barillet und Jean-Pierre Gredy, 20 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad. Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28,9, 15 und 19 Uhr Nähkurse, 8.30 und 18.30 Uhr Strickmaschinenkursus, 9 und 10.35 Uhr Spiel- und Lerngruppen für Kinder, 9.15 und 10.45 Uhr Bewegung und Spiel für Babys, 14.15 Uhr Bewegung und Musik für Kinder, 15.30 Uhr "Ich komme in die Schule", 18.30 und 20.15 Uhr Vorbereitung auf die Geburt, 19.30 Uhr Gymnastik nach der Geburt, 18 Uhr Italienisch für Frauen.

Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4, Telefon 2 23 12: 9 und 10 Uhr Gymnastik für Frauen, 9 Uhr Seidenmalerei, 9.15 Uhr "Ermutigung, ein Weg im Umgang mit sich selbst und mit anderen", 9.30 Uhr Spielkreis, 15 Uhr Turnen für Kinder, 15 Uhr Seniorentanz, 15 Uhr Schwälmer Stickerei, 15.30 Uhr Vorbereitung für Schulanfänger, 15.30 Uhr Miniclub, 16 und 17 Uhr Turnen für Eltern mit Kindern, 17.30 Uhr Ikebana, 19 Uhr Geburtsvorbereitung für Paare, 19.30 Uhr "Puppen zum Liebhaben", 20 Uhr "Trotzalter = 2 Jahre = 13 kg geballte Energie", 20 Uhr "Loslassen und sich selber finden". Parteien/Parlamente Hanau. Treffen der Falken in der Sozialistischen Jugend Deutschlands, 16 Uhr Nachbarschaftshaus Tümpelgarten.

Maintal. Öffentliche Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, 18 Uhr Rathaus Bischofsheim. Beratung/Selbsthilfe Hanau. Sprechstunde pro familia 9 bis 12 Uhr Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 15 bis 17 Uhr, Telefon 1 58 56.

Beratung für Frauen und Mädchen durch den Verein Frauen helfen Frauen bei Trennung, Scheidung, Beziehungs- und Partnerschaftsproblemen, sowie bei psychischer und physischer Mißhandlung, Telefon 2 68 67.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.

Sprechstunde der "Lawine", Beratungsstelle für Betroffene von sexuellem Mißbrauch, 14 bis 16 Uhr Nürnberger Straße 11, Telefon 25 66 02.

Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks 10 bis 14 Uhr Gustav-Hoch-Straße 10, Telefon 80 98 24.

Treff für Jugendliche in Berufsnot 17 bis 19 Uhr offener Treff, Bruchköbeler Landstraße 39a, Telefon 8 48 00.

Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses (Ökumenische Nichtseßhaftenhilfe), 7 bis 19 Uhr, ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.

Hanauer Hilfe, Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten, 9 bis 12 Uhr Salzstraße 11, Telefon 0 61 81 / 2 48 71 oder 2 20 26.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung, 9 bis 17 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.

Erlensee. Treffen der Selbsthilfe Körperbehinderter, 15 Uhr Erlenhalle.

Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS, 9 bis 12 uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.

Schlüchtern. "Rosengarten", Kontakt- und Beratungsstelle für Menschen mit seelischen Problemen, 9 bis 12 und 15 bis 20 Uhr, Weitzelstr. 11, Tel. 0 66 61 / 7 14 14. Initiativen/Organisationen Hanau. Gesprächskreis des IAF Verbandes bi-nationaler Familien- und Partnerschaften, 19.30 Uhr Café Zeitlos (gegenüber Goldschmiedehaus), Kontakt-Telefon 0 61 82 / 2 76 07.

Treffen des Aktionskreises gegen Rassismus, 20 Uhr im Türkischen Arbeiterverein, Alfred-Delp-Straße 10.

Verschiedenes Hanau. Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 9 und 10 Uhr Frauengymnastik im Gemeindezentrum Waldsiedlung, 15 Uhr Töpfern, 14.30 Uhr Kinder-Hobbythek, 20 Uhr Kochgruppe Mutter-Kind-Treff im Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 15 Uhr FAN 70 Schülercafé im Teehaus Marienstraße.

Bürgerkeller Großauheim, 10 Uhr Mütter-Väter-Kinder-Treff, 20 Uhr Theatergruppe für Erwachsene, altes Bürgerhaus. Maintal. Frauentreff, 20 Uhr Bürgerhaus Hochstadt.

Seniorengymnastik 9.15 und 10.3 Uhr Bürgerhaus Bischofsheim.

Evangelische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, 15 Uhr Maxi- Club; Hobbythek: 9 Uhr Nähkursus, 19.15 Uhr Patchwork, 19.30 Uhr Zeichnen/ Aquarell.

Jugendzentrum Hermann-Löns-Straße 2a, Dörnigheim, 16 bis 20 Uhr offenes Haus mit Disco.

Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 10 Uhr Mutter-Kind- Spielgruppe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 18 Uhr offener Spieleflur.

Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstraße 2, 8 bis 12 Uhr Kindergarten, 14 Uhr Frühmusikalische Erziehung für Kinder ab 4 Jahren, 15 Uhr Mutter-Kind-Gruppe.

Bruchköbel. Filmabend: "Wenn die Berge erzittern", 20 Uhr im evangelischen Gemeindezentrum.

Evangelische Kirchengemeinde, 9 Uhr Spiel-Bewegungsgruppe, 9.3 Uhr Krabbelgruppe, 16 Uhr Kindergruppe für Sieben- bis Neunjährige.

Nidderau. Frauentreff, 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Windecken.

Schöneck. Spielgruppe des Eltern- Kind-Vereins Struwwelpeter, 15.30 bis 17.30 Uhr Spielgruppe für Kinder bis Kindergartenalter, evangelisches Gemeindehaus Büdesheim.

Langenselbold. Evangelische Kirchengemeinde, 15 Uhr Spielkiste für Kinder, 20 Uhr Elterngesprächskreis, Gemeindezentrum. Seniorennachmittag, 14.30 Uhr Haus Gründautal.

Der Schwimmbadbus führt ab 15 Uhr von allen Bushaltestellen ins Hallenbad Erlensee, Rückfahrt 17.30 Uhr.

Rodenbach. Hanauer Single Treff, 20 Uhr Hanauer Landstraße 31, (Gaststätte Da Raffaele).

Evangelische Kirchengemeinde Buchbergstraße 6, 9 Uhr Nähkursus, 9.30 Uhr Frauengesprächskreis.

Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße 15 bis 21 Uhr.

Gelnhausen. Wissens- und Hobbybörse in der Selbsthilfekontaktstelle 14 bis 18 Uhr, Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 0 60 51 / 7 53 00.

Frauenzentrum Kuhgasse 8, 14.30 Uhr Treff ausländischer Frauen mit Kinderbetreuung.Willkommen sind alle, "die sich einmischen wollen"

GROSSKROTZENBURG. Unter dem Motto "Was alle angeht, soll auch von allen entschieden werden" steht am Donnerstag, 11. März, ab 18 Uhr eine Versammlung im Großkrotzenburger Jugendzentrum. Themen auf der Tagesordung sind unter anderem die Außengestaltung des Gebäudes, der geplante "Tag der offenen Tür" sowie die Jugendkulturtage, der Thekendienst und weitere Aktionen für die Monate April und Mai.

Herzlich willkommen sind alle Leute, "die sich einmischen wollen". jur

DOKUMENTATION 5

Wer will Volkstänze aus Kroatien sehen?

MAIN-KINZIG-KREIS. Zwei Volkstanzgruppen aus dem Partnerkreis Kutina in Kroatien suchen Auftrittsmöglichkeiten im Main-Kinzig-Kreis. Denkbar sind Auftritte bei Vereinsjubiläen, Volksfesten oder ähnlichem.

Landrat Karl Eyerkaufer bittet deswegen Städte und Gemeinden, Vereine und kulturelle Initiativen, entsprechende Möglichkeiten zu prüfen. Als Ansprechpartner und Vermittler fungiert die Kulturabteilung des Main-Kinzig-Kreises in Gelnhausen, Barbarossastraße 16 bis 18, Telefon 06051 / 85 - 225. are

Häuser schon abgerissen - doch die Öresund-Brücke wackelt

Auf der Kopenhagener Insel Amager wurden in den letzten Wochen Dutzende von Villen dem Erdboden gleichgemacht. Sie sollen der Autobahn Platz machen, die um die Jahrhundertwende Dänemark mit Schweden verbinden soll. Zwischen den beiden Nachbarländern liegt der Öresund, und über diese Meeresstraße wollen Dänen und Schweden eine Brücke schlagen. Aus Kopenhagen und dem schwedischen Malmö soll "Örestad" werden, die Stadt am Öresund, ein wirtschaftliches Kraft- und Konsumzentrum mit zwei Millionen Menschen; eine Wachstumsregion im Ostseeraum. So ist es ausgemacht, so ist es beschlossen. Doch die Brücke über den Sund macht den Politikern wieder einmal Kopfzerbrechen.

Als im Sommer 1991 Regierungen und Parlamente in Dänemark und Schweden dem Brückenprojekt zugestimmt hatten, war dem Beschluß ein jahrzehntelanges Hin und Her vorausgegangen. Doch zuletzt hatte die Industrie- und Autofahrerlobby den Widerstand von Umweltschützern, denen vor dem erhöhten Verkehrsaufkommen graute, niedergetrommelt. Daß die beiden Länder eine internationale Expertenkommission einsetzten, die die Umweltkonsequenzen prüfen sollte, war eher eine Alibihandlung: die Experten hatten nur das beschlossene Projekt zu untersuchen. Alternativen waren nicht gefragt.

Umso böser war die Überraschung für die Regierungen, als die Kommission nun das Ergebnis ihrer Untersuchungen vorlegte. Der Rapport ist so kritisch, daß der Naturschutzbund und Greenpeace anschließend erklärten, sie hätten nichts hinzuzufügen. Die Experten schlugen vor, den Senktunnel, der zur Brücke überleiten soll, durch einen gebohrten zu ersetzen, eine geplante künstliche Insel zu verlegen und andere Verbesserungen durchzuführen, um die Frischwasserversorgung der Ostsee durch den schmalen Öresund nicht zu beeinträchtigen und die Meeresfauna zu schonen. Ganz ungefragt fügten sie hinzu: besser als der Brükkenschlag wäre es, unter dem Sund einen Tunnel zu bohren.

Das ist die umweltschonendere Alternative, die die Brückengegner seit langem fordern: ein Eisenbahntunnel, in dem die Autos, die heute mit der Fähre den Öresund queren, im Huckepack- Transport unter dem Meer durchgeschleust werden. Konservative und sozialdemokratische Politiker hingegen dachten an ihre "Örestad" und erwiderten: wir wollen eine Brücke, über die Züge und Autos fahren. Doch nun gibt nicht nur der internationale Kommissionsbericht den Tunnelanhängern Auftrieb. Auch Schwedens höchste Umweltbehörde schoß eine Breitseite gegen das Brückenprojekt ab. Sie verweist nicht nur auf die Gefahren für die Ostsee, sondern auch auf die Luftverschmutzung durch den wachsenden Autoverkehr.

Für Schwedens Regierung kommen die kritischen Berichte äußerst ungelegen. Die Zentrumspartei unter Umweltminister Johansson, auch in anderen Fragen ein widerspenstiger Koalitionspartner, war stets gegen den Brükkenbau. Will der konservative Ministerpräsident Bildt das Projekt trotz der Einwände der Umweltbehörde durchziehen, sprengt Johansson wohl die Koalition. Stoppt Bildt aber den Bau, bricht er Abkommen mit der sozialdemokratischen Opposition und mit Dänemark. Dort sagt Verkehrsminister Mortensen: "Wir haben einen Vertrag, und der ist gültig." Doch auch in der dänischen Mitte-Links-Koalition sitzen Skeptiker, die das auf 4,5 Milliarden Mark veranschlagte Vorhaben am liebsten stornieren würden.

Schließlich sprechen nicht nur Umweltbedenken gegen den Brückenschlag. Die Vorstellung, daß eine Verkehrsverbindung genüge, um einer siechen Region eine neue Blüte zu verschaffen, stößt bei vielen auf Skepsis. Und die Überlegung, daß Schwedens Exportindustrie die Brücke für ihre Transporte nach Mitteleuropa benötige, ist überholt. Sie mochte gelten, als Polen und die DDR beim Transit Schwierigkeiten machten. Inzwischen ist es für schwedische Spediteure rascher, billiger und angenehmer, mit einer Schnellfähre von Südschweden aus nach Polen oder Mecklenburg überzusetzen, als den Landweg via Dänemark zu wählen, selbst wenn dieser mit Brücken gepflastert ist.

Schwedens Ministerpräsident Bildt meint, die Brücke werde kommen, "früher oder später". Sein dänischer Kollege Nyrup Rasmussen aber ließ das Häuserschleifen auf Amager vorerst einstellen: "Damit wir jetzt keine Arbeiten durchführen, die sich vielleicht später als überflüssig herausstellen."

HANNES GAMILLSCHEG (Kopenhagen)

Schlechte Chancen für ABM-Jugendpflegerstelle

WEHRHEIM. Bürgermeister Helmut Michel (CDU) hat die Hoffnungen auf die Besetzung einer Jugendpflegerstelle über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme aufgegeben. "Aufgrund der letzten, schlechten Nachrichten über die Streichungen warte ich jetzt die neue Gemeindevertretung ab." Nach deren Konstituierung soll voraussichtlich in der ersten Sitzung im April die Entscheidung fallen: Ob eine Halb- oder Ganztagsstelle oder im Hukkepack mit Nachbargemeinden.

Für jeden Fall stehen im Haushalt Mittel für eine Stellenbesetzung vom 1. Juli an bereit. Zwei Bewerber haben nach Auskunft des Bürgermeisters sogar schon ihre Unterlagen bei der Gemeinde abgegeben. cn

Schiffahrtsorganisation warnt vor weiteren Tankerkatastrophen Reeder lassen zunehmend in Billigflaggenländern registrieren / ÖTV spricht von schwimmenden Zeitbomben auf den Weltmeeren Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Metkemeyer

FRANKFURT A. M., 7. März. Ignoranz und besorgniserregende Schlampereien der Reeder im Umgang mit Schiffen und Mannschaften bedrohen nach einer Untersuchung der Internationalen Schifffahrtsorganisation (IMO) in London nach wie vor die Umwelt. Nach der FR vorliegenden Auszügen der Studie sind die derzeit schnell alternde Weltflotte und die immer rasanter fortschreitende Tendenz vieler Reeder, ihre Schiffe in Billigflaggenländern registrieren zu lassen, die Hauptursache für dieses Problem. Zudem scheuten die Reedereien aus Kostengründen davor zurück, Neubauten in Auftrag zu geben. Statt dessen würden alte Schiffe "einfach länger als gewöhnlich betrieben". Dies gelte besonders für Tanker, von denen fast 50 Prozent der Weltflotte vor 15 bis 19 Jahren gebaut und somit nach Meinung von Experten für den Transport gefährlicher und umweltbelastender Stoffe eigentlich nicht mehr geeignet sind.

Dies beunruhigt die IMO aus zwei Gründen: Erstens seien ältere Schiffe zweifellos unfallträchtiger als neue. Und zweitens gälten für ältere Schiffe paradoxerweise allgemein weniger strenge Sicherheitsvorschriften als für die Neubauten. Die IMO, eine Organisation, die weltweit die Sicherheitsstandards für Schiffe festlegt, weist darauf hin, daß die Weltflotte der sogenannten Supertanker größtenteils in den siebziger Jahren gebaut worden sei - lange vor Inkrafttreten wichtiger sicherheitstechnischer Bauvorschriften. "Das Problem wird dadurch verschärft, daß die Flotten mit den besten Sicherheitszeugnissen in den letzten zehn Jahren geschrumpft sind, während sich gleichzeitig jene mit zweifelhaftem Sicherheitsleumund vergrößert haben", resümiert die IMO in ihrem Bericht. Die von Politikern - meist unmittelbar nach einem Tankerunglück - oft geforderte Einführung strengerer Sicherheitsstandards könnte nach Einschätzung der IMO dazu führen, daß Reeder ihre derzeitigen Schiffe eher noch länger behalten wollten als ursprünglich geplant.

Als "besorgniserregend" stuft die IMO auch die Qualität von Offizieren und Mannschaften ein. "Die meisten Experten sagen einen akuten Mangel an qualifizierten Seeleuten bis zum Ende dieses Jahrhunderts voraus", heißt es in der Studie. Der Niedergang traditioneller Flotten sei mit der Schließung von Schifffahrtsschulen in den betroffenen Staaten einhergegangen. Daneben beschäftigten die Reeder zunehmend schlecht ausgebildete Seeleute aus Billiglohnländern.

Für Dieter Benze, beim Hauptvorstand der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) in Stuttgart zuständig für die Seeschiffahrt, sind etliche der auf den Weltmeeren gut 3 200 fahrenden Tanker "schwimmende Zeitbomben". Benze, selbst ausgebildeter Kapitän zur See, rechnet in Zukunft mit weiteren Tankerkatastrophen. Rund 80 Prozent der überalterten Weltflotte fahre größtenteils unter Billigflagge. Die Schiffe seien zumeist schlecht bemannt und unzureichend gewartet. Viele Maschinenschäden - eine der Hauptursachen für die Katastrophen der vergangenen Monate - sind Benze zufolge auf schlechte Wartung und unzureichende Fachkenntnisse des oft zu Hungerlöhnen angeheuerten Personals zurückzuführen. Schuld an dem Desaster seien allerdings nicht die Seeleute, sondern das "System, unter dem Tankschiffahrt heute stattfindet", betont Benze. So führen die Billigflaggentanker zu Frachtraten, die kaum mehr als die eigenen Treibstoffkosten deckten. Zudem finde Billigflaggen-Schiffahrt außerhalb jeder staatlichen Kontrolle statt. "Länder wie Libera, Panama oder Zypern wollen und können nicht die unter ihrer Flagge fahrenden Tanker überwachen", meint Benze.

Wenig Vertrauen in einen Großteil der Tankerflotte haben offensichtlich auch die großen Ölgesellschaften. Benze zufolge hält der Vorstandsvorsitzende einer großen Ölgesellschaft nur noch 40 Prozent aller Schiffe für sicher genug, Erdöl zu transportieren.

Viele Staaten halten sich auch nicht an die von der IMO ausgearbeiteten Regeln zum Umweltschutz. Entsprechende Konventionen wurden nach Angaben der Organisation zwar von 72 Seefahrtsnationen unterzeichnet. Von mindestens 30 Unterzeichnerstaaten werden viele der Vereinbarung der IMO zufolge schlicht ignoriert oder zumindest "höchst unterschiedlich ausgelegt". So zögerten etliche Regierungen immer noch, Container in ihren Häfen aufzustellen, in denen einlaufende Schiffe ihren Müll entsorgen könnten.

IG formuliert ihre Ziele

OBERTSHAUSEN. Welche Ziele die Interessengemeinschaft "Umgehung ja - Unterführung nein" in Zukunft verfolgen will, ist Gegenstand eines Treffens am Mittwoch, 10. März, 20 Uhr, in der Gaststätte "Gambrinus", Waldstraße. Außerdem will sich die Initiative mit den Fragen beschäftigen, die sie den verschiedenen Parteien zum Thema Unterführung der S-Bahn gestellt hat. pmü

Kieselrot blockiert Sachsenhäuser Spielplatz Mit Erde vermischt / Sanierung kostet halbe Million

Das eingezäunte Grundstück vor dem Kindergarten der katholischen Sankt-Bonifatius-Gemeinde in Sachsenhausen macht einen verwahrlosten Eindruck. Eine vielleicht 50 Zentimeter tiefe Baugrube, ein paar von spärlichen Kräutern bewachsene rotschimmernde Sandhügel, ein umgeworfener Holzwagen, aufgeschichtete Pflastersteine. Seit fast zwei Jahren sieht der ehemalige Kinderspielplatz nun so aus. Damals wurde bei Umbauarbeiten in dem kleinen Gärtchen dioxinhaltiges Kieselrot gefunden. Seitdem versuchen Eltern, Kindergärtnerinnen und der Verwaltungsrat der Gemeinde, die belastete Erde von dem Gelände zu bekommen. Bislang ohne jeden Erfolg.

"Irgendwann nach dem Krieg", sagt Günter Pfaff vom Verwaltungsrat, "muß das Kieselrot auf den Spielplatz gestreut worden sein." Doch wegen der Verletzungsgefahr wurde später Erde drübergeschüttet und Rasen gesät. Als vor zwei Jahren ein Bagger den Spielplatz völlig umgraben sollte, kam der rote Kiesel- Sand wieder ans Tageslicht. "Dummerweise hat der Baggerfahrer das nicht erkannt", sagt Pfaff. Statt dessen hat er weitergearbeitet und dabei die Kieselrotschicht kräftig mit der Muttererde vermischt.

Erst dem Landschaftsarchitekten der Gemeinde fiel bei einer Inspektion der rote Schimmer in der Erde auf. Eine Untersuchung ergab eine Dioxinbelastung des Kieselrots von 136 000 Nanogramm pro Kilogramm Boden. Pfaff: "Ein verdammt hoher Wert." Nach den Richtwerten des Bundesgesundheitsamtes muß schon ab 100 Nanogramm der Boden ausgetauscht oder versiegelt werden.

"Aber wir kriegen das Zeug einfach nicht los", sagt Pfaff. Alle Anfragen bei Untertagedeponien wie im nordhessischen Herfa oder in Kochendorf bei Bad Friedrichshall ergaben die gleiche Antwort. Das Kieselrot könne nicht eingelagert werden, weil es mit organischen Substanzen aus der Muttererde vermischt sei und es deshalb zu einer gefährlichen Gasbildung kommen könnte.

Inzwischen sind die geschätzten Entsorgungskosten für die Gemeinde auf eine halbe Million Mark gestiegen. "Das können wir doch gar nicht bezahlen", sagt Pfaff. Auch die Stadt winkt ab: "Die Entsorgung von Kieselrot auf unseren eigenen Anlagen kommt uns teuer genug", erklärt Horst Heil, der Leiter des Gartenamtes. Michael Wittekind vom katholischen Bistum Limburg hat zwar zugesagt: "Wir werden die Gemeinde nicht im Regen stehen lassen." Aber genaue Konzepte kann er auch nicht liefern - weder zur Finanzierung noch zur Entsorgung.

Bei den Eltern wächst inzwischen die Sorge, das gefährliche Gift auf dem Spielplatz könne in die Kindergartenräume herüberwehen. "Und außerdem gehen die Kinder ja täglich daran vorbei", sagt Gabriele Dettmer, die ihre vierjährige Tochter in der Einrichtung untergebracht hat. "Kann man das nicht irgendwie mit Beton zugießen?" Für Rainer Ernst, auf Kieselrotentsorgung spezialisierter Landschaftsarchitekt, besteht dafür keine Veranlassung: Das hochgiftige Dioxin sei fest an das Kieselrot gebunden. "Bei großer Trockenheit muß das Gelände aber feucht gehalten werden, damit es nicht staubt."

Trotzdem soll der Garten nach den Plänen des Landschaftsarchitekten demnächst mit Kunststoffplanen abgedeckt werden. "Wir wollen einen mit Zäunen abgesicherten Weg über die Sandhügel bauen, damit die Kinder wenigstens direkt in den dahinterliegenden Pfarrgarten gelangen können und nicht mehr immer zu irgendwelchen Spielplätzen gebracht werden müssen." mat

Lesung begleitet eine Schnitzler-Inszenierung

WIESBADEN. Zwei Novellen, die die neue Inszenierung von Schnitzlers "Professor Bernhardi" begleiten sollen, stehen im Mittelpunkt einer Lesung am Montag, 15. März, im Studio des Wiesbadener Staatstheaters. Gottfried Herbe und Peter Bernhardt lesen um 19.30 Uhr aus Marie von Ebner-Eschenbachs "Der Kreisphysikus" und aus Ferdinand von Saars "Seligmann Hirsch". maf

Karben aktuell · Karben aktuell · Karben aktuell

Kreis bezuschußt Jukuz KARBEN. Einen Scheck über 30 000 Mark übergab Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz (Die Grünen) Bürgermeister Detlev Engel (SPD) im Jugendkulturzentrum Selzerbrunnenhof im Beisein des Ersten Stadtrates Hans Puchtinger (SPD) sowie des Vorsitzenden des Stadtjugendringes, Thorsten Steubesand, und der neuen Jugendpflegerin Inge Roth. Das Geld ist der Zuschuß des Kreises zu der Jugendeinrichtung. Tanzen hält jung "Tanz für jedermann und jederfrau", unter dem Motto "Tanzen hält jung" bietet der KSV Klein-Karben am Samstag, 13. März, um 20 Uhr im Vereinsheim an. Es gibt eine Sektbar und Musik vom Band. Pétanque Club eröffnet Saison Ein Saisoneröffnungsturnier veranstaltet der 1. Pétanque Club Petterweil am Sonntag, 14. März, ab 10 Uhr am Parkplatz hinter dem Bürgerhaus Petterweil. Es werden Gäste aus Rodheim, Dörnigheim, Oberursel und Langenselbold erwartet.Sitzung des Bauausschusses Zur 69. öffentlichen Sitzung lädt der Bauausschuß am Dienstag, 16. März, um 19.30 Uhr im Bürgerzentrum. Nichtöffentlich werden Bauanfragen und Bauanträge beraten. Die Wahlperiode des alten Parlaments gilt noch bis 31. März, so daß der Ausschuß noch nicht in neuer Zusammensetzung zusammenkommt. Versammlung des TV Petterweil Die Turnabteilung des TV Petterweil kündigt die Jahreshauptversammlung für Dienstag, 16. März, 20 Uhr, im Ratskeller des Bürgerhauses an. Petterweiler SPD tagt Die Petterweiler SPD kündigt die Jahreshauptversammlung für Mittwoch, 17. März, um 20 Uhr im Ratskeller des Bürgerhauses an. Selbstverteidigung für Mädchen Ein Selbverteidigungskursus für Mädchen von 9 bis 12 Jahren bietet die Jugendpflege am Wochenende 20./21.März zu Kosten von 40 Mark an. Auskünfte bei Susanne Horst, Telefon 0 60 39 / 32 50. KSG Groß-Karben tagt Die Jahreshauptversammlung der KSG 1920 Groß-Karben findet am Samstag, 3. April, um 19.30 Uhr in der Turnhalle Wernher-von-Braun-Straße statt. Auf der Tagesordnung stehen Vorstandsneuwahlen sowie ein Bericht zum Umbau der Turnhalle und ein Beschluß über die Neueindeckung des Turnhallendachs. Anträge sind bis spätestens 27. März beim Vorsitzenden Dieter Wagner einzureichen.Training für das Sportabzeichen Das Training für das Deutsche Sportabzeichen beginnt Mitte Mai in der Sportanlage Burg-Gräfenrode. Jeweils mittwochs von 17 bis 18.30 Uhr stehen Betreuer bereit. Das Training für die 20-Kilometer-Radfahrprüfung beginnt am Sonntag, 2. Mai, am Reutzel-Sportplatz um 8.45 Uhr. Die Schwimmprüfung kann jeden Samstag von 9 bis 10.30 Uhr im Hallen-Freizeitbad abgelegt werden. Brennholz-Verkauf Buchenholz zum Preis von 55 Mark je Raummeter und Eichenholz zu 65 Mark verkauft die Stadtverwaltung. Das Holz ist an feste Waldwege gerückt. Interessierte rufen die Nummer 0 60 39 / 4 81 52 im Rathaus an.

Spielenachmittag Einen lustigen Spielenachmittag mit Brett- und Würfelspielen für Kinder mit ihren Eltern bietet die Evangelische Kirche Petterweil am Samstag, 20. März, um 15 Uhr im Gemeindehaus Alte Haingasse an. Naturfreunde fliegen aus Nach Klingenberg fährt der Touristenverein "Die Naturfreunde" am Sonntag, 21. März, um dort durch die Heunenschlucht zur Paradeismühle und zum Büssigberg zu wandern. Mit Autos wird um 8.30 Uhr an der Schutzhütte Okarben abgefahren. Ökumenischer Gesprächsabend Ein Gesprächsabend über den Sinn der ökumenischen Osternacht findet am Mittwoch, 31. März, um 20 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus, Alte Haingasse 42, Petterweil für evangelische wie katholische Christen statt.

Wenn Bodo den Heinz aufschiebt, ist der Moar zufrieden Die Eisstockschützen entlarven sich als wahrlich verrücktes Völkchen / Mit den starken Bayern kann kaum jemand mithalten

Was macht unsereins am Wochenende? Er legt zuweilen die Füße hoch und erholt sich von den Strapazen des tristen Alltags. Nicht so der Eisstockschütze. Er erfährt Entspannung auf seine Art und Weise. "An mindestens 40 Wochenenden im Jahr schwinge ich den Eisstock und besuche Turniere in ganz Deutschland", erklärt Günther Demuth, Eisstocksport- Abteilungsleiter bei der Frankfurter Eintracht.

Nur zwischen dem 15. Juni und dem 10. August eines jeden Jahres schiebt er eine ruhige Kugel, was den Handlungsreisenden in Sachen Eisstock zu der Einsicht veranlaßt: "Wir Eisstockler sind eben ein verrücktes Völkchen."

Wer unter die Spezies der Langschläfer oder Morgenmuffel fällt, kann jedenfalls nicht diesem Kreis angehören. Denn jeweils Samstagsmorgen um vier Uhr packt der gewöhnliche Eisstockschütze seine Sachen und fährt los. Besucht er ein kleines Turnier, ist er nach etwa zwölf Stunden, davon rund acht Stunden Spiel, wieder in heimischen Gefilden angelangt.

Hält er sich auf einem größeren auf, steht er sogar 17 Stunden auf dem Eis oder Asphalt und kehrt nach zwei Tagen gerädert zurück. Den Arbeitsplatz besucht er dann quasi aus Gründen der Erholung. Ganz abgesehen davon, daß der Geldbeutel unter den ungezügelten Reiseaktivitäten kräftig leiden muß. "In die Tausende geht das schon", sagt Günther Demuth, der nur selten von Preisgeldern zehren kann, weil es meist einfach keine gibt.

Die deutsche Meisterschaft ist ein solch großes Turnier. Wo anderenorts eine ganze Saison veranschlagt wird, ermitteln die Eisstockschützen die beste Vereinsmannschaft an zwei Wochenenden im Jahr. Erst in einer Vorrunde in jeweils vier Bundesligagruppen, dann in einem Endkampf mit den jeweils vier besten Teams. Halt, die Ausnahme bestätigt die Regel! "Die Bayern dürfen sieben Mannschaften stellen. Weil die so gut sind", erklärt Demuth.

Ein wenig neidische blickt der 54jährige dann schon aufgrund seines preußischen Schicksals in Richtung Süden. "Wir Flachländer können mit allen mithalten, nur eben mit den Bayern nicht", gesteht er ein. Einen plausiblen Grund nennt er auch. "In Bayern sind die Eisstockschützen entweder Bauarbeiter oder Handwerker. Im Winter machen die meist Schlechtwetter und stehen dann fünf Monate ununterbrochen auf dem Eis." Was unter anderem dazu geführt hat, daß die ersten Männer der Eintracht in diesem Jahr in Waldkirchen "nur" den 17. Platz belegten.

Grund genug, auch unter der Woche fleißig den Eisstock zu bemühen. Training in der Eissporthalle. Es geht zu wie auf einem Bahnsteig. Ein Kommen und Gehen. Auf zwei Bahnen spielen 15 Personen (in etwa die Hälfte der Eisstocksportabteilung), sechs kehren. Was so viel bedeutet, daß sie die Bahn dreimal rauf- und dreimal runterbespielen und abschreiten müssen.

Auf der einen Bahn stehen zwei Teams à vier Personen auf Rifen-Eis (kein Spiegeleis!). Als erster geht Horst in aufrechter Körperhaltung in Stellung. Zugleich nimmt er die in 22 Meter Entfernung liegende Daube mit starrem Blick ins Visier. In deren unmittelbarer Nähe soll der Eisstock zum Stillstand kommen. Horst macht einen Schritt ins Standeisen zurück. Sein Körper ist jetzt angespannt. Er beginnt den fünf Kilogramm schweren Eisstock monoton wie ein Hampelmann nach vorn und nach hinten zu schwingen. Vor und zurück, bis zu zehnmal. Plötzlich macht er fünf Schritte nach vorne, einen tiefen Diener, holt aus und läßt los. Sein Körper krümmt sich. Horst rutscht förmlich mit dem Eisstock mit. Dieser landet in der Nähe der Daube. Er wirkt zufrieden.

Sogleich geht der Mannschaftsführer, Moar genannt, ans Ende der Bahn, um Orientierungsarbeit zu leisten. In der Zwischenzeit ist es dem Konkurrenten Heinz gelungen, noch näher an die Daube zu gelangen.

Horsts Regieanweisungen sind gefragt. Er dirigiert wie ein Schutzmann auf der Kreuzung nach einem Ampelausfall. "Bodo, schaff ihn weg. Schieb den Heinz auf", dröhnt es durch die Halle. Bodo tut, wie ihm geheißen. "Sauber getroffen", brüllt Horst anerkennend. Das Training nimmt seinen Lauf.

Und wo bleibt denn noch Zeit für die Familie, fragen wir uns. "Die macht mit. Eisstocksport ist ein Familiensport", erklärt Demuth. "Wir sind eben komplett verrückt." JÖRG DANIELS

Volles Haus beim Tausch Erlös für das neue Außengelände des Kindergartens

GOLDSTEIN. "Schon beim ersten Mal ist das Ding aus allen Nähten geplatzt", erinnerte sich Elfriede Reissmüller an den ersten Kleidertausch der Sankt Johannes-Gemeinde vor zwölf Jahren. "Damals mußten wir vom Kindergarten in den großen Gemeindesaal umziehen, so viele Leute waren gekommen." Auch der jüngste Flohmarkt für Kinderkleidung bescherte der katholischen Gemeinde wieder ein volles Haus.

Zweimal im Jahr - jeweils im Frühjahr und im Herbst - können Eltern die Kleider, aus denen ihre Kinder herausgewachsen sind, zu günstigen Preisen anbieten. "Der Begriff Tausch ist vielleicht etwas irreführend", räumte Elfriede Reissmüller, die Leiterin des Gemeindekindergartens, ein. "Andere nennen es Basar oder Flohmarkt, bei uns hat sich halt der Tausch durchgesetzt."

Wer für seinen Nachwuchs ein Schnäppchen gemacht hatte, konnte in der Kaffeestube noch gemütlich ein Schwätzchen mit anderen Goldsteiner Eltern halten, während sich die Kleinen draußen austobten. Die Einnahmen aus dem Verkauf konnten die Anbieter mit nach Hause nehmen, lediglich eine Standgebühr fließt an die Gemeinde.

Zusammen mit dem Erlös aus dem Kuchenverkauf und der Kaffestube soll der Umbau des Kindergartenspielplatzes mitfinanziert werden. "Wir wollen das Außengelände des Kindergartens natürlicher gestalten", berichtete die Leiterin. Interessierte Eltern haben sich im vergangenen Jahr zu einer Projektgruppe zusammengefunden, die ein neues Konzept für das Freigelände erarbeitet. Auf dem Areal sollen Beete enstehen, Büsche gepflanzt, ein Hügel aufgeschüttet und verschiedene Bodenuntergründe angelegt werden. "Die Kinder sollen Natur erfahren können", meinte Elfriede Reissmüller zu den Plänen.

Durch den Rückbau des Parkplatzes ist insgesamt mehr Fläche für die Kinder da, momentan jedoch ist die Finanzierung noch unklar, zumal der kürzlich vollendete Umbau des Kindergartens rund 100 000 Mark mehr gekostet hat als erwartet. "Das Bistum wird wohl einen Teil übernehmen, die meiste Arbeit wollen wir in Eigenleistung machen."

Mit dem Baubeginn in Eigenregie rechnet die Kindergartenleiterin noch in diesem Jahr, fertig wird das neue Außengelände nach ihrer Schätzung erst in zwei bis drei Jahren. Bis dahin können noch einige Kleiderflohmärkte bei der Finanzierung helfen. hen

Ganz Gelnhausen soll Kaiser Barbarossas Reichstag von 1180 nachspielen 825 Jahre Stadtrechte: Bürgermeister Michaelis hat sich viel vorgenommen / Die "Landshuter Hochzeit" als Vorbild / Originelle Ideen sind nun gefragt

GELNHAUSEN. Im Rathaus haben die Vorbereitungen für das 825. Jubiläum der Verleihung der Stadtrechte an Gelnhausen begonnen. Wenn es nach den Vorstellungen von Bürgermeister Jürgen Michaelis geht, wird die Feier im Jahr 1995 zu einem historischen Spektakel noch nie dagewesenen Ausmaßes. Sogar den bedeutenden Reichstag von 1180, den Kaiser Barbarossa in Gelnhausen abhielt, will Michaelis nachspielen lassen. Als Vorbild für das ehrgeizige Projekt hat er sich die "Landshuter Hochzeit" ausgesucht.

Grundidee für die Feierlichkeiten ist, daß nicht nur an einem Wochenende auf die Stadtrechtsverleihung und die Gelnhäuser Geschichte intensiv zurückgeblickt werden soll. Vielmehr sollen ein ganzes Jahr lang immer wieder Veranstaltungen zum Gelnhausen-Jubiläum angeboten werden. Der zentrale Punkt einer Ideensammlung, die Michaelis jetzt zur Diskussion stellt: Möglichst viele Bürger sollen aktiv dabei sein. "Wir erhoffen uns auch Beiträge zur stärkeren Integration der Stadtteile", so der Bürgermeister.

Am liebsten möchte Michaelis zum zentralen Festwochenende am 29. und 30. Juni alle Bürger in historische Gewänder stecken, um analog zur Landshuter Hochzeit den Reichstag von 1180 nachzuvollziehen. Besagter Reichstag ist für die Entwicklung Deutschlands von einiger Bedeutung, da während dieses Stelldicheins der Reise-Kaiser dem Druck der Fürsten nachgab und das Herzogtum Sachsen teilte und neu als Lehen vergab. Möglicherweise hat Rotbart damals die Chance vertan, die Grundlagen für eine Entwicklung zum Zentralstaat zu schaffen.

Vom Reichstag von 1180 ist einiges dokumentiert, das Michaelis nachempfinden lassen will. Die Teilnehmer der Fürstenversammlung sind namentlich bekannt. 1995 sollen sie wie vor 800 Jahren mit ihrem Troß hoch zu Roß ins Burgviertel einziehen und auf der Müllerwiese ihre Zelte aufschlagen. Damit alles möglichst echt aussieht, will Michaelis schon jetzt heimische Hand- und Hobbywerker anregen, sich ans Nachfertigen mittelalterlicher Gewänder zu machen. Das lohnt sich allemal, denn fortan will der Bürgermeister den Reichstag alle fünf Jahre wiederholen lassen.

Als nächstes sollen Arbeitsgruppen gebildet werden, die einzelne Festschwerpunkte vorbereiten. Alle Bürger sind aufgerufen, Ideen und praktische Beiträge für die Feierlichkeiten zu liefern. Nach einer ersten Ideensammlung ist unter anderem vorgeschlagen, außer Reichstag und Festkommers auch einen "Erlebnisbau" einzurichten, eine Bauhütte wie einst, die historische Techniken in der Bearbeitung des heimischen Sandsteins vorführt.

In der Diskussion sind weiter Ausstellungen über Altstadtsanierung, Kommunalakten und historische Urkunden. Die Schulen könnten mit einer Freilichtaufführung eines historischen Stückes beitragen. Auch erhofft sich Michaelis von dem Jubiläum, daß vielleicht ein Anlaß gegeben wird, eine zusammenhängende Darstellung der Stadtgeschichte auszuarbeiten. Zudem steht unter dem Stichwort "Gelnhausen heute" das Aufarbeiten der jüngsten Geschichte und der Gegenwart als Projektarbeit auf der Ideenliste. Vorstellen kann sich der Bürgermeister auch, daß die Stadt eine Tagung von Staatsrechtlern initiiert, die intensiv die Frage beleuchtet, was die kommunale Selbstverwaltung heute noch wert ist. lex

Wir gratulieren

Frau Erica St. Joan aus Maintal-Dörnigheim zum 85. Geburtstag am Montag, 8. März.

Frau Margarete Guth aus Nidderau- Ostheim zum 80. Geburtstag am Montag, 8. März.

Herrn Johann Geier aus Erlensee- Rückingen zum 80. Geburtstag am Montag, 8. März.

Frau Gertrauda Stein aus Erlensee- Rückingen zum 80. Geburtstag am Montag, 8. März.

Volkshochschule bildet Kindergartenpersonal aus

Mit einem Qualifizierungsprogramm der Volkshochschule (VHS) will die Stadt etwas gegen die Personalnot in den Kindertagesstätten tun. Zweijährige Lehrgängen der VHS sollen Männer und Frauen zur Mitarbeit in Kindergärten und Horten befähigen.

Ein entsprechendes Sofortprogramm zur Verbesserung der Arbeitssituation in den KTs hat der Magistrat beschlossen. In den städtischen Kindertagesstätten fehlen derzeit mehr als 50 Erzieherinnen.

Information an der VHS unter Telefon 212 3-04 58 - außerdem bei zwei Veranstaltungen der VHS und des Arbeitsamtes am Mittwoch, 24. und 31. März - jeweils 10 Uhr in der Volkshochschule, Oederweg 46, Raum 202. luf

150 Babysitterinnen und Babysitter hat Gaby Heep derzeit in der Kartei / Voraussetzung: Eignungsgespräch

IG Bau ruft zu Aktionen

ulf FRANKFURT A. M., 7. März. "Weder der Tarifabschluß im öffentlichen Dienst noch bei den Banken kann für die diesjährige Bau-Tarifrunde ein Maßstab sein." Dies sagte der für Tarifpolitik zuständige stellvertretende Vorsitzender IG Bau-Steine-Erden, Ernst-Ludwig Laux, am Samstag in Bremen. Vor Betriebsräten und IG-Bau-Funktionären wies Laux darauf hin, daß das Baugewerbe eine Wachstumsbranche sei.

Die Tatsache, daß die Baugewerkschafter schon zu Beginn dieser Tarifrunde bundesweite Aktionen wie am Samstag starteten, wertete Laux als Signal, "wie ernst die Lage ist". Es gehe nicht nur darum, "gerechten Lohn für gute Arbeit" zu fordern, sondern auch darum, einen ganzen Wirtschaftszweig davor zu bewahren, zum "Spielball skrupelloser Geschäftemacher" zu werden. Diese brächten mit "obskuren" Werksverträgen und illegalen Beschäftigungsprkatiken das Baugewerbe in Verruf.

Die IG Bau fordert in dieser Tarifrunde 6,9 Prozent, was von den Arbeitgebern als "überzogen" zurückgewiesen wird.

Nightclubs und Golfplätze für Südkoreas Beamte tabu

Kim Young Sam, der erste Zivilist seit drei Jahrzehnten im Präsidentenamt, wurde vor einer Woche vereidigt - und schon hat sich einiges in Südkorea geändert: Im "Blauen Haus", dem Amtssitz des Präsidenten, werden jetzt statt üppiger Mahlzeiten Nudeln serviert; die prunkvollen Sessel im Kabinett wurden ausgewechselt und die Minister müssen auf einfachen Stühlen Platz nehmen. Präsident Kim Young Sam will Signale für den Aufbau eines "Neuen Korea" setzen.

Der wichtigste politische Schritt des ehemaligen Oppositionellen im Präsidentenamt: Er hat angekündigt, daß die Strafregister von 8000 Dissidenten gelöscht und 200 politische Gefangene freigelassen werden. Auch der 73jährige Pastor Moon Ik Hwan soll darunter sein. Er war zu fünf Jahren Haft verurteilt worden, weil er 1989 eine unerlaubte Reise nach Nordkorea unternommen hatte. Die bisherigen Regierungen hatten private Kontakte mit dem Norden nicht zugelassen. Nach Angaben des Nationalen Kirchenrats sitzen noch einige hundert Leute wegen ihrer Kontakte mit dem kommunistischen Nordkorea im Gefängnis.

Zu Tausenden pilgern die Südkoreaner seit einigen Tagen auf den In- Wang-Berg in der Hauptstadt Seoul. In den vergangenen Jahren durfte niemand durfte den Berg besteigen, denn er liegt direkt hinter dem Amtssitz des Präsidenten. 1968 sollte von dieser Stelle aus ein Anschlag auf Diktator Park Chung Hee verübt werden. Danach wurde das Gelände abgeriegelt. Eine der ersten Amtshandlungen des neuen Präsidenten: Er öfente den Berg wieder für die Bürger.

Kim Young Sam will auch die zwölf, im Park des Palastes gelegenen "Freudenhäuschen" abreißen lassen. Dort feierten seine Vorgänger ausschweifende Partys und hielten geheime Treffen ab. Park Chung Hee wurde 1979 während eines Gelages in einem der Häuschen erschossen. Kim Young Sam hat "Korruption und Verschwendung" den Kampf angesagt: Regierungsbeamte dürfen in Zukunft nicht mehr Golfspielen. Bislang war es üblich, daß wichtige Entscheidungen auf dem grünen Rasen abgesprochen wurden. Auch in Nightclubs und traditionellen Kisaeng-Häusern dürfen sie sich nicht mehr blicken lassen. In diesen Etablissements trafen sich bisher Beamte, Politiker und Unternehmer, um Geschäfte einzufädeln, Schmiergelder zu kassieren - und sich nebenbei von Frauen umgarnen zu lassen.

Eine weitere Maßnahme gegen krumme Touren: In Zukunft dürfen die Südkoreaner nur noch mit ihrem richtigen Namen ein Konto eröffnen. Bisher legten viele ihr Geld unter falschem Namen an und schmuggelten es so am Finanzamt vorbei. Als der Präsident diese Vorschrift ankündigte, fielen in Südkorea die Aktienkurse.

Kim Young Sam ging bei seinen Reformen als gutes Beispiel voran und legte sein eigenes Vermögen offen: etwa 3,5 Millionen Mark. Die Kabinettsmitglieder sollen in den nächsten Tagen sagen, wieviel sie besitzen. Bei der Auswahl seiner Mitarbeiter hat der neue Präsident allerdings schon daneben gegriffen. Der von ihm eingesetzte Bürgermeister von Seoul mußte nach wenigen Tagen zurücktreten. Es war bekannt geworden, daß er sich mitten in einem Naturschutzgebiet ein Haus gebaut hatte. Auch der neue Justizminister Park Hee Tae ist in die Schlagzeilen geraten. Seine Tochter hatte - gemäß dem Rat ihres Vaters - ihre südkoreanische Staatsbürgerschaft aufgegeben, um als "Ausländerin" leichter von einer Elite-Uni aufgenommen zu werden. Der Justizminister darf im Amt bleiben - so verfügte es der neue Präsident - und weiter mithelfen, das "Neue Korea" aufzubauen. TINA STADLMAYER (Tokio)

Trauer und Aggressivität "Küßt die Faschisten" - ein literarisch-musikalischer Abend

BERLIN. Zuweilen tun sich der Musiker Alan Marks und der Schauspieler Udo Samel zu einem "musikalisch-literarischen Abend" zusammen. Der neueste heißt, nach dem Refrain von Kurt Tucholsky "Küßt die Faschisten . . .". Hanns Eisler hat den Text mit dem Titel "Rosen auf den Weg gestreut" einst vertont, und langstielige Rosen liegen auf der Bühne des Kammermusiksaals, auf der sonst nur ein Flügel steht.

Alan Marks sitzt daran und spielt, während das Publikum Platz nimmt, Klassisches dazwischen, molto lento, Eislers Melodie zur einstigen Nationalhymne der DDR "Auferstanden aus Ruinen", Haydns zum "Lied der Deutschen", die Marseillaise. Und Eigenes auch, "Steps into Childhood" nennt er das.

Er trägt einen dunklen Hut, einen langen Mantel. Dann tritt Udo Samel auf, auch in Mantel und Hut, zwei Szene- Clowns im Arbeitsdreß. Samel deklamiert "Feldfrüchte", ein Gedicht über alle möglichen Gartengewächse, vor allem Radieschen: "außen rot und innen weiß", nur daß statt der Namen von SPD-Führern der zwanziger Jahre die von heute stehen. Politisches Kabarett? Mit den alten, vertrauten, nichtsnutzigen Texten?

Das Publikum wird gewarnt "Sag mal, verehrtes Publikum, bist du wirklich so dumm?" Es klatscht, freut sich, findet sich klüger; auch noch bei den nächsten Tucholsky-Texten, dem Schulaufsatz "Der Mensch" ("Der Mensch ist ein politisches Geschöpf, das am liebsten zu Klumpen geballt sein Leben verbringt..."). Zwischen Samels deutlich, langsam gesprochenen Rezitationen spielt Marks Klavier oder begleitet seinen Mitstrei- ter, wenn der singt. Eine Art Sprechgesang, sehr musikalisch, wenig melodiös, Samel kann nicht singen, das aber wunderbar.

Die Übereinstimmung zwischen Akteuren und Zuschauern, Zuhörern funktioniert hervorragend, es darf gelacht, mindestens geschmunzelt werden - man weiß sich auf der richtigen Seite, das beruhigt. Die Tucholsky-Texte machen immer noch Effekt, bessere politische Couplets sind seitdem kaum geschrieben worden (sieht man von denen Biermanns ab, aber die muß er selbst singen).

Doch dann mischt sich ins Bekannte etwas Neues: ein merkwürdiger Satz über "Zwerge", ein Gedicht über "Unsere Angst" von Zbigniew Herbert: Man beginnt zu ahnen, daß die beiden Entertainer (wie gut sie sind!) uns nicht so leicht davonkommen lassen werden, und sich auch nicht. Die Tucholsky-Gedichte sind eine Art Einstiegsdroge, bis hin zu dem "Küßt die Faschisten", das, als es geschrieben wurde, schon der schiere Hohn war - die hatten auf der Straße schon gesiegt. "Es lohnt nicht, so tief kann man nicht schießen." Die Kapitulation der Satire. Übrig bleibt: Kunst. Samel und Marks haben (wieder einmal) eine Form gefunden, nachhaltig zu irritieren, sie locken uns aufs Glatteis der wohlfeilen Kritik, dann lassen sie uns ausrutschen, lassen Agnes Heller und Zbigniew Herbert über Engel räsonnieren, vor allem über einen, Schemkel ("schwarz und nervös / vielmals vorbestraft / für den Schmuggel mit Sündern"), und schließen daran einen Kanon an: "Der neue Artikel 16 a". Wie die beiden die bürokratischen Paragraphen stimmversetzt singen und krächzen, werden sie zum Schaudern.

Produktiv verwirrt wird man in die Pause entlassen. Wieder im Saal haben sich die beiden fein gemacht, Anzug, Schlips und Kragen, und auch die Texte werden fein, literarisch: Oskar Pastior, der Chinese Bei Dao, der Spanier Vincente Aleixandre - keine Möglichkeit mehr zur Identifikation, nur ohnmächtige Beschwörungen, Bitten um Zärtlichkeit.

Aber so bleibt es wiederum nicht. Marks hatte uns gewarnt mit John Cages "Im Namen des Holocaust", Kompositionen für präpariertes Klavier. Die beiden weichen nicht aus in die Verheißungen mythischer Worträusche, sie stoßen uns hart in die Gegenwart zurück, mit Herberts "Bericht aus einer belagerten Stadt", Joseph Brodskys "Lied für Bosnien", Leonard Cohens "The Future".

Danach hat ein weiteres Tucholsky- Gedicht übers "Persönliche", das den Sensationsjournalismus aufs Korn nimmt, nur noch Entlastungsfunktion, behält Hans Sahl mit elegischen Versen über den Tod das letzte Wort.

Die beiden haben mit inständiger Intelligenz das eigene Tun dementiert: es gibt keine vernünftige Hoffnung, nur noch die Hoffnung gegen alle Vernunft, das heißt: die Kunst. Die macht Zartheit aggressiv, Aggressivität traurig. Aus einem musikalisch-literarischen Abend wurde ein Bericht zur Lage der Nation. Unser aller Lage. Der Fröhlichkeit wurde die Luft (und die Lust) abgedreht. Die Künstler Marks und Samel sind zu redlich, zu klug, um nicht zu kapitulieren. Indem sie das vorführen, zerreißen sie die Kapitulationsurkunde. Und überlassen uns die Fetzen.

Sie werden in Berlin geliebt, dafür haben ihre früheren Programme gesorgt. Ganz ohne Werbung war der Kammermusiksaal (um die tausend Plätze) innerhalb von wenigen Tagen ausverkauft. Ein Heimspiel. Sie haben es dazu benutzt, ihrem Publikum heimzuleuchten. Es brauchte ein paar lustige Zugaben, um den beklommenen Beifall explodieren zu lassen. ROLAND H. WIEGENSTEIN

Um den Hessenplatz wird es bald ruhiger

BOCKENHEIM. Der Magistrat will die Straßen um den Bockenheimer Hessenplatz im nächsten Jahr verkehrsberuhigen. Die Arbeiten sollen knapp zwei Millionen Mark kosten. Auf der Marburger Straße sollen Gehweg, Parkstreifen und Fahrbahn mit Kopfsteinpflaster gestaltet werden. Auf beiden Seiten sind Bäume vorgesehen. In der parallel verlaufenden Basaltstraße sollen - außer im Bereich des Platzes - Querschnitt, Bordsteine und Straßenbelag erhalten bleiben.

Mit Parkstreifen aus Basaltgroßpflaster und Pollern will der Magistrat für "geregelte Parkverhältnisse" sorgen. Vorgesehen sind ferner Fußgängerüberwege an Spielplätzen und neue Straßenlampen.

Der Magistrat hat jetzt auch nach eigenen Angaben die Pläne zur Beruhigung der Landgrafenstraße auf den parlamentarischen Weg gebracht. Es ist die letzte Straße im Sanierungsgebiet Bockenheim Ost, die umgebaut werden soll. mb

Tagestip: Hausputz Auf sicheren Stand achten

Wenn der Frühling sich ankündigt, steht in den meisten Haushalten auch ein gründlicher Wohnungsputz an. Jedes Jahr endet für viele Bundesbürger das Großreinemachen jedoch im Krankenhaus oder - noch tragischer - auf dem Friedhof. Am häufigsten passieren Stürze, die mit weniger Leichtsinn und mehr Achtsamkeit zu vermeiden gewesen wären. Tips für unfallfreies Saubermachen gibt die Aktion "Das sichere Haus".

Fenster sollten Hausmann/-frau demnach möglichst von der Rauminnenseite und vom Fußboden aus reinigen. Vorher gehört das Fensterbrett völlig leergeräumt, und es darf auch nicht als Abstellfläche für Eimer benutzt werden. Für die Außenseite feststehender Fenster nur ein spezielles Reinigungsgerät verwenden (langer Stiel mit Schwamm und Gummischaber) und dabei niemals auf die Außenseite des Simses treten.

Um in höhere Regionen der Wohnung zu gelangen, werden immer wieder kunstvoll Stühle und Tische übereinandergetürmt. Derartige Turnnummern überläßt man aber besser Artisten. Für den normalen Menschen gibt es Tritte und Leitern mit Sicherheitsmerkmalen (GS-Zeichen). Auch sollten Besen, Schrubber, Eimer, sonstige Geräte und Mittel für die Raumpflege stets so abgestellt werden, daß keine Gefahr besteht, darüber zu stolpern.

Ferner ist es ratsam, Reinigungsmittel stets außerhalb der Reichweite von Kindern zu plazieren und für den Hausputz zweckmäßige Kleidung zu tragen. Letzteres bedeutet: Rutschfeste Schuhe anziehen, weite Ärmel, lose Schürzenbänder und dergleichen vermeiden. Vorsicht auch bei elektrischen Geräten: Vor dem Reinigen auf jeden Fall den Stecker aus der Dose ziehen. FR

Bei den Nonnen eine Tasse Kaffee trinken

WIESBADEN. Für alle, die Geselligkeit bei einer Tasse Kaffee suchen, ist die Begegnungsstätte der Franziskanerinnen in der Walramstraße 15 am Sonntag, 14. März, von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Am Donnerstag, 25. März, startet dort ein neues Projekt: "Gemeinsam kochen und Mittagessen". Infos: Tel. 45 13 79. maf

Fuhrunternehmer kam mit niedrigerem Bußgeld davon Fahrer hatte 29 Stunden zuviel am Steuer gesessen

Freuen kann sich ein Fuhrunternehmer aus dem Main-Kinzig-Kreis über den Ausgang seines Prozesses. Wegen des Vorwurfs, gegen das Fahrpersonalgesetz verstoßen zu haben, stand der 45 Jahre alte Fuhrunternehmer jetzt vor dem Frankfurter Amtsgericht. Weil er nicht dafür gesorgt hatte, daß einer seiner Fahrer die vorgeschriebenen "Lenk- und Ruhezeiten" eingehalten hatte, hatte das Gewerbeaufsichtsamt der Stadt gegen ihn einen Bußgeld von 4700 Mark verhängt. Dagegen hatte der Unternehmer Einspruch eingelegt. Mit Erfolg: Jetzt muß er nur noch 650 Mark zahlen.

Einer seiner Fahrer, ein aus den neuen Bundesländern stammender Mann, war auf der Autobahn von der Polizei bei einer Routinekontrolle angehalten worden. Als die Beamten den Fahrtenschreiber prüften, stellten sie fest, daß er die zulässige Fahrtzeit um 29 Stunden überschritten hatte. Der Fahrer mußte daraufhin ein Bußgeld von 500 Mark zahlen. Seinem Chef wurde ein Bußgeldbescheid über 4700 Mark zugestellt.

Wie ein Vertreter des Gewerbeaufsichtsamtes in der Verhandlung aussagte, stelle die Polizei in letzter Zeit vor allem Fahrer aus der ehemaligen DDR, die die "Lenk- und Ruhezeiten" mißachteten. Dies liege daran, daß die Fahrer die Vorschriften nicht genau kennen, zum anderen aber Unternehmer diese Unkenntnis auch bewußt ausnutzen.

Laut Fahrpersonalgesetz, das im übrigen europaweit Gültigkeit hat, sind Lastwagenfahrern nur Phasen von vier mal neun Stunden in der Woche erlaubt, die in besonderen Fällen zusätzlich um höchstens zweimal zehn Stunden Fahrtzeit verlängert werden können. Insgesamt ergibt das eine maximale Fahrtzeit von 56 Stunden pro Woche. Zwischen den einzelnen Fahrphasen müssen aber auf jeden Fall immer neun Stunden Ruhe liegen.

Zu der starken Verringerung des Bußgeldbescheides entschied sich das Gericht in diesem Fall, da die Beweisaufnahme nicht ergeben hätte, daß der Fuhrunternehmer das überzogene Fahrpensum auch angeordnet hatte. Vielmehr, so der Richter, sei davon auszugehen, daß sich der Fahrer verfahren und deshalb soviel Zeit gebraucht habe. So gab zum Beispiel der Fahrtenschreiber des Mannes für die Strecke Frankfurt-Kaiserslautern eine Fahrtzeit von sechs Stunden an.

Der Fahrer, als Zeuge ebenfalls vor Gericht erschienen, hat daraus jedenfalls schon seine Konsequenzen gezogen. Um solches in Zukunft zu vermeiden, läßt er sich nun regulär zum Berufskraftfahrer ausbilden. sol

Für Tankstellen ist die Öko-Umstellung teuer In Frankfurt kein Stationen-Sterben zu erwarten

Von der BP-Station an der Friedrich- Ebert-Anlage ist derzeit nicht mehr viel zu erkennen. Der Asphalt ist aufgerissen, die Zapfsäulen sind weggeschafft, die Bauarbeiten sind in vollem Gange. Nach mehrmonatigem Umbau will der Mineralölmulti an gleicher Stelle eine moderne und vor allem umweltschonendere Tankstelle eröffnen. Wie an der Friedrich- Ebert-Anlage sieht es bald wohl an vielen der knapp hundert Frankfurter Zapfstellen aus. Verschärfte Öko-Vorschriften zwingen die Betreiber, ihre Stationen umweltschonend umzurüsten. So müssen sie innerhalb von drei bis fünf Jahren alle Zapfsäulen mit sogenannten "Saugrüsseln" ausstatten, damit beim Tanken keine giftigen Dämpfe mehr die Luft verpesten.

Weil die Ölmultis beim Einbau der "Gasrückführanlagen" gleich noch andere Umweltinvestitionen miterledigen, werden sich die Kosten schnell auf mehr als eine halbe Million Mark pro Tankstelle addieren, sagt Shell-Sprecher Rainer Winzenried. Nicht für alle Stationen, fürchtete jüngst erst der Tankstellenchef von Esso, werden sich solche Summen lohnen. Der Umweltschutz, mutmaßt der Multi, werde 3000 der bundesweit 19 000 Tankstellen aus dem Markt sieben.

Ganz so arg wird es die Benzinverkäufer am Main allerdings nichts treffen, glaubt man beim Zentralverband des Tankstellengewerbes in Frankfurt. Schließlich sei die Zahl der Stationen hier in den vergangenen 20 Jahren auf weniger als die Hälfte gepurzelt. Wo früher Benzin floß, läuft heute das Bier aus dem Zapfhahn, Tankstellen wurden zu Getränkeshops oder Drive-in-Reinigungen. Diese Konzentration ist nach Ansicht des Zentralverbandes auch der Grund, warum in Frankfurt kein weiteres Stationensterben zu erwarten sei.

Gleichwohl werden es sich die Unternehmen was kosten lassen müssen, die neuen Vorschriften zu erfüllen. "Unter 300 000 Mark läuft da gar nix", sagt Shell- Sprecher Winzenried. Wenn beim Umbau dann noch Fahrbahnen aufgetragen werden, die verhindern, daß übergelaufenes Benzin ins Grundwasser gerät, wenn die Waschstraßen angesichts künftigen Wassernotstandes mit Recycling-Anlagen aufgerüstet werden, wenn doppelwandige Tanks marode Kessel vor dem Auslaufen schützen, dann werden sich die Kosten allein für die Umwelt schnell auf 600 000 bis 700 000 Mark pro Station summieren. Weil die Multis aber nicht nur an die Umwelt, sondern auch an den Umsatz denken, steckt BP allein in die Station an der Friedrich-Ebert-Anlage mehr als zwei Millionen Mark. Getreu der Devise, daß ein "neuer Look" schon die Kunden locken wird, sagt Ulrich Dossmann von BP.

Ebendies befürchten auch die Anwohner im Oeder Weg. Auch dort will BP die Station modernisieren. Eine noch attraktivere Zapfstelle werde wohl auch noch mehr Verkehr in den Oeder Weg ziehen, ahnen die autogeplagten Nachbarn. luf

1. Hessisches Sammler-Treffen

Philatelisten laden zum "Festival" ein

FRANKFURT-NORDWEST. Ein "großes Festival der Philatelie" veranstaltet die städtische Saalbau-Gesellschaft gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Briefmarkensammler-Vereine am heutigen Donnerstag, 11. März, von 10 bis 20 Uhr, im Bürgerhaus Nordweststadt / Titus Thermen, am Walter- Möller-Platz 2 (Eintritt frei).

Anlaß für das 1. Hessische Briefmarkensammler-Treffen ist die Erstausgabe von sechs Sonderbriefmarken der Bundespost, darunter die Hessen-Marke, die im Rahmen der Serie "Wappen der Länder der BRD" herausgegeben wird. Es ist die bislang siebte Marke dieser Serie.

Die Bundespost wird bei diesem Sammler-Treffen nicht fehlen - sie ist mit der Versandstelle Frankfurt und einem Sonderpostamt vertreten und wird zwei Sonderstempel zur Hessenmarke und zum "Festival der Philatelie" abgeben. Dazu gibt es Ersttagsblätter zur Hessen-Mark und passende Sonderumschläge zu den Sonderstempeln, die in limitierter Auflage verkauft werden.

Weiter gibt es für die Besucher eine "Phila-Hessenschau", Händlerstände mit Marken aus aller Welt, Verkaufsstände für Kataloge und Sammlerzubehör, Sammlertische und Briefmarkenwühltische. Am Infostand der Arbeitsgemeinschaft geben Experten Tips, außerdem kann man in Fachzeitschriften und anderer Philatelie-Literatur blättern. ute

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 7. März (FR). Im Süden anfangs noch stark bewölkt, sonst heiter bis wolkig und trocken, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen im Süden um null, im übrigen Deutschland um drei bis acht Grad, die Tiefsttemperaturen zwischen null und minus fünf Grad. Weitere Aussichten: vielfach sonnig und mild. (Siehe auch Lokalteil)

HAMM. Wer neben dem öffentlich- rechtlichen Fernsehen die beiden gängigen Privatsender empfangen kann, ist rundum über das Weltgeschehen im Bilde. Ein Wohnungseigentümer oder -mieter kann sich nicht auf das grundgesetzlich garantierte Informationsrecht berufen und eigenmächtig am Haus eine Satellitenschüssel anbringen lassen, um über die gesamte Palette des Astra-Satelitten-Programms (cirka 30 in- und auslndische Sender) zu verfügen. Dies hat der 15. Zivilsenat des Oberlandesgerichts (OLG) in Hamm entschieden und einen Wohnungseigentümerin einemn Mehrfamilienhaus in Essen dazu verurteilt, die am Dach angebrachte Parabolantenne wieder abzumontieren. Die Installierung einer Satellitenschüssel, so das OLG ist eine bauliche Veränderung und erhebliche optische Beeinträchtigung der Wohnanlage, die der Einwilligung aller Miteigentümer bedurfte. Da über eine vorhandene Gemeinschaftsantenne außer den öffentlich-rechtlichen Sendern die beiden Privatprogramme von SAT 1 und RTL empfangen werden können, sei die zum heutigen häuslichen Standard gehörende Informationsversorgung voll erfüllt. Außerdem befürchtet der 15. Zivilsenat bei der Genehmigung einer ersten TV-Schüssel nachhaltige negative Auswirkungen. Danach wäre für alle Wohnungseigentümer nach dem Grundsatz der Gleichbehandlung der Weg frei, sich auch eine Satellitenschüssel anzuschaffen mit der Folge eines häßlichen "Antennenwaldes". Deshalb bleibt die Wohnalage in Essen schüsselfrei. (Aktenzeichen: 15 W 324/92).

Hartnäckige Auseinandersetzungen zwischen Mietern und Wohnungseigentümern und Vermietern, Baugesellschaften und anderen Mitbewohnern um mehr Fernsehen und die damit verbundene "TV-Schüsselflut" an Dächern und Hauswänden beschäftigen dennoch zunehmend die Gerichte. Die Rechtsprechung ist unterschiedlich. Erst vor kurzem erstritt mit Hinweis auf das Informationsrecht ein italienischer Wohnungseigentümer vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf die Installierung einer Satellitenschüssel am Haus. Er hatte sich mit dem Argument durchgesetzt, daß er wegen geringer Deutschkenntnisse nur Programme aus der Heimat verfolgen könne, die aber nur über Parabolantenne und Satellit zu empfangen seien.

Landrat: Jugendarbeit notwendiger denn je

MAIN-KINZIG-KREIS. Der Aufruf zur "Jugendsammelwoche" des hessischen Jugendrings (26. März bis 4. April) wird von Landrat Karl Eyerkaufer unterstützt. Gerade in Anbetracht wachsender Gewalt von Jugendlichen untereinander und gegen andere sei wirkungsvolle Jugendarbeit wichtiger denn je, stellt Eyerkaufer fest.

Mit dem Erlös der Sammlung soll die ehrenamtliche Kinder- und Jugendarbeit der hessischen Jugendverbände unterstützt werden. Anders als kommerzielle Anbieter von Leistungen sind diese Verbände nach Darstellung des Landrats überwiegend auf Spenden und Zuschüsse angewiesen.

Kostengünstige Veranstaltungen, Freizeiten, Projekte handwerklicher und künstlerischer Art seien unerläßlich für eine erfolgreiche Jugendarbeit, meint der Landrat. hok

Badminton-Juniorenmeisterschaft Maintaler Vöpel holte Hessentitel

Der 1. BV Maintal, der kurzfristig die Austragung der Hessenmeisterschaften der Badminton-Junioren U 23 übernommen hatte, präsentierte sich als hervorragender Gastgeber und stellte mit Henning Vöpel zudem einen Hessenmeister im Männerdoppel. Vöpel besiegte an der Seite von Norman Eby (Wiesbaden) im Finale das Duo Oliver Kudicke (SG Anspach)/Alexander Merget (SG Hanau/Erlensee) mit 15:9, 15:9.

Im Einzel mußte sich Henning Vöpel, Hessenmeister von 1991, jedoch dem Anspacher Titelverteidiger Oliver Kudicke beugen. Nach verbissen geführtem ersten Satz (18:14 für Vöpel) setzte sich der Anspacher im Schlußspurt noch sicher durch. In das Halbfinale, welches er gegen seinen Doppelpartner Eby mit 10:15, 15:8 und 18:15 recht knapp gewann, war Vöpel ohne Schwierigkeiten vorgedrungen. Bei den Frauen scheiterte die einzige Maintalerin Ursula Debus bereits in der ersten Runde unglücklich an Birgit Schönharting (TV Wehen). Den Titel sicherte sich deren Schwester Heike Schönharting gegen die 16jährige Überraschungs-Finalistin Miriam Schaffner (SG Weiterstadt).

Im Frauendoppel scheiterte die Maintaler Kombination Debus/v.z. Mühlen ebenfalls bereits in Runde eins. Den Titel sicherten sich die Anspacher Dominique Mirtsching/Nicole Raasch gegen die Geschwister Schönharting. Henning Vöpels Weg zum Doppel-Titel führte über das Bensheimer Duo Treffert/Roth. Das Finale gegen Kudicke und den Hanauer Alexander Merget stand auf hohem Niveau und ging knapp aber verdient an Henning Vöpel und seinen Partner.

Im Mixed spielten sich erwartungsgemäß das Anspacher Duo Kudicke/Mirtsching und die Wiesbaden-Wehener Kombination Eby/Schönharting bis in das Finale. Dort errang Oliver Kudicke seinen zweiten Titel, was ihm den Pokal für den besten Spieler des Turnieres einbrachte. Dieselbe Ehre wurde Vereinskollegin Dominique Mirtsching zuteil.

Die Junioren-Meisterschaften standen erneut auf hohem Niveau und fanden auch die entsprechende Resonanz. Obwohl die Maintaler die Ausrichtung der hessischen Titelkämpfe erst kurzfristig vom Bezirk Wiesbaden, wo sich kein Ausrichter fand, übernommen hatten, stellten die Organisatoren um BV-Vorsitzenden Karl-Heinz Fix noch ein ansprechendes Rahmenprogramm auf die Beine. ina

Leitsystem gegen Stau am Flughafen

Ein neues Verkehrsleitsystem am Flughafen soll die Stau-Anfälligkeit der Autobahn A 3 zwischen dem Mönchhofdreieck und Frankfurt-Süd mindern. Mit dem von Hessens Verkehrsminister Ernst Welteke und Wilhelm Knittel, Staatssekretär im Bonner Verkehrsministerium, in Betrieb genommenen Zwölf-Millionen-Mark-Projekt wird der Verkehr zum Airport gezielt auf die parallel zur Autobahn verlaufende Bundesstraße 43 (Flughafenstraße) geleitet.

Damit soll die hochbelastete A 3 entlastet werden. Sie soll nach den Vorstellungen der Verkehrsplaner künftig nur noch dem Fernverkehr dienen. Sollte die Autobahn verstopft sein, kann ein Teil der Autos mit Hilfe der neuen Wechselwegweiser dann auch über die autobahnähnlich ausgebaute Bundesstraße geführt werden.

Wie Staatssekretär Knittel bei der Eröffnung betonte, hätten praktische Erfahrungen mit dem System gezeigt, daß Stauungen damit "wirksam vermieden werden können". Knittel bezifferte allein die Benzinersparnis durch die Stauvermeidung auf rund zwei Millionen Mark im Jahr.

Verkehrsminister Welteke sagte, das regionale Verkehrsleitsystem sei Baustein eines integrierten Gesamtverkehrssystem, das dazu beitrage, die Drehscheibenfunktion der Rhein-Main-Region für die europäischen Verkehrsströme zu erhalten. gang

Nun schniefen sie wieder

"Hatschi!" - "Gesundheit!". Dieser knappe, aber bisweilen geräuschvolle Dialog ist in diesen Tagen überall und immer wieder zu hören. "Alles schnieft und hustet," berichtete die Leiterin des Gesundheitsamtes, Margarete Peters, und diagnostizierte "eine Häufung grippaler Infekte". Meldungen von einer Grippe-Epedemie seien dagegen schlichtweg falsch. An der wesentlich gefährlicheren Influenza seien in dieser Wintersaison erst elf Menschen erkrankt.

Auch wenn es also nur ein "grippaler Infekt" ist, der die Kopf- und Gliederschmerzen verursacht und das Wohlbefinden dramatisch herabsetzt - man sollte ihn nicht auf die leichte Schulter nehmen, meinte die Amtsleiterin, sonst kann im schlimmsten Fall eine Lungenentzündung daraus werden. Wer mehr als 38 Grad Fieber hat, tut gut daran, den Arzt aufzusuchen. Allen anderen empfiehlt Peters, sich durch die alten Hausmittel wie etwa einem Kamille-Dampfbad Linderung zu verschaffen.

Der "heißeste Tip": "Warm anziehen und nach draußen gehen. So viel wie möglich frische Luft." Das wird die überreizten Schleimhäute beruhigen. Eine vernünftige und vitaminreiche Ernährung gehört natürlich auch zum Anti-Grippe-Programm.

Wer beruflich viel mit Menschen zu tun hat und unentwegt schnupfen und husten muß, der sollte sich überlegen, ob es nicht besser wäre, mal einen Tag zu Hause zu bleiben - "um sich", so Peters, "und andere zu schützen". Mit Fieber gehöre man in jedem Fall ins Bett. Es möge bloß keiner glauben, daß er unersetzlich sei. ft

Kleine Lokalrundschau

AsF mit vollem Programm SELIGENSTADT. Die Seligenstädter Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) kommt am morgigen Mittwoch, 10. März, um 19 Uhr im AsF- Domizil an der Frankfurter Straße 35 zusammen, um über das Ergebnis der Kommunalwahl zu diskutieren und die geplante Jahreshauptversammlung vorzubereiten. Um 20.30 Uhr treffen sich die SPD-Frauen im Gasthof Neubauer (Westring 3 a) mit den Seligenstädter Landfrauen.Krankenpflegeschule: freie Plätze SELIGENSTADT / HANAU. Die Eugen- Kaiser-Schule hat der Stadt Seligenstadt mitgeteilt, daß sie noch freie Ausbildungsplätze in der Fachrichtung "Krankenpflege" anbietet. Die Ausbildung sei besonders für junge Leute aus dem nahen Seligenstadt interessant. Nähere Informationen: 06181 /81444. Schadstoffmobil kommt SELIGENSTADT. Das Schadstoffmobil macht in Seligenstadt Station: am Freitag, 12. März, von 10 bis 12 Uhr auf dem Parkplatz am Friedhof sowie von 12.30 bis 14.30 Uhr auf dem Parkplatz am Jahnsportgelände; am Samstag, 13. März, von 9 bis 11 Uhr am Bürgerhaus Froschhausen sowie von 11.30 bis 13.30 Uhr am Bürgerhaus Klein-Welzheim. Es wird Sondermüll in kleineren Mengen kostenlos angenommen. Modellflieger wählen Vorstand neu DIETZENBACH. Der Flug- und Modellbauclub trifft sich am Freitag, 12. März, um 19 Uhr im Kolleg des Bürgerhauses, um den Vorstand neu zu wählen. Außerdem soll der Terminkalender für die kommenden Monate besprochen werden.

Gesellschaft für die Kompostierung gegründet

WETTERAUKREIS. Die "Kompostierung Wetterau GmbH" ist gegründet worden. Als Tochterunternehmen des Eigenbetriebes Abfallwirtschaft des Wetteraukreises soll die GmbH die voraussichtlich im Frühjahr in Betrieb gehende Kompostanlage in Niddatal sowie die geplanten Anlagen in Stockheim, Butzbach und Wöllstadt betreiben und den Kompost vermarkten.

Der Wetteraukreis hält einen Anteil von 51 Prozent, die Wetterauer Agrarservice GmbH 25 Prozent. Am Gesamtkapital von 50 000 Mark ist der Hessische Bauernverband mit 10 000 Mark und der Kreisbauernverband Wetterau mit 2000 Mark beteiligt.

Geschäftsführer sind Harald Horder GmbH und Dr. Jürgen Roth. ieb

Großes Ausbildungsangebot Das Jahresprogramm 1993 des Hanauer DRK-Kreisverbandes

MAIN-KINZIG-KREIS. Insbesondere auf die Breitenausbildung konzentriert sich das umfangreiche Aus- und Weiterbildungsprogramm des Hanauer Kreisverbandes im Deutschen Roten Kreuz (DRK) für das Jahr 1993. Wöchentlich wird ein Kursus für "Lebensrettende Sofortmaßnahmen am Unfallort" angeboten. Der Lehrgang findet jeweils samstags im Hanauer DRK-Zentrum in der Feuerbachstraße statt. Neben Erste-Hilfe-Kursen sind spezielle Lehrgänge für Kindernotfälle im Programm enthalten.

Kreisgeschäftsführer Joachim Ehlert weist darauf hin, daß das "schwächste Glied in der Rettungskette die Zeit vom Eintritt des Notfalles bis zum Eintreffen des Rettungs- oder Notarztwagens am Notfallort" sei. Daher empfiehlt das DRK, nach einem Erste-Hilfe-Lehrgang, der alle zwei Jahre wiederholt werden sollte, zusätzlich jedes Jahr an einer Unterweisung in der Herz-Lungen-Wiederbelebung teilzunehmen.

Weiter offeriert der Kreisverband ein Gesundheitstraining. Dabei stehen "Anti- Streß-Kurse" im Mittelpunkt. Mit deren Hilfe soll der "innere Frieden wieder hergestellt" werden. Außerdem sind Yoga- und Geburtsvorbereitungskurse geplant. Hinzu kommen Lehrgänge für Betriebssanitäter, Mitarbeiter von Sanitätsstationen und Werksfeuerwehren. Abgerundet wird das Programm durch Kurse in "Krankenpflege in der Familie" und Angebote in Senioren- und Wassergymnastik.

Der "Ausbildungsplan 1993" ist in einer kleinen Broschüre zusammengefaßt. Das Heft kann kostenlos beim Hanauer DRK- Kreisverband (Telefon: 0 61 81 / 1 06 20 oder 1 06 15) angefordert werden. hok

Im literarischen Salon BÜDINGEN. In den "Literarischen Salon" lädt der Kulturkreis Büdingen am Freitag, 12. März, ein. Ab 19.30 Uhr referiert Dr. Ullmann über "Onkelchens Traum" von Fjodor M. Dostojewski im Uralt Rathaus. Madrigalchor im Schloß HUNGEN. Der Madrigalchor "Arcani Musicali" singt am Samstag, 13. März, um 20 Uhr im Blauen Saal des Hungener Schlosses Kompositionen aus der Zeit der Renaissance und des frühen Barock. Baßbariton in Butzbach BUTZBACH. Ein "einmaliges Gastspiel" des australischen Baßbaritons John Wegner (Sydney-Opera) kündigt der Butzbacher Künstlerkreis für Sonntag, 14. März, um 17 Uhr in der Wendelinskapelle an. Eintritt frei. Vom Jodler zum Evergreen BAD NAUHEIM. Vom Jodler bis zum Evergreen reicht das Repertoire der "Original Kitzecker", die am Montag, 15. März, ab 19.30 Uhr im Konzertsaal des Kurhauses gastieren. Mit dabei: der jüngste Polka-König aus Slowenien. Jugendsinfonieorchester BAD NAUHEIM. Das Jugendsinfonieorchester Sachsen-Anhalt gastiert am Freitag, 19. März, 19.30 Uhr, auf Einladung des Kulturamtes in der Kongreßhalle der Landesärztekammer. Flötenklasse musiziert BÜDINGEN. Mit Alter und Neuer Musik gastiert die Flötenklasse Waldemar Jarczyk am Sonntag, 21. März, 17 Uhr, im Saal des Büdinger Oberhofs. Die Werke, die von der Flötenklasse präsentiert werden, sind für eine oder mehrere Querflöten und Klavier geschrieben. Spiritualkonzert NIDDATAL. Ein Spiritualkonzert mit der Sängerin Melbra Rai ist für Sonntag, 21. März, um 19.30 Uhr in der evangelischen Kirche Assenheim geplant. Karten sind vorab bei Schreibwaren-Bernhardt, Bahnhofstraße 13 a, zu bekommen. Mit Musik in den Lenz HIRZENHAIN. Unter dem Motto "Mit Musik in den Frühling" veranstaltet das Musikkorps der Freiwilligen Feuerwehr Hirzenhain am Samstag, 27. März, um 20 Uhr einen Konzertabend im örtlichen Bürgerhaus. Karten sind im Vorverkauf für sechs Mark bei allen Musikern der Feuerwehrkapelle erhältlich.

"Fresche Keller" feiert die Fünf

ORTENBERG. Fünf Jahre Kleinkunstbühne "Fresche Keller": ein Grund zum Feiern, und das zwei Tage lang. "La Fete" beginnt am Freitag, 12. März, um 19 Uhr im Bürgerhaus Bergheim mit Salon-Musik vom "Trio con Brio" aus Heidelberg. Ab 20 Uhr zieht Stephan Blinn die Marionetten-Fäden und zeigt Ausschnitte aus einem Programm "Piccolo Szenario". "What's new", das Swing-Sextett aus Stuttgart, spielt ab 22 Uhr. Und das gleiche gibt es am Samstag, 13. März, noch einmal. An beiden Abenden werden kulinarische Köstlichkeiten vom Gasthof Lenz serviert. Karten im Vorverkauf sind zu 24 Mark bei Photo Weidig, Tel. 0 60 46 / 13 73, erhältlich. cor

Rechtsprechung gerät ins Stocken Probleme mit neuem Gesetz zur Entlastung der Justiz

pid GÖTTINGEN, 9. März. Eine "Lükke" im Gesetz zur Entlastung der Rechtspflege, das am 1. März in Kraft trat, bereitet den Gerichten offenbar erhebliche Probleme: Am Landgericht Göttingen geriet die Rechtsprechung ins Stocken, nachdem ein Strafverteidiger die Besetzung der neuen Kammern, die aufgrund des Gesetzes gebildet wurden, gerügt hatte. Der Fall in Göttingen deutet darauf hin, daß durch das Gesetz, das Gerichte entlasten und Prozesse beschleunigen soll, der gegenteilige Effekt eintreten kann.

Das neue Gesetz sieht unter anderem vor, daß möglichst viele Fälle statt vor einer großen Strafkammer am Landgericht, in der drei Berufs- und zwei Laienrichter sitzen, vor einem Schöffengericht mit einem Berufs- und zwei Laienrichtern oder sogar nur noch von einem Einzelrichter verhandelt werden. In den großen Strafkammern sollen nur noch zwei statt drei Berufsrichter urteilen.

Im ersten Prozeß aber, der nach Inkrafttreten des Gesetzes vor dem Landgericht Göttingen begann, hat der Göttinger Strafverteidiger Steffen Stern mit einer sogenannten Besetzungsrüge den Betrieb ins Stocken gebracht. Der Hintergrund: Als Reaktion auf das Gesetz hat das Landgericht weitere Strafkammern mit jeweils einem Vorsitzenden und drei Beisitzern gebildet. Geurteilt werden soll in der Regel zu zweit, wenn erforderlich auch zu dritt. Rechnerisch könnte jede Kammer zwei Zweier-Gruppen bilden. Dem stehe aber dem die Rechtsprechung von Bundesverfassungsgericht und Bundesgerichtshof entgegen, wonach eine große Strafkammer nur so viele Mitglieder haben darf, daß sie eben nicht zwei personell voneinander unabhängige Gremien bilden kann, hieß es in Göttingen.

"Wie wir dieses Dilemma lösen sollen, das bereitet uns großes Kopfzerbrechen", sagte der Vizepräsident des Landgerichts, Joachim Schmidt. Theoretisch könnten zwar noch mehr Kammern gebildet werden, die jeweils nur aus drei Mitgliedern bestehen. Doch so viele Vorsitzende Richter gebe es nicht. Der Sprecher des Oberlandesgerichtes in Celle, Hartmut Wick, meinte, angesichts dieser "Lücke im Gesetz" stehe jedes Landgerichtsurteil auf wackeligen Füßen und laufe Gefahr, in der Revision gekippt zu werden.

Mühlbachwasser ist endlich sauber genug

SECKBACH. Das Wasser des Seckbacher Mühlbachs ist endlich so sauber geworden, daß es über eine Rohrleitung ins Seckbacher Ried eingespeist werden kann. Über diesen Erfolg freuen sich die "Bachpaten" des BUND-Ortsverbandes Ost, die jahrelang für die Reinigung dieses Gewässers gekämpft hatten.

Durch Neubaugebiete war das Seckbacher Ried jahrelang von den meisten seiner Zuflüsse abgeschnitten worden - mit der Folge, daß der Grundwasserspiegel sank und Tiere wie Pflanzen im Ried bedroht waren. Zwar war die Rohrleitung, die Seckbach unterquerte und Wasser aus dem Draisborn und dem Mühlbach ins Naturschutzgebiet bringen sollte, schon lange fertiggestellt. Doch zwei Betriebe für Schweine- und Gefügelzucht verschmutzten das Mühlbachwasser immer wieder so stark, daß man damit dem Ried eher geschadet hätte.

Gemeinsam mit dem Stadtentwässerungsamt gelang es dem BUND, die Schweinezucht zu stoppen und den Betreibern der Geflügelzucht Einschränkungen abzuringen. Seit Anfang des Jahres ist der Mühlbach nun (fast) sauber; die weitere Entwicklung wird durch weitere regelmäßige Gewässergüte-Untersuchungen beobachtet. ck

Bosnien im Mittelpunkt des heutigen Frauentages

Bei den Diskussionen anläßlich des Internationalen Frauentags am heutigen Montag sollten nach Ansicht von Frauendezernentin Margarethe Nimsch die notleidenden Frauen und Kinder in Bosnien im Mittelpunkt stehen. Nimsch forderte alle Frankfurterinnen auf, sich in Gesprächen auf politische Druckmittel zu verständigen, mit denen man die Bundesregierung zu einem entschiedeneren Handeln zwingen könne.

Nimsch wird am Abend bei einer Veranstaltung im Frauenkulturhaus sprechen, zu der das Frauendezernat, das Amt für multikulturelle Angelegenheiten und die Kommunale Ausländervertretung einladen. Thematischer Schwerpunkt sind die Perspektiven einer Frauenpolitik unter den Vorzeichen von Fremdenfeindlichkeit und Sozialabbau. Die Veranstaltung wird um 18 Uhr von der DGB-Landesfrauensekretärin Marita Eilrich im Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9 eröffnet. Die Vorträge beginnen um 20

Die Bezirksgruppe Frankfurt der Gewerkschaft der Polizei (GdP) ruft zum Internationalen Frauentag zu einer Spendenaktion auf. Das Geld ist für den "Hilfsfonds für vergewaltigte Frauen in Bosnien-Herzegowina" bestimmt, der von Frauen aus SPD, CDU und FDP gegründet wurde.

Die Frankfurter GdP wird am 8. März an einem Info-Stand im Polizeipräsidium auf die Situation vergewaltigter Frauen im ehemaligen Jugoslawien aufmerksam machen und Spenden sammeln. Geld kann auch direkt an den Hilfsfonds (Postgiroamt Köln, Kontonummer 3 36 66 65 00, Bankleitzahl 37 01 00 50) überwiesen werden. sar / vo

"Verhärtung der Arbeitslosenstruktur" bereitet Vermittlern Sorgen Ältere und Ausländer immer stärker betroffen / Saisonarbeit soll Osteuropäern künftig erheblich weniger genehmigt werden

Die Zahl der Arbeitslosen und Kurzarbeiter ist im Februar weiter gestiegen. Wie das Arbeitsamt meldete, wurden zum Monatsende 33 804 Erwerbslose verzeichnet.

Von Kurzarbeit waren laut Statistik weitere 10 725 Arbeitnehmer betroffen. Das Arbeitsamt wird deshalb in Zukunft Saisonarbeitern aus Osteuropa weniger häufig eine Arbeitserlaubnis erteilen als bisher.

Als Ursache für die hohe Arbeitslosigkeit werden die allgemeine Konjunkturflaute und der Strukturwandel in der Frankfurter Wirtschaft angeführt, durch den viele gewerbliche Arbeitsplätze vernichtet werden. Die "Verlierer" dieser Entwicklung sind vor allem ausländische und ältere Arbeitnehmer.

Die Arbeitslosenquote nahm im Zuständigkeitsbereich des Frankfurter Arbeitsamtes, zu dem auch die Gemeinden Langen, Bad Vilbel und Bad Homburg zählen, noch einmal um 0,1 Prozentpunkte auf jetzt 5,9 Prozent zu, obwohl sich im Februar die Lage auf dem Arbeitsmarkt üblicherweise entspannt.

Besonders dramatisch verläuft die Entwicklung im eigentlichen Stadtgebiet Frankfurt. Hier hat die Quote fast acht Prozent erreicht.

Der Wettbewerb um die vorhandene Arbeit wird nach Einschätzung des Arbeitsamtes immer härter. Außer der eigentlichen beruflichen Qualifikation werden Berufserfahrung, "Teamfähigkeit", Flexibilität und sprachliche Fähigkeiten verlangt. "Für Ausländer liegen die Hürden vielfach zu hoch." Mit 10 425 Betroffenen stellen sie fast ein Drittel aller Arbeitslosen. Ihre spezifische Arbeitslosenquote liegt bei 11,6 Prozent.

Als "weitere Problemgruppe" werden ältere Arbeitnehmer bezeichnet. Auch sie seien in den zurückliegenden Monaten überdurchschnittlich häufig entlassen worden.

Fast 40 Prozent der Arbeitslosen, nämlich 12 972, sind 45 Jahre und älter, rund 6000 sind über 55. Ihre Chancen, einen neuen Arbeitsplatz zu finden, sind gering. Das Arbeitsamt spricht von einer "zunehmenden Verhärtung der Arbeitslosenstruktur". Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist seit dem Jahreswechsel von 6100 auf 6500 angewachsen.

Vor diesem Hintergrund wird das Arbeitsamt den Zustrom osteuropäischer Saisonarbeiter bremsen. Im zweiten Halbjahr des letzten Jahres, so Pressesprecher Michael Schott, habe man 1324 Mal eine Arbeitserlaubnis über die erlaubten drei Monate ausgegeben. In Zukunft werde das Amt "nicht einmal, sondern zweimal überlegen, ob wir die Genehmigung erteilen".

Auch der Bestand an offenen Stellen ist auf 6186 gesunken, vor einem Viertel Jahr waren es noch 2000 mehr gewesen. Während die Situation in der Metall- und Elektrobranche hoffnungslos erscheint, werden nach Angaben des Arbeitsamtes "Kaufleute mit abgeschlossener Berufsausbildung und gutem Brufsbild nach wie vor in allen Sparten" gesucht. Auch die Nachfrage nach Steno- und Phonotypistinnen sowie Verkäufern und Verkäuferinnen ist ungebrochen groß. ft

Zeitung in der Schule - heute geht es los

Wie wird so eine Zeitung eigentlich gemacht? Was unterscheidet Bericht, Interview und Reportage von Kommentar, Feature und Glosse? Warum steht in

Tageszeitungen Politik immer an erster Stelle? Fragen wie diesen gehen Schüler und Schülerinnen im Main-Taunus-Kreis schon seit dem 8. Februar gemeinsam mit ihren Lehrern nach. Seither haben sie jeden Morgen eine druckfrische Zeitung auf dem Tisch, die sie gemeinsam studieren, analysieren und kritisieren. Zunächst war es das Höchster Kreisblatt, von heute, 8. März, an wird es bis zum 2. April die Frankfurter Rundschau sein; den Schlußpunkt setzt nach den Osterferien, Ende April, die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Journalisten aller drei Zeitungen betreuen die gesamte Zeit über das Projekt, das vom Aachener "Institut zur Objektivierung von Lern- und Prüfungsverfahren" bundesweit organisiert wird - in Zusammenarbeit mit den Kultusministerien und finanziert von Sponsoren.

In loser Folge werden wir in den nächsten Wochen Texte von Schülern und Schülerinnen, meist Berichte über Aktionen im Rahmen des Projekts, präsentieren. fra

Kompostanlage in Glauburg genehmigt

WETTERAUKREIS. Der Regierungspräsident in Darmstadt hat die Planungen für die dritte Kompostierungsanlage des Wetteraukreises genehmigt, die auf der ehemaligen Erdaushub- und Bauschuttdeponie der Gemeinde Glauburg entstehen soll, teilt Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz mit.

Die Anlage in Glauburg soll mit einem Jahresumsatz von 6200 Tonnen die größte des Kreises werden. Die in Niddatal in Betrieb gehende ist für 5800 Tonnen im Jahr geplant, die in Grund-Schwalheim verarbeitet 5000 Tonnen.

An den Glauburger Kompostplatz, dessen Baukosten auf rund 7,2 Millionen Mark veranschlagt sind, sollen Büdingen, Hirzenhain, Gedern, Kefenrod, Limeshain und Ortenberg mit zusammen 46 000 Einwohnern angeschlossen werden. Die Anlage soll 1994 in Betrieb gehen. ieb

Die Lehrer fehlen noch heute Diskussion über die "Selbstkastration des deutschen Films"

Der deutsche Landser werde in einem Film wie "Stalingrad" wieder als Opfer entdeckt. Wo aber blieben im jungen deutschen Film die eigentlichen Opfer der nationalsozialistischen Machtergreifung vom 30. Januar 1933, die Juden? Ronny Loewys Frage beantwortete Michel Friedmann, Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, im Kommunalen Kino mit dem Hinweis auf den Dokumentarfilm. Dort gebe es bemerkenswerte Versuche, jüdisches Leben darzustellen. Im Spielfilm fehlten solche subtilen Darstellungen, abgesehen von dem "folkloristischen, jiddelnden Juden" und dem "Juden, der ins KZ kommt" weitgehend. "Warum bringt es die Filmkultur nicht fertig, das Judentum mit allen Ecken und Kanten zu einem Film zu verarbeiten?", wollte Friedmann wissen. Diese Frage konnten auch Thomas Mitscherlich, Regisseur aus Hamburg ("Die Denuntiantin"), und sein Dokumentarfilmkollege Erwin Leiser (Zürich) nicht beantworten.

Michel Friedmann prognostizierte auch für den Film eine Entwicklung hin zur Entsorgung von Geschichte - ähnlich wie in der Musik ("Böhse Onkelz"). "Wenn das nicht ganz debil abgleitet - mit Hakenkreuzen auf der Leinwand -, werden wir dagegen nicht rechtlich, sondern politisch vorgehen müssen." Wie neue Rechtstendenzen im Film konkret aussehen könnten und was man vorbeugend dagegen tun kann, darüber hüllte sich die Runde in Schweigen.

Das Gespräch krankte an der allzu homogenen Zusammensetzung des Podiums und der Tatsache, daß Publikumsfragen viel zu spät zugelassen wurden. Das Thema Vergangenheitsbewältigung im deutschen Nachkriegsfilm in Ost und West aufzusplitten - der DDR-Regisseur Frank Beyer wurde als Beispiel genannt - scheiterte von vornherein an fehlenden ostdeutschen Diskussionspartnern.

Einig war sich die Diskussionsrunde: Von der Emigration jüdischer Regisseure, Filmautoren und Schauspieler von Babelsberg nach Hollywood hat sich der deutsche Film bis heute nicht erholt. Die prominentesten unter den 2000 Emigranten waren Fritz Lang, Conrad Veidt und Robert Siodmak, dessen Film "Abschied" (mit Brigitte Horney) aus dem Jahr 1930 nach der Diskussion gezeigt wurde.

Zu den Emigranten zählte auch Erwin Leiser (Jahrgang 1923), der 1938 nach Schweden fliehen konnte und dort 1960 seinen Dokumentarfilm "Mein Kampf" drehte. Die Ufa habe 1933 im vorauseilenden Gehorsam alle Verträge mit jüdischen Mitarbeitern gelöst, erzählte Leiser. Der Ansatz eines intimen, poetischen und humorvollen Films wie "Abschied" sei nach 1933 nie fortgeführt worden. "Es kam ein gleichgeschalteter, vulgärer, plumper Film, dem das künstlerisch Spannende fehlte", so Leiser, der von einer "Selbstkastration des deutschen Films" sprach. "Für mich ist die deutsche Geschichte eine des Opportunismus, der freiwilligen Anpassung an einen Trend."

Thomas Mitscherlich, dessen Spielfilm "Die Denuntiantin" im Berlinale-Wettbewerb seine Premiere feierte, sah in der Emigration der jüdischen Regisseure auch einen Verlust der Komödien-Kultur: "Für mich ist es schwierig, wenn verlangt wird, daß Filme komödiantischer werden sollen. Leute, die so etwas geschrieben haben, sind alle gegangen - und keiner konnte es uns nach dem Krieg beibringen." Wer sich "Abschied" von Robert Siodmak nach der Diskussion noch angesehen hat, wird diese Aussage bestätigen. STEFAN MÜLLER

Fragen an die Geschichte

NIDDA. Mit einer Feierstunde begeht der Verein Niddaer Heimatmuseum am Sonntag, 14. März, sein zehnjähriges Bestehen im Foyer des Rathauses. Den Festvortrag hält ab 17 Uhr Professor Dr. Otfried Dascher zum Thema "Fragen an die Geschichte - Kann man aus der Geschichte lernen? - Das Beispiel Nidda".

Pflicht und Gefühl

Zwei böse Briefe kamen fast zur gleichen Stunde in der Redaktion an, beide zum gleichen Thema: Kontrolleure in Bussen und Bahnen. Jeder für sich gibt prächtigen Anlaß, sich aufzuregen. In dem ersten beschreibt eine Frankfurterin ihr Erlebnis mit Kontrolleuren, die amerikanische Touristen wie Schwerverbrecher behandelten, weil sie am Flughafen ohne Fahrschein eingestiegen waren. Sie sprachen kein Wort Deutsch, die Kontrolleure kein Wort Englisch, dafür hatten die aber Dienstausweise und Pflichtgefühl. Einem Amerikaner hätten sie sogar die Aktentasche gefilzt, bevor sie das Grüppchen beim nächsten Halt aus der Bahn warfen. "Dürfen die das?"

Genau die gleiche Frage stellt die andere Frankfurterin, die beobachten mußte, wie eine Kontrolleurin zwei schwerbepackte Amerikaner ohne Fahrschein stillschweigend an ihrer Zielhaltestelle aussteigen ließ, ohne sie inquisitorischen Maßnahmen zu unterziehen. "Wieso bezahle ich eigentlich meine Jahreskarte, wenn andere so davonkommen?"

Eine Zwickmühle für alle, die allgemeingültige Regeln für jede Lebenslage verlangen. Wie wäre es, wenn wir alle öfter mal ein Auge zudrückten? Ihre Bastienne

Galerie Karo zeigt Begegnung im Bild

BAD NAUHEIM. Für Christine Zanon, im französischen Chateau-Thierry geborene Künstlerin, ist jedes Bild eine Begegnung, "eine Begegnung zwischen zwei Strukturen: der Realität und der Phantasie". Die auf ihren Bildern in Spachteltechnik aufgetragenen reliefartigen Strukturen in schillernden Farbkontrasten fordern den Betrachter auf, seine Emotionen zu finden und wiederzuerleben. Einen Einblick in das Werk der 28jährigen vermittelt eine Ausstellung der Galerie Karo ab Sonntag, 14. März, in der Karlstraße 44. Die Vernissage beginnt um 15 Uhr.

Bis einschließlich 2. Mai sind ihre Bilder dienstags, mittwochs und donnerstags von 12 bis 16 Uhr und sonntags von 14.30 Uhr bis 17 Uhr zu sehen.

Je einen Fahrradhelm für Daniela, Florian und Paul

WETTERAUKREIS. Jeweils einen Fahrradhelm haben Daniela Wild aus Obershofen, Florian Herbert aus Reichelsheim und Paul Brückner aus Glauburg bei der Aktion "Sicherheit er-fahren" gewonnen. Die Aktion wird jährlich von der Verkehrswacht, der AOK Frankfurt Region und Wetteraukreis sowie der Sparkasse Wetteraukreis organisiert. Dabei werden die Kinder auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die ihnen im Straßenverkehr drohen. In praktischen Übungen lernen sie, wie man sich mit dem Fahrrad auf der Straße richtig verhält. re

Neues Polizeipräsidium erhebt sich als Bogen

KASSEL. Die Standortwahl war bereits gefallen und nunmehr steht ebenfalls fest, wie das neue Kasseler Polizeipräsidium neben dem Hauptbahnhof aussehen wird: Eine Jury, der unter anderem Vertreter des Staatsbauamtes, der Polizei, des Landeskriminalamtes und der Stadt angehörten, entschied sich für den Entwurf des Kasseler Architekten Claus Göller. Der plante ein Gebäude, das sich als Bogen vor dem steil abfallenden Hang neben dem Bahnhof erhebt und belegte damit unter 21 Teilnehmern Platz 1 in dem Wettbewerb.

Der Entwurf sei "in hohem Maße ökonomisch", so die Preisrichter, und "von ökologischem Wert": An das Gebäude soll sich ein Park anschließen.

Der Bau soll so schnell wie möglich in Angriff genommen werden, um der Raumnot im "alten" Polizeipräsidium zu begegnen: 13 000 Quadratmeter Nutzfläche sollen im neuen Domizil der Ordnungshüter entstehen. ebo

Jiddische Lieder im Spiegelsaal des Kurhauses

BAD NAUHEIM. Im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit singt Sarah Bloom vom Stadttheater Heidelberg am Sonntag, 14. März, im Spiegelsaal des Kurhauses jiddische Lieder. Ihr Konzert beginnt um 19.30 Uhr.

Namen + Notizen

SYBILLE SCHELLHEIMER, 15 Jahre alte Hola-Schülerin, zählt zu den Teilnehmern des Parlamentarischen Patenschaftsprogramms (PPP), das einen einjährigen Aufenthalt in Amerika vermittelt. Als "Pate" tritt dabei der Nidderauer SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Reuter auf. Entscheidend bei der Auswahl seien nicht allein die Sprachkenntnisse, sondern auch das Persönlichkeitsbild, verdeutlicht Reuter. Der SPD-Politiker übernimmt seit zehn Jahren derartige Patenschaften.

KARL RUTH aus Hanau ist seit 25 Jahren im Dienst der Stadt Hanau und wurde dafür von Oberbürgermeister HANS MARTIN geehrt.

Lustige Pinselstriche auch für Ungeübte

BAD NAUHEIM. Den Hahn der Bremer Stadtmusikanten, das Hexenhäuschen für Hänsel und Gretel: In einem Kurs der Evangelischen Familienbildungsstätte ab Donnerstag, 18. März, 19.30 Uhr, können alle, die schon immer einmal Bilder zu Märchen malen wollten, ihre Phantasie mit Farbe und Pinsel umsetzen. Gearbeitet wird in dem achtteiligen Kurs in der Naß-in-Naß-Technik, die besonders für ungeübte Künstler geeignet ist. Nähere Informationen gibt es unter Tel. 0 60 31 / 9 19 76 bei der Evangelischen Familienbildungsstätte.

Kasse muß besondere Heilmethode bezahlen

Das Frankfurter Sozialgericht hat jetzt eine Ersatzkasse dazu verurteilt, den Eltern eines seit Jahren an der Hautkrankheit Neurodermitis leidenden Jungen auch die Kosten für sogenannte medizinische Außenseitermethoden zu erstatten. Voraussetzung sei ein Erfolg, die Behandlung dürfe "nicht unwirtschaftlich" sein.

Im diesem Fall (Az.: S 9 Kr 85/93) war der Junge nach einer Behandlung mit Heil-Eurythmie beschwerdefrei geworden und ist es bis heute geblieben. Der Streit ging um die Erstattung von 300 Mark.

Ein Vertreter der 9. Kammer des Gerichts wies darauf hin, daß es sich hier um eine Einzelfallentscheidung gehandelt habe und somit nicht automatisch alle "Außenseiter-Behandlungsmethoden" von den Kassen zu tragen seien. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. enk

Autobahngegner sagen Dauerstau voraus

Mit dem künftigen Autobahnanschluß Ratsweg der A 661 (Ostumgehung), für den vor zwei Wochen die Rodungsarbeiten am Ostpark begonnen haben, wird nach Ansicht des "Aktionsbündnisses Unmenschliche Autobahn" ein "verkehrspolitischer Unsinn" geschaffen. Die neuen Auf- und Abfahrten der Verbindung zwischen dem Offenbacher Kreuz (A 3) und dem Bad Homburger Kreuz (A 5) werden nach Einschätzung der Bürgerinitiative nicht die erhoffte Entlastung für den Frankfurter Osten bringen.

Wenn die derzeit noch vorhandene Lücke der Ostumgehung zwischen der Friedberger Landstraße und dem Ratsweg 1994 geschlossen sein wird, werde der Verkehr sogar noch stärker sein als heute. Von der "versprochenen Verkehrsberuhigung für die Anwohner der Saalburgallee und der Wittelsbacherallee" könne "gar keine Rede sein".

Für die Ostumgehung sagt das Aktionsbündnis einen "täglichen Dauerstau" zwischen Offenbacher und Bad Homburger Kreuz voraus. An der Ausfahrt Ratsweg, wo sich die Verkehrslawine in das städtische Straßennetz ergießen wird, werde der Rückstau zum Alltag gehören.

Die Autoverkehrsplaner, so kritisieren die Autobahngegner, würden die "Staus lediglich vor sich her schieben". Es werde sich zeigen, daß die neuen Autobahnen die jetzigen Verkehrsprobleme nur noch verschärften. gang

Kursus hilft Mädchen bei der Berufswahl

WETTERAUKREIS. Hilfestellung bei der Berufswahl will das Jugendbildungswerk den Mädchen im Wetteraukreis geben. "Mädchen planen ihre Zukunft" heißt das Informationsseminar, das dazu in den Osterferien angeboten wird.

"Oft fällt es schwer, sich für den richtigen Beruf zu entscheiden und eine geeignete Ausbildungsstelle zu suchen", so Marietta Frühwein vom Berufsbildungswerk. Da die Auswahl auf dem Land nicht besonders groß ist, entscheiden sich viele Mädchen für einen Beruf, der sie zwar wenig interessiert, sich aber aufgrund der räumlichen Nähe oder verwandschaftlicher Beziehungen anbietet.

Das Seminar soll den Teilnehmerinnen helfen, sich über ihre eigenen Berufs- und Lebenswünsche klar zu werden. In einem Planspiel entwerfen die Mädchen ihren Lebenslauf bis zum 30. Lebensjahr. Vorher bekommen sie bei einer Beratung im Arbeitsamt Informationen und Kontaktadressen für ihren Traumberuf. Dann werden telefonische Auskünfte eingeholt, Bewerbungen und Lebensläufe geschrieben. "So sollen die Mädchen die Angst vor unbekannten Situationen verlieren."

Wenn der individuelle Ausbildungsgang erarbeitet ist, erhalten die Mädchen "Schicksalskarten" mit den Schwierigkeiten, die in der Realität auf sie zukommen werden: fehlende Ausbildungsplätze, ein langer Weg zum Ausbildungsplatz, Konflikte in der Familie. Beides zusammen, Wunsch und Wirklichkeit, wird in der Gruppe diskutiert.

Das Seminar ist von Montag bis Freitag, 19. bis 23. April, im Jugendgästehaus Hubertus in Butzbach-Münster. Teilnahme: 50 Mark. Anmeldung bis Mittwoch, 17. März, unter Tel. 06031 / 83-119. re

HAMM/MÜNSTER. Ein vermutlich jahrelang unentdeckt gebliebener Kindergarten-Skandal in münsterländischen Montessori-Einrichtungen und der Prozeß gegen einen 33jährigen Erzieher, der sich seit Mitte November vergangenen Jahres wegen sexuellen Mißbrauchs in über 50 Fällen vor dem Landgericht Münster verantworten muß, entwickelt sich immer mehr zu einem handfesten juristischen Streit um die Beweislage für die schweren Tatvorwürfe und die Glaubwürdigkeit der Kinderaussagen. Gestern wurde dem Angeklagten noch während der Verhandlung auf Grund eines Beschlusses des 4. Strafsenats des Oberlandesgerichts (OLG) in Hamm wieder die Fortdauer der Untersuchungshaft verkündet und dies entgegen der ursprünglichen Rechtsauffassung der 1. Strafkammer in Münster, die den Prozeß gegen den Erzieher führt. Sie hatte vor wenigen Wochen den Haftbefehl außer Vollzug gesetzt und den Angeklagten unter Auflagen vorläufig als freien Mann entlassen. Nach Sicht der Landgerichts-Kammer seien während der bisherigen fast ausschließlich in nicht öffentlicher Sitzung durchgeführten Beweisaufnahme viele Anklagevorwürfe ungeklärt geblieben. Demnach sei eine Fortdauer der seit einem Jahr bestehenden Haft nicht mehr gerechtfertigt. Auf die Beschwerde der Staatsanwaltschaft hat nunmehr das OLG zum zweiten Mal gegen die prozeßführende Strafkammer entschieden und weitere Untersuchungshaft angeordnet. Nach Ansicht ds OLG bleibt der Angeklagte dringend verdächtigt, sich besonders schwerer Sexueldelikte schuldig gemacht zu haben. Es kommt allein auf Grund der Aktenlage sogar zum Schluß, daß sich der Anklagevorwurf erhärtet habe. Da ein Strafmaß bis zu zehn Jahren droht, sieht das OLG eine Fluchtgefahr als begründet an.

Bereits bei Erhebung der Anklage gegen den Erzieher im Frühjahr 1992 war vom Landgericht der Haftbefehl ausgesetzt worden. Auch damals hat das OLG die Fortdauer der Untersuchungshaft angeordnet. Dem 33jährigen Erzieher wird vorgeworfen, über sieben Jahre in Montessori-Kindergärten im münsterländischen Borken und Coesfeld Kinder im Alter von vier bis sieben Jahren auf besonders schlimme Art mißbraucht zu haben.

Mediziner fürchten Spätfolgen Auswertung der Urinproben nach Hoechst-Unfall dauert Wochen

Mediziner von der "Liste Demokratischer Ärztinnen und Ärzte" haben gefordert, in den von dem Hoechst-Giftunfall betroffenen Stadtteilen medizinische Langzeit-Untersuchungen vorzunehmen. Die Wirkungen des möglicherweise krebserregenden und erbgutverändernden Stoffes o-Nitroanisol ließen sich erst nach einer jahrelangen Latenzzeit feststellen. Um sie frühzeitig erfassen und dokumentieren zu können, bedürfe es umfassender Untersuchungen, für deren Kosten die Chemiefirma geradestehen müsse, schreiben die Ärzte in einer Erklärung.

Die in dem alternativen Ärzte-Verband organisierten Mediziner sind außerdem der Meinung, daß für die Sanierungs- und Säuberungsmaßnahmen in Schwanheim nur noch Spezialisten mit entsprechender Schutzausrüstung eingesetzt werden sollten "und nicht die betroffene Bevölkerung, die dadurch noch zusätzlich gefährdert werden könnte". Außerdem müsse ein spezielles gesundheitliches Schutzprogramm für Kinder ausgearbeitet werden.

Ähnliche Forderungen hat auch der Bundesverband der Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) erhoben. Der BBU verlangt zusätzlich die Veröffentlichung von detaillierteren Werten über die Giftbelastung in Schwanheim. Die bisher bekanntgegebenen Daten seien nur Durchschnittswerte und ließen keinen Schluß auf die Belastung einzelner Häuser und Grundstücke zu. Nur unter Berücksichtigung detaillierter Daten könnten Toxikologen überhaupt die Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung exakt bewerten, meint BBU-Vorstandsmitglied Eduard Bernhard.

Unterdessen hat die Leiterin des Stadtgesundheitsamtes, Margarete Peters, bekanntgegeben, daß die Auswertung der Urinproben von rund 300 Anwohnern im kontaminierten Gebiet noch einige Wochen auf sich warten lassen werde. Bei sieben Patienten seien nach dem Kontakt mit o-Nitroanisol Hautreizungen festgestellt worden.

Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen hat das Gesundheitsamt die Frankfurter Ärzte zu einer Informationsveranstaltung über die Folgen des Hoechst-Unfalls eingeladen. Die Veranstaltung beginnt am morgigen Dienstag um 19.30 Uhr in der Georg- Voigt-Straße 15 (Informationen zum Programm unter Telefon 21 23 36 20). mat

Räuberbande festgenommen Kriminalpolizei sieht brutale Überfälle als geklärt an

Beamte des Straßenraubkommissariats (K 14) haben im Westend sowie in der Innenstadt zwei 19jährige und einen 18jährigen festgenommen, die im Verdacht stehen, in der vorvergangenen Woche zumeist gemeinsam brutale Raubüberfälle auf Passanten verübt zu haben.

Einer der 19jährigen, der seit 1989 bereits wegen 27 derartiger Delikte bei der Polizei in Erscheinung getreten war, wurde inzwischen vom Haftrichter in Untersuchungshaft geschickt. Nach Mitteilung eines Polizeisprechers war er wegen zwei dieser Überfälle sowie wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz jüngst zu einer Bewährungsstrafe von 16 Monaten verurteilt worden.

Seine beiden mutmaßlichen Komplizen wurden wieder freigelassen.

Die wohl schwerwiegendste Tat ereignete sich nach Einschätzung der Polizei am Aschermittwoch kurz nach 21 Uhr auf einem U-Bahnsteig unter der Hauptwache. Gemeinsam mit vier anderen jungen Männern soll der 19jährige aus nächster Nähe mit einer Gaspistole auf einen 17jährigen Jugendlichen geschossen haben, den die Täter als Raubopfer ausgeguckt hatten. Der 17jährige erlitt Hautverbrennungen am Bauch.

Am daruffolgenden Freitag abend soll der 19jährige - diesmal allein - in der Holzhausenstraße einen ebenfalls 17jährigen Schüler mit einem Messer bedroht und ihm 80 Mark geraubt haben. Nach Erkenntnissen der Kripo wird diesem 19jährigen ferner angelastet, bereits am 23. Februar kurz nach 19 Uhr in der B- Ebene der Hauptwache einem 18jährigen Schüler, der mit seiner Freundin unterwegs war, dessen Bahncard geraubt zu haben.

Bei der Durchsuchung der Wohnung des 19jährigen fanden die Kripo-Leute nicht nur diese Bahncard, sondern auch die Gaspistole, die er bei der Tat am Mittwoch vergangener Woche eingesetzt haben soll.

Die Kripo fahndet derzeit noch nach einem weiteren, vierten Mittäter, der zu dessen Gruppe gehören soll. Es handelt sich um einen 16 bis 17jährigen, 1,65 bis 1,70 Meter groß, mit dunklen, kurzen glatten Haaren. Seine Vorderzähne sind laut Polizei bis zur Hälfte abgefault. Er soll sich fast täglich ab 18 Uhr an der Hauptwache aufhalten.

Hinweise nimmt die Kripo unter den Frankfurter Telefonnummern 755-4014 oder 755-4040 entgegen. enk

Bayer plant Kurzarbeit für über 3000 Leute

has FRANKFURT A. M. Der Chemiekonzern Bayer tritt auf die Bremse. Das Unternehmen plant Kurzarbeit in den Werken Leverkusen, Brunsbüttel und Dormagen. Von den Zwangspausen, die sich über "unterschiedliche Zeiträume" erstrecken sollen und noch mit den Belegschaftsvertretern abgestimmt werden müssen, sind mehr als 3000 Beschäftigte betroffen. Zu den Einschnitten zwinge die "weltweite Konjunktur-Schwäche und ein daraus resultierender Nachfrage-Rückgang in verschiedenen Geschäftsbereichen", teilt der Konzern mit. Bei Bayer hatte es Kurzarbeit letztmals 1982 gegeben; seinerzeit ebenfalls "aus konjunkturellen Gründen".

Im Werk Leverkusen ist von Mai an für etwa 2700 Leute in den Sparten Organische Chemikalien (1600 Männer und Frauen) sowie Farben (1100) Minderarbeit vorgesehen. In Brunsbüttel sollen im zweiten Quartal 290 Arbeitnehmer kürzertreten. In Dormagen treffen die Einschnitte 44 Mitglieder der Belegschaft. Insgesamt stehen bei Bayer in Deutschland rund 57 000 Menschen auf den Lohn- und Gehaltslisten. Die Firma betont: "Weitere Auswirkungen der erforderlichen Kurzarbeit auf andere Bayerwerke und Geschäftsbereiche können zur Zeit nicht ausgeschlossen werden."

Zwei DGB-Seminare

WETTERAUKREIS. "Umweltgefährdung und Umweltschutz in Theorie und Praxis" ist das Thema von zwei Familien- Bildungsurlaubs-Seminaren, die der DGB Wetterau vom 21. bis 28. August und vom 28. August bis 4. November am Twistesee in Nordhessen anbietet. Der Urlaub kostet für Erwachsene 100, für Kinder 50 Mark einschließlich Unterbringung, Verpflegung und Kinderbetreuung. Anmeldung beim DGB Wetterau, Tel. 06031/5477.

Verkehrsgutachten seit dem Wahlsonntag nur noch Makulatur Ingenieursozietät bestätigt, daß es auf den Straßen leiser geworden ist / Doch die neue Mehrheit beeindruckt das wohl kaum

KRONBERG. Auf den Kronberger Straßen ist es seit Beginn des Verkehrsversuchs im August 1992 um einiges leiser geworden. Das ergeben Berechnungen der Frankfurter Ingenieursozietät BGS, die jetzt mit aktuellen Zahlen aufwartete. Sonderlich beeindrucken werden sie wohl kaum die CDU, die keinen Zweifel daran gelassen hat, daß sie mit ihrer am Sonntag wiedergewonnenen Mehrheit das unglückliche Experiment rückgängig machen möchte. Nichts von den Zahlen hält auch Dieter Nelles von der Initiative der Friedrichstraßen-Anwohner (BIFAS); er spricht von einem "Gefälligkeitsgutachten". Pedro Gutmann von der benachbarten Schillerstraße kündigt sogar an, seine Initiative BISS werde das BGS-Zahlenwerk "mittels eines Gegengutachtens auseinandernehmen."

Den Verkehrslärm in einer Straße exakt zu ermitteln, ist eine Wissenschaft für sich. Denn einfach die Schallmessungen mit dem Ausmaß des Krachs gleichzusetzen, wäre falsch: Zufälligkeiten wie Windrichtung, Temperatur oder außergewöhnliche Verkehrssituationen müssen erst "herausgerechnet" werden, um die Werte vergleichbar zu machen. Deshalb waren die Dezibel-Zahlen, die die Stadt Ende vergangenen Jahres veröffentlicht hat, auch nur vorläufig.

Aber jetzt gibt es wahre Werte, durch die sich der Erste Stadtrat Karsten Stahlberg bestätigt sieht: Die BGS-Ingenieure haben im November 1992 bei einer 24- Stunden-Zählung die Daten gesammelt, sie dann durch eine - höchst komplizierte - Schallwertberechnungsformel namens RLS-90 gejagt und nun das Ergebnis vorgelegt. Zum Vergleich werden Messungen des Kronberger Ordnungsamtes aus der Zeit vor der Straßenumlenkung, die zusätzlich noch mit der Verkehrsmengenkarte des Landes Hessen abgeglichen sind, herangezogen.

Demnach ist es an allen Meßpunkten in sechs ausgewählten, neuralgischen Straßen leiser geworden: Durch die Schillerstraße fuhren vor August 1992 täglich 5700 Fahrzeuge, was den Bewohnern tags mit 64,1 Dezibel (an einem zweiten Meßpunkt mit 61,9 Dezibel), nachts mit 55,7 (53,5) Dezibel in den Ohren dröhnte. Heute ist es nur noch halb so laut: 60,9 (57,2) Dezibel tagsüber, 49,3 (45,7) Dezibel in der Nacht. Denn drei Dezibel weniger werden als eine Halbierung des Krachs empfunden. Die Zahlen variieren, doch die Tendenz ist stets die gleiche: Ob in Friedrichstraße, Merianstraße, Friedrich- Ebert-Straße oder Hainstraße - überall ist es dank des Verkehrsversuches um einiges leiser geworden. Wie Stahlberg mitteilte, gehen die Messungen noch weiter, unter anderem auch in der Oberhöchstadter Straße.

Vor allem die Altstadt-Bewohner mußten nicht erst auf die neuen Daten warten, um sich eine - positive - Meinung über den Versuch zu bilden. Dieser Tage gründete sich der "Aktionskreis Lebenswerte Altstadt" und sammelte fleißig Unterschriften. 400 von den 1000 Altstadtbewohnern unterzeichneten dabei eine Resolution an Bürgermeister Wilhelm Kreß, daß die Beruhigung der Friedrich- Ebert-Straße beibehalten werden soll (die FR berichtete). Und, versichert Hanna Feldmann vom Aktionskreis, "wir sammeln weiter".

Der Grund zur Freude über den Verkehrsversuch spiegelt sich auch in den nackten BGS-Zahlen wider: Mit 71,5 Dezibel am Tag und 62,9 Dezibel zur Schlafenszeit war es in der Friedrich-Ebert- Straße (Meßpunkt Schirnplatz) vor August '92 noch lauter, als der Gesetzgeber erlaubt; die Grenzwerte liegen bei 70 (Tag) und 60 (Nacht) Dezibel. Jetzt herrscht vergleichsweise Ruhe: 64,9 (Tag), beziehungsweise 56,4 (Nacht). Das liegt natürlich daran, daß da weniger Autos fahren - vorher täglich 8300, nun 2300.

Aber nicht überall hat die Zahl der Fahrzeuge abgenommen. In der Friedrichstraße sind heute 7000 Autos in 24 Stunden unterwegs, zuvor waren es bloß 4000: ein Anstieg um satte 75 Prozent. Daß es bei ihm vor der Haustür dennoch sogar geringfügig leiser geworden sei, will Anwohner Dieter Nelles nicht in den Kopf - zumal auch die schon früher veröffentlichten, nicht berechneten Schallmessungen noch auf einen Anstieg der Belastung hinwiesen. Und die reinen Messungen sind "in der Regel" geringer als die berechneten Werte, da die RLS-90- Formel "prinzipiell immer den ungünstigsten Fall" annimmt. So steht es auch im BGS-Gutachten "Schalltechnische Untersuchung Kronberg im Taunus".

Daß ausgerechnet bei ihm die Ausnahme von der Regel sein soll, ist Nelles suspekt. Da hat er - als habilitierter und promovierter Ingenieur auch nicht gerade ein mathematischer Laie - lieber selbst den Ansatz von BGS nachgeprüft. Und ihn für falsch befunden. Nelles' Kritikpunkte: BGS gehe von viel weniger Lastwagen aus, als in Wirklichkeit durch die Straßen dröhnten; und außerdem setze das Gutachten Tempo 30 als Geschwindigkeitswert ein. Tatsächlich führen aber "die meisten viel schneller, und damit auch lauter". Pedro Gutmann sagt, das Ingenieurbüro habe bei seiner Schillerstraße zusätzlich noch einen Ampel- und einen Steigungsfaktor vergessen, weshalb die errechneten Lärmwerte "Makulatur" seien.

Beide glauben, daß dahinter Methode steckt. Nelles: "Das ist ein Gefälligkeitsgutachten von BGS für die Stadt. Die wußten genau, was da rauskommen soll." Das Frankfurter Büro habe sich nicht "korrekt an RLS 90 gehalten".

Diplom-Ingenieur Hendrik Ilcken, der bei BGS für die Kronberg-Untersuchung verantwortlich zeichnet, muß sich dagegen zusammennehmen, um es ob solcher Verdächtigungen beim Kommentar "Frechheit" zu belassen. Auch Stadtrat Stahlberg spricht von einem "ganz schlimmen Vorwurf". Eigens, um über jeden Verdacht erhaben zu sein, habe der Magistrat die "neutrale und renommierte BGS" beauftragt - und nicht etwa das Büro, das die Verkehrsumlenkung ausgearbeitet hatte oder gar eigene Leute aus dem Ordnungsamt. Stahlberg bestreitet kategorisch, in irgendeiner Weise Einfluß auf das Ergebnis genommen zu haben.

Auch Ilcken versichert: "Es wurde kein Einfluß genommen, es wurde nicht manipuliert, es wurde nichts zurechtgebogen." Daß die berechneten Nacht-Werte teilweise niedriger als die Meßergebnisse waren, läge daran, daß der viertelstündige Meßzeitraum auf die gesamte Nacht umzurechnen war. Der Manipulationsvorwurf sei auch deswegen "abstrus", weil bei RLS 90 "die Meßwerte überhaupt nicht manipulierbar sind". Politische Gefälligkeiten könne sich BGS im übrigen gar nicht leisten. Ilcken: "Wir leben schließlich vom guten Ruf unseres Hauses." MARCEL KEIFFENHEIM

Bernemer Squeezers Frühjahrstreffen der Square Dancer

FRANKFURT A. M. Die Square Dance Clubs "Bernemer Squeezers", Bornheim, und "Kuntry Kuzins", Wiesbaden, sind vom Freitag, 12. März, bis einschließlich Sonntag, 14. März, in den Schwarzbachhallen in Kriftel / Taunus Ausrichter eines internationalen Frühjahrstreffens der Square Dancers. Erwartet werden an die 1500 Teilnehmer aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Österreich, Großbritannien, Dänemark, Schweden, den Niederlanden, aus der Schweiz und der Tschechischen Republik. Einige Aktive haben sich aus den USA, dem Mutterland des Square Dance, angemeldet.

Bei diesem "Spring-Jamboree '93" wird den Teilnehmern die Möglichkeit geboten, insgesamt 36 Stunden in beiden Schwarzbachhallen ihre Figuren zu tanzen. Über die Parketts bewegen sich dabei die Tänzer im typischen "Outfit" mit Westernhemden und "fliegenden" Petticoats zu flotter Western- und Countrymusik. Begleitinstrumente sind in der Regel Akkordeon, Banjo, Violine oder Gitarre. Square Dance ist ein beliebter amerikanischer Volkstanz, der nach Weisungen eines sogenannten Callers (Ansager) in derzeit 294 europäischen Clubs mit etwa 10 000 Mitgliedern gepflegt wird. Im Rhein-Main-Gebiet gibt es über 20 Clubs, davon in Frankfurt die "Bernemer Sqeezers" sowie die "Beaux and Belles". Veranstaltungsauftakt in Kriftel ist am Freitag, 18 Uhr (bis 23 Uhr). Für Besucher interessant sind die Darbietungen am Samstag, 13 bis 23 Uhr sowie am Sonntag, von 10 bis 16 Uhr. dixi

Stadtteil-Fenster

Der Raub der Sabinerinnen, ein Schwank von Franz und Paul von Schöntjahn, ist am Sonntag, 14. März, ab 15.30 Uhr, im Volkstheater, Großer Hirschgraben, zu sehen. Zu der Aufführung im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit lädt die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit ein. mb/10

Einen Blick zurück wagen können ältere Menschen in wöchentlichen Erzählrunden des Familienbildungswerks. Nächster Termin: Donnerstag, 11. März, 10 Uhr, im Haus der Volksarbeit, Eschenheimer Anlage 21. mb/10

Eine "Rockwerkstatt" für Jugendliche ab 13 Jahren bietet der evangelische Verein für Jugendsozialarbeit am Samstag, 13. März, ab 14 Uhr im Jugendhaus Heideplatz, Schleiermacherstraße 7. Die Instrumente werden gestellt. Informationen unter Tel. 4 99 07 11. mb/10

Einen Rhetorik-Kurs für Frauen bietet die Evangelische Familienbildung in der Darmstädter Landstraße 81 am Samstag, 13., und Sonntag, 14. März, jeweils von 10 bis 18 Uhr an. Anmeldungen sind unter Tel. 61 03 08 möglich. mb/10

Die Ursachen des Nationalismus in Deutschland beleuchtet am Donnerstag, 11. März, 19 Uhr, Dr. Bruno Schoch (Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung). Ort: Die Aula der Bockenheimer Max-Beckmann-Schule, Sophienstraße 70. Der Vortrag ist Teil einer Veranstaltungsreihe über Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit. mb/10

Reformaufbruch in Indien: Über dieses Thema referiert Dr. Citha D. Maass (Ebenhausen) auf Einladung des Indischen Kulturinstituts am Samstag, 13. März, ab 15.30 Uhr im Bockenheimer Veranstaltungszentrum "KA Eins", Kasseler Straße 1 a. mb/10

Über ausländische Kirchengemeinden berichtet Pfarrer Oh-Sung Kwon (Koreanische Gemeinde) kommenden Dienstag, 16. März, 20 Uhr, bei der evangelischen französisch-reformierten Gemeinde, Eschenheimer Landstraße 393. mb/10

Der Knax-Club der Frankfurter Stadtsparkasse organisiert für Kinder eine "Weltraumfeier" im Haus Gallus (Frankenallee 111) am Sonntag, 14. März, um 15 Uhr. mb/10

Innovative Praxis Frankfurt (IPF) - Verein zur Förderung der Professionalisierung der sozialen Arbeit: Mitgliederversammlung am Donnerstag, 11. März, 18 Uhr, Fachhochschule, Limescorso 9. Informationen: Tel. 15 33-28 72. mb/10

Caféhaus unterwegs: Das Programm der Saalbau-GmbH mit "Wiener Atmosphäre" macht am Samstag, 13. März, ab 15 Uhr im Bürgerhaus Gallus in der Frankenallee 111 Station. mb/10

Der Barbier von Sevilla von Giovanni Paisiello spielt die Kammeroper Frankfurt von morgen, Freitag, 12., bis Sonntag, 14. März, jeweils ab 20 Uhr. Spielort ist die Logenhaus zur Einigkeit in der Kaiserstraße 37. mb/10

Vogelkundliche Wanderungen bietet der Kreisverband des Deutschen Bundes für Vogelschutz (DBV) in den kommenden Tagen gleich zweimal an. Die Termine: Samstag, 13. März, 7 Uhr: "Frühlingserwachen im Niedwald", Treffpunkt Nied Bahnhof S1 / S2; Sonntag, 14. März, 8 Uhr: "Spechte auf dem Höhepunkt ihrer Balz", Treffpunkt Endstation der Straßenbahnlinie 14 in Schwanheim. - Einen Film zum Thema "Kraichbalz in Südschweden" zeigt der Verein am Mittwoch, 17. März, um 19.30 Uhr, im Bürgerhaus Südbahnhof, Disterwegplatz. mb/10

Amateur Film Club Frankfurt: Herbert Dubois spricht am kommenden Montag, 15. März, um 19.30 Uhr über Spielfilme. Ort: Fahrgasse 6. mb/10

Kolpingfamilie Frankfurt: Der Kreis der Älteren trifft sich am Dienstag, 16. März, um 15 Uhr, im Kolpinghaus, Lange Straße 26. mb/10

Der WWF-Panda-Club lädt Acht- bis Zehnjährige ein, um eine Aktion mit dem Titel "Wir bauen eine Kräuterspirale" vorzubereiten. Treffpunkt: Donnerstag, 11. März, 15 Uhr, Lehrgehölz, Welscher Weg, Forstabteilung 87 (Stadtwald). mb/10

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold - Bund aktiver Demokraten: Die Mitglieder des Frankfurter Ortsvereins treffen sich am Samstag, 13. März, um 15 Uhr im Bornheimer Bürgerhaus, Arnsburger Straße 24. Dabei soll der Vorstand neu gewählt werden. mb/10

Polizeisportverein Grünweiß, Motor- und Segelboot-Abteilung: Die Jahreshauptversammlung übertrug dem stellvertretenden Leiter, Erich Heymach, zusätzlich den Schriftführer-Posten. Neue Beisitzerin ist Hannelore Heymach. Bestätigt wurden Abteilungsleiter Wilfried Israel, Kassierer Wolfgang Goerdten, Bootshauswart Ludwig Abel und Stegwart Norbert Adam. mb/10

Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847: Der Verein bietet im Rahmen seines Freizeit- und Breitensportangebots vielseitige Teilnahmemöglichkeiten für jung und alt. Nähere Informationen gibt die FTG-Geschäftsstelle (Telefon 77 49 29). Am Samstag, 13. März, 11 Uhr, beginnt im Hofsaal im FTG-Sportzentrum, Marburger Straße 28, ein Meditationsworkshop. fd/10

Betriebssportverband Hessen: Die Wanderabteilung des Bezirks Frankfurt unternimmt am Samstag, 20. März, eine Wanderung an der Bergstraße. Ausgangspunkt ist Heppenheim, Ziel Zwingenberg. Anmeldungen nimmt Monika Kunz tagsüber entgegen unter Tel. 75 91 17 55. fd/10

1. Frankfurter Carneval-Club 1888: Die Damen des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein heute, Donnerstag, 11. März, 14.30 Uhr, im Intercity- Restaurant im Hauptbahnhof. fd/10

Herchenröder-Quartett 1913 Frankfurt: Chorprobe für die Sänger am Freitag, 12. März, 20 Uhr, im "Haus Gallus", Frankenallee 111. Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Mitglieder des Vereins am Samstag, 13. März, 16 Uhr, im Gemeindesaal der evangelischen Friedenskirche, Frankenallee 150. fd/10

Kneippverein Frankfurt: Der Verein lädt ein zum Nachmittagsspaziergang von Schwanheim nach Oberrad am Samstag, 13. März. Treffpunkt ist um 13.15 Uhr die Straßenbahnhaltestelle Waldfriedhof in Goldstein (Linie 21). Schlußrast ist im "Bobbeschänkelche" in Oberrad. Weitere Auskunft gibt Sylvia Lugge unter Tel. 84 63 23. fd/10

Turngau Frankfurt: Jugendvollversammlung am Samstag, 13. März, 16 Uhr, im Jugendraum der Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 (FTG) in Rödelheim, Rebstöcker Weg. fd/10

Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Briefmarkensammlervereine: Zum Großtauschtag des Philatelistenvereins treffen sich die Motivsammler am Sonntag, 14. März, 9 bis 17 Uhr, im Casino der Höchster Jahrhunderthalle, Silostraße. fd/10

Biologische Gesellschaft: Die Vereinigten Aquarien- und Terrarienfreunde Frankfurt veranstalten am Sonntag, 14. März, 9 bis 12 Uhr, eine Fischbörse im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28 (am Kurfürstenplatz). Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Vorsitzender Wolfgang Polka (Tel. 50 24 43). fd/10

Vogelsberger Höhenclub: Der Zweigverein Frankfurt 07 unternimmt am Sonntag, 14. März, eine Ganztagswanderung im Rheingau. Auskunft bei Günter Burghardt (Tel. 51 16 84) und Ruth Berner (Tel. 51 16 84). fd/10

Turngau Frankfurt: Der Turngau lädt ein zum "7. Frankfurter Bembel-Cup" in Gruppengymnastik und Tanz. Der Pokalwettbewerb ist am Sonntag, 14. März, 11 Uhr, in der Sporthalle Wächtersbacher Straße 80. fd/10

Karnevalverein "Der Frankfurter 02": Die Mitglieder und Freunde des Vereins treffen sich zum Saison-Abschlußfest (Kreppelkaffee und Ordensfest) am Sonntag, 14. März, um 15 Uhr, im Saal des "Bürgertreffs Philanthropin", Hebelstraße 17. fd/10

Mandolinenorchester 1925 Frankfurt: Zur Probe treffen sich die aktiven Mitglieder am Montag, 15. März, 20 Uhr, im Vereinshaus Heddernheim, Oranienstraße 16 a. Auskunft über Vereinstätigkeiten geben Willi Hausmann (Tel. 52 75 27) und Hans-Georg Gnoth (Tel. 51 56 01). fd/10

1. Frankfurter Theater- und Karneval- Club 1898: Zum traditionellen Heringsessen treffen sich die Mitglieder und Freunde des Vereins am Samstag, 13. März (ab 19 Uhr), im "Bürgertreff Gutleut", Rottweiler Straße 32. Der nächste Vereinsabend ist am Montag, 15. März, 20 Uhr, im Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24 (Clubraum 4). fd/10

Erster Frankfurter Schwimm-Club: Die EFSC-Jugend trifft sich zur Jugend- Vollversammlung mit Neuwahlen am Mittwoch, 17. März, 17.30 Uhr, im Restaurant Stadtbad Mitte, Hochstraße. fd/10

Sängerkreis Frankfurt: Zur Jahreshauptversammlung treffen sich die Vereinsvertretungen am Sonntag, 14. März, 9.30 Uhr, im Bürgerhaus Nieder-Erlenbach, Im Sauern 10. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem ein Situationsbericht des Vorstandes sowie die Besprechung der Kreisveranstaltungen 1993 und 1994. fd/10

Turngau Frankfurt: Gaumeisterschaft im Trampolinturnen am Sonntag, 14. März, 14 Uhr, in der Sporthalle der Deutschen Turnschule, Otto-Fleck-Schneise. Titelverteidiger sind Bernd Köcher (Turner), Karen Kandsberger (Turnerinnen), Björn Prestin (männliche Jugend) und Maren Fichtner bei den weiblichen Jugendlichen. fd/10

Auf einen Blick

Karnevalverein Heddemer Käwwern: Zum "Ordensfest" treffen sich die Mitglieder am Samstag, 13. März, 20 Uhr, in der Turnhalle, Habelstraße 11. nd/10

Germania 1873 Preungesheim: Die Mitglieder der gemischten Chorgemeinschaft treffen sich zur Chorprobe am Montag, 15. März, 20 Uhr, im Gemeindesaal der evangelischen Kreuzgemeinde in der Jaspertstraße. Es werden noch am Gesang interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Auskunft gibt Milli Schneider unter Tel. 5 40 07 34. nd/10

Über Naturheilkunde am Beispiel der Herztherapie hält der Heilpraktiker Wilfried Just zwei Vorträge in der evangelischen Andreasgemeinde in Eschersheim: jeweils montags (15. März und 5. April), immer um 18 Uhr, im Clubraum der Gemeinde, Kirchhainer Straße 2. ks/10

Fotografien über Ghettos in Portugal zeigt Daniel Fuchs noch bis Freitag, 26. März, in der Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags, jeweils von 11 bis 19 Uhr, und samstags ab 10.30 Uhr. ks/12

Vereinsleben

Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe Fechenheim: Der nächste Gruppenabend ist am Mittwoch, 17. März, 19 bis 21 Uhr (ab 18 Uhr Einzelberatung), in den Räumen der Melanchthongemeinde, Pfortenstraße 4. Weitere Auskunft gibt Harry Hoppe unter Tel. 41 15 47. od/10

Singgemeinschaft Riederwald: Der Seniorinnenchor probt am Mittwoch, 17. März (9.30 bis 11 Uhr), im "Bürgertreff Riederwald", Am Erlenbruch 26. Singfreudige Seniorinnen sind jederzeit willkommen. Der Riederwälder Chor bereitet sich derzeit auf eine Konzertreise vor, die vom 20. bis 23. Mai ins Elbsandsteingebirge führen wird. od/10

Kleingärtnerverein Riederwald: Mitgliedertreffen zur Jahreshauptversammlung am Samstag, 13. März, 10 Uhr, im "Haus Riederwald", Max-Hirsch-Straße 34. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Ehrungen. od/10

Turnerschaft Griesheim Leichtathleten bitten zum Hallensportfest

FRANKFURT A. M. Ihr "10. Leichtathletik-Hallensportfest" organisiert die Turnerschaft 1856 Griesheim am kommenden Sonntag, 14. März, ab 9.30 Uhr, in der Schulturnhalle der Georg-August- Zinn-Gesamtschule, Am Mühlgewann. Ausrichter der Veranstaltung ist die Leichtathletikabteilung des Griesheimer Vereins.

Ausgeschrieben sind leichtathletische Dreikämpfe nach Hallenregeln für alle Altersklassen (30-Meter-Sprint, Weitsprung auf Weichboden, Kugelstoßen). Die Wertung erfolgt durch elektronische Datenverarbeitung in Anlehnung an die 1000-Punkte-Wertung des Deutschen Leichtathletikverbandes.

Als Siegerauszeichnung gibt es Urkunden für alle Teilnehmer, die drei Erstplazierten der einzelnen Klassen erhalten Medaillen. Gestartet wird in zehn Wettkampf-Altersklassen. Veranstaltungsleiter ist Gerhard Nothacker. dixi

Eine unbekannte Frau starb im Krankenhaus

Vor einem Haus in der Basaltstraße 11 in Bockenheim fanden Passanten am Donnerstag gegen 15.40 Uhr eine bewußtlose Frau. Sie wurde sofort ins nächste Krankenhaus gebracht, wo sie wenig später starb. Die Frau konnte bislang nicht identifiziert werden, weil sie keine Ausweispapiere bei sich trug. Sie war etwa 80 Jahre alt, etwa 1,60 Meter groß, weißhaarig und 75 bis 80 Kilo schwer. Bekleidet war die Verstorbene mit einem Mantel, einer Stoffhose, Fellmütze und Halbschuhen, jeweils in der Farbe Braun. Am Ringfinger trug die Frau zwei Eheringe mit den eingravierten Buchstaben "Sch".

Hinweise zur Identifizierung nimmt die Vermißtenstelle der Kripo, Telefon (069) 755-40 40 oder -44 00 entgegen. vo

(Elvis-Presley-Bild: "Eiko - Japans Ultimate Designer", Edition Stemmle, Schaffhausen, 1990)

Kälte verursachte Tod obdachloser Frau

Die 48 Jahre alte obdachlose Frau, die am vergangenen Montagmorgen tot auf dem Pflaster nahe der Liebfrauenkirche in der Innenstadt aufgefunden wurde, ist erfroren. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft brauchten die Ärzte für diese Feststellung keine Obduktion; der Augenschein habe ausgereicht.

Die Stadtwerke wiesen jetzt den Vorwurf als unzutreffend zurück, Sicherheitsbedienstete hätten die 48jährige bei Betriebsschluß aus der B-Ebene Hauptwache "vertrieben". enk

Lebendtier- Transporte

Das türkische Zollministerium hat eine Anweisung erlassen, daß der Drittlandverkehr deutscher Lkw mit lebenden Tieren bis zur Verabschiedung einer endgültigen Regelung nicht beanstandet wird. Eine solche wurde auf der Tagung der gemischten deutsch-türkischen Kommission beraten und soll in geltendes Recht umgesetzt werden. Bis zu ihrem Inkrafttreten können sich die betroffenen Transportunternehmen am Grenzübergang Kapikulle auf die entsprechende Anweisung des Zollministeriums in Ankara berufen. Das türkische Verkehrs- und das Zollministerium wollen einstweilen die reibungslose Abfertigung dieser Tiertransporte gewährleisten. In Notfällen steht auch die Deutsche Botschaft in Ankara zur Verfügung. h

Viernheimer Polizist überwältigte Bankräuber

Nur wenige Minuten konnte sich am vergangenen Freitag ein 26jähriger Frankfurter nach einem Überfall auf die Frankfurter Sparkasse an der Hauptwache daran freuen, Besitzer von rund 31 000 Mark zu sein. Als er kurz nach 14 Uhr mit seiner Beute aus der Filiale flüchtete, lief er einem Polizeibeamten aus Viernheim in die Arme, der auf Frankfurt-Besuch war. Der Beamte sah die Schußwaffe in der Hand des Täters, verfolgte ihn bis zum U-Bahn-Gleis und überwältigte ihn dort.

Wie ein Polizeisprecher mitteilte, war der Täter, von Beruf Elektroniker, mit gezückter Waffe in die Sparkassenfiliale gegangen, in der sich zu diesem Zeitpunkt sechs Angestellte und 13 Kunden aufhielten. Er bedrohte eine der Kundinnen mit der Waffe und zwang die Angestellten an den beiden Kassenboxen, Geld in eine mitgebrachte Plastiktüte zu stecken. enk

Kleine FR

"Arbeitskreis Asyl" tagt STEINBACH. Die Mitglieder des "Arbeitskreises Asyl" treffen sich am heutigen Dienstag um 20 Uhr im Backhaus in der Kirchgasse. Neue Mitarbeiter sind willkommen.

Woody Allen im Jugendcafé Oberursel. Der Film "Mach&rquote;s nochmal, Sam" von und mit Woody Allen läuft heute, Dienstag, 9. März, um 20 Uhr im Jugendcafé. Laut Programm eine witzige und intelligente Komödie, in der ein Filmjournalist seinem Idol Humphrey Bogart nacheifert. Tanzfest für Senioren OBERURSEL. Verschiedene Tanz-, Chor- und Gymnastikgruppen aus dem Hochtaunuskreis treten beim Tanzfest für Seniorinnen und Senioren am heutigen Dienstag, 9. März, ab 15 Uhr in der Stadthalle auf. Die Gäste können Tänze einstudieren, auch im Sitzen.

Spende für "Pro Asyl" OBERURSEL. 1000 Mark hat das Jugendcafé dem Arbeitskreis "Pro Asyl" gespendet. Es ist dies der Erlös einer Benefiz-Veranstaltung im Jugendcafé, organisiert vom Jugendring, der Programm- und Tresengruppe des Cafés, musikalisch gestaltet von den drei Bands "Marmaduque", "Bibi Schlimm" und den "Starfukkers".Sommerfreizeit in Dänemark OBERURSEL. Eine Jungschar-Freizeit in Knösen/Dänemark, in einem Ferienhaus direkt am Wasser, bietet die evangelische Kirchengemeinde Oberursel vom 24. Juli bis 7. August an. Sie kostet 520 Mark, für Nicht-Oberurseler 570 Mark. Mitfahren können Jungen von neun bis 13 Jahren und Mädchen zwischen acht und zwölf Jahren. Anmeldung bis 31. März unter Tel. 0 61 71 / 2 59 17.

Begriff und Bedeutung des Leasingvertrages

Die Leasingbranche hat im vergangenen Jahr in Deutschland ihren 30. Geburtstag gefeiert. Obwohl sie nach gewissen Anlaufschwierigkeiten einen steilen Aufschwung genommen hat, und das englische Wort Leasing mittlerweile zum deutchen Alltagswortschatz gehört, wissen viele immer noch nicht so recht, was sich hinter diesem Begriff verbirgt. "Mietkauf" - eine Wortneuschöpfung, die sich nicht durchgesetzt hat - umschreibt nicht genau, was mit Leasing gemeint ist. Die bloße Übersetzung von "to lease" mit "mieten, pachten" hilft nur wenig weiter, wenn man den Leasingvertrag in das traditionelle deutsche Vertragsrecht einordnen will. Denn die Vertragstypen, die das Bürgerliche Gesetzbuch kennt, erfassen die besondere Interessenverteilung zwischen Leasinggeber und Leasingnehmer jeweils nur zum Teil.

Beim Abzahlungskauf hat der Käufer die Absicht, den Kaufgegenstand zu erwerben, also dessen Eigentümer zu werden. Weil er bei Vertragsabschluß den vollen Kaufpreis nicht aufbringen kann oder will, zahlt er ihn in Raten. Wenn es weniger auf den Eigentumserwerb als vielmehr auf die Nutzung einer Sache ankommt, wird ein Miet- bzw. Pachtvertrag abgeschlossen. Die zur Nutzung übergebene Sache wird nach Ablauf des Vertrages an den Vermieter oder Verpächter zurückgegeben und anschließend von diesem anderweitig genutzt.

Anders als beim Abzahlungsverkauf oder beim Mieten und Pachten verhält es sich bei Leasing: im Gegensatz zum Ratenkauf will der Leasingnehmer aus steuerlichen Gründen nicht Eigentümer der Sache werden, er will sie nur eine bestimmte Zeit nutzen. Dem Leasinggeber dagegen fehlt normalerweise die Wiederverwendungsabsicht, die für den Mietvertrag typisch ist. Dies ist darauf zurückzuführen, daß die typischen Leasinggüter wie Autos oder EDV-Anlagen am Ende der vereinbarten Nutzungsdauer abgenutzt oder technisch überholt sind. Mittlerweile werden allerdings auch langfristige Anlagegüter und Immobilien geleast.

Der Leasingnehmer erhält nicht das Eigentum an der Sache, sondern nur das Recht, es während einer bestimmten Zeit zu nutzen. Dafür zahlt er - in der Regel monatlich - Teilbeträge. Diese müssen vom Leasinggeber so kalkuliert sein, daß die Summe den Wert des Leasinggutes einschließlich der Finanzierungs- und Nebenkosten und des Gewinns ergibt. Zwar liegen die Kosten des Leasing zumeist nominell höher als die eines normalen Bankkredits, dem stehen aber betriebswirtschaftliche Vorteile gegenüber, die insbesondere Selbständige und Unternehmen zu nutzen wissen.

Als wichtigstes Argument für den Leasingvertrag gilt immer noch, daß die Leasingraten unter bestimmten Voraussetzungen in voller Höhe als Betriebsausgaben abgesetzt werden können. Beim Kauf dagegen dürfen nur die niedrigeren Abschreibungswerte abgesetzt werden. Der Leasingnehmer kann liquide Mittel für andere Zwecke einsetzen bzw. seinen Kreditrahmen offenhalten. Nach Vertragsabschluß steht ihm das Sachkapital direkt zur Verfügung, und er kann die Leasingraten aus dem Einsatz des Leasinggutes finanzieren.

Hinzu kommt eine vielfältige Dienstleistungspalette der Leasingunternehmen: Beim Autoleasing übernehmen sie immer mehr die gesamte Fuhrparkverwaltung größerer Unternehmen, die so beträchtliche Verwaltungskosten einsparen. Computer und Bürogeräte werden im Auftrag der Leasingunternehmen zumeist auch gewartet und repariert. Und zum Immobilienleasing gehört fast immer auch die komplette Baubetreuung von der Planung bis zur schlüsselfertigen Übergabe, oft auch noch die Verwaltung und Instandhaltung nach Fertigstellung.

Gerade diese "Full-Service-Angebote" haben dem Leasing in den vergangenen Jahren zusätzliche Schubkraft verliehen. In einer Dienstleistungsgesellschaft ist es letztendlich billiger, hochspezialisierte Unternehmen mit Aufgaben zu betrauen, die nicht zum unmittelbaren Geschäftszweck gehören, als eigene Kräfte einzusetzen. F. Middelhauve

Nur die Heißlüfter surren in der Turbinenhalle Seit Jahren beschäftigt der Atommeiler im rheinland-pfälzischen Mülheim-Kärlich die Gerichte Von Michael Grabenströer

"Ich will endlich eine Megawatt-Anzeige sehen, wo wieder 1200 draufsteht." Franz-Josef Hauptmanns sagt es beinahe leidenschaftslos, nicht wie einer, dem seit Jahren durch Gerichtsurteil verboten ist, das zu tun, was er gelernt hat. Viereinhalb Jahre wartet er nun schon auf den Tag, "wenn wir wieder Strom machen können". Hauptmanns ist Schichtführer im RWE-Atomkraftwerk in Mülheim-Kärlich. Dort steht zwischen Stromkilometer 605 und 606 am Rhein der einzige rheinland-pfälzische Atomreaktor, der seit beinahe zwanzig Jahren die Gerichte beschäftigt. Mülheim-Kärlich ist der am meisten beklagte Atommeiler der Republik. Nur ein knappes Jahr lang lieferte das 1300-Megawatt-Kraftwerk Strom ins Netz. Die übrige Zeit war der Druckwasserreaktor selbst Stromverbraucher, häufig stillgelegt - durch gerichtlich bestätigte Genehmigungsmängel aller CDU-geführten Mainzer Landesregierungen, seit ein Helmut Kohl dort in den siebziger Jahren Ministerpräsident war.

Nun geht es wieder einmal um die Zukunft des Reaktors mit dem selten langen Genehmigungsweg. Vor dem Bundesverwaltungsgericht in Berlin steht am 11. März die Entscheidung über die Erste Teilerrichtungsgenehmigung (neu) an. Am 9. September 1988 war es eben jenes Bundesverwaltungsgericht gewesen, das die Erste Teilerrichtungsgenehmigung (alt) aus dem Jahre 1975 aufgehoben und damit dem Atomkraftwerk nach 13 Jahren die entscheidende Grundlage entzogen hatte. In dem gestuften atomrechtlichen Genehmigungsverfahren gilt die erste Teilerrichtungsgenehmigung als die wichtigste. Sie enthält das "positive Gesamturteil" für die ganze Anlage. Von "der Grundsatzgenehmigung" sprechen im Atomstreit erfahrene Juristen.

Das nun neu zu erstellende grundsätzliche Genehmigungswerk stürzte das damals noch CDU-geführte Umweltministerium 1988 in Verfahrensnöte. Per Gutachten wurde das Gerichtsurteil auf den Neu-Regelungsbedarf abgeklopft. "Kann ein bereits fertiggestelltes Atomkraftwerk nachträglich überhaupt genehmigt werden?" - Diese prinzipielle Frage blieb dabei weitgehend ausgeklammert. 1990 erteilte das Mainzer Umweltministerium trotzdem die neue Genehmigung für eine alte Atomanlage. Ein Jahr später erklärte das Koblenzer Oberverwaltungsgericht die Neuauflage für "rechtswidrig", da sie die "durch die Aufhebung der ersten Teilgenehmigung (alt) von 1975 entstandene Regelungslücke nicht in dem rechtlich gebotenen Umfang ausfüllt". Revision wollten die Koblenzer Richter nicht zulassen. Die Atomgegner bejubelten schon das "endgültige Aus" für den von ihnen so bezeichneten "Pannenreaktor", und die gerade erst angetretene SPD/FDP-Landesregierung freute sich, daß die Gerichte ihr die leidige Atom- Ausstiegsfrage elegant abgenommen hatten.

Die Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke (RWE) allerdings hielten juristisch dagegen. Die ursprünglich verworfene Revision wurde vom Bundesverwaltungsgericht 1992 zugelassen. Gleichzeitig beschritt RWE einen anderen Klageweg. Einen Schadensersatzanspruch von 500 Millionen Mark gegenüber dem Land bescheinigte eine Mainzer Zivilkammer in erster Instanz dem Energiekonzern, wegen fehlerhafter Genehmigungen.

Alle Entscheidungsvarianten hat die Mainzer Umweltministerin Klaudia Martini (SPD), die einmal Verwaltungsrichterin war, in ihrem Haus durchgespielt. Das reicht von der Bestätigung der Rechtskraft der neuen Teilgenehmigung über Zwischenstufen bis zur endgültigen rechtskräftigen Aufhebung. Über "Eintrittswahrscheinlichkeiten" schweigt sich Martini ebenso aus wie RWE. "Wir hoffen auf ein Urteil, mit dem wir leben und wieder Betrieb machen können", sagt Kraftwerksdirektor Lothar Dieterich in Mülheim-Kärlich und läßt keinen Zweifel aufkommen, daß "RWE konzernstrategisch an der Anlage festhält".

Im Kraftwerk gibt man sich gelassen. Seit September 1988 hält man die Atomanlage "bestensmöglich in Schuß". 480 Mitarbeiter kommen und gehen regelmäßig, ganz so, als stünde der Betrieb nicht still. Doch die meisten Meßgeräte in der Kraftwerkswarte stehen auf "Null", rote Aufkleber signalisieren hundertfach "Freischaltungen". "Weniger Überstunden" seien in den vergangenen Jahren angefallen, sind sich Betriebsrat und Geschäftsleitung einig. Sonst sei man mit der "Instandhaltung" voll ausgelastet gewesen. Die regelmäßigen Kontrollgänge gelten den abgeschalteten Maschinen, in der Turbinenhalle ist es fast still. Monoton surren nur die Heißlüfter, die trockene warme Luft in das Rohrsystem blasen, um es rostfrei zu halten.

"Gut, eine Enttäuschungsphase hat es 1988 und 1991 nach den Gerichtsentscheidungen gegeben", gesteht Kraftswerkdirektor Dietrich ein. "Die Belegschaft hat allerdings mit einer Jetzt-erst-recht-Haltung reagiert." Für den Betriebsratsvorsitzenden Hans Ruf, ÖTV-Mitglied und früher selbst Schichtleiter in einem Kraftwerk, hat sich der Konzern verhalten, wie es die Belegschaft sich erhofft hat. Eine "offene Informationspolitik" habe es gegeben, bei der die Belegschaft immer über alle Schritte unterrichtet worden sei. "Wir sind vom Vorstand nicht anders behandelt worden, wie ein laufendes Kraftwerk." Es gab Beförderungen, Höherstufungen, Weiterbildung. Die Bedienungsmannschaften wurden in zeitlichen Abständen immer wieder auf andere RWE-Kraftwerke verteilt, "damit wir noch wissen, wie das ist, Strom zu machen". Dazwischen lagen die Trainingsintervalle in den Simulatoren. Es sollten erst gar keine Zweifel aufkommen, daß sämtliche Standards und die Zuverlässigkeit der Betreiber in Mülheim-Kärlich weiterhin gesichert waren.

"Alle Mitarbeiter fühlen sich nicht frustriert, sondern sind hochmotiviert", berichtet der Betriebsratsvorsitzende und versteht das Erstaunen. "Und eins müssen Sie wissen", sagt Ruf, der auch mal in Schulen der Umgebung über Atomenergie referierte, um den Lehrern seiner Kinder nicht allein mit ihren Atom-Urteilen das Feld zu überlassen, ruhig, aber energisch: "Wir stehen durch Formfehler still, nicht durch Sicherheitseinbußen." Die Stimmung im Kraftwerk ist von trotzigem Optimismus geprägt. "Wir gehen wieder ans Netz", ist die Überzeugung.

Hauptmanns kann das jedoch erst glauben, wenn er, aus seinem Wohnort im rechtsrheinischen Westerwald kommend, wieder die weiße Dampffahne über dem Kühlturm im Neuwieder Becken sieht. Noch ist der 162 Meter hohe Kühlturm ohne dieses Wasserdampfsignal ein positives Zeichen für die Atomkraftgegner, die Mülheim-Kärlich gern dauerhaft als Atomruine und weiteres Denkmal einer verfehlten Energiepolitik neben Kalkar, Hamm-Uentrop oder Wackersdorf sähen. Kraftwerksdirektor Dietrich rechnet anders. "Vier Jahre am Netz hätten neun Milliarden Kilowattstunden gebracht und der Atmosphäre neun Millionen Tonnen CO2 erspart - jedes Jahr." Hinter allen Gerichtsentscheidungen taucht da wieder die Grundsatzdiskussion um die richtige Energiepolitik auf.

Im Blickpunkt: Raser des Monats

KRONBERG. Ungefähr jedes dritte Auto fährt zu flott durch die verkehrsberuhigten Straßen in Kronberg. Das zeigte sich bei Geschwindigkeitskontrollen im Januar, deren Ergebnisse der Magistrat jetzt veröffentlichte: Danach waren auf der Königsteiner Straße, Höhe Merianstraße 38 Prozent, Höhe Im Waldhof 33 Prozent und in der Jaminstraße 32 Prozent schneller als die erlaubten 30 beziehungsweise 50 Stundenkilometer.

Als "Raser des Monats" bezeichnet Bürgermeister Wilhelm Kreß einen Autofahrer, der mit 86 Sachen in der Königsteiner Straße geblitzt wurde, was ihm 150 Mark Strafe plus drei Punkte in Flensburg einbrachte.

Eine erhebliche Verbesserung die permanente Überwachungsanlage in der Friedrich-Ebert-Straße: Waren da laut mobiler Messungen im Januar noch 56 Prozent zu schnell unterwegs, ging die Zahl nach dem 15. Februar auf rund 13 Prozent zurück - seither "filmt" der Wachautomat alle Raser, was sich offensichtlich herumgesprochen hat. mak

Heute ins Kino: Heiteres von Allen

Man kann nicht vor lauter Angst zusammenbleiben! Weißt du, was man dann wird? Meine Mutter und mein Vater. Heiterkeit. Sätze aus Woody Allens bislang letztem Film. Kenner behaupten, einen besseren hätte es bislang von ihm nicht gegeben. Andere, auch Kenner, werfen ihm vor, "eher Surfer auf den Wogen der Emotionen als in sie Eintauchender zu sein". Zum Glück, behaupte ich. Zum Glück ist Woody Allen nicht Ingmar Bergman, auch wenn der Film - so erzählt man sich - eine Hommage an Bergman ist. Wie sollte da Spaß aufkommen!

Woody Allen läßt ihn zu, den Spaß. Er provoziert ihn geradezu. Bei aller Ernsthaftigkeit ist dies ein lustiger Film. Man kann sich auch genüßlich zurücklehnen, mittendrin außerhalb sitzen und schmunzelnd denken: Ja, so isses. Schön aufbereitet Klischee an Klischee. Endlose Dialoge und Personen, die allesamt austauschbar sind. Auf amüsante Weise wiederholt sich immerzu alles: Um uns, in uns und vor allem vor uns. Wie angenehm, es geschieht auf der Leinwand und gerade mal nicht zu Hause.

Erkenntnisreiche Gespräche werden von anderen erkenntnisreichen abgelöst. Noch eines und noch eines kommt hinzu. Dazwischen die Sitzungen bei klugen Psychiatern. Schön und übertrieben viel! Der Menschheit täglich Gejammer wird auf so hübsche unterhaltsame Weise ironisiert, daß ein Schmunzeln bleibt. Auch nachher noch. Sollten Sie irgendwo eine angeheiterte Menschenmenge aus einer Tür kommen sehen, dann kann es sich nur um einen der Kinoausgänge handeln, wo gerade Woody Allens "Ehemänner und Ehefrauen" abgespult wurde(n). (In Frankfurt im Esplanade 2 und im Olympia.) sib

Bereit zum Aufbruch "1893 - Das Europa der Maler" - eine Ausstellung im Musée d'Orsay deckt bemerkenswerte stilistische Gemeinsamkeiten auf

PARIS. Einen Binnenmarkt gibt es für Europa erst seit kurzem, aber ein europäisches Gemeinsamkeitsgefühl kennt die Kunst spätestens seit einem Jahrhundert: Das ist die Lehre, die das Musée d'Orsay in Paris seiner Ausstellung "1893 - das Europa der Maler" zugrunde legt. In einem "imaginären Salon" vereinigt die Museumsleiterin Françoise Cachin die Produktion der Maler von Lissabon bis Oslo oder Moskau, die im Stichjahr 1893 der Öffentlichkeit vorgelegt wurde. Da wird eine stilistische Familienähnlichkeit an den Tag gebracht, die sich zu einem Gutteil aus der Existenz von zwei künstlerischen Attraktionszentren erklärt. Paris und München erweisen sich in diesem Jahr als die Faszinationspole der Kunst.

In Paris kommt man in Berührung mit dem Neoimpressionismus eines Edmond Cross oder Paul Signac, der die Lichtaufteilung auf der Retina in pointilistischen Protokollen festhält. Wohin der Zauber verflog, der in der Folge des Plein-Air und des darauf gründenden Impressionismus die Beobachtung der Landschaft der Ile de France umspielte - angesichts der eher matten Phantasie der Nachfolger ist die Frage durchaus statthaft. Zauberhaftigkeit taucht spurenweise bei dem Spanier Dario de Regoyos y Valdes auf, dem die Kunstgeschichte keinen markanten Platz zuerkennt, der jedoch auf einem kleinen Format, betitelt: "Fischernetze", dem Anlegesteg, dem Fischerboot und den gleich erstarrten Libellenflügeln ausgespannten Netzen einen vibrierenden Lichtschleier überwirft: Entrückung eines alltäglichen Sujets durch überscharfe Genauigkeit im Detail.

Die Stilgemeinsamkeit erklärt sich aus einer verblüffenden Beweglichkeit der Künstler. Der Informationsaustausch mag an jenem Ende des Jahrhunderts noch umfassender gewesen sein als heute. Das kulturelle Korrespondentennetz der zahlreichen Kunstzeitschriften war dicht. Sie fanden auch bemerkenswert schnell Gehör bei Künstlern und interessierten Laien. 1893 erscheint zum Beispiel "The Studio", Sprachrohr der modernistischen Bewegung "Arts and Craft", binnen kurzem weitgelesener Vorkämpfer des Jugendstils. Eine "Revue des revues" versammelt in Paris wichtige Artikel zur Kunst aus ganz Europa, um aufzuzeigen, daß "eine gewisse Solidarität der Geister das zeitgenössische Denken beseelt".

Sucht man sie näher zu bestimmen, wird man als erstes auf die Lust am Gegenwärtigen stoßen. Am Jahrhundertende haben die Akademien ausgespielt, ist das Geschichtsbild verschwunden und macht der Abbildung lokaler oder regionaler Wirklichkeit Platz. Dies sowohl hinsichtlich der Natur (mit einem Übergewicht nordischer Landschaften) wie auch der Lebenswirklichkeit. "Heutig sein", lautet die Devise der europäischen Maler.

In Belgien (Eugène Laermans) tritt ein Streikumzug im Bild auf: Die Arbeiterbewegung entwickelt sich. In Italien ein anderer Massenaufmarsch in der "Prozession" von Pellizza de Volpedo, abermals eine andere aus tolstoischem Geist heraus malt der Russe Prianichnikow. Das sind soziale und religiöse Lebenszeugnisse unter freiem Himmel. Eine andere Art ist im Bürgershaus angesiedelt und betrifft den Intimismus, das Abbild der nächsten Menschen unter der Leselampe oder im Halbdunkel wie im "Portrait von Madame Bauer" Fernand Khnopffs (siehe unsere Abbildung). Bei ihm tritt auf besonders charakteristische Weise ins vertraute Ambiente der Schlagschatten innerer Verunsicherung oder Bedrohung.

In den Dingen schlummert eine Seele, die der Künstler aufzudecken berufen ist. Dieser Idealismus setzt sich in der Malerei deutlich durch und produziert neben viel Schmachtendem hintergründige Gesichter wie bei den belgischen Vorläufern des Surrealismus, von denen die Ausstellung eine Nachtansicht des "Rosa Hauses" von William Degouve de Nuncques vorführt. Rötlich schimmert darauf eine Villa mit rundem Erker durch dunkles Laub der Bäume.

Dies ist die lautlose Variante einer seelischen Gestimmtheit, der wir auf vielen Bildern der Ausstellung begegnen. In Munchs "Tod im Krankenzimmer" bricht sie gellend auf. Die Verkörperung des Todes, die aus dem Bild heraus dem Betrachter sich offenbaren will, drückt unleugbar eine niedergehaltene Wirklichkeit aus, die das Gehege der Konvention überspringt. Ein Aufbruch wird postuliert: In den besten Bildern gewahren wir Menschen, gespannt wie Federn, bereit zum Aufbruch. Das ist der Fall im Porträt des Malers Leistikow von Lovis Corinth. Nicht nur für Paris stellt dieses Bildnis aus dem Märkischen Museum Berlin eine Entdeckung dar. Ein Mann in besten Jahren erscheint darauf im Profil auf einem Stuhl sitzend, als suche er den Anlaß, aufzuspringen. Eine Lebensintensität von uneingeschränkter Spontaneität verwirklicht sich damit vor unseren Augen.

Zu den Entdeckungen gleicher Güte zählen wir auch Edward Burne-Jones "Perseus und die Graien", ein mythologisches Gemälde, das aber jede Pose verabschiedet und den auf metallgrauem Fluß treibenden Helden in menschengerechte Erfahrung eintauchen läßt. Auch er vorausschauend, voraushorchend, Kommendes in dem sturmvoll verhangenen Himmel erwartend. Am Ende der Ausstellung sind wir nicht mehr über Gebühr überrascht, des Zöllners Rousseau Monumentalgemälde "Der Krieg" zu finden. Der Rappe mit der flatternden Mähne sprengt unseren Schritten voraus und pflanzt die Fahne dessen auf, was Europa Jahre später zersplitterte.

GEORGES SCHLOCKER

Im Auftrag der Bahn

Die Zahl der im Auftrag der Deutschen Bahnen fahrenden Transportunternehmer hat sich im vergangenen Jahr auf 1227 erhöht. Wie die Genossenschaft der Güterkraftverkehrsunternehmer der Bundesbahnen (GdB), Offenbach, auf ihrer Generalversammlung in Bremen bekanntgab, fuhren 912 Vertragsunternehmer für die Deutsche Bundesbahn und 315 auf dem Gebiet der Deutschen Reichsbahn in den fünf neuen Bundesländern. Die im DB-Güterkraftverkehr beförderte Gütermenge belief sich auf 17,2 Mio t. Davon entfielen 14,3 Mio t auf den Bereich des Güternahverkehrs. h

Whiskey, Weib und Ferrari Martin Brests keimfreier Film "Der Duft der Frauen"

FRANKFURT A. M. Eigentlich ist Lt. Colonel a. D. Frank Slade ein netter Kerl. Zumindest am Ende der Geschichte, die uns Martin Brest in "Der Duft der Frauen" auftischt. Da begegnet der bärbeißige Slade, ein erblindeter lebensmüder Militarist, dem im Haß auf die Welt und sich selbst nur noch sein hochprozentiger Kumpel Jack Daniels beisteht, einem braven Siebzehnjährigen.

Charlie Simms ist arm, aber anständig, vaterlos aufgewachsen und besucht dank eines Hochbegabten-Stipendiums ein Elite-Internat. Ein amerikanischer Heintje, der zu allem Überfluß auch noch so aussieht. Mit ihm als Blindenführer plant der Colonel, nochmal so richtig auf die Pauke zu hauen, bevor er sich eine Kugel durch den Kopf jagt.

Eigentlich wäre dieser Film, der alles andere sein will, als ein Remake des gleichnamigen italienischen Werks von Dino Risis (1974, mit Vittorio Gassmann in der Hauptrolle), mit seinen zweieinhalb Stunden bestenfalls für einen besonders langweiligen Interkontinentalflug ein Gewinn.

Regisseur Brest, der seinen bislang größten Erfolg mit der Eddie-Murphy-Actionkomödie "Beverly Hills Cop" feierte, hat sich jedenfalls nicht gescheut, sämtliche Klischees eines keimfreien Unterhaltungsfilms in Szene zu setzen. Selbstredend spielt die Handlung ausschließlich im Milieu der oberen Zehntausend: im Reiche-Leute-Kinder-Internat, in einer Luxussuite des New Yorker Waldorf- Astoria, beim Dinner im Plaza's Oak Room und beim Tango im Ballsaal des Pierre Hotels.

Whiskey, Weib und Ferrari für Männer wie dich und mich also, auf der Leinwand vertreten durch den im Gegensatz zu seinen hemdsärmeligen reichen Mitschülern stets ordentlich gekleideten Charlie (Chris O'Donnell) und den schwerbeschädigten Parfümkenner Slade, der mit Hilfe seiner üppigen Rentenersparnisse einen First-Class-Tod in N.Y. sterben möchte. Womit eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Inszenierung zweierFamilienserien-Botschaften geschaffen wäre: "Geld macht nicht glücklich" und "Alles wird gut".

Auch im Internat, Schauplatz der Rahmenhandlung und Wiege amerikanischer Führungskräfte, hat Brest alles für die Geburt eines wahren Helden vorbereitet. Dort steht der mittellose Charlie unter erpresserischem Druck des Direktors, drei Kameraden zu verpfeifen, die er bei einem Schülerstreich beobachtete. Man ahnt, wozu. Von der "Feuerzangenbowle" bis zum "Club der toten Dichter" posaunt es aus allen Schulfilmen: "Nicht auf der Schule, sondern im Leben lernen wir". So auch hier, Charlie erhält seine Education Sentimentale während eines Luxus-Wochenendes in New York unter dem harten Regiment des gescheiterten Offiziers.

Der Regisseur schreckt mithin nicht zurück, Al Pacino (dessen rauhe Stimme endlich einmal bei der Synchronisation berücksichtigt wurde), an den emotionalen Höhepunkten im Kammerspiel mit Chris O'Donnel Phrasen dreschen zu lassen wie: "Was weißt du schon von Schmerz?" oder "Frauen - wer hat sie bloß erschaffen?" oder "Die Uniform habe ich getragen, als Lyndon (B. Johnson; Red.) Präsident wurde".

Dennoch ist es Brest und seinem Drehbuchschreiber Bo Goldman nicht gelungen, das Psychodrama dieser Männergeschichte vollends lächerlich zu machen. Und das haben wir Al Pacino zu verdanken, der im Grunde zu jung, zu schön und zu adrett für die Rolle des blinden Kriegsveteranen ist. Vielleicht hat gerade dieser Bruch dem Schauspieler eine Eindringlichkeit abgenötigt, mit deren Facettenreichtum Pacino vor kurzem etwa in "Glengarry Glen Ross" sowie in vielen besseren Filmen brillierte.

Pacino hat das seltene Talent, präzise zu sein. Er studierte nicht nur die Steifbeinigkeit des Alters genau, den toten Blick ins Leere, die tastende, riechende und hörende Wahrnehmungsgestik der Blinden, sondern auch das psychische Leiden von erblindeten Unfallopfern.

Allein seine einfühlsame Darstellung des Colonels - vom Umkippen seiner größenwahnsinnigen Machtphantasien in anrührende Hilflosigkeit - ist imstande, Mitgefühl noch für den Widerling zu entlocken. Ansonsten sollte man den "Duft der Frauen" schnell vergessen: Diekommen darin ohnehin nur als wandelnde Parfüm-Flacons vor. - (Royal; Berger; OF Turm 7). FRAUKE HARTMANN

Eishockey-Oberliga "Löwen" schufen Basis für die Aufstiegsfeier

Wolfsburg -FESC 4:6 (1:2, 2:1, 1:3)

Am Sonntagabend beim Heimspiel gegen EC Harz/Braunlage darf in der Frankfurter Eissporthalle Meisterschaft gefeiert werden. Der FESC sicherte sich den Titel in der Eishockey-Oberliga Nord vor 1000 Zuschauern durch einen 6:4 (2:1, 1:2, 3:1)-Sieg beim ESC Wolfsburg.

Im ersten und letzten Drittel waren die "Löwen" die bessere Mannschaft, und dies auch ohne Trainer Forster, der sich in Bad Tölz das Spiel gegen den EV Landsberg, den Gegner für das Aufsstiegsspiel zur 2. Bundesliga, anschaute.

Eine handfeste Keilerei am Ende des zweiten Drittels, die der Schiedsrichter mit insgesamt 18 Strafminuten ahndete, war der Schlüssel zum Frankfurter Sieg. Beim Spiel drei gegen drei zu Beginn des letzten Spielabschnittes waren die behäbigen Wolfsburger Verteidiger wie auch vier Minuten später bei drei zu vier Unterzahl, überfordert. In beiden Fällen hieß der Frankfurter Torschütze Tom Thornbury, der somit aus dem 3:3 ein 3:5 machte, dem Eckart das 3:6 folgen ließ. Zuvor hatten die Norddeutschen nach Frankfurter 3:1-Führung (Tore durch Erhardt (2) und Zajic in ihrer stärksten Phase den vorübergehenden Ausgleich geschafft. Hannan von den "Löwen" erhielt eine Diziplinarstrafe. Sim.

Golfkrieg weniger blutig?

WASHINGTON, 7. März (AP). Bisherige Angaben über die irakischen Opfer des Golfkriegs um Kuwait hat ein US- Experte als viel zu hoch eingestuft und behauptet, möglicherweise seien bei diesem Konflikt rund 2500 Menschen umgekommen: 1500 Soldaten und 1000 Zivilisten. Das schrieb John Heidenrich, früher Analytiker beim Geheimdienst des US- Verteidigungsministeriums, in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Foreign Policy (Außenpolitik).

Heidenrich stützt seine Angaben auf die Zahl der toten Iraker, die von US-Soldaten beerdigt wurden - nämlich 577 -, auf die Befragung von Kriegsgefangenen und auf den Umstand, daß 69 000 Iraker in Gefangenschaft gerieten und rund 2000 von ihnen verwundet waren. "Die niedrigen Verluste des Golfkriegs zeigen, daß wir einen Krieg ohne exzessive Brutalität führen können", meinte Heidenrich. Frühere Schätzungen reichten bis zu 135 000 Toten auf seiten der Iraker.

Kairo klagt Extremisten an

KAIRO, 7. März (AP/dpa). In Kairo ist am Samstag militärgerichtliche Anklage gegen 49 mutmaßliche Moslemextremisten erhoben worden, die für Anschläge auf ausländische Touristen verantwortlich gemacht werden. Das Verfahren beginnt am morgigen Dienstag, die Anklagen lauten unter anderem auf Umsturzversuch. Einige der Angeklagten müssen mit Verhängung der Todesstrafe rechnen.

Am Samstag wurde in der oberägyptischen Stadt Assuan bei einem Überfall ein Polizist ermordet, ein zweiter verletzt. Die Polizei vermutet, daß es sich bei den Attentätern um moslemische Fundamentalisten handelt. Die moslemische Extremistenorganisation El Dschamaa el Islamija, die hinter den Anschlägen auf Touristen in Ägypten stehen soll, forderte in einer Erklärung, die aus dem pakistanischen Peshawar an das Kairoer Büro des britischen Senders BBC gerichtet wurde, alle ausländischen Investoren auf, Ägypten so rasch wie möglich zu verlassen.

Unter dem Verdacht der Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag auf ein Kaffeehaus in Kairo nahm die Polizei nach eigenen Angaben einen Sudanesen fest.

Play-offs in der Eishockey-Bundesliga Landshut schaffte wieder den Klassenerhalt Freiburg verlor entscheidendes Spiel zu Hause und trifft im Abstiegskampf auf Schwenningen

"Nur die DEG, Preussen und Köln spielen um den Titel." Für Hans Zach war schon am ersten Halbfinalspieltag eine Vorentscheidung im Play-off-Wettlauf um die deutsche Eishockey-Meisterschaft gefallen. Der Trainer der Düsseldorfer EG hatte den Mannheimer ERC bereits abgeschrieben, der am Freitag eine bittere 1:7- Lektion beim Kölner EC einstecken mußte, am Sonntag jedoch den Spieß umdrehte und die Kölner 3:1 besiegte.

Beendet ist das Duell zwischen dem EV Landshut und dem EHC Freiburg. Mit dem 4:3 glückte den Niederbayern der entscheidende vierte Sieg. Damit entging Landshut wie im Vorjahr erneut dem drohenden Abstieg. Die Wut der Freiburger, die ab kommenden Freitag gegen den ERC Schwenningen gegen den Abstieg spielen, auf Schiedsrichter Lichtnecker (Rosenheim), der einen einwandfreien Treffer von Uvira als Schlittschuhtor geahndet hatte, interessierte EVL- Trainer Toni Steiger nicht. "Wir sind in der Liga und Freiburg nicht", sagte der Oberstudienrat: "Soll ich mich etwa für einen möglichen Fehler des Unparteiischen entschuldigen?"

Der Zorn von Mannheims Coach Jiri Kochta Zorn richtete sich nach dem Freitags-Spiel vor allem gegen die Torleute Peter Franke und Beppo Schlickenrieder, deren Unsicherheiten die Kölner gnadenlos ausgenutzt hatten. "Aber ich habe keine Angst um mein Team. Das sind gestandene Spieler, die diesen Schlag wegstecken müssen", meinte der MERC-Trainer, was sie dann auch am Sonntag taten.

Von der vierten Meisterschaft in Folge kann die DEG nur träumen. Nach dem Krimi gegen Berlin mit dem erlösenden Siegtreffer von Dale Derkatch nach 42 Sekunden der Verlängerung atmete Zach tief durch: "Zuerst hat uns die Schlußsirene gerettet, dann haben wir ein Glückstor geschenkt bekommen." Zweimal Michael Rumrich hatte die Preussen in die Nachspielzeit geschossen. "Meine Mannschaft hat mit Herz gekämpft", lobte Preussen- Coach Billy Flynn. Der bitteren Niederlage folgte eine weitere am Sonntag auf eigenem Eis, denn erneut setzte sich die DEG im sudden death durch, diesmal mit 3:2. Den entscheidenden Treffer markierte Kummer nach zweieinhalb Minuten der Verlängerung. dpa

Meisterschafts-Play-off, Halbfinale

Kölner EC - Mannheimer ERC 7:1 (3:0, 2:0, 2:1) - Tore: 1:0 Mende (4:43), 2:0 Dobrzynski (5:07), 3:0 Lupzig (12:05), 4:0 Sikora (25:16), 5:0 Sikora (34:48), 6:0 Dorochin (53:29), 6:1 Draisaitl (54:06), 7:1 Sikora (58:01). - Schiedsrichter: Schimki (Berlin). - Zuschauer: 7500. - Strafminuten: Köln 8 - Mannheim 12.

Düsseldorfer EG - Berliner SC Preussen 3:2 (1:0, 1:0, 0:2, 1:0) n.V. - Tore: 1:0 Doucet (19:35), 2:0 Valentine (27:55), 2:1 Michael Rumrich (49:30), 2:2 Michael Rumrich (53:43), 3:2 Derkatch (60:42). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 8 - Berlin 6.

Mannheimer ERC - Kölner EC 3:1 (0:1, 2:0, 1:0) - Tore: 0:1 Pokorny (5:43), 1:1 Krentz (26:19), 2:1 Fritz (30:21), 3:1 Poner (56:14). - Schiedsrichter: Schimki (Berlin). - Zuschauer: 8500 (ausverkauft). - Strafminuten: Mannheim 14 - Köln 10.

Berliner SC Preussen - Düsseldorfer EG 2:3 (0:0, 1:1, 1:1, 0:1) n.V.- Tore: 1:0 Malo (26:50), 1:1 Köpf (34:58), 1:2 Valentine (47:36), 2:2 Schinko (56:11), 2:3 Kummer (62:22). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 6063 (ausverkauft). - Strafminuten: Berlin 14 - Düsseldorf 16.

Abstiegs-Play-off

EHC Freiburg - EV Landshut 3:4 (2:1, 0:2, 1:1) - Tore: 1:0 Adamus (3:50), 2:0 Smicek (5:40), 2:1 Schneider (14:41), 2:2 Schneider (24:36), 2:3 Hantschke (29:18), 3:3 Uvira (41:04), 3:4 Handrick (45:59). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 2500. - Strafminuten: Freiburg 4 - Landshut 10.

Typisches Tor des verhinderten Torjägers Dieter Eckstein nährt Hoffnungen beim "Club"

Nürnberg - Hamburg 1:0 (0:0)

Dieter Eckstein war Trumpf im Frankenstadion. Beim 1:0 (0:0)-Bundesliga-Erfolg des 1. FC Nürnberg über den Hamburger SV schoß der 28 Jahre Stürmer das einzige Tor und den "Club" wieder auf UEFA-Cup-Kurs. Zuerst versiebte er die klarsten Chancen gleich reihenweise und wurde ausgepfiffen, dann schlug der Jubel der 28 500 Zuschauer über sein "Tor des Tages" über ihm zusammen. dpa

Nürnberg: Köpke - Zietsch - Kurz - Brunner, Oechler, Kramny, Dorfner, Schwabl, Olivares (46. Bäurle) - Wück (77. Rösler), Eckstein.

Hamburg: Golz - Rohde - Kober, Matysik - Babbel, Letschkow, Hartmann, von Heesen, Schnoor (37. Bode), Woodring (66. Bäron) - Furtok.

Schiedsrichter: Führer (Steinhagen).

Tor: 1:0 Eckstein (70.).

Zuschauer: 28 500.

Luftangriff löste Lawinen aus 60 Kurden wurden in der Südosttürkei unter Schnee begraben

ISTANBUL, 7. März (dpa). Im Südosten Anatoliens ist es nach Presseberichten bei der Verfolgung kurdischer Extremisten zu einer Tragödie gekommen. Als Jagdbomber und Kampfhubschrauber einen Stützpunkt der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Kizilsu- Tal in der Provinz Bitlis angegriffen hätten, hätten sich Lawinen gelöst und rund 60 flüchtende Kurden - zumeist Frauen - unter sich begraben, meldete die Zeitung Hürriyet.

In der Region um den Berg Ararat im Osten der Türkei kesselte die Armee laut der halbamtlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu rund 400 PKK- Kämpfer ein. Die am Donnerstag begonnenen Bombenangriffe der türkischen Luftwaffe hielten an.

Bei einem Überfall auf ein Teehaus im osttürkischen Igdir wurden am Samstag abend vier Menschen getötet worden. Die Sicherheitsbehörden gehen laut Anadolu von einem Terrorakt der PKK aus.

Bei einer Polizeiaktion gegen eine konspirative Wohnung der linksextremistischen Dev-Sol (Revolutionäre Linke) sind am späten Samstag abend in Istanbul mindestens fünf mutmaßliche Mitglieder von Dev-Sol, darunter drei junge Frauen, getötet worden.

Aus den Hungerstreik-Aktionen in mehreren türkischen Gefängnissen wird Presseberichten zufolge ein "Todesfasten". Die linksliberale Zeitung Cumhuriyet berichtete, im westtürkischen Buca seien 44 politische Gefangene, darunter sieben Frauen, seit 25 Tagen aus Protest gegen die Haftbedingungen und Willkür der Sicherheitskräfte im Hungerstreik. Einer der Häftlinge befinde sich in Lebensgefahr, vier der Hungerstreikenden seien schwer erkrankt. Cumhuriyet zufolge wurde das "Todesfasten" beschlossen, nachdem 14 nach Buca verlegte Häftlinge schwer geprügelt und gefoltert wurden. Im Gefängnis für politische Gefangene in Diyarbakir setzten mehr als 280 Häftlinge ihren ebenfalls vor 25 Tagen begonnenen Hungerstreik fort, an dem auch der deutsche Journalist Stephan Waldberg beteiligt ist, der wegen Unterstützung der PKK zu drei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden war.

Ruhrkohle sieht sich in der Klemme Vorstand schließt verteilte Förderkürzung aus / Gewerkschaft leistet Widerstand

BERGKAMEN (dpa/FR). Die Einheitsgesellschaft Ruhrkohle (RAG) hält es aus Kostengründen nicht für möglich, die Förderung auf allen ihren Schachtanlagen gleichmäßig zu senken, um so die Schließung einer Zeche zu vermeiden. "Teilschnitte" in mehreren Bergwerken würden allerdings ebenso geprüft wie die Stillegung einer einzigen Anlage sagte Vorstandschef Heinz Horn am Samstag im Anschluß an eine Betriebsversammlung in Bergkamen auf Haus Aden/Monopol. Nach seinen Worten ist noch keine Entscheidung darüber gefallen, wie der Ruhrkohle-Abbau um rund drei Millionen Jahrestonnen reduziert werden soll. "Ich hoffe, daß wir in den nächsten zwei bis drei Monaten zu einer klaren Marschrichtung kommen."

Horn machte Versäumnisse in der Brüsseler und Bonner Stahlpolitik für einen Großteil der Probleme im Bergbau verantwortlich. Die Hütten nähmen derzeit nur die Hälfte der Kokskohle ab, die sie im Vorjahr bestellt hätten.

RAG-Vorstandsmitglied Wilhelm Heiermann hatte vor den rund 5000 Bergleuten die Einschätzung des Managements bekräftigt, daß Haus Aden/Monopol nicht zu den kostengünstigsten Gruben gehöre. Die Bergkamener Zeche habe große Probleme beim Absatz von Kraftwerkskohle.

Wegen des hohen Schwefelgehalts liege derzeit eine halbe Jahresförderung auf Halde. Nach Darstellung Heiermanns ist die Förderung auf Haus Aden auch nicht unbedingt für die Nordwanderung des Bergbaus erforderlich. Praktisch alle Zechen in der Region befänden sich auf dem Weg nach Norden. Von Bergkamen aus wird der Abbau unter Schloß Cappenberg betrieben, der in der Vergangenheit zu langwierigen gerichtlichen Auseinandersetzungen geführt hatte.

Der Vorsitzende der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, Hans Berger, warnte vor "Panikentscheidungen" des Ruhrkohle-Vorstands. Niemand könne heute zuverlässig vorhersagen, wie hoch die Überkapazitäten wirklich seien. Berger forderte die Manager auf, alle Fakten und Daten offenzulegen. Nur so seien Stillegungsentscheidungen möglich, "die am Ende auch von denen akzeptiert werden können, die es direkt trifft".

Die Gewerkschaft werde Stillegungen vorerst nicht zustimmen. Auch dürfe es keine betriebsbedingten Entlassungen geben. Breche jetzt der Damm, dann werde die Entlassung zum täglichen Instrument, und der Steinkohlenbergbau sei bald am Ende, sagte Berger. Der Absatz deutscher Steinkohle sank 1992 um neun Prozent auf 63,4 Millionen Tonnen.

Nordische Skispiele in Lahti Springer wieder im Aufwind Lunardi gewinnt Abschlußspringen / Mogren siegt über 30 km

Die deutschen Skispringer haben ihren Absturz bei der Weltmeisterschaft offensichtlich gut überstanden und befinden sich wieder im Aufwind: Jens Weißflog (Oberwiesenthal) und Christof Duffner (Schönwald) überzeugten am Samstag bei den Skispielen im finnischen Lahti mit den Plätzen fünf und sieben auf der Normalschanze. In der Nordischen Kombination schlug die Stunde des deutschen Nachwuchses: Falk Schwaar (Klingenthal) als Zehnter und Roland Braun (Baiersbronn) als 14. feierten ihre besten Weltcup-Ergebnisse. In beiden Weltcup- Wettbewerben waren japanische Athleten die Sieger: Noriaki Kasai gewann überlegen das Springen, Doppel-Weltmeister Kenji Ogiwara die Kombination.

"Nach dem miserablen WM-Abschneiden in Falun war das heute eine Versöhnung und Erleichterung", atmete Bundestrainer Rudi Tusch tief durch. "Dies ist ein wichtiger Hinweis, daß wir wieder vorne mitspringen können." Weißflog, der 80,5 und 86,5 m weit sprang (Note 204,7), kann laut Tusch bei den nächsten Springen "durchaus wieder aufs Treppchen steigen". Duffner (200,6), nach 86 m im ersten Durchgang vorübergehend auf Platz drei, sprang im zweiten Versuch zu früh ab und landete bei 80 m. Gerd Siegmund (Klingenthal) als 42. (71,5 m), Andreas Scherer (Rohrhardsberg) als 44. (71,5 m) und Sven Hannawald (Hinterzarten) als 58. (64 m) hatten das Finale verpaßt, Dieter Thoma (Hinterzarten) wurde bekanntlich bei der WM vorzeitig nach Hause geschickt und war nicht am Start.

Einen überlegenen Sieg feierte der Italiener Ivan Lunardi auf der Großschanze: Mit 224,7 Punkten (110 und 113,5 m) ließ er den Österreicher Stefan Horngacher (209,4) und Weltmeister Espen Bredesen (Norwegen/207,5) klar hinter sich. Weißflog hatte auf der Großschanze als 26. (129,0/93,5 und 82 m) wieder Schwierigkeiten. Dagegen unterstrich Duffner seinen Aufwärtstrend mit Sprüngen auf 100,5 und 100 m. Gerd Siegmund (Oberhof) steigerte sich auf Rang 21.

Noriaki ließ der Konkurrenz keine Chance: Der Japaner erhielt für Sprünge auf 90 und 89,5 m die Note 235,2. Der tschechische Vize-Weltmeister Jaroslav Sakala (Tschechische Republik) hatte als Zweiter bereits einen deutlichen Abstand (217,8). Dritter wurde sein Landsmann Jiri Parma vor dem Japaner Naoki Yasuzaki.

Ogiwara war in der Kombination wieder einmal eine Klasse für sich: Der Doppel-Weltmeister verteidigte durch einen guten 14. Platz im 15 km-Langlauf seinen Vorsprung aus dem Springen. Dank der zweitbesten Laufzeit schob sich der Norweger Fred Börre Lundberg in der Gesamtwertung auf Rang zwei mit 34,6 Sekunden Rückstand auf Ogiwara. Die Dominanz der japanischen Kombinierer in diesem Winter unterstrichen Mashashi Abe (37,1) und Takanori Kono (1:32,8 Minuten) auf den Plätzen drei und vier.

Gut schlugen sich die deutschen Youngster: Der 21jährige Schwaar, nach dem Springen Fünfter, belegte unter 44 Athleten Rang zehn mit 3:54,0 Minuten Rückstand. Braun (20)) wurde 14. (5:40,8). "Ich bin mehr als zufrieden", freute sich Bundestrainer Max Golser. "Wir wollten in den Punkterängen landen, und jetzt erzielten die beiden ihr bisher bestes Weltcup-Ergebnis." Dagegen blieb das Staffel-Bronze-Trio von Falun etwas hinter den Erwartungen zurück: Hans-Peter Pohl (Schonach) wurde 17., Thomas Dufter (Hammer) 18. und Jens Deimel (Winterberg) 33. Pohl und Dufter waren mit ihren Laufleistungen zufrieden.

Vize-Weltmeisterin Ljubow Jegorowa (Rußland) gewann den Weltcup-Langlauf der Frauen über 5 km im freien Stil. Die dreifache Olympiasiegerin setzte sich in 14:42,0 Minuten vor den beiden Italienerinnen Manuela di Centa und Stefania Belmondo durch. Den 30-km-Langlauf gewann der 50-km-Weltmeister Torgny Mogren (Schweden/1:21:14,2) vor Wladimir Smirnow (Kasachstan/1:21:30,4) und Vaclav Korunka (Tschechische Republik/1:21:56,5). Zwölfter wurde der Marktoberdorfer Johann Mühlegg. dpa

BGS-Beamte in Skopje getötet

SKOPJE, 7. März (dpa). Drei Beamte des Bundesgrenzschutzes sind nach neuen Erkenntnissen des Bundesinnenministeriums unter den Todesopfern des Flugzeugabsturzes vom Freitag nahe der mazedonischen Hauptstadt Skopje. Zwei weitere seien bei dem Unglück verletzt worden, teilte das Ministerium in Bonn mit. Das Schicksal eines weiteren BGS- Beamten sei noch ungeklärt.

(Weiterer Bericht "Aus aller Welt")

Rot für Torjäger Drulak 05er trumpften souverän auf

Mainz - Oldenburg 3:0 (0:0)

Fußball-Zweitligist FSV Mainz 05 trumpfte gegen den auswärtsschwachen VfB Oldenburg mit einem sicheren 3:0-(0:0)-Sieg auf. Auch der neue Trainer Werner Fuchs konnte die achte Niederlage der Norddeutschen in den letzten acht Spielen auf fremden Plätzen nicht verhindern. Nach der Gelb-Roten Karte für Gäste-Libero Wawrzyniak (20.) hatten die Mainzer leichtes Spiel. Buvac (57.) staubte zum 1:0 ab, Zampach. Herzberger (62.) erhöhte vor 2500 Zuschauern auf 2:0, und Klopp (70.) erzielte mit einem 25-Meter- Schuß zum Endstand. Das von zahlreichen Fouls geprägte Spiel der Oldenburger mündete in der Roten Karte für Torjäger Drulak. dpa

Mainz: Kuhnert - Kasalo (18. Schuhmacher) - Greilich, Herzberger - Zampach, Buvac, Müller, Klopp, Hayer - Wagner, Jaworek (80. Ruof).

Oldenburg: Brauer - Wawrzyniak - Zajac, Malchow - Linke, Schnell, Azima (41. Brand), Machala, Steinbach - Wuckel (71. Claaßen), Drulak.

Schiedsrichter: Jansen (Dormagen).

Tore: 1:0 Buvac (57.), 2:0 Herzberger (62.), 3:0 Klopp (71.).

Zuschauer: 2500.

Rote Karte: Drulak (75.) wegen groben Foulspiels. Gelb-Rote Karte: Wawrzyniak (19.) wegen wiederholtem Foulspiels.

Paßfälscher in US-Botschaft?

MANAGUA, 7. März (dpa). Mitarbeiter der US-Botschaft und der US-Entwicklungsbehörde in Nicaragua sind nach Angaben der sandinistischen Tageszeitung Barricada in einen umfangreichen Handel mit gefälschten nicaraguanischen Pässen und US-Visa verwickelt.

Die amtliche mexikanische Nachrichtenagentur Notimex berichtete, ein mexikanischer Staatsbürger sei im Zusammenhang mit dem Fall von der nicaraguanischen Polizei festgenommen worden. In der Barricada, die von der Existenz eines umfassenden Netzes von Paß- Fälschern sprach, hieß es, die gefälschten Dokumente seien zu Preisen von 1000 bis 1500 Dollar pro Stück an Personen verkauft worden, die illegal in die USA reisen wollten. Dort seien die Fälschungen ans Licht gekommen.

Polizei stellt Atomschmuggler

WARSCHAU, 7. März (dpa). Beamte des polnischen Staatsschutzamtes haben am Wochenende in Gdynia (Gdingen) mehrere Händler von radioaktiven Materialien festgenommen und sechseinhalb Kilogramm Uran 238 beschlagnahmt. Dies gab das polnische Fernsehen bekannt. Die zuständigen Behörden verweigerten weitere Informationen über die Umstände der Festnahme und die Identität der Täter. Staatsanwalt Jan Kaczmarek aus Gdingen begründete dies mit den laufenden Ermittlungen.

Polen gilt als Umschlagplatz für den illegalen Handel mit radioaktiven Stoffen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion.Südkorea verkündet Amnestie für fast 42 000 Personen

SEOUL, 7. März (AFP). Der südkoreanische Präsident Kim Young-Sam hat am Wochenende eine Amnestie verkündet, unter die nach Angaben eines Sprechers 41 886 Menschen fallen. Mehr als 2000 Personen werden demnach aus dem Gefängnis entlassen. Unter ihnen sind 144, die wegen "Verstößen gegen die öffentliche Sicherheit" inhaftiert wurden. Dazu zählt der 74 Jahre alte Geistliche Moon Ik-Hwan, der eine Haftstrafe verbüßte, weil er 1989 illegal nach Nordkorea gereist war.

Weiter kommen sechs über 70 Jahre alte Männer frei, die wegen Spionage für Nordkorea mehr als 30 Jahre im Gefängnis saßen und sich geweigert hatten, ihrer kommunistischen Überzeugung abzuschwören. Zu den Amnestierten gehören ferner 1988 wegen krimineller Vergehen verurteilte Personen.

In einer Erklärung bezeichnete Kim, der als erster ziviler Präsident Südkoreas am 25. Februar sein Amt angetreten hatte, die Amnestie als Schritt zur nationalen Versöhnung und zur Demokratisierung des Landes.

70 Skinheads festgenommen

PARIS, 7. März (AFP). 70 Skinheads sind am Freitag abend in Paris festgenommen worden, als sie versuchten, sich zu einer verbotenen Kundgebung zu versammeln. Wie die Polizei am Wochenende mitteilte, wurden dabei auch Flugblätter antisemitischen Inhalts sichergestellt, die von Skinhead-Organisationen aus mehreren europäischen Ländern unterzeichnet waren. Bei den vorübergehend Festgenommenen soll es sich ausschließlich um Franzosen handeln.

Empörung über Attentat Sprecher der Nordafrika-Franzosen in Montpellier erschossen

MONTPELLIER/PARIS, 7. März (AFP/ dpa). Jacques Roseau, ein führender Vertreter einer Vereinigung von Nordafrika- Franzosen, ist am Freitag abend in Montpellier getötet worden. Der Anschlag löste in Frankreich Erschütterung aus. Alle Parteien mit Ausnahme der rechtsradikalen Nationalen Front verurteilten das Attentat. Die Polizei hatte am Sonntag noch keine konkrete Spur von den Tätern. Die Hintergründe der Tat waren am Wochenende völlig unklar. Die Ermittler schlossen weder ein privates noch ein politisches Motiv aus.

Der 55jährige Roseau, der in Montpellier an einem Kongreß seiner Organisation teilnehmen sollte, wurde am Steuer seines Wagens erschossen. Die Tat wurde nach Angaben der Ermittler auf professionelle Weise verübt. Seine Pressespecherin Nicole Mariello wurde leicht verletzt. 1991 war auf Roseau bereits einmal ein Anschlag verübt worden. Roseau war Sprecher von "Recours-France", einer Vertretung der nach der Unabhängigkeit der nordafrikanischen Staaten repatriierten Franzosen. Er hatte sich als Jugendlicher für ein französisches Algerien engagiert. Nach der Unabhängigkeit Algeriens 1962 ging er nach Frankreich zurück, wo er sich für die Rechte der Nordafrika- Heimkehrer einsetzte.

Der neogaullistische Parteichef Jacques Chirac würdigte die "Großherzigkeit" des Ermordeten, der viel für die Integration der Nordafrika-Heimkehrer in die französische Gesellschaft getan habe. Auch der Liberale Valery Giscard d'Estaing hob Roseaus Einsatz für die "legitimen Interessen" der Repatriierten hervor. Der sozialistische Innenminister Paul Quilès verurteilte das "abscheuliche Verbrechen". Nicole Mariello machte im Fernsehen politische Gegner für den Mord verantwortlich: "Er störte, weil er für eine Sache kämpfte. 30 Jahre danach ist der Algerienkrieg noch nicht vorbei." In einem Bekenneranruf hieß es, mit dem Anschlag sei die Ehre Algeriens wiederhergestellt worden. Radikale Nordafrika-Franzosen hatten Roseau wegen dessen Sympathien für den Neogaullismus attackiert, weil General de Gaulle das französische Algerien verraten habe.

Werbung für "Solidarpakt"

BONN, 7. März (AFP/Reuter). Die Bundesregierung plant für zehn Millionen Mark eine Werbekampagne für den geplanten "Solidarpakt" zum Aufbau Ostdeutschlands. Wie eine Sprecherin des Bonner Finanzministeriums am Wochenende bestätigte, wird diese Summe über den Nachtragshaushalt 1993 dem Bundespresseamt für die Kampagne zur Verfügung gestellt. 5,8 Millionen Mark würden durch Kürzungen bei der allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit des Bundespresseamtes finanziert, die übrigen 4,2 Millionen seien als zusätzliche Ausgaben im Nachtragshaushalt enthalten.

Für den "Solidarpakt" sollen Beamte von Bund und Ländern künftig erst mit 63 Jahren die Versetzung in den Ruhestand beantragen können. Ein Sprecher des Bonner Innenministeriums bestätigte eine entsprechende Meldung der Zeitung Münchner Merkur. Bisher können Beamte ihre Pensionierung bereits mit 62 Jahren beantragen. Die Bundesregierung erwarte aus dieser Änderung zusammen mit anderen strukturellen Änderungen im Beamtenrecht jährliche Einsparungen von 120 Millionen Mark.

Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) sah vor den am Montag stattfindenden Beratungen mit vier Länderkollegen in einigen Punkten Spielraum für eine Annäherung. In der Welt am Sonntag appellierte Waigel an die Länder, ihrer Verantwortung für Deutschland gerecht zu werden. Steuererhöhungen vor 1995, wie von der SPD-Opposition gefordert, lehnte er jedoch erneut ab.

Koalition regiert Montenegro

PODGORICA, 8. März (AFP). Erstmals in seiner Geschichte wird Montenegro, das zusammen mit Serbien Rest-Jugoslawien bildet, von einer Koalitionsregierung geführt. Das Parlament wählte eine Regierung aus vier Parteien, darunter drei Oppositionsparteien.

Der neuen Regierung gehören Vertreter der Oppositionsparteien Volkspartei Montenegros (NS), Liberaler Bund (LS) und Sozialdemokratische Reformpartei (SDP) an. Die ultranationalistische proserbische Radikale Partei Montenegros lehnte es indessen ab, sich an der Koalitionsregierung zu beteiligen. Die ex-kommunistische Demokratische Partei der Sozialisten (DPS) stellt weiterhin die Mehrzahl der insgesamt 25 Minister in dem neuen Kabinett. Drei Minister gehören den Oppositionsparteien an. Montenegros Präsident Momir Bulatovic hatte Ex-Ministerpräsident Milo Djukanovic mit der Regierungsbildung beauftragt.

Kind mit Babysitterin gezeugt

TOPEKA, 7. März (AFP). In den USA hat ein 13jähriger Junge mit seiner 17jährigen Babysitterin ein Kind gezeugt. Dafür muß er Alimente zahlen, entschied der Oberste Gerichtshof des US-Bundesstaates Kansas. Wie am Samstag bekannt wurde, hatte der Junge sich geweigert, für das heute dreijährige Kind zu zahlen. Als Begründung gab er vor Gericht an, er sei zum Zeitpunkt des Schäferstündchens unter 16 gewesen und von seiner Aufpasserin verführt worden. Das Gericht verwarf diese Argumentation.

Filmfestival Mannheim wird umstrukturiert

MANNHEIM. Das Filmfestival Mannheim soll infolge drastischer Einsparungen (die FR berichtete) umstrukturiert werden. Der künstlerische Leiter, Michael Kötz, sagte, er schließe eine Reduzierung des Programmes nicht aus. Für dieses Jahr verfügte der Mannheimer Gemeinderat bereits eine Sperre von über 100 000 Mark von insgesamt 350 000 Zuschuß. Für 1994 wird der gesamte Zuschuß mit einer Etatsperre belegt.

Die Festivalleitung will außerdem Sponsoren gewinnen, um die Stadt finanziell zu entlasten. Im Gespräch ist unter anderem eine Zusammenarbeit mit Fernsehanstalten. Politikern, die das Festival abschaffen wollen, attestierte Kötz Verantwortungslosigkeit und "Schnoddrigkeit" im Umgang mit dem Publikum. dpa

EISHOCKEY BUNDESLIGA, Play-off, Halbfinale (best of five): Kölner EC - Mannheimer ERC 7:1 (3:0, 2:0, 2:1). - Play-off-Stand 1:0, Düsseldorfer EG - Berliner SC Preussen 3:2 (1:0, 1;0, 0:2, 1:0) n. V., Berliner SC Preussen - Düsseldorfer EG 2:3 (0:0, 1:1, 1:1, 0:1) n.V. - Play-off-Stand 0:2.

BUNDESLIGA, Abstiegs-Play-off, 1. Runde (best of seven): EHC Freiburg - EV Landshut 3:4 (2:1, 0:2, 1:1). - Play-off-Stand 2:4.

ZWEITE BUNDESLIGA, Aufstiegs-Play-offs, 6. Spieltag (best of seven): Augsburger EV - ES Weißwasser 5:4 (2:2, 2:0, 0:2, 1:0) n.V., ES Weißwasser - Augsburger EV 6:3 (2:2, 1:0, 3:1). - Play-off-Stand 1:1, SB Rosenheim - EHC Nürnberg 3:2 (1:1, 1:1, 0:0, 1:0) n.V. - Play-off- Stand 1:0.

OBERLIGA, Gruppe Nord: ESC Wolfsburg - ESC Frankfurt 4:6, ETC Timmendorf - REV Bremerhaven 7:5, EC Harz-Braunlage - Herforder EG 8:3, Schalker Haie - ESC Wedemark 5:5.

Kämpfender VfB brachte Gastgeber ins Schwitzen

Kassel - Marburg 3:2 (2:0)

Kassel tat sich beim 3:2 (2:0) gegen Marburg schwer. Nach hektischer Anfangsphase ging der KSV durch zwei sehenswerte Tore von Libero Dickhaut in Führung. Liebers zirkelte einen 25-Meter- Freistoß ins Dreieck des VfB-Tores.

Die Gäste steckten nie auf, erkämpften sich die größeren Spielanteile und brachten durch Oremek und Rasiejewski den Erfolg der Gastgeber noch in Gefahr. lhe

Kassel: Kneuer; Dickhaut; Schmidt, Deppe, Matys, Ma. Mason, Cakici, Höhle (70. Becker), Schön, Liebers, Mi. Mason (46. Kistner).

Marburg: Marquardt; Oremek; Budde (51. Brizzi/67. Faust), Pabst, Heneis, Vollmer, Winkler, Rasiejewski, Laus, Siasia, Okocha.

Tore: 1:0 Dickhaut (27.), 2:0 Dickhaut (45.), 3:0 Liebers (50.), 3:1 Oremek (73.), 3:2 Rasiejewski (86.).

Schiedsrichter: Altvater (Bruchköbel).

Zuschauer: 700.

FAUSTBALL DEUTSCHE HALLENMEISTERSCHAFT, Vorrunde, Gruppe A: TSV Hagen 1860 - SV Moslesfehn 2:0 (20:12, 20:14), Spvgg Weil der Stadt - SV Moslesfehn 1:2 (20:11, 15:20, 18:20), TSV Hagen 1860 - Spvgg Weil der Stadt 2:0 (20:16, 21:19).

Russe entführt Eisbrecher

MOSKAU, 7. März (Reuter). Weil die abendliche Fähre Verspätung hatte, hat ein russischer Wachmann einen Eisbrecher entführt, um von seiner Arbeit auf einer Insel vor Sankt Petersburg nachHause zu fahren. Wie am Wochenden die Zeitung Komsomolskaja Prawda weiter berichtete, drang der Mann in die Kapitänskabine ein und erklärte, rasch nach Lomonosow gelangen zu müssen. Als der Eisbrecher dort angelegt habe, sei der Entführer von Bord geeilt und in der Dunkelheit verschwunden.

Eiskunstlauf-WM in Prag Im Paarlauf ein paar Medaillenhoffnungen

Die deutschen Eiskunstläufer sehen Licht am Ende des Tunnels. Nach Jahren des grauen Mittelmaßes schickt die Deutsche Eislauf-Union (DEU) bei den 83. Weltmeisterschaften in Prag mit den deutschen Paarlauf-Meisterin Mandy Wötzel und Ingo Steuer wieder zwei heiße Medaillenkandidaten ins Rennen.

"Wenn sie ihr Leistungsvermögen voll ausschöpfen, ist ein Platz auf dem Treppchen drin", sagt Trainerin Monika Scheibe zuversichtlich. Der zweite Platz bei den Europameisterschaften in Helsinki hat den beiden Chemnitzern Auftrieb gegeben. Nach dem Rücktritt der russischen Olympiasieger Mischkutionok/Dimitrijew werden die Karten bei diesen Titelkämpfen, die am Sonntag beginnen, nicht nur im Paarlauf neu gemischt.

Mit dabei ist auch Kati Witt, die fünf Jahre nach ihrem letzten Wettkampf mit einem sportlichem Comeback liebäugelt. Sie wird sich an der Moldau als TV-Kommentatorin verdingen, der Presserummel ist programmiert. Sie will sich besonders die Frauen-Konkurrenz genau anschauen, denn das Abschneiden von Marina Kielmann aus Dortmund und der Düsseldorferin Tanja Szewczenko hat großen Einfluß auf die Olympia-Aussichten des Revuestars. Nur wenn eine der beiden DEU-Damen unter die Top Ten läuft, stehen der DEU bei Olympia 1994 in Lillehammer zwei Startplätze zur Verfügung.

So weit mag die EM-Dritte Kielmann allerdings noch gar nicht denken: "Erstmal abwarten. bis dahin kann noch viel passieren." Nachsatz mit feiner Ironie: "Die Beatles wollen ja angeblich auch wieder eine Platte aufnehmen."

Deutlich tiefer gesteckt sind die WM- Ziele des Deutschen Meisters Ronny Winkler aus Chemnitz und der Essener Eistänzer Jennifer Goolsbee und Hendryk Schamberger aus Essen. Eine Plazierung unter den ersten Zehn haben sich die Schützlinge von Trainer Martin Skotnicky vorgenommen, Winkler darf schon das Erreichen des Kür-Finales der besten 24 als Erfolg werten. sid

Rehhagel konnte sich freuen Hobsch und Herzog ein harmonisches Duo

Bremen - Karlsruhe 3:0 (2:0)

Fröhlich vereint saßen die beiden Hauptdarsteller nach der Partie beieinander und schoben sich auch verbal die Bälle zu, so wie sie es auf dem Platz in den 90 Minuten zuvor schon getan hatten. Bernd Hobsch und Andreas Herzog boten bei Werder Bremens 3:0 (2:0)-Erfolg gegen den Karlsruher SC eine Gala-Vorstellung, die der Mannschaft von Trainer Otto Rehhagel alle Titelhoffnungen läßt.

"Wir sind ähnlich ruhige Typen, wahrscheinlich verstehen wir uns deshalb auch auf dem Platz so gut", meinte Andreas Herzog im Wiener-Schmäh-Akzent, und mit sächsischem Klang urteilte Bernd Hobsch: "Andis 2:0 hat mir besser gefallen als mein Tor." Herzog meinte zu dem Treffer lapidar: "Ich habe nur den Kopf hingehalten, die Augen zugemacht - und dann war der Ball drin." Mustergültig hatte der Ex-Leipziger Hobsch durch einen unwiderstehlichen Flankenlauf dieses Tor (33.) vorbereitet. Neun Minuten nachdem er im Anschluß an einen Borowka-Freistoß zum Führungtreffer "abgestaubt" hatte. Dieses Tor wurde allerdings erst durch einen Fehler von Schiedsrichter Steinborn ermöglicht. Erst übersah er eine Abseitsstellung zweier Bremer Spieler, Bode war dadurch frei, den folgenden Abwehrversuch von Metz legte Steinborn als "Notbremse" des KSC-Verteidigers aus und bedachte den 25jährigen mit der rot-gelben Karte.

"Das war sicher eine entscheidende Szene", meinte KSC-Trainer Winfried Schäfer. Kollege Otto Rehhagel freute sich dagegen über "die Vorentscheidung im Kampf um einen UEFA-Cup-Platz". Aber der Bremer Trainer-Guru will mehr und meinte im Blick auf den Meisterschaftskampf: "Ich muß kritisieren, daß wir in der zweiten Hälfte unsere zahlreichen Chancen nicht konzentriert genug ausgenutzt haben." Zumindest nach der Frankfurter Niederlage in München konnte er sich darüber freuen, daß die Tordifferenz so gut ist, um die nunmehr punktgleiche Eintracht vom zweiten Tabellenplatz verdrängen zu können. sid

Bremen: Reck - Bratseth - Beiersdorfer, Borowka - Schaaf (79. Bockenfeld), Eilts, Bode (79. Kohn), Legat, Herzog - Hobsch, Rufer.

Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Metz, Reich - Schütterle, Wittwer (67. Schmarow), Rolff, Schmidt, Schuster - Krieg, Kirjakow (46. Neustädter). Schiedsrichter: Steinborn (Sinzig).

Tore: 1:0 Hobsch (24.), 2:0 Herzog (33.), 3:0 Rufer (64.).

Zuschauer: 20 755.

Nächste Spiele, 2. Liga

Die nächsten Spiele: Carl Zeiss Jena - Freiburg (Mi. 18 Uhr), Unterhaching - FC Homburg (Mi. 18.15 Uhr), Fortuna Köln - SV Darmstadt 98 (Fr. 19 Uhr), Stuttgarter Kickers - FSV Mainz, Düsseldorf - FC Homburg, FC Hansa Rostock - FC St. Pauli, Wuppertaler SV - Braunschweig, Chemnitzer FC - FC Remscheid, VfL Wolfsburg - FC Carl Zeiss Jena, SC Freiburg - SV Waldhof Mannheim, Hannover 96 VfB Leipzig (alle Sa. 15.30 Uhr), Oldenburg - MSV Duisburg, VfL Osnabrück - SV Meppen, Unterhaching - Hertha BSC Berlin (alle So. 15 Uhr).

"U 20"-WM in Australien Zum Auftakt gleich den Titelverteidiger gestürzt

Deutschland - Portugal 1:0 (0:1)

Der deutschen Junioren-Nationalelf ist der Start in die Fußball-Weltmeisterschaft "U 20" in Australien gelungen: Durch ein Tor von Mittelstürmer Carsten Jancker vom 1. FC Köln in der vorletzten Minute besiegten die Schützlinge von Trainer Rainer Bonhof in ihrem ersten Vorrundenspiel der Gruppe B in Brisbane den Titelverteidiger und WM-Favoriten Portugal mit 1:0 (0:0). Noch im vorigen Sommer hatten die Portugiesen den EM-Gastgeber Deutschland bei der "U 18"-Europameisterschaft in Nürnberg mit 4:0 abgefertigt.

Nach der erfolgreichen Revanche gegen den Vize-Europameister, der auf dem Fünften Kontinent seinen dritten "U 20"-Welttitel in Serie anstrebt, meinte ein strahlender Rainer Bonhof: "Es war ein Sieg der gesamten Mannschaft, die ihre Möglichkeiten wirklich optimal umgesetzt hat."

Allerdings wurde die Freunde im deutschen Lager über den Startsieg im Rennen um den Coca-Cola-Cup des Weltverbandes FIFA durch eine schwere Verletzung des Kölners Guido Jörres getrübt. Nach einem brutalen Foul von Nelson Morais, das nur mit einer Verwarnung geahndet wurde, mußte der Mittelfeldspieler, der am Sonntag 19 Jahre alt wird, mit einem Schienbein- und Knöchelbruch ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Trainer Bonhof reagierte aufgebracht auf die Brutalität: "Das war ein Rachefoul, ohne die geringste Chance, an den Ball zu kommen. Eigentlich hätte es dafür Rot geben müssen."

Erst nach dem Seitenwechsel legte Deutschland allen Respekt vor dem Weltmeister und Vize-Europameister ab und steigerte sich auch spielerisch. Die Bayern-Achse im Mittelfeld mit Burghartswieser, Hamann und Eberl erarbeitete zwischen der 57. und 60. Minute drei Riesenchancen, die aber jeweils noch zu Ecken abgelenkt wurden.

Die beiden deutschen Gruppengegner Ghana und Uruguay trennten sich 1:1 (0:1). Correo (22.) brachte die "Urus" in Führung, Ahinful (74.) gelang der Ausgleich für die Afrikaner, die ihren Kader noch nicht komplett in Australien haben. Der Uruguayer Sena (76.) sah die Gelb- Rote Karte. Augenzeuge der Partie war Coach Bonhof.

Als sich der deutsche und der portugiesische Trainer sowie die 16 000 Zuschauer im Lang Park von Brisbane schon mit einem torlosen Unentschieden abgefunden hatten, gelang Jancker mit einem trockenen Schuß aus zwölf Metern das entscheidende Tor. sid

Gruppe A in Canberra: Australien - Kolumbien 2:1, Russland - Kamerun 2:0.

Gruppe B in Brisbane: Deutschland - Portugal 1:0, Ghana - Uruguay 1:1.

Gruppe C in Melbourne: Südkorea - England 1:1, Türkei - USA 0:6.

Gruppe D in Adelaide: Mexiko - Norwegen 3:0, Brasilien - Saudi-Arabien 0:0.

GOLF "MEDITERRIANA OPEN" bei Valencia (540.000 Mark), Stand nach der dritten Runde (Par 72): 1. Nobilo (Neuseeland) 207 Schläge (71+69+67), 2. Torrance (71+70+68), Roe (beide Großbritannien/69+70+70) je 209, 4. Chapman (72+71+67), Ralph (beide Großbritannien/74+68+68), Levet (Frankreich/71+70+69) je 210, ... 26. Langer (Anhausen) 215 (72+74+69), ... 41. Thül (Köln) 217 (69+73+75).

Eisschnellauf-Weltcup in Inzell Niemann steht vor großem Zahltag

Doppel-Olympiasiegerin Gunda Niemann steht nach ihren Siegen beim Weltcup in Inzell beim Saisonausklang am kommenden Wochenende im niederländischen Heerenveen noch einmal vor einem für Eisschnellauf-Verhältnisse großen Zahltag. Die dreifache Vierkampf- Weltmeisterin aus Erfurt führt nach ihren Erfolgen über 3000 m in 4:22,81 Minuten und 1500 m in 2:07,84 Minuten souverän die jeweiligen Disziplinwertungen mit den Idealpunktzahlen von 125 beziehungsweise 75 Zählern an.

Jeder Streckensieg wird beim Weltcup- Finale in Heerenveen mit 5000 Dollar versüßt. Ihre insgesamt acht Saisonsiege haben ihr Konto bereits um 4000 Franken aufgestockt, so daß die 3000-m-Weltrekordlerin insgesamt über 20 000 Mark kassieren könnte.

Für ein anhaltendes Hoch im Damenbereich der Deutschen Eisschnellauf-Gemeinschaft (DESG) sorgten bei widrigen Witterungsverhältnissen durch ständiges Schneetreiben vor insgesamt 1500 Zuschauern an drei Wettkampftagen auch die anderen Mitglieder der Erfurter Medaillenschmiede. Vize-Europameisterin Heike Warnicke rangiert nach ihrem zweiten Platz über 3000 m in 4:24,14 Minuten in der Kombinationswertung über 3000/5000 m hinter Niemann auf Platz zwei. Anke Baier ist neben Rang sieben über 500 m (67) auf der 1000-m-Distanz nach ihrem sechsten Platz in 1:25,90 Minuten bislang Dritte (93 Punkte), Sabine Völker nimmt nach ihrem fünften Rang Platz sieben ein.

Bei den Männern ist dem Amerikaner Dan Jansen der Weltcup-Sieg über 500 m kaum noch zu nehmen. Einen Tag nach seiner Niederlage in 37,53 Sekunden gegen den Russen Sergej Klewschenja (37,34), revanchierte er sich am Sonntag und verbucht nach seinem Triumph in 37,28 Sekunden nun 192 Zähler auf der Habenseite. Auf der 5000-m-Strecke steht der niederländische Olympiasieger Bart Veldkamp (97 Punkte) vor dem Gesamterfolg. sid

Wer schoß die Tore - wer waren die Besten?

Duisburg - Osnabrück 2:0 (0:0) Duisburg: Rollmann - Notthoff - Nijhius, Struckmann - Steininger (64. Sailer), Araskiewicz, Reinmayr, Minkwitz, Tarnat - Preetz (87. Harforth), Schmidt.

Osnabrück: Brunn - da Palma - Gellrich, Golombek - Karp, Grether (70. Balzis), Hofmann, Hetmanski (87. Klaus), Wollitz, Greve - Meinke.

Schiedsrichter: Funken (Grevenbroich).

Tore: 1:0 Preetz (68.), 2:0 Sailer (89.).

Zuschauer: 8000.

Beste Spieler: Araskiewicz, Rollmann - Greve, Hetmanski.

Gelb-Rote Karte: Minkwitz wegen unsportlichen Verhaltens (78.).

FC Homburg - Hansa Rostock 0:0 Homburg: Eich - Homp - Wruck, Jelev - Korell, Jurgeleit (46. Müller), Cardoso, Pförtner, Landgraf - Maciel, Hubner.

Rostock: Hoffmann - Sänger - März, Werner - Persigehl (44. Weilandt), Lange, Zallmann, Dowe, Wahl - Schlünz, Lissek (70. Schulz).

Schiedsrichter: Wagner (Hofheim).

Zuschauer: 1000.

Beste Spieler: Homp, Korell - Dowe, Schlünz.

Gelb-Rote Karten: Zallmann wegen wiederholten Foulspiels (63.), Dowe wegen unsportlichen Verhaltens (89.). Mannheim - Stuttgart 3:0 (0:0) Mannheim: Laukkanen - Nachtweih - Wohlert, Dickgießer - Lasser (62. Stanic), Schnalke, Weidemann, Hofmann, Stohn (77. Freiler) - Kirsten, Petrenko.

Stuttgart: Reitmaier - Keim - Kuhn, Neitzel - Richter, Berkenhagen (66. Shala), Imhof, Gora, Tattermusch - Epp, Vollmer (24. Jovanovic).

Schiedsrichter: Assenmacher (Hürth).

Tore: 1:0 Petrenko (70.), 2:0 Nachtweih (72., Foulelfmeter), 3:0 Weidemann (89.).

Zuschauer: 6500.

Beste Spieler: Weidemann, Nachtweih - Reitmaier, Keim.

Gelb-Rote Karte: Richter (52.) wegen wiederholten Foulspiels.

Gelbe Karten: Wohlert, Kirsten - Richter, Tattermusch, Kuhn, Keim, Shala.

Bes. Vorkommnis: Laukkanen hält Foulelfmeter von Gora (18.).

Braunschweig - VfB Leipzig 1:1 (1:0) Braunschweig: Lerch - Pfannkuch - Nedic, Köpper - Heskamp, Mahjoubi (82. Kretschmer), Probst, Metschies, Hoffart - Türr, Koctürk (55. Geilenkirchen).

Leipzig: Kischko - Lindner - Edmond, Kracht - Heidenreich, Bredow (46. Hecking), Grischin (64. Engelmann), Däbritz, Anders - Rische, Bitencourt. Schiedsrichter: Brandauer (Rheinstetten).

Tore: 1:0 Mahjoubi (9., Foulelfmeter), 1:1 Bitencourt (67.).

Zuschauer: 5893.

Beste Spieler: Mahjoubi, Nedic - Lindner, Bitencourt. Gelbe Karten: Probst, Nedic, Metschies, Lerch - Lindner, Hecking.

Chemnitz - Hannover 96 2:3 (1:1) Chemnitz: Schmidt - Barsikow - Seifert (61. Renn), Mehlhorn (74. Illing) - Bittermann, Keller, Heidrich, Veit, Torunarigha - Gerber, Boer.

Hannover: Sievers - Raickovic - Klütz, Kuhlmey (89. Wojcicki) - Groth, Ellermann, Sundermann, Sirocks, Schönberg-Christensen - Djelmas, Weiland (81. Bicici).

Schiedsrichter: Fux (Studensee).

Tore: 1:0 Boer (9.), 1:1 Groth (33.), 2:1 Heidrich (50., Handelfmeter), 2:2 Djelmas (65., Foulelfmeter), 2:3 Weiland (79.).

Zuschauer: 3600.

Beste Spieler: Heidrich, Torunarigha - Sundermann, Djelmas.

Gelbe Karten: - Kuhlmey, Ellermann. St. Pauli - Unterhaching 3:1 (3:1) St. Pauli: Thomforde - Gronau - Schlindwein, Schwinkendorf - Järvinen, Dammann, Knäbel, Nikolic, Hollerbach (70. Sievers) - Manzi, Ottens (82. Aerdken). Unterhaching: Häfele - Vladimir - Zwingel (77. Garcia), Bucher - Bergen, Emig, Bogdan, Braun (46. Urosevic), Santl - Lemberger, Allievi.

Schiedsrichter: Werthmann (Iserlohn).

Tore: 1:0 Dammann (11.), 2:0 Santl (17., Eigentor), 2:1 Lemberger (29.), Zwingel (45., Eigentor).

Zuschauer: 12 211.

Beste Spieler: Knäbel, Dammann - Häfele, Lemberger.

Gelbe Karten: Schwinkendorf, Knäbel - Emig, Braun, Bucher.

Hertha Berlin - Köln 2:1 (1:0) Berlin: Junghans - Bayerschmidt - Scheinhardt, Oliver Schmidt (78. Klews) - Winkhold, Basler, Gries, Kovac, Zernicke - Lünsmann, Demandt. Köln: Zimmermann - Niggemann - Schneider, Hupe - Seufert, Brandts (57. Akonnar), Köhler, Mink, Lottner - Winkler, Präger (57. Deffke).

Schiedsrichter: Zerr (Ottersweier).

Tore: 1:0 Gries (39.), 2:0 Demandt /79.), 2:1 Hupe (81.).

Zuschauer: 10 291.

Beste Spieler: Lünsmann, Scheinhardt - Zimmermann, Niggemann.

Gelbe Karten: Winkhold, Zernicke - Brandts, Zimmermann, Winkler Schneider.

Remscheid - Wolfsburg 2:2 (1:1) Remscheid: Stocki - Kosanovic - Gemein, Hausen, Sturm - Putz (46. Schmidt), Bridaitis, Flock, Kröning - Tilner, Jakubauskas (77. Callea). Wolfsburg: Kick - Lieberam - Jensen, Trautmann (24. Kohn) - Brunner, Akrapovic, Dammeier, Fiebich (79. Schwerinski), Ballwanz - Reich, Fincke.

Schiedsrichter: Dellwing (Osburg).

Tore: 0:1 Fincke (38.), 1:1 Jakubauskas (40., Foulelfmeter), 2:1 Jakubauskas (55.), 2:2 Schwerinski (84.) - Zuschauer: 1500.

Beste Spieler: Stocki, Jakubauskas - Dammeier, Fiebich.

Gelbe Karten: Jakubauskas, Gemein, Sturm - Jensen, Brunner, Reich.

Meppen - Düsseldorf 0:2 (0:0) Meppen: Kubik - Böttche - Deters, Vorholt - Gartmann, Helmer, Bujan (58. Thoben) - Brückner, Menke - Rauffmann, Zabirov (77. Dlugajczyk). Düsseldorf: Koch - Backhaus - Drazic, Schütz - Quallo, Hutwelker (63. Gärtner), Buncol, Strerath, Albertz - Cyron, Novak.

Schiedsrichter: Boos (Eschborn).

Tore: 0:1 Strerath (55.), 0:2 Strerath (88.).

Zuschauer: 6000.

Beste Spieler: Gartmann, Brückner - Drazic, Strerath.

Gelb-Rote Karte: Böttche (47.) wegen wiederholten Foulspiels.

Gelbe Karten: Böttche, Rauffmann, Zabirov - Quallo, Schütz.

BL-Schemata

Bremen - Karlsruher SC 3:0 (2:0) Bremen: Reck - Bratseth - Beiersdorfer, Borowka - Schaaf (79. Bockenfeld), Eilts, Bode (79. Kohn), Legat, Herzog - Hobsch, Rufer.

Karlsruhe: Kahn - Nowotny - Metz, Reich - Schütterle, Wittwer (67. Schmarow), Rolff, Schmidt, Schuster - Krieg, Kirjakow (46. Neustädter). Schiedsrichter: Steinborn (Sinzig).

Tore: 1:0 Hobsch (24.), 2:0 Herzog (33.), 3:0 Rufer (64.).

Zuschauer: 20 755.

Rote Karte: Metz wegen groben Foulspiels (23.).

Gelb-Rote Karten: keine.

Gelbe Karten: Herzog - Neustädter, Kirjakow, Schuster. 1. FC Nürnberg - Hamburger SV 1:0 (0:0) Nürnberg: Köpke - Zietsch - Kurz - Brunner, Oechler, Kramny, Dorfner, Schwabl, Olivares (46. Bäurle) - Wück (77. Rösler), Eckstein.

Hamburg: Golz - Rohde - Kober, Matysik - Babbel, Letschkow, Hartmann, von Heesen, Schnoor (37. Bode), Woodring (66. Bäron) - Furtok. Schiedsrichter: Führer (Steinhagen).

Tor: 1:0 Eckstein (70.).

Zuschauer: 28 500.

Gelbe Karten: Zietsch, Rösler - Kober, von Heesen.

SG Wattenscheid 09 - 1. FC Kaiserslautern 1:0 (0:0) Wattenscheid: Mai - Neuhaus - Emmerling, Prinzen - Moser, Wolters (71. Ibrahim), Fink, Buckmaier, Hermann (80. Kula) - Tschiskale, Lesniak.

Kaiserslautern: Serr - Kadlec - Funkel, Dooley - Haber, Goldbaek, Eriksson, Hotic (11. Zeyer/75. Schäfer), Wagner - Witeczek, Kuntz.

Schiedsrichter: Strampe (Handorf).

Tore: 1:0 Tschiskale (81.).

Zuschauer: 5000.

Gelbe Karten: Fink, Neuhaus, Ibrahim, Tschiskale, Emmerling - Wagner, Eriksson, Kadlec.

1. FC Saarbrücken - VfL Bochum 1:1 (0:1) Saarbrücken: Brasas - Kostner - Eichmann, Fuhl - Zechel, Lange (46. Bürger), Wuttke, Kristl, Lust (35. Stickroth) - Wynalda, Sawitschew. Bochum: Zumdick - Herrmann - Heinemann, Reekers - Peschel, Bonan, Kempe, Wegmann, Wosz (68. Schwanke), Christians - Aden (84. Moutas).

Schiedsrichter: Best (Bilfingen).

Tore: 0:1 Christians (4.), 1:1 Kristl (50.).

Zuschauer: 15 200.

Rote Karte: Peschel nach einer Tätlichkeit (68.).

Gelb-Rote Karte: Kostner nach einer Tätlichkeit (68.).

Gelbe Karten: - Wosz, Christians, Schwanke.

1. FC Köln - 1. FC Dynamo Dresden 3:1 (1:0) Köln: Illgner - Spyrka (58. Henri Fuchs) - Baumann, Trulsen - Greiner, Littbarski, Rudy, Steinmann, Keuler, Weiser - Sturm (80. Caliskan). Dresden: Müller - Mauksch - Schößler - Hauptmann, Pilz, Schößler, Stevic (78. Zickler), Beuchel, Kmetsch - Jähnig, Rath.

Schiedsrichter: Heynemann (Magdeburg).

Tore: 1:0 Keuler (19.), 2:0 Sturm (67.), 2:1 Mauksch (73.), 3:1 Henri Fuchs (86.).

Zuschauer: 19 000.

Gelbe Karte: - Beuchel.

Borussia Mönchengladbach - Schalke 04 2:0 (2:0) Mönchengladbach: Heyne - Hochstätter - Klinkert, Eichin (83. Stadler) - Kastenmaier, Fach, Pflipsen (77. Schneider), Wynhoff, Neun - Max, Criens.

Schalke: Gehrke - Luginger - Linke, Herzog - Christensen (76. Sendscheid), Borodjuk, Eigenrauch, Anderbrügge, Müller (54. Büskens) - Hey, Mihajlovic.

Schiedsrichter: Gläser (Breitungen).

Tore: 1:0 Fach (29.), 2:0 Kastenmaier (45.).

Zuschauer: 25 000.

Gelbe Karten: Neun - Herzog, Büskens.

Bes. Vorkommnis: Heyne hält Foulelfmeter von Anderbrügge (84.). Borussia Dortmund - Bayer Uerdingen 2:0 (1:0) Dortmund: Klos - Zelic - Schmidt (68. Kutowski), Schulz - Reuter, Zorc, Sammer, Franck (76. Karl), Poschner - Povlsen, Mill.

Uerdingen: Dreher - Peschke - Kühn, Paßlack - Bremser, Jüptner, Sassen, Kranz, Krümpelmann - Adler, Laessig (76. Bittengel).

Schiedsrichter: Aust (Köln).

Tore: 1:0 Povlsen (20.), 2:0 Sammer (46.).

Zuschauer: 36 569.

Gelbe Karten: Zorc - Kühn. VfB Stuttgart - Bayer Leverkusen 0:3 (0:2) Stuttgart: Immel - Dubajic - Uwe Schneider, Frontzeck (58. Golke) - Buck (46. Knup), Strunz, Buchwald, Sverrisson, Kögl - Walter, Gaudino.

Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Kree - Fischer, Hapal (81. Scholz), Lupescu, Stöver, Hoffmann (65. Happe) - Kirsten, Thom.

Schiedsrichter: Schmidhuber (Ottobrunn).

Tore: 0:1 Kirsten (14.), 0:2 Thom (37.), 0:3 Hapal (67.).

Zuschauer: 18 700.

Gelbe Karten: Buck, Uwe Schneider, Dubajic - Hoffmann, Stöver, Lupescu. Bayern München - Eintracht Frankfurt 1:0 (1:0) München: Aumann - Thon - Kreuzer, Helmer - Jorginho, Matthäus (62. Scholl), Wouters, Schupp, Ziege - Labbadia, Mazinho (67. Cerny). Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Tsahadaze - Okocha (63. da Silva), Rahn (60. Andersen), Bein, Komljenovic, Weber - Schmitt, Anicic.

Schiedsrichter: Strigl (Horb).

Tore: 1:0 Matthäus (27.).

Zuschauer: 63 000.

Gelbe Karten: Matthäus, Scholl - Tsahadaze.

BADMINTON BUNDESLIGA, Play-off, Halbfinale: FC Bayer Uerdingen - FC Langenfeld 6:2, FC Langenfeld - FC Bayer Uerdingen 4:4. - Play-off- Stand 2:0, damit Uerdingen im Finale, SSV Heiligenwald - TuS Wiebelskirchen 2:6, TuS Wiebelskirchen - SSV Heiligenwald 3:5. - Play- off-Stand 1:1, damit Entscheidungsspiel notwendig.MOTORSPORT RALLYE PORTUGAL, dritter Lauf zur Weltmeisterschaft, Endstand nach 38 Wertungsprüfungen: 1. Delecour/Grataloup (Frankreich) Ford Escort Cosworth 6:20:37 Stunden, 2. Biasion/Siviero (Italien) Ford Escort Cosworth 0:55 Minuten zurück, 3. Aghini/Farnocchia (Italien) Lancia HF Integrale 2:40, 4. Alen/Kivimäki (Finnland) Subaru Legacy 3:46, 5. Eriksson/Parmander (Schweden) Mitsubishi Lancer 4:51, 6. Fiorio/Brambilla (Italien) Lancia HF Integrale 5:41. - WM-Stände nach 3 von 13 WM-Läufen: Fahrerwertung: 1. Delecour 35 Punkte, 2. Biasion 27, 3. Kankkunen (Finnland/Toyota) 23, 4. Auriol (Frankreich/Toyota) und Jonsson (Schweden/Toyota) beide 20, 6. Eriksson 18. - Marken: 1. Toyota 40 Punkte, 2. Ford 37, 3. Mitsubishi 33, 4. Subaru 26, 5. Lancia 14.

Auslandsfußball

ENGLAND, Premier League, zum 32. Spieltag: FC Liverpool - Manchester United 1:2, Queens Park Rangers - Norwich City 3:1, FC Wimbledon - FC Southampton 1:2, Coventry City - FC Everton 0:1 - Die Tabelle: 1. Manchester United 31 Spiele/49:24 Tore/60 Punkte, 2. Aston Villa 31/48:31/59, 3. Norwich 31/44:46/53.

First Division: FC Barnsley - Leicester City 2:3, Birmingham City - Oxford United 1:0, Bristol City - Tranmere Rovers 1:3, FC Millwall - FC Sunderland 0:0, Newcastle United - Brentford 5:1, Notts County - Bristol Rovers , Peterborough United - Grimsby Town 1:0, FC Portsmouth - Luton Town 2:1, Southend United - Charlton Athletic 0:2, FC Watford - Swindon Town 0:4, West Ham United - Wolverhampton Wanderers 3:1 - Die Tabellenspitze: 1. Newcastle United 33 Spiele/60:27 Tore/70 Punkte, 2. West Ham United 33/59:30/63, 3. Swindon Town 32/56:41/56, 4. FC Portsmouth 33/56:39/54.

SCHOTTLAND, Premier Division: FC Airdrieonians - Dundee United 1:3, FC Dundee - FC Motherwell 1:1 - Die Tabellenspitze: 1. Glasgow Rangers 76:24 Tore/54:8 Punkte, 2. FC Aberdeen 64:22/43:17.

ITALIEN, 22. Spieltag: US Foggia - AC Brescia 0:0, AS Rom - US Cagliari 1:1, AC Mailand - AC Florenz 2:0, Ancona Calcio - FC Genua 0:0, Atalanta Bergamo - Inter Mailand 1:1, AC Parma - Lazio Rom 2:1, Juventus Turin - SSC Neapel 4:3, Sampdoria Genua - AC Turin 0:1, AC Pescara - FC Udinese 2:2. - Die Tabellenspitze: 1. AC Mailand 51:17 Tore/39:5 Punkte, 2. Inter Mailand 37:28/28:16, 3. AC Turin 26:17/26:18, 4. Lazio Rom 43:33/25:19.

GRIECHENLAND, 24. Spieltag: Athinaikos Athen - Apollon Saloniki 1:0, Panathinaikos Athen - PAOK Saloniki 5:0, Aris Saloniki - Doxa Drama 1:0, Ionikos - Apollon Athen 2:0, Olympiakos Piräus - Panachaiki Patras 0:2, AO Xanthi - Korinthos 2:0, Edessaikos - OFI Kreta ausgefallen, Larissa - AEK Athen 0:1, Iraklis Saloniki - Pierikos Katerini 2:1. - Die Tabellenspitze: 1. AEK Athen 53:16 Tore/57 Punkte, 2. Panathinaikos Athen 59:13/55, 3. Olympiakos Piräus 44:22/46, 4. Iraklis Saloniki 39:28/45.

NIEDERLANDE 23. Spieltag: FC Utrecht - FC Twente Enschede 0:1, SVV Dordrecht '90 - FC Groningen 0:0, Go Ahead Eagles - Willem II Tilburg 0:0, Sparta Rotterdam - Feyenoord Rotterdam 0:2, PSV Eindhoven - MVV Maastricht 2:1, FC Volendam - BVV Den Bosch (10.3.), Roda JC Kerkrade - Ajax Amsterdam (10.3.), RKC Walwijk - Cambuur Leeuwarden 2:2, Fortuna Sittard - Vitesse Arnheim 1:2. Nachholspiel: FC Volendam - Ajax Amsterdam 0:0. - Die Tabellenspitze: 1. PSV Eindhoven 53:19 Tore/35:9 Punkte, 2. Feyenoord Rotterdam 53:22/35:11, 3. FC Twente Enschede 43:19/32:14, Ajax Amsterdam 55:16/30:12.

CSFR, 18. Spieltag: Bohemians Prag - TJ Vitkovice 3:0, Spartak Hradec Kralove - FC Nitra 2:2, Sigma Olmütz - Spartak Trnava 3:0, Slovan Preßburg - Tatran Presov 1:1, FC Boby Brünn - Inter Preßburg 2:1, Slavia Prag - DAC Dunajska Streda 1:0, Dynamo Budweis - Sparta Prag und Banik Ostrau - Dukla Prag ausgefallen. - Die Tabellenspitze: 1. Sparta Prag 31:14 Tore/24:10 Punkte, 2. Slavia Prag 33:18/23:11, 3. DAC Dunajska Streda 34:22/22:14

TISCHTENNIS DEUTSCHE MEISTERSCHAFT in Münster, Männer, Einzel, Finale: Roßkopf (Düsseldorf) - Prause (Grenzau) 14:21, 23:21, 19:21, 21:14, 21:15. - Damit ist Roßkopf zum sechsten Mal Deutscher Meister.

Frauen, Einzel, Finale: Schöpp (Steinhagen) - Struse (Steinhagen) 18:21, 8:21, 21:13, 21:15, 21:10.

Gemischtes Doppel, Finale: Fejer-Konnert/ Nemes (Jülich/Dülmen) - Prause/Struse (Grenzau/Steinhagen) 21:19, 21:19. - Halbfinale: Fejer-Konnert/Nemes - Alke/Faltermaier (Grenzau/Steinhagen) 21:16, 21:15, Prause/Struse - Wosik/Schall (Düsseldorf/Dülmen) 11:21, 21:11, 21:18.

Männer, Doppel, Finale: J. Roßkopf/Fetzner (Düsseldorf) - Fischer/T. Roßkopf (Mülheim) 21:19, 21:17.

Frauen, Doppel, Finale: Fischer/Praedel (Langweid/Glane) - Faltermaier/Lohr (Steinhagen) 21:18, 21:15.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer: TTC Elz - TV Burgholzhausen 9:5.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen: KSV Hessen Kassel II - TFC Wolfhagen 7:7, SC Klarenthal - KSV Hessen Kassel II 8:5.

HESSENLIGA, Frauen: TTC Et. Pfungstadt - NSC Watzenborn-Steinberg 8:4, TTC Hainstadt - TTC GW Staffel 8:6, SKG Frankfurt II - SpVgg. Hochheim 7:7, SKV Hähnlein - TuS Hornau 8:5, TV Dillenburg - KSV Hessen Kassel III 3:8, PPC Neu-Isenburg - DJK/SG BW Lahr 1:8.

EISSCHNELLAUF WELTCUP in Inzell, Ergebnisse vom ersten und zweiten Tag, Männer, 500 m: 1. Klewschenja (Russland) 37,34 Sekunden, 2. Jansen (USA) 37,53, 3. Yasunori Miyabe (Japan) 37,55, 4. Schelesowski (Weißrussland) 38,20, 5. Golubjew (Russland) 38,27, 6. Jaegel (Südkorea) 38,27, ... 14. Jankowski (Mainz) 38,47, ... 22. Funke 38,89, ... 26. Pfeiffer 39,27, ... 30. Reyes-Loredo (alle Erfurt) 39,64. - Weltcup-Gesamtstand: 1. Jansen 187 Punkte, 2. Klewschenja 163, 3. Schelesowski 160, 4. Golubjew 143, 5. Miyabe 130, 6. Ireland (Kanada) 99, ... 18. Jankowski 38, ... 24. Pfeiffer 25, ... 27. Wichmann (Berlin) 22, ... 31. Funke 15, ... 35. Reyes-Loredo 1.

1.000 m: 1. Jansen 1:16,18 Minuten, 2. Schelesowski 1:16,24, 3. Schreuder (Niederlande) 1:16,90, 4. Klewschenja 1:17,16, 5. van Velde (Niederlande) 1:17,19, 6. Ireland 1:17,27, ... 8. Adeberg (Berlin) 1:17,55, ... 25. Funke 1:19,03, 26. Pfeiffer 1:19,12, ... 34. Reyes-Loredo 1:20,01. - Weltcup-Gesamtstand: 1. Schelesowski 175 Punkte, 2. Jansen 147, 3. Chupira (Russland) 113, 4. Klewschenja 110, 5. Brunner (Österreich), 6. Ireland 100, ... 19. Wichmann 30, 20. Adeberg 27, ... 22. Funke 20, ... 26. Pfeiffer 16, ... 33. Zinke (Berlin) 7.

5.000 m: 1. Veldkamp 6:53,29 Minuten, 2. Zandstra 6:53,75, 3. Ritsma (alle Niederlande) 6:56,72, 4. Radke (Polen) 6:58,58, 5. Sanarow (Kasachstan) 6:59,14, 6. Koss (Norwegen) 6:59,40, ... 12. Tröger (Inzell) 7:04,78, 13. Dittrich (Chemnitz) 7:06,21, ... 26. Taubenrauch (Erfurt) 7:18,04, 27. Tonat (Berlin) 7:18,47. - Weltcup-Gesamtstand: 1. Veldkamp 97 Punkte, 2. Ritsma 84, 3. Koss 83, 4. Zandstra 79, 5. Radke 60, 6. Storelid (Norwegen) 53, ... 11. Tröger 37, ... 16. Dittrich 29, ... 28. Tonat 5, 29. Jeklic (Inzell) 5.

Frauen, 500 m: 1. Ye (China) 41:04 Sekunden, 2. Blair (USA) 41:28, 3. Yang (China) 41:63, 4. Yon (Nordkorea) 41:90, 5. Yoda (Japan) 41:96, 6. Völker 42:00, ... 9. Baier (beide Erfurt) 42:28, ... 18. Garbrecht 42:65, 19. Zummack 42:78, ... 23. Adeberg (alle Berlin) 43:21. - Gesamtstand: 1. Ye 125 Punkte, 2. Blair 108, 3. Auch (Kanada) 88, 4. Shimazaki (Japan) 87, 5. Lemay (Kanada) und Yon (Südkorea) beide 76, 7. Baier 67, ... 12. Völker 45, ... 16. Garbrecht 28, ... 23. Zummack 13, ... 25. Schenk (Erfurt) 10.

1.000 m: 1. Kusonose (Japan) 1:24,74 Minuten, 2. Wasilewska (Polen) 1:25,54, 3. Blair 1:25,57, 4. Ye 1:25,72, 5. Völker 1:25,77, 6. Baier 1:25,90, 7. Garbrecht 1:26,05, ... 9. Adeberg 1:26,48, ... 11. Börner (Berlin) 1:26,73. - Weltcup-Gesamtstand: 1. Blair 117 Punkte, 2. Ye 105, 3. Baier 93, 4. Hashimoto (Japan) 85, 5. Aaftink (Niederlande) 81, 6. Hoiseth (Norwegen) 72, 7. Völker 62, ... 11. Börner 48, 12. Schenk (Erfurt) 46, 13. Garbrecht 42, ... 24. Adeberg 17. - 3.000 m: 1. Niemann 4:22,81 Minuten, 2. Warnicke (beide Erfurt) 4:24,14, 3. Zijlstra (Niederlande) 4:27,99, 4. Baschanowa (Rußland) 4:30,22, 5. van Schie (Niederlande) 4:30,29, 6. Belci (Italien) 4:31,56, ... 12. Pechstein 4:35,85, ... 23. Mischke (beide Berlin) 4:46,69. - Weltcup-Gesamtstand: 1. Niemann 125 Punkte, 2. Warnicke 113, 3. Zijlstra 94, 4. Baschanowa 90, 5. Hunyady 87, 6. Belci 79, 7. Pechstein 60, ... 10. Mischke 47, ... 30. Adeberg (Berlin) 3.

x x Wattenscheid - Kaiserslautern 1:0 (0:0)

Er erlöste sich selbst und seine Mannschaft. Uwe Tschiskale, der exakt 203 Tage und 1218 Minuten unter Ladehemmung litt, warf Ballast ab, traf endlich wieder und war der "König von Wattenscheid".

Der 30 Jahre alte Profi erzielte in der 81. Minute seinen 22. Bundesliga-Treffer zum 1:0-(0:0)-Erfolg von Wattenscheid 09 über den 1. FC Kaiserslautern. "Das tut gut, ich war monatelang verzweifelt und frustiert. Dieses Erfolgserlebnis ist wichtig, kämpfe ich doch um eine Vertragslängerung", erklärte Tschiskale.

Sein Verein kann im Kampf um den Klassenerhalt erst einmal durchatmen. Nach 6:2 Punkten im neuen Jahr haben die "Nullneuner" zunächst die Abstiegsplätze verlassen. "Die Mannschaft hat Flagge gezeigt, die Einstellung war super. So ziehen wir den Kopf noch aus der Schlinge", prophezeite Trainer Hannes Bongartz nach dem vierten Heimsieg der Saison vor nur 5000 Zuschauern.

Bongartz, als Spieler und Trainer einst am Betzenberg tätig, zerstörte mit den weiteren Ex-Lauterern Stefan Emmerling, Roger Prinzen und Hans-Werner Moser die Erfolgsserie der Gäste nach vier Auswärtssiegen in Folge. Die "Roten Teufel" agierten an der Lohrheide ohne Feuer, waren eine maßlose Enttäuschung und blieben in ihrem dritten Bundesligaspiel in Wattenscheid ohne Torerfolg! In dieser Form werden die Pfälzer nach 1990 (Pokalsieger), 1991 (Meister) und 1992 (Fünfter, UEFA-Cup-Platz) die Europacup-Teilnahme erstmals seit vier Jahren wieder verpassen.

"Einige Spieler zeigten sich erstarrt wie das Kaninchen vor der Schlange. Das war nur Gerenne und kein Spiel", war FCK-Trainer Rainer Zobel stocksauer. "Ich bin sprachlos. Das war unser schlechtestes Saisonspiel. Spätestens nach dem zweiten Paß war der Ball weg", ärgerte sich Vizepräsident Reiner Geye.

Die größte Enttäuschung bei den Pfälzern war Stefan Kuntz. Der "Fußballer des Jahres 1991" wirkte ungefährlich, schwerfällig und ausgebrannt. Das Spiel lief an dem Torjäger vorbei. Eine Chance per Kopfball (64.) war das Einzige, was der hochdotierte Profi an diesem Nachmittag zustande brachte. sid

"Es hat bei mir gefunkt" Lobeshymnen auf Libero Zelic Chapuisat hat Rückenprobleme / Dortmund - Uerdingen 2:0 (1:0)

In Dortmund nennen ihn die Borussen- Fans schon "kleiner Kaiser". Denn Ned Zelic erinnert nicht nur in seiner eleganten Art der Ballführung, sondern auch mit seiner exzellenten Technik und dem ausgeprägten Spielverständnis an das große Idol Franz Beckenbauer. Beim 2:0 (1:0) gegen Bayer Uerdingen war die Bestnote wieder einmal für ihn reserviert. Der 21jährige Australier zeichnet wesentlich verantwortlich dafür, daß die Borussia auch im sechste Spiel hintereinander unbesiegt blieb und als einziges Bundesliga-Team in der Rückrunde noch ohne Gegentor ist. Die 700 000 Mark Ablöse für das Ausnahmetalent scheinen sich schon in der ersten Saison zu verzinsen. "Ich habe bis Dezember auf meine Chance gewartet. Jetzt hat es offenbar gefunkt", meinte Zelic.

In der Abwehr hat Dortmunds Trainer Ottmar Hitzfeld derzeit keine Probleme, eher im Angriff, selbst wenn der Erfolg durch die Treffer von Flemming Povlsen (20.) und Matthias Sammer (46.) ungefährdet war. Allerdings waren weitere fünf Tore trotz der Ausfälle der verletzten Stephane Chapuisat, Knut Reinhardt und Michael Lusch sowie des grippekranken Michael Rummenigge möglich. So trafen in der 32. Minute erst Franck den Pfosten und Mill mit dem Nachschuß die Latte. Schon in Kaiserslautern rechnet Hitzfeld wieder mit Reinhardt, dessen Muskelprobleme auf mangelnden Spurenelementen und Vitaminen basieren. Chapuisat flog wegen seiner chronischen Rückenprobleme am Sonntag nach München zu Bayern-Vereinsarzt Müller-Wohlfahrt. sid

Dortmund: Klos - Zelic - Schmidt (68. Kutowski), Schulz - Reuter, Zorc, Sammer, Franck (76. Karl), Poschner - Povlsen, Mill.

Uerdingen: Dreher - Peschke - Kühn, Paßlack - Bremser, Jüptner, Sassen, Kranz, Krümpelmann - Adler, Laessig (76. Bittengel).

Schiedsrichter: Aust (Köln).

Tore: 1:0 Povlsen (20.), 2:0 Sammer (46.).

Zuschauer: 36 569.

Gelbe Karten: Zorc - Kühn.

Wirbel um gelb-rote Karte für Kostner Neururer verärgert über Liebling Wynalda

Saarbrücken - Bochum 1:1 (0:1) Der noch vor Wochen umjubelte US- Star Eric Wynalda ist beim 1. FC Saarbrücken offensichtlich in Ungnade gefallen. "Ich bin stinksauer auf Eric. Seine Leistung war absolut indiskutabel, das war provokative Selbstdarstellung", wetterte Trainer Peter Neururer nach dem 1:1 (0:1) gegen den VfL Bochum. Und dann setzte er noch eins drauf: "Wenn Eric so weitermacht, wird er die Mannschaft verärgern und mit der Bank konfrontiert." Seit nunmehr 694 Minuten ist der US- Nationalspieler ohne Torerfolg. "Er ist zu vorsichtig geworden, will vor der WM in Amerika nichts riskieren. Aber wenn er so weitermacht, ist er gar nicht dabei", sagte Neururer.

Doch nicht nur Wynalda, auch die gelb- rote Karte für Michael Kostner brachte Neururer auf die Palme. In der 68. Minute hatte der Schiedsrichter Best den Bochumer Peter Peschel aufgrund einer Tätlichkeit gegen Kostner vom Platz gestellt und wegen Provokation den Saarbrücker Kapitän gleich mit in die Kabine geschickt. "So etwas habe ich noch nie gesehen. Einer kriegt Gelb-Rot, weil er die rote Karte des Gegners angeblich provoziert haben soll", schimpfte Neururer. Nach einem Zweikampf hatte Kostner seinen Rivalen angeblich ohne Absicht mit dem Bein getroffen, worauf sich Peschel mit einem Stoß revanchierte. sid

Saarbrücken: Brasas - Kostner - Eichmann, Fuhl - Zechel, Lange (46. Bürger), Wuttke, Kristl, Lust (35. Stickroth) - Wynalda, Sawitschew. Bochum: Zumdick - Herrmann - Heinemann, Reekers - Peschel, Bonan, Kempe, Wegmann, Wosz (68. Schwanke), Christians - Aden (84. Moutas).

Schiedsrichter: Best (Bilfingen).

Tore: 0:1 Christians (4.), 1:1 Kristl (50.).

Zuschauer: 15 200.

Rote Karte: Peschel wegen Tätlichkeit (68.).

Gelb-Rote Karte: Kostner wegen Tätlichkeit (68.).

Gelbe Karten: Wosz, Christians, Schwanke.

BILLARD BUNDESLIGA, 7. Spieltag: BF Horster-Eck Essen - BC Elversberg 8:4, BSV Langenfeld - BSV München 0:12, DBC Bochum - BG Bottrop8:4 BSG, Neudorf-Hochfeld Duisburg - BSV Velbert 12:0.

Friedensvertrag für Afghanistan Führer von zehn Bürgerkriegsparteien stimmen Abkommen zu

ISLAMABAD, 7. März (AP). Fast ein Jahr nach dem Sturz des sozialistischen Regimes in Afghanistan haben sich die islamischen Modjaheddin auf eine friedliche Beilegung ihres Machtkampfs verständigt. Zum Abschluß fünftägiger Verhandlungen unter pakistanischer Vermittlung stimmten am Sonntag die Führer aller zehn Organisationen dem zuvor bereits zwischen den Hauptkontrahenten vereinbarten Friedensabkommen zu.

Die Einigung sei während einer nächtlichen Marathonsitzung erzielt worden, sagte ein Sprecher des afghanischen Staatspräsidenten Burhanuddin Rabbani am Sonntag in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. Zu den Kernpunkten des Abkommens gehört, daß Rabbani weiterhin Staatspräsident bleibt, während sein Kontrahent Gulbuddin Hekmatyar von der radikal-islamischen Miliz Hezb-e-Islami bis zu einer Mehrparteienwahl die Führung der neuen Übergangsregierung übernimmt. Unklar blieb zunächst die künftige Aufgabe des einflußreichen Verteidigungsminister Schah Ahmed Masud in der neuen Regierung.

Hekmatyar hatte sich nach der Amtsübernahme Rabbanis der neuen politischen Führung wiedersetzt. In den Kämpfen nach dem Sturz von Staatschef Nadschibullah im April vergangenen Jahres - vorausgegangen waren 14 Jahre Bürgerkrieg - sind mindestens 5000 Menschen ums Leben gekommen. Schätzungsweise 750 000 Bewohner von Kabul sind vor den wiederholten Raketenangriffen aus der Hauptstadt geflohen.

Es wird erwartet, daß die Führer der Modjaheddingruppen jetzt nach Saudi- Arabien reisen, um in der Heiligen Stadt Mekka einen Eid zur Einhaltung des Abkommens ablegen. Der pakistanische Außenminister Mohammed Shaharyar Khan warnte die Parteien davor, sich über Detailfragen zu zerstreiten: "Wenn sie nach der Unterzeichnung des Abkommens erneut gegeneinander kämpfen, dann gibt es nichts mehr, was wir tun könnten."

Tote bei Gefechten in Somalia

MOGADISCHU, 7. März (AP). Im anhaltenden Kleinkrieg in Somalia sind nach Berichten vom Wochenende erneut mehrere Menschen getötet oder verletzt worden. Gleichwohl sprach die US-Militärführung von einer zunehmend sicheren Lage im Lande.

Augenzeugen berichteten, bei einem Schußwechsel mit US-Soldaten seien am Freitag abend im Zentrum von Mogadischu mindestens drei Somalier getötet und zwei verwundet worden. In Kismayo erschossen belgische Soldaten vier Somalier. In der Stadt Belet Huen eröffneten kanadische Soldaten das Feuer auf zwei Männer, die durch einen Drahtzaun zu einer Hubschrauberhalle gelangen wollten. Einer der beiden wurde getötet, der andere verwundet. Eine Reihe von Somaliern erlitt bei weiteren Schießereien vor allem in Mogadischu Verletzungen. Bei einem Verkehrsunfall zwischen Mogadischu und Baidoa kamen zwei französische Soldaten ums Leben. Die Menschenrechtsorganisation Africa Watch kritisierte, daß die Bürgerkriegsparteien nicht entwaffnet worden seien.

17 Verletzte bei Brand in Münchner Studentenwohnheim

München, 7. März (AP). Beim Brand eines Studentenwohnheims in München- Schwabing sind in der Nacht zum Samstag 17 Menschen verletzt worden. Nach Angaben der Feuerwehrzentrale handelte es sich um zwei Feuerwehrmänner und 15 Heimbewohner, von denen zwei schwere Rauchvergiftungen erlitten. Als das Feuer ausbrach, hielten sich etwa 200 Menschen in dem Wohnheim auf.

Bei den Rettungsarbeiten kam es nach Angaben der Polizei zu dramatischen Szenen, da sich das Feuer explosionsartig ausbreitete. 25 Studentinnen und Studenten wurden von Feuerwehrmännern über Drehleitern aus den Fenstern geborgen. Viele Hausbewohner hatten um Hilfe gerufen. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei ergaben, daß ein technischer Defekt die Ursache des Brandes war. Im Leseraum des Wohnheims war ein Fernsehgerät offenbar implodiert. Die Schadenshöhe beträgt nach Angaben der Polizei mindestens 1,5 Millionen Mark.

Spuren weisen nach Nahost Mutmaßlicher Attentäter von New York laut FBI Palästinenser

NEW YORK, 7. März (AP). Bei den Ermittlungen nach dem Bombenanschlag auf das World Trade Center (WTC) in New York hat die Polizei Hinweise auf Hintermänner im Nahen Osten entdeckt, wie am Wochenende bekanntwurde. Die jordanische Regierung teilte mit, der als Tatverdächtiger geltende 25jährige Jordanier Mohammed Salameh sei palästinensischer Herkunft. In einer von der Nachrichtenagentur Petra in Amman verbreiteten Erklärung der Regierung hieß es, daß Salameh 1967 in dem Dorf Bediah im von Israel besetzten Westjordanland geboren wurde. Nachforschungen hätten ergeben, daß er Jordanien 1987 verlassen habe und mit einem fünf Jahre gültigen Visum in die USA gereist sei, wo er seitdem geblieben sei. In Jordanien - wo gut die Hälfte der 3,4 Millionen Einwohner palästinensischer Herkunft sind - lägen keine Hinweise auf strafbare Handlungen Salamehs vor.

Iran wandte sich scharf gegen Spekulationen, wonach von Teheran unterstützte Terroristen für den Bombenanschlag verantwortlich sein sollen. Ein Bericht des US-Außenministeriums über Irans Verwicklungen in den internationalen Terrorismus sei der Versuch, dem Land das New Yorker Attentat anzuhängen, hieß es im staatlichen Rundfunk. Auch die fundamentalistischen Bewegungen Moslemische Bruderschaft in Jordanien und die ägyptische Gamaa el Islamija stritten jede Beteiligung am Anschlag oder eine Unterstützung der Tat ab.

Am Freitag hatte die US-Bundespolizei FBI nach eigenen Angaben bei der Durchsuchung eines Mietlagerhauses in Jersey City bei New York etwa einen Zentner Sprengstoff und sonstiges Material zur Herstellung von Sprengsätzen gefunden. Die Zeitung Jersey Journal berichtete, der Lagerraum sei von Salameh gemietet worden. Der Fund deutete nach Ansicht von Polizisten darauf hin, daß noch weitere Anschläge geplant waren.

Salameh ist bisher nicht bereit auszusagen. Er hatte nach FBI-Angaben bei einem Autoverleih in Jersey City den Lieferwagen gemietet, der dann, mit Sprengstoff vollgepackt, in der Tiefgarage des Doppelwolkenkratzers abgestellt wurde.

Prinz Philip fährt Taxi

LONDON, 8. März (AP). Der britische Prinzgemahl tut's nicht für Geld, sondern zum Vergnügen. Wie am Wochenende bekannt wurde, hat der Ehemann von Königin Elizabeth II. sich eines der weltberühmten Londoner Taxis für den Privatgebrauch bestellt, nachdem er zuvor auf dem Gelände des Buckingham-Palastes eine Probefahrt unternommen hatte. Allerdings bekommt Philip nach Mitteilung des Herstellers eine rund 20 000 Pfund (knapp 35 000 Mark) teure Sonderausführung: dunkelgrün statt schwarz, mit Polstern und Teppichboden aus Velours. Außerdem erhält das kastenförmige Fahrzeug anstelle des luftigen Platzes für das Gepäck einen Beifahrersitz für den Sicherheitsbeamten. Von dem 71jährigen ist bekannt, daß er gelegentlich seinem Fahrer frei gibt und gern selbst chauffiert.Graue Eminenz Japans in Haft

TOKIO, 7. März (AP). Die skandalumwitterte graue Eminenz der japanischen Politik, Shin Kanemaru, ist wegen des Verdachts der Seuerhinterziehung im großen Stil am Wochenende verhaftet worden. Wie die Staatsanwaltschaft in Tokio mitteilte, ging die Vernehmung des am Samstag Inhaftierten auch am Sonntag weiter. Dem Politiker der regierenden Liberaldemokratischen Partei wird vorgeworfen, Einkünfte in Höhe von 800 Millionen Yen (elf Millionen Mark) nicht versteuert zu haben. Zusammen mit dem 78jährigen nahm die Polizei auch dessen früheren Sekretär fest.

Erst im Januar waren Ermittlungen gegen Kanemaru wegen illegaler Parteispenden eingestellt worden. Der Politiker, der wegen der Parteispendenaffäre sein Abgeordnetenmandat aufgab, verhalf vier früheren Ministerpräsidenten an die Macht, einschließlich des amtierenden Premiers Kiichi Miyazawa. Nach Presseberichten räumte Kanemaru inzwischen die ihm vorgeworfenen Vergehen grundsätzlich ein.

Kleinerer Bundestag angepeilt

BONN, 7. März (AP). Eine Verkleinerung des Bundestages von jetzt 662 Abgeordneten auf etwa 500 ist von einzelnen Politikern wieder ins Gespräch gebracht worden. Bundestagsvizepräsident Dieter- Julius Cronenberg (FDP) und der frühere SPD-Vorsitzende Hans Jochen Vogel plädierten am Wochenende für eine Reduzierung auf 500 Parlamentarier.

Cronenberg sagte dem Sender Freies Berlin, 500 Abgeordnete, was der Größe des Bundestages vor der Vereinigung entspreche, wäre eine geeignete Größenordnung. Das Parlament sollte sich je zur Hälfte aus direkt gewählten Abgeordneten und Listenmandaten zusammensetzen. Der Politiker begründete seine Forderung mit der Notwendigkeit, den Bundestag effektiver zu gestalten. Auch Verwaltungsstrukturen müßten angesichts der technischen Entwicklung so umgestaltet werden, daß sie im Wettbewerb der Länder in Europa fit würden.

Parlamentspräsidentin Rita Süßmuth (CDU) sagte, Änderungen seien allenfalls mittelfristig möglich.

Liechtensteiner sagen nein

VADUZ, 8. März (AP). Bei einer Volksabstimmung im Fürstentum Liechtenstein ist ein Kredit von 58,5 Millionen Franken für die Neugestaltung des Regierungsviertels in Vaduz klar abgelehnt worden. 6570 Bürger stimmmten gegen den Plan, nur 1683 waren dafür, wie das Regierungspresseamt mitteilte. Die Beteiligung lag bei 59,5 Prozent. Mit dem Geld sollten unter anderem der Bau eines neuen Gebäudes für den Landtag - das Parlament - und Museumsbauten finanziert werden. Die Gegner des Projektes hatten vor allem argumentiert, es sei unverhältnismäßig, ein neues Landtagsgebäude für 23,83 Millionen Franken zu errichten, damit das 25köpfige Parlament dort an rund zwölf Tagen pro Jahr tagen könne.

Überfall in Hoyerswerda

BAUTZEN, 7. März (AP). Bei einem Überfall auf einen Jugendclub in Hoyerswerda ist am Wochenende nach Angaben der Polizei Bautzen ein Jugendlicher verletzt worden. Beim Jugendclub "Nicolai Ostrowski" seien Scheiben eingeworfen und Leuchtspurmunition in den mit 500 Personen gefüllten Tanzsaal geschossen worden. Nur die Umsicht der Clubleitung habe eine Panik verhindert. Ob ein politischer Hintergrund bestand, hielt ein Sprecher für ungeklärt. Vor dem Rathaus der Stadt kam es am Samstag zu gewalttätigen Ausschreitungen während eines Trauermarsches für einen von Rechtsradikalen getöteten Musiker.

Jelzin fordert den Kongreß heraus

MOSKAU, 7. März (AP). Der russische Präsident Boris Jelzin hat am Sonntag den Volksdeputiertenkongreß als oberstes Gesetzgebungsorgan herausgefordert. In einem Schreiben an den Obersten Sowjet Rußlands gab er einen Fragenkatalog bekannt, der am 11. April der Bevölkerung des Landes zur Abstimmung vorgelegt werden soll. Jelzin will darin das Volk fragen, ob es - im Gegensatz zu den im Deputiertenkongreß dominierenden Altkommunisten - für eine starke Präsidialmacht ist.

Laut einer von Jelzin-Sprecher Wjatscheslaw Kostikow abgegebenen, von der Moskauer Nachrichtenagentur ITAR- Tass veröffentlichten Erklärung will der russische Präsident sich per Referendum absegnen lassen, daß eine neue Verfassung der Russischen Föderation von einer Verfassunggebenden Versammlung gebilligt wird. Damit würde der Kongreß das ihm jetzt zustehende Recht auf Verfassungsänderungen verlieren und zur Machtlosigkeit verurteilt. Die konservative Mehrheit im Kongreß unter Führung von Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow lehnt ein Referendum dagegen ab und setzt auf vorgezogene Neuwahlen.

Das Referendum soll nach Jelzins Willen auch seine umstrittene Wirtschaftsreform bestätigen und vor allem die Privatisierungen staatlichen Grundbesitzes rechtfertigen. Auch dies wird von der konservativen Mehrheit im Kongreß abgelehnt.

Die "Bremser" sollen schnellstens ausgemustert werden Der Deutsche Meister treibt immer tiefer in die Krise Erste "Daum raus"-Rufe / Plan- und hilflos / Personelle Konsequenzen angekündigt / Stuttgart - Leverkusen 0:3 (0:2)

Nie war die Ratlosigkeit beim Deutschen Meister VfB Stuttgart größer als nach dem eindeutigen 0:3 (0:2) gegen Bayer 04 Leverkusen, den direkten Mitkonkurrenten um einen UEFA-Cup-Platz. Der internationale Wettbewerb, das letzte verbliebene Saisonziel des jetzt seit sechs Spielen sieglosen VfB, ist in weite Ferne gerückt. Und die Verantwortlichen des Klubs stehen hilflos vor einem Rätsel. "Was wir heute abgeliefert haben, ist nicht zu erklären", gestand VfB-Trainer Christoph Daum ein. Niederschmetternd auch die Diagnose seines Gegenübers Reinhard Saftig: "Wir haben mit den Nerven der Stuttgarter gespielt und am Ende versäumt, noch höher zu gewinnen."

"Ganz klar: Jetzt müssen Köpfe rollen. Es wird personelle Konsequenzen geben", kündigte der VfB-Coach an. Schließlich habe er schon alles probiert, "die weiche Art und die harte Tour". Nur - wen soll es treffen? Bis auf Kögl verdiente sich kein Stuttgarter am Samstag akzeptable Noten. Und die Ersatzbank bietet kaum Alternativen. Trotzdem will Daum die "Bremser" im Team bis zum Mittwoch ausgemacht und ausgemustert haben.

Daß vor dem Spiel die Feuerwehr anrücken mußte, um Schnee und Eis vom halbfertigen Stadiondach zu spülen, war noch das kleinste Unglück. Zwar fanden viele Haupttribünen-Besucher danach klatschnasse Plätze vor, doch wie begossene Pudel standen nachher andere da. VfB-Manager Dieter Hoeneß zum Beispiel. "Wie kann man nur einen Gegner so völlig allein stehen lassen", kommentierte er die Schlüsselszene beim 0:1, die auch Torhüter Eike Immel nicht begreifen konnte: "Ein totaler Blackout, so etwas darf einfach nicht passieren." Gemeint war, daß der bekanntermaßen torgefährliche Ulf Kirsten in der 16. Minute von seinem Gegenspieler Michael Frontzeck völlig unbehelligt einen Thom-Paß annehmen und verwandeln konnnte. Der VfB verlor daufhin zum Entsetzen der 18 000 Zuschauer völlig die Fassung.

Auch bei der zweiten Koproduktion des Leverkusener "Tor-Duos" (zusammen schon 21 Treffer) war Frontzeck weitab vom Geschehen. Kirsten flankte unbedrängt, Andreas Thom hielt den Kopf hin: Schon in der 38. Minute war das Rückgrat des VfB gebrochen. Die Schwaben kamen danach zu keiner nennenswerten Torchance mehr, Leverkusen dagegen agierte mit beeindruckender Sicherheit. Das 3:0 durch Hapal (67.) war das Tüpfelchen auf dem i, das Daum als "idiotisch sorglos" interpretierte. Saftig hingegen war vollkommen zufrieden: "Das war ein sehr wichtiger 'Vier-Punkte- Sieg'. Aber richtig wertvoll wird er erst, wenn wir die beiden folgenden Heimspiele auch gewinnen."

Trotz des 1:5-Punkte-Rückrundenstarts und des mittlerweile negativen Torverhältnisses sitzt Daum, dessen Vertrag erst im Dezember verlängert wurde, fest genug im Sattel, um den eisernen Besen auspacken zu können. Allerdings: Am Samstag waren die ersten zaghaften "Daum raus"-Rufe zu hören. dpa

Stuttgart: Immel - Dubajic - Uwe Schneider, Frontzeck (58. Golke) - Buck (46. Knup), Strunz, Buchwald, Sverrisson, Kögl - Walter, Gaudino.

Leverkusen: Vollborn - Foda - Wörns, Kree - Fischer, Hapal (81. Scholz), Lupescu, Stöver, Hoffmann (65. Happe) - Kirsten, Thom.

Schiedsrichter: Schmidhuber (Ottobrunn).

Tore: 0:1 Kirsten (14.), 0:2 Thom (37.), 0:3 Hapal (67.).

Zuschauer: 18 700.

Gelbe Karten: Buck, Uwe Schneider, Dubajic - Hoffmann, Stöver, Lupescu.

Anderbrügge scheiterte "Elfmetertöter" Heyne wehrte Komplimente ab

Mönchengladbach - Schalke 2:0 (2:0)

Im Augenblick des Triumphs blieb "Elfmetertöter" Dirk Heyne sich selbst treu: Sachlich und bescheiden wehrte der glänzende Gladbacher Torwart-Oldie die Komplimente ab. Mit einer Prachtparade (75.) hatte er gegen den Strafstoß-Spezialisten Ingo Anderbrügge den 2:0-Sieg über Schalke 04 sichergestellt. dpa

Mönchengladbach: Heyne - Hochstätter - Klinkert, Eichin (83. Stadler) - Kastenmaier, Fach, Pflipsen (77. Schneider), Wynhoff, Neun - Max, Criens.

Schalke: Gehrke - Luginger - Linke, Herzog - Christensen (76. Sendscheid), Borodjuk, Eigenrauch, Anderbrügge, Müller (54. Büskens) - Hey, Mihajlovic.

Schiedsrichter: Gläser (Breitungen).

Tore: 1:0 Fach (29.), 2:0 Kastenmaier (45.).

Zuschauer: 25 000.

Liebermann präsidiert Opern-Verband

PARIS. Rolf Liebermann (82) ist bei der Gründungsversammlung des europäischen Dachverbands zur Förderung der Opernhäuser zum Präsidenten gewählt worden. Dem Verband gehören 16 Vereine aus elf europäischen Ländern an sowie ein nicht-europäisches korrespondierendes Mitglied, der Verein und die Unterstützungs-Gilde der New Yorker Metropolitan Opera. Liebermann war Intendant der Pariser und der Hamburger Oper. dpa

Illgner erinnerte an bessere Zeiten Jerat hatte Mut und Glück Gelungener Trainer-Einstand / Köln - Dresden 3:1 (1:0)

Hoch gepokert und gewonnen: Wolfgang Jerat (37), seit einer Woche Chef- Coach des 1. FC Köln, zog bei seinem Einstand gegen Dynamo Dresden gleich mehrere Joker. "Ich habe ein wenig nach Frankfurt zum Stepanovic geschaut. Der macht es doch vor, wie man mit alten Hasen und begabten Amateuren in der Bundesliga Erfolg haben kann", meinte Jerat nach dem 3:1-Sieg über Dynamo Dresden. Littbarski durfte wieder von Anfang an ran. Spyrka, der eineinhalb Jahre auf seinen Einsatz im Kölner Team warten mußte, spielte Libero. Als defensiver Mittelfeldspieler agierte Vertrags-Amateur Keuler - und der markierte das 1:0 (19.). Daß der 21jährige später zugeben mußte, das Tor mit der Hand erzielt zu haben, schmälert seine tolle Leistung kaum. Jung-Profi Weiser wirbelte die Gäste-Abwehr auf der rechten Seite durcheinander. Und kurz vor Schluß, als die robusten Dresdner nahe daran waren, den Ausgleich zu erzielen, schickte Jerat mit dem unbekannten Amateur Caliskan sogar noch einen Stürmer ins Gefecht, und der zuvor für den verletzten Spyrka eingewechselte Fuchs erzielte das 3:1 (86.).

Auch Sturm, Torschütze zur 2:0-Führung (67.), war unter Ex-Trainer Berger zuletzt nur zweite Wahl gewesen. Allen Kölnern merkte man an, daß der Druck des Abstiegskampfes zwar weiter schwer auf ihnen lastet, aber durch die Entscheidung in der Führungsetage offenbar ein Ruck durch ihre Reihen ging. Garant für den Sieg war auch Torwart Bodo Illgner, der etliche Glanzparaden bot. dpa

Köln: Illgner - Spyrka (58. Henri Fuchs) - Baumann, Trulsen - Greiner, Littbarski, Rudy, Steinmann, Keuler, Weiser - Sturm (80. Caliskan).

Dresden: Müller - Mauksch - Schößler - Hauptmann, Pilz, Schößler, Stevic (78. Zickler), Beuchel, Kmetsch - Jähnig, Rath.

Schiedsrichter: Heynemann (Magdeburg).

Tore: 1:0 Keuler (19.), 2:0 Sturm (67.), 2:1 Mauksch (73.), 3:1 Henri Fuchs (86.).

Zuschauer: 19 000.

Im Erzgebirge droht größere Firmenpleite

GELENAU (dpa). Der Strumpfhersteller Gestruwa in Gelenau im Erzgebirge, der rund 400 Leute beschäftigt, steckt in Liquiditätsschwierigkeiten. Auf einer Belegschaftsversammlung betonte Alleininhaber Karl-Heinz Domann, bis zum Mittwoch entweder einen Investor finden oder Konkurs anmelden zu müssen. Nach den Worten von Betriebsrätin Renate Hähnel haben die Arbeiter seit Dezember und die Angestellten seit Januar ihre normalen Bezüge nicht mehr erhalten. Die gewerblichen Beschäftigten hätten lediglich eine einmalige Zahlung von 500 Mark bekommen erhalten. Der Betriebsrat sieht deshalb in einem Konkursverfahren die einzige Möglichkeit, die ausstehenden Lohnzahlungen zu sichern.

Domann zufolge steht er in Verhandlungen mit mehreren Firmen wegen einer Beteiligung. Die augenblickliche Liquiditätsknappheit sei die Folge hoher Altlasten und einer dünnen Finanzdecke. Die Firma habe einen Auftragsbestand in Höhe von derzeit elf bis zwölf Millionen Mark. Er halte es sogar für möglich, den für 1993 geplanten Jahresumsatz von 20 Millionen Mark noch zu übertreffen. Der Betrieb, der aus Teilen des DDR- Strumpfkombinates Esda hervorgegangen war, gehört Domann seit Anfang vergangenen Jahres.

Beim gestoppten Abfahrtsrennen in Aspen ging es hoch her Ein Loch in der Piste führt zu Abbruch und Protest Heftige US-amerikanische Vorwürfe gegen die "europäische Weltcup-Mafia" / Führender Kitt verärgert

Eine skandalös anmutende Weltcup- Abfahrt hat heftige Proteststürme gegen die Verantwortlichen des Internationalen Skiverbandes (FIS) entfacht. "Es ist unglaublich, wie viel es braucht, damit endlich die Vernunft siegt", schimpfte der Schweizer Trainer Sepp Caduff nach der Herren-Abfahrt in Aspen/Colorado. Erst die Knieverletzung von Olympiasieger Patrick Ortlieb (Österreich) hatte die Jury veranlaßt, das Rennen nach 16 Startern abzubrechen und schließlich zu annullieren. Schuld war ein großes Loch in der Piste, doch das hatte zuvor auch die anderen Fahrer gefährdet. "Ich habe Riesenschwein gehabt", sagte der Schlierseer Markus Wasmeier, der die gefährliche Stelle gerade noch ohne Schaden überstanden hatte.

Wie beim letzten Weltcup vergangene Woche im kanadischen Whistler Mountain, als sich im Training Stefan Krauss (Berchtesgaden) und die Franzosen Luc Alphand und Denis Rey sowie im Rennen der Österreicher Rainer Salzgeber die Bänder im Knie rissen, sind erneut Renndirektor Karl Frehsner und Sicherheitsexperte Sepp Messner unter Beschuß geraten. Die Österreicher beschwerten sich, daß das Rennen niemals hätte gestartet werden dürfen. Nach der Annullierung wiederum protestierte der US-Verband, da bis zum Abbruch A. J. Kitt geführt hatte. "Die USA und der ganze Sport sind beraubt worden", schimpfte Howard Peterson, der amerikanische Verbandspräsident, und sprach sogar von einer "europäischen Mafia im Ski-Weltcup".

Tatsache aber war, daß sich schon nach den ersten Startern ein großes Loch im unteren Teil der Piste "Ruthie's Run" gebildet hatte, da ein Temperaturanstieg über Nacht die Strecke aufgeweicht hatte. Ortlieb zog sich an dieser Stelle eine Bänderverletzung im linken Knie zu und trat die Heimreise an. Wasmeier konnte nur mit Mühe einen Sturz verhindern: "Mein Ski wurde blockiert, und nach dem Loch war noch eine Eisplatte. Gott sei Dank konnte ich mich noch retten. Ich bin froh, daß sie das Rennen abgesagt haben."

Doch bis es soweit war, war die Veranstaltung mehrmals lange unterbrochen und bereits zur Farce geworden. Ausgerechnet der Trainingsschnellste Daniel Mahrer (Schweiz) wurde zweimal gestoppt. Von Ortliebs Verletzung hatte die Jury erst nach sieben nachfolgenden Fahrern erfahren. Drei Stunden später sollte erneut gestartet werden, doch dann wurde die Abfahrt auf Sonntag verschoben, ehe sie ganz abgesagt und auf einen noch unbestimmten Termin und Ort verlegt wurde. Völlig sauer war der Führende Kitt, den dasselbe Schicksal schon im Dezember in Val d'Isere ereilt hatte: "Das ist ein Witz." Wie der drittplazierte Marc Girardelli (Luxemburg) kündigte er an, nicht mehr zu starten. Zur Versöhnung versprachen die Organisatoren, die Preisgelder dennoch auszuschütten. Kitt soll 30 000, der bis zum Abbruch an zweiter Stelle rangierende Norweger Atle Skaardal 20 000 und Girardelli 10 000 Dollar erhalten. dpa

GEWICHTHEBEN BUNDESLIGA, Gruppe Nord, vorgezogener Wettkampf vom 8. Kampftag: SSV Samswegen

Werner Hoyer soll neuer FDP-Generalsekretär werden

JENA, 7. März (dpa). Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Werner Hoyer (dpa-Bild), soll nach dem Willen von Bundesaußenminister Klaus Kinkel neuer Generalsekretär der Partei werden. Er wolle im Falle seiner Wahl zum neuen FDP-Chef auf dem Parteitag im Juni in Münster den 41jährigen Hoyer vorschlagen, teilte Kinkel am Wochenende auf dem "kleinen Parteitag" der Freidemokraten in Jena mit.

Der aus Köln stammende Hoyer soll Nachfolger von Generalsekretär Uwe Lühr aus Halle werden, der mit Parteichef Otto Graf Lambsdorff aus dem Amt scheiden will.

Kunstturnen Neue Cheftrainerin startet als "Pechmarie"

Zwei schwere Schlappen gegen die international wenig bekannten Kunstturnerinnen aus Italien und der Schweiz - Hannelore Sauer hatte sich ihren Einstand als Cheftrainerin in Chiasso wahrlich anders vorgestellt. Doch weil der favorisierte Olympia-Neunte Deutschland (173,375 Punkte) eine Pechsträhne mit Seltenheitswert erwischte, mußten die drittklassigen Italienerinnen (177,575) und auch noch die Schweizerinnen (178,425) diesem WM-Test zwangsläufig den Stempel aufdrücken. "Ich hatte schon im vorhinein ein komisches Gefühl, doch dieses Resultat hat mich dann doch geschockt", meinte Bundeskunstturnwartin Ulla Koch.

Es kam knüppeldick für Hannelore Sauer: Erst meldeten sich die Olympia- Turnerinnen Annette Potempa (Bergisch Gladbach) und Gabi Weller (Heuchelheim) mit "noch nicht ganz fit" für den Länderkampf ab, dann brach sich Angelika Schatton (Berlin) beim Abschlußtraining die Hand, schließlich verletzte sich die routinierte Kathleen Stark (Rostock) am Samstag beim Einturnen so schwer am Fuß, daß kein Einsatz möglich war. Die nur mit sechs Turnerinnen angereiste deutsche Delegation trat nun als Quintett an, war von der ersten bis zur letzten Übung ohne Streichnote. dpa

TURNEN DREILÄNDERKAMPF der Frauen in Chiasso, Mannschaftswertung (Kür): 1. Schweiz 178,425 Punkte, 2. Italien 177,575, 3. Deutschland 173,375. - Einzelwertung: 1. Di Pilato (Italien) 36,550 Punkte, 2. Pechstein (Schweiz) 36,475, 3. Grossenbacher (Schweiz) 35,825, 4. Schröder (Berlin) 35,700, 5. Günther (Bergisch Gladbach) 35,550, ....13. Beer (Bergisch Gladbach) 34,500, 15. Kouril (Mannheim) 34,200, 16. Sachtleber (Rostock) 33,425.

Erfurter Parlament übergangen Sozialminister Pietzsch räumt Fehler bei Klinik-Verkauf ein

ERFURT, 7. März (dpa). In Thüringen bahnt sich offenbar eine neue Affäre um den Verkauf von Landeseigentum an private Unternehmer an. Wie der Sprecher des Sozialministeriums, Thomas Schulz, am Samstag in Erfurt sagte, wurden 1991 in der Amtszeit des früheren Sozialministers Hans-Henning Axthelm (CDU) Verträge über den Verkauf einer landeseigenen Klinik in Bad Berka (Kreis Weimar) ohne Zustimmung des Parlaments unterzeichnet. Einer der Verträge mit einem Volumen in Höhe von mehreren Millionen Mark entspreche nicht mehr den heutigen Erfordernissen. Die oppositionelle SPD-Landtagsfraktion forderte die Thüringer Landesregierung auf, die Hintergründe des umstrittenen Verkaufs so rasch wie möglich aufzuklären.

Ministeriumssprecher Schulz bestätigte am Samstag einen Bericht der in Weimar erscheinenden Thüringische Landeszeitung, wonach der Landtag mit dem Verkauf der Kliniken bereits zum wiederholten Mal bei einem solchen Millionen- Geschäft übergangen worden ist. Die mit einem privaten Klinikunternehmen aus Westdeutschland abgeschlossenen Verträge im Umfang von rund 20 Millionen Mark seien bereits seit Mai 1991 unter Dach und Fach. Sozialminister Frank-Michael Pietzsch (CDU) räumte ein, daß der Landtag über den Verkauf der landeseigenen Zentralklinik in Bad Berka an die privaten Rhön-Kliniken bisher nicht offiziell informiert wurde. Nach der Landeshaushaltsordnung hätte das aber bereits nach Vertragsabschluß geschehen müssen. Der Verkauf sei dennoch rechtskräftig, da eine Zustimmung des Parlaments in diesem Fall nicht erforderlich gewesen sei. Allerdings sei ein weiterer Vertrag über den Verkauf der Ilmtal-Klinik in Bad Berka bisher nur "schwebend gültig", bis das Parlament ihm zugestimmt habe, sagte Pietzsch.

Bereits bei seinem Amtsantritt im September 1992 habe Pietzsch angeordnet, daß alle in der Zeit seines Amtsvorgängers Axthelm abgeschlossenen Verträge auf Inhalt und Rechtmäßigkeit überprüft werden, sagte Schulz. Axthelm war wegen des umstrittenen Verkaufs des Erfurter Hotels "Thüringen" zurückgetreten.

Fechten Felisiak und Strzalka feierten Doppelsieg

Deutscher Doppelsieg beim Degen- Weltcupturnier in London: Robert Felisiak bezwang am Samstag abend im Finale Mariusz Strzalka 5:2 und 6:5. Den Triumph der Tauberbischofsheimer Fechter vervollständigten ihre jungen Teamkollegen Michael Flegler als Sechster und Günther Krajewski als Achter. Krajewski leistete Felisiak bei seiner 5:6, 5:3, 6:7-Niederlage im Viertelfinale viel Widerstand. Den dritten Platz teilten sich die Spanier Fernando Pena und Raul Maroto.

"Das ist ein großartiger Erfolg", jubelte Bundestrainer Bernd Peltzer über das Abschneiden seiner Degen-Spezialisten bei dieser 34. "Challenge Martini". "Besonders erfreulich ist, daß neben den beiden Routiniers Felisiak und Strzalka wieder die beiden Nachwuchsfechter Flegler und Krajewski in die Runde der besten Acht vorgedrungen sind." Peltzer war auch mit den anderen Startern zufrieden. Unter 162 Fechtern aus 27 Ländern wurden Marc Steifensand (Bonn) Neunter, Uwe Proske (Berlin) Zehnter, Patrick Draenert (Heidenheim) 13. und Volker Stephan (Tauberbischofsheim) 17.

Draenert verteidigte in der deutschen Rangliste nach fünf gewerteten Turnieren die Spitzenposition mit 68,7 Punkten vor Proske (66,5) und Strzalka. dpa

"Schwamm drüber" in Italien

ROM, 7. März (dpa/AFP). Heftige Proteste haben am Wochenende in Italien Gesetzesentwürfe und Dekrete ausgelöst, die eine teilweise Straffreiheit für die in Korruptions-Skandale verwickelten Politiker und Unternehmer vorsehen.

Oppositionsparteien und Presse verurteilten die Regierungs-Beschlüsse einhellig als eine "Aktion Schwamm drüber". Umweltminister Carlo Ripa Di Meana trat aus Protest gegen das Regierungsdekret am Sonntagabend zurück. Die Maßnahmen sehen vor, daß es künftig keine Haftstrafen für Beschuldigten geben soll, die zur Zusammenarbeit mit der Justiz bereit sind und illegal bezogene Gelder zurückzahlen. Die sieben Gesetzesentwürfe und Dekrete, die noch der Zustimmung des Parlamentes bedürfen, enthalten bei Verstößen gegen das Gesetz zur Parteienfinanzierung hohe Geld-, aber keine Haftstrafen mehr. Geständige müssen sofort das Dreifache illegal bezogener Gelder zurückzahlen und dürfen für zwei bis fünf Jahre keine öffentlichen Ämter mehr bekleiden.

REITEN AACHENER HALLEN-TURNIER, Zeitspringprüfung Klasse S: 1. Hase (Radevormwald) mit Indian Lady 52,6 Sek., 2. Schneider (Buchloe) mit Reylas 52,8, 3. Reinacher (Rosendahl) mit Rokoko 53,5, 4. Ripke (Fürstenau) mit Puerto Rico 53,6, 5. Ehrens (Niederlande) mit Golden Tulip Arnica 53,8, 6. Plate (Fredenbeck) mit Parodie 54,0 Sek.

Springprüfung Klasse S mit Stechen: 1. Nagel (Friedrichskoog) mit Leroy Brown 0 Fehlerpunkte/37,0 Sek., 2. M. Beerbaum (Buchloe) mit Stroke of Luck 0/37,4, 3. Ahlmann (Marl) mit Panama 0/38,0, 4. Gugler (Pfungstadt) mit Fiorucci 0/38,1, 5. Heller (Bedburg) mit Gulliver 0/39,4, 6. Hainich (Buchloe) mit Dynastie 0/40,3.

Mächtigkeitsspringen: 1. Luther (Wedemark) mit Lyra, Kuck (Aachen) mit Goliath, Ripke (Fürstenau) mit Funky Town und Nettekoven (Meckenheim) mit Balpare - alle 0 Fehlerpunkte, 5. Schlüter (Frechen) mit Fanresco 4 Fehlerpunkte - alle im dritten Stechen.

Dressurprüfung Klasse S: 1. Hanson-Boylen (Kanada) mit Biraldo 1 324 Punkte, 2. Balkenhol (Düsseldorf) mit Ehrengold 1 303, 3. Capellmann-Biffar (Frankfurt) mit My Lord 1 293, 4. Lange (Pforzheim) mit Wempe Juwel 1 260, 5. Kraus (Recklinghausen) mit Angelo 1 241, 6. Ingebrand (Ostbevern) mit Fritz Eto 1 232.

"Schatten-Hitler" für London

LONDON, 7. März (dpa). Die britische Regierung hatte während des Zweiten Weltkrieges ein paralleles "deutsches Oberkommando" installiert, um zu simulieren, was die deutsche Reichsführung gegen Großbritannien im Schilde führte. Zu dieser "deutschen Führung" gehörte auch eine Hitler-Figur.

Wie aus den jetzt vom britischen Zentralarchiv veröffentlichten Dokumenten hervorgeht, wurde die Rolle des "Schatten-Hitlers" von einem hohen Beamten des Auswärtigen Amtes, William Cavendish-Bentinck, gespielt. Offiziell hieß das Gremium Future Operations Enemy Section/FOES (Sektion zukünftige Feindesoperationen). Seine Aufgabe war es, die Entwicklungen in Deutschland und an den deutschen Fronten vom deutschen Gesichtspunkt aus zu verfolgen und daraus Schlüsse auf zukünftige deutsche Entscheidungen zu ziehen. Wie aus den Dokumenten hervorgeht, identifizierten sich die FOES-Männer so weit mit der deutschen Führung, daß sie sich bei den Treffen mit dem Hitler-Gruß begrüßten.

DASA rügt Rühes Sparkurs

HAMBURG, 7. März (dpa). Die am Bau des europäischen Jagdflugzeugs "Eurofighter 2000" beteiligten deutschen Unternehmen sind grundsätzlich zu Einsparungen bei diesem Rüstungsprojekt bereit. Sie machten dies aber davon abhängig, daß Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) eine Änderung der internationalen Verträge mit den Partnern Großbritannien, Spanien und Italien bewirkt, sagte Hartmut Mehdorn, Vorstandsmitglied für den Luftfahrtbereich der Deutschen Aerospace (DASA), der Zeitung Welt am Sonntag. Mehdorn kritisierte zugleich die Aussage Rühes, die Industrie ignoriere den von der Hardthöhe vorgegebenen Sparkurs und warf ihm vor, mit seiner Sparpolitik die DASA in die Vertragsbrüchigkeit zu treiben.

Das Verteidigungsministerium in Bonn wies diese Kritik an der Sparpolitik Rühes zurück und erinnerte seinerseits daran, daß die Einigung der vier Partnernationen zur Neuausrichtung und Verlangsamung des Jagdflugzeug-Programms der Industrie seit 10. Dezember vergangenen Jahres bekannt sei.

Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin dominierte ein Verein Wittener Freistilringer räumten gründlich ab Bereits der 13. Meistertitel für Reiner Heugabel / Hans Gstöttner zum Aktivensprecher gewählt

Die Freistil-Spezialisten vom KSV Witten drückten den 53. deutschen Ringer- Meisterschaften in Berlin auf eindrucksvolle Weise ihren Stempel auf. Durch Fliegengewichtler Volker Anger, Halbschwergewichtler Ingo Manz, Federgewichtler Ralf Lyding und den Superschweren Sven Thiele erkämpften die Wittener Wurfkünstler am Sonntag in den Finals gleich vier Titel. Zwei weitere Silber- und Bronzeplaketten machten den KSV zu dem mit Abstand erfolgreichsten Verein der diesjährigen Titelkämpfe im freien Stil.

"Soviel Edelmetall gab es für uns noch nie", sagte KSV-Trainer Hans-Joachim Klötzung überglücklich. Besonders wertvoll seien die Siege von Anger und Thiele gewesen, die schon im Vorjahr erfolgreich waren. Ihre Titel verteidigten an der Spree auch Reiner Heugabel (Mömbris-Königshofen/Papier), der zum 13.Mal gewann, Georg Schwabenland (Wiesental/Leicht), der bereits seinen siebenten Triumph in Folge feierte, und der Olympia-Vierte Hans Gstöttner (Aalen/Mittel).

Der sechste fürs Finale qualifizierte Titelverteidiger, der Olympia-Zweite Heiko Balz (Luckenwalde), trat nach einer 1:3- Punktniederlage den Platz auf dem Thron an Arawat Sabejew aus Schifferstadt ab.

"Die Endkämpfe besaßen fast durchgängig anspruchsvolles Niveau", freute sich auch Bundestrainer Wolfgang Nitschke, der seinen nach den Finalkämpfen nominierten Nationalmannschaftskader an den kommenden beiden Wochenenden bei den Grand-Prix-Turnieren in Minsk und Athen noch einmal auf Herz und Nieren prüfen läßt.

"Danach werde ich dann hoffentlich wissen, wer der leistungsstärkste in den einzelnen Gewichtsklassen ist. Derjenige wird bei der Europameisterschaft im Mai in Istanbul zum Einsatz kommen", steckte der Coach seine Planung bis zum kontinentalen Höhepunkt ab.

Sollten keine unvorhergesehenen Dinge dazwischenkommen, werden der in Berlin als neuer Aktivensprecher gewählte Hans Gstöttner und Reiner Heugabel in jedem Fall zum Team für die Europameisterschaften gehören. "Sie sind jedoch momentan meine einzigen beiden Bänke", so Nitschke, der sich vor allem von der Leistungskonstanz des 48 kg leichten Heugabel beeindruckt zeigte: "Reiners Erfolgsserie wird langsam unheimlich. Jetzt traue ich ihm auch den Rekord zu."

Gemeint ist die vom inzwischen verstorbenen Wilfried Dietrich gehaltene Meisterschafts-Bestmarke mit 16 Titelgewinnen. "Ich mache in jedem Fall noch bis zu den Spielen 1996 weiter, und dann habe ich zumindestens die gleiche Anzahl wie Dietrich", läßt Heugabel trotz seiner bereits 30 Jahre keinen Zweifel an seinem langfristigen Vorhaben.

Angesichts seiner dominierenden Stellung in der leichtesten Gewichtsklasse, die der Olympia-Fünfte durch seinen 15:0-Finalsieg nach vier Minuten gegen Steffen Dietrich (Graben-Neudorf) bestätigte, dürfte ihm das durchaus zuzutrauen sein.

So einseitig wie die Endkämpfe im Papiergewicht und in der Gstöttner-Kategorie verliefen die Duelle in den anderen Gewichtsklassen nicht. Dort ging es zumeist dramtisch zu. Bei den Superschweren entschied Thiele das Revanche-Duell gegen Schröder erst in der letzten Sekunde mit 3:0 für sich.

Wie im Vorjahr fand der Weltmeister aus Aalen gegen die dynamische Kampfweise des 23jährigen Shooting-Stars überhaupt keine Einstellung. "Hoffentlich bekomme ich jetzt endlich meine internationale Chance", meinte Thiele nach seinem Triumph. dpa

RINGEN FREISTIL-MEISTERSCHAFT in Berlin, Papiergewicht 48 kg, Finale: Heugabel (Mömbris- Königshofen) - Dietrich (Graben-Neudorf) 15:0 Punkte. - Kampf um Platz drei: Schmücker (Witten) - Pfeifer (Schramberg) 3:0.

Fliegengewicht (52 kg), Finale: Anger (Witten) - Kaczmarek (Schifferstadt) Kampfrichterentscheid/0:0 nach Verlängerung. - Kampf um Platz drei: Mimitz (Graben-Neudorf) - Richter (Goldbach) 2:1.

Bantamgewicht (57 kg), Finale: Miklosch (Schifferstadt) - Kuhnert (Schramberg) 5:3. - Kampf um Platz drei: Yeter (Köllerbach) - Wrensch (Jena) 5:0.

Federgewicht (62 kg), Finale: Lyding (Witten) - Helmdach (Witten) Kampfrichterentscheid/0:0 nach Verlängerung. - Kampf um Platz drei: Graupeter (Witten) - Pobeschimow (Khala) 4:3.

Leichtgewicht (68 kg), Finale: Schwabenland (Wiesental) - Kunz (Aalen) 6:0. - Kampf um Platz drei: Kubiak (Schifferstadt) - Schroer (Hörde) 4:1.

Weltergewicht (74 kg), Finale: Backhaus (Mömbris/Königshofen) - Kothe (Frankfurt/ Oder) 6:3. - Kampf um Platz drei: Leipold (Goldbach) - Schatz (Hallbergmoos) 8:1.

Mittelgewicht (82 kg), Finale: Gstöttner (Aalen) - Gräfe (Elgershausen) 11:0. - Kampf um Platz drei: Gattnar (Schaafheim) - Fleckenstein (Goldbach) 2:0.

Halbschwergewicht (90 kg), Finale: Manz (Witten) - Lukowski (Witten) 3:0. - Kampf um Platz drei: Gürler (Köllerbach) - John (Wiesental) 3:0.

Schwergewicht (100 kg), Finale: Sabejew (Schifferstadt) - Balz (Luckenwalde) 3:1. - Kampf um Platz drei: Reichenbach (Jena) - Bungard (Köln) 6:0.

Superschwergewicht (130 kg), Finale: Thiele (Witten) - Schröder (Aalen) 3:0. - Kampf um Platz drei: Wagner (Mömbris/Königshofen) - Geffke (Leipzig) 5:0.

Vor Absturz bewahrt

DÜSSELDORF, 7. März (dpa). Einem 33jährigen ist es am Wochenende in Düsseldorf gelungen, einen hilflos aus dem Fenster hängenden 90 Kilo schweren Mann festzuhalten, bis die Feuerwehr ein Sprungkissen aufgeblasen hatte.

Wie die Polizei am Sonntag berichtete, hatte ein 28jähriger im zweiten Stock eines Mehrfamilienhauses vom Flurfenster aus auf den Balkon der elterlichen Wohnung klettern wollen. Dabei verhakte er sich mit einem Fuß im Rahmen eines Toilettenfensters und drohte, acht Meter tief auf eine Betonplatte abzustürzen. Dem 33jährigen gelang es, den Unglücksraben unter Aufbietung aller Kräfte vor dem Absturz zu bewahren. Der 28jährige wurde beim Aufschlag auf das Sprungkissen nur leicht verletzt.

Chemie-Pokal der Amateurboxer Die zweite Garnitur spielte die erste Geige

Die zweite Garnitur spielte die erste Geige: Auch ohne sieben aktuelle Deutsche Meister erkämpften die Athleten des Deutschen Amateur-Boxverbands (DABV) am Wochenende beim 21. Internationalen Chemiepokal in Halle acht Turniersiege. Jan Quast (Leverkusen/ Halbfliegen), Heiko Hinz (Schwerin/Feder), Marco Rudolph (Cottbus/Leicht), Oktay Urkal (Berlin/Halbwelter), Andreas Otto (Ahlen/Welter), Dirk Eigenbrodt (Frankfurt/Oder, Mittel), Torsten May (Frankfurt/Oder, Halbschwer) und Bert Teuchert (Freiburg/Schwer) knüpften damit nahtlos an die deutsche Erfolgsserie vergangener Jahre an. Die weiteren Turniersiege gingen an Zoltan Lunka (Österreich/Fliegen), Timofej Skrjabin (Moldawien/Bantam), Alfredo Duvergel (Kuba/Halbmittel) und Rimantas Prismantas (Litauen/Superschwer).

"Acht Turniersiege und 14 Mann im Finale - das kann sich zumindestens zahlenmäßig sehen lassen", kommentierte der leitende Bundestrainer Helmut Ranze das Abschneiden der deutschen Staffel. Er habe einige weitere Aufschlüsse für die Nominierung des Aufgebots zur WM im Mai in Tampere bekommen. Dabei ging es ihm weniger um die sicheren "Bänke" als um noch umkämpfte WM- Tickets in einigen Klassen. dpa

Krause will EG Druck machen

HAMBURG, 7. März (dpa). Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) will zur Lösung der für Deutschland wichtigen Verkehrsprobleme Druck auf die Europäische Gemeinschaft (EG) ausüben. "Notfalls müssen auch wir einmal Krach anfangen", sagte er der Zeitung Welt am Sonntag. "Ein solcher Krach bringt uns viel: Er sichert 150 000 Arbeitsplätze und stützt die Bahnreform."

Krause will am 15. März beim EG-Verkehrsministerrat darauf dringen, daß bis zur Sommerpause geklärt wird, "ob 1994 zumindest die Lkw-Schwerlastabgabe eingeführt wird". Allein mit einer Erhöhung der Mineralölsteuer sei es nicht getan. Die EG solle die deutschen Verkehrsprobleme so lösen "wie für andere das Bananen-Problem", sagte Krause. Allerdings erwägt Bonn eine Klage gegen die von Krause als Beispiel herangezogene neue Marktordnung zum Schutz der EG- Bananen.

Machtprobe mit Schwimm-Weltverband DSV stellt sich an die Seite von Strauß

Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) läßt es im "Doping-Fall" Astrid Strauß auf eine Machtprobe mit dem Weltverband FINA ankommen, wird jedoch selbst keine rechtlichen Schritte gegen den internationalen Verband einleiten. Das ist das Ergebnis einer dreitägigen Tagung des Präsidiums. Die DSV- Spitze faßte am Sonntag einen zweiteiligen Beschluß, mit dem der 24jährigen Magdeburgerin die baldige Rückkehr in die Schwimm-Arenen der Welt geebnet werden soll. Die FINA hatte das DSV- Urteil, die bei einer freiwilligen Doping- Kontrolle am 10. März vergangenen Jahres ertappte Athletin bereits wieder ab 1. Dezember 1992 starten zu lassen, aufgehoben und einen Wettkampf-Ausschluß bis Ende November dieses Jahres verhängt.

Der DSV will den Weltverband nun nochmals schriftlich auffordern, die insgesamt 18monatige Sperre zurückzunehmen. Der DSV räumt Astrid Strauß außerdem die Möglichkeit ein, vor dem als Schiedsgericht fungierenden Arbitration Court des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Lausanne zu klagen. Die DSV-Führung will der Ex- Weltmeisterin allerdings empfehlen, diese internationale Instanz erst dann anzurufen, wenn die FINA die Suspendierung nicht revidieren sollte. dpa

SP in Bern hält zu Brunner

BERN/ZÜRICH, 8. März (dpa). Der Machtkampf in Bern zwischen den Sozialdemokraten (SP) und ihren drei bürgerlichen Partner-Parteien in der Schweizer Regierung verschärft sich. Der SP- Parteivorstand beschloß jetzt in Zürich einstimmig, die Genfer Gewerkschafterin Christinane Brunner noch einmal zur Wahl in den siebenköpfigen Bundesrat (Regierung) antreten zu lassen, obwohl sie im Parlament am Widerstand der Bürgerlichen gescheitert war.

Anstelle von Frau Brunner, die armeekritisch eingestellt ist und auch in der Abtreibungsfrage liberal denkt, hatte das Parlament ihren Neuenburger Parteikollegen Francis Matthey gewählt. Er hat aber die Wahl bisher nicht angenommen, da sich die Sozialdemokraten eine einwöchige Bedenkzeit ausgebeten haben.

Rexrodt ruft zu Maßhalten

HAMBURG, 7. März (dpa). Moderate, an der Produktivität orientierte Lohnabschlüsse hat Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) gefordert. Die Lohnpolitik in Westdeutschland, vor allem aber in den neuen Ländern müsse einen "Kurswechsel für mehr Beschäftigung vollziehen", sagte der Minister bei der offiziellen Eröffnungsfeier der Internationalen Tourismus-Börse am Wochenende in Berlin.

Die Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst mit drei Prozent oder im westdeutschen Bankgewerbe mit 3,4 Prozent sowie die Lohnanhebung in der chemischen Industrie Ostdeutschlands wertete der Minister als "erste positive Signale wachsender Rücksichtnahme auf gesamtwirtschaftliche Erfordernisse".

Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) warnte vor einem Streik in der ostdeutschen Metallindustrie. Die Folgen eines Arbeitskampfes in den neuen Ländern, würden "wirtschaftlich wie psychologisch verheerend", sagte Stolpe den Stuttgarter Nachrichten.

RPR sagt Mitterrand Kampf an

PARIS, 7. März (dpa). Zwei Wochen vor den Parlamentswahlen haben die französischen Neogaullisten (RPR) am Sonntag in Paris ihre Marschrichtung für die Zeit nach ihrem erwarteten Wahlsieg abgesteckt. Vor mehr als 30 000 Parteifreunden kündigte der Fraktionschef in der Nationalversammlung, Bernard Pons, einen harten Machtkampf mit Staatspräsident François Mitterrand an.

Mitterrand solle nicht glauben, mit einer Blockade der Regierungspolitik seine Macht "mißbrauchen" zu können, sagte Pons. Wenn Mitterrand künftig das Kabinett leiten wolle, solle er "Helm und Rüstung" anlegen. Der RPR-Fraktionschef im Senat, Charles Pasqua, warnte mit Blick auf die Präsidentenwahl 1995 jedoch davor, "die Funktion des Präsidenten herabzusetzen". Die Neogaullisten hofften schließlich, diesen Posten bald selbst wieder zu besetzen.

Auf dem Parteitag wurden die 313 Kandidaten der RPR für die Parlamentswahl offiziell vorgestellt.

Unita will Friedensgespräche

PARIS, 7. März (dpa/AFP). Die angolanische Guerillabewegung Unita hat am Sonntag die Regierung in Luanda aufgerufen, noch vor dem 13. März Friedensverhandlungen in Genf aufzunehmen. Zuvor müsse Luanda jedoch die Bombardierung der Stadt Huambo einstellen, sagte Unita-Vertreter Marcellino Georges Sanjaende in Paris.

Die ursprünglich für den 26. Februar in Äthiopien geplanten Friedensgespräche unter UN-Schirmherrschaft waren wegen der Kämpfe in Angola abgesagt worden. Huambo, die zweitgrößte Stadt Angolas, sei "am Samstag um 13 Uhr in die Hände der Unita gefallen", sagte Sanjaende. Die angolanische Regierung dementierte am Sonntag den Fall Huambos und sprach von einer Fortsetzung der Kämpfe.

Die UN-Beobachtermission in Angola (UNAVEM II) brachte ihr Team aus der an Zaire und Kongo angrenzenden angolanischen Exklave Cabinda in Sicherheit gebracht, nachdem die UN-Vertreter am Samstag angegriffen worden waren. Dabei war ein UN-Mitglied verletzt worden.

Bombenalarm im Airbus

BELGRAD, 7. März (dpa). Ein Airbus A 310 der belgischen Fluggesellschaft Sabena ist am Sonntag auf dem Flug von Brüssel nach Tel Aviv wegen einer Bombendrohung auf dem Belgrader Flughafen Surcin gelandet. Wie ein Sprecher der Flugunternehmens in Brüssel bestätigte, erhielt der Sabena-Vertreter in Tel Aviv die Warnung, an Bord des Flugzeuges seien vier Terroristen sowie Sprengstoff. Der Pilot der mit 136 Passagieren besetzten Maschine sei umgehend angewiesen worden, in Belgrad zu landen. Es habe sich jedoch um einen Fehlalarm gehandelt, sagte der Sprecher. Bei der Überprüfung seien weder Sprengkörper gefunden noch unter den Fluggäste Terroristen festgestellt worden.

Der Belgrader Flughafen Surcin wird seit Verhängung der UN-Sanktionen gegen Serbien im Juni 1992 vom internationalen Flugverkehr nicht mehr angeflogen.Tischtennis-DMJie Schöpp erstmals Deutsche Meisterin

Die gebürtige Chinesin Jie Schöpp vom Bundesligaklub SpVg. Steinhagen wurde in Münster erstmals Deutsche Tischtennismeisterin. Die 25 Jahre alte Abwehrspielerin bezwang am Sonntag in einem Marathon-Endspiel ihre Vereinskollegin und viermalige Deutsche Meisterin Nicole Struse in fünf Sätzen mit 18:21, 8:21, 21:13, 21:15, 21:10. Die aus Baoding stammende Jie Schöpp ist mit einem Deutschen verheiratet und besitzt erst seit dem 29. Januar die deutsche Staatsbürgerschaft.

Vor 3000 Zuschauern in der ausverkauften Halle Münsterland entwickelte sich ein hochklassiges Damen-Endspiel. Zunächst kam die 21 Jahre alte Nicole Struse mit ihren Angriffsschlägen gegen die Abwehrkünste von Jie Schöpp zum Zuge. Doch mit zunehmender Spielzeit erlahmten die Kräfte der Nationalspielerin. Im vierten Satz trat beim Stand von 15:15 die Zeitspiel-Regel in Kraft. Danach hatte die neue Meisterin relativ leichtes Spiel.

Zuvor waren die Olympia-Zweiten Jörg Roßkopf/Steffen Fetzner von Borussia Düsseldorf zum fünften Mal Meister im Herren-Doppel geworden. Sie siegten im Endspiel erwartungsgemäß 21:19, 21:17 gegen das Mülheimer Duo Hans-Jürgen Fischer/Thomas Roßkopf. Im Frauen- Doppel behaupteten sich unerwartet Christina Fischer (Langweid) und die im Einzel entthrohnte Vorjahrssiegerin Christiane Praedel (Glane). Den ersten der fünf Titel hatten bereits am Samstag die Titelverteidiger Andreas Fejer-Konnert/Olga Nemes (Jülich/Dülmen) im Mixed geholt. dpa

90 Typhusfälle in Ägypten

KAIRO, 8. März (dpa). Mindestens 90 Menschen sind im Nildelta an Typhus erkrankt. Laut Angaben der ägyptischen Behörden vom Sonntag wurden die Erkrankungen wahrscheinlich durch ein undichtes Abwassersystem und dadurch verunreinigtes Trinkwasser verursacht. Der Provinzgouverneur teilte mit, 25 Menschen seien noch zur Behandlung im Krankenhaus in Belbis, rund 200 Kilometer nordöstlich von Kairo. 65 Personen hätten bereits entlassen werden können.

Nach Angaben des Gouverneurs, der von der Nachrichtenagentur MENA zitiert wurde, sei das Wasser aus unterirdischen Leitungen in das Trinkwassersystem eingedrungen. Belbis sei der erste Sammelpunkt ungeklärten Abwassers, das aus Kairo abgepumpt werde. Die Zeitung Al- Shaab hatte bereits vor zwei Tagen von 1000 Typhusfällen - darunter mehrere hundert Kinder - in dem Gebiet in den vergangenen zwei Wochen berichtet.

Schweizer für teureres Benzin

BERN, 7. März (dpa/Reuter). Überraschend deutlich hat sich die Schweizer Bevölkerung am Sonntag in einer Volksabstimmung für eine Erhöhung der Benzinpreise um 20 Prozent und eine Zulassung von Spielbanken ausgesprochen. 54,4 Prozent, rund 1,26 Millionen Eidgenossen, stimmten der Erhöhung der Steuern auf Benzin und Diesel um 20 Rappen je Liter zu. 45,6 Prozent oder 1,05 Millionen Wähler waren nach Angaben der Bundeskanzlei in Bern vom Sonntag gegen die Treibstoffzoll-Erhöhung. Die Stimmbeteiligung betrug 50,7 Prozent.

Für eine Abschaffung des seit 1928 bestehenden Spielbankenverbotes stimmten 72,4 Prozent. Von vornherein chancenlos war die Initiative zur Abschaffung aller Tierversuche. 72,2 Prozent der Schweizer lehnten sie ab. Bern erhofft sich aus der Steuererhöhung Mehreinnahmen von 1,3 Milliarden Franken. Die Zulassung der Spielbanken soll 150 Millionen Franken bringen und zur Förderung des Fremdenverkehrs beitragen.

Tischtennis-DM Einzel-Titel an Schöpp und Roßkopf

Tischtennis-Europameister Jörg Roßkopf gewann im westfälischen Münster durch ein überraschend knappes 3:2 (14:21, 23:21, 19:21, 21:14, 21:15) über Richard Prause (Grenzau) zum sechsten Mal in Folge die deutsche Meisterschaft. Erstmals wurde eine gebürtige Chinesin deutsche "Tischtennis-Kaiserin". Abwehrkünstlerin Jie Schöpp (Steinhagen) bezwang am Sonntag vor 3000 Zuschauern im Finale eines hochklassigen Wettbewerbs ihre Vereinskollegin und viermalige Meisterin Nicole Struse nach einem Zeitspiel mit 3:2-Sätzen.

"Der Titel ist mir nicht so wichtig. Ich brauche aber Wettkampfpraxis vor dem Europapokalendspiel. In der Bundesliga konnte ich zuletzt wegen der Fußverletzung nicht richtig spielen", kommentierte Roßkopf das "halbe Dutzend". Sein Düsseldorfer Teamkollege Steffen Fetzner, den viele Fans im Endspiel erwartet hatten, war bereits im Viertelfinale an Nationalspieler Prause gescheitert.

In Abwesenheit des verletzten Lübekkers Peter Franz, der dennoch für die WM nominiert wurde, spielten sich mit guten Leistungen auch Oliver Alke (Grenzau) und Sascha Köstner (Düsseldorf) in das WM-Team.

Die Olympiazweiten Roßkopf/Fetzner hielten sich im Doppel mit ihrer fünften Meisterschaft schadlos. Sie schlugen die Mülheimer Kombination Hans-Jürgen Fischer/Thomas Roßkopf 21:19, 21:17.

Die übrigen Titel gingen an das Frauen-Doppel Christina Fischer/Christiane Praedel (Langweid/Glane) und an die Vorjahrssieger Olga Nemes/Andreas Fejer-Konnerth (Dülmen/Jülich) im Mixed. "Wir haben hervorragenden Sport mit sehr guten Ballwechseln gesehen", lobte Sportwart Eberhard Schöler das hohe Niveau der dreitägigen Meisterschaft in der am Schlußtag ausverkauften Halle Münsterland. dpa

Eishockey-Bundesliga Im sudden death war DEG wieder besser

Das Play-Off-Halbfinale zwischen dem Mannheimer ERC und dem Kölner EC bleibt spannend, hingegen benötigt die Düsseldorfer EG nach dem zweiten "Sudden Death"-Sieg über den Berliner SC Preussen nur noch einen Heimerfolg zum Einzug ins Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft. Am Sonntag kam Mannheim in einer dramatischen Partie zu einem verdienten 3:1 (0:1, 2:0, 1:0)-Erfolg über die Kölner Haie und glich damit die 1:7-Niederlage aus dem ersten Spiel aus. Die Düsseldorfer können nach dem 3:2 (2:2/0:0, 1:1, 1:1) beim Berliner SC Preussen am Dienstag mit einem dritten Sieg das Endspiel erreichen.

In Berlin hatte Schinko für die Gastgeber in der 57. Minute zum 2:2 ausgleichen können. Nach 2:22 Minuten der Verlängerung beendete Kummer mit dem dritten Düsseldorfer Tor das Drama. dpa

Meisterschafts-Play-off, Halbfinale

Mannheimer ERC - Kölner EC 3:1 (0:1, 2:0, 1:0) - Tore: 0:1 Pokorny (5:43), 1:1 Krentz (26:19), 2:1 Fritz (30:21), 3:1 Poner (56:14). - Schiedsrichter: Schimki (Berlin). - Zuschauer: 8500 (ausverkauft). - Strafminuten: Mannheim 14 - Köln 10.

Berliner SC Preussen - Düsseldorfer EG 2:3 (0:0, 1:1, 1:1, 0:1) n.V.- Tore: 1:0 Malo (26:50), 1:1 Köpf (34:58), 1:2 Valentine (47:36), 2:2 Schinko (56:11), 2:3 Kummer (62:22). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz). - Zuschauer: 6063 (ausverkauft). - Strafminuten: Berlin 14 - Düsseldorf 16.

Sperre-Beschluß nur noch Formsache Ben Johnson verzichtet auf einen Einspruch

Ben Johnsons Sperre auf Lebenszeit ist praktisch besiegelt. Zwei Tage nach der offiziellen Aufdeckung seiner Wiederholungstat durch die Doping-Kommission des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) ließ der kanadische Sprinter am Sonntag durch seine Anwälte in Toronto mitteilen, er werde keinen Einspruch gegen das Urteil einlegen. In der Presserklärung hieß es, Johnson verzichte aufgrund seines Alters (31), familiärer Verpflichtungen sowie aus Kostengründen auf einen Rechtsstreit.

Damit ist der endgültige Urteilsspruch durch das IAAF-Council nur noch eine Formsache. Der Verbandsvorstand wird sich des Falles allerdings nicht am Rande der Hallen-WM in der kommenden Woche in Toronto auseinandersetzen, sondern erst auf seiner turnusmäßigen Sitzung im Mai in Stuttgart. Dies teilte Council-Mitglied August Kirsch mit. dpa

Basketball

Bundesliga vom Freitag TTL Basketball Bamberg - TVG Basketball Trier 107:89 (58:42). Beste Werfer: Swearengen (27), Nürnberger (24), Zapf (17), Martin (15), Jackel (12) für Bamberg - Johnson (26) für Trier - Zuschauer: 1000.

BG Stuttgart/Ludwigsburg - MTV Gießen 79:88 (45:40). Beste Werfer: Kujawa (26), Montgomery (25), Baker (13) für Stuttgart - Armin Andres (25), Roth (25), Thomas Andres (15) für Gießen - Zuschauer: 1000.

Brandt Hagen - SVD Dortmund 94:89 (40:41). Beste Werfer: Dinkins (30), Fiedler (18), Neuhaus (14), Suhr (14), Davis (10) für Hagen - Mlynarski (25), Pernell (17), Radegast (15), Truskowski (12), Arntz (12) für Dortmund - Zuschauer: 1400.

BG TuS Bramsche/Osnabrück - SG Braunschweig 68:93 (32:28). Beste Werfer: Perwas (18), Shields (18) für Bramsche - Svitek (33), Stein (28), Pelkowski (10) für Braunschweig - Zuschauer: 1900.

TSV Bayer Leverkusen - ALBA Berlin 83:68 (42:42). Beste Werfer: Wheeler (22), Harnisch (22), Koch (12), Johnson (10) für Leverkusen - Primorac (21), Blab (12) für Berlin. Zuschauer: 2300.

SSV Ulm - Tübinger SV 98:80 (57:41). Beste Werfer: Knörr (24), Oldham (23), Walker (18), von Waaden (13) für Ulm - Schall (24), Schomers (22), Schiano (14) für Tübingen. Zuschauer: 2000. Bundesliga vom Sonntag Alba Berlin - BG Bramsche-Osnabrück 83:64 (38:36) Beste Werfer: Baeck 21, Primorac 21, Uwe Blab 19 für Berlin - Shields 14, Behnke 12, Perwas 12 für Bramsche - Zuschauer: 1600.

Tübinger SV - TTL Bamberg 94:97 (40:45) Beste Werfer: Schomers 31, Dietl 29, Key 14, Schall 11 für Tübingen - Nürnberger 24, Jackel 23, Swearengen 22, Martin 14 für Bamberg - Zuschauer: 1100.

SVD Dortmund - TSV Bayer 04 Leverkusen 75:72 (38:38) Beste Werfer: Pernell 18, Arntz 18, Truskowski 16 für Dortmund - Wucherer 19, Deuster 13, Kleine-Brockhoff 11, Koch 11 für Leverkusen - Zuschauer: 900 (ausverkauft).

MTV Gießen - SSV Ulm 81:79 (38:41) Beste Werfer: McDonald 27, Roth 22, Thomas Andres 16 für Gießen - Knörr 25, Oldham 20, Walker 16 für Ulm - Zuschauer: 1400.

TVG Trier - BG Stuttgart-Ludwigsburg

84:91 (51:44) Beste Werfer: Babkow 20, Steven Johnson 18, Reiser 15, Marsh 14, Devone 12 für Trier - Montgomery 27, Baker 24, Kujawa 16, Jochum 11 für Ludwigsburg - Zuschauer: 2200 (ausverkauft).

SG FT/MTV Braunschweig - Brandt Hagen 93:85 (49:43) - Beste Werfer: Svitek (25), Stein (19), Pelkowski (15), Arigbabu (13), Kroog (12) für Braunschweig - Dinkins (30), Fiedler (14), Davis (13), Neuhaus (12) für Hagen. - Zuschauer: 2000 (ausverkauft).

ski-anhang

Kjetil Andre Aamodt gewann am Sonntag in Aspen den fünften Weltcup-Super- G dieses Winters. Er verwies dabei den Österreicher Stefan Eberharter und den Schweizer Daniel Mahrer auf die Plätze zwei und drei. Markus Wasmeier aus Schliersee bestätigte mit seinem achten Platz, daß er in der "Königsdisziplin" in der Equipe des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) eine Ausnahmestellung darstellt. Während es bei dem Schlierseer wieder läuft (Wasmeier: "Es geht aufwärts"), kommen die anderen deutschen Läufer in den schnellen Disziplinen einfach nicht richtig aus den Startlöchern und in Schwung. Hansjörg Tauscher aus Oberstdorf belegte nur den 41. Rang.

Aamodt entwickelt sich zum schärfsten Konkurrenten von Marc Girardelli (Luxemburg) im Kampf um den Gesamt- Weltcup. Der 29jährige Girardelli, der den sechsten Platz belegte, führt nun in der Gesamt-Weltcup-Wertung mit 1189 Punkten noch klar vor Aamodt (802). dpa

Keine Straffreiheit in Italien

ROM, 7. März (dpa). Der italienische Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro wird das von der Regierung unter Ministerpräsident Giuliano Amato beschlossene Dekret über die Parteienfinanzierung nicht unterzeichnen. Das am Freitag verabschiedete Dekret sah eine weitgehende Straffreiheit für die in den Korruptionsskandal verwickelten Politiker und Unternehmer vor. Wie das italienische Fernsehen Sonntagnacht berichtete, forderte Scalfaro Regierungschef Amato auf, die Verordnung zu überprüfen.

Die insgesamt sieben Dekrete und Gesetzentwürfe, die eine "politische Lösung" der Welle von Korruptionsskandalen in Italien darstellen sollten, hatten einen Proteststurm ausgelöst. Einige Oppositionsparteien hatten Staatspräsident Scalfaro aufgefordert, die Unterzeichnung des umstrittenen Dekrets über die Parteienfinanzierung zu verweigern.

Am Sonntag abend war Umweltminister Carlo Ripa di Meana zurückgetreten, weil er die "politische Lösung" des Korruptionsskandals ablehnt.

Anschlag auf Saddam geplant

LONDON, 7. März (AFP). Fünf Mitglieder einer israelischen Eliteeinheit sind während des Trainings für die Ermordung des irakischen Staatspräsidenten Saddam Hussein von einer dafür vorgesehenen Spezialrakete getötet worden. Das berichtete die in London erscheinende Zeitung Sunday Times unter Berufung auf israelische Gewährsleute. Die Opfer hatten demnach monatelang für das Attentat trainiert. Bei der "Generalprobe" für das Unternehmen am 5. November 1992, die in Anwesenheit führender Vertreter der israelischen Verteidigungsstreitkraft auf dem Militärstützpunkt Tzeelim in der Negev-Wüste stattfand, habe es dann den tödlichen Unfall gegeben. Daraufhin sei die Aktion abgeblasen worden.

Um Gerüchten über den Vorfall entgegenzuwirken, entwickelte die Armee laut Sunday Times eine "ausgeklügelte Desinformationskampagne". So wurde glauben gemacht, eine Gruppe von Soldaten sei beim Training für die Tötung eines Führers der proiranischen Hisbollah in Libanon getötet worden. Als die ausländische Prese darüber berichtete, wurde ihr vorgeworfen, die Zensurbestimmungen unterlaufen zu haben.

Eastwood erhält Preis der Directors Guild of America

BEVERLY HILLS. Der Schauspieler und Filmregisseur Clint Eastwood hat für seinen Western "Unforgiven" den Preis der Directors Guild of America erhalten. In 45 Jahren sind nur drei mit dem Preis der Directors Guild ausgezeichnete Regisseure bei der Oscar-Verleihung leer ausgegangen. Für seinen Western "Unforgiven" hatte Eastwood bereits im Januar den Golden Globe Award für die beste Regie erhalten. AFP

"Stasi-Spitzel noch in Bonn"

BERLIN, 7. März (AFP). In den Zentren der deutschen Politik sitzen nach einem Bericht der Berliner Zeitung Sonntagspost noch 43 Spitzen-Agenten des früheren DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Unter Berufung auf einen früheren General der MfS-Hauptverwaltung Aufklärung schreibt das Blatt, drei Spione seien im Verteidigungsministerium, zwei im Mitarbeiterstab von Außenminister Klaus Kinkel (FDP) und einer im Forschungsministerium. Ferner gebe es "Maulwürfe" in den Parteizentralen von CDU und SPD. Der SPD-Vorsitzende Björn Engholm sei eine besondere "Zielperson".

Die meisten dieser Spione könnten dem Ex-General zufolge noch vor dem Prozeß gegen den ehemaligen DDR-Spionagechef Markus Wolf enttarnt werden, wenn ein Handel zwischen fünf früheren Stasi-Spitzenleuten und der Bundesregierung gelinge. Die ehemals führenden Stasi-Leute um den Wolf-Nachfolger Werner Großmann wollten sich durch die Preisgabe von "Kundschaftern" selbst vor einem Prozeß bewahren.

Polizei feuerte in Kundgebung

MOSKAU, 7. März (AFP). Eine Demonstration von Lesgiern, einem im Kaukasus lebenden Volk moslemischen Glaubens, ist am Freitag abend im nordaserbaidschanischen Kussari gewaltsam aufgelöst worden. Wie Rundfunk und Fernsehen Rußlands erst am Sonntag berichteten, eröffnete die aserbaidschanische Polizei das Feuer auf mehrere tausend Demonstranten und tötete sechs Menschen. Die Lesgier protestierten dagegen, zum Kriegsdienst in der in Aserbaidschan gelegenen armenischen Enklave Berg-Karabach herangezogen zu werden.

Das lesgische Volk hat 300 000 Angehörige, die beidseitig des russisch-aserbaidschanischen Grenzflusses Samur angesiedelt sind. Die Lesgier leben daher je zur Hälfte in Aserbaidschan und in der russischen Republik Dagestan. Die Region von Kussari wird zu 90 Prozent von Lesgiern bewohnt. Die Lesgier kämpfen für ihre Wiedervereinigung zu einer autonomen Republik "Lesgistan".

Streichliste der US-Armee

WASHINGTON, 7. März (AFP). Die US- amerikanischen Luft-, See- und Landstreitkräfte haben Verteidigungsminister Les Aspin eine Liste mit rund 30 in den USA liegenden Stützpunkten vorgelegt, deren Schließung sie vorschlagen. Das wurde am Samstag aus Kreisen des US- Verteidigungsministeriums bekannt. Die vorgeschlagenen Schließungen sollen den von US-Präsident Bill Clinton angekündigten Kürzungen im Verteidigungshaushalt Rechnung tragen. Hiervon wäre die US-Marine am stärksten betroffen. Sie würde dem Vorschlag zufolge etwa ein Dutzend wichtige Stützpunkte verlieren, einige weitere würden verkleinert.

Drei BGS-Beamte unter den Opfern von Skopje Schicksal eines weiteren ungeklärt / Geringe Startgeschwindigkeit Ursache für Flugzeugabsturz?

BONN/SKOPJE, 7. März (AFP/AP). Unter den Todesopfern des Flugzeugabsturzes nahe der mazedonischen Hauptstadt Skopje sind mindestens drei Beamte des Bundesgrenzschutzes. Wie das Bundesinnenministerium in Bonn am Wochenende ferner mitteilte, wurden zwei BGS-Beamte bei dem Unglück verletzt. An Bord der Maschine sollen sich insgesamt sechs BGS-Beamten befunden haben. Das Schicksal des sechsten Beamten war am Sonntag noch ungewiß.

Die sechs BGS-Beamten in der Maschine der mazedonischen Luftfahrtgesellschaft Pal Air hatten am Donnerstag 20 von den Ausländerbehörden nach Mazedonien abgeschobene Personen begleitet und befanden sich auf dem Rückflug nach Zürich. Einer der überlebenden BGS-Beamten sagte in einem Interview des Fernsehsenders RTL Plus: "Es hat stark geschneit. Die Maschine ist normal gestartet. Sie war 200 Meter in der Luft, dann geriet sie ins Treudeln. Beim Aufschlag bin ich aus der Maschine herausgeschleudert worden."

Bei dem Absturz der Maschine vom Typ Fokker-100 am Freitag mittag kurz nach dem Start vom Flughafen Skopje wurden offenbar 81 von 97 Insassen getötet. Sechs der 16 überlebenden Passagiere des Flugzeugabsturzes seien noch immer in Lebensgefahr, teilte am Sonntag das mazedonische Innenministerium mit. Allerdings räumte das Innenministerium in Skopje ein, man wisse noch immer nicht ganz genau, wieviele Passagiere tatsächlich an Bord waren.

Die meisten Opfer des Flugzeugabsturzes sind nach Angaben des stellvertretenden mazedonischen Innenministers Pavle Trajanovski Albaner aus dem Kosovo. Die meisten Überlebenden erlitten nach Angaben von Ärzten im Militärkrankenhaus von Skopje sehr schwere Verletzungen. Die Rettungsmannschaften hatten ursprünglich 22 Überlebende aus den Trümmern geborgen. Sechs von ihnen erlagen jedoch ihren Verletzungen.

Die von der mazedonischen Regierung eingesetzte Kommission zur Untersuchung des Unglücks teilte mit, Ursache sei wahrscheinlich eine zu niedrige Geschwindigkeit der Maschine beim Abheben von der Startbahn gewesen. Der Chef der Untersuchungskommission, der aus Jugoslawien kommende Zlatko Veres, sagte am Samstag im mazedonischen Fernsehen, die Maschine habe erst am äußersten Ende der Startbahn abgehoben und sei aus einer Höhe von nur 20 Metern abgestürzt. Ein "Mangel an Geschwindigkeit" sei "der wesentliche Grund" des Absturzes. Die Maschine sei nach dem Absturz rund 200 Meter weit gerutscht, dann auseinandergebrochen und explodiert. Zu Mutmaßungen, ein Triebwerksausfall sei für den Absturz verantwortlich, sagte Veles, beide Triebwerke hätten offenbar normal funktioniert. Eine genaue Analyse des Unglücks sei erst nach Überprüfung der zwei in dem Wrack gefundenen Flugschreiber möglich, fügte Veres hinzu. Die Untersuchung der Flugschreiber werde in Amsterdam erfolgen. Der niederländische Pilot Peter Bierdrager und sein mazedonischer Co-Pilot waren bei dem Absturz ums Leben gekommen. Ein Sabotageakt war zuvor von Vize-Innenminister Trajanovski ausgeschlossen worden. Der Direktor von Pal Air, Vanja Bitoljanu, sagte, das Flugzeug sei kaum zwei Monate alt gewesen und vor dem Abflug von einem später getöteten Mechaniker der Luftfahrtgesellschaft Swiss Air gründlich überprüft worden. An den Bergungsarbeiten nahmen auch 150 Soldaten der in Mazedonien stationierten UN-Schutztruppen teil. Die Blauhelm-Soldaten seien 20 Minuten nach dem Absturz an der Unglücksstelle eingetroffen, wurde von seiten der UN in Skopje mitgeteilt.

Bundesinnenminister Rudolf Seiters schickte zwei Ärzte von Bundeswehr und BGS sowie einen Krankenpfleger in einer Bundeswehrmaschine zur Betreuung der verletzten Beamten nach Skopje. Mit an Bord sind außerdem leitende BGS-Beamte, die an der Aufklärung des Schicksals des vermißten Grenzschützers mitwirken sollen. Seiters schickte ferner Spezialisten des Bundeskriminalamtes nach Skopje, die bei der Identifizierung der Opfer helfen sollen.

Staat soll Frauen fördern

BONN, 7. März (AFP). Führende Frauen aus Gewerkschaften und Politik haben mehr Engagement des Staates für die Gleichstellung von Mann und Frau gefordert. Bundesfrauenministerin Angela Merkel (CDU) sprach sich zum internationalen Frauentag am heutigen Montag für eine Ergänzung von Artikel 3 des Grundgesetzes aus, in dem die Gleichberechtigung verankert ist. Sie müsse deutlich machen, "daß es Aufgabe des Staates ist, die Voraussetzung für die tatsächliche Gleichberechtigung in allen gesellschaftlichen Bereichen zu schaffen".

Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) forderte "eine gesetzliche Verpflichtung des Staates zu konkreten Maßnahmen". Die Gewerkschaften verlangten vor allem gezielte berufliche Förderung für Frauen. Außerdem müsse der versprochene Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz verwirklicht werden.

Waffenstillstand in Ruanda

DARESSALAM, 8. März (AFP). Die Regierung von Ruanda und die Rebellen der Patriotischen Front (RPF) haben sich am Sonntag abend auf einen Waffenstillstand geeinigt, der am heutigen Dienstag in Kraft treten soll. Gemeinsam kündigten die Konfliktparteien an, sie wollten ihre Friedensgespräche am 15. März im tansanischen Arusha wiederaufnehmen.

Die Rebellen wollten nach eigenen Angaben gegen Mißhandlungen der Bevölkerungsminderheit der Tutsis einschreiten und rückten gegen die Hauptstadt Kigali vor. Bis zuletzt hatten beide Parteien darüber gestritten, ob die Truppenpräsenz von rund 700 Franzosen in Ruanda beendet werden sollte. In der Abschlußerklärung wurde der Rückzug aller "ausländischen Truppen" verlangt. Die RPF sah die Franzosen auf seiten der Regierungstruppen. Die Regierung beschuldigte Ugandas Armee, sie unterstütze die Rebellen.Israel öffnet Gaza-Streifen

JERUSALEM, 7. März (AFP). Die israelische Armee will den besetzten Gaza- Streifen am Montag wieder öffnen. Das teilte ein Armeesprecher am Sonntag in Jerusalem mit. Damit können rund 40 000 palästinensische Arbeiter wieder ihre Arbeitsplätze in Israel aufsuchen. Der Gaza- Streifen war am Dienstag abgeriegelt worden, nachdem ein Palästinenser in Tel Aviv zwei Israeli erstochen hatte.

Bereits am Sonntag wurde die Ausgangssperre im Flüchtlingslager Rafah in Gaza aufgehoben. Sie war ebenfalls am Dienstag verhängt worden, nachdem ein israelischer Siedler in Rafah mit Steinwürfen getötet worden war.

Metzgersfrau mußte zwei Einbrechern Tresor öffnen

SELIGENSTADT. Zwei Unbekannte haben bei einem Einbruch in eine Metzgerei in Seligenstadt (Kreis Offenbach) in der Nacht zum Sonntag rund 50 000 Mark erbeutet.

Die Täter weckten Frau und Sohn des Metzgereibesitzers, die ein Stockwerk über dem Geschäft schliefen und zwangen sie mit vorgehaltener Pistole, den Haustresor zu öffnen.

Anschließend seien die beiden Opfer von den Tätern eingeschlossen worden, teilte die Polizei in Offenbach am Sonntag mit. Der Sohn konnte sich wenig später befreien und Alarm schlagen. Die Fahndung blieb bisher ohne Erfolg. lhe

WASSERBALL SÜDDEUTSCHER WASSERBALL-POKAL, Viertelfinale: WBC Frankfurt - WV 70 Darmstadt 19:8, Post SV Nürnberg - Neptun Leimen 10:16, SSV Freiburg - Vorwärts Ludwigshafen 11:10 (9:9) n.V., WBG Villingen-Schwenningen - SCW Fulda 20:16.

"Glas und Malerei": Ausstellung in Limburg

Im Historischen Rathaus von Limburg wurde am Sonntag die Ausstellung "Glas und Malerei" eröffnet. Gezeigt werden Glasbilder und Malerei von Hartmut Lieb (44) und Glasobjekte des Glaskünstlers Willi Pistor (58). Beide Künstler lehren an der Staatlichen Glasfachschule in Hadamar im Kreis Limburg-Weilburg.

Die Arbeiten von Lieb zeigen Farbglas, das er ätzt, bedruckt und bemalt und in Blei faßt. Pistor widmet sich der Objektkunst, seine Plastiken leben von Schnitt, Schliff und Reflektionen. Geöffnet bis 12. April montags bis freitags von 8.30 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr, mittwochs bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr. lhe

LEICHTATHLETIK FRANKFURTER HALBMARATHON, Männer: 1. Uvizl (CSR) 1:05,06 Stunden, 2. Deputat (Polen) 1:05,33, 3. Nechanicky (CSR) 1:06,07, 4. Sagi (Ungarn) 1:06,39, 5. Klimmer (Halle) 1:06,40, 6. Bician (CSR) 1:06,43.

Frauen: 1. Metzner (Wattenscheid) 1:12,50 Stunden, 2. Sorokivskaja (Rußland) 1:13,27, 3. Beljaewa (Rot-Weiß Koblenz/Rußland) 1:15,24, 4. Michallek (Fürth) 1:16,02, 5. Dziubinska (Polen) 1:16,34, 6. Petrova (Rot-Weiß Koblenz/Rußland) 1:18,15.

Die politische Landkarte muß neu gemalt werden Abschied vom roten Musterland / Auch CDU läßt Federn / Grüne weiter gestärkt

FRANKFURT A. M. In Hessen stimmt seit Sonntag abend die gewohnte politische Landkarte nicht mehr. Im einstmals "roten Musterland" ist den Sozialdemokraten mit ihrer traditionell führenden Rolle in der Kommunalpolitik eine deftige Backpfeife versetzt worden, die sie in eine bisher nicht gekannte Konkurrenz zur CDU bringt. Rote Rathäuser, in denen die SPD allein das Sagen hat, gibt es in den Großstädten praktisch nicht mehr. In ihrer einstigen Hochburg Kassel büßten die Sozialdemokraten fast die Hälfte ihres Stimmenanteils ein. Selbst der sozialdemokratische Sunnyboy Achim Exner, seit 1985 für unschlagbar gehaltener Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Wiesbaden, mußte sich die rote Karte hinter den Spiegel stecken lassen.

Frauen leiden auch nach Flucht Unwürdige Behandlung und Gewalt in Asylunterkünften beklagt

FRANKFURT A. M., 7. März (epd). Wiederholte sexuelle Belästigungen und Vergewaltigungen von Flüchtlingsfrauen in der Bundesrepublik hat die Evangelische Frauenarbeit in Deutschland beklagt. Häufig würden alleinstehende Frauen, von denen viele bereits vor der Flucht mehrfach vergewaltigt worden seien, auf engstem Raum mit fremden alleinstehenden Männern untergebracht, rügte die Dachorganisation evangelischer Frauenverbände am Wochenende anläßlich des Internationalen Frauentages am heutigen 8. März. Sanitäre Anlagen, die von Frauen und Männern gemeinsam benutzt würden, seien häufig nicht abschließbar.

Für diese Frauen "hört die Angst nicht auf", heißt es in der Erklärung. In den Sammelunterkünften sei die Einrichtung geschützter Räume für weibliche Flüchtlinge und ihre Kinder "dringend erforderlich". Bei "nächtlichen Abschiebungen" werde manchen Frauen nicht einmal Gelegenheit gegeben, sich richtig anzuziehen, beklagt die evangelische Organisation.

Bei diesen "unwürdigen" Aktionen würden die Frauen oft von deutschen Polizisten "sehr schlecht behandelt". Manchmal seien Asylverfahren zum Zeitpunkt der Abschiebung noch gar nicht abgeschlossen gewesen.

Als Folge des sogenannten Asylkompromisses befürchtet der Verband, daß mehr Frauen gezwungen sein werden, illegal in Deutschland zu leben. Die Prostitution sei für sie dann häufig die einzige Möglichkeit zum Lebensunterhalt.

Die Evangelische Frauenarbeit tritt darum dafür ein, auch geschlechtsspezifische Verfolgung von Frauen als "asylrelevant" zu werten. Nach wie vor hätten Flüchtlingsfrauen, die in ihren Herkunftsländern vergewaltigt wurden, auch dann kaum Chancen im Asylverfahren, wenn die Vergewaltigung eine "gezielte Strategie des politischen Gegners" gewesen sei.

Kurz gemeldet:

Vier Verletzte bei Bombenanschlag

LONDON, 7. März (Reuter). Bei der Explosion einer Autobombe im nordirischen Bangor sind Sonntag morgen vier Polizeibeamte, darunter einer Frau, schwer verletzt worden. Wörner besucht Albanien TIRANA, 7. März (dpa). NATO-Generalsekretär Manfred Wörner will nach Angaben der albanischen Nachrichtenagentur ATA vom 18. bis 20. März Albanien offiziell bssuchen. Wörner folgt einer Einladung von Präsident Sali Berisha. US-Senat bestätigt Vize-Außenminister WASHINGTON, 7. März (AFP). Der US-Senat hat die Nominierung von William Perry zum stellvertretenden Verteidigungsminister bestätigt. Der Vize von US-Verteidigungsminister Les Aspin war zuletzt Professor an der Stanford-University in Kalifornien. Japan plant Milliardendarlehen für Iran TOKIO, 7. März (dpa). Japan will nach Angaben aus Regierungskreisen Iran ein Darlehen in Höhe von 38 Milliarden Yen (etwa 5,2 Milliarden Mark) zum Bau eines Wasserkraftwerkes gewähren. Manöver im Persischen Golf MANAMA, 7. März (dpa). Kriegsschiffe aus den USA, Großbritannien, Frankreich und Rußland haben vom 2. bis 5. März im Persischen Golf ein gemeinsames Manöver durchgeführt. Das teilten Sprecher der im Golf stationierten US-Marineeinheiten am Sonntag mit. UN-Sonderbeauftragter für Somalia NEW YORK, 7. März (dpa). UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali hat am Freitag den pensionierten US-Admiral Jonathan Howe beauftragt, als sein Sonderbeauftragter in Somalia den Übergang der Hilfsoperationen von den USA auf die UN nach dem 1. Mai zu überwachen.

Jelzin sucht Ausgleich

MOSKAU, 7. März (Reuter). Wenige Tage vor einer wichtigen Sitzung des Volksdeputiertenkongresses hat Rußlands Präsident Boris Jelzin am Wochenende wieder für einen Kompromiß im Machtstreit mit den konservativen Abgeordneten geworben. Laut Russischer Informationsagentur (RIA) sagte er: "Ich bin für eine Ende der Konfrontation zwischen den verschiedenen Organen der Staatsgewalt." Jelzins Gegner signalisierten jedoch Härte, indem sie eine Garde zum Schutz des Parlaments schufen. Dies wurde als Vorbeugung gegen jüngste Drohungen Jelzins verstanden, möglicherweise den Ausnahmezustand zu verhängen. Die Reformgegner erhielten die Rückendeckung der Putschisten gegen die Regierung Gorbatschow von 1991, die laut Berichten vom Kongreß die Ablösung der russischen Führung forderten.

Auf der Sitzung des höchsten russischen Gesetzgebungsorgans am 10. März soll es um die Machtverteilung zwischen Präsident und Parlament gehen, in dem die Konservativen dominieren. Verteidigungsminister Pawel Gratschow versicherte am Samstag in einer Zeitung, die Armee werde sich im Konflikt zwischen Jelzin und Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow strikt neutral und verfassungsgemäß verhalten. Während der Kongreßsitzung sind im Bezirk Moskau Truppenbewegungen untersagt worden.

Zwei Kinder von Polizeiauto getötet

BERLIN, 7. März (Reuter). Bei einem Unfall mit einem Polizeifahrzeug sind am am Samstag in Berlin zwei Kinder getötet worden. Der Fahrer des Wagens hatte nach Polizeiangaben vom Sonntag die Gewalt über den mit Martinshorn und Blaulicht fahrenden Funkwagen verloren und war in eine Gruppe von Spaziergängern auf der Schloßbrücke gerast. Die 32jährige Mutter und der 36 Jahre alte Vater und ein 41jähriger Passant sowie der Fahrer des Polizeiwagens erlitten schwere Verletzungen, befanden sich aber am Sonntag nicht mehr in akuter Lebensgefahr. Die Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf.

Der Polizeiwagen sei vermutlich auf nicht geräumtem Granulat auf der Schloßbrücke ins Schleudern geraten und dann auf den Gehweg geschleudert, erklärte die Polizei. Dabei seien ein vierjähriger Junge und seine sechsjährige Schwester zu Tode gequetscht worden worden. Der Beifahrer des Polizeiwagens wurde nur leicht verletzt. Der Wagen hatte sich nach Polizeiangaben mit hoher Geschwindigkeit auf dem Weg zu einem Einsatz am Brandenbuger Tor befunden.

Rom pumpt Milliarden in den Arbeitsmarkt

ROM (rtr). Die wachsende Arbeitslosigkeit will Italien mit einem Beschäftigungs- und Investitionsprogramm bekämpfen. Aufgeschreckt von Massendemonstrationen und Warnungen vor neuen Terroranschlägen und sozialen Unruhen verabschiedete die Regierung ein auf drei Jahre angelegtes Paket mit einem Volumen von umgerechnet rund neun Milliarden Mark. Premierminister Giuliano Amato kündigte sowohl Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie auch eine höhere Arbeitslosenunterstützung und langfristige Investitionen an.

Unter anderem sind Steuererleichterungen für Firmen vorgesehen, wenn sie auf den Abbau von Arbeitsplätzen verzichten. Ferner sollen schwachen Sparten wie der Rüstungsindustrie, der Landwirtschaft und dem Tourismus Mittel aus dem Paket zufließen. Regierungsvertreter kündigten für die Umstellung von militärischer auf zivile Produktionen umgerechnet knapp 580 Millionen Mark an Zuschüssen an. Der Flugzeugbau soll 220 Millionen bekommen. "Das Paket wird keine Wunder vollbringen", dämpfte allerdings Industrieminister Giuseppe Guarino zu hohe Erwartungen.

Nach amtlichen Zahlen sind derzeit knapp 2,3 Millionen Italiener oder 9,5 Prozent der Erwerbspersonen ohne Arbeit. Über die Hälfte lebt im ärmeren Süden des Landes.

Nach Stasi-Verdacht beurlaubt

BERLIN, 7. März (Reuter). Wegen des Verdachts, als Inoffizielle Mitarbeiterin (IM) für den Ex-Staatssicherheitsdienst der DDR gearbeitet zu haben, hat die Evangelische Kirche in Berlin und Brandenburg eine Juristin und frühere Mitarbeiterin von Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) beurlaubt. Gegen die Konsistorialrätin und juristische Dezernentin sei ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden, sagte Kirchensprecher Reinhard Stawinski am Sonntag. Er bestätigte, daß die Kirchenjuristin auch einige Jahre unter der Leitung des damaligen Konsistorialpräsidenten Stolpe gearbeitet habe.

Nach einem Bericht der Welt an Sonntag soll Stolpe, dessen Stasi-Kontakte ein Untersuchungsausschuß des Potsdamer Landtags durchleuchten soll, sich persönlich für die früher in Thüringen arbeitende Kirchenjuristin eingesetzt haben. Nach einem Stasi-Vermerk habe Stolpe ihr gar "de facto seine Nachfolge" angeboten.FBI versucht es mit Überredung

WACO, 7. März (Reuter). Bei der Auseinandersetzung mit der Davidianer-Sekte in Texas setzt die US-Bundespolizei (FBI) nach wie vor auf Verhandlungen. FBI-Beamte sicherten dem Sekten-Chef David Koresh und seinen Anhängern am Samstag "faire und menschliche Behandlung" zu, sollte der 33jährige die Farm nahe Waco verlassen, wo er sich seit genau einer Woche verschanzt hält. Bis zum Sonntag hatte der von seinen Anhängern als Messias verehrte Koresh auf das Angebot nicht reagiert.

Das FBI mutmaßt, daß einige Sektenmitglieder gegen ihren Willen festgehalten werden.

Engholm bemerkt Schaden

KÖLN, 7. März (Reuter/AFP/dpa). Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) geht davon aus, daß sein Festhalten an Sozialminister Günter Jansen ihm bundespolitisch schadet. "Das wird objektiv am Ende wohl so sein, daß dabei ein Schaden über bleibt", sagte Engholm am Sonntag im Nachrichtensender Vox. Engholm hatte am Freitag Jansen wegen dessen Zahlungen an den ehemaligen Medienreferenten Reiner Pfeiffer als stellvertretenden Regierungschef entlassen, aber als Sozialminister an ihm festgehalten.

Der CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Wolfgang Schäuble, griff Engholm scharf an. "Als die dubiosen Geldgeschenke des einstigen SPD-Landeschefs Jansen bekannt wurden, hätte es keine Stunde dauern dürfen, bis der Ministerpräsident handelt", sagte Schäuble Bild am Sonntag. "Unerträglich" sei, daß Engholm sich nicht von Jansen trenne. Auch aus der SPD kam Kritik: "Wenn Engholm sich nicht von Jansen trennt, sind wir in einer sehr schweren Situation und müssen sicher noch einmal über die Kanzlerkandidaten-Frage neu nachdenken", sagte der Abgeordnete Bernd Reuter.

Schweizer für teureres Benzin

BERN, 8. März (Reuter/AP/D). Die Schweizer haben sich bei einer Volksabstimmung für höhere Benzinsteuern, für die Aufhebung des Spielbanken-Verbotes und gegen die Abschaffung der Tierversuche ausgesprochen. 54,4 Prozent oder rund 1,26 Millionen Eidgenossen stimmten der Erhöhung der Steuern auf Benzin und Diesel um 20 Rappen je Liter zu. 45,6 Prozent oder 1,05 Millionen Wähler waren nach Angaben des Bundeskanzlei in Bern vom Sonntag gegen die sogenannte Treibstoffzoll-Erhöhung, die bereits am Montag inkraft trat. Die Stimmbeteiligung betrug 50,7 Prozent.

Für eine Abschaffung des seit 1928 bestehenden Spielbankenverbotes stimmten 72,4 Prozent, 27,6 Prozent wollten das Verbot beibehalten. Chancenlos blieb die Initiative zur Abschaffung aller Tierversuche. 72,2 Prozent der Schweizer lehnten sie ab, 27,8 Prozent sprachen sich gegenTierversuche aus. Von der höheren Treibstoffsteuer erhofft sich Bern Mehreinnahmen von 1,3 Milliarden Franken. Die Zulassung der Spielbanken soll 150 Millionen Franken in die Staatskasse bringen und den Fremdenverkehr beleben.

ghghgh jkkj jkkj Von unserem Korrespondenten Richard Meng WIESBADEN, 7. März. Erdrutschartige Verluste der SPD bei den hessischen Kommunalwahlen am Sonntag haben dazu geführt, daß die Sozialdemokraten ihre örtlichen absoluten Mehrheiten weitgehend eingebüßt haben und auch mehrere rot-grüne Kreiskoalitionen nicht bestätigt wurden. Deutlichen Zulauf verzeichnete die rechtsextreme Partei Die Republikaner, die in Frankfurt auf knapp zehn Prozent der Stimmen kam. Die Wahlbeteiligung lag landesweit mit 71,3 Prozent (1989 78,0) so niedrig wie noch nie. In Frankfurt fiel die SPD nach dem vorläufigen Endergebnis von 40,1 auf 32,0 Prozent (minus 8), ihr bisher schlechtestes Ergebnis bei Kommunalwahlen. Die CDU kam auf 33,4 Prozent (36,6, minus 3,2). Die rechtsextreme Partei Die Republikaner wurde mit 9,3 Prozent registriert. Die rot-grüne Koalition behält ihre Mehrheit. Die Grünen kletterten auf 14,0 Prozent (10,2, plus 3,8). Die FDP kam auch diesmal wieder nichts ins Stadtparlament, sie erhielt 4,4 (4,8) Prozent. Die DVU erreichte 2,7 Prozent, die NPD 0,9 Prozent. Damit ergibt sich ein rechtsradikaler Anteil von 12,9 Prozent.

Landesweit kam die SPD nach dem vorläufigen Endergebnis bei einem Minus von 8,4 Prozentpunkten auf 36,4 Prozent (gegenüber 44,8 1989). Die CDU kam auf 32,0 und blieb damit nur knapp unter ihrem Wahlergebnis von 1989 (33,3) Prozent. Die Grünen stiegen auf 11,0 (9,1) Prozent, die FDP erreichte 5,1 (4,8) Prozent. Auf die Republikaner entfielen 8,3 Prozent (plus 7,6).

In Kassel stürzte die SPD von 50,5 auf 29,8 Prozent (minus 20,7). Die CDU gewann 6,6 Punkte und kam auf 36,1 Prozent. Die Grünen erhöhten ihren Anteil um 1,7 auf 14 Prozent. Die FDP verbuchte ein Plus von 2,2 auf 8,8 Prozent. Die Republikaner kamen auf 5,7 Prozent. Auch in Wiesbaden verlor die SPD ihre absolute Mehrheit (minus 18), ebenso wie in Hanau (minus 16). In Offenbach büßte die SPD zehn Prozent ein. Die Republikaner kamen in Offenbach auf 15,1 und in Hanau auf 14 Prozent. Eine absolute Mehrheit hat die SPD nur noch in den nordhessischen Kreisen Kassel-Land und Werra-Meißner, wo keine rechtsextremen Parteien kandidierten. Rot-grüne Mehrheiten gingen verloren in Offenbach- Land, Bergstrasse, Wetterau, Gießen und Limburg-Weilburg. Weil fast überall Rechtsextreme in die Kreistage kamen, gibt es dort jetzt weder rot-grüne noch "bürgerliche" Mehrheiten.

Im bislang von CDU und FPD regierten Hochtaunuskreis hat auch diese Koalttion keine Mehrheit mehr. InDarmstadt- Dieburg und Marburg-Biedenkopf sowie in Gießen bleibt es bei Rot-Grün. Nur in Fulda hat die CDU aus einer Koalition (mit der FDP) heraus die absolute Mehrheit zurückerobert. In Darmstadt stürzte die SPD von 42,9 auf 34,4 Prozent (minus 8,5), blieb aber stärkste Partei vor der CDU, die sich von 26,8 auf 30,2 (plus 3,4) steigerte. Gewinner sind die Grünen mit 25,4 Prozent (1989: 19,0 Prozent). Die Republikaner waren nicht angetreten.

VOLLEYBALL BUNDESLIGA, Männer: VfB Friedrichshafen - 1. VC Hamburg 3:0 (15:11, 15:8, 15:7), TuS Kriftel - SCC Berlin 0:3 (2:15, 3:15, 6:15), SV Bayer Wuppertal - ASV Dachau 2:3 (15:12, 15:13, 9:15, 9:15, 10:15), SC Leipzig - Post Telekom Berlin 2:3 (11:15, 9:15, 15:10, 15:4, 18:20).

BUNDESLIGA, Frauen: TSG Tübingen - CJD Berlin 1:3 (15:11, 1:15, 1:15, 5:15), VfL Vechta-Oythe - TSV Bayer 04 Leverkusen 3:0 (15:13, 15:4, 15:12), Bayern Lohhof - VC Straubing 3:0 (17:15, 15:4, 15:1), VG Alstertal-Harksheide - CJD Feuerbach 1:3 (12:15, 4:15, 17:15, 9:15), 1. VC Schwerte - SG Rupenhorn 3:2 (8:15, 15:11, 15:4, 7:15, 15:9).

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: FTM Schwabing - VfL Sindelfingen 3:0, USV TU Dresden - SV Schwaig 2:3, VBC Ludwigshafen - SV Fellbach 0:3, USC Gießen - SSV Nordhausen 0:3, SV Lohhof - Internat Höchst 3:0, VGF Marktredwitz - SV Schwaig 3:0.

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: SC Leipzig - TV Metternich 3:0, TG Rüsselsheim - Ettlinger SV 1:3, TSV Schmiden - VC Wiesbaden 3:1.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen: SV Saar 05 Saarbrücken - TuS Griesheim 0:3.

Nach 10-km-Sieg in Lillehammer Pechvogel Frank Luck feiert sein Comeback

Seine schwärzeste Sportler-Stunde erlebte Frank Luck ausgerechnet im Kreise seiner Lieben. "Das war schlimm", erinnert sich der 26jährige aus Oberhof jenes Momentes, da Deutschlands Biathleten in Albertville Staffel-Gold holten - ohne Luck, der zwangsweise mit der TV-Perspektive Vorlieb nehmen mußte. Vier Wochen zuvor hatte sich der ehemalige Doppel-Weltmeister ein paar dicke Bakken geholt. Von seinem Töchterchen, die sich gerade mit Ziegenpeter herumquälte.

Spätestens, als bei der Generalprobe für die Winterspiele im kommenden Jahr auf der hochmodernen Videowand im Birkebeineren-Stadion zu Lillehammer nach dem 10-km-Sprint vor seinem Namen eine "1" aufleuchtete und nicht wieder verschwand, rückte dieser Augenblick endgültig in weite Ferne. "Das war dringend nötig", meinte Luck nach seinem ersten Weltcup-Erfolg seit über zwei Jahren erleichtert.

Dabei steht Luck erst seit vergangenem August wieder voll im Training. Unmittelbar nach überstandener Kinder- Krankheit war er bei der Rückfahrt von einem Trainingslager in einen schweren Autounfall verwickelt worden, bei dem er sich einen komplizierten Daumenbruch zugezogen hatte. Bis Luck nach der fälligen Operation wieder Skistöcke in die Hand nehmen konnte, war es Sommer.

"Der Lucki kommt wieder", war sich Bundestrainer Norbert Baier dennoch sicher und stellte das personifizierte Pech konsequent auf. Zuletzt in der WM- Staffel von Borowetz. Eine durchaus umstrittene Maßnahme. Zumal Luck's Freund und Biathlon-Legende Fritz Fischer (Ruhpolding) dafür nicht zum Einsatz kam.

Auf den künftigen Olympia-Loipen beeindruckte Luck vor allem durch Schnelligkeit und Präzision am windanfälligen Schießstand. In nur 25 Sekunden putzte der Bundeswehrangehörige die insgesamt zehn Scheiben weg und mußte nicht eine Runde im Strafgarten drehen. Das gab schließlich den Ausschlag. Denn sein zweitplazierter Klubkamerad Sven Fischer blieb nur 2,7 Sekunden zurück - trotz dreier Patzer beim Schießen. sid

TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER der Frauen in Delray Beach/Florida (375.000 Dollar), Einzel, Halbfinale: Graf (Brühl) - Huber (Heidelberg) 6:1, 6:1, Sanchez (Spanien) - Coetzer (Südafrika) 6:2, 6:2.

Doppel, Viertelfinale: Sanchez/ Stubbs (Spanien/Australien) - Dahlman/Field (Finnland/ Australien) 6:7 (3:7), 6:1, 6:2, Sawtschenko-Neiland/Novotna (Lettland/Tschechische Republik) - Collins/McQuillan (USA/Australien) 6:2, 7:5.

GRAND-PRIX-TURNIER der Männer in Indian Wells/Kalifornien (1,7 Millionen Dollar), Einzel, Halbfinale: Courier (USA) - Chang (USA) 6:4, 6:4, Ferreira (Südafrika) - Wolkow (Rußland) 7:6 (7:3), 6:3.

Doppel, Halbfinale: Forget/Leconte (Frankreich) - Masur/Kratzman (Australien) 6:4, 6:4, Jensen/Melville (USA) - Keil/Kruger (Südafrika) 4:6, 7:6 (8:6), 6:3.

FECHTEN DEGEN-WELTCUPTURNIER der Männer in London, Finale: Felisiak (Tauberbischofsheim) - Strzalka (Tauberbischofsheim) 5:2, 6:5. - Halbfinale: Felisiak - Pena (Spanien) 5:2, 6:4, Strzalka - Maroto (Spanien) 5:3, 6:5. - Viertelfinale: Felisiak - Krajewski (Tauberbischofsheim) 6:5, 3:5, 7:6, Pena - Mazzoni (Italien) 5:2, 4:6, 6:4, Maroto - Flegler (Tauberbischofsheim) 6:4, 5:2, Strzalka - Leroux (Frankreich) 5:6, 6:5, 5:3. - Endstand: 1. Felisiak, 2. Strzalka, 3. Pena, 4. Maroto, 5. Mazzoni, 6. Flegler, 7. Leroux, 8. Krajewski, 9. Steifensand (Bonn), 10. Proske (Berlin), ... 13. Draenert (Heidenheim), ... 17. Stephan (Tauberbischofsheim). - Weltcup-Gesamtstand nach sieben Turnieren: 1. Mazzoli 206 Punkte, 2. Randazzo (Italien) 139, 3. Henry 137, 4. Srecki (beide Frankreich) 119, 5. Borrmann (Tauberbischofsheim) 104. - Deutsche Rangliste nach fünf Wertungs-Turnieren: 1. Draenert 68,7 Punkte, 2. Proske und Strzala je 66,5, 4. Schmitt (Leverkusen) und Felisiak je 61,3, 6. Flegler 44,5, 7. Borrmann 33,8, 8. Krajewski 31,6, 9. Steifensand 30,4, 10. Reznitschenko (Tauberbischofsheim) 25,2.

BOXEN PROFI-WELTMEISTERSCHAFT, Weltergewicht: Whitaker (USA) 3:0-Punktsieger über Titelverteidiger McGirt (beide USA).

Supermittelgewicht: Benn (England) 3:0- Punktsieger über Galvano (Italien).

Cruisergewicht: Wamba (Frankreich) 3:0- Punktsieger über Vedder (USA).

Superbantamgewicht Vasquez (Puerto Rico) 3:0-Punktsieger über Mendoza (Kolumbien).

Fliegengewicht :Sitbangprachan (Thailand) technischer K.o.-Sieger 4. Runde über Perez (Mexiko).

Europameisterschaft im Halbweltergewicht: Kayumba (Frankreich) technischer K.o.-Sieger 11. Runde über McCreath (England).

Regeländerung in der 2. Liga? Darmstadt will nur noch fünf absteigen lassen

Verantwortliche des in argen Abstriegsnöten steckenden SV Darmstadt 98 haben dieser Tage den Vorschlag unterbreitet, das Reglement noch während der laufenden Saison zu ändern und nur fünf statt sieben Mannschaften absteigen zu lassen. Angesichts der immer bedrohlicher werdenden Lage vieler Vereine findet das "Darmstädter Modell" zunehmend Anklang. "Ich finde den Vorschlag vernünftig. Die Gesundschrumpfung der Zweiten Liga kann noch ein Jahr hinausgezögert werden", so Trainer Rainer Adrion von der SpVgg. Unterhaching.

Doch so leicht läßt sich die Idee nicht umsetzen. "Es ist ein ehernes Gesetz, die Wettbewerbsbedingungen innerhalb einer laufenden Saison nicht zu verändern", sagte Wolfgang Niersbach, Pressesprecher des Deutschen Fußball-Bundes. Beim DFB ist noch kein offizieller Antrag des Liga-Ausschusses eingegangen. Das "Darmstädter Modell" ist bei der nächsten Vollversammlung am 9. März Thema Nummer eins. Einen Tag zuvor treffen sich die Vertreter der Zweiten Liga, um über das Problem zu diskutieren.

TANZEN GRAND-PRIX der Professionals in den Standardtänzen, German Masters in Troisdorf: 1. Jörgens/Jörgens-Neubert (Hamburg) Platzziffer 6, 2. Beck/Beck (Ludwigsburg) 14, 3. Knief/ Knief (Norderstedt) 17, 4. Müller/Maibauer (Mannheim) 26, 5. Fürmeyer/Beinhauer (Norderstedt) 28, 6. Meißner/Weigert (Augsburg) 35.

Tennis Steffi Graf fertigt Anke Huber glatt ab

Den ersten Saisonsieg in Delray Beach und den zweiten in Indian Wells nach 1991 peilen die Brühlerin Steffi Graf und der Amerikaner Jim Courier bei den internationalen Tennisturnieren in Florida und Kalifornien an. Das Turnier-Wochenende komplettiert zudem das Außenseiter-Finale in Kopenhagen zwischen dem Schweden Nicklas Kulti und Andrej Olchowski aus Rußland.

Einen Klassenunterschied im Duell der beiden besten deutschen Tennisspielerinnen demonstrierte die viermalige Wimbledonsiegerin Steffi Graf aus Brühl im Halbfinale des 375 000-Dollar-Turniers von Delray Beach gegen die Heidelbergerin Anke Huber. Mit 6:1, 6:1 fegte die Weltranglisten-Zweite ihre neun Plätze im WTA-Computer hinter ihr geführte Gegnerin vom Platz und zog ins Finale gegen Arantxa Sanchez (bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch nicht beendet) ein. Die Spanierin hatte zuvor in 73 Minuten 6:2, 6:2 gegen Amanda Coetzer aus Südafrika gewonnen.

"Ich habe heute solide gespielt. Ich wollte einfach nur ruhig bleiben, und Anke hat zuviel probiert", erklärte die 23 Jahre alte Titelverteidigerin Steffi Graf, die auch den insgesamt fünften Vergleich gegen die fünf Jahre jüngere Karlsdorferin ohne Satzverlust überstand. Diesmal reichte der Olympiasiegerin von 1988 dabei ein solides Grundlinienspiel, das sie im zweiten Satz mit einem Rückhandschlag zum Matchball beendete.

"Ich glaube schon, daß ich mit meinem Spiel auf dem richtigen Weg war. Ich habe versucht ans Netz zu gehen, was eigentlich nicht mein Stil ist. Aber dann habe ich einfach auch zu viele Fehler gemacht", erklärte Anke Huber, für die der Computer insgesamt 45 Fehler, davon sechs Doppelfehler im zweiten Satz aufzeigte. Die Heidelbergerin war von Beginn an chancenlos.

Als hoher Favorit steht Jim Courier im Finale des mit 1,7 Millionen Dollar dotierten Grand Prix in Indian Wells gegen den Südafrikaner Wayne Ferreira. Einen Tag nach seiner Wahl zum "Tennis-Spieler des Jahres 1992" nahm der Weltranglisten-Erste die vorletzte Hürde für seinen zweiten Sieg in Indian Wells nach 1991 mit einem 6:4, 6:4-Erfolg über seinen Landsmann Michael Chang.

"Ich mußte mich gewaltig steigern", erklärte der an Nummer eins gesetzte Australian-Open-Sieger, der in beiden Sätzen jeweils schon mit 0:2 zurücklag. Keine große Mühe hatte der an Nummer 14 eingestufte Ferreira beim 7:6 (7:3), 6:3 gegen den einen Platz hinter ihm gesetzten Russen Alexander Wolkow. Ohne Aufschlagverlust setzte sich der 17. der Weltrangliste nach 64 Minuten gegen seinen fünf Plätze tiefer im ATC-Computer geführten Kontrahenten durch, der dabei gleich elf Asse passieren lassen mußte.

Im mit 175 000 Dollar dotierten Grand Prix von Kopenhagen erreichte Olchowsky das Endspiel kampflos, da Titelverteidiger Magnus Larsson aus Schweden wegen einer Nackenverletzung im Halbfinale passen mußte. sid

Beim Biathlon-Weltcup in der Olympiastadt Lillehammer: Sylke Humanik verirrte sich im Wechselgarten Deutsche Frauen-Staffel disqualifiziert / DSV-Herren überzeugten mit guter Leistung

Mit einer Panne endeten aus Sicht der deutschen Biathletinnen die Weltcup- Wettbewerbe von Lillehammer. Auf der Olympia-Strecke von 1994 wurde die 4x7,5-km-Staffel des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) wegen unerlaubten Verlassens der Wettkampfstrecke disqualifiziert. Der Sieg ging an Frankreich.

Die Oberwiesenthalerin Sylke Humanik, die nach Uschi Disl (Moosham) und Olympiasiegerin Antje Misersky (Oberhof) auf die Piste gegangen war, hatte sich im Wechselgarten verlaufen. Für die zu diesem Zeitpunkt an zweiter Stelle liegende deutsche Staffel bedeutete dieser Fehler das Aus, obwohl Schlußläuferin Simone Greiner-Petter-Memm als Sechste das Rennen noch beendete.

Als gutes Omen für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr wollte Bundestrainer Norbert Baier die erfolgreiche deutsche Skijagd in der norwegischen Provinz Oppland gewertet wissen. "Es ist immer ein beruhigendes Gefühl, wenn man auf einer Olympiastrecke bereits vorher Erfolge hat", kommentierte Baier das Abschneiden seines Männer-Teams.

Vor allem im 10-km-Sprint boten die Männer um Doppel-Olympiasieger Mark Kirchner eine glänzende Vorstellung und belegten durch die Oberhofer Frank Luck, Sven Fischer sowie Kirchner die Plätze eins, zwei und vier. Für Luck war es der erste Weltcup-Erfolg nach über zwei Jahren.

Außerdem liefen auch die beiden Ruhpoldinger Rico Gross (11.) und Jens Steinigen (16.) in die Weltcup-Ränge und komplettierten so die beste Saisonleistung der Deutschen. "Das ist meine Strecke. Hier geht es richtig zur Sache", meinte Mannschafts-Weltmeister Sven Fischer, der trotz dreier Strafrunden über 10 km den ersten Weltcup-Sieg seiner Karriere nur um 2,7 Sekunden verfehlte. Auch Kirchner, der im Vorfeld wegen einer schweren Grippe-Erkrankung pausieren mußte und eigentlich nur nach Lillehammer gefahren war, um "mal ein paar Runden auf der Olympiapiste zu rennen", zeigte sich zufrieden.

Während die deutschen Männer in Lillehammer das Niveau bestimmten, plagten sich die Frauen von Bundestrainer Uwe Müssiggang regelrecht über die Distanz. "Ich bin so fertig. Ich weiß gar nicht, wie ich die letzten Meter geschafft habe", meinte Uschi Disl, die auf den Laufstrecken viel Zeit verlor.

Weltmeisterin Petra Schaaf (Willingen) fehlte wegen einer Knieverletzung ebenso, wie die kurzfristig erkrankte Ilka Schneider aus Altenberg. So konnte Müssiggang letztlich nur mit Olympiasiegerin Antje Misersky zufrieden sein, die nach schwacher WM-Form zum Saisonende endlich in Schwung zu kommen scheint. Über 15 km noch durch sechs Strafminuten beim Schießen hoffnungslos zurückgeworfen, kam die Oberhoferin beim 7,5- km-Sprint auf den dritten Platz. sid

WM-Lauf Rallye Portugal Delecour nach erstem Sieg Spitzenreiter

Nach den sensationellen Erfolgen mit Michael Schumachers Benetton-Team in der Formel 1 ist Ford auch in der Rallye- Weltmeisterschaft endgültig auf die Siegerstraße eingebogen. Der Franzose François Delecour und der Italiener Biasion sorgten bei der Rallye Portugal, dritter von 13 WM-Läufen, mit dem Escort Cosworth für einen Doppelsieg.

Der bisherige Pechvogel Delecour, im Januar in Monte Carlo erst kurz vor dem Ziel abgefangen, eroberte durch seinen ersten WM-Erfolg mit 35 Punkten die Führung in der Gesamtwertung vor Biasion (27). Der dreimalige Portugal-Gewinner hatte im Ziel in Estoril einen Rückstand von 55 Sekunden auf seinen französischen Markenkollegen. Der Italiener Andrea Aghini sorgte mit Platz drei (2:40 Minuten zurück) für die ersten WM- Punkte des zehnfachen Marken-Weltmeisters und Titelverteidigers Lancia.

Für Armin Schwarz (Oberreichenbach) bleibt Portugal ein schlechtes Pflaster. Der zweimaligen Deutsche Meister, der bei dieser Rallye noch nie ins Ziel kam, mußte seine Hoffnungen nach einem Crash gegen eine Hauswand kurz nach dem Start der zweiten Etappe begraben. Schwarz und sein englischer Beifahrer Grist blieben unverletzt, während das Fahrzeug total zerstört wurde. sid

Abfahrt und Super-G der Frauen in Morzine Abfahrtskönigin Seizinger mit furiosem Finale Zweiter Sieg im Abfahrts-Weltcup / Im Super-G knapp hinter Compagnoni

Abfahrtskönigin Katja Seizinger (Halblech) bleibt im alpinen Ski-Weltcup das Maß aller Dinge. Nach dem vierten Saisonsieg bei der Abfahrt im französischen Morzine und der erfolgreichen Titelverteidigung im Disziplin-Weltcup raste die 20 Jahre alte Weltmeisterin tags darauf beim Super-G auf den zweiten Platz. In 1:12,80 Minuten mußte sie sich nur Olympiasiegerin Deborah Compagnoni (1:12,66) aus Italien geschlagen geben, die zum ersten Saison- und zweiten Weltcupsieg ihrer Karriere fuhr.

Mit dem furiosen Schlußspurt setzte Katja Seizinger ihre Aufholjagd im Gesamt-Weltcup auf die Österreicherin Anita Wachter fort. Zwar verteidigte die zweimalige Medaillen-Gewinnerin von Morioka mit Platz drei im Super-G (1:12,96) ihre Führung, aber mit nunmehr 1027 Punkten schrumpfte der bislang sichere Vorsprung auf die Deutsche (932) nach 23 von 35 Wettbewerben weiter zusammen. Katja Seiziger ist die einzige Rennläuferin, die zweimal hintereinander in Morzine gewann und die einzige mit drei Saisonsiegen in der Abfahrt nach ihren Erfolgen in Cortina d&rquote;Ampezzo und Veysonnaz.

Martina Ertl, Regina Häusl und Miriam Vogt machten mit den Plätzen zehn, elf und 13 im Super-G die deutsche Erfolgstage in den tief verschneiten französischen Alpen perfekt. "Das ist ein Super- Gefühl", schwärmte Katja Seizinger nach dem neuerlichen Triumph im Abfahrts- Weltcup: "Für mich ist dieser Gesamtsieg eine weitaus größere sportliche Leistung als der Weltmeister-Titel, auch wenn der für die Öffentlichkeit ganz sicher mehr zählt."

Am Ende der anspruchsvollen Neuschneepiste lag die 20jährige in in 1:18,88 Minuten nur einen Wimpernschlag oder zwei Hunderstel vor ihrer Team-Kollegin Regina Häusl (1:18,90), die sich nach dem WM-Tief von Morioka mit dem zweitbesten Resultat ihrer Karriere eindrucksvoll zurückmeldete. Ganze 40 Zentimeter trennten die erste und die zweite nach 2050 Metern im Ziel. Rang drei belegte die norwegische WM-Zweite Astrid Loedemel (1:19,06) vor der Französin Carole Merle (1:19,21).

Rosi Renoth (Schellenberg) erreichte mit Platz fünf (1:19,61) das beste Weltcup- Resultat ihrer Karriere, Kombi-Weltmeisterin Miriam Vogt (Starnberg) und die WM-Sechste Ulrike Stanggassinger (Berchtesgaden) landeten auf den Plätzen elf und zwölf. Vor den letzten beiden Abfahrtsläufen in Lillehammer (Norwegen) und Are (Schweden) führt Seizinger im Disziplin-Weltcup uneinholbar mit 580 Punkten vor Regina Häusl (297) und Carole Merle (280).

Nach dem einzigen Trainingslauf am Freitag, den sie mit über eineinhalb Sekunden Vorsprung gewann, hatte sich Katja Seiziger noch darüber beklagt, die Piste sei zu weich und das sei nicht gut für ihren aggressiven Stil. Im Rennen war auf verkürzter Strecke davon nichts zu sehen. Bei der letzten Zwischenzeit lag Häusl noch fünf Hunderstel vorn, doch dann sicherte sich Katja Seizinger mit einem starken Schlußspurt noch den achten Weltcupsieg ihrer Karriere.

"Da hätte ich gestern abend noch einen Knödel mehr essen müssen. Auf dem Flachstück hat mir ein Kilo gefehlt", scherzte die knapp geschlagene Regina Häusl (19), die nach dem ersten Sieg von Cortina in eine Krise geraten war. "Das war verdammt knapp", seufzte denn auch die Siegerin erleichtert: "Eine solche Leistung hätte ich der Resi wirklich nicht zugetraut."

Bei der WM-Abfahrt im stürmischen Morioka hatte sich Katja Seizinger mit Platz vier benügen müssen, im Weltcup war sie konstanter und besser als alle anderen. Die Saisonplazierungen vier, zwei, drei, eins, vier, eins, sechs und eins sprechen für sich.

Finanziell hat sich der Ausflug für Katja Seizinger, die wie Deborah Compagnoni in Morzine ihren Vorjahressieg wiederholte, jedenfalls gelohnt. 50 500 Mark gab es als Prämie vom deutschen Pool für die Abfahrt, 26 800 Mark für den zweiten Platz im Super-G. Dazu kamen 22 200 Mark für den Disziplin-Weltcup und ein Preisgeld von 90 000 Franc (27 000 Mark). Alles zusammen ergab 126 500 Mark - kein schlechter Lohn für zwei Tage Arbeit. sid/dpa

BOXEN CHEMIE-POKAL in Halle, Amateure, Finalkämpfe, Halbfliegengewicht: Quast (Leverkusen) Punktsieger 15:7 über Velasco (Philippinen, 3. Rzany (Polen) und Romero (Kuba).

Fliegengewicht: Lunca (Österreich) RSC (Überlegenheit)-Sieger 3. Runde über Schade (Cottbus), 3. Kärkkäinen (Finnland) und Font (Kuba).

Bantamgewicht: Skrjabin (Moldawien) PS 10:9 über Krüger (Berlin), 3. Kaski (Finnland) und Vicera (Philippinen).

Federgewicht: Hinz (Schwerin) PS 5:4 über Carrion (Kuba), 3. Misiunas (Litauen) und Sygmund (Frankfurt/Oder).

Leichtgewicht: Rudolph (Cottbus) PS 15:1 über Schwarzmann (Halle), 3. Skrjabin (Moldawien) und Balboa (Philippinen).

Halbweltergewicht: Urkal (Berlin) PS 10:6 über Zülow (Schwerin), 3. Iribarren (Kuba) und Simak (Tschechische Republik).

Weltergewicht: Otto (Ahlen) PS 4:2 über Kudinow (Ukraine), 3. Chavez (Philippinen) und Saeger (Schwerin).

Halbmittelgewocht: Duvergel (Kuba) PS 17:0 über Tschernyschow (Lettland), 3. Dzemski und Knabe (beide Halle).

Mittelgewicht: Eigenbrodt (Frankfurt/Oder) PS 16:13 über Ottke (Karlsruhe), 3. Dzedaravicius (Litauen) und Hoppstock (Halle).

Halbschwergewicht: May (Frankfurt/Oder) PS 5:2 über Vega (Kuba), 3. Burkow (Estland) und Dawidow (Bulgarien).

Schwergewicht: Teuchert (Freiburg) PS 7:1 über Hanke (Berlin), 3. Stefanopoulos (Griechenland) und Breitbarth (Leverkusen).

Superschwergewicht: Prismantas (Litauen) PS 10:2 über Kihlström (Finnland), 3. Neumann (Halle) und Jassas (Lettland).

SKI NORDISCH 30 km (Freistil): 1. Mogren (Schweden) 1:21:14,2 Stunden, 2. Smirnow (Kasachstan) 1:21:30,4, 3. Korunka (Tschechische Republik) 1:21:56,5, 4. Polvara 1:21:58,4, 5. Fauner (beide Italien) 1:21:59,0, 6. Balland (Frankreich) 1:22:06,1, 7. Dählie (Norwegen) 1:22:14,2, 8. Botwinow (Rußland) 1:22:26,4, 9. Alsgaard (Norwegen) 1:22:30,7, 10. Benc (Tschechische Republik) 1:22:47,2, . . . 12. Mühlegg (Marktoberdorf) 1:23:05,1, . . . 18. Schlickenrieder (Schliersee) 1:23:56,4, . . . 27. Kuss (Brend) 1:25:07,7, . . . 48. Neuber (Oberwiesenthal) 1:27:08,9, . . . 50. Behle (Willingen) 1:27:44,7, . . . 54. Rein (Altenau) 1:28:19,9. - Stand im Gesamt-Weltcup: 1. Dählie 628 Punkte, 2. Smirnow 620, 3. Ulvang (Norwegen) 543, 4. Mogren 430, 5. Botwinow 274, 6. Albarello (Italien) 251, 7. Fauner 232, 8. Konrunka 226, 9. Langli (Norwegen) 203, 10. Majbäck (Schweden) 194, . . . 15. Mühlegg 149, . . . 19. Behle 120, . . . 43. Schlickenrieder 33, . . . 58. Kuss 20, . . . 69. Neuber 14.

Tischtennis-DM in Münster Streit um zweiten Ausländer Konflikt im DTTB / Vorläufig sieben Frauen für WM nominiert

Die sportlichen Überraschungen waren Mangelware bei den 61. Deutschen Tischtennis-Meisterschaften in Münster. Die Favoriten - allen voran Europameister Jörg Roßkopf - machten die Titel bei der letzten Möglichkeit zur Qualifikation für die Weltmeisterschaften in Göteborg (11. bis 23. Mai) fast unter sich aus. Dafür aber brachten zahlreiche Sitzungen der Spitzengremien des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) und auch der Bundesligisten Ergebnisse, die weiterhin für Zündstoff in dem derzeit ohnehin gestörten Verhältnis zwischen Verband und Vereinen sorgen werden.

"Wir haben sehr gute Leistungen gesehen. Besonders einige junge Spielerinnen haben überrascht", zog Chefbundestrainerin Eva Jeler ein positives Fazit. Über 5000 Zuschauer passierten an den drei Tagen die Kassenhäuschen, am Schlußtag war die Halle Münsterland mit 2500 Anhängern sogar ausverkauft. "Die Atmosphäre war klasse", schwärmte DTTB- Präsident Hans Wilhelm Gäb.

Von großer Bedeutung war auch die Vergabe der WM-Tickets. Der Sportausschuß des DTTB nominierte erwartungsgemäß Jörg Roßkopf sowie Steffen Fetzner und Sascha Köstner (alle Düsseldorf), den in Münster fehlenden Lübecker Peter Franz (Schulterprobleme) sowie Fetzners Viertelfinal-Bezwinger Richard Prause und dessen Grenzauer Klubkollegen Oliver Alke.

Bei den Damen wurden vorläufig Olga Nemes, Elke Schall (beide Dülmen) trotz ihres Achtelfinal-K. o.s, die im Viertelfinale gescheiterte Titelverteidigerin Christiane Praedel (Glane), Christina Fischer (Langweid) und die Steinhagenerinnen Nicole Struse, Cornelia Faltermaier und Jie Schöpp berufen.

Zwei Spielerinnen fallen allerdings noch aus dem Kader heraus. Für die seit Januar eingedeutschte Jie Schöpp, die bislang nur in den Einzel-Konkurrenzen für Deutschland spielen darf, strebt der DTTB eine Ausnahmegenehmigung für den Mannschafts-Start an, über die dann schließlich der Weltverband ITTF entscheiden muß.

Derweil wurde im Konflikt zwischen dem DTTB und der Bundesliga die nächste Runde eingeläutet. Der Verband der Tischtennis-Bundesligisten (VTTB) will Sitz und Stimme des Bundesliga-Sprechers im DTTB-Sportausschuß übernehmen. Als neuer Vorsitzender wurde Karl Kamps (Grenzau) gewählt, der bisher Sprecher der Bundesliga-Klubs der Männer war.

Fast hatte es den Anschein, daß der 15 Mitglieder zählende VTTB den DTTB vor vollendete Tatsachen stellen wollte, obwohl Kamps meinte: "Wir wünschen eine sachliche Kooperation und keine Konfrontation mit dem DTTB." DTTB-Sportwart Eberhard Schöler sieht im Sportausschuß trotzdem keinen Platz für den wichtigen VTTB: "Dazu fehlt die Basis, weil es unserer Satzung nicht entspricht und nicht alle Vereine repräsentiert sind."

So scheint ein neuer Disput unausweichlich. Manager Lothar Löchner, dessen Klub Heilbronn-Sontheim wie auch Düsseldorf, Hannover und der vor dem Konkurs stehende TTC Esslingen nicht dem VTTB angehören, meinte: "Mit diesen Methoden wird den Vereinen mehr geschadet als genutzt." Konfliktstoff ist also reichlich vorhanden. So plant der DTTB nach langem Zögern im Zuge des EG-Binnenmarktes ab der Spielzeit 1993/94 die Zulassung eines zweiten Ausländers in den Vereinen, der aber aus der EG kommen muß. Der VTTB dagegen fordert generell die Zulassung eines zweiten Ausländers. sid

SKI NORDISCH WASALAUF über 90 km von Saelen nach Mora: 1. Westin (Schweden) 4:02,10 Stunden, 2. Danielsson (Schweden) 4:02,11, 3. Skaanes (Norwegen) 4:02,12, 4. Ottosson (Schweden) 4:02,18, 5. Jevne (Norwegen) 4:03,02, 6. Hansson (Schweden) 4:05,06, 7. de Zolt (Italien) 4:05,47, 8. Nordbaeck (Schweden) 4:05,48, 9. Udnaes (Schweden) 4:05,09, 10. Petrasek (Tschechoslowakei) 4:05,09, ... 230.

EISSCHNELLAUF WELTCUP in Inzell, Männer, 500 m, Stand im Gesamt-Weltcup: 1. Jansen (USA) 192 Punkte, 2. Klewschenja (Rußland) 163, 3. Schelesowski (Rußland) 160, 4. Miyabe (Japan) 152, 5. Golubjew (Rußland) 143, 6. Ireland (Kanada) 111, ... 19. Jankowski (Mainz) 38, ... 24. Pfeiffer (Erfurt) 27, ... 29. Wichmann (Berlin) 22, ... 31. Funke (Erfurt) 15, ... 34. Reyes-Loredo (Erfurt) 6.

1.000 m, Weltcup-Gesamtstand: 1. Schelesowski 175 Punkte, 2. Jansen 147, 3. Chupira (Russland) 113, 4. Klewschenja 110, 5. Brunner (Österreich) 103, 6. Ireland 100, ... 19. Wichmann 30, 20. Adeberg 27, ... 22. Funke 20, ... 26. Pfeiffer 16, ... 33. Zinke (Berlin) 7.

5.000 m, Weltcup-Gesamtstand: 1. Veldkamp (Niederlande) 97 Punkte, 2. Ritsma (Niederlande) 84, 3. Koss (Norwegen) 83, 4. Zandstra (Niederlande) 79, 5. Radke (Polen) 60, 6. Storelid (Norwegen) 53, ... 11. Tröger (Inzell) 37, ... 16. Dittrich (Chemnitz) 29, ... 28. Tonat (Berlin) 5, 29. Jeklic (Inzell) 5.

Frauen, 500 m, Gesamtstand: 1. Ye (China) Punkte, 2. Blair (USA) 108, 3. Auch (Kanada) 88, 4. Shimazaki (Japan) 87, 5. Lemay (Kanada) und Yon (Südkorea) beide 76, 7. Baier (Erfurt) 67, ... 12. Völker (Erfurt) 45, ... 16. Garbrecht (Berlin) 28, ... 23. Zummack (Berlin) 13, ... 25. Schenk (Erfurt) 10.

1.000 m, Weltcup-Gesamtstand: 1. Blair 117 Punkte, 2. Ye 105, 3. Baier 93, 4. Hashimoto (Japan) 85, 5. Aaftink (Niederlande) 81, 6. Hoiseth (Norwegen) 72, 7. Völker 62, ... 11. Börner 48, 12. Schenk (Erfurt) 46, 13. Garbrecht 42, ... 24. Adeberg 17.

1.500 m, Weltcup-Gesamtstand: 1. Niemann (Erfurt) 75 Punkte, 2. Hunyady (Österreich) 66, 3. Warnicke (Erfurt) 60, 4. Baschanowa (Rußland) 58, 5. Poloschkowa (Rußland) 56, 6. Blair (USA) 45, ... 10. Garbrecht (Berlin) 34, 11. Pechstein (Berlin) 33, ... 13. Adeberg (Berlin) 24, ... 21. Börner (Berlin) 12, ... 28. Mischke (Berlin) 6.

3.000 m, Weltcup-Gesamtstand: 1. Niemann 125 Punkte, 2. Warnicke 113, 3. Zijlstra 94, 4. Baschanowa 90, 5. Hunyady 87, 6. Belci 79, 7. Pechstein 60, ... 10. Mischke 47, ... 30. Adeberg 3.

SKI NORDISCH 120-Meter-Schanze: 1. Lunardi (Italien) 224,7 Punkte (110+113,5 Meter), 2. Horngacher (Österreich) 209,4 (107,5+109), 3. Bredesen (Norwegen) 207,8 (110,5+104,5), 4. Kasai (Japan) 206,7 (112,5+101), 5. Sakala (Tschechische Republik) 202,3 (111+101,5), 6. Goldberger (Österreich) 199,8 (99+111), 7. Hakala (Finnland) 191,0 (106+99,5), 8. Yasuzaki (Japan) 188,1 (99,5+109), 9. Duffner (Schönwald) 178,5 (100,5+100), 10. Delaup (Frankreich) 170,9 (105+91,5), ...21. Siegmund (Oberhof) 136,2 (93,5+87,5), ...26. Weißflog (Oberwiesenthal) 129,0 (93,5+82), ...40. Scherer (Rohrhardsberg) 48,6 (80,5), ...56. Hannawald (Hinterzarten) 38,4 (75). - Stand im Gesamt- Weltcup nach 14 Wettbewerben: 1. Rathmayr (Österreich) 171 Punkte, 2. Goldberger 163, 3. Kasai 148, 4. Sakala 147, 5. Duffner 100, 6. Mollard (Frankreich) 91, 7. Bredesen 76, 8. Haim (Österreich) 61, 9. Horngacher 59, 10. Weißflog 58, ...37. Scherer und Thoma (Hinterzarten) je 10, ...48. Wangler (Breitnau) 2, 52. Siegmund 1. - Nordische Kombination, Stand im Gesamt-Weltcup nach sechs Wettbewerben: 1. Ogiwara (Japan) 140 Punkte, 2. Lundberg (Norwegen) 89, 3. Abe 71, 4. Kono (beide Japan) 67, 5. Lewandi (Estland) 58, 6. Apeland (Norwegen) und Guy (Frankreich) je 36, 8. Cuendet (Schweiz) und Elden (Norwegen) je 32, 10. Schaad (Schweiz) und Vik (Norwegen) je 31, 12. Dufter (Hammer) 23, ...14. Deimel (Winterberg) 19, 15. Pohl (Schonach) und Schwaar (Klingenthal) je 15, ...18. Leonhardt (Oberwiesenthal) 11, ...32. Braun (Baiersbronn) 2.

GOLF "MEDITERRANIA OPEN" in El Saler/Spanien (540 000 Mark): 1. Nobilo (Neuseeland) 279 Punkte (71+69+67+72), 2. Brand Jr. 280 (70+72+70+68), Feherty (beide Großbritannien) 280 (70+69+ 72+69), 4. Olazabal (Spanien) 281 (71+69+75+66), Rocca (Italien) 281 (70+72+71+68), Luna (Spanien) 281 (67+72+72+70), Levet (Frankreich) 281 (71+70+69+71), 8. Payne 282 (68+67+78+69), Gilford (beide Großbritannien) 282 (70+73+70+69), Parnevik 282 (71+67+73+71), Lanner (beide Schweden) 282 (73+69+69+71), Roe (Großbritannien) 282 (69+70+70+73), ... 21. Langer (Anhausen) 285 (72+74+69+70), ... 43. Thül (Köln) 290 (69+73+75+73).

EISSPEEDWAY TEAM-WELTMEISTERSCHAFT in Assen/ Holland, Finale: 1. Rußland (Fadejew, Balaschow, Iwanow) 75 Punkte, 2. Schweden (Svensson, Serenius, Westlund) 66, 3. Holland (Munnecom, Bootsma, van der Helm) 48, 4. Deuschland (Lang, Weber, Baumann) 30, 5. Italien (Ravagnani, Dal Bosco, Vesprini) 18.

RADSPORT PARIS-NIZZA, erste Etappe in Fontenay- sous-Bois (Einzelzeitfahren über 7,7 km in): 1. Zülle (Schweiz), 9:19 Minuten, 2. Breukink (Niederlande) 0,45 Sekunden zurück, 3. Moreau (Frankreich) 0,76, 4. Rominger (Schweiz) 4, 5. Bernard 7, 6. Brochard 8, 7. Colotti (alle Frankreich) 9, 8. Mauri (Spanien) 9, 9. Hodge (Australien), 10. Jeker beide 11, ... 15. Järmann (beide Schweiz) 13, ... 66. Ludwig (Gera) 32, ... 74. Aldag (Ahlen) 35, ... 81. Lehnert (Dortmund) 37, ... 84. Hundertmark (Kelsterbach) 38, ... 108. Trumheller (Dortmund) 45, ... 141. Gröne (Recklinghausen) 58, ... 143. Audehm (Dortmund) 59.

Deutschen Rekord gesprungen Holl schwingt sich mit Stab über 5,80 m

Der Stuttgarter Werner Holl präsentierte sich am Sonntag beim Stabhochsprung-Meeting im bayerischen Nördlingen in Rekordlaune: Viermal verbesserte der 23 Jahre alte Schwabe den deutschen Hallenrekord, der am Ende auf 5,80 m geschraubt wurde. Bislang stand die Bestmarke bei 5,65 m, die der Wattenscheider Peter Volmer 1984 ebenfalls in Nördlingen aufgestellt hatte. Die zweistündige Solo- Show des Werner Holl begann mit dem Sprung über 5,66 m. Danach gelangen ihm Sprünge über 5,71 m, 5,76 m und schließlich über 5,80 m. sid

Fußball/Spanien/Zahlen

SPANIEN, 25. Spieltag: Atletico Madrid - Real Oviedo 2:1, FC Cadiz - Rayo Vallecano 1:1, Espanol Barcelona - Celta Vigo 0:0, Real Saragossa - FC Sevilla 2:1, Athletico Bilbao - FC Osasuna 1:0, CD Logrones - Real Sociedad San Sebastian 0:1, FC Valencia - Real Madrid 1:2, Deportivo La Coruna - CD Teneriffa 2:2, Albacete - FC Barcelona 0:2, Sporting Gijon - Real Burgos 0:0. - Tabellenspitze: 1. FC Barcelona 38:12 Punkte/61:24 Tore, 2. Real Madrid 38:12/48:19, 3. Deprotivo La Coruna 37:13/46:19, 4. FC Valencia 30:20/36:22.

Tennis-Turniere Klare Finalsiege für Graf und Courier

Nach 112tägiger Durststrecke hat Steffi Graf in ihrer "zweiten Heimat" Florida in ihrem 91. Endspiel ihren 70. Einzeltitel gewonnen. Im Endspiel des mit 375 000 Dollar dotierten Turniers in Delray Beach besiegte die 23 Jahre alte Weltranglistenzweite aus Brühl die hinter ihr an Nummer zwei gesetzte Spanierin Arantxa Sanchez mit 6:4, 6:3. 6500 Zuschauer beim Endspiel schraubten die Gesamt-Zuschauerzahl auf den neuen Frauen-Freiluft-Rekord von 80 163 Besucher.

Der letzte Titelgewinn datierte vom 15. November 1992 in Philadelphia, ebenfalls im Endspiel gegen Arantxa Sanchez. Danach gab es die Erstrunden-Pleite beim New Yorker Masters gegen Lori McNeil (USA), das verlorene Finale bei den Australian Open gegen Monica Seles (Jugoslawien) und die Halbfinal-Schlappe gegen Martina Navratilova (USA) in Tokio. Auf Indian Wells in der Vorwoche mußte Steffi Graf wegen Bauchmuskelzerrung verzichten.

In einem von zahlreichen Aufschlagverlusten geprägten Finale wurde Steffi im zweiten Durchgang von einer Oberschenkelverletzung ihrer Gegnerin begünstigt, die sich bei 3:4 eine "Auszeit" nehmen mußte und anschließend gegen die entschlossen angreifende Brühlerin gleich den ersten Matchball als "As" an sich vorbeirauschen sah.

Der US-amerikanische Weltranglistenerste Jim Courier gewann in Indian Wells in Kalifornien seinen zwölften Grand-Prix-Titel, gleichzeitig war es nach dem Erfolg bei den Australian Open und in Memphis der dritte Turniersieg in diesem Jahr. Im Endspiel besiegte er den an Nummer 14 eingestuften Südafrikaner Wayne Ferreira überlegen mit 6:3, 6:3, 6:1.

Einen Tag nach seiner Wahl zum "Tennisspieler des Jahres 1992" hatte Courier im Halbfinale die vorletzte Hürde für seinen zweiten Sieg in Indian Wells nach 1991 mit einem 6:4, 6:4-Erfolg über seinen Landsmann Michael Chang genommen.

"Ich mußte mich gewaltig steigern", erklärte der an Nummer eins gesetzte Australian Open-Sieger, der in beiden Sätzen jeweils schon mit 0:2 zurücklag. Erst ein Vorhandfehler des an Nummer vier gesetzten Chang im ersten Satz zum 3:3 und drei Asse von Courier im zweiten Satz zum 3:2 ebneten den Weg zu seinem nun insgesamt 15. Sieg beim 17. Spiel in Folge. Gegen den früheren French Open- Sieger Chang feierte Courier im achten Vergleich den fünften Erfolg, wobei er nun viermal hintereinander als Sieger den Platz verließ.

Keine große Mühe hatte der an Nummer 14 eingestufte Ferreira im Halbfinale beim 7:6 (7:3), 6:3 gegen den einen Platz hinter ihm gesetzten Russen Alexander Wolkow. Ohne Aufschlagverlust setzte sich der 17. der Weltrangliste nach 64 Minuten gegen seinen fünf Plätze tiefer im ATC-Computer geführten Kontrahenten durch, der dabei gleich elf Asse passieren lassen mußte. sid

Tennis-Turnier von Indian Wells Courier unterstreicht seine Spitzenstellung

Der US-amerikanische Weltranglistenerste Jim Courier gewann in Indian Wells in Kalifornien seinen zwölften Grand- Prix-Titel und nach den Australian Open und Memphis den dritten in diesem Jahr. Im Endspiel besiegte er den an Nummer 14 eingestuften Südafrikaner Wayne Ferreira überlegen mit 6:3, 6:3, 6:1.

Einen Tag nach seiner Wahl zum "Tennisspieler des Jahres 1992" hatte Courier im Halbfinale die vorletzte Hürde für seinen zweiten Sieg in Indian Wells nach 1991 mit einem 6:4, 6:4-Erfolg über seinen Landsmann Michael Chang genommen.

"Ich mußte mich gewaltig steigern", erklärte der an Nummer eins gesetzte Australian-Open-Sieger, der in beiden Sätzen jeweils schon mit 0:2 zurücklag. Erst ein Vorhandfehler des an Nummer vier gesetzten Chang im ersten Satz zum 3:3 und drei Asse von Courier im zweiten Satz zum 3:2 ebneten den Weg zu seinem nun insgesamt 15. Sieg beim 17. Spiel in Folge. Gegen den früheren French Open- Sieger Chang feierte Courier im achten Vergleich den fünften Erfolg, wobei er nun viermal hintereinander als Sieger den Platz verließ.

Keine große Mühe hatte der an Nummer 14 eingestufte Ferreira im Halbfinale beim 7:6 (7:3, 6:3) gegen den einen Platz hinter ihm gesetzten Russen Alexander Wolkow. Ohne Aufschlagverlust setzte sich der 17. der Weltrangliste nach 64 Minuten gegen seinen fünf Plätze tiefer im ATC-Computer geführten Kontrahenten durch, der dabei gleich elf Asse passieren lassen mußte. sid

Die "Roten" specken nach fetten Jahren ab Frankfurter Fußball-Oberligist könnte bald viertklassig sein / Wechselt Torjäger Kunz nach Wehen?

Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis Klarheit herrscht. Doch an dem im engeren Kreis der Verantwortlichen beschlossenen Kurs (die FR berichtete) ändert sich nichts. Fußball-Oberligist Rot- Weiß Frankfurt ist kräftig am Abspecken. Ein gesunder Ehrgeiz ist weiter vorhanden, aber größere Ambitionen dürften zunächst einmal ad acta gelegt sein.

Eine delikate Angelegenheit ist damit am Wendepunkt angelangt. Hatten sich die "Roten" unter der Führung von Präsident Wolfgang Steubing einst zum Ziel gesetzt, die Nummer 2 in der Frankfurter Fußball-Hierarchie hinter der Eintracht zu werden und realisierten auch vorübergehend dieses Vorhaben, so ist der bis zum Fehlstart in dieser Saison vehement angestrebte Zweitliga-Aufstieg kein Thema mehr. Die altbekannte Tatsache, daß im Sport der Erfolg trotz aller akribischen Anstrengungen nicht zu kaufen ist, hat sich erneut bewahrheitet und für Ernüchterung bei den Machern vom Brentanobad gesorgt. Statt auf bekannte und damit teure Neuzugänge wird deshalb in Zukunft verstärkt auf billigere Talente gesetzt. Konkret bedeutet das für die kommende Runde: Fast alle Spieler sollen ein finanziell reduziertes Angebot erhalten und wem das nicht paßt, der kann sich einen neuen Verein suchen.

Um das Abwehr-Trio Wimmer, Hoßmang und Kraaz soll eine völlig neue Mannschaft geformt werden. Zu den namhafteren Akteuren, an deren Weiterverpflichtung man ebenfalls interessiert ist, gehören außerdem Roth, Wöber, Schneidt, Brunetti und Kunz. Obwohl ihm als einzigem sogar erhöhte Bezüge in Aussicht gestellt worden sein sollen, sind die Aussichten für die Verhandlungen mit dem in den letzten Monaten groß herausgekommenen Oberliga-Torjäger Kunz eher gering, denn er wird im Sommer auf den Spuren von Trainer Jung vermutlich nach Wehen folgen. Bereits zugesagt von den etablierten Spielern haben bisher nur Torwart Wimmer und Stürmer Roth, außerdem die Nachwuchskräfte Becht, Schur, König und Guerrera.

Völlig offen ist derzeit die Trainerfrage, denn nach dem Hals-über-Kopf-Ausstieg von Robert Jung im Februar haben dessen Nachfolger Walter Schimmel und Assistent Alex Caspary eingeschlagen. Das einzige Problem: Der im Sommer eigentlich als Jugendkoordinator engagierte Schimmel, der zuvor die SGK Bad Homburg in die Landesliga führte, hat ebenso wie der langjährige Stammspieler Caspary nicht den für die Oberliga erforderlichen Trainer-A-Schein. Sollten sie ihre Tätigkeit fortsetzen, müßte eine Sondererlaubnis eingeholt werden. Mit anderen Trainern wurde bisher nicht verhandelt.

Intensiv geredet wurde unterdessen darüber, wie die Zukunft des angesichts der jüngsten Mißerfolge frustrierten Wolfgang Steubing aussieht. Der Präsident hat seit dem 19. September kein Oberliga-Spiel mehr besucht und läßt sich auch nach seinem Rückzug aus dem Eintracht-Verwaltungsrat im Waldstadion nicht mehr sehen, vielmehr dirigiert er aus dem Hintergrund. Dabei macht er keinen Hehl daraus, daß er sich von Italien-Abwanderer Möller bis zum Gros der Rot-Weiß-Spieler an der Nase herumgeführt fühlt: Wo immer er sich mit seinem Geld engagierte, sah er das nicht durch Gegenleistungen honoriert. Ungeachtet dessen hat er wiederholt die Zusage gegeben, zunächst bis 1994 als Präsident den "Roten" zur Verfügung zu stehen.

Es wäre freilich nicht unbedingt eine Überraschung, wenn dann die "Roten" wieder viertklassig wären. Zumindest der sportliche Leiter Wolfgang Kraus macht deutlich, daß die neue Regionalliga eine Nummer zu groß werden könnte, wenn es beim aktuellen Stand der DFB-Planungen bleibt. Selbst von dem in diesem Sommer vor dem Abschluß stehende Umbau des Stadions am Brentanobad, unter anderem im Blick auf die Zweitliga-Ambitionen des Klubs forciert, läßt man sich da nicht unter falschen Druck setzen.

HARALD STENGER

Rund 30 Kinder von der St.-Bonifatius-Gemeinde säuberten den Klein-Karbener Wald Der Dreck füllte viele Säcke

KARBEN. Schon den Selzerbachweg hinauf bis zum Waldrand kam ein ganzer Packen Unrat zusammen. Beim Durchstreifen des Klein-Karbener Forstes wurden die rund 30 Kinder der St.-Bonifatius-Gemeinde noch weiter fündig: Säckeweise Plastikabfälle, Dosen und Flaschen, achtlos in die Landschaft geworfen, aber auch Autoteile und ebenfalls ein im Wald abgekippter Sack mit Hausmüll zählten zur "Ausbeute" ihrer Waldsäuberungsaktion am Samstag morgen.

Gegen Mittag, nach "getaner Arbeit", versammelten sich die "Bonis", wie die von Gertrud Hintz ehrenamtlich geleitete, überkonfessionelle Kindergruppe heißt, am Grillplatz, um sich am Lagerfeuer mit heißer Gulaschsuppe aufzuwärmen und zu stärken. Die Kosten für die Mahlzeit hat die Stadt übernommen. Der Wald auf der Klein-Karbener Pelzkappe zählt zu ihrem Territorium.

Vor zwei Jahren hat Gertrud Hintz (36), die zuvor schon bei den Naturfreunden in der Jugendarbeit tätig war, die Sekreträrinnenstelle im Bonifatius-Pfarrbüro angetreten und gleichzeitig Gefallen an der kirchlichen Jugendarbeit entdeckt, als sie eine Kommunionsgruppe betreute. Aus der gingen schließlich die "Bonis" hervor. Seither zählen 13 Kinder im Alter von elf und zwölf Jahren zum Nachwuchs der katholischen Bonifatius-Gemeinde. Wobei die Glaubenszugehörigkeit eine untergeordnete Rolle spielt. Nur rund zwei Drittel der Kinder sind katholisch. Und weil an dem buntgemischten Programm, das Gertrud Hintz in Absprache mit den Kindern zusammenstellt, auch die Kleineren Gefallen gefunden haben, wurde zum Jahresbeginn auch noch eine zweite Gruppe mit Sechs- bis Achtjährigen ins Leben gerufen.

Die Kinder spielen und basteln miteinander, führen Martins- und Krippenspiele (die FR berichtete) auf, unternehmen Ausflüge und werden so ganz nebenbei auch zur Auseinandersetzung mit religiös-ethischen Fragen motiviert.

"Die Schöpfung bewahren" ist das Leitthema in diesem Jahr. Vergangenen Sonntag konfrontierten die "Bonis", die auf Dekanatsebene der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) angeschlossen sind, bereits die erwachsenen Gottesdienstbesucher mit einer großen Stellwand, an der sie alle ihnen wichtig erscheinenden Berichte aus Zeitungen und Illustrierten zu aktuellen Natur- und Umweltschutzproblemen präsentierten. Am Samstag nun spuckten sie selbst in die Hände und leisteten einen Beitrag zu diesem Thema, das sie auch weiterhin beschäftigen wird. Naturschutz vor Ort, unter diesem Motto wollen die "Bonis" ihre Aktivitäten fortsetzen, gemeinsam mit Natur- und Vogelschützern, aber auch mit dem Förster, mit Jägern und mit Landwirten die Klein-Karbener Gemarkung genauer unter die Lupe nehmen und schließlich auch mit der Anpflanzung und Pflege einiger Hochstämme einen Beitrag zum Erhalt der Streuobstwiesen leisten.

Die sechs- bis achtjährigen "Bonis" (erstes und zweites Schuljahr) treffen sich mittwochs um 15 Uhr, die elf- und zwölfjährigen (fünftes Schuljahr) um 16.30 Uhr im Gemeindezentrum im Karbener Weg. Weitere Auskunft gibt Frau Hintz unter der Nummer 25 34. mu

Volkchor Ober-Roden feiert 100jähriges Bestehen Fahne stets in Ehren gehalten

RÖDERMARK. Die Verleihung der Zelterplakette durch den Bundespräsidenten für hundertjähriges kulturelles Schaffen während des Hessentages in Lich am 11. Juli dürfte einer der Höhepunkte im Jubiläumsjahr des Volkschores 1893 Ober- Roden werden. Dann wird das Zeltfest vom 2. bis 5. Juli auf dem Platz an der Alfred-Delp-Straße gerade eine Woche der Vergangenheit angehören.

Doch der Reihe nach: Seit dem Wochenende ist im Bücherturm "Volkschor 100 - die Dokumentation" zu sehen. Da werden alte Dokumente, Programme von Sängerfesten, Zeitungsausschnitte, Fotos und - nicht zu vergessen - die 1900 geweihte, jetzt für viel Geld restaurierte Fahne gezeigt, die der Freiheitsgöttin wegen den Unmut des damaligen Pfarrers hervorgerufen hatte.

Hervorgegangen ist der Volkschor aus dem Arbeitersängerkreis und der "Harmonia", die bereits vor 1893 deutsches Liedgut pflegte.

Versuchten sich die Sänger der Gründerzeit herauszulösen aus einer kaisertreuen Gesellschaft, so wurden sie 1933 erneut in den Sog der Politik gezogen und von den Nationalsozialisten kurzerhand verboten, das Vermögen beschlagnahmt, das Notenmaterial vernichtet. Die Fahne, zunächst verschollen, tauchte wider Erwarten doch wieder auf und wird seither nicht mehr hoch-, dafür aber in Ehren gehalten. Der frühere Vorsitzende Franz Koser und mit ihm Hans Groh haben die kleine Ausstellung zusammengetragen.

Heute versucht der Volkschor, mit ambitionierter Chormusik seinen Platz zu finden in einer Umgebung, die geprägt ist von einem Überangebot an Freizeitmöglichkeiten, erklärten der Vorsitzende Armin Merget und der für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Gerd Weber bei der Präsentation der Ausstellung im ersten Stock der Stadtbücherei. Die Dokumentation wird dort etwa drei Wochen lang bleiben und während der üblichen Öffnungszeiten, darüber hinaus an den nächsten Wochenenden, zu sehen sein.

Das Jubiläumsprogramm wird fortgesetzt mit einem Volksliederkonzert am Sonntag, 25. April, um 10.30 Uhr vor dem Bücherturm. Der eigentliche Geburtstag wird am Samstag, 8. Mai, um 20 Uhr in der dann hoffentlich fertigen Turnhalle hinter der abrißreifen Mehrzweckhalle gefeiert. Vor einem kleinen Unterhaltungsprogramm steht die Ehrung der Jubilare und anderer verdienstvoller Sänger auf der Tagesordnung.

Das Waldfest am 19./20. Mai wird wiederum verbunden mit einem kleinen Konzert im Freien, am 20. Juni wird auf dem Friedhof von Ober-Roden der Toten gedacht, ehe das viertägige Zeltfest steigt. Weit über 2000 Sänger werden am Freitag, 2. Juli, zu einem Freundschaftssingen erwartet, am Abend darauf, Samstag, 3. Juli, präsentieren die Ortsvereine ihre kulturelle Vielfalt, am Sonntag, 4. Juli, demonstrieren namhafte Chöre ihre Leistungsfähigkeit. Der frühe Nachmittag gehört dem Festumzug. Die daran teilnehmenden Kapellen spielen anschließend im Zelt. Das gilt abends für die Bürgstadter Musikanten, die beim Festball zum Tanz animieren werden. Am Montag dann der traditionelle Frühschoppen, und ausklingen wird das Fest mit einem bunten Abend.

Es folgt der erwähnte Hessentag, und anschließend werden Proben für ein geistliches Chorkonzert am Sonntag, 5. Dezember, in der katholischen Kirche St. Nazarius die Sänger in Anspruch nehmen. ttt

"Birdwatcher" im Oberhöchstädter Feld: BUND-Leute verfolgen den Flug bedrohter Vögel zu den Brutplätzen Rotmilane nehmen den Taunuskamm als Leitlinie Bürger helfen durch Anrufe bei der Beobachtung Von Eva Schultheis

KRONBERG. "Vor fünf Minuten sind gerade elf Stück vorübergezogen!" Die kleine Gruppe warm eingemummter Vogelfreunde, die auf einer Anhöhe im Oberhöchstädter Feld steht, ist noch ganz aufgeregt. Die Rotmilane sind unterwegs - und der Kronberger Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hat sich aufgemacht, um sie zu zählen.

Mit Thermoskanne und belegten Brötchen im Gepäck stehen die fünf seit dem frühen Samstagmorgen auf dem Feld, die Ferngläser um den Hals, und starren in den Himmel. Thomas Gottschalk war schon um halb sieben hier. "Um sieben hab ich den ersten gesehen", erzählt er. "Er blieb 20 Minuten auf dem Baum da droben sitzen, und dann zog er weiter." Der Umweltschutz-Student, der nur noch seine Semesterferien zu Hause in Kronberg verbringt, beobachtet schon seit acht Jahren Vögel. Die vom Aussterben bedrohten Rotmilane, weiß er, kommen immer im März und im Oktober hier vorbei. "Sie überwintern am Mittelmeer und in Frankreich, aber in Deutschland sind ihre wichtigsten Brutstätten."

Auch in Kronberg haben die imposanten Greifvögel mit ihren 1,60 Meter Spannweite und dem auffallenden gegabelten Schwanz einst ihre Nester gebaut, doch inzwischen ist die Landschaft viel zu zersiedelt. Heutzutage machen sie nur noch eine kurze Rast hier, bevor sie am Taunuskamm entlang gen Osten weiterziehen.

Die Kronberger Umweltschützer haben sich in diesem Jahr das erste Mal entschlossen, die Rotmilane systematisch zu beobachten. Eine in den Zeitungen veröffentlichte Bitte, die Leute sollen bei ihnen anrufen und Beobachtungen melden, hat ein ungeahntes Echo ausgelöst. "Wir haben in drei Tagen schon über 30 Anrufe gekriegt", freut sich Thomas. Alle sind fein säuberlich auf einer Liste verzeichnet, mit Datum, Uhrzeit, Zahl der Vögel und Flugrichtung.

Um einige Aufzeichnungen hat Thomas bunte Kringel gemalt. "Hier kann man genau verfolgen, wie sie geflogen sind", sagt er und deutet auf drei Eintragungen: Ein Schwarm von 13 Vögeln - um 16.45 Uhr wurde er in Oberhöchstadt gesichtet, um 17 Uhr von einem anderen Anrufer im Kronberger Stadtpark, und um 17.15 Uhr von einem dritten im Schloßpark.

Der Taunuskamm ist für die Rotmilane eine Leitlinie - sie legen ihre Route genau zwischen die Großstadt Frankfurt und den Gebirgskamm. "Viele ziehen weiter über die Wetterau", erläutert Hans Grünewald vom Naturschutzbund Oberursel. Bis nach Polen fliegen sie, um ihre Jungen an geschützten Stellen aufzuziehen. Sie kommen früh im Jahr, denn ihr Weg ist nicht so weit. Da - ist das nicht einer, der entfernte schwarze Punkt? Nein, es ist nur dieses blöde Motorflugzeug, das hoch oben seine Wahlwerbung durch den Himmel zieht. "Wenn man den ganzen Tag da hoch starrt, sieht man schon überall Vögel", lacht Annika Tiesler und zieht den Schal enger.

Aber jetzt flattern doch ein paar Feldlerchen vorbei, winzig, schnell, mit dem typischen Zwitschern. Davon haben die fünf heute schon große Schwärme gesehen, vielleicht 300 Vögel insgesamt. Und Saatkrähen, die gerade unterwegs nach Rußland sind. Aber die Rotmilane sind mit Abstand am einfachsten zu erkennen, schon allein deshalb, weil sie ein ganzes Stück größer als die Bussarde sind und ihr Schwanz gegabelt ist. "In England, wo ich herkomme, gibt es diese Vögel gar nicht", beschreibt David Baker seine Faszination für Rotmilane, während er sorgfältig den Horizont absucht.

In Steinbach, wo er seit einigen Jahren mit seiner deutschen Frau lebt, hat er schon viele Exemplare beobachtet. Aber für heute scheint es mit dem Vogelzug vorbei zu sein. Der Himmel hat sich zugezogen, ein kalter Wind pfeift, und der heiße Tee ist auch schon längst alle. Thomas schraubt gerade das Fernrohr vom Stativ, da ruft Annika: "Da ist ja einer, direkt über uns!" Langsam zieht er seine Kreise, schraubt sich immer höher. Thomas holt sein Diktaphon hervor und spricht hinein: "10.55 Uhr, ein Rotmilan." Als der Vogel weit genug oben ist, breitet er seine Schwingen aus und fliegt los - immer geradeaus, nach Osten.

Bis Mitte März sind die Milane noch unterwegs - wer welche sieht, kann sich bei Thomas Gottschalk (Tel. 0 61 73 / 12 64, bis Ende der Woche) oder bei Annika Tiesler (Tel. 0 61 73 / 6 44 94) melden.

Dreimal kommt die Dorfchronik früher

FRIEDRICHSDORF. Vorverlegt hat die Stadt Friedrichsdorf die drei März-Termine der Vortragsreihe zur "Chronik der Gemeinde Seulberg" von Georg Eichinger.

Die Veranstaltungen an den Sonntagen 14., 21. und 28. März, im Vereinszentrum Alte Schule Seulberg beginnen jeweils um 9.45 Uhr und nicht erst, wie ursprünglich geplant, um 11 Uhr.

Unverändert bleiben dagegen die Vortragszeiten im kommenden Oktober. Die Reihe ist Teil der 1225-Jahr-Feier des heutigen Friedrichsdorfer Stadtteils Seulberg. tom

Zum Singen, Lachen, Tanzen und Weinen

BAD HOMBURG. Die Musik der polnischen, russischen und bessarabischen Juden kommt am Donnerstag, 11. März, nach Bad Homburg: Die Klarinettistin Irith Gabriely und ihre Gruppe "Colalaila" treten um 20 Uhr in der Englischen Kirche auf.

Die vier Musiker vermitteln ein Stück jüdischer Tradition, stilecht und doch frisch interpretiert. Seit sieben Jahren spielen sie zusammen die sogenannte Klezmermusik: Klänge zum Singen, Lachen, Tanzen, Weinen. Veranstalter sind das Kulturamt der Stadt Bad Homburg und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. tom

Im Hessenpark alles über den Obstbaumschnitt

NEU-ANSPACH. Das Freilichtmuseum Hessenpark ist Schauplatz eines ganztägigen Obstbaumschnittkurses, den der Obst- und Gartenbauverein Neu-Anspach und das Naturschutz-Zentrum Hessen am Samstag, 20. März, anbieten.

Der Lehrgang, der um 9 Uhr beginnt, wendet sich an Freizeitgärtner, aber auch Mitglieder von Naturschutzgruppen oder Obst- und Gartenbauvereinen. Anmeldungen erbeten der Hessenpark (Tel. 06081 / 5880) oder das Naturschutz-Zentrum (Tel. 06441 / 24025) bis zum 18. März.

Die Kursgebühr beträgt 30 Mark. tom

Verkehrspläne: bitte warten Skepsis bei Südumgehung und U 6

STEINBACH. Die Planungen für die Südumgehung Steinbachs und Weißkirchens liegen vorerst "auf Eis": Im hessischen Verkehrsministerium wird abgewartet, was bei der von Oberursel in Auftrag gegebenen Verkehruntersuchung zu den Varianten Süd- oder Westumgehung herauskommt. Diese Auskunft gab Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) am Freitag während einer Veranstaltung der Steinbacher Sozialdemokraten. Wie berichtet, erwägt Oberursel den Bau der Südumgehung auf eigene Kosten.

Die Umweltverträglichkeitsprüfung zur Südumgehung sei inzwischen ausgelegt worden, und etwa 400 Einwendungen seien eingegangen, teilte Welteke mit. Davon seien 350 Sammeleinwendungen. Die Bewertung dieser Einwände liege jetzt dem Ministerium vor. Die zur Zeit verfolgte Trasse, die "P-Variante", laufe an der Ostseite des Bahndammes entlang, also auf der von Steinbach abgewandten Seite. "Aber bis die Südumgehung kommt, werden sicher noch einige Jahre ins Land gehen", meinte der Minister.

Noch skeptischer beurteilte Welteke den Planungsstand bei der Verlängerung der U 6 über Steinbach nach Oberhöchstadt. "Bislang ist das nur eine politische Forderung", betonte er. Die U 6-Verlängerung stehe zwar in der Fortschreibung des Frankfurter Generalverkehrsplans ebenso wie in den Planungen der Frankfurter Stadtwerke, doch der FVV gebe sich diesbezüglich nicht sehr optimistisch: Die S-Bahn von Oberursel führe eben in dasselbe Zielgebiet wie die U 6.

Welteke setzte sich trotzdem dafür ein, eine Verkehrsuntersuchung in Auftrag zu geben und eine Kosten-Nutzen-Kalkulation aufzustellen. Bürgermeister Edgar Parnet (SPD) ergänzte, er habe im Herbst mit dem Frankfurter Oberbürgermeister Andreas von Schoeler über das geschätzte 38-Millionen-Projekt gesprochen, und er besuche am 22. März das Landesamt für Straßenbau. Zur Zeit steht vor allem die Finanzierung im Vordergrund. Welteke wies auf die Folgen des Föderalen Konsolidierungsprogramms der Bundesregierung ("Solidarpakt") hin, das ein Wegfallen der Bundeszuschüsse für den Öffentlichen Personennahverkehr vorsieht: "Wenn das kommt, besteht in den nächsten Jahren keine Chance mehr für die U 6." esi

Stete Sorge um Asylbewerber Frauenpreis heute an Marianne Huf und Ingeborg Brake

KRONBERG. Das Datum der Verleihung paßt gut: Heute, am Internationalen

Frauentag, bekommen Marianne Huf (Foto) und Ingeborg Brake für "ihr besonderes Engagement für Asylsuchende und Flüchtlinge" den Kronberger Frauenpreis 1993 verliehen. Sie sind die ersten Preisträgerinnen dieser neu geschaffenen Auszeichnung.

Für die beiden Kronbergerinnen, die seit Jahren einen Großteil ihrer Freizeit für ihr ehrenamtliches Engagement opfern, ist es eine wohlverdiente Würdigung. "Aber wir machen das natürlich nicht wegen eines Preises", wehrt die 60jährige Marianne Huf gleich bescheiden ab. In ihrem hübschen Häuschen an der Nordseite der Burg klingelt ständig das Telefon. Die Ausstellung am Montag abend in der Stadthalle muß organisiert, der Ablauf der Preisverleihung besprochen werden. Ingeborg Brake und sie waren die ersten in der Stadt, die sich um die Asylbewerber kümmerten. Marianne Huf war schon seit 1970 aktiv, betreute mit einer Freundin die Gastarbeiter, die in der Stadt lebten. Deutschkurse wurden eingerichtet, Räume im Internationalen Club in der Wilhelm-Bonn-Straße gefunden. Für Asylbewerber gab es zunächst nur eine kleine Unterkunft in Kronberg. Hauptsächlich Tschechen und Polen lebten dort, dann kamen Eritreer. Anfang der 80er Jahre lernten sich Marianne Huf und Ingeborg Brake kennen. Brake, seit nunmehr 16 Jahren bei amnesty international aktiv, begleitet in sogenannten Adoptionsgruppen Flüchtlinge bei ihren Verfahren. "Ich wurde mal wegen meiner englischen Sprachkenntnisse gebeten, mit zu einem Amt zu gehen, und ab da blieb ich dabei", erinnert sich die heute 75jährige.

Sie hat sich der Menschenrechtsorganisation aufgrund ihrer Erlebnisse im Dritten Reich angeschlossen: "Damals gehörte ich zur schweigenden Mehrheit", erinnert sie sich. "Das wollte ich ändern. Und vielleicht konnte ich mit meiner Arbeit ja mal einem Flüchtling helfen."

Als im Sommer 1990 die ersten Asylbewerber in den Containern neben der Altkönigschule untergebracht wurden, gründete sich unter Mitarbeit von Marianne Huf und Ingeborg Brake der Arbeitskreis Asyl. Kirchen, DRK, amnesty, die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), der Internationale Club, die Hausaufgabenhilfe und natürlich auch Einzelpersonen - sie alle knüpften ein enges Netz der Unterstützung für die Flüchtlinge.

Die Hilfe für die Gastarbeiter trat immer mehr in den Hintergrund. Heute sieht Marianne Huf die Gefahr, daß zwei Klassen Ausländer existieren: die längst integrierten Gastarbeiter und die unerwünschten Asylbewerber. Sie sieht ihre Aufgabe auch darin, diese beiden Gruppen zu verbinden: "Man muß den Gastarbeitern klarmachen, daß sie vieles mit den Flüchtlingen gemeinsam haben. Jeder, der braune Haut hat, ist heute gefährdet."

Den oft viel zu isoliert lebenden Asylbewerbern zu helfen, die zum Teil Jahre unter unmenschlichen Wohnbedingungen auf ihre Verfahren warten müssen, ist zunehmend schwieriger und oft auch frustrierend geworden. "Heute werden viel weniger als früher anerkannt", sagt Ingeborg Brake, die regelmäßig in Kronberg und im Erstaufnahmelager in Schwalbach Sprechstunden abhält. "Es bedrückt mich, ihnen klarmachen zu müssen, daß sie hier kaum eine Chance haben."

Die Asylbewerber, die irgendwann noch in Kronberg dazukommen (die Stadt ist verpflichtet, noch etwa 150 aufzunehmen), werden es nicht einfach haben. Gegen die mögliche Unterbringung auf dem Gelände der "Villa Mumm" haben sich bereits knapp 200 Nachbarn in einer Unterschriftenliste ausgesprochen. Marianne Huf hat für die Vorbehalte der Menschen trotz allem Verständnis. Sie setzt deshalb auf rechtzeitige Aufklärung: "Egal, wo die Asylbewerber hinkommen", meint sie, "wir werden dasein und alles vorbereiten." esi

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (15 Uhr); Dracula (17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bodyguard (15 und 17.15 Uhr); Dracula (20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Alarmstufe: Rot (17 und 20 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Stalingrad (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Stalingrad (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Der Tod steht ihr gut (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Bodyguard (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Stalingrad (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Kurtheater: "Die deutschen Kleinstädter", Lustspiel von August von Kotzebue, 20 Uhr (Abonnement D).

Königstein. KVB-Klinik: Chor-Konzert mit dem Männergesangverein Heiterkeit, 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. VHS, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr.

Friedrichsdorf. Rathaus: Bilder von Doris Fischer, 8 bis 16 Uhr.

Barmer Ersatzkasse, Hugenottenstr. 85: Bilder und Objekte von Detlef Lenz, während der Geschäftszeit.

Oberursel. Galerie Braas, Frankfurter Landstr. 2-4: Kunst aus Krakau, 9 bis 17 Uhr.

Kreuzkirche Bommersheim: "500 Jahre Lateinamerika", Wanderausstellung, 16 bis 18 Uhr.

Königstein. Kurhaus: "20 Jahre Ferienspiele", Fotoausstellung, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Vorträge/Kurse Bad Homburg. "Volk Gottes - 40 Jahre auf dem Weg", Bibelseminar im Kath. Pfarrheim, Unterer Mittelweg 29, 19 bis 20 Uhr.

Oberursel. Ev. Versöhnungsgemeinde Stierstadt, Weißkirchener Str. 62: Reiseeindrücke von Ägypten und Israel, Dia- Vortrag, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Friedrichsdorf. Pro Familia, Dr.-Fuchs- Straße 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.

Oberursel. Beratung des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 71 / 5 10 89.

Elternberatung der Stadt, Altes Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr, Tel. 50 24 58.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Treffen der Selbsthilfegruppe "Diabetiker helfen Diabetikern", Café Hett, Raabstraße, 19.30 Uhr. Internationaler Frauentag Bad Homburg. Podiumsdiskussion "Frauenstimmen nach der Wahl" und Frauenkabarett "Mamma Grappa", Café im Kurpark, 18.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Garnier's Keller, Hugenottenstr. 117: Kulturveranstaltung des DGB, 20 Uhr.

Kronberg. 10jähriges Bestehen der Arbeitsgemeinschaft Kronberger Frauenverbände: Kabarett und Verleihung des Frauenpreises, Stadthalle, 18.15 Uhr.

Königstein. Kurhaus: "Lila Montag", Informations- und Gedankenaustausch mit der Frauenbeauftragten, 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Tanz und Spiele, 14.30 bis 15.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Senioren-Singkreis Köppern, Dreieichstr. 22 a, 14.30 bis 17 Uhr.

Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Seidenmalen, 10 bis 13 Uhr.

Senioren-Singkreis Burgholzhausen, Alte Schule, 15 bis 17 Uhr; Tanz 19.30 bis 22 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 14.30 bis 17 Uhr.

Oberursel. Altes Hospital: Bastelnachmittag 14 bis 18 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: "Wir sammeln Sprichwörter", 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Bushaltestelle Kurhausvorplatz, 13.15 Uhr, Wanderstrecke ca. 11 km.

Königstein. Treffpunkt an der Kurverwaltung zum Stadtrundgang, 14.30 Uhr.

Nicht die Spur von einem echten Frauenheld Boulevardkomödie "Die Kaktusblüte" im Comoedienhaus / Manko bei der Rollenbesetzung

HANAU. Um Kakteen zum Blühen zu bringen, braucht der Blumenfreund den berühmten grünen Finger, sonst sind alle Bemühungen schlicht unter die "stacheligen Angelegenheiten" zu zählen. Das Autorengespann Jean Barillet und Jean- Pierre Grédy hat ein Händchen für die Botanik - und nicht nur dafür . . . Seit 1949 sind die beiden mit Komödien auf Erfolgskurs (unter anderem "40 Karat", "Der Favorit" und "Die Zierpflanze").

"Die Kaktusblüte" bringen sie seit 1964 zum Blühen, obschon sie in der Praxis von Julien fast zu verdorren droht. Das Schicksal der Pflanze hat Symbolcharakter: Auch Stefanie, die Sprechstundenhilfe, läuft Gefahr, im Vorzimmer einzugehen wie eine Primel. Der umtriebige Pariser Mode(zahn)arzt hat nur seine Weibergeschichten im Kopf; die Frau, die seinen Berufsalltag mit Perfektion regelt, führt darin ein Schattendasein.

Um sich seine Geliebten vom Hals zu halten, erfindet sich der galante Zahnklempner eine Gattin mit drei Kindern. Als er sich jedoch entschließt - gegen alle Regeln der Verführungskunst -, das Mädchen Antonia zu heiraten, wird er die Geister, die er rief, nicht los. Die künftige Ehefrau besteht darauf, die "Restfamilie" kennenzulernen. Der dentistische Lügenbaron verwirklicht seine Phantasieprodukte mit Hilfe von Assistentin Stefanie, deren Neffen und einem Patienten. Die Sache geht nicht nur deshalb schief, weil das Kartenhaus der Lügen einstürzt, sondern auch, weil die altjüngferliche Zahnarzthelferin in Liebe erblüht . . .

Für Comoedienhaus-Abonnements von Volksbühne und Kulturamt ist der Barillet-Grédysche Treibhauserfolg nach Wilhelmsbad gekommen. Charles Regnier hat geistreich übersetzt, Rolf Cofflet ein wandlungsfähiges Bühnenbild gestaltet (die jungen Damen, die blitzschnell auf offener Bühne umbauen, bekommen Szenenapplaus), und Lilo Ehret-Bachmann hat mit Strichen und Tempo für das Kleine Theater Bad Godesberg inszeniert.

Das Manko besteht allerdings in der Besetzung: Klaus Jaegels Julien hat nicht die Spur von einem Frauenheld. Mit betulichem "Ei-di-dei"-Papa-Stimmchen macht er sich an Antonia und später auch an Stefanie heran. Seine Anbiederungen sind peinlich und widerlich - wer fällt heute noch auf so einen Typ herein? Zu "Knallchargen" sind die Patienten überzeichnet: der plump-draufgängerische Norbert (Erwin Geisler), die zur Pralinéschachtel aufgedonnerte Frau Durand (Malwine Möller) und der - immerhin - charmant zaubernde Herr Chochet (Magier Karl-Heinz Gierke). Antonia und ihr jugendlicher Lover (Mia Martin und Oliver Kamolz) agieren mit jugendlichem Eifer. Einzig Ingeborg Schöner als Stefanie weiß zu überzeugen und einen Abglanz von dem zu vermitteln, was "Die Kaktusblüte" eigentlich ist: eine klassische Boulevardkomödie.

Das Pflanzenwunder ist noch bis zum kommenden Sonntag im Comoedienhaus zu bestaunen: vom heutigen Dienstag, 9. März, bis zum 13. März für die Ringe 1-8 des Kulturamtes (mit Ausnahme von Ring 7, der war schon am Sonntag an der Reihe). Die Vorstellung beginnt jeweils um 20 Uhr und am 14. März für den Ring VII der Volksbühne um 19 Uhr. RUTH DRÖSE

Erdrutsch in Neu-Anspach BEU in Usingen auf Platz zwei

NEU-ANSPACH/USINGEN. Die rote Hochburg ist gefallen. Erdrutschartig verlor die seit über 40 Jahre regierende SPD ihre absolute Mehrheit: Mit jetzt 30,1 Prozent der Stimmen halbierte sich ihr Anteil. Vom Debakel der SPD profitierten alle anderen Parteien. Hauptgewinner ist ohne Zweifel die neuformierte Wählergemeinschaft FWG/UBN. Aus dem Stand erzielte sie 21,2 Prozent.

Die Christdemokraten verbesserten sich im Vergleich zu 1989 um sechs Prozent und sind mit 30,7 Prozent stärkste Fraktion. Zufriedene Gesichter auch bei den Grünen: Sie legten um drei auf 12,7 Prozent zu. Die FDP, 1989 an der Fünf- Prozent-Klausel gescheitert, kehrte mit 5,4 Prozent wieder ins Parlament zurück.

In der neuen Gemeindevertretung dürfte es wechselnde Mehrheiten geben. Sprecher aller Parteien betonten, daß Koalitionen "kein Thema" seien. Der Einbruch der SPD (elf Sitze statt bisher 22) wird vor allem auf die Korruptionsaffäre um den ehemaligen Bürgermeister Heinz Born zurückgeführt. "Wir haben Verluste befürchtet, aber niemals in dieser Höhe", erklärte Parteichef Arno Münker. Das Votum jedoch war eindeutig: Die SPD ging nicht nur in den Neubaugebieten in den "Keller", sondern durchweg auch in den alten Ortskernen.

Fraglich ist jetzt auch die Kandidatur des SPD-Bewerbers für die Bürgermeisterwahl am 9. Mai: Herbert Jack hat sein Antreten an die Regierung der SPD geknüpft. Der "shooting star" der Wahl, FWG/UBN-Vorsitzender Wolfgang Hafemann, versprach ein "lebhaftes Parlament". Seine Gruppierung wurde entgegen den Erwartungen nicht nur in den Neubaugebieten gewählt und hält zukünftig acht Sitze. Die CDU errang elf Sitze (bisher neun). Die Wahlbeteiligung sank mit 75 Prozent nur geringfügig.

Wie in Neu-Anspach verzeichnete die neue Wählergemeinschaft Usingens einen riesigen Erfolg: Mit knapp 26 Prozent zog die BEU (Bürger für Ehrliches Usingen), die sich infolge des Korruptionsskandals gegründet hatte, als zweitstärkste politische Kraft ins Parlament ein. "Wir feiern erst einmal", kommentierte Spitzenkandidatin Monika Mann das Ergebnis, das sie in ihren "kühnsten Träumen" nicht erwartet hatte.

Verlierer ist CDU-Chef Gerhard Liese, der ein Minus von 14,5 Prozent (sechs Sitze) hinnehmen mußte. Die CDU wird wie die BEU zehn Sitze haben. Die SPD verlor drei Mandate und hat nur noch acht, die FWG büßte zwei und die Grünen ein Mandat ein. Die FDP schaffte mit zwei Sitzen den Einzug ins Stadtparlament. jd/cn

Durch die Wohnungsnot "Lust auf mehr Profit" Mietpreise steigen auch auf dem Land immer stärker / Umwandlungswelle als Problem

KASSEL. Außerhalb der Ballungszentren zu wohnen, hatte immer zumindest einen Vorteil: Die Wohnungen dort waren preiswert. Die Zeiten sind vorbei. Denn weil Wohnraum knapp wurde, schossen (wie zur Bestätigung der marktwirtschaftlichen Prinzipien zu Angebot und Nachfrage) die Preise in die Höhe - abseits der Zentren sogar überdurchschnittlich. Selbst in Provinzstädten wie Witzenhausen oder Eschwege hat sich das Mietpreisniveau deutlich erhöht. Und in Kassel wurden in einigen Bereichen gar schon "Frankfurter Verhältnisse" registriert: in bezug auf die Mietpreise, während die Einkommen natürlich nicht entsprechend emporschnellten. Wer vor ein paar Jahren in Kassel für eine normale Wohnung auch nur zwölf Mark Kaltmiete pro Quadratmeter gefordert hätte, wäre ausgelacht worden. Das ist heute anders. Zehn bis fünfzehn Mark gelten vielfach als "normal", und ganz dreiste Vermieter versuchen deshalb, zwanzig Mark oder gar noch mehr zu kassieren.

Daß auch auf dem nordhessischen Wohnungsmarkt ein nunmehr scharfer Wind weht, haben zunächst einmal die finanzschwachen, die ausländischen Mieter und in zunehmendem Maße auch Familien mit Kindern gespürt. Und der Kasseler Mieterverein: Er registrierte 1992 über 2200 Familien als neue Mitglieder und damit einen Zuwachs wie noch nie zuvor in seiner fast hundertjährigen Geschichte (die FR berichtete). Mit insgesamt über 16 200 Mitgliedern ist der Kasseler Mieterverein der zweitgrößte in Hessen. Der Frankfurter hat nur ein paar hundert Mitglieder mehr, obwohl die Mainmetropole weit mehr als die dreifache Einwohnerzahl aufweisen kann.

Unter anderem die Tatsache, daß Kassel aufgrund der deutsch-deutschen Entwicklung über Nacht von einem eher schlechten zu einem nunmehr begehrten Standort geworden ist, hat nicht nur die Preise, sondern auch die Probleme auf dem Wohnungsmarkt vergrößert. Aber auch andernorts hat sich die Situation verschärft. Das wurde am Wochenende auf den Tagungen deutlich, die der Landesverband des Deutschen Mieterbundes (DMB) veranstaltete. In Hanau und Kassel trafen sich Vertreter der rund dreißig hessischen Mietervereine, hinter denen annähernd 90 000 Mitglieder stehen.

Eines der zentralen Probleme wird in der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen gesehen. Der Vorsitzende des Hessischen Mieterbundes, Wolfgang Hessenauer, sprach in Kassel und Hanau von einem geradezu "dramatischen Anstieg" der Umwandlungswelle. Ausgelöst wurde sie durch einen Beschluß des gemeinsamen Senates der obersten Gerichtshöfe des Bundes vom Juni vergangenen Jahres, mit dem die Umwandlung letztlich erleichtert wurde. Die Reaktionen folgten prompt: So wurden zum Beispiel in Frankfurt im zweiten Halbjahr 1992 rund 490 Anträge auf Umwandlung für weit über 4500 Wohnungen registriert. Im ersten Halbjahr waren dagegen nur 70 Anträge für nicht einmal 500 Wohnungen eingegangen. Dies bedeutet eine Steigerung von rund 830 Prozent.

Der hessische Mieterbund hat deshalb die Landesregierung aufgefordert, die derzeit von der Bundesregierung geplanten Änderungen als nicht ausreichend abzulehnen und in Bonn darauf zu dringen, daß "wirksame Maßnahmen gegen die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen" beschlossen werden.

Diese Forderung beruht auf der Erfahrung, daß die Umwandlungen fatale Konsequenzen haben: "Empirisch belegt" seien überdurchschnittliche Verteuerungen preiswerten Wohnraums, legale, aber auch illegale "Entmietungspraktiken" und die "Vertreibung" von angestammten Mietern. Die Leidtragenden sind auch hier die mittleren und unteren Einkommensschichten. In der Praxis der Mietervereine spiegelt sich die Situation wider: Allein in Kassel nahmen im vergangenen Jahr rund 8400 Mieter eine Rechtsberatung in Anspruch. Darin ging es im wesentlichen um Kündigungen und zum Teil haarsträubende Mieterhöhungen.

So wird etwa öfter versucht, die alten Mieter (deren relativ niedriger Mietpreis nicht grenzenlos erhöht werden kann), zunächst einmal auf die Straße zu setzen. Im zweiten Akt wird die Zweizimmerwohnung, die 600 Mark kostete, dann vielleicht für 900 Mark auf dem Markt angeboten. Daß Vermieter bei einem Wechsel 50 Prozent "draufschlagen", ist nicht selten. Es gibt sogar solche, die bis zu 300 Prozent mehr kassieren wollen.

Die "Lust auf mehr Profit" sei gewachsen, hat der Kasseler Mieterverein denn auch konstatiert. Ein Beleg dafür ist die Zahl der Fälle, in denen Behörden wegen unrechtmäßig hoher Mietpreise tätig werden. In Wiesbaden zum Beispiel wurden in der Vergangenheit pro Jahr etwa zehn entsprechende Verfahren registriert. Inzwischen sind es laut Hessenauer über hundert. Eingreifen können die Behörden, falls die Miete mehr als zwanzig Prozent über der ortsüblichen Miete liegt. Wenn die Aufforderung, den Preis auf ein angemessenes Niveau zu senken, ungehört verhallt, kann gegen den Vermieter nicht nur ein Bußgeld verhängt, sondern auch der unrechtmäßig kassierte Teil der Miete eingezogen werden.

Die meisten Problemfälle sind freilich weniger spektakulär. So versuchen Hauseigentümer etwa immer häufiger, ihre Mieter mit größeren Geldbeträgen zur Räumung der Wohnung zu bewegen. Fünfstellige Summen werden teilweise bezahlt, um die "alten" Bewohner loszuwerden und die Räume dann "besser" zu vermieten. Daß die Rechnung für die Mieter nicht aufgeht, wenn die Kosten für eine neue Wohnung (Umzug, Makler, Renovierung und meist die höhere Miete) addiert werden, hat sich oft gezeigt.

Andere schicken kein Zahlungsangebot, sondern eine Kündigung. Wer die nicht akzeptiert, muß unter Umständen mit massiven Schwierigkeiten rechnen. Da gibt es beispielsweise den Fall eines Nordhessen, der seinen Mieter angekettet haben soll, um ihn zur Unterschrift unter einen Aufhebungsvertrag zu "bewegen". Während dieser "Unterredung" sollen andere schon einige Möbel auf die Straße gestellt haben. Die Sache wird demnächst vor Gericht erörtert.

Natürlich gibt es auch viele Hauseigentümer, die Artikel 14, Absatz 2 des Grundgesetzes ("Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.") respektieren und weder alte Mieter auf die Straße setzen noch horrende Mieten fordern. Und es gibt öffentlich geförderte Wohnungen zu erschwinglichen Preisen. In diesen relativ preiswerten Wohnungen leben auch Familien, die aufgrund ihres Einkommens gewiß mehr zahlen können - und genau das werden sie ab Juli auch tun müssen: Dann führt auch Hessen die Fehlbelegungsabgabe ein. 30 Millionen an Einnahmen werden dadurch erwartet. Sie sollen in den Neubau von Sozialwohnungen fließen. ANNE RIEDEL

Alte Mehrheiten geplatzt - was nun? In Bad Homburg scheitert CDU/FDP-Koalition / Kreß in Kronberg droht Abwahl

HOCHTAUNUSKREIS. In vielen Taunusgemeinden bleibt es nach der Wahl spannend: Die Mehrheiten platzten, neue Koalitionen sind noch nicht in Sicht. So verlor die CDU/FDP-Koalition in Bad Homburg ebenso ihre Mehrheit wie CDU und OBG in Oberursel. In Kronberg muß Bürgermeister Wilhelm Kreß (SPD) mit seiner Abwahl rechnen: CDU und FDP errangen nach vier Jahren die Mehrheit wieder. Auch die absoluten SPD-Mehrheiten in Steinbach und Neu-Anspach gehören der Vergangenheit an.

In Bad Homburg fand die Grünen-Spitzenkandidatin Daniela Kraft "alles dermaßen zum Kotzen" - trotz einer Steigerung der Öko-Partei auf neun Sitze (bisher acht). Die SPD sank um fünf auf 13 Sitze. Betrübte Mienen auch bei CDU und FDP: Die Koalition verlor ihre satte Mehrheit - eine neue Mehrheit zeichnet sich jedoch auch nicht ab. Die CDU verlor fünf Sitze und erhält nur noch 22. Der FDP lief ein Drittel ihrer Wähler weg, sie landete am Ende bei vier Sitzen (sechs). Gewinner sind die Republikaner und die FHW mit jeweils rund neun Prozent der Stimmen. In Oberursel haben CDU und OBG ihre Mehrheit verloren: Die CDU rutschte auf 32,7 Prozent und 15 Sitze (von 18 Sitzen) und kommt nun zusammen mit der OBG auf dieselbe Sitzzahl wie SPD, Grüne und FDP. Die WILO erreichte 6,7 Prozent.

Die SPD in Friedrichsdorf verlor gut sieben Prozent (drei Sitze) und stellt acht Stadtverordnete - wie die CDU. Während die FU bei drei Sitzen blieb, legten UWG und Grüne je einen auf elf und fünf Sitze zu. Gewinnerin ist die FDP: Sie kehrt nach achtjähriger Pause mit zwei Vertretern ins Parlament zurück.

In Kronberg mußte die SPD die Quittung für die umstrittene Verkehrsumlenkung einstecken: Sie rutschte um 2,1 auf 22,9 Prozent (acht statt neun Sitze). Die CDU hat 17 statt bisher 15 Sitze (plus 4,8 Prozent) und stellt mit der FDP (drei Sitze) drei Abgeordnete mehr als SPD, UBG und Grüne. Bürgermeister Wilhelm Kreß muß seine Abwahl befürchten. Die Grünen erreichten vier Sitze.

In Königstein bleibt die CDU zwar mit 40,9 Prozent weiter stärkste Fraktion, hat aber einen Sitz verloren. Mehr büßte die SPD ein (minus 4,6 Prozent, jetzt sechs statt sieben Sitze). Erstmals vertreten sind die Grünen (5,9 Prozent, zwei Sitze), die ALK stellt nun neun statt acht Abgeordnete, die WK 2000 zwei statt einen.

In Steinbach ist es mit der absoluten Mehrheit der SPD vorbei: minus 8,5 auf 47,1 Prozent, 18 Sitze. Die Grünen legten um 5,7 auf 14,4 Prozent und drei Sitze zu.

Wehrheims Bürgermeister Helmut Michel kann sich bestätigt fühlen: Die CDU wurde mit 46,9 Prozent stärkste Kraft (15 Sitze). Auch die Grünen haben statt drei nun vier Mandate. Je einen Sitz verloren SPD und GOP; die FDP schaffte abermals nicht den Einzug ins Parlament.

In Weilrod ist die FWG Siegerin. Sie legte zwei Sitze zu; SPD und CDU verloren je über vier Prozent und somit ein Mandat. Die FDP blieb außen vor.

In Grävenwiesbach verlor die SPD knapp neun Prozent der Stimmen und zwei Mandate - wohl an die FWG, den großen Gewinner mit plus 7,3 Prozent. Sie hat künftig acht statt sieben Sitze. Auch die Grünen gewannen einen Sitz.

Sie sind auch Sieger in Glashütten: Der Protest gegen das Commerzbankprojekt verhalf zu einem Zuwachs von 6,2 Prozent und vier statt zwei Sitzen. Verliererin ist die FWG. Sie büßte die Hälfte der Stimmen ein. SPD und CDU gewannen jeweils drei, die FDP zwei Sitze.

In Schmitten bleibt die FWG unverändert mit zehn Mandaten die stärkste Kraft. Koalitionspartner UBB erhielt ebenso wie die CDU ein Mandat weniger, SPD und FWG eines mehr. stk/cn/esi

Luise Pusch über die "Männersprache" Deutsch

OBERURSEL. "Das Deutsche als Männersprache" - mit diesem Buch profilierte sich die Linguistin Luise Pusch 1984 schlagartig als die feministische Sprachkritikerin in Deutschland. Pusch, die zur Zeit in Hannover lehrt, kommt am Dienstag, 9. März, 20 Uhr, zu einem Vortrag in die Stadtbücherei am Marktplatz.

Dort wird sie ihre Erkenntnisse über die patriarchalische deutsche Sprache vor- und zur Diskussion stellen. esi

SG Germania 1915 Klein-Krotzenburg, Fußball-Landesliga Süd Kutzop-Effekt unübersehbar "Oldtimer"-Riege lockt auch zusätzliche Zuschauer an

Wenig einladendes Wetter (trüb und naßkalt), ein nicht sonderlich attraktiver Gegner (TSV Wolfskehlen), eine unbefriedigende Tabellen-Situation ("Kellertreffen) - und dennoch kamen fast 400 Zuschauer zum vergangenen Heimspiel der Fußball-Landesliga Süd zwischen der SG Germania Klein-Krotzenburg (15. Platz) und dem TSV Wolfskehlen (12.). Mehr als bei den auf dem Papier wesentlich interessanteren Oberligaspielen in Egelsbach, Walldorf, Bürstadt und Bad Homburg, die parallel liefen. "Das dürfte der Kutzop-Effekt sein. Wegen diesem Spieler sind allein mindestens 50 Fans gekommen", verwies ein neutraler Fußballkenner auf die illustre Neuverpflichtung der Hainburger.

Immerhin: Mit dem früheren Amateurnationalspieler Walter Krause sowie den Ex-Profis Radomir Dubovina und Michael Kutzop stehen drei populäre Akteure im Aufgebot des Aufsteigers.

Obgleich die SG Germania im zehnten Heimspiel (7:13 Punkte) gerade ihren dritten Saisonsieg zurechtzimmern konnte, sind die Fans immer präsent. Der Drittletzte, der auf dieser Position direkt wieder in die Bezirksoberliga abgleiten würde, kam bisher auf 3850 Zuschauer. "Es war nach dem 2:0 im letzten Heimspiel gegen den FC Erbach (5. Dezember 1992) ein weiterer wichtiger Sieg im Kampf gegen den Abstieg", freute sich Bernd Krebs. "Die Revanche für das bittere 1:6 in Wolfskehlen ist damit gelungen", ergänzte Spielertrainer Walter Krause, der mit dem Ergebnis, nicht jedoch mit der spielerischen Leistung seiner Mannschaft zufrieden sein konnte. Am fast 38 Jahre alten Michael Kutzop lag es mit Sicherheit nicht. Seine langen, öffnenden Pässe zeigten neue Möglichkeiten bei den "Krotzenburgern" auf. Das Spielverständnis, die Feinabstimmung fehlten verständlicherweise noch. Dennoch war Kutzops Einstand gelungen, zumal er auf bewährte Weise einen Elfmeter zum alles entscheidenden 2:0 in die Maschen setzte und damit einen Einstand nach Maß verzeichnete. Wechselweise agierte er mit Walter Krause auf dem Libero-Posten beziehungsweise im Mittelfeld und konnte damit ein großes Loch stopfen helfen.

Eines war jedoch nicht zu verkennen: Der Abstiegskampf ist selbst an den Routiniers nicht spurlos vorbeigegangen, denn das Quartett der über "35jährigen", zu dem ferner der langjährige Oberliga- Recke Jürgen de Stoppany zählt, handelte sich geschlossen gelbe Karten ein. Dubovina erhielt anschließend noch eine Zeitstrafe und wurde daraufhin in der 44. Minute sicherheitshalber ausgewechselt.

Nicht nur Michael Kutzop, sondern auch Bürgermeister Herbert Wemelka wurde vor dem Spiel mit freundlichem Beifall begrüßt: Das scheidende Hainburger Gemeindeoberhaupt wurde für 48 Jahre Mitgliedschaft bei der SG Germania (u.a. stellvertretender Vorsitzender und Kassierer dieses Vereins) sowie eine zwei Jahrzehnte währende Unterstützung und Förderung der SG Germania vom Vorsitzenden Peter Dinkel auf dem Spielfeld mit der Goldenen Ehrennadel, verbunden mit der Ernennung zum Ehrenmitglied, ausgezeichnet.

Mit dem zweiten Einsatz Kutzops wurde es nichts, denn das Spiel in Bernbach wurde wegen schlechter Platzverhältnisse abgesagt. Der Vorteil hieraus: Die Hainburger respektive Kutzop genießen auch im zweiten Spiel des neuen Jahres Heimrecht. Der SC Viktoria Griesheim soll dabei am Samstag (15.30 Uhr) am Triebweg den Auftrieb der SG Germania dank Kutzop zu spüren bekommen. hdp

In festem Glauben an den Oberliga-Aufstieg hat sich der neue Vorstand des SV Bernbach einiges vorgenommen In manchen Dingen nicht einmal für die Kreisklasse geeignet Landesligist gelobt Besserung auf organisatorischem Gebiet / Defizite im Jugendbereich / Zukunft in einem FC Freigericht?

Was können die neuen "Macher" beim SV 1919 Bernbach bis zum 75. Vereinsgeburtstag 1994 bewegen? Die sportliche Zielsetzung der Freigerichter ist weiterhin auf die Oberliga Hessen ausgerichtet, wenngleich diese vermutlich in der Saison 94/95 nur noch viertklassig sein wird.

Die DFB-Organe haben die neue Regionalliga (möglicherweise 3. Liga genannt) intern abgesegnet, hierdurch erhält die Spielzeit 93/94 auch für den SVB ein höheres Gewicht. Nach Stand der Dinge steigen in der nächsten Saison die beiden Landesliga-Ersten direkt in die Oberliga Hessen auf, hat der Tabellendritte zusätzlich in Entscheidungs-/Relegationsspielen eine Aufstiegschance.

Die Meisterschaft in diesem Sommer hätte einen gravierenden Vorteil: die Freigerichter könnten dann noch einmal gegen alle hessischen Oberliga-Größen um Punkte spielen. Die Qualifikation für die Regionalliga wäre dann nur im Falle einer Spitzenposition machbar. Von der Struktur des gerade 265 Mitglieder zählenden Vereins aus dem 1900 Einwohner großen Freigerichter Stadtteil bildet die Oberliga derzeit die absolute Grenze.

Dabei sind die Zuschauerzahlen (knapp 1000 pro Heimspiel) ebenso wie das Vereinsheim und der VIP-Raum bereits jetzt oberligareif. Es gibt aber auch Dinge im Vereine, die kaum der Kreisklasse gerecht werden. Die organisatorischen Mängel gegenüber Verbandsgremien, aber auch in der Öffentlichkeitsarbeit will der neue Vorsitzende Werner Fukatsch sukzessive beheben.

Er will sich um die (schriftlichen) Belange außerhalb des Spielbetriebes kümmern, die Jugend wieder besser in den Verein integrieren, abgerissene Verbindungen herstellen, den SVB schlichtweg besser als zuletzt repräsentieren. Der sportliche Bereich obliegt zukünftig Geschäftsführer Heiner Ott (bis zum Rundenende Kurt Herzog), der auch im Marketingsektor Hand in Hand mit Alois Franz (2. Vorsitzender) und Hauptsponsor Stefan Huth arbeiten will.

Fukatsch hofft, neue Förderer zu finden, die Ausgabenpolitik auf die Einnahmen begrenzen zu können und den Trainern (aller SVB-Mannschaften) das Umfeld zu schaffen, um erfolgreich arbeiten zu können. Kein geringer Anspruch, denn in puncto Jugendarbeit gibt es beim Landesligisten gehörige Defizite. Nur die Jüngsten (D- bis F-Jugend) spielen im rotschwarzen Dress, die älteren Jahrgänge (A- bis C-Jugend) sind in den JSV Freigericht integriert, wobei die Bernbacher derzeit keinen A-Jugendspieler vorzuweisen haben. Die 16 000 Mark Kosten für die Jugendarbeit im vergangenen Jahr waren in Anbetracht der immensen Kosten im Bereich der 1. Mannschaft nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

"Wir hatten offenbar keine andere Möglichkeit, aus diesem Einwohnerpotential heraus können nicht alle Altersklassen vollzählig besetzt werden", sieht Fukatsch eine eigenständige Jugendabteilung dennoch als die bessere Alternative an. "Wir müssen aus den Möglichkeiten des JSV Freigericht das Beste machen, primär mit Akteuren aus Freigericht, sekundär aus dem Fußballkreis Gelnhausen spielen", ergänzt Heiner Ott. Der 2. Vorsitzende Alois Franz sieht eine Zukunft der Freigerichter Fußballszene eher in einem FC Freigericht, denn die rückläufige Zahl an Spielern macht allen Lokalrivalen zu schaffen.

Hauptsponsor Stefan Huth sowie der Fördererkreis steuern die Gelder für den Landesligaspielbetrieb bei, diese sind höher als die sonstigen Einnahmen bei den Heimspielen. Und an einen Rückzug des Hauptsponsors, der den SV Bernbach bereits etwa zehn Jahre maßgeblich unterstützt, glaubt im neuen Vorstand niemand. "Gegenseitige Akzeptanz" lautet das Erfolgsrezept des neuen Gremiums, das die wesentlichen (personellen) Entscheidungen gemeinsam tragen will. Eine (lebens-)wichtige Entscheidung, die längst als Politikum gilt, steht aus: Der zweite Sportplatz am Birkenhainer Weg bleibt ein Wunschtraum der Verantwortlichen, die auf ein "Geschenk" zum 75. Geburtstag im nächsten Jahr reflektieren. Das jetzige Sport- und Festplatzgelände läßt keine großen Möglichkeiten zu, ein möglicher Aufstieg gilt als weiteres Trittbrett für diesbezügliche Aktivitäten.

Stehterrassen für die Fans wären beim Oberligaaufstieg wichtig, bereits die Rekordkulisse gegen Alzenau (3300 Zuschuaer) offenbarte die Mängel dieses Geländes. An ein Spiel von Kickers Offenbach wagt niemand zu denken, wenngleich es weiterhin im Spieljahr 93/94 Realität werden kann.

"Ein zweiter Platz gilt als Zielsetzung, ist aber bei der finanziellen Lage der Kommune derzeit kaum zu verwirklichen", stellt Heiner Ott fest. "Ein sandverfüllter Kunstrasenplatz wie in Neuses wäre die richtige Alternative zum Hauptfeld", ergänzt Franz. Damit dürfte die Zukunft der neuen Führung von den Komponenten "wirtschaftliche Absicherung, sportlicher Aufstieg, intensivere Jugendarbeit und Bau eines zweiten Sportplatzes" geprägt sein. HANS-DIETER PUTH

Königstein schreibt wieder Europa-Jugendpreis aus

KÖNIGSTEIN. "Europa - Toleranz gegenüber allen Mitmenschen" - so lautet das Thema des diesjährigen Europa-Jugendpreises der Stadt Königstein. Alle Schüler und Jugendliche, die unter 21 Jahren alt sind und in Königstein oder einer der Partnerstädte (Le Cannet-Rocheville, Le Mêle-sur-Sarthe, Königstein/ Sächsische Schweiz) wohnen oder zur Schule gehen, können sich am Wettbewerb beteiligen.

Eingereicht werden dürfen schriftliche Arbeiten genauso wie bildnerische, musikalische oder audiovisuelle. Antragsvordrucke und weitere Informationen sind im Rathaus, Hauptstraße 15, Zimmer 7, erhältlich (Tel. 202-226). Die Arbeiten müssen bis spätestens Mittwoch, 31. März, bei der Stadt eingegangen sein. Der Preis ist mit 3000 Mark dotiert. esi

Tribüne

Stabhochsprung und Hammerwerfen, Gewichtheben und Catchen, Mega-Triathlon und Sky-Surfing: Frauen sind in allen, ob klassischen oder extremen, Sportdisziplinen zu finden. Frauen kennen sportlich keine Grenzen und männliche Schranken - sie sind gleichgestellt. Doch das optische Gleichberechtigungsparadies, das uns oft auch mittels Werbespots suggeriert wird, ist ein trügerischer Garten Eden.

Der Sport unterscheidet sich da von anderen Gesellschaftsbereichen überhaupt nicht. Und so sollte der heutige Internationale Frauentag vielleicht den einen oder anderen Sportsmann an Fair play im Umgang mit den Frauen erinnern. Und nicht nur daran: Was wäre ein Verband wie etwa der Deutsche Turnerbund (DTB) ohne seine Frauen? Unbedeutend, allein schon von den Mitgliederzahlen her, denn von den rund 4,3 Millionen Verbandsangehörigen sind über drei Millionen weiblichen Geschlechts. Doch das Sagen haben im DTB wie in den meisten anderen Mitgliedsverbänden des über 22 Millionen (davon knapp acht Millionen Frauen) Mitglieder starken Deutschen Sportbundes (DSB) die Männer.

Frauen in Führungspositionen sind immer noch die Ausnahme - sowohl im DSB, wie in Fach- und Landesverbänden oder in Vereinen. Doch trotz aller Widrigkeiten behauptet sich im DSB immerhin eine Vizepräsidentin, die gleichzeitig dem Deutschen Fechterbund vorsteht. Und auch in anderen Sportgremien setzen sich gelegentlich Frauen durch, die jedoch nicht selten nach kurzer Amtszeit das Handtuch werfen müssen, denn Familie und Vereinsarbeit lassen sich nicht unter einen Hut bringen.

Nicht wenigen Amtsinhabern ist das nur recht. Sie haben sich oft genug geärgert, wenn weibliche Wesen laut von der Selbstbestimmung des Frauensports geträumt haben - das wäre ja noch schöner -, denn Sport ist doch weitgehend noch immer Männersache. Was auch nicht zu übersehen ist: Organisatorisch ist das meiste noch auf die Herren ausgerichtet, die auch bestimmen, welche Sportarten die Frauen offiziell zu tun und zu lassen haben.

Viele Sportlerinnen fühlen sich auch von ihren Vertreterinnen im Stich gelassen, ja enttäuscht: Die einen, so sagen sie, haben sich den Männern angepaßt, die anderen verwurschteln sich in intellektuellen Diskussionen, die an der Basis keine mehr versteht und die auch nicht weiterhilft, und die dritten halten im entscheidenden Moment den Mund. So haben viele Frauen im Sport einen lauten Aufschrei und heftiges Aufbäumen und Mitarbeiten beim Trockenlegen des Dopingsumpfes nicht nur von Frauensport ist häufig reine Männersache den Funktionärinnen, sondern auch von Wissenschaftlerinnen und Ärztinnen erwartet, die doch sonst in ihren eignen Zirkeln keineswegs so schweigsam sind, wie sie sich hier zeigten. Bei solchen Themen reicht ein sanfter Appell nicht aus, da müssen sich Frauen (ver-)weigern, denn sonst haben die Macher und Manager ein leichtes Spiel.

Die Zivilcourage, die 1910 die Frauen hatten, als sie in Kopenhagen für die Gleichberechtigung auf die Barrikaden gingen, müßten die Frauen heute zeigen. Mit feurigen Aufrufen versuchen Gesellschaftsgruppen wie Gewerkschaften oder politisch organisierte Frauen auf die Ungleichbehandlung und die Bevormundung von Frauen hinzuweisen. Wen kümmert's?

Derzeit weht ein anderer Wind: In den sozialistischen Ländern, wo ehemals der Frauentag mit roten Nelken und vielen Parolen gefeiert wurde, quälen Alltagssorgen. Und in deutschen Landen vollzieht sich der gesellschaftliche Umbruch auch auf Kosten des vermeintlich schwachen Geschlechts: Am Arbeitsmarkt werden Frauen, besonders im Osten, zuerst entlassen, Kindereinrichtungen werden geschlossen, Frauenprojekte gekürzt. Es gibt wieder Männer, die Campes Erziehungswerk "Väterlicher Rath für meine Tochter" von 1789 gelesen haben könnten und durchsetzen wollen, wo unter anderem steht: "Der übereinstimmende Wille der Natur und der menschlichen Gesellschaft ist es, daß der Mann des Weibes Beschützer und Oberhaupt, das Weib hingegen die sich ihm anschmiegende, sich an ihn haltende und stützende treue, dankbare und folgsame Gehülfin seines Lebens seyn sollte." Doch in die drei K-Biotope "Kinder, Küche, Kirche" lassen Frauen sich nicht mehr abschieben, wo sie dann bei passender Gelegenheit als "Frau an seiner Seite" mal vorgeführt werden.

Vorführen lassen sich Frauen auf Dauer auch im Sport nicht mehr: Spitzenathletinnen wollen für ihre Leistungen ebenso bezahlt werden wie die Männer (zu einem kleinen Teil gibt es das). Frauen wollen jeden Sport auch wettkampfmäßig betreiben, sie werden vermutlich nicht jede Blödheit der Männer nachmachen, aber auch daran soll sie keiner hindern - also freier Sport für freie Menschen. Um den zu erreichen, müssen sich die Frauen im Sport aber erst einmal untereinander solidarisieren und kooperieren.

Da Diskussions- und Überzeugungsarbeit bei der Mehrzahl der Sportsmänner nichts gefruchtet hat, heißt es jetzt Stärke demonstrieren: Fußballerinnen und Leichtathletinnen, Skiläuferinnen und Tennisspielerinnen, Ruderinnen und Tänzerinnen usw. dürfen nicht nur ihre Verbandssüppchen kochen, sondern müssen, wenn sie es denn mit der sportlichen Gleichheit ernst meinen und dieselbe wollen, auch gemeinsam auf die Barrikaden gehen. Daß man sich mit Frauen-Power und Mut neuen Freiraum schaffen kann, haben Pionierinnen des Frauensports wie die Berliner Ärztin Alice Profe, die Pädagogin Liselotte Diem oder die Lehrerin und spätere Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine, Gertrud Bäumer, eindrucksvoll bewiesen. BIANKA SCHREIBER-RIETIG

EWR-Vertrag ohne Schweiz

ha BRÜSSEL, 7. März. Der Vertrag über den "Europäischen Wirtschaftsraum" (EWR) zwischen der EG und den EFTA-Staaten Österreich, Schweden, Finnland, Norwegen, Island sowie Liechtenstein kann voraussichtlich ab 1. Juli in Kraft treten. Das bestätigten diplomatische Kreise in Brüssel am Wochenende.

Die 18 Vertragspartner haben sich auf ein Zusatzprotokoll geeinigt, mit dem die ursprünglich vorgesehene Mitgliedschaft der Schweiz ohne Vertragsänderung auf unbestimmte Zeit "ausgesetzt" bleibt, nachdem die Eidgenossen am 6. Dezember mehrheitlich gegen die Teilnahme gestimmt hatten. Der EG-Ministerrat will das Protokoll am heutigen Montag verabschieden. Der EWR-Vertrag sieht die Erweiterung des EG-Binnenmarktes auf die EFTA-Staaten mit weitgehender Übernahme der Gemeinschafts-Gesetzgebung durch die neuen Teilnehmer vor.

FR-Gespräch mit Bernd Hölzenbein "Mein Verhältnis zu Stepi ist angeknackst"

"Bernd Hölzenbein, der FC Bayern München hat nach dem Sieg gegen Eintracht Frankfurt drei Punkte Vorsprung. Glauben Sie, daß der Titel schon vergeben ist?"

"Nein, keineswegs. Die Münchner können sich ihrer Haut noch lange nicht sicher sein und sind das wohl auch nicht. Die Schwächen, die sie in der zweiten Halbzeit an den Tag gelegt haben, lassen mich nicht darauf schließen, daß sie schon durch sind. Von der Besetzung der Mannschaft her, angesichts dieser vielen hochkarätigen Namen ist es mir unbegreiflich, wie die sich von eigentlich noch namenlosen Spielern wie Komljenovic, Anicic oder da Silva unter Druck setzten ließen. Das hat mich verblüfft, das habe ich nicht erwartet."

"In den vergangenen neun Monaten hat sich in Frankfurt manifestiert, daß die Eintracht nicht in der Lage ist, große, entscheidende Spiele zu gewinnen. Das war in Rostock so und dann in Istanbul. Würden Sie auch das Spiel in München so einstufen?"

"Ja, auch diese Begegnung gehört in die Kategorie. Wie in Rostock und in Istanbul hatte ich auch diesmal auf der Tribüne das Gefühl, daß wir das entscheidende Tor wieder nicht machen würden. Im Pokal in Karlsruhe wurde dieser Trend zwar unterbrochen, aber da gab es Elfmeterschießen, also eine Entscheidung des Glücks. Diese Partie bekommt erst Wichtigkeit, wenn wir gegen Leverkusen gewinnen und das Finale in Berlin erreichen. Ich möchte aber eines klarstellen: Wie in Rostock, so kann ich der Mannschaft auch heute keinen Vorwurf machen. Sie hat gekämpft und bestimmt das Äußerste gegeben, aber das Tor, das uns ganz große Möglichkeiten eröffnet hätte, ist eben wieder nicht geschossen worden."

"Nach den Vertragsverlängerungen mit Uli Stein und Anthony Yeboah sind zwei wichtige Entscheidungen für die Zukunftsplanung gefallen. Wie groß ist Ihre Hoffnung, daß Sie auch mit Uwe Bein klarkommen?"

"Die Hoffnung ist groß. Wir sprechen ständig miteinander. Aber ich kann nicht sagen, wie das ausgeht. Und: die Welt wird nicht untergehen, wenn Uwe geht. Wenn es so kommt, wird auch in der nächsten Saison in Frankfurt Fußball gespielt. Ich kann es nicht ändern, wenn er unbedingt nach Japan wechseln will. Wir wollen, daß er bei uns bleibt und sind bereit, alles im Rahmen unserer Möglichkeiten zu tun, um ihn zu halten".

"Angesichts von Schlagzeilen Ende vergangenen Jahres wie "Die Eintracht-Mannschaft fällt auseinander", müßten Sie doch eigentlich schon jetzt in Triumphgeheul ausbrechen..."

"Das gerade nicht. Aber eine gewissen Zufriedenheit will ich gar nicht verhehlen. Wir sind nicht auseinandergefallen. Im Gegenteil, wir haben uns mit Tsahadaze und Adamczuk sogar noch erheblich verstärkt. Adamczuk hat 50 Jugend- und 3 A-Länderspiele sowie 30 Einsätze in der Olympia-Auswahl. Leider ist er bei uns im Moment zur Nummer 17 degradiert".

"Das hört sich nach Kritik an ihrem Freund Dragoslav Stepanovic an. Wie würden Sie denn Ihr Verhältnis zum ihm bezeichenen, seit er sich für Leverkusen entschieden hat?"

"Da gibt es eigentlich gar kein Verhältnis mehr. Das ist auch gar nicht notwendig. Er entscheidet allein die aktuellen sportlichen Dinge und er macht das gut, da rede ich auch weiterhin nicht rein. Und ich plane allein oder mit Klaus Toppmöller die neue Saison. Aber ich muß sagen, es ist nicht mehr wie vorher. Unser Verhältnis ist angeknackst".

"So war es den letzten Wochen und Monaten mit Jörg Berger damals auch. Bleibt Stepanovic bis zum Saisonende Trainer in Frankfurt?"

"Er übersteht die Saison auf jeden Fall. Wir werden ihn nicht feuern. Er macht seine Arbeit gut und das ist entscheidend." -wl-

Stepanovic-Team brillierte, ließ alle Chancen ungenutzt und fuhr mit leeren Händen heim Die Besten der Liga wankten - aber sie fielen wieder nicht Mit dem schwachen linken Fuß entschied Lothar Matthäus die Partie / FC Bayern München - Eintracht Frankfurt 1:0 (1:0) Aus dem Olympiastadion berichtet unser Redaktionsmitglied Walther Lücker

Der FC Bayern München hat die Punkte, Eintracht Frankfurt die Anerkennung. Die einen haben sich vom Druck zunächst befreit, für die anderen ist er noch größer geworden. Aber, darüber sind sich die Experten beider Spitzenklubs einig: entschieden sei diese Saison bisher nicht. Dragoslav Stepanovic sagt: "Wir werden weiter angreifen, die Verfolgerrolle liegt uns." Und der alte Fahrensmann Erich Ribbeck beruhigt die Gemüter: "Ich werde meinen Spielern schon begreiflich machen, wo dieser Sieg einzuordnen ist." Und so ist die Hatz auf die Jubiläums- Meisterschaft vielleicht doch noch nicht an diesem Wochenende beendet worden.

Hochgepuscht und aufgepowert wie wohl kein anderes Fußballspiel in dieser laufenden 30. Bundesligasaison war das Gipfeltreffen tatsächlich zu einem Hit geworden. Eineinhalb Stunden voller Rasse und Klasse, Kampf und Einsatz, technischen Fertigkeiten und praktischen Fähigkeiten, eineinhalb Stunden Kurzweil, Spannung und Dramatik - am Ende bestand kein Zweifel: Der Schlager hatte gehalten, was er versprach. Daß am Ende im Olympiastadion aus sicherlich 50 000 Kehlen ein befreites "Jaaa" und aus den restlichen Mündern ein nasales "neiiinnn" drang, lieferte ein klares Indiz, wer in der Liga derzeit Herr im Haus ist.

Die Bayern buchten abermals zwei sogenannte "big points" und sind gegenüber der Konkurrenz nun schon drei vor. Von ungefähr kommt das nicht. Das Münchner Ensemble ist momentan unbestreitbar das Beste, was der deutsche Fußball zu bieten hat. Und wer das nicht glauben mag, muß sich zumindest damit abfinden, daß es in der Aufrechnung ihrer Tätigkeit das Erfolgreichste ist. Gegen Frankfurt geriet der Branchenführer zwar im zweiten Abschnitt mächtig ins Schlingern und wurde schließlich gar zu einem elend harten Stück Arbeit genötigt, bis der Treffer von Lothar Matthäus aus der 28. Minute über die Zeit gebracht war. Doch am Ende stand erneut das vielzitierte "Mir san mir". Der FC Bayern wankte, aber er fiel nicht.

Allein das Tor ist schon der Rede wert. Manch ein Kritiker hat schon mit spitzer Zunge gelästert, Lothar Matthäus habe, was des Fußballspiel angeht, nur deshalb einen linken Fuß, damit er Verwendung für den zweiten Schuh findet. Nach knapp einer halben Stunde aber bewies der Nationalspieler, daß dieser Fuß nebst Schuh und einem strammen Oberschenkel durchaus mehr kann, als nur für festen Stand zu sorgen. Ein paar kurze Schritte von halblinks zur Mitte des Spielfeldes, dann zog er unvermittelt ab und mochte es fast selbst nicht glauben, daß der Ball tatsächlich im Tor des gleichfalls verblüfften Widersachers Stein ("Der redet nur Blabla") landete. Unter der Kategorie "unhaltbar" ordnete Matthäus sein Tor ein, schonte damit Stein und schönte das eigene Treiben.

Möglichkeiten zur Resultatsverbesserung, vielleicht sogar um die Partie einem eigenen Sieg zuzuführen, hatten die Frankfurter ebenso wie die Münchner Chancen hatten, das Ergebnis klarer zu gestalten. Doch Uwe Bein war das Glück der anderen Seite beim Versuch eines Kunstschußes Marke Matthäus weniger hold. Der Ball landete außen am Metall des Pfostens und prallte dann gegen das Netzgestänge. Qualitativ hochwertig, weil von beiden Seiten mit reichlich Aufwand, Können und klarer Orientierung geführt, war die Begegnung über die gesamten 90 Minuten. Nachdem aber beide Mannschaften die Spielhälften gewechselt hatten, wurde die Angelegenheit zusehends dramatischer, weil sich nun noch mehr Chancen ergaben.

Bei den Frankfurtern spielte Trainer Stepanovic Vabanque. Mit dem Debütanten Michael Anicic, einem 18 Jahre alten A-Jugendspieler (siehe auch Seite 20), für den am Fußzeh gehandikapten Yeboah hatte er überraschend beginnen lassen und mit Rahn anstelle von Falkenmayer. Anicic machte seine Sache nicht schlecht, doch am Ende blieb der Frankfurter Sturm, wo sich auch Schmitt vergeblich versuchte, harmlos. Nach einer Stunde, als die Seinen dem Ausgleich immer noch nicht näher waren, nahm Stepanovic den auf der hinteren Mittelfeldposition unübersehbar überforderten Rahn (vielen blieb es ein Rätsel, warum Falkenmayer draußen auf der Bank saß) wieder heraus und warf Andersen ins Rennen. Drei Stürmer versuchten sich nun. Dann holte er noch den enttäuschenden Okocha (der seit seinem Hakkenzieher-Trick in Dresden kaum mehr ein Bein auf den Boden bekommt) vom Feld und verhalf auch dem ballgewandten Brasilianer da Silva zum Erstliga- Einstand. Bei den Bayern kam erst Scholl für den angeschlagenen Matthäus und dann Cerny für Mazinho. Rauf und runter, hin und her wogte das Geschehen, keiner vermochte eine halbe Stunde vor Ende zu sagen, wie die Geschichte ausgehen könnte.

Unbeaufsichtigt "semmelte" Ziege den Ball über das Tor. Gleich zwei Chancen hatte der glanzvoll-überragend, aber im Abschluß glücklos-werktätige Bein. Erst wurde er, schon von hoffnungsfroher Erwartung ergriffen, durch Jorginhos Bein gestört und dann zirkelte er über Aumanns Kasten. Ein tückischer Schuß von Anicic und ein Kopfball von Andersen sorgten ebenfalls für Aufregung, wirkten sich aber nicht nachhaltig auf das Resultat aus. Auf der anderen Seite klärte der überragende Stein dreimal gegen Labbadia (der kein einziges Kopfballduell gegen Tsahadaze gewann). Spektakulärer aber noch waren Steins Ausflüge samt Hackentrick in den tiefen Raum außerhalb der 16-Meter-Linien.

Doch es half alles nichts. Die Frankfurter boten die Stirn und rannten sich nur den Kopf an. Sie mühten sich, aber es blieb eben bei diesen Bemühungen. Mit dem Füllhorn wurde Lob über die armen Seelen geschüttet, doch die Wunde brannte. Bayern hatte die Punkte und nun den Vorsprung in der Gesamtrechnung.

München: Aumann - Thon - Kreuzer, Helmer - Jorginho, Matthäus (62. Scholl), Wouters, Schupp, Ziege - Labbadia, Mazinho (67. Cerny).

Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Tsahadaze - Okocha (63. da Silva), Rahn (60. Andersen), Bein, Komljenovic, Weber - Schmitt, Anicic.

Schiedsrichter: Strigl (Horb).

Tor: 1:0 Matthäus (28.).

Zuschauer: 63 000.

Gelbe Karten: Matthäus, Scholl - Tsahadaze.

FDP-Chef rügt ,Kuddelmuddel&rquote; in Bonn Lambsdorff fordert schärferes Profil der Koalition / Kohl an Sturz Erhards erinnert Von unserem Korrespondenten Bernhard Honnigfort

JENA, 7. März. FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff ist auf dem kleinen Parteitag der Liberalen mit dem Koalitionspartner CDU/CSU hart ins Gericht gegangen. Vor den 200 Delegierten des Bundeshauptausschusses am Samstag im thüringischen Jena forderte er zudem ein schärferes Profil der Bonner Regierung. Klare Entscheidungen würden nicht mehr getroffen, perspektivische Arbeit bleibe "im Kuddelmuddel zahlloser Gremien und Gesprächszirkel" hängen.

Der FDP-Chef mahnte Bundeskanzler Helmut Kohl nach dem Nein der CDU/ CSU-Fraktion zum vereinbarten Kompromiß zur Anhebung der Mineralölsteuer zur Vorsicht. Nicht die FDP sei davon betroffen, sondern Kohl, CDU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble und "Bundesverkehrsstauminister" Günther Krause. "Ich sage Kohl: Vorsicht. Es riecht nach 1966. Aber im Fraktionssitzungssaal der CDU, nicht der FDP." Damals war CDU-Bundeskanzler Ludwig Erhard an der eigenen Partei gescheitert.

Lambsdorff sagte, die Bürger wollten endlich wieder wissen, wer in Bonn wofür die politische Verantwortung trage. Der Eindruck sei entstanden, alle zögen am gleichen Strang, nur oft in die falsche Richtung. Lambsdorff: "Wer soll eigentlich noch an die marktwirtschaftliche Kompetenz der Union glauben, wenn Kurt Biedenkopf und Werner Münch Hand in Hand mit Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine Steuererhöhungen schon in der zweiten Hälfte des Jahres oder spätestens für den 1. Januar 1994 verlangen?"

Die Aufgabenverteilung zwischen Regierung und Opposition funktioniere seit Monaten nicht mehr. Man habe sich bereits an eine "faktische Allparteienregierung" in Bonn gewöhnt. "Die Regierungsparteien brauchen gar keine offizielle Opposition, weil sie sich eine Opposition in den eigenen Reihen halten. Und die offizielle Opposition kann kaum noch verbergen, wie gerne sie auf den Regierungsbänken als Juniorpartner säße", kritisierte Lambsdorff die "Sozialdemokratisierung von Teilen der CDU und das Unbehagen in der SPD an einer echten Oppositionsrolle". Erneut lehnte der FDP-Chef Steuererhöhungen ab. Alle aktuellen Konjunkturdaten wiesen derzeit auf eine vertiefte Rezession, sagte er. Mit Blick auf den "Solidarpakt" sprach sich Lambsdorff für eine verstärkte Förderung Ostdeutschlands aus. "Die neuen Bundesländer brauchen zusätzliche Mittel, und sie brauchen sie bald", sagte er. Das Wirtschaftswachstum in den neuen Ländern bleibe hinter den Erwartungen zurück, weshalb niemand mit einer "schnellen Angleichung der Lebensbedingungen" rechnen dürfe. Waigel beklagt "diffuses Bild" fa WILDBAD KREUTH. Auch CSU- Chef Theo Waigel rügte das Erscheinungsbild der Bonner Koalition. Auf der CSU-Klausurtagung im bayerischen Wildbad Kreuth nahm Waigel aber Bundeskanzler Kohl im Streit um die Autobahnvignette ausdrücklich in Schutz. Das Durcheinander sei eine "Zumutung". Kohl sei jedoch erst unmittelbar vor der Sitzung des Unionsfraktion von seiner Asienreise zurückgekehrt und könne dafür nicht verantwortlich gemacht werden. Der Streit in der Verkehrspolitik sei aber typisch für das "diffuse Bild" der Koalition. Die Bonner Entscheidungsschwäche verunsichere die Bürger und trage zum Stimmungstief in der Bevölkerung bei. Waigel verlangte eine Straffung der Arbeit in Bonn: "Wir können uns das ewige Hin und Her in der Meinungsbildung schlichtweg nicht mehr leisten."

(Kommentar auf Seite 3, weiterer Bericht Seite 7)

Amigo wird sein Schicksal

Die Selbstgerechtigkeit der CSU in der Amigo-Affäre hat gespenstische Züge angenommen. Was in Baden-Württemberg einen Ministerpräsidenten den Stuhl kostete, ist der bayerischen Partei nicht einmal der Rede auf Klausurtagungen wert. SPD-Oppositionsführer Albert Schmid fühlt sich angesichts solchen Realitätsverlusts an den berühmten Film "Die Caine war ihr Schicksal" erinnert, wo der paranoide Kapitän erst abgesetzt wurde, als das Schiff in schwerer See in Not geraten war.

Die permanente Klage über die Medien erinnert an die Antike, wo die Überbringer schlechter Botschaften geköpft wurden, und ist in diesem Fall besonders scheinheilig. Nicht die Berichterstattung über die Affäre ist Wasser auf die Mühlen der rechtsradikalen Republikaner, sondern die Unfähigkeit der CSU, endlich die überfälligen Konsequenzen zu ziehen. Sie könnten nur im Rücktritt von Max Streibl bestehen. Die jüngst bekanntgewordene Tatsache, daß Geschäftsanbahnungen für Streibls Sohn offensichtlich aus der Münchner Staatskanzlei getätigt wurden, wäre allein schon ein Grund.

Zudem ist die Stimmung an der Parteibasis, anders als die verzweifelten Beschwichtigungsformeln der Chefs glauben machen, verheerend. In der CSU, hat einmal ein Insider treffend erklärt, werde es ernst, wenn die Abgeordneten anfingen, nachdenklich ihre Klappsitze im Landtagsplenum zu betrachten. Dazu besteht angesichts der jüngsten Umfragen aller Anlaß. Deshalb könnte es Max Streibl schon bald so gehen wie dem Kapitän von der "Caine". fa (München)

CSU will Affäre aussitzen Waigel stellt sich vor den bedrängten Ministerpräsidenten

fa WILDBAD KREUTH, 7. März. Ungeachtet der neuen Vorwürfe gegen Bayerns Ministerpräsidenten Max Streibl lehnt die CSU weiterhin Konsequenzen aus der sogenannten Amigo-Affäre ab. "Es hat nie eine Affäre gegeben", sagte CSU-Chef Theo Waigel im Anschluß an eine Klausurtagung des Parteivorstandes in Wildbad Kreuth. Alle Angriffe gegen Streibl, Innenminister Edmund Stoiber oder ihn persönlich seien zurückgewiesen worden. Nach Waigels Worten ist auch nicht über den von CSU-Fraktionschef Alois Glück ins Gespräch gebrachten Ehrenkodex für Politiker diskutiert worden.

Unmittelbar vor der CSU-Klausur war bekanntgeworden, daß sich der Sohn Streibls von der Staatskanzlei Termine für geschäftliche Gespräche hat vermitteln lassen. Waigel wies diese Vorwürfe als "läppisch" zurück.

Heftige Kritik übte Waigel am Mißmanagement in der Koalition. Gleichzeitig nahm Waigel aber Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) im Streit um die Autobahnvignette ausdrücklich in Schutz. Das Durcheinander sei eine "Zumutung". Kohl sei jedoch erst unmittelbar vor der Sitzung von seiner Asienreise zurückgekehrt und könne dafür nicht verantworltich gemacht werden. Der Streit in der Verkehrspolitik sei aber typisch für das "diffuse Bild" der Koalition. Die Bonner Entscheidungsschwäche trage zum Stimmungstief in der Bevölkerung bei. Waigel verlangte eine Straffung der Arbeit. "Wir können uns das ewige Hin und Her in der Meinungsbildung schlichtweg nicht mehr leisten", sagte er.

Der SPD-Oppositionsführer in München, Albert Schmid, sprach von einer "Scheinsolidarität" der CSU mit Streibl, die nicht darüber hinwegtäuschen könne, daß mit dem Ministerpräsidenten "kein Staat mehr zu machen" sei. Die CSU stehe vor der Alternative "entweder Ministerpräsident Streibl abzulösen oder mit ihm politisch unterzugehen".

Das beste am Spiel ohne Zweitliga-Niveau war, daß es keinen Sieger gab Dieser Kick hatte nur wenig mit Fußball zu tun Hartenberger köpfte an die Latte / Zuschauer früh frustriert / Darmstadt - Wuppertal 0:0

Roland hat einen harten Job. Also freut er sich, wenn er am Abend vor seinem Fernseher sitzt, um dem angebotenen Programm zu folgen. Doch immer öfter ertappt er sich dabei, daß er Filmen folgt, deren Ende er längst kennt. "Ach", denkt sich Roland, "schon wieder eine Wiederholung", allenfalls zweitklassige Unterhaltung. Roland freut sich auf den Samstag.

Denn Roland hat ein Herz für den SV Darmstadt 98, für seine "Lilien". So macht er sich auf den Weg zum Böllenfalltor, sucht Unterhaltung und Kurzweil. Sicher, Roland weiß, daß sein Team im Abstiegskampf steckt. Aber das intensiviert das Zusammengehörigkeitsgefühl. Doch in letzter Zeit, da fühlt sich Roland eher im Stich gelassen. Allenfalls drittklassige Wiederholungen. "Das war der absolute Tiefpunkt", dachte er zuletzt immer wieder, doch die Heimpartien der "Lilien" bieten stets Negativsteigerungen.

Am Samstag, beim 0:0 gegen Wuppertal, da war Roland sauer, wie 2534 andere auch. Denn er sieht gerne Fußball. Und das, was er sah, hatte mit Fußball nichts zu tun. Dabei hatte Trainer Mandziara - mit Baseballmütze auf dem Kopf - nach fünf Spielen ohne Sieg Besserung geschworen, Bakalorz als Libero aufgeboten, Kleppinger ins Mittelfeld beordert und Täuber in den Sturm geschickt. Doch nur des Trainers Outfit war anders.

Nach zehn Minuten erhob sich Volkes Stimme. Und Roland ertappte sich dabei, daß er mit einstimmte in den Chor, der "Aufhören" rief, der hämisch Beifall klatschte, der erfreut bejubelte, daß Schatzmeister Wiesinger mit feinstem Schuhwerk im Schlamm herumstapfte, weil wieder einmal ein Ball planlos nach vorne gedroschen wurde und dabei meist außerhalb der Umrandung landete, und der dankbar applaudierte, wenn einer der Spieler halbwegs konstruktiv gegen das Leder trat. So wie in der 53. Minute, als Bontschev flankte, Hartenberger aus vier Metern an die Latte des leeren Tores köpfte.

Die Angst, so erzählten beide Trainer hernach, habe ihre Jungs gelähmt. Das sah auch Roland. Doch er erinnerte sich, daß es der Sache dienlich ist, wenn man der Angst begegnet, indem das Herz in beide Hände genommen wird. Das versuchten die "Lilien" nach der Pause auch, daraus resultierte einzig mehr Druck, keine Kreativität. Und letztlich hätte der hartnäckig jedes spielerische Moment verweigernde Gast durch Konter von Hartwig (71.) und Bieber (82.) beinahe noch gesiegt. Doch das positivste am Spiel war, daß es keinen Sieger hatte.

Kreativ zeigte sich einzig das Publikum, dem schon bald das Negativ-Vokabular ausging, sich aber gegenseitig zu Höchstleistungen trieb. Roland sah nicht mehr, daß der gar grausame Kick einigen "Lilien"-Anhängern die Tränen in die Augen trieb, hörte nicht mehr, wie Mandziara Durchhalteparolen ausgab.

Deprimiert machte sich Roland Gedanken über existenzielle Fragen: "Wenn ich solche Arbeit abliefern würde, dann könnte ich mir nicht mal mehr ein Fernsehgerät leisten." Wiederkommen ? Die Hoffung, daß er künftig nicht nur Oberliga-Fußball sieht, die gibt er nicht auf.

CHRISTIAN FROMMERT

Darmstadt: Eilers - Bakalorz - Heß, Kowalewski - Kleppinger, Malz, Bragin (46. Hartenberger), Bontschev (68. Hofmann), Wörsdörfer - Simon, Täuber.

Wuppertal: Albracht - Pusch - Ksienzyk, Voigt - Hartwig, Schmugge, Glavas, Kindgen (64. Zilles), Szewczyk (73. Bieber), Pröpper - Tönnies.

Schiedsrichter: Kasper (Katlenburg-Lindau).

Zuschauer: 2535.

Gelbe Karten: Malz - Szewczyk.

Stasi unterschätzte den Rechtsextremismus in der DDR 1988 waren mehr als tausend Skinheads registriert / "Nur beschränkte Wahrnehmung" durch SED / Studie der Gauck-Behörde Von unserem Korrespondenten Helmut Lölhöffel

BONN, 7. März. Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) hat den Rechtsextremismus, der in den 80er Jahren in der DDR entstand, teilweise verkannt und allenfalls verniedlichend dargestellt. "So blieb es bei der hilflos-repressiven Bekämpfung von Symptomen", ohne daß den Ursachen ernsthaft nachgegangen wurde. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen mit dem Titel "Zu Wahrnehmung und Interpretation des Rechtextremismus in der DDR durch das MfS".

Verfasser dieses der FR vorliegenden Berichts ist Walter Süß aus der Abteilung Bildung und Forschung der Berliner Gauck-Behörde. Seiner 50seitigen, auf die Lektüre von Stasi-Akten gestützten Analyse liegen einige Dokumente bei, die erstmals veröffentlicht wurden.

Eines dieser Papiere stammt aus der Hauptabteilung XX des MfS und hält die Zahl der Skinheads in der DDR am 1. Oktober 1988 fest. Demnach gab es insgesamt 1067, die meisten davon (447) in Ost- Berlin, die zweithöchste Zahl (120) im Bezirk Potsdam, also rund um Berlin. Auch in den DDR-Bezirken Leipzig (88) und Frankfurt/Oder (82) waren damals viele Skinheads unter Kontrolle der Stasi.

Vermutlich lag die Gesamtzahl aber höher, wie der Direktor der Gauck-Behörde, Hansjörg Geiger, der FR erläuterte. In einem Vermerk des MfS von 1989 stehe, daß "darüberhinaus weitere Personen in dem operativen Material genannt" seien, allerdings "ohne korrekte Erfassung". Außerdem seien rechtsextreme Skins in einer Dokumentation "R" des DDR-Innenministeriums erfaßt gewesen, und bei der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des MfS habe es ein eigenes Referat gegeben.

Süß schreibt zu Beginn seines Berichts, in den MfS-Akten finde sich keine geheime Geschichte eines straff organisierten DDR-Rechtsextremismus. Tatsächlich sei nur "die beschränkte Wahrnehmung" der Herausbildung einer rechtsextremen Szene durch das MfS und die SED-Führung abgebildet. Die "Unfähigkeit zur Analyse" dieser Entwicklung sei Mitarbeitern der Sicherheitsorgane in der DDR erst 1988 "störend bewußt geworden". "Die militante rechtsextreme Szene war in der DDR nie mehr als eine kleine Minderheit", fand der Autor heraus. "Die Einstellungen aber, die sie gewaltsam ausagierte, fanden - wie sich nach dem Umbruch zeigen sollte - latent erheblich größere Verbreitung." Deren Wahrnehmung sei an ideologischen Schranken gescheitert.

Bis 1986 wurde die rechtsextreme, teilweise mit neonazistischem Gedankengut vertraute Jugendszene praktisch überhaupt nicht erkannt. Erst ein Überfall etwa 30 rechtsextremer Jugendlicher auf ein Punk-Konzert in der Ost-Berliner Zionskirche im Oktober 1987, nach dem die Existenz von Skinheads auch öffentlich nicht mehr zu leugnen war, "rüttelte die MfS-Generalität wach", schreibt Süß. Jedoch blieb die Blickrichtung darauf beschränkt, solche Erscheinungen westlichen Einflüssen zuzuschreiben und sie als Randerscheinungen abzutun.

1988 wurde eine Forschungsarbeit in Auftrag gegeben, die das MfS aber mit dem Argument nicht zuende führte, die Suche nach Ursachen sei überflüssig, weil "bei Skinheads bisher keine politischen Motive nachweisbar" waren. Offenbar, so schließt Süß aus den Akten, habe die Studie "nicht in das Weltbild der Auftraggeber gepaßt". Sie seien wohl "befremdet" gewesen von Erkenntnissen wie dieser: "Den Kern der hier zu untersuchenden Gruppierungen bilden Vertreter der jungen Arbeiterklasse."

Der "Übergang von einer rechten jugendlichen Subkultur, die aus Protest gegen die Konformitätszwänge der herrschenden, vorgeblich linken Ideologie entstanden war, in eine rechtsextrem orientierte Bewegung" sei der DDR-Fürhung entgangen, heißt es in der Studie. Das MfS habe nur über ein "ideologisch verkürztes Interpretationsraster" verfügt. In den neuen Bundesländern sind nach Schätzungen des Verfassungsschutzes 3800 militante Rechtsextremisten aktiv.

Südafrikanische Parteien wollen an den Verhandlungstisch zurück Konferenz bis spätestens zum 5. April geplant / Bei Überfall auf Nahverkehrsbus in Natal zehn ANC-Anhänger ermordet

hbr JOHANNESBURG, 7. März. In Südafrika sollen die Mehrparteienverhandlungen über die Zukunft des Landes bis spätestens zum 5. April wieder beginnen. Darauf haben sich sich 26 Gruppierungen bei einer zweitägigen Planungskonferenz in Johannesburg am Wochenende geeinigt.

Die Konferenz war nach Meinung politischer Beobachter nur deshalb ein Erfolg, weil wesentliche Differenzen zwischen Parteien vom linksradikalen Panafrikanistischen Kongress (PAC) bis zur ultrarechten weißen Konservativen Partei (CP) gar nicht diskutiert wurden. Der Vertreter der weißen Regierung, Verfassungsminister Roelf Meyer, war dennoch zufrieden: "Es gab nur ein Ziel bei dieser Konferenz, nämlich ein Datum für die Wiederaufnahme von Mehrparteienverhandlungen festzulegen - das haben wir geschafft." Cyril Ramaphosa, Generalssekretär des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) bezeichnete die Konferenz als "vollkommenen Erfolg". Auch die Inkatha Freiheitpartei (IFP) von Mangosuthu Buthelezi zeigte sich zufrieden.

Obwohl sich alle Parteien in einer Abschlußresolution zur dringenden Wiederaufnahme von Verhandlungen bekannten, galt der Stichtag 5. April in Johannesburg nur als vorläufiges Datum. Es hatte schon einmal eine Runde der Mehrparteienverhandlungen über die Zukunft Südafrikas gegeben, den "Konvent für ein demokratisches Südafrika" (Codesa). Nach ihrer ersten Sitzung im Dezember 1991 legte die Codesa-Konferenz fest, daß ein zweites Plenum vor Ende März 1992 stattfinden sollte. Der Termin wurde nicht eingehalten. Das zweite Codesa-Plenum fand erst Ende Mai 1992 statt - und führte zum Zusammenbruch von Verhandlungen.

Wichtigstes Ergebnis der Planungskonferenz vom Wochenende ist nach Meinung von Beobachtern die Bildung des sogenannten "Vorbereitungskomitees", in das alle 26 Gruppen einen hochrangigen Vertreter entsandten. Diesem Komitee ist die tatsächliche Planung der neuen Verhandlungsrunde übertragen worden. Es bildet letztendlich das Verhandlungsgremium, in dem die schweren Differenzen zwischen den Parteien unter Ausschluß der Öffentlichkeit ausgetragen werden sollen.

In dem Vorbereitungskomitee ist dasselbe breite Spektrum politischer Parteien vertreten, die auch zur Planungskonferenz kamen. Weder der PAC noch die CP hatten zuvor an Mehrparteiengesprächen teilgenommen. Die beiden wichtigsten Fraktionen in diesem Spektrum sind der ANC und seine Verbündeten auf der einen Seite und die IFP und ihre Verbündeten auf der anderen. Der ANC und die südafrikanische Regierung haben sich in den letzten Monaten weitgehend auf die Form des Übergangs zur Demokratie geeinigt. Dazu gehören demokratische Wahlen einer Verfassungsgebenden Versammlung Anfang 1994. Auch auf eine fünfjährige Einheitsregierung nach ersten Wahlen unter Beteiligung aller wichtigen Parteien haben sich Regierung und ANC bereits geeinigt.

Das wird von den sogenannten "Besorgten Südafrikanern", der Allianz der IFP mit der CP und den als "unabhängig" von Südafrikas geltenden Homelands Ciskei und Bophuthatswana, abgelehnt. Sie wollen Wahlen erst nach der Formulierung einer neuen Verfassung zulassen. In einer demokratisch gewählten Versammlung wären diese Parteien nur mit wenigen Delegierten vertreten. Die CP weigerte sich deshalb, der Abschlußresolution zuzustimmen. Es gebe noch zu viele Hindernisse, die in der Planungskonferenz nicht angesprochen worden seien.

Nach dem Überfall auf einen Kleinbus in Südafrikas Provinz Natal, bei dem zehn ANC-Anhänger ermordet worden waren, wurden laut Polizei drei Personen festgenommen. (Kommentar S. 3)

Bayern spielten Rasenschach Glanz und Gefahr des magischen Dreiecks

Es gibt Tage, an denen muß auch ein Fußballnarr ausspannen. Für Dragoslav Stepanovic war am Sonntag so ein Tag. Der Trainer von Eintracht Frankfurt hat seine Mannschaft am Samstag allein nach Hause fliegen lassen. Er selbst nahm am Sonntag den Umweg über Hamburg, wo er nach einem Fernsehinterview in Kultur gemacht hat. Mit seiner Frau Jelena zerstreute er sich beim Welt-Erfolg "Cats". Es ist nicht überliefert, ob "Stumpen-Stepi" sich nach dem Musical einen "Krummen Hund" einverleibt hat. Eine Holzkiste dieser typisch bayrischen Zigarillos jedenfalls war das einzige, was Stepanovic aus München mitnahm. Die hatten ihm im Olympiastadion die Bayern generös überreicht. Eine kleine Aufmersamkeit für einen, der mit leerem Gepäck abreiste.

Während Stepanovic, seinem Naturell entsprechend, lachend-qualmend von dannen zog, sich seine Spieler ernüchtert auf den Weg nach Frankfurt begaben, schwelgten die Münchner in einer Orgie des Glücks. Wie Watte legte sich das Gefühl von Glückseligkeit über das Olympiastadion. Kein Wunder, wenn man so eine Mannschaft in seiner Stadt weiß.

Es ist schon ein wahrhaft magisches Dreieck, das Selbstbewußtsein, Selbstvertrauen und Erfolg an die Säbener Straße zurückgebracht hat, wo noch vor Jahresfrist, man mag es kaum glauben, die Angst vor dem Abstieg umging.

Dieses Dreieck hat Namen. Was die Bayern-Spieler Jorginho, Jan Wouters und Lothar Matthäus am Samstag 45 Minuten lang gegen die Frankfurter auf das Rasenrechteck zauberten, ist mit dem Wort "Rasenschach" oberflächlich treffend, aber dennoch unzureichend beschrieben ist. Ein offenkundig akribisch ausgeklügeltes, an Perfektion heranreichend einstudiertes und trotzdem immer variables Spielsystem, mit kurzen und langen Zügen, wahren Geniestreichen mit und ohne Ball und schließlich ein schon traumwandlerisch anmutendes Verständnis seiner drei Strategen - dies alles macht dieses Bayern-Dreieck zum Erfolgsgeheimnis. Daß es noch eines ist, liegt nur daran, daß bislang kein Konkurrent so recht ein Mittel gegen derlei Überlegenheit gefunden hat.

Kein anderes Team in Europa verfügt über eine derartige Zusammenstellung im Mittelfeld: Jorginho, Kopf der brasilianischen Nationalmannschaft, Jan Wouters, eine der zentralen Figuren der niederländischen Auswahl und Lothar Matthäus, Chef der deutschen Elf. Es hat fast den Anschein, als seien die drei in München versammelt, um zunächst dem Fußball hierzulande und in der nächsten Saison Europa im kontinentalen Wettbewerb der Landesmeister das Fürchten zu lehren.

Immerhin haben die Bayern in dieser Saison erst ein Spiel verloren. Das liegt auch daran, daß Matthäus nach fünf Spieltagen und dann nur kurz währenden Problemen die Achse Jorginho/Wouters erst zum Dreieck fügte. Im Zusammenspiel der großen Drei werden die Fäden gezogen, der Rest der Mannschaft bedient oder läßt sich bedienen.

Doch, und das wurde gegen ein bei weitem nicht so hochkarätig sortiertes Team wie die Eintracht (Vizepräsident Bernd Hölzenbein zum glückseligen Olaf Thon: "Nächstes Jahr kommen wir wieder, und dann mit unserer ersten Mannschaft") am Samstag deutlich: Das Bayern-Spiel leidet erheblich, wenn einer der drei aus dem Dreieck fällt. Als Matthäus mit einer Zerrung im Oberschenkel nach einer Stunde vom Feld mußte, die Frankfurter den Druck verstärkten, standen die Münchner mit dem Rücken zur Wand. Vorbei war es mit der Herrlichkeit und der Souveränität, plötzlich mußte der Tabellenführer Fußball arbeiten. Trainer Erich Ribbeck hat das genau erkannt: "Matthäus ist nicht gleichwertig zu ersetzen." Das gilt genauso uneingeschränkt für Wouters und Jorginho. Und daß Matthäus die Eintracht in höchsten Tönen lobte, war wohl auch ein versteckter Hinweis, für wie wertvoll er sich selbst hält.

Genußvoll kann Dragoslav Stepanovic also in die Kiste greifen und einen "krummen Hund" rauchen - mit 32 Spielern im Kader hat er mehr Möglichkeiten zu variieren. Das magische Bayern-Dreieck aber kann durchaus zur Achillesferse werden. -wl-

Arrogante Kickers erlagen Fehleinschätzung Buchmann ließ mächtig Dampf ab / Selbstkritischer Libero Bieher / Harmloser Stürmer Behlil

Der Mann ereiferte sich hörbar. "Die Einstellung stimmte nicht, meine Mannschaft ging mit Arroganz ins Spiel, und mit gleicher Arroganz hat Behlil vier Chancen vergeben", wetterte Offenbachs Trainer Lothar Buchmann nach der spielerisch enttäuschenden Vorstellung des Tabellenführers gegen Eintracht Haiger. "Außer mir hat offenbar niemand Widerstand erwartet, eigentlich müßte man solche Spiele verlieren", ließ der Coach weiter mächtig Dampf ab.

Nach der enttäuschenden Vorstellung vom Freitagabend war es im nachhinein ein Glück, daß Titelkonkurrent Borussia Fulda am Samstag gegen den SV Wiesbaden nach dem 1:1 ebenfalls einen wichtigen Punkt abgab und die Offenbacher Kickers somit nach Minuszählern weiterhin mit einem Punkt Vorsprung an der Tabellenspitze rangieren. Doch Buchmann warnt vor der entscheidenden Phase des Meisterschaftskampfes: "In dieser Verfassung reicht es für uns auf Dauer nicht", sieht der realistische Coach Ungemach auf seine Truppe zukommen.

Der Bazillus, der sich gegen Haiger zunächst nur in der Offensive ausbreitete, setzte sich im weiteren Spielverlauf auch in der Defensive fest. "Nach dem Punktgewinn beim FSV Frankfurt dachte fast jeder, Eintracht Haiger wird an die Wand gespielt", gestand auch Libero Thomas Biehrer die Fehleinschätzung des Gegners ein. "Wir haben nur eine Viertelstunde nach der Halbzeit gezeigt, was wir drauf haben, aber David Behlil hätte heute noch drei Stunden spielen können und doch nicht getroffen", brachte es der 28 Jahre alte Libero, der vom benachbarten FC Teutonia Hausen stammt und die Oberliga durch seine Stationen Kickers Offenbach, Rot-Weiss Frankfurt, SG Egelsbach, Viktoria Aschaffenburg und jetzt wieder Offenbach wie kein anderer kennt, auf den Punkt. "Wir hatten selbst nach dem Ausgleich noch eine Viertelstunde Zeit, agierten aber viel zu hektisch und setzten unsere Leistung aus der zweiten Halbzeit am Bornheimer Hang fort", legte der Libero mit Offensivdrang die Mängel beim Spitzenreiter deutlich offen.

Thomas Biehrer hat bereits mit den Offenbachern und Aschaffenburg an der Aufstiegsrunde zur Zweiten Bundesliga teilgenommen, weiß damit die Anforderungen in diesen Begegnungen genau einzuschätzen. "Wenn unsere beiden Stürmer fit sind, kann es reichen", will er zunächst gar nichts von den Aufstiegspartien wissen, sondern denkt zunächst einmal nur an die zehn bevorstehenden "Endspiele" in der hessischen Fußball- Oberliga.

"Das war kein Weltuntergang. Jeder hat gemerkt, wo es gefehlt hat, die kampfstarken und lauffreudigen Haigerer waren schon immer ein äußerst unbequemer Widerpart", lobte Thomas Biehrer den Gegner und relativierte damit die heftige Kritik an der eigenen Vorstellung. "Mein viertes Spiel im Offenbacher Dreß war mein schlechtestes, ich konnte selbst keine Impulse setzen, fand aber auch zu wenig Anspielstationen", nahm er sich selbst nicht von dem verbalen Rundumschlag seines Trainers aus.

Ich hoffe auf einen positiven Aspekt aus diesem Minuszähler und darauf, mit den Offenbacher Kickers Meister zu werden, gebe aber darüber hinaus keine Prognose ab", will der bis zum 30. Juni 1994 an die Offenbacher gebundene Spieler alles Weitere in Ruhe auf sich zukommenlassen.

HANS-DIETER PUTH

Der Debatte um Fans

folgte ein Rausschmiß

"Unsere Spieler wurden von OFC- Fans belästigt, die Funktionäre bedroht", schilderte Haigers Spielausschuß-Vorsitzender Konrad Fischbach die Ereignisse nach dem Spiel, die im Eintreten einer Glastür im Kabinentrakt unter der Gegentribüne gipfelten. "Wir waren in Lebensgefahr und erhielten keine Unterstützung durch den OFC", fuhr Fischbach in der Pressekonferenz harte Geschütze auf.

Vorsitzender Norbert Rocker, der davon ebensowenig wie seine Kollegen mitbekommen hatte, entschuldigte sich dafür, stellt jedoch klar: "Wir haben seit zwei Jahren keine Probleme mit unseren Fans gehabt. Diese Aussage wiederum bezeichnete Eintracht-Trainer Paul Alhäuser als glatte Lüge: "Ich habe die Ausschreitungen gegen Hessen Kassel selbst erlebt, wir können dieses Verhalten nicht für gut heißen und sollten gemeinsam dagegen vorgehen."

Nachdem die Meinungen über die Fans weit auseinandergingen und sich Alhäuser nicht beruhigen wollte, machte Rocker von seinem Hausrecht Gebrauch und verwies den Gästetrainer sowie Fischbach des Raumes. hdp

2. Handball-Bundesliga, Männer Erfolgsserie erst einmal gerissen

Günzburg - Wiesbaden 24:23 (13:8)

In der zweiten Handball-Bundesliga (Gruppe Süd) hat der Zweitplazierte Eintracht Wiesbaden am fünftletzten Spieltag die Chance verpaßt, den weiterhin zwei Punkte besser plazierten Spitzenreiter SG Stuttgart-Scharnhausen (26:29- Niederlage in Oßweil) einzuholen. Zum gleichen Zeitpunkt riß nämlich die Erfolgsserie der Landeshauptstädter mit der 23:24-(8:13)-Niederlage beim VfL Günzburg. "Man kann dem Team jedoch keinen Vorwurf machen, daß die erste Niederlage nach elf erfolgreichen Spielen eingesteckt werden mußte. Ohne sechs Stammspieler war das eine Topleistung".

Neben den bis zum Saisonende ausfallenden Stammspielern Merten, Suttner, Hein und Armin Freisler fielen noch die grippekranken Bannach und nach wenigen Minuten Schulz aus. Trotzdem startete der Gast nach einem mehrmaligen Fünf-Torerückstand eine furiose Aufholjagd. Zwei Minuten vor Schluß gelang das 23:23, danach mußte aber Spielgestalter Maistrenko nach der dritten Zeitstrafe und der automatisch fällig werdenden roten Karte vom Feld. Der für Günzburg siebenmal erfolgreiche Hefner markierte den Treffer zum 24:23. Für Wiesbaden waren Jacob (6/1), Maistrenko (5/1) und Klotz (5) die besten Schützen. jo.

Pscht! Beobachtungen zur "blauen Stunde" im Literaturhaus

Die "blauen Stunden" gehören sicherlich zu den liebsten eines jeden Schülers: Im Café sitzen, mit einigen Freunden ein Schwätzchen halten, während die übrige Klasse über einer Mathematikaufgabe brütet. Die älteren Semester brauchten für solche Stunden noch etwas Wagemut, heute führen die Schüler eine Strichliste, um sich auszurechnen, wieviel "blaue Stunden" sie sich noch leisten können.

Zur "blauen Stunde" eigener Art, die man in Gesellschaft einer Vorleserin oder eines Vorlesers genießen soll und die genaugenommen nur eine halbe ist, lädt seit geraumer Zeit das Frankfurter Literaturhaus ins hauseigene Café. Zwar müssen um halb fünf, wenn das blaue Stündchen beginnt, noch die meisten Leute arbeiten, doch vielleicht kann es für manchen zum Auftakt des Feierabends werden.

Kurz vor halb fünf füllt sich das Café, mehrheitlich mit älteren Damen, aber auch einige Studenten aus der nahe gelegenen Universität sind dabei. Diesmal kommen sie, um sich bei einer Tasse Cappuccino in die Welt des Robert Musil einführen zu lassen. Mal wird österreichische Literatur gelesen, mal englische, mal aus Kinderbüchern und mal Sprachspiele (wie in dieser Woche).

Die Vorleser bringen ihre eigene Lieblingslektüre mit. Der Musil-Vorleser Dietrich Rauch fingert sein zerlesenes ro-ro-ro-Bändchen aus der mitgebrachten Baumwolltasche, die Dame mit dem schwarzen Hütchen legt ihr Höchster Kreisblatt zur Seite, nur das junge Pärchen etwas abseits in der Ecke des Wintergartens scheint nicht zu realisieren, daß sich etwas tut im Café. Versunken ins Gespräch reden beide weiter, als Rauch seine Stimme erhebt. Auch auf das gezischte "Pscht!" zeigen sie keine Reaktion, also deutlicher: "Könnt ihr bitte . . ." Mittlerweile hat Musils junger Törleß, Zögling des Knabenkonvikts zu Wien, seine erste Lektion von einer alten Nutte erhalten. Der Autor, nicht zimperlich mit handfesten Beschreibungen, erzählt vom "lasterhaften Herrchen" Törleß.

Das Café im Literaturhaus hat leider keine Nische, wo derartige Mußestunden etwas abseits genossen werden könnten. Wer sich nicht unterbrechen lassen will in seinem Gespräch, verläßt das Café - einige sind es an diesem Tag. Auch die verlockend aussehende Trüffeltorte in der Glasvitrine wird erst nach Ende der blauen Stunde wieder serviert. ANGELIKA BURKHARD

Passanten, Petitessen, Tristessen Philippe Boesmans Schnitzler-Oper "Reigen" uraufgeführt

BRÜSSEL. Vielleicht hatte Karl Kraus recht, wenn er Arthur Schnitzlers "Reigen" als gewöhnliche Wiener Petitesse und Verschmocktheit abtat. Die Affäre um das angeblich unsittliche Theaterstück brachte den Autor der "Fackel" selbst in einige Bedrängnis - der unermüdlich wider die "liberale" Presse Polemisierende konnte sich mit der Zensur der Moralwächter und Mucker selbstverständlich erst recht nicht identifizieren.

Der "Reigen"-Skandal kam erst ab 1920 richtig zum Kochen, als die ersten öffentlichen Aufführungen riskiert wurden. Geschrieben wurde das Stück aber bereits fast ein Vierteljahrhundert vorher (1896/97); gedruckt erreichte es nach 1900 zunächst nur kleinere Liebhaber-Zirkel, von denen aus es sich indes als Gerücht allenthalben verbreitete. Während Schnitzler sich als Verfasser eines von den Zeitgenossen pornographisch (miß-) verstandenen Textes bekannte, agierte sein Wiener Kollege Felix Salten verschwiegener; seine pikanten Pseudomemoiren der Kurtisane Josefine Mutzenbacher waren gleich für unterm Ladentisch konzipiert (leider nahm sich Walt Disney zwar Saltens "Bambi"-Vorlage unsterblich an, nicht aber des weniger familiengeeigneten zweiten Meisterwerks). In den Rang eines großen Kunstwerks wurde das "Reigen"-Sujet eindeutig durch die geniale Verfilmung von Max Ophüls erhoben - auch dank des von edelstem Herrenparfüm durchtränkten Adolf Wohlbrück als mâitre de plaisir und der charmant-lakonischen Musik von Oskar Straus (Roger Vadims Leinwand- Remake aus den sechziger Jahren ersetzte Ophüls' sanfte Frivolität durch die aktuelle Optik ehrlicher Nuditäten). Was aber mag den skrupulösen Theatermann Luc Bondy bewogen haben, die Schnitzlersche Liebeskette noch einmal, und nun gar als Opernlibretto für den flämischen Komponisten Philippe Boesmans, zu bearbeiten? Skandale, Sensationen sind heute mit einer freizügigen erotischen Scharade gewiß nicht mehr zu erregen. Dieser ganze "Reigen"-Rummel ist abgetan. Dennoch steckt in der Sache ein bitterer Reiz. Schon Heinrich Heine erkannte ihn in einem seiner Gedichte, das Schumann in seiner "Dichterliebe" vertonte: "Ein Jüngling liebt ein Mädchen, die hat einen andern erwählt; der andre liebt eine andre, und hat mit der sich vermählt". Und so weiter. Und am Schluß heißt es: "Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu; und wem sie just passieret, dem bricht das Herz entzwei."

Auch im "Reigen" geht es um die schmerzhafte Erkenntnis, daß die Liebe, das scheinbar unbedingte und ausschließende Gefühl, unbeständig und auf neue Partner übertragbar sein kann. Das vermeintlich Absolute zeigt sich als etwas höchst Relatives, als ein Triebreiz, der sich mit dem Zufall verbündet und dann jeglicher Bindung spottet. Freuds Entdeckungen überführten die gängige Geschlechtsmoral der Heuchelei.

Schnitzler illustrierte im "Reigen" drastisch, daß auch die postulierte bürgerliche Monogamie eine Illusion war, die der Prüfung nicht standhielt. Eros läßt sich nicht fesseln. Ophüls registrierte diese Tatsache sozusagen lebensweise-einverständig mit mildem Trauerrand. Bondy und Boesmans gehen einen deutlichen Schritt weiter. Sie vertrauen dem versöhnlichen Charme des fin de siècle ebensowenig wie dem schnoddrigen "Hallo, Partner, dankeschön" der Kolle/Uhse- Generation. Ihnen schwebte, ähnlich wie dem Botho Strauß der "Paare, Passanten", die Steigerung des erotischen Staffettenlaufs zum abgründigen Danse macabre des destruktiven Sexus vor. Sexualität als Indikator für allgemeinen Pessimismus und Weltekel. Erotisches Wechselspiel nun ohne jeden Anschein von Erfüllung, als schales Amüsement, als öder Zeitvertreib vor der übermächtig aufragenden Nichtigkeit des Lebens.

In diesem Kontext hat die schwebende Leichtigkeit, Leichtfertigkeit eines Oskar Straus ebensowenig mehr zu suchen wie vielleicht der ganze Schnitzlersche "Reigen", der sich, noch in seinen schonungslosesten Pointen, stets noch in bürgerlicher Balance hält. Die tatsächlichen "Verirrungen" macht er nicht namhaft, thematisiert weder Homosexualität noch Inzest, spart die sogenannten perversen Praktiken säuberlich aus. Das "mechanische" Vereinigungsprinzip der zehn Akteure wird nicht zum streng "seriellen" (wie bei de Sade) radikalisiert. Dann gäbe es nämlich nicht zehn, sondern 81 "Begegnungen" - ein Theater-Alptraum. Und ebensowenig hatte Schnitzler ähnliches im Sinn wie Pasolini in "Teorema", wo die Schlüsselfigur mit allen anderen Auftretenden ins Bett geht. Wie läßt sich die rigorose moderne Desillusionierung anhand des vergleichsweise braven "Reigens" aufspreizen?

Bondys Libretto bleibt recht nah am Schnitzler-Text, näher als Ophüls, der das Mechanistische der Liebeskette immerhin andeutend sichtbar macht. Die Trostlosigkeit eines im Wechsel immer gleich erscheinenden Liebesspiels wird in der Oper kaum erzeugt. Auf Rudimente feinsinniger Psychologisierung, Differenzierung mögen die Autoren nicht verzichten. Einzig durch Streckung, Dehnung versuchen sie Schärfung zu erzielen. Dabei verfallen sie aber gleich wieder "klassenspezifischen" Klischees. Erotik in der Unterschicht geht schnell und umstandslos vonstatten. Dirne und Soldat, Soldat und Kammermädchen wickeln ihren Sex rasch ab.

Länger dauert&rquote;s in den bürgerlichen Kreisen. Kammermädl und junger Herr, junger Herr und junge Frau, da braucht&rquote;s schon mehr Zeit. Erheblich zeitraubender wird's bei den Künstlern, die nicht nur mit dem Partner, sondern vor allem mit sich selbst noch umständlich posierend beschäftigt sind: Dichter und Sängerin, Sängerin und Graf. Und eigentlich erst die lange Schlußszene läuft zum voll entfalteten Qualtingerschen heulenden Elend auf, wenn der Graf am Morgen im Bett der Prostituierten erwacht und sich an nichts mehr erinnern kann. Dies scheint so etwas wie der "Augenblick der Wahrheit", die besiegelte Nichtigkeit des erotischen Getriebes. Hier scheint sich auch zum erstenmal die Frage zu erledigen, die vorab den innersten Kern des Ganzen bedeutete: der Geschlechtsakt als symbolische Selbstbestätigung enthüllt sich als belanglose Bagatelle, unwert jeglicher Erinnerung. So decouvriert sich die Jagd nach Liebe im nachhinein als Farce.

Nach diesem Ende hin driftet auch Boesmans Musik, die dann immer seltsamer, zerfließender, verhangener, finsterer wird. Im Vorangegangenen hangelt sie sich eher unentschieden durch, versucht sich im Komischen und Sarkastischen, ohne allzuviel Heiterkeit, bisweilen auch bissig (Bachchoral "Was Gott tut, das ist wohlgetan" nach glücklich beendeter Potenzstörung des jungen Herrn), oft geziemend klangmalerisch am Text entlang.

Die atmosphärische Nähe zu "Lulu" wird durch Saxophonklänge unterstrichen. Die Instrumentierung ist stets feinfühlig-gekonnt; sie ist Boesmans besonderes Signet (man erinnert sich an Boesmans apart gelungene Monteverdi-Bearbeitung "Poppea", die vor vier Jahren in Brüssel präsentiert wurde). Boesmans Klangsprache ist kultiviert und vielfältig, wenngleich weder sonderlich persönlich noch formal originell. Rabaukenhaft vollmundige Sexmusik wie beim Richard Strauss der "Sinfonia domestica" oder des "Rosenkavalier" gibt es kaum. Das wirkt klüglich. Mehr zu vermissen sind konsequent zeitstrukturierende Elemente, die ein Äquivalent zu den "mechanischen" Spielmustern hätten sinnfällig machen können. Mehr "sophisticated" wäre es gewesen, den "Reigen" als eine konsequent neo-serielle Opernmusik zu imaginieren. Dafür und für die strukturell tiefgründigen Seiten des Sujets wäre wohl Ligeti als Opernautor der Richtige gewesen.

Gepflegte Klanglichkeit, sorgfältige Sängerbegleitung, beste Verständlichkeit des deutsch gesungenen Textes, das alles hatte in dem Dirigenten Sylvain Cambreling einen souveränen, aufs Detail achtenden Anwalt. Durchweg penibel auch die Personenführung des inszenierenden Librettisten Luc Bondy, der sich allerdings überhaupt nicht um die (kompositorisch auch nicht vorgegebene) bruchlose Aneinanderreihung der zehn Szenen bekümmerte. Der "Reigen" war auch als Theaterabend aufgebrochen in Einzelsegmente, für die der Bühnenbildner Erich Wonder raffiniert-kinetisch grundierte Schauplätze bereitstellte, changierend zwischen kahler Monumentalität und verfremdeter Intimität (mächtiger Ehe- Katafalk; winzige Bettstatt für das mit Abstand dickste Paar).

Eine stumme anddrogyne Gestalt, so etwas wie ein zum anonymen Diener verkümmerter Adolf Wohlbrück, begleitete durchs Geschehen. Die zehn annähernd gleich wichtigen Partien waren minuziös besetzt. Erotische Konstellationen mit sorgsam elaborierter, unschwüler Obszönität. Und jeweils auch stimmlich Überzeugendes bei Deborah Ramond (Dirne), Mark Curtis (Soldat), Elzbieta Ardam (Kammermädchen), Roberto Sacca (junger Herr), Solveig Kringelborn (junge Frau), Franz-Ferdinand Nentwig (Gatte), Randi Stene (Grisette), Ronald Hamilton (Dichter) und Francoise Pollet (Sängerin). Ein Kabinettstückchen die Darstellung des outrierten Grafen (in der Szene mit der Sängerin) durch Dale Duesing.

HANS-KLAUS JUNGHEINRICH

(Weitere Aufführungen geplant für 9., 10., 12. und 13.März)

Der Bauch-Ansatz als Stimm-Volumen Von Rost keine Spur beim Konzert der Rodgau Monotones in der Weilbachhalle

FLÖRSHEIM. Es war wie immer, wenn die Rodgau Monotones spielten, oder zumindest so, wie es sein muß: 1000 Leute waren am Samstag abend in die Weilbachhalle gekommen, 100 Kästen Bier hatte die Grüne Alternative Liste (GALF) für ihre Gäste kaltgestellt.

Und da standen sie dann: Anhänger der Rodgaus von Anfang an, Fans des deutschen Rock, hessische Gaudi-Patrioten, halbintellektuell, öko und einfach gut drauf.

Die Bierflaschen steckten in den Hosen-, bei manchen in der Brusttasche des Hemds - und bei anderen fast ständig zwischen den Lippen. Man kann den Rodgaus schließlich nicht mit Wasser zuprosten, wenn die auf der Bühne die Flaschen rausholen. Einige Fans haben seit den ersten Konzerten Bauch angesetzt, sind älter geworden, doch an den Schulen wird das hessische Liedgut der Marke Monotones weitervererbt.

Und noch immer wird bei allen möglichen Anlässen, bei Festen und auf Sportplätzen "Die Hesse komme!" gegrölt - laut und begeistert.

"Es geht wieder los", sangen die Rodgau Monotones, "Wenn der Bullermann kommt" und "St. Tropez am Baggersee". Als ihr neues Lied gegen Ausländerfeindlichkeit stellten sie "Mach meinen Kumpel nicht an" vor. Kerstin Pfau, mittlerweile schon länger anstelle von Hendrik Nachtsheim am Mikro, hüpft ohne jeden Energieverlust über die Bühne. Peter "Ossi" Osterwold röhrt noch immer sonor und kraftvoll: Allen macht es Spaß - ungebrochen.

Wenn die ersten Takte von "Erbamen, zu spät: Die Hesse komme!" oder von "Ei gude wie" die Halle erschüttern, dann scheiden sich die Bayern von den Hessen: Kein Mensch zwischen Darmstadt und Kassel, Fulda und Wiesbaden, der nicht jede Zeile auswendig mitschreien könnte, klatschend und stampfend. Und manchmal halten die Rodgaus einfach ihre Klappe und lassen ihre Fans machen. "Schwarze Eier aus Athen" grölen die, und jeder wird noch Tage später einen Ohrwurm haben.

Als die Band nach knapp zwei Stunden gehen will, heißt es nur: "Mehr davon, ich hab noch lange nicht genug" . . . ege

Kammerorchester mit festlichem Konzert

SCHWALBACH. Das Kammerorchester Schwalbach lädt für Mittwoch, 10. März, zu einem festlichen Konzert ein. Unter Leitung von Harro Grosser spielen die Musiker Werke von Mozart, Carlo Ricciotti und Archangelo Corelli.

Das junge Kammerorchester stellt sich mit diesem Konzert zum zweiten Mal der Öffentlichkeit vor. Der musikalische Abend beginnt um 20 Uhr im Bürgerhaus. Er wird zwar keinen Eintritt kosten, wohl aber bitten die jungen Musiker um Spenden. Als Richtbetrag halten sie acht Mark für angemessen.

Wenn übrigens junge Musikerinnen und Musiker Lust auf gemeinsames Musizieren haben, können sie gerne einmal zu einer Probe des Kammerorchesters jeweils mittwochs zwischen 19 und 22 Uhr ins Bürgerhaus kommen. Das Orchester sucht vor allem Holz- und Blechbläser, Streicher und Schlagzeuger. she

Statt des Schuldigen blieb nur ein Spiegel zurück

HOCHTAUNUSKREIS. Mal blieb ein fremder Außenspiegel, mal blieben rote Farbspuren zurück, immer aber erinnerten teure Beulen an ein Delikt im Schutz der Dunkelheit: Unfallflucht. Mindestens sechs derartige Fälle registrierten die Polizeistationen in Bad Homburg und Usingen am Wochenende.

Der höchste Schaden - laut Polizeischätzung 5000 Mark - entstand am Sonntag zwischen Mitternacht und 3.50 Uhr an einem in der Bad Homburger Höhestraße geparkten Auto. Hier hatte der Verursacher statt sich selbst nur den Außenspiegel seines Autos zurückgelassen.

Die roten Farbspuren eines unbekannten Kontrahenten entdeckte ein Autofahrer am Samstag in der Homburger Ferdinandstraße zwischen Tür und Radkasten seines angebeulten Wagens.

Erwischt hat die Polizei einen betrunkenen Autofahrer am Samstag abend in der Saalburgstraße. Er hatte zuvor mit seinem Auto einen Unfall verursacht, "konnte oder wollte" (so die Polizei) bisher aber nicht sagen, wo.

1200 Mark Schaden richteten Unbekannte an zwei Autos in der Wehrheimer Gartenstraße und der Usinger Landrat- Beckmann-Straße an. che

"Mamma Mia" backt lila Kuchen zum Frauentag

HOCHHEIM. Welche Veränderungen brachten meine Kinder in mein Leben? Diese Frage wollen die Frauen vom Mütterzentrum "Mamma Mia" am heutigen Montag diskutieren und gemeinsam den Internationalen Frauentag feiern.

Lila ist die Farbe des Tages - und daher essen die Frauen zusammen lila Kuchen, trinken lila Getränke, spielen lila Spiele . . . Beginn: 15 Uhr in der St. Bonifatius-Gemeinde, Kolpingstraße. she

Dia-Vortrag über die Partnersatdt Jablonec

SULZBACH. Groß ist die Nachfrage nach Dias vom Besuch der Sulzbacher Delegation in der tschechischen Partnerstadt Jablonec. Gerhard Schöffel vom Gemeindevorstand entspricht dem Wunsch und zeigt die Bilder heute, Montag, um 19.30 Uhr im katholischen Pfarrheim, Eschborner Straße 2. Die Sulzbacher waren im Oktober nach Jablonec gereist, um die vor fünf Jahren geschlossene Städtepartnerschaft zu feiern. she

Romantik, ambivalent Spoerlis "Giselle"-Choreographie

DUISBURG. Zu den rührendsten Stükken unserer Balletthistorie gehört "Giselle". Die Geschichte vom hübschen Rheingaumädchen, dessen Mutter verhindern will, daß es einen Adligenbankert bekomme wie die alte Dame und als Tanzvampir mit noch menschlichen Regungen endet, geht auch anderthalb Jahrhunderte nach der Pariser Uraufführung (1841) mächtig ans Herz. Zwar hat Mats Ek das Sujet 1982 radikal und spannend modernisiert, ein naives Dorfmädel mit Schwangerschaftspsychose in die Psychiatrie geschickt. Doch jeder echte Ballettomane liebt die romantische Version heiß und inniglich. Ihn bedient Heinz Spoerli bei seiner Neuinszenierung für die Deutsche Oper am Rhein vorzüglich.

Choreograph Spoerli entschlackt das Sujet, stellt ihm einen neuen Prolog voran und flicht nach russischer Manier aufregende Duette für die Hauptfiguren ein. Das Werk spielt nun einen ganzen Tag lang, beginnt schon im Morgendämmern, wenn Elfenvampire (Wilis) späte Nachtschwärmer zu Tode tanzen. Ein sonniger neuer Morgen bringt zarte Liebe. Giselle erliegt dem einschmeichelnden Werben von Loys, der in Wirklichkeit Herzog Albrecht von Schlesien und mit Bathilde von Kurland verlobt ist. So nimmt das Schicksal seine Lauf.

Giselle ist vom Schwindel enttäuscht und stirbt an "gebrochenem Herzen". Spoerli wählt diesen üblichen Poesietod, obwohl er medizinisch und dramaturgisch unlogisch erscheint. In der Urfassung und beim profunden "Giselle"- Experten Peter Wright suizidiert sich das Mädchen mit Albrechts Degen. Nur eine Selbstmörderin wird im Wald und nicht auf dem heiligen Friedhof begraben. Außerdem trägt der Degenstich symbolische Züge der psychologischen Deflorationswünsche. Aber sonst gelingt dem Choreographen ein vitales, sehr tänzerisches Werk mit schönen Gruppenarrangements.

Für die Titelrolle holte man sich die Wiener russische Giselle, Olga Suvorova, eine quicklebendige Ballerina mit stupender Technik bei besonders flotten Sprüngen. Ihr Partner Laurentiu Guinea, blutjunger Rumäne, ist zwar noch kein gestandenes Mannsbild, aber ein fabelhaft weich-eleganter Ballerino mit erregender, sich mühelos hochschraubender Elevation, ein talentierter Gewinn für die Kompanie. Die wirbelt im Bauernsextett rasant über die Bühne. Die Wilis im zweiten Akt tragen keine Flügel, aber schwingen ihre langen weißen Röcke anmutig im Bewegungstakt. Ihre Herrscherin (Simona Noja) und Assistentinnen (Karine Seneca mit Nathalie Leger) demonstrieren feinsten Spitzentanz.

Für diese gelungene Aufbereitung der Spoerli-Giselle von 1976 in Basel hat Jens-Jacob Worsaae hübsche neue Dekorationen erfunden. Er evoziert Stimmungen, webt bildlich einen hauchzarten Teppich für herrliche Bewegungsorgien. Ähnliches schafft Michael Collins mit den Duisburger Sinfonikern, die Adolphe Adams beschwingt rauschhafte Komposition sowie musikalische Einlagen von Friedrich Burgmüller (Bauerntanz) und Riccardo Drogo (Grand Pas de deux) tanzgerecht und inspiriert wiedergeben. So besitzt nun die Deutsche Oper am Rhein eine der anmutigsten "Giselle"- Produktionen. ROLAND LANGER

(Weitere Vorstellungen: 14. und 19. März 1993).

&blt; "Zedaka" verlängert

Die Ausstellung "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" im Jüdischen Museum Frankfurt ist bis zum 9. Mai verlängert worden. Gruppen können übrigens auch spezielle Führungen mit dem Museum vereinbaren: Telefon (069) / 212-3 33 29. &blt; Roland Kaiser: Konzert verschoben Das Konzert von Roland Kaiser in der Jahrhunderthalle Hoechst wurde jetzt vom 26. März auf den 1. Oktober verlegt, weil der Sänger seine Tournee wegen Krankheit verschieben mußte. &blt; Kontexturen von Rolf Kissel Noch bis zum 19. März ist in der Galerie Patio in Neu-Isenburg (Waldstraße 115) unter dem Titel "Kontexturen" eine Ausstellung mit Zeichnungskollagen von Rolf Kissel zu sehen. Geöffnet ist die Galerie Freitag von 19 bis 22 Uhr, Samstag von 16 bis 18 Uhr und Sonntag von 11 bis 13 Uhr. Am kommenden Freitag, 12. März, ist dort um 20 Uhr eine Autorenlesung mit Adam Seide. Außerdem feiert die Galerie Patio am Sonntag, 21. März, von 12 bis 22 Uhr ihren 30. Geburtstag. Zu sehen werden sein (nur an diesem Tag) Bilder der "Gründerväter" Horst Baerenz, Mario Barahona, Dieter Wetzk, Walter Kroe, Klaus Münchschwander und Walter Zimbrich. &blt; Ulli Harth am Literatur-Telefon Ulli Harth, der als freier Schriftsteller in Frankfurt lebt, ist bis zum 25. März am Literatur-Telefon Frankfurt zu hören, Telefonnummer (069) / 7 41 15 73. &blt; Seminar: Filmtheorie Das Filmhaus Frankfurt bietet ein Seminar über Filmtheorie an, das am 13., 20. und 27. März stattfindet, jeweils ab 10 Uhr. Pro Seminartag werden zwei Filme gezeigt und analysiert. Anmeldung im Filmhaus, Telefon (069) / 23 41 42. &blt; Grafiken von Heinz Seibert In Rüsselsheim stellt "La petit Galerie" (Karlsbaderstraße 12) derzeit Grafiken von Heinz Seibert aus, der an der Werkkunstschule in Wiesbaden studierte. &blt; Bandele-Thomas und Gernhardt Biyi Bandele-Thomas, geboren 1967 in Kafanchan / Nigeria, ist am heutigen Dienstag im Literaturhaus Frankfurt in der neuen Reihe "Schreiben zwischen den Kulturen" zu Gast und wird seinen Roman "Bozo David - Hurensohn" vor. Werner Mackenbach wird den in London lebenden Autor vorstellen. Außerdem liest Robert Gernhardt aus seinem Erzählungsband "Lug und Trug". Anschließend ist ein Gespräch zwischen den beiden Schriftstellern geplant. 20 Uhr, Bokkenheimer Landstraße 102. &blt; Körper und Schrift In der Reihe "Am Anfang war das Wort" hält am heutigen Dienstag Aleida Assmann einen Vortrag zum Thema "Exkarnation - Über die Grenzen zwischen Körper und Schrift". Im Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Straße 23 in Frankfurt, Beginn 20 Uhr. &blt; Sprachspielereien In der Frankfurter Romanfabrik, Uhlandstraße 21, ist am heutigen Dienstag Hans-Jürgen Lenhart zu Gast. Unter dem Titel "Sprachspielereien" liest der Autor "reale und surreale Texte, verfremdete Märchen". Beginn 20.30 Uhr. &blt; Ausstellungseröffnung: Bohrmann Die Frankfurter Galerie Meyer-Ellinger (Brönnerstraße 22) zeigt bis zum 30. April Collagen und Zeichnungen von Karl Bohrmann. Ausstellungseröffnung ist am heutigen Dienstag um 19 Uhr. Die Galerie ist sonst Dienstag bis Freitag von 10 bis 18.30 Uhr, Samstag von 10 bis 13 Uhr geöffnet. &blt; Klaviermusik In der Reihe der Kammermusikabende des Frankfurter Tonkünstlerbundes spielt der Frankfurter Pianist Dirk Christian Kelm am heutigen Dienstag (19.30 Uhr) Werke von Bach, Liszt, Chopin, Prokofieff und Beethoven. Das Konzert findet im Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40, statt. Eintritt frei. &blt; "Der spätgotische Realismus" Das Frankfurter Liebieghaus (Schaumainkai 71) bietet am morgigen Mittwoch um 18.30 Uhr eine Führung: "Der spätgotische Realismus". Die Führung ist die erste einer Reihe über "Die künstlerische Freiheit in der Spätgotik", die am 17., 24. und 31. März fortgesetzt wird. &blt; Erzählen im Völkerkundemuseum Am morgigen Mittwoch (15.30 Uhr) beginnt im Museum für Völkerkunde (Schaumainkai 29) eine Reihe von Erzählnachmittagen mit Märchen.

Basalt AG will in Eckartsborn noch mehr Gestein abbauen, sich aber nicht mehr an die Festsetzungen des Rekultivierungsplanes halten Kein See, sondern eine Erddeponie?

ORTENBERG. Das gewaltige Loch, das Menschen ins Millionen Jahre alte Basaltgestein links der Straße nach Eckartsborn gebrochen haben (unser Bild), soll noch viel größer werden. Statt weiterer 3,3 Millionen Kubikmeter, wie noch im Abbauplan von 1989 vorgesehen, sollen nun knapp 4,6 Millionen Kubikmeter des harten Gesteins aus dem Berg herausgebrochen werden. Die den Steinbruch betreibende Casseler Basalt AG hat einen entsprechenden Abbauantrag gestellt.

Mehr noch als die Ausdehnung des Basalt-Abbaus stört die Stadt Ortenberg aber, daß die Basalt AG zugleich auch den Rekultivierungsplan ändern und den Steinbruch mit Bauschutt und Erdaushub auffüllen möchte.

Bis zum Jahre 2021 soll nach den Plänen der Casseler Basalt AG der Steinbruch betrieben werden. "Der lange Bestand der Genehmigung macht die heutige Risikoabschätzung sehr schwierig, zumal uns die Stellungnahmen der kompetenten Fachbehörden nicht vorliegen", kritisiert die Stadt Ortenberg in ihrer einstimmig in der jüngsten Parlamentssitzung beschlossenen Stellungnahme zum Abbau- und Rekultivierungsantrag der Basalt AG. In dem Parlamentsbeschluß heißt es weiter: "Die Bedenken der Stadt Ortenberg bestehen weniger gegen den Basaltabbau, sondern hinsichtlich der Folgenutzung des Areals."

Die Basalt AG möchte in die tiefsten Stellen des Steinbruchs mindestens 3,16 Millionen Kubikmeter "unbelasteten Bauschutt und Erdaushub" kippen. Die Stadt bezweifelt, daß dies dem "Verwertungsgebot der Ersten Verwaltungsvorschrift für die Entsorgung von unbelastetem Erdaushub und unbelastetem Bauschutt" entspricht.

Vom Sprecher des Regierungspräsidenten in Darmstadt, Dieter Ohl, erfuhr die FR jedoch: "Verfüllen kann unter Umständen auch eine Verwertung von Bauschutt sein." Die Fachbehörden hätten das in jedem konkreten Fall zu beurteilen. Doch unabhängig von Verwertung oder nicht, behagt der Stadt Ortenberg die Höhe nicht, in der die Basalt AG Erde und Schutt in den Steinbruch kippen möchte. Nach den Plänen der Steinbruchbetreiber soll bis 142 Meter über den Meeresspiegel aufgeschüttet werden, also bis zur heutigen Einfahrt in den Steinbruch, bei Bedarf sogar noch höher. Statt Schutt und Erde in dieser Höhe hätte die Stadt viel lieber den großen See, den der Rekultivierungsplan von 1989 vorsieht. Diesem alten Plan zufolge soll die große Wasserfläche die extremen Klimagegensätze im Steinbruch mildern und Tiefwasser an den Steilwänden die Biotope sichern sowie Menschen vor Steinschlägen schützen. Bei den enormen Mengen Bauschutt und Erdaushub, die nach dem neuen Plan der Basalt AG in den Steinbruch gekippt werden sollen, befürchtet das Ortenberger Parlament auch eine erhebliche Verkehrsbelastung des Ortes. (BRUNO RIEB)

"Die Friedensbewegung wird weit unter Wert gehandelt" Streit um Grundsätze und Suche nach bosnischen Lösungen Von Hans-Helmut Kohl

"Krieg im ehemaligen Jugoslawien" lautete der lapidare Tagesordnungspunkt für das Treffen des "Länderrates" der Grünen an diesem Wochenende in Frankfurt am Main. Doch der von Landes-, Bundes- und Europapolitikern der Grünen in den vergangenen Monaten mittels etlicher Interviews angesteuerte "Showdown" zwischen "Bellizisten" und "Pazifisten", zwischen denen, die einer "militärisch/polizeilichen" Aktion von außen das Wort reden und denen, die am Pazifismus-Postulat der grünen Gründer und Gründerinnen festhalten, fand nicht statt.

Die realpolitischen Hessen-Grünen um Joschka Fischer setzten kurzerhand aus Furcht vor Negativ-Meldungen (etwa "Grüne über Militär-Einsätze zerstritten") in den wahlsonntäglichen Nachrichtensendungen die Vertagung der Debatte durch - trotz eines bösen Zwischenrufs des Bremer Umweltsenators und "Interventionisten" Ralf Fücks, der angesichts des Verschiebungswunsches meinte, daß "dann wohl die Muslime in Bosnien ausgerottet sein werden".

Dessen ungeachtet läuft die Diskussion längst auch jenseits der grünen Parteigrenzen auf hohen Touren, und dies mit durchaus verblüffenden "Bündnissen" zwischen Radikal-Pazifisten und hohen Militärs ebenso wie zwischen einst "linken" Publizisten und "konservativen" Mandatsträgern. Mal verbittert mit persönlichen gegenseitigen Angriffen und ausführlichen Grundsatzartikeln, mal eher oberflächlich mit "Plus/Minus"-Zeichen wie in "In/Out"-Hitlisten melden sich angesichts der unerträglichen Wirklichkeit des Krieges auf dem Balkan "Prominente" und solche, die sich dafür halten, zu Wort. Spöttische Spitzen über die konsequenten "Friedensfreunde", deren "Pazifismus keine Unschuld garantiert" (Fücks), wechseln dabei mit der fassungslosen Bemerkung eines altgedienten Friedensaktivisten wie Klaus Vack vom Komitee für Grundrechte und Demokratie ab, der angesichts der Forderungen nach bewaffneter Intervention sein "Entsetzen über die Unkenntnis dieser Leute" artikuliert.

Der "Ohne-mich"-Bewegung, wie die "Pazifisten" polemisch-verkürzend in der öffentlichen Diskussion genannt werden, werfen die Fürsprecher eines bewaffneten Eingreifens wie etwa Fücks vor, "sich in einer komfortablen Idylle einrichten" zu wollen, bei der ,fern in der Türkei die Völker aufeinanderschlagen&rquote;". Zusammen mit dem Europa-Abgeordneten Friedrich- Wilhelm Graefe von Baringdorf hatte der Bremer für den Länderrat eine Resolution unter der Überschrift "Für eine humane Intervention in Bosnien" vorbereitet. In ihr wird eine Erweiterung des UN- Mandats befürwortet, um - unter anderem - die Gefangenenlager unter internationale Aufsicht zu stellen und die Vergewaltigungslager aufzulösen und dies "notfalls auch militärisch" durch die Vereinten Nationen durchsetzen zu können.

Noch eindeutiger äußerte sich Anfang Februar eine parteiübergreifende Gruppe von "Bellizisten" um den CDU-Bundestagsabgeordneten Stefan Schwarz, seinen SPD-Kollegen Freimut Duve, den Frankfurter Multikultur-Stadtrat Dany Cohn- Bendit, den CSU-Politiker Hartmut Koschyk und die Grüne Europa-Parlamentarierin Eva Quisdorp. In ihrer in Bonn verbreiteten "Erklärung zu Krieg und Völkermord" verlangten sie die "sofortige Erkämpfung des Zugangs zu allen Konzentrations- und Internierungslagern auf dem Territorium Bosnien-Herzegowinas durch internationale Streitkräfte" und verbanden diese und andere martialische Forderungen mit der Klage, "Völkermord, Massenvertreibung und Massenvergewaltigung" würden "stillschweigend akzeptiert".

Es ist jener immer wieder zu hörende Vorwurf an die Adresse der "Friedensbewegung" wegen fehlender Großdemonstrationen gegen die Schlächterei auf dem Balkan, der einen sonst eher zurückhaltenden Mann wie Klaus Vack aufbringt. Der in ungezählten Aktionen "ergraute" Bürgerrechtskämpfer und Pazifist ist derzeit gerade wieder, zum 17. Mal übrigens seit Ausbruch des Krieges, im ehemaligen Jugoslawien unterwegs, um eine vom Komitee für Grundrechte und Demokratie zusammengetragene Medikamenten-Spende an die richtigen Adressen zu bringen. Vack setzt gegen die offenen und unterschwelligen Anwürfe ("Die tun so, als würde ich den Mantel des Schweigens darüber breiten") seine "persönlichen Lebenserfahrungen", vor allem aber konkrete Hilfen und enge Kooperationen mit lokalen Friedensgruppen.

Und er stellt die Bedeutung der bundesdeutschen Friedensbewegung im Rückblick durchaus in Frage, wenn er sagt: "Die Friedensbewegung wird heute weit unter Wert gehandelt; genauso wie sie 1983 weit über Wert gehandelt wurde." Und dann will Vack von den Kritikern weiter wissen, "wie und wofür oder wogegen ich demonstrieren und mobilisieren soll, wenn ich selbst keine Lösung weiß", weshalb er "den Menschen lieber jetzt direkt beim Überleben hilft" als sich auf Großdemonstrationen oder die Debatte um ein militärisches Eingreifen einzulassen. "Es gibt Konflikte, die löst nur die Zeit" - was Klaus Vack seufzend als seine Überzeugung zu den Auseinandersetzungen im ehemaligen Jugoslawien anmerkt, genügt vielen in Deutschland nicht mehr. Sie wünschen sich eine Art "Befreiungsschlag", wobei die aus dem Eishockey stammende Metapher durchaus stimmig angewandt ist. Denn selbst die energischsten "Interventionisten" glauben nicht, daß eine "Polizeiaktion" den Konflikt als solche beenden könnte, so daß die Gefahr - wenn überhaupt - nur kurzfristig behoben wäre und dann (vielleicht in geregelteren Bahnen) wiederkehrt. Befreiungsschläge und Zynismus Als "Versuch, Macht über das Entsetzen zu gewinnen", als "Ausdruck echter emotionaler Erschütterung, die sich diesen Weg sucht", betrachtet Joachim Garstecki den Wunsch nach handgreiflicher Politik. Der Generalsekretär von Pax Christi wehrt sich im Gegenzug gegen das Gerede von der "Krise des Pazifismus", die angesichts der "Bellizismus/Pazifismus"-Debatte ein ums andere Mal beschworen wird. Eine "Attrappe" nennt er diese Einschätzung, denn "die Pazifisten äußern sich ja durchaus differenziert und gehen alle jene Schritte mit, die auch eine vernünftige politische Linie anstrebt". Und er wiederholt die zentrale Frage, der sich die Interventionisten bei ihrem lauten Ruf nach militärischem Eingreifen zu entziehen pflegen: "Welchen gerechten Frieden, den politische Mittel nicht herbeiführen können, sollen militärische Mittel erreichen?"

Im Publik-Forum ging Garstecki unlängst noch ein Stück weiter. "Zynismus", schrieb er, "ist nicht bei den Pazifisten zu suchen, die sich angeblich zur höheren Ehre ihrer Prinzipien eine reine Weste bewahren wollen. Zynismus liegt in einer Politikform Westeuropas, die ökonomischen Interessen und fragwürdigen Rücksichtnahmen mehr verpflichtet ist als dem vielbeschworenen Gebot der Humanität. So läßt sich der Schub emotionaler Betroffenheit direkt auf die Mühlen eines rhetorischen Interventionismus leiten." Zu verbinden sind nach seiner Überzeugung bei der Diskussion zwei Aspekte, "die Hoffnung auf Schutz vor Gewalt und Überleben auf der einen und die Furcht vor einer neuen Welle von Gewalt und Sterben auf der anderen Seite", weshalb seine, das Dilemma wie unter einer Lupe bündelnde, Frage lautet: "Ein klares UN-Mandat vorausgesetzt: Wer also soll von wem wofür in den Tod geschickt werden?" Der Pax-Christi-Generalsekretär wehrt sich deshalb gegen die Kritiker, die von "Verblendung und Realitätsverlust der Friedensbewegung" sprechen und damit "den in Deutschland sattsam bekannten Versuch" unternehmen würden, "den politischen Anspruch der pazifistischen Option gar nicht erst in den Blick kommen zu lassen und einen Sündenbock für die weitgehend selbstorganisierte politische Ratlosigkeit zu finden".

Tatsächlich wirken viele der Papiere, Resolutionen und Artikel wie eine skurrile Rechtfertigung der Militärseelsorge. Die Erbitterung, mit der die "Interventionisten" den "Segen" der "Pazifisten" einklagen, wenn sie öffentlich für eine Militäraktion plädieren, erinnert an jene Soldaten, denen es leichter fällt, in den Krieg zu ziehen, wenn nur ihre Waffen gesegnet wurden.

Kleine FR

Autodiebe jagten Golf BAD HOMBURG. Zwei Autos der Marke "VW Golf" wurden in der Nacht zum Freitag in der Gartenfeldstraße und im Seedammweg aufgebrochen und ausgeraubt. Dabei entstand, wie die Kripo am Sonntag mitteilte, ein Schaden in Höhe von 1400 Mark. Papiercontainer brannte BAD HOMBURG. Einen brennenden Papiercontainer hat die Gonzenheimer Feuerwehr am Samstag abend in der Langen Meile gelöscht. Diabetiker helfen Diabetikern BAD HOMBURG. Das nächste Treffen der Selbsthilfegruppe "Diabetiker helfen Diabetikern" für Bad Homburg und Friedrichsdorf ist für Montag, 8. März, 19.30 Uhr, angesetzt. Treffpunkt ist das Café Hett in der Kirdorfer Raabstraße. CDU-Sprechstunde OBERURSEL. Der Stadtverordnete Hans Dieckmann hält heute von 17 bis 18 Uhr seine Bürgersprechstunde im Erdgeschoß des Rathauses ab (Tel. 50 22 28). Dias von Ägypten und Israel OBERURSEL. Dias einer Reise nach Ägypten und Israel zeigt Ralf-Andreas Gmelin am heutigen Montag um 20 Uhr in der evangelischen Versöhnungsgemeinde, Weißkirchener Straße 62. Videoseminar BAD HOMBURG. Ein drei Abende umfassendes Videoseminar veranstaltet der Film- und Videoclub Bad Homburg. Beginn ist am Dienstag, 9. März. Interessierte bekommen weitere Informationen unter den Rufnummern 0 61 71 / 5 20 19 oder 0 61 72 / 7 16 06. Offener Abend über Weiterbildung USINGEN. Das "Zentrum für Weiterbildung" veranstaltet am Dienstag, 9. März, um 19 Uhr einen offenen Abend in den Räumen der Schulungsstätte in der Hattsteiner Allee 17. Eingeladen sind derzeitige und ehemalige Teilnehmerinnen der Kurse sowie alle Interessierten. Diskussion über Verfassung BAD HOMBURG. Antworten auf die Frage "Weshalb werden einzelne Verfassungsänderungen laufend thematisiert, die Verfassungsreform dagegen ständig torpediert?" suchen die Teilnehmer des Diskussionsvormittags in der Bad Homburger Volkshochschule am Mittwoch, 10. März, ab 10 Uhr. Die Teilnahme ist kostenlos.Im Stundentakt durch den Kreis Zwischen Langen und Seligenstadt fahren die Busse häufiger

KREIS OFFENBACH. Auf der Kreisquerverbindung zwischen Seligenstadt und Langen sollen die Busse der Linie 969 vom 23. Mai an im Stundentakt fahren. Dann tritt der Sommerfahrplan in Kraft. "In den Hauptverkehrszeiten werden die Busse noch häufiger eingesetzt", kündigt Bürgermeister Rolf Wenzel aus Seligenstadt an. Bislang sind auf der Strecke drei Busse auf Achse.

Der Entwurf des neuen Fahrplans sieht vor, zusätzlich um 6.53 Uhr in Langen ein Bus in Richtung Seligenstadt losdieseln zu lassen. Der Fahrplan orientiert sich nach Angaben der Kreisverkehrsgesellschaft (KVG) - auch die Städte und Gemeinden sind Mitglied - an den S- Bahn-Anschlüssen in Langen. Auch bei anderen Bus- und Zugverbindungen in der Region werde der Taktverkehr angestrebt, um die öffentlichen Verkehrsmittel für die Bevölkerung attraktiver zu machen.

Auch das System der Anruf-Sammel- Taxis (AST) auf der Strecke von Mainhausen über Seligenstadt und Hainburg bis Hanau soll ausgebaut und dem Sommerfahrplan der Bundesbahn angepaßt werden. "Vom 23. Mai an verkehrt der neue AST-Kleinbus an Werktagen abends sechsmal im Stundentakt zwischen den Ortsteilen, beginnend von 19 Uhr an bis zur letzten Bahn der S 8", berichtet KVG- Aufsichtsratsvorsitzender Frank Kaufmann. "An Wochenenden und Feiertagen wird das AST nunmehr von 19.30 Uhr an im Stundentakt verfügbar sein. Die beiden Fahrten im Zwei-Stunden-Takt um 15.30 und 17.30 Uhr bleiben." Damit sei das AST an diesen Tagen insgesamt sieben mal in beiden Richtungen unterwegs.

KVG-Geschäftsführer Ralf Scholz einigte sich mit den betroffenen Kommunen, die bisherigen zwei AST-Routen zu einer zusammenzufassen. Somit werde das AST noch bürgerfreundlicher.

Anfang Mai sollen alle Haushalte im östlichen Kreis Offenbach mit einem Faltblatt über die AST-Änderungen informiert werden. Die KVG rechnet damit, daß jährlich etwa 5000 bis 15 000 Mark für das erweiterte AST-System beigesteuert werden müssen. An zusätzlichen Einnahmen werden bis zu 5000 Mark erwartet.• Das AST ist unter der Telefonnummer 0 61 82 / 2 63 63 zu erreichen. fin

Jugendtreff stößt auf Interesse Neue Anlaufstelle in der Robert-Koch-Straße eröffnet

DIETZENBACH. Für Mädchen und Jungen gibt's seit kurzem einen neuen Treffpunkt in der Robert-Koch-Straße. Die beiden Jugendräume, die von städtischen Mitarbeitern gemeinsam mit jungen Leuten aus dem Wohngebiet renoviert wurden, sollen Anlaufstelle für die Jugend sein. Der Stadtteil zählt zu den sozialen Problemgebieten Dietzenbachs. Bislang bot dort lediglich die Volkshochschule Hausaufgabenhilfe an, die von der Stadt finanziert wird. Jugendliche wurden hingegen nicht betreut.

Bereits im vergangenen November hatte der Magistrat zwei Honorarkräfte eingestellt, die inzwischen 25 Jungen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren in zwei Gruppen betreuen. Auf dem Programm standen bisher Foto- und Siebdruckarbeiten. Außerdem unternahmen die jungen Leute Ausflüge: Sie besuchten eine Eislaufbahn und das Rebstockbad. Ein Mitarbeiter des städtischen Jugendzentrums führt die Oberaufsicht.

Das Amt für Jugend, Sozialarbeit und Schulen kümmerte sich um die Einrichtung des neuen Jugendtreffs. Bei der Behörde hofft man nun, daß damit die Jugend- und Sozialarbeit in Dietzenbach erheblich verbessert werden kann.

Geplant ist außerdem, eine Mädchengruppe aufzubauen. Bürgermeister Jürgen Heyer geht davon aus, daß alsbald zwei- bis dreimal wöchentlich Gruppenstunden für Mädchen angeboten werden können.

Nach den Erfahrungen der städtischen Jugendpflege in der Zeit seit der Eröffnung stößt der Treff in der Robert-Koch- Straße schon auf große Resonanz. Die Jugendlichen besuchen die renovierten Räume ausgesprochen rege. fin

Sandstein wurde zu einem Buch Kunstwerk in Büdingen

BÜDINGEN. Beim Bauschutt wäre jenes schnöde Stück Sandstein gelandet, wären da nicht Wilhelm Knaf, Wirt der alten Büdinger Gaststätte "Bleffe", und vor allem Lothar Keil, Maler und Bildhauer in Ortenberg, gewesen. Die Sandsteinrolle, zu Untersuchungszwekken aus der Büdinger Stadtmauer herausgebohrt, wurde zum Kunstwerk, zum "Steinernen Buch Büdingens". "Ein Stück Nachdenklichkeit über die Altstadt selbst" sei der von Keil zum Kunstwerk erhobene Bohrkern gar, philosophiert Dr. Klaus-Peter Decker, fürstlicher Archivar in Büdingen.

"Bleffe"-Wirt Knaf rettete das etwa 50 Zentimeter langen und 15 Zentimeter dicke Gestein vor der Bauschuttdeponie. Künstler Keil sah die sandsteinerne Rolle und war begeistert: "Der Stein hat mich gereizt. Ich dachte an eine Papierrolle, die in der Hand liegt."

Gedacht, getan. Beim befreundeten Kunstschmied Bruthans in Prag schmiedete Keil eine eiserne Hand, die nun die sandsteinerne Papierrolle den "Bleff"-Besuchern entgegenreckt.

Es war ein wirklich schweres Stück Arbeit, das der 50jährige Maler und Bildhauer zu verrichten hatte. Nicht nur, daß er als ungeübter unter Bruthans Anleitung die Eisenstäbe zur Hand schmiedete. Keil: "Das war gar nicht so einfach." Zudem mußte der Künstler, um die Hand genau an den Stein anzupassen, die Steinrolle nach Prag befördern. Keil zurrte einen Riemen drum und reiste, den schweren Stein in der Hand, mit der Eisenbahn von Hanau aus in die tschechische Hauptstadt. "Die Leute dachten, ich spinne", sagt der Künstler mit dem ungewöhnlichen Reisegepäck schmunzelnd. Stein und eiserne Hand wiegen zusammen nun etwa zwei Zentner.

"Lothar Keil ist immer für eine Überraschung gut. Hier hat ihn offenbar die Lust gepackt", sagte Dr. Klaus-Peter Decker, als das "Steinerne Buch" jetzt in der "Bleffe" aufgestellt wurde. Früher seien bearbeitete Steine immer mehrfach verwendet worden. Heute, in der Zeit der Schaufelbagger, würden sie fortgeworfen, gehe die ursprüngliche Substanz verloren. Dieses Schicksal hätte beinahe auch jenen Kern ereilt, der aus der Stadtmauer gebohrt worden war, um ihren Zustand zu erforschen. Deshalb ist für den fürstlichen Archivar Dr. Decker das "Steinerne Buch" auch "ein Stückchen Nachdenklichkeit über die Altstadt selbst". Aus solchen papierenen Buchrollen, zu der Keils Phantasie den sandsteinerne Bohrkern machte, bestanden laut Decker "noch die Bibliotheken der alten Römer".

Keils "Steinernes Buch" ist viel älter, als es die Papierrollen der alten Römer sind. Dieser Sandstein entstand vor Jahrmillionen tief in der Erde durch großen Druck. Erdverschiebungen hoben ihn an die Oberfläche. Viel später entdeckten Menschen das leicht zu bearbeitende Gestein und bauten sich daraus ihre Städte, Kirchen und Schlösser - auch die Büdinger Stadtmauer.

Wieder viele, viele Jahre später kamen Menschen mit modernen Maschinen, zu erforschen, was ihre Vorfahren geschaffen hatte. Zu diesem Zweck bohrten sie auch die Büdinger Stadtmauer an. Das war der Geburtstag eines Kunstwerkes. BRUNO RIEB

Frankfurter Gebabbel mit Liesel Christ

HÖCHST. Die Volksschauspielerin Liesel Christ wird heute, 8. März, im Höchster Krankenhaus eine Mundartlesung unter dem Motto "Frankfurter Gebabbel" anbieten. Zwischen 15 und 16 Uhr ist sie im Gemeinschaftsraum des Krankenhauses zu Gast.

Alle Patientinnen und Patienten sowie Besucher sind herzlich zu der Veranstaltung im Rahmen der Reihe "Kultur im Krankenhaus" eingeladen. she

Mutter und Sohn stellen Werke im Bürgerhaus aus

DIETZENBACH. Käte Zimmermann aus Dietzenbach und ihr Sohn Rolf Zimmermann, der in Rodgau-Nieder-Roden wohnt, stellen vom 15. bis 27. März im Bürgerhaus ihre Gemälde und Grapiken aus. Der Magistrat lädt für Montag, 15. März, 19 Uhr, zur Vernissage ein.

Die aus Chemnitz stammende Käte Zimmermann präsentierte ihre Werke bereits im In- und Ausland. Rolf Zimmermann arbeitet als freischaffender Grafiker. Die Ausstellung kann montags von 9 bis 12 Uhr sowie dienstags bis freitags von 9 bis 12 und von 15 bis 20 Uhr besucht werden. Weitere Öffnungszeiten: samstags von 12 bis 16 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr. fin

Radler ließ es zu arg laufen

FRIEDRICHSDORF. Die ersten Anzeichen des nahenden Frühlings nutzten am Wochenende zahlreiche Radfahrer zu kleinen Touren. Einer von ihnen verunglückte, allerdings bereits am Freitag, im Hardtwald. Auf einem leicht abschüssigen Abschnitt des Köhlerpfads verlor er die Herrschaft über das Rad, stürzte und verletzte sich, so daß er von einem Arzt ambulant versorgt werden mußte. che

Spenden für Vergewaltigte

HANAU/MAIN-KINZIG-KREIS. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP), Kreisgruppe Hanau, und der Bezirksfrauen-Ausschuß der GdP rufen anläßlich des Internationalen Frauentages am heutigen Montag, 8. März zu einer Spendenaktion auf. Die Gelder sollen dem "Hilfsfonds für vergewaltigte Frauen", Postgiroamt Köln (BLZ 37010050), Kontonummer 336666500, zugute kommen.

"Es ist der Hilfsfonds, der von Hertha Däubler-Gmelin (SPD), Uta Würfel (FDP) und Maria Walser (CDU) spontan ins Leben gerufen wurde, um über Parteigrenzen hinweg gemeinsam und persönlich vor Ort Hilfe organisieren zu können", teilt Helga Dietz-Gleich für die GdP-Kreisgruppe Hanau mit.

Auch die GdP werde sich heute an den Aktionen zum Internationalen Frauentag unter dem Motto "Frau geht vor" beteiligen. Denn daß Frauen noch lange nicht gleichberechtigt sind, sei allgemein bekannt. Den Medien sei täglich zu entnehmen, daß Frauen Gewalt angetan wird.

Eine der schlimmsten Formen der Gewalt sei die systematische Vergewaltigung von Frauen im Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien, mahnt Dietz-Gleich. Insbesondere moslemische Frauen und Mädchen in Bosnien- Herzegowina würden wochenlang systematisch vergewaltigt und dann gezwungen, die Kinder der Vergewaltiger auszutragen. Die Vergewaltigungen der Frauen würden als Kriegstaktik eingesetzt in der Absicht, den Kriegsgegner in seiner Identität zu vernichten.

Hier sei ärztliche und therapeutische Hilfe für die betroffenen Frauen dringend geboten, erklärt Helga Dietz- Gleich: "Die GdP fordert nicht nur Frauen, sondern auch Männer zur Solidarität auf." pom

Jugendliche schlugen auf Zugführer ein

BAD SODEN. Nach sieben Jugendlichen fahndet die Polizei. Wie ein Sprecher gestern berichtete, sollen die jungen Leute bereits am vergangenen Dienstag gegen 20.30 Uhr den Zugführer einer S- Bahn zusammengeschlagen haben.

Laut Polizei habe der Mann am Bad Sodener S-Bahnhof die Jugendlichen des Zuges verwiesen, da sie keine gültigen Tickets hatten. Auf dem Bahnsteig sei einer der Jugendlichen dem 49 Jahre alten Bediensteten in den Rücken gesprungen, habe ihn zu Boden gestoßen und mit einem Schlagring erhebliche Verletzungen auch im Gesicht zugefügt.

Nach Angaben der Polizei soll der bewaffnete Jugendliche etwa 16 Jahre alt und 1,75 Meter groß sein, schwarze, nakkenlange Haare haben. Er trug eine schwarze Bomberjacke und schwarze Hosen. Zu der Gruppe gehörte außerdem ein Mädchen mit blonden Haaren, die einen Schäferhund dabei hatte. Hinweise an die Polizeistation Eschborn unter der Rufnummer 06172 / 60 60. kkü

Mehr als Butterbrote für Flüchtlinge aus Bosnien Pfarrer organisiert Hilfe für Menschen aus Kriegsregion

WIESBADEN. Friedrich Wilhelm Siebert zieht nervös an seiner Zigarette und schaut auf die Uhr. Eigentlich sollten die beiden Busse mit 110 Flüchtlingen aus Bosnien längst an der Ringkirche angekommen sein. Doch der Pfarrer wartet am Samstag morgen vergeblich. Die Busse aus Zagreb treffen erst mittags auf einer Autobahnraststätte ein. Kirchenleute schmieren Butterbrote, bringen Tee an die Busse und nehmen acht Flüchtlinge in Empfang - die anderen fahren weiter zu Gastfamilien in Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland.

Friedrich Wilhelm Siebert und andere deutsche Familien, die sich bereit erklärten, Menschen aus dem bosnischen Kriegsgebiet aufzunehmen, warten schon geraume Zeit: Seit Ende Dezember, sagt die Kölner Journalistin Erica Fischer, die gemeinsam mit ihrem Mann und dem Bonner Netzwerk Friedenskooperative die bundesweite Aktion "den Winter überleben" für bosnische Flüchtlinge ins Leben rief, lassen die Serben keine Konvois mehr aus Bosnien durch. Jetzt erst gelang es den Flüchtlingshelfern, die in Zagreb mit örtlichen Friedensinitiativen zusammenarbeiten, die ersten drei Transporte mit 360 Flüchtlingen direkt aus Bosnien vom serbischen Roten Kreuz genehmigt zu bekommen. Recherchearbeiten vor Ort veranlaßten die Kölner Journalisten im Dezember, die Privatinitiative zu gründen. Etwa 800 Gastfamilien fanden sie schon, 300 Flüchtlinge konnten bisher über die Initiative in Deutschland einreisen, weitere folgen jetzt.

Die Bilder aus Bosnien, "die ich nicht mehr ausgehalten habe", veranlaßten auch Pfarrer Siebert, aktiv zu werden. Schließlich stand in seinem Haus in Idstein eine Einliegerwohnung leer. Und so meldete sich Siebert bei der Friedenskooperative, um sechs Menschen aufzunehmen. Großeltern, Eltern und zwei Kinder aus Bosanska Dubica, etwa 100 Kilonmeter von Zagreb entfernt, treffen am Samstag bei Siebert ein. Doch der evangelische Geistliche setzte sich schon viel früher mit Kolleginnen und Kollegen aus dem Idsteiner Raum zusammen, um eine Regionalgruppe zu gründen, die sich gegenseitig bei der schwierigen Aufgabe unterstützt, Flüchtlinge privat aufzunehmen. 16 Bosnier leben derzeit in verschiedenen Familien im Idsteiner Raum. Von der Regionalgruppe, die sich regelmäßig trifft, damit deutsche Gastfamilien und ihre bosnischen Gäste sich untereinander austauschen und gegenseitig helfen können, weiß Siebert: "Es ist eine nette Gemeinschaft." Und: "Alle kommen prima zurecht und haben selber eine Bereicherung. Sie kümmern sich beispielsweise darum, daß bosnische Kinder in die Schule gehen können, erleben zum Teil aber auch Frustrierendes mit der deutschen Ämterbürokratie." Die Verständigung zwischen Deutschen und Bosniern, die meist nur kroatisch sprechen, läuft mit Händen, Füßen und dem Wörterbuch.

Auch das Bonner Netzwerk Friedenskooperative erhielt bisher nur eine einzige negative Reaktion von den deutschen Gastfamilien. Es rät, bosnische Gastarbeiter als Dolmetscher zu suchen und sich in Regionalgruppen zusammenzuschließen. Die Aktion, sagt Pfarrer Siebert, geht nämlich ins Geld. Er selber bat Verwandte und Bekannte um Spenden, denn zunächst zahlen die Deutschen aus der eigenen Tasche für ihre Gäste. Dazu mußten sie sich in einer "Garantieerklärung" verpflichten.

Wer selber eine bosnische Familie aufnehmen oder die Regionalgruppe in Wiesbaden / Idstein unterstützen möchte, kann Pfarrer Siebert unter Tel. 0611 / 48 485 anrufen oder Spenden auf das Konto Nr. 310 223 20 bei der Volksbank / Raiffeisenbank Idstein, Bankleitzahl 510 917 00, Stichwort "Den Winter überleben" einzahlen. SUSANNE HOERTTRICH

Einkaufsmärkte sollen möglichst schnell öffnen

SELIGENSTADT. Der geplante Einkaufsmarkt auf einem etwa 6400 Quadratmeter großen Terrain am Trieler Ring im Neubaugebiet "Spitzäcker" soll möglichst schnell errichtet werden. Wie der Magistrat mitteilte, liegt der Bauantrag dem Kreisbauamt vor. Die Bauträgergesellschaft habe angekündigt, nach der Baugenehmigung den Komplex sofort aus dem Boden zu stampfen.

Nebem dem Einkaufsmarkt sollen am Trieler Ring auch andere Geschäfte, Büros und Wohnungen entstehen. Der Magistrat nennt Gerüchte falsch, wonach die Pläne, einen Einkaufsmarkt einzurichten, fallen gelassen worden seien.

Ein weiterer Einkaufsmarkt, der in Klein-Welzheim entsteht, wird voraussichtlich Anfang November eröffnet. fin

Umweltverbände rügen Politik wegen Wirtschaftsgläubigkeit

gra MAINZ, 7. März. Ein grundsätzliches "Überdenken ihrer Stellung zu den Parteien und ihrer Satzungsverpflichtung zur parteipolitischen Neutralität" haben rheinland-pfälzische Umweltverbände angekündigt. Sprecher von fünf Verbänden, darunter auch des Naturschutzbundes und der ältesten rheinland-pfälzischen Naturschutzorganisation Pollichea, bedauerten, daß in den Regierungsparteien in Bonn und Mainz "die grünen Flügel kaltgestellt werden". Das mache es für die Umweltverbände zunehmend schwieriger, die "grünen Kräfte in allen Parteien zu unterstützen", sagte Naturschutzbund-Vorsitzender Frank-Eberhard Wilde.

"Die gesamte Politik in unserem Lande ist zu wirtschafts-opportunistisch geworden", bemängelte Pollichea-Vorsitzender Günter Preuß. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) warnte vor "den katastrophalen Folgen einer Unterschätzung der Bedeutung von Naturschutz und Umweltvorsorge" und führte als Beispiel die "Reihe von Beschleunigungsgesetzen, die erhebliche Genehmigungserleichterungen für Industrie, Bundesstraßenbau und sonstige Großprojekte bringen sollen", an.

Bei Karpfen-Schau wird kein Anglerlatein erzählt

MAINHAUSEN. Die englischen Angelprofis Kevin Maddocks und Chris Ball halten sich zusammen mit den deutschen Spezialisten Harald Jarchow und Ludwig Tempel am Samstag, 27. März, von 10 bis 18 Uhr am Königsee auf, um Köder auszuwerfen. Sie wollen nach der unkonventionellen "Boilie-Methode" dicke Karpfen an Land ziehen und somit beweisen, daß Berichte über 30, 40 oder gar 50 Pfund schwere Mainhäuser Exemplare kein Anglerlatein sind.

Der Eintritt zu dieser Karpfenschau am Clubheim des Angelsportvereins Zellhausen ist kostenlos. Veranstalter sind die Fachzeitschrift "Blinker" und zwei Firmen, die Angelgeräte und -zubehör herstellen. fin

82 Aktive der Feuerwehr 8330 Stunden im Dienst

HOFHEIM. 408 Einsätze leistete die Hofheimer Feuerwehr im vergangenen Jahr. Stadtbrandinspektor Wolfgang Reinhardt listete in seinem Jahresbericht 8330 Dienststunden auf, die die freiwilligen Feuerwehrmänner ehrenamtlich leisteten. Reinhardt wurde in der Hauptversammlung am Freitag abend als Vorsitzender bestätigt, ebenso Richard Rauch als Stellvertreter. Jens Schandlbauer wurde neu zum Jugendwart gewählt.

Insgesamt verfügt die Hofheimer Feuerwehr, die vor 125 Jahren gegründet wurde, über 82 Aktive in der Einsatzabteilung; 25 Jugendliche üben in der Jugendwehr und die Ehren- und Altersabteilung umfaßt 29 Mitglieder.

Die Zahl der Einsätze stieg 1992 um 24 Prozent, wobei Brände nicht an erster Stelle der Statistik stehen. Vielmehr leistete die Feuerwehr vielfältig Hilfe, sei es bei Sturm- oder Wasserschäden. Einen dicken Batzen macht auch die Beseitigung von giftigen, wasser- und umweltgefährdenden Stoffen aus. she

Kanalbau in Altstadt kommt recht zügig voran

SELIGENSTADT. Die Kanalbauarbeiten in der Altstadt kommen zügig voran. Von der Palatiumstraße wurde ein Rohr unterirdisch bis zur Römerstraße gepreßt und ein Anschlußstück verlegt. Ferner wurde damit begonnen, unterirdisch einen Kanal bis zur Aschaffenburger Straße zu drücken. Die Einmündung der Aschaffenburger in die Palatiumstraße wird in den kommenden Tagen gesperrt, um das Verteilerbauwerk errichten zu können. Der Verkehr wird dann umgeleitet. Passanten können diesen Straßenabschnitt durch das Gäßchen zwischen Schedenschänke und Metzgerei Becker erreichen. In der Palatiumstraße soll später Natursteinpflaster verlegt werden. fin

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 10. März, bis Dienstag, 16. März

DIETZENBACH. Das Theater Sycorax gastiert am morgigen Mittwoch, 10. März, 20 Uhr, mit dem Stück "Das Buch von der Stadt der Frauen" im Aktionstheater des Bürgerhauses. Es werden zwei Frauenschicksale aus dem Mittelalter auf der Bühne plastisch dargestellt. Zu der Aufführung lädt die städtische Frauenbeauftragte Ute Beuster ein.

Der Dietzenbacher Pianist Frank Spannaus bricht am Donnerstag, 11. März, um 19.30 Uhr im Gemeinschaftsraum des Seniorenzentrums Steinberg zu einem "Streifzug durch verschiedene Musikepochen" auf. Der Eintritt zu diesem Konzert ist kostenlos.

Der Kabarettist Michael Quast kommt als Solo-Entertainer am Freitag, 12. März, 20 Uhr, ins Bürgerhaus, um zu verkünden: "Die Wüste lebt."

Hot-Jazz aus Bonn im Gasthof "Zur Linde": Die Band "Doktor Jazz Ambulanz" spielt bei einem Frühschoppen am Sonntag, 14. März, 11 Uhr, im Wirtshaussaal.

Zweimal Kindertheater mit Schorsch im Bürgerhaus: Am Montag, 15. März, macht sich Schorsch um 15 Uhr auf die Socken; am Dienstag, 16. März, geht er um 15 Uhr baden.

RÖDERMARK. Das "Fliegende Theater" aus Berlin tritt am Donnerstag, 11. März, um 15 und 16.30 Uhr mit dem "Dreibeinigen Hund" auf der Kleinkunstbühne der Halle Urberach auf.

Im Urberacher KSV-Heim gibt am Freitag, 12. März, 20.30 Uhr, das Terem-Quartett aus Rußland ein Konzert, zu dem das alternative zentrum rödermark einlädt. Das Ensemble spielt neue russische Musik.

Die Milano-Jazz-Gang swingt am Samstag, 13. März, um 20.30 Uhr im Jazzkeller unter der Halle der Turnerschaft Ober-Roden los. Auf dem Programm: Jazz wie aus New Orleans.

Ghazi Abdel-Qadir liest am Montag, 15. März, 11 Uhr, im Rothaha-Saal der Stadtbücherei aus seinen Jugendromanen "Die sprechenden Steine" und "Abdallah und ich".

RODGAU. Das Blasorchester des Turn- und Sportvereins Dudenhofen stößt am Samstag, 13. März, 20 Uhr, im Bürgerhaus Dudenhofen ins Horn. Außerdem beteiligt sich die Concert- Band Nieuwpoort an diesem Frühlingskonzert.

SELIGENSTADT. Das Theaterensemble der Einhardschule unternimmt am Sonntag, 14. März, 17 Uhr, im großen Saal des "Riesen" einen "Abstieg ins Verborgene". Das "Stück Phantasie" wird am Montag, 15. März, um 11 Uhr für Schülerinnen und Schüler wiederholt. fin

Pfälzer Kirchenkampf ums Eiserne Kreuz

Der SPD-Landtagsabgeordnete und Vizepräsident des Mainzer Landtages rang sich zur Demonstration vor dem Kirchenportal durch - als Privatperson und "ganz normales Mitglied der Kirchengemeinde" Jettenbach im pfälzischen Landkreis Kusel.

Detlef Bojak handelte dabei nach eigenen Worten als "selbstbewußter Protestant" und rief in einem Flugblatt ("Stehen Sie neben mir."), an das sich dann ungewollt die "Republikaner" mit eigener Protestbotschaft anhängten, zur "Mißfallenskundgebung" bei der Einführung des neuen Gemeindepfarrers auf.

Grund der Bojak-Intervention, der sich rund 300 Protestierer vor der Kirchentür anschlossen, war die Weigerung des Theologen Arnd Schnörr, sich unter einer "Kriegsauszeichnung" als neuer Pfarrer von Jettenbach "installieren" zu lassen. Denn im durch Kirchenrecht "besonders geschützten" Altarraum des "Musikantenland-Domes" prangt zwischen Säulen, für alle Gläubigen stets sichtbar, ein großes "Eisernes Kreuz".

Der Gemeinde nahm seit den 20er Jahren am Gedenken für die toten und vermißten Soldaten des Ersten Weltkrieges im Zentrum der Kirche keinen Anstoß. Dem Neu-Pfarrer Schnörr erschien es nun wie "Gotteslästerung", wenn das weltliche Kreuz, das Kriegstaten auszeichne und damit verherrliche, das "Christuskreuz" verdrängt. Zumindest während des Gottesdienstes, in dem ihm die Pfarrstelle auf "Dienst-Lebenszeit" verliehen wurde, wollte er am letzten Februar-Wochenende das "Kreuz vom Karfreitag" wieder in den Mittelpunkt gerückt, das "Kriegskreuz" abgehängt sehen. Während des Gottesdienstes wurde das Eiserne Kreuz dann zwar nicht abgehängt, aber es "verschwand" hinter Blumengebinden.

Der Konflikt hatte seinen Auslöser. Der sozialdemokratische Protestant Detlef Bojak verlangte für die traditionsverbundenen Jettenbacher: "Bekennen wir uns zu unserem Kreuz am alten Platz." Gleichzeitig verlangte er von den Gemeindemitgliedern, sich wegen des Festhaltens am traditionellen Eisernen Kreuz "eher Gotteslästerung vorwerfen, als sich von zugereisten Pfarr-Herrn und von der Kirchenleitung bevormunden zu lassen".

Die Kritik des in seiner pfälzischen Heimat prominenten SPD-Politikers, seine Besinnung auf "Traditionen und Gewohnheiten der gewachsenen Dorfgemeinschaft" und die verbale Ausgrenzung des "zugereisten Pfarr-Herrn" hatten Auswirkungen bis in die Landeshauptstadt. Dort verlangten die Grünen den Rücktritt des Landtagsvizepräsidenten, der sich so energisch für "Symbole des deutschen Militarismus" einsetze. Ein Sprecher der Mainzer SPD- Landtagsfraktion versuchte der Debatte die politische Dimension zu nehmen: "Es handelt sich dabei um eine innerkirchliche Angelegenheit."

Innerhalb der evangelischen Landeskirche der Pfalz scheint die Rechtslage klar. Pfarrer Arnd Schnörr, vom Presbyterium in der 1850-Seelen-Pfarrgemeinde Jettenbach, die sich auf drei politische Verbandsgemeinden in zwei Landkreisen ausbreitet, einstimmig gewählt, kann sich auf den Erlaß 206 des Landeskirchenrates in Speyer von 1952 stützen. Darin steht ausdrücklich, daß eine Krieger-Gedenkstätte in der Kirche nur im "Ausnahmefall" etwas zu suchen hat. Dann solle sie so aufgestellt werden, "daß durch sie die Aufmerksamkeit der Gemeinde für das Geschehen auf Kanzel und Altar nicht beeinträchtigt wird". Außerdem untersagt der Erlaß alles, "was einer heidnischen Totenverehrung und einem nationalen Heldenkult Vorschub leisten könnte". Dazu werden ausdrücklich "vaterländische Zeichen und Sinnbilder" gezählt.

Für Pfarrer Schnörr, das zuständige Dekanat und die Landeskirche scheint damit die Kirchengesetzlage klar. Für das "Eiserne Kreuz" und die Inschriften zum Jettenbacher Totengedenken soll ein anderer Platz gefunden werden, die Namen der Toten aus den Sandsteinsäulen im Altarraum gemeißelt und zum Beispiel im Vorraum neu eingraviert werden. Bojak dagegen fragt sich, warum seit 70 Jahren diese angebliche "Gotteslästerung" geduldet wurde. In Jettenbach kursieren nun Unterschriftenlisten für eine "Kirchengemeindeversammlung" zum Eisernen Kreuz.

Sollte die Pfälzer Landeskirche in Jettenbach ein "Exempel statuieren", dann will sich Bojak dafür einsetzen, daß noch "schlimmere Scheußlichkeiten" in evangelischen Kirchen thematisiert werden. "Jettenbachs kirchliches Kriegerdenkmal ist nicht einmalig," weiß Bojak.

MICHAEL GRABENSTRÖER (Mainz)

Innenansichten einer wiedervereinten Nation (6)

Manfred Stolpe:

Wider die Verdrängung

Drei Jahre nach dem Fall der Mauer ist das Kapitel Deutsche Einheit noch lang nicht abgeschlossen. Rechtstechnisch haben wir die Einheit, aber der staats- und völkerrechtliche Vollzug der Vereinigung der beiden deutschen Staaten durch Beitritt der DDR mit der Folge ihres Erlöschens als Staat markiert nicht das Ende, sondern nur den Beginn des Einigungsprozesses. Bei meinen Begegnungen mit Menschen aus Ost und West erlebe ich täglich, daß wir erst am Anfang des Weges zur inneren Vereinigung unseres Landes stehen. Die Mauer aus Beton und Stacheldraht gibt es nicht mehr, in den Köpfen scheint sie nach wie vor zu bestehen.

Das Wunder der Einheit überwältigte die Deutschen. Die Leichtigkeit und das rasante Tempo des Zusammenbruchs haben die Wahrnehmung über die Größe der Unterschiede getrübt, die 44 Jahre der Trennung geschaffen haben. Ich habe von Anfang an auf diese Problematik hingewiesen. Bereits im Frühjahr 1990 habe ich davor gewarnt, daß der damals bevorstehende Übergang zwischen den Systemen nicht ohne eine solide Begleitung, Vorbereitung und Nacharbeit erfolgen dürfe, weil es sonst zu ganz erheblichen sozialen Brüchen kommt. Doch es gab keine Vorbereitung. Da habe ich mich von Freunden in die politische Pflicht nehmen lassen, die argumentierten: "Wenn du immer rufst und mahnst, dann mußt du auch etwas dafür tun, dann mußt du selbst mit antreten!"

Das Amt des Ministerpräsidenten bedeutet insofern für mich weder eine qualitative Veränderung noch eine völlig neue Situation. Es war eigentlich eine fast zwangsläufige Konsequenz, vom Stuhl des Mahners bei der Kirche zu direktem politischen Handeln zu wechseln. Ich war auch bereits seit einer ganzen Reihe von Jahren durch die Problemlage der Menschenrechte sehr stark motiviert. Meine Maxime war und ist es, den Menschen gerecht zu werden und ihnen Mut zu machen, ganz gleich ob als Mann der Kirche, als Jurist oder als Politiker.

Wie die meisten Menschen im Osten war unsere eigene Familie von den Chancen und Risiken der neuen Freiheit ganz konkret betroffen. Für meine Frau als Ärztin bedeutete der Umbruch zunächst einmal die Herausforderung, nach jahrzehntelanger Berufserfahrung plötzlich mit einem ganz anderen medizinischen Standard konfrontiert zu sein und den Anschluß daran zu finden. Inzwischen hat sie sich zusammen mit einer Freundin selbständig gemacht. Meine 24jährige Tochter studiert Rechtswissenschaft und erlebt dabei auch die großen Veränderungen mit.

Im neuen, veränderten Deutschland muß es nun eine unserer vordringlichsten Aufgaben sein, die Gräben zwischen Ost und West abzubauen. Dort, wo Menschen zusammen an konkreten Aufgaben arbeiten und auf die Kenntnisse des anderen angewiesen sind, erweisen sich die unterschiedlichen Verhaltensmuster in der Regel nicht als Hindernis. Das erlebe ich in der brandenburgischen Verwaltung, wo ein Fachmann aus dem Westen und ein Brandenburger an derselben Aufgabe sitzen. Der eine bringt die Systemkenntnis ein, der andere kennt das Praxisfeld. Die Bereitschaft zur Gemeinsamkeit, zum Austausch erlebe ich bis auf den heutigen Tag.

Vielen Leuten ist aber überhaupt noch nicht richtig deutlich, daß Menschen, die ein halbes Jahrhundert unter Wettbewerbsbedingungen gelebt haben, natürlich ganz anders herausgefordert, geformt sind und sich auch anders verhalten müssen. Im Osten leben Menschen, die ihr Leben lang unter Kollektivbedingungen, in Anpassungs- und Abduckbedingungen gelebt haben, die keine wirkliche Geldwirtschaft kennengelernt haben, die nicht unter einem massiven Leistungsdruck gestanden haben. Bei der aktuellen Stasi-Debatte merken wir dann, in welch kurzer Zeit vergessen worden ist, wie die Bedingungen einer Diktatur waren. Wie wenig ist das oft den Menschen in Westdeutschland präsent!

Die Geschichte der DDR ist ein wichtiges Thema. Millionen von Schicksalen sind darin verwoben. Viele Menschen plagt eine Art Minderwertigkeitskomplex, ein Rechtfertigungsdruck, der teilweise unwillentlich durch Attitüden mancher aus dem Westen genährt wird. Man kann aber nicht einfach von 26 PS auf 100 PS umsteigen, die Wagentür zuschlagen, und die Vergangenheit draußen lassen. Es darf nicht dazu kommen, daß die DDR-Geschichte verdrängt wird, so als hätte es sie nie gegeben.

Auch im dritten Jahr nach dem Fall der Mauer fehlt noch eine vernünftige Aufklärung über das Funktionieren von Diktatur, wie sie hier viereinhalb Jahrzehnte geherrscht hat. Es muß zwischen Kritik am System und der Kritik an der Biographie der Menschen unterschieden werden. Die Gefahr, die ich gegenwärtig sehe, besteht darin, daß Geschichtsaufarbeitung politisch instrumentalisiert werden kann oder auch im Sinne von Sensationsmeldungen vermarktet wird.

Die Beschäftigung mit der eigenen Geschichte beinhaltet auch die Rückbesinnung auf die kulturelle Identität. Die sogenannten neuen Bundesländer sind in Wirklichkeit alte Länder. Brandenburg ist ein seit Beginn der deutschen Geschichte geläufiger Name. Ich selber bin in Stettin geboren und habe in Jena studiert. Seit 1959 lebe ich in Brandenburg, und ich bin gerne hier. Im Grunde ist das Brandenburgische für einen Pommern auch noch Heimat, es gab schließlich über Jahrhunderte eine historische Bindung. Brandenburg ist ein vielgliedriges Land mit unterschiedlichen Landschaften und Menschen. Es ist für mich eine sehr schöne und verantwortungsvolle Aufgabe, beim Aufbau dieses von den Menschen und der Natur so reichen Landes mitzuwirken. Als Ministerpräsident Brandenburgs werde ich auch weiterhin die Interessen der Menschen dieses Bundeslandes mit dem Ziel vertreten, daß es keine "Bürger 2. Klasse" im neuen Deutschland mehr gibt.

Manfred Stolpe, geb. 1936, Kirchenjurist, seit 1990 Ministerpräsident von Brandenburg.Drei Menschen verletzt

KELSTERBACH. Weil ein Autofahrer nach Auskunft der Polizei "unvermittelt" die Spur wechselte, stießen in der Rüsselsheimer Straße in den frühen Morgenstunden des Samstags zwei Personenwagen zusammen. Durch die Wucht des Aufpralls wurden drei Personen verletzt. cas

Einbruch in Vereinsheim

MÖRFELDEN-WALLDORF. Eingebrochen wurde in der Nacht auf Freitag ins Vereinsheim der Walldorfer Kleintierzüchter; Schadenshöhe noch unbekannt, sagt die Polizei. Zur gleichen Zeit drangen Einbrecher in Firmenräume in der Aschaffenburger Straße ein und richteten für 1000 Mark Schaden an. cas

"Beleg dafür, wie teuer die Kernenergie tatsächlich ist" Für Entsorgung der atomaren Wiederaufarbeitungsanlage in Karlsruhe drohen Ausgaben in Milliardenhöhe / Zeitplan in Gefahr Von unserem Korrespondenten Peter Henkel

STUTTGART, 7. März. Die Entsorgung der bereits 1990 stillgelegten atomaren Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) droht viel teurer zu werden als bisher angenommen. Daneben kündigt sich Streit zwischen Betreibern und Bundesregierung einerseits sowie dem Stuttgarter Umweltminister Harald B. Schäfer (SPD) andererseits an. Der als Atomkritiker bekannte Schäfer sieht in dem Vorgang einen erneuten "Beleg dafür, wie teuer die ursprünglich ach so billige Kernenergie tatsächlich ist".

Zur Zeit kostet der sogenannte "Nullbetrieb" der WAK 128 Millionen Mark jährlich. Die Gesamtkosten für die Beseitigung der Anlage wurden bisher auf 1,9 Milliarden Mark geschätzt; mittlerweile halten Experten drei bis fünf Milliarden für möglich. Da den Betreibern vertraglich zugesichert wurde, daß sie nur eine Milliarde zu tragen haben sollten, kommen vor allem auf den Bund (91,8 Prozent aller darüber hinausgehenden Kosten) und das Land Baden-Württemberg (8,2 Prozent) möglicherweise erhebliche Belastungen zu. Vor diesem Hintergrund hat der inzwischen aus dem Amt geschiedene Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (CDU) Schäfer im Januar brieflich zur Eile gedrängt.

Jedoch weigert sich Schäfer als der für die Sicherheit beim sogenannten Rückbau der WAK zuständige Minister, aus Kostengründen einen "Sicherheitsrabatt" zu geben. Zugleich will er sich weder "unter sachfremden Druck" setzen noch sich von Bonn "vorsorglich den Schwarzen Peter zuschieben" lassen.

Seit 1971 sind in der WAK 70 Tonnen einer hochradioaktiven Brühe angefallen, die nach bisherigen Plänen bis zum Jahr 2000 im belgischen Mol durch Verglasung entsorgt und dann in Gorleben gelagert werden sollten. Ursprünglich sollte in der dem Kernforschungszentrum Karlsruhe angeschlossenen WAK das Know-how für Bau und Betrieb der Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf gewonnen werden. Der Verzicht auf Wackersdorf führte zur Stillegung auch der WAK Ende 1990 und zu der Absicht, die Anlage bis zum Jahre 2005 wieder in "grüne Wiese" zurückzuverwandeln.

Indessen sind schon jetzt bei den Vorbereitungen zum Rückbau der Anlage Zeitverzögerungen eingetreten. Schäfer führt dies darauf zurück, daß die Betreiber der WAK - die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK) - die massiven technischen Schwierigkeiten beim Abfüllen, Transportieren und Entleeren des hochgefährlichen Abfalls "unterschätzt" haben. Jedenfalls hätten sie in der Vergangenheit mehrfach "nicht genehmigungsfähige Unterlagen vorgelegt". So hat der TÜV 1992 in dem Sicherheitsbericht der Betreiber die Überarbeitung von 150 Punkten für notwendig gehalten. Der revidierte Bericht steht noch immer aus.

Unterdessen ist die von der Bundesrepublik mitfinanzierte PAMELA-Anlage in Mol ungenutzt und wird nur für die künftige Verglasung des Abfalls aus Karlsruhe in einem sogenannten "Stand-by-Betrieb" gehalten. Auch sie hat ihre eigentliche Aufgabe, die Wiederaufarbeitung der schon seit 1979 stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage Eurochemic, längst hinter sich. Die Belgier drängen zur Eile, da auch Mol nach Abwicklung des Auftrags aus Karlsruhe stillgelegt werden soll. Sowohl Schäfer als auch die DWK sehen mittlerweile aber erhebliche Probleme, den Zeitplan für den Transport des atomaren Abfalls über die mehr als 500 Kilometer nach Mol noch einzuhalten. Angeblich spielt bei dem Drängen der belgischen Partner auch eine Rolle, daß Bonn sich seinerzeit nach dem Verzicht auf den Schnellen Brüter weigerte, ihnen Schadenersatz zu zahlen.

Denkbar wäre die Rückkehr zu Plänen, in Karlsruhe eine eigene Verglasungsanlage zu errichten.

Nachrichten-Börse

Rexrodt ermahnt Tarifparteien Moderate, an der Produktivität orientierte Lohnabschlüsse hat Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt bei der Eröffnung der Internationalen Tourismus-Börse in Berlin gefordert. Die Lohnpolitik müsse "einen Kurswechsel für mehr Beschäftigung" vollziehen. Wall Street wenig beeindruckt Daß in den USA die Zahl neuer Stellen im Februar um 365 000 und damit so stark gestiegen ist wie seit vier Jahren nicht mehr, hat an der Aktienbörse in New York wenig Eindruck hinterlassen. Der Dow-Jones-Index schloß am Freitag mit 3404,58 (plus 5,67) Punkten. Polen verschiebt Privatisierung Nach einer hitzigen Debatte hat das polnische Parlament die Abstimmung über die Privatisierung von rund 600 Unternehmen zunächst einmal verschoben.

Frauen lernen "nein" zu sagen Techniken und Tücken des Managements · Von Margrit Brückner

Management ist Frauen keineswegs unbekannt, nur wird es selten so benannt: Frauen managen seit altersher einen Haushalt. Heute managen die meisten Frauen sogar Haushalt und Beruf gleichzeitig. Und wenn sie zudem Kinder haben, bedeutet das einen schwierigen täglichen Balanceakt und viel Organisationstalent.

Doch was müssen Frauen beachten und neu lernen, wenn sie im Beruf managen wollen? Ein Blick auf die Berufswelt zeigt, daß nur die wenigsten Frauen die Chefetagen großer Industriebetriebe oder Banken besetzen, hingegen viele Frauen den sozialen, erzieherischen oder gesundheitlichen Bereich managen: Sei es als Kindergartenleiterin, als Frauenhausmitarbeiterin oder beispielsweise als Selbständige in einem Fußpflegesalon.

Management - meist verbunden mit dem Vorwort "Sozial" (Sozialmanagement) - taucht als Begriff erst in den letzten Jahren im sozialen Bereich auf. Diese Annäherung an die Wirtschaft schlägt sich auch im Sprachgebrauch nieder, indem nicht mehr von sozialen Einrichtungen, sondern von "Non-Profit-Organisationen" die Rede ist. Management war bisher der hierarchisch abgestuften Organisationsarbeit in Betrieben vorbehalten und weckt daher bei vielen Frauen eher negative Assoziationen von Herrschaftsausübung und seelenloser Rationalität. Was hat es zu bedeuten, wenn jetzt sogar im sozialen Bereich gemanagt werden soll? Heißt das, soziale Arbeit betriebswirtschaftlichem Profitdenken zu unterwerfen? Die Antwort ist ja und nein zugleich.

Anfangs schien mir die Idee, Managementkonzepte auf die soziale Arbeit zu beziehen, als nicht viel mehr denn eine Modeströmung im Zuge der neuen Machbarkeit. Eine der wichtigsten Triebfedern für das steigende Interesse an Sozialmanagement sind aber vermutlich über soziale Notlagen die wachsende Schwierigkeit, sie zu beheben. Immer mehr Mitarbeiterinnen in der Beratungs-, Bildungs- und Erziehungsarbeit begannen nach neuen Ansätzen und Lösungen zu suchen, um die eigene Arbeit effektiver gestalten zu können.

In der Frauenarbeit, ebenso wie in anderen Bereichen sozialer Arbeit, steht traditionell die Hilfe von Frau zu Frau, der direkte zwischenmenschliche Kontakt, im Vordergrund. Dies liegt vielen Frauen zunächst näher als Organisations- und Mangementaufgaben. Anders stellt sich die Situation aus männlicher Sicht dar. Wenn Management mit hierarchisch höheren Positionen und mit Macht einhergeht, dann ist dies für erheblich mehr Männer attraktiv als für Frauen, obwohl Männer eine insgesamt kleine Gruppe im sozialen Bereich bilden. Frauen sind keinswegs ihrem Anteil entsprechend auf allen Positionsebenen vertreten. Der Blick auf das Thema Management ist eine Herausforderung, die Mut erfordert und immerhin von einigen Frauen inzwischen auch gewagt wird.

Bei Frauen in Führungspositionen taucht die Vorstellung auf, daß Frauen es "besser" machen müssen als Männer. Dieser Gedanke stellt jedoch sofort wieder eine neue Fessel dar. Wenn Frauen sicht- und hörbar werden, wollen sie es zum Teil anders machen, als sie es bei Männern sehen. Andere streben den Männern nach und versuchen, es ihnen gleich zu tun. Wieder andere probieren einfach eine Zeitlang aus, was für sie stimmt. Zu all dem haben Frauen ein Recht, wenn sie sich auf den Weg machen. Aber sie sollten nicht immer ängstlich daran denken, für die gesamte Gesellschaft nun eine Vorbildfunktion einzunehmen. Sozialmanagement ist keineswegs nur eine Leitungsaufgabe, sondern wird heute viel weiter als eine allgemeine berufliche Kompetenz gefaßt. Aufgabe sinnvollen Sozialmanagements ist zum einen eine bessere Organisation der Arbeit, um Menschen umfassender helfen zu können und zum anderen eine wirksamere Vertretung der eigenen Anliegen in der Öffentlichkeit. Es gibt aber auch ein technizistisches Mißverständnis von Managementaufgaben im sozialen Bereich, wo Spareffekte und Rationalisierungen im Vordergrund stehen und nicht die Bedürfnisse der Menschen. Diese Sichtweise ist eine Gefahr, die aber wahrscheinlich bei Männern größer ist als bei Frauen, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Kurse über Sozialmanagement und seine Techniken, wie etwa Planung, Organisation, Menschenführung, Verhandeln, Rhetorik, sind dabei, die Nachfrage nach therapeutisch ausgerichteten Angeboten in Fort- und Weiterbildung zu überrunden. Die Wende begann in der Frauenbildungsarbeit mit den Computerkursen. Heute gibt es vielfältige Angebote über Frauen und Geld, Frauen und Führung, Rhetorik für Frauen usw.

Zweifelsohne haben Frauen einen besonders großen Bedarf an solchen Themen - schließlich betreten sie Neuland. Einerseits ist es eindrucksvoll, wie Frauen aus ihren Nischen hervortreten und sich gesellschaftliches Terrain erobern. Andererseits bleibt die Frage, ob frühere politisch-inhaltliche Ziele und unkonventionelle Wege der Selbstorganisation ins Hintertreffen geraten.

Bundesliga-Kommentar Schwäbische Quadratur des Kreises

An und für sich ist Eike Immel so schnell nicht aus der Fassung zu bringen. Als dienstältester Spieler der Bundesliga, erfahren im Umgang mit übereilten Rücktritten und hohen Zocker-Einsätzen, kennt der Torhüter des VfB Stuttgart die Gesetzmäßigkeiten der Branche, mit all ihren unvorsehbaren Höhen und Tiefen, natürlich nur zu gut. Doch selbst einer wie er gerät ins Stammeln, wenn er Ursachenforschung für den freien Fall seines Klubs, den - man glaubt es kaum - amtierenden Deutschen Meister, betreiben soll. "Die nervliche Situation ist bei uns so, daß bei uns die Nerven blank liegen." Deutlicher geht's nimmer.

20:20 Punkte, 31 Gegentore, Tabellenplatz 9, seit sechs Spielen ohne Sieg, ein UEFA-Cup-Platz vorerst in weite Ferne gerückt - der Meister präsentierte sich an diesem 20. Spieltag, wo im Münchener Olympiastadion zwei wirkliche Spitzenteams all das boten, was ein Fußballspiel so fasziniernd macht und sich im hohen Norden Werder Bremen auf leisen Sohlen ganz nach vorne schlich, desolat, verunsichert, ausgebrannt, verängstigt, "völlig von der Rolle", wie Trainer Christoph Daum ("Das ist nicht zu erklären") ehrlich einräumte. Viele, krittelte der ehrgeizige Übungsleiter zudem, lebten noch von den Erfolgen der vergangenen Saison.

Doch gerade Daum, der sich so gerne für seine Motivationskünste loben läßt, hat die jüngere Vergangenheit schnell eingeholt. Der törichte Wechselfehler von Leeds, der die Schwaben aus dem internationalen Geschäft kegelte, zeigt - mit Verspätung - seine Wirkung. Der am Neckar gefürchtete Autoritätsverlust des Trainers, den dieser auch durch seine bekannt markigen Durchhalte- und Jetzt- erst-recht-Parolen nicht kaschieren konnte, ist eingetreten - vielleicht sogar noch in größerem Umfang als angenommen. Wem solch ein Schnitzer unterläuft, so lautet gerade in der Krise der unterschwellige, aber stets präsente Vorwurf, dem wird auch im Mißerfolgs-Falle nicht allererste Kompetenz eingeräumt. Hinzu kommt sicherlich eine Prise typisch schwäbischer Mentalität, sich allzuschnell mit dem Erreichten zufriedenzugeben.

Christoph Daum ist in Stuttgart offenbar am Scheidepunkt angelangt. Fachlich unumstritten muß der Westentaschen- Psychologe in den Köpfen der Spieler Sperren niederreißen. Daß dies nicht einfach ist, weiß einer wie er, der gerne auf dieser Klaviatur zu spielen pflegt, aber gleichzeitig ein gerüttelt Maß an Schuld am Niedergang trägt, nur zu genau. Mehr noch: Es käme der Quadratur des Kreises gleich. THOMAS KILCHENSTEIN

Landesliga Nord Zwei Gaul-Tore reichten

Der KSV Baunatal (1:0 gegen Hessen Hersfeld) nutzte in der Landesliga Nord die Gunst der Stunde - die Spiele der Mitbewerber FSC Lohfelden und Germania Fulda fielen aus - und übernahm mit bei zwei Spielen Vorsprung gegenüber Lohfelden die Tabellenführung. Die SG Bad Soden/Ahl (2:1 gegen KSV Hessen Kassel II) verbesserte sich mit ausgeglichenem Konto auf Platz neun, wobei die Tabelle aufgrund des Unterschiedes von bis zu vier Spielen wenig Aussagekraft besitzt.

SG Bad Soden/Ahl - KSV Hessen Kassel II 2:1 (2:1). Mike Gaul "galoppierte" in den ersten sechs Minuten zweimal durch die konfuse KSV-Abwehr und hatte damit die Ernte eingefahren. Beiden Treffern gingen kapitale Abwehrfehler der Brück-Schützlinge voraus. Gaul tauchte jeweils freistehend vor dem Gäste-Keeper auf. Das Gegentor von Krizanak (26.), der aus 20 Metern geschossen hatte, schien indes für Torwart Lauterbach nicht unhaltbar zu sein. Sodens zahlenmäßige Überlegenheit - Platzverweis gegen Iordacher (54.) wegen Nachtretens und Zeitstrafe gegen Gerlach (57.) - wurde vom Gastgeber trotz starker Leistungen von Jäckel, Güdener und Gaul nicht genutzt. hdp

Anicic vergeht das Lächeln nicht Ein abgezockter und launischer Jungstar

Im fliederfarbenen Seidenanzug, peppiger Krawatte, schwarzem Kaschmir-Mantel und weißem Schal stand Michael Anicic an der Hotel-Rezeption und zahlte seine Extras: ein Telefongespräch, eine Fanta, eine Cola und ein Päckchen Erdnüsse - man gönnt sich ja sonst nichts. 450 Mark im Monat verdient Anicic bei der A- Jugend von Eintracht Frankfurt, soviel wie die Jugendnationalspieler. Zwar spielt der gebürtige Bosnier Anicic nicht in einer Auswahl, aber weil er besser ist als andere bekommt er auch diesen Betrag. Daß A-Jugendliche nicht mehr bekommen, mag man glauben oder nicht. Jedenfalls nennt Nachwuchs-Trainer Karlheinz Körbel diese Summe mit Nachdruck.

Am Samstag hätte Anicic, gerade mal 18 Jahre alt, in 90 Minuten soviel verdienen können, wie sonst in acht Monaten. 4000 Mark Prämie hätte er eingestrichen, wenn er sich neben seinem Debüt bei den Profis auch noch über einen Sieg hätte freuen können. Konnte er aber nicht und trotzdem war er des Lebens froh. "Ich kann wohl ganz zufrieden sein und hoffe, daß ich bald wieder zeigen darf, was ich kann", sagte er für das Protokoll.

An Selbstbewußtsein mangelt es Michael Anicic ganz gewiß nicht. "Zwischen Genie und Wahnsinn", ordnet ihn sein Trainer Karlheinz Körbel ein, einer für den es nur zwei Möglichkeiten gäbe: "Entweder Gosse oder Bundesliga, B-Klasse oder ganz oben". Zweimal schon wollte ihn Körbel bei der Eintracht-Jugend rauswerfen, "weil der mit seinen Launen alle verrückt macht". Allerdings, so der Rekordspieler der Bundesliga (602 Begegnungen) habe er bislang "keinen kennengelernt, der fußballerisch soviel drauf hat. Der Michael hat Möglichkeiten in die Wiege gelegt bekommen wie kein Zweiter." Als Anicic im vergangenen Jahr beim VfB Stuttgart vorspielte, schob er schon bei einem der ersten Ballkontakte Guido Buchwald den Ball durch die Beine und wurde von dem verärgerten Schwaben ob derlei Frechheiten ein paar Minuten später rüde umgesäbelt.

Doch das stört einen wie Anicic nicht, denn Angst hat er keine, vor nichts und niemanden. Dem Frankfurter Vizepräsidenten hat er in die Hand versprochen, daß er einen Kontrakt unterzeichnet, der ihn ab Juli 1993 für ein Jahr als Vertragsamateur und dann ein Jahr als Profi an die Eintracht bindet. Doch als sein großer Förderer Dragoslav Stepanovic seinen Wechsel nach Leverkusen bekanntgab, zog Anicic sein Wort zurück und kokettiert seitdem mit Angeboten aus Leverkusen, Stuttgart und zwei anderen Bundesligaklubs. Das brachte Hölzenbein in Harnisch, er redet nicht mehr mit Anicic und verweigert dessen Vater Milan den Handschlag.

Für Hölzenbein scheint das Spielchen klar: Anicic, so glaubt er, wollte vom 1. Januar 1993 das Salär eines Vertragsamateurs (6000 Mark zuzüglich Einsatzprämie) einstreichen, seinen Jugend-Status behalten und sich im Sommer womöglich kaltlächelnd verabschieden. "Und dafür wird der von Stepi auch noch belohnt", grummelte Hölzenbein am Samstag eine Stunde vor dem "Debütanten-Ball" in München. Anicic kann darüber nur spitzbübisch lächeln. Schon ganz der abgezockte Profis erklärt er: "Ich würde gern bleiben, aber mit Hölzenbein ist ja nicht zu reden. Und es muß nicht die Eintracht sein, bei der ich meinen Weg in die Bundesliga gehe. Ich glaube, ich kann es auch bei einem anderen Verein packen." Dann zupft er sorgfältig an der Seiden-Krawatte, von der plakativ die roten Lippen eines Frauenmundes lächeln. Und Michael Anicic lächelt auch. Kein Grund zur Besorgnis, wenn einem soviel Gutes widerfährt. WALTHER LÜCKER

2. Handball-Bundesliga Süd, Männer In der Abwehr fehlte energisches Zupacken

Gelnhausen - Rintheim 18:23 (8:10)

Das Schlußlicht der 2. Handball-Bundesliga Süd zeigte beim 18:23 gegen den ebenfalls abstiegsgefährdeten TSV Rintheim eine desolate Vorstellung. Der Gast konnte ebenfalls seine Tauglichkeit für diese Klasse nicht nachweisen. Ein gut aufgelegter Torwart (Hamzalija Catak) und ein starker Werfer wie Mirko Tajzich (8/2 Tore) genügten, um den Main- Kinzig-Kreis-Vertreter letztlich klar zu besiegen. Bis zum 17:19 (56.) durfte der TVG hoffen, aber wie so oft fehlte ein Rückhalt im Tor (Malik mußte nach dem 14:18 in der 51. Minute seinen Platz für Bretschneider räumen) bzw. packten einige in der Abwehr nicht energisch genug zu, um die Gegentrefferflut einzudämmen. "Im Training herrscht seit zwei Wochen Friedhofsstimmung und damit kann man kein Spiel gewinnen", brachte es Trainer Marek Kowacki auf den Punkt. Spielwitz, Begeisterung und auch Kampfgeist sind dem Team großteils abhanden gekommen, Gyöngyösi (3/1), Krüger (3) und Grimm (2) bildeten auf diesem Gebiet die Ausnahme. Coors (4) war erfolgreichster Schütze, konnte aber dem Spiel im zentralen Rückraum nie seinen Stempel aufdrücken, auf den Halbpositionen blieb der Absteiger mit Seidel, Marian und Coors fast alles schuldig. hdp.

Hübner war der Schneekönig Jungs intelligente Taktik / Wehen - Bad Homburg 4:1 (2:1)

Auf dem Halberg, dem höchst gelegenen Sportplatz der Oberliga, herrschten noch winterliche Verhältnisse. Der Platz war mit einer zentimeterdicken, glatten Schneedecke belegt und verlangte von allen Spielern extreme Körperbeherrschung. Als die besseren Wintersportler erwiesen sich dabei die Wehener, die in Bruno Hübner ihren Schneekönig hatten. Der 32 Jahre alte Ex-Profi, der seine Spielerkarriere am Ende der Saison beenden und als Manager in Wehen tätig werden will, war überraschend als einzige feste Sturmspitze aufgeboten und nicht nur wegen seiner drei Tore die überragende Erscheinung.

Hübner rackerte neunzig Minuten lang und machte Platz für die anderen Angreifer, die mal Kornhuber, mal Raab, mal Feyen und mal Munyaneza hießen. Mit dieser flexiblen Taktik verwirrte Trainer Jung in seiner rundum gelungenen Heimpremiere die Gästeabwehr, in der Lothar Kall wegen Feyens Mittelfeldrolle lange Zeit gar nicht wußte, um wen er sich kümmern sollte.

Außer Hübners Glanzform und Jungs intelligenter Taktik war ein dritter Faktor entscheidend für die Niederlage der Gäste: Die Abwehr der Bad Homburger war den Wehenern im Kopfballspiel hoffnungslos unterlegen und so fielen die Tore drei und vier jeweils nach Ecken durch Hübner-Kopfbälle. Die Gäste waren ansonsten keineswegs so viel schwächer wie es das Ergebnis ausdrückt, und hatten zwischen dem 2:1 und dem 3:1 sogar eine recht starke Phase. In diesem Abschnitt gab es die umstrittenste Szene der ganzen Partie, als Süß den allein aufs Tor stürmenden Haub im Strafraum zu Fall brachte, aber die Pfeife des Unparteiischen stumm blieb. Bad Homburgs Coach Firle meinte dazu: "Hätte es hier einen Elfmeter gegeben, wäre noch alles für uns drin gewesen. So aber wird es sehr schwer; die Punkte rennen uns davon." Überragender Mann bei der Spvgg. war Ralf Haub, der sich im verbissenen Zweikampf gegen den gewiß nicht schwachen Thomas Süß knapp durchsetzte. Außer ihm gefiel Bruno Pasqualotto.

Wehens Präsident Heinz Hankammer, der mit einem Wahlaufruf gegen die rot- grüne Taunussteiner Koalition für kommunalpolitischen Wirbel gesorgt hatte, lobte das Engagement seiner Mannschaft: "So viel Aggressivität und Begeisterung hat es seit zwei Jahren in Wehen nicht mehr gegeben. Ich sehe sehr optimistisch in die Zukunft." PETER BUSCH

Wehen: Vogler; Menger; Süß, Utsch, Raab, Schmitt (46.Bals), Feyen (66. Schröder), Sauer, Munyaneza, Hübner, Kornhuber.

Bad Homburg: Voigt; Pasqualotto; Neumann, Ziegler (67.Röder), Müller, Dzihic, Kall, Vitiello, Gorges, Haub (78. Skeledzic), Richter.

Tore: 1:0 Kornhuber (18.), 2:0 Hübner (27.), 2:1 Pasqualotto (28.), 3:1 Hübner (60.), 4:1 Hübner (66.).

Schiedsrichter: Reinemann (Rotenburg).

Zuschauer: 200.

FSV strebt weiter den Zweitliga-Aufstieg an Planungen für neue Runde laufen / Großes Vertrauen zu Dörenberg / Scheckbuch-Mentalität

Es ist nicht unbedingt typisch für den FSV Frankfurt, was sich in dieser Saison in der Führungsetage am Bornheimer Hang abspielt. Vor Saisonbeginn wurden die "Schwarzblauen" gemeinsam mit dem Nachbarn Rot-Weiss als aussichtsreichster Titelfavorit gehandelt. Doch beide Frankfurter Traditionsklubs konnten die Erwartungen nicht erfüllen. Das sonntägliche Derby am Brentanobad war bei aller Brisanz aus Prestigegründen folglich nur eine Partie von vielen, allenthalben wurde mehr über die kommende als über die laufende Runde gesprochen.

Das Ungewöhnliche für FSV-Verhältnisse: Der Frust in den eigenen Reihen wird gut kaschiert, es herrscht Ruhe im Kreis der Verantwortlichen und daran soll sich auch in naher Zukunft nichts ändern. In der Vergangenheit war das nicht immer so. Oft genug brach nämlich bei den FSV-Oberen hektische Stimmung aus, wenn sich die sportlichen Wünsche nicht erfüllten, und personelle Turbulenzen ließen dann meist nicht lange auf sich warten.

Es ist unter anderem ein Verdienst des besonnenen und um Ausgleich bemühten Präsidenten Peter Baecker, daß die aktuelle Entwicklung halbwegs gelassen hingenommen wird. Andererseits steht fest: Der Erfolgsdruck am Bornheimer Hang wächst und der daraus resultierende Konfliktstoff wird immer größer, da der eingeschlagene Kurs fortgesetzt und weiter kräftig investiert wird. Keine einfach Situation, allen voran für Trainer Herbert Dörenberg und das von den Offiziellen federführend für die Oberliga-Mannschaft zuständige Verwaltungsratsmitglied Edgar Drexel. Aber sie sind guten Mutes.

Die Saison haben sie praktisch abgehakt, um so ehrgeiziger blicken sie der neuen Runde entgegen. Dabei entspricht es durchaus ihrem (Wunsch-) Denken, wenn Drexel, für viele der eigentlich "starke Mann" am Bornheimer Hang, alle vornehme Zurückhaltung sausen läßt. Seine erst kürzlich offen herausposaunte Prognose: Der Titelgewinn im Sommer 1994 wird angestrebt, um damit vielleicht sogar die neue Regionalliga zu überspringen und in die 2. Liga aufzusteigen. Daran kann auch nichts ändern, daß Dörenberg diese Aussage inzwischen relativiert, indem er darauf hinweist, man müsse erst einmal abwarten, welche Bewegungen an der Wechselbörse zu registrieren und wie stark danach die potentiellen Gegner im Meisterschaftskampf seien.

Zumindest der FSV setzt schon jetzt alle Hebel in Bewegung, um für die kommende Saison bestens gerüstet zu sein. Dabei kann der seit dem Spätherbst 1990 am Bornheimer Hang tätige Dörenberg für sich in Anspruch nehmen, daß keinem Trainer seit den erfolgreichen Zweitliga-Zeiten unter Milovan Beljin von 1975 bis 1978 so viel Vertrauen geschenkt wurde und keiner so lange im Amt blieb. Beinahe jeder Wunsch wird ihm von den Lippen abgelesen, optimaler könnte die Unterstützung des Präsidiums und Verwaltungsrats für ihn nicht sein. Und wenn sich die insgeheim hinter den Kulissen geäußerten Hoffnungen erfüllen, könnte als Ergänzung zu mehreren gut betuchten Gönnern und dem am tiefsten in die Tasche greifende Walter Mandausch bald ein zweiter Hauptsponsor kommen. Die Kontakte sind geknüpft, die Verhandlungen sind am Laufen. Oberstes Ziel: Der FSV will auf keinen Fall finanziell von einer einzigen Person abhängig werden.

Die neue Finanzstärke des Vereins hat freilich auch einen Nachteil. Am Bornheimer Hang, der etwa in der Ära eines Karl Otto stets auf Talentsuche in der näheren Region war und mit bescheidenen Mitteln auskommen mußte, ist längst eine Art Scheckbuch-Mentalität eingezogen. Es werden zwar nicht alle, allerdings ein Großteil jener "fertigen Akteure" eingekauft, die sich auf dem Markt anbieten und die noch Perspektiven haben. Und dann wurden wiederum nicht alle, die engagiert wurden, beim FSV glücklich und daher oft ziemlich schnell ihr Wechsel zu anderen Klubs möglich gemacht.

Es spricht für Dörenberg, daß er zugibt, nicht bei allen personellen Entscheidung die richtige Wahl getroffen zu haben. Doch zugleich stellt er fest: "Jetzt haben wir aber ein Korsett, das steht. Darauf können wir aufbauen." Die vorerst letzten drei Neuzugänge waren Kilian (Aschaffenburg), Stoll (Bad Homburg) und Rexroth (Rot-Weiss Frankfurt) in der Winterpause. Weitere drei Verstärkungen gehobenen Kalibers für die neue Runde sollen angeheuert werden, ohne daß deshalb der 20er-Kader vergrößert wird. Welche Spieler dafür gehen müssen, darüber schweigt sich Dörenberg bisher aus.

Eher zurückhaltend reagiert er auch, wenn er darauf angesprochen wird, daß er zuletzt die Mannschaft zu sehr unter Druck setzte und dies ist ein Grund dafür ist, daß es nicht immer ideal lief und die Meisteschafts-Hoffnungen deshalb ad acta gelegt werden mußten. Seine Einschätzung: "Ich arbeite eben von jeher erfolgsorientiert und setze mich selbst genauso unter Druck. Wenn ich sehe, was die Sponsoren für die Spieler tun, kann ich entsprechende Gegenleistungen erwarten. Wo ich das nicht sehe, gebe ich Feuer." Und dieser Linie will er auch in den kommenden Wochen treu bleiben, um nach einer eigentlich verkorksten Saison am Ende wenigstens noch einen Platz unter den ersten 3 anzustreben. HARALD STENGER

Frauentag mit Bertha von Suttner

MÖRFELDEN-WALLDORF. Internationale Besuchergruppe am Samstag nachmittag in der Bertha-von-Suttner- Schule in der Ausstellung über das Lebenswerk der Namenspatronin der Gesamtschule: Die Mörfelder Museumsleiterin Cornelia Rühlig (links) führte Gäste aus dem niederländischen Wageningen, dem französischen Vitrolles und dem ungarischen Gödölö. Sie stellte die Aktivitäten der als Vorkämpferin der Friedensbewegung geltenden Bertha von Suttner vor, die mit ihrem Roman "Die Waffen nieder" Aufsehen erregte und 1905 den Friedensnobelpreis erhielt. Vorträge, gemütliches Beisammensein und Musik rundeten in Mörfelden-Walldorf am Wochenende das Treffen im Vorfeld des Internationalen Frauentages ab. cas (FR-Bild: Keber)

Fußball - kurz gemeldet

Van Basten erhält 16,2 Millionen Mark Mit Sekt feierte Marco van Basten, und die Vereinsspitze des AC Mailand die Vertragsverlängerung des niederländischen Nationalspielers. Der 29jährige, der in dieser Saison für AC Mailand zwölf Tore geschossen hat, wird bis 1996 eine Nettogage von 15 Milliarden Lire (etwa 16,2 Millionen Mark) erhalten. Manchester triumphiert an Anfield Road Englands Fußball-Erstligist Manchester United marschiert weiter in Richtung Meisterschaft. Manchester besiegte den Rekordmeister FC Liverpool an der ehemals gefürchteten "Anfield Road" mit 2:1 (1:0). Mit diesem Sieg setzte das Team von Trainer Brian Robson seine Erfolgsbilanz weiter fort. In den letzten 16 Spielen gab es lediglich eine Niederlage. Nur noch fünf Absteiger? Der in argen Abstriegsnöten steckende SV Darmstadt 98 hat dieser Tage den Vorschlag unterbreitet, das Reglement noch während der laufenden Saison zu ändern und nur fünf statt sieben Mannschaften absteigen zu lassen. Offiziell ist dem DFB nur kein entsprechender Antrag unterbreitet worden.

Zur Person:

JUTTA LIMBACH, Berliner Justizsenatorin, hat den Vorstoß des Vorsitzenden der Verfassungskommission,

RUPERT SCHOLZ, zur Erweiterung der Frauenrechte im Grundgesetz als richtigen, wenn auch unzureichenden Ansatz bezeichnet. Der Vorstoß von Scholz würde sich nur als Verfassungskosmetik auswirken, weil die bestehende Lage nicht geändert werde, sagte Limbach (AP-Foto). Wer ernsthaft eine Gleichstellung der Geschlechter wolle, müsse in die Verfassung einen Gleichstellungsauftrag hineinschreiben und mit einer Ausgleichsklausel ergänzen. Nur auf dieser Grundlage sei es möglich, konkrete Frauenförderungsprogramme durchzusetzen und die bisher dagegen erhobenen verfassungsrechtlichen Bedenken auszuräumen. (zba)

Ratschläge an ein wenig "gewitztes Volk"

Unter dem Druck großer Schwierigkeiten beschäftigen sich Deutsche und Italiener vor allem mit sich selbst. Dabei sind sie gefordert, auch auf die Fragen europäische Einigung, Revolution der Ost-West-Beziehungen und Linderung der Not im Süden unserer Erde eine Antwort zu finden. In Rom trafen sich jetzt drei Dutzend Historiker und Wirtschaftler, Politiker und Juristen der beiden "verspäteten Nationen Europas". Thema der von vielen Prominenten mitgestalteten Tagung war zwar die deutsche Einigung; doch man fand zahlreiche Fäden, die sich mit der römischen Realität verknüpfen ließen.

Wie zu erwarten, fehlte es nicht an Bonbons, die Gäste und Gastgeber einander zusteckten. Italiener sprachen dem offiziellen Deutschland ihre Bewunderung aus wegen des hervorragenden Timings, mit dem die Chance der Vereinigung genutzt wurde, und Deutsche ließen die Mediterranen wissen, sie gehörten nicht nur zu den "letzten Europäern", sondern ihr Verhalten im Golf-Krieg sei vorbildlich gewesen. Doch das war nur Zierrat. Bei aller intellektuellen Freude an gelungenen Formulierungen sparte die von drei deutschen Instituten und einem italienischen Verlag organisierte Tagung nicht mit scharfkantigen Wahrheiten.

Dem Politologen Angelo Bolaffi erscheinen die Deutschen "so wenig gewitzt und so wenig politisch", und dafür macht er den Limes verantwortlich, der vor 2000 Jahren einen Teil Germaniens von den Segnungen römischer Zivilisation trennte. Den Rest verdarb dann die Reformation. Luigi Vittorio Ferraris, viele Jahre lang italienischer Botschafter in Bonn, wünscht der Bundesrepublik, sie möge ein "banales Land" bleiben. Gegen fehlendes Politikverständnis empfiehlt er, Machiavelli zu lesen. Der Bielefelder Professor Karl Heinz Bohrer wollte dem nicht widersprechen. Er beklagte den "brüllenden Ernst" der meisten Politiker. Kanzler Kohl habe Erfolg, weil seine Provinzialität dem deutschen Selbstverständnis am ehesten entspricht.

Während die kalte tramontana, der Winterwind aus den Bergen, über die Dächer der Altstadt strich und den Himmel tiefblau fegte, knisterten im Saal Urteile wie Eiskristalle. "Die Deutschen mögen sich selbst nicht. Ihr Fremdenhaß hat mit Selbsthaß zu tun." Um die Reibungen zu mindern, empfahl der Schriftsteller Thomas Schmid seinen Landsleuten, untereinander die Kunst der Distanz zu üben wie die Belgier, die Italiener oder gar die Tschechen/Slowaken. In Deutschland wie Italien sieht der Turiner Gian Enrico Rusconi einen tiefen Zweifel an der eigenen Nation, doch dann überspringt er kühn die Alpengrenze: "Der Honecker-Prozeß mit seinem angeblich humanitären Ende war ein Skandal. Eine Lösung all'italiana."

Die vor drei Jahren noch häufig artikulierte Angst vor dem "vierten Reich" ist vergangen. Aber Hans Magnus Enzensberger warnt: "Gerade ein schwächeres Deutschland könnte gefährlich werden." Zusammen mit der Grünen Antje Vollmer ritt er eine Attacke gegen die wachsende Macht der Medien: "Mit einem Hakenkreuz hat jeder 16jährige die Chance, ins Fernsehen zu kommen." Er sorgte für Ärger mit der Bemerkung, die Menschen der früheren DDR müßten "resozialisiert" werden. SPD-Vize Wolfgang Thierse korrigierte ihn milde: Die Ostdeutschen hätten die Aufgabe, wieder Bürger im Sinne des "citoyen" zu werden.

Während sich das Wirtschaftsleben sonst in Kursen, Tabellen und Statistiken konkret fassen läßt, löste der Zusammenbruch der alten DDR-Wirtschaft Verblüffung aus. Häufige Frage an die Deutschen: "Wie konntet ihr euch so sehr täuschen?" Gerhard Fels, Leiter des Instituts der deutschen Wirtschaft, widersprach zwar der These, die Wiedervereinigung habe Europa in die Rezession gestürzt, erinnerte aber an seine Warnung vor einer allzu schnellen Währungsumstellung.

Auch der Turiner Spitzenmanager Carlo De Benedetti gab sich nicht diplomatisch: Nach dem Fall der Mauer hätte Bonn die Mark aus der europäischen Währungsschlange herausnehmen müssen, um den anderen Staaten nicht zu schaden. Die Bundesbank habe nicht erkannt, daß die Gefahr der Rezession größer ist als die der Inflation. IG Metaller Joachim Töppel verlangte sogar einen "beschäftigungspolitischen Katastrophenschutz", der von der westdeutschen Bevölkerung zu tragen sei. Derweil hatte Daimler-Benz-Chef Edzard Reuter für Rom ein Kompliment parat: Er lobte Amatos "konsequente Wirtschafts- und Haushaltspolitik".

Beifall und Zuspruch der Italiener hatten oft bizarre Formen: "Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist Deutschland ein anderes Tier. Ähnlich der Schweiz, friedlich, etwas langweilig" (Giuseppe Sacco, Universität Rom). "Italien hat die Eingliederung des Mezzogiorno in 130 Jahren nicht geschafft. Wollen wir hoffen, daß es bei euch etwas schneller geht" (Giorgio Ruffolo, Sozialist, früher Umweltminister).

Wohltuend war die Selbsterkenntnis einiger Bonner Politiker zum Jahrhundertthema. Ex-Ministerpräsident von Baden-Württemberg Lothar Späth, heute Unternehmer in Jena, gab unumwunden zu: "Wir fangen erst jetzt an, die Probleme zu begreifen. Eigentlich wollten wir die Wiedervereinigung für unsere Enkel aufheben." Nach der Feststellung "Politisch haben wir alles richtig gemacht, wirtschaftlich alles falsch" kamen Zahlen: Deutschland braucht zehn bis zwölf Jahre lang ein Wachstum von drei Prozent, um den Aufbau Ost zu finanzieren. Weil eine solche Entwicklung nicht zu erwarten ist, müssen die Verdienenden zur Kasse. "Sie können sich nur entscheiden, ob sie böse oder fröhlich zahlen wollen."

Der im Osten aufgewachsene Wolfgang Thierse, der sich selbst einen "Wanderprediger" nennt, malt die deutsche Szene mit sicherer Hand: kindliche Erwartungen, wütende Enttäuschung, Überforderungsängste. Seine Befürchtung ist es, das Urteil über die gescheiterte DDR könne zum Urteil über die Menschen mißraten. Den Regierenden empfiehlt er, Schluß zu machen mit der "Feigheit vor dem Volk".

Als höflicher Gastgeber mahnte Senatspräsident Giovanni Spadolini, gerade erst von einer Berlin-Reise zurück, zu vorsichtiger Kritik am hart geprüften Deutschland: "Wir müssen unsere Probleme zu Hause lösen anstatt uns mit Bismarck oder dem Kaiser zu befassen." Geschickt präsentierte der zweite Mann der Italienischen Republik seine Wünsche als Feststellung: Die deutsche Außenpolitik nähere sich der Bereitschaft zum Eingreifen im Geist der UN. Bundesaußenminister Klaus Kinkel bestätigte zwar die neuen Aufgaben für eine Armee, die ihren Gegner verloren hat, bekannte sich aber zur Ratlosigkeit angesichts des Balkankonflikts. Auf kritische Anfragen, ob Bonn seine Zugehörigkeit zur EG nicht klarer machen könne, antwortete der Gast überraschend hemdsärmelig: Jeder Zweifel sei "absoluter Quatsch".

Auch in Italien fiel eine Mauer, und zwar zwischen Regierung und KPI, daran erinnerte Verfassungsrechtler Leopoldo Elia. Bedrohlich resigniert klang seine Feststellung, hätte Rom nur rechtzeitig das deutsche Wahlsystem übernommen, "vielleicht wäre unser Staat gerettet". Kammerpräsident Giorgio Napolitano, bis vor zwei Jahren Kommunist, beklagte zwar die Verarmung der Politik, richtete dann aber doch den Blick nach vorn: "Deutschland braucht Europa, um die Dämonen seiner Geschichte loszuwerden. Italien muß mit Europas Hilfe die Sünden der Vergangenheit überwinden."

HORST SCHLITTER (Rom)

Vertriebene schelten Regierungen in Wiesbaden und Bonn Kritik von Funktionären an Mittelkürzung und mangelnder politischer Unterstützung / Markige Töne zur Verbandspolitik

STADTALLENDORF. Ohrfeigen für Landesregierung und Bundeskabinett setzte es am Samstag beim 45. Landesverbandstag des Bundes der Vertriebenen in Stadtallendorf (Kreis Marburg- Biedenkopf). Die Funktionäre bemängelten sowohl mangelnde politische Unterstützung als auch Mittelkürzungen.

"Seit es in Hessen keine CDU/FDP-Regierung mehr gibt, sind dem Landesverband über 200 000 Mark gestrichen worden", sagte Landesverbandsvorsitzender Rudolf Wollner unter großem Beifall von 200 Delegierten aus ganz Hessen. Im Geschäftsbericht für 1992 war, trotz eines angemahnten und bisher ausgebliebenen Gesprächs mit Ministerpräsident Hans Eichel (SPD), weniger scharf von einer "zufriedenstellenden Zusammenarbeit mit der hessischen Landesregierung" die Rede gewesen.

Weiter kritisierte Wollner, daß es weder die zuständige Ministerin Iris Blaul (Grüne) noch Vertreter der allesamt eingeladenen Landtagsfraktionen für nötig befunden hätten, zu diesem am Vortag der hessischen Kommunalwahl angesetzten Treffen der Vertriebenen zu erscheinen. Ihr Landeschef war "deshalb um so froher", daß wenigstens die CDU in Gestalt Ex-Kultusminister Christean Wagner und Kanzleramtschef Friedrich Bohl gekommen war. Dieser fand in seiner Ansprache wohlwollende Worte für die Arbeit der Vertriebenenverbände bei der Aussiedlerintegration. Es sei der "erklärte Wunsch des Bundeskanzlers", daß auch die Heimatvertriebenen bei der Verständigung mit Osteuropa mitwirkten.

Seine warmen Worte ersparten aber auch dem Kanzlervertrauten Bohl ("ein alter Freund von uns") keineswegs heftige Kritik an der Bundesregierung und Kanzler Helmut Kohl (CDU), die er vom Tagungspräsidium als "Marschgepäck" mit auf den Weg nach Bonn bekam: Es müßten mehr Finanzhilfen für die "4 Millionen Deutschen östlich des Geltungsbereichs des Grundgesetzes" fließen, das von den Vertriebenen gewünschte Gespräch mit Kohl habe es bislang nicht gegeben, mit der Kontingentierung bei der Aufnahme von deutschen Aussiedlern aus Osteuropa (jährlich 220 000) wolle man sich nicht abfinden, ebensowenig mit den deutsch-polnischen und deutsch- tschechoslowakischen Freundschaftsverträgen und Sparmaßnahmen bei der Eingliederung der Aussiedler.

Die Vertriebenen wollen ihr öffentliches Erscheinungsbild offenbar wieder stärker politisch akzentuieren und sich nicht als "Folkloreverein" abtun lassen. Den Schwung dazu scheinen vor allem die "neuen" Vertriebenen aus "Mitteldeutschland" (will heißen: den fünf neuen Ländern) zu liefern, die "jahrzehntelang ihre Identität verleugnen mußten", so Paul Latussek, Gastredner und Landesvorsitzender des thüringischen Patenschaftsverbandes. Der hat schon nach wenigen Jahren 60 000 Mitglieder, in Hessen sind es nur 25 000 (obwohl 25 Prozent aller Hessen Vertriebene und deren Nachkommen sein sollen). Der Bundesverband zählt etwa zwei Millionen Mitglieder.

Markige Töne gab es zuhauf in Latusseks "kritischen Betrachtungen zur Verbandspolitik", die dem Vizepräsidenten des Bundesverbandes anscheinend in letzter Zeit nicht kämpferisch genug gegen den Bedeutungsverlust angegangen war. Vertreibung sei "nicht ein einmaliger Akt, sondern ein permanent wirkendes Verbrechen", so Latussek. Man müsse "dem deutschen Volke angetanes Unrecht als solches darstellen". Beim Abgesandten der "mitteldeutschen" Vertriebenen ging es nicht nur um politische Fragen ("Wir bleiben deutsche Patrioten, auch wenn das manchem Opportunisten nicht ins politische Konzept paßt"), sondern auch ums Geld.

In Kürze entscheidet das Bundeskabinett über die Gleichstellung und damit die Entschädigung für die Vertriebenen der Ex-DDR. Besondere Empörung angesichts des "beleidigenden Gesetzentwurfs" löst die vorgesehene Zahlung von einmalig 4000 Mark aus. "Solidarität mit allen Völkern der Erde, aber nicht mit dem eigenen Volk, ist dies das Deutschland, das wir wollen?", rief Latussek dem Kanzleramtsminister zu.

Trotz ihres Pochens auf ein "Recht auf Heimat" in den "ostdeutschen" Gebieten (also im heutigen Staatsgebiet Polens und anderer osteuropäischer Länder) sehen sich die Vertriebenen als Vorkämpfer der Völkerverständigung in Europa. In einer einstimmig angenommenen Entschließung lehnten die hessischen Vertriebenen-Vertreter "jegliche Gewalt zur Lösung politischer Konflikte ab" und verurteilten scharf die Gewaltakte und Vertreibungen im ehemaligen Jugoslawien. In seiner Rede distanzierte sich der hessische Vertriebenenchef unter Beifall von den Gewaltakten, die gegen Ausländer in Deutschland verübt wurden, grenzte jedoch mehrfach Aussiedler von "Scheinasylanten" ab.

"Mit Nachdruck" wiesen die Delegierten der 36 hessischen Kreisverbände und 16 Landsmannschaften allerdings die "immer wieder vorgetragenen Anschuldigungen, mit rechtsradikalen Kräften zu sympathisieren", zurück. Unverhohlene Drohungen gab es gegenüber den etablierten Parteien. "Die für die Belange der Vertriebenen entscheidende Wahl ist 1994", beschwor der Thüringer Paul Latussek seine "Schicksalsgefährten" bei der nächsten Bundestagswahl genau hinzusehen, welche Partei die Interessen der Vertriebenen vertritt. "Lippenbekenntnisse der Parteien sind zu wenig."

ANDREA TERSTAPPEN

Tonwissenschaft und -handwerk Auf dem dritten internationalen Arnold-Schönberg-Kongreß

DUISBURG. In sanftem Tempo bewegt sich die Schönberg-Forschung. Zum 100. des Zwölftonheros traf man sich 1974 in Wien und weihte die Dokumentations- und Forschungsstelle in Schönbergs einstigem Mödlinger Wohnhaus ein. Zehn Jahre später am selben Ort galt ein erweitertes Interesse der "Wiener Schule" insgesamt. Nur neun Jahre danach tagte jetzt in Duisburg der Dritte Internationale Schönberg-Kongreß. Und in weiteren acht Jahren, anno 2001, ist der vierte Konvent zu erwarten, wenn 50. Todestag des Komponisten und Säkularfeier eines seiner Verlage, der Wiener Universal Edition, zusammenfallen. Bis dahin werden Schönberg-Edition und -Analyse nicht ruhen, wie das viertägige Treffen in der Duisburger Außenstelle der Essener Folkwang-Hochschule hinlänglich verdeutlichte.

Erfreulich reichhaltig fiel nicht nur das thematische Spektrum der 21, teils nur ausschnitthaft, verlesenen Referate aus, Ganz wesentlich erschien einerseits die praktische Komponente in zwei aufschlußreichen Interpreten-Workshops, andererseits die museale Aufbereitung durch eine pädagogisch freundlich arrangierte Ausstellung "Begegnung mit Arnold Schönberg" im Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg (bis 28. März, Katalog 25 Mark).

Wie eng Tonwissenschaft und Tonhandwerk ineinander greifen, zeigte sich in den aufführungspraktischen Matineen über Bergs Kammerkonzert und Schönbergs kammermusikalische Suite op. 29 und beim akademischen Gespräch über die Schönberg-Gesamtausgabe. Daß für 40 Prozent der Werke noch immer "keine verantwortliche Ausgabe" existiert, wie Christian Martin Schmidt von der TU Berlin bemerkte, kann nicht unbedingt optimistisch stimmen. Auch daß das gegenwärtig in Herstellung befindliche Orchestermaterial der "Gurrelieder" teurer ist als das komplette Material einer abendfüllenden Oper von Wolfgang Rihm, worauf Jörg Stenzl für die Universal-Edition hinwies, gibt auf Fragen nach dem schnöden Profit schlagende Antwort. Nicht einmal die Klavierwerke Schönbergs böten ein rentierliches Geschäft, was nun doch erstaunt.

Im Suiten-Workshop mit dem dirigierenden Pianisten Bernhard Wambach nebst drei Klarinettisten und Streichtrio kamen wichtige dynamische Differenzen zwischen verschiedenen Ausgaben zutage. Unklar erschien auch, ob Schönberg "Aktionsschrift" oder "Ereignisschrift" gebraucht, wenn er mit Pianissimo-Graden bei den Bläsern - er schimpfte sie "faule Stricke" - an der Grenze des Machbaren laboriert; offenkundig notiert Schönberg im Sinne vertikaler Balance und verlangt fast menschenunmögliche leise Töne. Weitere Fragen: Wie realisiert sich der Übergang von einem fixierten Tempo in ein anderes? Wie verläßlich sind die Metronomzahlen - sind sie so zwingend wie bei Bartók, der sich selbst nicht an seine Angaben hielt, wie sofort der Einwand lautete? Wieviel "Schmalz" darf oder soll der Geiger geben, um den Gestus der Walzerkarikatur nicht zu verfehlen?

Es war dies kein uferloses, sondern ein zielgerichtetes Fragen, stets im Sinne der Deutlichkeit des musikalischen Gedankens, einer tönenden Klarheit, die auch für Alban Berg ganz oben rangierte. Spätere Retuschen am Kammerkonzert korrigieren dynamische Balance zugunsten besserer Durchhörbarkeit. Hier knüpfte ein Teil der Referate thematisch an und handelte von Schönbergs Tempi(Elmar Budde/Berlin) oder der solistischen Instrumentation (Horst Weber/Essen). Eine Gesamtschau versuchte Reinhard Kapp (Wien) mit einer Art Systemskizze der Schönbergschen Interpretationslehre. Für ihn war der Tonwille im Sinn einer akustischen Trieblehre viel entscheidender als die notierte Tongestalt auf dem Papier. Oftmals, so Stephan, sei schwer festzustellen, was der richtige Ton sei. Schönberg war weder ein guter Kopist seiner Werke noch ein guter Korrektor.

Aus manchem work in progress war ein erster, vorläufiger Eindruck zu erhalten. So aus Hermann Danusers entstehendem Opus über Schönbergs "Weltanschauungsmusik" oder aus Regina Buschs kommendem Webern-Buch. Ihr Interesse galt der frühen Phase der Zwölftonmethode, während Giselher Schubert (Frankfurt/Main) nach deren Folgen fragte, etwa bei Leibowitz, und Vorbehalte gegenüber einer nur "prätendierten Affinität" zum Schönbergschen Konzept anmeldete.

Daß Rudolf Stephan den Kongreß zweimal am Rande des Eklats vorbeisteuern mußte, bei Norbert Linkes unhaltbarer Präsentation seiner Komponistenumfrage über Schönbergs Nachwirkung und angesichts Jost Hermands Kühnheit, fremde Forschungsresultate über Schönbergs Drama "Der biblische Weg" als eigene ausgegeben zu haben, obwohl der betreffende Autor, Alexander Ringer, im Auditorium saß - das dürfte der sonst nicht leicht erschütterbare Kongreß-Chef Stephan wohl nicht erwartet haben.

Zeichnet sich ein neues Schönberg-Bild ab; beginnt der von radikalem Selbstausdruck besessene Komponist allmählich populär zu werden? Daß sein Streichsextett "Verklärte Nacht" als "Pop-Stück" ausgebeutet wird, ist ja bekannt: Schönberg selbst, erzählt sein Sohn, stand eines Tages in Los Angeles an einem "orange juice stand" und hörte verwundert aus dem Lautsprecher diese altvertrauen Klänge. Bahnt sich im Film, etwa dem als "docudrama" aufgemachten "My War Years" von Larry Weinstein, eine neue, ungeahnte Massenwirkung an?

Den vom ZDF 1992 mitproduzierten und ausgestrahlten Film sieht man in der Duisburger Ausstellung wieder. Doch kultiviert er nicht das Mißverständnis, das radikal Unsagbare in Schönbergs Klang- Denken lasse sich gemeinverständlich mitteilen und adrett bebildern? Verkürzt nicht die Nettigkeit dieser Darstellung, der Pierre Boulez als Dirigent authentisch Touch verleihen soll, auch wenn seine Miene abweisend wirkt, Schönbergs eisige Proletenstatur auf den flächig-flackernden Helden-Maßstab des Pantoffelkinos? Wird hier nicht das Esoterische abgezapft und in kleine Portionen mit Verfallsdatum abgefüllt: zum raschen Verbrauch? Ein Prosit der Bequemlichkeit?

Wahr ist, daß Schönberg voll Besorgnis auf die Nachwelt blickte. Wenn seine Gedanken so genau gelesen werden, wie in Duisburg bei engagierten Interpreten aus Wissenschaft und Praxis erkennbar, dann muß einem um den Sinn seines Schaffens nicht bange sein. Doch ob die Welt an Schönbergs Musik genesen wird, bleibt auf absehbare Zeit unwahrscheinlich. Vorerst genügt, wenn seine Idee immer weitere Kreise zieht - über den Apostel-Zirkel hinaus.

HEINZ-HARALD LÖHLEIN

Dörr frustrierte Rübenach Walter Laue verläßt SGE / Bad Vilbel - Egelsbach 0:1 (0:1)

Wenn ein Verein, vielmehr dessen Fußballmannschaft mit dem Rücken zur Wand steht, fordert der Trainer von seinen Schützlingen oftmals aufopferungsvollen Kampf. Der Coach des Gegners kennt in solchen Fällen diese "taktische Variante" und stellt seine Spieler entsprechend darauf ein, was er dann den "Kampf aufnehmen" nennt. Zu solch ehrgeizigem Treiben kam es beim Aufeinandertreffen zwischen dem abstiegsbedrohten FV Bad Vilbel und der SG Egelsbach.

Daraus resultierte eine Partie, die von der ersten bis zur letzten Minute vom Kampf geprägt wurde. Die Gastgeber überraschten mit einem verstärkten Mittelfeld, in dem Nix und Jung gestaltende Aufgaben übernahmen, Pucher und Jakob über die Außenpositionen mit in den Angriff stießen. Proß agierte als einzige Sturmspitze. Damit schien der Gegner zunächst nicht zurecht zu kommen.

Verteidiger Krapp, ohne direkten Gegenspieler, wußte nicht so recht, gegen wen er sich ins Zeug legen sollte, und der verunsichert wirkende Libero Strich wußte nicht, welche Löcher er denn in der Abwehr stopfen sollte. Ein Lattentreffer von Proß und ein verunglückter Kopfball von Waldschmidt waren die magere Ausbeute der anfänglichen Bad Vilbeler Überlegenheit. Mit zunehmender Spieldauer fanden die Gäste aber zu ihrem Spiel. Drei gute Tormöglichkeiten innerhalb weniger Minuten, von denen Dörr die letzte nach überlegter Vorarbeit von Müller nutzte, sprangen dabei heraus und reichten obendrein schon zum Sieg.

In beiden Strafräumen passierte fortan nicht mehr viel. Kampf war wiederum Trumpf und der spielte sich meist im Mittelfeld ab. Der nach dieser Niederlage weiter unumstrittene Bad Vilbeler Trainer Rübenach haderte hernach mit dem Schicksal: "Wir hatten heute wirklich Pech. Während unserer starken Anfangsphase hätte uns ein Tor gelingen müssen. Es fehlt einfach das Quentchen Glück."

Auf das mußten die Gäste nicht verzichten, dafür fortan auf ihren Co-Trainer Walter Laue. Nach persönlichen Differenzen mit Egelsbachs Spielausschuß-Vorsitzendem Klaus Leonhardt verkündete er seinen Abschied. In der vergangenen Saison fungierte Laue neben seinem Amt als Coach der zweiten Mannschaft als Interims-Trainer des Oberliga-Teams. In der kommenden Saison soll sich Hubertus Baumert, derzeit verantwortlich für die A-Jugend, auch um die zweite Mannschaft kümmern. STEFAN HOFER

Bad Vilbel: Grüneisen; Rang; Rodriguez, Waldschmidt, Haigis, Jakob (58. Erk), Nix, Jung, Sommer, Pucher, Proß (71. Zekmanov).

Egelsbach: Philipps; Strich; Bellersheim, Krapp, Dörr, Löwel, Liebe, Seidel, Reljic, (59. Kaiser), Müller (77. Aleksic), Lauf.

Tor: 0:1 Dörr (30.).

Schiedsrichter: Horschitz (Dillenburg)

Zuschauer: 400.

In der Unterführung: Jugendliche überfallen

KELSTERBACH. Drei Jugendliche im Alter von 17 Jahren wurden am späten Freitag abend in der Bahnhofsunterführung überfallen und beraubt - von drei etwa gleichaltrigen Jugendlichen, wie die Polizei sagt.

Diese hätten mit Drohungen und unter Anwendung von Gewalt ihre Altersgenossen zur Herausgabe der Geldbörsen gezwungen.

Die Polizei konnte einen der mutmaßlichen Räuber - einen 16jährigen Frankfurter - vorläufig festnehmen. Ein Teil der Beute wurde im Bahnhofsbereich gefunden. cas

Nächste Spiele Die nächsten Spiele: Bad Homburg - Kikkers Offenbach, Wiesbaden - Aschaffenburg, RW Walldorf - Wehen, Marburg - Neunkirchen, Bürstadt - Fulda (alle Sa.), FSV Frankfurt - Bad Vilbel, Haiger - RW Frankfurt, Egelsbach - Eintracht Frankfurt Amateure (alle So.).

Die nächsten Spiele: Alzenau - Neu-Isenburg, Mörlenbach - Ober-Roden, Klein-Krotzenburg - Griesheim (alle Sa.), Klein-Karben - Wolfskehlen, Riedrode - Progres Frankfurt, FC Italia Frankfurt - Erbach, Langenselbold - Dietesheim, Bad Homburg - Bernbach (alle So.).

Die nächsten Spiele: SG Höchst - Sindlingen, Würges - Limburg, Wetter - Battenberg, Steinbach - Dillenburg, Kirchhain - Grünberg, Biebrich - Herborn, Burkhardsfelden - Unterliederbach (alle Sa.), Wehen II - Lich, Niederbrechen - Gießen (beide So.).

Die nächsten Spiele: Wattenbach - Petersberg, Gilsa-Jesberg - Willingen, Germania Fulda - SG Dillich-Nass-Tro., Hessen Kassel II - Hünfeld, Bad Hersfeld - Bad Soden/Ahl, Flieden - Eiterfeld, Eintracht Baunatal - Herm. Kassel, Hönebach - Lohfelden (alle So.)

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Deutsche Bank greift in Spanien zu Der zur Deutschen Bank gehörende Banco Comercial Transatlantico (BCT) will den Banco de Madrid übernehmen. Das spanische Institut mit 300 Geschäftsstellen soll knapp 600 Millionen Mark kosten und nach dem Erwerb mit dem BCT fusioniert werden. Die Deutsche Bank würde dann in Spanien über ein Netz von 400 Niederlassungen mit rund 3000 Beschäftigten verfügen. TUI legt sich mit Riu ins Bett Der Reise-Riese TUI und die Hoteliers- Familie Riu wollen ihr Hotelgeschäft in Spanien zusammenführen. Zu diesem Zweck wird eine gemeinsame Betriebsgesellschaft für die Iberotels und die Riu- Herbergen gegründet, die dann 44 Häuser mit 21 200 Betten verwaltet. Treuhand hakt FDGB-Heime ab Die Privatisierung des ehemaligen FDGB-Feriendienstes der DDR soll Mitte des Jahres abgeschlossen sein. Bis Ende Februar wurden von den 620 einst gewerkschaftseigenen Einrichtungen 410 verkauft oder an frühere Eigentümer zurückgegeben, berichtet Treuhand-Präsidenten Birgit Breuel. Beim bisherigen Verkauf von rund 300 Einrichtungen kamen 315 Millionen Mark herein.

Der Funke Hoffnung

Hoffnung ist am Kap, das ihren Namen trägt, ein Funke, der immer wieder ausgetreten wird. Fast beiläufig notiert so das skeptisch gewordene Ausland, daß nun die zweite Klappe für die Verhandlungen über Südafrikas Zukunft gefallen ist. Zwar mischen diesmal alle wichtigen Gruppierungen mit, sogar die Ultrarechten und die "Inkatha" von Zuluchef Buthelezi. Dafür, daß allzu großer Optimismus gar nicht erst aufkommt, sorgte am Wochenende eine neue Mordserie in der Provinz Natal, die der Inkatha-Boß für seine Machtbasis hält.

Allgemeine Wahlen im kommenden Jahr und eine Übergangsregierung, die Mandelas ANC noch auf fünf Jahre an de Klerks Nationalpartei bindet - gut und schön. Wird Buthelezis Machthunger nicht ausreichend befriedigt, das fürchtet inzwischen auch die Nationalpartei, die ihn so lange hätschelte, könnte er sich zum Savimbi Südafrikas entwickeln. Auch der Zuluchef taugt nicht zum Verlierer und könnte das "neue Südafrika" sprengen wie Savimbi den Demokratieversuch in Angola.

Regiert Gewalt weiter den Alltag in der Kaprepublik, regiert in Pretoria - auch unter schwarzer Mitwirkung - niemand erfolgreich. Eben darauf kann jene "dritte Kraft" - aus Unbelehrbaren in Polizei, Armee und Geheimdienst - zielen, die das Land eher ruiniert, als einen Wandel zu dulden. Daß Südafrika trotz alledem kein hoffnungsloser Fall ist, liegt allein an seinem großen Potential außergewöhnlicher Menschen und politischer Führer. Ob diese Kraft stärker ist als alle dritten Kräfte, das ist die Frage. bk

Mäuschen im Blumenstrauß Büchners "Leonce und Lena" in der "katakombe"

Ein leuchtend roter Citroen (Typ Ente) steht in der Mitte der Bühne, und darauf lagern effektvoll hindrapiert wie auf einem Werbefoto von "Vogue" vier Figuren in schwarzem Frack und Zylinder. Ein Blickfang, keine Frage, aber was hat ein Auto mit dem Prinzen Leonce und der Prinzessin Lena zu tun? Andererseits, fragt man das? Soll man wirklich so kleinlich auf Sinn und Zweck eines Requisits bestehen? Wo es doch um mehr geht, um den Regieeinfall schlechthin womöglich, um das Einmalige und Noch- Nie-Gesehene?

Ganz einfach macht es Marcel Schilb, der diesen kühnen Einstieg in Büchners Lustspiel für seine Inszenierung in der Frankfurter "katakombe" erfunden hat, dem Betrachter allerdings nicht. Erst ganz zuletzt, wenn das Gefährt demontiert wird, fällt der Groschen. Das Auto ist ein Symbol: Die alte Welt (Auto), in der der parasitäre König Peter herrschte, funktioniert nicht mehr, mit dem durch die Liebe zu Prinzessin Lena geläuterten Prinzen Leonce bricht eine neue Ära an.

Bis zu diesem Schlußbild dauert es freilich noch gute zwei Stunden - Zeit genug, sich mit dem Vehikel abzufinden. Ja, man gewinnt es richtig lieb. Es ist nicht nur hübsch, sondern stellt sich auch als praktisch heraus. Immer hat man etwas damit zu tun. Es wird geputzt, hin- und hergeschoben, hochgebockt, und einmal führt man es sogar seiner eigentlichen Bestimmung zu: Leonce und Valerio reisen damit ab, nach Italien, auf daß der Prinz, der ein wenig schwermütig ist, sich dort aufheitre.

Doch genug vom Auto, auch wenn es szenisch am ergiebigsten ist, und die übrigen Aktivitäten am besten verschwiegen würden. Inzwischen nämlich hat sich das Stück in eine Nummernrevue verwandelt, kündigt ein Conferencier (Bettina Schinko) mit einer Stimme so scharf wie eine Säge die Szenen an. Oder soll man sagen: droht sie an? Da wimmert beispielsweise Leonce (Lothar Hohmann) in seinem Weltschmerz vor sich hin, so daß man kaum etwas versteht und sich deswegen ärgert. Dann wieder ärgert man sich, weil man mehr versteht, als einem lieb ist, etwa wenn in den Dialogpartien zwischen Leonce und Valerio (Nando Ferrante) Büchner der leichtfüßige Spott mit solch forcierter Ironie ausgetrieben wird, daß davon nur Schalheit übrig bleibt.

Ach, was immer sie tun, sie machen es einem nicht recht. Und nicht einmal das "Ewig Weibliche" in Gestalt von Rosetta und Lena rettet die Aufführung. Marcel Schilbs Einfälle überschlagen sich und purzeln durcheinander. Mal nimmt er Anteil an den Personen, mal karikiert er sie, mal will er die Szene zart und märchenhaft, mal postmodern sachlich, am besten aber alles zugleich und alles zusammen. Rosetta (Carola Moritz) und Leonce läßt er ihre Liebe per Walkie-Talkie beenden, nur das dann leider nicht kurz und schmerzlos, sondern opernhaft tremolierend. Lena wiederum darf sich elfengleich in einem Blumenbukett verstecken, während sie von dem Märchenprinzen träumt, der sie entführen soll. Aber wir sehen keine Elfe; Gabriele Nikkolmann fiept wie ein erschrockenes Mäuschen, und aller graziöser Mondscheinzauber ist hin.

So geht es während des ganzen Spiels. Stets behindert eine Maßnahme die andere und was am Ende dabei herauskommt, ist keine Komödie, sondern zähes Mißgeschick. (Weitere Aufführungen: 9. bis 13. März, 20 Uhr, am 12. um 10 Uhr, Pfingstweidstraße 2.)

JUTTA BAIER

Wenzel will Kriminalität in der Stadt vorbeugen

SELIGENSTADT. Zusammen mit Fachleuten des Offenbacher Polizeipräsidiums wird die Seligenstädter Stadtverwaltung ein Konzept entwickeln, um der Kriminalität in der City und den beiden Stadtteilen vorbeugend entgegenzuwirken. Das hat jetzt ein Gespräch zwischen Bürgermeister Rolf Wenzel und der Polizei ergeben.

Außerdem will der Magistrat die alten Leute von Seligenstadt an Info-Nachmittagen darüber aufklären, wie sie sich und ihr Hab und Gut am besten schützen können. Wenzel hält es für sinnvoll, auf Kreisebene eine Arbeitsgruppe von Polizeibeamten und allen Ordnungsamtsleitern der Städte und Gemeinden zu bilden. fin

Frauen-Oberliga Zweiter Spielausfall

Die Spvgg. 1910 Langenselbold siegte im Nachholspiel der Frauen-Oberliga Hessen 4:0 gegen Schlußlicht TSV Münchhausen und verbesserte sich auf Rang vier. Das zweite Nachholspiel, DJK FSV Schwarzbach gegen FSV Schierstein, fiel erneut aus. Die TSG 51 Frankfurt hat hierdurch im Abstiegskampf drei Punkte Vorsprung gegenüber Münchhausen. Langenselbold machte bereits vor der Pause durch seine zweifachen Torschützinnen Sabine Hof (17./32.) und Ilka Schmitt (21./34.) auf dem neutralen (Kunstrasen-)Platz in Hailer, wohin die "Selbolderinnen" wegen der Sperrung des eigenen Platzes ausweichen mußten, alles klar. hdp

Beim Nachtflugverbot gibt es nach wie vor keine Verständigung Gespräche zwischen KAG und FAG / "Bis 2010 keine Pläne für neue Pisten" / Mehr Bedienstete sollen mit Bus und Bahn fahren

KREIS GROSS-GERAU. Bis zum Jahr 2010 werde die Flughafen AG keine Pläne zum Bau neuer Pisten verfolgen, sondern mit dem vorhandenen Start- und Landebahnsystem auskommen. Diesen Eindruck nahm der Vorsitzende der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Flughafen (KAG), der Erste Kreisbeigeordnete Baldur Schmitt, von einem Gespräch mit dem neuen FAG-Vorstandsvorsitzenden Dr. Wilhelm Bender mit nach Hause. Sein Resümee zu dem Treffen: "Freundlich-aufgeschlossen im Ton, konstruktiv in der Denkungsweise, aber offensichtlich ohne großen Verhandlungsspielraum in der Sache."

Schmitt bewertete gegenüber der Presse als immerhin positiv, daß der neue FAG-Vorsitzende den von seinem Vorgänger geknüpften Gesprächsfaden mit der KAG aufgegriffen habe. Bei einer zweistündigen Unterredung sei jedoch klar geworden, wo - bei allem Verständnis für die Sicht des jeweils anderen - die unüberbrückbaren Gegensätze lägen. So habe Bender deutlich gemacht, daß die aktuellen wirtschaftlichen Schwierigkeiten des internationalen Flugverkehrs auch und gerade dem Rhein-Main-Flughafen einen verstärkten Problem- und Kostendruck bescherten.

Im Interesse der hier vorhandenen 55 000 Arbeitsplätze werde sich auch die KAG gemeinsamen Lösungen nicht verschließen, um die Attraktivität des Airports zu erhalten, betonte Schmitt. Voraussetzung sei dafür allerdings, daß die Belange der Anrainer dabei nicht auf der Strecke blieben.

Interessiert nahm die Kommunale Arbeitsgemeinschaft die Ausführungen Benders zu Ausbauplänen bis zum Jahr 2010 zur Kenntnis. Bis dahin nämlich würden keine Pläne zum Bau neuer Pisten verfolgt. Auch eine Diskussion über Wiesbaden-Erbenheim sei derzeit nicht aktuell. Der Flughafen setze ganz auf die Optimierung der bestehenden Systeme, wobei das geplante Cargo-City-Süd-Zentrum einen besonderen Rang einnehmen solle.

Von spürbaren Verbesserungen für den Problembereich Fluglärm habe der Vorstandsvorsitzende bei der Zusammenkunft berichtet. Nachdem die FAG - einer alten KAG-Forderung entsprechend - dazu übergangen sei, leisere Flugzeuge bei Festsetzung der Start- und Landegebühren zu begünstigen, sei der Äquivalent-Dauerschallpegel deutlich niedriger geworden. Viele Hoffnungen auf weitere Lärmverringerungen seien mit der neuen Flugzeuggeneration des Airbus 340 verbunden.

Als unbefriedigend aus Sicht der KAG aber wertete Schmitt die Erklärung Benders, aus finanziellen Überlegungen heraus bis auf weiteres keine neuen Lärmschutzmaßnahmen finanzieren zu wollen: "Hier werden und müssen wir weiter am Ball bleiben."

Keine Verständigung gab es bei dem Treffen in Sachen Nachtflugverbot. Während die Kommunale Arbeitsgemeinschaft solch ein generelles Verbot weiterhin anstrebt, wollte Bender für die FAG weder auf den Poststern verzichten, noch weitere zeitliche Beschränkungen auf Rhein-Main akzeptieren.

Gemeinsam indes setzen KAG und Flughafen AG auf den neu zu gründenden Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV). Bender signalisierte dem Vernehmen nach Bereitschaft, den Ausbau neuer Buslinien im Rahmen des RMV finanziell unterstützen zu wollen, vorausgesetzt, das Angebot für FAG-Beschäftigte sei entsprechend. Derzeit führen etwa 15 Prozent der Flughafenbediensteten mit Zug oder Bus zum Arbeitsplatz, dieser Anteil könne und müsse gesteigert werden. cas

Kampf um den Staubsauger

"United Slapstick" im Bürgerhaus Titania

Hollywood feiert seine Oscars, Berlin hat gerade die Bären überreicht. Frankfurt verteilt jetzt goldene Staubsauger. So ein praktisches Gerät dürfen die Gewinner des ersten Preises beim "First European Comedy Award" mit nach Hause nehmen. Nach Frankreich, denn von dort kommen "Suard & Vilsek", zwei junge Komiker, die mit ihrem modernen, originellen Programm die Konkurrenz hinter sich ließen - und die mußte sich mit silbernen Bügeleisen, bronzenen Toastern oder einer Trosteinladung zum Summertime-Festival begnügen.

"Comedy Award": Pantomimen und Spaßmacher aus acht europäischen Ländern hatte die Frankfurter Saalbau ins Bockenheimer "Titania" geholt, um dort herauszufinden, wer die Zuschauer am meisten zum Lachen bringen kann. Oder zumindest die "Ehren-Juroren" - Frankfurter Kleinkunst-Größen, für die der Wettbewerb gleichzeitig eine Art Vortanzen gewesen sein mag, um möglichen Nachschub für ihre florierenden Bühnen zu begutachten. Soviel Komödianten-Profitum in einer Jury muß viele Stimmen haben: 100 Punkte durfte jeder der acht Promis vergeben, magere zehn blieben jeweils für 20 "Journal Frankfurt"-Leser übrig. Humor ist eben was für Fachleute.

Und die haben - wie auch anders - treffsicher die Besten gewählt: Arnaud Suards breitbeinige Westernparodie, zu der Xavier Vilsek den Soundtrack spielt - singt, spricht? Jedenfalls verwendet er nichts dazu außer seiner Zunge, seiner Stimme, seinen Händen und einem verstärkenden Mikrofon. Die beiden beherrschen eine alte Kunst und verarbeiten sie zu einem neuen, zeitgemäßen Ausdruck. Die Geräusche, die Vilsek produziert, sind die typischen Lautfetzen aus einem Comic-Strip, Suards zackige, einfrierende Bewegungen geben den Rhythmus des Bildwechsels vor. Die Übereinstimmung zwischen Geste und Musik ist perfekt, und die Ideen der beiden wirken frisch und unverbraucht.

Im Vergleich zu den Franzosen erschienen manche der anderen Beiträge wie zwar sehr gekonnte, aber irgendwie angestaubte Nummern aus einer Zeit, als Slapstick noch von "Dick & Doof" geprägt war. Das britische Duo "Diamond & Layton" hat allerdings die Klassiker so gut studiert, daß ihre Verhedderungsorgie trotz aller Wiederholungslangeweile trotzdem noch spannend und aufregend ist. Platz drei, ein bronzenes Bügeleisen und 3000 Mark bekamen die zwei in die Hand gedrückt. Insgesamt hat die Saalbau zusammen mit mehreren Sponsoren 16 000 Mark Preisgeld zur Verfügung gestellt; 8000 Mark erhielten die Sieger, 5000 Mark der Zweite.

Davon wird sich Csaba Méhes vielleicht eine neue Geige kaufen können. Die ist nämlich nicht in ihrem Kasten, als er ihn öffnet, um sein Konzert zu beginnen, was ihn zu verkrampften Zukkungen bringt. Der 29jährige Méhes kommt aus Budapest und kämpft den tragischen Kampf mit der Tücke des Objekts. Nicht nur mit Geige und Klavier, sondern auch mit der Haargel-Tube.

Unter "ferner" liefen: Miki Malör aus Österreich - übrigens die einzige Frau in der Komiker-Riege -, die schon treffendere Situationen gezeichnet hat als die einer nervös rauchenden Nichtraucherin im Café.

Oder Matteo Belli mit seiner Hühnershow: gackernde Hennen und blöd stolzierende Hähne - ein nettes Schmankerl aus Italien, das durchaus einen Preis hätte verdient haben können. Weniger aufregend dagegen der Schweizer "Pantolino" mit konventioneller Pantomime, Tim Jones aus den Niederlanden mit einer Zaubererparodie oder der Deutsche Philipp Sonntag mit Rotkäppchen- Verwirrspielen.

Die Teilnehmer für den ersten "United Slapstick" hatte die Saalbau aus mehr als hundert Bewerbern ausgewählt. Kriterium dabei war, daß die Komödianten sich hauptsächlich mit Mitteln des Körpers und nicht mit der Sprache ausdrükken, also kein Kabarett machen. Trotzdem gab es am vergangenen Samstagabend im Titania auch verbale Artistik: von Michael Quast, der als Moderator durch das Programm führte und mit Spitzen gegen Jury und Publikum manchen der Slapsticker an Komik übertraf.

Die Saalbau hat vor, den "United Slapstick" künftig jährlich auszurichten - immer auf der Suche nach einem "europäischen Humor". DIRK FUHRIG

Mit schulterzuckender Frivolität Sam Shepards Stück "States of Shock" geriet am Residenztheater zur peinlichen Pflichtübung

MÜNCHEN ist in diesen Märztagen ein Wintermärchen. Leise rieselt der Schnee am Max-Josefs-Platz, adrett leuchten die blankgeputzten Butzenscheibenfassaden der Nobelgeschäfte vis-à-vis des Residenztheaters aus der weißen Pracht. Schwer, sich vorzustellen, daß der gleiche Schnee ein paar hundert Kilometer weiter östlich hungernde Menschen auf der Flucht unter sich begräbt. In Jugoslawien ist Krieg; während wir uns fürs Theater nett machen, läuft er über die Mattscheibe.

Auch im Theater wird Krieg gegeben, und der ist weitaus putziger anzusehen als der im Fernsehen, wo man gar nicht mehr hinschauen mag. Angeblich ist Sam Shepards "States of Shock" unter dem Eindruck des Golfkrieges entstanden, jedenfalls wurde das Stück im Mai 1991 in den USA uraufgeführt. Aber auch Korea und Vietnam, die amerikanischen Traumata, sind nicht fern.

Shepard datiert das Stück nicht genau, es spielt im ewigen Niemandsland des Krieges, der hier Amerika selber erreicht hat. Artilleriegeräusche und Raketenabschüsse untermalen die Alltagsszenerie in einem Coffeeshop, den im Münchener Residenztheater der Bühnenbildner Wolf Münzner in ein grell-buntes amerikanisches Schlachtfeld verwandelt hat.

Knallblaue geborstene Stripes bilden den Rundhorizont, darauf funkeln riesengroß die Stars. Ein Flugzeugwrack ragt rechts ins Bild, von einer Palme beschattet, ein riesiger Ventilatorflügel kreist über zwei Kaffeehaustischen. Hier haben sich zwei Paare eingefunden: das klassische amerikanische Wohlstandspaar, das nichts sehen und nichts hören will, sondern zwischen Shopping-Streifzügen auf einen schnellen Imbiß aus ist, und der Colonel, ein Veteran vieler Kriege, die sich in der abenteuerlichen Mixtur seiner Uniform-Accessoires spiegeln, mit Stubbs, einem jungen, schwerverletzten Kriegsheimkehrer, der des Colonels Sohn (vergeblich) das Leben retten wollte und dabei einen Brustdurchschuß erlitt. So jedenfalls behauptet es der Colonel.

Stubbs hingegen scheint zu meinen, er selber sei der Sohn, vom Vater verleugnet, nachdem er impotent geschossen wurde. Die Geschichte bleibt im dunkeln, obwohl der Alte unausgesetzt ihre Rekonstruktion verlangt, die der Krüppel, stur auf seine Wunde weisend, verweigert. Da hilft kein Banana Split und auch keine Prügel, Stubbs mauert. Nur eins ist klar: vor den Vätern haben die Söhne zu sterben, so wollen es die Väter in ihrer Omnipotenz.

Ist das der Urgrund des ewigen Krieges, will und das der Dichter sagen in seiner kruden Mischung aus Slapstick-Comedy und knüppeldick aufgetragener Symbolik? Thomas Schulte-Michels, dem Regisseur der nach Konstanz zweiten deutschen Inszenierung vom "Schocks", ist das auf jeden Fall herzlich gleichgültig. Er entledigt sich des Stückes wie einer etwas peinlichen Pflichtübung, kitzelt die schnellere Farce heraus und übergeht die Plattheiten des Textes mit dankenswerter, aber das Stück vollends sinnentleerenden Diskretion.

Den fiesen Höhepunkt der Kampfhandlungen auf der Bühne - Colonel (Horst Sachtleben) peitscht Krüppel (Achim Barrenstein), dieweil der Wohlstandsbürger (Alois Strempel) sich dem Orgasmus entgegenonaniert - hüllt er in gnädiges Halbdunkel, heftig übertönt vom Lärm des Krieges vor der Coffee-Shop-Tür. Bis zur Unverständlicheit schnell läßt er den geschwätzigen Text wegplappern, um sich mit einiger Liebe nur den zwei alten Songs aus beseren Zeiten zuzuwenden, die von Sona McDonald als Kellnerin Glory Bee und Tanja von Oertzen als "weißer Frau" trefflich intoniert werden.

Shepard legt am Ende nahe, daß der Sohn (?) den Vater mit dessen Schwert enthauptet - Schulte-Michels läßt Stubbs statt Schwert eine überdimensionale Micky-Maus schultern, in sicherer Entfernung vom Alten. Der Regisseur nimmt den Autor nicht ernst, das kann man begreifen. Warum aber inszeniert er ihn dann? Das Ganze wäre nur eine ärgerliche Petitesse (sie raubt uns nicht mehr als eine knappe Stunde Lebenszeit), wäre da nicht dieser reale Krieg, so nah und so weit weg.

Wie wir mit dem umgehen, das wäre ein Thema auch fürs Theater, das sich an diesem Abend statt dessen der allgemeinen Haltung andient: einer schulterzukkenden Frivolität, business as usual. Hauptsache, der Lappen geht hoch. Manchmal bliebe er besser unten.

BARBARA SCHMITZ-BURCKHARDT

Heraeus übernimmt nicht alle Lehrlinge

HANAU. 45 kaufmännische und gewerbliche Auszubildende haben ihre Lehrzeit bei der Hanauer Heraeus Holding beendet. Die Abschlußfeier stand unter dem Eindruck der "schlechten Auftragslage", wie es in der Firmenmeldung heißt.

Daher könnten auch nicht alle Lehrlinge übernommen werden. Einige von ihnen treten nach ihrer Ausbildung zunächst einen Zivil- oder Wehrdienst an, andere besuchen weiterführende Schulen.

Ausbildungsleiter Ernst Höhmann zeigte sich erfreut über die Prüfungsergebnisse, die im Durchschnitt bei der Note 2,5 lagen. him

Der Mann der Zauberhüte Zum Tode Gianni Colombos

Die italienische Zeitung Corriere della Sera nennt ihn einen "Giocoliere dello spazio", einen Raum-Jongleur. Genauso ist er aufgetreten, in diesem Sinne hat der italienische Künstler Gianni Colombo seine Werke erschaffen, die Wandobjekte und auch die Rauminstallationen.

Er liebte Buster Keaton. Er liebte es, Dinge ins Schwingen zu bringen. Er kreierte bewegliche Kunstwerke. Alltagserfahrungen konnte der Betrachter vor seinen Schöpfungen auf neue Weise machen.

In der Friedberger Galerie Hoffmann, im anregenden Ambiente der Görbelheimer Mühle, hat er für die gegenwärtige, noch bis zum 30. März zu sehende "Ausstellung" zuerst eine Treppe verfremdet und ihre Stufen abgeschrägt, so daß man ins Taumeln kommt, und dann den eigentlichen Ausstellungsraum in einen wunderbaren Schwebezustand versetzt (siehe auch FR-Besprechung vom 16. Januar).

Deckenhohe Zauberhüte hängen - Spitze nach unten - in der sonst leeren Halle, pendeln lautlos, machen Zeit bewußt und die fragilen Momente von Architektur. Dem deutschen Architekten Hans Poelzig hat Colombo dieses Werk gewidmet.

Der Mailänder erhielt 1968 den ersten Preis der venezianischen Kunstbiennale und gewann 1981 einen "Kunst am Bau"- Wettbewerb in Berlin. 1982 übernahm er ebenfalls in Berlin einen Lehrauftrag für Architektur. Vier Jahre später schuf er an der Frankfurter Oper das Bühnenbild für "Stephen Climax".

Seine deutschen Galeristen bezeichnen den Italiener zu Recht als "unverwechselbaren Raumkünstler", zu dessen Andenken ein permanent installierter Colombo- Raum in einem Museum wünschenswert wäre.

Gianni Colombo ist jetzt, kurz nach der Eröffnung der Friedberger Ausstellung - 55jährig - in Mailand gestorben. DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Auftakt zum Internationalen Frauentag in der Stadthalle von Schlüchtern / Kultur statt Kommunalpolitik Die Märchen nutzen als

eine historische Quelle

Am Beispiel "Frau Holle" und "Die sieben Raben"

Von Joachim Haas-Feldmann

SCHLÜCHTERN. Sich einen Tag vor der Wahl nicht auf Kommunalpolitik zu konzentrieren, sondern auf Kultur aus Frauensicht, das hebt sich ab von vielen Veranstaltungen in den vergangenen Tagen. Das Programm zum Internationalen Frauentag in der Schlüchterner Stadthalle, zusammengestellt von Frauen aus verschiedenen Initiativen und Institutionen, reichte von der Vorstellung des Buches von Ilse Werder und Susanne Gries-Engel "Frauenleben in Schlüchtern" über die Interpretation der Frauenrollen in Märchen, Bänkeliedern von "pro familia" bis zu einem Theaterstück, in dem die Büdinger Gruppe "Mimikri" die Französische Revolution aus der Sicht von Frauen und Kindern darstellte.

In diesem historischen Schaustück stand das Findelkind "Mamie" im Mittelpunkt. Es ging um die Sicht der Benachteiligten, wie sie die Revolutionsjahre 1780 bis 1794 erlebten. Komödiantinnen mit Schaustellerkarren thematisierten auf der Bühne den Einfluß von Frauen auf die Revolutionsereignisse ebenso wie deren täglichen Daseinskampf im Haus und auf der Straße, in den Läden und im Konvent.

Die Wiesbadener Ethnologin Susanne Schröter beschäftigte sich in ihrem Vortrag damit, wie Märchen als historische Quellen zu nutzen sind - frei nach der Grimm'schen These, Märchen seien "das Gedächtnis der Völker". Sie interpretierte "Frau Holle" als vorchristliche Göttin, die speziell in hessischen Gefilden viele mythische Spuren hinterlassen habe. "Frau Holle" sei als Lehrmeisterin zu verstehen, die Mädchen beibringe, was das Erwachsenwerden ausmache, die speziell im ländlichen Raum Frauen zur Selbständigkeit verholfen habe. Darüber hinaus stehe sie als Wettergöttin, die in vorchristlicher Zeit von der Bevölkerung um Hilfe gebeten worden sei.

Dieses Bild der Zauberin mit vielen guten Eigenschaften habe die katholische Kirche vom ausgehenden Mittelalter an aber verwandelt ins Bild der bösen Hexe. Der Holunder, der zuvor noch der Frau Holle zugeordnet worden sei als Frucht mit magischer Heilkraft, sei vom Christentum zum "Baum des Teufels" erklärt worden, weil Christus am Kreuz angeblich mit Holunderzweigen ausgepeitscht worden sei. Das Christentum habe damit aufgeräumt, daß Frauen eigene Göttinnen gehabt hätten. Das Interesse an Schröters Vortrag war erstaunlich groß. Die Ethnologin erlebt es nach eigenen Aussagen schon seit einiger Zeit, daß Frauen Märchen als Rekonstruktion von Alltagsgeschichte ansehen. Dabei gehe es nicht um Abbilder der Realität, sondern um Symbole für Frauenrollen.

So geht es beispielsweise auch darum, daß in Märchen wie den "Sieben Raben" eine Frau imstande sei, ihre Brüder von einem bösen Zauber zu erlösen.

Vom ausgehenden Mittelalter an bis ins 20. Jahrhundert sei aber von der katholischen Kirche "mit Feuer und Schwert alles ausgerottet worden", was Frauen zu einem eigenständigen Leben befähigt habe. In den Hexenmärchen spiegele sich diese Veränderung bildhaft wider.

Woche der Brüderlichkeit in Dresden eröffnet

bho DRESDEN, 7. März. Die Woche der Brüderlichkeit ist am Sonntag in Dresden mit Mahnungen zu Toleranz und Gewaltlosigkeit eröffnet worden. Die Woche steht unter dem Motto "Statt Gleichgültigkeit - Mut zur Verantwortung". Der Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zeichnete die Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste mit der Buber-Rosenzweig- Medaille 1993 aus.

In Anwesenheit von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, sowie des polnischen Schriftstellers Andrzej Szczypiorski sagte Bremens Ex-Bürgermeister Hans Koschnick in seiner Laudatio, die Mitstreiter von Aktion Sühnezeichen seien "glaubwürdige Botschafter eines anderen Deutschlands". Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf erinnerte an Lichterketten in deutschen Großstädten gegen Fremdenhaß: "Wenn die Bürger ihre Straßen besetzen, hat die Gewalt keine Chance. Gleichgültigkeit aber zerstöre die Freiheit und führe zu Gewalt", so Biedenkopf.Der "neue Pientka" überrascht selbst Freunde Vernissage in Ronneburg / "Rhythmische Ekstasen" und "eigenes Leben"

RONNEBURG. Der in Bruchköbel lebende Künstler Georg Pientka (Jahrgang '54) hat sich Zeit gelassen. Seine letzten Ausstellungen in Heilbronn und Langen liegen fünf/sechs Jahre zurück. Im Hanauer Raum war er erstmals 1982 - nach dem Malerei-Studium in Stuttgart gerade hierher umgezogen - in einer Einzelausstellung im Schloß Philippsruhe präsentiert worden.

Die Künstlervereinigung Simplicius zeigte ihn '83. Und '85 war er im Foyer des Rathauses zu sehen - gemeinsam mit dem eine Generation älteren Maler und Kunstpädagogen Winfried Noll, mit dem er sich seit 1983 in Mittelbuchen ein Atelier teilt.

Wer lediglich Pientkas Arbeiten jener frühen Jahre kennt, wird ihn in seiner jüngsten Produktion, die der Förderkreis Ronneburg derzeit im Kemenatensaal der Burg zeigt, kaum wiedererkennen. In welche Dimensionen er sich verändert hat, war für den engeren Freundeskreis wohl schon zu ahnen, seit er mit monochromen Arbeiten in Mischtechnik begann. Und bei seinem letzten öffentlichen Auftritt - im Sommer '92 beim 1. Ronneburger Symposion Bildender Künstler - fiel er mit einer Installation buchstäblich aus dem Rahmen.

Doch selbst sein Freund und wohl bester Kenner seines Werkes, Winfried Noll war nach einem längeren Auslandsaufenthalt "überrascht vom neuen Pientka", wie er am Samstag den rund 70 Vernissagegästen versicherte. Das Tryptichon "Tanz mit den Rädern" etwa öffnet den Raum, indem es zunächst mit dem realen - Kemenatensaal - zu verschmelzen scheint. Doch parallel zum Blick aus den Fenstern über die weite Hügellandschaft werden Pientkas Bilder - überwiegend in Öl und Kunstharz auf Nessel - zu "Zeitfenstern".

Neu in seinem Schaffen ist "der Verzicht auf Buntes" (Noll), die Farbe wird reduziert auf Schwarz und Weiß. Er sei durchaus nicht der erste, der diesen stärksten der Kontraste dazu nutze, "rhythmische Ekstasen" und das "eigene Leben" in Malerei zu transformieren (einiges wie "Tanz" I und II mutet in der Tat an wie eine raffinierte Mischung aus Zitaten von Picasso und Dali). Aber die Textur seines Gewebes aus Linien, Farbflächen, Tupfern, Wischern und Sprühern sei "seine Handschrift", die Inhalte "Offenbarungen seines Emfpindens", urteilte Noll und begründete - ganz Pädagoge - in einem wunderbar assoziativ-ausschweifenden Kurzreferat zur Kunstgeschichte, warum er zur Frage nach stilistischer Einordnung bewußt "passe".

Pientka sucht auch nach formalen Grenzüberschreitungen, indem er mehrteilige und verschiedenformatige Werke strukturell zur Einheit verknüpft oder große Flächen partiell in Spannungsfelder aufteilt. Andere "Weiterungen" ergeben sich wie beiläufig, wenn abstrakte, mit Materialcollagen aus der Fläche befreite Bilder (Beispiel "Geschändete Landschaft") sich im rauhen Ambiente der Burgmauern nahtlos fortgesetzt sehen lassen.

Für angemessene Akustik - ein Sphäre nahezu gespenstischer Zeitlosikeit - sorgte der Frankfurter Musiker und Pädagoge Christoph Korn. Seine enorm bereichernde Präsenz wäre allen Gästen zu wünschen.

Die Ausstellung ist bis zum 12. April dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. HELMUT POMPLUN

Wir gratulieren

Herrn Josef Sommer zum 97. Geburtstag am 8. März.

Halbmarathon von Spiridon Frankfurt am Waldstadion Sieger Uvizl als einsamer Mann unterwegs Claudia Metzner vom TV Wattenscheid erzielte Streckenrekord in der Frauen-Kategorie

Die bunten, langen Sporthosen blieben vermehrt zuhause im Schrank, beim Halbmarathon von Spiridon Frankfurt zeigten die Laufbegierigen bei ersten Sonnenstrahlen zu Beginn der Straßenlaufsaison wieder Bein. 999 Aktive nahmen es am Waldstadion mit den 21,1 Kilometern auf, da strahlte auch Organisator Gerhard Schröder. "Tolles Wetter, so viele Teilnehmer wie noch nie", gab er sich während des Wartens auf die führenden Läufer begeistert und wagte gar die Prognose: "Die Streckenrekorde werden fallen." Im Wettbewerb der Frauen traf dies dann auch tatsächlich zu. Vorjahressiegerin Claudia Metzner vom TV Wattenscheid unterbot in 1:12,50 Stunden ihre Zeit von 1992. Die Männern vermeldeten an der Spitze ebenfalls keinen "Neuen": Der Prager Ivan Uvizl überquerte erneut als Erster die Ziellinie im Stadion, war in 1:05,06 Stunden jedoch zwei Minuten langsamer als im vergangenen Jahr.

"Der Wind hat schon sehr gestört", fand der tschechische Straßenlaufspezialist das Wetter gar nicht so toll. Zumal ihm die Konkurrenz bereits nach neun Kilometern im Stich gelassen hatte. Alfredo Shahanga aus Tansania hätte ihn eigentlich an der Spitze des Feldes begleiten sollen. Doch machte dem Afrikaner, der erst zwei Tage zuvor im kalten Deutschland gelandet war, noch der Witterungsumschwung zu schaffen, er wurde Neunter. Der Zweite, Marek Deputat von Start Lublin kam nach 1:05,33 Stunden ins Ziel, Platz drei belegte Petr Nechanikky aus Prag (1:06,07). So lief Uvizl einsame zwölf Kilometer und war "nach hartem Training der letzten Wochen zu müde, den Rekord alleine zu brechen", wie er etwas enttäuscht erklärte. Immerhin gingen ihm 2000 Mark flöten.

Die konnte sich nach einem überaus erfolgreichen Wochenende Claudia Metzner abholen. Was einmal geklappt hat, kann man ja wieder versuchen: Am Tag zuvor erst wurde die 26jährige Medizinstudentin wie im Vorjahr in Iffezheim diesmal in Rhede deutsche Crossmeisterin und stellte sich auch diesmal in Frankfurt gleich nochmal an den Start. "Ich gab dem Frankfurter Veranstalter die Zusage nur für den Fall, daß ich die Crossmeisterschaften gewinne und nicht völlig ausgelaugt bin. Nach einem Sieg ist man eben ganz anders motiviert", sagte sie."Ich laufe gerne in Frankfurt". Kein Wunder. Schließlich setzte Claudia Metzner in der Mainmetropole ihre ersten Glanzpunkte auf den längeren Distanzen: über 10 000 Meter im Waldstadion, über 21,1 Kilometer und während ihres Marathon-Debuts vergangenen Herbst. Für die Weltmeisterschaften in Stuttgart peilt sie nun die Norm über 10 000 Meter an. "Im Marathon habe ich sie zwar bereits, aber den erst zweiten Lauf auf dieser Distanz gleich bei der WM absolvieren, will ich auch. Aber leicht wird es nicht. Schließlich gibt es noch Uta Pippig und Kathrin Ullrich", sagte die Wattenscheiderin.

Als zweitschnellste Frau brachte die Russin Natalie Sorokivskaja den Spiridon-Lauf in 1:13,27 Stunden hinter sich. Rang drei ging an Marina Beljaewa (1:15,24 Stunden), die im Trikot von Rot- Weiß Koblenz unterwegs war. Auf Rang vier folgte eine ehemalige Frankfurterin. Vera Michallek, von der Leichtathletikgemeinschaft zu Quelle Fürth gewechselt, hatte wie Metzner den Doppelstart in Rhede (5. Platz) und Frankfurt (1:16,02 Stunden) gewagt. Auch Vereinskollege Klaus-Peter Nabein, als Achter (1:07,15) Zweitschnellster deutscher Teilnehmer hinter dem Hallenser Heiko Klimmer (5./1:06,40), schnürte an diesem Wochenende zweimal die Laufschuhe. Als schnellster Läufer der Gastgeber erreichte Thomas Weber als Zwölfter (1:09,29 Stunden) das Ziel. IRIS HILBERTH

Plauderstunde am Halteplatz Sigi Herold mit "Der Taxifahrer . . . stimmt so!"

Wenn ein Taxifahrer sich darüber mokiert, daß der Theaterplatz neuerdings Willy-Brandt-Platz heißt, ist das normal. Aber um sich dazu den Witz einfallen zu lassen, man hätte doch auch die Konstabler in Willy-Brandt-Wache umtaufen können, bedarf es schon einer gewissen kabarettistischen Begabung. Und wenn die einmal losgetreten ist und so ein Taxifahrer ins Plaudern kommt, wenn er trotz fast einstündiger Wartezeit am Halteplatz seine Bildzeitung weggelegt hat, dann liegen auf seinem Arbeitsplatz, den Straßen Frankfurts, genug Themen herum. Da geht die Fahrt ohne Ampeln und Kurven von der Ballade über gestiegene Bierpreise bis zum - aktuell genug - Schwanheimer Chemie-Unfall ("unser Umwelt-König hat gesagt, die Kinder bleibe hier, die dürfen bloß net raus und atmen").

Das Solo-Programm des Sigi Herold, der übrigens im März außerdem mit dem "Theater Grüne Soße" in Mrozeks "Emigranten" auf der Bühne des Theaterhauses Frankfurt steht, trägt den Titel: "Der Taxifahrer . . . stimmt so!" Stimmt er wirklich so? Rein äußerlich ist er durch Lederjacke und Schiebermütze hinreichend charakterisiert, aber der Inhalt seiner humorigen Reden ist voller unfreiwilliger Fragezeichen darüber, wer hier eigentlich dargestellt wird.

Berichtet hier einer, der das Metier kennt, von den realen Alltags-Nöten eines Taxifahrers, zum Beispiel von dem deutsch geregelten Chaos der Nachrükke-, Einlade- und Auslade-Spuren vor dem Hauptbahnhof? Oder erleben wir die kabarettistische Selbstentlarvung eines Mannes aus dem Volke, der sich über Gott, die Welt, Müllsortierung und seine Angst vor dem EG-Taxi ("Wenn das kommt, hör ich uff!") so seine Gedanken macht? Oder hören wir die Stimme des überlegenen Satirikers, der den Zeit-Ungeist mit Sprachwitz und Bonmots bei den Hörnern packt?

Von alledem ein bißchen ist zusammengerechnet ein bißchen wenig. Das wirkliche Taxi-Milieu, gewiß ein Steinbruch von kuriosen Begebenheiten aller Art, hätte viel mehr hergegeben. Weder Herolds respektable Bühnen-Präsenz noch die raumgreifende Regie von Michael Kloss können über schwachwitzig dahinplätschernde Texte hinweghelfen, die sich nur selten zu Pointen wie dieser aufschwingen: "Versicherungs-Vertreter verkaufen Versicherungen. Jetzt weiß ich endlich, was Volksvertreter sind."

(Freitag und Samstag, jeweils 23 Uhr, noch bis 20. März. Theaterhaus Frankfurt, Schützenstraße 12).

PETER PETERS

VdK-Jahresversammlung

Zweite Vorsitzende wurde Karin Weimar

PREUNGESHEIM. Die VdK-Ortsgruppe in Preungesheim und Berkersheim hat eine neue Zweite Vorsitzende: Karin Weimar. "Die Vereinsmitglieder waren richtig goldig; die haben sich über meine Nominierung gefreut." Ein wenig Bedenken wegen der zeitraubenden Arbeit habe sie schon, gab das frischgebackene Vorstandsmitglied zu, und erklärte: "Denn wenn ich ein Amt annehme, dann will ich diese Arbeit auch hundertprozentig erledigen."

Auch Vorsitzender Thomas Meyer zeigte sich mit der Nachwahl der Zweiten Vorsitzenden während der jüngsten Jahreshauptversammlung zufrieden, baute aber sogleich Spekulationen vor: "Ich bleibe auch die kommenden Jahre im Vorstand aktiv." Im Dezember 1991 war er zum Vorsitzenden der Ortsgruppe ernannt worden. Dann begann seine "Aufbauarbeit" im Verein. Die Mitglieder treffen sich jetzt jeden letzten Sonntag im Monat in der Altenwohnanlage in der Jaspertstraße 11. Ihre Zahl erhöhte sich um 14 auf 159 in der beschaulichen Ortsgruppe. Und mindestens zweimal im Jahr fährt man gemeinsam ins Wochenende.

"Unsere jüngste Sitzung verlief völlig harmonisch, das war nicht immer so", meinte Meyer. Als Vertreter des VdK- Kreisverbandes kam Johannes Kohrs in die Begegnungsstätte Preungesheim und informierte über das neueste Gesundheitsstrukturgesetz und Pflegeversicherungen. Nach dem kurzen Rechenschaftsberichts des Vorstands wurden die Delegierten für den Kreisverbandstag am 16. und 17. Oktober benannt: Thomas Meyer und Karin Weimar werden den Ortsverein auf dem Treffen in Bornheim vertreten. Ersatzdelegierte sind: Luise Kramm, Käthe Matig und Sieglinde Meyer.

Nachdem die Mitglieder 1992 die Licher Brauerei und das Schloß Weilburg besuchten, wollen sie dieses Jahr zu zwei Schiffahrten im Mai und im Herbst einladen. Anmelden können sich auch Nicht- Vereinsmitglieder bei Karin Weimar unter der Telefonnummer 54 62 09. tin

"Autocard" statt elektronischer Polizei Umwelt- und Datenschützer könnten bei dieser Alternative zur Autobahn-Vignette aufatmen Von Welf Schröter

Mit dem Vorschlag, eine anonyme "autocard" als Alternative zur Autobahn-Vignette einzuführen, melden sich Teilnehmer eines bundesweiten Fachdiskurses "Informationstechnik und Verkehr" zu Wort. Die Informationstechnische Gesellschaft (ITG) im Verband Deutscher Elektrotechniker hatte Spezialisten aus Hochschulen, Forschungs- und Entwicklungsabteilungen zusammengerufen, um über einen politisch verträglichen Einsatz von Informationstechnologien in zukünftigen Verkehrsnetzen zu beraten. Gekommen war alles, was in dem Feld Rang und Namen hat, von einschlägigen Hochschulen bis zur Automobilindustrie, von den Technikverbänden, den Arbeitgebern, vom Fraunhofer-Institut für Systemtechnik bis hin zur ÖTV und dem "Forum Soziale Technikgestaltung" des DGB Baden- Württemberg. Gefördert vom Bundesforschungsministerium und der Telekom wollten rund fünfzig Fachleute prüfen, worin der diesbezügliche "gesellschaftliche Technikbedarf" in den kommenden Jahren wirklich besteht. Die Diskursveranstaltung, die im Oktober 1992 begann, ist auf zwei Jahre angelegt.

Noch bevor die Runde ihren Bericht vorlegen kann, will Bundesverkehrsminister Günther Krause (CDU) Pilotprojekte und Feldversuche sogenannter "automatisierter" Straßengebührenerhebung durchführen. Aus Industriekreisen kam schnell die Idee einer "elektronischen Maut". Nicht nur Datenschützern platzte an dieser Stelle der Kragen, denn diese Idee sollte unter anderem die Erfassung personenbezogener Daten über Mobilität ermöglichen. sogenannte "Bewegungsbilder" von Bürgern gerieten in greifbare Nähe. Informationstechniker verwahrten sich dagegen, daß ihre Berufsgruppe zu "Polizeifunktionen" herangezogen werden könnte und bestanden auf strikter Anonymisierung jedweden Einsatzes der neuen Technik im Verkehr. Darüber hinaus lehnen sie die Autobahn-Vignetten- Lösung aus ökologischen Gründen ab. Die Vignette trage nicht zur Verkehrsvermeidung bei, sondern verleite geradezu zur vollen Ausnutzung der bezahlten Pauschalgebühren.

In deutlicher Abgrenzung zum Bonner Votum schlagen Teilnehmer des ITG- Technikdiskurses eine umweltorientierte und anonyme "autocard" vor. Obwohl der neue Gedanke noch weiter beraten wird, lasen sich Kerngedanken von "autocard" erkennen. Der Einsatz von Informationstechnik soll die Besteuerung von tatsächlich gefahrenen Kilometern der Verkehrsteilnehmer unter strikter Beachtung des Datenschutzes erlauben. Da aus ökologischen Gründen die Verteuerung des Straßenverkehrs unausweichlich ist, soll "autocard" für die Erhebung von Kilometergeld zugunsten einer Umverteilung hin zum Ausbau öffentlicher und umweltschonender Nahverkehrssysteme genutzt werden, insbesondere in Ballungsgebieten. Das Modell basiert auf einem Wertkartenlesesystem - ähnlich den personenunabhängigen Telefonkarten - im Fahrzeug. Über Impulsgeber am Straßenrand werden Gebühreneinheiten auf der Karte gestrichen. Fachleute schätzen die Kosten für die Einführung des System so günstig ein, daß es sich in absehbarer Zeit amortisiert habe. Betreiber soll ein öffentlich-rechtlicher Träger aus Bund-Land-Kommune sein.

Dieter Klumpp, der Leiter des Fachausschusses "Informationstechnik und Öffentlichkeit" in der ITG stellte - mit Blick auf Bonner Überwachungsvisionen - warnend fest: "Integrierte Systeme, die von der Straßengebühr bis zur verkehrsträgerübergreifenden Lenkung alles unter Kontrolle hätten, sind theoretisch denkbar, aber praktisch in unserer Gesellschaft nicht machbar." Die Menschen hätten - so Klumpp - sich nicht der Stasi entledigt, um einer neuen "StraSi" in die Hände zu fallen. Gewerkschafter, die in dem ITG-Diskurs mitwirken, lehnen eine Instrumentalisierung der Verkehrsdebatte zugunsten rein finanzpolitischer Maßnahmen ab. Notwendig sei ein Prozeß der Technikgestaltung, in dem der ökologische und gesellschaftliche Bedarf zugrunde gelegt wird. Der Einsatz von Informationstechnik erlaube unter bestimmten Bedingungen eine deutliche Reduzierung des Individualverkehrs. Der von Bonn ins Auge gefaßte Bruch des Datenschutzes werde von Gewerkschaftsseite nicht hingenommen.

Frankfurt als "Insel" hoher Wahlbeteiligung Stadt: Appelle für Stimmabgabe zeigten Wirkung Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Verblüffung und schon vorsichtige Genugtuung im Römer: Entgegen aller Befürchtungen war große Wahlmüdigkeit bei der Kommunalwahl am Sonntag in Frankfurt nicht zu spüren. Zwei Stunden vor Schließung der 469 Kommunalwahl-Lokale hatten um 16 Uhr 68,8 Prozent der 398 000 Berechtigten ihre Stimme abgegeben. Das entsprach auf die Stelle hinter dem Komma genau dem Zwischenergebnis der Kommunalwahl 1989 - und die brachte am Ende mit 77,2 Prozent die Spitzen-Beteiligung der Nachkriegszeit bei Kommunalwahlen. Die Appelle der demokratischen Parteien, vom Wahlrecht auf jeden Fall Gebrauch zu machen, schienen zu fruchten - so die erste, zurückhaltende Analyse des Wahlamtes. Entsprechend niedriger beurteilten die Experten am Sonntag nachmittag die Chancen rechtsradikaler Parteien wie etwa der Republikaner. Das Verblüffende am Frankfurter Zwischenergebnis: Es lag nicht im hessischen Trend. Denn in anderen hessischen Kommunen blieben deutlich mehr Bürger den Wahlurnen fern als 1989.

Zwischenergebnisse zeigten am Nachmittag in Darmstadt ein Minus bei der Wahlbeteiligung von 8,8 Prozent, in Kassel gar von zehn Prozent. Für diese Unterschiede zu Frankfurt besaßen die Fachleute zunächst keine Erklärung - allenfalls die, daß sich die Wahl-Appelle der vergangenen Wochen auf die größte hessische Stadt konzentriert hätten.

Noch in der Nacht zum Sonntag hatten Unbekannte unmittelbar vor zahlreichen Wahllokalen Plakate geklebt. "Nicht nationalsozialistisch wählen!" stand dort zu lessen - darunter waren die Parteien DVU, NPD und Republikaner aufgeführt. Städtische Helfer entfernten diese Hinweise noch in den Morgenstunden - Oskar Rohde, Abteilungsleiter im Wahlamt, begründete diese Aktion mit der "Bannmeile", die zum ersten Mal bei einer Kommunalwahl galt: Innerhalb von zehn Metern um das jeweilige Wahl-Gebäude durfte es keine Beeinflussung der Bürger durch Transparente, Plakate oder Stelltafeln geben.

Um 12 Uhr mittags, als zum ersten Mal gemessen wurde, lag die Wahlbeteiligung dann bei 34,8 Prozent (1989: 37,0). Danach drängte es offenbar mehr Leute zur Stimmabgabe: Um 14 Uhr hatten 49,9 Prozent gewählt (51,9).

Bis zum Fristablauf am Freitag nachmittag hatten außerdem 37 739 Bürger die Briefwahl beantragt - freilich fehlten am Sonntag nachmittag noch mehr als 3000 ausgefüllte Stimmzettel. Um 18 Uhr schloß unerbittlich die letzte Anlaufstelle für säumige Briefwähler, die Kongreßhalle am Messegelände. Wahlbriefe, die bis dahin nicht abgegeben worden waren, zählten nicht mehr.

Das Wetter am Sonntag schien mit vorwiegend bedecktem Himmel, gar leichten Regenschauern am Vormittag nicht unbedingt zum Spaziergang im Taunus einzuladen - dennoch mußte das Wahlamt bei Öffnung der Wahllokale um 8 Uhr registrieren, daß etwa 60 Mitglieder von Wahlvorständen gar nicht erschienen waren. Man ersetzte die Fehlenden durch eilends alarmierte Reservehelfer.

Während die Bürger noch ihre Stimmen abgaben, hatte sich der Frankfurter Römer schon längst zu einem großen Medienzentrum gewandelt. Mehr als 300 Journalisten und Techniker aus dem In- und Ausland bedeuteten Rekord für eine Kommunalwahl in Frankfurt und zeugten vom Interesse für diesen Wahlgang weit über Deutschland hinaus. Die vier Fernsehsender ARD, ZDF, NTV und VOX richteten im ersten Stock des Rathauses eigene Wahlstudios ein und bereiteten Direktübertragungen vor.

Mit dem vorläufigen amtlichen Endergebnis rechneten die Fachleute im städtischen Wahlamt nicht vor 22 Uhr.

Auf- und Absteiger der gestrigen Wahl im Hochtaunuskreis

Frauen 2

Ein wesentliches Merkmal von Professionalität im sozialen Bereich ist die Beziehungsfähigkeit. Über Fähigkeiten der Kooperation und Zusammenarbeit sollten alle Mitarbeiterinnen gleichermaßen verfügen, sei es beim Führen, im Team oder im Kontakt mit Klienten/innen. Selbsterfahrung und Supervision bieten die Chance, sowohl Konflikte aufzuarbeiten als auch eigene Fähigkeiten schätzen zu lernen - eine insbesondere für Frauen wesentliche Erfahrung, angesichts der üblichen Unterbewertung ihres Könnens. Diese Fähigkeit zur Selbstreflexion ermöglicht in Teamkonflikten, die unterschwellige Dynamik besser zu verstehen und ihr nicht mehr hilflos ausgeliefert zu sein.

Frauenprojekte und Frauenteams scheinen in besonderem Maße an dem häufig unbefriedigendem Beziehungsgefüge zu leiden, da sie auch mehr Wert auf eine gute Atmosphäre legen und Konflikte persönlicher nehmen. Nach einer Untersuchung selbstverwalteter Betriebe in Hessen ist die Zufriedenheit mit der Selbstverwaltung in den reinen Frauenbetrieben geringer als in anderen Betrieben.

Neben Wissen und Selbstreflexion erfordert gutes Sozialmanagement bestimmte Fähigkeiten und Techniken. Um erfolgreich etwas Neues zu beginnen - einen Betrieb, ein Projekt oder eine Einrichtung - bedarf es zuerst einmal des notwendigen Wissens auf dem Gebiet und Kenntnissen über Finanzierungsmöglichkeiten. Daneben sind auch Kreativität, Querdenken und Mut gefragt. Das Neue an frauenspezifischen Konzepten, wie sie beispielsweise Gudrun Krieger von den "Frankfurter Frauenbetrieben" vorstellt, ist die Verknüpfung von Betriebswirtschaftlichkeit mit einer Orientierung an den Bedürfnissen der Menschen. Christiane Stapp, eine weitere Mitarbeiterin der Frauenbetriebe, bezeichnet Verhandlungsführung als zentrale Fähigkeit zur Durchsetzung der eigenen Ideen, gerade wenn sie keinem gängigen Muster folgen. Dabei spielt die Art der Präsentation der eigenen Person und des Konzepts eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Ein wichtiges Element organisatorisch wirksamen Handelns ist zudem der Umgang mit Zeit und Geld. Frauen müssen nicht nur lernen, zäh um Geld zu verhandeln, sondern auch ihr Verhältnis zum Geld überdenken und einen machtbewußten (investiven) Umgang mit Geld pflegen. Während wenig Frauen Erfahrungen im Umgang mit viel Geld haben, haben jedoch viele Frauen über Generationen hinweg Erfahrungen im Umgang mit wenig Geld. Sie können haushalten und wirtschaften - Fähigkeiten, die ihnen zu einem überwiegend nüchternen Blick auf Ausgaben verholfen haben und die sie sich jetzt zunutze machen können.

Ebenso schwierig wie der Umgang mit Geld ist für die meisten Frauen der Umgang mit Zeit. Während Geld in den Griff zu kriegen ist, kann das - so Regina Zelms von der von ihr selbst gegründeten Frankfurter Firma für Seminarorganisation Paso - von der Zeit niemand behaupten. Sie fließt in der ihr eigenen Geschwindigkeit dahin. Die einzige und deshalb so wichtige Möglichkeit im Umgang mit Zeit ist die, sich selbst zu organisieren, Zeitmanagement zu betreiben. Am schwersten fällt es Frauen, eigene Zeitvorstellungen durchzusetzen, denn dies setzt voraus, "nein" sagen zu können.

Um etwas zu bewirken, Strukturen zu verändern oder neu aufzubauen, ist es unabdingbar, hör- und sichtbar zu sein. Gerade Frauen fühlen sich oft überfordert und unwohl, wenn sie öffentlich auftreten oder in einem größeren Kreis ihre Position darlegen sollen, stellt Birgit Meyer, Professorin und Rhetoriktrainerin, fest.

Neben der Tatsache, daß Frauen nach wie vor durch männliche Dominanz im wesentlichen "unten" gehalten werden, wirft für Frauen der Weg nach "oben" das Problem auf, wie stark sie dieser Schritt von der großen Mehrheit der Frauen trennt und sie zur Vorzeigefrau oder zum abschreckenden Beispiel für angebliche "Karrieresucht" werden läßt. Allen öffentlichen Verlautbarungen über Frauenförderung und der Notwendigkeit weiblicher Führungsqualitäten im Management zum Trotz, werden Frauen nach wie vor erheblich mehr Steine beim Aufstieg in den Weg gelegt, als daß sie gefördert werden, betont Angelika Ehrhard-Kramer, Professorin und frühere Organisatorin von Frauenführungskursen. Viele Frauen haben eine große innere Distanz zur Karriere. Es stellt sich ihnen zu Recht die Frage, wie sie mehr Macht erringen können, ohne ihre Kritik an gängigen Organisations- und Arbeitsstrukturen preiszugeben.CAROLA VON BRAUN, Berliner Fraktionsvorsitzende der FDP, kämpft weiter für einen beschleunigten Umzug des Bundestags an die Spree. Sie appellierte an die Bundestagsfraktion der Freien Demokraten, die Berliner Umzugsvorschläge ernster zu nehmen. Die FDP dürfe sich nicht die Chance entgehen lassen, in dieser für die Glaubwürdigkeit des Parlaments so wichtigen Frage eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Berlin hatte den demnächst fertiggestellten ehemaligen Preußischen Landtag dem Bundestag als provisorisches Sitzungsgebäude angeboten, bis der Einzug in den Reichstag möglich sei. Der Ältestenrat des Bundestags hat zwar abgewinkt, die Entscheidung der Fraktionen steht aber noch aus. Von Braun forderte weiter den Regierenden Bürgermeister von Berlin, EBERHARD DIEPGEN (CDU), auf, die Umzugsfrage zur Chefsache zu machen. Bis zur Sitzung des Hauptstadtausschusses müsse ein "Gesamtkonzept aus einem Guß" für ein Übergangsmodell vorliegen. (geg)

Debatte um Ausländerpartei

geg BERLIN, 7. März. Der "Bund der Türkischen EinwanderInnen aus der Türkei von Berlin-Brandenburg" (BETB) hat den Plänen einer Ausländerpartei für Berlin eine Absage erteilt. "Von einer rein ethnischen Partei halten wir gar nichts", sagte der BETB-Geschäftsführer, Kenan Kolat, am Sonntag der Frankfurter Rundschau. Eine Ausländerpartei rücke wieder den nationalen Gedanken in den Vordergrund und stärke damit die nationalistischen Kräfte in Deutschland, die gegen eine solche Partei rebellieren würden. "Dies führt somit zu neuen Problemen in der Gesellschaft", sagte Kolat. Auch sehe er "keine Chance", daß eine solche Partei bei den Kommunalwahlen die Fünf-Prozent-Hürde überspringe. Es komme vielmehr darauf an, daß sich die Berliner Türken in den vorhandenen Parteien engagierten.

Die Berliner Morgenpost hatte berichtet, daß türkische Verbände, darunter die Türkische Gemeinde zu Berlin, unmittelbar vor Gründung einer Ausländerpartei stünden. In Berlin sind etwa 70 000 Ausländer eingebürgert und besitzen damit das Wahlrecht.

Leichtathletik-Hallensportfest in Karlsruhe Herolds Rekord und Heike Henkels kleine Brötchen Verzicht auf die Hallen-Weltmeisterschaft in Toronto und die wirtschaftliche Flaute als Gesprächsthema der Athleten

"Jetzt ist er so gut in Form und macht in Toronto nicht mit!" Siegfried König, der Veranstalter des internationalen Leichtathletik-Sportfestes in der Karlsruher Europahalle, verstand die Welt nicht mehr. Der Potsdamer Europameister Jens-Peter Herold (SCC Berlin) hatte mit 4:56,23 Minuten über 2000 m eine neue eindrucksvolle europäische Bestzeit aufgestellt, und überhaupt war in diesem Winter keiner kühner über die Hallenbahnen gedonnert als er - mit weiteren nationalen Höchstleistungen wie 2:17,09 über 1000 m und 3:36,26 über 1500 m -, und jetzt sagte er es auch am Samstagnacjmittag wieder: "Ich bin bei den Hallenweltmeisterschaften nicht dabei." Obwohl sie schon am nächsten Wochenende in Kanada über die Bühne gehen.

Nun ist es schon lange her, daß König deutscher 400-m-Meister wurde. Das ist eine Entschuldigung, die man gelten lassen kann. Auch Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler aus Jena drehte nach ihrem Auftritt, der ihr neben 6,99 m auch noch ein paar tausend Mark bescherte, ins nächste Trainingslager nach Lanzarote ab. Unter den Dächern gibt es außer ein bißchen Ehre nichts mehr zu verdienen. Die Vorbereitung auf die WM im Sommer in Stuttgart muß als Alibi herhalten. In der einen Woche, die Toronto angeblich zu spät liegt, soll die ganze Seligkeit liegen. "Der Mensch macht einen Plan." Der Spott Bertolt Brechts kann manchem deutschen Leichtathleten immer noch nichts abhaben. Das personifizierte Gegenbeispiel ist seit drei Jahren Heike Henkel. Die Hochsprung-Olympiasiegerin aus Leverkusen gewann seitdem drinnen wie draußen die anfallenden sechs großen Titel, und nun freut sie sich einfach nur eine Woche später als andere auf die ruhige Vorbereitungszeit auf Stuttgart. Dabei befindet sie sich zur Zeit in einer derart mißlichen Lage, daß ihr ein Kneifen nur wie eine läßliche Sünde ausgelegt werden würde. Jeder weiß es ja: Die Luftfahrten klappen nicht mehr so richtig. Vier Niederlagen in elf Wettkämpfen sind ihr schlechtester Schnitt seit anno dunnemal.

Nach Karlsruhe, wo sie vor einem Jahr ihren Hallenweltrekord von 2,07 m aufstellte, kehrte Heike Henkel zurück, um quasi mit dem Rücken zur Wand und in größtmöglichem Streß den negativen Trend zu bekämpfen. Nur 19 Stunden nach dem Berliner Springermeeting, wo sie der kubanischen Olympiadritten Ioamnet Quintero mit 1,99 m gegenüber 2,01 m unterlag, siegte sie mit 1,97 m gegenüber 1,91 m ihrer Gegnerin. Die 4600 Zuschauer waren über die Not ihrer Landsmännin bestens im Bilde, und es war ein Schrei der Erleichterung, der Heike Henkel im geglückten dritten Versuch wärmstens einhüllte. "Es sind vier Athletinnen, die eine Chance haben." Bei der Hallen-WM. "Sicherlich habe ich auch eine Chance", fügte die Olympiasiegerin an. Den Anlauf habe sie wieder im Griff, was noch fehle, seien Spritzigkeit und Pep. Außerdem wollte sie darauf hinweisen: "Ich muß jetzt auch mal kleinere Brötchen backen." Der athletische Körper, das unbekannte Wesen, folgt schließlich einem unauslotbaren, geheimnisvollen Rhythmus, und irgendwann ist eine großartige Zeit auch einmal vorbei - für eine Weile, für immer. Keiner weiß es genau.

Die "kleineren Brötchen" wurden auch auf die Gagen bezogen, in dieser Zeit der wirtschaftlichen Flauten. Der Veranstalter König hatte auch die Zusage von Freiluft-Weltrekordlerin Stefka Kostadoniwa aus Sofia, aber "beide konnten wir uns nicht leisten". Sein Athletenetat betrug rund 200 000 DM. Vor ein paar Jahren hätte er noch gut für größere Sprünge gereicht. Heute wird von einem Veranstalter freilich ein Spagat abverlangt, bei dem er sich sämtliche Knochen brechen kann: Einerseits winken immer mehr Sponsoren ab, andererseits "sind die Forderungen der Athleten ziemlich hoch".

ROBERT HARTMANN

Ein Blick hinter die heile Glitzerwelt Menschen im Ghetto / Nordweststadt-Bücherei zeigt Fotografien von Daniel Fuchs

NORDWESTSTADT. Er porträtiert hauptsächlich mit Weitwinkel. Oft ist es nur eine kurze Distanz, die zwischen Objekt und Fotograf liegt. Daniel Fuchs sucht den engen Kontakt zu den Menschen, die er ablichtet. Seine Modelle sind zumeist Frauen und Männer aus sozial niedrigen Schichten und aus Randgruppen unserer Gesellschaft. In der Stadtteilbücherei Nordweststadt stellt der Künstler jetzt mehrere Milieustudien über Ghettos in Spanien und Portugal vor. Ergänzend dazu werden auch seine Aufnahmen aus dem Theaterbereich ausgestellt.

"Mir kommt es nicht darauf an, auf die schnelle das Bild einer Person zu stehlen, die Intimsphäre zu verletzen, sondern ein gegenseitiges Einverständnis zu erreichen", erklärt der Fotograf, wie wichtig ihm der zwischenmenschliche Bezug zu seinen Modellen ist. Fuchs versteht das Ablichten einer Person nicht als absolutes Ziel seiner Arbeit: "Es passiert, daß ich auch ohne ein Bild nach Hause komme, aber um eine Lebensgeschichte reicher geworden bin."

Der enge Kontakt zwischen Fotograf und Modell wird in den Aufnahmen des Künstlers offenbar: Keine leeren Blicke, sondern der Ausdruck von Nähe zeichnet sich in den Gesichtern der porträtierten Frauen, Männer und Kinder ab. Die Hauptpersonen seiner Bilder sind Mädchen und Jungen. Provokant zieht etwa ein zehnjähriger "Zigeuner aus Tomar" an einem Zigarettenstummel oder zwei "Zirkuskinder" umarmen sich liebevoll.

Sensibilität beweist Fuchs nicht nur im Umgang mit seinen Modellen, auch im Wechselspiel zwischen Licht und Schatten zeigt der Fotograf viel Gespür. Ein schöner Beleg dafür ist das Bild "In der Hütte", aufgenommen in Belem in Portugal. Einige schwarze Kinder sitzen gelangweilt in einem leeren, unwirtlichen Raum. Das natürliche Licht von der Straße scheint in das Zimmer und wirft auf die Gesichter der Mädchen und Jungen interessante Schwarzweiß-Kontraste.

1992 entstand in Bad Vilbel die Sequenz "Visionen der Nacht". Die drei Bilder zeigen jeweils denselben tanzenden Mann in verschiedenen Körperstellungen. Der Darsteller vom Wiener Masken- und Musiktheater, mit einer weißen Gesichtsform getarnt, agiert in schwarzer Kleidung vor einem dunklen Hintergrund. Betrachtet man die Kulisse genauer, entdeckt man Umrisse einer Landschaft. Fuchs erklärt, es handle sich um ein Vulkangebiet in der Toskana. Der Fotograf vereinigte die beiden Komponenten mit Hilfe einer Doppelbelichtung im Labor. Nicht nur der Hintergrund, auch der Tänzer selbst gewann durch fototechnische Raffinesse an Effekt. Mit Blitzlicht "fror" der Künstler sein Modell ein; gleichzeitig verlieh er ihm durch eine lange Belichtungszeit den Ausdruck von Bewegung.

Aufgrund seiner witzigen Idee sticht das Bild "Der schiefe Mann von Pisa" hervor. Abseits von Sozialthemen "begradigte" Fuchs mit "leicht verkippter Kamera und Weitwinkel" kurzerhand den berühmten italienischen Turm, um gleichzeitig einen Passanten am Fuße des Weltwunders schief erscheinen zu lassen. Ein skurriler Anblick.

Daniel Fuchs ist gelernter Sozialarbeiter. Eine Tatsache, die in vielen seiner Fotografien zum Ausdruck kommt, insbesondere bei seinen Milieustudien in den spanischen oder portugiesischen Ghettos. "Es zieht mich magisch in solche Gegenden, wo das Leben härter ist", erklärt der Künstler seine Vorliebe für den ungeschminkten Alltag hinter der Fassade einer heilen Glitzerwelt. Autodidaktisch lernte er die Kunst der Fotografie von klein auf; kein Wunder, auch sein Vater war Fotograf.

Die Ausstellung von Daniel Fuchs ist noch bis zum 26. März in der Nordweststadt-Bücherei, Nidaforum 6, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind von Dienstag bis Freitag, jeweils von 11 bis Uhr, sowie samstags, von 10 bis 13 Uhr. ole

Aus dem Geschäftsleben: Weltkonzern Nestlé backt jetzt große Brötchen 25 Millionen Mark für Firma "Jung"

BONAMES. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein - das steht schon in der Bibel. Doch die Existenz der Firma "Jung" verbindet sich auf das engste mit dem Grundnahrungsmittel Nummer eins. Um noch größere Brötchen backen zu können, erweiterte der Hersteller von Backmitteln und Backgrundstoffen seine Produktionsanlagen auf seinem Firmengelände in Bonames. Die Investitionskosten in Höhe von rund 25 Millionen Mark übernahm der Weltkonzern Nestlé für die Frankfurter Tochterfirma. Nach eineinhalbjähriger Bauzeit konnte Oberbürgermeister Andreas von Schoeler kürzlich die neue Anlage übergeben.

Er beglückwünschte die Firma zum neuen Produktionsgebäude und betonte, in Frankfurt habe der tertiäre Sektor zwar einen hohen Stellenwert, doch sei das Sekundäre nicht unbedeutend. Die verarbeitende Industrie beschäftige mehr Menschen als die Landwirtschaft oder das Dienstleistungsgewerbe. "Günstige Standortfaktoren" machten Frankfurt für die Industrie attraktiv: die zentrale Lage, der internationale Flughafen, die gute Anbindung an Fernwegenetze und die Messe seien Gründe für Unternehmen, trotz höherer Haltungskosten in der Mainmetropole zu investieren.

"Wenn ein Weltkonzern wie Nestlé über 20 Millionen Mark Kapital anlegt, dann geschieht das nicht aus einem Gefallen heraus, sondern weil es wirtschaftlich vernünftig ist" erklärte von Schoeler. Er ging noch einen Schritt weiter und wies den Zuhörern seinen Weg zukünftiger Politik. So müßten neue gewerbliche Bauflächen ausgewiesen werden, um modernere und sichere Betriebe zu errichten, aber auch um Arbeitsplätze zu erhalten; schließlich soll "Frankfurt auch in Zukunft ein bedeutender Industriestandort bleiben."

Werner Baudrexel vom Nestlé-Vorstand sprach von dem Vertrauen, das der Weltkonzern dem Unternehmen "Jung" entgegenbringe. Schließlich beweise eine Investition von 25 Millionen Mark in eines der modernsten Trockenmischzentren in Europa, daß man auch künftig auf den Hersteller in Bonames bauen werde. Der Kapazitätszuwachs solle auch für eine weitere Expansion in ausländische Märkte genutzt werden.

Auch Rainer Wettig, Geschäftsführer des Verbandes der deutschen Backmittel- und Backgrundstoffhersteller, betonte, ein Ausbau von Produktionsanlagen liege im Trend der Zeit, sei doch der Bedarf an Backmitteln im Zeitraum zwischen 1987 und 1993 jährlich um zehn Prozent gestiegen. Der Verkauf an die Verbraucher erreichte, laut Wettig, 1992 die stattliche Zahl von 230 000 Tonnen. Er erklärte zum "oft negativen" Eindruck der Bevölkerung über Zusatzstoffe im Brot: "Die Menschen müssen umdenken - ein Brot besteht eben nicht nur aus Mehl, Wasser, Hefe und Salz." Dabei seien alle Produkte toxikologisch unbedenklich.

Seit 65 Jahren produziert die Firma Jung in Frankfurt Backmittel und Backgrundstoffe, insbesondere auf der Basis von Milchprodukten, für die Herstellung von Brot, Brötchen und Feinbackwaren. 1983 kam das Unternehmen im Rahmen der Übernahme der Auer-Mühlengruppe zur Nestlé Deutschland AG. Bei der neuen Trockenkomponenten-Mischanlage handelt es sich laut der Unternehmensführung um die modernste ihrer Art in Europa und hat eine Kapazität von 50 Tonnen pro Schicht. ole

Frauen geben den Takt an Der Tanzclub "Genno" sucht männliche Verstärkung

GINNHEIM. "Versucht es erst mal ohne Drehung und setzt ganz bewußt jeden Schritt", erklärt Lis Moufang den Cha- Cha-Cha. Die Tanzpaare nehmen ihre Trainerin beim Wort, und kurz darauf verursachen 48 Beine ein lautes Getrampel. Am Rand des Saales steht lächelnd Heinzdieter Schukart und schaut dem Treiben zu: "So klingt das bei den Anfängern immer", schmunzelt er. Der Abteilungsleiter vom Tanzclub "Genno" weiß, wovon er spricht; schließlich war er von Anbeginn dabei, als 1972 eine Handvoll junger Paare die Abteilung innerhalb des Turn- und Sportvereins 1878 Ginnheim gründeten. Seither treffen sich die tanzbegeisterten Frauen und Männer donnerstags um 19.30 Uhr in der Gymnastikhalle am Mühlgarten 2, um die Hüften zu Rumba- und Samba-Rhythmen, aber auch zu traditionellen Standardtänzen wie dem Wiener Walzer zu schwingen.

Kommt ein neues Paar zum Tanzclub, muß es dem Verein nicht sofort beitreten. Die beiden Neulinge haben in zwölf Stunden "Schnupperkurs" Zeit, über die Teilnahme an weiteren Trainingsstunden nachzudenken. Schließen sie sich dann endgültig an dem TC Genno an, so geht das nur als Mitglied des Turn- und Sportvereins Ginnheim.

Je nach Leistungsklasse werden die Paare in drei verschiedene Gruppen eingeteilt: vom Anfänger bis zum Fortgeschrittenen. Wettkämpfer kommen nur in der Formationstanzgruppe beim TC Genno auf ihre Kosten; "Beim Paartanz machen wir dagegen nur Breitensport", betont Schukart. Demzufolge finden sich auch alle Altersklassen in den Tanzkursen, und der Abteilungsleiter fährt fort: "Die jüngsten Paare sind Anfang zwanzig, das älteste bereits über siebzig." Gesund sei der Sport im übrigen für alle, halte er doch Herz, Kreislauf, Muskeln und Gelenke in Form. Darüber hinaus ist Tanzen, laut Schukart, nicht nur aus medizinischer Sicht empfehlenswert, es gebe auch der Partnerschaft neue Impulse: "Da rennt der Mann nicht getrennt von seiner Frau auf den Fußballplatz, die wiederum dem Kegeln nachgeht." Auf diese Weise beuge die Sportart Entfremdungsprozessen zwischen Frau und Mann vor.

Geselligkeit wird großgeschrieben beim TC Genno, und so kann es schon einmal vorkommen, daß ein sogenanntes "freies Training" am Samstag nachmittag in einer Kaffeestunde endet. "Sowieso sind wir nicht nur beim Tanzen zusammen, sondern häufig auch in unserer Freizeit", erklärt Schukart.

Nicht ganz so gemütlich geht es bei der Formationstanzgruppe zu. Sie trainiert zweimal pro Woche und nimmt darüber hinaus noch an Turnieren teil. Finanziert wird die aufwendige und teure Kleidung der Mitglieder durch Auftritte bei Schauveranstaltungen. So nahmen die Formationstänzer unter anderem an der Eröffnungsfeier des Tennis-Federationcups im Juli vergangenen Jahres teil.

Ein Manko der Gruppe ist der Mangel an Männern. "Leider besteht das Team zum überwiegenden Teil aus Mädchen", klagt der Abteilungsleiter. Weiblicher Dominanz stehen gerade einmal zwei junge Männer gegenüber. Die Gruppe sucht daher nach männlicher Verstärkung. ole

Atommüll-Deponie "Konrad" bleibt umstritten Nach öffentlicher Erörterung hält Umweltministerium in Hannover viele Fragen für ungeklärt

sp HANNOVER, 7. März. Nach 75 Verhandlungstagen ist am Samstag in Wedtlenstedt (Kreis Peine) die öffentliche Erörterung über die geplante Atommüll-Deponie "Konrad" in Salzgitter beendet worden. Die Genehmigungsbehörde - das niedersächsische Umweltministerium, das allerdings an Weisungen von Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) gebunden ist - muß nun mehr als 4000 Seiten Wortprotokoll auswerten; außerdem stehen noch mehrere Gutachten aus. Aus der Erörterung zog das Ministerium jedoch bereits den Schluß, daß viele Fragen beispielsweise zur Kontrolle des Inhalts der Abfallbehälter, zur Strahlenbelastung und zur Langzeitsicherheit nicht geklärt seien. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als Antragsteller hatte dagegen von Anfang an behauptet, alle Fragen seien schon in den eingereichten Planunterlagen beantwortet.

Der Braunschweiger Endlager-Experte Professor Rolf Bertram führte am Wochenende bei Töpfer, dem Dienstvorgesetzten des BfS, Beschwerde darüber, daß sich dessen Beauftragte im Erörterungsverfahren geweigert hätten, in einen offenen Diskurs über strittige Punkte einzutreten. Dieses Verhalten könne nur entweder mit mangelndem Sachverstand erklärt werden oder mit einem Auftrag, Wissenslücken keinesfalls zuzugeben. Auch der atompolitische Sprecher der niedersächsischen Grünen, Hannes Kempmann, tadelte, BfS-Sprecher Bruno Thomauske sei in der Erörterung "durch Nichtbeantworten von Fragen und fortgesetzte Inkompetenz" aufgefallen.

Zu Thomauskes Verlangen, die Genehmigung müsse spätestens Anfang 1994 erteilt werden, meinte Kempmann, es könne nur politisch motiviert sein. Offenbar wolle Töpfer "noch schnell vor dem drohenden Machtverlust in Bonn dieses Atomprojekt durchsetzen". Kempmann bekräftigte, es wäre das Ende der rot-grünen Koalition in Niedersachsen, wenn die Schachtanlage in Salzgitter trotz erwiesener Nichteignung als Endlager genehmigt würde. Kommunalpolitiker aus der Umgebung und Vertreter von Bürgerinitiativen äußerten die Sorge, Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder (SPD) wolle ein "Bauernopfer" für einen zweifelhaften Energiekonsens bringen.

Im Erörterungsverfahren hatte die BfS eingeräumt, daß es "Restrisiken" gebe. Professor Bertram stellte in seiner Stellungnahme zum Verfahrensabschluß den Grundsatz auf, da eine sichere Endlagerung nicht möglich sei, müsse der Atommüll "so sicher wie möglich" entsorgt werden. Dazu gehöre, daß die Abfälle unter Tage geordnet, zugänglich, fortwährend kontrollierbar und rückholbar deponiert werden müßten. Die Pläne für "Konrad" sehen das alles nicht vor.

Hiltrud Breyer, Abgeordnete der Grünen im Europa-Parlament, widersprach der Behauptung des BfS, in das geplante Endlager würden ausschließlich Abfälle der deutschen Atomindustrie gelangen. Es liege nicht in der Kompetenz nationaler Genehmigungsbehörden, Atommüll aus anderen EG-Ländern zurückzuweisen, wenn er den Einlagerungsbedingungen entspreche.

Montag, 8. März

Theater Schauspiel, am Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Nachtfoyer: 19.30 Uhr, "Der Kyklop".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, Jerome Deschamps / Macha Makeieff "Les Pieds dans l'Eau".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 10: 11 Uhr, Institut für plötzliche Bewegung - "Käthi B.".

TIB Theater in Bornheim, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "...und was kommt danach". Musik Alte Oper, Opernplatz 13 40 400: Mozart Saal: 20 Uhr, Deutsche Kammerphilharmonie.

Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, All about the Blues.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Abra Duo.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Duett.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano Solo.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Aspirin & Drogenbeats, Die Sterne, Henna Peschel (Film Loops), DJ Ale Sexfeind & DJ Mr. P.

Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 920 061 23: 20 Uhr, Paul Millns.

Jahrhunderthalle Hoechst, Tel. 36 01 240: 20 Uhr, Aurèle Nicolet & BBC Scottish Symphony Orchestra Glasgow. Literatur Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Kinder- und Jugendbuchautoren-Stammtisch. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 21 im Anzeigenteil. Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge/Diskussionen Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: 18 Uhr, Veranstaltung zum Internationalen Frauentag. Frankfurter Bürger-Stiftung, Holzhausenschlößchen, Justinianstraße: 19.30 Uhr, Dia-Vortrag "Unbekannte Kostbarkeiten - Denkmale der Industrie und Technik in Deutschland".

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 20 Uhr, Dia-Vortrag "Naturwunder Chile".

Presse-Club, Saalgasse 30, Tel. 17 00 24: Vortrag Lady Diana Brittan "Immigration and colour - the British experience" (in engl. Sprache). Ökohaus, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Treff in der Kommune - Diskussion "Politik nach den Kommunalwahlen".

Landsmannschaft der Ost- u. Westpreußen e. V. u. Danziger: 15 Uhr, Vortrag "Asyl heute und morgen", Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Sonstiges Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 061 02/38 543).

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.

Gruppe "Zivilcourage gegen Rassismus": 20 Uhr, Treffen; AWO, Eckenheimer Landstr. 93.

Jugend gegen Rassismus in Europa: 19 Uhr, Treffen; Club Voltaire, Kleine Hochstr. 5.

Deutscher Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Kegeln, Ginnheimer Turnhalle; 14 Uhr, Bridge- Nachmittag, Haus Dornbusch.

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Nähen.

Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 16.30 Uhr, Literaturkreis. Institut für Sozialarbeit, Treff Rothschildpark, Oberlindau 20: 15 Uhr, Gesprächskreis mit Kurt Schaumberger. Erinnerungen an Oper-, Theater- und Konzertbesuche der 20er Jahre.

Stadtgesundheitsamt, Bethmannstraße 3: 11 bis 18 Uhr, Polio-Schutzimpfungen. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Mo., 8. 3., 17 bis 20 Uhr, Bonames, August-Jaspert-Schule, Harheimer Weg 16; Di., 9.3., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Do., 11. 3., 17 bis 20 Uhr, Oberrad, Gruneliusschule, Wiener Str. 13; Sa., 13. 3., 10 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Rödelheim, DRK-Heim, Ludwig-Landmann-Straße.Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Palmengarten, Bockenheimer Landstr. 72, Tel. 72 76 13; Apotheke an der Warte, Mainzer Landstr 236, Tel. 73 14 06; Boulevard-Apotheke, Müncher Str. 8, Tel. 23 43 56; Dom-Apotheke, Fahrgasse 7, Tel. 28 31 57; Eichwald-Apotheke, Berger Str. 131, Tel. 49 31 76; Elch-Apotheke, Griesheim, Zum Linnegraben 18, Tel. 39 46 19; Rosegger-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstr. 383, Tel. 56 12 21; Trift-Apotheke, Niederrad, Triftstr. 19, Tel. 6 78 75 95; Westerbach-Apotheke, Sossenheim, Westerbachstr. 293, Tel. 34 28 72.

Ärztlicher Notdienst

Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.

Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst

19 bis 6 Uhr:

Tierarzt Knell, Beethovenplatz 7, Ffm. 1, Tel. 72 66 66 (priv. 0 61 01 / 44 49 9); oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tier- ärzte").

Anwaltsnotdienst

in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.Montag, 8. März

Theater Schauspiel, am Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Nachtfoyer: 19.30 Uhr, "Der Kyklop".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, Jerome Deschamps / Macha Makeieff "Les Pieds dans l'Eau".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 10: 11 Uhr, Institut für plötzliche Bewegung - "Käthi B.".

TIB Theater in Bornheim, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "... und was kommt danach". Musik Alte Oper, Opernplatz 13 40 400: Mozart-Saal: 20 Uhr, Deutsche Kammerphilharmonie. Jazz Life Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, All about the Blues.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Abra Duo.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Duett.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Piano Solo.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Aspirin & Drogenbeats, Die Sterne, Henna Peschel (Film Loops), DJ Ale Sexfeind & DJ Mr. P.

Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 920 061 23: 20 Uhr, Paul Millns.

Jahrhunderthalle Hoechst, Tel. 36 01 240: 20 Uhr, Aurèle Nicolet & BBC Scottish Symphony Orchestra Glasgow. Literatur Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Kinder- u. Jugendbuchautoren-Stammtisch.Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).

Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).

Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).

GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis Heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: Judith Düsberg - "Fotoinstallationen" (bis 26. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: täglich, 11 bis 17 Uhr; Spasa Milasinovic - "Menschenbilder" (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" bis 4. 4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).

Altenpflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7: täglich, bis 21 Uhr; Malerei von Jochen Roth (bis Ende Mai).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.).

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.); Jahrhunderthalle Hoechst, Silostraße: Silvia Bächli, Heimer Blum, Walter Dahn, Peter Rösel, Manfred Stumpf (bis 12. 4.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).

Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).

Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Türdrücker der Moderne" (is 12. 4.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9. 5.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausst. für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Caféteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 60600: Di.-So. 10-17 h, Mi. 10-20 h.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausst. "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).

Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).

Amerika Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).

Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di.-Fr., 13-18 Uhr, Sa., 10-13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).

Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).

Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).

Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).

Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).

Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).

Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).

Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).

Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Bernd Wolf, Malerei / Irene von Mering, Fotografien (bis 30. 3.).

Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12-14 Uhr, Elisabeth Corvey (- 4.).

Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11-20 h; Frederic Bruly Bouabre (bis 4. 4.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Christa von Schnitzler, Gisela Nietmann - neue Plastiken und Arbeiten auf Papier (bis 8. 4.).

Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).

Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11-14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen u. Zeichnungen (- 10. 4.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Markus Lüpertz - Arbeiten auf Papier (bis 17. 4.).

Galerie Tobias Hirschmann, Oppenheimer Landstr. 27, Tel. 62 00 36: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Guillem Nadal - Bilder, Skulpturen und Zeichnungen (bis 27. 4.).

Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr; Iris Baumgartl-Adam, Aquarelle und Pastellzeichnungen (bis 30. 4.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Shoichi Hasegawa - Ölbilder, Aquarelle, Radierungen (bis 30. 4.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Arno Rink - Bilder, Papierarbeiten (bis 30. 4.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr; Mabel Palacin & Marc Viaplana (bis 1. 5.).

Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis8. 5.). Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).

Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).

Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).

GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis Heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: Judith Düsberg - "Fotoinstallationen" (bis 26. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausst. Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: täglich, 11 bis 17 Uhr; Spasa Milasinovic - "Menschenbilder" (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" bis 4. 4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).

Altenpflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7: täglich, bis 21 Uhr; Malerei von Jochen Roth (bis Ende Mai).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo.-Do., 10-16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 - 1933 - Motive in Texten u. Bildern" (- 2. 12.).

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17-19 h.

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Frauen 3

Angesichts der noch immer vorherrschenden negativen Assoziationen der meisten Frauen zu Macht und Leitungsfunktionen, scheint es Helga Weigand vom Frankfurter Verein zur beruflichen Förderung von Frauen sinnvoll, Führung zu entmythologisieren.

So werden Frauen in Führungspositionen immer generalisierend auf ihr Geschlecht bezogen beurteilt - im Gegensatz zu Männern, deren spezifische Stärken und Schwächen ihrer Persönlichkeit, nicht aber ihrer Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht zugeordnet werden. Andererseits ist viel von "weiblichem" Führungsstil die Rede, womit zumeist Einfühlsamkeit und Teamorientierung gemeint sind. Gleichzeitig aber setzen sich Vorurteile gegenüber Frauen in Führungspositionen fort, nach denen Frauen entweder besonders streng oder zu weich und damit nicht durchsetzungsfähig seien. Beide Bilder - das positive und das negative - gehören zusammen und sind daher mit Vorsicht zu genießen.

Macht zu gebrauchen, ihr weder auszuweichen, noch sie in scheinbar ausweglosen Situationen unüberlegt zu nutzen, sondern sie mit kühlem Kopf zu handhaben, fällt Frauen offenbar schwer. Zudem werden von Mitarbeitern - insbesondere weiblichen - höhere Anforderungen an eine Frau an der Spitze gestellt als an einen Mann. Frauen sollten bei solch kritischen Überlegungen gegenüber weiblichen Führungskräften jedoch die Resultate männlicher Führungsfähigkeiten nicht aus dem Auge verlieren. Dann zeigt sich, daß auch Männer in Chefetagen nur mit Wasser kochen.

Frauen kommen in die von ihnen neu zu besetzenden Leitungspositionen keineswegs mit leeren Händen, sondern mit einem reichen Erfahrungsschatz von Beziehungsarbeit und Haushaltungsfähigkeiten.Literatur zum Thema: Margrit Brückner (Hrsg.) "Frauen und Sozialmanagement", Lambertusverlag, Wölflinstr. 4, 7800 Freiburg, Preis: 24 Mark.

Professor Dr. Margrit Brückner ist im Fachbereich Sozialarbeit an der Fachhochschule Frankfurt am Main tätig.

Kleingärtnerverein ehrte Mitglieder

WESTHAUSEN. In Westhausen wird der Boden nicht mehr sauer, wenn die Kleingärtner kommen: "Wir greifen in der Gartenarbeit wieder auf natürliche Mittel zurück", betont Wolfgang Wiemann, Erster Vorsitzender des Kleingärtnervereins Westhausen. Doch der Verzicht auf chemische Stoffe ist nicht einfach, unterstreicht Wiemann weiter. Viele der 164 aktiven Mitglieder müssen erst wieder lernen, umweltschonend zu arbeiten. Deshalb hilft der Vorstand mit Informationsabenden, persönlichen Gesprächen und Wochenendkursen. Mit dem Erfolg ist der Vorsitzende sehr zufrieden.

Aber auch Sorgen hat der Verein, der insgesamt 220 Mitglieder zählt. Während der Jahreshauptversammlung stand dabei der zukünftige Kanalanschluß im Vordergrund. "Die Entsorgung kostet viel Geld und bringt uns damit in eine gewisse Notlage. Ein Zuschuß oder günstiger Kredit von der Stadt würde uns da erheblich weiterhelfen", erläutert Wiemann.

Weitaus erfreulicher ist für den Vorsitzenden, daß sich der Verein in den letzten Jahren stark verjüngt hat. Inzwischen sind gut die Hälfte der Vereinsmitglieder junge Familien. Doch auch die Älteren wurden an diesem Abend nicht vergessen. Insgesamt erhielten zehn Mitglieder während der Jahreshauptversammlung Auszeichnungen für langjährige Vereinstreue. Zwei gehören bereits seit 40 Jahren dem Verein an: Fritz Metzger und Karl Braun. Metzger ist mit 86 Jahren immer noch aktives Mitglied der Kleingärter. mim

In Wölfersheim und Echzell Feuer äscherte Haus und Stall ein

WÖLFERSHEIM/ECHZELL. Zwei Brände richteten am Wochenende erheblichen Schaden an. In Wölfersheim wurden am Samstagnachmittag das Obergeschoß und der Dachstuhl des zweigeschossigen Hauses in der Hauptstraße 73 durch Feuer zerstört. In Bingenheim war bereits am Freitag gegen 16 Uhr eine zum Pferdestall umgebaute Scheune in der Raunstraße durch spielende Kinder in Brand gesetzt worden. Nur drei der neun Pferde konnten aus dem Stall gerettet werden.

Obwohl des Feuer noch klein war, als es bemerkt wurde, konnte nicht verhindert werden, daß es auf das eingelagerte Heu- und Stroh übergriff und schließlich auch den Dachstuhl total einäscherte, berichtet die Polizei, die den Schaden auf 80 000 Mark beziffert.

Die Ursache des Brandes in dem Wohnhaus in Wölfersheim ist noch nicht geklärt. Als die Bewohner gegen 15.50 Uhr das Feuer bemerkten, standen Schlafzimmer und Wintergarten bereits in Flammen. Die Familie konnten sich gerade noch über die Treppe ins Freie retten. Die Polizei schließt vorsätzliche Brandstiftung aus. Die Höhe des Schadens stand gestern noch nicht fest. ieb

Wasserfreunde laden

zum Schwimmturnier

FECHENHEIM. Mit einem neugewählten Vorstand "schwimmen" die Wasserfreunde Fechenheim der nächsten Saison entgegen. In der Jahreshauptversammlung des Vereins wurde Rudolf Ille erneut als Erster Vorsitzender bestätigt, Trainerin Sigrid Heelein wurde seine Stellvertreterin. Das Amt des Sportwartes hat Rudi Heelein übernommen, und zum Kassierer des Vereins wurde Peter Eggert bestimmt. Der Posten eines Schriftführers konnte nicht besetzt werden - es fand sich einfach kein Kandidat für dieses Amt, "obwohl das bei uns wirklich kein anstrengender Job ist", wie Rudolf Ille betonte.

Ohnehin scheint den Fechenheimer Wasserfreunden das nasse Element weitaus mehr zu liegen als der "trockene Verwaltungskram" - gerade 21 Vereinsmitglieder waren zur Jahreshauptversammlung erschienen, obwohl der Verein insgesamt 286 Schwimmer zählt.

Rege sind sie dafür im Wasser: Der Verein bietet neben dem Leistungssport auch Mutter- und Kind-Schwimmen sowie Wassergymnastik für die Älteren an. Im vergangenen Jahr haben die Wasserfreunde am Challenge-Day, dem traditionellen Fischerfest und dem Fechenheimer Vereinsfest teilgenommen, sowie das Pokalschwimmen ausgerichtet.

Zur Zeit laufen die Vorbereitung für das zehnte Turnier dieser Art auf Hochtouren: Zum Pokalschwimmen am kommenden Wochenende, Samstag und Sonntag, 13. und 14. März, im Bergen-Enkheimer Schwimmbad (Fritz-Schubert-Ring) haben sich bereits 15 Vereine angemeldet. Die Wettkämpfe beginnen jeweils um 14.30 Uhr. Weitere Informationen über die Wasserfreunde Fechenheim gibt es beim Vorsitzenden Rudolf Ille unter der Rufnummer 41 35 27. rea

Ringelsöckchen im Foyer 16. Kleidermarkt der Bergen-Enkheimer SPD-Frauen

BERGEN-ENKHEIM. Das Foyer der Stadthalle ist kaum wiederzuerkennen: Strampelanzüge, Ringelsöckchen, Schuhe der Größe 15, festliche Kleidchen mit weißer Spitze und blauen Schleifen. An rund 60 Ständen können die Kleinsten und Kleinen preiswert von Kopf bis Fuß eingekleidet werden. Organisiert hat den Kinderkleidermarkt in Bergen-Enkheim zum 16. Mal die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF).

Sigrid Loos, Mitglied der SPD-Frauen, ist sicher, daß Angebot und Nachfrage stimmen. Einige Besucher suchen sich sogar schon gezielt "ihre" Stände, um Schnäppchen zu machen. Und davon gibt es einige zu sehen und zu kaufen an diesem Nachmittag. Frau Loos wundert das gar nicht, denn die Kleidungsstücke seien durchgehend "sehr gut erhalten".

Und noch eine (finanzielle) Annehmlichkeit: Bislang mußte noch nie Standgeld bezahlt werden. Das bedeutet: Keiner der Anbieter - meist junge Eltern, deren Kinder aus den Sachen herausgewachsen sind - ist gezwungen, irgendwelche Kosten wettzumachen. Und ohne Druck ist die Arbeit auch gleich viel angenehmer. Das merken auch die Kinder, die beim Verkauf der eigenen abgelegten Klamotten mithelfen.

"Warum sollen wir denn Geld nehmen, wenn wir bisher auch so gut über die Runden gekommen sind?", fragt Frau Loos. Immerhin sei diese Aktion ja als Hilfe gedacht, da würden Anmeldefristen und -gebühren nur stören. Und es soll nicht nur eine Hilfe für junge Eltern aus dem Stadtteil sein: Wenn die "Händler" ihre Stände am Abend schließen, werden alle nicht verkauften Kleidungsstücke gesammelt und an zwei Frankfurter Frauenhäuser geschickt.

Zum Ende des Marktes sind Anbieter und Käufer gleichermaßen zufrieden. Sigrid Loos: "Es war viel Betrieb, es hat sich wirklich gelohnt." Rund 100 Interessenten sind gekommen, um etwas Preiswertes zu ergattern. Auch für die Verkäufer haben sich die Erwartungen größtenteils erfüllt. "Ich habe mein Geschäft gemacht", bestätigt eine Mutter aus Bergen, die mehr als 50 Mark eingenommen hat.

Damit es auch weiterhin Tage wie diesen gibt, trifft sich die SPD-Frauengruppe jeden dritten Dienstag im Monat zum Stammtisch in der Gaststätte des Volkshauses (Borsigallee, Endhaltestelle U 7). Dort planen die Sozialdemokratinnen dann weitere Aktionen, brüten neue Ideen aus oder reden einfach nur über aktuelle Probleme. "Das wäre bestimmt auch für jemand interessant, der nicht so eng zur Partei gehört", meint Frau Loos.

Wer gerne mitarbeiten und mitreden möchte, ist jederzeit willkommen. Näheres erfährt man unter den Bergen-Enkheimer Rufnummern 45 00 / 3 16 53 (Margot Schmidt) oder 45 00 / 3 17 14 (Sigrid Loos). mim

Hannegret Biesenbaum AT: Brieske

Brieske in der Niederlausitz. Im Hof hinter der Briesker Straße 12 träumen zwei alte Leute im Schatten einer Kastanie, Tauben gurren, die Uhr im Kirchturm schlägt - ein Bild, als sei es für die Ewigkeit. Ein paar Schritte weiter sitzt der Rentner Heinz Herzog in seinem Garten. "Ich hab' ein kleines Paradies hier. Ich hab' eine kleine Laube, kann ein bissel schlafen, Kaffee trinken. Auch sonntags ist es schön."

43 Jahre wohnt Heinz Herzog nun schon in diesem Haus, seit seiner Heirat 1949. In Brieske wurde er auch geboren, 1925; hier ist er in die Schule gegangen und hat bei der Ilse Bergbau-Actiengesellschaft den Beruf des Schlossers gelernt. 18jährig mußte er in den Krieg, 1946 ist er wieder nach Hause gekommen. "Da war alles kuputt, der Tagebau stand unter Wasser, die Fabrik, die ging so gut wie gar nicht. Dann haben wir alles aufgebaut, die Bacher wieder leergepumpt, daß sie produzieren konnten, und ab '47 haben wir richtig wieder Kohle gefördert."

Heinz Herzog arbeitete dann in der Schlosserei des Braunkohlewerkes, wo er für die Reparaturarbeiten an den Röhrentrocknern und an den Pressen verantwortlich war. Gegen die Kälte verteilte das Werk "Bergarbeiter-Trinkbranntwein", pro Monat einen Liter für die Arbeiter in den Werkstätten, zwei Liter für die Arbeiter in den Gruben. Gegen den Hunger gab es einen dünnen Eintopf aus Roten Rüben mit Kartoffeln - nicht gerade üppig bei zwölf Stunden Arbeit. Das blieb so bis etwa 1951- "Man hatte immer wieder Hunger. Aber man hat dann gesagt: Wenn wir arbeiten, mit der Zeit wird es besser. Und es wurde auch immer besser."

Heute wird zerstört, wofür Heinz Herzog und seine Kumpel ein Leben lang gearbeitet haben. "Da hat man ein wunderbares Wort gefunden: Rückbauarbeiten. Die Förderbecken werden gesprengt. Die Fabriken werden total kaputt gemacht. Und der Arbeiter steht dann da. Wenn Sie die Fabriken sehen würden, wenn Sie die so kennen würden wie ich, würden Sie weinen. Ja, ja, alle Räder stehen still, wenn der starke Arm es will. Aber das sind die starken Arme der Kapitalisten."

Trotzdem bleibt Heinz Herzog Optimist. Sicher, die Mieten sind seit der deutschen Einheit gestiegen, von 30 auf 172 Mark. Aber daß er und seine Briesker Kumpel eines Tages ihre Wohnungen nicht mehr bezahlen könnten, hält er für unwahrscheinlich. Da hofft er fest auf Demokratie und Gerechtigkeit. "Wir haben einen guten Bürgermeister, das ist der Herr Gallasch, der ist auf unserer Seite." Bedenklich stimmt ihn nur eine Äußerung von einem Männerchor aus dem Ruhrgebiet, der zu Besuch in Brieske war. "Leute, gebt Obacht", hätten die gewarnt, "wenn erst die Geldleute kommen, dann habt ihr hier nischt mehr zu sagen."

Immerhin ist der kleine Ort auf dem Weg zu einigem Ruhm. "Brieske ist eine der schönsten von Meisterhand gestalteten Bergarbeitersiedlungen des Jahrhundertanfangs in Deutschland", urteilte vor kurzem Peter Schuster, Gebietskonservator im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege in Cottbus. Brieske, genauer Brieske-Ost, hieß ursprünglich "Kolonie Marga", benannt nach der Tochter des Kommerzienrates Gottlob Schumann, seit 1906 Generaldirektor der Ilse Bergbau-Actiengesellschaft. Die Gruben und deren Folgeinrichtungen erhielten stets die Namen von Direktorentöchtern oder -enkelinnen: "Grube Marga", "Brikettfabrik Erika", "Kesselhaus Eva" und "Kraftzentrale Anna-Mathilda" - ein assoziationsträchtiges Kuriosum, das noch seiner psycho- und soziolingustischen Analyse harrt.

1906 - ein Jahr, nachdem Bohrungen in den Niederlausitzer Gemarkungen Brieske und Hörlitz ein großes Braunkohlenlager nachgewiesen hatten - begann die Ilse Bergbau-Actiengesellschaft mit der Aufschließung der Grube "Marga". Die planmäßig angelegte Bergarbeitersiedlung "Kolonie Marga" entstand etwa von 1910 bis 1912; sie wurde von dem Dresdener Architekten Georg Heinsius von Mayenburg entworfen.

Brieske ist ein "Gesamtkunstwerk", schwärmt der Senftenberger Architekt Wolfgang Joswig. Das "Markanteste" daran sei, daß hier "die Gartenstadtidee, die ja von England um die Jahrhundertwende nach Deutschland kam, am konsequentesten durchgesetzt worden ist". Bei der "sozialutopischen Siedlungsbewegung" und ihrem Vertreter William Morris lägen die Ursprünge. "Wenn ich sage sozialgeschichtlich, dann meine ich nicht nur die Bindung zur Natur, sondern auch die Bindung an den Arbeitsplatz. Ganz uneigennützig wurde sowas ja auch nicht gemacht. Das heißt also, die Vergabe einer solchen Wohnung war natürlich verbunden mit dem Arbeiten in der Werkssiedlung - ganz legitim, bei uns in der DDR eigentlich immer als das Böse des Kapitalismus charakterisiert."

So schnell wäre William Morris allerding nicht bereit gewesen, den Fabrikherren die Absolution zu erteilen. Wie sein Mentor, der 15 Jahre ältere John Ruskin, war der englische Dichter, Maler und Architekt des 19. Jahrhunderts ein engagierter Sozialreformer. In seinem Roman "Kunde von Nirgendwo" leben die Menschen in beschaulichen Landhäusern inmitten einer üppigen Natur. Privateigentum, soziale Unterschiede, Spezialistentum, Trennung in Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind aufgehoben.

Monique R. Siegel Hausfrau in bewegter Zeit Frauenkarrieren in der Geschichte: Maria Theresia

Eine verheiratete Frau kann nie die Gewißheit haben, nicht schwanger zu sein, und es besteht niemals eine größere Gefahr als während der ersten vier Wochen. Man kann nicht einmal wissen, ob man schwanger ist oder nicht." Dies die Erkenntnis - und mütterliche Ermahnung - einer Frau, die, weiß Gott, wußte, wovon sie sprach: Maria Theresia, Mutter von sechzehn Kindern, gibt ihrer Tochter Maria Antonia im fernen Frankreich ein paar Ratschläge am Anfang von deren Ehe mit dem Dauphin, dem späteren Louis XVI. Jahrelang habe ich mich immer wieder geärgert, wenn von der österreichischen Kaiserin die Rede war und die, die von ihr sprachen, nichts Besseres wußten, als sogleich auf diese sechzehn Schwangerschaften hinzuweisen. Der Grund, warum sie hier am Anfang des Kapitels über eine der größten Führungspersönlichkeiten der Geschichte erwähnt werden, ist der, daß sie so schnell wie möglich gewürdigt werden sollen und das Thema damit als erledigt betrachtet werden darf.

Allerdings muß man zugeben, daß die Erziehung der elf überlebenden Kinder, der sich die vielbeschäftigte Kaiserin mit Hingabe gewidmet hat, eine Art Spiegel ihrer Führungseigenschaften ist: Liebe und Autorität, Großzügigkeit und Sparsamkeit, Sorge und Verständnis, Klugheit und Loyalität - all das zeigt sie in ihrer Erziehungsarbeit, und von all dem ist auch ihre Regierungstätigkeit geprägt. Es geht in diesem Kapitel in erster Linie um die vierzig Jahre ihres Herrschens, um die Verwaltung eines ausgedehnten und komplexen Regierungsbezirks sowie um das, was sie an Reformen in ein sterbendes Reich eingebracht hat, um dann daraus eine blühende Monarchie zu machen. Es ist jedoch verständlich, wenn sie während dieser Tätigkeit häufig als "Mutter ihrer Völker", als "mütterliche Majestät" oder "Landesmutter" bezeichnet wurde.

Wie wichtig ihr die Familie war, geht nicht zuletzt auch aus den folgenden Sätzen in einem Brief an Marie Antoinette hervor: "Die Frau ist in allem ihrem Gatten gehorsam und soll kein anderes Bestreben haben, als ihm zu gefallen und seinen Willen zu erfüllen. Das einzig wirkliche Glück auf dieser Welt ist eine glückliche Ehe: ich kann es bezeugen. Alles hängt von der Frau ab, wenn sie nachgiebig, gut und amüsant ist." Die "törichte Liebe", so meint sie, vergehe bald, aber man müsse sich gegenseitig achten. Und dann: "Man kann nicht genug Kinder haben; in diesem Punkt bin ich unersättlich." Vom kaiserlichen Gatten wird wohl auch etwas abgehangen haben. Es war eine Liebesheirat, und die Ehe hat, in Maria Theresias eigenen Worten, "Jahre neunundzwanzig, Monate dreihundertvierunddreißig, Wochen eintausendfünfhundertvierzig" gedauert. Sie fügt noch hinzu, wie viele Tage und Stunden es waren, wie viele Gebete oder Almosen darin enthalten waren. Sie hat ihn geliebt weit über seinen Tod hinaus, hat eine Art institutionalisierte Trauer am Hofe kreiert. Und dies, obwohl sie von der "Freundschaft" wußte, die der Kaiser viele Jahre hindurch zur Gräfin Auersperg pflegte und die nur durch seinen Tod endete. Maria Theresia, so keuschheitsfördernd und -fordernd sie sonst war, ist hier einmal über ihren Schatten gesprungen. An der Bahre ihres Gemahls wendet sie sich zur Gräfin und sagt: "Liebe Auersperg, wir haben beide einen großen Verlust erlitten."SQUASH DEUTSCHE MANNSCHAFTSMEISTERSCHAFT, Frauen, Halbfinale: Paderborner SC - WOS-ST Hagen 3:1, Landshuter SC - ASC Stadthagen 4:0.

AT: Brieske 2

Von dieser Gesellschaftsutopie fällt auf Brieske nur ein schöner Schein. Wenn man durch die Siedlung geht, merkt man sofort Unterschiede: "Das ist ne Villa, das ist ein Beamtenhaus, oder das ist ein Arbeiterhaus", sagt Heinz Herzog. In den Villen - drei, vier gibt es davon - wohnten bis zum Zweiten Weltkrieg "gehobene Leute. Das waren Architekten, Ingenieure. Wenn man dort hingekommen ist, haben sie gesagt: Warten Sie bitte im Foyer." Auch die Beamten des Werks wußten eine Schutzzone um ihre Wohnungen zu errichten. "Da konnte man nicht gleich rein, da mußte man erst draußen klingeln am Gartenzaun, dann hat die Beamtenfrau rausgeguckt: Guten Tag, ja warten Sie einen Moment. Da kam das Dienstmädchen runter, hat die Gartentür aufgemacht, dann ist man rein." Bei den Arbeiterwohnungen war die Grenze zwischen Innen- und Außenraum fließend. "Da hat man angeklopft und hat gleich in der Küche gestanden. Und meistens war es bei den Arbeitern so: Da hat der Ofen gleich in der Küche gestanden, da konnte jeder gleich in den Topp reingucken, was die Frau gekocht hat."

Arbeitersiedlungen sind Zeugnisse eines spezifischen Sozialverhaltens, hat der Kunsthistoriker Roland Günter festgestellt. Seit Beginn der siebziger Jahre setzt er sich für die Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet als erhaltenswerte Dokumente der Kulturgeschichte ein. "Bauformen sind Bewußtseinformen von Auftraggebern, Planern, Ausführenden und sie werden zu Bewußtseinsformen der Benutzer", schreibt Roland Günter in dem Buch "Arbeitersiedlungen im 19. Jahrhundert". Bewußtseinsformen drükken spezifische Abhängigkeits- und Machtverhältnisse zwischen Menschen aus - und sie prägen wiederum die Umgangsformen von Menschen. Das kann Heinz Herzog nur bestätigen. "Die Beamtenfrau, das war die Gnädige. Das war praktisch die Dame. Also die Dame oder der Chef, die wollten von dem Dienstmädchen das Gesicht sehen, niemals das Hinterteil. Man mußte praktisch rückwärts aus der Wohnung gehen. Und dann die Tür schließen."

Bezeichnend für Brieske ist: Es gab keine Trennung der unterschiedlichen gesellschaftlichen Klassen nach Wohnvierteln - etwa für das gehobene Bürgertum die neuen Landhausviertel, für die Arbeiter den Mietwohnungsbau unmittelbar neben der Fabrik - wie in anderen Baugebieten der Jahrhundertwende. Das klingt nach mehr Gleichheit; tatsächlich konnten die Arbeiter aber in Brieske auch leichter kontrolliert und zu unbezahlten Hilfsleistungen herangezogen werden.

Holz und Kohle bekamen alle unentgeltlich von der Fabrik. Aber die Angestellten hatten es besser als die Arbeiter, erzählt Heinz Herzog. Die Kohle wurde von der Fabrik direkt vor deren Haustür gefahren. "Und wir als Lehrjungs mußten dann beim Meister sowieso die Kohle reinpacken. Und dann sind wir zu den Beamten gegangen. Die Arbeiter mußten ihre Kohle selber reinschaffen." Auch ihren Garten brauchten die Beamten nicht selber umzugraben. Ein kleiner Wink war so gut wie ein Befehl: "Dann hat der Meister gesagt: Wißt ihr was, geht doch mal hin zur Frau, meldet euch dort. Und dann ging der Arbeiter hin, sagte: Guten Tag, Frau Kleffel. Und die Frau sagte: Ach, komm' Se erst mal rin! Und dann hat er ne Brause gekriegt oder je nachdem. Und dann hat er den Garten umgegraben."

Den Beamten ging es mehr um die Schönheit ihres Gartens, erinnert sich Heinz Herzog. Das galt auch für die Tierhaltung: Der Beamte hielt auf "Rasse" und züchtete zum Beispiel Zwerghühnchen. Dem Arbeiter waren dagegen vor allem die Produkte wichtig. In der Jubiläumsschrift "Fünfzig Jahre Ilse Bergbau-Actiengesellschaft" von 1938 heißt es sowohl - wie hohltönend: "Der aus landwirtschaftlichen Gegenden und bäuerlichen Familien kommende Gefolgsmann mußte so untergebracht werden, daß er neben seiner Beschäftigung auf dem Markt mit dem Grund und Boden in Verbindung blieb, mit möglichst wenig Familien in einem Hause wohnte und genügend Garten- und Ackerland hatte, um sich das nötige Vieh halten zu können." Die Kontakte unter den Arbeitern sollten erschwert und deren ökonomische Benachteiligung verschleiert werden. Die Vorsichtsmaßnahme kam nicht von ungefähr: Seit 1870 gab es in der Lausitz organisierte Streikaktionen der Arbeiter. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges nahm die Verelendung des sorbischen und deutschen Proletariats zu. Nach der Novemberrevolution 1918 etnstanden in der Lausitz die ersten Ortsgruppen der KPD.

Trotz der äußeren Armut erinnert sich Heinz Herzog gerne an seine Kindheit und Jugend. Vielleicht drei, vier Familien im Haus besaßen ein Schwein. An Schlachttagen wußte jeder Bewohner: "Abends gab's Wurstbrühe. Und die Wurstbrühe, die haben wir nicht gleich getrunken, die haben wir am anderen Tag warmgemacht, Pellkartoffeln gekocht, dann reingeschnitten, und dann gab's ne Grützwurst - das war ein einwandfreies Essen, hat gut geschmeckt." Zur gegenseitigen Hilfeleistung wurden die Kinder schon früh erzogen. Fünfzehn Geschwister hatte Heinz Herzog. Das bedeutete für die Mutter: Ein "Waschtag" dauerte eine Woche. "Alles mit'm Waschbrett. Wir hatten hinterm Hause eine Waschküche, die war so fünf mal fünf Meter groß, und da standen zwei Kessel. Einer von den Kindern wußte ganz genau, Mutter hat Wäsche, da mußte Kohle reinschaffen, Holz reinschaffen."

Hausfrau 3

Im Gegensatz zu Elizabeth I. war sie aber außergewöhnlich entscheidungsfreudig; einer ihrer Biographen spricht von "der ihr eigenen, dem Wiener Hof so wesensfremden schnellen Entschlußfähigkeit". Und so befindet sie, daß Tarouca recht hat: "Er mahnte, erklärte, erläuterte. . . . Die Königin (im Dezember 1740 war Maria Theresia nur Königin von Ungarn und Böhmen) wurde seine Schülerin in Sachen Menschenkenntnis - und sein Zögling in Sachen Selbstzucht. Selbstzucht hieß in diesem Fall das rechte Maßhalten zwischen Arbeit, Vergnügen, Entspannung und neuer Arbeit. . . . Tarouca . . . wurde ihr Manager."

Ein Wort, das nicht ins Österreich des 18. Jahrhunderts paßt - oder doch? Wenn man genauer betrachtet, was sie geleistet hat, nachdem sie 1748 die Last der beiden Schlesischen Kriege und des Österreichischen Erbfolgekrieges abgeschüttelt - und "nebenbei", es sei hier doch noch einmal erwähnt, elf Kinder geboren hatte, dann kommt das einem modernen Top-Management erstaunlich nahe. Wie bei einer Unternehmenssanierung geht sie zuerst einmal daran, sich der Schwächen ihres Staates bewußt zu werden, um dann "Remedur zu schaffen". Wenn sie das Unternehmen "Habsburger Monarchie" saniert hat, wird sie einen Leistungsausweis vorzeigen können, der ihr den Respekt und die Bewunderung der Nachwelt sichert. Sogar der Mann, der ihr über Jahre hinweg das Leben verbittert hat - nicht nur in den beiden Schlesischen Kriegen, sondern noch einmal im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 -, der ihr Schlesien geraubt hat, für das Galizien, das sie später ihrem Reich zugewinnen kann, nie ein echter Ersatz war - sogar Friedrich II., der verklemmte Frauenhasser, gehört schließlich zu ihren Bewunderern: "Trotz des Üblen, das sie mir zugefügt hat, muß ich zugeben, daß diese Fürstin sehr achtenswert ist durch ihre Sittenreinheit. Es gibt wenige Frauen, welche ihr in dieser Hinsicht gleichen; die meisten sind Huren, und die Königin verabscheut die Huren. . . . Sie ist sehr strebsam und hat Talente auf mehr als einem Gebiete; ich muß ihr darin Gerechtigkeit angedeihen lassen."

Man beachte die Geschichtsklitterung: Sie hat ihm Übles angetan! Und man spürt, wie weh es ihm tut, ihr "Gerechtigkeit angedeihen" zu lassen. Strebsam? Energisch, stetig und ganz einfach fleißig ist sie gewesen; ein Achtstundentag (oder das Äquivalent für Herrscher des 18. Jahrhunderts) war ihr unbekannt. Talente auf mehr als einem Gebiete? Die brauchte sie auch, denn nur Multi-Talente hätten das erreichen können, was sie bewirkte.

Frankfurt vorn Unterwegs zur Schrumpel-Oper?

Small is beautiful. Heißt das auch, daß wir uns künftig in Deutschland mit Opernhäusern abzufinden haben, die weniger als 100 Vorstellungen pro Saison geben? Und das für einen Etat von 80 Millionen Mark und mehr?

Sicher ist, daß überall gespart werden muß. Die wirtschaftlich schlechteren Zeiten sind nicht nur ein Gerücht; sie werden auch an der kulturellen Szenerie nicht spurlos vorbeigehen. In den Theatern, vor allem den kostenintensiven Opernhäusern, wurde allzu lang allzu sorglos mit Geldern umgegangen. Intendantengehälter machen im Gesamtbudget zwar nicht sehr viel aus, aber sie sind längst zu einer gewissermaßen symbolischen Provokation für die Öffentlichkeit geworden wie die Politikerdiäten. Abendgagen prominenter Stimm-, Instrumental- und Dirigierstars bewegen sich auf sechsstellige DM-Zahlen zu, überschreiten die 100 000er-Marke zuweilen auch schon. Das internationale Musikgeschäft ist eine grausame Lawine. In diesem Absahn-Klima fühlen sich die Gewerkschaften begreiflicherweise kaum dazu aufgerufen, ökonomische "Vernunft" walten zu lassen. "Vernunft" bedeutet eher, daß auch die weniger Namhaften im Kulturbetrieb das Letzte für sich herausholen.

Doch kommt es wie in der Ökologie. Raubbau und Mißwirtschaft rächen sich nicht heute und morgen, aber übermorgen. Erstrittene oder konzedierte Privilegien im Übermaß ziehen auf lange Sicht unerträgliche Folgekosten nach sich. Heute, in einer Zeit wirtschaftlicher Stagnation, wird sichtbar, woran gestern noch kaum jemand denken mochte: Daß demnächst auch und gerade größere Opernhäuser schließen, ihren Betrieb zumindest drastisch einschränken müssen, wenn nichts Entscheidendes passiert.

Zu den traurigen Vorreitern dieses Trends gehört die Oper Frankfurt. Daran ist die derzeitige Intendanz, ungeachtet mancher Ungeschicklichkeiten, kaum schuld. Sie ist eher der Bote, der die von langer Hand vorbereiteten schlechten Nachrichten überbringt und dafür Schelte einstecken muß. Die wirklichen "Sünder" sind die Vor- und Vorvorgänger. Bis in die für sich genommen künstlerisch enorme Gielenzeit lassen sich verhängnisvolle Entscheidungen zurückverfolgen, die sich jetzt zu Belastungen auswachsen, Sonder- und Pauschalregelungen, die für den Etat auf Dauer unzumutbare Festlegungen bedeuten und die eigentliche künstlerische Produktivität zu blokkieren drohen. Am fatalsten war gegen Ende der Bertini-Amtszeit der Coup, die bis dahin nur nominelle Opernorchesterstärke tatsächlich auf 135 Mitglieder aufzustocken. Da seitdem die Aufführungsziffern kontinuierlich sanken, haben also mehr Musiker weniger zu tun. Ein ähnliches Danaergeschenk scheint die komplizierte neue Technik im Frankfurter Opernhaus zu sein. Sie ist nicht imstande, für mehr Beweglichkeit und Praktikabilität zu sorgen; sie ist im Umgang offenbar so heikel, daß sie für die mit ihr Befaßten eine Geheimwissenschaft darstellt. Die erstrebte Perfektion kippt in chaosträchtige Unbeherrschbarkeit ab.

Martin Steinhoff, derzeit Opernleiter in Frankfurt, macht diese Probleme in dankenswerter Offenheit namhaft, ohne sie freilich in den Griff bekommen zu können. Wer vermöchte das auch in dieser verfahrenen Situation! Mit Neid blickt man auf etliche anderen Opernhäuser, selbst auf nicht ganz so im Rampenlicht stehende wie Düsseldorf/Duisburg oder Hannover, die noch ein ausgewachsenes Repertoire pflegen. Sie haben keine betriebswirtschaftlichen Hypotheken im Frankfurter Maßstab.

Man könnte indes auch ihnen (wenn auch in späteren Jahren) ebenfalls eine düstere Zukunft prophezeien. Vielleicht haben sie aber doch bessere Immunstoffe wider die in Frankfurt mit Händen zu greifende künstlerische Verödung. Als erstes wäre da ein relativ stabiles Sängerensemble zu nennen. Das wurde in Frankfurt unter Bertini nicht nur vernachlässigt, sondern beinahe zerschlagen. Ob es von Sylvain Cambreling, dem im Herbst 1993 neu beginnenden Opernchef, wieder aufgebaut werden kann, ist noch sehr die Frage. Als problematisch könnte sich Cambreling noch in anderer Beziehung erweisen. Als französischer, lange Zeit in Brüssel tätiger Künstler steht er der Idee des Repertoirebetriebs wohl eher skeptisch gegenüber. Seinem Ethos von interpretatorischer Perfektheit entsprechen mehr Stagione-Verhältnisse, en suite durchgezogene Aufführungsserien. Damit werden die täglichen Bühnenumbauten gespart, Besetzungsschwierigkeiten minimiert. Ungleich größer als der Gewinn wären die Verluste. Die Flexibilität der Kollektive (Chor und Orchester) würde eingeschränkt, Operntheater als "imaginäres Museum" hinfällig, corporate identity an den Häusern nahezu unmöglich, da wechselnde Teams einen Geist von Gastspiel- und "Zulieferungs"- Wesen erzeugen.

Ehe man also darangeht, die Tradition des Repertoiretheaters mit der Axt zu zerstören, sollte alles getan werden, um das künstlerisch Vertretbare mit dem ökonomisch Notwendigen einigermaßen in Einklang zu bringen. Dabei ist diesmal und gerade in Frankfurt vor allem an das Einsehen der Kollektive im Opernhaus zu appellieren. Auch für sie geht es vielleicht um die Alternative zwischen dem baldigen Sterben in Glanz und Gloria oder einem bescheideneren Überleben. Sodann müßte eine öffentliche Diskussion darüber in Gang kommen über den nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzenden Wert eines Repertoires von zumindest 20 bis 30 alternierenden Stücken.

Man darf ruhig auch einmal das konservative Argument der Repräsentation ins Feld führen: In einer Stadt wie Frankfurt ist es ein Skandal, wenn im Opernhaus nur jeden dritten oder vierten Tag die Lichter angehen. Je weniger Vorstellungen, desto aberwitziger erscheinen die ohnedies beträchtlichen Subventionssummen. Und noch eines: Musiktheater erschöpft sich nicht in Premièren, legitimiert sich nicht in einer wohlgestalten Kette von Produktionen, sondern auch und vor allem mit seiner "normalen" und möglichst reichen Alltagspräsenz.

Frankfurts Oper ist von langer Hand in eine existentielle Krise hineingeschliddert. Die Stadtpolitiker, die das mitverschuldet haben, sind nun auch mitverpflichtet, der Oper zu helfen. Das heißt vor allem: sie zu erhalten. Strukturverbesserungen müssen sein. Aber sie können nicht kleinformatig ansetzen, etwa bei der Dramaturgie, die eigentlich brain trust des Hauses zu sein hätte. Von größerem Belang wären da schon Einschnitte bei selbstherrlichen Szenikern, die ohne alle Rücksicht auf das sonst im Hause Passierende zu agieren gewohnt sind und dabei oft sehr unökonomisch arbeiten. Daß auch Not erfinderisch mache, ist nicht nur ein Zynismus. Und Besetzungsfragen können nicht durchweg "glanzvoll" gelöst werden - auch das Ensemble und die Debütanten verdienen Gehör.

Wenn's denn gar nicht anders ginge: Abschied von den großen Ereignissen; Versuch, im Kleinen Triftiges zu entdekken. Oder besser: Lebendige Abwechslung von "billigen" und "teuren" Produktionen. Aber bitte: bleiben wir beim Repertoire! H.K.J.

Hausfrau 4

Da ist einmal die Armee. Die Überfallene, Gedemütigte begreift, daß sie eine schlagkräftige Armee braucht, obwohl sie keinerlei Expansionsabsichten hegt. Wer hatte sie besiegt? Die Preußen! Dann schaue man sich mal an, was denn an denen soviel besser war. Nun, zum einen hatte sich Friedrich nicht mit einem als Feldherrn völlig unbrauchbaren Ehegatten herumzuschlagen. Auch nicht mit dessen nicht sehr viel fähigerem Bruder. Maria Theresia wird sich mit dem neuen Bild eines Franz Stephans, der zu spät und dann noch falsch entscheidet, der das Armeelager verläßt, um auf die Jagd zu gehen, der verlorene Schlachten und geschlagene Regimenter auf seinem Konto abbuchen muß, befreundet haben müssen. Es hat ihrer Liebe keinen Abbruch getan, aber sie auch nicht vor Liebe blind werden lassen. Unter der Führung des äußerst fähigen Grafen Daun entsteht eine moderne Armee, nach preußischem Vorbild modelliert!

Das Volk probt den Aufstand, speziell die Bauern. Warum? Eine Hungersnot, die Erbuntertänigkeit sowie die Willkür der adligen Landbesitzer machen ihnen das Leben so schwer, daß sie es geradesogut in einem Aufstand wegwerfen können. Maria Theresia, die Weitblickende, Pragmatische, läßt die Kartoffel einführen! Das neue Grundnahrungsmittel schafft erste Abhilfe; bei ihrem Tod gibt es dann genügend Getreide, Kartoffeln, Reis. Wo immer sie von Willkür erfährt, zieht sie die Schuldigen zur Rechenschaft - um ihnen schließlich einen schmerzlichen Schlag zuzufügen, indem sie per Dekret die Erbuntertänigkeit abschafft!

Der traurige Zustand der Gerichtsbarkeit macht ihr großen Kummer: So wird die Folter abgeschafft und ein neues Justiz- und Administrationssystem geschaffen. Gerechtigkeit soll herrschen in ihren Landen, befiehlt die Kaiserin.

Wissenschaft und Medizin bedürfen dringend der Förderung. Es werden Kranken- und Altenhäuser sowie Apotheken eingerichtet, eine frühe Form der Krankenkasse entsteht.

Gegen das soziale Elend allgemein müssen Maßnahmen ergriffen werden: Eine Arbeitslosenbeihilfe wird ins Leben gerufen als Symptom-Bekämpfung. Aber Maria Theresia ist viel zu praktisch eingestellt, um es dabei zu belassen. Ursachenbekämpfung liegt ihr mehr, also werden Industriezweige begründet: Textilien in Böhmen, Porzellan in Wien.

Und damit es schließlich der nächsten Generation besser geht, widmet sie ihre Aufmerksamkeit dem Schulsystem: Sie entwirft eine "Allgemeine Schulordnung", die Volks- und Hauptschulen sowie Gymnasien umfaßt. Ihre Volksschulen sind bald als die besten Europas bekannt.

Trotz aller Reformen war sie kein Produkt der Aufklärung. Das wird erst ihr Sohn Joseph sein. Sie war im Grunde eine konservative Monarchin, der mehr an Bewahrung des Bestehenden als an Erweiterung, mehr an Konsens als an Konflikt gelegen war. In den Worten eines männlichen Kommentators, des Italieners Franco Valsecchi, der 1973 schrieb: "Maria Theresia wollte kein neues Weltbild, sondern nur der drängenden Notwendigkeit gehorchen . . . Sie stärkte die Autorität des Staates. Doch hat sie die Grundlagen des bestehenden Regimes nicht angetastet und die alte soziale und politische Ordnung beibehalten. Sie war ,die Hausfrau, die sich zu schaffen macht, um das Haus wieder in Ordnung zu bringen&rquote;."

(Monique R. Siegel: "Weibliche Führungskunst" - Frauenkarrieren in der Geschichte. Fischer-Taschenbuch, Reihe "Die Frau in der Gesellschaft", Nr. 11 117. S. Fischer-Verlag, Hedderichstraße 114, 6000 Frankfurt/M. 70. Preis: 14,90 DM.)

"Eine fremde Welt sichtbar machen": 80 javanische Stabpuppen in Wilhelmsbad Puppen als Botschafter zwischen den Völkern Privatsammlung erstmals für die Öffentlichkeit Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. Einblicke in fremde Kulturen zu geben und Puppen als "Botschafter zwischen den Völkern" anzusehen, darin sieht Leiterin Gertrud Rosemann eine der wichtigsten Aufgaben des Wilhelmsbader Puppenmuseums. In diesen Rahmen passen die mehr als 80 Stabpuppen von der indonesischen Hauptinsel Java, die bis zum 26. Juni "eine fremde Welt sichtbar machen" sollen, wie es Hanaus Kulturdezernent Klaus Remer ausdrückte, als die Ausstellung am vergangenen Sonntag eröffnet wurde. Peter von Treu, in den 70er Jahren Entwicklungshelfer auf Java, zeigt seine Sammlung erstmals der Öffentlichkeit. Mit dem Begiff "Wayang" lassen sich alle traditionellen Theaterformen Indonesiens zusammenfassen. Dabei sind Schattenspiel (Wayang Kulit) und Stabpuppenspiel (Wayang Golek), vergleichbar unseren Kasperpuppen, die bekanntesten Erscheinungsformen.

Die hölzernen Stabpuppen bestehen aus einem vertikal ausgehöhlten Rumpf, in dem der Führungsstab steckt. Dessen Spitze reicht in den oft kunstvoll geschnitzten Kopf, der damit drehbar wird. Durch lose Schnurbindungen an Schultern und Ellbogen und an den Händen befestigte Führungsstäbe lassen sich die Arme bewegen. Die Golekfiguren entstehen in Familien, in denen das Stabpuppenspiel traditionell gepflegt wird. Für Touristensouvenirs sind in den vergangenen Jahren regelrechte Produktionsgemeinschaften entstanden.

Stundenlange Wayang-Vorführungen, für ein Familienfest bestellt oder als Einlösen eines Gelübdes, gehören in Indonesien zum Alltag und zeigen den Alltag. Themen sind die Familienplanung ebenso wie die vorweggenommene Kabinettsumbildung des Staatspräsidenten.

Der sogenannte Dalang hat dabei die Fäden in der Hand. Der Priesterähnliche ist Dramaturg, Spielleiter, Rollenvortragender und Dirigent des begleitenden Gamelan-Orchesters zugleich. Vor Aufführungen fastet und meditiert er. Zu Beginn stellt er die heiligste Figur, den Kekayon oder Gunnungan (Götterberg), in die Bühnenmitte, damit dieser das Universum in seiner irdischen wie unterirdischen Welt darstellt. Eine Vorführung mit einem Dalang einmal im Comoedienhaus zu zeigen, darum will sich Kulturdezernent Klaus Remer bemühen.

Wayang hat seinen Ursprung in der Ahnenverehrung und -beschwörung. Die Spiele haben eine 3000jährige Tradition. Im 9. Jahrhundert kamen indische Epen zum Repertoire hinzu, in der Neuzeit islamische Einflüsse.

Daß Indonesien das bevölkerungsreichste muslimische Land der Erde ist, zeigt sich auch in den Theaterspielen. So berichtete Peter von Treu davon, daß in den Spielen der Islam schon Vorschulkindern "geschickt und auf leichte Weise" nahegebracht werde. Zu den neueren Themenkreisen gehören Tiergeschichten, aber auch Episoden aus dem Alten und Neuen Testament. Wayang-Spiele sollen moralisch-religiös und politisch belehren.

Die Sammlung von Treus zeigt weniger Figuren, die alten indischen Epen zuzuordnen sind, als vielmehr solche, die mit lokalen Geschichten aus dem islamischen Ost-Java zusammenhängen. Die Guten haben feine, helle Gesichter mit geschlossenen Augen, die Jähzornigen dagegen rote mit offenen Augen.

ROLLHOCKEY EUROPAPOKAL DER LANDESMEISTER, Männer, Achtelfinale, Hinspiel: IG Remscheid - AS Villach 24:2 (13:1).

CERS-POKAL, Männer, Achtelfinale, Hinspiel: GRSC Mönchengladbach - FC Barcelona/Spanien 3:12 (1:3), RSV Weil - LH Reus/ Spanien 2:5 (1:3), HC Bassano/Italien - RESG Walsum 15:1 (7:0).

BUNDESLIGA, Männer: RESG Walsum - IG Remscheid 7:4 (4:4), ERG Iserlohn - SpVg. Herten 8:9 (4:4), TV Dortmund - FC Recklinghausen 2:2 (2:2).

Mit Tutenchamun ganz allein Der Ägypten-Tourismus liegt endgültig am Boden

Die Terrasse des Old Cataract Hotels in Assuan ist wohl einer der schönsten Plätze der Welt. Einfach traumhaft, der Blick. Feluken mit eleganten spitzen Segeln schwimmen auf dem Nil, nubische Bootsleute ganz in Weiß, mit Tuchturban und langer Galabija, lehnen am Mast, Ausflugsboote mit bunt-behüteten Touristen legen an. Der Fluß schimmert blau vor den sandbraunen Dünen der Wüste und den graugrünen Palmen. Drüben, auf dem Hügel am Westufer, das Mausoleum Aga Khans, davor die Insel Elephantine mit Tempelruinen, dem Nilometer.

Normalerweise ist es fast unmöglich, hier einen freien Tisch zu finden. Jetzt: kein Problem. Sogar zum Sonnenuntergang sind in dem Garten unter dem Erkerzimmer, in dem Agatha Christie ihren Kriminalroman "Der Tod auf dem Nil" schrieb, Plätze frei. Klassische Musik scheppert aus dem Lautsprecher, und das Stella-Bier schmeckt schal. Gleich unterhalb des alten Luxushotels liegt das zur selben Hotelgruppe gehörende Nil-Kreuzfahrtenschiff vertäut, einer der über 200 häßlichen, innen jedoch mit allem Luxus ausgestatteten Kästen, mit denen der Nil überzogen ist. Es steht leer und verschandelt die Aussicht. Keine Gäste, keine Fahrt.

"Wir haben jetzt Hochsaison", sagt der Manager einer Reiseagentur in Luxor verbittert, "doch die Touristen kommen nicht. Wir haben weniger Gäste als zur Zeit des Golf-Kriegs." Busse fahren halbvoll durchs Land, Charterflüge werden gestrichen, Rundreisen und Gruppen neu zusammengestellt. Fünf Leute seien sie gerade mal gewesen im 30-Personen-Bus bei der Rundreise "Pharos" nach Alxandria und zur Oase Fayum, erzählen die Frankfurter Touristinnen Beate und Maria. Helmut, ein Arzt aus Hamm, hatte "Platz zum Liegen" bei der Busreise "Seth" von Luxor nach Kairo: außer ihm waren nur noch drei Urlauber und der Reiseleiter an Bord. Das feine, kleine Schiff "Hapi II", das Kabinenbetten für 60 Leute hat, fuhr vorletzte Woche mit gerade zehn Passagieren auf der Strecke Luxor-Assuan. Und in Luxor, wo bisweilen 16 Nil-Kreuzer aneinander im "Päckchen" festmachten, liegen dieser Tage höchstens zwei, drei Schiffe hintereinander.

Ägypten in der letzten Februarwoche. Das Wetter ist wundervoll, jeden Tag wird es etwas wärmer. Der Ramadan hat begonnen, der islamische Fastenmonat, der gefeiert wird wie bei uns zu Hause Weihnachten. Die Hotels haben Zelte aufgestellt, um die Fremden nach Sonnenuntergang mit Ramadan-Sitten vertraut zu machen und mit Ramadan-Speisen zu verwöhnen. Doch die Fremden kommen nicht. Meldungen über Terroranschläge moslemischer Fundamentalisten, die Touristen trafen, haben sie verunsichert. Im Oktober 1992 wurde bei einem Feuerüberfall auf einen Reisebus eine britische Urlauberin getötet. Kurz darauf wurden drei russische Touristen in Port Said angegriffen. Im November überfielen radikale Moslems einen Bus mit Deutschen und verletzten sechs von ihnen. Auch ein Nildampfer geriet unter Beschuß.

Das Auswärtige Amt in Bonn weist auf ein "gewisses Sicherheitsrisiko bei Fahrten durch die Provinzen Assiut, Minia und Kena hin. In dieser Gegend im schmalen Grünstreifen am Nil liegen mit den Tempeln von Dendera und Abydos und den Felsengräbern von Beni Hassan einige der größten Sehenswürdigkeiten Ägyptens. Aber dort befinden sich auch die ärmsten, von der Regierung vergessenen Dörfer des Nillandes, wo man noch die Blutrache kennt und Attentäter in Zuckerrohrfeldern versteckt. In den schwer zu kontrollierenden, bergigen Gebieten sind die Hochburgen der islamischen Fanatiker. Sie bekämpfen alles Fremde, Unislamische, vor allem ihre Mitbürger, die christlichen Kopten. Sie wettern gegen die Ungläubigen, die Schweinefleisch essen und Alkohol trinken und gegen Frauen, die sich nicht verschleiern. Die Errichtung eines Gottesstaates ist ihr Ziel.

Die Sicherheitsmaßnahmen für Touristen wurden nach den Zwischenfällen verstärkt. Busse fahren jetzt nur noch in Begleitung von Bewaffneten - ein Jeep vorneweg, einer hintendrein - durch die Unruheprovinzen. Manche Reiseveranstalter haben die Busfahrten durch diese Gebiete ganz eingestellt. Trotz allem gab es auch in diesem Jahr schon Terroranschläge. In der Pyramidenstraße in Kairo flog vor einem Hotel ein Sprengsatz auf einen Bus, in Oberägypten wurden die Polizei-Begleitfahrzeuge eines Konvois mit vier Reisebussen angegriffen, und bei dem bisher schlimmsten Anschlag moslemischer Extremisten, einer Bombenexplosion in einem belebten Kairoer Café, kamen ein Schwede, ein Türke und ein Ägypter ums Leben.

Wir fahren zwei Wochen lang durch Ägypten und merken von alldem nichts. Eine Woche Nilkreuzfahrt von Assuan nach Luxor und zurück, drei Tage Kairo, drei Tage Sharm el-Sheik auf dem Süd- Sinai. "Ägypten à la carte" heißt eine solche nach eigenen Wünschen organisierte Reise im Prospekt. Kein Tag vergeht, daß wir nicht in einer der englischsprachigen Zeitungen über die aktuellen Probleme lesen. Mehr Sicherheitskräfte an den Sehenswürdigkeiten, mehr Personenkontrollen? Nichts davon ist zu sehen. Unbehelligt schlendern wir spätabends durch Bazare, rauchen Wasserpfeife mit Einheimischen in Teehäusern, lassen uns von Handwerkern ihre Werkstätten zeigen. Überall freundliche, gastfreundliche Menschen. Nur eines fällt auf: daß viel weniger Deutsche da sind als in früheren Jahren. Dagegen begegnen wir mehr italienischen, französischen und amerikanischen Reisegruppen.

"Sind wir denn da sicher?" fragen besorgte Anrufer in deutschen Reisebüros. Freunde versuchen Freunde von der Reise an den Nil abzuhalten. "Du spinnst wohl, da jetzt hinzufliegen." Politiker verurteilen die Terroranschläge, jeder Angriff auf den Tourismus sei ein Angriff auf das ganze Volk, egal ob Bürger, Hotelbesitzer, Investoren. Ägyptens Präsident Hosni Mubarak fuhr überraschend zu einer Hoteleinweihung nach Assuan, schüttelte Touristenhände, fragte nach den Eindrücken der Besucher und ließ sich bestätigen, man fühle sich glücklich und sicher.

Ägyptens Tourismusminister Fouad Sultan beschwerte sich über die Negativ- Schlagzeilen im Ausland. Einheimische Zeitungen, wie die "Egyptian Gazette", zitieren den Frankfurter Stadtparlamentschef Hans Busch, der bei einem Besuch in Kairo gesagt habe, er fühle sich in Ägypten sicherer als im eigenen Land. In Deutschland gebe es weit mehr Gewaltakte als am Nil. "Warum trifft es ausgerechnet uns?" fragt ein Juwelier im Khan-el-Kalili-Bazar in Kairo, "woanders gibt es doch auch Probleme!"

Im letzten Jahr herrschte im Land der Pharaonen um diese Zeit noch Hochbetrieb. Nach der Golfkriegsflaute hatte der Tourismus plötzlich einen deutlichen Aufschwung erlebt. Wer Glück hatte, konnte in den Gräbern im Tal der Könige hinter der Menschenmenge gerade noch das oberste Stück der Wandmalerei erkennen. Lange Warteschlangen bildeten sich vor den Eingängen zu den Ramses- Gräbern, den Gräbern des Amenophis, Sethos, Thutmosis. Und nun müssen wir keine Minute warten, um in das berühmteste Grab bei Luxor zu kommen: das erst kürzlich wieder zur Besichtigung freigegebene von Tutenchamun.

Nach Abu Simbel, den vor den Nilfluten geretteten, an anderer Stelle wiederaufgebauten Felsentempeln des Ramses II. (1290-1224 v. Chr.), fahren normalerweise ganze Bus-Kolonnen. Wir genießen die frühmorgendliche Fahrt durch die Wüste im bequemen Auto und lassen zum Fotografieren einer Kamelherde und einer Fata Morgana anhalten. Für die Handvoll Touristen, die sich für den Ausflug zu einem der großartigsten Baudenkmäler des ägyptischen Altertums gemeldet haben, wurden Limousinen eingesetzt.

"Welcome to Egypt" rufen uns kleine Mädchen bei den Pyramiden von Gizeh zu. Sie winken, lachen und umringen uns, und ihr Lehrer bittet die deutsche Urlauberin, mit den Mädchen aus Ismailia fürs Klassenfoto vom Schulausflug zu posieren. Wären an diesem Tag nicht einige einheimische Besucher zu diesem Weltwunder der Antike gekommen, kämen sich die wenigen Ausländer fast verloren vor. Kaum behindert von Fotografier- mich-Offerten der Kameltreiber - "Kost heute nix" - und kleinen Skarabäus-Angeboten - "ein Geschenk, nicht bezahlen" - schaffen wir es, quer durch die Wüste zu wandern, bis wir alle drei Pyramiden in einer Linie aufs Foto bekommen. Die meisten Händler sind mit ihren Kamelen und Pferden angesichts der schlechten Geschäftslage im Pferch am Fuß der Pyramiden geblieben, in den wir von unserem Zimmerfenster im Mena House Hotel direkt hineinschauen können. Zimmer mit Aussicht, die Cheops- Pyramide im Fensterrahmen, wann hätten wir das sonst bekommen?

Nicht nur die Nilschiffe, auch Ägyptens Hotels sind halbleer, 30 bis 40 Prozent Auslastung nur haben sie zur Zeit. 24 Prozent weniger Touristen wurden allein im Dezember gezählt. Dabei ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Ägypten, für das arme Entwicklungsland ist er sogar der Hauptdevisenbringer. Die Terroranschläge hätten das Land bisher 700 Millionen Dollar gekostet, rechnete der Tourismusminister dieser Tage vor.

Der Einbruch trifft auch die Prominenz. Die "Hapi II" gehört nebst anderen Luxuslinern auf dem Nil dem Bruder von UN-Generalsekretär Butros-Ghali, das Isis-Hotel in Luxor dem Schwager von Mubarak, ein Sadat-Sohn ist an einem anderen Luxor-Hotel beteiligt. Doch was bedeutet das Ausbleiben der Touristen für die kleinen Leute? Für die Händler im Bazar von Esna und ihre Familien ("Schlußverkauf bei C & A", rufen sie den vorbeieilenden Tempelbesuchern nach); für all die Knirpse links und rechts des Nils mit ihrem unersättlichen Hunger nach Kugelschreibern? Für den Jungen in der Galabija, der auf der Mole in Kom Ombo sitzt und durch Waschbewegungen an seinem Krauskopf pantomimisch zeigt, was er brauchen kann, - Haarshampoo nämlich. Für das Heer der Kellner und Zimmermädchen, der Reiseführer und Tempelwächter (etwa 160 ägyptische Pfund, 80 Mark, verdient ein staatlich angestellter Reiseleiter im Monat)?

Es geht wieder aufwärts, hatte neulich der Tourismusminister verkündet, die Osterferien-Saison bringe bestimmt mehr Gäste. Auch Ursula Reinert, die Geschäftsführerin von "oft Reisen" in Stuttgart, des größten Ägypten-Anbieters in Deutschland, sieht einen Silberstreif am Horizont. Sie weiß von Urlaubern, die beschlössen, "jetzt fahren wir gerade nach Ägypten, man muß den Leuten doch helfen dort". HEIDRUN KAYSER

Marianne Rubach Ein Pfarrer als Businessman Cecil Murray hilft einem Problemviertel von Los Angeles auf die Beine

Wer eine Sonntagspredigt von Dr. Cecil L. Murray hören will, muß sich auf eine Höllenfahrt nach South Central Los Angeles begeben. Verkohlte Überreste von Läden, Tankstellen und Wohnhäusern zeugen noch immer vom Feuer der schrecklichen Nächte nach den Freisprüchen im Rodney-King-Prozeß. Seit jenen späten Apriltagen 1992 ist Pfarrer Murray mit seiner First African Methodist Episcopal Church - FAME genannt - in den Mittelpunkt verzweifelter Hoffnungen auf ein besseres Leben in Los Angeles gerückt.

Man ist gut beraten, früh zu einem der drei sonntäglichen Gottesdienste zu erscheinen; besonders seit den Unruhen findet sich kein Parkplatz mehr rund um die moderne Kirche auf einem kleinen Hügel zwischen Western Avenue und Adams Boulevard. Und auch die vielen Klappstühle reichen nicht aus, denn es kommen viertausend Menschen, die wöchentlich fünfzigtausend Dollar Kollekte aufbringen. Murrays Predigten, eine Mixtur aus politischem Kommentar und altmodischem religiösen Drama, reißen das Publikum mit. Die fröhliche und laute Musikuntermalung trägt offensichtlich dazu bei, daß nicht nur ältere Menschen kommen; Murray, liebevoll "Chip" genannt, legt größten Wert auf Musik. Gleich mehrere Chöre gibt es in der FAME, für jeden Geschmack etwas: Jazz, Pop, Gospel und "Importmusik", wie er klassische Musik aus Deutschland, Frankreich und Italien bezeichnet. Seinem Chorleiter sagte er einmal: "Wenn du das hier zu einem weißen Gottesdienst machst, trete ich dir in den Arsch. Die Seelen müssen swingen."

Und die Seelen swingen. In der völlig überfüllten Kirche, vor einem großen Wandgemälde, das die Geschichte der Afro-Amerikaner und der FAME-Kirche darstellt, bearbeitet Murray seine Gemeinde mit mal leiser, mal lauter Stimme, mit tänzelnden Schritten vor dem Altar und exakt kalkuliertem Einsatz von Witzen. Er streckt die Arme zum Himmel, fällt auf die Knie. Chor und Orchester untermalen wie Filmmusik seine Aussagen. "Größe heißt, ein Diener zu sein. Du bist nicht groß, wenn du dich zurücklehnst und jammerst: ,Uhh, mir geht's sooo schlecht, ich habe nur noch fünfundvierzig Cent.&rquote; Du bist schon ein ziemlicher Idiot, wenn du so denkst. Auf der Straße erwirbst du dir vielleicht einen Ruf, bestimmt einen zweifelhaften. Gott aber sieht deinen Charakter. Nur wer dient, ist gut." Die Menge murmelt oder singt immer wieder beifällig "Praise the Lord, hallelujah".

So viel Zulauf und Anerkennung erhielt der heute 62jährige ehemalige Offizier der Luftwaffe nicht von Anfang an für seine Gemeindearbeit. Als er 1977 von einer African-Methodist-Episcopal-Kirche in Seattle nach Los Angeles kam, bestand die Gemeinde aus dreihundert zumeist statusbewußten älteren Frauen, die jeder Veränderung skeptisch gegenüberstanden. Die Pfunde, mit denen er damals wuchern konnte, waren ein paar einflußreiche Gemeindemitglieder wie Los Angeles' Bürgermeister Tom Bradley und die Tatsache, daß die Kirche auf eine lange Geschichte politischen Engagements in Los Angeles zurückblickte. Die FAME ist eine protestantische Kirche, eine von vier schwarzen methodistischen Freikirchen, die sich seit jeher besonders um soziale Belange kümmern.

Heute, fünfzehn Jahre später, zählt die Gemeinde 8500 Mitglieder. Die Prominentenriege wird nach wie vor angeführt von Bürgermeister Bradley sowie von Arsenio Hall, einem der beliebtesten Entertainer der USA. Die Rivalen Bush und Clinton kamen nach den Unruhen nicht umhin, Murray ihre Aufwartung zu machen, Ratschläge anzuhören - sich in seinem Licht zu sonnen. Dabei verhehlte Murray seine Symphathie für Clinton nicht.

Als Murray 1977 sein Pfarramt in der FAME antrat, stützte er sich zwar auf die fünf M's der Methodisten - Mission, Membership, Money, Maintenance und Morale -, tat dies aber mit einem bis dato unbekannten Sinn für das big business. Er nannte sein Sanierungsprogramm für die damals total verarmte FAME "Beyond the Walls", was im Klartext bedeutete, eine soziale Vorreiterrolle in der Stadt anzupeilen. "Die schwarze Kirche muß, ihrem eigentlichen Wesen entsprechend, ein Haus der Freiheit sein. Sie ist die einzige Lebensquelle, die den Entrechteten und Desillusionierten geblieben ist." Der Gottesmann kann sich sogar einen ironischen Blick auf seinen Beruf leisten: "Wir beschäftigen uns viel zu sehr mit diesem Seelenrettungsgeschäft. Wenn jemand die Bibel will, okay. Will er sie nicht, auch in Ordnung. Ich werde da sein, wenn er sie will. Aber bis dahin muß sich auf Erden etwas verändern."

Und Murray mischt kräftig mit, daß sich etwas tut in diesem von Massenarbeitslosigkeit, Drogenmißbrauch, Obdachlosigkeit und Apathie geplagten South Central. Sein Hauptaugenmerk gilt der Jobbeschaffung für schwarze Jugendliche. "Niemand rennt rum und legt Feuer, wenn er einen Job oder so etwas wie eine Familie hat. Arbeitslose in einem heruntergekommenen Viertel, die eine Gang als Ersatzfamilie suchen, deren Mutter oder Großmutter vergewaltigt wurde, die keine eigene Geschichte und Kultur haben, denen man erzählt hat, daß Gott weiß ist - solche Typen legen Feuer."

Hausfrau 2

Neben ihrer Familie - einer Quelle der Kraft und Freude sowie einer Übungsstätte im Überwinden von Enttäuschungen und Leiden - dürfte die Religion das prägendste Merkmal ihres Erfolgs gewesen sein. Was immer ihr passiert, ob Tod eines Kindes oder Niederlage auf dem Schlachtfeld: "Gott hat es so gewollt" - das ist ihre Erste Hilfe bei Schicksalsschlägen. Das hindert sie allerdings nicht, vorher alles zur Abwendung des Schicksalsschlags unternommen zu haben, falls Gott es doch anders gewollt hätte . . . Und die Riesenpalette ihrer Erfolge beweist zumindest, daß sie ihn in den meisten Fällen auf ihrer Seite hatte.

Wie so viele Führungsfrauen der Geschichte hatte auch sie einen Horror vor Kriegen; das Säbelrasseln hat ihr nicht gelegen. Und die Praxis hat ihr recht gegeben: Auf dem Schlachtfeld ist sie nicht siegreich gewesen, aber sie hat sich tapfer gewehrt. Sie ist noch nicht zwei Monate Nachfolgerin ihres verstorbenen Vaters, als sie schon in den Strudel des Ersten Schlesischen Krieges (1740-1742) gezogen wird: Am 16. Dezember 1740 fällt Preußen in Schlesien ein. Sie wird das reiche Schlesien an ihren Erzfeind, den vor Expansionsgelüsten glühenden Preußenkönig Friedrich II., verlieren. Der Versuch, es zurückzuerobern, mündet in den Zweiten Schlesischen Krieg (1744/45). Im Dezember 1745 begreift die Kaiserin, daß sie ohne Schlesien wird leben müssen: Am Weihnachtstag verzichtet Österreich im Frieden von Dresden auf Schlesien.

1748 bringt das Ende einer siebenjährigen Auseinandersetzung um ihre Erbfolge. Sie ist durch etwas Ungewöhnliches auf den Thron gekommen: durch das, was als "Pragmatische Sanktion" in die Geschichte eingegangen ist. Ihr Vater, Kaiser Karl VI., war Herrscher über ein geschichtliches Phänomen: eine Ansammlung von Ländern und Kronen, die nicht durch Sprache, Kultur- oder Geistesgemeinsamkeiten, sondern durch Eheschließungen, Erbfälle, Verträge und hie und da auch durch Kriege zu einem "Reich" geworden waren. Was sie zusammenhielt, war einzig und allein die gemeinsame Dynastie, deren Kern die Alpen-Herzogtümer Österreich und Steiermark bildeten. Wie stark das dynastische Zusammengehörigkeitsgefühl war, sollte Karls Tochter in ihrer Regierungszeit erfahren.

Das war denn auch der größte Aktivposten, den sie übernehmen konnte. Das Reich, das ihr Vater ihr hinterließ, war zwar ein ausgedehntes, aber ein wirtschaftlich, administrativ und militärisch heruntergekommenes. Sein Ansehen war gesunken, sein politisches Gewicht als Großmacht geschrumpft. Das wird sich beträchtlich geändert haben, wenn die Herrscherin vierzig Jahre später stirbt, aber es hat viele Jahre täglicher Klein- und Kleinstarbeit gebraucht, um diese Änderung zu bewirken.

Während ihr Großvater und ihr Vater beide verstorbenen Brüdern nachfolgen, ist Maria Theresias Thronbesteigung sozusagen vom Schicksal "vorbestimmt": Sie hat keinen Bruder, dem sie nachfolgen könnte. Vom Schicksal - und von der "Pragmatischen Sanktion" aus dem Jahre 1713, vier Jahre vor Maria Theresias Geburt, also nicht für sie persönlich abgefaßt. Das Papier legte fest, daß im Falle der Söhnelosigkeit Karls Töchter in der Reihenfolge ihres Alters nachfolgeberechtigt seien. Historisch-politisch ging es hierbei in erster Linie um die erneute und endgültige Festlegung der Unteilbarkeit des habsburgischen Gesamtbesitzes, besonders da Karl VI. zu der Zeit noch kinderlos war. Erst als er elf Jahre später, Vater von drei Töchtern und immer noch auf den männlichen Thronerben hoffend, ahnte, daß er vielleicht sohnlos bliebe ("was Gott verhüten möge", hatte er bei Abfassung des Papiers noch geseufzt), wurde die "Pragmatische Sanktion" zum Grundgesetz seines Hauses erklärt. Den Rest seines Lebens hat er sich darum bemüht, sämtliche betroffenen Staaten zur Anerkennung dieses Schrittes zu bewegen.

Es ist der erste Beweis für die Führungsqualitäten der Tochter, daß sie sich weder von dem desolaten Zustand des Landes noch von ihrer Unerfahrenheit im Regieren entmutigen ließ und im Eiltempo nachholte, was ihr Vater versäumt hatte. Dabei hat ihr einerseits etwas geholfen, was ihr von Natur aus mitgegeben worden war: Charme, Glaubwürdigkeit und natürliche Autorität. Eine große Ausstrahlung, die ihr die Herzen zufliegen ließ - zum Beispiel die ihrer speziell schwierigen Untertanen, der Ungarn -, ebenso wie eine natürliche Bescheidenheit, die sie sich ihr ganzes kaiserliches Leben lang bewahren würde und die sie ihren Kindern immer wieder ans Herz gelegt hat.

Auch sie hat die Weisheit gehabt, sich mit exzellenten Beratern zu umgeben. Am Anfang stand sie da ohne Geld, ohne Kredit, ohne Armee, ohne Erfahrung, ohne fördernde Ratgeber. Nur Tradition hatte sie, aber davon wurde keiner satt, damit konnten keine Kriege gewonnen werden. Die Arbeit, die sie vor sich aufgetürmt sah, schien überwältigend. Ausgestattet mit einem großen Gerechtigkeitssinn und einem offenen Ohr für menschliche Anliegen, wollte sie jeder und jedem Audienz gewähren, wollte es überall gut machen. Da reicht ein normaler Arbeitstag natürlich nicht aus, und so läßt sie sich einen Tagesplan erstellen - und zwar von ihrem privatesten Berater, dem Grafen Sylva Tarouca. Er will und kann nicht länger mitansehen, wie die Kaiserin ihre Gesundheit ruiniert: nächtelanges Aktenstudium, langwierige (und langweilige) Konferenzen, Diktate und Korrespondenzen. Dazu noch scharfe Ritte, Redouten, Bälle, Spiel und Tanz. Tarouca warnt, und sie horcht auf: "Sie war - anders als die meisten Mächtigen ihrer Zeit - bereit, zu hören. Sie glaubte nicht, immer im Recht zu sein, im Gegenteil: Tief in ihr eingewurzelt war die Furcht, das Verkehrte zu tun, falsche Entscheidungen zu treffen, Irrtümern zu unterliegen. Und wenn sie in ihrem Amt irren konnte, war sie in ihrem persönlichen Leben vor Irrtümern gefeit?"

AT: BRIESKE 4

An diesem Tag bläst ein heftiger Wind durch Brieskes Baumstraßen - auch um das Haus Nordstraße 9 bis 11 und sein Nebengebäude im Hinterhof. "Es handelt sich hier um ein echtes Stallgebäude", erklärt Bernhard Lösch, "das heißt, hier unten waren Ställe für die Bergmannskuh, das ist die Ziege. Oben drüber war der Heuboden." Denkmalschutz, meint er, habe nur dann Sinn, wenn neues Leben in die Räume komme, wenn Funktionen geschaffen würden. "Nun ist es so, daß halt in der Zwischenzeit der Bergmannskuh mehr oder weniger das Auto gefolgt ist"; am liebsten hätten die Leute ihr wertvollstes Stück sozusagen neben dem Wohnzimmer. Die LAUBAG bat deshalb den Senftenberger Architekten Wolfgang Joswig um einen Vorschlag zur Nutzung des Nebengebäudes. Der hatte dann eine "sehr schöne" Idee, findet Bernhard Lösch, "wie man mit den Stilelementen der damaligen Zeit, sprich Backsteinmauerwerk, Holzständertragwerke, einen Carport bauen kann." Zusätzlich sollen ein Gemeinschaftsraum, eine Waschküche für die älteren Leute, "die Partout die Freuden des Waschtags nicht missen möchten", und ein Fahrradabstellkeller geschaffen werden.

Das eigentliche Wohnhaus, zu DDR- Zeiten mit zehn Einheiten genutzt, soll für sechs bis höchstens acht Parteien umgebaut werden. An Luxussanierung habe die LAUBAG kein Interesse, betont der Geschäftsführer. "Wir müssen schauen, daß ein Mitarbeiter unseres Unternehmens, das heißt also derjenige, der bei der LAUBAG in Brot und Arbeit steht, diese Wohnung aus eigener Kraft bezahlen kann und nicht auf Wohngeld oder andere Hilfen angewiesen ist." Wer allerdings auf Wohngeld angewiesen ist, macht er unmißverständlich klar, wird die Miete in den restaurierten Häusern nicht mehr aufbringen können; für diese Mieter stehe genügend Wohnraum in der näheren Umgebung zur Verfügung. Wird aber dadurch nicht gerade zerstört, was die spezifischen Lebensbedingungen in Brieske ausmacht - Brieske als Lebensform? Geschäftsführer Lösch: "Es wäre absolut falsch und vermessen, hier etwas wiederbeleben zu wollen, was von den Wurzeln her nicht mehr fortgeführt worden ist. Hier gab's Brüche, und die sind nicht überbrückbar."

Bürgermeister Peter Gallasch möchte zu dem Problem lieber schweigen. Brieske heute ist bedrückend genug, es fehlt an Geld, an Infrastruktur, an Investoren. Was Wunder, wenn die Gemeinde da nach jedem Strohhalm greift. Einen "Traumplatz-Wettbewerb" hatte zum Beispiel die Bayer AG Leverkusen für die neuen Bundesländer ausgeschrieben. Der Preis: 300 000,- Mark, die für farbige Betonsteine und für die Planungs- und Verlegekosten spendiert werden. "Natürlich nicht uneigennützig", bekennt der Leiter des Vertriebs Pigmente und Keramik der Bayer AG in einer Lokalzeitung freimütig. "Doch neben dem Bekanntwerden unserer Farb-Pigmente zum Einfärben von Betonsteinen wollen wir Hilfe leisten in den neuen Bundesländern." Die Gemeindeverwaltung Brieske beauftragte das Senftenberger Architektenbüro Joswig/Kaluzer mit dem Entwurf des Traumplatzes - und gewann. Die schönen alten Granitsteine auf dem denkmalgeschützten Marktplatz werden demnächst entfernt und durch Betonsteine in den Farben beige - braun - sandocker - oliv ersetzt. Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten.

Doch damit nicht genug. Springbrunnen, aufgefrischte Grünanlagen und vor allem vier Mädchenfiguren sollen für die weitere Belebung des Platzes sorgen. Die vier Pretiosen, erläutert das Preisträger- Paar Hannelore und Wolfgang Joswig, "symbolisieren die ehemaligen Gruben, einst benannnt (und deshalb 45 Jahre totgeschwiegen) nach den höheren Töchtern der Grubendirektoren, Marga, Ilse, Anna-Mathilde und Renate." Architekt Wolfgang Joswig gibt ihnen noch einen frommen Wunsch mit auf den Weg: "Mögen die Bewohner der Gemeinde darin auch eine späte Ehrung ihrer vorwiegend in den umliegenden Gruben und Brikettfabriken arbeitenden Altvordern sehen." Auch eine Tiefgarage für den 2500-Seelen-Ort möchte Joswig unter den Marktplatz bauen. Der Preisstifter hört das offensichtlich gern: ". . . damit später keine geparkten Autos das historische Stadtbild stören", heißt es in der konzerneigenen Zeitung "direkt von Bayer".

Der neue "Traumplatz" soll vorspiegeln, was Brieske gewiß nie war: eine soziale Idylle. Der Marktplatz wird zur repräsentativen Bühne, hinter der die Erinnerung an gesellschaftliche Widersprüche, tägliche Mühsal und kulturelle Nischen - die Erinnerung an die Lebensleistung von Menschen - verschwindet. Bleibt bloß die Hoffnung, daß dieser "Traumplatz" nicht zum Symbol für die weitere Entwicklung von ganz Brieske wird.

BASKETBALL BASKETBALL, Männer, 29. Spieltag: Brandt Hagen - SVD Dortmund 94:89 (40:41), TTL Basketball Bamberg - TVG Basketball Trier 107:89 (58:42), BG Stuttgart/Ludwigsburg - MTV Gießen 79:88 (45:40), BG TuS Bramsche/ Osnabrück - SG Braunschweig 68:93 (32:28), TSV Bayer Leverkusen - ALBA Berlin 83:68 (42:42), SSV Ulm - Tübinger SV 98:80 (57:41).

Gruppe Nord:

1. Bayer Leverkusen 28 23 5 2416:2136 46:10 2. ALBA Berlin 29 19 10 2439:2286 38:20 3. Br./Osnabrück 29 15 14 2337:2392 30:28 4. SG Braunschweig 28 12 16 2124:2199 24:32 5. Brandt Hagen 29 11 18 2431:2470 22:36 6. SVD Dortmund 29 10 19 2223:2375 20:38

Gruppe Süd: 1. TTL Bamberg 29 18 11 2519:2322 36:22 2. SSV Ulm 1846 29 18 11 2392:2377 36:22 3. Stuttg./Ludwigsb. 29 17 12 2348:2355 34:24 4. MTV 1846 Gießen 29 14 15 2506:2472 28:30 5. TVG Trier 29 13 16 2330:2396 26:32 6. Tübinger SV 29 3 26 2249:2534 6:52

Kriminalpolizei sucht angeschossene Person

OFFENBACH. Die Kripo sucht eine unbekannte Person, die am Samstag abend bei einer Schießerei in der Hermann- Steinhäuser-Straße verletzt wurde. Nach Angaben der Polizei hatte ein Anwohner kurz vor Mitternacht dem Ersten Revier mitgeteilt, daß in der Hermann-Steinhäuser-Straße geschossen worden sei. Eine Funkstreife entdeckte vor einem Hauseingang zwei Patronenhülsen und eine Blutspur. Die Beamten konnten kurz darauf in der Nähe einen 41jährigen Mann festnehmen, der ein Pistolenmagazin in der Tasche hatte. Außerdem fanden sie eine Schußwaffe, die offenbar zuvor am Gehwegrand versteckt worden war. Pistole und Magazin sollen zusammengehören. Die Kripo bittet um Hinweise aus der Bevölkerung (069 / 80 90 259). fin

Zusammenstoß mit Bus: Vier Menschen verletzt

OFFENBACH. Ein Autofahrer und drei Insassen eines Linienbusses wurden am Samstag nachmittag bei einem Verkehrsunfall in der Waldstraße verletzt. Wie die Polizei sagt, hatte ein 24jähriger Chauffeur offenbar versucht, mit seinem Wagen zu wenden. Er steuerte sein Auto nach links, geriet auf die Busspur und stieß mit dem Bus zusammen, der Richtung Bismarckstraße unterwegs war.

Bereits am Freitag nachmittag konnte die Polizei in der Innenstadt von Offenbach vier junge Männer aus Frankfurt schnappen, denen angelastet wird, kurz zuvor in der Hermann-Steinhäuser-Straße ein Auto aufgebrochen und Wertgegenstände gestohlen zu haben. Ein Zeuge hatte das Quartett beobachtet und die Polizei verständigt. fin

Mutter und Sohn in ihren Schlafzimmern überfallen

SELIGENSTADT. Bei einem Überfall auf eine Metzgerfamilie erbeuteten zwei Männer am Samstag kurz vor Mitternacht rund 50 000 Mark. Laut Polizei waren sie gewaltsam in das Haus an der Freihofstraße eingedrungen. Der Hausherr war auf Auslandsreise. Seine Frau und sein 14jähriger Sohn, die in ihren Zimmern im ersten Stock schliefen, wurden von den maskierten Tätern geweckt. Sie blendeten ihre Opfer mit einer Taschenlampe und forderten mit vorgehaltener Pistole Bargeld.

Während sie den Jungen im Zimmer einschlossen, zwangen sie die Frau, parterre den Geschäftstresor aufzuschließen. Nachdem einer der Männer das Geld in einer braunen Ledertasche verstaut hatte, sperrten die Räuber die Frau in der Toilette ein und verließen die Metzgerei durch die Eingangstür. Der Junge konnte seine Tür öffnen und die Mutter befreien.

Die Männer, 16 bis 20 Jahre alt, werden wie folgt beschrieben: Der eine 1,60 bis 1,65 Meter groß und untersetzt. Er trug einen mehrfarbigen Blouson und eine türkisfarbene Wollmütze mit Sehschlitzen. Sein 1,60 bis 1,70 Meter großer Komplize soll schwarz gekleidet gewesen sein; mit schwarzer Motorrad-Unterziehhaube mit rot eingefaßten Sehschlitzen. Das Duo sprach gebrochen deutsch. Hinweise an die Kripo unter 069 / 80 90 259. fin

Weibliche Führungskräfte, Managerinnen, Pionierinnen hat es seit Jahrtausenden gegeben: Frauen, die Geschichte mitbestimmt haben. Ob sie dies immer mit mehr Menschlichkeit und Güte getan haben, sei dahingestellt - Monique R. Siegel untersucht in ihrem Band "Weibliche Führungskunst" die Tätigkeit ganz verschiedenartiger Frauen. Mit Genehmigung des Verlags veröffentlichen wir aus dem Kapital "Maria Theresia" Auszüge.

SKI NORDISCH SKISPIELE in Lahti/Finnland, Männer, Sprunglauf von der 90-m-Schanze: 1. Kasai (Japan) 235,2 Punkte (90+89,5 Meter), 2. Sakala 217,8 (89,5+83,5), 3. Parma (beide Tschechische Republik) 213,2 (82,5+87), 4. Yasuzaki (Japan) 208,0 (83+84,5), 5. Weißflog (Oberwiesenthal) 204,7 (80,5+86,5), 6. Bredesen (Norwegen) 203,3 (78,5+87), 7. Duffner (Schönwald) 200,6 (86+80), 8. Berg (Norwegen) 199,0 (82,5+82,5), 9. Hakala (Finnland) 198,9 (81+83), 10. Goldberger (Österreich) 196,0 (83,5+79), ...42. Siegmund (Oberhof) 73,4 (71,5), ...44. Scherer (Rohrhardsberg) 72,9 (71,5), ...58. Hannawald (Hinterzarten) 53,9 (64). - Stand im Gesamt-Weltcup nach 13 Wettbewerben: 1. Rathmayr (Österreich) 171 Punkte, 2. Goldberger 153, 3. Kasai und Sakala beide 136, 5. Duffner 93, 6. Molard (Frankreich) 88, 7. Bredesen und Haim (Österreich) beide 61, 9. Weißflog 58, 10. Myrbakken (Norwegen) 57.

15-km-Lauf: 1. Ogiwara (Japan) 41:50,5 Minuten, 2. Börre Lundberg (Norwegen) 42:03,1, 3. Abe 42:21,6, 4. Komo (beide Japan) 42:18,3, 5. Apeland 40:13,5, 6. Wik (beide Norwegen) 41:38,4, 7. Lewandi (Estland) 41:17,7, 8. Trond Einar Elden 41:03,1, 9. Moen (beide Norwegen) 41:36,6, 10. Schwaar (Klingenthal) 43:34,5, 11. Elden (Norwegen) 39:11,3, 12. Schaad (Schweiz) 42:16,2, 13. Pinzani (Italien) 45:06,8, 14. Braun (Baiersbronn) 45:30,3, 15. Cuendet (Schweiz) 40:37,3, ... 17. Pohl (Schonach) 42:39,8, 18. Dufter (Hammer) 43:13,3, ... 33. Deimel (Winterberg) 47:13,9.

Frauen, 5 km (Freistil): 1. Jegorowa (Rußland) 14:42,0 Minuten, 2. di Centa 14:54,3, 3. Belmondo (beide Italien) 14:56,0, 4. Wialbe 15:09,4, 5. Lazutina 15:09,5, 6. Gawriljuk (alle Rußland) 15:18,4, 7. Rolig (Finnland) 15:19,3, 8. Nageikina (Rußland) 15:23,6, 9. Havrancikova (Tschechische Republik) 15:23,8, 10. Kornejewa (Rußland) 15:24,4.

Eintracht Wiesbaden, Zweite Handball-Bundesliga der Männer Titel noch nicht abgeschrieben Manager Seliger fordert "kleine Serie" zum Saison-Finale

"Wir haben trotz der 23:24-Niederlage beim VfL Günzburg immerhin zwei Tore gegenüber Stuttgart-Scharnhausen aufgeholt, liegen bei zwei Punkten Rückstand und drei Toren schlechterer Differenz noch aussichtsreich im Meisterschaftsrennen", hat Wiesbadens Handball-Zweitliga-Manager Heinz Seliger die Flinte vor den letzten vier Spieltagen noch nicht ins Korn geworfen. "Nun müssen wir zum Schluß eben noch eine kleine Serie in Form von 8:0-Punkten hinlegen und wenigstens noch auf einen Ausrutscher von Scharnhausen hoffen", spricht Trainer Manfred Bengs von einem etwa gleichschweren Restprogramm der beiden einzigen übrig gebliebenen Meisterschafts- und Erstliga-Aspiranten.

Nach elf Spielen ohne Niederlage erwischte es die Wiesbadener "Rothemden" nicht unerwartet in Günzburg, mußten doch gleich sechs Spieler ersetzt werden. "Das hätte kein Team kompensiert. Nun müssen wir uns für die Vorspiel-Niederlage in Fürstenfeldbruck schadlos halten", setzt Co-Trainer Manfred Freisler auf einen Heimsieg im Samstagsmatch (Beginn 20 Uhr) gegen den Vorletzten aus Bayern. "Keine leichte Aufgabe, denn Fürstenfeldbruck liegt uns nicht unbedingt und kämpft zudem noch verzweifelt um jeden Punkt", spricht Freisler von einer undankbaren Aufgabe in der Sporthalle am Elsässer Platz.

Zumal der Zweitplazierte in seinem vorletzten Heimspiel (es folgen noch die Auswärtspartien in Pfullingen und Leipzig sowie das Heimmatch gegen Heppenheim) mit Sicherheit auf mindestens vier Langzeit-Verletzte (Suttner, Armin Freisler, Merten sowie den in Mannheim am Knie operierten Hein) verzichten muß. Dazu steht noch ein dickes Fragezeichen hinter dem Einsatz der zuletzt in Günzburg wegen Grippe fehlenden Schulz und Bannach. "Das Virus steckt noch mehreren Spielern in den Gliedern, aber die Betroffenen können sich wegen der strengen Dopingbestimmungen nicht richtig schützen und stecken sich gegenseitig an", klagt Seliger sein Leid. Inzwischen bekommt beim Vorjahresmeister jeder Spieler in Training und Spiel seine mit Namen gekennzeichnete Wasserflasche, um weiteren "Flurschaden" zu verhindern. Diesen wünscht man da fast schon im Wiesbadener Lager - Maistrenko kann trotz der roten Karte in Günzburg (dreimal zwei Minuten) spielen - dem Tabellenführer Scharnhausen zu Hause gegen den Samstags-Bezwinger VfL Günzburg . . . . jo

China propagiert Wachstum

heb PEKING, 8. März. Die Kommunistische Partei Chinas hat sich für eine Beschleunigung der Wirtschaftsreformen Deng Xiaopings ausgesprochen. Auf einem dreitägigen Treffen des Zentralkomitees, des obersten Führungsgremiums der Partei (ZK), seien "gewisse Ziele" des aktuellen Fünfjahresplanes korrigiert worden, meldete jetzt die Nachrichtenagentur Xinhua (Neues China).

Das "gute Moment" der wirtschaftlichen Entwicklung solle erhalten werden, und ein noch "schnelleres Tempo" angestrebt werden, heißt es in dem Bericht. Damit hat sich die Parteiführung nach Einschätzung westlicher Beobachter trotz erster Anzeichen einer erneuten Überhitzung der chinesischen Wirtschaft hinter die Forderungen des Altpolitikers Deng gestellt, die "günstige Gelegenheit" für ein schnelleres Wachstum zu ergreifen. Das chinesische Bruttosozialprodukt war im vergangenen Jahr um mehr als 12 Prozent in die Höhe geschnellt, und Wirtschaftsexperten erwarten für das laufende Jahr ein ähnlich rasantes Wachstum.

Der Auszug aus den Containern Katholische Familienbildung feierte einen "Tag der offenen Tür"

NORDWESTSTADT. Die Katholische Familienbildungsstätte (FBS) Nordweststadt hat wieder eigene Räume. Nach einer einjährigen Übergangsphase, in der die Bildungseinrichtung provisorisch in Containern untergebracht war, ist sie nun in ihr neues (altes) Domizil umgezogen. Es ist unter der selben Adresse im Nordwestzentrum zu finden wie vor einem Jahr. In dem kürzlich fertiggestellten Neubau am Limescorso findet sich die Familienbildungsstätte jetzt aber im zweiten Obergeschoß und nicht mehr, wie früher, im ersten Stock.

Die neuen Räume sind nicht wesentlich größer als die alten, entsprechen aber eher den heutigen Anforderungen an eine Bildungseinrichtung. Der Schwerpunkt der Arbeit hat sich in den 25 Jahren seit Bestehen der Einrichtung verschoben. Standen damals Kochkurse im Vordergrund, liegt das Interesse der Familien heute eher bei pädagogischen Fragen. Auf eine Lehrküche etwa wurde deswegen im Neubau verzichtet.

Zum Festakt begrüßte Leiterin Lioba Kunz zahlreiche Gäste. Neben Vertretern beider Kirchen waren die Kursleiter des Hauses, die Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte sowie Vertreter der Gemeinden und Kindergärten in der Nordweststadt gekommen. Diese hatten in der Übergangszeit ihre Räume zur Verfügung gestellt, so daß das Kursprogramm in vollem Umfang aufrecht erhalten bleiben konnte. Bei ihnen bedankte sich Frau Kunz. Sie freue sich mit ihren Mitarbeitern auf das künftige Wirken in den eigenen neuen Räumen, die sie scherzhaft als eine "vollkommene Verbindung zwischen einer modernen, fast eleganten Innenausstattung und den praktischen Eigentümlichkeiten einer Familienbildungsstätte" charakterisierte.

Einen engagierten Festvortrag hielt Ordinationsrat Dr. Ernst Leuninger, im Bistum Limburg für die Erwachsenenarbeit zuständig. Er betonte, daß die Arbeit der Familienbildungsstätte nach wie vor notwendig sei und machte einen Wandel der familiären Situation aus, auf den die kirchliche Familienbildung reagieren müsse. Die Kinderzahl werde kleiner, die Familie also "horizontal kleiner". Gleichzeitig steige die Lebenserwartung des einzelnen. Die Familie werde "vertikal größer". Vier Generationen müßten in Zukunft miteinander auskommen.

Doch bei allem strukturellem Wandel bleibe der Status der Familie unverändert hoch. Leuninger: "Keine Institution - auch die Kirche nicht - ist in der Lage, die Familie in der Funktion der Wertebegründung zu ersetzen." Hier müsse die Familienbildung helfen. "Die Familie muß ein Ort sein, an dem der einzelne einen höheren Wert besitzt als in der Gesellschaft." Diese sei durch eine zunehmende "Durchökonomisierung" geprägt. Auch die Gewalt sei ein Problem, dessen sich die Katholische Familienbildung annehmen müsse, forderte Ernst Leuninger. Gewalt habe eine Grundlage in der Familie; Pädagogik müsse hier Wege weisen.

"Es muß doch intelligentere Konfliktlösungsmuster geben als solche mit Gewalt. Leben ist nicht nur Konsum und Karriere, sondern gelungene Beziehung, menschliche Wärme und Geborgenheit." Wer sich in der Familie geborgen wisse, könne sich dann auch in der Gesellschaft eingliedern. Dies deutlich zu machen sei ein wichtiges Ziel.

Stadtdekan Klaus Greef beendet den Festakt und segnete die neuen Räume. "Gott möge alle segnen, die in diese Räume kommen und alle, die er segnet, die sind ein Segen für andere."

Bei einem "Tag der offenen Tür" hatten dann die Bürger aus dem Stadtteil Gelegenheit, die neuen Räume zu begutachten. Dabei konnten auch Produkte der verschiedenen Kreativ-Kurse besichtigt werden. Als ein Beispiel von vielen Angeboten wurde die Technik des Klöppelns vorgeführt. Tanz, Musik und Theater für Kinder rundeten neben kulinarischen Angeboten den Nachmittag ab. mab

Geländegewinn für die "Gartenfreunde"

FECHENHEIM. Seit Jahren gab es zwischen den Anlagen des Kleingärtnervereins der "Gartenfreunde Fechenheim" und der Adam-Opel-Straße einen verwilderten Geländestreifen. Der konnte im vergangenen Jahr im Zuge einer Anlagenbegradigung in das Gartengelände einbezogen werden, wie der Vereinsvorsitzende Alfred Ebert in der Jahreshauptversammlung berichtete.

Nach 700 Stunden eigener Arbeit und einer Investition von 4000 Mark kann die neue Fläche für einen Shredder- und Kompostierplatz genutzt werden. "Außerdem hat es sich angeboten, auch etwas für die Kinder zu tun", sagte Ebert. So entstand ein Kinderspielplatz, "eine Sache, die mir schon lange am Herzen lag". Der 1962 gegründete Verein mit seinem Gelände zwischen der Pfortenstraße und der Adam-Opel-Straße zählt 46 Mitglieder, die in 23 Kleingärten graben, säen und pfanzen. Für 1993 planen die "Gartenfreunde", ihr Vereinshauses um einen Geräte- und Lagerschuppen zu erweitern. Zur Zeit warten sie noch auf die Baugenehmigung, rechnen aber schon in nächster Zeit mit deren Erteilung.

Bei den Vorstandswahlen wurde der Vorsitzende Alfred Ebert im Amt bestätigt. Für das Amt des Zweiten Vorsitzenden kandidierte Eberts Stellvertreter Josef Mareck nicht mehr. Nachfolger wurde der bisherige Schriftführer Werner Döbert. Dessen Amt übernimmt Gisela Bechtholt. mab

Die Terasse ist jetzt offen KGV "Waldfried" bietet seinen 147 Kleingärtnern viel

NIEDERRAD. Im Kleingärtnerverein "Waldfried" werden in den kommenden zwölf Monaten verstärkt auch neue Mitglieder im Gesamtvorstand tätig sein. Bei der Jahrehauptversammlung erklärten sich mehrere der "Neuen" bereit, ein Amt zu übernehmen. "Das ist gar nicht so selbstverständlich", betont Horst Heil, der (wiedergewählte) Schriftführer der Kleingärtner. "So ein Engagement ist nämlich immer mit einigem Arbeits- und Zeitaufwand verbunden."

Drei neue Mitglieder gehören jetzt der Kommission an, die für das Schätzen der Grundstückswerte zuständig ist: Gerhard Heine, Anton Jacob und - als erste Frau - Alice Brabec. Neuer Haus- und Wasserwart ist Dieter Froath. Für Fragen des biologischen Gärtnerns ist der neue Pflanzenschutzwart, Herr Gretscher, der richtige Ansprechpartner, der an diversen Schulungen teilnehmen wird. Herr Müller und Herr Mehlmann sind neue Obmänner beim KGV "Waldfried". Ihre Aufgabe ist es, den Schrebern in einem Gartenabschnitt mit Rat und Hilfe zur Seite zu stehen.

Der geschäftsführende Vorstand wurde wiedergewählt. Hier fungiert Helmut Schulz als Vorsitzender. Hedwig Böhm ist seine Stellvertreterin und Horst Heil weiterhin Schriftführer.

Den 147 Mitgliedern des Niederräder Vereins steht jetzt die neue Terasse offen, die im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde. Immerhin 10 000 Mark war dem Verein diese Investition wert. 5000 Mark kostete die Erneuerung eines Außenzaunes, zu der die Stadt Zuschüsse gab. Im laufenden Jahr steht auf dem Terminplan der Kleingärtner die Renovierung ihres Lagerschuppens: Ein heftiger Sturm hatte im vergangenen Jahr das Dach abgehoben. mab

Frankfurter Vietnamesen feierten das "Tet"-Fest

Mit dem traditionellen Drachentanz eröffnete das "Tet"-Fest, das vietnamesische Neujahrsfest, im Bürgerhaus Griesheim. Die Drachen, unter deren Kostümen sich vier Tänzer bewegten, sollten die bösen Geister des vergangenen Jahres besiegen. Das "Jahr des Hahnes" hat im vietnamesischen Mond-Kalender zwar schon am 23. Januar begonnen, aber es gelang dem Verein der vietnamesischen Flüchtlinge erst zu diesem späteren Termin, einen Saal zu mieten.

Seit 1979 feiern die Vietnamesen das "Tet"-Fest. Damals fanden 250 der nach Hongkong geflüchteten "Boat-People" in Frankfurt Aufnahme.

Mittlerweile fühlen sich die einstigen Flüchtlinge in Deutschland heimisch. Sie haben sich einerseits integriert und können andererseits weiterhin ihre Kultur pflegen.

Mit Volkstänzen erfreuten vietnamesische Tanzgruppen aus Frankfurt, Bremen und Freiburg die mehr als 500 Besucher. Die Sängerin Minh Duc und der Sänger Anh Pkuong, die aus Paris angereist waren, gaben den vietnamesischen Volkliedern Stimme. mab

Drachen blieben Sieger Vietnamesische Flüchtlinge begrüßten Jahr des Hahnes

FRANKFURT A. M. Zwei Drachen kämpfen tanzend gegen einen unsichtbaren Gegner. Sie drehen sich, purzeln über die gesamte Bühne und wirbeln ihre bunt schillernden Köpfe umher. Ein dicker Mann mit freundlich lächelnder Maske unterstützt die beiden mit getanzten Sprüngen. Er weist den Weg für die riesigen Drachen, unter deren Kostümen sich vier Tänzer bewegen. In schnellem Auf und Ab weichen die Drachen den bösen Geistern des verflossenen Jahres aus und bleiben schließlich Sieger. Die Zuschauer, zumeist Vietnamesen, bedanken sich mit Geldgeschenken. Kinder recken Geldscheine in die Höhe und winken den Drachen zu. Diese kommen und schnappen zahm nach ihrem Lohn. Die bösen Geister des alten Jahres sind gestorben, das neue Jahr kann kommen.

Mit diesem traditionellen Brauch eröffnete das Tet-Fest, das vietnamesische Neujahrsfest, im Bürgerhaus Griesheim. Das "Jahr des Hahnes" des vietnamesischen Mond-Kalenders begann zwar schon am 23. Januar, aber es gelang dem Verein der vietnamesischen Flüchtlinge erst sechs Wochen später, einen Saal zu mieten. Die Fastnacht hatte die Kapazität der Bürgerhäuser ausgeschöpft.

Der Verein der vietnamesischen Flüchtlinge entstand 1979, als die "Boat- People" nach Hongkong flüchteten und 250 von ihnen in zwei Frankfurter Wohnheimen aufgenommen wurden. Ihre Zahl wuchs, da Familien zusammengeführt wurden. Zudem zog Frankfurt weitere Landsleute an, die sich hier eine gute Ausgangslage für ihre neue Heimat erhofften. "Wir sind damals von den Behörden und auch der Bevölkerung sehr freundlich aufgenommen worden", erinnerte sich Nguyen Quang Thai, der im Vorstand des Vereins aktiv ist. Diese Erfahrung habe über den schweren Beginn des Lebens in einem fremden Land hinweggeholfen. "Im Winter ist es sehr kalt in Deutschland und Kartoffeln haben mir auch nicht geschmeckt. Aber das war nicht so schlimm, weil wir freundlich aufgenommen wurden." Auch heute fühle er sich in Deutschland wohl, betonte Nguyen Quang Thai. "Wir sind sehr gut integriert."

In einer zweiten Heimat zurechtzukommen, bedeutet auch, die eigenen Wurzeln zu pflegen. Das betrachtet der Verein, neben einer sozialen Betreuung seiner Landsleute, als die Hauptaufgabe. Feste werden gemeinsam gefeiert. Beispielsweise das alljährliche Mondfest, dem deutschen Martinsfest ähnlich, bei dem die Kinder Laternen mit unterschiedlichen Tiermotiven durch die Nacht tragen. Gegessen wird ein besonderer "Mondfestkuchen". Selbstverständlich feiern die Vietnamesen auch Weihnachten und eben das Tet-Fest zum Neujahr. Drei Tage wird es offiziell gefeiert und rotsprühendes Feuerwerk spielt dabei eine große Rolle. Rot bringt Glück und da Glück nicht groß genug ausfallen kann, lieben die Vietnamesen große Mengen der funkensprühenden Farbe.

Zum Fest gehören auch Tanz und Musik. Vietnamesische Tanzgruppen aus Frankfurt, Bremen und Freiburg erfreuten mit ihrem eindrucksvollen Können die Zuschauer. Sie brachten Volkstänze aus verschiedenen Regionen Vietnams auf die Bühne. Für Musik sorgte eine Straßburger Band. Die Sängerin Minh Duc und der Sänger Anh Phuong verliehen den vietnamesischen Volksliedern Stimme. "Es fehlen nur die Reiskuchen, die wir zum Tet-Fest backen. Die machen wir mit Fleisch, Klebreis, Sojabohnen und Bananenblättern", bemerkte Nguyen Quang Thai, aber er freute sich trotzdem: "Ein schönes Fest." mab

Beckenbauer hat den Stab über Berthold gebrochen Schulte und die Bananen Kölns Trainer Jerat läßt sich gern mit Daum vergleichen

FRANZ BECKENBAUER, dem es offensichtlich keine Probleme bereitete, als Vize-Präsident und Gast-Kommentator das Spitzenspiel der Liga zwischen München und Frankfurt zu verfolgen, hat den Stab wohl endgültig über seinen einstigen Liebschüler Thomas Berthold gebrochen. Zwischen Abseits und Einwurf erklärte der smarte Ex-Teamchef, daß der frühere Nationalspieler "bei den Bayern keine Chance mehr hat" und ablösefrei wechseln kann. Es lägen auch einige Angebote vor, "nur will Thomas halt in der Bundesliga bleiben und noch dazu bei einem Spitzenklub." Da werden es die Bayern schwer haben, den Großverdiener Berthold von der Gehaltsliste zu streichen.

HELMUT SCHULTE, neuer Coach bei dem etwas anderen Verein Schalke 04, hatte eine Kiste Bananen ausgesetzt, um seine Stürmer zu mehr Treffsicherheit zu bewegen. Was auf St. Pauli klappte, fruchtete bei den "Knappen" nichts: Auch nach 307 Minuten warten die Schalker auf ein Tor. "Wir haben wieder zu null gespielt, allerdings auf der falschen Seite", flüchtete sich Schulte in Galgenhumor. Rund um den Schalker Markt wird er übrigens bereits als "Nullinger" Schulte bezeichnet.

KLAUS SAMMER, Trainer bei Dynamo Dresden und bisweilen als etwas spröde bekannt, übte auf sehr subtile Art Kritik an seinem Spielführer René Müller. Auf die Frage nach der Leistung des Torwarts, der bei der 1:3-Niederlage in Köln nicht gerade ein sicherer Rückhalt war, lobte Sammer den Kölner Keeper Bodo Illgner in den höchsten Tönen.

KLAUS JERAT, seit einer Woche Trainer beim 1. FC Köln und mit Sprüchen schnell zur Hand, will sich offenbar mit seinem Spieler Frank Ordenewitz anlegen. Im ersten Spiel unser seiner Regie fand sich Kölns bester Torjäger auf der Ersatzbank wieder. "Ich hoffe auf eine Verärgerung bei Ordenewitz, und daß er damit zu mir kommt." Jerat, der den Kölnern zwecks Erhöhung der Kampfbereitschaft auch für das Trainingsspiel Schienbeinschoner verordnet hat, hat offenbar seine Lektion bei Christoph Daum gelernt. Ganz Vorschnelle vergleichen Jerat bereits mit dem Stuttgarter Coach. Jerat nimmt's als Kompliment - "und wer wehrt sich schon gegen Komplimente?"

HANS-JÜRGEN FREUNDLIEB, Schatzmeister bei Borussia Dortmund und Hüter des übervollen Westfalen- Schatzes, kennt dieses Gefühl immer noch nicht - das Gefühl, gegen einen unattraktiven Gegner auf halbleeren Rängen zu sitzen. Selbst gegen die abstiegsbedrohten Uerdinger, noch dazu die graue Maus der Liga, pilgerten 36 569 Fans ins Westfalenstadion. Im Durchschnitt kommen 40 100 ins Westfalenstadion. Zum Vergleich: Den Wattenscheider Sieg über Kaiserslautern wollten, nur einen Steinwurf entfernt, 5000 Fans sehen. FR

Ilse Grubrich-Simitis Schreiben - Schreiben - Schreiben Sanfte Depression und "Mittelelend": Wie Sigmund Freud die Engel der Eingebung rief

Die Briefe an Wilhelm Fließ sind nicht nur das Logbuch von der Entstehung der Psychoanalyse; sie enthalten zugleich Freuds dichteste Beschreibung des eigenen kreativen Prozesses. "Meine intellektuelle Arbeit leiten habe ich nie können."

Aber er hatte es offenbar früh gelernt, mehr oder weniger passiv sich dem dunklen Takt vorbewußter und unbewußter Abläufe anzuvertrauen. Immer wieder - oft lange - abzuwarten, bis ihn eine Art Drangstimmung ergriff, in der vereinzelt auftauchende Einfälle und Ahnungen sich nicht mehr hinter die Bewußtseinsschwelle zurückzogen, sondern in raschen Schüben sich endlich zu prägnanten Gestalten gruppierten. Diese werden von Freud fast wie Lebewesen mit eigener Wachstums- und Bewegungsdynamik beschrieben, als stelle er sich ihnen nur als Behälter zur Verfügung.

Zur Charakterisierung der Abschlußphase des schöpferischen Vorgangs - unter "greulichen Wehen" - benutzte er selbst die Metapher der Geburt. Doch verliefen auch die Vorbereitungsphasen nicht durchgehend im Wohlbefinden. Um sie überhaupt sich in Gang setzen zu fühlen, bedurfte es einer mäßigen seelischen und/oder körperlichen Schmerzbelastung, der Spannung jenes "Mittelelends", die für Freuds "Hirntätigkeit das Optimum" herstellte. Nicht nur für die Arbeit seines Denkvermögens, auch für das Glücken seiner Prosa. So heißt es in einem Brief vom 6. September 1899 aus dem Berchtesgadener Sommeraufenthalt, während der Arbeit an der Traumdeutung: "Mein Stil war leider schlecht, weil es mir zu gut körperlich ging; ich muß etwas elend sein, um schön zu schreiben."

Spuren dieser Grundvoraussetzungen für das Ingangkommen und Gelingen des kreativen Prozesses finden sich ebenso in den intimeren unter Freuds späteren Briefwechseln, zumal in der Korrespondenz mit Sándor Ferenczi. Auch hier ist an vielen Stellen die Bereitschaft zum geduldigen, gleichsam witternden Abwarten bezeugt, eine Art intermediärer Befindlichkeit zwischen Passivität und Aktivität. Die deutsche Sprachstruktur mag diese Einstellung unterstützt haben, dank ihres Reichtums an Verbformen für den Ausdruck der passiven Verhaltensrichtung, aber auch aufgrund ihrer Möglichkeit, Aktivsätze behend in Passivsätze zu verkehren und vice versa, sowie der spezifischen Passivformen, die eine Verschleierung von Passiv und Aktiv erlauben. Weil er die Fruchtbarkeit dieses demütigen Nichtserzwingen-Wollens kannte, mißtraute Freud Arbeiten, die er auf Bestellung schrieb. So heißt es von der kleinen Studie über Die psychogene Sehstörung aus dem Jahre 1910, die er als Festbeitrag zum sechzigsten Geburtstag des mit ihm befreundeten Ophthalmologen Leopold Königstein verfaßt hatte, abschätzig: "Sie taugt nichts, wie alles Kommandierte." Lieber überließ er sich seinen ureigenen inneren Rhythmen, bis sich das "Glück" eines Gedankens oder einer Theoriekontur einstellte. "Die Tabu- Ambivalenzfrage", berichtete er während der Arbeit an Totem und Tabu, "ist vor einigen Tagen plötzlich zusammengegangen, fast mit einem hörbaren ,Ruck&rquote; eingeschnappt, und seither bin ich wie blöde. Mein Interesse ist zunächst erloschen, ich muß warten, bis es sich wieder ansammelt." Oder, im Zuge der Entstehung von Hemmung, Symptom und Angst. "Genese: nach Art eines Zeitungsromans, wobei der Autor sich selbst von jeder Fortsetzung überraschen läßt. Das Zeug ist so schlecht geschrieben, daß es wahrscheinlich umgeschrieben werden muß; lange Zeit fragte es sich, ob es nicht ungeschrieben bleiben sollte. Aber das Schicksal hat es anders gewollt."

Hilfsgüter-Abwürfe erreichen notleidende Bosnier Zahlreiche Paletten von Eingeschlossenen gefunden / New Yorker Verhandlungen unterbrochen

TUZLA/NEW YORK, 7. März (Reuter/ AFP/AP/epd). Die Hilfsgüter-Abwürfe der US-Luftwaffe über Ostbosnien sind vielen Menschen in der Region zugute gekommen. Das sagte UN-General Phlippe Morillon nach seiner Inspektionsreise durch Ostbosnien. Zahlreiche Paletten sei- en bei Konjevic Polje sowie in Srebenica gefunden worden. In den Nächten zu Sams- tag und Sonntag hatten US-Transportmaschinen erneut Hilfsgüter über Srebrenica abgeworfen. Morillon sagte die für den heutigen Montag geplanten Verhandlungen mit den Generalstabschefs der bosnischen und serbischen Truppen über einen Waffenstillstand für Ostbosnien ab.

Technische und logistische Probleme verhindern bisher eine Beteiligung der Bundeswehr an den US-Hilfsflügen für die notleidenden Menschen in Ost-Bosnien. Außenminister Klaus Kinkel und der Generalinspekteur der Bundeswehr, Klaus Naumann, sagten übereinstimmend, vor einer politischen Entscheidung müßten weiter zahlreiche Fragen geklärt werden. Zu prüfen sei zum einen die Zielgenauigkeit beim Abwurf von Hilfsgütern aus großer Flughöhe, zum anderen die Frage, ob sich die deutschen Transportflieger bei Nacht an Formationsflügen der Verbündeten beteiligen könnten.

In New York unterbrachen die bosnischen Kriegsparteien am Samstag abend ihre Friedensgespräche für mehrere Tage. EG-Vermittler David Owen teilte mit, daß Serben, Kroaten und Moslems den Stand der Verhandlungen zunächst mit ihren politischen Führungen erörtern und im Laufe der neuen Woche wieder zurückkehren wollten. Es bahne sich offenbar eine Entscheidung an. Auch der bosnische Präsident Alija Izetbegovic sprach von Fortschritten. Belastet wurde die Konferenz offenbar von der Ankündigung weiterer Sanktionen durch US-Präsident Bill Clinton.

Clinton hatte am Wochenende eine erhebliche Verschärfung des internationalen Drucks auf Serbien angekündigt. Sein Sprecher George Stephanopoulos berichtete, zwei Gruppen von Beamten aus dem Außen- und dem Finanzministerium seien in Europa unterwegs, um dort Unterstützung für das Vorhaben zu suchen, die Lieferung von Gütern nach Serbien auf dem Landweg und Geldtransfers in dieses Land zu unterbinden. Es gehe um das Ziel, einen schweren Schlag gegen die Serben zu führen und Maßnahmen zu ergreifen, "die wirklich weh tun und wirklich kostspielig sind". Die EG-Außenminister wollen am heutigen Montag in Brüssel über den krieg in Bosnien beraten.

Der Plan der UN, ein Tribunal gegen die Vergewaltigung von Frauen im ehemaligen Jugoslawien ausschließlich von Männern vorbereiten zu lassen, stieß bei einer internationalen Frauenkonferenz in Amsterdam auf scharfe Kritik. Etwa 10 000 Frauen aus ganz Europa demonstrierten am Sonntag zum Abschluß der Konferenz in der Amsterdamer Innenstadt. Auch in Paris demonstrierten mehrere tausend Menschen gegen die Massenvergewaltigungen. Etwa 1300 Menschen gingen in Hamburg gegen den "Völkermord im ehemaligen Jugoslawien" auf die Straße.

Auf einen Blick

Fußball-Bundesliga

Der Auftritt des Michael Anicic S. 24

Zweite Bundesliga

Darmstadt auf dem Tiefpunkt S. 25

Frauen-Fußball

FSV-Trainer Walz tritt ab S. 25

Biathlon

Deutsche Läuferin verirrt sich S. 27

Alpiner Skisport

Wieder Sieg für Seizinger S. 27

Skandalabfahrt

Abbruch und Proteste in Aspen S. 27

Oberliga Hessen

FSV-Erfolgsdruck wächst S. 29

Leichtathletik

Herold läuft Rekordzeit S. 32

Sport-Tribüne

Frauen-Sport als Männersache S. 32

Das März-Programm in den "Berger Kinos" Rochen tanzen nur trunken

BORNHEIM. Ein Hauch von Poesie inmitten des Kommerzkinos, dem die Kinogänger allwöchentlich ausgesetzt werden: Mit Luc Bessons "Atlantis" und Otar Iosselianis "Jagd auf Schmetterlinge" zeigt das Berger-Kino (Berger Straße 177) in diesem Monat Alternativen zur üblichen Hollywood-Konfektion. Beide Autorenfilmer wurden schon als Märchenerzähler charakterisiert - ihre Erzählkunst unterscheidet sich freilich stark: Iosseliani inszeniert magische Momente im scheinbar Alltäglichen, während Besson versucht, dokumentarischem Material erzählerische Motive abzugewinnen.

"Atlantis" ist der Nachfolgefilm zu Bessons Taucher-Epos "Big Blue - Im Rausch der Tiefe" von 1987. Im Unterschied zu "Big Blue" läßt der Regisseur diesmal keine menschlichen Darsteller in Erscheinung treten. Delphine, Seeschlangen, Mantarochen und Haie agieren zur Filmmusik. Und die Kamera nimmt selbst die Rolle eines Tiefseewesens an, auf der Suche nach dem verschollenen Kontinent.

Für Besson ist dies zugleich die Erfüllung eigener Kindheitsphantasien: "Atlantis ist ein Märchen, wo sich die Feen nur zu hunderten bewegen, wo die Delphine schlauer als die Kobolde sind, wo die Haie die Hexen in Angst versetzen und wo die Mantarochen nur tanzen, wenn sie betrunken sind." Das Unterwassermärchen läuft voraussichtlich bis 17. März im "Berger".

Iosseliani hingegen widmet sich weiterhin den Menschen und deren eigenartigen Bräuchen und Gewohnheiten. Mit der "Jagd auf Schmetterlinge" variiert der Regisseur seine hintersinnige Form der Film-Anthropologie. In seinem letzten Film "Und es ward Licht" inszenierte er (immer mit dem Gestus des vermeintlich Authentischen) die Mythen und Alltagsriten eines (fiktiven) afrikanischen Stammes; diesmal beobachtet er die europäische Kultur. Zwei alte Damen der zaristischen Gesellschaft, im Exil in der französischen Provinz lebend, werden zwischen ihrer Tradition und den Anfeindungen des Zeitgeistes hin- und hergeworfen: Das ist der Stoff, aus dem Iosseliani wieder eine Kette wunderbarer, eben märchenhafter Anekdoten strickt (voraussichtlich bis 23. März).

Die Freunde leichter konsumierbarer Filme im "Berger"-Programm werden diesmal mit zwei Disney-Produktionen und einer Erstaufführung bedient. Immer noch läuft "Die Schöne und das Biest"; im Anschluß gibt es ein Wiedersehen mit dem Zeichentrick-Klassiker "Das Dschungelbuch" (ab 25. März).

Mit einigen Vorschuß-Lorbeeren geht Martin Brests "Der Duft der Frauen" an den deutschen Kinostart: Die rührende Geschichte um einen lebenslustigen Blinden, mit Al Pacino in der Hauptrolle, soll an den Erfolg von Barry Levinsons "Rain Man" anknüpfen. Die internationale Kritik preist vor allem das bravouröse Spiel Pacinos, dem nach dem "Golden Globe" nun auch - nach sechs vergeblichen Anläufen - der "Academy Award" alias "Oscar" winkt. two

HEFTIG eingemischt hatten sich viele der freien Theater und Kultur-Initiativen in die kommunale Kulturpolitik vor vier Jahren: Nach dem Regierungswechsel zu "Rot-Grün" forderten - und bekamen - die "Freien" mehr Gehör und auch mehr Geld für ihre Arbeit. Nichts ist geblieben von diesem Diskurs im jüngsten, gerade vergangenen Wahlkampf. Keine der Parteien mochte den Theatern Versprechungen abgeben. Die Zukunft der Kulturförderung scheint allein im Sparen zu liegen, und da geht es besonders den "Freien" an die Substanz.

Bleibt dem Freien Schauspiel Ensemble, sein Extra-Wahl-Programm in der nächsten Woche noch einmal zu wiederholen, mit nachdenklichen Szenen, Gedichten und Gedankenspielen von Erich Fried zur Musik von Paul Dessau und Hanns Eisler; der treffliche Titel: "Wenn ich nicht für mich bin - wer dann?" Das Programm der Woche

Donnerstag, 11. März, 11 und 15 Uhr: "Uit!", Premiere für das neue Stück des Musik- und Tanzensembles "Monteure": eine "musikalische Groteske über den Verkehrswahn und über die Suche nach sich selbst", für Erwachsene und Kinder ab sechs Jahren, im Theaterhaus (Schützenstr. 12).

20 Uhr: "MixTour", das Best-Of-Programm der schwäbischen Komikertruppe "Shy Guys" (Motto: "Be Smart - Stay Stupid"), im Neuen Theater Höchst (Emmerich-Josef-Straße 46 a).

20.30 Uhr: "Welcome Ossi!", Lesung mit dem Autor Wolfgang Brenner in der Romanfabrik (Uhlandstraße 21); Premiere für "Flatternde Herzen", eine "vertikale Groteske" des Theaters in der Brotfabrik über Sehnsüchte und Liebesleid (Bachmannstraße 2 bis 4); "Frauen.Krieg.Lustspiel", das Anti- Kriegs-Stück von Thomas Brasch, wieder am Theater in Bornheim (TiB) zu erleben (Bornheimer Landwehr 35).

Freitag, 12. März, 11 Uhr: "Uit!" im Theaterhaus. 20 Uhr: "Herren Los", ein Musik-Kabarett des schrillen Hamburger Duos "Herrchens Frauchen" über Sexualität und Macht, im Gallus Theater (Krifteler Straße 55); "MixTour" im Neuen Theater Höchst.

20.30 Uhr: "Das Martyrium des Piotr O'Hey", eine Groteske von Slawomir Mrozek im Kellertheater (Mainstr. 2); "Frauen.Krieg.Lustspiel" im TiB; "A Melange, a Musi, a Melancholie", Erinnerungen an die Wiener Kaffeehaus- Kultur, gesammelt vom Freien Schauspiel Ensemble im Philanthropin (Hebelstraße 17).

Außerdem um 23 Uhr in der Spätvorstellung des Theaterhauses: Sigi Herolds Kabarett-Solo "Der Taxifahrer - stimmt so!"

Samstag, 13. März, 15 Uhr: "Ein Teddy steht im Wald", ein Figurenstück für Kinder ab drei Jahren mit "Fridolins Puppentheater", im Gallus Theater.

20 Uhr: Letzter Klamauk von den "Shy Guys" im Neuen Theater Höchst; "Herren Los" im Gallus. 20.30 Uhr: weitere Vorstellungen von "Frauen. Krieg.Lustspiel" im TiB, "Das Martyrium des Piotr O'Hey" im Kellertheater. 23 Uhr: Herolds "Taxifahrer" im Theaterhaus.

Sonntag, 14. März, 15 Uhr: "Uit!" im Theaterhaus; 15.30 Uhr: noch ein Auftritt für Fridolins Puppentheater - diesmal in der Brotfabrik mit dem Stück "Der Kartoffelkönig", für ein Publikum ab vier.

16 und 20 Uhr: Conferencier Max Nix präsentiert eine weitere Ausgabe von "Variete am Sonntag", im Neuen Theater Höchst. Ebenfalls um 20 Uhr: letztes Gastspiel für "Herrchens Frauchen" im Gallus-Theater.

Dienstag, 16. März, 20.30 Uhr: "Jeder darf mal" - und zwar unveröffentlichte Schätze des eigenen literarischen Schaffens vortragen, unangemeldet und ungebeten, im traditionellen Talentschuppen der Romanfabrik.

Mittwoch, 17. März, 20 Uhr: "Emigranten" von Slawomir Mrozek, in einer Fassung des Theaters Grüne Soße im Theaterhaus zu sehen; "Piranjas", Kabarett aus dem Rheinischen mit den Anti-Jecken Pause & Alich, im Neuen Theater Höchst; 20.30 Uhr: "Wenn ich nicht für mich bin - wer dann?", die literarische Wahl-Nachlese des Freien Schauspiel Ensembles, im Philanthropin. two

HANDBALL BUNDESLIGA, Frauen, Nachholspiel vom 15. Spieltag: TuS Walle Bremen - SC Leipzig 21:20 (10:11), Nachholspiel vom 19. Spieltag: VfL Oldenburg - BFV Frankfurt/Oder 15:18 (6:7).

1. TV Lützellinden 17 16 1 0 420:301 33:1 2. Walle Bremen 17 15 0 2 361:282 30:4 3. Buxtehuder SV 17 11 1 5 396:336 23:11 4. Bayer Leverk. 18 9 4 5 400:315 22:14 5. SC Leipzig 16 9 1 6 327:329 19:13 6. SC Magdeburg 16 9 0 7 308:321 18:14 7. Frankfurt/O. 18 8 2 8 334:308 18:18 8. TV 05 Mainzlar 16 6 2 8 343:324 14:18 9. VfL Sindelfingen 18 6 1 11 368:392 13:23 10. Eintr. Minden 17 4 3 10 293:341 11:23 11. DJK Wiesbaden 17 4 2 11 288:357 10:24 12. TSC Berlin 17 3 1 13 281:393 7:27 13. VfL Oldenburg 18 2 0 16 317:427 4:32

Demonstration gegen Änderung des Asylrechts

SCHWALBACH. Rund 50 Menschen demonstrierten am Samstag in Schwalbach gegen die Änderung des Grundrechtes auf Asyl. Aufgerufen hatte die "antirassistische / antifaschistische Gruppe Schwalbach". Die Demonstranten bezeichneten es als "unmenschlich", kurdische Flüchtlinge abzuschieben. Sie wandten sich auch gegen "zu viel Milde", die Justiz und Polizei gegenüber rechtsextremen Gewalttätern zeigten. she

Wenn es zwischen SPD-Regierung und Wirtschaft "zirpt" Zukunftsinitiative soll Standort Rheinland-Pfalz in sonniges Licht rücken / Landesvater Scharping mobilisiert Konzerne

In Rheinland-Pfalz soll es in Zukunft zwischen der Landesregierung und der Wirtschaft "zirpen". Auf Anregung von Ministerpräsident Rudolf Scharping (SPD) hat die "Zukunftsinitiative Rheinland-Pfalz" (ZIRP) ihre Arbeit aufgenommen. Der Verein ist ein freiwilliger Zusammenschluß von Unternehmen und Privatleuten des Landes, der in der Staatskanzlei von einem Referenten gemanagt wird. 20 000 Mark Jahresbeitrag zahlen Firmen, 5000 Mark müssen einzelne Personen für ihre Mitgliedschaft berappen. Gemeinsam wollen Politik und Wirtschaft sinnvolle Projekte vorantreiben, die den Standort Rheinland-Pfalz sichern und das Land als attraktive Kernregion in Europa präsentieren.

Scharping, der sich auch als "Türöffner" für die Wirtschaft versteht, hat damit eine Idee, die er schon 1991 während des Wahlkampfes propagiert hatte, umgesetzt. Beraten vom "Wirtschaftsminister" aus seinem Schattenkabinett, dem ICL- Manager Jürgen Olschewski, der wegen der Koalitionsregierung mit der FDP später nicht zum Zuge kam, hat der SPD-Politiker versucht, die rheinland-pfälzischen Unternehmen für seine Anregung zu begeistern. Ein halbes Jahr nach dem Gründungsaufruf kann er mit einigen Erfolgen aufwarten.

ZIRP gehören inzwischen 37 Mitglieder an, darunter BASF in Ludwigshafen und Schott in Mainz, aber auch die Bitburger Brauerei, die Landesbank und der Chef der Universität Kaiserslautern.

Für die Erwartungen, die sich an den Umgang Scharpings mit der Wirtschaft knüpfen, steht auch der ZIRP-Vorsitzende. Diese Aufgabe hat BASF-Vorstandschef Jürgen Strube übernommen, dessen Unternehmen nicht nur der größte Arbeitgeber im Land ist, sondern auch über umfassende internationale Kontakte verfügt.

Durch die Mitarbeit bekennt sich BASF zum Standort Rheinland-Pfalz. Befragt, ob der Konzern in den vergangenen Jahren ein Gremium wie ZIRP vermißt habe, äußert sich Strube ausweichend. Aus seinen Erfahrungen in den USA sei er ein "entspanntes und aufgeschlossenes Verhältnis zwischen Staat und Wirtschaft gewohnt". Daran ist auch Regierungschef Scharping gelegen, um die Stellung des Landes zu stärken. "Zusammenarbeit ist schöner, als sich gegenseitig Autos zur Verfügung zu stellen", meint er ironisch. Schon bei der Sonderabfallverbrennung sucht das Land als Ausweg die Kooperation mit der BASF. Der Chemiemanager spricht von gemeinsamen Interessen, wenn es darum gehe, Genehmigungsverfahren "durch Vollzug zu straffen, ohne daß die Gesetze verändert werden müssen". Bei der Sondermüllverbrennung wird es dieses gemeinsame Projektmanagement als Lehrbeispiel für andere Verfahren geben.

ZIRP hat erst einige kleinere Vorhaben in die Wege geleitet. So wird an der Uni Kaiserslautern ein Lehrstuhl für Recyclingtechnologie mit finanzieller Beteiligung der Unternehmen eingerichtet. Um Abfallverwertung geht es auch bei einem geplanten Kongreß. Außerdem will ZIRP die Vorzüge der Region international anpreisen. Mit der Lufthansa wurde dazu ein Vertrag geschlossen. Demnach soll Rheinland-Pfalz vom Herbst an ein Jahr lang in allen Medien der Fluglinie in den Blickpunkt gerückt werden. Dabei wird für den Wirtschaftsstandort, den Fremdenverkehr und landestypische Produkte international unter einem einheitlichen Logo geworben.

Allein die Absicht rief die oppositionelle Union auf den Plan, die eine besondere Form von Landesverrat witterte, weil der ZIRP-Lufthansa-Vertrag von einer hessischen Agentur ausgehandelt worden ist. Scharpings Sprecher Herbert Bermeitinger konnte allerdings genüßlich kontern, hatte doch die CDU vor der Wahl 1991 eine letzte verzweifelte Imagekampagne - einer der Werbespots lautete: "Alle Rheinland-Pfälzer sind Sonntagsfahrer" - für mehr als drei Millionen Mark mit einer Hamburger Agentur in den Sand gesetzt. ZIRP wolle sich auch bei solchen Themen des Sachverstandes der Wirtschaft bedienen, heißt es in der Staatskanzlei. MICHAEL GRABENSTRÖER

Drei Raubüberfälle Geldbombe erpreßt und Frauen bedroht

ROSBACH. Eine Geldbombe mit etwa 20 000 Mark erbeutete ein Räuber, der am Freitag gegen 19.10 Uhr den HL-Markt in Rodheim überfallen und die Angestellten mit einer Pistole bedroht hat.

Der Täter, der vermutlich zwischen 20 und 30 Jahre alt ist, war mit einer dunklen Skimütze mit Sehschlitz maskiert. Der etwa 1,80 Meter große, mit einer grauen Blousonjacke und dunkler Hose bekleidete Ganove flüchtete in Richtung Ortsmitte, teilt die Polizei mit.

FRIEDBERG. Eine 21jährige Friedbergerin wurde am Freitag gegen 19.30 Uhr vor ihrer Wohnung an der Einmündung der Buchenstraße in die Homburger Straße von einem 20 bis 25 Jahre alten Mann mit dem Messer bedroht.

Der schlanke, mit Jeans und dunkler Jacke bekleidete Räuber entriß ihr die Handtasche und flüchtete in Richtung Homburger Kreuz. Einen Verfolger bedrohte der Ganove ebenfalls mit dem Messer. Er entkam unerkannt.

Die erbeutete Handtasche hatte er auf der Flucht zurückgelassen. An der ergebnislosen Fahndung nach dem Täter beteiligten sich laut Polizei auch die Friedberger Taxifahrer.

In der Nacht zum Sonntag erzwang ein vermummter Mann mit einer Schußwaffe in der Hand von der Kassiererin einer Tankstelle in Echzell-Gettenau eine Tasche mit 3 500 Mark. Der Räuber entkam unerkannt. ieb/pgw

Volleyball-Bundesliga, Männer Zum Abschluß setzte es noch ein Desaster

Kriftel - SCC Berlin 0:3

Ausgerechnet im letzten Heimspiel der insgesamt für Volleyball-Erstligaaufsteiger TuS Kriftel so erfogreichen Saison endete mit einem kleinen Desaster. Gegen den seit Wochen auf Erfolgskurs wandelnden Zweitplazierten SCC Berlin setzte es für die grippegeschwächten Krifteler die höchste Saisonniederlage mit der in nur fünfzig Minuten eingehandelten 0:3 (2:15, 3:15, 6:15)-Heimniederlage.

"Nur elf Gewinnpunkte im ganzen Spiel, das ist schon hart", resümierte der erstmals nach seiner langen Verletzungspause wieder über die volle Distanz gehende Kapitän Volker Braun. "Wir haben in Meisterschaft und Pokal schon zweimal gegen den Titelaspiranten gezeigt, daß wir mehr können. Aber Roll, Romano und Ludwig mit Grippe auf dem Parkett, das war zuviel des Guten", nahm Braun die Abschlußniederlage gelassen hin.

Die 700 Fans nahmen es ebenfalls auf die leichte Schulter, wenngleich es die sechste Niederlage hintereinander bedeutete. "Wir sind alle heilfroh, wenn die beiden bedeutungslosen Auswärtsspiele in Leipzig am nächsten Sonntag und in Hamburg hinter uns liegen. Hauptsache der Klassenerhalt ist geschafft und wir können für die neue Spielzeit im Oberhaus planen", so Braun. jo

Volksparteien ohne Volk

Von Astrid Hölscher

Den großen Volksparteien läuft das Volk davon. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, daß der Begriff der Politikverdrossenheit zu Recht zum Wort des Vorjahres auserkoren wurde - dieser Sonntag in Hessen hat ihn nachgeliefert. So ist die größte Verschiebung bei dieser Kommunalwahl nicht bei den Stimmenanteilen der Parteien zu orten, nicht einmal bei den Zugewinnen für rechtsextreme Hinterzimmer-Kandidaten, sondern bei der Wahlbeteiligung. Jeder dritte Bürger im Land verweigerte die Stimmabgabe, eine Steigerung um rund zehn Prozent. In ihren Erwartungen an die Politik generell enttäuscht, im Lebensgefühl zutiefst verunsichert angesichts wirtschaftlicher Probleme und mangelnder politischer Lösungskompetenz, wandten sie sich ab. Fundamental-Opposition gegen den Parteienstaat - daß die Ohne-Michels eine solch breite Bewegung entfalten konnten im traditionell wahlfreudigen Hessen, ist mehr als ein Alarmsignal für die gesamte politische Kaste.

Gewiß war dies keine Testwahl für den Bund. Kommunalwahlen haben auch Ventilfunktion, die Denkzettel werden häufig drastischer präsentiert als bei nationalen Urnengängen. Zumindest aber war dies bundesweit die Meinungsumfrage mit dem größten Quorum in diesem wahlarmen Jahr, in dem nur noch die Brandenburger im Dezember über die Zusammensetzung ihrer Gemeinden neu befinden werden. Und als Stimmungsbarometer taugt die Hessen-Kür allemal.

Als ein solches ist es besonders geeignet, den deutschen Sozialdemokraten jeglichen Rest-Optimismus zu rauben. Tiefe Einbrüche in Frankfurt und Wiesbaden, eine völlige Umkehr der (Macht-)Verhältnisse in der nordhessischen Stadt Kassel, deren Geschicke einst Ministerpräsident Eichel als Oberbürgermeister lenkte, Verluste allüberall. Einzelne extreme Abstürze lassen sich vielleicht noch mit kommunalen Besonderheiten erklären (in Nordhessen beispielsweise mit der Wut über den Schwerlastverkehr auf der West- Ost-Route, der Lärm und Chaos in ehedem beschauliche Flecken trägt). Das Debakel aber ist allgemein. Hessens Sozialdemokraten, die ihren Wahlkampf vollkommen auf Bonner Themen zugeschnitten hatten, finden sich mit ihrer Bundespartei auf gleichem Niveau wieder: im tiefen Keller. Eine Spiegel-Umfrage hatte es vor Wochenfrist angedeutet: Danach sind 54 Prozent der Bundesbürger unzufrieden mit der Regierung Kohl, doch nur jeder vierte der Befragten glaubte, die SPD würde es besser machen. Die hessischen Bürgern quittierten es der bis zu diesem Sonntag im Lande vorherrschenden Partei auf vielfarbigen Wahlformularen: Die Sozialdemokraten profitieren nicht von der Schwäche der Bonner Koalition, das Mißtrauen trifft beide Volksparteien.

Auch für die CDU nämlich, die - zuweilen zur eigenen Überraschung - in mehreren Städten künftig die stärkste Fraktion stellt, bietet dieser Sonntag wenig Anlaß zum Feiern. Nicht Gewinne gilt es zu verbuchen, sondern in den meisten Fällen nur geringere Verluste. Und Frankfurts CDU-Spitzenkandidatin schreibt es sich mit einigem Recht als (auch persönlichen) Erfolg zugute, daß diese Einbußen trotz der Bundespolitik ihrer Partei nicht höher ausfielen.

Zulegen konnten die kleinen Parteien, die FDP (wenngleich nicht immer ausreichend, um in die Stadtparlamente einzuziehen) und die Grünen. Die Joschka-Fischer-Partei, die in Hessen immerhin nicht nur auf Landesebene, sondern zugleich in vielen Kommunen Ämter und Mandate besetzt, streng genommen also den Etablierten zuzurechnen wäre, ist nicht in den Sog des Vertrauensverlusts hineingezogen worden. Dieser Beleg, daß die Glaubwürdigkeit dieser Partei nicht gelitten hat, weder durch Regierungsbeteiligung noch durch die jüngste Erfahrung, daß im Hoechst-Katastrophenfall auch Rot- Grün zuweilen etwas hilflos aussieht, wäre für ihre Anhänger vielleicht ein Grund zum Jubeln.

Wenn da nicht die anderen wären - die Rechtsaußen. Die Erfolge der rechtsradikalen Republikaner, denen niemand (im Zweifel nicht einmal ihre Wähler) kommunalpolitische Kompetenz zuerkennt, sind die andere Seite der Bürgerverunsicherung. Wo immer die Schönhuber-Truppe, die sich im Vorfeld kaum öffentlich gezeigt hatte, zur Wahl stand, gelangte sie in die Stadt- und Gemeinderäte. Die vielen parteiübergreifenden Appelle, demokratisch zu wählen, sie verhallten zu häufig.

Nur Protest, nur ein Denkzettel? Wenn dieser Sonntag in Hessen wenigstens dieses bewirken würde: Daß er zu denken gibt. Daß die Volksparteien die Bürger in ihren Zukunftssorgen und Gegenwartsängsten ernst nehmen müssen - wenn sie nicht ganz ohne Volk dastehen wollen.

Bürgerinitiative will "urbaneres Leben" in Oberrad Dalles begrüßte ,Millionsten&rquote; Autofahrer des Jahres / Verkehr soll Ortskern umfahren / Buchrainplatz umgestalten

OBERRAD. Wer gedacht hatte, der Millionste Autofahrer dieses Jahres auf der Offenbacher Landstraße würde ungehalten reagieren, gar mit quietschenden Reifen davonfahren, sah sich eines Besseren belehrt. Freundlich lächelnd nahm der Fahrer eines dunkelblauen Citroen mit Frankfurter Kennzeichen den Blumenstrauß und das Flugblatt der Bürgerinitiative (BI) Dalles entgegen.

Exakt der Millionste wird er nicht gewesen sein, der nette Herr, der mit seiner Frau aus Richtung Offenbach kam. Volker Hartmann, Sprecher der BI Dalles, erläuterte: "Eine Verkehrszählung hat ergeben, daß täglich 15 000 bis 16 000 Fahrzeuge die Autobahnbrücke überqueren. Das haben wir seit Jahresbeginn zusammengerechnet und ermittelt, daß der Millionste Autofahrer gegen 11 Uhr hier durchfahren muß." So wurde eben einer herausgegriffen, es hätte auch den später vorbeikommenden Autofahrer treffen können, der anhielt und sagte: "Ist er schon durch? Schade, daß ich nicht der Millionste war."

Um Verständnis für ihre Forderungen warb die BI auf dem Flugblatt, das sie in Höhe der Straßenbahnhaltestelle Wiener Straße an die vor der Ampel haltenden Autofahrer verteilte: "Stellen Sie sich vor, Sie würden hier wohnen, wir glauben, auch ihnen würde dies stinken. Deshalb bitten wir Sie, benutzen Sie die Oberräder Umgehungsstraße Deutschherrnufer, oder noch besser, die öffentlichen Verkehrsmittel."

Damit ist eines der wesentlichen Ziele der Bürgerinitiative angesprochen: Der Durchgangsverkehr und vor allem die Lastkraftwagen sollen aus der Offenbacher Landstraße verschwinden. "Wenn auf dem Schlachthofgelände gebaut wird, befürchten wir noch mehr Verkehr", erklärte Hartmann. Zur Verkehrsberuhigung fordert die Initiative Tempo 30 in ganz Oberrad, auf der Offenbacher Landstraße gilt ohnehin schon die Höchstgeschwindigkeit 40. Was aber Raser nicht zu beeindrucken scheint. Hartmann errinnerte an ein Unglück: "Letztes Jahr wurden zwei Theologiestudenten von jemandem überfahren, der mit 120 über die Offenbacher Landstraße raste." Die BI verlangt Radarmessungen, um "Raser zu stoppen". Ein weiteres Ziel: Der Dalles, wie der Buchrainplatz vor dem Bürgertreff Depot auch genannt wird, soll schöner werden, darauf will sich die BI in nächster Zeit konzentrieren. Jeden Samstag ist sie dort mit einem Informationsstand vertreten.

Nach diesem Platz hat sich die Bürgerinitiative benannt. "Dalles" ist ein umgangsprachliches Wort, das aus dem hebräischen "dalluth" entstanden ist, und bedeutet Armut, Geldmangel. Früher saßen dort Arbeitslose und warteten bis Fuhrleute vorbeikamen, die Tagelöhner suchten. Heute nimmt eine Straßenbahnhaltestelle den Platz ein, die Armut ist eher eine städteplanerische. Die BI Dalles zählt heute acht feste Mitglieder und wurde 1991 von Eltern von Kindergartenkindern gegründet, wie Sabine Sermon berichtete, die sich Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder machten.

Auf erste Erfolge ist die Initiative stolz. Der Magistrat habe unterdessen die Verkehrsberuhigung Offenbacher Landstraße West beschlossen, die Wiener Straße ist bereits verkehrsberuhigt und der Ortsbeirat 5 hatte sich für Radarfallen zwischen Lettigkautweg und Balduinstraße ausgesprochen.

Das Fernziel, wie es Volker Hartmann formulierte, gilt es freilich noch zu erkämpfen: "Wir wollen ein urbaneres Leben. Man muß auf der Offenbacher Landstraße wieder stehenbleiben und den Nachbarn in Ruhe fragen können: Hallo, wie geht's?" hes

Auch der afrikanische Staat Guinea hat über 600 000 Flüchtlinge Zahlen, Fakten und Geschichten zu "Asyl": Debatte mit Jean-Claude Diallo in der deutsch evangelisch-reformierten Gemeinde

WESTEND. "Asylgeschichten heute" war das Thema einer Diskussion der deutsch evangelisch-reformierten Gemeinde. Den Besuchern erzählte Jean- Claude Diallo, Leiter des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge, nicht nur anschauliche Geschichten, sondern lieferte auch trockene Fakten.

Diallo war 1968 aus der ehemaligen französischen Kolonie und heutigen Republik Guinea in die Bundesrepublik gekommen. Er sollte Chemiker werden, entschied sich aber für die Psychologie. Seit 1979 arbeitet er im Frankfurter Zentrum für Flüchtlinge des Evangelischen Regionalverbands.

Derzeit gibt es nach Angaben des UN- Flüchtlingskommissariats weltweit 17 bis 20 Millionen registrierte Flüchtlinge. Insgesamt wird die Zahl der Menschen ohne Heimat auf 100 Millionen geschätzt. Von den sechs Millionen Ausländern in Deutschland sind nur zehn Prozent Flüchtlinge.

In der Republik Guinea beispielsweise hielten sich dagegen 600 000 Menschen auf, die vor dem seit 1990 tobenden Bürgerkrieg im benachbarten Liberia geflohen sind - und das bei einer Bevölkerung von 6,2 Millionen. "Beim Reden über die angebliche Asylantenflut sollte man diese Zahlen vor Augen haben", sagte Diallo.

Durch den Asylkompromiß würden die Flüchtlinge noch weiter in ihren Rechten beschnitten. Das passe zu einer Reihe früherer Einschränkungen, "die wir Erschreckungsmaßnahmen nennen": 1980 wurde das zweijährige Arbeitsverbot für Asylbewerber ausgesprochen, das unter der Kohl-Regierung zunächst auf fünf Jahre angehoben wurde, um dann auf ein Jahr begrenzt zu werden. In die gleiche Richtung ziele das Zusammenpferchen von Menschen in Gemeinschaftsunterkünfte.

Aus ihren Heimatländern brächten die Flüchtlinge Erfahrungen mit Korruption und Illegalität in den Verwaltungen mit, was hier aber nicht entsprechend berücksichtigt werde. "Die Bundesrepublik erwartet Flüchtlinge mit Papieren, die in Ordnung sind. Doch wenn einer die hat, besteht kein Grund zu fliehen", kommentierte Diallo diesen Gegensatz. Wer nur korrupte Beamte kenne, müsse sich an die Gepflogenheiten in Deutschland erst gewöhnen:

"Wenn ein Flüchtling keine Erfahrung im legalen Umgang mit Beamten hat, braucht man sich nicht zu wundern, daß er in Deutschland einem Beamten, der freundlich zu ihm war, das nächste Mal eine Flasche Whisky mitbringt."

Die Flüchtlinge erlebten bei ihrer Ankunft einen Kulturschock. Diallo ist es selbst so ergangen: "Als ich 1968 als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach München kam, hatte ich die Bilder von der Zugspitze und dem Englischen Garten im Kopf, die mir die Frau Kulturattaché gezeigt hatte, und dachte, in Deutschland könne man nur glücklich sein. Auf dem Flughafen angekommen, verstand mich niemand, und keiner hatte Zeit." Vieles sollte ganz anders kommen, als der Afrikaner Diallo es erwartet hatte.

Oft kämen Frauen und Kinder zuerst nach Deutschland, erzählt Diallo. Deshalb hätten die Frauen oft schon gelernt, sich "durchzuboxen", wenn der Mann nachkomme. Wenn der dann meine, er sei weiterhin der Herr im Haus, könne das zu großen Reibereien führen. Daß die Kinder sich schneller eingewöhnten als ihre Eltern, führe ebenfalls zu familiären Konflikten.

Im Jahre 1990 habe sein Zentrum ein Gutachten mit der Aussage erstellt, es sei noch zu früh, Flüchtlinge in die neuen Länder zu schicken. Diallo: "Die Infrastruktur reichte für die Deutschen nicht aus, geschweige denn für Fremde." Für den in den vergangenen zwei Jahren zutage getretenen Rassismus macht Diallo die Politiker verantwortlich, die das Thema für Wahlkämpfe mißbrauchten. Und er versteht nicht, daß Heime tagelang angegriffen werden konnten, ohne daß jemand das verhinderte: "Ist denn das Leben eines Fremden weniger wichtig als eine Atomanlage oder ein Flughafen?"

Seinen Vortrag schloß Jean-Claude Diallo mit zwei Forderungen: Eine EG-Einwanderungspolitik müsse her, und die Fluchtursachen seien in den Herkunftsländern zu bekämpfen. hes

AT: Los Angeles2

Als die FAME nach den Unruhen im April zum Aktionszentrum des Wiederaufbaus von Los Angeles wurde, kritisierte Murray die Anstrengungen seines Glaubensbruders Bradley. Bradleys "Rebuild L. A." unter der Leitung des Ex- Olympiaplaners Peter Ueberroth, der große Wirtschaftsunternehmen über Steuerbegünstigungen nach South Central holen will, gehe den falschen Weg. "Sicherlich würden dadurch irgendwann einmal auch Arbeitsplätze geschaffen. Aber wir brauchen ein Stück Brot vor dem Hauptgericht", predigt er. "Drei bis fünf Prozent der Gangmitglieder sind faul, aber der Rest will einfach sofort einen Job." Auf sein Drängen hin bewilligte die Stadtverwaltung endlich im Juli ein von der Stadt finanziertes und von der FAME geleitetes Sommerjob-Angebot für tausend Teenager, die andernfalls mit Sicherheit in den Gangs landen würden. Murray schaffte es, das Programm bis Dezember auszudehnen. Dabei unterstützte ihn das Management von Disneyland, das 200 Jobs anbot.

Murrays Ansatz ist das "social engineering". Deshalb forcierte er einen Plan, der die Finanzierung von kleinen schwarzen Unternehmen vorsieht, schwarze Dienstleistungsunternehmen beim Grundstückskauf unterstützt, die Beratung schwarzer Geschäftsleute und die Ausbildung schwarzer Jugendlicher fördert, um "von unten" eine tragfähige Struktur im Stadtteil aufzubauen. Der Direktor des FAME-Projektes "Los Angeles Renaissance", der 36jährige schwarze Finanzmann Mark Whitlock, geht bei größeren Unternehmen ein und aus und beschafft Kredite für Geschäftsinhaber, die bei den Banken als nicht kreditwürdig gelten. Die Kirche bemüht sich auch um Gelder aus der freien Wirtschaft für einen 30-Millionen-Dollar- Pool, mit dem Häuser für Einkommensschwache saniert oder gebaut werden sollen. Die FAME dient dabei als Vermittlerin zwischen Bauwilligen in South Central, die Geld brauchen, und Großunternehmen, die bereit sind, mit langfristigen Krediten steuerbegünstigt in den Wohnungsbau für Einkommensschwache zu investieren.

Ehrgeizige Projekte gibt es nicht erst seit den Unruhen. Drei Apartmenthäuser für Einkommensschwache stehen kurz vor der Vollendung; insgesamt verwaltet die Kirche dann fünf Gebäude mit 223 Einheiten. Weit fortgeschritten ist ein von Arsenio Hall gestiftetes Jugendzentrum sowie der Bau eines drei Millionen teuren Ausbildungszentrums. Ein nach den neuesten Erkenntnissen geplanter Komplex für Körperbehinderte mit sechzig Wohnungen, genannt FAME ARMS, wird noch in diesem Jahr eingeweiht. Ganz im Sinne von "social engineering" sind auch die weniger kostspieligen Programme, in die nach Möglichkeit jedes einzelne Gemeindemitglied als "volunteer", als ehrenamtlicher Mitarbeiter, einbezogen wird.

Die jährlichen Einnahmen der Kirche von vier Millionen Dollar werden für rund dreißig verschiedene Projekte eingesetzt, in denen die "volunteers" mitarbeiten. Es weht ein anderer Wind als in kirchlichen Sozialprogrammen hierzulande. Murrays Rechtsberatung, Erwachsenenbildung, Jobbörse und Investitionsseminare wirken, man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, auch auf weniger Gläubige beflügelnd. Ein pfiffiger Höhepunkt ist das "Mentoren-Programm". Angesichts der Tatsache, daß weit über die Hälfte aller Kinder in South Central von alleinerziehenden Müttern aufgezogen wird, betrachtet Murray dieses Programm als das Herzstück seiner Projekte: Über vierhundert besonders ausgebildete Gemeindemitglieder übernehmen für vaterlose Kinder und Jugendliche die Patenschaft und betreuen sie durch das Schulleben hindurch, erteilen ihnen Nachhilfeunterricht und kümmern sich um ihre vielfältigen Probleme.

Ganz im Sinne dieser auf die Zukunft ausgerichteten Arbeit ist auch das vielbeachtete "Youth-Lock-In-Program", bei dem in regelmäßigen Abständen 24 Stunden lang "volunteers" aus den Bereichen Journalismus, Entertainment, Marketing, Hochschule und Arbeitsamt mit Jugendlichen zwischen 17 und 18 in Klausur gehen und ihnen Karrieretips geben. Doch mindestens ebenso liegt Murray, dem Kreativität über alles geht, sein 300köpfiger "Freedom Choir" am Herzen, der hauptsächlich von den Choristen komponierte Musik singt.

Drogensucht und Jugendbanden begegnet die Kirche mit nächtlichen Patrouillen in der Gemeinde; sie müssen im Sinne der Methodisten, die auch gegen Tabak und Alkohol sind, Überzeugungsarbeit leisten. Ein Obdachlosen-Programm, das im Winter 300 Personen Unterkunft bietet, gehört ebenso wie das "Manchild and Womanchild Program" für Jugendliche zwischen 8 und 18 (in diesem Programm wird die positive Rolle von Vorbildern vermittelt und das Bewußtsein für afroamerikanische Kultur und Selbstbewußtsein gefördert) zur Gemeindearbeit. Ein Projekt zur Bekämpfung der unter Afroamerikanern häufig auftretenden Sichelzellenanämie ruft zum Knochenmarkspenden auf; 600 Spender sind das Ziel, 350 stehen bereits auf der Liste. Immer wieder finden Gottesdienste statt, bei denen ein Empfänger seinem Spender mit bewegenden Worten dankt.

KGV "Am Marbachweg" Ludwig Ost wieder Erster Vorsitzender

GINNHEIM. "Auf die Gleichbehandlung unserer ausländischen Mitglieder legen wir großen Wert." Dies unterstrich Ludwig Ost, Vorsitzender des Kleingärtnervereins "Am Marbachweg", in der Jahreshauptversammlung. Der Ausländeranteil liege bei 20 Prozent, wobei Bürger aus dem ehemaligen Jugoslawien und Italiener überwiegen.

Der Verein, der 1932 gegründet wurde, hatte zunächst alle Gärten auf der Ginnheimer Höhe. Als die Bundesbank und der Fernsehturm gebaut wurden, bekam er nach und nach Ausweichgrundstücke zugewiesen, so daß er sich heute auf vier Anlagen verteilt. Jede hat ihr eigenes "Funktionshaus" - eine Art Gasthaus. "Aber die meisten ziehen sich in ihre Gärten zurück", bedauerte Ost. In zwei der Anlagen sind Frauen als Obleute aktiv. Und das habe sich bewährt, meint Ost: "Die sprechen mehr mit den Leuten."

Von den 340 aktiven und 41 passiven Mitgliedern waren 77 Stimmberechtigte gekommen. Für weitere drei Jahre bestätigten sie Ludwig Ost in seinem Amt als Vorsitzender. Sein Stellvertreter ist Jürgen Diedrich. Stephanie Techner ist Schriftführerin, Willi Weigand ihr Stellverteter. Kassenwart ist Heinrich Funk, sein Stellvertreter Ernst Kunze. Zu Revisoren wurden Friedhelm Schreyer, Heinz Huth und Sylvelin Müller gewählt.

Verdiente Mitglieder wurden geehrt: Seit 25 Jahren im Verein sind Oskar Knörzer, Rudolf Brosz, Fritz Möller und Adolf Maisenbacher. Franz Kronenberger ist seit 40 Jahren dabei. Das Verbandsabzeichen in Silber erhielten Willi Weigand, Ewald Malkmus, Sylvelin Müller und Stephanie Techner. Vorsitzender Ost bekam das Abzeichen in Gold. hes

- Schreiben 2

Das einzige, wozu er sich zwang, war, sich für Nachdenken und Schreiben Zeit zu sichern. Beide Tätigkeiten nannte er "Arbeit", wohingegen fast alles andere als "Plage" bezeichnet wurde - Vorlesungen halten, Briefe schreiben, Sitzungen leiten, Bücher lesen, an Kongressen teilnehmen, auch Patienten behandeln. "Leider komme ich so wenig zur Arbeit, daß ich mich immer wieder von neuem in die Stimmung pressen muß. Das schadet dem Stil ebenso wie der vielstündige Verkehr mit Menschen, die schlecht Deutsch sprechen."

Von der Plage immer wieder zur Arbeit zurückzufinden war also ein Ziel, das Freud aktiv und bewußt anstrebte. Doch bildeten Plage und Arbeit nicht ernstlich Gegensätze. Vor allem aus den therapeutischen Dialogen mit seinen Analysanden gewann er schließlich den Stoff für sein schriftstellerisches Werk. Und wenn es gelang, zwischen Plage und Arbeit eine Balance zu finden, schien zugleich ein prekäres inneres Gleichgewicht gesichert. Er war jedenfalls, so oder anders, intensiv beschäftigt; denn es sei gut für ihn, wenn er "keine Stunde des Tages zur Selbstbesinnung komme". Beschäftigungslos neigte er dazu, sich leer und stumpf zu fühlen.

Auch für die andere Grundvoraussetzung seiner Kreativität, jenes "Mittelelend", finden sich im Briefwechsel mit Ferenczi vielerlei Anzeichen. Wiederholt betont Freud, daß er, um etwas hervorzubringen, "ein Stück Unbehagen brauche, von dem ich mich losreißen soll". Auf diese Weise lud sich offenbar immer wieder eine Art Sehnsuchtsspannung auf, ein utopisches Moment, gerichtet auf ein Ideal der Vollkommenheit bezüglich Schönheit der Sprache und Klarheit des Gedankens. Freud hatte sich mit diesem hintergründigen, leisen Unglücklichsein als dem Stachel seiner Kreativität gut eingerichtet.

Vielleicht schwingt etwas von einem weisen Akzeptieren eigener seelischer Verwundungen mit, wenn er, auf C. G. Jungs "Komplexmythologie" anspielend, dem heilungsbegierigen Ferenczi einmal entgegenhält: "Der Mensch soll seine Komplexe nicht ausrotten wollen, sondern sich ins Einvernehmen mit ihnen setzen, sie sind die berechtigten Dirigenten seines Benehmens in der Welt." Und ein paar Wochen nach diesem am 17. November 1911 verfaßten Brief heißt es in einem Schreiben vom zweiten Tag des folgenden Jahres wie zur Illustration: "Ich war die ganze Zeit über betrübt und betäubte mich durch Schreiben - Schreiben - Schreiben."

Es mag verlockend erscheinen, über die Quellen jenes Mittelelends nachzudenken. Nicht auf die bekannten äußeren Verursachungsmomente sei das Augenmerk des Lesers gelenkt: Armut der Herkunft, Diskriminierung als Jude, Außenseiterexistenz als Tabuverletzer und Institutionskritiker, politische Verfolgung und Angriff auf das Lebenswerk. Aber es ist auch nicht mein Anspruch, eine Hypothese über die Tiefendynamik von Freuds Kreativität vorzuschlagen. Sozusagen an der Oberfläche verweilend, sollen bloß einige augenfällige Phänomene beschrieben werden, die nach dem Zeugnis der Dokumente die Hervorbringung des Oeuvres mehr oder weniger regelmäßig begleitet haben.

Manches spricht dafür, daß auch bei Freud die drei Faktoren zusammenkamen, deren Verbindung Kreativität von Rang überhaupt erst zu ermöglichen scheint: An erster Stelle die mitgebrachte Hochbegabung, zu der vor allem eine entfaltbare Fähigkeit zur Herstellung komplexer neuartiger Zeichenkombinationen und ein trennscharfer Sinn für Rhythmus, Form, Material gehören. Zweitens ein Stück geglückter anfänglicher Bemutterungserfahrung, so daß sich basale Ichstrukturen als Voraussetzung von Symbolisierung, Sublimierung und Frustrationstoleranz ausbilden können. Drittens traumatische Verlust- und Diskontinuitätserlebnisse in der Beziehung zum zunächst verläßlichen Primärobjekt, und zwar ehe sich die Selbst-Objekt-Differenzierung etabliert hat, das heißt, frühe seelische Verwundungen und Vernarbungen mit der Folge eines relativen Durchlässigbleibens der Ichgrenzen. Und dieses Durchlässigbleiben der Ichgrenzen vergrößert gleichsam den Wahrnehmungsspielraum im Hinblick auf das Unbewußte wie auf die äußere Realität, allerdings um den Preis lebenslanger psychischer Fragilität.

Baden-Württemberg Eine zugegebenermaßen viel zu kleine Schar kritischer Zeitgenossen wundert sich schon lange darüber, daß das Wort "Politikverdrossenheit" so einseitig verstanden wird. Kaum jemand spricht von jenem Verdruß, den der eine oder andere Politiker angesichts dessen empfinden könnte, was Bürger so alles anrichten. Aber Publikumsbeschimpfung gilt als unfein und gunstmindernd. Außerdem lauert allemal gleich um die nächste Ecke das Totschlagargument - unter grobschlächtiger Berufung auf Brecht -, daß, wenn der Politik das Volk nicht gefalle, sie sich eben ein anderes wählen müsse.

Verdrossenheit könnte sich beispielsweise bei jenen Kommunalpolitikern in Stuttgart einstellen, die jedenfalls bisher der Meinung waren, Willy Brandt solle in Baden-Württembergs Hauptstadt dadurch geehrt werden, daß der etwa drei Kilometer lange Beginn der Heilbronner Straße künftig seinen Namen trägt. Freilich haben sie die Rechnung ohne den Wirt gemacht, und das ist ein erklecklicher Teil der Anlieger dieser Straße, die am Bahnhof anfängt und täglich zigtausende Autos nach Norden aus der Stadt schleust. Eine Interessengemeinschaft von Privat- und Geschäftsleuten sammelt seit Wochen eifrig und mit schönem Erfolg Unterschriften, um das Vorhaben zu torpedieren. Erster Hinweis der Protestanten, darunter die chronisch notleidende Deutsche Bundesbahn: Das kommt uns teuer und deshalb nicht in Frage. Denn: Firmenstempel, Briefbögen, Prospekte müßten neu hergestellt werden. Die Erwiderung der Stadtverwaltung, daß dies wegen der neuen Postleitzahlen am 1. Juli ohnehin geschehen müsse, prallt an den Widersachern ab. Natürlich darf das Sankt-Florians-Prinzip nicht fehlen: Wie es denn wäre, meinen so manche listig-feinsinnige Anwohner der Heilbronner Straße (die übrigens erst seit 1936 so heißt), wenn man des toten Altbundeskanzlers und Friedensnobelpreisträgers mit einer Straße in einem Neubau- oder Industriegebiet gedächte?

Freilich, dezente Stimmen aus dem Stuttgarter Rathaus lassen hoffen. Wenn vor allem die CDU nicht noch stärker einknickt, als es sich da und dort abzuzeichnen beginnt, wird sich die Politik womöglich sogar unter Inkaufnahme einer gerichtlichen Klage gegen den Willen der Anliegermehrheit durchsetzen. Und damit gewiß einen weiteren Beitrag zur üblichen Politikverdrossenheit leisten . . . he Mecklenburg-Vorpommern Ob sie je geborgen wird, die im Januar vor Rügen gekenterte Fähre "Jan Heweliusz"? Die Eignerreederei in Gdansk möchte das Wrack am liebsten auf Nimmerwiedersehen am Unglücksort versunken sehen. Sie könnte Erfolg haben, weil die Fähre abseits der Schiffahrtsrouten in internationalem Gewässer liegt, keiner so recht zuständig ist und die Bergungsgesellschaften ebensowenig Interesse zeigen wie die Amateur-Schatzsucher, die seit der Wende den bis dahin abgesperrten Ostseeboden ab- und heimsuchen.

Kein Wunder: 6000 Fundstellen teils jahrhundertealter Schiffe und sonstiger Gerätschaften sind der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns bekannt. Sie werden sorgsam geheimgehalten, "um Plünderungen zu vermeiden". Erst vor zwei Jahren ist man am bei den Seeleuten einst so gefürchteten Kap Arkona am nördlichsten Ende Rügens auf einen Schiffsrest gestoßen, aus dem neben drei gußeisernen Kanonen eine bronzene mit der Jahreszahl 1644 geborgen werden konnte; die Kanonen hatten noch den Mündungsstopfen auf dem Rohr, das Schiff war - so die Archäologen - offenkundig nicht am Feind, sondern an schwerer See gescheitert. Nix von wegen Hägar, dem Wikinger, und seinen Legenden. Die Bergung der in der Ostsee versunkenen Kulturgüter von Amts wegen wird aufgrund der hohen Kosten noch Jahre dauern, Jahre des Hoffens auf ein (risikoreiches) Schnäppchen vom Meeresgrund. Kein Wunder, daß sich die Schatzsucher aus Leidenschaft oder Gier sagen: "Laß uns herumschippern. Etwas Besseres als die ,Jan Heweliusz&rquote; finden wir überall."

So wird sich wohl der Staat der Forderung der Fremdenverkehrsverbände beugen und das gesunkene Schiff, das 55 Menschenleben gekostet hat, aus Steuermitteln hochholen müssen. Schätze birgt es nicht in seinem Rumpf, aber 50 000 Liter Treibstoff. Was bleibt da anderes übrig? Wenn die ausflössen, fiele mindestens eine Urlaubssaison ins Wasser. ojw. Sachsen-Anhalt Einen Mann für alle Fälle können die Magdeburgerinnen seit mehr als einem Jahr recht günstig mieten. Sie denken da hoffentlich nichts Falsches! Es geht keinesfalls um Anrüchiges. Auch nicht um irgendwelche heimischen Handwerkeleien, die gewöhnlich den etwas altmodischen, wenngleich immer wieder zu hörenden verzweifelten Ruf nach einem Mann ertönen lassen. Nein, mann hat schon bei dem Angebot Wert darauf gelegt, daß gar nicht erst Mißverständnisse aufkommen können. "Sozialer Dienst für Beratung, Betreuung, Begleitung gefährdeter Personen", heißt das Projekt, das den männlichen Schutzengel für den nächtlichen Heimweg als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme kreiert hat.

Es ist in beängstigenden Postwende- Zeiten, in denen vor allem die Kriminalität Zuwachsraten aufweist, in eine Marktlücke gestoßen. Ob Schichtarbeiterinnen, Rentnerinnen, mißhandelte Frauen oder vereinzelt auch Männer - die Nachfrage nach den teils sogar kostenlosen Bodyguards ist groß. Inzwischen versucht die Anlaufstelle der alltäglichen Angst auf dunklen Straßen zusätzlich mit Selbstverteidigungskursen beizukommen. Doch der Begleitschutz mit dem sozialen Touch ist nun selbst gefährdet. Das ABM-Geld läuft aus. So wächst bei den Mitarbeitern, darunter frühere NVA-Angehörige, DDR-Juristen und andere Kader, selbst die Angst, demnächst wieder auf der Straße zu stehen. Und zwar arbeitslos, auf alle Fälle. geg

LEICHTATHLETIK INT. HALLEN-MEETING in Karlsruhe, Männer, 60 m: 1. McKoy (Kanada) 6,49 Sekunden, 2. Manssour (Katar) 6,51, 3. Asasi (Kuba) 6,55, 4. Tuffour (Ghana) 6,61, 5. Simon (Kuba) 6,61, 6. Burkhart (Schweiz) 6,61.

800 m: 1. van Helden (Niederlande) 1:47,39 Minuten, 2. Makarewitsch (Weißrußland) 1:48,19, 3. Runge (Darmstadt) 1:49,05.

2000 m: 1. Herold (Berlin) 4:56,22 Minuten (Deutscher Rekord/Jahres-Weltbestzeit), 2. Döring (Rostock) 5:01,09, 3. Chesang (Kenia) 5:02,43, 4. Richter (Österreich) 5:04,89, 5. Fuhlbrügge (Erfurt) 5:05,79.

60 m Hürden: 1. Jackson (Großbritannien) 7,44 Sekunden (Jahres-Weltbestzeit egalisiert), 2. McKoy (Kanada) 7,46, 3. Usow (Weißrußland) 7,58, 4. Schwarthoff (Heppenheim) 7,58, 5. Markin (Rußland) 7,66.

Weitsprung: 1. Haaf (Kornwestheim) 8,02 m, 2. Bub (Heppenheim) 7,87 m, ... 4. Krause (Leverkusen) 7,68.

Frauen, 60 m: 1. Bogoslowskaja (Rußland) 7,20 Sekunden, 2. Allen (Kuba) 7,22, 3. Tröger (Österreich) 7,36, 4. Sarah Wüst (Schweiz) 7,38, 5. Knoll (Dortmund) 7,50.

200 m: 1. Ruzina (Rußland) 23,25 Sekunden, 2. Tröger 23,71.

800 m: 1. Kovacs (Rumänien) 2:02,08, 2. Gasser (Schweiz) 2:02,68.

Hochsprung: 1. Henkel (Leverkusen) 1,97 m, 2. Quintero (Kuba) 1,91 m, 3. Bilac (Jugoslawien) 1,91 m, 4. Balck (Schwerin) 1,88 m, 5. Goldkamp (Leverkusen) und Aigner (Leipzig) beide 1,85.

Weitsprung: 1. Drechsler (Jena) 6,99 m, 2. Radtke (Rostock) 6,62 m, 3. Ninowa (Österreich) 6,52 m.

DEUTSCHE CROSSLAUF-MEISTERSCHAFTEN in Rhede/Niederrhein, Männer, 12,4 km: 1. Freigang (Cottbus) 37:53 Minuten, 2. Wachenbrunner (Berlin) 37:56, 3. Wilky (Dortmund) 38:37, 4. Scheytt (Fürth) 38:38, 5. Dittmann (Potsdam) 38:42, 6. Volkmann (Berlin) 38:49.

Mannschaften: 1. Saar 05 Saarbrücken (Neukirch, Knickenberg, Müller) 74 Punkte, 2. LG Wipperfürth 90, 3. LG Olympia Dortmund 113.

2,8 km: 1. Dahmen (Leverkusen) 7:51 Minuten, 2. Kabat (Berlin) 7:56, 3. Stenzel (Wattenscheid) 7:56, 4. Klein (Zweibrücken) 7:57, 5. Karl (Fürth) 7:58, 6. Olaf Beyer (Berlin) 7:59.

Mannschaften: 1. SCC Berlin (Kabat, Beyer, Joppich) 23 Punkte, 2. TV Wattenscheid 39, 3. LAC Fürth 51.

Frauen, 2,8 km: 1. Metzner (Wattenscheid) 9:01 Minuten, 2. Wolf (Fürth) 9:05, 3. Hüls (Leverkusen) 9:07, 4. Haak (Fürth) 9:08, 5. Michallek (Fürth) 9:10, 6. Steinmetz (Leverkusen) 9:12.

Mannschaften: 1. LAC Fürth (Wolf, Haak, Michallek) 11 Punkte, 2. Bayer Leverkusen 21, 3. LG Braunschweig 47.

7,6 km: 1. Dreher (Dortmund) 25:52, 2. Jerschabek (Sieg) 26:09, 3. Lokar (Dortmund) 26:38, 4. Kalinowski (Leverkusen) 26:51, 5. Sander (Uerdingen-Dormagen) 27:00, 6. Hanner (Mörs) 27:11.

Mannschaften: 1. Olympia Dortmund (Dreher, Lokar, Pohlmann) 13 Punkte, 2. Saar 05 Saarbrücken 53, 3. LAV Uerdingen/Dormagen 53.

INT. SPRINGER-MEETING in Berlin, Männer, Hochsprung: 1. Beyer (Leverkusen) 2,36 m, 2. Sonn (Weinheim) 2,36 m, 3. Smith (Großbritannien) 2,32 m, 4. Ortiz (Spanien) 2,30 m, 5. Sergienko (Ukraine) 2,28 m, 6. Thränhardt (Leverkusen) 2,28 m, ... 9. Marschner (Frankfurt) 2,20 m.

Stabhochsprung: 1. Bubka (Ukraine) 6,05 m, 2. Gataullin (Ukraine) 5,85 m, 3. Trandenkow (Rußland) 5,80 m, 4. Jegorow (Kasachstan) 5,60 m, 5. Botschkarjow (Ukraine) 5,60 m, 6. D'Encausse (Frankreich) 5,50 m, 7. Holl (Stuttgart) 5,50 m, ... Lugenbühl (Landau) an Anfangshöhe von 5,20 m gescheitert.

Frauen, Hochsprung: 1. Quintero (Kuba) 2,01 m, 2. Astafei (Rumänien) 1,99 m, 3. Henkel (Leverkusen) 1,99 m, 4. Kostadinowa (Bulgarien) 1,96 m, 5. Baumert (Berlin) 1,93 m, 6. Babakowa (Rußland) 1,93 m, 7. Schewtschik (Weißrußland) 1,90 m, 8. Goldkamp (Leverkusen) 1,90 m.

Die Bayern suchen weiter nach einem neuen Stürmer, Riedle ist Beckenbauers erste Adresse Ribbeck hält Spekulieren über Namen für Idiotie Rücksicht beim Poker auf Labbadia und Wohlfarth / Hoeneß: "Hätten Yeboah bekommen können"

Angefangen hatte es mit einer Vision, keiner guten, die Uli Hoeneß beschlich zu Beginn der vorigen Woche. Anthony Yeboah, ließ der Manager des FC Bayern zunächst wissen, werde wohl doch nicht die Offerte der Münchner annehmen und stattdessen weiterhin in Frankfurt kikken. Monatelang hatte sich Verhandlungsprofi Hoeneß um den strammen Angreifer des Ligakonkurrenten bemüht, 1,5 Millionen Jahressalär ausgeschrieben, was einer enormen Wertschätzung gleichkommt und doch am Samstagabend nach dem Sieg im Bundesliga-Gipfeltreffen nicht ein Sentiment über die verschmähte Gegenliebe verloren.

Man muß sich jetzt daran erinnern, daß Hoeneß zur Weihnachtszeit immer wieder und immer öfter wissen ließ, eigentlich existiere kein Handlungsbedarf für hektisches Transfertreiben. Die Bayern seien mit ausreichend Angriffspersonal ausgestattet: Mit Labbadia, dem quirligen Wühler, Mazinho, dem Brasilianer, Cerny, dem pfeilschnellen Talent aus Österreich, und Wohlfarth, dem schlampig-genialen. Den hat Hoeneß mit System stark geredet, so stark, daß Wohlfarth unlängst in Kaiserslautern nicht nur ins Tor traf, sondern auch die Beine seiner Peiniger. Wer will, kann in diesem psychotherapeutischen Wirken eine Distanz vermuten, die die Münchner von Yeboah trennte, als über dessen beruflichen Werdegang nicht entschieden war. Wer vom FC Bayern wollte Yeboah?

Von den Präsidiumsmitgliedern Bekkenbauer und Rummenigge ist bekannt, daß sie einen kräftigen Vollstrecker im Auge haben als kongeniale Ergänzung zur Riege der kleinwüchsigen Stürmer, der Ball samt Bewacher in die Maschen wuchten kann: Also Yeboah. Gleichzeitig hat aber Trainer Ribbeck nie im Unklaren gelassen, daß er eine deutsche Lösung bevorzuge und sich gut vorstellen könne, "daß der Karl-Heinz Riedle zu uns paßt". Vier Ausländer stehen ihm schon jetzt zur Verfügung, drei darf er zum Einsatz bringen, ein fünfter würde den Entscheidungsprozeß der Nominierung nicht einfacher gestalten. Hoeneß hat dazu bemerkt, ihn würden fünf Kicker ohne deutschen Paß nicht scheuen. Am Samstag dann in großer Runde die Bedingungen genannt: "Wir werden nur aktiv, wenn was Besseres auf dem Markt ist."

Das läßt den Schluß zu, die Münchner Verantwortungsträger hätten sich mit Yeboah begnügt. Alles daran gesetzt, ihn zu verpflichten, haben sie nicht. Was die Kühle erklären würde, mit der die Techniker der Bayern-Macht auf Yeboahs Entschluß reagierten. Beckenbauer sagte: "Wir müssen jetzt mit Riedle reden." Und Rummenigge: "An unserer Politik hat sich nichts geändert." Denn "wenn wir international spielen in der nächsten Saison", befand Ribbeck, "brauchen wir noch einen Stürmer". Die Spekulation über Namen hält er aber für "Idiotie".

Am Sonntagmorgen meldete sich Hoeneß mit dem Schlußwort in Sachen Yeboah. Die Münchner Vordenker hätten sich ganz auf den dunkelhäutigen Torjäger konzentriert, inklusive Ribbeck. Und "wenn wir den Sack ganz aufgemacht hätten, hätten wir ihn bekommen." Was wiederum nur bedeuten kann, Labbadia und Kollegen sollten in einer Phase nicht verunsichert werden, die die Meisterschaft womöglich entschieden hat. Seit beim FC Bayern die Macht geteilt wird, ist die Mannschaft erfolgreich. Leichter regieren läßt sich im Klima erdrückender Fach-Kompetenz wohl kaum. CHRISTOPHER KEIL

HOCKEY ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Aufstiegsrunde, Gruppe Süd: SC 1880 Frankfurt - THC Hanau 8:6 (6:2), Stuttgarter Kickers - Marienburger SC 4:4 (2:3), Stuttgarter Kickers - SC 1880 Frankfurt 2:11 (1:8), Marienburger SC - THC Hanau 12:12 (5:8), Marienburger SC - SC 1880 Frankfurt 4:7 (2:4), Stuttgarter Kickers - THC Hanau 8:12 (6:6). - Abschlußtabelle: 1. SC 1880 Frankfurt 26:12 Tore, 6:0 Punkte, 2. THC Hanau 30:28, 3:3, 3. Marienburger SC 20:23, 2:4, 4. Stuttgarter Kickers 14:27, 1:5. SC 1880 Frankfurt steigt in die Bundesliga Männer, Gruppe Süd auf.

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Aufstiegsrunde, Gruppe Nord: UHC Hamburg - Großflottbeker THGC 7:6 (4:2), Club Raffelberg - Berliner HC 11:9 (3:6), Club Raffelberg - Großflottbeker THGC 7:7 (4:3), Berliner HC - UHC Hamburg 7:7 (5:5), Berliner HC - Großflottbeker THGC 5:9 (2:5), UHC Hamburg - Club Raffelberg 11:8 (4:3). - Abschlußtabelle: 1. UHC Hamburg 25:21 Tore, 5:1 Punkte, 2. Großflottbeker THGC 22:19, 3:3, 3. Club Raffelberg 26:27, 3:3, 4. Berliner HC 21:27, 1:5. UHC Hamburg steigt in die Bundesliga Männer, Gruppe Nord auf.

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Aufstiegsrunde, Gruppe Süd: Stuttgarter Kickers - VfL Bad Kreuznach 8:2 (5:2), Uhlenhorst Mülheim - Crefelder HTC 2:2 (0:1), VfL Bad Kreuznach - Uhlenhorst Mülheim 4:8 (2:3), Crefelder HTC - Stuttgarter Kickers 4:7 (2:3), Crefelder HTC - VfL Bad Kreuznach 10:4 (4:3), Stuttgarter Kickers - Uhlenhorst Mülheim 3:4 (2:2). - Abschlußtabelle: 1. Uhlenhorst Mülheim 14:9 Tore, 5:1 Punkte, 2. Stuttgarter Kickers 18:10, 4:2, 3. Crefelder HTC 16:13, 3:3, 4. VfL Bad Kreuznach 10:26, 0:6. Uhlenhorst Mülheim steigt in die Bundesliga Frauen, Gruppe Süd auf.

ZWEITE BUNDESLIGA; Frauen, Aufstiegsrunde, Gruppe Nord: SC Charlottenburg - Braunschweiger THC 4:6 (3:2), Club an der Alster - Harvestehuder THC 6:3 (3:2), SC Charlottenburg - Harvestehuder THC 8:4 (5:0), Braunschweiger THC - Club an der Alster 4:11 (2:8), Harvestehuder THC - Braunschweiger THC 6:5 (3:2), Club an der Alster - SC Charlottenburg 10:1 (5:0). - Abschlußtabelle: 1. Club an der Alster 27:8 Tore, 6:0 Punkte, 2. Braunschweiger THC 15:21, 2:4, 3. Harvestehuder THC 13:19, 2:4, 4. SC Charlottenburg 13:20, 2:4. Club an der Alster steigt in die Bundesliga Frauen, Gruppe Nord auf.

Schreiben - Schreiben - Schreiben

Man könnte diese Zusammenhänge, die hier, sehr vereinfacht, unter Betonung des traumatischen Moments eher in Begriffen der Enwicklungstheorie von Margaret S. Mahler formuliert sind, ebenso in kleinianischen Denklinien zu skizzieren versuchen. Das Mittelelend bezöge sich dann auf das Erleben nicht abgewehrter Depression in einer Art Trauer, was nur möglich ist, wenn sich die Toleranz für depressive Phantasien und Ängste sowie das Vertrauen in die eigenen reparativen Fähigkeiten ein Stück weit entwickeln konnten, also die "depressive Position" sozusagen in Reichweite ist und im kreativen Prozeß immer wieder durchgearbeitet werden kann.

Doch ist wohl einzuräumen, daß die Psychoanalyse, gleich welcher Richtung, sich mit dem Erfassen der formalen Momente schwer tut, die für künstlerische wie wissenschaftliche Kreativität - und in Freuds Werk verbinden sich beide - konstitutiv sind. Zumindest für viele psychoanalytische Studien über Kunst gilt, was Flaubert einst Sainte-Beuve und Taine als Kritiker vorhielt, "daß sie die Kunst nicht genug berücksichtigen, das Werk an sich, die Komposition, den Stil, kurz alles, was das Schöne ausmacht".

Was den erwähnten dritten Faktor beim Zustandekommen kreativer Leistungen betrifft, die ständig zur Selbststabilisierung antreibende frühe Traumatisierung, so könnte dieses Moment bei Freud in einer plötzlichen inneren Abwendung der Mutter von ihrem Erstgeborenen in dessen zweitem Lebensjahr bestanden haben. Damals starb als Säugling Freuds jüngerer Bruder Julius, und die mit ihrem dritten Kind schwangere Mutter hatte nicht nur den Tod ihres zweiten Kindes zu verwinden, sondern auch noch den Verlust eines eigenen Bruders, der fast gleichzeitig gestorben war. Diese doppelte Trauerarbeit dürfte die Einfühlungsfähigkeit der jungen Mutter, zumindest vorübergehend, ziemlich unvermittelt vermindert und in dem Kleinkind Affektstürme ausgelöst haben, die das keimende Ich überforderten. Ohne hier näher auf Freuds Frühbiographie und ihren Widerhall in seinen Texten eingehen zu können, sei lediglich die Verbindung angedeutet, die zwischen seinem produktiven Unglücklichsein und jenem mutmaßlich traumatischen Einbruch in seine Ichentwicklung vor Abschluß der Separation bestehen könnte.

Natürlich läßt sich eine solche Verbindung nicht beweisen. Und wir tun gut daran, ein Bedenken zu beherzigen, das Freud in einem Brief vom 16. September 1930 an Ferenczi im Hinblick auf dessen damalige Trauma-Studien erhob: "Ihre angedeuteten neuen Anschauungen über die traumatische Fragmentierung des Seelenlebens scheinen mir sehr geistreich . . . Ich meine nur, bei der außerordentlichen synthetischen Tätigkeit des Ichs wird man kaum vom Trauma sprechen können, ohne die reaktive Narbenbildung mitzubehandeln. Die letztere erzeugt ja auch das, was wir sehen, die Traumen müssen wir erschließen." Freuds Texte sind jedenfalls wohl nicht zuletzt das Ergebnis immer wieder gelingender Versuche, mit einer inneren Not umzugehen, mit zumeist unbewußten, nie ganz zu beschwichtigenden Ängsten vor Verlorengehen, Verhungern, Tod.

Welche Rolle spielte dabei das Schreiben - ganz konkret, als motorische Tätigkeit? Schon in der Fließ-Periode hatte Freud zwei intellektuelle Zustände unterschieden: einen, in dem er nichts anderes tat als seinen Patienten sehr genau zuzuhören, das heißt, er fühlte sich ein, nahm wahr, registrierte, und einen zweiten, in dem er Schlüsse zog und Notizen niederschrieb. Wir können darin bereits eine Vorstufe jener später dem Analytiker empfohlenen Unterscheidung zwischen zwei Einstellungen erkennen, nämlich dem Analysieren auf der Basis gleichschwebender Aufmerksamkeit, ohne Mitschreiben, einerseits und der synthetischen Denkarbeit andererseits, die auf schriftliche Fixierung angewiesen bleibt.

Die Ziele neu definieren Mietergenossenschaft Heimat steht vor der Auflösung

SACHSENHAUSEN. Die Mietergenossenschaft der Heimatsiedlung rechnet nicht mehr damit, die Siedlung trotz der Abstimmungsniederlage von der Nassauischen Heimstätten GmbH übernehmen zu können. Nachdem zwar fast zwei Drittel aller Wähler, aber nur 41 Prozent aller Wahlberechtigten für die Übertragung der Eigentumsrechte an die Mietergenossenschaft gestimmt hatten, wird sich die Genossenschaft vermutlich Ende März auflösen. Dies kündigte Aufsichtsratsmitglied Bernd Block auf Anfrage der Stadtteil-Rundschau an. Die endgültige Entscheidung über die Zukunft der denkmalgeschützten und dringend sanierungsbedürftigen Siedlung wird am Montag, 15. März, fallen, wenn der Aufsichtsrat der Nassauischen Heimstätten tagt.

Der Vorsitzende dieses Gremiums und Hessische Minister für Raumordnung und Städtebau, Jörg Jordan (SPD), hat bereits angekündigt, daß die Heimatsiedlung nicht an die Mietergenossenschaft verkauft werden soll. Die Mietergenossenschaft wird sich voraussichtlich eine Woche nach der entscheidenden Sitzung der Eigentümer auflösen. Für Dienstag, 23. März, ist eine gemeinsame Versammlung von Mietergenossenschaft und Mieterverein vorgesehen, bei der über das weitere Vorgehen beraten wird. Block: "Dann wird die Genossenschaft wohl nicht drumherum kommen, sich aufzulösen". Denn Ziel der siebenjährigen Arbeit seit dem Niedergang der früheren Eigentümergesellschaft "Neue Heimat" war es stets, die Siedlung aus den zwanziger Jahren zu kaufen und in Eigenregie zu verwalten. Bernd Block rechnet damit, daß die Genossenschaftler auch nach sieben Jahren - vergeblicher - Arbeit den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern sich künftig verstärkt im Mieterverein engagieren werden. Obwohl rechtlich mit keinerlei Macht ausgestattet, rechnet Noch-Genossenschaftler Bernd Block damit, daß der Verein spürbaren Einfluß auf die Entwicklung der Heimatsiedlung nehmen kann.

Vor allem bei der Sanierung der Siedlung durch die Nassauischen Heimstätten (die Genossenschaft bezeichnet das Großvorhaben als "Modernisierung", die deutlich höhere Mieten zur Folge hätte) soll der Mieterverein den Eigentümern scharf auf die Finger schauen. "So eine Gesellschaft macht immer Fehler", sagte Block im Gespräch mit der Stadtteil- Rundschau. So habe der Mieterverein einmal nachweisen können, daß sich die Eigentümergesellschaft bei den Heizkostenabrechnungen um 100 000 Mark verrechnet habe. Die Anwohner der 1055 Wohnungen hätten ihr Geld postwendend zurückbekommen, sagte Block, der auch im Mieterverein zu den Aktivposten zählt und auf dieser Ebene auch weiterhin Handlungsspielraum sieht.

In den nächsten Monaten müssen nach seinen Einschätzungen die Inhalte und Ziele neu definiert und eine neue Satzung erarbeitet werden. Die bisherige Satzung des Mietervereins hat die Unterstützung der Mietergenossenschaft festgeschrieben. Derzeit hat der Mieterverein rund 500 Mitglieder, "und ich denke, daß jetzt noch viele Leute dazukommen". ran

Bei der Hoechst AG

häufen sich die Störfälle

Ölfilm auf dem Main, Färbemittel wurde verweht

Von unserem Mitarbeiter Volker Mazassek

Beim Chemie-Unternehmen Hoechst AG reißen die Pannen nicht ab. Während die Frankfurter Feuerwehr am Sonntag bekanntgab, daß die Grobsanierung des Stadtteils Schwanheim zu 98 Prozent abgeschlossen ist, kam es bei Hoechst und der Hoechst-Tochter Cassella zu drei neuen Zwischenfällen: Bereits am Freitag lief Öl in den Main, am Samstag wurde eine Wolke Farbstoff freigesetzt und am selben Tag brannte ein Abluftrohr in einem Produktionsgebäude von Cassella in Fechenheim. Wie das Unternehmen und die Feuerwehr übereinstimmend berichteten, traten in keinem Fall giftige Chemikalien aus. Als der hessische Umweltminister Joschka Fischer sich am Sonntag vormittag ein Bild vom Störfall bei Hoechst machen wollte, entwich erneut eine Farbwolke in dem Gebäude. Die Abfüllanlage liegt seitdem still. Gegen 7 Uhr morgens hatte der Werkschutz von Hoechst entdeckt, daß sich geringe Mengen eines blauen Farbstoffes auf Autos abgelagert hatten, die auf einem Parkplatz am Tor Ost des Werksgeländes standen. Nach Angaben von Hoechst-Sprecherin Ursula Tober handelt es sich um den Stoff "Remazol Türkisblau G", der beispielsweise zum Färben von Baumwolle benutzt werde. Der Stoff sei "nicht toxisch und sehr gut wasserlöslich". Dies bestätigten die Frankfurter Feuerwehr und das hessische Umweltministerium. Ursache der Panne sei vermutlich eine Störung im Fördermechanismus der Abfüllanlage. Das Produkt sei deshalb beim Umfüllen über den Faßrand getreten. Aus den Öffnungen des Betriebes sei der Farbstoff entwichen und in Richtung Tor Ost verweht. Als "maximale Grenze" der Verwehung nannte Tober die Brüningstraße und das Höchster Schloß. Hoechst informierte die Autobesitzer mit Handzetteln darüber, daß sie ihre Wagen in der Waschstraße der Firma Hoechst am Tor West reinigen lassen können.

Unterdessen hat das Unternehmen den Ölfilm beseitigt, der am Freitag nachmittag auf dem Main entstanden war, nachdem ein Kanal auf der Nordseite des Werkes (etwa in der Mitte der Uferlinie) geflutet werden mußte. Dort waren Bauarbeiter mit Reparaturen beschäftigt. Weil sich in dem Kanal ein Stau gebildet hatte, wurden etwa 450 000 Liter Regen- und Kühlwasser in den Main abgelassen. Dabei wurde nach Angaben des Unternehmens ein Fünf-Liter-Kanister mit Öl mitgerissen. Der Ölfilm erreichte eine Ausdehnung von 2,5 Kilometern. Die Werksfeuerwehr legte eine Schlängelsperre aus Plastik, damit sich der Film nicht weiter ausbreiten konnte. Anschließend wurde das Öl gebunden und aufgenommen. Bei Cassella brach am Samstag gegen 13.40 Uhr ein Feuer in einem Gebäude aus, in dem ebenfalls Vorprodukte für Farbstoffe hergestellt werden. Der Brand entstand in einem Abluftrohr aus Kunststoff, das Teil der Entlüftungsanlage ist. Ein Teil der Fassade wurde beschädigt. Über die Ursache herrscht noch Unklarheit, der Sachschaden wird auf etwa 100 000 Mark geschätzt.

Cassella hatte sofort die Berufsfeuerwehr verständigt, die gemeinsam mit der Werksfeuerwehr den Brand schnell unter Kontrolle hatte. Feuerwehrchef Reinhard Ries lobte die reibungslose Zusammenarbeit mit dem Unternehmen. Cassella hatte umgehend die Produktion heruntergefahren und die betroffene Anlage stillgelegt. Die Kühl- und Regenwasserkanäle zum Main wurden geschlossen. Das Löschwasser gelangte in ein Rückhaltebecken, um einer eventuellen Kontaminierung des Mains vorzubeugen.

WASSERBALL DEUTSCHER WASSERBALL-POKAL, Finale, Rückspiel: SSF Delphin Wuppertal - SV Würzburg 05 10:7. - Hinspiel 14:5, damit Wuppertal Pokalsieger.

BUNDESLIGA, Männer, Nachholspiel vom 2. Spieltag: WF Spandau 04 - B.-W. Poseidon Köln 13:2 (2:1, 2:0, 5:0, 4:1), Nachholspiel vom 8. Spieltag: Waspo Hannover-Linden - Hohenlimburger SV 5:5 (1:2, 1:1, 2:1, 1:1).

1. Delph. Wuppertal 12 11 0 1 160:74 22:2 2. Wfr. Spandau 04 11 9 1 1 149:64 19:3 3. Hohenlimb. SV 11 8 2 1 122:72 18:4 4. SV Cannstatt 11 8 1 2 113:62 17:5 5. Hannover-Linden 12 7 3 2 107:70 17:7 6. ASC Duisburg 10 6 2 2 75:60 14:6 7. SV Würzburg 05 12 4 0 8 97:133 8:16 8. Rote Erde Hamm 12 3 1 8 73:114 7:17 9. SSV Esslingen 11 3 0 8 71:137 6:16 10. Duisburg 98 12 3 0 9 75:106 6:18 11. WF 98 Hannover 12 1 0 11 82:156 2:22 12. Poseidon Köln 12 1 0 11 70:146 2:22

AT: Brieske 3

Garten, Stallungen, Waschhaus, Remise sollten den praktischen Interessen der Arbeiter dienen. Den Eindruck einer schmucken Behaglichkeit wollten die Bauplaner und -herren mit Ornamenten an den Hauswänden, geschwungenen Dachformen, Torbögen, Holz- und Fachwerkkonstruktionen erwecken. Daß diese Formensprache in der Regel nicht aus rein ästhetischen Gründen benutzt wurde, hat der Kunsthistoriker Walter Buschmann klargemacht. Es sei das sozialpolitische Ziel gewesen, "der Arbeiterschaft den proletarischen Charakter zu nehmen, um sie zur Bürgerlichkeit zu erziehen", schreibt er in dem Buch "Arbeitersiedlungen im 19. Jahrhundert". Die Arbeitersiedlung Brieske-Ost ist eben nicht nur eine charakteristische Wohn- und Lebensform der Arbeiter, in ihr spiegelt sich auch das Weltbild des industriellen Bürgertums.

Ein Abglanz von großbürgerlicher Pracht fiel auf die Arbeiterfamilien, wenn sie sich sonntags in der "Kaiserkrone" zum Tanz trafen. 250 Menschen hatten Platz im Saal des ansehnlichen Gasthauses, das - inzwischen etwas heruntergekommen - direkt am Marktplatz liegt. Dort feierten die Arbeiter auch Silvester, Karneval, Ostern, lauschten dem "Gesangverein", dem Bergarbeiterchor, oder nahmen an Filmveranstaltungen teil. Keinen Zutritt hatten sie zum "Fürstenzimmer" im ersten Stock - dem Séparée des Werkdirektors, der hier die Kohlenhändler aus Leipzig, Dresden, Frankfurt am Main oder Hamburg bewirtete. "Unter Honnecker wurde der Saal dann heruntergewirtschaftet", berichtet Heinz Herzog: die Werksleitung des Braunkohle-Kombinats Senftenberg - gewissermaßen die Nachfolgerin der Ilse Bergbau-Actiengesellschaft - beschloß eine Modernisierung über die Köpfe der Arbeiter hinweg. In dem Bemühen, ein angemessenes Ambiente für die Brigadeauszeichnungen, Planerfüllungsveranstaltungen und Aktivistenehrungen zu schaffen, ließ sie den Saal kurzerhand verkleinern und die Decke herunterziehen. An den Wänden kam realsozialistisches Kunstgewerbe. Konnte man früher "wie in der Kirche Musik hören, waren jetzt Mikrofon und Lautsprecher nötig. "Die Arbeiter nahmen den neuen Saal nicht an, aber sie hatten ja keine Macht", kommentiert Heinz Herzog. Den schönen ehemaligen Beamtenhäusern ging es nicht besser als dem Gasthof. Man ließ sie zwar in Ruhe, renovierte aber auch nicht. Manche Wintergärten aus Holz und Glas verfielen, so daß die jetzigen Mieter sie niederreißen mußten.

Heute stehen die Denkmalschützer vor dem Problem, die historische Bausubstanz erhalten und zugleich eine Sozialform dokumentieren zu wollen. Die Tragweite einer solchen Aufgabe haben westdeutsche Kunsthistoriker schon Anfang der 80er Jahre deutlich gemacht: Damit Arbeitersiedlungen als Dokumente einer spezifischen Lebensform bewahrt werden können, müßten eigentlich die Architektur und ihre Nutzer "zusammenbleiben". Im Falle von Privatisierungen, so befürchteten die Wissenschaftler, würden die Nutzungsweisen der Siedlungen sehr schnell und sehr weitgehend verändert.

Angesichts der gegenwärtigen wirtschaftlichen Situation in der Niederlausitz klingen solche Vorstellungen wie aus einer anderen Welt. "Um Brieske wird wahrscheinlich die gesamte verarbeitende Bergbauindustrie zum Erliegen kommen und damit auch Folgewerke", prophezeit Bürgermeister Peter Gallasch. In Senftenberg lag die Arbeitslosenquote schon im vergangenen Sommer bei 15 Prozent. Dabei stehen die großen Entlassungswellen bei der LAUBAG - der Lausitzer Braunkohleaktiengesellschaft - erst noch bevor. Das "In-Ruhe-Lassen erarbeiteter Lebensweisen", das die Kunsthistoriker den Arbeitersiedlungen wünschen, bleibt für die Niederlausitz wohl nur ein schöner Traum. Im Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege in Cottbus ist man notgedrungen bescheiden. Zwar müsse die Konstellation Haus, Garten, Nebengebäude mit wichtigen Funktionen wie Kohleschuppen, Toiletten und Ställen erhalten bleiben, sagt Gebietsreferent Dietmar Kraußer, denn sie "widerspiegelt die lebensweise der Bergleute in dieser Siedlung". Andererseits sei aber auch "die Frage der Umnutzung sehr intensiv zu betrachten".

Bernhard Lösch, Geschäftsführer der Lausitzer Braunkohle Wohnungsgesellschaft, einer Tochtergesellschaft der LAUBAG, hat schon konkrete Vorstellungen. Alle Häuser in Brieske - ungefähr 100 - sind heute im Besitz der LAUBAG. Für die Renovierung hat die Wohnungsgesellschaft ein Haus ganz am Rande von Brieske, eins in der Mitte und eins an der Durchgangsstraße ausgewählt, "damit wir sagen können: Irgendwann muß diese Kette mal verbunden werden. Es sind also drei Objekte, die können wir uns in diesem Jahr vornehmen. Das können wir verkraften. Mehr allerdings nicht". 7500 Wohnungen habe die Gesellschaft insgesamt zu verwalten, da sei man auch den Mietern in anderen Regionen einiges schuldig. "Wir wären froh, wenn wir aus Brieske in den nächsten zehn Jahren etwas Vorzeigbares machen könnten."

Schreiben-Schreiben-Schreiben 4

Als ich Mitte der siebziger Jahre an der Edition der Faksimileausgabe von Freuds Essay Das Motiv der Kästchenwahl arbeitete, fragte ich Anna Freud nach den Schreibgewohnheiten ihres Vaters. Sie glaubte sich damals zu erinnern, daß er jeweils erst zu einem relativ späten Zeitpunkt mit der Niederschrift eines Werkes begonnen habe, nämlich erst wenn es bis in die Feinheiten der definitiven Sprachgestalt in ihm herangereift war, so daß er es gleichsam bloß noch von einem in seinem Inneren gespeicherten Textbild abzuschreiben brauchte.

Diese Schilderung hat sich mittlerweile als unzutreffend erwiesen. Sie mag das Ergebnis einer rückwirkenden Idealisierungstendenz gewesen sein; denn noch 1940 hatte Anna Freud als Mitglied des Herausgebergremiums der Gesammelten Werke im Vorwort zum siebzehnten Band mitgeteilt, daß Freud als "ersten Ansatzpunkt für spätere Arbeiten" Aufzeichnungen und Notizen festzuhalten pflegte. Wie sich zeigen wird, belegen die Dokumente, daß die Hervorbringung des Werks kaum je nach dem Muster der Eingebung geschah, sondern in der Regel, über jeweils mehrere schriftlich fixierte Stufen, als verzehrende, oft stockende Schwerarbeit. . . "Für mich war es meist qualvolles Ringen. Warum sollen Sie es besser haben?" bestätigt Freud in einem Brief vom 6. Dezember 1915 an Ferenczi, der sich bei ihm über die Schwierigkeiten definitiven Formulierens beklagt hatte.

Obwohl er aus seinen Schreibgewohnheiten nie ein Hehl gemacht hat, gab es unter seinen Schülern eine Idealisierungstendenz hinsichtlich der vermeintlichen Leichtigkeit seines Produzierens offenbar schon zu seinen Lebzeiten. Noch Jahrzehnte später sprach beispielsweise Sándor Radó in einem Interview von den fast korrekturlosen Handschriften; es sei atemberaubend gewesen, Freud habe sie ohne vorherige Entwürfe einfach so hinschreiben können.

Wie bei jedem Schriftsteller war das Schreiben hochbesetzt. Es war auch leicht störbar. Mitunter litt Freud unter Schreibkrampf und erkannte darin ein Widerstandsphänomen. Selbst kleinere Veränderungen seiner Handschrift beobachtete er voller Sorge, als könne sich darin die lebenslang befürchtete Einbuße seiner "Leistungs- und damit Wehrfähigkeit" ankündigen. So stellte er gegen Ende des Ersten Weltkriegs, am 17. Februar 1918, in einem Brief wiederum an Ferenczi fest: "Daß meine Schrift sich jetzt rapid verschlechtert (auch Kälteeinwirkung dabei?), wird Ihnen nicht entgangen sein." Ein paar Wochen später konnte er dem Freund erleichtert mitteilen, die "Verderbnis" sei unterdessen vorwiegend auf Altersarthritis zurückzuführen. Unter noch extremerer äußerer Belastung machte er 1938, kurz nach Ankunft im Exil, wiederum eine organische Ursache, diesmal Störungen der Harnfunktion, für eine erneute Beeinträchtigung seiner Handschrift verantwortlich.

Aber selbst wenn Freud seiner Handschrift sicher war, konnte ihn der "Horror calami" plagen. Es bedurfte gewisser äußerer Bedingungen, um dieses Grausen, diese Scheu vor der Feder zu überwinden, beschützender Umstände in Zeit und Raum. Dazu gehörten: die Erwartung ungestörter Dauer - patientenfreie Tage und wochentags vorwiegend die Abend- und Nachtstunden; ein von Wohntrakt und Familienalltag gut abgeschirmter stiller eigener Bezirk - der mit dem Behandlungszimmer verbundene Arbeitsraum; ein zur Stützung bestimmter Körperhaltungen speziell angefertigter Schreibtischstuhl; die Einhüllung im Zigarrenrauch; die schweigsame Präsenz von Gegenständen, die Vergangenes verdichten, vergegenwärtigen - also der Bücher und Antiquitäten, insbesondere der auf dem Schreibtisch in einer strengen Doppelzeile aufgestellten ägyptischen, etruskischen, römischen und chinesischen Bronzestatuetten und Terrakottafiguren, denen er beim Arbeiten buchstäblich Aug' in Auge gegenübersaß und deren zeremonielle Feierlichkeit zugleich herausfordernd und spiegelnd auf ihn gewirkt haben mag; schließlich bestimmte Schreibutensilien - schwere Füllfederhalter, bunte Fettstifte - und das ungewöhnlich großflächige Papier.

Nur Drube konnte die Gäste überraschen

Fulda - Wiesbaden 1:1 (0:0)

Auch im sechsten Aufeinandertreffen seit dem Wiederaufstieg von Borussia Fulda in die Oberliga gab es für sie gegen Wiesbaden keinen Sieg. 850 Zuschauer, unter ihnen OFC-Trainer Buchmann, sahen beim 1:1 eine für die widrigen Bodenverhältnisse ansprechendes Partie.

Und trotz des verlorenen Punktes war Borussen-Trainer Uli Sude nicht enttäuscht: "Nach so einer langen Pause fängt man quasi bei Null an. Da ist es schwer, seinen Rhythmus zu finden. Es gab dennoch viele gute Ansätze bei uns, deshalb bin ich zufrieden." Sein Wiesbadener Kollege Max Reichenbergen war es natürlich auch. Er sprach von einem verdienten Punktgewinn, den sich sein Team durch taktische Disziplin und einer geschlossene Mannschaftsleistung erobert habe.

Die Wiesbadener nutzten ihre Chancen fast optimal. Nur zwei nennenswerte hatten sie in den neunzig Minuten. Die erste, ein Kopfball von Weidner parierte Zeljko mit einem unglaublichen Reflex, die zweite verwertete Krüger unmittelbar nach der Pause zum 0:1. Wichtig für die Moral der Platzherren war der Ausgleich durch Drubes abgefälschten Freistoß (49.), der fast unmittelbar danach folgte.

Gingen die Borussen vor der Pause noch äußerst zaghaft zu Werke, so waren sie nach dem Ausgleich eindeutig spielbestimmend. Doch erst in der Schlußphase, als Fulda ein Powerplay aufzog, kam der Gastgeber zu Chancen. Darunter ein Kopfball von Hack an den Pfosten. Insgesamt gesehen fehlte dem Tabellenzweiten allerdings der nötige Spielwitz und das überraschende Moment, um die Dekkung um den sicheren Libero Dirk Scherrer in Schwierigkeiten zu bringen. hei

Fulda: Zeljko; Drube; Meinhardt, Michel, Lesser, Kreß (71. Reith), Thomas, Diegmüller, Schlieck, Hack, Dressel (74. Poppowitsch).

Wiesbaden: Ingendae; D. Scherrer; Bohr, Wolfgang, Kirn, Weimer, Bangel, S. Scherrer, Klinkhammer, Weidner (78. Sohler), Krüger (68. Mudeyi).

Tore: 0:1 Krüger (46.), 1:1 Drube (49.).

Schiedsrichter: Brückner (Darmstadt).

Zuschauer: 850.

Schreiben - Schreiben - Schreiben 5

Solche beschützenden Umstände in Zeit und Raum gewährte aber nicht nur das Berggassen-Domizil. Freud konnte sie auch in jenen Abschnitten seiner Ferien finden, in denen er nicht reiste, sondern mit der Familie an festen Sommerplätzen weilte - etwa in Berchtesgaden, Aussee, Karlsbad, Klobenstein, Badgastein, später am Semmering. Die Briefe dokumentieren, daß tatsächlich ein beträchtlicher Teil des Werks in diesen von "Plagen" freien Phasen entstanden ist - jedenfalls in den Grundzügen; bibliographische Ergänzungen, den Wortlaut von Zitaten, Verifizierungen und Berichtigungen aller Art trug Freud dann nach der Rückkehr nach.

In den Ferien aber reagierte er, wie er einmal an Ferenczi schrieb, "endlich auf die Milliarden Eindrücke, die ich von zehn Leuten neun Stunden täglich durch neun Monate aufnehmen mußte, freilich nicht angemessen, sonst müßte ich Bände produzieren können". Unmittelbar nach Ankunft am Urlaubsort pflegte Freud sich eine kurze Weile auszuruhen. Dann widmete er sich der mitgebrachten Lektüre und fing an, sich auf die kreative Arbeit einzustimmen. Wieder waren dafür bestimmte Räume erforderlich: "ein schönes Plätzchen im nahen Wald, wo man lesen und Noten machen kann", und, für das eigentliche Schreiben, in der Pension oder im Hotel ein behagliches Zimmer für sich allein, in dem er sich eine "Schreibecke" einrichten konnte. Die vertrauten Schreibutensilien, von denen Freud sich abhängig fühlte, wurden mitgeführt. In einem Brief vom 19. September 1918 an seine Tochter Anna, aus dem ungarischen Ferienort Lomnic, heißt es: "Wenn Du Sachs siehst, mahne ihn, daß er mir die Füllfeder mitbringt. Meine gute ist zerbrochen; ich kann kaum schreiben."

Des Schriftstellers Sigmund Freud "fördernde Umwelt" könnte man, in Begriffen D. W. Winnicotts, diese besonderen Arrangements nennen, oder seinen "Bereich der kulturellen Erfahrung", des schöpferischen Umgangs mit Kulturdingen, den Winnicott als einen dritten von dem Bereich der Außenwirklichkeit einerseits und dem der triebgesteuerten inneren Realität andererseits unterschieden hat.

Winnicott lokalisierte diesen Bereich in dem "potentiellen Raum", der am Beginn des Lebens Baby und Mutter, sich konstituierendes Selbst und haltgebendes Objekt, gleichermaßen verbindet und trennt, buchstäblich ein Zwischen-Raum, der sofern er sich öffnet, Spielen und kreatives Arbeiten, den variablen Umgang mit Symbolen, allererst ermöglicht und dem Winnicott bekanntlich auch den Gebrauch der Übergangsobjekte zuordnete. Vielleicht haben die besonderen Schreibutensilien und vor allem die großflächigen Blätter im kreativen Prozeß tatsächlich so etwas wie die Funktion von Übergangsobjekten erfüllt. Auf die Wahl dieses auffallenden, herrschaftlichen Papierformats angesprochen, soll Freud einmal gesagt haben, wenn er sich im Leben schon in so vielerlei Hinsicht einschränken müsse, wolle er zumindest beim Schreiben Platz und Freiheit haben. Denkbar, daß er mit dem Hinweis auf Einschränkungen die eigenen agoraphobischen Züge meinte, von denen uns Reik eine einfühlsame Schilderung hinterlassen hat.

Jedenfalls konnte Freud in diesen besonderen Umgebungen und mit Hilfe jener spezifischen Utensilien es offenbar wagen, mit dem Anfangen jedes Werks etwas zu wiederholen, dessen Ausgang nie sicher war: im angespannten Noch- nicht-fomulieren-Können des bloßen Ahnens und Dämmerns sich zuerst dem bedrohlichen Erleben von Abhängigkeit, Undifferenziertheit, Chaos auszuliefern, dann aber, Spuren eigener traumatischer und geglückter frühester Objekterfahrungen wiederbelebend, sich in einer Art "Befreiungskampf" mittels immer klarerer Sprachbewegungen davon abzusetzen - Benennen ist ja immer auch ein Sichtrennen - und schließlich intellektuelle Autonomie zu erlangen. Sobald dieser Vorgang der Ausdifferenzierung einmal in Gang gekommen war, scheint er von Bemeisterungslust, entspannter Freude, köstlichem Sich-unterhalten-Fühlen, also allen Affektqualitäten kreativen Spielens begleitet gewesen zu sein. Freud konnte in diesen gehobenen Phasen dann offenbar auch sehr schnell schreiben. Daß sich solche Selbstkonturierung in eigener Regie vollzog und im Falle des Gelingens etwas gänzlich Neues, vielleicht Unverlierbares dabei Gestalt gewann, erfüllte ihn, zumindest vorübergehend, mit Genugtuung und Zuversicht.

Endzeiten

Die Stunde der Scheinheiligen und Heuchler ist gekommen. Nach dem Debakel um die Autobahngebühr lamentiert CSU-Chef Theo Waigel über das Durcheinander im Regierungsbündnis. Als ob er, der Finanzminister, nichts damit zu tun hätte. Der Noch-Vorsitzende der FDP, Otto Graf Lambsdorff, warnt vor den Schrecken einer großen Koalition. Der Regierung wirft er im gleichen Atemzug Unfähigkeit vor. Da trifft er ja den Nagel auf den Kopf. Nur, der scharfzüngige Lambsdorff hockt seit Jahren bei allen Koalitionstreffen dabei.

So wenden sich die Vorwürfe gegen ihre Urheber. Daß Waigel und Lambsdorff dieses Risiko eingegangen sind, zeigt nur, wie wenig Vertrauen sie noch in die eigene Regierung setzen. Es kann ja nicht schaden, sich heute schon einmal die Persilscheine für den Tag zu verschaffen, an dem es dann wirklich mit der Koalition schiefgeht. Die beiden kleinen Partner der CDU füllen die Schüsseln der Unschuld, um ihre Hände darin waschen zu können.

Aus dem Blickwinkel der jeweiligen Partei ist das verständlich. Die CSU kämpft in Bayern ums Überleben. Da muß sie die Bonner Bleigewichte loswerden. Die FDP wird einerseits von der Angst vor einer großen Koalition, die für sie Opposition bedeuten würde, umgetrieben. Zum anderen muß sie sich für neue politische Konstellationen herausputzen, wenn sie an der Macht bleiben will. Es gibt kaum einen besseren Beweis für die Endzeit dieser Koalition: Parteitaktische Vorteile sind wichtiger als die Lösung der Probleme, die die Menschen wirklich bedrängen. Das Elend ist, daß Endzeiten gelegentlich lange dauern. wtr (Bonn)

Hoher Schaden durch Schwächeanfall am Steuer

BAD NAUHEIM. Einen Schaden von 71 000 Mark richtete ein 72jähriger Bad Nauheimer Autofahrer an, der vermutlich einen Schwächeanfall erlitt, als er am Samstag gegen 10.30 Uhr mit seinem Wagen aus einer Parklücke an der Parkstraße fahren wollte. Er verlor die Herrschaft über sein Fahrzeug und rammte fünf andere Autos. Sein Wagen beschädigte außerdem die Fassade eines Schuhgeschäftes.

WÖLLSTADT. Bei einem Auffahrunfall am Freitag gegen 15.05 Uhr auf der Gießener Straße in Ober-Wöllstadt wurden zwei Personen leicht verletzt. ieb

Wahlen bei der "Liederlust" Deckers löst Caspary als Vorsitzenden ab

BERGEN-ENKHEIM. Die "Chorgemeinschaft Liederlust 1873" hat einen neuen Vorstand. Hans Dieter Deckers wurde dieser Tage bei der Jahreshauptversammlung zum neuen Ersten Vorsitzenden gewählt. Sein Vorgänger Helmut Caspary, der den Verein in den vergangenen zwei Jahre geleitet hatte, ist aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Für den Zweiten Vorsitzenden Herbert Hassenpflug, der auch nicht mehr kandidierte, wurde Klaus Meinhardt gewählt.

Die Kassiererin Sieglinde Buhl und die Schriftführerin Erika Hartwig bleiben in ihren Ämtern. Sie werden in den kommenden zwei Jahren von Otti Fehl (Zweite Kassiererin) und Elsbeth Scholz (Zweite Schriftführerin) vertreten.

Ziel des Vorstands ist, beide Chöre, den Männerchor und den Frauenchor, zu erhalten und zu fördern. Da das Jahr 1993 vom Bundesfamilienministerium offiziell zum "Jahr der älteren Menschen" ausgerufen wurde, will die Chorgemeinschaft sich in diesem Jahr besonders um Senioren kümmern.

Ab Anfang April werden die aktiven Mitglieder Sieglinde Buhl und Margarethe Wasner an jedem ersten Dienstag im Monat einen Seniorinnen-Nachmittag organisieren. Der erste Nachmittag im Volkshaus Enkheim ist für Dienstag, 6. April, geplant. Einzelheiten werden noch bekanntgegeben. sen

Lasset die Kinder kommen Epiphaniasgemeinde bietet Betreuung im Gottesdienst

NORDEND. Gerhard Wendland, Pfarrer der evangelischen Epiphaniasgemeinde im Nordend, ist vorsichtig. "Gewisse Schwierigkeiten" habe es in den Gottesdiensten gegeben, formuliert er behutsam: nämlich dann, wenn Eltern ihren Nachwuchs mit in die Kirche brachten. Die Kleinen quengelten und weinten manchmal oder liefen zwischen den Kirchenbänken herum. Doch das sei "im Grunde ja nie ein Problem" gewesen: "Die Gemeinde hatte sich längst daran gewöhnt."

Dennoch hat sich die Epiphaniasemeinde zu Beginn dieses Jahres für ein ungewöhnliches Projekt entschieden: für eine "Krabbelstube" während der Gottesdienste. "Wir hatten das Gefühl, daß Eltern von kleinen Kindern den Gang in die Kirche scheuen", begründet Wendland die Aktion. "Sie fürchten oft, daß die Kinder stören."

Jetzt können die Mitglieder der Epiphaniasgemeinde auch ihre Kleinen getrost am Sonntagmorgen mitnehmen. Während die Eltern dem Gottesdienst zuhören, kann der Nachwuchs "von Null bis sechs Jahren" herumtollen - ohne Rücksicht auf die Liturgie.

In der "Krabbelstube", die früher nur als "Kollektenzählzimmer" diente, liegen Spielsachen und Matratzen, stehen Tische und eine Tafel. Besonderer Vorzug des Raums: "Man kann ihn direkt von der Kirche aus erreichen", sagt Wendland. Im Prinzip könnten die Eltern "ihre Kinder sogar von der Kirchenbank aus beobachten". Eine spezielle Aufsicht wird sonntags von 10 bis 11 Uhr darum auch nicht beschäftigt. "Eventuell paßt ein Elternteil auf die Kinder auf", sagt Wendland, "das wird spontan organisiert."

Die Resonanz auf die Krabbelstube in der Kirche ist allerdings noch wechselhaft. "Es hat sich wohl noch nicht eingebürgert", mutmaßt der Pfarrer.

Nun soll der Raum nicht nur sonntags genutzt werden. "Dort könnte auch alltags eine Krabbelstube eingerichtet werden", sagt Wendland. Die Gemeinde sucht darum Eltern, die Interesse haben, gemeinsam eine solche Einrichtung zu organisieren. "Der Raum ist da, er kann genutzt werden", sagt Wendland. "Wir brauchen nur noch Ideen!"

Wer Interesse hat, möge sich in der Epiphaniasgemeinde unter der Telefonnummer 5 97 02 66 melden. sen

Anne verkauft Pinocchio Sancta-Familia-Gemeinde: 1000 Besucher beim Basar

GINNHEIM. Die Geschichte von Pinocchio kann Anne, die gerade sieben Jahre alt geworden ist, inzwischen auswendig aufsagen. Darum will sie aus der einst geliebten Märchen-Kassette jetzt auch bare Münze machen: "Sie kostet zwei Mark!"

Anne war nicht die einzige, die beim neunten Basar der katholischen Gemeinde Sancta Familia in Ginnheim von alten Schätzen Abschied nahm. Der Gemeindesaal verwandelte sich in einen riesigen Markt; Kinderklamotten stapelten sich auf den Tischen, in Koffern und Kartons - Spielzeug und Bücher gab's zu Schnäppchenpreisen. Selbst vor dem Gemeindehaus hatten sich die Händler einen Platz gesucht. Davon konnte sie auch der ungemütliche Nieselregen nicht abhalten.

Zufrieden beobachtete Organisatorin Brigitte Seeger den Trubel im Gemeindehaus. In der ganzen Stadt hatte sie Werbung für den Klamottenmarkt gemacht; Plakate klebten sogar in Offenbach und Hanau. Eine erfolgreiche PR-Aktion: "Knapp 100 Anbieter und bestimmt 1000 Besucher" lautet die positive Bilanz.

Dabei hätten Frau Seeger nach eigenen Aussagen noch "viel mehr" verkaufsfreudige Eltern finden können: Vier Wochen lang habe im Gemeindebüro "mindestens fünfmal täglich das Telefon geklingelt, ständig hat sich jemand nach dem Basar erkundigt." Schließlich: Die Second-hand-Märkte der Sancta Familia Gemeinde haben schon Tradition.

Vor mehreren Jahren kam Frau Seeger auf die Idee, "gut erhaltene Sachen zu verkaufen". Ihr jüngstes Kind ging damals gerade in den Kindergarten - Mütter, die ebenfalls Kinderkleidung anbieten wollten, waren schnell gefunden. "Gute Kindersachen sind teuer und Kinder wachsen so schnell, daß man ständig etwas Neues braucht", begründet Frau Seeger den Erfolg der Aktion. So achtet sie darauf, daß "wirklich gute Sachen" verkauft werden: "Wir wollen hier keinen Flohmarkt!"

Außerdem haben sich die Basare - ein zweiter wird im Herbst organisiert - als beliebeter Treffpunkt herumgesprochen. Bei Kaffee und Kuchen "kommen gute Gespräche zustande", weiß Brigitte Seeger. Der "soziale Touch" ist der Organisatorin, die von anderen Mütter und den Mitarbeiter des Kindergartens unterstützt wird, außerdem wichtig: Was nicht verkauft wird und was die Anbieter nicht wieder mitnehmen wollen, geht in diesem Jahr an die Frankfurter Frauenhäuser. Standgebühren und Einnahmen aus der Cafeteria kommen dem Kindergarten und der Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde zugute. sen

Neue Unfälle bei der Hoechst AG

hhk FRANKFURT A. M., 7. März. Die Serie von Unfällen in den Werken des Frankfurter Hoechst-Konzerns hat sich am Wochenende fortgesetzt. Nachdem bereits am Freitag aus der Kanalisation der Hoechst AG ölhaltige Abwässer in den Main gelangt waren, brannte es am Samstag bei der Tochterfirma Cassella im Stadtteil Fechenheim in einem Produktionsgebäude.

Am Sonntag ging aus einer defekten Abfüllanlage eine Farbstoffwolke auf geparkte Autos in Frankfurt-Höchst nieder, die nach Auskunft der Behörden jedoch wasserlöslich und ungiftig sein soll. Der hessische Umweltminister Joschka Fischer ließ die Anlage dennoch bis auf weiteres stillegen. Die Sanierungsarbeiten nach dem schweren Unfall vom Rosenmontag, bei dem mehrere Tonnen aggressiver Chemikalien ausgetreten waren und zwei Frankfurter Stadtteile kontaminiert hatten, wurden am Wochenende zunächst für beendet erklärt.

Zugleich widersprach die Hoechst AG Vorabmeldungen des Hamburger Nachrichten-Magazins Spiegel, wonach in ihren Werken "alkoholabhängige Tagelöhner" auch in "technischen Risikobereichen" eingesetzt würden. Das Blatt stützt sich in seiner jüngsten Ausgabe auf einen ehemaligen Leiharbeiter, nach dessen Aussagen die Aushilfskräfte Alkohol- und Rauchverbote ebensowenig wie Unfallverhütungsvorschriften beachten. (Kommentar S. 3, Bericht im Lokalteil)

Stadt sucht Naturfreunde In Eschersheim können Bürger Streuobstwiesen pflegen

ESCHERSHEIM. Auch in Eschersheim können Naturfreunde und Gärtner, Umweltgruppen und Schulklassen die Pflege von Streuobstwiesen übernehmen. Dafür stehen in Eschersheim drei städtische Flächen zur Verfügung: Eine liegt westlich der A 661 und östlich des Lachgrabens, eine zweite östlich der Anne-Frank- Siedlung, eine dritte westlich der Homburger Landstraße. Je nach Größe des Gebiets und nach Baumbestand wird die Pflege mit einem Jahreshonorar vergütet.

Bedingung: "Die Bäume sollen nicht nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten, sondern nach den Maßgaben des Naturschutzes gepflegt werden", erklärt Klaus Wichert, Leiter der Abteilung Umweltvorsorge im Umweltamt der Stadt. Wenn Bäume keine Früchte mehr tragen, werden sie nicht gerodet und durch neue ersetzt - sie bleiben erhalten. Dadurch bieten sie Unterschlupf für Vögel und Insekten, sorgen für das biologische Gleichgewicht. Wer Interesse an Pflegearbeiten hat, kann mit Vertretern des städtischen Umweltamtes einen Vertrag aushandeln. Darin wird festgehalten, was im Laufe des Jahres getan werden muß, wo beispielsweise Bäume geschnitten oder Gebüsche gerodet werden sollen.

Aus der Arbeit, zu der sich der "Natur- pfleger" verpflichtet, ergibt sich das Honorar. "Zur Zeit müssen wir noch mit jedem Interessenten einen Ortstermin vereinbaren", sagt Wichert. Die Pflegeaufgaben werden "individuell abgestimmt". Die Kontrolle ist "stichpunktartig". Denn die Mitarbeiter des Umweltamtes können nicht alle Flächen regelmäßig abgehen. Eine ABM-Kraft, die für alle Streuobstwiesen Frankfurts zuständig ist, wird nur noch bis Mai arbeiten.

Doch bald wird die Arbeit anders organisiert. Denn auch für die Streuobstwiesen in Eschersheim will das Umweltamt einen Pflegeplan erstellen. Für die Wiesen am Berger Hang, in Sossenheim und in den Schwanheimer Dünen wurde ein solcher Plan bereits ausgearbeitet.

Die Pflegepläne dienen nicht nur der Bestandsaufnahme aller Obstbäume, sondern sollen auch festhalten, wie die Streuobstwiesen zu pflegen sind. Die individuellen Ortstermine fallen weg. Und: Die Pflegepläne gelten nicht nur für städtische, sondern für alle Grundstücke, die als "geschützte Landschaftsbestandteile" erfaßt sind.

"Wenn die Pläne fertig sind, werden alle Eigentümer angeschrieben", sagt Wichert. Die Eigentümer der Grundstücke haben dann drei Möglichkeiten: Sie können mit dem Umweltamt einen Pflegevertrag abschließen und sich selber dazu verpflichten, das Grundstück nach den Maßgaben des Naturschutzes zu pflegen. Auch sie erhalten dann ein Honorar. Die Eigentümer können sich aber auch damit einverstanden erklären, daß andere die Flächen pflegen. Die dritte Möglichkeit: Der Eigentümer bietet sein Grundstück der Stadt Frankfurt zum Kauf an.

Wann die Pläne für die Eschersheimer Grundstücke erarbeitet werden, steht noch nicht fest. Wichert: "Das hängt von den Haushaltsmitteln ab!" Wer Interesse an einem Pflegevertrag hat, kann sich beim Umweltamt melden. sen

Mehr Ruhe für den "Kuhwald" Der Ortsbeirat 2 will der geplagten Siedlung an der Messe helfen

KUHWALD. Im Prinzip waren sie sich einig - die 30 Bewohner der Kuhwaldsiedlung, die zur Anhörung des Ortsbeirats 2 in Sachen Verkehrsberuhigung gekommen waren. In dem kleinen Quartier gibt es ein großes Problem: den Durchgangsverkehr zum benachbarten Messegelände. Besonders ärgerlich sind die Laster, die vor den Messen zum Aufbau der Stände durch die Siedlung fahren. Ansonsten sei "der ganze Kuhwald eigentlich ruhig", sagte ein Anwohner. Gerast werde in den schmalen Straßen südwestlich der Theodor-Heuss-Allee kaum.

Doch der Messeverkehr belastet das Quartier. "Die Messeleute benutzen unser Viertel, um hier billig zu parken", warf ein Bewohner ein. Die Hilfspolizisten, die während der Ausstellungen die parkenden Autos in der Philipp-Reis-Straße überwachen, "sind doch für die Katz. Das ganze Viertel ist voller Autos!"

Nach Ansicht von Ortsvorsteherin Ulrike Schöbel (SPD) wird dieses Problem auch durch die Verkehrsberuhigung nicht gelöst werden. Allerdings will das Stadtteilparlament in Zusammenarbeit mit Vertretern der Messe "zumindest eine Besserung erreichen".

So soll über die Messebrücke versucht werden, das Tor 10 zu entlasten. Das Tor konnten Autofahrer bislang über die Philipp-Reis-Straße erreichen. Langfristig ist zusätzlich der Ausbau der Straße Am Dammgraben geplant. Dadurch wird ermöglicht, das Quartier im Süden zu umfahren.

Außerdem soll nach den Vorstellungen des beauftragten Verkehrsplaners Jürgen Frauenfeld die Einfahrt in die Kuhwaldsiedlung erschwert und somit Durchgangsverkehr verhindert werden. Die Braunfelsstraße will Frauenfeld zur "abschnittsweisen Einbahnstraße" machen, so daß sie von der Friedrich-Naumann- Straße in Richtung Scherbiusstraße und von der Friedrich-Naumann-Straße in Richtung Philipp-Reis-Straße befahren werden kann.

Außerdem wird die Wicker-Frosch- Straße "umgedreht": Die Straße soll nicht mehr von der Straße Am Dammgraben bis zur Funckstraße, sondern in umgekehrter Richtung nur noch von der Funckstraße bis zur Straße Am Dammgraben befahren werden. Dadurch können Autos auch nicht mehr durch die Wicker-Frosch-Straße in das Viertel rollen. Einzige Einfahrt bleibt die Philipp- Reis-Straße.

Um das Quartier für Durchgangsverkehr noch zusätzlich unattraktiv zu machen und außerdem das Tempo der Autofahrer auf 30 Stundenkilometer zu drosseln, sollen vier Kreuzungsbereiche aufgepflastert werden. Außerdem sind in den Plänen der Friedrich-Naumann-Straße versetzte Parkstreifen vorgesehen. Zudem sollen auf der Südseite der Funckstraße Parkplätze markiert werden. sen

Aus dem Geschäftsleben 10-Meter-Schanze unter dem Glasdach

NORDWESTSTADT. Spätestens seit Audi in einem Werbespot sein vierradgetriebenes Modell eine verschneite Sprungschanze hinauffahren ließ, gibt es eine Verbindung zwischen dem Fahrzeughersteller und dem Skisport. Das Nordwestzentrum hat auf den alten Werbegag zurückgegriffen und präsentierte in Zusammenarbeit mit dem Autohaus Glöckler eine große Auto- und Sportshow.

Inmitten der glasüberdachten Einkaufsstadt wurde eine zehn Meter hohe "Trockensprungschanze" aufgebaut, auf der diesmal allerdings keine Autos hinauf-, sondern drei der besten Skiakrobaten Europas hinunterfuhren. Jürgen Praxl, Chris Rijavec und Kurt Brendle flogen mit ihren Brettern an den Füßen durch das Nordwestzentrum und zeigten atemberaubende Trickskinummern, die mangels Schnee in einem Luftkissen endeten. Mit einfachen Salti vorwärts und rückwärts, Sprüngen, bei denen die drei fast zeitgleich die Schanze hinabsausten, und einem doppelten Salto mit kompletter Schraube faszinierten die Springer das Publikum.

In der Pause war dann Gelegenheit, die ausgestellten Fahrzeuge zu bewundern. Rund um die Schanze hatte das Autohaus Glöckler die neuesten Modelle von Audi und VW gruppiert: Vom kleinen Stadtflitzer über das sportliche Cabrio bis hin zum Kombi und Kleintransporter reichte die Palette. Auch Technikfans kamen auf ihre Kosten: Geöffnete Motorhauben gestatteten einen tiefen Blick in das Innenleben der Fahrzeuge, und als besondere Attraktion war der original Audi-Rettungssimulator zu sehen.

Die große Auto- und Sportshow kann noch bis zum kommenden Samstag, 13. März, ganztägig im Nordwestzentrum besucht werden. rea

AT: Los Angeles3

In einem villenähnlichen Haus gegenüber der Kirche arbeiten Murray und sein kleiner Mitarbeiterstab in leicht chaotisch und abgewetzt wirkenden Räumen, die den Charme der sechziger Jahre mit einer hochmodernen Computeranlage verbinden. Zum Chaos trägt Murrays Art bei, ständig Menschen mit den unterschiedlichsten Anliegen zu empfangen und Termine zu überziehen. "Er will auch noch dem ausgeflipptesten Junkie was auf den Weg mitgeben", erklärt kichernd Peggy Hill, Direktorin der kirchlichen Sonderprogramme - etwas, was seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hin und wieder "wirklich verrückt" macht.

Aus allen Gesprächen scheint Murray unermüdlich Ideen für neue Projekte zu ziehen. Joe Fox, Pressesprecher und einziger weißer Mitarbeiter Murrays, der in Habitus und Auftreten einem alternativen Sozialarbeiter der 68er-Generation gleicht (nur er trägt weder Anzug noch Krawatte), schildert lebhaft die weiteren Pläne, so zum Beispiel Murrays Traum, die Marinebasis von Long Beach, die in fünf Jahren geschlossen werden soll, zu einem Obdachlosenasyl und Rehabilitationszentrum auszubauen. Überall in den Büroräumen liegen Blaupausen der Hausprojekte herum, stehen Stelltafeln mit Ansichten der geplanten oder im Bau befindlichen Apartmenthäuser. Stolz werden sie dem Besucher erklärt. Trotz ihrer beträchtlichen Leibesfülle umkurven die Mitarbeiterinnen Murrays leichtfüßig die eng beieinander stehenden Schreibtische; es wird viel gelacht, unaufhörlich klingeln die Telefone, wird Trost und Rat erteilt, werden Adressen von Hilfswilligen weitergegeben, die abendlichen Patrouillen eingeteilt, kräftige Begleiter für alleinstehende Frauen vermittelt, die sich nicht ungeschützt nach Hause trauen.

Es ist sicherlich kein Zufall, daß der wuselige Joe Fox Weißer ist. Seine Art kommt bei den Schwarzen an, aber auch bei Weißen mit sozialen Ambitionen. Und mit Weißen muß Murray zusammenarbeiten, jede finanzielle Unterstützung nimmt er dankbar entgegen, aber seine politischen Ansichten über die Weißen sind keineswegs versöhnlich. In weniger vorsichtigen Augenblicken bezeichnet er sie als "den Feind": "Weiße sind in der Mehrheit. Die Mehrheit der Weißen in Amerika schert sich einen Dreck um das schwarze Volk. Fünfunddreißig Prozent der Weißen sind fair, aber fünfundsechzig Prozent sind gegen uns. Wir sollten uns nicht bekämpfen - Weiße und Schwarze -, aber Tatsache ist, daß Weiße das nicht hören wollen."

Das weiße Establishment, von dem Murray Geld braucht, hört solche Sätze selten; den zornigen jungen Männern seiner Gemeinde sind sie nicht radikal genug. Murray wurde vorgeworfen, den Anführern der Gangs die Kirchentür vor der Nase zugeknallt zu haben. Er nahm dies zum Anlaß, die Arbeit mit Jugendbanden zu verstärken. Weil ihm bewußt ist, daß viele junge Männer sich von den christlichen Kirchen abwenden und sich eher mit der militanteren Nation of Islam identifizieren, lud er 1991 deren Kopf, Louis Farakhan, zu einer Predigt in der FAME ein. Trotz aller Kritik an dieser Vorgehensweise - Farakhan gilt als Antisemit - unterhält Murray starke Beziehungen zur Nation of Islam. Aber damit nicht genug: Zu seiner gewünschten bunten Koalition gehören jetzt schon die Baptisten und der "Jewish Temple Isaiah" aus Beverly Hills. Murray predigt in ihrer Gemeinde, und der Rabbi kommt regelmäßig zu Andachten der FAME. Buddhisten, Hindus und Anhänger der Bahai sollen in diesen Austausch von Predigern einbezogen werden. Das prüde Amerika interessierte sich aber weit mehr für die Tatsache, daß Murray 1991 nach den Sonntagsgottesdiensten im Rahmen einer Anti-Aids-Kampagne Kondome verteilen ließ.

Nachdem in der Fernsehsendung "Nightline" der Gang-Anführer "Little Monster" behauptet hatte, die FAME sei "eine durch und durch bourgeoise Kirche, wo die Leute nur herumhängen und nichts für Veränderungen tun", beeilten sich geistliche Kollegen von "Chip" Murray, ihren Neid auf den Profi hinunterzuschlucken, der es mehr als alle anderen verstand, Geld für seine Ziele lokkerzumachen. Daß Barbra Streisand nach den Unruhen 200 000 Dollar für die FAME spendete, verstärkte die Angst seiner Kollegen, vergessen zu werden. Aber immerhin gaben sie eine Art Ehrenerklärung ab: "Chip öffnet die Tore für Gang- Leute, und eine Menge von Kirchenführern profitieren von seiner Dialogfähigkeit."

Wirklich bekannt wurde Murray mit seiner FAME in Los Angeles und den USA in der ersten Nacht der "riots", als TV-Kameras Tanzende zeigten, die sich in der Kirche versammelt hatten, um ihre Wut über die Freisprüche der Polizisten mit Liedern und Gebeten zum Ausdruck zu bringen. Murray, Bürgermeister Bradley und andere Lokalpolitiker hatten sich auf Unruhen eingestellt und deshalb allnächtliche Versammlungen in der Kirche geplant. Aber sie konnten die Gewalt nicht eindämmen. Murrays Idee, starke junge Männer seiner Gemeinde auf Patrouille zu schicken, um potentielle Plünderer und Brandstifter zu beruhigen, erwies sich als christliches Wunschdenken. Statt dessen verbrachte er mit seinen Gläubigen die Nächte damit, Feuerwehrleute in der Nähe der Kirche zu schützen und obdachlos gewordene Menschen mit Essen und Decken zu versorgen.

In den Tagen während und nach den Unruhen, als ständig TV-Kameras in der FAME-Kirche installiert waren, bot Murray ein Obdach gegen die Stürme der Straße und zugleich ein Symbol des Verlangens nach einem Neuanfang. Als der bekannte Schauspieler Edward James Olmos am 1. Mai vor Murrays Kirche medienwirksam einen Besen in die Hand nahm, taten es ihm Tausende nach und fingen an, die Straßen aufzuräumen.

Schreiben - Schreiben - Schreiben 6

Der Befreiungskampf vollzog sich nicht zuletzt - fast physisch - in Freuds Beziehung zu seinem neu entstehenden Werk. In der Regel arbeitete er, abgesehen von Schriften, die er auf Bestellung verfaßte, mit inbrünstiger Ausschließlichkeit und unerhörter Intensität an einem Buch, einem Essay. Eine bestimmte Formulierung, in der dieses Verschmolzensein sich äußert, taucht in den Briefen immer wieder auf. "Ganz Traum", schreibt er an Fließ aus Berchtesgaden, während er die Traumdeutung verfaßte. Aus der Versenkung in die "Psychoanalytischen Bemerkungen über einen autobiographisch beschriebenen Fall von Paranoia" teilte er Ferenczi mit: "Ich bin nämlich sonst Schreber, nichts als Schreber." Und während der Niederschrift von Totem und Tabu beteuerte er gleich mehrfach: "Ich bin ganz Totem und Tabu" und "Ich war eben ganz Allmacht, ganz Wilder. So muß man es machen, wenn man mit etwas fertig werden will."

Bei Freud geschah dieses zunehmende und dann wieder abnehmende libidinöse und auch aggressive Besetzen eines neuen Werks in mehreren Stufen. Und das Schreiben als motorische Aktivität scheint dabei eine unverzichtbare, zunächst intensitätssteigernde und dann wieder intensitätsvermindernde Funktion erfüllt zu haben. Wie erwähnt, hat es den kreativen Prozeß von einem ziemlich frühen Zeitpunkt an mitgetragen, mitinspiriert. Der eigenen Gedanken in ihrer Schriftgestalt ansichtig zu werden, sich ihnen gleichsam gegenüberzustellen, bot seiner Selbstkritik endlich die konkrete Angriffsfläche - einer Fähigkeit, auf die er, wie er Ferenczi einmal gestand, stolz war, denn sie sei nächst seinem Mut das Beste an ihm, habe unter seinen Publikationen eine strenge Auswahl getroffen, ohne sie hätte er leicht dreimal soviel an die Öffentlichkeit bringen können.

Was aber schlechterdings für das Zustandekommen des Oeuvres konstitutiv gewesen ist: schreibend, nämlich Notizen aufzeichnend und Entwürfe skizzierend, tastete er sich überhaupt erst an neue Werke heran, hegte sie eine Zeitlang wie ein Stück von sich, um sie, Reinschriften ausarbeitend, allmählich zu verabschieden.

Aus einigen überlieferten Fahnen geht hervor, daß Freud in der Regel noch während der Fahnenlektüre letzte inhaltliche und stilistische Korrekturen und Ergänzungen eingetragen hat. In diesem Stadium bildete er aus seinen Mitarbeitern gerne so etwas wie eine intime Öffentlichkeit; denn er schickte Fahnen herum, was er mit Manuskripten nur im Verkehr mit den Vertrautesten zu tun pflegte, und bat um Kritik. Offenbar empfand er aber erst Drucklegung und Publikation als das eigentliche Trennungsgeschehen. In seinen Briefen finden sich Hinweise darauf, daß er auf die Beendigung der Fahnenkorrektur mit Müdigkeit und depressiver Abwendung zu reagieren neigte. So heißt es nach dem Ende der Diskussion mit Ferenczi über Fahnen von Totem und Tabu: "Meine Gedanken fliehen jetzt davon." Und mit dem Beginn des Drucks von Das Ich und das Es: "Nun bin ich in der bekannten Depression nach allen Korrekturen."

Diese Überlegungen von Ilse Grubrich- Simitis über die psychischen Bedingungen der Kreativität von Sigmund Freud entnahmen wir vorab ihrem Buch Zurück zu Freuds Texten - Stumme Dokumente sprechen machen. Es erscheint in den nächsten Tagen im Frankfurter S. Fischer Verlag, hat 380 Seiten und kostet 39,80 DM.

(Bilder: S. Fischer-Verlag)

London-Heathrow Fünftes Terminal?

Der Plan, auf Londons größtem Flughafen in Heathrow ein fünftes Terminal zu bauen, stößt auf Widerstand von Umweltschutzgruppen: Sie befürchten eine starke Zunahme des Flugverkehrs. Auch die staatliche, nun privatisierte Flughafengesellschaft British Airport Authority (BAA) erwartet bis zum Jahr 2016 eine Zunahme der Starts und Landungen - "doch von weniger als zehn Prozent, da größere Flugzeuge eingesetzt werden." Ohne das neue Terminal, so die Argumentation der BAA; werde sich die Zahl der Flüge mit kleineren Jets vermehren, weil dem Flughafen "dann die Kapazität für mehr Großraum-Flugzeuge fehlt". Die weitere Sorge der Umweltschützer, Heathrow benötige mit dem fünften Terminal auch eine weitere Startbahn, verneint die Gesellschaft. tdt

Erste Blues- Night

Handtaschenräuber griff im Buchladen zu

GELNHAUSEN. Einen Handtaschenraub meldet die Polizei aus Gelnhausen. In einem Buchladen in der Oberstadt hatte eine 70jährige gerade bezahlt, als der Täter ihr plötzlich in die Handtasche griff und Portemonnaie samt Scheckkarte stahl.

In der Geldbörse befanden sich 1000 Mark in bar, teilte die Polizei am Sonntag mit. him

Das Surfbrett fliegt jetzt ohne Aufpreis mit LTU und Hapag Lloyd befördern Sportgeräte kostenlos

Wenn Weltmeisterin Jutta Müller mit ihrer kompletten Windsurf-Ausrüstung von einem halben Dutzend Surfbrettern in die weite Welt fliegen möchte, wird sie auf jeden Fall weiter kräftig zur Kasse gebeten. Denn die neue Regelung der Ferien-Fluggesellschaften LTU und Hapag Lloyd, Sportgerät kostenlos ans Urlaubsziel zu transportieren, gilt nur für Otto Normalverbraucher und nicht für "hochgerüstete" Spezialisten: Immerhin: Seit 1. März werden bei LTU und Hapag zum Beispiel zusätzlich zu den 20 Kilo Urlaubsgepäck maximal ein Surfboard, ein Mast, ein Gabelbaum, zwei Segel und ein Neopren-Anzug kostenfrei per Ferienflieger in den sonnigen Süden transportiert. Mit dieser neuen, großzügigen Regelung werden Radler, Windsurfer, Schlauchboot-Kapitäne oder Taucher bei zwei der sechs deutschen Charter-Fluggesellschaften auch offiziell den Golfspielern gleichgestellt. Deren Schläger werden nämlich schon länger bei nahezu allen Fluggesellschaften ohne Aufpreis befördert. 30 Kilogramm durften die "Clubs" der Golfer zusätzlich zum restlichen Gepäck wiegen. Diese Grenze dürfte auch für das übrige Sport- und Hobby-Gerät gelten, das LTU und Hapag Lloyd künftig ohne Aufpreis transportieren. LTU-Sprecher Thomas Immelmann: "In wenigen Tagen erhalten die Reisebüros genaue Informationen, welche Ge-

Kambodscha Visum bei Einreise

Wer nach Kambodscha fliegt, kann sich sein Visum nun auch bei der Ankunft auf dem Flughafen in Phnom Penh besorgen. Die Gebühr beträgt 20 US-Dollar, umgerechnet rund 32 Mark. Reisende benötigen dazu - neben ihrem gültigen Reisepaß - ein Paßbild sowie einen festgebuchten Flugschein für die Weiterreise. Ausreichend Geldmittel müssen bei der Einreise überdies nachgewiesen werden. tdt 5008

Bustouristik Illegale Würstchen

Zahlreiche Busfahrer bessern ihr Einkommen mit dem Verkauf von belegten Brötchen, heißen Würstchen oder kalten Getränken auf. Die meisten Chauffeure begehen dabei jedoch eine Ordnungswidrigkeit, weil sie dazu eine amtliche Erlaubnis benötigen - und in der Regel keine haben. "Wer ohne Erlaubnis unterwegs ist und seine Passagiere bewirtet", warnt die Fachzeitschrift "Touristik Management" ihre Leser, "muß mit hohen Geldbußen rechnen." In letzter Zeit habe die Polizei nicht nur die Lenkzeiten verstärkt kontrolliert, sondern "die verdutzten Busfahrer" auch immer häufiger nach einer "Erlaubnis zum Betrieb eines Gaststättengewerbes" gefragt.

Was die meisten chauffeure ebenso nicht wußten: laut Gesetz müssen "die Betriebsräume für den Betrieb einer Gaststätte geeignet sein." "Für die Reisebusse heißt das", berichtet das Blatt weiter, "daß die zuständigen Behörden nur dann eine Genehmigung zum Ausschank von Speise und Trank erteilen, wenn ein eToilette vorhanden ist." Zudem müsse der Antragssteller nachweisen, daß "er das Lebensmittelrecht in Grundzügen kennt." tdt

Kleine FR

Zwei Leichtverletzte BAD HOMBURG. Mißverstanden haben sich am Montag abend zwei Fußgänger und ein Autofahrer in der Raabstraße. Als die beiden Passanten die Straße von links nach rechts überqueren wollten, lenkte der Autofahrer den Wagen nach links, um hinter den Fußgänger durchzufahren. Die jedoch wichen zurück und wurden von dem Auto erfaßt. Sie erlitten leichte Verletzungen. "Kleine Klasse" tagt BAD HOMBURG. Ihre Jahreshauptversammlung hält die Elternaktion "Kleine Klasse" am Donnerstag, 11. März, um 20 Uhr im Restaurant Schick (Kirdorfer Straße) ab. Neben der Wahl eines neuen Vorstands wird über die aktuelle Schulpolitik diskutiert. Bilder aus Sudeten - Schlesien FRIEDRICHSDORF. Dias über Sudeten - Schlesien zeigt Günter Fischlin bei einem Treffen des Bundes der Vertriebenen am Freitag, 12. März, um 19.30 Uhr in der "Alten Schule" in Seulberg. Sich selbst annehmen BAD HOMBURG. Darum, sich selbst annehmen zu lernen, geht es in einem Workshop des Frauenzentrums am Freitag, 12. März, von 18 bis 21 Uhr und am Samstag, 13. März, von 10 bis 17 Uhr. Infos und Anmeldungen unter Tel. 2 44 34. Mit der Eisenbahn durch Asien FRIEDRICHSDORF. Über seine 5500 Kilometer weite Reise mit der Eisenbahn durch Thailand, Malaysia und Singapur berichtet Günter Holle in einer Tonbildreportage am Donnerstag, 18. März, 19.30 Uhr, im Forum der Philipp-Reis-Schule am Hohen Weg. Veranstalter ist der Förderverein der Philipp-Reis-Schule. Ehrungen beim Roten Kreuz FRIEDRICHSDORF. Ehrungen und Ernennungen stehen im Mittelpunkt einer Mitgliederversammlung des Roten Kreuzes am Freitag, 19. März, um 20 Uhr in der Gaststätte "Darmstädter Hof" in Burgholzhausen, Hanauer Straße 11. Vertriebene begrüßen den Frühling FRIEDRICHSDORF. Die Ortsgruppe Köppern des Bundes der Vertriebenen kommt am Sonntag, 14. März, um 14.30 Uhr im katholischen Gemeindezentrum zu einer Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen zusammen. Nervös? BAD HOMBURG. Um die Ursachen und die naturgemäße Behandlung der Nervosität geht es in einem Vortrag des Kneipp-Vereins. Dr. H. Bischoff (Mainz) spricht darüber am Samstag, 13. März, um 15 Uhr im Kurhaus.

So schön wie Goethe wohnen

Ein Besuch der Dornburger Schlösser

"Ich weiß nicht, ob Dornburg dir bekannt ist", schrieb Goethe im Juli 1828 an seinen Freund Karl Friedrich Zelter. "Es ist ein Städtchen auf der Höhe im Saalthale unter Jena, vor welchem eine Reihe von Schlössern und Schlößchen gerade am Absturz des Kalkflözgebirges zu den verschiedensten Zeiten erbaut ist; anmutige Gärten ziehen sich an Lusthäusern her; ich bewohne das alte neuaufgeputzte Schlößchen am südlichsten Ende. Die Aussicht ist herrlich und fröhlich . . ."

Nähert man sich von Jena durch das Saaletal Dorndorf, so fallen sofort die drei stolzen Schlösser über hohen weißen Kalkfelsen auf. Eine steile, schmale Straße führt nach Dornburg, einem Städtchen mit eher dörflichem Zentrum. Mehr oder weniger hergerichtet, einfache Häuschen reihen sich um einen langgezogenen Platz, dessen Mittelpunkt ein brunnenartig eingefaßter Löschteich ist. In seinem Wasser spiegelt sich der schiefergedeckte Kirchturm mit seinem langen, spitzen Laternenaufsatz. An der oberen Stirnseite steht das Rathaus, über dessen Eingang der heilige Jakobus wacht. "Ein einfaches Gebäude aus dem frühen 18. Jahrhundert, mit einem kleinen, von einer Schweifkuppel gekrönten Dachturm, eine bürgerliche Baukunst, die nicht über die Verhältnisse des Ortes hinausgeht", so beschreibt es der Schriftsteller Hanns Cibulka in seinen "Dornburger Blättern". Einige behutsame Renovierungen sind an den Häusern schon zu erkennen. Das Marktensemble steht unter Denkmalschutz. "Wir wollen nicht hineinballern!" sagt Bürgermeister Christian Flügel. Das Interesse von Hoteliers und Häuserbauern, sich möglichst in schöner Lage neben den Schlössern niederzulassen, sei groß, aber: "Wir können keine Hotelkomplexe mit 250 Betten gebrauchen." Eine kleine Pension im Bereich des ehemaligen Brauereigeländes ist in Planung. Ansonsten gibt es in Dornburg sehr nette Privatvermieter, wenn man einige Tage in dieser abgeschiedenen Idylle verbringen möchte.

Wie Goethe einige Wochen in dem hübschen Renaissanceschlößchen wohnen kann heute niemand mehr. "1828 vom 7. Juli bis 12. September verweilte hier Goethe" schrieb der Dichterfürst an die Fensterverkleidung seines Arbeitszimmers, der sogenannten Bergstube. Daneben sind in seiner Handschrift tabellarische Notizen über den Barometerstand zu lesen. Außer mit meteorologischen Studien beschäftigte sich der Neunundsiebzigjährige damals mit botanischen Beobachtungen, vor allem an den unterhalb der Schlösser wachsenden Weinreben. In dieser Zeit schrieb er auch die beiden berühmten Dornburger Gedichte.

Goethe hat auch öfters in dem benachbarten Rokokoschlößchen gewohnt, schrieb dort an "Iphigenie" (1779) und an "Egmont" (1782). Entdeckt hatte der Dichter Dornburg auf einem Ritt durch das Saaletal im Oktober 1776. Ein Jahr später organisierte er für das junge Herzogspaar und eine kleine Hofgesellschaft einen Ausflug dorthin. Da die meisten Räume des Rokokoschlosses unmöbliert waren, schliefen die jungen Männer nach einem "tollen Disputieren nachts auf der Streue".

In seinen Tagebüchern und Gedichten erwähnt Goethe öfters den Nebel, der von der Saale aufsteigt: "Früh, wenn Tal, Gebirg und Garten Nebelschleiern sich enthüllen . . ." Von diesem Bild lassen sich Besucher heutzutage ebenso bezaubern wie von der kühnen Anlage auf steilem Felsensporn. Schwindelerregend ist der Ausblick auf das silberne Band der Saale, wenn man sich auf eine der nicht mit einem Geländer versehenen Terrassen in den Weinbergen unterhalb der Schlösser wagt. Von dort ist das Rokokoschlößchen wegen seiner hohen gemauerten Fundamente keineswegs mehr zierlich, wie von der Vorderseite, wo es sich elegant und eingeschossig über den Rokokogarten erhebt.

Rosenspaliere bilden sich kreuzende Laubengänge. Im Anschluß daran öffnet sich ein Barockgarten, in dem die Bäume, Sträucher und Hecken streng beschnitten sind. Ein Bacchus und vier Putten, nach Originalen von Balthasar Permoser, betonen die Symmetrie der Anlage. Am Renaissanceschloß entstand ein kleiner

CSC Frankfurt nach Sieg über Schwedt gerettet Aderlaß und Geldmangel Ein überraschend klares 15:9, doch die Probleme bleiben

Nur etwa 400 Fans erlebten am Sonntagden einen überraschend deutlichen 15:9-Erfolg der CSC-Boxer über den SSV/ PCK Schwedt, mit dem sich die Sachsenhäuser die Zugehörigkeit für die kommende Zweitligasaison sicherten. Die unterlegenen Gäste stehen damit als letzte der Gruppe Nord fest und ermitteln gegen den Südletzten nun in zwei Relegationskämpfen den Absteiger in die Amateuroberliga.

Aus den neun Duellen des letzten Kampftages verließ mit Kai Haubold (Mittel) gegen Heiko Schwarz nur ein CSC-Boxer als Verlierer den Ring. Bisrat (Bantam), Gailer (Feder), Seiler (Leicht), Köksal (Welter), Künzler (Halbmittel) siegten, Coleman (Halbschwer), Fischer (Schwer) und Zeleke (Halbwelter) boxten unentschieden. Zeleke-Gegner Muschik wurde jedoch wegen Übergewichtes disqualifiziert und der CSC-Boxer zum 2:0- Punktsieger erklärt.

Während Willi Fischers Remis gegen den einen Kopf kleineren und nicht austrainiert wirkenden Josef Wlodarczyk als kleine Enttäuschung gewertet werden muß, darf der 35jährige James Coleman sich mit recht über sein Unentschieden im 76. und letzten Kampf für den CSC freuen. Gegen den polnischen Halbschwergewichts-Vizemeister Kaprukowniak fehlte James Coleman nur ein bißchen mehr Dampf in den Fäusten, um den sieben Jahre jüngeren Routinier mittels des oft ins Ziel gebrachten linken Hakens wirklich entscheidend zu erschüttern.

Neben Coleman gaben auch Staffelkapitän Alexander Künzler und Servet Köksal ihren Abschied vom Amateurboxsport. Nach ihren Punktsiegen beklagten beide Boxer, daß es einfach keinen Spaß mehr mache, wenn man von unfähigen Kampfrichtern ständig verschaukelt würde. Während Künzler eventuell noch einmal als Profi in den Ring steigen möchte, will sich Köksal ganz auf seinen Beruf als Angestellter bei der Bundesbahn und seine Familie konzentrieren. Trotz des sportlichen Erfolges bleibt die Zukunft des CSC ungewiß. Präsident Horst Gauß sucht dringend einen neuen finanzkräftigen Sponsor. "Diesem Mann stelle ich auch sofort meinen Posten zur Verfügung, denn ohne neue finanzielle Quellen gehen bei uns die Lichter aus", erklärte der "Noch-Präsident", ob er dem "Neuen" auch die Macht überläßt, ließ Gauß aber offen. JOACHIM GOLLE

Hotel- und Gaststättengewerbe Als Invalide in die Rente

Die Arbeit in Hotels und Gaststätten hinterläßt lebenslange Spuren: Fast die Hälfte der Frauen und über zwei Drittel der Männer, die im Verpflegungs- und Beherbergungsgewerbe beschäftigt sind, enden als Invalide. Das ergab eine jetzt veröffentlichte Studie der österreichischen Tourismus-Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe und persönlicher Dienst (HGPD), die auf amtlichen Zahlen basiert. Infolge schlechter Arbeitsbedingungen leiden demnach viele Beschäftigte unter Rheuma, Bandscheibenschäden, Krampfadern, Nervenerkrankungen sowie Herz- und Lungenbeschwerden. "Verantwortlich dafür", so der Autor der Studie, Alfred Knoll, "sind vor allem die hohe Belastung zu Spitzenzeiten, aber auch das ständige Tragen von Lasten sowie die warme und fetthaltige Luft in den Küchen." tdt

Seitensprünge für Rockliebhaber Brasilien mit Orchester und Mundharmonika

Die Hierarchie in der Musik ist bei uns festgelegt. Vorneweg kommt, was man "Klassik" nennt, und da im Zweifel die sakrale vor der weltlichen Musik, danach vielleicht die Operette, dann der Jazz und erst ganz am Ende, ganz unten die populäre Musik in ihren gegenwärtigen Spielarten Rock, Pop, Rap etc. In der Musik hat die Klassengesellschaft über alle Erschütterungen hinweg keine Abstriche machen müssen. Das manifestierte sich im Raum, in der Würde und in der Ernsthaftigkeit, die eine Musiköffentlichkeit, wo sie nicht von kommerziellen Bestimmungen geleitet wird, diesen Varianten der Anordnung von Tönen und Klängen zukommen läßt.

Man kann auch mal die Perspektive wechseln, es von "unten" her sehen. Welche Komponisten der sogenannten E-Musik sind für Hörer interessant, die mit Rock aufgewachsen sind, in ihm ihre (durchaus ernsthafte) Musiksprache gefunden haben, weil er artikuliert, was, bei aller Schönheit, einem Bach-Choral ebenso fehlt wie einem Beethoven-Quartett?

Da wäre gewiß ganz vorne Darius Milhaud zu nennen, insbesondere mit seinen "Saudades do Brazil". Diese brasilianischen Tänze überbrücken die Schwelle zwischen Folklore und Moderne. Sie sind unmittelbar eingängig und doch so komplex, daß sie stets aufs neue fesseln. Milhaud ist - insbesondere in den aphoristisch kurzen "Saudades" - gekennzeichnet durch seine Nähe zu Eric Satie, der seit einiger Zeit auch bei jungen "Nicht- Klassikern" Beachtung errang, aber auch etwa dadurch, daß er Lehrer des Jazzpianisten und -komponisten Dave Brubeck war. Leonard Bernstein hat einmal vier der "Saudades" auf einer Schallplatte aufgenommen, die es mittlerweile auch als CD gibt, es existiert ebenfalls auf CD die ursprüngliche solistische Klavierfassung der Suite von 1920. Nun hat sie Karl Anton Rickenbacher mit der Capella Cracoviensis eingespielt, gekoppelt mit "Le Carnaval de Londres" nach Melodien aus der "Bettleroper" von Gay und Pepusch und mit drei "Rag-Capricen", zunächst, wie die "Saudades", für Klavier geschrieben und danach von Milhaud selbt orchestriert, die seine Bewunderung für den Jazz wahrnehmbar machen, der fast zur gleichen Zeit auch Strawinski angeregt hatte.

Neben dem Koch/Schwann-Label, das auch die sechs Kleinen Sinfonien und drei "Minuten-Opern" von Milhaud mit Rickenbacher und der Capella Cracoviensis auf den Markt gebracht hat, bemüht sich auch der Helikon Musikvertrieb um eine Art Milhaud-Renaissance. Er legte auf mehreren CD's Aufnahmen vor, die in Prag von verschiedenen Orchestern in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren gemacht wurden. Hier sei vor allem auf das bekannte Ballett "Le Boeuf sur le Toit" von 1919 verwiesen, für das Jean Cocteau das Libretto schrieb. Auch dies dürfte eine Musik sein, die mit ihrer lateinamerikanischen Beschwingtheit weit über den Kreis der Ballett- und Klassik-Liebhaber hinaus zu begeistern vermag.

Toots Thielemans Brazil. Ich müßte lügen, wenn ich behauptete, daß ich ein besonderer Fan des Mundharmonika-Jazzers sei. Seine Musik war mir immer etwas zu kokett, zu oberflächlich, zu unentschieden, zu geschmäcklerisch, vom Kitsch nicht allzu weit entfernt. Nun hat er sich auf brasilianische Musik eingelassen, und nicht zuletzt durch die Musiker, die mitmachen, ist da eine wunderschöne CD herausgekommen, die sich in der Stimmung vergleichen läßt mit den Aufnahmen, die Stan Getz einst mit Astrud Gilberto machte. Es sind da unter anderem Gilberto Gil, Milton Nascimento, Luis Bonfa, Edu Lobo, Paulinho da Costa, Lee Ritenour, Mark Isham, Dave Grusin. Eine CD für laue Sommerabende, die ja in absehbarer Zeit wiederkommen werden. Flamenco goes Jazz. Auf der Grundlage einer nachweisbaren geistigen Verwandtschaft von Flamenco und Jazz und in einer Tradition, die - wenn auch als dünnes Bächlein im Mainstream des Kommerzes - schon vor langem durch Miles Davis mit seinen "Sketches of Spain" begründet wurde, hat der Produzent Siegfried Loch in Köln ein gründlich geplantes Projekt verwirklicht und eine Gruppe von Flamenco-Artisten mit führenden Jazzmusikern und der WDR Big Band zusammengebracht. Das Ergebnis ist zweifellos originell zu nennen. Das hebt sich deutlich ab von allem was zur Zeit en vogue ist, und hat die Chance, als legendäre Aufnahme unseres Jahrzehnts in die Musikgeschichte einzugehen. Dabei ist es keineswegs elitär. Hier liegt wieder einmal ein Beispiel vor für eine eingängige Musik, die Qualitäten hat, die zugleich die Kenner wie auch das breite Publikim ansprchen könnten. Vorbereitet wurde sie auch durch Chick Corea und diverse Fusion-Experimente der letzten zwei Jahrzehnte. Bleibt die Frage, ob sie nicht dem Kategoriendenken der Programmgestalter zum Opfer fällt. Denn ob die CD allein durch Mundpropaganda ihre Verbreitung findet, ist zu bezweifeln. Ein Anfang jedenfalls sei hiermit gemacht. Mstislav Rostropovich hat den Aufnahmen von Prokofjevs Kantatenbearbeitung der Filmmusik zu Eisensteins "Alexander Nevsky" eine weitere hinzugefügt. Gekoppelt ist sie mit der Musik desselben Komponisten zu "Iwan der Schreckliche", die Michael Lankester zu einer Art Hörspiel verarbeitet hat. Mit viel Pathos (und natürlich in englischer Sprache) erzählt Christopher Plummer, was Eisenstein als immer noch überwältigenden Film gestaltet hat. Die Frage muß gestattet sein, welchem Zweck dies - zumal auf dem deutschen Markt - dienen soll. Die langen Sprechpartien erschlagen die Musik, statt ihre Wirkung zu verstärken. Ob das so eine Art "Peter und der Wolf" für Erwachsene werden sollte? Prokofjews eigene Bearbeitungen von Filmmusiken für den Konzertsaal liefen auf Verdichtung hinaus. Hier gerät der Medienwechsel zur Geschwätzigkeit. Prokofjew bedarf derlei nicht. Seine Musik, wenngleich als Partner dramatischer Bilder geschrieben, kann auch für sich allein bestehen.

Sie geben immer wieder Stories für Illustrierte ab, die Fälschungen von Markenartikeln, die deren Hersteller natürlich ärgern, weil sie ihnen Profit entziehen, für unbeteiligte Beobachter aber eher Unterhaltungswert besitzen. Warum soll sich an der gleichwertigen Kopie nicht erfreuen, wer sich nicht leisten kann, was reiche Snobs nur wegen des elitären Namens teuer bezahlen? Auch in der Musik gibt es verwechselbare Kopien. Unter den Heavy Metal Bands hat sich AC/DC mit gutem Grund über viele Jahre hinweg einen hervorragenden Namen gemacht. Nun hat eine schwedische Band gezeigt, daß auch AC/DC nachahmbar ist. Das Plagiat ist hemmungslos. Die Gruppe nennt sich AB/CD, ihr Schriftzug gleicht dem des Vorbilds, und Eigenkompositionen und Sound könnten, wüßte man es nicht besser, von AC/DC stammen, dem Original, dem immerhin ehrlicherweise ein Salut auf der DC-Hülle gilt.

Joy Fleming, die Mannheimer Röhre, ist wieder da. Ihre sentimentale Reise führt sie zu den Highlights der dreißiger und vierziger Jahre, zum Hit, der der CD den Titel gab, zu Rodgers und Harts "My Funny Valentine" und "Bewitched", zu Gershwins "They Can't Take That Away From Me" und dem Swing-Klassiker "How High The Moon", zu "Feed Me" von Jon Hendricks und "Willow Weep For Me" von Ann Ronell, zu "Come Rain Or Come Shine" von Mercer und Arlen und zu "Lover Man" von Davis, Ramirez und Sherman, zum immer wieder benebelnden "Misty" von Johnny Burke und Erroll Garner und zum "Waltz For Debby" von Gene Lees und Bill Evans, und schließlich zu Mercer und Arlens "Old Black Magic", das keiner so sehr verzauberte wie Sammy Davis, Jr. Woody Allen hätte an dieser CD seine pure Freude. Man könnte meinen, Joy Fleming sei am Hudson, nicht am Neckar aufgewachsen. Sie war noch nie so "klassisch", noch nie so gut. Sie braucht den Vergleich mit den zahllosen Interpretinnen und Interpreten dieser Songs - wer zählt noch, wie oft mit Ira und George Gershwin singend behauptet wurde, daß man einem das nicht wegnehmen könne - nicht zu scheuen. Und zwar gerade, weil sie das Material ernst nimmt, statt sich um Originalität um jeden Preis zu bemühen.

Joni Mitchell heißt neuerdings Sara K. Die Ähnlichkeit der Sängerin, die - neben Bob Dylans unverwüstlichem "Like A Rolling Stone" - ausschließlich eigene Songs vorträgt, mit dem legendären Vorbild, ist verblüffend. Ihr ausdrucksvoller Gesang wird effektvoll unterstützt von Bruce Dunlap an der Gitarre, David Finck am Baß, Jamey Haddad am Schlagzeug sowie Billy Drewes am Saxophon und, bei einem Titel, von Bill Moersch mit der Dulcimer. Das swingt jazzig leicht, lateinamerikanische Anklänge lockern den Rhythmus. Gleichzeitig sind diese Songs jedoch intim, mehr ein Selbstgespräch als nach außen gerichtet. Möglicherweise angeregt durch die wegweisenden Erfolge des Kronos Quartetts hat nun das Streichquartett von Alexander Balancescu Stücke von zwei Musikern eingespielt, die zur Avantgarde am Rande von Rock und Jazz gehören, von David Byrne und John Lurie. Von Byrne interpretiert das Quartett das kurze Stück "High Life für Nine Instruments", von Lurie die Musik zu dem Jarmusch-Film "Stranger Than Paradise". Gekoppelt sind diese Aufnahmen mit Stücken der amerikanischen Komponisten Robert Moran und Michael Torke, die von einem undogmatischen Verständnis der Minimal Music ausgehen. Der Streicherklang bringt diese aus sehr verschiedenen Richtungen kommenden Kompositionen einander nahe, läßt die Grenzen zwischen Avantgarde in Jazz, E- Musik und Filmmusik verschwimmen. Hier präsentiert sich eine Moderne, die über die traditionellen Kategorien hinweg einem aufgeschlossenen Publikum verständlich und vergnüglich sein sollte.

Ich möchte nicht mißverstanden werden. Wenn ich in dieser Kolumne dafür plädierte, mal über den Rockzaun zu blikken, die Schwellenangst gegenüber der E-Musik zu überwinden, so dachte ich nicht an Michael Nyman. Als Grundierung zu Peter Greenaways Filmen mag dessen platter Barockverschnitt ja seine Funktion erfüllen. Auf CD kompiliert, erweist er sich als modische Boutiquenmusik, Leerlauf ohne Substanz, bildungshuberisches Blendwerk. Das ist der pure Gegensatz zur eben erwähnten CD des Balanescu Quartetts: reaktionäre Antimoderne. Was Andrew Lloyd Webber für die Bühne, ist Michael Nyman fürs Kino. Dabei hatte er in seiner Zusammenarbeit mit Greenaway durchaus mehr Freiheiten, als es Filmkomponisten gemeinhin haben. Nyman mußte, ebenso wie Prokofjew, kompositorisch nicht erst auf fertige Bilder reagieren. Wie dieser durfte er großflächige Strukturen entwickeln, die eine Verlagerung vom Film in den Konzertsaal im Prinzip erleichtern. Greenaway arbeitete von Anfang an konzeptionell mit Nyman zusammen. Darin wäre das Paar mit Prokofjew und Eisenstein vergleichbar. Freilich nur formal. Was die Musik angeht, kommt solch ein Vergleich der Blasphemie nahe. Der Zorn des Kritikers mag allerdings noch so laut gestikulieren: gegen den Erfolg, der solchem Schund sicher ist, kommt er nicht an. Daß die CD im Brüsseler Kitsch Studio abgemischt wurde - sollte das etwa Selbstironie sein?

THOMAS ROTHSCHILD

Darius Milhaud: Saudades do Brazil, Koch/Schwan 3-11382

Darius Milhaud: 6 Petites Symphonies/3 Opéras-Minutes, Koch/Schwann 3-1139-2

The Darius Milhaud Centenary. Vol. 1, Praga PR 250 007 (Helikon Musikvertrieb, Heuauerweg 21, 6900 Heidelberg)

Toots Thielemans: The Brasil Project, Private 01005 82101 2

The Mendoza/Mardin Project: Jazz Paña, ACT 9212-2

Prokofiev: Ivan the Terrible/Alexander Nevsky, Sony S2K 48 387

AB/CD: The Rock'n'Roll Devil, RCA/ ARIS 887660-907

Joy Flemimg: Sentimental Journey '93, Global 263 017

Sara K.: Closer Than They Appear, Chesky JD67

Balanescu Quartet: Byrne/Moran/Lurie/ Torke, Argo 436 565-2

The Essential Michael Nyman Band, Argo 436 802-2

Alarmsignal: Kinderlähmung

Eine gefährliche Volkskrankheit schien in Europa bis vor kurzem ausgerottet: die Kinderlähmung (Poliomyelitis). Gehörten noch in den 50er und 60er Jahren komplizierte Gehapparaturen wie Laufschienen und Krücken zu den alltäglichen Bildern von Menschen, die eine Infektion mit dem Polio-Erreger überlebten und nun irgendwie zurechtkommen mußten, so ist offenbar die Kinderlähmung und ihre schrecklichen Folgen heute bei den meisten Menschen in Vergessenheit geraten.

Ein Alarmsignal kommt jetzt aber aus Holland, wo in letzter Zeit rund 80 Menschen an Polio erkrankten. Impfärzte und Virologen befürchten nun, die Kinderlähmung werde bald in anderen europäischen Ländern nicht mehr aufzuhalten zu sein. Der Grund dafür ist eine schlechte Impfmoral. Seit nämlich die Folgen der Kinderlähmung im Alltag verschwunden sind, geht auch die Angst der Menschen vor dieser Krankheit zurück. Viele glauben, wenn man sich nicht mehr fürchten müsse, brauche man auch keinen Schutz. Leider sind aber die Polio-Viren - vor allem in Entwicklungsländern - noch immer aktiv.

Noch 1961 wurden in der alten Bundesrepublik 4661 Polio-Krankheitsfälle registriert. Damals gab es kaum eine Schule ohne zumindest einen dramatischen Fall von Kinderlähmung, der Eltern, Lehrer und Schüler alarmierte. Die Angst vor der Kinderlähmung war damals ebenso weit verbreitet wie heute die Furcht der Bevölkerung vor Aids. Reichhaltiges Essen und größtmögliche Sauberkeit galten früher als einziges Mittel, den Organismus gegen die Polio zu schützen. Die Kinderlähmung hinterließ eine große Zahl schwerbehinderter Menschen und forderte trotz guter apparatemedizinischer Versorgung viele Todesopfer.

Zum Durchbruch im Kampf gegen die Kinderlähmung kam es erst mit Einführung der Schluckimpfung gegen Polio-Erreger zu Beginn der 70er Jahre. In der Zeit vom 1977 bis 1990 wurden in der Bundesrepublik insgesamt nur noch 91 Fälle von Kinderlähmung bekannt. Diese Infektionen betrafen nichtimmunisierte Fernreisende sowie ungeimpfte Arbeiter aus fremden Ländern und deren Familienmitglieder.

Die Lücken im Impfschutz bestehen heute in allen Bundesländern hauptsächlich bei Erwachsenen und Jugendlichen. Kinder werden zwar noch in den meisten Fällen zur Schluckimpfung gebracht, doch hapert es bei den dringend erforderlichen Erst- und Auffrischungs-Impfungen für Jugendliche und Erwachsene. Gerade diese Gruppen reisen besonders viel in ferne Gebiete, wo man sich noch leicht mit dem Polio-Virus infizieren kann. Bricht dann die Kinderlähmung nach der Rückkehr aus, hat das Lebensumfeld der Erkrankten ebenfalls ein hohes Ansteckungsrisiko. Darum raten Impfärzte, Jugendliche und Erwachsene sollten erstmalig oder nochmals zur Schluckimpfung beim Arzt oder Gesundheitsamt gehen. Das gilt insbesondere für sogenannte Singles. Anders als Paare, die mit ihren Kindern in der Regel pünktlich zur Polio- Schluckimpfung gehen, wissen viele Alleinlebende nichts über die Notwendigkeit dieser Maßnahme. Sie ignorieren, daß es die Kinderlähmung noch immer gibt und sie vor allem auf Fernreisen in Entwicklungsländer akut bedroht.

Daher sollte sich jedermann genau merken: Die Grundimmunisierung mit drei Impfstoffgaben erfolgt im Abstand von jeweils sechs Wochen. Den Impfschutz gegen Polio muß man alle zehn Jahre erneuern. Sogar in der Schwangerschaft und während der Stillzeit darf die Schluckimpfung eingenommen werden. Immer sollten sich alle Familienmitglieder impfen lassen, damit der familiäre Schutz gesichert ist. Auskunft geben die Ärzte, Impfinstitute und Gesundheitsämter.

DR. MED. HANNS H. WENK

Judie Tzuke Lange bevor er Toupets als neue Kopfbedeckung für sich entdeckte, ja sogar noch bevor er sich in Sachen Fußball und FC Watford engagierte, war der englische Superstar Elton John Talentscout für sein eigenes Plattenlabel Rocket Records. So förderte er Ende der Siebziger bespielsweise das Talent Judie Tzuke, die mit ihrem geschmackvollen Mainstream vor allem in Großbritannien über all die Jahre erfolgreich war. "Wonderland" (Castle Communications/I. R. S.) heißt das aktuelle Werk der blonden Sängerin mit der schönen, klaren Stimme und offenbart Judies Vorliebe für balladeske Titel und sehr atmosphärische Songs. Zwei Superstars als Studiogäste veredeln zwei der Pop-Perlen auf "Wonderland": Queen- Gitarrist Brian May greift für "I Can Read Books" in seine Saiten und Star- Geiger Nigel Kennedy, der bekanntlich Vivaldis "Vier Jahreszeiten" den Rockfreaks nahebrachte, streicht seinen Bogen für "On A Ship". dk

Gesetz der Serie

Diesmal also regnete es blau in der Nachbarschaft der Hoechst AG, ein kilometerlanger Ölfilm verunstaltete den Main, und bei einer Tochterfirma brannte es in einer Werkshalle. Nein, nicht die Farbenlehre aus der Grundschule ist angesagt, wonach Blau und Gelb gewöhnlich Grün ergeben - der giftige Regen, der vor zwei Wochen niederging, eignet sich nicht für die Satire, denn die Ängste der Menschen sind real und berechtigt.

Vielmehr drängt sich - gerade nach der späten öffentlichen Entschuldigung durch Hoechst-Chef Wolfgang Hilger - die Frage auf, ob das Unternehmen seine Produktionsprozesse noch im Griff hat, wenn ausgerechnet im Beisein des grünen Umweltministers Joschka Fischer eine Farbstoff-Abfüllanlage versagt. Und die Unfallmeldungen dieses Wochenendes sind wohl ernsthaft noch nicht auf das Hilgersche Versprechen zurückzuführen, wonach dem Informations-GAU der "durchsichtige" Chemieriese folgen soll.

In der Großchemie wie in anderen risikobehafteten Industrien - Umweltminister Klaus Töpfer sprach von sich aus im FR-Interview die Atomkraftnutzung an - ist es eben nicht mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung getan: Die Vorfälle bei Hoechst deuten, wenn überhaupt, eher auf ein "Gesetz der Serie" hin. Die Systeme selbst müssen so sicher gemacht werden, daß sie nicht versagen und gesundheitliche Schäden verursachen können. Und dieser Anspruch muß dort, wo er nicht erreichbar ist, zum Ausstieg aus der bislang angewandten Technik führen - die Diskussion um die "Chlorchemie" ist dafür ein überfälliges Beispiel. hhk

Erdrutsch in Kriftel: CDU verliert Mehrheit SPD kann runter von Oppositionsbank / FDP ist drin / Grüne legen zu

KRIFTEL. Ingo Mehling strahlt, haut sich auf die Schenkel und hält den Daumen in Siegespose nach oben. "Mit zehn Prozent der Stimmen hätte ich ja gerechnet", sagt der 23 Jahre alte Fraktionschef der Grünen und wird vom Jubel seiner Anhänger unterbrochen. "Aber daß wir mit 13,4 Prozent unglaubliche 6,5 Prozent zugelegt haben, hätte ich nicht zu träumen gewagt." Auf dem fruchtbaren Boden der Obstbaugemeinde hat es nach einem Jahr der Skandale einen politischen Erdrutsch gegeben. Großer Verlierer der Wahl sind die Christdemokraten, die seit eh und je die Mehrheit hatten. Mit 39,3 Prozent haben sie 12,7 Prozent der Stimmen verloren. Den Unterschlagungsfall Peter M. und den Korruptionsverdacht, unter dem der in Untersuchungshaft sitzende und suspendierte CDU-Bürgermeister Hans-Werner Börs steht, haben die Wähler mit einem Denkzettel für die Union quittiert. Und das, obwohl die Wahlbeteiligung mit 77,6 Prozent überraschend hoch im Vergleich zum Landesdurchschnitt ausfällt. Dritte große Überraschung in der Lindenschule, in der das Ergebnis der sechs Wahlbezirke ohne die 719 Stimmen der Briefwähler bereits gegen 18.30 Uhr feststeht: die FDP hat ihren Stimmenanteil mit 9,8 Prozent fast verdoppelt und zieht nach vier Jahren Pause wieder ins Gemeindeparlament. Spitzenkandidat Peter Jansen jubelt: "Toll, ganz toll!"

In der neuen Legislaturperiode wird die Gemeindevertretersitzung um sechs auf 37 Sitze aufgestockt. Nach dem bisherigen Endergebnis hat die SPD dennoch einen Sitz verloren und nur noch neun Sitze (24,7 Prozent), die CDU verfügt mit 14 über drei Mandate weniger als bisher, die Grünen gewinnen mit ihren fünf drei neue Stimmen im Ortsparlament, die FDP kommt von null auf vier Gemeindevertreter, und die FWG hat mit fünf Sitzen nur einen Zähler gewonnen (12,9 Prozent) und damit ihr Wahlziel verfehlt.

FWG-Fraktionschef Wolfgang Gerecht findet es "unverdient, daß Grüne und vor allem FDP fast ohne Wahlkampf so zulegen." CDU-Chef Oliver Schwebel sieht im Erfolg der "Kleinen" Ausdruck des Protests - aber nicht etwa gegen seine Union. Vielmehr sei es "der Skandal bei der Hoechst AG, ohne den die Grünen nie so viele Stimmen bekommen hätten". Bei der CDU-Wahlparty pocht Schwebel trotz des Debakels darauf, "daß wir immer noch die stärkste Fraktion sind. Wir werden mit allen reden." Der Grüne Mehling indessen macht bereits am Wahlabend deutlich: "Nach allem, was sich die Union hier in Kriftel geleistet hat, werden wir bestimmt nicht mit ihr koalieren. Die CDU gehört mal in die Opposition."

Die SPD ist da nicht so resolut. "Es sind verschiedene Modelle von Bündnissen denkbar", will sich die enttäuschte Fraktionsvorsitzende Ruth Zeitler alle Optionen offenhalten. "Das könnten auch wechselnde Mehrheiten sein. FPD und CDU haben zusammen 18 von 37 Sitzen und keine Mehrheit." PETRA MIES

Teure Frequenzsuche: 20 000 Mark Blechschaden

ERLENSEE. Die Suche nach der Frequenz eines neuen Radiosenders war in der Nacht zum Sonntag nach Angaben der Polizei Ursache eines Verkehrsunfalls, bei dem rund 20 000 Mark Sachschaden entstanden ist.

Zwei Männer waren gegen 0.30 Uhr mit ihren Autos auf der Landesstraße 3268 (alte B 40) von Hanau in Richtung Erlensee unterwegs. Als der eine Fahrer überholen wollte, sei er bei der Suche nach einem neuen Sender mit seinem Wagen zu weit nach links geraten, berichtet die Polizei, habe die Leitplanke gestreift und dann "vor Schreck nach rechts gezogen".

Bei der Kollision wurde der zweite Wagen gegen die rechte Leitplanke gedrückt. Verletzt wurde niemand, und auch Alkohol spielte keine Rolle. pom

Glücksbringende Luftballons aus Metallfolie: eine selbstgebastelte Glückwunschkarte.

(Bild: Augustus)

Haben Sie schon ein Hobby? Glückwunschkarten

Abgesehen davon, daß man nicht immer die passende Karte findet, um zu einem festlichen Anlaß zu gratulieren oder um eine Einladung zu verschicken - man möchte auch und gerne auf ganz besondere Art Grüße versenden. Das Hobby, Grußkarten selbst anzufertigen, findet immer mehr Freunde und vor allem Freundinnen, denn es macht Spaß.

Was man dazu braucht: ein wenig Phantasie und Freude am Basteln und außerdem Materialien, die man sich in ausreichender Menge zulegt. Manches findet man im Haus oder bei Freunden, etliches in Hobby- und Bastlerläden - zum Beispiel Dekoartikel wie Tortenspitzen. Als Grundmaterial benötigt man verschiedene Papiere: Weißen Zeichen- oder Aquarellkarton und farbigen Tonkarton für die Karten sowie Buntpapier, Regenbogenpapier, Metallfolie und auch Filz zum Bekleben größerer Flächen. Bei den Farben werden meist Deck- und Aquarellfarben verwendet. Schließlich werden

auch die verschiedenen Formen von Glitter verwendet. Glitter gibt es im Handel als loses Pulver, in der Tube oder als Stift. Man braucht auch einige Zeichenstifte, Messer (Cutter), Schere und vor allem: Klebstoffe, die nicht durchschlagen.

Reizvoll sind Glanzbildcollagen, die sich leicht herstellen lassen und für den Anfang gut geeignet sind. Album- und Glanzbilder werden wieder in Fachgeschäften angeboten - nachdem sie schon fast der

Vergangenheit anzugehören schienen. Mit Glanzbildern, die auf einen gefalteten Tonkarton geklebt werden, lassen sich auf ganz einfache Art auch eine größere Zahl stilvoller Glückwunschkarten anferti- gen. Auch mit Blumenbildern, ausgeschnit- ten aus Gartenkatalogen oder Zeitschriften, lassen sich hübsche Glückwunsch- oder Einladungskarten anfertigen.

Mit Fotokopien von schönen alten Buchillustrationen lassen sich stilvolle Karten in größerer Zahl gestalten. Die ausgeschnittenen, aufgeklebten Bilder kann man mit Farbe kolorieren.

Bald wird man für jeden Geburtstag über den passenden ganz persönlichen Gruß verfügen, wenn die Karte mit dem Sternzeichen des Geburtstagskindes deko- riert wird. GUSTL MÜLLER-DECHENT

Ein Buch zu diesem Thema: "Glückwunschkarten - Ideen für Glückwünsche und Grüße", mit Vorlagen in Originalgröße von Helga Sander, Augustus- Verlag, Augsburg, DM 19,80.

Frauen aus Guatemala zu Gast in Kriftel

KRIFTEL. Frauen aus Guatemala wollen in Worten und Bildern auf die Situation in ihrem Land aufmerksam machen, das von sozialen Gegensätzen geprägt ist, - und zwar bei einem Gottesdienst anläßlich des Weltgebetstags am Freitag, 12. März.

Von 19.30 Uhr an sind Frauen und Männer aller Altersgruppen in die evangelische Auferstehungskirche geladen. Die Frauen aus Guatemala wollen zusammen mit den Gläubigen überlegen, wie sie als Gemeinde Jesu Christi die Not lindern können.

Im Anschluß an den Gottesdienst ist ein Beisammensein mit Gesprächen, Gebäck und Tee geplant. Die Atmo- sphäre des Gottesdienstes und des anschließenden Beisammenseins soll locker werden - die Gesellschaft sitzt an Tischrunden. pms

Die hohe Kunst der Natürlichkeit Trends der internationalen Kosmetik-Häuser im Frühjahr

In Paris geschah dieser Tage Ungewöhnliches: Rund 200 Angestellt aus berühmten Couture-Häusern - darunter Nina Ricci und Givenchy - demonstrierten öffentlich gegen den Abbau ihrer Arbeitsplätze. Denn die Manager der Unternehmen haben Sparmaßnahmen und Entlassungen angekündigt. Dabei machen die Imperien mit den großen Namen durchaus gute Geschäfte - allerdings auf einem anderen Sektor: der Kosmetik.

Den dicksten Fisch hatte dabei das französische Unternehmen Elf-Sanofi an Land gezogen, das im Januar mit der Yves-Saint-Laurent-Gruppe fusionierte. Sanofi, das allein mit den Duftwässern der ihm angegliederten Unternehmen 8,6 Milliarden Francs Umsatz gemacht hat, konnt sich mit St. Laurent ein schönes Label einverleiben. Bisher sind dort schon Nina Ricci, Oscar de la Renta, Stendhal, Yves Rocher und Roger et Gallet beheimatet. Nicht zu vergessen die Duftwasser mit dem Namen Van Clef.

Sanofi tritt ein umfangreiches Erbe an. Denn nachdem die Gruppe St. Laurent im Jahre 1988 ihre Marke von "Charles of the Ritz" zurückgekauft hatte, wurde ein eigenes Forschungslabor in La Celle Saint-Cloud eingerichtet, dessen Rechtsabteilung 1991 allein 2500 St.-Laurent- Produkte hat eintragen lassen, auf daß sie exportiert werden können.

"Ich suche ein Gesicht für die Frau, die ich anziehe", hatte der Modeschöpfer Yves St. Laurent einst gesagt, als er seine Make-up-Linie vorstellte. Im vergangenen Jahr kam eine Pflegelinie dazu, die Catherine Deneuve präsentierte - und im Dezember 1992 wurde das erste St.- Laurent-Schönheitsinstitut in der Rue du Faubourg-St. Honoré eröffnet. Mit selbst für Paris ungewöhnlichen Kundenzeiten: bis 20.30 Uhr. Madame kann sich also noch kurz vor einer Abendveranstaltung entsprechend ihrer Garderobe schminken lassen. Wenn sie sich dabei für den neuen Frühjahrs-Look entscheidet, wird es ein Beige-Rosé für den Teint geben und ein strahlendes Hellrot für Lippen und Nägel. Neu ist ein Stift, über dessen Pinsel auf Druck ein Tupfer helles Make- up freigesetzt wird, mit dessen Hilfe man im Laufe eines langen Tages "Ermüdungszonen", zum Beispiel unter den Augen, aufhellen kann.

Daß die Französinnen der Schönheitspflege schon immer besonders aufgeschlossen gegenüberstanden, ist bekannt. Und so verwundert denn auch nicht, daß in Frankreich Männlein wie Weiblein in Europa an der Spitze in punkto Parfumkauf stehen. Die britische Firma "Euromonitor" hatte Ende letzten Jahres bei einer Untersuchung in sechs Staaten herausgefunden, daß in Frankreich 33,13 DM pro Person für Parfums ausgegeben werden. Bei den Briten sind es noch 19,90 DM, die in Duftwässer umgesetzt werden. An dritter Stelle liegen die Verbraucher in den USA mit umgerechnet 18,41 DM, und an vierter Stelle kommen die Bundesbürger, die pro Jahr 15.30 Mark für Düfte anlegen.

Im März können die ausgabefreudigen Deutschen dann gleich einen neuen Damenduft ausprobieren. Oscar de la Renta, amerikanischer Modemacher und zur Zeit als Designer in Diensten des französischen Modehauses Balmain, hat dem Parfum "Volupté" seinen Namen gegeben. In der Kopfnote herrschen Mimosen, Tagetes und Fresien vor. Wasserlilien und Orangen bestimmen dagegen die Kopfnote eines anderen Duftes, der gleichfalls den Namenszug eines bekannten Modemannes trägt: "Vendetta" von Valentino. Ebenfalls im März kommt auch der erste Herrenduft von Valentino heraus: "Vendetta pour Homme".

Der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. in Frankfurt vermutet, die westdeutschen Verbraucherinnen hätten offenbar die Tendenz, zu verschiedenen Anlässen den jeweils passenden Duft zu verwenden. Denn die Verbandsmanager registrierten beim Umsatz in Sachen Damenparfums "ein Gesamtmarktvolumen von gut einer Milliarde DM im Westen und 90 Millionen im Osten". Was einer Steigerung gegenüber 1991 um 9,5 Prozent entspricht.

Die Branche kann mit den Damen sowieso zufrieden sein. Denn auch bei der dekorativen Kosmetik gab es deutliche prozentuale Zuwächse (um 8 Prozent), so daß nunmehr ein Marktvolumen von 1,3 Milliarden erreicht worden ist. Wobei besondere Zuwachsraten bei Lippenstiften (24 Prozent des dekorativen Marktes) und Nagellacken (20 Prozent) auszumachen sind. Wogegen Augen-Make-up, Rouge und Make-up-Produkte stagnieren. Eine Entwicklung übrigens, die bei den Schwestern im Osten wie im Westen gleichermaßen zu beobachten ist.

Insgesamt hat es auf dem Körperpflegemittelmarkt eine Steigerung von 4,6 Prozent gegeben - und damit liegen die Bundesdeutschen im europäischen Vergleich leicht über der Gesamtsteigerung des ganzen EG-Kosmetikmarktes. Rund 204 Mark gibt jeder Verbraucher in den alten Bundesländern pro Jahr für Körperpflege und Schönheit aus, im Osten sind es 128 Mark im gleichen Zeitraum.

Vielleicht wird der Lippenstift in diesem Jahr in der Gunst der Frauen noch stärker wachsen - denn heuer hat er Geburtstag: 110 Jahr wird er alt. Seit 1883 ist der "Zauberstab des Eros" auf dem Markt und hat von strikter Ablehnung ("Die deutsche Frau schminkt sich nicht" - so hieß es noch bei den Nationalsozialisten) über Begeisterung bis zur selbstverständlichen Benutzung alle Stadien durchlaufen.

"Rouge Forever" hat das Haus Helena Rubinstein seinen Lippenstift genannt, der sich innerhalb kürzester Zeit zum Umsatzrenner des Labels gemausert hat. Neu in diesem Frühjahr sind Mauve-Töne beim Augen-Make-up und bei den Lippen.

Die hohe Kunst, sich so raffiniert zu schminken, daß als Ergebnis "Natürlichkeit" signalisiert wird, ist in diesem Frühjahr in allen Kosmetik-Häusern Devise. Mängel sollen verdeckt, natürliche Schönheit soll hervorgehoben werden. Beim japanischen Konzern Shiseido gibt es neben den trendigen Mauve-Tönen für Nägel und Lippen sogar einen weißen Lippenstift.

Der japanische Hersteller gehört übrigens zu den wenigen Unternehmen, die bei ihren Lippenstiften alle Inhaltsstoffe angeben. Im vergangenen Jahr hat Shiseido in Deutschland einen Umsatz von 45,5 Millionen DM erzielt. Der schönste Farbton für Lippen und Nägel in diesem Hause: ein kräftiges Pink.

Ein helleres, lilastichiges Pink ist der Hit für Lippen und Nägel im Hause Rochas, das mit seinen Make-up-Produkten seit 1992 wieder auf dem deutschen Markt vertreten ist. Das Haus Parums Rochas - das 1944 mit "Femme" das erste fruchtige Parfum lancierte - ist heute ein Tochterunternehmen der Darmstädter Wella-Gruppe.

Fliedertöne von Hell bis Dunkel sind in diesem Frühjahr bei Estee Lauder zu finden. Ausweichmöglichkeiten bieten Corall-Nuancen. Insgesamt werden bei der dekorativen Kosmetik im kommenden Frühjahr zwei Farbschienen gefahren. Da ist einmal die gesamte Pink-Palette mit Abstufungen in Lila oder Mauve, daneben die Erdfarben-Schiene mit Corall- und bräunlichen Nuancen. Dazu paßt dann auch ein sattes Olive im Augen-Make-up wie bei Lauder.

Marineblau und ein weißliches Beige für die Augenlider empfiehlt das Haus Givenchy - auf den Nägeln glänzt ein perliges Braun-Rosé. Und marineblau ist auch die Wimpern-Mascara. Ein Look, der frisch wirkt und perfekt zur aktuellen Marine-Linie in der Mode paßt.

Der zweite Japaner auf dem deutschen Markt, das Haus Kanebo, bringt sowohl bräunliche Erdtöne für die Lippen (darunter ein schönes, kräftiges Organge) wie Pink-Nuancen.

Top-Models sind teuer - und dennoch bezahlen Kosmetik-Konzerne ohne Murren Unsummen, um ein "Gesicht" zu kaufen. Ein Gesicht, das Frauen mit der Produkt-Linie des Hauses identifizieren, das sie anlockt. Für Yves St. Laurent ist das Catherine Deneuve, für Monteil wird es Tatjana Patitz sein. Herbert Frommen, Vorstandsvorsitzender der Lancaster Group AG hat die 26jährige, die zu den fünf gefragtesten Fotomodellen weltweit gehört, für drei Jahre unter Vertrag genommen.

Lancaster selbst wartet in diesem Frühjahr mit flüssigen Lidschattentönen in Grau und Rosenholz auf. Auch im pudrigen Bereich sind Grau-Töne für die Augenlider aktuell. Für Lippen und Nägel aber gibt es leuchtend kräftige Corall- Farben, die besonders an leicht gebräunten Frauen Wirkung zeigen.

Ein bräunlich schimmernder Alt-Rosé- Ton leuchtet bei Chanel auf den Lippen. Oliv und Rosé-Töne kann man auf den Augenlidern mischen. Satter und erdiger wirkt ein Terrakotta-Rotbraun für Nägel und Lippen, das auf den Augenlidern mit tiefbraunen und dunkelgrünen Farbtupfen ergänzt wird. Wobei auch eine Kombination von Rosabeige und Grün möglich ist und frühlingshafter wirkt.

Die Bundesbürger beiderlei Geschlechts geben Geld aus, um gepflegt zu wirken. So kamen für Hautpflegemittel im Jahre 1991 immerhin 3,195 Milliarden DM über den Ladentisch.

Das Haus Dior, mit seiner "Capture"- Linie bestens auf dem Markt vertreten, schiebt jetzt "Capture Lift" nach, eine restrukturierende Nachtpflege. Zielgruppe: Frauen um die 50, in deren Altersgruppe sich die Zellerneuerung verlangsamt und das Epidermisgewebe schwächer wird.

Auf glatterer Haut wirkt ein neues Make-up dann doppelt effektvoll. Ein strahlendes Geranienrot gibt es für Nägel und Lippen, den "natürlichen Look" deckt ein opalisierendes Braun-Rosé ab. Dazu passend die Lidschatten-Töne von Beige bis Azaleen-Lila. Reizvoll sind aber auch Lidschatten-Spiele mit fünf verschiedenen Grün-Nuancen. Die Visagisten von Dior haben sich diesmal die Augen als besonderen Blickfang im Frühjahrs-Make-up ausgesucht.

"Coral Venus" nennt das deutsche Kosmetik-Haus Marbert seinen neuen Look. Und die Namensgebung deutet schon an, daß bräunlich-beige Rosé-Töne in abgestuften Nuancen aktuell sind. Auffallend: ein perlig schimmerndes und intensiv leuchtendes Rot-Braun, das bei Licht seine ganze Leuchtkraft entfaltet. Es wirkt auf Lippen und vor allem auf den Nägeln.

Im Hause Ellen Betrix setzt man mit einem feinen Beige-Ton ebenfalls auf die Frühjahrs-Devise der Natürlichkeit. Für die Lippen gibt es bräunliche Nuancen oder schöne Koralle-Farben, die zum beigefarbenen Nagellack immer passen. Ein irisierendes Orange für die Nägel wird richtig effektvoll erst bei gebräunter Sommerhaut werden. Mit einem Eye-Liner wird der Wimpernrand betont. Das Unternehmen übrigens konnte letztlich gute Umsätze verbuchen. Mit umgesetzten 117,8 Millionen Mark steht Ellen Betrix nach Jade/Mouson (132,1 Mio DM) an zweiter Stelle in Deutschland. Einen wesentlichen Umsatzanteil brachte dabei der Lippenstift - 23,6 Mio DM.

Der Lippenstift hat sich in seinen 110 Jahren Geschichte gewaltig verändert. Er soll die Lippen nicht nur tönen - er soll sie pflegen, geschmeidig halten und vor Sonneneinfluß schützen. Elizabeth Arden bringt zum Sommer einen bräunlich-pinkigen Stift mit dem Lichtschutzfaktor 15. Selbst in extremen Lichtverhältnissen sollen die Lippen jetzt stets geschützt bleiben.

Ansonsten offeriert das Haus, das zum britisch-holländischen Unilever-Konzern gehört, eine ganze Palette von Koralle- Tönen und ein Beige-Weiß für die Nägel. Auf den Lippen glänzt ein Bronzeton oder ein weiches, helles Melonenrot. Braun-Rosé-Töne gibt es auch für die Augenlider, ebenso wie zwei sehr zarte Aqua-Tönungen in hellem Grün und hellem Blau.

Die "Farbharmonien der Natur" beschwört - ganz im aktuellen Trend - das Haus Guerlain. "Himbeere", "Paprika" und "Mohnblüte" standen denn auch bei den Nagel- und Lippenstift-Farben Pate. Für die Augenlider gibt es pastellene Blau- und Grün-Töne. Und der Eye- Liner, raffiniert wie ein goldenes Feuerzeug zu handhaben, zieht eine bräunliche Linie. Das ein bißchen ins Orange tendierende Paprika-Rot ist sicherlich die fröhlichste Sommer-Farbe dieses Jahres.

Aber ob nun Paprika-Rot, Flieder-Lila oder eine Nuance aus den bräunlichen Lippenstift-Farben - in Deutschland greifen rund 16 Millionen Frauen zum Lippenstift. Die meisten Verwenderinnen liegen in der Altersgruppe zwischen 30 und 50 Jahren. Hier benutzen 64 Prozent das Lippenrot. Und in der Gruppe zwischen 60 und 69 Jahren sind es immerhin noch 39,3 Prozent der Frauen, die mit dem Lippenstift ihre Lippen betonen. Der "Zauberstab des Eros" kennt eben keine Altersgruppen. Den Frauen war es im Jahre 1992 310 Millionen Mark wert. Genau soviel gaben sie für Lippenstifte aus. mik

AT: Los Angeles4

Es ist Murray klar, weshalb die Weißen ihm so viel Platz in den Medien einräumen und ihm Gehör schenken. Er wehrt sich gegen den Neid seiner Kollegen ebenso wie gegen den Versuch, ihn als einen neuen Martin Luther King aufzubauen. Er will kein "Guru" sein, er begreift, daß einer nicht für alle sprechen kann. Daher auch seine Bemühungen, mit den Geistlichen anderer Gemeinden und Kirchen zusammenzuarbeiten. "Du bist ein Ingenieur, du ein Arzt, du ein Geschäftsmann! Warum seht ihr euch nach einem Erlöser um? Laßt uns doch mit dem arbeiten, was wir bereits erreicht haben, denn wir sind um eine Generation klüger, gewandter und besser ausgebildet" - so predigt er immer wieder. Daß führende Vertreter der anderen Kirchen die Berichterstattung über ihn als "Chip- Murray-Show" bezeichnen, nimmt er geschmeichelt zur Kenntnis, doch er will auf jeden Fall vermeiden, daß Schwarze gegen Schwarze ausgespielt werden.

Murray muß sich nicht nur seinen Kollegen und dem weißen Establishment gegenüber diplomatisch verhalten. Die Unruhen brachten auch das erschreckende Ausmaß von Haß zwischen Afroamerikanern und Koreanern in seinem Stadtviertel zutage. In einem Interview zeigte er Verständnis für den Ausbruch von Wut gegen koreanische Geschäftsleute: "Es gibt keine genauen Untersuchungen, aber wenn man tausend schwarze Kunden von koreanischen Geschäften befragte, würden sie ohne Unterschied sagen, daß der barsche Ton und die Körpersprache der Koreaner genau die Verachtung zeigen, die sie seit zwei Jahrhunderten in diesem Land gewohnt sind. Schwarze finden es sehr beleidigend, daß Mitbürger der ersten oder dritten Generation sie mit dieser Verachtung behandeln."

In seinem Fazit appelliert er an die koreanischen Amerikaner, nicht zu vergessen, daß "sie wie wir bluteten. Die Botschaft ist: Nehmt nicht unsere drei Prozent Kriminelle und setzt sie mit den siebenundneunzig Prozent Anständigen gleich!" Unermüdlich fordert Murray die koreanische "Community" auf, mit den Schwarzen zusammenzuarbeiten. "Warum nicht einen schwarzen Angestellten beschäftigen? Das würde den Kunden zeigen, daß der Ladenbesitzer Teil der Gemeinschaft sein will. Warum nicht Stipendien für schwarze Jugendliche ausschreiben? Warum nicht Seminare für aufstrebende schwarze Kleinunternehmer veranstalten? Schließlich soll das Geld, das Afroamerikaner in koreanische Läden tragen, doch im Stadtteil bleiben und zu seinem Ansehen beitragen!"

Wie bei jedem Menschen in den USA, der im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit steht, ist auch Murrays Biographie bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet worden. So wird genüßlich festgehalten, daß eine kleine Flasche "Egoïste" von Dior auf seinem Schreibtisch steht. Die Gemeinde hat ihm zum Vatertag 1992 einen knallroten Sportwagen geschenkt, den der Pfarrer mit dröhnender Musik fährt, denn Murray liebt Musik, jede Art von Musik. Mokant wird auch festgehalten, daß er davor mit einem alten Toyota Celica, Baujahr 1984, vorliebnahm. Ungeachtet solcher verfeinerten Genüsse wird anerkennend berichtet, daß Murrays Lebensstil immer noch bescheiden ist. Mit einem Jahreseinkommen von 35 000 Dollar lebt er mit seiner Frau Bernadine und ihrem einzigen Sproß Drew David, der Pfarrer werden will, im mittelständischen Windsor Hills. Andere Geistliche fahren Rolls-Royce oder BMW.

Cecil L. Murray wuchs mit zwei Geschwistern in nicht ganz ärmlichen Verhältnissen in Florida auf; sein Vater war Rektor einer Schule und mutiger Kämpfer für die Gleichberechtigung, doch dem Alkohol so zugetan, daß er mit 52 Jahren starb. Nach dem frühen Tod der Mutter heiratete Murrays Vater wieder. Die geliebte Stiefmutter kapitulierte nach vergeblichen Bemühungen vor dem Alkoholismus und ließ sich scheiden. Man weiß, daß Murray in der Air Force ein begeisterter Flieger war, aber dennoch seinen Beruf als Navigationsoffizier nach über zehn Jahren aufgab, um Theologie zu studieren.

Murray verehrt die Entschlossenheit seines Vaters sehr. "Ich wußte nie, ob er Angst hatte oder all das trotz oder wegen seiner Angst tat." Das mag erklären, warum er anderen eine Vaterfigur sein will. Die Zahl junger Männer, die Murray als "Vorbild" oder "Mentor" beschreiben, ist Legion. Als der heute berühmte TV-Entertainer Arsenio Hall 1980 begann, Murrays Gottesdienste zu besuchen, war er ein Häuflein Elend. Murray behandelte den angehenden Komiker mit Respekt, tröstete und beriet ihn auch in höchst privaten Angelegenheiten. Auf seinen Rat hin trennte sich Hall von einem Mädchen, das seiner Karriere im Wege stand. Noch heute setzt Murray seinem Zögling manchmal den Kopf zurecht. In einem Interview erinnert sich Hall, daß Murray ihm einmal einen eisigen Blick zuwarf und sagte: "Nimm dich selbst nicht zu ernst!" Solche Geschichten liebt Amerika. Auch die Tatsache, daß "Chip" während seines Studiums als Hausmeister arbeitete, entspricht ganz dem Mythos vom aufstrebenden und optimistischen Amerikaner, der nicht danach fragt, was man für ihn tut, sondern was er für andere tun kann.

Der sprachgewaltige und gewitzte Murray hat noch einen weiteren Vorzug in den Augen seiner Landsleute. Er ist zwar ein gewiefter Geschäftsmann, war aber noch nie in einen Skandal verwickelt. Einer seiner Vorgänger, der politisch einflußreiche Bischof H. H. Brookins, der die FAME zwischen 1959 und 1972 leitete, ist in einen Skandal verwickelt, weil er Steuergelder für ein Armenprogramm dafür mißbraucht haben soll, sein eigenes Büro zu renovieren. Diese Angelegenheit, die 1990 aufgedeckt wurde, sitzt Murray im Nacken, weil auch Bürgermeister Bradley Ungereimtheiten vorgeworfen werden. Deshalb versichert Murray jedem Spender: "Wir werden Ihnen für Ihre Rechnungsprüfung Unterlagen zuschikken, wie wir das Geld verwendeten." Fast schon ein geflügeltes Wort ist seine Frage: "Haben Sie vollkommen verstanden, was wir eben vereinbart haben?"

Später Freitagabend in Murrays Büro. Ein junges Paar, das seit acht Monaten Mitglied seiner Gemeinde ist, kreuzt auf. Sie haben drei Kinder, er ist arbeitslos, ihre Finanzen sind heillos zerrüttet. Murray quetscht sie aus, macht ihnen Vorhaltungen, wie sie in so eine Situation geraten konnten. Dann greift er zum Telefonhörer und ruft Peggy Hill an; zwingt sie, die Regeln der Kirche zu verletzen. Er will, daß sie ihm 100 Dollar vorbeibringt, damit die Familie übers Wochenende kommt, und ringt ihr das Versprechen ab, dem Mann für die nächste Woche eine Zeitarbeit zu verschaffen. "Peggy, das sind keine Taugenichtse, sie machen das zum erstenmal, sie brauchen es wirklich." Nachdem er das Paar hinausbegleitet hat, sagt er: "Na ja, man kennt das doch, wenn sie sagen, sie sind Schwarze und am Boden zerstört. Das ist nicht weiter schlimm, nur ein bißchen lästig." Und grinst dabei von einem Ohr zum anderen.

Pfarrer Murray: "Du bist nicht groß, wenn Du Dich zurücklehnst und jammerst." (Bilder: Marianne Rubach; Stern/Reinartz)

Kurz notiert

Arbeiten und lernen - in England, Frankreich oder Spanien. Das ist die wohl preiswerteste Möglichkeit, Sprachkenntnisse zu verbessern, denn Sprachferien sind teuer. Eine Alternative bietet sich jungen Frauen. Gegen Mithilfe in der Gastfamilie können sie drei Monate lang kostenfrei wohnen und erhalten einen Großteil der täglichen Verpflegung umsonst. In den meisten Fällen wird 15 Stunden pro Woche gearbeitet und 15 Stunden eine Intensivkurs besucht. Erwartet werden Kinderbetreuung und leichte Hausarbeit. Anreise und Taschengeld müsen selbst finanziert werden.

Die Angebote sind für Schülerinnen interessant, die kurz vor der Berufsausbildung stehen, für Abiturientinnen vor Beginn des Studiums, für Studentinnen in den Semesterferien, aber auch für Berufstätige vor einem Jobwechsel. Denn Sprachkenntnise sind im Zuge des EG- Binnenmarktes wichtiger denn je. Angeboten werden Programme in Paris, in London und in Norwich in Ostengland. Aber auch Aufenthalte in Madrid und Malaga sind möglich. Kontaktadresse: Gesellschaft für internationale Jugendkontakte, Ubierring 94, 5300 Bonn 2, Telefon 02 28 / 95 73 00. fib

Besuch im Café Klößchen

FRIEDRICHSDORF. Im Café Klößchen treffen sich jeden Abend die seltsamsten Gestalten aus Feder und Phantasie bekannter Autoren wie Odön von Horvath, Klabund, Friedrich Wolf, Kurt Tucholsky und anderen.

Der Schauspieler Raimund Gensel, bekannt unter anderem als Franz Schildknecht in der Fernsehserie "Lindenstraße", verlegt das nächste Treffen der kuriosen Figuren in Garniers Keller in der Hugenottenstraße. Am Samstag, 13. März, 20 Uhr, rezitiert er deren Texte.

KRONBERG. "Schlafes Bruder" heißt der Debut-Roman des Vorarlbergers Robert Schneider. Aus diesem Werk liest der Autor am Dienstag, 16. März, um 20 Uhr im Recepturkeller. Veranstalter ist die "Buchhandlung an der Schirn".

che/tom

Dixieland im Frack

BAD HOMBURG. Premiere im Kaufhaus Hertie am Samstag, 13. März: Von 11 bis 14 Uhr erklingen im Kaufhaus-Restaurant bei einem "Jazz-Brunch" neue Töne. Die Aktion stellt laut Geschäftsführer Paul Herbertz einen Test dar: "Sollte es ein Erfolg werden, wird es nicht das letzte Mal gewesen sein."

Gunther Emmerlich, Bassist und TV- Entertainer, lädt für Samstag, 20. März, 20 Uhr zu "Dixieland im Frack" ins Bad Homburger Kurtheater. Die "Semper- House-Band" - eine Gruppe von Mitgliedern der Sächsischen Staatskapelle - spielt außer Dixie auch Swing, Persiflagen auf bekannte Stücke der ernsten Musik, Spirituals und Opern-Potpourris.

Der Reinerlös dient dem Hilfsfonds zur Restaurierung des Doms "St. Peter und Paul" in Zeitz ( Sachsen-Anhalt).

Dario Fo in der Englischen Kirche

BAD HOMBURG. "Ein Sommerabend im Wintergarten" ist eine Mischung aus Komödie und Psycho-Thriller von N. J. Crisp benannt, die am Montag und Dienstag, 15. und 16. März, im Kurtheater zu sehen ist (20 Uhr, Abonnement B und C). In der Inszenierung von Lis Verhoeven spielen Christiane Krüger, Horst Janson und Ralph Schicha die Hauptrollen.

BAD HOMBURG. Darios Fos humoristische Volkserzählung "Der Teufelsschiß" rezitiert Hans Schwab am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr in der Englischen Kirche am Ferdinandsplatz.

Die Pianistin ist erst 13 Konzerte in Bad Homburg, Oberursel und Glashütten

BAD HOMBURG. Werke von Mendelssohn, Rheinberger, Barblan und anderen spielen Oliver Eisenmann und Verena Steffen am Sonntag, 14. März, um 20 Uhr an der Bürgy-Orgel in der Schloßkirche.

BAD HOMBURG. Das "Duo Pers All" ist am Mittwoch, 17. März, um 19 Uhr auf dem Konzertpodium im Gotischen Haus zu Gast. Die beiden Violinisten Mahasti Kamdar und Jorg D. Blank spielen Stükke von Leclair, Romberg, Schnittke, Wie

OBERURSEL. Das selten aufgeführte Werk "Stabat mater", mit dem Joseph Haydn seinen Ruhm als Verfasser anspruchsvoller Kirchenmusik begründete, führt die Evangelische Kantorei Oberursel am Sonntag, 14. März, auf. Beginn ist um 17 Uhr in der Christuskirche. Die Solisten sind Susanne Rydén (Sopran), Lily Seebach (Alt), Axel Hoffmann (Tenor) und Patrick Simper (Baß).

Zum 120. Geburtstag von Max Reger hat der Förderkreis Liebfrauen einige von dessen selten gespielten Werken ausgegraben, die am Sonntag, 21. März, um 20 Uhr in der Oberurseler Liebfrauenkirche Studenten und Absolventen der Musikhochschule Frankfurt interpretieren: Annette Kohler (Mezzosopran), Stefan Spielberger (Viola), Christian Schmeiser und Ariane Metz (beide Orgel).

OBERURSEL. Die russische Pianistin Tatjana Shebanova gastiert am Dienstag, 23. März, um 20 Uhr in der Stadthalle. Auf Einladung der Chopin-Gesellschaft Taunus wird sie Werke von Fryderyk Chopin und Sergej Rachmaninov spielen. Die Moskauerin gilt als eine der herausragenden russischen Pianistinnen der jungen Generation und ist Preisträgerin

GLASHÜTTEN. Zu einem Klavierkonzert mit der 13 Jahre alten Lolita Lisovskaja aus Usbekistan laden der Kulturkreis Glashütten und der Hessische Rundfunk für den heutigen Donnerstag, 20 Uhr, ins Bürgerhaus am Schloßborner Weg 2 ein. Die junge Pianistin spielt Werke von Mozart, Chopin und Schumann.

Die in Taschkent geborene Lolita Lisovskaja wurde im Sommer 1992 in Sankt Petersburg beim Tschaikowski- Wettbewerb für Kinder und Jugendliche in Sankt Petersburg mit dem Sonderpreis für die beste Interpretation einer klassischen Sonate ausgezeichnet. In Deutschland wurde sie wenige Wochen später als Chopin-Interpretin beim Rheingau-Musikfestival gefeiert.

KÖNIGSTEIN. Mit dem 92. Meisterkonzert geht die Schloßkonzertreihe im Luxemburgischen Schloß am Freitag, 19. März, um 19.30 Uhr weiter. Die Hochschullehrer und Professoren Ida Bieler (Violine) aus New York und Frankfurt, Claus Kanngießer (Violoncello) aus Köln und Nerine Berrett (Klavier) aus London und Detmold spielen: Mozarts Klaviertrio C-Dur, Ravels Sonate für Violine und Violoncello und Mendelssohn-Bartholdys Klaviertrio c-Moll opus 66. che/ill

Bonns Botschafter einbestellt

eh WARSCHAU, 7. März. Das polnische Außenministerium hat am Samstag den deutschen Botschafter in Warschau, Franz Bertele, einbestellt, um gegen die geplante Auslieferung des polnischen Staatsbürgers Rajmond Szwonder in die USA zu protestieren.

Dem bereits vor einem Jahr in Frankfurt verhafteten ehemaligen Direktor der Radomer Waffenfabrik "Lucznik" wird von den US-Behörden vorgeworfen, das Waffenembargo gegen Irak verletzt zu haben. Die Auslieferung Szwonders, der nach seiner Verhaftung in Deutschland einen schweren Herzinfarkt erlitten hatte, könnte nach den Worten des stellvertretenden Außenministers Iwo Byczewski "die polnisch-deutschen Beziehungen nachhaltig belasten".

Szwonder und fünf weitere Polen, die bereits an die USA ausgeliefert wurden, waren im März vergangenen Jahres in Frankfurt am Main in eine offenbar sorgfältig vorbereitete Falle der US-Zollfahndung getappt. Dabei ging es um die Lieferung von 40 000 Sturmgewehren vom Typ Kalaschnikow durch die Firma Lucznik.

Wie es weitergeht, weiß keiner so recht 45 Kleingärten sind betroffen / Hoechst-Vertreter sagte Schadensregulierung zu

SCHWANHEIM. Wer nach dem Störfall im Werk Griesheim der Hoechst AG beim arg betroffenen Schwanheimer Kleingärtnerverein "den" Aufstand der Gartenfreunde erwartet hatte, sah sich getäuscht. Bei der Jahreshauptversammlung im Vereinshaus der von der Katastrophe verschont gebliebenen Anlage 3 wurde sachlich vorgetragen und ohne Polemik diskutiert.

Anders als sonst war lediglich der Versammlungsbesuch. Waren im vergangenen Jahr 65 Mitglieder der Einladung gefolgt, füllten am Samstag 130 Mitglieder den Raum, weitere 30 Personen verfolgten den Versammlungsverlauf von Stehplätzen aus. Als Gäste begrüßte Vorsitzender Josef Jahn unter anderen Dr. Günter Laubert von der Hoechst AG, Dr. Helmut Arnold, Referatsleiter Bodenschutz im Landwirtschaftsministerium, Bernhard Mertens (CDU-Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat 6) sowie den stellvertretenden Stadtbezirksvorsteher Hans Spang.

Mehr als alle Vorgänge des Jahres 1992 werden den Verein in den nächsten Monaten die Auswirkungen des Chemie- Störfalls vom Rosenmontag beschäftigen, der 45 der insgesamt 151 Kleingärten des Vereins in Mitleidenschaft zog: 32 Parzellen in der Anlage I, vier in der Anlage II und neun in der Anlage IV.

In seinem Situationsbericht ging Vorsitzender Jahn auf die bisherigen Ereignisse ein. Der Vorstand habe schnellstens für eine Sperrung der Anlage gesorgt und damit eine Ernte des Wintergemüses verhindert. Außer der Frankfurter Feuerwehr hätten weder das Umweltamt noch das städtische Gartenamt oder andere Dienststellen Verbindung mit dem Vorstand des Vereins aufgenommen. "Bis heute nicht", bedauerte Jahn. Mit der Hoechst AG sei der erste offizielle Kontakt erst am vierten Tag nach dem Störfall auf Vereinsinitiative zustande gekommen. Am 26. Februar habe der Verein von der Hoechst AG eine rechtsverbindliche Erklärung über Art und Umfang des Schadens und der Schadensersatzleistung verlangt. In einem Antwortschreiben am nächsten Tag habe der Hoechst- Vorstand mitgeteilt, daß Schäden in vollem Umfang ersetzt würden.

Hoechst-Direktor Laubert stellte sich vor laufender Fernsehkamera zahlreichen Fragen der besorgten Kleingärtner, verwies aber im wesentlichen nur immer wieder auf die Schadensregulierung durch das Werk. Einer der Gartenfreunde bemängelte, daß erst nach dem Abtragen der kontaminierten Erde die gleichfalls verseuchten Dächer von den Gartenhütten entfernt und teils unsachgemäß auf den "sauberen Boden" geworfen wurden. Wann die Gartenarbeiten wieder aufgenommen werden können, darüber konnte Laubert ebensowenig Auskunft geben wie zur Interpretation der unterschiedlichen Meßwerte und zur Frage, was mit der abgetragenen Erde passiert und wo sie letztendlich gelagert wird. Laubert meinte jedoch, daß sich die Rest-Schadstoffkonzentration im Boden rasch abbauen werde.

Im Namen des hessischen Landwirtschaftsministers Jörg Jordan sagte Helmut Arnold den Kleingärtnern jegliche Unterstützung zu. Bereits am 24. Februar seien Bodenproben weit über das betroffene Schadensgebiet hinaus genommen worden (Waldspielplatz, Schwanheimer Dünen, Goldstein, Pumpstation, Waldwiese und im Wald). Er rechne damit, daß die Ergebnisse in den nächsten Tagen vorliegen und "dann auch publiziert werden". Da nicht jede einzelne Parzelle beprobt werden kann, sollen die Proben über einen langen Zeitraum ("auch in den nächsten Jahren") auf repräsentativen Flächen genommen werden.

Die bei den Sanierungsarbeiten abgetragene Erdschicht soll ersetzt werden. Dabei müsse vor allem auf eine Eignung des Bodens und dessen Schadstofffreiheit geachtet werden. Arnold kündigte für die Zeit nach dem Ende der Sanierung eine Erfolgskontrolle an: Ein "Aufwuchstest" mit schnell wachsender Kresse soll Aufschluß über eine eventuelle Belastung der künftigen Ernte geben. dixi

&blt; Foto-Installationen

Judith Düsberg, die in Frankfurt lebt, zeigt im Frauenkulturhaus (Am Industriehof 7-9, Telefon 069 / 70 10 17) nun erstmals ihre fotografischen Arbeiten. Die Ausstellung ist bis zum 26. März zu sehen, dazu erscheint in limitierter Auflage von 20 Exemplaren eine Mappe mit drei Arbeiten Judith Düsbergs. &blt; Zeichnungen von Christiane Gumpert "Zeichnungen aus dem Turm" ist der Titel einer Ausstellung mit Arbeiten von Christiane Gumpert, die als abgeschlossene Serie während eines halbjährigen Atelieraufenthaltes in der elften Büroetage des Messeturms entstanden sind. 1975 hatte die Künstlerin den Förderpreis zum Kunstpreis der Sparkasse enthalten, nun sind ihre Farbzeichnungen im Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40, bis zum 26. März zu sehen. Geöffnet ist montags bis freitags von 9.30 bis 17 Uhr. &blt; "Tomcat" im Café Cult Der Maler "Tomcat" stellt bis zum 31. März unter dem Titel "Fun-Art" im Café Cult (Schillerpassage in Frankfurt) aus. &blt; Holz- und Bronzeformen Bis zum 4. April zeigt das Frankfurter Amt für Wissenschaft und Kunst die Ausstellung "Atelier Christa von Schnitzler / Gisela Nietmann" im Kreuzgang des Frankfurter Karmeliterklosters (Münzgasse 9). Ausgestellt sind Holz- und Bronzeformen, die die beiden Bildhauerinnen gemeinsam erarbeitet haben. Öffnungszeiten des Karmeliterklosters: dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, mittwochs von 11 bis 20 Uhr. &blt; "Die Leser - das Buch" Fotos von Erich Würz-Huss zum Thema "Die Leser - das Buch" sind bis zum 31. März in der Stadtteilbücherei Griesheim ausgestellt. &blt; Die schönsten deutschen Bücher Die Zentralbibliothek Frankfurt auf der Zeil zeigt bis zum 3. April eine Ausstellung der "schönsten deutschen Bücher". Es handelt sich dabei um Bücher, die von der Stiftung Buchkunst ausgezeichnet wurden. &blt; Ölbilder Noch bis zum 20. März zeigt die Galerie Kappler in Darmstadt (Herdweg 46) Ölbilder von Kazimierz Andrzej Halajkiewicz. Geöffnet ist die Darmstädter Galerie Mittwoch, Freitag und Samstag von 16 bis 19 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung: 0 61 51 / 6 23 21.

Schützen-Gaubezirk Maingau Vorzeitiger Titel für Kriftel Rundenkampf gegen FSK Oberforsthaus bedeutungslos

Der Schützenverein Kriftel ist Meister in der Luftgewehr-Gauklasse. Der Main-Taunus-Vertreter sicherte sich mit einem 1502:1481-Erfolg beim Kreisrivalen Schützengesellschaft Eschborn vorzeitig den Titel im Bezirk Maingau. Der abschließende Rundenkampf gegen den FSK Oberforsthaus ist bedeutungslos. Dafür fällt die Entscheidung um den Abstieg erst im letzten Rundenkampf zwischen Eschborn und dem SV Usingen (beide 2:16- Punkte). Auch die bisherige Ringe-Bilanz (13213 der Eschborner stehen 13013 der Usinger gegenüber) läßt dieses "Duell" völlig offen erscheinen.

Der SV Usingen stellte in Lutz Voigt (384 Ringe) - neben dem Bad Homburger Wolfgang Schüler - in den beiden vergangenen Rundenkämpfen allerdings den besten Einzelschützen, während Martina Mann (SV Kriftel) mit 381 Treffern in diese Männer-Phalanx (Rang vier) eindringen konnte. Auch die Bad Homburgerin Angela Rauch (378 Ringe) plazierte sich als Achtbeste noch unter den "Top Ten".

Der Schützenverein Oberursel marschiert in der Disziplin Vorderlader- Langwaffen im Gaubezirk vornweg. Allerdings hatten die Oberurseler zuletzt das Glück gepachtet: Das Hochtaunus-Derby in Anspach gewannen sie mit 373:372-Ringen. Beim Schlußlicht SV Dreieichenhain (362:361) war Fortuna erneut mit dem Spitzenreiter im Bunde. Die Leistungsunterschiede waren im fünften und sechsten Durchgang minimal. Mehr als neun Ringe Vorsprung hatte keine Mannschaft vorzuweisen. Dank ihres überragenden Einzelschützen Rudi Glab (99 von 100 möglichen Ringen) erzielte der Rangzweite SG Mühlheim-Dietesheim mit 377 Mannschaftsringen das höchste Ergebnis. Tabellenführer Oberursel stellte in Günter Finke ((96 Ringe) den zweitbesten Einzelschützen.

Neben dem SV Oberursel (10:2 Punkte) haben Mühlheim-Dietesheim sowie der PSV Grün-Weiß Frankfurt (je 8:4) die besten Meisterschaftschancen. Der SV Neu-Anspach ist nach hervorragendem Saisonstart durch seine Niederlagen gegen Oberursel und bei Grün-Weiß Frankfurt (366:375) mit ausgeglichenem Konto auf Rang vier zurückgefallen.

Klaus Tamm imponierte in der Vorderlader-Kurzwaffen-Konkurrenz auf Gauebene mit der Weltklasseleistung von 99 Ringen. Dennoch mußte sich der Tabellenführer SV Kriftel dem Frankfurter Lufthansa-Team mit 361:366-Ringen beugen, verteidigte anschließend jedoch mit dem knappen 365:361 in Stierstadt mit 10:2-Punkten seine Tabellenführung vor dem PSV Grün-Weiß Frankfurt und dem SV Lufthansa Frankfurt (beide 8:4-Zähler). Grün-Weiß Frankfurt imponierte beim 371:359 in Oberstedten und wird als Hauptkonkurrent der Krifteler angesehen. Oberstedten ist durch seine beiden Heimniederlagen auf den vorletzten Platz abgeglitten. Als Absteiger dürfte jedoch die Schützengilde Stierstadt (0:12-Punkte) bereits jetzt feststehen. Stierstadt war in Seligenstadt (340:359), vor allem aber bei Grün-Weiß Frankfurt (322:369) völlig von der Rolle, konnte bisher nicht den Nachweis der Gauklassen-Tauglichkeit erbringen. hdp

Trotz SPD-Verlust Mehrheit . . .

(Fortsetzung von Seite 12) tikfelder, die offenbar "nicht ausreichend vermittelt" worden seien: Die Innere Sicherheit und die Verkehrsberuhigung - "das sind gefährliche Themen, weil sie sehr viel Ärger bringen!" Und SPD-Fraktionschef Günter Dürr sah "die SPD in Frankfurt in die Bewährung genommen!"

Nur wenige Meter weiter im Gewühl fand die Spitzenkandidatin der Grünen, Jutta Ebeling, die Ursachen für "den großen Wermutstropfen dieser Wahl" vor allem in der Politik der Bundesregierung. Umweltdezernent Tom Koenigs konnte sich einen Seitenhieb auf die Sozialdemokraten nicht verkneifen: "Da sieht man, wie töricht es ist, auf große Koalitionen zu setzen!" Koenigs rief dazu auf, die Republikaner im Stadtparlament in den nächsten vier Jahren "inhaltlich zu bekämpfen" - was das heißt, ließ er offen.

Joachim Gres, Frankfurter CDU-Bundestagsabgeordneter, wollte bestenfalls "ein Drittel" der offensichtlichen Politikverdrossenheit dem Durcheinander in der CDU/CSU/FDP-Bundesregierung zuschreiben. Zwei Drittel der Verantwortung trügen Magistrat und Landesregierung. Und Wolfgang Stammler, CDU-Vize-Fraktionschef, sah die Protest-Wähler als "Leute, die sie mit Appellen nicht erschrecken können!" Im Gegenteil: Mit ihrer Kampagne für eine hohe Wahlbeteiligung hätten SPD und Grüne diese Gruppen "eher noch ermuntert".

Der FDP-Kreisvorsitzende Hans-Joachim Otto beschäftigte sich noch zwei Stunden nach den ersten Hochrechnungen vor allem mit sich selbst - er sah die Liberalen von den anderen 15 Parteien in Frankfurt in die Zange genommen: "Viele Hunde sind des Hasen Tod!"

Enttäuscht auch Jutta Ditfurth. Die Radikalökologin, frühere Stadtverordnete der Grünen, hatte gehofft, mit "Ökolinx" den Grünen Stimmen abnehmen zu können - sie landete bei 1,2 Prozent.

Auf einen warteten die Medien-Vertreter an diesem hektischen Wahlabend im Römer vergeblich: Franz Schönhuber, der Bundesvorsitzende der Republikaner, hatte sich "mit Gefolge" zwar angesagt. Er zog es aber dann doch vor, den Erfolg fernab von Frankfurt zu feiern - Gerüchte wollten am späten Abend von einem "Siegestreffen" im Kreis Offenbach wissen.

Schönhuber überließ das Feld seinem Frankfurter Spitzenkandidaten Heinrich Frank. Der diktierte Journalisten atemlos in die Blöcke, um was er sich kümmern will im Römer: "Wohnungsbau, mehr für Polizeibeamte, und Sozialpolitik". Und "einer der ersten Anträge" der Republikaner soll die Abschaffung einer ihnen besonders verhaßten Institution fordern: Des Amtes für multikulturelle Angelegenheiten von Stadtrat Daniel Cohn-Bendit (Grüne).

"Märchen helfen leben"

HANAU. Die Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert 4a, lädt für Freitag, 19. März, ab 19.30 Uhr zu einer Veranstaltung zum Thema "Märchen helfen leben" ein.

Interessenten können sich unter der Telefonnummer 22312 anmelden.

Aufstieg zur Hockey-Bundesliga SC 1880 Frankfurt wieder in der Elite

Der SC 1880 Frankfurt ist in die Hokkey-Bundesliga, Gruppe Süd, der Männer aufgestiegen. "Eine seit vielen Jahren nicht mehr gekannte Mannschaftsdisziplin, das Befolgen aller taktischen Anweisungen, die Bereitschaft der Routiniers, auch für die ,Jungen&rquote; zu spielen, und der Wille, nach vergeblichem Anlauf im Vorjahr, doch wieder ins Oberhaus zurückzukehren, waren die Gründe des 1880er Erfolges", charakterisierte SC 80-Trainer Klaus Kleiter den Aufsteigerfolg.

Dabei war gegen den Hessenrivalen THC Hanau wohl die größte Bewährungsprobe zu bestehen. Zwar begannen die Frankfurter sehr stark, führten durch Karl Wirth, Stefan Blöcher (2), Andreas Mollandin (2), Uli Moisl und Jan-Peter Ross nach acht Minuten 3:0 und zur Pause, nach Gegentreffern von Jan-Peter Schmidt und Jens Ritter, 6:2, aber was nach der Halbzeit kam, war nur noch der Versuch mit taktischen Mittel wie Befreiungsschlägen und langes Ballhalten die drückende Überlegenheit der Hanauer zu beantworten. Wolfgang Koch (2), sein Bruder Harald und Jens Ritter kamen für die Hanauer immer näher, Stefan Blöcher mußte bei zwei Ecken auf der Torlinie retten, und Uli Moisl sowie Dirk Michaelis konnten nur noch auf 7:4 und 8:5 erhöhen. Schließlich reichte es dem 1880er-Angstgegner aus Hanau, den überragenden Jäger im 1880er Tor nur zum 6:8 zu überwinden.

Gegen den vermeintlichen Hauptgegner, die Stuttgarter Kickers, imponierten die 1880er auch spielerisch. Harmonisches Zusammenspiel, schnelle Vorstöße von Andreas Mollandin und starke Abwehr - Stefan Blöcher holte erneut drei Mal die Kugel noch von der Torlinie - ermöglichten Dirk Michaelis, Andreas Mollandin (2), Uli Moisl (2), Stefan Blöcher (2) und Karl Wirth bis zur Halbzeit eine 8:1 Führung. Als Blöcher nach Seitenwechsel sofort eine Ecke und einen 7m zum 10:1 verwandelte, ließen es die Frankfurter etwas langsamer angehen, und lediglich Karl Wirth vollendete nach dem 2:10 von Fleischhacker zum 2:11. Damit war die Hauptarbeit geleistet und das Spiel gegen den Westzweiten Marienburger SC Köln nur noch eine Pflichtaufgabe, die 7:4 gemeistert wurde. ks

"Toskana und Venedig" leuchten riesig

BAD HOMBURG. "Toskana und Venedig - Kleinode Italiens" heißt eine Dia- Panoramavision von Reiner Harscher, die am Freitag, 12. März, ab 20 Uhr im Kurtheater zu sehen ist. Die Fotos leuchten in zwölf Meter breiter Großprojektion aus sechs Projektoren. Karten im Vorverkauf hat das Verkehrsamt (Kurhaus).

Moskau Leibwächter für Touris

Weil Touristen in der ehemaligen Sowjetunion häufig Opfer von Gaunern und Kriminellen werden, schützt die Reiseorganisation Intourist ihre Kunden nach der Ankunft in Moskau neuerdings durch "Bodyguards". "Unsere Gäste sollten sich von Meldungen über Verbrechertum und Mafia nicht abschrecken lassen", so Intourist-Manager Wladimir Braginski.

Das ehemalige sowjetische Monopolunternehmen wurde inzwischen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. "Unser Sicherheitsdienst besteht aus bestens ausgebildeten Profis." Schon am Flughafen würden die Leibwächter Kunden unter ihre Fittiche nehmen und später auch im Hotel etwa vor Langfingern oder leichten Mädchen schützen. Braginski: "Auf Wunsch werden die Touristen überallhin begleitet, selbst in andere Staaten der GUS."

1992 schrumpfte der Reisestrom aus dem Ausland in die ehemalige Sowjetunion gewaltig: Während 1989 noch über 1,5 Millionen ausländische Gäste gezählt wurden, kamen im vergangenen Jahr nur noch knapp eine halbe Million.

tdt

HANDBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Gruppe Süd: EHV Aue - TuS Kaiserslautern-Dansenberg 22:19, TV Gelnhausen - TSV KA-Rintheim 18:23, VfL Günzburg - TuS Eintracht Wiesbaden 24:23, TSG Ludwigsburg-Oßweil - SG Stuttgart-Scharnhausen 29:26, VfL Pfullingen - VfL Heppenheim 26:23, TuS Fürstenfeldbruck - SC Leipzig 22:21, CSG Erlangen - TPSG FA Göppingen 22:21.

OBERLIGA HESSEN, Männer, Gruppe Süd: TuS Dotzheim - SG Anspach 17:15, TV Büttelborn - TSG Sulzbach 19:23, TuS Holzheim - TV Wicker 20:16, TV Flörsheim - TG Rüsselsheim 12:11, TV Breckenheim - TSG Offenbach-Bürgel 20:21, TV Großwallstadt - TV Idstein 18:18.

OBERLIGA HESSEN, Frauen, Gruppe Süd: TSG Offenbach-Bürgel - TV Sulzbach 11:11, SV Crumstadt - TV Groß-Umstadt 12:11, SU Mühlheim - TuS Eintracht Wiesbaden I 18:9, TuS Kriftel - TSG Walldorf 12:8, TSG Oberursel - PSV Heusenstamm 14:24, PSV GW Frankfurt II - TSG Offenbach-Bürgel 16:12, TV Sulzbach - SSG Bensheim 14:11.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Männer, Gruppe Nord: SV Hermsdorf - TV Kirchzell 23:16, TSG Münster - SSV UT Erfurt 26:7, TuS Griesheim - TV Bürgstadt 27:16, HSG Asbach- Modau - TV Lützellinden 18:22, TSG Groß-Bieberau - HSV Apolda 21:12, TuSpo Obernburg - SV Hermannia Kassel 23:16, TV Groß-Umstadt - TSV Eschwege 22:27.

REGIONALLIGA SÜDWEST, Frauen, Gruppe Nord: TV Hofheim - TV Flörsheim 20:17, SG Bruchköbel - HBV Jena 16:11, TSG Ober- Eschbach - BSC Urberach 19:16, SG Kirchhof - SV Darmstadt 98 17:17, TuS Eintracht Wiesbsden - SG Hessen Hersfeld 16:12, ThSV Eisenach - TSG Leihgestern 17:16.

Pflaumen als Preise Spiel der Woche: "Schraume(l)n"

Kennst Du das Land, wo die Schraumen wohnen? Irgendwo in einem gottvergessenen Seitental der Schweizer Alpen muß es liegen. Spielautor Urs Hostettler, der von dort stammt, gibt - wohl aus guten Gründen - keine genaueren Ortsangaben. Er will es sich allem Anschein nach mit diesem merkwürdigen Völkchen nicht verderben.

Und ein merkwürdiges Völkchen sind sie allemal, diese Schraumen. Sie bemessen ihren Reichtum nach Pflaumen, mit denen aber nicht gehandelt oder gar gefeilscht wird. Das wäre allzu frivol! Alles Geben und Nehmen wird vielmehr über die heiligen Schriftrollen geregelt. Niemand käme dort auf die Idee, diese Rollen profan als "Ereigniskärtchen" zu bezeichnen.

"In Seiner unendlichen Gnade legte der weise Regelmacher vor alten Zeiten fest", so ist in der Anleitung zu lesen, "daß jedes Schraum sieben Pflaumen aus dem Garten und drei Schriftrollen aus dem Tempel erhalten solle." Anschließend übernimmt Runde für Runde ein Spieler die Bürde des Druidenamtes. Zuerst darf er beliebig viele der Schriftrollen verlesen, die in seinem Besitz sind. So skurril und verworren die darauf festgelegten Anweisungen auf den ersten Blick auch zu sein scheinen - im Spiel ergibt sich für jede Karte plötzlich ein logischer Einsatz, als ob der Autor auch und gerade diese Variante schon erahnt und vorgeplant hätte.

Und kaum ein Schraumen bleibt dabei ungerupft. Schriftrollen und Pflaumen wechseln die Besitzer, daß es einem ganz schwindelig wird.

Dann schreitet der Druide vom Dienst abschließend zur Versteigerung der obersten Schriftrolle. Mit undurchsichtiger Miene liest er sie zunächst durch, dann preist er sie in den höchsten Tönen an, ganz egal ob ihr Inhalt nun glücksbringend oder vernichtend ist. Schließlich darf er ja den bei der Versteigerung erzielten Gewinn behalten. Und der wird selbstverständlich auch bei dieser Handlung in Pflaumen ausbezahlt!

Die "Regel der Gelobten 5" legt übrigens fest, daß kein Schraum mehr als 5 Schriftrollen besitzen darf. Hat sich ein solch übermäßiger Besitz durch Schenkung oder unerwartete Zusatzrollen angehäuft, muß das Schraum bei Antritt seines nächsten Druidenamtes unverzüglich seinen Besitz durch Verlesen und anschließende Ausführung des Verlesenen reduzieren.

Insgesamt sind sie ein offenes und ehrliches Völkchen, diese Schraumen, und halten weder die Anzahl der Pflaumen noch der Schriftrollen geheim, was natürlich die Spielspannung zusätzlich würzt.

Das Ende dieses Spiel hat der "weise Regelmacher" in zweifacher Weise festgelegt: entweder wird es durch Schriftrollen herbeigeführt, deren Texte dies bestimmen. Oder der Druide, der im Tempel Schriftrollen holen will, findet dort keine mehr vor. Gewonnen hat dann natürlich immer das Schraum mit dem größten Pflaumenreichtum. Es wird an diesem Tag, so will es der "weise Regelmacher", von seinem Volk als "Oberschraum" verehrt.

"Schraumeln" oder "Schraumen", wie es in der Schweiz heißt, ist ein heiter verrückter Spielspaß für Leute, die einen Sinn für solche Nonsensspiele haben. In der Schweiz fehlt übrigens der Untertitel "Das ultimative Nonsensspiel um Schriftrollen und Pflaumen" - wohl aus Pietät gegenüber den Sitten und Gebräuchen der Landsleute aus dem Kanton der Schraumen. BERNHARD THOLE

Schraume(l)n von Urs Hostettler. Kartenspiel für 3-8 Spieler ab 14 Jahren, Verlag: F. X. Schmid, Bachstr. 17, 8210 Prien, Preis: ca. 28,- DM.

Borussia Fulda lehnte Kickers-Geschenk ab

Geschenke scheinen die Verfolger der Offenbacher Kickers nicht annehmen zu wollen. Auch nach dem 23. Spieltag der hessischen Oberliga rangiert die Mannschaft von Trainer Lothar Buchmann mit einem Punkt Vorsprung an der Spitze des Feldes, obwohl sie sich am Freitag beim 1:1 einen unerwarteten Ausrutscher gegen Haiger leistete. Weil sich aber Fulda gegen Wiesbaden mit dem gleichen Ergebnis zufriedengeben mußte und kein Kapital aus solch glücklichen Fügungen schlagen konnte, dürfte die Borussen einiger Frust beschleichen.

Ähnlich ergeht es auch den meisten Mannschaften in der Abstiegszone, allen voran Bad Vilbel und Bad Homburg. Trotz starker kämpferischer Leistung vermochte es der FV Bad Vilbel nicht, die 0:1-Heimniederlage gegen Egelsbach zu verhindern. Bad Homburg kassierte beim deutlich verbesserten SV Wehen eine 1:4- Schlappe. Der VfB Marburg präsentierte sich bei Hessen Kassel zwar als durchaus kesser Widerpart, der als Tabellenletzter gar nicht daran denkt, die Segel frühzeitig zu streichen, unterlag aber dennoch mit 2:3.

Wie schon im Hinspiel, so brachte auch das brisante Derby zwischen Rot-Weiss und FSV Frankfurt ein Unentschieden. 2:2 trennten sich die alten Rivalen am Brentanobad. Weiter eifrig Punkte gegen den Abstieg sammeln die Eintracht-Amateure und der VfR Bürstadt, die sich mit dem 1:1 langsam ein kleines Polster zur akut gefährdeten Zone schaffen konnten. Gar nicht gegen den Ball treten konnten Neukirchen und Walldorf. fro

BIATHLON WELTCUP in Lillehammer, Männer, 10 km: 1. Luck 29:51,0 Minuten/0 Schießfehler, 2. Fischer (beide Oberhof) 29:53,7/3, 3. Gredler (Österreich) 29:54,0/3, 4. Kirchner (Oberhof) 30:04,8/2, 5. Laurent (Frankreich) 30:33,7/0, 6. Mannelquist (Schweden) 30:39,9/1, 7. Tschepikow (Rußland) 30:40,3, 8. Perner (Italien) 30:41,7/2, 9. Johansson (Schweden) 30:44,0/1, 10. Majgorow (Weißrußland) 30:44,7/0, 11. Gross (Ruhpolding) 30:45,5/1, 12. Kuoppa (Schweden) 30:46,8/1, 13. Popow (Weißrußland) 30:51,6/1, 14. Carrara 30:52,6/2, 15. Passler (beide Italien) 30:57,5/3, 16. Steinigen (Ruhpolding) 31:02,1/1, ... 41. Schönthier (Ruhpolding) 32:08,2/3, ... 71. Hoos (Oberhof) 33:21,8/3. - Stand im Gesamtweltcup: 1. Löfgren (Schweden) 141 Punkte, 2. Johansson und Carrara je 120, 4. Kirchner 105, 5. Zingerle 102, 6. Gross 101, 7. Medwedzew (Rußland) 96, 8. Bailly-Salins (Frankreich) 94, 9. Gredler 92, 10. Tschepikow 91, ... 12. Luck 89, ... 14. Steinigen 82, ... 18. Fischer 69, ... 26. Fischer (Ruhpolding) 35, ... 45. Schönthier 15, ... 65. Hoos 4.

4x7,5-km-Staffel: 1. Schweden (Löfgren/Mannelquist/Kuoppa/Johansson) 1:33:05,4/3, 2. Deutschland (Gross, Ruhpolding/Luck/Kirchner/Fischer, alle Oberhof) 1:33:06,1/2, 3. Frankreich (Laurent/Bailly-Salins/Dusserre/Flandin) 1:33:40,2/0, 4. Norwegen 1:33:51,3/1, 5. Weißrußland 1:34:03,1/0, 6. Italien 1:34:20,6/0, 7. Österreich 1:34:45,4/2, 8. Tschechische Republik 1:34:47,4/0, 9. Rußland 1:35:23,5/0, 10. Ukraine 1:35:29,7/0.

Frauen, 4x7,5 km-Staffel: 1. Frankreich (Niogret/Claudel/Burlet/Briand) 1:47:27,6 Stunden/0 Schießfehler, 2. Rußland (Simuschina/Belowa/ Wolkowa/Reszowa) 1:50:24,9/7, 3. Norwegen (Trosten/Sikveland/Andreassen/Fossen) 1:52:38,9/2, 4. Tschechische Republik 1:53:15,1/3, 5. Finnland 1:53:16,0/2, 6. Weißrußland 1:55:25,2/7, 7. Schweden 1:55:37,2/0, 8. Kanada 1:57:31,5/2, 9. USA 1:57:43,3/0, 10. Polen 1:58:18,8/10. Deutschland (Disl, Moosham/Misersky, Oberhof/Humanik, Oberwiesenthal/ Greiner-Petter-Memm, Oberhof) wegen Verlassens der Wettkampfstrecke disqualifiziert.

7,5 km: 1. Reszowa (Rußland) 25:29,5 Minuten/4 Fehlschüsse, 2. Paramigina (Weißrußland) 25:50,6/0, 3. Misersky (Oberhof) 25:55,3/2, 4. Knizkova (Tschechische Republik) 26:01,6/0, 5. Jasicavo (Slowakei) 26:10,6/1, 6. Burlet (Frankreich) 26:16,5/0, 7. Westin (Schweden) 26:19,6/1, 8. Bedard (Kanada) 26:53,7/1, 9. Hakova (Tschechische Republik) 26:57,2/2, 10. Briand (Frankreich) 26:59,3/2, 11. Novotna (Tschechische Republik) 27:14,1/1, 12. Volfa (Lettland) 27:15,2/2, 13. Markkanen (Finnland) 27:23,2/0, 14. Claudel (Frankreich) 27:26,3/2, 15. Sikveland (Norwegen) 27:32,8/2, ... 22. Disl (Moosham) 27:48,5/2, ... 34. Greiner-Petter-Memm (Oberhof) 28:31,0/1, ... 58. Hummanik (Oberwiesenthal) 29:34,8/6, ... 64. Schwaab (Oberhof) 30:01,4/4. - Stand im Gesamt-Weltcup: 1. Bedard 167 Punkte, 2. Reszowa 163, 3. Briand 150, 4. Santer (Italien) 126, 5. Burlet (Frankreich) 121, 6. Niogret (Frankreich) 116, 7. Schaaf (Willingen) 114, 8. Hakova 105, 9. Claudel 93, 10. Misersky und Adamickova (Tschechische Republik) je 88.

SKI ALPIN WELTCUP-ABFAHRT der Frauen in Morzine/Frankreich: 1. Seizinger (Halblech) 1:18,88 Minuten, 2. Häusl (Schneizlreuth) 1:18,90, 3. Loedemel (Norwegen) 1:19,06, 4. Merle (Frankreich) 1:19,21, 5. Renoth (Schellenberg) 1:19,61 6. Stallmeier-Wallinger (Österreich) 1:19,63, 7. Lebedewa (Rußland) 1:19,76, 8. Cavagnoud (Frankreich) und Zeller (Schweiz) jeweils 1:19,80, 10. Zelenskaja (Rußland) 1:19,81, 11. Vogt (Starnberg) 1:19,87, 12. Stanggassinger (Berchtesgaden) 1:19,99, 13. Lee-Gartner (Kanada) 1:20,02, 14. Haas 1:20,07, 15. Sadleder (beide Österreich) 1:20,13, ... 22. Ertl (Lenggries) 1:20,72, ... 29. Osterried (Pfronten) 1:21,29, 30. Meier (Rottach- Egern) 1:21,31. - Abfahrtsweltcup (nach acht von zehn Rennen): 1. und damit Gesamt-Siegerin, Seizinger 580 Punkte, 2. Häusl 297, 3. Merle 280, 4. Vogt und Lee-Gartner 279, 6. Haas 273.

WELTCUP SUPER-G der Frauen in Morzine (Frankreich): 1. Compagnoni (Italien) 1:12,66, 2. Seizinger (Halblech) 1:12,80, 3. Wachter (Österreich) 1:12,96, 4. Lee-Gartner (Kanada) 1:13,04, 5. Eder (Österreich) 1:13,07, 6. Merlin (Italien) 1:13,11, 7. Zurbriggen (Schweiz) 1:13,15, 8. Merle (Frankreich) 1:13,28, 9. Maier (Österreich) 1:13,32, 10. Ertl (Lenggries) 1:13,41, 11. Häusl (Schneizlreuth) 1:13,47, 12. Roffe (USA) 1:13,56, 13. Vogt (Starnberg) 1:13,75, 14. Parisien (USA) 1:13,84, 15. Stallmaier (Österreich) 1:13,85, 16. Renoth (Schellenberg) 1:13,97, 20. Osterried (Pfronten) 1:14,28, 25. Meier (Rottach-Egern) 1:14,36, 34. Stanggassinger (Berchtesgaden) 1:14,81, 37. Sonntag (Garmisch-Partenkirchen) 1:15,15. - Super-G-Weltcup (nach fünf von sechs Rennen): 1. Merle 286 Punkte, 2. Wachter 277, 3. Maier 276, 4. Seizinger 271, 5. Eder 234, 6. Lee-Gartner 181, 7. Compagnoni 170. - Gesamt-Weltcup (nach 23 von 35 Wettbewerben): 1. Wachter 1.027, 2. Seizinger 932, 3. Merle 846, 4. Vogt 549, 5. Maier 495, 6. Lee-Gartner 510, 7. Häusl 462. (sid)

Nächste Frauen

Die nächsten Spiele: 12. Spieltag (21. März) Klinge-Seckach - Wacker München, Niederkirchen - Ludwigsburg (beide So. 11 Uhr), Sindelfingen - Ahrbach, FSV - Saarbrücken, Battenberg - Praunheim (alle So. 14 Uhr).

Hessische Meisterschaften Immer weniger finden zum Eiskunstlauf

So trübe wie der hessische Winter ist auch die Zukunft der hiesigen Eiskunstläufer. Bei den hessischen Meisterschaften, die am Wochenende in Frankfurt stattfanden, waren sämtliche Wettbewerbe nur mager besetzt. Während die Meisterklasse der Männer dem grassierenden Aktivenschwund gänzlich zum Opfer fiel, waren bei den Frauen immerhin zwei Teilnehmerinnen am Start. Nach dem Rücktritt der Vorjahresmeisterin Nicola Krolikowski (Frankfurt), hatte die 15jährige Lauterbacherin Tanja Greb alle Trümpfe in der Hand. Nachdem die klare Favoritin ihrer einzigen Mitstreiterin Carmela Ritacco (FTG Frankfurt) bereits im Technik-Programm klar überlegen war, machte sie mit einer guten Kürleistung alles klar.

Im Wettbewerb der Juniorinnen gewann erwartungsgemäß die für den Frankfurter REC startende Gundula Müller. Alicia Lochner und Alexandra Ziegler (beide TGS-Vorwärts-Frankfurt), mußten sich trotz ebenbürtiger Leistung mit den Plätzen zwei und drei begnügen. reh

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Leitartikel Volksparteien ohne Volk Seite 3

Ex-DDR Gefahr von rechts verharmlost Seite 4

Wirtschaft Moskau warnt Gläubiger Seite 10

Hessen Profitgier auf Wohnungsmarkt Seite 18

Aus aller Welt Kinder werden ausgebeutet Seite 22

Fernsehen und Funk Seiten 7+8

Roman Seite 17

Freie Aussprache Seite 20

Filmspiegel Seite 21

SPORTRUNDSCHAU Fußball-Bundesliga Bayern stiehlt sich davon Seite 23

Biathlon Deutsche im Wald verirrt Seite 27

Alpiner Skisport Wieder Sieg für Seizinger Seite 27

Fußball-Oberliga FSV-Erfolgsdruck wächst Seite 29

Zweite Basketball-Bundesliga Grippewelle schwächt BG im Abstiegskampf

Offenbach - Würzburg 65:94 (38:38)

Brandt Johnson lag mit Fieber darnieder, Ralf Bülter, Peter Reißaus und Jens Freudl spielten von der Grippe geschwächt, so daß die Gastgeber im Endeffekt nichts zu bestellen hatten gegen die Würzburger. Trainer Jochen Bezler war von vornherein klar, daß unter diesen Umständen das Spiel für die BG kein gutes Ende nehmen konnte.

Trotzdem hielten sich die Offenbacher gegen eine bis zur Pause allerdings auch sehr schlechte DJK erstaunlich gut. Selbst nach dem Wechsel dauerte es noch lange, ehe die Partie entschieden war, nur 47:51 hieß es in der 28. und auch nur 61:71 in der 36. Minute. Die meisten Punkte für die BG Maxx erzielten Bülter (20), Christoph Eck (13), Goran Leko (11) und Freudl und Lars Kamper (je 7).

Schwerer als die Niederlage gegen Würzburg wiegt freilich, daß Offenbach die Abstiegsrunde mit nunmehr 0:6 Punkten begonnen hat. Da im Mittwoch-Spiel bei Lotus München auch keine Zähler herausspringen werden, Karlsruhe aber mit einem Sieg gegen Bayern München den Rückstand auf Offenbach auf zwei Punkte verkürzt hat, kommt es am Samstag mit der Partie Offenbach gegen Karlsruhe zu einem vorentscheidenden Spiel im Kampf gegen den Abstieg. ah

Frauen-Bundesliga: Ein Derby, das es in sich hatte Trainer Walz gab entnervt auf Konter entschieden / FSV Frankfurt - SG Praunheim 0:2 (0:1)

Nichts deutete im Vorfeld des Derbys auf außergewöhnliche Ereignisse hin. Doch es kam alles ganz anders. Erstmals seit 23 Jahren feierte Praunheim nämlich einen Erfolg gegen den einst übermächtigen Nachbarn. Und dann trat der deprimierte FSV-Trainer Peter Walz zurück.

"Meine Entscheidung ist unumkehrbar", erklärte der Gymnasiallehrer zum Erstaunen aller auf der Pressekonferenz. Was er nicht mitteilte, waren die Hintergründe. In der Halbzeit wollte nämlich Abteilungsleiterin Monika Koch-Emsermann ohne Rücksprache mit ihm das Wort ergreifen, womit er nicht einverstanden war und deshalb sogar aufgrund des schon seit längerem schwelenden Streits mit seiner Vorgängerin auf dem Trainerposten sofort gehen wollte. Daraufhin schaltete sich die Mannschaft ein und komplimentierte Monika Koch-Emsermann aus der Kabine. Als Walz sie dann nach dem Abpfiff um ein Gespräch bat, lehnte sie ab. Daraufhin gab der Trainer seinen Rücktritt bekannt.

Am Sonntagabend wurden zwar noch ausführliche Gespräche am Bornheimer Hang geführt, aber Walz will bei seiner Entscheidung bleiben. Die Mannschaft wiederum wollte mit Koch-Emsermann ein Gespräch führen, was diese ebenfalls ablehnte. Sie war nur bereit, mit den beiden Spielführerinnen zu reden.

Gleichzeitig schloß Monika Koch-Emsermann aus, als Trainerin langfristig zurückzukehren. "Höchstens für eine kurze Übergangszeit, bis eine neue Trainerin gefunden ist", machte sie ihren Standpunkt deutlich. Die neue Trainerin soll ihrer Auskunft nach eine ehemalige Spielerin werden.

Die Partie geriet durch dieses Nachspiel fast zur Nebensache: Obwohl der FSV deutlich überlegen war und durch Katja Bornschein mehrere hochkarätige Möglichkeiten besaß, erzwangen die kampfstarken Praunheimerinnen die Entscheidung zu ihren Gunsten. Steffi Jones und Anastasia Kubiak schlossen zwei Konter ab. dan/ger

FSV: Kraus; Heinrich, Milke, Schlösser, Minnert, Thierolf (62.Ziegler); K. Pohlmann (62. Pfau),König, W. Pohlmann, Stumpf, Bornschein

Praunheim: Becker; Häusler, Hasche, A. Walter, Damerau, Schäfer, Jones, Apholte (64. Schmidt), Kubiak, Heck (53. Bianco), M. Walter.

Schiedsrichter: Frau Günthner (Bamberg)

Tore: 0:1 Jones (28.), 0:2 Kubiak (78.)

Zuschauer: 400.

Bedienung verbessert Im Test: Videorecorder (VHS)

Trotz HiFi-Ton und S-VHS: Die meisten Käufer entscheiden sich immer noch für einen ganz normalen VHS-Mono- Videorecorder. Die Stiftung Warentest hat 15 dieser Modelle zwischen etwa 700 und 1000 Mark unter die Lupe genommen. Während die Prüfer in der Bedienung erhebliche Fortschritte registrierten, war die Bildqualität im allgemeinen nur Mittelmaß.

Der Hauptnutzen eines Videorecorders ist nach wie vor die zeitversetzte Aufzeichnung von Fernsehprogrammen. Gerade die Programmierung der eingebauten Schaltuhr (Timer) galt jedoch bislang als besonders kompliziert. Zwar bleibt einem auch bei den Testgeräten die Lektüre der Bedienungsanleitung nicht erspart, aber immerhin ist die Programmierung für jedermann erlernbar. So lobten die Tester sogenannte Dialogverfahren, bei denen die notwendigen Daten unter Anleitung von Bildschirmbefehlen auf der Fernbedienung eingetippt werden. Denkbar einfach ist die Programmierung über Strichcodes - vorausgesetzt, man findet die fertigen Balkendiagramme in einer Programm- oder Spezialzeitschrift. Oft muß der Benutzer den Code freilich selbst erstellen, indem er für jede Information den passenden Strich aus einer Tafel heraussucht. Auch die Programmierung über Videotext wird von den Testern gelobt, wobei allerdings zu bedenken ist, daß es für viele Sender noch keine vollständigen Programmübersichten im Videotext gibt.

Obwohl die ausgewählten Videorecorder zur unteren Preisklasse gehören, heben sie sich deutlich von ausgesprochenen Billiggeräten ab. Bestes Beispiel: Alle haben mindestens drei Videoköpfe - ein "Luxus", der sich vor allem beim Standbild bezahlt macht. Auch Euro-AV- Buchsen sind hier erfreulicherweise Standard, aber daß sich die baugleichen Recorder von Blaupunkt und Panasonic mangels eingebauten HF-Modulators für Fernsehgeräte ohne Euro-AV-Anschluß gar nicht mehr eignen, ging den Prüfern doch zu weit. Schließlich haben selbst viele moderne Fernseher mit kleineren Bildschirmen keine Euro-AV-, sondern ausschließlich eine Antennenbuchse.

Im wichtigsten Punkt, der Bildwiedergabe, unterscheiden sich die untersuchten Videorecorder nur wenig. Zwar bieten alle einen ansehnlichen Qualitätsstandard, aber nach einem Modell mit herausragend gutem Bild sucht man im Testfeld vergebens. Hier machen sich auch die begrenzten Möglichkeiten des VHS-Systems bemerkbar. Nicht anders bei der Tonqualität: Die Monoaufzeichnung im sogenannten Längsspurverfahren verhindert von vornherein einen besonders hochwertigen Klang. Wer darauf und auf die Möglichkeit der Stereoaufzeichnung nicht verzichten möchte, muß sich in einer anderen Produktgruppe, nämlich bei sogenannten HiFi-Videorecordern umschauen. Diese Geräte sind allerdings ein paar hundert Mark teurer. Immerhin klingen die meisten Testgeräte im Rahmen ihrer Möglichkeiten durchaus akzeptabel.

Nur bei den Testrecordern von Philips, Quelle und Telefunken waren die Prüfer mit dem Sound nicht zufrieden.

Der vollständige Test-Bericht ist in der Zeitschrift "test" erschienen. Erhältlich bei der Stiftung Warentest, Vertrieb, Postfach 81 06 60, 7000 Stuttgart 80 (Test-Ausgabe 2/93).

"Intersat" zeigte Neues bei Unterhaltungselektronik

Haushalte mit Satelliten-Empfang können sich künftig mehr Programme ins Haus holen. Bei der "Intersat" präsentierten mehrere Aussteller neue technische Systeme, die den Empfang von bis zu vier Satelliten ermöglichen. Nach der Umrüstung sind die "Schüsseln" auf dem Dach beweglich und können auf verschiedene Satelliten ausgerichtet werden. Darüber hinaus dürfte für hier lebende Italiener ein Entschlüsselungsgerät interessant sein, das den störungsfreien Empfang der beiden Programme der Fernsehanstalt RAI ermöglicht.

Eine Neuheit bei der "Intersat" war auch ein Hifi-Tuner für UKW-Sender und Digitales Satelliten-Radio. Für diese 16 Hörfunk-Programme in CD-Qualität war bislang ein eigenes Gerät erforderlich. Die neuen Tuner sind auch für Radiotext eingerichtet. Die Laufschrift zeigt nicht nur den Radiosender, sondern auch den gerade laufenden Musiktitel an.

Nachdem die Post ihre Zulassung erteilt hat, kann jetzt auch eine drahtlose Verbindung zwischen Videokamera, Recorder und Bildschirm hergestellt werden. Ohne umständliche Verkabelung ist damit eine Übertragung über eine Entfernung bis zu 500 Meter möglich.

Nicht ganz zufrieden war Messeveranstalter Ernst Weinheimer mit dem Ergebnis der viertägigen Verkaufsschau. Weinheimer hatte mit rund 10 000 Fachbesuchern gerechnet. Tatsächlich besuchten rund 8500 Kunden die Stände der 128 Austeller. vo

Gerechtigkeit durch den überragenden Kientz

Eintracht-Amateure - Bürstadt 1:1 (0:1)

88 Minuten waren die Eintracht- Amateure angerannt, engagiert zwar, aber kopflos. Zwei Minuten vor dem Ende war Sobotzik im Bürstädter Strafraum gefallen, statt Elfmeter gab der Schiedsrichter dem Frankfurter die Gelbe Karte. Und dann machte sich Kientz auf, um in letzter Sekunde das 1:1 zu erzielen.

Das entsprach dem Spielverlauf in einer spannenden, aber beileibe nicht guten Begegnung. Dabei hatten die Oberligisten einen guten Eindruck hinterlassen. Der VfR in schwarz-weiß gestreiften Dreß, die Frankfurter in rot- schwarzen Jerseys, modisch waren beide Teams auf dem neuesten Stand. Wie sie sich auf dem Rasen bewegten, war weniger schön anzusehen. Die Marschroute von Gäste-Trainer Vasic war einfach: hinten dicht, vorne auf Konterchancen warten.

Die Eintracht also mußte das Spiel gestalten, was ihr schwer fiel. Zitouni bot sich die beste Frankfurter Chance, doch Schäfer reagierte famos. Im Mittelfeld wurde nach dem Ball (nicht selten auch nach dem Gegner) getreten; Torchancen blieben Mangelware. Vor allem nach dem Ramadani einen Freistoß aus 20 Metern ins Netz getreten hatte. Es war die ersten Gelegenheit für die Südhessen und sollte die letzte bleiben. Fast wäre die destruktive Taktik belohnt worden. Wäre da nicht Kientz gewesen, der Gerechtigkeit im Fußball aufleben ließ. RONALD RENG

Eintracht: Nikolov; King; Oezcan, Kientz, Zitouni, Dvorschak (45. Sobotzik), Mai, Kayrak, Schlösser, Würzburger, Balzer (70. Wagner).

Bürstadt: Schäfer; Glaser; Gräf, Müller, Jakob, Foale, Dörrich, Ramadani, Hahn (70. Lazaro), Eichhorn.

Tore: 0:1 Ramadani (45.), 1:1 Kientz (90.).

Schiedsrichter: Clemens (Eichenzell).

Zuschauer: 100.

Die Kommunalwahl in Höchst und den westlichen Stadtteilen: Ergebnisse und Berichte in der Stadtrundschau.

Herbststürme sorgten für eine Menge Zusatzarbeit Die Freiwillige Wehren sind im Aufwind: Mehr Einsätze und Mitglieder / 128 Mal wurde Fehlalarm gemeldet

FRANKFURT A. M. Einen erfreulichen Aufwärtstrend brachte das Jahr 1992 für den Stadtkreisfeuerwehrverband Frankfurt, in dem 28 freiwillige Feuerwehren und (seit Anfang 1992) auch die Betriebsfeuerwehr der Druckfarbenfabrik Schmidt in Rödelheim zusammengeschlossen sind. Darüber wird Stadtbrandinspektor Gerhard Weidhaas beim Feuerwehr-Verbandstag 1993 am Samstag, 13. März (15 Uhr), in der Sport- und Kulturhalle in Unterliederbach (Hans-Böckler- Straße 4) berichten.

Unter positiven Vorzeichen wird auch der Situationsbericht des Dezernenten für den Brand- und Katastrophenschutz, Tom Koenigs, stehen. Er wird wahrscheinlich den Gerätehausbau, die Fahrzeugbeschaffung, die persönliche Ausrüstung der Freiwilligen, die "stille Alarmierung" und den jüngsten Störfall in Griesheim ansprechen, bei dem außer der Berufsfeuerwehr in Schwanheim auch die Freiwillige Feuerwehr eingesetzt war. Erstmals nimmt an einem Verbandstag auch der neue Amtsleiter der Branddirektion, Reinhard Ries, teil.

Dem Feuerwehrverband gehören derzeit 835 männliche und weibliche Aktive an. Zur Ehren- und Altersabteilung zählen 588 ehemalige Feuerwehrleute. Mit Gründung weiterer Nachwuchsabteilungen in Niederrad und jüngst in Schwanheim sind die Jugendfeuerwehren in Frankfurt nun flächendeckend vertreten. Erfreulich war der Zuwachs an Jugendlichen: Waren es Anfang 1992 insgesamt 387 (davon 69 Mädchen), stieg die Zahl bis Ende des Jahres auf 456 (davon 79 Mädchen).

Der Stellenwert der Freiwilligen spiegelt sich in der Einsatzstatistik wider. In Partnerschaft mit der Berufsfeuerwehr leisteten sie hervorragende Arbeit, beispielsweise zweimal nach schweren Unwettern. 806mal wurden die Wehren 1992 alarmiert (Vorjahr: 501 Alarme), bekämpften 302 Brände und leisteten 318mal technische Hilfe (Vorjahr: 49). In 47 Fällen wurden die freiwilligen Feuerwehren in Alarmbereitschaft versetzt. 128 blinde oder böswillige Alarmierungen waren zu verzeichnen. Die Einsatzdauer betrug im vergangenen Jahr 4963 Stunden.

Der ehrenamtliche Dienst in Ausbildung und Einsatz entlastete den Stadtsäckel mit Beträgen in Millionenhöhe. Gegenleistungen sind die Bereitstellung von Einsatzfahrzeugen und Geräten, Ausrüstung der Aktiven, ein finanzieller Zuschuß zur Verbandsarbeit, Fördermittel für die Jugendarbeit sowie der Bau oder die Erweiterung von Gerätehäusern (in Ginnheim und Niederursel hofft man auf die Fertigstellung neuer Unterkünfte noch in diesem Jahr, in Hausen soll erweitert, im Stadtteil Praunheim neu gebaut werden).

Bei allen städtischen Leistungen, die zum großen Teil vom Gesetzgeber vorgeschrieben sind, handelt es sich jedoch nicht um "Geschenke" an die Stadtteilfeuerwehren. Sowohl die Gerätehäuser, der Fahrzeugpark, Geräte und anderes mehr sind und bleiben Eigentum der Stadt. Älteste Frankfurter Wehr ist die Freiwillige Feuerwehr Höchst, 1852 gegründet, die zweitälteste wurde 1859 in Rödelheim aus der Taufe gehoben.

"Runde Geburtstage" können 1993 sechs Wehren begehen: 120 Jahre alt wird die Feuerwehr Seckbach, 100 Jahre die Feuerwehr Ginnheim, jeweils 90 Jahre die Wehren in Niederursel und Sossenheim, 80 die Zeilsheimer Wehr und 60 Jahre die Feuerwehr in Harheim. Die seit 20 Jahren bestehende Partnerschaft zwischen der Freiwilligen Feuerwehr Rabland/Südtirol und dem Stadtkreisverband Frankfurt soll in der Mainmetropole gefeiert werden.

Nach der Verbandsversammlung in Unterliederbach werden die Jubiläumsvorbereitungen für das 125jährige Bestehen des Stadtkreisfeuerwehrverbandes Frankfurt im Jahre 1994 fortgesetzt. dixi

Die Grünen beraten Wahl und Kandidatur

RÜSSELSHEIM. Mit dem Kommunalwahlergebnis befassen sich die Grünen- Mitglieder am Freitag, 12. März, 19 Uhr in der Stadthalle. Ferner geht es darum, ob der Ortsverband für die Direktwahl des Oberbürgermeisters am 4. Juli einen Kandidaten benennt. Vorstand und Fraktion haben sich dafür ausgesprochen.

Für die SPD hat Amtsinhaber Norbert Winterstein seine Kandidatur erklärt. Für die CDU geht die Landtagsabgeordnete Otti Geschka ins Rennen. lis

Man kann Auschwitz nicht ausdrücken Ein Gespräch in Bockenheim zeigte die Schwierigkeit, den Holocaust darzustellen

FRANKFURT A. M. "Ist Auschwitz ausstellbar?" Hanno Loewy antwortete ohne zu zögern. "Nein, Auschwitz ist nicht ausstellbar." Das ist eine nur scheinbar eindeutige Aussage: Die ausgestellten Bilder können das Grauen nicht wirklich darstellen, präzisierte er, denn der Holocaust sei nicht zu vermitteln. "Man kann Auschwitz nicht ausdrücken", sprang ihm Rudolf Dohrmann zur Seite; das schmälere aber keineswegs die Anstrengungen, Auschwitz verstehen zu wollen.

So habe er, Dohrmann, als nichtjüdischer Deutscher einen eher "schweren" Zugang zu diesem Thema, Loewy hingegen, dessen jüdische Familie größtenteils in dem Vernichtungslager dort umgebracht wurde, einen "leichten" Zugang zu Auschwitz, sagte Dohrmann - paradox.

Der Verein zur Gründung der Stiftung Auschwitz hatte zu der Diskussion eingeladen. Sie lief anläßlich der Ausstellung "Auschwitz - das Verbrechen gegen die Menschheit" in den Ausstellungsräumen in der Bockenheimer Voltastraße.

Die Gesprächsrunde: Krystyna Oleksy (Vize-Direktorin des Staatlichen Museums Auschwitz), Franciszek Piper (Leiter der historischen Abteilung des Auschwitz-Museums), Hanno Loewy (Fritz-Bauer-Institut), Gottfried Kößler (Mitarbeiter der Hessischen Lehrerfortbildung und des Historischen Museums Frankfurt) sowie Rudolf Dohrmann (Pastor und Vorstandsmitglied des Vereins zur Gründung der Stiftung Auschwitz).

Die Diskussionsteilnehmer hatten sichtlich Schwierigkeiten, ihre Meinung in Worte zu fassen, die richtigen Begriffe für ihre Empfindungen zu finden. Mißverständnisse, Argumentationen weitab vom Thema, eine unterschwellige Aggression und eine merkwürdige Sprachlosigkeit bestimmte die Atmosphäre des Gespräches. Auch wenn Experten auf dem Podium saßen, die sich schon jahrelang mit diesem Thema beschäftigten, wurden im Laufe der Diskussion mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben.

Das lag nicht zuletzt daran, daß die Vokabel Auschwitz "überfrachtet" ist. Auschwitz sei zum einen der konkrete Ort der Massenvernichtung durch Vergasung und Zwangsarbeit, sagte Loewy. Zum anderen sei Auschwitz zum Symbol für den Terror durch die Nazis, zum Zeichen für alle Erscheinungen des Dritten Reiches geworden - und "Symbole können sich abnutzen und schwach werden", warnte Dohrmann.

Eine Erfahrung, die Lehrer Kößler bestätigte: Schülern sei Auschwitz schwer zu vermitteln, "es ist teilweise zu unkonkret geworden". Auch Frau Oleksy berichtete von Führungen durch das ehemalige Konzentrationslager: Für viele junge Leute sei der Nationalsozialismus so weit weg wie Geschichten aus dem Mittelalter. Das sei zum Teil auch Schuld der Darstellungsform: Vokabeln wie "Hölle von Auschwitz" für das KZ und "Bestien" oder "Sadisten" für SS würden die Ereignisse verfremden. Das lenke von der Tatsache ab, daß die Täter normale Menschen waren, daß der Terror des Dritten Reiches kein "Busunglück" gewesen sei: "Auschwitz ist nicht vom Himmel gefallen", betonte sie. Es habe einen Weg dorthin gegeben, das müsse in Ausstellungen deutlich gemacht werden.

Die Perspektive des Täters, vor allem die Motive, seien auch in der Ausstellung in Frankfurt zu kurz gekommen, fand Hanno Loewy. "Die Frage nach dem Warum wird nicht beantwortet; sie wird nicht einmal gestellt", kritisierte er. Und auch den Opfern würde die Ausstellung nicht gerecht. Ein Anspruch, dem nach seiner Meinung bislang keine Ausstellung gerecht wurde.

Das Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau selbst beschränke sich auf eine äußere Perspektive, der Besucher "kann den Tötungsapparat studieren"; in israelischen Ausstellungen werde wenigstens eine Vorgeschichte der Opfer erzählt, oft stehe der Widerstand in dem Lager im Mittelpunkt und der spätere Weg der Überlebenden nach Israel.

"Aber die Überlebenden sind nicht die wirklichen Zeugen des Holocaust; sie reden nur stellvertretend für die unzähligen Toten." Sich dem Schicksal dieser Namenlosen zu nähern, sollte nach Hanno Loewys Meinung die Aufgabe einer Ausstellung sein. "Auschwitz ist ausstellbar", revidierte er am Ende der Veranstaltung seine Eingangsbehauptung. Doch über das "Wie" hat auch diese Diskussion keine Antworten geliefert. rea

Rasante Schlußphase in einem brisanten Derby Zaghafter Gäste-Sturm / Oliver Roth imponierte erneut / Rot-Weiss Frankfurt - FSV 2:2 (0:0)

In einem in der zweiten Halbzeit spannenden, zum Schluß sogar dramatischen Derby gab es ein Unentschieden, mit dem beide Teams nicht zufrieden waren. Der FSV nicht, weil er wieder eine Fülle von Chancen vergeben hatte, und die Rot- Weissen nicht, weil der Ausgleichstreffer der Gäste erst in der überlangen Nachspielzeit fiel. FSV-Trainer Dörenberg kommentierte: "Das Spiel hat wieder einmal alle Höhen und Tiefen meiner Mannschaft gezeigt. Wir haben phasenweise gut, dann wieder unkonzentriert gespielt, und vor allem erneut vor dem Tor versagt."

Die alte Rivalität zwischen den "Roten" und den Bornheimern führte insbesondere in der Anfangsphase zu einigen unfreundlichen Attacken. In kurzen Abständen sahen Kraaz, Schneidt und Fischer die Gelbe Karte. Spielerisch war der FSV einen Tick besser, und oft sahen die langen Ballpassagen über die ganze Breite des Feldes recht hübsch aus. Aber wie so oft in dieser Saison endete die Herrlichkeit in der Nähe des gegnerischen Strafraumes. Weniger oft im Angriff, dafür aber gefährlicher waren die Rot-Weissen, die bei einem Freistoß von Hoßmang und einem Weitschuß von Roth das Tor nur knapp verfehlten. Die größte Chance aber hatte vier Minuten vor der Pause Marco Grevelhörster für den FSV, doch sein Schrägschuß strich knapp am leeren Tor vorbei.

Mit einer weiteren von Grevelhörster vergebenen Großchance begann die zweite Hälfte, doch was sich schon in der ersten Halbzeit andeutete, wurde fünf Minuten nach dem Wechsel wahr: Die "Roten" wirkten vor dem Tor gefährlicher und gingen durch Oliver Roth, der wiederum ein sehr starkes Spiel demonstrierte, in Führung. Sein Schrägschuß aus zwölf Metern war für Gästetorwart Croonen unhaltbar. Der FSV verstärkte danach noch seine Offensive, aber der Angriff wirkte wie schon seit Monaten zu zaghaft und ohne jedes Selbstvertrauen. Fischer, Kilian und Duzel standen vor dem Ausgleich, aber immer fehlten ein paar Zentimeter oder "der nötige Schuß Frechheit" (so Trainer Dörenberg).

Mit der Zeitstrafe für Zgraja in der 72. Minute schien das Spiel gelaufen. Die Begegnung wurde nun zunehmend hektischer, erneut häuften sich wie in der Anfangsphse die Fouls, und ab der 79. Minute mußte auch Fischer zehn Minuten zuschauen. Um so beachtlicher war es, daß die Gäste sogar mit nur neun Spielern zum Ausgleich kamen: Der eingewechselte Marcus Haupt wurde auf der rechten Seite freigespielt und schoß aus kurzer Entfernung ein. Doch das war noch nicht alles. In der letzten Minute der regulären Spielzeit nutzte Roth eine Verwirrung in der FSV-Abwehr, die von Torwart Croonen ihren Ausgang nahm, zum 2:1. Dann sorgte der schwache Schiedsrichter für Verdruß bei den "Roten", denn er ließ aus unverständlichen Gründen fünf Minuten nachspielen. Sekunden vor dem Abpfiff gelang dem erneut hervorragenden Conrad aus dem Gewühl heraus das nicht mehr erwartete 2:2. Der Jubel aus den zehlreichen FSV- Anhängern war riesig. Mit Conrad, Zgraja und Boy hatten die Bornheimer ihre stärksten Kräfte in der Abwehr, bei Rotweiss überragten Hoßmang, Kraaz und Roth. PETER BUSCH

Rotweiss: Wimmer; Hoßmang; Kraaz, Wozniecki, Brunetti, Wöber, Schneid, Pistauer, Guerrera, König (46. Morhardt), Roth (90. Becht).

FSV: Croonen, Fischer, Zgraja (82. Lakies), Conrad, Boy, Grau (65. Haupt), Duzel, Kilian, Sandt, Grevelhörster, Etebu.

Tore: 1:0 Roth (51.), 1:1 Haupt (81.), 2:1 Roth (90.), 2:2 Conrad (90.).

Schiedsrichter: Ott (Wiesbaden).

Zuschauer: 650.

Koenigs warnt Harheimer vor weiterem Baumfrevel

Um weiteren illegalen Fällungen geschützter Streuobstbestände im Wohngebiet Harheim Nord vorzubeugen, hat Umweltdezernent Tom Koenigs alle Eigentümer der Flurstücke angeschrieben und auf die Rechtslage hingewiesen. Bei illegalen Eingriffen sei grundsätzlich der ursprüngliche Zustand wiederherzustellen.

Rechtlich, so der Umweltdezernent, ergeben sich folgende Konsequenzen: 1. Die Kosten für Neuanpflanzungen sind vom Eigentümer zu tragen; 2. der Rechtsstatus hat sich nicht geändert; 3. es ergeht ein Bußgeld gegen den Verursacher. pia

Kelkheim: NPD zieht ein

KELKHEIM. Erster Stadtrat Hans-Dieter Schirrmacher hat allen Grund zum Strahlen: Mit einem zusätzlichen Abgeordneten werden die Liberalen künftig im Parlament Politik treiben können. Auch die UKW konnte ihr Ergebnis deutlich verbessern, während die SPD, die vier Sitze eingebüßt hat, zum großen Verlierer der Wahl gehört. Erstmals zieht die NPD ins Parlament ein. schu

Griesheimer gaben sich keine Blöße Heddernheim und Niederursel sicher / Seckbach schöpft wieder Hoffnung

Die drei Vereine an der Tabellenspitze der Frankfurter Bezirksliga scheinen zur Zeit unbesiegbar. Heddernheim und Niederursel genossen Heimrecht und fegten die Gegner vom Platz. Ihre Hoffnung, Spitzenreiter Griesheim gäbe sich beim Auswärtsspiel in Niederrad gegen die TSG eine Blöße, erfüllte sich nicht: Die Spielvereinigung legte in der ersten Halbzeit zwei Tore vor und kontrollierte danach die Partie gegen den heimstarken Aufsteiger. Die Hoffnung des Vorletzten der Liga, der FG Seckbach, erfüllte sich dagegen. Mit den beiden Punkten aus dem Spiel gegen die SKG pirschen sich die "02er" langsam wieder ans untere Mittelfeld heran. Immer tiefer in den Abstiegsstrudel gerät Goldstein, das mit 0:6- Punkten in der Rückrunde einen klassischen Fehlstart hinlegte.

FG 02 Seckbach - SKG Frankfurt 3:1 (2:1). 1:0 ging die SKG nach 16 Minuten in Führung, danach war es mit der Herrlichkeit der Gäste vorbei. Keine 120 Sekunden später glich Giller aus. Er war es auch, der in der 28. Minute die Führung der FGS machte. Den Endstand besorgte Granosa in der 88. Beste Akteure bei den Seckbachern waren Keeper Weißbarth sowie der Spezialist im Kampf gegen den Abstieg, Drevenak.

SC Goldstein - Union Niederrad 0:1 (0:0). Die Zuschauer hatten wenig Freude am Derby. Not spielte gegen Elend, und zu allem Überfluß für die Gastgeber gab es am Ende noch eine unglückliche Niederlage: Das Spiel hätte keinen Sieger verdient gehabt. So aber schoß Obermeier in der 82. Minute den Treffer des Tages und sicherte damit seinem Team zwei wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg. Für Goldstein dagegen sieht es nach drei Niederlagen in Folge schlecht aus. Und solange es nicht gelingt, die zur Zeit eklatante Sturmschwäche abzustellen, dürfte der Klassenerhalt schwierig werden.

SV Niederursel - Germania Enkheim 5:0 (1:0). Eine Stunde lang hielt der Aufsteiger gut mit, dann setzten sich die spielerisch stärkeren Niederurseler durch und machten innerhalb von 15 Minuten vier Tore. Den ersten Treffer hatte Andy Gansen beigesteuert, in der 55. und 60. traf Hertz, in der 65. Klaus Gansen, und in der 70. reihte sich Humpel in die Schützenliste bei den Gastgebern ein, die durch eine geschlossene Leistung zu gefallen wußten.

TSG Niederrad - Spvgg. 02 Griesheim 0:2 (0:2). "Mit etwas Muffensausen" reisten die Griesheimer zur TSG: Die hatte sich nämlich in den Spielen gegen die anderen Spitzenteams immer besonders "reingehängt" und zumeist zwei Punkte erkämpft. Diesmal kam es anders. Nach 25 Minuten war die Partie praktisch entschieden, Filbrich und Tiryaki hatten die Gäste mit zwei Toren in Front gebracht. Dazu kam das Verletzungspech: Seifert, eh' schon Ersatz-Libero der TSG, mußte nach 35 Minuten mit ausgekugelter Schulter vom Feld. Dennoch setzten die Niederräder im zweiten Ab- schnitt alles auf eine Karte. Und hätte Lacalamita in der 70. Minute seine Riesenchance verwertet, dann hätte die Partie noch kippen können.

SV 07 Heddernheim - FFV 04 Sportfreunde 6:1 (2:0). In einer über weite Strecken einseitigen Partie dominierten die Gastgeber klar und setzten ihre Überlegenheit auch in Tore um. Nur in den letzten zehn Minuten, als die Konzentration nachließ, konnten die Sportfreunde einen Erfolg feiern: Amid schoß den Ehrentreffer zum 5:1. Bei den "07er" erwiesen sich Pelka (8.), Dietrich (32.), Etzroth (51.), Schaub (59., 63.) und Meister (86.) als treffsicher.

TSG Frankfurter Berg - FSV Frankfurt II 3:0 (1:0). Ernste Gespräche und verschärftes Training. Mit diesen Mitteln arbeitete der "Berg" die 0:6-Schlappe vom vergangenen Wochenende auf und lag damit richtig. Die FSV-Reserve zeigte zwar spielerisch Ansehnliches gegen die voll motivierten Gastgeber, konnte damit aber deren Siegeswillen nicht brechen und ermöglichte durch individuelle Fehler den Sieg der TSG. Die Tore schossen Pontow (40., 50.) und Zigoni (65.). Der von der A-Jugend gekommene Zingoni war neben Torwart Nagel und Abwehrchef Elsner auffälligster Akteur.

SG Riederwald - FC Tempo 1:2 (0:1). In einem vor allem im zweiten Durchgang sehr harten Spiel setzte sich der Aufsteiger gegen eine SG Riederwald durch, die zwar kämpfte und sich viele Chancen erspielte, aber nie entscheidende Vorteile erringen konnte. Ein Grund für das unglückliche Auftreten mag der Tod von Trainer Hans Butzmann gewesen sein, der in der vergangenen Woche nach langer Krankheit verstarb. Das von Libero Jaekel betreute Team brachte sich zudem nach drei Minuten durch ein Eigentor in Rückstand. Nach dem Wechsel traf Kovacic zum 0:2, in der 85. Minute verkürzte Müller. ask

Bad Soden: Kleine legen zu

BAD SODEN. Der Souverän ist den Parteien in der Kurstadt überwiegend treu geblieben. Vor allem die kleinen Gruppierungen und Parteien konnten gestern mit jeweils einem Sitz zulegen, während die beiden großen Volksparteien leichte Einbußen hinnehmen mußten: Die Sozialdemokraten verloren zwei Sitze, die Christdemokraten lediglich einen Platz im Parlament. schu

Flörsheim: Alles offen

FLÖRSHEIM. "Ich stelle mich der Wahl", sagt Norbert Hegmann (CDU) mit zittriger Stimme. Das Resultat von gestern allerdings minimiert seine Chance, als Erster Stadtrat im Amt zu bleiben. Um 70 Stimmen verpaßte die CDU die absolute Mehrheit. Damit ist Hegmann auf Hilfe angewiesen. Doch die gibt es weder von SPD, die Peter Schwerzel ins Rennen schicken will, noch von der GALF. kkü

Schubert braucht Hilfe

HATTERSHEIM. Nach vier Jahren absoluter SPD-Mehrheit machten die Wähler den Genossen einen Strich durch die Rechung: Sie verloren 5,5 Prozent. Bürgermeister Alfred Schubert (SPD) sucht nun einen Partner. Die Grünen signalisierten bereits Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Vor diesem Hintergrund will Schubert auch im September zur Direktwahl antreten. kkü

BASKETBALL BUNDESLIGA, Männer: Brandt Hagen - SVD Dortmund 94:89 (40:41), TTL Basketball Bamberg - TVG Basketball Trier 107:89 (58:42), BG Stuttgart/Ludwigsburg - MTV Gießen 79:88 (45:40), BG TuS Bramsche/Osnabrück - SG Braunschweig 68:93 (32:28), TSV Bayer Leverkusen - ALBA Berlin 83:68 (42:42), SSV Ulm - Tübinger SV 98:80 (57:41).

Eppsteiner FWG legt zu

EPPSTEIN. "Ich weiß gar nicht, wie wir das verdient haben", scherzt Cornelia Arning von den Grünen. Die Ökopartei (10,1) zählt zu den drei Kleinen, die Plus machten, wo die Großen ein kräftiges Minus einfuhren. Die CDU verlor 3,3 Prozent (35,1), die SPD gar 6,2 (26,0).

Jubel um Renate Quitzau und Wolf- Dieter Donecker: Die FWG sahnte kräftig ab: 19,8 Prozent, ein Plus von 5,8. ubk

Neubau allein reicht nicht Experten diskutierten kontrovers über Wohnungspolitik

SACHSENHAUSEN. "Spekulanten, die aus finanziellem Interesse Altbauten kaufen, um sie in Eigentumswohnungen umzuwandeln, müssen nicht unbedingt kriminell sein." Schließlich hätten die Mieter, die ihre Wohnung selbst kaufen, zumeist keine andere Möglichkeit, preisgünstigen Wohnraum zu erwerben. So begründete der wohnungspolitische Sprecher der Frankfurter CDU, Dieter Mönch, seine Aussage bei einer Podiumsdiskussion zur Frankfurter Wohnungspolitik, zu der die Sachsenhäuser Jusos in das Affentorhaus eingeladen hatten.

Dabei wollte Mönch anfangs gar nicht an der Diskussion teilnehmen. Seine Absage hatte er mit der - ironisch gemeinten - Forderung der Jusos, endlich die "Katholikenflut" einzudämmen, begründet. Nach einer Stellungnahme der Sachsenhäuser Jusos nahm er die Einladung schließlich doch an. Obwohl die Veranstaltung im Vorfeld solch hohe Wellen geschlagen hatte, kam gerade ein gutes Dutzend Zuhörer, um der Expertenrunde zuzuhören. Auf dem Podium saßen neben Dieter Mönch auch noch der ehrenamtliche Stadtrat Erich Arold (SPD), die wohnungspolitische Sprecherin der Grünen, Hannelore Schneider, und Jürgen Lutz vom Verein "Mieter helfen Mietern".

Dieter Mönchs Meinung zu der derzeitigen Umwandlungswelle war nicht der einzige Streitpunkt der Diskussion; in einem Papier hatten die Jusos mehrere Punkte aufgegriffen, zu denen sie die Experten befragen wollte. Neben einer unterschiedlichen Beurteilung der Wohnungsmisere differierten freilich auch die Lösungsvorschläge der Parteienvertreter. So liegt der Ausweg aus der Wohnungsknappheit laut Dieter Mönch nicht im Schutz der bestehenden Wohnungen vor Umwandlung, Zweckentfremdung oder Luxussanierung, sondern vielmehr in der Ausweisung von Baugebieten und einer verdichteten Bauweise.

Hannelore Schneider von den Grünen widersprach dieser Meinung ganz entschieden. Sie favorisierte klar den Schutz der bestehenden Wohnungen: "Bestandsschutz ist viel billiger als Neubau," sagte sie. Dabei müßte sich der Bestandsschutz auch auf privat finanzierten Wohnraum erstrecken, ebenso wie auf Sozialwohnungen, die nicht mehr der Mietpreisbindung unterliegen. Denn weder der private noch der öffentliche Wohnungsbau könnte den Bedarf allein decken, begründete Frau Schneider ihren Vorschlag: "Der freie Wohnungsmarkt wird's schon richten - diese Vorstellung ist endgültig vom Tisch. Jetzt müssen wir auch noch die Parole ,Wachstum oder Untergang' streichen", denn die sei schädlich für Ballungsräume wie das Rhein-Main-Gebiet.

Stadtrat Erich Arold sieht im Gegensatz zu Frau Schneider noch Baulandreserven, die es zu nutzen gilt: "Neubau in Frankfurt ist ein absolutes Muß, denn sonst müßte man den Zuzug stoppen." Er schätzt, daß um die Jahrtausendwende etwa 700 000 Menschen in Frankfurt leben werden - 30 000 mehr als jetzt. Dennoch dürfe man den Bestandsschutz nicht vernachlässigen und müsse Umwandlungen, die Mieter verdrängen, verhindern. Ein unverzichtbares Mittel zum Mieterschutz sei zudem der Mietspiegel.

Jürgen Lutz vom Verein "Mieter helfen Mietern" mahnt dagegen die Bekämpfung der Ursachen der Wohnungsnot an: "In Frankfurt gibt es kein vernünftiges Verhältnis von der Zahl der Arbeitsplätze zu der Zahl der Wohnungen." Durch die vielen Arbeitsplätze in der Stadt stiegen einerseits der Siedlungsdruck und andererseits die Pendlerströme stark an. Deswegen müsse man Investoren, die in der Stadt Arbeitsplätze schaffen, verpflichten, Wohnungen zu bauen. "Nur so kann man die reine Büro- und Einkaufsstadt verhindern," fügte Lutz hinzu. In den Vereinigten Staaten hätte man mit dieser Koppelung von Gewerbe- und Wohnungsbau schließlich auch Erfolg gehabt. gun

Im Blickpunkt: Neuordnung des Motorsports Längst überfällig

Der deutsche Motorsport, bisher repräsentiert durch den Allgemeinen Deutschen Automobilclub (ADAC), den Automobilclub von Deutschland (AvD) und den Deutschen Motorsportverband (DMV), hat in der öffentlichen Bewertung trotz hoher Zuschauerzahlen gegenwärtig keine guten Karten, denn der scharfe Wind des Lärm- und Umweltschutzes bläst ihm schon seit geraumer Zeit ins Gesicht.

Das ist nichts Neues, damit haben sich die Vertreter dieser Sportart herumzuschlagen. Neu ist indessen der Kurs, der von den drei Verbänden gesteuert wird. War bisher - auch wenn sie nicht verfeindet waren - jeder auf seine eigenen Mitglieder und seine eigene Selbstdarstellung bedacht, so ist unter dem Druck der Motorsportgegner und anderer Probleme ein Umdenken eingetreten, das auch zu einer radikalen Umkehr in der bisherigen Denkungsart geführt hat.

Eifersüchteleien untereinander sind nicht mehr angebracht. Deshalb will in Zukunft nicht mehr jeder Verband sein eigenen Süppchen kochen, vielmehr haben erste Kontakte den klar formulierten Wunsch ergeben, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Immerhin ist der Verbandswirrwarr von ADAC, AvD und DMV auch noch geprägt von der Existenz der nationalen Dachverbände ONS für den Automobil- und OMK für den Motorradsport. Fünf verschiedenen Gremien mischen also beim Motorsport mit, und auf Dauer gesehen ist damit kein Staat mehr zu machen.

Eine Arbeitsgruppe hat bereits getagt, bis Ende dieses Jahres soll der neue Bundesverband für den Motorsport konkretere Formen angenommen haben. Der Beitritt zum Deutschen Sportbund (DSB) ist geplant, und von dort kommen auch keine Bedenken, solange es sich um einen einheitlichen Verband handelt, denn dies ist Voraussetzung für die Mitgliedschaft im DSB. Bei dem neuen Verband geht es allerdings nur um die Motorsporttreibenden selbst, ADAC, AvD und DMV sollen jeder für sich als große Dienstleistungsunternehmen natürlich bestehenbleiben. Gewiß wird es noch seine Zeit brauchen, bis sich gegensätzlich vorhandene Interessen auf einen Nenner bringen lassen. Es bedarf des Verhandlungsgeschicks der Arbeitsgruppe, um eine gute Lösung für alle Beteiligten auf den Tisch zu legen. Überfällig war die Angelegenheit schon seit langem. Damit wird die Organisation des Motorsports in Deutschland sicher wesentlich einfacher, die Probleme, von denen er geplagt wird, bleiben aber weiter bestehen. ERICH STÖR

Kuntz die große Enttäuschung Tschiskale traf wieder nach 1218 Minuten

Wattenscheid - Kaiserslautern 1:0 (0:0)

Er erlöste sich selbst und seine Mannschaft. Uwe Tschiskale, der exakt 203 Tage und 1218 Minuten unter Ladehemmung litt, warf für ihn zentnerschweren Ballast ab, als er endlich wieder einmal ein Tor erzielte. Der 30 Jahre alte Profi erzielte in der 81. Minute seinen 22. Bundesliga-Treffer zum 1:0 (0:0)-Erfolg von Wattenscheid 09 über den 1. FC Kaiserslautern. "Das tut gut, ich war monatelang frustiert. Dieses Erfolgserlebnis ist wichtig, zumal ich um eine Vertragslängerung kämpfe", erklärte Tschiskale.

Sein Verein kann im Kampf um den Klassenerhalt erst einmal durchatmen. Nach 6:2 Punkten im neuen Jahr haben die "Nullneuner" zunächst die Abstiegsplätze verlassen. "Die Mannschaft hat Flagge gezeigt, die Einstellung war super", freute sich Trainer Hannes Bongartz. Die Wattenscheider zerstörte damit die Erfolgsserie der zuletzt auswärts viermal hintereinander siegreichen Gäste. Die "Roten Teufel" agierten ohne jeglichen Elan und boten somit eine eine maßlose enttäuschende Vorstellung. In dieser Form dürften die Pfälzer nach 1990 (Pokalsieger), 1991 (Meister) und 1992 (Fünfter, UEFA-Cup-Platz) wieder erstmals seit längerer Zeit die Europacup-Teilnahme wieder verpassen. "Einige Spieler zeigten sich erstarrt wie das Kaninchen vor der Schlange. Das war nur Gerenne", war Trainer Rainer Zobel stocksauer. Die größte Enttäuschung bei den Pfälzern war Stefan Kuntz. sid

Wattenscheid: Mai - Neuhaus - Emmerling, Prinzen - Moser, Wolters (71. Ibrahim), Fink, Buckmaier, Hermann (80. Kula) - Tschiskale, Lesniak.

Kaiserslautern: Serr - Kadlec - Funkel, Dooley - Haber, Goldbaek, Eriksson, Hotic (11. Zeyer/75. Schäfer), Wagner - Witeczek, Kuntz.

Schiedsrichter: Strampe (Handorf).

Tore: 1:0 Tschiskale (81.).

Zuschauer: 5000.

Gelbe Karten: Fink, Neuhaus, Ibrahim, Tschiskale, Emmerling - Wagner, Eriksson, Kadlec.

Zum künstlerischen Drehen der Pirouetten fehlt der Platz Frankfurter Eiskunstläufern ist die Freude an ihrem Sport vergangen / Kaum geeignete Trainingsmöglichkeiten

Düstere Aussichten prophezeit der hessische Eiskunstlauf-Obmann Gerhard Berg den Frankfurter Kufen-Künstlern. Die Zeiten, da Marika Kilius samt Partner die Main-Metropole in Atem hielt, sind längst Geschichte, und da ist weit und breit niemand, der ein ähnliches Erfolgskapitel schreiben könnte. Wo es an guten Leistungen mangelt, läßt meist auch die städtische Bezuschussung der Übungsstätten zu wünschen übrig. Andererseits fällt auch ein Eiskunstlauf-Star nicht einfach so vom Himmel.

Ohne optimale Trainingsbedingungen versumpft selbst das größte Talent im regionalen Bann; da ist ein frühzeitiger Karriere-Stopp wahrscheinlicher als der Sprung in die nationale Spitze. Die Frankfurter Eiskunstläufer werden zumindest vorläufig noch kleinere Brötchen backen müssen. Das im Laufe vieler Jahrzehnte heruntergewirtschaftete Waldstadion wird zum Ende der laufenden Saison endgültig geschlossen und aller Voraussicht nach dem Erdboden gleichgemacht. Nachdem die Renovierung der "alterskranken" Sportstätte auf eine Million Mark veranschlagt wurde, sah sich die Stadt Frankfurt nicht in der Lage, als möglicher Investor einzuspringen.

Private Geldgeber müssen nun die Finanzierungslücken stopfen und haben ihre ganz eigene Vorstellung vom künftigen Verwendungszweck der ab Monatsende brachliegenden Fläche. Eine zahlungskräftige Konzert-Agentur hat bereits große Pläne und eine Rock-Arena mit zwei integrierten Eisbahnen in Aussicht gestellt. Bis zum Baubeginn wird es wohl noch Jahre dauern, darüber hinaus ist es wichtig, daß die Architekten nicht an den Bedürfnissen vorbeiplanen (in der Eissporthalle fehlen Ballett-, Krafträume und Entmüdungsbecken).

Schon jetzt geht in Frankfurter Eiskunstlauf-Kreisen die Angst um. "Wenn das Waldstadion brach liegt und wir nicht wenigstens eine provisorische Ersatz-Eisbahn bekommen, dann können wir im nationalen Vergleich entgültig einpakken." Koos van Hattem, dem derzeitigen Trainer der Frankfurter TG, bleibt nichts übrig, als seinem Pessimismus freien Lauf zu lassen. "Die Mühlen der Behörden mahlen langsam, und was die Bereitstellung einer Ersatzfläche anbelangt, bin ich auch nicht allzu zuversichtlich." Die Leidtragenden sind Läuferinnen wie die 17jährige Carmela Ritacco (FTG).

Frankfurts derzeit einzige Meisterklasse-Läuferin sieht, sofern im kommenden Jahr nur noch die Eissporthalle als Trainingsstätte zur Verfügung steht, das Ende ihrer Laufbahn gekommen. Die Pirouetten-Spezialistin könnte die zur Verfügung stehenden Trainingszeiten dann nicht mehr mit der Schule vereinbaren. An einem Punkt, wo sich die am Sonntag frischgekürte hessische Vize-Meisterin ohnehin zwischen Sport, Schule, Job und Freunden hin und her gerissen fühlt, würde ein so negativer Einschnitt ihre Entscheidung gegen den Sport nur beschleunigen. Der seidene Faden, an dem ihre Freude am Eislauf derzeit hängt, wäre unwiderruflich zerschnitten.

Zwar wachsen mit Gundula Müller (FREC), Alicia Lochner und Alexandra Ziegler (beide TGS Vorwärts) drei schon jetzt meisterklassenverdächtige Juniorinnen heran, doch ändert dies nichts an der beklagenswerten Gesamtsituation. Abgesehen von den Anfängerklassen, wo im Schnitt wenigstens zehn Teilnehmerinnen den Weg zu den hessischen Titelkämpfen fanden, machte sich auf den restlichen Teilnehmerlisten gähnende Leere breit. Hier waren es zwei, da fünf, ja und ein ums andere Mal mochte sich gar nur ein einziger wackerer Eislauf- Eremit, vor den wie immer erbarmungslosen Punktrichtern die Blöße geben.

Den Auslöser des hessischen Aktivenschwundes sucht und findet Gerhard Berg passend zum Wahltag in einem Politiker. Ex-OB Rudi Arndt habe sich seinerzeit dem vom Bund bereits genehmigten Bau eines Eiskunstlauf-Leistungszentrum in den Weg gestellt. Von diesem Moment an sei es mit Frankfurts Eisprinzen und -prinzessinen im freien Fall bergab gegangen. MARGIT REHN

Eine musikalische Reise durch Europa Konzert der Schillerschule / Im Juni wird Musical "Money is funny" aufgeführt

SACHSENHAUSEN. Jeder kennt die Eurovisionsmelodie, doch kaum einer weiß, daß dieser Hit bereits drei Jahrhunderte alt ist: Im Jahr 1690 komponierte Marc-Antoine Charpentier ein Te Deum, dessen Prelude heute immer dann erklingt, bevor sich Gerd Rubenbauer von der Kitzbühler Streif oder Dieter Kürten aus dem Wembley-Stadion meldet. Das Konzert in der Aula der Schillerschule wurde allerdings nicht europaweit live übertragen, obwohl Charpentiers Fanfare schmetterte. Das Stück - gespielt von den vereinten Orchestern der Freiherr- vom-Stein- und der Schillerschule - eröffnete den zweiten Teil des Konzerts und war programmatisch: Werke aus zehn verschiedenen Ländern Europas standen auf dem Programm.

Der erste Teil des Schulkonzerts war ausschließlich den Schülerinnen und Schülern der Schillerschule vorbehalten. Einen Tag vorher, in der Aula der Freiherr-vom-Stein-Schule, waren es die Kollegen vom Gymnasium in der Hedderichstraße, die die erste Stunde gestaltet hatten: Seit über 20 Jahren besteht das gemeinsame Orchester der beiden Sachsenhäuser Gymnasien. Selbstverständlich will jede Schule "ihr" Frühjahrskonzert veranstalten, und so spielte das Orchester sein Programm eben an zwei Abenden hintereinander.

Beeindruckend war die Anzahl der Holz- und Blechbläser, die sich auf der nicht gerade kleinen Bühne der Schillerschule quetschten. Neben gut 40 Blasmusikern war für die Streicher kein Platz mehr, sie mußten ins Parkett weichen. Bei einem derartig großen Orchesterapparat sind umständliche Umbaupausen kaum zu vermeiden, denn es standen nicht nur Werke für Sinfonieorchester auf dem Programm: Nach der Ouvertüre zu "Wilhelm Tell" von Gioacchino Rossini, zwei traditionellen Stücken aus England und einer Ballettmusik des französischen Frühklassikers Gretry spielte Oboistin Sonja Stahlmann das Präludium aus einem Oboenkonzert von Arcangelo Corelli. Bemerkenswert war ihr sicherer Tonansatz und die Ruhe mit der sie vor großem Publikum in der Aula musizierte.

Der originellste Beitrag des zweiten Konzertteils folgte gleich danach: Die Bühne wurde freigeräumt, denn die neun Musikerinnen und Musiker brauchten für ihre Instrumente viel Platz. Sie trugen verschiedenste Stabspiele - Xylophone, Marimbaphone und Metallophone - herein und spielten eine von Henriette Sattler arrangierte Fantasie aus Werken des norwegischen Komponisten Edvard Grieg. Wieviel Probenarbeit hinter dem verblüffend präzisen und virtuosen Spiel steckt, konnten die Zuhörer allerdings nur ahnen.

Die 70 Musiker des großen Orchesters legten sich mächtig ins Zeug, um ihr Programm möglichst gut zu spielen und dem Publikum zu imponieren. Ihre Dirigenten Wolfgang Zerlik und Ferdinand Groß hatten es ihnen schwer genug gemacht: Beim Menuett aus Franz Schuberts Sinfonie Nr. 5 und dem Walzer aus Tschaikowskis Ballett "Schwanensee" waren viele technisch überfordert, doch bei einem Schulkonzert verlangt niemand Perfektion - die Stücke machten trotz einiger schräger Töne viel Spaß. Am besten gelang dem Orchester die Polka aus Friedrich Smetanas Oper "Die verkaufte Braut": Die Dynamik reichte vom satten forte bis zum feinen piano und die volkstümlich getönte Musik ging prächtig ins Ohr.

Den ersten Teil des Konzerts in der Schillerschule hatte die Blockflöten-AG unter Brigitte Frei mit einer originellen Bearbeitung der "Vier Jahreszeiten" von Antonio Vivaldi eröffnet. Kaum geringer waren die Ohrwurmqualitäten des nächsten Stücks: Leonard Bernsteins rhythmisch heikles "America" aus dem Musical Westside-Story spielte das Vororchester unter Leitung von Wolfgang Zerlik. Nach Liedern aus dem Lochheimer Liederbuch, die der Kreis für historische Instrumente und eine Vokalgruppe musizierte, rissen zwei Songs aus dem Musical "Money is funny" das Publikum vor der Pause von den Sitzen. Norbert Hanf dirigierte die Bigband der Schule, drei Gesangssolistinnen und den Chor. Konservativen Musiklehrern dürfte der reichlich seichte Text ("Buy a balloon" und "A little bit is not enough") und die schlagermäßige Musik aus der Komponistenfeder von Bernd Hald zwar den kalten Schweiß auf die Stirn treiben, den Schülern machte es aber offenbar Spaß und das ist schließlich die Hauptsache.

Wer Geschmack daran gefunden hat, kann bald mehr davon bekommen: Das gesamte Musical "Money is funny" wird am Montag, 21., und Mittwoch, 23. Juni jeweils um 19.30 Uhr in der Aula der Schillerschule (Morgensternstraße 3) aufgeführt. ECKART BAIER

Verkehrsampel in Oberrad wird nicht entfernt

In der Überlegung über eine mögliche Entfernung der Ampelanlage in der Wiener Straße/Ecke Buchrainstraße hatten Eltern von Kindern der Gruneliusschule Einwände erhoben. Stadtrat Jochen Vandreike erklärte jetzt gegnüber dem Vorsitzenden des Schulelternbeirates, daß diese Ampel nicht stillgelegt wird.

Vandreike erklärte weiter: "Mir ist bekannt, daß diese Kreuzung von sehr vielen Kindern täglich genutzt wird und daß diese Ampelanlage eine erhebliche Bedeutung im Zusammenhang mit der Schulwegsicherung darstellt."

Malteser bitten um Hilfe für Flüchtlingslager

Den Bewohnern der Flüchtlingslager in Südungarn, bosnische und kroatische Kriegsflüchtlinge, droht Hunger. Deshalb richtet die Leiterin des Malteser Hilfsdienstes in Pécs einen Hilferuf an die Schwesterorganisation in Frankfurt.

Um Spenden wird auf das Konto des Malteser Hilfsdiensts 00 47 080 - 605, Postgiroamt Frankfurt BLZ 500 100 60) gebeten. us.

Großer Erfolg für die Freien Wähler In Dreieich verlor Rot-Grün / In Neu-Isenburg bleibt alles beim alten

Dreieich: Rot-Grün hat die Mehrheit verloren, die FDP ist wieder drin, die FWG hat auf Anhieb ein zweistelliges Ergebnis erreicht. Das sind die drei Ergebnisse, auf die am Wahlabend mit besonderer Spannung gewartet worden war. Fazit: In den nächsten vier Jahren wird eine bürgerliche Mehrheit in Dreieich das Sagen haben. CDU, FWG und FDP verfügen zusammen über 25 Sitze, Rot- Grün bringt es nur auf 20 Plätze.

Mit einer knappen Mehrheit von einem Sitz hatten SPD und Grüne / BI 1989 eine zwölf Jahre währende CDU-Herrschaft beendet. Es blieb ein kurzes Intermezzo. Denn jetzt sackte die SPD von 37,8 Prozent auf 30,2 Prozent und verlor damit drei von 17 Sitzen. Die Grünen hielten ihr Ergebnis: Mit 12,4 Prozent (1989: 12,8 Prozent) holte sie sich erneut sechs Sitze.

Auch die zweite große Partei mußte Federn lassen. Die CDU fand Zustimmung bei 40,1 Prozent der Wähler (1989: 43,3 Prozent) und verlor damit rund drei Prozent. Als stärkste Fraktion im Parlament (18 Sitze) wird sie nun mit der FWG und der FDP Verhandlungen aufnehmen.

Der große Gewinner ist die Freie Wählergemeinschaft. Sie war seit der Gebietsreform 1977 von der politischen Bühne verschwunden und hatte zweimal erfolglos für das Stadtparlament kandidiert. Der dritte Versuch wurde ein Erfolg: Mit 12,1 Prozent errang sie fünf Sitze.

Die FDP, die wegen der Kandidatur der Freien Wähler um ihren Wiedereinzug ins Parlament gebangt hatte, sprang mit 5,2 Prozent knapp über die Hürde und sicherte sich zwei Sitze.

Langen: Auch in Langen verbuchten die Freien Wähler den größten Erfolg. Sie legten deutlich zu: von 17,5 auf 28,8 Prozent. Damit holte sich die FWG-NEV zwölf Sitze; ebensoviele wie jeweils SPD und CDU. Nach Prozentpunkten liegt die FWG sogar vorne: Die SPD verlor 6,6 Prozent und landete bei 26,8 Prozent; die CDU sackte von 30,6 auf 26 Prozent.

Die Grünen verbesserten ihr 89er Ergebnis leicht: Sie gewannen 14,9 Prozent der Stimmen (vorher 14,1 Prozent) und behielten ihre sieben Sitze. Nach vier Jahren Pause ist auch die FDP wieder vertreten (5,5 Prozent, zwei Sitze).

In den vergangenen vier Jahren galt das Prinzip wechselnder Mehrheiten, wobei SPD und CDU gemeinsam die entscheidenden politischen Akzente setzten. Dabei kann es bleiben, denn zusammen verfügen die beiden Großen bei 45 Sitzen über eine Mehrheit von 24 Sitzen.

Neu-Isenburg: Hier bleibt alles beim alten, zumindest was die politischen Blöcke anbelangt. Wie bislang kommen CDU, FDP und FWG auf 24 Parlamentssitze, während auf SPD und Grüne weiterhin 21 Plätze entfallen.

Verändert haben sich dagegen die "Binnenverhältnisse": Durch deutlichen Stimmenschwund - von 34 auf 29,3 Prozent - hat die SPD nur noch 14 statt 16 Abgeordnete. Die Grünen steigerten sich von 11,5 auf 15,5 Prozent und können nun sieben statt fünf Sitze beanspruchen.

Trotz eines leichten Absinkens von 35,7 auf 35,5 Prozent konnte sich die CDU um einen Platz auf 16 Sitze verbessern. Genau diesen Parlamentssitz verlor die FWG: Mit 9,3 statt 11,3 Prozent bleiben für die Freien Wähler nur noch vier Stühle im Plenarsaal. Die FDP konnte ihr 89er Ergebnis von 7,6 Prozent bestätigen, erreichte 8 Prozent und verfügt weiterhin über vier Sitze. Die ÖDP, die erstmals antrat, erreichte 2,4 Prozent der Stimmen und bleibt damit außen vor.

Nur 63,4 Prozent der Wahlberechtigten gingen zur Urne; 1989 waren es noch 74 Prozent gewesen.

Egelsbach: Auch die SPD in Egelsbach verlor, sank von 44 auf 39,8 Prozent und von 14 auf 13 Parlamentssitze ab. Dennoch bleibt sie stärkste Fraktion, wenn auch ihre Mehrheit nicht mehr so komfortabel ausfällt. Bürgermeister Heinz Eyßen (SPD) sieht die Handlungsfähigkeit seiner Partei, die bislang mal mit den Grünen, mal mit der CDU stimmte, nicht eingeschränkt.

Die CDU brauchte - im Vergleich zum Landestrend - nur einen leichten Stimmenverlust von 27,8 auf 26,5 Prozent hinnehmen. Damit verlor sie einen Sitz und hat nun acht Abgeordnete. Die Grünen konnten ihr 89er Wahlergebnis von 13,7 Prozent leicht verbessern, blieben mit 14,8 Prozent jedoch bei fünf Sitzen.

Einen Aufschwung erlebte die Wahlgemeinschaft Egelsbach (WGE): Sie steigerte sich von 10,4 auf 14,9 Prozent und ist künftig mit fünf Abgeordneten vertreten. Die FDP erreichte lediglich 4,1 Prozent.

Zur Urne gingen 74,6 Prozent der Wahlberechtigten. dac / leo

Schwelbrand in der Garnierschen Lederfabrik

FRIEDRICHSDORF. Ein Schwelbrand hat am Sonntag abend in der historischen Garnierschen Lederfabrik in der Hugenottenstraße erheblichen Schaden verursacht. Das Feuer brach in den Werkstatträumen im Erdgeschoß aus; dichter Qualm breitete sich bald durch das ganze Haus und über die Hugenottenstraße aus. Die Feuerwehr Friedrichsdorf löschte den Brand; Feuerwehrleute aus Seulberg und Köppern halfen. Hinweise auf Brandstiftung liegen nicht vor.

Die Höhe des Schadens stand bei Redaktionsschluß noch nicht fest. che

Zweite Basketball-Bundesliga Unverhoffter Erfolg für die Eintracht

Freiburg - Frankfurt 58:80 (29:38)

"Wir waren eindeutig schneller, aggressiver, besser", sagte Frankfurts Trainer Klaus Veit nach dem Auswärtserfolg in der Abstiegsrunde der zweiten Basketball-Bundesliga der Frauen. Eine solche Überlegenheit ist in der laufenden Saison für die Eintracht ein seltenes Erlebnis, welches in einer Situation, in der der Abstieg unvermeidlich scheint, für den Tabellenvorletzten unverhofft kam. Frankfurt kann die Klasse wohl nur noch halten, falls kein Süd-Verein aus der Bundesliga absteigt.

Sieht man von der Anfangsphase ab, als die Freiburgerinnen 8:0 in Führung gingen, beherrschte die Eintracht, die nur mit sieben Spielerinnen hatte anreisen können, Spiel und Gegnerinnen. Nach ihrer erstmaligen Führung (18:17 in der 12. Minute) baute sie ihren Vorsprung kontinuierlich aus und hatte in der 37. Minute beim 76:48 den höchsten Abstand hergestellt.

Die Frankfurterinnen holten viele Rebounds, stahlen oft den Ball und setzten die Freiburger Deckung sowohl von außen als auch von der Mitte unter Druck. Die meisten Punkte zum hohen Sieg steuerten Sandra Kojic, Eva Santina-Romero und Steffi Wegeler (je 20) und Eva Strippel (10) bei. ah

Bezirksliga Gelnhausen Lieblos wieder spitze

Elf Spieltage lagen zwischen der erneuten Tabellenführung in der Bezirksliga Gelnhausen für den FSV Lieblos, der sich gestern durch einen makellosen 3:0-Erfolg über den TSV Wirtheim den Platz an der Sonne am 19. Durchgang zurückholte. Punktgleich mit den Gründauern bleibt der SV Neuses, der allerdings beim Aufsteiger Großenhausen eine 2:3-Niederlage hinnehmen mußte. Die beiden Hartplätze in Wächtersbach (gegen Gelnhausen) und in Kassel (gegen Pfaffenhausen) waren unbespielbar.

Lieblos - Wirtheim 3:0 (0:0). Tore: 1.0 Kljucanin (Foulelfmeter), 2:0 Reising, 3:0 Reising. Beste Spieler, bei Lieblos: Höfler und Müller, bei Wirtheim: Weingärtner und Neck.

Hesseldorf - Neuenhaßlau 2:0 (1:0). Tore: 1:0 Christl, 2:0 Thomas Eiring. Besonderes Vorkommnis: rote Karte für Bleifuss (N., 85., nach Foulspiel). Beste Spieler: geschlossene Mannschaftsleistung bei Neuenhaßlau, Gymlicka bei Hesseldorf.

Horbach - Haingründau 3:2 (1:1). Tore 1:0 Groebel, 1:1 Jüngling (Eigentor), 1:2 Wiederspahn, 2:2 Groebel, 3:2 Zeller. Beste Spieler, bei Horbach: Torhüter Iffland und Nees, bei Haingründau: Lerch.

Hailer - Rothenbergen 0:3 (0:2). Tore: 0:1 Wolfgang Kling, 0:2 Dressbach, 0:3 Rainer Kling. Besonderes Vorkommnis: rote Karte für Klein (R., 80., nach absichtlichem Handspiel). Beste Spieler bei Rothenbergen: Torhüter Müller und Lelito.

Eidengesäß - Meerholz 2:1 (1:1). Tore: 0:1 Barthel, 1:1 Ulrich, 2:1 Damm. Besondere Vorkommnisse: Raksch (M) verschießt in der 57. Minute einen Handelfmeter, rote Karte für Barthel (M., 81.) wegen Nachtretens an Korn. Beste Spieler, bei Eidengesäß: Kreß und Hess, bei Meerholz: Barthel.

Großenhausen - Neuses 3:2 (1:0). Tore: 1:0 Faust (Foulelfmeter), 1:1 Stefan Darnhecker, 2: 1 Böhm (Foulelfmeter), 2:2 Börner, 3:2 Faust. Beste Spieler, bei Großenhausen: Rudzinski und Kühn, bei Neuses: Simon und Heil. wh

Zweite Basketball-Bundesliga In fünf schwachen Minuten Spiel verloren

Langen - Bayreuth 74:92 (39:42)

Es war eine dieser Begegnungen, von denen man sagt, daß das Ergebnis den Spielverlauf nicht wiedergibt. Der TV Langen nämlich machte 35 Minuten lang eine gute Figur gegen den Aufstiegsfavoriten Steiner Bayreuth. Lediglich fünf Minuten gelang den Gastgebern nichts - mit der Folge, daß aus dem 45:44 in der 22. Minute ein 45:60 in der 27. Minute wurde. War die Partie bis zum Einbruch ausgeglichen verlaufen, so vergrößerte sich nach Ende der Schwächeperiode der Vorsprung der Bayreuther nicht mehr. Für Langen bedeutete freilich der Mißerfolg bereits die dritte Niederlage im dritten Spiel der Aufstiegsrunde.

Die unterdurchschnittlichen Punktzahlen für Carsten Heinichen (4) und Frank Sillman (15) erklären sich auch aus den Auftritten ihrer Gegenspieler. Heinichen mußte sich mit dem US-amerikanischen Aufbauspieler Derrick Taylor (31) auseinandersetzen, während Sillman unterm Korb es mit den körperlich deutlich überlegenen Nils Becker (18) und Tim Nees (12) zu tun hatte.

Nächst Sillman machten die meisten Punkte für den TV Langen Bernd Neumann (14), Thomas Krull (11) sowie Rainer Greunke und Norbert Schiebelhut (je 10). ah

Zweite Bundesliga

Bezirksliga Friedberg Ilbenstadt vorne

Trotz eines torlosen Remis in Hoch-Weisel gelang Ilbenstadt der Sprung an die Tabellenspitze der Bezirksliga Friedberg, wobei die Niddataler vom Butzbacher Punktverlust in Kaichen profitierten. Im Abstiegskampf feierten Ober-Mörlen und Kloppenheim wichtige Siege, dagegen wird für Nieder-Florstadt die Situation immer bedrohlicher.

VfB Friedberg - SKV Beienheim 3:2 (2:0). Tore: 1:0 Brennemann, 2:0 Funk, 2:1 Reif, 3:1 Mehic, 3:2 Reif. Beste Spieler: Müller, Dombrow (F), Reif, Kindl (B).

FC Kaichen- VfR Butzbach1:1 (0:1). Tore: 0:1 Greb, 1:1 Uhlenbrock. Beste Spieler: Maric, Strauch(K), Meinecke, Bingel (B).

SV Ober-Mörlen - KSV Klein-Karben Res. 3:1 (1:0). Tore: 1:0 Kress, 1:1 Peter, 2:1 Hög, 3:1 Sens. Beste Spieler: Müller, Palitov (OM), Turan, Bruno (KK). Besonderes Vorkommnis: Platzverweis für Stelz (KK).

FC Nieder-Florstadt - FSV Kloppenheim 1:2 (1:1). Tore: 0:1 Unkelbach, 1:1 Kliem, 1:2 Unkelbach. Beste Spieler: Zimmer, Moll (NF), Kehl, Höck (K).

KSV Bingenheim - FC Ober-Rosbach 3:3 (1:1). Tore: 0:1 Wagner, 1:1 Stete, 1:2 Haase, 1:3 Müller, 2:3 und 3:3 Stete. Beste Spieler: Klein, Stoll(B), Müller, Käding (OR).

SV Hoch-Weisel - VfR Ilbenstadt 0:0. Beste Spieler: Maurer, Schmidt (HW), Andreas und Volker Unterstab (I). bo

Erster Saisonsieg für SV Reichelsheim Bezirksoberliga Frankfurt West: Oberrad und Germania wie gehabt

Kuriosum am 21. Spieltag der Bezirksoberliga Frankfurt-West: Der Tabellensiebzehnte SV Reichelsheim errang mit 6:2 in Nieder-Weisel den ersten Saisonsieg. Normalität dagegen an der Tabellenspitze. Beide Meisterschaftskandidaten erledigten ihre Aufgaben, Oberrad zu Hause gegen Hochstadt (3:0), Germania 94 bei den Offenbacher Kickers (2:1), standesgemäß.

SV Nieder-Weisel - SV Reichelsheim 2:6 (1:3). Den ersten Saisonsieg der Gäste begünstigte die Nieder-Weiseler Mannschaft durch eine desolate Vorstellung. Dreimal Böhm (5./37./83.), Lindt (30.), Neuling Lnenicka (72.) und Müller per Foulelfmeter (76.) sorgten für die Torflut, die die Gastgeber wehrlos über sich ergehen ließen. Die Gegentreffer erzielten Krämer (44.) und Zinngrebe (83.).

FV Bad Vilbel II - SV Steinfurth 1:0 (1:1). Das Tor des Tages schoß Verteidiger Wonka (30.), der sich nur selten in der Nähe gegnerischer Tore aufhält. Sein Schuß wurde noch abgefälscht und flog dadurch unhaltbar ins Netz. Fünf Minuten zuvor klatschte ein Lorenz- Schuß aus 14 Metern an den Außenpfosten. Torwart Jakobi verhinderte den Ausgleich der Gäste, als er einen Freistoß noch an den Pfosten lenkte (62.).

1. FC Rödelheim - SG Ober Erlenbach 3:2 (2:0). Ein Drehschuß von Baltes (23.) führte zum 1:0. In der 36. Minute fälschte dann Stöckl einen Fernschuß von Zaratnik unhaltbar zum 2:0 ab. Ober Erlenbach kämpfte weiter und kam nach der Pause innerhalb von drei Minuten zum Ausgleich. Zunächst köpfte Quintela eine Eckball von Wessoly ins Tor (47.), dann nutzte Sauer einen Abwehrfehler zum 2:2-Ausgleich (50.). In der Schlußoffensive erzielte Stöckl per Kopf den Siegtreffer (81.).

Spvgg. Oberrad - 1. FC Hochstadt 3:0 (0:0). Hochstadt erwies sich als unerwartet schwerer Gegner des Tabellenführers. Erst als der FC verletzungsbedingt zwei Auswechslungen vornahm (55./60.) war der Spielfluß unterbrochen. Dann traf die Spielvereinigung: Messinger nach Zuspiel Heuser (63.), Sauer (74.) und erneut Messinger nach einem Eckball von Spahn (87.). Der Endstand täuscht über den starken Auftritt des FC Hochstadt hinweg, die Spvgg. Oberrad hatte einige Mühe, die Gäste zu bezwingen.

FC Dietzenbach - SG Rodheim 0:2 (0:1). Der FC Dietzenbach kontrollierte die ersten 25 Minuten Ball und Gegner. Dann setzten sich die Rodheimer durch. Garcia schoß zum verdienten 1:0 ein (35.). Schmidt erhöhte nach 60 Minuten nach einer Kopfballvorlage von R. Hoffmann auf 2:0 Tore. Wenz (75.) sowie Zwilling (80.) vergaben gute Tormöglichkeiten und somit den eventuellen Ausgleich.

FSV Bischofheim - Spvgg. Fechenheim 1:1 (0:0). Kampfgeist gegen Technik - mit den jeweils hauptsächlich zur Verfügung stehenden Mitteln versuchten beide Teams die Begegnung zu gewinnen. Am Ende stand ein 1:1-Unentschieden, womit alle Beteiligten zufrieden waren. Schlundt brachte die "Kämpfer" mit einem indirekten Freistoßtor in Front (75.). Nach einem Lattenschuß drückte dann Reichert den Abpraller mit einem Kopfstoß über die Linie (83.).

Kickers Offenbach II - Germania 94 Frankfurt 1:2 (1:1). Ein unnötiges Foul von Pokas an Kruse, allerdings im Strafraum, führte nach verwandeltem Elfmeter zur 1:0-Führung der Kickers. Soliomando egalisierte mit einem 25- Meter-Kracher, der zielgenau im oberen Torwinkel des OFC einschlug (32.). Den Siegtreffer erzielte Heinzmann mit einem sehenswerten Flugkopfball (75.). Nachdem V. Schmidt verletzungsbedingt ausfiel, ließ die Germania im Spielaufbau nach. Dennoch war der Sieg ungefährdet.

Germania Ockstadt - Rot-Weiß Frankfurt II 1:1 (1:0). Ohne Reservespieler, einige Spieler waren grippegeschwächt, andere wurden bei der "Ersten" gebraucht, erkämpften die "Roten" ein beachtliches Unentschieden in Ockstadt. Hollenbach traf in der 75. Minute nach einem Solo zum 1:1-Endstand. Glasner hatte die Gastgeber in Führung geschossen (20.). jpm

Deutscher Motorsport Verbände streben eine Neuordnung an

Die deutschen Automobilkubs ADAC, AvD und DMV streben für ihre motorsporttreibenden Mitglieder eine Neuordnung an. Eine aus den drei Verbänden gebildete Arbeitsgruppe bemüht sich gegenwärtig darum, Strukturen für einen einheitlichen Bundesverband Motorsport zu erarbeiten. "Der Motorsport hierzulande muß organisiert werden wie in der Leichtatheltik oder im Fußball", erklärte Wilhelm Lyding, Vizepräsident und Sportchef des ADAC. Der neue Verband strebt auch die Mitgliedschaft im DSB an. Bedenken, daß die Eingliederung des vielerorts kritisierten Motorsports in den DSB Probleme bereiten könnten, sieht Lyding nicht. Beim DSB wurde dazu erklärt, grundsätzlich bestünden keine Vorbehalte gegen eine Aufnahme eines neuen Motorsportbundes. sid/FR

Bezirksliga Hanau 1860 Hanau stolperte

Eine Woche vor dem Topspiel in der Bezirksliga Hanau zwischen dem Tabellenzweiten und -Ersten konnte Germania Dörnigheim seine Führung ausbauen. Während der Spitzenreiter gegen Heldenbergen mit 4:0 gewann, mußte Verfolger 1860 Hanau beim 1:1 in Marköbel einen Zähler abgeben. Immer enger wird die Lage im Tabellenkeller, wo die letzten sechs Mannschaften nur noch durch zwei Punkte getrennt sind.

Kewa Wachenbuchen - SV Kilianstädten 3:0 (0:0). Tore: Akalay, Stein, Romeiser. Beste Spieler: M. Kirschner, Steion (W), Kuhn, Loosen (K).

Eintracht Oberissigheim - KSV Eichen 4:1 (2:0). Tore: 1:0 Ludvicek, 2:0 Lang-Klumpf, 2:1 Schmidt, 3:1 Parnow, 4:1 Leichner (Eigentor). Beste Spieler: Tempel, Lange-Klumpf (O), Stein (E).

Sportfreunde Ostheim - Dörnigheimer SV 1:1 (1:0). Tore: 1:0 Schäfer, 1:1 Ring. Besdte Spieler: Erdmann, Eberlei (O:), Hirn, Liuzzo (D).

FC Türk Güzü Hanau - KSV Langen-Bergheim 1:2 (0:1). Tore: 0:1 Seitz (FE), 1:1 Cengiz (FE), 1:2 Quanz. Beste Spieler: Bender, Levent (H), Seitz, Quanz (LB).

FC Langendiebach - Spvgg Roßdorf 1:1 (1:0). Tore: 1:0 Janson, 1:1 Arndt. Beste Spieler: Mucha, Zimpel (L), Arndt, Stang (R).

SG Marköbel - TSV 186o Hanau 1:1 (1:0). Tore: 1:0 Wesenberg, 1:1 Swade. Beste Spieler: Wesenberg, Redmann (M), Naranjo (H).

Germania Dörnigheim - Victoria Heldenbergen 4:0 (0:0). Tore: Vucenovic, Noack, Fruck, F. Hensel. Beste Spieler: Fruck, Keilholz (D), J. Bezemer, Wingenfeld (H).

Eintracht Oberrodenbach - TSV Niederissigheim: ausgefallen. gö

Dramatische SPD-Verluste in Hessen

Räuberinnen ließen von ihrem Opfer ab

Gescheitert ist ein Überfall auf eine 36 Jahre alte Frau in der Oswaltstraße in Niederursel. Zwei etwa 16 Jahre alte Mädchen hatten die Frau mit einer Waffe bedroht und versucht, ihr die Handtasche zu entreißen.

Es entstand ein Gerangel, bei dem eine der beiden Täterinnen mit der Waffe mehrfach auf die linke Hand der 36jährigen Frau schlug.

Als ein Martinshorn der herannahenden Polizei zu hören war, flüchteten die beiden Mädchen ohne Beute Richtung Eduard-Bernstein-Weg. vo

Böses Erwachen für Titelaspiranten Mörlenbach und Alzenau Landesliga Süd: "Kellerkinder" probten den Aufstand / Mit dem Neu-Isenburger Salfeld sah ein weiterer Torhüter die rote Karte

An diesem Spieltag der Landesliga Süd zeigten die Mannschaften aus dem unteren Tabellenabschnitt, daß sich die Spitzenreiter nicht zu sicher wähnen dürfen. Die größte Überraschung war sicherlich der Sieg der im Abstiegskampf befindlichen Jügesheimer gegen Mörlenbach, einem der Meisterschaftsanwärter. Dietesheim schlug den bisherigen Tabellendritten Alzenau mit 3:2. Auch der FC Erbach konnte sich gegen Riedrode relativ klar mit 3:1 durchsetzen. Im Spitzenspiel unterlag der Tabellenführer Klein-Karben dem FV Progres mit 0:3, bleibt aber dennoch vorn (siehe gesonderten Bericht). Das Spiel des SV Bernbach gegen Klein-Krotzenburg wurde abgesagt. Ein weiterer Torhüter der Landesliga sah die rote Karte. An diesem Wochenende erwischte es den Neu- Isenburger Salfeld, der bei einem gegnerischen Konter den Ball außerhalb des Strafraums in die Hand nahm. Eine weitere rote Karte gab es für den Riedroder Spaier.

Spvgg. Dietesheim - Bayern Alzenau 3:2 (2:1). Die erste Stunde dieser Partie wurde von den Gastgebern klar beherrscht. Dietesheim bot seine bisher beste Leistung in einem Heimspiel. Man machte viel Druck und konnte die Chancen größtenteils nutzen. Kasselitz erzielte den Führungstreffer per Foulelfmeter. Knecht konnte zwar wenig später ausgleichen, doch kurz vor der Pause brachte Philipp die Gastgeber erneut in Vorsprung. Nach dem Wechsel erhöhte Neutzler zum 3:1. Alzenau versuchte nun mit allen Mitteln, zum Erfolg zu kommen und machte seinerseits viel Druck. Dietesheim konnte sich nur noch selten aus der Umklammerung befreien. Andererseits blieb Alzenau ohne echte Torchance. So konnte Knecht kurz vor Schluß nur noch den Anschlußtreffer erzielen.

Spvgg. Neu-Isenburg - Italia Frankfurt 1:2 (0:1). Insgesamt war die Partie auf einem schwachen Niveau. Neu-Isenburg fand im ersten Spiel nach der Winterpause noch nicht zum eigenen Rhythmus. Italia spielte ebenfalls nicht mit der Klasse, zu der diese Mannschaft eigentlich fähig ist. So gab es nur wenige interessante Szenen. Basic brachte die Gäste zur Pause in Führung. Nach dem Seitenwechsel konnte Stapf nach einer herrlichen Sololeistung den Ausgleich erzielen. Ein Sonntagsschuß von Milosis brachte die Entscheidung zugunsten von Italia. Neu-Isenburgs Torhüter Salfeld erhielt kurz vor Spielende die rote Karte, weil er bei einem Konter den Ball außerhalb des Strafraums in die Hand nahm.

FC Erbach - SG Riedrode 3:1 (2:1). Der FC Erbach konnte an die guten Leistungen vom Spiel vor einer Woche gegen Klein-Karben anknüpfen. Geordnet und diszipliniert bauten die Gastgeber aus einer gesicherten Abwehr ihre Angriffe auf. Riedrode wurde zusätzlich gehemmt durch die rote Karte für Spaier nach etwas mehr als einer halben Stunde. Zwar gingen die Gäste durch Wagner zunächst in Führung, doch wenige Minuten später schaffte Öztürk den Ausgleich. Siegmund erhöhte noch vor der Pause auf 2:1 für Erbach. Den Endstand zum 3:1 besorgte Öztürk zwanzig Minuten vor Schluß mit einem Kopfballtor.

TSV Wolfskehlen - SGK Bad Homburg 1:3 (0:2). Wolfskehlen verpennte die erste Spielhälfte völlig. Bad Homburg war deutlich überlegen und ging durch Treffer von Rudolph und Diergardt mit 2:0 in Führung. In der zweiten Hälfte setzten die Gastgeber alles auf eine Karte und hatten auch einige gute Strafraum-Szenen, ohne aber wirklich gefährliche Chancen zu erspielen. Den Anschlußtreffer erzielte Kissel per Foulelfmeter. Bad Homburg blieb durch Konter immer gefährlich. Einer dieser Konter führte in der letzten Minute zum abschließenden 1:3 durch Rudolph.

SV Jügesheim - SV Mörlenbach 1:0 (0:0). Mörlenbach präsentierte sich in Jügesheim enttäuschend schwach. Hinzu kam eine der besten Saisonleistungen von Jügesheim. Bereits in der ersten Hälfte verlief das Spiel recht ausgeglichen, wobei die besseren Torchancen auf seiten der Gastgeber lagen. Auch nach dem Wechsel blieben die Spielanteile verteilt. Insgesamt wurde etwas aggressiver und körperbetonter gespielt. Acht Minuten vor Schluß erzielte Lukulli mit einem direkten Freistoß das entscheidende Tor des Tages. Mörlenbach setzte nun alles auf eine Karte und kam noch einmal gefährlich vor das Jügesheimer Tor. Die Partie blieb spannend bis zum Schluß, doch Jügesheim brachte den Vorsprung über die verbleibende Zeit.

1. FC Germania Ober-Roden - Spvgg. Langenselbold 0:0. Über diese Begegnung gibt es nur wenig zu sagen. Beide Mannschaften spielten erschreckend schwach und konnten ihre Landesliga-Tauglichkeit nicht eindeutig unter Beweis stellen. Ein geordneter Spielfluß stellte sich nicht ein. Nur selten kam es zu herausgearbeiteten Chancen. Die etwas besseren Situationen lagen dabei auf seiten der Gastgeber. Die Partie verlief weitgehend im Sande. Ein anderes Ergebnis als ein torloses Unentschieden wäre eine Überraschung gewesen. -oli-

Tankstellen-Räuber gab einen Schuß ab

Ein unbekannter Täter hat in einer Tankstelle in der Hügelstraße 145 einen Schuß abgegeben, um an das Geld in der Kasse zu kommen. Nach Angaben der Polizei war die Pistole vermutlich mit Platz- patrolen geladen. Verletzt wurde niemand. Der Mann hatte gegen 21.45 Uhr die Tankstelle betreten und den Tankwart mit seiner Waffe bedroht. Als der Angestellte sich weigerte, das Geld aus der Kasse herauszugeben, und einen sogenannten "Elektrostab" hervorholte, um sich zu wehren, gab der Täter den Schuß ab.

Es gelang ihm, einen 500-Mark-Schein aus der Kasse zu ziehen und in unbekannte Richtung zu fliehen. Die Tankstelle war erst vor kurzem auf dieselbe Weise überfallen worden.

Der Täter wird als etwa 20 bis 22 Jahre alt und schlank beschrieben. Er hat dunkle, kurze Haare, trug Turnschuhe und einen grauen Jogging-Anzug mit weißen Streifen auf dem Oberteil. vo

Völlig antiquiert und im höchsten Maße geschmacklos

Es ist eigentlich erstaunlich, wie wenig darüber nachgedacht wird, unter welchen äußeren Begleitumständen deutsche Politiker bei ihren Auslandsreisen auftreten. Auch dieses Thema gehört in den Komplex "Zivile Gesellschaft", für die FR- Leser Michael Schmidt (FR/FRA vom 3. 3. 1993) in seiner Zuschrift "Notwendiger und längst überfälliger Zwischenschritt" mit so dankenswerter Klarheit plädiert.

Gemeint sind hier die Kennzeichnungen, die deutsche Regierungsflugzeuge (Flugbereitschaft Bonn der Luftwaffe) tragen. So konnte man in der Hofberichterstattung unserer Fernsehmedien den Bundeskanzler während seiner kürzlichen Ostasienreise immer wieder aus seinem sündhaft luxuriös herausgeputzten Airbus "Konrad Adenauer" steigen sehen, der die ebenso drohende wie dröhnende Aufschrift LUFTWAFFE trägt.

Diese militärischen Insignien (LUFTWAFFE/Eisernes Kreuz) würden, so belehrte mich bei einer Anfrage schon 1991 das Auswärtige Amt, auf eine 1956 vom damaligen Bundespräsidenten Heuss gegebene Anordnung zurückgehen (was nur teilweise stimmt), sie seien "internationale Übung" und "eine Änderung . . . sei nicht vorgesehen".

Schon der frühere Außenminister, auch der jetzige und viele andere Minister reisten und reisen mit derartig "geschmückten" Flugzeugen durch die Welt und machen sich damit die unhaltbare Argumentation des Auswärtigen Amtes zu eigen. Man hätte hoffen können, daß, wenn nicht schon die alten Boeings, die VFW 614 und die Challenger-Maschinen, so doch die drei neuen Airbusse der "Rühe-Airlines" etwas ziviler aussehen würden, etwa versehen mit der sonnvollen Aufschrift BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND, ähnlich der Maschine des US-Präsidenten ("United States of America", nur im Kleingedruckten die AIR FORCE ONE). Daß andere Regierungsflugzeuge (z. B. Italien) gleichfalls martialische Aufschriften tragen, muß ja nicht Maßstab sein.

Man muß also wirklich fragen, inwieweit es heutzutage noch Sinn macht, wenn sich Politiker bei ihren Reisen mit alten militärischen Zöpfen zur Schau stellen. Hat es die Bundesrepublik nötig, sich über ihre Streitmacht zu definieren, oder sollte es gar langsam wieder opportun werden, die "Neue Großmächtigkeit" des vereinten Deutschland mit militärischem Drohpotential zu dokumentieren? Hätte das sture Beharrungsvermögen alter, immer noch maßgebender militärisch-bürokratischer Eliten es dann wieder einmal geschafft?

Nein, ich halte derartige Flugzeug-Insignien für völlig antiquiert und in höchstem Maße für geschmacklos.

Dr. Rolf Gmelich, Neu-Isenburg

Frauenfeindliches Signal

Am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe sind nur zwei Frauen als Richterinnen tätig. Dieses Ungleichgewicht zu Lasten der Frauen ist als skandalös vielfach beklagt worden, gerade auch aus den Reihen der SPD. Trotzdem will diese Partei jetzt den Abgeordneten Schmude, also wiederum einen Mann, als Nachfolger des im Juli ausscheidenden Vizepräsidenten Mahrenholz vorschlagen.

Schmude würde gewiß ein hervorragender, auf Ausgleich widerstreitender Interessen bedachter Verfassungsrichter werden; allerdings fällt auf, daß die SPD nach Bökenförde einen zweiten ausgeprägt kirchlich geprägten Mann vorschlagen würde. Doch das ist nicht der entscheidende Punkt.

Entscheidend sollte für die SPD sein, daß sie mit dem Vorschlag von Schmude ein frauenfeindliches Signal in einem Zeitpunkt setzen würde, in dem in der Berliner Justizsenatorin Professorin Jutta Limbach eine mindestens ebenso qualifizierte Frau zur Verfügung steht

Die SPD kann ihre jetzige Haltung nicht durchstehen, wenn sie nicht ihr Gesicht verlieren will. Um der SPD die öffentliche, auch Schmude abträgliche Diskussion zu ersparen, hatte sich die HUMANISTISCHE UNION bereits im Februar an die SPD-Bundestagsfraktion gewandt und muß die ursprünglich von ihr ausgehende Forderung, Frau Limbach zur Verfassungsrichterin zu wählen, hier wiederholen.

Ulrich Vultejus (Bundesvorsitzender/ Humanistische Union), München

Weder in Hessen noch in Thüringen klar

Die geplante Autobahn quer durch das Rothaargebirge ist ein Schlag ins Gesicht aller Menschen, die sich für Natur- und Umweltschutz sowie Förderung des öffentlichen Personenverkehrs einsetzen (FR vom 3. 3. 1993 "Christdemokraten drücken bei A 4 aufs Tempo"). Dieses Projekt zeigt auch ganz eindeutig, was die sich christlich nennende Partei vom Umweltschutz und Umsteuern in der Verkehrspolitik hält - einen Dreck. Daß durch immer neue Straßen nur der Autoverkehr einseitig gefördert wird, scheint weder der CDU in Hessen noch der in Thüringen klar zu sein. Die parallel verlaufende Bahnlinie wird wissentlich durch diese Verkehrspolitik kaputtgemacht.

Entlarvend ist der Satz "Wenn Bonn in fünf Jahren den jetzt zur Verabschiedung anstehenden Verkehrswegeplan fortschriebe, werde die Strecke nach Hoffnung des Christdemokraten Breuer allein schon aufgrund der präjudizierenden Wirkung der vorangetriebenen Planung und des erklärten vordringlichen Bedarfs für den Westabschnitt auch auf ganzer Länge in die höchste Kategorie übernommen."

Hier sollen doch im Falle einer - hoffentlich - Abwahl der jetzigen Autobahnregierung vollendete Tatsachen geschaffen werden, an denen eine künftige vielleicht rot-grüne Bundesregierung nicht mehr vorbeigehen kann. Ich hoffe nur, daß der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) nach der nächsten Bundestagswahl drastisch geändert wird - weg von der Straße, hin zur Schiene.

Der Widerstand im Rothaargebirge muß endlich drastische Formen annehmen, um dieser Regierung zu zeigen "bis hierhin und nicht weiter". So wie die augenblickliche Verkehrspolitik gestaltet wird, kann man Europäische Gemeinschaft und Wiedervereingiung ganz getrost als ökologische Katastrophe bezeichnen.Horst Metzger, Wedel

Landwirtschaft mit der Natur in Einklang bringen

"Der erste Freilandversuch mit manipulierten Pflanzen in Bayern soll bereits im Frühjahr in Oberviehhausen beginnen", heißt es in der FR-Meldung vom 3. 3. 1993 "Nun sollen auch Mais und Raps manipuliert werden", in der über ein Experiment der TU München mit genmanipuliertem Mais und Raps berichtet wird.

Was mit Hilfe des Langzeitversuchs herausgefunden werden soll, nämlich ob die beiden eingeschleusten Fremdgene sich unkontrolliert ausbreiten, mag ja im ersten Moment so klingen, als seien hier Leute am Werk, die behutsam mit der Natur umgehen und Risiken vermeiden wollen.

Dieser Eindruck ist falsch. Es geht darum, sicherzustellen, daß mit Hilfe der beiden eingebauten Gene allein die Raps- oder Maispflanzen dem Totalherbizid "Basta" der Firma Hoechst widerstehen können. Welch ein Widersinn, würde dieses Gen unkontrolliert auf ein "Unkraut" übergehen und Basta seinen Rundumschlag auf dem Feld vereiteln.

Meines Erachtens müßte es heute um etwas anderes gehen als darum, den Einsatz von Totalherbiziden zu optimieren. Angesichts der Tatsache, daß die Roten Listen gefährdeter Vögel, Insekten und Pflanzen immer länger werden, Wasserwerke verschiedene Wässer mischen müssen, damit die Belastung mit Schadstoffen die derzeit (!) gültigen Grenz- werte nicht überschreitet, kann der Weg nur heißen: Landwirtschaft im Einklang mit der Natur. Kleinere Felder, vernetzte Hecken und Ackerlandstreifen, wenig Monokulturen, wechselnde Fruchtfolge . . .

Die Liste der Tricks, mit denen die Landwirte der anerkannt ökologisch wirtschaftenden Betriebe den Schädlingsbefall in Grenzen halten und dabei qualitativ hochwertige Produkte erzeugen, ist noch viel länger. Das einzige Risiko, das entsteht, ist das wirtschaftliche, das der Landwirt trägt, der sich - überdies angesichts des europäischen Binnenmarktes - auf solch eine arbeitsintensive Weise des Wirtschaftens eingelassen hat.

Leider haben Politiker immer noch zu wenig erkannt, daß die ökologische Landwirtschaft, schon aufgrund ihrer Leistungen für den Naturschutz, langfristig kein Zuschußbetrieb bleiben muß, sondern eine lohnende Investition für unsere Zukunft darstellt.

Sonja Hartung, Frankfurt am Main

Landesliga-Schlager Härte statt Niveau

Progres - Klein-Karben 3:0 (1:0) Spielerisch war zwar nicht viel drin, aber dafür flogen die Fetzen. Neun gelbe Karten, vier Zeitstrafen, eine rote Karte und zwei Karbener Verletzte "würzten" diese Partie. Als Gavranovic nach 15 Minuten Libero Henninger am Knöchel erwischte, mußte der Karbener ebenso verletzt ausscheiden wie sein Torhüter Gebhardt fünf Minuten später, als wiederum Gavranovic dem Karbener Schlußmann eine Schädelprellung zufügte. Als dann Cuk in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit den durchgehenden Reuter (er spielte für den verletzten May) umsäbelte, erhielt er die rote Karte. Gegen nur zehn Mann sahen die zweiten 45 Minuten für die Gäste gut aus. Doch das Gegenteil war der Fall: Erschreckende Abwehrschwächen, vor allem bei Walter, der als Manndecker gegen Knezevic spielte, leiteten die Niederlage gegen teilweise nur acht jugoslawische Spieler ein. Als sich Walter von Brkic den Ball zum 2:0 abnehmen ließ, war die Sache gelaufen. Und das 3:0 durch Knezevic, eingeleitet vom 53fachen jugoslawischen Nationalspieler Miljus, einem der Besten auf dem Platz, konnte Walter ebensowenig verhindern wie der ins Tor gewechselte Hofer. Trainer Volz: "Meine Spieler hatten nach den beiden Verletzungen Angst, aber es fehlte ihnen doch auch an beherztem Einsatz." HEINZ BERZ

Tore: 1:0 Knezevic (27.), 2:0 Brkic (51.), 3:0 Knezevic (87.).

Schiedsrichter: Stoos (Marjoss).

Zuschauer: 500.

Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Cuk (45.).

TISCHTENNIS 2. BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Männer: TVB Nassau - Frankfurter TG (So., 10 Uhr).

2. BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Frauen: RW Klettham-Erding - TV Bergen-Enkheim (Sa., 14 Uhr). TURF

GALOPPRENNEN in Frankfurt-Niederrad (So. 13.30 Uhr, Pferderennbahn).

Rhese schwamm auf Platz eins

Sehr zufrieden blickt die Schwimmgemeinschaft Frankfurt auf die Wettkämpfe bei den süddeutschen Meisterschaften am Wochenende in Würzburg zurück. In der offenen Klasse avancierten die Frankfurter zur erfolgreichsten Mannschaft bei diesen Langstreckenmeisterschaften. Im Medaillenkampf erreichte Sven Rehse auf 1500 m Freistil in 16:04,5 Minuten den ersten Rang, bei den 400 m Lagen belegte er mit 4:49,6 Platz zwei. In der Jahrgangswertung 1978 der Junioren siegte Harry Sedlmayr auf der 400-m-Lagenstrecke mit 4:52,6 Minuten, bei den Juniorinnen belegte Laura Petchanatz im Jahrgang 1980 ebenfalls auf dieser Strecke in 5:27,3 Minuten den ersten Rang. awe

Frankfurt bleibt knapp rot-grün "Republikaner" bei zehn Prozent

Bezirksliga Hochtaunus Friedrichsdorf patzte

In der Bezirksliga Hochtaunus kam die Spvgg. Bad Homburg kampflos zu zwei Punkten, da FC Inter Oberursel auf Grund interner Probleme keine Mannschaft aufbieten konnte. Zudem patzte der Verfolger FSV Friedrichsdorf durch eine 1:3-Heimniederlage gegen den FC Weißkirchen. Die DJK Bad Homburg, gegen Usingen noch 5:3-Sieger, kassierte gegen den FSV Steinbach eine deftige 0:5-Packung.

FSV Friedrichsdorf - FC Weißkirchen 1:3 (1:3). Tore: 1:0 Ellmers, 1:1 und 1:2 Schwips, 1:3 Busec. Bester Spieler bei Weißkirchen Itter.

DJK Bad Homburg - FSV Steinbach 0:5 (0:2). Tore: 0:1 Zeitschel, 0:2 und 0:3 Dumont, 0:4 und 0:5 Zadravec. Besondere Vorkommnisse: Torwart Garcea (St) hält einen Foulelfmeter von Geis, Esmer (DJK) erhält rote Karte wegen Tätlichkeit. Steinbach bot eine geschlossene Mannschaftsleistung.

EFC Kronberg - FC Oberursel 2:3 (1:1). Tore: 0:1 Friedrich, 1:1 Jochmann, 2:1 Gawlic, 2:2 Friedrich, 2:3 Abt. Beste Spieler bei Kronberg Jochmann und Gablic, bei Oberursel Hansky und Friedrich.

FC Königstein - Eintracht Oberursel 2:2 (0:1). Tore: 0:1 Krostitz, 0:2 Spring, 1:2 Mertner, 2:2 Barun (Foullefmeter). Beste Spieler bei Königstein Mertner und bei Oberursel geschlossene Mannschaftsleistung.

SV Seulberg - SG Oberhöchstadt 5:1 (2:0). Tore: 1:0 Fey, 2:0 Hohmann, 2:1 Jacob, 3:1 Fey, 4:1 Spahn, 5:1 Fey. Beste Spieler bei Seulberg Hohmann und Gänsch, bei Oberhöchstadt Stefan Zweifel.

TG Wernborn - SG Schneidhain/Falkenstein 2:0 (1:0). Tore: 1:0 und 2:0 Beilstein. Besonderes Vorkommnis: Torwart Wissler (Sch) hält einen Foulelfmeter von Freddie Wanzke. Beste Spieler bei Schneidhain Wissler, geschlossene Mannschaftsleistung bei Wernborn.

TSG Pfaffenwiesbach - SCCP Bad Homburg 0:0. Beste Spieler bei Pfaffenwiesbach Nohl, bei Bad Homburg Santus. mar.

Von Berlin aus

"Ein Störfall wie bei Hoechst kann vielerorts geschehen" (FR vom 4. 3. 1993). Wie der Chef des Umweltbundesamts, Heinrich von Lersner, in bezug auf die Forderung, Kinder aus dem verseuchten Gebiet zu evakuieren, lakonisch antwortete, könne er sich von Berlin aus nicht "einmischen".

Dennoch wagt er die Äußerung, daß der Griesheimer (Un)-Fall doch von Vorteil ist. Die Ignoranz und Verantwortungslosigkeit, die durch dieses Statement deutlich wird, bestätigt leider wieder einmal das völlige Versagen unserer Verantwortlichen. Die Vormachtstellung der Wirtschaftsinteressen wird um so deutlicher.

Wann, meine Herren, werden Sie begreifen, daß die kontinuierliche Umweltzerstörung jeden - auch Sie - betrifft und dieses Problem endlich als Primärthema mit allen daraus resultierenden Konsequenzen behandelt wird? Oder haben Sie etwa schon resigniert?

Sonja Umscheid, Frankfurt am Main

Räuber erbeuteten 15 000 Mark im Supermarkt

Bei einem Überfall auf einen HL- Markt in der Eschersheimer Landstraße haben zwei unbekannte Täter etwa 15 000 Mark erbeutet.

Die Täter waren gegen 19 Uhr durch den Hintereingang in das Büro des Marktes eingedrungen. Unter massiven Drohungen forderten sie drei Angestellte auf, sich auf den Boden zu legen. Dann räumte das Duo den Tresor aus, der zu diesem Zeitpunkt offenstand.

Die Täter sollen in Richtung Heinestraße geflüchtet sein, nachdem sie vermutlich eine Gaspatrone abgeschossen hatten.

Die beiden Räuber waren etwa 25 bis 30 Jahre alt, kräftig und mit jeweils einer blauen Haube maskiert. Beide trugen schwarze Lederjacken und Jeans. vo

Moto-Cross in Bauschheim In zwei von drei Läufen lag Beirer vorn

Der 20jährige Pit Beirer aus Ludwigshafen hat einen glänzenden Saison-Start im Moto-Cross hingelegt. Beim ersten von insgesamt acht Rennen um die Internationale Deutsche Meisterschaft gewann der WM-Sechste zwei von insgesamt drei Läufen.

Beim inoffiziellen Saison-Auftakt in Bauschheim bei Rüsselsheim waren alle deutschen und europäischen Top-Piloten am Start, ein Teilnehmerfeld, das nach Worten von Rennleiter Kurt Stolz in dieser hochkarätigen Besetzung in diesem Jahr vermutlich nicht mehr zusammenkommen wird. Pit Beirer, der auch bei den zwölf Rennen um die Weltmeisterschaft mindestens unter den ersten drei sein will, hatte nur im ersten der drei Bauschheimer Läufe Probleme am Start, was ihm hier nur Rang vier einbrachte. In den letzten beiden Läufen glänzte der 20jährige auf der Suzuki dagegen. Im letzten Lauf fuhr er sich vom vierten Platz nach dem Start noch auf die Spitzenposition.

Bester Hesse war Jochen Jasinski aus Hadamar auf einer Kawasaki, er belegte in den drei Läufen die Plätze zehn, sechs und zwölf. Schon in zwei Wochen findet im badischen Hügelheim das zweite Moto-Cross-Rennen um die Internationale Deutsche Meisterschaft statt. rip

FULDA. In der früheren "schwarzen Hochburg" in Osthessen gab es rund 70 Prozent Wahlbeteiligung und einen Wahl- Krimi bis zum letzten der 71 Wahlbezirke. Auch nach Auszählung von 70 Bezirken war um 21.45 Uhr noch unklar, ob die CDU die absolute Mehrheit der Sitze geholt hatte. Erst eine Minute vor 22 Uhr die Freudenrufe: "Es hat gereicht". Mit 47,9 Prozent und 30 Sitzen kann die CDU wieder allein regieren. Für die FDP, der 1989 eine einzige Stimme für fünf Prozent reichte, bedeuteten 4,3 Prozent das parlamentarische Aus und das Ende der ersten schwarz-gelben Koalition in Fulda. Die Grünen erstarkten auf 7,7 Prozent (5,7), die SPD mußte mit 23,2 Prozent (31,0) deutliche Verluste hinnehmen. Auch die CWU (Christliche Wähler Einheit) verlor klar mit 7,6 Prozent (10,3). "Wermutstropfen" auch für Gewinner: Erstmals sind die Republikaner verteten, sie errangen 9.2 Prozent. Die Sitzverteilung: CDU 30, SPD 14, Grüne 5, CWE 4 und REP 6 Mandate.

WIESBADEN. In der Landeshauptstadt Wiesbaden hat die SPD bei der Kommunalwahl vom Sonntag einen Einbruch erlebt: Auch die große Popularität von OB Achim Exner verhinderte nicht, daß die Sozialdemokraten auf 33,7 Prozent der Wählerstimmen abrutschten und damit fast doppelt so viel (minus 15,8 Prozentpunkte) verloren wie im Landesdurchschnitt. Die SPD bleibt allerdings stärkste Fraktion. Mit diesem Ergebnis steht im Rathaus, das die SPD mit einer Stimme Mehrheit regierte, voraussichtlich ein Machtwechsel bevor. Aus dem Stand erreichten die Republikaner in Wiesbaden ein zweistelliges Ergebnis, sie kamen auf 13,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung betrug 64,7 Prozent gegenüber 70,5 Prozent vor vier Jahren. - Kurz vor der Wahl hatte Exner noch darauf gewettet, die absolute Mehrheit verteidigen zu können. Am Abend wertete er die Niederlage seiner Partei als Verlust für die gesamte SPD. Der Rückgang beider großer Volksparteien müsse Konsequenzen haben, vor allem müsse den Bürgern gezeigt werden, daß Rechts nicht die richtige Alternative sei. Die Zusammensetzung der künftigen Stadtregierung ist nach dem Ergebnis der Wahl völlig offen: Die CDU kam auf 28,9 Prozent der Stimmen (minus 4,5), die Grünen erreichten 11,9 Prozent (plus 3,1), und die FDP behielt unverändert 7,0 Prozent. Bei der letzten Kommunalwahl 1989 hatte die SPD 49,5 Prozent der Stimmen erreicht, damals hatten die Sozialdemokraten mit einem Plus von 5,6 Prozentpunkten den größten Zuwachs in ganz Hessen erzielt. lhe

WÖLFERSHEIM. Die NPD hat in der Wetterauer Gemeinde Wölfersheim (8 300 Einwohner) nochmals 3,9 Prozent zulegen können und stellt jetzt mit 20,7 Prozent die drittstärkste Fraktion. Deutliche Gewinne - entgegen dem Landestrend - fuhr die SPD ein. Sie gewann 10,8 Prozent und vereinigt 45,3 Prozent der Stimmen auf sich. Sie hat damit offenbar ihre Stammwählerschaft wiedergewinnen können. Auch die CDU machte mit 23,2 Prozent ein Plus, nämlich 5,8 Prozent mehr als vor vier Jahren, als sie sogar einige Stimmen weniger als die NPD bekam. Verlierer auf der ganzen Linie sind mit 10,4 Prozent die Freien Wähler, die vor vier Jahren noch ein Viertel aller Stimmen kassierten und danach den Bürgermeister stellten. Dieser war in jüngster Zeit wegen angeblicher Unfähigkeit und offenkundiger Untätigkeit in wachsendem Maße der öffentlichen Kritik ausgesetzt. Die Grünen traten bei dieser Wahl nicht an. Vor vier Jahren scheiterten sie knapp mit 4,9 Prozent. pgw

KRIFTEL. Der Bürgermeister als CDU- Spitzenkandidat unter Bestechungs- und Betrugsverdacht im Gefängnis - der Märtyrer als Gallionsfigur zog nicht: Die CDU rutschte in der Main-Taunus-Gemeinde von 52,0 auf 39,3 Prozent. Selbst mit der FDP, die mit 9,8 Prozent (plus 4,8) ins Parlament einzieht, würde es für eine Regierungsmehrheit nicht mehr reichen. Die SPD könnte nun trotz eines Verlustes von einem Prozent mit 24,7 Prozent ins Regierungslager wechseln - allerdings nicht ohne Partner. Zugelegt haben Grüne (plus 6,5 auf 13,4 Prozent) und Freie Wähler (plus 2,4 auf 12,8 Prozent). ubk

DARMSTADT. Die SPD in Darmstadt muß sich einen neuen Koalitionspartner suchen. In ihrer hessischen Wahlhochburg haben die Grünen ihren Anteil auf 25,4 Prozent der Stimmen ausgebaut. Rechnerisch möglich und nicht völlig ausgeschlossen ist sogar ein schwarz-grünes Bündnis. Die SPD hält künftig 25 Sitze (minus 7) im Stadtparlament, die CDU steigert sich um zwei auf 22 Sitze. Der bisherige SPD-Koalitionspartner FDP gewinnt einen Sitz hinzu (6). Die Grünen legten von 14 auf 18 Mandate zu. Zur Wahl gingen nur 63 Prozent der Wähler, fast 10 000 Menschen weniger als 1989. Rechtextreme Parteien traten in Darmstadt nicht an. feu

BENSHEIM. In der vom Baukorruptionsskandal geschüttelten Stadt Bensheim im Kreis Bergstraße mußte sich die CDU von ihrer deutlichen absoluten Mehrheit trennen. Sie fiel von 49,4 auf 41,0 Prozent und verlor dadurch fünf Sitze. Davon profitierte vor allem die FWG, die aus dem Stand heraus 8,9 Prozent erzielte. Die Grünen steigerten sich um 2,6 auf 13,7 Prozent. Die SPD büßte 2,9 Punkte ein und kam auf 31,4 Prozent, die FDP scheiterte mit 4,9 Prozent knapp an der Fünf-Prozent-Hürde. feu

GROß-ZIMMERN. Die CDU hat die SPD in Groß-Zimmern, wo der in den Bestechungssumpf bei kommunalen Bauaufträgen verwickelte SPD-Bürgermeister seinen Hut nahm, überflügelt. Sie gewann 12,8 Prozent und kam auf 38,5 Prozent. Die FWG fiel um 5,7 Prozent auf 15 Prozent zurück, die Grünen steigerten sich auf 9,2 Prozent. feu

MARBURG. In Marburg erlauben die Wahlergebnisse nur zwei Konstellationen: Rot-Grün oder große Koalition. Deutliche Verluste mußte die ohne Ex- OB Hanno Drechsler angetretene SPD hinnehmen, die nur noch 29,7 Prozent erhielt (minus 7,2). Bei deutlich rückläufiger Wahlbeteiligung (66,6 Prozent, minus 9,1) gab es leichte Gewinne für die Grünen mit jetzt 18,1 (plus 0,5) und deutlicher für die CDU mit 26,2 (plus 2,9). Die "Bürger für Marburg" konnten ihr Wahlergebnis von 1989 auf 13,5 leicht erhöhen (plus 0,6), während die FDP den Einzug ins Stadtparlament zum dritten Mal verfehlte. Die neu angetretene "Marburger Linke" und die "Grün-Alternative Linke" blieben unter der 5-Prozent-Marke. tap

GIESSEN. Die rot-grüne Koalition geht in der mittelhessischen Universitätsstadt Gießen künftig politisch auf dünnem Eis. Während die Grünen mit der Spitzenkandidatin und Landtagsabgeordneten Karin Hagemann ihr Ergebnis von 1989 um zwei Punkte auf 15,8 Prozent (jetzt zehn Sitze) verbessern konnten, sackte die SPD um Oberbürgermeister Manfred Mutz um 11,4 auf 34,1 Prozent ab (20 Sitze). Damit hat das seit 1985 amtierende Bündnis genau wie vor acht Jahren im Stadtparlament nur die hauchdünne Mehrheit von einer Stimme. Bei den absoluten Zahlen hat die CDU mit 34,2 Prozent die Sozialdemokraten um exakt zehn Stimmen sogar überholt. Die FDP verlor ein halbes Prozent, schaffte aber mit 5,6 Prozent den erneuten Einzug ins Stadtparlament. Der landesweite Rechtsruck ist auch in Gießen nicht zu übersehen. Mit 10,4 Prozent sind die Republikaner künftig mit sechs Abgeordneten im Kommunalparlament vertreten. tru

KASSEL. Erdrutschartige Stimmenverluste mußte die SPD am Sonntag in Kassel hinnehmen. Sie verlor 20,7 Prozent der Stimmen und damit ihre bislang knappe absolute Mehrheit. Sie wird künftig nur noch 22 von ingesamt 71 Sitzen im Stadtparlament besetzen. Es ist das vierte Mal innerhalb der vergangenen 43 Jahre, daß sie die absolute Mehrheit verfehlte. Die Stimmen, die die SPD verlor, teilten sich vor allem die CDU (plus 7,4 Prozent) und die Republikaner, die in Kassel zum erstenmal antraten: sie verzeichneten 5,4 Prozent der gültigen Stimmen und werden mit vier Sitzen im Stadtparlament einziehen. Die CDU, die nun über 36,9 Prozent der Stimmen (und damit über 28 Sitze) verfügt, könnte nun gemeinsam mit den Grünen (14,0 Prozent) eine Mehrheit erreichen. "Die Grünen sind koalitionsfähig geworden", erklärte Kassels CDU-Spitzenkandidat Georg Lewandowski am Sonntagabend dazu. Mit den Republikanern werde seine Partei kein Bündnis eingehen. ebo

FÜRTH. In Fürth (Kreis Bergstraße) hat die südhessische Korruptionsaffäre kaum Auswirkungen auf das Wahlergebnis gezeigt: Wenige Wochen nach der Verhaftung des Bauamtsleiters konnte die CDU ihre Position als stärkste Partei sogar noch festigen und um 0,4 Punkte auf 41,9 Prozent zulegen. Der SPD-Anteil sank von 34,6 auf 30,1 Prozent, die Freien Wähler erzielten 18,9 Prozent (plus 2,5). Die Alternative Liste kam in Fürth 6,8 Prozent, FDP und rechte Parteien kandidierten nicht. lhe

OFFENBACH. Die in großen Finanznöten steckende Stadt Offenbach wird auch in den kommenden vier Jahren von einer großen Koalition aus SPD und CDU regiert. SPD und CDU verloren zwar insgesamt 15 Sitze, stellen aber noch 40 von insgesamt 71 Abgeordneten in der Stadtverordnetenversammlung. Großer Gewinner in der Lederstadt sind die Republikaner. Sie bekamen 15,1 Prozent der Stimmen und ziehen erstmals mit elf Abgeordneten in das Kommunalparlament ein. Die Grünen bauten ihren Stimmenanteil um 1,5 Prozentpunkte auf 11,6 Prozent aus. Die FDP erzielte 7,8 Prozent, ein Plus von 2,2 Prozentpunkten. Sie gewinnt zwei Sitze und stellt damit sechs Abgeordnete. lhe

OTZBERG/MÜHLTAL. Die Wähler haben am Sonntag von zwei schwarz-grünen Rathausbündnissen im Kreis Darmstadt Dieburg eins bestätigt, das andere jedoch abgewählt. In Otzberg baute die CDU trotz absoluter Stimmenverluste ihren Vorsprung vor der SPD um einen Punkt auf 47,4 Prozent aus, ihr grün-alternativer Koalitionspartner verbesserte sich von 8,1 auf 9,9 Prozent. Die SPD kam auf 42,8 Prozent (minus 2,8), andere Parteien traten nicht an. - In Mühltal gab die CDU 15,4 Punkte ab, während eine erstmals antretende Freie Liste 13,2 Prozent erzielte. Die Christdemokraten fielen mit 31,3 Prozent auf den zweiten Platz hinter der SPD zurück, die ihren Anteil auf 36,0 Prozent steigerte (plus 1,2). Die Grünen blieben mit 13,5 Prozent nur um einen zehntel Punkt unter ihrem 89er Ergebnis. Die FDP kehrte mit 6,1 Prozent in den Gemeinderat zurück. lhe

BAD HOMBURG. Die Korruptionsaffäre im Hochtaunuskreis mit zahlreichen Bestechungsfällen in den Bauämtern hat auch in der Kreisstadt Bad Homburg Wirkung gezeigt: Mit einem Minus von 7,8 Prozentpunkten mußte die CDU, die in der Kurstadt mit den Liberalen regiert, einen weit über dem Landesdurchschnitt liegenden Verlust hinnehmen, sie kam auf 37,8 Prozent der Stimmen, blieb damit aber stärkste Partei. Die SPD kam auf 22,4 Prozent der Stimmen, das bedeutet einen Verlust von 6,9 Prozentpunkten. Beide Parteien verloren jeweils fünf Sitze im Stadtparlament, wo die CDU künftig noch mit 22, die SPD mit 13 Parlamentariern vertreten sein wird. Die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei 70,9 Prozent gegenübe 74,7 Prozent vor vier Jahren. Aus dem Stand erreichten die Republikaner in Bad Homburg 9,1 Prozent der Wählerstimmen und fünf Sitze im Rathaus, die Freien Homburger Wähler kamen ebenfalls auf 9,1 Prozent der Stimmen (sechs Sitze). Im künftigen Stadtparlament sind außerdem die Grünen vertreten, die mit 15,0 Prozent der Stimmen einen Zuwachs von 2,1 Prozent verbuchten, auch die FDP - sie erreichte 6,7 Prozent - wird trotz eines Stimmenverlustes von 3,9 Prozentpunkten im Rathaus mit vier Vertretern präsent sein. lhe

Bezirksoberliga Darmstadt Riedrode fällt zurück

In der Bezirksoberliga Darmstadt verteidigte der SV Raunheim durch ein 3:0 in Lorsch die Tabellenführung. Aus dem Kreis der Titelanwärter etwas zurückgefallen ist der FSV Riedrode, der auf eigenem Platz unerwartet dem FCA Darmstadt unterlag. Auch der TSV Pfungstadt ist nach dem 0:2- Lokalderby gegen Germania wieder zurückgefallen.

SV Bischofsheim - TSV Trebur 2:2 (0:1). Die 200 Zuschauer sahen eine zunächst gute, ausgeglichene Begegnung, in der sich nach dem Wechsel jedoch Hektik einschlich. Pullmann (72.) glich Lerchs (45.) überraschende Führung aus. Spielertrainer W. Kraus brachte mit einem Handelfmeter (84.) den Gast erneut in Führung, die Emig egalisierte. Ab der 48. Minute mußte Trebur ohne Zelik auskommen (rote Karte).

VfR Groß-Gerau - SG Überau 4:1 (1:0). Groß-Gerau erspielte sich mühsam zwei Punkte, obgleich die Gäste spielerisch wenig zu bieten hatten. Schlotzer (20.), Gräber (78 .), Baum (90.) und Schlimm (92.) sorgten für den am Ende zu deutlich ausgefallenen Sieg. Lauster (51.) hatte den vorübergehenden Ausgleich erzielt.

SKV Mörfelden - TS Ober-Roden 1:0 (1:0). Mörfelden errang einen hochverdienten Sieg, nutzte jedoch zahlreiche Gelegenheitennicht. Insbesondere Ober-Rodens Torwart Elsinger stand einer höheren SKV- Führung im Wege. So scheiterte auch Gebitz (75.) mit Foulelfmeter am Ober-Rodener Torwart. Schrimpf (26.) erzielte den spielentscheidenden Treffer.

Olympia Lorsch - SV Raunheim 0:3 (0:2). 30 Minuten setzten die Gastgeber den Tabellenführer unter Druck, geriet dann jedoch in Rückstand. Papaioannou (18.), Pöschl (36.) und Moussaoui (90.) verhalfen dem SV zum nicht mehr erwarteten Sieg, der jedoch zu hoch ausfiel. ka.

TSV Lämmerspiel Sieger des Tages Bezirksoberliga Ost: Trainerwechsel nutzte Spvgg. Seligenstadt nichts

Der offenbar provozierte Rauswurf von Trainer Hellmuth Zajber erwies sich bei der Sportvereinigung Seligenstadt (1:2 im Spitzenspiel der Bezirksoberliga Frankfurt-Ost beim TSV Lämmerspiel) als Rohrkrepierer. Auch Biebers Defensiv-Taktik fruchtete beim Verfolgertreffen in Bruchköbel (0:2) nicht. Ferner gab Germania Niederrodenbach bei den Seligenstädter Sportfreunden (1:1) einen wichtigen Zähler ab. Das Fazit: Der TSV Lämmerspiel war der große Sieger, die Sportvereinigung Seligenstadt der Verlierer des Tages.

Sportfreunde Seligenstadt - Germania Niederrodenbach 1:1 (0:1). Der Titelanwärter führte schnell durch Eiler (12.), Ott (82.) glich spät für die optisch überlegenen Sportfreunde aus. Neuzugang Seibert und Ott (S) sowie Röder (N) ließen die besten Möglichkeiten aus. Beim Gast wurden Torjäger Frey sowie Neidhardt und Rössler, beim Gastgeber die Goalgetter Huth und Lindenau vermißt.

SV Melitia Roth - SV Birstein 1:0 (1:0). Im Gelnhäuser Kreisderby markierte Mustillo (33.) nach einem Querpaß von Holger Hofmann das Tor des Tages. Auffallendster Akteur war jedoch Schiedsrichter Huber (Hausen), der zwölf gelbe Karten und Kemmerer (Roth) in der 35. Minute wegen Nachschlagens die rote Karte zeigte. Bernd Hoffmann (Latte/85.) und Fuchs vergaben einen höheren Sieg, Guhlke (5./75.) beim SVB die klarsten Gelegenheiten.

TSV Lämmerspiel - Spvgg. Seligenstadt 2:1 (1:1). Das Offenbacher Kreisderby bot den 400 Zuschauern einen unterhaltsamen Nachmittag. Der Gäste-Führung durch M. Purkott (24.) ließ Spielertrainer List (39.) den Ausgleich und Routinier A. Reinhard (80.) das Siegestor für den Spitzenreiter folgen. Miro und Rubin vergaben beim interimsweise von Karl-Heinz Gerheim gecoachten Aufsteiger die besten Chancen, Torwart Schösser und Libero Artelt stemmten sich erfolgreich dagegen. Hefter und M.Purkott imponierten beim Verlierer.

Eintracht Windecken - Teutonia Hausen 5:4 (3:3). Ein Tore-Festival vor 250 Zuschauern auf dem Nidder-Sportfeld, wo Gäste-Keeper Basar am Ende zur tragischen Figur wurde: Nach der 4:3-Führung des FCT durch Dalibor Bognar (2./27.) sowie Jung (41.) und Henderkes (73.) - bei Gegentreffern durch Wörner (7./FE), Lehr (23.) und Schmidt (28.) - mußte er die beiden entscheidenden Windecker Treffer durch Uffelmann (85./90.) auf seine Kappe nehmen.

SG Bruchköbel - Germania Bieber 2:0 (2:0). Im Verfolgertreffen stellten Bätz (3.) und Dikkerhoff (24.) frühzeitig die Weichen. Beim ersten Treffer stand Ersatz-Keeper Ruwe Pate, beim 2:0 hatte Hofmann maßgerecht "serviert". Nach einem Kopfball von Simmer (71.), den Alraum auf der Linie wegfischte, reklamierten die Offenbacher vergeblich ein Tor.

FSV Ravolzhausen - TSV Höchst 4:1 (0:0). Erst nach dem 0:1 durch Röhrich (60.) spielte der FSV "volles Rohr": Dietz (68./75.) sowie Rücknagel (82.) und Schröder (90./FE) lassen die Neuberger im Abstiegskampf wieder hoffen. Aufsteiger Höchst steht indes fast bereits als erster Absteiger fest.

SG Nieder-Roden - Spvgg. Weiskirchen 1:2 (0:1). Im Rodgauer Lokalderby spielte die SGN vor 222 Zuschauern auf ein Tor, aber Agnetelli (30.) und Schroth (75.) nutzten zwei Standardsituationen - beim Gegentreffer von Paul (63.) - zum Gästesieg aus. Bogisic, Rössner und Paul vergaben beim Gastgeber sichere Chancen. FSV Bad Orb - FC Hanau 93 0:1 (0:1). Der Rasen war gut bespielbar, dennoch boten beide Teams wenig. Das Tor von Jablonski (31.), der aus 18 Metern genau getroffen hatte sowie der von Trageser (H) in der 43. Minute an den Pfosten geschossene Elfmeter (von Weisbecker am Schützen selbst verursacht) waren neben Jessls Lattenkopfball (74.) die einzigen Höhepunkte. hdp

Bezirksliga Büdingen VfR Ulfa schloß auf

Führungswechsel in der Bezirksliga Büdingen: Der SV Mittel/Nieder-Seemen (1:0 im Schlagerspiel beim SV Calbach) löste den SV Phönix Düdelsheim (2:5 gegen den VfR Hainchen) an der Spitze ab. Der VfR Ulfa, der während der Woche im Nachholspiel 1:1 gegen Steinberg/Glashütten spielte und am Sonntag 3:1 gegen Orleshausen gewann, schloß zu Düdelsheim auf. Erneut fielen drei Spiele aus.

Rohrbacher SV - Sportfr. Oberau 2:2 (1:2). Tore: 0:1 Schaller, 0:2 Marek, 1:2 Uwe Handlos (FE), 2:2 Reich. Beste Spieler: O. Schäfer, Kupke (R) sowie Göbel, Schaller (O).

SV Calbach - SV Mittel/Nieder-Seemen 0:1 (0:0). Tor: 0:1 Klaus Deckenbach (68.). Beste Spieler: Morton (C) und Torwart Gerd Deckenbach (MNS). Besonderes Vorkommnis: Thomas Schamma (C) traf in der 25. Minute die Latte.

SV Phönix Düdelsheim - VfR Hainchen 2:5 (1:1). Tore: 1:0 Dirk Scholz, 1:1 Meub, 2:1 Sommer, 2:2 Thoma (HE), 2:3 Meub, 2:4 Eckhardt, 2:5 Nuhn (FE). Beste Spieler: Dittmann, Leistner (D) sowie Thomas, Meub (H). Besondere Vorkommnisse: Franke (D) sowie Meub (H) trafen Latte und Pfosten.

VfR Ulfa - SV Orleshausen 3:1 (1:0). Tore: 1:0 Hohmeier, 1:1 Kämmer, 2:1 Majcan, 3:1 Jürgen Schmidt. Beste Spieler: Majcan (U) sowie Torwart Schneider (O). Besonderes Vorkommnis: Karger (O) erhielt in der 78. Minute die rote Karte wegen Foulspiels.

SG Bindsachsen - TV Kefenrod 0:0. Beste Spieler: Mehmel, Brücher (B) sowie Sinner, Mulfinger (K). hdp

Feuer im Bürgertreff Gutleut: Bewohner verletzt

Bei einem Wohnungsbrand im Bürgertreff Gutleut in der Rottweiler Straße erlitt der Wohnungsinhaber eine Rauchvergiftung. Das Feuer war kurz nach Mitternacht im ersten Stock ausgebrochen und drohte auf das Dachgeschoß überzugreifen. Bereits nach knapp 20 Minuten hatte die Feuerwehr jedoch den Brand gelöscht. Während des Einsatzes wurden mehrere Bewohner des Hauses evakuiert. Der Schaden wird auf etwa 150 000 Mark beziffert. Etwa zur selben Zeit kam es zu einem Brand in der Gundhofstraße in Niederrad, bei dem gleichfalls ein Mann eine Rauchvergiftung erlitt.

Er wurde zur Behandlung ins Höchster Krankenhaus gebracht. Der Brand soll in einem Abfallbehälter einer Küche entstanden sein. vo

33 Treffer in nur sechs Spielen Mit dieser Tore-Bilanz überraschte die West-Gruppe der A-Liga Frankfurt

Das Spiel von Bergen - Delfini/Italia Enkheim mußte in der Kreisliga A Frankfurt (Gruppe Ost) wegen Unbespielbarkeit des Platzes ausfallen. GSU/Pansereikos schlug den BSC 19 deutlich mit 5:0. Kickers 16 war bei Croatia mit 1:0 erfolgreich. Bornheim besiegte in einem relativ einseitigen Spiel Olympia 07 mit 3:1.

Schwarz-Blau - TSV Taras 3:1 (0:0). Bauer brachte Tarasin Führung, danach trafen Röder und Hofmann (2) zum 3:1-Sieg von Schwarz- Blau. Beste Spieler: Richter, Teuerkauf, Jantsch für Schwarz-Blau, Badutt, Bauer und Hohn für Taras.

SG Bornheim Grünweiß - Olympia 07 3:1 (2:0). Torschützen: Haas, Greiner und Piosek für Bornheim, Guwer per Foulelfmeter für Olympia. Beste Spieler: Elz, Schmidt bei Bornheim, Säubert und Glatzel bei Olympia.

SV Croatia - Kickers 16 0:1 (0:0). Den entscheidenden Treffer für Kickers erzielte Cvijanovic. Kickers bot eine geschlossene gute Leistung.

Borussia Sachsenhausen - AC Mladost 0:3 (0:1). Mladost siegte relativ klar und gab der Borussia kaum eine Chance. Mustafa war der erfolgreichste Torschütze.

SV Sachsenhausen - Ostend 07 0:2 (0:0). Torschützen: Detzen und Hübsch. Beste Spieler: Torhüter Hein von Sachsenhausen, Rausch bei Ostend.

JuZ Fechenheim - SSV Heilsberg 3:2 (1:1). In dieser spannenden und knappen Begegnung hatte Fechenheim das Glück des tüchtigeren.

GSU/Pansereikos - BSC 19 SW 5:0 (2:0). Torschützen: Kapuranis, Matic (2), Suligast und Minareikis. Der BSC agierte ziemlich desolat, der größte Teil der Mannschaft war indisponiert. Ein umstrittener Elfmeter, der zum 3:0 für die Gastgeber führte, besiegelte das Schicksal der Gäste.

Die Ergebnisse der Gruppe West erinnern teilweise an Eishockey-Resultate. Das 6:2 von Weiß-Blau gegen Hausen wird vom 7:3-Sieg der SG Westend gegen den PSV Grün-Weiß noch übertroffen. Insgesamt fielen in den sechs Spielen 33 Tore.

FC 66 - SG Bockenheim 1:1 (1:1). Torschützen: Müller für FC 66, Baumann für Bockenheim. Beste Spieler: Beide Mannschaften boten eine geschlossene Leistung.

SG Griesheim - Barisspor 1:4 (1:1). Torschützen: Hofmann für Griesheim, Ali, Levent, Ibo und Artur für Barisspor. Beste Spieler: Lobowski von Griesheim und Achmed von Barisspor.

FSV Hellas - FC City 1:4 (1:1). Torschützen: Savulidis für Hellas, Kadir (2) und Neco (2) für City. Beste Spieler: Ilhan, Neco und Murat vom FC City.

SG Westend - PSV Grün-Weiß 7:3 (3:1). Torschützen: Kühnel (2), Schlosser (2), Bachmann, Papadopolus und Vukelic für Westend sowie Hausdörfer (3) für Grün-Weiß. Westend bot eine geschlossene gute Leistung, Hausdörfer war bester Mann von Grün-Weiß.

Progres Reserve - SW Griesheim 2:1 (1:0). Torschützen: Kalvounis und Marat für Progres, Schmidt für Griesheim.

SC Weiß-Blau - FV Hausen 6:2 (4:0). Torschützen: Kosok (2), Jäne, Horvat, Woywod und Sipos für Weiß-Blau, Rüb und Botzold (Elfmeter) für Hausen. Weiß-Blau bot eine geschlossene gute Leistung, aus der Sipos und Woywod noch herausragten.

Den höchsten Sieg in der Gruppe Nord erzielte Eckenheim mit dem 7:0 gegen die TSG 51, Viktoria Preußen besiegte Ginnheim mit 4:1. Makkabi schlug Saz-Rock mit 4:1. Die SG Harheim schaffte gegen die Reserve von Italia Frankfurt ein 2:2-Unentschieden.

TSG Niedererlenbach - SV Bonames 1:0 (1:0). Tor: Pfaff. Niedererlenbach spielte nicht überzeugend und bot bei dem knappen Sieg eine wenig berauschende Leistung.

SG Harheim - Italia Reserve 2:2 (1:2). Tore: Fay und Müller für Harheim, Maurizio und Mikele für Italia.

TuS Makkabi - SAZ-Rock 4:1 (0:0). Torschützen: Rohrbach (2), Lind und Carlos für Makkabi, Sakalakoglu für SAZ-Rock. Beste Spieler: Weg, Jankovic, Rohrbach und Carlos bei Makkabi.

FC Kalbach - TuS Niedereschbach 3:0 (0:0). Torschützen: Havert, J. Dihm und Kummer. Beste Spieler: J. Dihm, Havert und K. Dihm von Kalbach.

Gencler Birligi - FV Berkersheim 3:1 (1:0). Torschützen: Ali und Mustafa (2) für Birligi, Müller für Berkersheim.

Germania Ginnheim - Viktoria Preußen 1:4 (1:3). Torschützen: Schmitt für Ginnheim, König, Fließ und Brehm (2) für Viktoria Preußen. Die Viktoria bot eine geschlossene gute Mannschaftsleistung.

SC Eckenheim - TSG 51 Ffm 7:0 (1:0). Torschützen: Keller (2), Wagner (3), Keil, Kalmus. Eckenheim bot eine gute mannschaftliche Leistung. -oli-

Bezirksligen Darmstadt St. Stephan fällt zurück

In der Bezirksliga Darmstadt, Gruppe West, ist der SV St. Stephan nach der überraschenden Niederlage in Ober-Ramstadt aus dem Kreis der Titelanwärter ausgeschieden. Dieser beschränkt sich nunmehr auf Tabellenführer TSV Nieder-Ramstadt, der sich von der Niederlage der Vorwoche gut erholt zeigte, auf SV Darmstadt 98 II (5:2 gegen Erzhausen) und auf den SV Geinsheim, der in Gräfenhausen gewann. Eine schmerzhafte Niederlage erlitt der SV Klein-Gerau im Nachbarschaftsderby bei Eintracht Rüsselsheim.

1. FC Langen - Grünweiß Darmstadt 1:1 (1:0). Tore: 1:0 U. Grohmann, 1:1 Krämer.

Rotweiß Darmstadt - Opel Rüsselsheim 2:2 (0:1). Tore: 0:1 Muth, 1:1 Mattern, 1:2 Fricha, 2:2 Mattern.

Eintracht Rüsselsheim - SV Klein-Gerau 3:1 (1:0). Tore: 1:0 Scharf, 2:0 Dörhöfer, 2:1 Langer, 3:1 Nowka.

SG Egelsbach II - SKV Büttelborn 2:4 (2:3). Tore: 1:0 Franusch, 2:0 Malecha, 2:1 und 2:3 Petry, 2:4 Walter.

Landesliga Mitte Sindlingen hofft wieder

Während das Spiel des Höchster Spitzenreiters in der Landesliga Mitte beim VfR Limburg wegen der schlechten Platzverhältnisse ausfiel, darf sich nach dem 3:2-Erfolg über Sportfreunde Burkhardsfelden der FC Viktoria Sindlingen wieder Klassenerhaltshoffnungen machen. Der VfB Unterliederbach trat beim 1:1 gegen den FV Biebrich weiter auf der Stelle.

Viktoria Sindlingen - SF Burkhardsfelden 3:2 (2:1). Nach diesem Sieg bestehen für die Sindlinger wieder Hoffnungen aus den Klassenerhalt. Markus Pilz hatte mit seinem Elfmeter die Führung besorgt. Nach dem Ausgleich der Gäste traf Claus Plattek mit einem Weitschuß. Sindlingens Torwart Ströher wehrte danach einen Elfmeter ab und steigerte sich beträchtlich. Nach dem neuerlichen Gleichstand glückte Murad Dodruloglu der entscheidende Treffer.

VfB Unterliederbach - FV Biebrich 1:1 (0:1). In einem Spiel mit gutem Niveau kam es zum gerechten Remis, wobei der VfB zwar die besseren Chancen hatte, die Gäste aber jederzeit mithielten. Sie gingen durch Jung kurz vor der Pause in Führung, Andreas Rank glich mit einem an Michael Fischer verursachten Foulelfmeter aus. Später traf David Jenkins nur die Latte, aber auch den Biebrichern passierte dieses Mißgeschick kurz vor dem Ende. -ll-

Zander, Edelbarsche, Karpfen und Schleien: Im Main geht es langsam aber stetig aufwärts "Die essen wir zu Mittag" Netzfischer im Osthafen

Nix Capri, nix rote Sonne: Die Fischer, die in ihrem kleinen Boot übers Wasser gleiten, sind von industrieller Tristesse umgeben. Hinter den hohen Kaimauern ragen Kräne empor, Fabrikfassaden mit undefinierbarer Farbe umschließen das Becken, und als einziger bunter Blickfang bietet sich eine Müllhalde mit Metallschrott an. Um so erstaunlicher und aufregender ist das Leben, das sich unter der Wasseroberfläche im Osthafen abspielt. Nach und nach kommt es ans Licht, hervorgeholt von der kleinen Boots-Crew der Frankfurter Fischerzunft.

"Das glaubt man nicht", ruft Hans Burck herüber, der stellvertretende Zunftmeister, der buchstäblich alle Fäden in der Hand hält. Vorsichtig holt er das Netz ein, und bei jedem Zug taucht ein anderer zappelnder Fisch aus dem Wasser auf: Zander vor allem, bis zu 80 Zentimeter groß, bis zu sieben Pfund schwer. Aber auch Karpfen, Edelbarsche, Plötze und Schleien.

Sie alle haben sich verfangen in den fünf Netzen, die die Fischer am Abend ausgeworfen haben und am nächsten Morgen wieder einholen. Manche zappeln noch kräftig und müssen von den Jungfischern fest gepackt werden, manche sind nach stundenlangem Kampf matt und lassen sich willig aus dem Netz klauben. Daß im Main wieder etliche Fischarten schwimmen, freut Burck natürlich. Nach etlichen, wahrlich dunklen Jahren für die Zunft geht es mittlerweile wieder aufwärts. "1953 haben wir die Berufsfischerei praktisch eingestellt", erzählt der Mann im Boot, während er umsichtig die Netze ansteuert. Das "große Sterben" hatte da eingesetzt. "Über Nacht", sagt Burck, "waren sämtliche Aale kaputt."

Grund: Industrieabwässer. In den siebziger Jahren ging's wieder bergauf, und jetzt setzt die Zunft regelmäßig Fische aus. Vor sechs Wochen zum Beispiel 10 000 Zander und 2000 Schleien. "Das Wasser ist relativ gut", meint Burck und zeigt auf einen Flußkrebs. Die zangenbewehrten Tierchen halten sich nämlich nur über Wasser, wenn selbiges nicht allzu dreckig ist.

Und was passiert mit dem Fang, der sich in einem beeindruckenden Behälter ansammelt? "Die essen wir zu Mittag", sagt der Oberfischer ganz nüchtern. Verseucht seien die Flossentiere nicht, beteuert er. Alle Vierteljahr mache das Land Hessen eine Untersuchung. Ergebnis: "Nicht mehr Rückstände als im Kopfsalat." Wird der Mainfisch wieder eine Delikatesse? Burg lächelt. "Mal abwarten", soll das wohl heißen. vo

Bezirksliga Offenbach SUSGO unterlag

In der Bezirksliga Offenbach mußte Tabellenführer SUSGO Offenthal beim FV 06 Sprendlingen mit 0:1 die erste Niederlage im neuen Jahr hinnehmen. Der Vorsprung in der Tabelle schmolz auf zwei Punkte, da die Verfolger SG Rosenhöhe und Spvvg. Dietesheim sich auswärts in Offenthal und Götzenhain jeweils deutlich durchsetzen konnten.

SV 06 Sprendlingen - SUSGO Offenthal 1:0 (1:0). Tor: 1:0 Heine.

FC Offenthal - SG Rosenhöhe 2:4 (1:1). Tore: 1:0 Stötzer (Foulelfmeter), 1:1 Becker, 1:2 Rüger, 2:2 Ullrich, 2:3 Macziek, 2:4 Schnarr, 2:5 Maziek.

Kickers Obertshausen - SV Zellhausen 1:3 (0:1). Tore: 0:1 Herr, 0:2 Herr, 1:3 Geyer, 1:3 Harth.

SSG Langen - BSC 99 Offenbach 3:3 (2:2). Tore: 1:0 Cyrys, 1:1 Hofmann, 2:1 Cyrys, 2:2 Lorenz, 3:2 Cyrys, 3:3 Läpple.

Spvgg. Hainstadt - Türk. SV Neu-Isenburg 1:0 (0:0). Tor: 1:0 Böhm.

Alemannia Klein-Auheim - SV Dreieichenhain 3:1 (1:1). Tore: 0:1 Müller, 1:1 Marburger (Foulelfmeter), 2:1 Barzke, 3:1 Wurst.

SG Götzenhain - Spvgg. Dietesheim II 2:4 (2:2). Tore: 1:0 Anouri, 1:1 Brendel, 2:1 Ruhl, 2:2 Cron, 2:3 Thüringer, 2:4 Mahlau (Foulelfmeter). app

In der Gruppe Ost führt der KSV Urberach nach dem glücklichen Sieg in Kleestadt die Tabelle weiterhin souverän an. Lokalrivale Viktoria rückte nunmehr (4:1 gegen Groß-Umstadt) auf Platz zwei vor Hassia Dieburg, die unerwartet beim abstiegsbedrohten FSV Spachbrücken einen Punkt ließ.

FSV Spachbrücken - Hassia Dieburg 1:1 (1:1). Tore: 0:1 Baumert, 1:1 Allmann (FE).

SV Reinheim - FV Eppertshausen 0:1 (0:0). Tor: 0:1 Anton.

SV Münster - FSV Groß-Zimmern 2:2 (1:1). Tore: 0:1 Bicker, 1:1 Kreher, 1:2 Cammarata, 2:2 Adena.

TG Ober-Roden - VfL Michelstadt 3:2 (2:1). Tore: 0:1 Schwarz (FE), 1:1 Tuscher, 2:1 M. Baltrusch, 3:1 Syrowatka, 3:2 Groh.

Viktoria Urberach - Spielvereinigung Groß- Umstadt 4:1 (2:0). Tore: 1:0 Speck, 2:0 Weisbrod, 3:0 Rosenthal, 4:0 Speck (FE), 4:1 Becker (FE).

Viktoria Kleestadt - KSV Urberach 0:1 (0:0). Tor: 0:1 Schulmeyer. ka.

Elf Sitze für die Republikaner SPD und CDU verloren, haben zusammen 40 von 71 Sitzen

OFFENBACH. Auf Anhieb erreichten die Republikaner 15,1 Prozent der Stimmen. Das bringt ihnen 11 der 71 Stadtverordnetenmandate ein und macht sie zur drittstärksten Fraktion im Offenbacher Rathaus. Die Verlierer dieser Wahl, die in einer großen Koalition verbundenen Christdemokraten und Sozialdemokraten, kündigten deshalb gestern an, die große Koalition fortsetzen zu wollen. Durch dieses Wahlergebnis bleibe nichts anderes übrig, so meinten übereinstimmend SPD- Vorsitzender Stefan Wildhirt und CDU- Vorsitzender Hermann Schoppe.

Die SPD verlor gegenüber 1989 7,9 Prozent der Stimmen und hat nur noch 29,2 Prozent. Die CDU verlor 9 Prozent und rutschte damit auf 26,6 Prozent (SPD 21 Sitze, CDU 19 Sitze). Gewinner der Wahl sind die kleinen Parteien. Die Grünen verbesserten sich mit ihren 11,6 Prozent auf neun (bisher acht) Mandate, die FDP gewann zwei Mandate dazu und hat jetzt mit 7,8 Prozent sechs Sitze. Die Freie Wählergemeinschaft konnte sich behaupten. Sie errang 7 Prozent der Stimmen und somit fünf Sitze, einen mehr als 1989.

Die Sprecher aller Parteien beklagten die geringe Wahlbeteiligung. Sie lag bei 64,9 Prozent; 5,4 Prozent weniger als 1989.

Hans-Joachim Münd, Sprecher der Republikaner, wertete deren Einzug "aus dem Stand" als großen Erfolg. Künftig müsse man auch in Hessen und bundesweit verstärkt mit den Republikanern rechnen. Damit sei es nicht mehr möglich, daß diese von den Altparteien und von den Medien boykottiert würden. Münd: "Wir sind jetzt in den Schlagzeilen und werden in den Schlagzeilen bleiben."

Für Oberbürgermeister Wolfgang Reuter (SPD) bedeutet das Ergebnis, daß die demokratischen Parteien noch enger zusammenrücken müßten. Trotzdem warf SPD-Vorsitzender Wildhirt seinem christdemokratischen Koalitionspartner vor, in diesem Wahlkampf die Reizthemen wie die Asylfrage ins Spiel gebracht zu haben und damit eben auch ein Teil Mitschuld am Abschneiden des guten Wahlergebnisses der Republikaner zu tragen. Schoppe (CDU) hielt dem entgegen, daß auch die CDU das Abschneiden der Republikaner bedaure. Notwendig sei es deshalb, die große Koalition fortzuführen, damit es stabile Mehrheiten in der Stadtverordnetenversammlung gebe. Wilfried Jungbluth, Sprecher der Grünen, bedauerte ebenfalls das Ergebnis für die Republikaner und warf den beiden großen Parteien vor, zu wenig bürgernahe Politik gemacht zu haben. Ähnlich äußerten sich FDP-Fraktionsvorsitzender Ferdi Walther und FWG-Fraktionsvorsitzender Armin Bayer. Wilfried Jungbluth: "Die SPD muß sich überlegen, ob sie weiter mit der CDU, die ja die Steigbügelhalter der Republikaner sind, koalieren will."

"Unfaßbar", war der einhellige Kommentar aller bisher in der Stadtverordnetenversammlung vertretenen fünf Parteien und Gruppierungen zum Abschneiden der Republikaner: "Wir haben einen Wahlkampf gegen ein Phantom geführt. Die Republikaner haben nicht einmal ein Kommunalwahlprogramm vorgelegt." lz

RUGBY MEISTERSCHAFTSRUNDE, 2. Spieltag: Deutscher Rugby-Club - Victoria Linden 10:15, Hannover 78 - Heidelberger TV 49:13, Heidelberger RK - RG Heidelberg 3:41.

BILLARD BUNDESLIGA, 8. Spieltag: BSV Langenfeld - BC Elversberg 8:4, BG Bottrop - BSCV München 6:6, BSV Velbert - BF Horster-Eck Essen 2:10, BSG Neudorf-Hochfeld Duisburg - DBC Bochum 6:6.

Zweite Basketball-Bundesliga Gute Trefferquote bei Freiwürfen reichte nicht

Kronberg - Würzburg 62:66 (36:39)

Die Diskrepanzen in der Kronberger Mannschaft, die in zwei Lager gespalten ist, wirkten sich nicht entscheidend auf die Leistung aus. Gegen die aggressiv spielenden Gäste blieb der Tabellenletzte der Aufstiegsrunde zur Frauen-Basketball-Bundesliga gegen den Rangdritten bis zuletzt am Drücker. Kronbergs Trainerin Yvonne Schäfer fühlte sich jedoch von den Schiedsrichtern verschaukelt: "In den ersten sechs Minuten wurde kein einziges Foul gegen Würzburg gepfiffen".

Da der Gast von 29 Freiwürfen nur 18 verwandelte, die Kronbergerinnen dank der Treffsicherheit von Marianna Klimentova (24 Korbpunkte) und Ilka May (17) alle zwölf Freiwürfe versenkten, konnte sich der Favorit stets nur um wenige Zähler absetzen. In der Endphase (60:63) agierte der MTV glücklos, ein Foul an Marianna Klimentova wurde nicht geahndet.

Die Vorstandsanweisung, daß in dieser Aufstiegsrunde alle Spielerinnen eingesetzt werden sollen, trifft nicht den Geschmack der Trainerin, die nur 50 Prozent leistungswillige Akteurinnen im Team hat und bis zum Abschluß dieser Runde eine Art Waffenstillstand innerhalb der Mannschaft, aber auch mit dem Vorstand ausgehandelt hat. hdp

Montag, 8. März

Literatur Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Kinder- und Jugendbuchautoren-Stammtisch. Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 21 im Anzeigenteil. Museen / Galerien / Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Vorträge/Diskussionen Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9: 18 Uhr, Veranstaltung zum Internationalen Frauentag. Frankfurter Bürger-Stiftung, Holzhausenschlößchen, Justinianstraße: 19.30 Uhr, Dia-Vortrag "Unbekannte Kostbarkeiten - Denkmale der Industrie und Technik in Deutschland".

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 20 Uhr, Dia-Vortrag "Naturwunder Chile".

Presse-Club, Saalgasse 30, Tel. 17 00 24: Vortrag Lady Diana Brittan "Immigration and colour - the British experience" (in engl. Sprache). Ökohaus, Kasseler Str. 1 a: 20 Uhr, Treff in der Kommune - Diskussion "Politik nach den Kommunalwahlen".

Landsmannschaft der Ost- u. Westpreußen e. V. u. Danziger: 15 Uhr, Vortrag "Asyl heute und morgen", Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr. 248. Sonstiges Single-Treff Ffm.-Bornheim: 20 Uhr, Offenes Treffen; Nanu, Falltorstraße (Info 061 02/38 543).

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Ev. Familienbildung, Eschersheimer Landstr. 565: 18.15 Uhr, Offene Trennungsgruppe.

Gruppe "Zivilcourage gegen Rassismus": 20 Uhr, Treffen; AWO, Eckenheimer Landstr. 93.

Jugend gegen Rassismus in Europa: 19 Uhr, Treffen; Club Voltaire, Kleine Hochstr. 5.

Deutscher Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Kegeln, Ginnheimer Turnhalle; 14 Uhr, Bridge- Nachmittag, Haus Dornbusch.

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Nähen.

Känguruh-Haus, Lenaustr. 24: 16.30 Uhr, Literaturkreis. Institut für Sozialarbeit, Treff Rothschildpark, Oberlindau 20: 15 Uhr, Gesprächskreis mit Kurt Schaumberger. Erinnerungen an Oper-, Theater- und Konzertbesuche der 20er Jahre.

Stadtgesundheitsamt, Bethmannstraße 3: 11 bis 18 Uhr, Polio-Schutzimpfungen. Blutspendetermine Blutspendedienst Hessen des DRK: Mo., 8. 3., 17 bis 20 Uhr, Bonames, August-Jaspert-Schule, Harheimer Weg 16; Di., 9.3., 9 bis 19 Uhr, Niederrad, Blutspendezentrale, Sandhofstr. 1; Do., 11. 3., 17 bis 20 Uhr, Oberrad, Gruneliusschule, Wiener Str. 13; Sa., 13. 3., 10 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Rödelheim, DRK-Heim, Ludwig-Landmann-Straße.Apotheken Folgende Apotheken sind von Montag, 8.30 Uhr, bis Dienstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke am Palmengarten, Bockenheimer Landstr. 72, Tel. 72 76 13; Apotheke an der Warte, Mainzer Landstr 236, Tel. 73 14 06; Boulevard-Apotheke, Müncher Str. 8, Tel. 23 43 56; Dom-Apotheke, Fahrgasse 7, Tel. 28 31 57; Eichwald-Apotheke, Berger Str. 131, Tel. 49 31 76;

Elch-Apotheke, Griesheim, Zum Linnegraben 18, Tel. 39 46 19; Rosegger-Apotheke, Eschersheim, Eschersheimer Landstr. 383, Tel. 56 12 21; Trift-Apotheke, Niederrad, Triftstr. 19, Tel. 6 78 75 95; Westerbach-Apotheke, Sossenheim, Westerbachstr. 293, Tel. 34 28 72. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden.

Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265, und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Tel. 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Tierarzt Knell, Beethovenplatz 7, Ffm. 1, Tel. 72 66 66 (priv. 0 61 01 / 44 49 9);oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tier-ärzte").

Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01-4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

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VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.

Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.

ALPHA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15; Sa., 23.00 Uhr: Grüne Tomaten.

BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 17.15, 20.00, 23.00 Uhr: Der Duft der Frauen; 15.45, 17.45, 20.15 Uhr: Jagd auf Schmetterlinge; 13.45, 23.00 Uhr: Atlantis; 13.30, 15.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.

BETA - Telefon 28 31 28 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Orlando.

CINEMA - Telefon 28 29 33 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.

CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.

CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

EDEN - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

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ELITE - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.

ELYSEEH 1 - Telefon 28 71 57 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.

ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Kein Pardon.

ESPLANADE 1 - Tel. 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.

ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.

ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

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EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 10.45, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Alarmstufe: Rot.

EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p.m.: Under Siege (orig. Engl. version).

EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15 Uhr: Bitter Moon.

EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 12.45, 3.15, 5.45, 8.15 p.m.: Hero (orig. Engl. version).

FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - Mo. keine Vorstellung.

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KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - Mo. keine Vorstellungen.

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Eichel: Schmerzhafte Niederlage Sorge über Ergebnis der Rechtsradikalen / Grüne sehen Erfolg

WIESBADEN, 7. März (me/AP/dpa/). Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) wertete das Wahlergebnis als "schmerzhafte Niederlage" für die SPD. Er forderte eine "deutlichere Oppositionsrolle" in Bonn. Die schweren Verluste seien Zeichen "tiefer Verunsicherung über die Rolle der SPD". Sie habe es nicht verstanden, die große Unsicherheit in der Gesellschaft über Zukunftsperspektiven und soziale Probleme aufzufangen.

Der hessische CDU-Vorsitzende Manfred Kanther machte für das schlechte Abschneiden der SPD deren "immerwiederkehrende Nein-Sager-Position" verantwortlich. Die CDU habe sich durch "tapferen Wahlkampf vor Ort" behauptet.

Umweltminister Joschka Fischer (Grüne) äußerte trotz der "sehr guten Ergebnisse" für seine Partei große Sorge angesichts der Gewinne der rechtsextremen Republikaner und des "schlechten Abschneidens der Volksparteien". Das Ergebnis sei ein "Signal für eine klare Opposition in Bonn". FDP-Landeschef Wolfgang Gerhardt sagte, was störe, sei das gute Abschneiden der Republikaner.

Frankfurts Oberbürgermeister Andreas von Schoeler (SPD) sprach von einer "verheerenden Niederlage für seine Partei". Dies sei das schlechteste Kommunalwahlergebnis der SPD in Frankfurt. Seine Gegenspielerin, die CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth, sagte, trotz der Verluste sei das CDU-Ergebnis ein großer Erfolg für ihre Partei. Im Kasseler Rathaus demonstrierten hunderte Jugendliche und skandierten "Nazis raus". In Frankfurt gab es eine Kundgebung gegen Rechts vor dem Römer.

Altenstadt: Die Karten wurden neu gemischt

ALTENSTADT. Auch in Altenstadt haben die Bürger die Karten neu gemischt. Rechnerisch könnten in den nächsten vier Jahren SPD (13 Sitze), Grüne und Unabhängige Liste (UL) (jeweils drei Mandate) mit einer dünnen Mehrheit von einer Stimme im 37köpfigen Parlament regieren. Die Freien Wähler errangen neun Sitze, so viele wie die Christdemokraten. Die größten Verluste mit fast zehn Prozent mußte die SPD schlucken. Die CDU verlor 2,9 Prozent. Gewinner sind diesmal die Grünen, die bei ihrem ersten Anlauf 8,8 Prozent erringen konnten. Bislang wurde in der Zuwachsgemeinde mit wechselnden Mehrheiten regiert. Bürgermeister Gerd Göllner (Spitzenkandidat der UL) kommentierte das Ergebnis mit "insgesamt gut", ließ aber noch offen, ob er bei der Direktwahl zum Bürgermeisteramt antreten wird.

Statt links jetzt bürgerlich Dietzenbach: Eine Wählergemeinschaft überrascht

Dietzenbach: Völlig neue politische Verhältnisse sind entstanden. Die rot- grüne Koalition hat keine Mehrheit mehr. Die Freie Wählergemeinschaft "Bürger für Dietzenbach" (BfD), die zum ersten Mal angetreten war, holte 27,7 Prozent und wird stärkste Fraktion.

Die SPD, bislang größte Fraktion, verbuchte nur noch 21,9 Prozent. Diese Schlappe konnten die Grünen nicht wettmachen, obwohl sie mit 17 Prozent um 3,3 Prozent zulegen konnten. Die CDU rutschte mit 22,1 Prozent um 13,3 Prozent unter das 89er Ergebnis. Die FDP (4,6 Prozent) wird nicht mehr ins Parlament einziehen, dafür die ÖDP (5,2 Prozent). Die DKP (1,6 Prozent) bleibt außen vor.

Absolute Mehrheiten können zwischen BfD (13 Sitze) und CDU oder zwischen BfD und SPD gebildet werden. CDU und SPD haben jeweils elf Sitze. BfD-Spitzenkandidat Rolf Küchler sagte, daß ein früherer BfD-Beschluß, keine Koalition einzugehen, überdacht werden müsse. "Wir tragen nun die größte Verantwortung."

"Offenbar ist linke Politik in Dietzenbach nicht mehr gefragt", sagte SPD-Spitzenkandidat Werner Hoch.

Der Grüne Niemann fühlte sich als Sieger und Verlierer. Er werde bis zum Ende seiner Amtszeit 1995 seinen Job machen.

Hainburg: Die CDU hat in Hainburg ihre absolute Mehrheit noch stabilisieren können, verfügt mit ihren 56,86 Prozent gegenüber 51,73 Punkten von 1989 jetzt mit 21 Sitzen über zwei Mandate mehr als bisher. Eben die hat die SPD eingebüßt, die - gemäß dem Landestrend - um ziemlich genau sechs auf nur noch 32,6 Prozent abspeckte. Zwar konnten die Grünen knapp ein Prozent zulegen und liegen jetzt bei 10,5 Prozent, doch brachte das kein zusätzliches Mandat. Im neuen Gemeindeparlament werden mithin zwölf Sozialdemokraten und vier Grüne einer 21köpfigen CDU-Übermacht gegenübersitzen.

Mainhausen: Die CDU um den Spitzenkandidaten Bürgermeister Dieter Gröning konnte ihre absolute Mehrheit noch weiter ausbauen. Ihr Traumergebnis für die Wahl zum Gemeindeparlament: 69,5 Prozent. Die SPD verlor 3,5 Prozent und erzielte nur noch 30,5 Prozent. Sie muß zwei Sitze an die CDU abgeben.

Rodgau: Die größte Stadt des Kreises liegt im Trend: Die SPD sackt von 37,5 auf 32,2 Prozent ab, die CDU macht ein paar Zehntel Punkte gut, die Grünen sind die Gewinner, steigern sich von 11,9 auf glatte 16 Prozent und werden künftig statt mit sechs mit acht Abgeordneten präsent sein. Das sind die zwei Sitze, die die SPD verloren hat, die Union bleibt konstant bei der Zahl von 22 Mandaten. Die FDP bringt es auf 4,1 Prozent, nicht genug, um wieder in der Stadtverordnetenversammlung vertreten zu sein.

Wenn auch rein rechnerisch eine rot- grüne Koalition möglich wäre, so deutet doch alles auf eine Fortsetzung der schwarz-roten Liaison hin.

Rödermark: Die CDU hat zwar zwei Sitze im Stadtparlament dazu gewonnen, dafür aber die absolute Mehrheit verloren. Das liegt daran, daß aufgrund einer gewachsenen Einwohnerzahl jetzt 45 statt bisher 37 Parlamentarier über Wohl und Wehe der Stadt entscheiden. 21 Christdemokraten haben es künftig mit zwölf Sozialdemokraten und neun Grünen zu tun - beide Oppositionsfraktionen gewannen zusammen fünf Sitze hinzu. Bleiben die Freidemokraten mit ihren künftig drei Mandaten, ebenfalls eins mehr als bisher, als Zünglein an der Waage. Sensationell der Zugewinn der Anderen Liste/Die Grünen, die vier Sitze gewannen und mit neun Stadtverordneten der SPD bedrohlich auf die Pelle rückten. Die SPD büßte knapp fünf Prozent ein, die CDU nicht ganz zwei Punkte, während die Liberalen sich um anderthalb Prozent und die AL/Die Grünen gar um sechs Prozent verbesserten.

Seligenstadt. Entgegen dem landesweiten Trend legte die SPD noch kräftig zu. Sie verbuchte mit 38,3 Prozent 9,7 Prozent mehr als 1989. In Seligenstadt wurde dieses Ergebnis auf den Spitzenkandidaten, den SPD-Bürgermeister Rolf Wenzel, zurückgeführt. Die FWS rutschte von 19 auf 15,2 Prozent, kann jedoch mit der stärkeren SPD gegenüber der CDU eine satte Mehrheit bilden. Die Union, die bereits 1989 mit 44,2 Prozent die absolute Mehrheit verloren hatte, rutschte mit 41,5 Prozent noch weiter nach unten, bleibt aber stärkste Fraktion. Die Grünen (4,9 Prozent) scheiterten wieder. ttt/fin

So wurde in Kommunen gewählt

BASKETBALL BUNDESLIGA, Frauen, Play-off, Viertelfinale, 2. Spiel: HSG HU Berlin - Barmer TV 72:92.

BUNDESLIGA, Frauen, Abstiegsrunde, 2. Spieltag: TV Bensberg - VfL Marburg 56:64.

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Aufstiegsrunde, Gruppe Süd: TV Langen - Steiner Bayreuth 74:92, TSV Speyer - TV Lich 70:79, SV Oberelchingen - FC Baunach 69:91.

ZWEITE BUNDESLIGA, Männer, Abstiegsrunde, Gruppe Süd: Post SV Karlsruhe - Bayern München 86:83, BG MAXX Offenbach/ Neu-Isenburg - DJK Würzburg 65:94, TSV Breitengüßbach - Lotus München 76:67.

ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Aufstiegsrunde, Gruppe Süd: Heidenheimer SB - TSV Nördlingen 73:74, MTV Kronberg - DJK Würzburg 62:66.

Israeli sieht REP-Erfolg als eine "Protestwahl"

HOCHTAUNUSKREIS. "Ich will daran glauben, daß es eine Protestwahl ist." Diese Bilanz zog der Vorsitzende des israelischen Partnerschaftskreises, Abraham Jariv, angesichts des Einzugs der Republikaner in den Kreistag. Gleichwohl bezeichnete er die Tendenz als alarmierend. "Es gibt Ähnlichkeiten mit 1933: "Es gibt Unzufriedenheit, Arbeitslosigkeit und die Ungewißheit der Zukunft."

Die bisher guten Beziehungen der Partnerkreise, so Jariv, dürften nicht durch das Wahlergebnis beeinträchtigt werden: "Bisher bestand ein Konsens, und ich hoffe, daß die Koalition an der Macht bleibt." Jariv ist zur Zeit mit einer Delegation im Kreis zu Besuch, um mit Jugendlichen über die aktuellen Probleme in Deutschland zu diskutieren. cn

Kurzer Funken Hoffnung

Zwischen "himmelhoch jauchzend" und "zu Tode betrübt" verstrichen bei der FDP-Wahlparty im Nordend-Lokal "Holetzke" 97 Minuten. Um 18.16 Uhr verkündete die Hochrechung für Hessens FDP 5,8 Prozent. Und um 18.35 Uhr waren es 6,0 Prozent. "Diesmal sind wir in Frankfurt dabei", frohlockte Nordend-Vorsitzender Franz Zimmermann. Beim letzten Mal fehlten ja nur 386 Stimmen. Nach zwölf Jahren wolle man wieder mitreden.

Als dann gar der Einbruch der SPD in Kassel bekannt wurde, als verlautete, "auch in Frankfurt könnte die CDU stärkste Partei werden", da gab es Jubelrufe und einige spitze Schreie. Als wär' nun der rot-grüne Käs' gegessen.

Doch während sich landauf, landab die FDP gut hielt, kam der Schock für die Frankfurter Liberalen um 19.03 Uhr: Hochrechnung Frankfurt. Unter "FDP" erschien auf den Monitoren die Zahl 4,7 Prozent. Unterm Balken also " - 0,3 Prozent". Eisiges Schweigen. Da blieb einigen der etwa hundert Partygäste schier der Brocken Rindswurst im Halse stekken. Später ging's nochmal runter auf 4,5 Prozent.

Kopfnicken, als Otto per Bildschirm im Römer über die Ursache der Niederlage sinnierte: "Viel Hunde sind des Hasen Tod!" vau

"Schrecklich eins auf die Mütze gekriegt" Schnell war klar, daß der Kommunalwahlkampf mit Bonner Themen für Hessens SPD selbst zum Desaster wurde

Was "Wahlparty" heißt, ist heutzutage nur noch eine staatliche Dienstleistung für die Fernsehsender. Sie haben die paar Quadratmeter okkupiert, die im 9. Stock des Wiesbadener Innenministeriums für diesen hessischen Wahlabend reserviert sind, und sie sperren nochmal zusätzlich ab, wenn sie "auf Sendung" gehen. Sie entscheiden, wann Politiker und Journalisten mithören dürfen und wann sie nur stören. An sie allein haben die Planer der Veranstaltung gedacht - und so kann es gar nicht anders sein, als daß sie allein den Zugriff auf die Prominenz haben.

Franz Josef Jung, der zum Haudegen bestimmte Geschäftsführer der CDU- Landtagsfraktion, ist mit Abstand der erste. "Auch wenn es schwierig wird, muß man mutig sein", erklärt er sein frühes Kommen und stellt sich schon gegen 18 Uhr an den Interview-Tisch des Fernsehens. Er weiß, daß er bei all dem Bonner Gegenwind einen Rückgang wird kommentieren müssen - und als er eine Von Richard Meng (Wiesbaden) und Hans-Helmut Kohl (Frankfurt) Viertelstunde später dran kommt, kann er sogar noch "eine positive Überraschung" vermelden: Die CDU hat nach der ersten Hochrechung nur knapp zwei Prozent verloren. So bescheiden sind die Erwartungen: Hauptsache mehr als 30 Prozent. Das Thema des Abends sind die Zahlen der SPD.

Tatsächlich schlägt die erste Hochrechnung wie eine Bombe ein: Entsetzen bei den Sozialdemokraten über ein Minus von landesweit um sieben Prozent, ungläubiges Nachfragen auch bei all den anderen Landespolitikern, die sich hinter den Absperrungen der Fernsehleute drängen. Das ist mit kommunalen oder landespolitischen Fragen nicht mehr zu erklären. Der Kommunalwahlkampf fast allein mit Bonner Themen hat mit einem Desaster für die SPD selbst geendet, während die CDU-Verluste sich in Grenzen halten. Die Union hatte schon vor vier Jahren ihr Potential bei weitem nicht ausschöpfen können, die SPD tut es ihr jetzt nach.

Um Frankfurt, dessen Wahlergebnis bei hessischen Kommunalwahlen traditionell die Richtung angibt, deutet sich zunächst eine Zitterpartie an: Hier hat die CDU deutlich schlechter abgeschnitten als im Landestrend, die SPD ebenfalls deutlich mehr verloren - aber die Grünen auch deutlich mehr gewonnen. Rot-Grün, so sieht es in den ersten Stunden nach der Wahl aus, kann in Frankfurt auf eine dünne Mehrheit der Sitze rechnen - nachdem die FDP auch diesmal wieder knapp unter der Fünf-Prozent-Grenze bleibt.

Es ist zur "Tagesschau"-Zeit an diesem für die Frankfurter und die hessische SPD so niederschmetternden Tag, als Andreas von Schoeler, der Oberbürgermeister der Main-Metropole, versucht, durch eine sich wüst balgende Journalistentraube vor seinem Amtszimmer vor die Fernsehkameras zu kommen. Aschfahl sieht er aus, der Stadtregierungschef, und entsprechend knapp sind seine Antworten: "Das schlechteste Ergebnis in der Geschichte der Frankfurter SPD", kommentiert er, "eine verheerende Niederlage" habe seine Partei erlitten, selbst dann, wenn eine Fortsetzung der rot-grünen Römer-Koalition noch möglich sein sollte. Von Schoelers flapsiges Fazit: "Ich habe schrecklich eins auf die Mütze gekriegt. Das muß ich erstmal verdauen."

Seine Gegenspielerin, die CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth, hofft zu diesem Zeitpunkt noch auf der Grundlage der für die SPD so vernichtenden Hochrechnungen in den Fernsehsendern auf einen "Machtwechsel" - sie ergreift bei ihren ersten Interviews die Gelegenheit auch schnell beim Schopf. Falls sich herausstellen sollte, daß die Christdemokraten die stärkste Fraktion im Römer stellen, fordert sie für sich "einen klaren Handlungsauftrag". Und dann würde sie "die demokratischen Parteien" im Stadtparlament zu Gesprächen einladen.

Petra Roth sieht sich zu diesem Zeitpunkt immer noch "erfolgreich"; und solche Einschätzungen lassen eher darauf schließen, was die Union insgeheim erwartet hat - ein Ergebnis im Landesdurchschnitt unter den 30 Prozent. Ähnlich hochgestimt wie Petra Roth gibt sich ihr hessischer Parteichef Manfred Kanther, der sogar von einem von einem "großartigen Erfolg" spricht.

Örtlich betäubt: So wirken demgegenüber führende Frankfurter SPD-Stadtpolitiker, als eine Dreiviertelstunde nach Schließung der Wahllokale die ersten Hochrechnungen über die Fernsehschirme flimmern und sich zeigt, daß ihre Partei nicht nur in Kassel und Darmstadt, Hanau und Wiesbaden eine derbe Niederlage einstecken muß, sondern eben auch in Frankfurt am Main, der "weltoffenen Großstadt", in der sich die sozialen Verwerfungen der deutschen Einheit zumindest an der Oberfläche noch nicht so sichtbar wie anderswo zeigen. Angesichts einer durchweg zweistelligen Prozentzahl für die Rechtsparteien - die Republikaner liegen dabei stadtweit durchgehend an der Spitze der Extremisten-Gruppierungen - bleibt allerdings auch den Spitzen der oppositionellen CDU die Freude über die SPD-Verluste im Halse stecken, zumal das um zwei Minuten vor neun Uhr verkündete vorläufige Endergebnis klar macht: Es bleibt - mit drei Mandaten Vorsprung - bei der rot-grünen Koalition im Frankfurter Rathaus.

Daß gleichwohl für die Bonner Sozialdemokraten nach dieser Schlappe in "Boomtown Frankfurt", trotz eines in der Bevölkerung angesehenen Oberbürgermeisters, Handlungsbedarf gegeben ist, macht ihr Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing deutlich. Anscheinend, so sinniert er, während draußen vor dem Römer die ersten Demonstrationen beginnen, ist es den Genossen in den zurückliegenden Wochen und Monaten nicht gelungen, den Wählern die Sozialdemokratie als "soziale Alternative" zur Politik der Bonner Koalition nahezubringen. Ob sich womöglich die Idee "der alles abdeckenden Volksparteien, dieses Konstrukt der vergangenen Jahrzehnte", an diesem Märzwahlabend in Hessen endgültig verabschiedet hat, ist ein Gedanke, den Lutz Sikorski, scharfsinniger Fraktionsgeschäftsführer der Römer- Grünen, äußert. Die Demoskopen in Frankfurt und anderswo, soviel allerdings ist schon lange vor dem Ende der Stimmzettel-Auszählung gewiß, sind wieder einmal die deutlichsten Verlierer des Wahltages.

Während sich in Wiesbaden FDP-Chef Wolfgang Gerhardt im Landesdurchschnitt schon über eine fünf vor dem Komma freut ("das ist immer gut"), werden die Grünen trotz landesweit knapp elf Prozent wegen der SPD-Verluste vielerorts als allein möglicher Koalitionspartner der Sozialdemokraten notgedrungen ausfallen. "Das geht", analysiert sofort deren Fraktionschef Rupert von Plottnitz, "weniger auf die Kappe der hessischen SPD, sondern auf die der Bonner". Ein "Signal für eine klare Opposition" sei das, meint Grünen-Minister Joschka Fischer, den das Bonner Schwanken der SPD zwischen Schmusekurs und halbherziger Opposition schon lange stört.

Mit einem Schlag ist denn auch aus nervösen Vorahnungen Gewißheit geworden: Wieder einmal hat die früher so sichere Erwartung getrogen, daß aus Krisen einer der beiden großen Parteien die jeweils andere profitiert. Nach den neuesten Bonner Tendenzen muß man sagen: im Gegenteil. Der schwere Chemieunfall bei der Frankfurter Hoechst AG und die Ungereimtheiten der SPD in Schleswig- Holstein hatten den schläfrigen Hessen- Wahlkampf zuletzt noch einmal kräftig durcheinandergebracht und große Unsicherheit bei den Parteistrategen bewirkt. Die CDU hatte gemerkt, daß die Konzentration des Wahlkampfs auf die Bundespolitik wenigstens in den allerletzten Tagen nicht nur ihr schadete; bei der SPD gab es - zumindest in der Führungsspitze - zuletzt schon regelrechte Alarmstimmung, ohne daß jemand genau sagen konnte, wie weit sich die auch an der Basis schon breitgemacht hatte.

Die Einzelergebnisse zeigen, daß es in der Talfahrt regionale Besonderheiten gibt. Der Erdrutsch im traditionell roten Kassel mit minus 20 Prozent ist solch ein Extremfall. Wiesbaden mit minus 18 und Hanau mit minus 16 Prozent bieten ebenfalls keinen Grund zur Freude.

Bei SPD und Grünen bleibt erst einmal Bonn der Hauptgrund für die sozialdemokratische Schlappe. SPD-Landeschef und Ministerpräsident Hans Eichel spricht von einem "Bild diffuser Programmatik", das man jetzt (nur kein Vorwurf gegen Engholm) "von unten nach oben durchdiskutieren" müsse. Eine "deutlichere Oppositionsrolle in Bonn" wünscht er sich nun immerhin - und doch hat am Wahlabend daneben auch das Nachdenken darüber begonnen, warum die rot-grüne Politik in vielen Kommunen und Kreisen, vor allem aber auch die zwei rot-grünen Jahre im Land ganz offenbar zu keinen politischen Bindungswirkungen geführt haben. Früher hatte die SPD in Hessen sich im Wahlkampf immer als etwas Besseres dargestellt als die Bundespartei; diesmal hatte sie sich regelrecht versteckt.In Büdingen ist die rot-grüne Ehe beendet

BÜDINGEN. Von einem "grandiosen Sieg" der bürgerlichen Mehrheit in Büdingen schwärmte am Wahlabend Bürgermeister Eberhard Bauner (CDU). Der CDU und der FWG/FDP gelang es nach vier Jahren, die rot-grüne Mehrheit in der "schönsten Stadt Deutschlands" wieder zu brechen. Die CDU gewann voraussichtlich 18 Sitze, FWG/FDP drei Sitze, SPD 14 Sitze und Grüne zwei Sitze. In einer ersten Analyse der Wahl sagte Stadtverordnetenvorsteher Ulrich Engler (SPD), daß wohl das Konzept der CDU, "die Wahl auf Bauner zu personalisieren" zu dem Erfolg geführt habe. SPD-Spitzenkandidat und Erster Stadtrat Wilhelm Kröll war am Sonntag nicht mehr zu erreichen, ebensowenig wie Vertreter der Grünen. Sozialdemokrat Engler kündigte für die nächsten vier Jahre eine "konstruktive Opposition" an.

Wölfersheim: Die NPD siegte auf Kosten der FWG

WÖLFERSHEIM. "Das ist eine Schande!" schimpfte ein sozialdemokratischer Wahlhelfer kurz nach 18 Uhr im Rathaus- Foyer. Trotz ihres Wahlsieges (45,4 Prozent, 14 Sitze) machten alle SPD-Leute ernste Gesichter. Denn die NPD hat 1017 von 4856 Wählerstimmen eingeheimst. Sie stellt künftig 7 Gemeindevertreter - genauso viele wie die CDU. Noch niedergeschlagener nahmen die FWG-Leute in der Wetterauhalle ihr Fiasko zur Kenntnis. Die Fraktion schrumpft von acht auf drei Leute. Volker Sachs genoß den NPD- Sieg derweil im Nebenraum, wo er im Kreise von 13 Gesinnungsfreunden Bier und ein Steak verzehrte. Das Ganze im Scheinwerferlicht eines SFB-Fernsehteams. Das Siegermahl ist am heutigen Montag ab 21 Uhr im ARD-Magazin "Kontraste" zu sehen. Drei NPD-Leute will Sachs in den nächsten Gemeindevorstand schicken. Ins Parlament kommt er selbst, seine Schwägerin Ursula, seine Frau Irma, Marco Reeb und dessen Ehefrau Jutta, Roswitha Koch und Edeltraud Hanisch. Die nötigen Stimmen kamen nach Sachsens Schätzung aus dem FWG- Lager zur NPD. Die Freien Wähler selbst bescheinigten sich gestern abend "Blauäugigkeit". Sie seien von den anderen Parteien ausgenutzt worden und hätten es versäumt, Werbung für ihre Politik zu machen. Sachs dagegen führte die "ständige Öffentlichkeitsarbeit" als Grund seines Sieges an: An 50 Stellen hatte er plakatiert - mehr als jede andere Partei. 16 Schilder seien ihm verbrannt worden, 20 weitere zerstört. Wegen der Kaputtmach-Aktionen und der lauten Antifa-Demonstration vom Donnerstag hätten die ordnungsliebenden Wölfersheimer der NPD sogar noch zwei Prozent extra gegeben, meinte gestern ein ortskundiger FWG-Mann. nes

Eintracht spielt um Aufstieg

Die Basketballer der Frankfurter Eintracht haben ihr erstes Saisonziel erreicht. Mit dem 87:81 (39:40) über den PSV Bernkastel-Kues hat sich die Mannschaft einer der beiden Play-off- Plätze in der Nord-Gruppe der Regionalliga Südwest gesichert und spielt damit um den Aufstieg in die zweite Bundesliga. Gewinnt die Eintracht ihre letzte Partie am kommenden Samstag in Wiesbaden, so geht sie gar als Gruppenerster in die Ausscheidungsspiele, die am 17. April beginnen und an denen neben dem zweiten Nord-Vertreter, TGS Ober-Ramstadt, aus der Süd-Gruppe zwei Teams aus dem Trio KuSG Leimen, USC Freiburg und USC Heidelberg teilnehmen.

Frankfurt führte ständig in der Partie gegen Bernkastel und brauchte nur drei Minuten, um die Vorentscheidung herbeizuführen. Aus dem 52:51 in der 27. Minute machte die Eintracht ein 66:51 in der 29. Minute. Die meisten Punkte für den Sieger erzielten Matthews (29), von Moller und Zeiske (je 16), Schädlich und Langohr (je 12). ah

Republikaner erstmals in Bad Vilbels Parlament

BAD VILBEL. Die rechtsextremen Republikaner wollten gestern ihren Sieg nur heimlich feiern, "weil die Polizei unsere Sicherheit nicht garantieren kann", wie Spitzenkandidat Dietrich Winkelmann strahlend erklärte, bevor er mit seinen Parteifreunden das 6,6-Prozent-Ergebnis bejubelte. Winkelmann hat in den nächsten vier Jahren ein Mandat im Kreistag und in der Stadtverordnetenversammlung. Sein Programm ist platt: Mehr Polizeipräsenz und "Stopp des Asylantenzustroms". Die beiden CDU-Politiker Biwer und Minkel lobte er gestern nochmals ausdrücklich: "Die sind gut für Bad Vilbel". Diese Huldigung dürfte Bürgermeister Biwer nicht angenehm sein: "Ich kann strahlen", kommentierte er die satte absolute Mehrheit für seine CDU (54,2 Prozent), bewertet den Einzug der Rechtsaußen aber als "sehr bedauerlich".

BASKETBALL BUNDESLIGA, Männer: ALBA Berlin - BG TuS Bramsch/Osnabrück 83:64 (38:36), Tübinger SV - TTL Basketball Bamberg 94:96 (40:45), SVD Dortmund - TSV Bayer Leverkusen 75:72 (38:38), MTV Gießen - SSV Ulm 81:79 (38:41), TVG Basketball Trier - BG Stuttgart/ Ludwigsburg 84:91 (51:44), SG FT/MTV Braunschweig - Brandt Hagen 93:85 (49:43).

Gruppe Nord:

1. Bayer Leverk. 29 23 6 2488:2211 46:12 2. ALBA Berlin 30 20 10 2522:2350 40:20 3. Bramsche/Obr. 30 15 15 2401:2475 30:30 4. Braunschweig 29 13 16 2217:2284 26:32 5. Brandt Hagen 30 11 19 2516:2563 22:38 6. SVD Dortmund 30 11 19 2298:2447 22:38

Gruppe Süd:

1. TTL Bamberg 30 19 11 2615:2416 38:22 2. SSV Ulm 1846 30 18 12 2471:2458 36:24 3. Stuttg./Ludwbg. 30 18 12 2439:2439 36:24 4. MTV Gießen 30 15 15 2587:2551 30:30 5. TVG Trier 30 13 17 2414:2487 26:34 6. Tübinger SV 30 3 27 2343:2630 6:54

Trotz SPD-Verlust Mehrheit für Rot-Grün 69,7 Prozent Wahlbeteiligung / Minus auch für CDU / Republikaner im Römer Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Wir haben schrecklich eins auf die Mütze gekriegt!" Ein sichtlich fassungsloser Oberbürgermeister Andreas von Schoeler bündelte am späten Sonntag abend die politische Botschaft dieser Kommunalwahl in einem Satz. Die Sozialdemokraten stürzten um 8,2 Prozent auf nur noch 32 Prozent der Stimmen ab - ein Anteil, so schlecht wie noch nie in der Nachkriegszeit. Die rechtsextremen Republikaner zogen mit 9,3 Prozent und zehn Sitzen in den Römer ein. Rechnet man die Ergebnisse für DVU, NPD, Freie Wähler Frankfurt und Deutsche Heimatpartei hinzu, wählten 13,5 Prozent der Frankfurter rechtsextreme Parteien - 36 581 Stimmen. Dieses schockierende Signal, viele blasse Mienen und Kopfschütteln noch dazu, trugen fast 400 Journalisten aus dem In- und Ausland, ein einmaliges Medienaufgebot bei einer Frankfurter Kommunalwahl, aus der Stadt mit dem höchsten Ausländeranteil Deutschlands in alle Welt - beim ersten Wahlgang nach den Morden an ausländischen Mitbürgern im Spätherbst 1992.

Noch am Sonntag abend protestierten mehr als 300 Menschen mit Fackeln und Sprechchören wie "Nazis raus, Nazis raus!" auf dem Römerberg spontan gegen das Abschneiden der Rechten. In klassischen SPD-Hochburgen wie dem Gallus oder der Römerstadt errangen sie ihre größten Erfolge mit zum Teil über 20 Prozent. Die NPD, 1989 mit 6,6 Prozent ins Rathaus eingezogen, verlor bis auf 0,9 Prozent alle Stimmen an die Republikaner. Nur weil die Grünen zugleich von 10,1 auf 14 Prozent und 15 Sitze anwuchsen, blieb der rot-grünen Koalition eine knappe rechnerische Mehrheit von 48 Sitzen zu 45 Sitzen von CDU und Republikanern im Stadtparlament.

Auch die CDU verlor zwar 3,2 Prozent - sie geriet aber mit 33,4 Prozent und 35 Sitzen erstmals nach 1985 wieder zur stärksten Fraktion im Rathaus. Die FDP scheiterte mit 4,4 Prozent zum vierten Mal seit 1981 bei dem Versuch, ins Stadtparlament zurückzugelangen. Die Wahlbeteiligung verfiel von 77,2 Prozent im Jahre 1989 - damals die höchste bei einer Kommunalwahl nach dem Krieg - auf jetzt 69,7 Prozent.

Ungeachtet des Abschmelzens beider großer Volksparteien meldete eine zufriedene CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth, von Fernsehkameras umringt, den Führungsanspruch der CDU in einer großen Koalition an: "Ich habe den Handlungsauftrag!" Zugleich beteuerte Roth, es werde "keine kommunalpolitische Entscheidung" geben, die CDU und Republikaner im Stadtparlament gemeinsam treffen.

Während Andreas von Schoeler nur die Absicht bekundete, "bis 1997 Oberbürgermeister zu bleiben", sprachen sich SPD- Fraktionschef Günter Dürr und der SPD- Unterbezirksvorsitzende Sieghard Pawlik deutlich dafür aus, die rot-grüne Koalition zu verlängern. Pawlik: "Wir wollen dieses erfolgreiche Bündnis fortsetzen!" Sowohl Dürr wie Pawlik forderten aber zugleich, über mehr Dezernenten für die CDU im hauptamtlichen Magistrat nachzudenken und "zu reden". Bisher vertritt dort nur Bürgermeister Hans-Jürgen Moog die CDU.

"Die Koalition geht weiter!" Das war Uli Baier, dem Fraktionschef der Grünen am wichtigsten. Und Fraktionsgeschäftsführer Lutz Sikorski sah gar ein "Signal für Rot-Grün". Zugleich aber lehnte es Sikorski strikt ab, den Magistrat für weitere CDU-Vertreter zu erweitern, "für diese Leute, die doch nur Verlierer sind!" Hier deutet sich der erste rot-grüne Konflikt der Nachwahlzeit an.

Aber alle demokratischen Parteien standen in den überfüllten Sälen und Gängen des Rathauses, im schweißtreibenden Licht der improvisierten Fernseh- Studios noch nach Stunden unter Schock - mit diesem Abschneiden vor allem der Republikaner hatte niemand gerechnet. Noch am Sonntag nachmittag um 16 Uhr, als bei der Wahlbeteiligung als Zwischenstand 68,8 Prozent registriert wurde, schien eine hohe Wahlbeteiligung Entwarnung zu signalisieren.

Zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale wußten die Politiker: Da waren vor allem protestierende und unzufriedene Bürger zu den Wahlurnen gegangen. Und viele Wähler namentlich der SPD waren zu Hause geblieben - hessenweit weit über 200 000. Die Suche nach den Ursachen des rechtsradikalen Erfolgs trieb aber nicht nur Sozialdemokraten um. SPD-Spitzenkandidat von Schoeler wähnte, "daß sich derzeit in der Bundesrepublik alle demokratischen Parteien sehr schwer dabei tun, sich auf die verän- (Fortsetzung auf Seite12)

Kurz gemeldet

Radio für Frauen In Hessen soll ein unabhängiges Frauenradio entstehen. Frauen, die an einer Mitarbeit interessiert sind, treffen sich am 12. März um 20 Uhr im Frauenkulturhaus, Industriehof 7-9. Bericht aus Bosnien-Herzegowina Über Gewalt gegen Frauen und Kinder im Krieg um Bosnien-Herzegowina informiert der Caritasverband Frankfurt in einer Veranstaltung am Freitag, 12. März, um 19 Uhr in der Fachhochschule, Nibelungenplatz 1. Neben anderen wird die moslemische Journalistin Azra Kaurin von der aktuellen Lage im Kriegsgebiet berichten. Internationales Fest in Kalbach "Kalbach wird nicht Mölln", heißt ein Initiativkreis gegen Ausländerfeindlichkeit, der am Samstag, 13. März, ein großes Fest organisiert. Die Feier steigt ab 15 Uhr im Winfried-Haus, Am Brunnnengarten 9. Eingeladen sind Kalbacher aller Nationalitäten. Für die Kinder gibt's viele Spiele. Für Getränke ist gesorgt. Die Gäste sollen aber etwas zum Essen mitbringen, bitten die Organisatoren. Rhetorikkurs für Frauen Die Evangelische Familienbildung bietet am 13. und 14. März einen Rhetorik- Workshop für Frauen an. Frauen sollen hier lernen, ihre Anliegen selbstbewußter zu vertreten. Der Kurs findet jeweils von 10 bis 18 Uhr statt. Eine - möglichst frühzeitige - Anmeldung und weitere Informationen unter der Rufnummer 61 03 08. Mit dem FVV nach Niederrad Wer am Sonntag, 14. März, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Eröffnung der Turfsaison auf der Rennbahn in Niederrad fährt, der erhält bei der gegen Vorlage des Fahrausweises eine um 3 Mark verbilligte Eintrittskarte und eine Gratis- Rückfahrkarte. Das Angebot gilt sowohl für Einzelfahrscheine als auch für Zeitkarten.Diskussion über Frauenpolitik Über neue Konzepte in der Frauenpolitik wird am heutigen Freitag abend, 12. März, 20 Uhr, im Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, diskutiert. Mit dabei: Ex-Staatssekretärin Brigitte Sellach und die niedersächsische Staatssekreträin im Frauenministerium, Christa Karras. Am Sonntag, 14. März, lädt das Kulturhaus ab 12 Uhr zum Frauenfrühstück mit Büfett und Unterhaltung ein. Nichtraucher wandern Die Nichtraucher-Initiative Frankfurt lädt für Sonntag, 14. März, zu einer Wanderung von Friedberg nach Bad Nauheim ein. Um 11.14 Uhr treffen sich die Wanderer am Bahnhof Friedberg, Anmeldung unter Telefon 15 33-22 63. "Europartenariat" Über das "Europartenariat Nordostfrankreich", bei den sich im Juni französische Unternehmen europäischen Partnern präsentieren, informiert die Industrie- und Handelskammer Frankfurt in einer Veranstaltung am Donnerstag, 18. März, um 10 Uhr. Auskunft und Anmeldung unter Telefon 21 97-211.

Der Lohn für die "Preußen" Grüne jubelten zögernd

Die Grünen können sich nicht mehr nur alleine sehen: Von Jubel keine Rede. In den Köpfen des Völkchens, das da im Fraktionszimmer der Partei vor dem Fernseher hockt, wird von dem eigenen Stimmen-Zugewinn stets der Verlust der SPD abgerechnet: So kommt unterm Strich eine Niederlage raus. Schere im Kopf: "Wir könnten uns so freuen", sagt eine am Rande. ". . . aber wir freuen uns nicht", vollendet die Frau neben ihr den Satz.

Magistrats-, Fraktions- und einfach nur -Mitglieder: Eine große WG sitzt da in Reih und Glied. Tom Koenigs, von Hoechster Störfällen gejagt, hat sich maulfaul ganz hinten in der Ecke versteckt. Jutta Ebeling sitzt im Zentrum und raucht Kette. Margarethe Nimsch stürmt auf Daniel Cohn-Bendit ein: "Dany, kommen die Rechten rein?" Da ist es noch nicht einmal halb sieben; noch hat die erste Anhaltszahl für rechte Größenordnungen ("14,1 Prozent Republikaner in der Walter-Kolb-Schule") die Atmosphäre nicht beschwert.

Pfiffe, Aufstöhnen: Der Fernseher meldet einen SPD-Verlust von 17 Prozent in Kassel. "Plus fünf Sitze für die Frankfurter Grünen" ist die Nachricht - es rühren sich nur wenige Hände. Dann Petra Roth auf dem Bildschirm: "Wir haben den Handlungsspielraum, wir werden alle Parteien zusammenrufen." "Petra, wir kommen", ruft Manfred Morgenstern, Leiter des Amts für Abfallwirtschaft. Und endlich lachen sie alle mal.

Erst unten im Getümmel vor dem Amtszimmer des OB, wo das Ergebnis in den Reaktionen der Journalisten gespiegelt wird, wo Glückwünsche kommen, machen sich manche daran, aus dem Verlust für Rot-Grün den grünen Gewinn zu sortieren.

"Vier Jahre lang", sagt Fraktionsgeschäftsführer Lutz Sikorski ein bißchen ungläubig, "haben sie uns als Preußen aufgezogen. Jetzt haben sie es honoriert." Und Tom Koenigs sieht sich in seiner Mühe bestätigt, für die grünen Positionen den Konsens zu suchen: "Die ureigenen Standpunkte zu verlassen, ist Harakiri, das sieht man an der SPD."

Doch wie schon bei der 1989er Wahl, verschattet der Aufschwung der Rechten die Gesichter. Bloß die Konsequenzen, die werden anders diskutiert: "Wir müssen uns mit denen", sagt Koenigs, "im Parlament auseinandersetzen. Wenn die reden, müssen nicht alle rausgehen, sondern alle reinkommen." clau

Karben: Ein Ort der politischen Stabilität

KARBEN. Große Veränderungen sind in Karben nicht zu erwarten: Die SPD hat ihre Mehrheit geringfügig ausbauen können und bleibt mit 49,3 Prozent stärkste Partei. Die CDU mußte leichte Verluste hinnehmen, sie bleibt mit 33,9 Prozent in der Opposition. Die FDP, die 1989 eine Nachwahl erzwungen hatte und mit knappen fünf Prozent im Stadtparlament vertreten war, ist diesmal an der Fünf- Prozent-Hürde gescheitert. Sie konnte politisch nicht überzeugen und schaffte mit 4,7 Prozent den Einzug ins Stadtparlament nicht mehr. Zugelegt haben die Grünen, sie erreichten 11,8 Prozent und haben sich damit um 2,4 Prozent verbessern können. Weitere Parteien sind in Karben nicht zur Wahl angetreten, auch die Republikaner haben - entgegen dem hessenweiten Trend - keine Kandidaten aufgestellt.

Gelungener Start der Langenselbolder Oberliga-Fußballerinnen Künstliche, schnelle Dominanz Auf "unechtem" Hailerer Platz 4:0-Erfolg gegen Münchhausen

Mit einem sicheren 4:0-Erfolg über Oberliga-Schlußlicht TSV Münchhausen starteten die Fußballerinnen der Spvgg. 1910 Langenselbold in das Fußballjahr. Erst die unkomplizierte Nachbarschaftshilfe des FSV Hailer, auf dessen Kunstrasenplatz gespielt wurde, machte die Austragung der Vorrundenpartie möglich. Eine überzeugende Vorstellung vor der Pause genügte den Gastgeberinnen zum Sieg, der sie in der Tabelle der Oberliga Hessen auf den vierten Rang klettern ließ. Optimistisch reisen die Langenselbolderinnen zum FSV Schierstein (Samstag, 16 Uhr).

Die Langenselbolderinnen dominierten von Beginn an und waren die spielerisch bessere Mannschaft, welcher der schnelle Kunstbelag entgegenkam. Nachdem zunächst Ute Schneider (4.) und Kirsten Bellof (10.) noch knapp scheiterten, gelang Mittelstürmerin Sabine Hof auf Bellof-Ecke das fällige Führungstor (17.). Die "Zehnerinnen" legten nur jegliche Nervosität ab und spielten die Gäste förmlich an die Wand. Ilka Schmitt gelang nur vier Minuten später von der Rechtsaußenposition eine "Bogenlampe" zum 2:0. Von Gabi Prasses präzisem Paß profitierte Sabine Hof beim dritten Treffer (32.) ehe sich wiederum Ilka Schmitt auf Zuspiel von Ute Schneider in die Schützenliste eintrug (34.). Mit dem 0:4 zur Pause waren die Gäste angesichts weiterer guter Langenselbolder Gelegenheiten gut bedient.

Nach dem Wechsel verflachte die Partie etwas, dennoch ergaben sich weitere Chancen für die Langenselbolderinnen. Gabi Prasse, Kirsten Bellof und Ute Schneider scheiterten knapp, Pia Meyers Schuß wurde von der Linie geschlagen (63.). Die Aufstellung von drei Stürmerinnen bewährte sich, denn besonders vor der Pause standen die Gäste ständig unter Druck. Die Abwehr um Libera Wencke Häuser, der vor wenigen Tagen eine Einladung zur U-20-Nationalmannschaft ins Haus flatterte, stand sattelfest und im Mittelfeld wurde geschickt kombiniert. Jutta Bittner verbrachte einen entspannten Samstagabend.

LANGENSELBOLD: Carmen Wicklein, Wencke Häuser, Alexandra Fuchs, Peggy Krebs, Gabi Prasse, Ute Schneider, Ina Schneider, Pia Meyer (65. Corinna Reichert) - Kirsten Bellof, Sabine Hof (55. Toni Wagner), Ilka Schmitt. TORE: 1:0 Hof (17.), 2:0 Schmitt (21.), 3:0 Hof (32.), 4:0 Schmitt (34.). SCHIEDSRICHTER: Pfeifer (Gelnhausen-Höchst). ZUSCHAUER: 60. jbp

In Mühlheim verliert die SPD absolute Mehrheit

Mühlheim: In der einzigen Stadt des Kreises Offenbach, in der die SPD in der vergangenen Legislaturperiode eine absolute Mehrheit hatte, müssen sich die Sozialdemokraten jetzt einen Koalitionspartner suchen. Denkbar knapp schlitterte die SPD an der Alleinherrschaft vorbei. Die 45,6 Prozent der Stimmen langten nur für 18 Sitze im Parlament. Die Opposition verfügt über 19 Sitze, elf entfielen auf die CDU, vier auf Die Grünen und ebenfalls vier auf die Bürger für Mühlheim. FDP und FWG blieben unter der Fünf-Prozent-Hürde.

Während SPD, CDU und FDP durch die Bank Stimmen abgeben mußten, sind die "Bürger", wie sie abgekürzt werden, die einzigen Wahlgewinner. Erst an Weihnachten von Abweichlern und ehemaligen Mitgliedern von SPD und CDU ins Leben gerufen, kam die Wählerinitiative aus dem Stand auf 10,6 Prozent der Stimmen. Heusenstamm: Die kommunalpolitischen Karten in der Stadt müssen neu gemischt werden. Das seit zwölf Jahren regierende Bündnis aus CDU und FDP hat diesmal nur noch 18 Sitze im Stadtparlament zusammenbekommen - einer zu wenig, um dort das Sagen zu haben. Die FDP hat ihr Ergebnis und ihre zwei Sitze zwar halten können, jedoch mußte die CDU einen von ehemals 17 Sitzen abgeben. Der große Verlierer ist die SPD, die rund sechs Prozent der Stimmen und damit zwei Sitze abgab. Auf der Gewinnerseite stehen die Grünen mit einem Sitz mehr als bislang und der Bürgerblock, der mit seinen sechs Sitzen (zwei mehr als bisher) nun drittstärkste Kraft im Parlament ist.

Obertshausen: Vor vier Jahren gewann die CDU mit 50,2 Prozent der Stimmen denkbar knapp die absolute Mehrheit, diesmal hat sie einen Zahn zugelegt und das Ergebnis auf 53,3 Prozent verbessern können. Das sichert den Christdemokraten mit 20 Sitzen einen Vorsprung von drei Sitzen vor der Opposition. Die SPD verschlechterte ihr Ergebnis um knapp sieben Prozentpunkte auf nur noch 26,3 Prozent. Damit gehen ihr zwei Sitze verloren. Die Grünen haben ihre vier Sitze behalten, während die Liberalen noch einen zu den vorhandenen zwei Sitzen hinzugewonnen haben. pmü

TV Langen, Basketball-Oberliga der Frauen Erfolgsteam vor dem Double Folgt der vorzeitigen Meisterschaft der Hessen-Pokal?

Die Sektkorken knallten in der Sporthalle am Moltke-Ring in Wiesbaden, denn dort machten die Oberliga- Basketballerinnen des TV Langen am vorletzten Spieltag ihr Meisterstück perfekt. Mit einem souveränen 89:50- Erfolg wischte das TV-Team allerletzte Zweifel am Aufstieg in die Regionalliga beiseite. Die abschließende Heimpartie gegen Krofdorf (Sonntag, 14.45 Uhr, Sehringhalle) hat nur noch statistische Bedeutung. Zudem steht das Langener Erfolgsteam im Hessenpokal-Finale gegen den BC Darmstadt (27. März, 17 Uhr, Sehringhalle).

Die zwei Flaschen Sekt waren in Wiesbaden schnell geleert. Gründe für eine rechte "Sause" gibt es ausreichend: Mit dem 89:50 in Wiesbaden stellten die Langenerinnen noch einmal deutlich ihre Ausnahmerolle im Oberliga-Feld unter Beweis. Nun gilt es natürlich, die schlagkräftige Truppe auch für die anstehenden höheren Aufgaben zusammenzuhalten. Doch Andrea Steiner plant die Rückkehr in ihre Heimat Ungarn und die Zwillinge Nina und Silke Heger erwägen eine Übersiedlung in die USA.

Wie wertvoll die relativ kleingewachsenen Hegers für den TVL sind, bewiesen sie im Saisonschlußspurt, als Andrea Steiner (krank) und teilweise Katrin Rollwage (zum Punktspiel erkrankt) nicht dabei waren. Aus einem 59:60 (35. Minute) machte das TVL-Team binnen drei Minuten ein 70:60, woran auch Silke Dietrich und Uli Köhm-Greunke Anteil hatten.

TVL: Veronika Tomasevic (20 Punkte in Wiesbaden/5 Punkte gegen Krofdorf), Ulrike Keim (10/8), Silke Dietrich (7/15), Heike Dietrich (10/-), Silke Heger (12/4), Nina Heger (13/17), Nina Gerdes (12/10), Katrin Rollwage (-/2), Ulrike Köhm-Greunke (5/11), Britta Walter (-/-), Yvonne Günther (-/-). ina

"Großwetterlage" konnte allein nicht schuld sein Die SPD sinnierte über Bonn und Fehler in Frankfurt

Eine halbe Stunde vor Wahlschluß hatte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Franz Frey schon dunkle Ahnungen. "Das wird ein Ergebnis werden, das uns sehr nachdenklich macht", murmelte er in den Römerfluren. Daß es mit einem Minus von mehr als acht Prozent dann so dicke kam, hatte nicht der ärgste Schwarzseher bei den Sozialdemokraten geglaubt. Wie gelähmt schaute die Sozialpoliti- kerin Ute Hochgrebe auf die Mattscheibe, als die ersten Hochrechnungen für Hessen satte Verluste bei der SPD signalisierten.

Solche Sprachlosigkeit wich dann bald, um die wahrhaft "Schuldigen" für dieses Debakel zu benennen: die Genossen in Bonn. Kein Frankfurter Sozialdemokrat versäumte, den "bundespolitischen Anteil" dieses Einbruchs herauszustreichen. Die Diskussion um den Asylkompromiß habe der SPD nach "beiden Seiten" Stimmen gekostet, betonte Frankfurts SPD- Chef Sieghard Pawlik. Den einen sei die SPD bei dem Kompromiß viel zu weit, den anderen nicht weit genug gegangen.

Auch in der Auseinandersetzung um den Föderalen Konsolidierungspakt habe die SPD ihre Position nicht deutlich gemacht, rügte Pawlik.

Die Bundestagsabgeordnete Gudrun Schaich-Walch räumte ein, daß der "Schmusekurs" beim Wähler wohl nicht gut angekommen sei. Ihr Kollege Karsten Voigt verlangte, die SPD müsse nun deutlicher ihre Alternativen zur CDU herausstreichen. In der Frankfurter Politik der rot-grünen Koalition mochte Pawlik keine Gründe für den Niedergang der Sozialdemokraten erkennen.

Ganz so sicher war der SPD-Fraktionschef Günter Dürr da nicht. Natürlich, die "Großwetterlage" und gerade der Asylkompromiß sei für viele Wähler "nicht nachvollziehbar" gewesen. Doch auch "in Frankfurt haben wir Fehler gemacht", die Dürr aber nicht benennen wollte. Fraktionsgeschäftsführer Frey räumte ein, daß die SPD die Warnung durch einen hohen Anteil NPD-Wähler vor vier Jahren "nicht ernst genug genommen" habe und es nicht verstanden habe, "Gegengewichte deutlich zu machen".

Bei aller Vorsicht erkannte Stadtverordnetenvorsteher Hans Busch "viele Gründe" für das Wahldebakel in Frankfurt. Er nannte die Verlegung des Schlachthofes. Das Ergebnis deute auf ein Defizit in der Sozialpolitik hin. Womöglich seien SPD-Verantwortliche in Partei und Magistrat "nicht in der Lage gewesen, unsere Position stärker deutlich zu machen".

Jetzt müsse die SPD in ihren "ureigensten Bereichen" Profil zeigen. Busch verlangte, Forderungen des Koalitionspartners energisch abzuweisen, die "mit uns nicht zu machen sind". luf

Petra Roth: "Für mich ist das ein großer Erfolg" CDU-Kandidatin: Alles kann man nicht haben

Als die Kamaras abgeschaltet waren und die Spitzenkandidatin das Pflicht-Lächeln abgelegt hatte, hörte sich alles ein wenig nüchterner an: "Alles zusammen kann man nicht haben. Aber es geht Schritt für Schritt."

Petra Roth hatte einen achtbaren Erfolg errungen, aber gewonnen hatte die Union auch nicht. So gab sich die 48jährige, die als erste Frau den Chefsessel im Römer einnehmen wollte, eher zurückhaltend: "Da hinzukommen, der SPD einen solchen Verlust beizubringen, war für mich schon ein großer Erfolg." Das klang nicht nach Euphorie.

Um Punkt 18 Uhr, als die CDU im Römer ihren Fraktionssaal zur Wahlparty freigab, waren die Prognosen angesichts der wenig verheißungsvollen Voraussagen entsprechend vorsichtig. Ernst Gerhardt, unter der CDU-Mehrheit im Römer zehn Jahre lang Kämmerer, sagte ein "Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden großen Parteien", aber auch Verluste für beide voraus: "Für die SPD ein bißchen mehr als für uns." Er hatte - wieder einmal - das richtige Näschen, auch wenn er den Einbruch der Sozialdemokraten in dieser Höhe nicht erwartet hatte.

Um kurz vor sieben kam Stimmung auf. In "Hessen 3" hatte Moderator Uwe Günzler gerade die Katastrophe für die Kasseler SPD verkündet. In den stürmischen Applaus hinein stellte der in Ehren ergraute Hans Beckmann übermütig seinen Haarschopf zur Disposition: "Wenn das heute abend in Frankfurt so läuft, lasse ich mir eine Glatze schneiden."

Als wenig später auch noch die Nachricht umging, Rot-Grün würde im Römer wohl die Mehrheit einbüßen, sahen ihn die Optimisten schon beim Friseur.

Zudem nährte Manfred Sutter, stellvertretender Kreisvorsitzender und einige Jahre Sozialdezernent in Frankfurt, die Hoffnungen auf die Wende im Römer: "Die FDP soll im Augenblick bei 5,08 Prozent liegen."

Da war wohl der Wunsch der Vater des Gerüchts. Die Ernüchterung folgte bald: Die FDP, so zeigten die sich stabilisierenden Hochrechnungen, würde den Einzug in den Römer wieder nicht schaffen. Damit war klar, daß Sozialdemokraten und Grüne im Stadtparlament erneut die Mehrheit der Sitze erreichen würden. Daß das Ergebnis der Union ein Pyrrhus- Sieg gewesen sei, Horst Hemzal, der Fraktionsvorsitzende, wollte dem nicht widersprechen, "auch wenn wir an Gewicht gewonnen haben".

Einer formulierte allerdings so forsch wie immer. Joachim Gres, für die Frankfurter Union seit drei Jahren im Bonner Bundestag, forderte sofortige Konsequenzen: "Jetzt muß der Oberbürgermeister zurücktreten und den Bürgern der Stadt die Chance geben, ein neues Stadtoberhaupt zu wählen." gang

Erdrutsch in Kriftel: CDU verliert zwölf Prozent SPD kann runter von Oppositionbank / Grüne verdoppeln Prozente / Noch keine Bündniszusagen

Bezirksoberliga Wiesbaden Hattersheimer Blamage

Ohne Ausfälle blieb auch dieser Spieltag in der Bezirksoberliga Wiesbaden nicht. Betroffen war unter anderem die Begegnung SV 07 Kriftel gegen SG Hünstetten. Wenig half den Schwalbacher Sportfreunden das 0:0 bei der Spvgg. Hochheim. Mit dem gleichen Ergebnis blamierte sich der SV Hattersheim am Mühlbach gegen Schlußlicht SV Walsdorf. Schweren Zeiten geht der FC Eschborn nach der 2:3 Niederlage gegen die SG 01 Höchst II entgegen.

Spvgg. Hochheim - FC Sportfr. Schwalbach 0:0. Obwohl am Hochheimer Wasserweg keine Tore fielen, hatte die Derby-Begegnung Rasse und Klasse und vom Spielverlauf her auch keinen Sieger verdient. Neben der kämpferischen Hingabe verrieten beide Teams auch spielerische Qualität. Drei Holztreffer auf Hochheimer Seite und zwei für Schwalbach beweisen diese Behauptung in einem Spiel, in dem die beiden Hüter Michael Strohkendel (Hochheim) und Uwe Strieck ebenso glänzten wie die Feldspieler "Atze" Rompel und Heiko Altmann auf der Schwalbacher und Peter Swiatek sowie Christian Palenberg auf der anderen Seite.

FC Eschborn - SG 01 Höchst II 2:3 (1:2). Der Spielausfall am Vortage der Höchster Landesliga-Mannschaft wurde den gegen den Abstieg ankämpfenden Hausherren zum Verhängnis, die sich bereits vor der Begegnung mit Cem Crolli, Slobodan Turjacanin, Uli Ludwig, Mahmut Oerten und Marco Gotthardt gleich fünf Höchster Erstmannschaftspieler gegenübergestellt sahen. Obwohl sie selbst mit Bruchhäuser, Hirschhäuser, Galetzka, Haida und Schrang fünf Ausfälle zu verkraften hatten, trugen sie dennoch ihre Haut teuer zu Markte. Zwar wurde die Mannschaft früh durch die Tore von Karl-Heinz Heß zum 0:1 und Cem Crolli zum 0:2 überrascht, aber mit Einsatz und bisweilen auch Spielwitz kämpfte sie sich wieder heran. Michael Süss verkürzte noch vor der Pause auf 1:2. Gleich nach Wiederantritt verwandelte Hendryk Pietruschka einen Foulelfmeter zum 2:2-Gleichstand. Als die Eschborner dann drauf und dran waren, auch noch ein drittes Tor zu schießen, traf auf der Gegenseite Turjacanin mit einem 18-Meter-Geschoß zum spielentscheidenden 2:3.

SV Hattersheim - SV Walsdorf 0:0. Was der SV Hattersheim am Mühlbach gegen den noch sieglosen und abgeschlagenen Walsdorfer Tabellenletzten produzierte, war ein Armutszeugnis. Nie verstanden es an diesem Tage die bieder aufspielenden Hausherren, die Gäste in die Ecke zu stellen. Ja, der SVH hatte sogar Glück, daß er nicht auch noch den zweiten Punkt verlor, denn in der Aufrechnung aller Gelegenheiten hatten die Walsdorfer sogar die besseren Chancen. -ll-

So wurde in den hessischen Städten und Gemeinden gewählt

BUTZBACH. SPD: 3891 Stimmen (35,9 Prozent); CDU: 3205 (25,5); Die Grünen: 1236 (11,4); FDP: 956 (8,8); FWG: 790 (7,2); BFB: 753 (6,9).

MAINTAL. SPD: 5071 Stimmen (28,0); CDU: 4531 (25,0); Die Grünen: 1691 (9,3); FDP: 710 (3,9); DKP: 166 (0,9); REP: 1768 (9,7); FM: 4206 (23,2).

GELNHAUSEN. SPD: 12940 Stimmen (26,9 Prozent); CDU: 5428 (49,7); Die Grünen: 762 (7,0); FDP: 289 (2,6); NPD: 909 (8,3); BG: 593 (5,4).

BRUCHKÖBEL. SPD: 3143 Stimmen (29,6 Prozent); CDU: 5720 (53,9; Die Grünen: 1222 (11,5); FDP: 529 (4,9).

KRIFTEL. SPD: 1356 Stimmen (24,7 Prozent); CDU: 2158 (39,3); Die Grünen: 734 (13,4); FDP: 536 (9,8); FWG: 706 (12,9).

HATTERSHEIM. SPD: 5249 Stimmen (44,7 Prozent); CDU: 3392 (28,9); Die Grünen: 1003 (8,5); FDP: 759 (6,5); FWG: 1349 (11,5).

BAD SODEN. SPD: 2113 Stimmen (21,6 Prozent); CDU: 4017 (41,0); Die Grünen: 1153 (11,8); FDP: 1186 (12,1); FWG: 1328 (13,6).

ESCHBORN. SPD: 2624 Stimmen (28,1 Prozent); CDU: 3505 (37,5); Die Grünen: 828 (8,9); FDP: 745 (8,0); BGE: 1643 (17,6).

OBERURSEL. SPD: 5361 Stimmen (25,1 Prozent); CDU: 6962 (32,7); Die Grünen: 2755 (12,9); FDP: 1354 (6,4); WOB: 557 (2,6); WILO: 1429 (6,7); OBG: 2901 (13,6).

STEINBACH. SPD: 2449 Stimmen (47,1 Prozent); CDU: 1555 (29,9); Die Grünen: 749 (14,4); FDP: 452 (8,7).

BAD ORB. SPD: 2176 Stimmen (40,7 Prozent); CDU: 2691 (50,4); FDP: 476 (8,9).

NEU-ANSPACH. SPD: 1895 Stimmen (30,1 Prozent); CDU: 1935 (30,7); Die Grünen: 799 (12,7); FDP: 340 (5,4); FWG/UBN: 1333 (21,2).

BAD VILBEL. SPD: 3082 Stimmen (22,0 Prozent); CDU: 7583 (54,2); Die Grünen: 1137 (8,1); FDP: 734 (5,2); REP: 929 (6,6); UWL/ÖDP: 521 (3,7).

SCHWALBACH. SPD: 2349 Stimmen (31,4 Prozent); CDU: 2999 (40,0); Die Grünen: 583 (7,8); FDP: 676 (9,0); UL: 883 (11,8).

RIEDSTADT. SPD: 3626 Stimmen (39,0 Prozent); CDU: 2931 (31,6); GLR: 1030 (11,1); WIR: 1699 (18,3).

MÖRFELDEN-WALLDORF. SPD: 5601 Stimmen (41,3 Prozent); CDU: 4000 (29,5); Die Grünen: 1974 (14,6); FDP: 599 (4,4); DKP: 1392 (10,3).

KELSTERBACH. SPD: 3240 Stimmen (56,2 Prozent); CDU: 1264 (21,9); FDP: 149 (2,6); WIR: 1113 (19,3).

RÜSSELSHEIM. SPD: 9191 Stimmen (36,8 Prozent); CDU: 7610 (30,5); Die Grünen: 3772 (15,1); FDP: 1482 (5,9); PASCAL: 236 (0,9); fNEP: 1315 (5,3); Liesel: 1357 (5,4).

WÖLFERSHEIM. SPD: 2203 Stimmen (45,3 Prozent); CDU: 1130 (23,2); NPD: 1017 (20,9); FWG: 506 (10,4).

FRIEDRICHSDORF. SPD: 2693 Stimmen (22,4 Prozent); CDU: 2699 (22,5); Die Grünen: 1586 (13,2); FDP: 699 (5,8); FU: 771 (6,4); UWG 3557 (29,6).

SCHLÜCHTERN. SPD: 3206 Stimmen (41,2 Prozent); CDU. 2525 (32,5); FDP: 575 (7,4); BJSS: 1472 (18,9).

BAD NAUHEIM. SPD 3020 Stimmen (23,2 Prozent); CDU: 3990 (30,7); Die Grünen: 1031 (7,9); FDP: 781 (6,0); REP: 1322 (10,1); UWG 2842 (21,8).

LANGEN. SPD. 3812 Stimmen (27,0 Prozent); CDU: 3627 (25,69); Die Grünen: 2064 (14,62); FDP: 780 (5,52); FWG/NEV: 3835 (27,16).

DREIEICH. SPD: 6023 Stimmen (30,22 Prozent); CDU: 7979 (40,04); Die Grünen: 2473 (12,41); FDP: 1038 (5,2); FWG: 2415 (12,12).

HEUSENSTAMM. SPD: 2031 Stimmen (20,90 Prozent); CDU: 4289 (44,13); Die Grünen: 1377 (14,17); FDP: 537 (5,52); Bürgerbl. 1486 (15,29).

MÜHLHEIM. SPD: 5928 Stimmen (45,62 Prozent); CDU: 3540 (27,24); Die Grünen: 1329 (10,23); FDP: 273 (2,1); FWG: 547 (4,21); Bürger: 1377 (10,60).

DIETZENBACH. SPD: 2586 Stimmen (21,92 Prozent); CDU: 2605 (22,08); Die Grünen: 2000 (16,95); FDP: 540 (4,58); ODP: 617 (5,23); DKP: 187 (1,59); BfD/ FWG: 3263 (27,66).

NEU-ISENBURG. SPD: 4585 Stimmen (29,30 Prozent); CDU: 5561 (35,54); Die Grünen: 2424 (15,49); FDP: 1254 (8,01); ODP: 372 (2,38); FWG: 1453 (9,28).

RODGAU. SPD: 6359 Stimmen (32,22 Prozent); CDU: 9408 (47,67); Die Grünen: 3157 (16,0); FDP: 813 (4,12).

Ergebnisse und Tabellen

Ergebnisse und Tabellen

Bundes-CDU fühlt sich ermutigt Motiv der hessischen Wähler bei nationalen Grundfragen geortet

FRANKFURT A. M., 7. März (dpa/Reuter). Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, äußerte sich enttäuscht über das Abschneiden der rechtsradikalen Partei Die Republikaner. Er hätte sich gewünscht, sagte er im ZDF, daß die Gewalttaten in Rostock und anderswo eine grössere und andere Wirkung gehabt hätten. Das Wahlergebnis zeigt nach Aufassung von Bubis, daß die Wähöer der Rechtsradikalen keine Protestwähler, sondern Gesinnungstäter seien.

Die CDU hat sich nach den Worten des Generalsekretärs ihrer Bundespartei, Peter Hintze, bei den Kommunalwahlen "gut behauptet". Besonders ermutigend seien die Ergebnisse in den großen Städten, sagte er in Bonn. Hintze sah im Abstimmungsverhalten gerade der SPD- Traditionswähler eine Reaktion auf die "Verweigerungshaltung ihrer Partei in den nationalen Grundfragen". Die Rechtsradikalen seien die "Profiteure der Sozialneid- und Verunsicherungskampagne der SPD".

SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing bezeichnete das Abschneiden seiner Partei als "bitteres Wahlergebnis". Der drastische Rückgang der Beteiligung habe geschadet und sei den Republikanern zugute gekommen. Die Sozialdemokraten hätten es offenbar nicht geschafft, "deutlich zu machen, daß die SPD die Schutzmacht der kleinen Leute ist".

Der Bundesvorstand der Grünen wertete den Wahlausgangals großen Erfolg für die Landespartei. Die Wähler hätten eine Politik der sozialen und ökologischen Umgestaltung, eine Politik für die Würde des Menschen und gegen Ausländerhaß honoriert, sagten die politische Geschäftsführerin Heide Rühle sowie Bundesvorstandssprecher Ludger Volmer.

Das Ergebnis zeige aber auch: "Die Schönhubers in der Bundesrepublik Deutschland haben immer noch Konjunktur." FDP-Generalsekretär Lühr erklärte, das Anwachsen der Rechtsradikalen werfe Fragen insbesondere an die Volksparteien auf. Dieser gefährliche Rechtstrend könne nicht allein durch Nichtbeachtung erledigt werden.

Kommentar

Binnen zehn Stunden haben wir ein neues Land bekommen. Die politischen Gewichte sind bis in die kleinsten Teileinheiten unseres demokratischen Staatsgefüges verrutscht. Im Wetteraukreis wird das Regieren nicht einfacher werden. Nachdem die großen Parteien ihre Tränen über die herben Verluste weggewischt haben, müssen erbarmungslos die Fragen nach den Ursachen der schlimmen Verwerfungen unserer politischen Landschaft gestellt werden. Die wichtigste Frage aber sollten die demokratischen Parteien durch Abgabe eines Bekenntnisses gleich zu Beginn ihrer weiteren politischen Arbeit beantworten. Sie sollten geloben, nie und nimmer mit den "politischen Schmuddelkindern" der rechten Szene zu spielen, weder im Guten noch im Bösen. PETER GWIASDA

SPD/Grüne-Mehrheit in Maintal gekippt

MAINTAL. "Das gibt eine Mehrheit gegen Rot-Grün, soviel ist gewiß", stellte CDU-Fraktionsvorsitzender Erhard Rohrbach um 18.45 Uhr im Bischofsheimer Rathaus fest. Um 19.13 Uhr war kein Zweifel mehr möglich: Die rot-grüne Koalition hat die Mehrheit verloren. Die SPD rutschte von 47 auf 28 Prozent und erhält nur noch 13 Sitze. Die Grünen behalten vier, obwohl sie um 1,4 auf 9,3 Prozent zulegten. Die CDU verlor "nur" elf Prozent und kommt mit 25 Prozent auf 12 Sitze. Zusammen mit der Wählergemeinschaft "Freie Maintaler" (FM), die aus dem Stand 23,2 Prozent machten und elf Sitze erhalten, reicht das zur Mehrheit mit 23 von 45 Mandaten.

Bürgermeister Unger (SPD) kommentierte: "Ich bin überrascht, weil ich das Protestpotential nicht so hoch eingeschätzt habe. SPD und CDU können mit den FM koalieren. Aber das Ergebnis der Republikaner ist die Katastrophe. Die FM haben die Protestwähler absorbiert, aber es ist klar, daß ein rechtsradikales Potential von zehn Prozent da ist." pom

Eishockey-Oberliga Den härtesten Schuß hat Tom Thornbury

FESC - Braunlage 7:1 (5:0, 1:0, 1:1)

Die Eishockey-Spieler des Frankfurter ESC hatten den Gruppensieg in der Oberliga Nord nach dem 6:4-Erfolg am Freitag in Wolfsburg offensichtlich nicht so ausschweifend gefeiert, daß sie zwei Tage später die Übersicht verloren hätten. So gab es am Sonntag einen 7:1 (5:0, 1:0, 1:1)- Sieg über den EC Harz-Braunlage, der nach dem besonders torreichen ersten Drittel gut daran tat, die Torleute auszutauschen. Wohlmann war viel sicherer als zuvor Casten, der allerdings das Pech hatte, bei drei Gegentreffern eine dezimierte Abwehr um sich zu haben.

Die auffälligste Tat vollbrachte in einer sich auf das Nötige beschränkenden Frankfurter Mannschaft Tom Thornbury als "Scharfschütze". In Anlehnung an einen Wettbewerb in der Ersten Bundesliga, in dem der Spieler mit dem härtesten Schuß gesucht wird, stellten sich die Frankfurter in der Drittelpause dem elektronischen Auge einer Radarpistole. Thornbury jagte den Puck mit 142 Stundenkilometern ins Tor und belegt damit Platz vier in der Rangliste der schußgewaltigsten Spieler. Einen Volltreffer hatte der Kanadier auch im Spiel zum 1:0 gesetzt. Danach trafen vor 7000 Zuschauern Scholz, Wolf, Erhardt, Zajic, Nocon und Nicholas für die Frankfurter. Sim.

Bezirksliga Main-Taunus Kelsterbach schwach

Tabellenführer Viktoria Kelsterbach kann im neuen Jahr in der Bezirksliga Main-Taunus nicht mehr gewinnen, denn bei der nun in 13 Spielen nicht mehr besiegten Alemannia Nied gab es mit 1:1 das dritte Unentschieden hintereinander. Der SV Flörsheim wahrte mit dem 5:0 gegen Unterliederbach II den Anschluß. Im Kampf gegen den Abstieg gab es für die beiden Zeilsheimer Klubs weitere empfindliche Niederlagen.

Alem. Nied - Vikt. Kelsterbach 1:1 (1:1). Tore: 1:0 Menge, 1:1 Richter. Beste Spieler: N geschlossen, Richter, Rodler (K).

Germ. Weilbach - DJK Zeilsheim 2:1 (0:0). Tore: 1:0 Klepzig, 1:1 Prill, 2:1 Klepzig. Beste Spieler: Kleemann, Thal (W), Deissenroth (Z).

SV Flörsheim - VfB Unterliederbach II 5:0 (1:0). Tore: 1:0 Finger, 2.0 und 3:0 Grallert, 4:0 Höntsch, 5:0 Schücker. Beste Spieler: Finger und Abwehr (F), Schröder (U).

FC Sulzbach - SC Hattersheim 1:2 (1:0). Tore: 1:0 Schade, 1:1 und 1:2 Kraus. Beste Spieler: S geschlossen, TW Stieglitz (H).

SV Zeilsheim - TuS Hornau 2:5 (2:1). Tore: 1:0 Eichler, 1:1 Salewski, 2:1 Beirith, 2:2 und 2:3 Schreier, 2:4 Salewski, 2:5 Thiele. Beste Spieler: Harms (Z), Schreier, Salewski (H).

SV Hofheim - SV Fischbach 1:2 (1:1). Tore: 1:0 Gerstberger, 1:1 Messinger (FE), 1:2 Mehler. Bester Spieler: H geschlossen, Dirk Schmitt (F). kw

Rosbach: Alles bleibt beim alten - fast

ROSBACH. An der Sitzverteilung im Stadtparlament wird sich in Rosbach nach den Wahlen nicht viel ändern. SPD und CDU mußten jeweils etwa zwei Prozent abgeben, die SPD erreichte 37,4 Prozent, die CDU liegt bei 26,9 Prozent. Die FDP erreichte mit 5,7 Prozent annähernd ihr Ergebnis von 1989. Erstaunlich gut schnitten die Grünen in diesem Wahlkampf ab: Mit 9,3 Prozent haben sie sich gegenüber 1989 nicht verschlechtert. Ein Erfolg, der wahrscheinlich der Bundespolitik der Partei zuzuschreiben ist, da die Grünen auf kommunaler Ebene eher ein schwaches Bild abgegeben haben. Eine deutliche Verbesserung erzielte die FWG, sie steigerte sich um gut vier Prozent auf 20,4 Prozent. Hier scheinen die Wähler honoriert zu haben, daß die Partei dem Haushalt 1993 eine stabile Mehrheit ermöglicht hat.

HANDBALL BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Männer: TSG Ober-Eschbach - TGS Niederrodenbach 19:15, TV Altenhaßlau - TG Dörnigheim 16:18, BSC Kelsterbach - TV Petterweil 15:18, TuS Nieder-Eschbach - SG Bruchköbel 16:21, SG Nied - HSV Götzenhain 22:15.

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: SG Dietzenbach - HC Friedrichsdorf 16:20, TSG Oberursel - TV Kesselstadt 15:18, FTG Frankfurt - TG Hainhausen 18:17, TG Hanau - Eintr. Frankfurt 22:19, TuS Zeppelinheim - TV Langenselbold 21:16, SG Wehrheim/Obernhain - SV Seulberg 24:14.

BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: SG Dietesheim/Mühlheim - TV Eschersheim 11:6, FTG Frankfurt - SG Dietzenbach 11:13, Artemis Sport Frankfurt - SV Dreieichenhain 12:15, SG Wehrheim/Obernhain - HSV Götzenhain 9:14, TuS Nieder-Eschbach - FT Dörnigheim 11:19, TSG Neu-Isenburg - TV Niedermittlau 23:8.

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Frauen: SG Hainburg - TuS Zeppelinheim 9:12, Spvgg. Bad Homburg - TG Hainhausen 12:5, SKG Sprendlingen - SV Erlensee 7:9, TV Bad Vilbel - SW Griesheim 10:11.

Liederbach: FWG verdoppelt Sitze

LIEDERBACH. Die politischen Zwerge haben den politischen Riesen ein Schnippchen geschlagen: Die Freien Wähler verdoppelten die Zahl der Parlamentssitze auf vier Abgeordnete. Die ULL verbesserte sich ebenfalls auf fünf Sitze. CDU und FDP hielten ihre Fraktionsstärke, lediglich die SPD büßte einen Platz ein. schu

Hirzenhain: Tiefer Fall für Sozialdemokraten

Im Hirzenhainer Gemeindeparlament hat die SPD ihre absolute Mehrheit verloren. Die Sozialdemokraten verloren 20,1 Prozent der Stimmen und sackten von 67,5 auf 47,4 Prozent ab. Großer Gewinner ist die Hirzenhainer Wähler-Initiative (HWI), die 15,6 Prozent zulegte und auf stolze 33 Prozent kam. Die Soziale-Oppositions- Liste des PDS-Mannes Roland Schmidt verbuchte 43 Stimmen (2,6 Prozent).

Der CDU-Landratskandidat und Gederner Bürgermeister Rainer Schwarz hat in seiner Heimatgemeinde seine Mehrheit aus CDU und FWG verloren. Die Union büßte 4,5 Prozent der Stimmen ein und kam nur noch auf 27,5 Prozent, die FWG verlor 2,7 Prozent und hat nun 19 Prozent. SPD mit 31,3 Prozent (minus 1,9) und die Unabhängigen Bürger Gedern (UBG) mit 16,1 Prozent haben zusammen nun einen Sitz mehr im Stadtparlament.

Schlechte Karten für die SPD in Münzenberg bei der Direktwahl des Bürgermeisters im Mai. Die Sozialdemokraten verloren 11,9 Prozent der Stimmen und sind mit 32,8 Prozent nicht mehr stärkste Partei. Das ist nun mit 38 Prozent die CDU, die 6,7 Prozent zulegte.

Die Viererkoalition in Rockenberg aus SPD, UWG, GLUK und FDP wurde bestätigt. Die GLUK verlor zwar 1,5 Prozent der Stimmen und damit einen Sitz, was die UWG mit einem Stimmengewinn von 2,7 Prozent aber gutmachen konnte (nun vier Sitze).

Bemerkenswert das Niddataler Ergebnis. Die Mehrheit der jahrzehntelang unangefochten regierenden SPD ist auf eine absolute Mehrheit von nur noch einem Mandat geschrumpft.

Weitere Berichte, Kommentare, Analysen zu den Wahlen auf den Seiten 3, 4, 27 und im Lokalteil

Nur einer klatschte im Saal "Republikaner" sehen sich auf dem "richtigen Weg"

Als Bürgermeister Hans-Jürgen Moog (CDU) das vorläufige amtliche Endergebnis der Liste 11 verlas, klatschte nur einer im Saal: Heinrich Frank, der Spitzenkandidat der "Republikaner", die künftig mit zehn Stadtverordneten im Römer sitzen werden, applaudierte sich selbst. "Armer Gerold", kommentierte er das Abschneiden von Karl und Ursula Gerold, die aus der NPD ausgetreten waren und mit einer eigenen Partei 0,5 Prozent der Stimmen erhielten.

Auch die NPD selbst bekam nur 0,9 Prozent. Ihr Fraktionsvorsitzender, Winfried Krauß, saß lange enttäuscht in einem entlegenen Raum im Halbdunkel. "Wir gratulieren den ,Republikanern&rquote;." Stärkste rechtsextreme Partei hinter den "Republikanern" wurde die DVU mit 2,7 Prozent.

Gerüchte, "Republikaner"-Chef Franz Schönhuber würde in Frankfurt den "Marsch auf Bonn" ausrufen, erwiesen sich als falsch. Zwar soll sich Schönhuber am Sonntag in Frankfurt aufgehalten haben. "Doch der hat Hausverbot im Römer", wie Klaus Sauer erklärte, der andere "Republikaner", der neben Frank im Rathaus erschienen war.

Tatsache war, daß von den "Republikanern" - wie bei allen anderen kleinen Parteien auch - nur zwei der örtlichen Kandidaten am Trubel in den Römerhallen teilnehmen durften. So waren es dann Sauer und Frank, die das Abschneiden ihrer Partei als ein "Signal" werten durften: "Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Auch nach Bonn." Der Einzug in den Frankfurter Römer - nur ein Etappensieg?

Plötzlich im Rampenlicht verkünden die beiden: "Ein Ausländer ist ein Mensch wie jeder andere auch." Sie würden durchaus anerkennen, was die Ausländer, die in Frankfurt leben, geleistet haben. Aber der "Zuzug" von weiteren Ausländern, der müsse gestoppt werden. Wie man das in den Griff bekommen soll, wisse man noch nicht, aber man werde sich schnellstens kommunalpolitisch einarbeiten.

Mit einem so hohen Abschneiden von 9,3 Prozent habe er nicht gerechnet, meinte Spitzenkandidat Frank. Er habe so an die sieben Prozent gedacht.

Ebenso überraschend, wie sie aufgetaucht waren, verschwanden Frank und Sauer wieder: Zu ihrer Wahlparty, an einem unbekannten Ort, unter Ausschluß der Öffentlichkeit.

Wegen der Demonstranten vor dem Haupteingang, die gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit protestierten, wählten sie den Hinterausgang. ft

Ein Wiedersehen mit dem wilden Larry und dem kleinen Willie Fröhlich-verrücktes Konzert mit den "Chicago Blues Busters" / Der Pianist spielt ohne Schuh, der Sänger wirft Geld ins Publikum

OBERURSEL. Wer hat behauptet, daß Blues eine melancholisch-traurige Angelegenheit sei? Die Blues-Nacht in der Stadthalle am Samstagabend jedenfalls war eine fröhliche, streckenweise höchst amüsante Veranstaltung. Ein Schlagzeuger, der nicht nur mit seinen Stöcken, sondern mit Händen und Ellenbogen spielt, ein Pianist ohne Schuhe und ein Sänger, der Portemonnaie und Autoschlüssel ins Publikum wirft - wer hätte daran wohl keinen Spaß?

Die "Chicago Blues Busters", die mit der Sängerin Joan Faulkner die Stimmung beim traditionellen 1822-Benefiz- Jazzkonzert anheizten, brachten der Oberurseler Jazzgemeinde einen alten Bekannten mit: Bandleader Larry "Wild" Wrice mit seinem Markenzeichen, dem unverwechselbaren federngeschmückten Westernhut, hatte mit seiner atemberaubenden Schlagzeugtechnik bereits vor zwei Jahren die Taunusfans zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Das war diesmal nicht anders. Schon beim zweiten Stück zeigte er, warum er den Beinamen "Wild" führt. Joan Faulkner, die in einem Traum aus rotem Satin auf die Bühne schwebte, tat ein übriges, um das Publikum auf Touren und zum Mitsingen zu bringen.

Little Willie Littlefield, der als nächster die Bühne für sich hatte und als "schnellster" Boogie-Woogie-Pianist gilt, zog nach dem ersten Stück Jackett, Schlips und rechten Schuh aus, warf den Binder in den offenen Flügel, stellte das schwarze Fußkleid vor sich auf das Instrument und legte los. Während seine Finger wie von selbst in die Tasten griffen, sang er mit rauher Stimme von der "Sunny Side of the Street" oder den "Blueberryhills". Manchmal langte er auch nach vorne und zupfte die Saiten des Instruments mit den Fingern. Und bei der Zugabe, die sich die Zuhörer erklatschten, wurde klar, warum er sich von einem Helfer aus den Kulissen - "Could you bring my shoe?" - seinen dort vergessenen Treter erbat: Nicht etwa, um ihn wieder an den Fuß mit dem ständig rutschenden rotgepunkteten Socken zu ziehen, sondern um mit der Schuhspitze über die Tasten zu spazieren.

Sein Kollege Christian Christl, ebenfalls ein Bekannter aus dem schon erwähnten Konzert mit Larry "Wild" Wrice, der sich heute selbstbewußt "CC - The Boogie Man" nennt, blieb bei seinen Boogie-Eskapaden auf dem Piano lieber bei den Fingern. Er kam diesmal als Pianist der "A.C. Humphrey&rquote;s Cotton Field Blues Band", die den dritten und letzten Teil des Konzerts bestritt. Der Sänger und Entertainer aus Los Angeles sang nicht nur mit grooviger Stimme, sondern flirtete nebenbei mit einer jungen Zuhörerin und verehrte ihr eine leicht zerdrückte Blume, die er aus seiner Brusttasche zauberte. Eine andere Schöne aus dem Publikum holte er zu einem Tänzchen auf die Bühne. Als er zu Beginn das bekannte Lied "Take my money, take my Cadillac car, but leave my Baby for me" sang, erzählte er dazu eine lange Geschichte und warf zur Untermauerung der Story Geldbörse und Autoschlüssel ins verdutzte Publikum.

Der Erlös des Benefizkonzerts, ein Scheck über 5000 Mark, den die Frankfurter Sparkasse jedesmal einer Oberurseler Institution zugute kommen läßt, ging diesmal an den Verein für Geschichte und Heimatkunde. Er will damit, wie Vorstandsmitglied Martin Müller ankündigte, ein schon lange gewünschtes Sandstrahlgerät anschaffen.

ANNETTE WITTKOPF

Bad Vilbel: Resultat von 1992 bleibt für die CDU einzigartig

BAD VILBEL. Das 60,5-Prozent-Ergebnis der CDU bei der Wiederholungswahl vor einem Jahr ist einsame Spitze geblieben. Die CDU hat sogar gegenüber 1989 noch 2,38 Prozent eingebüßt. Die Republikaner, die 1992 noch mit 4 Prozent den Einzug in das Parlament verpaßt hatten, stellen nunmehr mit 6,6 Prozent drei Stadtverordnete.Die SPD hat gegenüber 1992 1,1 Prozent Stimmen zugelegt. Bei der Kreiswahl haben die Sozialdemokraten in Bad Vilbel 6,4 Prozent gegenüber 1989 verloren, das sind insgeamt 1331 Stimmen, die kreisweit erheblich ins Gewicht fielen.

Auch bei der Wahl für das Parlament des Umlandverbandes steuerten die Sozialdemokraten mit einem Minus von sieben Prozent auf 24,4 Prozent zu SPD-Verlusten deutlich bei. Aber auch die CDU des Umlandverbandes holte sich in Bad Vilbel ein Minus von 1,6 Prozent auf 48,2 Prozent, während die Grünen ein Plus von 0,4 Prozent (10,8 Prozent) einsackten. Die FDP bekam bei der Umlandverbandswahl 5,3 Prozent, das ist ein Minus von 0,3 Prozent. Die Republikaner steuerten 7,9 Prozent der Stimmen für die Verbandsversammlung bei.

Im Ortsbeirat Massenheim gab es für SPD 24,6 Prozent (minus 7,6 Prozent), für CDU 51,7 Prozent ( plus 1,3), für die Grünen 9,8 Prozent (minus 1,1) und die ÖDP erreichte 8,3 Prozent.

Im Ortsbeirat Gronau erreichte die FDP ein spektakuläres Plus von 10,4 Prozent. In Dortelweil hat die SPD nur geringfügig eingebüßt. Es bleibt hier bei der Anwesenheit von Ortsbeiräten von SPD, CDU, Grünen und FDP.

MAIN-TAUNUS-KREIS. Das Bangen hatte pünktlich um 21.33 Uhr ein Ende: Das vorläufige Endergebnis der Wahlen zum Kreisparlament machte im Kreishaus die Runde. Die Wählerinnen und Wähler haben der bisherigen Zusammenarbeit von CDU, SPD und FWG auf Kreisebene eine Absage erteilt. Beide großen Parteien mußten Federn lassen. Künftig scheint eine Kreisregierung aus CDU, FDP und FWG möglich. Die Republikaner, die sich erstmals um das Kreistagsmandat beworben haben, erhielten aus dem Stand 9,2 Prozent der Stimmen und besetzen künftig acht Sitze. Die Grünen heimsten 12,3 Prozent ein (zehn Sitze). Eindeutiger Wahlverlierer ist die SPD: sie rutschte von 33,7 auf 27,4 ab und hat nur noch 22 Sitze. Die Christdemokraten mit Landrat Jochen Riebel an der Spitze verloren 4,6 Prozent (jetzt 36,2) und stellen 29 Kreistagsabgeordnete. Die Verhandlungen in den nächsten Tagen werden zeigen, ob sich die Freien Wähler (7,4 Prozent und sechs Sitze) zu einer Zusammenarbeit mit CDU und FDP bewegen lassen. Diese "bürgerliche Mehrheit", wie sie in den zahlreichen Pressekonferenzen des Abends apostrophiert wurde, könnte mit 41 Mandaten leicht ihre Vorstellungen in Politik umsetzen.

Christdemokraten und Liberale ohne Mehrheit

ESCHBORN. Strahlende Gesichter bei der Bürgergemeinschaft Eschborn, sorgenvolle Mienen bei den Genossen und betretenes Schweigen bei der CDU: Die CDU / FDP-Mehrheit ist gekippt. Die BGE (17,6 Prozent) ist drittstärkste Fraktion. Sie strebt voraussichtlich keine Koalition, sondern wechselnde Mehrheiten an. she

Wahlsieger CDU erneut auf Partner angewiesen

HOFHEIM. In der Kreisstadt wird es auch nach der Wahl keine Mehrheit ohne Bündnispartner im bürgerlichen Lager geben: Die CDU hat zwar deutlich zugelegt und bleibt stärkste Fraktion, kann aber nicht allein regieren. Die abgeschlagene SPD und die FWG, die insbesondere in den Ortsbeiräten kräftig zugelegt hat, haben bereits signalisiert, daß sie erneut zur Zusammenarbeit bereit sind. pms

Kommentar

Die wechselnden Mehrheiten haben ausgedient. Beide Großen - SPD und CDU - mußten selbst im gutbürgerlichen Main-Taunus-Kreis eine schallende Ohrfeige einstecken. Erdrutschartige Verluste - bei der SPD wider Erwarten höher als bei der CDU, die wegen des Unmuts über die Bonner Politik ungleich mehr vor dem Wählervotum gezittert hatten als andere.

Doch für alle Parteien ist Alarmbereitschaft geboten: Mit dem Ergebnis der rechtsextremen Parteien haben nicht nur SPD und CDU die Wählerknute zu spüren bekommen, das Ergebnis ist auch eine Niederlage für die Demokratie. Vielleicht nicht gewollt - haben doch auch die Freien Wähler und die Grünen inflationsartig zugelegt. Letzteren dürften sich vor allem Große Koalition? verprellte SPD-Wähler zugewandt haben, die offenbar schneller bereit sind, ihre Partei zu rüffeln als das CDU- Klientel. Die FWG wiederum erwies sich als Sammelbecken des gesamten bürgerlichen Spektrums. Boden gut gemacht hat sie aber nur, wo die Rechten nicht antraten: Im Kreis, in Kelkheim und in Hochheim hielten sie das Ergebnis oder verloren leicht, während die Rechten Erfolge feierten.

Ein Wählerprotest mit Bumerang- Effekt: Haben die Republikaner außer markigen Parolen bisher in keinem Parlament etwas zustande gebracht - im Kreis haben sie die wechselnden Mehrheiten unmöglich gemacht. Mehr noch: Den von SPD, Grünen und FWG begonnen Ansätzen im Bereich Soziales und Umwelt die Grundlage entzogen. Die Republikaner - das Zünglein an der Waage, das CDU und FDP zur Mehrheit verhelfen kann. Ein Bündnis mit ihnen schließt die CDU jedoch rigoros aus. Bliebe nur das Dreierbündnis mit FDP und FWG. Ein bitterer Apfel, in den die Freien Wähler dennoch beißen dürften. Heißt die einzig mögliche Mehrheitskonstellation doch große Koalition. Bitter vielleicht auch für Ersten Kreisbeigeordneten Mehler (SPD), der bei Ambitionen der FDP auf den Posten eines Hauptamtlichen weg vom Fenster sein könnte. Doch die hat Begehrlichkeiten verneint. ANITA STRECKER

Kommentar

Die rot-grüne Koalition hat sich gerade noch einmal retten können. Daß sie mit einem "blauen Auge" davongekommen wäre, wie ein SPD-Stadtverordneter gestern sagte, ist reine Schönrederei. OB von Schoeler lag da schon richtiger: Über acht Prozent Verlust bedeuten ein "verheerendes Ergebnis" für die Sozialdemokraten.

Das zeigt, wie tief der Frust gegen die "Volksparteien" vor allem bei den sogenannten "kleinen Leuten" sitzt. Wie 1989 kassierten die Rechtsaußen in den Arbeiterstadtteilen die meisten Proteststimmen ein. Das Bonner Gezerre um den Solidarpakt, die unsägliche Diskussion über die Erhöhung der Mineralölsteuer, die abenteuerlichen Erklärungen des Kieler Sozialministers zu seiner "Spende" für den Barschel-Gehilfen Pfeiffer, die drohende Welle der Entlassungen bei Stahlindustrie und Autobauern: das alles hat zum Verdruß der Wähler beigetragen. Und viele werfen CDU und SPD offensichtlich in einen Sack. Über 30 Prozent gingen erst gar nicht zu den Urnen. Das geht zu Lasten der großen Parteien. Schwer abzuschätzen, wie sehr die Frankfurter Probleme - Wohnungsbau, Verkehr, die wachsenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten - der Kaolition angekreidet wurden.

Gleichwohl müssen sich Sozialdemokraten - und natürlich auch die selbsternannten "Wahlsieger" von der CDD, die noch unter ihr Ergebnis von 1989 abfielen - fragen, warum sie den Bürgern ihre Politik nicht vermitteln können, warum 37 000 ihr Kreuz bei den rechtsextremen Parteien gemacht haben.

Der Vorsitzende der Republikaner hat inseinen ersten dröhnenden Erklärungen deutlich gemacht, daß die Schönhubertruppe exakt da weitermachen wird, wo die NPD mit ihrem dumpfen Geschwätz aufgehört hat. Die FDP hat erneut die Erfahrung machen müssen, daß es zuenig ist, sich nur als CDU-Mehrheitsbeschaffer anzudienen.

Die Grünen, denen Bonner Verhältnisse nicht angekreidet werden, äußern sich angesichts der Verluste des Rathauspartners nur verhalten zu ihrem neuerlichen Erfolg. Sie werden Gegen die Großen der SPD bei der Neuauflage der Koalitionsverhandlungen die Preise heraufsetzen. Das Mindeste soll ein vierter Platz im hauptamtlichen Magistrat sein. Daß sie trotz des satten Zuwachses so moderate Töne anschlagen, hat auch damit zu tun, daß rechte Sozialdemokraten schon mal von der Möglichkeit einer großen Rathauskoalition sprachen. Auch Petra Roth versuchte gestern, sich als Verhandlunsgpartner für ein CDU-SPD-Bündnis aufzubauen, aber daraus wird wohl nichts werden. Die rot-grüne Koalition wird weiterregieren. CLAUS GELLERSEN

SPD verlor acht Prozent

SCHWALBACH. "Eine örtliche Katastrophe" nennt Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Horst Faeser das Ergebnis der Sozialdemokraten, die als einzige Fraktion Prozente verlor. Als zweite Katastrophe bezeichnet Faeser das Abschneiden der "Republikaner", die in Schwalbach zwölf Prozent erreichten. she

Kommentar

Die Schlacht ist geschlagen, die Folgen sind unabsehbar. Das klassische Koalitionsmuster CDU/FDP oder SPD/ Grüne gehört im Kreistag wie in den meisten Städten und Gemeinden im Taunus der Geschichte an. Neue Mehrheiten sind kaum irgendwo erkennbar. Allenfalls große Koalitionen - doch zu Ende klassischer Muster einer großen Koalition der Verlierer bestand zumindest in der Wahlnacht im Landratsamt wenig Neigung, wissen doch CDU und SPD, daß ein solches Bündnis den Rechtsradikalen weitere Wähler zutreiben würde.

Die etablierten Kreistags-Parteien werden in den nächsten Wochen versuchen, die Polit-Schlacht mit anderen Mitteln fortzusetzen: an den Verhandlungstischen. Ihre Manövriermasse ist freilich gering, will doch mit Fug und Recht keiner die Republikaner ins Kalkül ziehen. In den Städten und Gemeinden stellt sich die Frage anders: Gibt es - wie in Kronberg - Mehrheiten, um Bürgermeister abzuwählen? Und wenn ja, was dann: Wo sind die Mehrheiten für einen neuen Bürgermeister in Sicht?

Zweifellos hat die Korruptionsaffäre ein gerüttelt Maß zum Wahlergebnis im Taunus beigetragen. Die Erdrutsch- Erfolge der BEU in Usingen und der FWG/UBN in Neu-Anspach - den von der Bestechungsaffäre am meisten betroffenen Kommunen - sprechen ebenso Bände wie die gleichzeitigen Schlappen der CDU in der einstigen Kreisstadt und der SPD in der einstigen roten Hochburg.

Aber auch andernorts haben offenbar örtliche Themen die Wahl entscheidend beeinflußt: So ist der trendwidrige CDU-Sieg in Kronberg sicher eine Antwort der Autofahrer auf die unglückliche Verkehrspolitik von Bürgermeister Wilhelm Kress.

Die Zunahme der Grünen in Glashütten läßt unschwer an das Commerzbank-Projekt denken. Und in Bad Homburg zeigen die Analysen einzelner Stimmbezirke, daß die FHW die stärksten Gewinne rund um die Tannenwaldallee und in Ober-Erlenbach gemacht hat - dort also, wo die Gegner des Hotel-Projekts im Kleinen Tannenwald und der Klärschlamm-Trocknung am Ahlweg sitzen, die sich in der FHW zusammengefunden haben.

Der Erfolg am Exempel beschreibt freilich auch das Problem der Zukunft: Die Wählergemeinschaften werden aus ihrer vielbeschworenen Bürgernähe ebenso wie aus ihrer projektbezogenen Argumentation eine politische Linie für vier Jahre entwickeln müssen. Politik in den Rathäusern ist keine Addition von Einzelprojekten, sie muß in den Haushaltsplänen abgesichert werden, für die ich Mehrheiten auf dem Kompromisse finden müssen.

GÜNTHER SCHERF

Die SPD kassiert Niederlage in ihrem Erbhof Auch CDU verliert / Grüne legen zu / Republikaner 9,7 Prozent / FDP und FWG scheitern

KREIS GROSS-GERAU. Die SPD hat am Sonntag in dem als sozialdemokratischen Erbhof geltenden Kreis Groß-Gerau die absolute Mehrheit verloren. Außerdem sitzen künftig Rechtsextreme im Kreistag. Auf lokaler Ebene konnten sich Wählergemeinschaften durchsetzen, in Rüsselsheim neben den Grünen sogar zwei alternative Gruppierungen. Insgesamt hat sich die Parteienlandschaft im Kreisgebiet erheblich verändert.

Am Sonntag abend spielten sich in und später auch um das Landratsamt Groß- Gerau zeitweilig tumultartige Szenen ab. Als Vertreter der Republikaner im Pressezentrum im zweiten Stock auftauchten, demonstrierten vorwiegende jüngere Leute der linksalternativen Szene mit Plakaten und Zwischenrufen, wie "nie wieder Faschismus" und "Nazis raus". Dabei kam es auch zu Beschimpfungen und Rempeleien, später schaltete sich auch die Polizei vor dem Kreishaus ein.

Bei den Sozialdemokraten, die auf ein Behaupten der absoluten Mehrheit gehofft hatten, herrschte tiefe Niedergeschlagenheit. Landrat Enno Siehr sprach von einer klaren Niederlage und sah unter anderem negative Auswirkungen durch die überörtliche Politik und das Erscheinungsbild der Bundespartei. Obwohl ihnen der Wind aus Bonn deutlich ins Gesicht geblasen habe, hätten sie sich erstaunlich gut geschlagen, freute sich der CDU-Kreisvorsitzende Gerald Weiß. Mit den Erbhof-Zeiten sei es vorbei, meinte der frühere CDU-Kreischef Georg Sturmowski. Enttäuscht zeigte sich für die FDP Klaus-Peter Flesch, daß der Einzug in den Kreistag erneut verpaßt worden sei. Vielleicht sei das auf die Konkurrenz durch Freie Wähler zurückzuführen.

Grund zur Freude hatten die Grünen, für die Gaby Klug das gute Abschneiden ihrer Partei würdigte. Endlich sei es gelungen, die absolute SPD-Mehrheit zu brechen, betonte Martina Beutel-Broo. Als Gewinner sah Uwe Skibba seine Republikaner, die auf Anhieb den Einzug ins Kreisparlament geschafft hätten.

Die SPD verlor bei der Wahl zum Kreistag 9,7 Prozent, die CDU 1,6. Die Grünen gewannen 1,8 Prozent. Die Republikaner schafften 9,7 Prozent. Offen blieb gestern abend, wie und mit welchen Mehrheiten es künftig in der Kreispolitik weitergehen wird. Vertreter aller demokratischen Parteien bekundeten die Bereitschaft, miteinander in den nächsten Tagen Gespräche zu führen.

Im Kreisparlament sitzen künftig 37 Sozial-, 24 Christdemokraten, zwölf Grüne und acht Republikaner. Rechnerisch möglich ist eine rot-grüne Koalition.

Auf Kreisebene verlor die SPD bei der Wahl für Stadtverordnetenversammlungen und Gemeindevertretungen im Schnitt 8,8 Prozent, die CDU gewann 1,8 Prozent, die Grünen 1,2 und die FDP 0,4 Prozent. Bitter ist für die SPD der Verlust der absoluten Mehrheit in einigen Kommunen, etwa in Biebesheim, wo offensichtlich die lokalen Grünen vom Unmut gegen den geplanten dritten Ofen der HIM-Sondermüllverbrennungsanlage profitierten. Oder in Raunheim, wo die SPD von 19 Sitze der absoluten Mehrheit auf 15 absackte und die grün-alternative WIR-Liste sich auf acht Sitze verdoppelte. Aber auch in der Kreisstadt Groß-Gerau sackte die SPD unter 50 Prozent.

Den größten Stimmeneinbruch erlebte die SPD in Nauheim (minus 19,6 Prozent) und Riedstadt (minus 17,8). Es gibt aber auch lokale Besonderheiten wie Kelsterbach, wo sich die SPD nur um 3,7 auf 56,2 Prozent verschlechterte, die CDU sich um 1,9 auf 21,9 Prozent verschlechtertet. Gewinner war die WIK mit einem Zuwachs von 5,3 Prozent auf 19,3 Prozent. cas

Große Koalition bleibt bestehen Im Umlandverband sitzen "Republikaner" mit zehn Mandaten

Die seit vier Jahren im Umlandverband Frankfurt (UVF) regierende große Koalition aus CDU und SPD wird fortgesetzt; die Frage eines rot-grünen Bündnisses stellt sich nach dem Wahlergebnis zum Umlandverbandstag nicht mehr, denn SPD und Grüne blieben zusammen unter 50 Prozent. Mit zehn Prozent der Stimmen und elf der 105 Sitze zogen indes die rechtsextremen "Republikaner" erstmals ins UVF-Parlament ein.

Das ist das vorläufige Ergebnis aus 42 Umlandgemeinden und dem Gros der Frankfurter Wahlbezirke: Die Sozialdemokraten erhielten 29,15 Prozent der Stimmen (1989: 37,29) und bekamen 32 Mandate - acht weniger als 1989. Die CDU erzielte 34,7 Prozent (1989: 40,23) und 38 Sitze - sie verlor damit sechs Mandate. Die Grünen steigerten sich von 13 auf 16 Prozent und stellen drei Abgeordnete mehr: 17 statt 14. Die FDP egalisierte mit 6,4 Prozent nahezu ihr 89er-Ergebnis und ist nach wie vor mit sieben UVF-Parlamentariern dabei.

Theoretisch wäre auch eine "Ampelkoalition" aus SPD, Grünen und FDP drin - doch darüber wurde am Wahlabend im Raum 130 des Römer, in dem der UVF seine Zentrale mit Monitoren, surrenden Computern und einem nahezu perfekten Ergebnis-Service installiert hatte, nur gefrotzelt. "Wir machen weiter in der großen Koalition", kommentierte Umlandverbandsdirektor Rembert Behrendt (SPD) die Resultate, und auch der bisherige CDU-Fraktionschef Alfons Faust sprach sich für eine Fortsetzung von Schwarz-Rot aus, "nachdem wir das Traumergebnis einer bürgerlichen Mehrheit mit der FDP ja nun nicht erreicht haben".

Das Abschneiden der "Republikaner" ist für Faust "ein Punkt, der uns wehtut": "Die haben doch nicht die geringste Ahnung von den Dingen, die im Umlandverband anstehen, wie Flächennutzungsplanung und Abfallwirtschaft. Und sie haben im Wahlkampf auch keinerlei Aussage dazu gemacht. Trotzdem haben die Rep- Wähler in den Gemeinden auch hier ,durchgewählt&rquote; und denen auch die UVF- Stimme gegeben."

Auch Hans Frey, der Fraktionsführer der UVF-SPD, sieht "starke Argumente in der Richtung weiterzumachen", in der die große Koalition seit 1989 ar- beitete. Man werde jedoch am Montag erst einmal das Wahlergebnis analysieren, "um dann Schwerpunkte für die Koalitionsgespräche mit der CDU festzulegen".

FDP-Spitzenkandidat Volker Stein äußerte Genugtuung, daß die Freidemokraten - im Gegensatz zur Frankfurter Stadtverordnetenversammlung - wenigstens im Umlandverbandstag die Fünf-Prozent-Hürde genommen hätten und parlamentarisch repräsentiert seien: "Das Umland hat wieder einmal die Verluste in der Stadt wettgemacht."

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SPD ist nach dem Einbruch fassungslos Exner deutet Resultat als persönliche Niederlage / CDU unzufrieden / Republikaner elf Sitze

WIESBADEN. "Das darf doch nicht wahr sein." Fassungslos reagierten gestern abend die Sozialdemokraten im Wiesbadener Rathaus auf den katastrophalen Einbruch ihrer Partei: 37,7 Prozent gegenüber 49,5 Prozent vor vier Jahren (Stand nach Auszählung von 250 der 253 Stimmbezirke). "Das wird inhaltliche und personelle Konsequenzen haben müssen", erklärte Achim Exner in einer ersten Stellungnahme. Er galt den Genossen als "Zugpferd" und wertete entsprechend das Wahldesaster auch als "persönliche Niederlage". Auch für Hildebrand Diehl, Bürgermeister und CDU- Spitzenkandidat, ist das Ergebnis "völlig unbefriedigend": 28,9 Prozent, 4,5 Prozent weniger als 1989.

Schlimmer noch als dieses Debakel trifft Sozial- wie Christdemokraten der Sieg der Republikaner: Sie werden mit elf Abgeordneten ins Stadtparlament ziehen - gewählt wurden sie von 13,1 Prozent. Die FDP hielt ihr Ergebnis (sieben Prozent). Verbessert haben sich lediglich die Grünen: Sie kletterten von 8,8 auf 11,8 Prozent. Die neue Sitzverteilung: SPD 29, CDU 25, Grüne zehn, FDP sechs und Republikaner elf.

"Wir sind in einer ganz schwierigen Situation", kennzeichnete Hildebrand Diehl die Lage: Denn es reicht weder für eine rot-grüne Koalition, noch für eine bürgerliche Mehrheit aus CDU und FDP. Achim Exner setzt deshalb künftig auf eine "Koalition der Vernunft". Ähnlich äußerte sich FDP-Politiker Wolfgang Schwarz. Nach der bislang "guten Zusammenarbeit aller Parteien im Magistrat" sollten sich alle demokratischen Parteien nun ähnlich im Parlament "zusammenraufen". Eine große Koalition, für Achim Exner immerhin möglich, hält CDU-Politiker Diehl für "ungeeignet, die Vorbehalte der Bürger gegen die Politik auszuräumen". Die Grünen hingegen setzen auf eine "Ampelkoalition" aus SPD, FDP und Ökopartei.

In Siegerpose präsentierten sich die Republikaner: Die "Altparteien" hätten die Quittung für ihre verfehlte Politik erhalten. Eine Absage erteilte Harald Langner, Spitzenkandidat der Republikaner, einem "Allparteien-Magistrat": "Wir werden in die Opposition gehen." Es wird ihnen auch nichts anderes übrigbleiben: Die anderen Parteien lehnen eine Zusammenarbeit mit den Rechtsextremen ab.

Unabhängig von künftigen Koalitionen oder Kooperationen rollen bereits gedanklich die ersten Köpfe. Freidemokrat Schwarz: "Der Abwahl einiger Dezernenten würden wir uns nicht verschließen." Er nannte in diesem Zusammenhang die beiden immer wieder in die Schußlinie geratenen SPD-Stadträte Bourgett und Berlitz. Ansprüche seiner Partei meldete der Liberale bereits fürs Verkehrsressort an: Es solle künftig vom FDP-Stadtrat Dilger mit übernommen werden. Über personelle Konsequenzen in der SPD mochte Exner noch nicht spekulieren: "Wir hatten noch keine Gelegenheit, das Ergebnis zu beraten - wir waren noch nicht einmal darauf vorbereitet." maf

SV 09 Flörsheim, Fußball-Oberliga der Frauen Endspurt um den Titel beginnt Vorletzter TSG Frankfurt kommt / Fragezeichen um Billy Hense

Für den Fußball-Oberligisten SV 09 Flörsheim setzt mit Beendigung der viermonatigen Winterpause der Endspurt um den Hessenliga-Meistertitel ein. Noch vier Spieltage stehen für den Tabellenführer aus der Untermainstadt an, bevor das Ziel Bundesliga-Aufstiegsrunde erreicht ist. Die Frauen von der Opel- Brücke beginnen den Endspurt der noch bis zum 24. April andauernden Runde mit dem Heimspiel an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen den Vorletzten TSG Frankfurt.

"Die Ausgangsposition ist günstig angesichts von noch drei Heimspielen und nur einer, dafür aber ganz schweren Auswärtsbegegnung bei unserem Nachbarn und Erzrivalen Schierstein", hofft Abteilungsleiter Karlheinz Hochgesand endlich einmal auf ein Happy-End für den "ewigen Vizemeister" aus der Untermainstadt. Nur einen Punkt Vorsprung bringt Flörsheim, bei 18:2 Punkten und zwei Unentschieden noch immer ungeschlagen und mit 12:0 Zählern sensationell noch ohne(!) Gegentor, mit in den Schlußspurt. Dahinter lauert der Wetterau-Klub TSG Wölfersheim mit drei Verlustpunkten. Das "Spiel der Spiele" steigt in einer Woche auf dem neuen Kunstrasenplatz in Flörsheim, wenn die beiden Top- Teams aufeinandertreffen. Das restliche Feld ist bereits abgeschlagen.

"Wir müssen uns erst einmal auf das nicht unproblematische Heimspiel gegen die unbequeme TSG Frankfurt vorbereiten, erst dann an Wölfersheim denken. Aber zweifelsohne wären zwei Heimsiege hintereinander mehr als die halbe Miete für die Meisterschaft und die Bundesliga- Aufstiegsrunde", setzt Hochgesand auf die Heimstärke seiner Frauen.

Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz der nach wie vor an den Nachwirkungen einer Knie-Operation leidenden Abwehr-Dirigentin Billy Hense. Kerstin Höhl steht definitiv noch nicht zur Verfügung. Dagegen ist die im Januar am Knie gespiegelte Torfrau Elke Ringel wieder im Einsatz, will ihren "einsamen Rekord" von zehn Spielen ohne Gegentor weiter ausbauen. jo

So wurde in den Kommunen gewählt

BÜDINGEN. SPD: 3915 Stimmen (37,7 Prozent); CDU: 5062 (48,7); Die Grünen: 584 (5,6); FWG/FDP: 820 (7,9).

Rechte und FWG drin - FDP und NPD draußen Die rot-grüne Koalition verlor ihre Mehrheit im Kreistag - Die CDU könnte nur mit Republikanern regieren

WETTERAUKREIS. SPD und Grüne haben keine Mehrheit mehr im Wetterauer Kreistag. Nach dramatischen Verlusten der SPD (4,7 Prozent Stimmen und sechs Kreistagssitze weniger) und nur leichten Gewinnen der Grünen (1,4 Prozent der Stimmen und ein Sitz mehr), werden die Karten neu gemischt. Dabei wird vor allem die FWG/UWG um Ex-Landrat Helmut Münch ein Wörtchen mitzureden haben, die mit sechs Abgeordneten erstmals in den Kreistag einzieht. Die Rechtsextremen konnten einen leichten Stimmenzuwachs verbuchen. Die NPD verlor zwar 1,3 Prozent und blieb mit 3,4 Prozent vor der Tür des Kreistages, aber die rechtsextremen Republikaner verbuchten einen Zuwachs von 1,5 Prozent und haben sieben Sitze (genausoviele wie vor vier Jahren; damals konnten sie jedoch nur fünf besetzen und schrumpften dann sogar wegen interner Querelen auf drei zusammen).

Dramatische Verluste für die SPD auch in ihrer Hochburg Nidda. Sie verlor sechs Parlamentssitze und hat nun nur noch 17, also keine absolute Mehrheit mehr. Die rechtsextreme NPD zog mit drei Stadtverordneten ins Parlament ein. Die SPD könnte mit den Grünen weiterregieren, die erstmals antraten und drei Sitze verbuchten. Die CDU verlor einen Sitz und hat nun neun, FWG/FDP gewannen einen hinzu und haben fünf Mandate.

Das in der Kreisstadt Friedberg regierende Bündnis aus SPD und UWG hat seine Mehrheit im Stadtparlament knapp verteidigen können. Die Sozialdemokraten büßten drei Sitze ein und habe nun nur noch 14, genausoviele wie die CDU, die drei hinzugewann. Die UWG verlor einen Sitz und hat nun noch fünf Mandate. Die Grünen gewannen einen Platz hinzu und haben vier Stimmen. Ob es allerdings zu einer Neuauflage des SPD/ UWG-Bündnisses kommen wird, ist längst nicht sicher, weil - anders als vor vier Jahren - diesmal auch ein Zusammengehen von CDU und Wählergemeinschaft möglich ist.

In Bad Nauheim büßten CDU und SPD, einst per Koalitionsvertrag verbunden, Parlamentssitze ein: die SPD zwei und hat nun nur noch 10, die CDU einen und hat nun 14. Die UWG gewann zwei hinzu und hat nun zehn. Die anderen bleiben wie gehabt: Grüne drei, FDP drei, Republikaner fünf.

In der Heimatgemeinde Glauburg von Landrat Rolf Gnadl hat die SPD ihre absolute Mehrheit verloren, könnte aber mit Hilfe der Grünen weiterregieren. Die FWG legte hier fünf Sitze zu und hat nun acht, die Grünen gewannen einen und haben zwei, die CDU blieb bei drei und die

In Florstadt ist die SPD-Welt einigermaßen heil geblieben. Die SPD kann mit 17 Sitzen weiterregieren, ohne auf CDU (10 Abgeordnete) und Grüne (4 Abgeordnete) übermäßig Rücksicht nehmen zu müssen.

Ein Wahlhelfer in Bad Vilbel ist besorgt: Er will den Eindruck gewonnen haben, daß fast die Hälfte der Erstwähler nicht zur Urne gekommen sind. Statistisch belegbare Zahlen hat er nicht, aber er ist sich sicher: "Noch niemals zuvor haben so viele junge Leute nicht gewählt."

Rot-Grün verlor die Mehrheit Im Offenbacher Kreistag sitzen jetzt auch Republikaner

KREIS OFFENBACH. Im Kreistag werden Christ- und Sozialdemokraten in den nächsten vier Jahren nur noch mit 33 beziehungsweise 28 Abgeordneten vertreten sein. Das sind acht Sozial- und sieben Christdemokraten weniger als bisher. Die Grünen haben jetzt zwölf und damit einen Abgeordneten mehr als in der Vergangenheit. Während die FDP erneut an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert ist, gelang den Freien Wählergemeinschaften der Einzug ins Parlament mit fünf Vertretern. Und dann sind da noch die Republikaner, die "aus dem Stand" auf 9,25 Prozent kamen, das sind neun Mandate.

Die Union rutschte von 41,35 auf nunmehr 36,3 Prozent, die SPD von 37,1 auf nur noch 30,3 Prozent. Drittstärkste Kraft im Kreis Offenbach sind schon die Nichtwähler. Von 228 201 Wahlberechtigten machten nur 162 316 Gebrauch von diesem Privileg einer Demokratie. Das entspricht 71,1 Prozent, zu den Nichtwählern von 1989 gesellten sich weitere sechs von hundert an diesem Wahlsonntag.

Den vierzig Mitgliedern der rot-grünen Koalition stehen jetzt 33 CDU-, fünf FWG-Abgeordnete und neun Republikaner gegenüber. Die Bürgerlichen allein also können der amtierenden Mehrheit nicht ans Leder. Ob sie sich der Hilfe der Rechtsradikalen bedienen, werden die nächsten Tage zeigen. Die feierten ihren Erfolg im Kreishaus gestern bereits lautstark und interessierten sich schon für ihren künftigen Fraktionsraum.

Falls die CDU die Mitwirkung der Republikaner scheut, kann sie auch ihre Pläne ad acta legen, den Landrat abzuwählen und in einer Direktwahl als Alternative ihren Kandidaten Peter Walter aufzubieten.

Wie schon 1989 schlug auch der erneute Versuch der Freidemokraten fehl, wieder in den Kreistag zurückzukehren. Bei 4,6 Prozent fehlten den Liberalen diesmal sogar drei Zehntel Prozentpunkte mehr als vor vier Jahren. Die Freien Wähler hingegen, die 1989 mit ihren 4,1 Punkten der FDP noch die Tour vermasselt hatten, schafften jetzt den Sprung ins Parlament.

Landrat Josef Lach, der aus seiner Enttäuschung kein Hehl machte, kündigte gestern Gespräche mit allen demokratischen Parteien an, "zuerst natürlich mit unserem bisherigen Koalitionspartner, den Grünen". ttt

Aus für das Triumvirat von CDU, SPD und Freien Wählern im Kreis Republikaner schafften mit 9,2 Prozent Einzug in Kreistag / Starke Einbrüche bei SPD / Künftig ein Bündnis von CDU, FWG und FDP?

Ungläubig und mit gebannten Mienen starrten die Kreispolitiker - quer durch alle Fraktionen auf die Anzeigentafel im Kreishaus-Casino. "Ich kann mich gar nicht über unsere tollen Ergebnisse freuen, wenn ich die Zahlen für die Rechten seh." Erika Bänfer, Spitzenkandidatin der Freien Wähler im Kreis, ist vor allem über den Einbruch der Sozialdemokraten entsetzt. Bitter der Blick auf das Ergebnis: Ihr Credo der wechselnden Mehrheiten ist hinweggefegt. "Mit der Arbeit der vergangenen vier Jahre hat das nichts zu tun", ist sie überzeugt.

"Der Mehler hat im Kreis so gut gearbeitet. . ." Dennoch in Zukunft ein bürgerliches Triumvirat von CDU, FWG und FDP? Die FWG-Politikerin schluckt: "Mmh, um Schlimmeres zu verhindern . . ."

Die Freude über das fulminante Ergebnis war auch den Grünen im Halse stekkengeblieben. Die eigene Arbeit, vor allem die Themen Umwelt und Soziales seien bei den Wählern richtig angekommen, meint Andreas Kammerbauer. Voraussichtlich werden sogar zwei Grüne im Kreisausschuß sitzen: "Aber was nützt das, bei dem Ergebnis der SPD." Fassungslosigkeit und Betroffenheit bei den Genossen. "Da versteht man die Welt nicht mehr", murmelte eine Frau im SPD-Pulk. Aber auch bei Politikern nur Ratlosigkeit und Schulterzucken - als Antwort auf das Warum. Der Asylkompromiß hat die Genossen verprellt, nickt SPD-Frau Gisela Reuschling betroffen: "Und wir haben es nicht geschafft, den unteren sozialen Gruppen als traditionellen SPD-Wählern Sicherheit zu geben."

Guter Dinge - trotz der Einbrüche - gaben sich Unionschristen. Mit unbeweglicher Miene standen Landrat Jochen Riebel (CDU) und sein Kreistagsfraktionschef Roland Koch vor der Anzeigentafel: Mit den Prügeln der Wähler haben sie gerechnet, doch die bürgerliche Mehrheit ist gerettet. "Der große Verlierer ist die SPD Main-Taunus", brauchte CDU- Kreischef Horst Lutze im Grunde gar nicht extra erwähnen. Kam die Union auf Kreisebene noch mit einem blauen Auge davon - in den Kommunen haben etliche CDU-Bürgermeister (Eschborn: Herkströter; Flörsheim: Wolf; Liederbach: Lehner) zu schlucken. Der Verlust der traditionellen Mehrheiten zugunsten wechselnder Mehrheiten. Kommentar eines Besuchers im Casino: "Den Brocken müssen erst mal alle verdauen, zum Feiern ist das Ergebnis jedenfalls nicht".

(Ergebnisstand: 22.30 Uhr) ana/kug

CDU und FDP verloren ihre Mehrheit im Kreisparlament Alle Parteien schockiert über den Einzug der Republikaner

HOCHTAUNUSKREIS. Die Wähler haben gesprochen, klar ist dennoch wenig: CDU und FDP haben gestern abend zwar ihre Mehrheit im Kreistag verloren, über die neue Mehrheit darf jedoch noch spekuliert werden. Große Koalition, "Ampel" aus SPD, Grünen und FDP, selbst eine Zusammenarbeit von CDU und Grünen unter Einschluß der FDP ist denkbar und wurde am gestrigen Abend ins Gespräch gebracht.

Sonst beherrschte der Schock über den Einzug der rechtsextremen "Republikaner" (REP) mit 9,4 Prozent der Stimmen und acht Sitzen den Wahlabend. "Tut doch was, schreibt doch was dagegen", flehte ein Kreistagsabgeordneter - zu spät.

Der Kreistag besteht somit aus fünf Fraktionen. Die Wählergemeinschaft UBiT scheiterte trotz der lokalen Erfolge von Wählergemeinschaften im Kreis mit 4,3 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde.

"Ich würde Räder schlagen vor Vergnügen, wenn nicht dieser Wermutstropfen mit den REPs wäre", urteilte Grünen- Fraktionschefin Heike Knodt-Hassanien: Ihre Partei steigerte sich von neun auf zwölf Sitze. Das Wahlziel, die CDU-FDP- Mehrheit zu brechen, wurde erreicht.

Eine neue Mehrheit zeichnete sich gestern aber noch nicht ab. Die Grünen erwarten zwar ebenso wie Kreischef Frank Blechschmidt von der FDP, die ihre sieben Sitze verteidigte, eine "große Koalition der Verlierer", zugleich schlossen beide Parteien eine sogenannte Ampelkoalition nicht aus. Blechschmidts Variante einer schwarz-grünen Zusammenarbeit wurde von den Grünen dagegen sofort abgelehnt.

Die Vertreter von CDU und SPD wollten sich gestern nicht an den Koalitionsspekulationen beteiligen. Die SPD verlor ein Viertel ihrer Stimmen und stellt nur noch 23 Abgeordnete (bisher 29). Die CDU verlor mit 6,8 Prozent deutlich mehr als im Landesdurchschnitt. Ihre Fraktionsstärke verringert sich um fünf auf 31 Sitze. stk

Trotz SPD-Verlust Mehrheit für Rot-Grün 69,7 Prozent Wahlbeteiligung / Minus auch für CDU / Republikaner im Römer

"Wir haben schrecklich eins auf die Mütze gekriegt!" Ein sichtlich fassungsloser Oberbürgermeister Andreas von Schoeler bündelte am späten Sonntagabend die politische Botschaft dieser Kommunalwahl in einem Satz. Die Sozialdemokraten stürzten um 8,1 Prozent auf nur 32 Prozent der Stimmen ab - ein Anteil, so schlecht wie nie in der Nachkriegszeit. Die rechtsextremen Republikaner zogen mit 9,3 Prozent und zehn Sitzen in den Römer ein. Rechnet man die Ergebnisse für DVU, NPD, Freie Wähler Frankfurt und Deutsche Heimatpartei hinzu, wählten gar 13,5 Prozent der Frankfurter rechtsextreme Parteien - das waren 36 581 Stimmen.

Dieses schockierende Signal, viele blasse Mienen und Kopfschütteln noch dazu, trugen fast 400 Journalisten aus dem In- und Ausland, ein einmaliges Medienaufgebot bei einer Frankfurter Kommunalwahl, aus der Stadt mit dem höchsten Ausländeranteil Deutschlands in alle Welt - beim ersten Wahlgang nach den Morden an ausländischen Mitbürgern im Spätherbst 1992.

Noch am Sonntagabend protestierten mehr als 300 Menschen mit Fackeln und Sprechchören wie "Nazis raus, Nazis raus!" auf dem Römerberg spontan gegen das Abschneiden der Rechten. In klassischen SPD-Hochburgen wie Gallus oder Römerstadt errangen sie große Erfolge mit zum Teil über 20 Prozent. Im Ortsbezirk 10 im Frankfurter Norden - Berkersheim, Bonames, Frankfurter Berg - erzielten sie 13,3 Prozent. Die NPD, 1989 mit 6,6 Prozent ins Rathaus eingezogen, verlor bis auf 0,9 Prozent alle Stimmen an die Republikaner. Die DVU kam auf 2,7 Prozent. Nur weil die Grünen zugleich von 10,1 auf 14 Prozent und 15 Sitze anwuchsen, blieb der rot-grünen Koalition eine knappe rechnerische Mehrheit von 48 Sitzen zu 35 Sitzen von CDU und zehn Republikanern im Stadtparlament.

Auch die CDU verlor zwar 3,2 Prozent - sie geriet aber mit 33,4 Prozent und 35 Sitzen erstmals nach 1985 wieder zur stärksten Fraktion im Rathaus. Die FDP scheiterte mit 4,4 Prozent zum vierten Mal seit 1981 bei dem Versuch, ins Stadtparlament zurückzugelangen. Die Wahlbeteiligung verfiel von 77,2 Prozent im Jahre 1989 - damals die höchste bei einer Kommunalwahl nach dem Krieg - auf jetzt 69,7 Prozent.

Ungeachtet des Abschmelzens beider großer Volksparteien meldete eine zufriedene CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth, von Fernsehkameras umringt, den Führungsanspruch der CDU in einer großen Koalition an: "Ich habe den Handlungsauftrag!" Zugleich beteuerte Roth, es werde "keine kommunalpolitische Entscheidung" geben, die CDU und Republikaner im Stadtparlament gemeinsam treffen.

Während von Schoeler nur die Absicht bekundete, "bis 1997 OB zu bleiben", sprachen sich SPD-Fraktionschef Günter Dürr und SPD-Unterbezirkschef Sieghard Pawlik deutlich dafür aus, die rot- grüne Koalition zu verlängern. Sowohl Dürr wie Pawlik forderten aber zugleich, über mehr CDU-Dezernenten im hauptamtlichen Magistrat "zu reden". Bisher vertritt dort nur Bürgermeister Hans-Jürgen Moog die CDU.

"Die Koalition geht weiter!" Das war Uli Baier, dem Fraktionschef der Grünen, am wichtigsten. Geschäftsführer Lutz Sikorski sah gar ein "Signal für Rot-Grün". Zugleich lehnte es Sikorski strikt ab, den Magistrat für weitere CDU-Vertreter zu erweitern, "für diese Leute, die doch nur Verlierer sind!" Hier deutet sich der erste rot-grüne Konflikt der Nachwahlzeit an.

Aber alle demokratischen Parteien standen in den überfüllten Sälen und Gängen des Rathauses, im schweißtreibenden Licht der improvisierten Fernseh- Studios noch nach Stunden unter Schock - mit diesem Abschneiden vor allem der Republikaner hatte niemand gerechnet. Noch am Sonntagnachmittag um 16 Uhr, als bei der Wahlbeteiligung ein Zwischenstand von 68,8 Prozent registriert wurde, schien das Entwarnung zu signalisieren.

Zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale wußten die Politiker: Da waren vor allem protestierende und unzufriedene Bürger zu den Wahlurnen gegangen. Und viele Wähler namentlich der SPD waren zuhause geblieben - hessenweit sogar weit über 200 000. Die Suche nach den Ursachen des rechtsradikalen Erfolgs trieb aber nicht nur Sozialdemokraten um. SPD-Spitzenkandidat von Schoeler wähnte, "daß sich derzeit in der Bundesrepublik alle demokratischen Parteien sehr schwer dabei tun, sich auf die veränderten Verhältnisse nach der deutschen Einheit einzustellen". In dem Augenblick, so analysierte von Schoeler, da Politiker im Westen der Bundesrepublik "für Einschnitte werben", sei das "offenbar sehr schwierig zu vermitteln".

Fazit des OB: "Es helfen nur klare Entscheidungen - auch wenn sie unpopulär sind!" Franz Frey, SPD-Fraktionsgeschäftsführer, nannte zwei rot-grüne Poli- (Fortsetzung auf Seite 12)

Die Ergebnisse der Frankfurter Kommunalwahlen seit dem Krieg

REPUBLIKANER

Grüne im Nordend vor der SPD In vielen Ortsbeiräten sitzen jetzt auch "Republikaner"

Dort, wo sie angetreten sind, haben die "Republikaner" auf Anhieb Mandate in den Frankfurter Ortsbeiräten bekommen. Im Bezirk 1 (Gallus, Bahnhof, Gutleut, Innenstadt) erreichten sie 14,3 Prozent der Stimmen und drei der 19 Mandate. In Bornheim / Ostend (Ortsbeirat 4) bekamen sie mit 10,3 Prozent zwei von 19 Sitzen; das gleiche Ergebnis für die rechtsextreme Partei auch im großen "6er"-Ortsbeirat, der die westlichen Stadtteile Goldstein, Griesheim, Höchst, Nied, Schwanheim, Sindlingen, Sossenheim, Unterliederbach und Zeilsheim faßt.

"Republikaner" auch in Harheim im Ortsbeirat 14 (9,9 Prozent; ein Sitz), im Ortsbeirat 10 für Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim (13,3 Prozent; drei Sitze) und im Ortsbeirat 11 mit den Stadtteilen Fechenheim, Riederwald, Seckbach (11,6 Prozent; zwei Sitze).

Als Hochburg der Grünen erwies sich aufs neue der Ortsbeirat 3 (Nordend). Hier überflügelte die Ökopartei erstmals die SPD, erzielte einen Stimmenanteil von 28,3 Prozent gegenüber den 28,1 Prozent der SPD. Beide bekamen sechs Mandate - ebenso wie die CDU, die 32,3 Prozent auf sich vereinigte. Dabei sind auch die Freidemokraten, die es auf 6,4 Prozent und einen Sitz brachten.

Ihren massivsten Stimmeneinbruch registrierten die Sozialdemokraten im Ortsbeirat 15, im "Schlachthof-Stadtteil" Nieder-Eschbach. Sie fielen von 38,1 auf 23,7 Prozent (das ist ein Minus von 14,4 Prozent) und büßten zwei Sitze ein (jetzt fünf Mandate). Die Grünen verloren ebenfalls einen Sitz (nur noch zwei Mandate) und büßten bei einem Ergebnis von jetzt 10,5 Prozent im Vergleich zu 1989 runde 2,4 Prozent der Stimmen ein. Die "Republikaner" schafften auch hier im ersten Anlauf 9,2 Prozent und zwei Mandate, die CDU steigerte sich von 42,2 und 49,7 Prozent.

5,2 Prozent Verlust mußten die Christdemokraten indes im Süden von Frankfurt, im Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Oberrad, Niederrad) einstecken: Sie haben nur noch 36,7 Prozent der Voten, verloren einen Sitz (sieben Mandate). Auch die SPD büßte ein, verlor 7,5 Prozent und einen Sitz (jetzt noch sechs), die "Republikaner" waren auch hier erfolgreich, holten zwei Abgeordnetenmandate und 9,5 Prozent der Stimmen.

Hat sich das Schwanheimer Unglück bei der Hoechst AG auf die lokalen Ergebnisse ausgewirkt? In den drei Stimmbezirken des sogenannten "Kontaminierungsgebiets" in Schwanheim - der Minna-Specht-Schule, der August-Gräser- Schule und der Goldsteinschule - gab es in der Tat Zugewinne der Grünen, allerdings nicht spektakulärer Art: 7,7 und 6,8 Prozent in den beiden Stimm-Lokalen der Goldsteinschule, 5,8 Prozent in der Minna-Specht-Schule und 1,7 sowie 2,8 Prozent in der August-Gräser-Schule. Die CDU verlor in diesen Bezirken durch die Bank mehr Stimmen als die Sozialdemokraten. peh

Auflagen für Flugzeugexport

BERN, 8. März (dpa). Die Schweizer Flugzeugwerke Pilatus dürfen ihre Typen PC-7 und PC-9 künftig nur noch an bestimmte Länder exportieren, wenn sie nachträglich nicht mehr für Kampfeinsätze umgerüstet werden können. Eine entsprechende Auflage hat die Schweizer Regierung am Montag dem Unternehmen gemacht. Sie reagierte damit vor allem auf die Kritik an dem geplanten Verkauf von 60 Maschinen des Typs PC-7 an Südafrika.

Das Sanktionskomitee des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen hatte die Schweiz aufgefordert, das Geschäft zu unterbinden, da es gegen das von den UN verhängte Waffenembargo gegen Südafrika verstoße. Die Schweiz ist nicht UN- Mitglied. Sie hatte sich zunächst geweigert, dem Verlangen des Komitees nachzukommen, da die Pilatus-Flugzeuge nicht in kampftauglichem Zustand ausgeliefert würden.

Butros-Ghali verstärkt Druck auf Serben Rückzug aus besetztem Territorium soll notfalls mit Bodentruppen erzwungen werden

WASHINGTON / BRÜSSEL, 8. März (AP/Reuter/ha). Die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen (UN) müssen nach Auffassung von UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali zur Entsendung von Bodentruppen nach Bosnien-Herzegowina bereit sein, falls die bosnischen Serben sich nicht von besetztem Territorium zurückziehen. Dem US-Fernsehsender ABC sagte Butros-Ghali in der Nacht zum Montag: "Unser Ziel ist der Rückzug der Serben. Wenn sie dieser Forderung nicht nachkommen, müssen wir erforderliche Maßnahmen ergreifen." Auf Nachfrage ergänzte er, in diesem Fall gebe es nur eine militärische Lösung.

Damit ging Butros-Ghali erstmals über seine Aussage hinaus, Truppen der UN oder der NATO sollten erst nach der Unterzeichnung eines Friedensvertrages als Friedenssoldaten in Bosnien stationiert werden. Im Fernsehen sagte der Generalsekretär, er sei kein Techniker und wisse daher nicht, wie viele Truppen benötigt würden, um die Serben zum Rückzug zu bewegen. Es handele sich aber um eine größere Operation.

Ebenfalls im Sender ABC sagte US- Verteidigungsminister Les Aspin, US- Truppen sollten in Bosnien erst nach der Unterzeichnung eines Friedensvertrages stationiert werden. Falls aber alle nichtmilitärischen Bemühungen scheiterten, müsse man dieses Thema erneut überdenken. Die US-Regierung sei dazu allerdings noch nicht bereit. Im Verteidigungsministerium fürchte man, in einen militärischen Sumpf gezogen zu werden.

Der Präsident des serbischen Parlaments in Bosnien, Momcilo Krajisnik, warnte, neuer Druck ausschließlich auf die Serben werde zum Zusammenbruch der Bosnien-Konferenz führen.

Die EG-Außenminister teilten am Montag bei einem Treffen in Brüssel die Erwartung ihres Jugoslawien-Beauftragten Lord Owen, daß der bislang nur von den Kroaten gebilligte Friedensplan für Bosnien in Kürze doch noch von Bosniens Präsident Alija Izetbegovic und dem bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic unterzeichnet werde. Sie waren sich deshalb einig, keine neuen Sanktionen gegen Serbien-Montenegro einzuleiten.

Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) sagte Journalisten, auch er habe sich von Owens "optimistischer Tendenz" und dessen Erwägungen überzeugen lassen. Er sei eigentlich mit der Ansicht nach Brüssel gekommen, daß angesichts der fortschreitenden serbischen Offensive in Bosnien eine "totale Isolierung" Serbiens jetzt angestrebt werden müsse. Er habe sich aber der großen Mehrheit im EG-Ministerrat angeschlossen, die der Meinung gewesen sei, solche Schritte könnten derzeit "kontraproduktiv" sein.

Owen erwarte, daß die zwei noch fehlenden Unterschriften zum Friedensplan in "zehn bis 14 Tagen" geleistet würden, sofern auf allen denkbaren diplomatischen Kanälen der nötige Druck ausgeübt werde, sagte Kinkel. Dies werde jetzt geschehen. (Weiterer Bericht Seite 2)

Falscher Alarm Airbus landet unbeschadet

BELGRAD / TEL AVIV, 8. März (AP). Das belgische Passagierflugzeug, das am Sonntag wegen einer falschen Bombendrohung auf dem Flug von Brüssel nach Tel Aviv in Belgrad zwischenlanden mußte, ist am Abend mit siebenstündiger Verspätung in Israel eingetroffen. Wie der Büroleiter der belgischen Fluggesellschaft Sabena in Tel Aviv, Guy van den Vos, mitteilte, verlangte die Belgrader Flughafenbehörde für die Betreuung der Passagiere 5000 Mark in bar, der schließlich von der belgischen Botschaft bezahlt worden sei.

Der Airbus A-310 mit 147 Menschen an Bord war über der Adria gewesen, als beim Sabena-Büro in Tel Aviv eine anonyme telefonische Drohung einging, nach der sich in der Maschine vier Entführer sowie ein Sprengsatz befanden. Daraufhin wurde um Landegenehmigung in Belgrad gebeten. Die jugoslawischen Sicherheitsbehörden warteten mit der Durchsuchung der Maschine, bis der Zeitpunkt der planmäßigen Landung in Tel Aviv verstrichen war. In dem Flugzeug wurde kein Sprengsatz gefunden. Ein Sprecher der belgischen Fluggesellschaft Sabena sagte in Brüssel: "Unsere Schlußfolgerung lautet jetzt, daß es ein falscher Bombenalarm war."

Zu den Passagieren gehörten Iraelis, Belgier und Bürger arabischer Staaten, teilte der Chef der Belgrader Flughafenpolizei, Slobodan Dimitrijevic, mit. Eine Überprüfung ergab nach Angaben der Sabena keine Hinweise auf potentielle Luftpiraten. Von den Fluggästen mußte aufgrund des Zwischenfalls lediglich einer ärztlich betreut werden. Die Sabena-Maschine traf am späten Abend in Tel Aviv ein. Die deutsche Passagierin, Anna- Marie Wiese, sagte, in Belgrad habe es für die Flugzeuginsassen nichts zu essen gegeben.

Sozialdemokrat stellt Beamtenrecht in Frage

HALLE, 8. März (AP). Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Bundestag, der SPD-Politiker Rudi Walther, hat eine Abschaffung des Beamtenrechts und eine Erhöhung der Leistungsanreize für Beamte gefordert.

Zugleich begrüßte er in der hallischen Tageszeitung Mitteldeutscher Express den Plan der Bundesregierung, der vorsieht, daß Beamte mindestens bis zum 63. Lebensjahr arbeiten sollen.

"Diese Maßnahme ist sinnvoll. Solange nicht durch Krankheit dienstunfähige Leute gezwungen werden, das eine Jahr länger zu arbeiten, sehe ich darin auch keine übermäßige Belastung für die Beamten", sagte der SPD-Politiker.

Der Änderung müsse allerdings eine weitergehende Reform des Beamtenrechts folgen, forderte Walther. "Das Beamtenrecht ist leistungsfeindlich. Dort wird nur belohnt, wer lange genug auf seinem Posten sitzt. Man muß die Leistungsanreize erhöhen und das Beamtenrecht, das vor rund 100 Jahren eingeführt wurde, abschaffen."

Staat soll Mietwohnungen mehr fördern

KÖLN, 8. März (AP). Der Deutsche Mieterbund hat verlangt, die staatliche Förderung von Wohnungseigentum auf Mietwohnungen zu verlagern. Der Direktor der Organisation, Helmut Schlich, sagte der Kölner Tageszeitung Express, der Staat habe die Pflicht zuerst dafür zu sorgen, daß alle ein Dach über dem Kopf haben. "Dann erst kann er diejenigen fördern, die ein feineres Dach wollen." Damit der Staat diese Verantwortung endlich wahrnehme, müsse das Recht auf Wohnung als Staatsziel in die Verfassung aufgenommen werden. "Außerdem wäre dann auch der Mieter - etwa bei Eigenbedarfskündigung - durch ein Grundrecht geschützt", sagte Schlich.

Tierischer Luxus

NEW YORK, 8. März (AP). Zum Frühstück gibt es Hühnerfleisch mit schwarzen Oliven, ein "Spielzimmer" mit Rutschbahn bietet Möglichkeiten zum Auslauf und viermal am Tag wird "Struppi" Gassi geführt: das Hundehotel "Paws Inn" bietet seinen Gästen jeden Luxus. Für 30 Dollar am Tag kann der Vierbeiner per Video "Benji"- und "Huutsch"-Filme gucken; und selbst Bücher und Zeitschriften liegen für ihn bereit. "Unsere Zielgruppe sind Menschen, für die ihr Hund so etwas wie ein Kind ist", sagt der Geschäftsführer des Hotels, Donald Canade.

Im "Paws Inn" kümmern sich drei Ganztags- und drei Halbtagskräfte um bis zu 14 Tiere. Einige Hundebesitzer geben ihre vierbeinigen Freunde hier während des Urlaubs in Pflege; es gibt aber auch Dauergäste, die morgens - auf dem Weg zur Arbeit - von Herrchen gebracht und abends wieder abgeholt werden.

Die Besitzerin des Hotels, die Immobilienmaklerin Amy Cummings, gründete das "Paws Inn" im Juli. Sie selbst habe vorher Alpträume bei der Suche nach einem zuverlässigen Hundesitter erlebt.

Ende einer vierjährigen Einsiedelei

ESKDALEMUIR, 8. März (AP). Nach vier Jahren in absoluter Abgeschiedenheit sind 35 Buddhisten in Schottland am Sonntag ins weltliche Leben zurückgekehrt. Von ihrer Einsiedelei im tibetanischen Zentrum Samye Ling wanderten sie in einer feierlichen Prozession zum Tempel nach Eskadalemuir, 80 Kilometer südlich von Edinburgh. Dort feierten die in bunte Gewänder gekleideten 18 Männer und 17 Frauen das Wiedersehen mit Familien und Freunden, die sie seit März 1989 nicht gesehen hatten. Ihre Tage hätten sie mit Meditation, Gebeten, Studien und Joga verbracht, erzählten die Teilnehmer. Sie seien morgens nach fünf Stunden Schlaf um viertel vor vier aufgestanden und hätten lediglich vegetarische Gerichte zu sich genommen. Auf Zeitungen, Radio, Fernseher, Telefone und Besuche verzichteten die Buddhisten, die aus verschiedenen Ländern kamen, in den vergangenen vier Jahren. Lediglich über Briefe erfuhren sie nach eigenen Aussagen von wichtigen Ereignissen.

Gazastreifen Israeli erstochen

JERUSALEM, 8. März (AP / Reuter). Wenige Stunden nach Aufhebung der sechstägigen Abriegelung des israelisch besetzten Gazastreifens ist am Montag erneut ein jüdischer Siedler erstochen worden. Die Leiche sei im Treibhaus des Mannes in der Siedlung Gan Or, an der Südspitze des Gazastreifens, entdeckt worden. Den Angaben zufolge muß der Mord am Montag morgen verübt worden sein. Drei Stunden zuvor hatte die israelische Armee die Einreisesperre für Palästinenser aufgehoben. Damit können die rund 35 000 Bewohner des Gazastreifens, die in Israel beschäftigt sind, nach sechs Tagen wieder ihre Arbeitsplätze erreichen. An den Grenzposten sollen nach Auskunft der Armee jedoch die Kontrollen verschärft werden. Das sich südwestlich an Israel anschließende Gebiet war am 2. März abgeriegelt worden, nachdem am Tag zuvor ein 19jähriger Palästinenser in Tel Aviv zwei Menschen erstochen und neun verletzt hatte.

Seit Beginn des palästinensischen Aufstands im Dezember 1987 sind 122 Israelis Opfer von Mordanschlägen geworden. Im gleichen Zeitraum wurden mehr als 1000 Palästinenser zumeist von israelischen Soldaten erschossen. Außerdem wurden 704 Araber als mutmaßliche Kollaborateure von Landsleuten getötet.

Israels Außenminister Schimon Peres beginnt am Montag einen viertägigen Besuch in Mitteleuropa, in dessen Verlauf er auch in Deutschland erwartet wird. Wie sein Ministerium am Sonntag mitteilte, wird Peres am Montag in Genf mit dem Direktor des dortigen UN-Büros, Wladimir Petrowsky, zusammentreffen. Peres wird am Mittwoch in Deutschland erwartet. Während seines zweitägigen Aufenthalts sind Begegnungen mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Bundeskanzler Helmut Kohl und Außenminister Klaus Kinkel geplant.

Zwölf Pilger zu Tode getrampelt

NEU-DELHI, 8. März (AP). Bei einer Hindu-Wallfahrt im nordindischen Bergdorf Mari sind am Montag zwölf Pilger zu Tode getrampelt und 35 verletzt worden. Nach Angaben der Polizei kam es in den frühen Morgenstunden zu einer Panik, als Tausende an die Ufer eines Heiligen Flusses strömten und dabei Absperrungen der Polizei eindrückten. Ein Tropfen Wasser aus diesem Fluß hat nach örtlichem Hindu-Glauben die Fähigkeit, Sünden wegzuwaschen und ein klares Bewußtsein zu verschaffen. An der zweitägigen Wallfahrt im nordindischen Unionsstaat Himachal Pradesh nahmen rund 150 000 Pilger teil.

In Italien noch ein Minister-Rücktritt

ROM, 8. März (AP). In einem demonstrativen Akt gegen die Korruptionswelle in Italien hat Umweltminister Carlo Ripa di Meana seinen Rücktritt erklärt.

Als letzten Auslöser für seinen Schritt nannte der sozialistische Politiker am Sonntag abend in Rom die vom Kabinett beschlossene "politische Lösung" zur Bewältigung der Korruptionsskandale.

Ripa di Meana ist der vierte Minister, der im Zusammenhang mit der Affäre aus der Mehrparteienregierung des sozialistischen Politikers Giuliano Amato ausscheidet. Die Rücktritte des Justiz-, des Finanz- sowie des Gesundheitsministers waren zuvor unter dem Druck von Korruptionsvorwürfen erfolgt.

Ripa di Meana sagte, er gebe sein Amt auf, weil er die am Freitag beschlossene Teilamnestie für gefährlich halte. Dies werde das Korruptionsproblem nicht lösen und die Erwartungen des Volkes nur enttäuschen.

Die geplanten Maßnahmen sollen die strafrechtliche Bewältigung der Affären beschleunigen. Die noch vom Parlament zu billigende Initiative sieht vor, daß die in Bestechungsaffären verwickelten Politiker und Manager mit Straffreiheit rechnen können, wenn sie bereit sind, das Dreifache der illegal erhaltenen Mittel zurückzahlen.

Zu den Begünstigten des Plans soll nach einem Bericht der Zeitung "La Repubblica" auch der frühere Ministerpräsident Bettino Craxi gehören, der im Februar im Zusammenhang mit einem Parteispendenskandal vom Vorsitz der Sozialistischen Partei zurücktrat.

Amato verteidigte das Konzept als eine "politische Lösung" der Korruptionsskandale, die in den vergangenen Monaten die Regierungsparteien in Rom erschüttert haben. Nach der Rücktrittserklärung Ripa di Meanas forderte Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro die Regierung auf, ihre "politische Lösung" noch einmal zu überdenken.

"Republikaner" haben Personalprobleme

FRANKFURT A. M., 8. März (AP). Die "Republikaner" werden nach eigenen Angaben voraussichtlich nicht alle bei den hessischen Kommunalwahlen am Sonntag gewonnenen Mandate besetzen können. Wie der Sprecher des Landesverbandes, Harald Kanthack, am Montag in Wiesbaden mitteilte, werden wegen personeller Schwierigkeiten im Kreistag des Main-Taunus-Kreises zwei Mandate unbesetzt bleiben. Aufgrund massiven öffentlichen Drucks seien zwei Kandidaten abgesprungen, sagte Kanthack. In den Städten hätten die "Republikaner" keine Besetzungsprobleme.

Soko "Blauer Dunst" erfolgreich

KÖLN, 8. März (AP). Die Sonderkommission "Blauer Dunst" des Zollkriminalamtes hat bei drei Einsätzen in Berlin und Brandenburg mehr als drei Millionen unversteuerter Zigaretten beschlagnahmt. Die Zollfahnder berichteten am Montag in Köln, allein bei einer Großrazzia mit insgesamt 60 Beamten am vergangenen Freitag in Berlin seien zwei Millionen unverzollte Zigaretten beschlagnahmt worden. Elf Personen wurden festgenommen. In Brandenburg gelang es den Zollfahndern bereits am vergangenen Donnerstag, Zigarettenschmuggler bei einer Umladeaktion in einem großen Waldgebiet aufzuspüren und insgesamt 750 000 unversteuerter Glimmstengel zu beschlagnahmen. Drei Schmuggler wurden festgenommen. Mehrere andere konnten jedoch im unwegsamen Waldgelände entkommen. Am Sonntag schließlich ging den Fahndern mitten in Berlin ein dritter dicker Fisch ins Netz. Im Kleintransporter des Schmugglers entdeckten die Fahnder unter einem doppelten Boden insgesamt 280 000 unverzollte Zigaretten.

Lawinenabgänge in den Alpen

MÜNCHEN, 8. März (AP/Reuter). In den Alpen donnern die Lawinen zu Tal. Am Montag kam es aufgrund der starken Schneefälle am Wochenende und ansteigender Temperaturen in den Bergen zu zahlreichen Lawinenabgängen. Viele Straßen in Bayern und vor allem in Österreich mußten gesperrt werden, wie die Polizeidirektion Oberbayern mitteilte.

Eine Lawine versperrt derzeit den Grenzübergang Linderhof zwischen Ammerwald und Reutte in Tirol. Die Bundesstraße 305 ist an zwei Stellen wegen Lawinenabgängen zwischen Unterjettenberg und Ramsau sowie zwischen Inzell und Schneizlreuth im Berchtesgadener Land unterbrochen.

Wegen Lawinengefahr mußten auch der Grenzübergang Schleching-Kössen/ Tirol und die Straße Mittenwald-Leutasch geschlossen werden.

Auch in Österreich wurden zahlreiche Fernstraßen wegen Lawinenabgängen oder Lawinengefahr gesperrt, darunter der Arlbergpaß und der Radstädter Tauernpaß.

Durch Lawinen sind am Wochenende zwei Menschen in der Schweiz ums Leben gekommen. Im Tessin seien zwei Tourenskifahrer von einer Lawine verschüttet worden, teilte die schweizerische Rettungsflugwacht Rega am Sonntag in Zürich mit. Ein etwa 20jähriger Mann sei dabei gestorben, der zweite sei lebend geborgen worden, befinde sich aber in kritischem Zustand. Im Kanton Freiburg sei ein 18jähriger von einer Lawine mitgerissen worden. Der Mann sei im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen.

Hisbollah liefert Kämpfer aus

BEIRUT, 8. März (AP). Die proiranische Hisbollah-Miliz hat dem libanesischen Militär am Sonntag abend neun ihrer Kämpfer übergeben, deren Überstellung die Armee nach blutigen Auseinandersetzungen am Wochenende in Beirut gefordert hatte. Wie das militärische Oberkommando am Montag mitteilte, ergriffen die Soldaten außerdem an einem Kontrollpunkt in Ostbeirut zwei weitere Milizionäre, die im Verdacht stehen, an den Gefechten zwischen der Hisbollah und der ebenfalls schiitischen Amal-Miliz beteiligt gewesen zu sein. Die Streitkräfte suchten noch sieben weitere Milizionäre beider Seiten und erwarteten, daß sie ebenfalls überstellt würden. Die Auseinandersetzungen in Südbeirut hatten sich nach Auskunft des Militärs am Samstag während einer Umgruppierung von Truppen in den südlichen Vororten entzündet.

Heroin für eine Million Mark

LINDAU, 8. März (AP). Deutsche und österreichische Rauschgiftfahnder haben bei Lindau am Bodensee und in Vorarlberg in Österreich fast vier Kilogramm Heroin im Schwarzmarktwert von über einer Million Mark sichergestellt. Vier mutmaßliche Rauschgifthändler wurden festgenommen.

Im einzelnen wurden beim deutschen Zollamt Hörbranz/Autobahn in der Nähe von Lindau bereits Ende Februar ein 31jähriger Türke und ein 28jähriger jugoslawischer Staatsangehöriger festgenommen, als sie per Auto nach Bayern einreisen wollten. Sie hatten 2,4 Kilogramm Heroin bei sich. Gegen die beiden Männer, die geständig waren, wurden Haftbefehle erlassen.

Aufgrund ihrer Angaben im Polizeiverhör stießen später Beamte der österreichischen Gendarmerie in einer Gaststätte in Schlins in Vorarlberg auf weitere 1,5 Kilogramm Heroin. In Österreich wurden im Zusammenhang mit diesem Rauschgiftfund zwei weitere Türken im Alter von 19 und 40 Jahren festgenommen.

Verdächtige entkamen UN

PHNOM PENH, 8. März (AP). Polizisten der Vereinten Nationen (UN) haben am Montag vergeblich versucht, sieben kambodschanische Regierungssoldaten wegen der mutmaßlichen Ermordung von vier vermißten Oppositionspolitikern festzunehmen. Die UN-Delegation war in die Provinz Battambang gereist, wo nach Angaben von UN-Sprecher Eric Falt 70 bis 80 Menschen Zeugen geworden waren, wie Soldaten Anfang Februar vier Anhänger von Staatschef Prinz Norodom Sihanouk abführten. Seither seien die vier Männer verschollen, sagte Falt.

Es gebe zwar keine Beweise für den Tod der vier, doch solle gegen die Verdächtigen vorbeugend Anklage erhoben werden, hieß es bei den UN-Behörden. Regierungssprecher Khieu Kanharith sagte, die Regierung in Phnom Penh habe nicht genügend Handhabe, um die Festnahme der Soldaten zu veranlassen.

"Marsch der leeren Töpfe" Weltweite Proteste am Internationalen Frauentag

FRANKFURT A. M., 8. März (AP/Reuter/AFP). Am Internationalen Frauentag haben in vielen Ländern Frauen für ihre rechtliche Gleichstellung und gegen von Männern verursachte Unmenschlichkeit demonstriert. In Bangladesch gingen am Montag rund 4000 Frauen auf die Straße. In Kambodscha tagte zum ersten Mal ein nationaler Frauenkongreß. Auf den Philippinen übernahmen die 21 weiblichen Abgeordneten im 200-Sitze-Parlament für einen Tag die Macht und diskutierten Themen wie Ehescheidung, Gewalt gegen Frauen und Prostitution.

In Moskau geriet der Frauentag allerdings zu einer von Männern beherrschten Demonstration gegen den russischen Präsidenten Boris Jelzin. Kommunistische Frauen demonstrierten mit einem "Marsch der leeren Töpfe" gegen die Wirtschaftspolitik von Präsident Jelzin. Zwei Drittel der etwa 500 Demonstranten waren allerdings Männer. Frauen verrichteten stets die niedrigsten Arbeiten, hieß es. Die Kündigungsrate für Frauen liege dreimal höher als die für Männer, auch verdienten Arbeitnehmerinnen ein Drittel weniger. In zahlreichen deutschen Städten wurde der Frauentag mit Workshops, Konferenzen und Kulturveranstaltungen begangen. Dabei forderten Vertreterinnen aller Parteien und der Frauenverbände eine Änderung der Verfassung zugunsten einer stärkeren Förderung der Frauen. "Zwingende Vorschriften zugunsten von Frauen" in der Industrie, wie zum Beispiel Quotenregelungen, verlangte die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Hanna Wolf.

Gleichzeitig unterstrichen Frauenorganisationen ihre Solidarität mit den vergewaltigten Frauen in den Kriegsgebieten des ehemaligen Jugoslawiens. "Vergewaltigung muß als Folter und Kriegsverbrechen und damit als Asylgrund eingestuft werden", forderten amnesty international, die Sozialistische Internationale und "Terre des Femmes". Sie äußerten Entsetzen darüber, daß vergewaltigte Bosnierinnen in Deutschland mit Abschiebung rechnen müssen.

(Weitere Berichte Hessenseite und Lokales)

Nordkorea ruft "kriegsähnlichen Alarmzustand" aus

Das kommunistisch regierte Nordkorea hat am Montag aus Protest gegen das in Südkorea stattfindende Manöver "Teamgeist" einen "kriegsähnlichen Alarmzustand" ausgerufen. Das Manöver, an dem 120 000 US-amerikanische und südkoreanische Soldaten beteiligt sind, soll am Dienstag anlaufen. Nordkorea sprach von einer Provokation.

"In unserem Land ist ein Zustand der Unsicherheit erreicht, in dem wegen des Manövers Teamgeist jeden Moment ein Krieg ausbrechen kann", hieß es in einer von der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA verbreiteten Erklärung des obersten Militärkommandanten Kim Jong Il. Er ist der Sohn des greisen nordkoreanischen Staatschef Kim Il Sung. Die Armee wurde aufgefordert, "die geringste Bewegung des Feindes zu beobachten" und ihn notfalls "mit einem Schlag zu zerstören". Im vergangenen Jahr hatte Südkorea die Manöverals Zeichen des guten Willens gegenüber dem Norden abgesagt, sie jedoch für dieses Jahr wieder angekündigt, weil sich die Regierung in Pjöngjang weigert, ihre Atomanlagen durch die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) inspizieren zu lassen. Nordkorea wird verdächtigt, ein Programm zur Entwicklung von Atomwaffen zu verfolgen.

Betriebsrat verlangt Rücktritt der DSG-Chefin

FRANKFURT A. M. (AP). Die Geschäftsführerin der Deutschen Service Gesellschaft (DSG), Dagmar Haase, ist im eigenen Haus in die Schußlinie der Kritik geraten. Der Gesamtbetriebsrat schickte ihr einen Brief, in dem er ihr den Rücktritt empfiehlt und außerdem die Befürchtung ausspricht, bei der Bundesbahn-Tochter würden bald mehrere hundert Beschäftigte entlassen.

In dem Schreiben an die "sehr geehrte Frau H.", das bundesweit in Betrieben der einstigen Schlaf- und Speisewagen- Gesellschaft kursierte, wirft der Betriebsrat der Geschäftsführerin vor, sie habe es versäumt, das Unternehmen nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten zu führen. Seit ihrer Berufung im August 1988 habe eine erhebliche Zahl von Führungskräften, "von denen das Unternehmen jahrelang profitiert hat", die DSG verlassen. "Der Gesamtbetriebsrat denkt im Interesse der Beschäftigten und im Interesse des Fortbestehens des Unternehmens, daß es besser wäre, wenn Sie diesem Unternehmen nicht mehr vorstehen würden", heißt es in dem Schreiben.

Der Assistent der DSG-Geschäftsleitung, Johannes Humberg, hatte zuvor in Frankfurt von bis zu 80 geplanten Entlassungen alleine in der Mainmetropole gesprochen. Er begründete den Stellenabbau mit "der schlechten konjunkturellen Lage". Von dem Brief des Betriebsrates fühle sich die Geschäftsleitung "als Ganzes" angesprochen.

Immer mehr Frauen werden Opfer von Menschenhändlern Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es 27 professionelle Vermittler

DÜSSELDORF, 8. März (AP). Immer mehr Frauen aus Asien, Südamerika und Osteuropa kommen als Opfer von professionellen Menschenhändlern nach Deutschland. Die nordrhein-westfälische Gleichstellungsministerin Ilse Ridder- Melchers berichtete am Montag in Düsseldorf unter Hinweis auf eine Studie der Universität Münster, allein an Rhein und Ruhr gebe es mindestens 27 professionelle Händler, die für Preise von 7000 bis 10 000 Mark Frauen mit Umtauschrecht an deutsche Männer vermittelten.

Hochburgen des Heiratshandels seien neben Frankfurt/Main der Raum Köln/ Bonn/Aachen und das Ruhrgebiet, sagte die Ministerin. Die meisten Frauen kämen von den Philippinen, aus Thailand, der Dominikanischen Repulik, Mexiko, Brasilien, Ghana, Sri Lanka und Polen.

Seit einiger Zeit ist nach Angaben der Ministerin bei Händlern und Kunden der Trend zu erkennen, auch Kinder in diese sexuelle Ausbeutung mit einzubeziehen. Männer suchten ausländische Frauen mit Kindern, da sie den sexuellen Mißbrauch der Jungen und Mädchen planten. Häufig würden auch Kinderpornos mit thailändischen Kindern hergestellt und über Händler vertrieben. Außerdem seien bereits hochschwangere Philippininnen nach Deutschland gebracht worden, um sie hier entbinden zu lassen und ihre Kinder für rund 11 000 Mark zur Adoption anzubieten.

Waren es Anfang der 80er Jahre vor allem Thailänderinnen und Philippininnen, die den Menschenhändlern zum Opfer fielen, so sind es heute der Studie zufolge immer öfter polnische, tschechische und ungarische Frauen. Viele von ihnen würden auch unter Vortäuschung einer legalen Arbeit nach Deutschland gelockt und hier in die Prostitution gezwungen. Aber auch in Ostdeutschland würden inzwischen Frauen für die Prostitution in Westdeutschland angeworben. Ähnlich wie bei der Anwerbung in der Dritten Welt würden ihnen lukrative Jobs als Serviererinnen oder Tänzerinnen angeboten, die sich dann als Bordellarbeit herausstellten. Wenn die betroffenen Frauen dies merkten, seien sie häufig schon durch angebliche Transportkosten und Einkleidung so verschuldet, daß sich viele in ihr Schicksal ergäben.

Ridder-Melchers forderte deshalb, die gewerbliche Überwachung der Heiratshändler und privater Arbeitsvermittlungen zu verstärken.

Beim Flugzeugabsturz kamen vier BGS-Beamte ums Leben

FRANKFURT A. M., 8. März (AP). Insgesamt vier Beamte des Bundesgrenzschutzes sind nach neuesten Angaben des Bundesinnenministeriums bei der Flugzeugkatastrophe in Mazedonien ums Leben gekommen, die am Freitag insgesamt 81 Menschen das Leben gekostet hat. Alle verunglückten BGS-Beamten seien identifiziert, teilte das Ministerium am Montag in Bonn mit. Die Toten würden im Lauf der Woche nach Deutschland übergeführt. Zwei bei dem Absturz verletzte Grenzschützer werden seit Sonntag abend in einem Stuttgarter Krankenhaus behandelt.

Gewalttaten in Essen

ESSEN, 8. März (AP). Eine Serie von Straftaten mit wahrscheinlich ausländerfeindlichem Hintergrund hat die Essener Polizei gemeldet. Wie sie am Montag mitteilte, wurde in der Nacht zum Sonntag ein 30jähriger Asylbewerber aus Ex-Jugoslawien nach einem Diskothekenbesuch von mehreren Deutschen angegriffen und schwer verletzt. Einer zerschlug eine Dachlatte auf dem Kopf des Opfers. Mindestens zwei Personen traktierten den Asylbewerber mit Fäusten und Fußtritten. Die Täter flüchteten unerkannt. Laut Zeugen waren die Schläger zuvor durch ausländerfeindliche Parolen aufgefallen.

Am Sonntag versuchten im Stadtteil Altendorf Unbekannte vergeblich, ein von Spätaussiedlern bewohntes Haus in Brand zu setzen.

In Essen-Kray mußte am Samstag eine sechsköpfige Familie aus Sri Lanka aus einem Fenster ihrer Wohnung auf ein Garagendach flüchten, weil im Haus ein Kellerbrand ausgebrochen war. Die 36jährige Frau stürzte dabei ab und erlitt mehrere Wirbel- und Rippenbrüche. Auch der 43jährige Familienvater und die vier Kinder im Alter von zwei bis zehn Jahren mußten wegen Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden. Ermittlungen ergaben, daß seit dem Einzug der tamilischen Familie in das Haus bereits mehrmals kleine Kellerbrände entdeckt worden waren.

Haft für Brandstifter

NEUBRANDENBURG, 8. März (AP). Sieben jugendliche Gewalttäter sind am Montag vom Landgericht Neubrandenburg wegen eines Brandanschlags auf ein Asylbewerberheim zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Drei Strafen wurden auf Bewährung ausgesetzt. Zwei Angeklagte wurden mangels Beweise freigesprochen. Die Jugendstrafkammer wertete den Überfall entgegen der Anklage jedoch nicht als versuchten Mord, sondern als besonders schweren Landfriedensbruch und schwere Brandstiftung.

Ein 21jähriger Mann wurde zu drei Jahren Gefängnis, ein 17 Jahre altes Mädchen zu drei Jahren Jugendgefängnis und zwei weitere Angeklagte zu je zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Zwei junge Männer erhielten Haftstrafen von zwei Jahren und einer von einem Jahr und zehn Monaten, die auf Bewährung ausgesetzt wurden.

Pfiffe für Kohl in Leipzig

LEIPZIG, 8. März (AP). Rund 3000 Menschen haben nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes am Montag abend in Leipzig gegen Sozialabbau und Arbeitsplatzvernichtung protestiert. Auf die vom DGB organisierte Kundgebung sollen weitere Montagsdemonstrationen folgen. Bundeskanzler Helmut Kohl, der zur Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmesse gekommen war, wurde mit Pfiffen begrüßt.

DGB-Kreisvorsitzende Edda Möller sagte, allein in Leipzig seien mehr als 53 000 Menschen arbeitslos gemeldet, davon mehr als 65 Prozent Frauen. Möller kritisierte die Kürzungen im Sozialhilfebereich sowie den vorläufigen Totalstopp bei den Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.

An den Bundeskanzler gerichtet sagte die Gewerkschafterin, die Leipziger wollen zeigen, daß sie mit seiner Politik nicht einverstanden seien. "Wir haben 1989 in Leipzig schon eine Regierung zum Teufel gejagt", sagte sie.

Ex-Kolonialherr erhitzt Gemüter in Hannover

HANNOVER, 8. März (dpa). Ein ehemaliger deutscher Kolonialherr erhitzt seit Jahren in Hannover die Gemüter. Der umstrittene Mann hieß Carl Peters und war unter anderem Reichskommissar in der ehemaligen Kolonie Deutsch- Ostafrika (heute: Tansania, Ruanda, Burundi) und seiner Tyrannei wegen berüchtigt. Sein Name ziert seit 1916 einen Platz in Hannover.

Die Nazis hatten 1935 ein klobiges Denkmal errichtet, um an den "großen Niedersachsen" zu erinnern. Eine Bürgerinitiative gegen diesen "historischen Schandfleck" setzte 1988 die Anbringung einer Mahntafel gegen "Verherrlichung des Kolonialismus und des Herrenmenschentums" am Denkmal durch. Dem Rat der Stadt reichte das jedoch nicht: Seit 1989 betreibt er gegen den Willen der Mehrheit der Anlieger die Umbenennung des "Karl-Peters-Platzes", der aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen mit "K" statt mit "C" geschrieben wird.

Peters war schon zu Lebzeiten umstritten. 1891 ließ er einen Schwarzen auf seiner Station in der Nähe des Kilimandscharo hängen. Grund: Der Mann hatte mit einer seiner Mätressen geschlafen. Zwei Jahre später rechtfertigte sich Peters gegenüber dem österreichischen Konsul Oskar Baumann folgendermaßen: "Ich bin ein stiller, ernster Pastorensohn aus Lauterbach an der Elbe, aber die Lochbrüderschaft mit diesen Schweinen paßte mir nicht." Wegen Prügelstrafen und Auspeitschungen war Peters beim farbigen Personal berüchtigt. Sein "Ruhm" gründete sich auf den Erwerb Deutsch-Ostafrikas, das er dem Deutschen Reich als Kolonie sicherte.

Die Auseinandersetzungen um den Kolonialherren haben durchaus das Zeug für eine Provinzposse: Die Mehrheit von SPD und Grün-Alternative Bürgerliste (GABL) stellt ihr Vorhaben erst einmal auf eine rechtliche Grundlage und ersann eine "Ergänzung der Grundsätze für die Benennung von Straßen, Wegen, Plätzen etc." Dadurch können Straßennamen geächtet werden, die an Personen erinnern, denen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zugeschrieben werden. Eine Alternative zum kriegerischen Peters hatte die Ratsmehrheit auch: Die Pazifistin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner (1843-1914).

Demokratisch wurden die 366 Anlieger um ihre Meinung gebeten. Eine überwältigende Mehrheit wollte an "Kalle Pe", wie der Platz in Hannover genannt wird, festhalten. Die Antworten reichten von "Eine Umbenennung finde ich idiotisch" über Bedenken "Wenn der Karl-Peters- Platz umbenannt wird, kann man gemäß des Gleichheitsprinzips gleich halb Hannover umbenennen" bis "Der Name hat geschichtliche Berechtigung". Manche Gegner der Umbenennung schickten der Stadtverwaltung in Verkennung der Verantwortlichkeiten sogar Drohungen zu.

Unbeirrt beschlossen SPD und GABL 1991 die Tilgung des ungeliebten Peters vom Stadtplan. Einige Anlieger schlossen sich zu "Widerspruchsgemeinschaften" zusammen und reichten beim Verwaltungsgericht Klage ein. Verlierer sind vorerst weder Rat noch Bürger sondern ist der Richter. Der hatte während des Verfahrens die Begründung der Stadt für die Umbenennung als zu dürftig bezeichnet und wurde prompt wegen Befangenheit abgelehnt.

Die Stadtverwaltung, bedacht auf Ausführung der Wünsche des Rates, hat sich mittlerweile aus dem schwebenden Verfahren zurückgezogen. Ein Trick: Die verwaltungstechnischen Vorgänge zur Umbenennung des Platzes sollen neu angefangen werden. Die dann wieder nötige Begründung soll "wasserdicht" formuliert werden, um beim eventuell erneut fälligen Gang vor Gericht nicht baden zu gehen. Angesichts der 2,4 Milliarden Mark, mit denen Hannover in der Kreide steht, sind nicht nur Anlieger des Karl-Peters- Platzes wenig begeistert über den Streit um den imperialen Niedersachsen.

. . . und außerdem Botschafter, die den Namen verdienen

Irgendwie hatte er Angst - an jenem Tag, als er in Israel seinen Dienst in einem Altenheim für Überlebende des Holocaust antrat. "Ich habe mich als Deutscher vor den Leuten gefürchtet", erzählt Cord Brügmann. Doch nie wurde der Freiwillige der "Aktion Sühnezeichen Friedensdienste" (ASF) von den alten Menschen angefeindet. "Für diese Menschen war es eine sehr positive Erfahrung, daß es auch andere Deutsche gibt", glaubt der 22jährige Jurastudent.

Seit 35 Jahren bemüht sich die ASF - finanziert durch Kirchen- und Privatspenden - um Aussöhnung in aller Welt: Am 30. April 1958 hatte der Pastor Lothar Kreyssig bei der Synode der evangelischen Kirche in Berlin-Spandau zur Gründung der "Aktion Sühnezeichen" aufgerufen. Junge Deutsche sollten nach den Verbrechen des Nationalsozialismus in den betroffenen Ländern "etwas Gutes tun, ein Dorf, eine Siedlung, eine Kirche, ein Krankenhaus als Versöhnungszeichen errichten". Kreyssig rief in der Öffentlichkeit dazu auf, "je auf ein Jahr nach Polen, Rußland oder Israel zu gehen, um dort gemeinsam ein Friedenszeichen zu errichten".

Derzeit sind 150 Freiwillige der ASF in 13 Ländern tätig. Für monatlich 150 Mark Taschengeld, freie Unterkunft und Verpflegung arbeiten sie mit Behinderten und Kranken, an Gedenkstätten, mit Jugendlichen und Kindern, setzen sich für Minderheiten ein und beraten soziale Randgruppen. Cord Brügmann war fünf Monate in Israel, dann verließ er das Land wegen des Golfkriegs und ging in die Vereinigten Staaten. Dort beriet er innerhalb eines Teams Soldaten der US- Armee, die den Kriegsdienst verweigern wollten, sprach mit Schülern über das Militär.

"Ich habe gelernt, daß ich nicht einfach als ,Friedensdienstler&rquote; dahingehen und sagen kann, geht nicht zum Militär." Brügmann mußte begreifen, daß Idealismus und schöne Worte hier fehl am Platz sind, Ohnmacht und Aussichtslosigkeit oft den Alltag der Betroffenen beherrschen. "Ich habe nur die Möglichkeit, als Drogendealer zu arbeiten, erschossen zu werden wie mein Bruder oder meine Oma mit meinem Geld vom Militär zu ernähren", hörte Brügmann von einem Schüler. "Wir dürfen den Menschen nicht einfach abraten, wir müssen Alternativen aufzeigen und unsere Hilfe anbieten." Die Arroganz, daß man es besser wisse, sei "ganz schnell nicht mehr da".

Birgit Dibbert war als Freiwillige 18 Monate in Chicago. "Ich habe innerhalb eines Projekts versucht, Menschen zusammenzubringen, die sonst nie miteinander reden würden", erzählt die 28jährige aus Oranienburg. "Nachbarschaftshilfe" nennt Birgit Dibbert ihre Arbeit hauptsächlich mit Farbigen. Den Betroffenen sollte vermittelt werden, daß sie gemeinsam mehr erreichen können als allein, daß Zusammenarbeit stark macht. Zusätzlich hat die 28jährige Biologin ein Projekt für bleivergiftete Kinder aufgebaut. "Wir haben den Müttern geraten, mit ihren Kindern zum Arzt zu gehen, und sind alle gemeinsam aus Protest vor das Rathaus marschiert."

Cord Brügmann und Birgit Dibbert würden sofort wieder Friedensdienst leisten. "Wir sind auch so etwas wie andere Botschafter des Landes." Seine erschütterndste Erfahrung hat Brügmann allerdings nicht im Ausland gemacht, sondern bei einer Führung in der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers in Dachau bei München. "Zwei Tage nach dem Anschlag Rechtsradikaler auf das Asylbewerberheim in Rostock führte ich Abiturienten. Ich habe die ganze Zeit eigentlich nur von Rostock gesprochen, weil mich das so bewegt hat." Doch von den 20 Schülern hatten 18 noch nie etwas von Rostock gehört.

UTE-MARION SCHNURRER (dpa)

UN erwägen in Bosnien Bodentruppen-Einsatz

NEW YORK, 8. März (dpa/Reuter). UN- Generalsekretär Butros Butros Ghali ist für eine Entsendung von Bodentruppen nach Bosnien, falls die bosnischen Serben sich nicht zurückziehen. Das erklärte der UN-Chef am Sonntag in einer US- Fernsehsendung. Ghali sagte, im Jugoslawienkonflikt gebe es nur eine einzige Lösung, falls die Serben sich dem internationalen Druck zum Rückzug nicht beugten - und die laute "Erzwingung". In einem solchen Fall müßten die Mitgliedsländer bereit sein, "Bodentruppen zu entsenden".

Mit diesen Äußerungen verstärkt Ghali nach Meinung diplomatischer Beobachter in New York den Druck der Vereinten Nationen auf die bosnischen Serben, damit sie den von UN-Unterhändler Cyrus Vance und EG-Vertreter Lord Owen vorgelegten Friedensplan unterzeichnen. Der Friedensplan sieht eine Aufteilung Bosnien-Herzegowinas in zehn weitgehend autonome Provinzen vor.

Die bosnischen Serben kontrollieren aufgrund ihrer Militäraktionen mittlerweile 70 Prozent des Landes. Laut Friedensplan sollen sie sich mit etwa 43 Prozent begnügen und aus den übrigen Gebieten zurückziehen. Diesen Vorschlag hatte der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic am Samstag in New York vor einer Unterbrechung der Bosnien- Verhandlungen rundheraus abgelehnt, woraufhin Owen mit "wirtschaftlichen, politischen oder militärischen Sanktionen" seitens der UN gedroht hatte.

Bisher stimmten nur die Kroaten dem Friedensplan und den vorgeschlagenen Grenzen zu. Bosniens Staatspräsident Alija Izetbegovic legte sich in der Frage der Grenzziehung nicht fest und reiste zu Konsultationen nach Sarajewo. Ende der Woche will er zu weiteren Gesprächen nach New York zurückkehren. Sollten die Moslems den Vorschlägen zustimmen, wären die bosnischen Serben isoliert.

In diesem Fall könnte es zu verstärktem internationalen Druck und Sanktionen kommen. Damit hatte zuvor bereits US-Präsident Bill Clinton gedroht. Washington ist allerdings bisher nicht bereit, ohne ein Abkommen der drei Gruppen Truppen nach Bosnien zu entsenden. Dies bestätigte Verteidigungsminister Les Aspin in der gleichen Fernsehsendung. Statt dessen sprach er sich für den Einsatz nichtmilitärischer Mittel aus.

In der Vergangenheit hatte sich Ghali nach einer Unterzeichnung eines Friedensplans durch alle drei Bürgerkriegsparteien für den Einsatz von NATO-Truppen oder Blauhelmverbänden in Bosnien zur Friedensüberwachung ausgesprochen. Aus Sicht diplomatischer Kreise in New York würde eine Entsendung von Bodentruppen ohne eine von allen Gruppen getragene Vereinbarung eine enorme Eskalation bedeuten.

Die US-Luftwaffe hat in der Nacht zum Montag erneut Hilfsgüter über der ostbosnischen Stadt Srebrenica abgeworfen. Wie das Oberkommando der US-Streitkräfte in Europa am frühen Montag mitteilte, bestand die Lieferung aus über 45 Tonnen Nahrungsmitteln und knapp einer Tonne Medikamente. An dem Einsatz nahmen sechs C-130-Transportmaschinen teil.

Das US-Oberkommando verwies auf die besorgniserregenden Berichte des Kommandanten der UNO-Schutztruppen in Bosnien, General Phillippe Morillon, über die Lage in Srebrenica. Dort sollen 60 000 Moslems eingeschlossen sein. Am Samstag hätten Norwegen und die Türkei Nahrungsmittel und Medikamente an die Rhein-Main-Base der US-Streitkräfte bei Frankfurt geliefert, hieß es weiter.

Die Kämpfe in den kroatischen Krisengebieten weiten sich offenbar aus. Die Stadt Gospic wurde in der Nacht auf Montag von serbischen Einheiten der selbsternannten "Republik Krajina" beschossen. Das meldete der kroatische Rundfunk am Montag morgen. In der bosnischen Hauptstadt Sarajewo sind für Montag Verhandlungen zwischen den serbischen und moslemischen Militärs über einen Waffenstillstand für den östlichen Teil des Landes geplant.

Hinrichtungen wegen Menschenhandels

PEKING, 8. März (dpa). Wegen Menschenhandels und Vergewaltigung sind in der südchinesischen autonomen Region Guangxi insgesamt 18 Personen zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Das oberste Volksgericht in Nanning teilte am Montag auf Anfrage mit, die Hingerichteten hätten Frauen entführt, in andere Regionen geschmuggelt, einige unterwegs vergewaltigt und schließlich verkauft. Die Hinrichtungen, in China in der Regel durch Genickschuß, wurden sofort nach dem Urteil am Sonntag vollstreckt. Unter den Hingerichteten befanden sich drei Frauen.

Rumänen stecken im Schnee

BUKAREST, 8. März (dpa). Hunderte Autofahrer stecken seit Sonntag nachmittag im Osten und Südosten Rumäniens auf den Fernstraßen im Schnee fest. Die Räumfahrzeuge können teilweise nicht zu den Eingeschlossenen vordringen, weil liegengebliebene Lastzüge die Fahrbahn zusätzlich blockieren. Die anhaltenden heftigen Schneefälle haben die Schwarzmeerregion Konstanza vom übrigen Rumänien abgeschlossen. Sowohl Nationalstraßen als auch Eisenbahnlinien wurden unpassierbar, der Flugbetrieb mußte eingestellt werden. Ähnlich sieht es in den moldauischen Kreisen im Osten aus, wo die Schneedecke einen Meter überstieg. In Bukarest ist der internationale Flughafen Bukarest-Otopeni seit Sonntag abend geschlossen.

Neun Tote bei Brandanschlag in Indien

NEU-DELHI, 8. März (dpa). Bei einem Brandanschlag auf einen Bus im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh sind am Montag neun Reisende getötet und zehn weitere verletzt worden. Nach Angaben der indischen Nachrichtenagentur UNI steckten 14 Angreifer einen mit 40 Reisenden besetzten Überlandbus nahe der Stadt Chilakaluripet in Brand. Die Motive des Anschlages sind noch nicht bekannt.

Nebenkläger will Honecker vor Gericht

BERLIN, 8. März (dpa). Der Nebenklägervertreter im Honecker-Prozeß, Rechtsanwalt Hanns-Ekkehard Plöger, besteht weiterhin darauf, den ehemaligen DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker erneut in Berlin vor Gericht zu laden. Er werde es nicht hinnehmen, daß der Prozeß gegen Honecker durch die Untätigkeit des Gerichts "in das Stadium eines ausgesetzten Verfahrens hinüberdämmert". Bisher sei der Prozeß lediglich unterbrochen. Bis spätestens Mittwoch solle das Gericht schriftlich mitteilen, ob ein neuer Fortsetzungstermin anberaumt wurde, und Honecker auffordern, ein neues ärztliches Attest eines anerkannten Krankenhauses beizubringen.

Neske-Verlag zu Cotta

PFULLINGEN. Der Stuttgarter Klett- Cotta-Verlag hat den Verlag Günther Neske in Pfullingen übernommen. Das Unternehmen, in dem überwiegend Werke der Geisteswissenschaften (insbesondere Philosophie, Dichtung und Kunst) erscheinen, wird als Imprint des Verlags Klett-Cotta weiterbestehen, also weiterhin Bücher unter der Bezeichnung "Verlag Günther Neske" herausgeben.

Klett-Cotta erwartet von der Zusammenführung "eine glückliche programmatische Erweiterung und Ergänzung". Günther Neske, der aufgrund seines hohen Alters - er ist 80 - den Verlag nicht mehr selbständig weiterführen will, soll Berater bleiben. Sein Verlag war zumal in den 50er und 60er Jahren ein wichtiges Publikationsforum für Werke von Ernst Jünger, Martin Heidegger, Walter Schulz, Djuna Barnes und Witold Gombrowicz heraus. dpa

Neue Krawalle in England 67 Festnahmen und eine Bombendrohung

Nach schweren Zuschauer-Ausschreitungen im englischen Fußball haben sich Kritiker zu Wort gemeldet, die mehr Sicherheitsvorkehrungen in den Stadien fordern. So wurden 30 Randalierer bei der Pokal-Begegnung Ipswich Town - FC Arsenal (2:4) verhaftet, mehrere Zuschauer mußten mit Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert werden. Insgesamt 60 Personen waren nach Darstellungen der Polizei in die Schlägerei verwickelt. In Ipswich gab es außerdem eine Bombendrohung, ein verdächtiges Paket wurde von Spezialisten aus einer Stadiontoilette entfernt. Bei der Partie Manchester City - Tottenham Hotspur stürmten etwa 300, zumeist heimische Fans zwei Minuten vor Schluß beim Stand von 2:4 das Feld, um auf diese Weise einen Spielabbruch zu provozieren. Berittene Polizei mußte das Spielfeld räumen, ehe die die Begegnung nach 13 Minuten zu Ende gespielt werden konnte. Die Polizei nahm 37 Rowdies fest.

Der Verband will die Berichte der Schiedsrichter studieren, ehe Disziplinarstrafen verhängt werden. Schon jetzt mehren sich Stimmen, die die Wiedererrichtung von Umzäunungen fordern. dpa

Geißler sorgt sich um SPD

FRANKFURT A. M., 8. März (dpa). Der stellvertretende Vorsitzende der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion, Heiner Geißler, fürchtet, daß die Sozialdemokraten als Folge des hessischen Wahlergebnisses ihre begrenzte Bonner Zusammenarbeit mit der Union aufkündigen. Im Hessischen Rundfunk sagte Geißler am Montag: "Man stelle sich nur vor, es würde der Asylkompromiß platzen auf Grund des Wahlergebnisses in Hessen. Dann hätten wir in der Tat das Asylthema im Wahlkampf 1994, dann hätten wir keine Regierungskrise und keine Staatskrise, sondern wir hätten das politische und moralische Chaos in Deutschland." Die Sozialdemokraten sollten nun "nicht durchdrehen" und "nicht denen Oberwasser geben", die die Zusammenarbeit angriffen, meinte er.

Die Bewertung des CDU-Generalsekretärs Peter Hintze, der das Wahlergebnis als Ermutigung für die CDU bezeichnet hatte, nannte Geißler eine "Seelenmassage", die jeder Generalsekretär machen müsse. Es gebe keinen Grund, daß sich die CDU "auf irgendwelchen Lorbeeren ausruhen kann", sagte er.

Kurz gemeldet: Außenminister Peres besucht Bonn

JERUSALEM, 8. März (dpa). Der israelische Außenminister Schimon Peres wird am Mittwoch zu einem zweitägigen Besuch in Bonn erwartet. Peres wird mit Bundespräsident Richard von Weizsäkker, Bundeskanzler Helmut Kohl und Bundesaußenminister Klaus Kinkel zusammentreffen.Zwei Explosionen in Göteborg GÖTEBORG, 8. März (AFP). Bei Explosionen zweier Autobomben in der schwedischen Stadt Göteborg ist am Montag morgen erheblicher Schaden entstanden. Wie die Polizei mitteilte, wurde niemand verletzt. Über Täter und Hintergründe wurde zunächst nichts bekannt. Oberster Richter in Bratislava BRATISLAVA, 8. März (dpa). Der letzte slowakische Justizminister vor der demokratischen Wende von 1989, Milan Cic, ist von Präsident Michal Kovac am Montag zum Chef des slowakischen Verfassungsgerichts ernannt worden. Anschlag auf Bus in Indien NEU-DELHI, 8. März (AFP). Durch einen Brandanschlag auf einen Bus im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh sind am Montag 14 Menschen getötet worden. Dies meldete die indische Nachrichtenagentur PTI. Zehn Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt. Der Bus eines staatlichen Verkehrsunternehmens war von Fahrgästen mit Kerosin begossen und dann angezündet worden. Die Täter konnten fliehen Drei Tote bei Attentat in Medellin MEDELLIN, 8. März (AFP). Bei einem Überfall auf einen Bus in der Nähe der nordwest-kolumbianischen Stadt Medellin sind am Sonntag drei Menschen getötet und drei weitere verletzt worden. Nach Angaben der Polizei eröffneten Unbekannte in der Ortschaft Itagui von Motorrädern aus das Feuer auf den Bus. China und Tadschikistan kooperieren PEKING, 8. März (AFP). China und Tadschikistan wollen ihre Zusammenarbeit verstärken. Das kündigten der taschikische Präsident Ali Rachmonow und der chinesische Ministerpräsident Li Peng am Montag in Peking an. Beide Länder wollen mehrere Kooperationsverträge schließen.

Vor der Handball-WM ist die Welthierarchie im Wandel Außenseiter fordert Schweden Frankreich auf dem Vormarsch / DHB-Team gegen Rußland

Die politische Revolution in Europa hat ihre Auswirkungen auch auf die Handball-WM in Schweden. Das Olympasieger- Team aus der GUS ist ebenso auseinandergefallen wie die einstige Handball- Weltmacht Jugoslawien, die bei den am heutigen Dienstag beginnenden Titelkämpfen mit keiner Mannschaft vertreten ist. So kommt es zu einer höchst ungewöhnlichen Konstellation: Ausgerechnet Frankreich gilt als der große Herausforderer für Titelverteidiger und Topfavorit Schweden beim Festival der 16 Eliteteams zwischen dem Polarkreis und Südskandinavien. Die deutsche Mannschaft hat sich hingegen lediglich Platz acht zum Ziel gesetzt.

Bis auf das vom UNO-Bann betroffene Rest-Jugoslawien sind vom 9. bis 20. März mit Rumänien, Schweden, Deutschland und Rußland (als Nachfolger der UdSSR) alle Weltmeister mit von der Partie. Die WM-Spiele mit den Vor- und Hauptrunden und dem Finale im Stockholmer "Globen" finden in sieben Städten statt. Die ersten acht Mannschaften qualifizieren sich direkt für die WM 1995 auf Island, bei der zum ersten Mal 24 Teams teilnehmen werden.

Der ehemalige Ostblock hat seit den Olympischen Spielen von Barcelona seine Vormachtstellung verloren, als die GUS bei ihrem letzten Auftritt Schweden im Finale besiegte und sich dann auflösen mußte. Frankreich gewann die Bronzemedaille und deutete wie Island auf Platz vier die sportliche Revolution an. Kommt Island wieder unter die ersten acht, ist auch der Neuntplazierte noch für die WM 1995 direkt qualifiziert.

Wer nach der neuen deutschen Rolle im Welthandball fragt, sucht vergeblich die Siegertypen aus dem Mutterland des Handballs, die für eine Überraschung gut wären. "Mehr als Platz acht wäre ein Wunder. Schweden kommt gegen Frankreich oder Rußland ins Finale." Bundestrainer Armin Emrich ist nach der kurzen Vorbereitung der DHB-Auswahl seit dem Olympia-Debakel mit Rang zehn Realist genug. Er teilt die Mehrheit im Team, die sich auf den Gastgeber als Favorit vor dem Eröffnungsspiel Schweden - Island festgelegt hat.

Ob Rußland als Rechtsnachfolger der GUS die Erwartungen erfüllen kann, wird Trainer Maximow aus Moskau mit seiner Auswahl beantworten, in der noch acht Olympiassieger stehen. Nach dem Auftakt gegen Dänemark (Mittwoch, 20 Uhr) und Südkorea (Freitag, 18 Uhr) trifft die DHB-Auswahl am Samstag (16 Uhr) im letzten Spiel der Vorrundengruppe D in Malmö auf die Russen, deren Stars mehrheitlich in Spanien ihr Geld verdienen. Ein Sieg in der Vorrunde sollte dem DHB-Team reichen, um unter die ersten drei der Gruppe D und damit in die Hauptrunde zu kommen. Dort treffen sie dann auf die besten drei Teams der Vorrundengruppe C - erwartet werden neben Schweden Ungarn und Island. dpa

Fundamentalist festgenommen

KAIRO, 8. März (dpa). Ägyptische Sicherheitskräfte haben den mutmaßlichen Stellvertreter des Fundamentalisten- Scheichs Omar Abdelrahman festgenommen. Der bei seinen Anhängern als "Scheich Jahja" bekannte Achmed Darwisch gelte als örtlicher Stellvertreter von Abdelrahman, der seit 1990 im Exil in den USA lebt.

Die Kairoer Tageszeitung Al Ahram berichtete am Montag, bei Darwisch seien zahlreiche Flugblätter mit Aufrufen zum Sturz der ägyptischen Regierung gefunden worden.

Abdelrahman gilt als geistiger Führer der ägyptischen Extremisten-Organisation El Dschihad (Heiliger Krieg). Beobachter beziffern seine Anhängerschaft in Ägypten auf rund 200 000 Gläubige. Einer der Verdächtigen im Zusammenhang mit dem Bombenanschlag auf das World Trade Center in New York soll zu seinen Anhängern gehören. Neben Darwisch sollen 105 weitere Dschihad-Mitglieder festgenommen worden sein. Bei ihnen seien große Mengen Sprengstoff sichergestellt worden.

Radarfolie kostet Bußgeld

MÜNCHEN, 8. März (dpa). Wer am Nummernschild seines Autos Folien anbringt, die es bei Radarkontrollen für die Polizei unlesbar macht, zahlt zukünftig ein höheres Bußgeld und riskiert einen Strafpunkt in der Verkehrssünderkartei. Mit Inkrafttreten des neuen Bußgeldkatalogs am 1. April kostet die "illegale Tarnung" des Kennzeichens 100 Mark statt bisher 20 Mark, teilte der Deutsche Touring Automobil Club am Montag in München mit.

Ski-Weltcup in Aspen: Wasmeier wieder bester Deutscher Aamodt bleibt auf Erfolgskurs Girardelli lobt den "Kronprinzen" / Spannendes Saisonfinale

Der erfahrene Alleskönner des alpinen Skisports machte dem jungen Überflieger ein großes Kompliment. "Er wird mein Nachfolger", sagte der 29 Jahre alte Marc Girardelli, Favorit auf den Sieg im Gesamt-Weltcup, anerkennend über den acht Jahre jüngeren Kjetil-Andre Aamodt. Norwegens Medaillensammler, der am Sonntag in Aspen/Colorado den fünften Super-G der Saison gewann, hat erneut unterstrichen, daß er der Kronprinz des viermaligen Weltcup-Gewinners ist. "Für mich steht in der kommenden Saison der Gesamt-Weltcup eindeutig im Vordergrund", kündigte der Doppel-Weltmeister von Morioka die Jagd auf den Wahl-Luxemburger an.

Drei Wochen nach der WM in Japan, wo er zweimal Gold und einmal Silber abräumte, hatte Aamodt (1:17,48) in den USA seinen zweiten Saisonsieg vor Ex- Weltmeister Stefan Eberharter (Österreich/1:18,01) und dem Schweizer Daniel Mahrer (1:18,15) gefeiert. Girardelli, der Sechster wurde, steuert zwar mit 1189 Punkten seinen fünften Gesamtsieg und damit einen neuen Rekord an. Doch könnte ihm der Norweger (802), in drei Disziplinen Siegläufer, schon in dieser Saison in die Quere kommen. Immerhin stehen noch zehn Rennen auf dem Programm. "Das ist noch ein Thema, aber deshalb mache ich mich nicht krank", so Aamodt. Muß er auch nicht: Bei der WM in Japan erfolgreichster Teilnehmer, zudem noch dreimal Edelmetall aus Albertville und der WM in Saalbach im Rücken - da kümmerte es ihn nicht mal, daß der Super-G in Morioka ausfiel: "Ich habe schon genug Medaillen."

Während die Norweger in Aspen den vierten Weltcup-Saisonsieg einfuhren, mußte sich das Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) wieder einmal bei Markus Wasmeier bedanken. Der 29 Jahre alte Schlierseer (1:18,49) war mit Platz 8 allein auf weiter Flur. "Ich bin sehr zufrieden, obwohl ein Fehler viel Zeit kostete. Seit letzter Woche geht es aufwärts", meinte Wasmeier. Da hatte er sich mit Rang 4 im Super-G zurückgemeldet. Mit Grauen aber erinnerte sich der blonde Bayer an die abgebrochene Samstag-Abfahrt, als er bei einem Loch in der Piste nur mit Mühe einen Unfall vermeiden konnte: "Ich habe die Fahrt im Fernsehen angeschaut und mich gewundert, was mein Knie aushält." Das verunglückte Rennen soll in Europa nachgeholt werden. Wahrscheinlich in Lillehammer. dpa

Nach ihrer Einbürgerung ist sie eine neue Tischtennis-Hoffnung Jie Schöpp hofft auf ein Hoch Ehemalige Sparringspartnerin aus China feierte ersten Titel

Jie Schöpp kocht und ißt am liebsten chinesisch. Kein Wunder, die neue deutsche Tischtennis-Meisterin wurde vor 25 Jahren in Baoding, 150 km südlich von Peking, geboren. Nach ihrem Sieg in Münster gingen die Abwehrkünstlerin und ihr deutscher Ehemann allerdings fremd. "Wir haben ausnahmsweise argentinisch gegessen", berichtete Jie Schöpp.

Für die Bundesliga-Spielerin der SpVg. Steinhagen ging mit dem Fünf-Satz-Sieg über Nicole Struse ein Traum in Erfüllung. "Dafür habe ich sehr viel trainiert. Meine Spielstärke hat sich durch die gute Arbeit der hiesigen Trainer verbessert", erklärte die Meisterin, seit dem 29. Januar deutsche Staatsbürgerin. In China, wo die Konkurrenz stärker ist, schaffte sie den großen Durchbruch nicht: "Es reichte nur zu einem kurzen Aufenthalt in der Jugend-Nationalmannschaft."

Die Tochter aus einem Elternhaus kam Ende 1989 nach Deutschland und wurde vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) als Sparringspartnerin entdeckt. Im Vorjahr gewann Jie Schöpp im DTTB-Trikot sogar die Internationale Meisterschaft von Rumänien. Der Verband unterstützte eine beschleunigte Einbürgerung, von der nach einigem Wirbel auch ihr Verein profitiert. Entgegen einer ursprünglichen Absprache setzt Manager Rüdiger Lamm die sprachbegabte Jie Schöpp neben Ex- Weltmeisterin Geng Lijuan nun doch im Steinhagener Meisterteam ein.

"Gegen Jie kann man nur gewinnen, wenn man in Führung liegt. Dann wird sie etwas nervös und ihr Abwehrspiel ist nicht ganz so sicher", charakterisierte Nicole Struse ihre Teamkollegin. Gegen ihre Auftaktgegnerinnen war Jie Schöpp in Münster so überlegen, daß sie anschließend oft Trost spenden mußte. Einen Satz gewann sie sogar 21:0: "Ich habe daran gedacht, ob ich nicht einige Punkte verschenken sollte. Doch ich wußte nicht, wie so etwas bei meiner Gegnerin und beim Publikum ankommt."

Bei der WM im Mai in Göteborg darf Jie Schöpp bisher nur im Einzel starten. "Wir bemühen uns um eine Sondergenehmigung, damit sie auch in der Mannschaft spielen kann", erklärte Sportwart Eberhard Schöler. Mit Jie Schöpp als Ergänzung zu Olga Nemes und anderen Spitzenkräften glaubt Bundestrainer Dirk Schimmelpfenning, daß das zuletzt ziemlich überraschende deutsche "Tischtennis-Frauen-Wunder" noch manch weiteren Coup möglich macht und eine weitere Leistungssteigerung drin ist. dpa

Quecksilber in Rheinfischen

STUTTGART, 8. März (dpa). Der Verzehr von Rheinfischen kann zu einer erhöhten Belastung mit Quecksilber führen. Eine Gefährdung der Gesundheit sei aber dadurch "in der Regel" nicht gegeben, sagte Baden-Württembergs Sozialministerin Helga Solinger (SPD) am Montag in Stuttgart.

Die Ministerin legte die Ergebnisse einer Untersuchung vor, die das Hygieneinstitut der Universität Tübingen in Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsamt und örtlichen Gesundheitsämtern erstellte. Dabei wurden 77 Sport- und Nebenerwerbsfischer am Hoch- und Oberrhein auf Quecksilber untersucht.

Quecksilber reichert sich in der Nahrungskette an. Ältere und größere Fische könnten im Laufe ihres Lebens höhere Mengen an Schadstoffen ansammeln. Deshalb sei bei ihrem Verzehr Zurückhaltung geboten. Eine Empfehlung zum generellen Verzicht auf den Genuß von Rheinfischen erscheine jedoch nicht erforderlich, so das Ministerium.

Der durchschnittliche Quecksilbergehalt im Blut der beteiligten Rheinfischer lag mit 3,4 Mikrogramm pro Liter deutlich über dem Bevölkerungsdurchschnitt (0,7 Mikrogramm). Nach Orientierungswerten des Bundesgesundheitsamtes sind allerdings Werte unter drei Mikrogamm Quecksilber pro Liter Blut "unauffällig".Irischer Zivilist getötet

BELFAST, 8. März (dpa). Bei einem Granatwerfer-Angriff auf eine Polizei- und Militärstation in der nordirischen Grafschaft South Armagh ist am Montag ein Zivilist getötet worden. Drei andere Opfer wurden nach Angaben der Polizei in Keaty verletzt. Mehrere Geschosse richteten schwere Schäden an. Der Tote ist das 16. Opfer von Terror-Anschlägen in Nordirland seit Anfang des Jahres.

In Belfast war Stunden vorher ein Polizist an einer Straßensperre ins Bein geschossen worden.

Vier Polizisten, die am Vortag bei der Explosion einer Autobombe mit 250 Kilogramm Sprengstoff im Stadtzentrum von Bangor verletzt wurden, waren am Montag nicht mehr in Lebensgefahr.

Ehemalige Regierungsspitze in Wien vor Gericht

WIEN, 8. März (dpa). Ein früherer österreichischer Regierungschef und zwei seiner Minister müssen sich von diesem Mittwoch an unter dem Vorwurf des Amtsmißbrauchs vor einem Wiener Geschworenengericht verantworten. Der ehemalige Bundeskanzler Fred Sinowatz (64), Ex-Innenminister Karl Blecha (59) und der frühere Außenminister Leopold Gratz (63) sollen laut Anklage Mitte der 80er Jahre illegale Waffenlieferungen an das damals kriegführende Land Iran "ermöglicht und gefördert" haben.

Blecha soll außerdem in diesem Zusammenhang belastende Unterlagen "beseitigt" haben. Wenn die drei Sozialdemokraten für schuldig befunden werden, können sie zu maximal fünf Jahren Gefängnis verurteilt werden. Der Prozeß wird voraussichtlich mehrere Monate dauern.

Neuer Krach in Schalke programmiert Manager Kremers steht vor dritter Entlassung

Der nächste Hauskrach bei Fußball- Bundesligist Schalke 04 ist kaum noch abzuwenden. Manager Helmut Kremers (43) kündigte am Montag an, seine Klage gegen seinen Arbeitgeber auf Zahlung von 145 000 Mark für vertraglich zugesicherte, aber seit langem ausstehende Einnahmen aus der Zuschauerbeteiligung in der Saison 1990/91 aufrechtzuerhalten. Damit ist die dritte Beurlaubung des Managers in knapp zwei Jahren programmiert. "Wenn er die Klage nicht zurücknimmt, ist Kremers ab Dienstag kein Manager mehr", betonte Schatzmeister Rüdiger Höffken nachdrücklich im Blick auf einen heute anstehenden Gerichtstermin.

Der Streitfall Schalke kontra Kremers wird langsam zur unendlichen Geschichte. Im Sommer 1991 wurde der frühere Nationalspieler und Schalker Exprofi erstmals entlassen, als sich Schalkes Präsident Günter Eichberg die Beraterdienste des inzwischen längst schon wieder anderweitig tätigen Ex-Nationalspielers Günter Netzer gesichert hatte. Daraufhin wurde Kremers im Frühjahr 1992 zurückgeholt, aber mit "niederen Tätigkeiten" beschäftigt. Nach einem neuen Krach im Herbst 1992 mußte Kremers die zweite Beurlaubung hinnehmen, worauf er die Klage auf Umsatzbeteiligung einreichte. Nach einer angeblichen Zusage gegenüber Eichberg, diese zurückzuziehen, wurde Kremers kürzlich erneut auf den Managerposten gehievt. dpa

Kampfansage an Mitterrand Französische Neogaullisten hoffen auf Sieg bei Parlamentswahlen

PARIS, 8. März (AP/AFP/dpa). Zwei Wochen vor der Parlamentswahl in Frankreich hat die neogaullistische Oppositionspartei RPR ihren Präsidenten Jacques Chirac mit überwältigender Mehrheit im Amt bestätigt. In einer Rede vor fast 40 000 Funktionären im Pariser Vorort Le Bourget ließ Chirac keinen Zweifel daran, daß eine künftige Rechtsregierung keine Behinderung ihrer Arbeit durch den im Prinzip noch bis 1995 amtierenden sozialistischen Präsidenten François Mitterrand hinnehmen werde. Die RPR werde "ohne Kompromisse" das für Frankreich tun, was am besten für das Land sei, sagte er.

Chirac, Bürgermeister von Paris, war einziger Kandidat bei der Wahl des Vorsitzenden der Sammlungsbewegung für die Republik (RPR). Er hatte bereits zuvor angedeutet, daß er bei der Präsidentenwahl 1995 kandidieren wolle. Chirac war 1988 Mitterrand deutlich unterlegen.

Der ehemalige RPR-Innenminister Charles Pasqua, der bei dem EG-Referendum gegen Maastricht mobilgemacht hatte, rief alle RPR-Mitglieder ungeachtet ihrer Position zum Maastricht-Abkommen zur Geschlossenheit auf, ließ aber gleichzeitig keinen Zweifel daran, daß sich an seiner Ablehnung der EG-Unionsbestrebungen nichts geändert hat. "Die Wiederaufrichtung Frankreichs wird uns nicht durch die Beschleunigung des Maastricht-Prozesses gelingen", sagte er.

Nach einer von der Zeitung Libération veröffentlichten Umfrage zur Wahl gab fast jeder Dritte (31 Prozent) an, er würde seine Meinung möglicherweise noch ändern. Zur entsprechenden Zeit bei den Parlamentswahlen 1988 hatten dies nur 25 Prozent der Wähler erklärt. Die bürgerliche Rechtsunion aus RPR und liberaler UDF kann den jüngsten Erhebungen zufolge mit 40 Prozent der Stimmen rechnen, während die regierenden Sozialisten auf etwa 20 Prozent kommen dürften. Der gemeinsame Stimmanteil von Grünen und Generation Ecologie liegt bei 15 Prozent.

Mitterrand wollte am heutigen Dienstag zu einem mehrstündigen Besuch nach Washington fliegen.

In Paris und Orleans gab es am Wochenende Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der rechtsgerichteten Nationalen Front und linksgerichteten Jugendlichen. Die Polizei teilte mit, eine Gruppe Rechtsextremisten habe in Paris junge Leute angegriffen, die Unterschriften für eine liberale Ausländerpolitik gesammelt hätten. In Orleans habe ein Türsteher der Nationalen Front auf vier junge Türken geschossen.

Straßengebühr-Karte im Test

STUTTGART, 8. März (dpa). Baden- Württembergs Verkehrsministerium will in einem Feldversuch Technik und Einsatzmöglichkeiten eines Straßengebührensystems erproben. Mit dem dafür vorgesehene "Mobil Card-System" sei es möglich, im fließenden Verkehr über eine Funkverbindung an einer "elektronischen Zahlstelle" die fälligen Gebühren von einer Wertkarte am Fahrzeug abzubuchen, sagte Verkehrsminister Hermann Schaufler (CDU) am Montag in Stuttgart. Rund 1000 Fahrzeuge sollen an dem Feldversuch, der in den kommenden Monaten starten soll, teilnehmen.

Mittelstand rügt "Tarif-Diktat" Firmen drohen mit Massen-Austritt aus Arbeitgeberverbänden

FRANKFURT A. M., 8. März (dpa). Mittelständische Unternehmen machen Front gegen die gegenwärtige Tarifpolitik und drohen mit einem massenhaften Austritt aus den Arbeitgeberverbänden. "Unsere Existenz ist ernsthaft gefährdet, wenn die Tarifvereinbarungen weiterhin so starr gehandhabt werden wie bisher", sagte Peter Mank von der Bundesvereinigung Mittelständischer Unternehmer (VMU) am Montag in Frankfurt.

Bislang sei die Tarifpolitik überwiegend von den Großunternehmen in den Arbeitgeberverbänden bestimmt und von den kleineren Betrieben mitgetragen worden. Doch angesichts der momentanen wirtschaftlichen Krise befreiten sich immer mehr Firmen vom "Tarifdiktat der Großen" und erstellten eigene Haustarife.

Rund ein Drittel der Mittelständler gehöre keinem Arbeitgeberverband an. Die Tarif-Verträge bezeichnete Mank als praxisfern, ideenlos und wettbewerbsschädlich. Um Größe, Branche und Region der Betriebe besser berücksichtigen zu können, müsse flexiblere und individuellere Gestaltung möglich sein. In der VMU sind 250 Firmen mit durchschnittlich 100 Beschäftigten organisiert. Unternehmer warnen IG Metall vor Streik

BERLIN (AFP). Einen Tag vor Zusammentreten des IG-Metall-Beirats warnte der Arbeitgeberverband Gesamtmetall die Gewerkschaft wieder vor einem Streik in der ostdeutschen Metallindustrie und forderte sie zu neuen Gesprächen auf. In Berlin sagte der Gesamtmetall-Geschäftsführer Dieter Kirchner am Montag, wenn es bis zum "Schicksalsdatum" am 1. April keine Einigung gebe, würden die Arbeitgeber einseitig die angebotene Lohnerhöhung von neun Prozent in Kraft setzen.

Den von der Gewerkschaft für diesen Fall angekündigten Arbeitskampf bezeichnete Kirchner als "Katastrophenszenario, vor dem nicht genug gewarnt werden kann". Die vereinbarte Lohnerhöhung von 26 Prozent könne die IG Metall auch mit Streik nicht durchsetzen, sagte Kirchner. Dafür riskiere sie Betriebsschließungen, Massenentlassungen und die Auflösung der Arbeitgeberverbände im Osten.

Die Kündigung des 1991 vereinbarten Stufenplans zur Angleichung der Löhne und Gehälter an das West-Niveau sei ein "absolut einmaliger Vorgang", betonte Kirchner. Befürchtungen der Gewerkschaft, wonach der Arbeitgeberverband damit das gesamte Tarifsystem in Frage stellen wolle, seien unbegründet.

Senator droht Ost-Akademie: Der Geldhahn wird zugedreht

BERLIN. Der Berliner Kultursenator Ulrich Roloff-Momin hat die Ostberliner Akademie der Künste davor gewarnt, neue Komplikationen zu schaffen, die den jetzt zügig angestrebten Vereinigungsprozeß zu einer Berlin-Brandenburgischen Akademie belasten könnten. "Wenn die Ost-Akademie ihrerseits jetzt auf Crash-Kurs geht, wäre eines völlig klar: dann wird der Geldhahn zugedreht".

Wenn jetzt im 20er Gremium irgendetwas passieren sollte, was plötzlich eine "unheilige Allianz bestimmer Leute" als Gegner der Vereinigung auf den Plan rufen würde, "dann könnte die einzige Antwort darauf nur sein: ,Macht euren Dreck alleine!&rquote;" Einen eventuellen Beschluß des 20er Gremiums zu einer Stasi-Überprüfung der Ost-Berliner Akademiemitglieder würde Roloff-Momin als "einen weiteren Schritt zur Ehrlichkeit" begrüßen. Sollte sich herausstellen, "daß es tatsächlich schmutzige Westen gibt", dann gelte das Akademiegesetz, wonach derjenige ausgeschlossen werden kann, der ihren Grundsätzen nicht gerecht geworden sei.

Roloff-Momin ist nach einem Gespräch mit seinem brandenburgischen Amtskollegen Hinrich Enderlein optmistisch, daß auch Brandenburg die Auflösung der Ost- Akademie bald ratifizieren werde. Nach seinen neuesten Informationen werde die entsprechende Vorlage in 14 Tagen das Potsdamer Kabinett passieren. dpa

Alter macht kein Denkmal

MANNHEIM, 8. März (dpa). Ein hohes Alter allein macht ein Gebäude noch nicht zum erhaltenswürdigen Kulturdenkmal. Mit dieser Begründung darf ein Haus aus dem 18. Jahrhundert nach einem am Montag veröffentlichten Urteil des baden-württembergischen Verwaltungsgerichtshofs mit teilweise ersetztem Fachwerk abgerissen werden. Die traditionelle Bauweise im Urstand genüge nicht als Schutz, so das Gericht. Es bestehe kein wissenschaftliches Interesse das Haus zu erhalten, da es keine besonderen Konstruktionsmerkmale für eine modellhafte Bauweise oder eine bestimmte Entwicklung der Fachwerk-Baugeschichte bezeuge. Die Vorinstanz hatte den Abbruch noch abgelehnt. (Az.: 1 S 534/91)

"Auf Betonwüsten verzichten"

MÜNSTER, 8. März (dpa). Um Kriminalität vorzubeugen und "Isolierung und Anonymität zu vermeiden, sollten wir auf Betonwüsten, wenn nicht sogar auf Hochhäuser verzichten". Dies hat der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Brandenburgs Innenminister Alwin Ziel (SPD), am Montag in Münster gefordert. Ziel rief auf einem Seminar in der Polizeiführungsakademie des Bundes und der Länder (PFA) zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen Städten, Gemeinden und Polizei bei der vorbeugenden Verhinderung von Kriminalität auf.

Als einen möglichen Beitrag der Gemeinden nannte Ziel eine Stadtplanung, die "Ghettobildung und Entmischung ausgewogener Siedlungsstrukturen" verhindert.Paris schließt Abschiebe-Pakt

PARIS, 8. März (dpa). Frankreich hat am Montag mit Portugal ein Rückführungsabkommen geschlossen, das ermöglicht, die zahlreichen illegalen Einwanderer aus ehemaligen portugiesischen Kolonien wie Angola und Mosambik umgehend in das Transitland Portugal zurückzuschicken. Zuvor hatte Frankreich entsprechende Verträge mit Italien, Schweden und Slowenien geschlossen.

Innenminister Paul Quiles würdigte das Abkommen am Montag als "Beweis, daß ein wirksamer Kampf gegen die illegale Einwanderung unter Beachtung der Menschenrechte und ohne brutale Maßnahmen geführt werden" könne.

Zwölf Pilger bei Panik erdrückt

NEU DELHI, 8. März (dpa). Bei einer Panik an einem Badeplatz im nordindischen Bundesstaat Himachal Pradesh sind am Montag zwölf Pilger, darunter sieben Frauen, erdrückt worden, fünf weitere erlitten schwere Verletzungen. Laut Angaben der indischen Nachrichtenagentur UNI erreignete sich das Unglück während eines Jahrmarktes, als Pilger Absperrungen durchbrachen, um in einem Bach zu baden. Da dieser nur wenig Wasser führte, rannten die Pilger gegeneinander an und lösten die Panik aus. Das Wasser des Baches soll Verrückte heilen können. Am Unglücksort befanden sich rund 300 000 bis 400 000 Pilger.

Hälfte der US-Truppen aus Somalia abgezogen

NAIROBI, 8. März (dpa). Die USA haben fast die Hälfte ihrer ursprünglich 25 000 Soldaten aus Somalia abgezogen. Nach Rundfunkberichten vom Montag sind noch rund 13 000 US-Amerikaner in dem ostafrikanischen Land stationiert. Mehr als 14 000 UN-Soldaten in Somalia stammen aus 22 anderen Staaten.

Vom 1. Mai an soll das Oberkommando für die Militäraktion, mit der Hilfslieferungen für die hungernde Bevölkerung vor Bandenüberfällen geschützt werden, von den USA an die Vereinten Nationen übergehen.

Bei Kämpfen rivalisierender Banden wurden am Sonntag in der südsomalischen Hafenstadt Kismayu bis zu 22 Menschen getötet und 26 weitere verletzt worden. Wie die internationale Hilfsorganisation "Médecins Sans Frontières" (Ärzte ohne Grenzen) am Montag unter Berufung auf Augenzeugen mitteilte, wurden mindestens 20 Menschen bei einem Feuergefecht zwischen Anhängern der Stammesführer Mohamed Said Hersi und Ahmed Omar Jess erschossen. Zwei weitere Menschen seien im Krankenhaus an ihren Verletzungen gestorben.

Zwangsarbeit weit verbreitet Genfer ILO rügt auch Praxis der Häftlingsarbeit in Deutschland

GENF, 8. März (dpa). Millionen Menschen in aller Welt müssen Zwangsarbeit leisten und leiden unter Ausbeutung. Das stellte die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihrem am Montag in Genf veröffentlichten Weltarbeits-Bericht für 1993 fest. Er beschreibt Fälle von Sklaverei in Afrika (Mauritanien und Sudan), von Schuldknechtschaft in Asien (vor allen in Pakistan und Indien) sowie moderne Formen der Zwangsarbeit in Lateinamerika (Brasilien, Dominikanische Republik). In dem Bericht wird die Praxis in Deutschland kritisiert, Häftlinge für Privatunternehmen arbeiten zu lassen, ohne ihre Einwilligung einzuholen, wie es in der Konvention gegen Zwangsarbeit vorgesehen ist. Außerdem erhielten die Häftlinge nur fünf oder sechs Prozent der sonst üblichen Löhne und seien auch nicht entspechend kranken- und sozialversichert. Zu den schlimmsten Formen der Zwangsarbeit zählt ILO-Generaldirektor Michel Hansenne die Ausbeutung von Kindern etwa in Haiti, Sri Lanka und Thailand. "Ob in der Prostitution oder in Fabriken, Bordellen, Privathaushalten oder anderswo - Zwangsarbeit von Kindern sollte energisch bekämpft und hart bestraft werden", betont Hansenne.

Zu der Situation in einzelnen Ländern listet der ILO-Bericht unter anderem folgende Fakten auf:

Sudan: In dem vom Bürgerkrieg erschütterten Land rauben marodierende Soldaten auch Menschen, um sie für sich arbeiten zu lassen oder sie zu verkaufen. Viele verarmte Familien verkaufen ihre Kinder für etwa 70 Dollar.

Pakistan: Das Land, in dem die Schuldknechtschaft am meisten verbreitet ist. Der ILO liegen Schätzungen vor, daß 20 Millionen Menschen - unter ihnen 7,5 Millionen Kinder - diese Form von Zwangsarbeit leisten müssen, um teils vor Generationen gemachte Schulden zurückzuzahlen. Indien: Nach Schätzungen von Hilfsorganisationen sind hier fünf Millionen Erwachsene und zehn Millionen Kinder in Schuldknechtschaft. Die Regierung spricht von 300 000 Menschen. Die Kinder schuften vor allem in Teppichwebereien. Sowohl in Indien als auch in Pakistan ist Schuldknechtschaft illegal.

Thailand: Kinderfänger und Anwerber reisen durch die ländlichen Gebiete und nehmen Kinder aus armen Familien mit. Es gibt sogar Läden, die Kinder und Jugendliche verkaufen, die dann in Privathäusern, Restaurants, Fabriken und Bordellen arbeiten müssen.

"Jahrhundert-Tide" lockt Touristen nach Saint Malo

SAINT MALO, 8. März (dpa). Das gab es seit 1918 nicht mehr. Die besondere Sonne-Mond-Konstellation wird am Dienstag nachmittag vier Kilometer Meeresboden vor dem Mont-Saint-Michel freilegen, drei Kilometer mehr als sonst bei Ebbe. Diese "Jahrhundert-Tide" ist eine einmalige Gelegenheit, verborgene Seesterne, Muscheln oder Wrackteile zu bewundern. "Wir erwarten Tausende Schaulustige. Viele Leute aus der Gegend nehmen extra einen Tag Urlaub", erzählt eine Mitarbeiterin vom Touristenbüro in Saint Malo.

Doch die Macht der Flut am Dienstagabend kann vor allem für unerfahrene Wattwanderer gefährlich werden. Denn die Wassermassen drängen am Abend "mit der Geschwindigkeit eines galoppierenden Pferdes" zurück, wie es in Legenden über frühere Jahrhundertfluten heißt. Wer zu spät zur Küste zurückkehrt, hat dann im Wettlauf mit dem Wasser kein Chance.

In der Gegend um die Hafenstadt zwischen Bretagne und Normandie kann man die Flut besonders gut beobachten. Denn wegen der Trichterwirkung des Golfes von Saint Malo ist der Tidenhub schon zu normalen Zeiten mit acht bis neun Metern deutlich höher als anderswo an der Atlantikküste.

Am Dienstagabend wird der Wasserpegel jedoch auf ganze 13,30 Meter steigen, also fünf Meter höher als sonst. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wiederholt sich das Naturspektakel. Am Mittwochmorgen erreicht die Flut dann mit 13,55 Metern ihren Rekordstand. Falls in dieser Zeit Stürme aufkommen, droht der Hafenstadt eine Überschwemmungskatastrophe. Doch für die beiden kritischen Tage ist schönes Wetter vorhergesagt.

Zahl der Drogentoten gesunken

WIESBADEN, 8. März (dpa). In Deutschland sind seit Anfang dieses Jahres 190 Menschen an ihrem Drogenkonsum gestorben, über 38 Prozent weniger als in den ersten beiden Monaten 1992. In diesem Zeitraum waren nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) in Wiesbaden vom Montag 307 Drogenopfer gezählt worden.

Schießbefehl auf der Spur

BERLIN, 8. März (dpa). Die Echtheit eines Sitzungsprotokolls des DDR-Verteidigungsrates aus dem Jahr 1974 stand am Montag in Berlin im Mittelpunkt des Prozesses gegen die ehemaligen Mitglieder dieses Gremiums, Heinz Keßler, Fritz Streletz und Hans Albrecht. Bei der damaligen Beratung soll DDR-Staatschef Erich Honecker gesagt haben, an der Grenze zur Bundesrepublik sei nach wie vor rücksichtslos von der Schußwaffe Gebrauch zu machen.

Als erster Zeuge in dem Prozeß wurde vom Landgericht ein früherer Generalmajor gehört, der die Akten im Auftrag von Streletz verwaltet hatte. Der Zeuge bezeichnete es als "ungewöhnlich", daß eine Niederschrift der Sitzung zu den Akten gegeben wurde. Das Schriftstück sei ihm von seinem Vorgesetzten Streletz übergeben worden; als Untergebener habe er nicht nachgefragt.

Streletz hatte die Niederschrift nach eigenen Angaben angefertigt, weil der damalige Verteidigungsminister Heinz Hoffmann an der Sitzung nicht teilnehmen konnte.

Ob der von Honecker selbst bestrittene Satz wörtlich so fiel, ist bisher nicht geklärt. Keßler und Albrecht wollen ihn so nicht gehört haben, Streletz berief sich auf ein Gedächtnisprotokoll.

Erhöhte Strahlung in AKW

GREIFSWALD, 8. März (dpa). Bei Arbeiten zur Stillegung des Kernkraftwerkes Greifswald-Lubmin ist eine erhöhte Strahlung im Maschinenhaus des zweiten Blocks gemessen worden. Nach Angaben des Ministeriums vom Montag wurde die Strahlung an einem System zur Reinigung von Dampferzeugerrohren gemessen. Eine Fläche von anderthalb Quadratmetern habe Werte, die einen "Kontrollbereich" erforderten. Das Ministerium sprach von einer niedrigen gemessenen Dosis von 300 Millionstel Sievert.

Bisherige Untersuchungen hätten ergeben, daß die Strahlung aus der Zeit vor 1990 stammt, als der Block noch im Leistungsbetrieb war. Die Einrichtung des Kontrollbereiches bedeute, daß dort nur mit Dosimetern ausgestattete Personen Zutritt haben. Dabei müsse die Bekleidung gewechselt werden. Nach Angaben eines Sprechers der Energiewerke Nord muß das Wasser, mit dem die Fläche gereinigt wurde, als schwach radioaktiver Abfall zwischengelagert werden.

Haftstrafe für Brandanschlag

NEUBRANDENBURG, 8. März (dpa). Zu Freiheitsstrafen zwischen drei Jahren und zehn Monaten auf Bewährung hat das Landgericht Neubrandenburg am Montag sieben der neun Jugendlichen verurteilt, die im August 1992 an einem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Neubrandenburg beteiligt waren. Das Gericht befand sie des Landfriedensbruches und der Brandstiftung in schwerem und besonders schwerem Fall für schuldig. Der Anklagevorwurf des versuchten Mordes, den die Staatsanwaltschaft nur noch bei zwei Angeklagten - einem zur Tatzeit 17jährigen Mädchen und einem 21jährigen jungen Mann - aufrechterhalten hatte, wurde fallengelassen.

Die Richter blieben mit den verhängten Strafen erheblich unter den Anträgen der Staatsanwaltschaft, die für sieben Angeklagte Freiheitsentzug zwischen zwei Jahren und drei Monaten bis zu sieben Jahren gefordert hatte.

Notarzt fuhr in Straßenbahn

NÜRNBERG, 8. März (dpa). Ein Notarztwagen ist am Montag in Nürnberg mit Blaulicht und Martinshorn in eine Straßenbahn gerast. Durch den Aufprall entgleiste der Doppelzug und rutschte nur knapp an einem Wartehäuschen vorbei. Der Fahrer des Notarztwagens sowie zwei ältere Fahrgäste in der Straßenbahn erlitten bei dem Unfall schwere, drei weitere Fahrgäste leichte Verletzungen. Der Notarzt blieb unverletzt. Die Ursache der Karambolage, die sich an einer Kreuzung ereignete, ist noch nicht geklärt.

Komponist Wilhelm Berger tot

BUKAREST. Der rumäniendeutsche Komponist und Musikwissenschaftler Wilhelm Georg Berger ist im Alter von 62 Jahren gestorben. Er schrieb zahlreiche Sinfonien und Sonaten und wurde auch durch seine Schriften über Bach, Beethoven und Mozart über die Landesgrenzen hinaus bekannt. dpa

Bayern stört der Vergleich

MÜNCHEN, 9. März (dpa). Das bayerische Justizministerium kritisierte am Montag in München in einer Stellungnahme zu dem Weltarbeits-Bericht der ILO, daß darin die Arbeit von Strafgefangenen in deutschen Gefängnissen in einem Atemzug mit Zwangsarbeit in Fabriken und Prostitution in Bordellen genannt werde. Diese Gleichstellung sei völlig unangemessen und zeuge von Unkenntnis der Realität im deutschen Strafvollzug.

"Viele Gefangene stammen aus einem problematischen sozialen Umfeld und haben nie gelernt, durch regelmäßige Beschäftigung ihren Lebensunterhalt zu gestalten. Durch eigene Arbeit wird die Resozialisierung der Gefangenen erleichtert. Die Gefangenen arbeiten gerade deshalb im Rahmen von Aufträgen der Privatwirtschaft, weil dies bei uns der Regelfall im Wirtschaftsleben ist", heißt es. Trotz der Einnahmen durch Arbeitsleistung koste ein deutscher Strafgefangener den Steuerzahler immer noch über 110 Mark am Tag. Die Arbeit der Gefangenen diene daher allein der Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Einen Gewinn mache damit niemand.

Atomlager soll erweitert werden

AHAUS, 10. März (dpa). Die Brennelement-Zwischenlager Ahaus GmbH (BZA) will ihren Betrieb in der münsterländischen Kleinstadt erweitern. Die Firma kündigte entsprechende Anträge beim Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter und beim nordrhein-westfälischen Arbeitsministerium an. In einer schon vorhandenen Lagerhalle sollen bestrahlte Brennelemente auch in neuentwickelten größeren Behältern aufbewahrt werden. Außerdem ist eine neue Halle für schwach- und mittelradioaktive Stoffe geplant. Verschiedene Bürgerinitiativen warnen davor, Ahaus zum "Bundesatommüll-Dauerlager" auszubauen.

Regierungskrise abgewendet

BERN, 8. März (dpa). Die Gefahr einer ernsten Regierungskrise in der Schweiz scheint abgewendet. Die Sozialdemokraten (SP), die seit 33 Jahren mit den drei großen bürgerlichen Parteien in einer Koalition sitzen, haben im Streit um die Besetzung eines der sieben Ministerposten am Montag nachgegeben und zwei Kandidatinnen benannt.

Noch am Samstag hatte der Parteivortand beschlossen, die Genfer Gewerkschafterin Christiane Brunner nochmals allein ins Rennen zu schicken. Sie war am Mittwoch voriger Woche im Parlament an den Bürgerlichen gescheitert.

Anstelle von Frau Brunner, die armeekritisch eingestellt ist und in der Abtreibungsfrage liberal denkt, hatte das Parlament ihren Neuenburger Parteikollegen Francis Matthey gewählt. Er hatte aber die Wahl nicht angenommen, da sich die SP eine einwöchige Bedenkzeit ausbat.

Am Montag entschied die SP-Fraktion nun, bei der für Mittwoch vorgesehenen neuen Wahl außer Frau Brunner auch die Gewerkschafterin Ruth Dreifuss kandidieren zu lassen. Die Fraktion begründete ihren Beschluß damit, daß sie auf jeden Fall die Wahl eines SP-Mitgliedes in den Bundesrat sicherstellen wolle.

Depressiver Pfeiffer nicht vor Gericht

KIEL, 9. März (dpa). Ohne die mit Spannung erwartete Aussage des ehemaligen Barschel-Medienreferenten Reiner Pfeiffer wird heute der Prozeß gegen den früheren stellvertretenden Regierungssprecher Herwig Ahrendsen vor dem Kieler Landgericht fortgesetzt. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte am Montag abend, Pfeiffer habe ein ärztliches Attest vorgelegt, demzufolge er wegen einer "depressiven Neurose" nicht an der Verhandlung teilnehmen könne. Die Anklage wirft Ahrendsen vor, im Jahre 1987 drei falsche eidesstattliche Versicherungen im Zusammenhang mit einer anonymen Steueranzeige gegen den damaligen SPD-Oppositionschef Björn Engholm abgegeben zu haben.

Herbe Schlappe für Major

LONDON, 8. März (dpa). Die Maastricht-Gegner in der Konservativen Partei haben am Montag in London der Regierung von Premier John Major eine herbe Niederlage beigebracht und erreicht, daß sich die Ratifizierung des EG- Vertrags von Maastricht in Großbritannien um mehrere Wochen verzögert. Die Regierung verlor am Abend die Abstimmung über einen von der Labour-Opposition eingebrachten, relativ unbedeutenden Änderungsantrag zum Ratifizierungsgesetz mit 292 zu 314 Stimmen. Die Konservativen haben eigentlich eine Mehrheit von 20 Abgeordneten.

Es ist die erste Niederlage der Regierung im Unterhaus seit der Wahl im April 1992 und bedeutet, daß das Ratifizierungsgesetz, weil es durch dieses Abstimmungsergebnis einer Änderung bedarf, nach Abschluß der laufenden Debatte erneut im Unterhaus eingebracht werden muß. Die Ratifizierung verzögert sich dadurch um einige Wochen.

Premierminister John Major war bislang davon ausgegangen, daß die Ratifizierung bis Ende Oktober abgeschlossen wird. Er will keine Konsequenzen aus der Abstimmungsniederlage ziehen.

Viele Kommunen sparen Energie BUND fordert beim Ausstieg aus Atomwirtschaft Bonner Hilfe

BONN, 8. März (dpa/AFP). Mehrere hundert Kommunen setzen auf Energiesparkonzepte auch im Interesse des Umwelt- und Klimaschutzes. Dazu zählen Großstädte wie Berlin, Hannover, Freiburg und Saarbrücken, aber auch kleinere Orte. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) führte am Montag in Bonn 41 Modellbeispiele vor, die vom Niedrigenergie-Konzept bei Altbausanierungen über Neubausiedlungen mit Energiespareinrichtungen einschließlich Sonnennutzung bis hin zur umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplung reichen. BUND-Experte Georg Löser forderte mehr Hilfe Bonns.

BUND-Geschäftsführer Onno Poppinga warf der Bundesregierung vor, durch ihr Festhalten an der Atomenergie die Umstrukturierung der Energiewirtschaft zu blockieren. Es fehle derzeit nicht nur Geld, sondern insbesondere Programme und Gesetze mit dem Ziel des Ausstiegs aus der Atomwirtschaft. Poppinga zählte hierzu auch die seit längerem anstehende Aktualisierung des noch aus der NS-Zeit stammenden Energiewirtschaftsgesetzes, in dem endlich Energiesparen als Aufgabe für die Stromversorgungsunternehmen verankert werden müsse. Mit den Modellbeispielen eines umweltfreundlichen Energiesparens sollte laut Poppinga vor den Verhandlungen über eine von Bund, Ländern, Gemeinden und Parteien getragene Energiepolitik in Deutschland zugleich dokumentiert werden, "wie die Wege in eine alternative Energiewirtschaft ohne Atomkraft konkret aussehen". Die BUND-Übersicht beginnt mit einer modellhaften Altbausanierung in Berlin-Kreuzberg mit 13 Häusern und 80 Wohnungen. Unterstützt vom Bund und Land Berlin mit 6,8 Millionen Mark für die Baukosten und 2,2 Millionen Mark für eine Begleitforschung wird hier nicht nur Energie gespart, sondern auch die Sonnenwärme eingesetzt.

(Weitere Berichte auf der Umweltseite 6)

Einer der Hamadis bald frei? Hinweise auf vorzeitige Entlassung aus der Haft

BONN/BEIRUT, 8. März (dpa/AFP). Einer der beiden in Deutschland verurteilten Hamadi-Brüder wird nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur möglicherweise vorzeitig aus der Haft entlassen. Ali Abbas Hamadi, wegen Sprengstoffbesitz und Geiselentführung in Libanon seit dem 26. Januar 1987 in Haft und zu 13 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt, könnte im August 1993 entlassen werden. Sein Bruder Mohammed Ali Hamadi, seit dem 13. Januar 1987 in Haft, wurde wegen Entführung eines US-Flugzeuges und Ermordung eines Passagiers zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt.

Die Nachrichtenagentur AFP meldete unter Berufung auf einen libanesischen Regierungsvertreter, beide Brüder sollten vorzeitig freikommen, Ali Abbas im August, sein Bruder wenige Monate später.

Die Hamadi-Familie in Libanon hatte nach der im Juni vergangenen Jahres erfolgten Freilassung der letzten deutschen Geiseln, Thomas Kemptner und Heinrich Strübig, auf eine sofortige Freilassung der Brüder gehofft. Bonn hatte damals offiziell jedes Tauschgeschäft ausgeschlossen.

Im Fall von Ali Abbas könne nun, wie zu erfahren war, unter der "Halbstrafenregelung" der Strafprozeßordnung (StPO) dessen Haftstrafe überprüft und nach Verbüßung der Hälfte - August 1993 - zur Bewährung ausgesetzt werden. Zunächst gab es keine offizielle Bestätigung, daß die Behörden konkret planen, die Haftverkürzung in die Wege zu leiten.

Nach Erläuterungen von zuständiger Seite könnte nach der StPO theoretisch die lebenslange Freiheitsstrafe gegen Mohammed Ali unter der Bedingung sofortiger Abschiebung ausgesetzt werden. Für ihn sei aber von unterrichteter Seite am Montag eine Sonderregelung ausgeschlossen worden, meldete dpa. Seit seiner Verurteilung und besonders im vergangenen Sommer hatten die USA auf voller Strafverbüßung bestanden.

Jobs für Ausländer zuletzt Bonner Erlaß begünstigt Einheimische am Arbeitsmarkt

BONN, 8. März (dpa). Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit will die Bundesregierung die Beschäftigung von Ausländern erschweren. Bevor sie eine Arbeitserlaubnis an ausländische Arbeitnehmer erteilen, müssen die Arbeitsämter ab sofort die Lage am Arbeitsmarkt strenger prüfen. Freie Arbeitsplätze müssen vorrangig mit deutschen oder diesen gleichgestellten Arbeitnehmern aus der EG besetzt werden. Das geht aus einem Erlaß der Bundesanstalt für Arbeit hervor, der am Montag in Bonn bekannt wurde. Er wurde auf Weisung des Bundesarbeitsministeriums an die regionalen Arbeitsämter versandt. Als den Deutschen gleichgestellt gelten auch Ausländer, die schon lange in der Bundesrepublik leben. Der Erlaß soll die Beschäftigungsmöglichkeiten inländischer Arbeitsloser verbessern, teilte das Arbeitsministerium mit.

Die Arbeitserlaubnis für Ausländer soll künftig generell nicht länger als ein Jahr gelten, um regelmäßig den Arbeitsmarkt prüfen zu können. 1992 wurden laut Ministerium 1,35 Millionen Arbeitserlaubnisse an Bürger aus Nicht-EG-Staaten erteilt - fast 50 Prozent mehr als 1991. Dies "ist angesichts der hohen Arbeitslosigkeit und der sich abzeichnenden weiteren Verschlechterung der Arbeitsmarktlage nicht länger hinzunehmen", sagte Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU).

Ein Arbeitgeber, der solcherart zurückgesetzte Ausländer einstellen möchte, muß nachweisen, daß er keine bevorrechtigten Arbeitnehmer finden konnte. Die Arbeitsämter müssen sofort in jedem Einzelfall sorgfältig prüfen, ob örtlich oder überregional geeignete Arbeitnehmer aus der ersten Klasse zur Verfügung stehen. Dazu wird ihnen eine Prüffrist von mindestens vier Wochen eingeräumt.

Arbeitgeber sollen Ausländer auch nicht mehr automatisch weiterbeschäftigen dürfen. Die Chefs müssen den Antrag auf Weiterbeschäftigung in der Regel sechs Wochen vor Ablauf der Geltungsdauer der Arbeitserlaubnis stellen, um dem Arbeitsamt genügend Zeit zu geben, eventuell einen bevorzugten Arbeitslosen als Ersatz zu suchen. Für Saisonarbeit sollen Arbeitsämter mit größerem Kräftebedarf Kontakt zu Ämtern in Regionen mit hoher Arbeitslosenquote aufnehmen, um Arbeitslose von dort zu vermitteln. Bevor sie Ausländern eine Arbeitserlaubnis erteilen, sollen die Ämter besonders prüfen, ob die gebotene Entlohnung tarifgerecht oder ortsüblich ist. Besonders bei Saisonkräften soll die Einhaltung der Lohnbedingungen zumindest stichprobenweise kontrolliert werden. Heimgekehrte Vietnamesen ohne Job

BANGKOK (AP). Rund 90 Prozent der aus den ehemaligen Ostblockstaaten DDR und CSFR heimgekehrten Vietnamesen sind laut amtlicher Nachrichtenagentur VNA arbeitslos. Die deutsche, tschechische und slowakische Regierung haben Vietnam umgerechnet 75 Millionen Dollar für geschätzte 30 000 neue Arbeitsstellen zur Verfügung gestellt.

Wohin mit Zigaretten-Müll?

BONN, 8. März (dpa). Die "Mülldiät" der Zigarettenindustrie darf nach Ansicht des CDU-Abgeordneten Steffen Kampeter nicht zum "Papiertiger" werden. Die Zigarettenindustrie ignoriere bis heute ihre Pflicht zur Rücknahme leerer Zigarettenschachteln, kritisierte er am Montag in Bonn. Verbraucher könnten weder leere Schachteln an den Verkaufsstellen zurückgeben noch sei dieser Industriezweig am Dualen System zur Rücknahme von Verpackungsabfall beteiligt.

Jährlich entstehe ein Müllberg von etwa sieben Milliarden leeren Zigarettenpackungen. Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) hatte dieser Tage bereits die Großhändler von Tabakwaren und Automatenaufsteller aufgefordert, leere Verpackungen zu entsorgen.

"Wohlmeinender Rat an Kohl"

BONN, 8. März (dpa). Der FDP-Vorsitzende Otto Graf Lambsdorff hat am Montag versichert, er habe seine Warnung an Bundeskanzler Helmut Kohl vor einer Demontage aus den eigenen Reihen ausschließlich als "wohlmeinenden Rat" verstanden. Dabei habe er weder eine große Koalition im Auge gehabt noch einen Wechsel Kohl/Fraktionschef Wolfgang Schäuble, versicherte Lambsdorff nach einer Sitzung des FDP-Präsidiums.

Lambsdorff hatte am Wochenende mit der Äußerung Aufsehen erregt, er rate Kohl zur Vorsicht: "Es riecht nach 1966." Damals war CDU-Kanzler Ludwig Erhard wegen mangelnden Vertrauens in der eigenen Fraktion gescheitert und es folgte auf die damalige christlich-liberale Koalition eine große Koalition.

Anspruch auf ABM bekräftigt

BONN, 8. März (dpa). Die SPD und der Präsident des Landesarbeitsamtes Nordrhein-Westfalen, Karl Pröbsting, halten den Bewilligungsstopp für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für rechtswidrig. Die ABM-Finanzierung sei eine ständige Pflicht- und Regelaufgabe der Bundesanstalt für Arbeit, auf die jeder Arbeitslose Anspruch habe, sagte der sozialpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Ottmar Schreiner, am Montag in Bonn. Er berief sich auf ein Urteil des Bundessozialgerichts (Az: 7 RAF 14/90) zum Anspruch auf Überbrückungsgeld, das ebenso wie die ABM-Finanzierung eine gesetzliche "Kann"-Leistung sei.

Das Defizit der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit wird nach Angaben Pröbstings in diesem Jahr voraussichtlich auf mehr als 14 Milliarden Mark steigen. Nur 4,9 Milliarden davon würden durch den jetzt im Nachtragshaushalt des Bundes vorgesehenen Zuschuß gedeckt. Schreiner nannte den "Zählappell" für Arbeitslose "unsinnig". Laut Pröbsting müssen dafür in Köln mehr als 60 Arbeitsvermittler abgestellt werden, um monatlich 20 000 Arbeitslose zu überprüfen.

Aufgespießt

"Wenn ich die Blessuren, weil vom schlechten Erscheinungsbild die Rede war, wenn ich die Blessuren in den letzten zwölf Monaten, die wir erlitten haben, rückblickend betrachte, finde ich, daß die Art und Weise, wie die Nachfolge Hans-Dietrich Genschers in der FDP-Führung durch Otto Graf Lambsdorff gehandelt wurde, zu den Blessuren Nummer eins gehört. Ich habe selten einen Parteivorsitzenden erlebt, der mit so wenig Geschick eine solche Frage angegangen ist, und die Folgen haben wir auch zu spüren gehabt."Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) auf seiner Pressekonferenz nach den hessischen Kommunalwahlen.Das Ergebnis scheint spektakulär, doch der Trend ist vertraut Infas-Analyse der Kommunalwahl in Hessen: Mehr Nichtwähler, die großen Parteien verlieren, Rechtsextreme haben Zulauf

Bei der hessischen Kommunalwahl haben sich bekannte Trends fortgesetzt: Die Zahl der Nichtwähler ist gestiegen, die großen Parteien wurden zugunsten kleinerer Gruppierungen geschwächt, und die radikale Rechte erhielt weiteren Zulauf. Auf diese Ergebnis hat das Institut für angewandte Sozialwissenschaft (Infas) in einer für dpa angefertigten Analyse hingewiesen. SPD und CDU seien offenbar auch für ihr Auftreten auf Bundesebene bestraft worden. In der Infas- Analyse heißt es: So spektakulär und für viele überraschend die große Wahlschlappe der SPD bei den hessischen Kommunalwahlen auch ausfiel, so vertraut waren die Trends, die der Wahlausgang am 7. März 1993 - nach Bremen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein - nun ein weiteres Mal bekräftigte: Gestiegene Zahl von Wahlverweigerern, erneute Schwächung beider großer Parteien, zunehmende Attraktivität kleiner Parteien und Wählergruppen, insbesondere Zulauf für die extreme Rechte.

Mit 71,3 Prozent sank die Wahlbeteiligung auf den niedrigsten Stand bei Kommunalwahlen in Hessen seit Kriegsende. Wie schon bei der Landtagswahl vom Januar 1991 wurde die "Partei" der Nichtwähler (diesmal 1,23 Millionen) stärker als SPD (1,07) oder CDU (0,94). Die Unzufriedenheit mit "den" Parteien und Politikern, durch zahlreiche Vorfälle der jüngsten Zeit genährt, fand - wie erwartet - deutlichen Ausdruck: Von den erklärten Nichtwählern vermochte vor der Wahl rund die Hälfte an keiner Partei etwas Positives zu entdecken. Die SPD verlor gegenüber 1989 360 000 Wähler (minus 8,4 Prozentpunkte), mehr als doppelt so viel wie die CDU (minus 155 000; minus 2,3 Prozentpunkte). Wie schwach beide Parteien aber in der Wählergunst dastehen, zeigt sich im Vergleich zur Landtagswahl 1991 oder zur Bundestagswahl 1990: Beidesmal war die CDU noch über 40 Prozent gekommen.

CDU und SPD wurden offenkundig auch für ihr Auftreten und ihre Arbeit auf Bundesebene "bestraft": Denn für die Wähler in Hessen stand neben der Kommunalpolitik (41 Prozent) vor allem die Politik in Bonn (32 Prozent) im Mittelpunkt ihrer Wahlentscheidung. So war es wenig überraschend, daß die in Bonn mitverantwortliche FDP in Hessen mit 5,1 Prozent nicht vom Fleck kam. Gegenüber 1989 büßte sie mehr als 4000 Stimmen ein und landete bei einer Wählerzahl von 150 000. Nur durch die gesunkene Wahlbeteiligung kam ein prozentuales Plus von 0,3 zustande. Die Schwächung der politischen Mitte bekam so auch die FDP zu spüren.

Zentrifugale Kräfte bestimmen in Hessen den Wahlausgang, dabei allerdings deutlich weniger nach links zu den Grünen als nach rechts zu den Republikanern. Die Grünen gewannen über 33 000 Wähler hinzu (plus 1,9 Punkte) - nach dem Chemie-Unfall bei Hoechst nicht verwunderlich, über den 68 Prozent der Hessen stark beunruhigt waren.

Die Rechtsparteien (Republikaner, NPD und DVU) wurden vor der FDP viertstärkste Kraft im Land (zusammen 9,2 Prozent; davon 8,3 Prozent allein für REP). Im Unterschied zu 1989, als sie nur in zwei Kreisen - mit Erfolg - kandidierten, waren die Republikaner diesmal fast flächendeckend angetreten, und setzten sich dort, wo sie mit der NPD konkurrierten, überall klar durch, so auch in Frankfurt.

Wo immer sie antraten (22 Stadt- und Landkreise), gelangten die REPs auch in die Kommunalparlamente. Der NPD gelang dies zudem im Kreis Darmstadt-Dieburg. Die in Bonn opponierende und in Wiesbaden regierende SPD hatte die größten Schwierigkeiten, ihren Anhang zum Wahlgang zu bewegen - und das, obwohl neben dem Umweltschutz sozialpolitische Themen ganz oben auf dem Sorgenkatalog der hessischen Bürger standen. Bei Regionalwahlen verteilten früher gewöhnlich die Wähler einen Denkzettel an die Bonner Regierungsparteien, wovon die Opposition profitierte. Daß ein solcher Effekt diesmal trotz der bundesweit ungünstigen Stimmung für die Union ausblieb, läßt auf Profildefizite der Bonner Opposition schließen, zu denen sich offenbar Wählerverdruß und -frustation über die führende kommunalpolitische Kraft in Hessen gesellten. Rund 190 000 frühere SPD-Wähler blieben am 7. März den Urnen fern; hieraus erklärt sich gut die Hälfte der SPD-Verluste. Demgegenüber fielen die Abwanderungen zu den politischen Konkurrenten weit weniger ins Gewicht. Die größten Posten bilden dabei die Abströme zu den Republikanern und den Wählergemeinschaften, per Saldo jeweils rund 40 000. Im Unterschied zu früher tat sich fast nichts im Wahleraustausch zwischen Rot und Grün.

Die CDU wurde von der schwachen Mobilisierung weit weniger als die SPD in Mitleidenschaft gezogen. Die Abwanderung von rund 50 000 Stimmen in die Wahlenthaltung machte knapp ein Drittel ihres Verlustes aus. An die Republikaner verlor die CDU annähernd ebenso viele Stimmen wie die SPD.

Neben den Gewinnern aus den Reihen von CDU und SPD kamen die Stimmen der Republikaner in noch mal gleichem Umfang (fast 80 000) aus dem Lager früherer Nichtwähler, die offenbar diesmal in den Republikanern ein Angebot fanden, das ihre Interessen artikulierte und das ihnen vor vier Jahren noch nicht zur Verfügung gestanden hatte.

Der allgemeine Hessen-Trend wird durch das Stadt-Land-Gefälle sichtlich beeinflußt. Die Einbußen der SPD sind in den Großstädten besonders dramatisch, allen voran Kassel, wo die SPD den Rekordverlust von minus 20,7 Punkten einstecken mußte und sie in ihrer ehemaligen Hochburg nur noch auf ein Niveau kam, das eher für Verhältnisse in Süddeutschland typisch ist. Zweistellig sind auch die SPD-Verluste in Wiesbaden (minus 15,8) und in Offenbach (minus 10,9). . . Während in Kassel, und generell in ganz Nordhessen, nicht so sehr die Republikaner, sondern - zum Teil stärker als anderswo - CDU und Wählergemeinschaften Wähler von der SPD abzogen, wurde die SPD in Offenbach und Wiesbaden in erster Linie durch die Abdrift zu den Republikanern geschwächt . . .

Bereits 1989 hatten die Erfolge der Rechtsparteien, insbesondere der NPD in Frankfurt, signalisiert, daß die Wählerbasis der neuen Rechten bei weitem nicht auf die alte neonazistische Anhängerschaft beschränkt ist. In ehemaligen Arbeiterhochburgen und besonderen sozialen Problemgebieten erzielte damals die NPD ihre höchsten Anteile.

Dieser Trend setzte sich 1993 weiter fort, nun für die Republikaner. In Wohngebieten mit hohem Ausländeranteil oder einfacher Wohnlage, etwa Großsiedlungen oder Sanierungsgebieten, brachten es die Repubikaner auf über 12 bzw. 13 Prozent . . .

Der Wahlausgang in Hessen zeigt daher, daß offenbar das untere Drittel der Gesellschaft keine politische Heimat mehr bei den etablierten Parteien findet, daß insbesondere die SPD nicht mehr als die Interessenvertretung des "kleinen Mannes" wahrgenommen wird. Da mögen die Skandale und Affären der Parteien - von 29 Prozent der Wähler als entscheidend für ihre Wahl eingestuft - den letzten Anstoß für den Rückzug von den Parteien und für den Rechtsruck geliefert haben.

Frau starb nach sechs Jahren im Koma

SAINT LOUIS, 8. März (AFP). Eine 22 Jahre alte Frau, die sich nach einem schweren Verkehrsunfall seit 1987 im Koma befand und deren Fall eine Diskussion über Sterbehilfe in den USA auslöste, ist am Sonntag in einer Klinik von Saint Louis im Bundesstaat Missouri gestorben. Die Leitung des Krankenhauses gab bekannt, daß die Schläuche, mit der die junge Frau am Leben erhalten wurde, auf Beschluß eines Neurologenteams abgetrennt wurden. Der Vater der Patientin hatte dafür seit Jahren vor Gericht erfolglos gekämpft. Nach der Wahl eines neuen Justizministers in Missouri zu Beginn des Jahres überließ der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates in einem Urteil dem Vater die Entscheidung über das Schicksal seiner Tochter.

Aidskranker behandelte Tausende Frauen

LONDON, 8. März (AFP). Mehr als 6000 Frauen, die in der englischen Grafschaft Kent von einem HIV-infizierten Gynäkologen behandelt wurden, haben sich am Sonntag über eine Telefon-"Hotline" über ihr Aidsrisiko informiert. Wie ein Sprecher der Gesundheitsbehörde mitteilte, waren die Leitungen vollkommen überlastet. Der Frauenarzt war zehn Jahre lang am All-Saints-Krankenhaus von Chatham beschäftigt, betreute etwa 17 000 Frauen und nahm an 6000 Operationen teil. Erst am Freitag war bekanntgeworden, daß der 50jährige Gynäkologe HIV-positiv ist.

Nationalisten wählten Dichter

BUKAREST, 8. März (AFP). Die ultranationalistische Partei Großrumänien hat bei ihrem ersten Parteitag am Sonntag den Senator Corneliu Vadim Tudor zum Vorsitzenden gewählt. Tudor, ein Dichter, der zu Lebzeiten des früheren Staats- und Parteichefs Nicolae Ceausescu Lobeshymnen auf den Diktator verfaßte, wurde von den etwa 400 Delegierten einstimmig gewählt. Er war der einzige Kandidat für den Vorsitz der 1991 gegründeten Partei, einem Sammelbecken von Nationalisten und früheren Mitgliedern der KP Rumäniens.

Managua besteht auf US-Hilfe

MANAGUA, 8. März (AFP). Der nicaraguanische Präsidialamtsminister Antonio Lacayo hat am Sonntag in Managua die Entschlossenheit seiner Regierung unterstrichen, die Freigabe der von den USA gesperrten Finanzhilfe in Höhe von 80 Millionen Mark zu erreichen.

Im Juni vergangenen Jahres hatte der konservative US-Senator Jesse Helms erreicht, daß die USA eine zugesagte Finanzhilfe an Nicaragua in Höhe von rund 170 Millionen Mark einfroren. Helms begründete seine Initiative damit, daß die Regierung von Präsidentin Violeta Chamorro den 1990 abgewählten Sandinisten zu großen politischen Einfluß einräume. Kurz vor Ende seiner Amtszeit hatte der frühere US-Präsident George Bush jedoch im Dezember etwa 90 Millionen Mark für Nicaragua freigegeben.

Lacayo sagte, Helms versuche derzeit, in einer Kampagne andere republikanische Senatoren davon zu überzeugen, daß sie die Freigabe der restlichen 80 Millionen Mark für Nicaragua blockieren.

F R A N K F U R T A. M., 8. März (AFP/dpa/AP). Auch auf Bundesebene haben die Sozialdemokraten ihre schwere Niederlage bei den hessischen Kommunalwahlen eingestanden.

SPD-Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing sprach am Montag im Norddeutschen Rundfunk von Fehlern seiner Partei und räumte ein, daß die SPD-Spitze nicht mit einer Stimme gesprochen habe. Überwiegend zufrieden äußerten sich dagegen CDU, FDP und Grüne.

Blessing sagte, es sei der SPD nicht gelungen, ihre Stammwähler an die Urnen zu bringen. Ferner habe sie sich im Wahlkampf nicht ausreichend als Schutzmacht der sozial Schwachen dargestellt. Das Ergebnis sei jedoch keine Quittung für den SPD-Vorsitzenden Björn Engholm, sondern für die gesamte Partei.

In der größten hessischen Stadt Frankfurt konnte sich die rot-grüne Regierung lediglich dank der auf 14 Prozent erstarkten Grünen halten. Die SPD sank nach dem vorläufigen Endergebnis um über acht Punkte auf 32,0 Prozent. Oberbürgermeister Andreas von Schoeler sprach von einer "verheerenden Niederlage". Die CDU wurde trotz Verlusten mit 33,4 Prozent stärkste Partei. Die Republikaner zogen mit 9,3 Prozent in den Römer.

CDU-Generalsekretär Peter Hintze sagte in Bonn, seine Partei habe sich in Hessen gut behauptet. Besonders ermutigend seien die Ergebnisse in einer Reihe von großen Städten. Der SPD warf er im Zusammenhang mit der Solidarpaktdiskussion vor, eine Verweigerungshaltung eingenommen zu haben.

FDP-Generalsekretär Uwe Lühr sprach in Bonn von einem guten Resultat für seine Partei. Die Freude darüber werde aber getrübt durch den erheblichen Stimmenzuwachs der Republikaner und die deutlich gesunkene Wahlbeteiligung. Lühr warnte davor zu glauben, "daß sich der gefährliche Rechtstrend durch Nichtbeachtung von alleine erledigen wird".

Für die Grünen erklärten die politische Geschäftsführerin Heide Rühle und Bundesvorstandssprecher Ludger Volmer, das Ergebnis sei für die hessischen Grünen ein großer Erfolg, der die Partei auch auf Bundesebene als Machtfaktor ausweise. Das Resultat zeige aber auch, daß die Republikaner immer noch Konjunktur hätten. Schuld sei die Bundesregierung, die mit der verantwortungslosen Debatte über "Asylantenschwemme" und "Asylmißbrauch" erst das Klima geschaffen habe, in dem die Gewalt gegen Ausländer habe gedeihen können. Von einem deutlichen Warnsignal an die Parteispitze sprach im Norddeutschen Rundfunk SPD-Präsidiumsmitglied Heidemarie Wieczorek-Zeul. Ein Teil der Bevölkerung fühle sich von der SPD nicht mehr vertreten und habe das Vertrauen in die Sozialdemokratie verloren.

Der Vize-Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Heiner Geißler (CDU), warnte die SPD davor, den Asylkompromiß mit der Bundesregierung wegen der Niederlage in Hessen in Frage zu stellen. Sollte dies geschehen, "dann hätten wir in der Tat das Asylthema im Wahlkampf 1994" und "das politische und moralische Chaos in Deutschland", sagte Geißler im Hessischen Rundfunk.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, sagte im Fernsehsender Sat 1, es sei unwahrscheinlich, daß die vielen Nichtwähler zu radikalen Rechtsparteien tendierten. Die Hessen- Wahl sei eindeutig ein Votum gegen die etablierten Parteien gewesen.

Nach Ansicht des hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel (SPD) muß die SPD den Bürgern ihre Oppositionsrolle in Bonn wieder stärker verdeutlichen. Die Sozialdemokraten böten für die Schwächeren in der Gesellschaft "kein klares Profil", kritisierte er im Saarländischen Rundfunk. Beim Solidarpakt dürfe es bestimmte Kompromisse nicht geben. "Es muß klar sein, von der Sozialhilfe über das Arbeitslosengeld bis zum Wohngeld wird nicht gekürzt. Wenn das doch jemand will, dann gibt es den Solidarpakt nicht." Innerhalb der SPD müsse der "alte Grundwert Solidarität" wieder stärker praktiziert werden. Eichel räumte ein, daß die Verwicklung von SPD-Politikern in Affären auch zu dem schlechten Wahlergebnis beigetragen habe.

Der Landeswahlleiter Wolfgang Hannappel gab die Ergebnisse für die kreisfreien Städte und Kreistage am späten Abend in Wiesbaden bekannt. Danach erreichte die SPD 36,4 Prozent, entsprechend einem Minus von 8,4 gegenüber 44,8 Prozent im Jahr 1989. Für die CDU stimmten 32,0 Prozent (minus 2,3/34,3), für die Grünen 11,0 (plus 1,9/9,1) und für die FDP 5,1 (plus 0,3/4,8). Die Republikaner erzielten 8,3 Prozent (plus 7,6/0,7). Für die übrigen Parteien votierten 7,2 Prozent (plus 0,9/6,3). Nach 78,1 Prozent im Jahr 1989 gingen nach Angaben Hannappels am Sonntag nur 71,3 Prozent der Wahlberechtigten zu den Urnen.

Besonders drastisch fiel der Einbruch für die SPD in Kassel aus, wo die bisher mit einer absoluten Mehrheit regierende SPD 20,7 Prozent verlor und nur noch 29,8 Prozent erreichte.

Die Spitzengremien der Parteien sind am Montag früh in Bonn und Wiesbaden zu Beratungen über den Wahlausgang zusammenkommen. Bei einer Wahlbeteiligung von 71,3 Prozent macht den Politikern auch die "Partei der Nichtwähler" Sorgen. SPD-Sprecher nannten das Ergebnis am Sonntag abend "verheerend".

(Siehe auch Seite 3 sowie Berichte im Lokalen und Hessenseite)

Neue Parlamentschefs in Kuba

HAVANNA, 8. März (AFP). In der Mehrzahl der neuen kubanischen Provinzparlamente sind am Sonntag in den konstituierenden Sitzungen neue Parlamentspräsidenten gewählt worden. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Prensa Latina meldete, wurden in mindestens acht der 14 Provinzen die alten Parlamentspräsidenten durch neue ersetzt. In fünf Provinzen, darunter Havanna, wurde der bisherige Parlamentspräsident wiedergewählt. Das Ergebnis der Abstimmung im Parlament der Provinz Cienfuegos wurde zunächst nicht bekannt.

Die neuen Provinzparlamente waren am 24. Februar zusammen mit der Volkskammer gewählt worden. Es handelte sich um die ersten direkten Wahlen von Nationalversammlung und Provinzparlamenten in dem sozialistischen Karibikstaat seit der Revolution von 1959.

BGH bestätigt Urteile gegen Skinheads

KARLSRUHE, 8. März (AFP). Der Bundesgerichtshof hat die Revisionen von Tätern und Opfern im Fall des Brandanschlages auf ein Asylbewerberheim am 3. Oktober 1991 in Hünxe verworfen. Das Landgericht Duisburg hatte die Täter, drei rechtsradikale jugendliche Skinheads, zu fünf Jahren beziehungsweise dreieinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilt. Bei dem Anschlag auf das Ausländerheim mit Molotow-Cocktails waren zwei acht und zehn Jahre alte Mädchen schwer verletzt worden. Das BGH hat die Entscheidung des Landgerichtes jetzt als "rechtsfehlerfrei" bestätigt. (AZ: 3 StR 527/92)

Mordprozeß gegen Stasi-Offiziere eröffnet

BERLIN, 8. März (AFP). Vor dem Berliner Kammergericht hat am Montag der Prozeß gegen drei frühere Stasi-Offiziere und einen westdeutschen Stasi-Mitarbeiter wegen versuchten Mordes, Verabredung zum Mord und Spionage für die DDR begonnen. Bundesanwalt Ekkehard Kohlhaas warf den Angeklagten vor, Anweisungen zur Ermordung von DDR-Regimegegnern und Fluchthelfern erteilt zu haben. Unter dem Decknamen "Rennfahrer" soll der westdeutsche Stasi-Mitarbeiter Mordaufträge entgegengenommen haben, die jedoch fehlschlugen.Betriebsrat muß selbst zahlen

KASSEL, 8. März (AFP). Betriebsratsmitglieder dürfen nur in begründeten Ausnahmefällen unmittelbar vor dem Ende ihrer Amtszeit noch an einer Schulung teilnehmen. Das Bundesarbeitsgericht (BAG) in Kassel gab mit dieser Entscheidung einem Metallunternehmer aus Wuppertal recht, der einem Betriebsrat die Lohnfortzahlung für die Dauer einer Schulung verweigert hatte.

Die Schulung hatte genau bis zu dem Tag gedauert, an dem ein neuer Betriebsrat gewählt wurde. Das Unternehmen müsse den Lohn nur bei solchen Fortbildungen zahlen, die der Arbeit des Betriebsrats "dienlich und förderlich sind", heißt es in der Begründung des jetzt veröffentlichten Urteils (AZ: 7 AZR 492/91).

Dabei sei es unerheblich, daß der Kläger wieder für den Betriebsrat kandidiert hatte, heißt es in dem Urteil weiter.

Suharto ist einziger Kandidat

JAKARTA, 8. MÄRZ (AFP/dpa). Indonesiens seit 20 Jahren regierender Präsident Suharto wird erneut als einziger Kandidat bei der bevorstehenden Wahl des Präsidenten durch das Parlament antreten. Suharto akzeptierte am Montag seine einhellige Nominierung durch alle fünf Fraktionen des Parlaments, teilte der Chef der regierenden Golkar-Partei, Azwar Anas, mit.

"Ich stelle den Rest meines Lebens voll für die Interessen der Nation zur Verfügung", sagte der 72jährige Suharto der seit einer Woche in Jakarta tagenden Volksversammlung. Die Präsidentenwahlen sollen am Mittwoch stattfinden.

Schweden prüft "Leopard"

BONN, 8. März (AFP). Die schwedische Regierung will in Deutschland, Frankreich oder den USA rund 200 moderne Kampfpanzer kaufen. Wie ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums am Montag erklärte, prüfe die schwedische Regierung in dem seit Herbst laufenden Wettbewerb auch den Ankauf des deutschen Panzers Leopard-II in einer neuen Version mit verbesserter Panzerung und Feuerkraft. Ein solches Geschäft hätte dem Sprecher zufolge ein Volumen von über einer Milliarde Mark. Die Entscheidung zwischen dem deutschen Leopard-II, französischen Leclerc und US-amerikanischen Abrams wollen die Schweden bis Februar 1994 fällen. Dies habe der schwedische Verteidigungsminister Anders Björck bei seinem Besuch in der Bundesrepublik mitgeteilt.

Königsmacher tiefer im Sumpf

TOKIO, 8. März (AFP). Der am Samstag verhaftete frühere japanische Spitzenpolitiker und "Königsmacher" Shin Kanemaru hat offenbar weit mehr Steuern hinterzogen, als ihm die Staatsanwaltschaft zunächst vorwarf. Die Zeitungen in Tokio berichteten am Montag, der 78jährige Kanemaru habe insgesamt rund 40 Millionen Mark an den Finanzbehörden vorbeigelenkt.

Zunächst war Kanemaru vorgeworfen worden, zwischen 1987 und 1989 knapp 11 Millionen Mark Einkünfte nicht versteuert zu haben. Darüber hinaus habe Haibara weitere fünf Millionen Mark Einnahmen verschwiegen. Kanemaru habe die ihm zur Last gelegten Vorgänge während des Verhörs am Sonntag nicht abgestritten, hieß es in den Berichten. Kanemaru gehört der alleinregierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP) an und hatte bei der Ernennung mehrerer Ministerpräsidenten - einschließlich des jetzigen Regierungschefs Kiichi Miayzawa - eine Schlüsselrolle gespielt. Die Haushaltsberatungen im japanischen Oberhaus wurden unterbrochen, nachdem die Oppositionsparteien beantragt hatten, die Steuerhinterziehungen Kanemarus müßten zunächst untersucht werden.

Bonn erläßt Sambia Schulden

BONN, 8. März (AFP). Deutschland hat dem ostafrikanischen Staat Sambia einen Teil seiner Schulden erlassen. Ein Sprecher des Bonner Finanzministerium sagte am Montag in Bonn, durch ein in Lusaka unterzeichnetes Abkommen würden Zahlungsverpflichtungen im Umfang von rund 424 Millionen geregelt, darunter rund 53 Millionen Mark an Forderungen der früheren DDR.

Für rund 271 Millionen Mark bekommt Sambia günstiger Umschuldungskonditionen, die der Pariser Club für die ärmsten Schuldnerländer vorsieht. Die Hälfte dieser Verpflichtungen wird erlassen, die Rückzahlung der verbleibenden Forderungen über einen Zeitraum von 23 Jahren gestreckt. Sambias Zahlungsverpflichtungen aus deutschen Entwicklungshilfekrediten in Höhe von 715 Millionen Mark wurden bereits 1989 beziehungsweise 1992 erlassen.

Erfurter Staatsanwalt prüft Klinik-Deal

ERFURT, 8. März (AFP/dpa). Die Erfurter Staatsanwaltschaft hat sich in die Aufklärung der Affäre um den Verkauf der landeseigenen Kliniken Bad Berka eingeschaltet. Wie Oberstaatsanwalt Otto Kretschmer am Montag in Erfurt mitteilte, werde geprüft, ob Anhaltspunkte für eine strafbare Handlung gegeben seien. Danach müsse entschieden werden, ob ein Ermittlungsverfahrens gegen die Beteiligten einzuleiten ist.

Bei dem Verkauf der Kliniken im Mai 1991 unter der Verantwortung des früheren Sozialministers Hans-Henning Axthelm (CDU) an die westdeutschen Rhön-Kliniken waren sowohl das Kabinett als auch das Parlament übergangen worden. Nach Angaben eines Sprechers des thüringischen Sozialministeriums war das Finanziministerium des Landes Thüringen seit Mai 1991 über den Klink- Verkauf informiert.

Gegen Axthelm, der im Sommer hatte zurücktreten müssen, laufen bereits Ermittlungen wegen Verstrickung in die Thüringer Hotel-Affäre.

Buddha in Kongreß gewählt

PEKING, 8. MÄRZ (AFP). An den Beratungen des Nationalen Volkskongresses, die nächste Woche in Peking beginnen, soll ein lebender Buddha teilnehmen. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete am Montag , der Leiter des Lama-Klosters von Lapuleng, Dewacang Jagyatudain Gyaincog, sei als Abgeordneter der nordwest-chinesischen Provinz Kansu in das höchste gesetzgebende Gremium des Landes gewählt worden. Der Mönch, der dem tibetanischen Buddhismus angehört, wurde 1948 zum siebten lebenden Buddha von Lalupeng ernannt.

Traditionell werden Tibeter, die durch ihre Frömmigkeit und Uneigennützigkeit als Wiedergeburt eines verstorbenen Buddhas angesehen werden, mit dem Ehrentitel eines lebenden Buddha ausgezeichnet. Dewacang gehört seit elf Jahren der Regionalregierung an. Im Zuge der Reformpolitik Deng Xiaopings richtete der Buddha in seinem Lamakloster ein Hotel, Ladengeschäfte und Stände für touristische Souvenirs ein.

Parkausweis auf der Hutablage

MÜNCHEN, 8. März (AFP). Wer Parkausweise kontrolliert, muß nicht nur hinter den Front- und Seitenscheiben suchen, sondern auch auf der Hutablage hinter der Heckscheibe. Der Autofahrerklub ADAC verwies am Montag auf ein entsprechendes Urteil des Oberlandesgerichts Köln. Danach ist allein entscheidend, daß die im Wagen plazierten Sonderparkausweise, Parkscheine oder -scheiben gut lesbar sind und eine Kontrolle ohne erhebliche Schwierigkeiten und Zeitaufwand möglich ist. Besitzern eines Anwohner-Parkausweises, die ihren Berechtigungsschein dauerhaft anbringen wollen, rät der Automobilklub sowieso, dafür die Heckablage zu benutzen. Der Ausweis an oder unterhalb der Frontscheibe könne nämlich zu Sichtbehinderungen führen. (Az.: SS 119/92 Z, DAR 2/1993)

Kim kämpft gegen Korruption Südkoreas Präsident feuert drei Minister und den Armeechef

SEOUL, 8. März (AFP/dpa/AP). Südkoreas neuer Präsident Kim Young Sam hat am Montag drei wegen Korruptionsaffären belastete Minister aus seinem erst zehn Tage zuvor gebildeten Kabinett entlassen. Er entsprach damit seinen Ankündigungen aus dem Wahlkampf, gegen Korruption und Amtsmißbrauch in Regierung und Verwaltung vozugehen.

Ferner entließ der Präsident überraschend den Stabschef der Armee, Kim Jin Young. Beobachter sehen darin ein Zeichen, daß Kim die Armee stärker kontrollieren will. Der frühere Regimekritiker Kim ist seit drei Jahrzehnten der erste Zivilist im Präsidentenamt.

Zum neuen Justizminister ernannte Kim den bisherigen Generalstaatsanwalt Kim Doo Hee, zur neuen Gesundheits- und Sozialministerin die bisherige Chefkommentatorin der Tageszeitung Seoul Shinmun, Song Jeong Sook. Als Bauminister nominierte er den Vorsitzenden der Koreanischen Börse, Koh Byong Woo. Der bisherige Justizminister Park Hee Tae mußte zurücktreten, nachdem bekannt geworden war, daß seine Tochter sich ihre US-Staatsbürgerschaft zunutze gemacht hatte, um die Aufnahmeprüfung einer Eliteuniversität in Seoul zu umgehen. Der bisherige Gesundheitsminister Park Yang Sil wurde entlassen, weil er im Verdacht der Steuerhinterziehung und des illegalen Landerwerbs steht.

Bauminister Huh Jai Young trat zurück, nachdem ihm vorgeworfen worden war, er habe Amtsmißbrauch begangen. Am Donnerstag hatte Kim bereits den Bürgermeister der Hauptstadt Seoul, Kim Sang Chul, entlassen, weil dieser in einer städtischen Grünzone für sich einen ausgedehnten Privatgarten bauen ließ. Zu seinem Nachfolger wurde der bisherige Provinzgouverneur Lee Won Jong ernannt. Armee-Stabschef Kim Jin Young wurde durch den bisherigen Vizevorsitzenden des Generalstabs der Streitkräfte, General Kim Dong Jin, ersetzt.

Zur Person:

MANFRED SCHUBERT, persönlicher Referent des neuen CSU-Landesgruppenchefs Michael Glos, hat die Leitung der CSU-Pressestelle im Bundestag übernommen. Schubert löst CSU-Angaben zufolge den bisherigen Sprecher GEORG SCHÄFER ab, der künftig als Planungs- und Grundsatzreferent der CSU-Abgeordneten tätig sein wird. Schubert war zuvor elf Jahre lang Referent im Bundeswirtschafts- und im Bundesfinanzministerium. Seit 1990 unterstützte er in verschiedenen Funktionen die Arbeit des neuen Landesgruppenchefs Glos. Dieser hatte im Januar das Amt von Wolfgang Bötsch übernommen, dem neuen Postminister. (AFP)

Tausende im Schnee verletzt

PEKING, 8. März (AFP). Durch schwere Schneestürme sind im Westen Chinas mehrere tausend Menschen verletzt und über 300 000 Stück Vieh getötet worden. Dies meldete die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Montag. Tausende der in der Provinz Quinghai lebenden Menschen litten unter Erfrierungen und Schneeblindheit, hieß es weiter. Viele Tiere seien verhungert oder erfroren, weil die Weidegründe eingeschneit seien.

Unpassierbare Straßen beeinträchtigten Xinhua zufolge die Hilfsmaßnahmen der örtlichen Behörden, doch Ärzteteams sowie Weizen-, Futter- und Öltransporte seien ins Katastrophengebiet gelangt, hieß es. Die am schwersten betroffenen Gebiete seien Huangnan, Guoluo und Yushu im Süden der Provinz Quinghai unweit von Tibet.

Autor in Thailand angeklagt

BANGKOK, 8. MÄRZ (AFP). Eine Symbolfigur der Demokratiebewegung in Thailand, Sulak Sivaraksa, ist am Montag in Bangkok wegen Majestätsbeleidung und Verleumdung angeklagt worden. Der Vertreter eines sozial engagierten Buddhismus und Autor zahlreicher Bücher ist Kandidat für den Friedensnobelpreis 1994. Die Anklage, die noch aus der Zeit der Militärregierung in Thailand stammt, bezieht sich auf Äußerungen Sulaks in der Bangkoker Thammasat-Universität im August 1991. Damals verurteilte der 60jährige scharf den beherrschenden Einfluß des Militärs auf die thailändische Politik und kritisierte auch, daß die Monarchie außerhalb jeder öffentlichen Kritik stehe.

Freudenfeuer für Angriff genutzt Trotz Abkommens zwischen Modjaheddin Scharmützel in Kabul

KABUL, 8. März (AFP/AP). Ungeachtet des am Vortag geschlossenen Abkommens der rivalisierenden Modjaheddin- Gruppen sind bei einem Raketenangriff auf die afghanische Hauptstadt Kabul in der Nacht zum Montag mindestens drei Menschen getötet und fünf weitere verletzt worden. Dies teilten Mitarbeiter von Krankenhäusern mit. Wie ein AFP-Korrespondent berichtete, feierten die Modjaheddin-Kämpfer in der Nacht das im pakistanischen Islamabad geschlossene Abkommen mit einem Freudenfeuer und schossen mit Raketen, Maschinengewehren und Kanonen in die Luft. Eine der Fraktionen nutzte offenbar das Feuer, um den Kabuler Stadtteil Chair Chana zu beschießen. Auch am Montag kam es zu Gefechten zwischen den Streitkräften unter Staatspräsident Burhanuddin Rabbani und Milizionären seines Gegenspielers Gulbuddin Hekmatyar.

Die Chefs der acht rivalisierenden Modjaheddin-Gruppen, darunter Rabbani und der designierte Ministerpräsident Hekmatyar, brachen zusammen mit Pakistans Ministerpräsident Nawaz Scharif zu einer Pilgerfahrt nach Medina und Mekka auf. Das jüngste Abkommen sieht vor, daß das Mandat des Präsidenten Rabbani um 18 Monate verlängert wird und Hekmatyar Ministerpräsident wird. In 18 Monaten soll gewählt werden. In Islambabad forderte das Exekutivkomitee der Hesb-i-Islami-Fraktion ihren Führer Hekmatyar geschlossen auf, den Posten des Ministerpräsidenten persönlich zu übernehmen. Dieser sagte formell zu.

Hekmatyar sagte am Montag in Islamabad, der ebenfalls beschlossene Waffenstillstand könne erst in Kraft treten, wenn eine Kommission zu seiner Überwachung gebildet sei. Dieser müßten Vertreter der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC), Pakistans und aller Bürgerkriegsfraktionen angehören.

Der Chef einer Splittergruppe der Hesb-i-Islami, Junus Chales, kritisierte, der Vertragstext sei mehrdeutig, da das Schicksal von Verteidigungsminister Achmed Schah Massud, eines Erzrivalen Hekmatyars, unklar bleibe. Vorgesehen ist dort ein Verteidigungsrat, dessen Zusammensetzung offengehalten wurde.

Wieder Morde im Gazastreifen Palästinenser töteten Israeli / Siedler üben prompt Vergeltung

JERUSALEM, 8. März (AP/AFP/Reuter). Ein Israeli und ein Palästinenser sind am Montag ermordet worden. Wenige Stunden nach Aufhebung der sechstägigen Abriegelung des israelisch besetzten Gazastreifens wurde erneut ein jüdischer Siedler erstochen. Ein Militärsprecher teilte mit, die Leiche sei in einem dem Siedler gehörenden Treibhaus in der jüdischen Siedlung Gan Or im Süden des Gazastreifens entdeckt worden. Eine Gruppe mit dem Namen "Fatah-Falken" bekannte sich zu dem Mord.

Ein Sprecher der Siedlung sagte, der Mann sei von zwei Landarbeitern umgebracht worden, die er zur Arbeit in seiner Gärtnerei gefahren habe.

Nach der Beisetzung schossen Siedler auf palästinensische Zivilisten, die von der Arbeit in Israel heimkehrten, und töteten einen 20jährigen Mann. Ein weiterer wurde schwer verletzt.

Die israelische Armee berichtete, nach der Öffnung des besetzten Gazastreifens hätten bereits gegen 7 Uhr rund 35 000 der 40 000 Pendler die Grenze nach Israel überquert. Das Gebiet war am 2. März abgeriegelt worden, nachdem am Tag zuvor ein 19jähriger Palästinenser in Tel Aviv zwei Menschen erstochen und neun verletzt hatte.

Seit Beginn des palästinensischen Aufstands im Dezember 1987 sind 145 Israelis Opfer von Anschlägen geworden. Im gleichen Zeitraum wurden im Gazastreifen und im Westjordanland mehr als 1000 Palästinenser zumeist von israelischen Soldaten erschossen. Außerdem wurden 705 Araber als angebliche Kollaborateure von Landsleuten getötet.

Die Zeitung Jerusalem Post berichtete am Montag, seit 1973 hätten die israelischen Regierungen arabische Bauvorhaben in Ost-Jerusalem beschränkt, um den arabischen Bevölkerungsanteil in der Stadt auf 26 Prozent zu halten.

Die Stadträtin Sara Kaminker warf der Regierung und der Stadtverwaltung vor, die Araber zu benachteiligen, und drohte mit einer Klage vor Gericht.

Der israelische Außenminister Schimon Peres begann am Montag einen Besuch in Mitteleuropa, in dessen Verlauf er am Mittwoch in Bonn erwartet wird.

Foltervorwürfe gegen Türkei

WIEN, 9. März (AFP). Mindestens 16 Personen, darunter drei Minderjährige im Alter zwischen 13 und 16 Jahren, sind nach Angaben der Internationalen Helsinki-Föderation (IHF) im vergangenen Jahr in der Türkei infolge von Folterungen durch die Sicherheitskräfte gestorben. Wie die Menschenrechtsorganisation jetzt in Wien mitteilte, hatte in sechs dieser 16 Fälle die Polizei angegeben, die Personen hätten "Selbstmord" begangen.

Nur in drei der Fälle seien Ermittlungen eingeleitet worden. Die IHF erhob den Vorwurf, trotz der Versicherungen der Regierung sei die Folter in der Türkei weiter gängige Praxis. Vor allem im Westen und Südosten des Landes würden festgenommene Personen regelmäßig von der Polizei gefoltert.

Ost-Länder fordern West-Hilfe beim Wohnen

POTSDAM (AFP). Die ostdeutschen Wohnungsbauminister haben vom Bund und den alten Ländern eine Beteiligung an den Altschulden verlangt, die auf den Heimen in der ehemaligen DDR lasten. Der auf mittlerweile 57 Milliarden Mark angewachsene Berg sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die von Bund und Ländern gemeinsam getragen werden müsse, erklärte der brandenburgische Wohnungsbauminister Jochen Wolf (SPD). Der Vorsitzende der ostdeutschen Bauministerkonferenz, Sachsen-Anhalts Ressortchef Karl-Heinz Daehre (CDU), sagte, das Problem der Altschulden bedürfe einer dringenden Lösung und müsse deshalb auf der am Donnerstag in Bonn beginnenden Klausurtagung der Ministerpräsidenten mit der Bundesregierung behandelt werden.

Die ostdeutschen Bauminister forderten vom Bund ferner ein Sofortprogramm für die Sanierung der Plattenbauten. Bislang sei auf diesem Gebiet viel zu wenig geschehen, sagte Berlins Bausenator Wolfgang Nagel (SPD). "Es ist deprimierend, daß wir nach zwei Jahren praktisch wieder am Anfang stehen", beklagte der SPD-Politiker. Bereits jetzt sei absehbar, daß besserverdienende Mieter diese Heime verlassen und die Bauten nur noch als Durchgangsstation für sozial Schwächere dienten.

Die Bonner Bauministerin Irmgard Schwaetzer bewertete die Beratungen der Ost-Minister als "Nonsens-Treff". Statt konstruktive Vorschläge zu unterbreiten, sei nur ein pauschale Wiederholuf alter Forderungen herausgekommen.

Absage an Iran wegen Rushdie

KIEL, 8. März (AFP). Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat ihre Zustimmung zum deutsch-iranischen Kulturabkommen zurückgezogen. In einem am Montag in Kiel veröffentlichten Schreiben von Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) an Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) begründet die Regierung die Entscheidung mit den anhaltenden Morddrohungen gegen den britischen Schriftsteller und Verfasser der "Satanischen Verse", Salman Rushdie.

Auch die SPD-regierten Bundesländer Hamburg und Niedersachsen zogen ihre Zustimmung aus Protest gegen das Todesurteil gegen Rushdie bereits zurück. Der britisch-indische Autor muß seit mehr als vier Jahren versteckt leben.

Leukämie-Fälle werden geprüft

KIEL, 8. März (AFP). Die Bemühungen um eine Aufklärung der vermehrt aufgetretenen Leukämie-Erkrankungen bei Kindern in der Elbmarsch (Schleswig- Holstein/Niedersachsen) werden ausgeweitet. Wie der schleswig-holsteinische Umweltminister Berndt Heydemann (parteilos) am Montag in Kiel mitteilte, soll mit Chromosomen-Untersuchungen bei Erwachsenen eines "unbelasteten Vergleichsgebiets" ermittelt werden, ob als Ursache eine erhöhte Strahlenbelastung in Frage kommt. Eine Bürgerinitiative ist der Überzeugung, daß unter anderem das Atomkraftwerk Krümmel für die Leukämie-Fälle verantwortlich ist.

Das Ministerium hat nach diesen Angaben rund 700 Frauen im Kreis Plön angeschrieben und gebeten, sich an dieser Studie zu beteiligen.

Unfälle

Tote und

Verletzte in

Nordhessen

KASSEL/MONTABAUR, 8. März (lhe). Auf den Straßen und Autobahnen in Nordhessen gab es am Montag morgen infolge von Glatteis zahlreiche Unfälle mit Schwer- und Leichtverletzten.

Aus dem nordhessischen Schwalm- Eder-Kreis wurde ein Verkehrstoter gemeldet. Dort war laut Auskunft der Melsunger Polizei ein 30jähriger mit seinem Auto auf eisglatter Fahrbahn auf die Gegenfahrbahn geraten und vom Wagen eines 37jährigen gerammt worden. Während der 30jährige an der Unfallstelle starb, kam der andere Fahrer mit Verletzungen davon.

Das Glatteis hatte sich zwischen 4.00 und 6.00 Uhr gebildet. Nach Mitteilung der Autobahnpolizei Kassel ereigneten sich auf der Autobahn Kassel-Dortmund fast 20 Unfälle, bei denen es außer einem Schwerverletzten nur Blechschäden gab. Im Kreis Waldeck-Frankenberg wurden 15 Unfälle gezählt, im Schwalm- Eder-Kreis drei. Blechschäden wurden auch von der Autobahn Bad Hersfeld- Eisenach bei Friedewald gemeldet.

&blt; Walter Kempowski liest

In der Zeilgalerie "les facettes" liest am kommenden Sonntag, 14. März, im Rahmen der allmonatlich dort stattfindenden Autoren-Matinee Walter Kempowski aus seinem neuen Buch und stellt sich auch der Diskussion. Sonntags von 11 bis 13 Uhr. Karten gibt es im Vorverkauf in der Zeilgalerie, Ebene 7. &blt; Herrchens Frauchen aus Hamburg Im Frankfurter Gallustheater, Krifteler Straße 55, gastiert vom 12. bis 14. März die Gruppe "Herrchens Frauchen" aus Hamburg mit "Herren Los". 20 Uhr. &blt; Benefizkonzert für Gedenkstätte Ein Benefizkonzert veranstaltet am Samstag, 13. März, der Hessische Rundfunk im Sendesaal seines Frankfurter Funkhauses am Dornbusch. Der Erlös des Konzerts ist für den Erhalt der Gedenkstätte Auschwitz bestimmt. Beginn 16.30 Uhr, das RSO spielt Mozarts Haffner-Sinfonie und Beethovens Zweite. &blt; Ausstellungseröffnungen Die Frankfurter Galerie Oevermann (Krögerstraße 6) eröffnet am heutigen Freitag um 19 Uhr eine Ausstellung mit Werken von Runwalt (Waltrun Meyer- Prahl). Die Ausstellung ist bis zum 30. April zu sehen. In der Städelschule (Dürerstraße 10, Raum 06) wird heute abend um 19 Uhr die Ausstellung "Tree Stump Stop", eine Rauminstallation von Claudio Vekstein, eröffnet. Bis 3. April. In den Räumen des litauischen Handelszentrums in Alt-Fechenheim, Ankergasse 1, stellt Dalia Kasciunaite aus, Vernissage heute um 19 Uhr. Die Westfälische Hypothekenbank (Schaumainkai 91) zeigt von heute an (17 Uhr) bis zum 26. März Arbeiten von Klaus Fresenius. Und im Messeturm in den Räumen der Europäischen Gemeinschaft Service GmbH sind bis 11. Juni Fotoreale Architekturillustrationen von Udo Becker zu sehen. &blt; Über Wort und Schrift In der Reihe "Am Anfang war das Wort" spricht am heutigen Freitag um 20 Uhr Micha Brumlik im Dominikanerkloster (Kurt-Schumacher-Straße 23 in Frankfurt) über "Wort und Schrift als Kategorien der Religionsphilosophie". &blt; Premiere: Death and the Maiden Im English Theater in der Kaiserstraße 52 in Frankfurt hat am heutigen Freitag um 20 Uhr "Death and the Maiden" von Ariel Dorfman Premiere. &blt; Fotografien und Satiren Am heutigen Freitag um 20 Uhr wird im Palais Jalta (Bockenheimer Landstraße 104 in Frankfurt) eine Ausstellung eröffnet mit Fotografien aus Albanien von Wolfgang Klotz. Dazu liest der albanische Schriftsteller Pellumb Kulla aus seinen satirischen Erzählungen.

HANS WERNER BÖRS, dem wegen Korruptionsverdacht in Untersuchungshaft sitzenden Bürgermeister von Kriftel, haben Anhänger am Montag zum 65. Geburtstag gratuliert - mit 60 Grußanzeigen in der Heimatzeitung. Börs, der den 10 000-Einwohner-Ort im Main-Taunus- Kreis länger als 20 Jahre regierte, hatte als Spitzenkandidat der CDU bei der Kommunalwahl am Sonntag ein Absakken seiner Partei von 52 auf 39,3 Prozent hinnehmen müssen. - "Wir glauben an Dich und hoffen mit Dir auf unser Herrgott'che" und "Diese Prüfung geht vorbei" wünschten ihm Privatpersonen und Vereine. Die Grußanzeigen kosteten insgesamt 1200 Mark.

In Südhessen zwei tragische Unfälle

DARMSTADT. Eine 58jährige Darmstädterin hat am Sonntag abend ihren 70jährigen Ehemann überfahren und getötet, als sie, vermutlich aus Versehen, den Rückwärtsgang einlegte. Wie die Polizei am Montag berichtete, wollte die Frau den Wagen vorwärts in die Garage steuern, setzte jedoch zurück und erfaßte ihren Mann, der am Hoftor stand. lhe

BEERFELDEN. Ein fahrerloser Wagen hat in Beerfelden eine Frau (56) getötet und ihre vierjährige Enkelin schwer verletzt. Wie die Polizei meldete, hatte sich das Auto auf steiler Straße in Bewegung gesetzt. Es drückte die Frau und das Kind gegen ein Scheunentor. lhe

Gen-Labor der Uni bleibt dicht Regierungspräsidium weist Widerspruch gegen Stillegung zurück

MARBURG. Das Gen-Labor am Institut für Molekularbiologie und Tumorforschung der Uni Marburg ist zu Recht stillgelegt worden. Mit diesem Tenor wies das Regierungspräsidium (RP) Gießen den Widerspruch der Marburger Uni gegen die im November 92 vom Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt in Gießen verfügte Schließung des Labors zurück.

Das Amt hatte das Labor mit der Begründung geschlossen, es werde ohne Genehmigung betrieben und stelle ein Sicherheitsrisiko dar. Das war von der Universität bestritten worden. Die Arbeiten in dem Labor mit Colibakterien seien bereits 1985 in anderen Räumen des Gebäudes begonnen worden. Ende 1990 sei man umgezogen, und das neue Labor entspreche den Sicherheitsbestimmungen der zuvor genehmigten gentechnischen Arbeiten. Eine Genehmigungspflicht gebe es nur bei der Neueinrichtung oder der wesentlichen Änderung einer Anlage, nicht beim Umzug im selben Gebäude.

Nach Ansicht des RP ist dagegen auch der Umzug als wesentliche Änderung im Sinne des Gentechnikgesetzes anzusehen und daher anmelde- und genehmigungspflichtig. Deshalb sei die Schließung des Labors rechtmäßig. lhe

Gastwirt erdrosselt: 14 Jahre Haft wegen Raubmordes

DARMSTADT/OFFENBACH. Zu je 14 Jahren Freiheitsstrafe wegen Raubmordes hat das Schwurgericht Darmstadt am Montag zwei 32 und 28 Jahre alte Männer aus Offenbach verurteilt. Sie hatten in der Nacht zum 11. Juni 1992 in Offenbach einen Gastwirt beraubt und getötet und dabei rund 1000 Mark Beute gemacht. Die Staatsanwaltschaft hatte für beide Männer lebenslange Freiheitsstrafen beantragt.

Die Männer waren drogen- und alkoholabhängig. Sie hatten am Tag der Tat beschlossen, "Geld zu beschaffen" und wollten dazu den Wirt einer Kneipe in der Offenbacher Innenstadt ausrauben.

Am späten Abend gingen sie in das Lokal, schlugen auf den 42jährigen Gastwirt ein und wollten von ihm wissen, wo er seine Geldtasche versteckt hatte. Als Drohung wurde ihm ein Kabel um den Hals geschlungen.

Wer von den beiden Angreifern dem Wirt die mindestens acht Faustschläge und vier Fußtritte verpaßt und ihn schließlich erdrosselt hat, konnte in der Verhandlung nicht geklärt werden, da sich die Angeklagten die Schuld gegenseitig in die Schuhe schoben.

Das Gericht hatte im Gegensatz zur Staatsanwaltschaft Zweifel, ob die beiden Männer von Anfang an mit Tötungsabsicht handelten. Die Kammer erklärte sie für den Raub für voll schuldfähig, gestand ihnen aber für den "Tötungsexzeß" verminderte Schuldfähigkeit wegen des Alkohol- und Drogenmißbrauchs zu. lhe

"Erziehungsgeld nicht kürzen"

MÜNCHEN, 8. März (KNA). Protest gegen geplante Einsparungen beim Erziehungsgeld hat das Landeskomitee der Katholiken in Bayern erhoben. Es sieht darin eine "Abwertung der staatlichen Förderung der Familien zu bloßer sozialer Wohltätigkeit". Das Landeskomitee forderte am Montag die Bundesregierung, insbesondere Finanzminister Theo Waigel (CSU) und Familienministerin Hannelore Rönsch (CDU), auf, das Erziehungsgeld als bisher größte familienpolitische Leistung der CDU/CSU ohne Abstriche zu erhalten.

Die politischen Entscheidungssträger in Bayern, vor allem Sozialminister Gebhard Glück, sollten sich gegen die Abwertung der staatlichen Förderung der Familie wehren. Im Rahmen des sogenannten "föderalen Konsolidierungsprogramms" seien beim Erziehungsgeld bereits 1993 Einsparungen in Höhe von 140 Millionen und ab 1994 von 500 Millionen Mark vorgesehen.Weiterhin Gewalt in El Salvador

MÜNCHEN, 9. März (epd). Trotz des vereinbarten Friedens in El Salvador sind Menschenrechtsverletzungen und politisch motivierte Gewalt nicht gestoppt. Morde und Morddrohungen richteten sich vor allem gegen entwaffnete Mitglieder der Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN), Mitarbeiter von Basisorganisationen sowie deren Familienangehörige, heißt es in einer am Wochenende verbreiteten Erklärung des Ökumenischen Büros für Frieden und Gerechtigkeit mit Sitz in München. Urheber dieser Taten seien vor allem in den Reihen des Militärs sowie ehemaliger Polizei- und Sicherheitskräfte zu suchen.

Die regierende Arena-Partei hat angesichts dieser Situation im Parlament einen Gesetzentwurf zur Wiedereinführung der Todesstrafe in El Salvador eingebracht. Sowohl die parlamentarische Opposition als auch die Kirchen und Basisorganisationen lehnten dies jedoch ab.

Jelzin will nicht nachgeben Rußlands Präsident legt Gesetz über Machtverteilung vor

MOSKAU, 8. März (Reuter/AFP). Rußlands Präsident Boris Jelzin hat angekündigt, dem am Mittwoch tagenden Kongreß der Volksdeputierten den Entwurf eines Gesetzes zur Machtverteilung im Land vorzulegen. Im GUS-Fernsehen sagte er am Sonntag, der Entwurf ziele darauf ab, die Befugnisse von Gesetzgebung und Regierung klar festzulegen. Der Präsident unterstrich zugleich, daß er an seinen Plänen für eine Volksabstimmung über die Machtverteilung, die am 11. April stattfinden soll, festhalte. Zahlreiche Abgeordnete des Ständigen Parlaments wollen die Volksbefragung verhindern.

Jelzin streitet seit Wochen mit Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow über die Macht. Wenn der Kongreß - das für Mittwoch zu einer Sondersitzung einberufene höchste Gesetzgebungsorgan in Rußland - die Entscheidung zur Abhaltung des Referendums rückgängig machte, wäre dies ein Beweis für mangelndes Vertrauen in das Volk, sagte er und unterstrich, daß er nicht auf eine Konfrontation mit der Legislative aus sei.

Jelzin rief alle politischen Parteien zur Einigkeit auf. Weder die Rechte noch die Linke, weder Zentristen noch Kommunisten oder Demokraten könnte allein das Land retten. Rußland brauche den Konsens aller Parteien und Organisationen. Er sparte auch die einst von ihm verbotenen Kommunisten nicht aus. Es gebe auch "vernünftige" Kommunisten, die nicht auf Konfrontation aus seien.

Der Präsident sprach von einer "Verfassungskrise" und führte diese auf widersprüchliche Verfassungsbestimmungen zurück. Die geltende Verfassung stammt noch aus der Zeit der kommunistischen Herrschaft und kennt keine präzise Gewaltenteilung. Jelzin sagte weiter, daß er dem Kongreß mehrere Möglichkeiten für einen Kompromiß vorlegen könne. Er drohte den Deputierten aber auch indirekt für den Fall, daß alle abgelehnt werden sollten. Die Widersprüche in den bestehenden Gesetzen gäben ihm eine weitere Option. In den vergangenen Tagen hatte er gewarnt, daß er zu "letzten Mitteln" greifen könnte - womit offenbar das Ausnahmerecht gemeint war.

Weitere Spur in New York

NEW YORK, 8. März (Reuter). Die US- Polizei hat nach einem Bericht des Fernsehsenders CNN einen weiteren Verdächtigen für den Anschlag auf das New Yorker World Trade Centre identifiziert. Der Mann habe gemeinsam mit dem bereits inhaftierten Jordanier Mohammed Salameh den Lieferwagen gemietet, in dem nach Erkenntnissen der Polizei womöglich die Bombe zum World Trade Centre transportiert wurde, berichtete der Sender am Sonntag abend. Der Mann sei seit einer Woche verschwunden.

Bei der Durchsuchung der Wohnung des Mannes seien elektrische Leitungen gefunden worden, berichtete CNN weiter. Ob diese etwas mit dem Anschlag zu tun hätten, sei noch nicht klar.

Ein Sprecher der US-Bundespolizei FBI wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen.

FBI dringt auf Ende des Sekten-Dramas

WACO, 8. März (Reuter). Die US-Bundespolizei FBI dringt auf ein Ende des Dramas um die Davidianer-Sekte in der Nähe des texanischen Waco. Der FBI-Beamte Bob Ricks sagte am Sonntag, Sektenchef David Koresh solle wissen, daß die Polizei es ernst meine. Bisher hat das FBI jedoch stets erklärt, daß es nicht plane, die Ranch, in der sich Koresh mit über 100 seiner Anhänger seit über einer Woche verschanzt hält, zu stürmen. Die Verhandlungen des FBI mit dem 33jährigen sind nach den Worten Ricks "an einem toten Punkt angelangt". Alle Angebote habe er zurückgewiesen. FBI-Agenten hatten dem Sektenchef und seinen Anhängern eine "faire und menschliche Behandlung" zugesagt, wenn er aufgebe.

Guerilleros in Peru verhaftet

LIMA, 8. März (Reuter). Anti-Terror- Einheiten der peruanischen Polizei haben zwei führende Vertreter zweier Guerillagruppen festgenommen. Wie am Sonntag aus Polizeikreisen verlautete, nahmen Fahndern den Kommandanten eines Zweigs der prokubanischen Revolutionsbewegung Tupac Amaru (MRTA) fest. Die Einheit des "Kommandanten Danilo" soll für die Ermordung des früheren Verteidigungsministers Enrique Lopez Albuja 1990 verantwortlich sein.

Bereits vor zwei Wochen sei Marco Abarca in Lima verhaftet worden, hieß es weiter. Abarca gilt als Chef der Guerillatruppe EGP, der Militärabteilung der maoistischen Bewegung Leuchtender Pfad. In den vergangenen Tagen habe die Polizei insgesamt 16 Menschen unter dem Verdacht verhaftet, Mitglieder des Leuchtenden Pfades zu sein, hieß es.

Wiederbelebung der Barschel-Affäre

BONN, 8. März (Reuter). Der neue parlamentarische Untersuchungsausschuß zur Barschel-Affäre in Schleswig-Holstein wird nach Ansicht des dortigen Oppositionschefs Ottfried Hennig (CDU), "noch viel Überraschendes" zutage bringen. Im Deutschlandfunk äußerte er am Montag Zweifel an der Darstellung, daß Zahlungen an den Barschel-Mitarbeiter Reiner Pfeiffer aus privaten Mitteln von Sozialminister Günther Jansen (SPD) gestammt hätten. "Daß Herr Jansen dort privates Vermögen angespart hat, so jeden Tag mal eben tausend Mark in die Schublade gelegt hat, das überfordert nun die Gutgläubigkeit eines jeden Betrachters."

Brandsatz auf türkisches Konsulat

HAMBURG, 8. März (Reuter). Fünfzehn Unbekannte haben am Sonntag abend mehrere Farbbeutel und einen Brandsatz auf das türkische Konsulat in Hamburg geworfen. Es sei bei dem Anschlag niemand verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher am Montag in der Hansestadt. Die 15 seien um 20.07 Uhr aus der Dunkelheit auf das Gebäude zugerannt und hätten fünf Farbbeutel und den Brandsatz geworfen. Die vor dem Konsulat postierten Polizisten hätten nichts dagegen tun können. Der Brandsatz sei erloschen, bevor die Feuerwehr eintraf.

Jelzin hofft weiter auf Aussöhnung

MOSKAU, 8. März (Reuter). Rußlands Präsident Boris Jelzin ist offenbar bemüht, eine Konfrontation mit dem konservativen Kongreß der Volksdeputierten auf dessen am Mittwoch beginnenden Sitzung zu vermeiden. Erneut bot er am Sonntag einen Kompromiß an und schlug ein Gesetz über die Aufteilung der staatlichen Macht vor. Er bekräftigte aber seine Haltung, das Volk müsse bei einem Referendum über die künftige Regierungsform entscheiden. Zugleich drohte Jelzin den mehrheitlich nationalistischen und altkommunistischen Abgeordneten indirekt erneut mit Ausnahmeregelungen.

Thyssen droht mit Transrapid-Ausstieg

ESSEN (rtr/FR). Thyssen will die Entwicklungsarbeiten an der Magnetschwebebahn Transrapid nur dann fortsetzen, wenn in absehbarer Zeit ein positiver Beschluß über die erste Trasse in Deutschland fällt. "Wenn in den nächsten Monaten nicht eine verbindliche Entscheidung zugunsten der geplanten Strecke Hamburg-Berlin getroffen wird, und wir damit Sicherheit für die Erteilung eines Auftrags in der nächsten Zukunft haben, werden wir die Transrapid-Entwicklung einstellen", kündigte der Vorstandschef der Thyssen Industrie, Eckhard Rohkamm, an.

Vor der Hauptversammlung sagte er, in der jetzigen Situation sei eine dauerhafte Belastung des Gewinns beim Transrapid- Systemführer Thyssen Henschel zwischen zehn und zwanzig Millionen Mark im Jahr nicht zu verantworten. Noch habe man aber die Hoffnung auf eine positive Entscheidung der Bundesregierung, zumal Verkehrsminister Günther Krause ein "nachhaltiger Befürworter" sei. In jedem Fall werde Thyssen die Vermarktung des Transrapid im Ausland weiter betreiben. Nach wie vor gebe es aussichtsreiche Projekte, zu denen auch Orlando in den USA gehöre. Nachdem dem Transrapid-System 1991 die Einsatzreife bescheinigt worden war, hatte Krause die Anwendungsstrecke zwischen Hamburg und Berlin in den Entwurf des ersten gesamtdeutschen Bundesverkehrswegeplans aufgenommen. Thyssen gründete daraufhin zusammen mit Siemens und AEG die Magnetschnellbahn Berlin-Hamburg GmbH.

Tschechen kontrollieren streng

PRAG, 8. März (Reuter). Die Tschechische Republik will nach Medienberichten vom Montag strengere Kontrollen an der bislang relativ durchlässigen Grenze zur Slowakei einführen. Grund sei die Sorge, daß Tausende von Einwanderern aus Osteuropa im Lande bleiben müßten, weil Deutschland ihnen nach der Verabschiedung strengerer Asylgesetze die Einreise verweigern werde. Arbeitsminister Jindrich Vodicka hatte am Sonntag erklärt, die Zahl der Immigranten in seinem Land werde bereits auf bis zu 100 000 geschätzt. Die bis Jahresanfang mit den Tschechen in einem Staat zusammenlebenden Slowaken sind gegen die Kontrollen.KHD ölt knirschendes Getriebe Kölner wollen mit hohen Investitionen Flaute entgegenwirken

rb FRANKFURT A. M. Ganz spurlos ist die weltweite Flaute im Maschinen- und Anlagenbau auch am Kölner Konzern Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) nicht vorbeigegangen. Im Vergleich zur Konkurrenz schneidet er jedoch immer noch relativ gut ab: Zumindest erwartet der Vorstand laut Zwischenbericht für 1993 "erneut ein ausgeglichenes Ergebnis" bei "leicht niedrigerem Gesamtumsatz". Zugleich geht man in Köln davon aus, daß die Auftragseingänge im Zweig Industrieanlagen deutlich zulegen - was sich aber erst in den Folgejahren auswirkt.

In ihrem Schreiben an die Aktionäre weist die Konzernspitze darauf hin, daß sich KHD in der von 1990 bis etwa 1995 dauernden zweiten Sanierungsphase befindet. Deren Kennzeichen sei "eine Vielzahl von Projekten zur Schaffung zusätzlicher Wettbewerbsvorteile durch neue Produkte, neue Fertigungen und Strukturen". Die bis dahin geplanten Investitionen von 600 bis 700 Millionen Mark würden sich in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre auszahlen. Zur Finanzierung dieser Anstrengungen erhöht das Unternehmen sein Grundkapital durch Ausgabe neuer Aktien im Verhältnis zwei zu eins um 159 Millionen auf 477 Millionen Mark. Der Ausgabekurs beträgt 80 Mark.

Im vergangenen Jahr lag der Umsatz bei 3,7 Milliarden Mark (minus sieben Prozent), wobei im Inland noch ein Plus von drei Prozent anfiel (Ausland: minus 14 Prozent). Ein Gewinn von zehn Millionen Mark war zuletzt 1991 ausgewiesen worden. Der Auftragsbestand lag Ende 1992 mit 1,5 Milliarden Mark um ein Prozent über dem Stand des Vorjahres. Wegen der schwachen Nachfrage in Europa hätten Umsatz und Auftragseingang bei der Landtechnik abgenommen. Bei den Antrieben habe das gute Geschäft im Inland die Orderschwäche auf den Exportmärkten nur zum Teil ausgeglichen.

Rumänien versinkt im Schnee

BUKAREST, 8. März (Reuter/AP). Die seit Jahren schwersten Schneestürme in Rumänien und Bulgarien haben ein Verkehrschaos hervorgerufen und weite Teile beider Länder von der Außenwelt abgeschnitten. In Bukarest, wo allein in der Nacht zum Montag 65 Zentimeter Schnee gefallen waren, setzte Rumäniens Ministerpräsident Nicolae Vacaroiu eine Sondersitzung des Kabinetts an. Die Flughäfen der Stadt waren geschlossen. Für alle Privatwagen ohne Vierradantrieb galt ein Fahrverbot. Landesweit saßen über 1200 Menschen in eingeschneiten Zügen fest.

Der bulgarische Rundfunk berichtete, daß 200 Dörfer ohne Strom- und Wasserzufuhr seien. Im Nordosten Bulgariens wurden Schulen und einige Fabriken geschlossen.

Die starken Schneefälle in Rumänien haben die Rückholaktion für die illegal ins Land gebrachten 420 Tonnen Giftmüll aus Deutschland verzögert. Der deutsche Güterzug, der am Montag bei Hermannstadt (Sibiu) erwartet wurde, stand nach offiziellen Angaben in Bukarest noch in Ungarn.

Wieder Anschlag auf Bus

JOHANNESBURG, 8. März (AP). Bei einem Feuerüberfall auf einen mit 80 ANC-Anhängern voll besetzten Bus in der südafrikanischen Provinz Natal sind am Montag nach Mitteilung der Polizei drei Menschen getötet und weitere acht verletzt worden. Es war der dritte derartige Überfall innerhalb einer Woche. Der Bus befand sich auf dem Weg nach Pietermaritzburg, wo einige der Fahrgäste über die beiden vorangegangenen Überfälle aussagen sollten. Dabei waren sechs Kinder und zehn Erwachsene getötet worden.

Nach Angaben von Polizeisprecher Henry Budhram ereignete sich der jüngste Überfall 50 Kilometer östlich der Provinzhauptstadt Pietermaritzburg. Alle drei Überfälle fanden in einem Umkreis von 40 Kilometern statt. Im Zusammenhang mit den Angriffen wurden inzwischen sechs Verdächtige festgenommen.

Die Polizei vermutet Rivalitäten zwischen dem Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) und der Zuluorganisation Inkatha als Motiv für das Blutvergießen.

Schlußspurt

FRANKFURT A. M. (FR). An den bundesdeutschen Aktienmärkten haben die Notierungen gestern in einem Schlußspurt in der letzten halben Stunde der Sitzung deutlich Boden gut gemacht. Der Deutsche Aktienindex (Dax) ging mit einem Plus von gut 0,7 Prozent beim Stand von 1694,82 Punkten aus dem Rennen. Zu Beginn der Handelszeit hatte der Dax noch im Minus gelegen.

Genährt worden sei die positive Entwicklung von Kaufempfehlungen für Volkswagen-Titel, erklärte ein Händler. Beflügelt von der anhaltenden Zinsphantasie zogen auch Banken-Aktien an. Kaufhof (plus elf Mark) profitierten von Berichten über einen höheren Gewinn der Holding als in der Vorperiode.

Das Ergebnis der Kommunalwahl in Hessen bewertete die Börse eher neutral. Die vergleichsweise geringen Verluste von CDU und FDP und die Einbußen der SPD dürften für den Aktienmarkt positiv sein, kommentierten Händler.

Über die kurzfristige Kursentwicklung ist man an der Börse geteilter Meinung. Während einige Händler mit einem bevorstehenden Test der 1700er Marke beim Dax rechnen, sehen andere die schon länger erwartete Konsolidierungsphase kommen.

In gut behaupteter Verfassung präsentierte sich der Rentenmarkt. Die Durchschnittsrendite ermäßigte sich geringfügig von 6,37 auf 6,36 Prozent und damit auf das niedrigste Niveau seit Dezember 1988. Aus den Tagesinterventionen der Bundesbank ergab sich ein Abgabesaldo im Nennwert von 70,6 Millionen Mark.

Mark-Auslandsanleihen tendierten uneinheitlich.Mißbrauchsverfahrengegen Banken eingestellt

BERLIN (rtr). Das Bundeskartellamt hat das Verfahren wegen des Verdachts mißbräuchlicher Zinspolitik gegen führende deutsche Banken erwartungsgemäß eingestellt (siehe FR vom 5. März). Behördensprecher Jürgen Kiecker sagt, nach den Zinssenkungen seit Herbst 1992 habe sich der Abstand zwischen dem Sparecksatz und dem allgemeinen Niveau so verringert, daß der Verdacht des Mißbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung gegenstandslos geworden sei. Das Amt hatte das Verfahren im August eingeleitet, weil der Zins für Einlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist trotz der Erhöhungen der Leitzinsen seit 1990 praktisch unverändert geblieben war.

Laut Kiecker betrug der Spareckzins im Sommer 1992 drei Prozent, während die Sätze ansonsten je nach Anlageform in die Gegend von acht Prozent gestiegen seien. Das sei ein Anhaltspunkt für den Mißbrauch einer marktbeherrschenden Stellung gewesen. Eingestellt wurde das Verfahren gegen die fünf verbliebenen Institute (Deutsche, Dresdner und Berliner Bank sowie Landesbank Berlin und Postbank) jetzt, nachdem sich die Schere zwischen den Zinsen - so die Wettbewerbshüter - wieder etwas geschlossen habe. Die Ermittlungen gegen die Berliner Volksbank, die Grundkreditbank und die Berliner Commerzbank waren bereits im November beendet worden.

Hungerstreik für Arbeit

MAGDEBURG, 8. März (Reuter). Mit einem Hungerstreik protestiert die 36jähriger Magdeburgerin Angelika Reimer gegen den von der Bundesanstalt für Arbeit verhängten Stopp bei der Bewilligung neuer Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM). Seit vorigem Mittwoch nimmt sie nur noch Wasser und Tee zu sich. Den Hungerstreik will sie erst beenden, wenn der ABM-Stopp aufgehoben wird. "Wenn ich mit ansehen muß, daß unsere sozialen Beschäftigungsprojekte und damit die Hoffnungen zahlreicher arbeitsloser Menschen sterben, dann lohnt es sich nicht mehr, in dieser unsozialen Gesellschaft zu existieren", begründet die 36jährige die extreme Aktion.

Reimer leitet die Magdeburger Zweigstelle der Gesellschaft für Arbeits- und Berufsförderung (GAB), einer Gesellschaft, die sich als ABM-Träger insbesondere im sozialen Bereich spezialisiert hat.

Neue Asylrunde in Warschau

WARSCHAU, 8. März (Reuter). In Warschau hat am Montag die dritte deutsch- polnische Verhandlungsrunde über ein Asylabkommen begonnen. Experten der Innenministerien beider Regierungen wollen in den zweitägigen Gesprächen versuchen, die Grundzüge eines Abkommens festzulegen. Darin soll sich Polen zur Rücknahme derjenigen Asylbewerber verpflichten, die über Polen nach Deutschland kamen, dort aber nicht anerkannt wurden. Beide Seiten zeigten sich vor Beginn der Runde zuversichtlich, daß bald ein Vertrag zustandekomme.

Die Verhandlungsatmosphäre wurde durch das Einlenken Bonns im deutsch- polnischen Asylstreit verbessert. Das Bundesinnenministerium besteht nicht länger darauf, jene mehrere zehntausend Asylbewerber zurückzuschicken, die bislang über Polen nach Deutschland kamen und dort nicht anerkannt werden. Polen hatte dieses Ansinnen unter Protest zurückgewiesen.

AEG bestätigt China-Pläne

BERLIN (rtr). Die Daimler-Benz-Tochter AEG hat Berichte über Pläne für ein Gemeinschaftsunternehmen in China bestätigt. Erwogen werde ein lokales Joint- venture für die Produktion von U-Bahn- Wagen unter der Voraussetzunng einer Erweiterung des U-Bahn-Netzes in der Hafenstadt Schanghai, sagte eine Sprecherin. Es gebe aber derzeit noch keine konkreten Pläne. Zuvor hatte die Financial Times von derartigen Überlegungen berichtet.

Ein erster Teilabschnitt der Untergrundbahn in Schanghai sollte im Januar eröffnet werden. Dieser Termin ist inzwischen aber auf Mai verschoben worden. Dessen ungeachtet sei mit einer Erweiterung des Netzes zu rechnen, sagte die Sprecherin. Um Devisen zu sparen, hätten die Chinesen ihr Interesse an einer gemeinsamen Fertigung von Waggons im eigenen Land bekundet.

Ein von AEG angeführtes Konsortium mit Siemens und ABB Henschel, einer Tochter von Asea Brown Boveri, hatte vor vier Jahren den Auftrag zur Lieferung von Waggons für den ersten Abschnitt der Untergrundbahn erhalten. Bis jetzt hat die Gruppe die Hälfte der bestellten zwölf Züge auf den Weg gebracht. Das Auftragsvolumen für diese Order beträgt rund 350 Millionen Mark.

Moslemführer befiehlt Offensive Angriff in Ostbosnien / Bundeswehr übt Teilnahme an Luftbrücke

SARAJEWO, 8. März (AP/Reuter/dpa). Die moslemischen Truppen haben wenige Tage nach ihrer Niederlage im Kessel von Cerska eine Offensive im Kampf um Ostbosnien eingeleitet. Nach Aussage ihres Generalstabschefs Sefir Halilovic soll mit der von ihm angeordneten Offensive gegen die Serben der Druck von Konjevic Polje und Srebrenica genommen werden. In den Moslem-Enklaven seien wegen der Angriffe der Serben Tausende Frauen, Kinder und Verwundete bedroht.

Die für Montag geplanten Verhandlungen mit dem Oberkommandierenden der UN-Truppen in Bosnien, Philippe Morillon, und dem Oberkommandierenden der bosnischen Serben, Ratko Mladic, über eine Waffenruhe hatte Halilovic zuvor abgesagt. Das serbische Militär bestätigte moslemische Angriffe. Mladic teilte aber mit, die Regierungstruppen hätten schwere Verluste erlitten.

Die UN haben in Bosnien-Herzegowina nach Angaben Morillons einen Verhandlungserfolg erzielt. Mit Billigung der Serben würden mehrere hundert Kranke und Verwundete aus Konjevic Polje und Srebrenica evakuiert. Bereits am Dienstag solle ein Konvoi nach Konjevic aufbrechen und möglicherweise am Donnerstag nach Srebrenica weiterfahren. In beiden Städten sei das Leben mehrerer hundert Menschen, wegen mangelhafter hygienischer Bedingungen in Gefahr, sagte Morillon, der im serbischen Hauptquartier in Pale verhandelt hatte. Nach Angaben eines Arztes der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben in Srebrenica täglich bis zu 30 Menschen.

Die Serben wollten der Evakuierung bisher nur unter der Bedingung zustimmen, daß im Gegenzug Serben die moslemische Hochburg Tuzla in Nordbosnien verlassen dürften.

Die US-Luftwaffe warf in der Nacht zum Montag erneut Hilfsgüter über Srebrenica ab, wo rund 60 000 Moslems eingeschlossen sein sollen. Es war die achte Hilfsaktion im Rahmen der Luftbrücke.

Die Bundeswehr bereitet sich auf Anweisung von Verteidigungsminister Volker Rühe bis Ende der nächsten Woche auf eine Beteiligung an der US-Luftbrükke vor. Wie der Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums, Hans-Dieter Wichter, am Montag in Bonn berichtete, üben seit Donnerstag vergangener Woche drei Besatzungen von Transall-Transportflugzeugen den Nachtformationsflug nach Sichtflugregeln. Die Übungen finden bei Lufttransportgeschwadern in Landsberg (Bayern) und Hohn (Schleswig-Holstein) statt. Die Bundeswehr werde sich voraussichtlich ab der letzten Märzwoche an der US-Luftbrücke beteiligen, hieß es.

FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Börse hat am Montag freundlich eröffnet. Der Dow-Jones-Index für 30 Indutriewerte kletterte während der ersten Stunde des Handels um 21,89 auf 3462,47 Punkte.

Spekulative Käufe ließen gestern in Japan den Nikkei-Index für 225 Top-Titel um 868,77 auf 17 686,47 Zähler hochschnellen.Siedler vor Selbstjustiz gewarnt Israelische Armee will Übergriffe konsequent verfolgen

JERUSALEM, 9. März (AFP/AP/Reuter). Die Führung der israelischen Armee hat an die jüdischen Siedler in den besetzten Gebieten appelliert, nach der Tötung eines Israelis im besetzten Gazastreifen Zurückhaltung zu zeigen und auf Selbstjustiz zu verzichten. Generalstabschef Ehud Barak warnte am Dienstag bei einem Besuch in Eres, dem wichtigsten Grenzübergang zwischen Israel und dem Gazastreifen, wer Selbstjustiz übe, werde von der Armee konsequent verfolgt.

Am Montag war ein 39jähriger Israeli aus der jüdischen Siedlung Gan Or von zwei Palästinensern erstochen worden, die bei ihm als Arbeitskräfte beschäftigt waren. Wenige Stunden später wurde palästinensischen Angaben zufolge ein 20jähriger Palästinenser bei Zusammenstößen mit aufgebrachten Siedlern erschossen und 20 weitere verletzt. Im Westjordanland erschossen Soldaten der Armee einen 16jährigen Palästinenser.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Butros-Ghali, verurteilte die jüngsten Morde an israelischen Zivilisten in Tel Aviv und im Gazastreifen und wies Behauptungen der israelischen Medien zurück, UN-Mitarbeiter seien einem von Palästinensern ermordeten Israeli nicht zu Hilfe gekommen.

Der israelische Ministerpräsident Yitzhak Rabin teilte dem ägyptischen Staatspräsidenten Hosni Mubarak in einer Botschaft mit, daß seine Regierung an einer baldigen Lösung des Konflikts um die rund 400 ausgewiesenen Palästinenser interessiert sei, die weiter im Niemandsland zu Libanon ausharren. Das Schreiben wurde vom neuen israelischen Botschafter in Kairo, David Sultan, bei seinem Antrittsbesuch übergeben.

Die britische Regierung kündigte die Wiederaufnahme ihrer Beziehungen zur Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) an. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt in London, Douglas Hogg, traf noch am Dienstag mit zwei einflußreichen PLO-Vertretern zusammen. Israel kritisierte diesen Schritt Londons.

Niederlage für Major bei Europa-Vertrag

LONDON, 9. März (Reuter). Der britische Premierminister John Major hat im Zusammenhang mit dem Maastrichter Europa-Vertrag im Parlament eine herbe Niederlage erlitten.

26 Abgeordnete seiner Konservativen Partei stimmten zusammen mit der oppositionellen Labour Partei nach einer Debatte um die Abänderung des Ratifizierungsverfahren gegen die Regierung, die mit 292 gegen 314 Stimmen unterlag. Es war das erste Mal seit 1986, daß die regierenden Konservativen in einer Abstimmung im Parlament unterlagen.

Die Ablehnung der geringfügigen Zusatzbestimmung stellt laut Außenminister Douglas Hurd keine Bedrohung für den Vertrag dar. Mit der Abstimmung sei lediglich der Ratifizierungsprozeß hinausgezögert worden. Möglicherweise könne der Vertrag nun erst im Herbst ratifiziert werden.

Das Abstimmungsergebnis schwächt Beobachtern zufolge die Position Majors, der wegen des Vertrags über die Europäische Union mit wachsender Gegnerschaft in der eigenen Partei zu kämpfen hat. Die Rebellen in der Konservativen Partei, die dem Kurs von Majors Vorgängerin Margaret Thatcher folgen, sehen in dem Europa-Vertrag eine Minderung der Souveränität des Landes.

Major hatte schon vorher erklärt, daß er den Ausgang der Abstimmung nicht mit seinem Amt als Regierungs- und Parteichef verbindet. Erst am Wochenende hatte der Premierminister seine Partei zur Einigkeit aufgerufen, da Uneinigkeit ein Luxus sei, den sie sich nicht leisten könne.

Vor dem Start in die neue Formel-1-Saison am Wochenende in Südafrika Schumacher steigen die Lobeshymnen nicht in den Kopf Kritische Töne von Lauda über neuen deutschen Shooting-Star / Manager Weber verärgert über Mansells "Muppets Show"

Schnell, schneller, Michael Schumacher: Geht es nach den Experten, hat der 24 Jahre alte Shooting-Star aus Kerpen in diesem Jahr das Zeug zum Formel-1-Weltmeister. "Alles andere wäre mit einem Auto wie dem Benetton- Ford doch eine Enttäuschung", sagte der Münchner Christian Danner wenige Tage vor dem Saisonstart am Samstag in Kyalami/Südafrika (14. März). Ähnlich wie Danner sehen es auch alle anderen ehemaligen deutschen Formel-1- Piloten und noch aktiven Rennfahrer. Das Vertrauen der Kollegen in den neuen Hoffnungsträger der deutschen Motorsportszene ist groß.

Obwohl Schumacher erst 22 Grand- Prix-Rennen gefahren ist, ist er für Klaus Ludwig (Roisdorf), Deutscher Tourenwagenmeister 1988 und 1992 sowie dreimaliger Le-Mans-Gewinner, ein sportliches Aushängeschild für Deutschland: "Was Michael in seiner ersten Saison geleistet hat, ist fantastisch. Für mich ist er der Boris Becker der Formel 1."

Schumacher selbst dämpft die Erwartungen: "Ich will 1993 mehr Rennen gewinnen als in der vergangenen Saison." Damals feierte er im belgischen Spa in seinem 18. Grand Prix den ersten Sieg. Der amtierende Weltmeister Nigel Mansell (Großbritannien) benötigte 71 Versuche, um 1985 zum ersten Mal ganz oben auf das Siegerpodest zu steigen.

Für Schumacher ist der Franzose Alain Prost haushoher Favorit im Kampf um die WM-Krone: "Der Williams-Renault ist das Auto, das es zu schlagen gilt. Wir sind ganz klar die Nummer zwei." Daß ihn der dreimalige Weltmeister als härtesten Gegner bezeichnet, nennt der Deutsche einen Bluff: "Nicht ich, sondern sein Teamkollege Damon Hill wird Prost am meisten zusetzen."

Eine eindeutige Prognose wagt der dreimalige Weltmeister und Ferrari-Berater Niki Lauda: "Schumacher hat eine großartige Saison hingelegt, wird aber 1993 nur die zweite Geige spielen." Deutlicher hatte es der im Ärger bei Williams geschiedene Titelverteidiger Mansell bei seiner Abschiedsrede formuliert und damit ein klassisches Eigentor geschossen: "Prost gewinnt alle 16 Grand Prix, denn den Williams kann sogar eine Puppe fahren."

Mansells "Muppets Show" brachte Willi Weber, seit Jahren väterlicher Betreuer und Manager von Michael Schumacher, auf die Palme: "Prost hat die WM noch lange nicht in der Tasche. Er scheut das Risiko und fährt nicht immer hundert Prozent. Das haben ihm die jungen Fahrer voraus." Seinem Schützling traut er zu, "ein bis drei Rennen zu gewinnen".

In die Euphorie um den Schumacher- Boom hierzulande mischen sich auch kritische Untertöne. Tourenwagen-Fahrerin Ellen Lohr (Mönchengladbach), schnellste Frau Deutschlands, befand offen: "Er ist aus einer Kombination von Talent und Glück WM-Dritter geworden. Es wird schwer, das zu wiederholen." Ex-Formel-1-Fahrer Hans-Joachim Stuck (Westendorf), zweimal Le- Mans-Sieger und DTM-Champion 1990, warnt: "Schumacher wird noch Lehrgeld zahlen."

Christian Danner, der 1993 in der amerikanischen CART-Serie und der DTM seinen zweiten Frühling erlebt, gibt darüber hinaus zu bedenken, daß Schumachers Selbstvertrauen nur deshalb unheimlich groß sei, "weil er noch kein Negativerlebnis hatte". Und zugleich schränkt er ein: "Schnell sind viele. Erst wenn Michael mit einem nicht konkurrenzfähigen Auto einen Grand Prix gewinnt, ist er ein wirklich Großer."

Doch zumindest in dieser Saison dürfte Schumacher keine Probleme mit der Qualität seines Gefährts bekommen. sid

IOC-Präsident riet zur Aufgabe bei der Olympia-Bewerbung Mailand zog Kandidatur zurück Korruptionsskandal ein wesentlicher Grund / Berlin bedauert

Mailand hat das Rennen um Olympia 2000 aufgegeben. Der Präsident des privaten Organisationskomitees, Sportartikelhersteller Sergio Tacchini, verfügte bereits am Freitag in interner Runde, die Bewerbung zurückzuziehen. Am Montag wurde es publik. Am Donnerstag wird diese Entscheidung dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) am Rande der Exekutivtagung in Atlanta offiziell mitgeteilt. Mailand ist nach Taschkent der zweite Olympia-Bewerber, der seine Aktivitäten vorzeitig einstellt. Damit treten bei der Wahl der Olympiastadt 2000 am 23. September in Monte Carlo als Konkurrenten von Berlin noch die favorisierten Städte Sydney und Peking sowie Manchester, Istanbul und Brasilia an.

Marita Molina, stellvertretende Pressesprecherin der Olympia-GmbH, begründete die aktuelle Entwicklung mit politischen Problemen in Italien: "Es geht um Korruptionsfälle, die unglaublich sind. Nur das hat dazu geführt, daß sich Mailand zurückzieht. Mit unserer Kandidatur selbst hatten wir keine Probleme. Alles war solide privat finanziert."

Die Vorentscheidung fiel bereits Mitte letzter Woche. Tacchini, erst im Februar zum neuen Olympia-Präsidenten gewählt, traf sich mit IOC-Präsident Juan Antonio Samaranch. Dabei soll ihm von Samaranch geraten worden sein, die Kandidatur zurückzuziehen, da für das IOC politische Sicherheit und Klarheit eminent wichtig seien. Hintergrund ist der Korruptionsskandal in der lombardischen Stadt, der jeden Tag neue Schlagzeilen schreibt. Staatsanwalt Antonio di Pietro, der mit hartem Besen den sozialistischen Filz bekämpft, ist so etwas wie ein neuer Volksheld geworden. Seine Recherchen ergaben: Jahrelang haben Baulöwen politischen Entscheidungsträgern Geld in Kuverts zukommen lassen, Billiarden Lire wurden ins Ausland verschoben. Im Gespräch ist dabei auch der ehemalige Staatspräsident Bettino Craxi.

Unabhängig davon hatte die unkonventionelle Bewerbung einer Privatinitiative aus der Hauptstadt der Mode, hinter der auch Medienzar Silvio Berlusconi und Fiat- Chef Giovanni Agnelli standen, beim IOC häufiger für Stirnrunzeln gesorgt. Die Mailänder Millionäre waren den "Herren der Ringe" offenbar nicht konventionell genug. Bei Mitbewerber Berlin herrschte am Montag keine Schadenfreude über den Rückzug Mailands: Senatssprecher Butz bedauerte die Entscheidung. sid

Neue Initiative im "Fall Johnson" Ist Stottern sein Schicksal? Franzosen wollen Kanadier helfen / Franke: Schwachsinn

Im Beisein seiner Mutter Gloria traf Ben Johnson im Haus des Anwalts David Kent die letzte Entscheidung seiner Sprinter-Karriere. Danach verkündete ein 13-Zeilen-Papier den Rücktritt des 31 Jahre alten Exweltrekordlers, der sich "weiter unschuldig" fühlt, aber nach seinen Angaben die Verfahrenskosten von 60 000 bis 100 000 Dollar scheut, um sein "Recht" zu erkämpfen. Wäre er überzeugt davon, es wäre ihm ein Leichtes gewesen, das Geld aufzutreiben: Derzeit flattern ihm Interview-Offerten über sechsstellige Summen ins Haus.

Darüber hinaus hat die Entwicklung im "Fall Johnson" am Montag eine imposante Entwicklung genommen. Zumindest Frankreichs Stotterer-Vereinigung sieht für ihren kanadischen Leidensgenossen eine Chance. Die im Elsaß ansässige 800 Mitglieder starke Vereinigung der Sprachgestörten (AFB) will nach den Worten ihres Präsidenten Jean-Jacques Kapp die Doping-Diskussionen in dieser konkreten Angelegenheit in neue Bahnen lenken. Eine US-amerikanische Untersuchung soll nämlich aussagen, daß Stotterer (wie Johnson) in bestimmten Situationen einen erhöhten Ausstoß des männlichen Hormons Testosteron verzeichnen.

"Für uns ist das im Moment kein Anlaß, den Fall neu zu überprüfen", kommentierte Jayne Pearce, Sprecherin des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, etwas ungläubig diese Nachricht. "Rubrik Schwachsinn. Ich kenne die gesamte Literatur. Es gibt keine ernsthafte Studie, die das belegt", reagierte der Heidelberger Molekular-Biologe Prof. Werner Franke, seit Jahren Doping-Experte, auf den Vorstoß der Vereinigung der Sprachgestörten Frankreichs (AFB). Franke meinte weiter: "Johnson stotterte schon immer. Seine natürlichen Werte sind seit vielen Jahren dokumentiert. Er dürfte nicht erst jetzt von Natur aus einen erhöhten Wert aufweisen."

Am Freitag war bekanntgegeben worden, daß bei dem Sprintstar durch die IAAF ein deutlich erhöhter Testosteron/ Epitestosteron-Quotient von 10,3 festgestellt wurde. Der Normalwert liegt bei 1,0, ab 6,0 erfolgt eine Sperre. Darauf ließ Johnson am Samstag durch seine Anwälte bekanntgegeben, daß er keinen Einspruch einlegt, was einer Rücktrittserklärung gleichkam. Johnson begründete seine Entscheidung nicht nur mit den hohen Kosten für einen Einspruch, sondern auch mit seinem Alter und der Verpflichtung gegenüber seiner Familie. Allerdings beharrte er darauf, daß er keinerlei verbotene Substanzen seit seinem Comeback 1991 zu sich genommen habe. sid

"Mahnmale in Berlin nicht verdecken" Bubis unterstützt Olympia-Bewerbung

Ignatz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, unterstützt die Berliner Bewerbung um Olympia 2000. Anläßlich eines Besuches bei der Berliner Olympia-GmbH erklärte Bubis in einem Pressegespräch, daß er vor fünf Jahren zu den Gründern des Frankfurter Büros gehörte, das die Olympischen Spiele zur Jahrtausendwende nach Frankfurt holen wollte.

Bubis erklärte dazu: "Nach der Wiedervereinigung war ich einer der ersten, der sich für Berlin einsetzte." Neben persönlichen Gründen - er lebte vor seinem Umzug nach Frankfurt lange in Berlin - hofft der Zentralratsvorsitzende auf die erfolgreiche Bewerbung der neuen deutschen Hauptstadt: "Wir müssen nicht nur dem Ausland und der Welt zeigen, daß wir andere Spiele als 1936 wollen, sondern insbesondere uns selbst."

Dabei setzt Bubis auch auf die Wettkampfstätten, in denen noch heute Skulpturen für ein rassisch reines Menschenbild aus der nationalsozialistischen Zeit stehen. "Wir dürfen diese Mahnmale nicht verdecken, das wäre eine Flucht aus der Geschichte. Wir müssen einen Kontrast herstellen", so Bubis. Dieser Kontrast sollte den Charakter eines modernen, friedfertigen Deutschland mit Menschen aller Nationen darstellen.

Die Planung, den olympischen Fakkellauf auf der gleichen Strecke wie 1936 zu veranstalten, begrüßte Bubis. Nach seinen Worten sei es eine gute Idee, auch die Gedenkstätte in Theresienstadt einzubinden.

Ob sich Bubis bei einem Scheitern Berlins um die Ausrichtung im Jahr 2000 auch für Olympia 2004 oder 2008 einsetzen würde, beantwortete er ausweichend: "Ich setze auf Olympia 2000." sid

Darmstadts Vorstoß wird beraten Große Unterstützung für neues Abstiegs-Modell

Die Masse der abstiegsbedrohten Klubs der Zweiten Fußball-Bundesliga will gegen die eigene Liga-Reform "putschen". Elf von 24 Vereinen streben eine Verringerung von sieben auf nur noch fünf Absteiger am Ende der laufenden Spielzeit an. Rolf H. Kaiser, Vizepräsident von "Rädelsführer" SV Darmstadt 98, meint zu der Problematik, die auf der Liga-Tagung am Dienstag in Frankfurt im Mittelpunkt des Interesses steht: "Wir sind gegen jede weitere Zentralisierung über 22 Vereine hinaus."

Schon Anfang Januar begannen die Darmstädter, neben dem SV Meppen vor der Saison einziger Gegner des im DFB- Liga-Ausschuß verabschiedeten Reformplans, wonach die Klasse binnen zwei Jahren bis zur Saison 1994/95 von derzeit 24 Teams auf 18 abgebaut werden soll, mit der Werbetour für ihr eigenes Modell. Anfänglich folgten nur fünf Klubs. Inzwischen sind es elf Vereine.

Nachdem der ursprüngliche Plan eine Mehrheit von 22:2-Stimmen im Unterhaus gefunden hatte, schwenken jetzt die vor dem Abstieg ins Amateurlager stehenden Vereine scharenweise um. Benno Beiroth, Sportlicher Leiter bei Schlußlicht Fortuna Düsseldorf, sagt aber auch: "Irgendwie habe ich ein ungutes Gefühl dabei, eine von uns allen beschlossene Spielordnung plötzlich wieder zu ändern."

Juristisch ergäben sich ebenfalls Probleme. "Es muß bei einem tatsächlichen Antrag durch den Ligaausschuß an den DFB-Beirat geprüft werden, inwieweit die Amateurvereine benachteiligt werden", meint DFB-Jurist Robert Weise. Schließlich hatten die Amateure im Beirat dem Reduzierungsplan und damit lediglich drei Zweitliga-Aufsteigern aus den Oberligen nur unter der Prämisse zugestimmt, daß die 2. Liga nach der deutschen Vereinigung innerhalb von zwei Jahren um sechs Klubs reduziert wird.

"Der rechtliche Grundsatz lautet: Während der Saison darf an Auf- und Abstiegsregelung nur dann etwas geändert werden, wenn dadurch niemand benachteiligt wird", meint Weise weiter. Rolf H. Kaiser sieht jedoch keine Benachteiligung: "Die Zahl der Absteiger dürfte nicht erhöht werden. Eine Verringerung kann jedoch keine Benachteiligung sein." Kaiser erinnert in diesem Zusammenhang an die sogenannte "Lex Schalke" aus der Saison 1964/65: Damals wurde die Bundesliga von 16 auf 18 Vereine aufgestockt, nachdem der Traditionsklub und der Karlsruher SC schon abgestiegen waren.

Am Montag nachmittag kamen die Zweitliga-Vertreter in Frankfurt zur Diskussion der strittigen Frage zusammen. Per Abstimmung sollte vorentschieden werden, ob der DFB-Ligaausschuß die vorgeschlagene Änderung der Abstiegsregelung beim Beirat, der im April wieder tagt, beantragen soll. Der Ligaausschuß wird sich am heutigen Dienstag in Frankfurt mit dem Thema befassen. sid

Mit neuem Griff zum deutschen Stabhochsprung-Rekord Holl träumt von Höherem Prämienjäger Bubka würde den Schwaben für verrückt erklären

Sein Vorbild Sergej Bubka, der für Weltrekord-Steigerungen pro Zentimeter sechsstellige Summen kassiert, würde ihn wahrscheinlich für verrückt erklären. "Das kann schon sein", meint Werner Holl und lacht. Deutschlands neuer Stabhochsprung-Star steigerte seine Bestleistung am Sonntag in Nördlingen wie im Rausch von 5,60 m auf 5,80 m, sprang gleich dabei viermal deutschen Hallenrekord und zehn Zentimeter höher als der bisher beste Deutsche unter freiem Himmel.

Doch ganz leer ging der 23 Jahre alte Stuttgarter Mathematik- und Physik-Student, der die Steigerung vor allem dem 5,10 m langen neuen Stab und veränderter Griffhöhe (5,00 m statt 4,80 bis 4,90) verdankt, nicht aus. "Es gab schon eine Prämie in vierstelliger Höhe", verriet der 1,85 m große und 78 Kilo schwere Senkrechtstarter nach einer Rekordserie, "die ich jetzt selbst einmal richtig realisieren muß".

In der aus deutscher Sicht international am schwächsten besetzten Disziplin - Peter Volmer (Wattenscheid) stand mit seinem neun Jahre zuvor ebenfalls im Sportpark Nördlingen erzielten 5,65 m bisher nur an 57. Stelle der "ewigen" Hallen-Weltrangliste - rückte der Schwabe mit seinem neuen deutschen Rekord immerhin an die 19. Position der Weltrangliste.

Höher als der Schützling von Trainer Ivan Machura-Böhm sprangen 1993 bisher nur fünf Athleten einschließlich Sergej Bubka (Ukraine), der beim 34. Weltrekord seiner Laufbahn am 21. Februar dieses Jahres in seiner Heimatstadt Donezk 6,15 m schaffte: Rodion Gataullin verbuchten 6,00 m, Olympiasieger Maxim Tarassow, der Olympiazweite Igor Trandenkow (alle Rußland) und Grigori Jegorow (Kasachstan) übersprangen allesamt 5,90 m.

Und so hievte sich Holl, eine Woche zuvor mit 5,40 m nur deutscher Vizemeister, auf seinen bisherigen Karriere-Höhepunkt: Als Helmar Schmidt (Fürth/5,45 m) als letzter Rivale schon draußen war, riß der neue "Himmelsstürmer" nach vier bisher gescheiterten Versuchen in dieser Hallensaison auf Anhieb den Rekord an sich. Dann nahm er 5,71 m - ein Zentimeter mehr als Polens früherer Olympiasieger Wladyslaw Kozakiewicz (Hannover) bei seinem deutschen Freiluft- Rekord von 1986. Erneut im ersten Versuch meisterte Holl schließlich 5,76 m, nahm dann unglaublich anmutende 5,80 m im zweiten Versuch, bevor er bei 5,83 m dreimal scheiterte und dennoch hochzufrieden mit seiner phantatischen Leistung war.

"Man darf jetzt bei der Hallen-WM in Toronto nicht zu viel erwarten", sagt Holl, der mit 17 Jahren als Mehrkämpfer zum Stabhochsprung kam und 1990 bei der Bundeswehr-Sportförderkompanie Böblingen den "großen Schub" erhielt. Natürlich schaut er jetzt schon weiter und strebt weitere Ziele an: So will sich Holl im Sommer durch eine Stabilisierung im Bereich über 5,60 m das WM-Ticket für Stuttgart holen.

Keine Frage: Der schnellkräftige Mann, der laut Bundestrainer Fritz Zintl als einziger deutscher Stabhochspringer die 100 m unter elf Sekunden laufen kann (Bestzeit 10,70), gilt schon seit längerem als größte DLV-Hoffnung. Steigerungen um 60 Zentimeter im Jahre 1990) und nochmals 50 im Jahre 1991 folgte 1992 bei 5,60 m die Stagnation. Dafür setzte er nun mit einem neuem Stab offenbar zu weiteren, großen Höhenflug an. sid

Schwimm-As klagt über Schulterprobleme Spezialprogramm für lädierte van Almsick

Das Vormittags-Training der besten deutschen Schwimmerin fiel am Montag kürzer aus als gewöhnlich. Die Berlinerin Franziska van Almsick (14) und ihr Trainer Dieter Lindemann nahmen sich eine halbe Stunde Zeit, um das Training bis zu den Europameisterschaften vom 3. bis 8. August in Sheffield durchzusprechen. Das Ergebnis: Lindemann entwickelt spezielle Übungen, die Franziskas schmerzende linke Schulter schonen. Van Almsick hofft, in vier bis sechs Wochen wieder fit zu sein. Coach Lindemann hat nach medizinischen Konsultationen ein spezielles Übungsprogramm entwickelt. Ob die Sportgymnasiastin vom 19. bis 21. März beim Jugend-Schwimmfest in Bonn an den Start geht, ist noch ungewiß. sid

Fernfahrt Paris-Nizza Cipollini gewann den Spurt des Feldes

Wie im Vorjahr hat der italienische Radprofi Mario Cipollini die zweite Etappe der Fernfahrt Paris-Nizza gewonnen. Auf dem 220 Kilometer langen Teilstück von Meung-sur-Loire nach Nevers erreichte der 25jährige im Spurt das Ziel und verwies dabei den Usbeken Dschamolidin Abduschaparow auf den zweiten Rang. Als bester deutscher Fahrer kam der Geraer Olaf Ludwig zeitgleich mit dem Tagessieger auf dem 14. Platz ins Ziel. Wie der Weltcupsieger kamen weitere 154 Fahrer im Massenspurt an.

Trotz des Sieges von Cipollini, der schon bei der Mittelmeer-Rundfahrt im Februar zwei Etappensiege verbuchen konnte, blieb der Schweizer Axel Zülle nach seinem 32. Rang am Montag im Gesamtklassement weiter Erster mit einer Sekunde Vorsprung vor dem Niederländer Erik Breukink und Francis Moreau aus Frankreich. Auf der Flach-Etappe kam das 157köpfige Fahrerfeld mit erheblicher Verspätung an. sid

Schienenstrang zur Schädelstätte Werner Schroeter inszenierte Dmitrij Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk"

FRANKFURT A. M. Kein Vorhang, offene Bühne, weites Land. Russische Erde, schrundig-geborsten, links haldig aufgeworfen neben einem Schienenstrang, rechts leicht geneigte Fläche, halmlos, hartgewordener Klärschlamm, unauffällig mineralisch glitzernd.

Das Land ist trächtig von Angst und Mord. Die Gefühle steigen auf wie böse Dünste. Das Land gebiert Ungeheuer, die einander quälen, prügeln, umbringen. Die Menschen kommen wie aus dem Boden gekrochen, kleben an der Erde wie Gewürm, lagern, einzeln oder als Masse, nach ihren dumpfen Verrichtungen erschöpft auf dem Boden, der sie nährt mit seinen Giften.

Vier Männer mit nackten Oberkörpern arbeiten an der Schiene, legen Bohlen unters Gleis, verschrauben sie mit großen Schraubenschlüsseln. Die Männer betätigen sich mühsam, müde, im Zeitlupentempo, zwischendurch erstarren sie stehkaderartig mitten in der Bewegung, werden für lange Augenblicke zu Monumenten beschmutzten, elenden Arbeiterseins. Wenn, nach fast drei Aufführungsstunden, die Schwellen festgemacht sind, erscheint am Ende der Schiene eine Pyramide aus Schädeln: Sibirien, mythischer und realer Ort von Anti-Aufbruch, Nicht- Amerika, Un-Fruchtland.

Doch Sibirien ist schon Anfang, Mitte und Element dieser elenden, grausamen Handlung. Das russische Leben als Gulag. Straflagersituation. Kein Rückzug ins Private möglich. Die bürgerlichen Freiheiten unbekannt. Wie sollte da Menschenwürde entstehen, wo es keine Schutzzone der Intimität gibt? Im Offenen, Unbehausten kann jeder jeden belauern: Glasnost als perverse gesellschaftliche Aberration.

Überaus zwingend dieser Darstellungsmodus in Werner Schroeters Frankfurter (Erst-)Inszenierung der zweiten Oper Dmitrij Schostakowitschs, die heute mit Recht zu den meistaufgeführten Musiktheaterwerken des 20. Jahrhunderts gehört. Zentral und dominant für Schroeters Optik ist der von Alberte Barsarcq geschaffene Bühnenraum, seine eminente Suggestiv- und Deutungskraft.

Schostakowitschs Stück ist eine übervolle Pandorabüchse musikdramatischer Kruditäten, wie es in der Opernliteratur seinesgleichen sucht. Zudem ein würdiges künstlerisches Dokument der furchtbaren dreißiger Jahre, als solches wohl auch von den dümmsten Offiziellen erkannt und verdammt (vom Autor freilich listig "gerettet" durch geringfügige Bearbeitung und Umtitelung von "Lady Macbeth des Mzensker Landkreises" in "Katarina Ismailowa"). Die sowjetische Aufführungstradition des Werkes bewegte sich zwischen derbem und abgemildertem Naturalismus. Von den jüngeren deutschen Inszenierungen ist vor allem die Darmstädter mit dem Regisseur Gerd Heinz in bester Erinnerung. Ihre magisch-expressive Spur setzen Schroeter und Basarcq in Frankfurt fort, bereichert um die tragfähige Idee des vereinheitlicht "sibirischen" Schauplatzes.

Schostakowitsch zimmerte aus einer Erzählung N. S. Leskows (Mithilfe eines Mitarbeiters am Libretto) einen Bilderbogen roher Leidenschaften und Schandtaten. Einige Motive überschneiden sich mit Janaceks etwas älterer Ostrowskij- Vertonung "Katja Kabanowa", aber die Unterschiede liegen klar zutage. Dort eine zutiefst humanistische Grundhaltung, Identifikation mit der Ehebrecherin, einer Passionsfigur in anklägerisch gesehener Umgebung. Bei Schostakowitsch dagegen scheint die Sozialkritik radikalisiert zur Diagnose des triumphierenden Bösen, das alles kontaminiert. Unterdrückung erzeugt in der Hauptfigur Katarina nicht Reue, Ergebung, Selbstdestruktion, sondern aggressive Mordlust (und verletzter Eros wird in Geilheit umgebogen). Katarina tötet umstandslos zwei Feindmänner, am Ende noch eine Rivalin und sich selbst. Das waren sicherlich für den Autor drei Wunschmorde, nicht ohne Genuß imaginiert in einer mörderischen Zeit, in der sich die Todesangst eines sich bedroht Fühlenden in eigenen Gewaltphantasien Luft zu schaffen versuchte. Die stalinistische Ordnung gebiert nichts als Ungeheuer.

Roh und zerrissen auch das musikalische Sprechen, gerade weil es sich nicht monoman in bruitistischem Bramarbasieren erschöpft. Krass und nahezu unverbunden prallen kontroverse Ausdrucksschichten aufeinander. Grell und lärmend die allgegenwärtige Sphäre von Gewalt. Karikaturistische Überzeichnung. Die Liebessehnsucht Katarinas klingt echt und "eigentlich". Beim ersten Zusammensein mit dem Liebhaber dann aber tänzelnd-parodistische Töne, katzenhafte Sexualrhetorik. Ordinär plakativ die vollorchestrale Abmalung des Geschlechtsakts (den Schroeter auf offener Bühne schonungslos simulieren läßt) bis hin zur behaglich grinsenden Ermattung (Posaunenglissando). Im ganzen Schlußakt (Sibirien) dann das große, leuchtende Leidenspathos, wie man es aus den Steigerungen in Schostakowitschs langsamen Symphoniesätzen kennt. Gewissermaßen als Fremdkörper in der Partitur überdies die eingelagerte Komik, vor allem die grauenhafte Schmissigkeit der Polizistenszene, schwarze Apotheose des Militarismus, hilfloser Bann einer Realität, die dem Komponisten angstvoll nah war wie nur irgend etwas in dieser katastrophalen Geschichte.

Bedenkt man die rüde gefetzte Handlung, auch und gerade die Sprünge und Brüche der Musik, die nur zusammengehalten wird durch den Furor ihrer zerstörerischen Wucht, ihrer niemals aussetzenden, ätzenden Detailgenauigkeit, dann ist auch zu beobachten, daß die Frankfurter Interpreten, vielleicht zum ästhetischen Heil ihres Unternehmens, eine deutliche Schwenkung weg vom Werkgehalt vollzogen. Schroeter erfaßt das Rohe nicht unmittelbar, sondern elaboriert gleichsam ausgekocht Rohes. Die in den Bildern von André Diot hergestellten Lichtwirkungen sind von erlesener Delikatesse. Die Chöre (wohleinstudiert von Johannes Mikkelsen) agieren und lagern in gesättigten Elendsgruppierungen, die auch so etwas wie einen Dekorationswert haben. Grausame Realität ist geronnen zur Grausamkeits-Ikone. Aggression und Schmerz zeigen sich als Ritual. Aus den Personen ist Leben weithin entwichen. Sie wandeln und wanken daher wie Nachtwandler des Bösen, Untote auf Blutjagd. Valeri Alekseev als Katarinas Schwiegervater: Aus der Geducktheit aufsteigende Gewaltbereitschaft, lauernder Voyeurismus eines Impotenten, machtvoll, aber diszipliniert in der stimmlichen Entfaltung. Der Tenor Ryszard Karczykowski als sinnfällig bläßlich-korrekt verkörperter Ehemann. Sergej Larin, der Liebhaber, ein machohafter Glücksritter, der das Pech hat, in die mörderischen Kreise Katarinas zu kommen. Der grandiosen Bösartigkeit der Frau hat er nur eine kleine Durchschnitts-Schuftigkeit entgegenzusetzen; damit wird er wohl sogar in Sibirien überleben. Auch er ein gesanglich prägnanter Darsteller. Sylvia Mitton (Axinja), Dieter Bundschuh (der Schäbige) und Aloysius Strahl (mit dem russischen Topos des närrischen Betrunkenen) in wichtigen Nebenrollen scharf schraffiert. Mit einer vielleicht weisen Unentschiedenheit nähert sich Schroeter der Hauptgestalt Katarina, die von Kristine Ciesinski nicht zum wütigen, stimmgewaltigen Monstrum gemacht wird, vielmehr verletzliche und zarte Facetten behält, mit der Fähigkeit zu flammend ausfahrender, bisweilen etwas eng mensurierter Höhenlage, darstellerisch bald hoheitsvoll, bald wahnhaft abwesend und zu Tics flüchtend - der Filmemacher Schroeter reproduziert hier ausgiebig einen Teil seines geläufigen Instrumentariums an "klinischen" Studien.

Mit der Entscheidung, daß die Aufführung in der russischen Originalsprache gebracht wurde, ist vielleicht ein Hang zu exzentrischen Effekten markiert, denen diese Produktion auch ansonsten nicht abhold war. Aber was französischen und italienischen Opern billig ist, sollte den slawischen nicht unrecht sein, auch wenn es selbst auf den größten deutschen Bühnen noch nicht Usus ist. Freilich kann das Hausensemble, Nebenrollen ausgenommen, dabei wieder daheim bleiben, muß eine Spezialistenequipe (mit vor allem polnischen Künstlern) herangezogen werden. Exzentrisch tatsächlich aber noch weiteres: eine gezähmte Gans als immer wieder einmal auftauchendes Kontrast-Emblem (unbeschädigte Natur?), ein im Hochzeitsbild enigmatisch am Horizont entlanghuschender Pappdrachen (Anspielung auf Martin Steinhoffs letzthin mehrfach geäußertes Diktum, Oper sei ein Dinosaurier?). Vor allem aber der vor dem Schlußakt dröhnend und klingelnd herunterfahrende "Eiserne Vorhang", das nun ein wirklich atemberaubend-verstörender Effekt, der selbst durch die Rohheiten Schostakowitschs kaum legitimiert wird. Schlagende Trennungslinie nach Sibirien, dessen Gegenwart doch vorher für die Werksicht programmatisch schien? Womöglich wäre dies nur die etwas hinfällige dramaturgische Rationalisierung der viel banaleren Notwendigkeit, den in einer Hängematte am Orchestergrabenrand deponierten ermordeten Ehemanndarsteller endlich fürs Publikum unsichtbar aus seiner unbequemen Lage zu befreien.

Einige Fragezeichen entwerten indes nicht den hohen künstlerischen Rang der szenischen Interpretation. Musikalisch wurde dieses Niveau unter der Leitung von Eberhard Kloke nicht ganz erreicht. Kloke, auf Betreiben Schroeters relativ spät in diese Produktion hineinmanövriert, gilt als intelligenter, wagemutiger Musiker, der mit seinen Bochumer Symphonikern erregende Konzertprogramme macht. Umso überraschender manche idiomatische Unsicherheiten seines Frankfurter Dirigats. Bereits zu Beginn verwundert ein eher verwaschenes Klangbild mit wenig hervortretender Klarinette und laschen Bässen, als wenn die harten Konturen Schostakowitschs in romantischen Mischklang hineinmoderiert würden. Im Tutti dann weniger schneidende Schärfe als undifferenziertes Poltern. Bei den Tempi durchweg ein Hang zum Gemächlichen, auch dann auf der Stelle Tretenden, wenn es im Sturmschritt vorangehen müßte. Frappierend die Idee, einen Teil der Blechbläser bei manchen Szenen oben auf der Bühne zu postieren. Doch nicht immer gelang dabei eine Stärkung der Klanggewalt; gelegentliche Koordinationsschwierigkeiten zeigten dann wohl doch die Grenzen von Klokes Metier. Ein achtbarer, aber gewiß nicht restlos überzeugender Einstand für diesen interessanten, ehrgeizigen Musiker, dem das Opernorchester mit nicht bloß routinierter Bereitschaft beisprang. Der breite, durchweg dichte Abend enthielt auch das oft gestrichene kleine Solo des "sozialistischen", über Gott und die Frösche meditierenden verhafteten Lehrers inmitten der Polizistenepisode - miniaturhaftes Abbild des großen Dramas, von Heinz Meyen mit anrührender Simplizität und Wehrlosigkeit dargeboten.

HANS-KLAUS JUNGHEINRICH

Sieg für die Eigenwilligsten Das 1822-Rockfestival

Die große Koalition hat am Sonntag abend in Frankfurt das Rennen gemacht: "Spilling The Juice" aus Kronberg und die Dietzenbacher "Humanimal Bunch" landeten beim Finale des "1822-Rockfestivals" gemeinsam auf Platz eins. Am Ende eines langen Wahltags in Rhein-Main zog mit "Fake No More" auf dem dritten Rang eine weitere Band nicht ins Rathaus, aber in die Proberäume ein, die es beim Sparkassen-Wettbewerb zu gewinnen gab.

Sechzig Combos hatten ursprünglich ihre Kandidatur für diesen alljährlich ausgetragenen Wettbewerb der Sparkasse angemeldet, fünfzehn von ihnen waren in die Vorentscheidungen gekommen, sechs kämpften schließlich am Sonntag in der Music-Hall um die Gunst der Wähler. Als erste starteten "Insect Voyeur" in den Wahlkampf. Ihr Slogan: "Independent Rock", eine unabhängige Liste also und international dazu. Denn den Spitzenkandidaten an den Mikrofonen, Ian McDade und Emma Griffiths, war der britische Zungenschlag deutlich anzuhören. Trotz ihres entschlossenen Auftritts mit B-52's-Anklängen und galoppierendem Schlagzeug konnten die Voyeure das Volk aber nicht überzeugen. Zu eindimensional blieb der Sound, zögernd der Vortrag.

Niedrige Voten auch für die Indie-Rokker "Candy" mit ihrer kapriziösen Sängerin Stella Stavrianos. Den zerrissenen Hosen nach eher der Anarcho-Szene zuzuordnen, lockte die Band die Wähler mit lieblichen Liedanfängen, um dann schlagartig wütend zu werden - vergebens.

Mit einer multikulturellen Liste gingen "The Should B's" auf Stimmenfang. Vom Schlagzeuger in Monteurskluft bis zum Bassisten im Siebziger-Jahre-Langhaar- Design war optisch jede Stilrichtung vertreten. Matthias Vogt und Pramila Chenchanna rappten den Gästen die Vorteile ihrer Politik um die Ohren, scheiterten aber letztlich doch an irgendeiner Prozentklausel. Denn die Sieger, das war schnell deutlich, konnten nur unter den drei eigenwilligsten Parteien zu finden sein: "Spilling The Juice" mit ihrem furiosen Auftakt, jeder Menge Spielfreude, zielsicherem Satzgesang und zum Schluß mit einem Medley ihrer eigenen Songs. "Humanimal Bunch", die mensch-tierischen Industriellen, mit ihrem maschinenartigen Brachialprogramm, dem bösen, bösen Frontmann Michael Glindemann und der größten Stammwählergemeinde samt Stage-Divers. Und "Fake No More", die schrägen Jazzer, die Arbeiter und Bauern in langen Unterhosen und ländlichen Trachten, die mit den witzigen Ansagen vor den Liedern: "Ich wünsche Ihnen viel Erfolg." Das Volk hat entschieden (und natürlich die Jury, immerhin zu 50 Prozent). Die Besten haben gewonnen. Die Rechten sind draußen geblieben. Fazit: Nach 18 Uhr wird in Frankfurt besser gewählt.

THOMAS STILLBAUER

Isenburger FWG soll in ein festes Bündnis CDU und Liberale haben die Querelen der Vergangenheit satt

NEU-ISENBURG. Die Freie Wählergemeinschaft (FWG) wird einen Teil ihrer politischen Freiheit aufgeben müssen, wenn sie auch künftig zusammen mit CDU und FDP in einem bürgerlichen Block die Isenburger Geschicke bestimmen möchte. Nachdem das Ergebnis der Kommunalwahl die bislang regierende Troika bestätigte, wollen sowohl Christdemokraten als auch Liberale mit einem Koalitionspapier vermeiden, daß es in der nächsten Legislaturperiode wieder zu solchen Querelen kommt, die das Bündnis in den vergangenen Jahren mehrfach zu sprengen drohten.

Spricht CDU-Spitzenkandidat Oliver Quilling noch zurückhaltend von einem "Trend zum Bürgerblock", wird Fraktionschef Theo Wershoven deutlicher: "So kann es nicht weitergehen." Die FWG müsse sich überlegen, ob sie einer "konkreten Absprache" zustimmen wolle.

FDP-Stadtrat Gerhard Gräber stößt ins gleiche Horn: "Das machen wir nicht mehr mit. Das hat uns fast zerrissen." Was Gräber so entschieden ablehnt, ist eine Fortsetzung der bislang "losen Zusammenarbeit" mit der FWG. In den nächsten Wochen müsse ein Koalitionsvertrag aufgesetzt und von allen Partnern unterzeichnet werden.

Augenscheinlich beeindruckt von der schwarz-gelben Entschlossenheit, verzichtet Karl Vey, "Nummer eins" der FWG, auf seine programmatische Standardaussage, daß eine Koalition schon aus dem Selbstverständnis der Wählergemeinschaft heraus nicht diskutabel sei: "Im Augenblick kann ich dazu nichts sagen."

Indes dürfte es für CDU und FDP keine Alternative zur FWG geben, denn die Sozialdemokraten lehnen bislang nicht nur eine große Koalition, sondern auch eine parlamentarische Liaison mit den Liberalen ab. Die Grünen wiederum sehen die SPD als einzig realistischen Koalitionspartner an - auch wenn sie ihre Gesprächsbereitschaft nach allen Seiten betonen.

Dem bisherigen Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Joachim Luft, scheint das gute Abschneiden der Öko-Partei, die von 11,5 auf 15,4 Prozent zulegte, keine Freude zu bereiten. Denn das Absacken der SPD machte nahezu jeglichen Vorteil für Rot-Grün gegenüber den bürgerlichen Drei zunichte. "Außerdem haben alle verloren, denn fast vier von zehn Bürgern dieser Stadt sind nicht zur Wahl gegangen", spricht Luft die geringe Beteiligung von 63,4 Prozent an.

Führt es die CDU auf ihre Stadtpolitik zurück, trotz der umstrittenen Entscheidungen der Bonner Regierung nur 0,2 Prozent verloren zu haben - "ein unerwartet erfreuliches Ergebnis" (Wershoven) -, so sieht SPD-Chef Wolfgang Lamprecht den Stimmenschwund der hiesigen Sozialdemokraten als Folge der "unklaren" Haltung der Bundes-SPD in puncto Asylrecht: "In Neu-Isenburg hatten die Wähler jedenfalls keinen Grund, mit uns unzufrieden zu sein."

Als "Achtungserfolg" bewertet ÖDP-(Solo-)Kandidat Ulrich Felder das Ergebnis von 2,4 Prozent oder 372 Wählerstimmen: "Damit sind wir in Neu-Isenburg sehr viel bekannter geworden." Nach seiner Einschätzung haben die Wähler begriffen, daß seine Partei weder rechts noch links stehe und keinesfalls ein Ersatz für die Republikaner sei. Die Fünf-Prozent-Marke hält er für undemokratisch - zumindest im Falle von Kommunalwahlen. Ohne diese Hürde könnte die ÖDP jetzt mit einem Abgeordneten in den Plenarsaal einziehen. leo

Irritationen bei den Egelsbacher Parteien

EGELSBACH. Obwohl er mit "seinen" Sozialdemokraten weiterhin die stärkste Fraktion hinter sich hat und im Parlament die bisherigen Kräfteverhältnisse bestehen bleiben, überkam Bürgermeister Heinz Eyßen am Montag morgen die Verzweiflung: "Diese Perspektivlosigkeit ist das Schlimmste. Und ich weiß noch nicht einmal, was SPD und CDU falsch gemacht haben sollen."

Was den Verwaltungschef bedrückt, ist nicht nur das Absinken der SPD unter die 40-Prozent-Schwelle und der leichte Verlust beim Partner CDU. Fast noch mehr zu schaffen macht ihm der kräftige Zugewinn der Wahlgemeinschaft Egelsbach (WGE), die sich von 10,4 auf 14,9 Prozent steigerte.

In den Augen Eyßens belohnten die Wähler weder die Fortschritte, die das rot-schwarze Arbeitsbündnis in den vergangenen zwei Jahren erzielt habe, noch bestraften sie die "Tatenlosigkeit" der WGE: "Leistung scheint keine Rolle mehr zu spielen." Vielmehr habe sich bei der Wahlgemeinschaft offenbar das "rechte Protestspektrum" in Egelsbach gesammelt. Zu Unrecht, wie er meint, denn die Abgeordneten der WGE seien beileibe keine Rechtsextremen.

"Warum sollen wir künftig noch was tun? Besser ist doch, man bemüht sich gar nicht." Die Verbitterung ist CDU- Fraktionschef Egon Jury deutlich anzuhören, wenn er sein Fazit zieht. Zum einen sei er zwar erleichtert, daß seine Partei angesichts der schwierigen Situation in Bonn nicht noch mehr Stimmen verloren habe. Zum anderen gelte aber für die WGE: "Die Partei, die fast nichts leistete, hat um 50 Prozent zugelegt."

Außer der WGE konnten sich lediglich die Grünen verbessern, wenn auch nur um 1,1 Prozent. Deren Spitzenkandidatin Gabriele Bloeck glaubt, daß in Egelsbach viele der Bürgerinnen und Bürger für die WGE stimmten, die sich in Kreis und Umlandverband für die Republikaner entschieden.

In mehreren Wahllokalen sei bei der Auszählung der Stimmzettel diese Kombination häufig registriert worden: "Die Rechts-Wähler wußten offenkundig nicht, wem sie in Egelsbach ihre Stimme geben sollten."

Ulrich Hänsel von der FDP, die wie schon 1989 an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte, hätte es, wie er sagt, begrüßt, wenn sich die Republikaner auch in der Gemeinde zur Wahl gestellt hätten: "Dann würden wir jetzt klar sehen, wer nur parteiverdrossen ist, deswegen WGE wählt und wer wirklich rechtsextreme Politik will."

"Es ist wirklich unverschämt", schimpft Manfred Müller von der WGE, "unsere Wähler in diese Ecke reinzudrücken." Nach seiner Überzeugung hätten eher CDU und SPD Federn lassen müssen, wenn in Egelsbach eine Rechtspartei angetreten wäre. Seit die Wahlgemeinschaft 1956 gegründet worden sei, habe sie über ein festes Wählerpotential verfügt.

Allerdings räumt er ein, vom guten Abschneiden der WGE selbst überrascht worden zu sein: "Zumal bis kurz vor der Wahl unklar war, ob wir nicht sogar mangels junger aktiver Mitglieder zurückziehen müssen." Aber dann habe die Bevölkerung augenscheinlich doch gemerkt, "daß die WGE noch nicht zum alten Eisen gehört". leo

Drei Millionen Mark ergaunert

NEU-ISENBURG. Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft haben die Inhaber zweier Isenburger Handelsfirmen mit Betrügereien rund drei Millionen Mark ergaunert. Seit Freitag müssen sich deswegen zwei aus Augsburg stammende, 34 und 36 Jahre alte Brüder vor dem Darmstädter Landgericht verantworten.

Dem älteren der beiden Männer wird vorgeworfen, zwischen 1988 und 1990 Waren zwar erworben und weiterverkauft, die Rechnungen der Lieferanten jedoch nur in den seltensten Fällen beglichen zu haben. Wie es hieß, habe er für Computer, Drucker, Faxgeräte und Edelsteine im Wert von drei Millionen Mark lediglich 200 000 Mark bezahlt.

Die meisten Gläubiger seien entweder völlig leer ausgegangen und hätten ungedeckte Schecks oder Wechsel erhalten. Nur vereinzelt - nach mehrfachen Mahnungen - habe der 36jährige Angeklagte kleine Beträge an die Lieferfirmen überwiesen.

Sein jüngerer Bruder soll als Geschäftsführer der beiden Firmen seine "Aufsichtspflicht" verletzt sowie weder ordnungsgemäß Buch geführt noch korrekte Bilanzen erstellt haben. Als Hauptverantwortlichen sehen die Staatsanwälte jedoch den 36 Jahre alten "Verkaufsleiter" an. leo

Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 10. März, bis Dienstag, 16. März

MÖRFELDEN-WALLDORF. Zu einer Lesung mit Hans-Georg Noack - er liest aus seinem Buch "Rolltreppe abwärts" - lädt die Stadt am Mittwoch, 10. März, 10 Uhr, auf die Empore der Stadthalle ein. Eintritt frei.

Musikfreunde sind für Mittwoch, 10. März, um 16 Uhr zum Akkordeonkonzert in den großen Saal vom Altenhilfezentrum eingeladen; der Eintritt ist frei.

Heidi Kabel, Heidi Mahler und Michael Koch spielen die Hauptrollen in der Komödie "Oh, diese Eltern", die am Samstag, 13. März, in der Stadthalle auf dem Programm steht. Beginn 20 Uhr, Eintritt sieben Mark.

RÜSSELSHEIM. Mozarts Oper "Die Zauberflöte" steht am Mittwoch und Donnerstag, 10. /11. März, im Stadttheater auf dem Spielplan. Aufführungsbeginn ist jeweils um 17 Uhr.

"Nachtabenteuer" offerieren "Die Kirschdiebe" am Mittwoch, 10. März, in der Stadtbücherei. Das literarische Musikkabarett mit Texten von Morgenstern, Mühsam und Wedekind beginnt um 20 Uhr, Eintritt fünf Mark.

Kabarett gibt es am Mittwoch, 10. März, auch im "Rind". Dort gastiert um 20.30 Uhr Philippe Sonntag mit seinem Programm "Kolbenfresser".

In der Reihe "Forum Rhein-Main" spielen am Donnerstag, 11. März, die Gruppen "Paper Moon" und "Steel Dawn" im "Rind". Das Rockkonzert beginnt um 21 Uhr.

"Die respektvolle Dirne" stellt sich am Freitag, 12. März, im Stadttheater vor. Das Schauspiel von Jean-Paul Sartre beginnt um 20 Uhr.

Die Laienspielschar des Gesangvereins "Frohsinn" Königstädten zeigt am Samstag, 13. März, in der Mehrzweckhalle der Gerhart-Hauptmann- Schule um 20 Uhr die Komödie "Das vermietete Bett".

Zu Bachs Oratorium aus der "Matthäus-Passion" lädt die Kantorei der Stadtkirchengemeinde für Sonntag, 16. März, 16 Uhr, ins Stadttheater ein.

Neue Geschichten vom Sams und Auszüge aus seinem neuen Buch "Neben mir ist noch Platz" stellt Autor Paul Maar auf Einladung des Bücherhauses am Sonntag, 16. März, um 15 Uhr während einer Lesung im großen Saal der evangelischen Stadtkirchengemeinde vor. Eintritt drei und fünf Mark.

NAUHEIM. Mit Kurzfilmen und Livemusik feiert das "Riedcasino" am Samstag, 13. März, sein zwölfjähriges Bestehen. Dabei sind Annette Stock von der Rüsselsheimer Band "Die Hexen" und Bernardo Sandoval mit seiner Gruppe. Das Kino-Fest beginnt um 19.30 Uhr, die Karten kosten 13 Mark.

GERNSHEIM. Die Schauspielerin Liesel Hambach trägt am Freitag, 12. März, im Gernsheimer Gymnasium Auszüge aus Christine Brückners Buch "Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen" vor. Die als Theateraufführung konzipierte Lesung beginnt um 20 Uhr, der Eintritt kostet zehn Mark. wal

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Hofheim. Stadthalle: Miss Daisy und ihr Chauffeur, Komödie, 20 Uhr.

Schwalbach. Bürgerhaus: Festliches Konzert mit dem Kammerorchester Schwalbach, Leitung H. Grosser, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Tom und Jerry - Der Film (16 Uhr); Faust (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Bram Stoker's Dracula (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Sneakers - Die Lautlosen (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Der kleene Punker (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr);

Kino 3: Liebling wir haben ein Riesenbaby (15 Uhr); Hape Kerkeling - Kein Pardon (20.15 Uhr).

Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Verhängnis (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz: Salvador Dali, 15 bis 18 Uhr (bis 31. 3.).

Hofheim. AOK, Wilhelmstraße 16: "Die positive Kraft des Schönen", Werke der Malerin Ortrud Philipp-Gutberlet, 8.30 bis 12.15 Uhr (bis 31. 3.).

Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).

Liederbach. Rathaus: "Seh-Weisen" von Gabriele Schliesser, Werner Keller und Doris Schwager, 9 bis 12, 15 bis 19 Uhr (letzter Tag).

Schwalbach. Rathaus: "Märchen - Mythen - Sagen", 8 bis 12, 15 bis 18 Uhr (bis 17. 3.). Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.

Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Eppstein. Jugendamt MTK, Sozialer Dienst: Sprechstunde für Kinder, Jugendliche und Eltern, Rathaus II, Rossertstraße 21, 16 bis 18 Uhr.

Eschborn. Freiwillige Suchtkrankenhilfe: Information, Beratung, Selbsthilfegruppe, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 61 96 / 4 20 25, 0 61 73 / 48 70 und 0 60 07 / 28 08.

Hofheim. Anonyme Alkoholiker: Treffen, Krankenhaus, Schwesternwohnheim, Friedensstraße 10, 19.30 bis 21.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 061 92 / 34 77.

AL-Anon-Familiengruppen: Drogenberatung, Hattersheimer Straße 5, 19.30 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 69 / 5 97 54 48.

Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren; Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.

Kelkheim. Malteser soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und kranke Menschen, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr; Sprechstunde, Bürgerhaus Fischbach, 18 Uhr.

DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen; Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr unter Tel. 0 61 95 / 55 57.

DRK: Psychosoziale Gesprächs- Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeiten: 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

Guttempler-Gemeinschaft: Hilfe für Alkoholabhängige, katholisches Gemeindehaus Fischbach, Kirchgasse 12, 19.30 Uhr, Kontakt: Tel. 0 61 95 / 6 24 10 (G. und K. Röhrkohl). Vorträge / Kurse Flörsheim. BUND, KAB: "Energiesparen im Haushalt", Pfarrgemeindezentrum St. Gallus, 20.15 Uhr.

Hofheim. Volksbildungswerk Marxheim: "Ecuador Teil I - Auf Humboldts Spuren im Hochland der Anden und tropischen Regenwald", Grundschule Marxheim, Schulstraße, 19.45 Uhr. Vereine / Organisationen Flörsheim. Evangelischer Frauenkreis Weilbach: Handarbeiten und Basteln, Gemeindehaus, Faulbrunnenweg 3, 20 Uhr.

Hattersheim. Mittwochscafé mit Kinderbetreuung, Grünes Haus am Weiher, Untergärtenweg, 15 Uhr.

Kelkheim. Sportgemeinschaft: Sportliches Gehen der Wandergruppe, Treffpunkt Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Sportverein Ruppertshain: Aerobic - nicht nur für Frauen! Schönwiesenhalle, 20.30 bis 22 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.

Kriftel. Tier- und Naturschutz (TUN): Stammtisch, Strawberry Hill, Frankfurter Straße 61, 21.30 Uhr.

Schwalbach. Treffen der Stillgruppe, katholisches Gemeindezentrum, Badener Straße 23, Limes, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Senioren

Bad Soden. Senioren-Club Neuenhain: Kaffeenachmittag "Der Lenz ist da", Bürgerhaus, 15 Uhr.

Flörsheim. Seniorentanzkreis, Pfarrgemeindezentrum St. Gallus, 15 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Wandergruppe, 10 Uhr (Anmeldung unter Tel. 49 66); Musikgruppe mit der "Altmünster-Senioren-Band", Tanzraum, 14 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Tanzkreis, 9.30 Uhr; Schwimmen, Hallenbad, 10 bis 11 Uhr; Tischtennis, Steinbergschule, 14 Uhr; Handarbeitskreis, 14.30 Uhr.

Kelkheim. St. Dreifaltigkeitsgemeinde Fischbach: Kaffeestündchen "Erinnerungen an Nachmittagsfahrten", Kirchgasse, 15 Uhr. Kinder / Jugendliche

Flörsheim. "Güterschuppen", Bahnhofstraße: 14 bis 19 Uhr.

Hattersheim. Stadtbücherei, Alter Posthof: Vorlesestunde für Kinder ab sechs Jahren, "Geschwister gehören verboten", Hauptstraße 48, 15 Uhr.

Hochheim. Jugendhaus, Massenheimer Landstraße: Geöffnet von 16 bis 20 Uhr.

Kelkheim. Jugendtreff Mitte: 17 bis 21 Uhr. Sonstiges

Bad Soden. Tanzstudio Bad Soden: "Tanz für Kurgäste", Königsteiner Straße 45, 15 bis 17 Uhr.

Eschborn. Informationsaustausch mit dem Stadtelternbeirat, Verwaltungsgebäude, Hauptstraße 295, 20 Uhr.

Flörsheim. Evangelische Gemeinde: Gymnastikstunde für jung und alt, Gemeindehaus, Erzbergstraße 13 a, 17.30 bis 18.30 Uhr.

WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Die schrille Comedy- Show - Best off Shy Guys "MixTour", 20 Uhr.

Jahrhunderthalle: Nederlands Dans Theater 2, Den Haag, 20 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Tee im Harem des Archimedes (10, 20.30 Uhr); Cheb, Original mit Untertiteln (18.30 Uhr). Ausstellungen Höchst. MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.).

Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste: Windthorststraße 33, Sprechstunden 14 bis 16.30 Uhr, Tel. 0 69 / 30 30 04.

Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft in Höchst, c/o Christophorusgemeinde: Hospitalstraße 42, 18 bis 20 Uhr, Tel. 30 49 21.

Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, Anmeldung 8.30 bis 12 Uhr unter Tel. 0 69 / 31 56 01.

Pro Familia: Männerberatungstelefon, 17 bis 20 Uhr, Tel. 44 50 89.

Psychosoziale Beratungsstelle: Bolongarostraße 154, Sprechzeiten 10 bis 15 Uhr, Tel. 30 32 14.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.

Caritas: Kasinostraße 15, Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 und 14 bis 17.30 Uhr; für Spanier, 9 bis 12.30 Uhr und 14 bis 17 Uhr.

Caritas: "Sonnenblume", Treff für Alleinerziehende, Pfarrheim St. Josef, Schleifergasse 2-4, 17 Uhr.

Verein zur Unterstützung der Arbeitnehmerjugend: Hilfe für arbeitslose Jugendliche, Kasinostraße 15, 9 bis 12 und 16 bis 18 Uhr.

Zeilsheim. Evangelische Kirchengemeinde Friedenau: Krabbelgruppe, Kellerskopfweg 28, 10 Uhr, Info unter Tel. 0 69 / 36 51 53 (Herr Schenck). Vereine / Organisationen Höchst. Bürgervereinigung Höchster Altstadt: Treff für Bürger mit Infos über Altbausanierung, Wed 13, 16 bis 18 Uhr.

Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Bastelkreis, Gotenstraße 121, 20 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Kommen, Treffen, Kennenlernen am Mittwoch "Jugoslawien, wie es einmal war . . .", Diavortrag, 14.30 Uhr.

Unterliederbach. Evangelische Kirchengemeinde: Offener Treff, Altentagesstätte, Hunsrückstraße, 15 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr.

Sossenheim. Deutscher Panda-Club: Treffen, Albrecht-Dürer-Schule, Riedstraße, 16 Uhr, Tel. 0 69 / 34 32 58 (Kissling). WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der Evangelimann, 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: Schöne Bescherung, 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Günter Grünwald "Mit beiden Beinen in der Scheiße", 20.30 Uhr.

Theater am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, 20.15 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Alarmstufe: Rot (15, 17.30, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Der Duft der Frauen (13, 16, 19.30 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Ein ganz normaler Held (14, 17, 20 Uhr).

Alpha: Jimmy Hoffa (13, 16, 19, 22 Uhr).

Beta: Hape Kerkeling - Kein Pardon (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Das Bildnis des Dorian Gray (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Malcolm X (15.30, 20 Uhr). Ausstellungen Galerie Rathaus, Schloßplatz 6: Raum- Strukturen und Licht von Ingeborg Finke, 10 bis 19 Uhr (bis 8. 4.).

Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücke von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).

Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).

Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).

Museum Wiesbaden, Friedrich Ebert- Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 16 Uhr.

Heimat- und Verschönerungsverein Dotzheim: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos und Dokumenten zur Geschichte Dotzheims;

Sonderausstellung "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.), Dotzheimer Museum, Römergasse 13, 17 bis 19 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Dotzheimer Straße 38-40, Aidsberatung/-test, 16 bis 18 Uhr.

Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Telefon-Beratung, 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

Wiesbadener Hilfe, Opfer- u. Zeugenberatung, Adelheidstr. 74, 8-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 11 bis 17 Uhr. Sonstiges Ökumenische Bibelabende "Begegnung bringt Bewegung", St. Bonifatius, Pfarrhausanbau, Luisenstraße 31 (Bonistübchen), 19.30 bis 21 Uhr. - ohne Gewähr -

Ein Gegenmodell entwickeln Walter Jens feierte und setzte Akzente in der Akademiefrage

BERLIN. Walter Jens, soeben 70 Jahre geworden, hat die Geschichte der Bundesrepublik als einer ihrer wichtigen Intellektuellen begleitet - als ein rationaler Kopf, der eine seltsame Mischung aus Protestantismus und Esprit verbindet. Immer mit Lessing im Tornister, steht Jens für die Tradition der Aufklärung: reflektierend, nie allzu populistisch. Doch er redet gern. Wenn nun zu seinem runden Geburtstag die Westberliner Akademie der Künste eine "Hommage à Walter Jens", ihrem Präsidenten, ausrichtet, mit einer Ausstellung mit Fotos, Briefen und Erinnerungen im Foyer, treffen sich zwei Linien: Es ist ein willkommener Anlaß, im Streit um die Vereinigung der beiden Berliner Akademien wieder einmal ein Zeichen zu setzen, zudem ist Walter Jens einer, der es genießt, im Licht der Öffentlichkeit zu stehen.

Die Ausstellungseröffnung, mit Reden von Kultursenator Ulrich Roloff-Momin und Joachim Kaiser, fiel in eine Phase, in der der Akademienstreit wieder einmal besonders aktualisiert wurde: Das Land Brandenburg schleppt seine Zustimmung und finanzielle Unterstützung der geplanten Berlin-Brandenburgischen Akademie immer noch vor sich her, und Christa Wolf hat sich aus Santa Monica gemeldet und ihren Akademie-Austritt verkündet (die FR berichtete).

Jens rief in seiner Entgegnung auf die vorausgegangenen Laudationes unbeirrt dazu auf, "ein Gegenmodell zu entwikkeln", das gleichberechtigt Ost und West vereint, das Vorhaben der Akademievereinigung sei das einzige "Anti-Treuhandmodell". Während Christa Wolf, als "Opfer" der öffentlichen Diskussion, nicht die Kraft hat, im deutsch-deutschen Prozeß mitzumischen, sieht sich Jens in einer Art innerwestlichem Kampf.

"Was mag Oskar Maria Graf gedacht haben, als er in unserer Akademie neben Gottfried Benn saß?" fragt Jens. Aber: "Sie bildeten eine liberale Sozietät!" Jens' Paradebeispiel, das er als Illustration seiner Haltung zu DDR-Intellektuellen immer wieder zitiert, ist das eines ostdeutschen Pfarrers: Soll er dem Lehrling, der ein christliches Bild im Lehrlingsheim über dem Bett hängen hat, raten, das Bild abzuhängen - dann wäre er kein guter Christ -, oder soll er ihn darin unterstützen, es hängenzulassen - und ihm damit künftig immer wieder Schwierigkeiten bescheren. Es ist zu leichtfertig, über die Situation in einem anderen deutschen Staat zu richten, betont Jens -, und er ist einer der wenigen, die das so betonen.

Radikaldemokrat, demokratischer Sozialist, Christ. Immer wieder kehrten diese Charakterisierungen von Jens wieder; Kultursenator Roloff-Momin verband sie damit, Jens dafür zu loben, ein "Ärgernis" geworden zu sein. Und wenn Joachim Kaiser launig angesichts von Anlässen wie diesem von "Altherrentreffen" sprach, traf dies in seltsamer Weise auch derlei Charakterisierungen. Jens repräsentiert das, was interessierte Kreise immer als die "linksliberale Hegemonie" im geistigen Leben der alten Bundesrepublik bezeichnet haben; diese Hegemonie gibt es nun nicht mehr. Das macht Attakken auf seine - konsequent das Aufklärerische, Emanzipatorische fortführende - Position in der Akademienfrage plötzlich opportun.

Natürlich ist Jens eitel. Seine Begrüßung der brandenburgischen Ministerhoffnung Regine Hildebrand fiel, schon im Grußwort des Akademie-Vizepräsidenten Hardt-Waltherr Hämer, ein bißchen theatralisch aus; auch sein Bescheidenheitstopos als "kleiner Präsident" gegenüber dem Senator oder, daß er es immerhin fertiggebracht habe, eine "Fußnote für eine Laudatio von Joachim Kaiser" geliefert zu haben. Doch Jens sagte auch offen - in seiner Entgegnung, die mindestens so lang war wie Kaisers Laudatio -, daß er Fehler gemacht habe: das Wort von der "En-bloc-Übernahme" der Ostmitglieder etwa, wo er doch bloß eine demokratische, geheime Abstimmung der Ostakademie anerkennen wollte, oder seine Reaktion auf den jüngsten Ernst-Jünger- Abdruck in der Akademiezeitschrift "Sinn und Form".

Das sind vielleicht auch Zeichen von Nervosität, von Ungeduld. Eine "Selbstauflösung" der staatsfernen Akademie, die von einigen voreilig gefordert wird, kommt für ihn nicht in Frage. Mittlerweile ist aber immer öfter vom Jahr 1996 die Rede, an dem endlich eine Neuordnung der Akademien über die Bühne sei. Und es mischen sich auch zögernde Worte, ein bißchen ungewohnt noch, in Jens' Ausführungen: "Vielleicht kommen wir nicht ans Ziel - weil die Mauern immer größer werden." HELMUT BÖTTIGER

Der MSC Bauschheim übt sich in Zurückhaltung: Nur noch eine Großveranstaltung pro Jahr auf der Vorzeige-Piste geplant Pit Beirer als Beispiel: Ohne Rangelei und Beulen kommt man nicht nach vorne Das Multi-Talent aus Ludwigshafen sorgte beim ersten Saisonrennen zur deutschen Motocross-Meisterschaft am vergangenen Wochenende für die Höhepunkte

Es riecht nach Benzin. Hier und da laufen knatternd die Motoren. Es sind "heiße" Maschinen, Motocross-Räder eben. Der Ansager auf dem Gelände nennt sie liebevoll "Sportgeräte". Vereinzelt checken die Piloten die ersten 30 Meter, versuchen, ihre Ideallinie zu finden. Der Rennstart rückt näher, das Dröhnen der Motoren wird lauter. Schließlich ist die Luft von einem einzigen Rauschen erfüllt. Die Startrampe klappt herunter, das "Gemetzel" beginnt. Favorit Pit Beirer (Bild) aus Ludwigshafen hat einen schlechten Start, kommt nicht in die Spitzengruppe. Doch schon nach wenigen Kurven hat sich das 20jährige Riesentalent auf Rang vier vorgeschafft. Nicht ohne Rangelei und Beulen, doch das gehört beim Motocross dazu.

Pit Beirer, die derzeitige Nummer eins in Deutschland, will wenigstens noch diesen dritten Lauf gewinnen. Im ersten hatte er Pech, kam schlecht vom Start weg und schaffte es auch in den 14 Runden nicht, sich weiter als auf Position vier vorzuarbeiten. Für einen, der sich für die internationale deutsche Meisterschaft den Durchmarsch vorgenommen hat, nicht allzu gut. Im zweiten Lauf dann ein souveräner Sieg vor dem Niederländer Pedro Tragter und jetzt, im dritten und letzten Lauf des Tages?

Pit Beirer kämpft, quält seine Suzuki bis zum Äußersten. Springt gut über 30 Meter. Und holt auf. Schiebt sich vorbei an Karl Sulzer aus Goldbach. Auch Pedro Tragter aus den Niederlanden sieht die Suzuki nur noch von hinten. Was folgt, ist ein dauernder Zweikampf zwischen Pit Beirer und Bernd Eckenbach aus Hildrizhausen bei Stuttgart. Eckenbach gewann schon den ersten der drei Bauschheimer Läufe und kann den deutschen Nummer- Eins-Fahrer noch auf Distanz halten. Doch in der zwölften Runde passiert's: Pit Beirer überholt, geht in Führung, baut diese aus - und gewinnt auch den dritten Bauschheimer Lauf um die internationale deutsche Meisterschaft, umjubelt von 3000 begeisterten Zuschauern, die von den kühnen Fahrkünsten des Ludwigshafeners tief beeindruckt sind.

Insgesamt stehen jetzt noch sieben weitere Rennen mit jeweils drei Läufen aus, bis klar ist, wer die "Inter-DM" gewonnen hat. Vorjahressieger Beirer hat aber noch gute Karten. Der sympatische 20jährige hat sich ganz dem Motocross verschrieben. Als Profi verdient er jetzt seinen Lebensunterhalt damit. So richtig gutgehen würde es ihm aber erst, wenn er in der Weltspitze ganz vorne wäre. Jeweils Platz drei bei den zwölf WM- Rennen, das ist sein konkretes Ziel. Klar, daß er auch gerne Weltmeister werden würde.

Pit Beirer war zweifellos der Ausnahmefahrer beim ersten Rennen um die Inter-DM in Bauschheim, doch auch die Namen der anderen Starter lesen sich wie das "Who is Who" des Motocross. Kein Wunder, daß da Kurt Stolz vom ausrichtenden Motor-Sport-Club (MSC) Bauschheim sehr zufrieden ist. Der Inter- DM-Lauf auf der Bauschheimer Piste war das erste große Rennen in diesem Jahr (Fachleute reden dann von "Prädikatslauf"), hatte also Auftakt-Charakter. Der frühe Termin im Jahr verunsicherte die Bauschheimer zunächst, doch als die Meldeergebnisse eingingen, war die Unsicherheit verflogen. Nicht weniger als 80 Top-Piloten baten um Starterlaubnis. Um allen gerecht zu werden, mußten am Samstag Qualifikationsläufe gefahren werden. Denn nur 40 dürfen antreten. Darunter waren schließlich 16 Fahrer aus dem europäischen Ausland sowie die 25 besten Starter aus Deutschland. Und die lieferten zumeist eine gute Vorstellung ab. Ganz vorne war in allen drei Läufen der Stuttgarter Bernd Eckenbach (die deutsche Nummer sieben). Auch Collin Dugmore (Nummer zwei) aus Schorndorf hielt Anschluß an die Spitze, auch wenn er im zweiten Lauf absteigen mußte.

Bester Fahrer aus dem Ausland war der Niederländer Pedro Tragter, der sich zweimal unter den ersten drei in die Siegerliste eintrug. Auch ein Vertreter des hessischen Motocross plazierte sich achtbar: Jochen Jasinski (Hadamar) erreichte die Ränge zehn, sechs und zwölf.

Für das rege Interesse der Motocross- Artisten dürfte wohl auch die Vorzeige- Piste in Bauschheim verantwortlich sein. Erst kürzlich wurde die Bahn umgebaut, die Zahl der Sprünge drastisch erhöht und die Länge auf das internationale Maß von 1800 m gebracht. Das Ergebnis merkt in erster Linie der Zuschauer, denn die Biker katapultieren sich durch die Luft, als könnten sie fliegen, schweben hoch über den Köpfen der 3000 Fans.

In diesem Jahr wird es in Bauschheim allerdings keine weitere spektakuläre "Motocross-Party" mehr geben. Weil auch dieser Sportart die Kritik immer schärfer um die Nase weht, übt der MSC Bauschheim Selbstbeschränkung - mit nur noch einer großen Veranstaltung pro Jahr. Am Ziel, in dem Örtchen bei Rüsselsheim auch mal einen WM-Lauf auszurichten, wird der MSC dagegen weiter arbeiten. Vielleicht ist es schon nächstes Jahr soweit, spätestens 1995 soll der WM- Traum wahr werden. ANDREAS RIPPL

Die Ergebnisse: Lauf 1: 1. Bernd Eckenbach, Hildrizhausen (Yamaha) 30:16,30; 2. Roland Diepold, Neumarkt (Kawasaki) 30:20,10; 3. Collin Dugmore, Schorndorf (Suzuki) 30:31,92; 4. Pit Beirer, Ludwigshafen (Suzuki) 30:38,57; 5. Charrell Sweebe, Niederlande (Honda) 31:09,21; 6. Pedro Tragter, Niederlande (Suzuki) 31:10,08; 7. Rupert Walkner, Österreich (KTM) 31:16,88; 8. Karl Sulzer, Goldbach (Honda) 31:31,03; 9. Petr Kuchar, CR (Kawasaki) 31:32,33; 10. Jochen Jasinksi, Hadamar (Kawasaki) 31:39,73.

Lauf 2: 1. Pit Beirer (Suzuki) 29:57,34; 2. Pedro Tragter, Holland (Suzuki) 30:20,45; 3. Roland Diepold, Neumarkt (Kawasaki) 30:46,58; 4. Karl Sulzer, Goldbach (Honda) 30:47,00; 5. Peter Dirkx, Goldbach (Honda) 31:06,57; 6. Jochen Jasinski, Hadamar (Kawasaki) 31:10,13; 7. Dietmar Lacher, Britzingen (Suzuki) 31:11,80; 8. Andreas Kanstinger, Elzach (KTM) 31:12,50; 9. Rupert Walkner, Österreich (KTM) 31:31,27; 10. Jaimy Scevenels, Belgien (Honda) 31:27,07.

Lauf 3: 1. Pit Beirer, Ludwigshafen (Suzuki), 29:54,33; 2. Bernd Eckenbach, Hildrizhausen (Yamaha), 30:01,03; 3. Pedro Tragter, Niederlande (Suzuki) 30:18,28; 4. Karl Sulzer, Goldbach (Honda) 30:34,80; 5. Collin Dugmore, Schorndorf (Suzuki) 30:40,62; 6. Marco Seiler, Widdern (Yamaha) 30:51,10; 7. Dietmar Lacher, Britzingen (Suzuki) 30:51,10; 8. Miroslav Kucirek, CR (Kawasaki) 30:53,71; 9. Andreas Kanstinger, Elzach (KTM), 31:12,54; 10. Marcel van Drunen, Niederlande (Suzuki) 31:17,31.

"Man gelangt lächelnd zur Erkenntnis" Ein Gespräch mit dem Regisseur Otar Iosseliani über seinen Film "Jagd auf Schmetterlinge" und die Zukunft des Kinos

FRANKFURT A. M. Der georgische Regisseur Otar Iosseliani beschreibt in seinem Film "Jagd auf Schmetterlinge" einmal mehr (wie auch in seinem vielbeachteten Film "Die Günstlinge des Mondes", 1984), wie alles sich auflöst und verschwindet: die schönen Dinge, der aristokratische Lebensstil und das savoir vivre - vor allem aber die Geborgenheit in einer ländlichen Idylle mit zwei alten Damen in einem französischen Chateau, einem Pfarrer, der einen Gottesdienst zu inszenieren versteht, auch wenn er zu tief ins Glas geschaut hat, und dem Boule-Spiel auf dem Dorfplatz.

Mit wehmütigem Humor inszeniert Otar Iosseliani die Jagd nach den Schmetterlingen der verlorenen Paradiese der schönen Lebensart. Eine der beiden Schwestern stirbt mit einem Traum, der sie an ihren Mann erinnert. Eine fast durchsichtige Gestalt (in einer zaristischen Offiziersuniform sucht Regisseur Iosseliani wie ein Phantom seinen Film heim) läßt eine brennende Zigarette zurück. Der Zug daran ist ein romantischer Todeskuß. Das mit schönen Dingen und Lebensgefühl angefüllte Schloß wird ausgeraubt und leer geplündert. Die Erbschleichergemeinde der Verwandten rückt an, und der Leichenschmaus wird zum Familienstreit, weil es zunächst nichts zu erben gibt. Am Ende fällt - nach dem Tod der anderen Schwester - das Chateau an eine Gruppe von Japanern, die versuchen, wie Franzosen zu leben: morgens in die Kirche gehen und dann mit den Einkäufen vom Markt samt frischem Baguette zum Schlößchen radeln.

Iosseliani nimmt Abschied mit einem Lächeln, und sein Film, dessen Dialoge man nicht verstehen muß, um zu wissen, was gesagt wird, verweist auf Jacques Tatis "Jour de Fete" und seinen beschaulichen Erzählrhythmus. "Jagd auf Schmetterlinge" (in Frankfurt derzeit im Berger-Kino) ist ein reines Vergnügen, eine menschliche Komödie der kleinen Dinge, ein Film, in dem es viel zu entdekken gibt. JS

FR: Ihr Film drückt eine Sehnsucht aus, nach Brüderlichkeit, Solidarität und Geborgenheit - aber es gibt offenbar keinen Weg mehr dahin?

Otar Iosseliani: Alle Menschen haben die Sehnsucht nach Brüderlichkeit und Solidarität, aber diese Sehnsucht beweist man manchmal durch Negation. Deshalb zeige ich das Verschwinden der Brüderlichkeit. Wie sie ausgehöhlt wird, verfälscht wird und verschwindet. Und wenn die Dinge sehr ernst stehen, dann ist es schwer, von ihnen ernst zu sprechen. Deshalb habe ich eine Komödie gemacht. Man gelangt lächelnd zur Erkenntnis.

Die Sprache, der Dialog spielen in ihrem Film keine besondere Rolle.

Ich finde, wenn ein Film einen Übersetzer braucht, dann ist er als Kinokunstwerk mißlungen. In meinen Filmen gehören die Worte zur Tonspur als gleichberechtigtes Element neben der Musik und den Geräuschen. Die Worte dürfen auf keinen Fall wichtige Informationen tragen. Ich habe einen Film in Djala, in einer afrikanischen Sprache, gemacht ("Und es ward Licht", 1989). Für alle Zuschauer lief das sehr gut, denn keiner verstand die Sprache. Außer den Einwohnern des Dorfes. Für sie hatte er verloren. Wenn man für einen Film einen Übersetzer braucht, das ist eine Katastrophe. Dann kann man gleich Radio hören.

Sie arbeiten mit einem Storyboard wie sonst nur noch die Regisseure von Zeichentrickfilmen und Filmen mit ausgetüftelten Spezialeffekten. Die Zeichnungen sind sehr schön und einfach. Welche Auswirkungen hat das auf Ihren Stil?

Es erlaubt mir, das visuelle Material einer Szene vorher zu überschauen. Ich habe nur 150 Schnitte im Film, also auch nur sehr wenige und dann lange Einstellungen. Normalerweise, wenn ein Film dialogisch geschnitten wird, braucht man ungefähr 800 bis 1200 Schnitte. Ich versuche die ganze Situation zu erfassen, dann kreuze ich vielleicht mit der Kamera die Bewegung der Figur, oder ich nähere mich und entferne mich wieder. So setze ich die Akzente, und wie ich sie setze, das soll der Zuschauer gar nicht bewußt mitbekommen. Die Kameraeinstellungen und -bewegungen sind Teil der Inszenierung.

Sie arbeiten fast ausschließlich mit Laiendarstellern. Warum keine professionellen Schauspieler?

Ich mag die professionellen Schauspieler und Stars nicht, weil sie Träger von eingeführten Klischees sind. Ich habe lieber das "menschliche Material" in all seiner Fülle und Originalität. Wenn ich eine authentische "Persönlichkeit" vor mir habe, dann spart mir das viel Inszenierungsarbeit. Ich muß den professionellen Schauspielern zum Beispiel nicht das unauthentische "Spielen" austreiben.

Manchmal hat man bei Ihren Filmen das Gefühl, eher ein Musikstück vor sich zu haben als eine Geschichte.

Die stringente dramatische Entwicklung einer Geschichte und das Wechselspiel zwischen den Charakteren interessieren mich wenig. Interessanter finde ich es, ein Puzzle aus vielen Themen herzustellen. Ich entwerfe Figuren und überlege mir Themen, und dann verknüpfe ich das in der Art einer Sonate: Themen überschneiden sich, ich variiere sie, und manchmal arbeite ich mit dem Kontrapunkt. Ich versuche nicht, die Zuschauer durch die Logik des Geschehens zu gewinnen, wie das bei Krimis der Fall ist. Die hat man einmal gesehen und will sie meist auch kein zweites Mal sehen. Bei einer musikalischen Komposition kann man immer wieder neu hinhören.

Sie drehen Ihre Filme in Frankreich und auf französisch. Ist Frankreich ihre neue Heimat. Ein Exil?

Ich bin Georgier. Aber wegen der Bedingungen, die es mir in den letzten neun Jahren unmöglich gemacht haben, in Georgien meinen Beruf auszuüben, habe ich mir einen Ort gesucht, an dem ich meine Arbeit fortsetzen kann. Mental ändert das gar nichts. Überhaupt glaube ich, daß der Reichtum der Kulturen dadurch entstanden ist, daß die Menschen ihre Kultur von einem Ort an einen anderen getragen haben. Meine Filme sind durch und durch georgisch. Ich könnte nie französische Filme machen, und ich habe auch nicht die Absicht.

Hat das Kino der Autoren Ihrer Meinung nach noch eine Zukunft?

Die Cineasten sind eine ganz besondere Spezies. Man braucht nicht einmal Objektiv, Kamera und Film, um Cineast zu sein. Es ist eher eine Art, in Bildern und Tönen zu denken, und diese Lebensart wird immer existieren. Wenn es keine Leute mehr gibt, die sich auf diese Weise anderen mitteilen, dann ist das das Ende der Welt. Deshalb glaube ich, daß das Kino immer existieren wird.

Das Gespräch führte Josef Schnelle für einen Fernsehbeitrag über Otar Iosseliani und seinen Film "Jagd auf Schmetterlinge", zu sehen in der Sendung "Filmtip" in West 3 am 11. März, 21.30 Uhr.

Die Eheleute Gebauer-Krispin reden mit den Händen und lesen sich ihre Wünsche von den Lippen ab Den Bund fürs Leben mit Gebärden geschlossen Kassen zahlen selten für Gehörlosen-Dolmetscher

WIESBADEN. "Baum draußen schön" sagt Cornelia Gebauer-Krispin zu ihrem Mann. Für ihn ist es selbstverständlich, daß seine Frau derart außergewöhnliche Satzformen gebraucht, wenn sie mit ihm spricht. Um sich mit ihrem Mann Thomas zu unterhalten, strapaziert die 24jährige keine Stimmbänder, bewegt nicht den Mund: Sie benutzt die Hände, sie "gebärdet".

Thomas Krispin ist so gut wie gehörlos. Er kann zwar von den Lippen seiner Frau ablesen, doch Cornelia hat sich angewöhnt, gleichzeitig zu gebärden und laut zu sprechen. Doch beide können sich eben auch tonlos, nur mittels Gebärden, unterhalten. "Das ist manchmal sehr praktisch", kommentiert die junge Frau. "In lauten Discos kann man sich ohne die Stimmbänder wortlos verständigen, auf der Straße oder im Bus prima über Leute lästern, ohne daß die etwas mitbekommen." Einziges Problem: Witze erzählen. Durch Betonung eingeflochtene Ironie ist mit den Händen nicht auszudrücken.

"Etwas kurios" findet selbst Cornelia Gebauer den Grund, weswegen sie die Gebärdensprache lernte: 1987 waren nach einem Schnupfen ihre Stimmbänder geschwollen; als Therapie empfahl der Arzt striktes Schweigen. Das habe sie fast verrückt gemacht, lacht die quirlige junge Frau - sie sei schon immer sehr geschwätzig gewesen. Damals erinnerte sie sich an den "tollen Film" "Gottes vergessene Kinder", der das Schicksal eines Gehörlosenlehrers erzählte. Ihr ungewöhnlicher Entschluß: Sie ging zur Volkshochschule und lernte "gebärden".

Beim Gehörlosenbund in Darmstadt lernte sie, sich derart flüssig zu unterhalten. Und als sie eines Tages bei einer Schwerhörigentagung dolmetschte, lernte sie ihren späteren Mann Thomas kennen. Dessen Hörvermögen verschlechtert sich seit Jahren; er befürchtet, eines Tages ganz taub zu werden. Dennoch kann er nur lückenhaft gebärden, obwohl damit eine komplett tonloser Dialog möglich wäre. Doch die Gebärdensprache ist an Gehörlosenschulen verpönt, berichtet das Ehepaar. Irmgard Noack, auf Initiave des Wiesbadener Gehörlosenverbandes die einzige direkt von der Stadt bezahlte Gebärdendolmetscherin, bestätigt diese ihrer Ansicht nach "perverse" Praxis. Die Kinder sollen sprechen lernen, mit dem Mund. Da sie das eigene Wort nicht hören können, müssen sie sich "Sprache merken". Genauso wie es ausländische Sänger mit deutschen Texten machen, wenn sie die Sprache nicht verstehen.

Das Ergebnis: Gehörlose sprechen lautstark miteinander und lesen dann gegenseitig von den Lippen ab. Bestenfalls würden noch sprachbegleitende Gebärden verwendet, bestätigt Cornelia Gebauer. Nicht 'mal Logopäden gehörten zur Standardausstattung der Gehörlosenschulen, kritisiert sie. Als Grund vermutet Irmgard Noack: "Sprachbehinderte sollen so normal wie möglich gemacht werden." Das sei der Grund dafür, warum die Gebärdensprache im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern einen so geringen Stellenwert habe.

Zusammen mit weiteren acht Dolmetscherinnen, unter ihnen auch Cornelia Gebauer, betreibt Irmgard Noack die einzige Vermittlung für Gebärdendolmetscherinnen in Hessen. Der Bedarf sei da, meint sie. Besonders wenn Betriebsversammlungen anstehen, wird es schon mal knapp. Cornelia Gebauer hat daher ihren Job im Dieburger Landratsamt auf eine halbe Stelle reduzieren lassen und übersetzt dafür zwei Tage in der Woche. Dann begleitet sie Gehörlose und Schwerhörige zum Arzt oder Amt, einen Studenten auch schon mal zur Uni, damit er dort eine Vorlesung "hören kann".

Für 45 Mark können die Übersetzer angeheuert werden. Ein Betrag, der zwar kaum die Kosten deckt, wie Irmgard Noack erklärt, der aus sozialen Gründen nicht viel höher liegen könne. Selbst bei Arztbesuchen weigerten sich die Kassen oft, die Gebühren zu übernehmen, die müssen dann die gehörlosen Patienten aus eigener Tasche bezahlen.

Einen besonderen Auftritt hatte Irmgard Noack übrigens bei der Hochzeit von Thomas Krispin und Cornelia Gebauer. Da hat sie die feierlichen Worte des Standesbeamtem und des Pfarrers übersetzt. DIRK ALTBÜRGER

Kommentar

Aus den Ergebnissen der Kommunalwahl 1993 spricht auch im Kreis Groß-Gerau vielerorts Protest, vor allem gegen die Volksparteien SPD und CDU. Die Bürgerinnen und Bürger haben ihrer Politik- und Parteienverdrossenheit Ausdruck gegeben; vor allem dadurch, daß viele den Wahllokalen ferngeblieben sind.

Den großen Parteien scheint die deutlich geringere Wahlbeteiligung schlecht bekommen zu sein. Der Parteienteppich ist bunter geworden. Das muß nicht automatisch ein Nachteil sein. Mancherorts wird das Regieren zwar schwieriger werden, aber vielleicht wollten viele Wähler gerade das: lebendigere und kontroverse Diskussionen und Entscheidungsprozesse anstelle glattbügelnden Fraktionszwanges.

Das Wort "große Koalition" liegt in mehreren Kommunen verlockend in der Luft. Ob das der richtige Ausweg ist, darf bezweifelt werden. Besonders der SPD muß das Beispiel Rüsselsheim, wo es eine große Koalition gibt, zu denken geben. Dort verloren die Sozialdemokraten empfindlich, während die CDU als Koalitionspartner sogar leicht zulegte. Und im Hintergrund steht die Wahl des Ortsbeirates im Stadtteil Königstädten, wo eine Unabhängige Liste auf 44 Prozent schnellte, die Großen auf hintere Plätze verbannte. Auf der anderen Seite Genug vom Glattbügeln steht die schwierige rot-grüne Koalition in Mörfelden-Walldorf, wo die SPD aber deutlicher weniger als im Landesdurchschnitt einbüßte.

Fest steht: Nicht nur überörtliche Politik, auch lokale Fragen wie der Kläranlagenkrach in Nauheim oder der Hauptamtlichen-Zwist in Riedstadt haben beim Urnengang am Sonntag eine wichtige Rolle gespielt. Dieser Einsicht sollten sich die großen Parteien nicht verschließen.

Die SPD bekam in solchen Fällen die Quittung, verlor oft mehr als im Landesdurchschnitt, gar erdrutschartig. Die CDU als große Oppositionspartei aber hat keinen Grund zum Jubeln, konnte sie doch oft von solchem Wählerunmut nicht in vollem Umfang profitieren, verlor gar bei der Kür des Kreistages. Bitter ist der Wahlausgang für die FDP, die nicht in den Kreistag zurückkehrt.

Zugelegt haben die Grünen und ihnen nahestehende alternative Listen, aber auch völlig neue Gruppierungen und Protestbewegungen. Sie alle fühlen sich zu Recht als Gewinner der Kommunalwahl '93.

Ins Auge sticht das gute Abschneiden der Grünen in Mörfelden-Walldorf, wo sie sich trotz internen Personalknatsches behaupten konnten. Ob hier die Grünen von einem Mitleidseffekt profitierten, also Wähler trotz Bauchgrimmens für sie votierten, weil sie ein Debakel für diese Partei fürchteten, oder ob das Grüne-Klientel sehr wohl zwischen Sach- und Personalfragen unterschieden hat - das bedarf noch der näheren Untersuchung.

Besorgniserregend ist das Abschneiden der rechtsextremen Republikaner. Daß sie bei der Wahl zum Kreistag Groß-Gerau nirgends unter fünf Prozent blieben, mancherorts zweistellige Ergebnisse erreichten, läßt für weitere Urnengänge Schlimmes fürchten. WALTER KEBER

CDU im Kreis will jetzt den SPD-Landrat loswerden Jeder Dritte ging nicht zur Wahl / In vielen Kommunen ist es mit absoluten Mehrheiten vorbei

KREIS GROSS-GERAU. "Die SPD hat die Wahl verloren - auch im Kreis." So brachte Landrat Enno Siehr (SPD) den Ausgang der Kommunalwahl auf den Punkt. Deswegen solle die neue Mehrheit im Kreistag Siehr auch abwählen, forderte gestern die CDU-Kreisspitze und verlangte die Direktwahl des Landrates.

Fast nichts mehr ist nach dem 7. März im Kreis so, wie es einmal war. Gestern wurden erste Analysen und Lösungsmöglichkeiten versucht. Die SPD hat die absolute Mehrheit in sechs von elf Kommunen sowie im Kreistag verloren. Nur in fünf der 14 Kreiskommunen gibt es überhaupt noch absolute Mehrheiten - sie gehören der SPD. Auch im traditionell CDU-regierten Gernsheim schaffte die Union nicht mehr die Alleinherrschaft.

Reichlich Gesprächstoff dürfte die deutlich geringere Wahlbeteiligung von kreisweit 70,5 Prozent (89: 77,6) hergeben. Etwa jeder Dritte ging nicht wählen. Das Bild in den Kommunen schwankt, reicht vom Rückgang auf relativ hohem Niveau in Büttelborn mit 82 Prozent (89) auf 73,1 und in Kelsterbach von 79 auf 72,6 bis zu nur 68,6 (89: 76) in Mörfelden-Walldorf. Die niedrigste Quote erreichte Rüsselsheim mit nur noch 67,7 Prozent (89: 74,6) Wahlbeteiligung.

Viel zum Nachdenken geben Einzelergebnisse, so das gute Abschneiden der zum rechten Parteiflügel gezählten SPD in Kelsterbach, wo wohl als einzige ernstzunehmende Oppositionspartei die WIK akzeptiert wurde. Bei der noch weiter dezimierten CDU wird eine Diskussion darüber erwartet, ob der Schmusekurs gegenüber den Genossen nicht doch der falsche Weg gewesen ist.

Vor allem das Rüsselsheimer Ergebnis erregte Aufsehen: Jeder vierte Wähler votierte gegen die große Koalition, zwei Alternativlisten kamen neben den Grünen ins Parlament. Frappierend die Ortsbeiratswahl im Stadtteil Königstädten: Dort schnellte die Unabhängige Königstädter Liste (UKL) von 28,4 auf 44,9 Prozent, sackten die SPD von 38,5 auf 26,4 und die CDU von 27,1 auf 22,9 Prozent.

Einhellig war das Bedauern der demokratischen Parteien über den Einzug der Rechtsextremen in den Kreistag. Die Sorge schimmerte durch, da sei ein Damm gebrochen, und bald könnten auch auf lokaler Ebene Rechte Flagge zeigen. Um Schadensbegrenzung mühte sich der CDU-Kreisvorsitzende Gerald Weiß: Wähler der Rechten seien nicht automatisch alle rechtsextrem, unter ihnen seien wohl viele Protestwähler. Diese gelte es, für die demokratischen Parteien zurückzugewinnen. Ähnlich sahen das auch Vertreter von SPD, Grünen und FDP.

In der Tat mobilisierten die Republikaner, die auf Anhieb kreisweit 9,7 Prozent erreichten, vor Ort teilweise erkleckliche Wählerreservoirs. Die Spanne reichte von 6,4 in Nauheim bis zu 13,9 Prozent in Raunheim. Hohe Anteile gab es auch in Rüsselsheim mit 13,2, Kelsterbach 11,4 und den fast im Kreisschnitt liegenden 9,6 Prozent in Mörfelden-Walldorf.

Die arg gebeutelte SPD im Kreis hatte für Montagabend den nichtöffentlich tagenden Unterbezirksbeirat einberufen. Gesprächsstoff dürften die Verluste von den Spitzenreitern Nauheim mit 19,6 Prozent und Riedstadt 17,8 bis zu 3,7 in Kelsterbach und 2,7 Prozent in Mörfelden- Walldorf sein. Nur in Gernsheim gewann die SPD als lokale Opposition hinzu, wenn auch nur 0,6 Prozent.

Von einem "erstaunlich günstigen Ergebnis" sprach CDU-Kreisvorsitzender Gerald Weiß. Die höchsten Gewinne für die CDU gab es auf Gemeindeebene mit jeweils 8,1 Prozent in Bischofsheim und Stockstadt; in Mörfelden-Walldorf mit 3,1 Prozent mehr. 2,3 Prozent Minus in Raunheim markieren das andere Ende der Skala für die CDU.

Die Grünen und ihnen Nahestehende zeigten sich gestern selbstbewußt. Vielerorts geht ohne sie nichts mehr. Vor allem die SPD ist auf sie angewiesen, beispielsweise auf Kreisebene, will sie nicht eine große Koalition mit der CDU. Zufrieden zeigten sich gestern auch die neuen freien und alternativen Listen. Freute sich die Freie Wählergemeinschaft "WIR in Riedstadt", die auf ein Traumergebnis von 18,3 Prozent schnellte: "Wahlziel deutlich übertroffen." WALTER KEBER

Die Sitzverteilung in den Parlamenten

KREIS GROSS-GERAU. So sind künftig die Sitze in den Parlamenten auf Kreis- und kommunaler Ebene verteilt (in Klammern die Zahlen der Kommunalwahl 1989):

Kreistag Groß-Gerau: SPD 37 (45), CDU 24 (25), Grüne zwölf (elf), Republikaner acht (-).

Biebesheim: SPD 14 (17), CDU neun (acht), Grüne sechs (vier), FDP zwei (zwei).

Bischofsheim: SPD 14 (20), CDU 13 (zehn), FDP drei (zwei), GALB sieben (fünf).

Büttelborn: SPD 20 (22), CDU zehn (neun), GLB sieben (sechs).

Gernsheim: SPD elf (elf), CDU 14 (14), Grüne drei (zwei), FWG drei (vier).

Ginsheim-Gustavsburg: SPD 19 (23), CDU elf (elf), Grüne fünf (drei), FDP zwei (-).

Groß-Gerau: SPD 18 (21), CDU elf (elf), Grüne fünf (fünf), UBG drei (-).

Kelsterbach: SPD 22 (23), CDU acht (neun), WIK sieben (fünf).

Mörfelden-Walldorf: SPD 19 (21), CDU 14 (zwölf), Grüne sieben (sieben), DKP fünf (fünf).

Nauheim: SPD 13 (17), CDU zwölf (acht), Grüne fünf (vier), FDP vier (zwei), FLN drei (-).

Raunheim: SPD 15 (19), CDU neun (elf), FDP fünf (drei), WIR acht (vier).

Riedstadt: SPD 14 (21), CDU zwölf (elf), GLR vier (fünf), WIR sieben (-).

Rüsselsheim: SPD 22 (28), CDU 18 (19), Grüne neun (acht), FDP vier (vier), fNEP drei (-), LISEL drei (-).

Stockstadt: SPD 17 (20), CDU zehn (acht), Grüne vier (drei).

Trebur: SPD 19 (23), CDU zehn (zehn), FDP drei (-), GLT fünf (vier). cas

"Es fehlt an Provakantem" Der zehnte Kreativmarkt

GROSS-GERAU. Der nunmehr zehnte Kreativmarkt war Anlaß für eine Bilanz über diesen kulturellen Beitrag in der Kreissstadt. Dies tat Ursula Warnke als Sprecherin der lokalen Kunst-Initiative GG, die gemeinsam mit dem Kulturamt den Treff in der Jahnturnhalle organisierte. Warnkes Plädoyer galt vor allem Toleranz gegenüber einem breitgefächerten Kunstbegriff und künstlerischem Schaffen. Sie wertete den Markt als eine Plattform zur Darstellung der breiten Vielfalt künstlerischer Ausddrücksmöglichkeiten.

Nachdrücklich verurteilte Ursula Warnke die Zerstörungen an der blauen Familiengruppe Ottmar Hörls im benachbarten Rüsselsheim. Sie warnte nachhaltig vor Intoleranz gerade vor dem historischen Hintergrund der Anfeindungen gegen vermeintlich "entartete Kunst" und stellte die provozierende Frage: "Wie geht man mit nicht geliebter Kunst um?"

In einer sehr persönlichen Betrachtung bekannte sie aber auch ihre eigenen Probleme mit dem Kreativ-Markt, bei dem sie neben viel Kunsthandwerklichem die etwas weniger leicht verdauliche provokante Kunst, ja schlichtweg die als "Spinner" manchmal abgelehnten Künstler, vermißt habe: "Eigentlich fehlen sie bis heute."

Dennoch habe der Kreativmarkt seinen Stellenwert und seine Bedeutung. Ursula Warnke plädierte für Freiheit, Offenheit und Wagemut bei künstlerischem Schaffen und "die Freuden am Machen".

Bürgermeister Manfred Hohl lobte das Engagement beim nunmehr zehnten Kreativmarkt mit 75 Mitwirkenden, darunter 33 aus Groß-Gerau. Über die Gemarkungsgrenze hinaus erfreue sich der bewußt als Markt mit Verkauf aufgezogene Treff großer Beliebtheit. Deutlich sei auch, daß sich die Qualität der Arbeiten von Jahr zu Jahr verbessert habe. Hohl bekannte sich zu kulturellen Aktivitäten auch in Zeiten knapper werdender öffentlicher Kassen.

Vielfältig war die Palette des Ausgestellten, von Salzteigfiguren bis zu lebensecht wirkenden Puppen, von Fotos mit "Impressionen aus Thüringen" bis zu Seidenmalerei. VHS-Porzellan-Malerei war ebenso zu sehen wie Hardanger-Stikkerei, Drechselarbeiten und Tiffany. Hübscher Schmuck gefiel nicht nur den weiblichen Besuchern. Töpferei, Trockengestecke und Waldlandschaft - in Pastell und Kreide auf Papier gebannt - rundeten das Programm ab. Ein besonderes Seherlebnis boten von einer Mädchengruppe des Groß-Gerauer Jugendzentrums verzierte und bemalte Stühle.

Bleibt noch die musikalische Umrahmung: Die bot unter anderem "Charly&rquote;s Salsa Band" - ein aus der Musikschule hervorgegangenes Ensemble unter Leitung von Karl Wambold - mit lateinamerikanischen Klängen. cas

Wallau testet erfolgreich

In einem Testspiel gewann der deutsche Handball-Meister SG Wallau/Massenheim beim Oberligisten TSV Otersweier mit 30:21. Wallau war ohne die Stammkräfte Källman, Fuhrig, Heckmann, Oster und Stoschek angetreten.

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. DGB: Arbeits- u. sozialrechtliche Beratung, 14.30-16.30 Uhr, Kettelerstr. 19.

Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, 15-21 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind oder von derer Folgen betroffen sind, 14-16 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.

Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Zi. 402, Kreishaus Europaplatz, Tel. 0 60 31 / 833 59.

Bürgeraktive: SH-Gruppe zur Bewältigung von Eßstörungen, Treffen, 20 Uhr, Schützenrain 9.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel.0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 15.30 Uhr Honig: plus - minus.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: Versicherungsberatung, 15-17 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 830 45.

Karben. Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Lebensberatung und Beratung für psychisch kranke Menschen, 11-12 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.

Mütterzentrum: Stillberatung, 10-11.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Klein-Karben.

Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 19-20 Uhr, Weiherstr. 12 Borsdorf, Tel. 06043/4471.

Büdingen. Caritas: allgemeine Lebensberatung und Suchtberatung, 9-12 Uhr, Berliner Str. 18, Tel. 0 60 42 / 39 22.

Kath. Pfarramt St. Bonifatius: Suchtberatung, 9-11.30 Uhr; Caritassprechstunde, 9-12 Uhr, Gymnasiumstr. 14. Kulturmix Friedberg. Café Kaktus: Peter Hiller - "Simpel Heinz, ein unsinniges Leben in Parodie & Posse", 21 Uhr, Hospitalgasse 16.

Bad Nauheim. YaYas Klangtheater - "Mit Summ und Bumm", Musik-Mitmachtheater für Kinder ab 4 J., 10.40 Uhr, Stadtschule Wilhelmskirche, Mittelstr. 30.

Nidda. Unterhaltungsmusik mit Alleinunterhalter Chris, 10-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine Bad Nauheim. Ges. f. Christlich-Jüdische Zusammenarbeit: Woche der Brüderlichkeit, Eröffnung, 19.30 Uhr, Kurhaus. Mütter- u. Familienzentrum: Offener Kaffeetreff (mit Kinderbetreuung), 10-12 Uhr, Alte Feuerwache.

Naturschutzgruppe: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Zur Krone.

Turn- und Gymnastikverein: Kinder von 5-7 J. 15-16.30 Uhr; Kinder von 7-10 J. 16.30-18 Uhr; Kinder von 10-14 J. 18-19.30 Uhr; Erwachsene, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule, Eingang Stadtschule Wilhelmskirche.

Bund der Vertriebenen: Tag der Begegnung, 15 Uhr, Blücherstr. 23.

Bad Vilbel. Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff f. Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Gronau 14.30-17.30 Uhr, Breitwiesenhalle Aueweg; Treff f. Kinder v. 12-15 J., ab 12 Uhr, Jugendhaus Saalburgstraße.

Butzbach. Hausfrauenverband: Handarbeitsnachmittag, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.

Verband der Heimkehrer: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gasthaus Rolandsbogen. Karben. BUND: Treffen, 20 Uhr, Gaststätte Zur Linde Kl.-Karben.

Mütterzentrum: Zwergentreff I (für Mütter mit Kindern v. ca. 1- 2 J.), 15-17 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.

Kirchengemeinde St. Bonifatius: Seniorenclub, 13.30-17 Uhr; Krabbel- u. Kleinkindergruppe 15-17 Uhr.

Turngemeinde Groß-Karben 1891: Fitneß- u. Konditionstraining, 20-22 Uhr, Kurt-Schumacher-Schule, Groß-Karben.

Altenstadt. Seniorenclub: Zusammenkunft, 14.30 Uhr, Altenstadthalle.

Jugendclub Treff: 15-18 Uhr, a.d. Altenstadthalle. Nidda. Verschwisterungsverein: Versammlung, 20 Uhr, BH Harb. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Stereo-Dia-Vortrag "Thüringen" v. O. Koch, 19.30 Uhr, Trinkkuranlage. Johanniter Unfallhilfe: Erste Hilfe am Kind, Teil 2, 20 Uhr, Rettungswache.

Hilfe bei Bewältigung von Angst im Wasser, 16.30-17.30 Uhr, Parkhotel am Kurhaus.

Bad Vilbel. OVAG: Energiesparen - k(l)eine Hexerei, 14 Uhr, Friedberger Str. 8.

Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: Geburtsvorbereitung, 20-22 Uhr, J.-S.-Bach- Str. 26.

Karben. Kinderbeauftragte der Stadt: "Was ist mit unserem Nachwuchs los?", Informations- u. Diskussionsveranstaltung über Kindererziehung, 20 Uhr, Bürgerzentrum. Altenstadt. OGV: Vortrag "Rankende Pflanzen im Garten" v. H. Holländer, 19.30 Uhr, Altenstadthalle.

Limesschule: Informations-Veranstaltung zum Thema Ausbildungsberufe für Schüler der Kl. 8, 9, 10, 8-13 Uhr.

Nidda. Seniorenclub Ober-Schmitten: Film- oder Dia-Vortrag der VHS, 15 Uhr, BH O.-Schmitten. Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Kreismitgliederversammlung, 20 Uhr, DGH Bruchenbrücken. Bad Vilbel. Sitzung des Gemeindewahlausschusses, 18 Uhr, Rathaus Parkstr. 15.

Reichelsheim. SPD: Frauen in der SPD, Treffen, 20 Uhr, Dr. W. Risch- Laasch Blofeld.

Karben. Öffentliche Sitzung des Wahlausschusses, 19 Uhr, Bürgerzentrum.

Abfallsammlung Butzbach. Abfuhr der Gelben Säcke in Nieder-Weisel mit Waldsiedlung, Ostheim, Fauerbach, Wiesental, Maibach, Münster, Bodenrod, Hausen Oes und Hoch-Weisel.

Gedern. Sonderabfall-Sammlung: 9-9.30 Uhr Steinberg, Parkpl. DGH; 9.45-10.15 Uhr Wenings, Parkpl. KiGa; 10.30-11.45 Uhr Gedern, Schulturnhalle Franseckystraße; 12.30-13.15 Uhr Ober- Seemen, Parkpl. KiGa; 13.30-14 Uhr Mittel-Seemen, Parkpl. Seementalhalle; 14.15-15 Uhr Nieder-Seemen, Parkpl. Feuerwehrgerätehaus. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle Bruchenbrücken (bis 30. 3).

Bad Nauheim. Wolfgang Pospischil - Gemälde, Trinkkuranlage (bis 14. März).

Bad Vilbel. Angelika Bindemann - Öl- Bilder, Vernissage 19 Uhr, Café Dominique Lohstr. 13.

Altenstadt. Frauenamt des Wetteraukreises: Typisch - die neuen Mädchen in Industrie und Handwerk, Limesschule Schillerstr. 2 (bis 19. März). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Sneakers - die Lautlosen (15, 20.15 Uhr) - Blende: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Alarmstufe Rot (20.15 Uhr) - Studio: Der kleene Punker (15 Uhr); Dracula (20.15 Uhr) - Keller: Kein Pardon (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Stalingrad (19 Uhr).

Bad Vilbel. Alte Mühle: Ich bin meine eigene Frau (17.45 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr).

Butzbach. Capitol: Stalingrad (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal + Princess: Ruhetag, keine Vorstellungen.

Schöneck. Sternpalast: Der letzte Mohikaner (19.45 Uhr); Bitter Moon (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche (19.30 Uhr); Malcolm X (21 Uhr). (ohne Gewähr)

Nach Wahldebakel gesteht SPD Fehler ein

Kulturspiegel · Kulturspiegel · Kulturspiegel

Von Mittwoch, 10. März, bis Dienstag, 16. März

NEU-ISENBURG. Mit dem Kinderstück "Der dreibeinige Hund" kommt am Mittwoch, 10. März, das "Fliegende Theater" Berlin in die Hugenottenhalle. Das Spiel - gedacht für Mädchen und Jungen, die älter als vier Jahre sind - beginnt um 15 Uhr.

Der von begeisterten Fans als "Gitarrengott" apostrophierte Musiker Joe Satriani stellt ebenfalls am Mittwoch, 10. März, sein neues Album "The Extremist" in der Hugenottenhalle vor. Der New Yorker startet sein Konzert um 20 Uhr.

Auf seiner Deutschlandtournee "Äquator-Tour 93" machen der österreichische Liedermacher Wolfgang Ambros und die Nr. 1 vom Wienerwald am Donnerstag, 11. März, Station in der Hugenottenhalle. Konzertbeginn: 20 Uhr.

"Wir sind der Pichelsteiner Eintopf!" behaupten die "Spott-Lichter" in ihrem jüngsten Improvisationskabarett, das sie am Freitag, 12. März, und Samstag, 13. März, präsentieren. Beginn: jeweils 20 Uhr im "Haus zum Löwen".

LANGEN. Ausverkauft ist das Puppenspiel "Der Froschkönig" nach dem Märchen der Gebrüder Grimm, das am Mittwoch, 10. März, in der Stadthalle über die Bühne geht. Die Vorstellungen fangen um 14 und 15.30 Uhr an.

Sein drittes Konzert innerhalb der Reihe "Forum Neue Musik" gibt das Frankfurter "Mutare Ensemble" am Freitag, 12. März, um 20 Uhr in der Stadthalle. Es erklingen Werke von Jörg Birkenkötter, Hans Ulrich Engelmann, Andreas H. H. Suberg und des "Mutare"-Leiters, Gerhard Müller-Hornbach.

Ballett in der Stadthalle: Das Ballettstudio Rodin zeigt einen Querschnitt durch seine Arbeit am Samstag, 13. März, um 16 Uhr im großen und kleinen Saal.

Der Münchner Musiker Stefan Diestelmann, der seit mittlerweile 30 Jahren auf der Bühne steht, kommt mit Blues und Balladen am Samstag, 13. März, 20.30 Uhr, in die Alte Ölmühle. Der Sänger und Gitarrist wird begleitet von dem Schlagzeuger Gunnar Olsen, dem Saxophonisten Andy Wieczorek und dem Mundharmonika-Virtuosen Igor Flach.

In den "Literarischen Werkstattgesprächen" stellt sich am Dienstag, 16. März, Karl-Heinz Schreiber vor. Die Lesung mit anschließender Diskussion beginnt um 20 Uhr im Klubraum 1 der Stadthalle.

DREIEICH. Zu einem volkstümlichen Abend lädt der Hessische Rundfunk für Freitag, 12. März, ins Bürgerhaus Sprendlingen ein. Das Motto: "Gude, Servus und Hallo". Beginn: 19 Uhr.

"Orientalischer Abend" in der Stadtbücherei: Der Schriftsteller Ghazi Abdel-Qadir liest am Dienstag, 16. März, um 20 Uhr aus seinen Werken. hf

UN erwägen in Bosnien Bodentruppen-Einsatz

Informationswoche zum Thema Gesundheit

KÖNIGSTEIN. "Was kann ich selbst für meine Gesundheit tun?" Diese Frage will die Königsteiner Kurgesellschaft in Zusammenarbeit mit drei Krankenkassen beantworten: in einer Informationswoche vom 23. bis zum 27. März. Zudem wollen die Initiatoren Licht ins Dunkel des neuen Gesundheitsstrukturgesetzes bringen, das für einige Verwirrung gesorgt hat.

Im Kurbad werden täglich von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr Informationsstände geöffnet sein, am Samstag nur vormitags. Die AOK-Mitarbeiterin Esther Linker bietet persönliche Ernährungsberatung an. Mit EDV werden die beiden anderen Krankenkassen vertreten sein: Die DAK mit ihrem "Stress-Computer", die Barmer Ersatzkasse mit dem "Fitness-Computer".

Praktische Übungen leiten die Tennisspielerin Eva Pfaff und Sportlehrer Josef Prasler: Gymnastik im Bewegungsbad, richtiges Schwimmen und "Aqua-Training". Weitere Themen sind etwa die "Königsteiner Rauchentwöhnung durch Hypnose", "Neuer Schwung für Ihre Beine" und "Wie komme ich zur Kur?". ill

Zwei Damen der Weltliteratur treten hervor Die Puppet Players zeigen ein feministisches Marionettenspiel / Auftakt zum Frauentag

HANAU. Zum Auftakt des Internationalen Frauentages gab es in der Schweinehalle ein feministisches Kontrastprogramm. Die Hauptdarsteller: Victoria, eine englische Marionette im Alter von rund 200 Jahren und unschuldiges Opfer des Lüstlings Corder in dem ausgesprochen britischen Melodram "The Murder in the Red Barn" stand stellvertretend für die Objektrolle der Frau in einer patriarchalischen Gesellschaft.

Akteur Nummer zwei: Lysistrata, pazifistische Totalverweigerin während des Peloponnesischen Krieges, Kopfgeburt des Aristophanes, uraufgeführt 411 vor Christus. 1992 wurde sie als Kurbelmarionette mit einem kubistischen Klangkörper wiedergeboren und präsentierte den Part der aktiven Frau, die politischen Einfluß nimmt und Männer zu friedfertigem Verhalten bewegt.

Zu ihrem künstlichen Leben wurden die beiden Damen der Weltliteratur von den Puppet Players erweckt, die in den vergangenen Jahren in Hanau schon mit "Babar, der Elefant", "Joscha und die Zauberfiedel" und "Mozart und Harlekin" zu Gast waren. Während die todtraurige Geschichte der geschändeten und ermordeten Victoria dem Publikum als Jahrmarktsvorstellung nahegebracht wurde, (als stummes Spiel mit martialischen Untertiteln wie: "Wahrsager, mach mir meine Geliebte gefügig!", "Dein Grab ist geschaufelt, Victoria!"), forderte die Inszenierung der aristophanesischen Utopie neue Hör- und Sehgewohnheiten heraus.

Die abstrakt gestalteten Spielfiguren, an deren Hohlkörpern Geigen-, Bratschen- und Cellosaiten und Percussioninstrumente installiert waren, brachten ihre ureigenen, lautmalenden Klänge hervor und betonten non-verbal die noch immer aktuelle Antikriegshandlung. Diese ungewöhnliche akustisch-visuelle Version des Lysistrata-Stoffes (Ausstattung und Figuren: Stefan Fichert) wurde unter dem Titel "Vorübergehend geschlossen" für die 3. Münchner Biennale 1992 erarbeitet und erhielt den von BMW gestifteten Musiktheaterpreis für die charmante und freche Umsetzung der literarischen Vorlage.

Auch in der Schweinehalle war der Anklang groß (wenn auch der Andrang sehr zu wünschen übrig ließ!). Viele Zuschauer/innen der vom Frauenbüro, dem Hanauer Kulturverein und dem Trägerverein Pumpstation initiierten Vorstellung mochten sich danach von den Puppenspielern und ihren faszinierenden Figuren gar nicht trennen. RUTH DRÖSE

Jüngste Mannschaft der WM Das Aufgebot des Handball-Bundes

Tor: Andreas Thiel (Bayer Dormagen), 182 Länderspiele, Jan Holpert (Milbertshofen) 48, Jens Kürbis (Magdeburg) 39. Feld: Jean Baruth (Fredenbeck), 43 Länderspiele/85 Tore, Sven Lakenmacher (Großwallstadt) 8/6. Karsten Kohlhaas (Dormagen (29/40), Thomas Knorr (Kiel) 25/34, Christian Schwarzer (Niederwürzbach) 22/57, Klaus-Dieter Petersen (Gummersbach) 85/77, Mike Fuhrig (Wallau/ Massenheim) 97/95, Volker Mudrow (Lemgo) 13/19, Mark Nagel (Leutershausen) 19/27, Volker Zerbe (Lemgo) 100/259, Jörg Kunze (Leutersh.) 10/33, Bernd Roos (Großwallstadt) 60/238, Holger Löhr (Leutershausen) 12/32. Die Gruppen und Spielternmine

Gruppe A: Spanien, Team Tschechoslowakei, Österreich, Ägypten.

Gruppe B: Rumänien, Frankreich, Norwegen, Schweiz.

Gruppe C: Schweden, Ungarn, Island, USA.

Gruppe D: Rußland, Deutschland, Dänemark, Korea. FR

Rot-Grün oder große Koalition Koalitionsvereinbarungen erst nach der OB-Direktwahl

MARBURG. Rot-Grün oder große Koalition, das sind die Optionen, die Marburgs Wähler den Parteien der Universitätsstadt beschert haben. Die SPD ist zwar klare Verliererin der Wahl, von ihr als der stärksten Partei wird es dennoch abhängen, wie in Marburg künftig weiterregiert wird. Da schon am 9. Mai die ersten OB-Direktwahlen anstehen, werden Koalitionsvereinbarungen möglicherweise auf sich warten lassen.

Knapp unter dem Landestrend liegen die deutlichen Verluste der erstmals ohne Ex-OB Hanno Drechsler angetretenen SPD, die nur noch 29,7 Prozent erhielt (minus 7,2). Die Grünen, die erneut eine rot-grüne Ehe anstreben, konnten ihren Stimmenanteil auf hohem Niveau nur leicht auf 18,1 Prozent (plus 0,5) ausbauen. Sehr viel deutlicher hätte die Ökopartei zugelegen können, wenn nicht das Spaltprodukt "Grün-Alternative-Linke" (GAL) 4,8 Prozent für sich verbucht hätte und damit den Einzug ins Stadtparlament dennoch knapp verpaßte.

Die vor vier Jahren drastisch auf 23,3 Prozent abgesackte CDU konnte entgegen dem Landestrend diesmal ein Plus von 2,9 verzeichnen. Zu einer bürgerlichen Mehrheit mit den "Bürgern für Marburg", die ihr fulminantes Erstlings- Ergebnis von 1989 auf leicht höherem Niveau (13,5) stabilisieren konnten, reicht es zur Enttäuschung der CDU dennoch nicht. Und zum dritten Mal verfehlte die FDP den Einzug ins Stadtparlament. Auch eine Fortsetzung des SPD-BfM-Arbeitsbündnis als Koalition verbietet die Wahlarithmetik: ein Sitz fehlt.

An der Fünf-Prozenthürde scheiterte die erstmals angetretene "Marburger Linke", eine Listenverbindung diverser Gruppen in der die seit Anfang der 70er Jahre im Stadtparlament vertretene DKP mit zuletzt vier Sitzen aufgegangen war. Die Weigerung der GAL, gemeinsam mit den Linken eine Liste aufzustellen, sorgt nun dafür, daß SPD, CDU, BfM und die Grünen in den nächsten vier Jahren im Parlament unter sich bleiben. tap

Aufgespießt

"Der Kollege mit dem nikotingelben Schnurrbart, dem penetranten Körpergeruch und der Manie, aus der hohlen Hand zu rauchen, ist heute in den Redaktionen ein Paria." Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel über den Kampf der Nichtraucher-Mehrheit in den USA gegen die Raucher.

Viele Sprachen, eine Aussprache Lautschrift für EG-Bürger

LONDON. "Onomástica" heißt ein spanischer Rotwein. Genauso nennt sich - vom griechischen "ónoma" (Name) abgeleitet - ein nagelneues Zweijahresprojekt mit dem Ziel, die korrekte Aussprache der Namen von Personen, Städten, Straßen, Firmen und Waren in den neun Hauptsprachen der zwölf Länder der Europäischen Gemeinschaft mit elektronischen Mitteln im ganzen EG-Gebiet zu verbreiten.

Nur wenige Namen sind ja Ausländern trotz fremdartiger Schreibweise so geläufig wie etwa Freud, Bordeaux, Chioggia oder Shakespeare; aber daß Lord Cholmondeley sich mit "Tschomli" anreden läßt, wissen selbst seine Landsleute nicht alle. Franzosen sprechen von "Mosár", englische Organisten spielen "Päcklbel", und jemand wie Weizsäcker kann manche fremde Zunge zerbrechen.

In Frankreich gibt es nach einer Schätzung etwa eine Million Namen, weniger wohl in kleineren Ländern, in der gesamten EG also vielleicht sechs Millionen, deren richtige Aussprache von Land zu Land Leute für den Telephonverkehr, für Funk und Fernsehen, Banken, Handel und Tourismus immer wichtiger wird. Daher will die EG-Kommission die Hälfte der Kosten des Onomastica-Projektes tragen, die mit 2,8 Millionen Ecu (5,4 Millionen Mark) angegeben werden. Das Unternehmen wird koordiniert vom Centre for Speech Technology Research der schottischen Universität Edinburgh, wo Sprachwissenschaftler und Elektroniker unter der Leitung eines Professors aus dem technologischen Fach zusammenarbeiten; beteiligt sind Universitätsinstitute und Fernmeldegesellschaften in neun Ländern (in Deutschland das Institut für Fernmeldetechnik der Berliner FU, die Bundespost und Telekom in Darmstadt).

Ihre gesammelten Namen könnten sicherlich in Wörterbüchern mit Aussprachebezeichnung in der "Internationalen Lautschrift" gedruckt werden und sollen Wörterbuchverlagen in der Tat gegen Lizenzgebühren zur Verfügung stehen. Aber zunächst planen die vorwiegend technologisch orientierten Organisationen elektronische Speicherung in maschinenlesbarer Form (CD-ROM).

Aufgezeichnet werden die Namen nicht von Sprechern aus den einzelnen Ländern, sondern von synthetischen Stimmen. Der Homunkulus von Edinburgh, genannt "Editalker", klingt nicht immer ganz klar und hat von seinen menschlichen Erzeugern unversehens einen Anflug schottischen Akzents mitbekommen, den Benutzer im größeren Teil des Vereinigten Königreiches weniger leicht verstehen dürften, erst recht Amerikaner. Aber das werden die Elektroniker wohl noch beheben können.

Der erste Eindruck legt jedoch den Gedanken nahe, daß den Ton dabei Techniker angeben, die kein tiefes Verständnis für Wesen und Wirksamkeit der Sprache besitzen und sich von den Möglichkeiten ihres hochmodernen Spielzeugs auf Wege oder Abwege locken lassen könnten, die nicht zur optimalen Nützlichkeit ihres für die europäische Harmonisierung gewiß bedeutenden Vorhabens führen. Aus verwandten Gebieten gibt es ja Beispiele dafür. Vielleicht hängt der Erfolg des Onomastica-Projektes nicht zuletzt davon ab, daß Phonetiker und Elektroniker nicht nur die Aussprache der Namen harmonisieren, sondern zunächst einmal lernen, miteinander dieselbe Sprache zu sprechen und dieselbe Taste zu drücken. Sonst bleibt immer noch die Möglichkeit guter alter Wörterbücher mit Lautschrift.

JULIAN EXNER

SPD und Grüne liebäugeln mit einer Koalition Am Wahlabend hatte es in Mühlheim lange Zeit nach einer absoluten Mehrheit ausgesehen

MÜHLHEIM. Eine rot-grüne Koalition bahnt sich im Mühlheimer Rathaus an. Am Tage nach der Wahl jedenfalls signalisierten SPD-Fraktionsvorsitzender Reinhold Latzke und der Grünen-Spitzenkandidat Hans-Georg Klauer Gesprächsbereitschaft. Klauer sagte: "Wir schließen ein Bündnis mit der SPD nicht aus, streben es aber nicht offensiv und nicht um jeden Preis an."

Latzke verweist darauf, daß der SPD- Vorstand das Wahlergebnis erst gründlich analysieren wird und sagte: "Es ist besonders schmerzlich, wenn man um knappe hundert Stimmen die absolute Mehrheit verpaßt." In der gegenwärtigen politischen Landschaft schließt Latzke jedoch Verhandlungen über eine Große Koalition in Mühlheim aus, auch Gespräche mit den "Bürgern für Mühlheim" werde es nicht geben.

Am Wahlabend war es eine Zitterpartie. Nach 17 von 22 auszuzählenden Wahlbezirken lag die SPD noch mit einem Sitz in Führung. Doch dann wendete sich das Blatt. 18 Sitze für die SPD, 19 für die Opposition aus CDU, Grünen und den Bürgern für Mühlheim verkündete die von einem Overhead-Projektor an die Wand des Stadtverordnetensitzungssaales projektierte Tabelle. Dabei blieb es denn auch.

Als die Ergebnisse des letzten Briefwahlbezirks bekannt wurden, brach bei den Bürgern für Mühlheim, bei den Grünen und der CDU Jubel aus. Die Opposition hatte ihr Ziel erreicht, die absolute Mehrheit der SPD zu brechen.

Ottokar Frey von den Bürgern für Mühlheim erklärte, "wir sind die eindeutigen Wahlgewinner, ich hatte ein zweistelliges Ergebnis vorausgesagt, das haben wir geschafft". Auf 10,6 Prozent der Stimmen schafften es die Bürger für Mühlheim auf Anhieb. Mit vier Sitzen werden sie in der Stadtverornetenversammlung vertreten sein.

"Wir haben das Minimalziel mit einem Wermutstropfen im Glas erreicht," charakterisierte CDU-Spitzenmann Jens Niklaus das Abschneiden seiner Partei, die es sich ebenfalls zum Ziel gesetzt hatte, die SPD-Mehrheit zu knacken. Um 4,7 Prozentpunkte auf 27,2 Prozent der Stimmen sind die Christdemokraten abgerutscht.

Übertroffen wurden diese Verluste nur noch von der SPD, die mit einem Minus von fünf Prozentpunkten die meisten Federn lassen mußte. Versteinerte Gesichter denn auch bei den SPD-Spitzenkandidaten, die im Bürgermeisterzimmer mit Taschenrechnern hantierten.

SPD-Fraktionschef Reinhold Latzke erklärte schließlich, "wir haben einen hervorragenden Wahlkampf geführt und im Verhältnis zu anderen Kommunen auch geringere Verluste gemacht. Die 19 Sitze haben wir knapp verfehlt, wir werden darüber nachdenken, wie wir die verlorenen Stimmen wieder zurückholen. Auch in den nächsten vier Jahren werden wir eine Politik der sozialen Gerechtigkeit machen. Ob und mit wem wir eine Koalition eingehen werden, werden wir noch beraten." Die Parteigremien tagten gestern abend.

Als potentiellen Koalitionspartner brachten sich die Grünen bereits am Sonntagabend ins Gespräch. Hans-Georg Klauer meinte, dies sei naheliegend. Eine Koalition mit der CDU hat aus der Sicht von Bürgermeister Karl-Christian Schelzke kaum eine Chance. Ob sich die Sozialdemokraten mit ihren Abweichlern, die die Bürger für Mühlheim initiiert haben, wieder zusammenraufen können, ist fraglich. Da wurde möglicherweise zu viel Porzellan zerdeppert.

Die Republikaner waren in Mühlheim nicht angetreten. Dennoch gibt es in der Stadt ein Potential von Wählern und Wählerinnen der rechtsextremen Partei, das bei knapp 10 Prozent liegt. Bei den Kreistagswahlen gaben 9,7 Prozent der Wähler und Wählerinnen den Republikaner ihre Stimme, bei der Wahl zum Umlandverband waren es sogar 9,9 Prozent. pmü

Handball-Oberliga der Männer, Gruppe Süd Turnverein Breckenheim droht Verlust der Tabellenführung Nach der Heimniederlage gegen die TSG Bürgel wartet jetzt die TG Rüsselsheim / Kann sich Sulzbach doch noch retten?

In der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Männer spitzt sich der Meisterschaftskampf wieder zu. Tabellenführer TV Breckenheim unterlag im Spitzenspiel der nur noch einen Punkt zurückliegenden TSG Bürgel mit 20:21. Zwischen die beiden Teams schob sich noch der Zweitplazierte TuS Dotzheim nach dem 17:15-Heimsieg gegen den designierten Absteiger SG Anspach. Dagegen ist die TG Rüsselsheim nach der überraschenden Derby-Niederlage beim Nachbarn Flörsheim, der noch Hoffnungen auf den Klassenerhalt besitzt, aus dem Meisterschaftsrennen ausgeschieden.

Neben dem Dreikampf an der Spitze dürfte auch der Abstiegskampf an den letzten vier Spieltagen für Hochspannung sorgen. Anspach ist abgeschlagen, besitzt nur noch theoretische Hoffnungen. Davor liegen der TV Wicker (unterlag in Holzheim), Nieder-Roden (spielfrei), Sulzbach sowie Flörsheim als Vorletzter nur drei Punkte auseinander.

Am kommenden Wochenende muß Wicker (Samstag, 19 Uhr) gegen Idstein gewinnen, um nicht noch tiefer in den Tabellenkeller zu rutschen. Bürgel möchte gegen Büttelborn zu Hause (19.30 Uhr) seine Aufstiegschancen wahren. Das gilt auch für Dotzheim in Sulzbach (Sonntag, 18.30 Uhr). Der immer stärker in Bedrängnis kommende Spitzenreiter TV Breckenheim könnte die Führung bei einer zu erwartenden Niederlage bei der heimstarken TG Rüsselsheim (Sonntag, 18.30 Uhr) endgültig verlieren.

TV Flörsheim - TG Rüsselsheim 12:11 (5:5). An den letzten Strohhalm klammerte sich der TV Flörsheim, um doch noch den Klassenerhalt zu schaffen. Dagegen erloschen für den Mitaufsteiger TG Rüsselsheim in der mit 250 Zuschauern gut besuchten Flörsheimer Graf-Stauffenberg-Halle die sowieso nur noch geringen Meisterschaftschancen. Der Viertplazierte scheiterte an seiner schwachen Angriffsleistung, besaß Probleme mit der harten Gangart der Gastgeber. Primär das Fehlen von Goalgetter Axel Porz (Leistenzerrung) drückte den Leistungslevel bei den im Vorspiel noch mit einem Tor Vorsprung siegenden Opelstädtern, deren Trainer Ulli Theis anschließend Understatement betrieb: "Wir benötigen noch einen Punkt zum Klassenerhalt."

Was soll da sein Pendant Norbert Schleith ("Wir haben hart, aber nicht unfair unsere letzte Chance gesucht") sagen? Trotz des Sieges und der Erfolgsserie von zuletzt 8:2-Punkten kam der TVF keinen Schritt nach vorne, da Sulzbach erneut einen Coup in Büttelborn landete. Immerhin ist der Viertletzte Nieder-Roden - bei nur noch einem Punkt Vorsprung - wieder in Sichtweite. "Der vorher bekannt gewordene Sulzbacher Sieg hat uns nervös gemacht. Zum Glück auch die TGR. Soviele freie Bälle konnte ich selten parieren", jubelte TVF-Keeper Thomas Brauße, der in letzter Sekunde noch einen strammen Wurf von Ingo Porz abwehren mußte.

"Wir haben bewiesen, daß wir mithalten können. Das wäre ein Trostpflaster bei einem eventuellen Abstieg. Ich hänge nun doch noch definitiv eine fünfte Saison in Flörsheim dran", gab Schleith bekannt. "Das Team bleibt auch beim Abstieg zusammen", so Schleith. Sein Gegenüber Theis verließ mit steinerner Miene das Parkett: "Gegen die Abwehrleistung ist nun wirklich nichts einzuwenden, aber der Angriff!?".

TVF: Brauße; Schütz (1), Kohl (1), Klang (1), Gröschl (1), Jung, Kirschner, Blaha, Ostmann (7/1), Nauheimer (1).

TuS Holzheim - TV Wicker 20:16 (7:7). Immer schriller läuten im Weindorf Wicker die Alarmglocken. Nach der Niederlage beim heimstarken TuS Holzheim trennen die Anthes-Truppe nur noch zwei Punkte Vorsprung vom Viertletzten TG Nieder-Roden. Und in den letzten vier Spieltagen - zum Finale muß man pikanterweise nach Flörsheim - werden dem Traditionsverein weiterhin die verletzten Torjäger Mehler und Franz fehlen. In Holzheim hielt der TVW - wie schon gegen Großwallstadt - bis zur 40. Minute mit, ehe sich der wurfgewaltige Gastgeber nach einem knappen 12:11- Vorsprung bis zur 52. Minute vorentscheidend auf 16:13 absetzte. Vor allem den trickreichen Heiko Ohl (7) bekam die Wickerer Abwehr nie richtig in den Griff.

Außerdem zeigte die Leistungskurve von Torwart Kessler nach starker erster Halbzeit rapide nach unten. "Kessler hat im zweiten Abschnitt praktisch keinen Ball mehr in die Hand bekommen", resümierte TVW-Pressewart Edmund Volk nach der erneuten Niederlage. Zu allem Überfluß fiel bei Wicker auch noch Krollmann (Fuß umgeknickt) aus. So mußte Bill in Angriff und Abwehr durchspielen. Der TVW spielte mit Kessler, Schleipfer (52. bis 60. Minute); Anthes (1), Volk, Wolf (5/2), Bill (3), Möschl (1), Fritsch (2), Kohlhaas (2), Heiß (1), Jost (1).

TV Büttelborn - TSG Sulzbach 19:23 (10:12). Die TSG Sulzbach weiterhin in "Aufbruchstimmung". Eine neuerliche Überraschung für das vor 14 Tagen schon praktisch in Richtung Bezirksliga abgeschriebene Taunus-Team. Die Gastgeber zeigten frappierende Schwächen in Angriff und Abwehr. Allerdings machte auch der Grippe-Virus dem Team zu schaffen. Sulzbachs Trainer Robert Postelt strahlte nach dem Coup, besaß in Torwart Börner den überragenden Akteur. Beste Schützen für den Sieger waren der im Feld herausragende Wegmann (9/2) und Schlegel (7).

TV Breckenheim - TSG Bürgel 20:21 (9:11). Vor rund 500 Zuschauern wollte Breckenheim den Heimvorteil gegen Bürgel zur Vorentscheidung im Meisterschaftskampf nutzen. Ein Sieg hätte - bei fünf Punkten Vorsprung vor Bürgel und drei Zählern vor Dotzheim - praktisch den Meistertitel bedeutet. Nach der knappen, aber auch von Trainer Koch als verdient bezeichneten Niederlage hofft nun die TSG Bürgel auf den großen Coup. "Bürgel hat verdient gewonnen. Nun wird es ganz eng im Dreikampf Breckenheim, Dotzheim und Bürgel", resümierte TVB- Coach Helmut Koch. Die Gastgeber holten zum Schluß fast noch den komfortablen Vier-Tore-Vorsprung der Bürgeler auf, aber Thorsten Radusch scheiterte beim letzten Wurfversuch an der TSG- Abwehrmauer. Radusch war mit sechs Toren noch bester Werfer beim Verlierer. Ebenso oft traf Scholles.

TuS Dotzheim - SG Anspach 17:15 (8:8). Nicht gerade mit Ruhm bekleckerte sich der Zweitplazierte Dotzheim gegen den nun praktisch als Absteiger feststehenden Neuling Anspach. Trotzdem war Dotzheim nach der Heimniederlage von Nachbar Breckenheim der große Sieger der Woche. "In Sulzbach müssen wir uns aber gewaltig steigern, damit die Meisterschaftschancen intakt bleiben", resümierte Sprecher Rainer Kernchen. Dotzheim hatte seinen besten Werfer in Guse (7/1). Anspach, nur ein Jahr in der Oberliga, besaß in Datz und Eifert (je 4) die effektivsten Angreifer. "Wir spielen auswärts viel befreiter als zu Hause auf", meinte SG-Pressesprecher Dietmar Jäger. jo

Ortsgerichtsvorsteher geben Sprechzeit bekannt

OBERURSEL. Die Ortsgerichte haben ihre Sprechzeiten bekanntgegeben. Ortsgerichtsvorsteher Franz Oeffinger ist montags von 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr, mittwochs und freitags jeweils von 10 bis 12 Uhr im Rathaus, Zimmer 513, zu sprechen. Telefon: 0 61 71 / 50 24 55 oder 50 24 96.

Vorsteher Heinrich Geibel in Stierstadt, Tel. 5 62 35, hat seine Sprechstunde im ehemaligen Stierstädter Rathaus montags von 18 bis 19.30 Uhr. In Oberstedten erwartet Ortsgerichtsvorsteher Friedrich Mengel, Tel. 3 32 59, seine "Gäste" dienstags von 17 bis 18 Uhr im dortigen ehemaligen Rathaus. Sprechstunden nach Vereinbarung bieten an: die Gerichtsvorsteher Thomas Wietschorke in Bommersheim, Tel. 5 62 80, und Karl Bill in Weißkirchen, Rufnummer 7 55 08. ill

Auf der A 66 geschnitten: zwei Autos kollidierten

BIEBERGEMÜND. Zwei Verletzte hat ein Unfall auf der A 66 am Sonntag nachmittag bei Wirtheim gefordert. Wie die Autobahnpolizei mitteilte, wurde ein Fahrzeug aus Groß-Gerau bei einem Überholmanöver vermutlich von einem schwarzen Personenwagen geschnitten. Aufgrund einer Vollbremsung geriet das Auto ins Schleudern und prallte mehrfach gegen die Leitplanke. Ein nachfolgender Wagen konnte Sekunden später nicht mehr ausweichen und prallte auf das verunglückte Auto aus Groß-Gerau auf, dessen Insassen ins Gelnhäuser Kreiskrankenhaus gebracht wurden.

Der Blechschaden wird mit 15 000 Mark angegeben. jan

Sechs teilen sich in sieben Sitze In den Friedrichsdorfern Ortsbeiräten dominiert die UWG

FRIEDRICHSDORF. Kräftige Verschiebungen bei Stimmen und Prozenten, aber nur wenig Bewegung bei den Sitzen - das ist das Fazit der Ortsbeiratswahlen. Da die Stadtteil-Parlamente mit sieben Mitgliedern relativ klein sind, konnte zum Beispiel in Köppern die SPD neun Prozent verlieren (auf 21,3 Prozent) und hielt doch ihre zwei Sitze.

Um in Köppern zu bleiben: Die UWG legte viereinhalb Prozent zu (jetzt 36,6 Prozent), was ihr einen dritten Sitz einbrachte. Der ging zu Lasten der CDU, die zwar lediglich 3,2 Prozent der Stimmen einbüßte (auf 17,4 Prozent), aber damit nur noch ein Mandat im Ortsbeirat errang. Den siebten Sitz haben nach wie vor die Grünen. Ein Zuwachs von 2,2 Prozent (auf 11,2 Prozent) schlug sich nicht in Sitzen nieder. Je 6,7 Prozent für FDP und FU reichten nicht für den Einzug in den Ortsbeirat.

Auch im Stadtteil Friedrichsdorf baute die UWG ihre Vormachtstellung aus: von 25,1 auf 30,7 Prozent. Dies bedeutet jedoch nach wie vor zwei Sitze. Fünf weitere Parteien schicken je eine/n Vertreter/ in: SPD (18,5 Prozent, minus 5,6), die CDU (20,5 Prozent, minus 3,6), die Grünen (14,3 Prozent, plus 3,1), die FDP (7,7 Prozent, plus 2,6) und die FU (8,2 Prozent, minus 2,3).

Schwächer ist der Stand der UWG in Seulberg. Dort legte die Wählergemeinschaft 5,9 Prozent zu, ist aber mit 22 Prozent nur drittstärkste Kraft. Die SPD rutschte von 34,8 auf 30,2 Prozent, die CDU von 31,7 auf 28,1 Prozent. Die Grünen verbesserten sich um mehr als fünf auf 14,4 Prozent, die FU um 0,3 auf 5,3 Prozent.

In Seulberg trat die FDP nicht an. In Sitzen sieht die Wahl so aus: Die SPD hat nicht mehr drei, sondern nur noch zwei Mandate; profitiert hat davon die UWG, die nun ebenfalls mit zwei Leuten im Ortsbeirat sitzt. Die CDU blieb bei zwei Vertretern, die Grünen bei einem. Die FU ging leer aus.

In Burgholzhausen sieht das Parlament völlig unverändert aus: je zwei Sitze für SPD und CDU, drei für die UWG. Doch prozentual tat sich einiges: Die SPD verlor 7,2 Prozent (jetzt 26,0), die UWG legte 6,7 Prozent zu und schaffte mit 41,4 Prozent ihr Friedrichsdorfer Rekordergebnis. Die CDU steigerte sich um 0,7 auf 25,8 Prozent. Die Grünen traten nicht an, FDP und FU blieben mit 4,4 bzw. 2,4 Prozent bedeutungslos. tom

Das Sagen hat die Wählergemeinschaft In Dietzenbach warten alle Parteien auf die Entscheidungen der BfD-FWG Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann DIETZENBACH. "Die drei Großen haben signalisiert, daß sie zu Gesprächen bereit sind", sagt Bürgermeister Jürgen Heyer (SPD) zum weiteren Procedere nach der Kommunalwahl mit überraschendem Ausgang: Die Freie Wählergemeinschaft (FWG) "Bürger für Dietzenbach" (BfD) um den Ex-Christdemokraten Rolf Küchler verbuchte aus dem Stegreif 27,3 Prozent bei der Wahl zum Stadtparlament und wurde damit zur stärksten politischen Kraft in Dietzenbach. Der 58jährige Küchler arbeitet als Bankkaufmann an der Frankfurter Börse. Konjunkturtief für die SPD: Sie erreichte nur 21,9 Prozent und verlor somit 15,5 Prozent. Die Fortsetzung der rot-grünen Koalition ist nicht mehr möglich, obgleich die Grünen um ihren Spitzenkandidaten, den Ersten Stadtrat Lothar Niemann, mit 17 Prozent noch 3,3 Prozent dazugewinnen konnten. Die CDU büßte 13,7 Prozent ein, ist aber mit 22,1 Prozent die zweitstärkste Fraktion.

Nach Ansicht von Heyer sind bei Verhandlungen über eine mögliche Zusammenarbeit die Grünen nicht mehr gefragt. "Die BfD-FWG muß nun die Initiative ergreifen. Sie hat den klaren Wählerauftrag", meint der Bürgermeister. "Sie hat am Montag, 15. März, eine Mitgliederversammlung und muß erklären, wo's langgehen soll." Absolute Mehrheiten könnten von BfD und SPD oder von BfD und CDU gebildet werden.

Heyer: "Eine Zusammenarbeit von SPD, CDU und Grünen - das kann man vergessen. Da würde die CDU nicht mitspielen." Und: "Rein theoretisch wäre auch eine Mehrheit von SPD, CDU und ÖDP denkbar, aber eine solche Konstellation ist doch recht abenteuerlich. Derzeit bleibt eben alles offen."

"Ein Superergebnis, ich kann's noch nicht glauben. Wir werden jedoch Oppositionspolitik machen müssen", erklärt ÖDP-Spitzenkandidat Wolfgang Wrzesniok. Der Newcomer und sein junges Team traten erstmals an, holten 5,2 Prozent und werden mit zwei Sitzen im Parlament vertreten sein. FDP (4,6 Prozent) und DKP (1,6 Prozent) bleiben außen vor.

"Die Mitgliederversammlung hat vor der Wahl beschlossen, daß wir kein Dauerbündnis eingehen sollen", sagt BfD- Spitzenkandidat Rolf Küchler, der in den 70er Jahren die Dietzenbacher CDU- Fraktion leitete und damals nach einem parteiinternen Streit aus der Union austrat. "Doch das Wahlergebnis kommt für uns völlig überraschend. Da muß man den früheren Beschluß überdenken."

Laut Küchler ist die BfD-FWG nun gefordert, Verantwortung zu tragen. "Welche Konstellationen sich ergeben können? Das ist viel zu früh. Wir sind offen "Ohne Politerfahrung" für alle." Die Mitgliederversammlung wird am 15. März nichtöffentlich tagen und den weiteren Kurs bestimmen. Die BfD-FWG erhält 13 Mandate im Parlament. Nach Küchlers Angaben zählt die Wählergemeinschaft rund 80 Mitglieder, "aus allen Schichten und Berufsgruppen hier in Dietzenbach", wie er erwähnt. Den Freien Wählern gehe es um vernünftige Politik für die Bürger und nicht um Parteipolitik. "Das ist unsere Wahlaussage."

SPD-Spitzenkandidat und Fraktionschef Werner Hoch versichert: "Dieses Wahlergebnis hätte ich nicht für möglich gehalten. Offenbar ist in Dietzenbach linke Politik nicht mehr gefragt. Daß die Grünen zugelegt haben, liegt am Niemann-Bonus", schätzt Hoch. Er ist sich indes sicher, daß die BfD-FWG einen Großteil der Stimmen aus der Klientel der rechtsextremen Republikaner geholt haben. Die Republikaner, die nicht für das Stadtparlament kandidiert hatten, bekamen in Dietzenbach bei den Kreistasgswahlen nämlich 10,5 Prozent.

Hoch: "Die Freien Wähler müssen nun aktiv werden und sich mit uns in Verbindung setzen, wenn sie was wollen." Er vermutet, daß die BfD-FWG nun in die Bredouille kommt, weil sie außer Küchler über keine Kandidaten mit Politerfahrung verfüge. Die SPD vermutet, daß Küchler sich um das Amt des Stadtverordnetenvorstehers bewirbt.

CDU-Spitzenkandidat Dr. Heinrich Volz stellt fest, "daß es sich um eine Protestwahl gehandelt hat. Die Freien Wähler haben die Protestwähler aufgefangen." Nach Auffassung von Volz muß die BfD-FWG "erhöhte Verantwortung tragen". Und: "Das geht nicht mit wechselnden Mehrheiten. Wir brauchen stabile Verhältnisse. Das Korsett muß stimmen."

Topmann Niemann von den Grünen glaubt, daß die Umweltpartei in keine Dietzenbacher Konstellation mehr hineinpasse: "Es wird eine Große Koalition geben, welche auch immer." Er mache bis 1995 seinen Job als Erster Stadtrat weiter. Dann endet seine Amtsperiode, ebenso die von Bürgermeister Jürgen Heyer.

Rolf Wenzel fühlt sich "happy" SPD und FWS setzen Zusammenarbeit fort / CDU enttäuscht

SELIGENSTADT. Rolf Wenzel, Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat, gesteht: "Ich bin happy!" Mit diesem Ergebnis habe er nicht gerechnet. Seine Genossen klopfen ihm auf die Schulter: "Rolf, du hast für uns die Stimmen geholt." Die Sozialdemokraten legten kräftig zu. Mit 38,3 Prozent schnitten sie um fast zehn Prozent besser ab als bei der Kommunalwahl vor vier Jahren.

Zusammen mit den Freien Wählern Seligenstadt (FWS), die von 19 auf 15,2 Prozent rutschten, kann die SPD mit einer satten Mehrheit im Rücken schalten und walten. Die CDU verlor gegenüber 1989 mit 41,5 Prozent 2,7 Prozent der Stimmen. Die Grünen (4,9 Prozent) verfehlten knapp den Sprung ins Parlament.

"Im Vergleich zum Landestrend haben wir sogar 18 Prozent besser abgeschnitten", sagt Wenzel, der 1991 - mit noch hauchdünner Mehrheit von SPD und FWS gegenüber der CDU - gekürt worden war. Seit Beginn seiner Amtszeit im Januar 1992 "habe ich von früh morgens bis spät abends für Seligenstadt geackert, zusammen mit den Bürgern auch die kleinen Probleme angesprochen und gelöst". Und auch an den Wochenenden suche er den Kontakt zu den Leuten in der Stadt. Wenzel: "Was heute zählte, sind Menschlichkeit und Bürgerfreundlichkeit." Der Bürgermeister, der unter anderem auch durch seine spektakuläre Baumpflanzaktion auf dem Marktplatz Pluspunkte bekam, spricht davon, "daß die Zusammenarbeit von SPD und FWS vom Wähler bestätigt wurde". Nach Einschätzung des Bürgermeisters könnte die Kooperation noch besser werden.

FWS-Vorsitzender Jürgen Kraft berichtet von einem guten Ergebnis: "Wir sind sehr zufrieden." Die FWS-Fraktion habe 1989 die Protestwähler binden können, elf Prozent von der CDU und acht Prozent von der SPD. "Es ist doch klar, daß die früheren SPD-Leute bei ihrem Bürgermeister wieder sozialdemokratisch wählen. Insofern haben wir eigentlich nichts verloren, sondern noch dazugewonnen."

CDU-Stadtverbandsvorsitzender Gerhard Klein äußert sich enttäuscht über das Wahlergebnis. Der Union sei es mit ihrer ruhigen Informationspolitik nicht gelungen, die Defizite in der derzeitigen Kommunalpolitik deutlich zu machen. Klein: "Die SPD hat vom Bürgermeister- Bonus profitiert." Die FWS habe wieder Protestwähler einfangen können. fin

SPD behauptet sich in Klein-Auheim

HANAU. Die SPD hat sich trotz ihrer Verluste bei den Kommunalwahlen als stärkste Fraktion im Klein-Auheimer Ortsbeirat behauptet.

Sie verlor jedoch ein Mandat und hat mit vier Sitzen nun ebenso viele wie die Christdemokraten, die über drei Prozent zulegten. Die Freien Demokraten steigerten ihren Anteil der Stimmen von 4,5 auf 8,2 Prozent und gewannen damit einen Sitz. him

CDU bleibt in Isenburger Ortsbeiräten weiter vorn

NEU-ISENBURG. Trotz deutlicher Verluste der beiden Volksparteien CDU / SPD und gleichzeitig zum Teil beträchtlicher Zugewinne von Grünen, FDP und der Freien Wählergemeinschaft (FWG) verändern sich die Kräfteverhältnisse im Gravenbrucher Ortsbeirat nicht: Die CDU sank bei der Kommunalwahl am Wochenende zwar von 45,2 auf 39,5 Prozent ab, behielt jedoch ihre vier Sitze. Auch die Sozialdemokraten verfügen weiterhin über zwei Beiratsplätze, wenn sie auch nur noch 25,3 Prozent der Wählerinnen und Wähler - gegenüber dem 89er Ergebnis von 28,2 Prozent - hinter sich haben. Unverändert jeweils einen Sitz können die übrigen drei Parteien für sich beanspruchen: Die Grünen steigerten sich von 9,3 auf 15,9 Prozent, die FDP von 9,8 auf 11 Prozent und die FWG von 7,5 auf 8,3 Prozent.

Im Isenburger Stadtteil Zeppelinheim konnten die Christdemokraten ihre absolute Mehrheit sogar noch weiter ausbauen, und zwar von 53,5 auf 57,7 Prozent. Die SPD büßte Wählerstimmen ein und erzielte am Sonntag lediglich 42,3 gegenüber 46,5 Prozent vor vier Jahren. Die CDU bleibt im Ortsbeirat bei fünf, die SPD bei vier Sitzen. leo

Dieter Gröning: "Es war eine Mainhäuser Wahl"

MAINHAUSEN. "Man sagt, daß ich zum hervorragenden Abschneiden der CDU beigetragen habe", erzählt Bürgermeister Dieter Gröning, Spitzenkandidat der Union in Mainhausen. "Ich denke vielmehr, die CDU hat gut gearbeitet. Bürger, CDU und Bürgermeister sind ein Dreieck." Die Christdemokraten verzeichneten mit fast 70 Prozent der Stimmen ein Traumergebnis. Gröning: "Es war eine Mainhäuser Wahl." Die SPD rutschte um 3,5 auf 30,5 Prozent ab. Nach Ansicht von Gröning wurden seine Vereinsarbeit und auch sein Engagement gegen die Giftmüllkippe honoriert.

SPD-Sprecher Hans Christian Falkenberg - er vertritt den erkrankten Spitzenkandidaten Egon Josef Laber - weiß, daß seine Fraktion gegen eine Zweidrittelmehrheit der CDU wenig ausrichten kann. Falkenberg vermutet, daß viele Wähler den Sinn der Wahl nicht richtig verstanden hätten: "Die dachten wohl, es wird ein Bürgermeister gewählt. Die Gröning-Bilder hingen nämlich an jeder Ekke rum." Nicht ohne Stolz berichtet Falkenberg davon, "daß wir in Mainflingen noch 100 Stimmen dazu geholt gehaben". Doch, so sagt er, "in Zellhausen sah's ganz düster aus. Da hat die CDU eine Dreiviertelmehrheit bekommen". fin

Kulturspiegel

Vom 10. bis 16. März

OFFENBACH. Eine Jazzrhythmusgruppe der Jazz e. V. Offenbach sorgt für die Grundstruktur, dann können Jazzneulinge loslegen und mitmachen: am Mittwoch, 10. März, um 21 Uhr im Bootshaus Undine am Fechenheimer Mainufer. An diesem Abend präsentiert die Jazz e. V. Offenbach den Beginn einer neuen Jazz-Jam-Session-Reihe. Sie heißt Jazz- Summit, soll einmal im Monat sein und besonders Newcomer ansprechen. Ob aktiv (beim Jazzen) oder passiv (beim Zuhören): Der Abend ist offen, Eintritt frei.

Am Freitag, 12. März, macht Jazz e. V. Offenbach weiter mit seiner Reihe Easy- Listening-Jazz, an diesem Abend ab 22 Uhr mit Swing bis Hard-Bop. Es spielt das Wood Brass Quintett. Der Ort: Bootshaus Undine, Fechenheimer Mainufer.

Um 11 Uhr am Freitag, 12. März, gibt es Musiktheater für Kinder von fünf Jahren an: O Papa, sagt die Lene. Auf der Studiobühne im Theater an der Goethestraße kombinieren ein Schauspieler und drei Musiker Lieder und Szenen, Mitspieltheater; mit Schatz, Zauberschrank und Gesangskrododil.

Abends um 20 Uhr am 12. März können die Erwachsenen sich von Bernd Kohlhepp unterhalten lassen. Der Kabarettist, "der das Skurrile liebt", steht als Der Wünschelrutengänger und Alleinunterhalter auf der Studiobühne im Theater an der Goethestraße; Beginn 20 Uhr.

Für Menschen in jedem Alter, aus jeder Nation und auch nicht nur aus Offenbach ist das Multikultur-Fest in der Offenbacher August-Bebel-Schule gedacht. Die Schülervertretung lädt dazu für Freitag, 12. März, ein. Sie hat sich das Motto ausgedacht: "Kennst Du den?" Zwischen 12 und 20 Uhr wird Kultur, Essen und Trinken geboten. Das Musikprogramm wird zum großen Teil von der OFFensive OFFenbach bestritten. Nachmittags spielen Lady & The Lads, Emergency-Exit, Don't you even Care und Kristallpalast. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Im Isenburger Schloß ist am Freitag, 12. März, von 21 Uhr an Indi-Night mit Insect Voyeur, Clockwise, Der Ästhetische Einzelkämpfer.

Das Münchener Tourneetheater kommt am Samstag, 13. März, um 19 Uhr mit Sternheims Die Hose in die Messehalle. Gedichte des griechischen Lyrikers Kavafis werden zu Musik: Am Sonntag, 14. März, um 20 Uhr werden die Sängerin Alexandra Grizopoulou und der Komponist Alexandros Karozas die Hommage à Kavafis im Büsing Palais gestalten. Vorgemerkt OFFENBACH. Das am 7. Februar ausgefallene Lustspiel von Carlo Goldoni Der Diener zweier Herren wird am Donnerstag, 18. März, 20 Uhr, im Bühnenhaus des Theaters an der Goethestraße gezeigt; Karten im Vorverkauf bei der Offenbach-Information, Stadthof. buc

Kommentar

Katerstimmung nach der Kommunalwahl. Die rot-grüne Koalition in Dietzenbach ist am Ende. Schade, daß es ihr nicht gelungen ist, die Wählerinnen und Wähler zu überzeugen.

SPD und Grüne haben bislang zusammen vernünftige Politik gemacht, sei es auf sozialem oder ökologischem Sektor. Auch die Finanzpolitik des Grünen-Kämmerers Lothar Niemann stimmt. Und Stadtrat Richard Weilmünster, früherer DKP- Mann und späterer Kulturdezernent, baute zusammen mit Amtsleiter Christoph Zens-Petzinger einen Kulturbetrieb im Bürgerhaus auf, der weit und breit als einmalig gilt. Das Klima im Rathaus, wo SPD-Bürgermeister Jürgen Heyer der Chef ist, soll nicht schlecht sein.

Viele Wählerinnen und Wähler haben davon nichts mitbekommen. Dietzenbach ist nicht nur Boom-Town, Abstrakte Lokalpolitik sondern auch öde Schlafstadt, in der sich viele Neubürgerinnen und Neubürger nicht für die Kommunalpolitik interessieren. In der anonymen Atmosphäre muß Lokalpolitik abstrakt wirken.

Wenn Protestwähler nicht für SPD, Grünen, CDU oder FDP, sondern für die Freie Wählergemeinschaft (FWG) "Bürger für Dietzenbach" (BfD) gestimmt haben, sind die Gründe auf Bundes- oder Landesebene zu suchen. Eine Alternative kann die BfD-FWG nicht sein, die nach eigenen Angaben gegen Links- und Rechtsextreme ist. Die BfD-FWG fiel jedoch schon durch ausländerfeindliche Flugblätter auf. Eine solche Gemeinschaft kann nicht für fortschrittliche Kommunalpolitik stehen. MARTIN FELDMANN

Handball-Oberliga der Männer: Der Meisterschaftskampf wird wieder spannender Clevere Bürgeler vermasselten dem TV Breckenheim die Tour Offenbacher entschieden das Spitzenduell mit einem Tor Vorsprung für sich / Rüsselsheim verlor gegen Abstiegskandidaten

In der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Männer spitzt sich der Meisterschaftskampf wieder zu. Tabellenführer TV Breckenheim unterlag im Spitzenspiel der nur noch einen Punkt zurückliegenden TSG Bürgel mit 20:21. Zwischen die beiden Teams schob sich noch der Zweitplazierte TuS Dotzheim nach dem 17:15-Heimsieg gegen den designierten Absteiger SG Anspach. Dagegen ist die TG Rüsselsheim nach der überraschenden Derbyniederlage beim Nachbarn Flörsheim, der noch Hoffnungen auf den Klassenerhalt besitzt, aus dem Meisterschaftsrennen ausgeschieden. Neben dem Dreikampf an der Spitze dürfte auch der Abstiegskampf an den letzten vier Spieltagen für Hochspannung sorgen. Anspach ist abgeschlagen, besitzt nur noch theoretische Hoffnungen. Davor liegen der TV Wicker (unterlag in Holzheim), Nieder-Roden (spielfrei), Sulzbach sowie Flörsheim als Vorletzter nur drei Punkte auseinander.

Am kommenden Wochenende muß Wicker (Samstag, 19 Uhr) gegen Idstein gewinnen, um nicht noch tiefer in den Tabellenkeller zu rutschen. Bürgel möchte gegen Büttelborn zu Hause (19.30 Uhr) seine Aufstiegschancen wahren, das gilt auch für Dotzheim in Sulzbach (Sonntag, 18.30 Uhr). Der immer stärker in Bedrängnis kommende Spitzenreiter TV Breckenheim könnte die Führung bei einer zu erwartenden Niederlage bei der heimstarken TG Rüsselsheim (Sonntag, 18.30 Uhr) endgültig verlieren. Für die Opelstädter käme der Sieg nach der Pleite in Flörsheim allerdings zu spät . . .

TV Flörsheim - TG Rüsselsheim 12:11 (5:5). Den letzten Strohhalm packte in der Handball-Oberliga der TV Flörsheim, um doch noch den Klassenerhalt im letzten Moment zu packen. Dagegen erloschen für den Mitaufsteiger TG Rüsselsheim nach der hauchdünnen und unnötigen Derbyniederlage in der mit 250 Zuschauern gut besuchten Flörsheimer Graf-Stauffenberg-Halle die sowieso nur noch geringen Meisterschaftschancen. Der Viertplazierte scheiterte an seiner schwachen Angriffsleistung, besaß Probleme mit der harten Gangart der Gastgeber. Primär das Fehlen von Goalgetter Axel Porz (Leistenzerrung) drückte den Leistungslevel bei den im Vorspiel noch mit einem Tor Vorsprung siegenden Opelstädtern. Trotz des Sieges und der Erfolgsserie von zuletzt 8:2 Punkten kam der TVF keinen Schritt nach vorne, da Sulzbach erneut einen Coup in Büttelborn landete. Immerhin ist der Viertletzte Niederroden bei nur noch einem Punkt Vorsprung wieder in Sichtweite. "Der vorher bekannt gewordene Sulzbacher Sieg hat uns nervös gemacht, die Nerven lagen blank. "Zum Glück auch bei der TGR, so viele freie Bälle konnte ich selten parieren", jubelte TVF-Keeper Thomas Brauße, der in letzter Sekunde noch einen strammen Wurf von Ingo Porz abwehren mußte.

TV Büttelborn - TSG Sulzbach 19:23 (10:12). Die TSG Sulzbach weiterhin in "Aufbruchstimmung", eine weitere Sensation für das vor vierzehn Tagen schon praktisch in Richtung Bezirksliga abgeschriebene Taunus-Team. Wieder einmal scheint sich Sulzbach im letzten Moment retten zu können, in der letzten Saison gelang das Kunststück in der Relegation. Büttelborn verpaßte dagegen durch die nie einkalkulierte Heimpleite den Sprung auf Rang vier, die Gastgeber zeigten frappierende Schwächen in Angriff und Abwehr. Allerdings machte auch der Grippevirus dem Team zu schaffen.

Sulzbachs Trainer Robert Postelt strahlte nach dem Coup, besaß in Torwart Börner den überragenden Akteur. Beste Schützen für den Sieger waren der im Feld herausragende Wegmann (9/2) und Schlegel (7).

TV Breckenheim - TSG Bürgel 20:21 (9:11). Vor rund 500 Zuschauern wollte Breckenheim den Heimvorteil gegen Bürgel zur Vorentscheidung im Meisterschaftskampf nutzen. Ein Sieg hätte bei fünf Punkten Vorsprung vor Bürgel und drei Zählern vor Dotzheim praktisch den Meistertitel bedeutet. Nach der knappen, aber auch von Trainer Koch als verdient bezeichnenden Niederlage hofft nun die TSG Bürgel auf den großen Coup. "Wir haben cleverer gespielt, nie im Hexenkessel die Nerven verloren", jubelten die Bürgeler nach dem möglicherweise in der Schlußabrechnung entscheidenden Sieg.

"Bürgel hat verdient gewonnen, nun wird es ganz eng im Dreikampf Breckenheim, Dotzheim und Bürgel", resümierte TVB-Coach Helmut Koch. Die Gastgeber holten zum Schluß fast noch den komfortbalen Vier-Tore-Vorsprung der Bürgeler auf, aber Thorsten Radusch scheiterte beim letzten Wurfversuch an der TSG- Abwehrmauer. Radusch war mit sechs Toren noch bester Werfer beim Verlierer, ebenso oft traf Scholles. jo

Nach Wahldebakel gesteht SPD Fehler ein

Für die Händlerschürze bitte

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"Wir brauchen umgehend den Kindergartenneubau" Eltern-Initiative bat am Sonntag um Unterstützung

BAD VILBEL. "Wir fordern die Stadtverwaltung auf, einen Kindergartenneubau auf dem Heilsberg umgehend vorzunehmen! Für die Zwischenzeit müssen unkonventionelle Überbrückungsmöglichkeiten geschaffen werden!" 1124 Bürger/ -innen haben diese Forderung am Sonntag mit ihren Unterschriften unterstützt, die eine Elterninitiative vor den Heilsberger Wahllokalen sammelte (siehe FR vom 8. März: "Unsere Kinder kommen zu kurz"). Die Mütter und Väter freuen sich über dieses große Echo und wollen ihre Unterschriftenaktion in dieser Woche noch fortsetzen.

Gestartet worden war die Initiative während eines gemeinsamen Elternabends der drei Mutter-Kind-Gruppen der Heilig-Geist-Gemeinde, nachdem der Kindergarten der Gemeinde für 35 zum September angemeldete Kinder eine Absage erteilen mußte. Die Kapazität der bereits notdürftig auf 100 Plätze erweiterten Einrichtung ist erschöpft. Selbst Vierjährige haben kaum eine Chance, in diesem Jahr unterzukommen. Als Notlösung will der Kindergarten an ein bis zwei Vormittagen in der Woche für eine bis zwei 15köpfige Gruppen ein "Schnupperangebot" im Gemeindehaus anbieten. Berufstätigen Müttern oder Vätern, die auf eine kontinuierliche Betreuung ihrer Kinder angewiesen sind, ist damit allerdings gar nicht geholfen.

Der wachsende Kinderreichtum sei absehbar gewesen, kritisieren die Eltern die Sozialpolitik der Stadt. Schon die Erweiterung des kirchlichen Kindergartens sei nur unter der Voraussetzung erfolgt, daß die Kommune zügig den Bau einer eigenen Betreuungseinrichtung in Angriff nehme. Der Magistrat müsse nun endlich reagieren.

Als Notlösung bis zur Fertigstellung eines Neubaus wäre eine Verteilung der Heilsberger Kinder auf die übrigen Kindergärten der Stadt, wie sie Bürgermeister Biwer prüfen will, akzeptabel, meinte eine Mutter. Eine andere beklagte, schon das erweiterte Betreuungsangebot der kirchlichen Einrichtung in einem Kellerraum sei "eigentlich eine Zumutung". mu

Der Bad Vilbeler Volkschor begeht jetzt sein 100jähriges Bestehen / Zu den Singstunden erscheinen nur 35 Frauen und Männer ,Jugend kommt überhaupt keine mehr&rquote; In der unmittelbaren Nachkriegszeit war das einmal entschieden anders Von Jörn Koppmann BAD VILBEL. Frauenstimmen beim Männerchor? Was heute noch paradox klingt, war zur Jahrhundertwende beinahe ein Skandal. Bad Vilbel, anno 1901: Der Männerchor Bruderkette, 1893 von 21 politisch engagierten Arbeitern gegründet, weiht seine Vereinsfahne. Zum festlichen Ereignis begleiten zwei Dutzend junge Frauen den Umzug mit der Flagge. Und nicht nur das: Sie beschließen, ebenfalls einen Chor zu gründen. Gesagt, getan: Schon bald proben die Sopran- und Altstimmen unter Leitung des Bruderkettendirigenten Adolf Weidt. "Das war unerhört", erinnert sich Georg Schmidt (76) an die Anfänge des Bad Vilbeler Volkschores. Der Ehrenvorsitzende des Vereins, dessen 100jähriges Bestehen in diesem Jahr gefeiert wird, muß es wissen. Seine Mutter Elise Muth zählte zu den Mitbegründerinnen des Frauenchors. Vater Andreas Schmidt trat 1903 in den Gesangverein Bruderkette ein.

Nicht nur die Eltern von Georg Schmidt lernten einander beim Singen näher kennen. Aus dem 1904 ins Leben gerufenen gemischten Chor gingen mehrere Partnerschaften hervor. "In den 50er Jahren haben wir alle Augenblicke auf einer goldenen Hochzeit gesungen", erinnert sich der 76jährige schmunzelnd.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, Georg Schmidt war aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, trat er in den Volkschor der Brunnenstadt ein: "Und sofort hatte ich ein Amt" - Schmidt wurde zweiter Archivar. Er mußte bei den Proben die Notenblätter austeilen und begann, alte Zeitungsausschnitte, Fotografien und Urkunden aus der damals bereits mehr als 50jährigen Vereinsgeschichte zusammenzutragen.

Was gar nicht einfach war: Die Nazis hatten 1933 den Arbeiterchor verboten. Das gesamte Eigentum war beschlagnahmt worden, "selbst der neu angeschaffte Flügel".

Als die Sängerinnen und Sänger im September 1945 (übrigens als erster Vilbeler Verein) wieder die Erlaubnis bekamen, ihre Treffen und Konzerte unter dem neuen Namen Volkschor fortzusetzen, war das Archiv in alle Winde zerstreut. Mühsam trug Georg Schmidt, der 1968 Vereinschef wurde und seit 1983 Ehrenvorsitzender des Chores ist, die Geschichte wieder zusammen. Mehr als ein Dutzend Aktenordner und Fotoalben stehen heute im Regal des 76jährigen. In den Stapeln von Sitzungsprotokollen, Konzertprogrammen und Bildern von Karnevalsspäßen findet sich manche Rarität: Etwa die Einladung zum ersten Auftritt des Männergesangvereins Bruderkette am 10. Dezember 1899 im Saal der Gaststätte "Zum Pfau", die auf dem Gelände des heutigen Zentralparkplatzes stand. Der Eintrittspreis damals: 25 Pfennig. Schon der Erste Weltkrieg brachte die Vereinsarbeit von 1914 bis 1918 zum Erliegen. Danach herrschte Männermangel. 17 Sänger der Bruderkette waren gefallen. Der Chor tat sich daraufhin mit dem Vilbeler Männergesangverein "Germania" zusammen. Der neue Name: Volkschor Union Vilbel. Während der Weimarer Republik wuchs der Chor ständig. 1928 zur Einweihung des Vilbeler Volkshauses (heute: Kurhaus) standen 200 Sängerinnen und Sänger auf der Bühne.

Von diesen Zahlen kann der Verein in seinem Jubiläumsjahr nur träumen. Zwar gibt es mehr als hundert Förderer, doch zu den Singstunden kommen nur noch 35 Frauen und Männer.

Die jüngsten Mitglieder sind 45 Jahre, die ältesten mehr als 80 Jahre alt. Georg Schmidt: "Jugend kommt überhaupt keine mehr." In der unmittelbaren Nachkriegszeit sei dies anders gewesen. Chorleiter Willi May, der die Sängerinnen und Sänger von 1949 bis 1989 dirigierte, konnte zum 50. Chorgeburtstag den großen Volksliedzyklus "Das Jahr im Lied" aufführen.

Heute, unter Leitung von Gerhard Mersinger, studiert der Chor geistliche und vor allem weltliche Lieder in bis zu vierstimmigen Sätzen ein. Probenraum ist der Saal der alten Schule, Frankfurter Straße 85, erster Stock. Mittwochs von 19.30 Uhr bis 21 Uhr üben die Frauenstimmen, anschließend bis 22 Uhr der gemischte Chor. Tenöre und Baßstimmen haben keine Einzelprobe.

Im einstigen Männergesangverein gibt es heute zu wenige Männer, um ohne Frauen auftreten zu können: So ändern sich die Zeiten.

Kommentar

Der Kreistag ein "Notparlament", in dem die beiden stärksten Fraktionen - die Sozialdemokraten mit 37 Prozent, die Christdemokraten mit 31,5 Prozent - in einer Regierung vereint zusammenrücken? Not gemeinsam lindern, um sich der rechtsradikalen Republikaner zu erwehren?

SPD und Grüne haben sich nach der zerbrochenen Koalition im Kreistag buchstäblich wie der Elefant im Porzellanladen aufgeführt. Nun ist das eingetreten, was von vorneherein gar nicht so abwegig erschien. SPD und Grüne können mit einem Plus von drei Sitzen rein rechnerisch wieder eine Mehrheit bilden. Mit dem nicht, sagen aber die einen, mit dem nicht, meinen jedoch die anderen.

Wenn es mit gewissen Personen nicht geht, dann müssen diese halt geopfert werden. Die SPD hat nicht nur deshalb ein Debakel erlitten, weil ihre Konturen nicht mehr genau auszumachen sind. Sie ist letztlich auch deswegen ins Desaster geschlittert, da schon frühzeitig auch auf Kreisebene unverhohlen mit einer großen Koalition geliebäugelt wurde, um sich - so Zusammenraufen kann es doch nur beim Wahlvolk angekommen sein - ihre Pfründe zu sichern. Ein janusköpfiger Kreistag steht ins Haus, ein Kreistag, der den Grünen und den ungebetenen Republikanern auf einem kleinen Oppositionsfeld eine linke und rechte Spielwiese überläßt. Machtpositionen werden betoniert. Der demokratische Parlamentarismus, von einer starken Opposition beflügelt, führt sich dann ad absurdum. Wer will denn noch in vier Jahren wählen gehen, wenn nun mit SPD und CDU gerade die Parteien ins Regierungsboot hüpfen wollen, die bei den jüngsten Kommunalwahlen Federn lassen mußten und die sich zuvor im Kreistag regelrechte Hahnenkämpfe lieferten? Trotz aller Bedenken wegen nervenzerfetzender Scharmützel sollten sich Sozialdemokraten und Grüne lieber nochmals zusammenraufen und sich an gemeinsame Programmpunkte erinnern. Diese liegen doch gar nicht so weit auseinander.

Persönliche Befindlichkeiten sind fehl am Platz. Eine große Koalition schafft letztlich mehr Probleme und sorgt für weiteren Verdruß. HOLGER KLÖS

In Gedern wird es bunter und für Schwarz schwerer Bürgerliche Mehrheit dahin, SPD und UBG einig?

GEDERN. "Viele Köche haben uns den Brei verdorben", erklärte Bürgermeister Rainer Schwarz (CDU) den Verlust der "bürgerlichen Mehrheit" von CDU und FWG in Gedern. Nur noch 27,5 Prozent der Gederner, die Sonntag ihre Stimme fürs Gemeindeparlament abgaben, wählten CDU. 4,5 Prozent weniger als 1989. Die FWG, mit der die Christdemokraten in Gedern bislang zusammengearbeitet haben, kam nur noch auf 19 gegenüber 21,7 Prozent vor vier Jahren. Eine Koalition zwischen SPD (31,3 Prozent) und UBG (16,1 Prozent) liegt nahe. Sie könnte sich allerdings gegenüber CDU / FWG nur auf eine Einstimmenmehrheit im Stadtparlament stützen.

Rainer Schwarz gibt sich gelassen: "Es wird bunter." Im Magistrat gebe es "mit meiner Stimme" nach wie vor eine bürgeliche Mehrheit. "Meine Position in Gedern steht nicht zur Disposition. Der Erste Stadtrat kann nicht mehr vom bürgerlichen Lager gestellt werden." Schwarz sieht keinen Anlaß, den Sessel des Rathauschefs vorzeitig zu räumen. Das sagt der Politiker, obwohl am Wahlabend Christdemokraten nachdrücklich den Rücktritt des politisch geschwächten SPD-Landrats Rolf Gnadl gefordert hatten. Im Kreis konkurriert Schwarz direkt als CDU-Spitzenkandidat gegen SPD- Zugpferd Gnadl.

"Ganz so ist das nicht", relativierte Schwarz am Montag solche Spekulationen. "Wir haben nur gesagt, die SPD dürfe sich im Kreis nicht auf die Republikaner verlassen, nicht mit ihnen paktieren. Die Konsequenz wäre, in die Direktwahl zu gehen." Für Gedern verweist Schwarz schlicht darauf, daß in einem Jahr ohnehin die Bürger ihren Meister direkt wählen dürften.

Auch sonst erwartet er "keine wesentlichen Veränderungen". Im Magistrat seien in der Vergangenheit 99 Prozent der Beschlüsse einstimmig gefallen. "Das wird auch in Zukunft so bleiben." Die herausragenden kommunalpolitischen Themen blieben dieselben.

Daß die CDU in Gedern nur noch 27,5 Prozent bekam, aber 37,1 Prozent der Gederner Wähler auf dem Kreistagswahlzettel ihre Stimme der CDU gaben, schreibt er vor allem dem "Sondereinfluß" der Partei Bibeltreuer Christen (PBC) zu, die nur in Gedern kandidierte und 80 Stimmen erhielt. Die FDP, die erstmals in Gedern ins Parlament kommen wollte, zog 143 Stimmen auf sich. Beide Gruppierungen scheiterten an der Fünf-Prozent-Hürde. "Das sind fast sechs Prozent Stimmen für den Papierkorb", kommentierte Schwarz und ist sich sicher, daß diese Stimmen nicht dem linken Lager verlorengingen.

Unterdes zeichnet sich eine Kooperation von SPD und UBG ab. UBG-Fraktionschef Harald Holle könnte sich eine "punktuelle Zusammenarbeit" vorstellen. Auch eine Koalition? Holle: "Fest binden werden wir uns wahrscheinlich nie und zu allem Ja und Amen sagen." Eine "enge Zusammenarbeit" würde Karlheinz Grun, SPD-Fraktionschef, reichen. Er will auf alle Fälle "zunächst" mit den Unabhängigen Bürgern sprechen. "Weil wir uns in Sach- und Personalfragen am nächsten sind." Ob eine neue Mehrheit versuchen werde, die Bürgermeisterwahl vorzuziehen, "muß erst mit dem Partner besprochen werden", hielt sich Grun bedeckt. mk

Raus aus der unerträglichen Enge Spätestens nach den Sommerferien zieht die Stadtbücherei um

KÖNIGSTEIN. 19 000 Bücher, 250 Videokassetten und nochmal 250 CDs: "Uns fällt bald alles über dem Kopf zusammen", flachst Hildegard Berberich, die Leiterin der Stadtbibliothek. Es ist eng in der öffentlichen Bücherei im ersten Stock des Kurhauses, und das nicht erst seit gestern. Aber auch nicht mehr lange - der Umbau zur Erweiterung läuft auf Hochtouren. Zwei neue Räume kommen dazu: ein Zimmer für die Kinder- und Jugendbuchabteilung und ein Büro. Über letzteres ist Frau Berberich besonders froh, denn: "Damit wird aus unseren zugebauten Arbeits- und Stapelecken endlich ein ordentlicher Arbeitsraum."

Eine ganze Weile mußten sie darauf warten, die "eineinhalb Frauen aus der Bücherei", wie die Leiterin scherzhaft sagt. Eine Ganz- und eine Halbtagskraft arbeiten dort, zudem eine freie Mitarbeiterin, die bei Bedarf kommt. Die Zahl der Bücher wuchs und wuchs, 1990 kamen die CDs, 1991 die Videos dazu, ohne daß mehr Platz zur Verfügung stand. Vor etwa einem Jahr schließlich wurde eine benachbarte Drei-Zimmer-Wohnung frei. Die Stadt griff zu.

Der Boden in den neuen Räumen ist bereits begradigt, nur der Teppich fehlt noch. Zur Zeit sind die Elektriker an der Arbeit. Und am Montag, 15. März, wird die Wand zwischen der Roman- und Belletristik-Abteilung und dem künftigen Kinderbuchbereich durchbrochen. Dann ist der Ausleihbetrieb eingeschränkt: Am Montag und eventuell auch am Dienstag können keine oder nur wenige Romane ausgeliehen werden. Die anderen Abteilungen sind nicht von den Bauarbeiten betroffen.

Was das Ganze kosten werde, sagt Hildegard Berberich, sei noch nicht klar; ebenso stehe der Eröffnungstermin für die erweiterte Bibliothek noch in den Sternen. Kurz vor den Sommerferien oder kurz danach, hofft die Leiterin, sollen die "eineinhalb" Bibliothekarinnen ins neue Büro einziehen können. Auf jeden Fall soll die Aktion aber noch in diesem Jahr abgeschlossen sein.

An den jüngst erweiterten Öffnungszeiten wird sich bis dahin nichts ändern: Die Bücherei ist montags, dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnet, mittwochs und freitags von 9 bis 12 Uhr. ill

Hoher Preis für neuen Ersten Stadtrat GALF fordert Verzicht auf Umgehung / Hegmann und Schwerzel kandidieren

FLÖRSHEIM. "Ich werde mich der Wahl stellen", sagt Norbert Hegmann mit brüchiger Stimme. Peter Schwerzel, Schulter an Schulter mit seinem christdemokratischen Kontrahenten, eilt sich und setzt ein "Ich auch" nach - für die Wahl des Ersten Stadtrates wird es zwei Kandidaten und keine offenkundige Mehrheit geben. Beide Aspiranten brauchen Hilfe. Und die wäre einzig von der Grünen Alternativen Liste Flörsheim zu erwarten. Doch die GALF fordert einen hohen Tribut fürs Steigbügelhalten: "Wer unsere Stimmen haben will, muß auf die Umgehungsstraße verzichten", sagen Peter Kluin und Heiner Oßwald. Ein Preis, den CDU und SPD (noch) nicht bezahlen wollen.

Eine Menschentraube ballt sich um die großformatige Ergebnisliste im Foyer der Stadthalle. Über die Köpfe hinweg ragt eine blaue Figur. "Bleiberecht für die Hörl-Familie - und alle, die es wollen!" spielt ein Plakat daneben auf das kurze Gastspiel des in Rüsselsheim gestohlenen Kunstwerkes vor der Flörsheimer Gallus-Kirche an. Die "fNEP" ist da - der Wahlabend als Happening für AnhängerInnen, für Mit- und Ohneglieder der Liste "für Nicht-, Erst- und ProtestwählerInnen". Und in deren Gesichter ist nicht die Spur von kollektiver Staatstrauer wie bei den Etablierten. Im Gegenteil: Sie bejubeln jeden Pro-Tausend-Punkt, lassen für die 3,1 Prozent im Stimmbezirk 5 den ersten Sektkorken knallen.

Wen wundert's, fühlte sich die "fNEP" doch bereits als Siegerin, als die Wahllokale am Sonntag morgen noch verrammelt waren: Mit 54,5 Prozent auf ihrem Konto sei die "Minderheitsdiktatur von CDU/SPD/FDP beendet", tönte sie. Bereits im Vorfeld als Gewinnerin festzustehen, machte die "fNEP" folgende Rechnung auf: Acht Prozent der Flörsheimer seien von der Wahl ausgeschlossen, da sie keinen deutschen Paß besäßen; 28 Prozent dürften nicht wählen gehen, weil zu jung; 30 Prozent hätten die Schnauze voll, wovon die "fNEP" 13 Prozent für sich verbuche. Zusammen mit jenen 5,5 Prozent, die ohnehin der "fNEP" ihre Stimmen gäben, seien das 54,5 Prozent.

Knapp ein Prozent weniger kämen rein rechnerisch zusammen, täten sich CDU und GALF zusammen. Doch davon ist vorerst keine Rede: Die Grünen wollen sich nicht festlegen, sehen in dem Ergebnis die besten Voraussetzungen für schwarz-rot-grüne Ampel-Mehrheiten. Und wie sich die GALF bei der anstehenden Wahl des Ersten Stadtrates verhalten will, da setzen Kluin und Oßwald auf Abwarten - schließlich schielen nicht sie, sondern die beiden großen Parteien auf den hauptamtlichen Posten.

Noch-Amtsinhaber Norbert Hegmann nutzt die gezückten Blocks und Stifte, seinen Dank an die Wähler und Wählerinnen abzusetzen - und den ganz besonderen an die spontane parteilose Initiative, die sich für sein Verbleiben als Erster Stadtrat stark gemacht. Genutzt hat es nichts: "70 Stimmen fehlen zur absoluten Mehrheit", rechnet Bürgermeister Dieter Wolf (CDU) hoch. Knapp vorbei ist eben auch daneben. Mit 45,7 büßt die Union 1,4 Prozent im Vergleich zum 89er Kommunalwahlergebnis ein. Für Hegmann ein letztlich überraschend gutes Abschneiden - "bei dem Bonner Gegenwind". Kräftig bläst den Sozialdemokraten der Sturm ins Gesicht: Sie kommen auf 28,4, verlieren also vier Prozent. "Immer noch besser als im Landestrend", sucht Fraktionschef und Erster Kreisbeigeordneter Gerd Mehler nach positiven Interpretationsmöglichkeiten. Sprachlos ist Dieter Janzen: Die FDP ist gescheitert, liegt mit 4,4 knapp ein Prozent unterm vormaligen Resultat. Lag's am Krach im eigenen Lager, am Rausschmiß von Jan W. Kolenbrander? Janzen sagt ja. Kolenbrander habe der FDP geschadet. Und die Zeit sei zu knapp gewesen, die Scharte auszuwetzen. Winziger Trost: Die Freidemokraten brauchen sich nicht in totaler Abstinenz zu üben - ihnen bleibt der Ortsbeirat Wicker als (einziges) politisches Betätigungsfeld.

Und wie geht's nun im Drei-Fraktionen-Parlament weiter? "Jede Partei muß sich Mehrheiten für ihre Themen suchen", sagt Peter Schwerzel. Ein Modus, dem die GALF vergnüglich zustimmt, an dem die Union aber schwer zu schlucken hat.

Mehrheiten müssen sich auch die Kandidaten für die Wahl des Ersten Stadtrates suchen. Die Grün-Alternativen geben sich in beide Richtungen offen. Sie machen die Umgehungsstraße zur Kardinalfrage. Wer die fallenläßt, kann auf Hilfe hoffen. Ein Opfer, zu dem Hegmann nicht bereit ist: "Lieber verzichte ich", kündigt er an. Und auch Peter Schwerzel mag nicht um diesen Preis ins politische Geschäft einsteigen - die SPD hält die Umgehung für erforderlich. Heiner Oßwald nimmt's gelassen: "Wir können in aller Ruhe abwarten", sagt er, und Kluin nickt - mit einem Plus von 2,7 auf 17,9 Prozent sitzt die GALF nun am langen Hebel. Und den können CDU und SPD nur ausklinken, wenn sie sich auf eine große Koalition einlassen, eine von beiden Parteien ihrem Stadtrat-Kandidaten den Laufpaß gibt. KLAUS KÜHLEWIND

Zwischen Vogelsberg und Spessart

Autogenes Training BAD ORB. Im Ruheraum des Leopold- Koch-Bades findet jeweils dienstags und donnerstags ab 19 Uhr wieder autogenes Training statt. Die Kosten für eine Doppelsitzung betragen 30 Mark. Für die Teilnahme ist eine ärztliche Verordnung und eine Terminabsprache bei der Kurverwaltung erforderlich. Heilbäder-Verband tagt BAD SODEN-SALMÜNSTER. Der Verband Hessischer Heilbäder tagt morgen und am Freitag, 12. März, im Landhotel "Betz". Bei der Jahreshauptversammlung stehen unter anderem Vorstandswahlen auf der Tagesordnung. Sprechstunde des Bürgermeisters BIEBERGEMÜND. Bürgermeister Thomas Dickert hat heute Sprechstunde im Dorfgemeinschaftshaus Lanzingen. Bürger können ihre Anliegen in der Zeit von 17 bis 18.30 Uhr vorbringen. Frühlingsfest des Seniorenclubs BRACHTTAL. Gesang, Unterhaltung, Musik, Kaffee und Kuchen werden beim Frühlingsfest des Seniorenclubs Brachttal am Sonntag, 14. März, in der Mehrzweckhalle Neuenschmidten geboten. Beginn ist um 15 Uhr. Sondermüllmobil macht Station FLÖRSBACHTAL. In der Spessartgemeinde kann heute Sondermüll entsorgt werden. Das Schadstoffmobil steht von 11 bis 12.30 Uhr gegenüber der Kreissparkasse in Lohrhaupten, von 13 bis 14 Uhr am Feuerwehrgerätehaus in Kempfenbrunn und von 14.30 bis 15 Uhr an der Sport- und Kulturhalle in Flörsbach. Wanderung nach Horbach FREIGERICHT. Die Freigerichter Senioren wandern am Montag, 22. März, nach Horbach. Treffpunkt in Somborn ist um 14 Uhr die Bushaltestelle "Im Schwalbengrund", die Bernbacher kommen am alten Sportplatz hinzu, die Neuseser um 14.45 Uhr am örtlichen Sportplatz. Zwei Bands im "Casino" GELNHAUSEN. Zwei Bands gastieren am Samstag, 13. März, im Jugendhaus Casino. Ab 20 Uhr spielen "Fishkicks" und "Suffering from a hangover". Der Eintritt kostet sechs Mark.

Baumschnitt wird abgeholt GRÜNDAU. Baumschnitt läßt die Gemeinde Gründau am Montag, 15. März, in Lieblos abfahren. Tags darauf ist Niedergründau an der Reihe, am 17. März folgen Gettenbach und Mittelgründau, am 18. März Hain-Gründau und Breitenborn sowie am 19. März Rothenbergen.Ferienspiel-Helfer gesucht HASSELROTH. "Abenteuer Südsee" lautet das Motto der Hasselrother Ferienspiele vom 26. bis 30. Juli oder von 2. bis 6. August. Für das Südsee- Abenteuer werden nun noch Betreuer gesucht. Nähere Informationen gibt es bei Arne Thomas in der Sozialstation Niedermittlau unter Telefon 0 60 55 / 88 06 29. Konzert des Musikvereins JOSSGRUND. Im Jossgrund hat der Vorverkauf für ein Konzert des Musikvereins Oberndorf am 4. April im Bürgerhaus begonnen. Karten zum Preis von sieben Mark gibt es in der Raiffeisenbank und in der Kreissparkasse in Oberndorf. GEW diskutiert Schulgesetz SCHLÜCHTERN. Das neue hessische Schulgesetz steht im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Gewerkschaft GEW, die am Montag, 15. März, um 17 Uhr in der Aula der Bergwinkelsonderschule beginnt. Es referiert Hessens Kultusminister Hartmut Holzapfel (SPD), anschließend ist eine Diskussion ge- plant. Sanierung geht weiter SINNTAL. Die Gemeinde hat den Startschuß für die zweite Phase bei der Sanierung und den Umbau der alten Schule in Weiperz zum Dorfgemeinschaftshaus gegeben. Die Arbeiten sind öffentlich ausgeschrieben worden, die Auftragsvergabe erfolgt Anfang April. Wanderung durch das Rorbachtal STEINAU. Durch das schöne Rorbachtal wandern VHC-Steinau und der Heimat- und Wanderverein Bellings am Sonntag, 14. März. Die Teilnehmer treffen sich um 10 Uhr am Gasthaus "Weiße Taube".

Zwischen Vogelsberg und Spessart

Techniker-Krankenkasse tagt BAD ORB. Vertreter der Techniker- Krankenkasse (TK) tagen heute in Bad Orb. Die Versammlung, deren zentrales Thema das Gesundheitsstrukturgesetz ist, beginnt um 9 Uhr.

Exerzitien für Frauen BAD SODEN-SALMÜNSTER. Im Bildungs- und Exerzitienhaus Kloster Salmünster werden vom 15. bis 19. März Exerzitien für Frauen angeboten. Unter dem Leitthema "Meine Seele preist die Größe des Herrn . . . " finden Meditation, Vorträge, Gespräche und gemeinsames Beten statt. Wer ist interessiert an Jazztanz? BIEBERGEMÜND. Der TSV Wirtheim bietet einen Schnupperkursus für Jazztanzinteressierte an. In der Schulturnhalle werden am Samstag, 13. März, von 10 bis 16 Uhr gymnastische Bewegungen und Technik einstudiert. Die Teilnahme kostet 15 Mark, Anmeldungen nehmen Renate Breitenbach (Telefon 0 60 50 / 7665) oder Cordula Löffler (Telefon 0 60 50 / 8837) entgegen. Rotes Kreuz feiert Jubiläum BRACHTTAL. Das Rote Kreuz in Brachttal wird 25 Jahre alt. Zur Jubelfeier laden die Helfer und Retter für Samstag, 13. März, ab 20 Uhr in die Mehrzweckhalle Neuenschmidten ein. Für Musik und Unterhaltung sorgen der Musikverein Brachttal, der örtliche Gesangverein und das DRK-Musik-Corps.

Versammlung des Schützenvereins FLÖRSBACHTAL. Im soeben renovierten Schützenhaus treffen sich die Mitglieder des Schützenvereins heute abend um 20 Uhr zur Jahreshauptversammlung. Ostermarkt im Kindergarten FREIGERICHT. Einen Ostermarkt veranstaltet der Freundes- und Förderkreis der Kopernikusschule am Sonntag, 14. März, ab 14.30 Uhr im Bernbacher Kindergarten.Oldie-Night des SV Melitia GELNHAUSEN. Zur Oldie-Night bitte der Sportverein Melitia Roth für Freitag, 12. März, in sein Sportlerheim. Ab 19.30 Uhr werden heiße Scheiben aus den Jahren von 1960 bis 1984 aufgelegt. Landwirte feiern den Frühling GRÜNDAU. Einen Frühlingsball für Landwirte veranstalten das Amt für Regionalentwicklung, Landschaftspflege und Landwirtschaft und die "Ehemaligen"-Vereine am Samstag, 27. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus Lieblos. Obst- und Gartenbauer tagen HASSELROTH. Die Mitgliederversammlung des Obst- und Gartenbauvereins Neuenhaßlau ist am Freitag, 12. März, um 20 Uhr im Vereinslokal Betz Weiser. Ausstellung über verlorene Heimat LINSENGERICHT. Ihre alte verlorene Heimat präsentieren Linsengerichter Bürger in einer Ausstellung des Heimat- und Geschichtsvereins vom 13. März bis zum 10. April in der Zehntscheune Altenhaß- lau. Geöffnet ist an Samstagen von 15 bis 19 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr und mittwochs von 17 bis 20 Uhr. An den Wochenenden werden Kaffee, Kuchen und landestypisches Gebäck gereicht.

Sprechstunde des Bürgerbeauftragten SCHLÜCHTERN. Eine Sprechstunde bietet der Bürgerbeauftragte des Main- Kinzig-Kreises für Freitag, 12. März, von 10 bis 12 Uhr im großen Sitzungssaal des Landratsamtes Schlüchtern an.

Vorstandswahlen stehen an SINNTAL. Neuwahlen des Vorstandes stehen beim Schützenverein Altengronau auf der Tagesordnung. Die Mitglieder treffen sich zur Jahreshauptversammlung am Samstag, 13. März, um 20 Uhr im Vereinslokal der Gaststätte Meyer. Rock gegen rechts STEINAU. "Rock gegen rechts" ist am Samstag, 13. März, um 20 Uhr im Ratskeller zu hören. Verschiedene Rockbands treten unter dem Motto "Musiker gegen Ausländerfeindlichkeit" an, der Erlös des Konzertes ist für einen wohltätigen Zweck gedacht. "Matchbox Bluesband" spielt WÄCHTERSBACH. An die Freunde des Rhythm'n'Blues wendet sich der Kleinkunstkreis Märzwind mit einem Konzert am Freitag, 12. März, im Kulturkeller in der Alten Schule. Ab 20.30 Uhr spielt die "Matchbox Bluesband" aus Frankfurt.

Zwischen Vogelsberg und Spessart

BUND setzt Schwerpunkte BAD ORB. Den Themen "Verkehr" und "ökologisches Bauen" will sich die BUND- Ortsgruppe in Bad Orb verstärkt annehmen. Bei der jüngsten Jahreshauptversammlung registrierten die Umweltschützer, deren neue Vorsitzende Birgit Schindler ist, einen "erfreulichen" Mitgliederzuwachs.Konzert des Kern'schen Chores BAD SODEN-SALMÜNSTER. Anläßlich des 150jährigen Bestehens findet heute um 17 Uhr ein Konzert der Kern'schen Männerchores Salmünster in der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul statt. An der Gestaltung beteiligen sich auch Mu- siker der evangelischen Kirchengemeinde und der Kreisrealschule Gelnhausen.

Vortrag für Landwirte SINNTAL. "Wirtschaften in Extensivierungsbereichen" lautet das Thema eines Vortrages, den Hans Boländer und Stefan Hilscher vom Landwirtschaftsamt am Dienstag, 16. März, um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle in Sterbfritz halten. Ortsdurchfahrt wird breiter FREIGERICHT. Das "Nadelöhr" der Landesstraße 3339 in Neuses soll geweitet werden: Die Gemeinde hat das Haus Barbarossastraße 21 gekauft, das den Engpaß verursacht. Um die "Durchfahrts- und Sichtverhältnisse" an dieser Stelle zu verbessern, soll das Gebäude komplett abgerissen und anschließend die Straße verbreitert werden.

Zwei Liederabende BIRSTEIN. Liederabende organisiert der Männergesangverein Kirchbracht- Illnhausen für Freitag, 19. März, und Samstag, 20. März, im Dorfgemeinschaftshaus "Zur Linde" in Mauswinkel. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Nach den Gesängen spielt ein Duo zum Tanz auf. Seminare für Hobbygärtner BRACHTTAL. Seminare für alle Interessierten bietet der Obst- und Gartenbauverein Brachttal an. Ein Gartenbauingenieur referiert am Freitag, 19. März, ab 20 Uhr im Feuerwehrgerätehaus Schlierbach über die Gestaltung des Ziergartens. Am Samstag, 20. März, zeigt er in einem Praxislehrgang den Schnitt von Obstbäumen und Beerensträuchern. Treffpunkt ist um 14 Uhr das Dorfgemeinschaftshaus Neuenschmidten.Treffen der Landfrauen FLÖRSBACHTAL. Die Landfrauen aus Lohrhaupten treffen sich zur Hauptversammlung am Montag, 15. März, um 20 Uhr im Vereinsheim.

Leben ohne Angstgefühle GELNHAUSEN. Den Weg zu einem Leben ohne Angst und Schuldgefühle erläutern zwei Therapeuten in einem Vortrag am Donnerstag, 18. März, ab 19.30 Uhr in der Selbsthilfekontaktstelle, Altenhaßlauer Straße 21. Die Teilnahme ist kostenlos. Schutzgemeinschaft hat einen Verdacht GRÜNDAU. Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg will sich künftig verstärkt um den Raum Gründau/Gelnhausen kümmern. Grund: die Wasserentnahmen im Bereich Breitenborn und Gettenbach. Es bestehe der Verdacht, so die Schutzgemeinschaft, "daß das geförderte Wasser nicht nur für den eigenen Bedarf in diesem Gebiet genutzt werden soll, sondern daß damit Versorgungsdefizite des Rhein-Main-Gebiets abgefangen werden sollen". Es geht um den richtigen Schnitt BIEBERGEMÜND. Der Obst- und Gartenbauverein Lanzingen bietet heute um 14 Uhr eine Schnittunterweisung an. Treffpunkt ist der Hof der Schreinerei Schick.

Rat für Restaurierungs-Interessierte LINSENGERICHT. Die Dorferneuerung im Linsengerichter Ortsteil Altenhaßlau geht weiter. Am Mittwoch, 17. März, können sich Interessierte in der Sprechstunde der beratenden Architekten über Einzelheiten informieren: 15 bis 17 Uhr im kleinen Sitzungssaal des Rathauses. Minister kommt etwas später SCHLÜCHTERN. Der GEW-Informationsabend über das neue hessische Schulgesetz am Montag, 15. März, in der Bergwinkelsonderschule beginnt nicht - wie angekündigt - um 17 Uhr, sondern erst um 19.30 Uhr. Der Hauptreferent, Hessens Kultusminister Hartmut Holzapfel, kann erst um diese Zeit kommen. Sänger feiern Geburtstag STEINAU. Der Bellingser Männergesangverein "Liedergruß" feiert in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag. Zum Kommersabend mit mehreren Gastchören laden die Sänger für Samstag, 13. März, ab 20 Uhr ins Clubheim am Sportplatz.

Querfeldein

Hockey-Mädchen holten DM-Titel Eintracht Frankfurt wurde Deutscher Hockey-Meister der A-Mädchen. In Mainz sicherte sich der hessische Titelträger durch ein 2:0 gegen RTHC Leverkusen den Titel. Steffi Schmidt und Silke Müller erzielten die Treffer im Finale. Frankfurter Tanzpaar qualifiziert Bei der Tanz-Gebietsmeisterschaft der Hauptklasse A-Standard in Calw belegten Michael und Michaela Ruhl (Schwarz-Silber Frankfurt) den achten Rang und qualifizierten sich damit als Anschlußpaar zur Endrunde für die Deutschen Meisterschaften, die am 20. März in Hamburg ausgetragen werden. Pokalspiel des FSV vorverlegt Das Kreispokalspiel zwischen dem FSV Frankfurt und TuS Niedereschbach wurde vom 17. März auf Mittwoch, 10. März, vorverlegt. Anstoß am Bornheimer Hang ist um 18.30 Uhr. Hessentitel für SC Taunus Frankfurt Die Skifahrer des SC Taunus Frankfurt dominierten bei den hessischen Schülermeisterschaften der Alpinen in Gersfeld/Rhön. Axel Oberstebrink siegte im Slalom, den zweiten Platz belegte sein Klubkamerad Boris Ovcak. Den Riesenslalom gewann Ovcak vor Oberstebrink. Bei den Mädchen belegten Verena Hermann (Slalom) und Nina Mosebach (Riesenslalom) jeweils den dritten Platz.

Mit seiner neuen Mehrheit will Bauner umräumen Büdingens Bürgermeister kündigt an, den Einfluß des SPD-Stadtrats Kröll einzuschränken

BÜDINGEN. Im Siegestaumel kündete ein hochgewachsener Christdemokrat mit grauem Haar vom Ende eines Jammertals. Das will er durchschritten sein, vier Jahre lang. Bürgermeister Eberhard Bauner, der Spitzenkandidat seiner Partei, drückt es im Zwiegespräch mit seinem langjährigen Weggefährten Jules August Schröder weniger pathetisch aus. "Jetzt", flüsterte er ihm ins Ohr, "macht es wieder Spaß." Bauner, der eine Verteidigung seines Chefsessels im Büdinger Rathaus bei der Direktwahl im Oktober gegen den sozialdemokratischen Stadtrat Wilhelm Kröll uneingeschränkt von einer Rückkehr der "bürgerlichen Mehrheit" in die Stadtverordnetenversammlung abhängig gemacht hatte, darf sich auch als persönlicher Sieger an diesem Wahlabend fühlen, was das Hier-und-Jetzt im Gasthof "Sonnenberg" für ihn "einmalig" macht: Die Sozialdemokraten, mit dem direkten Kontrahenten Wilhelm Kröll an der Spitze, verloren fünf Prozent, seine Partei schnellte acht Prozentpunkte nach oben, die Grünen büßten geringfügig ein, der künftige Partner für eine wilde Politik-Ehe, die FWG/FDP, blieb stabil. Das stellte das Ergebnis von vor vier Jahren, so Stadtverbandsvorsitzender Bernd Luft, "mehr als auf den Kopf".

Im Magistrat sah sich Bauner vier Jahre lang als Vertreter einer Minderheit. Jetzt, wo er wieder frei von rot-grünen Vorgaben operieren kann, moderiert er die Party der Sieger so geschickt, daß sie fast schon einer Erweckungsfeier gleicht. Einzelne Jubelstöße und lang anhaltender Beifall schaffen ihm Zeit zum Atemholen, als er, umringt von Parteigängern, "einen völlig neuen Haushalt 1993" ankündigt, die Pläne für einen Kindergarten an der Stadtmauer zu Makulatur erklärt und dann von dem kompakten Oberkörper eine Faust schräg nach vorne in die Luft schnellen läßt: "Ich stehe im Herbst zur Verfügung."

Der 50jährige ist mit seinem kraftvollen Auftritt zufrieden, er spürt, daß der vielbeschworene Funke übergesprungen ist. Nun darf Schröder, "der Buchhalter" noch ein paar Ergebnisse aus den Wahlbezirken vorlesen. Wenn Bauner so etwas sagt, dann meint er das gar nicht böse. Es ist die über Jahre eingespielte Arbeitsteilung, die wohl Erfolge erst möglich werden läßt: Hier der sinnenfrohe Lebemann mit den Fähigkeiten zum Volkstribun, da der peinlich genaue Parteiarbeiter in den Sechzigern, der mit dem jungen Bernd Luft bereits einen Nachfolger aufgebaut hat. Ganz nach der Schröderschen Schule betonte Luft die mit 48,7 Prozent einhergehende "große Verantwortung" für die Union, die "unverzüglich" eine Klausurtagung nötig mache. Um die Wichtigkeit dieser Worte zu beschwören, setzt Schröder noch unmißverständlich die Devise für die kommenden Monate oben drauf: "Arbeiten, arbeiten, arbeiten."

Von "fast schon bayrischen Verhältnissen" spricht Schröder dann mit Blick auf das alles überragende Ergebnis der Union in der Kernstadt, wo mehr als 60 Prozent der Stimmen auf das eigene Konto gingen. Am Nebentisch regt das eine Frau an, sich Büdingen nach ihrem Bilde zu formen: "Wir machen jetzt 'nen Freistaat draus!"

Für Bauner, der in der CSU-Landesleitung das politische Geschäft gelernt hat, will zunächst "erst einmal das Haus aufräumen". Was das heißt, wird mit als erster Stadtrat Wilhelm Kröll erfahren. Der Christdemokrat mit bayrischem Einschlag ("Gut, daß ich beim Franz Josef Strauß war") kündigt "eine andere Arbeitsweise" im Magistrat an, die Kröll bis zum Ende seiner Amtsperiode als hauptamtlichem Ersten Stadtrat im September 1995 Befugnisse kosten wird: Ehrenamtliche Stadträte mit dem "richtigen" Parteibuch sollen künftig für Altstadtsanierung und Dorferneuerung, den Öffentlichen Personennahverkehr und die Kindergärten verantwortlich zeichnen. Mit dieser Variante wäre er als Sozialdezernent entlastet und Baudezernent Kröll "entscheidend beschnitten". Für Kröll, den Schattenbürgermeister unter rot-grüner Regie, eine denkbar ungünstige Voraussetzung für die Direktwahl im Oktober.

Mit Grünen wollen Bauner und Schröder sich künftig nur noch im Stadtparlament abgeben. Der Verlust von 100 Stimmen bedeutet für die einflußreichen Ökopaxe von gestern nun den Verlust des Fraktionsstatuts. Nur noch zwei Sitze stehen künftig für die zweiten Verlierer des Tages bereit, das Mitwirken in den Ausschüssen und im Magistrat wird ihnen verwehrt. Von ihrem Haushalt, den Grüne und Sozialdemokraten erst kürzlich beschlossen haben, werden sie bald nur noch einen Bruchteil wiedererkennen. Schon für den Monat Mai planen Bauner und seine Anhänger einen Nachtragsetat vorzulegen. Da will der an die Schalthebel zurückgekehrte Bauner "grün-ideologische Dinge rausschmeißen". Dazu zählt der konservative Wahlsieger etwa den städtischen Zuschuß für die Sexual- und Familienberatung von "Pro Familia": "Da gibt es wesentlich besser funktionierende Dinge in der Familienhilfe."

Bauner-Kontrahent Kröll ("Ich bin kein Schönwetterdemokrat") will trotzdem im Oktober gegen Bauner antreten, oder gerade deshalb. In seiner Amtsstube rätselt er, "warum es uns nicht gelungen ist, an die Leute ranzukommen". Ein schwacher Trost ist es bei dieser quälenden Kopfakrobatik, daß die SPD "insgesamt landesweit soviel verloren hat". Viele "Vielleichts" martern Kröll derzeit das Hirn auf der Suche nach Erklärungen. In der eigenen Person sieht er keine Ursache für die Wahlniederlage und das, glaubt er, täten auch seine Parteifreunde nicht: "Sie sehen, ich trage den Kopf noch nicht unter dem Arm." BERND SALZMANN

Dienstag, 9. März

Vorträge / Diskussionen Physikalischer Verein, Physikgebäude der Universität Frankfurt, Robert-Mayer-Str. 2-4: 18 Uhr, Schülervorlesung "Erdbeben sowie Aufbau und Dynamik des Erdinnern", mit Demonstrationen.Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Bill Viola und On Kawara". Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 28 im Anzeigenteil. Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. English Speaking Club: 19.30 Uhr, "Read your favourite Poetry".

City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2 km, 4 km und 8 km.

PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).

Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 14 Uhr, Klubcafé.

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1, Tel. 59 81 52: Fahrt zur Bekleidungsfirma Dolzer, Schneeberg, und Orgel-Besichtigung in Amorbach; Abfahrt 8.30 Uhr, Eschenheimer Turm.

Ev. Arbeitskreis Frau im Beruf: 19 Uhr, Ökumenischer Frauengottesdienst unter dem Thema "Gold und Silber habe ich nicht . . ."; Alte Nikolaikirche, Römerberg.

Frauen-Verband: 16 Uhr, Treffen im Historix, Historisches Museum, Saalgasse.

Katholische Studenten-Gemeinde, Koselstr. 15: 20 Uhr, Candle-Light-Dinner.

Hobby-Börse für aktive ältere Bürger, Eschersheimer Landstr. 44: 16 Uhr, Offene Hobby-Runde. Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: 18 Uhr, Stammtisch, Steinernes Haus, Braubachstr. 35.

Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alte Apotheke, Niederrad, Odenwaldstr. 18, Tel. 67 11 30; Altkönig-Apotheke, Rödelheim, Niddaugaustr. 73, Tel. 78 36 39; Andreas-Apotheke, Eschersheim, Waldecker Str. 5, Tel. 52 08 10; Barbara-Apotheke, Wittelsbacherallee 71, Tel. 44 87 17; Centrum-Apotheke, Zeil 96, Tel. 29 51 29; Kuhwald-Apotheke, Müllerstr. 30, Tel. 77 17 35; Liebig-Apotheke, Unterlindau 67, Tel. 72 24 50; Schweizer-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Str. 47, Tel. 61 60 67; Taunusblick-Apotheke, Zeilsheim, Pfaffenwiese 53, Tel. 36 27 70. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst

19 bis 6 Uhr Dr. Dichmann, Am Burghof 39 a, Bonames, Tel. 50 58 93; oder bei den tierärztl. Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch). Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen

Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bodyguard (15 und 17.15 Uhr); Dracula (20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Keine Vorstellung.

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Wiedersehen in Howards End (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Stalingrad (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Der Tod steht ihr gut (20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Bodyguard (20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Verhängnis (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Homburg. Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 - 17h.

Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Mode für Millionen" von Heinz Oestergaard, 14 bis 17 Uhr.

Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18 Uhr.

Galerie Blaszczyk, Ludwigstraße: "Reliqiae Antiquae Urbis Romae" Grafiken von Bonaventura van Overbeek (1660 - 1706), 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Rathaus: Bilder von Doris Fischer, 8 bis 16 Uhr.

Barmer Ersatzkasse, Hugenottenstr. 85: Bilder und Objekte von Detlef Lenz, während der Geschäftszeit.

Oberursel. Galerie der Stadtbücherei am Marktplatz: "Quilts-Objekte" von Hanna und Hanjo Müller, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Galerie Braas, Frankfurter Landstr. 2-4: Kunst aus Krakau, 9 bis 17 Uhr.

Königstein. Kurhaus: "20 Jahre Ferienspiele", Fotoausstellung, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Kino im Schwedenpfad (KiS): "Bad Homburg von A bis Z", Dia- Vortrag von Heidi Delle, 19.30 Uhr.

Stadthaus-Forum: "Die Biografie Karls des Großen - Einhards Leben und Werk", Vortrag mit Dias des Geschichtsvereins, 19.45 Uhr.

Friedrichsdorf. Kurse zur Vorbereitung auf die Geburt und Beckenbodengymnastik, Ev. Gemeindehaus, 19.30 und 20.30 Uhr, Tel. 0 61 72/ 58 64.

Oberursel. Stadtbücherei am Markt: "Deutsch als Männersprache", Vortrag von Luise F. Pusch, 20 Uhr.

Königstein. Kurhaus: "Schlaf und Schlafstörungen", Arztvortrag von Käthe Gabler, 19.30 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstraße, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Jugend- und Drogenberatungsstelle, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 19 bis 22 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 28.

Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 8 bis 12 Uhr, Tel. 73 13 03.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 10 bis 13 Uhr und 16 bis 18 Uhr.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Grävenwiesbach. Mütterberatung im Bürgerhaus, 14 bis 15 Uhr.

Usingen. Sprechstunde im Gesundheitsamt, Obergasse 23: 9 bis 11 Uhr; Sprachheilberatung: 14 bis 16 Uhr, Tel. 6 69 66.

Neu-Anspach. Beratung im Frauentreff, Schubertstr. 32, 16 bis 18 Uhr.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 16.30 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Oberstedten, Hauptstr. 52, 10 bis 11.30 Uhr, Tel. 0 61 72 / 3 35 76.

Mieterschutzverein Hochtaunus, Nassauer Str. 60, Sprechstunde 16 bis 19 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 81 17.

Königstein. Sprechtag des Auskunfts- und Beratungsdienstes der Landesversicherungsanstalt Hessen (LVA), Kurhaus, 1. Stock, 8.30 bis 12 Uhr.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Ev. Gemeindezentrum, Wolfsweg (am Kreisel), Kontakt-Telefon: 0 61 73 / 48 70 . Vereine/Organisationen Bad Homburg. Mutter-Kind-Café im Frauenzentrum, Louisenstr. 38, 15.30 bis 18 Uhr, Tel. 2 44 34.

Friedrichsdorf. Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 10 bis 12 Uhr.

Neu-Anspach. Jahreshauptversammlung der Kolpingsfamilie, Kath. Gemeindehaus, Taunusstraße, 20 Uhr.

Usingen. Offener Abend für Frauen des Zentrums für Weiterbildung, Schulungsstätte Hattsteiner Allee 17, 19 Uhr.

Oberursel. Kleiderbasar des Kindergartens St. Crutzen, Pfarrheim, 15 Uhr.

Elternschule Taunus: Bastelabend im Kath. Gemeindezentrum St. Crutzen, 20 Uhr.

Steinbach. Sitzung des Arbeitskreises Asyl, Backhaus, Kirchgasse, 20 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Tanzen und Spielen, 14.30 bis 15.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Keramikarbeiten 9.30 bis 12.30 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Seniorengymnastik: Feuerwehrgerätehaus, Taunusstr. 13, 9 bis 10 Uhr.

Singkreis, Alte Schule, Am Placken, 15 bis 17 Uhr.

Schach, Skat, Rommé und Canasta, Alte Schule Burgholzh., 15 bis 17 Uhr.

Oberursel. Seniorentanzfest in der Stadthalle, ab 14 Uhr.

Steinbach. Seniorentreff: Gymnastik 10 Uhr; Beratung für pflegende Angehörige 10 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Treffen der BUND- Jugend, Ev. Gemeindezntrum, 20 Uhr.

Schmitten. Jugendtreff im Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain, 19 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Kurparkführung: Kaiser-Wilhelms- Bad, 15 Uhr.

Treffpunkt für Lauffreunde: Thai-Sala im Kurpark, 15.30 Uhr.e Freisprechungsfeier der Elektro-Innung des Hochtaunuskreises, Ratsstuben im Stadthaus, 19 Uhr.

Die etablierten Parteien sind entsetzt

OFFENBACH. Die etablierten Parteien im Offenbacher Rathaus sind entsetzt, daß die Republikaner aus dem Stand heraus, ohne im Wahlkampf groß in Erscheinung zu treten und als "Partei ohne Gesichter und Personen" 15,1 Prozent (7 115 Stimmen) oder elf Sitze im 71köpfigen Stadtparlament erhielten. Dieses zweistellige Wahlergebnis führen die Sprecher der Etablierten vor allem auf die extrem niedrige Wahlbeteilung mit nur noch 64,9 Prozent (minus 5,4 Prozent gegenüber 1989) zurück.

Die im Stadtparlament vertretenden Parteien wollen nun enger zusammenarbeiten. Angesichts der Finanzmisere in der 117 000-Einwohnerstadt (Ausländeranteil über 25 Prozent) kündigten SPD und CDU an, ihre vor zwei Jahren geschlossenes Bündnis zur Sanierung der städtischen Finanzen fortzusetzen. Gegenüber 1989 verlor die SPD 10,9 Prozent und die CDU neun Prozent der Stimmen. Sie halten jetzt nur noch 21 und 19 Sitze. Die Grünen verbesserten sich um ein Mandat auf neun, die Freie Wählergemeinschaft (FWG) auf fünf, die FDP um zwei auf sechs Sitze.

Gleichwohl geht der Wahlkampf weiter: Im September dieses Jahres wird erstmals in Offenbach der Oberbürgermeister direkt gewählt. Bislang bewerben sich SPD-Stadtkämmerer Gerhard Grandke, CDU-Sozialdezernet Stefan Grüttner und FDP-Vorsitzender Ferdi Walther. lz

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Max- und-Moritz-Apotheke, Bad Homburg, Urseler Str. 26; Park-Apotheke, Bad Homburg, Louisenstr. 128; Philipp-Reis-Apotheke, Friedrichsdorf, Hugenottenstr. 86.

Oberursel/Steinbach. Birken-Apotheke, Oberursel-Weißkirch., Kurmainzer Str. 85.

Usinger Land. Apotheke im Ärztehaus, Neu-Anspach, Schubertstraße 32; Löwen- Apotheke, Brandoberndorf, Cleeberger Straße 21.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Kur- Apotheke, Kronberg, Frankfurter Str. 15.

Grüne fordern Aktionsprogramm gegen rechts Alle Karbener Parteien sind froh, daß sogenannte Republikaner gar nicht erst kandidierten

KARBEN. Ein "Bündnis- und Aktionsprogramm gegen Rechtsradikalismus" mit einem Bündel von "Sozialen Investitionen" ist nach Ansicht von Peter Hofmann von der Fraktion der Grünen ein wichtiger Schwerpunkt der kommenden politischen Arbeit nach der Kommunalwahl. Obwohl Hofmann sich wie Vertreter von SPD, CDU und FDP freut, daß die rechtsradikalen sogenannten Republikaner in Karben erst gar nicht versucht haben, anzutreten, gilt es für die Grünen, aktiv vorzubeugen.

Wie in der gestrigen Ausgabe berichtet, konnte die SPD in Karben entgegen des Landestrends ihre absolute Mehrheit behaupten, die FDP überzeugte nicht durch ihre politische Arbeit - auch in den Ortsbeiräten ist sie nicht vertreten. Für die CDU war Herbert Kötter noch relativ erleichtert, daß die Wählergunst angesichts des "Bonner Umfeldes" nicht noch stärker abhandengekommen war. CDU und SPD behalten ihre Sitze. Auf den beiden Sitzen der FDP werden nun noch Kandidat/-innen der Grünen Platz nehmen. Insgesamt ist die Fraktion auf fünf Angeordnete angewachsen.

Im Bewußtsein, sich durch eine gute kommunalpolitische Arbeit empfohlen zu haben, pocht Peter Hofmann für die Ökofraktion mit Bestimmtheit an die Magistratstür. Angesichts der konstruktiven Zusammenarbeit in vielen Fragen müsse sich nun zeigen, ob die Mehrheit den gestärkten Grünen einen Sitz im ehrenamtlichen Magistrat zugestehen werde.

Das Konzept der Grünen, freie Gruppen und Initiativen in die Kommunalpolitik und Fraktionsarbeit einzubeziehen, hat sich aus seiner Sicht auf jeden Fall bewährt und wichtige, bürgernahe Impulse gebracht. Nicht zuletzt auf diese Weise könne aktiv der Politikverdrossenheit entgegengewirkt werden, meint Hofmann.

In einer ersten Einschätzung am Wahlabend faßten Bürgermeister Detlev Engel und der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Klaus-Dieter Hampf zusammen, was den regierenden Sozialdemokraten ein Kasseler- oder Frankfurter Debakel erspart habe: "Es sind keine ,Republikaner&rquote; und keine Freien Wähler angetreten. Vor allem waren wir als Regierungspartei nicht so schlecht, daß die Leute gesagt haben, statt derer wählen wir lieber CDU." Zur nächsten Mitgliederversammlung am 20. März will Hampf auch auf Anregung seienr Parteifreunde noch einmal für den Vorsitz kandidieren.

SPD-Fraktionsvorsitzender Fritz Amann konkretisiert den Erfolg der Karbener Sozialdemokraten: "Die Bevölkerung hat anerkannt, was wir gemacht haben. Außerdem haben wir Kommmunalpolitker zum Anfassen. Die Bürger wissen, in der SPD sind Menschen, die in der Stadt und den Vereinen integriert sind." Angesprochen auf die nächsten Aufgaben des neuen Parlamentes nannte Amann, den Bebauungsplan zur Erweiterung des Stadtzentrums umzusetzen und schrittweise das Seniorenzentrum zu verwirklichen.

Ein wenig geknickt war CDU-Chef Hollender schon am Wahlabend: "Wir hatten uns gewünscht, die absolute SPD-Mehrheit zu brechen." Im Wahlkampf habe sich die Partei intensiv um Verkehrspolitik und städtische Finanzen gekümmert. Die Frage, ob es einen konkreten Hinweis auf Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Aufträgen gegeben habe, verneinte der Vorsitzende. Auf eine parlamentarische Anfrage habe der Magistrat ein Jahr lang nicht geantwortet, schilderte Hollender den Grund, vor der Wahl einen solchen Ausschuß zu fordern. Fraktionskollege Kötter verweist auf die mittel- und längerfristige Perspektive der CDU-Strategie: "Wir haben viele junge Leute, die sich sehr engagiert haben." Die CDU habe diesmal den besten Wahlkampf seit vielen Jahren geführt. Angesprochen darauf, daß sich der Wahlkampf doch sehr darauf konzentriert habe, die regierenden Sozialdemokraten "madig" zu machen, verwies Kötter auf die Schwierigkeit der Oppositionsrolle. Eigene Anträge würden abgelehnt und dann später von der SPD als eigene Leistung umgesetzt. Als Beispiele nannte er das Sozialzentrum und die Kindergärten.

In Groß-Karben sei auch die Wahlbeteiligung der Neubürger im Stadtzentrum relativ gering gewesen. Die CDU habe versucht, ein weiteres, näher liegendes Wahllokal zu installieren, das sei abgelehnt worden. Laut Kötter sei der Weg für viele bis zur Schule in Groß-Karben zu weit gewesen, vor allem vor dem Hintergrund von Politikverdrossenheit.

In den nun folgenden Vorstands- und Fraktionssitzungen soll über den künftigen Kurs beraten werden, auch wer in den Magistrat geht. Eduard Sandkühler steht nicht mehr auf der Liste. "Er hat sich selbst rauskatapultiert, da er aufs falsche Pferd gesetzt hat", ging Kötter auf Auswirkungen der Friktionen unter den Petterweiler CDU-Kandidaten ein (die FR berichtete).

Wie Hollender ist Kötter sich sicher, daß die Fraktionsvorsitzende Eva-Maria Römer weiter das Fraktionssteuer in der Hand behält, bis die längerfristige Personalplanung der Union aufgehe.

GEORG LINDE

Verantwortlich für die Verlagssonderseite "Wir machen Hochzeit": Beilagenredaktion; Layout: Grafisches Büro der FRANKFURTER RUNDSCHAU.

Ortsbeiräte in Dreieich: Größte Gewinner sind die Grübis

DREIEICH. Die SPD hat auch bei der Wahl der Ortsbeiräte kräftig verloren. Die Grüne / Bürgerinitiativenliste legte um fast fünf Prozent zu, FDP und CDU verbuchten eher geringfügige Stimmenzuwächse. Allerdings ist bei diesem Durchschnittsergebnis zu beachten, daß die SPD in Götzenhain wegen mangelhafter Unterlagen zur Wahl nicht zugelassen worden war.

In Sprendlingen konnte Rot-Grün seine Mehrheit halten. Die SPD mußte zwar einen Sitz an die CDU abgeben, verfügt aber zusammen mit den Grübis noch über zehn der insgesamt 19 Sitze.

Anders sieht es in Dreieichenhain und Offenthal aus. 1989 lag Rot-Grün in beiden Stadtteilen mit einem Sitz vor der CDU. Dieses Verhältnis (5 zu 4) hat sich nun zugunsten von christlich-liberalen Mehrheiten umgekehrt.

In Götzenhain wird es in den nächsten vier Jahren keine Vertreter der SPD geben. Von ihrem Debakel - die Wahlunterlagen waren nicht vollständig, deshalb wurde der Wahlvorschlag abgelehnt - haben in erster Linie die Grübis profitiert. Sie gewannen zwei Mandate hinzu und haben nun drei Sitze.

Auch die CDU legte um einen Sitz zu und hat nun mit fünf Sitzen die absolute Mehrheit. Ein Liberaler macht das Gremium komplett. Vor vier Jahren holte sich die SPD drei Sitze, die CDU vier, FDP und Grübis jeweils einen.

Unverändert ist die Sitzverteilung im Ortsbeirat von Buchschlag. Hier hat die CDU das Sagen (fünf Sitze). Die Grübis haben zwei Mandate, SPD und FDP je eins.

Die Liberalen sind seit langem wieder in allen fünf Ortsteilen präsent. Durch den Gewinn von je einem Sitz in Dreieichenhain und Offenthal können sie nun in alle Ortsbeiräte einen Vertreter schikken. dac

In den Parlamenten ist es unübersichtlich geworden Sozialdemokraten brauchen künftig mehr Partner

WIESBADEN. Die schwere Schlappe der SPD bei der Kommunalwahl vom Sonntag hat in einer Reihe von Städten und Kreisen - vor allem in Südhessen - zu unübersichtlichen Mehrheitsverhältnissen geführt. Die Bestätigung der rot-grünen Mehrheit in der Stadt Frankfurt trotz massiver SPD-Verluste war die Ausnahme. In Nordhessen, wo sie bisher fast durchweg absolute Mehrheiten hatten, brauchen die Sozialdemokraten jetzt außer in den Kreisen Kassel-Land und Werra-Meißner einen Koalitionspartner.

In vielen anderen Landesteilen reicht ihnen die teilweise seit acht Jahren bestehende Koalition mit den Grünen nicht mehr zur Regierungsfähigkeit: In den Kreisen Bergstraße, Offenbach-Land, Limburg-Weilburg, Wetterau und Gießen haben rot-grüne Koalitionen ihre Mehrheit nicht verteidigen können.

Wie bisher schon im Rheingau-Taunus- Kreis stehen sich hier sowie in den Kreisen Hochtaunus und Main-Taunus jetzt Rot-Grün einerseits und das "bürgerliche" Lager aus CDU und FDP oder FWG gegenüber, ohne daß eine der beiden Seiten die Mehrheit der Sitze hat. Der Grund: Die rechtsextremen Republikaner sind in die Kreisparlamente eingezogen, wo immer sie kandidierten. Mehrheiten ohne sie sind jetzt nur noch entweder in großen Koalitionen möglich oder durch ein Aufbrechen der bisherigen politischen Lager: Die Grünen müßten mit den "Bürgerlichen" zusammengehen oder FDP/FWG mit Rot-Grün.

Die Lage in diesen Kreisen (vergleichbar auch die Städte Wiesbaden und Kassel) kann umso schwieriger werden, als 1993 noch einmal die Abwahl der Bürgermeister und Landräte mit einfacher Parlamentsmehrheit möglich ist. Wer einen Abwahlantrag stellt, kann damit rechnen, daß er dank der "Republikaner" dafür eine Mehrheit bekommt. Die Konsequenz wäre die - ab Mai verpflichtende - Direktwahl der Verwaltungschefs durch das Volk, wie sie im Rheingau-Taunus-Kreis (2. Mai), im Main-Kinzig-Kreis und in Darmstadt (9. Mai) sowie in vielen kleineren Gemeinden ohnehin terminiert ist.

Landesweit haben am Sonntag in den Kreisen und kreisfreien Städten beide großen Parteien verloren, die SPD jedoch mit minus 8,4 Prozent deutlich mehr als die CDU (minus 2,3 Prozent). Nurmehr 36,4 Prozent SPD-Stimmen standen 32 Prozent CDU-Wählern gegenüber. Die Grünen steigerten sich um 1,9 auf elf Prozent, die FDP um 0,3 auf 4,8, die Republikaner kamen im Durchschnitt auf 7,6 Prozent; lokale oder regionale Wählergruppen ("Freie Wählergemeinschaften") erzielten durchschnittlich 5,7 Prozent - allerdings mit massiven Abweichungen nach oben: Im Lahn-Dill-Kreis holten diese Wählergruppen mit 14 Prozent ihr bestes Kreisergebnis; auf Gemeindeebene kamen sie dort sogar durchschnittlich auf 26,2, im Odenwaldkreis auf 27,2 Prozent.

Den dramatischsten Einbruch gab es für die SPD in der Stadt Kassel (minus 20,7 Prozent), wo die CDU (plus 7,4 Prozent) jetzt klar stärkste Kraft ist. In Wiesbaden (minus 15,8) schnitt die SPD im Vergleich zu 1989 am zweitschlechtesten ab - was immer auch etwas mit dem "Sockel" der vergangenen Kommunalwahl zu tun hat. Damals hatte die CDU herbe Verluste hinnehmen müssen, während die Sozialdemokraten außergewöhnlich gute Ergebnisse hatten. Die CDU erreichte im Landesdurchschnitt jetzt ihr schlechtestes Ergebnis seit 1968, die SPD ihr schlechtestes seit 1952.

Politisch wahrscheinlich umsetzbare rot-grüne Mehrheiten gibt es außer in Frankfurt jetzt nur noch im Kreis Marburg-Biedenkopf und der Stadt Gießen (jeweils hauchdünn mit einem Sitz Mehrheit), im Kreis Darmstadt-Dieburg und (neu) im Kreis Groß-Gerau, wo die SPD zuletzt eine absolute Mehrheit hatte.

Rechnerische rot-grüne Mehrheiten bestehen außerdem - weiterhin - in der Stadt Darmstadt, wo die SPD schon seit Jahren die Zusammenarbeit mit den Grünen verweigert und diese noch einmal um 6,4 Prozent auf jetzt 25,4 zulegten, und im Main-Kinzig-Kreis, wo eine rot- grüne Koalition zerbrochen ist.

Im Lahn-Dill-Kreis wurde die SPD- FWG-Koalition trotz SPD-Verlusten bestätigt, im Vogelsbergkreis muß die SPD sich nach dem Herausfallen der FDP aus dem Kreistag einen anderen Koalitionspartner suchen. In der Stadt Offenbach, die von einer großen Koalition regiert wird, haben sowohl SPD (minus 10,9) als auch CDU (minus neun Prozent - ihr landesweit relativ schwächstes Ergebnis) massiv verloren und die Republikaner mit 15,1 Prozent ihr bestes Ergebnis erzielt. Nur in der Stadt Fulda hat die CDU eine knappe absolute Mehrheit zurückerobert, nachdem sie zuletzt auf eine Koalition mit der FDP angewiesen war.

Bei den Grünen hat sich gezeigt, daß auch eine von den Landes-Grünen als schwach empfundene kommunale Rolle in einzelnen Kreisen (Limburg-Weilburg, Main-Kinzig) sich nicht stark auf ihre Kommunalwahlergebnisse auswirkt. Ihre Veränderungen schwanken (abgesehen von den Zugewinnen in Darmstadt) zwischen plus 3,8 Prozent in Frankfurt und minus einem Prozent im Kreis Limburg- Weilburg. Auch die FDP-Schwankungen sind gering - zwischen plus 2,3 Prozent im Werra-Meißner-Kreis und minus 1,1 Prozent im Vogelsbergkreis.

Auch gemessen an der Zahl der Parlamentssitze in kreisfreien Städten und Kreisen bleibt die SPD stärkste hessische Kommunalpartei. 130 Stadtverordneten- und 623 Kreistagsmandaten der SPD stehen 129 bzw. 523 Mandate bei der Union gegenüber. Die Grünen haben mit 63 Sitzen in den großen Städten und 165 in den Kreisen weiter zugelegt, während die FDP (24/43) sich nur geringfügig verbessern konnte. Wählergruppen kamen auf Kreisebene "nur" auf knapp hundert Sitze, holten in den Gemeinden zusätzlich aber mehrere hundert weitere Mandate. Die Republikaner, die in den Gemeinden meist garnicht angetreten waren, stellen in Hessen nun 170 Stadt- bzw. Kreisparlamentarier. RICHARD MENG

Kreisjugendfußballtag Gelnhausen

Keine Tabellen mehr

für die Jüngsten

Mit einer Gegenstimme wurde beim Gelnhäuser Kreisjugendfußballtag in Jossgrund-Oberndorf Peter Thel (Gelnhausen) zum neuen Kreisjugendfußballwart gewählt. Thel tritt damit das Erbe von Franz Schweisser (Brachttal) an, der nicht mehr kandidierte.

Lehren aus den Erfahrungen der Spielpraxis zogen die vier eingebrachten Satzungs-Änderungsanträge, die mehrheitlich verabschiedet und in den höhergestellten Gremien vorgebracht werden.

Um den Spielbetrieb der E- und F-Jugendlichen zu erleichtern, plädieren die Gelnhäuser dafür, daß die gegnerischen Spieler beim "Insspielbringen" des Balles mindestens drei Meter Abstand halten. Auch einigten sich die Vereinsvertreter auf dem Kreisjugendfußballtag darauf, daß die Jüngsten (F-Jugend) in Zukunft ohne Ergebnisauswertung gegeneinander antreten. Eine Tabelle entfällt somit.

E- und D-Jugendmannschaften können künftig sowohl als 7er Mannschaften auf dem Kleinfeld als auch als 9er Mannschaften auf dem Kurzfeld (von Strafraum zu Strafraum bei voller Breite) spielen. C-Jugendteams hingegen können sowohl als 11er- auf dem Großfeld als auch als 9er-Mannschaften auf dem Kurzfeld spielen. Ein Spieler, der zu einem höherklassigen Verein seiner Altersklasse wechselt, darf bis zum 1. Oktober, beziehungsweise 1. November unter Wegfall der Wartefrist zu seinem Stammverein zurückwechseln. wh

Alles im Griff "Türdrücker der Moderne" im Architekturmuseum

Wer den Schlüssel einer Stadt erhält, so der allegorische Sinn dieser Geste, der hat sie in toto. Doch noch nicht ganz: Kein Schlüssel ohne Schloß, ohne Schloß keine Tür und keine Tür ohne Türdrükker. Erst nach dessen Betätigung kann erreicht werden, was hinter Türen ist, bekommt man - siehe oben - das eben noch Verborgene, Abgegrenzte, Abgeschiedene in den Griff.

Der Türdrücker, so wird es im Architekturmuseum formuliert, ist jene Übergangsstelle, "wo der Mensch das Haus berührt", es im doppelten Wortsinn ergreift und begreift. Er- und begreifen im wörtlichen Sinne muß man denn auch die Ausstellung "Türdrücker der Moderne": 44 hochrechteckige Kabinette - großformatige Spinde eigentlich - wollen und sollen geöffnet werden. Ein jedes verschlossen von einem exemplarisch zu verstehenden Türdrücker.

Wer in alle "Spinde" geblickt, wer alle Türdrücker berührt hat, hat unser Jahrhundert und dessen Kunst / Handwerk / Kultur im europäischen Ausschnitt Revue passieren lassen. Anhand des Türdrückers wird exemplarisch der Zickzackkurs des Designs, der Baukultur und unserer Kultur überhaupt nachgezeichnet. Er gleicht einer Springprozession: 1900 - die Reformbestrebung des Jugendstils schafft unverwechselbare Solitäre, ihre vegetabil geschlungenen, wunderbar geschmeidig anzufassenden Türdrücker sind Unikate im Verbund eines Gesamtkunstwerks. 1923 - Walter Gropius und sein Bauhaus brechen mit derlei Individualismen. Die serielle Produktion beginnt; der "Gropius-Drücker", streng, funktionell, bietet den Inbegriff der angestrebten Einheit von Kunst und Technik, Schönheit und Serie.

Den Höhepunkt solch uniformer Gestaltung vom Kleinsten bis ins Größte bietet das System-Design der sechziger Jahre, hier vertreten durch das Produktprogramm der damals avantgardistischen Ulmer Hochschule für Gestaltung. Die Rückkehr des Individuellen schließlich markiert die Postmoderne. Die Ausstellung spürt deren Anfänge im italienischen individuellen Design bereits der fünfziger Jahre auf.

44 Kabinette, 44 zum Öffnen herausfordernde Türdrücker: man erinnert sich an jenes Grimmsche Märchen von den elf unverschlossenen Türen und der einen verbotenen. Jede reizt, jede verspricht sich auf nie gesehene Welten zu öffnen. Bisweilen wird das Versprechen eingelöst. Die fünfziger Jahre zum Beispiel: Der Türdrücker ein Zwitter aus aerodynamischer Miniatur-Tragfläche und tändelnder Schleife, eingefaßt von einer rasant nierenförmigen durchsichtigen Plastikfolie, die ihre Bestimmung als betulicher Schonbezug raffiniert tarnt. Die Tür gibt einen treuherzigen Plattenspieler frei, samt der bigotten Schlagerwelt der Adenauer-Ära, die sich einem in die Ohren schmeichelt.

Ein klassisch-eleganter Messing-Türdrücker weckt Wohlgefallen und öffnet sich dann dem Blick in die düsteren (Bau-)Welten des italienischen Faschismus. Der "Duce-Drücker" als Inbegriff einer durch und durch gestalteten, einer totalitären Welt.

Die Faszination der Kabinett-Inszenierung enthält zugleich auch ihren Schwachpunkt: Alle Information ist auf die Innenwelten beschränkt. Wer ein Kabinett ausläßt, verliert den Faden, verirrt sich zwischen Chronologie und themen- oder personenbezogenen Einschüben. Letztere wiederum - Hommagen an den Olivari-Konzern beispielsweise, oder an Colani - unterscheiden sich kaum oder gar nicht von manipulativen Techniken der Produkt-Werbung. Womit, wie so oft im Design-Bereich, die Grauzone zwischen neutralem Sponsorentum und imagebeflissenem Eigennutz erreicht ist. Unumgänglich in unseren vom Sparzwang der Ämter und Behörden, Museen und Galerien gekennzeichneten Zeiten?

Gleichviel: die Ausstellung (übernommen übrigens vom Deutschen Schloß- und Beschläge-Museum in Velbert) erreicht das selbstgesteckte Ziel einer "Geschichte des Designs in nuce". Vielleicht sogar das, eine ganze Epoche zwischen modernen und postmodernen (Irr-)Wegen auf den Begriff zu bringen.

("Türdrücker der Moderne" im Architekturmuseum Frankfurt, Schaumainkai 43, bis 12. April. Geöffnet ist das Deutsche Architekturmuseum Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Mittwoch bis 20 Uhr, Montag geschlossen.) DIETER BARTETZKO

Zur Sache: Keine Mehrheit für eine Abwahl

KRONBERG. Die Koalition aus SPD, Grünen und UBG hat ihre Mehrheit verloren, CDU und FDP können ihre alte Zusammenarbeit wieder aufleben lassen. Sie stellen gemeinsam 20 der 37 Stadtverordneten.

Die neue CDU-FDP-Mehrheit müßte allerdings mit einem SPD-Bürgermeister zusammenarbeiten: Ihre Stimmen reichen nicht, um Bürgermeister Kreß (SPD) und den Ersten Stadtrat Stahlberg, als Parteiloser per UBG- Ticket in den hauptamtlichen Magistrat gerückt, abzuwählen.

Kreß und Stahlberg profitieren dabei von der geringen Einwohnerzahl Kronbergs. Denn in Gemeinden mit mehr als 50 000 Einwohnern können hauptamtliche Bürgermeister und hauptamtliche Beigeordnete innerhalb von sechs Monaten nach einer Neuwahl des Stadtparlaments mit absoluter Mehrheit abgewählt werden. Dies legt die Hessische Gemeindeordnung (HGO) in Paragraph 76, Absatz 2, fest. Die absolute Mehrheit stellen CDU und FDP zwar - allein fehlen rund 32 000 Einwohner, damit die Klausel Anwendung fände.

So sind CDU und FDP für eine Abwahl auf fünf Stimmen der bisherigen Mehrheit und neuen Opposition angewiesen. Denn Absatz 1 des HGO-Paragraphen schreibt für alle Orte mit weniger als 50 000 Einwohnern eine Zwei-Drittel-Mehrheit des Stadtparlaments für eine Abwahl vor. Diese liegt in Kronberg bei 25 Stimmen.

Falls Kreß nicht freiwillig zurücktritt, um sich einer Direktwahl des Bürgermeisters durch das Wahlvolk zu stellen, kann er somit noch dreieinhalb Jahre regieren. Seine sechsjährige Amtszeit begann Ende 1990.

Welche Möglichkeiten ein Bürgermeister hat, eine ihm unpassende Mehrheit zu behindern, hat Kreß-Vorgänger Rudolf Möller (CDU) demonstriert - er torpedierte bis zu seinem Amtsende 1990 monatelang die Politik der damals so genannten "neuen Mehrheit" aus SPD, UBG und Grünen. stk

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Marien- Apotheke, Bad Homburg, Kirdorfer Str. 67; Landgrafen-Apotheke, Friedrichsdorf, Hugenottenstr. 100.

Oberursel/Steinbach. Columbus-Apotheke, Oberursel, Vorstadt 16.

Usinger Land. Adler-Apotheke, Usingen, Obergasse 13.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Burg-Apotheke, Königstein, Frankfurter Str. 7.

Nicht ver-pflanzen

In der Natur siedeln sich Pflanzen dort an, wo sie die ihnen zusagenden Lebensbedingungen finden. Im Garten dagegen werden die spezifischen Ansprüche der Pflanzen oft nicht beachtet. Um Pflanzen, die am falschen Ort stehen, am Leben zu erhalten, bedarf es aber mehr Pflege- und Arbeitsaufwand, mehr Wasserverbrauch und oft auch der Anwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln.

Es empfiehlt sich also, vor dem Griff zur Pflanzschaufel, einige planerische Vorarbeiten vorzunehmen. Dazu gehört die genaue Bestimmung der Standortfaktoren des Gartens wie Licht, Temperatur, Feuchtigkeit und die Bodenqualität. In einem Sonnengarten fühlen sich großblütige Stauden wie Phlox, Margerite, Rittersporn und Schafgarbe wohl. Rhododendren, Mahonie, Weigelie und Berberitzen hingegen bevorzugen halbschattige und feuchte Standorte. Auf sonnigen, trockenen und oft auch noch nährstoffarmen Böden sollten Pflanzen stehen, die diesen Bedingungen angepaßt sind. Dazu gehören Adonisröschen, Steinkraut und Gräser wie Bärenschwingel und Lampenputzergras. Als Gehölze eignen sich unter anderem Sandorn und Lavendel.

Bodengüte und ph-Wert des Bodens sind für ein gutes Gedeihen der Pflanzen ebenfalls wichtig. Viele Schattenpflanzen bevorzugen neutrales bis saures Milieu (ph-Wert 5-7). Andere Pflanzen, wie Heidearten, bevorzugen eher kalkhaltige oder sandige Böden (ph-Wert 7-8). Im Zweifelsfall kann eine qualifizierte Stelle (zum Beispiel eine landwirtschaftliche Untersuchungsanstalt) über die Bodenqualität Auskunft geben.

Wichtig ist für den naturnahen Garten vor allem: Heimische Pflanzen sind generell anspruchsloser und widerstandsfähiger als exotische Arten. FR

"Ich bin ein grundsätzlicher Befürworter des Prinzips freiwilliger Umsiedlungen."

Leidenschaft und Liebe mit Untertiteln Filmforum zeigt die französischen Produktionen "Betty Blue" und "Wintermärchen"

HÖCHST. Zwei irrsinnige Liebesgeschichten, zwei "amours fous" voller Leidenschaft in "Betty Blue - 37,2oC am Morgen" und voll unerschütterlichem Glauben an den Zufall in "Wintermärchen" zeigt das Höchster Filmforum in der Emmerich-Josef-Straße 46 a von Donnerstag an. Beide Filme laufen in der französischen Originalfassung mit Untertiteln.

Philippe Djians Roman "Betty Blue" verfilmte Orgienkünstler und "Diva"- Regisseur Jean-Jacques Beineix mit schönen Bildern und schönen Menschen in einer schöner Umgebung. Eine Geschichte von der Macht und Obsession der Liebe: Betty, eine wilde, begehrliche Frau, reißt einen Handwerker aus seinem Alltagsleben und will ihn zum Schriftsteller machen. Die Körper und die Nerven der beiden reiben sich aneinander auf - längst sind sie sich bis zum Wahnsinn verfallen. Die Langfassung läuft am Donnerstag, 11. März, am 12. März und am Sonntag, 14. März, jeweils um 20 Uhr und am Samstag, 13. März, um 19.30 Uhr.

Nicht weniger aberwitzig ist die Idee von Eric Rohmers Wintermärchen. Félicie, ledige Mutter, ist besessen von dem Glauben an einen unwahrscheinlichen Zufall: sie hofft, irgendwie Charles, den Vater ihrer Tochter, wiederzutreffen. Am Ende einer Urlaubsbekanntschaft hatte Félicie Charles aus Versehen eine falsche Adresse gegeben. Félicie lebt in Paris zwischen zwei Liebhabern, Charles kann sie nicht vergessen. Der Film spielt an Weihnachten - und Rohmer ist oft genug ein Wundermacher-Regisseur. Das Wintermärchen ist am Dienstag, 16. März, um 18.30 und um 20.30 Uhr zu sehen und außerdem am Mittwoch, 17. März, um 20.30 Uhr.

In der Spätvorstellung um 22.30 Uhr am Samstag, 13. März, zeigt das Filmforum "Down by Law" von Jim Jarmusch im Original mit Untertiteln.

Für Kinder gibt's diese Woche am Freitag und Sonntag, 12. und 14. März, jeweils um 15 Uhr, "Wo ich zu Hause bin" des kanadischen Filmemachers Bruce Pittmann. Er erzählt von zwei Geschwistern, die 1937 in einem Indianerreservat leben und eines Tages gegen ihren Willen in ein Internat gebracht werden. ege

"Die Serben leben in ihrem eigenen Staat, Jugoslawien, den sie durch zwei Weltkriege geschaffen haben. Erst durch die Sezession Bosniens und Kroatiens wurden sie dort zu nationalen Minderheiten."

CDU flirtet mit der SPD Drei politische Kombinationen sind in der Kreisstadt möglich

FRIEDBERG. SPD mit UWG wie bisher? Oder CDU und SPD? Oder CDU und UWG? Das sind die drei Alternativen, die in den nächsten Tagen und Wochen Gegenstand eifriger Verhandlungen der Parteioberen sein werden. Das Bündnis zwischen SPD und UWG wurde von den Wählerinnen und Wählern nicht honoriert. Die SPD verlor mit 7,2 Prozent der Stimmen deutlich über Kreisdurchschnitt und büßte drei Mandate im Stadtparlament ein. Die UWG verlor 3,7 Prozent und ein Mandat. Die beiden zusammen haben nur noch eine hauchdünne Mehrheit von einer Stimme. Ihren 19 (14 SPD und fünf UWG) stehen 18 von CDU (14) und Grünen (vier) gegenüber. Die beiden Oppositionsparteien haben kräftig zugelegt: 6,6 Prozent der Stimmen und drei Mandate die CDU, 4,1 Prozent und ein Mandat die Grünen. Eine rot-grüne Koalition ist schon rein rechnerisch nicht möglich.

CDU-Vorsitzender Ulrich Kiefer bevorzugt eine Koalition mit der SPD, die seiner Meinung nach auch von den Wählerinnen und Wählern gewollt sei. Die UWG sei, weil ihre Stadtverordneten in der Vergangenheit immer mal wieder unterschiedlich abstimmten, viel zu unzuverlässig, um mit ihr zusammen mit der hauchdünnen Mehrheit von einer Stimme zu regieren, meint der CDU-Chef. Gespräche mit der Wählergemeinschaft schließt er freilich nicht aus. Mit ihrem Stimmenzuwachs sei die Union der eigentliche Wahlgewinner und müsse heraus aus der Opposition, meint Kiefer.

Genausowenig tut das der UWG-Vorsitzende Friedrich Wilhelm Durchdewald. "Wir werden auch mit der CDU reden", sagte er gestern zur FR. "Knackpunkt" für künftige Bündnisse sei nach wie vor die "Tiefgarage Mitte", die zu verhindern der UWG im Bündnis mit der SPD gelungen war. Durchdewald ist mit dem Wahlergebnis - trotz des Verlustes - ganz zufrieden. "Wir haben uns etabliert", sagt er. Hauptgrund für die Stimmenverluste sei, "daß wir den steinigen Weg der Verantwortung gegangen sind", sagt der UWG-Chef und meint damit das Regierungsbündnis mit der SPD.

"Wir werden mit CDU und UWG reden", sagt auch der SPD-Vorsitzende Hubertus Ellerhusen. Welchen Partner er bevorzugt, wollte der SPD-Chef nicht verraten: "Da will ich der Partei nicht vorgreifen." Auch Bürgermeister Dr. Ludwig Fuhr (SPD) hielt sich bedeckt. Anhand von Sachfragen wie Bau der B 3 a und Wohnungsbau müsse die Partnerwahl entschieden werden, sagte er.

Auf die SPD kommen spannungsreiche Wochen zu. Vor vier Jahren hatte die Koalition mit der UWG die Sozialdemokraten kräftig durcheinandergewirbelt. Ein starker Flügel hatte eine Koalition mit der CDU favorisiert. CDU-Chef Kiefer sieht bei den Sozialdemokraten "ein zartes Pflänzchen" für eine große Koalition gedeihen, das nicht zertreten werden dürfe. BRUNO RIEB

Wahlbeteiligung so schwach wie noch nie

WIESBADEN. Die Beteiligung an der Kommunalwahl vom 7. März war so schwach wie nie seit Bestehen des Landes Hessen. An den Gemeindewahlen haben sich 71,4, an den Kreistagswahlen 72,4 Prozent der Wahlberechtigten beteiligt. Die bislang schwächste Beteiligung hatte es 1985 mit 75 Prozent gegeben; 1989 waren 79 Prozent an die Urnen gegangen.

Außerdem hat in diesem Jahr die Zahl der ungültigen Stimmen deutlich zugenommen - von 2,5 auf 3,8 Prozent. In Südhessen (Stadt Darmstadt, Kreis Darmstadt-Dieburg, Kreis Groß- Gerau, Odenwaldkreis, Kreis Bergstraße) waren sogar rund fünf Prozent der abgegebenen Stimmen ungültig. Auch das kann teilweise als Zeichen des Protests gedeutet werden.

Die höchste Wahlbeteiligung gab es erneut in Nordhessen. Im Schwalm- Eder-Kreis erreichte sie mit 78,1 Prozent den Spitzenwert, in den südhessischen Großstädten war sie am geringsten. In Darmstadt gingen mit 63,1 Prozent die wenigsten an die Urnen, in Wiesbaden nur 64,7 Prozent.

Darmstadt liefert mit minus 9,7 Prozent auch den Rekordwert beim Rückgang der Wahlbeteiligung, gefolgt vom Werra-Meißner-Kreis (minus 8,5) und der Stadt Kassel (minus 8,2) - Hinweise auf Mobilisierungsschwächen der Parteien in einigen Regionen. me

Doch eine rot-grüne Liaison? Deprimierende Niederlage für Metzger / Benz macht sich Mut

DARMSTADT. Der von den Wählern Gedeckelte tat so, als ginge ihn das Debakel gar nichts mehr an: Exakt um 19.55 Uhr ließ sich der in knapp vier Monaten abtretende Oberbürgermeister Günther Metzger (SPD) nur kurz blicken, um als Wahlleiter die für seine Partei so deprimierende Niederlage zu verlesen: von 42,9 auf 34,2 Prozent zurückgefallen, sieben der 32 Mandate eingebüßt.

Der Machtkampf zwischen dem vehement gegen Rot-Grün und (wieder einmal) für eine große Koalition operierenden Noch-OB und denen, die endlich Courage für eine rot-grüne Liaison fordern, ist eröffnet.

Die Grünen steigerten sich von 19,0 auf 25,4 Prozent (18 statt 14 Sitze) und dürften von dem gegen die großen Volksparteien gerichteten Protestpotential profitiert haben. Es suchte sich andere Ventile in der Stadt, in der keine Rechtsparteien kandidierten. Nur 63,1 Prozent der Wähler gingen zur Urne, 5,1 Prozent der Stimmen waren ungültig.

Die CDU stieg zwar von 26,8 auf 30,3 Prozent (jetzt 22 statt bisher 20 Sitze), aber bei der absoluten Stimmenzahl schnitt sie um fast 1000 Wähler schlechter als 1989 ab. CDU-Fraktionschef Rüdiger Moog will "keine Konstellation ausschließen", hält aber ein vorab diskutiertes schwarz-grünes Bündnis für "unwahrscheinlich". Der FDP, bisheriger SPD- Koalitionspartner, nützt der Anstieg von 6,0 auf 7,8 Prozent (6 statt 5 Mandate) bei der künftigen Machtverteilung wenig.

Der sichtlich geschockte SPD-Bürgermeister Peter Benz, der Metzger beerben will, mochte sich trösten, daß in den anderen hessischen Großstädten der freie Fall seiner Partei noch unsanfter war. Dies sei "keine Oberbürgermeisterwahl gewesen", machte sich Benz für den 9. Mai, dem Tag der Direktentscheidung über den OB-Sessel, Mut.

Der urplötzlich zum ernsthaften Rivalen gewachsene CDU-Kandidat Gerhard O. Pfeffermann möchte Koalitionen erst danach festgezurrt wissen. feu

"Ich fühle mich nicht schuldig. Seit ich Präsident der Republik bin, gab es keine gegen den Frieden gerichtete Tat. Deswegen bin ich, ehrlich gesagt, bestürzt über gewisse Meinungen und Qualifizierungen."

"Wir freuen uns, daß du wieder zurückgekommen bist" Neuer Pfarrer Walter Großke offiziell in sein Amt eingeführt / Nach Scheidung sieben Jahre "in der Fremde"

NIDDERAU. Nur wenige Plätze auf den Emporen der "Stiftskirche zu Windecken" blieben frei - wegen fehlender Sicht in den Chorraum des alten Gotteshauses. Dafür waren reichlich Stühle jweils dort beigestellt worden, wo die feierliche Amtshandlung auch optisch miterlebt werden konnte. Der neue Pfarrer der rund 2800 Seelen zählenden evangelischen Gemeinde, Walter Großke, wurde am Sonntag Reminiszere (7. März) von Dekan Peter Gbiorczyk im Rahmen eines Festgottesdienstes offiziell ins Amt eingeführt. Die Christen saßen dichtgedrängt wie sonst nur an Weihnachten. In der Chor-Apsis hinter dem Altar der Posaunenchor, darüber rund um die Orgel der Kirchenchor . . .

Auf diese Stunde hat die Gemeinde ein halbes Jahr gewartet. Denn schon seit August vergangenen Jahres war die Pfarrstelle unbesetzt, weil der Windecker Pfarrer Ruprecht Müller-Schiemann Schulpfarrer in Hanau wurde, in zweiter Funktion weiterhin mit der speziellen Seelsorge für Motorradfahrer betraut. Pfarrer Ernst-Friedrich Perels von der Nachbargemeinde Heldenbergen hatte seither Windecken in Vakanzvertretung, wie das amtlich heißt, mitbetreut.

In dieser Funktion übernahm Perels am Sonntag nochmals den ersten Teil des Gottesdienstes und assistierte dann seinem Dekan - er ist auch offiziell dessen Stellverterter - bei der Amtshandlung.

Peter Gbiorczyk verpflichtete Walter Großke mit Wirkung vom 1. März "auf Lebenszeit" und begrüßte seinen Kollegen vertraut-persönlich: "Lieber Walter, wir freuen uns, daß du wieder zurückgekommen bist." Seine geistliche Ansprache stellte der Dekan unter ein provozierenden Gotteswort: "Habt ihr nicht gelesen in der Schrift: ,Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden.&rquote;" (Markus 12/10). Und wohl die meisten der Versammelten kannten den Hintergrund.

Der in Kirchhain 1948 geborene Walter Großke hatte nach seinem Studium in Mainz und Marburg seine ersten sieben Amtsjahre im Hanauer Raum geleistet, zunächst als Vikar in Großauheim, dann als Pfarrer in Erlensee-Langendiebach. Der "schwarze Fleck" in seiner Vita ergab sich - zumindest aus der Sicht der damaligen Landeskirchenleitung - aus einer Scheidung.

Von "Strafe" war offiziell nie die Rede, aber sie wurde praktiziert. Sieben Jahre war Walter Großke vom Hanauer Land aus gesehen "in der Fremde", erst als Gemeinde- und Zivildienstpfarrer in Brachttal-Schlierbach, dann in Gersfeld-Dalherda (Rhön), mit 700 Metern über NN. Hessens höchstgelegenes Dorf, nahebei der Truppenübungsplatz Wildflecken.

"Man nannte mich scherzhaft den höchsten Pfarrer der Landeskirche", erklärte Großke gestern im Gespräch mit der FR, "aber Dalherda ist wirklich das letzte Dorf am Ende einer Sackgasse. Und dahinter ist auch die Welt zu Ende."

Daß in der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck mit geschiedenen Geistlichen inzwischen anders umgegangen wird, verdanken diese einer neuen, anderen Haltung des neuen Bischofs Dr. Christian Zippert (Anm. d. R.).

Pfarrer Großke hat zwei Töchter. Die ältere (20) ist bereits selbständig, die jüngere (15) lebt bei ihm im Haushalt. Der Gedanke an ihre Zukunft war für den Vater ein wesentlicher Grund, sich um eine Versetzung aus der Einöde zu bemühen. Daß er sich auch klimatisch verbessert hat, bestätigten die Mitglieder seiner alten Gemeinde, die ihm am Sonntag nach Windecken nachgereist waren: "Bei uns auf der Rhön fängt es jetzt gerade an zu tauen."

Tauwetter auch in der Kirchenhierarchie? Zumindest ein Umdenken ist auch hier fällig, wie Dekan Gbiorczyk deutlich machte. Er erzählte die Geschichte vom Großinquisitor (aus dem Roman "Brüder Karamasov" von Dostojewski), der im Spanien des 15. Jahrhunderts den wiedergekehrten Christus verbrennen lassen will, ihn dann aber wegschickt mit den Worten: "Geh, und komme niemals wieder!"

Gbiorczyk schlug den Bogen zur Gegenwart: "Eine Kirche, die sich nicht stören lassen will. Gott erbarmt sich der Geringen und Armen. Dieses Wunder ist damals nicht verstanden worden und wird heute nicht verstanden werden."

Das habe Konsequenzen für den Dienst eines Pfarrers in der Gemeinde, mahnte der Dekan: "Orientiert an der Liebe für alle, auch für die, die alles zu ihrem eigenen Vorteil erschließen und lösen wollen." Mit dem Wissen, daß Pfarrer bei so einem Anspruch mit dem wenigen, was sie tun können, auch selbst schuldig werden, möge die Gemeinde bedenken, daß der neue Pfarrer "nicht der gute Mensch von Windecken" werden könne, denn auch ein Pfarrer sei "schwach und fehlerhaft und menschlich". Für den Kirchengemeinderat sprach Heinrich Muth ein herzliches Willkommen: "Auf dem gemeinsamen Weg wollen wir Verstehen lernen. Wunder sind hier nicht notwendig. Wir wollen aufeinander hören und darüber hinaus alles in Gottes Hand legen."

Pfarrer Walter Großke predigte über die "Zeichenforderung der Pharisäer" (Matthäus 12/38-42) und begann mit Selbstironie: "Ob das das Richtige ist für eine Einführung, eine Bußpredigt? Na, das kann ja heiter werden." Großke las aus dem "strengen, dunklen, bedrohenden Text" die Botschaft, daß am Leben vorbeigeht, wer bloß Zuschauer bleibt: "Wer im Sessel sitzt und der Aufführung einer überzeugenden Gemeinde harrt - der kann lange warten."

Eine Gemeinde sei unscheinbar, zweifelhaft, lau, oft ärgerlich, doch entscheidend bleibe, daß sie handle, Verantwortung trage: "Ich bitte sie, sich nicht am Pfarrer festzumachen, sonst hat er die Rolle des Vorturners, und schwuppdiwupp steht der Rest tatenlos da." HELMUT POMPLUN

Tips fürs Abnehmen, aber gesund soll es sein

MÖRFELDEN-WALLDORF. Gesund abnehmen - aber wie? Dieser Frage geht ein kostenloser Vortrag nach, zu dem die Volkshochschule für Dienstag, 16. März, um 20 Uhr ins evangelische Gemeindezentrum in der Bürgermeister- Klingler-Straße einlädt. Referent Dr. Kurt R. Geiss stellt Diätformen vor. wal

Politische Kultur zahlt sich aus SPD-Zuwachs auf 55,9 Prozent / Traumergebnis analysiert

HAMMERSBACH. Daß die SPD auf ihr ohnehin schon "bayerisches" Wahlergebnis der Vorperiode noch anderthalb Prozent draufsatteln konnte, ändert zwar nichts an der Zahl ihrer Sitze in der Gemeindevertretung. Der SPD-Zuwachs auf 55,9 Prozent macht die Hammersbacher Wahl dennoch zu einer Ausnahme.

Gerade Hochburgen wurden andernorts nicht geschont. Neben eigenen Verdiensten - die Arbeit der beliebten Bürgermeisterin Helga Meininger wird hier besonders angeführt - macht SPD-Fraktionsvorsitzender Wilhelm Dietzel drei Bedingungen für das Traumresultat seiner Partei verantwortlich.

Einerseits sind für die Gemeindevertretung weder Republikaner noch Grüne angetreten. Zudem habe sich der Bürgerblock (BBH) nicht als die neue, interessante Alternative präsentieren können wie Wählergemeinschaften anderswo.

Der von seinem früheren Vorsitzenden Eberhard Glänzer im Stich gelassene BBH sei historisch und gemessen an seinem parlamentarischen Engagement ein "Auslaufmodell".

Wichtig für das Wahlverhalten dürfte auch der während der zurückliegenden Wahlperiode bemerkenswert "zivilisierte" Umgangston in dem kleinen Parlament gewesen sein. Gerade zwischen CDU und SPD hat sich in den meisten Fragen eine konstruktive Zusammenarbeit etabliert, was auch Dietzel gern zugibt und als Grund dafür anführt, daß auch die andere Volkspartei in Hammersbach zulegen konnte: um 2,6 auf 21,1 Prozent.

Die CDU erhält fünf Sitze in der Gemeindevertretung, einen mehr als vor vier Jahren, genug für den ersehnten Platz im Gemeindevorstand.

Die FDP zieht mit für sie wohl überraschenden zwei Sitzen ins Parlament ein, die BBH-Fraktion halbiert sich auf drei Sitze. Ul

Ein einziges Mal will der Hase vor dem Igel sein In ihrer letzten Saison kämpft die Läuferin Gabi Lesch erstmals mit Verletzungsproblemen

Der Bademeister kennt Gabi Lesch mittlerweile, der lästert nicht mehr. Das macht die Sache einfacher, denn "ein bißchen blöd komme ich mir schon vor". Seit vergangenem Oktober geht Gabi Lesch nahezu täglich ins Schwimmbad, und noch immer sind ihr ungläublige Blicke gewiß. Gabi Lesch schwimmt nicht, Gabi Lesch läuft im Wasser. "Das", sagt sie, "schont die Gelenke."

Schonung hatte sie eigentlich nie bedurft. Seit 13 Jahren widmet sich Gabi Lesch dem 800-Meter-Lauf, war 1988 und 89 deutsche Meisterin für die Frankfurter Eintracht; verletzt war sie nie. Daraus bezog sie ihre Stärke. Wenn andere über Schmerzen und Leiden klagten, konnte Gabi Lesch nicht mitreden. "Das Gefühl kannte ich ja gar nicht", sagt sie. Nun hat sie es kennengelernt, plagt sie eine Schleimbeutelentzündung an der rechten Ferse. Und das in der Saison, die ihre letzte werden soll; das in dem Winter, in dem die Konkurrenz in Deutschland ausgedünnt ist, für sie eigentlich keine mehr wäre. "Das ist wohl Schicksal", sagt die 28jährige, "das wäre ja eine Hallensaison wie geschaffen für mich gewesen."

Wäre es gewesen. So aber blickte sie vor zwei Wochen bei den deutschen Meisterschaften in Sindelfingen von der Tribüne hinunter. "Ein Drama war das", sagt sie. Untätig saß sie da oben, unten liefen die Konkurrentinnen - langsam. 2:05,22 Minuten. Heike Huneke als erste, die darf folglich dieses Wochenende in Toronto bei der Hallen-Weltmeisterschaft mitmachen. Wenn Gabi Lesch daran denkt, findet sie das "bitter. Was ich immer tun mußte, um dabei zu sein. 2:01 Minuten laufen, die Zeit bestätigen, bei der deutschen Meisterschaft vorne sein . . ."

Und irgendwie paßt das auch nur zu gut ins Bild. Denn seit Gabi Lesch 1988 erstmals weniger als zwei Minuten für die 800 Meter benötigte (Bestzeit: 1:59,28 Minuten), war es beinahe immer so wie in der Geschichte vom Hasen und Igel. Wie ein Hase rannte Gabi Lesch - und im Ziel waren die Igel doch immer schon da. 1988 in Seoul bei den Olympischen Spielen lief sie im Halbfinale die neuntbeste Zeit; für den Endlauf qualifizierten sich die acht Schnellsten. 1990 bei der Europameisterschaft in Split fehlten ein paar Zehntel fürs große Finale. 1991 waren die Leichtathletik-Verbände Deutschland West und Ost vereinigt, Gabi Lesch plötzlich nur noch Vierte im Lande; und zur WM nach Tokio durften drei Läuferinnen. 1992 dann die Olympischen Spiele in Barcelona, wieder fuhren drei hin; wieder wurde Lesch Vierte bei der nationalen Ausscheidung.

Dieses eine Jahr wollte sie den Wettlauf noch einmal aufnehmen. Dieses eine Jahr, in dem Sigrun Grau aus Neubrandenburg, die in der Vergangenheit dominierende Läuferin, ihre Karriere beendet hat; die Wahrscheinlichkeit, wieder zu den besten dreien im Lande zu zählen, demnach gestiegen ist. Und nun rebelliert der Körper. "Es ist verrückt", sagt Gabi Lesch. Doch sie arbeitet an ihrer Genesung so, wie sie läuft: kämpferisch. "Daß ich aufhören wollte, so weit bin ich noch nicht."

Es sind die kleinen Fortschritte, die Mut machen. Die Dauerläufe absolviert Gabi Lesch schon wieder an Land. "Ohne große Schmerzen", sagt sie. Nur vor den harten Belastungen, den schnellen Läufen auf der Tartanbahn, schreckt sie noch zurück. Da bleibt sie vorerst im Nassen. Zehnmal 50 Sekunden volle Pulle rennt sie durchs Wasser, von einer Weste getragen, um der schmerzenden Ferse den Bodenkontakt zu ersparen. "Hickhack", nennt Gabi Lesch den ungewohnten Aufwand, und der soll nicht umsonst gewesen sein. Im Sommer will sie es noch einmal versuchen - einmal die Igel abzuhängen. RONALD RENG

DAS INTERVIEW

Eine von denen Theater Tamen The: Top Girls

Da spricht eine ein vernichtendes Urteil ganz nebenbei aus: "Die wird's nicht packen." Die Managerin Marlene, Ende 30 und gerade zum Personal Director in einer Personalagentur befördert, sieht Schwarz für Angie. Sie sei zu dumm, zu träge und zu faul. Angie ist Marlenes Tochter. Doch das weiß das Publikum zu dem Zeitpunkt noch nicht. Denn erst am Ende des Theaterstücks "Top Girls", inszeniert vom Frankfurter "Theater Tamen The", bringt ein unversöhnliches Gespräch zwischen den Schwestern Marlene und Joyce die bittere Wahrheit ans Licht: Die smarte Geschäftsfrau ist in sich zerrissen. Mit 17 Jahren ungewollt schwanger, gibt das Arbeiterkind ihr Neugeborenes an ihre Schwester Joyce weiter und zieht in die Großstadt. Heute meistert sie ihr Leben nach bester Yuppie-Mentalität: "Alles ist möglich, du mußt nur gut sein." Marlene liebt klare Instruktionen und den Einsatz eiserner Ellenbogen. Sie haßt Gefühle.

Die Londoner Bühnenautorin Caryl Churchill ist eine der wenigen Frauen, die mit ihren Werken internationalen Erfolg errang. 1972 gab sie ihr Debüt am Royal Court Theatre in London. "Der siebte Himmel" (1979) wurde neben "Top Girls" (1982) zu ihrem größten Publikumserfolg. Beide Stücke wurden auch am Broadway inszeniert.

Was zunächst wie eine historische Aufarbeitung feministischer Gesellschaftstheorien anmutet, ist auch eine unerbittliche Abrechnung mit dem Thatcherismus. Unter Margaret Thatchers Wirtschaftsdoktrin ging es den Arbeiterfamilien Englands immer schlechter. Klassische Industriezweige machten reihenweise pleite, Städte wie Liverpool meldeten Konkurs an. Parallel dazu schossen kleine, aber feine Unternehmen wie Pilze aus dem Boden. Die Brookerszene, die Computer- und Werbebranche blühte auf. Die Jungunternehmer frohlockten. "Du bist eine von denen, du bist die", schnauzt Joyce ihre Schwester an und wendet sich ab. Sendepause. Da kleistert nichts mehr ihre Beziehung: das Geschlecht nicht, der Verwandtschaftsgrad nicht.

Das Theaterstück ist gut aufgebaut, in zahlreiche aktionsreiche Szenen gegliedert. Es geht immer um Frauen und um Kämpfe, die der Überlegenheit wegen geführt werden. Die Hamburger Regisseurin Adelheid Engst läßt die Hatz und menschliche Härte der aufstrebenden Klasse in die Sprache einfließen. Stakkatohaft reden die Frauen. Keine hört zu, ist vielmehr dem Monologisieren verfallen. Der Selbstliebe folgt die Isolation. Da helfen auch die Erscheinungen verblaßter Epochen nichts mehr. Denn Marlene hat zur Feier ihrer Beförderung Frauen aus den vergangenen sechs Jahrhunderten eingeladen: die Weltenbummlerin Isabella Bird, die japanische Konkubine Nijo, die "tolle Grete", die Päpstin Johanna und die bäuerliche Angetraute eines Markgrafen, Griselda.

Leider verfällt Marlene (Brigitte Leistikow) zu oft euphorischer bis hysterischer Gefühlswallungen. Die Figur der karrieregeilen Frau ("Sie hat mehr in der Hose als Howard") löst sich zu wenig von stereotypen Bildern. Sie ist: erfolgreich, einsam, emotional verkümmert. Und - am Rande des Nervenzusammenbruchs.

(Weitere Aufführungen im Mai im Theaterhaus Frankfurt, Schützenstraße 12.) CHRISTINE PETERS

Die Feier dauert ein Jahr VfL wird 40 Jahre alt / Gründungsmitglieder geehrt

GOLDSTEIN. Etwa 150 Mitglieder des Vereins für Leibesübung (VfL) Goldstein 1953 bestätigten während der Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus Goldstein den alten Vorstand: Das Führungsgremium mit Karl Peter Ziegler, Waltraut Konieczny und Dieter Brüsch wird dem 1276 Mitglieder starken VfL mit seinen 15 Abteilungen auch im Jubiläumsjahr vorstehen. Doch im Mittelpunkt des Abends stand das 40. Jubiläum. 18 Gründungsmitglieder, die den VfL am 16. Januar 1953 aus der Taufe hoben, wurden von den Versammelten geehrt. Darunter war Bruno Franke, der im Verein als Sportabzeichenobmann auch heute noch aktiv ist. Horst Dajerling hilft dem VfL als Gerätewart. Die einzige Frau von damals, Lore Lehnus, war genauso unter den Jubilaren wie Albert Mehrbach, der am 9. März seinen 97. Geburtstag feierte.

Erfreulich war auch die Bilanz der bisherigen drei Jubiläumsfeiern. "Der Flughafen-Cup zu Anfang des Jahres war ein Erfolg. Die anschließende Feier war mit 450 Gästen das bisher größte überdachte Fest in Goldstein", sagte Karl Peter Ziegler. Die Feste - das ganze Jahr über soll gefeiert werden (die Stadtteil-Rundschau berichtete) - werden derzeit organisiert.

Ähnlich positv war auch der Kassenbericht. "Wir stehen finanziell gut da, befürchten aber Kürzungen der städtischen Sportförderung", sagte Ziegler. Der VfL müsse deshalb sparen, verstärkt ehrenamtliche Arbeit leisten und zur Not nach zehn Jahren erstmals wieder eine Beitragserhöhung beschließen. ara

Schwelbrand in der Lederfabrik: Über 100 000 Mark Schaden Hutschweißbänder und Schlüsseletuis fielen Feuer zum Opfer / Bürocomputer wurden zerstört / Defekt an Elektroanlage vermutet

FRIEDRICHSDORF. Auf mindestens 100 000 Mark schätzt die Feuerwehr den Schaden, den - wie bereits kurz gemeldet - ein Schwelbrand in der Garnierschen Lederfabrik in der Hugenottenstraße am Sonntag abend verursachte. Zwei Produktionsräume für Kleinlederwaren fielen dem Feuer zum Opfer; ein angrenzendes Büro wurde durch Rauch und Ruß schwer in Mitleidenschaft gezogen; mehrere Bürocomputer wurden zerstört.

Friedrichsdorfs Wehrführer Horst Bender vermutet, daß das Feuer durch einen Defekt an einem elektrischen Gerät verursacht sein könnte; die Ermittlungen der Kripo dauerten gestern noch an.

Weitere Produktions- und Lagerräume in den beiden oberen Geschossen des Fachwerkhauses - einer sanierten und umgebauten Scheune - wurden durch intensive Rauchentwicklung beeinträchtigt. Das Übergreifen der Flammen konnte die Feuerwehr verhindern. Ein Gaszähler, von der Hitze bereits angekokelt, wurde vom Notdienst des Gaswerks abgeklemmt. Mehrere Stromleitungen wurden beschädigt; bis gestern mittag war die Stromversorgung noch nicht wieder hergestellt. Die Garniersche Lederfabrik produziert nach Angaben der Besitzerfamilie Greco vor allem Hutschweißbänder und Schlüsseletuis.

Wann die Firma ihren Betrieb wieder aufnehmen kann, stand gestern mittag noch nicht fest; die Mitarbeiter halfen zunächst beim Aufräumen.

Die Friedrichsdorfer Feuerwehr war mit 25 Mann im Einsatz, von denen allein zwölf mit Sauerstoffgeräten ins Innere der Werkshalle vordrangen, um das Feuer zu ersticken. Die Köpperner Feuerwehr half mit einem Spezialgerät beim Absaugen des Qualms aus dem in einem Hinterhof gegenüber vom Rathaus gelegenen Haus. che

Die Genossen durften dann doch zufrieden sein Zweimal können sie die stärkste Fraktion stellen Von Katja Schoßer SCHLÜCHTERN / STEINAU. Aufatmen bei den Genossen in Steinau und Schlüchtern: Entgegen dem Landestrend haben die Wähler in beiden Städten dafür gesorgt, daß die Sozialdemokraten nunmehr die stärkste Fraktion im Parlament stellen. Schlüchterns SPD kam trotz parteiinterner Querelen mit einem Minus von 3,1 Prozent und somit mit einem blauen Auge davon. Und die Sozialdemokraten in der Märchenstadt liegen sogar im Aufwind. Sie legten um knappe zwei Prozent zu und verfügen jetzt über 16 Stadtverordnete. Als einzige Fraktion in Steinau muß die CDU mit einer herben Schlappe fertigwerden. Nach dem Verlust der absoluten Mehrheit 1989 büßte sie diesmal weitere sieben Prozent ein. Ebenso allein steht die BISS in Schlüchtern auf der Siegerseite. Die Ökopartei konnte sich um fast fünf Prozent steigern und errang 18,9 Prozent aller Wählerstimmen.

Wenig verwunderlich also, daß im BISS-Wahllokal beim Verkünden der Einzelergebnisse jedesmal lauter Jubel erscholl. Während andere Mitglieder das Wahlamt im Rathaus belagerten, machte sich die "Hoffnung auf 20 Prozent" breit. Diese Hürde konnte die Ökopartei zwar dann doch nicht überspringen, aber auch angesichts des tatsächlichen Anstiegs auf sieben Mandate war's ihr Sprecher Heino Ackermann denn zufrieden: "Ohne uns geht's nicht mehr." Denn nachdem die SPD künftig einen Stadtverordneten weniger und ihre bisherige Koalitionspartnerin FDP wie bisher drei stellen wird, gehört die einstige Mehrheit endgültig der Vergangenheit an.

Zufrieden gab sich auch CDU-Spitzenkandidat Reinhold Baier, der zum Gratulieren bei BISS auftauchte. Zwar hat auch seine Partei einen ihrer 13 Sitze eingebüßt, doch angesichts der Bonner Kapriolen kann sie das "durchaus verschmerzen". Eine Koalition mit BISS? "Wär doch mal was anderes." Die Ökopartei wollte sich am Wahlabend noch nicht festlegen. "Wir können sowohl mit der SPD oder mit der CDU als auch alleine." An der Absage, die BISS den Genossen nach dem Debakel um den Etat '93 erteilte, will die Fraktion demnach nicht mehr festhalten. Die Bewegung, in die das Bergwinkel-Parlament nun endgültig geraten ist, ist aus Sicht von Bürgermeister Falko Fritzsch (SPD) "vielleicht gar nicht schlecht". Obwohl noch keine Entscheidung getroffen sei, kann er persönlich sich allerdings eine Hochzeit mit der CDU - "die schlechteste Lösung" - nicht vorstellen. Und eine Koalition mit BISS "gibt's nicht mehr zum Nulltarif".

Weitaus optimistischer sehen da die Steinauer Sozialdemokraten in die Zukunft. Um satte vier Prozent konnte sich auch die UBL steigern, und ebenfalls die FDP konnte ihren Anteil um einen Prozentpunkt und somit einen Parlamentssitz steigern.

Lange Gesichter gab's deshalb nur bei der CDU. "Mit einem solchen Verlust hatten wir nicht gerechnet", meinte Fraktionschef Ludwig Bathon, der künftig nur noch mit elf Mitstreitern rechnen darf. Am "meisten geknickt" ist aus seiner Sicht Ortsvereinschef Rainer Bomba, der angesichts des parteininternen Mitglieder-Zuwachses zumindest auf den bisherigen "Gleichstand der Mandate nach der Wahl" gesetzt hatte. Spitzenkandidat Wilhelm Hohmann führt unterdessen den Einbruch nicht nur auf die Bundespolitik, sondern auch auf die CDU-internen Querelen bei der Bürgermeisterwahl vor drei Jahren zurück.

Während nicht nur die SPD in Steinau bereits an eine Zusammenarbeit mit der FDP denkt, halten sich die Liberalen noch vornehm zurück. "Wir sind jetzt in einer ganz guten Lage, wollen das aber nicht ausnutzen", betont Krine Heyenga. Als "Steigbügelhalter" sieht sich die FDP keinesfalls. "Wenn wir mit einer Partei koalieren, dann müssen wir deutlich was zu sagen haben."

Solist brillierte auf klappernder Orgel Bernd Lechla eröffnete die Praunheimer Konzerttage in der Auferstehungskirche

PRAUNHEIM. Wenn ein Solist vor seinem Konzert ans Rednerpult schreitet, muß er einen besonderen Grund haben. Organist Bernd Lechla eröffnete die Praunheimer Konzerttage in der evangelischen Auferstehungskirche mit einer schlechten Nachricht: "Das heutige Konzert wird wohl das letzte große Orgelkonzert gewesen sein." Seit über einem Jahr spart die Praunheimer Kirchengemeinde für eine neue Orgel, denn das alte Instrument in der Kirche an der Graebestraße ist in miserablem Zustand. Und die Situation hat sich in den letzten Wochen und Monaten "dramatisch zugespitzt", sagte der Kantor der Auferstehungsgemeinde. Vor allem die winterlichen Temperaturschwankungen in der Kirche von bis zu 30 Grad haben der Traktur und Pneumatik der Orgel weiter zugesetzt. Der Orgelbauer konnte zwar die ärgsten Mängel beseitigen, Bernd Lechla bereitete das Publikum aber aufs Schlimmste vor: "Mit dem Konzert gehe ich ein nicht unerhebliches Risiko ein." Doch das Eintrittsgeld, so versicherte er, bekäme man wieder zurück, falls das Konzert abgebrochen werden müßte - ein schwacher Trost.

So schlimm kam es aber nicht. Die erste von fünf Veranstaltungen im Rahmen der Praunheimer Konzerttage unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Andreas von Schoeler ging ohne größere Zwischenfälle über die Bühne. Die Orgel ächzte und klapperte, doch Bernd Lechla spielte sein Programm unverdrossen bis zur letzten Note herunter, und eine Zugabe gab's auch noch.

Inwieweit das marode Instrument den Organisten in seinem Spiel tatsächlich behinderte, kann der Zuhörer nur schwer beurteilen. Kleine Unsauberkeiten im Metrum der g-Moll-Fuge (BWV 542) von Johann Sebastian Bach können durchaus mit der unzulänglichen Tastatur entschuldigt werden. Struktur und Tempo stimmten aber, und die großartige Fantasie g-Moll, die der Fuge vorausgeht, gelang dem Kantor imponierend.

Neben drei Choralvorspielen - von Bach, Johannes Brahms und Max Reger - sowie der einleitenden Fantasie und Fuge g-Moll waren es zwei Werke, die aus dem Programm herausragten: August Gottfried Ritters Sonate a-Moll und der Choral Nr. 3 a-Moll von Cesar Franck. Lechlas Verdienst war es, einen Komponisten wie Ritter aufs Programm zu setzen, einer der längst vergessenen Musiker des 19. Jahrhunderts. Sein Name ist dem Musiklexikon nur eine kurze Notiz wert - nicht zu Unrecht. Ritters a-Moll- Sonate hat zwar durchaus ihre Reize, das Gemisch aus Pathos und "Schule der Geläufigkeit" ist als Basis einer großen Komposition aber zu dürftig. Für Bernd Lechla war das Werk eine prächtige Gelegenheit, um als virtuoser Organist zu brillieren.

Viel mehr Substanz hat Cesar Francks Choral a-Moll. Ein irreführender Titel, denn das Stück hat mit einem schlichten Kirchenchoral nichts zu tun. Es ist ein mehrteiliges, kompliziertes und anspruchsvolles Werk, in dem immer wieder eine choralähnliche Melodie auftaucht. Das brillante Stück des französischen Romantikers büßte in Praunheim aber viel von seinem Reiz ein. Das lag nicht am hervorragenden Solisten, sondern am Instrument der Auferstehungskirche. Was der Hörer vermißte, war - neben ein paar zusätzlichen Registern - ein Schwellwerk, das den Ton stufenlos vom Piano ins Forte führt. Der furiose Schlußsatz aus Louis Viernes 1. Orgelsymphonie war auch das Finale des Orgelabends in der Auferstehungskirche.

Nach dem gelungenen Eröffnungskonzert geht es bei den Praunheimer Konzerttagen mit Volldampf weiter: In drei Wochen stehen nicht weniger als fünf Konzerte an. Am Sonntag, 14. März, um 18 Uhr spielt das Granados-Trio, bestehend aus drei jungen Frankfurter Gitarristen, Werke von Bach, Mozart, Mussorgsky und Stephan Rak. Drei Tage später, am Mittwoch, 17. März, singt der Jugendchor Frankfurt unter Leitung von Jürgen Blume um 20 Uhr Madrigale, Lieder und Motetten aus verschiedenen Epochen. Und am darauffolgenden Sonntag, 21. März, gibt es in der Praunheimer Kirche ein besonderes musikalisches Bonbon: Hans-Joachim Bartsch, Orgelprofessor an der Musikhochschule, spielt Bachs berühmte Goldberg-Variationen auf dem Cembalo. Das Finale am Sonntag, 28. März, um 18 Uhr bestreitet wieder Kantor Bernd Lechla: als Dirigent seiner Praunheimer Kantorei. Gemeinsam mit Gesangssolisten und einem Kammerorchester musizieren sie Händels Oratorium "Der Messias". ECKART BAIER

Republikaner als Alterspräsident / FWG nicht mehr Zünglein an der Waage im Kreis Notfalls den Saal verlassen Suche nach Schlupfloch

MAIN-TAUNUS-KREIS. Neun Prozent der Kreisbürger haben die rechtsextreme Partei aufs Schild gehoben - nun wird ein "Republikaner" es sein, dem die repräsentative Aufgabe zusteht, in der neuen Legislaturperiode die konstituierende Sitzung des Kreisparlaments zu leiten. Ironie des Schicksals oder Akt düsterer Symbolik? Eigentlich ist es als Ehre gedacht, die die Hessische Gemeindeordnung (HGO) dem Alterspräsidenten unter den Kreistagsabgeordneten erteilt. Und an Jahren kann den fast 76jährigen "Republikaner" Arno Günther, Tanzschulbesitzer aus Kelkheim, niemand überbieten. "Pikante Situation", räumt CDU-Kreischef Horst Lutze ein: "Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen, um das zu verhindern." In dem Punkt zumindest scheinen sich alle von Schwarz bis Grün einig: Sollte sich in der HGO kein Schlupfloch finden, wollen die Kreistagsabgeordneten notfalls den Saal verlassen, tritt Günther ans Rednerpult.

Der Alterspräsident in spe denkt auch nicht daran, darauf zu verzichten: "Ich habe gehört, daß dieses Amt auf mich zukommt, ich werde die Sache dann wohl auch übernehmen." Was "da sonst im Kreistag noch so" auf die rechtsextremen Politik-Neulinge zukommt, die von ihren acht Sitzen mangels Masse nur sechs antreten können, ist ihnen aber noch nicht klar. Günther: "Ich war da noch nie und weiß auch nicht, was an Problemen ansteht." Er werde sich alles anhören "und dann unseren Einschätzungen entsprechend abstimmen".

Erika Bänfer, Spitzenfrau der Freien Wählergemeinschaft, mag gar nicht daran denken. Obwohl ihre Fraktion alle Sitze halten konnte, ist bei der FWG der Katzenjammer nicht minder groß als bei der SPD, die den Verlust von 6,3 Prozentpunkten und sechs Sitzen verdauen muß. Denn: Die Rolle des Züngleins an der Waage ist dahin - FWG, Grüne und SPD haben nicht mehr die Stimmgewalt, den Konservativen von CDU und FDP auch nur einen Pfifferling abzuverlangen.

Daß sie um 4,6 Prozentpunkte in den Keller gerutscht ist und vier Kreistagssitze abgeben muß, scheint die CDU wenig zu bekümmern. Hat ihr der Einzug der Rechtsextremen doch en passent die Grundlage für eine bürgerlich-konservative Mehrheit beschert: Die SPD ist auf die Oppositionsbank zurückgeschickt, und die FWG steht "endlich" unter Zugzwang, sich auf eine "verbindliche Politik" einzulassen. Lutze: "Die FWG muß sich auch fragen, ob sie weiterhin nur Sammelbekken für Protestwähler sein oder verbindlich Politik gestalten will."

Die FWG-Politikerin Erika Bänfer ist sich ihrer prekären Lage durchaus bewußt. Denn verweigert die FWG eine Zusammenarbeit mit CDU und FDP, können die 38 Oppositionsstimmen von SPD (22), Grünen (10) und FWG (6) nichts gegen die 41 von CDU (29), FDP (6) und "Republikanern" (6) ausrichten. "Da wäre es wohl noch besser, wenn wir der CDU mit Haushaltsabsprachen einiges abverlangen könnten." Doch so "billig" und "vorschnell" will die FWG ihre Idee der wechselnden Mehrheiten nicht preisgeben. Eine feste Koalition sei schon gar nicht drin, "allenfalls ein gemeinsamer Finanzrahmen". Im übrigen sei die FWG nur zu Gesprächen ohne Horst Lutze bereit: "Der hat im Wahlkampf zuviel Porzellan zerschlagen." Bänfer hofft aber noch, die FDP für die wechselnden Mehrheiten zu erwärmen: "Andernfalls müßten sich CDU und FDP ja nachsagen lassen, auf die Republikaner zu bauen."

Dem setzen CDU und FDP jedoch ein klares Nein entgegen. Sie wollen endlich Verbindlichkeit. Eine große Koalition schließen jedoch sowohl CDU als auch SPD aus. Lutze: "Das wäre nach dem Votum endgültig schädlich für beide Parteien." Die FDP versucht nun, die FWG mit dem Verzicht auf einen Hauptamtlichen zu locken. Ist doch bekannt, daß sich die Freien Wähler mit dem CDU/FDP-Bündnis auch schwertun, weil sie am Ersten Kreisbeigeordneten Gerd Mehler (SPD) festhalten wollen. ANITA STRECKER

Wir gratulieren

Frau Annemarie Friedrich, Bad Vilbel, zum 90. Geburtstag.

Frau Margarethe Ellis, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Frau Erika Neufert, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Herrn Albert Fröhlich, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.

Frau Elisabeth Munsch, Bad Vilbel, zum 75. Geburtstag.

Frau Johanna Schmidt, Klein-Karben, zum 87. Geburtstag.

Frau Karoline Jakob, Groß-Karben, zum 73. Geburtstag.

Herrn Karl Weitzel, Assenheim, zum 72. Geburtstag.

"Voller Bewunderung über die Weisheit der Bruchköbeler Bürger" Wie die Kommunalpolitiker den Wahlabend in Bruchköbel verbrachten und die Ergebnisse kommentierten

BRUCHKÖBEL. Um 18.27 Uhr geht das erste Wahlergebnis aus Niederdorfelden über den Rundfunk. Die Trends verheißen der SPD nichts Gutes. Von der Wahlparty der CDU im Bürgerhaus ist noch nichts zu sehen. Nur der Hausmeister sitzt vor dem Fernseher, sieht und hört sich die ersten Stellungnahmen der Landespolitiker an.

Im Rathaus trudeln die Kisten mit den Stimmlisten ein. Hoffnungsfroh zeigen sich die Grünen. In einzelnen Wahlbezirken haben sie bis zu 15 Prozent erreicht. Selbst in Roßdorf gab es einen Zuwachs, obwohl die Ökopartei lange mit sich gerungen hat, der Umgehung zuzustimmen, und den Sofortvollzug nach wie vor ablehnt.

Schon zu diesem Zeitpunkt ist klar, daß Grüne und SPD in der Opposition bleiben werden. Die CDU hat prozentual sogar noch zugelegt und ihre satte absolute Mehrheit verteidigt. Fraglich lediglich, ob die FDP reinkommt - ihr Anteil liegt bei 4,9 und dabei wird es auch bleiben - und ob die Grünen einen oder zwei Sitze hinzugewinnen.

Der SPD-Stadtverbandsvorsitzende und Wahlhelfer Wolfram Heyn tut geschäftsmäßig, tauscht Stimmen- und Prozentzahlen aus, fragt dann aber doch in einem Anflug von Verzweiflung: "Wie haben wir das verdient?" Der CDU-Stratege Karlheinz Dziony triumphiert, ist "voller Bewunderung über die Weisheit der Bruchköbeler Bürger". Noch nie sei ein Wahlkampf so persönlich und derart unter der Gürtellinie geführt worden wie diesmal von der SPD: "Wenn das erfolgreich gewesen wäre, wäre das eine Riesenenttäuschung für uns gewesen." Statt dessen aber hätten sich die Bürger ihre Stadt angeschaut und die Politik der CDU positiv bewertet. Noch einmal kommt Dziony auf die Genossen zu sprechen. Wie die den Bürgermeister angegriffen hätten, das werde noch ein Nachspiel haben. Im übrigen werde seine Partei jetzt nicht übermütig werden.

Helmut Irmen und seine Freunde haben im Chefzimmer das erste Siegerbierchen getrunken. Er wie auch andere in seiner Partei und der Verwaltung hatten nicht mit einem so eindeutigen Ergebnis gerechnet, eher mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem besseren Ende für die Union, wenn die FDP draußen bleibt. Den Zugewinn der Grünen hält er für folgerichtig. Die hätten im Gegensatz zu den Sozis wenigstens eine konsequente Politik betrieben, während die Genossen die Quittung für Unstetigkeit und Schmutzwahlkampf erhalten hätten.

Im Flur sitzt eine am Boden zerstörte Annette Antkowiak. Die Sozialdemokratin möchte eigentlich nichts mehr hören und sehen. Da kommt die Kasseler Hiobsbotschaft. Den Grünen erstirbt der Jubel, auch angesichts der hohen Stimmanteile der Rechtsextremen.

19.18 Uhr: Hauptamtsleiter Wilfried Reißmann gibt das vorläufige Ergebnis bekannt. Die Grünen gewinnen einen Sitz, die SPD verlieren einen. Ansonsten bleibt alles beim alten.

Bei der Wahlparty der CDU nebenan interessiert das schon beinahe nicht mehr, eher schon die Katastrophenmeldungen auf dem Bildschirm. Keine knallenden Sektkorken. "So reich sinn mer net. Nur die, die gewettet haben, bringen dann welchen mit", flachst ein aufgeräumter Ludwig-Friedrich Wilhelmi. Er hatte ein knapperes Ergebnis erwartet. Die Stimmung sei im Vorfeld kaum zu fassen gewesen: "Wir konnten das kaum abschätzen."

Einige johlen, als das Hanauer Ergebnis bekannt wird.

Ein Wohnzimmer hätte den SPD-Getreuen schon gereicht, die sich nun vor der Theke im Oberissigheimer Bürgerhaus verlieren. Der Stadtverbandsvorsitzende Wolfram Heyn schaut kurz vorbei, dampft dann ab in Richtung Landratsamt. Den interessiert das doch gar nicht, wie es uns hier in Bruchköbel geht, kommentiert jemand bitter: Hauptsache, er ist im Kreistag. Heiko Zombek vom Spitzentrio der Fraktion läßt sich erst gar nicht blicken.

Der Spitzenkandidatin steht das Wasser in den Augen. "Uschi, sag doch mal was", ringt der konsternierte Manfred Lüer um Fassung, als eine Schreckensmeldung nach der anderen das verschneite Fernsehbild durchdringt: "Wir werden abgestraft. Aber für was?" Seitdem Ursula Neeb-Horn nach dem Rückzug von Karl Richhardt den Fraktionsvorsitz übernahm, habe die SPD doch einen klaren Kurs gefahren, festgemacht in zwei Haushalten. Vielleicht sei die Zeit auch zu kurz gewesen. Schließlich: "Ich glaube, wir sind trotzdem auf dem richtigen Weg."

Die fassungslose Ursula Neeb-Horn beklagt die fehlende Geschlossenheit der Partei, den mangelnden Rückhalt, der ihr zuteil wurde. Auch jetzt rafft sich kaum einer der Genossen auf, sie zu trösten. Manfred Lüer widerspricht. Die Fraktion habe immer hinter ihr gestanden. Wenn die SPD so konturlos wie unter Karl Richhardt geblieben wäre, hätte es sogar noch schlimmer kommen können. Schließlich hat man in Bruchköbel entgegen dem Landestrend "nur" 2,6 Prozent verloren. Ein schwacher Trost bei einer Partei, die erstmals in ihrer Nachkriegsgeschichte unter 30 Prozent gerutscht ist.

Eine Ursache findet Ursula Neeb- Horn dann doch. Viele hätten wohl gedacht, daß Bürgermeister Irmen bei einem Mehrheitswechsel abgewählt werden könnte. Daß das nach dem neuen Wahlrecht gar nicht geht, hätte die SPD besser rüberbringen müssen. Nach wie vor sind die Spitzenkandidatin wie auch die Grünen der Auffassung, daß sich die CDU dem rechten Rand angebiedert und deshalb zugelegt habe. Dafür steht der Vergleich zur Kreistagswahl. Die dortigen Stimmen für Republikaner und Union zusammen entsprechen dem CDU-Quorum für das Stadtparlament, wo keine Rechtspartei antrat.

Am Tag danach sieht Neeb-Horn das Ergebnis nicht mehr ganz so dramatisch. Schließlich haben die Sozialdemokraten auf Kreisebene weit stärker, nämlich um 6,2 Prozent Federn lassen müssen. Außerdem beruht der Zuwachs der CDU nicht auf mehr Stimmen - über hundert gingen verloren -, sondern auf der niedrigeren Wahlbeteiligung. Wie es bei den Genossen weitergeht, wollen sie bei ihrer konstituierenden Sitzung am Donnerstag entscheiden. WOLFGANG HEININGER

Bürgerblock als Zünglein an der Waage In Heusenstamm verloren CDU und Liberale nach zwölf Jahren ihre Mehrheit

HEUSENSTAMM. Raufen sich der Bürgerblock und die FDP noch zusammen, dann könnte es in Heusenstamm zu einem bürgerlichen Dreier-Bündnis mit der CDU kommen. Nachdem Liberale und Christdemokraten am Sonntag ihre zwölf Jahre währende Mehrheit verloren haben, ist der Bürgerblock wegen seines kräftigen Stimmenzuwachses von 11,9 auf 15,3 Prozent gefragter denn je.

Nach den Worten von Parteichef Peter Jakoby will die CDU, die ihr 89er Ergebnis zwar nahezu halten konnte, aber dennoch den entscheidenden Sitz verlor, ihre Zusammenarbeit mit der FDP unbedingt fortsetzen. Darüber hinaus hält er eine "Dreier-Achse" mit dem Bürgerblock für möglich: "Es braucht ja keine feste Koalition sein, auch eine lose Verbindung würde schon ausreichen."

Der einzig gravierende Streitpunkt zwischen beiden Parteien - der Verlauf der S-Bahn - sei bereits entschieden und kein Thema mehr für Verhandlungen. Alle übrigen Parteien hätten Übergängen zugestimmt; lediglich der Bürgerblock beharre auf einer Tunnellösung. "Aber das kann in Heusenstamm niemand bezahlen", sagt Jakoby.

Eine rechnerisch mögliche Variante - die Mehrheit von CDU und Bürgerblock, ohne FDP - ist für den Christdemokraten "momentan" nicht vorstellbar: "Wir können nicht über Bord werfen, was ein Dutzend Jahre lang sehr gut funktioniert hat." Allerdings müßten Freidemokraten und Bürgerblock schnellstens aufhören, sich zu beharken.

Der Wahlkampf mit bisweilen heftigen Angriffen auf den Kontrahenten scheint sowohl bei den Liberalen als auch beim Bürgerblock für tiefe Wunden gesorgt zu haben. "Ein Dreier-Bündnis mit der FDP schließe ich persönlich derzeit aus", poltert "Bürger"-Fraktionsvorsitzender Hans Mühlhaus: "Die haben uns als Betrüger hingestellt." Eine schriftlich fixierte Koalition komme für seine Gruppierung ohnehin nicht in Frage. Dagegen sei ein Zusammengehen allein mit der CDU durchaus "diskutabel". Zwar werde der Bürgerblock von seiner Forderung nach einem S-Bahn-Tunnel nicht abgehen, "aber das muß für gemeinsame Politik in anderen Fragen kein Hindernis sein".

Auch die FDP möchte die Partnerschaft mit der CDU nicht aufgeben, wurde sie doch von den Wählern mit exakt dem gleichen Ergebnis von 5,5 Prozent in ihrem Kurs bestätigt. Dagegen sieht Fraktionschef Werner Lahn das Verhältnis zum Bürgerblock als "extrem schwierig" an - nicht zuletzt als Folge der "unverschämten" Wahlkampfsprüche der Gegenseite. Als Alternative schlägt Lahn vor, daß CDU / FDP in Zukunft mal mit den Sozialdemokraten, mal mit den Grünen stimmen könnten. Die Differenzen seien oftmals gering: "Auch in der Vergangenheit sind im Parlament viele Beschlüsse entweder einstimmig oder mit großer Mehrheit gefaßt worden."

Die Sozialdemokraten scheinen sich schon darauf eingestellt zu haben, auch künftig ihre bisherige Oppositionsrolle zu spielen - nicht zuletzt durch das Absinken von 26,9 auf 20,9 Prozent. "Es ist unwahrscheinlich, daß uns die CDU anspricht", glaubt Fraktionsvorsitzender Gerhard Winter zu wissen. Mehr noch: Als Konsequenz des Verlustes von sechs Prozent kündigte er an, seine Partei werde sich in den nächsten Jahren deutlicher als bislang von der CDU abgrenzen.

Auch die Grünen, die außer dem Bürgerblock als einzige Partei Stimmen gewinnen konnten, rechnen sich kaum Chancen aus, in die Gespräche um die Macht im Rathaus eingreifen zu können. "Mit der FDP dürfte gar nichts gehen, dann schon eher mit der CDU", meinte Ursula Schuster: "Aber der Bürgerblock müßte den Schwarzen sehr viel besser liegen als wir." Gefühlsmäßig tendiere sie eher zu Rot-Grün, wenn auch wieder nur auf der Oppositionsbank. leo

Das Geschäftsleben in der Stadtteil-Rundschau Inge Görde zeigte Mode

SACHSENHAUSEN. Während winterlich-trübes Schmuddelwetter Frankfurt grau in grau hüllte, war in der Oppenheimer Landstraße 46 in Sachsenhausen der Modefrühling ausgebrochen: Drei professionelle Models zeigten in der Boutique "Inge Görde", was frau diesen Sommer tragen sollte, um für jede Gelegenheit trendgerecht angezogen zu sein. Rund 120 Stammkundinnen waren zu den beiden Schauen am Samstagnachmittag gekommen und kreuzten - unter den besorgten Blicken so manchen Ehemannes - auf einer "Laufliste" die Modelle an, die ihnen besonders gefielen.

Zweimal im Jahr, im Frühling und im Herbst, organisiert Inge Görde ihre Modenschauen, die sie auch "als ein kleines Dankeschön an ihre Kundinnen" verstanden wissen will. Seit 16 Jahren ist sie mit ihrer Boutique in Sachsenhausen ansässig und kennt mittlerweile den Geschmack ihrer Kundschaft genau: "Ich habe praktisch alle Kleiderschränke meiner Damen im Kopf", gab sie lächelnd zu.

Gezeigt wurden durchweg klassische Mode, die sich, kombiniert mit witzigen Accessoires, mal jung und frech, dann wieder sportlich bis elegant präsentierte. Auffallend: Der in den letzten Jahren von den Männern so heißgeliebte, von den Damen manchmal verhaßte Minirock ist out - angesagt sind über die Waden reichende Röcke und Kleider. Geblümt, mit Herzchenmuster oder uni - dem Farbenspiel sind keine Grenzen gesetzt, obligatorisch sind lediglich der lange Schlitz oder die Knopfleiste an der Front.

"I'm too sexy for my shirt" - so klang es aus dem Lautsprecher und auf dem Laufsteg wurden modische T-Shirts mit bunten Applikationen, darunter auch gestickte indianische Motive, vorgeführt. Dazu trägt frau Jeans in allen möglichen Farbvariationen. Auch in der nächsten Saison bleibt der Blazer wieder ein unverzichtbares Teil der Garderobe: Er wird wie eh und je zu Bermudas, Jeans und Röcken kombiniert und rundet das Erscheinungsbild der Trägerin perfekt ab.

Das Thema Spanien durfte auch bei dieser Modenschau nicht fehlen: So mancher Matador erblaßte vor Neid, könnte er die farbenprächtigen Imitationen seiner Berufskleidung sehen. Dazu gehören gestreifte enge Hosen, aufwendige Rüschenblusen und kurze Bolero-Jäckchen, alles in den Tönen von Orange bis Rot gehalten. Der fesche Sombrero gehört auf jeden Fall dazu, überhaupt "machen" Hüte den Sommer. Ob Strohhut oder nur Kappe mit Schild - die Kopfbedeckung ist für die modebewußte Frau das Tüpfelchen auf dem "i". aar

Unfall wegen einer Katze

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Der Versuch, einer über die Fahrbahn laufenden Katze auszuweichen, hat für einen Mercedes-Fahrer auf der B 40 zwischen Ahl und Steinau ein böses Ende genommen. Der Wagen geriet ins Schleudern und krachte in die Böschung.

Am Auto entstand Totalschaden in Höhe von 22 000 Mark. jan

Nachwuchssuche mit Jugendsportwoche

MÖRFELDEN-WALLDORF. Wenn die Jugendlichen nicht von alleine kommen, muß eben der Verein drangehen, dem begehrten Nachwuchs eine Mitgliedschaft schmackhaft zu machen. Der Walldorfer Großverein TGS lädt deshalb sportlich interessierte Kids und Teens zwischen acht und 16 Jahren in der Woche vom 22. bis 28. März zur Jugendsportwoche ein. Zum Abschluß gibt es am Sonntag, 28. März, ab 14 Uhr in der Walldorfer Sporthalle ein Spielfest, bei dem diejenigen, die die Angebote besonders eifrig getestet haben, mit Preisen belohnt werden. Über 40 Angebote hat die TGS vorbereitet und hofft, daß der eine oder die andere dann auch hängenbleibt und aktiv mittut. wal

Erhoffte Wende gegen rechts gescheitert 39 Prozent der Jungwähler gaben Stimme nicht ab Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Beide großen Volksparteien haben in Frankfurt ihre politische Integrationskraft verloren!": Wolfgang Bick, Leiter des städtischen Amtes für Statistik, setzte das Motto für die ersten Analysen am Tag nach der Kommunalwahl. Die noch in der Nacht zum Montag zusammengetragenen Daten müssen alle demokratischen Parteien alarmieren - die erhoffte "Trendwende gegen rechts" blieb aus. Für SPD oder CDU entschieden sich nur noch 44,7 Prozent der Wahlberechtigten. Von den 18- bis 24jährigen Wahlberechtigten blieben am vergangenen Sonntag 39 Prozent der Abstimmung fern. In der Innenstadt, im Gutleut und im Bahnhofsviertel gaben über 40 Prozent der Berechtigten keine Stimme ab. In Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus mit hohem Anteil an Arbeitern und Sozialhilfeempfängern erreichten Republikaner, NPD und DVU zusammen bis über ein Drittel der Voten. Ungeachtet aller Aktionen gegen rechts, von Lichterketten bis zu Rockkonzerten, zeigte die Kommunalwahl für die Frankfurter Sozialwissenschaftler, daß "die Ursachen für den Rechtsruck nicht beseitigt" sind. Dem vermeintlichen Umschwung in der öffentlichen Meinung weg von der Ausländerfeindlichkeit ist nach Ansicht des Wahlamtes "nicht zu trauen". Wie bei den Erfolgen der Republikaner und der DVU 1992 in Baden- Württemberg und Schleswig-Holstein blieben rechtsradikale Parteien auch in Frankfurt "das Sprachrohr der sozialen Unterschichten" - nur so könnten sich diese Menschen noch Gehör verschaffen.

Dabei wählten in Frankfurt doppelt so viele Männer wie Frauen rechts. Beispiel Republikaner: Sie erreichten 13,3 Prozent aller abgegebenen Männerstimmen, aber nur 6,4 Prozent der Frauenstimmen. Die höchste Zustimmung mit 15,1 Prozent bekamen die Republikaner bei Männern, die älter als 45 Jahre sind.

Der Chemieunfall bei der Hoechst AG, der bundesweit Schlagzeilen machte, brachte Bewegung auch in den betroffenen Stadtteil Schwanheim. Die Grünen, die dort bisher immer unterdurchschnittlich abschnitten, legten jetzt im Vergleich zur Kommunalwahl 1989 um fünf Prozent auf 11,8 Prozent der Stimmen zu. Die SPD brach im Vergleich zu 1989 um 10,8 Prozent ein und erreichte nur noch 32,7 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung ging um 8,2 auf 70,6 Prozent zurück.

Deutlich ausgewirkt hat sich auch der vierjährige Streit um die geplante Verlagerung des Schlachthofs nach Nieder- Eschbach. Mit einem Minus von 13,2 Prozent erlitt die SPD hier ihre mit Abstand höchsten Verluste in Frankfurt. Nur noch 24,6 Prozent der Wähler im Stadtteil gaben ihr die Stimme. Zugleich erzielte die CDU mit 47,9 Prozent (plus 7,5 Prozent) ihr stadtweit zweitbestes Ergebnis.

(Siehe auch Seite 20)

Kommentar

Rein rechnerisch wäre sie mit einer hauchdünnen Mehrheit möglich: eine Neuauflage jener unglücklichen rot- grünen Koalition, die in der vergangenen Legislaturperiode nicht nur dem politischen Ansehen des Kreises, sondern auch seinen Finanzen schweren Schaden zugefügt hat. Ein grüner Dezernent, der, weil entmachtet, sich seit Monaten allenfalls noch mit Feldholzinseln beschäftigen darf, Planungskosten in Millionenhöhe für eine Mülldeponie, über die inzwischen in viel kleineren Dimensionen nachgedacht wird und aus der möglicherweise nur noch eine Schlacken-Deponie übrig bleibt, ein für die Sanierung des Haushaltes dringend benötigter geplanter Teilverkauf der Gelnhäuser Kreiswerke, der nicht zuletzt auch wegen des rot-grünen Desasters bislang nicht zustande kam und den Kreis jeden Tag horrende Zinsen kostet.

Nein, eine Wiederholung dieses Bündnisses mit annähernd denselben Leuten in beiden Parteien ist schlichtweg unvorstellbar. Die einzige Chance, die derzeit dringenden Probleme im Kreis, Abfallwirtschaft und Finan- "Notkoalition" zen, zu lösen, liegen in einer "Notkoalition" aus SPD und CDU. Eine weitere vierjährige Hängepartie mit Landrat Karl Eyerkaufer, seinem Vize Erich Pipa auf der einen und Horst Gunkel und Peter Stahl auf der anderen Seite, einer CDU, die sich in ihrer Oppositionsrolle weiter genüßlich ausruht und, weil größer, noch unberechenbarere Rechtsextreme kann sich der heillos verschuldete Kreis gegenwärtig nicht mehr leisten. Freilich birgt auch eine große Koalition - auf Kommunalebene jedoch weitaus geringer als auf Landes- oder Bundesebene - die Gefahr in sich, daß die Politik im Kreis für die Menschen noch konturloser erscheint und dadurch vor allem die Rechtsextremen weiter gestärkt werden. Nur: Diese Gefahr besteht bei beiden denkbaren politischen Konstellationen.

Ein Zusammengehen von SPD und CDU für kurze Zeit eröffnet auf jeden Fall die bessere Chance, die anstehenden Probleme einigermaßen zu lösen, weil sie auf breiter Basis angegangen werden können. Beide großen Volksparteien könnten sich dann in vier Jahren mit "saubererer Weste" den Wählern stellen. Vielleicht wird's ja honoriert. RÜDIGER ARENDT

Der Umgang mit den Republikanern macht der Koalition Sorge Heute Treffen von SPD und CDU / Ein "breites demokratisches Bündnis" soll gegen die Rechtsextremen gebildet werden

OFFENBACH. Die Koalitionsrunde von SPD und CDU trifft sich bereits heute um 17 Uhr, um über das Wahlergebnis zu beraten. Auch mit den Grünen, der FDP und der Freien Wählergemeinschaft wollen die Koalitionäre so schnell wie möglich darüber sprechen, wie man als "breites demokratisches Bündnis" mit den erstmals ins Stadtparlament eingerückten Republikanern (REP) künftig umgehen soll. Nachdem am Sonntag gegen 20 Uhr feststand, daß die Republikaner 15,1 Prozent (7 115 Stimmen) oder elf Sitze der 71 Stadtverordnetenmandate gewonnen haben, verging den etablierten Parteien die Lust am Feiern. Sie grübelten unisono über die Ursachen nach und schimpften über die Nicht- und Protestwähler.

Nur die Republikaner feierten mit viel Sekt und Bier ihren Erfolg im "Deutschen Hof", Wilhelmsplatz. Das Gerücht, ihr Bundesvorsitzender Franz Schönhuber sei aus Frankfurt zum Mitfeiern nach Offenbach gekommen, weil ihr zweistelliges Ergebnis mit das beste in ganz Hessen ist, bewahrheitete sich jedoch nicht.

Mehr als ein Drittel - 35,1 Prozent der 74 903 Offenbacher Wahlberechtigten - verzichteten auf ihre Stimmabgabe. Die Republikaner schnitten besonders gut ab in der Innenstadt, im Nordend, in Bürgel, Rumpenheim, Bieber-Waldhof, im Lauterborn, überall da, wo viele Ausländer und sozial schwache Schichten wohnen. Herausragendes Ergebnis aus dem Stimmbezirk 79, der Bürgeler Uhlandschule: Bei einer Wahlbeteiligung von nur 51 Prozent bekamen die Republikaner 146 Stimmen, die SPD 145 und die CDU 100 Stimmen.

Die bereits im Stadtparlament vertretenen Parteien wollen sich nun vor allem über die künftige Arbeit in der Stadtverordnetenversammlung und über die "demokratische Bekämpfung der Republikaner" abstimmen. Bei ihnen ist das Entsetzen darüber groß, daß die in Offenbach bislang völlig unbekannten Republikaner auf Anhieb und ohne kommunalpolitischen Aktivitäten 15 Prozent schafften und dann auch noch mit dem einzigen Thema "Asyl".

Auf der ungewöhnlich gut besuchten Wahlparty am Sonntag abend im Rathaus beklagten deshalb vor allem die seit Jahren im Stadtparlament agierenden Politiker ein "mangelndes Politik- und Demokratieverständnis beim Bürger". Übereinstimmend meinten sie, daß das Offenbacher Wahlergebnis weniger die Stimmung über die Kommunalpolitik im Rathaus wiedergibt, als die allgemeine Unzufriedenheit im Lande. Am häufigsten war auf dieser Wahlparty die Frage zu hören: "Wer sind denn die Republikaner überhaupt, wie sehen die denn aus?"

Im Wahlkampf waren die Republikaner außer durch ihre Plakate kaum in Erscheinung getreten. Es gab keine öffentlich angekündigten Versammlungen, keinen öffentlichen Parteitag über ein Wahlprogramm, dafür nur Flugblätter in den Briefkästen. Ihr samstäglicher Infostand am Aliceplatz wurde immer wieder von Demonstranten umlagert.

Mit ihren elf Sitzen sind die Republikaner drittstärkste Fraktion geworden. Sie suchen jetzt ein Fraktionsbüro, aber im Rathaus ist kaum noch Platz. Sie können wie die anderen Parteien auch einen aus der Stadtkasse bezahlten Fraktionsassistenten beschäftigten. Das belastet den städtischen Etat mit rund 150 000 Mark.

Am Sonntag abend und auch gestern wurde bei den etablierten Parteien tüchtig gerechnet, welche Mehrheiten zusammengeschmiedet werden müssen, um den Republikanern den Einzug in den ehrenamtlichen Magistrat zu verwehren. Zu den vier hauptamtlichen Stadträten werden nach der Hessischen Gemeindeordnung noch sechs ehrenamtliche Stadträte von der Stadtverordnetenversammlung per Listenwahl gewählt. Stellen SPD (21 Sitze) CDU (19 Sitze), Grüne (neun Sitze) FDP (sechs Sitze) und FWG (fünf Sitze) zwei gemeinsame Listen auf, reichen die elf Republikaner-Mandate nicht aus, um einen ehrenamtlichen Stadtrat zu bekommen.

Die Republikaner sind zu dieser Wahl mit einer Liste von elf Namen angetreten. Sie haben also keine Nachrücker mehr, wenn einer von ihnen sein Mandat nicht annimmt oder während der Legislaturperiode ausscheidet.

Die elf Namen auf der Republikaner- Liste sind: Michael Schmidt, 23jähriger Banklehrling; Michael Jülich, 42jähriger Verlagskaufmann; Hans-Joachim Münd, 30jähriger Student; Klaus Brettschneider, 48jähriger kaufmännischer Angestellter; Wolfgang Gerster, 26jähriger kaufmännischer Angestellter; Ralf Kroemer, 31jähriger Diplom-Volkswirt; Thomas Kratz, 31jähriger Bäcker; Hermann Schierbaum, 70jähriger Rentner; Erna Krejci, 71jährige Rentnerin; Hella Bergmann, 66jährige Rentnerin; Gerhard Karl Schott, 40jähriger Hochbaupolier. SIEGFRIED SCHOLZ

Farbe Lila tauchte nur sporadisch auf

Ein "Lila Montag" sollte er werden, der 77. Internationale Frauentag am 8. März. Ausdrücklich waren die Frankfurterinnen von den Frauenverbänden aufgefordert worden, Farbe zu bekennen. Doch Lila, die traditionelle Farbe der Frauenbewegung, tauchte am Montag im Stadtbild in keiner nennenswerten Häufung auf. Auch in den Büros ging es eher bunt gemischt zu. Selbst die Leiterin des Frauenreferats, Renate Krauß-Pötz, brachte es nur auf einen lila Streifen im Pullover. Den trage sie aber nicht wegen des Tages, sondern wegen der Kälte.

Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Hessen, Karl-Heinz Jungmann, hatte auf der Suche nach ein bißchen Lila nur einen Schal gefunden, der einige Spuren Lila enthielt. Den schlug er sich um den Hals, als er morgens, kurz vor sieben Uhr, die ersten Beschäftigten des DGB- Hauses mit einem Schokoladenriegel "Lila Pause" begrüßte.

Selbst die DGB-Landesfrauensekretärin, Marita Eilrich, hatte Mühe, etwas Passendes zu finden. Aus der Tiefe ihres Kleiderschrankes zerrte sie schließlich ein Kostüm hervor, nicht mehr ganz modern, aber lila. Die Idee, die übliche rote Nelke im Rahmen der Aktion "Lila Montag" gegen eine "Lila Pause" zu vertauschen, sei im großen und ganzen gut angekommen. Die anfängliche Verwunderung habe sich nach der Lektüre des Flugblattes, das an dem Schokoriegel haftete, in Verständnis und Zustimmung verwandelt.

Mit dem "Lila Montag" soll nämlich darauf hingewiesen werden, daß Frauen noch immer benachteiligt sind und vieles leisten, was nicht honoriert wird. "Auch Frauen könnten blaumachen!" lautet deshalb die gar nicht sanfte Drohung des Flugblattes.

Eilrich: "Wir haben erreicht, was wir wollten: es wurde diskutiert", bilanzierte die Landesfrauensekretärin. ft (Weitere Beiträge auf Seite 22)

Handball-Oberliga der Frauen, Gruppe Süd Heusenstamm hatte es mit einem A-Jugend-Team zu tun Kriftel hakte die Runde bereits ab: Vier Stammspielerinnen machen Ski-Urlaub / Vorzeitiges Mühlheimer Meisterstück?

In der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Frauen dürfte der Meisterschaftskampf entschieden sein. Während sich die SU Mühlheim mit 18:9 zu Hause gegen die damit zum Abstieg verurteilte Regionaliga-Reserve von Eintracht Wiesbaden durchsetzte, verlor Verfolger TV Groß-Umstadt mit 11:12 beim SV Crumstadt. Neue Hoffnung im Abstiegskampf schöpft TuS Kriftel nach dem sicheren 12:8-Heimsieg gegen Walldorf, aber nächste Woche will das nun drei Punkte Vorsprung besitzende Mühlheim am vorletzten Spieltag den Titel mit einem Heimsieg gegen den Drittletzten Kriftel unter Dach und Fach bringen. Da bleibt der TuS trotz des Amtsantritts von Ex-Trainer Stefan Hartmann (während der Saison in Flörsheim ausgeschieden) nur das Prinzip Hoffnung.

Am vorletzten Spieltag also wahrscheinlich das Meisterstück von Mühlheim (Sonntag, 17 Uhr) zu Hause gegen Kriftel. Zu den "Bedrohten" zählt noch Crumstadt, daß am Sonntag (17 Uhr) in Heusenstamm antritt. Die TSG Bürgel kann sich mit einem einkalkulierten Heimsieg gegen das abgeschlagene Schlußlicht Oberursel retten (Samstag, 17 Uhr). Nur noch auf zwei Ausrutscher von Spitzenreiter Mühlheim kann Verfolger TV Groß-Umstadt (Sonntag, 17 Uhr, zuHause gegen Walldorf) hoffen.

SU Mühlheim - Eintracht Wiesbaden II 18:9 (9:6). Wahrscheinlich das Meisterstück der Mühlheimerinnen, die sich mächtig über die Crumstädter Schützenhilfe gegen Groß-Umstadt freuten. "Nun fehlt nur noch ein Punkt aus zwei Spielen zuhause gegen Kriftel und notfalls zum Schluß in Sulzbach", hatte SU-Pressesprecher Klose schnell hochgeechnet. Beste Werferinnen waren Ingrid Banzerus (5) und Stephanie Haus (4/2). Das machte sich in der Schlußphase negativ bemerkbar. Steffi Wallrabenstein (3) und Kerstin Eifler (3/2) waren die Besten beim Bezirksliga-Abgänger.

TuS Kriftel - TGS Walldorf 12:8 (7:3). Neue Besen kehren gut. Unter der Regie des zurückgekehrten "verlorenen Sohnes" Stefan Hartmann ergriff TuS Kriftel den letzten Strohhalm mit dem deutlich ausgefallenen Heimsieg gegen Walldorf. Der Sieg geriet nie ernsthaft in Gefahr. Beste werferinnen waren bei den abwehrstarken Gastgeberinnen die bei Siebenmeterwürfen nervenstarke Marion Blume (5/5) und Brigitte Simons (4/1).

TSG Oberursel - PSV Heusenstamm 14:24 (7:12). Oberursel trat bis auf Karin Siegmann (drei Tore) mit der kompletten A-Jugend an, da sich vier Spielerinnen des Absteigers in Ski-Urlaub befanden. Beim Ex-Regionalligisten beginnt bereits der Neuaufbau. Nach zwei Abstiegen hintereinander lautet nun in der Bezirksliga das Ziel Klassenerhalt. Vor 100 Zuschauern dominierte der auf Rang vier vorgestoßene Aufsteiger PSV Heusenstamm nach Belieben. Beide Halbzeiten endeten kurioserweise mit 12:7 für die technisch überlegenen Gäste. Heusenstamm hatte seine besten Werferinnen in Ellen Thieriff (7) und Martina Russo (6/5), Oberursel in Martina Gearstka (6/1).

PSV Grün-Weiß Frankfurt II - TSG Bürgel 16:12 (7:5). Wahrscheinlich gibt es drei Absteiger. Da könnte es die TSG - bei nur einem Pünktchen Vorsprung vor dem Drittletzten Kriftel - noch erwischen. Zum Glück steht Bürgel am Samstag vor der vermutlich leichtesten Rundenaufgabe zuhause gegen das auswärts noch sieglose Schlußlicht Oberursel. Die TSG-Treffer: Petra Bröckling (5), Petra Bender (2/2), Claudia Rosti (2), Katja Hahn (2), Annette Ebeling (1). Trainerin Hanne Koch, bei Bruchköbel selbst im Einsatz, wurde durch Torwart-Coach Steffen Hofenstein vertreten.

SV Crumstadt - TV Groß-Umstadt 12:11 (2:5). Zwei grundverschiedene Halbzeiten. Am Ende stand die bittere Niederlage für den Zweitplazierten Groß- Umstadt. Das Ende aller Meisterschaftshoffnungen. "Dafür wäre unser Team auch noch zu jung gewesen", meinte TVG-Trainer Hartmut Kampfmann, der von einseitigen Schiedsrichter-Entscheidungen sprach. Die Gäste führten bereits mit 7:2, verloren unglücklich. Beste Werferin war beim Verlierer Ilka Belkowski (7). jo

Für den einen Rathauschef wird's schwerer, für den anderen reicht's Bad Soden-Salmünster: GWL und SPD gewannen hinzu, CDU verlor Stimmen / Bad Orb: Knappe absolute CDU-Mehrheit

BAD SODEN-SALMÜNSTER / BAD ORB. Schon anderthalb Stunden bevor das Endergebnis feststand, verließ Margarethe Harnischfeger freudestrahlend das Rathaus, um für die Wahlparty zu rüsten. "Super, die GWL hat eingeschlagen", lachte die Gastronomin, in deren Café der Sekt später reichlich floß. Ähnlich euphorisch äußerte sich auch der Spitzenkandidat der Gemeinsamen Wählerliste: "Das hat uns kaum einer zugetraut." Schließlich ließ es sich Walter Nix nicht nehmen, dem politischen Kontrahenten hämisch zu danken. "Döring hat durch seine Negativdarstellung positive Werbung für uns gemacht", übte sich der Stellvertreter des Bürgermeisters in einer ersten Wahlanalyse.

Sieger und Verlierer waren am Sonntag abend in Bad Soden-Salmünster leicht auszumachen. Der aus den Bürgerlisten CBL und FWG entstanden GWL ist es entgegen mancher Befürchtungen gelungen, die traditionelle Stammwählerschaft aus den Stadtteilen Salmünster und Bad Soden erfolgreich zu vereinen. Mehr noch: Der Gemeinsamen Wählerliste gelang es, auch in anderen Ortsteilen wie Ahl, Alsberg oder Katholisch-Willenroth Fuß zu fassen. Bei 24,4 Prozent wählte jeder vierte die neue Bürgerliste, die ihr Potential damit von sieben auf neun Abgeordnete erhöhte. Zwei Sitze verloren hat hingegen die CDU, die mit 41,7 Prozent 1,8 Prozentpunkte einbüßte. "Wir sind nicht zufrieden", gestand der Fraktionsvorsitzende Winfried Ottmann ein, der das gute Abschneiden der GWL auf zahlreiche Protestwähler zurückführt. Gute, aber keineswegs ausgelassene Stimmung bei den anderen beiden Parteien. Die FDP schaffte mit 5,4 Prozent knapp den Wiedereinzug in die Stadtverordnentenversammlung. Dennoch sind die Liberalen mit ihren zwei Abgeordneten praktisch ohne Einfluß und "in der Zuschauerrolle", wie Clemens Michel erkannte: "Uns bleibt nur die Oppositionspolitik." Die SPD legte gegen den Trend leicht zu und stellt mit 28,5 von Hundert nun elf Stadtverordnete, doch insgeheim hatte mancher angesichts des Verzichts der Grünen auf etwas mehr gehofft. "Wir sind dennoch zufrieden", sagte Fraktionschef Rainer André. Tatsächlich könnte die Bedeutung der Sozialdemokraten weit über den knappen Stimmenzuwachs von 1,5 Prozentpunkten steigen. Denn zusammen mit der GWL, die nach dem jüngsten Wahlkampf derzeit nicht gut auf die CDU zu sprechen zu sein scheint, könnten beide Fraktionen eine Mehrheit bilden. Bürgermeister Bruno Döring und den Christdemokraten wird es künftig zumindest wesentlich schwerer fallen, ihre Politik durchzusetzen. Zuletzt reichte der Union stets die Übereinkunft mit einer der beiden kleinen Bürgerlisten, deren Verhältnis zur SPD wiederum durch die Grünen gestört schien. Nun ist die CDU mit 15 Sitzen zwar weiterhin stärkste Fraktion, doch bei der Realisierung ihrer politischen Vorstellungen auf die Zustimmung von GWL oder SPD angewiesen. Der Bürgermeister reagierte auf die neuen Verhältnisse zunächst trotzig: "Ich ändere mich keinen Deut und werde meine Politik so weitermachen wie bisher." Doch der Rathauschef und die Christdemokraten werden demnächst zu Kompromissen bereit sein müssen. Ottmann will sowohl mit der GWL und der SPD Gespräche führen. Letzterer schwebt laut André statt punktueller Zusammenarbeit eher eine feste Koalition vor, wobei sich der Sozialdemokrat eine solche mit der CDU "nur schwer vorstellen kann".

Angesichts der Bürgermeisterwahl im kommenden Jahr scheint eine Zusammenarbeit zwischen GWL und SPD nicht ganz abwegig. Während sich der SPD- Fraktionschef einen "gemeinsamen Kandidaten durchaus vorstellen kann", hält Walter Nix derartige Spekulationen "für verfrüht".

Während in die Kommunalpolitik von Bad Soden-Salmünster Bewegung gekommen ist, präsentiert sich das Bild im Nachbarkurort Bad Orb hingegen nahezu unverändert, gelang es der CDU ihre absolute Mehrheit mit 50,4 Prozent knapp zu behaupten. Der Vorsprung gegenüber SPD und FDP schmolz von 217 auf 39 Stimmen zusammen, was Bürgermeister Hugo Metzler zu dem Vergleich mit dem Skilanglauf bei der WM in Falun veranlaßte, "wo 20 Zentimeter entschieden haben". Die Gewißheit, auch in den nächsten vier Jahren mit der 1977 erprobten 16:15-Mehrheit regieren zu können, ließ nicht nur bei Fraktionschef Gunder Geiger das Gefühl von "Zufriedenheit" aufkommen. Ganz anders die Stimmung bei der SPD, als um 19.30 Uhr das Ergebnis feststand. Tiefe Enttäuschung und Resignation bei den Sozialdemokraten, die ihre 0,8 Prozentpunkte Verlust mit einem Sitz weniger im Stadtparlament bezahlen müssen. Als Parteichef Wolfgang Bauer gegen kurz vor 22 Uhr in der Bahnhofsgaststätte von einem "deprimierenden Ergebnis nach der vielen Arbeit" sprach und erkannte, daß auch der relativ geringe Verlust im Gegensatz zum Kreistrend kein Trost sei, waren viele führende Sozialdemokraten bereits nach Hause gegangen. Auch beim eigentlichen Gewinner der Wahl mochte keine Freude aufkommen. Die FDP legte über 100 Stimmen zu und verbesserte sich von 6,6 auf 8,9 Prozent. Doch Fraktionschef Stefan Bernhard mochte das Ergebnis, daß er auf die sachliche und glaubwürdige Politik der Liberalen in Orb zurückführt, angesichts der Vorstellung, weitere vier Jahre "frustrierende Oppositionspolitik" betreiben zu müssen, nicht schmecken. JÖRG ANDERSSON

Wenn es keine Sprache gäbe . . . Vortragsreihe über Schrift und Buch im medialen Zeitalter

Wort, Schrift und Buch gehören zu den mächtigsten Werten unserer Kultur. In der Vortragsreihe "Am Anfang war das Wort. Schrift und Buch im medialen Zeitalter", die im März mit insgesamt sieben Vorträgen und einer Ausstellung mit den Bildern von István Gyarmati im Dominikanerkloster stattfindet (eine Veranstaltung von "Zeitfenster/Zwischenräume", Forum der evangelischen Erwachsenenbildung), wird gefragt, ob diese Werte nicht inzwischen von der Flut der medialen Bilder verdrängt worden sind.

Der junge Frankfurter Soziologe Michael Stöppler eröffnete die Vortragsreihe mit Betrachtungen über eben diesen Satz. "Am Anfang war das Wort" ist der Beginn des Johannesevangeliums und zugleich die Selbststilisierung des abendländischen Logos, der sich zum Ursprung aller Geschichte (v)erklärt. Darum, so Stöppler, sei dieser Satz eine Tautologie. Denn er bedeute nur die Selbstverständlichkeit seiner eigenen Existenz. Gäbe es keine Worte, gäbe es auch disen Satz nicht; gäbe es keinen göttlichen Geist, existierte die Welt nicht - und wir könnten nicht von ihr erzählen.

Sprache und Herrschaft sind bereits in den großen Ursprungserzählungen unlösbar miteinander verknüpft. Denn nicht jeder ist zur Sprachwerdung zugelassen, und nicht alle Geschichten sind gleichberechtigt. Lange Zeit hieß, die christliche Sprache zu sprechen auch, die Welt zu beherrschen. Das bezeugt vor allem die blutige Christianisierung der Neuen Welt durch die spanischen Eroberer; selbst die seltenen Versuche der Selbstkritik waren beherrscht von der hegemonialen Grundannahme christlich-abendländischen Denkens.

Gegen die menschenverachtende Unterwerfung konnte der spanische Indianermissionar Bartolomé de las Casas (übrigens ein Dominikaner) fünfzig Jahre nach der Entdeckung Amerikas nur unter der Prämisse argumentieren, daß alle Menschen, auch die "Wilden", an "einen" Gott glauben. Daß es Menschen gibt, die an viele Götter glauben, oder sogar an keinen, und gleichwohl Menschen sind, war seiner Zeit undenkbar. Das Macht-Wort des Christentums stand am Anfang nur seiner eigenen Welt, und bereitete mit größter Selbstverständlichkeit jeder anderen ein Ende. Hier offenbart sich am brutalsten die Tautologie des ersten Satzes des Johannesevangeliums.

Die Macht der Worte und der scheinbar geschlossene Kreis der Sprachlichkeit, der Auslegung in Wort und Rede, finden an nichtsprachlichen Weltbezügen, zum Beispiel in der bildenden Kunst, eine Grenze, die zu ästhetischen Überschreitungen verlockt.

Damit spielt Gyarmati in seinen Bildern. Auf rotem Grund erscheinen untereinander in grüner Farbe die Buchstaben, die das Wort "ROT", auf einem zweiten Bild das Wort "GRÜN" bilden. Wir lesen und schauen, aber was wir schauen, widerspricht im ersten Fall dem, was wir lesen. Im zweiten Fall ergeben Farbe und Farbmasse wiederum, wie Stöppler meinte, eine Tautologie. Zu reinen Kalligrammen werden die Zeichen, wenn die Farbnamen in einer dem Betrachter / Leser fremden Sprache gemalt / geschrieben sind. Mit einfachsten Mitteln hat Gyarmati die Diskrepanz zwischen Sichtbarkeit und Lesbarkeit von visueller und semantischer Ordnung inszeniert.

Stöpplers "Betrachtungen zu einer Tautologie" waren sehr assoziativ, durchaus anregend, aber erklärungsbedürftig. Was bringt eine Kritik am Logozentrismus, wenn die Schrift möglicherweise für die Kultur kaum noch Bedeutung hat? Was soll uns die anachronistische Erkenntnis, daß auch "gottlose" Menschen Menschen sind, noch bedeuten, wenn die Durchsetzung von Menschenrechten ohnehin nicht mehr von der Religion abhängt? Das Publikum fürte in der engagierten Diskussion Stöpplers Ideen weit über den Vortrag hinaus.

Die Vortragsreihe im Dominikanerkloster verspricht, sich vor allem auch mit dem Wert von Wort, Schrift, Buch und Bibliothek im medialen Zeitalter auseinanderzusetzen. Weitere Themen und Vortragende werden sein: "Exkarnation. Über die Grenze zwischen Körper und Schrift" von Aleida Assmann (9. März); "Wort, Bild, Schrift als Kategorien der Religionsphilosophie" von Micha Brumlik (12. März); "Bild Schrift Gedächtnis. Nach Edmond Jabés" von Marianne Schuller (16. März); "Walter Benjamin als Bibliothekar" von Willem von Reijen (18. März); "Zahl, Maß und Schrift: Der Absturz des Allgemeinen ins Besondere der Kunst" von Ursula Panhans-Bühler (23. März); "Zwischen Schrift und Bild. Das Ritual bei Moses Mendelssohn" von Daniel Krochmalnik (25. März). Die Bilder von István Gyarmati sind bis zum 31. März im Dominikanerkloster (Kurt-Schumacher-Straße 23) zu sehen.

IRIS JUNKER/MATTHIAS KETTNER

Bad Vilbels Vertreter im Umlandverband

BAD VILBEL/WETTERAUKREIS. Werner Groß (SPD), Dr. Herbert Spitz (CDU) und Frank Schaub (Republikaner) sind aus Bad Vilbel für einen Sitz im Verbandstag des Umlandverbandes Frankfurt gewählt worden.

Bad Vilbeler Kandidaten der Grünen und der FDP kamen nach Angaben der UVF-Pressestelle nicht zum Zuge.

Chinas Bauern wollen endlich wieder echtes Geld sehen Rebellion gegen die Ausgabe von Schuldscheinen Von Henrik Bork (Peking)

Mit gewalttätigen Ausschreitungen protestieren chinesische Bauern gegen die staatliche Landwirtschaftspolitik. Am vergangenen Freitag berichtete zum ersten Mal eine Pekinger Zeitung über Unruhen in der Provinz Sichuan. Sieben Angestellte seien verletzt worden, als wütende Bauern "60 Prozent aller Postämter" in der Präfektur Nanchong attackierten, heißt es in dem englischsprachigen Pekinger Tageblatt China Daily.

Die Bauern wollten staatliche Schuldscheine einlösen, mit der die Regierung ihre Getreibeerte vom vergangenen Herbst entlohnt hatte. Doch die Postämter konnten nicht genug Bargeld auftreiben. Daraufhin schlugen die erbosten Landwirte Türen und Fenster ein und stürmten die Postämter. Der Vorfall er-

Nachdem Chinas Altpolitiker und Reform-Architekt Deng Xiaoping Anfang vorigen Jahres zu einer Beschleunigung der Wirtschaftsreformen aufgerufen hatte (Motto: "Vom Kapitalismus lernen") hat auch auf dem Land ein schwerer Investitionrausch eingesetzt. Immer mehr "industrielle Entwicklungszonen" wurden von örtlichen Kadern auf der grünen Wiese abgestect, und das durch die Ausgabe von Schuldscheinen erst einmal eingesparte bare Geld wurde in Infrastrukturprojekte oder auch in zum Teil dubiose Jointventures mit ausländischer Kapitalbeteiligung gesteckt.

Häufig wurden die Bauern gezwungen, sich mit "freiwilligen Beiträgen" and den Kosten dieser wirtschaftlichen Experimente zu beteiligen. Nach inoffiziellen

SPD-Chef Münker bietet seinen Rücktritt an Hafemann wird als Bürgermeister-Kandidat gehandelt

NEU-ANSPACH. Sie platzen schier vor Selbstbewußtsein: Nach dem Wahlerfolg wird der FWG/UBN-Vorsitzende Wolfgang Hafemann in eigenen Reihen schon als Kandidat fürs Bürgermeisteramt gehandelt - obwohl man vor der Wahl erklärte, sich nicht an der "Postenschieberei der etablierten Parteien" beteiligen zu wollen. Probleme mit kniffligen Geschäftsordnungen scheinen für sie ebensowenig zu existieren wie personelle Engpässe. "Wir könnten das gesamte Parlament besetzen", erklärt Vorstandsmitglied Horst Wischnat.

Wesentlich bescheidener treten die anderen Parteien auf - ganz zu schweigen von der im freien Fall befindlichen SPD. In der ersten Enttäuschung über das Debakel bot deren Parteivorsitzender Arno Münker intern noch in der Wahlnacht seinen Rücktritt an.

Solche Probleme hat die FWG/UBN zur Zeit nicht. Die Wählergemeinschaft wird zwei Sitze im Gemeindevorstand erhalten; einer für Klaus Hofmann, der die UBN schon seit zehn Jahren hier vertritt. Insgesamt will man "bürgernahe Politik" machen und die "arrogante Verwaltung" (Wischnat) auf Zack bringen. "Wir werden die Bürger vor Entscheidungen befragen, nicht hinterher. Bebauungspläne werden nicht mehr nur pro forma ausgelegt, wie im Neubaugebiet Mitte-Ost."

Angst vor dem Widerspruch zwischen Anspruch und der mühsamen parlamentarischen Wirklichkeit verspürt die FWG/ UBN dabei offenbar nicht: "Seit einem Jahr besuche ich die Bauausschuß-Sitzungen, ich kenne mich also aus", erklärt Wischnat selbstbewußt. Außerdem vertraue man auf Hofmanns Erfahrung.

Für die Person des Ersten Beigeordneten Manfred Schmück gilt diese Aussage zwar nur mit Einschränkungen. Eine Abwahl aber (für die ohnehin zwei Drittel der Parlamentarier stimmen müßten) komme mit der FWG/UBN nicht in Frage. "Das käme die Gemeinde viel zu teuer, und Schmück hat sich zuletzt ja auch von Parteifesseln gelöst", spielt Hafemann auf Alleingänge Schmücks an.

Dort - beziehungsweise in der Wüste - soll Schmück auch nach dem Willen der CDU nicht landen. Man vertraut darauf, daß er nicht "am Parlament vorbei" arbeite. "Ein gewiefter Beigeordneter zögert Dinge so lange hinaus, bis sie unaufschiebbar sind - und paukt sie dann alleine durch. Bei Schmück sehe ich das nicht", so Parteichef Holger Bellino.

Trotz des guten Abschneidens werde seine Partei einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten "sehr wahrscheinlich" nicht aufbieten. Gerd Hillen - der aus der CDU austrat, um ein "unabhängiger" Bürgermeister zu sein - decke die Bedürfnisse der konservativen Klientel genügend ab. Ansonsten zeigt Bellino sich über die jetzige Konstellation nicht unglücklich. Es gebe keine festgezurrten Koalitionen, dafür "keinerlei Berührungsängste" - auch nicht mit den Grünen.

Und die freuen sich geradezu auf wechselnde Mehrheiten. Mit einem Seitenhieb auf die "heterogene" FWG/UBN fügt Grünen-Vorsitzender Berndt Kirchlechner hinzu, daß die Wählergruppe bald mit ihren "widersprüchlichen und plakativen Versprechungen" zu kämpfen habe. Einen eigenen Bürgermeisterkandidaten werde man "demnächst" präsentieren.

Der Kandidat der SPD für dieses Amt, Herbert Jack, will seine Entscheidung heute bekannt geben - angesichts des Debakels dürfte er jedoch kaum noch gesteigerte Lust verspüren. Und sollte Münker tatsächlich das Handtuch werfen, wären wohl auch die Tage des jüngst gekürten "Teams" gezählt. jd

BDI-Chef verlangt Korrektur der politischen Ziele Necker: Zahlungsbereitschaft des Westens nicht überfordern / Leipziger Frühjahrsmesse eröffnet

LEIPZIG (dpa/bho). Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Tyll Necker, hat eine grundlegende Korrektur der politischen Ziele verlangt, wenn der Aufbau in der ehemaligen DDR gelingen soll. "Unser Wirtschaftsschiff hat im Osten ein Leck, das ständig größer wird", sagte Necker gestern abend zur Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmesse. "In Westdeutschland sind wir ziemlich unsanft von den Höhen eines durch Schulden finanzierten Wiedervereinigungsbooms in ein Rezessionstal gestürzt."

In den neuen Bundesländern müsse die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen eindeutig Priorität vor der forcierten Steigerung der Realeinkommen erhalten. Necker wies darauf hin, daß in der Industrie zwischen Rügen und Erzgebirge 1992 fast jeder zweite Arbeitsplatz verloren gegangen sei. Gemessen am Umsatz von einer Million Einwohner liege die Industriedichte im Osten nur noch bei rund 20 Prozent des westdeutschen Niveaus. Die neuen Bundesländer werden nach Überzeugung des BDI-Präsidenten deshalb noch viele Jahre auf dreistellige Milliardenbeträge aus dem Westen angewiesen sein. Die Bereitschaft, diese zu leisten, dürfe jedoch nicht überfordert werden.

Das größte Problem in Ostdeutschland sei, daß die Lücke zwischen dem dort erwirtschafteten Einkommen und der Nachfrage immer größer werde. Im vergangenen Jahr habe die Differenz zwischen Inlandsprodukt und Konsum im Osten schon 195 Milliarden Mark betragen. Für 1993 erwartet Necker nochmals eine Steigerung um 25 Milliarden, was zwangsläufig zu höheren westdeutschen Transferzahlungen führen müsse. Die Ursache dafür sei, daß die Produktivitätssteigerungen nicht mit den Einkommenserhöhungen Schritt hielten. Wenn sich die Schere zwischen Produktivität und Einkommen aber weiter öffne, "dann droht dem ganzen Gemeinwesen in West und Ost Gefahr".

Um die Startnachteile für die ostdeutsche Wirtschaft auszugleichen, erneuerte Necker seinen Vorschlag, den Industrieunternehmen jenseits von Elbe und Werra zeitlich befristet und degressiv gestaffelt eine Wertschöpfungspräferenz zu gewähren. Würde für jede selbst erwirtschaftete Mark ein Zuschuß nach transparenten Regeln gezahlt, könnten sich neue industrielle Kerne am Markt bilden.

Die Geschäftsführung der Leipziger Messe sieht der heute beginnenden und bis Samstag dauernden Frühjahrsschau mit stark gedämpftem Optimismus entgegen. Zwar haben sich 1650 Aussteller zu den fünf Einzelveranstaltungen auf dem Gelände unter dem Völkerschlachtdenkmal eingefunden und damit 124 mehr als im vergangenen Jahr. Dennoch macht sich die Messegesellschaft Sorgen: "Wir sind mit der Entwicklung in einigen Bereichen nicht zufrieden", räumt Geschäftsführer Siegfried Mattern ein.

Kummerfalten bereitet ihm die Industriemesse Unitec, zu der sich nur 386 (Vorjahr 545) Aussteller angemeldet haben, davon sogar 140 Neulinge. Mattern: "Die Unitec ist in diesem Jahr unser Sorgenkind Nummer eins." Aber auch die Verkehrslogistik-Schau Comtrans und die Umweltmesse Terratec bleiben hinter den Erwartungen zurück: "Sie erreichen nicht die Vorjahresergebnisse", beklagt der Manager. Erstmals wird in diesem Jahr ein Innovationsforum veranstaltet, das ein "Marktplatz für Forschung und Entwicklung" sein soll.

Die Aussteller stammen aus 23 Ländern, wobei Osteuropa den größten Anteil bildet. Von den inländischen Teilnehmern kommt mehr als die Hälfte aus Ostdeutschland. Cornelia Wohlfarth, die Vorsitzende der Messegesellschaft, spricht angesichts der Probleme von "Klasse statt Masse" und betont die "Ostkompetenz" der Leipziger Veranstaltungen.

Einem Dreierbündnis in Dreieich nicht abgeneigt Nach dem Sturz von Rot-Grün sucht die CDU Bündnispartner: Freie Wählergemeinschaft und/oder FDP Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka DREIEICH. Den Sozialdemokraten und Grünen, die am Wahlabend ins Rathaus gekommen waren, stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Mit dem Aus für Rot-Grün hatten sie nicht gerechnet. Einige schüttelten nur verständnislos den Kopf, eine Erklärung für das Desaster der SPD hatten sie - wie ihre Parteikollegen andernorts - nicht parat. Derweil jubelten die CDU und der große Wahlgewinner, die FWG, laut; die FDP, die um ihren Wiedereinzug ins Parlament gebangt hatte, freute sich eher leise. Rein rechnerisch ist ein starker bürgerlicher Block möglich geworden. Mit dem Einbruch der SPD und dem Erfolg der Freien Wähler wurde das rot- grüne Projekt, das vor vier Jahren begonnen hatte und sozusagen gerade erst ins Laufen kam, jäh gestoppt. "Wir werden nicht ernten, was wir gesät haben", bedauerte der Erste Stadtrat Werner Müller (SPD) und dachte dabei unter anderem an die städtischen Investitionen in den Wohnungsbau. Wenn die Wohnungen fertig sind, so befürchtet er, schmücken sich andere damit.

Stadtrat Müller tritt im Juni bei der Bürgermeisterwahl gegen den derzeit amtierenden Bernd Abeln (CDU) an. Seine Chancen, so sagt er selbst, "haben sich nicht verbessert". In Dreieich ist die CDU trotz ihrer Stimmenverluste im Aufwind. Nach vier Jahren Opposition wird sie an die Macht zurückkehren.

Daß der Chef der Christdemokraten, der Landtagsabgeordnete Rüdiger Hermanns, mit dem Ergebnis der Kommunalwahl "mehr als zufrieden" war, hätte er nicht zu sagen brauchen. Es war ihm anzusehen. Zusammen mit Bürgermeister Abeln stand er umringt von Gratulanten im Sitzungssaal der Stadtverordneten und konnte wieder und wieder das "Ende des rot-grünen Stillstands" verkünden. Mit 40 Prozent die stärkste Fraktion, wird die CDU bei der Regierungsbildung die Hauptrolle spielen. Von Hermanns war zunächst nicht mehr als die Floskel zu hören: "Wir werden mit allen politischen Kräften reden." Da aber niemand an eine große Koalition oder gar ein schwarz-grünes Bündnis glaubt, zählt letztlich, was bei den Gesprächen mit der Freien Wählergemeinschaft und den Liberalen herauskommt.

Für eine bürgerliche Mehrheit würde bereits eine Zusammenarbeit von CDU und FWG reichen. Sie bringen es zusammen auf 23 Sitze. Mit den beiden Mandaten der Liberalen käme eine satte Mehrheit mit einem Vorsprung von fünf Sitzen vor Rot-Grün zustande. Die beiden möglichen Partner der CDU sind ersten Stellungnahmen zufolge einem Dreierbündnis nicht abgeneigt. "Ich kann mir ein solches Bündnis gut vorstellen", sagt Anton Schwarzer, Chef der FWG. Für die Liberalen meinte Pressesprecherin Gabriele L. Müller, es gebe mannigfaltige Überschneidungen zwischen den Programmen der Drei.

Eine wichtige Gemeinsamkeit ist das Votum für eine große Südumgehung von Buchschlag und Sprendlingen. Dieses Straßenprojekt war von Rot-Grün abgelehnt worden. Bürgermeister Abeln betonte noch am Wahlabend, man werde sich auf die Zusage der Landesregierung berufen, daß vor Ort über die Zukunft der Straße entschieden werde.

Für SPD und Grüne haben vor allem Nicht- und Protestwähler am Sonntag über die Zukunft von Dreieich entschieden. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 73,1 Prozent. "Darunter hat vor allem die SPD gelitten", meinte Werner Müller. Die Freien Wähler hält er für "Bauernfänger", die mit "pauschalen und nichtssagenden Parolen" Erfolg gehabt hätten. Daß die Parteiverdrossenen der Freien Wählergemeinschaft ihr zweistelliges Ergebnis (12,1 Prozent) beschert haben, hält auch ihr Vorsitzender Schwarzer für wahrscheinlich. "Bei uns kommen die Bürgerthemen ohne Umwege über Parteitagsbeschlüsse und ähnliches ins Parlament", beteuerte er vor und nach der Wahl.

Bei der Kreistagswahl hat die FWG in Dreieich deutlich weniger Stimmen geholt (7,9 Prozent). Hier hatten Protestwähler auch die Möglichkeit, die Partei der Republikaner zu stärken. In der Dreieicher Bevölkerung taten das 9,6 Prozent.

Dieser Rechtsruck trübt bei den Grünen die Freude an dem eigenen guten Ergebnis (12,4 Prozent). "Wir stehen da wie ein einsamer Fels in der Brandung", meinte ihr Sprecher Dieter Schmidt. "Das ehrt uns, aber leider nützt es nicht viel."

Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Dieburg. Moskauer Staatszirkus, 15 und 20 Uhr, Festplatz am Schloßgarten.

Dietzenbach. Klavierabend mit Frank Spannau, 19.30 Uhr, Seniorenzentrum Steinberg, Siedlerstraße 66.

Neu-Isenburg. Äquator-Tour: Wolfgang Ambros & die Nr. 1 vom Wienerwald, 20 Uhr, Hugenottenhalle.

Rödermark. Kindertheater: Der dreibeinige Hund, 15 und 16.30 Uhr, Kleinkunstbühne, Halle Urberach. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 17.30, 20.15 Uhr). - Palast: Kein Pardon (15 Uhr); Der Duft der Frauen (16.45, 20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15 Uhr). - Rex: Tom und Jerry (15.15 Uhr); Dracula (17.30, 20 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Kein Pardon (20.30 Uhr). - Viktoria: Alarmstufe: Rot (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Ein ehrenwerter Gentleman (20.15 Uhr). - Fantasia: Der Außenseiter (20 Uhr). - Neues UT-Kino: Ein ganz normaler Held (20 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Jimmy Hoffa (20.15 Uhr). - Zeitlos: Stalingrad (19.30 Uhr); Bitter Moon (22 Uhr).

Neu-Isenburg. Musikraum, Hugenottenhalle: Yaaba - Großmutter (20 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Seligenstadt. Turmpalast: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Turmstudio: Eine Frage der Ehre (20 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Warum treten Frauen dem Islam bei?, 20 Uhr, VHS-Frauenbegegnungsstätte, Kaiserstraße 40.

Dreieich. Diavortrag: Spitzbergen, 20 Uhr, Burghofsaal Dreieichenhain.

Neu-Isenburg. Informationstage Umwelt- und Naturschutz, Eröffnung 17 Uhr, Isenburg-Zentrum, täglich bis 13. März. Parteien / Parlamente Offenbach. Sitzung des Ausländerbeirates, 19 Uhr, Rathaus.

CDU SBV-Mitte: M M - Meine Meinung, 20 Uhr, Pizzeria San Marino, Domstraße.Vereine / Organisationen Rodgau. Naturschutzbund Dudenhofen: Gruppenabend und Vortrag über Vogelberingung, 20 Uhr, Gasthof Krone. Verschiedenes Dreieich. Quiz-Nachmittag im Seniorenclub, 15 Uhr, August-Wienand-Haus Sprendlingen.

Mühlheim. Kindertreff, 15 bis 17 Uhr, im Jugendzentrum.

Neu-Isenburg. Gedichte-Nachmittag, 15 Uhr, im Quartier IV, Luisenstraße 18. Beratungen / Termine Offenbach. Pro Familia, Bahnhofstr. 35: 8 bis 12.30 Uhr; Tel. 81 77 62; Notruf für vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Mädchen, 10 bis 12 Uhr, Tel. 8 00 13 13.

Beratungsstelle für Frauen, Kaiserstr. 32-34: 12 bis 16 Uhr, Tel. 81 65 57.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 16 Uhr, Tel. 0 69 / 81 17 11.

Bella Vista, Drogenberatung, Berliner Str. 118: 14 bis 19 Uhr, Tel. 81 84 02.

Aids-Hilfe, Frankfurter Str. 48: 10 bis 12.30 und 13.30 bis 16 Uhr, Tel. 88 36 88.

Dietzenbach. Pro Familia, Friedensstr. 38: Jugendberatung, 16 bis 18 Uhr, Tel. 0 60 74 / 22 65.

Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), Robert-Bosch-Str. 26: 9 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 /37 11 42, Fahrdienst 37 11 49.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, Hauptstraße 32-36, Sprendlingen: 13 bis 19 Uhr, Tel. 6 49 47.

Langen. AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Sozialer Hilfsdienst, Wilhelm-Leuschner-Platz 5: 8 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 03 / 2 40 61.

Mütterzentrum, Zimmerstr. 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr; Café Stiefmütterchen: 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 03 / 5 33 44.

Kinderschutzbund, Wiesenstraße 5: 14 bis 17 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.

Neu-Isenburg. AWO: Mobiler sozialer Hilfsdienst: 8 bis 19 Uhr, Tel. 3 37 77.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Löwengasse 8: 11.30 bis 12.30 Uhr.

Kinderschutzbund, Stoltzestraße 8: 14 bis 16 Uhr, Tel. 25 47 47.

Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Kinderschutzbund, Halle Urberach: 9 bis 11 Uhr, Tel. 0 60 74 / 689 66.

Seligenstadt. Jugendberatung und Suchtberatung, Aschaffenburger Str. 1: 14 bis 17 Uhr, Tel. 2 91 92. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.

Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.

Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.

Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 / 5 18 84.

Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Waldorfschule: Die Zauberflöte, 17 Uhr, Stadttheater.

Forum Rhein-Main: Paper Moon und Steel Dawan, 20.30 Uhr, das Rind, Mainstraße. Groß-Gerau. Singen im Chor, 20 Uhr, Kulturcafé. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Lianna (20 Uhr, mit anschl. Diskussion zum Int. Frauentag).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Der letzte Mohikaner (20 Uhr). - Bambi: Jimmy Hoffa (20 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Ein ehrenwerter Gentleman (15.15, 17.30, 20 Uhr).

Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Ein ganz normaler Held (17, 20 Uhr).

Cinema: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (15 Uhr); Bodyguard (17 Uhr); Alarmstufe: Rot (20 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Verhängnis (19.30 Uhr); Cildren of nature - Eine Reise (21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (20 Uhr). Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. VHS-Feierabendrunde Walldorf: Diavortrag über Irland, 16 Uhr, Wilhelm-Arnoul-Schule.

Rüsselsheim. Angelika Kutsch erzählt vom Büchermachen, 15 Uhr, Ev. Stadtkirchengemeinde. Amtskette: Hörspiel und Diskussion über Frauenbeauftragte und Quoten, 19.30 Uhr, Stadtbücherei.

Frauenliteraturkreis, 20 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Straße 150. Parteien / Parlamente Riedstadt. CDA-Kreisverband: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, im Pfälzerhof, Leeheim. Vereine / Organisationen Kelsterbach. Obst- und Gartenbauverein: Stammtisch, 19 Uhr, Zum Schwarzen Bock. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74: 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", 15 bis 17 Uhr, Schillerstraße 16, Tel. 7 67 60.

Blaues Kreuz Mörfelden-Walldorf: Gruppentreffen, 19.30 Uhr, Daimlerstr.5.

Groß-Gerau. Kinderschutzbund, 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Mainzer Str. 12, Tel. 0 61 52 / 8 24 24, psychologische Beratung: Tel. 0 61 52 / 4 02 89.

Mütterberatung, 13.30 bis 15.30 Uhr, VHS am Marktplatz.

Rüsselsheim. Pro Familia, 8.30 bis 19 Uhr, Lahnstr. 30, Telefonnummer 0 61 42 / 1 21 42.

Wildwasser-Beratungsstelle für sexuell mißbrauchte Mädchen und Frauen, Haßlocher Straße 150: 12.30 bis 14.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 56 15 53.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 14.30 bis 17.30 Uhr, Telefonnummer 0 61 42 / 6 32 68.

Riedstadt. Pro Familia, 9 bis 12 Uhr, Freiherr-v.-Stein-Str. 9, Telefonnummer 0 61 58 / 16 39.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

Wahlsieger wollen einen "anderen Bürgermeister" BEU schließt "Koalition mit Korruptionsparteien" aus

USINGEN. Welche Mehrheit wird im Stadtparlament künftig die Entscheidungen treffen? Nach dem spektakulären Einzug der neuen Wählergemeinschaft BEU ("Bürger für Ehrliches Usingen"), die aus dem Stand zehn Sitze gewann und mit 25,9 Prozent zur zweitstärksten Kraft nach der CDU (27,2 Prozent) avancierte, ist bei Gewinnern und Verlierern am Tag nach der Wahl nur eines klar: Es ist alles offen.

Die Parteichefs und Vorsitzenden der Wählergemeinschaften sprachen sich in ersten Stellungnahmen zwar vorerst für wechselnde Mehrheiten aus. Dennoch wollte keiner Koalitionsvereinbarungen eindeutig ausschließen. Da die entscheidenden Beratungen in dieser Woche erst noch bevorstehen, darf mit der einen oder anderen Überraschung gerechnet werden. Für die Wahlgewinnerin und BEU-Chefin Monika Mann steht eines fest: "Koalitionen mit den Korruptionsparteien scheiden aus, deshalb haben uns die Leute nicht gewählt." Es bliebe das Zusammengehen mit SPD, Grünen oder der FDP. Im Falle der SPD widerspricht Monika Mann: "Es ist schon ein Handicap, daß sich Herr Braun so auf eine große Koalition festgelegt hat, was nicht nur seine Äußerungen am Wahlabend, sondern auch die Unterstützung für den gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten Ortmann zeigen." Ob dieses "Handicap" zu überwinden ist, ließ die BEU-Chefin allerdings offen.

Das Thema Bürgermeistermeisterkandidatur ist für die Vorsitzende selbst kein Thema: "Ich werde nicht antreten." Aber: Die BEU will einen Gegenkandidaten aufstellen. "Wir wollen ein anderes Usingen und dazu gehört auch ein anderer Bürgermeister." Die Wählergemeinschaft will eine überregionale Anzeige aufgeben; außerdem sei ein Kandidat aus den eigenen Reihen nicht auszuschließen. Bisher steht nur der derzeitige kommissarische Amtsinhaber Detlef Ortmann (parteilos) zur Wahl.

CDU-Chef Gerhard Liese, der mit einem Einbruch von 14,5 Prozent der Stimmen die schwerste Niederlage seiner Partei und das Ende einer 16jährigen CDU-Dominanz einstecken mußte, hält Gespräche über eine große Koalition für verfrüht. "Das wäre eine Koalition der Verlierer." Im gleichen Atemzug gibt Liese aber auch zu bedenken: "Wir sind nach wie vor die stärkste Fraktion und haben eine Verpflichtung gegenüber den Wählern, die uns ihre Stimme gaben." Rein rechnerisch käme die CDU, die wie die BEU zehn Sitze hat, zusammen mit der SPD (acht Sitze) und der FWG (vier Sitze) auf eine neue Mehrheit.

SPD-Chef Norbert Braun wollte zu einer großen Koalition ebenfalls nicht "klipp und klar nein" sagen. Die SPD, die mit drei Sitzverlusten nicht vom Korruptionsskandal profitieren konnte, wird am Donnerstag tagen. Braun sprach sich jedoch von allen denkbaren Konstellationen vorerst für eine offene Zusammenarbeit aus. "Wir werden konstruktiv an die Arbeit gehen und uns das eine gewisse Zeit anschauen, um einschätzen zu können, wer die BEU politisch ist." Die SPD habe mit der BEU noch keine Kontakte aufgenommen, sagte Braun. Er erwartet, daß die BEU die Initiative ergreift. "Es ist so üblich, daß der Größere auf den Kleineren zukommt."

Die Grünen legen weniger Wert auf die Etikette. "Wir sind gesprächsbereit und reden mit allen", sagte die neugewählte Stadtverordnete für die Grünen, Ellen Enslin. Es könne auch über alles geredet werden, fügte sie hinzu. Der FWG-Vorsitzende Lothar Vielhauer erklärte, seine Fraktion werde alles mittragen, "was als realitätsbezogene Politik gilt". cn

SORTRUNDSCHAU

Handball-Oberliga der Frauen, Gruppe Süd Letzten Strohhalm ergriffen Unter dem neuen Trainer doch noch Krifteler Rettung?

In der Handball-Oberliga (Gruppe Süd) der Frauen dürfte der Meisterschaftskampf entschieden sein. Während sich die SU Mühlheim mit 18:9 zu Hause gegen die damit zum Abstieg verurteilte Regionalliga-Reserve von Eintracht Wiesbaden durchsetzte, verlor Verfolger TV Groß-Umstadt mit 11:12 beim SV Crumstadt. Neue Hoffnung im Abstiegskampf schöpft TuS Kriftel nach dem sicheren 12:8-Heimsieg gegen Walldorf, aber nächste Woche will das nun drei Punkte Vorsprung besitzende Mühlheim am vorletzten Spieltag den Titel mit einem Heimsieg gegen den Drittletzten Kriftel unter Dach und Fach bringen. Da bleibt der TuS trotz des Amtsantritts von Ex-Trainer Stefan Hartmann (während der Saison in Flörsheim ausgeschieden) nur das Prinzip Hoffnung. Am vorletzten Spieltag also wahrscheinlich das Meisterstück von Mühlheim (Sonntag, 17 Uhr) zu Hause gegen Kriftel. In den hinteren Gefilden liegt der Siebtplazierte Sulzbach (Sonntag in Wiesbaden) nur zwei Punkte vor dem Zehnten Kriftel. Zu den "Bedrohten" zählt noch Crumstadt, das am Sonntag (17 Uhr) in Heusenstamm antritt. Die TSG Bürgel kann sich mit einem einkalkulierten Heimsieg gegen das abgeschlagene Schlußlicht Oberursel retten (Samstag, 17 Uhr). Nur noch auf zwei Ausrutscher von Spitzenreiter Mühlheim kann Verfolger TV Groß-Umstadt (Sonntag, 17 Uhr, zu Hause gegen Walldorf) hoffen.

SU Mühlheim - Eintracht Wiesbaden II 18:9 (9:6). Wahrscheinlich das Meisterstück der Mühlheimerinnen, die sich mächtig über die Crumstädter Schützenhilfe gegen Groß-Umstadt freuten. "Nun fehlt nur noch ein Punkt aus zwei Spielen zu Hause gegen Kriftel und notfalls zum Schluß in Sulzbach", hatte SU-Pressesprecher Klose schnell hochgerechnet. Gegen das damit praktisch abgestiegene Eintracht-Team kam Mühlheim nie ernsthaft in Gefahr, konnte aber auch nicht glänzen. Beste Werferinnen waren Ingrid Banzerus (5) und Stephanie Haus (4/2). Wiesbaden kämpfte aufopferungsvoll, hatte aber mit nur sechs Feldspielerinnen keinerlei Auswechselmöglichkeiten. Steffi Wallrabenstein (3) und Kerstin Eifler (3/2) waren die Besten beim Bezirksliga-Abgänger. Mühlheim indessen bereitet sich innerlich bereits auf die Aufstiegsspiele zur Regionalliga gegen den Nordvertreter Ost-Mosheim vor.

TuS Kriftel - TGS Walldorf 12:8 (7:3). Neue Besen kehren gut. Unter der Regie des zurückgekehrten "verlorenen Sohnes" Stefan Hartmann ergriff TuS Kriftel den letzten Strohhalm mit dem deutlich ausgefallenen Heimsieg gegen Walldorf. Der Sieg geriet nie ernsthaft in Gefahr. Beste Werferinnen waren bei den abwehrstarken Gastgeberinnen die bei Siebenmeter-Würfen nervenstarke Marion Blume (5/5) und Brigitte Simons (4/1). Ob der Sieg noch hilft, steht angesichts der beiden Schlußaufgaben von Kriftel in Mühlheim (Spitzenreiter) und zu Hause gegen den Zweitplazierten TV Groß-Umstadt jedoch in den Sternen. Verlierer Walldorf muß sich - bei vier Punkten Vorsprung vor dem Bezwinger Kriftel - kaum noch Sorgen um den Klassenerhalt machen. Ein Pünktchen benötigt der Aufsteiger noch im schlimmsten Falle.

TSG Oberursel - PSV Heusenstamm 14:24 (7:12). Oberursel trat bis auf Karin Siegmann (drei Tore) mit der kompletten A-Jugend an, da sich vier Spielerinnen des Absteigers in Ski-Urlaub befanden. Beim ehemaligen Regionalligisten beginnt bereits der Neuaufbau. Nach zwei Abstiegen hintereinander lautet nun in der Bezirksliga das Ziel Klassenerhalt. Vor 100 Zuschauern dominierte der auf Rang vier vorgestoßene Aufsteiger PSV Heusenstamm nach Belieben. Beide Halbzeiten endeten kurioserweise mit 12:7 für die technisch überlegenen Gäste. Heusenstamm hatte seine besten Werferinnen in Ellen Thieriff (7) und Martina Russo (6/5), Oberursel in Martina Gearstka (6/1). jo

Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Offenbach. Musiktheater für Kinder: O Papa, sagt die Lene, 11 Uhr; Bernd Kohlhepp: Der Wünschelrutengänger, 20 Uhr, Theater an der Goethestraße.

Multikulturelles Fest: Kennst Du den?, ab 12 Uhr, in der August-Bebel-Schule.

Heavy Disco Party, 20 Uhr, F 63, Frankfurter Straße 63.

Indi-Night mit Insect Voyeur, Clockwise und der Ätherische Einzelkämpfer, 21 Uhr, Isenburger Schloß.

Jazz: Wood Brass Quintett, 22 Uhr, Undine Bootshaus, Fechenheimer Mainufer.

Dieburg. Moskauer Staatszirkus, 15 und 20 Uhr, Festplatz am Schloßgarten.

Dietzenbach. Solokabarett mit Michael Quast: Die Wüste lebt, 20 Uhr, Bürgerhaus. Dreieich. Volkstümlicher Abend: Gude, Servus und Hallo, 19 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.

Mühlheim. Theater AG: Ein Sommernachtstraum, 19.30 Uhr, Cafeteria der Friedrich-Ebert-Schule, In der Seewiese.

Neu-Isenburg. Autorenlesung mit Adam Seide, 20 Uhr, Galerie Patio, Waldstraße 115.

Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, 20 Uhr, Haus zum Löwen.

Langen. Forum Neue Musik: Mutare Ensemble Frankfurt, 20 Uhr, Stadthalle.

Rödermark. Terem Quartet aus St. Petersburg: Balalaikas go West, 20 Uhr, Halle Urberach. Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 17.30, 20.15, 22.30 Uhr). - Palast: Kein Pardon (15 Uhr); Der Duft der Frauen (16.45, 20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.15 Uhr); Sister Act (17.45, 20.15, 22.30 Uhr). - Rex: Tom und Jerry (15.15 Uhr); Dracula (17.30, 20, 22.30 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (15.30, 17.45, 20.15, 22.30 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Kein Pardon (20.30 Uhr). - Viktoria: Alarmstufe: Rot (20.30 Uhr).

Langen. Hollywood: Ein ehrenwerter Gentleman (20.15 Uhr). - Fantasia: Der Außenseiter (20 Uhr). - Neues UT-Kino: Ein ganz normaler Held (20 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Jimmy Hoffa (20.15 Uhr). - Zeitlos: Stalingrad (19.30 Uhr); Bitter Moon (22 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Sneakers - Die Lautlosen (20.30 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr). - Turmstudio: Eine Frage der Ehre (20 Uhr). Vorträge / Kurse Neu-Isenburg. Panoramavision: Island - Feuer, Eis und Abenteuer, 19.30 Uhr, Hugenottenhalle.

Rödermark. Vortragsreihe Literatur: Der Kaufmann von Venedig, 20 Uhr, Rothaha-Saal der Stadtbücherei.

3D-Dia-Schau: Rothenburg ob der Tauber, 20 Uhr, Halle Urberach. Vereine / Organisationen Offenbach. VHS: Jahreshauptversammlung, 19 Uhr, Johannesgemeinde, Ludwigstraße 131.

Dietzenbach. Jahreshauptversammlung der Modellflieger, 19 Uhr, Bürgerhaus. Jahreshauptversammlung der Feuerwehr, 20 Uhr, Feuerwache.

Dreieich. Brieftaubenzüchterverein Klub 03: Jahreshauptversammlung, 19 Uhr, im Clubhaus, Am Bürgeracker.

Langen. VVV-1877: Jahreshauptversammlung, 19.30 Uhr, Haferkasten, Wilhelm-Leuschner-Platz.Ausstellungen Dreieich. Eröffnung: Fotografien von Daniel Stier und Dieter Schwer, 20 Uhr, Bürgersaal Buchschlag.

Rödermark. Eröffnung: Skulpturen von Ursula Liebdrucks und Radierungen von Heinz Wallisch, 19 Uhr; Lou ihr Milljöh, Ober-Roden, Dockendorffstraße 8. Beratungen / Offene Treffs Offenbach. Jugend- und Drogenberatungsstelle Wildhof, Herrnstraße 16: 12 bis 14 Uhr, Telefon 069 / 81 17 11.

Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Medikamentenabhängige, Städtische Kliniken Offenbach, Altbau, erster Stock, Cafeteria, 17 bis 18.30 Uhr.

Ostkreis Offenbach. Jugend- und Suchtberatung, Nieder-Roden, Breslauer Str. 43, Rufnummer 0 61 06 / 7 40 99.

Rödermark. Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", Dokkendorffstr. 2, Ober-Roden: 9 bis 12 Uhr, Tel. 0 60 74 / 9 40 11.

Neu-Isenburg. Verein Hilfe für ältere Bürger, 9 bis 13 Uhr, Ludwigstr. 75-79.

Kinderschutzbund, Stoltzestraße 8: 9 bis 12 Uhr, Tel. 25 47 47.

AWO: Mobiler sozialer Hilfsdienst, 8 bis 10 Uhr, Kronengasse, Telefon 3 37 77.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Die Brücke", 11.30 bis 12.30 Uhr, Löwengasse 8.

Verein für Suchtgefährdeten- und Suchtkrankenhilfe, 19 bis 22 Uhr, Friedrichstraße 43, Tel. 0 61 02 / 66 55.

Dreieich. Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF), 9 bis 16 Uhr, Robert- Bosch-Str. 26, Tel. 0 61 03 / 37 11 42.

Jugend- und Drogenberatungsstelle des Wildhof, 10 bis 14 Uhr, Hauptstr. 32-36, Sprendlingen, Tel. 6 49 47.

Egelsbach. Pro Familia, Kirchstr. 2: 15 bis 17 Uhr, Telefon 0 60 74 / 22 65.

Langen. AWO: Essen auf Rädern/Mobiler Soz. Hilfsdienst, Wilhelm-Leuschner- Platz 5: 8 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 03 /2 40 61.

Kinderschutzbund, 9 bis 12 Uhr, Wiesenstraße 5, Telefon 0 61 03 / 5 12 11.

Mütterzentrum, Zimmerstraße 3: Treff, 9.30 bis 11.30 Uhr, Telefon 0 61 03 / 5 33 44. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 069 / 88 61 39.

Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.

Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.

Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03 / 5 18 84.

(Ohne Gewähr)

Eine ganz schwierige Situation Wiesbaden und das Debakel der beiden großen Parteien

WIESBADEN. "Wiesbaden befindet sich jetzt in einer ganz schwierigen Situation". Mit diesen Worten kommentiert CDU-Bürgermeister Hildebrand Diehl das Debakel der beiden großen Parteien in der Landeshauptstadt: Die SPD büßte ihre absolute Mehrheit ein und rutschte um 15,8 Prozent auf nun gerade noch 33,7 Prozent der Stimmen, die CDU verlor 4,5 Prozent und sank damit auf 28,9 Prozent. Schlimmer noch als diese Niederlage trifft Sozial- wie Christdemokraten der Wahlsieg der Republikaner. Mit 13,1 Prozent wurden sie drittstärkste politische Kraft in Wiesbaden. Die Grünen legten 3,1 Prozent zu: Sie kletterten auf 11,9 Prozent, die FDP konnte mit sieben Prozent ihr altes Wahlergebnis halten, die sechs übrigen Mitbewerber blieben deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde. Die ÖDP beispielsweise erreichte 0,6 Prozent.

Fest steht, daß es nach diesem Wählervotum weder für ein rot-grünes Bündnis, noch für eine bürgerliche Stadtregierung aus CDU und FDP reicht. Denkbar wäre eine große Koalition - eine Möglichkeit, mit der sich CDU und SPD bislang nicht recht anfreunden können. "Nur eine Notlösung", winkte Hildebrand Diehl ab, "die nicht geeignet wäre, Vorbehalte der Bürger gegen die Politik auszuräumen". Diskutiert wird die Zusammenarbeit aller demokratischen Parteien im Stadtparlament nach dem Vorbild des "Allparteienmagistrats": Wolfgang Schwarz (FDP): "Wir müßten uns eben zusammenraufen." Bei all diesen Planspielen ist nur eines bislang gewiß: Mit den Republikanern haben die vier Parteien nichts am Hut.

Das Wahldesaster wird bei der SPD personelle Konsequenzen haben, kündigte SPD-Oberbürgermeister Achim Exner an. Wen die Genossen in die Wüste schikken, ist aber noch völlig offen. Nur die FDP nannte bereits Namen von zwei SPD-Stadträten, deren "Abwahl wir unterstützen werden": Jörg Bourgett, umstrittener Personaldezernent, und Dieter Berlitz, dessen Verkehrspolitik auf wenig Gegenliebe stieß. maf

Tips und Termine · Tips und Termine

Theater / Musik / Literatur Rüsselsheim. Schauspiel: Die respektvolle Dirne, 20 Uhr, Stadttheater.

Let's Go West-Party, 21 Uhr, das Rind, Mainstraße.

Gernsheim. Liesel Hambach: Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen, 20 Uhr, Gymnasium Gernsheim. Kinos / Filme Mörfelden-Walldorf. Lichtblick - Walldorfer Kinotreff: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr).

Groß-Gerau. Lichtspielhaus: Der letzte Mohikaner (19.30 Uhr); Doppelprogramm: Der letzte Mohikaner + Jimmy Hoffa (21.30 Uhr). - Bambi: Jimmy Hoffa (20 Uhr).

Rüsselsheim. Rex-Kino-Center: Rex I: Ein ehrenwerter Gentleman (15.15, 17.30, 20, 22.45 Uhr). - Rex II: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Ein ganz normaler Held (17, 20 Uhr); Night on Earth (22.45 Uhr). - Cinema: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (15 Uhr); Bodyguard (17 Uhr); Alarmstufe: Rot (20, 22.45 Uhr).

Nauheim. Ried-Casino: Verhängnis (19.30 Uhr); Cildren of nature - Eine Reise (17.30, 21.45 Uhr).

Ginsheim-Gustavsburg. Burg-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (15, 20 Uhr). Vorträge / Kurse Mörfelden-Walldorf. Diaschau der Naturfreunde: Sächsische Schweiz, 20 Uhr, im Naturfreundehaus Mörfelden. Parteien / Parlamente Rüsselsheim. Mitgliederversammlung der Grünen, 19 Uhr, Stadthalle.

Vereine / Organisationen Kelsterbach. DLRG-Jugend: Jahreshauptversammlung, 19 Uhr, in der Arche.

Treffen der Kerweborsch, 19.30 Uhr, BSC-Vereinsheim. Beratungen / Offene Treffs Mörfelden-Walldorf. Sozialstation, Waldstr. 16 1/10, Tel. 0 61 05 / 7 60 74: 9 bis 12 Uhr.

Psychosoziale Kontakt- und Beratungsstelle "Kamin-Club", Kochgruppe: 11 bis 13.30 Uhr, Schillerstraße 16, Telefon 0 61 05 / 7 67 70.

Frauentreff: offener Treff, 20 Uhr, Mörfelden, Langgasse 45.

Groß-Gerau. Verein Frauen helfen Frauen: Beratung, 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung, Schöneckenstraße 2, Telefon 0 61 52 / 3 99 99.

Diakonisches Werk: Lebensberatung, 9 bis 12 Uhr, Oppenheimer Straße 4, Telefon 0 61 52 / 78 35.

Rüsselsheim. "Notruf für vergewaltigte Frauen im Kreis Groß-Gerau", 10 bis 12 Uhr, Frauenzentrum, Haßlocher Str. 150, Tel. 0 61 42 / 5 20 20.

Verbraucherberatung, Marktstr. 29, 9 bis 12.30 Uhr, Tel. 0 61 42 / 6 32 68.

Pro Familia, 8.30 bis 18 Uhr, Lahnstraße 30, Telefon 0 61 42 / 1 21 42.

Caritas: Beratung für Suchtkranke, von 8 bis 12 Uhr, Freiligrathstraße 10.

Raunheim. Frauentreff, Frankfurter Str. 13, 10 bis 12 Uhr, Tel. 0 61 42 / 4 63 11.

Rhein-Main. Fluglärmbeschwerdestelle des Rhein-Main-Flughafens, Tel. 0 69 / 6 90 22 00. Frauenhaus-Initiativen Groß-Gerau. Haus für mißhandelte Frauen und Kinder, Tel. 0 61 52 / 3 99 77.

Raunheim/Rüsselsheim. 0 61 42 / 4 63 89.

(Ohne Gewähr)

In Vilbel fühlen sich alle als Gewinner Wähler stimmten bei CDU und SPD gegen Trend / REP "nur eine Opposition mehr"

BAD VILBEL. "Sieg ist Sieg." Erster Stadtrat Klaus Minkel (CDU) ist mit dem Ergebnis seiner Partei zufrieden. Die CDU konnte am Sonntag mit 54,2 Prozent ihre absolute Mehrheit im Parlament behaupten. 54 Prozent, zwei weniger als vor vier Jahren - damit war das Boot für die Vilbeler Union allerdings auch voll. Trotz markiger Wahlkampfparolen mußte sie an ihrem rechten Rand Federn lassen bei diesem Urnengang, der die rechtsextremen "Republikaner" bei ihrem zweiten Anlauf mit 6,6 Prozent ins Parlament brachte. Das über 60prozentige Ergebnis der Wahlwiederholung von 1992, bei der die CDU auf die Wiederwahl von Bürgermeister Günther Biwers verweisen konnte, ließ sich nicht wiederholen.

Das angepeilte Ziel von 50 Prozent plus X wurde aber erreicht, freut sich CDU- Vorsitzender Herbert Klug. Als Dämpfer könne das Wählervotum nicht gewertet werden. Und auch Spitzenkandidat Günther Biwer ("Ich kann strahlen") hält 54 Prozent für "recht gut, angesichts der allgemeinen Unzufriedenheit der Wähler". Bei der Wahlparty der Union im Kurhaus-Café herrschte denn auch die übliche Ausgelassenheit.

Von der SPD-Opposition wird das CDU- Ergebnis anders bewertet. Die Union habe "deutlich verloren", urteilt Fraktionsvorsitzender Johannes Frank. Der beste Mann der "Republikaner" sei Klaus Minkel gewesen. Die Wähler hätten jedoch lieber das Original und nicht die CDU angekreuzt. Die SPD selbst hat nach ihren vergangenen Talfahrten gelernt, bescheiden zu sein. Mit einem leichten Zuwachs auf 22 Prozent, so freute sich Parteivorsitzender Jens Treuner, sei der Abwärtstrend gestoppt. Johannes Frank: "Wir haben wieder Boden unter den Füßen." Zumindest in dieser Hinsicht hat Vilbel wieder einmal gegen den Landestrend gewählt. Inmitten des Strudels, der die Sozialdemokraten im Hessenland tief hinabgezogen hat, ragt das unspektakuläre SPD-Ergebnis in Vilbel "wie eine Insel" (Stadtverordnete Sylvia Harbig) hervor.

Weniger das Wählervotum, als den 60. Geburtstag des Genossen Rafael Zur, der zu fetziger Live-Musik und kaltem Buffet in den Kurhaussaal einlud, bot den Sozialdemokraten am Sonntag Anlaß zum Feiern. Weitaus ruhiger ging es in der kleinen FDP-Runde ein Stockwerk tiefer im Restaurant zu. 5,2 Prozent, das ist weniger, als sich die Freidemokraten aufgrund ihres kräftezehrenden, arbeitsintensiven Wahlkampfs erhofften. Den "Klassenerhalt" haben sie knapp erreicht, an das Sechs-Prozent-Ergebnis von 1992 konnten die Freidemokraten aber nicht wieder anknüpfen. Einziger Lichtblick: Fleischermeister Ottmar Dauterich bescherte ihnen mit 14,8 Prozent den Einzug in den Gronauer Ortsbeirat.

Im Massenheimer Ortsbeirat wird erstmals die UWL/ÖDP vertreten sein. Gärtner Peter Paul erreichte für die Umweltlistenverbindung stattliche 8,3 Prozent. Ihr Gesamtergebnis konnte die UWL/ÖDP auf 3,7 Prozent ausbauen, den Sprung in die Stadtverordnetenversammlung schaffte sie allerdings nicht. Spitzenkandidat Kai Schlegelmilch: "Wir werden auch ohne Sitz im Parlament weiterhin unseren Einfluß geltend machen."

Nicht im Kurhaus, sondern in der "Traube" feierten die Grünen am Sonntag "ihre" 8,1 Prozent, mit denen sie ihr Ergebnis von 1989 noch übertrafen. ÖDP- und Grüne-Zahlen zeigen, daß das an Umweltpolitik interessierte Wählerpotential in der Brunnenstadt mit zusammengerechnet 13 Prozent recht hoch ist. Mit dem Stimmenzuwachs liegen die Grünen, die die ÖDP-Konkurrenz offenbar nicht zu fürchten hatten, im positiven Landestrend. Grünen-Sprecher Helmut Teichmann-Kucharskis führt das gute Abschneiden auch auf die Gegenplakatierung zur CDU-Werbung ("Taten statt Worte") zurück, bei der die Grünen mehr Ehrlichkeit in der Politik einforderten.

Politikverdrossenheit und mangelndes Vertrauen in die Volksvertreter der etablierten demokratischen Parteien spielten auch in der Brunnenstadt am Sonntag eine große Rolle. Bei einer Wahlbeteiligung von 74,4 Prozent (1989: 81 Prozent) gaben 929 Vilbeler/-innen, das sind 6,6 aller Wahlberechtigten (im Wahlbezirk Bürgerhaus Heilsberg: 12,8 Prozent), den "Republikanern" ihre Stimme, die nun mit drei Mandaten ins Parlament einziehen. Kommentare aus den übrigen Parteien: "Sehr bedauerlich" (Günther Biwer, CDU), "das Schlimmste, was uns passieren kann" (Johannes Frank, SPD), "dadurch haben wir alle verloren" (Dr. Hartmut Groß, FDP), "schlimm" (Kai Schlegelmilch, UWL/ÖDP), "schockierend" (Helmut Teichmann-Kucharskis, Grüne).

Noch herrscht Unsicherheit, wie im Parlament mit den "Rechtsaußen" zu verfahren sei. Bürgermeister Biwer (CDU): "Es wird keine Zusammenarbeit mit den Reps geben. Bei politisch falschen Aussagen werde ich dagegenhalten." Gregor Weiser (FDP): "Ich behalte mir vor, den Saal zu verlassen, wenn ein ,Republikaner&rquote; in die Bütt' steigt." Sylvia Harbig (SPD): "Vor allem die CDU ist jetzt gefordert, sich im Parlament von den ,Republikanern&rquote; abzugrenzen." Einzig für Dr. Josef Maetz sind die "Republikaner" kein Thema: Der CDU-Fraktionsvorsitzende sieht die Angelegenheit von der praktischen Seite her: "Für uns ist das einfach nur eine Opposition mehr. Das kostet Zeit, denn dann ist jeweils auch ein Redner mehr da." Seine Schlußfolgerung: "Wir werden daraus eine Oppositionssuppe machen."

Die Sitzverteilung im neuen Parlament: SPD 10, CDU 25, Grüne 4, FDP 3, REP 3. JÖRG MUTHORST

"Grüne Soße" inszeniert Stück über Emigranten

HÖCHST. Das Frankfurter Theater "Grüne Soße" ist am Freitag, 12. März, um 10 und um 20 Uhr im Jugendzentrum Höchst in der Palleskestraße 2 zu Gast. Im Rahmen der Aktionswoche "Und mein Name ist Mensch" spielt das Ensemble den Einakter "Emigranten" des polnischen Autors Slawomir Mrozek.

Joachim Stargard hat die Geschichte zweier Einwanderer inszeniert, die durch fremde Sprache und Kultur die Zielrichtung ihrer Arbeit verloren haben. Der Intellektuelle wird zum Zyniker, der illegale Arbeiter häuft nur noch sinnlos Geld an. Beide dämmern als orientierungslose, heimwehkranke Menschen vor sich hin.

Eintrittskarten kosten sieben Mark, ermäßigt vier Mark. ege

Partnersuche mit Problemen In Kriftel ist alles anders

KRIFTEL. "Es wär' ja vielleicht mal ganz amüsant, in die Opposition zu gehen", sagt CDU-Fraktionschef Ferdinand Dillmann ohne die Spur von einem Lächeln. "Aber das haben wir absolut nicht vor, auch nicht aus Trotz über unsere Verluste." In der Union der Obstbaugemeinde sitzt der Stachel der Wahlschlappe tief. Aber Dillmann und Vorsitzender Oliver Schwebel betonen: Obwohl die Partei unter die 40-Prozent-Marke gerutscht ist, "bleiben wir mit 14 Sitzen die stärkste Fraktion im Parlament". Der Auftrag des Wählers sei eindeutig. Die CDU habe zwar die absolute Mehrheit im Gemeindeparlament verloren, solle aber in Zukunft zumindest mitregieren - trotz Affäre Peter M. und trotz des unter Korruptionsverdacht stehenden Spitzenkandidaten Hans- Werner Börs, der gestern seinen 65. Geburtstag hinter Gittern verbrachte.

Die Jahrzehnte, in denen in Kriftel nur die Erdbeeren rot und die Äpfel grün sind, im Rat- und Bürgerhaus aber alles schwarz, haben ein Ende. Welchen frugalen Mix es in den nächsten vier Jahren geben wird, ist noch völlig offen. Fest steht nur: Die CDU wird keinesfalls mit dem Erzfeind FWG alias Wolfgang Gerecht kooperieren - und kann selbst nicht damit rechnen, daß die grünen Aufsteiger die Unions-Skandale aus ihrem Gedächtnis streichen und zur Zusammenarbeit bereit sind. Die neue CDU- Fraktion will daher erst mal auf Tuchfühlung mit denkbaren Partnern gehen und nach Dillmanns Worten bei ihrer konstituierenden Sitzung am Donnerstag abend darüber entscheiden, mit wem sie offiziell verhandelt.

Doch die Lage ist vertrackt. Neun Sitze SPD, 14 CDU, fünf Grüne, vier FDP und fünf FWG: da bleiben rein rechnerisch nur das unvorstellbare SPD-CDU-Bündnis, vielleicht noch im Gespann mit der FDP, eine SPD-Grüne-FDP-Ampelkoalition, die allerdings für eine Mehrheit noch auf die FWG angewiesen wäre - oder eben wechselnde Mehrheiten. "Die sind ja mittlerweile eine beliebte Sache", sagt Dillmann bitter. Aber "zum konstruktiven Regieren" tauge das freie Spiel der Kräfte seiner Meinung nach wenig in Kriftel.

Taugt die SPD zum neuen Kompagnon? - "Am Dienstag tagt der Vorstand, dann diskutieren wir", sagt Fraktionschefin Ruth Zeitler, angesichts des verlorenen Sitzes der Genossen in Kriftel und landesweiter Verluste total frustriert. Der Rechtsruck macht ihr Sorgen: Auch in der Obstbaugemeinde hätten bei der Wahl zum Kreistag 6,4 Prozent für die Republikaner gestimmt - 6,4 Prozent zuviel, meint Zeitler.

Anders als am Wahlabend machte sie gestern eine Zusammenarbeit von Bedingungen abhängig. Personelle Konsequenzen im Gemeindevorstand seien überfällig für den "Neuanfang". Die Fraktionsvorsitzende hat aber ausgerechnet, daß die CDU-Hauptamtlichen Börs und Erster Beigeordneter Paul Dünte nur mit den Stimmen der Union abgewählt werden können, falls die nötige Zweidrittelmehrheit zustande kommen soll.

Personelle Konsequenzen fordert auch FDP-Spitzenkandidat Peter Jansen von der CDU. Geht's Börs und Dünte nach den Affären doch noch an den Kragen? - Für den Fraktionschef der gebeutelten Union kein Thema. "Die Hauptamtlichen stehen nicht zur Disposition", erklärt Dillmann. Außerdem habe das Parlament künftig nur noch über einen der beiden Posten zu bestimmen, da der Bürgermeister ja direkt vom Bürger gewählt werde. Abwahlanträgen werde die CDU zur Zeit nicht zustimmen. Beigeordnetem Dünte muß demnach nicht bange sein. "Ich bin bis 1995 gewählt, und eine qualifizierte Abwahl-Mehrheit gibt's nur mit der CDU", hat auch er addiert und sich schon beruhigt.

Wieder gelassener war auch der junge CDU-Chef Oliver Schwebel 18 Stunden nach dem vorläufigen Endergebnis. Eigentlich hätten die Krifteler trotz der eigenen verlorenen Stimmen "sehr demokratisch gewählt", sagt er. Er habe die Kreisergebnisse genau studiert. "Erstens haben wir mit 77,6 Prozent die höchste Wahlbeteiligung im Kreis", betont Schwebel. "Und zweitens haben die Republikaner bei uns noch am schlechtesten abgeschnitten."

Die kleinen Parteien bleiben die großen Gewinner - was bei ihnen tief sitzt, ist die Freude. Ingo Mehling wurde derart überrascht vom "Grünen-Wachstum" in der Obstbaugemeinde, daß der Physikstudent vor lauter Freude gar nicht wußte, wo er des Nachts noch feiern sollte. "Kriftel ist doch nicht so schlecht wie alle glauben", kommentiert er den Kellersturz der Union. Und FDP-Spitzenmann Peter Jansen, potentieller Zählpartner für so manchen, ist ebenfalls "begeistert". Was die Entwicklung der Obstbaugemeinde anbelange, seien die Liberalen mit ihrer "sanften Einstellung fast auf Kurs der Grünen", meint der Bauingenieur. Also doch ein FDP-Grüne-SPD-Pakt? - Reicht einfach nicht. Und Fraktionschef Gerecht müßte schon manche Aussage über die FDP zurücknehmen, falls die FWG die Mehrheit ohne CDU ermöglichen soll. "Die FDP hat ohne jede kommunalpolitische Leistung zehn Prozent erreicht, eine Katastrophe!", ertönt Gerechts Schelte lautstark. "Was soll hier nur werden?" PETRA MIES

HESSEN 26

Glauburg: SPD muß sich jetzt einen Partner suchen Nicht von Koalition, von Kooperation wird gesprochen

GLAUBURG. "Ich persönlich kann mir eine Zusammenarbeit mit allen anderen Fraktionen vorstellen. Ich habe da kein Problem, weil keine Republikaner oder sonstigen Radikalen im Parlament vertreten sein werden", versicherte Glauburgs Bürgermeister Eberhard Langlitz (SPD) nach der Wahl. Die SPD büßte bei der Gemeindewahl ihre absolute Mehrheit ein. Montag abend tagten Parteivorstand und Fraktion gemeinsam und kamen offenbar zu einem ähnlichen Ergebnis wie der Bürgermeister. Langlitz über die Sitzung: "Wir waren uns einig, daß wir mit allen Parteien sprechen." Eine Koalition müsse dabei nicht "unbedingt" herauskommen, "eine lose Vereinbarung würde ausreichen". Die Stimmeinbuße seiner Partei hat den Rathauschef an sich "nicht so sehr überrascht, nur die Höhe". Sie rutschte von 52,9 im Jahr 1989 auf 41,6 Prozent ab.

Zwei Ursachen machte Langlitz dafür aus: Zum einen den Protest gegen die geplante Kreis-Kompostierungsanlage in Glauberg, den die FWG zu ihrer Sache gemacht habe. Immerhin erzielten die Freien Wähler diesmal 34,6 Prozent und verbuchten damit gegenüber 1989 ein Stimmenplus von 12,3 Prozent. In Glauberg, so Langlitz, habe die FWG sogar zehn Stimmen mehr bekommen als die SPD. Zum zweiten habe sicherlich auch der "Hickhack" um die Einrichtung eines gymnasialen Zweiges in Konradsdorf einen Ausschlag auf die Wahlentscheidung gegeben. "Eltern reagierten verständnislos auf das Verhalten der SPD auf Kreisebene", berichtete Langlitz. Allerdings wollen sich im Kreistag immerhin 47 Prozent der Glauburger, die zur Urne gingen, durch die SPD vertreten wissen, also 5,4 Prozent mehr als auf Gemeindeebene. Stichwort Kreis: "Am meisten hat mich der hohe Anteil von NPD- und Republikaner-Wählern erschüttert", konstatiert Glauburgs Rathauschef. Auf Gemeindeebene waren keine rechtsextremen Gruppierungen angetreten. Daß immerhin 9,6 Prozent der Glauburger, die ihre Stimme für den Kreistag abgaben, mit NPD und sogenannten Republikanern rechtsextrem wählten, führt er mit darauf zurück, daß die Frage der Flüchtlingsunterbringung vor Ort noch nicht gelöst sei. Die Gemeinde setzt auf Privatquartiere.

"Wir sind selbst etwas außer Fassung über das gute Ergebnis", sagte Alfred Schäfer, Vorsitzender der FWG. Er will erst Stellung nehmen, wenn die Wählergemeinschaft sich beraten hat.

Eine Koalition mit der geschwächten SPD strebt die CDU laut ihrem Fraktionsvorsitzenden Albrecht Kauschat nicht an. Seine Partei zog bei der Gemeindewahl nur noch 13,8 Prozent der abgegebenen Stimmen und damit 2,9 Prozent weniger als 1989 auf sich. Kauschat geht von einer "engeren Zusammenarbeit mit der FWG" aus. Für ihn ergibt sich nach der Wahl eine "interessante" Situation, "weil die SPD nicht mehr selbst bestimmt, wann sie nachgibt und wann nicht". Es werde offener. Allerdings gebe es angesichts einer Pro-Kopf-Verschuldung von 3100 Mark zum Jahresende leider "keinen Spielraum. Es ist kaum etwas zu gestalten."

Für Glauburgs Grüne, die bei der Gemeindewahl von 8 auf 9,8 Prozent der abgegebenen Stimmen zulegten, kommt eine Koalition "zu 60 Prozent" nicht in Frage, so ihr Fraktionsvorsitzender Alfred Preusch. Ganz festlegen wollte er sich vor der parteiinternen Beratung am Mittwoch abend nicht. Dennoch fand Preusch deutliche Worte: "So wie es aussieht, wird es nicht so direkt eine Koalition mit der SPD geben." Die Sozialdemokraten hätten einen Berg Schulden hinterlassen und die Grünen "sind doch nicht die Schuldenmitverwalter". Eine dauerhafte Zusammenarbeit mit FWG und CDU sieht Preusch auch nicht. Schließlich sei die FWG eine Vertretung des "betuchten Bürgertums" und habe beispielsweise "kein Herz für die Jugendarbeit". Preusch: "Wir gehen mit denen zusammen, die die bürgernächste Politik machen." Am naheliegendsten erscheint ihm eine an Sachthemen orientierte Kooperation. MONIKA KAPPUS

Nach dem Wahldesaster der SPD rückt der Entscheid über den Landrat in den Mittelpunkt Banger Blick auf die Direktwahl

Von Rüdiger Arendt und Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Der eine sah bereits seine Felle davonschwimmen, der andere schöpfte neue Hoffnung. Landrat Karl Eyerkaufer (SPD), von seinem Sieg bei der Direktwahl am 9. Mai bis dahin felsenfest überzeugt, geriet ins Wanken, als er am Sonntagabend die Wahlergebnisse für seine Partei aus Hanau vernahm. Rund 15 Prozent Stimmen weniger als vor vier Jahren, das ließ ihn fast resignieren. Als dann Anton Straub, für die SPD im Kreisausschuß, frotzelte, dem neuen Kreisausschuß werde Eyerkaufer möglicherweise gar nicht mehr angehören, sank der Landrat nochmals tiefer in seinen Sessel. Erst nachdem klar war, daß die Hanauer bei ihren Kreisstimmen nachsichtiger mit der SPD umgegangen waren, erhellte sich Eyerkaufers Miene wieder. Dennoch: So sicher wie noch vor wenigen Tagen vorausgesagt, sind die Siegeschancen für Eyerkaufer bei der Landratswahl nicht mehr. Das weiß natürlich auch sein CDU-Kontrahent, der Gelnhäuser Erste Stadtrat Hubert Müller, der sich bis zum Samstag selbst noch auf der Verliererstraße wähnte, jetzt aber Oberwasser hat. Übeträgt man die Ergebnisse der Kommunalwahlen auf die Landrat-Direktwahl am 9. Mai, läuft alles auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden hinaus. Daß Müller dabei auch auf die Stimmen der Republikaner setzt, ist klar. Schon im Wahlkampf hatte er gesagt, er wolle auch rechte Wählerschichten erreichen. Allerdings: Eyerkaufer und Müller werden möglicherweise nicht die einzigen Kandidaten sein, die sich am 9. Mai zur Wahl stellen. Bert-Rüdiger Förster, der Kreisvorsitzende der Republikaner, hält es für nicht ausgeschlossen, daß seine Partei einen eigenen Kandidaten präsentieren wird. Bis zum 5. April ist dafür noch Zeit. In zwei Wochen wollen die Rechtsextremen bei einer Mitgliederversammlung ausschließlich über diese Frage reden. Er selbst werde sich allerdings gegen einen eigenen Kandidaten aussprechen, sagte er gestern, weil dies eine Stichwahl und damit verbunden mehr Geldausgaben nach sich ziehen werde. "In Hanau bei der Oberbürgermeisterwahl mischen wir aber kräftig mit."

Ein ganz großes Fragezeichen steht hinter dem weiteren politischen und beruflichen Werdegang des Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa (SPD). Pipa hatte vor den Wahlen mehrfach klargemacht, daß für ihn eine rot-grüne Koalition "mit diesen Grünen im Kreis" nicht in Frage kommt. Die Grünen denken ähnlich über seine Person und die Eyerkaufers. Bliebe also eine große Koalition. Aber auch da steht Pipas Aussage, die er am Sonntag abend nochmals wiederholte: "Den Posten des Zweiten Kreisbeigeordneten kann ich mir nicht vorstellen." Und seine Ansicht, die CDU müsse der SPD als der nach wie vor stärksten Partei im Kreis den Ersten Kreisbeigeordneten zugestehen, hat er vermutlich selbst nicht ernst gemeint. Aber vielleicht kommt ja doch alles anders, und Müller geht als Sieger aus der Wahl hervor. Dies wäre paradoxerweise für Pipa die beste Entwicklung. Dann nämlich müßte Eyerkaufer zwar gehen, er aber könnte als Vizelandrat bleiben.

Der Blick auf die Statistik zeigt bei der Wahl zum Kreistag , daß die SPD in den bevölkerungsreichen Kommunen Maintal und Gelnhausen bei der Bewerbung für das Main-Kinzig-Parlament besser abschnitt als bei der jeweiligen Gemeindewahl. Sackte die SPD in Maintal selbst gar auf 28 Prozent ab, konnte sie bei der Kreistagswahl zumindest noch 33,5 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Ähnlich sieht es in der Barbarossastadt Gelnhausen aus, wo die SPD nur 26,9 Prozent der Stimmen bei der Gemeindewahl, für den Kreistag aber 34,9 Prozent erzielen konnte. Einen der wenigen Höhepunkte bei der Kreistagswahl erlebten die Genossen im kleinen Spessartflecken Flörsbachtal. Dort erinnern 65,2 Prozent noch an sozialdemokratische Hochburgen von einst, die nach der jüngsten Kommunalwahl auf Gemeindeebene nun reihenweise gefallen sind und schwarz-"freie" Verbindungen (Maintal) oder schwarz- grüne Liaisons (Schöneck) möglich machen. Die CDU liegt bei der Kreistagswahl ebenfalls im Minusbereich, wenn auch nicht so gravierend wie die SPD. Ausnahme: Ronneburg (plus 2,4), Schöneck (plus 1,6) und Gelnhausen (plus 1,5). Bei der Kreistagswahl haben die Christdemokraten in Großkrotzenburg (minus 10,3) und Jossgrund (minus 12,6) die drastischsten Negativerlebnisse. Schwächer als bei der Gemeindewahl schneiden die Grünen in Schöneck und Nidderau ab, wo 19,7 und 17,9 für die Gemeinde 15,8 und 13,7 Prozent für den Kreistag gegenüberstehen. Demgegenüber haben die Grünen bei der Kreistagswahl in Hanau 11,7 statt 9,8 Prozent in der Kommune erreicht. In Maintal kommen sie im Kreis auf 10,7 Prozent und überflügeln damit das Gemeinderesultat von 9,3 Prozent.

Traumergebnisse von Gruppierungen, die erstmals an den Start gingen und die offenkundig "vor Ort" Protestpotential abschöpfen konnten, haben die Main- Kinzig-FWGler nicht in den Kreistag tragen können. Der erhoffte Rückenwind im Altkreis Hanau reichte nicht aus, um die Schlappe im Ostteil des Main-Kinzig- Kreises (2,8 Prozent in Gelnhausen, 2,8 Prozent Steinau, 1,5 Prozent Schlüchtern) wettzumachen. Bei den Zwischenergebnissen für die Kreistagswahl befand sich die FWG kurzzeitig mit 5,4 Prozent im Main-Kinzig-Parlament, fiel dann aber beim Auszählen der sechs letzten Kommunen wieder heraus.

Daß die "Republikaner" mit einem Anteil von 12,4 Prozent in den Kreistag gehievt wurden, liegt insbesondere am Hanauer Stimmenergebnis von 15,6 Prozent. Extrem hohe "Republikaner"-Gewinne sind auch aus Biebergemünd mit 16,1 und Erlensee mit 14,1 Prozent zu berichten. Insgesamt wählten rund 25 000 Main- Kinzig-Bürger die "Republikaner" ins Kreisparlament.

Im Hessenpark beim Wurstmachen zuschauen

NEU-ANSPACH. Mit Hausschlachtungen beginnt am heutigen Dienstag die Reihe der Handwerkervorführungen im Freilichtmuseum Hessenpark. Eine Woche lang können Besucher jeden Tag bei der Arbeit der Schlachtküche des Hofes Emstal-Sand beim Wurstmachen zuschauen. Ab 12 Uhr bieten die Metzger Kostproben an: Metzelsuppe sowie frische Blut-, Leber- und Bratwürste, Kesselfleisch mit Sauerkraut und Brot.

Hausschlachtungen sind seit Jahrhunderten wesentlicher Bestandteil der Selbstversorgung auf dem Land. Im Herbst oder im zeitigen Frühjahr schlachten die Bauern Schweine und Rinder, um sich mit Fleischvorräten einzudecken. che

Naxos-Union sucht Zukunft über den Vergleich Banken und Eigentümerfamilie Rothenberger nicht einig / Noch hoher Auftragsbestand

jk FRANKFURT A. M. Der Vorstand von Naxos-Union hat am Freitag beim Amtsgericht in Frankfurt Vergleichsantrag gestellt. Allerdings soll das nicht das Aus für den traditionsreichen Schleifmittel- und Schleifmaschinenhersteller bedeuten. Das Management ist vielmehr davon überzeugt, daß die Firma weitergeführt wird und für die Gläubiger eine hohe Quote herausspringt. Daß allerdings die Forderungen zu 100 Prozent befriedigt werden, wie es zunächst hieß, muß laut Betriebsratschef Eberhard Dais bezweifelt werden. Der Gang zum Gericht sei unausweichlich gewesen, um später nicht wegen Verschleppung belangt zu werden, erläutert das für Vertrieb und Verwaltung zuständige Vorstandsmitglied Eckart Zillig. Zum Vergleichsverwalter bestellte das Gericht den Frankfurter Rechtsanwalt Gerhard Walter.

Bei Naxos-Union besteht den Worten Zilligs zufolge im Augenblick eine "Liquiditätslücke". Im Grunde sei das Unternehmen "reich, es hat aber kein Geld". Damit spielt er zum einen auf das 70 000 Quadratmeter große Betriebsgelände im Osten Frankfurts und zum anderen auf den für die Branche ungewöhnlich hohen Auftragsbestand an. Das Grundstück will Naxos nach den bisherigen Plänen Anfang nächsten Jahres räumen und mit der Maschinenfabrik, in der zur Zeit noch knapp 400 Leute arbeiten, zum 50-Prozent-Eigentümer, Pittler in Langen, umziehen. Die andere Hälfte der Gruppe gehört der Industriellenfamilie Rothenberger, die gleichzeitig zu rund 40 Prozent an Pittler beteiligt ist. Nach den Worten Zilligs erfordert es noch einige Zeit, bis das Areal für den Verkauf präpariert ist. "Wir wollen es schließlich nicht auf den Markt werfen und Geld kaputt machen."

Die Auftragspolster garantieren die Beschäftigung im Maschinenbau nach Angaben des Managers bis April/Mai nächsten Jahres. "Im Augenblick haben wir ein sehr gutes China-Geschäft", berichtet er, ohne gleichzeitig zu verschweigen, daß der Zusammenbruch des russischen Marktes in der jüngsten Vergangenheit einige Probleme verursacht habe. Vor allem deshalb wurde die Belegschaft in der Maschinenfabrik, die 1991 noch 690 Männer und Frauen umfaßt hatte, stark reduziert. Ein Schlag war auch die Entscheidung von VW, die Investitionen in den neuen Bundesländern zu strecken. Die Naxos-Leute hatten sich bereits auf den Auftrag zum Bau einer Kurbelwellen- Schleifmaschinenstraße eingerichtet.

Weitere 270 Beschäftigte sind im Schleifmittelwerk von Naxos in Butzbach und 75 in dessen Ableger BSW (ebenfalls Butzbach) tätig. Zillig bestätigt, daß dort Verluste entstehen, vor allem weil die Fertigungskapazitäten zu groß dimensioniert seien. Schließlich arbeiten noch 85 Menschen in der mechanischen Vorproduktion im nordhessischen Schwalmstadt-Ziegenhain. Die Gründe für die aktuellen Nöte der Naxos-Union sind offenbar darin zu sehen, daß zwischen der Familie Rothenberger auf der einen Seite und den Banken sowie Versicherungsgesellschaften auf der anderen Seite keine Einigkeit über die Finanzierung eines langfristigen Unternehmenskonzepts erzielt werden konnte. In den Verhandlungen war auch das Land Hessen eingeschaltet, das sogar eine Bürgschaft von 22 Millionen Mark in Aussicht gestellt hat. Die daran gebundenen Auflagen haben die Rothenbergers aber nicht erfüllt. Zillig wertet das Konzept im Rahmen eines umfassenden Pittler-Verbundes als "zukunftsweisend für den deutschen Werkzeugmaschinenbau". Den letztjährigen Naxos-Umsatz gibt er mit 103 Millionen Mark an. Die in der Öffentlichkeit kursierende Verlustzahl von 20 Millionen will er nicht bestätigen.

Zeiten und Farben der Erde Drei Frankfurter Galerien zeigen italienische Künstler

Wie Paolo Conte ein singender Jurist ist, so ist Giorgio Griffa ein malender. Die beiden Italiener üben ihre Zweitberufe mit einem Höchstmaß an Professionalität und Nonchalance aus. Das geht!

Der Turiner Griffa bestreitet jetzt seine dritte Einzelausstellung in der Galerie Appel und Fertsch. Die gezeigten Arbeiten stammen von 1992 und gehören einem Zyklus an, dem sich Griffa schon länger widmet. Er verwendet unbehandelte, ungrundierte Nessel- oder Leinenstoffe, läßt "Freskofarben", die mit Weiß gebrochen werden, in die Gewebe eindringen und schreibt eine Ziffernfolge dazu: die unbetitelten Bilder werden auf diese Weise unverwechselbar. Die Numerierung ist gleichzeitig ein Bildmotiv.

Die übrigen Bildfiguren sind einfach. Als wolle er ein neues Schreibgerät ausprobieren, malt Griffa waagrechte und Schlangenlinien, Schlingen- und Zackengebilde untereinander. Ecriture automatique und EKG-Diagramme der eigenen Befindlichkeit. Aus dem unendlichen Fundus der Zeichen greift der Künstler die unscheinbaren heraus, die vom Fluß der Zeit künden, aber auch - ganz schlicht - von der Freude an der Malerei. "Ich stelle nichts dar, ich male", sagt Griffa, ein Verehrer von Matisse und seiner Farblehre, lakonisch. Seit 1969 zieht er seine Bilder nicht mehr auf Keilrahmen auf, sondern pinnt die Stoffe an die Wand. Sie bilden ein Kontinuum, in das man an jeder beliebigen Stelle eintauchen kann - wie in Contes Chansons.

In der Westend Galerie hat sich derweil der jüngere Tommaso Cascella ausgebreitet. Ein Römer und ehemaliger Architekturstudent, der ebenfalls Fragen der Zeitlichkeit bedenkt. In Frankfurt zeigt er "I giorni dell'anno" (Die Tage des Jahres). Datumsbilder, die den konzeptuellen Formulierungen eines On Kawara völlig entgegengesetzt sind.

Einzelbilder, über die Tiere und der Tod, Menschen und die Sonne geistern, faßt Cascella zu wandfüllenden Monats- Tableaus zusammen. Der Januar sieht nicht viel anders aus als der Juli: zwischen Jahreszeiten wird nicht unterschieden. Diese Tagebuchaufzeichnungen taugen nicht zu biographischen Recherchen: sie sind so allgemeiner Natur. "Die Erdpigmente sind die Erdtöne der Wüste und des Waldes", sagt der Italiener, während "die schwarzen Zeichen auf Tierabdrükke, Pflanzenschatten, Spuren und die Furchen der Jahreszeiten" deuten.

Die aus Brescia stammende Mariella Bettineschi stellt in der Galerie Durhammer aus. Sie ist zweifellos von Lucio Fontana beeinflußt, versucht aber erfolgreich, sich dieser Prägung zu entziehen. Dabei führt die Arbeit "Mandala", PVC auf Holz, in das kreisförmig Punkte gestanzt werden, wohl vom Weg ab. Diese Art der Materialauflösung beherrscht der Frankfurter Maler Bernd Vossmerbäumer besser. Auch der rollende weiße Paravent, auf den eiförmige schwarze Gebilde gemalt sind, ist ein bloß netter Einfall. Da sind die eierförmigen Bilder des jungen Burkard Blümlein (1990 in der Galerie Hafemann, Wiesbaden) in besserer Erinnerung.

Dafür beeindruckt die Installation im vorderen Raum der Galerie nachhaltig. Der Titel: "Paesaggi possibili" (denkbare Landschaften). Dargestellt werden sie von vielen farbigen "Wagen", bemalten Holzplatten, an die je drei Gummiräder montiert sind. Bisher hatte Mariella Bettineschi die einzelnen Elemente stets in der Horizontalen am Boden arrangiert. Jetzt machen sie sich zum ersten Mal selbständig, klettern die Wände hoch und verwandeln sie in unbegrenzte Mondriansche Vorstellungswelten.

Dieser Galerieraum ist zu einem einzigen gewaltigen Bild geworden, in das der Betrachter staunend tritt. Die giftgrünen, blauen, gelben und roten Rechtecktafeln und Balken sind Farbfelder, die sich aus der Natur gelöst haben und auf dem Weg sind zu neuen Ufern.

(Griffa, Corneliusstraße 30, bis 13. März; Cascella, Arndtstraße 12, bis 10. April; Bettineschi, Klingerstraße 8, bis 31. März) DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Mit der Keule in die Opposition verwiesen Freigericht: SPD verlor heftig / CDU/UWG-Koalition? / Grüne und Republikaner neun Prozent

FREIGERICHT. Wovor den drei Altparteien bereits vor der Wahl graute, ist eingetroffen: Sie müssen sich mit Verlusten, zwei ungeliebten Neulingen und wohl auch einer weiteren Aufsplitterung des Machtgefüges in der Gemeindevertretung abfinden. "Die Arbeit im Parlament wird jetzt noch schwieriger", stöhnt deshalb Bürgermeister Manfred W. Franz (CDU) im Verein mit seinem bisherigen Stellvertreter Bernd Geist (SPD) und Winfried Höfler (UWG). Dennoch sind die Christdemokraten mit einem lediglich 1,5prozentigen Minus und die Unabhängigen mit einen Verlust von 3,1 Prozent "einigermaßen zufrieden". Nicht so die Genossen, die sich angesichts eines Einbruches von knapp 14 Prozent verdattert eingestanden, "der Verlierer zu sein".

Mit einer derart massiven "Keule" seitens der Wähler hatte die SPD nicht gerechnet. Im Gegenteil: "Selbst wenn uns die Grünen einige Stimmen kosten, kompensieren wir das mit den CDU-Verlusten", hatte Geist noch wenige Tage vor der Wahl prognostiziert. Eindeutig eine Fehldiagnose: "Die Freigerichter haben uns nach dem Motto ,Wir brauchen Euch nicht&rquote; ganz klar in die Rolle der Opposition verwiesen."

Während die CDU nur geringe Einbußen verzeichnet, die Grünen aus dem Stand auf 9,1 Prozent kamen und die Republikaner auf Anhieb 9,3 Prozent der Wählerstimmen erzielten, gingen die Genossen fünf ihrer bisher 13 Sitze in der Gemeindevertretung verlustig. Damit haben, bedauert der bisherige Vize-Bürgermeister, neben ihm sieben SPD-Parlamentarier "ihren Job an drei äußerlich und vier innerlich verwahrloste Konkurrenten verloren". Damit spricht Geist seiner Partei auch die "Legitimation ab, für die in zwei Jahren anstehende Bürgermeister-Direktwahl einen Kandidaten zu stellen". Zumindest er stehe dafür nicht mehr zur Verfügung.

Die Schuld am herben Einbruch schieben die Freigerichter Sozialdemokraten dennoch lieber den Genossen in Wiesbaden und Bonn in die Schuhe. Als "maßgebende" Gründe für den Erdrutsch nennt Geist das "taktisch unkluge Dyba-Buch" von Landtagsfraktionschef Lothar Klemm und die "verschwommene und dubiose Asylpolitik" der Bundes-SPD. Während sich die Genossen noch die Wunden lecken, ist im Freigericht bereits eine mögliche Koalition von CDU (17 Sitze) und UWG (5 Sitze) in aller Munde, die beide künftig je einen Parlamentarier weniger stellen. Zwar hält das auch der Bürgermeister für "wünschenswert", doch vorerst will er sich erst einmal mit allen drei Altparteien an einen Tisch setzen. "Die drei großen Fraktionen müssen sich zusammenraufen", bekräftigt er mit Blick auf den "Wermutstropfen", den ihnen die Protestwähler beschert hätten. Die UWG stünde der CDU jedoch am nächsten.

"Schon jetzt über eine Koalition mit der CDU zu sprechen, wäre verfrüht", geht UWG-Sprecher Winfried Höfler die Sache mit deutlicher Vorsicht an. "Wie&rquote;s weitergeht, wissen wir noch nicht." Nur so viel sei bisher klar: "Mit den Republikanern sprechen wir keinen Ton, und auch mit den Grünen lieber nicht." Arbeitete die UWG in der vergangenen Legislaturperiode anfangs "mehr mit SPD, die aber nicht berechenbar ist", zusammen, tendierte sie später eher zur CDU.

Unterdessen sind die Grünen, die sich erst kurz vor der Wahl formierten, nach Darstellung von Achim Kreis "sehr zufrieden mit unserem eigenen Ergebnis". Daß die Wähler den Rechtsextremen einen Sitz mehr im Parlament und über 11 Prozent im Kreistag zusprachen, wurmt die Ökopartei jedoch sehr. So komme es nun zur "denkbar schlechtesten Konstellation" im Gemeindeparlament. Berührungsängste mit den anderen drei Parteien hat Kreis nicht. "Der Trend geht aber in Richtung CDU/UWG." tja

Nur 16 Stimmen fehlten am Verlust der Mehrheit Wächtersbach: SPD konnte sich ganz knapp behaupten / CDU und BIW legten etwas zu

WÄCHTERSBACH. Den seit vielen Jahren unangefochtenen Sozialdemokraten fuhr der Schreck in die Knochen, als sie gewahr wurden, wie haarscharf sie an der Niederlage vorbeigeschliddert waren. Die Mehrheit der Wächtersbacher Wähler hat sich sogar für die Opposition entschieden. CDU und BIW können zusammengenommen sieben Stimmen mehr vorweisen. Daß daraus nicht auch eine Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung wird, liegt an der Berechnungsmethode für die Sitzverteilung.

Knapper hätte die Entscheidung kaum fallen können. Die SPD rutschte von 53,2 Prozent auf 49,9 ab, während die CDU trendwidrig von 27,9 auf 30,6 Prozent kletterte. Die Bürgerinitiative Wächtersbach gewann ein halbes Prozent hinzu (19,5 Prozent). In der Folge wandert ein Stadtverordnetenmandat von der SPD zur CDU, so daß nun 19 Sozialdemokraten im Parlament neben 18 Oppositionellen (CDU 11, BIW 7) sitzen.

Nach den Berechnungen von CDU- Fraktionschef Otto Schröder fehlten seiner Partei nur 16 Stimmen zum zwölften Mandat und damit zur Parlamentsmehrheit von CDU und BIW. So betrachten die Christdemokraten das Resultat denn auch mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Wir haben gegen den Trend dazugewonnen. Darüber freuen wir uns", sagt Schröder, der in seiner Hochburg Neudorf beim Auszählen am Sonntagabend selbst hochrechnete und von daher schon den Sieg vor Augen hatte. Nun aber spricht er auch von großer Enttäuschung darüber, daß es um Haaresbreite dann doch nicht gelungen ist, die absolute Parlamentsmehrheit der SPD zu brechen.

Aber was nicht ist, kann in vier Jahren noch werden, so die optimistische Devise bei der CDU. Schröder ist überzeugt, weiteren Boden gutzumachen. Die SPD und besonders ihr Bürgermeister Rainer Krätschmer haben sich nach seiner Meinung keinen Gefallen mit ihrem aggressiven Wahlkampf getan. Die Kampagne sei unehrlich gewesen, urteilt der CDU-Chef. Das hätten die Bürger eben doch gemerkt.

Auch die BIW bezieht ein sichtlich gestärktes Selbstbewußtsein aus dem Wahlergebnis, hatte man doch die 19 Prozent der vorangegangenen Wahl insgeheim als Ausreißer nach oben betrachtet. Um so erfreulicher, findet BIW-Sprecher Eberhard Breul, "daß wir uns auf diesem hohen Niveau stabilisiert haben". Die BIW könne jetzt getrost sagen, daß sie mit einer stabilen Wählerschaft ausgestattet sei.

"Damit ist deutlich, daß wir keine politische Eintagsfliege sind, sondern eine fest kalkulierbare politische Größe in Wächtersbach darstellen", freut sich Breul, der das Ergebnis auch als Bestätigung für die kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit der BIW wertet. Demgegenüber sei deutlich geworden, daß die Materialschlacht der SPD im Wahlkampf, die große Menge ausgestreuten Papiers kurz vor der Wahl nichts gebracht habe. "Auf jeden Fall hat der Krätschmer-Stil nicht überzeugt", fügt Breul hinzu. Auch als Repräsentant der Kreis-SPD habe der Bürgermeister in Wächtersbach den Abwärtstrend seiner Partei nicht wettmachen können. "Vielleicht kommen jetzt einige seiner Kritiker aus den Löchern."

Für die Opposition erwartet Breul fortan "zusätzlichen Gestaltungsraum", da infolge der SPD-Verluste ihre Stellung in den Fachausschüssen der Stadtverordnetenversammlung stärker werde. Die Sitzverteilung in diesen Gremien sei jedenfalls "nicht mehr so eindeutig".

So war am Wahlabend auch ein recht kleinlauter Krätschmer zu hören, der lieber über das Spitzenergebnis seines Nachfolgers in seinem früheren Wirkungskreis Flörsbachtal zu plaudern schien. Zwar konnte er noch auf die im Vergleich zur Kreistagswahl und zum Landestrend geringen SPD-Verluste in Wächtersbach hinweisen und sein Ergebnis "nach einem Heinrich Heldmann", dem populären Vorgänger, "schon als Streicheleinheit" empfinden. "Aber der Verlust einer jeden einzelnen Stimme schmerzt", fügte er an. Noch schlimmer sei allerdings, daß rund 30 Prozent der Bürger nicht gewählt hätten. Angesichts dieser Entwicklung verfiel der Bürgermeister alsbald ins Nachdenken über politische Kultur. "Die Demokraten sollten sich überlegen, ob sie nicht ein bißchen anders miteinander umgehen sollten", sagte er und ließ keinen Zweifel, daß dies auch selbstkritisch gemeint sei: "Ich beziehe mich da mit ein." Schließlich gebe es bei der Kreiswahl 664 Republikaner- Wähler (11,1 Prozent, auf Stadtebene waren keine Rechtsradikalen angetreten) in Wächtersbach. "Wenn das kein Anlaß ist für die demokratischen Parteien, über ihre Rituale nachzudenken, dann weiß ich nicht." lex

Bleibt die Große Koalition? In Rodgau will die SPD auch mit den Grünen verhandeln

RODGAU. Obwohl sie in Rodgau ein knappes Prozent zugelegt haben, bleibt es für die Christdemokraten bei den bisherigen 22 Sitzen im Stadtparlament. "Ich gehe davon aus", sagte gestern Spitzenkandidat und Bürgermeister Paul Scherer, "daß alles beim alten bleibt." Damit ist die Große Koalition mit der SPD gemeint, die allerdings Federn lassen mußte: Sie rutschte von 37,5 auf nur noch 32,2 Punkte und büßte damit zwei Mandate ein.

Es wäre unsinnig, so Scherer, das Vertrauenskapital, das in den vergangenen Jahren aufgebaut wurde, jetzt aufs Spiel zu setzen. Die Nummer 1 der SPD, der Erste Stadtrat Thomas Przibilla, nennt die Fortsetzung der Koalition mit der Union "eine von mehreren Optionen". Die anderen: ein erneuter Versuch mit den Grünen, was dieser Verbindung eine Stimme mehr als der CDU verschaffen würde. Oder aber eine losgelöste politische Arbeit mit wechselnden Mehrheiten. Im Anschluß an die Diskussion mit der Basis in dieser Woche rechnet Przibilla mit Gesprächen in den nächsten zwei bis zweieinhalb Wochen sowohl mit der CDU als auch mit den Grünen.

Barb Draeger-Husmann, Spitzenkandidatin der Grünen, signalisiert der SPD Gesprächsbereitschaft. Die beiden der SPD-Fraktion verlorengegangenen Sitze haben die Alternativen gewonnen, die jetzt jeden sechsten Rodgauer Wähler hinter sich wissen.

Die FDP ist wieder einmal an der Fünf- Prozent-Hürde gescheitert. Welches Potential die Republikaner in des Kreises größter Stadt haben, verraten die 1683 Stimmen oder 8,3 Prozent, die bei der Kreistagswahl für die Rechtsradikalen abgegeben wurden.

Drittstärkste "Kraft" sind die Nichtwähler - immerhin 8509 Rodgauer oder 28,9 Prozent. Genau 700 ungültige Stimmen, in einzelnen Stadtteilen mehr als fünf Prozent, drücken ebenfalls Unzufriedenheit aus. Manche Stimmzettel waren durchgestrichen, andere mit diskriminierenden Bemerkungen versehen.

In den fünf Ortsbeiräten sind ausnahmslos die Christdemokraten stärkste Fraktion, in Weiskirchen gewannen sie sogar die absolute Mehrheit. Die Grünen sind jetzt in allen Stadtteil-Parlamenten präsent, in Hainhausen errangen sie aus dem Stand 22 Prozent. ttt

Stimmen für "nichts und wieder nichts" Kollektives Stirnrunzeln über FWG-Zuwachs in Hattersheim / SPD geht auf Brautschau

HATTERSHEIM. Am Morgen danach: Katerstimmung. Ein Bierchen zuviel für jeden Prozentpunkt zu wenig. Die Sozialdemokraten lecken die Wunden nach einer langen Schicksalsnacht, nach einem Abend, in dem Bürgermeister Alfred Schubert (SPD) nach Frankfurt schaute - allerdings weniger in Richtung Römer zu Andreas von Schoeler, sondern vielmehr ins Waldstadion: "Uns geht es wie der Eintracht: gut gespielt . . ." Doch ein Trost bleibt dem Adi: Die Hattersheimer Genossen stehen mit 44,7 Prozent weiterhin deutlich an der Tabellenspitze, büßten allerdings 5,5 Prozent ein.

Die SPD ist nicht die einzige Partei mit einem Minus auf dem Konto: Auch die Union verlor. Mit 28,9 büßte sie 2,9 Prozent ein, schickt zudem einen Abgeordneten weniger ins neue Parlament. Überaus deutlich fielen die Verluste in Eddersheim aus. In der einstigen Hochburg rutschte die Union um knapp 3,5 auf 36,9 Prozent. Ergebnisse, die es nun erst einmal zu analysieren gelte. Gedanken muß sich die Union auch um einen neuen Parteivorsitzenden machen: Klaus Lapatki will dieses Amt abgeben, als Fraktionschef aber weitermachen.

Den im CDU-Wahlkampf propagierten Tapetenwechsel strichen die Wähler. Rot wird weiterhin die Grundfarbe im Hattersheimer Parlament bleiben. Nur über das Muster ist noch nicht entschieden. Da gebe es Partner, die einem lieb, und solche, die einem lieber seien, konstatierte Bürgermeister Schubert.

Im sozialdemokratischen Musterbuch dominiert grün. Das weiß die Ökofraktion und gibt sich entsprechend gelassen: "Wir sind zufrieden mit unserem Ergebnis", sagte Gerhard Schuster. Die Grünen legten 2,6 Prozent zu, schicken mit einem Stimmenanteil von 8,5 Prozent künftig drei Fraktionäre ins Parlament. Und die wollen zunächst einmal abwarten, wie die SPD reagiert. "Wir sind gesprächsbereit", signalisierte Schuster. Doch die SPD "muß auf uns zukommen". Und das dürfte den Sozialdemokraten nicht schwerfallen: Bereits in der vergangenen Legislaturperiode sind sich beide Fraktionen recht nahegekommen. Schuster macht denn auch Übereinstimmungen in vielen Gebieten aus.

Einig sind sich beide in ihrer Wertung über das Abschneiden der Freien Wähler: Die FWG legte mit 11,5 knapp fünf Prozent zu, ist künftig mit vier (bisher zwei) Stadtverordneten im Parlament vertreten. Ein Ergebnis, daß für Schuster deutlich macht: Nicht die Qualität der Parlamentsarbeit sei da quittiert worden, das Resultat sei vielmehr "ein Ventil für eine allgemeine Unzufriedenheit". Deutlicher formulierte Stefan Schmidl (SPD): Er verstehe das Ergebnis nicht, wo die FWG "doch nichts, aber auch gar nichts getan hat". Die Freien Wähler als Sammelbecken der Politikverdrossenheit, dafür spricht das differenzierte Votum der Hattersheimer für Stadt- und Kreisparlament: Für die FWG im Kreistag stimmten in der Mainstadt lediglich 6,2 Prozent, dafür aber 10,6 Prozent für die Republikaner.

"Damit muß man eben leben", kommentierte Dietrich Muth (FDP) den Zuwachs der Freien Wähler. Deren Chef Klaus Jüterbock indes klopft sich auf die eigene Schulter: So schlimm könne die FWG gar nicht gewesen sein, befand er. Aber doch, meint Muth. Nur sei das leider nie deutlich genug herausgearbeitet worden. Deutlich indes ist für die Freidemokraten, wie es in Hattersheim weitergeht: "Da gibt es zwei Möglichkeiten." Und wie die Grünen sei auch die FDP gesprächsbereit - mit allen Programmparteien, schränkte Muth ein. Auf die SPD zuzugehen "haben wir aber keine Veranlassung".

KLAUS KÜHLEWIND

Abschied von der Ähnlichkeit Porträtfotografien von Annegret Soltau und Peter McClennan

Keine Aufgabe hat die Fotografen mehr beschäftigt als das Porträt. Nicht, daß die Fotografie dafür besonders geeignet wäre. In den Kindertagen des Mediums nahmen die eitlen Zeitgenossen von Daguerre und Fox Talbot wahre Torturen auf sich, um in quälend langen Sitzungen unter grellem Sonnenlicht für ihr Konterfei zu posieren. Die Entwicklung der "Carte de visite" in der Jahrhundertmitte machte das Porträt dann praktisch zur Massenware für alle. Die steifen Standard-Posen von damals leben noch in unseren Paßbildern weiter, mit ihren ungeschriebenen Vorschriften für die "richtige" Haltung, Beleuchtung und den entsprechenden Ausschnitt. Die kunstvollen Arrangements der Studio-Fotografen, die uns zu festlichen Gelegenheiten "einmal anders" ins Bild setzen sollen, stellen nur eine weitere Facette dieser Stereotypen dar.

Das Porträt ist so zur vornehmsten Aufgabe der Fotografie geworden; umgekehrt hat das Medium unsere Vorstellung vom Porträt entscheidend beeinflußt. Den so entstandenen Klischees auszuweichen, ist daher für die Fotografen heute schwieriger als für alle anderen Künstler. Peter McClennan und Annegret Soltau, deren Arbeiten derzeit in Frankfurt und Wiesbaden zu sehen sind, haben diese Herausforderung auf unterschiedliche Weise aufgenommen. Einig sind sich beide jedoch in einem: Daß das Wesen eines Menschen sich nicht auf der glatten fotografischen Oberfläche abbilden läßt, sondern in den unergründlichen Tiefenschichten zu suchen ist.

Mit dem Durchbrechen der schönen Illusionen, die uns das einzelne Foto vormacht, nimmt es Annegret Soltau seit jeher sehr wörtlich. Ihre Selbstbildnisse werden zerkratzt, durchlöchert, zerrissen. Die Spuren dieser Eingriffe dokumentiert Soltau in epischen Foto-Sequenzen. Zu Hunderten aneinandergefügt, ergeben sich ornamental anmutende Bildteppiche. Die Metamorphosen von Soltaus Selbstporträts erinnern vielleicht nicht zufällig an die grafischen Darstellungen genetischer Prozesse: Nicht "das eine" Bild(element) zählt hier; erst die Summe aller möglichen Erscheinungsformen läßt Rückschlüsse auf die Charakteristika zu.

Den Regeln der Porträtkunst widersetzen sich auch Soltaus jüngste Arbeiten. Kriterien wie "Ähnlichkeit" sind hier völlig außer Kraft gesetzt. Ihre neuen Selbstbildnisse setzt sie aus Bilderfetzen ihrer Familie zusammen. Monströs aufgeblasene Bilder von Augen, Mündern, Hautpartien, von Kindern wie Erwachsenen, näht Soltau mit Nadel und Wollfaden zu einem neuen Gesicht zusammen: kein harmonisches Familienporträt, sondern ein vielfältig gebrochenes Spiegelbild, komplex, kantig, bisweilen grotesk.

Soltaus Selbstbespiegelungen kehren dabei ihre intimsten Gefühle nach außen, an die Bildoberfläche. Auch McClennans Bilder thematisieren die empfindlichen Grenzen zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit. Für seine "Displaced Portraits" standen Obdachlose Modell - Menschen, deren Privatleben sich unter den Augen der Allgemeinheit vollzieht; ein Zustand, an dem die Passanten gewöhnlich stärker Anstoß nehmen als am tatsächlichen Elend des Einzelnen.

So versucht McClennan auch nicht, die Not der Porträtierten im Bild herauszustellen. Die Peinlichkeiten der Sozial-Reportage bleiben uns erspart. McClennan löst die Abgebildeten aus ihrem gewohnten (Bild-)Umfeld heraus - mit der Schere - um sie in neuer, zumeist natürlicher Umgebung aufzupflanzen und dann nochmals abzulichten. Diese ungewöhnliche Methode der Collage drängt sich dabei zwar stark in den Vordergrund der Arbeiten. Das Ergebnis aber ist ein surrealer Verfremdungs-Effekt, der die Porträtierten nicht länger als Objekte unseres Mitgefühls exponiert. McClennan läßt sie als graziöse Traumtänzer erscheinen, der Welt und unseren Klischees entrückt.

(Peter McClennan, bis 21. März in der Kommunalen Galerie im Leinwandhaus, Frankfurt; Annegret Soltau, bis 12. März in der Galerie am Luxemburgplatz, Wiesbaden.) THOMAS A. WOLFF

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bodyguard (15 Uhr); Night on Earth (17.15 und 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Alarmstufe: Rot (20 Uhr).

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Wiedersehen in Howards End (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Der Tod steht ihr gut (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Bodyguard (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Verhängnis (20.15 Uhr).

Theater/Musik Bad Homburg. Kurtheater: Konzert der Staatskapelle Weimar, 20 Uhr (Abonnement A).

Steinbach. Bürgerhaus: "Scheidung auf französisch", Komödie von Victorien Sardou, 20 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Volkshochschule, Elisabethenstr. 4-8: Geologisches Zentrum Taunus-Wetterau, 9 bis 11 Uhr und 16 bis 18.

Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus, Expressionismus - Zeit des Übergangs", Zeichnungen und Aquarelle 1880 bis 1918.

Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Mode für Millionen" von Heinz Oestergard, 14 bis 19 Uhr.

Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102, 14 bis 17 Uhr.

Galerie Blaszczyk, Ludwigstraße: "Reliquiae Antiqae Urbis Romae", Grafiken von Bonaventura van Overbeek (1660 - 1706), 10 bis 13 Uhr und 15 bis 18.30 Uhr.

Friefrichsdorf. Rathaus: Bilder von Doris Fischer, 8 bis 16 Uhr.

Barmer Ersatzkasse, Hugenottenstr. 85: Bilder und Objekte von Detlef Lenz, während der Geschäftszeit.

Oberursel. Galerie der Stadtbücherei am Markt: "Quilts-Objekte" von Hanna und Hanjo Mühe, 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr.

Galerie Braas, Frankfurter Landstr. 2-4: Kunst aus Krakau, 9 bis 17 Uhr. Königstein. Kurhaus: "20 Jahre Ferienspiele", Fotoausstellung, 9 bis 12 Uhr.

Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Mit der Kammera auf Du und Du" von Heinz Jürgen Göttert, 18 bis 20 Uhr. Parteien/Parlamente Wehrheim. Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses, Sitzungszimmer im Rathaus, 20 Uhr.

Oberursel. Jahreshauptversammlung der Jagdgenossenschaft, Rathaus, Raum E 10, 10 Uhr.

Königstein. Sitzung des Wahlausschusses, Stadtbibliothek im Kurhaus, 18 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Gesundheitsamt, Taunusstraße 3: Mütterberatung 11 bis 12 Uhr, Tel. 17 89 10.

Sprechstunde der Ökumenischen Wohnhilfe, Dorotheenstraße 9-11, 10 bis 14 Uhr, Tel. 0 61 92 / 3 90 54.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, Tel. 17 83 92 / 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86 - 90, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 82 15.

Sprechstunde der Arbeiterwohlfahrt, Unterer Mittelweg 24, 16 bis 18 Uhr.

Treffen der Anonymen Alkoholiker sowie der Al-Anon-Familiengruppe, Unterkirche der Erlöserkirche, 19.45 Uhr.

Friedrichsdorf. Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 19 bis 21 Uhr, Kontakt-Telefon: 0 60 07 / 28 08.

Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstr. 55, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Neu-Anspach. BDP-Jugendbüro, Schulstr. 3: Beratungsstelle für Jugendliche mit Problemen bei der Berufsfindung, 15 bis 17 Uhr, Tel. 0 60 81 / 4 17 72.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital: 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in der Dornbachstraße 29, 9 bis 11 Uhr, Tel. 2 52 41.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Volkshochschule, Elisabethenstraße 4-8: Diskussion zum Thema "Weshalb werden einzelne Verfassungsänderungen laufend thematisiert, die Verfassungsreform dagegen ständig torpediert?", Leitung: Eva Beling, Beginn: 10 Uhr.

Mütter-Baby-Treff der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach, 15.30 bis 16.30 Uhr, Tel. 7 83 38.

Jahreshauptversammlung des Kur- und Verkehrsvereins, Kurhaus, 20 Uhr.

Jahreshauptversammlung der Verkehrswacht Obertaunus, Ratsstuben im Stadthaus, 20 Uhr.

Friedrichsdorf. Frauencafé in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Treffen des Skatclubs in der Alten Schule Seulberg, 19 Uhr.

Neu-Anspach. Spielabend in Daggi's Dart-Club, 20 Uhr.

Oberursel. St.-Hedwigs-Kirche, Eisenhammerweg: "Statt Gleichgültigkeit Mut zur Verantwortung", Ökumenischer Wortgottesdienst der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, 19.30 Uhr.

Kronberg. Monatsversammlung des Deutschen Frauenrings, Rosenhof, 15.30 Uhr. Seniorentreffs

Bad Homburg. Tanz für Senioren in der HTG-Turnhalle, Dorotheenstr. 5, 10.30 bis 11.30 Uhr.

Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Quiz und Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstraße 24: Holzarbeiten 15 bis 18 Uhr; Tiffany-Glasarbeiten 15 bis 18 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: musikalischer Nachmittag, 14 bis 17 Uhr.

Kinder/Jugendliche

Bad Homburg. Jugend- und Kulturzentrum E-Werk, Wallstr. 24: "Musik, zwei, drei ...", Musiktheater für Kinder ab 4 Jahre, 15 Uhr.

Bilderbuchkino für Kinder ab 4 Jahre, Stadtbibliothek, Dorotheenstraße 22, 15.30 Uhr.

Friedrichsdorf. Stadtbücherei: "Große lesen für Kleine", Vorlesestunde für Kinder ab vier Jahre, 15 Uhr.

Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 17 bis 22 Uhr.

Oberursel. "Antifa-Café" im Jugendcafé, Hohemarkstr. 18, ab 19 Uhr.

Müll

Königstein. Anmeldung zur Abholung von Kühlschränken, Monitoren und Fernsehern in der Zeit von 8 bis 12 Uhr unter den Telefonnummern 20 22 46 und 20 22 43.

Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur Taunuswanderung: Kurhausvorplatz, Stadtbuslinie 1, 13.20 Uhr.

Vorstandswahlen beim TV Oberrodenbach

RODENBACH. Die Jahreshauptversammlung des TV Oberrodenbach ist für Freitag, 12. März, 20 Uhr in der Südhanghalle vorgesehen.

Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Wahlen.

Florstadt nach der Wahl:

Keine Veränderung bei Sitzverteilung

FLORSTADT. Äußerlich ist alles beim alten geblieben. Bei der Kommunalwahl hat die SPD wie seit Jahrzehnten ihre absolute Mehrheit behauptet. Die Sitzverteilung im Parlament ist dieselbe geblieben: SPD 17, CDU 10, Grüne 4 Abgeordnete. Die SPD ist jedoch nur knapp am Verlust eines Mandates vorbeigeschrammt. 1,9 Prozent weniger Stimmen reichten gerade noch aus. In Florstadt gingen nur noch 74,4 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne, 6,2 Prozent weniger als vor vier Jahren. Das Ergebnis ist noch besser als der Kreisdurchschnitt mit einem Minus von 7,5 Prozent auf 71,6 Prozent. Als Warnzeichen für zunehmende Politikverdrossenheit kann aber gelten, daß 398 Personen zwar zur Wahl gingen, dort aber ihre Stimmzettel ungültig machten. Das sind nicht weniger als 8,1 Prozent, deutlich mehr als vor vier Jahren (plus 2,5 Prozent) und deutlich über dem Kreisdurchschnitt von 3,3 Prozent.

Bei der SPD wollte deshalb am Montag keine rechte Freude über das "gehaltene" Wahlergebnis aufkommen. Zum Jubeln sah auch CDU-Fraktionsvorsitzender Hubert Imbescheid keinen Grund. Zwar habe die Partei 2,2 Prozent mehr Stimmen bekommen, doch das genügt ihm nicht. Selbstkritisch meint er, die CDU habe in den vergangenen vier Jahren zu wenig Öffentlichkeitsarbeit geleistet und sich zu sehr darauf verlassen, daß die Arbeit in dieser Zeit ihre Wirkung bei den Wählern nicht verfehlen würde, nach dem Motto "Wenn's die Leute nach vier Jahren nicht erkannt haben, sollen sie doch wählen, was ihnen vorgegaukelt wird". Imbescheid will jedenfalls sachlich weiterarbeiten. Unter dieser Bedingung mache er weiter, nicht aber, wenn verlangt werde, "den dicken Knüppel rauszuholen".

Roswitha Krum von den Grünen hat auch keinen Grund zur Freude, wenn auch in Florstadt das beste Ergebnis der Grünen im Wetteraukreis mit 13,7 Prozent erzielt wurde. Der geringe Verlust von 0,3 Prozent steht in keinem Verhältnis zu der Hoffnung, daß die Knochenarbeit insbesondere für das Pflegeheim vom Wähler mit einem satten Plus honoriert würde. Krum meint, als erstes würden sich die Grünen darum bemühen, daß die Zahl der Vertreter im Gemeindevorstand von fünf wieder auf sieben erhöht wird und damit die Grünen auch am dortigen Tisch einen Stuhl bekommen. Die Ortsbeiräte

Die SPD hat ihre Mehrheit in den fünf Ortsbeiräten behauptet, wenn es auch in Leidhecken eine dramatische Veränderung gab. Dort verlor die SPD 14,9 Prozent vor allem an die Grünen, die 1989 nicht kandidiert hatten und nun gleich mit 12,9 Prozent der Stimmen Einzug in das Ortsteil-Parlament hielten. Die SPD (56,3 %) gab einen Sitz an die Grünen ab und stellt noch drei Mitglieder, die CDU legte leicht um 2,1 % auf 30,9 % zu und behält einen Sitz. In den anderen Ortsbeiräten blieb die Sitzverteilung gleich. hm

Ober-Erlenbach: 25,8 Prozent für Grüne

BAD HOMBURG. Nichts Neues in den Ortsbeiräten in Dornholzhausen und Ober-Eschbach, aber ein Paukenschlag in Ober-Erlenbach: Dort trieben die Gegner der vom Umlandverband geplanten Schlammtrocknungsanlage den Grünen die Stimmen geradezu in die Arme: Die Alternativen, 1989 noch mit 11,3 Prozent und einem Sitz bedacht, schafften diesmal mehr als das Doppelte: 25,8 Prozent und können nun zwei Ortsbeiratsstühle besetzen.

Da auch die FDP mit 5,4 Prozent der Stimmen ein Mandat errang, müssen die beiden großen Parteien je einen ihrer bislang vier Sitze abgeben. Die SPD verlor 13 Prozent und hat in Ober-Erlenbach nur noch 30,4 Prozent der Wähler hinter sich, die CDU steigerte sich geringfügig auf 38,3 Prozent.

In den beiden anderen Stadtteil-Parlamenten verschoben sich zwar Stimmen und Prozente, aber bei den Sitzen blieb dies folgenlos. Mit rund vier Prozent Verlust kam die SPD hier glimpflicher davon als im Stadt-Trend. In Dornholzhausen bauten die Christdemokraten ihre absolute Mehrheit leicht auf 52,9 Prozent aus, während die SPD 4,3 Prozent einbüßte und nur noch 20,5 Prozent der Wähler hinter sich weiß.

Die Grünen steigerten sich von 12,7 auf 15,9 Prozent, die Liberalen von 9,3 auf 11,2 Prozent. Die Sitzverteilung in Dornholzhausen bleibt wie folgt: CDU fünf, SPD zwei, Grüne und FDP je einen.

Auch in Ober-Eschbach brachte der Wahltag keine Änderung: Die SPD stellt mit vier Mitgliedern weiter die stärkste Fraktion; die CDU hat drei Vertreter, Grüne und FDP sind "einfach" mit von der Partie. Gewinner sind hier die Grünen, die von 11,3 auf 16,7 Prozent wuchsen, und die FDP, die um 1,1 auf 8,8 Prozent zulegte. Die SPD rutschte von 43,3 auf 39,8 Prozent, die CDU von 37,5 auf 34,5 Prozent ab. tom

UWG sucht keinen Partner In Friedrichsdorf wird es bei wechselnden Mehrheiten bleiben

FRIEDRICHSDORF. Wechselnde Mehrheiten, Entscheidungen von Fall zu Fall - das sind die Schlagworte, unter denen das Geschehen im neugewählten Stadtparlament gesehen werden muß. Damit dürfte die neue Legislaturperiode so beginnen, wie die alte zu Ende ging: Seit die Koalition zwischen CDU und UWG zerbrach, hatten die Parteien in jeder Sachfrage neue Mehrheiten suchen müssen. Dem Wahlsieger UWG macht das auch gar nichts aus: "Sacharbeit ist unser oberstes Gebot", erklärte Reinhold Bingenheimer der FR.

Rechenspiele, wonach die UWG (elf statt bisher zehn Sitzen) sowohl mit der CDU als auch der SPD (je acht Sitze) auf eine 19:18-Stimmen-Mehrheit käme, lehnt der UWG-Sprecher ab: "Die UWG wird in keiner Weise eine Koalition eingehen."

Ebenso wenig wollen sich die "Unabhängigen" auf das Feld begeben, wo über die Posten der Hauptamtlichen spekuliert wird. "Niemand wird abgewählt", betonte Bingenheimer sowohl zur Person des parteilosen Bürgermeisters Gerd Schmidt als auch der des Ersten Stadtrats Günter Bastian (SPD). Bereits am Montag abend traf sich die neue UWG- Fraktion zur konstituierenden Sitzung.

"Enttäuscht" zeigte sich CDU-Fraktionschef Hans-Dieter Richter vom Wahlausgang: Die "Zersplitterung des Parlaments" erschwere die kommunalpolitische Arbeit weiter und führe zu "kurzatmigen Tagesentscheidungen". Zwar wollte Richter den Beratungen der Fraktion nicht vorgreifen - diese wird sich am Mittwoch abend konstituieren -, aber "sicher werden wir uns nicht in die totale Opposition zurückziehen, sondern versuchen, weiterhin gestalterisch eine Rolle in Friedrichsdorf zu spielen". Doch Teil einer förmlichen Koalition werde die CDU wohl nicht sein.

Richter, der die Wiederwahl als Vorsitzender der Fraktion anstrebt, wies darauf hin, daß die UWG zu einer Mehrheit die CDU nicht brauche, sondern dies ebenso gut mit der SPD bewerkstelligen könnte.

"Die SPD hat zum zweiten Mal sehr deutlich einen auf den Deckel bekommen", zeigte sich Fraktionschef Dieter Roghé enttäuscht; für ihn heiße die Lehre daraus, sich nicht als die gestaltende Kraft in Friedrichsdorf zu betrachten; die UWG, so Roghé, sei eindeutig herausgehoben, und sie müsse nun in die Verantwortung genommen werden, zeigen, ob sie es besser machen könne. tom

Von der großen Koalition bis zu rot-gelb-grün ist im Kreistag künftig fast alles denkbar Im dunkeln flackert die Ampel Wirrwarr um Mehrheiten Von Stefan Kuhn HOCHTAUNUSKREIS. "Wir haben von Anfang an gesagt, daß wir die CDU in der Opposition sehen wollen", sagte Grünen-Fraktionschefin Heike Knodt-Hassanien noch in der Wahlnacht, "eine Ampel wäre eine Möglichkeit, der CDU die Opposition zu bescheren." "Die Möglichkeit ist da zu einem Ampelbündnis", schlug FDP-Kreischef Frank Blechschmidt in die gleiche Kerbe. Wie Heike Knodt-Hassanien erwartet er freilich eher eine große Koalition, denn vor einer sogenannten rot-gelb- grünen Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und Liberalen müsse "bei der SPD viel passieren". Die Sozialdemokraten selbst halten sich bedeckt. Sie wollen Koalitions-Möglichkeiten und -Vorlieben zunächst am Donnerstag im Unterbezirksvorstand beraten. Klar scheint nach dem Wahlergebnis allerdings bereits zu sein: Ohne die SPD wird es keine feste Mehrheit im Kreistag geben. Dies obwohl sie mit einem Absacken um 8,1 auf 26,7 Prozent der Stimmen zu den großen Verlierern der Kreistagswahl gehört. Selbst die vom Bestechungsskandal geschüttelte Hochtaunus-CDU hat nur 6,8 Prozent verloren.

"Galuschka hat kaum eine Rolle gespielt", ärgerte sich SPD-Spitzenkandidat Peter Hartherz darüber, daß die Wähler wohl eher nach übergeordneten als nach lokalen Punkten entschieden haben. Die Verluste der Hochtaunus-SPD liegen fast exakt im Trend des Landesdurchschnitts von 8,4 Prozent. "Wir hatten damit gerechnet, stabil zu bleiben", gestand auch die Unterbezirksvorsitzende Hildegard Klär ihre Enttäuschung ein.

Landrat Jürgen Banzer und die CDU empfinden das Ergebnis hingegen "weniger schlimm, als wir befürchtet haben". Die Christdemokraten stellen mit 31 Abgeordneten weiter die deutlich stärkste Fraktion. Die Koalitionsmehrheit mit der FDP (sieben Sitze) ist allerdings geplatzt - und eine neue noch nicht in Sicht. CDU-Fraktionschef Gerd Krämer sprach daher von einem "schwierigen Wahlergebnis", das zunächst eingehend analysiert und beraten werden müsse. Danach will die CDU laut Krämer "als stärkste Partei aktiv werden", und dabei laut Banzer "mit allen Fraktionen sprechen, die wir dem demokratischen Lager zuordnen". Eine Zusammenarbeit mit den rechtsextremen "Republikanern", denen kreisweit 9,4 Prozent der Stimmen acht Kreistagssitze einbrachten, schließen alle vier anderen Fraktionen kategorisch aus.

Dies schränkt die Möglichkeiten einer Mehrheitsbildung ein: Möglich bleiben die große Koalition der Verlierer CDU und SPD (54 der 81 Sitze), die "Ampel- Koalition" (42 Sitze) und eine Zusammenarbeit von CDU und Grünen (43 Sitze). Letztere schloß Heike Knodt-Hassanien bereits aus: "Das wird nicht laufen."

Eine große Koalition hingegen stößt bei der SPD auf Skepsis, denn sie würde bei der nächsten Wahl vermutlich FDP, Grüne und die Rechtsextremen weiter stärken. "Nur wenn es gar nicht anders geht", hat Hartherz daher als Devise für die Zusammenarbeit mit der CDU ausgegeben. Bleiben sogenannte Ampeln - und eine Weiterarbeit ohne feste Koalition. Landrat Jürgen Banzer (CDU) und Sozialdezernent Peter Barkey (FDP) blieben im Amte und müßten sich für Entscheidungen jeweils Mehrheiten suchen. Banzers Kommentar dazu: "Das ist auch denkbar, warum nicht?"

Inge Flimm geht nach Rostock

ROSTOCK. Die Regisseurin Inge Flimm wird als Schauspieldirektorin ans Volkstheater Rostock gehen und damit "dem Wunsch eines großen Teiles des Schauspielensembles" folgen, wie es in einer Erklärung der Bühne heißt. Ferner sei Generalmusikdirektor Michael Zilm, "der nun auch Stellvertreter des Generalintendanten wird, wieder in sein Amt" eingesetzt. Der bislang geschäftsführende Schauspieldramaturg Michael Baumgarten wurde zum Chefdramaturgen und persönlichen Refenten der Theaterleitung bestellt.

Mit diesen Entscheidungen der Senatorin für Bildung, Kultur und Wissenschaft sei, so heißt es weiter, "der erste Schritt zur Stabilisierung der Leitungsstrukturen am Volkstheater Rostock gegangen". Jetzt stünde noch "die Berufung eines Interimsintendanten" aus. fr

Handball-Regionalliga Frauen: Meisterschaftsrennen geht ohne Leihgestern weiter Kochs Ausscheiden bremste Bruchköbel nicht Lindenerinnen vergaben durch Schrittfehler den Sieg / SGB nun mit ausgeglichenem Konto

Die TSG Leihgestern dürfte nach dem mäßigen 16:17 beim ThSV Eisenach aus dem Meisterschaftsrennen der Frauen- Handball-Regionalliga Südwest ausgeschieden sein. Die Lindenerinnen weisen jetzt vier Punkte Rückstand auf Tabellenführer Eintracht Wiesbaden (16:12 im Topschlager gegen Hessen Hersfeld) vor und sind auf Rang vier abgeglitten. Beim nächsten Abstiegskandidaten, dem TV Flörsheim, droht der TSG am Sonntag (17 Uhr, Graf-Stauffenberg-Halle) neues Ungemach. Die SG Bruchköbel setzte ihren Aufwärtstrend mit dem standesgemäßen 16:11 gegen Absteiger Jena fort, verfügt jetzt als Rangsiebter erstmals über ein ausgeglichenes Konto. Beim alten Rivalen BSC 47 Urberach (Sonntag, 17 Uhr, am Schellbusch) trifft Bruchköbel auf einen abstiegsgefährdeten, heimstarken Gegner.

SG Bruchköbel - HBV 90 Jena 16:11 (8:2). Nach zwei Dritteln der Spielzeit waren die Würfel mit dem 10:3 (40. Minute) zugunsten der Gastgeberinnen gefallen. Selbst das frühe Ausscheiden der 92fachen Nationalspielerin Hanne Koch, die bereits in der siebten Minute umknickte und mit dem Verdacht einer Bänderdehnung vom Feld mußte, konnte vom Gast aus Thüringen nicht genutzt werden. Als Jena dreimal hintereinander (zum 10:6) getroffen hatte, ging Elke Müller aus dem Tor. Prompt setzte sich die Mannschaft um die 43 Jahre alte Ex-Internationale Trainerin Ottrun Weber wieder sicher ab. In der zweiten Schwächeperiode holte der Gast vier Treffer (15:11) auf. Das SGB-Manko war der zu frühe Abschluß, zudem wurden zwei Strafwürfe vergeben, wiederholt der Pfosten anvisiert. SG BRUCHKÖBEL: Elke Müller (bis 47.), Julia Voggenberger (Tor); Monika Berweiler (5), Petra Hoin (1), Hanne Koch (1/1), Stephanie Höflich-Schmidt (2/1), Heike Janus, Renate Spiegel (2), Felicitas Döring (2), Eva Klose, Ottrun Weber (3). SCHIEDSRICHTER: Köser und Winkler (Mühlheim). - Siebenmeter:4/2:1/1. - STRAFMINUTEN: keine. - ZUSCHAUER: 100. ThSV Eisenach - TSG Leihgestern 17:16 (7:7). Leihgestern verschenkte vor der Halbzeit (7:5 nach 26 Minuten) den Sieg, denn Andrea Utschig sowie vor allem Britta Lenz (beim 3:2 und 6:4) ließen bereits in dieser Phase drei Siebenmeter aus. Negativer Höhepunkt: nach der Eisenacher Wende zum 10:7 (35.) ließ der Vertreter von der Wetteraugrenze binnen zehn Minuten vier weitere Strafwürfe durch Sandra Bleuel (2), Andrea Utschig und Sabine Weidmann aus. Just in diesem Abschnitt visierten die Langsdorf- Schützlinge ferner bei vier Tempogegenstößen jeweils freistehend den Pfosten an. Bis zur 58. Minute verteidigte der eher harmlose Gastgeber seinen klaren Vorsprung (16:13), bevor es Jutta Wissemann mit drei Treffern wissen wollte. Sie vergab jedoch zehn Sekunden vor Schluß (Schrittfehler) den Sieg, der vier Sekunden vor dem Spielende Eisenach mittels Penalty glückte. Entscheidend waren sieben vergebenen Siebenmeter. "Unsere Abwehr hat in der zweiten Halbzeit versagt, Sandra Bleuel, Renate Mühlich und Sabine Weidmann waren völlig von der Rolle", resümierte TSG-Sprecher Reinhard Kreiling. Vielleicht waren es auch die üblen Beschimpfungen, die in der Aussage "am besten sollte wieder die Mauer hochgezogen werden" gipfelten, die die Gäste verunsicherten. TSG LEIHGESTERN: Maren van Kessel (Tor); Carmen Velten, Heike Münch, Katja Dölz, Anke Wacker (2), Andrea Utschig (3), Sandra Bleuel (3/1), Britta Lenz (1), Sabine Weidmann (1), Regina Mühlich, Jutta Wissemann (6). SIEBENMETER: 3/2:8/1. - STRAFMINUTEN: 4:8. - ZUSCHAUER: 50. hdp

Rosbacher stärken ihre FWG Kommunalwahlergebnis zeigt: Politik bleibt spannend

ROSBACH. Kommunalpolitik in Rosbach dürfte auch in den kommenden vier Jahren spannend bleiben: Bei leichten Verlusten von rund zwei Prozent bleibt die Sitzverteilung im neuen, auf 37 Sitze (31) vergrößerten Parlament wie bisher: Die SPD ist mit 14 Abgeordneten stärkste Fraktion, die CDU folgt mit zehn Sitzen, FWG errang acht, die Grünen stellen drei und die FDP wieder zwei Stadtverordnete. Rein rechnerisch wäre alles möglich, von der früheren "bürgerlichen" Koalition über die spätere Ampelkoalition bis hin zur sach- und projektbezogenen Kooperation von SPD und FWG.

Als gestärkte kommunalpolitische Kraft kann die FWG mit vier Prozent Zuwachs selbstbewußt in die kommende Arbeit gehen. Die FWG hat obendrein in den neuen Rosbacher Ortsbeiräten den Freidemokraten die Schau gestohlen. Obwohl die FDP die Einrichtung der "Stadtteilparlamente" gefordert hatte, ist die Partei in keinem der Ortsbeiräte vertreten, die FWG dafür mit zwei bis drei ihrer Vertreter.

Obwohl er nicht zur Wahl stand, kann sich auch Bürgermeister Reinhold Medebach zu den Gewinnern zählen. Seine Strategie, für den Haushalt 1993 und damit für die Stadtentwicklung Rosbachs eine fundierte Mehrheit zu suchen, hat zu erkennbaren Ergebnissen geführt und ist offenbar von den Rosbacher Wählern honoriert worden.

Zu beobachten ist nun, welche Schlüsse die CDU aus ihrem mäßigen Abschneiden zieht. Die Konservativen hatten sich seit der Wahl des neuen Bürgermeisters immer mehr aus der aktiven Mitgestaltung in ein politisches "Schneckenhaus" des Verschiebens von Entscheidungen zurückgezogen.

Dagegen ist die FWG nach den Worten ihres Fraktionsvorsitzenden Hubert Ress mit klaren politischen Aussagen und vor allem Ehrlichkeit statt trickreicher Taktik in die Wahl gezogen. "Wir werden keine Koalition eingehen", ist sich Ress nach früheren Erfahrungen mit der CDU- Koalition sicher. Dann verlören die Freien Wähler jedesmal. Wenn Kompromißbereitschaft und der Wille da sei, städtische Planung und Projekte voranzubringen, werde die FWG verläßlicher Kooperationspartner sein. Durch den Beschluß, die Grundstücke in der Feldpreul zu übernehmen, ist da eine gewisse Linie zusammen mit der SPD vorgegeben, das sehen auch Peter Czerney und Reinhard Zeidler für die SPD ähnlich.

Zugleich will Ress nicht ausschließen, daß sich die FWG auch für Initiativen der CDU stark machen werde, wenn diese der Stadt nützen. "Wir müssen von dem Parteiengerangel weg und zu einer sachbezogenen Politik kommen", fordert der FWG-Chef gerade angesichts der Parteienverdrossenheit.

Da scheinen die Programme von SPD und FWG nicht weit auseinanderzuliegen. So kann sich Bürgermeister Medebach auch vorstellen, daß zur Entlastung des städtischen Haushaltes bestimmte Aufgaben an Private vergeben werden: Etwa im Bauhof, beim sozialen Wohnungsbau oder der Pflege von Grünanlagen. Dabei sei er schon mit dem "Maschinenring", einem Wetterauer Verband von Landwirten, im Gespräch. Schließlich müsse auch über kostendeckende Gebührenhaushalte gesprochen werden. de

Handball-Regionalliga Südwest der Frauen Erwischt es den BSC Urberach im 14. Jahr? Bei der TSG Ober-Eschbach in den ersten zehn Minuten alles verspielt / Darmstadt 98 remis

Die Handballerinnen vom BSC 47 Urberach müssen in ihrem 14. Regionalliga- Jahr weiter um den Klassenerhalt bangen. Bei (möglichen) drei Absteigern ist das Team aus dem Rödermarker Stadtteil vor den abschließenden vier Begegnungen (unter anderem in Hofheim und Flörsheim) erheblich gefährdet. Trotz eines optisch guten Ergebnisses (16:19) war der BSC beim Tabellendritten TSG Ober-Eschbach chancenlos. Da auch der jetzt punktgleiche ThSV Eisenach (17:16 gegen Leihgestern) und der TV Hofheim (20:17 gegen Flörsheim) gewannen, hat sich die Lage für den Offenbacher Kreisvertreter weiter verschlechtert. Gegen den Erzrivalen SG Bruchköbel (Sonntag, 17 Uhr, Am Schellbusch) kann bereits von einem Schicksalspiel gesprochen werden, zumal der Abstiegskampf acht Tage später in Hofheim einen absoluten Saisonhöhepunkt bescheren dürfte. Der SV Darmstadt 98 (achtbares 17:17 in Kirchhof) ist indes von allen Sorgen befreit. Der Aufsteiger ist Sechster, kann maximal auf Rang sieben abfallen. Das soll gegen die TSG Ober-Eschbach (Samstag, 17.30 Uhr, Am Böllenfalltor) vermieden werden.

TSG Ober-Eschbach - BSC Urberach 19:16 (12:8). Nach zehn Minuten hatte die Mannschaft von Trainer Claus-Peter Gotta mit dem 1:6 bereits Haus und Hof verspielt. Die darauffolgende Aufholjagd zum 10:8 (25.) kostete zuviel Substanz, beim 15:8 (35.) waren alte Verhältnisse längst wieder hergestellt. Bewundernswert war allenfalls die Moral beim BSC, der selbst nach diesem Rückstand nicht aufsteckte und Tor um Tor zum 17:12 respektive 19:13 (55.) aufholte. Der Gastgeber vergab im zweiten Abschnitt allein drei Siebenmeter, ließ in der Konzentration erheblich nach, was Urberach mit gekonntem Tempogegenstoß immer wieder ausnutzte. Vier starke Werferinnen reichten nicht aus; die enge Persondecke (die erkrankten Sabine Thimm, Kerstin Lenhardt und Andrea Gawliczek konnten nicht eingesetzt werden) ließ nicht mehr zu.

BSC 47 URBERACH: Silvia Löhr (Tor); Lydia Grießmann (1), Beate Thierolf-Seida (4/3), Siggi Gotta (3), Claudia Rettner (4), Ivonne Konrad (1), Lilo Schilff (3), Sandra Rinnenburger. - SCHIEDSRICHTER: Schulz/Wagner (Weilburg). - SIEBENMETER: 7/4:4/3. - STRAFMINUTEN: 6:4. - ZUSCHAUER: 150.

SG Kirchhof - SV Darmstadt 98 17:17 (8:6). Erst als sich Anette Unsleber und Anke Schmitz klar steigerten, blühten die Lilien nach der Halbzeit besser auf. Nach dem klaren 7:11 (34.) trumpfte der Gast knapp zehn Minuten lang in toller Manier auf, führt danach 13:12 und sorgte für einen offenen Schlagabtausch. Die Nordhessinnen führten dennoch bis 28 Sekunden vor Schluß 17:16, bevor Lis Helleboe mit einem dirket verwandelten Freiwurf die Erleuchtung kam. Dann warf die SGK noch einen Treffer, aber mitten in diese Aktion war die Schlußsirene gekommen, das Tor zählte (zum Glück für die Darmstädterinnen) nicht mehr. Trainer Jörg Kämer zeigte sich mit der Abwehrleistung nach dem 7:11 sehr zufrieden, freute sich über den unerwarteten Punktgewinn. Anke Schmitz, sechsfache Schützin und Ideengeberin, sowie die schnelle "Fußballerin" Anette Unsleber, die ihre vier Feldtore erst nach dem Wechsel erzielte, konnten in der Melsunger Stadtsporthalle nicht gebremst werden.

SV DARMSTADT 98: Astrid Momberg, meike Herdt (bei einem 7m im Tor); Anke Schmitz (6/4), Lis Helleboe (3), Claudia Wolf (2/1), Anette Unsleber (4), Nicole Bassenauer (1), Barbara Schade, Petra Mares, Susanne Schmälter, Sabina Wallway (1). SIEBENMETER: 6/4:7/5. - STRAFMINUTEN: 12:8. - ZUSCHAUER: 100. hdp

SPD und CDU verloren an Anziehungskraft wie nie zuvor

In sozialen Brennpunkten legten die "Republikaner" am meisten zu / Grüne hielten Schwerpunkte / Wahlbeteiligung geringer

Alle demokratischen Parteien hatten sich von der Kommunalwahl in Frankfurt, dem ersten Wahlgang überhaupt seit den Morden von Mölln, eine "Trendwende gegen rechts" erhofft. Sie blieb aus. Im Gegenteil: Rechte Parteien konnten ihre Erfolge der Landtagswahlen von Baden- Württemberg und Schleswig-Holstein im Jahre 1992 fortsetzen und ausbauen. "Republikaner", DVU und NPD zusammen erzielten in Frankfurt 12,9 Prozent - 1989 noch hatte die NPD "nur" 6,6 Prozent erreicht. Die "großen Volksparteien" SPD und CDU büßten in einem Maß an Anziehungskraft ein wie nie zuvor: Nur 44,7 Prozent der Wähler entschieden sich insgesamt für beide - 1989 waren es noch 58,3 Prozent gewesen, 1972 gar 66,4 Prozent.

Die Wahlbeteiligung blieb mit 69,7 Prozent gegenüber 77,2 Prozent 1989 unter allen Quoten bei Kommunalwahlen der 70er und 80er Jahre.

Vor allem junge Menschen sind nicht mehr für einen Kommunalwahlgang zu interessieren. Die "ganze Dramatik des Wandels" (Wahlamt) zeigt sich in folgenden Zahlen: 39 Prozent der wahlberechtigten 18- bis 24jährigen gaben dieses Mal ihre Stimme nicht ab. 17 Prozent dieser Altersgruppe entschieden sich für die Grünen, 16 Prozent für die SPD, 11 Prozent für die CDU. Die Republikaner kommen beim Wähler-Nachwuchs nur auf fünf Prozent.

In der Gruppe der 60jährigen und älteren Wahlberechtigten blieben am vergangenen Sonntag 22 Prozent zu Hause. Hier verfügt die CDU noch über einen Anteil von 35 Prozent, die Sozialdemokraten kommen auf 25 Prozent, die Grünen lediglich auf zwei, die Republikaner auf acht Prozent.

Wo wendeten sich die Menschen vor allem von der Kommunalwahl ab? In zwei der 46 Ortsteile blieb die Beteiligung unter 60 Prozent: im Gutleut- und Bahnhofsviertel mit 58,3 Prozent, in der gesamten Innenstadt mit 59,7 Prozent. Hier gibt es eine sehr heterogene Bevölkerung unter hohem Veränderungsdruck - bis zu 75 Prozent der Bürger im Bahnhofsviertel tauschen sich alle fünf Jahre aus - und es gibt hohe Ausländeranteile.

In weiteren 19 Stadtteilen gingen zwischen 30 und 40 Prozent der berechtigten Bürger nicht zur Wahl. Das waren im einzelnen: Westend-Süd (Wahlbeteiligung 68,8 Prozent), Nordend-West (69,7), Nordend-Ost (67,3), Ostend (68,5), Bornheim (69,6), Gallus (62,1), Bockenheim (68,0), Niederrad (69,3), Griesheim (66,6), Rödelheim (67,6), Eckenheim (68,3), Bonames (68,5), Riederwald (69,2), Fechenheim (65,8), Höchst (64,4), Nied (69,3), Zeilsheim (69,5), Unterliederbach (67,4) und Sossenheim (66,5).

Nur in vier Stadtteilen, geprägt vom gehobenen Mittelstand in Einfamilienhäusern, kamen noch über 75 Prozent der Menschen in die Wahllokale: 79,2 Prozent in Harheim, 78,6 Prozent in Nieder-Erlenbach, 76,5 Prozent in Bergen-Enkheim und 76,0 Prozent in Kalbach.

Die Sozialdemokraten brachten noch immer ihre besten Ergebnisse in östlichen und westlichen Stadtteilen entlang des Mains mit hohen Arbeiter-Anteilen oder "klassischen" Arbeitersiedlungen: Eine Ausnahmestellung nimmt nach wie vor der Riederwald mit 47 Prozent SPD ein, mit großem Abstand folgen Fechenheim (39,4 Prozent) und Gallus (38,7).

Domänen der CDU bleiben Stadtteile mit guten Wohnlagen und gehoben mittelständischer Bevölkerung: Nieder- Erlenbach mit 50,2 Prozent, Nieder-Eschbach (47,9), Harheim (46,0) und Sachsenhausen-Süd mit 43,2 Prozent. Auch die Schwerpunkte der Grünen sind die alten: dicht bebaute innenstadtnahe Wohnviertel mit alten Häusern und vergleichsweise billigen Wohnungen: Nordend mit 24,8 Prozent, Bockenheim mit 22 und Westend-Süd mit 20,2 Prozent der Stimmen.

Wo aber schnitten die rechtsradikalen Parteien, allen voran die "Republikaner", besonders gut ab? Typisch sind dabei die acht Frankfurter Quartiere, in denen schon die NPD 1989 weit über Durchschnitt lag. Durchweg finden sich hier Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus mit einem hohen Anteil von Ausländern, Arbeitern, Arbeitslosen.

In Vierteln mit hoher Erwerbslosenquote und hohem Ausländeranteil lag die durchschnittliche Wahlbeteiligung nur noch zwischen 54,5 und 56 Prozent. Der Erfolg der Republikaner wuchs, je mehr der Bildungsstatus abnahm. Bei Bürgern mit hoher Ausbildung (Abitur) erreichten die Republikaner im Durchschnitt 6,5 Prozent, bei Menschen mit einfacher Bildung (Hauptschule) kamen sie durchschnittlich auf 13,3 Prozent.

Beispiel eins für rechtsextreme "Hochburgen": die Carl-Sonnenschein-Siedlung in Sossenheim. Hier gaben überhaupt nur noch 55,1 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Von diesen Voten verbuchten die "Republikaner" 19,2 Prozent, die DVU weitere 11,1 Prozent und die NPD noch einmal 2,8 - zusammen also 33,1 Prozent für rechtsextreme Parteien. Die SPD lag mit 35,4 Prozent nur unwesentlich darüber, die CDU kam nicht über 22,6 Prozent hinaus.

Beispiel zwei: die Siedlung am Kirchweg in Nied. Hier gingen noch 58,6 Prozent der Berechtigten zur Wahl. 14,6 Prozent der Stimmen landeten bei Republikanern, weitere 11,3 bei der DVU und noch einmal 3,4 Prozent bei der NPD - zusammen also 29,3 Prozent für Rechtsextreme. Die Sozialdemokraten erreichten 31,5 Prozent, die CDU 26,6 Prozent.

Die beschriebene Sozialstruktur läßt sich begrenzt auf die 20 von 46 Frankfurter Stadtteilen übertragen, in denen die Republikaner auf über zehn Prozent der Stimmen kamen. An der Spitze das Gallus mit 13,6 Prozent, gefolgt vom Riederwald mit 13,1 Prozent, Sossenheim (12,8), Zeilsheim (12,5), Bonames (12,2), Heddernheim (12,1), Eckenheim (12,0), Niederursel (11,9), Sindlingen (11,3), Niederrad (11,2), Nied (10,8), Fechenheim und Altstadt (10,4), Gutleut/Bahnhofsviertel und Schwanheim (10,3), Innenstadt, Rödelheim und Unterliederbach (10,1).

Die Erfolge der Republikaner korrespondieren mit hohen Verlusten der Sozialdemokraten, was begrenzt auf Wählerwanderungen schließen läßt. Beispiele: In der Innenstadt, in Eckenheim, im Gutleut- und Bahnhofsviertel verliert die SPD 9,3 Prozent, in Niederrad 9,2, im Gallus 9,1. Sie konnte, folgert das Wahlamt, "ihren positiven Bundestrend überhaupt nicht in Stimmen umsetzen". jg

Handball-Regionalliga Südwest der Frauen Eintracht Wiesbaden liebäugelt mit der Zweiten Bundesliga Nach dem Triumph über Hersfeld dürfte im Heimspiel gegen Eisenach keine Gefahr drohen / Für Flörsheim sieht es düster aus

Eintracht Wiesbaden auf dem Sprung in die Zweite Bundesliga? Die Regionalliga-Frauen besiegten im Topschlager Mitbewerber Hessen Hersfeld glatt mit 16:12 und sind hierdurch mit zwei Zählern Vorsprung in die Zielgerade eingebogen. Einen halben Bonuspunkt kann sich der Spitzenreiter noch durch das Torverhältnis gutschreiben, wodurch Tür und Tor für den Staffelsieg in der Nord-Gruppe der Regionalliga Südwest geöffnet sind. Vor einem Aufstieg stehen jedoch noch vier Punktspiele sowie die Relegationsspiele mit dem Süd-Gruppensieger.

Gegen Eisenach (Sonntag, 15.15 Uhr, Elsässer Platz) sollte diese gute Ausgangspostion nicht gefährdet sein. Die Chancen der TSG Ober-Eschbach (19:16 gegen Urberach - vier Punkte Rückstand auf Wiesbaden) sind vor dem Spiel am Samstag in Darmstadt (17.30 Uhr, Böllenfalltor) rein theoretischer Natur.

Wesentlich realistischer sieht es nach einem Flörsheimer Abstieg aus: Der Turnverein verlor das Derby beim Namensvetter Hofheim mit 17:20 und hat jetzt ganz schlechte Karten. Gegen die TSG Leihgestern (Sonntag, 17 Uhr, Graf- Stauffenberg-Halle) hilft nur ein Sieg weiter. Hofheim will sich in Jena (Samstag, 17 Uhr, Werner-Seelenbinder-Halle) nicht überraschen lassen.

TV 1860 Hofheim - TV 1861 Flörsheim 20:17 (9:8). Das für den Abstiegskampf bedeutsame Nachbarschafts-Derby lockte mehr als 200 Zuschauer in die Brühlwiesenhalle. Obgleich der Gastgeber auf Stammkeeperin Ines Madaler (Urlaub) verzichten mußte, sorgten die Torwart-Leistungen für die Entscheidung. Allerdings zugunsten des TVH, denn Alexia Pfeifer sowie Doris Thon wirkten beim Verlierer übernervös, fanden vor allem gegen die überragende ungarische Ex-Internationale Tünde Hajdu kein Abwehrmittel. Da jedoch auch Sabine Claas keine überdurchschnittlich gute Leistung brachte, war die Toreflut vorprogrammiert. Die routinierten Karin Sehring und Conny Moritz zeigten dem Gastgeber immer wieder die Stirn, was sich im leistungsgerechten 10:10 nach 38 Minuten niederschlug. Dann wurde der TVH aggressiver, legte kämpferisch alles in die Waagschale, setzte sich mit dem 18:14 entscheidend ab. Neben Tünde Hajdu sorgte Kristina van Loyen mit vier Feldtoren für klare Verhältnisse, während die Schmidt-Schützlinge viele Abstimmungsprobleme hatten und das Überzahlspiel durch die Strafzeiten-Flut nach dem Wechsel gegen die Hofheimerinnen nicht ausnutzten konnten.

TV 1860 HOFHEIM: Sabine Claas (Tor); Anke Nels, Caroline König (2), Sandra Andersch (1), Kristina van Loyen (4), Sabine Henninger (1), Tünde Hajdu (10/4), Nadja Schott (1), Astrid Bender (1), Martina Plankl.

TV 1861 FLÖRSHEIM: Alexia Pfeifer (bis 40.), Doris Thon (Tor); Corinna Fehler (1), Karin Sehring (6/3), Conny Moritz (5/4), Kristina Blaha (1), Diana Knopp. Corina Christ, Claudia Kramer (2), Ulrike Körner, Jutta Kaufmann (1), Gabi Dietz (1). SCHIEDSRICHTER: Pitterling (Großkrotzenburg) und Ludwig (Eschborn). - SIEBENMETER: 4/4:9/7. - STRAFMINUTEN: 14:6. - ZUSCHAUER: 222. Eintracht Wiesbaden - SG Hessen Hersfeld 16:12 (8:5). Bundesliga-Flair bei der Eintracht, die ansonsten fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit spielen muß. Im Spitzenspiel erlebten die Fans einen Gastgeber, der phasenweise "zauberte" und den übermotivierten Neuling aus Osthessen deklassierte. Bereits nach 48 Minuten (15:9) war die Frage nach dem Sieger beantwortet, hatte die Mannschaft von Trainer Bela Gräser mit technisch gekonnten Zügen Bad Hersfeld aufs Abstellgleis geschoben. Wesentlich war die Abwehr eines Siebenmeters durch Torfrau Michaela Kettenbach (31.), im Gegenzug gelang der Eintracht das 9:5. Von diesem Schreck erholte sich der Gast nicht mehr. Neben Michaela Kettenbach ragten Bettina Rau sowie die beim Lokalrivalen DJK Schwarz-Weiß in der Zweiten Bundesliga erprobte Marianne Sprenger heraus. EINTRACHT WIESBADEN: Michaela Kettenbach (Tor); Martina Peter (2), Bettina Rau (5/2), Erika Müller, Marion Jüngst (2), Marianne Sprenger (3/2), Sabine Eichner (1), Uli Koczyra (2), Andrea Schrobbach, Claudia König, Heike Wallrabenstein. SCHIEDSRICHTER: Ludwig (Eschborn) und Pitterling (Großkrotzenburg) - SIEBENMETER: 5/4:8/6. - STRAFMINUTEN:2:0. - ZUSCHAUER:230. TSG Ober-Eschbach - BSC Urberach 19:16 (12:8). Ein optimaler Start (6:1) sowie ein Zwischenspurt kurz vor und nach der Halbzeit, der nach 35 Minuten zum 15:8 führte, genügte der in allen Belangen überlegenen TSGO zum standesgemäßen Erfolg. Die nachlassende Konzentration wurde durch verworfene Siebenmeter (Ursula Unvericht, Petra Sattler, Sabine Zernikow) belegt. Trainerin Sigrid Zernikow gab später ihrem kompletten Kader eine Chance, wodurch der BSC noch bis auf drei Treffer herankam. TSG OBER-ESCHBACH: Kerstin Reviol (bis 44.), Petra Schaab (Tor); Carola Schröder (1), Birgit Specht (2/1). Petra Sattler (2/1), Kathrin Nüchter-Schmidt (2), Monika Engel (3), Nasaria Makey (2), Sabine Zernikow, Sybille Arras (2), Angela Jordan (1), Ursula Unvericht (4/2). SCHIEDRSICHTER: Schulz /Wagner (Weilburg) -SIEBENMETER: 7/4:4/3. - STRAFMINUTEN: 6:4. - ZUSCHAUER: 150. hdp

42jährige Frau bis zur Bewußtlosigkeit gewürgt

HEUSENSTAMM. Seine 42jährige Lebensgefährtin hat ein 51jähriger Heusenstammer in der Nacht zum Sonntag bis zur Bewußtlosigkeit gewürgt. Wie die Polizei gestern mitteilte, war es nach einem Gaststättenbesuch zwischen dem Paar zu einer Auseinandersetzung gekommen. Der Mann drohte der Frau, sie umzubringen und begann sie zu würgen. Die 42jährige verlor das Bewußtsein.

Am Morgen nach der Tat ging die Frau zur Polizei und erstattete Anzeige. Der Freund wurde inzwischen festgenommen. Die Ermittlungen, so die Polizei, sind noch nicht abgeschlossen. hf

Immobilienfirma will Gelder für EC Bad Nauheim locker machen Erfahrung macht skeptisch Millionen-Angebot reduziert / Reuß will erst einmal abwarten

In der einstigen Wetterauer Eishockey- Hochburg schweben Spieler, Fans und Funktionäre weiterhin im ungewissen über die sportliche und vor allem finanzielle Zukunft. Der 30jährige Travimpex- Chef Norbert Metzler, in der Eishockey- Szene als Helm-Sponsor der Frankfurter Löwen und als Hauptsponsor des Erstligisten Berliner Eisbären keine unbekannte "Größe", hat seinen Versprechungen erste Taten folgen lassen. "Ich stelle dem EC 10 000 Mark mit sofortiger Wirkung für fünf Busse zum ersten Relegationsspiel beim SC Rießersee am kommenden Freitag zur Verfügung", so Metzler, der im Falle des Klassenerhaltes dem Team mitsamt Familie einen 14tägigen Urlaub auf Mallorca zusagte.

Allerdings hat das Bensheimer Unternehmen, eine offensichtlich glänzend florierende Immobilienfirma, inzwischen das ursprüngliche Ein-Millionen-Angebot auf "500 000 bis 750 000 Mark" reduziert. "Eine Million wäre zuviel für einen Konkursverein", meinte der nach eigenen Worten "eishockeyverrückte" Metzler, der dafür aber auch großzügig die Jugendarbeit des maroden Clubs unterstützen will. "Wir halten unser Angebot auch bei einem Abstieg in die Oberliga aufrecht. Dann bleiben wir mit einer starken Mannschaft ein Jahr in der Drittklassigkeit, um dann wieder auf Anhieb in die zweite Liga zurückzukehren. Unser Ziel ist die oberste Spielklasse", so Metzler.

Während Vorstandssprecher Raymond Schüttke fest mit der Vertragsunterschrift - Travimpex würde die Altschulden ablösen und dafür die Rechte an den Spielern erwerben - in Kürze rechnet, hält sich Konkursverwalter Bernd Reuß noch bedeckt. "Zuerst war von einer Million die Rede, dann von 860 000 Mark und nun vielleicht von nur noch einer halben Million. Mir liegt noch nichts Schriftliches vor, wir warten ab." Einige Befürchtungen von "gebrannten Kindern" in der Badestadt dürften nicht zutreffen, daß es sich bei dem Unternehmen um eine "Briefkastenfirma" handelt. Dafür trat die Firma bereits erfolgreich in Szene. Verständlich ist aber der Pessimismus bis zu einer konkreten Vereinbarung. Denn vor gut zehn Jahren gab es beim damaligen Erstligisten und EC-Vorgänger VfL Bad Nauheim schon einmal einen vermutlichen "Retter in letzter Sekunde", einen Teppichhändler. Der versprach dem VfL ein Vermögen, wurde später als Betrüger entlarvt und verurteilt... jo

Handball-Regionalliga Südwest der Männer Das "Spiel der Spiele" steigt am 21. März Dann wird zwischen Groß-Bieberau und Lützellinden wohl der Titelgewinn entschieden

Der Zweikampf zwischen der TSG Groß-Bieberau (35:5 Punkte) und dem TV Lützellinden (32:8) prägt in der Männer- Handball-Regionalliga Südwest weiterhin das Geschehen. Der Spitzenreiter siegte im Schongang 21:12 gegen den Abstiegskandidaten HSV Apolda, der Gießener Stadtteilverein 22:18 in Asbach-Modau. Beim fast sicheren Absteiger TV Bürgstadt (Samstag, 19.30 Uhr, Realschulsporthalle Miltenberg) dürfte der Tabellen-Erste kaum gefährdet sein, während Lützellinden im Verfolgertreffen gegen TuS Griesheim zur gleichen Stunde eher auf eine Überraschung gefaßt sein muß. Dann könnte bereits der Groß-Bieberauer Weg zur Meisterschaft mit Blumen geschmückt werden. Das alles entscheidende Gipfeltreffen zwischen Groß-Bieberau und Lützellinden steigt acht Tage später (21. März, 18 Uhr) in einer vermutlich mit 1000 Zuschauern ausverkauften Sporthalle "Im Wesner". Der TV Groß-Umstadt (22:27 gegen Mitaufsteiger TSV Eschwege) kommt in dieser Runde nicht mehr über Rang sechs hinaus. Der "kleine TVG" muß am Samstag (19.30 Uhr, Sporthalle Hegelsberg) bei Hermannia Kassel antreten.

TSG Groß-Bieberau - HSV Apolda 21:12 (11:6). Rückschlag für den Spitzenreiter: Torjäger Christopher Malik wechselt 93/94 zum Bundesligisten TV Niederwürzbach. Allerdings ist auch Malik nicht der alles entscheidende Werfer, denn die TSG stellte keinen Spieler unter den "Top Ten" dieser Klasse. Und wenn Kreisläufer Malik - wie gegen Apolda - einmal fehlt, tritt Oliver Setterl (zehn Tore) oder ein anderer in seine Fußstapfen. Da auch Stefan Beißer bissig agierte und fünfmal traf, waren die Thüringer chancenlos. Spielertrainer Milan Brestovansky konnte seine Schulterverletzung, Dirk Wackerfuß und Kai Schnekel ihre Grippe auskurieren, und Malik pausierte wegen einer Kapselverletzung. Spätestens gegen Lützellinden sollen wieder alle Mann an Bord sein. Bürgstadt gilt als eine Art Angstgegner, soll keineswegs unterschätzt werden.

Apolda war kein Maßstab. Auffallend war die brutale und harte Gangart (28 Strafminuten!) der Gäste, die beispielsweise Setterl und Wackerfuß das Trikot zerrissen. Haßloch, Nieder-Olm oder Budenheim heißen die möglichen Gegner in den beiden Aufstiegsspielen. Haßloch und Nieder-Olm sollen am 4. April im Pokaltreffen unter die Lupe genommen werden.

TSG GROSS-BIEBERAU: Wolfram Volk (bis 30.), Frank Schumann (Tor); Stefan Beißer (5), Jens Wackerfuß (2), Tobias Maurer (2), Jens Rousselot, Oliver Setterl (10/4), Achim Schnellbächer (1), Bernd Ziegler (1). SIEBENMETER: 4/4:3/3. - STRAFMINUTEN 8:28. - ZUSCHAUER: 500.

TV Groß-Umstadt - TSV Eschwege 22:27 (10:18). Tore-Flut beim Aufsteigertreffen. Nach einer desolaten Abwehr- und Torwartleistung führten die Gäste bereits zur Pause uneinholbar mit acht Treffern. Die zu defensiv agierende 6:0- Deckungsformation ließ den TSV im Rückraum nach Belieben gewähren. Dieser nutzte den Ausfall von Stammkeeper Martin Rauch (Grippe) konsequent aus. Da weitere fünf Feldspieler grippegeschwächt waren, fehlte der gewohnte Widerstand in der Abwehr. Jürgen Beck (6) war beim Sieger nicht zu bremsen. Die Aufholjagd des TVG kam zu spät, zumal nach dem 22:26 (55.) der Angriffsschwung verpuffte. Jörg Riecke war bester Werfer. Joachim Czwikla verriet zunächst gute Nerven beim Strafwurf, scheiterte aber in wichtiger Phase (22:26), später verwarf auch Rieke einen Siebenmeter.

TV GROSS-UMSTADT: Markus Kreich (Tor); Jörg Riecke (5), Dietmar Tippe (1), Fred Müller (3), Per Brauneck, Klaus Keller (3), Thomas Müller (3), Bernd Hax (1), Oliver Kreß (1), Steffen Frankenberg, Joachim Czwikla (6/4). SIEBENMETER: 6/4:8/8. - STRAFMINUTEN: 6:4. - ZUSCHAUER: 400. hdp

Schönheitsparade für Milliarden Deutsche Bank spielt im globalen "Asset Management" groß mit

ski FRANKFURT A. M. Die vier- bis - eher selten - sechsstelligen Beträge, die Otto Normalsparer so anlegt oder umschichtet, sind der Geldbranche zwar auch nicht unwillkommen. Glänzende Augen bekommen deren Manager heutzutage aber erst bei ganz anderen Summen. Da hat zum Beispiel ein US-Großkonzern mal eben 100 Millionen Dollar flüssig, die entweder bei geringstmöglichem Risiko die maximale Rendite abwerfen sollen oder auch - weil das Unternehmen seine Mittel ansonsten sehr konservativ investiert hat - mit höherem Wagnis, aber zugleich größeren Chancen "aggressiv" ein- und damit schlimmstenfalls in den Sand gesetzt werden können. Hier sind "Asset Manager" gefragt - Spezialisten, die treuhänderisch Vermögen für private und institutionelle Kunden verwalten.

Das Asset Management, schwärmt Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Rolf- Ernst Breuer, gehöre sowohl nach Volumen als auch bei den Erträgen zu den wenigen Wachstumsmärkten im globalen Bankgeschäft. Allein das in Pensionskassen und Publikumsfonds verwaltete Vermögen (also ohne Versicherungen, die hier ebenfalls eine große Rolle spielen) stieg im vergangenen Jahr, das laut Breuer noch nicht einmal außergewöhnlich wachstumsträchtig war, weltweit um 23 Prozent auf 14,5 Billionen Mark. Daß die rasante Expansion weitergeht, dafür sorgt schon die demographische Entwicklung: Die Menschen werden älter, das führt zu höheren Versorgungsansprüchen und damit zu wachsenden Volumina der Pensionskassen. Deren Vermögen werden sich nach Schätzungen zwischen 1986 und 1996 auf annähernd zwölf Billionen Mark fast verdreifachen.

Von den rund um den Globus etwa 200 bis 250 "Portfoliomanagern" bestimmen nur ungefähr 50 das Geschehen an den Aktien-, Geld- und Rentenmärkten, indem sie solche gewaltigen Summen bewegen, "daß man's merkt" (Breuer), wenn sie ihre Anlagepolitik ändern. Die Deutsche Bank gehört unter den professionellen Vermögensverwaltern längst zu den "großen Spielern", was sie nicht zuletzt der Übernahme des britischen Geldhauses Morgan Grenfell vor etwa drei Jahren verdankt. Die Gruppe betreute in diesem Geschäftszweig im vergangenen Jahr 170 (1991: 151,5) Milliarden Mark. Dabei geht es im einzelnen freilich nicht immer um die eingangs erwähnten Mandate für 100 Millionen oder mehr, sondern "Kleinvieh" macht auch hier "Mist": 67 Milliarden entfallen auf Investmentfonds, deren Volumen sich aus einer Vielzahl auch kleinerer Anlagebeträge zusammensetzt. Weniger und dafür höhere Einzelsummen bringen im institutionellen Asset Management rund 80 Milliarden auf die Waage, 18 Milliarden macht die individuelle Vermögensverwaltung aus, der Rest entfällt auf Immobilien.

Die Deutsche-Bank-Gruppe sieht sich als neuntgrößter Asset Manager außerhalb der USA (die dortigen Branchengrößen wie Prudential, American Express und Metropolitan Life sind in der jüngsten Übersicht per Mitte 1992 noch nicht enthalten). Auf Platz eins der Hitliste liegt mit Assets von 649 Milliarden Mark Kampo, die Versicherung des japanischen Postministeriums. Mit weitem Abstand folgen vier weitere Nippon-Assekuranzen, zwei Schweizer Großbanken und die französische Versicherung UAP vor der Deutschen Bank. Auf Rang 14 kommt als nächste deutsche Firma die Allianz.

Mit dem Asset Management hat sich Breuer zufolge in den vergangenen Jahren ein neuer Berufsstand entwickelt: der des auf diese Vermögensverwaltung spezialisierten Consultants. Diese Berater vermitteln zwischen den Großanlegern und den für die Betreuung der Portefeuilles in Frage kommenden Instituten. Auf dem wichtigen US-Markt, auf dem ausländische Asset Manager 1991 erst einen Anteil von 1,3 (1981: 0,2) Prozent hatten (Breuer: "Das ist gar nichts"), läuft der Zugang zu Mandaten vor allem über sie. In der Praxis sieht das nach Darstellung des Bankers so aus, daß die von den Consultants in einer Vorselektion auserwählten fünf besten Vermögensverwalter jeweils wie in einer "Schönheitsparade" beim Investor "vortanzen" müssen.

Handball-Regionalliga Südwest der Männer Der Gast wie ein Bezirksligist Münster vermutet: SSV Erfurt hat sich schon aufgegeben

Es war kein freundschaftlicher "West- Ost-Vergleich", sondern ein Punktspiel der Männer-Handball-Regionalliga Südwest: Mit 26:7 kanzelte der Tabellenvierte TSG Münster Schlußlicht SSV UT Erfurt ab. Dem Gast wurde im übrigen Bezirksliga-Format attestiert. Der Main-Taunus- Vertreter dürfte bereits am Samstag (17 Uhr, Heuberg-Sporthalle) wieder einem ernsthaften Test unterzogen werden: Der punktgleiche Aufsteiger TSV Eschwege gilt als heim- und angriffsstark. Und Münster hat oftmals gegen die Mitbewerber an der Spitze den kürzeren gezogen. Zu Hause siegten die Kelkheimer jedoch 29:20. An der Meisterschaft der TSG Groß-Bieberau zweifelt indes niemand mehr, zumal Verfolger Lützellinden noch zum Tabellenführer muß.

TSG Münster - SSV Erfurt 26:7 (11:3). Die mit sechs Feldspielern (davon drei Jugendspieler) angetretenen Thüringer hatten keine Wechselmöglichkeit, agierten demotiviert und deuteten an, daß beim SSV die Lichter bald ausgehen werden. Münster konnte aus dem Anti-Handball des Gastes zu wenig Nutzen ziehen. Vor allem über die Außenpositionen (Rüdiger Finckh) lief kaum etwas. Nach 15 Minuten (7:2) war der Gast besiegt. Münsters Wurfschwäche wurde mit nur vier Treffern bis zur Pause belegt. Artur Kollek und Thomas Egenolf nutzten mit jeweils sieben Treffern die schwache Gegenwehr am ehesten aus. Finckh und Nitschky "glänzten" gegen den besseren Trainingspartner mit einer Null-Diät. "Ich glaube, heute hätte sogar unsere zweite Mannschaft - die verlor im Spitzenspiel der Zweitzen Bezirksliga Wiesbaden mit 18:20 gegen den TV Bierstadt - gewonnen", sinnierte Handball-Chef Karl Heinz Jacob. Positiv war einzig die Fairneß der Erfurter, die mit vier Zeitstrafen auskamen. Nur 170 Zuschauer hatten sich in Vorahnung auf dieses freundschaftliche Match in der Sporthalle der Eichendorff-Schule eingefunden.

Eschwege dagegen gilt als Prestige-Angelegenheit. "Wir wollen unser Gesicht wahren und uns nichts nachsagen lassen", rechnet Jacob mit einer starken Vorstellung und einem Erfolg. TSG MÜNSTER: Uwe Simon (bis 47.), Konrad Bansa (Tor); Peter Heimburger (2), Artur Kollek (7/3), Rene Scheu (2), Mark Nitschky, Andre Köhler, Rüdiger Finckh, Stephan Kirsch (1), Thomas Egenolf (7), Joachim Schreiber (3), Oliver Klump (4). SIEBENMETER: 3/3:0. - STRAFMINUTEN: 2:8. - ZUSCHAUER: 170. hdp

Wir gratulieren

Frau Susanne Diegel aus Nidderau- Windecken, zum 85. Geburtstag, am Dienstag, 9. März.

Frau Anna Kühnmünch aus Erlensee- Langendiebach, zum 90. Geburtstag, am Dienstag, 9. März.

Zuschauer kommen nicht wie erwartet Deutsches Fernsehen hat sich ausgeschaltet

ARD und ZDF haben dem Olympia- Desaster der DHB-Auswahl von Barcelona Rechnung getragen und bieten keine einzige Live-Übertragung von der Handball-Weltmeisterschaft in Schweden an, zumal sich der Ausrichter auch nicht bereit erklärt hat, die Anwurfzeiten an mediengerechtere und werbewirksamere deutsche TV- Zeiten anzupassen.

18 ausländische Fernsehsender und rund 900 Journalisten begleiten das Spektakel mit einem Etat von 25 Millionen schwedischen Kronen (rund 5,5 Millionen Mark), das nach dem Vorverkauf von 65 000 der 150 000 gedruckten Eintrittskarten ein finanzieller Flop zu werden droht. Besonders enttäuscht sind die Schweden vom bisherigen Zuspruch der deutschen Fans, nachdem sie die Spiele des DHB-Teams in das südschwedische Malmö gelegt hatten. Die Finalspiele am 19. und 20. März in dem 13 850 Zuschauer fassenden Kuppelbau der Globe-Arena in Stockholm allerdings sind seit Wochen ausverkauft. dpa/FR

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Mittags in fremde Wohnung BAD HOMBURG. Auf noch unklare Wei- se öffnete laut Polizei ein Unbekannter am Dienstag zwischen 11 und 13 Uhr eine Wohnung in der Frankfurter Landstraße. Seine Beute: eine TV-Fernbedienung, Parfüm und Textilien für rund 400 Mark.

Umgang mit der Angst BAD HOMBURG. Um den Umgang mit Angst und deren Signalwirkungen geht es bei einem Kurs der Elternschule Taunus, der unter Leitung einer Psychotherapeutin am heutigen und den beiden folgenden Donnerstagen stattfindet. Beginn ist jeweils um 20 Uhr im Gemeindehaus St. Marien. Anmeldungen: Tel. 69 09 45 in Bad Homburg, täglich von 9 bis 12 Uhr.

Baby-Basar BAD HOMBURG. Ein großes Angebot für die Kleinsten verspricht der Baby-Basar, den der Frauenring am Samstag, 13. März, von 9 bis 15 Uhr im Kurhaus veranstaltet. Verkäufer müssen ihre Artikel am Freitag, 12. März, zwischen 14 und 17 Uhr ins Kurhaus bringen.

Fragen zur Gesundheitsreform FRIEDRICHSDORF. Um Fragen der Gesundheitsreform geht es bei einer Veranstaltung der Rheuma-Liga am Donnerstag, 11. März, ab 18 Uhr in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. Ein Vertreter der AOK informiert.

Neue Sondermarken BAD HOMBURG. Neue Sondermarken stellt die Bundespost am heutigen Donnerstag von 8 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr im Postamt am Bahnhof (Basler Straße) vor. Naturfreunde tagen BAD HOMBURG. Der Touristenverein "Die Naturfreunde" hat seine Mitglieder für Sonntag, 14. März, zur Jahreshauptversammlung in die Sporthalle Ober- Eschbach eingeladen.

Auf den Spuren der Römer BAD HOMBURG. Dem Limes folgend nach Altenstadt in der Wetterau führt eine Wanderung des TSV Ober-Erlenbach am Sonntag, 14. März. Start ist um 9 Uhr an der Turnhalle.

Sport und Koedukation HOCHTAUNUSKREIS. Ein Seminar zum Thema "Sport und Koedukation" bietet die Kreisfrauenbeauftragte Irmhild Taesler Lehrerinnen und anderen Fachfrauen am Donnerstag, 18. März, an. Auskunft und Anmeldung: Tel. 0 61 72 / 178 395 oder 0 60 31 / 6 13 99.

Frühlingsbasar in Ober-Erlenbach BAD HOMBURG. Säuglingswäsche und -ausstattung, Kinderkleidung und Umstandsmoden für Frühjahr und Sommer können beim Frühlingsbasar der evangelischen Kirche Ober-Erlenbach am Samstag, 20. März, 14 bis 17 Uhr, im Gemeindehaus am Holzweg 36 ge- und verkauft werden. Deutsch für Ausländer FRIEDRICHSDORF. Noch freie Plätze gibt es in einem Sprachkurs "Deutsch für ausländische Arbeitnehmer", der montags und donnerstags von 19 bis 20.30 Uhr im Vereinszentrum Alte Schule in Seulberg stattfindet. Kontakt: Tel. 0 61 72 / 7 83 05. Kripo berät Senioren FRIEDRICHSDORF. Über Sicherheit in Friedrichsdorf spricht ein Berater der Kriminalpolizei am Donnerstag, 18. März, um 15 Uhr im Rathaus. Er stellt auch den Hausnotrufdienst vor. Veranstalter ist der Seniorenbeirat.

Neue Seniorenwerkstatt FRIEDRICHSDORF. Die neue Seniorenwerkstatt wird am Samstag, 20. März, um 11 Uhr in der Hugenottenstraße 24 eröffnet.Obstbäume richtig schneiden FRIEDRICHSDORF. Einen Obstbaum- schneidekurs veranstaltet der Obst- und Gartenbauverein Seulberg am Samstag, 20. März, in Seulberg. Treffpunkt ist um 9 Uhr an der Eselsbrücke (verlängerte Frankfurter Hohl).

Wanderung ins Kronthal BAD HOMBURG. Zu den Kronthalquellen führt eine Wanderung des Kneipp-Vereins Taunus am Samstag, 20. März. Die Wandergruppe startet um 14.02 Uhr am Kurhaus mit dem Bus.

CDU analysiert Wahl FRIEDRICHSDORF. Die Analyse der Kommunalwahl steht im Mittelpunkt des Dienstagstreffens der CDU Seulberg am 23. März um 20 Uhr im Restaurant "Stadt Berlin". Osterbasteln in St. Marien BAD HOMBURG. Zum Osterbasteltag lädt die Elternschule Taunus für Samstag, 27. März, 9 bis 13 Uhr, ins katholische Gemeindezentrum St. Marien in der Dorotheenstraße. Gebastelt werden Puppen und Osterkarten, außerdem werden Ostereier gefärbt. Voranmeldung ist erforderlich: Telefon 0 61 72 / 69 09 45, werktags von 9 bis 12 Uhr.

Bundesbahn-Gärtner wählen Vorstand BAD HOMBURG. Einen neuen Vorstand wählen die Mitglieder des Unterbezirks Bad Homburg der Bundesbahn- Landwirtschaft am Mittwoch, 31. März, ab 19.30 Uhr im Clubheim der Gartenanlage "Taunusblick". Die Anlage ist an der Kreisstraße vom Industriegebiet nach Oberstedten zu finden. Nach der Versammlung werden Dias über Israel gezeigt.Vogelfreunde unterwegs BAD HOMBURG. Eine Fahrt in das Naturschutzgebiet Taubergießen zwischen Schwarzwald und Vogesen veranstaltet der Verein der Vogelfreunde am Wochenende 15. und 16. Mai. Interessierte können sich informieren und anmelden beim Vorsitzenden Kurt Meier in Bad Homburg (Tel. 4 13 39).

Aufsehenerregendes zum Blut BAD HOMBURG. "Aufsehenerregende Erkenntnisse über Bluthochdruck, Cholesterin, Arterienverkalkung und Herzinfarkt" verspricht ein Vortrag beim Kneipp-Verein Taunus am Freitag, 16. April, ab 19 Uhr im Kurhaus.

Hainburger CDU baute Mehrheit weiter aus

HAINBURG. Ihre knappe Ein-Stimmen-Mehrheit hat die Hainburger CDU um zwei Sitze auf nunmehr 21 Mandate ausgebaut und verfügt damit gegenüber nur noch zwölf statt bisher 14 Sozialdemokraten und vier Grünen über eine komfortable Majorität. Die Union legte gegenüber 1989 noch einmal fünf Prozent drauf und hat jetzt 56,8 Prozent der Hainburger hinter sich, die SPD büßte sechs Prozent ein und liegt nun bei 32,6 Prozent. Die Grünen gewannen zwar fast ein Prozent und erreichten 10,5 Punkte, was sich jedoch nicht in klingender Münze, sprich einem zusätzlichen Mandat, auszahlte.

Die publikumswirksamen Abschiedsfeiern für Bürgermeister Herbert Wemelka und die Amtseinführung von Bernhard Bessel als neuer Verwaltungschef erwiesen sich für die Union als goldrichtig getimt. Beide konnten sich darüber hinaus auf ihre Klein-Krotzenburger Hausmacht verlassen.

Für die Republikaner im Kreistag stimmten 699 Hainburger, das sind 9,1 Prozent aller Wähler.

Nur drei von vier Wahlberechtigten gingen in Hainburg an die Urnen, und auch die Zahl der - beabsichtigt - ungültigen Stimmen lag mit 3,55 Prozent auffallend hoch. ttt

Anklänge an Weimar

Von Roderich Reifenrath

Bei Ergebnissen wie jetzt bei den Kommunalwahlen in Hessen wird es nicht nur nachdenklichen Mitgliedern der beiden großen Parteien mulmig. Das Resultat des als Stimmungsbarometer für ganz Deutschland gewerteten Wählervotums macht auch allen zu schaffen, die in dieser Bruchlandung der beiden Volksparteien erneut ein unzweideutiges Symptom des Niedergangs sehen. Klar ist: Die Akzeptanz relativ weniger, altbekannter Anbieter parteipolitischer Waren schwindet. Begünstigt werden andere Kräfte. Aufsteiger unter ihnen sind zwar in ihrer parlamentarischen Kompetenz durch nichts ausgewiesen, aber das billige Outfit reicht inzwischen, um Bürger anzulocken, die sich von Christdemokraten und Sozialdemokraten lossagen.

Rechts ist in, wenn auch öffentliche Bekenntnisse dazu noch so rar sind, daß die Meinungsforscher Neigungen zu den selbsternannten Republikanern offenkundig nicht herausfragen konnten. Lange Zeit galten Ausflüge in die Gefilde der Reaktion als Denkzettelverhalten, leicht auszubügeln, wenn es ans Eingemachte ging. Jetzt haben die Motive deutlich eine veränderte Qualität. Gesinnung schlägt durch. Ignatz Bubis hat es richtig erkannt.

Was lehrt uns diese Kommunalwahl eigentlich, die vielleicht eine scharfe Zäsur lange dominierender Abstimmungsrituale in Deutschland ankündigt? Wir haben am Wochenende möglicherweise den Beweis erhalten, daß von nun an auf Dauer in den Parlamenten mit einer fünften Partei zu rechnen ist - begünstigt durch Einstellungen von Menschen, die man nicht pauschal als Neonazis anprangern darf, die aber einem starken, dem Weimarer Dunst verwandten Ressentiment das politische Fundament liefern. Je schwieriger es wird, die wirtschaftlichen Folgen der deutschen Einheit zu überwinden, je tiefer zudem das Land in die Rezession schlittert, je größer demzufolge die Ängste vor dem gesellschaftlichen Abstieg werden, um so dichter werden die Tummelplätze der Betreiber dieses Ressentiments. Ihm haben sich Bürgerliche ebenso angeschlossen wie sozial Deklassierte.

Das alles reicht natürlich nicht, um abschließend die Verlagerung der politischen Gewichte in Hessen und die Klimaveränderung in der gesamten Republik zu erklären. Da ist auch noch und wahrlich nicht zuletzt der Zustand "der" Parteien. Er ist in den vergangenen Wochen rauf und runter dekliniert, in scharfen Tönen gegeißelt worden. Gemeint waren CDU/CSU, FDP und SPD. Nicht bloß die Medien produzierten kritische Zustandsbeschreibungen, das taten selbst Politiker, und es waren Leute von Rang und Namen dabei. Bundespräsident Richard von Weizsäcker zog vom Leder, Helmut Schmidt stand ihm nicht nach.

Was soll und darf, was kann man Parteien sagen? Demonstriert Führungsstärke, hört auf, endlos zu streiten, seid entscheidungswillig, gebt Lebenshilfe, pflegt Gemeinschaftssinn, übernehmt die Spitze, wenn Verzicht angesagt ist, bekämpft das Korrupte in den eigenen Reihen, sorgt für Gerechtigkeit, sagt die Wahrheit und verschleiert die Probleme nicht.

Solche Fragen eröffnen den Zugang zu völlig anders gelagerten Gründen für Wählereinstellungen. Da gibt es etliche, die keiner Partei mehr vertrauen. Sie blieben am Wahltag einfach zu Hause und verschwendeten kaum einen Gedanken daran, daß man durch Verweigerung auch Gruppen salonfähig macht, deren demokratische Substanz gegen Null tendiert. Hinter dieser Mischung aus Wut und Gleichgültigkeit steht manchmal das Wissen, was die Stunde geschlagen hat. Solche Leute sind es dann satt, kurzgeschorene Argumente und Ziele mit ihrem Stimmzettel aufzuwerten, wo es in Wirklichkeit darum geht, globale Themen endlich aus dem Gespinst nationaler Egoismen und gruppenspezifischer Interessen herauszulösen. Siehe Nord-Süd-Gefälle oder die Umwelt.

Und diese Wahlberechtigten mögen es nicht, wenn man die Regeln des Parlaments - hie Regierung, dort Opposition - aus taktischen Erwägungen außer Kraft setzt. Oder bereits beschlossene Positionen zerredet. Wenn dann noch Skandale und Skandälchen das schwache Bild abrunden, sind alle Appelle an die Pflichten eines Demokraten für die Katz. Wer hätte dies jetzt schmerzhafter zu spüren bekommen als die SPD?

Die Sozialdemokraten sind die Deklassierten nach der Hessenwahl. Und das bundesweit. Für Parteichef Björn Engholm war das Ereignis ein fast vernichtender Rückschlag. In der CDU sind die Taktiker trotz schwerer Verluste sogar noch erleichtert, weil sie im stillen das Dilemma der Konkurrenz für sich selbst reserviert hatten. Bundeskanzler Helmut Kohl nutzte sofort die langersehnte Gelegenheit, um mit den eigenen unbotmäßigen Leuten Tacheles zu reden und saugt Honig aus dem SPD-Desaster. Es stabilisiert ihn, den Mitverlierer und Wankenden, so absurd es klingt.

Die Republik nach dem 7. März: gedemütigte Großparteien, scharfer Schwenk nach rechts, Zuwachs für die "Partei" der Nichtwähler, Destabilisierung, Anklänge an Weimar. Schwierige Zeiten stehen ins Haus.

Wolfgang Münzel wurde Deutscher Cross-Meister

Als alles vorbei war, haben Alfred Müller und seine Läufer schnell das Weite gesucht. "Ruck-zuck", erzählt der Langstrecken-Trainer der LG Frankfurt, "sind wir nach Hause gefahren, das Wetter war ja grauenhaft." Dafür die Erfolge um so schöner.

Wolfgang Münzel siegte bei den Deutschen Crosslauf-Meisterschaften in Rhede in der Alterklasse M 40 mit einem derart großen Vorsprung, daß "der auch lokker die M 30 gewonnen hätte", so Müller. Hans Pfisterer wurde Vierter bei den über 40jährigen, und wäre da noch ein Dritter im Bunde gewesen, die LG hätte wohl auch die Teamwertung gewonnen. Der dritte aber lag mit Grippe im Bett.

Die Mannschaftswertung zu gewinnen, das war auch das große Ziel des Torsten Kleipa. Zu Saisonbeginn war der 30jährige von der SG Kelkheim zur LG Frankfurt gewechselt, eben "weil ich hier eine Mannschaft habe, die bei den Crossmeisterschaften gewinnen kann". Kleipa selbst tat alles Erdenkliche, überraschte als Zweitschnellster in der Klasse über 30 Jahre (M 30), doch mit dem Team reichte es nur zu Platz drei. Klaus Buchhold (12.) und Robert Donner (14.) ließen sich zu viel Zeit, als daß es für den Sprung nach ganz vorne hätte reichen können.

Vierte wurden die Frauen der LG, Silke Welt, Claudia Polligkeit und Patrica Hudy, auf der Langstrecke, und das fand Trainer Müller "schön, weil die ja gar keine Cross-Spezialisten sind". ror

Toni Forster ist jeder Gegner recht Aufstiegsspiele zur zweiten Liga / Spannung in der Eishockey-Oberliga Süd

Der Frankfurter ESC hat das Seine frühzeitig getan, um im Hinblick auf die Aufstiegsspiele zur zweiten Eishockey- Bundesliga alle Unklarheiten zu beseitigen. Die Konkurrenz war indes noch nicht in der Lage, gleiches zu tun. Sah es noch am Freitagabend so aus, als habe der EC Bad Tölz durch einen 8:6-Sieg im Spitzenspiel gegen den EV Landsberg den vorentscheidenden Schritt in Richtung Gruppensieg getan, so ist die Frage, wer in der Oberliga Süd den Meistertitel erringen kann, seit Sonntag abend wieder offen.

Die Tölzer verloren nämlich überraschend beim Tabellen-Vorletzten EHC Klostersee. Da Landsberg gleichzeitig gegen Füssen gewann, beträgt die Distanz zwischen dem Tabellenführer und seinem hartnäckigen Verfolger vor den letzten beiden Spieltagen lediglich noch einen Punkt, und die Landsberger haben vom Papier her das leichtere Restprogramm.

Fraglos wäre den Fans des Frankfurter ESC am 19. März eine Reise nach Bad Tölz wesentlich lieber. Von dort liegt der Geschäftsstelle der Frankfurter "Löwen" nämlich eine Zusage für 3400 Eintrittskarten vor, während ein Umzug des EV Landsberg zum Aufstiegsspiel in das größere Kaufbeurer Stadion doch noch einige logistische Probleme mit sich bringen würde. Daß diese 3400 Karten in Frankfurt an die Frau und an den Mann gebracht werden, steht für den Vize des Frankfurter ESC, Bernhard Sturm, außer Frage: "Uns liegen 2200 Bestellungen für insgesamt drei Sonderzüge bereits vor, außerdem eintausend Kartenbestellungen von solchen Leuten, die mit dem Bus oder ihrem Privatwagen zum Aufstiegsspiel fahren wollen."

Völlig egal scheint es dagegen dem Frankfurter Trainer Toni Forster zu sein, auf wen seine Mannschaft, die sich am Freitag in Wolfsburg mit einem 6:4 den Nord-Titel sicherte und am Sonntag mit einem 7:1 gegen Braunlage bestätigte, am 19. und 21. März treffen wird. Das bayerische Gipfeltreffen, dem er am Freitag beiwohnte, hat ihm jedenfalls keine Angst einflößen können. "Bad Tölz ist eine sehr kampfstarke, aggressiv spielende Mannschaft, während beim EV Landsberg die spielerischen Qualitäten im Vordergrund stehen. Beiden Mannschaften sind wir spielerisch überlegen. Wenn unsere Spieler zudem imstande sind, den Kampf anzunehmen, woran ich nach den Erfahrungen der letzten Woche nicht zweifle, müßten wir den Aufstieg schaffen."

Zur intensiven Vorbereitung auf die beiden entscheidenden Aufstiegsspiele bezieht die Mannschaft der Frankfurter Eishockey-Cracks ab Mittwoch ein Trainingslager im Füssener Bundesleistungszentrum. Sim.

Senioren feierten lustiges Heringessen

ESCHERSHEIM. Die Senioren haben das Feiern auch in der Fastenzeit nicht aufgegeben. Das zeigte sich beim großen Heringessen im Altenclub des Frankfurter Verbands für Alten- und Behindertenhilfe, Am Brückengarten 9 a. Clubleiterin Wilma Ludewig hatte die Akkordeonspielerinnen Gisela Nyman und Elmyra Hümmler engagiert. Beide Künstlerinnen waren schon mehrmals aufgetreten und sind dort beliebt - doch mußte diesmal Elmyra Hümmler erkrankt zu Hause bleiben. Gisela Nyman trat allein auf und spielte - nur von kurzen Pausen unterbrochen - den ganzen Nachmittag zum Tanz und Unterhaltung auf.

Mit Temperament und Schwung brachte sie, selbst Seniorin, die Stimmung im Saal auf Touren. Zum Höhepunkt wurde die Polonaise, die Gisela Nyman mit ihrem Akkordeon anführte. Auch danach setzte sie immer wieder musikalische Glanzlichter. Die Eschersheimer Alten waren begeistert, klatschten im Takt und schunkelten. So verging die Zeit schnell. Kaum jemand, außer der besorgten Clubleiterin, fiel der kurze Stromausfall auf, der die Garzeit der Kartoffeln (als Beilage zum Hering) wenig programmgemäß verlängerte. Doch endlich war jeder mit dem beliebten Essen versorgt.

Es war bereits 21 Uhr, als Wilma Ludewig sich auf den Heimweg machen konnte. Mit Gisela Nyman war sie sich einig: "Das war ganz schön anstrengend. Aber es hat Spaß gemacht." li

Auf einen Blick

Im Seniorentreff "Café Kränzchen" in Praunheim (Praunheimer Weg 169) gibt es am kommenden Sonntag, 14. März, von 14.30 bis 17 Uhr, "Musik zum Tanzen und Träumen". Die Melodien spielt Walter Stahl auf der Hammond-Orgel. uv/10

Ein Orchesterkonzert ist in der evangelischen Dornbuschgemeinde an der Carl- Goerdeler-Straße 1 am Samstag, 13. März, um 19 Uhr zu hören. Barbara Kummer (Violine) und das Arco-Ensemble unter der Leitung von Lothar Lämmer spielen Werke von Haydn und Mozart. li/10

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Der Frauenring trifft sich KRONBERG. "Wir über uns" betitelt die Kronberger Abteilung des Deutschen Frauenrings ihre Monatsversammlung am heutigen Mittwoch, 10. März, um 15 Uhr in der Bibliothek des Rosenhofs. Auf dem Programm stehen Berichte aus dem Ortsring und vom IAW-Kongreß in Athen. Heute endgültiges Wahlergebnis OBERURSEL. In öffentlicher Sitzung gibt der Gemeindewahlausschuß heute, Mittwoch, 10. März, formell das endgültige Ergebnis der Kommunalwahl bekannt: um 18.15 Uhr Raum E 10 des Rathauses.

Gelber Sack wird abgeholt KÖNIGSTEIN. Am heutigen Mittwoch, 10. März, werden die gelben Säcke des Dualen Systems im gesamten Stadtgebiet von der Firma "Wagner Entsorgung" abgeholt.Die Jäger treffen sich OBERURSEL. Einen neuen Jagdvorstand wählt die Jagdgenossenschaft Oberursel heute, Mittwoch, in ihrer Jahreshauptversammlung um 10 Uhr im Rathaus, Raum E 10.

Stadtmeisterschaft im Schwimmen STEINBACH. Der Magistrat lädt jetzt schon zu den Stadtmeisterschaften im Schwimmen ein, die am 15. und 16. Mai beim Waldfest veranstaltet werden. Ausrichter ist der Schwimmverein. Außerdem wird um den "Edgar-Parnet-Pokal" gekämpft. Anmeldung und Information bei Susanne Mehl, Telefon 0 61 71 / 7 46 79.

Fundbüro gibt Funde aus OBERURSEL. Wer hat seine Alu-Trittleiter verloren? Sie wartet im Fundbüro auf Abholer - wie die Fahrräder, Geldbörsen und die vielen anderen Dinge, die im Februar abgegeben wurden. Wer etwas vermißt, melde sich im Rathaus, Zimmer 101, oder unter Telefon 0 61 71 / 502 - 274. Fotokurs für Mädchen KRONBERG. Die städtische Jugendpflege bietet einen Workshop für Mädchen und junge Frauen zwischen 14 und 17 Jahren an, die gern Schwarzweiß-Porträtfotos machen wollen: am Wochenende, 26. bis 28. März, im Jugendzentrum Oberhöchstadt. Die Teilnahme kostet 25 Mark. Näheres unter Tel. 0 61 73 / 703 - 241 oder 6 68 18.

Frauen wehren sich OBERURSEL. Selbstverteidigung für Frauen bietet das Oberurseler Frauenbüro in einem Wochenendkurs am 20. und 21. März im Trimmraum des Rathauses an, jeweils von 10 bis 17.30 Uhr. Die Teilnahme kostet 65 Mark. Anmeldung beim Frauenbüro, Tel. 0 61 71 / 502 - 369.

DAK schult den Rücken OBERURSEL. An sechs Abenden will die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) helfen, rückenfreundliche Bewegungen zu lernen und rückenfeindliche zu lassen: in der "Rückenschule", einem Kurs gegen Bandscheibenverschleiß. Teilnehmer zahlen 81 Mark, DAK-Versicherte sind gratis dabei. Anmeldung unter Tel. 0 61 71 / 5 10 61. Der genaue Kursbeginn im April steht noch nicht fest.

Von Königstein nach Königstein KÖNIGSTEIN. Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren können vom 14. bis zum 18. April eine städtische Jugendbegegnungsreise nach Königstein in Sachsen machen. In den Fahrtkosten von 125 Mark ist außer den Getränken alles enthalten. Information täglich nach 16 Uhr unter Tel. 0 61 74 / 57 11 oder 202 - 303.

Von Wüpper an Wirtschaft/Vermischtes: Umweltschutz und Tourismus auf der ITB, 160 Z./ Mit dem grünen Koffer auf die sanfte Tour reisen/ Der Weg zu einem Gütesiegel für umweltfreundlichen Tourismus ist lang und umstritten / Von Thomas Wüpper/

Bernd Räth ist auf so manchen Aussteller auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin nicht sonderlich gut zu sprechen. ,,Sanfter Tourismus - das ist für viele in der Reisebranche noch immer nur ein Schlagwort, um schnelle Geschäfte machen zu können. Manche glauben, ein Prospekt aus Recyclingpapier und eine Fahrradreise im Angebot genügen.'' Räth ist zusammen mit dem Verein Ökologischer Tourismus in Europa e.V. (ÖTE) vor anderthalb Jahren angetreten, das zu ändern. Ziel der Initiative, die von 13 Umweltschutzverbänden getragen wird, ist die Entwicklung eines geprüften Gütesiegels für umweltverträglichen und sozialverantwortlichen Tourismus:. der ,,grüne Koffer''. Dieses Umweltzeichen sollen Gemeinden, Hotels, Pensionen und Reiseveranstalter bekommen, wenn sie bestimmte Anforderungen erfüllen. Nächstes Jahr sollen die ersten Fremdenverkehrsorte mit dem grünen Koffer ausgezeichnet werden.

Bereits seit drei Jahren sorgt die Diskussion um ein einheitliches Gütesiegel für sanften Tourismus für Wirbel vor allem hinter den Kulissen der Reisebranche. ,,Jeder weiß, daß derjenige, der das Prädikat bekommt, gute Geschäfte fast sicher hat'', sagt Räth, der die ÖTE in Berlin auf einem kleinen Stand in Halle 7 vertritt. Schon heute hätten Hotels, die mit der Einhaltung bestimmter Ökostandards werben, durchschnitttlich 80 Prozent Auslastung. Denn auch in der schönsten Zeit des Jahres achten heutzutage immer mehr Menschen darauf, Umwelt und Natur zu schonen. Nur: Einheitliche Kriterien für ein Ökosiegel gibt es, so Räth, bis heute nicht.

Zwar hat die ÖTE längst einen Anforderungskatalog zusammengestellt. ,,Doch der war der Wirtschaft zu weitgehend'', räumt der Umweltschützer ein. Bis heute dauert die Abstimmung mit den Spitzenverbänden der Reisebranche an. Mit einem teuren Rechtsgutachten mußte der Verein zunächst einmal unter anderem die Verträglichkeit seines Kriterienkatalogs mit EG-Recht nachweisen. Zudem gibt es bereits einige Gütesiegel, so die ,, Blaue Flagge'' der Deutschen Gesellschaft für Umwelterziehung für Strände und Sportboothäfen oder die Auszeichnungen, die der Deutsche Bäderverband an Heilbäder und Luftkurorte verteilt. Größtes Hindernis aber, so läßt Räth durchblicken, ist, daß die Tourismusverbände wenig Interesse daran haben, sich ausgerechnet von Umweltschützern scharfe Anforderungsprofile aufs Auge drücken zu lassen. Das zeigte auch eine Anhörung der CDU-CSU- Bundestagsfraktion in Bonn. Die kam zwar zu dem Ergebnis, daß es, so der CDU-Abgeordnete und ,,heimliche Tourismusminister'' Rolf Olderog, keinen verwirrenden ,,Siegelwald'' geben dürfe. Gleichwohl sicherte sich jede Interessengruppe zunächst einmal ihre Pfründe.

So will der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) unter seinen Mitgliedern das Prädikat ,,Umweltfreundlicher Betrieb'' vergeben, wenn bestimmte Richtlinien erfüllt sind, zum Beispiel die Toiletten eine Wasserspar-Taste haben, umweltschonende Waschsubstanzen im Bad ausliegenoder der Gast darauf hingewiesen wird, daß er Handtücher auf Wunsch auch mehrfach benutzen kann. Der Deutsche Reisebüroverband wiederum will seine Mitglieder auffordern, Recyclingmaterial bei Prospekten zu benutzen, auf umweltschädliche Materialien im Büro zu verzichten und auch bei den Reiseveranstaltern und Reiseleitern am Urlaubsort darauf dringen, daß dort mehr auf Umwelt und Naturschutz geachtet wird.

Für ÖTE-Mann Räth kann das nur ein Anfang sein. Der Verein verfolgt mit dem ,,Grünen Koffer'' einen viel ,,ganzheitlicheren Ansatz'' und eckt daher bei vielen Branchenmanagern an. Zunächst soll der grüne Koffer auf Fremdenverkehrsorte beschränkt bleiben. Wer das Siegel erhalten will, muß sich zunächst einer ..Umweltverträglichkeitsprüfung'' unterziehen, für die eine Kommune etwa 40 000 Mark berappen muß. Ein Umweltinstitut wird dabei anhand einer EG-Richtlinie prüfen, ob Infrastruktur, Gewerbe- und Industrieansiedlung dem Umweltschutz gerecht werden. Nach einer Punkteskala werden, so Räth, dann die Umweltqualitäten des Erholungsortes ermittelt: Verkehssituation und -konzepte, Mülltrennung und -vermeidung, Lärmschutz, Trinkwasserqualität, Landschaftsplanung, Fremdenverkehrskonzept bis hin zur Beschränkung zum Bau von Zweitwohnungen - der Kriterienkatalog läßt nichts aus, was bei Kommunalpolitikern noch für heiße Diskussionen sorgen könnte. Deutlich wird dabei das Ziel der ÖTE und der Umweltverbände: Den Stadt- und Gemeinderäten soll klar werden, daß Umweltschutz sich bezahlt macht - nicht zuletzt durch einen florierenden Fremdenverkehr. ,,Die Branche hat'', glaubt Räth, ,,begriffen, daß dort, wo die Umwelt zerstört wird, über kurz oder lang auch Geschäft mit dem Tourismus mehr zu machen ist.''

Bei der Anreise zum Urlaubsort setzt der ÖTE auf die Bahn statt dem Privat- Pkw oder gar dem Flugzeug, das viel zu viel Energie verbrauche und die Ozonschicht schädige. Einen grünen Koffer könne es vor allem für aufwendige Fernreisen und ihre Anbieter nicht geben. Stattdessen müsse die Bahnreise viel stärker von den Veranstaltern ins den Vordergrund gerückt werden. Sonderzüge mit Bibliotheken, Videotheken oder Sprachkursangeboten würden, so meint Räth, auch bei langen Fahrten in den Süden keine Langeweile aufkommen lassen.

Solch deutliche Kritik am Drang der deutschen Reiseweltmeister in immer fernere Länder sind sonst auf der ITB kaum zu hören. Immerhin, auch Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen schlug bei seiner Eröffnungsrede einige kritische Töne an. Beim Reisen könne weniger manchmal mehr sein, mahnte der CDU-Politiker die versammelte Branche und zitierte Goethes Mutter. Die meinte einmal, ihr berühmter Sohn bringe, wenn er von Frankfurt nach Mainz reise, mehr Erkenntnis heim als andere von Amerika. Ein kluger Spruch der alten Dame. Vielleicht ein Motto für die nächste ITB?

Thomas Wüpper

ULL sieht sich in ihrer bürgernahen Politik ausdrücklich bestätigt Unabhängige erhalten zwei Sitze mehr / FWG mit vier Abgeordneten im Parlament / SPD kommt mit einem blauen Auge davon

LIEDERBACH. Der kleine Schock saß SPD-Fraktionschefin Ursula Eilmes noch in den Gliedern, als der Wahlleiter in der Liederbachhalle die Ergebnisse des Urnenganges vermeldete. Doch da hatte die Sozialdemokratin schon wieder Grund, die politische Zukunft in helleren Farben zu malen. Zwar büßte die SPD-Fraktion mit 27,5 Prozent einen Sitz im Parlament ein, im landesweiten Vergleich schnitt sie aber noch relativ gut ab. Und so war die Stimmung für die Fraktionschefin vor allem eine "Frage des Zeitpunktes": "Nach dem ersten Ergebnis war ich deprimiert und später dann froh, daß wir nicht ganz so viel verloren haben."

Über die Ursache der kleinen Abfuhr vermag die SPD-Frau freilich nur zu spekulieren. Ob nun bundespolitische Ereignisse oder Lokalpolitisches den Ausschlag gegeben hat - "ich kann mir das nicht erklären, das ist einfach irrational".

Erfolg macht offenbar erklärungsfähiger. Die Unabhängige Liste Liederbach (ULL), bislang mit vier Abgeordneten im hohen Haus, schickt nun sechs Parlamentarier ins Rennen. Bürgernähe und rein sachlich orientierte Politik sind für Fraktionschef Joachim Unverzagt die Gründe, warum sich die ULL auf stolze 17,4 Prozent verbessern konnte. Zwar räumt Unverzagt ein, daß die Partei auch von der "Parteiverdrossenheit" profitiert hat, "aber die Bürger haben unsere Politik akzeptiert". Vor allem in den alten Ortskernen hat die ULL Wähler überzeugt; darüber hinaus auch viele Erst- und Neuwähler. Daß die Gruppe schließlich mit 17,4 Prozent aus dem Kampf um die Wählergunst hervorgeht, "hatten wir zwar erhofft, aber nicht erwartet".

Erklärungsfreudig in der Sache und überzeugt von der eigenen Politik äußerte sich auch FWG-Sprecher Michael Wasgien. Die als erzkonservativ geltende Gruppe verdoppelte die Zahl der Abgeordneten von zwei auf vier Parlamentarier: "Wir sind die einzigen, die gehalten haben, was sie versprochen haben." Die CDU behauptet mit 36 Prozent zwar weiterhin die Spitzenposition im hohen Hause, schaffte es aber nicht, die Lücken zu füllen, die zwei "Abspalter" nach parteiinteren Querelen in der vergangenen Legislaturperiode gerissen hatten. Die elf gewählten CDU-Parlamentarier der "Bürgermeister-Fraktion" stehen in der neuen Amtszeit allerdings einer starken Opposition gegenüber. Dennoch läßt Fraktionssprecher Klaus Wasgien keine Enttäuschung erkennen: "Wir sind nicht unzufrieden, hätten uns aber sicher gefreut, wenn es mehr gewesen wäre." Daß sich nicht mehr Wähler für die CDU entschieden haben, führt der Christdemokrat auf das fehlende Bewußtsein zurück, daß es zwischen der Bundes- und der Liederbacher CDU Unterschiede gebe. "Die Wähler wollten die kleinen Gruppen stärken und den Großen einen Denkzettel verpassen, das müssen wir hinnehmen." Den politischen Kurs wollen die CDUler deshalb nicht ändern. Vielleicht kommen sie ums Einlenken aber doch nicht herum, denn im Spiel der wechselnden Mehrheiten haben die Oppositionsparteien die Majorität. Auch Bürgermeister Gerhard Lehner (CDU) dürfte der Parlamentswind künftig schärfer ins Gesicht blasen. Sind doch bereits in der zu Ende gehenden Legislaturperiode - mit Ausnahme seiner eigenen - alle Fraktionen auf harten Konfrontationskurs eingeschwenkt. Mit rigoroser Kritik und der ganzen Bandbreite parlamentarischer Kontrolle kündigten sie an, die Alleingänge der Rathauschefs zu unterbinden.

Für Heinz-Dieter Färber, Fraktionschef der Liberalen, sind deshalb auch gerade die kleinen Gruppen gefordert, "Politik zu machen, die das Gemeinwohl im Auge hat". Die FDP, die ihre beiden Sitze halten konnte, sieht die Mitkonkurrenten "stärker in die Pflicht genommen", denn bislang hätten sie nur Politik für ihre Interessengruppen gemacht. schu

Mancherorts wählte jeder fünfte die Rechtsextremen Republikaner nahmen Demokraten viele Stimmen ab

FRANKFURT A. M. Der auch von den Demoskopen so nicht vorhergesagte Erfolg der Republikaner und auch der NPD, die landesweit auf 8,3 beziehungsweise 0,7 Prozent, lokal aber vereinzelt sogar auf mehr als 20 Prozent gekommen waren, wird in einer Reihe hessischer Landkreise zwangsläufig zur Wiederholung des "Modells Rheingau-Taunus" führen, wo die rechtsextreme Partei schon seit vier Jahren im Kreistag sitzt.

Dort hatten die bislang acht (künftig zehn) im Kreistag vertretenen Rechtsextremen den demokratischen Parteien das Leben schwer gemacht, da der rot-grünen Koalition eine Stimme zur Mehrheit fehlte. Weil die vier etablierten Parteien eine Zusammenarbeit mit den Republikanern ablehnen, wird die Suche nach neuen Mehrheitsverhältnissen etwa als Ampel- oder große Koalition die Folge sein, beispielsweise im Main-Kinzig-Kreis, an der Bergstraße, im Landkreis Offenbach oder im Hochtaunuskreis.

Ihr Spitzenergebnis erzielten die Republikaner in den Gemeinden des Kreises Marburg-Biedenkopf, in Neustadt (17,3 Prozent) und Stadtallendorf (16,1 Prozent), wobei in Stadtallendorf bei den Wahlen zum Kreistag sogar 17,6 Prozent der Wähler für diese Partei stimmten. In der Gemeinde Rauschenberg, dort werden dem CDU-Bürgermeister Herbert Schmitz enge Kontakte zu den Republikanern nachgesagt, waren die Rechtsextremen nicht angetreten. 17,5 Prozent der Rauschenberger aber hatten für den Kreistag ihr Kreuz hinter den Republikanern gemacht. Das spiegelt sich in den Ergebnissen für die CDU direkt wider: Im Vergleich zur Wahl 1989 legte die CDU in der Gemeinde um 4,1 Prozent zu, verlor aber bei der Abstimmung zum Kreistag fünf Prozent.

Wie stark die Republikaner mitunter gegenüber etablierten Parteien abschnitten, spiegeln Einzelergebnisse aus sozialen Brennpunkten wider. Im Hanauer Lamboyviertel zum Beispiel stimmten in drei Wahllokalen jeweils 112, 117 und 178 Bürger für die Republikaner, während die Christdemokraten (in derselben Reihenfolge) auf nur 111, 102 und 151 Stimmen kamen. Im bürgerlichen Hochtaunus-Ort Laubach wiederum votierten 23 Prozent der Bürger dafür, daß die Republikaner in den Kreistag ziehen.

Eine offensichtliche Stimmenwanderung von der SPD zu den Republikanern zeigt sich anschaulich im Schwalm-Eder- Kreis. Dort waren die Rechten nur in einer von 27 Gemeinden angetreten, und zwar in Frielendorf. Während die SPD nun bei den Gemeindewahlen auf ein Gesamtergebnis von 50,1 Prozent gekommen war, erzielte sie für den Kreistag, in den die Republikaner mit 7,7 Prozent einziehen, nur noch 46,5 Prozent.

Ihr bestes Kreistagsergebnis verzeichnen die Republikaner im Rheingau-Taunus-Kreis mit 13,2 Prozent (1989: 10,5). Im Main-Kinzig-Kreis, wo die in diesem Jahr nicht mehr kandidierende NPD zuletzt 5,2 Prozent erhalten hatte, erreichten sie 12,4 Prozent. Im von einer SPD-FWG- Koalition gelenkten Lahn-Dill-Kreis, wo die NPD zum Beispiel bereits in der Gemeinde Ehringshausen "mitregiert", erhielten die Republikaner 11,6 Prozent und die NPD noch einmal 2,8 Prozent. Lokal hatte die NPD in Ehringshausen 13,6 und in der Gemeinde Leun 17,8 Prozent erhalten, was nur noch in der NPD- Hochburg Wölfersheim in der Wetterau mit 20,7 Prozent übertroffen wurde.

Im Vogelsbergkreis, wo mit einer Wahlbeteiligung von mehr als 75 Prozent ein überdurchschnittliches Ergebnis verzeichnet wurde, verbuchen die Republikaner genau zehn Prozent. Und im Kreis Groß-Gerau, dort gab es bislang eine SPD-Alleinregierung, kassierten die Republikaner 9,7 Prozent.

Daß auch eine große Koalition aus SPD und CDU kein Mittel gegen eine starke REP-Fraktion ist, mußten die Offenbacher erleben: Dort sind die Rechtsextremen nun mit 15,1 Prozent drittstärkste Fraktion, stellen elf der 71 Stadtverordneten. Wie lange, steht dahin, denn deren Liste endet bei Platz zwölf. Auf ein Kandidatenpotential wie in Frankfurt oder dem Rheingau, wo jeweils mehr als 30 Rechtsextreme kandidierten, können die Republikaner auch nicht im Main-Taunus-Kreis zurückgreifen: Angeblich, weil sie als Geschäftsleute um ihren Ruf fürchten, bekamen zwei Kandidaten "kalte Füße". Zwei Plätze der gewonnenen acht können sie nicht besetzen.

Daß die von den Nationaldemokraten örtlich ausgegebene Losung, "NPD ins Rathaus, REP in den Kreistag" aufgeht, belegt ein Beispiel aus dem Main-Kinzig- Kreis: Während die NPD nun mit 8,5 Prozent ins Rathaus von Gelnhausen kam (bisher: 5,4), kreuzten bei den Wahlen für den Kreistag 11,6 Prozent der Gelnhäuser REP an. STEPHAN BÖRNECKE

Rödermark: FDP meldet Ansprüche an

RÖDERMARK. Auf Rödermarks politischer Bühne hat sich Entscheidendes verändert. Die CDU hat ihre Ein-Stimmen-Mehrheit verloren und ist auf einen Koalitionspartner angewiesen. Obwohl die Union um 1,8 auf nunmehr 47,7 Prozent abrutschte, gewann sie zwei Mandate hinzu, weil sich die Stadtverordnetenversammlung aufgrund gestiegener Einwohnerzahl um acht auf künftig 45 Mitglieder vergrößerte.

Aber nicht nur deshalb sind die Grünen die großen Sieger - sie steigerten sich um sechs auf stolze 18,9 Prozent. Die SPD schnitt mit einem Verlust von "nur" 4,5 Prozent zwar günstiger ab als landesweit, hat aber nur noch 25,9 Prozent der Stimmen. Bleiben die Freidemokraten, die anderthalb Punkte hinzugewannen und nun über 7,5 Prozent verfügen. Die Mandatsverteilung: CDU 21, SPD 12, Grüne neun, FDP drei Sitze.

"Wer verliert, muß abgeben", meldete für die Liberalen noch in der Wahlnacht deren Spitzenkandidat Wolfgang Bieneck Ansprüche auf den Posten des Ersten Stadtrats an. "Das kann ich mir vorstellen", reagierte etwas gequält der Amtsinhaber und Rödermärker CDU-Vorsitzende Alfons Maurer.

Es habe zwar kein Machtwechsel, aber dennoch eine Machtverschiebung stattgefunden, befand der Grüne (und Bürgermeisterkandidat) Roland Kern bei aller Euphorie über das eigene Wahlergebnis. An seinem 41. Geburtstag machte der sozialdemokratische Spitzenkandidat Karl- Heinz Oberfranz aus seiner Enttäuschung kein Hehl: "Egal, wer Erster Stadtrat wird, wir wollten einen generellen Austausch der Personen."

Auf die Stimmzettel für den Kreistag machten 1022 oder 8,1 Prozent der Wähler/innen ihr Kreuz bei den Republikanern. Die Wahlbeteiligung lag bei schlappen 72,1 Prozent, sechs Punkte weniger als 1989. Auch 3,69 % ungültige Stimmen stammen meist von Protestwählern. ttt

KARL MOERSCH, Journalist und ehemaliger Politiker, übernimmt als Nachfolger von KLAUS BÖLLING die Leitung des Politischen Clubs in der Evangelischen Akademie Tutzing. Wie Akademiedirektor FRIEDEMANN GREINER mitteilte, soll Moersch seine Erfahrung und Integrität in die mehr denn je geforderte Diskussion um die grundlegenden gesellschaftspolitischen Fragen eines "europäischen Deutschland" einbringen. Moersch, der 1926 im württembergischen Calw geboren wurde, bekleidete von 1970 bis 1976 das Amt des Parlamentarischen Staatssekretärs und Staatsministers im Auswärtigen Amt. Von 1980 bis 1985 war er Mitglied des Exekutivrates der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (Unesco). Seit 1977 arbeitet Moersch als freier Journalist für den Südwestfunk, den Bayerischen Rundfunk und den Süddeutschen Rundfunk. Er verfaßte Bücher zu politischen und geschichtlichen Themen. Bis 1982 gehörte Moersch der FDP an; seitdem ist er ohne Parteibindung. (kal)

Das Plappermaul kehrte zurück

ESKADALEMUIR, 8. März (AP). Nach vier Jahren in absoluter Abgeschiedenheit sind 35 Buddhisten in Schottland am Sonntag ins weltliche Leben zurückgekehrt. Von ihrer Einsiedelei im tibetanischen Zentrum Samye Ling wanderten sie in einer feierlichen Prozession zum Tempel nach Eskadalemuir, 80 Kilometer südlich von Edinburgh. Dort feierten die in bunte Gewänder gekleideten 18 Männer und 17 Frauen das Wiedersehen mit Familien und Freunden, die sie seit März 1989 nicht gesehen hatten.

Ihre Tage hätten sie mit Meditation, Gebeten, Studien und Joga verbracht, erzählten die Teilnehmer.

Die jüngste Teilnehmerin am vorübergehenden Rückzug aus der Welt, die 27jährige Musikerin Alice Maxwell aus Birmingham, erklärte, sie habe ihre Instrumente, ihre Familie und Freunde am meisten vermißt. Am schwersten fiel ihr, die sich als Plappermaul bezeichnete, die absolute Stille in den ersten Monaten. Später habe man geplaudert und gelacht.

Nach sechs Jahren Koma tot

SAINT LOUIS, 8. März (AFP). Eine 22 Jahre alte Frau, die sich nach einem schweren Verkehrsunfall seit 1987 im Koma befand und deren Fall eine Diskussion über Sterbehilfe in den USA auslöste, ist am Sonntag in einer Klinik von Saint Louis im Bundesstaat Missouri gestorben. Die Leitung des Krankenhauses gab bekannt, daß die Schläuche, mit der die Frau am Leben erhalten wurde, auf Beschluß eines Neurologenteams abgetrennt wurden.

Der Vater der Patientin hatte dafür seit Jahren vor Gericht erfolglos gekämpft. Nach der Wahl eines neuen Justizministers in Missouri zu Beginn des Jahres überließ der Oberste Gerichtshof des Bundesstaates in einem Urteil vom 26. Januar dem Vater die Entscheidung über das Schicksal seiner Tochter. Dieser ließ sie im Februar in das Krankenhaus in Saint Louis verlegen, das sich zur Sterbehilfe bereit erklärte.

Geschwächte SPD Nidda muß einen Partner finden Gerhard Becker liebäugelt mit erstarkten FWG/FDP

NIDDA. "Große Ratlosigkeit" bekennt Gerhard Becker, SPD-Fraktionsvorsitzender in Nidda, nach den Ursachen für die erdruschartigen Verluste seiner Partei bei der Gemeindewahl befragt. Hatten 1989 noch 62 Prozent der Wählerinnen und Wähler kommunal für die Sozialdemokraten gestimmt, waren es letzten Sonntag nur noch 46,7 Prozent. "Aus der Hilflosigkeit" heraus macht Becker "viele Faktoren" für den Absturz seiner Partei verantwortlich. Mögliche Fehler in der Kommunalpolitik bis hin zur Bundespolitik. Dazu komme ein "mathematischer Punkt": die erstmalige Kandidatur von Grünen und NPD in Nidda. "Dadurch war schon damit zu rechnen, daß es bei unserem Ergebnis nicht bleiben würde." Daß die acht Prozent der Stimmen, die die Grünen auf sich vereinen konnten, "in erster Linie von unserem Posten abgehen, ist auch klar", sagt Becker. Es sei überfällig gewesen, daß die Grünen auch in Nidda mitmischen.

Daß aber die NPD, "die überhaupt keinen Wahlkampf gemacht, nicht einmal ihre Kandidaten vorgestellt hat", aus dem Stand 8,5 Prozent der Stimmen absahnen konnte, sei schlimm. Becker: "Ich bin erschrocken darüber, daß die Bürgerschaft eine solche Truppe wählt. So schlimme Fehler haben wir doch nun auch wieder nicht gemacht." Traurig fügt er an: "Wir müssen damit leben, daß in Nidda 8,5 Prozent Haß und Gewalt gewählt haben."

An erster Stelle will Becker daher auch dem SPD-Vorstand empfehlen, "Gespräche mit allen demokratischen Parteien zu führen, damit es eine gemeinsame Plattform darüber gibt, wie wir mit den Nazis umgehen". Er selbst würde mit den Vertretern dieser rechtsradikalen Partei "nicht 'mal mehr ein Bier trinken".

Ansonsten steht für ihn fest: "Wir brauchen eine feste Mehrheit." In erster Linie denkt er dabei an ein Zusammengehen der SPD mit dem Listenbündnis FWG / FDP. Dabei müsse "nicht jede Einzelheit festgeschrieben werden". Wichtig sei es, gemeinsam über die Besetzung ehrenamtlicher Positionen zu entscheiden und eine "Haushaltsmehrheit" zu erzielen.

Und was ist mit den Grünen als mögliche Koalitionspartner? "Die Grünen sind mir ehrlich gesagt ein bißchen zu grün. Das meine ich weniger politisch, als daß sie einfach zu neu sind. Es ist die Frage, ob wir gleichzeitig etwas politisch bewegen und Ausbildungshilfe leisten können", sagt Becker und will dies "nicht abwertend" verstanden wissen.

Auch habe er im Hinblick auf die finanzielle Situation der Stadt "erhebliche Bedenken", was einzelne Forderungen der Grünen anbelangt, beispielsweise die Stelle eines hauptamtlichen Müllberaters. "Dennoch werden wir natürlich mit allen reden", müht sich Becker, keine Tür vorzeitig zuzuschlagen. Für Stefan Brückmann von den Grünen ist eine Zusammenarbeit mit der SPD "denkbar", ob in einer Koalition oder in loser Verbindung ließ er gestern offen. Nach seiner Einschätzung spricht für ein Bündnis SPD - FWG / FDP, "daß man sich kennt und schon zum Teil zusammengearbeitet hat". Andererseits sei rot-grüne Zusammenarbeit "eher denkbar" im Hinblick auf eine grundsätzliche Nähe beider Parteien und die Vorbilder im Kreis und Land. Auch der Variante, daß es zu keiner festen Mehrheitsbildung kommen könnte, kann Brückmann Positives abgewinnen: "Dann müssen Sachargumente auf den Tisch."

"Noch keinerlei Gedanken" hatten sich FWG / FDP gestern laut ihrem Fraktionschef Joachim H. Schulte über eine mögliche Kooperation mit der SPD gemacht. Eine "heimliche Koalition mit Absprachen hat es bisher nicht gegeben", so Schulte. Das Listenbündnis, das seinen Stimmanteil um 2,5 auf 12,7 Prozent steigern konnte, sei bereit, "mit allen zu sprechen, mit Ausnahme der NPD". Auch Schulte hält es nicht für zwingend, eine feste Mehrheit zu installieren. Absprachen werde es mit der NPD nicht geben.

MONIKA KAPPUS

Das Wahlvolk unterscheidet genau Große Differenzen bei den Stimmen für Kreistag und Wohnort

WETTERAUKREIS. Beim Blick auf die Wahltabellen fällt auf: Die Wählerinnen und Wähler haben sehr genau unterschieden, welcher Partei sie ihre Stimme für den Kreistag geben und vom wem sie vor Ort in den Gemeinden vertreten werden wollen.

Deutlich zeigt sich das bei der SPD, die in den Gemeindeparlamenten fast durchgängig stärker vertreten ist als auf Kreisebene. Wie in vielen anderen Wahlbezirken liegen die Sozialdemokraten in Friedberg, Nidda und Butzbach auf lokaler Ebene um zwei bis drei Prozentpunkte vorn. Einen deutlich größeren Vorsprung im Gemeindeparlament erreichten sie in Reichelsheim und Limeshain mit zehn Prozent, in Kefenrod sogar mit 13 Prozent (in diesen Orten sind allerdings nur drei Parteien zur Wahl angetreten).

Etwa gleich gut auf lokaler und Kreisebene schnitt die SPD in Büdingen, Altenstadt, Ranstadt und Hirzenhain ab. Für eine starke SPD im Kreistag (fünf Prozent mehr als in den Gemeindevertretungen) stimmten dagegen nur die Wahlberechtigten in Gedern und Glauburg.

Anders sieht es bei der CDU aus. Sie liegt in Friedberg, Bad Nauheim und Wölfersheim auf Kreistagsebene vorn. Allgemein sind die Christdemokraten jedoch - mit geringen Abweichungen - auf beiden Ebenen gleich stark vertreten. Nur in ganz wenigen Ausnahmefällen trauen ihnen die Wählerinnen und Wähler auf lokaler Ebene deutlich mehr zu als auf Kreisebene: in Büdingen (über zehn Prozent mehr) und in Reichelsheim (5,6 Prozent mehr).

Auf eine treue Stammwählerschaft können dagegen die Grünen überall dort zählen, wo sie für Kreis- und Gemeindevertretung angetreten sind. Die Unterschiede liegen im Schnitt bei einem halben Prozentpunkt, einzige Ausnahme ist Glauburg, dort sind sie auf lokaler Ebene um zweieinhalb Prozent stärker.

Eine ähnliche Tendenz zeichnet sich für die FDP ab. Die Freien Demokraten erzielten in Bad Nauheim, Friedberg und Gedern fast exakt die gleichen Prozente für Kreis- und Gemeindeparlament. Für eine stärkere FDP in den Gemeindevertretungen stimmten dagegen die Wahlberechtigten in Butzbach, Rockenberg und Ober-Mörlen.

Überdeutlich ist die Stärke der Freien Wählergemeinschaften auf kommunaler Ebene, ihre Präsenz im Kreistag wollen dagegen weitaus weniger Wähler. Einige Beispiele: In Ortenberg stimmten fast 29 Prozent für die FWG, die FWG / UWG kam im Kreistag dagegen nur auf 12,5 Prozent. Ähnlich extrem fallen die Ergebnisse in Altenstadt, Glauburg, Ranstadt, Limeshain, Gedern und Hirzenhain aus. Auch in den meisten anderen Bezirken liegt die Differenz - auf einer niedrigeren Ebene - bei über zehn Prozent.

Die rechtsextremen Republikaner stellten sich auf lokaler Ebene nur in Bad Nauheim und in Bad Vilbel zur Wahl. Sie erhielten jedoch aus jedem Wahlbezirk Stimmen zwischen sieben und elfeinhalb Prozent für den Kreistag. Weniger als fünf Prozent erhielten sie nur in Münzenberg und Wölfersheim - hier haben viele Wähler die NPD in den Kreistag geschickt. REGINE EBERT

Millionen Zigaretten entdeckt

KÖLN, 8. März (AP). Die Sonderkommission "Blauer Dunst" des Zollkriminalamtes hat bei drei Einsätzen in Berlin und Brandenburg über drei Millionen unversteuerter Zigaretten beschlagnahmt. Die Zollfahnder berichteten am Montag in Köln, allein bei einer Großrazzia mit insgesamt 60 Beamten am vergangenen Freitag in Berlin seien zwei Millionen unverzollte Zigaretten beschlagnahmt worden. Elf Personen wurden festgenommen.

In Brandenburg gelang es den Zollfahndern bereits am vergangenen Donnerstag, Zigarettenschmuggler bei einer Umladeaktion in einem großen Waldgebiet aufzuspüren und insgesamt 750 000 unversteuerter Glimmstengel zu beschlagnahmen. Drei Schmuggler wurden festgenommen. Mehrere andere konnten jedoch im unwegsamen Waldgelände entkommen.

Am Sonntag schließlich ging den Fahndern mitten in Berlin ein dritter dicker Fisch ins Netz. Im Kleintransporter eines Schmugglers entdeckten die Fahnder unter einem doppelten Boden insgesamt 280 000 unverzollte Zigaretten.

Caritas zeichnet die Rumänienhilfe aus

GRIESHEIM. Die ökumenische Rumänienhilfe Griesheim erhält in diesem Jahr die Auszeichnung "Senfkorn" vom Caritasverband Frankfurt. Stellvertretend für die vielen ehrenamtlichen Helfer werden am Dienstag, 30. März, Klaus Dieter Then, Gisela Pohl, Matthias Scherer von der katholischen Gemeinde "Mariä Himmelfahrt" und Gisela Honsolt von der evangelischen Segengemeinde die Auszeichnung entgegennehmen.

Seit 1990 hat die Rumänienhilfe vier Hilfstransporte organisiert, die in Begleitung von Gemeindemitgliedern Geld-, Lebensmittel-, Kleider- und Spielzeugspenden nach Rumänien bringen.

Die Stiftung "Das Senfkorn" fördert seit sechs Jahren Gruppen, die ehrenamtlich im Bereich evangelischer oder katholischer Gemeindearbeit "selbstlos und zukunftsweisend tätig sind". son

Chemieindustrie bietet hessischem Umweltminister ihre Hilfe an Mitarbeit an Sicherheitskonzept angestrebt / Menschliches Fehlverhalten wie bei Hoechst als Schwerpunkt / Wieder zwei Unfälle Von unserem Redaktionsmitglied Harald Schwarz

FRANKFURT A. M., 8. März. Die Landesgruppe Hessen des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) hat bei einem Gespräch mit Vertretern des hessischen Umweltministeriums die Mitarbeit der Unternehmen an einem Sicherheitsprogramm für Chemie-Anlagen angeboten. "Was die Sicherheit anbetrifft, machen wir keine Kompromisse und wollen auch keinen Rabatt haben", betonte Joachim Plenz, Geschäftsführer des VCI-Landesverbandes, am Montag in Frankfurt mit Blick auf das Treffen.

Das Umweltministerium meinte danach, "wir nehmen die Mitarbeit zur Kenntnis und an". Zufrieden zeigte sich ein Sprecher über die Zusicherung, daß "die Finanzen keine Rolle spielen" sollen bei der Verbesserung der Anlagen. Den Vertretern des Verbandes wurde ein Zehn-Punkte-Sofortprogramm vorgestellt, an dem das Ministerium festhalten will. "Ohne Wenn und Aber" sei die Zusammenarbeit zugesichert worden.

Plenz zufolge gibt es in Hessen bei etwa 20 Firmen rund 100 Anlagen, die "in der Installation" derjenigen im Griesheimer Werk des Chemiekonzerns Hoechst ähneln. Nach einem Unglück in dieser Fabrik am Rosenmontag waren zwei Frankfurter Stadtteile mit dem krebsauslösenden Stoff ortho-Nitroanisol kontaminiert worden.

Bei der Sicherheitsüberprüfung solle auch "menschliches Fehlverhalten" wie bei den "Hoechst-Ereignissen" in die Überlegungen einbezogen werden, sagte Plenz. Nach VCI-Meinung kann das Ziel einer größeren Sicherheit "nicht mit einer pauschalen Lösung" erreicht werden. Notwendig seien "individuelle Maßnahmen" bei den einzelnen Anlagen.

cas KELSTERBACH. Die Unfallserie bei Hoechst reißt nicht ab. Am Montag gab es zwei weitere Zwischenfälle. Etwa 150 Liter Lösemittelgemisch aus rund 55 Prozent Methanol, 26 Prozent Wasser, sieben Prozent Trioxan, zwei Prozent wässrigem Formaldehyd sowie zehn Prozent Kunststoff-Pulver traten bei den Ticona-Polymerwerken in Kelsterbach westlich von Frankfurt aus. Das Werk ist eine Hoechst-Tochter.

Wie das Unternehmen gegenüber der Presse mitteilte, "sprach gegen 13.20 Uhr kurzzeitig ein Sicherheitsventil an infolge eines Überdrucks". Der habe sich nach einer Dosierstörung im Rohrleitungssystem eines Anlagenteils aufgebaut. Der größte Teil des ausgetretenen Gemischs habe in einem dafür vorgesehenen Auffangraum zurückgehalten werden können, in die Atmosphäre sei nur ein kleiner Teil entwichen. Methanol, Formaldehyd und Trioxan seien Chemikalien, die der Störfallverordnung unterlägen, sie seien in hohen Konzentrationen gesundheitsgefährdend, erklärte das Unternehmen. Die Konzentrationen außerhalb des Betriebes hätten jedoch unter der Nachweisgrenze gelegen.

Bei der Stadtverwaltung und der lokalen Polizei waren am späten Nachmittag keine Folgen dieses Zwischenfalls oder Klagen aus der Bevölkerung bekannt.

Im Stammwerk Hoechst gab es einen Ammoniak-Unfall. Er habe sich bei der Herstellung eines Zwischenprodukts für Farbstoffe ereignet, teilte das Werk mit. Der Feuerwehr sei es aber gelungen, das Ammoniak mit einem Wasserschleier "niederzuschlagen". Es ist der sechste Unfall bei den Farbwerken innerhalb von zwei Wochen.

Frauenhändler hingerichtet

PEKING, 8. März (dpa). Wegen Menschenhandels und Vergewaltigung sind in der südchinesischen autonomen Region Guangxi insgesamt 18 Personen zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Das Oberste Volksgericht in Nanning teilte am Montag auf Anfrage mit, die Hingerichteten hätten Frauen entführt, in andere Regionen geschmuggelt, einige unterwegs vergewaltigt und schließlich verkauft. Die Hinrichtungen, in China in der Regel durch Genickschuß, wurden sofort nach dem Urteil am Sonntag vollstreckt. Unter den Hingerichteten befanden sich drei Frauen.

Italiens Präsident Scalfaro stoppt die "Aktion Schwamm drüber" Unterschrift unter Gesetz über Straffreiheit bei Bestechung verweigert / Parlament eingeschaltet / Druck von Mailänder Richtern Von unserem Korrespondenten Horst Schlitter

ROM, 8. März. Der Versuch der italienischen Regierung, für die im vergangenen Jahr aufgedeckten Korruptionsfälle eine "politische Lösung" durch Straferlaß zu finden, ist schon im ersten Anlauf am entschlossenen Eingreifen von Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro gescheitert. Als Folge interner Meinungsverschiedenheiten trat zudem Umweltminister Carlo Ripa di Meana zurück, wie in einem Teil der Auflage bereits gemeldet.

Unter Federführung des neuen Justizministers Giovanni Conso, vor Jahren noch Präsident des Verfassungsgerichts, hatte das Kabinett des Sozialisten Giuliano Amato ein Dekret entworfen, das einschneidende Veränderungen der Rechtsprechung zur Folge gehabt hätte: Korrupte Funktionäre sollten zwar gezwungen werden, unehrlich erworbenes Geld zurückzugeben und für fünf Jahre keine politischen Ämter anzustreben; darüber hinaus aber wären sie straffrei geblieben.

Überraschend verweigerte Scalfaro diesem Dekret seine Unterschrift. In einem milde formulierten, aber unmißverständlichen Brief forderte er die Regierung auf, die Frage "zu überprüfen und in anderer Form dem Parlament vorzulegen". Er verlangt also die sofortige Beteiligung der Volksvertreter, die durch das Dekret umgangen worden wären. Der führende Verfassungsrechtler Leopoldo Elia warnt vor einem Gesetz, das dem Amato-Dekret ähnelt: "Das Parlament würde den Rest seiner Glaubwürdigkeit verlieren, wenn es sich für einen pauschalen Freispruch schuldiger Politiker entschiede." Die Oppositionsparteien waren gegen jede Form der Amnestie von Funktionären Sturm gelaufen, die für sich selbst oder für ihre Partei Schmiergelder gefordert und kassiert haben. Sie verspotteten dies als "Aktion Schwamm drüber".

Der heftigste Widerspruch aber kam von jener Gruppe Mailänder Richter, die "Tangentopoli" (die verbreitete Bestechungspraxis) entdeckt und zum Einsturz gebracht hatten. In einer von sechs führenden Juristen unterzeichneten Erklärung, die sich auch der als Volksheld gefeierte Staatsanwalt Antonio Di Pietro zueigen machte, heißt es unter anderem: "Die Initiative der Regierung, die unserer Überzeugung in allen wesentlichen Punkten widerspricht, würde die laufenden Untersuchungen völlig blockieren. Es ist ein unerträglicher Gedanke, nur einfache Staatsbürger dem Strafgesetz zu unterstellen und die Verantwortlichen der Republik davon auszunehmen."

Der Justizminister plant weiter, möglichst viele Strafverfahren im Zusammenhang mit der Richteraktion "Mani pulite" (saubere Hände) im Schnellverfahren zu erledigen. Bei einer durchschnittlichen Prozeßdauer von über sechs Jahren, so befürchtete Giovanni Conso, würde sonst ein Teil der Schuldigen ihrer Strafe entgehen. Amatos und Consos Reformabsichten gehen über den Versuch einer "politischen Lösung" der Korruptionsaffären hinaus. Sie wollen den Parteien jede staatliche Finanzierung nehmen und ihnen lediglich in bescheidenem Rahmen steuerfreie Spenden von Sympathisanten zugestehen. Auch streben sie die schärfere Überwachung der öffentlichen Verwaltung durch den obersten Rechnungshof und beschleunigte Ausschreibungen öffentlicher Arbeiten an, um die wirtschaftlichen Rückschläge nach den Schmiergeldaffären zu überwinden. (Kommentar Seite 3)

Mit dem Gullydeckel auf Einbruchstour in Nidda

NIDDA. Die Polizei spricht von einem "Schaufensterblitzeinbruch". Und der soll sich in der Nacht zum Montag in Nidda so abgespielt haben: Ein Unbekannter warf einen schweren Gullydeckel in das Schaufenster eines Versandhaus-Ladens in der Raun und angelte blitzschnell aus der Auslage ein Fernsehgerät, einen Videorekorder sowie einen Radio-Rekorder. Der angerichtete Schaden und der Wert der Beute betragen zusammen etwa 10 000 Mark. Wie üblich fragt die Polizei: "Wer hat etwas gehört oder gesehen?" pgw

Kunstradfahrer warteten

mit großem Reigen auf

Der RV Mainz-Bischofsheim stellte die erfolgreichsten unter den 70 Vierer- und Sechserreigen, die in der Riedsporthalle in Bergen-Enkheimm in 19 verschiedenen Klassen um den Schelmenberg-Pokal im Kunstradfahren stritten. Es gibt keine andere Veranstaltung weit und breit, die mit ähnlich großem Aufgebot an Reigen von Schülern bis zu Erwachsenen aufwarten kann.

Die Bischofsheimer siegten siebenmal, am eindruckvollsten dabei in den Männerreigen, wobei im Sechser mit 344 ausgefahrenen von 372 aufgestellten Punkten auch die zahlenmäßig beste Leistung geboten wurde. Auch der Viererreigen der Bischofsheimer Männer gewann.

In der Frauenklasse stellte Frischauf Oppertshausen die besten Mannschaften im Vierer und Sechser. Im Sechser wurden die Gastgeber vom RC 03 Bergen Zweite mit 282 Punkten hinter Oppertshausen, die 311 Punkte errangen. Und das war die beste Bergener Plazierung des Tages. Zwei dritte, ein vierter und ein fünfter Platz wurden darüber hinaus noch registriert. Einer der Bergener Reigen schaffte es auch noch, sich für die Hessenmeisterschaften zu qualifizieren, die am 27. diesen Monats in Hainstadt ausgefahren werden. -boe-

Langes Warten auf das Telefon Telekom vertröstete auf Anschlußtermin in neun Monaten

LANGENSELBOLD. Auf einen exakten Termin mag sich Harald Streit nicht festlegen. Aber der Sprecher der Telekom-Direktion

Frankfurt verspricht eine "deutliche Beschleunigung". Eva-Maria E. und Norbert P. werden es mit Freude vernehmen: Als sie im Dezember 1992 für ihre neue Wohnung in Langenselbold ein Telefon beantragten, bekamen sie als Anschlußtermin den August 1993 genannt - neun Monate Wartezeit schien ihnen doch sehr lang.

"Dieser Termin ist nicht vertretbar", sagt auch Streit. Derzeit suchten die Techniker nach einer Lösung, um den Anschluß früher zu verlegen. Genaueres kann der Telekom-Sprecher nicht sagen, dazu ist die Situation vor Ort zu verzwickt. Die FR-Leser wohnen in einem Neubaugebiet. Obwohl sich ihre Wohnung in einem der wenigen Altbauten befindet, werden sie dennoch zum Opfer der Fernmelde-Bauarbeiten. Dazu Streit: "In dem Gebiet stehen nicht nur Wohnungen, in vielen Häusern gibt es wohl auch Büros. Auf jeden Fall liegen der Telekom sehr viele Anträge vor, nicht nur für Telefone, sondern auch für komplette Telefonanlagen, Fax-Geräte und Datenleitungen." Deswegen müsse das vorhandene Hauptkabel erweitert werden - und das dauere einige Zeit."

Der Sprecher bedauert, daß das Langenselbolder Paar solche Schwierigkeiten hatte, nicht nur selbst an nähere Auskünfte zu gelangen, sondern auch an einen früheren Termin. "Für solche Nachfragen gibt es schließlich seit einiger Zeit einen Informationsdienst, ,Telekom direkt&rquote;." Er ist bundesweit über die Telefonnummer 0 11 13 zu erreichen, wobei der Anrufer automatisch bei seinem zuständigen Fernmeldeamt landet, in diesem Fall in Hanau.

Viele Beschwerdeführer nutzen das Angebot. In Frankfurt gehen nach Auskunft von Streit bei "Telekom direkt" wöchentlich rund 300 Anfragen von Kunden ein, die irgendwelche Probleme mit ihrem Telefon haben. Rund 80 Prozent der Schwierigkeiten könnten binnen 24 Stunden erledigt oder auf den Weg gebracht werden. az

Lagerhalle brannte: 500 000 Mark Schaden

HAINBURG. Schaden in Höhe von einer halben Million Mark entstand am Wochenende beim Brand einer Lagerhalle in Klein-Krotzenburg, in der Kunststoffe und Kleber verarbeitet und deponiert wurden. Die Ursache des Feuers ist noch ungeklärt, die Ermittlungen der Kriminalpolizei dauern an. ttt

Regierungsbildung alles andere als klare Sache CDU/FDP-Mehrheit in Eschborn gekippt / Partnersuche

ESCHBORN. Katerstimmung bei den Genossen: "Zieh dich warm an", sagt Fraktionsgeschäftsführer Klaus Bannier und bleibt beim Stelldichein von Bürgern und Politikern am Wahlabend im Stadtverordnetensitzungssaal gleich im Mantel. Als "erdrutschartig" empfindet Otto Jehn die Verluste der SPD und starrt gebannt auf die Tafel mit den Ergebnissen. 8,6 Prozent zu verlieren aus der Opposition heraus sei "erschütternd und schmerzlich". Die SPD büßte nach Jehns Analyse vor allem am Stadtpfad und im Hanseaten-Viertel Stimmen ein. Traditionelle Klientel der SPD, die von Grünen, Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) und CDU wohl mehr Hilfe bei der Lösung ihrer Probleme erhoffte.

Bei soviel Frust geht auch die Freude darüber verloren, die Mehrheit von CDU und FDP gekippt zu haben. 17 gegen 20 Stimmen von SPD, BGE und Grünen werfen die ehemaligen Koalitionäre nur noch in die Waagschale. Die FDP, die Michael Bauer auch nach dem Ende seiner Amtszeit im Juni wieder als Ersten Stadtrat vorschlagen wird, will sich nach Auskunft von Fritz Krüger von der SPD zum Gespräch einladen lassen. "Von wechselnden Mehrheiten halte ich nichts", sagte Krüger, der ausschließt, mit der BGE zu reden. Auch mit den Grünen könne er sich das "im Moment nicht vorstellen." "Wir sprechen mit jedem, auch mit der FDP", macht hingegen Bernd Wilhelm-Brzoska (Grüne) deutlich und grinst. Schließlich gewann seine Fraktion trotz allen internen Hickhacks vor der Wahl einen Sitz dazu. Strahlende Gesichter auch bei der BGE, mit einem Stimmenanteil von 17,6 Prozent eigentliche Siegerin der Wahl. Die BGE, die künftig sieben Parlamentarier stellt, kann schon klar sagen, was sie will. Als erstes soll Stadtverordnetenvorsteher Karl-Heinz Koch (CDU) vom SPD-Stadtverordneten Willi Vöbel abgelöst werden. Auch wenn die CDU weiterhin stärkste Fraktion ist und damit nach parlamentarischer Gepflogenheit das Recht auf den Posten hätte, soll so ein Zeichen gesetzt werden, daß die Mehrheitsverhältnisse verändert sind, sagt Irmtraud Bottoms.

Sie plädiert auch für eine Listenverbindung zwischen BGE, Grünen und SPD für die Magistratsposten, denn dadurch entstünde immerhin eine Pattsituation in dem Gremium - so lange, bis die Amtszeit des Hauptamtlichen Michael Bauer abläuft. "Eine Zusammenarbeit links von der CDU zeichnet sich ab", sagt Irmtraud Bottoms. Sie plädiert aber weiterhin für wechselnde Mehrheiten, die sich an der Sache orientieren. Und die BGE weiß auch schon, wie sie sich in puncto Stadtratswahl verhalten will: "Wir stellen den Ersten Stadtrat nicht", wischt Bottoms Gerüchte vom Tisch. Die BGE könnte sich gut jemand von "außen vorstellen, der vielleicht parteilos ist, in Eschborn wohnt und Ahnung von Verwaltung hat".

Die SPD hingegen kann noch nicht so klar formulieren, wo es lang gehen soll. Otto Jehn persönlich ist gegen eine große Koalition, will aber mit allen reden und die CDU als stärkste Fraktion einbeziehen. Und die CDU? Bürgermeister Martin Herkströter (Bild) nimmt das Wahlergebnis cool auf, obwohl er es mit wechselnden Mehrheiten nicht mehr so einfach haben wird wie bisher. "Es wird wohl keine Mehrheit gegen die CDU geben. Es reicht nicht für Rot-Grün, nicht für SPD und FDP und auch nicht für SPD, FDP und Grüne." SUSANNE HOERTTRICH

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Was alles geklaut wird: Autos und Ampelanlagen

WETTERAUKREIS. 50 000 Mark ist der Lancia Delta Integrale wert, der in Bad Nauheim in der Parkstraße gestohlen wurde. Der weiße Luxuswagen wird durch einen roten und blauen Zierstreifen auf den Heckkotflügeln sowie auf der Motorhaube verziert. Das Kennzeichen lautet LDK-RE 183.

Dreist sind die Diebe, die aus einer offenen Halle in der Friedberger Straße in Ockstadt zwei Richtlichter von einer Gattersäge entwendeten. Ihre Beute hat einen Wert von 5000 Mark.

Manchmal klauen die Leute auch Gegenstände, die auf dem freien Markt wohl kaum als Hehlerware abzusetzen sind. In der Schulstraße in Rosbach verschwand eine transportable Lichtzeichenanlage im Wert von 7500 Mark. Vorsicht vor dem Ankauf!

Die Polizei faßte auf frischer Tat in der Nacht zum Freitag fünf Jugendliche im Alter zwischen 15 und 17 Jahren, als sie in Friedberg-Fauerbach einen Zigarettenautomaten knackten.

Geradezu massenweise wurden am Wochenende im Kreisgebiet wieder Autos aufgebrochen. Beliebte Beutestücke waren Autoradios und leichtfertig liegengelassene Wertgegenstände aller Art. pgw

SPD und DKP sind die großen Verlierer Bürgerliches Bündnis der Opposition wahrscheinlich Von Astrid Ludwig LANGENSELBOLD. Grundlegend haben sich auch in der roten Hochburg Langenselbold die politischen Mehrheiten verändert. Die SPD/DKP-Koalition, die 1989 für bundesweites Aufsehen sorgte, ist gekippt. Wahrscheinlich ist jetzt eine bürgerliche Mehrheit aus CDU, SL und FDP, die alle drei Stimmenzuwächse verzeichneten. Zwar bleibt die SPD mit 33,2 Prozent stärkste Fraktion, doch für eine regierungsfähige Mehrheit reicht es nicht mehr aus. Der Koalitionspartner und Mehrheitsbeschaffer DKP hat rund die Hälfte seiner Wähler verloren und kommt nach sensationellen 16 Prozent nur noch auf 8,8 Prozent und drei Sitze im Parlament. Zusammen mit den nur noch 12 Sitzen der SPD steht der ehemaligen Koalition die Mehrheit von 22 Sitzen von CDU, SL und FDP gegenüber.

Daß die "Nochregierenden" auf der Oppositionsbank Platz nehmen, scheint wahrscheinlich, denn eine Zusammenarbeit mit der SPD schließen zumindest Teile der Christdemokraten aus. Für die Sozialdemokraten käme jedoch die CDU als einziger neuer Koalitionspartner in Frage. CDU-Fraktionschef Bernd Matt jedensfalls lehnt nach den gescheiterten Gesprächen vor vier Jahren persönlich eine Zusammenarbeit mit der SPD ab. Noch nicht einmal auf ein Gesprächsangebot will er eingehen. Für ihn ist eindeutig: CDU, SL und FDP haben zugelegt, daher "kann es keine Koalition mit denen geben, die einen Denkzettel erhalten haben".

Das rot-rote Bündnis zu kippen, war Wahlaussage aller Oppositionsparteien gewesen. Die meisten Stimmen holte die SL, die mit 23,3 Prozent gegenüber '89 nochmals um 7,4 Punkte zulegte. Die FDP kam auf 8,1 Prozent und auch die CDU (26,5 %) holte auf. Rechnerisch wären CDU und SL auf einen FDP-Partner nicht angewiesen, doch Liberalen-Chef Ermer ist überzeugt, daß es "ohne uns knapp werden könnte".

Auf eine "Koalition der Sieger", so SL- Chef Michael Frenzel, hatte sich die Opposition ohnehin schon verständigt. Bereits vor dem 7. März hatten SL, CDU und FDP ihre Wahlprogramme auf Gemeinsamkeiten durchforstet. "Unüberbrückbare Differenzen" habe man dabei nicht feststellen können. Bei der SL herrscht Euphorie. Frenzel: "Uns geht es unheimlich gut."

Während die alte Opposition die neugewonnene Macht feiert, hofft die SPD noch auf eine mögliche Koalition mit der CDU und erholt sich nur langsam vom Schock des Wahlabends. Mit Verlusten von 5,1 Prozent liegt die SPD zwar noch unter dem Landestrend, doch das ist nur ein "schwacher Trost" für Bürgermeister Hans-Peter Ebner. Er und auch Fraktionschef Fritz Schüßler hatten mit 40 Prozent der Stimmen gerechnet. Auch die 11,3 Prozent, die auf Kreisebene für die Republikaner stimmten, schockieren. Deren Wählerpotential vermuten SPD und DKP zu einem großen Teil bei der SL. Daß Bundespolitik und lokale Themen wie die Kreismüllpolitik und das Gewerbegebiet Weinberg bei der Niederlage eine Rolle spielten, steht für SPD und DKP fest. "Wobei lokale Aspekte den Verlust noch gebremst haben", glaubt Ebner.

Wie es weitergeht, darüber werden die Genossen in den nächsten Tagen beraten. Der Rathauschef wird es mit einem bürgerlichen Bündnis schwer haben. Die SL spricht bereits von Etatsperren und der Rücknahme von Beschlüssen zum Gewerbegebiet und Schwimmbad. Abgewählt werden kann Ebner nicht. Aber, ob er mit den neuen Mehrheiten politisch noch leben kann, fragt sich die SL. DKP- Vize Emil Schäfer wird den Stuhl nach der ersten Parlamentssitzung räumen. Schäfer berurteilt die zurückligende Zusammenarbeit mit der SPD als erfolgreich.Christdemokraten lassen den Knüppel noch im Sack Landrat Josef Lach "nur" zum Rücktritt aufgefordert / SPD hat sich bereits bei der FWG gemeldet

KREIS OFFENBACH. Siebzehn Stunden nach Schließung der Wahllokale hat der Vorstand der Kreis-CDU gestern Landrat Josef Lach (SPD) ultimativ zum Rücktritt aufgefordert: "Andernfalls haben wir noch andere Optionen." Unausgesprochen war damit der Antrag auf Abwahl gemeint, der allerdings nur mit Hilfe der Republikaner Erfolg verspricht. Den 28 Sozialdemokraten und zwölf Grünen sitzen künftig im Offenbacher Kreishaus 33 Christdemokraten und fünf Abgeordnete der Freien Wählergemeinschaft gegenüber. Die neun Rechtsextremen können im Kreistag Offenbach jeder Gruppierung - wenn schon nicht zu einer konstruktiven und gewollten - so doch zu einer "destruktiven Koalition" verhelfen.

Für die Christdemokraten hat es schon in den vergangenen vier Jahren keine wirkliche "linke Mehrheit" im Kreis Offenbach gegeben. Die verlorenen 4,9 Prozent der Freidemokraten und die 4,1 Punkte der Freien Wählergemeinschaft von 1989 hätten das Bild verfälscht, das jetzt retuschiert worden sei.

Landrat Josef Lach machte Sonntag abend nicht den Eindruck, als trage er sich mit Rücktrittsgedanken. Er will jetzt das Gespräch mit allen demokratischen Parteien suchen, um doch noch eine Mehrheit zustande zu bringen.

"Gewonnen und doch verloren", zog der Sprecher der Grünen, Frank Kaufmann, ein erstes Resümee. Bei aller Freude über das eigene Abschneiden bereitete ihm das Wahlergebnis des Partners Verdruß. Kaufmann setzt auf ein Bündnis mit der FWG, denn eine schwarz-rot-grüne Koalition wäre ihm der Farbe zuviel: "Da kämen wir zwischen die Mühlräder", meinte er.

"Laut Kommunalwahlrecht gibt es gar keine Koalition", erweist sich der Langener Heinz-Georg Sehring von der Freien Wählergemeinschaft (FWG) nicht nur als Kenner der Hessischen Gemeindeordnung, sondern als gewiefter Taktiker. Auf diese Art und Weise nämlich weicht er der Frage aus, ob er sich ein Zusammengehen mit der rot-grünen Kreisregierung vorstellen kann.

Als erster hatte sich der SPD-Kreisvorsitzende Matthias Kurth gestern früh schon bei ihm gemeldet. Sehring und seine Mitstreiter wollen mit allen demokratischen Parteien reden und sich für die Seite entscheiden, die der FWG die meisten Zugeständnisse macht.

JOCHEN NOTTROTT

Daß in der Schweiz die Uhren anders gehen, hatten wir immer schon vermutet. Seit Sonntag wissen wir es ganz genau: Sie gehen anders.

Welches Volk entscheidet sich schon freiwillig dafür, an der Tankstelle Liter für Liter 20 Rappen (soviel wie 22 Pfennig) mehr bezahlen zu dürfen? Die Schweizer. Während das Thema in der Bundesrepublik politisch- publizistische Schlachten auslöst, während in Bonn sich vom Kanzler bis zum letzten Hinterbänkler alle voller Heimtücke belauern, um sich mit Vignette (Motto: "Ich kleb dir eine") oder Steuerschraube eins reinzuwürgen, fragen die gewählten Schweizer einfach, wie die, die sie gewählt haben, es denn gerne hätten. Dabei kam beiden freilich zupaß, daß die Schweiz ja schon längst eine Autobahnvignette - allerdings eine viel billigere - eingeführt hat. So fiel ein möglicher Streitpunkt flach. Ansonsten aber er- Steuerschraube staunt die Souveränität, mit der die Alpenländler sich selbst in die Tasche greifen. Hut ab.

Trotzdem: Es wäre falsch, die Schweizer in diesem Punkt als besonders aufgeklärte Ökologen und damit als Vorbild für die Deutschen hinzustellen. Auch in den Alpentälern beförderte wie hierzulande im rheinischen Flachland die Finanznot des Staates den Gedanken, daß man das fehlende Geld aus den Taschen des Autofahrers ziehen kann. Und so werden die Steuerräppli im Haushaltsloch enden oder, was auch nicht gerade öko-logisch ist, zur anderen Hälfte der Finanzierung neuer Straßen dienen. Daß dies verkehrspolitisch meist wieder in Schlaglöcher führt ("Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten"), haben wir an dieser Stelle schon mehrfach lamentiert. Falscher wird dieses Argument durch Wiederholung zwar nicht, nur langweiliger. Deswegen wiederholen wir es heute nicht mehr.

Sondern verweisen die Herren Kohl, Waigel, Krause und Consorten nur noch darauf, daß auch der deutsche Steuerzahler, glaubt man den Umfragen, so abgeneigt gegen eine Mineralölsteuererhöhung gar nicht ist - wenn dabei auch ein ordentlicher öffentlicher Nahverkehr herausspringt. Aber uns fragt man ja nicht. Nur die Schweizer. JOACHIM WILLE

Geblitzt: Mit 85 km/h durch Bornheim

Die Hilfspolizei hat in der zweiten Februarhälfte in 25 vorwiegend verkehrsberuhigten Straßen die Geschwindigkeit von rund 13 000 Fahrzeugen gemessen. Dabei wurde festgestellt, daß mehr als 2200 Fahrer - rund 17 Prozent - das vorgeschriebene Tempolimit teilweise erheblich überschritten hatten. Am schnellsten war ein Fahrzeug in der Dortelweiler Straße in Bornheim, das mit 85 Stundenkilometern geblitzt wurde. Erlaubt sind dort nur 40 Stundenkilometer. Insgesamt passierten 1934 Autos, Motorräder und Lkw die Radar-Meßstation in der Dortelweiler Straße, von denen 238 zu schnell waren.

Den prozentual höchsten Anteil von Temposündern registrierte die Hipo am Oeder Weg 15. Dort hielten sich von 291 geblitzten Fahrzeugen rund 41 Prozent nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Stundenkilometern. Die Hipo verteilte insgesamt 2093 Verwarnungen und erstattete in 146 Fällen Anzeige. vo

Kreisweit höchstes Ergebnis für die "Republikaner" in Schwalbach Vor allem in sozialen Brennpunkten abkassiert / SPD hat 8,1 Prozent verloren / Ein-Stimmen-Mehrheit für Dreierbündnis

SCHWALBACH. "Ein Wähler war so wütend, als er hörte, in Schwalbach treten keine Republikaner an, daß er einfach seinen Stimmzettel zerrissen hat." Die Frau auf der FDP-Wahlparty stimmt das nachdenklich. Denn Schwalbach ragt aus zwei Gründen besonders aus den Wahlergebnissen hervor: Die Republikaner erhielten mit 12,5 Prozent das kreisweit höchste Ergebnis, Eschborn folgt an zweiter Stelle mit 11,2 Prozent. Und die SPD fuhr mit Bürgermeister Horst Faeser als Spitzenkandidat nach den Kelkheimer Genossen den zweitgrößten Verlust auf kommunaler Ebene ein: 8,1 Prozent und drei Sitze gaben die Sozis ab, für eine Ein-Stimmen-Mehrheit im Bündnis mit FDP und Unabhängiger Liste reicht es immer noch.

SPD-Bürgermeister Horst Faeser sprach am Wahlabend von einer "örtlichen Katastrophe". Die SPD habe ihre Wähler nicht aktivieren können. Besonders in der Limesstadt hätten die Stimmen für die Genossen "stark abgenommen". Da spielten wohl auch "örtliche Probleme eine Rolle", analysierte Faeser. Die CDU habe mit den Themen "VerkehrsbeUnruhigung" und "Sicherheit" wohl mehr Wähler mobilisieren können. Faeser glaubt aber auch, daß das Thema Asyl eine Rolle gespielt hat, bei dem sich jetzt zeige, daß vieles ohne Grundgesetzänderung zu verbessern sei. Es sei jetzt zu überlegen, wie man die Grünen, die in Schwalbach einen Sitz dazugewannen, stärker in die Regierung einbeziehe.

Grundsätzlich, sagt Arnold Bernhardt, stehen die Grünen dafür offen, machen die Zusammenarbeit aber von "konkreten Politikpunkten" abhängig. Bernhardt bewertet das Ergebnis als "neuen Ausgangspunkt" und Anlaß für "eine selbstkritische Betrachtung des Dreierbündnisses".

Während im Partyraum der Genossen starre Mienen vorherrschen, rennt UL- Parlamentarier Günter Pabst mit strahlendem Blick durchs Bürgerhaus: "Ohne die UL geht nichts mehr in Schwalbach." Doch Politiker aller Fraktionen stehen mit langen Gesichtern vor den Tafeln mit den Ergebnissen. "Ich kann mich gar nicht freuen", wenn ich diese Voten für die "Republikaner" sehe, sagt eine Frau. Stadtarchivar Sigi Fay fand heraus, daß die Rechtsextremen vor allem in sozialen Brennpunkten abkassierten: in der Limesstadt am Ostring, der Adolf-Damaschke-Straße und der sogenannten "Kopftuchsiedlung" die Sudetendeutsche und andere frühere Flüchtlinge deutscher Abstammung bewohnen. Jetzt noch stärker die Integration der Ausländer voranzutreiben fordert Christopher Higman, stellvertretender Vorsitzender der AG der Ausländerbeiräte Hessens.

Die CDU ist glücklich, mit 40 Prozent und 15 Sitzen stärkste Fraktion geworden zu sein. Ihr Recht, Stadtverordnetenvorsteher Dieter M. Kunze (SPD) durch einen eigenen Mann abzulösen, streitet auch Horst Faeser nicht ab. Bockig zeigt sich hingegen UL-Vertreter Pabst: Wegen des "schmutzigen Wahlkampfs" der CDU wolle er nicht mitwählen.

Die Schwalbacher wählten auch in den Umlandverband Frankfurt (UVF) 12,3 Prozent "Republikaner". Auf den Wahlzetteln seien für Kommune, Kreis und UVF die irrsten Partei-Kombinationen zu finden gewesen sagen Wahlhelfer. Sie erstaunt die hohe Zahl ungültiger Stimmen (4,3 Prozent.) she

Fußball-Termine

Die Macht bleibt in den gleichen Händen wie zuvor Entgegen dem Trend leichter Zuwachs für die CDU Von Alexander Polaschek GELNHAUSEN. "Für mich ist heute Trauertag", bekundete SPD-Kandidatin Monika Sanner-Jakob und auch die übrigen Genossen im Lokal der Stadthalle blickten trübe drein. "Das", deutete die Frau mit dem zweiten Listenplatz auf die Zahl 164 in der Rubrik NPD auf der Tabelle des Meerholzer Ortsbeirates, "sind unsere Wähler gewesen". Partei- und Fraktionsspitze der Gelnhäuser SPD hatten alle Mühe, die Hiobsbotschaften zu verdauen, die nach und nach aus den Wahlbezirken einliefen. Trotz aller Zurückhaltung bei den Prognosen: Einen Absturz um 7,6 Prozent hatten sich die wenigsten vorstellen mögen. Dieses Ergebnis ist um so schmerzlicher für die Sozialdemokraten, als es der CDU mit Bürgermeister Jürgen Michaelis an der Spitze wieder einmal gelungen ist, ihre Mehrheit auszubauen.

Das Wahlergebnis von Gelnhausen war wegen der Auseinandersetzungen um eine Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen US-Kaserne mit besonderer Spannung erwartet worden. Nicht wenige Auguren sagten große Gewinne für die Rechtsradikalen vorher. Die NPD, vor vier Jahren mit 5,4 Prozent ins Stadtparlament eingezogen, konnte ihre Basis aber nicht entsprechend den schlimmsten Befürchtungen vergrößern. 909 Gelnhäuser (8,3 Prozent) votierten für die Rechtsaußen-Vereinigung, die zuletzt in Zusammenhang mit Straßenschlägereien Aufmerksamkeit auf sich zog. Die Hemmschwelle, so überlegten Kommunalpolitiker gestern, sei für manchen Wähler wohl bei der NPD höher gewesen als bei den Republikanern, die in der Barbarossastadt auf 11,2 Prozent (nur Kreistagswahl) kamen.

Protestler und "Denkzettel"-Wähler fanden in Gelnhausen aber auch andere Möglichkeiten, ihr Kreuzchen zu plazieren. Die "Bürger für Gelnhausen" (BG), personell und programmatisch eng verzahnt mit der örtlichen Gruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), schafften aus dem Stand mit 5,4 Prozent den Sprung ins Parlament. Möglicherweise ging das auch zu Lasten der Grünen, die von 8,5 auf sieben Prozent sackten.

Trotz neuer Bürgerliste und einer gewachsenen NPD-Fraktion ändert sich in Gelnhausen nichts an den Machtverhältnissen. Die CDU, trendwidrig um 1,1 Prozent auf 49,7 Prozent erstarkt, behält ihre absolute Parlamentsmehrheit mit 19 Sitzen. Die SPD gibt zwei Sitze an die BG und einen an die NPD ab, so daß sich die 18 Oppositionsplätze so verteilen: 10 SPD, 3 Grüne, 2 BG, 3 NPD.

Der CDU-Stratege und erste Stadtrat Hubert Müller kommentierte das Ergebnis als "Gratulation für die Bürger", die gezeigt hätten, daß sie sich nicht von Dingen beeinflussen ließen, die nichts mit Gelnhausen zu tun hätten. Betrüblich hingegen findet er den Gewinn der NPD. Fortan gelte es, die NPD "nachhaltig durch die demokratischen Parteien zu ignorieren". Andererseits nennt er es "hilfloses Geplänkel", den Rechtsradikalen Versammlungsräume zu verweigern und ähnliches zu unternehmen: "Politisch muß man sich auseinandersetzen".

Bei der SPD wird derweil die Frage nach personellen Konsequenzen aus dem Debakel erörtert. Obwohl der Verlust sich im Rahmen des Landestrends bewegt, gilt der Absturz unter die 30-Prozent- Marke als Katastrophe. Fraktionschef Werner Hepp überlegte gestern noch, ob er weiter den Karren ziehen solle und auch Parteichef Norman Peetz mochte noch nichts endgültiges dazu sagen, wie es weitergehen kann.

Die SPD habe nicht vermitteln können, daß es bei dieser Wahl nicht um den Bürgermeister gehe, sucht Hepp nach Erklärungen. Andererseits habe man wohl auch die Quittung erhalten für die unrühmliche Rolle der Landes-SPD, die der Stadt nur Lasten aufgebürdet habe, während versprochene Ausgleichsleistungen sich als "heiße Luft" erwiesen hätten.

Hochheim: Weiterhin punktuelle Zusammenarbeit SPD hält Verluste in Grenzen / FDP schafft Comeback / CDU ist mit ihrem Ergebnis zufrieden

HOCHHEIM. Bürgermeister Harald Schindler (SPD) ist schockiert über den Anteil der Republikaner, über das Abschneiden der Sozialdemokraten auf Kreisebene und, nein, ein Schock ist es dann doch nicht, das Ergebnis der SPD in Hochheim. Aber enttäuschend findet der Verwaltungschef die 27,6 Prozent seiner Partei in der Weinstadt. Daß die mit einem Minus von lediglich 1,1 Prozent im landesweiten Vergleich blendend dasteht, Schindler ist es ein schwacher Trost. Die Busse nach Bischofsheim, Mainz und Wiesbaden, das Altenheim, beginnt er die Meilensteine seines Schaffens aufzuzählen, daß alles habe sich nicht ausgezahlt.

Aus der Traum, stärkste Fraktion im Stadtparlament zu werden; die Genossen sind am Sonntag abend schnell in die Welt der Realität zurückgekehrt. Die CDU bleibt vorne, legte sogar um 1,2 auf 34,9 Prozent zu. "Wir haben erfolgreich gekämpft und sind zufrieden", lobt Erster Stadtrat Wilfried Simon. Und Fraktionschef Peter Wegener stimmt in den Freudengesang ein: "Wir haben gehofft, daß es so kommt."

Bei aller Freunde, ändern wird sich wenig in Hochheim: SPD, Freie Wähler und Grüne Alternative Liste behalten rechnerisch die Mehrheit. Heinz-Michael Merkel (GAL) will an der "punktuellen Zusammenarbeit" festhalten. Immerhin eine Stimme mehr bringt seine Fraktion im neuen Parlament in die Waagschale. Die GAL hat mit einem Plus von 2,5 nun 9,8 Prozent und stellt vier Abgeordnete.

Frei indes werden einige Stühle in den Reihen der FWG. Die büßt 4,2 Prozent der Stimmen ein, kommt nun auf 15,9 und stellt sechs statt bisher acht Mitglieder des Parlamentes. "Wir haben verloren, uns aber gut behauptet", zieht Fraktionschef Manfred Zobel sein Fazit.

Ein Comeback indes feiert die FDP: Vor vier Jahren mit 4,4 Prozent gescheitert, schafften die Freidemokraten nun mit glatten sechs Prozent den Sprung ins Parlament. Eine Koalition will die FDP nicht eingehen. An der Sache orientiert zu arbeiten, nennt Sigurd Bender die Richtung für die nächsten vier Jahre.

Verluste hier, Gewinne da, eins ist den Vertretern der Hochheimer Parteien gemein: Sie sind froh, daß die Rechten in ihrer Stadt nicht zulegten. Die Bürger blieben mit 5,8 Prozent konstant, schikken weiterhin zwei Vertreter ins Parlament. 8,7 Prozent der Wähler gaben ihre Stimme den Kreis-Republikanern. kkü

"Blau-Gold"-Garde ist Zweite in Hessen

SCHWANHEIM. Hervorragend abgeschnitten hat die Maxi-Tanzgarde des Musikzuges "Blau-Gold" Schwanheim bei den Landesmeisterschaften in der Stadthalle Offenbach: Die Garde wurde in der A-Klasse im Marschtanz Vize-Hessenmeister hinter der Vertretung der "Nordendler". Einstudiert hatte Petra Schindler den Marschtanz der Schwanheimerinnen.

"Blau-Gold" nimmt noch Mädchen und Jungen in die Tanzgarden auf ("Purzels" bis Maxis im Alter von vier bis 20 Jahre). Trainiert wird jeden Dienstag und Mittwoch im Vereinsheim, Alt-Schwanheim 2 a. Interessenten wenden sich an Dietmar Tietzmann unter der Telefonnummer 35 65 81. dixi

Vereinsleben

Kleingärtnerverein Nardholz: Mitgliedertreffen zur Jahreshauptversammlung ist am Samstag, 13. März, ab 15 Uhr, im Vereinshaus in der Kleingartenanlage, verlängerter Ginsterweg. nd/10

Fidele Eckenheimer: Heringessen mit der Saalbau-Gesellschaft (Programm und Tanz) am Samstag, 13. März, 20 Uhr, im Bürgerhaus Nordweststadt am Walter- Möller-Platz 2 (Eintritt 18 Mark). nd/10

Freiwillige Feuerwehr Heddernheim: Die Mitglieder treffen sich zur Ausbildung am Dienstag, 16. März, 19.30 Uhr, im Gerätehaus, Dillgasse 8. Auf dem Unterrichtsplan steht "Funkunterweisung". Die Wehr nimmt noch am ehrenamtlichen Dienst an der Gemeinschaft interessierte junge Männer und Jugendliche ab zehn Jahre auf. Kontakt: Tel. 57 35 02. nd/10

Gesangverein "Frohsinn 1840" Heddernheim: Der gemischte Chor probt unter Leitung des neuen Dirigenten Karl Schultz von Larszky heute, Donnerstag, 11. März, 20 Uhr, im Saal des katholischen Pfarrgemeindehauses an der Heddernheimer Landstraße 47. nd/10

Nordendler-Sieg bei Hessenmeisterschaft

NORDEND. Beim traditionellen Heringsessen und Ordensfest des Karneval- Clubs "Die Nordendler" im vollbesetzten Saal des Frankfurter Gehörlosenzentrums hatte der neue Vorsitzende Wolfgang Lenz den mit Saisonorden ausgezeichneten Mitgliedern der Maxigarde noch "viel Erfolg bei der Hessenmeisterschaft" gewünscht - wenige Tage später präsentierten die Mädchen dem Verein tatsächlich den Landesmeistertitel aus den jüngsten Wettkämpfen in der Stadthalle Offenbach.

"Wir haben eine sehr gute Kampagne '93 hinter uns", zog der Vorsitzende erste Bilanz beim Ordensfest. Stolz verwies er auch auf die "Purzels" des Vereins, auf den Musikzug und die Mitglieder der Damengarde von einst, die nach einem Spezialtraining unter Heidrun Ries bei den Sitzungen ihr Können nochmals unter Beweis stellten.

Außer mit Saisonorden zeichnete Lenz Ellen und Uwe Reuter, Manfred Fritz, Horst Buchenauer, Ingrid und Eginhard Gernert, Heinz Pöhner, Birgit Straßheimer und Peter Beuth mit der "Silbernen Flamme" aus. Über Zinn-Ehrenteller durften sich Ute Tesch und Sigrid Lenz, seit elf Jahren die Zeremonienmeisterinnen, freuen.

Das Holzwappen der "Nordendler", ebenfalls eine Sonderauszeichnung, erhielten Dagmar Christen-Hack (Leiterin der Garden), Marina Bersch (Trainerin der Maxigarde), Birgit Schneider (Trainerin der Minigarde), Anja Brauburger (Trainerin des Männerballetts), Helga Hinreiner, Uschi Gehrke, Michael Rommel und Monika Straßheimer. dixi

1. Computer-Regatta Ruderer sind via Video voll im Bild

FRANKFURT A. M. Den Ruderinnen und Ruderern landesweit macht der Frankfurter Regattaverein ein neues Angebot. Er veranstaltet am Sonntag, 14. März, in der Sporthalle der Werner-von-Siemens-Schule, Gutleutstraße 333 - 335, die "1. Frankfurter Computer-Regatta" auf dem Ergometer. Sie beginnt um 11 Uhr und soll bis 15 Uhr laufen.

Damit alle Ruderer - Leistungs- und Breitensportler - an diesem Wettbewerb teilnehmen können, hat der Ausrichter eine Computer-Strecke ausgewählt. Sie ist ein Kilometer lang. Auf acht Ergometern können Zeit, Meter und Schlagzahl ständig abgelesen werden. Diese Daten werden auch auf einer Videowand zu sehen sein.

Bisher haben bereits über 60 Interessierte aus 14 Vereinen gemeldet. Weitere Auskunft gibt Elmar Wolfart, Telefon 68 24 18. dixi

Stadt steigt bei Kraftwerk ein Vertrag mit Energiefirma sichert Strom- und Fernwärmebedarf

KASSEL. Die Kasseler Fernwärme GmbH (KFW) ist ab 1. April Miteigentümerin eines Fernwärmekraftwerks der Preussenelektra: Der Vertrag wurde nun unterzeichnet. Die KFW übernimmt 50 Prozent der Anteile des Kasseler Kraftwerks der Preussenelektra und sichert den Fernwärme- und Strombedarf der Stadt. Es ist die erste solche Kooperation zwischen einer Kommune und der Firma.

Der Kauf der Anteile kostet 30 Millionen Mark. Dennoch "spart" die Stadt, so KFW-Geschäftsführer Harald Lührmann, damit mehrere Millionen Mark: Für die Produktion eines Steinkohlekraftwerks, das in vier Wochen vom Netz geht, mußte Ersatz beschafft werden. Mehrere Gutachten hatten ergeben, daß die Übernahme der Kraftwerksanteile günstiger war, als ein eigenes Werk zu bauen.

Die Erzeugung von Strom und Fernwärme im Kraft-Wärme-Kopplungsverfahren sei zudem ökologisch sinnvoll, sagte Lührmann. Das Fernwärmekraftwerk erzeugt bis zu 36 Megawatt Strom und 80 Megawatt Wärmeenergie.

Mit dem KFW-Anteil, der Hälfte der dort erzeugten Energie, können im Jahr 24 Haushalte mit Strom und 1600 Vierfamilienhäuser mit Fernwärme versorgt werden. ebo

Schlippcher-Saisonabschluß Belz ist "Ritter von der Eisernen Hand"

FRANKFURT A. M. Auch im 40. Jahr nach Gründung des von Helmut Koch geführten Carneval-Clubs "Frankforter Schlippcher" ließ der Verein die tollen Tage mit einem von Willi Berger im "Stammhaus" Volksbildungsheim angerichteten Heringsbüfett ausklingen. Vorsitzender Koch bedankte sich bei allen Aktiven des Vereins für das Engagement in der jüngsten Kampagne, das unter dem Strich zu einer positiven Bilanz geführt hat. "Wir haben allen Grund zur Freude, was nicht bedeutet, daß wir uns jetzt auf unseren Lorbeeren ausruhen sollen."

Koch und der Mitvorsitzende Alfred Nöth zeichneten die männlichen Aktiven mit Orden aus, den tüchtigen Frauen des Vereins überreichten sie Präsente. Einer der Fleißigsten, Karl Belz, wurde zum "Ritter von der Eisernen Hand" geschlagen. Damit verbunden war die Verleihung des "Goldenen Vlieses". dixi

Wohnung legal durchsucht VGH lehnt Beschwerde eines rechtsradikalen Hintermanns ab

KASSEL. Die Anordnung des Wiesbadener Verwaltungsgerichts vom 9. Dezember 1992, die Wohnung eines Hintermannes der verbotenen rechtsgerichteten "Deutschen Alternative" zu durchsuchen, war rechtmäßig. Das geht aus einer Eilentscheidung des hessischen Verwaltungsgerichtshofes (VGH) hervor.

Danach habe das Gericht den Betroffenen nicht zuvor anhören müssen, da sonst möglicherweise Beweismittel (unter anderem umfangreicher Schriftverkehr, ein Telefaxgerät und ein Postfachschlüssel) vernichtet oder beiseite geschafft worden wären, so die Begründung des 11. Senats (AZ: 11 TJ 185/93). Anlaß für die Entscheidung war die Beschwerde eines Betroffenen: Er sei kein Mitglied der "Deutschen Alternative", so sagte der Wiesbadener, und die in seiner Wohnung beschlagnahmten Gegenstände gehörten dieser Gruppierung nicht. Er forderte daher ihre Herausgabe.

Seine Argumentation blieb indes erfolglos. Die Richter des VGH sahen es mit Blick auf die Ermittlungen als erwiesen an, daß es sich bei dem Betroffenen um einen Hintermann der verbotenen Gruppierung handelt. Die Entscheidung des VGH ist unanfechtbar. ebo

Lieder der Liebe Roman Trekel sang Schumann, Strauss und Ullmann

Sehr auffällig erschien (im Mozart-Saal der Alten Oper) bereits des 1963 in Pirna geborenen, seit 1989 selber schon an der Berliner Musikhochschule "Hanns Eisler" lehrenden Sängers Gestalt: so hochgewachsen und dabei so schmal. Dann aber erst Roman Trekels vorzüglich ausgebildete Stimme - wirklich die eines Baritons? Jeder Tenor muß sie beneiden für diesen Reichtum an Obertönen: zu schier grenzenloser Höhe ermunternde Oktaven und Terzen, dazu metallisch schimmernde Quinten, durchscheinend wie die einer Frau.

Man erinnert sich: auch Placido Domingo begann als Bariton und wurde, kraft dramatischer Energie, ein Spitzentenor. Aber typischer wohl unter Trekels Vorgängern war um 1820 der ehemalige Wiener Hofoperntenor Johann Michael Vogl. Er galt damals als der beste Sänger von Franz Schuberts Liedern, und die ihn hörten, bewunderten ihn als Baritontenor. Bei einer Stimme, die im Piano so duftig schwebt wie die Roman Trekels, hat man den Eindruck, daß sie es ist, nach der sich die Auswahl der Lieder richtet. Größte Erfüllung von Trekels baritontenoralem Klangwillen boten derzeit nicht Schubertgesänge, sondern spätromantisch-effektvolle Töne der Liebe von Richard Strauss, insgesamt zehn Paradestücke. Zu rauschhaftem Tempo übersteigert, doch auch so für den erfahrensten Berliner Solorepetitor, Helmut Oertel als Liedpartner am Flügel, kein technisches Problem, fand sich selbstverständlich darunter "Cäcilie". Auch auf neckischen Vortrag verstand sich die schöne Männerstimme, und die "Heimliche Aufforderung" hatte schließlich allen Überschwang derer, denen "deine Küsse trinken" das Lebensziel ist.

Dem vorausgegangen waren die in Wahrheit kompositorischen Kühnheiten von Robert Schumanns nur selten zu hörendem Liederkreis op. 24 nach Gedichten von Heinrich Heine. Zu sämtlichen dieser neun werden die Schmerzen des Liebenden, der sich den Tod wünscht, bestimmend für ungewöhnliche Abweichungen von harmonischer Norm. Der Zyklus entstand wohl schon 1839, vor Schumanns Eheschließung mit Clara.

Zum zeitgemäß-bedeutsamen, über rein musikalische Besonderheiten hinausgehenden Konzertbeginn hatten die Interpreten Drei Liebeslieder nach Texten von Ricarda Huch, vertont 1939 von Victor Ullmann, ausgewählt. Über den Komponisten gibt es bis heute nur ein fragmentarisches Wissen. Dazu gehört, daß er 1918/19 Schüler von Arnold Schönberg und von ihm hochgeschätzt war. Die um tonale Auflösung dissonanter Musiksprache bemühten Lieder können darauf verweisen. Weit greifbarer aber wurden Ullmanns Charakter und Schicksal durch die im Programmheft zusammengetragenen biografischen Tatsachen. Als Deportierter nach Theresienstadt dort im "Vorzeigelager" der Nazis jahrelang als Mitschaffender an deren Scheinkultur ausgenutzt, wurde er 1944 in Auschwitz ermordet. Davor muß Gesang, erst recht der von Liebe, verstummen. KARLHEINZ LUDWIG FUNK

Der Hausmüll und die Unfähigkeit, Probleme zu lösen Mißstände am Beispiel der Hansestadt Hamburg und des Landkreises Harburg / Bürger fühlen sich übervorteilt

Die steigende Müllflut mit ihren explodierenden Kosten wächst den Gemeinden über den Kopf, der Grüne Punkt ändert nichts an dem Notstand: Beispiele dafür sind auch Hamburg und der angrenzende Landkreis Harburg. Während in der Hansestadt heftig über das drohende Chaos diskutiert wird, verhängte der Landkreis eine astronomische Gebührenerhöhung. Beide schaffen Abfälle teuer zum mecklenburgischen Schönberg bei Lübeck - Hamburg seit Jahren, der Landkreis ist dort seit dem 1. März neuer Kunde. Eigene Deponien haben beide nicht mehr.

Von den 963 000 Tonnen Restmüll des Jahres 1992 der Millionenstadt wurden knapp 500 000 nach Schönberg gekarrt. Fällt bei einer Müllverbrennungsanlage (MVA) ein Kessel aus oder wird Schönberg für ein paar Tage gesperrt - was in den vergangenen drei Jahren zweimal vorkam -, bleibt Hamburg auf seinem Dreck sitzen und muß ihn im Hafen notlagern. Umweltsenator Fritz Vahrenholt, für die Stadtreinigung zuständig, dringt denn auch auf die Vergrößerung der MVA-Kapazität, den Bau einer Hamburger Deponie und die von Schleswig-Holstein zugesagte Abnahme von jährlich 360 000 Tonnen von 1995 an, um nicht mehr auf Schönberg angewiesen zu sein.

Verbündete fand Vahrenholt in Sachen Beteiligung der Stadt am Dualen System Deutschland (DSD) auf dem Arbeitnehmerflügel seiner Genossen und bei DGB- Gewerkschaften: Gemeinsam machen sie sich stark dafür, daß Gewinne der Stadtreinigungs-Tochter Wert GmbH, die Leichtmüll mit dem Grünen Punkt einsammelt, in die Entwicklung der Muttergesellschaft gesteckt werden. Diese jährlich etwa sieben Millionen Mark hätte auch Finanzsenator Wolfgang Curilla gerne eingestrichen. Rolf Fritsch, Bezirkschef der ÖTV, in der die Müllwerker organisiert sind, wäre damit freilich "überhaupt nicht einverstanden".

Gemeinsam mit fünf privaten Firmen teilt sich die Wert GmbH in der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Duales System Hamburg den Reibach aus den lukrativen Abfällen. Im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden, werden Hamburgs Haushalte stadtteil- und schrittweise derzeit auf gelbe, grüne und graue Mülltonnen für Kunststoff/Metall, biologischen Abfall und Restmüll umgestellt. Arge-Geschäftsführer Michael Schubert verspricht, alles werde 1994 komplett sein.

Mehr als hundert Kilo DSD-Abfälle will er pro Einwohner und Jahr einsammeln lassen - knapp ein Viertel der bisherigen Hausmüllmenge. Untersuchungen, wonach derzeit etwa 60 Prozent der Tonneninhalte DSD-Müll sein sollen, kenne er nicht, behauptet Schubert. Eine Erklärung für die Differenz gibt es nicht. Dafür aber verspricht Schubert, bis 1994 über ausreichende Verwertungs-Kapazitäten zu verfügen und nur noch zehn Prozent Restmüll vom Grünen Punkt übrig zu behalten. Die Bürger müßten allerdings mitziehen: "Es geht nicht an, daß Windeln und sogar tote Hunde - wie geschehen - beim Grünen Punkt landen."

Mitziehen wollten auch die Einwohner des Landkreises Harburg beim neuen Müllsystem. Privatisierung der Abfuhr gemäß CDU-/FDP-/SPD-Beschluß, Wertstoffsäcke für DSD-Abfälle, während Papier und Glas jeder (wie in Hamburg) selbst wegschaffen soll. Doch als es mit Pannen begann - schlechte Organisation, falsche Termine, ganze Straßenzüge wurden vergessen -, ging ein Aufschrei der Empörung durch die sonst so obrigkeitstreue Region. Gleichzeitig wurden die Gebühren heraufgesetzt; für eine vierköpfige Familie zum Beispiel von 264 auf 492 Mark. Da die Tonnen jetzt nur noch alle 14 Tage geleert werden und dann höchstens halbvoll sind, läßt sich sogar eine echte Verteuerung von mehreren hundert Prozent errechnen.

Kreisbaurat Volker Stippich, in der Winsener Verwaltung für Müll zuständig, versucht den Gebührenaufschlag zu erklären: "Schönberg bedeutet eine Verdreifachung der Kosten gegenüber 1992. Wir haben jetzt keine Deponie mehr, das Planfeststellungsverfahren für die Anlage in Hittfeld/Eddelsen läuft seit 1985." Für dieses Jahr habe man die pro Kopf und Woche erwartete Abfallmenge gegenüber 1992 "mutig" gedrittelt und 20 Prozent Schwankungsreserve aufgeschlagen. Zum Jahresende werde man Bilanz ziehen und "sehen, ob wir an Mengen und Preisen etwas zu ändern haben". Gewinne würden auf keinen Fall gemacht, versichert Stippich.

Gegen Privatisierung, höhere Gebühren und sonstige Mißstände laufen die Grünen, einzige Müllopposition im Winsener Kreistag, Sturm. Umweltpolitiker Harald Stemmler: "Im Widerspruch zum niedersächsischen Abfallgesetz wird hier überhaupt nicht auf Müllvermeidung gesetzt, sondern pro Kopf abkassiert. Wer auch noch Bioabfälle selbst kompostiert, hat eine leere Tonne - und muß dennoch saftige Gebühren entrichten: Da stopft man doch lieber die Tonne voll. Der Bürger zahlt in jedem Fall doppelt - einmal die dramatisch verteuerte Müllabfuhr und zum anderen bereits beim Einkauf für den Grünen Punkt. Nur die Gewinne schleppen andere weg. Das ganze System ist äußerst ungerecht."

Deshalb wollen die Grünen gegen die neue Abfallsatzung des Landkreises klagen. Doch nicht genug mit dem Tohuwabohu. Zum Jahresende ist ein wahrer Schildbürgerstreich geplant: Dann soll eine Broschüre, die insgesamt 95 000 Mark gekostet hat, als Anleitung für den Umgang mit Müll herauskommen - zu einem Zeitpunkt, wenn die Bürger sich bereits monatelang darin geübt haben . . .

HANS JÜRGEN NORDHOFF

Manierierte Schlichtheit Ivo Pogorelich

Der Abend begann mit dreiundfünfzig barocken Minuten. Manierierte Schlichtheit, Fingerfertigkeit und Nonchalance in dynamischer Pointe: Domenico Scarlatti wurde von Ivo Pogorelich reichlich Gewicht verliehen. Ein wenig übertrieben wirkte das schon, darüber waren sich - in Pausengesprächen - Kritiker und Nichtkritiker einig. Ebenso über die Uniformität der miniaturhaften Gebilde: Zwölfmal Scarlatti durchs gleiche Raster übermittelt, akkurat und ohne gestalterische Überraschung.

Eine mit Geschick angerichtete Mischung aus klavieristischer Klarheit und dezenter Pastellfärbung und einer Dynamik, die dann und wann das zweimanualige Cembalo suggerierte. Pogorelich ging nicht - wie andere Interpreten - auf vordergründige Brillanz.

In gewollter wie gekonnter Noblesse übte er sich in Bescheidenheit, indem er Tempi maßvoll aussteuerte, ihnen gar intime Kontur zumaß. Ohne interpretatorische Eingriffe auffallender Natur, ohne gewagte Tempomanipulationen und in ausgewogenem Anschlagsverhalten ergab sich ein Scarlatti, der Scarlatti bleiben durfte. Pogorelich gestattete sich allenfalls im ruhigen Satz romantisierend angehauchtes Cantando-Spiel.

Zur nach der Pause gegebenen Sonate h-Moll Franz Liszts bestand eine klare Analogie; auch diese Sonate ist einsätzig. Im gewollten Chaos der Tonweiten und in der inneren formalen wie strukturellen (wiewohl nur scheinbaren) Zerklüftung hat der 35jährige Pianist für ordnende Momente, gliedernde Akzente gesorgt (außer in zwei, drei Brachialpassagen, die etwas vernebelt vorbeidrifteten). Neben gnadenlos gezündeten Ausbrüchen / Umbrüchen gab es einen konstruktiven Überblick über das Ablaufganze und technische Gewandtheit. Freilich, ob gewollt oder nicht, der lyrische Gegenpol der Exposition, jenes Seitenthema in D- Dur, offenbarte allzuwillig jenes unverwechselbare Tasten-Cantando, wie es auch Lisztschen "Liebeträumen" eignet.

Und doch verstärkte sich der Eindruck, dieser mit soviel Elan nach vorne drängende Spieler habe weit mehr Vergnügen an ausladenden Oktavgewittern. Oktavgewittern und Hochleistungstechnik einer Komposition aus dem Jahr 1953, die von so manchem Theoretiker als die Ultima ratio der Sonatenkomposition überhaupt angesehen wird. Die metaphysisch zu lesende Coda in ihrem aufhellenden H-Dur ist Pogorelich nicht so leicht gefallen. Da hat er die Spannungsfelder im Piano doch arg überzeichnet, hat Geste und Spielhaltung und den bis dahin klar gespannten Bogen in übertrieben verzögertem Tempo verloren.

Danach noch ein paar Takte Skrjabin, die Poémes, op. 32. Warum, man weiß nicht. ALEXANDER ULLMANN

Zwei Steine im Weg

Der Mailänder Richter Antonio Di Pietro, dessen Aktion "Saubere Hände" Italien seit einem Jahr durcheinanderwirbelt, beschwor die Parlamentarier schon vor Monaten: "Wir sind überfordert! Ihr müßt eine politische Lösung der Affäre finden." Doch der jüngste Versuch der Regierung, diesen Weg zu beschreiten, mußte scheitern: Amato und sein neuer Justizminister Conso wollten auf eigene Faust eine Strafverfolgung der schuldig gewordenen Funktionäre ausschalten. Wer Schmiergeld genommen hat, sollte es mit hohen Zinsen zurückgeben und zur Strafe von der politischen Bühne verbannt werden. Nichts weiter. Erstaunt fragten die Mailänder Richter: "Sind Politiker etwas Besseres als andere Menschen?"

Zum Glück spielte Staatspräsident Scalfaro nicht mit und verweigerte dem Dekret seine Unterschrift. Doch zwei Steine liegen auf dem Weg zur Lösung des Problems: 1) In Italien dauern Prozesse oft sechs Jahre oder länger. In vielen Fällen würde Verjährung der Suche nach Gerechtigkeit ein Ende machen. 2) Ohne eine Form von Amnestie, für die kein Politiker sich offen einzusetzen wagt, drohen Parlament und Regierung handlungsunfähig zu werden. Allzu viele Männer (übrigens: so gut wie keine Frauen) des alten Systems versinken im Sumpf. Die verzweifelten Bemühungen der Institutionen zielen darauf, der politischen Moral mit neuen, klaren, strengen Regeln zum Durchbruch zu verhelfen. Doch die Erste Republik darf nicht erdrosselt werden, ehe die Zweite geboren ist. sir (Rom)

"Stadtteile sollen Hort sozialer Nähe werden" Der Karbener Peter Hofmann (Grüne) stellt Details des Vorzeigeprogramms "gegen rechts" vor

KARBEN. Neue Formen der Jugendarbeit, soziale Investitionen, um die Stadtteile wieder zu einem "Hort sozialer Nähe" zu machen, betreute Jugendwohngruppen, Job-Beratung und Kursangebote - das sind einige Stichworte, die Peter Hofmann (Die Grünen) für ein Vorbeugeprogramm "gegen rechts" nennt. Für die Friedensinitiative Karben hilft er gerade, ein "Aktionsprogramm gegen Haß und Gewalt" zu erarbeiten. Nach dem Ausgang der Kommunalwahl mit starken Zuwächsen der rechtsradikalen sogenannten Republikaner überall in Hessen will die Ökopartei über die programmatische Zusammenarbeit der Grünen-Fraktion mit verschiedenen Karbener Initiativen eine sozialpolitische Offensive zur Vorbeugung des Abtriftens in Rechtsradikalismus umsetzen.

Die Stadt Karben baut schon im Hinblick auf die Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen auf das Jugendkulturzentum (Jukuz). Doch diese Arbeit sei noch zu traditionell, findet Hofmann. Es gelte, die Vereins- und Verbandsjugendarbeit stärker einzubeziehen. Gleichzeitig seien die Vereine aufgerufen, sich mehr zu öffnen. Außerdem können für das Jukuz wesentliche Impulse auch vom Einbeziehen der Kleinkunst - auch für Erwachsene - ausgehen. Wie Hofmann schildert, sei bei den Angeboten, wie sie bisher im Jukuz bestünden, gelegentlich "nichts dahinter". Als Beispiel nennt er die Wahlfête am Sonntag abend. Die habe sich darin erschöpft, daß ungefähr acht Jugendliche an der Theke die Wahlsendung im Fernsehen verfolgt hätten. Es gelte, den Jugendlichen nicht nur Programm-Angebote zu machen, sondern sie aktiv einzubeziehen. Das könne zum Beispiel dadurch geschehen, daß Jugendverbände oder auch Initiativen wie die KIK zusammen mit Jugendlichen kulturelle Programme entwickelten.

Die Konzeption, freie Gruppen in die kommunalpolitische Arbeit der Grünen einzubeziehen, hat sich nach Beobachtung Hofmanns bewährt, wenngleich sie auch kompliziert sei, da es gelte, die Unabhängigkeit der Gruppen zu erhalten. Als Beispiel nennt er die Zusammenarbeit mit der "Initiative familienfreundliches Karben", die sich aus dem Mütterzentrum entwickelt habe. Durch die Zusammenarbeit habe die Fraktion inzwischen dreimal so viele Mitstreiter, wie ursprünglich die Grünen in Karben selbst. Im Gegenzug habe sich die Fraktion verpflichtet, Anregungen der Gruppen ins Parlament einzubringen, selbst wenn die Stadtverordneten anderer Meinung seien. "Bei uns gibt es keinen Fraktionszwang wie bei den großen Parteien", sagt Hofmann, der selbst nicht der Partei der Grünen angehört. Vor allem aber wirke die Zusammenarbeit mit aktiven Bürgern der Politikverdrossenheit entgegen. de

SPD Wöllstadt: Wahl verloren Jeweils ein Parlamentssitz mehr für Freie Wähler und CDU

WÖLLSTADT. "Wir haben die Wahl verloren" - SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Richter will den 6,8 Prozent-Verlust auf 37 Prozent der Wählerstimmen und den Verlust von zwei Sitzen im Gemeindeparlament nicht klein reden. Die SPD habe in den vergangenen vier Jahren gute Arbeit geleistet, aber die Partei habe wohl ihr Potential nicht mobilisieren können. Sie habe auch viele Stimmen an die Freien Wähler abgegeben, die mit einem Plus von 4,7 Prozent auf 20,7 Prozent und dem Zugewinn von einem Sitz Wahlsieger sind wie auch die CDU (42,1 Prozent, plus 4,8 Prozent und einen Sitz mehr). Thomas Hein, Fraktionsgeschäftsführer der CDU, die nunmehr mit 13 Abgeordneten stärkste Fraktion ist, will in Gesprächen mit den anderen Fraktionen nach einem Partner suchen, mit dem eine langfristige Zusammenarbeit möglich sei. Ihm sei bewußt, daß die Freien Wähler 1989 wie auch jetzt das Eingehen einer Koalition abgelehnt haben. So werde die CDU wohl zunächst sehen, wie weit sie mit der SPD komme.

Hein und Richter äußerten sich am Montag dankbar darüber, daß es in Wöllstadt nicht zu einer Kandidatur der rechtsextremen "Republikaner" gekommen sei. Das Wöllstädter Ergebnis der Kreistagswahl habe jedoch gezeigt, wie hoch die Bereitschaft der Wähler sei, eine rechtsradikale Partei zu wählen. Im Kreisergebnis hatten die "Republikaner" 308 Stimmen (10,3 Prozent) erreicht. hm

Grüne: 1000 Mark für "Frauen helfen Frauen"

SCHÖNECK. Der Ortsverband der Grünen kann 1000 Mark an den Hanauer Verein "Frauen helfen Frauen" überweisen. Das Geld stammt aus den Eintrittsgeldern von den rund 130 Besuchern des Festes, das unter dem Motto "Frauen- (t)räume" stand. Bei der Veranstaltung sei es ihm gelungen, "den Frauen-bewegten Bürger/Innen im kommunalen Raum, eine erste Plattform anzubieten", glaubt der Ortsverband. Es seien neue Kontakte zustande gekommen sowie bestehende vertieft worden. jur

Nach der Kommunalwahl suchen die Parteien eine handlungsfähige Mehrheit / Wer mit wem, ist die Frage Eine schallende Ohrfeige für die Etablierten Klare Absage an Zusammenarbeit mit Republikanern Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. Die Wiesbadener sind am Wahlsonntag auf die Folter gespannt: Nur langsam trudeln aus den Stimmbezirken die ersten Ergebnisse ein - die letzten um 22.30 Uhr, darunter die aus Amöneburg. "Vielleicht haben die die Zahlen zuerst nach Mainz durchgegeben", ulkt ein CDU-Mann. Bis zuletzt hoffen die Sozialdemokraten noch auf ein Wunder - darauf, daß das Wählervotum in ihren Hochburgen den Erdrutsch aufhält. Alles vergebens: Eineinhalb Stunden nach dem Schließen der Wahllokale dämmert den Genossen, daß sie das schlechteste Ergebnis seit 1948 einfahren. Sozialdemokraten machen sich rar im Festsaal des Rathauses, wo es im Laufe des Abends rappelvoll wird, wo sich alle um Fernsehmonitore und um die Polit-Prominenz drängen. Bürgerreferent Gunther Michler kreuzt kurz auf - fassungslos über den Einbruch der Regierungspartei. Er weiß, warum sich niemand von der SPD blicken läßt: "Die haben jetzt alle mit sich zu tun."

Derweil macht ein Grüppchen braungebrannter Biedermänner im Rathaussaal Furore: Willy, das betagte Rathaus-Unikum, dessen Herz ganz offensichtlich nicht nur anatomisch links schlägt, macht die Republikaner als erster aus; und er wettert lautstark gegen die "Neuen", die bereits in Siegerpose ihren Erfolg kommentieren. Die drängen Willy aus dem Saal und versuchen später, ihm den erneuten Zugang zu verwehren. "Unglaublich", empört sich Gunther Michler über diese Anmaßung, "noch haben die hier nicht das Hausrecht."

"Nazis", schallt es von einer Ecke des Raums den Republikanern entgegen. Ein junger Mann hebt den Arm zum Hitlergruß - "so wollt ihr es doch jetzt haben, oder?" Die Rechtsextremen genießen ihren Auftritt, sprechen von "Wähler-Quittung" für die "Altparteien", ziehen schadenfroh über den OB her: "Es wird höchste Zeit, daß Exner geht. Wiesbaden braucht keinen Showmaster, der mit seinen Hofnarren durch die Stadt zieht." Sie kritisieren den "Allparteien-Magistrat" und zeigen schließlich, wo es künftig in Wiesbaden langgeht: Man werde sich in der Asylpolitik keiner "Wiesbadener Linie" anschließen.

Der Konsens der Politiker in der Landeshauptstadt, die Unterbringung politischer Flüchtlinge aus dem Parteienstreit herauszuhalten, ist damit beendet. Schon zieht Republikaner-Spitzenkandidat Harald Langner vom Leder: "70 Prozent der Sozialwohnungen werden an Ausländer vergeben, ein Unding ist das" - Vorgeschmack von dem, was auf die Wiesbadener zukommen wird.

Achim Exner gesteht derweil vor laufenden Fernseh-Kameras die Niederlage seiner Partei ein, die er auch als eine persönliche begreift. Er gilt als Zugpferd der SPD und konnte doch deren verheerende Talfahrt nicht aufhalten - Bonn und Kiel sei es geklagt. Aber auch "Wiesbadener Ursachen" macht Achim Exner für "diesen Schlag" verantwortlich: Die Verkehrspolitik, "nicht falsch im Ziel", sei aber "in der Umsetzung verbesserungsbedürftig".

Und beim Streitthema Nr. 2, dem geplanten, 60 Millionen Mark teuren Bau einer Kunst- und Musikschule, sei es noch nicht gelungen, die Wiesbadener zu überzeugen.

Die Unabhängige Wählergemeinschaft Stadtkultur - entstanden aus Protest gegen dieses Vorhaben - konnte allerdings die Wähler auch nicht gerade gegen das Projekt mobilisieren: 1,1 Prozent der Wählerstimmen reichen nicht als Nachweis für vermeintlichen Bürgerunmut.

Achim Exner spricht von politischen und personellen Konsequenzen, die das Wahlergebnis haben müsse. Deutlicher will er nicht werden. Und er selbst? "Ich bin der Meinung, daß die stärkste Fraktion auch den Oberbürgermeister stellen sollte." Diese Hürde hat die SPD ja gerade eben noch genommen.

Entsetzen nicht nur über den Erfolg der Rechtsextremen, auch die geringe Wahlbeteiligung gibt den Politikern zu denken. Nur 64,7 Prozent der Wiesbadener Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab.

Ein Drittel Nichtwähler also und 13 Prozent Republikaner - die Hälfte haben den "Etablierten", zu denen mittlerweile auch die Grünen zählen, eine Ohrfeige verpaßt. "Das muß Denk- und vor allem Handlungsprozesse auslösen", fordert der Oberbürgermeister.

Viel wird an diesem Abend spekuliert: "Wer mit wem?" ist die zentrale Frage. Alle rechnerischen Möglichkeiten werden durchgespielt - und man kommt doch immer wieder zum selben Ergebnis, das CDU-Bürgermeister Hildebrand Diehl so formuliert: "Wir sind in einer ganz schwierigen Situation." Es reicht weder für Rot-Grün noch für eine bürgerliche Mehrheit aus CDU und FDP.

Eine große Koalition also? Sie wird vor allem von den Grünen, die dabei außen vor wären, gefürchtet und von den Betroffenen auch nur als "Notlösung" in Erwägung gezogen. Oder eine Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen? FDP-Politiker Wolfgang Schwarz winkt ab: "Ist für Wiesbaden nicht gegeben." Vielleicht eine Zusammenarbeit von CDU, SPD und FDP? Der Freidemokrat plädiert dafür: "Der Allparteien-Magistrat hat gut funktioniert, warum sollten wir uns nicht ähnlich im Parlament zusammenraufen?" Sein Parteifreund Thomas Dilger dagegen ist skeptisch: Die Kooperation von drei Parteien scheint ihm wenig praktikabel. Bei all diesen Planspielen ist nur eines gewiß: Mit den Republikanern wird es keinerlei Zusammenarbeit geben. Hildebrand Diehl sinniert über die politische Zukunft Wiesbadens und spricht vielen aus der Seele: "Wichtig ist, daß wir in dieser Stadt handlungsfähig bleiben."

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.); Jahrhunderthalle Hoechst, Silostraße: Silvia Bächli, Heimer Blum, Walter Dahn, Peter Rösel, Manfred Stumpf (bis 12. 4.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Dauerausstellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).

Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).

Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Türdrücker der Moderne" (is 12. 4.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9. 5.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausst. für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Weitere Berichte aus

Hanau und Umgebung

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Kommentar

Hatten sich die Sozialdemokraten im Kreis Offenbach langsam aber stetig von der - aus ihrer Sicht - Wahlkatastrophe von 1977 erholt und waren in die Rathäuser und ins Kreishaus zurückgekehrt, so gab es am 7. März des Jahres 1993 erneut fürchterlich eins auf die Mütze. Gegen die Verluste der SPD verblassen die der CDU, nehmen sich fast wie Erfolge aus.

Und die Grünen, obwohl unverkennbar im Aufwind, können das Desaster des Koalitionspartners im Kreis nicht wettmachen.

Läßt man die Republikaner außen vor, mit denen keine der vier übrigen Fraktionen in Zukunft etwas zu tun haben will, dann kristallisieren sich drei Blöcke heraus: 40 Abgeordnete von Rot-Grün, 33 Christdemokraten und fünf Freie Wähler. Um letztere zu buhlen, schicken sich die übrigen jetzt an. Wobei der Union allein mit dem Quintett noch nicht gedient wäre. "Wir suchen auch das Gespräch mit der SPD", hat der bisherige und designierte Fraktionschef der CDU, Paul Scherer, gestern erklärt. Von den Grünen war da keine Rede.

Da wittert der Sprecher der Grünen und stellvertretende Landrat Frank Die Freien Wähler bestimmen den Preis Kaufmann instinktiv Gefahr. Wenn es zur großen Koalition käme, wären die Alternativen plötzlich fünftes Rad am Wagen.

Also setzen die Junior-Partner der SPD auf die Freien Wähler, die ihre 5,6 Prozent dort holten, wo sie auch am Ort kandidierten. Und auch beim SPD-Landrat kann der Wunschpartner nur FWG heißen, brächte die CDU doch in ein Bündnis die stärkste Fraktion und damit die höchsten Ansprüche ein.

"Wir werden mit allen drei Fraktionen über Sachfragen reden." Mit diesem Satz erwies sich gestern schon die Nummer eins der FWG, Heinz- Georg Sehring, als Fuchs.

Da könnte sich die Aussage der Grünen, den Straßenbau stagnieren zu lassen, als mißlich erweisen. Sehring ist Langener und wartet auf eine Umgehungsstraße. "Wer uns die meisten Zugeständnisse macht, bekommt den Zuschlag", sagt der Sprecher der Freien Wähler nicht unbescheiden.

Kein Zweifel: Die fünf Neulinge auf dem Kreisparkett bestimmen den Preis. JOCHEN NOTTROTT

FHW: Zünglein an der Waage In Bad Homburg ist selbst Schwarz-Grün nicht mehr tabu

BAD HOMBURG. "Das ist, was wir gewollt haben", jubelte FHW-Spitzenkandidatin Helga Dabelow schon während der Stimmauszählung. Die Freien Wähler könnten im Bad Homburger Stadtparlament zum Zünglein an der Waage werden, allseits umworben.

CDU, SPD und Grüne können den FHW-Traum von der entscheidenden Rolle noch stören: Mit einer großen Koalition aus CDU und SPD (35 der 59 Sitze) oder einer schwarz-grünen Koalition (31 Sitze). Selbst letzteres wollte gestern angesichts der "verworrenen Mehrheiten" weder CDU-Stadtchef Bernd Hamer noch Michael Korwisi von den Grünen ausschließen - trotz "großen Widerwillens".

"Die CDU ist verbraucht, sie gehört in die Opposition", urteilt Korwisi. Zudem dürften der CDU sechs noch am Wahlabend formulierte Bedingungen nicht schmecken: Abbau des Kieselrotlagers und Wohnungsbau auf dem Vitapan-Gelände sowie Verzicht auf Klärschlammtrocknung, U-Bahnverlängerung, Golfplatzerweiterung und Bebauung im Kleinen Tannenwald. Die Grünen wollen es daher zuerst "mit anderen Parteien versuchen - aber das braucht vier Fraktionen": SPD (13 Sitze), Grüne (neun), FDP (vier) und FHW (sechs). Mit den fünf rechtsextremen "Republikanern" (REP) im Parlament will niemand etwas zu schaffen haben. Auch die CDU nicht, wie sie gestern morgen laut Hamer verbindlich beschloß.

Die FHW sieht sich auch von der CDU umworben: für eine Koalition unter Einschluß der FDP. Gespräche darüber will die CDU diese Woche ebenso führen wie über lockere punktuelle Absprachen, eine schwarz-grüne und eine große Koalition. "Da sehe ich wenig Spielraum, aber wir werden sprechen", sagt Hamer. "Vorweg-Festlegungen" lehnt er ab. Die große Koalition stößt auch bei SPD-Fraktionschefin Beate Fleige auf Abneigung.

Die FHW hat stets betont, keine Koalition einzugehen. Für die Grünen kein Hindernis: Es gebe ja auch "andere Arten der Zusammenarbeit". stk

Der Tiger zieht in den Schweinestall

FLÖRSHEIM. Kindertheater im Flörsheimer Keller: Am Dienstag, 16. März, 15 Uhr, spielt das Wittener Kinder- und Jugendtheater frei nach Janosch das Stück "Guten Tag, kleines Schweinchen". Erzählt wird die Geschichte vom kleinen Tiger, der eines Tages nicht mehr nach Hause kam. Er hatte nämlich das kleine Schweinchen getroffen, mit ihm zusammen Kuchenteig geschlabbert und danach eine Kissenschlacht veranstaltet. Schließlich zog der Tiger zu seinem Freund in den Scheinestall.

Geeignet ist das Stück für Kinder ab drei Jahren. Karten kosten vier Mark und sind im Kulturlädchen, Bahnhofstraße 6, und an Kasse erhältlich. dia

Zur "Hochzeitstorte" tief unter die Erde Phantastische Gebilde und ein kleiner See in der Eberstädter Tropfsteinhöhle

Eine "Weiße Frau" als Ausflugsziel? Die Dame gehört zu den Darstellern eines in Süddeutschland einmaligen Naturtheaters - die Eberstädter Tropfsteinhöhle im südlichen Odenwald.

Die 600 Meter lange Kaverne, über eine Million Jahre alt, wurde 1971 entdeckt. Sprengungen im hiesigen Kalksteinbruch führten zu einem mannshohen Spalt, hinter dem sich eine faszinierende Unterwelt verbarg. Die Eberstädter begannen kurz darauf mit dem Ausbau ihrer Höhle. Steine und Schlamm wurden entfernt, die Tropfsteine ins rechte Licht gesetzt, der Gehweg wurde gepflastert.

Bereits zwei Jahre später, nach mehr als 7000 Arbeitsstunden, öffnete sich der Eingang für jedermann. Seither begeistert das bizarre Reich der Stalaktiten (Deckentropfsteine) und Stalagmiten (Bodentropfsteine) alljährlich mehr als 100 000 Besucher. Deren Phantasie setzen die prächtigen Sinterbildungen mit ihrem Formenreichtum keine Grenzen.

Als besonders sehenswert entpuppen sich vor allem die eingangs genannte "Weiße Frau", die kaskadenartige "Hochzeitstorte" sowie der "Dom" mit Kanzel und der ewig stummen "Orgel". Für beachtliche Zwischenspiele sorgen aber auch ein "Vulkan", ein "Haifischrachen" oder das "Wildschwein". Daneben überrascht ein winziger Höhlensee, der wegen der konstanten Höhlentemperatur von zehn Grad und der 95prozentigen Luftfeuchtigkeit nicht verdunsten kann.

Bemerkenswert ist auch die Pflanzen- und Tierwelt etwa 30 Meter unter der Erdoberfläche. Außer Laubmoosen und Algen gelingt es beispielsweise Schnekken und Ruderfußkrebsen, in der unwirtlichen Karstlandschaft zu überleben.

Das Erkunden des zickzackartigen Höhlenganges birgt keinerlei Gefahren. Selbst Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer können mit etwas Hilfe die unterirdische Exkursion mühelos bewältigen.

Hinweise: Öffnungszeiten: Bis 31. Oktober täglich von 10 Uhr bis 16 Uhr, danach nur samstags, sonn- und feiertags von 13 bis 16 Uhr.

Eintrittspreise: Erwachsene zahlen 4,50 Mark, Kinder und Jugendliche 2,50, die 45minütige Führung ist inbegriffen.

Weitere Auskünfte: Telefon 0 62 92 / 225 (Ortsverwaltung Eberstadt) oder direkt bei der Höhle unter 0 62 92 / 578.

Anfahrt: Über die Autobahn A 3 Frankfurt-Würzburg bis zur Anschlußstelle Stockstadt, dann über die B 469 nach Amorbach; dort auf die B 47 bis Walldürn; schließlich weiter mit der B 27 in Richtung Mosbach. Man verläßt die B 27 an der Abfahrt Buchen-Mitte. Von hier aus sind es noch rund sieben Kilometer (beschildert) bis zur Eberstädter Tropfsteinhöhle. JÜRGEN LIPPERT)

Wo jeder mit jedem kann und keiner so recht will Formen der Kooperation zwischen den Fraktionen in Altenstadts Parlament noch völlig unklar

ALTENSTADT. Für einen Augenblick vergaß Altenstadts Wahlleiter Gerhard Lipp einmal seine auf bloße Statistik fixierte Tätigkeit und wagte zur Abendbrotzeit eine erste Analyse. "Heute gibt's was auf die Hose, Heini!"

Der, der da so unfreiwillig auf die Tatsachen aufmerksam gemacht wurde, war Heinrich Klarmann, der Fraktionsvorsitzende der SPD. Nur noch mit 12 Mitstreitern darf Klarmann künftig um Mehrheiten im Parlament ringen, die bittere Folge eines dramatischen Popularitäsverlustes seiner Partei, deren Zuspruch um zehn auf 36 Prozent gefallen ist. Wäre Altenstadt nicht derart gewachsen, daß nun das Parlament von 31 auf 37 Abgeordnete vergrößert werden muß, nicht einmal jene 13 Sitze (vormals 15) hätten erkämpft werden können.

Nicht nur das Abschneiden seiner Partei dürfte Klarmann in den nächsten Tagen noch tiefe Falten in die Stirn treiben. Die SPD ist stärkste Partei geblieben, und das bürdet ihr die Verantwortung auf, Ideen für künftige Entscheidungsprozesse zu entwickeln. Das war früher schon nicht so recht einfach in Altenstadt, weil alle Parteien verbindliche Koalitionsvereinbarungen scheuten - und es ist mit dieser Wahl nicht einfacher geworden. Früher reichte das Einverständnis mit der Unabhängigen Liste (UL), einer Partei mit ökologisch-sozialem Programm, bei wichtigen Abstimmungen im Parlament. Künftig müßte noch eine dritte Fraktion für einen Antrag gewonnen werden. Da böten sich die Grünen an, die erstmals kandidierten, sofort 8,8 Prozent errangen und allem Anschein nach die Talfahrt der SPD einläuteten. Im Parlament sind sie nun mit ebenso vielen Abgeordneten vertreten wie die UL, die heuer erstmals mit Bürgermeister Gerd Göllner als Spitzenkandidat angetreten war. Rechnerisch ließen sich so die CDU (9 Sitze) und die FWG (9 Sitze), die zweite große Wahlgewinnerin, übertrumpfen. So einfach, wie es am Beispiel des Rechenexempels erscheint, liegen die Dinge in Altenstadt jedoch nicht. Die Sozialdemokraten stehen immer öfter mit Bürgermeister Göllner im Clinch (die FR berichtete), den sie vormals noch gemeinsam mit der UL unterstützten, neuerdings aber gerne loswerden und durch einen eigenen Mann ersetzen möchten. Göllner, so ein Sozialdemokrat im vertraulichen Gespräch, ist "ein Problem".

Nicht völlig auszuschließen wäre vor diesem Hintergrund, daß die Sozialdemokraten das Gespräch mit den Freien Wählern suchen. Deren neun Sitze würden eine Mehrheit im Parlament garantieren. Wohin Heinrich Klarmanns Herz schlägt, behielt er am Wahlabend noch für sich: "In Altenstadt konnte man noch nie etwas ausschließen."

Ginge es nach Göllner, dann würden UL, Grüne und SPD kooperieren. Nun heiße es, "Verhandlungen abwarten".

Nachdenken muß er auch über die eigene berufliche Zukunft. An einer Direktwahl beteiligen wolle er sich nur, so Göllner vor einigen Wochen, wenn die UL mit ihm als Spitzenkandidaten zulege. Das ist ihr gelungen, wenn auch nur knapp. Für den Amtsinhaber steht nun zumindest fest: "Ich will mich jetzt noch nicht entscheiden."

Sein Engagement für die UL, ist Göllner überzeugt, habe sich schon gelohnt. Ihm sei es gelungen, von den großen Parteien Wähler für die UL zu gewinnen und so einen Aderlaß durch die Kandidatur der Grünen zu verhindern. So sieht es auch UL-Fraktionssprecher Gerhard Schwalm: "Vor vier Jahren haben wir mit Sicherheit Grünen-Stimmen gekriegt, die sind weg."

Nicht zuletzt, weil sie diese Einschätzung teilt, kann sich die Spitzenkandidatin der Grünen, Annelie Zak, eine enge Kooperation zumindest mit der UL vorstellen. Erfreut, daß die grüne Basis aus den örtlichen Naturschutzgruppen nun auch ein Sprachrohr im Parlament besitze, attestierte sie "viele Gemeinsamkeiten" zwischen UL und Grünen: "Ich denke, daß wir gemeinsame Anträge stellen können."

Politiker verschiedener Parteien schließen nicht aus, daß Altenstadts Parlament auch in den kommenden vier Jahren ohne eine Koalition und die damit verbundenen festen Mehrheit funktionieren könnte. "Bei sachbezogener Politik sehe ich keine Schwierigkeit, für Entscheidungen mit wechselnden Mehrheiten", sagt der neue UL-Gemeindevertreter Kurt Jungkind. Auch die Freien Wähler, denen Vereinbarungen mit anderen in der Vergangenheit nach eigener Einschätzung wenig nutzten, verspüren "momentan keine große Lust, etwas Festes einzugehen". K.-D. Urbanek, Ende der achtziger Jahre einmal CDU-Ortsverbandsvorsitzender und nun auf Platz drei der FWG-Liste, glaubt, daß seine Fraktion in Sachfragen "eigentlich mit allen irgendwo kann". Die allgemeine Verwirrung unter den Politikern und Beobachtern in Altenstadt macht er mit einem Gedanken komplett, der am Wahlabend als einziger noch keine Rolle spielte. Die SPD könne ja auch mit einer anderen großen Fraktion (der CDU, die Red.) koalieren oder kooperieren, so Urbanek, "das müssen ja nicht wir sein". BERND SALZMANN

Am Tag danach: Noch stehen alle Formen der Kooperation offen Nach Mehrheitsverlust in Nidderau und Schöneck: SPD sieht eigene Fehler / Christdemokraten liebäugeln mit den Grünen

Die sozialdemokratischen Regierenden, die mit den neuen Mehrheiten werden zusammenarbeiten müssen, geben sich am Tag nach der Wahl allseits betont offen. Bürgermeister Otfried Betz würde die Gespräche allerdings am liebsten mit den Grünen beginnen. Wie weit die unumgängliche Zusammenarbeit mit einer anderen Partei gehen sollte, läßt Betz vor den ersten internen und anschließend den parteiübergreifenden Erörterungen offen. "Vereinbarungen" strebe man an.

Schönecks Bürgermeister Erwin Schmidt sagt, er ziehe feste Zusammenarbeit einer offenen Situation vor. Wechselnde Mehrheiten würden der Verwaltung das Leben erschweren, wenngleich sich der Exekutive auch Schwarz-Grün wäre das Schwierigste mancher neue Spielraum böte. Schwierigste denkbare Möglichkeit für ihn wäre eine schwarz-grüne Koalition als Gegenspielerin.

Schönecks Bürgermeister sieht nun alle herausgefordert, die Übernahme politischer Verantwortung zu überdenken. Weiter wagt sich SPD-Vorsitzender Ludger Stüve vor. Eine große Koalition hält er für "fatal". Wenn das Modell "Schwarz-Grün" nicht zustande kommt, sollte die SPD versuchen, mit den Grünen eine "gemeinsame Basis" zu finden. Er deutet an, daß man über zahlreiche Fragen programmatischen Konsens finden könne. Bei der Krabbelstuben-Förderung würde man den Grünen entgegenkommen müssen, wohl auch bei der Frage der Einbahnregelung oder der Forderung nach einer Citybahn-Anbindung. Bei den Themen Ausländerbeirat und Frauenbeauftragte sei man nicht weit auseinander. Die strittige Großinvestition Herrnhof stehe in den nächsten vier Jahren ohnehin nicht an, so Stüve.

Was sagen die anderen? Ingeborg Eisenberger-Köhler, Grünen-Fraktionschefin in Schöneck, hielt gestern noch alles für offen, schloß nichts aus. Daß von CDU-Seite den Grünen schöne Augen gemacht werden, verwundert sie nach dem fairen Wahlkampf, den man gegen diese geführt habe, nicht. Friedrich Wilhelm Karrenbrock, Fraktionsvize der CDU, drechselt den Grünen unter anderem das Kompliment, sie hätten sich zu einem echten Partner in der Realisierung demokratischer Ziele entwickelt, der in den Ausschüssen harte Arbeit leiste.

Eine Zielrichtung für Kontakte zu anderen Parteien stehe aber noch nicht fest. Er hält auch die Variante der wechselnden Mehrheiten für denkbar, bringt nebenbei den Jahre alten CDU- Traum von einem eigenen Haupamtlichen im "roten Rathaus" ins Gespräch. Als gebundenen Mehrheitsbeschaffer für einen SPD-Bürgermeister will er die CDU ebensowenig sehen wie Parteifreund Heinz Thomas, der in Nidderau die Fraktion führt. Thomas gibt an, er könne sich "persönlich" ein Zusammengehen mit der SPD schwer vorstellen. Er verweist darauf, daß es in den Etatanträgen mehr Gemeinsamkeiten mit den Grünen gegeben habe als mit der SPD, doch werde dies jetzt nicht automatisch zu Absprachen führen. Die Nidderauer Grüne Monika Rölling sieht ihre Partei für ihre Oppositionsarbeit über alle Erwartungen hinaus belohnt und scheut gerade deshalb vor jeglichem Mitregieren zurück. ("Wir wären verrückt.") Zudem sei die Vertrauensbasis gegenüber der SPD zu schlecht. Vorstellbar sei eine weitere punktuelle Zusammenarbeit. Von wechselnden Mehrheiten erwartet sie nicht unbedingt Schaden für die politische Kultur, Politik werde dann nur anstrengender und verlange viel Verantwortungsbewußtsein.

Nicht ganz verkneifen kann sie sich die Schadenfreude darüber, daß Gewinne von Grünen und CDU gerade in den von der SPD gegen die Oppositionen forcierten Neubaugebieten besonders stark sind. Die SPD habe mit ihren starken Verlusten die verdiente Quittung für eine selbstherrliche Politik erhalten. Betz gibt zu, der Gedanke an die Notwendigkeit einer Koalition sei ihm vor der Wahl nicht gekommen. Offenbar habe man sich vom guten Besuch der Wahlkampf-Veranstaltungen täuschen lassen und dabei übersehen, daß das Publikum zum großen Teil aus Senior(inn)en bestand. Unter denen hat die SPD auch eine besonders intensive Arbeit geleistet. Bei den anderen Gruppen habe man offensichtlich versäumt "rüberzubringen ", was man in den vergangenen zwei Jahren "geschuftet" habe - bei der Kinderbetreuung, bei Sozialwohnungen, Biotopverbund und Schuldenabbau etwa.

Vermieden haben will Betz möglichst schnell ein Patt im Magistrat (fünf SPD- gegen drei CDU-, eine Grünen- und eine FDP-Stimme), bei der seine Ein Patt im Magistrat vermeiden Bürgermeister-Doppelstimme entschiede.

In Schöneck spricht SPD-Vorsitzender Stüve unverblümt von offensichtlichen "Verschleißerscheinungen" seiner Partei, die dort die ganze Nachkriegszeit über herrschte. Und auch von konkreten Fehlern: Beispielsweise habe man in der Frage der Frauenbeauftragten zu lange "gewackelt". Auch in Schöneck sei es für die SPD ein Problem, Neubürger(innen) zu gewinnen. Bürgermeister Erwin Schmidt will die Schwierigkeiten weniger in der Tatsache sehen, daß die Schönecker SPD schon zu lange am Ruder ist. Vielmehr litten die bisher Regierenden wegen der Summe vieler einzelner Streitpunkte - von der Verkehrsberuhigung über die Ampel bis zur Bodenpolitik. Ul

,Hier würde selbst eine braune Mülltonne gewählt&rquote; Demokratische Parteien ringen um Antwort auf REP

HOCHTAUNUSKREIS. "Wir stehen am Beginn einer Rezession - wie sieht das erst in einem Jahr aus?" Das Wahlergebnis für die rechtsextremen "Republikaner" (REP) treibt nicht nur den SPD-Spitzenkandidaten Peter Hartherz um. Das Erschrecken geht durch alle demokratischen Parteien. Wirtschaftskrise und große Koalitionen könnten die Rechtsaußen weiter stärken, fürchten viele Politiker - und wollen dagegen angehen.

"Die Zeit des Verständnisses ist vorbei", fordert derweil Wolfgang Zink, Gründungsmitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Taunus, "es gibt nur noch die harte politische Auseinandersetzung." Mit den REP- Stimmen billigten Tausende Wähler nach- träglich die Anschläge gegen Ausländer.

"Wir müssen sehen, wie wir die Ängste dieser Leute aufnehmen können", sagt Gerd Krämer, Chef der CDU-Kreistagsfraktion, dagegen über die REP-Wähler. Er wurde ebenso von dem 9,4-Prozent- Kreisergebnis kalt erwischt wie andere Politiker: In der Öffentlichkeit und an Parteiständen hatten sich zuletzt kaum noch Frauen und Männer zu den Rechtsaußen bekannt. Allein in der Wahlkabine setzten sie dennoch ihr Kreuz für sie.

In allen Gemeinden des Kreises liegt die REP bei der Kreistagswahl über fünf Prozent. 12,9 Prozent in Grävenwiesbach markieren ihren Höhe-, 6,6 Prozent in Kronberg ihren Tiefpunkt. Damit übertraf sie noch das Ergebnis für Rechtsextremisten bei der Europawahl 1989.

Woher die Stimmen kamen, läßt sich nur bedingt sagen. So weisen geringere Stimmenzahlen der CDU in Kronberg (760 Stimmen) und Wehrheim (420 Stimmen) bei der Kreistags- verglichen mit der Gemeindewahl auf Verluste an die REP hin. In Bad Homburg feierte diese Triumphe in früheren SPD-Hochburgen wie Gartenfeld und Eichenstahl.

"Wir konnten unser Versprechen ,Wir setzen uns für euch ein&rquote; nicht rüberbringen", urteilt die Bad Homburger SPD- Fraktionschefin Beate Fleige. Den Grund der REP-Erfolge sieht sie in der "jahrelangen Politik" des CDU/FDP-Magistrats "für nur ein Drittel der Bevölkerung". Viele Wähler hätten diese auch der Opposition angekreidet. Für CDU-Stadtchef Bernd Hamer war die Stimmabgabe an die "Protestwählerpartei" rechtsaußen "nicht zu verhindern". Für Michael Korwisi von den Grünen dagegen ist es allerhöchste Zeit, den REP-Wählern ("Das sind nicht alles Nazis") bei Wohnungsbau, Mieten und Sozialhilfe "ganz konkrete Ergebnisse" zu präsentieren: "Sonst haben die ,Republikaner&rquote; in vier Jahren 16 Prozent."

"Es liegt nicht am Wohnungsbau oder am Jobmangel" hält Zink dagegen, "wir haben die Ergebnisse von 1932, obwohl wir nicht die Probleme von damals haben". Die REP-Wähler seien nicht durch Fakten belehrbar. "Wer rechts wählt, hat einen politischen Glauben", meint Zink: "In Deutschland ist es soweit, daß man eine braune Mülltonne hinstellen kann, und sie wird gewählt." STEFAN KUHN

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do.

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).

Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).

Amerika Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).

Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).

Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F. W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).

Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).

Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).

Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).

Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).

Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).

Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).

Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Bernd Wolf, Malerei / Irene von Mering, Fotografien (bis 30. 3.).

Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).

Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Frederic Bruly Bouabre (bis 4. 4.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Christa von Schnitzler, Gisela Nietmann - neue Plastiken und Arbeiten auf Papier (bis 8. 4.).

Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).

Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Markus Lüpertz - Arbeiten auf Papier (bis 17. 4.).

Galerie Tobias Hirschmann, Oppenheimer Landstr. 27, Tel. 62 00 36: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Guillem Nadal - Bilder, Skulpturen und Zeichnungen (bis 27. 4.).

Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr; Iris Baumgartl-Adam, Aquarelle und Pastellzeichnungen (bis 30. 4.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Shoichi Hasegawa - Ölbilder, Aquarelle, Radierungen (bis 30. 4.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Arno Rink - Bilder, Papierarbeiten (bis 30. 4.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr; Mabel Palacin & Marc Viaplana (bis 1. 5.).

Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.). Ausstellungen

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).

Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).

Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).

GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: Judith Düsberg - "Fotoinstallationen" (bis 26. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausst. Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: täglich, 11 bis 17 Uhr; Spasa Milasinovic - "Menschenbilder" (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 1992" (bis 3. 4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4. 4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).

Altenpflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7: täglich, bis 21 Uhr; Malerei von Jochen Roth (bis Ende Mai).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.).

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Cosic warnt Kroatien vor "Aggression"

FRANKFURT A. M., 8. März (FR). Vor einer "Aggression" gegen Serbien hat der Präsident Jugoslawiens, Dobrica Cosic, in einem FR-Interview gewarnt. Cosic präzisierte, daß er damit einen möglichen Versuch der kroatischen Armee meinte, "die gegenwärtig in Slawonien unter UN- Schutz stehenden Gebiete zurückzugewinnen". Diese gehören zu Kroatien und sind von der Armee Rest-Jugoslawiens erobert worden. Cosic betonte, die serbischen Minderheiten in Bosnien-Herzegowina und Kroatien "lebten in ihrem eigenen Staate, in Jugoslawien, das sie durch zwei Weltkriege geschaffen haben".

Andererseits warnte Cosic die USA davor, sich wegen des überwiegend von Albanern bewohnten Gebietes Kosovo zu engagieren. Die Albaner seien eine nationale Minderheit in Jugoslawien, sagte Cosic. Ihr Beharren auf Selbstbestimmung laufe daher auf "die Aufteilung Serbiens und Jugoslawiens" hinaus.

Ein internationales Kriegsverbrechertribual lehnte Cosic in dem FR-Interview strikt ab. Jugoslawien sei ein demokratischer Staat und könne Täter gegebenenfalls selbst vor Gericht stellen.

Für den Fortbestand eines multinationalen Staates Bosnien sieht Cosic keine Chance. Es könne keinen bürgerlichen Staat geben, in dem eine führende Partei konfessionell sei wie die islamische Partei des Präsidenten Izetbegovic. Cosic sprach sich für freiwillige Umsiedlungen aus, weil die drei Völker Bosniens nicht in einem Staat zusammenleben könnten.

Zum Finale küßte die Prinzessin endlich den Frosch 150 Kinder zeigten im Bürgerhaus schönes Ballett nach dem Märchen "Der Froschkönig" der Brüder Grimm

NIEDER-ERLENBACH. Die Bühne war fast zu klein, als sich am Ende alle Akteure dem Beifall des Publikums stellen. 150 Kinder führten am vergangenen Wochenende im Bürgerhaus Nieder-Erlenbach das Märchen "Der Froschkönig" als Ballett auf. Mit viel Bewegungsfreude erzählten sie das Grimm-Märchen tänzerisch und musikalisch. Die Leiterin der vier Ballettgruppen aus Nieder-Erlenbach, Bad Nauheim, Sindlingen und Hattersheim, Halina Mrokwa, wußte dabei viele originelle Einzelszenen um den Kern der Handlung herumzustricken.

Auf diese Weise gelang es ihr, eine große Zahl von Kindern auftreten zu lassen. Darüber hinaus konnte sie die Choreographie der einzelnen Szenen dem Tanzvermögen der verschiedenen Gruppen anpassen. So leisteten die jungen Künstler im Alter von vier bis 16 Jahren jeweils ganz Besonderes, ohne dabei überfordert zu werden.

Bevor die schöne Prinzessin von ihrem Vater eine goldene Kugel geschenkt bekommt (die später in den Brunnen fallen wird), marschieren die Pagen auf, tanzt das Hofballett tanzt und stolzieren Hofdamen über die Bühne. Außer der Kugel erhält die Prinzessin weitere originelle Geschenke. Eine Spielpuppe, die sich tanzend aus dem Geschenkkarton erhebt und sich dann graziös über die Bühne dreht, sowie eine russische Babuschka- Puppe, aus der sich viele kleine Püppchen herausschälen und dem ukrainischen Kasatschok (Kosakentanz im Zweivierteltakt) nachempfunden ihre Beine in immer rascheren Takt in die Luft werfen.

Im zweiten Akt fällt die goldene Kugel in den Brunnen. Vorher jedoch wird der Schloßpark vorgestellt. Schnecken - dargestellt von den jüngsten Tänzern - bewegen sich langsam über den Rasen. Sie kriechen an den Bühnenrand, lächeln freundlich-zufrieden ins Publikum und schleichen langsam von der Bühne. Blätter bewegen sich im Wind, Hasen hoppeln über die Bühne. Auch Vögel leben im Park des Schlosses und zeigen ihr lebhaftes Wesen. Eine Entenschar mit einer Entenmutter watschelt durch den Park, schließlich laufen spielende Kinder umher. Eines darf nicht mitspielen und stibitzt den Ball der anderen.

Dann eilt die Prinzessin mit ihren Freundinnen in den Park. Leichtfüßig spielen die drei mit der goldenen Kugel, bis sie in den Brunnen fällt. Die Frösche treten auf - tanzend planschen sie aus dem Brunnen hervor.

Als die Kugel wieder in den Händen der Prinzessin ist und sie, begleitet von der Froschmeute, ins Schloß eilt, wird es Nacht. Der Wind fegt durch den Park, Glühwürmchen schwirren taumelnd über die Bühne, die Sterne blinken und der Mond geht auf. Im Schloß ist die Prinzessin müde geworden und schläft ein. Plötzlich erwachen die Spielzeuge aus ihrer Starrheit - der Hofnarr weckt alle. Die vielen Puppen und die kleinen Mäuse steigern sich in einen lebendigen Traum- Tanz, der den ganzen Raum ausfüllt. Doch als die Prinzessin erwacht und die Frösche kommen, stehen die Spielzeuge ebenso unbeweglich wie vorher - eine gelungene Szene.

Schließlich küßt die Prinzessin den Frosch, dieser wird zu einem Prinzen und in einem freudigen Finale und begeistertem Applaus endet das Stück.

Der diplomierten Ballettpädagogin Halina Mrokwa und ihren vielen Helferinnen und Helfern gelang es, ein bekanntes Märchen zum einem farbenfrohen Ballett auszuweiten.

Dabei wurde den begeisterten Zuschauern etwas von der Tanz- und Bewegungsfreude der jungen Akteure vermittelt und teilweise auch beachtliches Können vorgestellt. Die sichere Auswahl der Musik und die sorgfältige Ausstattung der Bühne und Kostüme sorgten darüber hinaus für das gute Glingen dieses Ballettnachmittages.

Die nächste Aufführung ist am kommenden Sonntag, 14. März, um 15 Uhr im Kurhaus Bad Nauheim. mab

In Hessens Chemiebranche drohen nun Entlassungen Beschleunigter Personalabbau / 5250 Beschäftigte arbeiten kurz / Kein Ende des Konjunkturtiefs in Sicht

has FRANKFURT A. M. Die nach mehreren Unglücken mit Imageproblemen kämpfende hessische Chemieindustrie kommt rein wirtschaftlich auf absehbare Zeit auf keinen grünen Zweig. Diesen Schluß lassen Äußerungen des in Wiesbaden ansässigen Arbeitgeberverbandes für die Branche zu, die auf einer Umfrage unter den Mitgliedsfirmen basieren. Danach bezeichnet die Mehrzahl der Unternehmen die Auftragsbestände als "zu klein". Die Auslastung der Kapazitäten liegt bei nur noch 77,5 Prozent - ein solcher Wert wurde zuletzt vor zehn Jahren registriert. Hermann Habich, Vorstandsvorsitzender des hessischen Chemie-Arbeitgeberverbandes, zeichnet denn auch ein trübes Bild: "Für den weiteren Jahresverlauf sehen wir derzeit keine konkreten Anzeichen für eine Trendwende."

Die flauen Geschäfte der chemischen Industrie lassen sich am eindrucksvollsten an der Beschäftigung ablesen. Zudem sind die Perspektiven des Personals düster. "Entlassungen aus betrieblichen Gründen sind in diesem Jahr nicht auszuschließen", muß Hauptgeschäftsführer Friedrichkarl Janert einräumen. Es werde aber alles versucht, Einsparungen "so schonend und sozialverträglich wie möglich" zu erreichen, versichert er.

Ende Februar standen in Hessens Chemie noch knapp 96 000 Leute auf den Lohn- und Gehaltslisten. Das waren rund fünf Prozent weniger als zwölf Monate zuvor. Der Stellenabbau, der sich laut Habich zuletzt beschleunigte, sei bisher "überwiegend" durch Ausnutzen der Fluktuation und durch zusätzliche Frühpensionierungen bewältigt worden. Habich fügt jedoch hinzu: "Damit ist dieses Reservoir für künftige Einsparungen weitgehend geschlossen." Zweifelsohne ist dies ein Hinweis darauf, daß man sich in den Vorstandsetagen schon über Entlassungen Gedanken macht. Sozusagen im Vorhof zur Arbeitslosigkeit dürften auch jene rund 5250 Leute stehen, denen derzeit Kurzarbeit verordnet ist.

Nach der Umfrage des Arbeitgeberverbandes erwarten einige Firmen für die zweite Jahreshälfte "etwas besser" laufende Geschäfte. Doch selbst wenn diese Hoffnungen in Erfüllung gehen, dürfte das erste Semester das Bild der gesamten Periode 1993 prägen. Und für die Zeit von Januar bis Ende Juni rechnet der überwiegende Teil der Unternehmen mit Produktions- und Umsatzrückgängen. Die Fertigung in der hessischen Chemie schrumpfte im vergangenen Jahr im übrigen um knapp ein Prozent. Der amtlichen Statistik zufolge stiegen die Umsätze um 1,3 Prozent auf nicht ganz 32 Milliarden Mark. Das Plus rührt nach Verbandsmeinung aber allein aus höheren Handelserlösen her, das "reine" Chemie- Geschäftsvolumen beziffert die Organisation auf fast 21 Milliarden Mark.

Eine Breitseite der Kritik feuert die Organisation derweil in Richtung Bonn ab. Wegen des Gesundheitsstrukturgesetzes würden viele Pharmahersteller in diesem Jahr in die Verlustzone geraten. Das werde "fatale Folgen für die Innovationskraft" dieses Industriezweiges haben. Die Schelte gipfelt in dem Hinweis: "Viele Ärzte verordnen zur Zeit überwiegend nach Budgetgesichtspunkten, wurden aber über die Handhabung der Budgetregelung nicht ausreichend vorinformiert. So erhalten Patienten in vielen Fällen ihre gewohnten Medikamente nicht mehr oder andere - was oft zu einem gesundheitlichen Problem führt."

STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 15

Spekulationen über des Bürgermeisters Schicksal

FULDA. Das Votum des Wählers trifft in Fulda besonders schmerzlich die FDP, die nach ihrer vierjährigen ersten Koalition mit der CDU mit 4,3 Prozent (5,0) durchfiel. Hinter vorgehaltener Hand wird nun über das weitere Schicksal des Bürgermeisters Josef H. Mayer (FDP) spekuliert. Mayer, der am 1. 1. 1990 antrat und dessen Amtszeit bis Ende Dezember 1995 läuft, kann nun vom einstigen Koalitions-Partner abgewählt werden.

Noch sind die CDU-Pläne unklar: "Wir haben uns bisher keine Gedanken gemacht," sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Reinhold Schäfer. Trotz des Jubels über die 47,9 Prozente (47,8) und die wiedererlangte Mandats-Mehrheit: neben der kommunalpolitischen Veranwortung für ein teures Ausscheiden des ungeliebten FDP-Bürgermeisters oder ein Weiterarbeiten mit ihm wird die Situation der "Ein-Stimmen-Mehrheit" (30 Sitze CDU gegen 14 SPD, 5 Grüne, 4 CWE und 6 Republikaner) sicher auch belastend.

Die Freude der grünen "Frauen-Fraktion" über die 7,7 Prozent (5,7) blieb verhalten: sie fanden das Republikaner-Ergebnis (9,2 Prozent, sechs Mandate) und die niedrige Wahlbeteiligung "bedrükkend".

"Verheerend" und "unverständlich" waren die meistgenannten Kommentare bei der SPD und der CWE (Christliche Wähler Einheit) zu den Stimmenverlusten vom Sonntag (SPD 23,2 statt 31,0; CWE 7,6 statt 10,3). gw

Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).

Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).

Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).

GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: Judith Düsberg - "Fotoinstallationen" (bis 26. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: täglich, 11 bis 17 Uhr; Spasa Milasinovic - "Menschenbilder" (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 1992" (bis 3. 4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4. 4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).

Altenpflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7: täglich, bis 21 Uhr; Malerei von Jochen Roth (bis Ende Mai).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

"Das blaue Auge pflegen" SPD büßte 5,3 Prozent ein / Böse Pleite für CDU / IGDB stark

NIEDERDORFELDEN. Mit einem "blauen Auge" davongekommen sind die Sozialdemokraten der knapp 3000 Einwohner zählenden Gemeinde Niederdorfelden.

Die seit Jahrzehnten mit einer üppigen absoluten Mehrheit im Parlament regierende Partei hat mit einem Verlust von nur 5,3 Prozent im Vergleich zu anderen Kommunen noch gut abgeschnitten.

Von 2 229 Wahlberechtigten gingen 1 824 (81,8 Prozent) zur Urne. Mit 52 Prozent bleiben der SPD acht Sitze im Parlament von insgesamt 15.

Die CDU mußte fast das Doppelte an Federn lassen. Sie rutschte von 32,2 auf 21,9 Prozent und hat künftig nur noch drei Mandate. Die Grünen hielten ihren Stand mit 10,4 Prozent (minus 0,1). Sie bekommen zwei Sitze.

Überflügelt wurden sie von der Interessen-Gemeinschaft Dorfelder Bürger (IGDB), die erstmals mit einer eigenen Liste angetreten war, 15,7 Prozent erreichte und ebenfalls zwei Gemeindevertreter stellen wird.

Die "neue Kraft" hat - wie leicht nachzurechnen - ein Drittel ihrer Wählerschaft den Sozialdemokraten abgejagt und zwei Drittel den Christdemokraten.

Daß die Gemeinde am Sonntagabend wieder "hessenweit Spitze" war und im Fernsehen - schon traditionell - als diejenige gefeiert wurde, die zuerst die Ergebnisse melden konnte, das tröstete die hernach im Colleg des Bürgerhauses beim Abendbrot versammelten Genossinnen und Genossen offenbar wenig.

Bürgermeister Wilfried Schneider (SPD) hielt sich beim Besuch der FR mit seinem Kommentar denn auch denkbar knapp.

Was er sagte, klang auch eher wie eine Parole: "Tief durchatmen und das blaue Auge pflegen!" pom

Julia Huneke stellt aus

SCHÖNECK. Julia Huneke, Mitglied der Künstlergruppe Aaron aus Hanau, zeigt ab Sonntag, 14. März, einen Teil ihrer Werke im Rathaus Kilianstädten.

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf Temperamalerei, die sich mit Landschaften und mystischen Gebäuden befaßt. Die Vernissage beginnt um 11 Uhr. jur

Kommentar

Die 15,1 Prozent für die Republikaner in der Stadt Offenbach sind ein Schock für all jene Rathaus-Politiker, die schon seit Jahren ehrenamtlich und engagiert Politik zum Wohle des Bürgers machen. Ein Schock deshalb, weil eine Partei gewählt wurde, deren lokale Kandidaten kaum einer kennt.

Die Offenbacher nehmen die Wahl ihrer eigenen Repräsentanten offensichtlich nicht mehr ernst. Mehr als ein Drittel der Wahlberechtigten verzichtete auf das demokratische Recht, mit ihrer Stimme anzuzeigen, welche Mehrheit ihre Interessen im Stadtparlament vertreten soll. Der Hälfte der Offenbacher scheint die Kommunalpolitik, die bestimmt, wie die Lebensqualität vor Ort verbessert wird, egal zu sein. Die Bürger unterscheiden offensichtlich nicht mehr, was im Rathaus, im Landtag, im Bundestag oder im Europaparlament entschieden wird. Über die Asylfrage jedenfalls befindet Bonn.

Von denen, die zur Wahl gingen, machte sich zudem jeder fünfte einen Jux daraus: 3,1 Prozent gaben eine ungültige Stimme ab, so viel wie noch nie in den letzten 30 Jahren. Die Links-Gruppe "Niemand", die ebenfalls weitgehend anonym blieb, und in ihrem Wahlkampf Kabarett statt Politik machte, bekam 1 207 Stimmen. Fast jeder siebte vertraute seine Stimme blindlings der Phantom-Partei an.

Der Frust der etablierten Partei- Protagonisten über das Wahlergebnis ist verständlich, denn nach ihrem eigenen Selbstverständnis haben sie in den vergangenen vier Jahren in finan- Eine Wahl ist kein Jux ziell schwierigen Zeiten verantwortungsbewußt um die Lösung lokaler Probleme gerungen. Der Bürger an den Stammtischen hat es ihnen nicht gedankt, geschweige denn überhaupt wahrgenommen. Die Politiker haben es offensichtlich nicht verstanden, ihre Arbeit den Wählern nahezubringen, sie zum Mitgestalten zu gewinnen.

Die bislang im Stadtparlament vertretenen Parteien tröstet nicht, dies sei eine Protestwahl gegen die allgemeine Politik- und Parteienverdrossenheit gewesen. Wer so argumentiert, übersieht, was Demokratie ist und will. Er artikuliert damit Verdrossenheit über sich selbst, denn Demokratie braucht Mitbestimmung, nicht nur Protest und Hohn über die, die sich engagieren. Die Parteien arbeiten stellvertretend für den Bürger, auch wenn sie bisweilen von ihren Mächtigen wie ein Selbstbedienungsladen geführt werden. Parteien und Wählergemeinschaften sind offen für jedermann, auch in Offenbach. Jeder, der nicht zufrieden ist, ist eingeladen, dort mitzuarbeiten. SIEGFRIED SCHOLZ

Grenzenloses Lernen - noch die Ausnahme Brüssels Anstoß verliert sich im Dickicht der Programme, das nun gelichtet werden soll Von Thomas Veser

In einer flammenden Rede hatte der oberste Chef persönlich seinen Angestellten vor fünf Jahren das ehrgeizige Planziel vorgegeben: Zehn Prozent aller Studenten der EG-Länder, so forderte Kommissionspräsident Jacques Delors, müsse bis zum Anbruch des Gemeinsamen Marktes mindestens einen Studienaufenthalt im Ausland einlegen. Mit einem vergleichsweise bescheidenen Budget von 20 Millionen DM für eine Laufzeit von drei Jahren begannen daraufhin knapp zwei Dutzend Mitarbeiter auf der Grundlage des Erasmus-Programms planmäßig "Studentenmobilität" in Gang zu setzen. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich mittlerweile verdreifacht, die Haushaltsmittel belaufen sich heute auf 200 Millionen DM. Neben EG-Studierenden darf seit einem Jahr auch der akademische Nachwuchs aus den Efta-Staaten am grenzenlosen Austausch teilnehmen.

"Wir bauen Europa", lautete Mitte der achtziger Jahre das Credo der sendungsbewußten Eurokraten, die entschlossen die Ärmel hochkrempelten. Auf den bis dahin vernachlässigten Gebieten Hochschule, berufliche Erstausbildung, Fremdsprachen, Weiterbildung und Austausch mit Mittel- und Osteuropa wollte Brüssel Flagge zeigen und setzte damit einen beispiellosen Programm-Wildwuchs in Gang.

Mit beeindruckenden Statistiken - allein das Programm Erasmus wird nach eigenen Angaben in diesem Jahr über 86 000 Studierende mit Zusatzstipendien mobilisieren - illustrierte Brüssel über Jahre hinweg den zunehmenden Erfolg. Daß dabei bisweilen auch etwas locker mit reinen Antragszahlen gearbeitet oder der Einfachheit halber die von anderen Institutionen geförderten EG-Studenten großzügig mit einbezogen wurden, "hat dem Prestige des Austauschprogrammes gewiß nicht geschadet", merkt Dieter Schäferbarthold vom Deutschen Studentenwerk (DSW) mit feiner Ironie an.

Tatsächlich haben bisher nur vier Prozent der knapp sieben Millionen EG-Studierenden mit Hilfe des Brüsseler Vorzeigeprgramms ausländische Hochschulen kennenlernten. Und die akademische Mobilität stößt mittlerweile an Grenzen: In den letzten Monaten hat sich die Wohnungskrise für Gaststudenten in den meisten EG-Ländern so stark zugespitzt, daß manche Austauschvorhaben gefährdet sind. Ein Ausweg aus der Krise zeichnet sich nicht ab, denn der finanzielle Spielraum der Brüsseler Behörde dürfte im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahren künftig kaum nennenswert vergrößert werden. Mit anderen Worten: Einer steigenden Zahl von Gemeinschaftsprojekten mit europäischem "Mehrwert" steht möglicherweise eine immer geringere Fördersumme gegenüber.

Weil die Bildungsprogramme mit den wohltönenden Namen - ihre Zahl ist inzwischen auf ein Dutzend angewachsen - die Gemeinschaftskasse nie allzustark belasteten, mußte die Kommission bisher nicht mit Widerstand rechnen. Die wirklichen Verwaltungskosten für die prestigeträchtigen Initiativen konnte Delors mit einem geschickten Schachzug verschleiern: Fast alle Programmbüros werden von der EG indirekt über Stiftungen oder Management-Konsortien finanziert.

Die emsige Brüsseler Stückwerkarbeit, der bis heute eine gemeinsame Linie fehlt, rief in den Mitgliedsländern zunächst ein unterschiedliches Echo hervor. Weil es etwa in der Bundesrepublik schon vor Verabschiedung der Erasmus- Programms ein solides Netz von Fördermöglichkeiten für Austauschstudenten gab, "hielt sich hierzulande die Begeisterung in Grenzen", erinnert sich Friedhelm Rudorf vom Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT). Auch die Teilnahme an gemeinsamen Projekten auf der Grundlage des Kooperationsprogrammes zwischen Hochschule und Industrie Comett sei deutschen Unternehmern nur schwer schmackhaft zu machen gewesen. "Der finanzielle Anreiz durch Brüssel war nie ausschlaggebend, denn gerade deutschen Unternehmen brachte die Beteiligung neben bürokratischen Zusatzbelastungen auch noch höhere Personalausgaben", fügt er hinzu.

Schon ein Blick auf die finanzielle Ausstattung des beruflichen EG-Weiterbildungsprogrammes Force - 1992 waren hierfür 20 Millionen Ecu für sämtliche Partner in den zwölf Ländern bereitgetellt worden - zeigt die begrenzten Einflußmöglichkeiten. Allein in der Bundesrepublik wurden im vergangenen Jahr 30 Milliarden Mark in die betriebliche Weiterbildung investiert. Lediglich in Ländern, in denen entsprechende nationale Ansätze fehlten, entfalteten die Brüsseler Vorstöße nennenswerte Wirkung. Dank der EG-Fördertöpfe konnten etwa in Portugal und Griechenland auf der Grundlage der Comett-Projekte sogar neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Nach einer Reihe technischer Pannen in der Anlaufphase zieht Rudorf nach einem halben Jahrzehnt dennoch eine positive Zwischenbilanz: "Zweifellos haben diese Initiativen die Partner sensibilisiert, gezielt eine europäische Dimension in die Zusammenarbeit einzuführen", bekräftigt er. Dank Comett etwa, das wie die anderen Programme sein Antragswesen stark vereinfacht hat, entstand ein grenzüberschreitendes Netz von 205 nach Regionen und Industriesektoren gegliederter" Ausbildungspartnerschaften", die auch nach Ablauf einzelner Projekte erhalten blieben. Unternehmer, die hierfür nach anfänglichem Zögern Partikatnenplätze anboten, haben nach einem Erfahrungsbericht des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) diesenSchritt bis heute nicht bereut. Sie hätten dadurch"Einblick in andere Mentalität, Arbeitsweise und Qualifikationsniveau" erhalten, so Volker Gehmlich, der für den deutschen Programmanteil verantwortlich ist.

Auf der Grundlage der von Erasmus in den vergangenen fünf Jahren erarbeiteten Verträge werden heute Studienleistungen von Austauschstudenten EG-weit leichter anerkannt: Die Mobilität bringt heute wesentlich weniger Nachteile als vor der Schaffung des Programmes, denn das von Erasmus bewilligte Geld für Autauschvorhaben wird erst dann gezahlt, wenn suich die Partner zuvor zu gegenseitiger Anerkennung verpflichtet haben.

Das hochgesteckte Ziel im Hinblick auf den Gemeinsamen Markt die Hochschulsysteme zu harmonisieren, wird allerdings wohl noch lange Wunschtraum bleiben: Die strukturellen Unterschiede von Land zu Land, so räumen die Verantwortlichen inzwischen selbst ein, behindern die Entwicklung gemeinsamer Studiengänge. Nicht einmal auf einen EG-weit einheitlichen Termin für den Studienbeginn konnte man sich verständigen.

Mit Schwierigkeiten kämpfen gegenwärtig alle Verantwortlichen für die Bildungsprogramme. Viele der Programme laufen im kommenden Jahr aus, künftige Gestalt und Zielrichtung müssen vor dem Hintergrund des noch zu ratifizierenden Maastrichter Vertrages gründlich überdacht werden. Grundlage dafür sind die Artikel 126 und 127 des Vertrages, in denen sich die EG ausdrücklich dazu bekennt, die EG-weite Zusammenarbeit auf dem Bildungssektor zu fördern, wobei die Verantwortung für Lehrinhalte und das Bildungssystem bei den Mitgliedsstaaten bleibt.

Um in den nächsten Jahren wirkungsvolle Instrumente für eine eigenständige und vorausplanende EG-Bildungs- und Beschäftigungspolitik zu entwickeln, wird es nicht genügen, die Programme nur politisch fortzuschreiben: Brüssel braucht mehr Geld. Weil Delors' vom Europäischen Parlament unterstützte Forderungen beim Ministerrat derzeit auf taube Ohren stoßen, sieht die Kommission ihre Felle davonschwimmen, zumal in den EG-Bildungssektor bislang nur sehr sparsam investiert wurde: Die im diesjährigen Haushalt vorgesehenen 270 Millionen Ecu machen nur knapp 0,4 Prozent des Gesamtbudgets in Höhe von 65 Milliarden Ecu aus.

Will die EG in einem ersten Schritt mehr Übersicht in die wildwuchernde Programmlandschaft bringen, dann müssen die Verantwortlichen zunächst einmal bei sich selbst den Rotstift ansetzen. Etliche Programme, die sich unkoordiniert über die Jahre frei entfalten konnten, decken sich thematisch und in manchen Fällen überschneiden sie sich sogar mit Forschungs- und Entwicklungsgrogrammen.

Geht es nach Jacques Delors, dann wird sich das Dickicht bald lichten: Wirkungsvolle Maßnahmen, so verlangte er in seiner Rede vor dem Europaparlament anläßlich der Einsetzung einer neuen Kommission, sollen weitergeführt, allzu breit angelegte Programme gestrafft und auf zentrale Ziele - gemeint ist vor allem die berufliche Weiterbildung - ausgerichtet werden.

Ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl an die 100köpfige EG-Dienststelle "Taskforce", die Delors&rquote; Rationalisierungsforderung in die Tat umsetzen muß. Zumindest an Ideen mangelt es nicht. Zur Debatte steht etwa der Vorschlag, einen Teil der Initiativen zu einem Rahmenprogramm zu bündeln und dadurch das komplizierte Antragswesen zu vereinfachen. Leicht wird dieser Schritt allerdings kaum fallen, denn in den vergangeenen Jahren entstanden in Brüssel Strukturen und Kompetenzen, an denen die einzelnen Büros festhalten wollen: "Die Rahmenbedingungen für eine Fortführuing durch die Partner ohne EG-Beistand sind noch nicht gegegeben", so Marion van Mackelenbergh, die bei der "Taskforce" das Comett-Programm verwaltet.Nach 30 Jahren fiel die Hochburg Steinbacher SPD enttäuscht

STEINBACH. Strahlende Gesichter bei den Grünen, große Enttäuschung bei der SPD: Die absolute Mehrheit der Sozialdemokraten ist nach 30 Jahren gebrochen. "Wir haben unser Wahlziel erreicht", freut sich Grünen- Fraktionschef Jürgen Schellbach. "Noch ganz von den Socken" sei er, niemals hätte er an ein Plus von 5,7 Prozent geglaubt. Ob es eine Koalition mit der SPD geben wird? "Wir legen uns noch nicht fest. Wir wollen mal sehen, wo wir am meisten von unseren Zielen durchbringen können." 14,4 Prozent und fünf Sitze im Parlament haben "mehr Mut gemacht", anders als früher, wo man sich von der SPD eher belächelt und abgebügelt fand.

Die SPD hat die neue Situation noch nicht verdaut: "Das ist schon enttäuschend, ich hab mir das wirklich anders vorgestellt", kommentiert Ortsvereinsvorsitzende Maria Riha den Einbruch: Minus 8,5 auf 47,1 Prozent, nur noch 18 von 37 Sitzen (das Parlament wurde wegen des Einwohnerzuwachses erweitert). Nachdem die Wunden geleckt sind, will man erst mal "mit allen Gespräche führen". "Bedrückt" sind sie alle über eines: die "Republikaner", die in Steinbach um die zehn Prozent für Umlandverband und Kreistag einheimsten. esi

"Der Herr Münch hat sicher schon eine Firma, die sie baut."

Zwischenruf des Wetterauer SPD-Vorsitzenden Gerhard Becker während der Pressekonferenz am Sonntagabend im Kreishaus, als der Vorsitzende der an der Fünf-Prozent-Hürde gescheiterten FDP, Jörg-Uwe Hahn, das Wahlergebnis als Votum für eine Müllverbrennungsanlage interpretierte. Der UWG-Vorsitzende Helmut Münch war im Zusammenhang mit dem Bau der Müllumladestation in Grundschwalheim - damals war er Landrat und gehörte der CDU an - wegen Vorteilsnahme im Amt verurteilt worden.

Im Hintergrund: UN-Stadt Genf Mit Geld und Diplomatie

Arg in die Nesseln gesetzt hat sich jüngst der Schweizer Botschafter François Nordmann, Chef der Direktion für Internationale Organisationen im eidgenössischen Außenministerium in Bern. "Die Schweiz und der Kanton Genf können sich den zweiten UN- Sitz finanziell bald nicht mehr leisten", klagte er undiplomatisch, aber rein buchhalterisch gesehen zu Recht vor einem Fachpublikum. Dahinter steht eine Entwicklung, die die Schweiz als Gastgeberland für den Europa-Hauptsitz der UN unter finanziellen Druck bringt: Andere Städte von New York über Wien, Nairobi, Montreal, Bangkok und Tokio bis Sevilla bieten als Konkurrenten zu "Dumping-Bedingungen" mit, sobald die UN-Spitze durchblicken läßt, sie habe Sitz- und Raumprobleme zu lösen. Seit der Gründung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) im Jahre 1863 entwickelte sich die kleine Schweizer Weltstadt am Genfer See zu einer internationalen Metropole der Weltpolitik. Dort siedelte sich nach dem Ersten Weltkrieg der Völkerbund samt dem internationalen Arbeitsamt an, und 1946 entschied sich die UN für Genf, als sie einen europäischen Sitz auf neutralem Boden suchte. Gegenwärtig haben zwölf internationale Organisationen mit weltumspannenden Aktivitäten, drei Institutionen mit europäischem Charakter sowie mehr als hundert nichtstaatliche Organisationen in Genf ihren Sitz.

Die Schweizer wären keine Schweizer, wenn sie diese geballte Politik mit 136 ständigen Missionen, Delegationen und Beobachterbüros und einem steuerfreien Beamtenapparat von genau 27 476 Personen nicht finanziell zu gewichten wüßten. "Eine Studie des Genfer statistischen Dienstes zeigt, daß die internationalen Organisationen im Jahre 1990 total 2,712 Milliarden Franken für Gehälter, Dienstleistungen, Ausrüstungen, Unterhalt und Bauten aufgewendet haben. Davon wurden 1,315 Milliarden Franken in der Schweiz ausgegeben." So informierte kürzlich Bern das Parlament über die wirtschaftliche Bedeutung des konkurrenzbedrohten Genf. Jede dritte Hotelübernachtung in Genf sei auf Polit-Aktivitäten zurückzuführen. Doch Denis Roy, Chef der Steuerabteilung der Genfer Finanzbehörden, kennt noch eine andere Zahl, die er errechnete, um bei dem Schweizer Bundesrat, der Regierung, Ausgleichszahlungen zu begründen: "Der Einnahmeverlust des Kantons Genf wegen der Steuerbefreiung des internationalen Beamtenpersonals kostet uns rund 400 Millionen Franken pro Jahr."

Dennoch setzt sich die offizielle Schweiz bei jeder Gelegenheit für ihre Genfer UN-Bedeutung ein, wenn Gefahr droht. Um sich beispielsweise das Interimssekretariat der Konvention über die Artenvielfalt nicht von den Spaniern nach Sevilla entführen zu lassen, offerierte Bern kostenlos Büros, versprach Beteiligung an den Betriebskosten sowie eine finanzielle Unterstützung weiterer Aktivitäten. Das wird Bern drei Millionen pro Jahr kosten. Weitere 1,5 Millionen Franken war der Eidgenossenschaft die Ansiedlung der Nachfolgeorganisation des UN-Umweltgipfels von Rio de Janeiro wert. Über die eigens geschaffene Immobilienstiftung für die internationale Organisation in Genf haben Bern seit 1964 rund 600 Millionen Schweizer Franken und Genf zusätzliche 126 Millionen Franken zur Beschaffung von Grundstücken und Neubauten bezahlt.

Das Mitbezahlen moderner Arbeitsstätten für UN-Dienste in Genf liege "im eigenen Schweizer Interesse", wurde jüngst das Parlament informiert: "Die Regierung hat den festen Willen, das Ansehen und die Anziehungskraft Genfs und der Schweiz als Konferenzort und Sitzstaat zu bewahren und zu entwickeln."

Wer aus Genf abwandert, hat in der Regel ein besonders stichhaltiges Argument: Auch die UN müssen sparen, und im internationalen Kostenvergleich kommt das mondäne Genfer Pflaster mit seinen hohen Lebenskosten, Mieten und Löhnen stets am schlechtesten weg. Botschafter Nordmann allerdings weist noch auf andere Einflüsse hin: "Die Schweiz ist immer noch nicht UN-Mitglied, und die UN-Staaten haben kein besonderes Interesse, sich für uns als Gastland stark zu machen."

PETER AMSTUTZ (Bern)

Tödlicher Streit um Hund: Vier Jahre Haft gefordert Prozeß gegen 32jährigen aus Eppstein

Für seinen Faustschlag, mit dem er im Apfelweinviertel von Sachsenhausen einen Professor tötete, soll ein 32 Jahre alter Hundehalter aus Eppstein für vier Jahre ins Gefängnis. Das hat die Staatsanwaltschaft in Frankfurt vor dem Schwurgericht beantragt. Dagegen plädierte die Verteidigung auf eine Freiheitsstrafe zur Bewährung. Das Urteil soll noch in dieser Woche verkündet werden.

Wie die Beweisaufnahme ergab, war der am Max-Planck-Institut beschäftigte Professor Wolfgang Pusch am 22. Juni vergangenen Jahres gemeinsam mit japanischen Physikern nach Sachsenhausen gefahren. Als der 59jährige nach dem Essen in der Dreieichstraße ein Taxi ordern wollte, kam es zum Streit mit dem Angeklagten. Von einem Faustschlag getroffen, stürzte Pusch mit dem Kopf auf das Pflaster und erlitt eine tödliche Verletzung.

Nach Ansicht der Anklagevertretung lag dem Streit ein "vollkommen nichtiger Anlaß" zugrunde. Keineswegs unfreundlich habe sich der Professor dem Hund des Angeklagten zugewendet, wodurch dieser jedoch erschreckt worden und auf die Straße gerannt sei. Daß der 32jährige in dieser Situation hart zuschlug, führte Staatsanwältin Gisela Homann in ihrem Plädoyer auf dessen "verhängnisvolle Tendenz zur Gewalt" zurück. In diesem Zusammenhang erinnerte sie an zwei einschlägige Vorstrafen.

Während die Staatsanwältin vier Jahre wegen Körperverletzung mit Todesfolge forderte, sah die Verteidigung allenfalls einen minder schweren Fall. Wie Rechtsanwalt Bernd Schuster deutlich machte, könnte der Ausgangspunkt des Streits ein Mißverständnis gewesen sein. Möglicherweise sei der Hund durch Handbewegungen verschreckt worden, mit denen Pusch das Taxi habe ordern wollen. Als das Tier daraufhin auf die Trambahngleise lief, sei der 32jährige in Panik geraten. Der Verteidigung zufolge kann dem Angeklagten nicht widerlegt werden, daß Pusch zuerst nach ihm getreten habe. Was den Faustschlag ins Gesicht betrifft, sei die Wirkung nicht vorhersehbar gewesen. Daß der Professor nicht reagierte und "steif wie ein Brett umfiel", sei mit dessen Alkoholisierung (0,8 Promille) zu erklären. Auf Antrag Schusters soll der 32jährige, der den Vorfall wiederholt bedauerte - "Das habe ich nicht gewollt!" -, noch eine Chance zur Bewährung erhalten. Lepp

Ulrich Schuppler wechselt zum Handballmeister SG Wallau Ein Pokerspieler, kein Zocker Ex-Nationalspieler soll vor allem in der Abwehr mithelfen

Ulrich Schuppler hat einen Anrufbeantworter, besonders auskunftsfreudig ist der aber nicht. "Hallo, hier ist der, du weißt schon wer", tönt es vom Band, "ich bin leider im Moment nicht da, sondern du weißt schon wo."

Seit Sonntag weiß man in der Tat, wo Ulrich Schuppler ist: In der kommenden Saison beim deutschen Handball-Meister SG Wallau/Massenheim unter Vertrag. Bereits vergangenen Donnerstag unterschrieb der 26jährige einen ab Sommer '93 für zwei Jahre gültigen Kontrakt, Sonntag wurde der Wechsel publik. "Vielseitig verwendbar" sei er, sagt Wallaus Trainer Heiner Brand über Schuppler, "vor allem aber stark in der Abwehr." Das habe letztendlich den Ausschlag für den derzeit noch beim Ligakonkurrenten SG Leutershausen aktiven Rückraumspieler gegeben, der "zunächst nur ein Kandidat unter vielen war", so Brand.

Schuppler allerdings war so überrascht nicht, als ihn Wallaus Assistenz-Trainer Burkhard Keller vor zwei Wochen anrief. Gesucht wurde beim Meister einer, zupackend in der Abwehr, im Angriff auf Position halblinks einsetzbar, jung nach Möglichkeit, und da, findet Schuppler, "bin ich die optimale Möglichkeit". Auch wenn er in Leutershausen im Angriff kaum noch zum Zuge kommt. So will er auch in Wallau sein "Hauptaugenmerk darauf legen, die Abwehr zu verstärken".

In Verbindung gebracht worden ist die Verpflichtung des fünfmaligen Nationalspielers sofort mit einem etwaigen Weggang Stephan Schoenes. Was zunächst logisch klingt, weil beide die selbe Position beanspruchen und Schoene den ihm vorgelegten Vertrag noch nicht verlängert hat. Heiner Brand jedoch geht davon aus, daß ihm beide nächstes Jahr zur Verfügung stehen. Nicht Ersatz, sondern Ergänzung soll Ulrich Schuppler sein.

Den Wechsel leicht gemacht hat für Schuppler die Tatsache, daß Leutershausen wenig Anstalten machte, seinen Vertrag zu verlängern. "Ich schätze, denen stehen nächstes Jahr finanzielle Schwierigkeiten bevor", deutet er das Zögern seines jetztigen Vereins. Ansonsten habe Geld, sagt Schuppler, beim Wechselspiel wenig Bedeutung gehabt. "Ich bekomme ein wenig mehr in Wallau, aber das ist nicht weltberühmt". Pokern nennt Schuppler eines seiner Hobbies, schränkt jedoch in Bezug auf seine Vertragsunterschrift ein: "Ich bin ein Pokerspieler, aber kein Zocker." RONALD RENG

Wegen Körperverletzung, bei der ein Frankfurter Physikprofessor zu Tode kam, soll ein aus Eppstein stammender Hundehalter (32) für vier Jahre ins Gefängnis. Das hat die Staatsanwaltschaft am Montag in Frankfurt vor dem Landgericht gefordert. In dem Prozeß soll am heutigen Dienstag das Urteil verkündet werden. Lepp. (siehe ausführlichen Bericht in der Frankfurter Stadtrundschau)

Am Ende vergaßen sie, Pause zu machen Gemeinsam mit Künstlern entdeckten die Hindemith-Schüler verborgene Talente

GALLUS. Wehende Röcke und Tücher - im Rhythmus der orientalischen Klänge bewegen sich die sechs Tänzerinnen in zierlichen Tanzschritten im Kreis. Die Musik wechselt, und Nesrin Ergüz läßt anmutig Hüften, Arme und Beine kreisen, während die anderen auf der Bühne im Halbkreis um sie herum knien und das Publikum den Rhythmus klatscht. Ebenso geschmeidig wird Nezrin abgelöst, und nacheinander zeigen die Tänzerinnen ihre Kunst. Wieder wechselt die Musik, und Alev Sengönül klatscht den Zuschauern den komplizierten Rhythmus vor, zu denen sich die sechs Mädchen immer wieder zu neuen Figuren formieren. Das Publikum pfeift, klatscht begeistert mit und spendet am Ende lauten Beifall.

Ausgelassen feierte die 10 b der Paul- Hindemith-Schule die Ergebnisse ihrer Projektwoche im Falkenheim Gallus, bei der die Schülerinnen und Schüler auf Initiative der Jugend-Kultur-Werkstatt mit Künstlern eine Woche lang gemeinsam arbeiteten. Alev Sengönül, Streetworkerin und Mitarbeiterin am dortigen Jugend-Kulturzentrum, kam extra aus Berlin, um mit den Mädchen kurdische und aserbaidschanische Tänze einzuüben. "Was ich so toll an dem Projekt fand, war die Möglichkeit, außerhalb der Schule zusammenzuarbeiten", sagt die Schriftstellerin Petra Kunik. Mit ihr erstellten die Schüler eine Zeitung, in der sie sich mit ihrem und dem Leben im Gallus auseinandersetzen. Interviews auf der Straße gehörten ebenso dazu wie Erfahungsberichte von einem Besuch in Kroatien oder Meinungsäußerungen zu Freundschaft, Liebe und Rechtsradikalismus. Die Zeitung soll beim Straßenfest der Mainzer Landstraße im Mai verteilt werden. Auf den Bildern sind die beschwingten Bewegungen der Tänzerinnen wiederzuerkennen. Mit Hilfe des Künstlers Ali Renani hatte die Malgruppe ihre Mitschülerinnen beim Üben skizziert, die Skizzen dann vergrößert und ausgeschnitten. Die so entstandenen Schablonen besprühten sie mit Farbe. Daraus ergaben sich immer wieder neue Effekte und "verschiedene Bewegungen". "Am ersten Tag haben die Schüler behauptet, sie könnten nicht malen", erzählt der Künstler Ali Renani, von den Jugendlichen in "Ali Ben Gali" umgetauft. Angespornt von den Ergebnissen hätten sie dann zum Schluß sogar vergessen, Pause zu machen.

Dies kann auch die Lehrerin der 10 b, Marlies Hartig, bestätigen. Trotz des Karnevals hätten die Schülerinnen und Schüler einen großen Teil ihrer Freizeit für das Projekt hergegeben. "Ausgangspunkt für uns alle war es, Spaß zu haben", erklärt sie. Daß den alle hatten, dabei neue Fähigkeiten entdeckten und ihre Ausdrucksmöglichkeiten erweitern konnten, zeigen frohe Gesichter, Abschiedsgeschenke, die vielen gegenseitigen Danksagungen und die tollen Ergebnisse der Gruppen. "Das hat sich wirklich gelohnt", meint Soja El-Hasnaoui, eine der Tänzerinnen. "Wir legen Wert darauf, mit Künstlern zusammenzuarbeiten, die auch noch ihrer eigenen künstlerischen Arbeit nachgehen, die sie dann hier einbringen können", erklärt Daniel Rottner, einer der vier Sozialarbeiter der Jugend-Kultur- Werkstatt. Mit 15 Künstlerinnen und Künstlern organisiert die Jugend-Kultur- Werkstatt Kurse und Projekte für Schulklassen. Benachteiligte Kindern und Jugendlichen sollen so die Möglichkeit bekommen, ihre Talente auszuprobieren und damit auch ihr Selbstbewußsein zu stärken.

Neben den Schulprojekten organisiert die Jugend-Kultur-Werkstatt eine Bildhauerwerkstatt für straffällige Jugendliche und internationale Jugend-Kultur-Arbeit. Im Rahmen eines Theaterprojektes fuhr eine Gruppe von Hauptschülern im vergangenen Jahr nach Vilnius / Litauen, um dort beim Aufbau eines Jugend-Kultur-Zentrums zu helfen.

Demnächst wird dieser Kontakt in Dietzenbach mit einer "trinationalen Osterwerkstatt" - gemeinsam mit französischen Jugendlichen - fortgesetzt. son

Gelbe Säcke kostenlos Künftig in 17 Maintaler Einzelhandelsgeschäften

MAINTAL. Gelbe Säcke gibt es künftig kostenlos in 17 Maintaler Einzelhandelsgeschäften.

Wie die Stadt mitteilte, haben sich folgende Läden dazu bereit erklärt, die großen Plastiktüten zu verteilen:

in Dörnigheim die Firmen Helmut Bechstein, Kennedystraße 50, Peter Stross, Backesweg 25, Erika Amrhein, Bahnhofstraße 160, Margitta Lange, Bahnhofstraße 21, HL-Markt, Berliner Straße, HL-Markt, Westendstraße, sowie der Penny-Markt in der Bahnhofstraße 378.

In Bischofsheim gibt es den kostenlosen Service in "Jöckels Allerlei", Rumpenheimer Weg 44, bei der Hölz GmbH, Fechenheimer Weg 16, im HL- Markt, Dörnigheimer Weg 22, im HL- Markt in der Schillerstraße 7 sowie im Plus-Markt im Dörnigheimer Weg 2.

Hochstädter können sich bei Claudia Stiller, Hauptstraße 26, im HL- Markt, Hauptstraße 53, sowie bei Franziska Kurowski, Jägerstraße 4, versorgen.

In Wachenbuchen gibt es die Säcke bei Emma Hanstein, Alt Wachenbuchen 13, sowie im HL-Markt, Hanauer Landstraße 22. jur

. . . sagte der Mann: "Ei, was hawwe Sie dann gewählt, am Sonndaach?" - "Ich? Kalbsraguuh, Kadoffelstambes un Andiftchessalad. Awwer ich hatt die ganze Nacht Maachedricke!"

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Guter Wille

Als Ehemann hat er ein goldenes Herz. Weil die Gattin für zwei Tage außer Haus weilte, vielleicht auch weil er an den "Frauentag" gedacht hat (möglicherweise war ihm auch nur langweilig), sortierte er Wäsche aus, studierte eingehend die Gebrauchsanweisung des Waschpulverpakets und warf die Waschmaschine an.

Im Laufe des Abends überkam ihn der Wasch-Rausch: Alles, was er nicht gerade auf dem Leibe trug oder ordentlich gestapelt im Schrank lag, fiel dem Sauberkeitswahn zum Opfer. Rein in die Maschine, waschen, rausholen und umpacken in den Trockner. Ruckizucki.

Die Gemahlin kehrte heim und zog Bilanz. Zehn Boxershorts ihres Liebsten waren auf Kindergröße geschrumpft. Drei seiner besten Hemden wirkten eigenartig verzogen, und die beiden Blazer der Hausfrau beutelten an den falschen Stellen und hatten plötzlich ganz kurze Ärmel. Der Mann war zerknirscht, wurde von der Gattin aber getröstet. Auch wenn das Ergebnis so toll nicht sei - sie werte es als eine gute Tat. Und plante sofort einen Einkaufstag ein, um die Kleidungsstücke zu ersetzen.

Jetzt ist er wieder zerknirscht. Ihre Bastienne

Fußgänger wollen ihre Wünsche formulieren

OFFENBACH. Einen Wunschzettel für die neue Stadtverordnetenversammlung möchte die "Fußgängerinitiative" erstellen. Sie trifft sich dazu am Mittwoch, 10. März, im Allerweltscafé in der Kirchengemeinde St. Paul, Kaiserstraße 60. Teilnehmen kann jeder, der an der Verbesserung den Bewegungsmöglichkeiten für Fußgänger interessiert ist. lis

Kunst und Kuchen auf dem Ostermarkt

STEINBACH. Kunst und Kuchen gibt&rquote;s beim 6. Steinbacher Ostermarkt, der am Sonntag, 14. März, um 11 Uhr im Bürgerhaus beginnt. Bis 18 Uhr bieten die Händler bemalte Eier an, verkaufen Kunsthandwerk, Porzellanmalerei und Osterschmuck. Der Erlös aus dem Kuchenverkauf ist für die Krankenpflegestation bestimmt. Information bei Barbara Liebisch, Tel. 0 61 71 / 7 54 96. ill

Dienstag, 9. März

Theater Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 - 0: 20 Uhr, Jérôme Deschamps/Macha Makeieff - "Les Pieds dans l'Eau".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 288598: 20 h, "Der Raub der Sabinerinnen".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Katakombe, theater 2 am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299861-10: 11 Uhr, "Käthi B." (ab 8 Jahren).

TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35: Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, ". . . und was kommt danach".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internat. Artistenrevue. Musik Alte Oper, Opernplatz: Mozart Saal: 20 Uhr, Schostakowitsch-Trio.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Die Crackers.

Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, White Water.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 18 Uhr, Abra Duo.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Duett.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazzfingers Trio.

Nachtleben, Kurt-Schumacher-Str. 45: 20 Uhr, Nicolette.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, The Beagles.

Cooky's, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Club Supreme.

Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, Klavierkonzert Dirk Christian Kelm.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1: 21.30 Uhr, Show - "Unforgettable Memories" (Einlaß 19.30, Dinner 20 Uhr).

La Bohème, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Dienstags-Jazz - "Jazz by Five".

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Rat mal, wer da spricht! Philip Roths neuer Roman "Täuschung": ein fulminanter Taschenspielertrick

Daß es dieselbe Syntax ist, die über wahre und falsche Sätze regiert, daß man über Existierendes und Nichtexistierendes, über Fiktives und Reales in denselben Worten sprechen kann, ohne beider Unterschied aus den Augen zu verlieren, erweist sich im Alltag selten als gravierendes Problem. Heikel wird es erst, wenn man den Unterschied erklären soll. Es sei ein undankbares Geschäft, stellte der Philosoph John Locke schon vor 300 Jahren fest, die Bedeutung von Worten zu erläutern, da man dabei nichts als Worte zur Verfügung habe. Für den amerikanischen Erzähler Philip Roth jedoch ist es das einträglichste Geschäft der Welt. Die Verwandlung von Leben in Literatur, in Worte, die Dialektik von Verbergen und Entblößen hat sich bei ihm zu einer multiplen Veranstaltung entwickelt, in der eine Nachahmung von Nachahmungen nichts Ungewöhnliches ist. Auf die Frage, was daran Leben und was Literatur sei, könnte Roth wie sein jüngerer und nicht ganz so bissiger Bruder im Geiste, Woody Allen, sarkastisch antworten: Das Leben ahmt nicht die Kunst nach, sondern schlechtes Fernsehen.

Roth, der Meister der Selbstbezüglichkeiten und -verwischungen, der unermüdlich die heiligen literarischen Instanzen Leser, Autor, Erzähler, Figuren und reale Vorbilder durcheinanderwirbelt, ist auch in seinem 60. Lebensjahr noch kein bißchen müde geworden. Sein jüngster Taschenspielertrick Täuschung gehört zu den raren Romanen - wie etwa Henry Greens Liebesspiele -, die ausschließlich aus Dialogen bestehen. Mehr als die eine oder andere "Regieanweisung" - "lacht" - wird man in ihm nicht finden. Die Lektüre gerät zum Spiel: Rat mal, wer da spricht.

In dem, was man etwas hilflos als Weltliteratur bezeichnet, gibt es kaum einen Autor, der mit vergleichbarer Besessenheit auf ein Thema abonniert wäre, der einen nach jedem Buch vor die Frage stellte, wovon er uns als nächstes erzählen will. Von sich selbst natürlich, von einem der vielen anderen, zu denen sich das Erzähler-Ich und Autoren-Ich multipliziert haben natürlich. Und noch immer ist es an- und aufregender, seinen in Millimeter rechnenden Variationen zu folgen, als den Terrainwechseln von Kollegen nachzuspüren. Der Erzähler Philip Roth, das ist ein kaum zu kartographierendes Archipel, ein Kreis, dessen Zentrum nirgendwo und dessen Peripherie überall ist.

Unnötig zu sagen, daß der Held in Täuschung Philip heißt, ein zeitweilig in England lebender amerikanischer Jude ist und häufig ans Ficken denkt. "Jede Frau ein Fick, jeder Fick eine Scheherazade", sagt ihm ein Freund vorwurfsvoll, aber bündig. Muß man erwähnen, daß Portnoys Beschwerden erneut vorkommt, daß sich Roths Gegenleben und Mein Leben als Sohn in Materialsteinbrüche verwandeln, daß sich Alter ego Zuckerman als Romanfigur eines Schriftstellers einfindet, der eine Figur in dem Roman Täuschung abgibt? Daß schließlich der Titel Täuschung (Deception im Original) so hintersinnig ist wie Die Tatsachen, die Roth als seine Autobiographie deklarierte? Täuschung ist ein amüsantes Vexierspiel, weil man die Sprecher nicht zweifelsfrei identifizieren kann, weil die wechselnden Duette der jäh abbrechenden Stimmen auch den geübten Leser mitunter zu Schweißausbrüchen treiben. Wer sich wem offenbart, über wen geredet wird, welche Verbindungen die sprechenden und besprochenen Figuren unterhalten - man bleibt auf Kombinatorik und Konjektur angewiesen.

Auf einmal jedoch, rund 20 Seiten vor dem Ende, erscheint alles ganz einfach: Die Gattin hat in den Notizbüchern ihres Mannes - er ist selbstredend Schriftsteller - herumgeschnüffelt und Entsetzliches entdeckt: Er hat sie mehrfach betrogen, und was wir zuvor gelesen haben, ist das fragmentarische Protokoll dieser postkoitalen Prosa. So sieht es zumindest aus.

Je mehr Philip sich rechtfertigt, desto schlimmer. Denn was er zu seiner Entlastung vorbringt, damit reitet er sich nur um so tiefer hinein. Der Ehebruch auf dem Papier ist alles andere als eine papierne Angelegenheit. Wenn er sich selbst als Autor zwecks Kreativitätsteigerung eine Affäre mit einer Romanfigur einbildet, so wird dies nicht erfreulicher durch den Verweis auf Tolstoi und Anna Karenina. Warum sollten die Abenteuer und Amouren der Einbildungskraft harmloser sein als die "wirklichen", warum die exzessive literarische Promiskuität weniger verletzend für den Partner als die "reale"? "Worte kann ich nicht fikken", schleudert Philip so entnervt wie abwiegelnd seiner mißtrauischen Gattin entgegen, was bei einem Spracherotiker wie Roth die allerschönste (Selbst-)Ironie ist.

Dieses Spiel von Literatur und Leben, Wort und Welt besitzt in Roth einen der brillantesten Player. Er hat die Differenz längst einkassiert und jongliert fröhlich im Reich der Simulation, ohne dafür den theoretischen Beistand eines Baudrillard zu benötigen. Je mehr die schriftstellernde Romanfigur auf dem Unterschied von Erlebtem und Erdachten beharrt, desto unglaubwürdiger wird sie. Und Roth wäre nicht Roth, wenn er nicht zu guter Letzt noch einen Looping drehte und die Enthüllung wieder verhüllte.

Ein Telefonat mit der Geliebten bildet das letzte Kapitel des Romans. Es könnte sich ebensogut um die Fortführung der Notizen wie um die Aufdeckung einer Lüge gegenüber der Ehefrau handeln. Es könnte schlicht die besondere Struktur eines Romans namens Täuschung sein, aber auch eine listige Täuschung des Lesers. Was Philip einer neunzehnjährigen Studentin - natürlich auch eine Ex-Geliebte - in den Mund legt, das ist pro domo gesprochen: "Im Alter von sechsunddreißig setzt ein Romanschriftsteller, der etwas taugt, nicht mehr Erfahrung in Fabel um, er drückt der Erfahrung seine Fabel auf."

Literatur fungiert bei Philip Roth als Enthüllung, Vernebelung und Utopie, als Ersatzbefriedigung, Selbsttherapie und Lebensform. Sie ist Geschichte über Geschichten, Fiktion aus Fiktionen, Fleisch von ihrem eigenen Fleische - und genau das ist ihr eigentümlicher Aggregatszustand. Ein Narr, der da noch wissen will, was in diesem Spiegelkabinett real und was bloß erfunden sei!

Oder, mit Roths Schlußdialog gesprochen, der das zweifellos konziser formuliert: "Aber das war unser Leben, dachte ich, wie es hätte sein können. Auch unser Leben". - "Das habe ich verstanden. Es ist eine so seltsame Geschichte." - "Ich weiß. Kein Mensch würde sie glauben."

PETER KÖRTE

Philip Roth: Täuschung. Roman. Aus dem Amerikanischen von Jörg Trobitius. Carl Hanser Verlag, München / Wien 1993, 168 Seiten, 36 DM.

Die Festivitäten

BAD VILBEL. Der Volkschor der Brunnenstadt feiert dieses Jahr seinen 100. Geburtstag. Im Mai 1893 war der Vorläuferverein Bruderkette gegründet worden, der seinen Namen 1919 in Volkschor Union Vilbel und 1949 in Volkschor Bad Vilbel änderte. Das Festprogramm anläßlich des Jubiläums erstreckt sich über das gesamte Jahr.

Am Sonntag, 21.März, gedenken die Sängerinnen und Sänger der verstorbenen Mitglieder. Die Totengedenkfeier beginnt um 11 Uhr an der Trauerhalle des Bad Vilbeler Friedhofs.

Am darauffolgenden Samstag, 27. März, lädt der Chor zur akademischen Feier im Saal des Kurhauses ein. Die Frauen- und Männerstimmen werden Philipp Mohlers "Singend sei der Tag begonnen" und "Singe mein Herz" von Peter Seeger interpretieren. Die Leitung hat Gerhard Mersinger. Zwischen den Festansprachen musiziert außerdem der Harmonika-Spielring Bad Vilbel.

Ein weiterer Höhepunkt zum 100. Geburtstag wird das große Jubiläumskonzert im Kurhaus am Samstag, 30. Oktober, 20 Uhr, sein. kop

Wenn das Leben an hauchdünnen Fäden hängt Immunverträgliche Polymere bewähren sich / Fortschritte bei künstlichen Organen

Über 25 000 Dialyse-Patienten in Deutschland müssen sich Tag für Tag mit ihrem Nierenleiden arrangieren. Ein reglementiertes Leben nach einem exakt vorherbestimmten Fahrplan. Versagen lebenswichtige Organe, duldet der Körper keine Kompromisse. Das bedeutet: jeden dritten Tag zur Blutwäsche in die Klinik. Dort werden die Patienten für etwa vier Stunden an einen Dialysator angeschlossen, um die Giftstoffe aus ihrem Blut zu entfernen.

Von der hautverträglichen Wundabdekkung für schwerstverletzte Brandopfer bis hin zu Membranen künstlicher Organe hängt das Leben vieler Tausender Patienten tagaus, tagein buchstäblich am seidenen Kunststoff-Faden. Für den Einsatz in künstlichen Organen setzen die Forscher heute - neben der Verwendung des altbewährten Naturstoffes Zellulose - vor allem auf Kunststoffe. Sowohl den natürlichen als auch den künstlichen Materialien ist eines gemeinsam: Sie bestehen aus sogenannten Polymeren; das sind langkettige Makromoleküle, die untereinander intensiv vernetzt sind. Eine solche chemische Struktur prädestiniert sie geradezu als filtrierende Membranen etwa im Dialysator oder auch als atmender Filter in der künstlichen Lunge.

"Die heutigen künstlichen Organe können jedoch nur Teilfunktionen des natürlichen Organs übernehmen", dämpft Dr. Jörg Vienken, Leiter der Klinischen Forschung im Sektor Membrana des Chemie- faser-Konzerns Akzo, überzogene Erwartungen. Denn so raffiniert die Verfahren in- zwischen auch sind, mit denen die Forscher die elementaren Vorgänge in unserem Körper nachzuahmen versuchen, ersetzen können sie unsere Organe noch nicht.

Zu den dringendsten Aufgaben der Nieren gehört das Trennen lebenswichtiger Moleküle, die dem Körper zurückgegeben werden müssen, von solchen, die als giftige Abbauprodukte des Stoffwechsels ausgeschieden werden müssen. Genau diesen komplexen Vorgang muß die Künstliche Niere möglichst perfekt kopieren. Ihr Kernstück, die Kapillarmembran, mutet jedoch verblüffend einfach an.

Bei der Blutwäsche strömt das Blut durch etwa 8000 poröse Hohlfasern, die als Molekülsieb agieren. Eine Austauschflüssigkeit umfließt im Gegenstrom die Faserbündel und nimmt - angetrieben durch Druckunterschiede in den beiden Lösungen - die Stoffwechselschlacken auf. Danach wird das gereinigte Blut wieder in den Körper zurückgeleitet.

Der Blick in den Mikrokosmos enthüllt die wahre Struktur der einzelnen Hohlfasern, von denen jede nur dreimal dicker als ein Menschenhaar ist. Das Elektronenmikroskop offenbart ein verwirrendes Geflecht, das die Kapillarmembran aufbaut. Die Faserarchitektur des Molekülsiebes besteht aus einem dichten Netzwerk winziger Löcher, ähnlich einem feinporigen Schwamm. Durch diese nur etwa drei- bis viermillionstel Millimeter winzigen Mikroporen vermögen nur die kleinen, zumeist schädlichen Moleküle hindurchzuschlüpfen. Sie treten in die Dialyseflüssigkeit über und werden aus dem Körper fortgeschafft. Dabei bleiben lebenswichtige Eiweißstoffe im Blut.

Nützliche Moleküle stellen dagegen meist recht große Moleküle dar und können deshalb nicht durch die engen Maschen des Molekülsiebes entkommen, während die Abfallstoffe überwiegend niedermolekular sind. Leider gibt es auch Abweichungen von dieser Regel: Globulin, eine Substanz, die der Organismus zwar loswerden muß, die aber wegen ihrer Größe im Molekülsieb hängenbleibt. Gerade diese "Ausreißer" bereiten den Wissenschaftlern einiges Kopfzerbrechen, denn sie lassen sich nicht ohne weiteres mit künstlichen Membranen aus dem Blut entfernen.

Eine der zweifellos brisantesten Herausforderungen firmiert unter dem Stichwort Biokompatibilität, das ist die Blutverträglichkeit der synthetischen Membranmaterialien. Während der Blutwäsche ergießt sich eine wahre Flut verschiedener Blut- und Immunzellen durch die Hohlfasern. Dabei kann es gelegentlich geschehen, daß sich Abwehrzellen an die Membranoberfläche heften und unerwünschte Reaktionen, etwa Allergien oder gar einen Schock auslösen können. Von den komplizierten Reaktionen der Blutbestandteile mit der Membranoberfläche hängt somit die Gesundheit der Patienten ab. Erst in jüngster Zeit gelang es den Chemikern, durch ausgeklügelte Variationen der Moleküle an der Kunststoffoberfläche die nötigen Voraussetzungen für einen medizinischen Einsatz zu schaffen.

Bei Herzklappen- oder Bypass-Operationen entlastet die künstliche Membranlunge kurzzeitig den Organismus. Sie gewährleistet während der kritischen Phase den Gasaustausch des Blutes, die Aufnahme von Sauerstoff und das Entfernen des giftigen Kohlendioxids. Um die Leistung der Membranlunge zu vervollkommnen, kamen die Akzo-Forscher auf einen verblüffenden Gedanken: Sie kehrten das Arbeitsprinzip der Künstlichen Niere um. Bei der Membranlunge umspült nun das Blut von außen die gasführenden Hohlfasern. Eine zusätzliche Membranlage, die quer zur ursprünglichen aufliegt, verbessert die atmende Filteroberfläche zusätzlich. Jeder Kreuzungspunkt wirkt gleichsam als winziger Mischer und verquirlt nun Blut und Sauerstoff optimal. Doch ungeachtet der immensen Fortschritte sind sich die Forscher freilich im klaren, die natürlichen Vorbilder mit künstlichen Organen immer nur in Teilbereichen nachahmen zu können. SILVIA VON DER WEIDEN

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 8. März (FR). Sonne, gebietsweise wolkig, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen fünf Grad im Osten und zehn Grad im Westen, am Rhein örtlich bis 12 Grad, die Tiefstwerte zwischen null und minus 5, im Osten bis minus acht Grad. Aussichten: Wärmer (Siehe auch Lokalteil)

Frühere Stasi-Offiziere wegen geplanter Morde angeklagt Ostberliner Ministerium soll IM beauftragt haben, Fluchthelfer umzubringen / Entführung geflohener DDR-Sportler vorbereitet

Vbn BERLIN, 8.März. Vor dem Berliner Kammergericht müssen sich seit Montag erstmals ehemalige Stasi-Offiziere sowie ein Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter (IM) wegen zweier geplanter Morde verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft dem früheren MfS-Generalmajor Albert S. und dem ehemaligen MfS-Oberleutnant Hans K. vor, im Herbst 1974 dem im hessischen Trebur lebenden Heinrich S. (Deckname: IM "Rennfahrer") den Auftrag erteilt zu haben, einen in West-Berlin lebenden sogenannten "Grenzprovokateur" zu "liquidieren". Der Mann hatte unter anderem Demonstrationen gegen die Teilung Berlins organisiert.

Sechs Jahre später, im Sommer 1980, soll das gleiche Trio den Plan entwickelt haben, einen Hamburger Leiter einer Fluchthilfeorganisation umzubringen. Mitangeklagt wegen "Verdachts geheimdienstlicher Agententätigkeit" ist zudem der ehemalige MfS-Generalmajor Karli C., der von 1984 bis zu ihrer Auflösung Leiter der Stasi-Hauptabteilung VIII ("Observationen und Ermittlungen") war. Die Mitarbeiter dieser Abteilung sollen die Killeraktionen konzipiert haben.

Beide Mordvorhaben scheiterten: Am 18. Februar 1975 entging der Berliner Siegfried Schulze nur schwer verletzt dem mutmaßlichen Stasi-Anschlag. Heinrich S. und ein weiterer Komplize, Josef T. (IM "Karate"), sollen Schulze in dieser Nacht im Hausflur aufgelauert haben. Das Opfer, am Kopf schwer verwundet, entkam letztlich nur, weil die Pistole der Täter nicht funktionierte. Heinrich S. erhielt nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft vom MfS für die Tat 5000, Josef T. 10 000 Mark. Sein Aufenthaltsort ist derzeit unbekannt

Auch der vom Sommer 1980 an entwikkelte Plan ("Operation Parasit"), einen Sprengstoffanschlag auf den Hamburger Fluchthelfer Julius L. zu verüben, wurde nicht umgesetzt. Auch hier soll die Stasi Josef T. (IM "Karate") beauftragt haben. Das Vorhaben wurde zunächst Ende 1981 "wegen eines Staatsbesuchs" verschoben. Im April und Mai 82 scheiterte es dann "wegen der Verhältnisse vor Ort". Im Sommer wurde die "Operation Parasit" schließlich abgeblasen, da die Stasihauptabteilung VIII herausgefunden hatte, daß das BKA gegen Julius L. ermittelte.

Zentrale Figur des Verfahrens ist der hessische Kaufmann Heinrich S. (IM "Rennfahrer"): S. soll seit 1970 für das MfS tätig gewesen sein und insgesamt 374 000 Mark "reinen Agentenlohn" erhalten haben. Zu seinen spektakulärsten Aufträgen gehört nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft, das Vorhaben, aus der DDR geflohene Sportler wieder zurückzubringen. S. sei dazu sowohl während der Olympischen Spiele 1972 in München, als auch während der Fußballweltmeisterschaft 1974 "in Bereitschaft" versetzt worden. S. soll unter anderem den Auftrag erhalten haben, "eine Transportkiste" zu bauen sowie eine Wohnung "zur isolierten Unterbringung einer Person" anzumieten.

Heinrich S. erkundete laut Bundesanwaltschaft auch den DDR-Rudertrainer Richard Wecke, der sich 1977 während der Ruderweltmeisterschaften in den Westen abgesetzt hatte. Das MfS hatte nach gescheiterten Überredungsversuchen erwogen, Wecke gewaltsam zurückzuholen. Auch die einstigen DDR-Fußballnationalspieler Falko Götz und Dirk Schlegel waren mutmaßlich "Beobachtungsobjekte" von S. IM "Rennfahrer" soll sie Ende 1983 bei ihrem neuen Verein Bayer Leverkusen observiert haben.

Nach Darstellung der Bundesanwaltschaft hat Heinrich S. über die Jahre seiner Stasitätigkeit einen regelrechten "Agentenring" aufgebaut. So seien auch seine Frau, sein Sohn und Freunde für das Mielke-Ministerium tätig geworden. S. sei als "absolut zuverlässig", "ehrlich" und "pünktlich" eingeschätzt worden und habe mehrere Orden erhalten.

Mundöl, literweise

Unsere Politiker, wenn sie denn sonst wenig Gemeinnütziges zustande bringen, machen sich gleichwohl nicht unerheblich um die Aktualisierung, Bereicherung der deutschen Sprache verdient. Einstweilen noch nicht in spannenden Parlamentsdebatten, mehr mit einzelnen wohlgefügten Wort-Kreationen. Da tritt massierend, modellierend, feilend, montierend eine stämmige Sprachschöpferkraft an den Tag.

Unlängst klaffte die ostdeutsche "Gerechtigkeitslücke" auf, eine offenbar treffsichere Deutungsvokabel, die schnell die Runde machte und sich wohl noch lange Zeit für regen Gebrauch empfiehlt. Eine ähnlich glückliche Prägung gelang erst in diesen Tagen wieder. Ihr Urheber ist der hessische FDP-Vorsitzende Wolfgang Gerhardt. Mit einem Zuwachs von null-komma-ein-paar Prozent für seine Partei konnte er sich nach den Kommunalwahlen auch zu den Siegern zählen, aber er gab sich nachdenklich. Er ging aus von dem sehr wertvollen Gedanken, daß die traurig erfolgreichen Rechtsradikalen gefälligst von den Fleischtöpfen der Macht ferngehalten werden sollten, drückte das aber weit vornehmer aus: Man dürfe die Republikaner nicht auch noch mit einer "Verantwortungsüberhöhung" ausstatten. Voilà, das sitzt! Möge der Rutenzauber dieses Wortes ein für allemal alle erdenklichen Kooperationskanäle zum Neonazigelände gefrieren machen!

Aus Gerhardts Mund kam der neugefundene Begriff übrigens eher unbetont beiläufig, keineswegs mit exklamatorischer Entdeckerfreude springflutartig herausgeschleudert. Das ist wichtig. Understatement als Grundhaltung bildet die aparteste Folie für sprachlich innovatives Agieren. Wer an Wortkombinationen wie "Außenpolitikbereichssemantik" zungenbrecherisch scheitert, decouvriert sich unweigerlich als von gestern. Sprachliche Zusammengesetztheiten, die früher als Ungetüme gelten mochten, sind im Gehege moderner Münder zahme Wesen. Geölt, geschmiert, gesalbt und gefettet erweist sich der geriebene Allround-Sprecher von heute, Angehöriger einer Generation, der Computer-Intelligenz und instrumentelle Vernunft längst zur zweiten Natur geworden sind. Gemessen an bereits üblicher Smartness im Umgang mit Technokratenjargon wirken die systemtheoretischen Wortschwälle Niklas Luhmanns knatternd wie eine 250-ccm-Zündapp aus den späten Vierzigern.

Politische Formeln wie "Wohnbaudefizitvermeidungsstrategie", "Mehrheitsbeschaffungsschwankungsbreite", "Krisenmanagementsstörkoeffizient" oder "Kostendeckungspauschalanteilsberechtigung" gehören inzwischen bereits in die Grauzone zwischen Popularitätsevidenz (sic!) und Verstiegenheitssegment (sic!), indes das damit Gemeinte, falls es so etwas gibt, doch auch wieder nicht gerade sonnenklar ist. Um so plausibler, in bezug auf unsere Politiker, die Wörter "Glaubwürdigkeitslücke" und "Diätenüberhöhung".

Den sprachschöpferischen Vogel schießt ab und zeigt jedoch der Gießener Philosophieprofessor Odo Marquardt mit seiner längst berühmt gewordenen "Inkompetenzkompensationskompetenz".

Ein Begriff zum Verlieben! Sage einer, er strotze nicht vor Selbstreferenzrepräsentationspräsenz. H.K.J.

Münzenberg: Niederlage auch für Dieter Belz

MÜNZENBERG. "Der 9. Mai wirft seine Schatten voraus", kommentiert der scheidende Bürgermeister Erwin Müller (SPD) das Desaster seiner Partei am Sonntag. Am 9. Mai ist die Direktwahl seines Nachfolgers. Der SPD-Kandidat und Fraktionsvorsitzende Dieter Belz erlebte bei den Stadtparlamentswahlen sein Waterloo, während CDU-Bürgermeister-Aspirant Wolfgang Zenkert triumphierend von einer "kleinen Vorentscheidung" spricht.

Die CDU gewann 6,7 Prozent hinzu und ist nun mit 38 Prozent und zwölf Mandaten stärkste Partei im Münzenberger Parlament. Die SPD verlor 11,9 Prozent, hat nur noch 32,8, behält aber - weil die Zahl der Stadtverordneten von 23 auf 35 erhöht wurde - ihre zehn Mandate.

"Dieter Belz hat keine Akzeptanz in der Bevölkerung gefunden", analysiert Erwin Müller das Wahlergebnis. Belz nimmt das Ergebnis zwar auch persönlich, sieht aber auch eine Reihe anderer Gründe für das Desaster seiner Partei. Anliegergebühren beispielsweise seien ihr übelgenommen worden. Belz: "Die Leute erwarten wohl, daß alles umsonst ist." CDU-Mann Zenkert sieht in der "klaren Aussage gegen die Mülldeponie in Holzheim" einen weiteren Grund für den Erfolg seiner Partei.

Am kommenden Freitag wird die SPD in einer Mitgliederversammlung die Konsequenzen aus ihrem Wahldesaster diskutieren - die Person des Bürgermeisterkandidaten könnte dann noch mal zur Diskussion stehen. Die Bewerbungsfrist läuft am 5. April ab. Ob sich ein parteiinterner Bewerber gegen Belz findet, ist allerdings sehr fraglich. Der Stadtparlamentsvorsitzende Karl-Heinz Schneider, der vor Monaten eine Kandidatur erwogen hatte, winkt ab. Er werde nicht antreten, sagte er gestern zur FR. Schneider: "Ein Auswechseln des Kandidaten wäre genauso tödlich."

Wer auch immer Münzenberger Bürgermeister wird, er wird mit wechselnden Parlamentsmehrheiten regieren müssen. Die FWG, mit fünf Sitzen Zünglein an der Waage, lehnt ein Bündnis ab. ieb

Als pädagogisch schwerwiegendstes Argument gegen die Oberstufe erscheint mir die Auflösung des Klassenverbandes. Ganz ehrlich ist diese Kritik jedoch nicht: Schließlich übt die gegenüber den Klassen 5 bis 11 veränderte Unterrichtsorganisation die Fähigkeit, in unterschiedlichen Teams zu arbeiten, eine Fähigkeit, die zu erlernen an anderer Stelle von Kritikerinnen und Kritikern der Oberstufe nachdrücklich und gewiß auch zu Recht gefordert wird.

Es gibt auch immer wieder Schülerinnen und Schüler, die aufatmen, wenn sie in der Oberstufe ihre bisherige Schicksalsgemeinschaft wenigstens teilweise verlassen dürfen. Für den überwiegenden Teil der Betroffenen haben die Schulleitungen, ausgehend von der Klassenstufe 11, schon immer Sorge getragen, daß sie bei gleicher Kurswahlkombination auch den gleichen Stundenplan erhalten haben. Wenn deshalb jetzt die Organisation der Oberstufe sogar für das Gewaltphänomen mitverantwortlich gemacht wird, dann habe ich den Verdacht, daß von anderen Verantwortlichkeiten abgelenkt werden soll.

Das Thema "Gewalt an Schulen" darf die Gymnasien und deren Oberstufen nicht aussparen, es lassen sich dort jedoch weder seine häufigsten Erscheinungsformen noch gar seine Ursachen ausmachen. Es sollte uns eher zu denken geben, daß wir die Lebensräume unserer Kinder immer mehr einschränken, daß die zunehmende Zerstörung unserer Umwelt angst und krank macht, und daß es die Bindungslosigkeit vieler Erwachsener ist, welche die Kinder verunsichert - alles zusammen makabre Nährböden für alle Arten von Aggressionen, von der Selbstzerstörung bis zur Gewalt gegen Ausländer.

Anstatt gegenzusteuern, den Freiraum für pädagogische Zuwendung zu erweitern, werden nicht nur Jugendhäuser geschlossen und Streetworkerstellen gestrichen, sondern auch die Schule wird dem Teufelskreis finanzieller "Sachzwänge" unterworfen, indem die Lerngruppen vergrößert und die Deputatsstunden für den Ergänzungsbereich reduziert werden.

Wie soll Vertrauen wachsen, wenn die Lehrkräfte ihren Schützlingen nur noch als Unterrichtsbeamtinnen und -beamte entgegentreten können, wie soll soziale Kompetenz entstehen, wenn sich Schülerinnen und Schüler nur noch zum Zwecke der Notenfindung begegnen?

Peter Schild zum Thema Oberstufenreform in "Bildung und Wissenschaft", (GEW Baden-Württemberg), 3/93.

Verteidigung der Stadt Brief an meine Freunde in Sarajewo / Von Bogdan Bogdanovic

In dem Augenblick, da ich, verfolgt von Träumen voller Blut und Flammen, gequält, verzehrt von einer stillen, hartnäkkigen Scham, einer zu schweren Scham, das achte Jahrzehnt meines Lebens beginne, überprüfe ich noch einmal, fast wie zum Abschied, einige meiner weit zurückliegenden Überlegungen. Ich könnte sie mit einer Verbindung von Begriffen zusammenfassen, die ich nur allzu oft benutzt habe: "Wesen und Schicksal der Stadt":

Von neuem denke ich durch, was ich schon einmal durchdacht habe, und zwar meine Schlußfolgerungen, die ich im leeren theoretischen Raum der Urbanologie in Friedenszeiten untergebracht hatte. Aber plötzlich haben die Wörter nicht mehr dieselbe Bedeutung. Sie nehmen zu ihrem ursprünglichen Sinn noch einen anderen an und bezeichnen außer dem, was sie früher bezeichneten, das Entsetzliche, das unversehens in unserem heutigen Leben aufgetaucht ist.

Über dieses mysteriöse "Wesen und Schicksal der Stadt" habe ich viel nachgedacht, gesprochen, geschrieben, gelehrt, gepredigt, in der Überzeugung, daß meine Studenten und ich in dem abgeschlossenen, aus Wörtern gebildeten und deshalb in Sicherheit suggerierenden Raum Konzepte und Kategorien finden würden. Ich ahnte nicht, daß ich erleben würde, wie bestimmte Städte, die mir sehr teuer sind, durch Verbrechen vernichtet werden, die das theoretische Denken weder vorherzusehen noch zu beschreiben versucht hat.

Meine Vorlesungen, muß ich zugeben, waren oft von dem pathetischen Ton geprägt, den Professoren gern anschlagen, wenn sie ihre Lieblingsthesen und -themen vortragen. Wir, meine Studenten und ich, hatten keine Hemmungen, mit Hypothesen über das düstere Schicksal der Stadt, der Städte, in Europa und weltweit, der Megalopolen um uns zu werfen. Entwürfe von Katastrophen waren damals in Mode, und wir trugen unsere Prophezeiungen nicht ohne eine gewisse ästhetische Wollust vor. Der millenaristische Geist, die "Dekadenz des Westens" enthüllte uns einen Ausblick auf das unheilvolle Los der Stadt, der Großstädte in Europa und weltweit, des weltumfassenden urbanen Geflechts, des Panurbium. Unsere packenden Metaphern - "Agonie der Stadt" . . . "Tod der Stadt" - zielten darauf ab, vor einem bösartigen Wachstum, einer verderblichen, weil zu weitgehenden Bereicherung, einem maßlosen Macht- und Überlegenheitsgefühl zu warnen.

Ich muß zugeben, daß auch ich mich diesen geistigen Spielen higegeben habe. Ich habe die Urbs dem Logos entgegengesetzt und habe, mich auf das Beispiel Rom stützend, Analogien gesucht, die es mir ermöglichten, die düsteren Perspektiven der modernen Urbs (d.h. der urbanen Zivilisation insgesamt) vorherzusagen. In meinen Texten wurde die Idee der Katastrophe manchmal mit Hilfe kosmischer Merkmale definiert. Die Explosion des Kosmos und die Explosion der Stadt, warum eigentlich nicht: der Vergleich war verführerisch: "Es existiert ohne jeden Zweifel eine gewisse Parallele, da der Kosmos in dem Bewußtsein, das wir von ihm haben, sich uns entzieht, weil es auf unseren Sinnen unzugängliche Bilder reduziert hat, während die Städte, wie Sternennebel, vor unseren Augen in alle Richtungen explodieren. Unser ferner Vorfahr war deshalb imstande, raffinierte Analogien zwischen dem Bild des Universums und dem der Stadt herzustellen, weil er dieses in ihrer Ganzheit wahrnehmen konnte. Dazu bin ich nicht in der Lage. Die einzige Parallele, die ich hervorheben kann, ohne daß sie rein willkürlich wäre, bezieht sich auf die nachweislichen Ähnlichkeiten zwischen den fragmentarisierten Bildern, die man sich von beiden macht." (Ville, symbole d'éternité, et mort de la ville, 1972).

Selbstverständlich sah ich diese Explosion der Städte und das Unheil, das über die Megalopolen niedergehen würde, in zu indirekter, bildlicher Weise vorher. Ich konnte nicht ahnen, daß es mir möglich sein würde, diese fragmentarisierten Bilder anzusehen, daß es mir unmöglich sein würde, sie auf einem grauenvollen Fernsehbildschirm nicht zu sehen. Ich konnte nicht darauf kommen, daß ich diese Städte, von denen manche mir teuer und ein wesentlicher Bestandteil meiner Persönlichkeit sind . . ., nein, nicht im Traum konnte ich ahnen, daß ich es erleben müßte, sie kaltblütig der entsetzlichen Technologie eines gleichsam rituellen Massakers ausgeliefert zu sehen!

Noch etwas anderes in den Beschreibungen der kosmischen Katastrophen - in meinen und denen der anderen - stellt die Stichhaltigkeit der von den Urbanologen in Friedenszeiten erarbeiteten Theorien in Frage, etwas, was mich verstört und mich dazu bewegt, mein eigenes Bewußtsein zu erforschen. Ist es möglich, daß ich tief in meinem Unbewußten, hinter all diesen chiliastischen Spekulationen, sehr reale Ahnungen verdrängt habe, die nichts Kosmisches, nichts Ökumenisches, nichts Ökologisches hatten, sondern - entsetzlich und diabolisch - hier bei uns aufstiegen? Wußte ich irgendwo in meinem tiefsten Innern schon, was uns erwartete, ohne es zugeben zu wollen oder zu können?

Wie nahe ich der Wahrheit war, wenn ich obsessiv mit meinen Vermutungen über den ewigen Kampf zwischen konstruktiven und destruktiven Trieben jonglierte, der zu allen Zeiten, bei allen Völkern, Ethnien und Horden, in allen Gruppen und Bruderschaften, in jedem Individuum vorhanden ist. Wie nah ich der Wahrheit war - und wie fern! Wieso habe ich zum Beispiel nie in Betracht gezogen, daß es unter uns echte Verbrecher geben könnte, bereit, die Städte mit größter Lust zu zerstören?

Nun, da ich das Entsetzliche vor Augen habe, wird mir klar, daß die Zerstörer der Städte, jene, die Städte wie Jericho, Sodom und Gomorrha vernichtet haben, um sie für ihre "Entartung" zu bestrafen, jene, die sie im Namen einer törichten Überlegenheit der Materie über den Geist in ethnischer oder anderer Hinsicht gesäubert oder bereinigt haben, nicht nur Hypothesen der Urbanologen sind. Gewiß, es gibt Beispiele grauenhafter Verbrechen in den Gründungsmythen, aber jetzt wirken die Vollstrecker hier, vor unseren Augen - grausam und brutal in ihrem animalischen Impuls. Sie haben übrigens Namen und Beinamen, die man schleunigst vergißt. Hinter ihnen die Gerippe von Städten, Vukovar, Mostar und das schon halb zerstörte Sarajewo. Welche werden die nächsten sein? Prishtina, Novi Pazar, Skopje oder vielleicht Subotica und Novi Sad?

Wenn ich mir die Texte ansehe, die ich einst über die Städte schrieb, habe ich den Eindruck, mich in die Deutung böser Träume zu stürzen. Vielleicht enthielten sie tatsächlich gewisse Warnungen. Leider habe ich die Fingerzeige des Unbewußten nie sehr wichtig genommen und stelle jetzt fest, daß diese unbestimmten Ahnungen mich hätten warnen müssen. Jetzt ist es nutzlos, in diesen vagen Vorwegnahmen herumzustöbern. Die grausamen Unmenschen, die Mörder der Städte, Wesen ohne Unbewußtes, sind schon am Werk. Sie zerstören, setzen in Brand, töten die Stadtbevölkerungen, verbrennen Archive und Bibliotheken, plündern Museen und Kultstätten . . . Denn was bedeutet "die Stadt töten" tatsächlich, wenn nicht, das zu ersticken, was ihre physische Kraft ausmacht und ihren metaphysischen Eros, ihren Lebenswillen, ihr Gedächtnis, das Bewußtsein, das sie von sich hat, zu betäuben. Ihre Erinnerungen in alle vier Winde zu zerstreuen, ihr zu zeigen und zu beweisen, daß sie nicht existiert, daß sie nie existiert hat.

Wenn ich auf mein anfängliches Thema, das Wesen und Schicksal der Stadt, zurückkomme und unser unheilvolles Los vorübergehend beiseite lasse, bemerke ich, daß etwas Mächtiges, etwas gleichsam Unzerstörbares bleibt, das imstande ist, dem Ansturm der blutgierigsten Barbaren zu widerstehen. Eben das können wir "das heilige Wesen der Stadt" nennen. Da beginnt die aufsteigende Linie, die des Humanismus und der moralischen Schönheit. "Wir alle tragen unsere unsterblichen Städte in uns", schrieb ich am Ende des bereits zitierten Textes. Wir tragen sie selbstverständlich in dem Maße in uns, wie wir uns dessen, was sie repräsentieren, bewußt sind, wie wir stolz auf sie sind. Es gibt Städte, die nichts zerstören können wird, solange in ihnen der letzte ihrer Bewohner überlebt, der sie in seinem Innern bewahrt . . .

Deshalb bewundere ich Sie, meine lieben, teuren Freunde, Sie, die gequält, hungrig und verletzt sind. Auf meine alten Tage teile ich, soweit ich kann, Ihre qualvollen schlaflosen Nächte. Angesichts der Verbrechen der Zerstörer ist die Verteidigung der Stadt das einzige moralische Paradigma unserer Zukunft, ein Leitstern, welchen die den humanen Werten verbundene Menschheit derzeit, trotz ihrer Sorge um die zwischen dem Menschen und der Natur entstandenen Disharmonie, um die bedrohten Pflanzen- und Tierarten, nicht umstande ist zu sehen und noch weniger zu verstehen.

Copyright: EL PAIS. Aus dem Französischen von Uli Aumüller.

Katholischer Dechant Rudolf Koch gestorben

HANAU. Im 72. Lebensjahr ist Rudolf Koch, über 20 Jahre lang katholischer Dechant in der Region Hanau und Pfarrer in St. Josef im Freigericht-Viertel, gestorben. Nachdem der gebürtige Frankfurter zunächst als Kaufmann tätig war, übte er 42 Jahre lang das Priesteramt aus. 1962 kam er nach St. Josef.

Seine Beerdigung findet am Donnerstag, 11. März, um 14.30 Uhr auf dem Hauptfriedhof statt. FR

Brillen und Fahrräder warten im Fundbüro

KRONBERG. Brillen, Fahrräder, Schlüssel, Schals und vieles mehr haben sich seit Jahresbeginn im städtischen Fundbüro angesammelt. Auch Fotoapparate, ein grauer Pullover und ein Schulranzen mit einem Paar weißer Stiefel wurden abgegeben. Wer etwas verloren hat, kann sich beim Fundbüro erkundigen, ob es wieder aufgetaucht ist: Katharinenstraße 7, Telefon 0 61 73 / 703 - 292. ill

Bei UVF-Wahl kamen die Grünen auf 17,3 %

HOCHTAUNUSKREIS. Bei der Wahl zum Verbandstag des Umlandverbands Frankfurt (UVF) haben die Grünen im Gebiet des Hochtaunuskreises fast fünf Prozent zulegt und insgesamt 17,3 Prozent der abgegebenen Stimmen (1989: 12,4 %) gewonnen. Verlierer der Wahl waren CDU und SPD, die im Umlandverband bisher eine große Koalition bildeten. Die CDU büßte 6,3 Prozent ein und kam auf 36,6 Prozent der abgegeben Stimmen. Die SPD landete bei 26,1 Prozent, was ein Minus von 7,8 % bedeutet.

Die rechtsextremen "Republikaner" schafften auf Anhieb 9,6 Prozent, noch geringfügig mehr also als bei der Wahl zum Kreistag. Die FDP baute ihre Position im UVF-Verbandstag mit 8,5 Prozent (bisher 8,1 Prozent) leicht aus. Das Gesamtergebnis der Wahl zum Umlandverbandstag, die im gesamten Rhein-Main- Gebiet stattfand, lesen Sie bitte im Frankfurter Lokalteil. che

Kommentar

Nach den neuesten (Nicht-) Beschlüssen des Bundeskabinetts über höhere Mineralölsteuer und zu erwartender weiterer Kosten- und Abgabensteigerungen könnte sich eine Lösung vieler Verkehrsprobleme sozusagen von selber einstellen. Viele Bürger könnten sich schlicht gezwungen sehen, ihr Auto stehen zu lassen oder ganz abzuschaffen. Bei zunehmender Ebbe in (privaten und) öffentlichen Kassen könnte zudem die Nordumgehung erst einmal in der Schublade verschwinden. Wieder einmal könnte der Druck auf den Geldbeutel eine Geldnot statt Umdenken Entwicklung des Umdenkens durch Geldnot statt bewußte verkehrspolitische Entscheidungen bewirken.

GEORG LINDE

Brasilianische Show mit prächtigen Kostümen

HATTERSHEIM. Ein Sondergastspiel gibt die Tanz-Show "Brasilia" am Montag, 22. März, 20 Uhr, in der Stadthalle. 25 Tänzerinnen und Tänzer, Sänger und Musiker wollen in "prachtvollen" Kostümen und mit "natürlicher Schönheit" die brasilianische Revue "voller Lebensfreude" und mitreißender Melodien präsentieren. Im Vorverkauf kosten Karten 27,50 bis 38,50 Mark, abends bis 40 Mark. dia

Badminton-Duell zwischen TG Hanau/Erlensee und SG Anspach geht in die "Verlängerung" Protest beeindruckt Hanauer Siegerteam nicht Spielberechtigung Hargionos umstritten / Anspach gibt Platz in Zweitliga nicht so leicht auf

Die Badmintonmannschaft der TG Hanau/Erlensee wird aller Voraussicht nach auch im nächsten Jahr der 2. Bundesliga angehören. Für die neu strukturierte 2. Liga Süd qualifizierte sich die TG auf sportlichem Wege durch ein 4:4 und ein 6:2 in den Relegationsspielen gegen Oberliga-Meister SG Anspach. Allerdings wird dieses Duell noch eine "Verlängerung" erfahren, denn die Anspacher legten gegen den Einsatz des Indonesiers Hargiono Protest ein. Diesem Protest sieht wiederum TG-Abteilungsleiter Horst Kröll gelassen entgegen und plant bereits für die neue Saison - in der 2. Bundesliga.

"Ich habe die schriftliche Bestätigung des Bundesliga-Spielleiters, das Hargiono spielberechtigt ist", meint Kröll und hofft nun auf eine "schnelle Bestätigung" der entsprechenden Gremien. Im sportlichen Vergleich zwischen dem etablierten Bundesligisten Hanau und dem aufstrebenden Taunusvertreter spielte der Indonesier in der Tat eine Schlüsselrolle. Zunächst besiegte er im Hinspiel in Anspach Günter Entzel mit dem Fabel-Resultat von 15:0, 15:0 und behielt im Spitzendoppel mit Thomas Wurm gegen Wahab/ Kudicke die Überhand. Weiterhin punkteten Alexander Merget und Hagen Skibbe im 2. Doppel sowie Thomas Wurm nach hartem Fight gegen Oliver Kudicke an der zwei. Kudicke ist nominell Anspachs Nummer eins, spielte an der zwei um dem übermächtigen Hargiono auszuweichen.

Im Rückspiel auf eigenem Terrain kamen die Hanauer mit veränderter Aufstellung zu einem deutlichen Sieg. Hargiono ging diesmal im Mixed an den Start, wo er fast im Alleingang an der Seite von Jutta Riedel den Sieg sicherte. Dennoch gingen die beiden Männerdoppel (Schmidt/Skibbe und Merget/Wurm) an die Gastgeber. Andreas Schmidt fügte sich an der Seite von Hagen Skibbe nahtlos ein, den beiden gelang ein sicherer Zweisatzerfolg gegen Wahab/Parth. In den Männereinzeln bestätigten Hargiono und Wurm ihre Erfolge gegen Entzel und Kudicke. Alexander Merget legte mit seiner Revanche gegen Wahab den Grundstein zum Sieg. Die Frauenpunkte gingen erwartungsgemäß an die Gäste.

"Es haben alle die Leistung gebracht, die wir erwartet hatten", äußerte Kröll Zufriedenheit. Ein gelungener taktischer Schachzug war die Umstellung in Hanau: Hatte man in Anspach mit Hargiono im Doppel noch auf vier "sichere" Punkte gespielt, gingen die Gastgeber zu Hause das etwas größere Risiko ein und gewannen. Während die Anspacher nun auf Erfolg am "grünen Tisch" hoffen, planen die Hanauer bereits ihre kommende Zweitligasaison. Sie planen mit Hargiono, der ja in der abgelaufenen Saison nur einmal zum Einsatz gekommen war.

"Wir brauchen eine, eher zwei zweitligataugliche Frauen, die Gespräche laufen schon", erklärt Kröll. Auch bei den Männern, wo die Hanauer über ein beachtliches Potential verfügen, ist eine Ergänzung geplant. Routinier Hagen Skibbe will in Zukunft kürzer treten, für ihn muß ein Ersatz gefunden werden. Zudem können es sich die Hanauer in der neuen zweiten Liga, die an Niveau zulegen wird, nicht mehr erlauben, die Punkte im Frauenbereich "abzuschreiben".

Bei den Männern steht mit Gerhard Balondo zwar ein hochkarätiges Talent bereit, doch der Jungstar soll zunächst noch nicht in das "kalte Wasser" geworfen werden. "Es wäre noch zu früh für ihn", meint Horst Kröll. Insider halten die TG in der Besetzung der Relegationsspiele (also mit Hargiono) ohnehin bereits für eines der aussichtsreichsten Zweitligateams. ina

"Kettenreaktion" schöpft neuen Mut

HANAU. Die Anti-Atom-Gruppe "Kettenreaktion" hat bei ihrer Mahnwache gestern morgen vor dem Siemens-Brennelementewerk auf Plakaten den Gefängnisaufenthalt eines Atomkraftgegners thematisiert, der wegen zivilen Ungehorsams vor dem Atomkraftwerk Würgassen derzeit 100 Tage in einer Haftanstalt verbringt. Dieses Beispiel mache Mut, ein Stück von persönlicher Bequemlichkeit und Freiheit aufzugeben, um den Atomausstieg schon vor der nächsten großen Katastrophe zu erreichen, hieß es in einer Voraberklärung der "Kettenreaktion". Der Kreis schließe sich auch dadurch, daß Siemens den Reaktor Würgassen mit seinen sicherheitsgefährdenden Rohrleitungsrissen gebaut habe.

Die acht Protestierenden der "Kettenreaktion" waren gestern überrascht davon, von den zur Arbeit fahrenden Beschäftigten des Brennelementswerks meist freundlich gegrüßt worden zu sein. Sprecher Ingo Laubenthal meinte gegenüber der FR, er habe wegen der Kurzarbeit im Plutoniumzweig der Atomfabrik mit gereizterer Stimmung gerechnet. him

FR-INTERVIEW Seite 8

Handball-Oberliga Frauen: TSV Ost-Mosheim steht als Meister fest TV Ortenberg will Gedern hinter sich wissen Torfrau Marion Sittner bewies bei Siebenmetern guten Griff / TVO mit Überraschungseffekten

Zwei Spieltage vor Rundenschluß ist in der Handball-Oberliga der Frauen die Titelentscheidung bereits gefallen, der TSV Ost-Mosheim steht als Meister fest. Wie Perlen an der Schnur belegen die heimischen Vertreter die Plätze vier bis sechs in der Tabelle. Der TV Gedern fand den Anschluß durch einen 12:11-Sieg über die Viertplazierten Klein-Lindenerinnen. Das Team des TV Ortenberg bezieht aus dem Tabellen-Duell mit Gedern noch Motivation in den abschließenden Spielen.

"Wir wollen vor Gedern bleiben", erklärt TVO-Coach Horst Kunz, und mit 16:15 über den Hünfelder SV tat sein Team einen Schritt in diese Richtung. In Trendelburg (Samstag, 17 Uhr) erwartet Kunz ohne Stammkeeperin Judith Jobst (Urlaub) einen harten Kampf, im Hinspiel wurde der TVO-Coach des Feldes verwiesen. Während der TVG den frischgebackenen Meister Ost-Mosheim erwartet (Samstag, 17 Uhr), dürfen sich die Klein-Lindenerinnen aufgrund des Rückzuges Kirchhains tatenlos zurücklehnen.

TV Gedern - TSV Klein-Linden 12:11 (8:4). Zur Heldin des Tages avancierte TVG-Keeperin Marion Sittner, die nicht weniger als sechs Siebenmeter parierte. Den TSV-Schützinnen Ulrike Valentin (2 Versuche/1 Treffer), Caro Strauch (2/0) und Heike Breithaupt (5/2) raubte die Gederner Torhüterin die Nerven. Doch nicht nur von der Strafwurflinie aus, auch aus dem Spielverlauf wog die Wurfschwäche der Klein-Lindenerinnen schwer. Nur drei Akteurinnen waren an der mageren Ausbeute beteiligt, um ein Spiel zu gewinnen ist das schlicht zu wenig. Auch die Gastgeberinnen verzeichneten nur vier Torschützinnen. Sehr schlecht zielte Ina Müller, die von 11 Versuchen nur einen im gegnerischen Netz unterbrachte. Lediglich Birgit Appel und Sylvia Langlitz verzeichneten eine zufriedenstellende Erfolgsquote. Von der 36. (10:5) bis zur 52. (11:9) Minute blieb der TVG gänzlich ohne Treffer und verspielte so beinahe noch den Sieg.

TV GEDERN: Marion Sittner (Tor); Birgit Appel (8/4), Sylvia Langlitz (2/1), Angela Lachmann (1), Ina Müller (1), Katharina Jung, Heike Haas, Daliborga Trisic, Ursula Silberling, Heike Klaus.

TSV KLEIN-LINDEN: Christine Rau und Andrea Schulz (Siebenmeter, Tor); Heike Breithaupt (5/2), Ulrike Valentin (4/1), Michaela John (2), Simone Küster, Imka Gnittke, Caro Strauch, Karen Schäfer, Barbara Gruber, Simone Albach. TV Ortenberg - Hünfelder SV 16:15 (8:7). Einen Überraschungseffekt baute TVO-Trainer Horst Kunz mit einigen Positionswechseln ein, ließ Torjägerin Heike Mitschola am Kreis beginnen. "Ich wollte die Hünfelderinnen aus dem Konzept bringen", erklärt Kunz, der sich über die erstaunten Reaktionen der Gegnerinnen und der 50 Zuschauer amüsierte. Bis zur Pause sprang ein knapper Vorsprung heraus, dann schickte der Trainer die Mannschaft wieder in gewohnter Formation auf das Feld. Bis zur 54. Minute zogen die Gastgeberinnen auf 16:11 davon. Erst Konzentrationsmängel und Kraftprobleme gegen Ende der Partie ermöglichten die Aufholjagd der Gäste, doch der Sieg geriet nicht mehr in ernsthafte Gefahr, obwohl der TVO durch Strafzeiten gegen Ende in Unterzahl war. Ihre Ausnahmepostion bestätigte Heike Mitschola mit einem kraftvollen Wurf zum 16:11, als gerade vier Ortenbergerinnen gegen sechs Hünfelderinnen agierten. "Taktisch nicht richtig, aber drin ist drin", meinte Kunz lapidar. TV ORTENBERG: Judith Jobst (Tor); Heike Mitschola (7), Andrea Heinl (3), Katja Preuß (2), Nancy Glathe (2), Bettina Lenz (1), Katja Müller (1), Anett Kraban, Petra Müller. ina

Bolivien präsentiert sich stabil Präsident Paz Zamorra will in Deutschland Investoren werben

rb LA PAZ. Boliviens Präsident Jaime Paz Zamorra will bei seinem Deutschland-Besuch in der übernächsten Woche um Kredite und Direktinvestitionen werben. Für ausländische Banken und Unternehmen sei sein Land bisher "ein schwarzes Loch". Die historisch einmalige Phase politischer und wirtschaftlicher Stabilität mache es jedoch für Investoren zunehmend interessant, meint Paz Zamorra im Gespräch mit deutschen Journalisten, wobei "wir auch von der Instabilität unserer Nachbarn profitieren".

Deutlich werde die ökonomische Wende vor allem daran, daß "erstmals in der Geschichte mehr Menschen und mehr Kapital nach Bolivien zurückkehren als abwandern", betont der Präsident. Als größten Erfolg wertet er die inzwischen erreichte einstellige Inflationsrate (Februar: neun Prozent), "ohne andere makroökonomische Faktoren zu schädigen". Die Wirtschaft wuchs im vergangenen Jahr mit 3,8 Prozent erstmals seit langem wieder schneller als die Bevölkerung. Seit dem Regierungswechsel 1985 seien 60 000 neue Jobs entstanden, aber auch 40 000 staatliche Stellen abgebaut worden.

In Deutschland wird Paz Zamorra vor allem Geldgeber für einige große Verkehrsprojekte suchen - so die Straßenverbindung von der bolivianischen Amazonas-Region des Beni zum peruanischen Hafen Ilo, an dem La Paz beteiligt ist, sowie den Ausbau des Paraná-Flusses für Großschiffe. Ziel sei es, "Pazifik und Atlantik über Bolivien zu verbinden".

Größter Positivfaktor in dem Land, das den lateinamerikanischen Rekord an Staatsstreichen hält, ist die seit 1985 erreichte politische Stabilität. Im Juni stehen erneut Wahlen an, bei denen Ex-Diktator Hugo Banzer für die Regierungskoalition (MIR und ADN) antritt. Paz Zamorra kann aus Verfassungsgründen erst wieder in vier Jahren kandidieren.

Vor allem unter den Kleinbauern herrscht jedoch Unzufriedenheit über den von der Weltbank geleiteten Reformkurs der Regierung Paz Zamorra. Beispielhaft formuliert dies der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Santa Cruz, Edgar Chávez Terán: Die "neoliberale Politik seit 1985" habe den Kleinbauern nahezu jede Unterstützung in Form von Krediten, Beratung und Vermarktung entzogen. Seit dem Zusammenbruch der einzigen staatlichen Agrarbank, Banco Agricola, Mitte 1992 habe sich die Lage noch verschärft. Zusätzlich habe die Öffnung der Grenzen für "unfaire Konkurrenz" durch die subventionierten Bauern der Nachbarländer gesorgt, klagt Chávez, "während wir selbst leer ausgehen".

"Die Unterwerfung unter die Tyrannei der Wissenschaft" Ein Gespräch mit dem französischen Philosophen Paul Virilio

Monsieur Virilio, in Ihren letzten Veröffentlichungen betonen Sie vor allem die Gefahren, die hinter den neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der sogenannten neuen Technologien lauern. Ihr Hinweis auf diese Gefahren erscheint um so erstaunlicher, wenn man bedenkt, daß Sie bislang der zunehmenden Beschleunigung aller Lebens- und Fortbewegungsprozesse eher positiv gegenüberstanden.Es gibt zwei Sorten von neuen Technologien. Wir sind die erste Generation, die die absolute Geschwindigkeit der elektromagnetischen Bänder in Anspruch nehmen kann; die frühere Generation hat lediglich die relative Geschwindigkeit der Mechanik gekannt. Wir wohnen außerdem heute dem Phänomen der Miniaturisierung bei; wir haben von nun an die Möglichkeit, Mikromaschinen herzustellen, während man bislang Makromaschinen entwickelte. Die älteren Technologien rüsteten z.B. die Außenwelt aus mittels Kanälen, Bahngleisen, Autobahnen, elektrischen Leitungen usw. Die von mir genannte Miniaturisierung erlaubt es heutzutage, den menschlichen Körper auszurüsten.

Ich denke an die künstlichen Einpflanzungen, an die Stimulatoren, d.h. die künstliche Unterstützung der Organe, z. B. den Herzschrittmacher. Vor kurzem hat man in Barcelona zwei kleinen spanischen Mädchen, Maria und Teresa, Bypässe eingesetzt. Sie sind zwei Monate alt. Diese zwei Mädchen werden immer mit dem Rhythmus einer Maschine leben. Und das beinahe seit ihrer Geburt! Ich bin nicht gegen die Prothesen, die Kindern zu leben erlauben, aber meines Erachtens ist die Ausrüstung eines Menschen mit einer Maschine, die seinen Lebensrhythmus bestimmt, ein völlig neuartiges Ereignis, über das man nachdenken muß. Die herkömmlichen Techniken kolonisierten die Außenwelt, die Technologien kolonisieren nun den Körper.

Sie analysieren die neuen Einpflanzungsmethoden als ein reales Phänomen, aber auch als Metapher für den Zustand unserer Lebenswelt . . .

Nein, leider ist es eine Realität. Im Jahr 2000 wird die Mehrheit der chirurgischen Eingriffe mit Einpflanzungen und Prothesen zu tun haben. Man heißt das noch gut im Bereich der Leber, der Nieren etc.; wir nähern uns aber einer Zeit, in der es künstliche Organe geben wird, die nicht nur Kranken das Überleben erlauben, was ich selbstverständlich gut finde, sondern es wird sich auch bald um Prothesen handeln, die dazu dienen, den menschlichen Körper zu erregen. Die Reizmittel sind momentan noch chemischer Natur, z.B. Drogen, Anabolika, Alkohol, Kaffee etc., aber wir treten in eine Zeit ein, in der die Mehrheit der Reizmittel mit Hilfe der Mikroelektronik hergestellt wird. Achtzig Prozent der mikroelektronischen Forschung beschäftigt sich mit Kollektoren, d. h. Pseudoorganen, die körperliche Funktionen stimulieren und beschleunigen können.

Um Sie besser verstehen zu können, muß man klären, von welchem Standpunkt und von welchen Kriterien Sie ausgehen. Ich habe den Eindruck, daß sich bei Ihnen in den letzten Jahren die kritischen Töne verschärft haben. Früher haben Sie eher phänomenologisch-kritisch Zeiterscheinungen wie etwa die Beschleunigung und deren Auswirkungen auf den Menschen beschrieben.

Ich stelle in meiner Arbeit zur Zeit die ethische Dimension in den Vordergrund. In Frankreich und überall auf der Welt entstehen Ethikkomitees. Im Oktober '92 hat die französische Nationalversammlung ein Gesetz gegen die Kommerzialisierung der menschlichen Genome und der Retortenbabys verabschiedet. Nicht ich stelle die Frage nach der ethischen Dimension dieser Phänomene, sondern die Politik selbst. Die Regierungen benötigen zur Zeit Gesetze, um z. B. die Kommerzialisierung des Körpers zu verhindern. Ich beschäftige mich mit ethischen Fragen, weil wir Gesetze brauchen, um der Unterwerfung des Lebendigen durch die Tyrannei einer gewissenlosen Wissenschaft Einhalt zu gebieten.

Wo liegen die Grenzen des Fortschritts?

Nun, meine Mutter ist körperbehindert. Ich werde also nicht denjenigen den Prozeß machen, die Behinderten eine Prothese einsetzen, um ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen. Ich spreche aber über die Bedrohung, die von den neuen Technologien insgesamt ausgeht. Im 19. Jahrhundert war der Motor der Geschichte die körperliche Kraft des Menschen, das Proletariat. Im 20. Jahrhundert erfindet man die Maschinen, und die Arbeitslosigkeit breitet sich aus; der Mensch wird überflüssig.

Außerdem findet auch so etwas wie die Diskreditierung des Menschen als Arbeitskraft statt. Sicher, es ist sehr gut, die menschliche Körperkraft durch Maschinen zu ersetzen, aber heute erleben wir nicht mehr die Diskreditierung des Menschen als Arbeiter mit großen Muskeln, sondern man disqualifiziert sogar einzelne Körperorgane, die als ineffizient erscheinen. Es findet so etwas wie die Entlassung menschlicher Körperteile in die Arbeitslosigkeit statt. Diese disqualifizierten Teile werden durch Stimulatoren, durch Maschinen ersetzt. Das stellt eine Gefahr der Kolonisierung des Menschen dar, aber das ist übrigens ebenfalls eine Bedrohung für die Demokratie und die Menschenrechte.

Wenn ich höre, wie Sie die Natur in die Menschenrechtsdebatte miteinbeziehen, denke ich an den französischen Wissenschaftsphilosophen Michel Serres, der in seinem neuen Buch Le contrat naturel für einen Gesellschaftsvertrag mit der Natur plädiert. Nun greift aber der junge Philosoph Luc Ferry Serres' Sicht der Natur in seinem jüngsten Essay Le nouvel ordre ecologique an und bezichtigt ihn des Ökofundamentalismus.

Es gibt in der Tat den religiösen Fundamentalismus - man denke etwa an die Morddrohung gegenüber Rushdie, aber es gibt auch einen technowissenschaftlichen Fundamentalismus, sei er muslimischer, christlicher oder jüdischer Natur, denn es gibt Fundamentalismus in allen Religionen. Der technowissenschaftliche Fundamentalismus scheint mir eine große Gefahr unserer Tage zu sein. Die Technik wird unkritisch als etwas Absolutes betrachtet, aber dieser Fortschritt richtet den Menschen zugrunde; von ihm droht eine neuartige Tyrannei auszugehen, und genau das nenne ich technowissenschaftlichen Fundamentalismus.

Kommen wir wieder auf Michel Serres zu sprechen und sein Plädoyer, die Menschenrechtsdeklaration auf die Natur auszudehnen. Ähnlich verläuft die politische Debatte; man denke etwa an die deutschen "Fundis". Gegner behaupten hingegen, daß man den Fortschritt nicht stoppen kann. Wo stehen Sie?

Es gibt zwei Arten der Ökologie: Es gibt die herkömmliche grüne Ökologie, die gegen die Verschmutzung der Natur kämpft. Aber es gibt auch eine andere Ökologie, die ich graue Ökologie nenne. Sie kämpft nicht gegen die Verschmutzung der Natur, sondern gegen die Verschmutzung der Größe der Natur.

Ich verdeutliche das mit Hilfe eines Beispiels: Der Mensch ist mit dem Rhythmus der Erde verbunden; aber der Mensch ist auch mit dem Ausmaß der Welt gekoppelt. Alle zeitgenössischen Technologien, sei es der Transport oder die Nachrichtenübertragung, reduzieren das Ausmaß der Welt und die Entfernungen auf ein Nichts. In diesem Zusammenhang spreche ich von dromosphärischer Verschmutzung, d.h. einer Verschmutzung, die mit der Geschwindigkeit zu tun hat. Das habe ich übrigens auf dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro gesagt.

Mit den Technologien des Überschalls, also denjenigen Technologien, die es erlauben, in zwei Stunden Tokio zu erreichen, mit der allgemeinen Interaktivität wird die Bevölkerung in zwei, drei oder vier Generationen auf der ganzen Welt das Gefühl des Eingesperrtseins haben. Die Welt wird zu klein für die Menschheit sein. Wir wohnen einer Verschmutzung des Ausmaßes der Welt bei; wir brauchen aber die Größe der Natur, ebenso wie wir eine saubere Umwelt zum Überleben benötigen; das nenne ich graue Ökologie. Diese Ökologie hat mit der Bewahrung der Entfernungen zu tun, die für die menschlichen Beziehungen wichtig sind.

Die neuen Technologien vernichten diese Entfernungen; sie schieben die Entfernungen ineinander. Das ergibt einen Verkehrsunfall. Neben den Hör- und Sehkollektoren im audiovisuellen Bereich gibt es heute bereits Tastkollektoren. Der teletaktile Handschuh wurde Anfang 1992 auf den Markt gebracht. Aus einer riesigen Entfernung kann man nun mittels Kollektoren tasten, die digitale Impulse ausstrahlen. Und es gibt sogar Geruchskollektoren, mittels derer man aus der Entfernung riechen kann: also Tele- Hören mit dem Radio, Tele-Sehen mit dem Fernsehen, Tele-Tasten, Tele-Riechen. Es gibt lediglich einen Sinn, den man noch nicht aus der Ferne empfinden kann, der dieser Entwicklung noch entkommt: der Geschmackssinn. Man kann ein Glas Wein heute noch nicht aus 10 000 Kilometer Entfernung kosten . . .

Wenden wir uns nun den politischen Ereignissen der letzten Zeit und deren medialer Vermittlung zu, etwa der Hungerkatastrophe in Somalia, dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien oder dem Golfkrieg. Seitdem die Bilder über den Zustand in Somalia vom Bildschirm verschwunden sind, hat man den Eindruck, daß die Not dort nicht mehr existiert. Im Falle Ex-Jugoslawiens wollen viele Menschen aus Übersättigung nicht mehr zuschauen oder zuhören.

Es handelt sich in der Tat um ein Übersättigungsphänomen. Die Ereignisse existieren durch ihre mediale Vermittlung. Die Massenmedien besitzen eine maßgebliche und dramatische Rolle. Sie informieren uns nicht, sondern sie verleihen den Fakten erst ihre Existenz oder lassen sie bedeutungslos werden. Wovon es kein Bild gibt, existiert nicht. Es handelt sich um ein sehr zweifelhaftes Phänomen.

Schon bei der gezielten Desinformation während des Golfkrieges oder in Temesvar hätte man zur Kenntnis nehmen können, bis zu welchem Grad der Krieg nicht mehr ausschließlich ein Ereignis auf dem Schlachtfeld mit Panzern, Flugzeugen und Cruise missiles ist. Der Krieg findet mit Hilfe der Bildschirmsteuerung statt und durch CNN.

Wir erleben zur Zeit die dritte Militarisierungsphase: Die erste Phase fand Anfang der fünfziger Jahre mit der Militarisierung der Industrie statt, was Eisenhower beim Verlassen des Weißen Hauses 1961 denunzierte. Zweitens gab es die Militarisierung der Wissenschaft seit dem Vietnamkrieg bis hin zum Krieg der Sterne; diese Militarisierung fand vor allem in den Amtsperioden von Reagan und Bush statt. Die dritte Phase schließlich betrifft die Militarisierung der Information; vor drei oder vier Jahren ist ein militärisch- informationeller Komplex entstanden. Ich arbeite übrigens viel mit Journalisten von Reporters sans frontières zusammen. Sie erzählen mir von ihrem Unbehagen über die Veränderungen seit dem Golfkrieg in der medialen Berichterstattung.

Gehen wir vielleicht genauer auf diese Pervertierung des Informationssinnes ein. Man denke etwa an den amerikanischen Soldaten, der sagte, daß Bagdad während des Angriffes wie zu Weihnachten ausgesehen hat, oder an die Faszination, die der angeblich klinisch saubere Krieg auf viele Zuschauer ausgeübt hat. Ferner hat man kaum Tote gesehen.

Es handelt sich hierbei um ein Distanzierungsphänomen. Die Tele-Präsenz der Welt macht uns zu Fremden gegenüber demjenigen, der weit weg ist, d. h. wenn man einen Menschen mit einem Messer tötet, verursacht das viel Blut; der andere schreit, man ist unter Druck usw. Wenn man hingegen auf einen Knopf drückt, um zu töten, empfindet man gar nichts dabei. Es findet so etwas wie eine Entmaterialisierung des Gewissens statt. Der elektronische Krieg bedeutet eine Distanzierung gegenüber dem Verbrechen und dem kollektiven Töten. Das war übrigens bereits im Mittelalter mit der Erfindung der Arkebuse der Fall. Der Papst sah sich sogar gezwungen, die Arkebuse zu verbieten, denn man konnte damit einen wehrlosen Unschuldigen töten.

Aber der Tod findet wirklich statt . . .

In der Tat! Ich bin mit meinem Freund Jean Baudrillard nicht einverstanden, der sagt, daß der Golfkrieg nicht stattgefunden hat. Das ist ein schlimmer Irrtum seinerseits, den ich ihm vorgeworfen habe. Ich glaube, daß er sich revisionistisch verhält. Ich schätze ihn sehr, aber ich denke, daß er hier einen sehr schlimmen Fehler begangen hat: Er hat die Existenz eines Ereignisses negiert, so wie Faurisson in Frankreich die Existenz der KZs leugnet; deswegen habe ich Baudrillard gesagt: Du betreibst Faurissonismus (im Original: tu fais du faurissonisme). Faurisson leugnet die Existenz der KZs, und du lieber Jean, du sagst, der Golfkrieg habe nicht stattgefunden. Meines Erachtens handelt es sich in beiden Fällen um eine sehr ähnlich geartete Leugnung. Das ist wirklich sehr, sehr schlimm.

Baudrillard sagt, er negiere die Existenz des Golfkrieges nicht, sondern er sucht nach anderen Mitteln, um das Neuartige des Golfkrieges zu begreifen . . .

Nein, nein, das halte ich für sehr gefährlich! Ich bin auf der Seite des Körpers. Ich glaube, daß der Körper heute bedroht ist. Es wäre wichtig, den Körper und nicht nur die Seele zu retten. S.O.S bedeutet "Rettet unsere Seelen!" Nun gut, statt dessen sage ich "Rettet unsere Körper!"Sie haben - zusammen mit Jean Baudrillard - den Begriff des "Transpolitischen" berühmt gemacht. Heute erleben wir aber eher die Rückkehr archaischer, vorpolitischer Phänomene. Was sagt ein Geschwindigkeitstheoretiker wie Sie zu den epochalen Umbrüchen in Mittel- und Osteuropa?

Das Ende des Ost-West-Gegensatzes hat die Geopolitik tief erschüttert. Im Osten erleben wir nach dem Ende des sowjetischen Imperiums die Rückkehr des Nationalstaates oder sogar die Rückkehr des feudalistisch-regionalen Systems - man denke z. B. an Jugoslawien. Und im Westen erleben wir im Zuge der Integration mittels der Europäischen Gemeinschaft das Ende des Nationalstaates, aber nicht so sehr zugunsten eines Transnationalstaates, sondern zugunsten der Städte. Wir Urbanisten nennen dies ein Städtearchipel.Das Ende des Bauernstandes in Europa ist ein tragisches Ereignis, das den Aufbau eines europäischen Stadtstaates verstärken wird. Die Städte werden die ganze geopolitische Macht übernehmen. Die Megapolis wird, wenn es so weitergeht, eine totalitäre Funktion erfüllen. Die Städte werden über das Land regieren. Wir erleben das Ende des Gegensatzes von Stadt und Land. Die Stadt war schon immer mit ihrem ländlichen Hinterland verbunden; daher glaube ich, daß die Krise des Bauernstandes sehr schlimme Folgen haben wird für die Zukunft der urbanen Demokratie. Damit drohen im Westen urbane Feudalitäten zu entstehen; und die Bürgermeister könnten die großen Herren werden. Im Osten riskieren wir dabei kleinste lokale Kriegsmachthaber, die - wie heute in Jugoslawien oder morgen in Rumänien oder sonstwo - das geopolitische Gleichgewicht gefährden könnten.

Es reicht aus, sich anzuschauen, was in den USA geschieht. Dort sind die Städte Orte der absoluten Unsicherheit geworden. Man muß dafür kämpfen, daß die europäischen Städte nicht wie die nordamerikanischen Städte werden. Wir erleben den gefährlichen Übergang von einer Geopolitik, einer Politikplanung des gesamten Territoriums hin zu einer Metropolitik, einer Stadtplanung, die lediglich im Dienste der Städte steht.

Das Gespräch führte Carlos Oliveira

Was gefällt, läßt sich kaufen Ikonen-Ausstellung am Wochenende im Kolpinghaus

OFFENBACH. Wer ein Faible für Ikonen hat, darf sich auf eine Ausstellung freuen, die am Samstag und Sonntag, 13. und 14. März, bei freiem Eintritt von 10 bis 18 Uhr im Kolpinghaus (Luisenstraße 53) zu sehen ist. Wem eines der rund 150 Ausstellungsobjekte so gut gefällt, daß er es behalten möchte, kann dies tun - und das auserwählte Stück kaufen.

Mit dem Geld unterstützt der Käufer zugleich ein gutes Werk: Der Erlös der Ausstellung geht an die weißrussische Organisation "Miloserdie" (zu deutsch: Barmherzigkeit), die sich vor allem der Hilfe von Kindern in Tschernobyl verschrieben hat, und dient dem Wiederaufbau der orthodoxen Gemeinde in Pskov.

Die Initiative zur der Benefizveranstaltung kommt aus Neuss. Dort wohnt Erzpriester Paul Echinger, der seit Jahren zu Rußland Kontakte unterhält und vor gut 18 Monaten erstmals eine solche Ausstellung zeigte. Mittlerweile gab es etwa vier, fünf Präsentationen in Deutschland.

Den Weg nach Offenbach fand Echinger über einen Zeitungsartikel, in dem Schwierigkeiten und Enttäuschungen der Offenbacher bei einem Hilfskonvoi in ihre russische Partnerstadt Orjol beschrieben waren. "Da dachte ich instinktiv, daß die Offenbacher auch einmal positive Erfahrungen machen und zumindest etwas schönes sehen sollen." Gesagt, getan - über das Kolpingshaus fand er eine Anlaufstelle, seine Idee umzusetzen.

Für Echinger ist der künstlerische Wert der Ausstellung unstrittig: "Die Besucher werden die seltene Möglichkeit haben, eine äußerst repräsentative Auswahl ausgesucht schöner Exponate aus vier Jahrhunderten bewundern zu können." Ikonen (abgeleitet vom griechischen "Eikon", zu deutsch Bild, Abbild) sind gemalte Kultbilder der orthodoxen Kirche. Das Malen war dabei, so Eichinger, niemals der individuellen künstlerischen Freiheit überlassen: Die Ikonographen, früher meist Mönche, mußten immer wieder dieselben Vorbilder nach einem von der Kirche festgelegten Vorschriftenkatalog benutzen.

Die nun in Offenbach zu sehenden Ikonen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert hat Eichinger über seine Kontakte nach Rußland erworben. Der Erzpriester rühmt sich dabei, daß die feilgebotene Kunst in seiner Ausstellung "dreißig bis fünfzig Prozent unter den marktüblichen Preisen liegt". Wer eine der auf Holzunterlagen gefertigten Ikone kaufen will, muß mindestens 150 Mark zahlen, kann aber auch für einige Tausender ins Portemonnaie greifen. lis

Amtszeit wurde verlängert Kleingärtner wählten ihren Vorstand für zwei Jahre

SCHWANHEIM. Gleich für zwei Jahre - und nicht wie sonst für ein Jahr - wurde der amtierende Vorstand des Kleingärtnervereins 1920 Schwanheim in der Jahreshauptversammlung wiedergewählt. Begründung: Im Zusammenhang mit dem Chemiestörfall sei es sinnvoll, die Amtszeit des Vorstandes zu verlängern. Dem Vorstand gehören Vorsitzender Josef Jahn, sein Stellvertreter Engelbert Dänekamp, Schriftführer Wolfgang Münz, Kassierer Werner Sprenger sowie die Beisitzer Peter Harleß und Dieter Schneider an.

Der Kassenbericht belegte eine recht sparsame Haushaltsführung. Nicht bestätigt haben sich Befürchtungen, der Verein habe sich durch den Bau des Vereinshauses verschuldet. Einstimmig wurde der Vorstand entlastet.

Trotz der widrigen Witterungsverhältnisse im vergangenen Jahr sei die Ernte zufriedenstellend ausgefallen, wie Jahn in seinem Rechenschaftsbericht erklärte. Der Verein zählt heute 157 Mitglieder. Jahn berichtete weiter von einem "dornenreichen Behördenweg", den der Vorstand nach dem Bau des Vereinshauses zu gehen hat: Der Verein habe heute zwar ein großes und zweckmäßig eingerichtetes Vereinsheim, könne es aber der Öffentlichkeit (noch) nicht zugänglich machen, weil noch verschiedene Genehmigungen ausstehen. Zwei Zuschußanträge (Stadt und Land) wurden abgelehnt, zu einem weiteren Antrag steht die Nachricht vom Gartenamt noch aus.

Sorge bereitet dem Vorstand zudem eine Wasser-Rechnung der Stadtwerke in Höhe von etwa 14 000 Mark, die nach Meinung des Vereins keineswegs dem tatsächlichen Verbrauch entspricht. "Die Stadtwerke vermuten einen Rohrbruch", erläuterte Jahn.

Für 40jährige Vereinstreue wurde schließlich die 85jährige Anna Majerka mit der goldenen Ehrennadel des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner ausgezeichnet. Vorsitzender Jahn überreichte der Jubilarin die Verleihungsurkunde sowie Blumen und ein Sektpräsent des Vereins. dixi

Diskussion über doppelte Staatsbürgerschaft

Zur Woche der Brüderlichkeit veranstaltet die Gesellschaft für Christlich- Jüdische Zusammenarbeit am Mittwoch, 10. März, 19 Uhr, eine Podiumsdiskussion zur Frage doppelter Staatsbürgerschaft.

Zu der Veranstaltung unter dem Titel "Soll das deutsche Staatsbürgerrecht reformiert werden?" diskutieren im Vortragssaal der Bayerischen Vereinsbank, Mainzer Landstraße 23 / Ecke Weserstraße, die ehemalige Ausländerbeauftragte Liselotte Funcke, die Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach, Rosi Wolf-Almanasreh (Amt für Multikulturelle Angelegenheiten), Karl Brozik (Claims Conference), Professor Christian Gusy und Klaus Scheunemann von der Humanistischen Union. Helga Cohn von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und Salomon Korn von der Jüdischen Gemeinde berichten aus eigenen Erfahrungen. clau

BEU hat zwei Sitze im neuen Magistrat

USINGEN. Die Verteilung der sieben Magistratssitze steht fest: Auf der Grundlage der Sitzverteilung im Stadtparlament werden nach Auskunft des kommissarischen Bürgermeisters Detlef Ortmann CDU und BEU jeweils zwei Sitze erhalten, SPD, FWG und die Grünen einen Sitz. Die FDP geht als kleinste Fraktion leer aus.

Die konstituierende Sitzung des neuen Stadtparlamentes ist für den 26. April vorgesehen. Dann werden die Mitglieder des Magistrats gewählt sowie die Vertreter für die Ausschüsse und die Wasser- und Abwasser-Verbandsversammlungen benannt. Die erste Arbeitssitzung der neuen Stadtverordnetenversammlung ist für den 24. Mai anberaumt. cn

Nach Korruptionsaffären: Mehr oder minder deutliche Quittungen Im Neu-Anspach und Kriftel reagierten die Wähler weitaus massiver als beispielsweise in Bensheim und Fränkisch Crumbach

BENSHEIM/NEU-ANSPACH. Ein Denkzettel, mehr nicht: Die immer größer werdende Korruptionsaffäre im Bensheimer Bauamt hat Bürgermeister Georg Stolle (CDU), gegen den die Staatsanwaltschaft wegen Untreue und Vorteilsnahme ermittelt, keineswegs den Kopf gekostet. Trotz inzwischen 15 in den Skandal verstrickter städtischer Bediensteter hielt sich die Wähler-Quittung in Grenzen. Der Bürgermeister sah am Wahlabend keinen Anlaß, persönliche Konsequenzen zu ziehen.

Zwar verlor die CDU in ihrer Bergstraßen-Hochburg die absolute Mehrheit und fiel von 49,4 auf 41 Prozent zurück. Aber auch die SPD sank in der Wählergunst von 34,3 auf 31,4 Prozentpunkte. Die auf Anhieb mit 8,9 Prozent bedachten Freien Wähler bieten sich jetzt als Mehrheitsbeschaffer für die CDU an. Die Grüne Liste legte von 11,1 auf 13,7 Prozent zu.

Weniger tragisch sahen die Bürger in Fürth an der Bergstraße die Verstrickung ihres CDU-Bauamtsleiters in den Bestechungssumpf: Die CDU legte um 0,4 auf 41,9 Prozent leicht zu, die SPD sackte von 34,6 auf 30,1 Prozent ab. Gewinner: Freie Wähler (von 16,4 auf 18,9 Prozent) und Alternative Liste (von 5,4 auf 6,8 Prozent).

Übler hingegen nahmen es die Wähler in Groß-Zimmern im Kreis Darmstadt- Dieburg, wo der Skandal um Schmiergelder im Oktober seinen Anfang nahm und der unter Verdacht der Bestechlichkeit geratene bisherige Bürgermeister Walter Thünken (SPD) seinen Hut nahm. Hier, wo für die SPD jahrzehntelang eine sichere Bank war, zog die CDU diesmal an der zurechtgestutzten SPD (minus 10,2 auf 37,3 Prozent) vorbei, legte von 25,7 auf 38,5 Prozent zu. Bei der Pattsituation zwischen den Großen könnten die entgegen dem Landestrend von 20,7 auf 15 Prozent zurückgefallenen, vor Ort moderat mit der SPD umgesprungenen Freien Wähler eine bürgerliche Koalition eingehen.

Der in Groß-Zimmern wegen seiner Schlüsselrolle in dem Bestechungs-Schlamassel geschaßte Bauamtsleiter Otto Jost, bis vor kurzem Erster Beigeordneter für die SPD in der Odenwald-Gemeinde Fränkisch-Crumbach und dort von Bürgermeister Philipp Loos vorbehaltlos als ehrenhafter Mann verteidigt, darf ein wenig Genugtuung verspüren: Trotz Verluste von 8,2 Prozent kann die SPD mit dem dicken Polster von 53,8 Prozent weiter allein gegen die erstarkte Opposition von CDU und Grünen regieren.

In Bischofsheim (Kreis Groß-Gerau), wo die Darmstädter Staatsanwaltschaft im Rathaus ebenfalls Anhaltspunkte für eine Verwicklung in Bau-Mauscheleien fand, mußte die SPD ähnlich wie in den umliegenden Nachbargemeinden eine herbe Niederlage einstecken. Der freie Fall in Zahlen: von 53,5 auf 39,1 Prozent. Die Grüne Alternative Liste legte mächtig von 13 auf 19,1 Prozent zu und empfiehlt sich als Bündnispartner. Zweiter Gewinner: CDU (26,7 auf 34,8 Prozent).

Zur Abrechnung wurde die Wahl in Kriftel (Main-Taunus-Kreis), wo die CDU ihren vom Dienst suspendierten Bürgermeister Werner Börs, wegen Verdachts der Bestechlichkeit seit Monaten in U- Haft, symbolisch auf Listenplatz Nummer eins setzte. Abfuhr in Prozenten: nur noch 39,3 Prozent, ein Minus von 12,7 Prozent - die absolute CDU-Mehrheit ist futsch. Die Grünen steigerten sich von 6,9 auf 13,4 Prozent, die lange erfolglose FDP schaffte mit 9,8 Prozent diesmal den Einzug. Freie Wähler freuten sich über Zuwächse (jetzt 12,9). Lange Gesichter bei der SPD: minus ein Prozent, nur jeder vierte Wähler gab ihnen die Stimme. Blick in die Zukunft: Möglich ist eine Ampelkoalition mit hauchdünner Mehrheit oder eine große Koalition.

Am deutlichsten wird die Bestrafung von Korruptions-Sünden durch die Wähler im Hochtaunuskreis: Sie geriet für die SPD in Neu-Anspach zum Debakel. Der Sturz von 56,8 auf 30,1 Prozent, der dem ehemaligen Bürgermeister Heinz Born angelastet wird, bedeutet die Halbierung der Mandatszahl. Die CDU legte um 6,7 auf 30,7 Punkte zu, Grüne sattelten drei Prozent (nun 12,7) drauf, die FDP übersprang die Fünf-Prozent-Hürde. Die neuformierte FWG/UBN vervierfachte fast ihren Anteil auf 21,2 Prozent. Ähnlicher Erdrutsch im schwarzen Usingen: Die CDU fiel von 41,7 auf 27,2, die SPD gab um gut sieben Prozent auf 20,9 Prozent nach. Sieger (25,9) sind Newcomer mit bezeichnendem Namen: "Bürger für Ehrliches Usingen". JÖRG FEUCK

Revolver fiel ins Blumenbeet Wachmann wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz verurteilt

Bei aller festgestellten Schuld, alles in allem hatte der Angeklagte auch eine Menge Pech: Wäre der Revolver des Wachmannes vor seiner eigenen Haustür nicht ausgerechnet - und damit von ihm unbemerkt - in ein Blumenbeet gefallen, wo ihn eine Nachbarin zwar fand, aber für eine Spielzeugpistole hielt und für alle sichtbar auf dem Rand des Beetes liegenließ, und hätte dann nicht auch noch ein Müllmann die Waffe mitgenommen und damit auf freiem Feld ein bißchen herumgeballert, dann hätte das leichtsinnige Verhalten des Wachmanns wohl keine gerichtlichen Folgen nach sich gezogen. So aber wurde er am Montag vor der 1. Kleinen Strafkammer des Frankfurter Landgerichts in zweiter Instanz wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten mit Bewährung verurteilt.

In erster Instanz war er vom Amtsgericht zu einer Geldstrafe von 3000 Mark (60 Tagessätze zu 50 Mark) verurteilt worden, wogegen die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt hatte. Dazu sei der Wachmann zu leichtfertig mit der Waffe umgegangen, obwohl, und das legte ihm letztendlich auch Richter Raasch in der Urteilsbegründung zur Last, er Besitzer eines Waffenscheins und einer Waffenbesitzkarte sowie Vorstand und Schießwart eines Schützenvereins sei.

Der 41 Jahre alte Wachmann einer Firma, die auf Personenschutz und Geldtransporte spezialisiert ist, hatte sich am 16. Februar vergangenen Jahres zu Fuß auf den Weg zu einem in der Nähe wohnenden Freund in Sachsenhausen gemacht. In seinem Hosenbund auf dem Rücken hatte er einen Revolver eingesteckt. Der Freund hatte ihn nämlich gebeten, seinen Revolver, einen Colt, Typ Python, sehen zu dürfen, "eine schöne Waffe", wie der Angeklagte sagte, "die vor allem von Krimiserien aus dem Fernsehen her bekannt ist".

Für diese Privatwaffe besaß der Angeklagte nun zwar eine Waffenbesitzkarte, die ihn berechtigte, diesen Revolver "bei sich zu Hause, in Geschäftsräumen oder in befriedetem Besitztum zu führen", nicht aber damit auf der Straße spazierenzugehen. Dazu hätte er wiederum einen Waffenschein gebraucht, den er aber nur für seine Dienstwaffe besaß. Der strafrechtliche Verstoß gegen das Waffengesetz bestand nun darin, daß er die Waffe nicht in einem verschlossenen Behälter transportierte, sondern "wie Detektiv Rockford oder Magnum locker im Hosenbund trug, und damit die öffentliche Sicherheit gefährdete", so der Staatsanwalt.

Damit nicht genug. Nachdem man das Sammlerstück betrachtet und passend dazu "drei bis fünf Whiskeys" getrunken hatte, lud der Angeklagte seinen Colt auch noch, bevor er sich - wieder mit der Waffe im Hosenbund - auf den Heimweg machte. Warum, darüber konnte der geständige und sehr einsichtig wirkende Angeklagte auch nur den Kopf schütteln. Ein Fehltritt im wahrsten Sinne des Wortes brachte ihn vor seiner Haustür zu Fall, der Revolver fiel unbemerkt ins Blumenbeet. Als der Wachmann, wenn auch erst am nächsten Morgen, den Verlust bemerkte, alarmierte er, wohlwissend, was das für ihn strafrechtlich bedeutet, sofort die Polizei. sol

"Wollen lebendige Opposition sein" WIR: 29,6 Prozent / Absolute SPD-Mehrheit gekippt

RONNEBURG. Vorbei sind die Zeiten, da im Ronneburger Parlament die mit absoluter Mehrheit herrschenden zehn SPD-Abgeordneten billigende oder höchstens einmal zart kritische Zustimmung der "Opposition" - bestehend aus vier Christdemokraten und einem FDP-Einzelkämpfer - bekamen.

"Wie immer einstimmig", die so oft gehörte Schlußformel des Parlamentsvorsitzenden Erich Münch (SPD), war in der letzen Sitzung der "alten" Männerrunde in der Tat letztmals zu hören, wie quer durch die Fraktionen befürchtet worden war.

Die Ronneburger SPD ist schlußendlich doch an der vom Kreis geplanten Großmüllkippe gescheitert. Geschleift worden ist die traditionell rote Hochburg von einer relativ kleinen Gruppe, der Wählergemeinschaft in Ronneburg (WIR), die wesentlich aus der Bürgerinitiative (BI) "Keine Mülldeponie in Ronneburg" hervorgegangen ist. WIR schaffte aus dem Stand 29,6 Prozent und kippte die absolute Mehrheit der SPD.

Die Sozialdemokraten hatten sich, wie mehrfach berichtet, über der Frage der Zusammenarbeit mit der BI zerstritten. Etliche der führenden Köpfe vermißten eine klare Linie im Widerstand gegen die Deponie-Pläne der Kreis-SPD und warfen das Handtuch, andere hielten auf Distanz zur BI und brachten noch kurz vor der Wahl die Müllverbrennung als Alternative ins Gespräch. Am Sonntag stürzte die SPD von 65,6 Prozent um 20,9 abwärts auf 44,7 Prozent.

"Es war nicht nur das Müllproblem, über das die SPD gestolpert ist", kommentierte WIR-Vorsitzende und Spitzenkandidatin Susanne Wolf gegenüber der FR. "Die SPD war so ideenlos, und es gab noch vieles andere, was zurückgehalten wurde." Davon - zum Beispiel von Verkehr und Personennahverkehr - werde künftig zu reden sein. Mit so einem gewaltigen Erfolg habe die WIR indes nicht gerechnet.

Knapp acht Prozent der Wähler hat die WIR der CDU abspenstig gemacht, die von 27,6 auf 19,8 Prozent gefallen ist. Die winzige FDP mußte kaum "bluten": Statt mit 6,8 nun mit glatten sechs Prozent wird Wolfgang Trümper wieder ins Parlament einziehen - nach wie vor allein.

"Wie hat die SPD das nur gemacht, trotz der Verluste wieder zehn Mandate zu haben?" scherzte ein WIR-Mitglied. Waren es bisher zehn von 15 Sitzen, so sind es nun zehn von 23. Ronneburg hat die Einwohnerzahl von 3 000 überschritten und erhält eine entsprechend größere Gemeindevertretung.

Die CDU bekommt dadurch de facto statt vier nun fünf Sitze, die WIR ist mit sieben Leuten dabei und bringt eine weitere Veränderung: Erstmals werden auch Frauen im Ronneburger Parlament sitzen.

Auf die Machtfrage angesprochen, erklärte Susanne Wolf: "Die beiden Verlierer, SPD und CDU, werden jetzt wohl erst einmal zusammenhalten. Wir wollen eine lebendige Opposition sein." Andere Mitglieder wenden ein, die CDU könnte es sich "nach einer gewissen Trotzphase" durchaus noch anders überlegen, und dann dürfte es schwer werden für die SPD in Ronneburg. pom

Bornheimer Jugend soll zahlen Eintracht gibt 35 Freikarten für C-Jugend-Endspiel - mehr nicht

Für die C 2- Jugend der SG Bornheim ist der 13. März ein großer Tag. Zum Kreispokal-Endspiel gegen die C 1- Jugend der Frankfurter Eintracht dürfen die elf Kikker nämlich im Waldstadion einlaufen. Aufregend finden die Jungs natürlich auch, daß nach ihrem Spiel die Eintracht-Profis im Bundesliga-Duell gegen Wattenscheid antreten. Wie immer das Endspiel ausgehen mag - für die SG Bornheim ist allein die Finalteilnahme schon ein großer Erfolg. Und deshalb soll die ganze Jugendabteilung des Vereins dabeisein, wenn am im Waldstadion gekickt wird.

Man habe alle anderen Spiele an diesem Tag abgesagt, erzählt Klaus Schmidt von der SG Bornheim, damit genügend Fans das Team anfeuern könnten. 140 Jugendliche wollen ins Stadion gehen, doch die Eintracht, klagt Schmidt, habe nur 35 Freikarten zugesagt. Die Mehrheit des Anhangs, immerhin 105 Nachwuchskicker, müßten Eintritt zahlen.

Schmidt kann nicht verstehen, daß "sich die Eintracht so kleinlich zeigt". Beim anschließenden Bundesliga-Duell gegen Wattenscheid, wahrlich kein Spitzenspiel, kämen doch "nur höchstens 10 000 Zuschauer". Seine Jungs, argumentiert Schmidt, würden also niemandem einen Platz wegnehmen. Außerdem sollte die Eintracht bedenken, daß sie vielleicht ein paar neue Fans gewinnt. Und schließlich stände es ihr gut zu Gesicht, einen kleinen Verein zu unterstützen.

All diese Einwände läßt Ute Hering, Assistentin der Geschäftsführung bei der Eintracht jedoch nicht gelten. Das Ansinnen findet sie "irgendwo schon fast unverschämt". Denn egal ob das Stadion ausverkauft oder halbleer ist - Kosten fielen immer an.

Nichtsdestoweniger, versichert Ute Hering, habe die Eintracht sich in puncto Freikarten nichts vorzuwerfen. "Tagtäglich kommen Bettelbriefe", und bei jedem Spiel würden 30 Karten an die Bittsteller verteilt. Der SG Bornheim macht Hering das Angebot, für die 105 Jugendlichen verbilligte Tickets zur Verfügung zu stellen. vo

"Die dümmste aller Konsequenzen" Das Ergebnis der Kommunalwahl steigert nicht eben die rot-grüne Stabilität im Lande

Von der "dümmsten aller Konsequenzen" hat Hans Eichel gesprochen. Es hat zwar niemand gefordert, sie zu ziehen. Aber der SPD-Landesvorsitzende und Ministerpräsident sagt trotzdem, ganz als gelte es, den Anfängen zu wehren: "Nach diesem Ergebnis die Koalition aufs Spiel zu setzen, wäre die dümmste aller Konsequenzen."

Einen Tag nach dem SPD-Desaster bei der hessischen Kommunalwahl machen auch Nebensätze hellhörig. Bei der Landes-SPD dominiert noch die Ratlosigkeit, und bei den Koalitionspartnern von den Grünen werden gewisse Ängste davor spürbar, die Sozialdemokraten könnten "aus Arbeitsplatzgründen" (wie es einer formuliert) doch die Nerven verlieren. Natürlich: Landespolitisch gibt es "keine Notwendigkeit zum Kurswechsel" (der Grüne Joschka Fischer), die rot-grüne Landesregierung ist "nicht abgewählt" (Eichel). Dennoch hat das Ergebnis vom Von Richard Meng (Wiesbaden) 7. März lange Schatten auf die rot-grüne hessische Idylle geworfen - nicht nur deshalb, weil auch bei der nächsten Landtagswahl (1995) die knappe rot-grüne Landtagsmehrheit dahin wäre, wenn es bei der jetzigen Stimmungslage bleibt und das jetzt etablierte kommunale Fünf- Parteien-System mit Rechtsextremen sich auch im Landtag fortsetzt.

Die knappe Bestätigung der rot-grünen Parlamentsmehrheit in der Stadt Frankfurt kann nicht verdecken, daß wegen der massiven SPD-Einbrüche fünf andere rot-grüne Kreiskoalitionen ihre Mehrheit verloren haben - von sieben, die es zuletzt gab. Hier ist jetzt ein zusätzlicher Partner gefragt, der sich meist am ehesten noch in lokalen Wählergruppen anbietet, oder es kommt zu großen Koalitionen. In diesen fünf Landkreisen, die überwiegend schon seit acht Jahren rot- grün regiert wurden, hat der Wahlsonntag zu einer neuen Unübersichtlichkeit geführt, in der die Rechtsextremen das "Zünglein an der Waage" geworden sind. Der dichte rot-grüne "Unterbau" der Landtagskoalition neben einer satten Bank absoluter SPD-Mehrheiten ist erst einmal weg, und das engt auch den Spielraum der Landespolitik ein. Da hilft es zunächst auch noch wenig, wenn die Grünen darauf verweisen können, daß es durch den Verlust fast aller absoluter SPD-Mehrheiten jetzt rein rechnerisch sogar mehr rot-grüne Koalitionsoptionen in Kreisen oder wichtigen Städten gibt als bisher (insgesamt 13). Vor acht Jahren, als die erste rot-grüne Gründerwelle anstand, hatte der damalige SPD-Landesvorsitzende Holger Börner noch von Wiesbaden aus aufgefordert, dieses Bündnis einzugehen "wo immer möglich". Eine ähnliche Aufforderung fehlt 1993. Einige Koalitionen werden neu zustande kommen, andere erst gar nicht versucht werden. Die SPD neigt an verschiedenen Orten in verschiedene Richtungen. Für die Landespolitik bedeutet das nicht eben mehr Stabilität.

In einem sind SPD und Grüne sich am Tag nach der Wahl seltsam einig: Am politischen Profil der SPD hat es gelegen - nicht an dem der Grünen, die ihr Potential weitgehend ausgeschöpft haben. Hans Eichel hat in einer Pressekonferenz präzisiert: An "sozialem" Profilmangel leide die SPD, "auch die Landespartei". Von mehr Orientierung an den "Facharbeitern" hat Fraktionschef Lothar Klemm am Wahlabend gesprochen, ganz als sei hier eine neue, unerschlossene Klientel zu finden.

Die Grünen, erzählt Fischer, wollen sich nun ihrerseits zusammensetzen, um zu klären, wie eine "Erfolgsstrategie '95" aussehen könnte. Sie werden sich den Kopf der SPD mit zerbrechen müssen - selbst wenn Fischer erst einmal davon spricht, daß im Hinblick auf die SPD "jeder falsche Zungenschlag von Übel" sei. Es handele sich eben um eine Lage, in der "sehr tiefgehend nachgedacht werden muß". Aber er könne sich auch "nicht vorstellen", daß das Minus von mehr als acht Prozent bei der SPD "keine Konsequenzen" habe. Aus solchen Sätzen wird klar, daß beide Partner die Lektion des Wahlsonntags nicht unterschätzen.

Das hessische Strategieproblem bleibt, jenseits aller bekannten Bundeseinflüsse auf das Wahlergebnis, die Frage nach dem Profil der Landespolitik, erst recht wenn Fischer kurz vor der nächsten Landtagswahl nach Bonn wechselt. Eine Frage auch nach dem Zusammenführen der Ressorts zu einer gemeinsamen Linie, nach mangelnder politischer Führung schlechthin - und danach, ob im rot-grünen Landeskabinett wirklich durchweg Politiker(innen) mit Profil sitzen. Hier hat Eichel bisher personelle Veränderungen strikt von sich gewiesen.

Auf Landesebene werden die Koalitionspartner zunächst eher noch enger zusammenrücken. Das will die SPD so, und das meint auch Joschka Fischer, wenn er davon spricht, daß politischer Streit das Profil noch nie gestärkt habe. Gemeinsam werden sie sich dann die Frage nach der eigenen politischen Botschaft für die Jahre nach der deutschen Vereinigung stellen müssen, die im zurückliegenden Kommunalwahlkampf so sträflich verdrängt worden war. Kaum irgendwo waren SPD und Grüne mit attraktiven eigenen Zielsetzungen vor die Wähler getreten. Fast überall hat sich auch Rot-Grün auf das Beschwören der bevorstehenden Finanz-Engpässe beschränkt und ansonsten vor der verbrauchten Bonner Regierung gewarnt.

Rot-Grün, auch in Hessen nur noch bis zum Einzug der Rechtsextremen in den Landtag? "Wenn man die Dinge tatenlos so treiben läßt, könnte es so sein", meint Fischer, der der SPD schon lange volle Konzentration auf die sozialpolitischen Themen anrät, womit den Grünen endlich konkurrenzlos die Ökologie bliebe. Auch wenn sie sich derart nicht abdrängen lassen will: Der SPD fehlt seit der Regierungsübernahme von 1991 das innovative Element neben der Regierungspolitik, eine einigermaßen vorzeigbare innerparteiliche Diskussion auf Landesebene, wo der träge Parteivorstand kaum eine eigene Rolle spielen will und kann.

Es ist, wird eingewandt, die Frage nach Rot-Grün im Musterland Hessen etwas zu früh gestellt. Vor Hessen wählt, wie immer, Bonn. Erst dann sind die Rahmenbedingungen klar. Schon wieder: Der Blick richtet sich auf die Bundesebene.

Postboten wehren sich

wn FRANKFURT A. M., 8. März. Nicht mehr zu "Handlangern rechtsextremer Organisationen" gemacht werden will ein Teil der Post-Zusteller. Eine "Arbeitsgruppe Postboten und Postbotinnen gegen ausländerfeindliche Wurfsendungen" bei der Deutschen Postgewerkschaft in Kiel hat sich jetzt in einem Brief an die Fraktionen und Gruppen des Bundestages gewandt und fordert, daß ausländerfeindliche Wurfsendungen von der Postbeförderung ausgeschlossen werden.

In Hessen hatten Postzusteller vor der Kommunalwahl Wurfsendungen der rechtsextremen Partei DVU verteilen müssen. Es sei zu befürchten, daß dies bei den Bundestags- und Europawahlen 1994 wieder geschieht, schreibt die Arbeitsgruppe. Angesichts der rassistischen und ausländerfeindlichen Übergriffe in Deutschland sei dies für viele Postboten "eine unerträgliche Gewissensbelastung".

Die Arbeitsgruppe bezeichnet die DVU- Sendungen als "rassistisch" und gegen Völkerrecht verstoßend. Sie schreibt: "Wir mußten bei unserer Einstellung in den öffentlichen Dienst deutlich machen, daß wir jederzeit für die freiheitliche demokratische Grundordnung eintreten. Dies ist nicht möglich, wenn wir von der Post zum Verteilen von Flugblättern verfassungsfeindlicher Organisationen gezwungen werden."

Aufgespießt

"Wenn die nach Maßgabe von § 7 ermittelten Einnahmen eines ausgleichspflichtigen Landes nach Abzug der von ihm zu leistenden Ausgleichsbeiträge nach Absatz 2 und Absatz 3 Satz 1 je Einwohner gemäß § 9 Absatz 2 unter den nach Maßgabe von § 7 ermittelten durchschnittlichen Einnahmen der Länder liegen, so ist der Fehlbetrag dieses Landes zur Hälfte, höchstens bis zur Höhe seiner Ausgleichsleistungen nach Absatz 2 und Absatz 3 Satz 1 von den anderen ausgleichspflichtigen Ländern im Sinne des § 5 Absatz 1 im Verhältnis der Beträge zu übernehmen, um die ihre Finanzkraftmeßzahl abzüglich der Ausgleichsbeiträge nach Absatz 2 und Absatz 3 Satz 1 ihre Ausgleichsmeßzahl übersteigt." Aus dem ursprünglichen Gesetzesantrag der Länder zur Neuordnung des Finanzausgleichs mit dem Bund für die Kanzler- Klausur mit den Parteien in deser Woche.

Sarajewos Nachtmusik Von Ivan Lovrenovic

Nach einer neuzeitlichen europäischen Legende erlebte Le Corbusier die blendende Inspiration für sein Bild der Sonnenstadt in Sarajewo. Diese Vision begründete sich auf dem fundamentalen anthropologisch-urbanistischen Prinzip, welches später von Juraj Neijdhardt als das Recht auf den Ausblick formuliert wurde. Neijdhardt stammte aus Sarajewo und war ein Schüler Le Corbusiers.

Und in der Tat, die Stadt Sarajewo entstand, indem sie allmählich, vom Fluß und den ersten seiner Brücken aus, die Anhöhen der sie umgebenden Abhänge erklommen, Gasse über Gasse, Haus über Haus, über Jahrhunderte immer so, daß man aus jedem Fenster und aus jeder Divanhana (Wort arabisch-persischen Ursprungs: geräumiges Gesprächszimmer mit vielen Fenstern, der Landschaft zugewandt) wenigstens auf die Hälfte der Stadt blicken konnte, eine Stadt, von der viele alte Reiseschriftsteller meinte, sie sei nur mit Damaskus, dem Edelstein des Orients, vergleichbar.

Als die Armee des ehemaligen Jugoslawiens überall um diese muschelförmige Stadt ihr schweres Geschütz, ihre Maschinengewehre und ihre Scharfschützen zusammengezogen und eingegraben hatte, und als die Serben begannen, diese mörderischen Werkzeuge Tag ein, Tag aus zu bedienen, mußte Sarajewo, zum ersten Mal nach einem ganzen Jahrtausend, seine Schönheit als Strafe und Alptraum erkennen. Eine Stadt zu sein, die man nicht verteidigen kann, ihre eigene tödliche Falle zu sein.

Die trockene Statistik besagt: Während der zehnmonatigen Belagerung haben über achttausend Menschen ihr Leben verloren - in Sarajewos Straßen, Wohnungen, Parkanlagen, Warteschlangen für Brot, Wasser, Lebensmittel. Kinder, Frauen, Greise, kräftige Männer . . . Vierundfünfzigtausend schwerer Invaliden in einer Stadt, die am Vorabend des Krieges knapp fünfhunderttausend Einwohner gezählt hatte!

In Sarajewo sagt man, Granaten fallen. So wie man das über den Regen oder den Hagel sagt. Es ist ein ganzer Frühling, ein Sommer, ein Herbst verstrichen, ein Winter neigt sich dem Ende zu, alle vier Jahreszeiten, die wir kennen, sind ins Land gegangen, und die Granaten fallen im gleichmäßigen Rhythmus auf Sarajewo nieder. Das gequälte Bewußtsein der Bürger Sarajewos begreift das inzwischen als eine Naturerscheinung. Daß das von Menschenhand verursachte Entsetzen als natürlich erlebt werden kann, das ist die schreckliche Erkenntnis in Sarajewo, und die tiefste Niederlage der Zivilisation unseres Zeitalters.

Diese Erfahrung ist ebenso unnütz wie fürchterlich. Sie nützt niemandem, denn möglich ist sie nur hier. Man kann sie auch nicht vermitteln. Hier hat sie ihren Ausgang genommen, und hier wird sie ihr vorläufig undenkbares Ende nehmen. Beides ist gleichermaßen sinnlos. Man lese es an den Gesichtern und den Blikken der Bürger Sarajewos ab: Wenn sie ihre Gefallenen zu Grabe tragen, wenn sie bei minus 17 Grad einen Behälter mit ein wenig Wasser oder einen Sack mit Brennholz von einem zum anderen Ende der Stadt schleppen, wenn sie in der Schlange fürs Brot oder die humanitäre Hilfe anstehen, oder einfach durch die Straßen wandern.

Noch in den ersten Kriegsmonaten wußten diese Gesichter und Augen um die riesige Spannbreite menschlichen Ausdrucks und menschlicher Stimmungen. Das eisige Grauen, den vulkanartigen Zornenausbruch, die gelöste Zärtlichkeit, die Trauer, das trotzende Lächeln - all das hatte es damals in diesen Gesichter gegeben, in Überfluß. Heute indessen gibt es bloß den geduldigen, stummen Blick, der perfekt eingeübt ist, damit er mit seiner Verzweiflung, die gleiche, hinter dem Blick des Anderen verborgene Verzweiflung nicht noch weiter belastet . . .

So gehen die Bürger Sarajewos heute im vollkommenen Einverständnis der Blicke aneinader vorbei. In ihren Gesprächen erlauben sie sich ausschließlich technischen Themen, jene, die das elementare Überleben betreffen. Ein unvermeidlicher Gruß hat alle bisherige Grüße verdrängt: "Gib auf Dich acht!".

Sarajewo ist eine zerstörte und entstellte Horror-Stadt. Nicht nur wegen seiner Toten und Verkrüppelten, nicht nur, weil auch der letzte Baum in den städtichen Parkanlage gefällt worden ist, nicht nur wegen der Dunkelheit und der Wasserlosigkeit, nicht nur wegen des Hungers, nicht nur wegen der totalen Blokade und drohenden Isolation vom Rest der Welt, nicht nur wegen der Nähe des Todes, der jederzeit, in jedem Augenblick über den Lebenden in dieser Stadt schwebt.

Sarajewo ist eine Horror-Stadt, in der tausende innere Flüchtlinge und Vertriebene umherirren. Menschen, die aus den besetzten Stadtvierteln geflohen sind und nun, wenige Schritte von ihren ehemaligen Wohnungen entfernt, im freier Teil der Stadt den eigenen Kopf zu schützen suchen. Die aus den sturen, unregelmäßigen Meldungen von den Schrecken, die in ihren alten Stadtvierteln geschehen, erfahren. Und geduldig warten - worauf, wissen sie selber nicht mehr.

Über lange Zeit war Sarajewo eine naive Illusion verbreitet, die ihren Ausdruck im trotzigen Satz fand: "Sie werden die Stadt nicht teilen können!" Damit wollte man sagen, wie sinnlos es sei, die Stadt zu teilen. Und daß es doch eine höhere, eine universele Gerechtigkeit gebe, die das nicht zulassen wird, gerade weil es sich um eine Sinnlosigkeit handelt.

Es mußten zehn entsetzliche Monate vorübergehen, Sorajewo mußte - wie auch nahezu alle unter den schönsten Städten Bosniens - zerstört werden, es mußte der bosnische Staat an den Rand der Nicht-Existenz gebracht werden, es mußte an Bosnischen Muslimen und an einem guten Teil der Kroaten das Massenverbrechen der biologischen und demographischen Ausrottung verübt werden - bis man in dieser Stadt eingesehen hatte, daß die Sinnlosigkeit nicht zu den Kriterien der Weltpolitik gehört und daß es wahrlich nicht ratsam ist, sich aus Gründen des Gerechtigkeitssinns auf Lebensdimensionen zu verlassen, wo die Staatsräson herrscht, zumal wenn die vom Kanonendonner begleitet wird. Ganz einfach: Serbien besaß die Kanonen und wußte, daß es erlaubt ist, sie zu benützen. Das ist der einzige Inhalt dieses blutigen Schauspiels; alles andere ist moralistische Dekoration, eine tote Kulisse.

Ich weiß, daß es keinen einzigen unter den dreihunderttausend übriggenliebenen Bürgern Sarajewos gibt, der nicht mit Entsetzen auf das künftige Leben in dieser Stadt denkt. Kann es das überhaupt geben? Jeder hat seine Antwort und alle Antworten sind zur Stunde gleichwertig, das heißt: gleich wertlos.

Anstelle aller Fragen und aller Antworten dieser Art habe ich persönlich aus Sarajewo ein unauslöschliches Erlebnis mitgebracht. In den sibirischen Nächten, in der tiefsten Finsternis, bin ich oft aus dem geheizten Heim von Freunden in das kalte Bett des Vertriebenen zurückgegangen. Bis auf die seltenen und leisen Zurufe militärischer Wachen waren die Straßen Sarajewos Sinnbilder kosmischer Öde und Schweigsamkeit.

Aber dennoch, nicht ganz! Aus einem vornehmen, neobarocken Haus, aus dem zweiten Stock, aus einem mit Kunststoff verklebten Fenster - anstatt Fensterscheiben, die unter den mächtigen Detonationen den Granate längtst zerbrochen waren -, beim kaum sichtbaren Schein der Öllampe, drang jedesmal, wenn auch gedämpft und irgendwie in sich zusammenzogen, der Klang eines Klaviers! Fehlerlos reihten sich die Noten klassischer Meister aneinander, während ich, bewegt von fassungslosen Tränen, jedes Mal stehen bleib.

Unter diesem Fenster, voller Empfingung dieser Musik in meinem ganzen Körper, in jedem seiner Teile, war ich durch diese Musik mit Allen, was mein Intimstes ist, mit Allen, die mir am nächsten stehen, verbunden, überall in der Welt - durch etwas, was höher stand als alles, was ich bis dahin kannte. Mit ergebenster Dankbarkeit dachte ich in jenen Augenblicken an die unbekannten Hände und Finger, die bei der Berührung mit den glatten, eisigen Tasten frierend schmerzen mußten, an den fast unbegreiflichen Willen und die Kraft, hinter diesem phantastischen nächtlichen Akt.

Ich weiß nicht, was aus Sarajewo und aus uns selbst werden wird, die wir an seinem Sicksla beteiligt, aus ihm vertrieben sind. In der vollkommenen Kälte der Welt ist alles möglich, auch das Schlimmste und Fürchterlichste. Ich weiß jedoch, das jenes nächtliche Klavier den denkbar wärmsten Erlebnissen gleichkommt und daß es sich, aus irgendeinem Grund, in mir für immer mit der atmenden Vision einer sonnenbeschiedenen Stadt fest verknüpft hat, einer still auf ihren Hängen verstreuten Stadt.

Aus dem Koratischen von Nenad Popovic

Landrat Eyerkaufer dankt Wahlhelfern

MAIN-KINZIG-KREIS. Der Kreiswahlausschuß wird das endgültige Ergebnis der Kreistagswahl in seiner Sitzung am Freitag, 12. März, 10 Uhr, im großen Sitzungssaal des Landratsamtes Hanau feststellen. Die Sitzung ist öffentlich.

Landrat Karl Eyerkaufer hat gestern den zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern seinen Dank ausgesprochen, die oft schon zum wiederholten Male ehrenamtlich in den Wahllokalen ihren Dienst versehen haben. Ohne Mitarbeit dieser Helfer sei es undenkbar, eine Wahl ordnungsgemäß abzuwickeln. hok

Weil in der Politik "Adam Riese bestimmt und nicht die Vernunft", ist für den SPD-Vorsitzenden Gerhard Becker schon heute klar: Große Koalition ist im Kreis ohne Alternative Das bedeutet: Vize-Landrätin Gertz wird geopfert Von Hannes Mathias WETTERAUKREIS. "Nicht die Vernunft, sondern Adam Riese bestimmt die Politik der nächsten vier Jahre" - SPD-Unterbezirksvorsitzender Gerhard Becker hatte schon vor einem Jahr im vertrauten Kreis vorhergesagt, was die Wählerschar nun leibhaftig dem Wetteraukreis beschert hat. Bekker: "Nach Adam Riese läuft im Kreistag alles auf eine große Koalition von SPD und CDU hinaus" und darauf, sei hinzugefügt, daß die Grünen nicht mehr lange in Gestalt der Ersten Beigeordneten Gila Gertz an der Regierung teilhaben. Nach dem Ergebnis der Kreistagswahl haben SPD (32 Sitze) und Grüne (acht Sitze) mit zusammen 40 nicht mehr die absolute Mehrheit unter den insgesamt 81 Abgeordneten. Andere Mehrheiten als die satten 60 Sitze für SPD und CDU galten am Montag als eher unwahrscheinlich. CDU, FWG, "Republikaner" haben 41 Sitze, aber CDU-Fraktionsvorsitzender Rainer Schwarz lehnte gegenüber der Frankfurter Rundschau jede Absprache oder Vereinbarung mit den Rechtsradikalen ab. Eine Kombination SPD, Grüne und FWG (zusammen 46 Sitze) ist unwahrscheinlich, weil die Grünen keinen großen Unterschied zwischen "Rep" und Freien Wählern machen. Beide sind nach Angaben von Gila Gertz (Grüne) Rechtsparteien, "mit denen ich nicht in ein Boot gehe".

Eine rechnerische Mehrheit von CDU, FWG und Grünen (zusammen 42 Stimmen) ginge wiederum nicht, weil Grüne und Freie Wähler nicht miteinander können. In der großen Koalition von SPD und CDU würden die Grünen ins Abseits geraten. Rainer Schwarz (CDU) sagt: "Keine Gemeinsamkeiten mit Grün", und Gila Gertz, die in zwei Jahren von diesem Kreistag wiedergewählt werden müßte, will zwar "die Chance, an entscheidender Stelle grüne Politik zu machen, nicht kampflos" aufgeben, aber die Grünen würden die Oppositionsrolle mit Fassung tragen und dort eine saubere Politik machen. Sie, Gertz, könne sich vorstellen, daß die Grünen in der Minderheit blieben.

Gertz warnt eindringlich vor der großen Koalition. Es werde nur die allgemeine Politikverdrossenheit verstärken, wenn die beiden "Wahlverlierer" SPD und die landesweit verlustreiche CDU gemeinsame Sache machten.

CDU und SPD haben zunächst Zeit, ihre gegenseitigen Gefühlslagen und die Kompromißfähigkeit auszutesten. Ob neben dem Rücktritt von Gertz auch noch die vorzeitige Amtsenthebung von Kreisbeigeordneten Joachim Pollmar (SPD), dessen Wahlperiode bis 1997 dauert, zur Diskussion steht, halten die SPD-Strategen für eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher sei, daß Pollmar das Schuldezernat aufgibt, wo er unter anderem als Verfechter der Gesamtschule der CDU ein Dorn im Auge ist. Den Rücktritt von Landrat Rolf Gnadl (SPD) hat zwar die CDU schon in der Wahlnacht gefordert, doch der Mehrheitsfraktion SPD wird das Recht nicht streitig zu machen sein, einen Landrat ihrer Couleur zu stellen. Gnadl hat schon am Sonntag abend den Rücktritt abgelehnt. Er müßte sich nach einer Abwahl der Direktwahl der Wetterauer stellen. Mindestens drei Wochen Zeit braucht die FWG/UWG nach Angaben ihres Sprechers Helmut Münch, bis mit der Basis abgeklärt wäre, ob die FWG-Fraktion einen Abwahlantrag stellt. Der Abwahlantrag kommt auch nicht kurzfristig von den Republikanern. Dietrich Winkelmann gibt sich moderat. Gnadl sei ein schlechter Verlierer, und deshalb dürfe man seine Äußerungen vom Sonntagabend gegen die Republikaner nicht all zu ernst nehmen. Winkelmann war guter Hoffnung, daß er nur zu warten brauche, bis die Kreistagsfraktionen mit ihm das Gespräch suchen. Darauf könnte er lange warten, wenn sich SPD und CDU tatsächlich zusammentun sollten.

Landrat Gnadl war am Montag nachmittag noch überrascht davon, wie sehr Unterbezirksvorsitzender Becker schon mit der großen Koalition öffentlich vorgeprescht war. Er wollte am Montag abend unvoreingenommen in die Sitzung des Unterbezirksvorstandes gehen. Gnadl: "Ich lasse dort die Diskussion auf mich wirken."

Unfallfluchtgruppe sucht nach Mantafahrer

EPPSTEIN. Unfallflucht beging am Sonntagmittag kurz nach eins der Fahrer eines schwarzen Opel Manta, nachdem er mit seinem Wagen in der Staufenstraße (Höhe Einmündung In der Müllerwies&rquote;) einen geparkten VW-Derby angefahren hatte. Ohne sich um den Schaden zu kümmern, verließ der Mantafahrer den Unfallort. Der geparkte Wagen wurde an der linken hinteren Seite beschädigt, der Manta (wahrscheinlich mit rotem Mainzer Kennzeichen) müßte vorne links Spuren zeigen.

Jetzt sucht die Polizei Hofheim Zeugen: Sachdienliche Hinweise erbittet die Unfallfluchtgruppe unter der Telefonnummer 0 61 92/ 2 07 90. dia

Hochhuth siegt als Leitartikler "Wessis in Weimar", gelesen im Ossiland

NEUSTRELITZ war einst Residenzstadt der Strelitzer Linie des mecklenburgischen Herrscherhauses mit dem blitzableitersüchtigen "Dorchläuchting" als skurrilster Gestalt. Das Schloß ging in den Kämpfen am Ende des Zweiten Weltkrieges verloren, dafür ziert den Marktplatz ein martialischer Rotarmist mit einem Spruch eines gewissen J. W. Stalin auf dem Denkmalssockel. Zu SED-Zeiten war das konservativ verschriene Städtchen nicht einmal Bezirkshauptstadt, doch das dreisprachige Landestheater gibt es noch, gefährdet erst jetzt in seinem Bestand, obwohl von einem Besucherschwund nicht mehr die Rede sein kann. Man schreckt nicht vor Wagners "Tannhäuser" zurück, gibt Mozarts "Zauberflöte, und Puccinis "Tosca". Das Ballett spielt eine große Rolle und Shakespeares "Was Ihr wollt" hatte gerade Premiere. Auf den Spielplänen klebt fast jedesmal ein roter Zettel "Ausverkauft".

In dem schnuckeligen Hoftheater sollte nun Rolf Hochhuths "Wessis in Weimar" gespielt werden, auf der dritten Bühne nach dem "BE" und Hamburg, zum ersten Mal vor einem reinen Ost-Publikum. Hochhuth - der sonderbare Herr von Leiris, der aus New York ins Ostmecklenburgische engagiert wurde, hatte versprochen, den umstrittenen Dramatiker als Dramaturgen mitzubringen, was unsereins eher als Drohung, die Neustrelitzer als Verheißung empfanden. Der entlassene Intendant ist mittlerweile mit einer höheren Abfindung von dannen gezogen, von Hochhuth kam wenigstens dies Stück.

Gespielt wurde es indessen nicht. Ohne besondere Ankündigung gab es nur eine "Szenische Lesung", doch die hatte es in sich. Drei Stunden gespanntester Aufmerksamkeit, kaum ein Huster und kein Geräusper. Wenn Texte gelesen weurden, stört das Rascheln von Papier offensichtlich nicht so sehr. Die Neustrelitzer Theaterleute müssen wohl bei den Proben erkannt haben, was andere schon vorher wußten, daß aus den Figuren dieses Autors kein Bühnenleben erweckt werden kann.

So setzten sie (Regie Peter Lüdi) die vorgesehenen Akteure an drei Tischchen und ließen den wirkungsvoll eingestrichenen Text samt vieler, bei Hochhuth ausführlichen szenischen Anweisungen lesen. Fragmente eines Bühnenbildes waren zu sehen und einige Texttafeln mit Aussprüchen von Bismarck bis hin zu Grundgesetzartikeln. Die Schüsse krachten wirklich, einige Takte Muzsuk kamen hinzu und am Ende ein Feuerzauber.

Erstaunlich, welche Wirkung so erzielt wurde. Einiges, was Hochhuth zu Papier gebracht hat, ist infam. Anderes zeugt nur davon, daß er bei aller Recherchiererei doch wenig weiß und schon gar nicht das Grundgesetz auszulegen vermag. Aber viele seiner Tiraden gegen Helmut Kohl zuvörderst, gegen die SPD, gegen das Bundesverfassungsgericht und die Justiz ganz allgemein sowie die Treuhandanstalt trafen genau die Stimmung seiner Zuhörer. Das waren nicht nur vergrätzte PDS-Mitglieder - die natürlich auch -, sondern junge, derzeit perspektivlose junge Menschen, aber auch ältere Herren und Damen jenseits der Siebzig, die sicher nie etwas mit dem Kommunismus im Sinn gehabt haben. Wenn das alles so einfach wäre. Obwohl vieles, was er anprangert, auch stimmt.

Doch dem Gerechtigkeitsfanatiker Hochhuth ein Rat, den er freilich nicht befolgen kann, weil er keine Phantasie hat: Nach "Wessis in Weimar" vielleicht "Ossis am Rhein" mit dem E. H. hoch droben auf dem Petersberg als sozialistischer Reichsverweser, beim Säubern assistiert von diversen I.M.'s und Offizieren im besonderen Einsatz. Der Schluß könnte lauten: "An die Wand mit allen Feinden der Groß-Deutschen Demokratischen Republik." HORST KÖPKE

(Eine weitere Lesung am 25. März.)

Im Hintergrund: UN-Stadt Genf Mit Geld und Diplomatie

Arg in die Nesseln gesetzt hat sich jüngst der Schweizer Botschafter François Nordmann, Chef der Direktion für Internationale Organisationen im eidgenössischen Außenministerium in Bern. "Die Schweiz und der Kanton Genf können sich den zweiten UNO- Sitz finanziell bald nicht mehr leisten", klagte er undiplomatisch, aber rein buchhalterisch gesehen zurecht vor einem Fachpublikum. Hinter diesem Satz steht eine Entwicklung, die sich seit dem Ende das Kalten Krieges deutlich verschärft hat und die Schweiz als Gastgeberland für den Europa-Hauptsitz der UNO unter finanziellen Druck bringt: Andere große Städte von New York über Wien, Nairobi, Montreal, Bangkok und Tokio bis Sevilla bieten als Konkurrenten zu "Dumping-Bedingungen" mit, sobald die UNO-Spitze durchblicken läßt, sie habe Sitz- und Raumprobleme zu lösen. Seit der Gründung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) im Jahre 1863 entwickelte sich die kleine schweizer Weltstadt am Genfer See zu einer internationalen Metropole der Weltpolitik. Dort siedelte sich nach dem ersten Weltkrieg der Völkerbund samt dem internationalen Arbeitsamt an, und 1946 entschied sich die UNO für Genf, als sie einen europäischen Sitz auf neutralem Boden suchte. "Genf ist zu einem bedeutenden Zentrum zwischenstaatlicher Zusammenarbeit und zu einem Kreuzweg internationaler Begegnungen geworden" beurteilt der Schweizer Bundesrat (Regierung) die Entwicklung. Gegenwärtig haben zwölf internationale Organisationen mit weltumspannenden Aktivitäten, drei Institutionen mit europäischem Charakter sowie mehr als hundert nichtstaatliche Organisationen in Genf ihren Sitz.

Die Schweizer wären keine Schweizer, wenn sie diese geballte Politik mit 136 ständigen Missionen, Delegationen und Bepbachterbüros und einem steuerfreien Beamtenapparat von genau 27 476 Personen nicht finanziell zu gewichten wüßten. "Eine Studie des Genfer statistischen Dienstes zeigt, daß die internationale Organisation im Jahre 1990 total 2,712 Milliarden Franken für Gehälter, Dienstleistungen, Ausrüstungen, Unterhalt und Bauten aufgewendet haben. Davon wurden 1,315 Milliarden Franken in der Schweiz ausgegeben." So informierte kürzlich Bern das Parlament über die wirtschaftliche Bedeutung des konkurrenzbedrohten Genf. Pro Jahr seien rund 87 000 Experten und Delegierte meist per Flugzeug unterwegs nach Genf zu etwa 2500 Kongressen und Tagungen. Jede dritte Hotelübernachtung in der UNO-Stadt sei auf Polit-Aktivitäten zurückzuführen. Doch Denis Roy, Chef der Steuerabteilung im Genfer Finanzministerium, kennt noch eine andere Zahl, die er errechnete, um bei der Schweizer Regierung Ausgleichszahlungen zu begründen: "Der Einnahmeverlust des Kantons Genf wegen der Steuerbefreiung des internationalen Beamtenpersonals kostet uns rund 400 Millionen Franken pro Jahr."

Dennoch wehrt sich die offizielle Schweiz bei jeder Gelegenheit um ihre Genfer UNO-Bedeutung, wenn Gefahr droht. Um sich beispielsweise das Interimssekretariat der Konvention über die Artenvielfalt nicht von den Spaniern nach Sevilla entführen zu lassen, offerierte Bern kostenlos Büros, versprach Beteilgung an den Betriebskosten sowie eine finanzielle Unterstützung weiterer Aktivitäten. Das wird Bern drei Millionen pro Jahr kosten. Weitere 1,5 Millionen Franken war der Eidgenossenschaft die Ansiedlung der Nachfolgeorganisation des UNO-Umweltgipfels von Rio de Janeiro wert. Über die eigens geschaffene Immobilienstiftung für die internationale Organisation in Genf haben Bern seit 1964 rund 600 Millionen Schweizer Franken und enf zusätzliche 126 Millionen Franken zur Beschaffung von UNO-Baugrundstücken und UNO-Neubauten bezahlt. "Die sich daraus ergebende intellektuelle und politische Bereicherung" sei in Geld nicht aufzuwiegen, ermuntert der Schweizer Bundesrat nun das Parlament zu einer weiteren Investition von gut 40 Millionen Franken, damit die europäische Organisation für Kernforschung (CERN) eine Verwaltungsgebäude erhält und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ihren Genfer Ausbau planen kann.

Das Mitbezahlen moderner Arbeitsstätten für UNO-Dienste in Genf liege "im eigenen Schweizer Interesse", wurde jüngst das Parlament informiert: "Die Regierung hat den festen Willen, das Ansehen und die Anziehungskraft Genfs und der Schweiz als Konferenzort und Sitzstaat zu bewahren und zu entwickeln. Die Fortführung dieser Anstrengungen drängt sich heute umso mehr auf, als andere Länder und Regionen den internationalen Organisationen immer interessantere Bedingungen anbieten." Wer aus Genf abwandert, hat in der Regel ein besonders stichhaltiges Argument als Entschuldigung gegenüber dem Gastland Schweiz bereit: Auch die UNO muß sparen, und im internationalen Kostenvergleich kommt das mondäne Genfer Pflaster mit seinen hohen Lebenskosten, Mieten und Löhnen stets am schlechtesten weg. Botschafter Nordmann allerdings weist noch auf andere Einflüsse hin: "Die Schweiz ist immer noch nicht UNO- Mitglied, und die UNO-Staaten haben kein besonderes Interesse, sich für uns als Gastland stark zu machen." PETER AMSTUTZ (Bern)

Mit Geld und Diplomatie 2

Die Schweizer wären keine Schweizer, wenn sie diese geballte Politik mit 136 ständigen Missionen, Delegationen und Bepbachterbüros und einem steuerfreien Beamtenapparat von genau 27 476 Personen nicht finanziell zu gewichten wüßten. "Eine Studie des Genfer statistischen Dienstes zeigt, daß die internationale Organisation im Jahre 1990 total 2,712 Milliarden Franken für Gehälter, Dienstleistungen, Ausrüstungen, Unterhalt und Bauten aufgewendet haben. Davon wurden 1,315 Milliarden Franken in der Schweiz ausgegeben." So informierte kürzlich Bern das Parlament über die wirtschaftliche Bedeutung des konkurrenzbedrohten Genf. Pro Jahr seien rund 87 000 Experten und Delegierte meist per Flugzeug unterwegs nach Genf zu etwa 2500 Kongressen und Tagungen. Jede dritte Hotelübernachtung in der UNO-Stadt sei auf Polit-Aktivitäten zurückzuführen. Doch Denis Roy, Chef der Steuerabteilung im Genfer Finanzministerium, kennt noch eine andere Zahl, die er errechnete, um bei der Schweizer Regierung Ausgleichszahlungen zu begründen: "Der Einnahmeverlust des Kantons Genf wegen der Steuerbefreiung des internationalen Beamtenpersonals kostet uns rund 400 Millionen Franken pro Jahr."

Dennoch wehrt sich die offizielle Schweiz bei jeder Gelegenheit um ihre Genfer UNO-Bedeutung, wenn Gefahr droht. Um sich beispielsweise das Interimssekretariat der Konvention über die Artenvielfalt nicht von den Spaniern nach Sevilla entführen zu lassen, offerierte Bern kostenlos Büros, versprach Beteilgung an den Betriebskosten sowie eine finanzielle Unterstützung weiterer Aktivitäten. Das wird Bern drei Millionen pro Jahr kosten. Weitere 1,5 Millionen Franken war der Eidgenossenschaft die Ansiedlung der Nachfolgeorganisation des UNO-Umweltgipfels von Rio de Janeiro wert. Über die eigens geschaffene Immobilienstiftung für die internationale Organisation in Genf haben Bern seit 1964 rund 600 Millionen Schweizer Franken und enf zusätzliche 126 Millionen Franken zur Beschaffung von UNO-Baugrundstücken und UNO-Neubauten bezahlt. "Die sich daraus ergebende intellektuelle und politische Bereicherung" sei in Geld nicht aufzuwiegen, ermuntert der Schweizer Bundesrat nun das Parlament zu einer weiteren Investition von gut 40 Millionen Franken, damit die europäische Organisation für Kernforschung (CERN) eine Verwaltungsgebäude erhält und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) ihren Genfer Ausbau planen kann.

Das Mitbezahlen moderner Arbeitsstätten für UNO-Dienste in Genf liege "im eigenen Schweizer Interesse", wurde jüngst das Parlament informiert: "Die Regierung hat den festen Willen, das Ansehen und die Anziehungskraft Genfs und der Schweiz als Konferenzort und Sitzstaat zu bewahren und zu entwickeln. Die Fortführung dieser Anstrengungen drängt sich heute umso mehr auf, als andere Länder und Regionen den internationalen Organisationen immer interessantere Bedingungen anbieten." Wer aus Genf abwandert, hat in der Regel ein besonders stichhaltiges Argument als Entschuldigung gegenüber dem Gastland Schweiz bereit: Auch die UNO muß sparen, und im internationalen Kostenvergleich kommt das mondäne Genfer Pflaster mit seinen hohen Lebenskosten, Mieten und Löhnen stets am schlechtesten weg. Botschafter Nordmann allerdings weist noch auf andere Einflüsse hin: "Die Schweiz ist immer noch nicht UNO- Mitglied, und die UNO-Staaten haben kein besonderes Interesse, sich für uns als Gastland stark zu machen." PETER AMSTUTZ (Bern)

Die Kleinsten sind nun Größte Biebergemünd: Freie Wähler verdoppelten Stimmenanteil

BIEBERGEMÜND. Der Schock bei den einen sitzt tief, die anderen konnten sich ihren sensationellen Stimmenzuwachs selbst kaum erklären: Die Kommunalwahl hat das politische Kräfteverhältnis in der Spessartgemeinde völlig umgekrempelt. Die Freie Wählergemeinschaft (FWG), über Jahre hinweg stets die kleinste Größe in der Gemeindevertretung, ist am Sonntag binnen zehn Stunden zur stärksten Fraktion in Biebergemünd geworden. In der vergangenen Legislaturperiode erfolgreich in der Rolle als Zünglein an der Waage, verdoppelte die FWG ihren Stimmenanteil von 19,7 auf 38,1 Prozent ebenso wie die Zahl der Gemeindevertreter von sechs auf künftig zwölf.

"Einen solchen Erfolg haben wir nicht erwartet", kommentierte Bernhard Schum die erdrutschartige Wählerbewegung, "die wir erst einmal verdauen müssen." Immerhin: Ein paar Erklärungsmuster für das überraschende Abschneiden hatte der Fraktionsvorsitzende gestern schon zu bieten. "Wir sind mit unserem politisch unabhängigen, neutralen Kurs der vergangenen vier Jahre gut gefahren", sagte Schum. Einen gewissen Anteil am Erfolg der FWG billigt er zudem jenem Mann zu, den die Freien Wähler vor gut anderthalb Jahren aus dem Bewerberkreis für den Bürgermeisterposten in Biebergemünd ausgewählt hatten. Schum: "Die Person Thomas Dickert hat sicherlich auch ein bißchen den Ausschlag für uns gegeben." Tatsächlich scheint das glänzende Wahlergebnis der FWG auch ein gewisser Sympathiebeweis für den parteilosen Rathauschef, der seit etwas mehr als einem Jahr die Amtsgeschäfte führt und in dieser Zeit auch unpopuläre Gebührenerhöhungen bei Müll und Abwasser durchzusetzen hatte.

Auf die Freien Wähler kommt künftig noch mehr Verantwortung zu, das weiß auch der Fraktionsvorsitzende. Doch auch wenn die FWG künftig die führende Rolle in der Gemeindevertretung übernehmen muß, wird sie laut Schum "weiterhin unabhängig bleiben". Eine mögliche Koalition, beispielsweise mit der CDU, kann er sich nicht vorstellen.

Tiefe Enttäuschung hingegen bei der CDU. Die Christdemokraten, jahrelang die absolute Mehrheit in Biebergemünd, haben jetzt sogar ihre Position als stärkste Fraktion verloren. Unter dem Strich stehen für die Union mit 36,3 von Hundert 8,8 Prozentpunkte weniger, die Zahl der Sitze verringert sich von 14 auf elf. Robert Stock schlug selbstkritische Töne an und suchte den Grund für die Niederlage nicht bei anderen. "Unsere Leistung ist offensichtlich nicht entsprechend gewesen." Als Manko der eigenen Partei sieht der Fraktionschef fehlende Basiskontakte. "Wir sind nicht bodenständig genug, uns fehlt die Vereinsnähe", glaubt Stock, der die Freien Wähler dort eindeutig im Vorteil sieht. Auch der Bürgermeister sei ein Bonus gewesen.

Ähnliche Katerstimmung herrschte am Sonntag bei der SPD, die mit 9,8 Prozentpunkten sogar noch mehr als die Union verlor und mit 25,5 Prozent nur noch jeden vierten Wähler zu mobilisieren vermochte. Offensichtlich waren die Genossen auf leichte, aber keinesfalls auf derart krasse Verluste vorbereitet.

Einen unerfreulichen Rekord verbuchte die Spessartgemeinde auf anderem Gebiet. Hatten in Biebergemünd schon vor vier Jahren mit 7,6 Prozent überdurschnittliche viele auf Kreisebene NPD gewählt, so erreichten die Republikaner diesmal sogar 16,1 Prozent, mehr als in allen anderen Kommunen. jan

Frankfurter Berg: Rechtsrutsch Arbeitslosigkeit, zu kleine Wohnungen, soziale Spannungen

"Bei uns am Frankfurter Berg halten alle Jugendlichen zusammen - egal ob sie Deutsche oder Ausländer sind", sagt der 19 Jahre alte Murad Ertutan. Er verkauft im Kiosk seiner Mutter. Weil viele der Bewohner aus den Hochhäusern keine feste Beschäftigung haben, reicht er schon morgens Bierflaschen und handliche Flachmänner über die Theke. Nein, von ausländerfeindlichen Sprüchen habe er dabei nichts bemerkt. "Hier stimmt keiner für die Rechten." Da irrt Murad.

Jeder vierte Wähler des Wahlbezirks 492 03 machte am Sonntag sein Kreuz bei den rechtsextremen Parteien. Damit gehört die Hochhaussiedlung am Frankfurter Berg zu den Wahlbezirken mit den höchsten Stimmenanteilen für die Rechten in Frankfurt. Und daß sich gerade die Hälfte der 887 Wahlberechtigten auf den Weg in ihr Wahlbüro gemacht hatten, signalisiert, wie wenig die Menschen in den bis zu 26 Stockwerken hohen Wohntürmen von den Politikern erwarten.

Das Hochhaus-Konglomerat ist in der zuständigen Sozialstation als sozialer Brennpunkt bekannt - wenngleich nicht offiziell anerkannt. Mehr als jeder dritte im Alter zwischen 15 und 25 bezieht hier Sozialhilfe, viele sind ohne Job und ohne jede Perspektive. Das schürt Aggressionen. Mit den Folgen sehen sich auch die Erzieherinnen der nahen Kindertagesstätte konfrontiert. Wie oft mußten sie sich um Kinder kümmern, die mit blauen Flecken, völlig verängstigt in die Einrichtung kamen. Für eine Beratungsstelle vor Ort war bisher kein Geld da.

Böses Blut schafft es auch, daß viele am Frankfurter Berg eine größere Wohnung suchen. Da sind Familien, die aus ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung hinausgewachsen sind, Alleinerziehende, denen in dem kleinen Appartement die Decke auf den Kopf fällt. Das sorgt für Gerede, daß die Stadt bei Ausländern schneller mit Wohnungen zur Hand ist - was das Wohnungsamt energisch bestreitet.

Von den bald 1700 Bewohnern des Wahlbezirks hat mehr als ein Drittel einen fremden Paß in der Tasche. Gleichwohl sieht Helga Fischler keine Probleme im Zusammenleben mit den Ausländern. Als sie vor 25 Jahren an den Frankfurter Berg gezogen ist, wuchsen die ersten Häuser auf der grünen Wiese. Heute spricht die ältere Dame vom harmonischen Miteinander auf der Etage. Verreist sie, gießen Nachbarn ihre Blumen.

Dennoch erscheint die Siedlung selbst an einem sonnigen Vorfrühlingstag nicht gerade als Idylle. Plastikfetzen fliegen ins Gebüsch, vereinzelte Schmierereien geben dem Haß auf Ausländer Ausdruck, zerborstene Scheiben, demolierte Briefkästen und kaputte Schlösser in manchen Hauseingängen zeugen von handgreiflichem Unmut. Spielplätze mit Geräten aus rostigem Gestänge verdienen allenfalls das Prädikat "jämmerlich".

Von einer "Wahnsinns-Unzufriedenheit" spicht Heidemarie Teske, die seit 12 Jahren in einem der "kleineren Hochhäuser" wohnt. Sie vermißt gewachsene Strukturen in dem "eingepflanzten Stadtteil". Ein Kiosk, ein Stehimbiß und eine Pizzeria - mehr hat der Frankfurter Berg für seine Bewohner kaum zu bieten. Weil die Möglichkeiten zu Kontakt und Begegnung fehlen, ist es für Frau Teske auch kein Wunder, wenn ohne die Gelegenheit zur Verständigung in der Siedlung bisweilen ein regelrechtes "Klima der Angst" entsteht. Nicht erst seit dem vergangenen Spätherbst, als ein zwölfjähriger "Feuerteufel" mehrmals Brände in einem Hochhaus legte. Die Rede geht von kleinen Räubereien, Murad Ertutan berichtet von zahlreichen Einbrüchen in der kleinen Ladenzeile des Stadtteils.

Die einzigen "kulturellen Highlights" des Stadtteils seien die drei Videotheken, spottet auch der Leiter der Albert- Schweitzer-Schule, Alexander Zabler. Da mag er ein wenig Hoffnung schöpfen, weil nun endlich wieder das Jugendhaus geöffnet wurde. Fünf Jahre lang war es wegen Renovierung geschlossen gewesen. So lange hatten die Jugendlichen buchstäblich auf der Straße gestanden. luf

Bürgermeister Kreß als "Zünglein an der Waage" Im Kronberger Magistrat bestimmen die Verlierer

KRONBERG. "Alle reden immer von Politikverdrossenheit. Ich bin im Moment wählerverdrossen." Peter Stuckenschmidt, Fraktionschef der SPD, ist von der Wahlniederlage reichlich frustriert. Ein Minus von 2,1 Prozent (ein Sitz weniger), zwei Sitze weniger für die UBG und der kräftige Zuwachs für die CDU haben die hauchdünne Mehrheit der Regierungskoalition wegschmelzen lassen. "Offensichtlich ist alles auf die Verkehrsfrage hinausgelaufen" analysiert Stukkenschmidt. "Alles andere, was wir gemacht haben, von der Burg über die Altstadtsanierung bis zum Sozialwohnungsbau, hat der Wähler nicht gewürdigt."

Daß die FDP sich bei drei Sitzen hielt (8,7 Prozent) und die Grünen um einen Sitz zulegten (9,4 Prozent), hat an der klaren Mehrheit von CDU und FDP nichts verändert. Daß wenigstens die Mehrheit der einstigen Regierungskoalition im Magistrat vorerst nicht zu knacken ist, kann da nur wenig trösten. Diese Konstellation (beim wahrscheinlichen Stimmen-Patt von 5:5 gibt die Stimme des Bürgermeisters den Ausschlag) hält wohl keine der Parteien für sonderlich glücklich. "Bürgermeister Kreß ist jetzt wahrscheinlich im Magistrat das Zünglein an der Waage", schätzt auch CDU-Fraktionssprecher Edmund Knapp. "Er und der Erste Stadtrat Stahlberg müssen sich große Gedanken machen, wie sie weiter verfahren wollen."

Die CDU, die sich um 4,8 Prozent auf 45,7 Prozent verbesserte, hat sogar in Kronberg-Mitte leicht zugelegt. "Das ist schon überraschend, wo die Bürger nun den Verkehr wieder vor die Nase kriegen", ist selbst Knapp erstaunt. Das Ende des Verkehrsversuchs ist nun allererstes Anliegen: "Wir werden mit der FDP einen Kompromiß finden." Zwar hält die CDU die beidseitige Öffnung der Hainstraße, wie sie die FDP will, für keine gute Lösung. Doch "einen Versuch könnte man schon machen".

Die zwei Sitze, die die UBG einbüßen mußte (sie rutschte von 17,8 auf 13,2 Prozent), sieht Knapp als Quittung für die Beteiligung an der "Linkskoalition" - und für die Ablehnung der Stadtentlastungsstraße (STEL).

UBG-Sprecher Ulrich Brandt ist sich über die Ursache des Wählerschwunds nicht im klaren. "Wir haben vier Jahre lang eine gute Arbeit gemacht", sinniert er. "Aber wenn für die Kronberger das Auto dominant ist . . ." esi

Von Lollis und Riesen-Treppen SPD-Absturz in Kassel

Die Katastrophe für Kassels Sozialdemokraten zeichnete sich am Sonntag um 18.15 Uhr ab: Da wurden in den ersten Hochrechnungen bereits Stimmenverluste von rund 15 Prozentpunkten für die SPD in der nordhessischen Stadt gemeldet. Es sollte noch schlimmer kommen. Mit jedem weiteren Zwischenergebnis wurde die Kasseler SPD ein Stück mehr demontiert. Am Ende mußten die entsetzten Sozialdemokraten ein Minus von durchschnittlich 20,7 Prozentpunkten hinnehmen, in einigen, einst klar sozialdemokratisch geprägten Ortsbezirken gar zwischen 25 und 30 Prozentpunkten.

Mit Verlusten hatten sie zwar gerechnet, nicht aber mit einer derart niederschmetternden Niederlage. Denn Kassel, Heimatstadt vieler ehemaliger oder noch amtierender SPD-Spitzenpolitiker wie Holger Börner und Hans Eichel, galt immer als nahezu uneinnehmbare Hochburg der SPD. Immer in der Nachkriegsgeschichte war sie stärkste Fraktion, mei- Von Anne Riedel (Kassel) stens konnte sie sogar die absolute Mehrheit erringen - zuletzt 1989, als sie 50,5 Prozent der Stimmen für sich verbuchen konnte.

Diese Ära ist am Sonntag mit einem Absturz beendet worden: Stärkste Partei ist nun mit 36,9 Prozent die CDU (plus 7,4 Prozentpunkte). Die Grünen kamen auf 14 Prozent, für die FDP votierten 7,7 Prozent, beide Parteien konnten leicht zulegen. Die SPD mit Oberbürgermeister Wolfram Bremeier an der Spitze sackte auf 29,8 Prozent ab. Schlimmer noch als die eigene Niederlage werteten viele Sozialdemokraten die Tatsache, daß die rechtsradikalen Republikaner mit 5,4 Prozent auf Anhieb den Sprung ins Stadtparlament schafften und etliche zur Wahlparty ins Rathaus geladene Gäste dies mit Applaus quittierten. Die Freie Wählergemeinschaft, in der sich unter anderem ehemalige Republikanern zusammenschlossen, erhielt immerhin 4,5 Prozent. Somit hat etwa jeder zehnte Kasseler für das rechte Spektrum votiert.

Während für diesen Rechtsruck schnell eine Erklärung zu finden ist, gibt es über die Ursachen der außergewöhnlichen SPD-Niederlage derzeit lediglich Spekulationen. Fest steht, daß die Genossen aus Kassel deutlich mehr Stimmen als im Landesdurchschnitt, wo die SPD "nur" rund acht Prozent verlor, einbüßten. In bundes- und landespolitischen Aspekten, der Verunsicherung über die Position der SPD im allgemeinen oder der niedrigen Wahlbeteiligung (Kassel: 67,6 Prozent, Landesdurchschnitt: 71 Prozent) im besonderen kann des Rätsels Lösung allein nicht liegen.

Da die Niederlage der SPD in ihren anderen nordhessischen Hochburgen weniger dramatisch war (im Landkreis Kassel betrug der Verlust 8,9 Prozentpunkte, im Werra-Meißner-Kreis 6,5), richtet sich der Blick ganz auf lokale Aspekte. Auf die Verkehrspolitik der SPD etwa, die auf den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs gesetzt und zum Beispiel in Windeseile Tempo 30 flächendeckend in den Wohngebieten eingeführt hat. Die "Lollis" - jene rot-weiß markierten Blechdosen, mit denen vor allem Kreuzungen verengt wurden - gerieten dabei zum konkreten Ärgernis und gleichsam zum Symbol für diese Verkehrspolitik.

Die Oppositionsparteien hatten dieses Thema dankbar für den Wahlkampf aufgenommen, wobei die CDU nicht nur eine andere Verkehrspolitik versprach. Sie sagte auch zu, im Falle eines Sieges die heftig umstrittene Riesentreppe auf dem Kasseler Königsplatz einzureißen und die von der SPD eingeführte Getränkesteuer abzuschaffen. "Haben sich die Kasseler", so fragte am Wahlabend fassungslos ein Sozialdemokrat, "tatsächlich durch solche Themen in ihrer Entscheidung leiten lassen?"

Eine befriedigende Antwort bekam dieser SPD-Mann bisher nicht, und er wird sie vermutlich auch nach den Wahlanalysen nicht bekommen. Tatsache freilich ist, daß die Kasseler SPD in den vergangenen Jahren einen eklatanten Mitgliederschwund zu verzeichnen hatte.

Derweil wird über Konsequenzen des SPD-Absturzes nachgedacht. Bremeier, der sich am Montag sichtlich angeschlagen den Medien stellte, hat die Flucht nach vorn angetreten und die Christdemokraten als jetzt stärkste Fraktion quasi aufgefordert, seine Abwahl zu beantragen. Es sei wichtig, so die Begründung des Oberbürgermeisters, "möglichst bald Klarheit zu schaffen". Der SPD-Fraktion will er empfehlen, sich bei der Abstimmung zu enthalten - um die CDU "nicht in Versuchung zu bringen", sich nach bestimmten Stimmen umzuschauen. Damit dürften die der Republikaner gemeint sein. Sobald Bremeier seines Amtes enthoben wäre, würde per Direktwahl ein neuer Oberbürgermeister gewählt. Dabei ist nicht auszuschließen, daß neben dem CDU-Spitzenkandidaten Georg Lewandowski erneut der "alte" OB Bremeier antreten wird: Wenn die SPD es wünsche, so bestätigte er am Montag, werde er kandidieren.

Absolut unklar ist derzeit dagegen, wer im Kasseler Rathaus mit wem koalieren wird. Überaus eifrige hatten allerdings schon am Wahlabend verschiedene Rechnungen aufgestellt, welche Konstellationen bei der neuen Verteilung der 71 Sitze denkbar wären. Die Christdemokraten als stärkste Fraktion (28 Sitze) müßten sich zum Beispiel, um eine Mehrheit zu erreichen, nicht nur mit den Liberalen, sondern etwa auch mit den Grünen einigen. Wobei rein rechnerisch die Möglichkeit eines schwarz-grünen Bündnisses bestünde. Politisch weniger wahrscheinlich erschiene demgegenüber eine Ampelkoalition mit SPD (22 Sitze), Grünen (elf) und FDP (sechs). Und schließlich könnten sich SPD und CDU zur großen Koalition zusammenschließen.

Die Republikaner blieben bei derartigen Rechenmodellen jedenfalls bisher außen vor; denn CDU-Spitzenkandidat Georg Lewandowski und FDP-Fraktionschef Klaus Schuchhardt hatten am Wahlabend öffentlich erklärt, daß sie mit den Rechtsaußen nicht koalieren wollen. An deren nun auch parlamentarischen Präsenz wird freilich niemand vorbeikommen.Dreimal zwölf Mandate verwirren die Parteien In Langen hat die Freie Wählergemeinschaft zu CDU und SPD aufgeschlossen

LANGEN. "Entschieden haben die, die nicht zur Wahl gegangen sind." So deutet Bürgermeister Dieter Pitthan (SPD) das Wahlergebnis, das im Parlament ein großes Stühlerücken auslösen wird. Die niedrige Wahlbeteiligung von 68,2 Prozent habe der FDP wieder in die Stadtverordnetenversammlung hineingeholfen und den Hebel der FWG-NEV verstärkt, meint der Bürgermeister. Seine Fraktion ist - wie die der CDU - auf eine Größe von zwölf Sitzen geschrumpft. "Zwölf" ist auch die Zahl der Mandate, die die Wählergemeinschaft, der große Gewinner, auf ihrem Konto verbuchen kann.

"Dreimal zwölf": Mit diesem Ergebnis hatte in Langen niemand gerechnet. Entsprechend vage fallen die Prognosen darüber aus, wie im Parlament künftig Politik gemacht wird. CDU und SPD haben trotz ihrer Verluste noch zusammen die Mehrheit: Sie könnten ihre Zusammenarbeit, die wechselnde Mehrheiten nicht ausschließt, fortsetzen. Aber dieses Konzept ist fraglich geworden.

SPD-Fraktionschef Jochen Uhl ist der Ansicht, daß es mit wechselnden Mehrheiten nicht weitergeht. Das sei seine private Meinung, betont er. Er glaube, daß eine festere Form der Zusammenarbeit vonnöten werde, sonst drohe spätestens bei Haushaltsberatungen ein Kräftemessen. Selbst eine Koalition könnte sich Uhl vorstellen.

Nach den Worten von Pitthan dürfen sich die Freien Wähler "nicht mehr aus ihrer Verantwortung ziehen". In dieser Aufforderung klingt Kritik an ihrer bisherigen parlamentarischen Arbeit an. Häufig mußte sich die FWG den Vorwurf des Populismus anhören. Nun prophezeit der Bürgermeister: "Auch die FWG wird nicht darum herumkommen, unpopuläre Entscheidungen zu treffen." Er will sie also stärker in die Pflicht nehmen, denn: "Die Mehrheit von SPD und CDU mit 24 Sitzen ist knapp."

Von der CDU ist zu diesem Thema noch nichts zu hören. Fraktionschef Heinz-Helmut Schneider ist krank. Ihm will Parteichefin Gerda Sommer nicht vorgreifen.

Klar ist dagegen der Standpunkt der FWG. "Wir führen Sachgespräche mit allen, aber wir werden keine feste Bindung eingehen", sagt ihr Fraktionsvorsitzender Egon Hoffmann. Selbst die Form der Zusammenarbeit, die CDU und SPD in den vergangenen vier Jahren gepflegt haben, ist ihm zu eng.

Die beiden kleinen Fraktionen sehen ihre künftige Rolle im Parlament deutlich vor Augen. "Wir bleiben in der Opposition und legen weiterhin den Finger in die ökologische Wunde", sagt Grünen- Sprecher Jens Duffner. Die Ökopartei hat ihre sieben Sitze gehalten und ist darüber hocherfreut.

Die FDP, nach vier Jahren Pause im Parlament, wird nach den Worten ihres stellvertretenden Vorsitzenden Ulrich Krippner die Rolle des "Mahners" übernehmen. Von einem Bündnis wollen die Liberalen die Finger lassen. dac

Transrapid Regiment der leeren Kassen

Zimperlich waren die Thyssen-Leute nie, wenn es um "ihren" Transrapid ging. Kein Wunder, denn das schwebende Ding ist bestens geeignet, nicht allein Ingenieursherzen, sondern auch Krämerseelen höher schlagen zu lassen. Man stelle sich vor, nur ein Dutzend Länder würde den Auftrag zum Bau einer solchen Bahn erteilen. Das verspricht sowohl dauerhaften Ruhm für die Techniker als auch jede Menge Geld für die Kaufleute.

Zwar konnte nach genauerem Nachrechnen manch vollmundige Behauptung nicht mehr aufrechterhalten werden - beispielsweise die, daß eine Transrapid- Strecke in den alten Bundesländern sich finanziell selbst tragen und keine öffentlichen Investitionsgelder benötigen würde -, doch das tat der Faszination vieler Politiker keinen Abbruch. Und als der Technik-Freak und Bonner Verkehrsminister Günther Krause dem Transrapid seinen Verkehrswegeplan geöffnet hatte, schienen die Thyssen-Leute endlich am Ziel ihrer Wünsche.

Doch mittlerweile dürfen wieder Wetten abgeschlossen werden, ob die aus heutiger Sicht rund acht Milliarden Mark teure Verbindung zwischen Hamburg und Berlin jemals gebaut wird. Das Regiment der leeren Kassen könnte stärker als die Lobby der Industrie sein. Endlich einmal hätten dann die Nöte des Finanzministers auch ihre guten Seiten.

Daß der Transrapid nicht gebraucht wird, ist heute so klar wie vor ein paar Jahren. Daß er ein verkehrspolitischer Schildbürgerstreich wäre, gerade nachdem sich die Europäer auf die Installation eines Schienen-Hochgeschwindigkeitsnetzes geeinigt haben, beginnt allmählich in einigen Köpfen zu dämmern. Und daß er eine verantwortungslose Verschwendung der ohnehin zu knappen finanziellen Ressourcen bedeuten würde, macht just in diesen Wochen das Hickhack um Mineralölsteuererhöhung und/ oder Autobahnvignette zur flankierenden Finanzierung der Bahnreform deutlich. Wenn dem Bund dafür die Mittel fehlen und wenn Länder sowie Gemeinden zurecht befürchten müssen, daß sie mit ihrer künftigen Verantwortung für den öffentlichen Personenverkehr finanziell gewaltig in die Bredouille geraten, dann darf für einen Transrapid nicht eine einzige Mark lockergemacht werden.

Noch hat Bonn die Möglichkeit, sich aus dem Projekt zu verabschieden. Es müßten nur einige Leute zu selbstkritischem Nachdenken fähig sein. jk

NPD könnte zum Zünglein an der Waage werden SPD büßt vier Sitze ein / UKW macht Plus / Patt-Situation zwischen demokratischen Parteien

KELKHEIM. Wechselnde Mehrheiten im Parlament könnten in Kelkheim schon bald nicht mehr schlechthin als Triumph einer funktionierenden Demokratie gewertet werden. Seit Teile der Wähler auch NPD-Abgeordnete ins Parlament geschickt haben, erhält die Suche nach einer Stadtverordneten-Majorität in den kommenden Monaten womöglich eine bittere Note. Denn die drei Sitze der Rechtsextremen machen die alte Mehrheit aus SPD, UKW und FWG zunichte. Sowohl CDU und FDP (plus einen Sitz) wie auch SPD, FWG und UKW bringen 21 Stimmen auf. Die NPD könnte damit das Zünglein an der Waage spielen und den Part des Mehrheitsbeschaffers übernehmen.

Zwar konnte die UKW ihr Ergebnis auf immerhin 16,1 Prozent verbessern - sie schickt künftig sieben statt bisher vier Abgeordnete ins Parlament -, die beachtlich gewachsene Fraktion kann das Dreiergespann allerdings nicht vor dem Verlust der Mehrheit bewahren. Dem Zuwachs bei der UKW stehen Verluste bei SPD und FWG gegenüber. Von den ehemals 28,9 Prozent im Jahre 1989 stürzte die SPD mit Fraktionschef Horst Ackermann an der Spitze auf 20,3 Prozent. Die Partei muß deshalb vier Sitze im Hohen Hause räumen und wird künftig nur noch mit neun Abgeordneten versuchen, sozialdemokratische Positionen zu behaupten. Federn hat auch die kleinere FWG lassen müssen, die in der neuen Legislaturperiode mit fünf statt bisher sechs Parlamentariern vertreten ist.

Der Einzug der rechtsextremen Nationalen ins Parlament hat vor allem SPD und UKW schockiert. Für Ackermann ist das "die große Tragödie der Wahl, das muß jeden Demokraten bestürzen". Alles andere, auch die Verluste der SPD seien noch zu verkraften, nicht aber die 6,3 Prozent für die NPD. Die hat vor allem in Ruppertshain Stimmen bekommen. Im Wahlbezirk 15 votierten mehr als 17 Prozent der Wähler für die Rechtsextremen. Womöglich hat sich dort das Engagement der Nationalen bei den Aus- und Übersiedlern ausgezahlt, die in einem Haus in Ruppertshain untergebracht sind.

Ackermann macht keinen Hehl daraus, daß die NPD vermutlich auch Stimmen von früheren SPD-Wählern bekommen hat. Außerdem hätten die Sozialdemokraten Stimmen an die UKW verloren. Allzu schwarz mag Ackermann freilich nicht malen: Mit den 20,3 Prozent habe die SPD das Niveau bei Landtags- und Bundestagswahlen erreicht.

Die Politik der Genossen in den vergangenen vier Jahren will Ackermann deshalb nicht in Frage stellen. "Es ist bedauerlich, daß wir für diese gute Politik nicht belohnt wurden." Daß sie sachlich richtig gewesen sei, belege schon die Tatsache, daß andere Parteien Inhalte der SPD übernommen hätten.

Einer könnte allerdings von den Mehrheitsverhältnissen nach der Wahl profitieren: Bislang mußte Bürgermeister Winfried Stephan (CDU) immer noch mehr Rücksicht auf andere Parteien nehmen, als ihm lieb war. schu

Nachdenken in Hannover

sp HANNOVER, 8. März. Im ebenfalls rot-grün regierten Niedersachsen, wo im Frühjahr 1994 ein neuer Landtag zu wählen ist, löste das hessische Wahlergebnis Bestürzung bei der SPD aus. Ihr Landesvorsitzender und Fraktionschef Johann Bruns forderte die eigene Partei auf, sich mehr als in der Vergangenheit als die Partei zu profilieren, die für soziale Gerechtigkeit kämpfe.

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Thea Dückert, wertete den hessischen Wahlausgang als Botschaft an die SPD, daß es sich nicht auszahle, eine klare soziale, ökologische und ausländerfreundliche Politik zu verwässern. Politischer Schlingerkurs, mangelnde Vertretung sozialer Interessen und heimliches oder offenes Koalieren mit der CDU/CSU in Bonn hätten zur Wahlschlappe der SPD geführt. Nur die Fortsetzung konsequenter rot-grüner Reformpolitik könne "Alternativen zum Kohl-Chaos" bieten und den Zulauf für Rechtsradikale bremsen, meinte Dückert.

"Jede negative Bilanz bei co op wäre falsch gewesen"

Lepp FRANKFURT A. M. "Es gab zwar immer Verluste, aber jede Bilanz, die nicht die positive Entwicklung wiedergegeben hätte, wäre falsch gewesen." Mit diesen Worten hat der ehemalige Leiter der Abteilung Bilanzen und Steuern, Klaus-Peter Schröder-Reinke, im co op- Strafprozeß vor dem Frankfurter Landgericht zum Ausdruck gebracht, daß er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe des Betrugs für nicht berechtigt hält.

Wie der Angeklagte anhand von zahlreichen Schaubildern demonstrierte, müsse man sich jedoch "von der Vorstellung lösen, daß hinter jeder Bilanzposition auch eine konkrete Zahl x steht". In diesem Zusammenhang bekannte sich der 54 Jahre alte promovierte Diplom- Kaufmann ausdrücklich zu einer Bilanzpolitik, deren legitime Funktion es sei, "ein erwünschtes Bild der Vermögenslage zu geben".

Schröder-Reinke, der 1981 beim Handelskonzern co op eintrat, war im November 1989 fristlos entlassen worden. Vorübergehend in Untersuchungshaft, hat er unterdessen eine neue Tätigkeit als Leiter der Niederlassung einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft übernommen. Nach seiner Einlassung bleibt im co op-Prozeß gegen sechs Angeklagte nunmehr noch das Ex-Vorstandsmitglied Michael Werner übrig; er machte noch keine Angaben zur Sache.

In der Tonne "Der Taubstumme", eine Oper für Stimmen

DRESDEN. Oper ziemlich alternativ. Oper ohne Instrumente. Ein Chor als rhythmisch-farbliche Grundierung mit gelegentlichen Ausflügen ins Renaissance- Liederhafte, dazu drei Solo-Stimmen. Die Bibel-Geschichte aus Markus "Jesus heilt einen Taubstummen" als modernes Gleichnis in den Städten: ein Handlungsreisender in Sachen Wunder gerät in die Zwickmühle; er kommt nicht nach mit seinem Soll an Wundern.

Und immer fordert das Volk, das von sich sagt, es sei das Volk, seine Wunder - zum Brot die Spiele, oder einen Ersatz, einen Fetisch: von Maria, der Freundin dieses Jesus, zum Beispiel, das Kleid. Und immer fordert dies Weib, Maria Magdalena, das Opfer zwischen den Fronten. Zuwendung von ihrem Jesus - oder wenigstens: ein Kind.

Der sogenannte Taubstumme - hier ist er ein Simulant, ein Verweigerer, wie Diogenes in der Tonne ein Ökopax vom Dienst, der aber das in sich verfestigte System nicht mehr kommunizierender Röhren auch nicht mehr verflüssigen kann oder will. Ein Bild für Hermetik ist hierbei das Faß. Ein wirklicher Taubstummer lebt ja tatsächlich in einer fast abgeschlossenen Welt.

Gemeint sind hier geschlossene Wertesysteme gegenseitig sich abschottender gesellschaftlicher Gruppen, die in Gestalt der Figuren Jesus und Taubstummer miteinander in Konflikt geraten. Beide haben es sich in ihren jeweiligen Wertesystemen bequem eingerichtet. Beide stehen sie unter ihrem jeweiligen Druck: der Jesus unter dem Wundertäter- Syndrom, der Taubstumme unter dem Verweigerungsdruck. Eine dazwischen vermitteln wollende Maria wird zwangsläufig zum Opfer.

Und das Wunder, nach dem die Masse verlangt - es ist nicht machbar durch Jesus in dieser Konstellation verhärteter Fronten. Aber diese Masse - sie ist auch schnell zufrieden zu stellen mit jeglichem Ersatz: erst das Kleid, später die Maria selbst, die zu Rotlichtbeleuchtung hier unters Volk geworfen wird als Liebesdienerin, wo der so vielbeschäftigte Jesus ihr das gewünschte Kind ohnehin nicht machen will.

Die Idee zu dieser Oper stammt von dem Komponisten Rolf Baumgart (Jahrgang 1955, seit 1983 lebt er in Berlin) und dem Regisseur Michael Zeyfang. Bei mehreren Projekten haben sie mittlerweile zusammengearbeitet. Als Librettist baten sie dann Stephan Krawczyk hinzu. Der Liedermacher schrieb einen Text erst in Gedichtform, baute auch die psychologisierende Dreiecksgeschichte Maria zwischen den beiden Männern ein, wollte freilich den Chor als demonstrativen Schweigechor - ein Luxus, den der Komponist, obwohl es für ihn eine Oper ist über Sprechen und vor allem über Sprachlosigkeit, sich dann doch nicht gestattete.

Man kann damit nicht ganz glücklich sein: ein aktuelles Thema wurde verschenkt. Vielleicht auch wollte man hier mit etwas zu wenig etwas zu viel. Das etwa achtzigminütige Stück bleibt in bedeutungsschwangerem "Oh Mensch"- Pathos stecken. Ein lemurenhaftes Volk schält sich da unter wie Teppichen die Bühne bedeckenden Schrift-Blättern hervor. Blechtonnen wälzend, die Blätter zusammensetzend zu jenem Buch, an dem dann Maria gekreuzigt wird. Einzelblätter werden dann wieder entfernt. Dazwischen viel rhythmisches Stampfen, choreographisches Gruppieren in einem musikalisch ohnehin begrenzten, nicht einmal die avanciertesten Möglichkeiten virtuosen Sprechgesangs nutzenden Ausdrucks-Spektrum.

Dennoch viel Beifall am Ende in Dresdens Kleiner Szene für den engagierten Einsatz der jungen Sängerinnen und Sänger vom Chor-Nachwuchsstudio der Staatsoper, für die auch jungen Solisten Gerald Hupach, Beate Apitz, Gundula Schneider (sie singt den Taubstummen, ein Mezzo), und für den Dirigenten Christian Münch.

GEORG-FRIEDRICH KÜHN

Ruderer-Jahresversammlung Die Borussen zogen eine nüchterne Bilanz

OBERRAD. Der Frankfurter Rudersport steckt in der Krise. Die meisten der 14 Vereine klagen schon seit Jahren über Nachwuchsmangel - auch die Frankfurter Rudergesellschaft (FRG) Borussia 1896. Entsprechend nüchtern fiel während der Jahreshauptversammlung auch die sportliche Bilanz für 1992 aus: Gerade einmal zwei junge Leistungsruderer legen sich derzeit für den Verein vom Mainwasenweg in die Riemen. "Und die waren vergangene Saison nicht erfolgreich", bedauert Sportwart Reinhard Melcher. Zwar hätten sich die beiden Junioren in der Winterpause "mächtig ins Zeug gelegt", aber Sportwart Melcher ist dennoch pessimistisch: "Von der kommenden Saison erwarte ich mir auch nicht viel."

Die Hoffnung auf leistungsstarken Nachwuchs gibt der Sportwart dennoch nicht auf. Ende April wollen die Borussen mit Handzetteln Schüler und Schülerinnen nach Oberrad ins Rudererdorf lokken. Mit kostenlosen Schnupperkursen "können wir ja vielleicht einige für unseren Sport begeistern".

Für die Erste Vorsitzende Inge Gondolf steht jedoch fest: "Die Zeiten für das Leistungsrudern in Frankfurt sind vorbei." So konzentriert sich die FRG Borussia fast nur noch auf den Breitensport wie Wanderfahrten oder die vereinsinterne Regatta für Freizeitskuller. Ansonsten verlagert sich das Vereinsleben zunehmend vom Main aufs Ufer: Höhepunkte waren 1992 ein Preisskat, die Bootstaufe eines neuen Rennvierers mit der befreundeten Ruderabteilung von Galatasaray Istanbul und ein Jazz-Frühschoppen. "Der hat super eingeschlagen", erinnert sich Frau Gondolf an die vielen Besucher am Mainufer.

In die Boote zieht es die Borussen nur noch selten. Viele der etwa 160 Mitglieder vergnügen sich in den Kegel-, Tennis- oder Laufgruppen des Klubs. Inge Gondolf: "So bleiben uns die Mitglieder jedenfalls erhalten." cob

Kommentar

Aus dem Wahlzettel wurde ein Denkzettel: Deutlicher hätten die Bürger ihren Mißmut über die Politiker im allgemeinen und über die Wiesbadener "Ratsherren" im besonderen nicht ausdrücken können. Dabei war deren Arbeit gar nicht so schlecht. Doch was nutzt eine solide Erfolgsbilanz vor Ort, wenn die politische Großwetterlage nicht stimmt? Weil aber die Wiesbadener Genossen noch weit tiefer rutschten als die SPD im Hessentrend, müssen die Ursachen auch in der Landeshauptstadt selbst gesucht werden.

Haben die Sozialdemokraten ihre absolute Mehrheit vielleicht zu selbstgefällig eingesetzt? Sind sie mit ihren Kritikern zu rigide umgesprungen? Haben sie die Bedenken der Bürger allzu schnell vom Tisch gewischt? Mehr Sensibilität im Umgang mit der Die Lehre vom Sonntag Macht wäre wünschenswert gewesen - das ist eine der Lehren vom Wahlsonntag.

Ein Drittel der Wiesbadener Wähler blieb am Sonntag zu Hause - ihre Art, Politikverdrossenheit auszudrükken. Und 15 730 Bewohner der Landeshauptstadt stimmten für die Republikaner, die Neid und Angst populistisch zu schüren wußten und mit dumpfem Ausländerhaß besser zu überzeugen verstanden, als die Etablierten mit Toleranz und Mitmenschlichkeit. Offenbar fühlen sich viele verunsicherte Bürger mit ihren Sorgen und Nöten von den Rechtsextremen ernster genommen als von den Volksparteien - das ist eine weitere Lehre vom Wahlsonntag.

Nun müssen SPD und CDU das Vertrauen der Wähler wiedergewinnen. Aber wie? Da wären ihnen einige Tugenden in Erinnerung zu rufen, die vor allem ihre Bonner Kollegen vergessen zu haben scheinen. Absolute moralische Integrität ist unerläßlich, ebenso der Mut zur unbequemen Wahrheit. Politiker, die sich ungeniert selbst bedienen und sich vor fälligen Entscheidungen vorbeizumogeln versuchen, katapultieren sich selbst ins Aus - und das ist noch eine Lehre vom Wahlsonntag.

MARGIT FEHLINGER

Marstall-Gebälk für Sanierungswillige

HANAU. Die städtische Denkmalbehörde hat den Plan endgültig aufgegeben, das bei der Restaurierung herausgenommene ehemalige Dachstuhlgebälk des Steinheimer Marstalls aus dem frühen 16. Jahrhundert als Schauobjekt zu zeigen. Dafür habe es keinen genehmigungsfähigen Vorschlag gegeben, beklagte Stadtbaurat Jürgen Dressler. Außerdem sei der Finanzbedarf mit geschätzten 100 000 Mark dafür zu hoch.

Das im Freien gelagerte Eichenholz stellt das Hanauer Rathaus nun unentgeltlich für Interessierte zur Verfügung, die beispielsweise ihr Fachwerkhaus sanieren wollen. him

Noch keine Spur von dem Mann mit der Spritze

Die Kripo hat noch keine Spur von dem Drogenabhängigen, der in der vergangenen Woche in einem S-Bahn-Zug zwischen Hauptbahnhof und Südbahnhof auf einen 51 Jahre alten Mann mit einer Einwegspritze eingestochen hat. Wie Polizeisprecher Manfred Feist sagte, vernahm die Mordkommission zwei Frauen, die in der S-Bahn-Station Lokalbahnhof bebachtet hatten, wie der Fixer auch noch auf der Rolltreppe der Station auf den 51jährigen eingestochen hatte. Ihre Beschreibung des 20 bis 25 Jahre alten Mannes deckte sich mit der, die Fahrgäste des S-Bahn-Zuges Ende vergangener Woche von dem Täter gegeben hatten.

Im Präsidium fürchtet man, daß dieser Drogenabhängige, der möglicherweise aus Verzweiflung über seine Krankheit handelte, weitere derartige Überfälle begehen könnte. Der Mann ist etwa 1,70 Meter groß, hat braunes, schulterlanges, gewelltes Haar, viele Narben und Pickel im Gesicht, soll eine auffallend große Nase haben und 20 bis 25 Jahre alt. Hinweise nimmt die Polizei unter 755 - 40 11 oder 755 - 40 40 entgegen. enk

Anklage wegen Mordes in Mölln Rechtsradikale vor Gericht / Jugendstrafen in Hünxer Fällen

KARLSRUHE, 8. März. Nur drei Monate nach der Tat hat Generalbundesanwalt Alexander von Stahl die mutmaßlichen Brandstifter von Mölln wegen gemeinschaftlichen vollendeten Mordes, Mordversuchs und besonders schwerer Brandstiftung angeklagt. Es handelt sich um die beiden Rechtsradikalen Michael Peters (25) und Lars C. (19, der vollständige Name wird wegen der Anwendung des Jugendstrafrechts nicht genannt).

Bei dem Anschlag in der Nacht zum 23. November 1992 waren in Mölln drei türkische Frauen ums Leben gekommen, darunter zwei Mädchen im Alter von 14 und 10 Jahren; neun weitere türkische Staatsangehörige wurden verletzt. Die Tat, für die dem Hilfsarbeiter lebenslange Freiheitsstrafe droht, wurde vor dem Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgericht in Schleswig angeklagt.

Unter dem Eindruck der ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Rostock sollen sich Peters und der Auszubildende Lars C. spätestens am 22. November telefonisch verabredet haben, ein Asylbewerberheim in Brand zu setzen. Laut Ermittlungen des Staatsanwalts trafen sie sich kurz vor Mitternacht in einer Diskothek und fuhren zunächst zu einem von Ausländern bewohnten Mehrfamilienhaus in der Ratzeburgerstraße in Mölln. Dort warfen sie zwei vorbereitete Molotow- Cocktails gegen ein Fenster im Obergeschoß, so die Anklage. Hierbei wurden neun Menschen verletzt. Nach dem Anschlag informierten die Täter von einer Telefonzelle aus die Polizei. Der Angeschuldigte C. habe wörtlich gesagt: "In der Ratzeburger Straße brennt ein Haus! Heil Hitler!". Als die beiden die ausrükkende Feuerwehr sahen, entschlossen sie sich zu einem zweiten Anschlag in der Mühlenstraße, bei dem drei Menschen in den Flammen erstickten. C. goß Benzin auf eine Fußmatte im offenen Hausflur, Petersen warf gleichzeitig einen Brandsatz gegen das Haus. Dann wiederholten sie ihren Anruf bei der Feuerwehr.

Während die Anklage in den Fällen von Mölln auf Mord lautet, verneinte der Bundesgerichtshof (BGH) jetzt bei den Brandanschlägen von Hünxe einen Tötungsvorsatz. Die drei Angeklagten von Hünxe, ebenfalls Heranwachsende aus dem rechtsradikalen Milieu, hatten sich am 3. Oktober 1991 nach einer Feier in alkoholisiertem Zustand entschlossen das Ausländerheim mit Brandsätzen anzuzünden. Zwei Mädchen wurden dabei so schwer verletzt, daß sie auf Dauer entstellt bleiben werden, zwei weitere Kinder erlitten leichtere Verletzungen. Das Landgericht Duisburg verneinte einen Tötungsvorsatz und verurteilte zwei Angeklagte wegen schwerer und gefährlicher Körperverletzung, sowie schwerer Brandstiftung zu Jugendstrafen zwischen fünf und dreieinhalb Jahren. Die Opfer hatten in der Revision eine Verurteilung wegen versuchten Totschlags beantragt. Der 3. Strafsenat des BGH verneinte dies und wies auch die Revision ab. Damit sind die Verurteilungen rechtskräftig.

Wahlergebnis für Vilbeler Ortsbeiräte

BAD VILBEL. Bei den den Massenheimer Ortsbeiratswahlen erlitt die SPD einen herben Verlust und erreichte mit 24,6 Prozent (1989: 32,2) nur noch zwei Mandate. Mit 51,7 (50,4) Prozent behält die CDU ihre fünf Sitze, die Grünen bleiben bei 5,6 Prozent (6,6) mit einem Mandat vertreten. Die UWL/ÖDP kommt mit 8,3 Prozent überraschend auf ein Mandat.

Die FDP bleibt bei 5,6 Prozent (6,6) ohne Sitz, zieht aber mit 14,8 Prozent (4,4) in den Gronauer Ortsbeirat mit einem Mandat ein. Bei der SPD bleibt es mit 33,4 Prozent (31,3) bei drei, bei der CDU mit 51,8 Prozent (53,5) bei fünf Sitzen.

Keine Veränderung gab es in der Sitzverteilung in Dortelweil: SPD: 26,7 (28,3) Prozent, 2 Sitze; CDU: 56,0 (55,3) Prozent, 5 Sitze; Grüne: 10,9 (10,2) Prozent, 1 Sitz; FDP: 6,4 (6,2) Prozent, 1 Sitz. mu

Violinistin Rusne Mataityte Kulturhaus lädt ein zum Konzertabend

NIEDER-ERLENBACH. Zu einem besonderen Konzert in der barocken evangelischen Pfarrkirche (Zur Charlottenburg 1) lädt der Verein "Nieder-Erlenbacher Kulturhaus" am kommenden Sonntag, 14. März, um 20 Uhr ein: Die litauische Violinistin Rusne Mataityte gastiert mit Werken von Bach (Chaconne aus der Partita d-Moll), Kreisler (Recitativo, Scherzo-Caprice op. 6), Barkauskas (Partita) und Ysae (Sonate Nr. 2) im nördlichen Stadtteil.

Die Künstlerin zählt zu den bedeutendsten Virtuosen ihres Landes. Schon als Kind zeigte sie große musikalische Begabung: Die junge Geigerin gewann mehrfach Peise in der ehemaligen UdSSR. Sie studierte in Vilnius bei W. Radowitsch, einem Schüler David Oistrachs, der sie in die berühmte russische Schule des Geigenspiels einwies; anschließend studierte Rusne Mataityte am Moskauer Konservatorium weiter.

Weitere Auskunft geben Brunhilde Deckner (Telefon 0 61 01/4 77 63) und Barbara Ziegner (0 61 01/4 38 42). ute

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Auf einen Blick

Seite II NEU-ANSPACH. SPD-Chef Münker bietet seinen Rücktritt an. Zieht auch Bürgermeister-Kandidat Jack zurück? Seite III KRONBERG. Für Kreß' Abwahl gibt es keine Mehrheit, aber gegen sein Verkehrskonzept. Seite IV SPORT. 15:17-Niederlage in Wiesbaden-Dotzheim läßt Anspachs Handballern nur noch theoretische Chance.

Hofheimer gegen den Trend CDU legt zu / FWG stärkste Fraktion in drei Ortsbeiräten

HOFHEIM. Nein, der Kußmund auf seiner Wange ist nicht etwa ein Knutschfleck, sondern nur die Lippenstift-Spur, die eine Gratulantin auf Axel Wintermeyers Gesicht hinterlassen hat. Die Farbe geht zwar wieder weg, aber der Anlaß zur Freude bleibt über den Wahlabend hinaus. Für den CDU-Chef ist seine Partei Wahlsieger der Kreisstadt. Mit 29,5 Prozent der Stimmen bleibt die Union stärkste Fraktion im Parlament. Sie holt wider Erwarten - "jetzt kann ich das ja zugeben" - sogar ein weiteres Mandat. Kein Wunder, daß der knallrot gezeichnete Wintermeyer strahlt, in der rechten Hand ein Bier, in der linken ein T-Shirt, das ihm die Junge Union geschenkt hat. Aufschrift in Anspielung an den Wahlslogan der Frankfurter SPD, daß Ämter manchmal "bestens" besetzt sind: "Manchmal sind Ämter aber am besten besetzt."

Auch Fraktionschef Wolfgang Vater und Bürgermeister Rolf Felix sind selten entspannt: "Gibt's einen Grund, sich nicht zu freuen?", fragt der Rathauschef. "Hofheim hat gegen den Trend gewählt, Hofheim hat kommunal gewählt, Hofheim hat sehr differenziert gewählt." Und dieses Wahlverhalten beschert nicht nur der GOHL, mit 12,5 Prozent zweiter (Zu-) Gewinner, einen schönen Abend. Die FWG muß zwar im Stadtparlament einen ihrer acht Sitze und im Kreis Zähler an die Republikaner abtreten, hat aber die Mehrheit in den Ortsbeiräten Lorsbach, Langenhain und Diedenbergen gewonnen. "Eine differenzierte Wahl", meint daher auch FWG- Fraktionschef Bodo Tadewald jovial.

So richtig unzufrieden sind eigentlich nur die Sozialdemokraten. Fraktionschef Wolfgang Winckler bezeichnet den CDU-Erfolg insbesondere als Erfolg des Bürgermeisters und gratuliert Felix per Handschlag. Ansonsten ist er über den Verlust von zwei der bisher 14 SPD-Sitze und "nur 25,9 Prozent äußerst bedrückt". Frustrierend sei auch die niedrige Wahlbeteiligung, mit 71,1 um 7,3 Prozent gesunken. "Na ja", meint Winckler und tröstet sich: "Immerhin hat unsere SPD weniger als im Landestrend verloren."

Trauer und Glück stimmen milde. Vergessen sind nach der Wahl die Querelen des vergangenen Jahres, flugs werden kleine und große Kriegsbeile begraben. Ob FWG, CDU oder SPD - jeder will plötzlich wieder mit jedem können. Die CDU berät heute nochmal, bevor sie "offen auf andere Fraktionen zugeht", wie Fraktionschef Vater sagt. Ein Bündnis im bürgerlichen Lager - also mit FWG und FDP - hält er trotz vergangener Auseinandersetzungen wieder für möglich. Und rennt damit offene Türen bei FWG- Fraktionschef Tadewald ein: "Wir lassen mit uns sprechen."

Einig sind sich beide auch, daß die GOHL für sie kaum ein Koalitionspartner ist. Aber wie hatte Fraktionsvorsitzende Brigitte Friedrich lange vor dem 7. März gesagt? - "Wir freuen uns über jeden Stimmenzuwachs, damit wir als Opposition noch stärker werden." PETRA MIES

Sportnotizen

Senna fährt für McLaren Ayrton Senna (Brasilien) hat sich nach langen Verhandlungen entschlossen, die Formel-1-Saison für den britischen Rennstall McLaren zu bestreiten. Senna soll zwölf Millionen Dollar verdienen; im vergangenen Jahr hatte ihm McLaren noch fast das Doppelte bezahlt. Baur erst im Finale unterlegen Der Neusser Patrick Baur verlor das Finale des Garmisch-Partenkirchner Tennisturniers gegen den Kanadier Martin Laurendeau mit 0:6, 4:6. Bowe gegen Holyfield am 10. September Die Revanche im Kampf um die Schwergewichts-Weltmeisterschaft im Berufsboxen zwischen Titelträger Riddick Bowe und seinem Vorgänger Evander Holyfield soll am 10. September in Las Vegas stattfinden. HTV-Präsidium wiedergewählt Das Präsidium des Hessischen Tennis- Verbandes (HTV), das vom Darmstädter Wolfgang Kassing geleitet wird, ist auf der Mitgliederversammlung des HTV für weitere zwei Jahre gewählt worden. Rocha gewinnt Los Angeles-Marathon Schnellster von 19 000 Läufern beim Los Angeles-Marathon war der Brasilianer Joseildo Rocha in 2:14,29 Stunden. Bei den Frauen gewann Ljubow Klochko (Ukraine) in 2:39,49 Stunden. Fußballtrainer Pfister entlassen Der deutsche Fußball-Lehrer Otto Pfister ist nicht mehr für die Nationalmannschaft Ghanas zuständig. Ghana hatte sich nicht für die WM 1994 qualifizieren können. 61. Turniersieg für Greg Norman Der australische Golfprofi Greg Norman hat die mit 1,4 Millionen Dollar dotierten "Doral Open" in Miami gewonnen. Für den 37jährigen war es der 61. Turniersieg seiner Karriere. Absagen für Toronto 3000-Meter-Läufer Hauke Fuhlbrügge (Erfurt) sowie der Wattenscheider Dreispringer Ralf Jaros haben für die am kommenden Wochenende stattfindende Hallen-WM in Toronto abgesagt. Fuhlbrügge hat die Grippe, Jaros ist verletzt.

40 Prozent Nichtwähler in manchen Stadtteilen Junge Leute blieben weg / Schlachthof und Hoechst Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Beide großen Volksparteien haben in Frankfurt ihre politische Integrationskraft verloren!": Wolfgang Bick, Leiter des städtischen Amtes für Statistik, setzte das Motto für die ersten Analysen am Tag nach der Wahl. Die noch in der Nacht zusammengetragenen Daten müssen alle demokratischen Parteien alarmieren - die erhoffte "Trendwende gegen rechts" blieb aus. Für SPD oder CDU entschieden sich nur noch 44,7 Prozent aller Wahlberechtigten. Von den 18- bis 24jährigen blieben 39 Prozent der Abstimmung fern. In der Innenstadt, im Gutleut und Bahnhofsviertel gaben mehr als 40 Prozent der Berechtigten keine Stimme ab. In Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus mit hohem Anteil an Ausländern, Arbeitern und Arbeitslosen bekamen Republikaner, NPD und DVU zusammen bis zu mehr als ein Drittel. Ungeachtet aller Aktionen gegen rechts, von Lichterketten bis zu Rockkonzerten, zeigte die Kommunalwahl für die Frankfurter Sozialwissenschaftler, daß "die Ursachen für den Rechtsruck nicht beseitigt" sind. Die öffentlichen Proteste haben die potentiellen Wähler der rechtsradikalen Parteien deshalb völlig unbeeindruckt gelassen. Dem behaupteten Umschwung in der öffentlichen Meinung weg von der Ausländerfeindlichkeit ist nach Ansicht des Wahlamtes "nicht zu trauen". Wie bei den Erfolgen der Republikaner und der DVU 1992 in Baden- Württemberg und Schleswig-Holstein blieben rechtsradikale Parteien auch in Frankfurt "das Sprachrohr der sozialen Unterschichten" - nur so könnten sich diese Menschen noch Gehör verschaffen.

Dabei wählten in Frankfurt doppelt soviel Männer als Frauen rechts. Beispiel Republikaner: Sie erreichten 13,3 Prozent aller abgegebenen Männer-Stimmen, aber nur 6,4 Prozent der Frauen-Stimmen. Die höchste Zustimmung mit 15,1 Prozent bekamen die Republikaner bei Männern, die älter als 45 Jahre sind.

Die Wahlbeteiligung fiel mit 69,7 Prozent so gering aus wie noch nie in den 70er und 80er Jahren bei Kommunalwahlen. Vor allem den Sozialdemokraten gelang es nicht, "ihren positiven Bundestrend in Stimmen umzusetzen". Nach Berechnung des Wahlamtes konnten sie ein Viertel ihres Wählerpotentials in Frankfurt am vergangenen Sonntag nicht mobilisieren. In vielen der 20 von 46 Stadtteilen, in denen die Republikaner auf über zehn Prozent der Stimmen kamen, gab es überdurchschnittliche Verluste der Sozialdemokraten - das läßt zwar auf Wählerwanderungen in begrenztem Umfang schließen. Die Fachleute des Wahlamtes warnen aber davor, die Einbrüche der SPD "in direktem Zusammenhang" mit Republikaner-Gewinnen zu sehen.

Die CDU-Opposition schöpfte ihr gegenwärtiges Potential in Frankfurt weit besser aus - zu 89 Prozent.

Der Chemie-Unfall bei der Hoechst AG, der bundesweit Schlagzeilen machte, brachte Bewegung auch in den betroffenen Stadtteil Schwanheim. Die Grünen, die dort bisher immer unterdurchschnittlich abschnitten, legten jetzt im Vergleich zur Kommunalwahl 1989 um fünf Prozent auf 11,8 Prozent der Stimmen zu. Die SPD brach im Vergleich zu 1989 um 10,8 Prozent ein und erreichte nur noch 32,7 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung ging um 8,2 auf 70,6 Prozent zurück.

Deutlich ausgewirkt hat sich auch der vierjährige Streit um die geplante Verlagerung des Schlachthofs nach Nieder- Eschbach. Mit einem Minus von 13,2 Prozent erlitt die SPD hier ihre mit Abstand höchsten Verluste in Frankfurt. Nur noch 24,6 Prozent der Wähler im Stadtteil gaben ihr die Stimme. Zugleich erzielte die CDU mit 47,9 Prozent (plus 7,5 Prozent) ihr stadtweit zweitbestes Ergebnis.

(Siehe auch Seite 21)

Sieg der Rebellen in Angola Unita bietet nach Eroberung der Stadt Huambo Verhandlungen an

hbr JOHANNESBURG, 8. März. Die Unita-Rebellen in Angola wollen wieder verhandeln, nachdem sie am Wochenende die entscheidende Schlacht um Huambo, die zweitgrößte Stadt des Landes, gegen Regierungstruppen gewonnen haben. Sie hatten von der UN vermittelte Friedensverhandlungen seit Wochen blockiert, offenbar, um einen Sieg in Huambo abzuwarten. Mit der Kontrolle von Huambo hat Unita-Führer Jonas Savimbi seine Position für Verhandlungen entscheidend gestärkt.

Macellino Georges Sanjaende, der Unita-Repräsentant in Paris, sagte am Sonntag, seine Organisation sei jetzt bereit sei "zu offenen Verhandlungen ohne Vorbedingungen". Der stellvertretende angolanische Außenminister, Joao Miranda, nannte dieses Angebot in einem Hörfunkinterview am Montag einen "Witz". Der Kampf um Huambo sei im übrigen nicht verloren, die Regierungstruppen hätten sich lediglich auf strategisch günstigere Positionen zurückgezogen.

In zwei Monaten heftiger Gefechte sind in Huambo mindestens 12 000 Menschen ums Leben gekommen. Es war die blutigste Auseinandersetzung in dem seit 1975 wütenden Bürgerkrieg. Die 400 000 Einwohner zählende Stadt 530 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Luanda ist weitgehend zerstört. Aber mit Huambo kontrolliert die Unita wichtige Transportwege im Süden Angolas. Sie beherrscht jetzt etwa zwei Drittel des Landes, darunter die wichtigen Diamanten- und Erdölregionen im Norden.

Savimbi hatte den Krieg wieder begonnen, nachdem er die Wahlen im September letzten Jahres gegen Präsident José Eduardo dos Santos verloren hatte. Während die Regierung einen Großteil ihrer Truppen aufgrund des Friedensabkommens mit der Unita demobilisiert hatte, verzögerte Savimbi die Entwaffnung seiner Soldaten. Das gab ihm bei der Wiederaufnahme der Kampfhandlungen einen entscheidenden Vorteil.

Dos Santos forderte am Wochenende, das Verbot internationaler Militärhilfe für Angola aufzuheben, doch kann er kaum Unterstützung erwarten, nachdem es die Sowjetunion nicht mehr gibt.

Telefonzelle in Flammen

BAD ORB. Eine in Flammen stehende Telefonzelle mußte am Samstagabend von der Feuerwehr gelöscht werden. Wie Zeugen der Polizei berichteten, waren plötzlich Funken von der Decke gefallen und entzündeten die Telefonbücher.

Ursache dürfte ein Kurzschluß in der Lampe sein. jan

26jähriger starb im Hotel nach Heroininjektion

In einem Hotelzimmer in der Frankfurter Innenstadt ist ein 26jähriger an einer Überdosis Heroin gestorben. Der aus dem ehemaligen Jugoslawien stammende Mann wird im Rauschgiftdezernat als der 14. Drogentote dieses Jahres geführt in Frankfurt.

Nach den Ermittlungen der Kriminalpolizei war er in Begleitung von drei Landsleuten, zwei Männern und einer Frau im "Colonia" in der Gelbehirschstraße abgestiegen. Danach besorgte die 23jährige Frau bei einem Dealer am Hauptbahnhof Heroin, von dem sich die Gruppe im Hotelzimmer mehrere Spritzen setzte.

Als die drei anderen gegen 3.30 Uhr aufgewacht waren, stellten sie den Tod des 26jährigen fest. habe

Sondermüll-Sammlung

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Am heutigen Dienstag macht das Sondermüllfahrzeug Station.

Von 13 bis 13.45 Uhr steht es auf dem Schulhof in Romsthal, anschließend ist das Sammelfahrzeug bis 15.45 Uhr in Salmünster in der Münsterbergstraße am Sportplatz anzutreffen. jan

Auto prallte gegen Mauer

HASSELROTH. Gegen eine Hausmauer ist eine Autofahrerin am Sonntag abend auf der Hauptstraße in Gondsroth geprallt. Wie die Polizei mitteilte, wurde die Frau von ihrem Kind abgelenkt und verlor dabei die Kontrolle über den Wagen. Bei dem Aufprall wurde sie verletzt, während das Kind den Unfall unbeschadet überstand. Schaden: 13 500 Mark. jan

Heute im Lokalsport

&blt; Den Frankfurter Eiskunstläufern ist die Freude an ihrem Sport wegen schlechter Trainingsmöglichkeiten vergangen.

&blt; Der EC Bad Tölz oder der EV Landsberg sind die möglichen Gegner des ESC Frankfurt in der Aufstiegsrunde zur 2. Eishockey-Bundesliga. Trainer Forster hat sich beide Klubs angesehen. Sein Urteil: Mir ist jeder recht!

&blt; Vom Square Dance bis zum ATP- Tennisturnier - Frankfurt sieht 1993 attraktive Sportveranstaltungen in seinen Mauern.

(Berichte auf Seite 26)

Namen + Notizen

NORBERT SCHÄFFER aus Oberursel, langjähriger Geschäftsführer des Frankfurter Synodalamts, erhält am heutigen Mittwoch das Bundesverdienstkreuz. Bürgermeister Schadow überreicht den Orden für Schäffers unermüdlichen Einsatz in zahlreichen Ehrenämtern. Unter anderem war er viele Jahre im Vorstand des Familienbundes der deutschen Katholiken, Gründungsmitglied und Schatzmeister des Katholischen Blindenwerks und Leiter des freien Arbeitskreises der Behindertenarbeit in Frankfurt. Die Anregung, Schäffer das Verdienstkreuz zu verleihen, stammt vom Frankfurter Stadtdekan Klaus Greef.

ANNA CARINA I., Oberursels Brunnenkönigin, sieht dem Ende ihrer Herrschaft entgegen. Am 20. März wird sie während eines Balls in der Stadthalle das Krönchen abgeben. Wer ihre Nachfolgerin wird, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Allerdings: sie soll aus Stierstadt kommen. Karten für das große Ereignis gibt es in der Vereinsring-Geschäftsstelle im Ferdinand-Balzer-Haus.Partnertausch im Werkzeugmaschinenbau

cri FRANKFURT A. M. Die Mitte Dezember vereinbarte Zusammenarbeit zwischen den Werkzeugmaschinen-Produzenten Maho und Traub ist wieder geplatzt. Gelöst wurde der Pakt von der Firma Maho in Pfronten. Dort heißt es, man habe eine "weitreichendere" Kooperation in Aussicht. "Wir haben Optionen für mehr", sagt ein Sprecher, ohne jedoch Roß und Reiter nennen zu wollen. Seit langem kursiert in der Branche das Gerücht, daß der Münchner Branchenkollege Deckel und die Allgäuer zusammenfinden werden. Das mag Maho derzeit weder bestätigen noch dementieren. Mit wem und in welcher Form man sich nun letztlich zusammentut, soll im Laufe der nächsten zehn Tage bekanntgegeben werden.

Der sitzengelassene Partner Traub will nun mit einem anderen Werkzeugmaschinenbauer gemeinsame Sache machen. Eine Zusammenarbeit wurde mit dem Gosheimer Familienunternehmen Hermle vereinbart. Sie soll sich zunächst auf den Vertrieb beschränken. Eine Ausweitung auf andere Funktionen, wie Einkauf und Produktion, sei geplant, heißt es bei Traub. Beide Gesellschaften sollen jedoch rechtlich selbständig bleiben. Wie es heißt, ergänzen sich Traub und Hermle "in idealer Weise". Traub zähle zu den führenden Herstellern von Drehmaschinen, während Hermle der drittgrößte Produzent von Fräs- und Bohrmaschinen sei. Bereits in diesem Jahr werden von der Kooperation "spürbare Impulse" erwartet.

Belebende Spritzen hat vor allem Hermle bitter nötig. Das Unternehmen weist bei etwa 90 Millionen Mark Umsatz einen Verlust "in zweistelliger Millionenhöhe aus." Von den 713 Arbeitsplätzen Anfang 1992 werden nach bisherigen Plänen Ende Juni nur noch 500 übrig sein.

Bei Traub wurde der Personalstand um 400 auf 1600 Männer und Frauen reduziert. Weitere Einschnitte stehen nach Angaben eines Sprechers derzeit nicht an, in fast "allen Bereichen" wird aber bis zunächst Ende April kurzgearbeitet. Das Unternehmen schreibt immer noch rote Zahlen. Bei 340 Millionen Mark Umsatz waren es bereits 1991 rund 29 Millionen.

Frankreich für Ohr und Gaumen

FRIEDRICHSDORF. Einen französischen Chanson-Abend hat der Städtepartnerschaftsverein Friedrichsdorf für Freitag, 12. März, arrangiert. Künstler im Mittelpunkt ist Robert Frank Jacobi, den die Mitglieder bereits von seinem Auftritt beim Vereinsjubiläum im vergangenen September kennen. Jacobi beginnt um 20 Uhr in der Alten Schule Seulberg (Am Placken). Verbunden ist der akustische Genuß mit einer Probe erlesener französischer Weiß- und Rotweine. tom

Zur Sache: Das Ergebnis

Im Stadtparlament sitzen 81 Abgeordnete - vom 1. April an 29 von der SPD, 25 von der CDU, zehn von den Grünen, sechs von der FDP und elf von den Republikanern. Die Sozialdemokraten konnten selbst in ihren "Hochburgen" in den AKK-Stadtteilen (Amöneburg, Kastel und Kostheim) die herben Wahlverluste nicht ausgleichen, erlitten hier wie andernorts durchschnittliche Einbußen von 14 bis 15 Prozent.

Am besten schnitten die Genossen in Amöneburg ab mit immerhin fast 52 Prozent. Nur hatten sie dort vor vier Jahren mehr als 67 Prozent.

Die Republikaner haben nach einer ersten Analyse vor allem in Hochhaussiedlungen Punkte machen können: in Dotzheim (16,3 Prozent), in Klarenthal (18,4 Prozent) und in Erbenheim (17,8 Prozent) - Zeichen dafür, daß sich Bürger mit existentiellen Sorgen von den etablierten Parteien im Stich gelassen fühlen.

In Naurod, wo sich Bürgerprotest gegen die Unterbringung von politischen Flüchtlingen am lautesten artikulierte, waren die Republikaner allerdings vergleichsweise wenig erfolgreich: In diesem Stadtteil erhielten sie nur 6,8 Prozent.

Dafür feierte dort die CDU ihren größten Wahlsieg: 43,1 Prozent. Ähnlich gut schnitt die Union nur noch in Sonnenberg ab: 39,7 Prozent. maf

CDU erteilt großer Koalition eine klare Absage / Die Wahlsieger geben sich bescheiden Es soll bei Rot-Grün bleiben Fortsetzung wird erwartet Von Claus Gellersen und Wolfgang Schubert Am Tag nach der Wahl reagierte die SPD als erste der vier Römerparteien: "Angesichts des Ergebnisses" wurde eine für Montag angesetzte Pressekonferenz kurzfristig abgesagt. Der Unterbezirksvorsitzende Sieghard Pawlik in entwaffnender Offenheit: "Wir hatten unter ganz anderen Prämissen eingeladen." Wie OB von Schoeler sprach sich Pawlik gestern für die Fortsetzung des bisherigen Römerbündnisses aus. Beide Politiker warnten die Grünen aber vor überzogenen Forderungen bei den Koalitionsverhandlungen. Während die immer noch konsternierten Genossen noch Sprachregelungen für die Niederlage suchen, erteilte CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth einer großen Koalition mit der SPD eine Absage. Die grünen Wahlsieger übten sich in demonstrativer Bescheidenheit und boten die Fortsetzung der Koalition an, ohne vorab personelle oder politische Forderungen zu stellen. Jutta Ebeling und Tom Koenigs, die Spitzenkandidaten der Grünen, warnten das eigene Lager vor protzigen Gesten und zeigten Verständnis für die schwierige Situation der angeschlagenen Sozialdemokraten. Ebeling kritisierte das "fatale Gerede von einer großen Koalition in schwerer Stunde". Wohin diese Bündnisse führten, habe sich am Wochenende gezeigt, sagte die Politikerin unter Hinweis auf die Einbrüche der Sozialdemokraten auch in Darmstadt und Offenbach.

Tom Koenigs kündete eine "demokratische Offensive" gegen die Republikaner an, die im Stadtparlament künftig zehn von 93 Sitzen einnehmen werden. Die politische Diskussion mit den Rechtsextremisten müsse öffentlich geführt werden. Damit geben die Grünen die "Nicht- Beachten-Linie" auf, die alle Rathausparteien in den letzten vier Jahren gegenüber der NPD eingeschlagen hatten.

Koenigs: "So sterben diese Parteien offensichtlich nicht." Die Grünen, die vor der Wahl ein neu zu bildendes Verkehrsdezernat forderten, das der bisherige Fraktionsgeschäftsführer Lutz Sikorski leiten soll, lehnten es gestern ab, vor den jetzt beginnenden Koalitionsverhandlungen mit der SPD ihre Forderungen bekannt zu geben. Doch: "Uns schiebt man nicht mehr so leicht weg." Auch mit der CDU wollen die Grünen Gespräche führen, obwohl sie "gespannt sind, worüber die mit uns reden wollen". Tom Koenigs: "Rot-grün wird weiterregieren."

So sicher ist SPD-Vorstandsmitglied Hans Busch da nicht: "Wer weiß denn, ob es nicht eine schwarz-rote Koalition geben wird." Wenn die Grünen bei den Koalitionsverhandlungen Forderungen stellten, "die an die Substanz unserer Vorstellungen gehen", müßten auch andere Konstellationen ins Auge gefaßt werden, obwohl es eine Präferenz für die Fortsetzung der bisherigen Koalition gebe. Busch, der sein Amt als Stadtverordnetenvorsteher verliert, weil die CDU als stärkste Fraktion den nächsten Parlamentschef (oder die Chefin) stellen wird: "Ich schließe nichts aus." Wie Petra Roth angekündigt habe, werde die Union jetzt erst einmal auf die Sozialdemokraten zukommen. "Und wenn die ganz tolle Vorstellungen haben . . . " Sieghard Pawlik äußerte sich eindeutiger. Natürlich werde die SPD in "demokratischer Selbstbescheidung", auch Gespräche mit den Christdemokraten führen. Erstes Ziel aber sei die Fortsetzung der rot-grünen Koalition. Auch Pawlik warnt die Grünen: Die Konditionen müßten für beide Partner zumutbar sein. "Natürlich müssen wir die in irgendeiner Weise bedienen", gab ein SPD-Stadtverordneter die vorherrschende Meinung beim größeren Koalitionspartner wieder.

"Aber sie müssen uns leben lassen." Petra Roth, die CDU-Spitzenkandidatin, schlug am Montagmittag vor der Presse unerwartet leise Töne an. Die Union habe zwar ihr Ziel erreicht, wieder stärkste (Fortsetzung auf Seite 20)

Stadthalle wird zum Hobby- und Künstlermarkt

OFFENBACH. Zahlreiche Künstler aus der Bundesrepublik werden am Sonntag, 14. März, 11 bis 18 Uhr, zum Kunst- und Handwerkermarkt in der Stadthalle erwartet, den eine Promotionsgesellschaft organisiert hat. Die Veranstaltung soll einen Querschnitt durch das gesamte Kunsthandwerk zeigen und einen Einblick in kreatives Schaffen geben - so läßt sich Malern, Schnitzern oder Drehern bei ihrem handwerklichen Können über die Schulter blicken. Zu sehen sind Seidenmalerei, Batikartikel, Holzobjekte, Ton- und Tiffany-Design, Schmuck, Keramik und Puppen. lis

Rätselraten über das Wahlvolk Bei der SPD viele Fragen und wenige Antworten

WIESBADEN. "Dein Wähler - das unbekannte Wesen?" Für die Hessen- SPD hat nach dem Kommunalwahl- Debakel das große Rätselraten über das Wahlvolk begonnen. Der Parteivorstand sah sich am Montag morgen in Wiesbaden zunächst ratlos. Erklärungsmodelle, wie der schlechte Zustand der SPD auf Bundesebene, der Verlust der sozialen Garantenfunktion der Partei für das untere und mittlere Drittel der Gesellschaft, aber auch mangelnde Attraktivität der Landespolitik und erkennbare kommunale Defizite, waren nur zu schnell aufgetürmt. Sie lieferten jedoch nicht die erwünschte nachvollziehbare Aufklärung über die SPD-Verluste im Land.

Nun wollen sich die Sozialdemokraten aufmachen und landesweit erforschen, was die Restwähler noch an die Sozialdemokraten bindet, welche Themen Wähler und SPD noch verklammern und was sich die Nichtwähler von der Partei erwarten. "Doch dazu muß man erst wieder mit den Nichtwählern ins Gespräch kommen", dämpfen Sozialdemokraten konsterniert über die massenhafte Wählerentsagung die Stimmung.

SPD-Chef Hans Eichel verlangte von seiner Partei nach der schweren Niederlage: "Die SPD muß auf allen Ebenen mit sich ins Gericht gehen." Der hessische Ministerpräsident beklagte den "dramatischen Verlust der sozialen Bindungsfähigkeit" und bemängelte das Bonner Erscheinungsbild der Sozialdemokraten: "Man kann nicht zugleich ein Stück Regierung und ein Stück Opposition sein." Wie allerdings die SPD zum Bild einer "kraftvollen Partei" zurückfinden kann, ließ Eichel am Montag offen. Er fuhr nach einer Stunde vor dem Landesvorstand nach Bonn, um mit den Führungsgremien die Hessen-Misere zu besprechen.

Die Union hatte ihren Vorsitzenden Manfred Kanther schon am Montag früh nach Bonn geschickt. In Wiesbaden interpretierte Stellvertreter Volker Bouffier den "Unions-Erfolg" über die von den Demoskopen prophezeiten Verluste. Er sieht, trotz der Unionseinbußen, den 7. März als Etappe auf dem Weg der Christdemokraten, "in Hessen wieder stärkste Kommunalpartei zu werden". Und innerhalb der CDU gibt es Gedankenspiele, wie die Landkarte Hessens zukünftig "farbiger" zu gestalten ist.

Der Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion Franz Josef Jung schließt dabei die Zusammenarbeit mit den Republikanern aus. Auch von großen Koalitionen ist Jung nicht überzeugt, muß er dadurch doch erneuten Zulauf bei den Rechten befürchten.

Joschka Fischer von den Grünen stutzte die CDU, "die auf sehr niedrigem Niveau weiter abgenommen hat", gleich wieder auf ihr hessisches Normalmaß zurück. "Wenn die Union sich jetzt als Sieger fühlt, wünsche ich ihr noch viele solcher Siege." Besorgt äußerte er sich allerdings über die SPD, die sich in Bonn in der "strategischen Zwittersituation zwischen nicht erklärter großer Koalition und Opposition" befinde. Für die Landespolitik sieht Fischer trotz SPD-Schlappe keine Notwendigkeit zum "Kurswechsel". Allerdings riet er der SPD, ihr soziales Profil zu schärfen.

"Wir haben uns um einige Millimeter verbessert", beschrieb FDP-Vorsitzender Wolfgang Gerhardt die Situation seiner Partei nach der "Denkzettelwahl", um dann Konsequenzen anzukündigen. Die FDP will sich eine andere Organisationsstruktur geben und Nicht-Parteimitglieder einbinden. "Die FDP hat sich nicht überlebt", lautet Gerhardts Botschaft am Tag danach.

MICHAEL GRABENSTRÖER

"Verhandlungsmasse" Mehler Zukunft des Vize-Landrats ist ungewiß / FWG will ihn retten

MAIN-TAUNUS-KREIS. Katzenjammer bei der SPD: Nicht nur der Verweis auf die Oppositionsbank macht den Genossen zu schaffen, sie sorgen sich auch um ihren Ersten Kreisbeigeordneten Gerd Mehler. Dessen Zukunft sieht in der Tat nicht rosig aus - die JU hat seine Abwahl bereits beantragt. Wohl und Wehe hängen nun ganz von der FWG ab: Sollte die sich wie angekündigt nicht auf eine feste Koalition mit CDU und FDP einlassen, sondern nur lose Haushaltsabsprachen vereinbaren, könnte Mehler als "Verhandlungsmasse" gerettet werden. FWG-Spitzenpolitikerin Erika Bänfer will auch alles daransetzen. Und CDU wie FDP hüten sich tunlichst, über die Zukunft Mehlers zu spekulieren. Wenngleich die Union angesichts der anstehenden Direktwahl ihres Landrats Jochen Riebel nicht traurig sein dürfte, dessen stärksten Konkurrenten bereits im Vorfeld abserviert zu haben.

Ob Mehler samt der ganzen SPD allerdings mit dem Erhalt des Postens gedient ist, scheint fraglich. Denn je nachdem wie eng CDU und FDP die "Spielregeln" festzurren, wird dessen Handlungsspielraum empfindlich eingeschnürt. Skeptiker bei den Grünen, die schon vor der Wahl auf ein Ende des CDU/SPD/FWG- Triumvirats gedrängt hatten, warnen zudem vor dem Groll der Wähler. Dürften die das Pseudo-Bündnis auf Dezernatsebene kaum gutheißen. Entscheidungsfreiheit bleibt Mehler nicht. Die Rücktritts-Frage beantwortet der bis 1995 gewählte Dezernent jedoch mit Sarkasmus: "Ohne eine Alternative müßte ich Sozialhilfe beantragen." ana

Hessisches Sammler-Treffen Philatelisten laden zum "Festival" ein

FRANKFURT-NORDWEST. Ein "großes Festival der Philatelie" veranstaltet die städtische Saalbau-Gesellschaft gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Briefmarkensammler-Vereine am heutigen Donnerstag, 11. März, von 10 bis 20 Uhr, im Bürgerhaus Nordweststadt / Titus Thermen, am Walter- Möller-Platz 2 (Eintritt frei).

Anlaß für das 1. Hessische Briefmarkensammler-Treffen ist die Erstausgabe von sechs farbenfrohen Sonderbriefmarken der Deutschen Bundespost, darunter die Hessen-Marke, die im Rahmen der Serie "Wappen der Länder der BRD" herausgegeben wird. Es ist die bislang siebte Marke dieser Serie, die streng nach Alphabet geordnet erscheint.

Die Bundespost wird bei diesem Sammler-Treffen nicht fehlen - sie ist mit der Versandstelle Frankfurt und einem Sonderpostamt vertreten und wird zwei Sonderstempel zur Hessenmarke und zum "Festival der Philatelie" abgeben. Dazu gibt es Ersttagsblätter zur Hessen-Mark und passende Sonderumschläge zu den Sonderstempeln, die in limitierter Auflage verkauft werden.

Weiter gibt es für die Besucher eine "Phila-Hessenschau", Händlerstände mit Marken aus aller Welt, Verkaufsstände für Kataloge und Sammlerzubehör, Sammlertische und Briefmarkenwühltische. Am Informationsstäande der Frankfurter Arbeitsgemeinschaft geben Experten Tips, außerdem kann man in Fachzeitschriften und anderer Philatelie- Literatur blättern.

Nähere Informationen (gegen Rückporto) gibt die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Briefmarkensammlervereine, 6070 Langen in der Mierendorffstraße 44. *ute

Firmen-Telegramm

Kirch hält 35 Prozent an Springer Die Münchener Kirch-Gruppe des Filmgroßhändlers Leo Kirch hält nun 35 Prozent plus eine Aktie am Axel Springer Verlag. Rund sechs Prozent davon müssen in den nächsten Wochen aber noch ins Aktienbuch eingetragen werden. Bei Springer hat es in den zurückliegenden Monaten mehrere Geschäfte gegeben, bei denen Anteilspakete den Eigentümer wechselten. Sulzer darf Kleinewefers schlucken Die Sulzer-Gruppe aus Winterthur darf den Krefelder Papierveredler Kleinewefers übernehmen. Das Bundeskartellamt erhebt keine Einwände. Kleinewefers steht für einen Umsatz von rund 300 Millionen Mark und beschäftigt 1150 Leute. Münchener bandeln in Salzburg an Die Münchener Hypothekenbank hat eine Kooperation mit dem Raiffeisenverband Salzburg geschlossen und sich damit einen neuen Partner gesichert.

Auftrag für Framatome-Siemens Ein aus den Konzernen Framatome und Siemens bestehendes Konsortium soll drei neue Dampferzeuger für das belgische Kernkraftwerk Doel 4 liefern. Der Gesamtwert der Order wird auf etwa 200 Millionen Mark beziffert. KM-Kabelmetal zahlt neun Mark Das Osnabrücker Unternehmen KM- Kabelmetal zahlt seinen Aktionären eine Dividende von neun Mark je 50-Mark-Anteil. Für die Vorperiode, ein sechs Monate umfassendes Rumpfgeschäftsjahr, hatte die Firma 4,50 Mark Dividende und 0,50 Mark Bonus ausgeschüttet. Chinesen kaufen bei Krupp China hat bei der Krupp-Industrietechnik eine Tagebauausrüstung bestellt, die in der inneren Mongolei am Rande der Wüste Gobi eingesetzt werden soll. Der Auftragswert beläuft sich auf 140 Millionen Mark.

Auf einen Blick

Seite II Geschwächte SPD Nidda muß einen Partner finden. Gerhard Becker liebäugelt mit erstarkten FWG/FDP. Seite III Republikaner im Vilbeler Parlament, Stabilität in Karben und Florstadt, erstarkte FWG in Rosbach. Seite IV Lokalsport: Handball-Regionalligist TSG Leihgestern vergab letzte Chance auf Meisterschaft.

Kaskokunden müssen künftig ein Zehntel selbst bezahlen HUK-Verband: Kein ausreichender Schutz gegen Autoklau / Versicherungsbranche wächst langsamer / Kritik an Bonn

doe WEIMAR. "Wir müssen die Eigenverantwortlichkeit des Versicherungsnehmers stärken", sagt HUK-Verbandschef Bruno Gas. Doch selbst bei gutem Willen haben die Käufer neuer Autos in den nächsten Monaten kaum eine Chance, einer Selbstbeteiligung von zehn Prozent zu entgehen, falls ihr Fahrzeug geklaut wird.

Wie berichtet, werden die Assekuranzen in der Kasko-Sparte von April oder Mai an für Karossen, die jünger als zwei Jahre sind, statt des Neupreises nur noch den Zeitwert ersetzen. Diese Summe wird aber nur zu 100 Prozent gezahlt, wenn die Karosse eine "wirksame Diebstahlsicherung" hatte. Entsprechende Schutzvorrichtungen jedoch, muß Assekuranzmann Gas eingestehen, "sind bislang noch nicht auf dem Markt".

Lange Zeit schon hadern die Versicherungen angesichts sprunghaft steigender Diebstahlzahlen mit den Autoherstellern über bessere Sicherungssysteme für ihre Produkte. Nun müssen die Kunden die Suppe auslöffeln. Erst 1995, so Gas, könne die Industrie die von den Assekuranzen gewünschten elektronischen Wegfahrsperren liefern. Nur der Jaguar- Zwölfzylinder verfüge bereits über ein solches System. Bis der Einbau auch in erschwinglichen Autos möglich sei, müsse man auf mechanische Anlagen ausweichen. Allerdings, so Gas, sei es "sehr schwer zu sagen, welches Modell da ausreicht". Die derzeit erhältlichen Apparate jedenfalls seien unzulänglich.

Erst vom Sommer an dürften wahrscheinlich bessere Schutzeinrichtungen verfügbar sein, die etwa den Stromkreis oder die Benzinzufuhr bei einem aufgebrochenen Fahrzeug unterbrechen. Ob die dann als ausreichend akzeptiert würden, müsse letztlich jede Gesellschaft für sich entscheiden. "Das ist", so Gas, "ein Teil des freien Marktes."

Alleine der Wegfall der Neupreisentschädigung bei künftigen Policen bedeute, daß etwa für einen zwei Jahre alten BMW 320 bei heutigen Preisen dann nur noch 27 600 statt 44 500 Mark erstattet würden.

Nicht nur beim Risikoschutz fürs Auto, sondern auch bei der Sicherung der Wohnungseinrichtung müssen die Verbraucher künftig tiefer in die Tasche greifen. Zwar zahlen die Assekuranzen bei den im Laufe des Jahres einzuführenden neuen Policen (VHB '92) nun auch, wenn die Wäsche über dem Herd Feuer fängt oder ein unbemannter Flugkörper aufs Dach fällt, doch werden gleichzeitig die Mindest-Beitragsgrenzen angehoben. Je Quadratmeter Wohnraum müssen dann 1200 statt 1000 Mark Vertragssumme abgeschlossen werden.

Insgesamt, glaubt Georg Büchner, der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), werde die Branchenentwicklung im laufenden Jahr "in ruhigerem Fahrwasser" verlaufen. 1992 hatte die Risikoschutz-Gilde ihre Einnahmen noch einmal um zehn Prozent auf 185 Milliarden Mark hochschrauben können.

Sorgen bereitete allerdings der Schadenboom, der vor allem der Kasko-Sparte (2,5 Milliarden Mark Verlust) das Ergebnis verhagelte. Bei den traditionellen Sorgenkindern Transport- und Industrieversicherung konnte das Defizit etwas verkleinert werden.

Der jüngste Chemie-Unfall bei Hoechst, glaubt Branchenvertreter Georg Mehl, werde der Forderung der Assekuranzen nach kostendeckenden Beiträgen der Firmen Nachdruck verleihen. In der Umwelthaftpflichtsparte, erläutert sein Kollege Gas, werde künftig nicht mehr jedes Risiko versicherbar sein: "Wir werden nicht jedem Betrieb das bieten können, was er wünscht."

Gar nicht zufrieden ist GDV-Chef Büchner derzeit mit der Bonner Regierung. Nicht nur die "Geldgier des Finanzministers", die den Assekuranzen eine "ungerechte, sozialpolitisch falsche und EG-integrationsfeindliche" Erhöhung der Steuer auf ihre Produkte beschert hat, liegt ihm auf dem Magen.

"Sehr wunderlich" findet Büchner auch einen Diskussionsentwurf des Bundesjustizministeriums, der die Kündigung von Versicherungsverträgen mit mehr als dreijähriger Laufzeit ermöglichen soll. Diese auch von der SPD und von Verbraucherschützern erhobene Forderung scheint dem Lobbyisten nicht einzuleuchten. Schließlich, argumentiert er, bevorzugten die Kunden bislang "eindeutig" fünf- und zehnjährige Policen. Kritiker wenden allerdings ein, daß die sich die Klienten - durch Rabatte angelockt - oftmals unwissend lange binden.

Nach fast 14 Jahren an der Verbandsspitze wird der 61jährige Büchner am 31. März das Amt an Bernd Michaels, den Vorstandschef der Rheinischen Provinzial übergeben. Bach-Fan Büchner, der seine mit geradezu stoischer Ruhe vorgetragenen Reden durch trockenen Wortwitz zu würzen versteht, will sich dann ganz auf die Arbeit als Chef der Württembergischen Versicherung konzentrieren.Mal wieder ein Heimspiel Pop-Rocker "Down Tools" morgen im E-Werk

BAD HOMBURG. Im Osten sind die "Down Tools" bekannter als im Taunus. Die vierköpfige Pop-Rock-Formation aus Schwalbach tourte im vergangenen Juni durch die östlichen Bundesländer, von Neubrandenburg in Mecklenburg bis zur sächsisch-tschechischen Grenze. Am morgigen Freitag versuchen sie es mal wieder daheim: Ab 21 Uhr spielen sie im Bad Homburger Jugendtreff E-Werk.

Ihr Manager Jens Maurer (Neu-Anspach) war bei allen 15 Konzerten im Osten dabei: "Die sind einfach gut", lobt der Promoter, "das merken die Leute." Außerdem sei es dort leichter als hier, die Menschen zu begeistern - "große" Namen sind offenbar nicht so wichtig.

Bei einem Auftritt geriet Sänger Heiko Walter allerdings mit einem Skinhead aneinander - "danach wurde der Laden ganz auseinandergenommen", erinnert sich Co-Manager Stefan Krieger. "Wie wir davongekommen sind, wissen wir gar nicht mehr." Die Polizei habe jedenfalls aus sicherer Distanz zugesehen. Sowas wird ihnen in heimischen Gefilden wohl nicht passieren, aber sie sehen das Ereignis auch als Ausnahme an. Im Sommer ist eine erneute Ost-Tour geplant.

Im Gepäck haben die "Down Tools" zwei CDs, die sie selbst produziert und finanziert haben. "Wir haben jahrelang investiert und Schulden gemacht", klagt Sänger Heiko. Denn die Musik, nicht die Technik soll im Vordergrund stehen. Von den neuesten Errungenschaften der Industrie will Heiko nichts wissen. "Technik interessiert mich nicht, ich war noch nie auf der Musikmesse."

Mit britischer Gitarrenmusik wuchsen er und seine beiden Brüder Dirk (Bass) und Karsten (Drums) auf. Daß sie stets mit den "Housemartins" verglichen werden, kann Heiko verstehen: "Es gibt schlechtere Vergleiche." Ärgerlicher ist für die Schwalbacher Musiker die Tatsache, daß ihre Titel so gut wie nie im Rundfunk gespielt werden. Manchem Redakteur seien sie zu poppig, anderen zu rockig. So fällt man im heutigen Dudelfunk schnell durch den Rost.

Aktuelle Musiktrends wie Computersounds lehnen die "Down Tools" als Rockmusiker kategorisch ab. Statt elektronischer Plastikmusik mögen es die Vier aus Schwalbach sehr viel erdiger. Ihre Texte sind durchweg englisch ("Wenn wir deutsch singen würden, würde sich die Musik beschissen anhören"). Zu den Textaussagen möchte Heiko "gar nichts sagen, weil sich die Leute ihren Teil dazu denken sollen". Zur Stimmung nach der Kommunalwahl paßt wahrscheinlich der Titel "Political Clowns", die politischen Marionetten, die vor Korruption nicht Halt machen. STEFAN MÜLLER

FRIEDRICHSDORF. Die Frankfurter Rockband "Jealousy" spielt am Freitag, 12. März, ab 18 Uhr im Jugendtreff Köppern. Das Repertoire der fünf Musiker umfaßt "melodischen Hardrock".

WEHRHEIM. Und noch eine Vorankündigung: Für Samstag, 27. März, laden Wehrheimer Musiker zu einem Rockkonzert ein, bei dem neben zwei Bands aus dem Usinger Land - "Selfmade" und "Moos Eyslie" - auch die lettische Hardrock-Gruppe "Bastards" auftritt.

Nicht einmal über Zahlen einig Finanzminister-Treffen vor Kanzler-Klausur blieb ergebnislos

rds BONN, 8. März. Drei Tage vor der Klausur der Spitzenvertreter von Koalition, oppositioneller SPD und Ländern bei Kanzler Helmut Kohl (CDU) über die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte und den Länderfinanzausgleich ab 1995 besteht noch nicht einmal Einigkeit über die Zahlen, die Voraussetzung für die Verhandlungen über die Lastenverteilung. Die Vorgespräche der vier beauftragten Länderfinanzminister (Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg und Sachsen) mit Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) endeten am Montag ohne Annäherung.

Das Bundesfinanzministerium wies die Vorstellungen der Länder als untragbar zurück, dem Bund Mehrbelastungen von über 196 Milliarden Mark zuzumuten, während die alten Länder 2,5 Milliarden Mark Überschüsse erzielen würden. Aus Bonner Sicht führt das Föderale Konsolidierungsprogramm (Solidarpakt), das am Mittwoch im Bundestag zur ersten Lesung ansteht, weder zu einer finanziellen Schieflage der Länder insgesamt noch zu einer Überforderung der alten Länder. Das Bundesfinanzministerium beharrt auf einer Lastenverteilung der Einheitskosten zwischen Bund und alten Ländern von jeweils etwa 41 Milliarden Mark.

Die Länder ihrerseits gehen in die Klausur mit der Forderung nach einer Übernahme der Lasten durch den Bund in Höhe von 29 Milliarden Mark, während die West-Länder knapp acht Milliarden tragen wollen und die neuen Länder 19 Milliarden zusätzlich erhalten.

Waigel mahnte vor dem Finanzminister- Treffen mit Blick auf die hessischen Kommunalwahl-Ergebnisse "Handlungsfähigkeit der demokratischen Parteien" an und nannte den "Solidarpakt" eine "echte Bewährungsprobe". Die Kieler Finanzministerin Heide Simonis (SPD) sah keinen Zusammenhang zwischen dem Wahlergebnis und der Verhandlungslinie der 16 Bundesländer gegenüber dem Bund. (Kommentar Seite 3)

Zwischen Vogelsberg und Spessart

Heringsessen beim Gesangverein GELNHAUSEN. Der Gesangverein "Sängerlust" feiert den Abschied von der närrischen Saison mit einem Heringsessen am Donnerstag, 11. März, nach der Singstunde (19.30 Uhr) im Sängerraum der Kinzighalle. Musik in der Alten Schmiede BRACHTTAL. Live-Musik erklingt am Freitag, 12. März, in der Alten Schmiede Hellstein. Ab 21 Uhr spielen die "Blues Cruisers". Vier Autos kollidierten BAD ORB. 16 000 Mark Schaden hat ein Unfall auf der Landesstraße 3199 am Montagnachmittag gefordert. Richtung Bad Orb war es gegen 16.30 Uhr zu einem Auffahrunfall gekommen, nachdem ein Fahrzeug wegen eines Radfahrers abgebremst hatte. Insgesamt wurden vier Wagen beschädigt. Gezielt Obstbäume angesägt BAD SODEN-SALMÜNSTER. In der Feldgemarkung Hirschbachtal haben Unbekannte zehn Obstbäume zerstört. Wie die Polizei mitteilte, wurde aus den Stämmen jeweils ein größerer Keil herausgesägt.Musikalische Reise um die Welt BIEBERGEMÜND. Zu einer musikalischen Reise um die Welt lädt der Frauensingkreis Lanzingen für den nächsten Samstag, 13. März, ein. Zu dem bunten Abend, der um 20 Uhr im Saalbau Schick beginnt, ist die Bevölkerung herzlich eingeladen. Telefonzelle zweimal ausgeplündert FLÖRSBACHTAL. Zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen haben Unbekannte die Telefonzelle im Ortszentrum von Kempfenbrunn zerstört. Nachdem der Münzfernsprecher bereits am Wochenende aufgebrochen wurde, entwendeten die Täter in der Nacht zum Dienstag erneut die Geldkassette.

Vorbereitung für Brutzeit FREIGERICHT. Die letzten Biotop- Pflegemaßnahmen vor der Brutzeit nehmen die Bernbacher Natur- und Vogelschützer jetzt in Angriff: Die Aktiven treffen sich dazu am Donnerstag, 11. März, um 17 Uhr auf dem früheren Witt- Gelände am Wingertsbach. Zwei Tage später, am 13. März, geht's dort um 10 Uhr weiter. Verkehrssicherheitstag GRÜNDAU. Die Vorbereitungen für den Gründauer Verkehrssicherheitstag am 8. Mai auf dem Möbel-Walther-Gelände laufen bereits auf vollen Touren. Im Mittelpunkt steht diesmal die "Sicherheit der Radfahrer", außerdem ist eine Sternfahrt mit Kindern, Eltern, Lehrern und Erziehern geplant.

Jagdgenossen treffen sich SCHLÜCHTERN. Zur Jahreshauptversammlung trifft sich die Jagdgenossenschaft am Samstag, 27. März, um 19.30 Uhr im Sportlerheim. Die Ahlersbacher tagen am gleichen Tag um 20 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus.

Was geschieht mit der Pacht? SINNTAL. Über die Verwendung der Jagdpacht berät die Jagdgenossenschaft Schwarzenfels am Freitag, 12. März. Die Jahreshauptversammlung beginnt um 20 Uhr in der Gastwirtschaft Hölzer. Elfriede Kleinhans erzählt STEINAU. "Besinnliches und Heiteres aus aller Welt" erzählt Elfriede Kleinhans am Freitag, 19. März, um 19.30 Uhr in der Rathaus-Markthalle. Außerdem sollen an diesem Abend die Zuschauer die besten Zeichnungen mit märchenhaften Motiven von Steinauer Kindern wählen. Der Eintritt kostet fünf Mark. Da sowohl die Erzählerin als auch die Veranstalter auf einen Obolus verzichten, geht der gesamte Erlös des Abends an die "Hilfe für krebskranke Kinder". Preiswerte Regentonnen WÄCHTERSBACH. Aufgrund eines Landeszuschusses kann die Stadt jetzt Regentonnen zu um bis zu 50 Prozent ermäßigten Preisen abgeben. Die 300-Liter- Tonne kostet 50 Mark, die 500-Liter-Tonne 100 Mark und die 1000-Liter-Tonne 240 Mark. Interessierte wenden sich an das städtische Umweltamt, Telefon 0 60 53 / 8 02 39.

Freispruch für Mielke gefordert Verteidigung nennt Beweise "löchrig wie einen Schweizer Käse"

zba BERLIN, 8. März. Im Mordprozeß gegen den früheren DDR-Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke, hat die Verteidigung am Montag Freispruch beantragt. Mielke ist vor dem Berliner Landgericht angeklagt, 1931 zwei Polizisten auf dem Berliner Bülowplatz ermordet zu haben.

Die Forderung nach Freispruch begründete Mielkes Anwalt Stefan König mit der schwachen Beweisführung der Anklage, deren Beweismittel er "löchrig wie einen Schweizer Käse" nannte. Hilfsweise müsse das Verfahren eingestellt werden, weil die überkommenen Aktenbestände aus den dreißiger Jahren lükkenhaft seien, aus der NS-Zeit stammten und damit ein dauerhaftes Verfahrenshindernis darstellten. Folge das Gericht diesen Argumenten nicht, müsse es das Verfahren wegen Verjährung einstellen, sagte er. König präsentierte aus den Akten eine Zeugenvernehmung, nach der der Mielke am meisten belastende Zeuge Johannes Broll, ein Überläufer von den Kommunisten zu den Nazis, entgegen seiner damaligen Aussage zur Tatzeit nicht am Bülowplatz gewesen sei. "Ich war die ganze Zeit mit ihm in der Bartelstraße zusammen", werde er zitiert.

König erinnerte daran, daß die Hilfsorganisation der Kommunistischen Partei "Rote Hilfe" in der NS-Zeit empfahl, Personen zu belasten, die für die NS-Justiz nicht greifbar waren; deshalb könne Mielke in Moskau zu Unrecht belastet worden sein. Er bezweifelte die Echtheit der handgeschriebenen Lebensläufe Mielkes und will die Originale geprüft sehen. Unter Hinweis, daß 1939 ein deutscher Kommunist in Dänemark mit angeblicher Beteiligung an der "Bülowplatzsache" den Emigrantenstatus begründete, versuchte er die Bedeutung dieser Aussagen herunterzuspielen; auch Mielke könne so gehandelt haben.

Hautkrebs ist deutlich auf dem Vormarsch

Alarmierendes berichtet die "Medical Tribune" (7/1993) über ein 1992 in Nordrhein-Westfalen durchgeführtes "Hautkrebs-Screening". Demnach dürften in Deutschland hochgerechnet jährlich nicht weniger als 1500 Menschen an dem auch Schwarzer Krebs genannten malignen Melanom und einige hundert weitere an anderen bösartigen Neubildungen auf der Haut sterben. Vor allem die Neuerkrankungsrate beim malignen Melanom scheint sich in Mitteleuropa in den letzten 40 Jahren versechsfacht zu haben. Allein während der Untersuchungsaktion sind bei knapp 5000 Menschen 21 maligne Melanome und 40 andere Arten von Hautkrebs entdeckt worden. Das Ärzteblatt empfiehlt deshalb, sorgfältig auf mögliche Veränderungen von Pigmentflächen auf der Haut zu achten und dann, wenn solche entdeckt werden, den sofort Hautarzt zu konsultieren. dfd

Hauchdünner Vorsprung

GIESSEN. Die rot-grüne Koalition bleibt, wenn auch nur noch mit einem hauchdünnen Vorsprung von einer Stimme Mehrheit, in der Universitätsstadt Gießen weiter an der Macht.

Während die Ökofraktion ihr Ergebnis von 1989 um zwei Punkte auf 15,8 Prozent (jetzt 10 Sitze) verbessern konnte, sackte die SPD um OB Manfred Mutz um 11,4 auf 34,1 Prozent (20 Sitze) ab. Stärkste Partei in Gießen ist nach 1985 wieder die CDU. Sie landete mit 34,2 Prozent exakt zehn Stimmen vor den Sozialdemokraten.

Die FDP schaffte mit 5,6 Prozent den erneuten Einzug ins Parlament, die Republikaner sind mit überraschenden 10,4 Prozent erstmals mit 6 Abgeordneten in dem kommunalpolitischen Gremium vertreten. tru

Urteil im "Plattenlegerprozeß" Richter am Landgericht Itzehoe wirft Polizei Manipulation vor

pl HAMBURG, 8. März. Nach einem mehr als einjährigen Strafverfahren hat das Itzehoer Landgericht am Montag im sogenannten Plattenlegerprozeß die beiden Angeklagten freigesprochen. Knud A. und Ralf G. erhalten für ihre sechsmonatige Untersuchungshaft außerdem eine Haftentschädigung. Die beiden jungen Männer, die zur autonomen Szene in Hamburg zählen, waren wegen Mordversuchs und eines schweren Eingriffs in den Schienenverkehr angeklagt worden.

Beamte des Hamburger Landeskriminalamtes hatten sie Ende Juli 1991 vom Hamburger Schanzenviertel bis ins schleswig-holsteinische Pinneberg verfolgt und wollten dort beobachtet haben, wie die beiden Männer Gehwegplatten auf Schienen gelegt hatten. Während des Verfahrens hatte das Gericht immer mehr Widersprüche in den Aussagen der vermummt auftretenden Polizeizeugen festgestellt. Aus den Polizeiakten ging schließlich hervor, daß die beiden Angeklagten aufgrund einer Verwechslung rechtswidrig observiert worden waren.

Das Gericht hatte bereits vor Wochen den Polizeibeamten die Bereitschaft "zur Manipulation ihrer Aussagen und zur Unterdrückung von Tatsachen" vorgeworfen und einen Freispruch angekündigt. Daraufhin hatte auch die Staatsanwältin auf Freispruch plädiert, obwohl sie von der Unschuld nicht überzeugt war.

Das Verfahren war bereits Thema in der Hamburger Bürgerschaft und wird ein politisches Nachspiel haben. Die Fraktion der Grünen spricht von einem "skandalösen Verhalten des Staatsschutzes" und möchte in einem Untersuchungsausschuß Genaueres über die Rolle des Innensenators Werner Hackmann (SPD) in der Affäre herausfinden. In der Urteilsbegründung seien wieder "die rechtswidrigen Praktiken des Hamburger Staatsschutzes deutlich" geworden.

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Heute im Blickpunkt: DSB gegen Sparpläne Keiner will verlieren

Die dieser Tage in Bonn angekündigte zusätzliche Spitzensport-Haushaltssperre von drei Prozent, die das Gesamtvolumen von derzeit 223 Millionen Mark für das laufende Jahr 1993 um weitere 5,4 Millionen Mark zusammenschrumpfen ließe, hat die Führungsspitze des deutschen Sports auf den Plan gerufen. Eine weitere Kürzung, so Präsident Hans Hansen in einer offiziellen Stellungnahme, liege nicht mehr auf der Linie einmal ursprünglich gemachter Zusagen der Bundesregierung.

Unterstützt wird diese bittere Klage auch von NOK-Präsident Walther Tröger und dem Sporthilfe-Vorsitzenden Erich Schumann, die darauf verweisen, erneute Straffungen im Jahr 1993 mit seinem schon laufenden Wettkampfprogramm seien nicht zu verkraften.

In der Erklärung des Deutschen Sportbundes heißt es weiter, bei Realisierung neuer Sparpläne seien gravierende Beeinträchtigungen der leistungssportlichen Gesamtplanung zu befürchten. Empfindliche Störungen im Umstrukturierungsprogramm in den neuen Bundesländern seien unvermeidlich. Hansen wörtlich: "Das kann die Bundesregierung in dieser Phase des bereits spürbaren Aufschwungs Ost nicht ernsthaft anstreben, das wäre, auch gesamtgesellschaftlich betrachtet, absolut kontraproduktiv." Mit Nachdruck verweist Hansen weiter darauf, es sei zugesagt worden, über die bereits erfolgte Mittelkürzung von 17 Millionen Mark hinaus keine weiteren Einsparungen vorzunehmen. Es ist nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht des Deutschen Sportbundes und seiner gewählten Vertreter, ihren "Besitzstand" zu wahren. Insofern sind auch die Appelle von Hansen durchaus nachvollziehbar. Und es ist auch keine Frage, daß gerade der Sport in vielerlei Hinsicht Pionierarbeit leistet. Gerade in gesellschaftlicher Hinsicht und im Bereich der Jugendarbeit wird Vorbildliches geleistet. Doch der Spitzensport, um den es hier geht, muß sich auch eine kritische Nachprüfung gefallen lassen. Und so wird in einer Zeit, in der fast überall die Axt geschwungen wird, um bisher gewährte sozialpolitische Leistungen zu zertrümmern, mit weiteren Streichungen gerechnet werden müssen. So bitter das auch für den Sport sein mag und wie schwierig die Situation zu meistern sein wird, gerade in komplizierten Zeiten kommt es darauf an, mit kreativer Kraft den Problemen zu Leibe zu rücken. Denn die fetten Jahre sind (wenigstens vorläufig) vorbei. Die Kunst besteht darin, mit bescheideneren Mitteln als bisher optimal zu arbeiten. ERICH STÖR

Juweliergeschäft in Bad Nauheim geplündert

BAD NAUHEIM. Perlen-, Gold-, Silber- und Platinschmuck erbeuteten Einbrecher in der Nacht zu Montag aus dem Schaufenster und zwei Innenvitrinen eines Juweliergeschäftes in der Parkstraße in Bad Nauheim.

Zur Beute gehört auch eine Krone aus 396 weißen, grauen und schwarzen Perlen. ieb

Mädchenkulturtage mit Hip-Hop, Tanz und Ytong

WIESBADEN. Ein Trommel-Workshop, Tai-Chi, Bildhauen mit Ytong-Steinen, Malen in Erdfarben, orientalischer Bauchtanz, Selbstverteidigung, Kosmetik- Schnupperkurse und ein Elektronik- Workshop sind die Angebote der Mädchenkulturtage am Sonntag, 14. März. Sie beginnen um 12 Uhr in der Gewerbeschule, Walramstraße 16. Geplant sind außerdem Kurzfilme, Hip-Hop-Vorführungen und Tänze. maf

Frankfurt hat 19 große Feste in diesem Sommer

Bald geht es mit steigender Sonne wieder los mit dem Feste-Feiern in Frankfurt. Die Frühjahrs-Dippemess' im April macht den Anfang. Bis zum Weihnachtsmarkt als Jahresabschluß folgen dann über hundert andere Feste, Märkte und sonstige Freilichtveranstaltungen. Mehr als 15 Millionen Besucher registriert dabei das Verkehrsamt der Stadt.

Ob der High-Tech-Nervenkitzel zur Dippemess' draußen am Ostpark, ob Feuerwerkszauber, Wäldchestag, Weinfest in der Freßgass' und Museumsufertage, die längst Besucher aus der gesamten Bunderspublik anziehen: Es sind allein 19 Großveranstaltungen, die angeboten werden. Vor Beginn der "Saison" hat deshalb das Verkehrsamt jetzt ein illustriertes Faltblatt (auch in englischer Sprache) herausgegeben. Es soll auch anderen Veranstaltern die Möglichkeit einer besseren Koordination bieten. Immer wieder kommt es in dieser Zeit zu Überschneidungen. Der Kalender "Frankfurt live" kann kostenlos beim Verkehrsamt, Kaiserstraße 52, oder im Büro Tourist-Information, Römerberg, angefordert werden. -vau

Räuber saßen in der Gaststätte Überfälle auf zwei Tankstellen / Polizei nimmt Duo fest

WIESBADEN. Nicht lange währte die Freude zweier Männer an der Beute aus einem Raubüberfall auf die Aral-Tankstelle an der Mainzer Straße. Die Polizei nahm sie kurze Zeit später fest. Den beiden wird ein weiterer Überfall zur Last gelegt.

In der Nacht zum Montag, kurz nach zwei Uhr morgens, hatte das Duo an einer Zapfsäule der Tankstelle gehalten. Der Fahrer des Wagens war ausgestiegen, in das Kassenhaus gegangen und hatte die Tankstellenpächterin mit vorgehaltener Waffe zur Herausgabe des Kasseninhalts gezwungen. Dabei erbeutete er 3 500 Mark. Obwohl der Täter flugs zu seinem Wagen zurückrannte und losfuhr, konnte sich die überfallene Pächterin noch geistesgegenwärtig das Kennzeichen des Täterfahrzeugs merken.

Im Rahmen einer sofort eingeleiteten Großfahndung entdeckte die Besatzung eines Streifenwagens das Auto der Täter: Es war vor einer Gaststätte in der Aarstraße abgestellt. Nachdem die Besatzung des Streifenwagens Verstärkung angefordert hatte, umstellte die Polizei das Restaurant und nahm dann die beiden Täter fest. Dabei handelt es sich um einen 28jährigen Wiesbadener sowie um einen 31 Jahre alten Mann aus dem Raum Limburg. Die Beute hatten die beiden Männer im Auto liegengelassen. Nach ihrer Festnahme gestanden sie den Raubüberfall.

Nach Angaben der Polizei hatten beide Männer knapp eine Stunde vor dem Überfall in Wiesbaden schon einmal in Bad Camberg zugeschlagen. Nach dem gleichen Muster war dort die Kasse der Autobahntankstelle auf der Raststätte Bad Camberg-Nord um 1000 Mark erleichtert worden.

Auch dort hatte einer der Täter den Tankwart mit Waffengewalt gezwungen, den Kasseninhalt herauszugeben. Von dort verschwanden die beiden Männer zunächst spurlos. dia

Kleine FR

Gymnastik für Frauen RODGAU. Zwei Kurse "Funktionsgymnastik für Frauen" bietet der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes in Jügesheim an. Die Kurse laufen über zehn Treffen. Beginn: Donnerstag, 18. März, 9.30 bis 10.30 Uhr, und Donnerstag, 25. März, 10.30 bis 11.30 Uhr. Anmeldung: Tel. 069 / 85 00 05-221. 278 000 Mark für Straßenreparatur SELIGENSTADT. Für die Reparatur von Straßen- und Gehwegbelägen sind im städtischen Haushalt 1993 rund 278 000 Mark eingeplant. Der Magistrat vergab jetzt mehrere Aufträge, um die dicksten Löcher und die längsten Risse zu beseitigen. Die Arbeiten sollen mit der Bundespost und den Energieversorgungsunternehmen abgestimmt werden. Rückverschwisterung im Juni SELIGENSTADT. In der französischen Partnerstadt Triel wird von Freitag, 18. Juni, bis Sonntag, 20. Juni, Rückverschwisterung gefeiert. Diesen Termin hat Bürgermeister Amour Quijoux mitgeteilt. Die Seligenstädter wollen mit vier Bussen aufbrechen, um ein Wochenende lang wie Gott in Frankreich zu leben. Die Familien mit Privatkontakten werden gebeten, sich selbst um Quartiere zu kümmern. Satzung geändert SELIGENSTADT. Der Magistrat hat beschlossen, die sogenannte Stellplatz- und Ablösesatzung zu ändern. So muß von nun an für ein Ein-Zimmer-Appartement der Parkplatz für ein Fahrzeug nachgewiesen werden. Bislang war nur ein halber Platz vorgeschrieben. Wer eine solche Fläche nicht nachweisen kann, muß einen Ablösebetrag von 11 000 Mark zahlen. Die modifizierte Satzung wird noch dem Stadtparlament vorgelegt. Stadtrallye durch Seligenstadt SELIGENSTADT. Am Montag, 15. März, beginnt um 15 Uhr an der Jugendbegegnungsstätte (Steinheimer Straße 47) eine Stadtrallye, die von der Jugendpflege organisiert wird. Die Teams der Elf- bis 14jährigen müssen auf ihrem Weg kreuz und quer durch Seligenstadt verschiedene Aufgaben lösen. Gegen 17 Uhr ist die Preisverleihung vorgesehen. SPD Seligenstadt tagt SELIGENSTADT. Die SPD Seligenstadt trifft sich am Montag, 15. März, um 20 Uhr in der "Schmiede", um über das gute Abschneiden der Partei bei den Kommunalwahlen sowie über die geplante Jahreshauptversammlung zu sprechen. Vereine erhalten Zuschüsse SELIGENSTADT. Die Turngesellschaft (TGS), die Stadtkapelle und der Wanderclub erhalten städtische Zuschüsse. Das hat der Magistrat beschlossen. Rund 3600 Mark gibt's für die TGS, die damit neue Sportgeräte und Musikinstrumente finanzieren sowie die Unkosten eines Faustballturniers decken möchte. Die Stadtkapelle darf sich über etwa 4000 Mark freuen, die zum Kauf von Instrumenten bestimmt sind. Für die Renovierung des Vereinsheims bekommt der Wanderclub zirka 1600 Mark.

Hessische Schwimm-Meisterschaften Usinger Schnürer holte zwei Titel

Der 16jährige Usinger Schwimmer Stephan Schnürer, der seit Beginn dieser Saison für den Zweit-Bundesligisten SG Frankfurt startet, holte sich in Dillenburg bei den hessischen Meisterschaften über die langen Strecken zwei weitere Titel.

Im Jahrgang 1976 gewann Schürer die 1500-Meter-Freistil in 17:21,7 Minuten und die 400 Meter Lagen in 4:56,5 Minuten.

In der offenen Wertung belegte er Rang vier über 1500 Meter Freistil und Platz drei über die Langen-Distanz. Der nächster Start steht für Stephan Schnürer in einer Woche in Würzburg bei den süddeutschen Meisteschaften an.

In der aktuellen Bestenliste des Hessischen Schwimm-Verbands für die 50-Meter-Bahnen steht Schnürer in seinem Jahrgang 1976 fünfmal an erster Stelle und ist unter den "top ten" insgesamt neunmal vertreten:

Er ist Sechster über 100 Meter Freistil in 58,63 Sekunden, als Zweiter empfahl er sich über 200 Meter Freistil in 2:01,6 Minuten. Außerdem ist er Dritter über 400 Meter Freistil in 4:17,61 Minuten und Vierter über 1500 Meter Freistil in 17:24,8 Minuten. Schnellster hessischer Schwimmer war er über 200 Meter Rücken in 2:19,7 Minuten, über 100 Meter Schmetterling in 2:13,08 Minuten, über 200 Meter Lagen in 2:14,77 Minuten und über 400 Meter Lagen in 4:51,48 Minuten. gst

Ergebnis-Telegramm

BASKETBALL REGIONALLIGA, Frauen: ASC Mainz - TV Saarlouis 69:75 (38:38), SCW Völklingen - Homburger TG 90:75 (46:34), TV Hofheim - TV Oppenheim 66:72 (30:40), Eintracht Frankfurt II - BSG Hillscheid 92:44 (41:20), SV Dreieichenhain - ACT Kassel 49:65 (26:27). - Die Tabelle: 1. SCW Völklingen 30:4, 2. TV Saarlouis 26:8, 3. ACT Kassel 26:8, 4. ASC Mainz 22:12, 5. TV Oppenheim 18:16, 6. Homburger TG 18:16, 7. Eintracht Frankfurt II 16:18, 8. TV Hofheim 10:24, 9. BSG Hillscheid 2:32, 10. SV Dreieichenhain 2:32.

REGIONALLIGA, Männer: TV Kirchheimbolanden - TV Saarlouis 87:79 (45:42), Eintracht Frankfurt - PSV Bernkastel-Kues 87:81 (39:40), MTV Kronberg - BC Wiesbaden 105:92 (45:42), BBC Horchheim - TGS Ober-Ramstadt 109:87 (51:47), TSV Krofdorf-Gleiberg - TV Langen II 115:108 (58:55). - Die Tabelle: 1. Eintracht Frankfurt 28:6, 2. TGS Ober-Ramstadt 26:8, 3. MTV Kronberg 24:10, 4. TV Kirchheimbolanden 22:12, 5. BBC Horchheim 18:16, 6. TSV Krofdorf- Gleiberg 18:16, 7. TV Saarlouis 12:22, 8. BC Wiesbaden 12:22, 9. PSV Bernkastel-Kues8:26, 10. TV Langen II 2:32.

OBERLIGA, Frauen: BC Wiesbaden - TV Langen 50:89 (19:51), TSV Grünberg - EOSC Offenbach 1:0, TSV Krofdorf-Gleiberg - SG Aschaffenburg-Mainhausen II 62:59 (31:29), BC Darmstadt - Gymnasion Oberursel 107:32 (53:9), TSG Sulzbach - Post SV Gießen 59:55 (27:34).

OBERLIGA, Männer: SG Aschaffenburg- Mainhausen - SKG Roßdorf 84:91 (42:55), MTV Gießen II - TG Hanau 80:102 (36:47), BC Darmstadt - CVJM Kassel 91:65 (41:35), VfB Gießen - TSV Grünberg 82:78 (43:40), VfL Marburg - BG Offenbach/Neu-Isenburg II 93:104 (49:50).

EISHOCKEY ZWEITE BUNDESLIGA, Abstiegs-Play-offs (best of seven): EHC Nürnberg - SB Rosenheim 4:5 (2:0, 0:4, 2:1). - Play-off-Stand: 0:2.

OBERLIGA NORD: Herforder EG - ESC Wolfsburg 3:10, ESC Wedemark - ETC Timmendorf 5:5, REV Bremerhaven - Schalker Haie 3:5, ESC Frankfurt - EC Harz-Braunlage 7:1. - Die Tabelle: 1. ESC Frankfurt 48:2, 2. ESC Wedemark 42:10, 3. ESC Wolfsburg 33:19, 4. ETC Timmendorf 29:21, 5. EC Harz-Braunlage 17:33,6. REV Bremerhaven 14:36, 7. Schalker Haie 13:37, 8. Herforder EG 6:44. EISKUNSTKAULFEN WELTMEISTERSCHAFTEN in Prag, Qualifikation, Frauen, Gruppe B, Endstand: 1. Chen (China), 2. Bajul (Ukraine), 3. Kielmann (Dortmund), 4. Preston (Kanada), 5. Szewczenko (Düsseldorf), 6. Zhang (China). FUSSBALL JUNIOREN-WM U 20 in Australien, Vorrundengruppe A: Australien - Rußland 3:1 (1:1), Kolumbien - Kamerun 3:2 (2:2). HANDBALL BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Frauen: SG Hainburg - TuS Zeppelinheim 9:13 (nicht 9:12, Berichtigung), VfL Goldstein - TV Gelnhausen ausgefallen. - Tabellenspitze: 1. TuS Zeppelinheim 24:4 Punkte, 2. SpVgg. 05 Bad Homburg 23:3, 3. SKG Sprendlingen 17:9.

KREISLIGA A FRANKFURT, Männer: TSV 1857 Sachsenhausen - TuS Nieder-Eschbach II 17:19, SG Sossenheim - MTV Kronberg 11:16, TV Petterweil II - TV Gonzenheim 20:20, TG Schwanheim - TV Bergen/Enkheim 25:22, TV Bad Vilbel - TSG Frankfurter Berg 25:17, TSG Nordwest Frankfurt - TGS Vorwärts Frankfurt 17:10. - Tabellenspitze: 1. TG Schwanheim 36 : 4 Punkte, 2. TV Gonzenheim 33 : 7, 3. MTV Kronberg 30:10.

KREISLIGA A FRANKFURT, Frauen: TV Petterweil - TS 1856 Griesheim 15:7, TG Schwanheim - SG Riederwald 6:12, TSG Nordwest Frankfurt - TSG Oberursel II 8:9, FSV Frankfurt - TSG Usingen 5:20, TG 04 Sachsenhausen - PSV Grünweiß Frankfurt III 27:12. - Tabellenspitze: 1. SG Riederwald 32:6 Punkte, 2. TG 04 Sachsenhausen 29:7. RADSPORT FERNFAHRT Paris-Nizza, 1. Etappe von Meung-sur-Loire nach Nevers (208 km): 1. Cipollini (Italien) 6:02:49 Stunden, 2. Abduschaparow (Usbekistan), 3. Baffi (Italien), 4. Capot (Belgien), 5. Moncassin (Frankreich), 6. Capelle (Frankreich), 7. de Clercq (Belgien), 8. Simon (Frankreich), . . . 14. Ludwig (Gera), . . . 18. Aldag (Ahlen) alle zeitgleich.

Gesamtklassement: 1. Zülle (Schweiz) 6:12:08 Stunden, 2. Breukink (Niederlande) 1 Sekunde zurück, 3. Moreau (Frankreich) 1, 4. Rominger (Schweiz) 5, 5. Bernard (Frankreich) 8, 6. Brochard (Frankreich) 9, 7. Colotti (Frankreich) 9, 8. Mauri (Spanien) 10, . . . 66. Ludwig 33, . . . 84. Hundertmarck (Kelsterbach) 39. TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER in Indian Wells, Männer, Einzel, Finale: Courier (USA) - Ferreira (Südafrika) 6:3, 6:3, 6:1.

Doppel, Finale: Forget/Leconte (Frankreich) - Jensen/Melville (USA) 6:4, 7:5.

TURNIER in Delray Beach, Frauen, Doppel, Finale: Fernandez/Zerewa (USA/Weißrußland) - Sawtschenko/Novotna (Lettland/Tschechische Republik) 6:2, 6:2.

Handwerk denkt an Kumpel und Stahlarbeiter Offensive angekündigt / Hinweis auf 90 000 freie Stellen / Aber noch einige Fragezeichen

spi DÜSSELDORF. Das Handwerk in Nordrhein-Westfalen mit seinen 145 000 Betrieben, eine Million Beschäftigten und 145 Milliarden Mark Jahresumsatz will eine Offensive für die Schaffung von Arbeitsplätzen zugunsten von Kohle und Stahl starten. Handwerkstag-Präsident Lothar Bub hat sich dazu an die Düsseldorfer Landesregierung gewandt. Er schlägt eine gemeinsame Aktion von Arbeitgebern, Gewerkschaften, der Stahlindustrie und des Bergbaus vor. Ziel: Anwerbung von Beschäftigten der Montanindustrie und ihre Umschulung zu Facharbeitern für Handwerksbetriebe. Adressaten sollen vor allem jene sein, die Gefahr laufen, im Zuge der anstehenden Abbau-Welle ihre bisherige Stelle zu verlieren. Laut Bub wäre die Aktion eine vernünftige Möglichkeit, die sozialpolitischen Folgen der Umstrukturierung abzufedern. Einrichtungen für die zielgerechte Umschulung seien im Lande ausreichend vorhanden.

Hans Neumann, Sprecher des nordrhein-westfälischen Handwerkstages teilt dazu ergänzend mit, die Mitgliedsbetriebe seiner Organisation könnten gegenwärtig etwa 70 000 bis 90 000 Facharbeiterstellen "sofort" besetzen. Davon entfielen allein 20 000 bis 25 000 auf die Metallverarbeitung. Diese Arbeitsplätze eigneten sich besonders für Kumpel und Hüttenwerker, da die Leute häufig in verwandten Berufen ausgebildet worden seien. Als notwendig erachtet er eine Umschulung mit einer Dauer zwischen drei und sechs Monaten.

Einen Hinderungsgrund für einen durchschlagenden Erfolg seiner Initiative erblickt das Handwerk allerdings in dem Einkommensgefälle. Dieser Aspekt sei höher zu bewerten als alle Probleme einer Umschulung oder Weiterbildung und deren Finanzierung. Die effektiven Verdienste lägen beispielsweise in der Stahlindustrie um etwa ein Drittel über dem Niveau der Metallverarbeitung. Als zweiter Hemmschuh wird die mangelnde Bereitschaft der betroffenen Arbeitnehmer eingeschätzt, notfalls ihren bisherigen Wohnort zu wechseln, um eine neue Stelle zu finden. Im Zentrum des Ruhrgebietes und damit sozusagen vor den eigenen Haustüren sei das Stellenangebot im Handwerk relativ geringer als etwa im Bergischen Land oder im Großraum Düsseldorf.

Das Landesarbeitsamt in Düsseldorf verweist in diesem Zusammenhang auf erste gute Erfahrungen mit der Umschulung von sogenannten Bergmechanikern aus den Steinkohle-Zechen auf ähnliche Berufe außerhalb des Bergbaus. Über die Erfolgsaussichten der jetzt angekündigten Handwerker-Initiative und weitere konkrete Schritte wollte sich ein Sprecher allerdings noch nicht äußern. Im Augenblick sei noch völlig offen, an welchen Standorten und in welchem Umfang Arbeitsplätze in der Montanindustrie abgebaut würden.

Kurz und gut heißt die Devise

Frühjahrs-Sommer-Modenschau

"Mode hält jung." Das beweist Toni Schiesser, die mit der Frühjahrs-Sommer-Modenschau ihres Salons ihren 87. Geburtstag feiern konnte. In einem lavendelblauen fein plissierten Traumkleid aus dem Hause, dem Ingrid Wrobel und Monika Jellinek als Nachfolgerinnen den jungen Touch verliehen haben.

Weg vom Aufgesetzten, weg vom Monströsen, hin zur Schlichtheit edlen Stoffes und schneiderischer Finessen, so bezeichnete auch Haus-Conférencier Claus Seibel aus Bonn die farb- und frühlingsfrische Kollektion, die von einer kurzen Prêt-à-porter-Schau eingeleitet wurde, Kleider und Kostüme, die in der Boutique verkauft werden. Dann folgte die Haute Couture in 42 erlesenen Modellen. Auch sie erstaunlich jung, kniekurz und noch etwas kürzer. Der unerläßliche Hosenanzug, die flatternden Plisseekleider mit flatternden Schals und Tüchern, einige prachtvolle und üppige lange Röcke mit sehr schlichten, geknöpften Oberteilen, die artige weiße Krägelchen aufwiesen oder wie beim Modell "Rose d'amour" aus rosenbedrucktem Seidensatin üppige Rosen rund um den Ausschnitt drapiert hatten. Die neue Farbe Lavendel, das Peppermintgrün, aber auch Flieder und Bananengelb entfalteten sich zu sommerlicher Eleganz mit losen Teilen im Rükken oder an der Seite und von vielen abstechenden Blenden eingefaßt.

Korsagenkleider, breite geschnürte Gürtel, immer wieder das flatternde Sonnenplissee, auf weißem Seidengrund mit rotem Mohn oder Schmetterlingen bedruckt, schon merkten sich die Schiessergewandeten Kundinnen das Passende vor.

Über der flatternden sommerlichen Romantik für die Rennbahn und Feste im Park schwebten die wahrhaft breitrandigen, kunstvollen Hutgebilde von Sigrid Brandenstein, der "Hutschachtel". Um den Hals trugen Katja, Claudia, Angela, Sybill und Karin die kunstvoll geschlungenen Perlenhalsbänder der Gräfin Arnim und schicke Sonnenbrillen auf der Nase von Manfred Reyl. Vorne kurz und hinten bodenlang war auch das weiß-schwarz gepunktete Abendkleid. Kurz und gut ist bei Toni Schiesser noch immer die Devise. E - S

Neu im Schulangebot: Bereich Textiltechnik

OFFENBACH. Allen, die an Mode, Bekleidung und Technik interessiert sind, bietet die Käthe-Kollwitz-Schule zum kommenden Schuljahr erstmals die Möglichkeit, an der zwei Jahre dauernden Fachoberschule in Textiltechnik und Bekleidung teilzunehmen. Die Genehmigung für diesen Fachbereich hat jetzt das hessische Kultusministerium erteilt. Anmeldungen für das neue Schulangebot sind bis 29. März möglich. Auskünfte gibt es im Sekretariat, Tel. 80 65-29 45. lis

Mehrheiten sind dünner, aber meist unverändert In neun Ortsbeiräten sitzen jetzt auch "Republikaner"

Es ist knapper geworden, aber SPD und Grüne haben in fast allen Ortsbeiräten ihre rechnerischen Mehrheiten von 1989 verteidigt. Elf mehr oder minder stabile rot-grüne Koalitionen hat es in den zurückliegenden vier Jahren in den Stadtteilparlamenten gegeben, nunmehr wären - mit, wie gesagt, schmalerem Mandatspolster - von der Arithmetik her zehn Bündnisse zwischen Sozialdemokraten und Grünen möglich.

Für neun Ortsbeiräte haben die rechtsextremen "Republikaner" Kandidaten aufgestellt, alle diese Bewerbungen waren erfolgreich.

Für die Freidemokraten waren die Ortsbeiratswahlen kein Grund zum Jubel. Die FDP, die vorher in 14 Stadtteilparlamenten vertreten war, meldet herbe Verluste in den nördlichen Stadtteilen: Liberale sind jetzt nur noch in elf Ortsbeiräten präsent.

Hier die Sitz- und Mehrheitsverhältnisse in den einzelnen Ortsbezirken: Ortsbeirat 1 (Gallus, Bahnhof, Gutleut, Innenstadt): Die rot-grüne Mehrheit ist von zwölf auf zehn Sitze geschrumpft, die CDU verlor einen Sitz (jetzt sechs), die "Republikaner" gewannen drei Mandate.

Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Kuhwald, Westend): Rot-Grün stellt zehn von 19 Beiräten und damit die Mehrheit gegenüber CDU (vier), "Republikaner" (zwei), FDP (einer).

Ortsbeirat 3 (Nordend): CDU ist Wahl- sieger vor Grünen und SPD. Jede der Frak- tionen hat sechs Sitze, die FDP einen.

Ortsbeirat 4 (Bornheim, Ostend): Die verkrachte rot-grüne Koalition könnte mit elf von 19 Sitzen weitermachen, CDU (sechs) und "Republikaner" (zwei) wären dann in der Opposition.

Ortsbeirat 5 (Sachsenhausen, Niederrad, Oberrad): Rot-Grün rutscht von zehn auf neun Sitze und verliert die Mehrheit. Auch die CDU verliert ein Mandat (sieben), die "Republikaner" erhalten zwei Sitze, die FDP einen.

Ortsbeirat 6 (Goldstein, Griesheim, Höchst, Nied, Schwanheim, Sindlingen, Sossenheim, Unterliederbach, Zeilsheim): SPD und Grüne verlieren einen Sitz, halten aber die Koalitionsmehrheit von zehn Stimmen; "Republikaner" zwei Mandate, die CDU sieben.

Ortsbeirat 7 (Hausen, Praunheim, Rödelheim): Überraschung: Die "Rödelheimer Liste" gewinnt zwei Mandate. Rot- Grün bleibt dennoch weiterhin mit zehn Sitze von 19 Sitzen vorn; auf den Oppositionsbänken die CDU mit sechs Mandaten und die FDP mit einem Sitz.

Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt): Rot-Grün kann mit zehn Sitzen weitermachen; CDU (acht), FDP (einer).

Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim): Auch hier Majorität von Rot- Grün (zehn Sitze), die CDU kommt auf acht, die FDP auf einen.

Ortsbeirat 10 (Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Preungesheim): Die "Republikaner" ziehen mit drei Mandaten ein, Rot-Grün verliert die Mehrheit (von zehn auf acht Sitze), auch für die "Ampel" (FDP: ein Sitz) reicht es nicht. An der CDU (sieben Mandate) führt kein Weg vorbei.

Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Riederwald, Seckbach): Rot-Grün liegt mit elf Sitzen weiter vorn, die "Republikaner" bekommen zwei, die Christdemokraten sechs Mandate.

Ortsbeirat 12 (Kalbach): CDU und FDP haben ihre "bürgerliche Mehrheit" (fünf von neun Sitzen) verteidigt. Grüne und SPD erhielten je zwei Mandate.

Ortsbeirat 13 (Nieder-Erlenbach): Die FDP verlor ihren einen Sitz im Ortsbeirat und ist "draußen". Die CDU gewann die absolute Mehrheit (fünf), vor SPD (drei) und Grünen (ein Mandat).

Ortsbeirat 14 (Harheim): Eventuell kommt es zu einer großen Koalition zwischen SPD (drei Sitze) und CDU (vier Sitze). Rot-Grün hätte nämlich keine Mehrheit, denn die Grünen schafften nur ein Mandat. Die "Republikaner" gewannen einen Sitz. Die FDP scheiterte auch hier erstmals an der Fünf-Prozent-Marke.

Ortsbeirat 15 (Nieder-Eschbach): Die CDU gewinnt mit zehn Sitzen die absolute Mehrheit, die FDP scheitert erstmals an der 5-Prozent-Hürde, die "Republikaner" kommen mit zwei Mandaten ins Plenum, Rot-Grün geht mit sieben Sitzen in die Opposition und verliert die 1989 erzielte Mehrheit.

Ortsbeirat 16 (Bergen-Enkheim): Rot- Grün verteidigt die Mehrheit (zehn Sitze), auch CDU (acht) und FDP (ein Mandat) halten das 89er Resultat. peh

Vorstoß für dichteren S-Bahn-Takt FVV und Bundesbahn untersuchen Kosten und Organisation

Auf dem Weg zu einem verbesserten S-Bahn-Angebot in den Abendstunden sowie am Wochenende und an Feiertagen haben FVV und Bundesbahn einen wichtigen Schritt getan. Sie untersuchen zwei Varianten auf ihre betriebliche Machbarkeit sowie die verkehrlichen, wirtschaftlichen und personellen Auswirkungen.

Ein Modell sieht vor, daß zusätzlich zu den Zügen, die im Stundentakt über die gesamte Strecke verkehren, S-Bahnen eingesetzt werden, die um 30 Minuten zeitversetzt auf einem stark verkürzten Weg fahren. Die S 1 würde dabei nur zwischen Höchst und dem Mühlberg pendeln, die S 2 in den "Zwischenintervallen" lediglich von Hofheim zum Mühlberg fahren, die S 5 bereits in Bad Homburg, die S 6 in Bad Vilbel und die S 14 in Rüsselsheim Opelwerk enden.

Die zweite - erheblich teurere - Variante sieht in den Schwachverkehrszeiten alle halbe Stunde einen Zug über die gesamte Strecke vor. Zum Einsatz kämen dabei grundsätzlich Kurzzüge. Bei dieser Modellrechnung wird auch tagsüber ein verbessertes Angebot unterstellt. Die Planungen sehen vor, daß dann montags bis freitags alle S-Bahn-Linien durchgehend bis zu den Endpunkten verkehren und damit bis in die frühen Abendstunden ein 20-Minuten-Takt bestünde.

Der FVV selbst hat in der Vergangenheit eingeräumt, sein Angebot in den "Randzeiten" müsse verbessert werden. Am dringendsten erforderlich wären kürzere Takte auf der S 6 nach Friedberg.

Die Bahn wird nun prüfen, ob sich ein S-Bahn-Fahrplan im 30-Minuten-Takt mit dem Regional- und Fernbahnbetrieb verträgt, ob ausreichend Lokführer und Fahrzeuge zur Verfügung stünden und wie teuer der Mehraufwand käme.

1988 wurde ein vergleichbarer Probelauf nach zwei Jahren wieder eingestellt. Damals war montags bis freitags zwischen 20 und 22 Uhr, samstags von 15 bis 22 und sonn- und feiertags zwischen 11 und 22 Uhr auf einen 40-Minuten-Rhythmus umgestellt worden. Den Mehrkosten von 730 000 Mark standen aber nur Mehreinnahmen von 50 000 gegenüber. gang

"Europavertrag" für Bulgarien

ha BRÜSSEL, 8. März. Der Assoziierungsvertrag Bulgariens mit der Europäischen Gemeinschaft ist am Montag in Brüssel unterzeichnet worden. Er entspricht den sogenannten "Europaverträgen" der EG mit Polen, Ungarn, der früheren Tschechoslowakei sowie Rumänien und sieht eine wesentliche Erleichterung bulgarischer Warenlieferungen sowie "politische Konsultationen" vor. Die Umwandlung des tschechoslowakischen Vertrages in zwei getrennte Abkommen mit Prag und Preßburg wird zur Zeit verhandelt.Christdemokraten haben Grund zum Strahlen

OBERTSHAUSEN. Trotz Wirtschaftsflaute und Kurzarbeit bei den beiden größten Steuerzahlern und Arbeitgebern Ymos und Karl Mayer blieb die kommunalpolitische Welt in Ordnung: keine erdrutschartigen Veränderungen der Mehrheitsverhältnisse.

CDU-Bürgermeister Josef Seib wertet das Obertshausener Wahlergebnis als Beweis dafür, daß die CDU eine gute bürgernahe Politik gemacht hat. Der Ausbau der bisherigen knappen absoluten CDU- Mehrheit auf 53,2 Prozent oder um zwei Mandate auf nun 20 Sitze ist für ihn zudem Zeichen dafür, daß in Obertshausen nach rein kommunalpolitischen Gesichtspunkten und nicht etwa nach Bundestrend gewählt wurde.

Seib und seine Christdemokraten strahlen auch, weil SPD, Grüne und FDP ihr Wahlziel nicht erreicht haben: die knappe absolute CDU-Mehrheit zu knakken. Trotzdem zeigen sich Liberale und Grüne mit dem Obertshausener Ergebnis zufrieden. Die FDP gewann ein Mandat hinzu und hat nun drei Mandate. Die Grünen behielten ihre vier Sitze.

Ratlos sind vor allem die Sozialdemokraten, denn den Verlust von sieben Prozent und zwei Mandaten kann sich SPD- Fraktionsvorsitzender Karl-Heinz Schmitt nicht so recht erklären. lz

Vor dem Kraftakt

Die nach außen von allen Parteien und Ländern befürwortete Idee des Solidarpaktes zur Konsolidierung der Staatsfinanzen und zur gerechten Lastenverteilung der Einheitskosten stellt sich immer mehr als eine Überforderung aller Beteiligten heraus. Ab Donnerstag sollen unter der Leitung von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) in dem einmaligen Schauspiel einer mehrtägigen Klausur Koalition, Opposition und Länderchefs einen Knoten durchschlagen, der nicht mehr entwirrt werden kann. Das wird böse enden.

Denn die Gesetzesregelungen des Finanzausgleichs von Bund und Ländern sind an Kompliziertheit nicht zu überbieten. Die Kürzungsvorschläge der einen Bundesregierung und der 16 Landesregierungen unterschiedlicher Couleur sind kaum unter einen Hut zu bringen. Und die Gegensätze in der Frage der Steuererhöhungen ebensowenig. Das alles entzieht sich von der Natur der Sache her dem angesagten Kraftakt im NATO- Saal des Kanzleramtes. Wenn Bonn dazu jetzt noch das Ergebnis der hessischen Kommunalwahlen als Treibsatz für eine rasche Zwangseinigung mißbraucht, ist ein Desaster der Klausur programmiert.

Das wäre vielleicht auch nicht von Übel, wenn wegen der unrealistisch hochgespannten Erwartungen an die Klausur nicht "das System" der Parteien wieder schuld wäre an dem Streit. Schon der Versuch dieser Zwangsgemeinschaft ist strafbar, denn eine Regierung soll regieren und eine Opposition opponieren. Sonst hat der Wähler nichts zu wählen.

rds (Bonn)

Banken beraten Amateure bei "Monopoly im Großen" Für 5000 Mark "ein bißchen was" über Börse lernen: In Investmentclubs legen Kleinspekulanten Geld zusammen

FRANKFURT A. M. An der Börse das Geld für sich arbeiten lassen, wer möchte das nicht? Doch häufig scheitert der Wunsch, sich an einer der faszinierendsten Anlagemöglichkeiten für Geld zu beteiligen, an Unsicherheit, mangelndem Kapital und fehlendem Wissen. Mittwochslotto kann jeder alleine spielen, doch beim Gang an die Börse ist es für Unerfahrene oft besser, sich Partner zu suchen. Eine zunehmende Zahl von Frankfurtern schließt sich deshalb in Investmentclubs zusammen, um das Auf und Ab der Notierungen zu nutzen.

"Sollen wir für 5000 Mark oder für 10 000 Mark Aktien einer niederländischen Fluglinie kaufen?" Die Mitglieder des neugegründeten Frankfurter Investmentclubs "Dribb de Bach" sind noch sehr unsicher. 47 000 Mark wollen sie an der Börse plazieren - keine leichte Entscheidung. Die Aktie hat sich sehr gut entwickelt. Zudem sorgen der Tageszeitungen entnommene Gerüchte über eine bevorstehende Zusammenarbeit mit einer englischen Airline für eine gewisse "Börsenphantasie". Dennoch bleibt ein Unbehagen: Aktien von Luftverkehrsgesellschaften gelten zur Zeit als risikoreich und spekulativ.

"Man gründet einen Investmentclub, weil durch das Zusammenlegen der Kapitalanteile ein Betrag zusammenkommt, mit dem man an der Börse etwas bewegen kann. Außerdem soll jeder von dem Wissen des anderen profitieren", sagt Stefanie Groß, Erste Vorsitzende des Investmentclubs "Dribb de Bach", der sich seinen Namen nach der traditionellen Frankfurter Bezeichnung für den Stadtteil Sachsenhausen gegeben hat. Eine Frankfurter Bank unterstützt Investmentclubs mit Referenten, die über "Calls" und "Puts", Optionsscheine und Rentenpapiere Auskunft geben können und liefert Börseninformationen. Das Institut berät im Stadtgebiet 14 Clubs mit mehr als 400 Mitgliedern.

Die Mitglieder von "Dribb de Bach" haben unterschiedliche Motive für ihren Beitritt. Dieter Mauer ist Elektrotechniker. Er wurde durchs Fernsehen auf Investmentclubs aufmerksam. "Es reizt mich einfach, es ist wie Monopoly im Großen" sagt er. Auch der Ingenieur Bijan Kia ist Amateur an der Börse. "Ich habe ein Interesse an solchen Spielchen" sagt er, "mein Neffe hat mich auf den Club aufmerksam gemacht." Für den Kaufmann Manfred Semisch steht der Profit nicht an erster Stelle. Er wurde bei der Anlagenberatung seiner Bank auf den Investmentclub in Sachsenhausen hingewiesen: "Ich möchte ein bißchen was lernen - nicht reich werden."

"Investment education, das gehört dazu": Ein Börsenneuling soll lernen, sein eigenes Aktienpaket zu schnüren. Mindestens ein Mitglied des Vereins sollte daher bei der Gründung bereits über Börsenerfahrung verfügen, empfiehlt die Schutzvereinigung, damit nicht gleich nach Gründung unnötig viel Lehrgeld in Form von Verlusten gezahlt werden muß.

Die genaue Zahl der Investmentclubs in Frankfurt ist unbekannt, doch Renate Fellner von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz ist begeistert: "Im Rhein-Main-Gebiet funktioniert es sehr gut." Vielleicht veranstaltete deswegen die Schutzvereinigung den alle zwei Jahre organisierten Weltkongreß der Investmentclubs in der Bankenstadt Frankfurt. "Phoenix", "Thesaurus" oder schlicht "Eschborn" heißen die Clubs in und um Frankfurt, bundesweit gibt es mittlerweile rund 4500 Anlagevereine mit 100 000 bis 120 000 Mitgliedern, die ein Vermögen von rund 450 Millionen Mark verwalten.

Die Idee des Investment-Clubs kommt aus dem Land des "big business", den USA. Dort hatte 1898 der Farmer Brooks erkannt, daß die Industrie höhere Gewinne abwirft als die Landwirtschaft. Er mobilisierte Freunde und Bekannte, um mit ihnen gemeinsam Geld an der Börse anzulegen - der Investmentclub war geboren. 1963 wurde ein erster Club in Deutschland gegründet.

Um das Risiko ihrer Anlagen zu streuen, beschließen die Mitglieder von "Dribb de Bach", 30 Aktien eines Maschinenbauunternehmens zu kaufen, das Industrieroboter für die Autoindustrie fertigt. Peter Prussog, von Beruf Public Relation Manager, fand das Argument: "Der erwartete Konjunktureinbruch in der Automobilbranche erhöht die Bereitschaft zu rationalisieren." Jetzt passen 200 Aktien der niederländischen Fluglinie ganz gut zum Depot von "Dribb de Bach". 20 000 Mark bleiben auf dem Konto, "um kurzfristig nachkaufen zu können".

Bis zu 30 Personen können gemeinsam an der Börse spekulieren, Anlagestrategien ausknobeln und versuchen, sich ein Stückchen aus dem Kuchen herauszuschneiden. Der Eintrittspreis in einen Investmentclub beträgt in der Regel 5000 Mark, zusätzlich muß für die Kapitalbildung monatlich ein Betrag zwischen 50 und 500 Mark auf das Vereinskonto eingezahlt werden. Um Rechte und Pflichten der Mitglieder zu regeln, hat die Schutzgesellschaft einen Mustervertrag ausgearbeitet. So entscheidet ein dreiköpfiger "Anlagenausschuß" nach dem Mehrheitsprinzip über den Kauf oder Verkauf von Aktien. Einmal im Quartal haben die Mitglieder Anspruch auf einen Kontoauszug, der die Entwicklung ihres Clubanteils wiedergibt. Damit der Anlagenausschuß die Clubmitglieder nicht in Teufels Küche bringt, ist im Gesellschaftsvertrag festgelegt: "Die Anschaffung von Wertpapieren auf Kredit ist ausgeschlossen." pia

IHK: Modellprojekt erfolgreich abgeschlossen

OFFENBACH. 22 Auszubildende als Industriekaufmann oder -frau erhielten jetzt zusätzlich zu ihrem Berufsabschulzeugnis ein Zertifikat "Datenverarbeitungskoordinator" überreicht. Damit sei das von der Industrie- und Handelskammer (IHK) zusammen mit der Theodor- Heuss-Schule angebotene Modellprojekt erfolgreich abgeschlossen worden. Die Teilnehmer/innen hatten ihre Ausbildungszeit um ein halbes Jahr verlängert, um zusätzlich zu den normalen Ausbildungsinhalten in 400 Stunden Datenverarbeitung zu erlernen. lis

Jugendlicher Räuber in der Kinderbuchhandlung

Fünf Minuten vor Ladenschluß ist die Kasse einer Kinderbuchhandlung in der Bockenheimer Kurfürstenstraße ausge raubt worden. Der jugendliche Täter ging - vorbei an drei weiblichen Angestellten - direkt auf die Kassiererin zu und schlug einer 30jährigen mit der flachen Hand ins Gesicht.

Gleichzeitig griff er in die Schublade. Obwohl die Frau erheblichen Widerstand leistete und dem Täter die Finger einklemmte, gelang es dem Mann die Kasse zu plündern. Er konnte 1200 Mark erbeuten. habe

Grundschule lädt ein zum 4. Kleidermarkt

HARHEIM. Zum 4. Kleidermarkt laden die Eltern der Kinder, die die Vorschulklasse in der Grundschule Harheim besuchen, ein. Am Sonntag, 14. März, wechseln von 15 bis 17 Uhr Sommerklamotten, Babybekleidung und Spielsachen ihren Besitzer. Insgesamt 24 Hobbyverkäufer bieten in der Turnhalle der Grundschule, In den Schafgärten 25, ihre Ware an.

Zusätzlich zum Kleidermarkt wird es wieder reichlich Kaffee und den berühmten, selbstgebackenen "Harheimer Kuchen" geben. Wie schon die Jahre zuvor kommt der Erlös der Vorschulklasse zugute. Das Geld wird für dringende Neuanschaffungen verwendet. tin

1124 Heilsberger unterschrieben Forderung:

Hindernis für EWR-Vertrag Spanien verknüpft Wirtschaftsraum mit Maastricht-Ratifikation

ha BRÜSSEL, 8. März. Ein "Anpassungsprotokoll" zum Vertrag über den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) hat der Ministerrat der Europäischen Gemeinschaft (EG) am Montag gebilligt. Das Protokoll wurde zwischen der EG und den EFTA-Staaten Österreich, Schweden, Finnland, Norwegen, Island sowie Liechtenstein ausgehandelt, damit der Vertrag ohne die Schweiz in absehbarer Zeit in Kraft gesetzt werden kann. Die spanische Delegation teilte allerdings mit, daß das Parlament in Madrid den Vertrag erst dann ratifizieren werde, wenn der Maastrichter EG-Unionsvertrag von Großbritannien und Dänemark ebenfalls ratifiziert worden ist.

Das Schweizer Volk hatte sich am 6. Dezember mehrheitlich gegen den Vertrag ausgesprochen, der ursprünglich zum 1. Januar die Teilnahme der EFTA- Staaten am EG-Binnenmarkt in fast allen Wirtschaftsbereichen hätte ermöglichen sollen. Die sechs EFTA-Länder erklärten sich daraufhin in schwierigen Verhandlungen bereit, auch den ursprünglich vereinbarten Finanzierungsanteil der Schweiz in einen Fonds zugunsten der vier ärmsten EG-Staaten zu übernehmen.

Sofern die nationalen Parlamente der verbliebenen sechs EFTA-Staaten sowie der zwölf EG-Länder das abgeänderte Vertragswerk rechtzeitig ratifizieren, wurde in Brüssel die Inkraftsetzung zum 1. Juli oder 1. August erwartet, wie informierte Kreise erklärten. Dies ist nun durch die von Spanien ausgesprochenen Einschränkungen fraglich geworden.

Neue Schwierigkeiten für den EWR- Vertrag werden dem Vernehmen nach nicht völlig ausgeschlossen, falls das Liechtensteiner Volk bei der erforderlichen Neuregelung des Verhältnisses zwischen Liechtenstein und der Schweiz Anstoß nähme. Das Fürstentum wendet im Rahmen seiner traditionellen Zollunion mit der Schweiz bisher die schweizerische Wirtschaftsgesetzgebung in wesentlichen Teilen an. In einer Volksbefragung hatten die Liechtensteiner aber mit großer Mehrheit - nach der schweizerischen Volksabstimmung - für die Teilnahme am Europäischen Wirtschaftsraum gestimmt.

Rot-Grüne mahnen Bonner SPD Hessens Regierungsparteien fordern klare Oppositionsrolle

gra WIESBADEN, 8. März. In Wiesbaden suchten die Landesparteien am Montag nach Erklärungen für die hohen Verluste der SPD, den großen Nichtwähleranteil und das landesweite Erstarken der rechtsextremen Republikaner. Vor einer "Vertrauenskrise der demokratischen Institutionen" warnte der stellvertretende hessische Ministerpräsident Joschka Fischer (Grüne). Er verlangte, daß der "natürliche Mechanismus zwischen Regierung und Opposition in Bonn" wieder in Gang gesetzt werde. Der Ministerpräsident und SPD-Vorsitzende Hans Eichel forderte von der SPD in Bonn eine konsequente Politik, die nicht "zugleich ein Stück Regierung und ein Stück Opposition" sein könne. Er bescheinigte seiner Partei weitgehend den Verlust des sozialen Profils. Das führe dazu, daß sich ganze Wählerbereiche von der SPD nicht mehr vertreten sähen.

"Die SPD muß auf allen Ebenen mit sich selbst ins Gericht gehen," sagte Eichel. Die Kommunalwahl mit ihrer "starken bundespolitischen Akzentsetzung" wertete er aber nicht als Votum gegen die rot-grüne Landesregierung. "Die Landesregierung ist nicht abgewählt worden," sagte Eichel, der auch für die Landespolitik eine stärkere "soziale Profilierung" der SPD ankündigte.

Die CDU beanspruchte trotz ihrer Stimmenverluste die Rolle des Wahlsiegers angesichts einer "Ausgangslage, die noch nie so schlecht war," wie ihr Vize- Landesvorsitzender Volker Bouffier sagte. Die FDP sieht sich nach minimalen Stimmengewinnen, wie ihr Landesvorsitzende Wolfgang Gerhardt formulierte, "um Millimeter verbessert."

SPD, CDU, Grüne und FDP verlangten übereinstimmend "klare Mehrheitsbildungen" in den Kommunen und den Kreisen. Die rechtsextremen Republikaner sollten dabei keine Rolle spielen, verkündeten sie. Auch CDU-Vertreter, die landesweit "farbige Bündnisse" gestalten wollen, sprachen sich gegen "Zusammenarbeit mit den Republikanern" aus.

Kanal beschädigt: Lange Straße weiter gesperrt

Wann die Lange Straße in Höhe der Fischerfeldstraße wieder für den Verkehr freigegeben wird, ist noch unklar. Ein Zeitpunkt könne erst genannt werden, wenn der Kanal unter der Straße freigelegt und der Umfang der Bauarbeiten abschätzbar sei, teilte jetzt die Stadtverwaltung mit.

Der Straßenabschnitt ist seit der vergangenen Woche gesperrt, nachdem bei einer routinemäßigen Begehung festgestellt wurde, daß der Abwasserkanal einsturzgefährdet ist. vo

Sprendlinger Lagerhalle brannte völlig aus

DREIEICH. Beträchtlicher Schaden entstand bei einem Brand, dem am Wochenende eine Lagerhalle in Sprendlingen zum Opfer fiel. Feuerwehr und Polizei schätzten den Schaden auf rund 200 000 Mark.

Wie die Polizei gestern mitteilte, hatten Anwohner in der Nacht zum Samstag das Feuer bemerkt. In der Halle sollen Kunststoffe gelagert worden sein. Die Kripo ermittelt noch wegen der Brandursache. hf

Rot-Grün nun ohne Mehrheit

MAINTAL. Die rot-grüne Koalition hat die Mehrheit verloren. Die Grünen hielten sich mit einem Plus von 1,6 auf 9,4 Prozent durchaus im Trend und werden wieder 4 Mandate bekommen. Die SPD indes verlor 19,4 und kommt mit 28,1 Prozent lediglich noch auf 13 Sitze, 7 von insgesamt 45, zuwenig zum Regieren.

Aber auch der CDU haben die zur Urne gegangenen 17 252 Maintalerinnen und Maintaler (66,5 Prozent der Wahlberechtigten) keine Kompetenz zugestanden. Die Christdemokraten rutschten um 10,8 abwärts auf 24,8 Prozent. Mit den 12 Mandaten könnten sie durchaus die Macht übernehmen, wenn die Wählergemeinschaft "Freie Maintaler" (FM), die im ersten Anlauf satte 23,2 Prozent und elf Sitze - erreicht haben, mitspielen würden. Doch das wollen sie erklärtermaßen nicht.

FM-Vorsitzender Berhard Schneider erinnerte an die Wahlaussage: "Keine Absprache und keine Koalitionszusage. Wir wollen unabhängig bleiben und uns nicht für vier Jahre verheiraten. Uns könnten ja auch Ideen der anderen Seite gefallen. Wir möchten mit wechselnden Mehrheiten unsere Vorstellungen umsetzen."

Dennoch werde eine Verhandlungskommission gebildet, um mit CDU, SPD und Grünen zu reden. Mit den rechtsradikalen "Republikanern" habe die FM nichts im Sinne: "Die wollten wir doch gerade verhindern."

Das ist der FM nicht gelungen. Die Rechtsradikalen kamen auf 9,8 Prozent und fünf Mandate. Daß sie auch für die CDU kein Gesprächspartner sein werden, hat Fraktionsvorsitzender Erhard Rohrbach schon am Wahlabend erklärt: "Mit denen ist keine Zusammenarbeit denkbar, aber mit der SPD auch nicht."

Das hielte Bürgermeister Dr. Walter Unger (SPD) auch nicht für sinnvoll: "Der Wähler hat beiden großen Parteien eine deutliche Absage erteilt. Das heißt, daß es wechselnde Mehrheiten geben wird für die nächste Zeit." pom

CDU und FDP fest im Sattel

BAD SODEN. Der "Wind der Veränderung", der mancherorts die Etablierten kräftig geschüttelt hat, blies in der Kurstadt eher sanft. Während Grüne, FWG und FDP ihre Positionen um jeweils einen Sitz verbessern konnten, müssen SPD zwei und CDU einen Sitz im Parlament räumen. Die Mehrheit von Christdemokraten (41 Prozent) und Liberalen (12,1) haben die Wähler beim Urnengang also bestätigt.

Bürgermeister Kurt Bender (CDU) sieht deshalb keinen Anlaß, den politischen Kurs zu ändern. Er hatte noch vor der Wahl 45,1 Prozent für die CDU prognostiziert. "Zweckoptimismus", sagt er nun, "man soll ein Fußballspiel vor dem Abpfiff nicht verloren geben."

Fraktionschef Klaus Plösser hatte sich ein paar Prozente mehr ausgerechnet, weil "eigentlich gute Arbeit geleistet worden ist". Daß die CDU dann doch über zwei Prozente einbüßte, führen Bender wie Plösser auf die Bundespolitik zurück.

Freude auch bei der FDP über fünf Sitze. "Wir haben die Leute direkt angesprochen, sind auf sie zugegangen", sagt Fraktionschef Heiner Kappel. Den Liberalen sei es deshalb gelungen, deutlich mehr Wähler zu mobilisieren.

Auch die FWG hat Anlaß, künftig zufrieden im neuen Parlament Platz zu nehmen. Seit Jahren sieht sich die Gruppe nach den Worten von Magistratsmitglied Wilhelm Wank im Aufwind. Der neuerliche Zuwachs um einen Sitz sei Resultat sachbezogener Politik und der Mittlerrolle, die von der Gruppe zwischen SPD und CDU eingenommen worden sei. Mehr noch freut sich Wank über die "bürgerliche Mehrheit von 66 Prozent". Das sei die Basis für die Arbeit der nächsten Jahre.

Frust dagegen bei der SPD über fünf Prozent Verlust (jetzt 21,6) und geringe Wahlbeteiligung. schu

Und im dunkeln flackert die Ampel Von der großen Koalition bis zu Rot-Gelb-Grün künftig alles denkbar im Kreistag Von Stefan Kuhn

HOCHTAUNUSKREIS. "Wir haben von Anfang an gesagt, daß wir die CDU in der Opposition sehen wollen", sagte Grünen- Fraktionschefin Heike Knodt-Hassanien noch in der Wahlnacht, "eine Ampel wäre eine Möglichkeit, der CDU die Opposition zu bescheren." "Die Möglichkeit ist da zu einem Ampelbündnis", schlug FDP-Kreischef Frank Blechschmidt in die gleiche Kerbe. Wie Heike Knodt-Hassanien erwartet er freilich eher eine große Koalition, denn vor einer sogenannten rot- gelb-grünen Ampelkoalition aus SPD, Grünen und Liberalen müsse "bei der SPD viel passieren".

Die Sozialdemokraten selbst halten sich bedeckt. Sie wollen Koalitions-Möglichkeiten und -Vorlieben zunächst am Donnerstag im Unterbezirksvorstand beraten. Klar scheint nach dem Wahlergebnis allerdings bereits zu sein: Ohne die SPD wird es keine feste Mehrheit im Kreistag geben. Dies obwohl sie mit einem Absacken um 8,1 auf 26,7 Prozent der Stimmen zu den großen Verlierern der Kreistagswahl gehört. Selbst die vom Bestechungsskandal geschüttelte Hochtaunus-CDU hat nur 6,8 Prozent verloren.

"Galuschka hat kaum eine Rolle gespielt", ärgerte sich SPD-Spitzenkandidat Peter Hartherz darüber, daß die Wähler wohl eher nach übergeordneten als nach lokalen Punkten entschieden haben. Die Verluste der Hochtaunus-SPD liegen fast exakt im Trend des Landesdurchschnitts von 8,4 Prozent. "Wir hatten damit gerechnet, stabil zu bleiben", gestand auch die Unterbezirksvorsitzende Hildegard Klär ihre Enttäuschung ein.

Landrat Jürgen Banzer und die CDU empfinden das Ergebnis hingegen "weniger schlimm, als wir befürchtet haben". Die Christdemokraten stellen mit 31 Abgeordneten weiter die deutlich stärkste Fraktion. Die Koalitionsmehrheit mit der FDP (sieben Sitze) ist allerdings geplatzt - und eine neue noch nicht in Sicht. CDU-Fraktionschef Gerd Krämer sprach daher von einem "schwierigen Wahlergebnis", das zunächst eingehend analysiert und beraten werden müsse.

Danach will die CDU laut Krämer "als stärkste Partei aktiv werden" und dabei laut Banzer "mit allen Fraktionen sprechen, die wir dem demokratischen Lager zuordnen". Eine Zusammenarbeit mit den rechtsextremen Republikanern, denen kreisweit 9,4 Prozent der Stimmen acht Kreistagssitze einbrachten, schließen alle vier anderen Fraktionen kategorisch aus.

Dies schränkt die Möglichkeiten einer Mehrheitsbildung ein: Möglich bleiben die große Koalition der Verlierer CDU und SPD (54 der 81 Sitze), die "Ampelkoalition" (42 Sitze) und eine Zusammenarbeit von CDU und Grünen (43 Sitze). Letztere schloß Heike Knodt-Hassanien bereits aus: "Das wird nicht laufen."

Eine große Koalition hingegen stößt bei der SPD auf Skepsis, denn sie würde bei der nächsten Wahl vermutlich FDP, Grüne und die Rechtsextremen weiter stärken. "Nur wenn es gar nicht anders geht", hat Hartherz daher als Devise für die Zusammenarbeit mit der CDU ausgegeben. Bleiben sogenannte Ampeln - und eine Weiterarbeit ohne feste Koalition. Landrat Jürgen Banzer (CDU) und Sozialdezernent Peter Barkey (FDP) blieben im Amte und müßten sich für Entscheidungen jeweils Mehrheiten suchen. Banzers Kommentar dazu: "Das ist auch denkbar, warum nicht?"

Geschirrmobil wartet

OFFENBACH. Auf die Möglichkeit, bei Festen im Freien ein Geschirrmobil anzumieten, hat Umweltdezernent Klaus Bodensohn hingewiesen. Wer das umweltfreundliche Mobil nutzen will, das für Veranstaltungen bis zu 1500 Teilnehmern reicht, soll sich frühzeitig anmelden beim Helferverein des Technischen Hilfswerks (THW), dienstags von 19 bis 21 Uhr in der Friedhofsstraße 10, Tel. 81 46 87. lis

Was Frankfurter Museen und Ausstellungen zeigen

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.); Jahrhunderthalle Hoechst, Silostraße: Silvia Bächli, Heimer Blum, Walter Dahn, Peter Rösel, Manfred Stumpf (bis 12. 4.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).

Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).

Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Türdrücker der Moderne" (is 12. 4.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9. 5.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Radio-Museum, Bornheimer Landstraße 20, Tel. 43 84 53: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung; Komplette Rundfunkgeschichte von 1923 bis in die späten 70er Jahre. Dokumente von 50 Jahren Mediengeschichte.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann-Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do; Sonderausstellung "Das blaue Haus - Die Welt der Frieda Kahlo" (bis 23. 5.).".

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 1992" (bis 3. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Einbrecher setzten Schule unter Wasser

DREIEICH. Eine Schule setzten unbekannte Einbrecher zwischen Freitag und Sonntag unter Wasser. Den Schaden schätzt die Polizei auf über 100 000 Mark. Die Täter hatten in verschiedenen Klassenräumen Abflüsse verstopft und die Wasserhähne weit aufgedreht, ehe sie die Schule wieder verließen.

Das stundenlang ausströmende Wasser zerstörte Fußböden und die Decken der darunter liegenden Werkräume. Auch Geräte wurden erheblich beschädigt. hf

Bandenstreit: Autos zertrümmert Mit Baseballschlägern auf Gegner losgegangen / Polizei hilflos

Unter den Augen einer Polizeistreife sind neun junge Männer aus Griesheim und dem Gallus in der Nacht zum Montag auf der Mainzer Landstraße mit Baseballschlägern aufeinander losgegangen. Erst nachdem ein Dutzend Funkwagen am Tatort eingetroffen waren, konnten sieben Personen festgenommen werden. Zwei setzten sich rechtzeitig ab. Bei dem Schlagabtausch sind die Akteure mit relativ leichten Verletzungen davongekommen.

Die Fehde wurde zwischen den Insassen eines BMW und denen eines Golf ausgetragen. Nach den Ermittlungen der Polizei gerieten die beiden Gruppen zunächst in der Ahornstraße aneinander. Dabei wurde die Karosserie des Volkswagens beschädigt. Nachdem der BMW davongefahren war, wollte die Gegenseite Revanche.

Zunächst aber mischte sich die Polizei ein. Sie stoppte den BMW an der Einmündung Mainzer Landstraße/Elektronstraße, weil der ohne Beleuchtung fuhr. Als die Beamten des 16. Revieres zur Personalienüberprüfung schritten, erschien der Golf auf der Bildfläche. "Die Beamten haben hilflos dabeigestanden. Zureden half überhaupt nichts. Sie waren auf Verstärkung angewiesen", beschrieb Polizeisprecher Jürgen Linker, warum sich seine Kollegen zunächst passiv verhalten haben.

Die Aggressionen der beiden Gangs entluden sich in erster Linie am gegnerischen Fahrzeug. Mit den Baseballschlägern wurden alle Scheiben zertrümmert, sowie Kotflügel, Motorhauben und Türen demoliert. Am Ende waren die Autos schrottreif. Die Männer zwischen 17 und 23 Jahren kamen mit leichten Blessuren - wie Blutergüssen und Schwellungen - glimpflich davon.

Als die Polizeistärke dies zuließ, wurden sieben Personen zum Revier gebracht. Gegen diese Gruppe wird wegen gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung ermittelt. Alle Namen der Festgenommenen waren der Polizei bereits in Verbindung mit einschlägigen Delikten bekannt. habe

Ein Kreuz für "braune Mülltonnen" Demokratische Parteien ringen um Antworten auf die Republikaner

HOCHTAUNUSKREIS. "Wir stehen am Beginn einer Rezession - wie sieht das erst in einem Jahr aus?" Das Wahlergebnis für die rechtsextremen Republikaner (REP) treibt nicht nur den SPD-Spitzenkandidaten Peter Hartherz um. Das Erschrecken geht durch alle demokratischen Parteien. Wirtschaftskrise und große Koalitionen könnten die Rechtsaußen weiter stärken, fürchten viele Politiker - und wollen dagegen angehen.

"Die Zeit des Verständnisses ist vorbei", sagt Wolfgang Zink, Gründungsmitglied der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Taunus, "es gibt nur noch die harte politische Auseinandersetzung." Mit den REP-Stimmen billigten Tausende nachträglich die Anschläge gegen Ausländer.

"Wir müssen sehen, wie wir die Ängste dieser Leute aufnehmen können", sagt Gerd Krämer, Chef der CDU-Kreistagsfraktion, dagegen über die REP-Wähler. Er wurde ebenso von dem 9,4-Prozent-Kreisergebnis kalt erwischt wie andere Politiker: In der Öffentlichkeit und an Parteiständen hatten sich zuletzt kaum noch Frauen und Männer zu den Rechtsaußen bekannt. Allein in der Wahlkabine setzten sie dennoch ihr Kreuz für sie.

In allen Gemeinden liegt die REP bei der Kreistagswahl über fünf Prozent. 12,9 Prozent in Grävenwiesbach markieren ihren Höhe-, 6,6 Prozent in Kronberg ihren Tiefpunkt.

Woher die Stimmen kamen, läßt sich nur bedingt sagen. So weisen geringere Stimmenzahlen der CDU in Kronberg (760 Stimmen) und Wehrheim (420 Stimmen) bei der Kreistags- vergleichen mit der Gemeindewahl auf Verluste an die REP hin. In Bad Homburg feierte diese Triumphe in früheren SPD-Hochburgen wie Gartenfeld und Eichenstahl.

"Wir konnten unser Versprechen ,Wir setzen uns für euch ein&rquote; nicht rüberbringen", urteilt die Bad Homburger SPD-Fraktionschefin Beate Fleige. Den Grund der REP-Erfolge sieht sie in der "jahrelangen Politik" des CDU/ FDP-Magistrats "für nur ein Drittel der Bevölkerung". Viele Wähler hätten dies auch der Opposition angekreidet.

Für CDU-Stadtchef Bernd Hamer war die Stimmabgabe an die "Protestwählerpartei" rechtsaußen "nicht zu verhindern". Für Michael Korwisi von den Grünen dagegen ist es allerhöchste Zeit, den REP-Wählern ("Das sind nicht alles Nazis") bei Wohnungsbau, Mieten und Sozialhilfe "konkrete Ergebnisse" zu präsentieren: "Sonst haben die Republikaner in vier Jahren 16 Prozent." "Es liegt nicht am Wohnungsbau oder am Jobmangel" entgegnet Zink. "Wir haben die Ergebnisse von 1932, obwohl wir nicht die Probleme von damals haben." Die REP-Wähler seien nicht durch Fakten belehrbar. "Wer rechts wählt, hat einen politischen Glauben", meint Zink: "In Deutschland ist es soweit, daß man eine braune Mülltonne hinstellen kann - sie wird gewählt." STEFAN KUHN

Sprüher gefaßt WÖLFERSHEIM. Weil er in der Nacht zum Wahlsonntag Hakenkreuze auf NPD-Wahlplakate in Wölfersheim gesprüht hatte, wurde ein 18jähriger Jugendlicher aus Bellersheim von der Polizei festgenommen. Er habe damit gegen das nationalsozialistische Gedankengut der NPD protestieren wollen, sagte er.

Naturpark-Besucher haben in Bio gut aufgepaßt Göttinger Forstwirtschaftler bescheinigt ihnen in seiner Diplomarbeit "solide Grundkenntnisse"

HOCHTAUNUSKREIS. Die Fragen waren knifflig. "Schätzen Sie das natürliche Alter eines Rehs", oder "Schätzen Sie die Zahl der Baumarten im Naturpark". Die Befragten kannten sich offenbar aus, denn das Zeugnis lautet "solide Leistungen": Die Besucherinnen und Besucher des Naturparks Hochtaunus verfügen über gute Naturkenntnisse, stellte der Göttinger Forstwirtschaftler Karl Rübsam in seiner Diplomarbeit fest. Der naheliegende Interessenkonflikt zwischen Natur und Naturbesucher war den meisten einsichtig. Gleichzeitig stellte sich heraus, daß viele Besucher gezielte Informationen über die Natur und deren Zusammenhänge haben möchten.

Die ungewöhnliche Umfrage wurde im vergangenen Sommer im Naturpark Hochtaunus und in dem partnerschaftlich verbundenen "Triglav Nationalpark" in Slowenien durchgeführt; die Fragebögen waren in der jeweiligen Landessprache gehalten. Mit Unterstützung des Hochtaunuskreises und der Zivildienstlei- stenden im Naturpark wurde der Frageblock insgesamt 210mal gezückt, und zwar an Parkplätzen: Am Sandplacken, im Vogeltal bei Ziegenberg, Kuhbett bei Weilrod, Stoppelberg bei Wetzlar und am Roten Kreuz - allesamt an den wichtigsten "Einfallstraßen" in den Park gelegen.

Dabei stellte sich heraus, daß der Naturpark Hochtaunus überwiegend von "mittelalten" bis älteren Besuchern aufgesucht wird. Die Schulausbildung der überwiegend männlichen Besucher nennt Rübsam "einfach"; der größte Teil kommt aus der näheren Umgebung und dem Rhein-Main-Gebiet, dabei sowohl aus städtischen wie ländlichen Gegenden.

Aufschluß gewonnen werden sollte nicht nur über die Naturkenntnisse der Besucherinnen und Besucher. Außerdem wollte man in Erfahrung bringen, wie das Verhalten der "Gäste" durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit beeinflußt werden kann - damit die Natur keinen (beziehungsweise den geringst möglichen) Schaden nimmt.

Daß Menschen in der Natur fast immer stören und sie also auch schädigen, ist natürlich keine neue Erkenntnis. Mit Rübsams Diplomarbeit wurde sie jetzt wissenschaftlich auf Naherholungsgebiete übertragen. "Der Kenntnisstand der Leute beeinflußt ihr Verhalten direkt", lautet die These des Wissenschaftlers. Die Besucher vertraten nämlich einheitlich die Meinung, daß Fehlverhalten zu Schäden führt - bedingt durch Gleichgültigkeit der Natur gegenüber, zu geringe Kenntnisse und sogar Mutwilligkeit. "Die Besucher wollen gezieltere Informationen", erklärt Hans-Walter Herpel, Geschäftsführer des Naturparks. Als "Medium" ist dabei nach Aussage der Besucher das Fernsehen besonders beliebt, gefolgt von Zeitschriften, Büchern und Auskünften der Naturparkverwaltung selbst.

Trotz der soliden Grundkenntnisse waren dem Wissen der Besucher mitunter nämlich recht enge Grenzen gesetzt. Spezielle Fragen nach ökologischen Zusammenhängen erwiesen sich oft als zu "hoch". So waren zwar fast alle der (richtigen) Ansicht, ein neuer Wald entstehe aus Samen. Ein Drittel von ihnen meinte allerdings, daß sich dieser Prozeß nicht auf natürliche Weise vollziehe: Der Mensch müsse jeden neuen Baum selber pflanzen. jd

Gelnhausen: CDU gewinnt, SPD sackt ab, BG im Parlament / Schlüchtern und Steinau: SPD legt zu, CDU verliert erheblich

Auf der Suche nach dem verlorenen S-Profil Engholm reagierte nachdenklich auf das Wahldesaster von Hessen, Kohl eher kämpferisch

Für den SPD-Vorsitzenden Björn Engholm war das Ergebnis "außergewöhnlich bitter". CDU-Chef Helmut Kohl fand es "so lala". Am Tag nach der hessischen Kommunalwahl präsentierten sich die Verlierer mit unterschiedlichen Temperamenten: Engholm nachdenklich, Kohl kämpferisch. Der Bundeskanzler wie sein Herausforderer, beide am vergangenen Wochenende mit "Sturz"-Gerüchten überschüttet, suchten Fehler auch bei sich selbst und in ihren Parteien.

Bei den führenden Bonner Sozialdemokraten, die wie an jedem Montag in Parlamentswochen von einer Sitzung zur nächsten eilten, wurde der Wahlausgang bestürzt aufgenommen. Nicht nur, weil Von Helmut Lölhöffel und Martin Winter (Bonn) niemand Verluste dieses Ausmaßes vorhergesehen hatte, sondern auch, weil es die SPD ohnehin an einem Tiefpunkt erwischte. Hinzu kam, daß kaum jemand den schon am Wahlabend aus Hessen zu hörenden Kommentaren widersprechen konnte, auch die Bundes-SPD trage erhebliche Mitverantwortung für das Debakel.

Aber Antworten auf die wiederholt gestellte Frage, welche Schlüsse nun zu ziehen seien, kamen nur zögernd. Immer wieder war das Wort vom eigenen, vom deutlichen, vom scharfen "Profil" zu hören. Gewiß sei das "Erscheinungsbild" der Bonner SPD-Spitze eine Ursache dafür, daß ihr die Wähler davonlaufen, gestand Fraktions-Vize und Präsidiumsmitglied Rudolf Dreßler ein. Auch bei der "Profilierung als Oppositionspartei" sehe er Mängel. Und darum, so lautete Dreßlers Empfehlung, dürfe bei den bevorstehenden Verhandlungen über den "Solidarpakt" die SPD ihr "klares soziales Profil nicht aufweichen lassen".

Was damit gemeint ist, verdeutlichte der hessische Ministerpräsident Hans Eichel, der an der Sitzung des Parteipräsidiums teilnahm. "Es muß klar sein", verlangte er, "von der Sozialhilfe über das Arbeitslosengeld bis zum Wohngeld wird nicht gekürzt. Wenn das noch jemand will, dann gibt es den Solidarpakt nicht." In der Bonner SPD-Zentrale wurde über Ideen nachgedacht, bei den bevorstehenden Verhandlungen mit der Bundesregierung über deren "Solidarpakt"-Pläne einmal "auf den Tisch zu hauen", um den öffentlich verbreiteten Eindruck der Kompromißsucht zu verwischen, oder sogar einmal die Sitzung zu verlassen, um auch optisch Grenzen zu verdeutlichen: "Da machen wir nicht mit."

Im Vorstand der Bundestagsfraktion gab es nur bedrückte Mienen. Eichels wiederholter Hinweis auf das notorische Unvermögen der SPD, in Bonn ihre Oppositionsrolle herauszustellen, hat gesessen. "Was haben wir falsch gemacht?" fragte sich Bundesgeschäftsführer Karlheinz Blessing. Zwei Erkenntnisse sind nicht nur ihm, sondern auch anderen gekommen: "Die Vielstimmigkeit muß aufhören", sagte Blessing, und "wir müssen das S in unserem Parteinamen wieder betonen, nämlich", und damit nahm er einen Lieblingsbegriff des nordrhein- westfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau auf, "Schutzmacht der kleinen Leute sein." Zugleich erinnerte Blessing in den Gremien daran, daß die SPD, wenn sie 1994 mehrheitsfähig sein will, in Hessen bei der Bundestagswahl 39 Prozent holen muß - da hat er nach diesem Ergebnis einiges aufzuholen. Parteichef Björn Engholm nannte als Stichwörter: Die SPD müsse "schärferes Profil" gewinnen, als "Anwalt der Benachteiligten" auftreten, ein "stimmiges Orchester" bilden, "Teamgeist" zeigen und "Bodenhaftung" behalten. Ob seine nicht zum ersten Mal ausgesprochenen Mahnungen diesmal, mit dem Schock von Hessen verbunden, Gehör finden?

Auf Parteischelte mußten sich die hessischen Bundestagsabgeordneten Bernd Reuter aus Hanau und Horst Peter aus Kassel gefaßt machen, aus Städten also, in denen die SPD besonders hohe Verluste hatte. Ausgerechnet von diesen beiden waren am Montag Zitate zu lesen, die in den oberen Parteigremien wütende Reaktionen zur Folge hatten. Reuter ließ sich mit dem Gedanken zitieren, wegen der Kieler Affäre um den schleswig-holsteinischen Sozialminister Günther Jansen müsse die SPD "sicher auch noch einmal über die Kanzlerkandidaten-Frage neu nachdenken", und er nannte gleich Rudolf Scharping und Gerhard Schröder als "Kronprinzen" für Parteichef Björn Engholm.

"Solch törichtes Gequatsche schadet uns", wetterte der parlamentarische Geschäftsführer Peter Struck. Und der 1994 nicht wieder kandidierende Horst Peter machte den SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose als "das Übel" aus; einer wie Dreßler, so sagte er, könne der SPD "erfolgreiches Profil als Oppositionspartei vermitteln". Auch dazu ließ Struck einen bösen Kommentar ab: "Dummes Geschwätz eines auslaufenden Modells."

Schadenfreude über das schlechte Abschneiden der SPD hielt sich bei der CDU in Grenzen. Hinter den verschlossenen Türen des christdemokratischen Parteivorstandes ging es hoch her. Kohl, dem manche CDU-Leute für ein schlechtes Hessen-Ergebnis noch am Wochenende einen baldigen Sturz vorausgesagt hatten, nutzte die Gunst der Stunde, seine innerparteilichen Gegner auf Gemeinsamkeit einzuschwören. Die Zeit der Solo-Nummern sei nun vorbei. "Unser Erfolg ist in Frage gestellt, wenn wir so weitermachen", sagte Kohl.

Er wolle "nichts beschönigen", meinte der Kanzler, das Erscheinungsbild der Christdemokraten und der Regierung sei "miserabel". Da würden zu viele Leute einfach Interviews geben, die die Menschen darüber verwirren, was die CDU eigentlich will. Mit beißender Häme fiel Kohl über den sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf und dessen Innenminister Heinz Eggert her. Wer auf dem Parteitag Ende vergangenen Jahres nichts über "Ämtertrennung" und Rotation gesagt habe, "der sollte das jetzt auch nicht tun". Die beiden Sachsen waren in letzter Zeit mit entsprechenden, auf Kohl gemünzten Vorschlägen an die Öffentlichkeit getreten.

Rückenwind bekam Kohl offensichtlich vom hessischen CDU-Vorsitzenden Manfred Kanther, der im Präsidium der Partei zu den entschiedensten Kritikern der Bonner Regierungskünste gehört. Es habe sich "ausgezahlt", die "Grundzüge" der Bundespolitik in Hessen "standhaft" vertreten zu haben, sagte er. Um dann gleich ein großes "Aber" hinzuzufügen: Aber die "Darbietungen in den vergangenen Wochen hätten besser sein können". Kanther sprach von "handwerklichen Ungeschicklichkeiten". Seine in jedes Mikrophon plappernden Parteifreunde forderte er auf, erst nachzudenken, "bevor man mit Vorschlägen an die Öffentlichkeit geht".

Das trug Kanther beifälliges Nicken seines Parteichefs ein, der mit unverkennbar drohendem Unterton verkündete, daß jeder, der "jetzt ausschert", mit erheblichem Ärger rechnen muß, "notfalls öffentlich". Nach der Vorstandssitzung präsentierte sich ein kämpferischer Kohl, wie man ihn lange nicht erlebt hat. Über die, die mit seinem Sturz kalkuiert hatten, lästerte er: "Diese Inszenierung müssen die jetzt abblasen."

Bei aller Selbstkritik, die Kohl gerade zupaß kam, um die Reihen um sich wieder fester zu schließen und innerparteiliche Frondeure in die Schranken zu weisen, hatte das Wahlergebnis für die CDU doch einen positiven Effekt, der auch Kohl wieder Kraft gegeben hat. "Das Ergebnis stabilisiert uns für das nächste Jahr", sagte Kanther unter Nicken Kohls. Das auch aus Sicht der Christdemokraten unerwartet schlechte Abschneiden der SPD "hat uns entlastet, aber wie!", gesteht der parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Jürgen Rüttgers. Ihm seien an dem Wahlabend "drei Zentner" von der Seele gefallen.

"Jede Frau und jedes Mädchen kann sich wehren" Zum Frauentag ein Selbstverteidigungskurs

"Wir denken immer, die Männer sind stark. 2,50 Meter groß und nur Muskeln. Dabei bestehen Täter praktisch nur aus Schwachstellen: Augen, Nase, Unterleib. Und wir bestehen nur aus Waffen: Fäuste, Ellenbogen, Knie", erklärt Gabriele Rademacher. Mit einem lauten Schrei faßt sie einen fiktiven Vergewaltiger an den Ohren und rammt ihm ihre Daumen in die Augen. Die elf Frauen, die am Internationalen Frauentag an diesem kostenlosen Selbstverteidigungskurs teilnehmen, reiben sich erschrocken die Augen. Rademacher kennt das: "Die meisten Frauen haben total viele Hemmungen. Dabei war es der Mann, der sich entschieden hat, uns anzugreifen. Wir reagieren ja nur. Männer müssen lernen, daß sie bei einer Vergewaltigung ihre Augen riskieren."

"Jede Frau, jedes Mädchen kann sich wehren", meint die Kursleiterin vom Verein "Frauen in Bewegung" in der Gaußstraße 12. "Sie muß das nicht jahrelang üben." Nicht die perfekte Technik zähle, sondern die richtige Einstellung: 60 Prozent der Täter flüchten, wenn ei- ne Frau schreit, laut und Einhalt gebietend schreit - nicht so verzagt und leise wie im Krimi. Aber: "Wie kriegen wir den Schrei da unten aus dem Bauch raus?"

Monika, eine Lehrerin: "Mir fällt das schwer, so zu brüllen." Auch Brita, eine Bibliothekarin aus Zeilsheim, empfindet: "Irgendwie gehört dieser Schrei nicht zu mir." Dabei machen die Frauen einen Lärm, daß die Wände wackeln. Kursleiterin Rademacher ist zufrieden: "Das hört sich schon sehr gut an."

Wenn eine Frau nicht nur schreit, sondern auch um sich schlägt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, den Täter zu verjagen auf 80 Prozent. "Der Mann will ja nicht mit uns kämpfen, sondern seine Macht und unsere Ohnmacht demonstrieren." Der Fauststoß, bei dem die Knöchel von Mittelfinger und Zeigefinger treffen sollen, sei da "eine ganz starke Technik". Das größte Problem auch hierbei: die Hemmung zuzuschlagen. Manche Frauen würden schon jahrelang Judo oder Karate machen, ohne diese Techniken im Ernstfall auch wirklich einsetzen zu können, sagt Rademacher.

Die Studentin rät den Kursteilnehmerinnen, die auch über eigene Erfahrungen berichten, ihre Angst vor männlicher Gewalt nicht zu verdrängen, sondern in Wut umzusetzen. "Wut macht stark. Wut kann unser Leben retten." Je selbstbewußter eine Frau auftrete, desto weniger sei die Wahrscheinlichkeit, zum Opfer zu werden. "Aufrechter Gang, große Schritte, den Blick geradeaus, nicht nach unten." "Wenn ich nicht gut drauf bin, nehm' ich lieber ein Taxi", erzählt eine Teilnehmerin. "Tief einatmen, die Welt angucken und sich etwas Schöne vornehmen", empfiehlt Rademacher, als sei eine positive Lebenseinstellung die beste Selbstverteidigung.

Die Straße wird in Fachkreisen für weit weniger gefährlich gehalten als die Privatsphäre: 80 Prozent der Straftaten wie Vergewaltigung und sexuelle Nötigung werden, so Rademacher, von Familienangehörigen, Freunden und Bekannten begangen. ft

•••KORR•••

Eine verheiratete Frau kann nie die Gewißheit haben, nicht schwanger zu sein, und es besteht niemals eine größere Gefahr als während der ersten vier Wochen. Man kann nicht einmal wissen, ob man schwanger ist oder nicht." Dies die Erkenntnis - und mütterliche Ermahnung - einer Frau, die, weiß Gott, wußte, wovon sie sprach: Maria Theresia, Mutter von sechzehn Kindern, gibt ihrer Tochter Maria Antonia im fernen Frankreich ein paar Ratschläge am Anfang von deren Ehe mit dem Dauphin, dem späteren Louis XVI. Jahrelang habe ich mich immer wieder geärgert, wenn von der österreichischen Kaiserin die Rede war und die, die von ihr sprachen, nichts Besseres wußten, als sogleich auf diese sechzehn Schwangerschaften hinzuweisen. Der Grund, warum sie hier am Anfang des Kapitels über eine der größten Führungspersönlichkeiten der Geschichte erwähnt werden, ist der, daß sie so schnell wie möglich gewürdigt werden sollen und das Thema damit als erledigt betrachtet werden darf.

(Monique R. Siegel: "Weibliche Führungskunst" - Frauenkarrieren in der Geschichte. Fischer-Taschenbuch, Reihe "Die Frau in der Gesellschaft", Nr. 11 117. S. Fischer-Verlag, Hedderichstraße 114, 6000 Frankfurt/M. 70. Preis: 14,90 DM.)

Literatur zum Thema: Margrit Brückner (Hrsg.) "Frauen und Sozialmanagement", Lambertusverlag, Wölflinstr. 4, 7800 Freiburg, Preis: 24 Mark.

Neben der Tatsache, daß Frauen nach wie vor durch männliche Dominanz im wesentlichen "unten" gehalten werden, wirft für Frauen der Weg nach "oben" das Problem auf, wie stark sie dieser Schritt von der großen Mehrheit der Frauen trennt und sie zur Vorzeigefrau oder zum abschreckenden Beispiel für angebliche "Karrieresucht" werden läßt. Allen öffentlichen Verlautbarungen über Frauenförderung und der Notwendigkeit weiblicher Führungsqualitäten im Management zum Trotz, werden Frauen nach wie vor erheblich mehr Steine beim Aufstieg in den Weg gelegt, als daß sie gefördert werden, betont Angelika Ehrhard-Kramer, Professorin und frühere Organisatorin von Frauenführungskursen. Viele Frauen haben eine große innere Distanz zur Karriere. Es stellt sich ihnen zu Recht die Frage, wie sie mehr Macht erringen können, ohne ihre Kritik an gängigen Organisations- und Arbeitsstrukturen preiszugeben.

Herrscherin in bewegter Zeit und eine "Hausfrau, die sich zu schaffen macht, um das Haus wieder in Ordnung zu bringen": Maria Theresia (1717-1780).

(Unser AP-Foto zeigt die Reproduktion eines Gemäldes von Alexis Loir aus dem Jahre 1753)

Verantwortlich: Martina I. Kischke

Langener Mahnwache der "Frauen in Schwarz"

LANGEN. Der leidenden Frauen in aller Welt - vor allem im ehemaligen Jugoslawien - wollen Langenerinnen am Mittwoch, 10. März, bei einer Mahnwache von 17 bis 18 Uhr vor der Post (Bahnstraße) gedenken. Die Teilnehmerinnen erinnern an die "Frauen in Schwarz" von Belgrad und tragen ebenfalls schwarze Kleidung. Diese Mahnwache soll künftig an jedem ersten Mittwoch im Monat zur gleichen Zeit und am gleichen Ort stattfinden. hf

92 000 Mark aus zu hoher Miete an die Staatskasse

Zwei Kaufleute aus dem Westend müssen jetzt endgültig 92 000 Mark "unrechtmäßigen Gewinn", den sie durch Vermietung ganzer Etagen an polnische Leiharbeiter erzielt hatten, an die Staatskasse abführen. Dies entschied jetzt das Oberlandesgericht Frankfurt - Aktenzeichen: 2 Ws (B) 12/93 OWiG - und bestätigte damit ein Amtsgerichts-Urteil. Die Kaufleute hatten an polnische Baufirmen vermietet, die dort ihre Arbeiter unterbrachten. Die beiden Männer hatten nach Angaben des Amtes für Wohnungswesen bis zum Dreifachen der zulässigen Miete von den Arbeitern verlangt. Die Geschäftsleute hatten geglaubt, durch Einschaltung dieser Baufirmen als Zwischenmieter die Mieterschutzrechte umgehen zu können.

Das Wohnungsamt leitete ein Verfahren wegen Zweckentfremdung ein. Das Amtsgericht urteilte, daß die Unterbringung in den Wohnungen keine übliche Wohnnutzung, sondern eine "gewerbliche Fremdenbeherbergung und damit eine Zweckentfremdung von Wohnraum" sei. Selbst bei weiter Auslegung des Wohnbegriffes sei in diesem Fall Mietpreisüberhöhung gegeben und eine Ordnungswidrigkeit begangen worden.

Den Strafrichter brauchen die Kaufleute wohl kaum zu fürchten. Ihr Ziel, die Wohnungen zu einem höheren als dem ortsüblichen Mietzins zu vermieten, hatten sie laut Urteil in Unkenntnis eines möglichen Rechtsverstoßes verfolgt. enk

Nachrichten-Börse

Bund senkt erneut Renditen In schnellen Schritten baut der Bund die Renditen seiner Obligationen und Finanzierungsschätze weiter ab. Für die Sechs-Prozent-Obligationen gewährt er von heute an nur noch einen Ertrag von 6,04 Prozent nach zuletzt 6,09 Prozent (Verkaufskurs: 99,8 statt 99,6 Prozent). Die einjährigen Finanzierungsschätze bringen nur noch 6,70 (6,85) und die zweijährigen 6,25 (6,50) Prozent. Serienstart für Öko-Kühlschrank Der erste Öko-Kühlschrank der Foron Hausgeräte GmbH (ehemals dkk) im sächsischen Niederschmiedeberg geht am kommenden Montag in Serie. Das 127-Liter-Gerät wird mit einem Gemisch aus den Gasen Propan und Isobutan gekühlt und kommt somit ohne den Ozonkiller FCKW aus. Der Kühlschrank kostet im Handel etwa 600 Mark. Bonn erläßt Sambia Schulden Die Bundesrepublik hat dem von einer Dürre heimgesuchten Sambia erneut 135,5 Millionen Mark Verbindlichkeiten erlassen und 288 Millionen Mark umgeschuldet. Wie das Bonner Finanzministerium mitteilt, entfallen von den betroffenen Beträgen 371 Millionen auf Hermes- Bürgschaften und rund 53 Millionen auf Forderungen der ehemaligen DDR. Bereits 1989 und 1992 waren dem Land 715 Millionen Mark aus deutschen Entwicklungshilfekrediten erlassen worden.

Mehr Strom aus Wasser Immer mehr Strom in Deutschland wird aus Wasserkraft erzeugt. Wie die Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) in Frankfurt mitteilt, erzeugten 1992 im gesamten Bundesgebiet Laufwasser- und Pumpspeicheranlagen 17,3 Milliarden Kilowattstunden Strom. Das waren 15 Prozent mehr als 1991. Der Anteil an der gesamten Stromproduktion stieg von 3,6 auf 4,1 Prozent. Weniger deutsche Hotels erstklassig Der internationale Hotel- und Restaurantführer der Firma Varta sieht die deutschen Spitzenhotels zunehmend kritischer. Die Zahl der von den Testern als erstklassig eingestuften Häuser ging 1992 von acht auf sechs zurück. Für hervorragende Küchenleistungen wurden nur noch 24 statt 29 Hotels prämiert. Tschechen und Slowaken handeln wenig Nach der Auflösung der gemeinsamen Währung zum 8. Februar erleben die Handelsbeziehungen zwischen der Tschechischen Republik und der Slowakei starke Einbrüche. So exportierten die Tschechen seit diesem Datum für rund 207 Millionen Mark in die Slowakei, umgekehrt kamen jedoch nur Waren im Wert von 125 Millionen Mark über die neue Grenze. Der Austausch wird seither durch spezielle Banken über die europäische Währungseinheit (Ecu) abgewickelt.HEUTE LESEN SIE

Italien Präsident bremst Regierung Seite 2

Leitartikel Anklänge an Weimar Seite 3

Tarifpolitik Mittelstand will aussteigen Seite 5

Frankreich Kampfansage gegen Mitterrand Seite 7

Forum Humanwissenschaften Ethische Konflikte Seite 12

Wirtschaft BDI verlangt Kurswechsel Seite 13

Sport Mailand sagt IOC ab Seite 18

Frankfurt Jungwähler versagten Stimme Seite 19

Kulturspiegel 1822er Rock-Festival Seite 24

Hessen Streit um Frauenförderung Seite 26

Aus aller Welt Neuer Streit um Öresund-Brücke Seite 30

Fernsehen und Funk Seiten 10 + 11

Freie Aussprache Seite 14

Börse Seite 16

Roman Seite 28

Filmspiegel Seite 28

Polizei fand Diebesgut im Auto des Täters

SINDLINGEN. Ein 29jähriger Bosnier wurde am vergangenen Freitag festgenommen, nachdem er versucht hatte, in eine Wohnung in der Westenbergerstraße einzudringen.

Später stellte sich heraus, daß der Mann bereits zuvor bei einem Einbruch in Hattersheim einen Laptop, eine Espressomaschine, CDs und Disketten gestohlen hatte.

Gegen 20 Uhr wurde die Polizei von einem Anwohner verständigt, daß zwei Männer versuchten, über den Balkon in die Hochparterre-Wohnung in der Westenbergerstraße zu gelangen.

Als die Beamten dort ankamen, waren die Täter bereits verschwunden. Auf der Straße stießen die Beamten dann auf zwei Männer, auf die die Beschreibung des Zeugen paßte. Als die Polizei die Täter ansprach, flüchteten sie.

Der 29jährige verlor auf der Flucht einen großen Schraubenzieher und wurde gefaßt. Der andere Mann, ein Jugoslawe aus Dietzenbach, konnte entkommen.

Im Auto des 29jährigen, das in der Westenbergerstraße geparkt war, fand die Polizei, nachdem ihr beim Verhör die Fahrzeugpapiere in die Hände gefallen waren, die gestohlenen Gegenstände aus der Hattersheimer Wohnung. ege

Briefe

"Klassenkampf von oben" Die Absicht der Stadt Bad Homburg, die Mieter der Häuser Dorotheenstraße 8 bis 10 aus ihren Wohnungen zu treiben, empört einen FR-Leser. Er schreibt:

Es ist erschütternd zu sehen, mit welcher Kaltblütigkeit die CDU die meist sozial schwachen Bürger einfach auf die Straße setzen will, während die High Society im Hardtwald ungestört in Saus und Braus leben kann. Man vermeidet den Begriff Klassenkampf, aber es ist einer: Klassenkampf von oben! Peterkarl Schreiner 6380 Bad Homburg

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Die alten Abstimmungsverhältnisse in Königstein sind passé Grüne neu im Parlament / CDU und FDP haben zusammen keine Mehrheit mehr / SPD und WK 2000 sind die großen Verlierer

KÖNIGSTEIN. "Eigentlich hat sich nicht viel getan", sagt Robert Rohr von der ALK und untertreibt damit doch ein wenig. Zwar gab es in Königstein keine zementierten Koalitionen, doch die alten Verhältnisse sind passé. Die CDU verlor einen Sitz, stellt aber mit 15 Abgeordneten immer noch die stärkste Fraktion, die FDP blieb bei drei Sitzen - zusammen reicht es nicht mehr für die Mehrheit. Eine sechste Partei ist dazugekommen und mischt nun alles kräftig auf: Mit 5,9 Prozent übersprangen die Grünen die Fünfprozenthürde und eroberten sich zwei Sitze.

Klarer Sieger ist zweifellos die ALK. Sie verbesserte sich um 2,7 auf 23,4 Prozent und bekommt dafür neun Sitze. "Wir haben gedacht, wir würden stärker an die Grünen abgeben", freut sich Robert Rohr über das "überraschende" Ergebnis. Nun darf spekuliert werden: CDU und ALK hätten rein rechnerisch die Mehrheit, ebenso ALK, SPD plus zwei der kleineren Fraktionen. Oder kommt etwa doch die "heimliche große Koalition"? "Bei uns sind keine Türen zugeschlagen", hält sich Rohr alles offen. "Wir werden sachorientierte Entscheidungen treffen."

Keine fröhlichen Gesichter gibt's dagegen bei der SPD. "Wir sind betroffen", faßt Spitzenkandidat Toni König kurz und bündig den Rutsch von sieben auf sechs Mandate zusammen. Die Sozialdemokraten sind schon mittendrin im Analysieren: Am heutigen Dienstag ist Fraktionssitzung, am 19. März Mitgliederversammlung. "Wir müssen unseren weiteren Kurs festlegen."

Und noch einen Verlierer gibt es: Die WK 2000, die in der letzten Zeit vor allem durch den Rücktritt der Fraktionsvorsitzenden Claudia Marsch und den Rausschmiß von Manfred Herr aus der städtischen Grundstücks-GmbH von sich reden machte, muß sich mit zwei Sitzen und mageren 5,4 Prozent begnügen. esi

Schützenkreis Obertaunus Wieder Titelsegen für SG Bad Homburg und die Cronberger SG Dabei brach in die bisherige Domäne der Homburger, das Luftgewehr, noch Köppern ein / Vor allem beim Nachwuchs stark

Bei den zur Zeit laufenden Schießmeisterschaften 1993 des Schützenkreises Obertaunus haben die beiden mitgliederstärksten Vereine, die Bad Homburger Schützengesellschaft und die Cronberger Schützengesellschaft, erwartungsgemäß die meisten Titel abgesahnt. Der ständige Machtkampf der beiden "Großen" mit dem Luftgewehr und der Luftpistole ging zu Gunsten der Kronberger aus. Mit zwölf Meistertiteln, drei mit dem Luftgewehr und neun mit der Luftpistole, verwiesen sie die Kurstädter auf Platz 2, die insgesamt neun Titel holten, davon acht mit dem Luftgewehr und nur einen mit der Luftpistole, wobei sie in der Seniorenklasse mit der Mannschaft ihren Vorjahressieg wiederholten. Doch in die Domäne der Homburger mit dem Luftgewehr brach überraschend der SSV Hubertus Köppern ein. Mit insgesamt zehn Titeln, fünf Einzel- und fünf Mannschafts-Meisterschaften schoß er sich in dieser Disziplin an die Spitze. Vor allem im Jugendbereich (Jugend- und Schülerklasse), wo alleine acht Meister-Titel geholt wurden, bewiesen die Hubertus-Jünger ihre erfolgreiche Arbeit. Insgesamt wurden 18 Mal die Vorjahres-Titel verteidigt. Markus Steiner (Bad Homburg, Schützenklasse), Sabrina Bös (Kronberg, Jugend), Frank Landgraf (Kronberg, Junioren), Wolfgang Schüler (Bad Homburg, Altersklasse) und Rita Kirsch (Oberstedten, Altersklasse) wiederholten ihre Erfolge vom Vorjahr.

Bei den Mannschaftswertungen verteidigten die Homburger ihre Vorjahreserfolge in der Schützenklasse, in der Altersklasse und bei den Senioren. Hubertus Köppern behielt die Meistertitel bei den Schülern, den Damen und im Dreistellungskampf ebenfalls bei den Schülern.

Neu in den Kreis der Titelträger mit dem Luftgewehr schoß sich Susanne Braeuner vom SSV Hubertus Köppern, die mit 380 Ringen von 400 möglichen aus das beste Ergebnis überhaupt erzielte. Bei den Behinderten sind die Kronberger und die Oberhochstädter schon seit Jahren unter sich. Neue Titelträgerin wurde Annegret Hinrichs vom SSV Oberhöchstadt vor dem Kronberger und Barcelona-Teilnehmer Walter Straß, der seinen angestammten Titel verlor.

Mit der Luftpistole sind die Kronberger immer noch die Nummer eins, wenn auch im Nachwuchsbereich eine Lücke klafft, denn in der Schülerklasse siegte der Seulberger Patrick Goldmann, in der Jugendklasse Holger Wolf von Hubertus Köppern und in der Juniorenklasse verteidigte Jörg Heinrich von der SG Steinbach seinen Titel von 1992.

In der Schützenklasse, der Damenklasse und bei den Senioren waren die Kronberger nicht zu schlagen. In der Schützenklasse verteidigte Rolf Gilgen zum vierten Male (!) hintereinander seinen Titel, allerdings nur knapp mit einem Ring Vorsprung (375) vor seinem Klubkameraden Heiko Litterscheid (374). Zusammen mit Martin Lautenschlager wurden sie auch neuer Mannschaftsmeister vor dem Vorjahressieger SV Oberstedten. In der Altersklasse schnappten Herbert Zellmann, Achim Scheld und Robert Machens den Bad Homburgern den Mannschaftstitel weg. Zellmann holte sich auch den Einzel-Titel.

In der Damenklasse blieb alles beim alten: Eleonore Wagner verteidigte gleich zwei Titel. Sie wiederholte ihren Vorjahressieg im Einzel und mit Doris Scheld und Sophia Keidel auch den mit der Mannschaft. Doris Scheld mit ihrer Titelwiederholung in der Altersklasse, Sophia Keidel mit ihrem Gewinn bei den Seniorinnen und Anton Schrodt mit dem Senioren-Titel vervollständigten den Kronberger Erfolg mit der Luftpistole.

Weitere Einzel-Titel, Luftgewehr: Benjamin Neumann (Köppern, Schüler), Markus Nowak (Köppern, Jugend), Hans Watzel (Bad Homburg, Senioren); Dreistellungskampf: Benjamin Neumann (Köppern, Schüler), Jaqueline Dechamps (Bad Homburg, Schüler), Frank Liewald (Köppern, Jugend), Julia Zwecker (Bad Homburg, Jugend); Mannschaftssieger: Hubertus Köppern, Jugend (Nowak, Liewald, Mugratsch), Kronberg, weibliche Jugend (Bös, Drewler, Hellberg), Kronberg, Junioren (Landgraf, Specht, Rodenwald); Dreistellungskampf: Hubertus Köppern, Schüler (Neumann, Willich, Dürre), Hubertus Köppern, Jugend (Nowak, Liewald, Mugratsch); Luftpistole, Mannschaften: Hubertus Köppern, Jugend (Wolf, Becker, Bierschenk), Bad Homburg, Senioren (Uhlig, Pohlmann, Day). HEINZ BERZ

Wenn die Chlor- Bombe nicht entschärft wird . . . Ein Gespräch mit Professor Frank Arnold zum starken Schwund der Ozonschicht über Deutschland

Professor Frank Arnold ist Atmosphären- Forscher am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg. Die FR befragte ihn zu den Meldungen über die nun auch über Europa stark ausgedünnte Ozonschicht.

FR: Am vergangenen Samstag stand in den Zeitungen zu lesen, daß die Ozonschicht, die uns vor der UV-Strahlung schützt, über Europa so dünn geworden ist wie noch nie. Wie erklärt sich das?

Professor Frank Arnold: Es gibt Beobachtungen, daß unsere Hypothesen dazu wohl nicht falsch sind: Chlor- und Bromatome zerstören das Ozon in der Stratosphäre (10 bis 50 Kilometer Höhe, Red.) auf chemischem Wege; sie wirken dabei als Katalysatoren. Es genügen also verhältnismäßig geringe Mengen dieser Stoffe, um die zerstörerische Wirkung zu erzielen.

Die Chlor- und Bromatome gelangen zum größten Teil durch Aktivitäten des Menschen in die Stratosphäre. Fluor- Chlor-Kohlenwasserstoffe, die als Kühl- und Reinigungsmittel verwandt werden, setzten das Chlor frei, wenn das UV-Licht sie aufspaltet. Die Brom-Atome gelangen vorwiegend in Form der Halone dorthin - das sind ebenfalls halogenierte Kohlenwasserstoffe, die zum Beispiel als Feuerlöschmittel eingesetzt werden. Normalerweise werden die chemisch sehr aggressiven Chlor- und Bromatome schnell abgefangen - sie werden durch chemische Reaktionen in der Stratosphäre in sogenannte Reservoirgase umgewandelt, die dem Ozon nicht direkt gefährlich werden.

FR: Die FCKW-Ozonkiller über uns wären also ungefährlich?

Arnold: Erst in jüngerer Zeit hat man im Zuge der Erforschung des Ozonlochs gelernt, daß diese Reservoirverbindungen durch Schwebeteilchen, sogenannte Aerosole, aktiviert werden können. An der Öberfläche dieser Aerosole laufen Reaktionen ab, die die Chlor- und Bromatome reaktivieren. Immer, wenn der Aerosolgehalt der Stratosphäre groß ist, kann das passieren. Das dramatischste Beispiel dafür ist das Ozon-Loch über der Antarktis. Dort kommt es zu einer verstärkten Bildung dieser Aerosole bei den dort herrschenden sehr tiefen Temperaturen.

In begrenztem Umfang geschieht dies auch über dem Nordpol. Es bilden sich Aerosolteilchen, die aus einem Gemisch aus Salpetersäure und Wasser bestehen. Es dauert etwa einen Monat, bis das vorhandene Ozon abgebaut ist. In der Antarktis geschieht der Zerstörungsprozeß jeweils im September. Über der Nordhalbkugel der Erde kann sich dieser Prozeß nicht so stark austoben, weil die arktische Stratosphäre nicht so lange kalt bleibt wie die im Süden. Tiefe Temperaturen begünstigen die Entstehung der Aerosole.

FR: Wie groß ist denn der Einfluß des Vulkans Pinatubo?

Arnold: Starke Vulkaneruptionen sind die zweite große Quelle von Aerosolen. Die Vulkane schleudern große Mengen von Schwefel, im wesentlichen in Form von Schwefeldioxid (SO2), in die Stratosphäre. Dieses SO2 wird in gasförmige Schwefelsäure umgewandelt, dieses wiederum bildet im Zusammenspiel mit Wasserdampf Aerosolteilchen. Die Schwefelsäuretröpfchen können nun Chlor auf indirektem Wege aktivieren.

FR: In diesem Winter ist der UV- Schutzschild auch über Deutschland extrem dünn geworden. Der deutsche Wetterdienst meldete für Januar in der Höhe zwischen 13 und 20 Kilometern einen Ozon-Rückgang um 40 Prozent, für Februar um 30 Prozent. Muß der Bürger wegen der erhöhten UV-Strahlung sein Verhalten ändern?

Arnold: Ausschlaggebend für die UV- Belastung der Menschen ist nicht nur die Ozonmenge in der Stratosphäre, sondern auch der Sonnenstand. Wenn die Sonne wie jetzt noch relativ flach steht, hilft dies auch: Im Winter erreicht uns deswegen ohnehin nicht so viel UV-Strahlung.

Allerdings sind wir an die normalen Strahlungsverhältnisse angepaßt. Deswegen muß man jegliche Veränderung des Umweltfaktors UV-Strahlung ernst nehmen. Genaue Prognosen zur biologischen Folgewirkung will ich nicht abgeben. Auch wenn die UV-Strahlung im Frühjahr noch gering ist, müssen wir die Veränderungen der UV-Bilanz ernst nehmen.

FR: Ist der starke Ozonschwund in diesem Jahr nun mehr dem Pinatubo oder den Ozonkillern aus Menschenhand zuzurechnen?

Arnold: Man kann den jeweiligen Beitrag kaum zuordnen.

FR: Wie viele Jahre müssen wir - jeweils im Frühjahr - mit der extremen Ozon-Ausdünnung durch den Pinatubo denn noch rechnen?

Arnold: Mindestens noch drei Jahre. Solange bleibt der Aerolsolgehalt in der Atmosphäre nach einem großen Vulkanausbruch noch deutlich erhöht.

FR: Müßte der FCKW-Ausstieg unter dem Eindruck des Ozonschwunds über uns nicht noch beschleunigt werden?

Arnold: Die Klima-Enquete-Kommission des Bundestages hat entsprechende Forderungen aufgestellt. Es geht um einen möglichst raschen, technisch machbaren Ausstieg. Der Pinatubo-Effekt zeigt uns, was passiert, wenn die Chlorbombe in der Stratosphäre nicht entschärft wird.

Mit Frank Arnold sprach FR-Redakteur Joachim Wille.

Engholm kündigt Kurswechsel an SPD sucht nach Hessen-Schlappe neues Profil / Kohl schilt die CDU Von unserem Bonner Büro wtr/hll/ff/ptz BONN, 8. März. Die Verlierer der hessischen Kommunalwahl wollen ihr bundespolitisches Auftreten korrigieren. Nach den dramatischen Verlusten der SPD kündigte ihr Vorsitzender Björn Engholm am Montag an, daß die SPD sich wieder deutlicher zugunsten der wirtschaftlich und sozial Benachteiligten profilieren wolle. Bundeskanzler Helmut Kohl, Vorsitzender der CDU, die ebenfalls verloren hatte, forderte von seiner Partei größere Geschlossenheit. Das Erscheinungsbild der CDU sei in der letzten Zeit "miserabel" gewesen. Die SPD hatte bei der Kommunalwahl in Hessen am Sonntag 8,4 Prozentpunkte gegenüber 1989 verloren und nur noch 36,4 Prozent der Stimmen erhalten. Die CDU sackte um 2,3 Punkte auf 32 Prozent ab. Gewinner waren die Grünen mit 11 Prozent (ein Plus von 1,9) und vor allem die rechtsextremen Republikaner, die erstmals fast landesweit kandidierten und 8,3 Prozent erhielten. Die FDP erzielte 5,1 Prozent (vorher 4,8).

Die Bonner Führungsgremien von CDU, SPD, FDP und Grünen berieten am Montag über Konsequenzen. Kanzler Kohl beklagte, daß die Republikaner Nutznießer des langen Streites zwischen den großen Parteien um das Asylrecht und die "Innere Sicherheit" seien. Er versicherte, beim "Solidarpakt" jetzt "klare" Entscheidungen treffen zu wollen.

SPD-Chef Engholm nannte das Wahlergebnis eine "beträchtliche Schlappe" für seine Partei, machte aber mit Blick auf die Verluste der CDU eine "tiefe Vertrauenskrise für beide Volksparteien" aus. Er mache sich "große Sorge um die Stabilität des Parteiensystems". Auch ein Teil der SPD-Wählerschaft sei "nicht immun gegen die rechten Gruppierungen", bedauerte Engholm. Er kündigte an, daß die Sozialdemokraten wieder mehr "Bodenhaftung" suchen wollen. Zu den bevorstehenden Beratungen über den "Solidarpakt" meinte er: "Die Regierung muß runter von diesen sozialen Unglaublichkeiten. Man kann nicht Aufbau Ost mit Abbau West machen".

FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff sagte über das Wahlergebnis seiner Partei, "eine Fünf vor dem Komma ist besser als eine Vier, und mehr ist besser als weniger". Er wandte sich dagegen, dem Ausgang der Wahl allzuviel bundes- oder landespolitische Bedeutung zuzumessen.

Als interessant bezeichnete es Lambsdorff, daß die rechten Republikaner vor allem in Hochburgen der SPD erfolgreich gewesen seien. Zu den dramatischen Verlusten der SPD sagte er, daß wohl auch die Affäre um den schleswig-holsteinischen Sozialminister Günther Jansen eine Rolle gespielt habe. Lambsdorff bezeichnete es als Ausdruck von Entscheidungsunfähigkeit des schleswig-holsteinischen Regierungschefs und SPD-Vorsitzenden Engholm, daß Jansen nur sein Amt als Vize-Ministerpräsident, nicht jedoch als Minister aufgeben mußte.

Die Grünen forderten die SPD auf, als Konsequenz ihrer Niederlage ein klares Oppositionskonzept zu entwickeln. Im Moment versuche sich die SPD zu profilieren, indem sie Kanzler Kohl kopiere, sagte Grünen-Vorstandssprecher Ludger Volmer. Die Abwanderung städtischer Wähler zu rechtsradikalen Parteien führte er darauf zurück, daß die SPD die soziale Frage nicht mehr glaubwürdig vertrete. Es sei zu fragen, ob Politiker wie Engholm, SPD-Geschäftsführer Karlheinz Blessing oder SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose in der Lage seien, die sogenannten kleinen Leute anzusprechen. "Rot-grüne Politik ist schwieriger geworden", meinte Volmer. Seine Partei halte aber an diesem Konzept fest.

Wer fördert die Frauen denn nun am besten? Zum Internationalen Frauentag diskutierten die Ministerinnen Merkelund Pfarr

WIESBADEN. Die Diskussion ist in Gang gekommen - und der "internationale Frauentag" bietet sich für die nächste Runde ja geradezu an. So sind nun zwei recht verschiedene Frauenministerinnen die Stargäste beim "lila Montag" im Wiesbadener Rathaus, die gerade beide einen wichtigen Gesetzentwurf durchzusetzen versuchen: die ostdeutsche CDU-Politikerin Angela Merkel in Bonn und die Hamburger Professorin Heide Pfarr (SPD) in Hessen. "Endspurt in der endlosen Geschichte?" ist die Veranstaltung überschrieben. Und doch wissen beide Frauen sehr genau, wie weit das Ziel bei diesem Endspurt noch entfernt ist, das Ziel voller Gleichberechtigung.

Beim Aufeinandertreffen von Merkel und Pfarr am Tag nach der hessischen Kommunalwahl geht es vor allem um die Frage, wo denn nun mehr für die Frauenförderung herauskommen wird, in Bonn oder in Wiesbaden. Erst kürzlich (FR-Dokumentation vom 26. Februar) hatte die Bundesministerin an dem im Februar vom rot-grünen hessischen Kabinett beschlossenen Pfarr-Entwurf für ein "Gleichberechtigungsgesetz" im öffentlichen Dienst kritisiert, er falle teilweise sogar hinter den vorliegenden Bonner Entwurf zurück, der im April die Bundesregierung passieren soll. Am Frauentag kontert nun Pfarr: Gleich reihenweise nennt sie Details, in denen der Merkel- Entwurf ihr zu "unpräzise" und nicht verbindlich genug bleibt.

Das Grundkonzept: Sowohl Bonn als auch Hessen wollen den öffentlichen Dienst künftig zur Aufstellung von "Frauenförderplänen" mit verbindlichen Zielvorgaben verpflichten. Auf Bundesebene sollen solche Pläne auf drei Jahre angelegt sein und jährlich fortgeschrieben werden, in Hessen soll es Sechs-Jahres-Pläne geben, die alle zwei Jahre an die Entwicklung angepaßt werden müssen. In beiden Fällen sollen die Pläne vorsehen, daß mehr Frauen als Männer eingestellt werden, solange in einer Dienststelle mehr Männer als Frauen beschäftigt sind. Die Unterschiede beginnen aber schon beim Verfahren, wie das Drei- bzw. Sechs-Jahres-Ziel bestimmt wird, wer seine Aufstellung und Einhaltung kontrolliert und welche Eingriffsmöglichkeiten die Frauenbeauftragten bei Nichterfüllung haben sollen.

Hier nimmt Pfarr für sich in Anspruch, daß in Hessen verhindert werden soll, daß aus Frauenförderplänen reine "Männerentscheidungsabsicherungspläne"

werden - sprich: daß die Männer in den Verwaltungen die "Zielquote" so niedrig ansetzen, daß sie sich bei Erfüllung von Minimalzielen auch noch als Frauenförderer feiern lassen können. Das Gegenmittel ist die kritische Durchsicht des Frauenförderplans durch mindestens eine weitere Ebene - und ein Begründungszwang immer dann, wenn laut Plan nicht mindestens mehr als 50 Prozent Frauen eingestellt werden müssen (als Begründung nur zulässig: nachweisbarer Mangel an qualifizierten Frauen, reine Männeraufgaben).

Merkel bringt da in Wiesbaden jetzt ein Gegenargument, wie es auch Pfarr innerhalb der rot-grünen Landesregierung immer wieder hören mußte: mehr Kontrolle bringe mehr Bürokratie, langsamere Entscheidungen. Aber die hessische Ministerin widerspricht: Bei klaren Vorgaben, die verbindlicher sein sollen als in den Bonner Gesetzesplänen, seien die Behörden von sich aus stärker dazu angehalten, Frauen einzustellen. Die Drohung mit Sanktionen (notfalls auch: eine Stelle muß unbesetzt bleiben) müsse nicht zwingend zu Verzögerungen führen, sondern werde eben auch die Frauenförderung voranbringen. Heide Pfarr: "Wir wollen, daß die Männer sich den Kopf zerbrechen. Daß sie wissen: Ich krieg' Ärger, wenn ich für eine Stelle keine Frau finde."

Soll es in Bundesbehörden (Merkel: wegen Widerständen bei Post und Bahn) nur bei jeweils 200 Mitarbeitern eine Frauenbeauftragte geben, sind in Hessen schon 20 der Maßstab. Die geplante Freistellung (halbtags ab 200, ganztags ab 500 Mitarbeitern) und das aufhaltende Vetorecht der Frauenbeauftragten gegen Personalentscheidungen sind im Bonner Entwurf gar nicht enthalten. Etwas "weicher", räumt Merkel ein, ist bei ihr auch das Recht von Frauen auf Teilzeitarbeit aus familiären Gründen gefaßt - auch wenn die Bundesministerin bestreitet, daß die Bonner Formulierungen ganz so wertlos sind, wie Pfarr sie hinstellen will.

Obwohl der Bund sehr viel weitere, auch in die Privatwirtschaft hineinreichende Kompetenzen bei der Frauenförderung hat, sind die Durchsetzungschancen des Merkel-Entwurfs unter den Bedingungen der Bonner Koalition noch sehr viel schwieriger als die Pfarrs in Hessen. "Ich hoffe, daß wir damit Unruhe auslösen und Anstöße geben", sagt die Bundesministerin bei der Veranstaltung im Sitzungssaal der gerade frischgewählten Wiesbadener Stadtverordneten.

Sie hofft noch etwas: Daß in einem Jahr, wenn am 8. März 1994 wieder "internationaler Frauentag" ist und dieses Datum dann auch nicht wieder ganz im Schatten einer Kommunalwahl steht, das Bundesgesetz "eine ganze Runde weiter ist". Für Pfarrs tatsächlich häufig weitergehenden Entwurf ist die Durchsetzungsphase dann - voraussichtlich - schon vorbei: Er soll, nach dem bisherigen Zeitplan der Landesregierung, im Herbst vom Landtag beschlossen werden und zur Jahreswende in Kraft treten. Wenn die Unruhe, die er schon seit Bekanntwerden der ersten Vorpapiere ausgelöst hat, es nicht doch noch verhindert.

RICHARD MENG

Kommentar

Es wird keine große Koalition im Römer und keine Oberbürgermeisterwahl geben. Nach den starken Wahltagsprüchen einiger CDU-Politiker beugen sich die Christdemokraten unterdessen den Realitäten. SPD und Grüne verfügen über eine Mehrheit von drei Sitzen. Nach den Spielregeln der Demokratie können sie weitermachen, auch wenn noch nicht einmal die Hälfte der Bürger, die überhaupt zur Wahl gingen, SPD und Grüne wählten. Es ist müßig und ein bißchen scheinheilig, darüber zu jammern. Noch keine Partei hat einen "Regierungsauftrag" abgelehnt, wie dünn die Mehrheit auch war.

Jetzt folgen die taktischen Rituale. Die CDU, die als stärkste Fraktion Rituale der Politik den Parlamentsvorsitz erhalten wird, fordert noch ein wenig den Rücktritt des bis 1997 gewählten Oberbürgermeisters und spielt sich angesichts der SPD-Schlappe als Wahlsieger auf. Als hätte die Union nach der vernichtenden Niederlage von 1989 nicht auch noch das schlechteste Kommunalwahlergebnis seit den 1968 hinnehmen müssen.

Die Grünen, die vor Wochen noch forsch und fast ultimativ ein Verkehrsdezernat und den Vorrang der Umweltpolitik vom unterdessen gerupften Seniorpartner SPD verlangten, fraßen schon am Wahlabend eimerweise Kreide und sorgen sich jetzt mit kummervollen Mienen um die Befindlichkeit der gebeutelten Genossen, die mit unziemlichen Koalitionsbedingungen nicht gereizt werden dürften. Es macht sich eben bei den Bürgern nicht gut, wenn der "Schwanz mit dem Hund wedelt", wie es der CDU- Bundestagabgeordnete Gres sagt. Die cleveren Vordenker der Grünen haben angesichts des satten Zugewinns publikumswirksame Bescheidenheit verordnet. Hinter verschlossenen Türen, so ahnen die Sozialdemokraten, werden die Krokodilstränen der grünen Wahlsieger rasch trocknen und ruppige Koalitionsforderungen auf dem Tisch liegen. Da reden einige SPD-Politiker lieber noch ein bißchen vom Schreckge- spenst einer schwarz-roten Koalition. Rituale eben. CLAUS GELLERSEN

Kelsterbach: Gestern ein Zwischenfall bei Ticona

KELSTERBACH. Keine Folgen oder Klagen aus der Bevölkerung waren gestern nachmittag beim Presseamt der Stadt Kelsterbach und der lokalen Polizei nach Austritt von maximal 150 Liter Lösemittelgemisch im Polymerisationsbetrieb des Ticona-Werks gegen 13.20 Uhr bekannt. Wie das Unternehmen mitteilte, hätten die Konzentrationen unter der Nachweisgrenzen gelegen, sei davon auszugehen, daß für Mitarbeiter und Bevölkerung keine Gesundheitsgefahr bestanden habe. cas

Kommentar

Es klingt grotesk: Die Kreis-CDU als Wahlverliererin Nummer zwei kann letztlich doch als Gewinnerin die Sektkorken knallen lassen. Die Mehrheits-Opposition ist zerschlagen, eine bürgerliche Regierung greifbar nah. Und der SPD-Kreisdezernent Gerd Mehler als gefürchtester Gegenspieler des Landrats ist an den Rand gedrängt. Doch es ist ein zweifelhafter, Zeit zum Aufwachen unverdienter Sieg - begründet auf dem Unmut der Wähler, die die Politik der Großen mit einem Votum für rechts quittierten. Unverdient auch die Gewinne der FDP: Ohne politische Akzente zu setzen, staubte sie bei der CDU die über Bonn verärgerten Anhänger ab.

Höchste Zeit aufzuwachen - vor allem für die geschlagene SPD, der nicht nur der Schlingerkurs ihrer Bundesgenossen beim Asylkompromiß geschadet hat. Auch der Kompromißkurs wechselnder Mehrheiten im Kreis, die "Mauschelsuppe zum Machterhalt" hat SPD-Anhänger verprellt. Und: Die Genossen setzten auf die Euphorie der Lichterketten, statt verunsicherten Bürgern die Angst vor der Zukunft und dem möglichen sozialen Abstieg zu nehmen.

So schwer es fällt, die SPD sollte Abschied nehmen von ihrer Salamitaktik des Ein-bißchen-Mitregierens und des Rausschlagens-was-eben-so- geht. Ein starkes Profil tut not. Das aber kann Erster Kreisbeigeordnete Gerd Mehler nicht in seiner jetzigen Funktion. Der richtige Ort dafür ist die Oppositionsbank. Von der aus sollte die SPD in die Offensive gehen. Nur so bleibt sie glaubwürdig und kann sich profilieren. Und noch etwas sollte Mehler bedenken, will er sich 1995 den Bürgern zur Landratswahl stellen: Als "Hampelmann" eines CDU-FDP-FWG-Triumvirats wird der "Amtsbonus" eher zum Handicap geraten. ANITA STRECKER

Kelkheims Bürgermeister Winfried Stephan (CDU) kann sich zufrieden die Hände reiben. Eine ruhigeres Ende seiner Amtsperiode hätte sich der 58jährige Rathauschef nicht wünschen können: Der unbequeme Eiertanz wechselnder Mehrheiten hat einEnde, die Konservativen haben wieder Oberwasser. Dabei müßte der eigentliche Shooting-Star Unabhängige Kelkheimer Wählerliste heißen, die der SPD Stimmen wegnahm. Deren herber Einbruch hat den Erfolg der Grünen neutralisiert. Ebenso wie im Freies Spiel der Kräfte Kreistag sind Kelkheims Freie Wähler nun unter dem Druck, zumindest Haushaltsabsprachen mit CDU und FDP einzugehen, um ihre Interessenhalbwegs zu wahren. Auch für den Fall, daß sich die drei nicht einig werden, muß Stephan das freie Spiel der Kräfte nicht fürchten. Ebensowenig wie man geschenkten Gäulen in die Mäuler schaut, wird er sich nicht vor NPD-Stimmen zieren, sollten sie die Mehrheit bringen. ANITA STRECKER

"Toleranz / Taunus" tauften die Schwalbacher ihre Stadt medienwirksam für den Wahlkampf um. Nirgendwo sonst wie in der Kommune mit dem hohen Ausländeranteil und der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft gaben sich Politiker so große Mühe, das Asylthema im Wettstreit der Parteien nicht hochzukochen. Und Kein Grund zur Freude dennoch: Gerade in der Stadt mit einem Bündnis im Rathaus, das soziale Verbesserungen auf seine Fahnen schrieb, sahnten die sogenannten Republikaner am meisten ab - für den Kreistag. Allzu deutlich zeigten Wähler ihre Enttäuschung, nicht auch für das kommunale Rathaus rechtsextrem wählen zu können. Kein Grund zur Freude also für das Bündnis aus SPD, FDP und Unabhängiger Liste. Die Anstrengungen, soziale Verbesserungen durchzusetzen, reichten offenbar nicht aus. Um wieder Vertrauen in die Politik herzustellen, müssen Parlamentarier ganz neue Formen der Bürgerbeteiligung finden und auch das Potential engagierter außerparlamentarischer Kräfte stärker einbinden. Vier Jahre sind dafür Zeit. SUSANNE HOERTTRICH

Die Brandstifter müssen keine Ermittlungen fürchten

Weinheim ist ein idyllisches Städtchen an der Bergstraße. Die Gemeinde pflegt ihre alten Fachwerkhäuser und freut sich über den Fremdenverkehr. Fremde allerdings, die nicht als Kurgäste, sondern als Asylbewerber kommen, haben in Weinheim nur wenige Fürsprecher, denn die werden immer häufiger am Telefon belästigt und öffentlich beschimpft.

Besonders von den Verunglimpfungen betroffen ist schon seit Jahren die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Gemeinderat, Elisabeth Kramer. 1988 deponierten Unbekannte erstmals Kartons mit leicht brennbarem Material vor der Tür der Gemeinderätin und steckten sie in Brand. Aufgeschreckte Anwohner löschten das Feuer, bevor es auf die Wohnung übergreifen konnte. An Silvester 92/93 wiederholte sich der Brandanschlag auf die gleiche Art, und wieder konnten die Nachbarn Schlimmeres verhindern.

Elisabeth Kramer erstattete Anzeige gegen Unbekannt, doch die Polizei konnte bislang keinen der Täter fassen. In den letzten Wochen erhielt sie verstärkt anonyme Anrufe mit Morddrohungen. Die Kriminalpolizei habe ihr daraufhin zu einer Geheimnummer geraten. "Aber da kann ich meine politische Arbeit gleich vergessen", befürchtet die Fraktionsvorsitzende. In der Nacht von Freitag auf Samstag legten Brandstifter Feuer in einem Gemeinschaftsraum, in dem sich die Grünen treffen, im Keller unmittelbar unter der Wohnung Elisabeth Kramers. Die Biologielehrerin war zusammen mit ihrer 15jährigen Tochter zu Hause, als der oder die Täter ins Haus eindrangen, einen Benzinkanister ausgossen, Feuer legten und sich unbemerkt aus dem Staub machten. Wahlplakate sowie Rohr- und Versorgungsleitungen sind verbrannt und verschmort.

Feuerwehrhauptmann Hermann Franzmann hält es für einen glücklichen Zufall, daß das Feuer rechtzeitig entdeckt wurde, ansonsten hätte die Feuerwehr einen "kompletten Wohnhausbrand zu löschen gehabt". Die Polizei informierte die Presse erst auf Anfrage mit neun Zeilen über einen "Sachschaden in Höhe von 200 Mark" durch Inbrandsetzen des Kellers eines Mehrfamilienhauses.

"Warum wird nicht ermittelt?" fragt die Rhein-Neckar-Zeitung in ihrer Ausgabe vom Montag. Die Antwort wird gleich mitgeliefert: "Offenbar verspürt die Polizei keinen gesteigerten Ermittlungsbedarf." Am Montag konnte die Polizeidirektion Heidelberg noch keine Ergebnisse der Spurensicherung mitteilen und verschickte weiterhin die nichtssagende Neun-Zeilen-Meldung. Am Montagabend wurden erstmals Anwohner befragt.

Elisabeth Kramer sieht System hinter dem Terror. Sie ist nicht das einzige Opfer. Den Grünen-Stadtrat Torsten Pfetzner riß im September 1992 ein Anruf aus dem Schlaf: "Dreckiger Asylantenfreund - dich machen wir kalt!" Kurz darauf standen drei Löschzüge der Feuerwehr vor seiner Tür. Ein Unbekannter hatte gemeldet, daß es im Hause Pfetzners brenne. Das Gespräch wurde sogar auf Tonband aufgezeichnet, doch die Polizei stellte die Ermittlungen ein.

Der evangelische Pfarrer Löhrbacher, der in den Weinheimer Nachrichten zur Aussöhnung mit den Juden schrieb, hat nach einer monatelangen Diffamierungskampagne nun auch Morddrohungen erhalten. Selbst im Stadtjugendring liefen anonyme Anrufe und Drohungen ein. Rassistische Hetzschreiben, antisemitische Rundbriefe und Wandschmierereien gehören schon zur Tagesordnung.

Für die Grünen ist der Fall klar: Weinheim sei eine Hochburg der NPD, betonen sie. Im Gemeinderat säßen noch immer der wegen Volksverhetzung verurteilte NPD-Bundesvorstand Günter Deckert und seine Frau. Die rechte Szene spiele sich bei jeder Gelegenheit, die sich bietet, in den Vordergrund. Das Umfeld der Täter müßte sich also leicht eingrenzen lassen. Doch bislang seien alle Anschläge nicht wirklich ernstgenommen worden, klagt Frau Kramer.

THOMAS REUTTER (Weinheim)

FWG-Sieg rettet die Bürgerlichen CDU und SPD machen in Eppstein Verluste / Grüne legen zu

EPPSTEIN. "Es ist offensichtlich schwer für die Bürger, die Ziele von Freien Wählern und uns zu unterscheiden", kommentiert CDU-Spitzenkandidatin Christiane Nolte das Wahlergebnis der Burgstadt. Verluste für ihre Union, die von 38,4 auf 35,1 Prozent abrutschte, und ein Einbruch der SPD, die statt 32,2 nur noch 26 Prozent der Eppsteiner überzeugen kann - Minusbilanz der Großen. Christiane Nolte erklärt das damit, "daß wir abgesehen von speziellen Haushaltsfragen die gleichen Vorstellungen wie die FWG haben, mit der wir auch sehr gut kooperieren". CDU und SPD würden aber oft als Anhängsel ihrer Mutterpartei betrachtet und für Bonner "Fehler" bestraft, während die FWG "nur regional wirkt".

Trotz eigener Verluste sieht die Christdemokratin den "bürgerlichen Block" gestärkt - zusammen haben FWG und CDU nun 20 statt 19 Sitze und könnten ihre erfolgreiche Arbeit fortsetzen, auch ohne festes Bündnis. "Am Donnerstag hat die neue Fraktion konstituierende Sitzung und muß einen Nachfolger von Franz-Josef Kranz als Vorsitzenden wählen", sagt Christiane Nolte, die selbst nicht antreten will. "Aber was die Parlamentsverhältnisse anbelangt, ändert sich hier in Eppstein fast nichts."

Und das hat die CDU dem Wahlsieg der FWG zu verdanken, die sich von 14 auf 19,8 Prozent der Stimmen steigerte. Spitzenkandidat Hermann Droste sagt hochzufrieden: "Wir haben das stärkste Wahlergebnis von allen Freien Wählern im Main-Taunus-Kreis." Gute Arbeit in den vergangenen vier Jahren und "die richtigen Persönlichkeiten" seien der Grund für das tolle Resultat.

Neben dem Stadtparlament haben die Freien Wähler auch im Ortsbeirat Ehlhalten, wo sie erstmals kandidierten, ein Superergebnis vorzuweisen: Von null auf 23,2 Prozent. Droste findet das "toll".

Warum die SPD Verluste, Grüne (10,1 Prozent) und FDP (8,9 Prozent) aber leichte Gewinne verbuchten - Genossin Renate Geist-Sehrt ist's ein Rätsel. "Wir sind riesig enttäuscht." pms

Weniger Süchtige im Bahnhofsviertel - die Klagen aber bleiben Geschäftsmann in der Taunusstraße plant Protestbrief an den OB: "Zustand der Verwahrlosung" / Angst vor Überfällen

Der vielen Post, die der OB schon aus der Geschäftswelt im Bahnhofsviertel erhalten hat, wird demnächst ein weiterer Brief folgen. Nach dem Lamento aus der Münchener Straße, aus der B-Ebene Hauptbahnhof und dem Kaisersack wollen nunmehr die Einzelhändler aus der Taunusstraße bei Andreas von Schoeler gegen die Junkies und Dealer vor ihren Ladenfenstern protestieren. Auch sie beklagen beträchtliche Umsatzrückgänge.

Den neuesten "Brandbrief" will der Parfümeriebesitzer Thomas Lehr verfassen und dann seinen Geschäftskollegen zur Unterschrift vorlegen. Für den Mann, der mit feinen Duftmarken handelt, haben sich die Zustände im Viertel Kaiserstraße / Niddastraße im "letzten halben Jahr" von erträglichen Zuständen hin zur "Verwahrlosung" gewandelt.

Die Ursache sieht der Geschäftsmann in der Auflösung der offenen Drogenszene in der Taunusanlage vor vier Monaten. Seitdem sei das Problem in das Bahnhofsviertel verlagert worden. In der Taunusstraße beobachtet Lehr sogar einen "extremen Lauf".

Die Straße liege auf dem direkten Weg zwischen den Krisenzentren in Elbe- und Moselstraße, und die Junkies spähten die Geschäfte im Vorbeigehen nach einer günstigen Gelegenheit zum Ladendiebstahl aus. "Wenn die vor einem stehen, bekommt man Herzklopfen. Die haben doch nichts zu verlieren und schrecken auch vor einem Angriff mit der Nadel nicht zurück", schätzt eine Verkäuferin die Lage ein.

Solche Ängste sind in dem Viertel letzte Woche genährt worden. Vor dem Kassentresen des Gemischtwarenhändlers Reza Chrandabi ließ sich eine Drogenabhängige plötzlich auf den Rücken fallen. Als sie der iranische Ladenbesitzer vom Boden aufheben wollte, hielt sie ihn mit der Drohung auf Distanz, sie werde mit der Spritze zustechen und die sei HIV-infiziert. Eine ähnliche Szene wiederholte sich gleich darauf in Lehrs benachbarter Parfümerie.

Aus Sicht von Polizeioberrat Wolfram Ritter sind solche Vorfälle "ganz selten". Bedrängtem Ladenpersonal empfiehlt der für die Sondereinsätze im Bahnhofsviertel zuständige Polizeiführer einen Anruf beim Bürgertelefon - 79 30 02 00. "Wir reagieren nach unseren Möglichkeiten sofort", versichert der Beamte.

Ritter läßt die Kritik an der Polizeistrategie nicht gelten. "Unser Konzept hat sich bewährt. Auch die Situation im Bahnhofsviertel hat sich verbessert", zieht er Bilanz. Die Polizei könne belegen, daß die Zahl der Drogenabhängigen im Bahnhofsviertel zurückgehe.

Die starke Polizeipräsenz habe nämlich dafür gesorgt, daß die Junkies von auswärts, die vor der Aktion in der Taunusanlage die Szene zu zweidrittel dominiert hätten, immer öfter wegblieben und mittlerweile nur noch 20 Prozent der Abhängigen ausmachten.

Ritter will jedoch nichts beschönigen. "Es gibt noch eine Vielzahl von Rauschgiftsüchtigen und von Dealern im Bahnhofsviertel." Alleine im Februar hat die Polizei 3716 Suchtkranke kontrolliert. Die werden von 700 bis 800 Dealern versorgt, die zum größten Teil von außerhalb kommen. 80 Prozent, so Ritter, wohnen in Unterkünften für Asylbewerber.

Der Geschäftsmann Thomas Lehr meint, daß alle polizeilichen Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg haben werden. Dem OB wird er deshalb die "Legalisierung des Rauschgifts" vorschlagen. Er weiß "keine bessere Lösung, die Beschaffungskriminalität zu verringern". habe

Höherer Blödsinn mit tiefem Gang Shy Guys im Neuen Theater

HÖCHST. Höheren Blödsinn mit Tiefgang, perfektes Entertainment, eine Frau und vier Männer in 94 Rollen mit 23 Instrumenten - das bieten die Shy Guys in ihrer schrillen Comedy-Show "MixTour", mit der sie von Mittwoch, 10. März, bis Samstag, 13. März, jeweils um 20 Uhr im Neuen Theater Höchst auftreten. Soul, Schlager, Chanson und Klassik - nichts ist ihnen heilig.

Eintrittskarten gibt's im Vorverkauf zu 17,60 Mark beim Theater und am Kartenkiosk Sandrock sowie an der Abendkasse für 20 Mark. ege

Mofafahrer starb nach Sturz Rätselraten um den Tod eines 67 Jahre alten Mannes

WIESBADEN. Ein Rätsel ist für die Wiesbadener Polizei bisher der mysteriöse Tod eines Mofafahrers. Der Mann war am Sonntag abend bei einem Verkehrsunfall im Stadtteil Erbenheim ums Leben gekommen.

Gegen 20 Uhr hatte laut Polizeibericht der 67 Jahre alte Mann zusammen mit einem Bekannten eine Gaststätte in Erbenheim verlassen. Während der Bekannte sich zu Fuß auf den Weg zu einer nahen Bushaltestelle machte, stieg der 67jährige Erbenheimer auf sein Mofa und fuhr anschließend auf der Straße Oberfeld in Richtung Wandersmannstraße davon.

Der Fußgänger ging die gleiche Strekke und sah nach einiger Zeit in einer Linkskurve seinen Bekannten auf der Straße liegen - das Mofa neben ihm. Nachdem er den Gestürzten erreicht hatte, half er ihm wieder auf die Beine. Scheinbar nur leicht am Kinn und im Gesicht verletzt, sprach der Mofafahrer noch ein paar Worte und brach dann bewußtlos zusammen. Der herbeigerufene Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.

Nach Aussagen von Zeugen war zur fraglichen Zeit kein anderes Fahrzeug in der Nähe des Unfallortes. Deshalb vermutet die Polizei, daß der Mofahrer gestürzt ist und sich dabei tödliche Verletzungen zuzog. Ob er Alkohol getrunken hatte oder einen Sturzhelm trug, ist noch unklar.

Eindeutig scheint nach Angaben der Polizei nur zu sein, daß fremdes Verschulden aller Wahrscheinlichkeit nach auszuschließen ist. Die Ermittlungen der Polizei dauern aber noch an. Ob zur Klärung der genauen Todesursache eine Obduktion vorgenommen werden soll, sei noch nicht entschieden.

An dem Mofa selbst entstand nur geringer Sachschaden. dia

Der Wunschpartner FDP denkt nicht an Koalition CDU/OBG nach verlorener Mehrheit auf Brautschau

OBERURSEL. Die beiden Großen haben tüchtig Federn gelassen - 3 Sitze verlor die CDU, zwei die SPD. Die Grünen bekamen einen dazu (jetzt sechs), die FDP verteidigte ihre drei Mandate, und für das Bravourstück sorgte die Wählerinitiative Lebenswertes Oberursel": erst vor vier Wochen gegründet, zog ein Trio der WILO, quasi aus dem Stand, ins 45 Mitglieder starke Parlament ein. Mit einem Vertreter mehr wird dort künftig auch die OBG präsent sein (nun sechs Abgeordnete).

Die "bürgerliche Mehrheit" von CDU und OBG ist angesichts der christdemokratischen Einbußen dennoch futsch, die Suche nach dem zusätzlichen Koalitionspartner hat begonnen.

"Das braucht Zeit", sagt CDU-Sprecher Günther Bockermann. Gestern abend hat sich seine Fraktion konstituiert, den Vorstand gewählt (Bockermann stand erneut zur Verfügung) und eine Verhandlungskommission gebildet, die Gespräche "mit allen" führen will. "Auch mit der WILO", dies aber wohl eher aus Gründen der Höflichkeit.

Denn hier sieht der CDU-Mann doch Trennendes: "Ich muß diese Leistung, auf Anhieb 6,7 Prozent einzuholen, anerkennen, aber ich denke, viele Wähler haben gar nicht gewußt, wer sich hinter dieser Gruppe verbirgt". Bockermann spielt auf das "WILO"-Engagement gegen die B 455 an; Geschäftsführerin der Wählerinitiative ist die kämpferische Straßengegenerin Annette Zmyi.

Natürlich, da macht Günther Bockermann aus seinem Herzen keine Mördergrube - wäre die FDP ("schließlich auch eine bürgerliche Partei") sein Wunschpartner; 24 Stimmen brächten die drei auf die Waage und damit eine beruhigende Mehrheit. "Manchmal werden ja im Wahlkampf Erklärungen abgegeben, an die man sich nachher nicht mehr so ganz hält", orakelt Bockermann, und FDP-Chef Dieter Rosentreter gibt sich nicht weniger sibyllinisch: "Das Gewicht der FDP wird im künftigen Stadtparlament auf jeden Fall größer sein".

Noch am Wahlabend hatte Rosentreter - hochzufrieden über das Ergebnis seiner Partei und darüber, daß die CDU/ OBG-Mehrheit gebrochen war - versichert, die FDP strebe "keine feste Koalition" an. Eine transparente Politik werden nun in Oberursel möglich sein, und er gedenke "gute Sachpolitik" zu machen.

Die SPD, auf 25,1 Prozent abgerutscht, laboriert an ihrem Mißerfolg, den in diesem Ausmaß niemand erwartet hatte, zumal, so der Parteivorsitzende Heinz Köhler, "wir glaubten, gute Arbeit mit Konzept geleistet zu haben".

40 Prozent der Wähler, schätzt er, hätten sich bundespolitisch entschieden. Er sehe "viele Fragezeichen", was die künftige Konstellation im Parlament angehe. Am 24. März werde das Problem erst einmal in einer Mitgliederversammlung besprochen. hko

Ausschlaggebend für die UV-Belastung der Menschen ist nicht nur die Ozonmenge in der Stratosphäre, sondern auch der Sonnenstand. Wenn die Sonne wie jetzt noch relativ flach steht, hilft dies auch: Im Winter erreicht uns deswegen ohnehin nicht so viel UV-Strahlung. Allerdings sind wir an die normalen Strahlungsverhältnisse angepaßt. Deswegen muß man jede Veränderung des Umweltfaktors UV- Strahlung ernst nehmen.

Ausschlaggebend für die UV-Belastung der Menschen ist nicht nur die Ozonmenge in der Stratosphäre, sondern auch der Sonnenstand. Wenn die Sonne wie jetzt noch relativ flach steht, hilft dies auch: Im Winter erreicht uns deswegen ohnehin nicht so viel UV-Strahlung. Allerdings sind wir an die normalen Strahlungsverhältnisse angepaßt. Deswegen muß man jede Veränderung des Umweltfaktors UV- Strahlung ernst nehmen.

Auf der Suche nach dem verlorenen S-Profil Engholm reagierte nachdenklich auf das Wahldesaster von Hessen, Kohl eher kämpferisch Von Helmut Lölhöffel und Martin Winter Winter (Bonn)

&blt; Tom Pacheco kommt nicht

Das für Donnerstag, 11. März, angekündigte Konzert mit Tom Pacheco im Amerikahaus Frankfurt muß wegen Erkrankung des Künstlers verschoben werden. &blt; "Tiger"-Premiere verschoben Die Premiere von "Echte Helden küssen Tiger" des Kommunalen Kinder- und Jugendtheaters muß vom 13. auf den 20. März verschoben werden. Beginn 19.30 Uhr, Spielort ist das Volksbildungsheim. &blt; Programmänderung Das Freie Schauspiel Ensemble Frankfurt spielt am heutigen Mittwoch im Philanthropin (Hebelstraße 17) nicht "Die Freuden der Liebe" sondern "A Melange, a Musi, a Melancholie". Beginn 20:30 Uhr. &blt; Nena-Konzert verschoben Das Konzert von Nena, das kurzfristig wegen Krankheit abgesagt wurde, soll nun am 30. März in der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg stattfinden. Karten behalten ihre Gültigkeit. &blt; Ballett Frankfurt: "Limb's Theorem" Das Ballett Frankfurt nimmt, obwohl es im Augenblick noch auf Tournee ist, am 18. März die Choreographie "Limb's Theorem" von William Forsythe wieder auf. Die Aufführungen sind im Schauspielhaus, nicht in der Oper. &blt; Über Moskauer Klosterfestungen "Zur Geschichte und Kunstgeschichte der Moskauer Klosterfestungen", heißt ein Vortrag, den Hans-Jürgen Drengenberg, Berlin, am heutigen Mittwoch um 18 Uhr im Frankfurter Museum für Kunsthandwerk hält. &blt; Mitsuru Sasaki gastiert wieder Der japanische Choreograph Mitsuku Sasaki gastiert vom heutigen Mittwoch bis zum Samstagabend, jeweils um 21 Uhr, im Künstlerhaus Mousonturm mit seinem Solo "Human Power Flight", das er bereits 1992 beim Freien Tanzpodium vorstellte. &blt; Schrille Comedy Show Im Neuen Theater Höchst gastieren vom heutigen Mittwoch an bis zum Samstag, allabendlich um 20 Uhr, die "Shy Guys" mit ihrem "MixTour"-Programm, das sie "Eine Schrille Comedy Show" getauft haben. &blt; Gamelan-Musik Sechs Musikerinnen und Musiker der Gamelangruppe "Suar Agung" aus Bali geben am heutigen Mittwoch um 20 Uhr im Großen Saal der Alten Oper mit ihren Megadrums ein Trommel-Konzert. &blt; "Zivile Formen des Umgangs" Die Vortragsreihe "Begegnungen mit der islamischen Welt" des Museums für Völkerkunde geht heute mit einer Gesprächsrunde zum Thema "Zivile Formen des Umgangs - Islamische Menschenrechtsdiskussion und die Rechte von Muslimen in Deutschland" zu Ende. In der Schillerschule, Morgensternstraße 3, diskutieren Vertreter muslimischer Gemeinden aus Frankfurt, Mitarbeiter des Amtes für Multikulturelle Angelegenheiten und Journalisten. Beginn 18.30 Uhr. &blt; Feindbild und Aussöhnung Anläßlich der Ausstellung "Deutsche und Polen. Vom Feindbild zur Aussöhnung" im Historischen Museum spricht heute abend um 18 Uhr Georg Strobel zu dem Thema "Von den polnischen Teilungen bis zum Vertrag von Versailles (1793-1919)" (Saalgasse 19). &blt; Nederlands Dans Theater 2 Das bekannte Nederlands Dans Theater 2, die Juniortruppe der berühmten Ballett-Compagnie, gastiert heute und morgen, jeweils um 20 Uhr in der Jahrhunderthalle Hoechst. Beide Abende beginnen mit "Un ballo" in einer Choreographie von Kylian zur Musik von Ravel. Die folgenden Programmnummern verändern sich dann an beiden Abenden. &blt; Joe Satriani spielt Der New Yorker Gitarrist Joe Satriani kommt mit dem Programm seines neuen Albums "The Extremist" heute abend, 20 Uhr, in den Großen Saal der Hugenottenhalle von Neu-Isenburg. &blt; "Human Steps" verschoben Das Gastspiel der Kanadischen Tanztruppe "La La La Human Steps", das ursprünglich am 11., 12. und 13. März in der Kongreßhalle stattfinden sollte, ist um zwei Wochen verschoben worden und findet nun am 25., 26. und 27. März im Schauspiel am Theaterplatz statt. Die Karten behalten für die jeweiligen Wochentage ihre Gültigkeit.

tmh München, 8. März. Unkoordinierte Einsparpläne der Bundesregierung bringen den Jäger 90 in erhebliche Finanzierungsprobleme. Die Projektgesellschaft Eurofighter Jagdflugzeug GmbH, München, wird bereits im April 1993 vor der Zahl- ungsunfähigkeit stehen, sagte der Vor- stand der Deutsche Aerospace (Dasa) AG, Hartmut Mehdorn, am Montag in München vor Journalisten. Infolge dessen könne es sehr schnell zum Stillstand aller Geschäfte um das europäische Jagdflugzeug (EFA) kommen. Bundesverteidigungsminister Volker Rühe bringe die Dasa als deutschen Industriepartner der EFA-Projektgesellschaft zwischen die Mühlsteine. Bonn drohe nun ein Rechtsstreit. Die Daimler-Tochter werde wegen angeblicher Unflexibilität und fehlender Solidarität mit Sparplänen zu Unrecht öffentlich ans Kreuz genagelt, sagte Mehdorn. Angesichts derzeit gültiger Produktionsvorgaben seien die für 1993 von der Bundesregierung in Aussicht gestellten 520 Millionen DM für das Flug- zeug um rund 300 Millionen DM zu wenig. Die letzte verbindliche Weisung der vier Staaten Deutschland, Italien. Spanien und Großbritannien fordert eine Auslieferung des Jägers bis zum Jahr 2000. Die von Bonn gewünschte Verzögerung bis 2002 sei nicht mit den anderen drei Regierungen abgesprochen.

Die Dasa fordert Bonn dringend zu internationalen Gesprächen auf Ebene der Verteidigungsminister auf, um im Terminprogramm für neue Klarheit zu sorgen und die Planungsunsicherheit zu beseitigen. Die Industrie könne aber nur dann den Preis senken und Sparlösungen auf den Tisch legen, wenn bei der Technologie deutlich abgespeckt wird. Bonn müsse sich mit London, Rom und Madrid eini- gen. Klar sei, daß das zuletzt von Rühe genannte EFA-Budget bei gleichzeitigem Festhalten am Auslieferungstermin im Jahr 2000 nicht ausreicht. "Es klafft ein Loch," sagte Mehdorn.

Eine Verschiebung der bislang für Deutschland vorgesehenen Komponenten Endmontage, Radar, Flugsteuerung und - erprobung nach Großbritannien will Mehdorn aber nicht hinnehmen. Im Bonn werden offenbar entsprechende Überlegungen zur Entlastung des deutschen Haushalts angestellt. Das mache Dasa zum bloßen "Blechschmid". Schon die jüngste Spar- runde beim Jäger 90 kostet bei Dasa 7500 Arbeitsplätze.

Insgesamt stehen bei dem Projekt nach Dasa-Angaben in Deutschland bis zu 20.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Mehdorn hält einen völligen Ausstieg Deutschlands aus dem Programm nicht mehr für ausgeschlossen. Wegen bestehender Zahlungsverpflichtungen werde das dem Steuerzahler aber "sehr teuer" kommen. Der Systempreis des Flugzeugs liegt zwischen 95 und 100 Millionen DM. Im August soll ein Prototyp fliegen.

Glückskasten

LOTTO: Gewinnklasse 1: 1 931 130,30 DM; Kl. 2: 472 098,20 DM; Kl. 3: 48 937,- DM; Kl. 4: 3463,50 DM; Kl. 5: 64,60 DM; Kl. 6: 43,90 DM; Kl. 7: 6,60 DM.

ELFERWETTE: Gewinnklasse 1: 10 682,- DM; Kl. 2: 437,40 DM; Kl. 3: 37,80 DM.

AUSWAHLWETTE 6 AUS 45: Gewinnklasse 1: 284 299,20 DM; Kl. 2: unbesetzt/Jackpot: 56 859,85 DM; Kl. 3: 2402,50 DM; Kl. 4: 61,90 DM; Kl. 5: 6,90 DM.

SPIEL 77: Gewinnklasse 1: 2 577 777,- DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.

SUPER 6: Gewinnklasse 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM.

RENNQUINTETT: Rennen A: Gewinnklasse 1: 1547,90 DM; Kl. 2: 281,40 DM; Rennen B: Kl. 1: 773,90 DM; Kl. 2: 68,- DM. Kombinations-Gewinn: unbesetzt/Jackpot: 6191,60 DM.

(Ohne Gewähr)

Namen + Notizen

ABYSS hat sich von der Bühne verabschiedet. Die Langener Rockband hat sich nach drei Jahren aufgelöst. Thomas Oberholz (Schlagzeug), Arno Bicker (Baß), Tino Franzke (Gesang, Keyboards) und Tobias Schnell (Gitarre) gehen nun getrennte Wege. Grund für den Entschluß waren nach eigenen Angaben musikalische Differenzen und Meinungsverschiedenheiten über den künftigen Weg der Band. Man habe sich freundschaftlich getrennt. dac

REINHARD BÄRENZ ist der neue Chef der Freiwilligen Feuerwehr Langen 1879. Zu seinem Stellvertreter wählten die Mitglieder Michael Graf. Neu im Vorstand sind auch Schriftführerin Sandra Klose und Kassenwart Hans-Jürgen Laucht. dac

UVF: Ampel-Koalition möglich SPD pocht auf diese Option / Frankfurter Grüne sind dafür

Die in der Wahlnacht von einigen Sprechern der CDU und der SPD ausgerufene Fortsetzung der großen Koalition im Umlandverband Frankfurt (UVF) ist noch keinesfalls beschlossene Sache. Die SPD hat sich am Montag ausdrücklich eine Option für die nach den Ergebnissen vom 7. März rechnerisch mögliche Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP offengelassen.

Heinrich Bettelhäuser, Chef der Umland-SPD, erklärte nach einer Sitzung von Partei- und Fraktionsspitze: "Wir sind für Gespräche mit allen offen und werden auch Gespräche mit allen führen. Wir sind für alles offen, auch für eine Ampelkoalition."

Allerdings: Künftige Koalitionspartner - wer immer das auch sein mag - müßten in zwei Jahren, wenn die Neuwahlen für die hauptamtlichen UVF-Beigeordneten anstünden, für eine erneute Amtszeit von Verbandsdirektor Rembert Behrendt und Abfalldezernent Thomas Rautenberg (beide SPD) votieren. Bettelhäuser: "Wir wollen unsere bewährten Leute halten."

Die Frankfurter UVF-Grünen - sie stellen in der neuen Grünen-Fraktion des Verbandstags sechs von 17 Abgeordneten - plädieren für die "Ampel" und haben am Montag an die SPD appelliert, "sich zu besinnen und sich nicht mit der CDU in einer großen Koalition der Verlierer einzuzementieren". Grünen-Sprecherin Hannelore Schneider hält das für "eine Mißachtung des Wählerwillens, denn CDU und SPD haben zusammen immerhin 14 Prozent der Stimmen gegenüber 1989 eingebüßt". Sollten sie dennoch erneut die UVF-Regierung bilden, "verstärkt das die Politikverdrossenheit".

Ampel soll Wohngebiete vom Verkehr entlasten

DREIEICH. Am Ortseingang von Langen auf der Bundesstraße 3 wird eine neue Ampel installiert. Davon verspricht sich die Stadt Dreieich eine Verkehrsberuhigung in dem Wohngebiet "An der Trift".

Nach Angaben des Magistrats nehmen Autofahrer und Lastwagenfahrer gerne den Umweg über die Bundesstraße 486 und die Koberstädter Straße, weil ein Abbiegen auf die B 3 fast unmöglich sei. Dadurch sei das Wohngebiet stark belastet werden. Die neue Ampel wird nach Darstellung der Stadt für einen reibungslosen Verkehrsfluß in das Gewerbegebiet sorgen. dac

Feuerwehr evakuierte Bewohner aus Haus

HOCHHEIM. Mit dem Schrecken davon kamen bei einem Brand am Sonntag nachmittag die Bewohner eines Hauses in der Danziger Allee.

Aus bisher ungeklärter Ursache war gegen 18 Uhr im Keller des viergeschossigen Hauses Feuer ausgebrochen. Wegen der starken Rauchentwicklung war der Brand rechtzeitig entdeckt und die Bewohner rechtzeitig evakuiert worden. Die freiwilligen Feuerwehren von Hochheim und Flörsheim hatten den Brand schnell gelöscht. Trotzdem ist nach Auskunft der Polizei der Sachschaden "beträchtlich": Die elektrische Anlage des Hauses wurde zerstört, Treppenhaus und Fassade stark verrußt. dia

FWG soll mehr Farbe bekennen CDU und FDP verlieren Mehrheit / 321 Stimmen für Rechte

SULZBACH. Bei der FWG knallten die Sektkorken, während sich SPD-Politiker Günter Renneisen einen Moment lang fragte, "was das alles soll" nach dem enttäuschenden Ergebnis. Und die CDU, die nach den Kriftelern kreisweit am meisten verlor (7,9 Prozent), stimmte intern ab, wie sie sich öffentlich zu der Niederlage äußert. Eines jedenfalls ist klar, sagt Günter Renneisen: "Der Block CDU und FDP hat keine Mehrheit mehr, die Verhältnisse sind bunter geworden." Die SPD will jetzt die Freien Wähler, die aus dem Stand 14,7 Prozent der Stimmen für sich gewannen, "zwingen, Farbe zu bekennen". Da lacht FWG-Frau Christa von Beust: "Die SPD wird es schwer haben, denn wir werden bei jedem einzelnen Antrag Farbe bekennen. Das ist nie nur ganz rot und nie nur ganz schwarz." Auch Spitzenkandidatin Dagmar Reisinger bestätigt: "Wir werden mit wechselnden Mehrheiten arbeiten, entsprechend unserem Selbstverständnis und unserer Wahlaussage."

Die SPD möchte den Freien Wählern, die mit Aussagen gegen den "monströsen Rathausneubau" und gegen den Weiterbau der Kreisstraße 801 neu durch den Sulzbacher Park um Stimmen warben, demnächst Anträge über diese beiden Themen vorlegen. Renneisen: "Dann müssen sie beweisen, wo sie stehen."

Wolfgang Müller von der Grün-Alternativen Liste, die ihr Wählerpotential halten konnte, will auch erst einmal Beweise sehen, daß die "FWG tut, was sie ankündigte". Er glaubt, daß es "klare Mehrheiten für fast jeden Antrag zwischen CDU, FDP und FWG geben wird". Viele Sulzbacher hätten wohl vor allem beim Thema Verkehr bei CDU und SPD keine Perspektive mehr gesehen. Jedenfalls gewann die FWG fast genau bis auf die Zahl hinters Komma das, was SPD (minus 5,8 Prozent), FDP (minus 1,1 Prozent) und CDU verloren.

Die FWG selbst, die sich erst wenige Wochen vor der Wahl gründete, rechnete "bei weitem nicht" mit solch einem fulminanten Ergebnis. CDU-Spitzenkandidat Oswald Bommel fand heraus, daß die Zustimmung für FWG und GAL überdurchschnittlich groß in den Sulzbacher Neubaugebieten war. "Schmerzlich" seien die Verluste für die CDU gewesen, sagt Bommel und fügt gleich an, mit 40 Prozent hätten die Sulzbacher Christdemokraten im Kreisvergleich immer noch das drittbeste Ergebnis eingefahren. Die FWG habe einen "großen Wunschzettel" gemacht, nach dem Motto, sie werde "alles regeln" und jeder werde "zufrieden" sein. Generell müsse jetzt im Gemeindeparlament wohl mit mehr "Zeitaufwand" und mit mehr "reden" gearbeitet werden, so Bommel. Aber: "Ich sehe das mit einer gewissen Gelassenheit."

CDU-Fraktionschef Dieter Geiß tröstet sich mit dem "guten parlamentarischen Ton, den wir in Sulzbach pflegen". Eventuell müsse die CDU mit wechselnden Mehrheiten leben, eventuell komme es auch zu festen Absprachen. Auch eine große Koalition mit der SPD will Geiß nicht von vornherein ausschließen: "Man soll nie nie sagen, sondern wir wollen mal sondieren, wie es aussieht."

Bei den Stimmen für die "Republikaner" lagen die Sulzbacher übrigens im unteren Drittel: 7,6 Prozent oder 321 Sulzbacher wollten die Rechtsextremen im Kreistag sehen.

Im Gemeindevorstand wird die CDU künftig einen ihrer vier Sitze an die FWG abgeben, die SPD behält ihre drei und die übrigen Fraktionen erhalten jeweils einen Sitz. she

Fotos, Bücher und Musik: Kulturwoche in Buchschlag

DREIEICH. Der Kulturelle Förderkreis Buchschlag hat seine Veranstaltungen und Aktionen offenbar gezählt. Jedenfalls bereitet er jetzt seine "100. Aktivität" vor und lädt zur Kulturwoche in den Bürgersaal Buchschlag ein.

Am Freitag, 12. März, 20 Uhr, wird dort eine Ausstellung mit Fotografien von Daniel Stier (Dreieich) und Dieter Schwer (Dortmund) eröffnet. Am Montag, 15. März, ebenfalls 20 Uhr, soll gestritten und diskutiert werden. Thema: "Bücher fallen nicht vom Himmel". Es geht um den Weg eines Buchs vom Autor über den Verlag und Händler bis zum Leser.

Am Sonntag, 21. März, 11 Uhr, musiziert das Oberhessische Bläserensemble, Preisträger des deutschen Orchesterwettbewerbs 1992, mit der Musikschule Dreieich. Mit der Matinée geht auch die Fotoausstellung zu Ende. dac

NIDDERAU / SCHÖNECK. Wohin geht die Reise in Nidderau, wohin in Schöneck? In beiden Orten sind absolute SPD-Mehrheiten zu relativen geschrumpft. In beiden Parlamenten reichen auch die neu eingezogenen Liberalen - Wunschpartner für viele in der SPD - nicht, die Lücke zu stopfen. Hier wie da sind neben großen Koalitionen auch ein sozial- oder christdemokratisches Zusammengehen mit Grünen denkbar. Letztere schließen in Schöneck eine feste Kooperation mit anderen nicht aus. In Nidderau hingegen plädiert die bisherige Fraktionsvorsitzende Monika Rölling für eine Fortsetzung der Oppositionsarbeit. Anderes würde sie persönlich nicht mitmachen.

Eine Reise zu Göttern und Menschen in Nepal

BAD SODEN. "Geheimnisvolles Nepal" heißt ein Dia-Vortrag im Wohnstift Augustinum, bei dem das Publikum in fremde Welten entführt wird. Am Dienstag, 16. März, wird Fritz Kortler, "Außenseiter unter den Weltreisenden", von 18.30 Uhr an einen Einblick in die majestätische Bergwelt des Königreichs geben.

Begegnungen mit dem Bergstamm der Kham, die keine Gottheit verehren, sondern zum Teufel beten und Tieropfer darbringen, gehören ebenso zu dieser Reise wie "grandiose Naturerlebnisse". Höhepunkt und Abschluß: die alte Königsstadt Kathmandu mit ihren Palästen, Tempeln und bunten Märkten. Der Eintritt kostet fünf Mark. pms

"Das Wahlergebnis hat eine Hoffnung zerstört" Der Vorsitzende der Ausländervertretung für einen demokratischen Kampf gegen Fremdenhaß

"Ich glaube, die Demokratie in Deutschland wird langsam zu Grabe getragen." So reagierte Grigorios Zarcadas, der Vorsitzende der Kommunalen Ausländervertretung (KAV), am Montag auf die Erfolge rechtsextremer Parteien bei den Frankfurter Kommunalwahlen. "Das Desaster in Hessen mit den ,Republikanern&rquote; und anderen ist schon entsetzlich genug", sagte er, "aber das ausgerechnet in Frankfurt das gleiche passiert ist - das ist schon sehr, sehr schlimm."

Für Zarcadas gibt es keinen Frankfurt- Bonus mehr, das Image der Mainmetropole als fremdenfreundlicher Kommune, in der Ausländerfeindlichkeit wenig Platz habe, ist für den KAV-Chef endgültig lädiert. Die in der Stadt lebenden Ausländer, so sagt er, müßten sich nun ernsthaft überlegen, ob sie wieder in ihre Heimatländer "zurückwandern sollen": "Die Angst breitet sich aus. Die Lichterketten waren für uns ein Zeichen der Hoffnung, dieses Wahlergebnis hat die Hoffnung wieder zerstört. Man kann das nicht mehr schönreden."

Dennoch: Zarcadas plädiert dafür, im Lande zu bleiben und sich in Gewerkschaften und demokratischen Parteien Bündnispartner zu suchen, um "mit humanen, menschlichen, demokratischen Mitteln" den Rechtsradikalismus zu bekämpfen. "Allerdings darf es jetzt keine Schonzeit mehr geben für diese Rechtsextremisten, denn das sind eben nicht einfach ein paar verwirrte Jugendliche, sondern hier ist eine lang vorbereitete politische Strategie am Werk."

Daniel Cohn-Bendit (Grüne), Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten, erwartet nach dem Rechtsruck der Kommunalwahlen bei den Frankfurter Ausländern eine "Steigerung ihrer Wut über die Entrechtung, hier nicht wählen zu dürfen". Wenn die hier lebenden Nichtdeutschen, die insgesamt 27 Prozent der Bevölkerung ausmachen, nämlich hätten zur Urne gehen dürfen, dann "wäre das rechte Potential in der Stadt redimensioniert worden". Soll heißen: Indem man mehr als ein Viertel der Stadtbevölkerung von den politischen Beteiligungsrechten abschneidet, gibt es bei den Kommunalwahlergebnissen "ein schiefes und verzerrtes Bild". Cohn-Bendit: "Die Ausländer hätten bestimmt nicht die ,Ausländer raus!&rquote;-Parteien gewählt, sondern SPD, CDU und Grüne."

So aber seien die deutschen Frankfurter beim Wählen unter sich geblieben, und das zeitige denn auch einen spezifischen rechtslastigen Alterseffekt. Denn: Gut ein Drittel dieser wahlberechtigten Frankfurter sind bereits "über 60" - und das entspreche keinesfalls den Verhältnissen in der gesamtstädtischen Bevölkerung (inklusive Ausländern also): "Wenn das die Struktur der Stadt wäre, dann würde diese Stadt kollabieren." peh

Wörterbuch half der Polizei beim Kombinieren

HATTERSHEIM. Ein Langenscheidt- Wörterbuch auf der Terrasse der Gaststätte "Sportklause", in die in der Nacht von Freitag auf Samstag eingebrochen wurde, wies auf ein weiteres Verbrechen in Hattersheim hin. Das Wörterbuch stammte nämlich aus dem Omnibus eines Eddersheimer Fahrunternehmens, in dem ebenfalls Diebe am Werk gewesen waren. Offensichtlich waren die gleichen Täter zuerst auf das Gelände des Busunternehmens gegangen, hatten dort vier Busse und zwei Autos aufgebrochen und stiegen dann in die Gaststätte an der Flörsheimer Straße ein. Dort hebelten sie die Terrassentür auf und knackten den Zigarettenautomaten.

Die bislang unbekannten Täter entkamen mit Bargeld aus dem Automaten und einem Radio aus einem PKW der Busfirma. Außer dem Rolltor des Unternehmens hatten sie Türen von vier Fahrzeugen beschädigt und in einem Bus den Fahrscheinautomaten zerstört. Laut Polizei beläuft sich der Schaden auf 10 000 Mark. ege

In Eppenhain hängt fast alles am Faden

KELKHEIM. Säumen, Schnittmuster benutzen, mit der Maschine umgehen oder schon erste Kleidungsstücke zusammenheften - das und mehr können potentielle Hobby-Schneiderinnen (oder Schneider) bei einem Nähkursus der Elternschule Taunus lernen. Von Dienstag, 30. März, an sind im katholischen Gemeindehaus Sankt Josef in Eppenhain Anfänger wie Fortgeschrittene willkommen. Melitta Schmitz wird in die Feinheiten der Nähkunst einführen. Wer Interesse hat, kann sich bei Regine Kilp unter Telefon 0 61 98 / 3 35 38 anmelden. pms

Koenigs: Normalität ist zurückgekehrt

Das Schwanheimer Wohngebiet, auf das nach einer Störung im Hoechst-Werk Griesheim am Rosenmontag 2,5 Tonnen o-Nitroanisol niederregneten, kehre - so Frankfurts Umweltdezernent Tom Koenigs (Grüne) "zur Normalität zurück - was das Viertel auch dringend nötig hat".

Die Überschuhe, mit denen seit gut zwei Wochen die Menschen dort ihrer Wege gehen, sollen ausgemustert werden. "Die sind nicht mehr nötig", versichert Koenigs und kündigt an, auch das Verbot, Kinder im Freien spielen zu lassen, zum kommenden Wochenende aufzuheben: "Es wird dann nur noch einige gesperrte Flächen geben, auf denen die Kinder sich natürlich nicht aufhalten sollten."

Die Busse fahren nun wieder durch den ehemals kontaminierten Bereich, der Schulbetrieb sei wieder in die Gänge gekommen. Lediglich im Kleingartenrevier gehe es noch spektakulär zu: "Die ,weißen Männer&rquote; decken da die Dächer von den Lauben ab." peh

ALPHA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.

BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 17.15, 20.00, 23.00 Uhr: Der Duft der Frauen; 15.45, 17.45, 20.15 Uhr: Jagd auf Schmetterlinge; 13.45, 23.00 Uhr: Atlantis; 13.30, 15.30 Uhr: Die Schöne und das Biest.

BETA - Telefon 28 31 28 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Orlando.

CINEMA - Telefon 28 29 33 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.

CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.

CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.30 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

EDEN - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 20.00 Uhr: Malcolm X.

ELITE - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.

ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.

ELYSEE 2 - Tel. 28 71 57 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Kein Par- don.

ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.

ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 10.45, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Alarmstufe: Rot.

EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p.m.: Under Siege (orig. Engl. version).

EXCELSIOR 2 - Tel. 25 30 23 - 12.00, 14.45, 17.30, 20.15 Uhr: Bitter Moon.

EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 12.45, 3.15, 5.45, 8.15 p.m.: Hero (orig. Engl. version).

FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 20.30 Uhr, Halfaounie v. F. Boughedit; 17.30 Uhr: Geheimnisse einer Seele v. G. W. Pabst.

GAMMA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Verhängnis.

HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 20.00 Uhr: Malcolm X; 16.00 Uhr: Daffy und der Wal; 20.15, 22.45 Uhr: Leolo; 18.00 Uhr: Luna Park.

JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Mo.-Do. keine Vorstellungen.

KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - Di., 17.30 Uhr: Portrait: Gregory Peck, Nunnally Johnson: Night People, USA 1954, OF, Gregory Peck, Broderick Crawford; 19.45 Uhr: Der Kurzfilm, Christoph Janetzko, On Ludlow in Blau, BRD 1988; 20.15 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood, Alfred Hitchcock: The Man Who Knew Too Much, Großbritannien 1934, OF, Leslie Banks; Edna Best; 22.15 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood, Geza von Bolvary: Was Frauen träumen, Deutschland 1933, Nora Gregor, Gustav Fröhlich.

MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 17.45 Uhr: Filme von Tony Richardson: Die Einsamkeit des Langstreckenläufers. - 19.45 Uhr: Bitterer Honig. - 22.00 Uhr: Das Hotel New Hampshire.

OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Eine kurze Geschichte der Zeit.

ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.00, 17.15, 20.00 Uhr: Der Duft der Frauen; 23.15 Uhr: Das Schweigen der Lämmer (DM 9,-).

TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.

TURM 2 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Bodyguard.

TURM 3 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers (orig. English version).

TURM 4 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Der letzte Mohikaner.

STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Alarmstufe: Rot.

TURM 6 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Dracula (orig. English version).

TURM 7 - 15.00, 18.00, 21.00 Uhr: Scent Of A Woman (orig. English version).

ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00 Uhr: Der Komet im Muminland; 14.30, 18.00, 20.30 Uhr: Dracula.

ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kein Pardon.

ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.30 Uhr: Die dumme Augustine; 18.15, 20.45 Uhr: Der Tod steht ihr gut.

ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kevin - allein in New York.

ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Die Schöne und das Biest; 18.00, 20.30 Uhr: Weiße Jungs bringen's nicht.

AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Ein ganz normaler Held.

AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Ein ganz normaler Held.

Dienstag, 9. März

Theater Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 - 0: 20 Uhr, Jérôme Deschamps/Macha Makeieff - "Les Pieds dans l'Eau".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44:20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Katakombe, Theater 2 am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena". Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 - 10: 11 Uhr, "Käthi B." (ab 8 Jahren).

TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35: Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, ". . . und was kommt danach". Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Alte Oper, Opernplatz: Mozart Saal: 20 Uhr, Schostakowitsch-Trio.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Die Crakkers. Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, White Water.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 18 Uhr, Abra Duo.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Duett.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Jazzfingers Trio.

Nachtleben, Kurt-Schumacher-Str. 45: 20 Uhr, Nicolette.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, The Beagles. Cooky&rquote;s, Am Salzhaus 4: 22 Uhr, Club Supreme. Forum der Frankfurter Sparkasse, Töngesgasse 40: 19.30 Uhr, Klavierkonzert Dirk Christian Kelm.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1: 21.30 Uhr, Show - "Unforgettable Memories" (Einlaß 19.30, Dinner 20 Uhr).

La Bohème, Schloßstr. 117: 20.30 Uhr, Dienstags-Jazz - "Jazz by Five".

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters. Literatur / Lesungen Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Hans- Jürgen Lenhart - Sprachspielereien.

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Biyi Bandele-Thomas / Robert Gernhardt - "Isoliert im Großstadtdschungel".

Stadtteilbücherei Niederrad, Haardtwaldplatz 3: 15 Uhr, Märchen - Vorlesen und Aktionen.Vorträge / Diskussionen Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: 20 Uhr, Aleida Assmann - "Exkarnation. Über die Grenze zwischen Körper und Schrift".

Polytechnische Gesellschaft: 19 Uhr, Vortrag "Der Freiherr Karl vom Stein und Frankfurt"; Kundenzentrum der Frankfurter Sparkasse, Neue Mainzer Str. 47-53.

Deutscher Alpenverein: 19.30 Uhr, Vortrag "Karwendel"; Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23.

Physikalischer Verein, Physikgebäude der Universität Frankfurt, Robert-Mayer-Str. 2-4: 18 Uhr, Schülervorlesung "Erdbeben sowie Aufbau und Dynamik des Erdinnern", mit Demonstrationen.Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Bill Viola und On Kawara". Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe sowie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 28 im Anzeigenteil. Sonstiges Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Spieltermin; Sozialzentrum Marbachweg, Cafeteria. English Speaking Club: 19.30 Uhr, "Read your favourite Poetry".

City-Lauftreff, Alte Mainzer Gasse 4: 12 bis 14 Uhr, Laufstrecken 2 km, 4 km und 8 km.

PINS Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch; Gaststätte zum Goldenen Garten, Marbachweg (Info 789 56 28).

Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr. 24: 14 Uhr, Klubcafé.

Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1, Tel. 59 81 52: Fahrt zur Bekleidungsfirma Dolzer, Schneeberg, und Orgel-Besichtigung in Amorbach; Abfahrt 8.30 Uhr, Eschenheimer Turm.

Ev. Arbeitskreis Frau im Beruf: 19 Uhr, Ökumenischer Frauengottesdienst unter dem Thema "Gold und Silber habe ich nicht . . ."; Alte Nikolaikirche, Römerberg.

Frauen-Verband: 16 Uhr, Treffen im Historix, Historisches Museum, Saalgasse.

Katholische Studenten-Gemeinde, Koselstr. 15: 20 Uhr, Candle-Light-Dinner.

Hobby-Börse für aktive ältere Bürger, Eschersheimer Landstr. 44: 16 Uhr, Offene Hobby-Runde. Freundeskreis Liebenswertes Frankfurt: 18 Uhr, Stammtisch, Steinernes Haus, Braubachstr. 35. Märkte Dornbusch: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Carl- Goerdeler-Straße. Apotheken Folgende Apotheken sind von Dienstag, 8.30 Uhr, bis Mittwoch, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Alte Apotheke, Niederrad, Odenwaldstr. 18, Tel. 67 11 30; Altkönig-Apotheke, Rödelheim, Niddaugaustr. 73, Tel. 78 36 39; Andreas-Apotheke, Eschersheim, Waldecker Str. 5, Tel. 52 08 10; Barbara-Apotheke, Wittelsbacherallee 71, Tel. 44 87 17; Centrum-Apotheke, Zeil 96, Tel. 29 51 29; Kuhwald-Apotheke, Müllerstr. 30, Tel. 77 17 35; Liebig-Apotheke, Unterlindau 67, Tel. 72 24 50; Schweizer-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Str. 47, Tel. 61 60 67; Taunusblick-Apotheke, Zeilsheim, Pfaffenwiese 53, Tel. 36 27 70. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr Dr. Dichmann, Am Burghof 39 a, Bonames, Tel. 50 58 93; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechubuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst (24 Stunden täglich) Tel. 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31/23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben. - ohne Gewähr -

Hindernis für EWR-Vertrag Spanien verknüpft Wirtschaftsraum mit Maastricht-Ratifikation

ha BRÜSSEL, 8. März. Die Regierung Spaniens will den Vertrag über den "Europäischen Wirtschaftsraum" zwischen der EG und den EFTA-Staaten (ohne die Schweiz) im spanischen Parlament erst ratifizieren lassen, wenn die Ratifizierung des EG-Unionsvertrages von Maastricht auch durch Großbritannien und Dänemark vollzogen ist. Das teilte der spanische Außenminister Javier Solana überraschend am Montag im EG-Ministerrat anläßlich der formalen Billigung des "Anpassungsprotokolls" zum EWR- Vertrag mit.

Durch dieses Protokoll wird die Schweiz aus allen EWR-Verpflichtungen "suspendiert". Das Volk der Schweiz hatte in einer Abstimmung am 6. Dezember den EWR-Vertrag abgelehnt, der ursprünglich am 1. Januar 1993 parallel zum EG-Binnenmarkt hatte in Kraft treten sollen.

Bundesaußenminister Klaus Kinkel äußerte vor Journalisten in Brüssel seine Enttäuschung über die spanische Haltung. Man müsse jetzt davon ausgehen, daß der Europäische Wirtschaftsraum - der den EFTA-Staaten mit Ausnahme der Schweiz die Teilnahme am EG-Binnenmark ermöglichen soll - kaum vor dem Jahresende in Kraft treten könne. Als möglicher Termin war bislang der 1. Juli oder 1. August erwartet worden.

Die restlichen EFTA-Staaten - Österreich, Schweden, Finnland, Norwegen, Island und Liechtenstein - hatten sich in der vorigen Woche auf den "Anpassungsprotokoll" geeinigt, das eine rasche EWR- Inkraftsetzung bis zur Jahresmitte ermöglichen sollte. Dabei hatten die restlichen EFTA-Staaten sich verpflichtet, zugunsten der vier ärmsten EG-Staaten den ursprünglichen schweizerischen Finanzierungsanteil eines EFTA-"Kohäsionsfonds" teilweise mit abzudecken.

Madrid hatte dieser Lösung zugestimmt. Nach Auskunft spanischer Kreise in Brüssel herrscht im Lande jedoch Verärgerung, weil der Finanzbeitrag der Schweiz nicht vollständig durch die sechs übrigen EFTA-Staaten ersetzt werde. Der Fonds sieht auf fünf Jahre sechs Milliarden Mark, hauptsächlich in Form zinsgünstiger Kredite vor.

Es soll bei Rot-Grün . . .

(Fortsetzung von Seite 19)

Fraktion im Römer zu werden. Es bestehe aber "bei diesem Ergebnis" auch kein Anlaß, "Hosianna zu rufen". Gleichwohl reklamierte die CDU-Spitzenfrau einen "politischen Führungsauftrag" für die Union. Dies gelte für das Präsidium der Stadtverordnetenversammlung ebenso wie für den Vorsitz in wichtigen Ausschüssen und die Vorsteherposten in den 16 Ortsbeiräten.

Spekulationen über eine mögliche Große Koalition erteilte Frau Roth allerdings eine eindeutige Absage: "Wir sind in der Opposition und keine Bündnispartei." Zwar werde sich die Union im Stadtparlament "bei Sachfragen" einer möglichen Zusammenarbeit mit der SPD "nicht verweigern", eine Koalition aber sei "kein Thema". Die CDU sei auch an "keinen weiteren Magistratsposten interessiert".

Damit beendete die Spitzenkandidatin eine Personaldiskussion, die der Oberbürgermeister selbst, der Frankfurter SPD- Vorsitzende Sieghard Pawlik und der Vorsitzende der Römer-SPD, Günter Dürr, in Gang gebracht hatten. Sie hatten sich dafür ausgesprochen, zusätzlich zu Bürgermeister Hans-Jürgen Moog (CDU) der Union noch ein oder zwei weitere Dezernate anzubieten.

Zu den Republikanern zog Roth eine klare Trennungslinie. Ihre Partei werde "auf keiner Ebene mit den Republikanern zusammenarbeiten", betonte die Spitzenkandidation nach einer zweistündigen Beratung des erweiterten CDU- Kreisvorstandes. Die Abgrenzung, die bislang nur für das Stadtparlament formuliert gewesen sei, sei nun auch auf die Ortsbeiräte "übertragen worden". Dies gelte verbindlich auch für jene zwei Stadtteilparlamente, in denen allein mit den Stimmen der Rechtsextremen ein CDU-Vertreter zum Ortsvorsteher gewählt werden könnte. An die SPD richtete Frau Roth deshalb den Appell, "nach gutem demokratischen Brauch" die Kandidatin oder den Bewerber der stärksten Partei zu unterstützen. Dies ist in neun der 16 Ortsbeiräte die Union.

Nach Ansicht von Roth werden die Grünen in den nächsten Wochen "starken Druck auf die SPD" ausüben. Mit dem wachsenden Einfluß der Ökopartei aber sei die "Zukunftssicherung Frankfurts nicht mehr garantiert". Der Oberbürgermeister müsse sich deshalb von der "Ideologiebefrachtung" grüner Prägung "befreien". Roth kündigte an, ihr Mandat im Römer anzunehmen, gleichzeitig aber auch als Landtagsabgeordnete die Interessen Frankfurts in Wiesbaden vertreten zu wollen. Sie könne die Doppelbelastung, wie schon einmal zwischen 1987 und 1989, durchaus bewältigen.

Oberbürgermeister Andreas von Schoeler forderte Roth auf, "nach dem politischen Desaster der Frankfurter SPD" zurückzutreten und "den Weg für eine Direktwahl des Oberbürgermeisters frei zu machen. Schließlich sei der OB "stark geschwächt" aus der Wahl hervorgegangen.

Während SPD und Grüne gestern schon die Termine für die Koalitionsvereinbarungen abstimmten, wurde im Büro der Stadtverordnetenversammlung über die neue Sitzordnung im Stadtparlament nachgedacht. Der bisherige Vorsteher Hans Busch erwartet, daß die zehn Republikaner auf der äußersten rechten Seite des Plenarsaals (vom Präsidium aus gesehen) sitzen werden, wo bisher auch die NPD ihre Plätze hatte. CDU (halbrechts), Grüne (Mitte) und SPD sollen ihre Positionen behalten. Vorschläge zur Sitzordnung muß der Oberbürgermeister machen, die Stadtverordnetenversammlung entscheidet dann mit Mehrheit.

Wie die NPD sollen auch die Republikaner im Römer keine Büros für ihre Geschäftsstelle erhalten. Nach den Vorstellungen Buschs können sie in bisherigen Räumen der NPD arbeiten, die in der benachbarten Weißfrauenstraße untergebracht worden waren.

Mehr als eine Francofortensie: Tom Koenigs stellt ein Buch über Frankfurter Parks vor Urbane Natur gegen Steinwüsten Pläne für neue Anlagen

18 "klassische" altmodische Parks in Frankfurt: alle mehr oder weniger schon vor 200 Jahren geplant und bis heute bei den Stadtmenschen ungeheuer populär, "weil es so völlig umsonst und eben draußen ist". Hier herrsche Zulauf, hier geschehe auf immer knapper werdendem Pro-Kopf-Quadratmeteranteil noch das, so meint Umweltdezernent Tom Koenigs, was als urbane Gartenlust gefeiert werde: "das soziale Mischen". Und dem Stadtrat bangt angesichts solch überkommener Grün-Kleinodien wie Günthersburg-, Grüneburg-, Brentano-, Bethmann-, Bernus- und Rothschildpark: "Unsere Ururenkel werden uns fragen: Welche Parks habt ihr denn geschaffen?"

Schlimmer noch. Die Jetzt-Generation der schnöden Nutzer von Wallanlagen, Palmengarten, Nizza und Ostpark habe es - und das hat nicht nur den Tom Koenigs "doch reichlich gewundert" - bislang ja noch nicht einmal fertig gebracht, ein Buch herauszugeben, in dem die Grün-Klassiker alle beschrieben sind, in dem man sich über Historie und Charakteristika dieser kommunalen Freiluftgärten informieren kann.

Wenigstens dem Mangel wird jetzt abgeholfen. Der Campus Verlag liefert Anfang nächster Woche die 1500 Stück fassende Erstauflage des Standardwerks "Stadt-Parks - Urbane Natur in Frankfurt am Main" aus. Das mit 180 Bildern und Plänen opulent illustrierte 180-Seiten-Werk kostet 58 Mark - und dafür kriegt man nicht nur eine Francofortensie. Zwar finden sich die bislang so vermißten Park-Porträts in einem vom städtischen Grün- und Freiflächenplaner Frank Blecken verfaßten Kapitel, doch der Anspruch greift weiter.

Herausgeber Tom Koenigs präsentierte den Band nicht ohne Hintersinn kurz nach der Kommunalwahl, mit dem Motto: "Frankfurt ist und bleibt grün"; womit er um Himmels willen nichts Parteipolitisches gesagt haben wollte. Recht verstanden: "Parks sind städtische Natur. Diese Natur muß mitwachsen, sonst bekommen wir unbewohnbare Steinwüsten. Wo finden wir also neue Parks? Denn in neuer Park-Kultur liegt die Zukunft unserer Frankfurter Lebensqualität."

Da Parks "hundert Jahre zum Wachsen brauchen", müsse man sie schleunigst auf den Weg bringen. Das Buch informiert über aktuelle Projekte: Spielpark Heiligenstock, den "Giardini di Sossenheim", Erweiterung des Günthersburgparks, über drei Entwürfe zum Stadtpark Nieder-Eschbach, den vom Umlandverband angeregten Regionalpark.

Und es gibt ein Halbdutzend aufs Grundsätzliche zielende Expertenessays zur Frage "Was ist ein Park heute?". Für Koenigs sind "Parks der schönste Teil der Umweltpolitik". Und das schöne neue Buch ist ihm Regierungsprogramm. peh

Teurer Stimmengewinn

KELKHEIM. UKW-Sprecher Albrecht Kündiger weiß nicht, ob er sich ärgern oder freuen soll - in jedem Falle aber muß er erst mal sparen: Für jedes Zehntel, das die UKW bei der Wahl zulegt, wollte er eine Flasche Sekt springen lassen. Ein Versprechen, das ihn nun schmerzlich einholt. Denn: Gleich 64 Zehntel erntete die UKW. Doch die Freude währte nicht lange: Der Bündnispartner SPD blieb auf der Strecke und damit der erhoffte Machtwechsel - alle rot-grünen Träume sind dahin. Die Moral von der Geschicht? Kündiger sollte künftig auch an einen Ansporn für seine politischen Partner denken. ana

Bubis: "Eine bittere Erfahrung" Reaktionen auf den Ausgang der Kommunalwahl in Frankfurt

Von einer "bitteren Erfahrung" sprach Ignatz Bubis, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, nach dem Einzug der Republikaner in den Frankfurter Römer. Bubis, der seit langem in Frankfurt wohnt und Mitglied der FDP ist, hatte gehofft, daß die Rechtsextremisten bei den Kommunalwahlen in der Stadt nur insgesamt sieben Prozent erreichen würden, wie Umfrageergebnisse angedeutet hatten.

"Mit Bestürzung" haben die Frankfurter Evangelische Gemeindejugend und der Stadtjugendrat der Katholischen Jugend die Ergebnisse der Kommunalwahl aufgenommen. Nach den gewalttätigen Ausschreitungen in der Bundesrepublik gegen Ausländer sei es erschrekkend, daß Parteien mit einem menschenverachtendem Programm immer noch gewählt würden. Die beiden christlichen Jugendorganisationen fordern die demokratischen Parteien im Römer auf, nicht mit den Republikanern zusammenzuarbeiten. Den Wählern müsse vor Augen gehalten werden, daß sie mit ihrem Votum für die Rechtspartei die Demokratie gefährdeten.

Die Frankfurter Jungsozialisten sind über den Wahlausgang enttäuscht, aber nicht verwundert. Lediglich das Ausmaß der Niederlage für die SPD sei "ungerechtfertigt", erklärten die Jusos. Sie erinnern die Mutterpartei an ihre Forderung: "Weniger Konzentration auf das Wachstum der Frankfurter Wirtschaft und dafür mehr Orientierung auf die sozialen Belange der Bürger." cg

Galaxy-Spieler auf dem Weg in die NFL Denver Broncos nehmen Hampel unter Vertrag

Der Düsseldorfer Olaf Hampel könnte der erste deutsche Football-Spieler werden, der es zu einem Einsatz in der National Football League (NFL) bringt. Die erste Hürde hat Hampel genommen, denn nach einem Probetraining erhielt er einen Vertrag bei den Denver Broncos und nimmt damit an deren Trainingslager zur Vorbereitung auf die Saison 1993/94 teil, die Mitte Juli in Greeley im Staate Colorado beginnt.

Den 25jährigen Hampel, 1,96 Meter groß und 136 Kilo schwer, wollen die Broncos auf der Position eines Offensive Tackle einsetzen, in welcher er vor allem seinen Quarterback zu schützen hat. Diese Rolle nimmt in Denver John Elway ein, der Sohn von Jack Elway, der in den vergangenen beiden Jahren die Frankfurt Galaxy trainiert hat und seit Februar diesen Jahres als Talentsucher bei den Broncos angestellt ist.

Unter Elway hat der aus Essen stammende Hampel zwei Jahre für die Galaxy gespielt. Er gehörte zu den sogenannten "Operation Discovery"-Spielern, Footballern aus Europa, die jedes Weltliga-Team anstellen mußte. In der Football-Bundesliga spielte Hampel u. a. für die Düsseldorf Panthers und die Cologne Crocodiles. 1989 war er mit den Barcelona Boxers ins spanische Football-Finale gekommen. ah

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Auf einen Blick

Begegnungsstätte Am Ebelfeld, Heinrich-Lübke-Straße 32: Eine Frühlingsfahrt an den Rhein ist für Mittwoch, 24. März, geplant. Wer mit möchte, meldet sich unter Tel. 76 20 98 an. mb/10

Saalbau Frankfurt: Heringsessen mit Tanz am Samstag, 13. März, 20 Uhr, im Nordweststadt-Bürgerhaus mit Karl Oertl, Corinna Orth, Klaus-Peter Musch sowie der Kapelle Adam und die Micky's. Mit von der Partie sind auch die "Bernemer Handwerksburschen" und die Damengarde der "Heddemer Käwwern" (Eintritt acht Mark). fd/10

Weiter Rot-Grün in Frankfurt

b-i FRANKFURT A. M., 8. März. Mit einer Fortsetzung des rot-grünen Regierungsbündnisses im Frankfurter Römer wird nach dem Ausgang der Kommunalwahl gerechnet. SPD und Grüne verfügen noch über eine rechnerische Mehrheit von drei Sitzen in der Stadtverordnetenversammlung.

Während sich Vertreter sowohl der Frankfurter Sozialdemokraten als auch der Grünen für eine Fortsetzung der Koalition aussprachen, erteilte CDU-Spitzenkandidatin Petra Roth Spekulationen über eine Große Koalition im Frankfurter Rathaus eine klare Absage. Auch an weiteren Dezernenten-Posten, wie zuvor von SPD-Fraktionschef Günter Dürr ins Gespräch gebracht, sei die Union nicht interessiert.

Mehr Rechte für Ausländerinnen Nimsch: Antwort auf das Erstarken der rechtsextremen Parteien

Frauendezernentin Margarethe Nimsch (Grüne) will sich mehr für Ausländerinnen einsetzen. "Für uns Feministinnen in Frankfurt steht in diesem Jahr und in den folgenden an, uns aktiv für ein Einbürgerungsgesetz, für die doppelte Staatsbürgerschaft und für ein eigenständiges Aufenthaltsrecht der migrierten Frauen und Mädchen, unabhängig von Ehemann und Vater, stark zu machen", erklärte Nimsch bei der zentralen Veranstaltung zum Internationalen Frauentag im Frauenkulturhaus. Die Forderung nach gleichen Rechten für alle Frauen bezeichnete sie als "eine unserer Antworten" auf das Erstarken der rechtsextremen Parteien bei der Kommunalwahl.

"Wir haben Feminismus bislang als Absage an Entrechtung und Unterordnung und als Eintreten für Demokratie definiert." Wer versuche, die Spaltung der Frauen in solche mit und solche ohne Bürgerinnenrechte zu überwinden, tue auch etwas gegen den Rassismus. Die Stadträtin betonte: "Der Rassismus in Deutschland ist unser Problem und nicht das der Migrantinnen." Sie bedauerte, daß 25 Prozent der Bevölkerung in Frankfurt wegen eines "völkisch und rassistisch definierten Staatsangehörigkeitsrechts von 1913" nicht wählen könnten. Zu der Gewaltdebatte, in der auch von linken Intellektuellen die "Auflösung der Familie" und die hohe Erwerbstätigkeit von Müttern beklagt wird, sagte Nimsch: "Dies ist auch ein Angriff auf die Frauenbe- wegung, auf die persönlichen und damit auch gesellschaftlichen Veränderungen und Rechte, die Frauen sich erkämpft haben." Die Vertreterin der Kommunalen Ausländervertretung, Marina Demaria, forderte angesichts der Massenvergewaltigungen bosnischer Frauen die Anerkennung von Vergewaltigung als Asylgrund.

Nach Ansicht der DGB-Landesfrauensekretärin, Marita Eilrich, muß das Frauenreferat mit mehr Kompetenzen ausgestattet werden. "Frauenpolitik ist immer eine Politik der kleinen Schritte, der mühseligen Kleinarbeit im verborgenen, ohne Ruhm und Ehre, der Rückstände und Widerstände gewesen." Eilrich äußerte die Befürchtung, daß wachsende soziale Unzufriedenheit in der Bevölkerung dazu führen könnte, die Frauenpolitik wieder an den Rand der Unscheinbarkeit zu drängen. "Es ist höchste Zeit, uns die Hälfte des Kuchens zu holen, statt uns mit übriggelassenen Krümeln zufriedenzugeben." ft

Frankfurts Chancen schlechter Strutz: Wahlausgang erschwert Bewerbung um Eurobank

ski FRANKFURT A. M. Die Chancen Frankfurts, Standort der künftigen Europäischen Zentralbank zu werden, dürften sich durch den Ausgang der hessischen Kommunalwahl verschlechtert haben. Diese Ansicht vertritt Wolfgang Strutz, Geschäftsinhaber der BHF-Bank, unter Hinweis auf den hohen Stimmenanteil der rechtsextremen Republikaner. "Mit Sicherheit", so Strutz im Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten, werde dieses Wahlergebnis bei anstehenden politischen Entscheidungen wie jener über den Sitz der Eurobank von Mitbewerbern ausgenutzt. Für die nicht zuletzt im Ausland verbreiteten Sorgen über das Vordringen der Rechtsextremen zeigt der Banker zwar Verständnis. Andererseits warnt er davor, aus dem Ergebnis der Kommunalwahl voreilig Schlüsse für den Ausgang der zahlreichen Urnengänge im nächsten Jahr zu ziehen.

Mit Blick auf das Rennen um die EG- Bank ist das hessische Resultat für Strutz, von den politischen Folgen einmal ganz abgesehen, um so enttäuschender, als sich die Aussichten Frankfurts nach seiner Meinung in den vergangenen Wochen eher wieder etwas günstiger dargestellt hätten. Auch jenseits der Grenzen habe nämlich zuletzt die Idee an Bedeutung gewonnen, daß es sinnvoll sein könnte, die europäische Währungsbehörde wegen der zumindest früher bewährten Stabilität der Mark am Sitz der Bundesbank anzusiedeln.

Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Frankfurt hatte sich in ihrem jüngsten, vor der Kommunalwahl erstellten "Lagebericht" zur Europäischen Zentralbank noch verbesserte Chancen ausgerechnet, daß Deutschland (und damit die Mainmetropole) den Zuschlag für die Eurobank erhält. Als einziger aussichtsreicher Mitbewerber, hieß es in dem Papier unter Hinweis auf Beschlüsse des EG-Gipfels von Edinburgh, sei Amsterdam übrig geblieben. Doch hätten die Niederländer bereits angedeutet, daß sie auch mit der ersten Präsidentschaft des Europäischen Währungsinstituts (EWI) - das ist der 1994 zu gründende Vorläufer der EG-Bank - zufrieden wären.

Die schon mehrfach verschobene Entscheidung über den Sitz diverser neuer Institutionen der Zwölfergemeinschaft wird möglicherweise auf dem Gipfel im Juni in Kopenhagen fallen.

Achim Exner will Abwahl und Neuwahl

WIESBADEN. Oberbürgermeister Achim Exner (SPD) hat angesichts der Niederlage seiner Partei bei der Kommunalwahl am Sonntag an die Fraktionen von CDU, FDP und Grünen im Parlament appelliert, ihn von seinem Amt abzuwählen. Er begründete sein Verlangen gestern abend mit dem Argument, dies sei der einzige Weg, der zur Direktwahl eines neuen Oberbürgermeisters führe.

Der 48jährige Sozialdemokrat war 1991 vom Stadtparlament für sechs Jahre im Amt bestätigt worden. Künftig werden in Hessen die Oberbürgermeister nicht mehr von den Stadtverordnetenversammlungen, sondern direkt gewählt.

Exner kündigte an, er werde sich nach seiner Abwahl den Bürgern zur Direktwahl stellen, um so wieder die notwendige Legitimation zu erhalten. Der Wahltermin sei zwischen Juli und September möglich. CDU, FDP und Grüne verfügen im neuen Parlament mit zusammen 41 der 81 Mandate über die für eine Abwahl nötige Mehrheit.

Banken üben Bescheidenheit Rückzug von Auslandsengagements / BHF geht nach Hongkong

ski FRANKFURT A. M. Im Kreditgewerbe sind die Visionen vom globalen Bankgeschäft vielfach einer Art neuer Bescheidenheit gewichen. Einige Institute hätten sich unter dem "Diktat des verschärften Wettbewerbs" um Kunden und Investoren zumindest auf Teilgebieten von der einst als unerläßlich angesehenen Präsenz im Ausland zurückgezogen, konstatiert Wolfgang Strutz, Mitinhaber der BHF-Bank. Wegen der engen Gewinnspannen und des Zwangs zur Kapitalaufstockung würden Aktivitäten immer strenger auf ihre Ertragskraft hin überprüft und gegebenenfalls Konsequenzen gezogen. Im Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten erinnerte Strutz an den "Teilrückzug" einiger US-Banken vom deutschen Markt, an Geschäftsverlagerungen Schweizer Geldhäuser in die Heimat und das "starke Zurückfahren" der internationalen Expansionsbestrebungen japanischer Institute. Umgekehrt hätten auch deutsche Banken Verbindungen ins Ausland gekappt. Strutz spricht aus eigener leidvoller Erfahrung: Die BHF-Bank fuhr mit ihrem Wertpapiergeschäft in Tokio jahrelang "sehr hartnäkkige" Verluste ein, ehe sie beschloß, den Ableger trotz eines damit eventuell verbundenen Prestigeschadens aufzugeben.

Daß sie in Japan Lehrgeld bezahlen mußte, heißt für die BHF-Bank nun allerdings nicht, von allen weiteren Engagements Abstand zu nehmen. Im Gegenteil: Mit der Übernahme der britischen Charterhouse gemeinsam mit dem Pariser Crédit Commercial de France (die FR berichtete) wird gerade ein neuer europäischer Weg beschritten, der auch Risiken birgt. Natürlich, räumt Strutz ein, sei manches einfacher, "wenn Sie allein das Sagen haben"; die Interessen von Partnern müßten sich nicht immer decken. Die Chancen dieser bisher einzigartigen Allianz zwischen Paris, London und Frankfurt bewertet er aber höher.

Das nächste Projekt der BHF-Bank ist der für Ende 1993 oder Anfang '94 vorgesehene Aufbau einer Niederlassung in Hongkong. Die Region Südchina/Hongkong/Taiwan habe das größte Wachstumspotential, davon wolle man profitieren. Einschließlich einer Beratungsfirma sollen zunächst knapp 20 Leute beschäftigt werden. Die Risiken, auch die politischen, hält Strutz für "überschaubar".

Was das abgelaufene Geschäftsjahr angeht, läßt er durchblicken, daß einem "nicht unwesentlich" gestiegenen Betriebsergebnis ein deutlich erhöhter Abschreibungsbedarf gegenübersteht. So habe eine Immobilienpleite in Kanada "einen für unsere Verhältnisse beachtlichen Batzen Geld gekostet"; beim Klöckner-Vergleich ist die BHF-Bank dabei; für einen wackelnden, wohl größeren Kredit in London war Vorsorge zu treffen.

Vorschau auf einen Blick - Termine am Wochenende

BASKETBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Männer, Aufstiegsrunde: TV Langen - TV Lich (Sa., 19.30, Georg-Sehring-Halle). - Abstiegsrunde: BG Maxx Offenbach/Neu-Isenburg - PSV Karlsruhe (Sa., 20.00, Sportpark Neu-Isenburg). ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Frauen, Aufstiegsrunde: TSV Nördlingen - MTV Kronberg (So.).

REGIONALLIGA, Frauen: u.a. Homburger TG - Hofheim (Sa., 16.00, Hochtaunushalle).

REGIONALLIGA, Männer: u.a. BC Wiesbaden - Eintracht Frankfurt (Sa., 19.30, Martin- Niemöller-Schule), TV Langen - TV Kirchheimbolanden (So., 12.30, Georg-Sehring-Halle). BOWLING HESSISCHE DOPPELMEISTERSCHAFTEN, Vorrunde in Frankfurt (Sa. und So., 10.00 Uhr, Rebstock). EISHOCKEY ZWEITE BUNDESLIGA, Abstiegsrunde, , Play-off: Riessersee - Bad Nauheim (Fr.), Bad Nauheim - Riessersee (So., 19.00, Eisstadion). FUSSBALL BUNDESLIGA: 1. FC Kaiserslautern - Borussia Dortmund, Hamburger SV - 1. FC Köln, VfL Bochum - Werder Bremen (alle Fr., 20.00), Karlsruhe SC - VfB Stuttgart, Schalke 04 - 1. FC Saarbrücken, Bayer Uerdingen - Bor. Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt - SG Wattenscheid 09, Dynamo Dresden - Bayern München, Bayer Leverkusen - 1 FC Nürnberg (alle Sa., 15.30).

2. BUNDESLIGA: Stuttgarter Kickers - Mainz 05, Oldenburg - MSV Duisburg, Osnabrück - SV Meppen, Fortuna Düsseldorf - FC Homburg, Hansa Rostock - St. Pauli, Unterhaching - Hertha BSC Berlin, Fortuna Köln - Darmstadt 98, Wuppertaler SV - Eintracht Braunschweig, Chemnitzer FC - Remscheid, Wolfsburg - Carl Zeiss Jena, Freiburg - Waldhof Mannheim, Hannover 96 - VfB Leipzig (alle Sa., 15.30).

OBERLIGA HESSEN: Spvgg. 05 Bad Homburg - Kickers Offenbach, SV Wiesbaden - Viktoria Aschaffenburg, Rot-Weiß Walldorf - SV Wehen, Marburg - Neukirchen, Bürstadt - Borussia Fulda (alle Sa., 15.00), FSV Frankfurt - Bad Vilbel, Eintracht Haiger - Rot- Weiss Frankfurt, Egelsbach - Eintracht Amat. (alle So., 15.00).

LANDESLIGA SÜD: FC Bayern Alzenau - Spvgg. Neu-Isenburg, SV Mörlenbach - 1. FC Germ. Ober-Roden, Klein Krotzenburg - Viktoria Griesheim (alle Sa., 15.30), Klein Karben - TSV Wolfskehlen, SG Riedrode - Progres Frankfurt, FC Italia Frankfurt - FC Erbach, Spvvg. Langenselbold - Spvgg. Dietesheim, Bad Homburg - SV Bernbach (alle So., 15.00).

LANDESLIGA MITTE: Höchst - Viktoria Sindlingen, RSV Würges - VfR Limburg 19, VF 09 Wetter - TSV BW Battenberg, FSV 1926 Steinbach - SSV 1911 Dillenburg, TSV Kirchhain - TSV 1883 Grünberg, Biebrich 02 - FC 80 Herborn, Spfr. Burkhardsfelden - VfB Unterliederbach (alle Sa., 15.30), SV Wehen II - VfR 1920 Lich, FC Alem. Nieder-Brechen - VfB 1900 Gießen (beide So., 15.00).

LANDESLIGA NORD: Wattenbach - Petersberg, Gilsa-Jesberg - Willingen, Germania Fulda - Dillich-Nass-Tro., Hessen Kassel II - SV Hünfeld, Hessen Bad Hersfeld, Baden Soden- Ahl, Buchonia Flieden - Eiterfeld, Eintracht Baunatal - Hermannia Kassel, Hönebach - Lohfelden.

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe West: Obererlenbach - Vatan Spor Bad Homburg, Steinfurth - 1. FC Rödelheim, Rot-Weiss Frankfurt II - SV Nieder-Weisel, Germ. 94 Frankfurt - Germania Ockstadt, Spvgg. Fechenheim - OFC Kickers Offenbach II, 1. FC Hochstadt - SG Rodheim, Gemaa Tempelsee - Spvgg. 05 Oberrad, FSV Bischofsheim - FC Dietzenbach (alle Spiele So., 15.00).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe Ost: Weiskirchen - Sportf. Seligenstadt (Sa., 15.30), Höchst - Nieder-Roden, Teutonia Hausen Ravolzhausen, Seligenstadt - Eintr.-Spf. Windecken, Germania Bieber - Lämmerspiel, Oberndorf - Bruchköbel, Hanau 93 - Birstein, Niederrodenbach - Bad Orb, Ober Seemen - Melitia Roth (alle So., 15.00).

BEZIRKSLIGA FRANKFURT: FSV Reserve - FV Eschersheim 09 (Sa., 15.30), Griesheim 02 - Heddernheim 07, Germania Enkheim - Niederrad, Union Niederrad - Niederursel, SKG Frankfurt - SC Goldstein, FC Tempo - Seckbach, FC Maroc - SG Riederwald, Sport- freunde - Frankfurt. Berg (alle So. 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe West: Griesheim - Blau Gold, PSV Grün-Weiß- Progres Reserve, FC City - SG Westend, Barisspor - FSV Hellas, SG Bockenheim - SG Griesheim, Hausen - FC 66 (verlegt 14.4., 18.30, Am Schwanenweiher), SG Praunheim - SG 28 (alle So., 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Ost: AC Mladost - SV Sachsenhausen, Kickers 16 - Borussia Sachsenhausen, Delfini/Ital. Enkheim - SV Croatia, Olympia 07 - FSV Bergen, TSV Taras - SG Bornheim Grünweiß, BSC 19 SW - Schwarz Blau, Ostend 07 - SSV Heilsberg, GSU/Panserreikos - JUZ Fechenheim (alle So. 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Nord: Berkersheim - Germania Ginnheim, TuS Niedereschbach - Gencler Birligi, SAZ-Rock - FC Kalbach, Italia Reserve - TuS Makkabi (13.15), SV Bonames - SG Harheim, TSG 51 FFM - TSG Niedererlenbach, Viktoria-Preußen - Concordia Eschersheim (alle So. 15.00)

KREISLIGA B FRANKFURT, Gruppe West: U.S. Foggia - VfR Bockenheim, Pena Gallega - FC Bügel, SV Iran - Espanola (alle Sa., 15.00), SV Gutleut - Azzuri del Sud, Kültürspor - Corum Spor, SV Dahlak - Jeta e Re, SC Achilleas - Eritrea, Fortuna - Sportfreunde Süd, PSV Blau Gelb - Italia Fechenheim (alle So., 15.00).

A-JUGEND-LANDESLIGA SÜD: FV Biebrich 02 - VFL Marburg (Sa., 16.30), SG 01 Hoechst - Rotweiß Frankfurt (So., 11.00), Kickers Offenbach - KSV Baunatal, Eintracht Frankfurt - VfB 1900 Gießen, KSV Hessen Kassel - SV Darmstadt 98 (alle So. 13.00), Borussia Fulda - FC Burgsolms (So. 11.00).

B-JUGEND-LANDESLIGA SÜD: Rotweiß Frankfurt - SG 01 Hoechst (So., 13.00), VFL Marburg - RSV Würges (So., 11.00), Kickers Offenbach - CSC 03 Kassel (So., 13.00), FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt (So., 11.00), SV Darmstadt 98 - KSV Hessen Kassel (So., 13.00), FC Burgsolms - Borussia Fulda (So., 11.00). HANDBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Männer: u.a. Eintracht Wiesbaden - TuS Fürstenfeldbruck (Sa., 20.00, Sporthalle Elsässer Platz). REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Frauen, u.a. TuS Eintracht Wiesbaden - TSV Eisenach (So., 15.15, Sporthalle am Elsäßer- Platz), TV Flörsheim - TSG Leihgestern (So., 17.00, Graf-Staufen-Halle), BSC Urberach - SG Bruchköbel (So., 17.00, Sporthalle Urberach).

OBERLIGA SÜDHESSEN, Männer: TV Wikker - TV Idstein (Sa., 19.00, Goldborn Halle), TSG Offenbach-Bürgel - TV Büttelborn (Sa., 19.30, Sporthalle Jahnstraße), TuS Holzheim - TG Nieder-Roden (Sa., 19.30, Sportzentrum Diez), SG Anspach - TV Großwallstadt II (So., 18.30, Adolf-Reichwein-Schule), TG Rüsselsheim - TV Wiesbaden-Breckenheim (So., 18.30) TSG Sulzbach - TuS Wiesbaden-Dotzheim (So., 18.30, Eichwaldhalle).

OBERLIGA SÜDHESSEN, Frauen: TSG Offenbach-Bürgel - TSG Oberursel (Sporthalle Jahnstraße), PSV Heusenstamm - SV Crumstadt (Postbildungszentrum)SU Mühlheim - TuS Kriftel (Groß-Sporthalle), Eintracht Wiesbaden II - TV Sulzbach (alle So., 17.00).

BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Männer: SG Bruchköbel - TV Gelnhausen II (Sa., 19.15, Heinrich-Böll-Schule), TG Dörnigheim - TuS Nieder-Eschbach (Sa., 19.30, Maintalhalle), HSV Götzenhain - TV Altenhaßlau (Sa., 19.30, Im Länger Roth), TV Petterweil - TGS Niederrodenbach (So., 18.00, Sauerbornstraße), VfL Goldstein - BSC Kelsterbach (So., 18.00, Carl-von- Weinberg-Schule), SG Nied - TSG Ober-Eschbach (So., 18.30, Niddahalle).

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: HC Friedrichsdorf - SG Wehrheim/Obernhain (Sa., 19.00, Landwehrstraß), TV Langenselbold - FTG Frankfurt (Sa., 19.30, Gesamtschule), TV Kesselstadt - Eintracht Frankfurt (So., 17.00, Otto-Hahn-Schule), SV Seulberg - TSG Oberursel (So., 18.00 Landwehrstraße), TG Hainhausen - SG Dietzenbach (So., 18.00, Am Sportfeld), TuS Zeppelinheim - TG Hanau (So., 18.00, Am Sportplatz).

BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: SV Dreieichenhain - TV Eschersheim (Sa., 16.20, Weibelfeldschule), SG Dietzenbach - TuS Niedereschbach (Sa., 17.30, Ernst-Reuter-Schule), HSV Götzenhain - FTG Frankfurt (Sa., 17.30, Im Länger Roth), TV Niedermittlau - Artemis Sport Frankfurt (Sa., 19.30, Gesamtschule Freigericht), FT Dörnigheim - TSG Neu Isenburg (So., 18.00, Maintalhalle), SG Wehrheim/Obernhain - SG Dietesheim/Mühlheim (So. 18.30, Am Bürgerhaus).

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Frauen: SV Erlensee - TV Bad Vilbel (Sa., 17.00, Konrad- Adenauer-Straße), TV Gelnhausen - Spvvg. Bad Homburg (Sa., 17.00, Kreisrealschule), VfL Goldstein - SG Hainburg (So., 16.00, Carl-von- Weinberg-Schule), TG Hainhausen - SKG Sprendlingen (So., 16.00, Am Sportfeld), SW Griesheim - TV Bad Vilbel (So., 18.30, Gesamtschule). KREISLIGA A FRANKFURT, Männer: TGS Vorwärts Frankfurt - MTV Kronberg (Sa., 16.45, Niddahalle), TV Gonzenheim - TSG Nordwest Frankfurt (Sa., 19.30, Mehrzweckhalle), TV Bad Vilbel - SC Sossenheim (So., 17.15, Sportfeld), TSG Frankfurter Berg - TG Schwanheim (So., 17.25, Fabriksporthalle)TuS Nieder-Eschbach II - TV Petterweil II (So., 17.30, Otto-Hahn-Schule), TV Bergen-Enkheim - TSV Sachsenhausen (So., 18.00, Riedschule).

KREISLIGA A FRANKFURT, Frauen: PSV Grünweiß Frankfurt III - TG Schwanheim (Sa., 15.45, Gesamtschule Fechenheim), TSG Oberursel II - TSG Usingen (So., 11.30, Erich- Kästner-Schule), SG Nied - TV Petterweil (So., 14.00 Niddahalle), TS Griesheim - TSG Nordwest Frankfurt (So. 15.15, Gesamtschule), TG 04 Sachsenhausen - FSV Frankfurt (So. 15.35, Sporthalle Süd). LEICHTATHLETIK SRI CHINMOY-OSTPARK-LAUF über 10 km (So., 14.00 Uhr, Ostpark Frankfurt).

RADSPORT RUND UM DEN JÄGERSBURGER WALD in Einhausen (So. ab 9 Uhr).

RUDERN FRANKFURTER COMPUTER-REGATTA, (So., ab 11.00, Werner-von Siemens-Schule).

RUGBY QUALIFIKATION zur Bundesliga Süd: RK Heusenstamm - München FRC (So, 14.30 Uhr, Sportzentrum Martinsee).

QUALIFIKATION zur 2. Bundesliga Süd: BSC Offenbach - SC 1880 Frankfurt (So., 14.,30 Uhr, BSC-Sportplatz). SCHIESSEN HESSISCHE LANDESMEISTERSCHAFTEN (Fr., 15.00 Uhr, Sa. und So. 9.00 Uhr, Leistungszentrum Schwanheim). SCHWIMMEN TAG DER BRUSTSCHWIMMER (So., 14.00 Uhr, Stadtbad Mitte in Frankfurt). TRAMPOLINTURNEN MEISTERSCHAFTEN DES TURNGAUS FRANKFURT (So., 14.00 Uhr, Deutsche Turnschule, Otto-Fleck-Schneise). TISCHTENNIS 2. BUNDESLIGA, Gruppe Süd, Männer: TVB Nassau - Frankfurter TG (So., 10 Uhr).

2. BUNDESLIGA, Frauen: RW Klettham-Erding - TV Bergen-Enkheim (Sa., 14 Uhr). TURF GALOPPRENNEN in Frankfurt-Niederrad (So. 13.30 Uhr). VOLLEYBALL ZWEITE BUNDESLIGA, Frauen, Gruppe Süd: VC Wiesbaden - Karbach (Sa., 19.30 Uhr, Sporthalle Zweiter Ring).

Irak fürchtet Killer-Kommando

NIKOSIA, 9. März (AP). Irak hat eine Einstellung US-amerikanischer Aufklärungsflüge über irakischem Territorium verlangt. In einem Brief an den Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Butros-Ghali, schrieb der irakische Außenminister Mohammed Saeed al Sachhaf am Montag, die USA hätten Erkenntnisse aus diesen Missionen an ein israelisches Killerkommando weitergeleitet, das während des Golf-Krieges auf den irakischen Präsidenten Saddam Hussein angesetzt gewesen sei.

Der Außenminister forderte die UN auf, die Aufklärungsflüge zu unterbinden, da sie für andere Zwecke genutzt würden, als vom Sicherheitsrat vorgesehen. Sie bedrohten die Sicherheit und Souveränität Iraks. In insgesamt 59 Briefen an Butros-Ghali hat die Regierung in Bagdad sich bereits über 118 Verletzungen des irakischen Luftraums durch die USA beschwert. Seit dem Ende des Golf- Kriegs fliegen US-Aufklärungsflugzeuge täglich über Irak, um die Einhaltung der Waffenstillstandsbedingungen zu kontrollieren.

Sparen & Sponsoren Kleine deutsche Filmfestivals hoffen auf eingefrorenen Etat

FRANKFURT A. M. Deutschland hat ein Netz einiger überregionaler und öfters lokaler Filmfestivals; weltweit dürfte es nur in Italien mehr dergleichen geben. Von der Berlinale über die Filmfeste in den Studiohochburgen Hamburg und München, von Oberhausen bis Mannheim, von Augsburg bis Osnabrück, von Halle bis Duisburg, von Leipzig bis Köln und bis zu den alljährlichen Tagen des religiösen Films im hessischen Städtchen Friedberg reicht diese Palette. Kommunen und Länder werden ihnen künftig einen ganz neuen Programmpunkt bescheren: eisernes Sparen.

Den neuen Kurs, ganz im Zeichen zunehmender Finanznöte der öffentlichen Geldgeber, hat jetzt als erstes das zweitälteste deutsche Festival in Mannheim zu spüren bekommen: Zwar konnte ein CDU-Antrag im Gemeinderat auf sofortige Abschaffung des im November geplanten 42. (!) Internationalen Film Festivals Mannheim noch einmal abgewendet werden, doch die regierende SPD-Fraktion verfügte überraschend die Sperrung eines Drittels des städtischen Zuschusses von 414 000 Mark und macht die Zukunft der Veranstaltung von der Gewinnung neuer privater Geldquellen abhängig. Die FR hat darüber bereits am 4. 3. 93 berichtet.

Eine AP-Umfrage über die Situation bekannter anderer deutscher Filmfestivals zeigt, daß Finanznöte wie jetzt in Mannheim längst auch dort den Blick in die Zukunft verdüstern. Peter Zeitelhack, Organisator der Internationalen Grenzland Filmtage im ostbayerischen Selb, erwartet in Zukunft ein Einfrieren der Zuschüsse von bislang 40 000 Mark vom Landkreis Wunsiedel, dem ärmsten Bayerns. Er beklagt die "Selbstausbeutung" der Festivalmitarbeiter und hegt wenig Hoffnung auf private Sponsoren, die gegenwärtig nur für sechs Prozent des Gesamtetats von etwa 130 000 Mark aufkommen.

Etwas besser sieht es beim seit vierzehn Jahren veranstalteten Wettbewerb für deutschsprachige Debütfilme um den Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken aus. Die dortige Festivalleiterin Christel Drawer hält den 300 000-Mark-Zuschuß der saarländischen Landeshauptstadt für gesichert, den Rest des Etats von 700 000 Mark beschafft sie sich über institutionelle und private Träger. "Wir können den erreichten Stand so halten, eine Weiterentwicklung ist aber fraglich."

Mit wesentlich weniger Geld muß der festivalerfahrene Heinz Badewitz bei seinen von Zuschauern und Kritikern geschätzten Internationalen Filmtagen in Hof auskommen. "Mit unserem Etat von 345 000 Mark sind und bleiben wir unterfinanziert", sagt Badewitz, der für seinen Festivaletat kein städtisches Geld in Anspruch nimmt, aber auch persönliches Risiko nicht scheut. Er sieht seine Veranstaltung auch in Zukunft in keiner Weise gefährdet und versichert: "Wir machen eben viel für wenig Geld."

Ein 1,6-Millionen Etat stand bisher der schon zu DDR-Zeiten weltweit bekannten Internationalen Leipziger Dokumentarfilmwoche zur Verfügung. Geschäftsführerin Doris Berninger ist aber "völlig klar", daß das Geld künftig knapper wird, zumal die Stadt Leipzig in diesem Jahr ihren 600 000-Mark-Zuschuß von 1992 bereits um zehn Prozent gekürzt hat. Zwar sieht auch sie "noch keine Gefahr"; doch ob private Sponsoren für die ausfallenden öffentlichen Gelder einspringen werden, bezweifelt sie: "Das ist denen nicht attraktiv genug." (ap/fr)

Der Mannheimer CDU-Putsch-Versuch, dem sich Teile der SPD-Fraktion wider den Oberbürgermeister und den Kulturdezernenten aus den eigenen Reihen anschlossen, ist allenfalls als Kopflosigkeit eines Panikorchesters verständlich. Sich mit einem Federstrich des einzigen traditionsreichen und weltweit bekannten kulturellen Aushängeschilds, nämlich der Internationalen Mannheimer Filmwoche, zu entledigen: - das ist eine kulturpolitische Torheit von Eichbaum-Stärke. Nicht wegen des Renommees, auf das man dabei pfeift; sondern weil man damit selbst auf dem letzten Loch pfeifen würde.

Denn die kleinen und großen Filmfestivals in deutschen Städten (und schon gar solche wie das Mannheimer), waren ja, zusammen mit der immer noch viel zu geringen Zahl Kommunaler Kinos: lokale Antworten der Öffentlichkeit auf eine prekäre Überlebensfrage des Kinos überhaupt. Also keine Preziosen luxurierender Kulturpolitik, sondern "Grundnahrungsmittel" einer Film-Kultur, die ohne sie nur noch als Mainstream des laufenden Filmmarkts vorhanden ist.

Filmfestivals und Kommunale Kinos: das sind zeitweise oder permanente Schaufenster zur universalen Vielfalt und historischen Tiefe des Mediums. Die "Gastgeber" werden nämlich auf ihnen reicher beschenkt als die Eingeladenen: Weltoffenheit erwirbt Weltfülle. Der selbstausbeuterische Enthusiasmus der Macher ist so wenig zu verachten wie die Neugier des Publikums, das mit diesen Veranstaltungen, die jede auf ihre Art den lokalen Raum entgrenzen, in die Welt blickt.

Es liegt hier also nicht nur ein genuiner kulturpolitischer Auftrag, sondern eine Notwendigkeit vor; sie - wie jetzt in Mannheim geschehen - an die Sponsoren-Akzeptanz des Marktes zu delegieren oder zu binden, dem sie ja als öffentliche Notwehrakte die kulturpolitische Gegenrechnung aufmachen: das hieße, aus sträflicher Ignoranz, einen kulturpolitischen Offenbarungseid zu leisten.

Gewiß muß gespart werden in den öffentlichen Haushalten. Qualität, Intelligenz und Weitsicht lokaler Kulturpolitik beweist sich an den Gewichtungen, die sie mit ihren Entscheidungen trifft. Das wird man auch von den Mannheimern (wie von anderen) erwarten dürfen. Sonst ist mit ihnen nicht mehr zu rechnen. WoS

Gefeuerte Busfahrerin sorgte für Chaos

ISTANBUL, 9. März (AP). Eine von der städtischen Verkehrsbehörde Istanbuls kürzlich entlassene Busfahrerin hat nach einem Bericht der türkischen Nachrichtenagentur Anatolia wirkungsvolle Rache genommen. Wie es hieß, entwendete die 38jährige einen Bus aus dem städtischen Depot, fuhr ihn zur Hängebrücke über den Bosporus und stellte ihn dort quer über die Auffahrt. Das Ergebnis war ein mehrstündiges Verkehrschaos, ehe die Polizei die Fahrerin dazu bewegen konnte, den Bus wieder aus dem Weg zu räumen. Die Hängebrücke wird tagtäglich von Zehntausenden Fahrzeugen überquert.

Geiselnahme in Nicaraguas Botschaft

SAN JOSÉ, 9. März (AP). Drei schwer bewaffnete Männer haben am Montag die nicaraguanische Botschaft in Costa Rica überfallen und zehn Menschen als Geiseln genommen. Wie Polizeisprecher Marino Donato mitteilte, befindet sich unter den Festgehaltenen auch der Botschafter Alfonso Robelo. Sicherheitskräfte umstellten das einstöckige Gebäude in der Hauptstadt San José. Eine lokale Rundfunkstation meldete, Innenminister Luis Fishman habe mit den Geiselnehmern, bei denen es sich vermutlich um Nicaraguaner handele, gesprochen. Sie hätten zwei Flugzeuge gefordert, mit denen sie das Land verlassen wollten.

L. A.-Prozeß "Mit Opfer Ball gespielt"

LOS ANGELES, 9. März (AP). Im Polizisten-Prozeß von Los Angeles hat eine Krankenschwester am Montag berichtet, Officer Laurence Powell habe während der Untersuchung von Rodney Kings Verletzungen zu ihm gesagt: "Wir haben ein bißchen Ball mit dir gespielt - du hast verloren, und wir haben gewonnen." Es wird erwartet, daß King in Kürze selbst als Zeuge über den zwei Jahre zurückliegenden Vorfall befragt wird.

Der schwarze Autofahrer war wegen eines Verkehrsdelikts von der Polizei verfolgt und schließlich gestellt worden. Der Videofilm eines Anwohners zeigte, wie King am Boden liegend von den weißen Polizisten getreten und geschlagen wurde. Nach dem Freispruch der Angeklagten in einem ersten Prozeß, müssen sich die Angeklagten Powell, Timothy Wind, Theodore Briseno sowie ihr Vorgesetzter Stacey Koon nach dem Recht des Staates Kalifornien jetzt vor einem Bundesgericht wegen Verletzung der Bürgerrechte verantworten. Bei einem Schuldspruch droht ihnen eine Haftstrafe bis zu zehn Jahren. Der Freispruch vom April vergangenen Jahres hatte schwere Rassenunruhen ausgelöst, bei denen mehr als 50 Menschen getötet wurden.

Nach den Aussagen von Krankenschwester Carol Denise Edwards fragte King in der Klinik, ob er wohl am nächsten Tag seiner Arbeit als Platzanweiser im Dodger-Stadion von Los Angeles nachgehen könne. Daraufhin sagte Powell der Zeugin zufolge: "In welchem Abschnitt bist du Platzanweiser? In diesem Abschnitt will ich nicht sitzen." Powells Verteidiger Michael Stone sagte, bei diesen Äußerungen habe es sich offenbar um das typische "Geplänkel" in einer solchen Situation gehandelt. Stone fügte hinzu: "Das ist ohne jede Bedeutung."VIPs verkaufen keine Fahrausweise mehr

Alle Verkäufer im Personenverkehr (VIP) der Bundesbahn haben vor einiger Zeit von ihrer Zentrale eine Mitteilung erhalten, der sie über eine bevorstehende Änderung der Verkaufs- und Abrechnungsbestimmungen für den Personen- und Gepäckverkehr (VAPG) informiert. Eigentlich geht es nur darum, daß vom 1. Juli an die Tickets für Nah- und Fernverkehr einheitlich "Fahrschein" genannt werden sollen. Der nachstehende Wortlaut wurde in der neuesten Ausgabe der Eisenbahner-Rundschau veröffentlicht, der Zeitschrift der Bahngewerkschaft GDBA: "Begriffsdefinition Fahrausweis

Der Paragraph 2 (1) der Verkaufs- und Abrechnungsbestimmungen für den Personen- und Gepäckverkehr (VAPG) beinhaltet noch folgende Begriffsdefinition: Fahrausweise sind: Fahrscheine, Fahrkarten und sonstige Karten.

- Fahrscheine sind hiernach Fahrausweise des Fernverkehrs (ab 101 km),

- Fahrkarten sind Fahrausweise des Nahverkehrs (bis 100 km),

- sonstige Karten sind zum Beispiel Umwegs-, Übergangs- oder Zuschlagkarten. Zum 1. Juli 1993 erfolgt jedoch eine Neuausgabe der VAPG. Der Paragraph 2 (1) erscheint dann auch in der Neufassung. Die Begriffe Fahrausweis und Fahrkarte werden aus der VAPG genommen. Man spricht dann nur noch von Fahrscheinen und sonstigen Karten. Wobei zum Beispiel die Begriffe Fahrausweisautomaten oder Fahrkartenausgabe weiterhin erhalten bleiben sollen. Eine Unterscheidung zwischen Nahverkehr und Fernverkehr erfolgt also in Zukunft nicht mehr.

Der Begriff Fahrschein ist in Zukunft zu verwenden." (AP)

Exner will sich abwählen lassen

WIESBADEN, 9. März (AP). Nach der Schlappe für die Sozialdemokraten bei der hessischen Kommunalwahl will sich nun auch der Wiesbadener Oberbürgermeister Achim Exner vom Stadtparlament abwählen lassen. Wie Exner am Montag abend mitteilte, zieht er damit die Konsequenz aus dem Verlust der absoluten Mehrheit seiner Partei in der Gemeindevertretung. Exner erklärte, nach seiner Abwahl stehe er für die dann erforderliche Direktwahl des Oberbürgermeisters zur Verfügung.

ÖTV weist Kohls Vorstoß zurück

STUTTGART, 9. März (AP). Der jüngste Vorstoß von Bundeskanzler Helmut Kohl zur Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche im öffentlichen Dienst ist auf scharfe Kritik der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) gestoßen.

Die ÖTV-Vorsitzende Monika Wulf- Mathies nannte den Vorschlag am Dienstag in Stuttgart "instinktlos". Die Äußerungen des Kanzlers kämen einer "Aufforderung zum Vertragsbruch" gleich, sagte sie.

Die ÖTV sei mit der Forderung nach einer weiteren Verkürzung der Wochenarbeitszeit in die diesjährige Tarifbewegung gegangen. Mit einem materiellen Ergebnis von dreiprozentigen Einkommenserhöhungen, das in diesem Jahr nicht einmal den Preisausgleich sichern werde und einer Festschreibung der 38,5-Stunden-Woche habe ihre Gewerkschaft "das Äußerste an Kompromißbereitschaft bewiesen". Es gebe deshalb nicht den geringsten Anlaß, über eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit nachzudenken. "Die Ratschläge des Bundeskanzlers sind nicht nur Gift für den Arbeitsmarkt, sie zeigen auch einen bedenklichen Mangel an Sensibilität mit mühsam erzielten Tarifkompromissen", sagte die ÖTV-Chefin. Ihre Organisation werde sich tarifpolitisch nicht nötigen lassen, betonte sie.

Der Bundeskanzler hatte die Eröffnung der Leipziger Frühjahrsmesse am Montag abend zu einem Appell an die Tarifvertragsparteien genutzt: Sie sollten den Vorschlag der Länderfinanzminister nach Wiedereinführung der 40-Stunden-Woche im öffentlichen Dienst ernsthaft prüfen. Arbeitgeber und Gewerkschaften in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie forderte er auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Auch der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Tyll Necker, warnte in Leipzig vor neuen Verteilungskämpfen in Ostdeutschland.

Späth rechnet mit langem Aufbau Ost

MÜNCHEN, 9. März (AP). Zehn bis 15 Jahre werden nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden der Jenoptik-Werke, Lothar Späth, vergehen, bis eine funktionierende Wirtschaft in Ostdeutschland entstanden ist. Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident sagte am Dienstag im Bayerischen Rundfunk in München, bis dahin müsse man sich im Westen mit Transferzahlungen abfinden und "mit dem derzeitigen Wohlstand zufriedengeben". Die augenblickliche Diskussion um den Erhalt industrieller Kerne in den neuen Bundesländern nannte Späth eine "faule Ausrede für Hilfslosigkeit". Beim Aufbau der ostdeutschen Wirtschaft komme es auf neue industrielle Sparten an. Die Arbeitsplätze in den alten Betrieben dürfe man allenfalls für eine Übergangsfrist schützen, sagte Späth.

Bundesweite Razzia gegen illegale Beschäftigung

rb FRANKFURT A. M. Bei einer bundesweiten Razzia gegen "Sozialbetrüger" hat die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit (BA) in erheblichen Umfang illegale Beschäftigung und Leistungsmißbrauch aufgedeckt. Danach wurden fast 11 000 deutsche und ausländische Beschäftigte in 682 deutschen und 140 ausländischen Firmen überprüft. Die Fahnder entdeckten bei 328 Unternehmen Verstöße. Bei weiteren 30 Arbeitgebern besteht der Verdacht auf "Lohndumping" durch ausländische Billig-Kräfte. Außerdem stießen die Ermittler auf zehn Scheinbaustellen mit 124 Leuten, die vermutlich auf anderen Baustellen illegal beschäftigt sind.

Leistungsmißbrauch, also beispielsweise der gleichzeitige Bezug von Arbeitslosengeld und Lohn, lag in 372 Fällen offenkundig vor, in weiteren 5324 muß noch ermittelt werden. 848 Arbeitnehmer hatten keine oder keine gültige Arbeitserlaubnis. 1874 Beschäftigte wurden ohne Sozialversicherungsausweis angetroffen.

BA-Präsident Bernhard Jagoda meinte zum Ergebnis der Aktion: "Das Risiko, erwischt zu werden, wird immer größer." Jagoda steht vor dem Zwang, rasche Erfolge bei der Mißbrauchsbekämpfung vorweisen zu müssen, da Bonn andernfalls mit Leistungskürzungen droht.

Die Aktion ergab zudem, daß bei Ausländern Monatslöhne von 1200 und 1300 Mark bei bis zu 250 Arbeitsstunden im Monat keine Seltenheit sind. So trafen die Prüfer beispielsweise 17 polnische Bauarbeiter an, die mit Stundenlöhnen von 5,80 bis 6,93 Mark abgespeist wurden. An der Aktion waren insgesamt 997 Beamte verschiedener Behörden beteiligt.

Nur Taxis am Taxistand

KARLSRUHE, 9. März (AP). An den besonders gekennzeichneten Taxistandplätzen dürfen andere Fahrzeuge in jedem Fall, auch zum Be- und Entladen, höchstens drei Minuten lang halten. Dies hat der Verkehrsstrafsenat des Bundesgerichtshofs in einer am Dienstag veröffentlichten Entscheidung erklärt. Damit widersprach er der Auffassung des Oberlandesgerichts Düsseldorf, daß die Drei- Minuten-Frist für das Be- und Entladen nicht gelte. Im konkreten Fall ging es um ein Bußgeldverfahren gegen einen Mann, der auf einem Taxi-Standplatz einen Kinderwagen aus dem Auto ausgeladen und dafür vier Minuten gebraucht hatte.

Die OLG-Richter wollten das Bußgeldverfahren gegen den Autofahrer einstellen. Die Bundesrichter unterstrichen den Grundsatz, daß nur die strenge Auslegung der Vorschriften den praktischen Erfordernissen gerecht werde und den Taxifahrern ermögliche, ihre Dienste an den dafür eingerichteten Stellen anzubieten, wozu sie verpflichtet sind. Trotzdem stellten sie das Verfahren gegen den Autofahrer ein, den das Amtsgericht Viersen zu 20 Mark Geldbuße verurteilen wollte. Zur Begründung erklärte der BGH-Senat, der Autofahrer habe die zulässige Anhaltedauer nur so unwesentlich überschritten, daß von einer Verfolgung der Ordnungswidrigkeit "bei sinnvoller Anwendung des Opportunitätsgrundsatzes" schon an Ort und Stelle hätte abgesehen werden können. (Az.: 4 StR 479/92)

Umzug nach Berlin erst 2010?

BONN, 9. März (AP/dpa). Mehr als 60 Bundestagsabgeordnete der CDU/CSU haben einen Antrag zur Verschiebung des Umzugs von Parlament und Regierung nach Berlin unterschrieben. Wie der CSU-Parlamentarier Simon Wittmann, Mit-Initiator des Antrags, am Dienstag mitteilte, soll die Grundsatzentscheidung des Bundestags für Berlin nicht in Frage gestellt werden. Der Umzug solle aber "in einem finanzpolitisch verantwortbaren und von der Bevölkerung mitgetragenen Rahmen" verwirklicht werden. Außerdem solle ein Investitionsstopp für Baumaßnahmen in Berlin von zunächst fünf Jahren verhängt werden.

Aus ähnlichen Gründen wirbt der SPD- Abgeordnete Martin Bury um Unterstützung für einen Antrag, mit dem der Umzug auf das Jahr 2010 festgesetzt wird.

Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und CSU-Landesgruppenchef Michael Glos lehnen eine Verschiebung ab.

In dem CDU/CSU-Papier, das als Gruppenantrag ins Parlament eingebracht werden soll, wird die Verschiebung des Umzugs mit den Schwierigkeiten beim Aufbau-Ost sowie der schlechten Konjunktur und Haushaltslage begründet. Der Antrag wurde auch von etlichen Berlin-Befürwortern und ostdeutschen Abgeordneten unterzeichnet.

Kurz gemeldet: Mitterrand bei Clinton in Washington

PARIS, 9. März (AP). Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand ist am Mittwoch überraschend nach Washington geflogen. Er will mit US-Präsident Bill Clinton über den Agrarkonflikt, die handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und EG und den Bosnien-Konflikt sprechen. Bombenanschlag in Nordirland BELFAST, 9. März (AFP). Bei einem Bombenanschlag in Lurgan in Nordirland sind am Montag abend zwei Polizisten verletzt worden. Gleis im Baskenland gesprengt MADRID, 9. März (dpa). Eine Bombenexplosion hat die Eisenbahnstrecke Madrid-Irun bei Vitoria im Baskenland unterbrochen. Die baskischen ETA-Terroristen hatten Anfang des Monats Anschläge auf diese Bahnstrecke angekündigt. Slowakei wirbt bei Briten LONDON, 9. März (AP). Der slowakische Ministerpräsident Vladimir Meciar hat in London um britische Investitionen in seinem Land geworben. Meciar traf Premierminister John Major, Handelsminister Michael Heseltine und den Direktor der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, Jacques Attali. NATO-Kontakt zu Albanien BRÜSSEL, 9. März (AFP). NATO-Generalsekretär Manfred Wörner wird vom 18. bis zum 20. März offiziell Albanien besuchen.Balten beraten Rußlandpolitik TALLINN, 9. März (dpa). Die Außenminister der drei baltischen Staaten Lettland, Litauen und Estland beraten in der estnischen Hauptstadt Tallinn derzeit über eine gemeinsame Rußlandpolitik. USA helfen Jordanien wieder WASHINGTON, 9. März (dpa). Das US- Außenministerium hat eine Finanzhilfe von 50 Millionen Dollar (rund 85 Millionen Mark) für Jordanien angekündigt, die während des Golfkonflikts wegen jordanischer Unterstützung Iraks "eingefroren" worden war. Schüler in Venezuela protestieren CARACAS, 9. März (AFP). Bei Schüler- Unruhen in der venezolanischen Hauptstadt Caracas sind ein Polizist sowie mehrere Schüler verletzt worden. Die Schüler werfen Präsident Carlos Andres Perez unter anderem vor, zu wenig Geld für das Bildungssystem bereitzustellen.

Brand: Asylbewerber konnten sich retten

GLADENBACH. Mit dem Schrecken kamen 26 Asylbewerber bei einem Brand in ihrer Unterkunft in Gladenbach (Kreis Marburg-Biedenkopf) davon. Wie die Kripo am Dienstag mitteilte, wurde bei dem Feuer, das im Keller des dreistöckigen Hauses ausgebrochen war, niemand verletzt. Die Bewohner hätten jedoch wegen der starken Rauchentwicklung evakuiert werden müssen. Die Brandursache sei noch ungeklärt, ein technischer Defekt könne jedoch ausgeschlossen werden.

Wie die Kripo weiter berichtete, war das Feuer gegen 1.50 Uhr ausgebrochen. Die Asylbewerber hätten die Flammen zunächst mit Feuerlöschern bekämpft. Der Brand sei schließlich von der eintreffenden Feuerwehr gelöscht worden. Für die Bewohner habe keine Lebensgefahr bestanden. AP

Kriegsgetöse in beiden Koreas

TOKIO/SEOUL, 9. März (AP). Die kommunistische Regierung Nord-Koreas hat am Dienstag in der Hauptstadt Pjöngjang über 100 000 Demonstranten zum Protest gegen die am gleichen Tag in Südkorea begonnenen gemeinsamen Manöver südkoreanischer und US-amerikanischer Truppen zusammengetrommelt. Die staatlichen nordkoreanischen Medien berichteten, sie unterstützten die Ausrufung eines "kriegsähnlichen Alarmzustandes" gegen die aus dem Süden drohende "Gefahr".

An der zehntägigen gemeinsamen Militärübung nehmen 120 000 Soldaten teil. Im letzten Jahr war die seit 1976 jährlich stattfindende Übung abgesagt worden, um die in Gang gekommene Annäherung zwischen Nord- und Südkorea nicht zu gefährden. Als Reaktion auf die Weigerung der Regierung in Pjöngjang, die nordkoreanischen Atomanlagen für internationale Inspektionen zugänglich zu machen, wird das Manöver in diesem Jahr jedoch wieder abgehalten. Nordkorea setzte daraufhin die Gespräche über die Annäherung aus Protest gegen die "militärische Provokation" aus.

"Jacobys Immunität aufheben"

SAARBRÜCKEN, 9. März (AP). Der Immunitätsausschuß des saarländischen Landtags hat sich am Dienstag einstimmig dafür ausgesprochen, die Immunität des CDU-Fraktionsvorsitzenden Peter Jacoby aufzuheben. Wie der Ausschußvorsitzende Joachim Kiefaber weiter mitteilte, will der Landtag am 24. März endgültig darüber entscheiden.

Die Saarbrücker Staatsanwaltschaft beantragte die Aufhebung des Schutzes vor strafrechtlichen Ermittlungen, nachdem Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) Anzeige gegen Jacoby wegen dessen Behauptungen in der sogenannten Rotlicht-Affäre erstattet hatte.

Bayern-Parlament übt Verzicht

MÜNCHEN, 11. März (AFP). Die 204 Abgeordneten im bayerischen Landtag wollen in diesem Jahr auf eine Erhöhung der Diäten und Aufwandsentschädigungen verzichten. Angesichts der schwierigen Situation der öffentlichen Haushalte müßten alle "im Rahmen ihrer Möglichkeiten einen Solidarbeitrag" leisten, heißt es in einem gemeinsamen Beschluß der Fraktionen von CSU, SPD, FDP und Grünen vom Donnerstag.

Nach Angaben eines Landtagssprechers ist Bayern das erste Bundesland, dessen Abgeordnete in diesem Jahr zu einer "Nullrunde" bereit sind. Die zu versteuernden Diäten liegen derzeit bei 8700 Mark im Monat. Hinzu kommen 4711 Mark an Aufwandsentschädigung.

Am Dienstag hatten sich die Mitglieder der bayerischen Staatsregierung zu einem Verzicht auf Gehaltserhöhungen für 1993 und 1994 bereit erklärt, unter der Voraussetzung, daß sich auch die anderen Länder dem Sparappell anschließen.

Massengrab in El Salvador

SAN SALVADOR, 10. März (AP). Ein Massengrab mit den Überresten von etwa 35 Menschen ist in El Salvador entdeckt worden. Ein Führer der linksgerichteten Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN), Marco Jimenez, äußerte am Dienstag die Ansicht, bei 18 der Leichen handele es sich um ermordete FMLN-Anhänger.

Bauarbeiter, die Telefonleitungen verlegen wollten, entdeckten das Grab am Samstag in Soyapango nahe der Hauptstadt San Salvador. Jimenez sagte, in der Gegend müsse es noch mehr Massengräber geben, "die Armee muß wissen, wo sie sind".

Im zwölfjährigen Bürgerkrieg in El Salvador starben rund 75 000 Menschen. Im Januar 1992 unterzeichneten die FMLN und die rechtsgerichtete Regierung von Präsident Alfredo Cristiani einen Waffenstillstand. Über einen Friedensvertrag wird noch verhandelt.

Gesundheitsminister will Österreichern das Rauchen vergällen

Als Michael Ausserwinkler im April 1992 als Gesundheitsminister in die österreichische Regierung einzog, da begleiteten freundliche Kommentare den Karrieresprung des jungen Facharztes für innere Medizin. Zeitungen würdigten ihn als "politischen Blitzstarter" und sahen in dem 35jährigen ein sozialdemokratisches Gegenstück zum Rechtspopulisten Jörg Haider.

Ein knappes Jahr später ist der Minister für viele Österreicher zum Buhmann geworden - vor allem für jene 33 Prozent Raucher in der Bevölkerung. Der Nichtraucher und Skispringer aus Kärnten möchte auch seine Landsleuten vom blauen Dunst wegbringen - wenn es sein muß, mit sanfter Gewalt.

Die schätzungsweise 13 000 Toten jährlich in der Alpenrepublik, die höchstwahrscheinlich auf das Rauchen zurückgehen, ließen den Gesundheitspolitiker nicht ruhen. Nach monatelangen innenpolitischen Debatten hat der Minister jetzt sein Konzept für ein wenn schon nicht qualmfreies, so doch rauchärmeres Österreich vorgelegt. Und dieses Konzept ist so radikal, daß nach Ansicht der Wiener Zeitung Die Presse dagegen sogar die "Anti-Raucher-Kampagnen in den USA ein Ausdruck perfekter Libertinage sind".

Das sind die zentralen Vorschläge Ausserwinklers: Ab 1994 sollen Zigaretten mit 15 und mehr Milligramm Teer in Österreich verboten sein. Liebhaber kräftiger amerikanischer und französischer Marken müßten auf leichtere Marken umsteigen. Die Werbung für Tabakwaren soll bis Ende 1996 von Litfaßsäulen, aus Kinos und aus Zeitschriften verschwinden. Bis dahin bleibt eine streng reglementierte Werbung für Glimmstengel erlaubt.

Verboten werden sollen Aussagen und Darstellungen, durch die, wie es im ministerialen Hochdeutsch heißt, "der Eindruck hervorgerufen wird, daß der Genuß von Tabakerzeugnissen gesundheitlich unbedenklich oder geeignet sei, die Funktionen des Körpers, die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden günstig zu beeinflussen oder ein gehobenes Lebensgefühl zu vermitteln". Wer trotzdem vom Glimmstengel nicht lassen kann, dem sollen auf Vorder- und Rückseite jeder Packung große Warnungen - "Rauchen verursacht Krebs" - entgegenleuchten.

Generelles Rauchverbot soll nach den Vorstellungen des Ministers unter anderem in allen Amtsgebäuden des Bundes, in Schulen und Hochschulen, in Bahnen und Flugzeugen herrschen. Nur "als Ausnahme" sollen Raucherzimmer und Raucherzonen erlaubt sein. Gaststätten müssen für Raucher und Nichtraucher getrennte Bereiche schaffen. "Es geht mir bei diesem Maßnahmenpaket keinesfalls um eine Diskriminierung des Rauchers, sondern ausschließlich um den Schutz des Nichtrauchers", versicherte Ausserwinkler. Auch passives Mitrauchen führe zu "aktivem Tod".

Die Begeisterung für den vorgeschlagenen Maßnahmenkatalog hält sich in engen Grenzen. Zeitungskommentatoren warfen dem Minister vor, er setze auf Zwangsmaßnahmen statt auf Bewußtseinsbildung; der Chef der direkt betroffenen Austria Tabakwerke, Beppo Mauhart, geißelte die Ideen als "Bevormundungs-Bürokratismus", und auch führende Politiker der Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP äußerten Bedenken gegen die rigiden Verbote. Also darf bezweifelt werden, daß der Minister seine Vorstellungen in der vorliegenden Form durch das Parlament bringt.

Ironischer Aspekt am Rande: Der Gegner des Gesundheitsministers bei seinen Attacken gegen den blauen Dunst sitzt in den eigenen Kabinettsreihen. Die Austria Tabakwerke sind nämlich ein Staatsunternehmen, ihre Erträge fließen in die Kassen des Finanzministers. Sowohl für die Produktion wie für den Vertrieb von Tabakwaren hat der Staat in Österreich ein striktes Monopol. GERD-ECKARD ZEHM (dpa)

. . . und außerdem Mit 120 zischt man durch die Mautstelle

Michael Müller "düst" auf der B 27 von Tübingen nach Stuttgart. Mit Tempo 120 rast er an einer Brücke durch eine Mautstelle. Das Display der Kartenbox im Wagen zeigt den von der "Chip-Card" abgebuchten Betrag an: Fünf Mark kostet das Durchfahren dieser Zone. Bis zu seinem Ziel muß Müller drei weitere Mautstellen passieren. Und Staus wie anno 1993 gehören der Vergangenheit an. Denn seit Einführung des Road-Pricing, der Straßenbenutzungsgebühr, sind viele Autofahrer auf den öffentlichen Nahverkehr umgestiegen.

Was sich wie Science-fiction anhört, kann schon bald Wirklichkeit werden: Das baden-württembergische Verkehrsministerium plant in Zusammenarbeit mit Verkehrswissenschaft und Industrie einen Feldversuch, mit dem das sogenannte Mobil-Card-System auf drei Strecken getestet wird. Kassiert wird dabei allerdings noch nicht. Den tausend Freiwilligen soll lediglich vorgeführt werden: "Was wäre, wenn . . ."

Road-Pricing kann den drohenden Verkehrsinfarkt verhindern, meinen manche Verkehrsexperten und auch Politiker. Sie sehen das Szenario im Jahre 2000 schon vor sich und schwärmen: Mit Road-Pricing läßt sich steuernd in den Verkehr eingreifen; es braucht keine Mautstellen à la Italien - die Elektronik erlaubt ein "elegantes Verfahren", das Bezahlen "während der Fahrt".

Zudem muß die Gebühr nicht statisch nach den gefahrenen Kilometern berechnet werden: Moderne Straßenbenutzungsgebühren lassen gestaffelte Tarife je nach Zone, Tageszeit und Autogröße zu. Verschiedene Road-Pricing-Modelle wurden bereits erprobt - in Oslo zum Beispiel.

Jeder Wagen, der bei dem Modellversuch teilnimmt, wird mit einem Erhebungsgerät, der Kartenbox, ausgestattet. Der Fahrer braucht zudem eine "Chip- Card", die nach dem Prinzip einer Telefonkarte funktioniert. Die Gebühr wird beim Vorbeifahren an der Mautstelle - oft an einer Brücke gelegen - anonym von der Karte abgebucht.

Die "Chip-Card" kauft der Autofahrer zum Beispiel an der Tankstelle, erklären Road-Pricing-Befürworter. All jene, die ohne gültige Karte die Linie passieren, werden fotografiert. Auf sie wartet ein saftiger Strafzettel. "Park-and-ride- Systeme" vor den jeweiligen Mautstellen sollen dem Autofahrer die Entscheidung erleichtern: Umsteigen auf den Nahverkehr oder weiter per Auto.

Der Feldversuch ist für mindestens ein Jahr geplant, damit auch die Auswirkungen von Eis und Schnee auf die Sensoren der Mautstellen überprüft werden können, betont die Industrie.

Anschließend ist die Wissenschaft gefragt: Sie soll unter anderem die finanzielle Schmerzgrenze des Autofahrers austaxieren. Wird er vielleicht versuchen, die Mautstelle zu umfahren? Werden so viele Autofahrer umsteigen, daß Busse und Bahnen hoffnungslos überfüllt sind?

Road-Pricing hat nichts mit Abkassieren zu tun, betont Verkehrsminister Hermann Schaufler (CDU). Es soll dem Autofahrer zeigen, welch knappes Gut er in Anspruch nimmt. Wer viel fährt, soll auch viel bezahlen. Road-Pricing macht das Autofahren nicht für jeden zwangsläufig teurer. "Wenn man sich irgendwann dafür entscheidet, ein solches System einzuführen, wird es zum Beispiel bei der Kraftfahrzeugsteuer eine entsprechende Entlastung geben", meint Schaufler.

Straßenbenutzungsgebühren, die den Verkehr steuern sollen, dürfen nach seiner Ansicht deshalb auch nicht allein stehen. Sie müssen Teil eines "schlüssigen Systems" sein. Eine Autobahn-Vignette für Personenwagen paßt nicht in ein solches System, meint Schaufler. Sie ist ungerecht, belohnt die Vielfahrer. Der Minister plädiert für eine zweckgebundene Mineralölsteuer: für die Finanzierung der Bahn, für den Straßenbau und den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs. DORIS TRAPMANN (dpa)

Ost-SPD-Chef für große Koalition

HANNOVER, 9. März (dpa). Angesichts der brennenden Probleme vor allem in Ostdeutschland rät der sachsen-anhaltinische SPD-Fraktionschef Reinhard Höppner seiner Partei nach der Bundestagswahl zu einer großen Koalition in Bonn. Ein breites Bündnis sei für eine Übergangszeit die beste Lösung, sagte er am Montag in einem Gespräch mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Jetzt müßten alle Kräfte gebündelt werden. Zugleich übte Höppner Kritik an der Parteispitze. "Die Führungsmannschaft der SPD ist derzeit nicht in der Lage, intern die nötige Zusammenarbeit zu organisieren", sagte er.

Mädchen will sich durchboxen

SEATTLE, 9. März (dpa). Die US-Bürgerrechtsunion ACLU hat am Montag zwei führende Boxorganisationen des Landes verklagt, weil sie es in Seattle im US-Bundesstaat Washington abgelehnt haben, ein 16jähriges Mädchen als Mitglied aufzunehmen. ACLU-Anwältin Suzanne Thomas erklärte, dies verstoße gegen die Gesetze des Bundesstaats, die Geschlechtsdiskriminierung untersagen.

Die 16jährige Dallas Malloy wurde zur Teilnahme an einem Boxturnier in Seattle im Frühjahr eingeladen, zu dem aber nur Mitglieder der US-Amateurboxgemeinschaft zugelassen sind. Diese hatte sich jedoch geweigert, dem Mädchen eine Einladung zu schicken.

Waco-Sekte Kampfpanzer vor der Tür

WACO, 9. März (dpa/AP). Die bereits neun Tage andauernde Konfrontation zwischen Polizei und Sektenführer Vernon Howell nahm am Montag eine bizarre Wendung: Vier Kampfpanzer bezogen vor dem festungsartigen Anwesen im texanischen Waco Stellung. Die Panzer sind vom Typ M1-A1 - ein Typ, der bereits vor zwei Jahren im Golf- Krieg eingesetzt wurde.

Ein Behördensprecher erklärte, die Panzer wären nur "zur Verteidigung" nach Waco gebracht worden, da die Davidianersekte vermutlich über ein großes Waffenarsenal verfüge und Howell dem FBI gegenüber provokative Äußerungen gemacht hatte wie: "Wir sind zum Krieg bereit. Laßt uns damit anfangen."

Der mit seinen Anhängern in einer Festung verschanzte Sektenführer Vernon Howell scheint sich nach Einschätzung der US-Kriminalpolizei FBI auf eine Entscheidungsschlacht mit der Polizei einzustellen. Howell habe auch behauptet, über Sprengstoff zu verfügen.

Am Telefon sagte der Sektenführer Ricks zufolge, er habe sich seit 1985 auf den Kampf vorbereitet. Howell glaube, der Messias zu sein und die Prophezeiungen der Bibel erfüllen zu müssen. Die Prophezeiungen seien dann erfüllt, wenn er in einem Feuergefecht mit der Polizei getötet würde. Wie der Sprecher weiter mitteilte, hat das FBI auch mit den etwa 33 Anhängern der Davidianer in der Festung gesprochen. Eine Frau wollte laut Ricks mit ihren fünf Kindern die Festung verlassen. Die Verhandlungen darüber seien aber abgebrochen.

Neun Tage nach der gescheiterten Erstürmung des Sektenstützpunkts, bei der vier Polizisten und zehn Sektenmitglieder ums Leben kamen, befinden sich nach Howells Angaben noch 90 Erwachsene und 17 Kinder in dem Gebäude.

Manila legt Liste für Todesstrafe vor

MANILA, 9. März (dpa). Ein Untersuchungsausschuß der philippinischen Regierung hat sechs Verbrechen aufgelistet, die mit dem Tod bestraft werden sollen. Wie der Vorsitzende des Ausschusses am Dienstag in Manila bekanntgab, handelt es sich bei den Verbrechen um Mord, Vergewaltigung, Brandstiftung, Lösegeldentführungen, Korruption von Regierungsbeamten sowie um Herstellung, Vertrieb und Verkauf von illegalen Drogen. Die Liste kam nach zweiwöchigen hitzigen Debatten zustande. Zuvor hatte der philippinische Senat beschlossen, die Todesstrafe wieder einzuführen, die erst 1987 abgeschafft worden war.

Kardinal will vermitteln Bewaffnete halten Nicaraguas Botschaft in Costa Rica besetzt

SAN JOSÉ, 9. März (dpa/AFP). Nicaraguas Kardinal Miguel Obando y Bravo versucht, zwischen der nicaraguanischen Regierung und den Besetzern der nicaraguanischen Botschaft in Costa Rica zu vermitteln. Nicaraguas Präsidentin Violeta Chamorro hatte ihn am Dienstag morgen darum gebeten, nachdem die Besetzer die Vermittlung verlangt hatten. Der Kardinal traf mit den Besetzern zusammen, um sie zur Aufgabe zu überreden.

Obando y Bravo hatte bereits Ende der 70er Jahre zu Zeiten des Volksaufstandes in Nicaragua zwischen dem damaligen Diktator Anastasio Somoza und der linken FSLN-Guerilla vermittelt. Angesichts der Botschaftsbesetzung in San José hat Staatspräsident Rafael Angel Calderon ein Krisenkomitee gebildet. Drei maskierte, bewaffnete Nicaraguaner, angeblich Angehörige der "Recontras", einer Bewegung rechtsextremer Ex-Rebellen, hatte am Montag die nicaraguanische Botschaft besetzt und rund 20 Personen, darunter Botschafter Alfonso Robelo, als Geiseln genommen.

Die Geiselnehmer fordern den Rücktritt des nicaraguanischen Armeechefs Humberto Ortega sowie des Präsidialministers Antonio Lacayo. Daneben verlangten sie sechs Millionen Dollar (9,8 Millionen Mark) Lösegeld. Fünf Millionen davon wollen sie einer Erklärung zufolge für soziale Zwecke spenden. Außerdem solle der Oberste Rechnungsprüfer Nicaraguas, Guillermo Potoy, wieder eingesetzt werden. Potoy war im Januar abgesetzt worden, nachdem er die Entlassung Lacayos angeordnet hatte, der Schwiegersohn von Präsidenten Violeta Chamorro ist und als starker Mann der Regierung gilt. Der nicaraguanische Innenminister, der nach Costa Rica reisen wollte, sagte, seine Regierung sei nicht bereit, mit den Besetzern zu verhandeln.

Nach Radiomeldungen aus Managua gehören die drei Männer einem Kommando der Recontras an, das von Manuel José Urbina Lara angeführt werde. Dieser war 1984 in die costaricanische Botschaft in Managua geflüchtet, um sich der Wehrpflicht in Nicaragua zu entziehen. Er war von sandinistischen Agenten aus der Botschaft geholt worden.

Kondomfirma darf mit US-Flagge werben

PROVINCETOWN, 9. März (dpa). Ein Kondomhersteller darf laut Gerichtsbeschluß mit dem US-Banner für seine Produkte werben. Eigentümer der "Old Glory" Kondomfirma, Jay Critchley, sagte: "Ich bin sehr froh über diese Entscheidung. Das Gericht hat eingesehen, daß man sehr wohl mit der amerikanischen Flagge für ,Safer Sex&rquote; werben kann." 1991 war das Logo vom Markenzeichenregister als "anstößig" abgelehnt worden. Jetzt entschied ein Gericht in Provincetown (Massachussetts): Das Logo für die "hochwertigen Produkte" ist "in keiner Weise skandalös".

China droht Taiwan mit Militäreinsatz

PEKING, 9. März (dpa). China würde nach Darstellung seines Parteichefs Jiang Zemin eine Unabhängigkeit Taiwans "nicht tatenlos" hinnehmen und gegebenenfalls auch mit einem Militäreinsatz verhindern.

"Wir treten für eine baldige friedliche Wiedervereinigung ein, lehnen es jedoch ab, uns auf einen Nichteinsatz von Gewalt festzulegen", sagte Jiang in einem Interview des US-Nachrichtenmagazins "U.S. News and World Report", das am Dienstag in allen größeren chinesischen Zeitungen veröffentlicht wurde.

Dies richte sich nicht gegen die Bevölkerung Taiwans, sondern "gegen Befürworter einer taiwanesischen Unabhängigkeit" sowie gegen etwaige ausländische Kräfte, die China und Taiwan teilen wollten. "Wir werden entschiedene Maßnahmen ergreifen", sagte der KP-Chef und Vorsitzende der Zentralen Militärkommission. China hat seinen Anspruch auf Taiwan nie aufgegeben.

China läßt sich nach Worten von Parteichef Jiang Zemin in der Frage der Menschenrechte nicht unter Druck setzen. In einem am Dienstag in Peking veröffentlichten Interview des US-Nachrichtenmagazins "U.S. News and World Report" sagte Jiang: "Es ist unklug und aussichtslos, Druck auf China auszuüben." China lehne eine "Einmischung in interne Angelegenheiten eines anderen Landes unter dem Vorwand des Schutzes der Menschenrechte" ab.

Die "unterschiedlichen Vorstellungen von Menschenrechten" zwischen den USA und China seien vor dem Hintergrund ihres sozialen Systems, der wirtschaftlichen Entwicklung und dem historischen Hintergrund "nur natürlich".

Geißler: Nach der Wahl Strategie überdenken

HAMBURG, 9. März (dpa). Das CDU- Präsidiumsmitglied Heiner Geißler sieht seine Partei auch nach dem vergleichsweise günstigen Abschneiden bei der hessischen Kommunalwahl in einer schwierigen Situation.

"Der Ernst der Lage hat sich mit dem vergangenen Sonntag für die Union keineswegs verändert", sagte der Vize-Vorsitzende der Bonner CDU/CSU-Fraktion der Hamburger Illustrierten stern. Das Wahlergebnis in Hessen sei nur deshalb positiv, weil die SPD dreimal mehr als die CDU verloren habe. Es müsse "Anlaß sein, die gesamte Strategie der Union für 1994 gründlich zu überdenken".

Wenn es der Regierung und dem Kanzler, der CDU und ihrer Führung nicht gelinge, "in diesem Jahr einen Stimmungsumschwung herbeizuführen und in den wichtigen Fragen einen Kompetenzvorsprung zu erringen, dann werden wir 1994 einen schweren Gang gehen", sagte er. Das Wahlergebnis sei eine Aufforderung an CDU und SPD, "den Solidarpakt möglichst schnell zu verabschieden". Geißler sprach sich für die Einführung des Solidarzuschlags bereits in diesem Jahr aus, wenn die Arbeitgeber gleichzeitig durch eine Senkung des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung entlastet würden. Die Bürger seien zu Opfern bereit, "wenn sie den Eindruck haben, daß die Lasten gerecht verteilt sind".

Die SPD warnte der ehemalige Minister davor, jetzt einen Verweigerungskurs einzuschlagen. Die eigentliche Gefahr bestehe darin, daß diejenigen in der SPD Oberwasser bekämen, die eine Zusammenarbeit mit der Union aus parteipolitischen Gründen ablehnten.

Wer den Asylkompromiß scheitern lasse, handele "politisch kriminell". Wenn die Asylfrage deswegen zum Hauptwahlthema werde, "dann werden die Rechtsradikalen sprunghaft zunehmen und wir bekommen in Deutschland das politische und moralische Chaos", so Geißler.

Bretonische Fischer stürmen Kühlhaus

PARIS, 9. März (dpa). Etwa 800 Fischer der Bretagne und der französischen Atlantikküste haben in der Nacht zum Dienstag versucht, den Großmarkt von Nantes nahe der Loire-Mündung zu stürmen. Bei stundenlangen Straßenschlachten mit der Polizei gab es zahlreiche Verletzte auf beiden Seiten. Nach ihrer gescheiterten Attacke drangen die Fischer nach 3 Uhr in ein Kühlhaus ein und zerstörten Fisch und Meeresfrüchte aus Grönland und Senegal. Dabei entstand nach Angaben der Polizei ein Schaden in Millionenhöhe. "Aufgabe erfüllt", erklärte ein Fischer aus Guilvinec anschließend. "Wir haben den Importfisch vernichtet, der uns vernichtet."

Kriminelle "arbeiten" bestens organisiert

STRASSBURG, 9. März (dpa). Eine effiziente europäische Fahndungspolizei mit eigenen Kompetenzen wird es nach Ansicht des Leiters der Planungsgruppe Europol, Jürgen Storbeck, frühestens im Jahr 2000 geben.

Storbeck, der am Montag abend in Straßburg die Arbeit der europäischen kriminalpolizeilichen Zentralstelle vorstellte, wies auf die dramatische Zunahme der organisierten Kriminalität in West- und Osteuropa hin.

Während Westeuropa zweitgrößter Drogenmarkt nach den USA sei und die höchsten Zuwachsraten bei der Bildung krimineller Gruppen verzeichnete, agierten in der ehemaligen Sowjetunion 4000 Banden mit Mafia-Methoden. Sie seien heute in Budapest, Prag und Warschau tätig, hätten nach Angaben der deutschen Polizei 1992 auch Morde in Berlin und München begangen.

Die Öffnung der Binnengrenzen der EG hat nach Ansicht Storbecks keine negative Auswirkungen auf die Fahndung im Bereich der Großkriminalität. So würden die größten Mengen Drogen an den Außengrenzen der EG, in Häfen und Flughäfen sichergestellt. Mit einem computergesteuerten Informationsnetz soll Europol in allen EG-Ländern bei der Bekämpfung des Drogenhandels, des Waffenschmuggels und der Geldwäsche eingesetzt werden.

Dem Schengener Abkommen über die Zusammenarbeit der Polizei und den Schutz der Außengrenzen sind bisher erst neun der zwölf EG-Länder beigetreten, die sich auch noch nicht über einen Sitz von Europol einigen konnten.

Dopingskandal im englischen Turf Polizei befürchtet intensive Bandenarbeit

Englands Galopprennsport wird von einem Dopingskandal erschüttert. Nach den Ermittlungen der zuständigen "Jockey Clubs" seien in letzter Zeit die Leistungen zahlreicher Pferde durch Drogen und Spritzen erheblich beeinträchtigt worden. Manche Favoriten seien auf unerklärliche Weise schwer geschlagen worden; wiederholt wurden nach den Rennen Kreislaufstörungen festgestellt.

Die Polizei befürchtet inzwischen, daß eine gut organisierte Bande mindestens seit zweieinhalb Jahren tätig ist, Rennen manipuliert und sich aus Wetteinsätzen große finanzielle Vorteile verschafft hat.

WIESBADEN (dpa). Die Talfahrt der westdeutschen Wirtschaft hat sich im 4. Quartal 1992 beschleunigt fortgesetzt. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Oktober bis Dezember zum dritten Mal in Folge gegenüber dem Vorquartal saisonbereinigt ins Minus rutschte, ist damit spätestens nach volkswirtschaftlicher Betrachtung der Tatbestand der Rezession erfüllt.

Unabhängig "über dem Wind"

WILLEMSTAD/DEN HAAG, 9. März (dpa). Die Unruhen auf der Karibikinsel St. Martin, eine der niederländischen Antillen, dauern an. Nach Angaben der antillianischen Vertretung in Den Haag vom Dienstag sind die wichtigsten Zufahrtsstraßen in die Stadt Philipsburg weiterhin gesperrt, Geschäfte und Banken blieben geschlossen. Seit Montag demonstrieren auf St. Martin mehrere Hundert Bewohner für den Rücktritt des Insel- und Verwaltungsrates und für mehr Unabhängigkeit von der niederländischen Regierung.

Die niederländische Nachrichtenagentur ANP meldete, Ministerpräsident Ruud Lubbers habe sich am Montagabend damit einverstanden erklärt, daß jede der fünf Antillen-Insel ihre eigene Regierung erhält. Lubbers leitet seit Montag in Willemstad eine Konferenz über die Zukunft der Inseln "über und unter dem Winde". Dazu zählen Aruba und die fünf Antillen-Inseln Curacao, Bonaire, St. Martin, Saba und St. Eustatius.

Die Vertreter von Curacao, Bonaire, St. Martin und Saba streben auf der Konferenz die Auflösung des Antillen-Verbands an. Nach dem Vorbild Arubas wollen sie den Status unabhängiger Teilstaaten des Königreichs der Niederlande erhalten.

Spanische Bluter wollen Geld

MADRID, 9. März (dpa). Die Vereinigung der spanischen Bluter hat vom Staat eine Entschädigung von 20 bis 30 Milliarden Peseten (280 bis 420 Millionen Mark) wegen der Infektion von 1147 Bluter-Kranken durch Aids-verseuchte Blutkonserven verlangt. Wie die spanische Zeitung El Pais am Dienstag berichtet, sind nach Angaben der Vereinigung von den 1147 Infizierten inzwischen 416 an der Immunschwächekrankheit gestorben. Insgesamt sind in Spanien 2730 Bluter registriert.

In Urteilen wurde Aids-kranken spanischen Blutern eine Entschädigung zwischen 25 und 50 Millionen Peseten (350 000 und 700 000 Mark) zugesprochen.

EG-Vizepräsidenten benannt

BRÜSSEL, 10. März (dpa). Die Brüsseler EG-Kommission hat neben Kommissionspräsident Jacques Delors wieder sechs Vizepräsidenten. Wie jetzt in Brüssel offiziell bestätigt wurde, kamen die Außenminister der EG überein, die Ämter mit einer um 3000 Mark höheren Vergütung bei der bisherigen Zahl zu belassen. Sobald der Unions-Vertrag von Maastricht in Kraft tritt, soll es in der EG-Behörde nur noch zwei Vizepräsidenten geben. Als Vizepräsidenten bestätigt wurden der deutsche Kommissar Martin Bangemann (Industrie), der Däne Henning Christophersen (Wirtschaft und Währung) sowie der Brite Leon Brittan (Außenhandel) und der Spanier Manuel Marin (Entwicklung). Italien muß noch einen seiner beiden Kommissare Raniero Vanni d'Archirafi und Antonio Ruberti bestimmen. Sechster Vizepräsident ist der Belgier Karel van Miert (Wettbewerb).Qualifikationsmodus in der Kritik Trainer-Vereinigung schlägt Änderung vor

Die internationale Vereinigung der Eiskunstlauf-Trainer will den erst in diesem Winter bei Europa- und Weltmeisterschaften eingeführten Qualifikationsmodus wieder ändern. Statt der erstmals bei den WM-Titelkämpfen in Prag ausgetragenen Qualifikationsrunden für Damen und Herren, aus denen jeweils 24 Teilnehmer in das Hauptfeld aufsteigen, sollen kontinentale Zonen-Ausscheidungen vorgeschaltet werden.

"Das jetzige System ist doch viel zu aufwendig und teuer. Sowohl bei Damen und Herren sind über 40 Meldungen abgegeben worden. Die Ausgeschiedenen müssen jedoch vom Veranstalter bis zum Ende der WM beherbergt und verpflegt werden", erklärte der Oberstdorfer Peter Jonas, stellvertretender Vorsitzender der Trainer-Vereinigung, am Rande der Weltmeisterschaft in Prag.

Nach den Vorstellungen seiner Organisation sollen bereits im Vorfeld von EM und WM nach einem bestimmten Schlüssel die jeweils 30 startberechtigten Läufer bei Zonen- Wettbewerben ermittelt werden. Diese Quote wurde unabhängig von EM und WM erstmals für die Olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer festgelegt. Eine Änderung des Qualifikationsmodus - er wurde eingeführt, weil die Teilnehmerzahlen durch den Umbruch in den ehemaligen Ostblockstaaten enorm gestiegen sind - für ihre Titelkämpfe kann die Internationale Eislauf-Union (ISU) allerdings erst auf dem nächsten Kongreß 1995 beschließen. dpa

Riesendisko in der Kathedrale

LONDON, 9. März (dpa). Die rund 900 Jahre alte Kathedrale von Winchester wird im April vorübergehend in eine Riesendiskothek verwandelt, um junge Leute in die heiligen Hallen zu locken. Die Diözese von Winchester hat bereits eine Firma beauftragt, für die Diskonacht am 24. April eine Licht- und Tonanlage einzubauen, berichtete am Dienstag der Londoner Daily Telegraph. Christliche Bands sollen dem jungen Publikum mit heißen Rhythmen einheizen. Alkohol und Rauschgift seien allerdings tabu, sagte Dekan Trevor Beeson der Zeitung, die Kirche dulde nur eine Bar mit Softdrinks.

Nach dem jüngsten Erfolgserlebnis lernte sie die Schattenseiten der Popularität kennen Marina Kielmann will sich nicht verkriechen Zuversicht vor Eiskunstlauf-WM in Prag / Tanja Szewczenko durch Verletzungspause gehandikapt

Im Fegefeuer der Gefühle standen nach dem Erfolg bei den Europameisterschaften die beiden deutschen Eiskunstlauf-"Prinzessinnen". Private Probleme plagten die EM-Dritte Marina Kielmann, deren Freund unmittelbar nach ihrem Medaillengewinn in Helsinki wegen einer Drogen-Affäre verhaftet wurde. "Katastrophal" lautet deshalb das Urteil der 25jährigen Dortmunderin über die vergangenen 50 Tage.

Auch für das zehn Jahre jüngere Schlittschuh-Sternchen Tanja Szewczenko - die Düsseldorferin hatte unerwartet den vierten EM-Platz belegt - war die Zeit bis zu den Prager Weltmeisterschaften kein Zuckerschlecken. "Die Journalisten haben mir die Bude eingerannt. Am Anfang war das noch witzig, am Schluß jedoch nervig", berichtet sie.

Gewissermaßen zum Glück hatte Tanja Szewczenko nach ihrem aufsehenerregenden EM-Auftritt unerwartetes Verletzungspech. Drei Wochen mußte sie pausieren, weil sich der große Zeh im rechten Fuß entzündet hatte und erst durch eine Operation wieder kuriert werden konnte. "So hatte sie genug Zeit für den ganzen Rummel", sagt Trainer Peter Meier. Durch die neue Popularität der "Franziska van Almsick des Eiskunstlaufens" ist seine Arbeit zuletzt nicht einfacher geworden.

"Der Druck ist gewachsen, selbst im Training geht es nicht mehr so locker zu", meint der frühere DDR-Trainer. Auch bei der WM mußte er diese Erfahrung schon machen. Nachdem Tanja Szewczenko in der Qualifikationsrunde gestürzt und "nur" Fünfte ihrer Gruppe geworden war, kam die deutsche Preisrichterin auf ihn zu. "Sie sagte, daß sie enttäuscht gewesen sei und mehr erwartet hätte", erzählt Peter Meier verständnislos.

Wenig Verständnis hat auch Marina Kielmann dafür, wie die Mitmenschen auf ihre private Misere reagierten. "Das Schlimmste ist, daß sich die Leute das Maul zerreißen, ohne zu wissen, was wirklich Sache ist", sagt die standhafte Westfälin. Die Festnahme ihres Freundes Gianni Satori - er sitzt immer noch in Helsinki in U-Haft - hat ihr Leben radikal umgekrempelt.

Abgesehen von dem ausgelösten Gefühlschaos mußte sie mitten in der WM- Vorbereitung aus dem gemeinsamen Haus aus- und wieder bei ihrer Mutter einziehen. Trotz alledem bleibt sie gelassen und blickt zuversichtlich ihrem WM- Start am Freitag entgegen: "Viele haben erwartet, daß ich die Segel streiche, mich verkrieche. Genau das werde ich nicht tun."

Die Schlagzeilen der vergangenen Wochen haben Marina Kielmann und Tanja Szewczenko negativ und positiv getroffen. Sponsoren hat dies so oder so nicht angelockt. "Da gab es Gespräche, aber ich habe nicht hingehört", sagt Tanja Szewczenko.

Hellhörig ist dagegen Marina Kielmann bei diesem Thema. Über 100 Firmen hatte sie zu Beginn des Winters angeschrieben - ohne Resonanz. Und jetzt ist auch noch ein interessiertes Unternehmen endgültig abgesprungen. "Nach der ganzen Sache mit meinem Freund teilte mir diese Firma mit, daß sie von einer Zusammenarbeit absehen werde", berichtet sie. Die deutschen Eiskunstlauf- Stars sitzen finanziell also auf dem Trockenen.

Vielleicht werden die Sponsoren ja wieder Feuer und Flamme sein, wenn Doppel-Olympiasiegerin Katarina Witt - in Prag nur als TV-Kommentatorin dabei - im kommenden Winter ihr Comeback feiert . . . dpa

Kronprinz für Lubbers gekürt

DEN HAAG, 9. März (dpa). Der Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten (CDA) im niederländischen Parlament, Elco Brinkman, soll Nachfolger des amtierenden Ministerpräsidenten Ruud Lubbers werden. Wie eine Fraktionssprecherin am Dienstag in Den Haag sagte, hat die Parteiführung beschlossen, Brinkman bei den Parlamentswahlen im Frühjahr 1994 den ersten Listenplatz einzuräumen. "Das bedeutet, daß er Premier wird, falls wir dieses Amt im nächsten Jahr erneut zu besetzen haben." Lubbers wolle nicht noch einmal kandidieren.

Der Prozeß läuft in der Türkei

MERSIN, 9. März (dpa). Der mutmaßliche fünffache Mörder von Ahrensbök, Fehim Ince, wird in der kommenden Woche in der Türkei vor Gericht gestellt. Wie am Dienstag aus Justizkreisen der südtürkischen Stadt Mersin verlautete, beginnt das Verfahren wegen vorsätzlichen Mordes dort am 17. März vor der Zweiten Strafkammer. Ince droht die Todesstrafe.

Der 50jährige soll in der Silvesternacht in einem Einfamilienhaus in Tankenrade bei Ahrensbök fünf Menschen erschossen haben.

Havel: Keine Deutschen-Angst

PRAG, 9. März (dpa). Der tschechische Präsident Vaclav Havel hat die vor allem von linken Medien geschürte Angst vor den Deutschen als "absolut überflüssig" bezeichnet. Nach Presseberichten vom Dienstag sagte Havel bei einem Treffen mit Einwohnern der Stadt Sumperk (Mährisch-Schönberg), psychologisch ließe sich die unterschwellige Furcht der Tschechen vor den Sudetendeutschen erklären, doch einen "sachlichen Grund" gebe es dafür nicht. In Sumperk lebten vor dem Zweiten Weltkrieg 3500 Tschechen und 12 000 Deutsche.

Nach Aussage des Sumperker Bürgermeisters hätten sich nach der politischen Wende zahlreiche der vertriebenen Deutschen mit Eigentumsforderungen an den Stadtrat gewandt. Dazu sagte Havel, daß die Rückgabe nur bei nach 1948 verstaatlichten Vermögen möglich sei. Keinesfalls werde die Wiedergutmachung weiter zurückreichen. Im Februar 1948 hatten die Kommunisten die Macht in der Tschechoslowakei übernommen.

Sexualorgane ausgetauscht

PEKING, 9. März (dpa). Einem Mann und einer Frau sind in Peking erfolgreich die Sexualorgane ausgetauscht worden. In einer 19stündigen Operation seien bereits im vergangenen Sommer dem Mann die Eierstöcke der Frau und der Frau die Hoden des Mannes eingesetzt worden, berichtete am Dienstag die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Beide Patienten seien wohlauf und hätten sich ohne Sexualhormone in ihre neue Rolle eingefunden, schilderte Professor Xia Zhaoji von der Medizinischen Universität von Peking.

Der frühere Mann entwickele feine Haut, Körperformen und "ein sanftes Gemüt", die frühere Frau zeige einen "kühnen und ungezwungenen Charakter" und habe bereits einen Schnurbart, schrieb Xinhua. Bei beiden Patienten sei vor den Eingriffen schwerer Transsexualismus diagnostiziert worden.

Sonst werden bei Geschlechtsumwandlungen nur die äußeren Geschlechtsorgane verändert. Die Patienten müßten dann ihr Leben lang Sexualhormone nehmen, um die Körperfunktionen ihrer neuen Rolle aufrechtzuerhalten.

Über Fremdenfeinde besorgt

STRASSBURG, 9. März (dpa). Europa- Abgeordnete verschiedener Fraktionen haben sich besorgt über die Zunahme von Rassismus und Ausländerfeindlicheit in den zwölf EG-Ländern geäußert. Bei der Debatte über den Schutz der Menschenrechte verlangten Sprecher der Sozialisten und Christdemokraten am Dienstag in Straßburg ein entsprechendes Aktionsprogramm der EG.

Darin enthalten sein sollten auch Prinzipien gegen den Mißbrauch der Gentechnik, des Organhandels, gegen sexuellen Mißbrauch und Zwangssterilisationen. Auch Umwelt- und Verbraucherschutz, Datenschutz und Informationsfreiheit sollten berücksichtigt werden.

Tankstellen bestreikt

ROM, 9. März (dpa). Die Tankstellen in Italien bleiben wegen eines Streiks der Pächter und Besitzer seit Dienstag abend für drei Tage bis Freitag morgen geschlossen. Von dieser Maßnahme aus Protest gegen zu hohe staatliche Gebühren sind nach Angaben des Gewerkschaftsverbandes der Tankstellenpächter vom Dienstag in Rom auch die Nacht- und die Selbstbedienungstankstellen betroffen. Die Zapfsäulen an den Autobahn- Raststätten bleiben demnach aber lediglich von Dienstag abend 22 Uhr bis Mittwoch abend 22 Uhr gesperrt.

Bei Philips funkt's noch mehr In deutscher Gruppe werden einige tausend Stellen gestrichen

HAMBURG (dpa/FR). Die deutschen Unternehmen der holländischen Philips- Gruppe werden in diesem Jahr nochmals einige tausend Arbeitsplätze streichen. Bereits mit den Betriebsräten vereinbart ist nach den Worten von Manfred Schmidt, dem Vorstandschef der Hamburger Philips GmbH, ein Abbau der Belegschaften von 28 650 auf noch rund 26 200 Männer und Frauen bis Ende Dezember. Außerdem kommt der deutsche Anteil an den 10 000 bis 15 000 Stellen hinzu, die nach der Ankündigung von Konzernchef Jan Timmer in der Vorwoche weltweit zusätzlich eingespart werden sollen. Und nicht enthalten sind in dem genannten Streichprogramm von knapp 2500 Arbeitsplätzen die Opfer, die Grundig noch bringen muß. Denn der fränkische Unterhaltungselektronik-Hersteller ist nicht bei der deutschen Philips, sondern bei Philips Electronics (Eindhoven) konsolidiert.

Schmidt zufolge haben die deutschen Philips-Firmen trotz erheblicher Rationalisierungserfolge das vergangene Jahr mit einem hohen Verlust abgeschlossen. "Der Preisverfall von fünf bis sechs Prozent, die schwache Konjunktur und die Tarifabschlüsse haben unser Ergebnis belastet." Der Fehlbetrag macht 132 Millionen Mark aus nach einem Gewinn von 464 Millionen 1991. Da 1992 keine wesentliche Verbesserung der Lage zu erwarten sei, würden weiter umfangreiche Einsparungs- und Rationalisierungsschnitte erforderlich sein.

Die Zahlen - auch der Umsatz schrumpfte um zwei Prozent auf 9,5 Milliarden Mark - verdecken nach Schmidts Worten allerdings die Erfolge der Restrukturierung. Der auf 28 655 nach zuvor 28 294 Männer und Frauen erhöhte Personalstand sei auf das neue Gemeinschaftsunternehmen mit Grundig bei Videorecordern zurückzuführen, das einen Zugang von 1640 Leuten brachte. "Die Umstrukturierung ist aber weit mehr als nur Personalabbau; wir entwickeln europäische Strukturen", sagt der Vorstandschef. Es gebe keinen Zweig, der nicht effektiver geworden wäre.

Das von Schmidt als "besonders enttäuschend" charakterisierte Ergebnis ist auf die unter starkem Wettbewerbsdruck stehenden Sparten Unterhaltungselektronik und elektronische Bauelemente zurückzuführen. Als positiv wertet der Manager, daß Philips bei der Unterhaltungselektronik stärker als die Branche zulegen und den Marktanteil in Deutschland auf acht Prozent ausweiten konnte. Damit sei man die Nummer drei. In den Gebieten Licht, Elektro-Hausgeräte, Halbleiter und Medizin-Systeme schrieben die Philips-Ableger schwarze Zahlen.

Gegen höhere Altersgrenze

DÜSSELDORF, 10. März (dpa). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ist gegen eine höhere Altersgrenze für ein vorzeitiges Ausscheiden von Beamten aus dem Berufsleben. Wenn von der Bundesregierung geplant sei, die Altersgrenze für das vorzeitige Ausscheiden vom vollendeten 62. auf das vollendete 63. Lebensjahr anzuheben, dann werde versucht, mit untauglichen Mitteln haushaltspolitische Fehlentwicklungen auszugleichen, sagte DGB-Vorstandsmitglied Regina Görner jetzt im DGB-Nachrichtendienst.

Die Gewerkschafterin meinte, dies sei ein "Schlag ins Gesicht der Arbeitslosen, denen die Möglichkeit genommen wird, sich auf freiwerdende Plätze im öffentlichen Dienst zu bewerben". Im übrigen machten bei Bahn und Post weniger als zehn Prozent von dem früheren Ausscheiden Gebrauch, während es bei der Bundesverwaltung jeder vierte Beamte sei.

Autoimporteure: Politiker reden Branche herunter

FRANKFURT A. M. (dpa). Die tägliche Diskussion über neue Steuern und Abgaben kann die Automobilbranche in eine ernste Krise treiben. Diese Befürchtung äußert der Verband der Importeure von Kraftfahrzeugen (VDIK). Mit einem wahren "Lustgefühl" würden die Politiker in den Medien eine Dauerdebatte nach dem Motto führen: "Welche Abgaben oder Steuern kann ich neu erfinden oder erhöhen, um die deutsche Autofahrer-Kuh fortwährend zu melken", kritisiert VDIK- Präsident Volker Lange. Dies habe eine gefährliche Wirkung auf die ohnehin verunsicherten Autokäufer. Aber auch ohne weiter sinkende Stimmung bei den Verbrauchern rechnet der Verband für 1993 mit einem Absatzrückgang am gesamten deutschen Markt um 16 Prozent auf 3,3 Millionen Pkw und Kombi. Dabei dürfte die Nachfrage in Westdeutschland um 14,3 Prozent auf 2,7 Millionen und in den neuen Ländern um 23 Prozent auf 600 000 Vehikel zurückgehen.

Für die Autoimporteure war 1992 das bislang zweitbeste Jahr. Im gesamten Bundesgebiet konnten sie den Marktanteil bei Pkw und Kombi mit 34,6 (Vorjahr: 35,4) Prozent knapp verteidigen und 1,32 Millionen Fahrzeuge absetzen. Rund 39 Prozent davon kamen aus Japan.

Flüchtlings-Elend in Ruanda

KAMPALA, 9. März (dpa). Die Internationalen Hilfsorganisationen werden mit dem Flüchtlingsproblem in Ruanda nicht mehr fertig. In dem ostafrikanischen Kleinstaat bahne sich durch den Bürgerkrieg die größte Katastrophe seit der Hungersnot in Somalia an, sagte Francis Junod vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Dienstag in der ugandischen Hauptstadt Kampala. Über eine Million Menschen - ein Siebtel der gesamten Bevölkerung Ruandas - seien durch den Bürgerkrieg zu Flüchtlingen im eigenen Land geworden. Es fehlten Lebensmittel und Camps.

Viele Gegenden des stark überbevölkerten Landes können nicht mit Lebensmittelhilfen versorgt werden, weil die Frontlinie zwischen Regierungstruppen und Rebellen die Transportwege unpassierbar macht. Am Dienstag trat ein neuer Waffenstillstand in Kraft, auf den sich die Regierung und die Rebellen der Patriotischen Front (FPR) in Daressalam verständigt hatten.

Mißbrauch in Arztpraxis?

ANSBACH, 9. März (dpa). Ein 40jähriger Hals-Nasen-Ohren-Arzt aus dem bayerischen Gunzenhausen soll jahrelang Patientinnen sexuell mißbraucht haben. Das Landgericht Ansbach hat den Mediziner jetzt angeklagt, zwischen 1986 und Mai 1992 rund zwei Dutzend Frauen im Alter zwischen 19 und 41 Jahren zu sexuellen Handlungen, in einem Fall auch zu Geschlechtsverkehr, veranlaßt zu haben. Der Angeklagte, der sich in Untersuchungshaft befindet, hat bereits ein Teilgeständnis abgelegt.

Es wird angenommen, daß der Mediziner in der Mehrzahl der Fälle einen Widerstand der Frauen verhinderte, indem er ihnen unter medizinischem Vorwand ein hypnotisierendes Beruhigungsmittel spritzte. Unter dem Einfluß dieses Medikaments seien die Frauen vollkommen willenlos gewesen und hätten sich hinterher nicht an das Vorgefallene erinnern können, erklärte die Anklagebehörde.

FRANZ SCHÖNHUBER, Bundesvorsitzender der rechtsradikalen Republikaner, ist von der Münchner Paulaner-Brauerei von dem traditionellen Starkbieranstich ausgeladen worden. Die Brauerei teilte ihm zwei Tage vor dem Salvatoranstich mit: "Wir bitten Sie, die Einladung als nicht ausgesprochen zu betrachten." Schönhuber reagierte: "Der Schreck über das Abschneiden der Republikaner in Hessen scheint den ,Salvatoren&rquote; von München in die Knie gefahren zu sein. Oder hat da jemand ,gestoibert&rquote;?" Ein Brauereisprecher sagte, Schönhuber sei versehentlich eingeladen worden. (dpa)

Neuer Präsident Madagaskars

NAIROBI, 9. März (dpa). Auf Madagaskar ist am Dienstag der bisherige Oppositionsführer, der Herzchirurg Albert Zafy, zum neuen Staatspräsidenten ernannt worden. Das oberste Gericht der Inselrepublik im Indischen Ozean erklärte den 65jährigen Medizinprofessor offiziell zum Sieger der Präsidentschaftswahlen. Damit endete nach 17 Jahren das Regime des Sozialisten Didier Ratsiraka.

Wie der französische Auslandssender RFI aus Antananarivo meldete, gewann Zafy nach dem offiziellen Ergebnis bei der Stichwahl am 10. Februar 66,6 Prozent der Stimmen, Ratsiraka 33,3.

Ende 1991 war ein Volksaufstand gegen das Regime von Ratsiraka ausgebrochen. Dabei wurde er für die katastrophale Wirtschaftslage der Insel verantwortlich gemacht. Mit der Ablösung Ratsirakas reiht sich Madagaskar in die Gruppe der afrikanischen Staaten ein, in denen - wie in Benin, Sambia oder auf den Kapverden - ein Machtwechsel auf demokratischem Wege geglückt ist.

Golfkriegspanzer sollen vor der Sekte schützen Belagerung der 107 "Davidianer" durch die Polizei in Texas dauert schon zehn Tage an

WACO, 9. März (dpa). Die Auseinandersetzung zwischen der Davidianer-Sekte und einem Heer von rund 500 Polizisten in der Nähe von Waco im US-Staat Texas nimmt bizarre Züge an. Sektenführer David Koresh alias Vernon Howell hat die Polizei nach deren Angaben zum "Endkampf" aufgefordert. Diese hat zu ihrem Schutz seit Montag vier schwere Kampfpanzer der US-Armee vom Typ M1-Abrams, wie sie im Golfkrieg gegen den irakischen Präsidenten Saddam Hussein im Einsatz waren, vor dem Anwesen der Sekte aufgefahren. Auf dem Gelände harren noch 107 Männer, Frauen und Kinder mit Koresh aus.

Am Dienstag morgen, zehn Tage nach dem Beginn der Belagerung, gab es weiterhin keine Anzeichen für eine baldige Lösung. Vier Polizeibeamte und mindestens zwei Sektenmitglieder wurden bisher bei Schießereien getötet.

Den Einsatz von Kampfpanzern erläuterte die Polizei mit ihrem Verdacht, daß die Sekte über Sprengstoff und großkalibrige Munition verfügt, gegen die die bisher eingesetzten gepanzerten Fahrzeuge keinen ausreichenden Schutz bieten. Die Panzer seien nur zur Verteidigung der Polizisten da.

"Wir nehmen an, daß er als Teil seiner religiösen Überzeugung glaubt, daß sein Schicksal erfüllt wird, wenn die Behörden sich auf eine allgemeine Schießerei einlassen, bei der er getötet wird", sagte ein Sprecher der Bundeskriminalpolizei FBI, Bob Ricks, am Montag. Der 33jährige Sektenschef habe gedroht, er und seine Leute seien zum Krieg bereit. "Laßt uns damit beginnen", zitierte Ricks den Sektenchef. Er habe erklärt, sich auf diese Konfrontation seit 1985 vorbereitet zu haben. Koresh warte immer noch auf ein Zeichen von Gott.

Am Montag abend ließ Koresh 13 Gefolgsleute, darunter seine legale Ehefrau und zwei seiner Kinder, mit Unterhändlern sprechen. Sie hätten angedeutet, sagte Ricks, daß es ihnen freistehe zu gehen. Die Leute seien aber der Sache ihres Führers verpflichtet und bereit, mit ihm zu sterben. Die Polizei hat der Sekte bis auf eine Leitung für die Verhandlungen sämtliche telefonischen Verbindungen gekappt. Sie verständigte sich ferner mit ihr, eine bei der Schießerei am 28. Februar getötete Person zu bestatten.

Der Unglücksfahrer empfand sich als topfit Prozeß um das schwere Busunglück von Donaueschingen begann vor dem Landgericht Konstanz

KONSTANZ, 9. März (dpa). Der angeklagte Unglücksfahrer von Donaueschingen hat abgestritten, die Buskatastrophe vom vergangenen September durch Übermüdung verursacht zu haben. Als Ursache des schweren Unfalls mit 21 Toten und 34 Verletzten machte der Busunternehmer und Fahrer Gerhard Vogtmann aus Schwarzenbach/Saale zu Beginn des Prozesses am Dienstag vor dem Konstanzer Landgericht einen Mitreisenden verantwortlich. Dieser Mann, von Beruf ebenfalls Busfahrer, habe ihm vom Nachbarsitz aus in das Lenkrad gegriffen, als er bei der Autobahnabfahrt etwas zu weit nach rechts gekommen sei, sagte er.

Zu dem Unglück am 6. September war es gekommen, als der Reisebus auf der Fahrt von Hof in den Schwarzwald an einer Autobahnabfahrt von der Strecke abkam, einen vollbesetzten Pkw streifte und auf eine Leitplanke stürzte. Die Anklage wirft Vogtmann fahrlässige Tötung in 21 Fällen und fahrlässige Körperverletzung in 34 Fällen vor. Der 44jährige sagte vor Gericht, er habe sich trotz weniger Stunden Schlaf in der Nacht zuvor während der Fahrt "topfit" gefühlt. Er gab zu, bereits auf einer Tour aus Spanien, die zwei Tage vor dem Unglück endete, die vorgeschriebenen Lenkzeiten erheblich überschritten und den Fahrtenschreiber manipuliert zu haben. Auch am folgenden Samstag, dem 5. September, beförderte Vogtmann noch bis zum Abend Fahrgäste in Sachsen, gab auf der Fahrtenscheibe dafür aber den Namen seiner Ehefrau an. Die Diagrammscheibe im Bus war defekt.

Zu seiner Aussage über die Unglücksursache wies der Richter den Angeklagten darauf hin, weder die überlebenden Zeugen im Bus hätten gesehen, daß jemand in das Lenkrad gegriffen habe, noch sei ein derartiger Hinweis in den Gutachten zu finden.

Laut Anklage hat Vogtmann nach nur vier Stunden Schlaf in der Nacht zum 6. September den Tod von 21 Menschen billigend in Kauf genommen und dabei auch Warnsignale seines Körper während der Fahrt mißachtet. So soll der Bus, der 51 meist ältere Mitglieder des Fichtelgebirgsvereins beförderte, etwa 15 Minuten vor dem Unglück laut Zeugenaussagen schon einmal von der rechten Autobahnspur abgekommen und etwa 75 Meter auf der Standspur gefahren sein.

Der Prozeß, bei dem über 30 Zeugen und drei Sachverständige gehört werden sollen, geht an diesem Mittwoch weiter. Das Urteil ist für den 19. März vorgesehen. (Siehe auch nebenstehenden Kasten)

Erste Verpflanzung eines kompletten Oberarmknochens

PHILADELPHIA, 9. März (dpa). Zum ersten Mal in der Medizingeschichte ist erfolgreich ein kompletter Oberarmknochen verpflanzt worden. Das berichteten am Montag Ärzte eines Universitätskrankenhauses in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania.

In einer fünfstündigen Operation hatte der Chirurg Richard Schmidt am 2. März den von Krebs befallenen Knochen im linken Arm eines 54jährigen Patienten ersetzt. Dem Empfänger geht es den Umständen entsprechend gut. Schmidt: "Hand und Unterarm werden bald wieder gut funktionieren."

Kind stürzt 14 Etagen durch Müllschacht - kaum verletzt

LONDON, 9. März (dpa). Ein drei Jahre alter Junge hat in der mittelenglischen Stadt Rowley Regis einen Absturz über 14 Etagen im Müllschacht eines Hochhauses mit einer leichten Kopfverletzung überstanden. Wie der Daily Mirror am Dienstag berichtete, bremsten Plastik- Müllsäcke die Höllenfahrt des Kleinkindes durch die etwa halbmetergroße Röhre. Nach dem Unfall mußte lediglich eine Platzwunde am Hinterkopf von Simon Hopkins genäht werden, wie die Zeitung meldete.

Die Polizei untersucht, ob der Junge selbst in den Müllschacht geklettert ist, während seine Mutter die Großmutter besuchte. Nach Angaben eines Sprechers war der Verdacht aufgekommen, daß zwei ältere Jungen Simon hineingestoßen haben könnten.

Fundamentalist gibt Morde zu Militärprozeß in Kairo gegen 49 moslemische Radikale vertagt

KAIRO, 9. März (dpa/AFP). Mit einem Bekenntnis zu Morden an Politikern und Anschlägen auf Touristen durch Anhänger der extremistischen "Islamischen Vereinigung" hat am Dienstag vor einem Militärgericht in Kairo ein Prozeß gegen 49 mutmaßliche Moslem-Terroristen begonnen. Auch mehrere Deutsche waren bei den Überfällen zu Schaden gekommen. In einer Erklärung gab der Sprecher der Angeklagten, Hischam Abdel Sahir, zu, die "El Gama'a el Islamia" habe den damaligen Präsidenten Anwar el Sadat (1981), Parlamentspräsident Rifaat Mahgub (1990) und den Schriftsteller Farag Foda (1992) erschossen.

Die Anklage wirft den 49 Fundamentalisten, von denen noch sechs flüchtig sind, Anschläge auf Touristen, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung zum Sturz der Regierung und illegalen Waffenbesitz vor. Einigen von ihnen droht nach Mitteilung des Militärstaatsanwalts, Generalmajor Mohammed Abdallah, die Todesstrafe. Mehrere der Angeklagten sollen im vergangenen November im oberägyptischen Kena einen Feuerüberfall verübt haben, bei dem fünf deutsche Urlauber und zwei Ägypter zum Teil schwer verletzt worden waren. Nach Angaben eines Anwaltes hatten vier von ihnen zunächst die Tat gestanden, später ihre Aussage mit der Begründung zurückgezogen, sie hätten sie unter der Folter gemacht. Insgesamt starben bei den Anschlägen drei Touristen.

Über einen Anschlag, bei dem eine Britin getötet wurde, wird nach der Anklageschrift zunächst nicht verhandelt. Sahir sagte, die "Gama'a", die von dem in New York lebenden Fundamentalisten-Scheich Omar Abdel Rahman geleitet werde, habe auch Attentate auf Reisebusse verübt, dabei aber "keine Touristen getötet". Zu den Attacken auf die Wirtschaft des Landes habe sie das "unislamische und undemokratische Regime gezwungen".

Die Anschläge haben dem ägyptischen Tourismus seit November Einbußen von rund 1,2 Milliarden Mark gebracht.

Der Prozeß wurde anschließend auf Samstag vertagt.

Nach Jahren aus Koma erwacht

WIEN, 9. März (dpa). Ein österreichischer Landwirt, der sich 1987 bei einem Sturz vom Heuboden schwere Kopfverletzungen zugezogen hatte und seitdem im Koma lag, ist überraschend wieder zu Bewußtsein gekommen. Wie die Nachrichtenagentur APA am Dienstag berichtete, ist der 37jährige aus Oberösterreich ansprechbar, er ißt und trinkt und kann sich sogar an die Zeit vor dem Unfall erinnern.Ab 1. April Streiks im Osten IG Metall legt Kurs für den Kampf um den Tarifvertrag fest

FRANKFURT A. M., 9. März (dpa/FR). Im Tarifkonflikt der ostdeutschen Metall- industrie will die IG Metall am 1. April mit Streiks beginnen. Unmittelbar nach dem 31. März werden die Mitglieder zu Warnstreiks aufgerufen, teilte IG-Metall- Chef Franz Steinkühler nach einer Sitzung des Beirats (kleiner Gewerkschaftstag) am Dienstag in Frankfurt mit. Darüber hinaus bereite die IG Metall sich auf eine mögliche Urabstimmung vor, "weil der Erzwingungsstreik auch in dieser schwierigen Situation nicht mehr und nicht weniger als die Ultima ratio zur Lösung von Tarifkonflikten bleibt".

Die Arbeitgeber haben den Tarifvertrag, der eine Lohnanhebung von 72 auf 81 Prozent des West-Niveaus vorsieht, gekündigt. Sie wollen statt 26 Prozent mehr nur neun Prozent oder weniger zahlen.

Steinkühler lehnte ein Spitzengespräch mit den Worten ab: "Jetzt ist nicht Zeit zum Reden, jetzt ist Zeit zum Zahlen." Entgegen den "Greuelmärchen der Arbeitgeber" könnten die Betriebe die vereinbarte Steigerung bezahlen. Die Lohnstückkosten im Osten seien im Vergleich zu Westbetrieben von 179 Prozent im ersten Quartal 1991 auf 123 Prozent im vierten Quartal 1992 gesunken. Die besten ostdeutschen Metallbetriebe seien zudem an leistungsstarke westdeutsche Unternehmen wie Siemens, Daimler und VW verkauft worden, die "nicht bankrott" gingen, wenn in ihren ostdeutschen Filialen die vereinbarten Löhne gezahlt würden. Das gleiche gelte für jene 40 Prozent Betriebe, die bis zu ihrer Sanierung der Treuhand gehört hätten. Auch sei Metall im Gleichschritt mit anderen Branchen.

Die Deutsche Waggonbau AG (Berlin) mit 9500 Mitarbeitern schert aus der Tariffront der ostdeutschen Arbeitgeber aus. Der Vorstandsvorsitzende des Treuhandunternehmens, Peter Witt, kündigte auf einem Forum der Leipziger Messe an, die Löhne um mehr als lediglich neun Prozent zu erhöhen. Auch die Mitarbeiter im Osten müßten angemessen bezahlt werden, sagte Witt, der die Tarifpolitik von Gesamtmetall kritisierte.

Der Präsident des Industrie- und Handelstages, Hans Peter Stihl, sagte dem Handelsblatt, die IG Metall bereite einen politischen Streik vor, um die Steuerzahler zu Lohnsubventionen zu zwingen.

Wie das Busreisen zum Alptraum wird

Auf der manipulierten Diagrammscheibe des Fahrtenschreibers der Name der Ehefrau, im Reisebus nach Spanien ein 77jähriger "Ersatzfahrer", der nicht mehr richtig sehen kann, und als Angeklagter ein Busfahrer, der nach vier Stunden Schlaf angeblich "topfit" eine Reise antritt, die nach zehn Stunden in einer Katastrophe endet:

Der Konstanzer Prozeß gegen den 44jährigen Busunternehmer Gerhard Vogtmann aus Schwarzenbach/Saale, der am Steuer seines Busses im vergangenen September bei Donaueschingen verunglückte, zeigte gleich am ersten Tag exemplarisch, wie das Busreisen zum Alptraum werden kann. Bei dem Unfall von Donaueschingen kamen 21 Menschen ums Leben, 34 wurden verletzt. Insgesamt starben im vergangenen Sommer bei Busunglücken in Deutschland 52 Menschen. Mehr als 100, darunter viele Kinder, wurden schwer verletzt.

Der Angeklagte gab zu, zwei Tage vor der sonntäglichen Katastrophe von einer Spanienbusfahrt zurückgekommen zu sein. Seine Fahrtzeit auf der Rückfahrt: rund 16 Stunden. Nur neun Stunden wären erlaubt gewesen, und auch die nur mit den entsprechenden Pausen. Mit dabei, als eigentlich vorgeschriebener dritter Fahrer, war ein heute 77jähriger Mann, der wegen eines Leidens nicht einmal sein Vernehmungsprotokoll bei der Polizei lesen konnte. Seinen Namen setzten Vogtmann und sein Beifahrer einfach auf die Diagrammscheibe des Fahrtenschreibers.

Nach sechs Stunden Schlaf reinigte Vogtmann am Samstag seinen Bus und fuhr Fahrgäste nach Sachsen - auf dem Fahrtenschreiber stand aber der Name seiner Ehefrau. Dann, so der Staatsanwalt, stand der Angeklagte nach vier Stunden Schlaf mitten in der Nacht gegen 2.00 Uhr auf, fuhr zu seinem Bushof und holte die Reisegruppe in Hof ab. Um 11.40 Uhr endete die Wanderfahrt in Donaueschingen mit dem Unglück. Daß zu dieser Zeit der Fahrtenschreiber nicht in Ordnung war, ist möglicherweise tatsächlich ein technischer Defekt gewesen.

Für Vogtmann und wohl für viele Unternehmer in der "Haifischbranche Bustourismus" waren solche Manipulationen und der übermenschliche Streß anscheinend gang und gäbe. Vom kleinen Taxifahrer zum Unternehmer mit bis zu zehn Bussen und fünf angestellten Fahrern aufgestiegen, mußte der Franke die hohen Investitionen - ein moderner Bus kostet rund 600 000 Mark - erst einmal hereinfahren. Dazu kam der plötzliche Boom durch die Grenzöffnung, der Vogtmann plötzlich eine enorme Nachfrage aus Sachsen bescherte.

Doch auch die Kontrollbehörden müssen sich fragen lassen, ob sie sich energisch genug für die Einhaltung der Vorschriften einsetzen. Ein auf der hinteren Bank während der Fahrt schlafender Ersatzfahrer sei vom Gewerkaufsichtsamt eigentlich nie beanstandet worden, berichtet Vogtmann. Dabei gelten die Ruhevorschriften, so sie denn eingehalten werden, nur für den stehenden und nicht den fahrenden Bus. Heute steht der körperlich, seelisch und auch finanziell ruinierte Vogtmann vor einem Scherbenhaufen - vom Leid der Verunglückten und ihrer Angehörigen ganz zu schweigen.

FRANK HEIDMANN (dpa)

Schwarzfahren schwer gemacht

AMSTERDAM, 10. März (dpa). Für Amsterdams Schwarzfahrer brechen düstere Zeiten an: Wenn sie erwischt werden, haben sie künftig keine Chance mehr, dem Kontrolleur einen falschen Namen und eine falsche Adresse unterzuschieben. Die Amsterdamer Verkehrsbetriebe stellten jetzt ein neues "Adressen-Prüfgerät" vor, mit dem die Kontrolleure die Angaben der Schwarzfahrer überprüfen können. In der kleinen tragbaren Datenbank sind die Namen und Adressen sämtlicher gemeldeter Einwohner in den Niederlanden gespeichert.

Bisher mußten die Amsterdamer Behörden beim Eintreiben des fälligen Bußgeldes in zwei von drei Fällen feststellen, daß sie getäuscht worden waren. Vor einem Jahr wurden die Kontrolleure in den zitronengelben Straßenbahnen der niederländischen Hauptstadt deshalb versuchsweise mit Telefonen ausgestattet. Wenn sie "fündig" geworden waren, riefen sie kurz beim Einwohnermeldeamt an und fragten, ob die gemachten Angaben zutrafen.

Die Folge: Nur noch jeder zehnte Schwarzfahrer schaffte es, seine wahre Identität zu verheimlichen.

Öl im Grundwasser

WARSCHAU, 10. März (dpa). Bei dem inzwischen geräumten Stützpunkt der ehemaligen sowjetischen Kriegsmarine bei Swinemünde (Swinoujscie) sind rund eine Million Liter Treibstoff im Boden versickert. Wie die Leiterin des Amtes für Umweltschutz in Swinemünde, Wieslawa Jaworska, jetzt der Agentur PAP berichtete, befindet sich im Grundwasser ein riesiger Ölfleck, der weiterwandert und weitere Gebiete bedroht. Polen habe in Dänemark eine Spezialausrüstung gekauft, mit deren Hilfe der Treibstoff im Boden aufgespürt und eingegrenzt werden solle, um ihn zu neutralisieren.

Schneenotstand hält an

BUKAREST, 9. März (dpa). Der am Vortag für die östlichen und südöstlichen Regionen Rumäniens verkündete Schneenotstand ist auch am Dienstag beibehalten worden. Wie die Polizei meldete, sind noch immer fast alle Nationalstraßen in der Moldau, der Dobrudscha und den östlichen Kreisen der Donau- Tiefebene unbefahrbar. Zahlreiche Dörfer können seit mehreren Tagen nicht mit Lebensmitteln und Viehfutter versorgt werden, was besonders bei der Massenhaltung von Großvieh zu Katastrophenalarm geführt hat. Hinzu kommt der noch immer nicht behobene Stromausfall in nahezu 280 Dörfern, der schwere Verluste für Geflügelzüchter verursacht.

In Bukarest wurden am Dienstag die Hauptstraßen notdürftig geräumt. Der Verkehr ist aber nur für Geländefahrzeuge, Lkw und öffentliche Transportmittel gestattet. Viele Läden blieben ebenso wie die Tankstellen und alle Schulen geschlossen. Ab Nachmittag nahm der internationale Flughafen Bukarest-Otopeni seinen Betrieb wieder auf.

Die Schwarzmeerhäfen konnten wegen der heftigen Stürme auch am Dienstag ihre Tätigkeit nicht wiederaufnehmen. Auf der Höhe des Hafens Sulina an der Donaumündung ist ein aserbaidschanischer Benzintanker mit 4000 Tonnen Ladung auf einer Sandbank gestrandet.

Mibrag-Kumpel können endlich aufatmen Langfristiger Liefervertrag mit Stromkonzernen vereinbart / Modell für Nachbar Laubag?

MÜNCHEN (tma/dpa). Mehreren tausend Kohle-Kumpel in Sachsen und Sachsen-Anhalt winkt endlich eine gesicherte Zukunft. Die Vereinigten Mitteldeutschen Braunkohlewerke (Mibrag) in Bitterfeld haben mit den westdeutschen Stromkonzernen Bayernwerk, Badenwerk (Karlsruhe), Energie-Versorgung Schwaben (Stuttgart) sowie dem ostdeutschen Verbundunternehmen (Veag) zwei zunächst auf 40 Jahre befristete Lieferverträge abgeschlossen. In ihnen verpflichten sich die Stromerzeuger zu einer Abnahme von jährlich bis zu zehn Millionen Tonnen Rohbraunkohle aus dem Revier um Bitterfeld. Der Mibrag bringen die Kontrakte Einnahmen in der Größenordnung von zehn Milliarden Mark.

Der stellvertretende Vorstandschef des Bayernwerks, Otto Majewski, bezeichnet das Abkommen als "wichtigen Schritt für den Aufschwung Ost und die Sicherung von mehreren tausend Arbeitsplätzen im Braunkohlentagebau". Mit den Lieferverträgen verknüpft ist der Bau von zwei Braunkohle-Kraftwerksblöcken bei Lippendorf südlich von Leipzig. Für die "Öfen" mit einer Leistung von jeweils 800 Megawatt ist ein Investitionsvolumen von rund fünf Milliarden Mark veranschlagt. Für den einen ist die Veag zuständig. Der andere wird von den süddeutschen Elektrizitätserzeugern betrieben, bei denen das Bayernwerk mit einem 50-Prozent-Anteil die Federführung hat. Mindestens 60 Prozent der Wertschöpfung der neuen Kraftwerksblöcke sollen in Ostdeutschland erbracht werden.

Das gesamte Geschäft muß allerdings noch von den Aufsichtsgremien der beteiligten Unternehmen abgesegnet werden. Außerdem bedarf es aller Genehmigungen zur Errichtung und zum Betrieb des Kraftwerks sowie des angeschlossenen Kohlentagebaus in Schleenhain. Die Verträge, die von 1999 an mit der Inbetriebnahme des ersten Blockes umgesetzt werden sollen, gelten auch dann weiter, wenn die Mibrag einen neuen Eigentümer erhält, betont Majewski. Deshalb habe das anglo/amerikanische Konsortium NRG Energy/Powergen mit am Tisch gesessen, das mit der Treuhandanstalt über eine Übernahme der Mibrag verhandelt. Nicht mehr interessiert gewesen und im Januar ausgestiegen sei das Konsortium um die RWE-Tochter Rheinbraun.

Dafür sind die westdeutschen Stromkonzerne mittlerweile um so spitzer auf die Lausitzer Braunkohlen AG (Laubag) in Senftenberg. Majewski hofft, daß nun Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen über den Verkauf der Laubag komme, für die eine ähnliche Lösung wie bei der Mibrag gefunden werden könne. Um die Laubag mit ihren Vorkommen im südlichen Teil Brandenburgs bemühen sich RWE, Preussenelektra und das Bayernwerk. Dieses Trio will, falls es den Zuschlag bekommt, in der Region bereits bis 1997 vier Kraftwerksblöcke mit einer Gesamtleistung von 3200 Megawatt hochziehen. Die dafür erforderlichen Investitionen sollen um die zehn Milliarden Mark ausmachen.

Die Braunkohlenreserven im Mibrag- Revier und in der Lausitz werden auf rund 3,5 Milliarden Tonnen geschätzt. 1992 förderte die Mibrag rund 36 Millionen Tonnen. In den Gebieten Schleenhain und Profen ist laut Majewski künftig ein jährlicher Abbau von rund 20 Millionen bis 23 Millionen Tonnen vorgesehen. Das Bayernwerk ist davon überzeugt, mit dem jetzigen Konzept auch auf absehbare Zukunft gegen die subventionierte westdeutsche Steinkohle und gegen Billigimporte aus Drittländern bestehen zu können.

Die geschätzte langfristige Förderung für Laubag und Mibrag zusammen liegt bei jährlich 70 bis 80 Millionen Tonnen, wovon bis zu 90 Prozent in die Stromerzeugung gehen sollen. Während zu DDR- Zeiten noch rund 130 000 Arbeitnehmer im ostdeutschen Braunkohlenbergbau tätig waren und pro anno um die 300 Millionen Tonnen aus dem Boden buddelten, laufen die derzeitigen mittel- bis langfristigen Pläne auf einen Personalstand von weniger als 20 000 Leuten hinaus.

Handball-Weltmeisterschaft Schweden eröffnet mit einem Erfolg

Titelverteidiger Schweden gelang bei der Handball-Weltmeisterschaft der gewünschte Auftakt. Mit dem 21:16 (9:9) gegen Island gewann das Tre-Kronor- Team in Göteborg sein erstes Spiel der Vorrunden-Gruppe C und erfüllte sich damit das Wunschergebnis von Trainer Bengt Johansson vor 10 000 Zuschauern. Im Scandinavium hatten die Gastgeber der WM aber alle Mühe, die Isländer in die Schranken zu weisen. Überragender Spieler beim Weltmeister war der für den Bundesligisten TuS Schutterwald spielende Magnus Andersson, dem neun Tore gelangen, davon zwei durch Siebenmeter.

Bis zum 9:9 zur Halbzeit zeigten die Isländer, daß sie in dem Feld der besten 16 Mannschaften der Welt eine gute Außenseiterchance haben. Vor allem der für TURU Düsseldorf spielende Hedin Gilsson überzeugte mit seiner Wurfkraft und drei Toren. Dazu zeigte Torwart Oskarsson über 60 Minuten eine glänzende Partie, konnte aber die in der zweiten Hälfte stark auftrumpfenden Schweden auch nicht bremsen. Als ihrem Kapitän Per Carlen acht Minuten vor dem Abpfiff das 18:15 gelang, war die Partie gelaufen. dpa

Wrack in der Ostsee verliert Öl

WARSCHAU, 10. März (dpa). Aus dem Tank des am 14. Januar vor der deutschen Ostseeinsel Rügen gesunkenen polnischen Fährschiffs "Jan Heweliusz" strömt jetzt Treibstoff in die Ostsee. Wie der Chefnavigator der polnischen Reederei, Zbigniew Rabczuk, am Dienstag bestätigte, bildet sich an der Stelle, wo das Wrack liegt, an der Wasseroberfläche ein dünner Ölfilm in einer Länge von etwa 0,7 Seemeilen.

Obwohl das Leck noch nicht gefährlich für die Umwelt sei, müsse der Treibstoff so schnell wie möglich aus dem Tank des Wracks abgepumpt werden.

Eiskunstlauf-WM in Prag Guter Start von Wötzel/Steuer Kanadier Brasseur/Eisler boten den perfektesten Vortrag

Guter Auftakt für die deutschen Eiskunstläufer bei den Weltmeisterschaften in Prag: Nach dem Technikprogramm rangierten die Vize-Europameister Mandy Wötzel/Ingo Steuer (Chemnitz) auf dem dritten Platz. Den perfektesten Vortrag boten am Dienstag abend vor 4000 Zuschauern die zweifachen Vize-Weltmeister und Olympia-Dritten Isabelle Brasseur/Lloyd Eisler (Kanada). Dahinter folgten die die EM-Dritten Ewgenia Schischkowa/Wadim Naumow. Die zum engeren Favoritenkreis gezählten und mindestens auf einem Medaillenrang erwarteten Europameister Marina Eltsowa/ Andrej Buschkow (beide Rußland) belegten nur einen für sie arg enttäuschenden fünften Rang.

Dem deutschen Paar Peggy Schwarz/ Alexander König (Berlin), 1988 immerhin EM-Dritte, blieb nach einem Sturz beim Doppelaxel nur der zehnte Platz. Die Wiederholung des sechsten Rangs vom Vorjahr streben sie noch an und ihr Trainer Knut Schubert ist optimistisch: "Wenn wir dieses Ziel erreichen könnten, wären wir rundum zufrieden. Es wird aber bestimmt sehr knapp in der abschließenden Kür." "Eine Medaille kann man nicht als Maßstab vorgeben", meinte Monika Scheibe, Trainerin von Wötzel/Steuer noch vor der Kurzkür. Nach dem gelungenen WM-Auftakt jedoch keimen die Hoffnungen auf die erste Medaille bei Welt-Titelkämpfen seit vier Jahren wieder. 1989 war Claudia Leistner die letzte deutsche Läuferin, die auf das (silberne) WM-Treppchen sprang. Vor der Entscheidung in der abschließenden Kür - der Wettbewerb war bei Redaktionsschluß noch nicht beendet - war der Optimismus in den deutschen Reihen groß.

Sieben Wochen nach den Europameisterschaften sind Maja Usowa/Alexander Schulin auch bei der WM im Eistanzen auf Titelkurs. Das russische Duo gewann die beiden Pflichttänze (Westminster Walzer und Argentinischer Tango) vor ihren Landsleuten Oksana Gritschuk/Jewgeni Platow und den Finnen Susanna Rahkamo/Petri Kokko, die schon bei der EM in Helsinki die nächsten Plätze erreicht hatten.

Für das als einziges deutsches Paar am Start befindliche Duo Jennifer Goolsbee/ Hendryk Schamberger, reichte es nur zu Platz 12. Die Essener werden es schwer haben, ihr Klassenziel, unter die ersten zehn zu kommen, zu erreichen. dpa

Deutscher UN-Botschafter: Tür für Bedrohte offen

NEW YORK, 10. März (Reuter/dpa). Menschen, deren Leben in Gefahr ist, werden nach den Worten des deutschen Botschafters bei den Vereinten Nationen (UN), Detlev Graf zu Rantzau, auch weiterhin in Deutschland offene Türen vorfinden. Auf einem Symposion in New York nannte Graf Rantzau am Dienstag abend die Aufnahmebereitschaft Deutschlands für Flüchtlinge und den Einsatz von Hilfsgütern weltweit "beispielhaft". Er verwies darauf, daß Deutschland allein 1992 rund 250 000 Flüchtlinge aus den Bürgerkriegsgebieten des ehemaligen Jugoslawien aufgenommen habe - etwa die gleiche Zahl, wie von allen anderen europäischen Nationen zusammen aufgenommen wurden. Im gleichen Zeitraum hätten 438 000 Menschen in der Bundesrepublik politisches Asyl beantragt.

Man müsse aber sehen, daß die deutschen Mittel zur Erleichterung des Schicksals von Flüchtlingen, ungeachtet ihrer Fluchtgründe, begrenzt seien, fügte Rantzau hinzu. Insbesondere diejenigen, die aus wirtschaftlichen Gründen auf der Suche nach einer neuen Existenz nach Deutschland kämen, könnten "nicht alle akzeptiert werden". Die Deutschen seien sich aber ihrer historischen Verpflichtung bewußt, alles zu tun, um der Fremdenfeindlichkeit zu begegnen und Flüchtlingen zu helfen.

Rantzau wollte aber auch die Ausschreitungen gegen Ausländer nicht "beschönigen". Deutschland sei ein liberales, weltoffenes Land, dessen Menschen auf Ausländerfeindlichkeit und Rassisimus gerade in jüngster Vergangenheit mit Trauer und Entrüstung reagiert hätten. Die zahllosen Demonstrationen von Millionen Menschen seien dafür der lebende Beweis. Die Bundesrepublik habe politische Maßnahmen ergriffen, um Randalierer zu bestrafen und fremdenfeindliche Übergriffe zu verhindern.

Theodorakis zieht sich aus Politik zurück

ATHEN, 10. März (dpa). Der berühmte griechische Komponist und Musiker Mikis Theodorakis zieht sich aus der Politik zurück und verschreibt sich fortan ausschließlich der Musik. Theodorakis erklärte am späten Dienstag abend in Athen, er lege sein Amt als Abgeordneter der konservativen Regierungspartei nieder, um sich voll und ganz seiner neuen Aufgabe als Musikdirektor des staatlichen griechischen Rundfunks widmen zu können.

Zur Person:

PETER HARTMANN, Leiter der außenpolitischen Abteilung im Bundeskanzleramt, soll nächster Botschafter in London werden, wie informierte Kreise in Bonn bestätigten. Damit ist nach einer Absprache zwischen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Außenminister Klaus Kinkel (FDP) einer der Spitzenposten der deutschen Diplomatie für den 57jährigen Sicherheitsberater des Regierungschefs vorgesehen. Auch der jetzige Botschafter in London, Hermann von Richthofen, war zuvor außenpolitischer Abteilungsleiter im Kanzleramt gewesen. Über seine weitere Verwendung wurde dem Vernehmen nach noch nicht entschieden. (dpa)

Benzinpreis-Votum gefordert

BONN, 9. März (dpa). Das Bündnis 90/ Die Grünen hat in einem am Dienstag im Bundestag eingebrachten Entschließungsantrag eine Erhöhung der Mineralölsteuer um 13 Pfennig ab 1. Juli 1993 und eine umgehende namentliche Abstimmung im Parlament darüber gefordert. Wie eine Sprecherin auf dpa-Anfrage ergänzend mitteilte, soll die Abstimmung am Freitag im Anschluß an eine Debatte über die Ergebnisse des Umweltgipfels von Rio erfolgen.

Der verkehrspolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Klaus-Dieter Feige, begründete den Vorstoß damit, daß angesichts "der konfusen Diskussion der Koalition" in der vergangenen Woche endlich ein Signal gesetzt werden müsse. Eine Erhöhung der Mineralölsteuer um 13 Pfennig pro Liter "ist nur ein kleiner Schritt, aber immerhin in die richtige Richtung". Man sei insbesondere gespannt, wie sich die FDP-Fraktion verhalten werde.

Bonn verschenkt Sowjetland

BONN, 9. März (dpa). Die Bundesregierung will die zum Teil erheblich umweltbelasteten 250 000 Hektar Militärflächen der ehemaligen Sowjetarmee an die ostdeutschen Länder verschenken, soweit der Bund nicht selbst - beispielsweise für Truppenübungsplätze - weiter Anspruch geltend macht. Die Abgabe an die Länder solle in "Paketen" erfolgen, damit sich die Länder nicht die Filetstücke aus der Gesamtfläche in Größe des Saarlandes herausschnitten, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Finanzministerium, Jürgen Echternach (CDU), am Dienstag.

Die Länder hätten sich trotz der Übernahme der Investitionsverpflichtung zur Beseitigung der Altlasten bisher interessiert gezeigt, sagte der Staatssekretär. Er gehe davon aus, daß sich die Länder im zweiten Gespräch der Staatssekretäre bis zum 13. April eine Meinung über ihren Flächenbedarf gebildet hätten. Die Umweltprüfung sei in 40 bis 50 Prozent der Gesamtfläche bisher abgeschlossen.

Zwölf Prozent der Grundstücke seien im beplanten Innenbereich der Kommunen, betonte Echternach, und eigneten sich besonders für den Wohnungsbau.

Kinkel umwirbt Norwegen

BONN, 9. März (dpa). Nach Gesprächen mit seinem Amtskollegen Thorvald Stoltenberg hat Bundesaußenminister Klaus Kinkel am Dienstag Norwegen als künftigen "potenten Partner" in der EG begrüßt. Die Beitrittsverhandlungen sollen am 5. April beginnen, wobei das Problem in dem starken Widerstand zu suchen sein dürfte, den es in Norwegen gegen einen EG-Beitritt gibt.

Zur Lage in Jugoslawien stimmten die Minister überein, daß der Konflikt "nun endlich einer Lösung zugeführt werden muß", wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes bekanntgab. Es dürfe nicht länger zugelassen werden, daß die Serben während der laufenden Verhandlungen neue Fakten schüfen.

Césars für "Wilde Nächte", "Indochine", "High Heels"

PARIS. Der Film "Les Nuits fauves" (Wilde Nächte), der einzige Film des am Freitag an der Immunschwächekrankheit Aids gestorbenen französischen Jungfilmers Cyril Collard, ist bei der 18. César- Verleihung von der französischen Filmakademie als bester Film des Jahres 1992 ausgezeichnet worden. Gleichzeitig erhielt der autobiographische Film Césars für das beste Erstlingswerk, den besten Schnitt und die beste Nachwuchsdarstellerin Romane Bohringer.

Bester ausländischer Film wurde die Komödie "High Heels" (Tacones lejanos) des Spaniers Pedro Almodóvar. Insgesamt fünf Césars holte sich der in Vietnam spielende Kassenschlager "Indochine" von Regis Wargnier mit Catherine Deneuve als beste Schauspielerin und Dominique Blanc in der besten Nebenrolle sowie mit den Preisen für Ausstattung, Ton und Bild. "Indochine" erhielt bereits den amerikanischen Filmpreis "Golden Globe" und ist auch für einen Oscar nominiert.

Der große Verlierer war "Der Liebhaber" von Jean-Jacques Annaud nach dem gleichnamigen Roman von Marguerite Duras, der ebenfalls das Thema Indochina behandelt. Weil "Der Liebhaber" in englischer Originalsprache gedreht wurde, war er von dem Wettbewerb um den besten Film des Jahres ausgeschlossen worden. Mit ihrer Entscheidung, im Interesse des Schutzes der nationalen Filmkunst nur noch Filme in französischer Originalsprache zu den Césars zuzulassen, hatte die Filmakademie bei Regisseuren und Produzenten einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Nachdem Annaud und sein Kollege Claude Berri aus Protest aus der Filmakademie ausgetreten waren, kam es zu einem Kompromiß. Demnach können nicht-französischsprachige Produktionen künftig zumindest in den Nebenkategorien nominiert werden. afp

Friedenshoffnungen im vergessenen Krieg in Berg-Karabach

Im kaukasischen Bergland von Nagorny Karabach dauert es etwas länger, bis der Winter dem Tauwetter weicht - und doch regt sich zwischen den Schneegipfeln dieser vom Krieg geschüttelten Region neues Leben, neue Hoffnung. Die mehrheitlich armenischen Bewohner der Gebietshauptstadt Stepanakert nutzen die ersten sonnigen Tage des Jahres, um nach Kräften die vom Krieg gezeichneten Häuserfassaden wiederherzurichten. Seit die armenischen Kampfeinheiten die Gegend um Stepanakert im Griff haben, heilen die Wunden des Krieges hier etwas schneller. Mehrere tausend Tote hat es in dem blutigen Konflikt um die Unabhängigkeit von Aserbaidschan schon gegeben.

Seit Tagen schweigen die Waffen jenseits der Front. Vom Hauptquartier der Aserbaidschaner in Agdam scheint zur Zeit keine Bedrohung auszugehen. Anders als in der armenischen Hauptstadt Eriwan, gut 200 Kilometer westlich, gibt es in Stepanakert keine Probleme mit der Wasser- und Stromversorgung. Nachdem die armenischen Einheiten am 5. Februar ihre jüngste Offensive einleiteten, haben sich die Aserbaidschaner darauf verlegt, wenigstens im Norden die Stellungen zu halten. Sie verschanzen sich rund um Mardakert - nach armenischer Darstellung inzwischen die letzte größere Stadt in Nagorny Karabach, die noch der Kontrolle der Aserbaidschaner unterworfen ist.

An der Geschäftigkeit der Uniformierten, die durch die Straßen Stepanakerts ziehen, ist abzulesen, daß die Kämpfe ein paar Bergkuppen weiter noch nicht ausgestanden sind. Das Pressezentrum des armenischen Parlaments in Stepanakert wird nicht müde, immer neue Erfolgsmeldungen zu verbreiten. Inzwischen sollen die "Einheiten der Selbstverteidigung" bis auf zehn Kilometer an Mardakert herangerückt sein. Unterwegs hätten sie zwei Dörfer erobert. Als nächstes müsse das Dorf Metschen fallen, von dem dann der Blick auf Mardakert unmittelbar frei sei.

Während der jüngsten Gefechte haben die Aserbaidschaner nach diesen Angaben 300 Kämpfer verloren. So panikartig hätten ihre Verbände das Schlachtfeld geräumt, daß sie die Gefallenen zurückließen. Sogar das Angebot, die Leichen an die Regierung in Baku zu überstellen, sei abgelehnt worden, wird in Stepanakert berichtet.

Zu den Erfolgsmeldungen der Armenier gehört ferner, daß sie am Sarsang- Staudamm und dem nördlichen Terter- Fluß die Kontrolle übernommen haben. Dies wurde in Stepanakert als "harter militärischer Rückschlag" für Aserbaidschan gefeiert. Von der Wasserversorgung durch den Terter hängen in der Grenzregion auf aserbaidschanischer Seite zahlreiche Baumwollpflanzungen ab. Armenische Freiwilligenverbände haben sich als nächstes Ziel gesteckt, die Gegend um Schaumjan zu "befreien" - eine weitere, winzige Enklave der Armenier auf aserbaidschanischem Gebiet. PATRICK KAMENKA (AFP)

Auch die Bundeswehr will Hilfsgüter abwerfen

FRANKFURT A. M., 9. März (AFP/ Reuter). Die US-Luftwaffe hat in der Nacht zum Dienstag zum neunten Mal Hilfsgüter über Ostbosnien abgeworfen. Sechs Frachtflugzeuge warfen 36,3 Tonnen Lebensmittel und 4,3 Tonnen Medikamente und medizinisches Material über dem Großraum der Städte Srebrenica und Gorazde ab. Die sechs Maschinen vom Typ C-130 seien am frühen Morgen ohne Zwischenfälle auf den Frankfurter US-Luftwaffenstützpunkt Rhein-Main zurückgekehrt. In einer Erklärung des US-Kommandos hieß es, Srebrenica und Gorazde seien nach Abstimmung mit dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge als Ziel ausgesucht worden, weil dort zunehmend Flüchtlinge zu versorgen seien. Außerdem seien seit Wochen keine Hilfslieferungen mehr in die beiden Städte gekommen, hieß es. Seit Beginn der US-Aktion am 1. März sind 256 Tonnen Lebensmittel und Medikamente über Ostbosnien abgeworfen worden. Auch Sarajewo wurde am Dienstag aus der Luft versorgt. Drei C-130-Maschinen brachten 86,8 Tonnen Hilfsgüter und Nahrungsmittel in die bosnische Hauptstadt.

Die Bundeswehr wird sich möglicherweise noch in diesem Monat mit mehreren Transall-Transportmaschinen an der US-Abwurfaktion für Ost-Bosnien beteiligen. Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums üben mehrere Besatzungen der Standorte Landsberg (Bayern) und Hohn (Schleswig-Holstein) Nachtformationsflüge. Mitte der Woche sollen erstmals gemeinsame Übungsflüge mit der US-Luftwaffe stattfinden. Die Bundeswehr beteiligt sich seit August 1992 an der Versorgung von Sarajewo.

Nach dem Beginn der US-Luftbrücke für Ost-Bosnien hatte die deutsche Luftwaffe am Montag vergangener Woche ihre täglichen Flüge von zwei auf vier verdoppelt. Damit sollen die US-Streitkräfte entlastet werden.

Die EG-Kommission kündigte unterdessen an, sie werde Hilfsgüter für die Abwurfaktion bereitstellen. Eine finanzielle Unterstützung der Luftbrücke wurde nicht in Betracht gezogen. Das sagte Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) am Rande der EG-Außenministerkonferenz in Brüssel. Die britische Regierung gab ihrerseits bekannt, daß sie Lebensmittel im Wert von 250 000 Pfund (600 000 Mark) beisteuern werde.

Ein Hilfskonvoi des UN-Flüchtlingskommissariats brach am Dienstag morgen von Belgrad aus in den Osten Bosnien-Herzegowinas auf. Die Lastwagen sollen Medikamente sowie Decken und Matrazen in die seit zehn Monaten von serbischen Einheiten belagerte Ortschaft Konjevic Polje bringen. Die moslemischen Bewohner haben seit November keine Hilfen mehr erhalten. Bei schweren Kämpfen zwischen Serben und Moslems nach Beginn der moslemischen Offensive im Osten Bosniens gab es nach serbischen Angaben Tote und Verwundete auf beiden Seiten. Die Militärführung der bosnischen Serben bestätigte über die proserbische Agentur SRNA am Montag abend heftige Gefechte vor allem bei Jezero, rund zehn Kilometer von der Grenze zu Serbien in Richtung Srebrenica.

Der Militärchef der bosnischen Moslems, Sefer Halilovic, hatte von einer "Gegenoffensive" gesprochen, die auf Konjevic Polje und Vlasenica ziele, um die Serben von der Verbindungslinie nach Pale abzuschneiden. Zugleich haben die Moslems erklärt, die Offensive solle ein drohenes Massaker der Serben an Zivilisten verhindern, die in der verschneiten Bergregion Ostbosniens von den Serben von aller Hilfe abgeschnitten seien.

Der UN-Botschafter der USA, Reginald Bartholomew, schließt einen Einsatz von US-Bodentruppen in Bosnien "im gegenwärtigen Stadium" aus. Die Sprecherin von US-Präsident Bill Clinton, Dee Dee Myers, hatte zuvor betont, daß die USA "keinerlei Vorbereitung" für eine Entsendung von Truppen nach Bosnien getroffen hätten.

Lafontaine setzt trotzdem auf Engholm

HANNOVER, 9. März (AFP). Der stellvertretende SPD-Parteivorsitzende Oskar Lafontaine hat Spekulationen um eine Ablösung von SPD-Chef Björn Engholm als SPD-Kanzlerkandidat zurückgewiesen. "Der nächste Bundeskanzler heißt Engholm", sagte Lafontaine in einem Interview der in Hannover erscheinenden Neuen Presse. Der saarländische Ministerpräsident betonte, er sei trotz der Wahlschlappe der Sozialdemokraten in Hessen überzeugt, daß die SPD die Bundestagswahl 1994 gewinne. Bundesweite Umfragen zeigten, daß die SPD deutlich über 40 Prozent liege, während die CDU gegenüber der Bundestagswahl 1990 um zehn Prozent absacke.

Frau Clinton für billige Gesundheitsreform

WASHINGTON, 9. März (AFP). Zur Reform des Gesundheitswesens in den USA will die "First Lady" Hillary Clinton nicht auf eine höhere Besteuerung der Mittelklasse zurückgreifen, sondern auf Einsparungen in der Verwaltung und auf höhere Tabaksteuern. "Es wird keine allgemeine Erhöhung der Steuern für die Mittelklasse geben - wir suchen nach anderen Möglichkeiten", sagte die Frau des US-Präsidenten Bill Clinton, die für die Reform des Gesundheitswesens zuständig ist, am Montag vor Journalisten in Washington. Ziel der von Hillary Clinton geleiteten Arbeitsgruppe ist es, für alle Bürger der Vereinigten Staaten den Zugang zur öffentlichen Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.

Briten suchen nach Kriegsverbrechern

LONDON, 9. März (AFP). Eine Gruppe britischer Polizisten ist am Montag zu den Falkland-Inseln (Malvinas) abgereist, um dort Vorwürfen nachzugehen, wonach britische Soldaten während des Krieges mit Argentinien 1982 Kriegsverbrechen begangen haben sollen. Das teilte Scotland Yard am späten Montag abend mit. Das Verteidigungsministerium in London hatte im August vergangenen Jahres die Einleitung von Ermittlungen zu diesen Beschuldigungen angekündigt. Zu Beginn dieses Jahres hatten bereits zwei britische Polizisten auf den Falkland-Inseln mit den Bewohnern und örtlichen Behörden über die Vorwürfe gesprochen.

Fischer wollten Markt stürmen

NANTES/LONDON, 9. März (AFP/dpa). Beim Versuch, den Großmarkt von Nantes zu stürmen, haben etwa 800 Fischer aus Westfrankreich in der Nacht zum Dienstag der französischen Polizei stundenlange Straßenschlachten geliefert. Nach Polizeiangaben wurden sieben Polizisten verletzt. Über verletzte Demonstranten lagen keine Angaben vor. Die Fischer protestierten gegen Fischimporte zu Niedrigpreisen.

Die Polizei trieb die Demonstranten mit Tränengas von der abgesperrten Martkhalle zurück. Die Fischer setzten ihrerseits Kisten in Brand und schleuderten Wurfgeschosse auf die Sicherheitskräfte. Fischer drangen in das Kühlhaus eines Importeurs ein und vernichteten dort Fisch und Meeresfrüchte aus dem Ausland.

Im schottischen Hafen Peterhead stürmten in der Nacht zum Dienstag Dutzende von Fischern ein russisches Fischverarbeitungsschiff und schütteten Öl auf die Ladung. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben niemanden fest, stellte aber später eine Wache für das Schiff ab.

Asylheim-Anschlag aufgeklärt

MANNHEIM, 9. März (AFP). Der Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim im nordbadischen Reilingen vom Oktober 1991 ist aufgeklärt. Wie die Mannheimer Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte, gestanden zwei Mitglieder einer rechtsextremistischen "Aktionsfront Nationaler Kameraden" die Tat. Die beiden jungen Männer, zur Tatzeit 16 und 17 Jahre alt, hatten nach eigenen Angaben im Flur des Ausländerheimes Feuer gelegt, weil sie durch die Brandanschläge in Hoyerswerda zu der Tat "angeregt" worden seien. Bei dem Anschlag war niemand verletzt worden, weil die Heimbewohner das Feuer rechtzeitig entdeckt hatten.

Weniger rassistische Delikte

DÜSSELDORF, 9. März (AFP). Die Zahl der fremdenfeindlichen und rassistischen Straftaten in Nordrhein-Westfalen ist nach Angaben der Düsseldorfer Landesregierung seit Jahresbeginn deutlich zurückgegangen. Während im November 1992 noch 389 ausländerfeindliche Delikte gezählt worden seien, hätten die Behörden im Februar 1993 noch 100 Straftaten registriert, teilte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Schnoor (SPD) am Dienstag in Düsseldorf mit.

Schnoor wertete den rückläufigen Trend zugleich als Indiz für einen Stimmungsumschwung in der Bevölkerung sowie für eine erfolgreiche Arbeit der nordrhein-westfälischen Behörden. Es sei der Polizei gelungen, potentielle Täter zu verunsichern und abzuschrecken.

In Nordhein-Westfalen arbeiten seit Herbst 1992 rund 150 Polizeibeamte in 17 "Ermittlungsgruppen fremdenfeindliche Straftaten". NRW ist das einzige Bundesland mit derartigen Ermittlungsgruppen.

Angola vor langem Krieg

LUANDA, 9. März (AFP). Der Generalstabschef der angolanischen Streitkräfte, Joao de Matos, rechnet mit einem länger anhaltenden Bürgerkrieg in Angola. Das Land müsse sich darauf einstellen, sagte Matos am Dienstag vor Journalisten. Gleichzeitig gab er die Einnahme der Stadt Huambo durch die Rebellen der rechtsgerichteten Unita zu. Die Regierungstruppen seien aus strategischen Gründen abgezogen worden, da sie zahlenmäßig unterlegen gewesen seien. Die Armee sei aber "heute in einer besseren Verfassung als gestern". Die Lage werde sich schnell ändern.

Der Leiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Angola, Christopher Harnish, forderte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP für Hilfsorganisationen den Zugang nach Huambo, der zweitgrößten Stadt Angolas. Dort gibt es schätzungsweise 15 000 Verletzte.

Raketenangriff auf Kabul

KABUL, 9. März (AFP/Reuter). Trotz eines Waffenstillstands ist die afghanische Hauptstadt Kabul von oppositionellen Mojaheddin-Gruppen in der Nacht zum Dienstag erneut mit etwa 70 Raketen beschossen worden. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Bachtar wurden bei dem Angriff 22 Zivilisten getötet und etwa 150 verletzt. Für den Beschuß seien die Hesb-i-Islami-Rebellen des Paschtunenführers Gulbuddin Hekmatyar und die schiitische Miliz Hesb-i-Wahdat verantwortlich. Die Angriffe hätten sich auf Stadtteile im Norden Kabuls konzentriert. Die afghanische Armee habe das Feuer erwidert. Nach Regierungangaben wurden bei den Kämpfen 22 Menschen getötet und 150 verletzt.

Am Sonntag hatten sich Vertreter der meisten verfeindeten afghanischen Parteien in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad auf einen Waffenstillstand geeinigt.Notstand in Teilen Bulgariens

SOFIA, 9. März (AFP). Die Armee und der bulgarische Zivilschutz haben am Sonntag und Montag 518 Menschen gerettet, die nach einem Schneesturm auf den Straßen in Nordost-Bulgarien in ihren Autos festsaßen. Dies teilte am Dienstag in Sofia ein Sprecher des Zivilschutzes mit. Die Gegend sei zum Katastrophengebiet erklärt worden. Nach Angaben von Verteidigungsminister Valentin Alexandrow weigerten sich die Fahrer einiger besonders stark eingeschneiter Autos, ihre Fahrzeuge zu verlassen. Sie hätten befürchtet, sie könnten ihren Wagen nicht mehr wiederfinden.

Über 400 Ortschaften in Nordost-Bulgarien waren ohne Strom, rund 300 Orte waren wegen des Stromausfalls von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten, weil die Pumpen mit Strom arbeiten. Die Schneefälle dauerten am Dienstag an.

"Auftrieb für Vorurteile"

BONN, 9. März (AP). Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Cornelia Schmalz-Jacobsen, hat den Erlaß von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) kritisiert, der die Arbeitserlaubnis für Ausländer aus Staaten außerhalb der EG einschränkt. Der Erlaß sei durch seine Sprache geeignet, unter der ausländischen Bevölkerung große Unruhe zu erregen und "Auftrieb für das Vorurteil", Ausländer nähmen Deutschen die Arbeits- plätze weg, rügte die FDP-Politikerin.

Der von Blüm an die Landesarbeitsämter versandte Erlaß verfügt, daß Arbeitnehmer aus Nicht-EG-Ländern künftig nur noch dann eine Arbeitserlaubnis in Deutschland erhalten, wenn ein Arbeitsplatz nicht mit einem Deutschen oder einem ihm gleichgestellten Ausländer besetzt werden kann.

Die SPD hat keine Einwände gegen den Blüm-Erlaß. Allerdings habe sich Blüm selbst eine Rüge erteilt, sagte der sozialpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Ottmar Schreiner. 1992 hätten 1,5 Millionen Menschen vorwiegend aus Osteuropa eine Arbeitserlaubnis erhalten, doch viele Stellen hätten "mit Sicherheit" an Arbeitslose vermittelt werden können, meinte Schreiner.

In der EG werden 6000 Kinder vermißt Europa-Parlamentarier besorgt über Zunahme von Kindesentführungen / Oft Streit um Sorgerecht

STRASSBURG, 10. März (AFP). Besorgt über die Zunahme von Kindesentführungen in der Europäischen Gemeinschaft hat sich das Europa-Parlament geäußert. Derzeit seien in den zwölf Ländern der EG rund 6000 Kinder als vermißt gemeldet, heißt es in einem am Dienstag in Straßburg veröffentlichten Bericht des Ausschusses für Bürgerrechte. Ein Großteil dieser Kinder sei von einem Elternteil entführt worden, der nach der Trennung vom Partner nicht das Sorgerecht erhalten habe. Es sei zu befürchten, daß mit dem Wegfall der Grenzkontrollen im Binnenmarkt die Zahl der grenzüberschreitenden Kindesentziehungen noch weiter anwachsen werde, stellte das Parlament fest.

In einer Resolution forderten die Abgeordneten die EG-Mitgliedsstaaten auf, unverzüglich Maßnahmen zu treffen, um die Entführung von Kindern durch den nicht-sorgeberechtigten Elternteil zu verhindern. Dazu sei vor allem eine enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit von Justiz und Polizei und die Schaffung eines internationalen Registers für vermißte Kinder nötig. Ferner müßten die Mitgliedsstaaten die Strafen für Kindesentführung - sei es durch einen Elternteil oder durch Dritte - angleichen und verschärfen.

Das Parlament forderten die EG-Länder ferner auf, bi-nationale Paare ausreichend über die Sorgerechtsprobleme zu informieren, die sich im Falle einer Trennung oder Scheidung ergeben können. Dazu sollten eigene Beratungsstellen eingerichtet werden. Ferner sollten internationale Familienschlichtungsstellen eingerichtet werden, die bei Streitigkeiten über Sorgerechtsfragen tätig werden könnten.

Der Europarat hat bereits 1980 eine Konvention verabschiedet, die Kindesentführungen durch einen Elternteil vermeiden helfen soll. Die Unterzeichner dieser Konvention verpflichten sich zur gegenseitigen Anerkennung von Sorgerechtsentscheidungen.

Mehrere Mitgliedsstaaten des Europarats, darunter die Türkei, sind dieser Konvention aber bisher nicht beigetreten - ebensowenig die Maghreb-Staaten (Tunesien, Nord-Algerien, Marokko). Zahlreiche Kindesentführungen ins Ausland durch einen Elternteil betreffen aber gerade diese Länder - in Frankreich gilt dies beispielsweise für über 50 Prozent aller bekannten Fälle.

Aserbaidschan will Garantie

ANKARA, 9. März (AFP). Der aserbaidschanische Präsident Abulfas Eltschibey hat laut türkischer Tageszeitung Hürriyet vom Dienstag die USA, Rußland und die Türkei um eine "Sicherheitsgarantie für jede Regelung des Konfliktes zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Provinz Nagorny Karabach" gebeten. Ein mögliches Friedensabkommen zwischen den beiden Staaten müsse auch von Vertretern der USA, Rußlands und der Türkei unterzeichnet werden. "Die USA haben Einfluß auf Armenien", sagte Eltschibey. Die aserbaidschanischen Streitkräfte hatten in den vergangenen Wochen schwere Gebietsverluste im Kampf mit den armenischen Truppen hinnehmen müssen.

Der aserbaidschanische Präsident begrüßte die türkisch-russische Initiative um eine friedliche Lösung des Konfliktes um das mehrheitlich von Armeniern bewohnte Gebiet in Aserbaidschan, hieß es in dem Blatt.

Die Türkei und Aserbaidschan vereinbarten den Bau einer 1060 Kilometer langen Pipeline von Baku zur türkischen Stadt Ceyhan am Mittelmeer. Damit wurde eine Forderung der Türkei erfüllt, die den Export aserbeidschanischen Öls über Georgien zum Schwarzen Meer wegen der gefährlichen Meerenge am Bosporus abgelehnt hatte.

Zoll stoppt Wagen für Serbien

HANNOVER, 9. März (AFP). Neun für Serbien bestimmte Kastenwagen, die am Montag abend auf der Fahrt nach Belgrad an der Autobahnraststätte Hannover-Allertal vom Zoll gestoppt wurden, müssen wieder nach Dänemark zurückgebracht werden. Wie die Staatsanwaltschaft Hannover am Dienstag mitteilte, hat sich die Lieferfirma zur Rückführung bereit erklärt. Das Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das UN-Embargo gegen Serbien und Montenegro werde von der Staatsanwaltschaft Kiel geführt.

Für die geschlossenen Kastenwagen, die auf weißem Grund ein rotes Kreuz aufwiesen, lag nach Angaben der Staatsanwaltschaft keine Sonderausfuhrgenehmigung aus Dänemark vor. Dies sei aber nach den Embargobestimmungen der UN erforderlich. Die dänischen Fahrer der Kastenwagen hätten lediglich eine Spendenbescheinigung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) vorzeigen können. Der Leiter des Kieler Zollfahndungsamtes sagte, das IKRK wolle die Kleinbusse dem Roten Kreuz in Belgrad schenken.

Petition an Birmas Regierung

BONN, 9. März (AFP). Mehr als 200 Abgeordnete des Deutschen Bundestages haben in einer Petition an die birmanische Militärführung die Freilassung der seit 1989 unter Hausarrest stehenden Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gefordert. Als Sprecher des interfraktionellen Arbeitskreises Birma sagte der SPD-Abgeordnete Klaus Kübler am Dienstag vor der Presse in Bonn, noch vor der Sommerpause solle im Bundestag eine Debatte über die Menschenrechtsverletzungen in Birma stattfinden.

"Die Lage in Birma ist genauso dramatisch wie in Kambodscha", betonte der Chef der Exil-Regierung, Sein Win, der zuvor von Kübler und dem CDU-Abgeordneten Friedbert Pflüger empfangen worden war. Pflüger machte die Militärregierung für "brutale Menschenrechtsverletzungen" verantwortlich. Er sagte, es sei "ein Trauerspiel, daß wir zu dieser Regierung Kontakte unterhalten müssen".

G-7-Sondergipfel zu Rußland

WASHINGTON, 9. März (AFP). US-Präsident Bill Clinton hat am Dienstag einen Sondergipfel der sieben größten Industrienationen (G-7) über die Hilfe für Rußland angekündigt. Dieser solle noch vor Juli stattfinden, sagte Clinton im Weißen Haus in Washington.

(Weitere Berichte Seite 2)

Afghanischen Friedenspakt zurückhaltend beurteilt

NEW YORK, 10. März (AFP). UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali hat mit Zurückhaltung auf das am Sonntag geschlossene Friedensabkommen für Afghanistan reagiert. Die Vereinbarung "mache den Weg" zum Frieden und zur Bildung einer repräsentativen Regierung "frei", sagte Butros-Ghali am Dienstag in New York. Der UN-Generalsekretär hoffe, sagte sein Sprecher, daß der vereinbarte Waffenstillstand die Sicherheitsbedingungen in dem zentralasiatischen Land verbessern werde und humanitäre Hilfe künftig ohne Schwierigkeiten geleistet werden könne.

Die afghanische Hauptstadt Kabul wurde am Dienstag ungeachtet der Friedensvereinbarung erneut mit Raketen beschossen. Die schiitische Modjaheddin- Fraktion Hezb-e Wahdat habe 66 Raketen auf Wohnbezirke abgefeuert, berichtete Radio Kabul. Dabei seien mindestens 27 Menschen getötet und 105 weitere verletzt worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Bachtar hatte zuvor berichtet, bei einem Raketenangriff seien in der Nacht zum Dienstag 22 Zivilisten getötet und etwa 150 verletzt worden.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingskommissariats sind im vergangenen Jahr schätzungsweise 1,5 Millionen Flüchtlinge des afghanischen Bürgerkrieges in ihre Heimat zurückgekehrt.

(Siehe auch nebenstehenden Kasten)

Frankfurter FDP-Vorstand tritt zurück

FRANKFURT A. M., 9. März (lhe). Der Frankfurter FDP-Vorstand hat die Konsequenzen aus seinem Wahldebakel vom Sonntag gezogen und ist geschlossen zurückgetreten. Der Rücktritt zum 19. April 1993 und Neuwahlen am selben Tag sollten zugleich ein "Aufbruch-Signal" und die Möglichkeit für eine neue programmatische, strategische und organisatorische Ausrichtung des Kreisverbandes sein, teilte der Vorsitzende und gescheiterte Spitzenkandidat Hans-Joachim Otto am Dienstag mit. Der Frankfurter FDP war bei den Kommunalwahlen am Sonntag ihr vierter Versuch einer Rückkehr in den Römer mißlungen.

Kantinen zeigen Appetit Im hessischen Gastgewerbe sind die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent gestiegen. Nach Abzug der Preissteigerung habe der Zuwachs aber nur noch 0,4 Prozent betragen, teilte das Statistische Landesamt mit. Dabei verzeichneten die Kantinen einschließlich der Catering-Betriebe in Hessen den größten Zuwachs in Höhe von 14 Prozent (real zehn). Sowohl die Gaststätten, als auch die Hotels und Pensionen hätten dagegen Umsatzeinbußen hinnehmen müssen.In Langen: Extra-Müllgebühren für die Taxifahrer

LANGEN. Gegen einen angeblich bundesweit einzigartigen Fall von Müllgebühren für Kippen aus Aschenbechern haben sich vier Taxibesitzer "mit sieben oder acht Fahrzeugen" aus Langen im Kreis Offenbach erfolgreich gewehrt.

Die Stadt hatte ihnen jeweils 231 Mark Jahresgebühr für die Beseitigung ihres Mülls aus Papierkörben an den Taxiplätzen in Rechnung gestellt. In einem Widerspruchsverfahren vor einer Schiedsstelle sei dieses Ansinnen abgewehrt worden, berichtete der Landesvorsitzende des Taxifahrerverbandes, Klaus Böttger, gestern in Frankfurt. Der Langener Magistrat muß sich jetzt mit dieser Entscheidung befassen.

Ein Angestellter des Langener Steueramtes hatte nach Darstellung Böttgers während seiner Arbeitszeit mehrfach beobachtet, wie Taxifahrer Müll aus ihren Autos in die öffentlichen Papierkörbe warfen: "Dies war für ihn Grund genug, allen Taxi-Unternehmern in Langen einen entsprechenden Bescheid zukommen zu lassen."

Als einer der betroffenen Fahrer jedoch nachweisen konnte, daß er sein Fahrzeug regelmäßig waschen und reinigen lasse und allenfalls Zigarettenkippen in die Papierkörbe werfe, sei das Verfahren eingestellt worden. lhe

IRIS BLAUL, hessische Gesundheitsministerin, hat Hochschulprofessoren aufgefordert, Tierversuche in der Ausbildung auf das unerläßliche Maß zu beschränken. In einem Schreiben habe sie deutlich gemacht, daß sie alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen wolle, um unnötige Tierversuche zu verhindern, teilte das Ministerium in Wiesbaden mit. Etliche Studenten hätten sich aus Gewissensgründen gegen Eingriffe an Tieren im Rahmen von Pflichtveranstaltungen des Studiums gewandt. Blaul (Grüne): "Tierversuche müssen drastisch abgebaut werden, bis hin zur Überwindung des

WOLF DIETHART BREIDENBACH, Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Kassel- Stadt, hat am Dienstag seinen Rücktritt erklärt. Der 51jährige Regionalplaner, der seit 1966 Mitglied der SPD ist, zieht damit nach eigenen Worten Konsequenzen aus "dem so eindeutigen Votum der Kasseler Bürgerinnen und Bürger" zur Kommunalwahl. Er hoffe, seiner Partei damit die Chance zu einem personellen Neubeginn und zu der "notwendigen Überprüfung von Inhalten und Erscheinungsformen" zu eröffnen. Wolf-Diethart Breidenbach, der Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft ist, war von 1987 bis 89 Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtparlament und Anfang der 80er Jahre Vorsitzender des Ausschusses Stadtentwicklung und Umwelt.

EKHN: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit gefordert

ALSFELD. Die rund 12 000 Beschäftigten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) verlangen die finanzielle Gleichstellung mit Arbeitnehmern in kommunalen Verwaltungen und Einrichtungen.

Anstelle des bisher für die Mitarbeiter in Hessen und Teilen von Rheinland- Pfalz gültigen Angestelltentarifs für Bund und Länder sollte der Kommunaltarif eingeführt werden, heißt es in einer in Alsfeld verbreiteten Erklärung der Gesamtmitarbeitervertretung der Kirchenverwaltung.

Die Betroffenen "sehen nicht länger ein, daß sie schlechter bezahlt werden" als kommunale Arbeitnehmer. Ein 39jähriger Hausmeister in einer Kirchengemeinde etwa verdiene monatlich rund 120 Mark weniger als sein Kollege in einer Kommune.

Bei einer Kindergartenleiterin in einer evangelischen Einrichtung betrage die Differenz sogar 210 Mark, so die Mitarbeitervertretung. lhe

Grüne fordern: Die Rechtsextremen "gnadenlos" beteiligen

WIESBADEN. Die Grünen in der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung wollen die rechtsextremen Republikaner in allen Gremien der Landeshauptstadt vertreten sehen. Es gelte, die Republikaner "gnadenlos" an allem zu beteiligen, um eine Märtyrerrolle der Rechtsradikalen zu verhindern, meinte der grüne Stadtverordnete Dirk Oblong am Dienstag in Wiesbaden.

Die Republikaner müßten inhaltlich bekämpft und nicht mit "miesen Tricks" ausgegrenzt werden, wie es die Altparteien zu Anfang mit den Grünen versucht hätten. Daher sollten sie sowohl im Ältestenrat als auch im Präsidium des Stadtparlaments Sitze erhalten, forderte Oblong.

Im Parlament der Landeshauptstadt haben die Grünen nach dem Zugewinn von drei Mandaten zehn und die Republikaner elf Vertreter. Die SPD hat 29, die CDU 25 und die FDP sechs Mandate. Der Grünen-Stadtverordnete meinte, die Wähler der Republikaner seien in ihrer Gesamtheit keine Rechtsradikalen. Deshalb müsse ihnen in der praktischen politischen Arbeit ihre Fehlentscheidung deutlich gemacht werden. Eine Zusammenarbeit mit den Republikanern schloß Oblong aber ausdrücklich aus. lhe

"Hessenmarke" ist soeben erschienen

WIESBADEN. Die neue "Hessenmarke" ist soeben herausgekommen. Auf ihr sind das Landeswappen und eine Gebietskarte der Bundesrepublik abgebildet. Die Marke erschien in der Serie "Wappen der Länder" der Deutschen Bundespost.

Der Staatssekretär im Bundespostministerium, Frerich Görts, überreichte in Wiesbaden Wirtschaftsminister Ernst Welteke (SPD) ein erstes Exemplar. Das Postwertzeichen für 1 Mark wurde von dem Münchner Kunstprofessor Ernst Jünger entworfen.

Die Serie mit Länderwappen solle den föderalen Aufbau der Bundesrepublik würdigen und einen Beitrag zur Einheit Deutschlands leisten, hieß es. lhe

Afghanin vermutlich vom Bruder erstochen

KASSEL. Eine 25jährige Frau aus Afghanistan ist am Dienstag in Kassel vermutlich von ihrem ein Jahr jüngeren Bruder erstochen worden. Wie die Polizei mitteilte, habe der Täter ein Brotmesser benutzt und sein Opfer mehrfach in Brust und Rücken gestochen. Möglicherweise seien mehrere Verwandte der Frau Augenzeugen der Tat gewesen.

Der festgenommene 24jährige Bruder sei erst Anfang des Jahres als Asylbewerber nach Deutschland gekommen. Wegen Sprachschwierigkeiten sei die Aufklärung der Tat und die Ermittlung eines Motivs schwierig, hieß es. lhe

Republikaner-Anhänger griff HR-Redakteur an

FULDA. Ein Anhänger der Republikaner hat am Dienstag nachmittag einen Redakteur des Hessischen Rundfunks im Fuldaer Studio des Senders angegriffen und geschlagen. Wie Studioleiterin Stefanie Müller mitteilte, hatte sich der 38jährige Redakteur am Montag in einem Kommentar zur Kommunalwahl kritisch mit der Rechtspartei auseinandergesetzt. Daraufhin sah er sich mehrfach telefonischen Beschimpfungen ausgesetzt.

Am Dienstag stürmte dann ein 72jähriger aus Fulda das Studio, erklärte, er sei Republikaner-Anhänger und schlug mehrfach auf den Journalisten ein. lhe

Kirche stützt HIV-Infizierte

WASHINGTON, 9. März (KNA). Die katholischen Bischöfe der USA haben in einem Schreiben an US-Präsident Bill Clinton gegen das Einreiseverbot für 267 mit dem HIV-Virus infizierte Flüchtlinge aus Haiti protestiert. Die Lebensbedingungen der Betroffenen im US-Marinestützpunkt von Guantanamo Bay auf Kuba würden "von Stunde zu Stunde unhaltbarer", heißt in dem von Richard Ryscavage, Direktor des Einwanderungs- und Flüchtlingsdienstes der Bischofskonferenz, unterzeichneten Brief. "Ich fordere die Regierung auf, dieses Problem so schnell wie möglich zu lösen, bevor es zu einer noch größeren Peinlichkeit für unser Land wird", schrieb der Flüchtlingsexperte. Ryscavage hatte Ende 1992 den Marinestützpunkt besucht und der US- Regierung wiederholt angeboten, daß die Kirche für die Unterbringung und medizinische Betreuung der Flüchtlinge sorgen werde. Die Flüchtlinge werden seit mehr als einem Jahr von den amerikanischen Behörden in Guantanamo Bay festgehalten. 40 von ihnen befinden sich seit Ende Januar in einem unbefristeten Hungerstreik, um von der Regierung Clinton eine humanitäre Lösung ihres Anliegens zu erreichen.

"Heer von Suchtkranken"

FREIBURG, 10. März (KNA). Ein "Heer von Suchtkranken" befürchtet die Suchtkrankenhilfe der Caritas durch die Bonner Kürzungen im Sozialbereich. Bereits jetzt gebe es in Deutschland 2,5 Millionen Alkoholiker, 800 000 Medikamenten- und 120 000 Drogenabhängige, sagte der Deutsche Caritasverband am Dienstag in Freiburg. Streichungen bei der Sozialhilfe, beim Arbeitslosengeld, am Wohngeld und bei der Arbeitslosenhilfe träfen in erster Linie die existentiell ohnehin am Rand der Gesellschaft Stehenden und von der Sucht Bedrohten.

Die Suchtexperten der 350 katholischen Facheinrichtungen und der über 1300 Selbsthilfegruppen sagten einen "Armutsalkoholismus ähnlich dem vor der Jahrhundertwende" in Deutschland voraus, sollte die Regierung ihre bisherigen Sparbeschlüsse verwirklichen. Sparen an der falschen Stelle vergrößere das Elend der Familien und besonders der Kinder von Süchtigen. Bei den Ärmsten zu kürzen sei unverantwortlich. Dann werde ein verhängnisvoller Kreislauf in Gang gesetzt: Schulden erschienen als einziger Ausweg, wenn das Geld für Essen und Miete nicht mehr reiche. Viele betäubten ihre Hoffnungslosigkeit durch Alkohol oder andere Suchtmittel.

"Kalter Krieg geht weiter"

WASHINGTON, 9. März (epd). Die US- amerikanische Atomwaffenpolitik ist nach Ansicht des "Zentrums für Verteidigungsinformation" an der Vergangenheit orientiert. Der Kalte Krieg lebe im Pentagon "in der Form von Nuklearwaffenprogrammen" weiter, heißt es in einem jetzt in Washington veröffentlichten Bericht des von früheren Admiralen geleiteten Friedensforschungsinstituts. Der Etat für Atomwaffen liege in diesem Jahr bei 38 Milliarden Dollar, die Regierung kaufe weiterhin Raketen und Flugzeuge für einen Atomkrieg und lasse neue Atomsprengköpfe entwickeln.

In dem Bericht "Nuklearwaffen nach dem Kalten Krieg" heißt es weiter, daß die in den Abkommen START I und START II vereinbarten Verringerungen der strategischen Atomwaffenarsenale bisher fast nur auf dem Papier stünden. Dabei gingen selbst diese Reduzierungen nicht weit genug. Nach START I und II behielten die USA 3500 strategische Atomsprengköpfe und die Nachfolgestaaten der Sowjetunion 3000. Laut Institut würden den USA aber 1000 U-Boot-gestützte Sprengköpfe genügen, um "allen vorstellbaren Bedrohungen zu widerstehen".Nicht nur in Gottes Ohr

SAN REMO, 9. März (epd). Wer im Gefängnis des ligurischen San Remo die Gottesmutter um Hilfe anrief, wurde gut gehört: Eine "Wanze" hinter dem Madonnenbild belauschte in der Gefängniskapelle nicht nur die Stoßgebete, sondern auch die Beichte der Gefangenen, berichtete jetzt der Mailänder Corriere della Sera. Entdeckt wurde das Abhörgerät von Gefängnispfarrer Don Giuseppe Stroppiana. Der Geistliche wurde stutzig, als er unter dem Marienbild ein schwarzes Kabel sah. Direkt unter dem Bild stehen in der Gefängniskapelle ein Tisch und zwei Stühle, wo der Kaplan den Gefangenen die Beichte abnimmt.

Ärzte-Initiative ruft zum Boykott von Pharma-Vertretern auf Mediziner wollen bei zwei Firmen erreichen, daß umstrittene Medikamente nicht weiter in "Dritte Welt" verkauft werden

FRANKFURT A. M., 9. März (epd/wn). Erstmals will eine deutsche Ärzte-Organisation öffentlich gegen Pharma-Unternehmen vorgehen, denen sie die Vermarktung gesundheitsschädlicher Präparate in Ländern der sogenannten Dritten Welt vorwirft. Die bundesweite Ärzte-Initiative der Kinderhilfsorganisation "terre des hommes" wird nach Angaben des Arztes Mathias Bantz (Rotenburg/Wümme) alle Ärztinnen und Ärzte in Deutschland dazu aufrufen, ab sofort keine Pharma-Vertreter der Unternehmen Merck (Darmstadt) und Asta Medica AG (Frankfurt a. M.) mehr zu empfangen.

Damit tritt die Kontroverse über umstrittene Praktiken deutscher Pharmafirmen in Entwicklungsländern, die seit Jahren von entwicklungspolitischen Aktionsgruppen wie der BUKO-Pharma- Kampagne und Hilfswerken wie Medico International mit der Pharma-Industrie ausgetragen wird, in eine neue Phase. Die Mitglieder der Ärzte-Initiative wollen ihre Stellung als arzneiverschreibende Mediziner dazu nutzen, die Pharmafirmen zu einer Änderung ihrer Vermarktungspraxis zu zwingen.

So wenden sich die Ärzte dagegen, daß Merck in Ländern der "Dritten Welt" eine Wirkstoffkombination vertreibe (Metamizol mit verschiedenen Arzneistoffen), die als Medikament in den reicheren und besser informierten Industrieländern bereits seit 1987 wegen erheblicher Risiken nicht mehr zugelassen ist. 1987 hatte die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft auf die schädlichen Nebenwirkungen von Metamizol (Schockzustände, Schädigungen des Blutbildes, schwere fieberhafte Erkrankungen) hingewiesen. Die Kombination von Metamizol mit Vitaminen werde jedoch weiterhin in Entwicklungsländern als Mittel gegen Nervenschmerzen und Schmerzen bei Durchfall eingesetzt, kritisierte Bantz. Die Präparate mit dieser Wirkstoffkombination (Doloneurobion und Cintaverin compuesto) sind laut Bantz trotz offizieller Rezeptpflicht in Entwicklungsländern frei käuflich.

Auch die von der Frankfurter Asta Medica in Entwicklungsländern vertriebenen Präparate Dasten plus, Dualid, Avamigran, Avafortan und Doloadamon seien in ihrer Zusammensetzung "medizinisch unsinnig und teilweise gefährlich", sagte Bantz. Die Medikamente Avafortan und Doloadamon enthielten ebenfalls den Wirkstoff Metamizol. Dasten plus und Dualid würden als Schlankheitsmittel angeboten, könnten jedoch gefährliche Abhängigkeiten erzeugen. Bei Komplikationen nach der Einnahme dieser Mittel, die ebenfalls trotz Rezeptpflicht in Ländern der "Dritten Welt" frei zu haben seien, sei eine angemessene ärztliche Versorgung kaum vorhanden oder nicht bezahlbar, erläuterte Bantz. Hinzu komme, daß auf den Beipackzetteln Informationen über die Gefahren von Medikamenten fehlten.

Bisher haben die Pharmakonzerne nach Auffassung der Ärzte-Initiative keine stichhaltigen Argumente geliefert, die den weiteren Vertrieb der umstrittenen Präparate rechtfertigen könnten. Vor allem beklagt die vorwiegend aus niedergelassenen Ärzten bestehende Initiative, daß die Firmen trotz mehrmaliger Aufforderung bisher einen Dialog verweigert hätten. So habe die Firma Merck lediglich mitgeteilt, daß für sie alle Fragen ausdiskutiert seien und die von der Ärzte-Initiative geforderte Diskussion keine neuen Erkenntnisse liefern würde.

Die Firma Merck teilte der FR dazu am Dienstag auf Anfrage mit, sie rede "mit jedem", werde aber die Präparate weiter vermarkten. "Die Behörden dieser Länder wollen diese Kombinationspräparate haben", sagte der Firmensprecher. Dies habe eine Überprüfung durch die Merck-Zentrale ergeben. Hergestellt würden sie im übrigen nicht in Deutschland, sondern in Tochterunternehmen im Ausland. Asta Medica bestätigte der FR den Vertrieb der Präparate nach Brasilien. Einen Diskussionsbedarf sehe die Firma nicht; nach ihrer eigenen Risiko-Nutzen- Analyse halte sie es für "sinnvoll", die Mittel weiter zu vermarkten.

Die Initiativen-Mediziner wollen so lange keine Pharma-Referenten der beiden Unternehmen mehr empfangen, bis "diese sich zu einer sachlichen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der vorgebrachten Kritik bereit erklären". Ihre Kollegen in Deutschland fordern die Ärzte auf, sich dem Boykott anzuschließen, um die Unternehmen zu einer Kurskorrektur zu zwingen.

Daß die von der Ärzte-Initiative geforderte Dialogbereitschaft zu positiven Ergebnissen führen kann, hat die Bayer AG in Leverkusen demonstriert. Widersprüchliche Angaben zum Wirkungsspektrum eines Präparats (Ciprobay) in den Arzneimittelverzeichnissen in Kolumbien und Ecuador wurden geändert. Dabei lobte die Bayer AG die Initiative, die "zu einem besseren Verständnis der beiderseitigen Vorstellungen in Fragen der Arzneimittelversorgung in den Ländern der Dritten Welt beigetragen" habe.

Oberrabbiner gegen frauenfeindliche Gebete

Die Abschaffung frauenfeindlicher Gebetstexte im orthodoxen Judentum hat der Oberrabbiner von Haifa, Shear Jeshuv Cohen, gefordert. Anläßlich des Internationalen Tages der Frauen sagte der Rabbiner, es sei an der Zeit, bei dem mehrfach täglich gesprochenen Hauptgebet den Passus "Gelobt seist du, Gott, daß Du mich nicht als Frau geschaffen hast" zu ändern. Wie die israelische Tageszeitung Haaretz am Dienstag berichtete, schlägt Cohen als Text für die Männer vor "Gelobt seist du, Gott, der du mich als Mann geschaffen hast" und für die Frauen ". . . der du mich als Frau geschaffen hast". Bislang sagen Frauen an dieser Stelle des aus der Zeit Jesu stammenden Gebets: "Gelobt seist du, Gott, daß du mich so geschaffen hast, wie ich bin."

Der Vorschlag Cohens gilt als revolutionär, da das orthodoxe Judentum bisher an der zweitausend Jahre alten Gebetssprache im Gegensatz zum konservativen und zum Reformjudentum nichts geändert hat. (epd)

10 Millionen Sklaven auf der Welt

WASHINGTON, 9. März (Reuter). Zig-Millionen Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika müssen nach Angaben der Internationalen UN-Organisation für Arbeit (ILO) weiterhin ihr Leben als Arbeitssklaven fristen. In einem Report zu ihrem jährlichen Welt-Arbeits-Bericht 1993 teilte die ILO am Montag in Washington mit, auch die Kinderarbeit habe in vielen Ländern der Dritten Welt ein noch immer erschrekkend hohes Ausmaß. Nach Schätzung von Experten leben allein in Indien rund 15 Millionen Menschen, davon fünf Millionen Kinder in sklavenähnlichen Abhängigkeitsverhältnissen.

Arbeiter finden Massengrab

SAN SALVADOR, 9. März (Reuter). Bauarbeiter haben auf dem Gelände für den Neubau des Telekommunikationszentrums von San Salvador ein Massengab gefunden. Nach Angaben der Behörden vom Montag werden 40 Leichen in der Erde vermutet. Helfer und Gerichtsmediziner begannen mit der Exhumierung. Die frühere Guerilla-Bewegung Nationale Befreiungsfront Farabundo Marti (FMLN) wurde um Mithilfe bei der Identifizierung der Leichen gebeten. Vermutet wird, daß sich in dem Massengrab Tote aus der Zeit der Guerilla-Offensive von 1989 befinden. Im Bürgerkrieg von El Salvador, der 1992 beendet wurde, starben 75 000 Menschen.

Neuer Störfall

Ammoniak in

Hoechst-Werk

ausgetreten

FRANKFURT A. M., 9. März (Reuter). In einem Farbenbetrieb der Hoechst AG in Frankfurt hat es am Montag abend eine neue Störung gegeben: Ammoniak trat aus.

Bei der Herstellung eines Zwischenproduktes für Farbstoffe im Nordwerk des Konzerns sei zwischen 20.00 und 20.13 Uhr die Chemikalie ausgetreten, teilte Hoechst mit. Die Werkfeuerwehr habe das Ammoniak mit einem Wasserschleier niedergeschlagen. Die Ursache der Störung werde noch untersucht.

Die Feuerwehr teilte auf Anfrage mit, sie habe außerhalb des Werkes keine negativen Werte gemessen. Die Anlage blieb in Betrieb.

Bei Hoechst hat es seit dem schweren Störfall vom Rosenmontag, bei dem Schwanheim verseucht worden ist, eine Häufung von Zwischenfällen gegeben. Erst am Montag waren in dem zum Konzern gehörenden Chemiewerk der Firma Ticona-Polymerwerke GmbH nach einer Dosierstörung maximal 150 Liter eines Lösemittelgemischs entwichen.

Angestellte klaute wie ein Rabe

HAMBURG, 9. März (Reuter). Einem Hamburger Juwelier sind in nur zwei Monaten 819 Schmuckstücke im Wert von knapp einer halben Million Mark abhanden gekommen. Der Verlust wurde nach Polizeiangaben vom Dienstag bei einer Inventur festgestellt. Des Diebstahls verdächtigt wird eine 31jährige Angestellte, die bei den bisherigen Vernehmungen den Diebstahl von 130 Schmuckstücken zugegeben hat. Den Schmuck habe sie in verschiedenen Pfand- und Leihhäusern zu Bargeld gemacht, hieß es.

Weitere Spitzenmanager verhaftet

ROM, 9. März (Reuter). In Italien sind am Dienstag nach einer Meldung der Nachrichtenagentur ANSA weitere Spitzenmanager wegen Korruptionsverdachts verhaftet worden. Dabei handele es sich um den Vorsitzenden des staatlichen Energiekonzerns ENI, Gabriele Cagliari, sowie den Chef der Maschinenbaufirma Nuovo Pignone, Franco Ciatti, berichtete ANSA. Nuovo Pignone gehört zu den führenden Kandidaten im Privatisierungsprogramm der italienischen Regierung und ist eine börsennotierte ENI-Tochter. Nach Angaben aus Gerichtskreisen werden Ciatti Korruption und Verstöße gegen das Parteienfinanzierungsgesetz vorgeworfen.

Keine Zulage für "Eurofighter"

BONN, 9. März (Reuter). Das Bundesverteidigungsministerium hat die von der Deutschen Aerospace (DASA) geforderte Aufstockung des Entwicklungsetats für das Jagdflugzeug "Eurofighter 2000" abgelehnt. Die Industrie müsse mit dem vorhandenen Geld auskommen, hieß es am Dienstag im Ministerium. Die Einsparungen bei dem Nachfolgeprojekt des "Jäger 90" seien seit langem bekannt. Wie ein Sprecher mitteilte, wird von den Herstellern eine "sehr flexible" Reaktion auf die neue Lage erwartet. DASA-Vorstandsmitglied Hartmut Mehdorn hatte dem Ministerium vorgeworfen, es "klaffe ein Loch" in der Finanzplanung.

Im Verteidigungsministeriums hieß es, die DASA-Vorwürfe seien schwer nachzuvollziehen, da die Industrie sich grundsätzlich bereits zu Änderungen der Verträge bereiterklärt habe. Trotzdem argumentiere Mehdorn offenbar rein juristisch. Der DASA-Manager hatte gesagt, gemäß geltender Planung sei für 1993 rund eine Milliarde Mark erforderlich. Die im Rüstungshaushalt angesetzten 520 Millionen Mark reichten nur bis April, da noch Leistungen aus 1992 bezahlt werden müßten. Dies stimmt laut Verteidigungsministerium aber nur, wenn die Entwicklung weiterlaufen sollte, als sei nichts geschehen.

Rotstift für Clintons Sparpläne Demokratische Partei übertrumpft Kürzungen des Präsidenten

WASHINGTON, 9. März (Reuter/AP). Die Demokraten im Haushaltsausschuß des US-Repräsentantenhauses haben noch drastischere Einsparungen im US- Haushalt vorgeschlagen als Präsident Bill Clinton. Am Montag abend sprachen sie sich für die Streichung von 63 Milliarden Dollar im US-Haushalt aus. Stunden zuvor hatte Clinton Ausgabenkürzungen von 55 Milliarden Dollar für die nächsten fünf Jahre zugestimmt.

Clinton erklärte sich mit den geforderten zusätzlichen Abstrichen einverstanden. Die Haushaltsausschüsse von Repräsentantenhaus und Senat hätten zwar noch leicht unterschiedliche Vorstellungen, er erwarte aber, daß am Ende weitere Kürzungen stehen würden, sagte er am Dienstag in Washington.

Zuvor hatte Präsidentensprecherin Dee Dee Myers gesagt, weitere Einschnitte seien aufgrund revidierter Zahlen des Haushaltsausschusses nötig. Welche Programme von den Streichungen betroffen sein werden, stehe noch nicht fest.

Trotz der Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung in den USA will Clinton nach eigenen Aussagen an seinem 30- Milliarden-Dollar-Programm zur Stimulierung der US-Wirtschaft festhalten. Am Dienstag wollte der Bewilligungsausschuß des Repräsentantenhauses über das Stimulierungspaket abstimmen.

Designierte Ministerin gegen Todesstrafe Als dritte Kandidatin von US-Präsident Bill Clinton für das Amt der Justizministerin wird nun die 54jährige Staatsanwältin Janet Reno seit Dienstag vom US- Senat unter die Lupe genommen. Frau Reno, die an der Harvard-Universität studierte, ist seit 15 Jahren leitende Staatsanwältin im US-Bundesstaat Florida.

Dort hat sie sich mit ihrem Einsatz für verwahrloste und mißhandelte Kinder und mit ihren Ansichten über die Verbrechensbekämpfung einen Namen gemacht. Sie befürwortet die Einrichtung eigener Haftanstalten für Berufsverbrecher, Hilfe für gestrauchelte Jugendliche und ein engeres Verhältnis von Bevölkerung und Polizei. Im Gegensatz zu Clinton lehnt die designierte Justizministerin die Todesstrafe ab.

Aktienbörsen in Rekordlaune Bestmarken in Wall Street und London / Dax auf Jahreshoch

TOKIO/NEW YORK (rtr/dpa/FR). Angetrieben von umfangreichen Aktienkäufen sind die Börsen weltweit zu einem neuen Höhenflug gestartet. Am Montag abend hatten die Märkte in New York und London historische Rekorde vorgelegt. Daraufhin kletterte gestern auch das Kursbarometer in Tokio, das schon tags zuvor um rund fünf Prozent emporgeschnellt war, weiter und durchbrach erstmals seit fünf Monaten wieder die psychologisch wichtige Marke von 18 000 Punkten. Bis zum Sitzungsschluß ging es dann zwar wieder leicht nach unten, doch stand der Nikkei-Index immerhin noch mit einem Tagesgewinn von 0,9 Prozent an der Tafel. Etwa 850 Millionen Aktien wechselten die Besitzer - der höchste Umsatz seit 18 Monaten. Händler berichteten von großem Kaufinteresse vor allem bei ausländischen Investoren. Hoffnungen auf ein Ankurbeln der Konjunktur durch die Regierung in Tokio hätten den Markt gestützt.

An europäischen Börsen setzte sich die Aufwärtsentwicklung dann fort. Hierzulande endete der Deutsche Aktienindex (Dax) mit einem Gewinn von reichlich einem Prozent auf dem Jahreshoch (gemessen an den Schlußständen) von rund 1713 Punkten. Im Sitzungsverlauf war er sogar schon über 1715 gestiegen. Zu der freundlichen Tendenz trug maßgeblich die am Markt als unerwartet moderat empfundene Dividendenkürzung bei BASF bei.

In der Wall Street hatte der Dow- Jones-Index 30 führender Industriewerte am Montag mit 3469,42 Punkten einen Rekordstand erreicht und das Kursniveau vom Freitag um fast 65 Zähler oder 1,9 Prozent übertroffen. New Yorker Börsianer begründeten die Beschleunigung der seit Oktober 1992 andauernden Hausse mit den niedrigen US-Zinsen, fehlenden Anlagealternativen, günstigen Konjunkturdaten und dem geringen Preisauftrieb. Auch in London war zuvor mit einem Plus von 1,2 Prozent ein historisches Börsenhoch verzeichnet worden.

Anschlag aus Nahost gesteuert?

NEW YORK, 9. März (Reuter). Hinter dem Bombenanschlag auf das World Trade Center in New York stehen nach Ansicht der US-Bundespolizei FBI möglicherweise Untergrundorganisationen im Nahen Osten. Der New Yorker FBI-Direktor James Fox, der die Ermittlungen leitet, sagte am Montag, man suche nach Verbindungen zu traditionellen Terror- Gruppen in der Region. Seine Behörde arbeite dabei mit ausländischen Geheimdiensten zusammen. Bei dem Anschlag auf das Center, das zweithöchste Bürogebäude der Welt, waren am 26. Februar fünf Menschen ums Leben gekommen und mehr als 1000 verletzt worden.

Das FBI erwartet noch für diese Woche weitere Haftbefehle. Der Hauptverdächtige, der Palästinenser Mohammed Salameh, hatte nach Angaben der New York Times Kontakt zu El Sajid Nosair, dem Mörder des jüdischen Extremisten Rabbi Meir Kahane.

Mehr Lohn bei Imbißketten

HAMBURG, 9. März (Reuter). Die rund 40 000 Beschäftigten der Gastronomie- Ketten McDonalds, Burger King, Häagen-Dazs und Ara-Services in Westdeutschland erhalten ab 1. April 4,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Wie die Gewerkschaft Nahrung- Genuss-Gaststätten (NGG) am Dienstag in Hamburg mitteilte, erhalten die Arbeitnehmer nach dem neuen, über ein Jahr laufenden Tarifvertrag außerdem zwei Tage mehr Urlaub. Urlaubsgeld und Jahressonderzuwendung steigen danach jeweils stufenweise um 200 mark.

Kampf gegen "Kriminalität"

POTSDAM, 9. März (Reuter). Die Bundesländer Brandenburg und Sachsen wollen die organisierte Kriminalität an der deutsch-polnischen Grenze gemeinsam bekämpfen. Darauf verständigten sich der brandenburgische Innenminister Alwin Ziel (SPD) und sein sächsischer Kollege Heinz Eggert (CDU) bei einem Treffen am Montag abend in Potsdam. Beim Kampf gegen die organisierte Kriminalität sollen auch Polen und die Tschechische Republik mitwirken. Ziel sagte am Dienstag, in Brandenburg seien 1992 über 10 000 Autos gestohlen worden. Da überwiegend Fahrzeuge östlicher Produktion gestohlen würden, sei zu vermuten, daß sie von Banden nach Osteuropa verschoben worden seien.

Der polnische Grenzschutz stellte eigenen Angaben zufolge im Februar mehr als 2000 Menschen, die die Grenze nach Deutschland illegal überschreiten wollten. Im Januar seien es noch knapp 1500 Personen gewesen.

Gebührend empfangen

MOSKAU, 9. März (Reuter). Auf dem südrussischen Flughafen Stawropol mußte der Pilot eines Rotkreuz-Flugzeuges aus Kanada, das eine humanitäre Hilfelieferung brachte, 8000 US-Dollar (etwa 13 000 Mark) Landegebühr zahlen. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Itar- Tass am Dienstag meldete, lieferte Robert Jenkins das Geld in bar ab. Das Büro des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Moskau meinte dazu: "Das passiert schon mal in diesem Land."

Hunde-Klos in Prag

PRAG, 9. März (Reuter). Prag kriegt Hunde-Klos. Die Zeitung Lidove Noviny berichtete am Dienstag, im 10. Bezirk laufe ein Modellversuch mit 30 eingezäunten Toiletten-Arealen an. Tierärzte hätten versichert, den Hunden sei durchaus beizubringen, ihr Geschäft in dem Geviert aus Sand und Kies zu erledigen. Prags Hunde sind bei Einheimischen und Fremden gleichermaßen berüchtigt für haufenweise gute Verdauung. Im vergangenen Dezember ging ein Bild aus Prag um die Welt, das den britischen Kronprinzen Charles bei der Betrachtung seines Schuhs zeigt, mit dem er gerade einen Hundehaufen erwischt hatte.

BASF macht Börse Beine

FRANKFURT A. M. (FR). Nach freundlicher Eröffnung schien der Frankfurter Aktienmarkt gestern zur Sitzungsmitte an Schwung zu verlieren. Dies änderte sich, als die BASF die Kürzung ihrer Dividende um zwei auf zehn Mark bekanntgab. Händler hatten meist Schlimmeres befürchtet. Deshalb zog die "Anilin"-Aktie kräftig an und den gesamten Markt noch einmal mit nach oben (siehe auch Seite 14). Einschließlich des gestrigen Gewinns hat das Kursbarometer Dax im bisherigen Jahresverlauf nun bereits gut 200 Punkte oder etwa 13 Prozent zugelegt. Börsianer zeigten sich denn auch sehr zufrieden. Zwar habe der Markt nicht vollständig den Anschluß an die um rund 65 Punkte gestiegene Wall Street (Bericht dazu auf Seite 13) gefunden. Doch stimme die Tendenz für die weitere Entwicklung insgesamt optimistisch.

Bevor sich die Neuigkeiten aus Ludwigshafen am Markt auswirkten, hatten Händler von einer Schrittmacherfunktion der Daimler-Aktien gesprochen, die am Schluß ebenso wie Karstadt, Schering und MAN Stämme mit zweistelligen Gewinnen an der Tafel standen. Gegen den Trend schwächer schlossen hingegen Contigummi und Dresdner Bank.

Übernahmegerüchte verhalfen Escada zu einem massiven Anstieg. Nach einem Hoch von 412 Mark blieb am Ende mit 385 ein Plus von 54 Mark. Das Modeunternehmen nahm zu den Spekulationen nicht Stellung. Großaktionär Wolfgang Ley soll sich in den USA aufhalten.

Am Rentenmarkt war von einer Atempause beziehungsweise dem Beginn der erwarteten Korrektur die Rede. Die Umlaufrendite stieg auf 6,38 (6,36) Prozent.

Preis für engagierte Künstler

DÜSSELDORF, 9. März (Reuter). Für ihr dauerhaftes Engagement gegen Ausländerfeindlichkeit erhält die Kölner AG "Arsch huh" den diesjährigen Kulturpreis des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Der mit 25 000 Mark dotierte Preis geht zu gleichen Teilen an die Kölner Musiker und den Bitterfelder Maler Wolfgang Petrovsky, bestätigte der Referent für Kulturpolitik des DGB, Jochen Laux, am Dienstag in Düsseldorf. Man wolle durch die Wahl ein Signal in der Öffentlichkeit setzen: "Statt achselzukkender Gleichgültigkeit mobilisiert die AG Arsch huh zu aktiver und unverzichtbarer Zivilcourage", hieß es.

Wolfgang Petrovsky, der inzwischen in Dresden lebt, hat die "Künstlerinitiative Bitterfeld" mitbegründet und geleitet. Auch nach der Wende habe er die Gruppe unter schweren Bedingungen aufrechterhalten, heißt es in der Begründung der Jury.

Chasbulatow lehnt Jelzin-Plan über Machtverteilung ab

MOSKAU, 9. März (Reuter). Der russische Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow hat am Dienstag eine von Präsident Boris Jelzin vorgeschlagene Gesetzesvorlage über die Machtaufteilung im Staat abgelehnt. Der Entwurf könne nicht ernst genommen werden, sagte Chasbulatow zu Journalisten. "Es handelt sich um eine Art Spiel." Jelzin hatte mitgeteilt, er werde die Vorlage am Mittwoch auf der Sondersitzung des Kongresses der Volksdeputierten einbringen. Darin werde die Aufteilung der Macht zwischen Parlament und dem Präsidenten klar festgelegt.

Jelzin traf am Dienstag mit dem Föderationsrat zusammen, einem Gremium der politischen Führungen der autonomen russischen Republiken. Auch Vertreter konservativer und reformorientierter Parteien trafen am Dienstag in Moskau zusammen, um über die Verfassungskrise in Rußland zu beraten. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Itar-Tass schlugen die Republikvertreter Jelzin eine Verschiebung des Referendums bis 1995 vor. (Siehe "Im Blickpunkt" auf dieser Seite)

Kranke in Srebrenica warten auf Hilfe Serben halten an Grenze zu Bosnien UN-Konvoi auf / Westen weiter für Diplomatie

GENF / SARAJEWO, 9. März (dpa/Reuter/AP/AFP). Aus der von Serben belagerten ostbosnischen Stadt Srebrenica müssen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 400 schwerkranke Menschen dringend evakuiert werden. Wie ein WHO-Sprecher am Dienstag in Genf sagte, sind 96 von ihnen in einem "äußerst kritischen" Zustand. Würden sie nicht bald nach Tuzla gebracht, wo schwedische Ärzte-Teams bereit stünden, müßten sie sterben. Trotz gegenteiliger Zusagen blockierten bosnische Serben am Dienstag einen UN-Konvoi, der in die belagerten Orte Konjevic Polje und Srebrenica fahren sollte.

Der WHO-Sprecher bezeichnete 305 Kranke als "dringende" Fälle. 800 weitere Menschen sollten ebenfalls evakuiert werden, sie seien aber nicht schwer krank. In dem weitgehend zerstörten Srebrenica stürben täglich 20 bis 30 Menschen. Dort hielten sich rund 4000 Flüchtlinge aus Cerska und Konjevic Polje auf. Viele hätten Lungenentzündung.

Der Oberkommandierende der UN- Truppen in Bosnien, General Philippe Morillon, hatte nach eigenen Angaben am Montag von serbischen Führern die Zusage erhalten, UN-Konvois könnten in die belagerten Orte fahren. Der Konvoi sollte Hilfsgüter bringen und Kranke und Verwundete evakuieren. Auch Serbenführer Radovan Karadzic hatte Korridore für humanitäre Hilfe angekündigt. Eine Sprecherin des UN-Flüchtlingskommissariats teilte in Belgrad mit, die Lkw seien in der serbisch-bosnischen Grenzstadt Mali Zvornik gestoppt worden. Der örtliche Kommandeur der Serben habe erklärt, ihm liege keine Anweisung seines Oberkommandierenden Ratko Mladic vor. Ein zweiter Konvoi für Gorazde konnte dagegen nach UN-Angaben die serbisch-bosnische Grenze passieren.

Die US-Luftwaffe warf in der Nacht zum Dienstag insgesamt 41 Tonnen Lebensmittel und Medikamente über Srebrenica und Gorazde ab.

In Ostbosnien griffen die Moslems, deren Generalstabschef Sefir Halilovic am Montag eine Entlastungsoffensive angekündigt hatte, nach Angaben der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug an mehreren Stellen an, die Angriffe seien aber abgewehrt worden. Der bosnische Rundfunk meldete Kämpfe aus der Hauptstadt Sarajewo und dem Norden der Republik.

Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand will an den Friedensverhandlungen über Bosnien-Herzegowina persönlich teilnehmen. Er werde in den "nächsten Tagen" Gelegenheit zu einer persönlichen Beteiligung finden, sagte Mitterrand bei einer Pressekonferenz mit US-Präsident Bill Clinton am Dienstag in Washington. Zugleich betonten beide, daß ein militärisches Eingreifen derzeit nicht in Frage komme.

Auch Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) unterstrich am Dienstag im Deutschlandfunk, eine militärische Intervention komme derzeit nicht in Betracht. Zunächst müsse weiter auf den Friedensplan der Jugoslawien-Vermittler Cyrus Vance und Lord Owen gesetzt werden müsse. Die EG-Außenminister hatten am Montag entschieden, vor einer Verschärfung der Sanktionen noch einmal zwei Wochen abzuwarten. Die Regierung Rest- Jugoslawiens und der russische Präsident Boris Jelzin stellten sich hinter den Vance-Owen-Plan.

Parallel zu den Kämpfen gehen nach Ansicht der UN-Flüchtlingskommissarin Sadako Ogata Mord, Vergewaltigung und Folter weiter.

In Belgrad demonstrierten am Dienstag rund tausend Menschen gegen den serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic. Der Chef der wichtigsten Oppositionspartei Serbische Erneuerungsbewegung, Vuk Draskovic, sagte unter dem Applaus der Demonstranten: "Wir sind des Krieges und der Zerstörungen müde."

(Leitartikel auf Seite 3)

Millionendeal in eigenen Läden

HAMBURG, 9. März (Reuter). Schmuckstücke im Wert von rund einer Million Mark hat eine 31jährige Angestellte laut Polizeiangaben in drei Juweliergeschäften von ihren jeweiligen Arbeitgebern gestohlen. Der Schmuck sei von Anfang 1991 bis Ende 1992 gestohlen worden, teilte die Polizei am Dienstag in der Hansestadt mit. Bei einer Inventur im Januar habe der letzte Arbeitgeber der Frau festgestellt, daß ihm innerhalb von nur zwei Monaten 819 Schmuckstükke im Wert von knapp einer halben Million Mark abhanden gekommen seien.

Daraufhin habe die Angestellte den Diebstahl von 130 Schmuckstücken zugegeben. Sie habe den Schmuck in verschiedenen Pfand- und Leihhäusern zu Bargeld gemacht, hieß es. Außerdem habe ihr nachgewiesen werden können, daß sie während ihrer vorherigen beiden Anstellungen weitere Schmuckstücke im Wert von rund 550 000 Mark gestohlen habe, sagte ein Polizeisprecher.

FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Aktienbörse zeichnete sich gestern wiederum eine freundliche Tendenz ab. Kursverluste aufgrund von Gewinnmitnahmen wurden im Sitzungsverlauf wettgemacht. Nach gut einer Stunde lag der Dow-Jones-Index 30 führender Industriewerte mit 3476,18 um 6,76 Zähler im Plus, nachdem er zuvor um 7,02 Punkte in die Minuszone gerutscht war.

Mehr Lohn in Getränkebranche

HAMBURG, 10. März (Reuter). Die etwa 6000 Beschäftigten der ostdeutschen Erfrischungsgetränke- und Mineralbrunnenindustrie erhalten rückwirkend zum 1. Januar 11,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Wie die Gewerkschaft Nahrung- Genuß-Gaststätten (NGG) am Dienstag mitteilte, werden sich die Einkommen bei Coca-Cola, Gerolsteiner sowie Brau und Brunnen ab dem 1. Juli um weitere 3,8 Prozent erhöhen. Das sind knapp 75 Prozent des Westeinkommens.

Supercup in Barcelona Trotz personeller Nöte ist Rehhagel Optimist

Am Dienstag um 8.15 Uhr startete der Werder-Troß ins Abenteuer Barcelona. Drei Charter-Maschinen mit 17 Spielern, Trainern, Mannschaftsbetreuern, Präsidium, Journalisten und etwa 500 Fans hoben von Bremen aus in Richtung der katalanischen Metropole ab - mit einem anspruchsvollen Ziel: Am heutigen Mittwoch will der Bundesliga-Tabellenzweite im Rückspiel beim spanischen Fußball- Meister FC Barcelona als erste deutsche Mannschaft den europäischen Supercup gewinnen.

Die Aufgabe für die Werder-Mannschaft in der Olympiastadt ist nicht leicht. Nach dem 1:1 in der ersten Partie vor vier Wochen im Weserstadion müssen die Hanseaten nämlich gewinnen oder ein Remis ab 2:2 aufwärts erreichen, um den Prestige-Pokal in ihrem Trophäenschrank ausstellen zu können. Über eine Siegprämie will Bremens Manager Willi Lemke erst nach der Partie im Nou Camp-Stadion mit den Spielern verhandeln. Viele Zahlen werden genannt, aber der gewiefte Manager läßt sich trotz dieser Spekulationen nichts genaues darüber entlocken, wieviel er ausloben will. Knapp 15 000 Mark pro Mann dürfte es wohl geben.

Lemkes Verhandlungspartner, Mannschaftskapitän Mirko Votava, kann seine Kollegen auf dem Spielfeld jedoch nicht unterstützen. Er mußte zu Hause bleiben, denn er hütet mit 39,5 Grad Fieber sein Bett. Und auch "Mister Europacup", Frank Neubarth, ist nicht dabei. Der Stürmer leidet immer noch unter Archillessehnen-Beschwerden und mußte außerdem am Montag eine Kniespiegelung über sich ergehen lassen. Wann er wieder fit ist, ist derzeit ungewiß. Außerdem fehlt noch der gesperrte Manfred Bockenfeld.

Diese personellen Probleme aber fechten Trainer Otto Rehhagel kaum an: "Wir haben einen großen Kader, und wenn Spieler ausfallen, müssen sie andere eben ersetzen." Wie Oldie Thomas Schaaf, der am Freitag seinen ersten Bundesliga-Einsatz der laufenden Saison hatte, möglicherweise aufläuft, wenn Nationalspieler Thomas Wolter doch noch Nachwirkungen seiner Grippe zu schaffen machen.

Oder wie Klaus Allofs, der bei den Bremern zum "Mann für die besonderen Aufgaben" wurde. Im Hinspiel schoß der 36jährige in der 87. Minute noch das 1:1. Wegen seiner großen Erfahrung wird der frühere Nationalstürmer gerade international von Otto Rehhagel besonders geschätzt. "Er findet sich ohne Anpassungsprobleme ins Spiel ein und ist deshalb enorm wertvoll für uns", befindet der Werder-Trainer.

In erster Linie aber baut Rehhagel auf seine Shooting-Stars Bernd Hobsch und Andreas Herzog. Hobsch mit seiner Schnelligkeit und Herzog mit seinem Auge für den Paß im richtigen Moment nötigen auch den Spaniern den größten Respekt ab. "Die idealen Spieler für schnelle Konter, sehr gefährlich", meinte Barcelonas Co-Trainer Toni Bruns-Slot, der den Gegner am Freitag im Bundesliga- Spiel nochmals im Auftrag von Johan Cruyff beobachtete.

Trotz dieser Warnungen hat Werder Bremen bei den Fans in der katalanischen Hauptstadt keinen Namen, der zieht. "Nur" etwa 50 000 werden im 120 000 Besucher fassenden Stadion erwartet - fast allesamt Mitglieder, die für diese Partie keinen Eintritt zahlen müssen. sid

Roms Präsident verurteilt Verein droht der Konkurs oder Verkauf

Das Rückspiel im Viertelfinale des UEFA-Cups bei Borussia Dortmund am 18. März ist für den Präsidenten des AS Rom, Giuseppe Ciarrapico, beileibe nicht das wichtigste Spiel. Denn für ihn steht die gegenwärtig wichtigste Entscheidung nicht in einem Fußball-Stadion an, sondern im Gerichtssaal: Giuseppe Ciarrapico droht eine Haftstrafe.

Wegen Fälschung beim Kauf eines römischen Nobelrestaurants, in dem Staatsmänner und Filmstars aus der ganzen Welt zu speisen pflegten, verurteilte ihn ein Gericht zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren ohne Bewährung. Bereits im April 1992 war Ciarrapico im Zusammenhang mit dem Konkurs einer Mailänder Großbank verurteilt worden. Am 24. März steht er abermals wegen des Kaufs des Nobelrestaurants vor Gericht. Diesmal lautet die Anklage auf betrügerischen Bankrott. Sollte das Urteil nach dem 30. März gefällt werden, müßte der frühere "Mineralwasserkönig" auch die Präsidentschaft des AS Rom abgeben - so will es der neue Ehrenkodex des italienischen Fußball-Verbandes.

"Ich werde noch für viele Jahre Präsident sein", hatte Ciarrapico kürzlich in einem Interview versichert. Die Wirklichkeit sieht anders aus, zumal ihm auch wegen eines Milliardenkredits von einer staatlichen Finanzgesellschaft der Prozeß gemacht werden soll. Rom erlebt damit vermutlich den Niedergang eines Industriellen, der es dank seiner Freundschaft zum ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Andreotti zum großen Erfolg brachte. Seit dessen Rückzug von seinem Posten scheint auch der Stern von Ciarrapico zu sinken. Sein Ruf in in der römischen Schickeria-Szene ist jedenfalls ramponiert.

Ganz zu schweigen von den finanziellen Nöten. Am Mittwoch abend unmittelbar nach dem Halbfinal-Hinspiel im Landespokal gegen den AC Mailand mußte Ciarrapico dem Fußballverband 6,3 Milliarden Lire (rund 6,6 Millionen Mark) auf den Tisch legen können. Die Heimspiele gegen Juventus, Dortmund und Cagliari haben jedoch "nur" rund 4,6 Millionen Mark eingebracht. Mit der Einnahme aus der Pokal-Partie gegen den amtierenden italienischen Meister könnte es für den Verein von Thomas Häßler zunächst reichen.

Aber am 31. März ist nochmals eine vom Verband geforderte Erhöhung der Rücklagen auf 9,4 Millionen Mark fällig. Falls das Geld nicht aufgetrieben werden kann und augrund der aktuellen Turbulenzen um den Präsidenten ist das derzeit völlig offen, droht dem AS Rom der Entzug der Lizenz für die kommende Meisterschaft. Aber wahrscheinlicher ist, daß der Renommierklub aus der Hauptstadt verkauft wird. sid

Im "Ländle" geht vor dem Derby die Angst um Schäfer fordert mehr Mumm KSC steckt im Tief / Problemfälle Krieg, Kirjakow und Rolff

Die Angst geht um "im Ländle". Wenn der Karlsruher SC und der VfB Stuttgart am Samstag zum baden-württembergischen Derby in der Fußball-Bundesliga aufeinandertreffen, geht es für beide Klubs fast schon um Sein oder Nichtsein. Der KSC und der VfB starteten mit jeweils 1:5 Punkten aus der Winterpause. Die traurige Gemeinsamkeit, die Qualifikation für den UEFA-Pokal, von den Stuttgartern vor Saisonbeginn als Minimalziel angegeben und für den KSC zumindest ein durchaus realistisches Ziel, hängt nach den jüngsten Rückschlägen am seidenen Faden. In der Stunde der Not hilft derzeit am Samstag im Wildparkstadion eigentlich nur ein Sieg weiter. Während die Krise beim VfB hektische Betriebsamkeit auslöste - der in die Schußlinie geratene Trainer Christoph Daum kündigte bereits personelle Konsequenzen an, über eine dreieinhalbstündige Krisensitzung mit der Mannschaft am Montag wurde der Mantel des Schweigens gebreitet -, versucht Karlsruhes Trainer Winfried Schäfer, seine Schützlinge psychologisch wieder aufzubauen. "Männer", sagt er, "ihr habt eine große Chance. Wir müssen die Verunsicherung des Gegners ausnutzen."

Als Augenzeuge machte sich Schäfer am Samstag im Gottlieb-Daimler-Stadion selbst ein Bild von der desolaten Verfassung des Deutschen Meisters. Zwar verkneift sich der KSC-Trainer einen Kommentar zur Situation in Stuttgart ("Das ist nicht mein Problem"), doch die Eindrücke seiner Visite in Stuttgart lassen für ihn nur einen Schluß zu: "Egal wie, wir müssen dieses Spiel gewinnen. Wenn nicht jetzt, wann dann!?"

Dabei verschließt Schäfer nicht die Augen vor den Tatsachen. Seit Wochen ist auch seine Mannschaft nur noch ein Schatten der Tage im Herbst, als der KSC mit forschem Angriffsfußball für Furore sorgte und sich in die Herzen der Fans spielte, dabei unter anderem der Frankfurter Eintracht ihre erste Saisonniederlage in der Bundesliga beibrachte. "Uns fehlt derzeit die Unbekümmertheit und die Frische", meint Schäfer, "die Spieler brauchen wieder mehr Mumm."

Andererseits ist der Trainer realistisch genug, um einzusehen, daß sein Team in der Vorrunde eigentlich fast ständig an der oberen Grenze seiner Leistungsfähigkeit agierte - aber genau da will Schäfer wieder hin. "Wir müssen an unsere Stärken glauben. Die Mannschaft hat genügend Substanz, um aus der Talsohle zu kommen", versichert er.

Das wohl größte Problem für ihn in diesen Tagen: Ausgerechnet die in der ersten Saisonhälfte allenthalben so hoch gepriesenen Stürmer stecken in der Krise. Der nach seiner Verpflichtung vom hessischen Landesligisten SV Bernbach relativ schnell ins Bundesliga-Rampenlicht vorgestoßene Torjäger Rainer Krieg trifft nicht mehr. Und seit Wirbelwind Sergej Kirjakow auf der Wunschliste einiger ausländischer Vereine steht, bringt der Russe nicht mehr die Leistung, die Schäfer von ihm erwartet.

Am vergangenen Freitag in Bremen wurde Kirjakow sogar von Barcelonas Co-Trainer Tony Bruins-Slot beobachtet - und nach einer mäßigen Vorstellung zur Halbzeit ausgewechselt. "Kirjakow muß mehr machen", fordert Schäfer, "wenn er schon in den Schlagzeilen steht, verlange ich, daß er das auf dem Platz auch rechtfertigt."

Belastend für das Klima beim KSC ist außerdem die ungewisse Zukunft von Wolfgang Rolff. Der Mittelfeldspieler spekuliert mit einem Wechsel nach Japan - oder mit dem Ende seiner Karriere und dem Einstieg in den Trainerberuf. sid

Hallen-WM der Leichtathleten in Toronto Ein Virus springt mit Heike Henkel angeschlagen / Zehn DLV-Medaillenanwärter

Nach dem sechsfachen Gold für das wiedervereinigte Team vor zwei Jahren in Sevilla droht Deutschlands Leichtathleten ab Freitag in Toronto eine sieglose Hallen-Weltmeisterschaft. Vor allem dann, wenn bei Heike Henkel, seit der Hallen-EM 1990 bei sechs internationalen Titelkämpfen ungeschlagen, die Goldene Serie reißt. "Ich fühle mich nicht in Bestform, daran ist auch ein Virus nicht ganz unschuldig. Doch ich stelle mich der Konkurrenz, auch wenn ich am Ende Vierte werde", sagt die 28jährige.

In zehn Saison-Wettkämpfen meisterte die Leverkusenerin zwar viermal 2,00 m, in Frankfurt sogar 2,01 m. Doch viermal verlor sie aufgrund der zuletzt einigermaßen beseitigten Anlaufprobleme. "Eine Niederlage in Toronto wäre im Hinblick auf die WM in Stuttgart vielleicht sogar positiv. Dann wüßte sie, was noch fehlt", meint ihr Wettkampf-Organisator Günther Eisinger.

Im 30köpfigen Team, in dem Dreispringer Ralf Jaros (Wattenscheid/Muskelverletzung) und der WM-Dritte Hauke Fuhlbrügge (Erfurt/3000 m) fehlten, stehen rund zehn deutsche Kandidaten für letztlich etwa ein halbes Dutzend Medaillen. Wie Henkel hatten auch Geherin Beate Anders (Berlin), in 12:16,52 Minuten Jahres-Weltbeste auf der 3-km-Distanz, und der diesmal nur bedingt aussichtsreiche Weitsprung-Europameister Dietmar Haaf (Kornwestheim/8,02 m) 1991 in Sevilla gesiegt.

Weitere Titel gewannen damals Christine Wachtel (Rostock) über 800 m sowie die 4x 400-m-Staffeln der Männer und Frauen jeweils in Weltrekordzeit. Sie allesamt fehlen diesmal - wie zwei Olympiasieger und zwei Olympiasechste, die die Hallensaison mit Blickrichtung auf WM Stuttgart frühzeitig abbrachen: Dieter Baumann (Leverkusen/5000 m) und Heike Drechsler (Jena/Weitsprung) sowie Hochspringer Ralf Sonn (Weinheim) und 1500-m-Europameister Herold (Berlin) nach seinen vier deutschen Rekorden.

Gespannt darf man sein, wie sich zwei große DLV-Hoffnungen schlagen: Hendrik Beyer (Leverkusen), neuer Hochsprung-Juwel von Henkel-Goldschmied Gerd Osenberg, ist vor dem Duell mit Kubas Weltrekordler Javier Somotayor und US-Titelverteidiger Hollis Conway (je 2,37 m) mit 2,36 m Nummer drei der Weltrangliste. Nico Motchebon (Berlin), einst Vize-Weltmeister im Modernen Fünfkampf, reist mit der sechstbesten 800-m-Leistung (1:46,95) an. "Vielleicht gelingt mir ja in einem optimalen Rennen eine 1:45er-Zeit", sagt der deutsche Hallenmeister.

Eine ähnlich gute Medaillenchance wie Beyer besitzt nach der Papierform Karin Janke (Wolfsburg), in 52,34 Dritte der Weltrangliste. Hürden-Bronze winkt in einem optimalen Rennen dem EM-Dritten Dietmar Koszewski (Berlin) oder dem Olympiafünften Florian Schwarthoff (Heppenheim) hinter Englands Europameister Colin Jackson (7,44) und Olympiasieger Mark McKoy (7,46). Letzterer ist neben dem 60-Meter-Saison-Spitzenreiter Bruny Surin (6,45 Sekunden ) Kanadas größte Hoffnung im Sky-Dome, wo nach Ben Johnsons neuerlicher Dopingsperre eine Zuschauerpleite erwartet wird. sid

Fußball-Junioren-WM in Australien Wieder war Jancker der Retter Trainer Bonhof lobte Moral / Deutschland - Ghana 2:2 (1:1)

Deutschlands Fußball-Junioren sind bei der "U 20"-Weltmeisterschaft in Australien auf Viertelfinalkurs. Gegen die Ballkünstler aus Ghana erreichte die Mannschaft von Trainer Rainer Bonhof am Dienstag in Brisbane in ihrem zweiten Gruppenspiel ein hochverdientes 2:2 (1:1) und hat damit nach dem 1:0-Auftaktsieg über Titelverteidiger Portugal schon drei Punkte auf dem Konto.

Allerdings muß Deutschland im dritten und letzten Gruppenspiel in der Vorrunde am Donnerstag gegen Uruguay auf Mittelfeldspieler Max Eberl und Stürmer Carsten Jancker verzichten, die beide gegen Ghana die zweite gelbe Karte sahen und deshalb gesperrt sind.

Der Ausfall von Jancker wiegt doppelt schwer. Denn der jüngste und längste Spieler im DFB-Team, der schon gegen die favorisierten Portugiesen in letzter Sekunde das entscheidende Tor erzielt hatte, traf auch gegen Ghana wieder in der Schlußphase und rettete damit der deutschen Mannschaft einen wichtigen Punkt. In der 81. Minute "hämmerte" der Kölner nach einer von Hamann per Kopf verlängerten Rechtsflanke von Eberl den Ball mit einem sehenswerten Fallrückzieher in Uwe-Seeler-Manier ins Tor der Afrikaner.

Jancker, der aus Rostock stammt, von der Figur her an Horst Hrubesch erinnert und Ruud Gullit als Vorbild nennt, meinte nach seinem zweiten WM-Treffer: "Ich weiß, daß ich mich läuferisch noch verbessern muß. Aber das kann ich noch lernen, ich bin ja noch jung. Wichtig ist hier zunächst einmal, daß ich entscheidende Tore schieße."

Ghana, der "U 17"-Weltmeister von 1991, war vor 9000 Zuschauern zweimal in Führung gegangen. In der 37. Minute hatte sich Abwehrspieler Ossei Kuffour nach vorne geschlichen und war erfolgreich, nachdem Libero Markus Schwiderowski zweimal den Ball verfehlt hatte. In der 71. Minute spielte Emmanuel Duah, wie Kuffour in Turin unter Vertrag, nacheinander Hamann, Ramelow, Schwiderowski und Meißner aus, um dann nach einem Doppelpaß mit dem für den RSC Anderlecht aktiven Ausnahmekönner Nii Lamptey seinen starken Auftritt mit einem Treffer zu vollenden.

Zwischenzeitlich hatte der Hannoveraner Andre Breitenreiter (40.) per Kopfball den 1:1-Halbzeitstand erzielt. Diesem Tor ging die schönste deutsche Kombination voraus. Hamann paßte aus dem Mittelfeld links heraus auf Protzel, und dessen Flanke auf den zweiten Pfosten verwandelte Breitenreiter.

Das Fazit von Trainer Rainer Bonhof nach dem 2:2 fiel positiv aus: "Es spricht für die Moral der Mannschaft, daß sie zweimal einen Rückstand wettgemacht hat. Die Jungs merken langsam, daß sie mithalten können."

In der Tat war es beeindruckend, mit welch taktischer Disziplin die deutsche Mannschaft den Ghanaern immer wieder den Spielraum nahm und selbst jede sich bietende Chance nutzte, das Spiel nach vorne zu tragen. Zwar hatten die Afrikaner vor allem nach dem Seitenwechsel mit dem böigen Wind im Rücken mehr Spielanteile, doch war das Remis alles in allem gerechtfertigt.

Deutschland hatte in dem Bremer Frank Meißner, der den listigen und stets gefährlichen Lamptey nie aus den Augen ließ, in dem viel Übersicht beweisenden Berliner Carsten Ramelow und im Torschützen Breitenreiter, der oft im Mittelfeld aushalf, seine besten Spieler. Bei Ghana, das nicht so stark aufspielte wie in seinem ersten WM-Spiel beim 1:1 gegen Uruguay, gefielen Torschütze Kuffour und der Leverkusener Addo. sid

Peking präsentierte sich einer IOC-Delegation Potemkin läßt herzlich grüßen Fabriken stillgelegt und Autoverkehr reduziert / Große Show

Als Rußlands Zarin Katharina die Große einmal die Lebensumstände ihrer Untertanen in Augenschein nehmen wollte, sorgte ein cleverer Mann namens Grigori Potemkin seinerzeit dafür, daß die Herrscherin das zu sehen bekam, was sie erwartete. Die "Potemkinschen Dörfer" gingen als geflügeltes Wort für schöne Fassaden, hinter denen sich das trostlose Nichts der Realität verbarg, in die Geschichte ein. Getreu dem Vorbild aus alten russischen Zeiten präsentiert sich Peking im Rennen um die Vergabe der Olympischen Spiele 2000 einer zwölfköpfigen Delegation des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Die zehn Millionen Einwohner zählende Metropole ist im Zeichen der fünf Olympischen Ringe vom einen auf den anderen Tag total umgekrempelt worden. Für die große Show werden alle Register gezogen: Der übliche Smog ist fast verschwunden, weil alle Fabriken schließen mußten, aus deren Schornsteinen die dikken gelben Abgaswolken kommen und Bürger erzählten von einer Verordnung, wonach die Heizung in den Wohnungen vorübergehend abgestellt wurde. Denn die verfeuerte Braunkohle hat einen nicht unerheblichen Anteil am Smog. Zudem hat Pekings Polizei den Auftrag, für einige Tage den chaotischen Autoverkehr in die Schranken zu weisen.

Nach den vier Tagen im "Olympia- Look" läßt dann Potemkin grüßen: Die Fassaden werden abgebaut, Millionen Menschen in Peking kehren wieder zum Alltag zurück, die Schornsteine qualmen wieder. "Das sind die Potemkinschen Dörfer von Peking", spottet ein IOC-Offizieller, der Chnias Hauptstadt kennt. Daß in Peking der Mensch zum Erreichen bestimmter Ziele fast entwürdigt wird, ist nichts Neues. Um den Zuschlag für die Asienspiele 1990 zu erhalten, verbannten die Behörden seinerzeit kurzerhand alle Behinderten und "unansehnlichen" Einwohner für zwei Wochen aus der Stadt hinter die Mauern geschlossener Anstalten. Peking bekam die Asien- Spiele und hatte damit die Visitenkarte für Olympia 2000 in der Tasche. Für diese Asienspiele wurden 33 Stadien und Sporthallen hochgezogen - alle mit internationalem Standard.

Überzeugungsarbeit auf chinesisch hat zusätzlich seine Eigenarten: Pekings Taxifahrer mußten auf Befehl einen Olympia-Sticker kaufen und unübersehbar am Auto anbringen, um allgemeine Olympia- Begeisterung zu dokumentieren. Wer nicht begeistert war, verlor seine Lizenz und zahlte außerdem eine saftige Strafe.

Zhang Baifa, Generalmanager des Organisations-Komitees, berichtet: "92,63 Prozent der Pekinger haben sich für Olympia 2000 ausgesprochen. Das ist keine geschönte Zahl." Über demoskopische Prinzipien im kommunistischen Reich wird natürlich nicht weiter geredet.

Baifa benutzt kommunistische Dialektik, wird er auf die Kernfragen angesprochen, den Unterdrückungsapparat der KP und vor allem die blutige Niederschlagung des Studentenaufstandes 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens: "Das ist Vergangenheit. Die Chinesen haben es vergessen. Die Bevölkerung unterstützt unsere Regierung. Sehen ist mehr als Glauben!" sid

Protest gegen ABM-Stopp Hansen schreibt Brief an Minister Blüm

Nach den Gewerkschaften und Sozialverbänden protestiert nun auch der deutsche Sport gegenüber dem von der Bundesregierung angekündigten Stopp der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) Sturm. "Überrascht und bestürzt hat mich die Mitteilung, daß laufende AB- Maßnahmen zum Teil nicht fortgeführt werden können", schrieb der Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB), Hans Hansen, in einem moderat gehaltenen Brief an Bundesminister Norbert Blüm und an den Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda. Darin verdeutlicht Hansen seine Position, daß der Sport, der momentan bundesweit über 5000 ABM-Stellen verfügt, "diese Kräfte als wichtige Stütze seiner sozialen Arbeit" ansieht. Der DSB-Präsident ist besonders erbost darüber, daß der angekündigte ABM-Stopp vor allem den Sport im Osten Deutschlands trifft, der in seinen Vereins- und Verbandsstrukturen noch im Aufbau ist.

"Zur Förderung des Sports im Beitrittsgebiet wurden ABM-Stellen für zwei Jahre geschaffen", erläutert Hansen die komplizierte Situation. "Vor einiger Zeit wurde eine Fortführung auf ein drittes Jahr durch die Arbeitsämter beschlossen. Voraussetzung war, daß sich der Sport verpflichtet, die Angestellten danach in ein festes Arbeitsverhältnis zu nehmen. Es sind von den Arbeitsämtern schon Zusagen gemacht worden, die jetzt nicht mehr gelten. Dies geht zu Lasten des Sports. Das nehmen wir nicht hin."

Für den Sport zeichnet sich aber dennoch ein Hoffnungsschimmer ab: Ein neuer Passus im Arbeitsförderungsgesetz (Paragraph 249 h) erlaubt ein sogenanntes Sonder-ABM für Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit. DSB-Präsident Hansen muß nur noch den Bundesbehörden in Bonn und Nürnberg verdeutlichen, daß der Sport diese Voraussetzungen erfüllt. Die DSB-Verwaltung prüft derzeit die Neuregelung unter diesem Aspekt. sid

"Qualitative Verbesserung angestrebt" Neue Sponsoren fördern Deutsches Turnfest

Für eine qualitative Verbesserung des Deutschen Turnfestes vom 15. bis 22. Mai 1994 in Hamburg werden fünf Hauptförderer (Daimler Benz, Kraft, Boehringer Mannheim, Duales System Deutschland und Spar Deutschland) sorgen, die jeweils mit 600 000 Mark an Bar- und Sachleistungen sowie ihrem Know-how das größte Breitensportereignis der Welt unterstützen werden.

Um diese Gesamtsumme von drei Millionen Mark wird der derzeitige Etat des Organisationskomitees von 20,7 Millionen Mark aufgestockt. Von diesem Betrag bringen die erwarteten 100 000 Teilnehmer durch ihre Festbeiträge rund 15 Millionen für den OK-Haushalt auf. Die Stadt Hamburg stellt vier Millionen Mark an Barmitteln zur Verfügung. Die Bundesregierung wird 1,8 Millionen Mark und die Bundeswehr bereitstellen.

"Das Geld, daß von den Hauptförderern kommt, dient voll und ganz zur qualitativen Verbesserung der Veranstaltung", erklärte OK-Präsident Paul Gerhard Wienberg-Schaper, der diese Partnerschaft als Indiz für eine Neuorientierung im Sportsponsoring wertete. sid

Nordischer Ski-Weltcup in Lillehammer Jegorowa jetzt vorne in der Gesamtwertung

Die Norwegerin Trude Dybendahl gewann beim Nordischen Weltcup in Lillehammer den 5-km-Langlauf in der klassischen Disziplin. In 15:14,8 Minuten verwies die 27jährige bei ihrem ersten Weltcupsieg in diesem Winter die Dreifach- Olympiasiegerin Ljubow Jegorowa (Rußland) auf den zweiten Platz (15:32,3). Der dritte Rang bei der Generalprobe für die Olympischen Spiele im kommenden Winter an gleicher Stelle ging an Manuela di Centa (Italien/15:33,1). Deutsche Läuferinnen sind in Norwegen nicht am Start.

In der Weltcup-Gesamtwertung übernahm Ljubow Jegorowa die Spitzenposition. Für den zweiten Platz kassierte sie 80 Zähler und führt nun mit insgesamt 650 Punkten vor der bisherigen Spitzenreiterin Jelena Wjalbe (Rußland/645), die diesmal Fünfte wurde. sid

Weltcup-Rennen in Lillehammer, 5 km (klassisch), Frauen: 1. Trude Dybendahl (Norwegen) 15:14,8 Minuten, 2. Ljubow Jegorowa (Rußland) 15:32,3, 3. Manuela Di Centa (Italien) 15:33,1, 4. Anita Moen (Norwegen) 15:35,1, 5. Jelena Wjalbe 15:36,4, 6. Stefania Belmondo (Italien) 15:37,9, 7. Marja-Liisa Kirvesniemi (Finnland) 15:38,2, 8. Inger-Helene Nybraaten (Norwegen) 15:40,6, 9. Katerina Neumannova (Tschechische Republik) 15:43,1, 10. Gabriella Paruzzi (Italien) 15:47,9, 11. Lubomira Balazova (Slowakei) 15:51,2, 12. Tuulikki Pyykkönen (Finnland) 15:53,8, 13. Swetlana Nageikina (Rußland) 15:54,1, 14. Marie-Helene Westin (Schweden) 16:02,3, 15. Jelena Sinkewitsch (Weißrußland) 16:03,4.

Stand im Gesamt-Weltcup: 1. Jegorowa 650 Punkte, 2. Wjalbe 645, 3. Belmondo 511, 4. Larissa Lazutina (Rußland) 503, 5. Di Centa 380, 6. Dybendahl 363, 7. Neumannova 298, 8. Kirvesniemi 225, 9. Marjut Rolig (Finnland) 220, 10. Nina Gawriluk (Rußland) 211, ...61. Ina Kümmel (Oberwiesenthal) 5.

Fernfahrt Paris-Nizza Zülle und Breukink gemeinsam nach vorn

Durch seinen Sieg im Mannschafts- Zeitfahren mit seiner spanischen Equipe "Once" hat der Schweizer Radprofi Alex Zülle das Weiße Trikot des Spitzenreiters bei der traditionellen Frühjahrs-Fernfahrt von Paris nach Nizza erfolgreich verteidigt. Im Gesamtklassement liegt der Eidgenosse nach der dritten Etappe eine Sekunde vor seinem niederländischen Mannschafts-Kollegen Erik Breukink.

Beim Kampf gegen die Uhr über 33 Kilometer im zentralfranzösischen Roanne siegte die "Once"-Equipe mit 15 Sekunden Vorsprung vor der von dem Franzosen Gilbert Duclos-Lassalle angeführten "Gan"-Mannschaft. Mit 1:02 Minuten Rückstand fuhr die französische Castorama-Auswahl mit dem Deutschen Meister Heinrich Trumheller (Donaueschingen) auf den dritten Platz.

Das Bonner Team Telekom mit Geras Weltcupsieger Olaf Ludwig, Bernd Gröne aus Recklinghausen sowie dem Dortmunder Gerd Audehm und Rolf Aldag aus Ahlen belegte mit 2:02 Minuten Rückstand den 13. Platz. Auf die Ränge acht und 18 fuhren der Kelsterbacher Kai Hundertmarck und der Dortmunder Rajmund Lehnert mit ihren beiden US- Teams Motorola (1:18) und Subaru (2:55). sid

Meisterschafts-Play-off, Halbfinale Kölner EC - Mannheimer ERC 5:2 (2:2, 1:0, 2:0) - Tore: 1:0 Mende (8:16), 1:1 Lala (13:35), 2:1 Brandl (17:07), 2:2 Willmann (17:50), 3:2 Mende (31:33), 4:2 Dorochin (43:01), 5:2 Brandl (56:20). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). - Zuschauer: 7200. - Strafminuten: Köln 8 - Mannheim 14 plus 10 Disziplinar (Sebek).

Düsseldorfer EG - Berliner SC Preussen 2:1 (0:0, 0:0, 2:1) - Tore: 1:0 Köpf (44:19), 1:1 Jürgen Rumrich (48:00), 2:1 Zerwesz (59:28). - Schiedsrichter: Schnieder (Iserlohn). - Zuschauer: 11 200 (ausverkauft). - Strafminuten: Düsseldorf 8 - Berlin 10 plus 10 Disziplinar (O'Regan).

Eishockey-Bundesliga Düsseldorf steht wieder im Finale

Die Düsseldorfer EG hat seit Einführung der Play-off-Runde in der Saison 1980/81 zum siebten Mal das Finale um die Deutsche Eishockey-Meisterschaft erreicht. Durch einen 2:1(0:0, 0:0, 1:1)-Erolg im dritten Halbfinale gegen Preussen Berlin zog der Titelträger der vergangenen drei Jahre zum fünften Mal hintereinander in die Endspielserie ein. Den entscheidenden Treffer für den Meister erzielte Rainer Zerwesz 32 Sekunden vor dem Spielende. Die ersten beiden Begegnungen hatten die Düsseldorfer jeweils im "Sudden Death" 3:2 für sich entschieden.

Der Kölner EC ist dem sechsten Finaleinzug einen Schritt nähergekommen. Im dritten Halbfinal-Play-off-Duell setzte sich das Team des russischen Trainers Wladimir Wassiljew gegen den Mannheimer ERC verdient 5:2 (2:2, 1:0, 2:0) durch und führt in der Serie mit 2:1-Siegen.

In der sehr hektischen Partie erzielte Kölns Verteidiger Karsten Mende in der neunten und 32. Minute zwei Treffer. Vor allem sein zweiter Torerfolg zum 3:2-Vorsprung der Gastgeber bei einer Strafzeit von Hanft wirkte wie eine Erlösung für die Rheinländer. sid

Basketball

SG FT/MTV Braunschweig - TSV Bayer Leverkusen 63:74 (29:44) - Beste Werfer: Arigbabu (15), Pelkowski (15), Svitek (14), Stein (12) für Braunschweig. - Wheeler (23), Koch (16), Harnisch (10), Kleine-Brockhoff (10) für Leverkusen. - Zuschauer: 1700 (ausverkauft).

Ergebnis-Telegramm

BASKETBALL EUROPALIGA, Viertelfinale, Hinspiele: Vrai Pau-Orthez - PAOK Saloniki 86:103 (4O:44), Bologna - Real Madrid 56:76 (31:38), Scavolini Pesaro - Benetton Treviso 94:92 (45:45).

BUNDESLIGA, Männer, 31. Spieltag: Tübinger SV - ALBA Berlin 74:87 (37:45), Brandt Hagen - SSV Ulm 88:91 (36:45), TTL Bamberg - SVD Dortmund 85:67 (45:35), Bayer Leverkusen - BG Stuttgart 87:67 (43:31), BG Bramsche - TVG Trier 88:77 (42:45), SG FT/MTV Braunschweig - MTV Gießen 87:83 (36:32). EISKUNSTLAUF

WM in Prag, Frauen, Stand nach dem Technikprogramm: 1. Kerrigan (USA) 0,5 Punkte, 2. Bajul (Ukraine) 1,0, 3. Bonaly (Frankreich) 1,5, . . . 10. Kielmann (Dortmund) 5,0.

Eistanz, Endstand nach der Kür: 1. Usowa/ Schulin (Rußland) 2,0 Punkte; 2. Gritschuk/Platow (Rußland) 4,0; 3. Krilowa/Fedorow (Rußland) 6,2; 4. Rahkamo/Kocko (Finnland) 7,8, . . . 12. Goolsbee/Schamberger (Essen) 24,0. FUSSBALL FRAUEN-TURNIER auf Zypern: Deutschland - Frankreich 3:0 (3:0). HANDBALL WM in Schweden, Vorrunde, 2. Spieltag, Gruppe A: Österreich - "Team CSFR" 20:22 (8:12), Ägypten - Spanien. Die Tabelle:

Gruppe B: Schweiz - Rumänien 18:19 (7:10), Norwegen - Frankreich 20:21 (11:10). Tabelle:

Gruppe D: Deutschland - Südkorea 28:25 (16:11), Dänemark - Rußland 18:26 (10:13). Die Tabelle:

1. Rußland 2 1 0 0 59:36 4:0 2. Deutschland 2 1 1 0 48:45 3:1 3. Dänemark 2 0 1 1 38:46 1:3 4. Südkorea 2 0 0 2 43:61 0:4

RADSPORT RUNDFAHRT Tirreno-Adriatico, 3. Etappe von Ferentino nach Avezzano (181 km): 1. Fidanza (Italien) 5:15:05 Stunden, 2. Vanderaerden (Belgien), 3. Zanini (Italien), . . . 6. Zabel (Dortmund) alle gleiche Zeit.

Gesamtklassement: 1. Skibby (Dänemark) 15:58:21 Stunden, 2. Fondriest (Italien) 1 Sekunde zurück, 3. Tschmil (Moldawien) 4, . . . 9. Zabel (Dortmund) 6.

PARIS-NIZZA, 4. Etappe von Sarrians nach Marseille (204 km): 1. Cipollini (Italien) 4:58:34 Std., 2. Nelissen(Belgien), 3. Capiot (Belgien), . . . 8. Lehnert (Dortmund), . . . 15. Aldag (Ahlen).

Gesamtklassement: 1. Zulle (Schweiz) 20:57:06 Stunden, 2. Breukink (Niederlande) 4 Sekunden zurück, 3. Moreau (Frankreich) 8.

MURCIA-Rundfahrt, 4. Etappe von Murcia nach Torreaguera (126 km): 1. Planckaert (Belgien) 3:02:06 Stunden, 2. van Poppel (Niederlande), 3. Stumpf (Dittelbrunn). REITEN

CHI Dortmund: Preis von Nordrhein-Westfalen für Springreiter: 1. Vangeenberghe (Belgien) Queen 0 Fehlerpkte./32,7 Sek., 2. Navet (Frankreich) Quito de Baussy 0/34,13, 3. J. Whitaker (Großbritannien) Milton 0/34,39, . . . 5. Nieberg (Homberg/Ohm) Nistria 0/37,00, 6. Behrring (Steinhagen) Ulina 0/37,74, alle im Stechen.

Dressurprüfung Grand Prix: 1. Werth (Rheinberg) mit Gigolo 1714 Punkte, 2, Theodorescu (Sassenberg) mit Grunox 1690, 3. Rothenberger (Bad Homburg) mit Andiamo 1636. SEGELN

WM der olympischen Laser-Klasse vor Takapuna/Neuseeland, 2. Wettfahrt: 1. Burfoot (Großbritannien), 2. Haestbaek (Dänemark), 3. Tanscheit (Brasilien), . . . 11. Lars-Rüdiger Koch (Kiel), . . . 15. Warkalla (Frankfurt/Main).

Gesamtstand nach zwei Wettfahrten: 1. Burfoot 1,5 Punkte, 2. Haestbaeck 7, 3. Tanscheit 7, . . . 8. Warkalla 26. SKI NORDISCH WELTCUP der Kombinierer am Holmenkollen, Stand nach dem Springen von der Großschanze: 1. Kogawa 231,6 Punkte, 2. Kono 220,0 , 3. Abe 209,1, 4. Ogiwara (alle Japan) 207,1, . . . 10. Deimel (Winterberg) 168,3, . . . 13. Schwaar (Oberhof) 163,4, . . . 22. Dufter (Hammer) 153,5, . . . 33. Pohl (Schonach) 139,5, 34. Braun (Baiersbronn) 134,4. TENNIS TURNIER in Key Biscane (3 Mill. Dollar), erste Runde, Männer: Braasch (Hagen) - Pescosolido (Italien) 3:6, 6:2, 6:2, Naewie (Mannheim) - Herreira (Mexiko) 6:4, 1:6, 6:2, Steven (Neuseeland) - Prinosil (Amberg) 6:3, 6:2, Martin (USA) - Olschowsky (Rußland) 6:2, 6:1, Gilbert (Frankreich) - Matsuoka (Japan) 6:4, 6:2, Raoux (Frankreich) - Siemerink (Niederlande) 7:5, 7:5, Mezzadri (Schweiz) - Filippini (Uruguay) 5:7, 6:1, 6:4, McEnroe (USA) - Kühnen (Mannheim) 7:6 (8:6), 6:2.

Erste Runde, Frauen: Kuhlamnn (USA) - Meier (Heidelberg) 6:4, 6:3, Testud (Frankreich) - Fauche (Schweiz) 6:3, 6:0, Whitlinger (USA) - Reinach (Südafrika) 6:2, 6:2, Rinaldi (USA) - Miyagi (Japan) 7:6 (7:3), 6:3, Gorrochategui (Argentinien) - Dahlman (Finnland) 6:4, 7:6 (7:5), Fairbank-Nideffer (USA) - White (USA) 6:4, 1:6, 6:2.

GRAND-PRIX-TURNIER in Saragossa, Achtelfinale, Männer: Thoms (Hannover) - Gustafsson (Schweden) 6:4, 7:6 (8:6), Göllner (Neuss) - Wuyts (Belgien) 7:6 (7:3), 6:4. VOLLEYBALL EUROPAPOKAL der Landesmeister, Endrunde in Piräus, Männer, Spiel um den 3. Platz: Oly. Piräus - Zellik/Belgien 3:0 (15:9, 15:9, 15:4).

Die "magische Zahl" von dreißig Prozent

Zunächst möchte ich betonen, daß ich den Beitrag "Jonglieren mit der Statistik" (FR vom 25. 2. 1993) außerordentlich begrüßenswert fand, weil hier auf einen in der Tat unnötigen Mißstand in den Studierendenstatistiken aufmerksam gemacht wird. Der Einwand der Autorin bezüglich der problematischen Zuordnung von Studierendenzahlen zu bestimmten Altersgruppen-Grundgesamtheiten ist zweifellos berechtigt.

Allerdings liegt dem Beitrag ein Mißverständnis zugrunde. Es wird nicht verdeutlicht, daß unter dem "Anteil der Studenten eines Jahrganges" zwei verschiedene Dinge verstanden werden können, nämlich:

Altersbezogene Studierendenquoten; als Antwort auf die Frage, wie hoch zu einem bestimmten Zeitpunkt (z. B. im Jahr 1990) der Anteil der Studierenden einer Altersgruppe (z. B. der 23jährigen) an der gleichaltrigen Gesamtbevölkerung ist.

Auf Geburtskohorten (Altersjahrgänge) bezogene Studien(anfänger)quoten; als Antwort auf die Frage, wie hoch der Anteil der Personen einer Geburtskohorte ist, die überhaupt (irgendwann) ein Studium beginnen.

Die Autorin berechnet Anteile zu Punkt 1. Für Prognosen und Trendaussagen, die Informationen über die zukünftige Auslastung von Hochschulen geben sollen, ist jedoch der zweite Anteilswert besser geeignet, weil er detailliertere Kenntnisse über die zu erwartende Anzahl von Studienanfängern vermittelt.

Im folgenden beziehe ich mich ebenfalls auf die im Artikel verwendete Quelle "Grund- und Strukturdaten 1992/93" des BMBW. Dort wird u. a. der Anteil der Studienanfänger in Prozent des Durchschnittsjahrgangs der 19- bis unter 21jährigen Bevölkerung ausgewiesen (S. 162), und zwar mit einem Wert von 31 Prozent für 1991 (1990: 29,6 Prozent; 1989: 25,0 Prozent).

Das wäre dann also die "magische Zahl" von dreißig Prozent, die in der öffentlichen Diskussion verwendet wird.

Diese Werte können tatsächlich als Näherungswerte für den unter Punkt 2 genannten Anteil betrachtet werden. Ihr Manko liegt jedoch verkürzt gesagt darin, daß beim Berechnungsverfahren mehrere Geburtskohorten vermischt werden und die meisten Studierenden mittlerweile erst im Alter von 20 und 21 Jahren ihr Studium beginnen (S. 196). Je nach Veränderung der Kohortengrößen werden die kohortenbezogenen Studienanfängerquoten somit systematisch über- oder unterschätzt. Ich habe jetzt einmal unter Berücksichtigung der gegebenen Altersverteilung der Studienanfänger eine genauere Schätzung vorgenommen (Berechnungen für Westdeutschland; aus Platzgründen kann ich nicht näher auf das Verfahren eingehen). Demnach lag die kohortenbezogene Studienanfängerquote im Jahr 1990 etwa bei 24,3 Prozent (1985: 17,7 Prozent). Das heißt, es ist davon auszugehen, daß gegenwärtig rund ein Viertel der Mitglieder einer Alterskohorte ein Studium beginnt, Tendenz steigend.

Der Befund deckt sich im übrigen auch mit den Informationen zum Jahrgangsanteil der Personen mit Hochschulreife (1990: 33,5 Prozent, S. 93) und der Studierquote der Studienberechtigten (1989: gewichtetes Mittel ca. 75,5 Prozent, S. 87). Das ergäbe eine geschätzte kohortenbezogene Studienquote von 25,3 Prozent (die Studierquoten der Studienberechtigten sind allerdings aufgrund des Erhebungsverfahrens mit Vorsicht zu genießen).Holger Meinken, Duisburg

Nebenprodukt des Sieges der westlichen Alliierten

Neuerdings betonen die Befürworter eines eventuell auch militärischen Eingreifens im ehemaligen Jugoslawien, Deutschland sei durch ausländische Mächte zum Rechtsstaat gekommen, so der Bonner Völkerrechtler Christian Tomuschat (FR vom 1. März 1993 "IPPNW-Ärzte plädieren gegen Krieg für den Frieden"). Ganz abgesehen davon, daß nicht Deutschland, sondern den drei Westzonen und später der alten Bundesrepublik der Rechtsstaat verordnet wurde, werden die Zusammenhänge völlig falsch dargestellt: Die Alliierten haben nicht deswegen in Deutschland "interveniert", weil dort undemokratische Verhältnisse herrschten, sondern sie haben Deutschland den Krieg erklärt, weil es unter Hitlers Führung Polen angegriffen hatte.

Die Alliierten mußten eingreifen, wollten sie nicht ihr Gesicht verlieren. Denn sie hatten tatenlos zugesehen, als Hitler im März 1939 die Rest-Tschechoslowakei besetzte und damit das knapp ein halbes Jahr vorher geschlossene Münchner Abkommen gebrochen hatte, das eben den Bestand dieser Rest-Tschechoslowakei garantierte, während das Sudentenland dem Großdeutschen Reich zugesprochen wurde.

Befürworter einer Intervention im ehemaligen Jugoslawien vergessen bei ihrer o. a. Argumentation, daß es der Vatikan war, der Hitler international Reputation verschaffte, nachdem dieser schon menschenrechtswidrige Handlungen zugelassen (Errichtung der ersten Konzentrationslager) und die Demokratie abgeschafft hatte.

Erinnert sei an: Den Boykott jüdischer Geschäfte (1. 4. 33), die Bücherverbrennungen linker und jüdischer Autoren (10.5.), das Verbot der SPD (22.6.) und die daraufhin erfolgende "Selbstauflösung" der demokratischen Parteien, zuletzt der katholischen, der Bayrischen Volkspartei und des Zentrums (4./5. 7.).

Keine drei Wochen später, am 20. Juli 1933, wurde das Konkordat vom damaligen Nuntius in Berlin Eugenio Pacelli, dem späteren Papst Pius XII., unterzeichnet. Unterstützt wurde er bei den Verhandlungen von seinem Sekretär Giovanni Batista Montini, dem späteren Papst Paul VI.

Für die Erhaltung der Menschenrechte und der Demokratie in Deutschland hat sich damals also niemand stark gemacht. Die Einführung des demokratischen Rechtsstaates im westlichen Deutschland war ein Nebenprodukt des Sieges der westlichen Alliierten - nicht mehr.

Dr. Hartmut Weber, Münster

Margaret Atwood ist keine Amerikanerin

Obwohl ich Ihre Fernsehankündigungen i. a. als sehr informativ und relativ treffend einstufe, muß ich Sie hier gleich auf drei Fehler aufmerksam machen bzw. diese korrigieren.

Erstens heißt die Autorin der Romanvorlage (FR vom 23. 2. 1993 "Die Geschichte der Dienerin") Margaret Atwood (nicht: Altwood), zweitens ist sie Kanadierin, 1939 in Ottawa geboren (nicht: Amerikanerin), und drittens ist sie die wohl prominenteste Autorin der kanadischen Gegenwartsliteratur und keinesfalls eine "Science-fiction-Autorin". Diese verallgemeinernde Zuordnung wird Atwoods literarischem Können nicht gerecht.

Nur Atwoods Roman "Der Report der Magd" (Düsseldorf 1987), um den es hier geht, kann als Science-fiction-Roman eingestuft werden. Ihr gesamtes weiteres Werk, das sehr umfassend ist (in Deutschland sind derzeit meines Wissens greifbar sechs Romane, drei Erzählungsbände, ein Gedichtband), hat mit Sciene- fiction nichts zu tun.

Martina Schubert, Holzkirchen

Pazifistische Positionen

Seit Anfang dieses Jahres macht sich Bremens Umweltsenator Fücks stark für "eine Eingreiftruppe unter UN-Kommando, an der sich auch Freiwillige der Bundeswehr beteiligen sollten" (FR vom 2. 3. 1993 "Im Gespräch: Ralf Fücks zum Bosnien-Krieg - Ruf nach Gewalt von außen"). Die Senatorin/Ministerin Trüpel und die Grünen-Abgeordneten Kuhn und Mützelburg satteln noch drauf, indem sie die "sofortige Erkämpfung des Zugangs zu allen Konzentrationslagern und die Aufhebung des Waffenembargos gegen Bosnien fordern".

Nach dem Hamburger hat der Bremer Landesvorstand wichtige pazifistische Positionen gegen die eigenen Grünen Minister und Parlamentarier klargemacht: "Deutsche Soldaten haben auch bei Blauhelmeinsätzen im ehemaligen Jugoslawien nichts verloren, auch wenn uns die Welt (in Form des UN-Generalsekretärs) dazu auffordert. Dies verbietet die deutsche Geschichte . . ."

Die Bremer Grünen - wie auch wir Mitglieder der Deutschen Friedensgesellschaft - schlagen nur zivile - friedliche Maßnahmen vor, wenn auch das Morden und die Vergewaltigen in uns dieselbe Wut, Haß und Hilflosigkeit hochkommen lassen. Die DFG unterstützt bereits Deserteure, für die sie unbefristetes Asyl fordert. Der Visumszwang für Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien muß fallen. Die BRD muß mehr als die bisherigen 10 000 Kontingentflüchtlinge aufnehmen.

Statt für deutsche Kampftruppen zu "mobilisieren", sollte der Bremer Senator und seine Ampelkollegen endlich Rüstungs- in Zivilproduktion verwandeln und Waffenexporte über Bremens Häfen radikal verbieten. Wir hoffen mit dem Bundesvorstandssprecher Volmer, daß "die Anhänger eines militärischen Eingreifens nur Randfiguren" bei den Grünen sind und bleiben.

Dr. Ernst Büsche, Wieland von Hodenberg und Joachim Fischer, für die DFG-VK Gruppe Bremen

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Bad Soden. Wohnstift Augustinum, Neuenhain, Sodener Waldweg 2: Sinfoniekonzert mit dem Arco-Ensemble, 20 Uhr. Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Keine Vorstellung.

Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr);

Kino 3: Der kleene Punker (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Der letzte Mohikaner (20 Uhr).

Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Bob Roberts (20.15 Uhr). Ausstellungen Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz: Salvadore Dali, 15 bis 18 Uhr (bis 31. 3.).

Hofheim. AOK, Wilhelmstraße 16: "Die positive Kraft des Schönen", Werke der Malerin Ortrud Philipp-Gutberlet, 8.30 bis 12.15 Uhr, 13 bis 17 Uhr (bis 31. 3.).

Rathaus, Foyer: Seidenmalerei, Bronze, Bilder von Jutta Breuers-Kaupe, Cilli Breuers und Brigitte Friedrich, Eröffnung 19 Uhr.

Hochheim. Rathaus, Foyer, Burgeffstraße 30: Gemälde der Hochheimer Künstlerin Margrit Dietrich, Eröffnung 16 Uhr.

Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).

Schwalbach. Rathaus: "Märchen - Mythen - Sagen", 8 bis 12 Uhr (bis 17. 3.). Vorträge / Kurse Hofheim. Volkssternwarte Marxheim, "Neue Konzepte in der Raumfahrt" von Anselm Lingnau, Vortragsraum der Bibliothek, Bahnstraße 6, 19.30 Uhr.

Kriftel. Malteser-Hilfsdienst: Erste-Hilfe-Kursus, DLRG-Räume, Freibad, 19 Uhr.

Schwalbach. Evangelische Limesgemeinde: "Statt Gleichgültigkeit - Mut zur Verantwortung" von Tovia Ben-Chorin, Jerusalem, Ostring 15, 20 Uhr. Lesungen Schwalbach. Rathaus, Untergeschoß: "Von Onkel Paul, Regenbogen und andere Merkwürdigkeiten", Lesung im Rahmen der Ausstellung "Sagen - Mythen - Märchen" mit Herbert Jost-Hof, 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 17 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Guttempler: Hilfe für suchtkranke Menschen, Einzel- und Gruppengespräche, Kreiskrankenhaus Bad Soden, Zimmer E 703, 19 bis 20 Uhr; Info unter Tel. 0 61 96 / 4 56 73 (Frau Fetscher).

Frauenselbsthilfe nach Krebs, Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 8 35 82 oder 0 61 96 / 37 46.

Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.

Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27a, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 17 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, Tel. 0 61 92 / 1 11 03, 15 bis 19 Uhr.

Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Eltern- und Jugendberatung: Vincenzstraße 29 a, 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 61 92 / 70 38.

Verbraucherberatung: Untertor, im Haus der Taunussparkasse, 3. Stock, 16 bis 18 Uhr.

Deutsche Rheuma-Liga: Beratung durch Selbstbetroffene: AOK, Wilhelmstraße 16, 15 bis 17 Uhr; Treff für junge Rheumatiker (18 bis 30 Jahre), 19.30 Uhr.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, Tel. 0 61 95 / 6 22 22, 8 bis 16 Uhr.

DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57, 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr. Vereine / Organisationen Eschborn. Initiative Eschbornerinnen und Eschborner gegen Ausländerfeindlichkeit: Treffen im katholischen Gemeindezentrum, Hauptstraße, 20 Uhr.

Hofheim. Bürgerinitiative gegen Wallauer Gleisdreieck: Jahreshauptversammlung, altes Rathaus Wallau, 20 Uhr.

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: Mitgliederversammlung, Haus der Vereine, Kellereiplatz, 1. Stock, 20 Uhr.

Kelkheim. DRK: Gymnastik, Stadthalle, kleiner Saal, 14.30 bis 15.30 und 15.45 bis 16.45 Uhr (hintere Eingangstür).

Verein für Bewegungstherapie und Herzsport: Atem- und Bewegungstherapie für Atemwegserkrankte, Stadthalle, kleiner Saal, 20 bis 21.30 Uhr; Bewegungstherapie für Herz-Kreislaufkranke, Turnhalle, Pestalozzischule, 18.45 bis 20 Uhr; Auskünfte unter Tel. 0 61 95 / 6 46 49.

Sportgemeinschaft: Rundwanderung der Wandergruppe, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr.

Sportverein Ruppertshain: "Fit über 45", Fitneßtraining für Frauen und Männer, Ballspiele, Leichtathletik, Gymnastik u. a., Schönwiesenhalle, 18.30 bis 20 Uhr;

Tischtennis für Erwachsene, Schönwiesenhalle, 20 bis 22 Uhr; Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.

Senioren Flörsheim. Altenkegeln, Stadthalle, 14.30 bis 16.30 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Arbeiten mit Holz, 10 Uhr; "Bewegungsgruppe" im Tanzraum, 10.30 Uhr; Kaffeeklatsch, Senioren-Café, 14 Uhr.

Stadthalle: Informationstag der Seniorentanzgruppe des VfV, 14 Uhr.

Hochheim. Seniorenbeirat: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 15 bis 17 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Englisch-Kurs, 9 Uhr; Englisch-Kurs, 10.30 Uhr; Singkreis, 14 Uhr; Seidenmalerei, 14 Uhr, Untergeschoß.Kinder / Jugendliche Bad Soden. Katholisches Pfarramt: Jugenddiskussionsabend "Gottesbilder - Wie gehen wir damit um?", Unterkirche, Salinenstraße, 19 Uhr.

Flörsheim. "Güterschuppen": Jugendcafé, Bahnhofstraße, 14 bis 19 Uhr.

Hattersheim. Jugendtreff Okriftel, Mainstraße 48: Café und Hausaufgabenhilfe, 16 bis 21.30 Uhr; Sprechstunde mit dem Stadtjugendpfleger Thomas Kaiser, 11 Uhr, Telefon 0 61 90 / 48 67.

Liederbach. Jugendcafé: Spiel- und Bastelnachmittag für Kinder von 6 bis 12 Jahren, Sportlerheim, Wachenheimer Straße, 15.30 Uhr.

Sonstiges Flörsheim. MKW-Infomobil, kostenlose, computerunterstützte und neutrale Energieberatung, vor der Stadthalle, 9 bis 12.30, 14 bis 18 Uhr.

WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Jahrhunderthalle: Nederlands Dans Theater 2, 20 Uhr.

Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Betty Blue - 37,2 Grad am Morgen, Original mit Untertiteln, Langfassung (20 Uhr) Emmerich-Josef-Straße 46 a.

Ausstellungen Höchst. MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 15 Uhr (bis 26. 3.).

Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.).

Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Elternberatungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Psycho-soziale Beratungsstelle, Bolongarostraße 154, Sprechzeiten 10 bis 15 Uhr; Treff für Angehörige psychisch Kranker, 18 Uhr, Tel. 30 32 14.

Institut für Legastheniker-Therapie, telefonische Beratung bei Lese- und Rechtschreibproblemen, 11 bis 12 Uhr, Telefon 31 32 00.

Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 8.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.

Caritasverband: Internationale Jugendberatung, Kasinostraße 16, 14 bis 18 Uhr.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Gersthofer Straße 4, Jugend- und Suchtberatung, 13 bis 17 Uhr; Selbsthilfe für Alkoholabhängige, 19 bis 21 Uhr und nach Vereinbarung Tel. 30 20 03.

Pro Familia: Sexualberatung / Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11; offene Sprechstunde: 17 bis 19 Uhr.

Anonyme Alkoholiker: Treff, 19.30 Uhr, Stadtkrankenhaus, Gotenstraße, Hauptgebäude (erster Stock, Raum 1443), weitere Information unter Tel. 5 97 42 74.

Höchster Bildungsschuppen: Königsteiner Straße 49, Beratung, 9 bis 12 Uhr, Info unter Tel. 31 19 92.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 30 30 04.

Nied. Guttempler: Beratung, 18.30 Uhr; Gesprächsgruppe, 19 Uhr; Gemeinschaft, 20 Uhr, Christuskirchen-Gemeinde, Oeserstraße 3 a.

Sossenheim. Arbeiterwohlfahrt: Ehe-, Familien- und Lebensberatung, 9 bis 11 Uhr, Robert-Dißmann-Straße 6, Tel. 34 77 86. Vereine / Organisationen Höchst. Schnüffler un' Maagucker: Treffen der Bürgervereinigung für saubere Luft und sauberes Wasser, Café Libertad, Palleskestraße 2, 20.30 Uhr, Telefon 31 18 20.

Zeilsheim. Kreis für Alleinerziehende: "Treffpunkt Sonnenblume", katholisches Gemeindezentrum St. Bartholomäus, Alt- Zeilsheim 18-20, 16 bis 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Kinderclub mit Hausaufgabenbetreuung, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 13.30 bis 16.30 Uhr; Jugendlcub, "Treffpunkt", Burgunder Weg 2, 17 bis 19 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Schachspielen, 10 bis 12 Uhr; Bastelgruppe (Salzteig), 10 bis 12 Uhr; Geschichtsgruppe (selbstorganisiert), 15 Uhr.

Unterliederbach. Evangelische Gemeinde: Seniorenclub, Hunsrückstr. 11, 14 Uhr. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der kleine Horrorladen, 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: Volksvernichtung oder meine Leber ist sinnlos, 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Günter Grünwald "Mit beiden Beinen in der Scheiße", 20.30 Uhr.

Theater am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, Schwank, 20.15 Uhr.

Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: Gitarren-Duo-Abend mit traditioneller und moderner brasilianischer Musik, 20 Uhr. Filmspiegel Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 17.30, 20 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Ein ganz normaler Held (13, 16, 19, 22.30 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Der Duft der Frauen (13, 16, 19.30 Uhr).

Alpha: Alarmstufe: Rot (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Beta: Hape Kerkeling - Kein Pardon (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Orlando (14, 17, 20 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Malcolm X (15.30, 20 Uhr). Ausstellungen Galerie Rathaus, Schloßplatz 6: Raum- Strukturen und Licht von Ingeborg Finke, 10 bis 19 Uhr (bis 8. 4.).

Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: "Fenster - Einblicke - Ausblicke - Verborgenes - Licht", von Barbara Heier-Rainer, 15 bis 18 Uhr (bis 14. 3.).

Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücke von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (bis 12. 3.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).

Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).

Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10-18.30 Uhr (bis 18. 3.).

Museum Wiesbaden, Friedrich Ebert- Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 16 Uhr. Informationen Bürgerverband zur Förderung des Schienenverkehrs: Informationen zum Bahn- und Busverkehr, Servicetelefon 0 61 26 / 28 08, 18 bis 20 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Gesundheitsamt: Dotzheimer Str. 38, Aids-Beratung/-Test, 11 bis 16 Uhr.

Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; Sprechstunde und Telefonberatung 12 bis 14 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 18 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

"Wildwasser", Verein gegen sexuellen Mißbrauch: Beratungsstelle für Mädchen und Frauen, 10 bis 13 Uhr, Tel. 80 86 19.

Kinderschutzbund: Schwalbacher Straße 72, Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 5 11 22.

Verein Hilfe für Kinder und Jugendliche: Kinder- und Jugendtelefon, 15 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 1 11 03.

Arbeitsamt: Sprechstunde der Berufsberatung, Klarenthaler Straße 34, 3. Stock, Zimmer 333, Kurzinformationen, 8 bis 18 Uhr, ausführliche Beratung nach Absprache, Tel. 94 94 35 6.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Pro Familia: Offene Sprechstunde, Langgasse 3, Verhütungsmittelberatung, 16 bis 19 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Jugend- und Drogenberatung "Oase": Stiftstraße 12, Sprechzeiten, 9 bis 17 Uhr; persönliche Beratung nach Vereinbarung, Tel. 52 40 18.

Deutsche Friedensgesellschaft: Beratung für Kriegsdienstverweigerer, Marcobrunnenstraße 7, 19 Uhr, Tel. 4 73 80.

Sprechstunde des Suchtkrankenhelfers für Alkoholgefährdete und Angehörige, Mainz-Kostheim, Linzer Straße 1 (Haus Schwester Brück), 15 bis 17 Uhr.

Selbsthilfegruppe für Alkoholgefährdete, Mainz-Kostheim: Pfarrzentrum Maria- Hilf, Flörsheimer Straße 47, 19 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 34 / 6 33 04.

Internationaler Bund für Sozialarbeit: Beratungsstelle für Aussiedler, Blücherstraße 20, 9 bis 12 Uhr, Tel. 06 11 / 4 70 29.

Mädchentreff: Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen mit Problemen, Römerberg 24, 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr; telefonische Beratung unter Tel. 51 51 8.

Interessenverband Unterhalt und Familienrecht: "Sorgentelefon Scheidung" (keine Rechtsberatung), Tel. 06 11 / 54 30 69.

HUjA-Beratungsstelle: Hilfe und Unterstützung junger Arbeitsloser, Rheinstraße 109, 15 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 30 95 71.

Beratungsstelle zur Berufsorientierung für Ausländerinnen und Ausländer: Rudolf-Dyckerhoff-Straße 3, Sprechzeit 9 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, Tel. 06 11 / 69 40 95.

Wiesbadener Hilfe, Opfer- und Zeugenberatung, Adelheidstraße 74, 8 bis 12 Uhr, 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 3 08 23 24 und 3 08 23 25. Vereine / Organisationen Autonomes Frauen-Archiv: Forschungs- und Bildungsinstitut, Langgasse 20, Hinterhaus, 10 bis 15 Uhr.

Evangelische Ringkirchengemeinde: Eltern-Kind-Treff, Kaiser-Friedrich-Ring 5, 10 bis 13 Uhr. Kinder / Jugendliche Mädchentreff: Mädchencafé, Römerberg 24, 16 bis 21 Uhr. Sonstiges Evangelische Erwachsenenbildung: Gespräch mit Margot Brunner, Frauenbeauftragte und Lütfiye Ulas, Ausländerbeirat über interkulturelle Frauenarbeit, Haus der evangelischen Kirche, Schwalbacher Straße 6, 19.30 Uhr.

- ohne Gewähr -

Dieser Zirkel ist eine politische Randerscheinung

Bernhard Honnigfort ist es endlich einmal gelungen klarzumachen, daß der deutsch-nationale, rechtsextreme "Hofgeismarer Kreis" der Jungen Sozialdemokraten Leipzig in der Tat nicht mit den sächsischen Jusos oder geschweige denn den ostdeutschen Jusos insgesamt gleichzusetzen ist (FR vom 4. März 1993 "Jusos in Sachsen/,Leipziger Blüten' mit seltsamem Ruch"). Vielmehr ist dieser Zirkel eine politische Randerscheinung in diesem Verband.

Bedauerlich ist allerdings, daß er immer wieder interessierte und aktive Jugendliche davon abschreckt, sich bei den Jusos zu engagieren. Mir selber sind mehrere Leipziger Jugendliche bekannt, die mit Verweis auf Sascha Jung ein Engagement bei den Jusos ablehnen. Die SPD-Sachsen tut sich also keinen Gefallen, wenn sie mit Sascha Jung so schonend umgeht.

Der "Hofgeismarer Kreis" knüpft an die antidemokratische Tradition des gleichnamigen Zirkels Mitte der zwanziger Jahre an. Schon damals wurde die "Volksgemeinschaft" idealisiert und die Demokratie als unpassend für den deutschen Volkscharakter abgelehnt. Auch publizierten die "Hofgeismarer" in völkischen und deutsch-nationalen Publikationen. Wer heute namentlich an diesen Kreis anknüpft, 47 Jahre nach der Niederschlagung des Hitlerfaschismus, steht zweifelsfrei jenseits jeglicher sozialdemokratischer Prinzipien. Dazu paßt das Auftreten des "Hofgeismarer Kreises" heute in Leipzig, ihre ausländerInnenfeindlichen Parolen, das Absingen der ersten beiden Strophen des sogenannten Deutschlandliedes, der "verständnisvolle" Umgang mit jenen Menschen, die Beifall klatschten, als in Rostock gewalttätige Jugendliche brandschatzten und zu morden versuchten. In der Weimarer Republik gewann der linke Flügel der Jusos bereits zwei Jahre nach der Gründung des "Hofgeismarer Kreises" die Mehrheit bei den Jusos. Dem folgten der Ausschluß bzw. Austritt der deutsch-nationalen Teile des Verbandes. Es bleibt zu hoffen, daß auch diesmal das Gastspiel der Blut-und-Boden-Jusos von kurzer Dauer sein wird.

Vor dem Hintergrund der ausländerfeindlichen Parolen und schwulenfeindlichen Äußerungen der Anhänger Sascha Jungs ist dann allerdings das Verhalten der sächsischen SPD völlig unerklärlich. Das Schweigen und die Untätigkeit des SPD-Landesverbandes könnte als Zustimmung zur "Politik" Sascha Jungs mißverstanden werden.

Das Verhalten der sächsischen SPD steht ganz im Gegensatz zu dem der SPD Hessen-Nord, die gegen mich ein Parteiausschlußverfahren eingeleitet hat, weil ich Björn Engholm vorgeworfen habe, mit der Asyl-Einigung vor der Union kapituliert zu haben.

Heiko Kretschmer, Marburg

Styropor wird im Kreis recycelt Noch viel Sondermüll

MAIN-TAUNUS-KREIS. Ob es immer die teuer zu entsorgende Leuchtstoffröhre sein muß, die die Nacht zum Tag werden läßt, und ob es bei heilbringenden Pillen und Tropfen immer die größte Packung sein muß? Angesichts der zwei Millionen Mark, die der Kreis im vorigen Jahr allein für die Beseitigung der knapp 160 000 Kilogramm Giftmüll, rund 14 000 Kilo alter Medikamente und 5707 verbrauchte Leuchstoffröhren ausgeben mußte, mahnt Umweltdezernent Gerd Mehler (SPD), beim Kauf möglichst sparsam zuzugreifen oder ganz darauf zu verzichten.

9933 Privatleute und 325 gewerbliche Kleinmengen-Anlieferer wurden laut Statistik im Vorjahr bei den Annahmestellen registriert. Im vergleich zum Vorjahr ist die angelieferte Menge nur minimal zurückgegangen. Positiver fällt Mehlers Bilanz fürs Styropor-Recycling aus: Rund 8000 Kubikmeter Deponieraum seien im vorigen Jahr durch "konsequentes Getrenntsammeln und wiederverwerten" gespart worden. Eine Möglichkeit, die seit 1991 im Kreis besteht. Gleich im ersten Jahr, so Mehler, wurden dadurch 4500 Kubikmeter auf der Deponie Wicker weniger zugeschüttet. Handel und Handwerk unterstützen die Initiative des Umweltdezernats von Anfang an. Mehler appelliert nun auch an alle Privathaushalte, selbst kleine Styroporteile in Verpackungen zu sammeln und zu den entsprechenden Wertstoff- Containern auf den Bau- und Recyclinghöfen der Kommunen zu bringen. ana

Möbel-Mystik in Galerie

BAD SODEN. Gouachen, Mischtechniken und Ölbilder von Martina Voigt- Schmid und mystische Möbel von Piet Hohl sind von Dienstag, 16. März, bis einschließlich 15. Mai, in der Galerie Sander, Alleestraße 6, zu sehen. Die Vernissage beginnt am Dienstag um 19.30 Uhr. ana

Namen + Notizen

ALEXANDER WILLICH wurde zum neuen Schulleiter der Staufen-Schule in Kelkheim-Fischbach bestellt. Willich war bis vor kurzem ständiger Vertreter des Leiters der Eichwaldschule in Sulzbach.

Eine Million Mark nicht ausgegeben

LIEDERBACH. Genau 1 083 688 Mark und 69 Pfennig hat die Gemeindeverwaltung im vorigen Jahr nicht verbraucht. Zum Teil, weil Aufträge noch nicht ganz abgerechnet wurden, Kanalarbeiten etwa oder 155 000 Mark für Umbau und Sanierung der Feldstraße 4. Oder, weil das Geld im Moment nicht gebraucht wird. So stehen die Mittel für das Obergeschoß der Kindergartendependance im Kirchweg 7 noch im Vermögenshaushalt bereit. Ebenso die 90 000 Mark, um das Dach des Sportlerheims zu sanieren. Alles in allem, so Bürgermeister Gerhard Lehner (CDU) handelt es sich um Geld für 24 Projekte.

Darüber hinaus werden gut 237 000 Mark vorerst nicht gebraucht: Unberührt blieben die 95 000 Mark für die über zwei Jahre angelegte Sanierung des Hochbehälters II - ein Projekt, das jetzt im neuen Haushalt angesetzt wurde; ebenso, wie bereits berichtet, 80 000 Mark, mit denen der Spielplatz am Kirchweg 23 umgestaltet werden sollte. Dort soll nun die Altenwohnanlage gebaut werden.

Unterm Strich überwies die Verwaltung etwa über 1,9 Millionen Mark in den Vermögenshaushalt, so daß die Gemeinde auf den vorgesehenen Kredit für den Nachtragshaushalt 92 von rund 891 500 Mark verzichten kann. Übrig blieb ein Überschuß von gut einer Million Mark, der für Korrekturen im Nachtragshaushalt genutzt werden kann. ana

Ursula Fuchs liest Kindern Geschichten vor

BAD SODEN. Schon mal was von Emma gehört, die sich durch höchst unruhige Zeiten schlägt? Oder von Vogelscheuchen im Kirschbaum? Wenn nicht, wird's höchste Zeit, am Mittwoch, 17. März, um 15 Uhr in der Stadtbücherei Neuenhain im Bürgerhaus vorbeizuschauen. Kinderbuchautorin Ursula Fuchs liest spannende Geschichten aus ihren Büchern vor.

Zentrales Motto dabei: "Es ist so vieles möglich, von dem wir heute noch keine Ahnung haben - wir müssen uns nur dafür einsetzen." ana

Rotfichte wird gefällt Gefährliche Schräglage

BAD SODEN. Das Rotfichtentrio im Neuen Kurpark wird in Kürze zum Duo schrumpfen. Einer der Bäume hat mit der Zeit die einstige Horizontale in eine derart imposante Schräglage umgemünzt, daß er mit Fug und Recht den Namen "Schiefer Baum von Soden" verdient hätte. Sein eigenwilliger Drang, sich nicht dem Himmel, sondern der Erde zuzuwenden, wird dem hölzernen Recken jetzt allerdings zum Verhängnis. Die Gefahr für Parkflanierer sei nicht mehr vertretbar, ließ Bürgermeister Kurt Bender (CDU) wissen. Und selbst die Untere Naturschutzbehörde gab ihr Plazet zum Fällen.

Das gewaltsame Ende der Fichte bedauert der Rathauschef vor allem wegen des Zeitpunkts, habe doch bei den gefiederten Astbewohnern bereits die Zeit der Familienplanung begonnen.

Doch es hilft nichts, die Rotfichte wird das selbe Schicksal niederstrecken wie vor kurzem erst die an Fäulnis leidende Pappel im alten Kurpark oder die alte Esche im Mai des vergangenen Jahres. Kleiner Trost für Botaniker: Für jeden gefallenen Recken wird ein neuer Baum gepflanzt. Allein im vorigen Jahr, so Bender, wurden im Stadtgebiet 100 Bäume und Sträucher - hauptsächtlich Linden, Stadtbirnen und Platanen - gesetzt. ana

Sulzbach wird heute unter die Lupe genommen

BAD SODEN. Am heutigen Mittwoch, pünktlich um 9 Uhr geht es am Parkplatz Altenhain los zur Bachschau, die den Bad Sodener Naturschutzbund unter dem Vorsitz von Heiner Emmerich zu seinem "Patenkind", dem Sulzbach führt.

Mit von der Partie: Vertreter von Wasserwirtschaftsamt, Unterer Wasser-und Naturschutzbehörde, Amt für Landwirtschaft und Landentwicklung und Stadt.

Alleinerziehende planen Ostertreffen

MAIN-TAUNUS-KREIS. Damit nicht jeder wieder einen Käsekuchen zum Ostertreff am Karfreitag, 9. April, mitbringt, haben sich die alleinstehenden Mütter und Väter vom Kreisverband Main-Taunus in diesem Jahr zur Koordination entschlossen. Alleinerziehende, die sich der geselligen Runde in einer Grillhütte mit Kaffetrinken, Kuchen essen, Fisch und Kartoffeln grillen und Ostereier werfen anschließen möchten, sollten sich deshalb bis spätestens 28. März bei Angelika Konetzki, Tel. 0 61 92 / 2 72 92, melden.

Treffpunkt für die fröhliche Karfreitagsrunde ist dann um 14 Uhr bei Beate Schneider in der Jahnstraße 37 in Flörsheim.

Wer Näheres über die Aktivitäten der Gruppe wissen will, kann sich auch bei der Kreisverbandsvorsitzenden für alleinstehende Mütter und Väter, Ute Gawlik, Tel. 0 61 95 / 59 28, informieren. ana

Mobiler Kindergarten an der Steinbergschule

HOFHEIM. Not macht erfinderisch - und hebelt mitunter bürokratische Verwaltungsabläufe aus: So plant die Stadt Hofheim, einen auf drei Jahre befristeten mobilen Kindergarten-Anbau auf dem Gelände der Steinberg-Schule. Sie will Betreuungsplätze für den Nachwuchs der geburtenstarken Elterngenerationen aus den 60gern zu schaffen.

Der Kreisausschuß hat prompt auf die Bitte der Stadt reagiert und das nötige Schulgelände bereitgestellt. Und damit die Kleinen nicht auf ihre mobile Betreuungsstätte warten müssen, kann die Stadt schon mal anfangen. Der nötige Vertrag, ließ die Kreisverwaltung vernehmen, wird in den nächsten Wochen geschlossen. ana

Bilder und Märchen in der Kunstwerkstatt

BAD SODEN. Die Berliner Malerin Gisela Mott-Dreizler stellt von Freitag, 12. März, bis einschließlich Montag, 21. März, Gouachen und Druckgrafiken bei der Sodener Kunstwerkstatt im Haus Reiss, Zum Quellenpark, aus.

Reinhard Scheuble wird die Ausstellung bei der Vernissage am Freitag um 19 Uhr vorstellen. Die Arbeiten sind anschließend montags bis freitags jeweils von 15 bis 19 Uhr, am Wochenende von 11 bis 17 Uhr zu sehen.

"Märchen für Erwachsene und Geschichten zum Leben" heißt das Motto des Märchenabends mit Musik, zu dem die Sodener Kunstwerkstatt außerdem für Dienstag, 16. März, um 20 Uhr in ihr Domizil im Haus Reiss einlädt. Zu Gast ist die Märchenerzählerin Barbara Mödder. Der Eintritt kostet sieben Mark, er ist für das SPS Kinderdorf in Somalia gedacht. ana

Nur Frauenrechte im Grundgesetz?

Das Feindbild "Macho" (als Synonym für "Mann") ist keine ausreichende Grundlage für eine Verankerung von Frauenrechten im Grundgesetz (FR vom 4. 3. 1993 "Dem letzten Macho im Land klarmachen, es geht so nicht weiter"), die Vokabel ist nach Funktion, Klang und Qualität kaum weniger rassistisch als "Jude", "Türke" oder "Polacke".

Wenn die Frauen mit Hilfe der Verfassung, die auch für Männer einen großen emotionalen Wert hat, (einseitig) Vorrechte gegen den "Macho" erkämpfen wollen, werden sich auch die Männer zum offenen Geschlechterkrieg aufgerufen fühlen.

Daß der Staat verpflichtet werden soll, angesichts von Gleichheitsdefiziten durch aktives Tun (Förderung) die Bedingungen für eine Gleichstellung der Geschlechter zu schaffen, das ist eine allseits akzeptable Forderung.

Nicht akzeptabel für die Männerseite und nicht verständlich ist es aber, daß allein zugunsten von Frauen eine besondere staatliche Förderung zum Ausgleich bestehender Ungleichheiten im Grundgesetz zugelassen und vorgeschrieben werden soll.

Auch für Männer muß bei gegebener Ungleichstellung eine entsprechende Kompensation möglich sein, das verlangt das verfassungsmäßige Grundprinzip der Geschlechtergerechtigkeit.

Natürlich sind auch bei Männern Gleichheitsdefizite nicht nur theoretisch denkbar, sondern real vorhanden, vor allem etwa im Familienbereich oder in der Kinderbetreuung und Kindessorge (auch an die Wehrpflicht ist zu denken).

Entsprechende Gleichstellungsdefizite werden seitens der organisierten Frauenschaft gern mit einer defizitären männlichen (biologischen) Natur und Psyche begründet (das wäre Geschlechterrassismus), aber sie müssen genauso ernsthaft angegangen werden wie die Defizite auf der Frauenseite.

Die notwendige Ergänzung des Artikel 3 Abs. 2 des Grundgesetzes könnte wie folgt lauten (in Anlehnung an einen Formulierungsvorschlag des ehemaligen Bundesverfassungsrichters Helmut Simon, vgl. dazu die FR vom 6. November 1992:

"Soweit die Gleichstellung von Männern und Frauen nicht verwirklicht ist, hat der Staat durch gezielte Maßnahmen die Bedingungen für eine Gleichstellung der Geschlechter in allen gesellschaftlichen Bereichen zu schaffen.

Zum Ausgleich bestehender Ungleichheiten ist eine besondere Förderung von Frauen oder von Männern zulässig."

Albrecht Verron, Frankfurt am Main

Fahrradtransport im Bus kostenlos

BAD SODEN. Pedalritter können aufatmen, bald ist Schluß mit dem Extrafahrschein für ihre zweirädrigen Vehikel im Stadtbus: Wie schon in Hofheim und Flörsheim, können Fahrräder ab dem 1. April auch im Bad Sodener Stadtbus kostenlos transportiert werden. Allerdings nur außerhalb der Berufsverkehrs-, Schulanfangs- und -endzeiten. Für die Zwischenzeit (von 8.30 bis 16 Uhr) gilt das Angebot außerdem nur sofern es die Platzverhältnisse auf der vorgesehenen Stellfläche zulassen.

Sollte die bereits mit Drahteseln oder Kinderwagen belegt sein, müssen weitere Zweirad-Transporteure auf den nächsten Bus warten - oder die erste Etappe des Weges eben mit dem Rad zurücklegen. Wann der vertretbare Belegungsgrad erreicht ist, das entscheiden im Zweifelsfall die Busfahrer. Eine Verpflichtung, das Fahrrad mitzunehmen, haben sie nicht. ana

Politik mit Opfern

Haussmann schafft es mit seinem letzten Satz: ". . ., die Fähigkeit der Moderne zur Klassifikation in Verbindung mit dem Willen zur Utopie steht am Anfang der Vernichtungsstrategien der totalitären Ordnungen" unser bekümmertes Staunen angesichts der Bilder Baldaews zu ersticken (FR vom 27. 2. 1993 "Der große Terror").

Es darf von dem, was die Bilder uns berichten, keinerlei Entlastung - durch welche ideologische, philosophische oder psychologische Erklärung auch immer - geben.

Unsere Beschämung muß Ausgangspunkt der Auseinandersetzung mit den "Ursachen" von totalitären Ordnungen und deren Vernichtungsstrategien werden. In der früher links-alternativen Szene wächst der postmoderne Zynismus, dem Humanismus und Befreiungsbewegung unter die Räder kommen. Alles der Utopie und dem Sozialismus Verdächtige wird ohne große Umschweife und "Arbeit des Begriffs" auf die Seite der Verursachung einer gescheiterten Moderne gestellt. Das ist nicht nur unsauber gedacht, sondern Nährboden für seinerseits totalitäres Denken und Handeln, das mit der Utopie nämlich auch jede vernünftige Begründung von gesellschaftlicher Emanzipation ausschüttet, somit entweder dezisionistisch wird oder den Status quo goutiert. Das Schlimme ist nur, daß das auch noch mit den Bildern der Opfer untermauert werden soll.

Eine ähnliche Verrohung wurde neulich bei den Grünen deutlich, als der Tod von Petra Kelly und Gert Bastian von den Flügelkämpfern in die Argumentation eingebaut wurde, als sie behaupteten, daß das politische Handeln der Gegner Kellys und Bastians für ihren Tod mitverantwortlich sei.

So wird mit Opfern und Toten Politik und Philosophie betrieben.

Michael Thölke, Hamburg

Das Ende von Weimar

Es ist richtig: Das Ende der Weimarer Republik begann auch mit den Notverordnungen Brünings und mit dem Staatsstreich Papens gegen den SPD-regierten preußischen Staat unter Otto Braun (FR vom 27. 2. 1993 "Flammentod einer Republik"). Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Vergessen wird, daß die letzte demokratisch gewählte Koalitionsregierung des Sozialdemokraten Hermann Müller am 27. März 1930 gestürzt wurde, von den eigenen SPD-Genossen mit Rudolf Wissell aus der Gewerkschaft (ADGB) an der Spitze. Das war das Ende der Weimarer Republik. Dieses Datum und diese Tatsache sollten nicht vergessen werden.

Ich wage zu behaupten: Eine sich stabilisierende Regierung unter Hermann Müller und ein damals beginnender wirtschaftlicher Aufschwung hätten den Aufstieg Hitlers verhindert.

Auch in unserer Zeit verlor ein sozialdemokratischer Kanzler (Helmut Schmidt) die Unterstützung seiner (linken) Genossen.

Heinz Richter, Bruchköbel

Eine Provokation

Ausgerechnet der Chef des Chemie- konzerns Hoechst, Professor Wolfgang Hilger, der seit fast zehn Jahren die Sicherheitsforderungen der politisch Verantwortlichen gegeißelt hat, steht plötzlich voll hinter den Forderungen des GRÜNEN-Umweltministers (FR vom 5. 3. 1993 "Hoechst-Chef entschuldigt sich").

Bereits im Oktober 1985 attackierte Hilger die Wiesbadener rot-grüne Regierung unter Holger Börner, indem er mit Investitionsverlagerung in das Ausland drohte und über das rot-grüne Bündnis sehr beunruhigt war.

Im März 1988 wurde im Hause Hoechst wieder kräftig getrommelt, diesmal wiederholte Pharmabereichsleiter Dieter Laengenfelder mit Blick auf Bonn (Norbert Blüm) die alten Argumente.

Ende November 1991 bließ Hilger wieder die Öffentlichkeitstrompete. Bundesumweltminister Klaus Töpfer stand im Visier. Selbst bei der mageren Umweltpolitik in Bonn war der Standort Deutschland "ernsthaft gefährdet". "Wir sehen unsere Verantwortung gegenüber unseren Kindern und Enkelkindern als ernste Aufgabe" (FR 26. 11. 1991), erklärte Hilger.

Genau unter der Verantwortung dieses Mannes geschah das große Umweltdesaster. Heute tut der Chef des Chemieriesen so, als hätte es niemals Forderungen nach strengeren Sicherheitsauflagen für Hoechst gegeben. Die öffentliche Entschuldigung von Hilger ist eine Provokation besonderen Ausmaßes; sein Rücktritt und eine juristische Verantwortung sollten eine Selbstverständlichkeit sein.

Willi Wächter, Leopoldshöhe

90 Prozent sind Jungen

Bei aller Ratlosigkeit über Gewalt an den Schulen geht der Autor des Artikels "Neue Lehrer braucht das (unser) Land" (FR vom 4. 3. 1993) auf ein eingangs erwähntes Hauptphänomen mit keinem Wort näher ein: 90 Prozent der Täter sind Jungen. Wäre es nicht sinnvoll zu fragen, warum 90 Prozent Mädchen offensichtlich nicht gewalttätig sind - trotz game- boys, Fernsehen etc pp.?

Die Beispiele, daß es auch anders geht, die neuen Vorbilder - es gibt sie - aber eben nicht dort, wo sie üblicherweise gesucht werden. 90 Prozent Jungen (Männer) sollten sich einmal von 90 Prozent Mädchen (Frauen) beeindrucken lassen. Aber dazu müßte erst einmal von pädagogischer/erziehungswissenschaftlicher

Seite die Empathie für männliches Sozialverhalten reflektiert werden.

Vielleicht könnten dann auch "einfachere" Problemlösungen als die Umstrukturierung unseres Schulsystems und der Austausch aller LehrerInnen gefunden werden. Nur: dann ginge es ans Eingemachte, meine Herren.

Dr. Waltraud Amberger, Grünstadt

Ins Abseits begeben

Die acht ehemaligen Dissidenten, die vor dem Stolpe-Untersuchungsausschuß die Aussage verweigerten, weil sie nicht eher befragt wurden, machen sich langsam selbst zu tragischen Figuren (FR vom 3. 3. 1993 "Frühere DDR-Bürgerrechtler fühlen sich als Alibi mißbraucht"). Ausgerechnet sie, die unter dem kriminellen Vorgehen der Staatssicherheit besonders zu leiden hatten und daher den Rechtsstaat herbeisehnten, wollen jetzt nur noch wenig von ihm wissen und den Stasi-Unterlagen größere Bedeutung zumessen, als rechtsstaatliche Prinzipien dies zulassen.

Denn diese Akten enthalten keinen Beweis für die Richtigkeit ihres Inhalts, sondern immer nur dafür, daß die Aktennotiz von dem stammt, der sie verfaßt und unterzeichnet hat. Und auch bei den Auskünften der Gauck-Behörde handelt es sich nicht, wie die acht Bürgerrechtler es gerne hätten, um die Verkündung von Wahrheiten, sondern lediglich um zusammenfassende Darstellungen aus den Stasi-Unterlagen.

Wer dies immer noch nicht einsehen will, begibt sich selbst ins Abseits und setzt sich Vermutungen über die eigentlichen Motive aus.

Dr. Conrad Listemann, Moers

Ein Pietätsakt

Am 24. 2. 1993 wurde in der FR ein Artikel mit der Überschrift "Seltame späte Ehre für Ungarns Reichsverweser" von Júlia Horváth veröffentlicht. Als Zeichen eines Rechtsrucks in der ungarischen Gesellschaft wertet die Autorin die geplante Umbettung des ehemaligen ungarischen Politikers Miklós Horthy in seinem Geburtsort und behauptet, daß ihm damit die gleiche Ehre zuteil wird, womit auch die Symbolfigur des ungarischen Volksaufstandes von 1956, Imre Nagy, gewürdigt wurde.

Zu diesem Zeitpunkt möchte ich hier gerne einige Bemerkungen hinfügen:

Die Gebeine des verstorbenen Politikers und seiner Gattin werden in Kenderes ausschließlich auf Wunsch der Familie bei Mitwirkung unterschiedlicher gesellschaftlicher Organisationen, der katholischen und protestantischen Kirche umgebettet.

Dem Familienereignis geht ein ökumenischer Trauergottesdienst voran, eine staatliche Trauerzeremonie findet nicht statt. Die Umbettung wird als Pietätsakt der Familie betrachtet.

Bei den technischen Vorbereitungen und der Überführung der Gebeine gewährt die ungarische Regierung nur durch die Konsularabteilung der ungarischen Botschaft in Lissabon die auch sonst übliche technische Unterstützung. Zur Überführung der Gebeine und Erfüllung der organisatorischen Aufgaben des Traueraktes bot weiterhin noch der souveräne Malteser Ritterorden seine Hilfe an. Demnach geht es hier um ein Familienereignis, dem die ungarische Regierung aus humanitären Gründen keine Hindernisse in den Weg legen wollte.

György Szabó (Presseattaché/Botschaft der Republik Ungarn), Bonn

Die Isolation Jelzins wächst und das Volk ist müde Die Rivalität unzähliger "pressure groups" lähmt den Staat / Sergej Henke zur Krise in Rußland

Unter den zahllosen Krisen des heutigen Rußand dominiert eine alle anderen: die Krise der Staatsmacht. Aus einem Instrument zur Bewältigung von Konflikten ist die Staatsmacht selbst zur Quelle gefährlicher Spannungen geworden, die das ganze Staatsgefüge durchdringen und die Hoffnung auf eine baldige Normalisierung brüchig erscheinen lassen. Es handelt sich dabei um Machtkämpfe, an denen die Gesellschaft nicht beteiligt ist, hinter denen keine größeren sozialen Schichten, sondern elitäre Gruppen stehen. Damit wird die für die ganze russische Geschichte typische Kluft zwischen Staat und Gesellschaft, im August 1991 vorübergehend überbrückt, wieder offen; es wächst die Gefahr einer neuen Selbstisolierung der Elite vom Volk und damit die Gefahr autokratischer oder gar totalitärer Tendenzen.

Die Ursachen für diese Entwicklung liegen nur zu einem geringen Teil in den Fehlern der Regierung Jelzin; vielmehr stellen sie eine Mischung aus mächtigen Relikten der vorbolschewistischen und sowjetischen Geschichte dar.

Die Krise der Staatsmacht in Rußland hat viele Aspekte; folgende vier erscheinen jedoch besonders gravierend: die mangelnde Legitimität der herrschenden Elite; die Verfassungskrise bzw. das Beharrungsvermögen des Sowjetsystems; die Krise der imperialen Struktur der "rußländischen" Staatlichkeit und die Selbstisolierung der Politik von der Gesellschaft.

Diese Frage ließe sich auch anders stellen: Wer siegte und wer verlor in den drei berühmten Augusttagen 1991?

Aus der heutigen Perspektive läßt sich mit gutem Grund behaupten: Jelzins Triumph über das Notstandskomitee besiegelte zwar das Ende der UdSSR, brachte jedoch keine revolutionäre Veränderung der politischen Machtverhältnisse im Lande; es blieb bei einem halbherzigen und daher gescheiterten Versuch, die viel geschmähte Gorbatschowsche Reformstrategie radikal zu beschleunigen. Das entscheidende Element der Kontinuität bestand im politischen Charakter des Transformationsprozesses als einer "Revolution von oben". Initiiert von dem aufgeklärten Teil der Machtelite, wurde und wird dieser Prozeß weiterhin vom Charakter und den Interessen dieser Elite geprägt. Die Abhängigkeit des Jelzin-Teams von den fortbestehenden sozialbürokratischen Strukturen zeigte sich in seinem Unvermögen, trotz aller Siegeseuphorie und entgegen seiner Kritik an der Gorbatschowschen Zögerlichkeit in solchen Schlüsselfragen Durchbruch zu erzielen wie der uneingeschränkten Legitimierung des Privateigentums an den Produktionsmitteln, der Rückführung des Landes in das Privateigentum der Bauern, der Ansetzung neuer Parlamentswahlen, der Verabschiedung einer neuen Verfassung, der Auflösung des KGB und aller anderen repressiven Organe sowie der grundlegenden Neuformierung der Verwaltungsorgane. (. . .)

Nach glaubwürdigen russischen Quellen rekrutieren sich die vom Präsidenten ernannten Leiter der Lokalverwaltungen zu 70 bis 80 Prozent aus den Angehörigen der alten Parteinomenklatura; in anderen Provinzorganen liegt diese Quote noch höher. Vor allem die zweite und die dritte Staffel der alten Nomenklatura, die nicht durch unmittelbare Beteiligung an dem Putsch belastet sind, zugleich aber das Gros der sowjetischen Machtelite ausmachen, übernehmen nun die Verantwortung für die "Dekommunisierung" des Staates.

Die Feststellung dieser Sachlage soll primär nicht als Kritik, denn als Bestätigung für die anscheinend universelle Gültigkeit des vor fast 90 Jahren von Max Weber beschriebenen "Einschnappmechanismus" verstanden werden; "wo die Bürokratisierung der Verwaltung einmal restlos durchgeführt ist", so Max Weber, "da ist eine praktisch so gut wie unzerbrechliche Form der Herrschaftsbeziehungen geschaffen . . . Die objektive Unentbehrlichkeit des einmal bestehenden Apparats . . . bringt es . . . mit sich, daß er . . . sich sehr leicht bereit findet, für jeden zu arbeiten, der sich der Herrschaft über ihn einmal zu bemächtigen gewußt hat." (. . .)

Das Beharrungsvermögen der alten Machtelite in Rußland resultiert heute nicht nur aus deren politischen, sondern auch aus der neu erworbenen ökonomischen Stellung. Als das Ende der Parteiherrschaft immer deutlicher wurde, ging das Gros ihrer Exponenten daran, die schwindende politische Macht gegen die ökonomische einzutauschen. Staats- und Parteifunktionäre wurden über Nacht zu Eigentümern mehr oder weniger obskurer Aktiengesellschaften. An dieser wundersamen Metamorphose mußten sie allerdings die im Schoße des alten Systems stark gewordenen Bosse der "Schattenwirtschaft" teilnehmen lassen. Die so entstandene "middle class", maßgebender Träger demokratisch verfaßter westlicher Gesellschaften, legt keinen Wert auf die demokratische Mitbestimmung der Öffentlichkeit; ihre Hoffnungen setzt sie vielmehr in einen autoritär geführten Staat, der ihre undemokratisch erworbene ökonomische Macht legitimieren soll.

Als stärkste politische Organisation der alten-neuen Machthaber tritt die Bürgerunion Arkadi Wolskis, eines ehemaligen hochrangigen KPdSU-Funktionärs, Topmanagers des sowjetischen MIK und des heutigen Vorsitzenden des russischen Industriellenverbandes auf. Die von Wolski angeführte Direktorenlobby verfügt im russischen Parlament bereits über so viel Macht, daß Jelzin inzwischen seine Reformstrategie nicht anders zu legitimieren weiß als durch Beteuerungen, sie sei "weitestgehend deckungsgleich" mit den Rezepten der "Bürgerunion".

Eine solche Nähe zu dem bewährten, wenn auch gewendeten Nomenklaturkader, die Ablösung des glücklosen Radikalreformers Gaidar durch den gemäßigten "Modernisator" Tschernomyrdin, ebenfalls ein Parteigänger Wolskis, hinterläßt deutliche Blessuren am demokratischen Image des Präsidenten. Bedenkt man ferner, daß beide Glieder der mehrheitlich konservativen Legislative - der Oberste Sowjet und der Kongreß der Volksdeputierten - noch aus der Epoche der untergegangenen UdSSR stammen und nach deren Gesetzen gewählt wurden, wird man erkennen, daß die Legitimität der gegenwärtigen Staatsmacht in Rußland fast ausschließlich auf dem Prestige Jelzins, des ersten und bisher einzigen demokratisch gewählten Präsidenten, beruht. Wie schmal diese Basis ist, ergibt sich nicht nur daraus, daß das gewählte Staatsoberhaupt keineswegs das absolut unentbehrliche Attribut eines demokratisch verfaßten Staates sein muß.

Berechtigte Zweifel der Bevölkerung an der demokratischen Gesinnung und damit an der Legitimität der die Machthebel bediendenden Elite sind ein wichter Grund für die geringe Autorität des Staates, für die Schwäche der Exekutive und die wachsende Unregierbarkeit des Landes.

Gebannt verfolgt Rußland den Kampf der Titanen: den Kompetenzstreit zwischen der Exekutive und der Legislative. In einem dramatischen Fernsehappell rief Präsident Jelzin am 18. Februar d. J. die Landesbevölkerung auf, "zur Überwindung der Machtkrise im Lande beizutragen", welches "eine Atempause im Konflikt zwischen dem Präsidenten und dem Parlament braucht".

Der Konflikt, der sich in der Tagespresse als Machtkampf zwischen zwei grundsätzlich konträren Prinzipien des Staatsaufbaus, zwischen zwei einander ausschließenden Systemen der Staatsmacht: dem neuen, demokratischen, auf der Gewaltenteilung basierenden System und dem aus der untergegangenen sowjetischen Epoche stammenden System der Sowjets. Während das Institut der Präsidentschaft, d. h. einer über den drei autonomen und gleichberechtigten Zweigen der Macht - der Exekutive, der Legislative und der Judikative - stehenden und zwischen ihnen vermittelnden Instanz das Prinzip der Gewaltenteilung symbolisiert, verkörpert das von den Bolschewisten erfundene Rätesystem das Prinzip der Machtusurpation. (. . .)

Artikel 104 der nach wie vor gültigen "Breschnewschen" Verfassung definiert die obere Kammer des Parlaments, den Kongreß der Volksdeputierten, als "das höchste Organ der Staatsmacht", welches befugt ist, jede in die Kompetenz des Staates fallende Frage zu entscheiden. Dieser Anspruch hebt das Prinzip der Gewaltenteilung auf und weist den beiden anderen Komponenten der Staatsmacht eine untergeordnete Rolle zu. Als paradox ist dabei anzusehen, daß der Artikel 104 in einem Widerspruch zu den Artikeln 1 und 3 derselben Verfassung steht, die das Prinzip der Gewaltenteilung als grundlegend für den staatlichen Aufbau der Russischen Föderation deklarieren. Dabei bildet dieser Widerspruch lediglich den Anfang einer langen Kette von Ungereimtheitn, die das Ansehen der bereits hundertfach nachgebesserten und dennoch den alten Geist atmenden Verfassung untergraben und berechtigen, die gegenwärtige Staatskrise auch als Verfassungskrise zu sehen.

Das Selbstverständnis des russischen Parlaments, das nicht gewillt ist, seine Kompetenzen auf die gesetzgeberische Tätigkeit bzw. auf Kontrollfunktionen zu beschränken, führt zur ständigen Bevormundung und zur Beschneidung der Kompetenzen der Exekutive. Das Streben nach der Machtmaximierung auf Kosten der Exekutive machte sich besonders deutlich in dem Gesetz über die Lokalparlamente und die staatliche Verwaltung ("Administration") vom 5. März v. J. und der Gesetzesvorlage über den Ministerrat. Der Artikel 44 des erstgenannten Gesetzes räumte den Lokalparlamenten das Recht einer nahezu totalen, entmündigenden Kontrolle der staatlichen Exekutivorgane aller Ebenen ein.

Wer regiert Rußland?

Der vom Obersten Sowjet gebilligte, vom Präsidenten jedoch zurückgewiesene Gesetzentwurf über den Ministerrat sollte die Berufung der Minister zur ausschließlichen Prärogative des Parlaments machen; daß ein solches Gesetz die verfassungsmäßigen Rechte des Präsidenten gröblichst verletzen würde, war für die Deputierten nicht sonderlich relevant - auf die Kritik der Verfassungsrichter wurde mit lässiger Bemerkung reagiert, man werde eben die Verfassung nachträglich ändern. (Eine derartige Haltung zum Grundgesetz gab Anlaß zu dem Witz: Auf die Bitte, ihm die letzte Fassung des Grundgesetzes zu verkaufen, bekam ein Moskauer zu hören: "Periodika führen wir nicht.") (. . .)

Die Logik der Machtmaximierung verführt den Obersten Sowjet zu Versuchen, die Kompetenzen der Regierung in dem Bereich zu bestreiten, welcher in allen westlichen Demokratien die unstrittige Domäne der Exekutive ist - bei der Verwaltung des Staatseigentums. Das geltende Privatisierungsgesetz sieht folgende Schrittfolge vor: Nachdem das Staatskomitee für Eigentum ein Objekt zur Privatisierung freigegeben hat, tritt als Verkäufer ein anderes Amt auf, das dem Obersten Sowjet unterstellt ist ("Eigentumsfonds"). Durch "ergänzende" Beschlüsse des Parlaments verwandelte sich der Fonds zu einer Behörde, die den staatlichen Anteil der privatisierten Unternehmen direkt verwaltet.

Dieser Anteil macht aber gut die Hälfte des Wertes solcher Unternehmen aus, was zur Folge hat, daß das der Legislative unterstellte Organ zu einer Mammutbehörde geworden ist, die ein riesiges Staatseigentum verwaltet. Da eine ähnliche Regelung für die Sowjets aller Ebenen gilt, formiert sich eine parallele bzw. zweite Exekutivgewalt, die der Regierung tendenziell die materielle Grundlage ihrer Tätigkeit entzieht.

Wie vordergründig der Drang des Obersten Sowjets ist, mit der Regierung auf deren Feld zu konkurrieren, zeigt die verfassungswidrige Einrichtung des parlamentseigenen Fonds "zur sozialen Unterstützung der Bevölkerung". Als offizieller und alleiniger Verwalter des Fonds agiert Ruslan Chasbulatow, Vorsitzender des Obersten Sowjets. Auf seine Anordnung hin wurden in zehn Monaten v. J. über fünf Milliarden Rubel für zahlreiche Bittsteller aus den Regionen ausgeschüttet - eine Praxis, die zu Recht als Gefährdung der Finanzpolitik der Regierung kritisiert wird. (. . .)

Das Ergebnis einer solchen Rivalität kann nichts anderes sein als die Lähmung des Staates als ganzes. Diese Rivalität bildet das z. Z. gefährlichste Kernelement der russischen Staatskrise. Ihre Überwindung hängt in entscheidendem Maße von einer klaren, verfassungsmäßig verankerten Abgrenzung der Kompetenzen von Exekutive und Legislative ab. Dies setzt aber wiederum die Annahme einer neuen, postsowjetischen Verfassung voraus, die eine funktionierende Balance zwischen den drei Machtinstituten gewährleisten würde. Obwohl in der Öffentlichkeit schon länger über etliche konkurrierende Varianten diskutiert und im Schoße der beiden verfeindeten Machtträger fieberhaft an neuen Texten gearbeitet wird, bleibt der Weg zum konsensfähigen Grundgesetz durch ungelöste Fragen blockiert; dazu gehören sowohl die ausstehende prinzipielle Entscheidung zwischen der parlamentarischen und der präsidialen Regierungsform als auch die Modalitäten der Annahme der neuen Verfassung.

Im zweiten Fall erhitzen sich die Gemüter an der Frage, in welchem Umfang bzw. ob überhaupt die Bestimmungen der neuen Verfassung Gegenstand der für den 11. April geplanten Volksbefragung werden dürfen. In allen Lagern wachsen Zweifel, ob ein solches Vorhaben "das Volk" nicht überfordern und zur Nichtteilnahme am Referendum provozieren würde. Immer mehr Gehör findet die Forderung, die Arbeit an der neuen Verfassung dem Einfluß der heutigen Machtträger zu entziehen und die Entscheidung in die Hände einer eigens zu diesem Zweck zu wählenden verfassunggebenden Versammlung zu legen. Um mögliche egoistische Machtgelüste auch bei diesem Gremium von vornherein auszuschließen, sollten seine Teilnehmer verpflichtet werden, in den darauffolgenden fünf Jahren keine öffentlichen Ämter zu besetzen.

In der Atmosphäre der immer schärfer werdenden Polemik zwischen Jelzin und Chasbulatow, die ihre Zuhörerschaft inzwischen in wenig parlamentarischen Formulierungen zum Sturz des jeweiligen Gegners auffordern, bröckelt die Idee des Referendums immer mehr ab. Die für den 10. März geplante außerordentliche Tagung des Kongresses der Volksdeputierten soll nach den Plänen Chasbulatows das Projekt annullieren und lediglich über Termine für vorgezogene Neuwahlen des Parlaments und des Präsidenten - voraussichtlich im Frühjahr/Sommer 1994 - entscheiden. Damit bleibt das Schicksal der neuen Verfassung für Rußland weiter im Nebel. (. . .)

Die Gefahr, Rußland werde das Schicksal der Sowjetunion erleiden, ist längst keine Spekulation mehr, sondern eine handfeste Realität. Ihr liegen zunächst die gleichen objektiven ethnischen, ökonomischen und politischen Faktoren zugrunde wie seinerzeit auch dem Zerfall der UdSSR.

Zu den ethnischen Motiven gehört vor allem die kulturelle und religiöse Vielfalt der Völker, ihr Streben nach maximal möglicher kultureller Autonomie als Voraussetzung für den physischen Erhalt des jeweiligen Ethnos; vom Zusammenbruch der Staatsideologie geförderte religiöse Renaissance machte die Bruchstellen zwischen den drei Hauptreligionen - der Orthodoxie, dem Islam und dem Buddhismus - deutlich.

Die ökonomischen Faktoren resultieren aus der allgemein desolaten Lage, aus dem Unvermögen des Zentrums, die ökonomischen Austauschprozesse in Gang zu halten, unter den Bedingungen, da die marktwirtschaftliche Selbstregulierung noch lange nicht diese Funktion übernehmen kann. Hinzu kommt die weit verbreitete, jedoch nur selten berechtigte Erwartung, durch alleinige Nutzung der eigenen Ressourcen der allgemeinen wirtschaftlichen Misere zu entgehen (Anlaß zu solcher Denkweise geben z. B. Gold und Diamanten in der Republik Saha ehemals Jakutien, Erdöl und Erdgas in Tjumen, Holz in Krasnojarsk, Flugzeugbenzin in Tschetschenien etc.).

Allmacht der Sowjets

Den mit Abstand wichtigsten politischen Grund bildet der deklarative Charakter der Russischen "Föderation", die in Wirklichkeit ein einmaliges Gemisch aus Elementen des großrussischen bzw. sowjetischen Unitarismus mit Elementen unterschiedlich ausgeprägter und rangierter national-territorialer Staatlichkeit darstellt.

Die einmalige territoriale Ausdehnung und der hohe kulturelle und ökonomische Differenzierungsgrad der Regionen Rußlands berechtigen die Annahme, daß nicht eine Föderation, sondern allenfalls eine Konföderation eine Chance für den Erhalt Rußlands in seinen derzeitigen Grenzen eröffnen würde. Daß selbst diese Chance heute gefährdet ist, liegt jedoch weniger an den objektiven als vielmehr subjektiven Faktoren, sprich: eklatanten Fehlern, Irrtümern und fortbestehenden Defiziten der Politik.

"Nehmt so viel Souveränität, wie ihr nur könnt" - hinter dieser im Sommer 1991 an die russischen Autonomien gerichteten Aufforderung Boris Jelzins verbarg sich eine der gravierendsten strategischen Fehlkalkulationen des russischen Präsidenten. Der Drang, die verhaßte Gorbat- schowsche Union so schnell wie möglich zu zerstören - und nicht mittels demokra- tischen Prozeduren zu demontieren, ließ die Jelzinsche Führung zu einem Mittel greifen, welches nun für Rußland selbst zum Verhängnis wird: der ausufernde Separatismus. Was als Rammbock gegen das Sowjetimperium gedacht war, erweist sich als Bumerang für Rußland. (. . .)

Es stellte sich heraus, daß das neue Rußland keine Traditionen einer nichtimperialen Staatlichkeit besitzt, daß weder vor noch nach 1917 auf dem heutigen Territorium eine voll ausgebaute einheitliche regionale Machtstruktur existierte, daß das Rußland Jelzins also keinen Vorgänger hat, und es deshalb nicht darum gehen kann, Rußland wiedererstehen zu lassen, sondern nur darum, ein völlig neues, unbekanntes Rußland zu errichten.

Das größte, bisher unbewältigte Hindernis auf diesem Weg ist eine halbwegs plausible Definition der Rechtssubjekte der Föderation. Das allererste Problem betrifft den Status der Autonomien. Das neue Rußland erbte vom Imperium 16 autonome Republiken, 5 autonome Gebiete und 10 autonome Kreise - doch niemand wußte zu erklären, wodurch der unterschiedliche Status begründet war. Ebenso unklar blieb die Frage, weshalb eine ganze Reihe von ethnischen Gruppen überhaupt keine Autonomie besaß. Die Unterschiede im Status bedeuten aber Unterschiede im Umfang der Kompetenzen, der Rechte und Druckmöglichkeiten gegenüber der Metropole. Hier tickte von Anfang an eine Zeitbombe, die früher oder später hochgehen mußte.

Das zweite Problem liegt im Verhältnis zwischen den national-staatlichen Autonomien und den als "russisch" geltenden, rein administrativen Verwaltungseinheiten. Als im Vorfeld des neuen föderativen Vertrages die Frage auftauchte, wer alles zu den unterschriftsberechtigten Subjekten des Vertrages zählen durfte, bestanden Vertreter mehrerer nationaler Autonomien darauf, daß nur sie und nicht etwa die rein administrativen Einheiten dazu berechtigt seien. Die Argumentation hatte durchaus ihre Logik, denn nur die national-staatlichen Gebilde verfügen über alle notwendigen Attribute der Staatlichkeit: die gewählten Parlamente, Regierungen, Päsidenten, diplomatischen Vertretungen in Moskau. Die Forderung der Autonomie konnte dennoch nicht akzeptiert werden, denn dies würde bedeuten, daß der neue Vertrag von den Rechtssubjekten unterzeichnet werden würde, die nur die nichtrussischen "Staatsvölker" bzw. nur knapp 20 Prozent der Bevölkerung repräsentieren, während die Russen mit einem Anteil von 81,5 Prozent außerhalb des Vertrages bleiben würden (zum Vergleich: etwa ebenso hoch ist der Anteil der ethnisch "reinen" Franzosen an der Bevölkerung Frankreichs).

Die Absurdität einer solchen Regelung belebte die Diskussion über die Schaffung einer "russischen" Republik auf den "angestammten" russischen Territorien. Die Diskussion scheiterte bereits an der territorialen Frage. Es stellt sich heraus, daß selbst Petersburg, das viele Russen für die eigentliche Hauptstadt halten, im "Ausland" bleiben müßte, ganz zu schweigen von Kiew, der "Mutter aller russischen Städte". Als ebenso unpraktikabel erwies sich auch der Vorschlag, jene Gebiete dem "russischen Rußland" zuzuschlagen, die mehrheitlich von Russen bewohnt werden. In diesem Fall würden von den 31 gegenwärtig existierenden Autonomien nur 11 ihre Eigenständigkeit bewahren können. Das umgekehrte Herangehen, bei dem Gebiete mit relativ hohen Anteilen nichtrussischer Bevölkerung aus dem Bestand der Russenrepublik ausgegliedert werden sollten, würde von einem solchen Rußland nicht viel übrig lassen - es gibt in Rußland so gut wie keine Gebiete mit rein russischer Bevölkerung.

Der im Frühjahr 1992 abgeschlossene neue föderative Vertrag zählt 88 Unterschriften; während zwei Autonomien - Tatarstand und Tschetschenien - von Anfang an ihre Unterschrift verweigerten, taten die meisten anderen Mitglieder die Absicht kund, ihren rechtlichen Status in der Föderation nachträglich aufzubessern. (. . .)

Das Chaos wird mit jedem Tag größer. Nachdem die Abgeordneten aus den autonomen Republiken auf dem 6. Kongreß der Volksdeputierten den Vorschlag blokkierten, dem Verfassungsgericht das Recht einzuräumen, die nichtverfassungskonformen Gesetzesinitiativen der Republiken zu annullieren, setzte eine endlose Spirale verfassungswidriger Eigenmächtigkeiten ein. Den Anfang machte Tatarstan mit seinem Referendum über die Unabhängigkeit von Rußland; das Verfassungsgericht erklärte das Referendum für ungesetzlich, konnte indes seine Durchführung nicht verhindern - die Verfassung sieht keine Mechanismen für solche Fälle vor.

Während sich Tatarstan inzwischen für einen "mit Rußland assoziierten Staat", Tschetschenien für völlig unabhängig und Baschkorstan sein Recht deklariert hat, aus Rußland auszutreten, erklären die Verfassungsprojekte mehrerer Republiken (Tuwa, Karelien, Jakutien, Kalmykien, Burjatien, Baschkorstan) die Priorität ihrer Gesetze gegenüber denen Rußlands. Längst werden die Beschlüsse des Landesparlaments bzw. die Erlasse des Präsidenten nicht als bindend angesehen, sondern je nach Opportunität befolgt oder ignoriert (. . .)

Die größte Gefahr scheint indes von dem verletzten Selbstwertgefühl der Russen auszugehen, die mit dem immer stärker werdenden Eindruck leben müssen, unzureichend bzw. überhaupt nicht in den Machtorganen des eigenen Staates repräsentiert zu sein. Das Letztere trifft zum Beispiel in den Fällen zu, wenn es sich um die russische Bevölkerung in den nationalen Autonomien handelt. Obwohl sie dort häufig die Mehrheit bildet (in Karelien 86,9 Prozent, in Hakassien 89 Prozent), ist sie dort, da nicht zur "Titularnation" gehörend, nicht einmal auf der Gebietsebene repräsentiert. (. . .)

Unterstellt man der Regierung Jelzin die Kenntnis und die realistische Einschätzung der möglichen Folgen der gegenwärtigen Tendenzen, erhebt sich die Frage nach dem dagegenhaltenden Konzept der regionalen Politik Moskaus. Die Antwort ist ebenso einfach wie enttäuschend: Ein solches Konzept gibt es nicht. Die Quintessenz des bloßen Taktierens läuft auf die Konservierung der von der Sowjetepoche geerbten Struktur der Föderation hinaus und ignoriert die Erkenntnis, daß nur die schnellstmögliche Herbeiführung einer gleichberechtigten Stellung aller Subjekte der Föderation eine Chance eröffnet, ihr Überleben zu sichern. Wenn Jelzin und seine Mitstreiter zögern, dieses Ziel anzugehen, so liegt es am generellen Rechtsdruck der politischen Klasse; den Ton geben nicht die weitsichtigen Liberalen vom Schlage eines Jergej Schachrei, dessen Staatskomitee für Nationalitätenfragen mit Nachdruck "die Gleichberechtigung aller Völker der Russischen Föderation" verlangt, sondern die mauernden Nationalpatrioten, die überall "den Verrat am heiligen Rußland" wittern. Wie schwer es der oberflächlich "gewendeten" Elite fällt, das imperiale Bewußtsein abzulegen, sieht man auch in der Außenpolitik, zum Beispiel im Rückzieher Jelzins in der Kurilenfrage.

Die gängigsten Prognosen für den Fall, was geschieht, wenn die Reform ausbleibt, lassen sich auf folgende vier Szenarios reduzieren:

- das Voranschreiten der desintegrativen Tendenzen bis zu Entstehung einer Vielzahl von Zwergstaaten, die infolge ihrer Schwäche unter den Einfluß stärkerer Nachbarn geraten werden; eine Illustration dazu liefert die ausgebrochene Rivalität zwischen der Türkei und Iran um die Kontrolle des ehemals sowjetischen Mittelasiens und Transkaukasiens;

- die Entwicklung nach der GUS-Variante, die zur Entstehung eines lockeren Gebildes mit unterschiedlicher Beziehungsintensität zwischen seinen Mitgliedern führen wird;

- die Schaffung einer echten Föderation nach dem Vorbild der USA oder der Bundesrepublik Deutschland und schließlich

- die gewaltsame Wiederherstellung der unitären bzw. pseudoföderalistischen Struktur der alten RSFSR.

Während das dritte Szenario zu schön und deshalb utopisch ist, erscheint das zweitgenannte als durchaus realistisch.

Das erste Szenario dürfte dagegen, wiewohl zur Zeit mehr als denkbar, m. E. auf jeden Fall von dem Versuch blockiert werden, die letztgenannte Variante zu realisieren, mit der sicheren Konsequenz einer "Jugoslawisierung" Rußlands. (. . .)

Die Folgen der russischen Staatskrise sind um so schwerwiegender, als es um ein Land geht, dessen ganze Geschichte von der erdrückenden Dominanz des Staates gegenüber der Gesellschaft geprägt ist. Die traditionelle Unausgeformtheit der kollektivistisch geprägten russischen Gesellschaft (Stichwort: "Obstschina"), die nahezu totale Vernichtung jeglicher Elemente gesellschaftlicher Selbstorganisation im totalitären System bilden den geschichtlichen Hintergrund für die Abgehobenheit der Politik von den Bedürfnissen der Bürger.

Der umgekehrte Weg Rußlands zur Demokratie - statt von unten nach oben wachsend, von oben nach unten dekretiert - zieht andere Paradoxa nach sich, die das klassische westliche Modell wahrhaftig auf den Kopf stellen und die slawophile These von besonderen Wegen Rußlands zu stützen scheinen:

Der demokratische Charakter der Macht fußt nicht auf dem Pluralismus der gesellschaftlichen Akteure noch auf dem der Parteienprogramme, sondern auf der Rivalität der Politiker. Diese Rivalität stellt einen Ersatz für den fehlenden gesellschaftlichen Interessenkampf dar, da in einer zu 80 bis 85 Prozent weiterhin vom Staatseigentum geprägten Wirtschaft gar keine Interessendifferenzierung stattfinden kann. Die Undifferenziertheit der sozialen Interessen bewirkt die Verwechselbarkeit und damit die Bedeutungslosigkeit der unzähligen Parteien. Politisch relevante Größen sind nicht die Parteien, sondern unzählige "pressure groups" mit mehr oder weniger charismatischen Führungspersönlichkeiten an der Spitze. Da keine von diesen Gruppen aus eigener Kraft beschlußfähige Mehrheiten beschaffen kann, kommt es zur Bildung immer neuer Koalitionen, deren Programme ebenso diffus sind wie ihre Namen: "Radikale Demokraten", "Demokratisches Rußland", "Rußland", "Souveränität und Gleichheit", "Wechsel", "Eintracht für den Fortschritt". (. . .)

Selbstherrlichkeit der Politik

Das Fehlen der zivilen Gesellschaft, einer funktionierenden Verantwortbarkeit der Politiker gegenüber der Öffentlichkeit, machen ihr politisches Überleben fast ausschließlich von ihrem Geschick als Apparatschiks oder aber von ihrer Nähe zum Landespräsidenten abhängig. Doch auch hinter dem Präsidenten steht keine aktionsfähige politische Organisation; die meisten ehemaligen Mitstreiter Jelzins aus der Bewegung "Demokratisches Rußland", die trotz mehrerer Anläufe keine Partei zu werden vermochten, scheinen das Vertrauen in ihren Mann zu verlieren und gehen bereits auf die Suche nach einer neuen Galionsfigur. Diesmal soll es ein "reiner" Oppositioneller sein, frei von der Nomenklatura-Vergangenheit und jeder Verstrickung in die alten Staats- und Parteistrukturen. Gesucht wird ein russischer Havel, da nur er aus der Sicht der Demokraten in der Lage wäre, die Allmacht der gewendeten Nomenklatura zu brechen und den Machtantritt der zentristischen "Bürgerunion" mit dem in der Gunst des Publikums schnell aufholenden Vizepräsidenten Alexander Ruzkoj zu verhindern. Die Isolation Jelzins wächst, und immer häufiger sucht er Zuflucht bei dramatisch inszenierten Appellen an sein Wählervolk.

Doch sein Volk ist müde, und der Präsident weiß das. Knapp zwei Monate vor dem geplanten Referendum, das er selbst initiiert hat, scheint er wie viele zu zweifeln, ob die geforderten 50 Prozent der registrierten Wähler zu den Urnen gehen. Verfehlt das Referendum dieses Ziel, ist der Bruch zwischen Macht und Volk wieder da. Und die demokratischen Politiker könnten sich überlegen, ob sie sich nicht ein anderes Volk zulegen müßten.

Die aufsehenerregende Diskrepanz ist zu erklären

In der Tat ist die Diskrepanz zwischen den Anteilen der Studienanfänger 1991 und den Studenten 1991 an ihren durchschnittlichen Altersjahrgängen aufsehenerregend (FR vom 25. 2. 1993 "Jonglieren mit der Statistik"); sie ist jedoch wie folgt zu erklären:

Die Studenten 1991 entstammen teilweise noch Studienanfängerjahrgängen vor 1990, die ihrerseits unter 30 Prozent ihres durchschnittlichen Altersjahrgangs ausmachten;

ab dem 2. Hochschulsemester sind nicht mehr 100 Prozent eines Studienanfängerjahrgangs immatrikuliert, sondern (wegen Studienabbruchs und wegen Examens) zunehmend weniger.

Frau v. Below hat recht, wenn sie anmahnt, daß bei der Verwendung von Studienanfänger- und Studentenanteilen an altersgleichen Jahrgängen Präzision zu fordern ist.

Mir ist allerdings nicht erinnerlich, daß tatsächlich - gewisser-maßen amtlich - mit Studentenanteilen von 30 Prozent oder mehr am durchschnittlichen Altersjahrgang in der Bundesrepublik argumentiert wird.

Dr. Jürgen Ederleh (HIS-Geschäftsführer), Hannover

Am heutigen Mittwoch tritt in Rußland der Kongreß der Volksdeputierten zu einer außerordentlichen Versammlung zusammen. Von der Sitzung werden Aufschlüsse erwartet, wer im Machtkampf zwischen Regierung und Parlament, zwischen Jelzin und Chasbulatow, Vorteile erzielen kann. Sergej Henke hat unter dem Titel "Staatskrise in Rußland" die Politik der rivalisierenden Machtgruppen untersucht. Wir dokumentieren Henkes Analyse in gekürzter Fassung. Dr. Sergej Henke ist Politikwissenschaftler und lehrt an der Universität Potsdam und der Freien Universität Berlin. Das Spezialgebiet des Rußlanddeutschen, der seit 1976 in Deutschland lebt, sind die "Transformationsprozesse in Osteuropa", speziell in Rußland.

"Unmenschliche" Sparpläne

tap MARBURG, 10. März. Die Bundesvereinigung Lebenshilfe für geistig Behinderte hat das Sparprogramm der Bundesregierung als "unmenschlich" kritisiert. Wenn die Pflegesätze nicht den steigenden Lohn- und Sachkosten angepaßt werden, sondern jährlich um ein Prozent gekürzt würden, bedeute die real etwa acht Prozent weniger Geld für Einrichtungen und ambulante Hilfen, die immer mehr Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf zu versorgen hätten.

"Wenn bei den Pflegesätzen 220 Millionen Mark jährlich gespart werden sollen, können wir zumachen", zitiert die in Marburg ansässige Bundesvereinigung Lebenshilfe den Leiter einer Werkstatt für Behinderte. Sprecher der Behinderten- Lobby sind der Ansicht, daß sich das Minus bei den Pflegesätzen nur über weniger Personal einsparen lasse und damit "mit voller Härte" die betreuten Menschen treffe. Vor einer Gesellschaft, der behinderte Menschen immer weniger wert sind, warnt Bernhard Conrads, Bundesgeschäftsführer der Lebenshilfe: "Zu Zeiten, in denen wieder einmal Diskriminierung und Gewalt gegen behinderte Menschen hochkochen, sind diese Sparpläne ein katastrophales Negativ-Signal".

ITB ohne Stolpersteine

Nun waren die Urlaubsmacher wieder alle da, zum großen multikulturellen Familienfest in Berlin, der Internationalen Tourismusbörse. Die Stimmung war optimistisch, wie es in der Branche zur Tradition gehört. Denn das Volk im einig Vaterland - mag es ihm gehen wie es will - es reist, häufig wie immer, weiter weg denn je und es läßt sich auch länger Zeit mit der Rückkehr in den Alltag, so als glaubte es tatsächlich an die Werbesprüche, die in der Ferne das Paradies versprechen. (Siehe auch Seite M 8)

Und niemand war da, der den Touristikern mit Unkenrufen die Stimmung verdorben hätte, denn die Kritiker, die jahrelang den unverbesserlichen Fachleuten mit lästigen Fragen und unangenehmen Prognosen das Leben schwer gemacht hatten, sind verschwunden, haben sich nach jahrelangem Kampf resigniert zurückgezogen oder ihren Frieden gemacht mit der Branche als Berater der Touristikfirmen und Fremdenverkehrsämter, die ja in kleinen Dingen durchaus lernfähig sind. Stattdessen haben die Reiseveranstalter zumindest das Thema Umweltschutz endgültig übernommen und für ihre Zwecke umgerüstet zur Imagepflege und als Marketingstrategie. Schließlich ist, ganz dem Zeitgeist entsprechend, das Machbare gefragt und nicht die Utopie. Von der könnten immerhin noch die jungen Leute im Elfenbeinturm der Forschung träumen. Der hieß auf dieser Tourismusmesse "Wissenschaftszentrum" und war besetzt von Menschen, die allenfalls von ihrer Karriere träumten.

Es sei, so meinten Optimisten, nicht Resignation sondern nur eine Atempause, die die Kritiker eingelegt hätten. Die Nachdenklichen würden sich schon wieder zusammentun und gemeinsam nicht nachlassen in ihren Forderungen nach einem grundsätzlichen Umdenken im Tourismus.

Hoffen wir, daß ihnen der Atem nicht endgültig ausgegangen ist, daß sie sich nicht die Politiker zum Vorbild genommen haben und über einen Solidarpakt nachsinnen. Viel eher wäre es angebracht, sich an die 70iger Jahre zu erinnern, als man sich noch getraute, auch radikale Lösungen zu fordern und sich nicht nur mit dem Machbaren zufrieden gab. ULLA SCHICKLING

Von Grafen und falschen Musiklehrern Die Kammeroper Frankfurt spielt den "Barbier von Sevilla" von Giovanni Paisiello

Die Nachwelt ist nicht immer gerecht: 1775 brachte in Paris Pierre-Augustin de Beaumarchais sein Lustspiel "Der Barbier von Sevilla" heraus. Nur sieben Jahre später erlebte das Stück seine Premiere als Oper. Die Musik schrieb der Italiener Giovanni Paisiello (1740-1816), damals Hofkapellmeister am Hofe von Katharina der Großen in Sankt Petersburg. Seine Oper war damals sehr erfolgreich. Doch Gioachino Rossinis 1816 uraufgeführter "Barbier", eine zweite Bearbeitung von Beaumarchais' Schauspiel, hat das Werk des älteren Kollegen fast völlig verdrängt.

Wenn man die jüngste Produktion der Frankfurter Kammeroper im Haus der Loge zur Einigkeit in Frankfurt - es ist Paisiellos Vertonung - sieht, begreift man, daß Rossini sich mit dem älteren "Konkurrenten" gar nicht so leicht tat. Das Werk des Vorgängers ist eine lebendige, pralle Buffo-Oper mit viel guter Musik und viel Witz; und man glaubt ohne weiteres, daß sich Mozart in seiner "Hochzeit des Figaro", die ja auf Beaumarchais' Fortsetzung des "Barbier"-Stoffes zurückgeht, von Paisiello hat anregen lassen.

Das Ensemble spielt - ganz gegen den gängigen "Originalsprachen-Kult" - in deutscher Sprache und zudem in einer guten Übersetzung. Das hat den großen Vorteil, daß auch die Mehrheit der Zuhörer, die kein Italienisch verstehen, in den Genuß der Pointen kommt, ohne die eine komische Oper keine komische Oper ist. Und wo Sätze fallen wie "Diese Visage ist mir nicht unbekannt", da erlebt man kein gestelztes Operndeutsch, sondern alltagsnahe Sprache, wie sie den Typen und Charakteren der Opera Buffa entspricht. Die Textverständlichkeit der Aufführung ließ anfangs etwas zu wünschen übrig, steigerte sich dann aber mit zunehmender Sicherheit auf erfreulich hohes Niveau.

Man kann den Abend wirklich genießen. Andreas Weiss dirigiert konzentriert und elastisch; das Orchester spielt engagiert, straff und spritzig, und, wenn es darauf ankommt, auch zärtlich und lyrisch.

Die Koordination zwischen Orchester und Sängern klappt ausgezeichnet. Die Darsteller agieren auf engem Raum vor und auf einem sparsamen, aber insgesamt außerordentlich praktischen Bühnenaufbau. Sie sind alle hervorragend aufeinander eingespielt.

Am differenziertesten agieren Bernd Kaiser in der Rolle des in sein Mündel Rosina verliebten alten Doktor Bartolo und Peer Martin Sturm als der gleichfalls in Rosina verliebte Graf Almaviva. Kaiser trifft in Ausdruck und Gestik beeindruckend den alten Mann, der sich selbst zum Narren macht und dabei doch eine fast tragisch zu nennende Würde behält. Sturm überzeugt als jugendlich-draufgängerischer "Original-Graf" ebenso wie in der grotesken Verkleidung als betrunkener Offizier und als falscher Musiklehrer (mit nasalem Ton und gebückter Haltung). Wenn er am Ende als adelsstolzer junger Geck über den ausgetricksten Bartolo trimphiert, da ahnt man schon, daß Rosina mit ihm ihre Schwierigkeiten haben wird. (Die kann man bekanntlich bei Mozart im "Figaro" erleben.) Bärbel Zechmeister ist eine jungendlich-anmutige Rosina mit der richtigen Mischung von Naivität und Raffinesse. Das Zusammenwirken dieser drei Darsteller während Rosinas langer Da-capo-Arie ist ein Genuß und ein wahres Regiekunststück obendrein. Regisseur Rainer Winter gelingt es, Paisiellos teils sinnliche, teils gestische Musik szenisch zu beleben, ohne von ihr abzulenken.

Bei Rupert Busching als agilem Figaro und Markus Boss als korruptem Don Basilio macht sich der kehlige Stimmklang als leichtes Handicap bemerkbar; und Boss erliegt ein wenig der Versuchung, in Lautstärke und Gestik zu überziehen. In der "Verleumdungsarie" entwickelt er allerdings geradezu dämonische Züge. Michael Berning und Roberto Giofreddo spielen die Diener und beweisen ihr darstellerisches Talent vor allem in einem grotesken Terzett mit ihren Herrn: Von Figaro mit entsprechendem Pulver traktiert, niest der eine und gähnt der andere, während Bartolo verzweifelt versucht, ihnen brauchbare Informationen aus der Nase zu ziehen. - Gähnen ist bekanntlich ansteckend. In diesem Fall ist das Gähnen des Kritikers ein beredtes Zeugnis: für die Lebendigkeit einer rundum gelungenen Aufführung.

(Weitere Aufführungen geplant für den 12. bis 14., 19. und 21. sowie 26. und 27. März in der Loge zur Einigkeit, Kaiserstraße in Frankfurt.)

ANDREAS HAUFF

Tips und Termine

Theater / Literatur / Musik Offenbach. Lustspiel: Die Hose, Sa., 19 Uhr, Theater an der Goethestraße.

Hommage à Kavafis, So., 20 Uhr, Büsing-Palais. Dieburg. Moskauer Staatszirkus, Sa., So., 15 und 20 Uhr, Schloßgarten.

St. Patrick's Day Celebration Festival, So., 20 Uhr, Aula der Fachhochschule.

Dietzenbach. Jazz-Frühschoppen mit Dr. Jazz Ambulanz, So., 11 Uhr, Linde.

Langen. Ballettaufführung, Sa., 16 Uhr, Stadthalle.

Blues und Balladen: Stefan Diestelmann & Friends, Sa., 20.30 Uhr, Alte Ölmühle, Fahrgasse 5.

Mühlheim. Theater AG: Ein Sommernachtstraum, Sa., 19.30 Uhr, Cafeteria der Friedrich-Ebert-Schule, In der Seewiese.

Neu-Isenburg. Konzert: Still crazy, Sa., 20 Uhr, Treffpunkt, Bahnhofstraße 50.

Spott-Licht-Theater: Pichelsteiner Eintopf, Sa., 20 Uhr, Haus zum Löwen.

Rodgau. Frühlingskonzert des TSV, Sa., 20 Uhr, Bürgerhaus Dudenhofen.

Rödermark. Milano Jazzgang Italien, Sa., 20.30 Uhr, Jazzkeller Ober-Roden.

Seligenstadt. Montags-Compagnie: Abstieg ins Verborgene, So., 17 Uhr, Riesensaal.Kinos / Filme Offenbach. Kino-Center: Gloria: Ein ehrenwerter Gentleman (Sa., So., 15, 17.30, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Palast: Kein Pardon (Sa., So., 15 Uhr); Der Duft der Frauen (Sa., So., 16.45, 20 Uhr). - Lux: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 15.15 Uhr); Sister Act (Sa., So., 17.45, 20.15; Sa., 22.30 Uhr). - Rex: Tom und Jerry (Sa., So., 15.15 Uhr); Dracula (Sa., So., 17.30, 20; Sa., 22.30 Uhr). - Broadway: Alarmstufe: Rot (Sa., So., 15.30, 17.45, 20.15; Sa., 22.30 Uhr).

Dietzenbach. Kino im Bürgerhaus: Die Konferenz der Tiere (So., 15 Uhr).

Dreieich-Sprendlingen. Rex: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 18 Uhr); Kein Pardon (Sa., So., 18, 20.30 Uhr). - Viktoria: Alarmstufe: Rot (Sa., 20.30; So., 18, 20.30 Uhr); Alarmstufe: Rot + Kein Pardon (Sa., 22.45 Uhr).

Langen. Hollywood: Ein ehrenwerter Gentleman (Sa., So., 15.15, 17.45, 20.15; Sa., 23 Uhr). - Fantasia: Der Außenseiter (Sa., So., 15.15, 17.45, 20; Sa., 23 Uhr). - Neues UT-Kino: Ein ganz normaler Held (Sa., 20, 23 Uhr; So., 17, 20 Uhr).

Mühlheim. Roxy-Kino-Center: Augenblick: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 15.45 Uhr); Jimmy Hoffa (Sa., So., 17.30, 20.15 Uhr). - Zeitlos: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So., 15.30 Uhr); Stalingrad (Sa., So., 17.15, 19.30 Uhr); Bitter Moon (Sa., So., 22 Uhr).

Rodgau-Jügesheim. Kronen-Lichtspiele: Die Schöne und das Biest (Sa., So., 14.30 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., So., 17, 20.15 Uhr).

Rödermark-Urberach. Neue-Lichtspiele: Little Nemo, Abenteuer im Schlumberland (Sa., So., 14.30 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa., 20.30; So., 17, 20.30 Uhr).

Seligenstadt. Turmpalast: Asterix bei den Briten (Sa., 14, 16.15; So., 14 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., So., 20.15 Uhr); Bodyguard (Sa., 22.30; So., 16.15 Uhr). - Turmstudio: Kevin - Allein in New York (Sa., So., 14, 16 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa., So., 20 Uhr); Kleine Haie (Sa., 22.30 Uhr). Vorträge / Kurse Offenbach. Historischer Spaziergang durch Offenbachs Stadtgeschichte, Treffen Sa., 14 Uhr, Ecke Bernard-/Kaiserstraße.Vereine / Organisationen Dietzenbach. Heimatverein 1963: Jahreshauptversammlung, So., 15 Uhr, Göpferthaus. Dreieich. Musikverein 1919 Offenthal: öffentliche Probe, Sa., 14 Uhr, Mehrzweckhalle Offenthal.

Odenwaldklub: Jahreshauptversammlung, Sa., 19.30 Uhr, STG-Gaststätte, Sprendlingen.

Egelsbach. Vereinsball der Freiwilligen Feuerwehr, Sa., 20 Uhr, Bürgerhaus.

Langen. Odenwaldklub: Treffen zur Wanderung, So., 8 Uhr, am Bahnhof. Verschiedenes Offenbach. Tag der offenen Tür und Internationales Frauenfest, Sa., ab 12 Uhr, Frauenbegegnungsstätte, Kaiserstr. 40.

Schallplattenbörse, So., ab 10 Uhr, Stadthalle, Waldstraße.

Langen. Flohmarkt, Sa., 8 bis 13 Uhr, Platz vor dem Rathaus.

Oldie-Manie: Börse rund ums Auto, So., 10 bis 15 Uhr, Stadthalle.

Neu-Isenburg. Flohmarkt, Sa., 14 bis 17 Uhr, Quartier IV, Luisenstraße 18.

Sportlerehrung, Sa., 19.30 Uhr, Hugenottenhalle. Obertshausen. terre des hommes-Basar, Sa., 9 bis 13 Uhr, Rathaus Beethovenstraße. Rodgau. Flohmarkt für Kinderkleidung und Spielsachen, So., 14 bis 16.30 Uhr, Haus der Begegnung, Jügesheim. Ausstellungen Offenbach. Ikonen-Ausstellung zugunsten Kinder Tschernobyls, Sa. und So., im Kolpinghaus, Luisenstraße 53.

Kunst- und Handwerkermarkt, So., 11 bis 18 Uhr, Stadthalle.

Dreieich. Rhein-Main-Künstlertage, Sa., 14 bis 19 Uhr; So., 11 bis 18 Uhr, Bürgerhaus Sprendlingen.

Mühlheim. Spezialmarkt für altes Spielzeug, So., 10 bis 15 Uhr, Bürgerhaus.

Rödermark. Eröffnung: Aquarelle von Dorothea Winkler, So., 11 Uhr, Bürgertreff Waldacker.

Seligenstadt. Eröffnung: Monotypien von Bernhard Jäger, So., 17 Uhr, Galerie, Frankfurter Straße 13. Frauenhaus-Initiativen Offenbach-Stadt. Tel. 0 69 / 88 61 39.

Ostkreis Offenbach. Tel. 0 61 06 / 1 33 60.

Westkreis Offenbach. Tel. 0 61 03/5 18 84.

Kreis DA-Dieburg. Tel. 0 60 71 / 3 30 33.

Was ist, wenn ein Karlsruher Richter ungewollt schwanger wird? Frauentag in Friedrichsdorf zwischen historischer Erinnerung, aktuellen Forderungen und musikalisch-kabarettistischem Spaß

FRIEDRICHSDORF. Frauen mischen sich ein, und das nicht nur im stillen Kämmerlein. Der "lila Montag" war auch in Garniers Keller Anlaß zur Besinnung auf die gemeinsame Geschichte und zum Blick nach vorn.

Ging es 1911 beim ersten Internationalen Frauentag noch um Grundrechte, so gilt der alltägliche Kleinkampf der Frauen heute deren Umsetzung. Wählen dürfen sie seit 1919, doch was hilft es, wenn angesichts der Belastung durch Kinder, Küche und Beruf die Puste dafür ausgeht, Politik auch aktiv mitzugestalten? Und wenn vor Ort die Lebenswelt noch immer nicht für die Bedürfnisse derer gestaltet ist, die die meiste Zeit hier verbringen: die Frauen und Kinder?

Vor Wahlen besinnt sich ja bekanntlich so manch einer des weiblichen Potentials, und so stießen im Februar die Forderungen der Friedrichsdorfer Frauen auf offene Ohren. Kommunalpolitiker aller Parteien sagten zu, sich dafür einzusetzen, daß Frauengruppen, Mütterzentrum und andere Privatinitiativen künftig finanziell unterstützt werden. Eine Mietübernahme für Räume, in denen die verschiedenen Gruppen ein gemeinsames Dach finden könnten, wurde ausdrücklich in Aussicht gestellt.

Doch wie sieht das nun am Tag danach aus? Dagmar Schlemermeyer vom Arbeitskreis "Frauen in Friedrichsdorf" ließ jedenfalls die Gelegenheit nicht aus, in Garniers Keller an diese Versprechungen zu erinnern.

Amüsierte Skepsis zum Thema "Wahlen und die Folgen" verbreitete der "Internationale Frauenchor". Ob im Lied über den "Kompromiß" ("Sein Erfolg in Deutschland ist gewiß") oder über die "Wahlkampfseife", mit der die Sozialdemokraten zu Weimarer Zeiten Wähler zu gewinnen suchten, das Lachen blieb den Zuhörerinnen im Halse stecken; denn die acht Sängerinnen aus Frankfurt legten zielsicher die Finger auf aktuelle Wunden. Was wäre, wenn Männer schwanger würden, gewollt oder ungewollt? Hämisches Grinsen machte sich im Raume breit, als der Chor allzubekannte "weibliche" Situationen auf den Mann übertrug. Scheinbar laufe alles gleich, oder doch nicht? Was wäre, wenn gar der Richter schwanger würde? Der Kampf gegen den Paragraphen 218 hat Frauentage schon vor 60 Jahren beschäftigt. Und er ist gerade jetzt wieder besonders aktuell.

Die Friedrichsdorfer Frauenbeauftragte, Walburga Kandler, wies auf die bald anstehende Entscheidung der Karlsruher Richter hin. Briefe, "möglichst waschkörbeweise", sollen auf die Interessen der vorrangig Betroffenen aufmerksam machen, raten die Zuhörerinnen der von verschiedenen Gruppen getragen Veranstaltung.

Denn letztlich wird der Heiterkeitserfolg des Abends wohl nur ein "frommer" Wunsch bleiben: "Maria, Du hast empfangen, ohne zu sündigen.

Zeige uns, wie man sündigt, ohne zu empfangen" sang der Frauenchor in getragener Kirchenmanier und setzte damit seiner satirischen Darstellung des traditionellen theologischen Frauenbildes den i-Punkt auf. GISELA GRAESER-GÜSMANNKleine FR

Besinnungsabend bei Sankt Josef EGELSBACH. "Der Hoffnung Namen geben" ist das Thema des Besinnungsabends, zu dem die Frauengemeinschaft der katholischen Pfarrei Sankt Josef für heute, 10. März, in die Kirche einlädt. Um 19 Uhr wird dort ein Gottesdienst beginnen. Daran anschließend wird Schwester Clemens Maria Streubel aus Frankfurt im Pfarrsaal sprechen. Clowns im Isenburg-Zentrum NEU-ISENBURG. Ein kulturelles Angebot der Geschäftsleute des Isenburg- Zentrums: Clownerie, Slapstick und Mitmach-Theater werden "Pibi Glix & Willi Wirr" am Donnerstag, 11. März, zwischen 18 und 20 Uhr im Erdgeschoß des Einkaufszentrums an der Frankfurter Straße zeigen. "Tierische" Dias aus Afrika NEU-ISENBURG. Das Filmfestival im Altenwohnheim II geht weiter: "Meine schönsten Tieraufnahmen von Afrika" präsentiert Alfred Bachmann bei einem Lichtbildervortrag am Donnerstag, 11. März, um 17 Uhr in der Freiherr-vom- Stein-Straße 16. Sportler beschließen Haushalt DREIEICH. Die Sportgemeinschaft Götzenhain 1945 beschließt in ihrer Mitgliederversammlung am Freitag, 12. März, 20 Uhr, im kleinen Saal ihrer Turnhalle den Haushalt für dieses Jahr. Ebenfalls auf der Tagesordnung: die Wahl eines neuen Vorstands. Mit dem Schlauchboot in die Wildnis DREIEICH. Von einer Reise per Schlauchboot durch den äußersten Norden Europas erzählt ein Dia-Vortrag der Volkshochschule am Donnerstag, 11. März, 20 Uhr, im Burghofsaal in Dreieichenhain.VVV wählt neuen Chef LANGEN. Der Vorsitzende des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, Werner Wienke, stellt nach 24 Jahren Vorstandsarbeit sein Amt zur Verfügung. Einen Nachfolger wählt der Verein am Freitag, 12. März, 19.30 Uhr, in der Brunnenstube des Restaurants "Zum Haferkasten" am Wilhelm-Leuschner-Platz. Japanische Malkunst DREIEICH. Mit der japanischen Tuschmalerei macht ein Wochenendkurs der Volkshochschule am 27. und 28. März in Sprendlingen vertraut. Anmeldungen sind noch bis Montag, 15. März, bei der Kreis-VHS in Offenbach, Telefon 069 / 8068-584 oder -570, möglich. Taubenzüchter treffen sich LANGEN. Der Verein der Brieftaubenzüchter, der Klub 03, macht am Freitag, 12. März, 19 Uhr, im Clubhaus der Reisevereinigung Südmain am Bürgeracker in Dreieich seine Jahreshauptversammlung. Auf der Tagesordnung stehen die Vorstandswahl und die Reise 1993. Island zwischen Feuer und Eis NEU-ISENBURG. Um "Island - Feuer, Eis und Abenteuer" dreht sich der Diavortrag, den der Nordlandexperte, Schriftsteller und Fotograf Jörg Trobitzsch am Freitag, 12. März, in der Hugenottenhalle hält. Der Eintritt zu dieser städtischen Veranstaltung, die um 19.30 Uhr beginnt, kostet zehn Mark.

SPD bleibt auch in Walldorf vor der CDU

MÖRFELDEN-WALLDORF. Besser als bei den Wähler und Wählerinnen schnitt die CDU in unserer gestrigen Berichterstattung ab. Dort hieß es fälschlicherweise, daß die Christdemokraten im Stadtteil Walldorf stärkste Partei geworden seien. Gemeint war allerdings, daß die CDU jetzt in drei der zehn Walldorfer Wahlbezirken stärkste Partei ist - in zwei mehr als bei der Wahl 1989. Stadtteilweit hingegen hat die SPD trotz Verlusten wieder die meisten Stimmen (38,1 Prozent) erzielt. Die CDU vereinte 34,6 Prozent auf sich.

Zu unrecht schlechter weg kam die DKP / Offene Liste, der ein Minus von 0,1 Prozentpunkten zugeschrieben wurde. Richtig ist, daß die DKP / Offene Liste in Mörfelden-Walldorf 10,3 Prozent und ein Plus von 0,1 Prozentpunkten erzielte. FR

SPD-Politiker fordern klarere Opposition

FRANKFURT A. M., 9. März (AP). Zwei Tage nach den starken Verlusten bei den hessischen Kommunalwahlen haben SPD-Politiker eine klarere Oppositionspolitik ihrer Partei und ein stärkeres Eingehen auf die Interessen der "einfachen Bürger" gefordert. Nach Ansicht der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Ingrid Matthäus-Maier haben die SPD-Ministerpräsidenten bei den Solidarpakt- Gesprächen eine große Verantwortung für "das weitere Erscheinungsbild der SPD". Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping sagte, die SPD müsse noch stärker als bisher klarmachen, daß sie gegen Kürzungen im Sozialbereich sei.

Matthäus-Maier sagte der Leipziger Volkszeitung: "Die Bürger haben nicht mehr gesehen, daß wir die Schutzmacht der kleinen Leute sind, wenn wir uns dauernd mit den Fragen Asyl oder Blauhelmeinsätze der Bundeswehr beschäftigen." Mit der Konzentration auf solche Themen werde der "fatale Eindruck erweckt, wir kämpfen nicht genügend für die kleinen Leute". Die klare Oppositionspolitik der SPD für eine sozial gerechtere und solidere Finanzierung des Aufbaus Ost müsse bei den Gesprächen mit der Regierung deutlicher werden.

Scharping sagte der Kölner Tageszeitung Express, die SPD dürfe nicht hinnehmen, daß die sozial Schwachen unter die Räder kämen. Die Wahlniederlage in Hessen führte der SPD-Politiker auf eine Vernachlässigung der Interessen der "einfachen Bürger" zurück. So habe die SPD bei der Diskussion um die Änderung des Asylrechts lange Zeit so getan, als existiere dieses Problem nicht und es später wieder zerredet. Der Ministerpräsident betonte die Notwendigkeit eines Solidarpakts. "Aber die sozialen Schweinereien müssen vom Tisch." Was die Bundesregierung vorgelegt habe, sei ein "Programm zur direkten Förderung der Republikaner", sagte Scharping. Detlef von Larcher, Bundestagsabgeordneter und Sprecher des linken "Frankfurter Kreises" in der SPD, machte die Parteiführung für die Wahlniederlage mitverantwortlich. Der in Dortmund erscheinenden Westfälischen Rundschau sagte er, in Hessen habe sich gezeigt, "daß der Schmusekurs mit der Bundesregierung sich nicht auszahlt". Die Solidarpakt-Gespräche nannte Larcher einen Testfall, ob die SPD in bezug auf die Kürzungen im Sozialbereich zu ihrem Wort stehe oder nicht.

Dagegen sieht der frühere Bundesgeschäftsführer der SPD, Peter Glotz, nach den Kommunalwahlen keinen Grund, die Politik der SPD zu verändern. Sie müsse jedoch deutlicher als bisher ihre sozialpolitische Kompetenz herausstellen und sich "klipp und klar" für eine Ampelkoalition entscheiden, sagte Glotz der in Bielefeld erscheinenden "Neuen Westfälischen". (Siehe auch Seiten 2 und 3)

Die Ortenberger CDU wird zweifach umworben SPD und FWG möchten mit der Union kooperieren / Bürgermeisterwahl mit zwei Kandidaten?

ORTENBERG. Auf den ersten Blick änderte der Wahlsonntag nicht viel an den politischen Verhältnissen in Ortenberg. Die SPD bleibt mit 45,1 Prozent stärkste Partei, CDU und FWG sind mit 26 und 28,8 Prozent etwa gleichauf. Ob SPD und CDU allerdings erneut miteinander kooperieren werden, entscheiden erst Gespräche in den nächsten Tagen. Dabei wird es nicht alleine um Sachfragen gehen. Erster Stadtrat Manfred Meuser (CDU) zieht sich knapp eineinhalb Jahre vor der Bürgermeister-Direktwahl wegen persönlicher Gründe aus der Arbeit im Rathaus zurück.

Renate Klingelhöfer, die als Spitzenkandidatin der SPD in den Wahlkampf gezogen war und in ihrer Heimatstadt die Verluste der Sozialdemokraten mit 2,8 Prozent noch in Grenzen halten konnte, will sowohl die CDU als auch die FWG zu Gesprächen einladen. Während einer Vorstandssitzung am Montag gewann sie den Eindruck, daß tendenziell ein größeres Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit mit der CDU gegeben ist. Doch die Partei sei offen genug, sich auch anders zu entscheiden.

Vor vier Jahren waren SPD und CDU sich einig geworden, eng miteinander zu kooperieren. Die Wahlvorschläge für den Magistrat brachten das zum Ausdruck. Christdemokrat Meuser lief auf der SPD- Liste mit, drei Sozialdemokraten standen auf der CDU-Liste, was in dem komplizierten Wahlverfahren die gewünschte Zusammensetzung des Magistrates garantierte. Die zarte Liaison möchte nun FWG-Spitzenkandidat Ekkehard Kehm stören, dessen Liste einen Zugewinn von 2,4 Prozent verbuchen konnte. Kehm hofft zwar nicht auf eine Koalition mit der CDU, aber kooperieren möchte er mit ihr schon. Die umworbene CDU läßt sich zunächst einmal Zeit mit einer Entscheidung. Erst am nächsten Montag trifft sich die Union intern. Hans Jochem Ott, amtierender CDU-Fraktionsvorsitzender, kündigte an, seine Partei werde "auf jeden Fall mit beiden anderen sprechen": "Die Gründe für das weitere Vorgehen werden sich in den Gesprächen ergeben."

Ob die CDU in den Verhandlungen mit SPD und FWG darauf bestehen wird, den Posten eines Ersten Stadtrats wieder besetzen zu dürfen, ließ Ott offen. Das hänge auch davon ab, wer aus der Union letztlich im Magistrat mitarbeiten werde.

Gegenstand kommunalpolitischer Gespräche wird bald auch die Bürgermeister-Direktwahl sein. Die Amtszeit von Rathauschef Otto Emrich, der keiner Partei angehört, endet im Juli 1994. Emrich will weiter Chef im Rathaus bleiben und wird sich bewerben. "Ich habe meine Vorstellungen, die ich noch verwirklichen möchte", sagt der Bürgermeister, der sich in erster Linie als unabhängiger Sachwalter der Belange Ortenbergs betrachtet. Die Freien Wähler allerdings, die durch ihren Zuwachs beflügelt wurden, kündigten öffentlich bereits an, einen Konkurrenten aufbieten zu wollen. Ob es Kehm selbst sein wird, ist noch offen. CDU und SPD, so Ott und Klingelhöfer, müssen eine endgültige Entscheidung in dieser Frage noch treffen. Beide sagten im Gespräch mit der FR, im Grunde seien sie mit der Arbeit Emrichs zufrieden.

Warum gerade die FWG schon heute auf der Suche nach einem Gegenkandidaten für Emrich ist, erklärt der Betroffene mit dem Hinweis auf seine politische Biographie. Er sei früher selbst FWG-Mitglied gewesen, nach seiner von allen Parteien unterstützten Wahl zum Bürgermeister dann aber ausgetreten, um ein Bürgermeister aller Ortenberger sein zu können. Diesen Austritt habe Kehm ihm "nie verziehen". sal

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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: Sozialberatung, Verhütungsberatung, 9-12 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Verein "Ausweg" für soziale Selbsthilfe: Schuldner- und Sozialhilfeberatung, 19-21 Uhr, Haus Righi, Große Köhlergasse 10.

Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- u. Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 15.30 Uhr Vortrag: Gichtgefährdet - was tun?; 17.30-20 Uhr Ernährungskursus; 19.30 Uhr Kurseelsorge: Lebensweisheit im Märchen: Die Sterntaler.

Bad Vilbel. Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler, Sprechzeiten 16-18 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 830 45.

Anonyme Alkoholiker: Offenes Meeting, 20 Uhr, Ev. Gemeindezentrum, Grüner Weg 4, Erstkontakt unter Tel. 0 61 01 / 871 34.

Karben. Deutsch-Ausländischer Freundschaftskreis: Sprechstunde, 9-11 Uhr, Rendeler Str. 42, Klein-Karben.

Wöllstadt. Guttemplergemeinschaft "Neubeginn": Treffen, 20 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Frankfurter Str. 31.

Nidda. Frauen-Notruf: Beratung, 11-12 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71. Kulturmix Bad Nauheim. YaYas Klangtheater - "Mit Summ und Bumm", Musik-Mitmachtheater für Kinder ab 4 J., 10.40 Uhr, Stadtschule an der Wilhelmskirche, Mittelstr. 30.

Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage. Bad Vilbel. Alte Mühle: statt-theater Fassungslos Dresden - "Das Röcheln der Mona Lisa" nach E. Jandl, 20.30 Uhr, Lohstr. 13.

Nidda. Unterhaltungsmusik mit Alleinunterhalter Chris, 10-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine Friedberg. Mädchen-Café: 15-18 Uhr, Gr. Klostergasse 5, Tel. 0 60 31 / 31 40.

Friedberger Friedensinitiative: Treffen, 20 Uhr, Literatur-Café.

Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Treffen der Kinder v. 8-11 J., 16-18 Uhr, Rettungswache.

Regenbogenchor: Chorprobe, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Schachclub: Spielnachmittag, 15 Uhr, Trinkkuranlage.

Singkreis: Chorprobe 18-18.45 Uhr, Altes Rathaus Rödgen.

Bad Vilbel. Bürgeraktive: Treffen der Mundharmonika-Gruppe, 18-19.30 Uhr; Englische Konversation, 20 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Jagdgenossenschaft Massenheim: Versammlung, 16 Uhr, Gaststätte Zum Mühlengrund Massenheim.

Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt, 14-18 Uhr, Spielhaus Berkersheimer Weg; Heilsberg, 14.30-17.30 Uhr, Tee-Stube Jahnstr.; Treff für Kinder v. 12-15 J.: ab 14 Uhr, Gronau, Altes Rathaus Berger Straße.

Kinderschutzbund: Müttercafé, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Butzbach. Butzbacher Künstlerkreis: Treffen, 19.30 Uhr, Wendelinskapelle.

Geschichtsverein f. Butzbach u. Umgebung: Archäologische ArGe, Inventarisieren, Restaurieren, 19 Uhr, Wendelinskapelle. Karben. Ev. Kirchengemeinde Groß- Karben: Bastelgruppe, 9.30 Uhr, Ev. Gemeindehaus Groß-Karben.

Mütterzentrum: Babytreff I (f. Mütter mit Kindern bis ca. 6 Mon.), 15-17 Uhr; Die Trotzköpfchen (f. Mütter mit Kindern v. 2-4 J.), 15-17 Uhr; Hauptstr. 84, Okarben. Altenstadt. Jugendclub Treff, 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.

Seniorenclub Höchst-Oberau: Zusammenkunft, 14.30 Uhr, KiGa Höchst.

SC Rot-Weiß: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Altenstadthalle.

Kinderlobby: Treffen, 20.15 Uhr, Gaststätte Wenzel Rodenbach.

VfL: Joga für Fortgeschrittene, 16-17.30 Uhr, BGH Waldsiedlung.

Büdingen. Ev. Frauenhilfe: Frauencafé (für Frauen jeden Alters, mit und ohne Kinder), 10-12 Uhr, Marktplatz.

Stadtjugendpflege: Mädchen-Café, 14-17.30 Uhr, Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 37.

Ranstadt. Jugendforum: Jugend-Treff, 19-21.30 Uhr, Räume unter d. kath. Kirche. Hungen. Freundeskreis Schloß: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Pferdestall im Schloß. Vorträge / Kurse Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: Vortrag "Zusatzstoffe in Lebensmitteln" v. D. Meinel, 20 Uhr, J.-S.-Bach-Str. 26.

Nidda. Altenclub: Dia-Vortrag "Hessen in Wort und Bild", Bürgerhaus.

Büdingen. Wolfgang-Ernst-Schule: Informationsveranstaltung "Französisch als 1. Fremdsprache", 19.30 Uhr, Raum 413. Parteien / Parlamente Nidda. Die Grünen: Stammtisch für Mitglieder und Interessierte, 20 Uhr, Gaststätte Bürgerhaus. Abfallsammlung Butzbach. Abfuhr der Gelben Säcke in Pohl-Göns, Kirch-Göns, Ebersgöns und Griedel.

Wölfersheim. Sonderabfall-Sammlung: 9-9.45 Uhr Melbach, Parkplatz DGH; 10-10.45 Uhr Södel, Kirchplatz Södeler Str.; 11-12.15 Uhr Wölfersheim, Feuerwehrgerätehaus Wassergasse; 13-13.45 Uhr Wohnbach, Parkpl. Turnhalle; 14-14.30 Uhr Berstadt, Tanzhof Licher Str.

Echzell. Sonderabfall-Sammlung: 14.45-15 Uhr Grund-Schwalheim, Feuerwehrgerätehaus; 15.15-15.30 Uhr Bisses, Alte Schule Georgstraße.

Ausstellungen

Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle Bruchenbrücken (bis 30. 3).

Bad Nauheim. Wolfgang Pospischil - Gemälde, Trinkkuranlage (bis 14. 3).

Bad Vilbel. Angelika Bindemann - Öl- Bilder, Café Dominique Lohstr. 13.

Altenstadt. Frauenamt des Wetteraukreises: Typisch - die neuen Mädchen in Industrie und Handwerk, Limesschule Schillerstr. 2 (bis 19. 3).

Filmspiegel

Friedberg. Roxy: Sneakers - die Lautlosen (15, 20.15 Uhr) - Blende: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sister Act (20.15 Uhr) - Studio: Der kleene Punker (15 Uhr); Dracula (20.15 Uhr) - Keller: Kein Pardon (15 Uhr); Bodyguard (20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Stalingrad (19 Uhr).

Butzbach. Capitol: Stalingrad (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Bodyguard (20 Uhr).

Büdingen. Royal: Der Tod steht ihr gut (20 Uhr) - Princess: Alarmstufe Rot (20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Der letzte Mohikaner (19.45 Uhr); Bitter Moon (22 Uhr).

Lich. Traumstern: Die Reinkarnation des Khensur Rinpoche (19.30 Uhr); Malcolm X (21 Uhr). (ohne Gewähr)

Internationaler Familien-Treff Ein großes Fest für alle Nationalitäten

KALBACH. "Kalbach wird nicht Mölln" ist das Motto des Initiativkreises gegen Ausländerfeindlichkeit. Weit über 300 Bürger des nördlichen Stadtteils haben bereits den Appell unterschrieben und damit ein Zeichen gegen Fremdenhaß und Gewalt gegen Minderheiten gesetzt. Jetzt laden die Initiatoren zum "Internationalen Kalbacher Familien-Treff" am kommenden Samstag, 14. März, im Winfried-Haus, Am Brunnengarten 9, ein. Das Fest mit Bürgern aller Nationalitäten beginnt um 15 Uhr.

"Wir wollen nicht mehr übereinander reden, sondern miteinander", heißt es in der Einladung. Kinder und Jugendliche können Musik machen, spielen, malen, schminken und tanzen. Für Kaffee, Tee und andere Getränke ist gesorgt. Die Gäste sollten aber etwas zum Essen mitbringen, bitten die Organisatoren. mo

19jähriger wurde bei Bandenstreit erschossen Polizei sieht Rivalität unter jungen Kriminellen Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann Die Rivalität zwischen verfeindeten Gruppen aus dem Gallus und aus Griesheim hat am späten Montag abend ein Todesopfer gefordert. Im Verlauf einer nächtlichen Auseinandersetzung unweit der Schmidtstraße wurde ein 19jähriger aus der Ahornstraße von einem Geschoß aus einer Kleinkaliberwaffe getroffen und tödlich verletzt. Die Polizei hat vier Personen festgenommen, von denen zwei zum Kreis der Tatverdächtigen gerechnet werden. Die beiden Gangs waren bereits am Sonntag abend trotz der Anwesenheit einer Polizeistreife des 16. Reviers mit Baseballschlägern aufeinander losgegangen. Bei dieser Straßenschlacht auf der Mainzer Landstraße / Ecke Elektronstraße, bei der die beiden Fahrzeuge der Gruppen völlig demoliert wurden, kamen die Beteiligten mit blauen Flecken und Beulen glimpflich davon. Doch schon am Montag abend ging der haßerfüllte Streit in die nächste Runde.

Diesmal war das Gewerbegebiet im Gallus - westlich der Schmidtstraße und südlich des Denisweges - Schauplatz des "Kleinkrieges". Dort belagerten die Griesheimer gegen 22 Uhr ein Haus, in dem sich Rivalen aus dem Gallus aufhielten. Die Auseinandersetzung wurde hier zunächst mit Steinen und mit Leuchtspurmunition ausgetragen, weshalb Zeugen der Polizei von einer "Schießerei" berichteten. Die Angreifer, so der Polizeibericht, hätten sich später auf den sechs Meter hohen Bahndamm neben dem Denisweg zurückgezogen. Dort wurde der 19jährige von dem Projektil in den Unterbauch getroffen. Er sackte unmittelbar neben dem Gleiskörper tot zusammen.

Am Dienstag morgen suchten Bereitschaftspolizisten das Gelände im Gewerbegebiet noch einmal gründlich ab. Dabei fanden sie drei Patronenhülsen. Die Spuren weisen nach Ansicht von Polizeisprecher Karl-Heinz Reinstädt daraufhin, daß die Schüsse von diesem Grundstück aus abgegeben wurden. Die Entfernung bis zu der Stelle, wo der 19jährige getroffen wurde, beträgt rund 20 Meter.

Kriminaloberrat Reinstädt erklärte, die Auseinandersetzung zwischen den Stadtteilgruppen sei mit den unter Streetgangs verbreiteten Fehden nicht vergleichbar. Die Härte, mit der dieser Konflikt ausgetragen werde, habe etwas "Einmaliges". Hier seien Straftäter aufeinandergeprallt, die aus sozialen Brennpunkten kämen und "die für alles gut sind", meinte Reinstädt unter Hinweis auf die lange Liste von Ermittlungsverfahren, die gegen die Festgenommenen anhängig sind.

Der Polizeisprecher erwartet schwierige Ermittlungen, weil sich die Aussagen der Beteiligten erheblich widersprechen.

Fieberhafte Suche nach einem Raum Frauentreff in Notlage

OBERURSEL. Der kleine Tisch mit der rosa Decke und den lila Luftballons wirkte wie ein Fleckchen Frühling in der Fußgängerzone. Dahinter schenkten, dick eingemummelt, zwei Frauen heißen Kaffee und Pfefferminztee aus. Viele Frauen blieben stehen, unterhielten sich mit den beiden, setzten ihre Namen auf eine Liste: Der Verein Frauentreff Oberursel sammelte am Montag in der Vorstadt Kontaktadressen von allen, die sich mit für einen offenen Treff einsetzen wollen.

Vor einem halben Jahr haben sich die Frauen zu einem Verein zusammengeschlossen, treffen sich regelmäßig und organisieren Veranstaltungen. Doch im Moment ist die Situation so schwierig wie noch nie: "Bislang konnten wir unsere Veranstaltungen immer im Mädchenwohnheim Bommersheim abhalten", sagt Birgit Herbert-Ghaznavi, "doch seit dieser Woche läuft in dem Raum ein Kochkurs, und nun wissen wir überhaupt nicht mehr, wohin."

Die Suche nach Räumen läuft auf Hochtouren, doch getan hat sich bislang wenig. Vorstöße bei der Stadt blieben vergeblich, obwohl die Frauenbeauftragte Erika Krummbein ihre Unterstützung zugesagt hat. Privat Räume anzumieten, scheitert am Geld. "Wir wollen uns auch nicht in einer Gemeinde oder einer Kneipe treffen", meint Birgit Herbert-Ghaznavi. Ein "männer- und kinderfreier Raum" soll es werden, damit die Frauen wirklich einmal unter sich sein können, nur für sich selbst Zeit haben.

Da auch ein Café eingerichtet werden soll, wären zwei große Räume, ein kleiner Sitzungsraum und zwei Wirtschaftsräume ideal. Platz für Musikveranstaltungen, Lesungen, Kleinkunst, Ausstellungen und natürlich zum Reden soll es geben. Die Vorbereitungstreffen finden weiter im Mütterzentrum in der Schulstraße 27 a statt; das nächste ist am Mittwoch, 17. März, um 20 Uhr. "Uns fehlen vor allem noch ganz junge und ältere Frauen", sagt Birgit Herbert-Ghaznavi, "die meisten bei uns sind so zwischen 30 und 40." Kontaktadresse: Carla-Lotti Frisse, Telefon 0 69 / 63 04-2 97. esi

Einbahnregelung: Thema könnte zum "Knackpunkt" werden

SCHÖNECK. Die Einbahnregelung, um den Verkehr durch Kilianstädten zu leiten, sieht SPD-Vorsitzender Ludger Stüve nicht unter den Punkten, bei denen die Sozialdemokratie den örtlichen Grünen in eventuellen Koalitionsgesprächen entgegenkommen könnten. Die FR hatte gestern irrtümlich das Gegenteil behauptet. Stüve meint vielmehr, dieses Thema könne in Gesprächen zu einem "Knackpunkt" werden. An sozialdemokratisches Nachgeben denkt er hier nicht.

Er hält es allerdings für möglich, daß CDU und Grüne mit ihrer neuen Mehrheit eine solche Regelung in der Gemeindevertretung durchsetzen. Für diesen Fall sieht der Sozialdemokrat allerdings langwierige juristische Auseinandersetzungen mit den Anlieger(inne)n der Raiffeisen-, Wagner- und Wachenbucher Straße voraus, die danach mehr vom Verkehr belastet würden als bisher. Ul

Andorra: Das 13. Jahrhundert geht zu Ende

Von Werner Herzog

"Stimmen Sie für das Verfassungsprojekt des Fürstentums Andorra, das von den Ko-Fürsten vereinbart und ausgearbeitet und vom Parlament angenommen worden ist?" Diese Frage werden am Sonntag die 9123 Stimmbürger Andorras beantworten müssen. Zum ersten Mal erhält der Bergstaat in den Pyrenäen eine Verfassung.

"Bisher wußten wir nicht recht, ob wir ein Staat oder etwas Undefinierbares waren", erklärte im Hauptort Andor der Sprecher der Regierung. Dies mag überraschen, denn Andorra, in dem im Sommer Touristen aus Frankreich und Spanien massenhaft billige Waren einkaufen und im Winter das Skilaufen genießen, ist sehr modern. Bis 1955 waren die Andorraner aber eine Bauerngesellschaft von nicht mehr als 5000 Einwohnern, bis heute werden sie von seinen beiden Staatschefs - dem Präsidenten von Frankreich und dem Bischof des in Spanien gelegenen Seo de Urgell - nach Verordnungen (pareatges) regiert, die auf die Gründerzeit im 13. Jahrhundert zurückgehen. Politische Parteien sind unbekannt, eine Gewaltentrennung herrscht nicht, hingegen viel altes Brauchtum. So erhielten bisher die Bauern, welche in den sieben Kirchgemeinden des Landes stimmen gingen, als Gegenleistung einen Imbiß und eine Pesete Weggeld.

Die alten Bräuche haben der Modernisierung Europas nicht widerstanden. 1990 schloß das 450 Quadratkilometer große Andorra ein Handelsabkommen mit der EG, doch seine archaische Staatsform wurde in Frage gestellt. 1991 anerkannten die beiden Landesherren erstmals, daß nicht sie, sondern die Stimmbürger der Souverän seien. In 22 Monaten hat eine Kommission das Verfassungsprojekt ausgearbeitet, das Andorra in ein "parlamentarisches Fürstentum" verwandeln soll. Die Ko-Fürsten geben einen Großteil ihrer Macht, darunter die Befugnis, Richter und Polizeichefs zu ernennen, ab. Diese übernimmt die Regierung, die aus sechs Ministern besteht. Andorra wird so international integriert und "salonfähig". Das Referendum vom Sonntag ist so gut wie angenommen. "Keine Bevölkerungsgruppe hat sich bisher dagegen gewendet", verkündete Regierungssprecher Isidre Bartomeu.

Trotz der politischen Modernisierung bleibt Andorra, das nach der Präambel seiner Verfassung "harmonische Beziehungen mit dem Rest der Welt" pflegen will, ein besonderer Ort. Es ist das einzige Land der Welt mit zwei Staatschefs, die dazu noch Ausländer sind, und besitzt weder Armee noch Botschafter noch ein herkömmliches Steuersystem. Jeder seiner 50 000 Einwohner (40 000 sind "Ausländer" vor allem aus Spanien und Portugal) bezahlt nur eine kleine Kopfsteuer. Den Rest erbringt die Zoll- und Warensteuer. Von den rund 20 politischen Gruppen, die sich in den letzten Jahren gebildet haben, kämpft keine für eine Änderung dieser Tradition.

Bürgernähe gilt als einziges Rezept Umfrage bei den Isenburger Parteien: "Die Republikaner sind drin - was tun?" Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Bayer NEU-ISENBURG. "Die Republikaner sind drin", heißt es im Kreishaus und im Offenbacher Stadtparlament. An den übrigen Kommunen ist der "braune Kelch" noch einmal vorbeigegangen. Wenn auch wohl nur, weil extreme Parteien dort nicht antraten. Wie groß das Potential an rechten Protestwählern ist, können die Politiker in den Städten und Gemeinden an den Kreiszahlen ablesen. Beispiel Neu-Isenburg: Hier hat fast jeder zehnte den Republikanern zum Einzug in den Kreistag verholfen. Die FR fragte die Parteien in der Hugenottenstadt, welche Konsequenzen sie aus diesem Wink mit dem Zaunpfahl ziehen. Genau 1501 Isenburger Frauen und Männer machten auf dem Kreiswahlzettel einen "Kreuz-Zug" für die Republikaner. Auf das Stadtparlament übertragen wären das 250 Stimmen mehr als etwa die Liberalen bekommen haben, die damit im Plenarsaal künftig mit vier Abgeordneten vertreten sein werden.

Was tun, um den 1501 Republikaner- Wählern für den nächsten Urnengang eine erstrebenswerte Alternative zu bieten? Und auch jenem Drittel der Stadtbevölkerung, das am Sonntag zu Hause geblieben ist. "Es ist verdammt schwer, gegen Stammtischparolen anzukommen", meint FWG-Parteivorsitzender Gerhard Elsner: "Wir müssen deutlich machen, daß diese Propagandasprüche nur heiße Luft sind." Wirkungsvoller, aber auch weit schwieriger sei es, die Bürger mit erfolgreicher Politik zu überzeugen. Vor allem deshalb schwierig, weil weder die FWG noch eine der übrigen Parteien in Neu-Isenburg kurzfristige Lösungen für "Probleme wie Asylanten, Wohnungsmangel oder Arbeitslosigkeit" anzubieten hätten. Angesichts seiner Ratlosigkeit zeigt er sich kämpferisch: "Wir müssen gegen die Rechten aufstehen und siegen."

Ein Patentrezept hat auch Werner Zimmermann, Fraktionschef der SPD, nicht anzubieten. Zwar plädiert er dafür, den Bürgern zu zeigen, was "Rechts wählen" früher ausgelöst hat und in Zukunft bewirken kann. "Aber was wir praktisch tun müssen, weiß ich im Moment nicht", sagt er schulterzuckend. Unter dem Eindruck der SPD-Stimmenverluste erscheint ihm ein Kurswechsel notwendig, wie ihn bereits Björn Engholm ausgerufen hat. Ob in Neu-Isenburg, Land oder Bund: Die Sozialdemokraten müßten sich wieder mehr für die "unteren Einkommensschichten" einsetzen, die sich durch die derzeitige Bonner Politik in ihrer Existenz immer stärker bedroht fühlten.

Nein, von Neu-Isenburg aus sei gegen den Rechtsruck nichts zu machen, beantwortet CDU-Fraktionschef Theo Wershoven die Frage nach Gegenstrategien. Für die Misere sei allein die Bonner Szenerie und dort vor allem die "Verweigerungshaltung" der SPD verantwortlich. "Schließlich wurde die Isenburger CDU von den Wählern bestätigt", interpretiert er die Ergebnisse. Von den gewohnten Pfaden der Politik will Wershoven nicht abgehen: "Neue Wege müssen nicht unbedingt auch die richtigen sein." Joachim Luft von den Grünen plädiert dafür, die Ideologie der Republikaner nicht totzuschweigen oder zu verteufeln. "Wenn die Leute erst sehen, daß die Rechten im Kreis weder zukunftsträchtige noch regional zugeschnittene Konzepte haben, sondern nach den Anweisungen ihrer Führer in den Bundeszentralen handeln, werden sie diese Gruppierung auch nicht mehr wählen", glaubt er.

Gleichzeitig müßten sich die Isenburger direkter als bislang an der Stadtpolitik beteiligen können. Luft schlägt regelmäßige Bürgerversammlungen zu ausgewählten Themen, wie etwa Verkehr, und Gesprächsrunden nach dem Motto "Journalisten fragen, Politiker antworten" vor.

Den größten Effekt verspricht er sich davon, den "Ausschuß für Bürgeranliegen" wieder einzuführen, den CDU, FDP und FWG vor vier Jahren abgeschafft haben. Allerdings sollten die Bürger ein unmittelbares Rederecht bekommen. Früher mußte die Sitzung per Abgeordnetenbeschluß unterbrochen werden, wenn ein Anwohner zu Wort kommen wollte.

"Dieses Gremium konnte doch erst aktiv werden, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen war", begründet FDP- Stadtrat Gerhard Gräber den damaligen Entschluß des bürgerlichen Blocks. Aber auch er hält neue politische Strukturen für erforderlich. "Wir müssen alle Interessierten viel früher an kommunalen Entscheidungen beteiligen. Das ist in der Vergangenheit zu kurz gekommen."

Außer Bürgergesprächen und Anhörungen - "damit sich der Frust erst gar nicht aufstaut" - fordert er, die parlamentarischen Fachausschüsse mehr zu öffnen. In Sitzungspausen solle über das jeweilige Thema mit den zuvor eingeladenen Betroffenen gesprochen und dann erst entschieden werden. Allerdings will der Freidemokrat nicht ganze Bürgergruppen, sondern nur mit deren Abgesandten verhandeln: "Ein sachlich geführtes Tischgespräch in kleinem Rahmen bringt mehr als eine große Diskussion in der Hugenottenhalle."

Mit einer so verstandenen Bürgernähe sei aber allenfalls die Hälfte des Protest- Potentials zu bekehren. Seine Diagnose: "50 Prozent der Isenburger und damit auch der Rechtswähler haben am Sonntag über die Bundespolitik abgestimmt. Die können wir beim besten Willen nicht beeinflussen."

"Zahnärzte müssen jetzt wie Unternehmer denken" Praxis-Erfahrung: Reform schadet den Patienten Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. Seit dem 1. Januar 1993 ist das Gesundheits-Strukturgesetz (GSG) in Kraft. "Für die Patienten hat sich nichts geändert, nur den Ärzten wird jetzt mehr auf die Finger geschaut", sagt Carlo Enders von der Leistungsabteilung der Allgemeinen Ortskrankenkasse Offenbach (AOK). Der Offenbacher Zahnarzt Dr. Horst Hoffmann, der Vertrauensarzt und Gutachter für die Ersatzkassen ist, sieht das ganz anders: "Die neue Gesundheitsreform geht hauptsächlich zu Lasten der Patienten. Die Situation in den Praxen beweist dies." Ungläubigkeit, Frust, Verunsicherung und tiefe Verärgerung hat Dr. Hoffmann in den Praxen ausgemacht: "Ein Arzt kann seine Leistungen meist zurückschrauben, ein Kranker seine Bedürfnisse nur selten reduzieren." Dr. Hoffmann kritisiert: "Der Zahnarzt kann nicht mehr ausschließlich helfen. Er muß sehen, daß er auf seine Kosten kommt. Er muß jetzt wie ein Unternehmer denken. Er ist zu einer Mischkalkulation gezwungen, um seine Praxis aufrechtzuerhalten und seine Mitarbeiter bezahlen zu können."

Das neue Gesetz bewertet die Leistungen des Zahnarztes nach Punkten und legt ihm eine zweijährige Garantiezeit für seine Arbeit auf. Im Jahr darf er nur 350 000 Punkte (pro Punkt 1,29 Mark) bei den Kassen abrechnen.

Weitere Leistungen bekommt er nicht von der Kasse bezahlt. Das soll die Behandlung von rund 450 Patienten im Quartal ermöglichen und die sogenannten Vielabrechner stoppen.

Die Vergütungen für prothetische und kieferorthopädische Leistungen wurden um zehn Prozent und für zahntechnische Leistungen um fünf Prozent gesenkt. Eine Untersuchung bringt 200 Punkte, eine einfache Füllung 40, Ziehen eines einwurzeligen Zahnes 20 Punkte. Für kosmetische Behandlungen - wie den Bau einer großen Brücke zum Ersatz von mehr als vier Frontzähnen oder mehr als drei Seitenzähnen - kommt die Krankenkasse überhaupt nicht mehr auf. Das muß der Patient privat mit den Arzt abrechnen. Nach der Feststellung des statistischen Bundesamtes versteuert ein Zahnarzt als persönliches Einkommen rund 180 000 Mark im Jahr. Das GSG, so befürchtet Hoffmann, reduziert das Einkommen in diesem Jahr um 30 Prozent und im nächsten Jahr sogar um 40 Prozent - und das bei weiter steigenden Kosten für Mitarbeiter und Praxis. Die Kritik der Zahnärzte am GSG, so betont Hoffmann, der als Parteiloser auf der SPD-Liste für die Stadtverordnetenversammlung kandidiert hat, könne nicht einfach mit dem Hinweis auf die Habgier der Zahnärzte vom Tisch gewischt werden.

Praktiker Hoffmann rechnet vor: "Die zahnmedizinische Vorbeugung ist durch das neue Gesundheitsgesetz zu einer Farce geworden. So kostet zum Beispiel eine 20- bis 30minütige Beratung zwischen acht und 30 Mark, obwohl jede Zahnarztpraxis pro Stunde Kosten von über 300 Mark verursacht, und das noch ohne Gewinnanteil." Hoffmann spricht von "bürokratischen Exzessen", die das neue Gesetz provoziert: "Bricht bei einem Zahn eine Wand ab, muß der Zahnarzt entweder die viel teurere Krone beantragen oder aber bei der Krankenkasse einen schriftlichen Antrag stellen, eine Füllung trotz der zweijährigen Garantiepflicht machen zu dürfen. Ob die Füllung dann bei diesem tief zerstörten Zahn zwei Jahre hält, kann niemand garantieren. Und so was passiert zehn- bis 15mal am Tag in einer Praxis."

Hoffmann kritisiert:" Nach einer Studie des Bundesgesundheitsministeriums darf eine Füllung nur drei Minuten und eine Krone mit Beschleifen, Abformen und dann dem Einsetzen und Einschleifen elf Minuten dauern. Diese Akkordzeit muß jeder Sachkundige als schwere Körperverletzung am behandelten Patienten bewerten." Hoffmann verlangt deshalb eine Reform der Reform, weil das GSG an die Wurzeln der allgemeinen medizinischen Versorgung gehe. Er sagt: "Der aufgeblähte Wasserkopf der Kassenverwaltung kostet den Versicherten übrigens genau so viel wie die gesamte zahnmedizinische Versorgung. Ein Pflichtversicherter muß deshalb wissen, daß es die zeitlichen Richtgrößen gibt für die Behandlung - nicht etwa für ein Werkstück, sondern an einem lebenden Menschen."

Ende der Bescheidenheit:

Was Frauen satt haben Jubiläumsveranstaltung mit kämpferischer Ministerin

KRONBERG. Lila war die Farbe der Servietten und der Programmzettel, in Lila waren auch die meisten Gäste gekleidet, und wenn es nur ein Halstuch war. Kein Zweifel, in der Stadthalle nahm man das Motto des Internationalen Frauentages wörtlich: "Lila Montag - auch Frauen könnten blau machen".

Für die Arbeitsgemeinschaft Kronberger Frauenverbände war die Farbe an diesem Tag aber nicht nur Symbol für das Ende der Bescheidenheit, sondern auch festlicher Schmuck für ein Jubiläum. Seit zehn Jahren gibt es die AG, die es sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, Frauen Bildung und die Weiterbildung zu ermöglichen. Hauptanliegen war stets, die Gleichberechtigung der Frauen mit den Männern voranzutreiben - und das nicht nur in Kronberg.

Sieben Verbände sind in der AG organisiert: die örtlichen Abteilungen der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, des Deutschen Frauenrings, der Evangelischen Frauenhilfe, der Katholischen Frauengemeinschaft, der Frauenunion und der Volkshochschule. Als Versuch sei das Projekt eines Dachverbands vor zehn Jahren gestartet worden, erinnerte die AG-Vorsitzende Ruth Kötter, die den Stein ins Rollen gebracht hatte. "Während der Zusammenarbeit stellte sich dann heraus: es paßt", blickte sie zurück: "Gemeinsam wurden wir stärker."

Der Austausch zwischen den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen der Institutionen funktionierte im Lauf der Jahre immer besser. Vorteile, so betonte Frau Kötter, hätten davon nicht nur die beteiligten Frauen gehabt, "sondern auch die Stadt Kronberg". Als Höhepunkte der Kooperation nannte sie zwei Ausstellungen mit Fotos und Dokumenten, die die AG- Mitglieder gemeinsam auf die Beine stellten: Im Jahr 1985 zum Thema "120 Jahre Frauenbewegung" und 1989 über "Frauen und Nationalsozialismus". Diese jüngere Ausstellung war auch zum Jubiläum wieder in der Stadthalle zu sehen.

Gisela Goldbach, die stellvertretende Vorsitzende und Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft, freute sich zum Jubiläum besonders darüber, daß es gelungen sei, "ganz unterschiedliche Gruppen unter einen Hut zu bringen", die sich regelmäßig treffen und ihre jeweiligen Veranstaltungstermine koordinieren. Zudem organisiert die AG Reisen in die Partnergemeinde Ballenstedt in der ehemaligen DDR und bringt Gäste unter, die von dort nach Kronberg zu Besuch kommen.

Bei so viel Engagement wollte auch die hessische Ministerin für Frauen, Arbeit und Sozialordnung, Heide Pfarr, ganz in Lila gewandet, nicht zurückstehen. Sie schloß sich der Gratulationscour in der restlos gefüllten Stadthalle an, benutzte die Gelegenheit aber auch zur offenen Kritik an der männerbestimmten Umwelt. Die Arbeit der Frauen, besonders im ehrenamtlichen Bereich, finde nicht dieselbe Wertschätzung wie die der Männer, bemängelte die Ministerin: "Und das haben wir satt."

Lob hatte schließlich auch Bürgermeister Wilhelm Kreß zur Feier mitgebracht - und zwei Urkunden. Die überreichte er, samt zwei Schecks über je 500 Mark, an Ingeborg Brake und Marianne Huf, die damit erste Preisträgerinnen des neuen Kronberger Frauenpreises wurden. Sie hatten die Ehrung ihrem Engagement für Asylbewerber zu verdanken (die FR berichtete gestern).

"Wir verstehen uns als Stellvertreterinnen aller, die mit Ausländern und Asylbewerbern arbeiten", sagte Marianne Huf in ihrer Dankesrede. Sie kritisierte, daß ehrenamtliche Helfer oft im Behördendschungel verschlissen und als Phantasten belächelt würden. Dagegen wehrte sie sich entschieden: "Wir sind nicht die abgehobenen Idealisten, die stets Unmögliches verlangen - im Gegenteil: Wir sind die Realisten vor Ort." ill

Betonquadrat

Auch eine 42igjährige Tradition der Weltoffenheit ist in der derzeitigen finanzpolitischen Situation von kopflosen Stadtparlamentariern nicht davor gefeit, in Panikstimmung bedenkenlos aufgegeben zu werden. Wie in der FR schon am 4. März berichtet, hatte im Mannheimer Stadtparlament die CDU die fristlose Aufkündigung der im kommenden Herbst zum 42. Male stattfindenden "Internationalen Mannheimer Filmwoche" gefordert, die regierende SPD ist ihr durch eine Mittelkürzung um ein Drittel des diesjährigen Etats und mit einer totalen Mittelsperrung für das folgende Jahr entgegen gekommen.

Oberbürgermeister Gerhard Widder und sein Kulturdezernent Lothar Mack sahen sich unversehens von ihren eigenen Genossen alleingelassen, hoffen aber, nach jüngsten ap-Meldungen, die Stimmung in ihrem Panikorchester "wieder in eine positive Richtung zu wenden".

Daß der seit 2 Jahren amtierende Künstlerische Leiter Michael Kötz, der im vergangenen Jahr mit seinem runderneuerten Festival für volle Häuser gesorgt hatte, vom Mannheimer Stadtrats- Putsch auf einem afrikanischen Filmfestival erfuhr, gehört ebenso zu dieser Planquadrats-Posse wie die "last-minute- Rescue" des nach Mannheim gejetteten Kötz, der die Stadtparlamentarier einzeln ins Gebet nahm, um wenigstens die Totalabblende des Festivals, mit der auch zahlreiche SPD-Abgeordnete liebäugelten, für diesmal zu verhindern. Künftig muß Kötz "anschaffen" gehen, bei "Sponsoren" antichambrieren, die einer öffentlichen Veranstaltung ihren finanziellen Segen geben sollen, nachdem die Öffentlichkeit des Stadtparlaments schon bereit war, seinen kulturpolitischen Offenbarungseid zu erklären.

Natürlich muß heute in den öffentlichen Haushalten gespart werden. Wer würde da den Parlamentariern in Bund, Ländern und Gemeinden widersprechen, wenngleich die braven Männer (& Frauen) in den Parlamenten dabei an sich selbst zuletzt denken; und an die Kultur: zuerst?.

Daß man in Mannheim dabei ist, das einzige internationale Aushängeschild der Stadt - nämlich das zweitälteste Filmfestival Deutschlands - abzuhängen, offenbart eine Provinzialität, die bislang davon verdeckt worden war. Provinzialität nicht nur in dem Sinne, daß man auf seinen guten Namen draußen in der Welt verzichten will; das wäre ja noch einzusehen, würde es nicht im gleichen Augenblick einen selbst um den Kontakt mit der "Welt draußen" bringen. Hier ist eine kulturpolitische Ignoranz kleinkariertester Art am Werk.

Denn die traditionsreiche "Mannheimer Filmwoche" fungierte ja nicht nur als großzügige Gastgeberschaft, mit der man sich "schmücken" konnte, sondern als ein eminenter Zugewinn an Weltkenntnis für das Kino-Publikum im Raum zwischen Mannheim und Heidelberg, Ludwigshafen und Karlsruhe. Und das kommunale Kino in Mannheim, dem man gleichfalls die bescheidenen Mittel kürzte, ist ein solchen Schaufenster des Weltfilms in Permanenz.

Die vielen lokalen Filmfestivals ebenso wie die Kommunalen Kinos in deutschen Städten formulieren ja notwendige lokale Antworten der Öffentlichkeit auf eine prekäre Überlebensfrage des Kinos überhaupt. Es sind dieeinzigen, also auch wichtigsten kulturpolitischen Versuche, dem kommerziellen Mainstream der Branche den realen Reichtum und die Vielfalt des universellen Mediums entgegenzuhalten: Information und Bildung so gut wie Neugier auf das Fremde und Andere zu befriedigen. Der Enthusiasmus der Veranstalter, die damit oft ihre Selbstausbeutung betäuben, ist nämlich so wenig zu verachten, wie die Akzeptanz bei einem jungen Publikum, dessen Weltaufgeschlossenheit ein monetär nicht zu taxierendes Kapital der Gesellschaft sein dürfte. Kurz: Hier liegt eine genuine Aufgabe der Öffentlichkeit, die sich aufgäbe, wenn sie diese kulturpolitischen Notwehrakte, die man im Mannheimer Stadtparlament als solche wohl nie begriffen hatte, eben dem Markt überließe, dessen öffentliche Gegen-Rechnung sie (re)präsentieren. Wie "Christus nur bis Eboli gekommen ist", so Hilmar Hoffman offenbar nur bis Frankfurt. Vielleicht sollte man ihn einmal nach Mannheim holen, damit er die Parlamentarier kulturpolitisch alphabetisiert. Nachsitzen oder Sitzenbleiben: das ist die Mannheimer Frage. WoS

Ein Lichtblick für Frauen am "Lila Montag" Ihr Anteil in den Kommunalparlamenten des Main-Kinzig-Kreises stieg etwas an

HANAU. Für DGB-Sekretärin Monika Sanner-Jakob steht fest: "Wenn es überhaupt Gewinner gegeben hat, dann sind es die Frauen." Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis der Kommunalwahl auch gut aus. Im Vergleich zu 1989 stieg die Frauen-Quote in den Parlamenten. Doch noch immer ist die Politik fest in Männerhand. "Was wäre, wenn jeder zweite Stuhl im Parlament von Frauen besetzt wäre?" So lautete eine Frage, mit der die DGB-Frauen beim "Lila Montag", ihrer Veranstaltung zum internationalen Frauentag, auf dem Hanauer Marktplatz zum Nachdenken anregten.

Bei strahlendem Sonnenschein nahmen Passantinnen nicht nur rote und pinkfarbene Nelken in Empfang. Sie setzten auch ihre Fußabdrücke in Form von kleinen Selbstklebern auf eine Tafel, um ihre Erwartungen an die Politiker zu formulieren. Die meisten Stapfen zählten die Gewerkschafterinnen auf dem Feld "Schutz vor sexueller Gewalt - Hilfe für die Opfer". Auch der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum ist stark verbreitet sowie die Forderung nach familienfreundlichen Arbeitszeiten.

Gäbe es mehr Parlamentarierinnen, wäre die Frauenbewegung schon wesentlich weiter, meint Sanner-Jakob. Doch das braucht anscheinend seine Zeit. Dies zeigen die Zahlen über die Frauenquoten in den neuen Parlamenten. Um knapp acht Prozent wuchs der Anteil der weiblichen Abgeordneten im Kreistag auf 25,3 Prozent an. Auch in Hanau drücken zur neuen Legislaturperiode mehr Frauen die Fraktionsbänke. Ihr Anteil stieg auf 25,4 Prozent gegenüber 22 Prozent in den vergangenen vier Jahren. Im Gelnhäuser Stadtparlament stieg die Quote von 10,8 auf 16,2 Prozent. Magere Zuwachsraten verzeichnet dagegen die Stadtverordnetenversammlung in Schlüchtern. Der Frauenanteil stieg um drei Prozent auf 16,5 Prozent.

Aber auch im DGB stellen die Frauen eine Minderheit dar. Nur 8000 der insgesamt 44 000 Mitglieder im Main-Kinzig- Kreis gehören dem weiblichen Geschlecht an. Verantwortlich für diese Zahlen macht DGB-Kreisvorsitzender Sepp Sigulla die Tatsache, daß viele Frauen einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen, insbesondere im Einzelhandel. Sigulla sagt am Rande der Veranstaltung im Gespräch mit der FR: "Dann ist die Abhängigkeit groß, so daß der Schritt zu den Gewerkschaften schwer ist." jur

Vor dem Start in die neue Saison macht sich in der Formel 1 Krisenstimmung breit Zirkusdirektor Ecclestone sorgt sich um seine Attraktion Williams-Team fährt allen weit voraus und das gebeutelte Ferrari-Team denkt über einen möglichen Rückzug nach

Bernie Ecclestone ist in den letzten Wochen noch älter geworden. Der große Zampano des "schnellsten Zirkus der Welt" und FOCA-Chef (Vereinigung der Konstrukteure) macht sich vor dem Formel-1-Auftakt am Sonntag in Kyalami in Südafrika große Sorgen. Die Formel 1 droht in eine Sackgasse zu fahren. Nur die Topteams wie Williams, Ferrari oder McLaren haben Budgets von über hundert Millionen Mark durch die notwendigen Sponsoren, die kleinen Teams krebsen vor sich hin und kämpfen ums Überleben. Ecclestone befürchtet eine langweilige Saison - was tödlich für die Formel 1 wäre, die von Spannung lebt - denn nur dann kommen die Geldgeber.

Die Sorgen des Zirkusdirektors sind berechtigt. Der amtierende Weltmeister Nigel Mansell, einer der letzten Fahrer mit Charisma, wanderte frustriert "vom Zirkus" in die amerikanische Indycar- Serie ab. Ayrton Senna, der andere Fahrer mit Ausstrahlung, wird zwar vorerst weitermachen - doch wenn der Erfolg ausbleibt, rechnen Experten mit seinem Rücktritt. Und Senna stapelt schon tief. "Ich glaube nicht, daß die Williams zu schlagen sind." Vorsichtshalber machte auch Senna schon Testfahrten in Amerika. Und Sennas Erfolgszweifel sind berechtigt. Denn Insider wissen wirklich nicht, wer das überlegene Williams-Team mit seinem General, dem dreifachen französischen Weltmeister und seinem englischen Leutnant Damon Hill, stoppen soll. "Die fahren meilenweit vor allen anderen," sagt zum Beispiel Niki Lauda, der als Ferrari-Berater gerade damit beschäftigt ist, den kränkelnden italienischen Rennstall wieder auf Touren zu bringen.

Ferrari steht unter Erfolgsdruck wie kein anderes Team. Die italienischen Anhänger lieben leidenschaftlich im Erfolg, verteufeln aber ebenso schnell, wenn das "springende Pferd" lahmt. Die Italiener probieren alles, um auf die Gewinnerstraße zurückzukehren. Zuerst engagierten sie für Millionen Mark den Stardesigner John Barnard, dessen innovative Konstruktionen bisher immer Erfolgsgarant waren. Dann setzte man an die Seite des talentierten französischen Heißsporns Jean Alesi den Österreicher Gerhard Berger, der mit einem Jahresgehalt von rund 12 Millionen Dollar mittlerweile der bestbezahlteste Formel-1-Fahrer ist - wenn Senna (20 Millionen Dollar) die Saison nicht zu Ende fahren sollte. Die roten Renner aus Maranello waren allerdings bei den Vortests so kläglich langsam, daß Bergers Gage in der Szene schon als "Schmerzensgeld" bezeichnet wird. Ferraris Präsident Luca Montezemolo droht gar mit Rückzug. "Wir haben es nicht nötig, hinterherzufahren. Ferrari muß nicht unbedingt Formel 1 machen." Ein Satz, der bei Ecclestone die Alarmglocken läuten läßt. Mansell weg, Senna vielleicht, dann noch Ferrari - es wäre das Ende.

In Deutschland richtet sich das Interesse auf Shooting-Star Michael Schumacher. Der 24jährige Wahl-Monegasse aus dem Rheinland muß eine hohe Bürde tragen. "Wir werden Weltmeister", kündigt sein Chef bei Benneton, Flavio Briatore, an. Doch es gilt, abzuwarten und ob der erfolgsverwöhnte deutsche Fan auch in diesem Jahr mit dritten oder vierten Plätzen Schumachers zufrieden sein wird, ist allerdings zu bezweifeln.

Noch ist für die meisten Fahrer die Formel 1 ein Zauberwort. Der Rummel reizt, das Abenteuer, der Umstand, im Mittelpunkt zu stehen. Beispiel Michael Bartels: Der englische Pacific-Rennstall, der noch im Dezember mit großem Medienrummel ankündigte, man werde jetzt den Sprung in die höchste aller Motorsportklassen wagen, schloß seine Türen wieder, bevor die Saison losging. "Akuter Geldmangel", so die kurze Erklärung des Managments. Da nutzen auch die zwei Millionen nichts, die der Deutsche Bartels als Mitgift seiner Sponsoren beisteuern wollte, um in einem Pacifik-Renner regelmäßig hinterherfahren zu dürfen. Dabei wäre Bartels, der mit größerem PR- als Rennfahrertalent ausgestattet ist, durch seine Liaison mit Steffi Graf das optimale Zugpferd für das marode Team gewesen. Jetzt muß er mit dem Pacific- Team eine weitere Saison abseits der Zuschauer und Medien in der Formel 3000, der nichtbeachteten Klasse unter der Formel 1, über die Runden kommen.

Ein anderer Fall macht deutlich, daß die Formel 1 an Image verloren hat und zeigt ihren momentanen Stellenwert. Es geht um den 25jährigen Mönchengladbacher Heinz-Harald Frentzen, der vor drei Jahren zusammen mit Micheal Schumacher im Juniorteam bei Mercedes war. Wochenlang lockte das englische March- Team Frentzen mit dem Versprechen eines 30-Millionen-Dollar-Budgets, die ein angeblich arabisches Konsortium für die Saison bezahlen wollte, für March zu fahren. Der Mönchengladbacher hätte keine Mitgift gebraucht, man bot ihm sogar - unüblich für junge Fahrer - Gehalt an, weil sich dessen ungewöhnliches Talent herumgesprochen hatte. Doch Frentzen bewies den richtigen Riecher. Statt seine Begabung auf einem chancenlosen Formel-1-Auto zu verschwenden, entschied er sich für einen Deal in der Formel 1- ähnlichen japanischen Formel 3000 - dort fährt er in einem Spitzenteam, bekommt gute Gage und wird ab Mai sogar Formel-1-Testfahrten in Japan machen. March dagegen mußte feststellen, daß kein Geld mehr da ist. Mit Müh' und Not engagierte man zwei Fahrer, die mit 6,5 Millionen Dollar-Sponsorgeld das Team finanzieren müssen. RALF RAYMOND

UWG wartet noch mit der Wahl eines Vorsitzenden

FRIEDRICHSDORF. Einen neuen Vorsitzenden wird die UWG-Fraktion haben. Michael Knapp, der diese Funktion bisher innehatte, will aufgrund starker beruflicher Anspannung nicht erneut antreten. Einen Nachfolger wählte die Fraktion, die sich am Montag abend konstituierte, allerdings noch nicht.

Zunächst will die Wählergemeinschaft, die am Sonntag mit 29,6 Prozent der Stimmen Wahlsieger in Friedrichsdorf war, mit den anderen Parteien und Gruppierungen sprechen. Personalentscheidungen sollen danach getroffen werden, erklärte Reinhold Bingenheimer der FR.

Mit elf von 37 Sitzen stellt die Unabhängige Wählergemeinschaft im neuen Friedrichsdorfer Stadtparlament die stärkste Fraktion. tom

"Altes" Parlament tritt noch einmal zusammen

RODGAU. Zur voraussichtlich letzten Sitzung der noch laufenden Legislaturperiode hat Stadtverordnetenvorsteher Rainer Bergert für Mittwoch, 17. März, um 19.30 Uhr in den Sitzungssaal des Rathauses in Jügesheim eingeladen.

Einziger Punkt der Tagesordnung: die Verleihung von Ehrenbezeichnungen und Ehrenplaketten an verdiente Parlamentarier. ttt

West-Konjunktur im Krebsgang Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal stärker geschrumpft

jk FRANKFURT A. M. Die westdeutsche Konjunktur läuft seit Anfang Sommer im Krebsgang. Das verdeutlichen die jetzt vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Ergebnisse über die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im vierten Quartal. Nach rechnerischer Ausschaltung von saison- und kalenderbedingten Verzerrungen war der Wert der von Oktober bis Dezember produzierten Waren und Dienstleistungen um ein Prozent geringer als im Vorquartal, und im dritten Vierteljahr lag das BIP in den alten Bundesländern um ein halbes Prozent unter dem vorangegangenen Dreimonatszeitraum. Vom ersten Quartal 1992, der Periode mit dem bislang letzten Wachstumsschub, zum zweiten schließlich hatte Stagnation (saison- und kalenderbereinigt) geherrscht mit einer leichten Tendenz zum Abschwung.

Diese Resultate bestätigen im wesentlichen die Aussagen der Bundesstatistiker von Mitte Januar, als sie noch mit erheblichen Unsicherheiten die Entwicklung des BIP für das vergangene Jahr vorgelegt hatten. Insofern bleibt es auch dabei, daß dieser mittlerweile international favorisierte Maßstab für die wirtschaftliche Leistung (früher war es das Bruttosozialprodukt) 1992 real um 1,5 Prozent höher ausfiel als im Jahr davor.

Nach Angaben des Bonner Wirtschaftsministeriums ist allerdings eine kleine Korrektur für das gesamtdeutsche und das ostdeutsche BIP fällig. Das Wachstum in den neuen Bundesländern war etwas stärker ausgeprägt als die Wiesbadener Experten taxiert hatten. Anstatt um 6,1 Prozent stieg die wirtschaftliche Leistung zwischen Elbe und Oder um 6,8 Prozent. Somit betrug der reale Zuwachs des gesamten Bruttoinlandsprodukts glatte zwei und nicht 1,9 Prozent.

Die im bisherigen Bundesgebiet von Quartal zu Quartal stärker ausgeprägten rezessiven Tendenzen schlugen sich auch in der Erwerbstätigkeit nieder. Im vierten Quartal waren 89 000 Menschen weniger beschäftigt als vor Jahresfrist. Eine Abnahme der Erwerbstätigenzahl im Vorjahresvergleich mußte das Amt letztmals für das erste Quartal 1984 melden.

Daß der Schwung aus der Konjunktur heraus ist - die Gegenüberstellung des realen BIP vom jeweils vierten Quartal 1992 und 1991 offenbart noch ein Mini- Plus von einem Prozent -, hängt vor allem mit den zuletzt geschrumpften Ausrüstungsinvestitionen und der Verlagerung der Nachfrage auf ausländische Anbieter zusammen. Für Maschinen und sonstige Anlagen wurde im vierten Quartal real 4,6 Prozent weniger ausgegeben als von Juli bis September. Das war der stärkste Rückgang seit Frühjahr 1984. Zum anderen wuchs die Einfuhr von Waren und Dienstleistungen um 4,7 Prozent, während der Export nur um 0,6 Prozent zulegte. Dementsprechend verminderte sich der Außenbeitrag binnen Jahresfrist um etwa acht Milliarden Mark. Stabilisierend wirkte dagegen der Private Verbrauch, wobei freilich Vorzieheffekte aufgrund des Mehrwertsteueraufschlags eine Rolle gespielt haben dürften.

Fragen an 320 Familien Mieter von Sozialwohnungen müssen Einkünfte offenlegen

RODGAU. Rund 320 Rodgauer Familien, die als Mieter in öffentlich geförderten Sozialwohnungen und mithin sehr preisgünstig wohnen, werden in Kürze ein Schreiben der Stadtverwaltung erhalten und - verbunden mit eingehender Information - zu einer schriftlichen Selbstauskunft über ihre Einkünfte aufgefordert. Daneben wird gefragt nach dem genutzten Wohnraum und dem Gehalt der Familienmitglieder, die neben dem Haushaltsvorstand die Räume nutzen.

Auf der Grundlage dieser Auskünfte wird die Stadtverwaltung prüfen, ob die Mieter eine Ausgleichszahlung zu leisten haben, oder, einfacher ausgedrückt: Ob sie bei ihrem Verdienst vielleicht zu wenig Miete zahlen. Es wird festgestellt, wo die sogenannte Kappungsgrenze liegt.

Termin für den Beginn dieser Ausgleichszahlung ist der 1. Juli dieses Jahres.

Allerdings müssen betroffene Mieter nicht gleich befürchten, daß ihre Haushaltskasse allzu stark in Mitleidenschaft gezogen wird. Im ersten Jahr dieser Neuregelung wird die Obergrenze der Miete bei 4,50 Mark pro Quadratmeter liegen, danach als Höchstgrenze bei neun Mark pro Quadratmeter.

Wer keine Angaben macht, also die Selbstauskunft verweigert, wird automatisch mit der Höchstgrenze veranlagt. Das Rathaus wird sich deshalb in keine Detektei verwandeln. Doch wird auch nicht allzu blauäugig geglaubt, wenn jemand unverhältnismäßig tiefstapelt.

Zur Grundlage dieses Verfahrens heißt es im klaren Amtsdeutsch: "Nach dem Gesetz über den Abbau der Fehlsubventionierung im Wohnungswesen in der Fassung vom 8. 6. 1989 (BGBl. I. S. 1058) in Verbindung mit dem Hessischen Gesetz zum Abbau der Fehlsubventionierung im Wohnungswesen (HessAFWoG) vom 25. 2. 1992 müssen die Inhaber von öffentlich geförderten Wohnungen im Sinne des Wohnungsbindungsgesetzes beziehungsweise von Wohnungen, die mit Wohnungsfürsorgemitteln gefördert sind, eine Ausgleichszahlung leisten, wenn das Einkommen des Haushaltes die maßgebenden Einkommensgrenzen nach Paragraph 25 des II. Wohunungsbaugesetzes um mehr als 40 Prozent übersteigt."

Diese Einnahmen aus der Zahlung der Ausgleichsabgabe werden ausschließlich für den Bau zusätzlicher öffentlich geförderter Wohnungen verwendet. Mit dieser Neuregelung soll also der öffentliche Wohnungsbau angekurbelt und auch mitfinanziert werden.

Betroffen sind vor allem jene Mieter von Sozialwohnungen, die inzwischen weit mehr verdienen als zu der Zeit, als sie die Wohnungen - aufgrund ihres vergleichsweise geringen Einkommens - zugesprochen bekamen. ttt

Falke, Braut und Prinz spielen die Hauptrollen

NEU-ANSPACH. Der Filmclub der evangelischen Kirchengemeinde zeigt am Freitag, 12. März, um 18 Uhr den "Sommer des Falken" - eine spannende Geschichte, in der zwei mutige Kinder einem schlimmen Bösewicht - einem Falkeneierdieb - das Handwerk legen.

Um 20 Uhr sind Jugendliche und Erwachsene mit dem Fantasy-Film "Die Braut des Prinzen" an der Reihe. Die Vorführungen im evangelischen Gemeindehaus sind kostenlos. jd

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteileund Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Theater / Konzerte Flörsheim. Flörsheimer Keller: Frankfurt Jazz Connection, 20.30 Uhr.

Hattersheim. Posthofkeller: Buckshot, Mainstream, 21 Uhr.

Kriftel. Schwarzbachhalle: "Spring Jamboree", Treffen zahlreicher Square- Dance-Clubs, 18 bis 23 Uhr.

Sulzbach. Jugendzentrum: "Dr. doctor", Rock, 20 Uhr Filmspiegel Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Sneakers - Die Lautlosen (20 Uhr).

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Little Nemo - Abenteuer im Schlummerland (15 Uhr); Bram Stoker's Dracula (20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 20.15 Uhr).

Kino 2: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr);

Kino 3: Der kleene Punker (15 Uhr); Alarmstufe: Rot (20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Der letzte Mohikaner (20 Uhr).

Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Schneewittchen - Geheimnis der sieben Zwerge (15 Uhr); Frage der Ehre (20.15 Uhr). Ausstellungen Bad Soden. Kreiskrankenhaus, Kronberger Straße 36, III. OG: Malerei und Fotografie von Reinhard Lohmiller, Vernissage, 20 Uhr.

Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8: Ausstellung der Sodener Kunstwerkstatt mit Gouachen und Druckgrafiken von Gisela Mott-Dreizler, Eröffnung 19 Uhr.

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, 8 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz: Salvadore Dali, 15 bis 18 Uhr (bis 31. 3.).

Hofheim. AOK, Wilhelmstraße 16: "Die positive Kraft des Schönen", Werke der Malerin Ortrud Philipp-Gutberlet, 8.30 bis 13 Uhr (bis 31. 3.).

Rathaus, Foyer: Seidenmalerei, Bronze, Bilder von Jutta Breuers-Kaupe, Cilli Breuers und Brigitte Friedrich, 9 bis 12 Uhr (bis 25. 3.).

Hochheim. Rathaus, Foyer, Burgeffstraße 30: Gemälde der Hochheimer Künstlerin Margrit Dietrich, 8.30 bis 12 Uhr (bis 7. 4.).

"Künstlerhaus König", Zehntscheuer, Hauptstraße: Skulpturen von Rudolf Kaltenbach und Bilder von S.C. Fohra, 15 bis 18 Uhr (bis 21. 4.).

Kelkheim. Druckerei Blei & Guba, Großer Haingraben 9: "Neue Arbeiten von Wolfgang Claus", 8 bis 17 Uhr (bis 24. 3.).

Schwalbach. Rathaus: "Märchen - Mythen - Sagen", 7 bis 12 Uhr (bis 17. 3.). Beratung / Selbsthilfe Bad Soden. Frauenselbsthilfe nach Krebs: Kontakt unter Tel. 0 61 96 / 37 46.

Gleichstellungsbeauftragte, Rathaus, Königsteiner Straße 73, Zimmer 110, 8.30 bis 12.30 Uhr, Tel. 20 82 13.

Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren: Beratungsstelle für Suchtkranke, Königsteiner Straße 105, 8.30 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 96 / 2 30 59.

Hofheim. Frauen helfen Frauen: Beratung und Hilfe bei praktischen, gesetzlichen und psychosozialen Problemen, Zeilsheimer Straße 27 a, 9 bis 12 Uhr; Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 2 42 12.

Jugend- und Drogenberatung: Hattersheimer Straße 5, Sprechstunde, 9 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 92 / 70 62, Abendtermine nach Vereinbarung.

Caritasverband: Allgemeine Lebensberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung, Altenberatung; Kuren und Erholung für Mütter, Kinder und Senioren, Pfarrgasse 4, Sprechstunden, 8 bis 12 Uhr, Kontakt unter Tel. 0 61 92 / 73 33.

Kinderschutzbund: Sorgentelefon für Kinder, 15 bis 19 Uhr, Tel. 0 61 92 / 1 11 03.

Kelkheim. Malteser Soziale Dienste: Stundenweiser Betreuungs-, Begleit- und Besorgungsdienst für Senioren und Kranke, 8 bis 16 Uhr, Tel. 0 61 95 / 6 22 22.

DRK: Psychosoziale Gesprächs-, Kontakt- und Beratungsstelle, Alte Schulstraße 8, Sprechzeit, 8 bis 12 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 59.

DRK-Sozialstation: Ambulante Alten-, Kranken-, Haus- und Familienpflege, Betreuungs-, Einkaufs- und Fahrdienst, Besuche, Beratungen, Alte Schulstraße 8, 8 bis 12 und 14 bis 15.30 Uhr, Terminvereinbarung unter Tel. 0 61 95 / 55 57. Vereine / Organisationen Bad Soden. Freiwillige Feuerwehren: Jahreshauptversammlung, "Zum Grünen Baum", Altenhain, 20 Uhr.

Flörsheim. GRKW und Naturschutzbund Eddersheim: Der Ruf der Steinkäuze, Treffpunkt: GRKW-Naturschutzhaus, Frankfurter Straße 74, Weilbach, 19 Uhr.

Hattersheim. Katholische Arbeitnehmerbewegung Eddersheim: Generalversammlung, Begegnungshaus, 20 Uhr.

Hochheim. AsF: Kleiderbasar, katholisches Vereinshaus, 15 Uhr.

Hofheim. Kunst-Verein: Mitgliederversammlung, Haindl-Scheune, Bärengasse, 20 Uhr.

Kelkheim. Sportverein Ruppertshain: Aerobic - nicht nur für Frauen! Schönwiesenhalle, 20 bis 22 Uhr, Auskunft bei Jürgen Berndt, Tel. 0 61 74 / 6 21 30.

Senioren Flörsheim. Liederkreis "Frohsinn": Treffen im Gemeindezentrum St. Gallus, 15.30 Uhr.

Hattersheim. Seniorenzentrum Altmünstermühle, Erbsengasse 12: Schmökerrunde-Treff in der Stadtbücherei, 10 Uhr; Café, 14.30 Uhr.

Hochheim. Arbeitsgemeinschaft Hessischer Seniorenvertretungen: Sprechstunde, Altenwohnheim, Schwedenstraße 2, 9 bis 12 Uhr.

Hofheim. Seniorenzentrum, Hattersheimer Straße 5: Gymnastik, Turnhalle, Zeilsheimer Str. 2, 9 Uhr; Faustball, Ländcheshalle Wallau, 9 Uhr; Englisch-Stammtisch I, 10 Uhr; Schachtreff, 14 Uhr.

Schwalbach. Städtischer Seniorenclub: Senioren-Café, Seniorenwohnanlage (Marktplatz 46 a) und Jugendhaus (Schulstraße 7), 15 bis 17 Uhr. Kinder / Jugendliche Eschborn. Stadthalle: Techno- und Hip- Hop-Party, 19 Uhr.

Flörsheim. Discothek der Kerbeborsch Flörsheim, Stadthalle, 19.30 Uhr.

Hattersheim. Begegnungshaus Eddersheim, Kreuzstraße: Discotime, Jugendraum (Keller), 19 Uhr.

Hochheim. Jugendzentrum, Massenheimer Landstr.: Geöffnet von 13 bis 21 Uhr.

Kelkheim. Jugendtreff Mitte, Stadthalle: Disco für Leute ab 12, 19 Uhr.

Pfarrheim St. Martin, Rotlintallee: Kinderkleider- und Spielzeugmarkt des Kindergartens St. Hildegard, 14 bis 17 Uhr. Sonstiges Bad Soden. Gehölzkundliche Führung durch Parkanlagen von Bad Soden, Treffpunkt: Badehaus im alten Kurpark, 14 Uhr.

Flörsheim. MKW-Infomobil, kostenlose, computerunterstützte und neutrale Energieberatung, vor der Stadthalle, 9 bis 12.30, 14 bis 16 Uhr.

Hattersheim. Wochenmarkt, Marktplatz, 14 bis 18 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Theater / Konzerte Höchst. Justinuskirche: Lieder für eine Singstimme und Orgel von Hugo Wolf, bearbeitet von Max Reger, 19.30 Uhr. Filmspiegel Höchst. Filmforum im Neuen Theater: Kinderfilm Wo ich zu Hause bin (15 Uhr); Betty Blue - 37,2 Grad am Morgen, Original mit Untertiteln, Langfassung (20 Uhr), Emmerich-Josef-Straße 46 a.

Ausstellungen Höchst. MKW, Brüningstraße 1: "Erneuerbare Energien", 9 bis 14 Uhr (bis 26. 3.).

Sindlingen. Frankfurter Sparkasse, Sindlinger Bahnstraße 40: "Sindlinger Vereine stellen sich vor - Arion Chor Frankfurt Sindlingen von 1921", Bildausstellung, während der Geschäftszeiten (bis 24. 3.). Beratung / Selbsthilfe Höchst. Kinder-Jugend-Eltern-Beratungsstelle: Beratung für die westlichen Stadtteile, Kurmainzer Straße 1, 8.30 bis 13 Uhr, Tel. 31 06 54 59.

Nachbarschaftsbüro der Flüchtlingsarbeitsgemeinschaft, c/o Christophorusgemeinde, Hospitalstraße 42: 18 bis 20 Uhr, Tel. 30 49 21.

Evangelisches Beratungszentrum: Psychologische Beratungsstelle, Hospitalstraße 48, 8.30 bis 12 Uhr, Anmeldung unter Tel. 0 69 / 31 56 01.

Verein Arbeits- und Erziehungshilfe (VAE): Jugend- und Suchtberatung, Gersthofer Straße 4, 9 bis 12 und 13 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 30 20 03.

Pro Familia: Sexualberatung/ Familienplanung, Hostatostraße 16, 9 bis 11 Uhr.

Psychosoziale Beratungsstelle: Offener Treff, Bolongarostraße 154, 14 bis 17 Uhr, Tel. 30 32 14.

Caritasverband: Sozialdienst für Italiener, 9 bis 12.30 ; für Spanier, 9 bis 12 Uhr, Kasinostraße 16.

Arbeiterwohlfahrt: Königsteiner Straße 49 H, Sozialberatung, 15 bis 18 Uhr, Kontakt unter Telefonnummer 0 69 / 31 87 77.

Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mobile Dienste, Windthorststraße 33 I/7, Tel. 0 69 / 30 30 04. Vereine / Organisationen Nied. Schachclub König Nied: Spielabend, 20 Uhr, Haus Nied, Luthmerstraße. Obst- und Gartenbauverein: Monatsversammlung mit Diavortrag "Erinnerung an schöne Stunden", Haus Nied, Clubraum 1, 20 Uhr.

Zeilsheim. Skatclub "Froschkönige": Spielabend, Sportlerheim, Lenzenbergstraße 24, 19 Uhr. Senioren Höchst. Senioreninitiative Gebeschusstraße 44: Aquarelliergruppe mit Frau Reichert, 10 bis 12 Uhr; Singkreis, 14.30 Uhr; Redaktionsgruppe, 15 Uhr; Stammtisch in der "Stadt Höchst", Hostatostraße 6, 17 bis 19 Uhr.

Kinder / Jugendliche Höchst. Schachclub 1910 Höchst: Juniorschach, Johannesallee 39 (Eingang im Hof), 18 bis 20 Uhr.

Unterliederbach. Jugendcafé Pinguin: Hunsrückstraße 11, 18 bis 23 Uhr. Sonstiges Höchst. Interessierte Frauen treffen sich im JUZE, Palleskestraße, zum Reden, Planen und Zusammensein, 20 bis 22 Uhr. WIESBADEN

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Hoffmanns Erzählungen, 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: Schöne Bescherungen, 19.30 Uhr.

Theater, Studio: Der Bär / Der Heiratsantrag, 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Ladies' Choice - 3 Stimmen und 1 Kontrabaß, 20.30 Uhr.

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, Schwank, 20.15 Uhr.

Café Cicero, Kirchgasse 50: Stefan Diestelmann & friends, 20.30 Uhr. Filmspiegel

Filmbewertungsstelle Schloß Biebrich: 7. Wiesbadener Frauen-Film-Tage . . . nicht nur für Frauen "Die Viererbande", 19.30 Uhr.

Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Ein ganz normaler Held (13, 16, 19, 22 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (14, 17.15, 20.30, 23.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (17.30, 20.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Der Duft der Frauen (13, 16, 19.30, 23 Uhr).

Alpha: Alarmstufe: Rot (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Beta: Hape Kerkeling - Kein Pardon (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Gamma: Sister Act (13, 15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Orlando (14, 17, 20, 22.30 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Malcolm X (15.30, 20 Uhr).

KiKi-Kinderkino: Das doppelte Lottchen (13.15 Uhr).

Ausstellungen Stadtbibliothek, Rathauspassage: Ausstellung im Rahmen der Wiesbadener Büchertage "Vergessene Exilautoren" (bis 31. 3.)

Galerie Rathaus, Schloßplatz 6: Raum- Strukturen und Licht von Ingeborg Finke, 10 bis 19 Uhr (bis 8. 4.).

Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: "Fenster - Einblicke - Ausblicke - Verborgenes - Licht", von Barbara Heier-Rainer, 15 bis 18 Uhr (bis 14. 3.).

Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücke von Jörg Stein (Bildhauer), 15 bis 18 Uhr (bis 28. 3.).

Galerie Erhard Witzel, Kaiser-Friedrich-Ring 63: Bilder und Zeichnungen von Artur Stoll, 14 bis 18.30 Uhr (letzter Tag).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).

Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, 10 bis 18.30 Uhr (bis 26. 4.).

Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", 10 bis 18.30 Uhr (bis 18. 3.).

Museum Wiesbaden, Friedrich Ebert- Allee 2: Öffnungszeiten 10 bis 16 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Aids-Hilfe: Karl-Glässing-Straße 5, Bürozeiten: 10 bis 14 Uhr, Tel. 30 24 36; telefonische Beratung: 19 bis 21 Uhr, Tel. 1 94 11.

Verein Soziale Hilfe: Beratungsstelle, Bismarckring 3, 10.30 bis 12.30 und 14 bis 15.30 Uhr, Tel. 06 11 / 30 09 91.

Pro familia: Langgasse 3, offene Sprechstunde, Verhütungsmittelberatung, 9 bis 12 Uhr; Schwangerschaftskonfliktberatung nach Absprache, Tel. 37 65 16.

Altenhilfeprojekt St. Elisabeth: Vermittlung von Haushaltshilfen, Zietenring 18, 10 bis 12 Uhr, Tel. 40 10 81.

Vereine / Organisationen Naturschutz-Arbeitsgruppe: Exkursion Amphibien, Treffpunkt: DRK Flachstraße, 18 Uhr. Kinder / Jugendliche Kinderkino im Kinderzentrum Biebrich: Das Pony vom ersten Stock, 15 Uhr. Sonstiges Volksbildungswerk Bierstadt: Orientalische Kaffeehausgeschichten mit Musikbegleitung, Bibliothek der Theodor-Fliedner-Schule, Biegerstraße, 19.30 Uhr.

- ohne Gewähr -

Kinderkleidung und Kupferkabel gestohlen

BAD HOMBURG. Erneut Besuch von Dieben hatte ein Unternehmen an der Urseler Straße. Nachdem bereits in der Nacht zum 4. März Unbekannte in die Lagerhalle eingedrungen waren, kamen sie übers Wochenende wieder. Ihre Beute war mehr als 200 Kilogramm schwer, teilt die Kripo mit: eine Kabeltrommel mit Kupferseil, Wert rund 3000 Mark.

Abtransportiert wurde das Diebesgut vermutlich mit einem Lastwagen, der auf der gegenüberliegenden Seite des Dorn

FRIEDRICHSDORF. Kinderkleidung im Wert von mehreren tausend Mark wurde aus einem Kindermodengeschäft in der Hugenottenstraße gestohlen. Wie die Kripo berichtet, öffneten die Täter die Eingangstür des Ladens am Wochenende gewaltsam. tom

Sozialdemokraten möchten Koalition mit den Grünen fortsetzen Beschluß der Parteispitze / Fraktion muß zustimmen / Knifflige Themen für die Gespräche: Ortsumgehung und Zahl der Stadträte

MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Ortsvereinsvorstand der Sozialdemokraten hat am Montag entschieden, mit den Grünen Verhandlungen zwecks Fortsetzung der Koalition aufzunehmen. Das erklärten gestern übereinstimmend Ortsvereinschef Hans-Jürgen Vorndran und der bisherige Fraktionsvorsitzende Werner Schmidt. Die Fraktion kommt zwar erst am Donnerstag, 11. März, zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen, doch Schmidt ist sicher, "daß die Fraktion dem Vorstandsbeschluß folgen wird".

Vor diesem Hintergrund wird die Union, die ebenfalls am Montag abend zusammenkam, mögliche Hoffnungen auf einen Wechsel ins Regierungslager begraben müssen. Ursula Jung meinte gestern zwar, daß ihre Partei noch dabei sei, die Lage zu checken und jetzt auch erst einmal Gespräche führen wolle, doch eine Elefantenhochzeit wird von den Sozialdemokraten nicht angestrebt. "Das wäre nur im äußersten Notfall in Frage gekommen", betonte SPD-Mann Schmidt unter Hinweis darauf, daß große Koalitionen oft zu Lasten der politischen Klarheit gingen. Die Sozialdemokraten setzen darauf, daß auch in der neuen Legislatur wieder ein Bündnis mit den Grünen zustande kommt, auch wenn sich das in der jüngsten Vergangenheit nicht immer einfach gestaltete.

Parteichef Hans-Jürgen Vorndran wird, damit die Verhandlungen in Gang kommen, jetzt einen Brief an den Vorstand der der Grünen schreiben, damit die Verhandlungen aufgenommen werden können. Es gebe zwar einige Eckpunkte, doch insgesamt sei die Koalition Verhandlungssache, die sich wohl auf der Basis des bisherigen 230-Punkte-Programms bewegen werde.

Die Grünen, die aus der Wahl mit 14,3 Prozent hervorgingen und für Donnerstag eine Mitgliederversammlung im Bürgerhaus einberufen haben, sind nach Aussage ihrer Spitzenkandidatin Ursula Kuppert grundsätzlich nicht abgeneigt, die Koalition mit den Sozialdemokraten fortzusetzen. Allerdings wird die Bündnisfrage für die Umweltpartei nicht zuletzt davon abhängig sein, ob in der zuletzt strittigen Frage der Südumgehung eine wie auch immer geartete Einigung erzielt werden kann.

"Das Nein zur Südumgehung war ja eine unserer zentralen Wahlaussagen", erklärt Kuppert, deren Fraktion sich heute abend erstmals in neuer Besetzung trifft. Zwar deutete Kuppert an, daß sie sich schon vorstellen könne, das Thema Südumgehung zunächst auszuklammern, "aber das wird in der Praxis wohl schwierig werden".

Diese Ansicht teilt auch SPD-Fraktionschef Werner Schmidt. Gleichwohl könne er sich vorstellen, daß das ein gangbarer Weg sei, zumal sich bei anderen Punkten Gesprächsgrundlagen abzuzeichnen begännen: "Es geht ja nicht nur um ein, zwei Themen, sondern darum, eine handlungsfähige Mehrheit für die gesamte Kommunalpolitik der nächsten Jahre hinzubekommen". Unter diesem Aspekt sei ein Kompromiß in Sachen Ortsumgehung zu rechtfertigen, zumal es genügend andere Themen gebe, die neu diskutiert werden müßten.

Was die SPD indes aber auf keinen Fall diskutieren will, ist die Frage nach den Hauptamtlichen. Im Hintergrund steht der im Dezember gefaßte Beschluß der Grünen, daß ein weiterer Hauptamtlicher neben dem Bürgermeister genüge. Doch für die SPD ist die Position von Hans-Jürgen Vorndran als Ersten Stadtrat "nicht verhandelbar". wal

Neue alte Räume: praktisch und elegant Die Katholische Familienbildungstätte eröffnete mit einem "Tag der offenen Tür"

FRANKFURT-NORDWEST. Die Katholische Familienbildungsstätte (FBS) Nordweststadt hat wieder eigene Räume. Nach einer einjährigen Übergangsphase, in der die Bildungseinrichtung provisorisch in Containern untergebracht war, ist sie nun in ihr neues (altes) Domizil umgezogen. Es ist unter der selben Adresse im Nordwestzentrum zu finden wie vor einem Jahr. In dem kürzlich fertiggestellten Neubau am Limescorso findet sich die Familienbildungsstätte jetzt aber im zweiten Obergeschoß und nicht mehr, wie früher, im ersten Stock.

Die neuen Räume sind nicht wesentlich größer als die alten, entsprechen aber eher den heutigen Anforderungen an eine Bildungseinrichtung. Der Schwerpunkt der Arbeit hat sich in den 25 Jahren seit Bestehen der Einrichtung verschoben. Standen damals Kochkurse im Vordergrund, liegt das Interesse der Familien heute eher bei pädagogischen Fragen. Auf eine Lehrküche etwa wurde deswegen im Neubau verzichtet.

Zum Festakt begrüßte Leiterin Lioba Kunz zahlreiche Gäste. Neben Vertretern beider Kirchen waren die Kursleiter des Hauses, die Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte sowie Vertreter der Gemeinden und Kindergärten in der Nordweststadt gekommen. Diese hatten in der Übergangszeit ihre Räume zur Verfügung gestellt, so daß das Kursprogramm in vollem Umfang aufrecht erhalten bleiben konnte.

Bei ihnen bedankte sich Frau Kunz. Sie freue sich mit ihren Mitarbeitern auf das künftige Wirken in den eigenen neuen Räumen, die sie scherzhaft als eine "vollkommene Verbindung zwischen einer modernen, fast eleganten Innenausstattung und den praktischen Eigentümlichkeiten einer Familienbildungsstätte" charakterisierte.

Einen engagierten Festvortrag hielt Ordinationsrat Dr. Ernst Leuninger, im Bistum Limburg für die Erwachsenenarbeit zuständig. Er betonte, daß die Arbeit der Familienbildungsstätte nach wie vor notwendig sei und machte einen Wandel der familiären Situation aus, auf den die kirchliche Familienbildung reagieren müsse. Die Kinderzahl werde kleiner, die Familie also "horizontal kleiner". Gleichzeitig steige die Lebenserwartung des einzelnen. Die Familie werde "vertikal größer". Vier Generationen müßten in Zukunft miteinander auskommen.

Doch bei allem strukturellem Wandel bleibe der Status der Familie unverändert hoch. Leuninger: "Keine Institution - auch die Kirche nicht - ist in der Lage, die Familie in der Funktion der Wertebegründung zu ersetzen." Hier müsse die Familienbildung helfen. "Die Familie muß ein Ort sein, an dem der einzelne einen höheren Wert besitzt als in der Gesellschaft." Diese sei durch eine zunehmende "Durchökonomisierung" geprägt. Auch die Gewalt sei ein Problem, dessen sich die Katholische Familienbildung annehmen müsse, forderte Ernst Leuninger. Gewalt habe eine Grundlage in der Familie; Pädagogik müsse hier Wege weisen.

"Es muß doch intelligentere Konfliktlösungsmuster geben als solche mit Gewalt. Leben ist nicht nur Konsum und Karriere, sondern gelungene Beziehung, menschliche Wärme und Geborgenheit." Wer sich in der Familie geborgen wisse, könne sich dann auch in der Gesellschaft eingliedern. Dies deutlich zu machen sei ein wichtiges Ziel.

Stadtdekan Klaus Greef beendet den Festakt und segnete die neuen Räume. "Gott möge alle segnen, die in diese Räume kommen und alle, die er segnet, die sind ein Segen für andere."

Bei einem "Tag der offenen Tür" hatten dann die Bürger aus dem Stadtteil Gelegenheit, die neuen Räume zu begutachten. Dabei konnten auch Produkte der verschiedenen Kreativ-Kurse besichtigt werden. Als ein Beispiel von vielen Angeboten wurde die Technik des Klöppelns vorgeführt. Tanz, Musik und Theater für Kinder rundeten neben kulinarischen Angeboten den Nachmittag ab. *mab

Diebe stahlen Bargeld, Schmuck und Schecks

MÖRFELDEN-WALLDORF. Über die Terrassentür drangen Einbrecher am Montag abend in ein Einfamilienhaus in der Goethestraße ein. Die Räuber durchwühlten sämtliche Räume und erbeuteten Bargeld, Schmuck, Schecks und Scheckkarten, einen Fernseher, einen Fotoapparat und ein Fernglas. Laut Polizei haben die gestohlenen Sachen einen Gesamtwert von etwa 12 000 Mark. wal

Ein Blick hinter die heile Glitzerwelt Menschen im Ghetto / Nordweststadt-Bücherei zeigt Fotografien von Daniel Fuchs

FRANKFURT-NORDWEST. Er porträtiert hauptsächlich mit Weitwinkel. Oft ist es nur eine kurze Distanz, die zwischen Objekt und Fotograf liegt. Daniel Fuchs sucht den engen Kontakt zu den Menschen, die er ablichtet. Seine Modelle sind zumeist Frauen und Männer aus sozial niedrigen Schichten und aus Randgruppen unserer Gesellschaft. In der Stadtteilbücherei Nordweststadt stellt der Künstler jetzt mehrere Milieustudien über Ghettos in Spanien und Portugal vor. Ergänzend dazu werden auch seine Aufnahmen aus dem Theaterbereich ausgestellt.

"Mir kommt es nicht darauf an, auf die schnelle das Bild einer Person zu stehlen, die Intimsphäre zu verletzen, sondern ein gegenseitiges Einverständnis zu erreichen", erklärt der Fotograf, wie wichtig ihm der zwischenmenschliche Bezug zu seinen Modellen ist. Fuchs versteht das Ablichten einer Person nicht als absolutes Ziel seiner Arbeit: "Es passiert, daß ich auch ohne ein Bild nach Hause komme, aber um eine Lebensgeschichte reicher geworden bin."

Der enge Kontakt zwischen Fotograf und Modell wird in den Aufnahmen des Künstlers offenbar: Keine leeren Blicke, sondern der Ausdruck von Nähe zeichnet sich in den Gesichtern der porträtierten Frauen, Männer und Kinder ab. Die Hauptpersonen seiner Bilder sind Mädchen und Jungen. Provokant zieht etwa ein zehnjähriger "Zigeuner aus Tomar" an einem Zigarettenstummel oder zwei "Zirkuskinder" umarmen sich liebevoll.

Sensibilität beweist Fuchs nicht nur im Umgang mit seinen Modellen, auch im Wechselspiel zwischen Licht und Schatten zeigt der Fotograf viel Gespür. Ein schöner Beleg dafür ist das Bild "In der Hütte", aufgenommen in Belem in Portugal. Einige schwarze Kinder sitzen gelangweilt in einem leeren, unwirtlichen Raum. Das natürliche Licht von der Straße scheint in das Zimmer und wirft auf die Gesichter der Mädchen und Jungen interessante Schwarzweiß-Kontraste.

1992 entstand in Bad Vilbel die Sequenz "Visionen der Nacht". Die drei Bilder zeigen jeweils denselben tanzenden Mann in verschiedenen Körperstellungen. Der Darsteller vom Wiener Masken- und Musiktheater, mit einer weißen Gesichtsform getarnt, agiert in schwarzer Kleidung vor einem dunklen Hintergrund. Betrachtet man die Kulisse genauer, entdeckt man Umrisse einer Landschaft. Fuchs erklärt, es handle sich um ein Vulkangebiet in der Toskana. Der Fotograf vereinigte die beiden Komponenten mit Hilfe einer Doppelbelichtung im Labor. Nicht nur der Hintergrund, auch der Tänzer selbst gewann durch fototechnische Raffinesse an Effekt. Mit Blitzlicht "fror" der Künstler sein Modell ein; gleichzeitig verlieh er ihm durch eine lange Belichtungszeit den Ausdruck von Bewegung.

Aufgrund seiner witzigen Idee sticht das Bild "Der schiefe Mann von Pisa" hervor. Abseits von Sozialthemen "begradigte" Fuchs mit "leicht verkippter Kamera und Weitwinkel" kurzerhand den berühmten italienischen Turm, um gleichzeitig einen Passanten am Fuße des Weltwunders schief erscheinen zu lassen. Ein skurriler Anblick.

Daniel Fuchs ist gelernter Sozialarbeiter. Eine Tatsache, die in vielen seiner Fotografien zum Ausdruck kommt, insbesondere bei seinen Milieustudien in den spanischen oder portugiesischen Ghettos. "Es zieht mich magisch in solche Gegenden, wo das Leben härter ist", erklärt der Künstler seine Vorliebe für den ungeschminkten Alltag hinter der Fassade einer heilen Glitzerwelt. Autodidaktisch lernte er die Kunst der Fotografie von klein auf; kein Wunder, auch sein Vater war Fotograf.

Die Ausstellung von Daniel Fuchs ist noch bis zum 26. März in der Nordweststadt-Bücherei, Nidaforum 6, zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag jeweils von 11 bis Uhr, samstags von 10 bis 13 Uhr. *ole

In den Ortsbeiräten ist nichts mehr, wie's mal war CDU verlor in Wilhelmsdorf 32 Prozent, Wählergemeinschaft Michelbach mit absoluter Mehrheit

USINGEN. Die Wähler haben auch in den Ortsbeiräten den großen Parteien die Quittung präsentiert. Die Tendenzen gleichen dem Abstimmungsverhalten für das Stadtparlament. Doch so manches Ergebnis für die Ortsbeiräte stellt die Überraschungen bei der Stadtverordnetenversammlung noch in den Schatten.

Der spektakulärste Fall dürfte die absolute Mehrheit der neugegründeten Wählergemeinschaft "Unabhängige Bürger Michelbach" sein: Aus dem Stand erhielt diese Gruppierung, die sich ausschließlich um die Belange der Michelbacher kümmern will, 52 Prozent der Stimmen. Sie stellt somit zwei von insgesamt drei Ortsbeiratsmitgliedern. Den dritten Platz erhält die CDU, die rund 24 Prozent verlor auf jetzt 18. Die SPD ging erstmals leer aus: ihr Stimmanteil fiel von 34,3 auf 9,6 Prozent. Auch die BEU zieht nicht in den Michelbacher Ortsbeirat ein - dennoch kam sie ebenso wie die SPD auf 9,6 Prozent.

Michelbach hat wie Wilhelmsdorf nur drei Mandate im Ortsbeirat zu vergeben; alle anderen Usinger Ortsteile verfügen über fünf Sitze. In Wilhelmsdorf, wo CDU-Chef Gerhard Liese wohnt, erteilten die Wähler seiner Partei die größte Schlappe: Ein Minus von 32,3 Prozent beendete die absolute Mehrheit (59,7 Prozent) und reduziert die CDU zur zweitstärksten Kraft - nach der FWG, die auf Anhieb 35,3 Prozent und einen Sitz schaffte. Die SPD konnte trotz 13,3 Prozent weniger ihren Platz halten. Die BEU trat hier nicht an.

Im Ortsbezirk Usingen war ihr Erfolg allerdings durchschlagend: Mit 28,8 Prozent wurde die BEU zur stärksten Kraft und besetzt künftig zwei der fünf Plätze. Verlierer ist die CDU, die einen starken Einbruch (von 40 auf 25,5 Prozent) einstecken und einen Sitz abgeben mußte. SPD und FWG konnten trotz erheblicher Verluste (10,7 für die SPD und 6,0 für die FWG) jeweils ihr Ortsbeiratsmandat retten. In der schwarzen Hochburg Wernborn waren die Resultate für die CDU nicht minder dramatisch: Sie verlor ihre absolute Mehrheit (von 51,3 auf 28,6 Prozent) und hat künftig nur noch zwei Stimmen im Ortsbeirat. Gewinner ist wieder die BEU: mit 26,8 Prozent avancierte sie ähnlich wie im Stadtparlament zur zweitstärksten Kraft und erhält einen Sitz. Die restlichen zwei Mandate teilen sich SPD und FWG, die jeweils mehr als 5 Prozent einbüßten.

Das Rennen in Kransberg machte überraschenderweise die SPD. Sie trat hier erstmals wieder an und konnte 19,8 Prozent und einen Sitz für sich verbuchen. Auch die BEU sicherte sich mit 16,6 Prozent einen Platz im Ortsbeirat. Dadurch gehört auch die absolute Mehrheit der CDU im Kransberger Ortsbeirat der Vergangenheit an: Statt knapp 60 Prozent bleiben der CDU künftig mit rund 40 Prozent nur noch zwei statt drei Sitze. Auch die FWG büßte ein Mandat ein.

In Eschbach gewannen BEU (19 Prozent) und die Grünen (9,9) jeweils einen Sitz, den SPD und FWG abgeben mußten. Die SPD ist mit noch einem Sitz weiter im Ortsbeirat vertreten, die CDU mit zwei Mandaten. In Merzhausen, wo nur CDU und SPD antraten, konnte die SPD ein Plus von rund 16 Prozent (zwei Sitze) verbuchen; die CDU baute sogar ihre absolute Mehrheit um 4 auf 56 Prozent (drei Sitze) aus. cn

Wir gratulieren

Frau Else Kramer, Bad Vilbel, zum 85. Geburtstag.

Herrn Alfred Kohl, Klein-Karben, zum 72. Geburtstag.

Frau Gretchen Bommersheim, Klein- Karben, zum 80. Geburtstag.

Frau Gertrud John, Klein-Karben, zum 77. Geburtstag.

Herrn Karl Sennefelder, Groß-Karben, zum 71. Geburtstag.

Herrn Josef Huth, Kloppenheim, zum 71. Geburtstag.

Frau Anna Jakobi, Assenheim, zum 72. Geburtstag.

Software schreibt Nullprogramm Ausgeglichenes Ergebnis erwartet / Erfolge in Osteuropa

ski FRANKFURT A. M. Die wirtschaftliche Flaute in vielen Ländern und vor allem die Währungsturbulenzen haben die Ertragsrechnung der Software AG im vergangenen Jahr auf massive Einbußen programmiert. Gewinne und Verluste in den verschiedenen Regionen dürften nach einem ersten Überblick der Darmstädter Firma insgesamt nur zu einem ausgeglichenen Ergebnis führen. Im 1991er Konzernabschluß waren noch ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (vor Steuern) von 40,4 Millionen und ein Jahresüberschuß von 13,3 Millionen Mark verbucht worden. In der zurückliegenden Rechnungsperiode wurde nun zwar in Deutschland "ein deutlicher Gewinn erwirtschaftet". In den Ländern des Europäischen Währungssystems (EWS) und im Dollarraum seien hingegen jeweils etwa zehn Millionen Mark Verlust eingefahren worden.

Das Unternehmen, das sich zu den international führenden unabhängigen Softwareanbietern zählt, konnte auch "das ungestüme Wachstum der Vergangenheit" nicht fortsetzen. Dieses sei vielmehr "in geregelte und stete Bahnen gelenkt worden". Immerhin wurde in der Gruppe (Konzern und verschiedene ausländische Vertriebspartner) trotz weltweiter Rezession noch ein Umsatzanstieg um etwa ein Zehntel auf rund 800 Millionen Mark erreicht. Ungefähr die Hälfte steuern Datenbankprodukte bei, welche die Darmstädter als ihr "Paradepferd" bezeichnen. Etwa 80 Prozent der Erlöse fließen aus dem Ausland in die Kassen des Unternehmens, das über Tochter- und Partnerfirmen in mehr als 60 Ländern auftritt. Weltweit sind nach den neuesten Angaben rund 3000 Leute für die Software AG tätig (vor einem Jahr war von "über 4000" die Rede gewesen), in Deutschland 1350, was einen Anstieg um 250 innerhalb von zwei Jahren bedeute.

"Mit großem Erfolg", so der Dienstleister für die Informationsverarbeitung, sei die globale Strategie auf die osteuropäischen Märkte ausgedehnt worden. Im vergangenen Herbst habe man eine erste Tochtergesellschaft in Prag eröffnet. Dort werde ein Computernetzwerk aufgebaut, das die Arbeiten zur Privatisierung staatlicher Betriebe unterstütze. Auch in anderen Ländern Osteuropas kamen die Programmschreiber ins Geschäft. So sei die ungarische Elektrizitätswirtschaft ebenso Kunde wie die sibirische Erdölindustrie oder die russische Handelsflotte und zentrale Einrichtungen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).

Der richtige Schnitt entscheidet Bäume als Thema

Den richtigen Schnitt zu machen - darauf kommt es auch im Leben des Kleingärtners an. Adolf Geib vom Landesverband Hessen hat in die Halle 5 der Ausstellung "du und dein garten" im Palmengarten gleich einen durch falsche Behandlung "zur Krücke mißratenen" Obstbaum mitgebracht. Hunderte von Menschen kommen täglich, um sich fachmänisch beraten zu lassen.

"Die meisten schneiden zu wenig und das Verkehrte weg", sagt der erfahrene Fachmann. Grundregel: "Innendrin muß es leer sein." Steinobstarten tragen am einjährigen Holz, Äpfel und Birnen am zweijährigen. "Also muß ich unter Umständen drei Jahre vorausdenken." Am Baum selbst müsse man unter Anleitung üben. Eben dies wird dort noch bis Sonntag, 14. März, gerne kostenlos wahrgenommen.

Über die "Bedeutung des Stadtbaumes" referierte Werner Breuckmann, Abteilungsleiter im Stadtgartenamt. Stadtbäume als stadtplanerisches Element gibt es seit Napoleon, der sie in Paris pflanzen ließ. Prachtstraßen wie die Champs-Élysées oder auch die Straße Unter den Linden in Berlin seien heute noch lebendige Beweise.

In Frankfurt gibt es eine Merian- Stadtansicht von 1580, wo Bäume an der Staufenmauer, im Bereich des Alten Grabens und in der Altstadt selbst zu sehen sind. 1655 ist "spärliche Bepflanzung" am Südwall in Sachsenhausen zu erkennen. 1738 gab es "Baumplätze" am Römerberg und auf dem "Paradeplatz Hauptwache" sowie eine Lindengruppe am Roßmarkt. Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden dann in allen großen Städten Promenaden für die "gesellschaftliche Oberschicht". In Frankfurt sind markante Bäume die Eschersheimer Linde (sie war wohl eine Gerichtslinde, gesetzt Ende des 17. Jahrhunderts), die "Friedenseiche" in Sindlingen (gepflanzt vom Militärverein) und die Schloßplatzeiche in Höchst: Sie erinnert an den Deutsch-Französischen Krieg. Was die Neuzeit technisch vermag, zeigt die Zeil-Bepflanzung: 450 Platanen - nach wie vor die widerstandsfähigsten Stadtbäume - werden dort automatisch bewässert.

Sie tragen die Jahreszeiten auch in die Stadt: Frisches Grün im Frühjahr, sattes Grün und Abschattung im Sommer und leuchtende Farben im Herbst. Denn, so Breuckmann: "Eine Stadt ohne Bäume ist eine Stadt ohne Jahreszeiten." -vau

Tips und Termine · Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Tom und Jerry - Der Film (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bodyguard (15 und 17.15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Hape Kerkeling - Kein Pardon (19 Uhr); Alarmstufe: Rot (21 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Keine Vorstellung.

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Bodyguard (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Der Tod steht ihr gut (15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Bob Roberts (20.15 Uhr). Theater/Musik Bad Homburg. Englische Kirche am Ferdinandsplatz: Jiddische Klezmer-Musik mit der Gruppe "Colalaila", 20 Uhr.

Glashütten. Klavierabend mit Lolita Lisovskaja, Bürgerhaus, 20 Uhr. Ausstellungen Friedrichsdorf. Rathaus: Bilder von Doris Fischer, 8 bis 16 Uhr.

Königstein. Kurhaus: "20 Jahre Ferienspiele", 10 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Elternschule Taunus: "Angst frißt Seele auf"; Leitung: Gisela Trüller, Psychotherapeutin, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstr. 19, 20 Uhr.

Friedrichsdorf. Deutsche Rheuma-Liga: "Fragen zur Gesundheitsreform", Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 18 Uhr.

Philipp-Reis-Schule: "Sexueller Mißbrauch von Kindern", Veranstaltung von Pro Familia und der VHS, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstr. 47, 9 bis 12 Uhr und 13.30 bis 15.30 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, Tel. 17 83 92- 3.

Sprechstunde für Aus- und Übersiedler, Hindenburgring 44, 9 bis 12 Uhr, Tel. 30 28 86.

Schuldnerberatung des Hochtaunuskreises, Landratsamt, Louisenstr. 86-90, 8 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr, Tel. 17 82 15.

Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 17 Uhr, Tel. 2 20 41.

Beratung des Mietervereins Bad Homburg und Umgebung, Schulberg 1, 18 bis 20 Uhr, nur nach Voranmeldung unter Tel. 4 72 73.

Schwimmen für Versehrte und Behinderte (auch Kinder), Seedammbad, 18.30 bis 21 Uhr.

Friedrichsdorf. Sprechstunde der Frauenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 410, 14 bis 18 Uhr, Tel. 73 13 03.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Beratung 15 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 72 / 7 49 51.

Rheuma-Liga: Ergotherapie in der Altentagesstätte Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 29 a, 9.30 bis 10.30 Uhr.

Koronar-Sportverein: Training unter ärztlicher Aufsicht, Kreissporthalle am Bürgerhaus Köppern, 20 Uhr.

Umweltberatung im Rathaus, Zimmer 406, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Oberursel. Elternberatung im Alten Hospital, 10 bis 12 Uhr, Tel. 50 24 58, sowie in Stierstadt, ehemaliges Rathaus, 9.30 bis 11.30, Tel. 7 34 02.

Sprechstunde der Behindertenbeauftragten, Rathaus, Zimmer 287, 8 bis 12 Uhr, Tel. 50 23 68.

Sprechstunde des Mieterschutzvereins Hochtaunus, Nassauer Str. 60, 16 bis 19 Uhr, Tel. 55 10 89.

Behindertenschwimmen im Hallenbad, 18 bis 19 Uhr.

Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Gemeinde Liebfrauen, Berliner Str. 65, 19.30 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 7 87 17.

Königstein. Treffen der Anonymen Alkoholiker, Haus Amelung, Altkönigstr. 16, 19.30 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Nachmittags-Café für ältere Frauen, Frauenzentrum Louisenstr. 38, 15 bis 17 Uhr.

Spielkreis der Arbeiterwohlfahrt, Vereinsraum der Freiwilligen Feuerwehr Ober-Eschbach, 16 bis 17.30 Uhr.

Jahreshauptversammlung der Elternaktion "Kleine Klasse", Restaurant Schick, Kirdorfer Str. 81, 20 Uhr.

Friedrichsdorf. Treffen des Spielkreises für Mütter und Kinder, Ev. Gemeindehaus Burgholzhausen, 9.45 bis 11.30 Uhr.

Familientreff in der Sozialstation, Dreieichstr. 22 a, 15 bis 17 Uhr.

Neu-Anspach. Treffen im Müttercafé "Schnaufpause", Konrad-Adenauer-Str. 2, 9.30 bis 11.30 Uhr.

Oberursel. Elternschule Taunus: Osterbastelabend mit dänischer Stickerei, Gemeindezentrum St. Crutzen, 20 bis 22 Uhr. Seniorentreffs Bad Homburg. Altentagesstätte im DRK-Zentrum, Promenade 5: Handarbeiten und Spiele, 15 bis 17 Uhr.

Friedrichsdorf. Seniorenwerkstatt, Hugenottenstr. 24: Seidenmalen 10 bis 13 Uhr; Töpfern an der Scheibe ab 15 Uhr.

Vereinszentrum Alte Schule, Am Plakken: Schach, Skat, Rommé und Canasta, 15 bis 17 Uhr.

Seniorenkegeln, Gasthaus "Stadt Berlin", Seulberg, 17.30 bis 19.30 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: Skat und Rommé, 14 bis 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a, 16 bis 21 Uhr. Müll Wehrheim. Anmeldung zur Sperrmüll- Abholung: 8 bis 10 Uhr, Tel. 58 90. Sonstiges Bad Homburg. Thai-Sala im Kurpark: Treffpunkt für Lauffreunde, 15.30 Uhr.

Homburger Nachmittag mit Brunnengebabbel, Bürgerhaus Kirdorf, 14.30 Uhr.

Frauen wollen mehr Ansehen Lila Montag: Im Landratsamt ging es um Schreibkräfte

KREIS GROSS-GERAU. "Lila Montag" titelte sich der Internationale Frauentag, an dem kreisweit eine Reihe von Aktivitäten liefen, um Forderungen und Belange von Frauen stärker ins Bewußtsein zu rücken. Gespräche, Informationsveranstaltungen, Filmvorführungen und als zentrale Veranstaltung das von rund 300 Frauen besuchte Kabarett mit den "Lotter-Lädies" in Rüsselsheim halfen mit, weibliche Ansprüche geltend zu machen. Auch in beruflicher Hinsicht. Denn noch immer, so kritisiert das Kreisfrauenbüro, stünden weibliche Berufe in geringerem Ansehen, gäbe es für Frauen weniger Lohn und schlechtere Aufstiegschancen.

Was darunter zu verstehen ist, wurde im Landratsamt deutlich, wo als Beispiel die Situation der Frauen in Büros und Schreibdienst diente. Heike Neger, Vertrauensfrau und Personalratsmitglied, und die interne Frauenbeauftragte Gerti Krämer-Salomon hatten eine Veranstaltung speziell für die Angestellten im Haus organisiert. Zweimal, morgens und mittags, lief das Programm. An die 40 Frauen kamen, um sich zu informieren.

Die Fakten lieferte eine filmische Dokumentation über den Wandel des Sekretärberufes, einst hochdotiert und den Männern vorbehalten - mit Erfindung der Schreibmaschine aber zur Frauendomäne mutiert. Zudem informierte ein selbstgedrehter Videoclip über typische Szenen des Sekretärinnen-Alltags im Landratsamt, Kaffeekochen und Tassen spülen inklusive.

Der Frauentag lieferte zwar den Aufhänger, doch "wir haben solche Veranstaltungen schon zwei- oder dreimal gemacht, um mit den Frauen über ihre Situation ins Gespräch zu kommen", sagte Neger. Anders als in der Industrie sei das Ansehen von Schreibkräften und Sekretärinnen im öffentlichen Dienst nicht sehr hoch, so die Meinung der betroffenen Frauen. Ein Indiz dafür: die Einstufung am unteren Ende der Gehaltsskala.

Was die Frauen weitaus mehr stört, sind abfällige Bemerkungen. Zwar meinte eine Frau, "daß ich schon reagiere, wenn mich jemand als Tippse bezeichnet". Auch wenn es nicht ausgesprochen wird, würden sie oft so behandelt. "Wenn wir rückfragen, dann kommt es vor, daß man uns sagt, wir sollten schreiben und nicht denken."

Eine Erfahrung, die sie mit anderen Frauen teilen. Man habe das Beispiel von Schreibkräften gewählt, sagt Gerti Krämer-Salomon, doch im Grunde ginge es generell um die berufliche Situation. Frauenspezifische Berufe, sagt auch Heike Neger, gerieten oft in eine Randstellung. Das zu ändern liege auch an den Frauen selbst. Aber "es ist manchmal gar nicht so einfach, an die Frauen heranzukommen." wal

Ausstellung ab Freitag: Schizoide Morphinisten

MAINTAL. "Schizoide Morphinisten", lautet das Thema einer Ausstellung, die von der Maintaler Ateliergemeinschaft ab Freitag, 12. März, in ihrer QNSD-Galerie im Stadtteil Dörnigheim, Mozartstraße 3, präsentiert wird. Es handelt sich um Werke des Wiesbadener Künstlers Florian Mayr, der sich laut Veranstalter "als Agit-Pop-Künstler versteht". Er drücke in seinen Bildern eigene Emotionen aus und verarbeite "das eigene Gewaltpotential" in Bildern.

"Drogenabhängigkeit, Gewalt an Frauen oder Mißbrauch von Kindern sind die Themen der ausgestellten Werke", teilt die Ateliergemeinschaft mit und lädt zur Vernissage - in Anwesenheit des Künstlers - am Freitag um 20 Uhr ein.

Eine Auseinandersetzung und Diskussion mit Florian Mayr über seine Arbeiten sei erwünscht. pom

Die 16 Ortsbeiräte: Die Sitzverteilung hat sich geändert

FRANKFURT A. M. Die Sitzverteilung in den Ortsbeiräten für die Wahlperiode 1993 bis 1997 (in Klammern steht die bisherige Sitzverteilung):

Ortsbeirat 1 (Bahnhof, Gutleut und Gallus): SPD 7 (9), CDU 6 (7), Grüne 3 (3), Rep 3 (-).

Ortsbeirat 2 (Bockenheim, Westend und Kuhwald): SPD 6 (7), CDU 6 (7), Grüne 4 (4), FDP 1 (1), Rep 2 (-).

Ortsbeirat 3 (Nordend): SPD 6 (7), CDU 6 (6), Grüne 6 (5), FDP 1 (1).

Ortsbeirat 4 (Bornheim, Ostend): SPD 7 (8), CDU 6 (7), Grüne 4 (3), FDP 0 (1), Rep 2 (-).

Ortsbeirat 5 (Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen): SPD 6 (7), CDU 7 (8), Grüne 3 (3), FDP 1 (1), Rep 2 (-).

Ortsbeirat 6 (westliche Stadtteile, Schwanheim, Goldstein, Griesheim): SPD 7 (9), CDU 7 (8), Grüne 3 (2), Rep 2 (-).

Ortsbeirat 7 (Rödelheim, Hausen, Westhausen, Industriehof und Praunheim): SPD 7 (9), CDU 6 (7), Grüne 3 (2), FDP 1 (1), Die Rödelheimer Bürgerliste 2 (-).

Ortsbeirat 8 (Heddernheim, Niederursel, Nordweststadt): SPD 7 (8), CDU 8 (8), Grüne 3 (2), FDP 1 (1).

Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim und Ginnheim): SPD 6 (7), CDU 8 (9), Grüne 4 (2), FDP 1 (1).

Ortsbeirat 10 (Eckenheim, Berkersheim, Preungesheim, Frankfurter Berg, Bonames): SPD 6 (8), CDU 7 (8), Grüne 2 (2), FDP 1 (1), Rep 3 (-).

Ortsbeirat 11 (Fechenheim, Riederwald, Seckbach): SPD 8 (9), CDU 6 (7), Grüne 3 (2), FDP 0 (1), Rep 2 (-).

Ortsbeirat 12 (Kalbach): SPD 2 (3), CDU 4 (4), Grüne 2 (1), FDP 1 (1).

Ortsbeirat 13 (Nieder-Erlenbach): SPD 3 (3), CDU 5 (4), Grüne 1 (1) FDP 0 (1).

Ortsbeirat 14 (Harheim): SPD 3 (3), CDU 4 (4), Grüne 1 (1), FDP 0 (1), Rep 1 (-).

Ortsbeirat 15 (Nieder-Eschbach): SPD 5 (7), CDU 10 (8), Grüne 2 (3), FDP 0 (1), Rep 2 (-).

Ortsbeirat 16 (Bergen-Enkheim): SPD 7 (8), CDU 8 (8), Grüne 3 (2), FDP 1 (1). cob

Neue Ortsvorsteher für vier Karbener Ortsteile Sitzverhältnisse in Ortsbeiräten jedoch unverändert

KARBEN. In den Sitzverhältnissen hat sich in den sieben Ortsbeiräten nichts verändert. Die SPD hat die Mehrheit in sechs der Ortsgremien behalten, die CDU behauptete die Mehrheit in Kloppenheim.

Mindestens vier Stadtteile werden aber einen neuen Ortsvorsteher wählen. In Burg-Gräfenrode kommt Rolf-Dieter Ahlgrimm (SPD) als Nachfolger von Karl Vollmer zum Zuge, in Kloppenheim wird Marita Scheurich (CDU) den langjährigen Ortsvorsteher Willi Malcharczik ablösen, in Klein-Karben will Rainer Züsch in die Fußstapfen von Hans Speidel treten, und schließlich folgt in Groß-Karben Brigitte Fitzenberger dem langjährigen Ortsvorsteher Karl Krieg nach.

In Okarben hängt es an Lilli Grunwald, die für die Grünen in den Ortsbeirat einzieht, ob sie ihre Stimme dem SPD-Kandidaten Dietmar Neugebauer gibt, der schon bisher Ortsrepräsentant war, oder Georg Langer von der CDU. SPD und CDU haben in Okarben je zwei Sitze. In Rendel wird Alfred Umlauf (SPD) und in Petterweil der Sozialdemokrat Adolf Koch den Vorsitz des Ortsbeirates behalten.

Obwohl in der Sitzverteilung alles gleich geblieben ist, gab es örtlich dennoch teils herbe Stimmenverluste, aber auch deutliche Zuwächse. In Burg-Gräfenrode beispielsweise büßte die SPD 9,7 Prozent der Stimmen ein. 284 Personen wählten SPD, rund einhundert weniger als vor vier Jahren. Die CDU wurde von 279 Personen gewählt, das ist ein Zuwachs von 6,8 Prozent und dennoch reichte es nicht zu einem Sitzzuwachs für die Christdemokraten.

In Klein-Karben konnte die SPD ihren Stimmanteil um 11,4 Prozent verbessern. Die CDU verlor gegenüber 1989 einen einzigen Wähler, was angesichts der geringeren Wahlbeteiligung zu einem prozentualen Stimmenzuwachs von 3,1 Prozent führte.

Opfer des Auszählverfahrens nach Hare-Niemeyer, das die großen Parteien begünstigt, wurden die Freien Demokraten. Obwohl sie in Rendel, wo sie erstmals kandidierten, 7,4 Stimmenprozente erhielten, ergatterten sie keinen Platz. Die FDP fiel sogar in Groß-Karben durch, wo sie auf 12,6 Stimmenanteil kam. hm

Basketball-Regionalliga Südwest der Männer Alleine kann es Kronberg nicht mehr schaffen Derbysieg gegen Wiesbaden erhielt Play-off-Chance, doch Krofdorfer Schützenhilfe vonnöten

Die Basketball-Regionalliga Südwest der Männer bietet Spannung bis zum letzten Spieltag: Im Kampf um die beiden Play-off-Plätze - neben Spitzenreiter Eintracht Frankfurt - haben die TGS Ober-Ramstadt (26:8 Punkte) und der MTV Kronberg (24:10), der am Wochenende im Taunus-Derby 105:92 gegen den BC Wiesbaden gewann, noch Chancen. Die Kronberger, die am Sonntag (18 Uhr, Kreissporthalle) beim TV Saarlouis auf dem Prüfstand stehen, sind allerdings auf einen Heim-Ausrutscher der Ober-Ramstädter, die zeitgleich gegen den Rangsechsten TSV Krofdorf-Gleiberg spielen, angewiesen. Bei Punktgleichheit würde der direkte Vergleich zugunsten Kronbergs sprechen. Im Klartext: Kronberg muß gewinnen und Ober-Ramstadt verlieren, damit der Hochtaunus-Verein an den Play-offs zur Zweiten Bundesliga teilnehmen kann. Der BC Wiesbaden rangelt indes mit Saarlouis um Platz sieben, drückt also Kronberg ebenfalls die Daumen. Der BCW und die Saarländer weisen jeweils 12:22-Punkte auf. Wiesbaden erwartet zu Hause allerdings Tabellenführer Eintracht Frankfurt (Samstag, 19.30 Uhr, Sporthalle der Niemöller-Schule, Am Moltke-Ring) und will die bereits feststehende Qualifikation der Riederwälder zum Sieg nutzen. Im direkten Vergleich mit Saarlouis hat der BCW schlechter abgeschnitten, müßte daher gewinnen respektive Saarlouis überholen, um allen Eventualitäten im Abstiegskampf aus dem Wege zu gehen. Steigt nämlich Offenbach aus der Zweiten Bundesliga ab und kein Team aus dieser Klasse dorthin auf, müssen drei Mannschaften die Regionalliga verlassen.

MTV Kronberg - BC Wiesbaden 105:92 (45:42). Die Kronberger wahrten vor immerhin 150 Zuschauern in der Großsporthalle der Altkönigschule ihre Play-off-Teilnahmemöglichkeit. Mit einer netten Geste haben sich die MTV-Verantwortlichen wahrscheinlich neue Freunde erworben: Sie luden die Asylanten aus dem benachbarten Heim zu ihrem Spiel ein, und schenkten beim Punktspiel-Halali in eigener Halle zudem Sekt aus. Die gute Unterstützung war im harten Fight gegen den BCW vonnöten, denn trotz überragender Wurfleistungen des 1,92 m großen Flügelspielers John Karaffa (35 Korbpunkte) sowie des lange Jahre in der Bundesliga (TV Langen) erprobten Peter Hering (24 Zähler) und einer frühen 26:8-Führung (6. Minute) ließ sich der kampf- und laufstarke Gast nicht einschüchtern. Vor allem Steffen Gosenheimer leuchtete dem Team von Trainer Henner Weis immer wieder heim, avancierte mit der persönlichen Saisonbestmarke von 29 Korbpunkten zum Wiesbadener Top-Scorer und war maßgeblich am knappen Pausenstand beteiligt. Bis zum 90:81 (36. Minute) blieb das Team aus der Landeshauptstadt am Drücker, bevor sich Kronberg binnen 120 Sekunden auf 101:83 absetzen und doch noch einen ungefährdeten Sieg einfahren konnte.

Kronbergs "Junge" (Oliver Nahlen, Tommy Knopp, Alexander Uhse, Martin Seibold) waren verletzt oder krank, dafür war Markus Jahn nach langer Pause wieder an Bord. Die Hauptlast hing - wie so oft - an den Routiniers, die allein 83 der 105 Korbpunkte erzielten. Vom Nachwuchs konnte allenfalls Roland Lewin gefallen. Trainer Weis, der vermutlich auch 93/94 am Regiepult stehen wird, muß vor allem jüngere Akteure für die Center-Position heranziehen, denn Bernd Kimpel ist bereits 39 Jahre und Florian Homm 33.

MTV KRONBERG: John Karaffa (35 Korbpunkte), Peter Hering (24), Roland Lewin (14), Florian Homm (13), Rolf Weidemann (11), Markus Jahn (4), Thorsten Lauschmann (4).

BC WIESBADEN: Steffen Gosenheimer (29 Punkte), Volker Misok (14), Achim Bolte (12), Christian Roth (10), Philip Jessen (10), Helge Jordan (7), Wolfgang Mosbacher (4), Tomislav Tropsek (4), Till Rohrer (2), Mirsad Dedovic. hdp

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Die Gäule gehen durch

Von Jochen Siemens

Nacht für Nacht starten US-Transportmaschinen, um Hilfsgüter für die von jeglicher Versorgung abgeschnittenen Menschen - vornehmlich bosnische Muslime - über Ostbosnien abzuwerfen. Auf diese Hilfe aus der Luft, die nur zu leicht die Falschen trifft, reduziert sich derzeit die westliche Hilfe für die kriegsleidende Bevölkerung. Die Ohnmacht in Bosnien ist mit Händen greifbar.

In New York brütet die Friedenskonferenz über dem von niemandem als überzeugend empfundenen Vance/Owen-Friedensplan. Wie sollten denn auch Fortschritte erkennbar werden, wo doch Serben wie Kroaten und auch Muslime nach wie vor ihr Heil darin sehen, ihren Krieg auszufechten? Jeden Tag schafft die serbische Expansion neue Tatsachen, versuchen Kroaten Geländegewinne zu erreichen, beginnen Muslime Entlastungsoffensiven. Und dazwischen Trecks von Frauen, Kindern und Alten auf der Flucht. Trecks des Elends. Daneben, kaum helfen könnend, UN-Blauhelmsoldaten.

Kein Wunder, daß angesichts solchen Elends, solcher Ohnmacht, solcher Statistenrolle so manchem Politiker die Gäule durchgehen, er am liebsten mit der interventionistischen Faust auf den Konferenz- oder Kartentisch hauen möchte, um diesem europäischen Trauerspiel auf dem Balkan ein Ende zu machen. UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali, dem es mit Hilfe quälender Fernsehbilder im vergangenen Jahr gelang, die USA zu einem Expeditionskorps für Somalia zu überreden, spricht deshalb plötzlich von Kampftruppen, die in Bosnien einen Friedensplan garantieren sollen, ja gar die Serben zurückdrängen, falls sie nicht freiwillig ihre Eroberungen aufgeben. Nur - wer sollte und wollte ihm dafür Soldaten geben?

Oder der Bundesaußenminister Klaus Kinkel, der allzu oft nur knapp über Biertischniveau darüber klagt, wie ausweglos die Situation sei, wie kompliziert, zäh und langsam das Gerangel an EG-Konferenztischen. Also nimmt er sich etwas vor und kündigt mit fester Stimme an: Genug des Geredes, laßt Taten folgen. Schärfere Sanktionen gegen Serbien nämlich. Für dieses durchaus überfällige Vorhaben wählt er mit seinen EG-Kollegen dann einen Termin während einer Runde der Friedenskonferenz in New York. Die Serben nehmen daraufhin der EG dankbar die Initiative aus der Hand und drohen, die Konferenz zu verlassen, sollte die EG Sanktionsverschärfungen beschließen. Kroaten und Muslime hoffen derweil auf diese Sanktionen, denn dann könnten sie die Konferenz verlassen und mit gestärkter Position den Krieg fortsetzen.

Also kommt es, wie es muß: Lord Owen bittet die famose Runde der EG-Außenminister um eine weitere Chance für seinen Friedensplan. Die kriegt er. Der EG- Berg hat gekreißt und gebiert das Mäuschen, noch zwei Wochen zuzuwarten. Dem Herrn Bundesaußenminister fällt dazu nur noch ein, man könne aber nicht "bis zum Erbrechen" verhandeln.

Das ist nun eine Art europäischer Außenpolitik, die wahrhaft zum Spucken ist. Da kann man dem Publikum, das derzeit ohnehin von der Qualität seiner Politiker nicht sonderlich überzeugt ist, gleich sagen: Wir sind ohnmächtig, uns fällt nichts ein, und wir reden derzeit ins Blaue hinein. Darüberhinaus wäre der Bundesaußenminister sicher gut beraten, nicht den Starken und Entschlossenen zu miemen, wenn er anschließend - ceterum censeo - nachschiebt, an Interventionen mit Truppen könnten die Deutschen ohnehin nicht teilnehmen.

Denn so ohnmächtig ist die deutsche und die von Kinkel in Brüssel maßgeblich mitformulierte Balkanpolitik nun auch wieder nicht. Es war doch klar, daß der Vance/Owen-Plan nur ein diplomatisches Feigenblatt vor dem Horror ist. Mit Bosnien erkannte die EG vor bald einem Jahr diplomatisch ein Gebilde an, das weder ein Staatsvolk (sondern drei) noch einen Staatswillen hat, und erweckte damit die falsche Vorstellung, Menschen friedlich zusammenhalten zu können, die nicht zusammengehören wollen.

Realistischerweise wird sich die deutsche Außenpolitik vielmehr darauf konzentrieren müssen, Kroatien durch wirtschaftlichen Druck dazu zu zwingen, Menschenrechte zu achten und Flüchtlingen aus dem benachbarten Kriegsgebiet zu helfen. Denn die Kroaten sind bei der Arrondierung ihres Staatsgebiets wahrhaft keine Waisenknaben. Die Sanktionen gegen Serbien müssen nicht nur verschärft, sondern endlich durchgesetzt werden; denn wenn irgendwo, dann ist in Serbien noch am ehesten eine Opposition gegen die Kriegspolitik erkennbar. Weiter muß Serbien, wie US-Präsident Clinton es glasklar gemacht hat, gesagt werden, daß jede Ausweitung des Krieges auf Kosovo oder Mazedonien unmittelbar eine internationale Intervention nach sich zieht.

Den Krieg zu begrenzen ist entscheidend, denn zu beenden sein wird er nur mit viel Zeit oder falls die Kriegsparteien zur Vernunft kommen. Realismus statt leerer Drohungen wären in Brüssel ein Fortschritt.

Basketball-Regionalliga Südwest der Männer Hoffen auf zweiten Saisonsieg zum Ausklang Turnverein Langens "Tour der Leiden" neigt sich dem Ende zu / Ober-Ramstadt muß gewinnen

Die "Tour der Leiden" neigt sich für den TV Langen II in der Basketball-Regionalliga Südwest ihrem Ende entgegen. Gegen den TV Kirchheimbolanden (Sonntag, 12.30 Uhr, Sehring-Halle) verabschieden sich die "kleinen Giraffen" aus der dritthöchsten Klasse. Und zum Ausklang soll es nach 2:32-Punkten den zweiten Saisonsieg gegen den ungefährdeten Tabellenvierten geben.

In Krofdorf-Gleiberg (108:115) halfen selbst überragende 37 Korbpunkte von Langens Cheftrainer Joe Whitney, der in der "Zweiten" seine Extraklasse unterstrich, nicht weiter. Während Langen auf die Klassenzugehörigkeit zukünftig verzichten muß, möchte auch die TGS Ober- Ramstadt die dritte Ebene verlassen. Allerdings in Richtung Zweite Bundesliga. Nach der 87:109-Pleite in Horchheim stehen die Spieler von Trainer Turgay Törk gegen Krofdorf-Gleiberg (Sonntag, 18 Uhr, Großsporthalle der Lichtenbergschule) jetzt unter Siegzwang. Bei einem Ausrutscher (und gleichzeitigen Erfolg Kronbergs in Saarlouis) wäre die TGS aufgrund des schlechteren direkten Vergleichs mit dem Hochtaunus-Vertreter aus dem Rennen. Die beiden Tabellen-Ersten spielen in den Play-Offs gegen die entsprechenden Süd-Gruppenvertreter dieser Regionalliga (Freiburg/Leimen).

BBC Horchheim - TGS Ober-Ramstadt 109:87 (52:47). Der Knackpunkt in dieser Partie: Horchheim wandelte seinen 37:43-Rückstand in eine 48:43-Führung um. Dann kam die Ein-Mann-Schau des 2,05 m großen Horchheimer Center- Spielers Zeddie Locke, der zunächst sechs Freiwürfe (zum 63:55) in Serie verwandelte und insgesamt mit dem Liga- Rekord von 61(!) Korbpunkten aufhorchen ließ. Günter Ackermann hatte nach einem Foul die Nerven verloren, meckerte gegen die Schiedsrichter-Entscheidung, was ihm zwei weitere technische Fouls sowie dem Gegner sechs Freiwürfe zuzüglich Ballbesitz bescherte. Danach ließ sich der BBC nicht mehr ins Boxhorn jagen, die Ober-Ramstädter Preßdeckung nutzte der ballgewandte Locke konsequent aus. Bis auf Jon Baer (36 Korbpunkte) konnte kein Gäste-Akteur überzeugen. Allerdings hatte der Grippeteufel das Team nicht nur reduziert, sondern auch entscheidend geschwächt. Sterzik, Seita und Buchbinder fielen generell aus, Klement, Brinzing und Pillhofer ließen ihren Trainingsrückstand erkennen.

TGS OBER-RAMSTADT: Jon Baer (36 Korbpunkte), Thomas Klement (21), Günter Ackermann (12). Achim Billion (11), Christian Bracke (8), Oliver Kleinbub, Marcus Wierzoch, Heiko Pillhofer, Rainer Brinzing.

TSV Krofdorf-Gleiberg - TV Langen II 115:108 (58:55). Nach dem 72:68 stellte der Gastgeber vor 120 Zuschauern auf Zonendeckung um und brachte den TVL aus dem Konzept. Nach 30 Minuten effektiver Spielzeit begegnete auch Gästecoach Tomas Kumaszynski mit dieser Taktik, was Langen nach klarem 68:89 bis 100:105 heranbrachte. Mehr ließ die Hektik im Abschluß, von welcher nur Joe Whitney, Markus Hartmann und der deutlich verbesserte Niki Kühl (zusammen 75 Korbpunkte) verschont blieben, nicht zu. Als Christian Hecke in Manndeckung gegen Whitney agierte, wurde es für den Absteiger ebenfalls schwerer.

Wie es im zukünftigen Oberliga-Team weitergeht, hängt maßgeblich von der Zielsetzung respektive den personellen Veränderungen im Bereich der ersten Mannschaft (Zweite Bundesliga) ab. Kumaszynski rechnet mit einer spielstarken ersten Garnitur, wovon in gewissem Umfang auch die "Zweite" profitieren würde.

TV LANGEN II: Joe Whitney (37 Korbpunkte), Markus Hartmann (21), Niki Kühl (17), Ulf Graichen (14), Michael Fuchs (9), Damian Rinke (7), Harald Sapper (2), Boris Beck (1), Cvijan Tomasevic. hdp

EG-Außenhandel bleibt Zankapfel im Ministerrat

ha BRÜSSEL. Die handelspolitische Abwehr bestimmter Einfuhren aus Drittländern bleibt zwischen den Mitgliedsländern der EG umstritten. Zwei Kompromißvorschläge fanden im Ministerrat erneut keine Zustimmung. Schon seit Dezember besteht zwischen den "freihändlerischen" Regierungen Deutschlands, Großbritanniens, Luxemburgs und der Niederlande sowie den "protektionistischen" Regierungen Frankreichs, Spaniens und Italiens eine Pattsituation.

Konkret geht es darum, ob bei anstehenden Beschlüssen über Antidumpingzölle und Einfuhrkontingente für "sensible Waren" die "freihändlerischen" Mitglieder durch ihre Sperrminorität im Ministerrat letztendlich "das Sagen" haben, wie Brüsseler Diplomaten erläutern. Vor allem der Bonner Außenminister Klaus Kinkel hatte sich im Rat auf Artikel 113 des EWG-Vertrages berufen, der auch durch das Maastrichter Paragraphenwerk unverändert gültig bleibt und für Außenhandelsentscheidungen eine qualifizierte Mehrheit vorschreibt.

Dagegen schlug die EG-Kommission ein Verfahren vor, das ihr selber entscheidenden Einfluß geben würde. Denn die Kommissare betrachten sich im Streitfall als Interessenschlichter zwischen den Mitgliedstaaten. Diese Selbsteinschätzung wird von Bonn, London und Den Haag nach Auskunft von Delegationskreisen aber nicht geteilt. Die Opponenten wehren sich vor allem gegen einen allzu starken Einfluß von Kommissionspräsident Jacques Delors, der die Auffassung vertritt, die Gemeinschaft müsse "handelspolitisch wehrhaft" sein.

Erdgas auf dem Vormarsch Erster halber Kilometer an Leitungen verlegt / Kritik an "Fest"

SCHÖNECK. Der erste halbe Kilometer an Gasleitungen durch Oberdorfelden ist nach leichten witterungsbedingten Verzögerungen verlegt. Bürgermeister Erwin Schmidt und Landrat Karl Eyerkaufer öffneten am Wochenende den Schieber, mit dem nun die Bedienung von Verbraucher(inne)n zwischen Sportheim und Alter Dorfstraße möglich ist. Zu den ersten Kunden, die sich für das relativ umweltfreundliche Erdgas entschieden haben, gehören das alte Rathaus sowie das Sportheim.

Bis heute hat die Main-Kinzig-Gas-Gesellschaft etwa 110 000 Mark in die Rohrleitungen gesteckt. Für eine Erschließung von allen drei Schönecker Ortsteilen, die von der Gesellschaft nun offenbar angestrebt wird, wären Anlageinvestitionen von zwei bis drei Millionen Mark nötig. Zugrunde gelegt ist dieser Schätzung ein Versorgungsgrad von 50 Prozent der 4400 Haushalte sowie der Anschluß von Gewerbebetrieben und öffentlichen Einrichtungen.

Von der Resonanz bei der Bevölkerung werden schließlich die weiteren Fortschritte der Erschließung abhängen. Unterstützung wird der Main-Kinzig-Gas ein weiteres Mal von der Gemeinde zuteil, wenn im nächsten Schritt nun die knapp 400 Meter Rohr entlang der Nidderauer Straße zur Nidderhalle verlegt werden. Die Hallenheizung soll auf Gas umgestellt werden.

Das "Erdgas-Fest", das die Main- Kinzig-Gas (MKG) am Freitagnachmittag im Dorfgemeinschaftshaus aus Werbegründen für die Oberdorfeldener Bevölkerung organisiert hatte, stieß auf scharfe Kritik der Schönecker Grünen. Diese hatten sich im Vorfeld mehrfach gegen die vom Gemeindeparlament beschlossene Konzessionsvergabe an die Gesellschaft ausgesprochen. Die 20jährige Bindung an das Versorgungsunternehmen bringe der Gemeinde Nachteile.

Ihren Protest gegen das "Fest", den sie in einem Schreiben an die Geschäftsführung der kreiseigenen Gesellschaft artikulierten, begründeten sie aber anders: Sie sahen darin eine "ungewöhnliche Einmischung in die Gemeindewahl". Die MKG verschaffe ihrem Aufsichtsratsvorsitzenden (Landrat Eyerkaufer) und dem Bürgermeister bei Freibier und Blasmusik eine öffentliche Auftrittsmöglichkeit zwei Tage vor der Wahl.

Hier würden Lebensnotwendigkeiten der Bevölkerung, hoheitliches Amt, Funktion in der Wirtschaft und Politmanagement unzulässig und unerträglich vermischt. Demokratisch sauber, so Grünen- Sprecher Rainer Georg-Gabriel, wäre eine Eröffnung der Gasversorgung nach der Wahl gewesen. Ul

"Bürger wollen Taten sehen" "Pro Bahn"-Sprecher schwer enttäuscht über die Politiker

MAIN-KINZIG-KREIS. Scharf, fast wütend hat der "Fahrgastverband Pro Bahn" auf die niederschmetternden Ergebnisse der Kommunalwahl vom vergangenen Wochenende reagiert. Christian Behrendt (Wächtersbach), Landespressesprecher des Verbandes, fordert, die politische Glaubwürdigkeit wiederherzustellen. Nicht nur bei Verkehrsfragen müsse mehr Ehrlichkeit einkehren, ohne permanentes Parteiengezänk, das "den Leuten zum Hals 'raushängt".

Alle Parteien müßten endlich die "Kostenwahrheit" zur Kenntnis nehmen, die nur eine Abkehr von weiterem Straßenneubau bedeuten könne - und die Anerkennung des Fakts, daß der dringend notwendige Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ohne Mehrkosten nicht zu haben, aber unverzichtbar sei, so der Pressesprecher des Verbandes. Die Bürger hätten es nämlich schlicht satt, daß selbst kleine Einzelentscheidungen zum Thema parteipolitischen Gezänks würden, mit der Folge, daß keine Entscheidungen getroffen würden.

Behrendt ist sich sicher, daß die Bürger für zwar kostenträchtige, aber vernünftige und insbesondere langfristige Konzepte und deren Umsetzung in absehbarer Zeit weitaus mehr Verständnis ausbringen würden als dies die Politikerinnen und Politiker annehmen.

Und außerdem: Sie wollten Taten sehen. Der "Pro Bahn"-Sprecher: "Der Bürger hört die ÖPNV-Botschaft wohl, allein, ihm fehlt der Glaube, sich in modernen Zügen mit sicheren Anschlüssen umweltfreundlich und pünktlich fortbewegen zu dürfen."

In diesem Zusammenhang fordert Behrendt auch mehr Bürgerbeteiligung. Autofahrende Politiker dürften nicht allein über öffentlichen Verkehr entscheiden.

Die verworrende, entscheidungsschwache Verkehrspolitik habe seiner Ansicht nach auch dazu beigetragen, daß sich so viele Wähler am Sonntag von den etablierten Perteien abwandten. az

Basketball-Regionalliga Südwest der Frauen Hofheims Hoffnung: Neue Center-Spielerinnen Rang acht kann den Abstieg bedeuten, aber das grundlegende Problem ist die mangelnde Länge

Der Klassenerhalt des TV 1860 Hofheim hängt in der Frauen-Basketball-Regionalliga Südwest von den Auf- und Abstiegs-Regularien von und zur Zweiten Bundesliga ab. Im Regelfall steigen nur die beiden Tabellenletzten (BSG Hillscheid/Montabaur/Höhr-Grenzhausen

und SV Dreieichenhain) ab. Sollte jedoch keiner der beiden Rangersten dieser Klasse (SC Wacker Völkingen, TV Saarlouis oder ACT Kassel) in den Play-offs nach oben aufrücken und es einen Absteiger aus der Zweiten Bundesliga geben, kann es auch noch den Drittletzten (Hofheim) erwischen. Die Hofheimerinnen, die erst im Sommer in die Regionalliga zurückgekehrt waren, verloren 66:72 gegen den TV Oppenheim und können sich selbst mit einem Sieg im Taunus- Derby bei der Homburger TG (Samstag, 16 Uhr, Hochtaunushalle) nicht mehr vom achten Rang lösen. Die HTG (beim 75:90 in Völklingen gut aufgelegt) kann ihrerseits Oppenheim noch vom fünften Platz verdrängen.

TV 1860 Hofheim - TV Oppenheim 66:72 (30:40). Fehlende Zentimeter entscheiden im Sport über Sieg und Niederlage. Gerade in den Sprung- und Wurfdisziplinen der Leichtathletik. Im Basketball sind dies die (fehlenden) Zentimeter in der Körpergröße. Den Hofheimerinnen fehlen diese "berühmten" Zentimeter, um auch in der dritthöchsten Klasse eine starke Rolle zu spielen. "Wir brauchen neue Center-Spielerinnen", hofft Mannschaftssprecherin Barabara Vencelov auf entsprechende Neuverpflichtungen. Über Regionalliga oder Oberliga befinden am letzten Spieltag andere. Am prinzipiellen Problem ändert die Spielklasse sowieso nichts.

Inzwischen warf auch die 18 Jahre alte Ilona Schönwald, mit 1,80 m eine der "Längsten" beim TVH, das Handtuch, schrumpfte der Spielerinnenkreis auf ein Minimum. Gegen Oppenheim weilte Ursula Radlmann mit dem Radl im Urlaub, fiel vor allem der Ausfall von Launie Stoeman (Fingerverletzung) entscheidend ins Gewicht.

Verena Zander konnte den US-Import nicht annähernd ersetzen. Vier einigermaßen gute Werferinnen reichten nicht aus, um das 42:62 nach 29 Minuten wettmachen zu können. Zumal Oppenheims Center-Spielerin Andrea Buchauer mit 21 Korbpunkten zur erfolgreichsten Werferin in der Brühlwiesenhalle avancierte.

TV 1860 HOFHEIM: Barbara Dammer (16 Korbpunkte), Claudia Spettel (14), Barbara Vencelov (12), Sabine Sigel (10), Jutta Kraus (6), Verena Zander (4), Theresa Gutfleisch (4).

SC Wacker Völklingen - Homburger TG 90:75 (46:34). Auch beim Meister Völklingen zeigte sich, wie wichtig die Länge im Frauen-Basketball ist. Die Saarländerinnen haben zwei Akteurinnen mit rund zwei Meter Körpergröße vorzuweisen, was die HTG überforderte. Lediglich Gisela Normann (1,83 m) und Anja Grieb (1,82 m) konnten einigermaßen mithalten. Daß jedoch nicht nur die Länge als Indiz für ein erfolgreiches Spiel herangezogen werden kann, unterstrich Anja Grieb: mit 30 Korbpunkten avancierte sie zur Top- Scorerin, stellte gleich sogar eine Homburger Saison-Höchstmarke auf. Renate Schädlich richtete selbst mit fünf "Dreiern" (Distanzwürfen) ebenfalls großen Schaden beim SC Wacker an.

Auch Anna Sieveking und Gisela Normann nutzten die "offene Abwehr" der Gastgeberinnen zu einer zweistelligen Quote aus. Die erst 15 Jahre alte Anna Hesse feierte mit sechs Zählern einen gelungenen Einstand. Auch die gleichaltrige Anne Baranowski zog sich achtbar aus der Affäre.

HOMBURGER TG: Anja Grieb (30 Korbpunkte), Renate Schädlich (17), Anna Sieveking (11), Gisela Normann (11), Anna Hesse (6), Anne Baranowski, Kathrin Bartmann, Conny Glatz. hdp

Kalkstaub aus dem Hubschrauber oder über Verblasegeräte am Boden rieselt auf die Wälder im Kreis nieder Ein Atempause für die arg gebeutelten Bäume

Kurzfristige Kompensation des "sauren Regens" Von Holger Klös MAIN-KINZIG-KREIS. Sollten derzeit Rauchfahnen über Wäldern im Main-Kinzig-Kreis zu sichten sein, dann hat das nichts mit einem möglichen Brand zu tun. Kalkstaub ist vielmehr die Ursache für den Grauschleier. Im Bezirk des Darmstädter Regierungspräsidiums sind "Kompensationskalkungen zur Neutralisation der sauren Niederschläge" angelaufen. Per Hubschrauber aus der Luft oder Verblasegeräte am Boden sollen insgesamt 11 000 Hektar Wald gekalkt werden - davon rund 3000 Hektar im Main- Kinzig-Kreis. Dabei handelt es sich nicht um eine herkömmliche Düngung, wie sie in der Landwirtschaft zur Ertragssteigerung üblich ist. Die Kalkung zielt vielmehr darauf ab, eine Atempause für den durch Luftschadstoffe schwer gebeutelten Wald zu gewinnen. Bereits 1988 wurden etwa 100 Hektar Kieferbestände im Raum Klein-Auheim und in Großauheim südwestlich der B 8 vom Helikopter aus gedüngt. Die damalige Aktion kostete 50 000 Mark und wurde je zur Hälfte von Stadt und Land getragen. Ein Jahr später waren wertvolle Traubeneichenbestände in Bad Soden- Salmünster an der Reihe. Das Ausbringen per Hubschrauber schlug mit einer Viertel Million Mark zu Buche. Nach Ergebnissen aus dem Freigerichter Gemeindewald soll der pH-Wert nach Kalkungen im oberen Bodenbereich von 3,5 auf 4,0 gestiegen sein. Demnach wurde die Übersäuerung des Bodens abgebaut, was sich wiederum im verstärkten Pflanzenwuchs zeigt.

Um Beeinträchtigungen der Kleintierlebewelt zu vermeiden, läuft die Aktion außerhalb der eigentlichen Vegetationszeit. Nach Auskunft von Forstinspektor Frank Marhauer vom Forstamt Schlüchtern sind nun im Raum Steinau 670 Hektar Wald vom Boden aus, also über "Verblasen" von einem Unimog gekalkt worden. Die Arbeiten konnten Ende verganger Woche abgeschlossen werden. Nun ist der Bezirk Gelnhausen an der Reihe. Marhauer: "Wir haben alles gekalkt, was zu kalken ging." Ausnahme: dichte junge Bestände. Der Forstinspektor schätzt, daß etwa drei Tonnen Kalk je Hektar ausgebracht wurden. Mit 80 Prozent trägt dabei das Land den Löwenanteil der Kosten, 20 Prozent übernimmt der jeweilige Waldbesitzer.

Das Forstamt Hanau-Wolfgang bleibt von der Düngekampagne diesmal ausgespart. Bei den Flächen, die dort ausstehen würden, handelt es sich vorwiegend um Sandböden. "Der Säureeintrag für die nächsten fünf Jahre wird neutralisiert. Mehr kann das nicht sein", sagt der Leiter des Staatlichen Forstamtes Wolfgang, Dr. Dieter Müller, zur Waldkalkung.

Der Bereich des Staatlichen Forstamtes Nidderau ist ebenfalls in die Aktion einbezogen. Laut Amtsleiter Werner Schaaf steht im Herbst eine Fläche von insgesamt 100 Hektar zur Kalkung an. Ein Hubschrauber wird dann über Waldstücken in Maintal und Niederdorfelden kreisen. Eingehende Untersuchungen begleiten die Kalkungen. Man will wissen, was das gebracht hat. Auch für Schaaf kann das Kalken "nicht als Allheilmittel gesehen" werden. Es sei ein "Provisorium", um Schäden zu begrenzen.

Als 1988 in Hanau damit begonnen wurde, kranke Kiefern von der Luft aus mit Kalkgranulat zu berieseln, waren Untersuchungen eines Frankfurter Instituts vorausgegangen. Danach pendeln die pH- Werte in einigen Bereichen des Stadtwaldes zwischen 2,8 und 3,5. Die "Neutralpunkte" sollen aber bei der pH-Marke sieben liegen. Eine entscheidende Frage beim Kalken der "sauren" Böden ist die richtige Düngung. Eine Überdüngung kann ebenfalls Schäden zur Folge haben.

Bei der jetzigen Kampagne - sie basiert auf Empfehlungen eines für das Land Hessen erarbeitenden wissenschaftlichen Gutachtens der Forstlichen Fakultät Göttingen - werden "mild wirkende dolomitische Naturkalke mit hohen Anteilen an Magnesium" ausgebracht. Nach Angaben eines Sprechers des Darmstädter Regierungspräsidenten sind drei Tonnen pro Hektar "bewußt niedrig gewählt". So wolle man unerwünschten Nebenwirkungen wie "eine Anregung des Stoffumsatzes" vorbeugen. Dafür wird in Kauf genommen, daß das Kalken voraussichtlich nach acht bis zehn Jahren wiederholt werden muß. Die chemische Zusammensetzung wird dem RP zufolge durch laufende Probeentnahmen überwacht. Der fein aufgemahlene Kalk sei in der Lage, die in das Ökosystem Wald eingetragenen Säuren oberflächlich zu neutralisieren, so daß das weitere Voranschreiten der Versauerung der Waldböden verhindert werden könne.

Die Kalkung soll auch zum Schutz des Grundwassers beitragen. So wurden in einigen Quellwässern in hessischen Wäldern bereits Aluminiumkonzentrationen gemessen, die den EG-Grenzwert von 0,2 Milligramm für den Liter Trinkwasser übersteigen. Allerdings - darauf weist der RP ausdrücklich hin: "An dem vielfältigen Ursachenkomplex des Waldsterbens wird durch die Kalkungen nicht gerüttelt. Aus forstlicher Sicht sind daher weiterhin gesamtgesellschaftliche Anstrengungen zur Reduktion der Luftschadstoffe unabdingbar."

Alte Legende Zum Tode von Billy Eckstine

Seine Kollegen nannten ihn "B" oder "Mr. B": Ein Markenzeichen. Der Entertainer Billy Eckstine trug es mit Stolz, denn wenn er Mitte der 40er Jahre zunächst mit dem Orchester von Earl Hines und ab 1944 mit dem eigenen auf der Bühne stand, ließ das Vibrato seiner Stimmbänder die Herzen der Hörer(innen) oft stärker flattern, als dies seinen Konkurrenten Frank Sinatra, Nat King Cole und Bing Crosby gelang. "Er war ein Sex-Objekt", erinnert sich der Trompeter Miles Davis mit einer Spur von Neid in seiner Autobiographie an die Affairen seines ersten wichtigen Bandleaders. Während Frank Sinatra, Nat King Cole und Bing Crosby ihre Position als Top-Stars hielten und ausbauten, rutschte der Bariton "B" trotz seiner geschmeidigen Stimme zur Legende für Insider ab. Nicht seine Songs überdauerten die Zeiten, und noch weniger die Erinnerungen an sein Trompeten- und Posaunenspiel. Im Gedächtnis halten ihn vor allem seine Qualitäten als Bandleader und Talentförderer, der bereits 1944 den späteren Startrompeter Miles Davis anheuerte und zwei Wochen später wieder feuerte bevor er ihn 1946/47 auf längere Zeit beschäftigte. Zur Wiege des Bebop wurde dieses erste Orchester von Billy Eckstine, denn bei ihm fanden der Trompeter Dizzy Gillespie, der Altsaxophonist Charlie Parker und der Schlagzeuger Art Blakey sowohl während der Arbeit als auch bei den anschließenden Sessions auf New Yorks 52nd Street Freiräume für ihre Experimente.

Die eigenwilligen Soli der Jung-Bopper begeisterten die Fachleute und vergraulten die Fans. "Wir waren den Leuten eine bißchen weit voraus", gestand sich Billy Eckstine später ein. Anstatt, wie es in den 40er Jahren noch üblich war, zum Jazz zu tanzen, "blieb das Publikum stehen und hörte zu". Im besten Fall, denn viele verließen die Ballräume früher als gewohnt, und so mußte Billy Eckstine das Orchester 1947 vorläufig aufgeben. Doch schon wenig später arbeitete er mit eigenen Bands sowie den Orchestern von Count Basie, Quincy Jones and Maynard Ferguson und anderen vor allem in den großen amerikanischen Casinos, in Konzerten für die US-Army und in Fernsehshows weiter: Ein Entertainer, dessen Wurzeln im Jazz lagen. Billy Eckstine, der 8. Juli 1914 als William Clarence Eckstein geboren wurde, starb am Montag mit 78 Jahren in seiner Geburtsstadt Pittsburg an einem Herzleiden.

WERNER STIEFELE

Basketball-Regionalliga Südwest der Frauen Dreieichenhainer Lehrjahr Nur ein Sieg / Runden-Finale am Sonntag in Saalouis

Analog den Langener Regionalliga- Männern war die Basketball-Saison 92/93 für den SV 1890 Dreieichenhain bei den Regionalliga-Frauen ein Lehrjahr. Vor dem abschließenden Punktspiel am Sonntag (16 Uhr) beim Rangzweiten TV Saarlouis, der sich mit einem Sieg die Play-Off-Teilnahme sichern will, schlagen 2:32 Zähler zu Buche. Lediglich gegen die punktgleiche BSG Hillscheid/Montabaur/ Höhr-Grenzhausen gab es für den SVD einen Erfolg. Im letzten Heimspiel mußten sich die Spielerinnen von Trainer Peter Naus dem ACT Kassel, der zusammen mit dem punktgleichen TV Saarlouis um die Play-Off-Runde buhlt, mit 49:65 beugen. Ein akzeptabler Regionalliga-Abschied in der Weibelfeld-Halle, wo keines der neun Saisonspiele gewonnen werden konnte. Der SV Dreieichenhain wird 93/94 in der Oberliga Hessen spielen und in der Regionalliga durch den TV Langen ersetzt werden. Damit bleibt der Sportkreis Offenbach weiterhin in der Regionalliga Südwest vertreten, kommt es jedoch weiterhin zu keinem Nachbarschaftstreffen der beiden Erzrivalen.

SV Dreieichenhain - ACT Kassel 49:65 (26:27). Die wenigen treuen SVD- Fans (30) erlebten nach der Halbzeit den bereits bekannten "Hänger" der Dreieich- Girls, die nach 25 Minuten 30:40 zurücklagen und sich dem routinierteren und wurfsicheren Gast aus Nordhessen beugen mußten. Beate Brehm (17 Punkte) überragte beim Schlußlicht, Sabine Betz (13) ließ trotz ihrer zweistelligen Quote zu viele gute Gelegenheiten verstreichen. Wie geht es weiter beim SVD? Karen Himmel spielt bereits mit dem Gedanken, aufzuhören. Sollte es einen weiteren Aderlaß (wie bereits in den letzten Jahren passiert) geben, ist sogar ein freiwilliger Rückzug in die Landesliga möglich. "Diese Entscheidung soll bis zum Mai getroffen werden", sagt Trainer Naus, der in seiner ersten Saison mit dem SVD in der Regionalliga ebenfalls ein Art Lehrjahr hinter sich bringen mußte.

SV DREIEICHENHAIN: Beate Brehm (17 Korbpunkte), Sabine Betz (13), Karen Himmel (6), Susanne Wegeler (5), Kristina Kunovic (4), Anna Adler (2), Katrin Degner (2), Astrid Zöller, Katja Gänshirt, Astrid Purper. hdp

Busfahrerin stellte sich quer

ISTANBUL, 9. März (AP). Eine von der städtischen Verkehrsbehörde Istanbuls vor kurzem entlassene Busfahrerin hat nach einem Bericht der türkischen Nachrichtenagentur Anatolia fürchterliche Rache genommen. Wie es in dem am Montag erschienenen Bericht hieß, entwendete die 38jährige Ayse Celik einen Bus aus dem Depot, fuhr ihn zur Hängebrücke über den Bosporus und stellte ihn dort quer über die Auffahrt. Das Ergebnis war ein mehrstündiges Verkehrschaos, ehe die Polizei die Fahrerin dazu bewegen konnte, den Bus wieder aus dem Weg zu räumen. Die Brücke wird täglich von Zehntausenden Fahrzeugen überquert.

Briefe an die Redaktion "Wie schnell kann evakuiert werden?"

Leserin Birgit Zimmermann hat die FR-Berichterstattung über den Chemieunfall im Werk Griesheim der Hoechst AG angeregt, einmal grundsätzlich über solche Störfälle nachzudenken. Sie schickte uns dazu folgenden Leserbrief:

"Nun ist es also mal wieder geschehen. Nur diesmal doch anscheindend mit weitreichenderen Konsequenzen. Die Bedrohung, wie groß sie nun tatsächlich auch sein mag, ist noch so aktuell, daß ich mich frage, was passiert eigentlich, wenn im Stammwerk ein größerer Chemieunfall passieren sollte. (Unfall, wie Wörter doch manchmal verniedlichend sein können! Viele "Unfälle" sind sicher vorhersehbar und auch abwendbar!) Auch in der Hoechst AG gibt es Mütter und Väter in allen Etagen, denen das Wohl ihrer Kinder sicher ebenso am Herzen liegt wie mir.

Was wird wenigstens für sie getan, wenn wir es uns selbst vielleicht schon nicht mehr wert sind? Muß ich befürchten, vielleicht eines Tages zu spät, viel zu spät zu erfahren, meine Kinder hätten bereits ein paar Stunden, Tage eine gefährliche Chemikalie oder gar gefährliche Chemikalien abbekommen, was Konsequenzen für ihre Gesundheit haben würde? Gar für Leben oder Tod?

Ich als Mensch erwarte, daß wir Menschen uns gegenüber (und allen anderen Lebensformen) doch so ehrlich sind, daß wir Schaden, sofern es in unserer Macht steht, von uns wenden. Dazu gehört hier eben eine vernünftige Informationspolitik von seiten der Hoechst AG.

Ich möchte jetzt zum Beispiel gern wissen, welche Pläne existieren für den Ernstfall? Wie schnell kann überhaupt evakuiert werden? Was ist im Falle eines Falles, wenn meine Kinder gerade in der Schule sind? Welche Pläne existieren hierfür? Wo werden sie hingebracht? Wie sieht der verkehrspolitische Aspekt aus?

Werden für den Fall des Falles alle Einfallstraße nach Höchst umgehend in Ausfallstraßen geändert (vermehrte Zufahrtswege zu den Autobahnanschlüssen, um Chaos in den Stadtteilen zu vermeiden.) Gibt es gegebenenfalls "Notzüge", die sofort parat wären? Und, was am allerwichtigten ist, was wird getan, von allen verantwortlichen Bereichen und gesellschaftlichen Schichten, um den Fall des Falles zu vermeiden beziehungsweise zu verhindern?

Oder ist es unser Erbe als Industriemensch, daß wir mit diesen Unwägbarkeiten (falsch, oft sind Katastrophen auch vorhersehbar) leben müssen? Ich jedenfalls, und viele andere Eltern mit mir, bin sehr, sehr besorgt. Auch die Konsequenzen für die Gesellschaft, die sozio- psychischen Aspekte müssen bedacht werden.

Wie soll ich auf meine Tochter reagieren, wenn sie mir im Zusammenhang mit dem Griesheimer Chemieunfall sagt: "Es ist sowieso egal, wo man wohnt. Verseucht ist es doch überall. Auf dem Land sind's die Nitrate im Trinkwasser. Und wenn da alles o.k. wäre, geht vielleicht ein Atom-Kraftwerk in Frankreich hoch."

Hat gesellschaftlicher Werteverfall, den wir alle ja so oft beklagen, nicht auch etwas damit zu tun, daß unsere Kinder althergebrachte "Wertvorstellungen" gar nicht nur übernehmen (können), weil sie ihre eigene Lebensperspektive als so unsicher empfinden, daß sie gleich lieber nur kurzfristig denken und planen? Sich holen, was sie vielleicht übermorgen nicht mehr bekommen?

Rücksichtlos sind, weil sie erfahen, daß die Erwachsenenwelt auf sie keine Rücksicht nimmt? Wie können wir unsere Kinder erziehen, daß sie mit offenen Augen, kritisch, selbstbewußt, glücklich mit Werten versehen durchs Leben gehen (können), ohne die diffuse Angst im Hintergrund, es kann ja doch jederzeit irgendwas passieren? Auch deshalb ist verantwortungsvolle, ehrliche Aufklärung, nicht Vertuschung, Desinformation oder Verniedlichung angesagt. Damit sie (die Kinder) auch morgen noch . . .

So, ich gebe zu, das war jetzt schwere Kost. Aber Gedanken können sehr produktiv sein. Im diesem Sinne.

Birgit Zimmermann Franz-Mente-Straße 2 6230 Frankfurt-Höchst

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

Wir gratulieren

Johanna Eli, Zum Stadttor 20, Wehrheim, zum 80. Geburtstag.

Lothar Niemann kandidiert Der Dietzenbacher Grüne will Bürgermeister werden

DIETZENBACH. Erster Stadtrat Lothar Niemann will 1995 bei der Bürgermeisterdirektwahl als Kandidat der Grünen antreten. Das sagte der Grünen- Hauptamtliche gestern auf Nachfrage. Niemann geht davon aus, daß keine politische Mehrheit zustande kommen kann, die ihn als Ersten Stadtrat 1995 für sechs weitere Jahre im Amt bestätigen würde. Die Grünen planen, ihn zur Bürgermeisterkür ins Rennen zu schicken.

Auch Bürgermeister Jürgen Heyer wäre bereit, bei der Direktwahl für die SPD anzutreten. "Doch das hängt vom Votum der Dietzenbacher Sozialdemokraten ab."

Die Amtszeit von Heyer und Niemann endet Mitte 1995. Heyer sagte, daß er aus finanziellen Gründen nicht mehr zu kandidieren brauche. Er habe bereits in einem Jahr einen Pensionsanspruch auf 75 Prozent der Bezüge. "Das reicht, um gut leben zu können." Gleichwohl werde er sich bis zum Ablauf seiner jetzigen Amtsperiode mit ganzer Kraft zum Wohl der Stadt Dietzenbach einsetzen.

Offen bleibt kurz nach der Kommunalwahl weiterhin, ob es zu Absprachen zwischen den Parteien über eine mögliche Zusammenarbeit kommen wird. Obwohl die Grünen mit 17 Prozent noch 3,3 Prozent hinzugewinnen konnten, ist die rot- grüne Koaltion am Ende: Die SPD rutschte von 37,4 auf 21,9 Prozent ab. Nun blicken die Parteien erwartungsvoll zu der Freien Wählergemeinschaft (FWG) "Bürger für Dietzenbach" (BfD), die mit einem Wahlergebnis von 27,7 Prozent stärkste Fraktion im Stadtparlament wird. Nach Ansicht von Heyer und Niemann ist die BfD-FWG, die erstmals angetreten war, völlig überfordert, Personalentscheidungen zu treffen. Einziger Politprofi ist der Ex-Christdemokrat Rolf Küchler. Ansonsten setzt sich die etwa 80 Mitglieder zählende BfD-FWG zumeist aus politisch unerfahrenen Vertretern der örtlichen Vereine zusammen.

Die BfD-FWG hatte vor der Wahl angekündigt, keine Koalition einzugehen. Die FWG könnte jedoch nun mit der SPD oder mit der CDU ein Bündnis bilden. Der Vorstand soll mehrheitlich dagegen sein, doch die BfD-FWG trifft sich erst am kommenden Montag zu einer nichtöffentlichen Mitgliederversammlung, um die Marschrichtung festzulegen.

Heyer bekräftigte: "Die FWG ist am Zuge." Vermutlich sei sie derzeit noch unentschlossen. Notfalls werde man in Dietzenbach mit wechselnden Mehrheiten klarkommen müssen. fin

Wir gratulieren

Henriette Henrici, Zum Stadttor 20, Wehrheim, zum 88. Geburtstag.

Am lila Montag machten die Frauen doch nicht blau Im Hainer Burgkeller trommelte ein Frauenduo, im Langener Rathaus wurden Drinks gereicht

DREIEICH/LANGEN. "Es geht uns viel zu langsam. Wir sind ungeduldig. Wir wollen die Hälfte des Himmels schon heute, nicht erst für unsere Enkelinnen." Die Streiterinnen für die Gleichberechtigung kündigen den Internationalen Frauentag Jahr für Jahr mit Parolen an, denen es nicht an Entschlossenheit fehlt. In diesem Jahr setzten sie sogar noch eine leise Drohung drauf: "Auch Frauen könnten blau machen."

Dann wurde es allerdings ein "lila Montag", blau gemacht wurde nicht. Aber: Nach Auskunft der Veranstalterinnen des Frauentages - in Hessen der Landesfrauenrat - steht die Farbe "lila" für ein Ende der Bescheidenheit: "Der lila Montag ist erst der Anfang."

Kämpferisch im Ton, sind viele der schon traditionellen Veranstaltungen zum 8. März eher zahm. In Dreieich trafen sich die Frauen zu einem netten Abend im lila geschmückten Burgkeller: Sie wippten zu den Rhythmen der "Trommelaien" mit den Füßen, lauschten den Statements der gerade gewählten Kommunalpolitikerinnen und schmökerten in Frauenliteratur. Ein Aufstand der Frauen wurde dort nicht geprobt.

In Langen wurden im Rathaus lila Cocktails gereicht und aus lila Wollresten Netze gestrickt. Das hessische Mütterbüro hatte eigens zum Frauentag ein "Lila Kochbuch" herausgebracht, bei dem "frau" die Wahl hat zwischen dem Auberginengratin "Frauenpower" und "Petra's Kiss", einem Mixgetränk aus Campari und Himbeersirup.

Eine witzige Idee, doch sie rief Spötter auf den Plan, die über das feministische Plätzchenbacken lästerten. Völlig außer acht blieb dabei, daß sich Frauen mit dem Mütterbüro, den Frauenbeauftragten, dem Fachfrauennetzwerk und anderen Einrichtungen eine vielfältige Infrastruktur geschaffen haben, mit deren Hilfe sie sehr wohl ihre Emanzipation vorantreiben.

Daß sich die Frauenbewegung in diesem Sinne etabliert hat, ließ sich an den Veranstaltungen ablesen. Politikerinnen standen Rede und Antwort, Infos machten die Runde, Frauenkultur entfaltete sich auf den Bühnen.

Nicht eingelöst wurde jedoch der Anspruch des Landesfrauenrats, sichtbar zu machen, was wäre, wenn Frauen ihre selbstverständlichen Dienste den Nächsten versagten: "Leere Mägen, ungemachte Betten, verstaubte Wohnungen, unversorgte Männer, ungetröstete Kinder und der Zusammenbruch ehrenamtlich geleisteter Sozialarbeit wären die furchtbaren Folgen", hatte der Frauenrat gewarnt. Abgesehen davon, daß er mit diesem Szenario nur die Hausfrauen im Blicke hatte - nichts dergleichen, keine verzweifelten Ehemänner und keine verwaisten Kinder, wurden am lila Montag gesichtet.

"Ich hätte gerne einen Streik inszeniert, wie es die Schweizerinnen schon einmal gemacht haben", meinte Dreieichs Frauenbeauftragte Karin Siegmann, die mit dem uneingelösten Motto des Frauentags nicht glücklich war. Er sei ein Kompromiß der höchst unterschiedlichen Frauenverbände, die im Landesfrauenrat vertreten seien. Auf den "Tag der ungeduldigen Frauen" wird nach ihren Worten eine selbstkritische Bilanz der Veranstalterinnen folgen müssen. KARIN DALKA

Drei erste Plätze für Vilbel DLRG-Wettkampf in der Hitze des Hallenbades

BAD VILBEL. Mächtig ins Schwitzen gerieten am Sonntag rund hundert Rettungsschwimmer/-innen der DLRG bei den Bezirkswettkämpfen im Vilbeler Hallenbad. Dort herrschte am Nachmittag eine Bullenhitze, fast wie in einer Sauna. Wegen eines technischen Defektes ließ sich die Heizungs- und Belüftungsanlage nicht regulieren.

Dem sportlichen Elan tat dies jedoch keinen Abbruch. 97 Teilnehmer/-innen aus acht Ortsgruppen des sich von Bad Vilbel bis in den Vordertaunus erstrekkenden DLRG-Bezirks "Main" gingen an den Start. Die ausrichtende Vilbeler Ortsgruppe war mit acht Schwimmern/-innen vertreten. Das Hallenbad, ohnehin Sonntag nachmittags für den Publikumsverkehr geschlossen, hatte die Kommune dem Verein überlassen.

Zu absolvieren galt es in schnellstmöglicher Zeit verschiedene Rettungsübungen. Sie reichten vom Flossenschwimmen über das Schleppen einer Puppe bis hin zum Hindernis-Schwimmen und -Tauchen. Erstmals wurde bei den bis zum Abend dauernden Bezirksrettungswettkämpfen auch die Herz-Lungen-Wiederbelebung als Wettkampfdisziplin ausgetragen. Jeweils die beiden Erstplazierten einer Altersgruppe qualifizierten sich für die Hessenmeisterschaften.

Die bei früheren Wettkämpfen meist führenden Bad Homburger mußten diesmal Federn lassen.

Drei erste Plätze konnten ihnen die Bad Vilbeler abspenstig machen, freuen sich Michael Luy, Referent für Öffentlichkeitsarbeit, und Jugendleiterin Melanie Grimm über den Erfolg des Vilbeler DLRG-Nachwuchses. Für die Hessenmeisterschaft qualifizierten sich Stefanie Seipp (Bezirksmeisterin Schüler B weiblich), Jens Dorfmeier (Vizemeister Schüler B männlich) und Martina Ballweg (Jugend weiblich).

Die Bezirksrettungswettkämpfe hat die Bad Vilbeler DLRG-Ortsgruppe nun schon zum dritten Mal ausgerichtet. Die Bedingungen, so Michael Luy (37), seien in der Brunnenstadt ideal. Das Hallenbad verfüge auch über einen Nebenraum, in dem die Wettkampfergebnisse sogleich per Computer ausgewertet werden könnten.

Der Verein zählt über 200 Mitglieder in der Brunnenstadt. Donnerstags werden abends im Hallenbad Schwimmkurse für Kinder (ab 18.30 Uhr) und für Erwachsene (ab 20 Uhr) veranstaltet. Ebenfalls Frei-, Fahrten- und Jugendschwimmer- Prüfungen sowie eine Ausbildung zum Rettungsschwimmer können bei der DLRG-Ortsgruppe absolviert werden.

Im Freibad, wo sich auch das Vereinsdomizil befindet, springen die aktiven Mitglieder an besonders turbulenten Hochsommertagen beim Wachdienst mit ein. Grillabende und Radtouren gehören zum festen Bestandteil des Jugendfreizeitprogramms, so Melanie Grimm (21). Am 17./18. Juli sind ein Zeltlager und eine Kanufahrt auf der fränkischen Saale geplant.

Wer sich für die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft in Bad Vilbel interessiert, wendet sich an Michael Luy, Telefon 0 61 01 / 64 09. mu

Sieben Offenbacher im Umlandverbandstag

STADT UND KREIS OFFENBACH. Die Offenbacher SPD ist mit Gerhard Grandke und Norbert Walther im neuen Verbandstag des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) vertreten. Die SPD erzielte in Offenbach bei der UVF-Wahl 29,7 Prozent, 11,3 Prozent weniger als 1989 - die CDU 26,8 Prozent, fast zehn Prozent weniger. Die Christdemokraten schicken Klaus Bodensohn und Walter Bär in den UVF, die Grünen Thomas Weiterschan und die Freien Demokraten Ferdi Walther. Für die rechtsradikalen Republikaner, die 15,1 Prozent erreichten, wird Michael Schmidt in den Verbandstag gehen.

Die SPD im UVF-Wahlkreis 5 - dazu zählen der Kreis Offenbach und die Stadt Maintal im Main-Kinzig-Kreis - hat nun acht Sitze im Verbandstag. Nach Angaben von UVF-Pressesprecher Bernd Röttger nehmen dort Platz: Hans Frey, Ex- Bürgermeister von Neu-Isenburg und bisheriger Fraktionschef, Ex-Landrat Dr. Friedrich Keller, Helga Hildebrandt, Wilhelm Thomin, Klaus Juritko, Gisela Schmalenbach, Horst Lehr und Michael Jesgarek. Die Sozialdemokraten verbuchten in diesem UVF-Wahlbezirk 30,3 Prozent, ein Minus von 7,7 Prozent. Die CDU der Region mischt mit zehn Abgeordneten im UVF mit: Alfons Faust aus Dietzenbach, bisheriger Fraktionschef, Ex- Landrat Karl Martin Rebel, Helmut Sattler, Joachim Sukatsch, Bernd Abeln, Gerhard Klein, Heinz Keune, Klaus-Dieter Schneider, Robert Roth und Wilfried Bodensohn. Das CDU-Ergebnis im UVF- Wahlkreis 5: 36,7 Prozent - 4,1 Prozent weniger als vor vier Jahren.

Die gewählten Kandidaten der Grünen (15,3 Prozent) sind Kreisbeigeordneter Frank Kaufmann, Hans-Georg Klauer, Susanne Nöcker und Roland Schöner. Axel Kaiser aus Dietzenbach vertritt die FDP (5,4 Prozent). Die UVF-Republikaner im Wahlkreis 5 heißen Thomas Merget, Hartmut Langolf und Gerald Wißler. fin

Bürohaus . . .

Fortsetzung von Seite 1 zahl der Parkgaragenstellplätze. Mehr als 60 Plätze will die Stadt nicht zulassen, um den Autoverkehr zu reduzieren und die Pendler zum Umsteigen auf den Öffentlichen Personennahverkehr zu bewegen. "Da müssen wir noch einen Kompromiß finden. Außerdem denke ich, daß die S-Bahn Anbindung nach Niederrad ausreichend ist", äußerte sich der Projektleiter. 1988 mußte das damals bundesweit beachtete Freizeitzentrum Pueblo wegen finanzieller Schwierigkeiten schließen. Es wurde verkauft, doch auch der zweite Eigentümer erwirtschaftete keinen Gewinn mit dem spektakulären Lehmbau. Der dritte Eigentümer Michael Blum (damaliger Kaufpreis 10,8 Millionen Mark) vermietete die stillgelegte Freizeitoase an die Stadt, nach wenigen Monaten kaufte und verkaufte die Stadt das Objekt wieder an Blum. Mit dem Abriß im September 1990 schließlich wurde der Traum vom "Freizeitzentrum der Achtziger" begraben. hen

Für den Hobbykünstler- Ostermarkt anmelden

MAINTAL. Der Verein der Freunde und Förderer der Dietrich-Bonhoeffer- Gesamtschule in Maintal-Dörnigheim strebt an, "daß der Hobbykünstler-Ostermarkt eine Tradition und Attraktion für Maintal wird", wie Hans Ballschmiede für den Vorstand mitteilt.

In diesem Jahr findet der Markt am 27./28. März statt.

Künstlerinnen und Künstler, die sich mit Produkten an der Ausstellung beteiligen wollen, können sich unter der Telefonnummer 06181/493593 bei der Vorsitzenden des Fördervereins, Monika Hossinger, oder unter 46466 bei Angelika Krupkat näher informieren. pom

Einführung in den orientalischen Tanz

NIDDATAL. Bewegung, Rhythmus und Harmonie sind die Elemente des orientalischen Tanzes, eine Einführung gibt Gisela Rosing am Sonntag, 21. März, von 11 bis 17 Uhr im Praxis-Studio in Wickstadt, Telefon 0 60 34 / 32 00. Dort ist auch die Anmeldung erbeten. de

Bei Banden-Kämpfen Frankfurter erschossen

Gegenreligion Josef Winkler über Jean Genets "Zöglingsheft"

Was da so elektrisierend wirkte, war Genets Stolz auf sich und seine Homosexualität, seine Ablehnung aller Kompromisse mit dem bürgerlich Normalen. Der vom dörflichen Milieu in die Enge, fast in den Selbstmord Getriebene (so Winkler in den Romanen) atmete auf. Wenigstens eine Welt gab es, in der er leben konnte: die erzählte des Jean Genet.

Genet war der Sohn einer Pariser Prostituierten, Gabrielle Genet, die ihn 1910 zur Welt brachte. Die staatliche Fürsorge gab das Baby aufs Land - nach Morvan, in die Familie eines Schreinermeisters. Doch das philanthropische Konzept der Behörde ging nicht auf: Das Kind wurde nicht in die soziale Gemeinschaft aufgenommen; alle wußten, woher es kam; und alle hielten ihn für einen Menschen zweiten Ranges. Ein zweites Stigma kam hinzu: die Homosexualität. Beides zusammen machte Genet zum Rebellen. Als Jugendlicher riß er aus, wurde aufgegriffen, kam in die Besserungsanstalt von Mettray. Er hatte seine Identität gefunden: die des Kriminellen, die ihn schließlich bis in die richtigen Zuchthäuser führen sollte: Genet ist der lebenslangen Haft nur durch Begnadigung entgangen. An die Biographie schließt Winkler Reflexionen über Grundbegriffe von Genets Denken an: über das Böse etwa, die Sexualität, die Heiligkeit. Doch er bescheidet sich nicht damit, die gängigen Diskurse gewissermaßen auszuhebeln. Er will im Ernst wissen, warum Genet mit dem Bösen seinen Kult getrieben hat. Und läßt ihn die Antwort selber geben, indem er aus einem Interview zitiert: Er, Genet, habe sich bei seinen Pflegeeltern elend gefühlt, weil er sich als Fremder gefühlt habe. Daher sein Haß auf die Eingesessenen, auf Frankreich, daher die Gegenreligion, der Kult des Bösen.

••••KORR (Artikel Valery)•••• •••steht nicht mehr im System•••

nicht - wir dächten nicht, wir redeten nicht miteinander. Das Erkennen ist dem Wesen selber wie fremd. Dieses kennt sich nicht, fragt sich, läßt sich antwor- ten . . ."

RALPH-RAINER WUTHENOW

Paul Valéry: Werke I, Dichtung und Prosa. Hg. v. Karl Alfred Blüher u. Jürgen Schmidt-Radefeldt, Werke II, Dialoge und Theater. Hg. v. Karl Alfred Blüher, Insel- Verlag Frankfurt a. M., 1992 u. 1990, 697 u. 509 Seiten. 72 u. 64 DM.

Roth, der Meister der Selbstbezüglichkeiten und -verwischungen, der unermüdlich die heiligen literarischen Instanzen Leser, Autor, Erzähler, Figuren und reale Vorbilder durcheinanderwirbelt, ist auch in seinem 60. Lebensjahr noch kein bißchen müde geworden. Sein jüngster Taschenspielertrick Täuschung gehört zu den raren Romanen - wie etwa Henry Greens Liebesspiele -, die ausschließlich aus Dialogen bestehen. Mehr als die eine oder andere "Regieanweisung" - "lacht" - wird man in ihm nicht finden. Die Lektüre gerät zum Spiel: Rat mal, wer da spricht.

Oder, mit Roths Schlußdialog gesprochen, der das zweifellos konziser formuliert: "Aber das war unser Leben, dachte ich, wie es hätte sein können. Auch unser Leben". - "Das habe ich verstanden. Es ist eine so seltsame Geschichte." - "Ich weiß. Kein Mensch würde sie glauben."

PETER KÖRTE

Philip Roth: Täuschung. Roman. Aus dem Amerikanischen von Jörg Trobitius. Carl Hanser Verlag, München / Wien 1993, 168 Seiten, 36 DM.

Michael Quast mit Love songs unter Geiern

HOFHEIM. Noch schwärzeres Kabarett als bei seinem Erstling "Die Wüste lebt" verspricht Michael Quast in seinem neuen Programm "Unter Geiern - Lovesongs", mit dem er am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr in der Hofheimer Stadthalle gastiert. Die Liebesgesänge gehen in Richtung Jazz, mit Ausflügen zu Rock und Pop. Ungehört, so kündigt der Künstler sich an, sind bislang seine Interpretationen klassischer Swing-Standards.

Karten für 15 Mark sind beim städtischen Kulturamt in der Elisabethenstraße 3 zu haben. dia

Poker um die Macht hat begonnen Die alten und neuen politischen Kräfte haben exakt drei Wochen Zeit Von Helmut Pomplun MAINTAL. Die Karten werden neu gemischt in Maintal. Drei Wochen haben die alten und neuen politischen Kräfte Zeit, sich im Poker um die Macht abzusprechen und die neuen Strukturen für die Gremien vorzubereiten. Am 1. April wird sich das neue Maintaler Stadtparlament erstmals zur konstituierenden Sitzung versammeln. Nach dem Willen der Wählergemeinschaft "Freie Maintaler", die mit elf Sitzen zum entscheidenden Faktor zwischen SPD (13) und CDU (12) nachgerückt ist, soll es ein offenes Spiel mit wechselnden Mehrheiten werden, wobei die Grünen (4) - zumindest aus der Sicht der CDU - schon als "die Kleinen" bezeichnet werden und die "Republikaner" (5) möglichst gar nicht mitspielen sollen, worüber sich offenbar alle anderen einig sind. Als sicher gilt, daß die Amtstage des Ersten Stadtrates Dr. Karl-Heinz Schreiber (SPD) gezählt sind. Er "geht" aber erst im Herbst 1995. Ein halbes Jahr vorher steht die erste Direktwahl des Maintaler Bürgermeisters an. Ob Dr. Walter Unger (SPD), dessen derzeitige Amtszeit am 30. April 1995 endet, nochmals zur Verfügung steht, will die Partei indes schon bis zur kommenden Sommerpause geklärt wissen, wie der bisherige SPD-Fraktionsvorsitzende Mario Arendt gestern auf Anfrage der FR erklärte.

"Wir gehen davon aus, daß beide, Unger und Schreiber, noch zwei Jahre weitermachen. Schreiber hat angedeutet, daß er danach nicht mehr will. Ungers Entscheidung ist noch offen. Falls er auch nicht mehr will, müssen wir das rechtzeitig wissen, um einen neuen Kandidaten aufzubauen und in Maintal bekanntzumachen. Alle Aktiven in der SPD hoffen, daß Unger weitermacht. Aber ich weiß, daß ihm die Direktwahl überhaupt nicht gefällt, und mehrheitlich ist ja auch die SPD dagegen gewesen."

Als Bürgermeisterkandidat der Christdemokraten steht unangefochten ihr "alter" und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch neuer Fraktionsvorsitzende Erhard Rohrbach bereit. Der 36jährige Jurist sieht seine Chancen, der erste CDU-Bürgermeister der dann "Bürgermeisterwahl noch nicht gelaufen" 21 Jahre alten Stadt Maintal zu werden, bestenfalls als schmalen Lichtstreifen am Horizont und keineswegs so optimistisch, wie aus dem neuen Kräfteverhältnis im Parlament zu schließen wäre.

"Es gibt durchaus keine bürgerlichen Mehrheiten", gab Rohrbach auf Anfrage zu bedenken. "Da die Freien Maintaler viel zu heterogen sind und zuviel von der SPD weggenommen haben, ist die Bürgermeisterwahl noch längst nicht gelaufen. Allein mit Arithmetik kommen wir da gar nicht weiter."

Zu den aktuellen Verlusten seiner Partei (von 35,6 auf 24,8 Prozent) verwies Rohrbach auf die Ergebnisse im Umlandverband Frankfurt (UVF): "Hier haben wir in Maintal nur einen Verlust von rund drei Prozent, was dem Landesdurchschnitt entspricht. Wir haben nichts gutgemacht, aber man muß die Zahlen hinterfragen, und dann ist die Entwicklung gar nicht so dramatisch."

Daß die "Freien Maintaler" (FM) auch der CDU Stimmen abgejagt haben, lag nach Rohrbachs Einschätzung einerseits an "der katastrophalen Stimmung in der Bevölkerung", in der auch die CDU mit ihren Angeboten "keine Resonanz" gefunden habe.

Aus dieser Stimmung sei auch der enorme Zulauf der FM zu erklären, denn inhaltlich hätte die neue Gruppe doch "nur olle Kamellen" geboten, urteilt Rohrbach: "Wir haben das Feld bestellt, aber die FM hatte den besseren Dünger. Wir haben die Schwachstellen der Rot-Grünen bloßgelegt, haben aber nicht die Früchte davongetragen."

Fazit des Christdemokraten: "Noch besteht kein Grund zur Panik, aber auch nicht zur Freude. Wir haben mit die Möglichkeit zu sagen, wir suchen neue Mehrheiten, und können uns daran beteiligen, das ist schon eine ganz andere Sache, als vor vier Jahren, als alles über unsere Köpfe hinweg entschieden wurde."

Offensichtlich hätten die Maintaler der CDU allein die Ablösung der rot-grünen Mehrheit nicht zugetraut. Aber eine klare Absage habe die SPD erhalten. Ihr Absacken von 47 auf 28 Prozent sei "eine schallende Ohrfeige für die Arbeit der letzten vier Jahre".

Sozialdemokrat Mario Arendt sieht das differenzierter, ohne beschönigen zu wollen: "Viele kleine Fehler ergeben als Summe unsere katastrophale Niederlage. Was wir politisch umgesetzt haben, war nicht falsch, aber wir haben es versäumt, die Positionen rüberzubringen. Fraktion, Magistrat und Parteivorstand, alle Gremien sind aufgerufen, sich konkret zu fragen, was alles wir in den letzten Jahren versäumt haben."

Als Beispiel nannte Arendt die Sozialwohnungen, die Frankfurt in Maintal baut. "Wir haben nicht rübergebracht, daß es die einzige Möglichkeit für Maintal ist, zum Nulltarif Sozialwohnungen zu kriegen, die wir selbst nicht finanzieren könnten."

Auch der Verkauf des Bonhoeffer- Schulgeländes, mit dessen Gewinn das Einstein-Gymnasium erweitert werde, sei der Bevölkerung offenbar nicht als gute und sinnvolle Politik verständlich gemacht worden. Zu den Problempunkten Rhönstraße und Herrenhofplatz meinte Arendt: "Wir haben erwartet, daß hier die "Es wird einige Änderungen geben" Notwendigkeit für Sozialwohnungen anerkannt würde." Die SPD sei sich durchaus der Gefahr bewußt, daß jetzt wesentliche gemeinsam mit den Grünen getroffenen Entscheidungen rückgängig gemacht würden.

Das bestätigte CDU-Pressesprecherin Angelika Feuerbach: "Die Erhöhung der Kindergartengebühren und auch die Staffelung werden rückgängig gemacht." In diesem Punkt stimme die CDU mit der FM schon von den Programmen her überein. Man werde jetzt in Verhandlungen weitere Sachfragen klären. "Wir greifen erst die Dinge auf, die zeitlich brennen. Zugegeben, die Gebührenänderung wird schwer, wir sind ja keine Dukatenesel, aber wir werden eine Lösung finden." FM-Vorsitzender Bernhard Schneider kündigte an, es werde eine Reihe von Änderungen geben. Als konkretes Beispiel nannte er die Zulassung von Werkswohnungen in Gewerbegebieten. Für die ungebunden bleibenden FM sei aber auch eine punktuelle Zusammenarbeit mit den Grünen denkbar, etwa im Kindergartenbereich.Frühmorgens in Friedberg Ganoven räumten Damen-Boutique aus

FRIEDBERG. Aus einer Damen-Oberbekleidungs-Boutique in der Kaiserstraße entwendeten Einbrecher am Montag gegen 4.30 Uhr Leder- und Frühjahrsklamotten der Marken Strenesse, Di Bari, Rosner, Flick, Advance und Kern im Wert von 20 000 bis 30 000 Mark. Die Kripo vermutet, daß zwei Täter am Werk waren.

Vor dem Laden soll zur Tatzeit ein größeres Auto gestanden haben, in dem angeblich eine Person wartete. Im beleuchteten Laden wurde nach Zeugenberichten ein weiterer Täter gesichtet. Er soll etwa 1,75 Meter groß und zwischen 20 und 25 Jahren alt sein, eine schlanke Gestalt und kurze schwarze Haare haben. Hinweise unter Tel. 0 60 31/60 10. mk

Mittwoch, 10. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Das weite Land".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred-Brehm- Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, öff. Generalprobe "Ein Sommerabend im Wintergarten".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 u. 28 36 76: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen". Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere - Spezial.

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena".

Mouson Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Studiobühne: 21 Uhr, Mitsuru Sasaki - "Human Power Flight" (Tanzperformance).

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 - 0: 20 Uhr, "Les Pieds dans l'Eau".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Shy Guys - "MixTour". Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Cinderella".

Freies Schauspiel Ensemble, Philantropin, Hebelstr. 17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie".

Theater im Laden, Tel. 707 59 26: 9.30 und 11 Uhr, "Der Baum, Ben und die Beule" (ab 6 J.; Kartenvorbestellung nötig); Zoo, Serengetisaal.

Jahrhunderthalle Hoechst, Tel. 36 01 240: 20 Uhr, Nederlands Dans Theater, Den Haag.

Frankfurter Kunstgemeinde, Tel. 15 30 82 22: 20 Uhr, "Damenkrieg", Bürgerhaus Griesheim.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20: Tel.28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue.

Musik Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Megadrums - Trommel-Happening.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Sally Barker & Band.

Jazzlife Podium, Kl. Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, White Water.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 21 Uhr, Salsa Disco.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 19 Uhr, Papa's Finest Boogie Band.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse: 21 Uhr, Time Bandits.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.30 Uhr, Jamsession.

Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Session.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, Izio Gross Latin Jazz.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1: 20 Uhr, Didjits / Noise Annoys.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories.

Zeilgalerie Les Facettes, Ebene 7: 22 Uhr, Mike Ascot, Hypnoseshow.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Festhalle, Messegelände: 20 Uhr, Chris Rea.

Der Blinde König, Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 21.30 Uhr, The Elektronauten.

Nachtleben, Kurt-Schumacher-Str. 45: 20 Uhr, Mercury Rev. Vorträge / Diskussionen Volkssternwarte Frankfurt, Robert-Mayer- Str. 2-4: 20 Uhr, Vortrag "Mikrobiologische Weltraumforschung: Exobiologie und Gravitationsbiologie". Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 17.30 Uhr, Vortrag "Was ist (Selbst)heilung?".

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Vortrag im Rahmen der Ausstellung "Neues Jungfrauen-Kloster in Moskau" - "Zur Geschichte und Kunstgeschichte der Moskauer Klosterfestungen".

Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Vortrag im Rahmen der Karikaturenausstellung "Die deutsch-polnische Geschichte - von den polnischen Teilungen bis zum Vertrag von Versailles (1793-1919)".

Schillerschule, Morgensternstr./Otto-Hahn- Platz: 18.30 Uhr, Gesprächsrunde "Zivile Formen des Umgangs. Islamische Menschenrechtsdiskussion und die Rechte von Muslimen in Deutschland".

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: 19.30 Uhr, Diskussion und Gespräch, "Konflikte in Beruf und Familie". Museen / Führungen Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Tiere des Erdmittelalters". Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Bernd und Hilla Becher, Jeff Wall, Bernhard und Anna Blume"; 18 Uhr, Führung zu "Ausgewählte Werke und Räume".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung "Die künstlerische Freiheit in der Spätgotik - Zur Porträthaftigkeit und zur Authentizität". Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung "Der Jüdische Weg ins 20. Jahrhundert". Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zu "Mythos Maske. Ideen- Menschen - Weltbilder".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Literatur / Lesungen Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 15.30 Uhr, Erzählnachmittag - "Vom wunderbaren Tontopf oder woher die Märchen kommen."Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 30 im Anzeigenteil. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Bürgerhaus Philanthropin, Hebelstr. 17.

Ev. Familienbildung, Darmstädter Landstr. 81: 10 bis 12 Uhr, Offene Stillgruppe.

Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr.: 16.30 Uhr, Doppelkopfrunde.

Deutscher Hausfrauen-Bund: Spaziergang nach Bad Vilbel; Treffpunkt 13.53 Uhr, Berkersheim, Bahnhof (S 6 ab Hauptwache).

Fachverband für Hauswirtschaft: 15 Uhr, Neues von der Domotechnica; Treffpunkt Stadtwerke, Beratungszentrum.

Hausfrauen-Verband: 15 Uhr, Stammtisch, "Mit der richtigen Ernährung das Alter genießen"; Intercity-Restaurant im Hauptbahnhof.

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 14 Uhr, Brett- und Kartenspiele mit Kindern aus der Kindertagesstätte.

Stadtteilbücherei Bockenheim, Leipziger Str. 13 a: 15 Uhr, Monatsthema: Märchen.

Frankfurter Stadtwald Verein 03: 19 Uhr, Apfelwein-Abend, Gaststätte "Riedhof", Mörfelder Landstr. 210. Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg. Blutspendetermine DRK-Heim, Bergen-Enkheim, Neuer Weg 3: 17 bis 20 Uhr.

Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Brücken-Apotheke, Schwanheim, Geisenheimer Str. 39, Tel. 35 83 10; Die Rosen-Apotheke, Am Salzhaus 3-5, Tel. 28 24 70; Eschbach-Apotheke, Nieder-Eschbach, Alt-Niedereschbach 2, Tel. 5 07 70 77; Raben-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Str. 55, Tel. 62 14 14; Ring-Apotheke, Westhausen, Westring 44, Tel. 76 13 22; Sonnen-Apotheke, Bornheim, Seckbacher Landstr. 10, Tel. 45 28 28; Stephanische Apotheke, Sindlingen, Bahnstr. 113, Tel. 37 41 10; Westend-Apotheke, Brentanostr. 29, Tel. 72 70 62. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst

19 bis 6 Uhr: Dr. Eckes, Frankfurter Str. 78, Offenbach, Tel. 81 31 13, oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst

in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen

Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51.

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - ohne Gewähr -

Wir gratulieren

Frau Gertrud Gambietz zum 90. Geburtstag am 10. März.

Die rote Hochburg hielt stand Hasselroth: Mehrheit für SPD / CDU verlor, BVH legte zu

HASSELROTH. Ihr erklärtes Ziel haben CDU und BVH nicht erreicht. Die Sozialdemokraten geben in ihrer Hochburg Hasselroth weiterhin den Ton an. Allerdings nur knapp: Angesichts eines Stimmenverlustes von 5,3 Prozentpunkten müssen die Genossen einen Sitz abgeben und verfügen nur noch über 16 Gemeindevertreter.

Auch die Christdemokraten gingen eines Sitzes verlustig. Lachender Dritter ist die Bürgervertretung, die dank eines Zugewinns von 6,6 Prozentpunkten künftig acht Parlamentarier stellt und sogar die CDU überrundet hat.

Bürgermeister Klaus Traxel ist zwar froh, daß seine Partei trotz erheblicher Verluste die Mehrheit im Gemeindeparlament hält. "Doch das eigentliche Problem sind die 600 Stimmen für die Republikaner im Kreis", sagt der Sozialdemokrat betroffen. Fast 15 Prozent der Hasselrother hätten die Rechtsextremen für den Kreistag gewählt, wobei sie vor allem auch in Neuenhaßlau "krass" zugelegt hätten.

Ebenso ungewohnt für die Genossen: Auch auf kommunaler Ebene mußten sie dort rund 100 Wählerstimmen an die BVH abgeben. Dennoch sieht Traxel für seine Partei "keinen Grund, was zu ändern". Ihre Einbuße liege nicht nur am allgemeinen Trend, sondern sicherlich auch an mancherlei Unzufriedenheit vor Ort.

Im Gegensatz zur CDU, die keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung machte, ist die BVH mit ihren 26 Prozent recht zufrieden. Die Bürgervertretung habe es zwar nicht geschafft, die absolute SPD- Mehrheit zu knacken, sei aber für ihre Politik bestätigt worden. tja

Wähler sind zufrieden mit der Rathaus-Politik Gründau: Gewinne für CDU und Wählergemeinschaft, Verluste für SPD und die Grünen

GRÜNDAU. Die Gründauer CDU hat in Sachen Wahlprogrose den Mund nicht zu voll genommen. Daß ihr Selbstbewußtsein angebracht war, beweist ein Zugewinn von 2,8 Prozent oder einem Sitz im Gemeindeparlament. Da dieses Ergebnis auch die Koalitionspartnerin FWG einsacken konnte, sind's die Christdemokraten zufrieden. Zumal sie im Verhalten der Wähler vor allem eine "Bestätigung unseres Bürgermeisters" sehen.

Anders die Opposition: Die SPD mußte erneut eine Niederlage - diesmal ein Minus von 5,5 Punkten - einstecken. Dementsprechend "enttäuscht" war auch ihre Reaktion. Und obwohl der Grünen-Stimmenanteil unerheblich gesunken ist, zeigte sich die Ökopartei ob des landes- und kreisweiten "Rechtsgebarens deprimiert". Zumal auch die Bürger im "reichen Gründau" den Rechtsextremen im Kreistag fast 13 Prozent ihrer Stimmen gegeben haben.

Das erklärt sich FWG-Fraktionschef Wilhelm Schneider anders. Wegen unterschiedlicher Listenplätze beim Gemeinde- und Kreiswahl sei "bestimmt" die Hälfte der Gründauer Republikaner-Wähler der Verwechslung anheim gefallen. "Die Republikaner haben doch im Kreis auf demselben Listenplatz gestanden wie wir hier in der Gemeinde - da kreuzen halt viele aus Versehen das Falsche an." Und der Rest seien Protestwähler.

Mit der eigenen Leistung ist die Freie Wählergemeinschaft "wirklich" zufrieden. "Es wird wohl mit der CDU weitergehen", meint Schneider. Obwohl - eigentlich hätte man ja mit SPD und Grünen zusammen eine andere Mehrheits-Möglichkeit, überlegt der FWG-Mann. Ernst gemeint ist das aber nicht, "wo doch die SPD nicht klug wird". Und auch Bürgermeister Georg Meyer "geht von einer Fortsetzung unserer Koalition aus".

"Es gibt in Gründau wenig Unzufriedenheit mit der Rathaus-Politik", gesteht selbst SPD-Fraktionschef Ingo Evers den Gewinnern zu. Deswegen glaubt er auch, daß die CDU den Erfolg hauptsächlich dem Popularitäts-Bonus ihres Bürgermeisters zu verdanken hat. Daß der in einer Sendung über Filz in Deutschland angeschossen wurde, hat offensichtlich keiner ernst genommen. Evers will die eigene Niederlage "nicht schönreden", aber sie liege nun mal im Landestrend und sei die Quittung für die Bonner Politik.

Bis auf das Unverständnis über die rechten Wähler ist unterdessen Gründaus Ökopartei "mehr als zufrieden", daß sie ihre vor vier Jahren errungenen Parlamentssitze halten kann. Angesichts der vorangegangenen "Hetzkampagnen" gegen den Grünen-Wahlkampf und der Plakate, die überall "zu 90 Prozent mit Brachialgewalt zerschlagen wurden", hatte Spitzenkandidatin Christa Hackl auch keinen Zugewinn erwartet.

Daß sie ihre Wähler fast unvermindert halten und in etlichen Ortsteilen sogar verbessern konnten, führen die Grünen auf ihre "klare Position" zurück. "Wir haben als einzige brisante Themen aufgegriffen", sagt Hackl selbstbewußt. Schlecht sei nur, daß die CDU dazugewonnen und die SPD derart verloren habe. Das gute Stimmenergebnis für die Republikaner im Kreistag gründet aus Sicht der Grünen unter anderem auch auf der Nähe zur Barbarossastadt. "Gelnhausen färbt ab - das Asylthema hat auch bei uns die Richtung geprägt." tja

Auch Rodgau hat jetzt eine Sozialstation Zentrale in der Robert-Koch-Straße 1 in Hainhausen / Team betreut Alte und Kranke

RODGAU. Mit der Einrichtung der "Sozialstation Rodgau" hat auch die größte Stadt des Kreises Offenbach ihren ambulanten Pflegedienst der Kranken-, Alten- und Familienpflege jetzt auf eine neue organisatorische Grundlage gestellt. Der Sitz der neuen Sozialstation ist in der Robert-Koch-Straße 1 in Hainhausen, Telefon 32 81.

Das Team des Pflegedienstes betreut kranke und alte Menschen, angefangen bei leichten Gebrechen bis hin zur Schwerpflegebedürftigkeit. Zu dieser Tätigkeit gehören die Pflege des Patienten, medizinische Verrichtungen in Zusammenarbeit mit den Ärzten und, nicht zu vergessen, die psychische Betreuung.

Die eigentliche Grundpflege umfaßt ein weites Feld von Aufgaben, angefangen bei der Krankenbeobachtung über die Körperpflege, das Betten und Lagern, vorbeugende Maßnahmen, die sogenannte Mobilisation bis hin zur Information über Pflege und Betreuung von Betroffenen und Angehörigen.

Um den Bürgern die Möglichkeit zu geben, mehr Informationen zur Pflege und Betreuung ihrer Angehörigen zu Hause zu erhalten, hat die Stadt Rodgau im Sozial- und Jugendamt des Rathauses über die Rufnummer 69 32 38, nicht nur während der üblichen Arbeitszeit sondern rund um die Uhr, einen Informationsdienst eingerichtet.

Dort können sich auch Betroffene melden, die ihre Verwandten gern in die Obhut erfahrener Schwestern, Alten- und Familienpfleger geben möchten. Dieser Informationsdienst wird, sobald die Sozialstation telefonisch zu erreichen ist, von Hainhausen aus übernommen.

Außerdem erfüllen die städtischen Pflegekräfte eine Vielzahl von Aufgaben auch im Bereich der Behandlungspflege - wie die Versorgung von Wunden, Verbandswechsel, Injektionen, Arzneimittelabgabe und die Dienstleistungen der hauswirtschaftlichen Versorgung.

Dieses freiwillige Angebot der Stadt Rodgau erfüllt die gesetzlichen Anforderungen und Bestimmungen. Bei dem Pflegedienst handelt es sich deshalb um eine vom Land anerkannte Sozialstation.

Die Pflege erfolgt natürlich in enger Zusammenarbeit mit Ärzten, Krankenkassen und auch Angehörigen. Hilfsmittel zur Pflege wie Krankenpflegebetten, Rollstühle, Nachtstühle und mehr werden von der Sozialstation ausgeliehen. ttt

Wege in die Vergangenheit Taunusklub bietet heimatkundliche Wanderungen an

Nach der Feier folgt der Fleiß Siegern vom Sonntag droht das Studium der Satzungen

HOCHTAUNUSKREIS. Das Antreten, der Wahlkampf und der Erfolg am 7. März waren das eine, nun folgt der nächste Schritt, das Sich-Einlassen auf die speziellen Spielregeln, nach denen das Geschäft läuft. Neulinge in großer Zahl drängen in den kommenden Wochen auf die kommunalpolitische Bühne. Sie treffen dort auf viele "alte Hasen" - es fragt sich nun: Tun sie es unbeleckt oder wohlvorbereitet?

Schon am Wahlabend mag sich bei manchem, bei mancher "Neuen" in die Freude über das Wahlergebnis eine dunkle Vorahnung von dem geschlichen haben, was jetzt auf die Parlamentsneulinge der Freien Wählergemeinschaften (und auch der "Republikaner") zukommt: Sie müssen sich mit der Hessischen Gemeindeordnung, den diversen Gesetzen, Satzungen und Geschäftsordnungen vertraut machen - möglichst so, daß sie sich bei der ersten Sitzung vor dem politischen Gegner nicht lächerlich machen.

Was denen, die Kreis-, Stadt- und Gemeindeparlamenten schon vier, acht oder mehr Jahre angehören, mittlerweile als das Selbstverständlichste der kommunalen Welt erscheint, müssen die neugewählten Volksvertreter erst in ihr Leben integrieren: daß politische Arbeit endlose Stunden an Freizeit verschlingt, daß es am laufenden Band Sitzungen gibt, kiloweise Unterlagen, die man kennen sollte, und daß es der eigenen Sache gut tut, sich so zu artikulieren, daß andere etwas damit anfangen können.

Leicht stellt sich in solcher Situation nach der ersten Euphorie Ernüchterung ein. Der gewachsene Apparat hat sein Gewicht, und Verletzungen der Spielregeln toleriert er nicht. Reden, Presseerklärungen, Protokolle, Angriffe und Gegenwehr, die Forderung nach innerer Geschlossenheit der vielleicht gar nicht so homogenen Gruppe, das Ausbleiben von Erfolgserlebnissen - das Terrain ist voller Fußangeln, schwieriges Geläuf gerade für neue Starter.

Parteien haben für solche Lagen ihre Bildungseinrichtungen; Freien Wählern bleibt da nur die Do-it-yourself-Methode mit Hilfe der Fachliteratur oder befreundeter altgedienter Kommunalpolitiker - oder der Gang zum Hessischen Städte- und Gemeindebund. Denn dessen "Freiherr-vom- Stein-Institut" bietet alljährlich im Frühling und im Herbst je 20 Lehrgänge an, bei denen in Lindenfels Parlamentariern und Verwaltungsleuten das kommunalpolitische Know-how beigebracht wird. Bis zu 30 Teilnehmer hat solch ein Kurs, und anmelden kann man sich als Neugewählter über sein Rathaus. tom

BUND verschenkt in Eppstein Bäume

EPPSTEIN. Eine Sonderaktion für Hobbygärtner startet der BUND Ortsverband Eppstein in diesen Tagen. Mit einer Baumpflanzaktion am kommenden Samstag, 20. März, soll für den traditionellen Streuobstanbau geworben werden. Dabei stehen die Obstbäume kunterbunt durcheinander, ursprünglich zufällig, heute in Erinnerung an diese natürliche Vegetation durchgeplant. Bis zum 14. März können sich noch Interessenten beim BUND Eppstein anmelden (Telefon 0 61 98/ 13 36). Am Pflanztag werden dann Kirsch-, Birnen-, Pflaumen- und Apfelbäume kostenlos abgegeben. dia

Autofahrer erlitt bei

Unfall eine Kopfwunde

BRACHTTAL. Einen Schaden von 31 000 Mark hat ein Autofahrer in Schlierbach verursacht, als er in der Brachttstraße mit seinem Mazda nach rechts abkam und so heftig gegen einen parkenden Wagen stieß, daß dieser herumgeschleudert wurde und anshließend einen Zaun und ein weiteres Fahrzeug beschädigte.

Der Mazda und der gerammte Wagen erlitten Totalschaden, der Unfallverursacher flüchtete mit einer blutenden Kopfwunde von der Unglückstelle und ließ sich im Krankenhaus ambulant behandeln. jan

Kohl entfacht Arbeitszeit-Streit ÖTV weist Forderung nach 40-Stunden-Woche scharf zurück

FRANKFURT A. M., 9. März (bho/AP). Heftigen Widerspruch der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) hat Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) mit seinem Eintreten für eine längere Arbeitszeit im öffentlichen Dienst ausgelöst. Bei der Eröffnung der Leipziger Herbstmesse hatte Kohl am Montag abend gesagt, er unterstütze Vorschläge der Länderfinanzminister, die Wochenarbeitszeit im öffentlichen Dienst von 38,5 auf 40 Stunden zu verlängern. Die Tarifparteien sollten dies "ernsthaft" prüfen. Das Glück keines Menschen in Deutschland hänge davon ab, ob er 38, 39 oder 40 Stunden arbeite, meinte Kohl.

Die ÖTV-Vorsitzende Monika Wulf- Mathies nannte Kohls Vorschlag am Dienstag in Stuttgart "instinktlos". Seine Äußerungen kämen einer "Aufforderung zum Vertragsbruch" gleich. Die ÖTV sei mit der Forderung nach einer weiteren Arbeitszeitverkürzung in die diesjährige Tarifrunde gegangen. Mit dem Abschluß einer dreiprozentigen Einkommenserhöhung, die nicht einmal den Preisausgleich sichere, und der Festschreibung der 38,5- Stunden-Woche habe die ÖTV "das Äußerste an Kompromißbereitschaft bewiesen", sagte Wulf-Mathies. "Die Ratschläge des Bundeskanzlers sind nicht nur Gift für den Arbeitsmarkt, sie zeigen auch einen bedenklichen Mangel an Sensibilität mit mühsam erzielten Tarifkompromissen." Ihre Organisation werde sich tarifpolitisch nicht nötigen lassen.

Kohl hatte sich ferner für eine Abkehr von starren Arbeitszeitregelungen und für längere Maschinenlaufzeiten in der Industrie ausgesprochen. Dadurch könne rasch die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Industrie weltweit erhöht werden.

Im Streit der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie appellierte Kohl an die Tarifparteien, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Wachstumsförderung müsse Vorrang vor einem "lähmenden Verteilungsstreit" haben. Angesichts der weltweiten Rezession sei jetzt nicht die Zeit für "Anspruchsdenken". Die Tarifautonomie nehme Schaden, wenn es beiden Seiten nicht gelinge, auf veränderte wirtschaftliche Situationen angemessen zu reagieren.

Wir gratulieren

Herrn Friedrich Kaiser aus Maintal- Dörnigheim zum 90. Geburtstag am Mittwoch, 10. März.

Frau Elisabeth Scheerer aus Maintal- Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Mittwoch, 10. März.

Herrn Hermann Schmitt aus Maintal- Dörnigheim zum 80. Geburtstag am Mittwoch, 10. März.

Frau Anna Eschelbach aus Maintal-Bischofsheim zum 80. Geburtstag am Mittwoch, 10. März.

Frau Margaretha Traudt aus Nidderau- Windecken zum 80. Geburtstag am Mittwoch, 10. März.

Gudrun Hoffmann bleibt CDU-Fraktionschefin

BAD HOMBURG. Die neugewählte CDU-Fraktion im Bad Homburger Stadtparlament hat die seitherige Vorsitzende Gudrun Hoffmann in ihrem Amt bestätigt. Die Wahl sei "in großer Einmütigkeit" erfolgt, teilte der Parteisprecher Karl-Heinz Kromer von Baerle gestern mit.

Die 42 Jahre alte Hausfrau Gudrun Hoffmann war erst Ende 1992 an die Spitze der Fraktion gewählt worden, nachdem ihr Vorgänger Franz Kaunzner aus Verärgerung über seine schlechte Plazierung auf der CDU-Kandidatenliste sein Amt niedergelegt hatte. Die CDU hat im neuen Stadtparlament 22 Sitze. che

Mokick erfaßte Frau

GELNHAUSEN. In Meerholz ist auf einem Parallelweg zur Waldstraße eine Fußgängerin von einem Mokickfahrer erfaßt worden.

Die 79jährige Frau erlitt dabei Kopfverletzungen, der Zweiradfahrer überstand den Sturz ohne größere Blessuren. jan

Ranzige Streusel stoßen säuerlich auf "Recycling der anderen ART": Werner Kleins Müllkunst in Galerie "höchst natürlich"

HÖCHST. Eine rote Papp-Geburtstagstorte überlebensgroßen Ausmaßes, durchsichtig eingewickelt in Metern von Klarsichtfolie, ragt auf einem Podest in der Mitte des Raumes empor. An den Rändern und auf den bunt angemalten Eierchargen, die als Ständer für blaue und rosafarbene Kerzen fungieren, gammelt die vor Wochen oder Jahren aufgespritzte Sahne. Ranzig liegen Schokoladenstreusel herum. Die Torte ist Blickfang der Ausstellung "Recycling der anderen ART", die bis Ende März in der Galerie "höchst natürlich" in der Wed 3 zu sehen ist.

Knapp zwanzig Objekte des Recycling-Künstlers Werner Klein aus Rodgau präsentiert der Verein für Ökologie und soziale Sicherheit in der Ausstellung. Eines davon heißt "Maske": Aus einem Rahmen heraus ödet den Betrachter eine rot-grün-blau angesprühte Styropor-Walkman-Verpakkung an. Als Locken und Haare hat der Künstler mit Reißnägeln angemalte Klorollen und Papierschlangen befestigt. Unschöne Bastelarbeiten möchte man die Werke nennen. So zeigt eine Collage eine zertretene Cola-Dose sowie verschiedene Blechteile mit grau-grüner Farbe übersprüht und scheinbar lieblos mit Farbklecksen besprenkelt. Manche Arbeiten sind dem Betrachter nicht einmal im Original gegönnt - der Künstler zeigt aus Platzgründen postergroße Fotos in selbstgefertigten Bilderrahmen, geklebt aus fahrig überstrichenen Zigarettenschachteln und angeschmierten Dreiecken aus Styropor.

Nie sollten Sätze wie "Das kann ja jedes Kind" oder "Was soll denn da Kunst sein?" als Maßstab gelten, kommen sie doch dauernd von Menschen, die zu dieser oder jener Richtung der modernen Kunst offensichtlich keinen Zugang haben. Bei Werner Klein treffen sie jedoch zu; nicht einmal die Idee oder die Komposition seiner Müll-Kreationen können sich loben lassen.

Müll will der Künstler Werner Klein wiederverwerten, Produkten unserer Abfallgesellschaft zu ästhetischem Wert verhelfen, die Furcht nehmen vor den alltäglichen Dingen. Angst kann man haben vor Ozonloch, Umweltverschmutzung, Müllbergen, Chemieunfällen. Vor einer zertretenen, besprühten Cola-Dose oder einer gammeligen Papptorte jedenfalls nicht.

BRITTA EGETEMEYER

Trotz roter Ampel nach links abgebogen

GRÜNDAU. Obwohl die neue Ampel Rot signalisierte, ist ein BMW-Fahrer von Gründau nach links auf die B 457 Richtung Autobahn abgebogen. Dabei kam es laut Polizeiangaben zu einer heftigen Kollision mit einem Mercedes aus Richtung Büdingen. Es entstand Blechschaden von 22 000 Mark. jan

Zu schnell auf Glätte: Fahrer schwer verletzt

NEU-ANSPACH. Schwere Verletzungen zog sich ein Autofahrer zu, der am Montag morgen auf der Straße von Anspach nach Wehrheim verunglückte. Sein Wagen geriet am Ausgang einer Rechtskurve ins Schleudern. Die Polizei nimmt als Unfallursache zu hohes Tempo auf glatter Fahrbahn an.

Der Wagen kam nach links von der Straße ab, überschlug sich mehrmals und blieb schließlich in einem Acker liegen. Der schwer verletzte Fahrer wurde ins Kreiskrankenhaus nach Usingen gebracht. tom

Erst die Ab-, dann die Direktwahl: Parteien gehen auf Distanz zur Exner-Idee Aus dem Schleudersitz auf einen festen Stuhl Oberbürgermeister sucht das Votum der Bürger Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. "Ich hänge an meinem Amt, aber ich klebe nicht an meinem Stuhl." Oberbürgermeister Achim Exner (SPD) begreift die Wahlschlappe vom vergangenen Sonntag auch als persönliche Niederlage und überraschte jetzt mit einem ungewöhnlichen Vorschlag. Er empfiehlt dem Stadtparlament seine Abwahl, um sich dann der Direktwahl zu stellen - eine Bitte an die Wiesbadener, ihn nach dem Debakel seiner Partei als Rathauschef zu legitimieren.

Die mit diesem Vorschlag angesprochenen Fraktionen von CDU, FDP und Grünen gaben sich in ersten Stellungnahmen distanziert bis ablehnend. "Schnellschuß", kommentierte CDU-Chef Horst Klee die ungewöhnliche OB-Initiative. "Ein Unding", meinte der Grüne Christoph Leng.Und FDP-Politiker Wolfgang Schwarz hält das Ganze für sinnlos: "Das ändert doch nichts an den politischen Verhältnissen in Parlament und Rathaus".

Mit ihrer Offerte gehen die Sozialdemokraten in die Offensive: In langen Sitzungen, die der Wahlnacht folgten, berieten alte und neue Fraktion sowie Parteivorstand die mißliche Lage der Wiesbadener SPD, die sich unversehens mit einem Stimmenverlust von mehr als 15 Prozent konfrontiert sieht. Diese schallende Ohrfeige der Wähler gibt nach Einschätzung Achim Exners Anlaß zur Kurskorrektur in Bonn und in der Landeshauptstadt. Man müsse nachdenken, warum die SPD von dem desolaten Zustand der Bundesregierung nicht profitiert habe. Daraus müßten die Genossen in Bonn die Konsequenzen ziehen, "und wir haben uns um die unsrigen zu kümmern".

Eine bittere Folge des Wahlverlusts ist der bevorstehnde SPD-Exodus aus dem hauptamtlichen Magistrat. Denn dort müssen nun laut OB dem Wahlergebnis entsprechend "die Gewichte neu verteilt werden". Die Köpfe der beiden SPD- Stadträte Dieter Berlitz und Jörg Bourgett wurden bereits öffentlich gefordert. "Dabei", sagte Oberbürgermeister Exner, "muß man mich aber mit einbeziehen." Schließlich habe er die Verantwortung für das politische Handeln seiner Dezernenten zu tragen.

Bis zum Wahlsonntag sei er davon ausgegangen, "das Rathaus wohlbestellt einem Nachfolger übergeben zu können". In dieser Situation freilich wolle er weder die Stadt noch die SPD im Stich lassen. "Jetzt ist Kärrnerarbeit gefragt." Obwohl er einer OB-Direktwahl kritisch gegenüberstehe, dränge es ihn, seinen persönlichen Beitrag zur Wahlniederlage zu hinterfragen und dazu beizutragen, die Scharte wieder auszuwetzen. Niemand im Rathaus habe derzeit Grund, "die Nase hochzutragen", meinte Achim Exner. Die künftige Zusammenarbeit der demokratischen Fraktionen verlange einen Spagat zwischen den unterschiedlichsten Positionen. Beispiel Verkehr: Da trennten FDP und Grüne Welten.

"Es ist leicht, sich auf den gemeinsamen Nenner einer Abwahl zu einigen", gab Achim Exner zu bedenken, "aber ungleich schwerer, sich auf Alternativen zu verständigen."

Ob die demokratischen Fraktionen im Stadtparlament dem OB-Vorschlag folgen werden, ist mehr als fraglich. "Wir haben jetzt andere Probleme", sagte Christdemokrat Klee in einem FR- Gespräch. Im Vordergrund stehe der- zeit, "mit welcher parlamentarischen Mehrheit wir künftig Politik machen wollen". Durch "Aufgeregheiten der SPD" lasse sich die CDU jedenfalls nicht unter Druck setzen. Horst Klee: "Ruhe und Sachlichkeit ist das Gebot der Stunde." Christoph Leng von den Grünen kann sich nicht vorstellen, "daß wir das unterstützen".

Und Freidemokrat Schwarz fragt: "Was braucht Achim Exner ein neues Bürger- Votum?"

Der Wahlkampf sei allein auf seine Person abgestellt gewesen, "die Niederlage war da doch ein eindeutiges Zeichen."

Proben + Treffen

Arbeiterwohlfahrt Bornheim: Die Sprechstunden des Ortsvereins sind jeden Mittwoch (16.30 bis 17.30 Uhr) im Büro, Löwengasse 33. Nähere Auskunft über alle Angebote des Ortsvereins gibt Heinz Gehrmann (Tel. 45 05 83). opt

Bornheimer Eisschützen-Club 1984: Zum Training treffen sich die Aktiven jeden Dienstag, 20 Uhr, in der Eissporthalle am Ratsweg (kleine Halle). opt

Briefmarkensammlerverein in Bergen-Enkheim: Zum Tauschtag treffen sich Mitglieder und Interessierte aus dem gesamten Stadtgebiet jeden ersten Sonntag im Monat (ab 10 Uhr) sowie jeden dritten Freitag (ab 19 Uhr) im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. Auskunft geben Wolfgang Held (Tel. 45 00 / 2 21 90) und Heinz Glöckner (Tel. 45 00 / 3 14 69). opt

Brieftaubenverein "Sport" Frankfurt: Die Mitglieder treffen sich zum Vereinsabend an jedem Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone" in Seckbach, Wilhelmshöher Straße 165. Am Brieftaubensport interessierte Gäste sind willkommen. opt

Carnevalverein Pierrette Bornheim: Die Jugend-Tanzgarde des Vereins trainiert jeden Montag ab 18 Uhr im Vereinsraum, Berger Straße 237. Jeden Mittwoch ist Trainingstag im "Bürgertreff Bornheim", Saalburgstraße 17 (Raum 3) für die Kindergarde (ab 17 Uhr), für die Jugendgarde (ab 18 Uhr) und für die Damengarde (ab 20 Uhr). Für die Nachwuchsgarde werden noch Kinder zum Mittanzen gesucht. Weitere Informationen gibt Roswitha König (Tel. 73 24 29). opt

Chorgemeinschaft 1945 Fechenheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven des Vereins jeden Dienstag, 20.30 Uhr, in der alten Freiligrathschule, Am Mainbörnchen. In den gemischten Chor werden ständig am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Weitere Auskunft gibt Günther Straussberger (Tel. 41 14 39). opt

Chorgemeinschaft "Liederlust" 1873 Bergen- Enkheim: Die Sänger treffen sich zur Chorprobe dienstags (20 bis 22 Uhr) im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. Auskunft bei Georg Grausam (Tel. 0 61 09 / 3 44 81). opt

DLRG Bergen-Enkheim: Die Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft bildet montags Kinder und Erwachsene im Schwimmen und Rettungsschwimmen aus (Kinder ab 19.15 Uhr, Erwachsene ab 20.15 Uhr). Übungsstätte ist das Hallenbad Bergen-Enkheim (Fritz-Schubert-Ring). Anmeldungen werden direkt bei den Treffen im Hallenbad angenommen. opt

DLRG Fechenheim: Die Gruppe Fechenheim der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft bildet Schwimmanfänger und Rettungsschwimmer aus. Trainingsabend für die Aktiven ist jeden Montag ab 20 Uhr im Bezirkshallenbad Fechenheim, Konstanzer Straße 16. Auskunft gibt Richard Gerth (Tel. 43 51 78). opt

DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Training im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über die Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt (Tel. 58 66 23). Auskunft kann jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden (Tel. 28 05 12). opt

Eintracht Frankfurt: Die Turn-Abteilung bietet Geräteturnen für Erwachsene an. Freitags von 20.45 bis 21.30 Uhr - zuvor zwischen 20 und 20.45 Uhr Aufwärmgymnastik. Auskünfte gibt montags, dienstags, donnerstags und freitags (15 bis 18 Uhr), die Geschäftsstelle, Oederweg 37, Tel. 55 35 40.

Fechenheimer Musikzug 1986: Die Spielleute treffen sich zu den Übungsstunden jeden Dienstag und Donnerstag (19.30 bis 21 Uhr) im Pavillon der DLRG, Am Mainbörnchen. Vereinslokal ist die Gaststätte "Bier-Hannes", Hanauer Landstraße 568. Auskunft gibt Horst Kalbhenn (Tel. 41 44 49). opt

FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69 in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Kontakte über Manuela Koch, Telefon 0 61 87 / 34 56. opt

Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel-Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Weitere Informationen gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). opt

Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot-Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28. opt

Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Nähere Auskunft gibt der Vorsitzende Hans Riebartsch unter Tel. 31 34 61. opt

Frankfurter Musikverein 1981: Zur Orchesterprobe treffen sich die Bläser donnerstags, um 20 Uhr in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Leiter des Orchesters (Big- Band-Sound): Norbert Natho, Tel. 46 12 85; Dirigent: Karl-Heinz Velten. opt

Gesangverein Sängerlust Fechenheim: Zur Chorprobe treffen sich die Sänger jeden Mittwoch, 19 Uhr, im Rathaussaal Fechenheim, Pfortenstraße 1. Auskunft gibt Karl Heinelt, Tel. 41 47 37. opt

Harmonie-Orchester Frankfurt: Zur Orchesterprobe treffen sich die Aktiven jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, im "Bornheimer Ratskeller", Kettelerallee 72. opt

Judo-Club Bergen-Enkheim: Judo für Kinder und Ewachsene bietet der Verein jeden Freitag (ab 18 Uhr) in der Sporthalle der Schule am Hang. In der kleinen Sporthalle der Schule am Ried sind jeden Freitag, ab 18 Uhr, Übungsstunden in Karate für Jugendliche und Erwachsene. Auskünfte gibt Kurt Eisenacher, Telefon Bergen-Enkheim 45 00 / 3 37 44. opt

Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg", Glauburgstraße 80. opt

Karneval-Club "Die Nordendler": Der Verein bietet Jugendlichen und Erwachsenen vielfältige Freizeitbeschäftigungen, etwa in den Tanzgarden, im Männerballett, Musikzug oder im Hobbyfußball. Die Minigarde trifft sich freitags von 18 bis 19.30 Uhr im Clubzentrum Glauburg-Bunker. Die Midigarde probt dienstags von 17.30 bis 19.30 Uhr im Gehörlosenzentrum (Rothschildallee 16). Die Maxigarde trainiert jeden Dienstag (19.30 bis 21.30 Uhr) im Gehörlosenzentrum und jeden Freitag (ab 19.30 Uhr) im Clubzentrum. Der Musikzug probt im Bunker jeden Donnerstag und Montag von 19.30 bis 21.30 Uhr (Anfänger ab 18.30). Weitere Auskunft gibt Vorsitzender Wolfgang Lenz unter Tel. 23 16 34. opt

Karnevalgesellschaft Bernemer Käwwern: Für seine Tanzgarden und Majorettengruppen sucht der Verein noch Mädchen zum Mittanzen. Aufnahmen sind jeden Montag ab 16 Uhr sowie donnerstags und freitags ab 19 Uhr im Vereinsheim, Petterweilstraße 8, möglich über Tel. 45 40 20. opt

Karnevalgesellschaft Bernemer Käwwern: Das Vereinsheim in der Petterweilstraße 68 ist jeden Donnerstag und Freitag, jeweils ab 19 Uhr, für Mitglieder geöffnet. Interessierte Eltern können sich an beiden Tagen über die Proben der Tanzgarden informieren. opt

Karnevalistischer Tanzsport-Club 1980 Bornheim: Der Verein bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen eine vielseitige Mitwirkung im Twirlingsport, Leistungs- und Showtanz. Für alle Disziplinen stehen ausgebildete und erfahrene Trainer zur Verfügung, die auch Elemente aus Ballett- und Jazztanz sowie Turnen vermitteln. Weitere Auskunft gibt Otto Heinicke (Tel. 49 41 67). opt

Karnevalverein "Die Spinner" 1951 Riederwald: Der Verein bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus dem Riederwald eine vielseitige Freizeitbetätigung unter anderem in den Tanzgarden. Kostüme und Uniformen werden gestellt. Wer sich für den karnevalistischen Show-, Garde- und Steptanz interessiert, erhält weitere Informationen von Guido Pruschina unter Tel. 41 52 29. opt

Karnevalverein Schwarze Elf Fechenheim: Zum Training treffen sich die Mitglieder der Minigarde jeden Montag, 16 Uhr (ab 17 Uhr probt die Damengarde), im Saal des Alten Rathauses, Pfortenstraße 1. Und für die Minigarde werden noch Mädchen ab sechs Jahren gesucht. Weitere Auskunft gibt Dieter Herbert unter Tel. 41 63 46. opt

Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Yoga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Auskunft gibt Hannelore Kehlmann über Tel. 39 17 78. opt

Musikverein Vorwärts Fechenheim: Zur Orchesterprobe treffen sich die Aktiven des Vereins jeden Dienstag, 20 Uhr, im Bootshaus des Frankfurter Ruder-Clubs 1887 Fechenheim, Leinpfad. opt

Philharmonie Fechenheim: Die Mitglieder der Theatergruppen treffen sich jeden Dienstag und Donnerstag (jeweils um 20 Uhr) im Vereinsheim, Am Mainbörnchen (im Schulpavillon). opt

Radfahrer-Club 1903 Bergen: Radballtraining ist jeden Montag (20 bis 22 Uhr), Dienstag (16 bis 18 Uhr) sowie jeden Donnerstag (19 bis 22 Uhr) in der Turnhalle der Schule am Ried. Weitere Informationen gibt Horst Kaaden, Telefon Bergen-Enkheim 45 00 / 2 26 65. opt

Radsportgemeinschaft 1890 Frankfurt: Zum Vereinsabend treffen sich Mitglieder und Freunde freitags (20 Uhr) im "Haus Ronneburg" (Preungesheim, Gelnhäuser Str. 2. opt

Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden können mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag (20 bis 22 Uhr) in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Kontakt: Horst Lozar (Tel. 76 13 37). opt

Sängerchor der Lokbediensteten in Frankfurt: Zur Probe treffen sich die Aktiven dienstags, 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. opt

Sängerchor der TG Bornheim 1860: Der Chor trifft sich jeweils donnerstags von 20 bis 21.30 Uhr zur Probe auf der Empore der Vereinsturnhalle in der Berger Straße 294 / Ecke Falltorstraße. opt

Schachverein 1926 Fechenheim: Die Aktiven treffen sich zum Spielabend jeden Freitag, 20 Uhr, in der "Bauernstube" der Turnhalle, Pfortenstraße. opt

Square-Dance-Club Bernemer Squeezers: Zur Übungsstunde (offen auch für Gäste) treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Sonntag ab 19 Uhr in der Lersnerschule (Eingang Eichwaldstraße). Auskunft über alle anderen Vereinstätigkeiten gibt Rolf Möller unter Tel. 57 96 25. opt

Sportgemeinschaft Enkheim: "Seniorengymnastik ohne Leistungsdruck" bietet der Verein Interessierten jeden Mittwoch (10 bis 11.30 Uhr) im Volkshaus Enkheim, Borsigallee 40. Diese Übungsstunde steht unter Aufsicht und Anleitung eines Sport-Pädagogen. opt

Sportgemeinschaft Riederwald: Die Mitglieder der Koronarsportgruppen des Vereins treffen sich zur Übungsstunde unter ärztlicher Aufsicht jeden Mittwoch (18 bis 20 Uhr) in der Pestalozzischule, Vatterstraße 1. Geleitet werden die Übungsstunden von Fritz Basser und dem Arzt Dr. Evangelis Stergiou. Abteilungsleiter ist Walter Fritz. Weitere Auskunft gibt Fritz Basser (Tel. 41 33 67). opt

Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Volleyballerinnen und Volleyballer. Trainiert wird jeden Montag in Bornheim (Hallgartenschule, von 20 bis 22 Uhr). Auskunft gibt Jeanette Eisenberg unter Tel. 52 91 85. opt

Turngemeinde 1860 Bornheim: Der Verein bietet Aerobic und Jazztanz für Mütter mit kleinen Kindern. Weitere Auskunft gibt die Vereinsgeschäftsstelle in der Falltorstraße (Tel. 45 34 90, dienstags und donnerstags von 20 bis 21.30 Uhr). opt

Turnverein 1875 Seckbach: Die Mitglieder der Koronarsportgruppen treffen sich zur Übungsstunde unter Aufsicht des Sportarztes Horst Mütz jeden Donnerstag (16 und 17.15 Uhr) in der Vereinsturnhalle, Am Schießrain 2. Geleitet werden die Übungsstunden von Diplom-Sportlehrer Siegfried Zinn (Tel. 47 22 32). Nähere Auskunft gibt auch Gruppensprecher Heiner Gehrling (Tel. 47 44 35). opt

Vereinigung Frankfurter Briefmarkensammler "Mönus": Die Mitglieder treffen sich zum Tauschtag jeden Sonntag, 9 bis 13 Uhr, im "Bürgertreff Bornheim", Saalburgstraße 17. Weitere Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Lothar Kischkewitz über Tel. 43 18 35. opt

Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr in der Gaststätte "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Informationen gibt Wolfgang Frey un- ter Tel. 51 10 91. opt

Volkschor Liederkranz Bergen-Enkheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven mittwochs, 20 Uhr, in der Stadthalle Bergen, Marktstraße 15 (Clubraum 1). opt

Sorge um Politikerin in Kenia

ewa TÜBINGEN, 10. März. Das Leben der kenianischen Oppositionspolitikerin und Umweltschützerin Wangari Maathai ist nach Informationen der Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes "akut gefährdet". Die Politikerin lebe seit Ende Februar versteckt, teilte die Organisation mit Sitz in Tübingen mit und berief sich dabei auf Angaben von amnesty international. Frau Maathai sei in den Untergrund gegangen, nachdem ihr Kollege John Makanga am 25. Februar entführt und in Polizeigewahrsam mißhandelt worden war.

Wangari Maathai gründete Mitte der 70er Jahre die Umweltschutzorganisation "green belt movement" und ist Mitglied der größten Oppositionspartei des Landes "Forum für die Wiedereinführung der Demokratie". 1984 erhielt sie den alternativen Friedensnobelpreis.

Ticona-Zwischenfall: Stadt war informiert

KELSTERBACH. "Die Stadt Kelsterbach wurde unmittelbar nach einem Austritt von 150 Litern Lösemittel vom Betriebsleiter der Kelsterbacher Ticona Polymerwerke, Dr. Schott, informiert", erklärte gestern Erster Stadtrat Erhard Engisch gegenüber der Presse zum Vorfall bei dem Chemiewerk am Vortag. Die beriebsleitung habe Entwarnung gegeben und mitgeteilt, daß keine Gefahr für die Bevölkerung bestehe. Auch auf Kreisebene und bei der Gewerbeaufsicht des Darmstädter Regierungspräsidiums hatte der Zwischenfall bei Ticona gestern keine unmittelbaren amtlichen Folgen mehr, war von den Pressestellen beider Behörden zu erfahren. cas

Kleine FR · Kleine FR

Versuchter Handtaschenraub HANAU. Leicht verletzt wurden am Sonntag gegen 20 Uhr eine 81 Jahre alte Frau und ihre Tochter, als sie "Im Bangert" beraubt werden sollten. Wie der Polizei erst jetzt bekannt wurde, hatte ein etwa 16 Jahre alter Jugendlicher versucht, der 81jährigen die Handtasche zu entreißen, was ihm jedoch nicht gelang. Beide Frauen stürzten bei dem Überfall. Der Täter, der kaum beschrieben werden konnte, floh Richtung Rebengasse. Neues Sprechergremium HANAU. Der Hanauer Stadtelternbeirat hat ein neues Sprechergremium, bestehend aus vier Mitgliedern, gewählt. Die Vertreter entschieden sich für Helga Ditz aus der Brüder-Grimm-Kindertagesstätte, Stephan Klimczyk aus dem Kinderhort West, Deniz Özicel von der Kinderburg Fallbach und Regine Schuster von der Kindertagesstätte Mittelbuchen. Der Stadtelternbeirat hat den Auftrag, die Interessen der Eltern von betreuten und noch nicht betreuten Kindern zu vertreten.Rentenberatung MAIN-KINZIG-KREIS. Der Versicherungsälteste der BfA, Rolf Friske, ist am Donnerstag, 11. März, wieder von 14 bis 18 Uhr in der Hanauer AOK-Geschäftsstelle in der Mühlstraße 2 a zu sprechen. "Haftgrund" und "Mütze-Z-Band" HANAU. Rock mit deutschen Texten erklingt am Freitag, 12. März, im Jazzkeller. Das Konzert der Gruppe "Haftgrund" kostet sechs Mark. Am Samstag, 13. März, spielt "Mütze-Z-Band" Songs von Marius Müller-Westernhagen in der Philippsruher Allee 22. Der Eintritt kostet hier acht Mark. Die Veranstaltungen beginnen jeweils gegen 21 Uhr.

Kurse in der Galerie Hild HANAU. Intensivkurse im Aquarellmalen und Zeichnen bietet die Galerie Hild in Wilhelmsbad wieder an. Informationen und Anmeldungen unter der Rufnummer 8 49 94.

Die Kriminalität im Kreis nahm 1992 drastisch zu Polizei legt Jahresbericht vor: Offene Drogenszene in Rüsselsheim verhindert / Werbung für Radfahren mit Helm

KREIS GROSS-GERAU. Alle 88 Minuten passiert ein Verkehrsunfall - das ist der verkehrspolitische Status quo im Kreis und zugleich ein Problembereich des Polizeijahresberichtes 1992. Den stellten gestern in Groß- Gerau Landrat Enno Siehr und Polizeidirektor Herbert Rüddenklau mit seinem Team vor. Danach erhöhte sich die Zahl der Unfälle im Kreis binnen Jahresfrist um 1,59 Prozent auf 5961. Die Zahl der Unfalltoten stieg von 23 auf 32. Gleichzeitig wurde gestern auch der Jahresbericht der Kripo vorgestellt. Der brachte einen laut Polizei "dramatischen Anstieg" der registrierten Kriminalität um 21,9 Prozent auf 17 271 Fälle, darunter viele kleinere Delikte. Gleichzeitig hat sich auch die Aufklärungsquote um 7,3 auf außergewöhnlich hohe 38,1 Prozent erhöht. Besonders gut im Griff haben die Ordnungshüter danach die schweren Straftaten und Gewaltdelikte.

Dem hohen Sicherheitsbedürfnis der Bürger werde Rechnung getragen, betonten Landrat und Polizeivertreter. Ohne herunterspielen zu wollen, müsse die Bedrohungssituation aber real eingeschätzt werden. Soweit Zahlen über die Kriminalitätsbelastung international vergleichbar seien, gäben sie keinen Anlaß zu übertriebenen Befürchtungen. Angst vor Kriminalität sei häufig größer als die Kriminalität selbst. In Sachen Kriminalität stehe der Kreis vergleichsweise günstig da, mit 7268 Fälle auf je 100 000 Bürger gesehen. Der Landesschnitt liege bei 8178.

Dennoch sorgt sich die Polizei über zunehmende Bereitschaft zur Gewaltanwendung. Jedoch machten Gewaltdelikte nur 1,4 Prozent (250 Fälle) der registrierten Kriminalität aus. Die Masse der Straftaten seien mit 86 Prozent Diebstahlsdelikte, Vermögens- und Fälschungsdelikte sowie Sachbeschädigungen.

Die Aufklärungsquote sei bei schweren Delikten hoch, bei Raub beispielsweise 55 Prozent (Landeschnitt 37). Die Zahl "Straftaten gegen das Leben" habe sich binnen Jahresfrist von neun auf zehn erhöht, wobei sie wiederum alle aufgeklärt worden. Bei Körperverletzungen, die von 386 auf 530 anstiegen, betrug die Aufklärungsquote 91,5 Prozent.

Die statistischen Werte müßten genau unter die Lupe genommen werden, war bei der Pressekonferenz zu hören. So sage die Zahl der Rauschgiftdelikte noch nichts über das Ausmaß und die Dunkelziffer aus, sondern allenfalls über Erfolg und Fleiß der Polizei. Gelungen sei es, eine entstehende offene Szene in Rüsselsheim zu verhindern, um so die "Ansteckungsgefahr" zu verringern. Nach wie vor bestehe kein Anlaß zur Entwarnung bei Drogen. Kein Thema der Polizeiarbeit im Kreis im abgelaufenen Jahr sei die Fremdenfeindlichkeit gewesen, freuten sich Landrat und Polizeispitze.

Die leicht erhöhten Unfallzahlen des Jahres 1992 seien vor dem Hintergrund erneuten Anstiegs der zugelassenen Fahrzeuge im Kreis um 2,3 Prozent auf 148 610 zu sehen. Auch 1992 ereigneten sich mit 4639 die bei weitem meisten Unfälle in geschlossenen Ortschaften.

Bewährt hat sich insgesamt nach Einschätzung der Polizei vor allem Schwerpunkt- und Präventionsarbeit, wie beispielsweise gegen Alkohol im Straßenverkehr. Dem unlängst in Rüsselsheim von Stadt und Polizei gegründeten Präventionsrat, der sich verschiedenen Problemkreisen zuwenden will, könnten - bei entsprechenden Erfahrungen - weitere "runde Tische" folgen. Ein Schwerpunkt der Verkehrspolizei werde 1993 das Fahrrad sein. Gezielt will die Polizei für den Einsatz des Schutzhelmes bei Radfahrern werben.

Die Ordnungshüter selbst haben inzwischen drei Fahrräder im Kreis zu bei der Bevölkerung gut angenommenen Streifen eingesetzt, davon zwei in Mörfelden- Walldorf.

Polizeidirektor Rüddeklau verwies auch auf die nach wie vor hohe Belastung der Beamten. Weil wegen angespannter Finanzlage der öffentlichen Hand eine weitere Personalaufstockung wenig wahrscheinlich sei, erhoffe er sich durch die auch bei der Polizeidirektion Groß-Gerau anstehende Neuorganisation eine Entlastung der Beamten, etwa durch Reduzierung auszufüllender Formulare, aber auch von Gefangenentansporten. cas

20.45 Uhr in RTL plus

Die Mehrheit wählt gar nicht Weniger Verzicht als befürchtet

HOCHTAUNUSKREIS. Die Nichtwähler haben die Wahl bestimmt - und wurden im Hochtaunuskreis zur stärksten Gruppe. Befürchtungen, daß ein Drittel oder mehr der Wahlberechtigten zu Hause bleiben, erfüllten sich jedoch nicht.

Exakt 43 564 der 159 959 wahlberechtigten Frauen und Männer im Hochtaunus verzichteten am Sonntag auf ihr Kreistags-Wahlrecht. Das sind 27,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung sank damit gegenüber 1989 um fünf Prozentpunkte auf 72,8. Damals lag die Zahl der Nichtwähler noch deutlich hinter der Zahl der Wähler von CDU und SPD. Jetzt dagegen stellen die Enthaltsamen die größte Gruppe: Die Zahl der Nichtwähler übertrifft um fast 3000 die der CDU-Wähler, die der SPD- Wähler gar um gut 13 000.

Die geringste Wahlbeteiligung verzeichnen die Statistiker in Schmitten mit 69,5 Prozent. In Bad Homburg übersprang sie mit 70,8 Prozent knapp die 70- Prozent-Marke. Den Kreisdurchschnitt haben dagegen Kronberg, Wehrheim, Grävenwiesbach und Glashütten: Hier erreichte die Wahlbeteiligung 75,8 bis 76,9 Prozent - 1989 lag ihr Spitzenwert hier jedoch noch bei 82,7 Prozent.

Ein stärkeres Absacken der Wahlbeteiligung könnte auch das Antreten der rechtsextremen "Republikaner" (REP) verhindert haben. Sie animierten bei früheren Wahlen häufig frühere Nichtwähler zum Urnengang, ermittelten Wahlforscher: Bis zu einem Drittel der Rechtsaußen-Stimmen kam bei den bisherigen Extremisten-Erfolgen von früheren Nichtwählern - im Taunus entspräche dies 3500 der gut 10 600 REP-Stimmen. stk

Als Tierheim dient ein Bauwagen mit Kohleofen Altbürgermeister Möller schaute sich im Kreis Quedlinburg um / Großzügige Hilfe aus Kronberg

KRONBERG. Sie wohnen in einem alten Bauwagen, der mit einem kleinen Ofen beheizt wird. Vor der Tür gibt es eine Grünfläche. "Es ist alles sehr einfach", schreibt Altbürgermeister Rudolf Möller, der sich vor Ort informiert hat. Er besuchte nicht etwa eine Gruppe von Aussteigern, die es sich auf dem Land gemütlich gemacht haben. Die Bewohner der alternativen Behausung sind Katzen - Schützlinge des Tierheims im thüringischen Kreis Quedlinburg, zu dem auch Kronbergs Partnerstadt Ballenstedt gehört. Für die Tiere wird es nun Unterstützung aus dem Taunus geben.

Im Auftrag des Kronberger Tierschutzvereins hat Klubmitglied Möller im Osten recherchiert. "Wir haben schon im vergangenen Jahr geforscht, ob es dort ein Tierheim gibt", sagt Theo Rock, Vorsitzender der Kronberger Tierschützer: "Aber niemand wußte richtig Bescheid." Jetzt sind sie schlauer: Im ganzen Kreis Quedlinburg existiert nur ein Tierschutzverein. Dessen wichtigste Aufgabe ist es, das städtische Tierheim in der "Alteburg" zu unterhalten, in dem stets etwa zehn Hunde und 20 Katzen untergebracht sind. Nach Rudolf Möllers Informationen ist die "Abholquote" gut; nur zwei alte Hunde seien "Dauergäste".

Zum Glück. Denn für die Hunde gibt es nur eine Außenanlage, in der etwa zehn Tiere Platz haben.

Zwar haben die zwei ABM-Kräfte, die im Tierheim arbeiten, damit begonnen, weitere Hundeboxen in einen alten Baucontainer einzubauen. Aber der Bürgermeister a. D. kommt dennoch zu dem Ergebnis: "Hohes ehrenamtliches Engagement bei recht primitiven Voraussetzungen."

Um zu helfen, sammelte eine Schulklasse kürzlich 114,15 Mark. Manchmal gibt es auch Futterspenden. Nötig sind aber in erster Linie ein geschlossener Raum für die kleineren Hunde und bessere Ausstattung für das Katzengehege. Die Kronberger haben deshalb beschlossen, den Partnern kräftig unter die Arme zu greifen: 10 000 Mark aus der Vereinskasse der Tierschützer wird Rudolf Möller überbringen, verbunden mit einer Patenschaft für das Quedlinburger Hunde- und Katzenheim.

"Wir hoffen natürlich, daß jetzt auch einige Leute dafür spenden, daß die Unterstützung richtig anläuft", appelliert Theo Rock an die Tierfreunde im Taunus. Der "Handlungsreisende in Sachen Tierschutz", Rudolf Möller, will sich in Ballenstedt um "ordnungsgemäße Abwicklung" kümmern. ill

Hanauer Wohnwagenplatz feiert sein Zehnjähriges

HANAU. Das zehnjährige Bestehen des bundesweit nahezu einmaligen Wohnwagenplatzes an der August- Schärttner-Halle will die Stadt Hanau am Mittwoch, 17. März, feiern.

Dazu gehören ein Gottesdienst mit Pfarrer Leuschner von der Evangelischen Circus- und Schaustellerseelsorge um 13.30 Uhr, Ansprachen von Oberbürgermeister Hans Martin und Sozialdezernent Klaus Remer und ein Jahrmarkt ab 14.15 Uhr mit "Hau den Lukas", Karussell, Kindereisenbahn und Marionettentheater. Der Erlös einer Tombola soll krebskranken Kindern der Universitätsklinik Frankfurt zugute kommen. him

Wer möchte Techniken im Bauchtanzen erlernen?

HANAU. Ein Seminar im orientalischen Bauchtanz für Anfängerinnen bietet die Tänzerin Djamila für Samstag, 27. März, zwischen 14 und 18 Uhr an. Die Unkosten für den Kurs in der Tanzschule Berné, Stresemannstraße 7, betragen 50 Mark. Die Veranstaltung besteht sowohl aus einem praktischen als auch einem theoretischen Teil, mit Videos wird die Geschichte des Tanzes gezeigt.

Anmeldungen und weitere Informationen bei Djamila c / o Marlene Trefftz, John-F.-Kennedy-Straße 30 in Hanau, Rufnummer 0 61 81 / 57 36 87 oder 0 69 / 6 80 53 97. jur

Kleine Lokalrundschau

DGB-Versammlung ESCHBORN. Im Keller des Niederhöchstädter Bürgerzentrums treffen sich am Donnerstag, 25. März, um 20 Uhr die Mitglieder des DGB-Ortskartells Eschborn. Auf dem Plan steht die Neuwahl des Vorstandes. Naturschützer lauschen Steinkauz FLÖRSHEIM. Mit gespitzten Ohren geht es am heutigen Freitag durch die Weilbacher Kiesgrubenlandschaft. Das Team des Naturschutzhauses und der Naturschutzbund starten um 19 Uhr eine Exkursion: Dabei soll dem Ruf der Steinkäuze gelauscht werden.

Zuhören können Interessierte auch den Erläuterungen der Fachleute. Treffpunkt ist am Naturschutzhaus, Frankfurter Straße 74. Angehörige pflegen HOFHEIM. Der DRK-Kreisverband Main-Taunus bietet ab Mittwoch, 17. März, einen Lehrgang "Angehörige pflegen Angehörige" an. Das Angebot richtet sich insbesondere an Menschen, die im Hause Verwandte oder Bekannte pflegen.

Die Treffen sind immer mittwochs von 19 bis 22 Uhr im Haus des DRK-Kreisverbandes am Schmelzweg 5. Die Gebühr beträgt 90 Mark und wird von den meisten Krankenkassen zumindest teilweise erstattet.

Anmeldungen unter der Rufnummer 0 61 92 / 20 77 17. "Zubop" spielt im Jazzclub KELKHEIM. Die Londoner Gruppe "Zubop" ist am heutigen Freitag zu Gast im Jazzclub in der Alten Schule in Hornau, Rotlintallee. Das Konzert mit "Musik zum Tanzen und zum Zuhören" beginnt um 20.30 Uhr.

Akademie mit neuen Bildungsangeboten Seminar zum "Streß am Arbeitsplatz"

HATTERSHEIM. Wer seinen Feierabend nicht nur vor dem Fernseher verbringen, im Urlaub nicht nur am Strand liegen möchte und darüber hinaus seine Wißbegier noch nicht befriedigt hat, für den macht die Akademie für Weiterbildung jetzt neue Angebote: Unter den Titeln "Fremdsprachen", "Psychologie / Gesundheit", "Kommunikation", "Personalcomputer" und "Landeskunde" bietet die gemeinnützige Einrichtung zahlreiche Bildungsurlaube in den nächsten Monaten an. Das Programm '93 kann unter der Telefonnummer 0 61 90 / 7 18 23 bestellt werden. Weitere Informationen gibt es darüber hinaus unter den Nummern 069 / 62 87 53, 0611 / 44 12 12 und 06151 /89 39 53.

In der Zeit vom 3. bis zum 10. April ist die Insel Elba das Ziel eines Sprachurlaubes. Teilnehmer können dort "Italienisch für Anfänger und Fortgeschrittene" lernen. Einen Monat später, vom 2. bis zum 8. Mai, haben Bildungsurlauber die Gelegenheit, im Städtchen Tignale etwas über "Streß am Arbeitsplatz", "Rhetorik und Körpersprache" zu lernen. Darüber hinaus weisen die Veranstalter die Teilnehmer in die Geheimnisse des Personal Computers ein.

Die große Mehrzahl der Veranstaltungen wird in Hessen als Bildungsurlaub anerkannt. schu

Harter Kampf im Sporthandel Fach-Sport schnappt Kaufring MSE-Tochter vor der Nase weg

has FRANKFURT A. M. Im Sportfachhandel werden derzeit die Karten neu gemischt. Dafür sorgte ein "Paukenschlag", wie es Norbert Pfarr, Geschäftsführer der zum Nord-West-Ring gehörenden Einkaufsgenossenschaft Fach-Sport, nennt. Hellhörig wurden die Führungskräfte der Branche als Ende vergangenen Jahres der Wettbewerber MSE ins Trudeln geriet. Plötzlich, so Pfarr, hätten 450 Sportartikelhändler "wegen entscheidender Managementfehler im Regen" gestanden. Seither tobt in der Handelsgilde ein harter Kampf um die freigewordenen MSE- Läden und die Geschäfte der MSE-Tochter Union. Für die betroffenen 450 Händler ist dabei wichtig, schnellstens eine neue Heimat zu finden, denn allein können sie sich mit der Sportartikelindustrie kaum arrangieren. Adidas, Puma, Nike, Reebok & Co sind zudem, weiß Pfarr, an "sauberen Lösungen" in der Handelslandschaft interessiert. Kein Wunder: Für die Hersteller stehen Forderungen aus Lieferungen auf dem Spiel.

Sah es zunächst so aus, als würde der Kaufring mit seinem neuen Ableger Golden Team Sport das Rennen gewinnen und sich die meisten MSE-Aktivitäten einverleiben, so muß er nun doch kleinere Brötchen backen. Denn Fach-Sport einigte sich mit Union Sport (rund 250 angeschlossene Händler mit einem Verkaufsvolumen von 250 bis 300 Millionen Mark) auf ein Bündnis. Laut Pfarr handelt es sich bei der Union um eine "gesunde Gruppe mittlerer Geschäfte" mit einem Zentralregulierungsumsatz von etwa 110 Millionen Mark, die sich "nicht kampflos dem Kaufring ergeben" wollte. Damit nicht genug: Der Fach-Sport-Geschäftsführer ist sich sicher, daß auch "eine ganze Reihe" MSE-Händler zu seinem Haus wechselt, in zehn Fällen sei dies schon unter Dach und Fach.

Fach-Sport sieht sich samt Union nun als "zweitstärkste Verbundgruppe" im Sportartikelfachhandel hinter dem Wettbewerber Intersport und vor dem Kaufring. Die Mitglieder des Nord-West-Ring- Ablegers, dessen Zentralregulierungsumsatz im vergangenen Jahr um acht Prozent auf 225,5 Millionen Mark stieg, repräsentieren immerhin ein Verkaufsvolumen von rund 600 Millionen Mark. Inklusive Union-Händlern kommt man also auf 850 bis 900 Millionen. Fach-Sport allein registrierte kürzlich im übrigen das 200. Mitglied. Erklärtes Ziel für dieses Jahr ist es, "zweistellig" beim Umsatz zu wachsen. Zudem sollen die Union- Händler "problemlos" integriert werden.

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B itte, lieber Herr Doktor, be denken Sie nur für einige Sekunden, wieviele Tage geduldiger Beobachtung notwendig waren, um Ihren Lesern die Spring-Spinne vor Augen zu führen, die ich in der Arbeit verwandte, um eine Proletarier-Tragödie aufzurollen . . ." Im November 1990 kündigte die Berliner Galerie Gerda Bassenge in ihrem Auktionskatalog bisher unbekannte Briefe B. Travens an als "literarische Sensation" zu einem "der meist durchforschten Rätsel der Weltliteratur". Es handelte sich um die frühesten Zeugnisse B. Travens aus Mexiko (1925-1932) an den sozialdemokratischen Redakteur des Vorwärts in Berlin John Schilkowski und dessen Frau Lina. "Sensationell" ist nicht, daß die ewigen B. Traven-Enträtseler wieder neues Material in die Hand bekommen, sondern, daß wir, wie der Traven-Forscher Karl S. Guthke richtig bemerkt, den literarischen Start des späteren Weltautors dokumentiert finden. Hier irgendwo im Busch, 50 Meilen vom Ölhafen Tampico, beginnt die zweite Existenz des B. Traven als Erzähler. Nach dem Totenschiff (1926) taucht er nur noch in die mexikanische Welt ein: Die Baumwollpflücker, Der Schatz der Sierra Madre, Der Busch oder sein sicherlich sprachlich bestes Buch, die Reiseberichte über den indianischen Süden, Land des Frühlings. Sie haben sich gefunden: Der einstige Anarchist Ret Marut sieht die mexikanischen Indios "unter einer kommunistisch-anarchistischen Wirtschaftsform leben". Und er treibt ein exotisches und zugleich geheimnisvolles Spiel, um den Redakteur und später die Büchergilde ständig in gespannter Erwartung zu halten. Er gibt geradezu angeberisch Details über seinen Standort preis ("Während ich meine früheren Briefe an Sie aus einer Indianerhütte mit Bleistift schrieb, als Tisch eine morsche Kiste der Huasteca Oil Corporation"), überlegt er sich Verkaufs- und Werbestrategien in Deutschland wie ein Profi - und ist zugleich ängstlich darauf bedacht, keine Auskünfte nach seiner Herkunft preiszugeben. HANS-JÜRGEN SCHMITT

B. Traven: Ich kenne das Leben in Mexiko. Briefe an John Schikowski 1925 bis 1932. Mit einem Essay von Karl S. Guthke. Büchergilde Gutenberg Frankfurt u. Limes Verlag München 1992, 135 Seiten, 42 DM.

Klöckner-Aktionär sträubt sich Viag lehnt beim Vergleich weiteren Eigentümer-Beitrag ab

spi DÜSSELDORF. Der Bonner Viag- Konzern ist nicht bereit, den beantragten Vergleich der Klöckner-Werke durch einen zusätzlichen "Eigentümer-Beitrag" abzustützen. Finanzvorstand Georg Obermeier sagte, die Aktionäre dieses Unternehmens hätten eine "20jährige Leidensgeschichte" hinter sich und seit 1977 durch zwei Kapitalschnitte und Kursverluste insgesamt 1,4 Milliarden Mark eingebüßt. Die Banken und auch die Arbeitnehmer hätten nicht im gleichen Umfang Opfer bringen müssen. Viag ist zusammen mit dem Bayernwerk der größte Einzel-Aktionär der Klöckner- Werke und verkauft darüber hinaus exklusiv rund drei Viertel aller Klöckner- Stahlprodukte.

Der Konzern habe als Folge des Vergleichsantrages bis jetzt rund 300 Millionen Mark durch Abschreibungen und Kursverluste zu verkraften gehabt. Angefallen sind die Belastungen über das 1989 gemeinsam mit dem Bayernwerk aufgekaufte Handelshaus Klöckner. Mit im Paket war damals eine Beteiligung von 16 Prozent an den Klöckner-Werken, die später auf ein Fünftel aufgestockt wurde. Das Handelshaus habe durch den Vergleichsantrag der Klöckner-Werke im vergangenen Dezember rund 65 Millionen Mark "zusätzliche Sonderabschreibungen" zu verkraften gehabt. Über die Höhe der tatsächlichen Abschreibungen wurden keine Angaben gemacht. Die Gesellschaft habe in den zurückliegenden Wochen bei den Klöckner-Werken außerdem mit rund 160 Millionen Mark Liquidität ausgeholfen. Ferner habe sie eine Rückbürgschaft in Höhe von 150 Millionen übernommen, damit der Bau eines Blechveredelungszentrums in Bremen weitergeführt werden konnte.

Einen zusätzlichen Verzicht leisteten die Aktionäre in Zukunft durch den in Aussicht gestellten sogenannten Besserungsschein zugunsten der Gläubiger. Danach soll diesen ein Teil der in der Verarbeitung anfallenden Gewinne in den kommenden Jahren zugute kommen. Die "Opferbereitschaft" der Eigentümer sollte aber, so Viag-Vorstandschef Alfred Pfeiffer, "nicht überzogen" werden. Die Klöckner-Werke bräuchten schließlich "Luft" für Kapitalerhöhungen. Eine solche kommt für ihn allerdings erst nach einer erfolgreichen Abwicklung des Vergleichs in Frage.

Basarstimmung im Gemeindezentrum

MAINTAL. Basarstimmung herrscht am heutigen Samstag, 13. März, im evangelischen Gemeindezentrum Dörnigheim, Berliner Straße 58.

Um 14 Uhr eröffnet der Flohmarkt, bei dem vom Strampelhöschen bis zum Lampenschirm alles zu haben sein soll.

Anbieter zahlen vier Mark Standgebühr. Kuchenspenden nimmt die Gemeinde Samstag vormittag entgegen. jur

Der Schock vom Wahlsonntag sitzt bei den Erlenseer Genossen tief Auf der Suche nach den Ursachen für die erdrutschartigen Verluste / Eine Koalition kommt kaum in Betracht

ERLENSEE. In der Gemeinde, in der die Welt noch einigermaßen in Ordnung schien, sitzt der Schock vom Wahlsonntag besonders tief. Während erdrutschartige Veränderungen im Nachbarort Neuberg, wo die Mülldiskussion den Ausschlag gab, noch erklärbar wirken, verstehen die arg gebeutelten Sozialdemokraten in Erlensee die Welt nicht mehr. Hatten sie sich in der Vergangenheit doch redlich bemüht, die anstehenden Probleme im Konsens zu lösen und den Bürgern ein reichhaltiges soziales Programm anzubieten.

Doch anders als etwa in Rodenbach oder Hammersbach, wo die Genossen ungeschoren blieben oder sogar noch zulegen konnten, trat in Erlensee eine neue Kraft auf den Plan, die versprach, anstelle der zahnlosen CDU kraftvolle Oppositionspolitik zu betreiben und die erfolgsgewohnten Sozialdemokraten aufzuscheuchen.

Hinzu kam, daß das Bild der SPD längst nicht mehr so strahlend erschien, wie ihre Mehrheitsposition es signalisierte. Da fehlt der populäre und bodenständige Bürgermeister Erich Wörner doch sehr. Der tatkräftige, aber wenig volkstümliche Manfred Heller vermochte nicht, diese Integrationsfigur zu ersetzen.

Nicht zu vergessen sind innerparteiliche Spannungen, die nach außen drangen: Prägende Figuren kehrten der Organisation den Rücken, etwa der enttäuschte Bürgermeisterkandidat Johann Müller, Gertrud und Karl Weidemeier, das Urgestein Georg Sippl. Erwin Hirchenhain zog sich auf die Hinterbank zurück, den Fraktionsvorsitz einem blassen Jürgen Lindner überlassend, der seine Haushaltsreden vorträgt, als habe sie ihm die Verwaltung geschrieben. Der außerdem anläßlich der Übernahme der alten TSGE-Halle in den Ruch geriet, Vereinsinteressen mit denen der Gemeinde zu verquicken.

Ganz so von ungefähr kommt also der Erlenseer SPD-Absturz von 61,9 auf 46,7 Prozent nicht. Das weiß auch Altkämpe Heinz Schäfer, den die Niederlage besonders getroffen hat. Er räumt ein, daß seine Partei in ihrer "Bahnhofssituation" mit ständigem Kommen und Gehen keine gute Visitenkarte abgegeben hat. Vorhaben für die Zukunft, vor allem im Verkehrsbereich, konnten nicht umgesetzt werden, weil übergeordnete Stellen wie das Hanauer Straßenbauamt als Bremser wirkten: "Wir konnten keine Erfolge aufweisen, weil es über unsere Möglichkeiten hinausging. Die Erwartungen in einem Zeitraum, den die Bürger sich vorstellen, wurden nicht erfüllt."

Erwin Hirchenhain meint, daß die SPD, vor allem auf Bundesebene in der jüngsten Vergangenheit ein zu diffuses Bild abgegeben hat und dort wie in Erlensee wieder an Kontur gewinnen muß. Er hat daher auch mit Verlusten gerechnet, den der absoluten Mehrheit aber nicht für möglich gehalten: "Das sitzt tief."

Manfred Heller, der Bürgermeister, schwankt nach dem Desaster in seinen Gefühlen zwischen aggressiv, enttäuscht und baß erstaunt, hat keine Erklärung für das Ergebnis, das absolut nichts mit den Leistungen der Parteien vor Ort zu tun haben könne. Nun werde es in der parlamentarischen Arbeit Veränderungen geben, vor allem bei den Serviceleistungen. Da könnte so einiges gestrichen werden, "was man der Bevölkerung gegönnt hat". Er allerdings richte sein Engagement weiterhin nach den Aufgaben der Gemeinde und nicht nach politischen Mehrheiten aus: "Ich kämpfe", sagt er streitlustig.

Kritik an dem Fraktionsvorsitzenden wollen weder Heller noch Schäfer oder Hirchenhain aufkommen lassen. Der habe sich beim Turnhallen-Deal korrekt verhalten, sei freilich kein Volkstribun oder eine "theatralische Erscheinung".

Lindner selbst, der am Montag von einer Katastrophe sprach, macht vor allem die Bonner Mißverhältnisse für das Ergebnis verantwortlich. Verluste an die Grünen könnten außerdem entstanden sein, weil die Sozialdemokraten ihre Verantwortung ernst genommen und die Kindergartengebühren gegen den Widerstand der Ökopartei erhöht hätten. Schließlich sei auch der Rathauschef in der Bevölkerung noch nicht so angekommen wie sein verstorbener Vorgänger. Auf die Frage nach möglichen persönlichen Konsequenzen sagt Lindner, das sei noch offen. Er habe sich allerdings Gedanken darüber gemacht.

Unterschiedlich beurteilen die Genossen die Zukunft im Parlament. Während Jürgen Lindner mit der Verbindung von FDP und Unabhängigen als Mehrheitsbeschaffer liebäugelt, könnte sich Heinz Schäfer auch eine lockere Verbindung mit den Grünen vorstellen, vor allem dann, wenn ein so kompetenter Mann wie Werner Bös die Linie bestimmt. Erwin Hirchenhain und Manfred Heller befürworten dagegen wechselnde Mehrheiten. Hirchenhain: "Ich finde das ganz reizvoll, auch wenn wir das bislang nicht gewöhnt sind."

Nach den bisherigen Aussagen der Wahlgewinner - die Grünen eroberten sechs statt bisher vier Sitze, die FDP / UB kam aus dem Stand auf vier Mandate - dürfte es dazu auch kommen. Beide schlossen Koalitionsabsprachen noch am Wahlabend aus. "Wir machen Opposition", erklärt FDP-Mitglied Ronald Huth fest. Die SPD sei jetzt gefordert, klarzumachen, wie sie die nächsten vier Jahre gestalten wolle. Den "fast unfaßbaren" Erfolg seiner Gruppierung macht er einmal an der Unfähigkeit der CDU fest, den Sozialdemokraten Paroli zu bieten, andererseits an einer Mehrheitsfraktion, die sich zu sehr auf ihrer Mehrheit und den Meriten Erich Wörners ausgeruht habe. In vielen Bereichen herrsche da ganz einfach Funkstille und dem Bürgermeister sei Erlensee wohl eine Nummer zu klein.

Lediglich für die Grünen hat der frühere Mitarbeiter des Landtagsabgeordneten Dirk Pfeil ein Lob. Die seien in den vergangenen Jahren ein notwendiger Farbtupfer gewesen. Jetzt allerdings stehe auch noch eine bürgerliche Alternative auf dem Plan. Dabei verhehlt Huth nicht, daß die FDP / UB aus dem Potential schöpfte, das auf Kreisebene die Republikaner wählte. Allerdings könne man sich die Wähler nicht aussuchen. Und es sei doch wohl sinnvoller, daß eine demokratische Gruppe die Parteienverdrossenheit ausnutze, als den Rechtsextremen das Feld zu überlassen: "Das war für uns auch ein Grund, anzutreten. Eine solche Entwicklung wollten wir in Erlensee verhindern." WOLFGANG HEININGER

"Andere haben ein Haus, wir haben sieben Kinder"

Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat Ehrenpatenschaft über den jüngsten Sproß der Familie übernommen

KRIFTEL. Als Daniela erfahren hat, daß ihre Mutter schwanger ist, da hat sie "vor Freude total geheult". Dabei hätte die 15 Jahre alte Schülerin Grund gehabt, dem neuen Kind in der Familie mit gemischten Gefühlen entgegenzublicken. Noch weniger Platz, noch ein Konkurrent beim Bemühen um die Aufmerksamkeit der Eltern und noch ein Baby, auf das die große Schwester regelmäßig aufpassen muß. Denn: Schon bevor die inzwischen viereinhalb Monate alte Fabienn auf die Welt kam, hatte Daniela fünf Geschwister. Sie strahlt, streichelt den Säugling und sagt: "Und jetzt sind wir sieben!"

Ob auf dem Fußboden, der Couch oder am Ecktisch des Bockschen Wohnzimmers, Zentrum der vier-Zimmer-Wohnung: überall sitzen Kinder. Vater Uwe (35), Mutter Sylvia (35), die beiden "Großen" Thorsten (19) und Daniela (15), Heike (10), Sebastian (7) Domenik (6), Lisa (3) und Fabienn (4 Monate) - wenn die Bocks einen Spaziergang machen, gibt's einen Stau auf dem Bürgersteig. An Getratsche oder neugierige Blicke der Krifteler haben sie sich jedoch gewöhnt. "Schon ab dem zweiten Kind gilt eine Familie als asozial, aber wir sind die Sensation", sagt Sylvia Bock und stillt das Baby. "Deutschland ist das kinderfeindlichste Land. Einmal haben Nachbarn die Polizei gerufen, weil es bei uns zu laut sei, dabei haben alle längst geschlafen."

Juniorin Fabienn hat gerade eine Bronchitis überstanden, "und wenn eins von meinen Kindern krank ist, stecken sich die anderen leicht an". Ergebnis: Husten mal sieben und sieben Betten, an denen die Mutter trösten muß. "Naja, eigentlich sechs, denn mein ältester Sohn wohnt seit kurzem nicht mehr hier." Um das Klischee der ungepflegten Großfamilie zu entkräften "und weil es mir gefällt", achtet die Mutter darauf, daß ihre Kinder "immer hübsch und sauber angezogen sind. Bei einem Einzelkind wird nicht gelästert, wenn es verdreckt herumläuft, bei uns schon." Für den Nachwuchs verzichte sie gerne auf manchen Luxus. Ihr Mann, der Schicht arbeitet, ergänzt: "Andere haben ein Haus, wir haben sieben Kinder."

Was Richard von Weizsäcker mit Baby Bock verbindet? Der Bundespräsident hat die Ehrenpatenschaft für den siebten Sprößling übernommen. Das macht er immer auf Antrag. Neben der Urkunde, die in einer Klarsichthülle im Schrank liegt, gab es ein Geldgeschenk aus Bonn: 500 Mark, die gerade für einen der Großeinkäufe reichen würden. Aber natürlich werden sie für Fabienn zurückgelegt.

Eigentlich hatte sich Sylvia Bock als junge Frau nur vier Kinder gewünscht und wollte es dann bei sechsen belassen. Aber als die kleine Laura einen plötzlichen Kindstod starb, "da wollte ich dann doch noch eins". Ab dem zweiten Baby "sind alle Wunschkinder", betont die 35 Jahre alte Frau, die eigentlich nur Ruhe hat, wenn alle schlafen. Verzichten muß sie auch auf Urlaub. "Nur vor zwei Jahren waren wir mal weg." Da waren die Bocks in zwei Autos unterwegs.

Aber nicht nur in den seltenen Urlaub geht's schichtweise. Ob morgens im Bad oder mittags beim Essen, am liebsten Spaghetti oder Königsberger Klopse - manches muß hinter- statt miteinander erledigt werden. Ist da noch Platz für ein achtes Baby? "Ehrlich gesagt, wenn es kommt, wäre das in Ordnung", meint Sylvia Bock. "Aber ich will lieber bald Enkelkinder." Sie genieße es, jetzt eine "ältere Mutter" zu sein. Seit Thorsten sei jede Geburt und "vor allem die Zeit danach" immer noch schöner gewesen. "Klar, auch ich habe mich entwickelt."

Was die Eltern genießen, "ist das Leben bei uns", sagt Uwe Bock, der ab dem zweiten Baby bei jeder Geburt dabei war. "Einmal war ich nachmittags allein hier, das war mir zu ruhig." Diesmal sind alle außer Thorsten da - und nicken. Ein leeres Wohnzimmer ist ihnen ungeheuer. Nur in der Frühe gehen sie sich gerne aus dem Weg, vor allem Daniela und ihre Mutter: "Wir sind beide Morgenmuffel."

Heike macht Hausaufgaben, Sebastian spielt mit einem Freund - noch ein Kind mehr -, Domenik hat sich etwas gekocht und balanciert den Teller durch den Raum, und der Vater entspannt sich im Schaukelstuhl und schaut dem Treiben zu. "Eigentlich brauchten wir nur ein Kinderzimmer", flachst seine Frau. "Denn in den Schlafzimmern sind wir nur nachts." Zuwendung und Zeit füreinander sind ihr wichtig. "Ich möchte nicht, daß meine Kinder seelisch verkümmern, niemand soll zu kurz kommen, wenn er Probleme hat." Natürlich müsse Daniela abends mal auf die Geschwister aufpassen, "hat jeder seine Aufgabe", aber überlastet werde niemand. "Meine Kinder sollen auch Kinder sein dürfen."

Auch wenn es manchmal ganz schön turbulent bei den Bocks zugeht: Geschlagen wird nicht, wenn eines der Mädchen oder Jungen etwas anstellt. "Dann reden wir darüber", betont Sylvia Bock. Ehrlichkeit beispielsweise sei ihr wichtig, Vertrauen. Schlagen schade da nur. "Kinderseelen sind zerbrechlich." PETRA MIES

Der Taunus-Klub organisiert in den kommenden Tagen zahlreiche Ausflüge und Wanderungen mit den Zielen Hengstbachtal / Gehspitzweiher, Falkensteiner Hain, Lahngebiet und Kronberg. Die einzelnen Termine und Treffpunkte - meist erfolgt die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln - sind unter der Telefonnummer 55 93 62 erfragbar. Der nächste Seniorentreff ist am kommenden Mittwoch, 17. März, um 15 Uhr im Café Neubauer, Hainer Weg. mb/10

Frauen sprengen den Rahmen Große Feier zum Internationalen Frauentag in Hofheim

MAIN-TAUNUS-KREIS. Mächtig eng wurde es am Montag abend beim Internationalen Frauentag in den Kellerräumen der Hofheimer Kreis-Volkshochschule. "Wir müssen uns überlegen, ob wir künftig nicht nach größeren Räumlichkeiten suchen", sagt Brigitte Hißnauer von der Gleichstellungsstelle des Main-Taunus-Kreises. Annähernd 300 Besucherinnen aus dem ganzen Kreis hat sie gezählt. Und die mußten, als dann Bauchtänzerin Anatha auftrat, gar ins Foyer des Vhs-Gebäudes an der Pfarrgasse umziehen, denn die temperamentvolle Frau lud auch das Publikum ein, bei den Tänzen mitzumachen.

Abgesehen von Bauchtanz, Liedern der Sängerin Elke Voltz und einer Ausstellung von Malerin Vesna Bakic standen aber eher Gespräche im Vordergrund des abends. "Wir hatten extra nicht so ein großes Programm für den Abend geplant, damit die Frauen auch noch Zeit finden, sich zu unterhalten", sagt Brigitte Hißnauer.

"Eigentlich wollten wir, da es ja schon um 18 Uhr losging, um 22.30 Uhr aufhören; doch die Stimmung war so toll, daß erst um elf Uhr Schluß war."

Auch wenn der Frauentag vorbei ist, die Organisatorinnen treffen sich weiterhin, um über künftige Frauen-Aktionen im Kreis zu reden, wozu auch die Hilfe für bosnische Frauen gehört. An diese wurde auch bei der Feier in der Volkshochschule gedacht: Der Erlös einer Spendensammlung und aus dem Getränkeverkauf soll für ein Frauenhaus in Zagreb gestiftet werden oder an das Kommittee "Cap Anamur" gehen. Brigitte Hißnauer schätzt, daß summa summarum etwa 700 Mark zusammengekommen sind.

Außer der Gleichstellungsstelle des Kreises haben sich auch viele andere Frauengruppen aus dem Kreis zu einem lockeren Bündnis zusammengeschlossen, das immer stabiler wird - wie Brigitte Hißnauer betont. Dazu gehören neben den Frauen aus den Kreistagsparteien auch "amnesty international", Pro familia, "Frauen helfen Frauen", Hausfrauenbund, Frauenbeauftragte aus den Städten und Volkshochschulvertreterinnen. ubk

Querfeldein

Sieg für BC Frankfurt Der Frankfurter Billardclub siegte in der zweiten Bundesliga gegen den Essener BC im Carombolage-Wettkampf mit 8:5. Durch diesen Heimsieg bleibt Frankfurt auf dem dritten Tabellenplatz. Team Frankfurt erfolgreich Bei der deutschen Endausscheidung für den World-Cup, dem größen Pool-Billard-Turnier der Welt, gewann das Team Frankfurt in Bingen in der Besetzung Arnold, Nebel, Mohseni, Sachner und Engelhardt und qualifizierte sich damit für den Wettbewerb im Mai in Las Vegas. Computer-Regatta Der Frankfurter Regatta-Verein veranstaltet am Sonntag eine sogenannte Computer-Regatta. Auf acht Ergometern kämpfen jeweils acht Ruderer, Zeit, Meter und Schlagzahl werde per Video angezeigt (11 bis 15 Uhr, Werner-von Siemens- Schule, Gutleutstraße 333). Square Dance in Kriftel Das gestern in der FR angekündigte Square-Dance-Treffen wurde kurzfristig aus der Ballsporthalle Frankfurt in die Schwarzbachhalle nach Kriftel verlegt. 1500 Teilnehmer werden am Wochenende erwartet.

Schmusesongs im Keller

FLÖRSHEIM. Sanfte Balladen und fetzige Rocksongs stimmen "The Haddocks" am Freitag, 19. März, im Flörsheimer Keller an. Die Band tritt um 20.30 Uhr mit Stücken von den Beatles, Roy Orbison, den Rolling Stones und anderen Größen der Musikszene auf.

Karten zum Preis von acht Mark (ermäßigt fünf Mark) gibt es im Kulturlädchen und an der Abendkasse. kkü

Vereinsleben

Deutscher Alpenverein, Sektion Frankfurt: Die Wandergruppe fährt ins Neckartal, und zwar am kommenden Sonntag, 14. März. Treffpunkt ist um 7.30 Uhr am Paulsplatz. Interessenten können sich unter 59 19 85 anmelden. mb/10

Die Pensionärsgemeinschaft ehemaliger Bediensteter der Stadtwerke / Verkehr trifft sich am Freitag, 12. März, um 14 Uhr im Goldsteiner Bürgerhaus, Goldsteinstraße 314. mb/10

Chorgemeinschaft stimmt Lieder von Mozart an

LORSBACH. Lieder von Händel, Schubert, Launod, Mozart und Strauß wird der Frauenchor der Chorgemeinschaft Lorsbach auf seinem Konzert am Sonntag, 14. März, singen. Veranstaltungsort ist der Saalbau des "Löwen" in Lorsbach. Das Konzert beginnt um 18 Uhr.

Der Chor steht unter der Leitung von Brigitte Schlauch, Solist ist Erich Schäfer. Am Klavier werden Chor und Solist von Hans Schlauch begleitet. Die Karten zum Preis von zehn Mark gibt es bei den aktiven Sängerinnen und Foto Gerner in Lorsbach. dia

Kinderclub: Disco erst am nächsten Freitag

MAINTAL. Eine Terminänderung für die Disco des Kinderclub Dörnigheim in der Dietrich-Bonhoeffer-Schule teilte die Stadt mit.

Schwofen können Zehn- bis 15jährige dort nicht, wie angekündigt, am Freitag, 12. März, sondern eine Woche später, am Freitag, 26. März, zwischen 18 und 21 Uhr. Der Eintritt kostet mit Discoausweis 2,50 Mark, ohne drei Mark.

Des weiteren bietet der Kinderclub eine Freizeit in den Osterferien vom 18. bis 24. April im Jugendferiendorf Simbach am Inn an. Auf dem Programm steht auch ein Ausflug in die Bavaria Filmstudios nach München, wo die Teilnehmer einen eigenen Streifen drehen dürfen. Die Freizeit kostet 160 Mark. Geschwistern, sozial Schwachen und kinderreichen Familien gewährt die Stadt eine Ermäßigung von 50 Prozent.

Bis zum 22. März nehmen die Betreuer des Kinderclubs Klaus Carl und Daniela Gärtner Anmeldungen entgegen. jur

Zähe Asyl-Gespräche mit Polen Bundesregierung mit zahlreichen offenen Fragen konfrontiert

WARSCHAU, 9. März (he/Reuter). Bei der dritten Runde der deutsch-polnischen Gespräche über eine Neuregelung der Asylgewährung und Abschiebepraxis in der Bundesrepublik ist offenbar kein Durchbruch erzielt worden. Nach Abschluß der Gespräche am Dienstag sagten Experten in Warschau, Erläuterungen über die rechtliche Asyllage in Deutschland und in Europa hätten einen Großteil der Beratungen bestimmt.

"Die Verhandlungen werden sich wohl ziehen", hieß es. Da Polen bislang nicht mit größeren Asylproblemen konfrontiert gewesen sei, herrsche großer Informations- und Klärungsbedarf.

Bei den Gesprächen wollte die polnische Seite wissen, ob sich die geplante Rückschiebung in Drittländer auf Personen begrenzt, die illegal eingereist sind, oder ob sie auch Flüchtlinge umfassen soll, die bei der Einreise ein deutsches Visum hatten. Die Gesprächsgrundlage scheint sich durch das Einlenken von Bundesinnenminister Rudolf Seiters verbessert zu haben, der nicht länger darauf bestehen will, auch jene mehrere zehntausend Asylbewerber zurückzuschicken, die bereits über Polen nach Deutschland kamen und hier nicht anerkannt werden.

Warschau verlangt außerdem, in das geplante Rückschiebungsabkommen eine zeitliche Begrenzung einzuführen, wie sie auch gegenüber anderen Ländern besteht. Österreich beispielsweise nimmt illegale Grenzgänger nur binnen zwei Wochen zurück, während Polen nach dem bisherigen Rechtsstand verpflichtet wäre, Flüchtlinge auch nach mehrjährigem Auf- enthalt in Deutschland "zurückzunehmen".

Klärung bedarf auch die Frage, wie Zwischenlandungen in Warschau nach dem Asylbeschlusses gewertet werden. Der polnische Beauftragte für Flüchtlingsfragen, Tomasz Kuba Kozlowski, fragte ferner, ob EG-Staaten ebenso wie Polen als Drittstaaten behandelt werden sollen. Die Klärung dieser Probleme gilt in Warschau als Voraussetzung für eine mögliche finanzielle Unterstützung von deutscher Seite bei der Kontrolle der polnischen Ostgrenze und Hilfe für die Bewältigung von Flüchtlingsproblemen in Polen. Da die tatsächlichen Auswirkungen der deutschen Asyl-Regelung für Polen nach Warschaus Auffassung schwer abzuschätzen sind, wünscht Polen eine Klausel, die eine Anpassung des geplanten Abkommens an die künftige Entwicklung ermöglicht. (Kommentar Seite 3)

Stimmen verloren, dennoch ein Stuhl mehr für Sozialdemokraten Sinntal: SPD profitiert von vergrößerter Gemeindevertretung / BWG kletterte auf 24 Prozent, der CDU fehlten sechs Stimmen

SINNTAL. 7,3 Prozentpunkte verloren und dennoch einen Sitz hinzugewonnen: eine kuriose Konstellation, die Sinntals Sozialdemokraten der Vergrößerung der Gemeindevertretung von 31 auf 37 Abgeordnete verdanken. Weniger Glück bei diesem Modell hatte die CDU: Ihr fehlten sechs Stimmen, um wenigstens in bescheidenem Maße von der Überschreitung der 10 000-Einwohner-Grenze in der Spessartgemeinde zu profitieren. Obwohl die Union im Gegensatz zur SPD nur 2,1 Prozentpunkte einbüßte, wird sie auch künftig nur eine neunköpfige Fraktion stellen. Strahlender Sieger am Sonntag war die Bürgerliche Wählergemeinschaft (BWG). Sie steigerte ihren Stimmenanteil von 15,4 auf 23 von Hundert und stellt nun neun statt bisher fünf Abgeordnete.

Die Kommunalwahl hat Bewegung in die Polit-Landschaft im Sinntal gebracht, aber nicht Grundlegendes geändert. Die SPD, die in der vergangenen Legislaturperiode auf die FDP als Mehrheitsbeschaffer angewiesen war, hat auch diesmal mit den drei Liberalen rechnerisch die absolute Mehrheit. Gelassen konstatierte der Bürgermeister und SPD-Spitzenkandidat Hans-Eberhard Priemer, daß sich auch in Zukunft nicht viel ändern werde. Die Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit mit der FDP war bei der Wiederwahl Priemers im Sommer getroffen worden. Im Gegenzug werden die Freien Demokraten, deren Fraktionschef Karl Ulrich sich mit 9,1 Prozent über das "beste Ergebnis seit langem" freuen durfte, wohl auch im neuen Gemeindevorstand überproportional vertreten sein. Bereits 1989 hatte die SPD einen Sitz zugunsten der Liberalen geopfert. Ulrich kündigte derweil an, seine Partei wolle "künftig noch mehr Profil entwickeln".

Nur noch 42,4 Prozent der Wähler haben das Kreuz bei der SPD gemacht. Der Verlust von über sieben Prozentpunkten bewegt sich laut Rathauschef "im Landestrend". Doch die Wahlergebnisse spiegeln durchaus auch die Gemeindepolitik wider. Überdurchschnittlich viel büßten die Sozialdemokraten in Schwarzenfels (minus 18 Prozent) und in Weichersbach (minus 14 Prozent) ein, jenen Orten, wo der Bürgermeister an den Problemen der Dorfschulen nur wenig Anteil nahm.

Den Verlust von 13 Prozent in der "Hauptstadt" Sterbfritz führt Priemer auf die attraktive Liste der BWG zurück, die dort viele junge und in Vereinen engagierte Kandidaten präsentiert habe. Eine Einschätzung, die auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Günter Frenz teilt, dessen Partei in dem größten Ortsteil gerade mal 14,9 Prozent erreichte. Frenz gibt offen zu, daß ihn das Ergebnis "enttäuscht hat", da die CDU als einzige Fraktion keinen Sitz hinzugewonnen habe. Man müsse ein deutlicheres Kontrastprogramm zur Politik des Bürgermeisters anbieten.

Um jeden Preis "eigenständig" will auch die BWG nach Aussagen ihres Sprechers Gerhard Heiliger bleiben, der "zufrieden" mit dem Ausgang der Wahl ist. "Leider", so Heiliger, bleibe der Fraktion trotz der Gewinne auch in den nächsten vier Jahren nur die Oppositionspolitik. Das gute Abschneiden der BWG nannte er ein Bürgervotum für eine "unabhängige Politik ohne Fraktionszwang".

Weniger demokratisch gesonnen zeigten sich viele Sinntaler bei der Wahl zum Kreistag, wo 13,8 Prozent für die rechtsextremen Republikaner votierten. 4,8 Prozent erreichte die FWG. SPD und CDU verbuchten höhere Verluste als auf Gemeindeebene. jan

Einbruch mißlungen, dennoch hoher Schaden

ROSBACH. Vergeblich versuchten Unbekannte am Sonntag zwischen 15 und 22.30 Uhr in ein Wohnhaus im Kleinfeldchen von Nieder-Rosbach einzudringen. Obwohl sie vier Außentüren und Fenster mit erheblicher Gewaltanwendung aufzubrechen versuchten, kamen die Täter nicht in das Haus hinein, berichtet die Kriminalpolizei. Der Schaden an den Türen und Fenstern ist höher als 6000 Mark.

Die Kriminalpolizei bittet um Hinweise unter Telefonnummer 0 60 31 / 60 10. hm

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do; Sonderausstellung "Das blaue Haus - Die Welt der Frieda Kahlo" (bis 23. 5.).".

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).

Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).

Amerika Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).

Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).

Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).

Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).

Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 20. 3.).

Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).

Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).

Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).

Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).

Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).

Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.).

Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Dienstag bis Sonntag, 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).

Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Bernd Wolf, Malerei / Irene von Mering, Fotografien (bis 30. 3.).

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Frederic Bruly Bouabre (bis 4. 4.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Christa von Schnitzler, Gisela Nietmann - neue Plastiken und Arbeiten auf Papier (bis 8. 4.).

Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).

Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Markus Lüpertz - Arbeiten auf Papier (bis 17. 4.).

Galerie Tobias Hirschmann, Oppenheimer Landstr. 27, Tel. 62 00 36: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Guillem Nadal - Bilder, Skulpturen und Zeichnungen (bis 27. 4.).

Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr; Iris Baumgartl-Adam, Aquarelle und Pastellzeichnungen (bis 30. 4.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Shoichi Hasegawa - Ölbilder, Aquarelle, Radierungen (bis 30. 4.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Arno Rink - Bilder, Papierarbeiten (bis 30. 4.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr; Mabel Palacin & Marc Viaplana (bis 1. 5.). Ausstellungen

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).

Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).

GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis Heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenh. Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: Judith Düsberg - "Fotoinstallationen" (bis 26. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Ausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: täglich, 11 bis 17 Uhr; Spasa Milasinovic - "Menschenbilder" (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4.4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).

Altenpflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7: täglich, bis 21 Uhr; Malerei von Jochen Roth (bis Ende Mai).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.); Jahrhunderthalle Hoechst, Silostraße: Silvia Bächli, Heimer Blum, Walter Dahn, Peter Rösel, Manfred Stumpf (bis 12. 4.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).

Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).

Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Telefon 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Türdrücker der Moderne" (is 12. 4.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9. 5.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Montag bis Samstag, 9 bis 17.30 Uhr, Sonnntag, 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe- Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Telefon 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U-Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr.

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Spielerisch einige Instrumente kennenlernen Die Musikschule bietet den Jüngeren einen Kurs ihrer "Schnupperkiste" neu an

NIDDERAU / SCHÖNECK /NIEDERDORFELDEN. Einen Kurs ihrer "Schnupperkiste" bietet die Musikschule Schöneck / Nidderau ab Dienstag, 16. März, neu an.

Zielgruppe sind Kinder des Jahrgangs 1985/'86, die - beispielsweise in der musikalischen Früherziehung - schon Kontakt mit Musik hatten, aber sich noch für kein Instrument entschieden haben.

Spielerisch sollen sie innerhalb eines Jahres vier oder fünf verschiedene Instrumente kennenlernen, jeweils sechs bis acht 45minütige Unterrichtseinheiten lang bei einer Lehrkraft.

Eingeplant sind unter anderem das "Beschnuppern" von Block- und Querflöte, Klavier, Gitarre, Schlagzeug und Geige. Singen, Tanzen, Malen und Musizieren mit Orffschen Instrumenten gehören ebenfalls ins Repertoire der "Schnupperkiste", auch Auftrittchen mit einem "Miniorchester". Wo die Unterrichtsstunden stattfinden können, hängt von der Zahl der Anmeldungen aus einem Ortsteil, von den verfügbaren Räumen und von den Stundenplänen der Lehrkräfte ab.

Ein Schwerpunkt des neuen Kurses wird gewiß Kilianstädten sein, doch auch in Nidderau sollen Stunden gehalten werden. Den Eltern wird also Fahrbereitschaft abverlangt.

Leihinstrumente können in begrenzter Zahl gegen 7,50 Mark im Monat zur Verfügung gestellt werden. Die Unterrichtsgebühr wird einheitlich 48 Mark je Monat betragen, auch in den Ferien, wenn kein Unterricht ist.

Anmeldungen nimmt das Sekretariat der Musikschule in der Bertha-v.-Suttner- Schule Nidderau (Tel. 06 187 / 22 029) montags und mittwochs zwischen 16 und 18 Uhr sowie donnerstags, 9 bis 11 Uhr, entgegen. Einen "Eltern-Instrumenten-Infoabend" bietet die Musikschule am Freitag, 26. März, ab 20 Uhr in der Aula der Kurt- Schumacher-Schule Windecken an. Den Eltern sollen dabei Instrumente und Lehrmethoden vorgestellt werden. An dem Abend sollen Fragen beantwortet werden, die besonders beim Früh-Instrumentalunterricht immer wieder auftauchen. Deren Besprechung im Vorfeld soll Eltern Hilfen an die Hand geben, mit denen sie lernwillige Kinder bei der Instrumentenwahl unterstützen können.

Mit der Separatveranstaltung für Eltern zieht die Musikschule die Konsequenz daraus, daß bei gemeinsamen Instrumenteninfos für Eltern und Kindern dem Nachwuchs oft die Geduld für die vielen offenen Fragen der Erziehungsberechtigten ausgegangen ist. Ul

Radfahrer erlitt schwere Verletzungen

BAD VILBEL. Schwer verletzt wurde ein Radfahrer, der am Dienstag kurz nach Mitternacht die Kreisstraße zwischen Rendel und Gronau befahren hatte. Wie die Polizei berichtet, war der Radler von einem Auto angefahren und zu Boden geschleudert worden. Der Autofahrer flüchtete mit dem Fahrzeug. Wenig später war auf der gleichen Straße zwei Kilometer weiter in Richtung Gronau ein BMW nach links von der Fahrbahn abgekommen. Der Fahrer flüchtete ebenfalls. Nach ihm wurde am Dienstag noch gefahndet. Ein Zusammenhang mit dem schweren Unfall des Radfahrers ist nach Polizeiangaben noch nicht nachgewiesen. Die Polizei bittet um Hinweise unter der Telefonnummer 0 61 01 / 70 45. hm

Turnerschaft Griesheim Leichtathleten bitten zum Hallensportfest

FRANKFURT A. M. Ihr "10. Leichtathletik-Hallensportfest" organisiert die Turnerschaft 1856 Griesheim am kommenden Sonntag, 14. März, ab 9.30 Uhr, in der Sporthalle der Georg-August-Zinn-Gesamtschule, Am Mühlgewann. Ausrichter ist die Leichtathletikabteilung des Vereins. Ausgeschrieben sind leichtathletische Dreikämpfe nach Hallenregeln für alle Altersklassen (30-Meter-Sprint, Weitsprung auf Weichboden, Kugelstoßen). Die Wertung erfolgt durch elektronische Datenverarbeitung in Anlehnung an die 1000-Punkte-Wertung des Deutschen Leichtathletikverbandes.

Als Siegerauszeichnung gibt es Urkunden für alle Teilnehmer, die drei Erstplazierten der einzelnen Klassen erhalten Medaillen. Gestartet wird in zehn Wettkampf-Altersklassen. Veranstaltungsleiter ist Gerhard Nothacker. dixi

Leichtathleten bitten zum Hallensportfest

FRANKFURT A. M. Ihr "10. Leichtathletik-Hallensportfest" organisiert die Turnerschaft 1856 Griesheim am kommenden Sonntag, 14. März, ab 9.30 Uhr, in der Sporthalle der Georg-August-Zinn-Gesamtschule, Am Mühlgewann. Ausrichter ist die Leichtathletikabteilung des Vereins. Ausgeschrieben sind leichtathletische Dreikämpfe nach Hallenregeln für alle Altersklassen (30-Meter-Sprint, Weitsprung auf Weichboden, Kugelstoßen). Die Wertung erfolgt durch elektronische Datenverarbeitung in Anlehnung an die 1000-Punkte-Wertung des Deutschen Leichtathletikverbandes.

Als Siegerauszeichnung gibt es Urkunden für alle Teilnehmer, die drei Erstplazierten der einzelnen Klassen erhalten Medaillen. Gestartet wird in zehn Wettkampf-Altersklassen. Veranstaltungsleiter ist Gerhard Nothacker. dixi

Aus dem Geschäftsleben 10-Meter-Schanze unter dem Glasdach

FRANKFURT-NORDWEST. Spätestens seit Audi in einem Werbespot sein vierradgetriebenes Modell eine verschneite Sprungschanze hinauffahren ließ, gibt es eine Verbindung zwischen dem Fahrzeughersteller und dem Skisport. Das Nordwestzentrum hat auf den alten Werbegag zurückgegriffen und präsentierte in Zusammenarbeit mit dem Autohaus Glöckler eine große Auto- und Sportshow.

Inmitten der glasüberdachten Einkaufsstadt wurde eine zehn Meter hohe "Trockensprungschanze" aufgebaut, auf der diesmal allerdings keine Autos hinauf-, sondern drei der besten Skiakrobaten Europas hinunterfuhren. Jürgen Praxl, Chris Rijavec und Kurt Brendle flogen mit ihren Brettern an den Füßen durch das Nordwestzentrum und zeigten atemberaubende Trickskinummern, die mangels Schnee in einem Luftkissen endeten. Mit einfachen Salti vorwärts und rückwärts, Sprüngen, bei denen die drei fast zeitgleich die Schanze hinabsausten, und einem doppelten Salto mit kompletter Schraube faszinierten die Springer das Publikum.

In der Pause war dann Gelegenheit, die ausgestellten Fahrzeuge zu bewundern. Rund um die Schanze hatte das Autohaus Glöckler die neuesten Modelle von Audi und VW gruppiert: Vom kleinen Stadtflitzer über das sportliche Cabrio bis hin zum Kombi und Kleintransporter reichte die Palette. Auch Technikfans kamen auf ihre Kosten: Geöffnete Motorhauben gestatteten einen tiefen Blick in das Innenleben der Fahrzeuge, und als besondere Attraktion war der original Audi-Rettungssimulator zu sehen. Die Auto- und Sportshow kann noch bis zum Samstag, 13. März, ganztägig im Nordwestzentrum besucht werden. *rea

Turnerschaft Griesheim Leichtathleten bitten zum Hallensportfest

FRANKFURT A. M. Ihr "10. Leichtathletik-Hallensportfest" organisiert die Turnerschaft 1856 Griesheim am kommenden Sonntag, 14. März, ab 9.30 Uhr, in der Sporthalle der Georg-August-Zinn-Gesamtschule, Am Mühlgewann. Ausrichter ist die Leichtathletikabteilung des Vereins. Ausgeschrieben sind leichtathletische Dreikämpfe nach Hallenregeln für alle Altersklassen (30-Meter-Sprint, Weitsprung auf Weichboden, Kugelstoßen). Die Wertung erfolgt durch elektronische Datenverarbeitung in Anlehnung an die 1000-Punkte-Wertung des Deutschen Leichtathletikverbandes.

Als Siegerauszeichnung gibt es Urkunden für alle Teilnehmer, die drei Erstplazierten der einzelnen Klassen erhalten Medaillen. Gestartet wird in zehn Wettkampf-Altersklassen. Veranstaltungsleiter ist Gerhard Nothacker. dixi

Sparaktion bei Arbeitsbeschaffung trifft auch wieder die Frauen DGB-Vorsitzender Fiedler fordert statt dessen mehr Geld für die Berufsförderung und das Projekt "Arbeit statt Sozialhilfe"

WETTERAUKREIS. "In den vergangenen Jahren war es sowieso schon ein ständiger Weg nach unten", sagt Dieter Thiel, Sachbearbeiter für den Bereich Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) im Arbeitsamtsbezirk Frankfurt. Ende des Jahres, so fürchtet er, könnte die Zahl der ABM-Stellen "gegen null" gehen. Der Bewilligungsstopp der Bundesregierung für neue Stellen trifft Beratungs- und Pflegeeinrichtungen, aber auch andere Projekte, in denen arbeitslose Frauen und Männer eingesetzt werden.

Schon seit zwei Jahren werden die Mittel dafür gekürzt, durch die neue Sparverordnung steht in einigen Bereichen jetzt auch die Verlängerung der bestehenden Arbeitsverhältnisse auf dem Spiel. Darüber hinaus sind in der Novellierung des Arbeitsförderungsgesetzes massive Einsparungen im Bereich Fortbildung und Umschulung geplant.

Eine Rechnung, die für den Kreisvorsitzenden des DGB, Harald Fiedler, nicht aufgeht: "Es werden mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit abgleiten und auf Sozialhilfe angewiesen sein." Angesichts steigender Arbeitslosenzahlen fordert er vielmehr eine Ausweitung der bestehenden Angebote.

Für neue Projekte sieht Fiedler im Moment keine Chance. Außerdem bestehe die Gefahr, daß die mit Hilfe von ABM- Maßnahmen aufgebauten Trägerstrukturen zusammenbrechen und nur unter großen Schwierigkeiten wieder zum Laufen gebracht werden können. Hinzu komme, daß bei der derzeitigen Finanzlage kaum eine Kommune die Kürzungen aus dem eigenen Etat auffangen kann.

Ein Beispiel aus dem Bereich der kirchlichen Träger: "Für einen Mitarbeiter, der wegen einer Krankheit lange Zeit arbeitslos war, konnte im Bereich der Altenberatung eine langfristige Stelle geschaffen werden", berichtet Gerhard Wolf, Leiter der evangelischen Dekanate im Wetteraukreis. Ähnlich äußert sich Michael Hofmann, Geschäftsführer des Caritasverbandes in Gießen: "Viele Frauen haben in diesem Rahmen eine Ausbildung als Altenpflegerin begonnen und sind anschließend übernommen worden".

Im Friedberger Altenpflegeheim St. Bardo hat der Verband zur Zeit fünf ABM-Stellen besetzt: "Die Kürzungen gehen uns zwar nicht an die Substanz, aber für die Patienten bedeutet es sicher eine Verschlechterung."

Nicht nur diese Patienten, auch viele andere Menschen werden die Auswirkungen zu spüren bekommen: Etwa ein Drittel der ABM-Stellen ist im sozialen Bereich angesiedelt, zum Beispiel in der Kinder-, Ausländer- und Altenbetreuung. Ein weiteres Drittel der vermittelten Arbeitskräfte wird in Büros, in der Verwaltung und im Umweltbereich eingesetzt, der Rest verteilt sich auf verschiedene Teilbereiche. Während Anfang 1992 im Arbeitsamtsbezirk Frankfurt, zu dem Bad Vilbel und Karben gehören, noch fast 700 ABM-Stellen besetzt waren, wurden im Februar 1993 nur noch 315 gezählt. Für den Arbeitsamtsbezirk Gießen, zuständig für Friedberg, Karben und Butzbach, sank die Zahl von 442 im vergangenen Jahr auf 219 heute. Entsprechend sieht die Mittelkürzung aus: "1992 standen uns für den Bezirk Gießen 17 Millionen zur Verfügung", sagt der stellvertretende Arbeitsamtsdirektor Schäfer, "für das laufende Jahr hatten wir eine Zuteilung von 500 000 Mark, dann kam der Stopp dazwischen." Das Geld soll dort konzentriert werden, wo "Dauerarbeitsplätze zu erwarten sind", so Schäfer, "Neuzugänge haben keine Chance."

Eine Personengruppe wird darunter besonders zu leiden haben: Langzeitarbeitslose und Schwervermittelbare. Aber auch Frauen seien durch die Kürzungen im ABM-Bereich besonders betroffen, meint Susanne Hild, Frauenbeauftragte in Friedberg. "Gerade im sozialen Bereich gibt es viele gut ausgebildete Frauen, die über diese Maßnahmen eine Stelle finden könnten". Auf das Projekt "Arbeit statt Sozialhilfe", für das eine ABM-Kraft angestellt ist, hätten die Kürzungen zwar keine Auswirkungen, an einen Ausbau und an weitere Planungen sei allerdings jetzt nicht mehr zu denken.

Zahlreiche kleinere Projekte, die sich sowieso nur mit viel ehrenamtlicher Arbeit über Wasser halten können, sind in ihrer Existenz bedroht. So herrscht im Frauenzentrumsverein in Friedberg Katastrophenstimmung: "Sollte unsere ABM-Stelle wegfallen, würde das uns sehr schädigen", sagt Mitarbeiterin Waltraud Merz. Besonders gefährdet seien kulturelle Angebote, wie Veranstaltungen zum Paragraph 218 oder zum Internationalen Frauentag. Auch ihre eigene Stelle, die einzige feste im Verein, ist über eine ABM-Förderung entstanden. Für die Kürzungen hat sie kein Verständnis: "Sie kommen in einer schwierigen Zeit, in der immer mehr Frauen Rat und Hilfe brauchen." REGINE EBERT

Heute im Lokalsport

&blt; Ernüchterung beim Fußball-Oberligisten Rot-Weiss Frankfurt führt zum kräftigen Abspecken..

&blt; Die Eisstockschützen von Eintracht Frankfurt sind ein wahrlich verrücktes Völkchen.

(Berichte auf Seite 25)

Geisterfahrer auf der B 45 zwischen zwei Kreiseln

RODGAU. Weil er glaubte, sich verfahren zu haben, wendete ein von der Autobahn gekommener und in Richtung Hanau steuernder 47jähriger ortsunkundiger Autofahrer aus einem der neuen Bundesländer Montag abend auf der Bundesstraße 45 am mittleren der drei Kreisel in Höhe von Weiskirchen und fuhr entgegen der Fahrtrichtung zurück in Richtung Jügesheim.

Prompt stieß er mit einem entgegenkommenden Personenwagen zusammen, dessen 23jähriger Fahrer dabei leicht verletzt wurde. Der bei dieser "Geisterfahrt" entstandene Schaden wird von der Polizei auf 20 000 Mark geschätzt. ttt

Misereor sammelt für Menschen im Regenwald

"Die Schöpfung bewahren, damit alle leben können" - unter diesem Motto ruft Misereor, das Entwicklungshilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland, in diesem Jahr in rund 13 000 Pfarreien dazu auf, arme Länder mit Spenden zu unterstützen.

Das besondere Augenmerk gilt diesmal den Regenwaldgebieten Lateinamerikas, mit deren Problematik sich die Gläubigen in der Fastenzeit auch inhaltlich auseinandersetzen sollen.

Spenden können auf das Postgirokonto Köln 556-505 überwiesen werden. skb

"Big Mac" geht auf Reisen McDonald's startet bei der Bundesbahn / Kritik an Treuhand

tma MÜNCHEN. Der Appetit der Deutschland-Dependance der Schnellrestaurant-Kette McDonald's auf immer mehr Verkaufsstätten ist kaum zu bremsen. 50 bis 60 neue Niederlassungen will der Hackfleisch-Brater in diesem Jahr trotz Rezession eröffnen, nachdem schon in der Vorperiode 47 Filialen starteten. Erreicht McDonald's sein gestecktes Ziel, dürfte das Unternehmen heuer nahe an 500 Standorte herankommen. Vorstandschef Gerd Raupeter liebäugelt derweil auch mit eher unkonventionellen Filialen der Fast-Food-Kette. Ihm schweben Hamburger-Läden auf Fährschiffen zwischen Deutschland und Skandinavien, auf Flughäfen und in Tierparks vor. Was hierzulande freilich ungewöhnlich erscheint, ist woanders Alltag: In den USA residiert McDonald's sogar in Kliniken. Bei der Bundesbahn fährt das Unternehmen im September vor. In einem Zug auf der Strecke Berchtesgaden-Hamburg will der "Big-Mac"-Hersteller in einer zweijährigen Testphase Bahnkunden seine Produkte schmackhaft machen.

Aber auch ohne solche Extratouren scheint das Geschäft mit den eingeklemmten Hackfleisch-Scheiben bestens zu laufen. 381 Millionen Konsumenten zählte McDonald's im vergangenen Jahr in seinen Niederlassungen. Und diese hatten großen Hunger: Denn der Umsatz kletterte um über ein Viertel auf 1,9 Milliarden Mark. Für 1993 rechnet der Vorstand mit einem Erlöszuwachs von rund 20 Prozent.

Die deutsche Dependance ist mittlerweile im Reich des US-Konzerns hinter den Ablegern in Japan und Kanada die drittgrößte Auslandstochter und gemessen an der Rendite "mindestens so gut" wie die Muttergesellschaft. Die Preise will die Fast-Food-Kette 1993 stabil halten. Bei der Expansion in Ostdeutschland fühlt sich McDonald's von der Treuhandanstalt und der Bürokratie gebremst. Zwar wolle man in diesem Jahr mindestens zehn neue Restaurants im Osten eröffnen, sagt Raupeter. Für das Scheitern eines 20 Millionen Mark teuren Prestigeprojekts am Berliner Alexander- platz macht er aber die Treuhand ver- antwortlich. Auf die Rückzahlung von mehr als drei Millionen Mark wartet die Münchner Zentrale seit eineinhalb Jahren und sieht sich von der Berliner Behörde blockiert.

Ansturm auf Treff Waldhof Jugendsozialwerk testet Attraktivität seines Programmangebots

OFFENBACH. Der Andrang während der ersten Schnupperwoche im funkelnagelneuen Jugendzentrum "Treff Waldhof" war riesig, freut sich Sozialbetreuer Wilfried Bille. Das ist für ihn Beweis dafür, daß der Bau des Jugendzentrums in diesem Neubau-Stadtteil dringend notwendig war. Seit Jahren hatten es die Anwohner gefordert. Auch die Eröffnungsfete am Samstag war ein voller Erfolg, berichtet Bille.

Noch diese Woche testen die Mitarbeiter des IB Jugendsozialwerkes, das die Trägerschaft über das von der Stadt und ihrer Gemeinnützigen Baugesellschaft (GBO) für 800 000 Mark gebaute Haus übernommen haben, die Attraktivität ihres Programmangebotes. Der "Treff Waldhof", Ottersfuhrstraße 10, soll nicht nur Kinder- und Jugendzentrum sein, sondern auch Stätte der Begegnung für alle Waldhöfer sein.

Für Dienstag, 16. März, lädt deshalb der Arbeitskreis Waldhof zu einer Bürgerversammlung ein, Beginn 19.30 Uhr. Diskutiert werden soll dann über eine flächendeckende Verkehrsberuhigung, über eine bessere Beleuchtung der Spielplätze und Wege und den Bau einer Ladenzeile in der Ottersfuhrstraße. Im schnell gewachsenen Waldhof stimmt die Infrastruktur noch nicht. Es fehlen unter anderem eine Apotheke, Arztpraxen und ein Postamt. Seit einem Jahr steht dort zwischen Supermarkt, Kindergarten und Grundschule ein großes Schild und kündigt den Bau einer Ladenzeile an. Jetzt wollen die Waldhöfer wissen, wann der erste Spatenstich ist.

Der Treff Waldhof bietet montags, mittwochs und donnerstags von 14 bis 16 Uhr Hausaufgabenhilfe an. Montags und dienstags ist von 16 bis 19.30 Uhr Spielnachmittag und Kids-Café. Donnerstags ist ab 19 Uhr Mädchentreff, freitags gibt es ab 17 Uhr "Kulturangebote für Jugendliche".

Das Jugendsozialwerk und der Allgemeine Soziale Dienst bieten auch individuelle Beratung an. Sprechzeiten sind dienstags von 9 bis 12 Uhr und von 16 bis 18 Uhr, donnerstags von 14 bis 17 und freitags ab 14 Uhr und nach Vereinbarung an. lz

Werbung bringt Gemüter in Wallung / Plakat abgerissen Der Busen ist weg Mann die Faust gezeigt

HOFHEIM. Ein blanker Busen erregt die Gemüter, wird überklebt, übermalt oder gar nebst dazugehöriger Frau entfernt. Und das vor den Augen der Hofheimer Polizei. Denn genau vor deren Wache an der Zeilsheimer Straße in Hofheim pappt an einer Werbetafel der Deutschen Städtereklame ein Poster der Zigarettenfirma Reemtsa - Werbung für "West Lights". Und die ist immer wieder Ziel sittenstrenger Zeitgenossen, denen die beachtliche Oberweite der blonden Werbenixe ein Dorn im Auge ist.

Doch statt wie in anderen Städten die Frauenbeauftragte auf den Plan zu rufen, schreiten die Verärgerten - ratsch! - gleich selbst zur Tat. Und zeigen dem jungen Begleiter der offenherzigen Dame die Faust.

Claus Merkel, Prokurist der Deutschen Städtereklame in Frankfurt, ist von dieser Reaktion auf die Reemtsma-Reklame nicht sonderliche überrascht. "Das ist ja nicht das erste Werbeplakat dieser Art", sagt er. "Es ist Frauen schreiben Briefe halt eine Frage, ob sich die Firma einen Gefallen tut, wenn sie Frauenbeauftragte und andere Bürger in Wallung bringt."

Einige Briefe von Frauenbeauftragten sind schon bei ihm eingetrudelt. "Doch die Beschwerden sind relativ mild. So eher nach dem Motto: Muß denn das sein." Dennoch sei für diese Woche ein Gespräch mit dem Auftraggeber geplant, betont der Manager der Städtereklame. Denn die ist verpflichtet, "abgerissene Anschläge zu ersetzen". Und das kostet Zeit und Geld. So lange, bis die Dekade zu Ende ist und für die nächsten zehn Tage ein anderes Motiv aufgehängt wird. Trockene Zahlen beispielsweise, die den Preis der Packung verkünden.

Da das Busen-Plakat aber weder sittenwidrig noch strafrechtlich zu beanstanden sei, gebe es es für die Städtereklame keine Handhabe, es abzulehnen. Merkel: "Bei Beschwerden verweisen wir die Leute an den Deutschen Werberat in Bonn und an die Firma Reemtsma in Hamburg. ubk

Mittwoch, 10. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Das weite Land".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98 u. 28 36 76: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Alfred- Brehm-Platz 16, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, öff. Generalprobe "Ein Sommerabend im Wintergarten".

Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, Schmiere - Spezial.

Goethe Theater, Leipziger 36, T. 62 55 30: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena".

Mouson Turm, Waldschmidtstraße 4, Telefon 40 58 95 - 0: Studiobühne: 21 Uhr, Mitsuru Sasaki - "Human Power Flight" (Tanzperformance).

Theater am Turm, Eschersheimer Landstraße 2, Telefon 15 45 - 0: 20 Uhr, "Les Pieds dans l'Eau".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Straße 46 a, Telefon 30 30 90: 20 Uhr, Shy Guys - "MixTour".

Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Cinderella".

Freies Schauspiel Ensemble, Philantropin, Hebelstr. 17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie".

Theater im Laden, Telefon 707 59 26: 9.30 und 11 Uhr, "Der Baum, Ben und die Beule" (ab 6 J.; Kartenvorbestellung nötig); Zoo, Serengetisaal.

Jahrhunderthalle Hoechst, Tel. 36 01 240: 20 Uhr, Nederlands Dans Theater, Den Haag.

Frankfurter Kunstgemeinde, Tel. 15 30 82 22: 20 Uhr, "Damenkrieg", Bürgerhaus Griesheim.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20: Telefon 28 96 91: 20 Uhr, Internationale Artistenrevue.Musik Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Megadrums - Trommel-Happening.

Sinkkasten, Brönnerstraße 5: 21 Uhr, Sally Barker & Band.

Jazzlife Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr,White Water.

Brotfabrik, Bachmannstraße 2-4: 21 Uhr, Salsa Disco.

Werkstatt, Große Rittergasse 106: 19 Uhr, Papa's Finest Boogie Band.

Spritzenhaus, Große Rittergasse: 21 Uhr, Time Bandits.

Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5: 20.30 Uhr, Jamsession.

Mampf, Sandweg 64: 21 Uhr, Session.

Jazzkneipe, Berliner Straße 70: 22 Uhr, Izio Gross Latin Jazz.

Negativ, Walter-Kolb-Straße 1: 20 Uhr, Didjits / Noise Annoys.

Groschenoper, Düsseldorfer Straße 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories.

Zeilgalerie Les Facettes, Ebene 7: 22 Uhr, Mike Ascot, Hypnoseshow.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Festhalle, Messegelände: 20 Uhr, Chris Rea.

Der Blinde König, Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 21.30 Uhr, The Elektronauten.

Nachtleben, Kurt-Schumacher-Str. 45: 20 Uhr, Mercury Rev.

Zwei Schulen gewannen je ein neues Fahrrad

WETTERAUKREIS. Je ein nagelneues Fahrrad gewannen die Stadtschule an der Wilhelmskirche in Bad Nauheim und die Singbergschule in Wölfersheim bei der Verkehrssicherheitsaktion "Sicherheit er-fahren", die die AOK Region Frankfurt und Wetteraukreis zusammen mit der Sparkasse und der Verkehrswacht im letzten Jahr laufen ließ.

Die Drahtesel werden heute in der Bad Nauheimer Stadtschule an ihre neuen Besitzer übergeben. mk

Klagen über "wilde" Parker Rosbacher Feuerwehr wird auch bei Einsätzen behindert

ROSBACH. Die Unvernunft von Autofahrern hat die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr Rosbach im vergangenen Jahr erheblich behindert. Bernd Suffner, Wehrführer der für Ober- und Nieder- Rosbach zuständigen Brandschützer, prangerte im Jahresbericht nicht zum erstenmal die Schwierigkeiten in zugeparkten Straßenabschnitten an. Im Herbst vorigen Jahres waren die Feuerwehrleute zu einem Heizraumbrand nach Nieder- Rosbach gerufen. Suffner: "Eine Durchfahrt zur Einsatzstelle war fast nicht möglich, und ebenso abenteuerlich gestaltete sich das Entnehmen der Gerätschaften aus den Fahrzeugen."

X-mal, so Suffner in der Jahreshauptversammlung, sei öffentlich auf das Problem mit geparkten Autos hingewiesen worden, doch gebessert habe sich nichts. Weder seien die Autofahrer vernünftiger geworden, noch hätten städtische Ordnungsmaßnahmen gefruchtet.

Suffner und seine Wehr freuen sich zwar nach eigenen Angaben in jedem Jahr auf das alljährliche Burgfest. Doch auch hier im alten Ortskern werden Autos "wild geparkt", so daß nach Angaben des Wehrführers bestimmte Bereiche von Rettungsfahrzeugen überhaupt nicht erreicht werden können. Suffner: "Hier wird schon seit Jahren eine vernünftige Parkregelung gefordert und eine Kontrolle des ruhenden Verkehrs. Leider haben aber die dafür zuständigen Leute nur bis Freitag mittag Dienst."

Die Rosbacher Wehr hat mit 54 Einsätzen ein vergleichsweise ruhiges Jahr 1992 hinter sich. Am aufregendsten war nach Angaben von Bernd Suffner, als am 7. November vorigen Jahres nach drei Kindern gesucht wurde, die sich in der Dunkelheit im Wald verlaufen hatten. Es war Großalarm ausgelöst worden. Nach eineinhalb Stunden aber waren die Kinder gefunden und unversehrt wieder von ihren Eltern im Empfang genommen worden. hm

Auch zwei Kelsterbacher sitzen im Umlandverband

KELSTERBACH. Zwei Kelsterbacher Kommunalpolitiker wurden bei der im Zuge der hessischen Kommunalwahl ebenfalls durchgeführten Kür des Verbandstages des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) gewählt. Es handelt sich dabei um Bürgermeister Fritz Treutel (SPD) und Hermann Steinbrech (CDU). Kelsterbach gehört als einzige Kommune aus dem Kreis Groß-Gerau dem Umlandverband an. cas

Ostereiermarkt in Mücke-Nieder-Ohmen

Der Ostereiermarkt im Dorfgemeinschaftshaus von Mücke-Nieder-Ohmen ist am Samstag, 13. März, von 14 bis 18 Uhr, am Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Neben den Eier-Kunstwerken widmet sich der Markt dem Thema "Hungertücher - Fastentuch - Lebenstuch". Zur Erinnerung an die "Dritte Welt" wurden kleine Hungertücher gearbeitet, die im Dorfgemeinschaftshaus zu einem großen "Lebenstuch" zusammengenäht werden.

Mücke-Nieder-Ohmen hat einen Bahnhof an der Strecke Gießen-Fulda und liegt nahe der A 5-Abfahrt Homberg/ Ohm-Grünberg.

Spezialmarkt: Schöne Dinge rund ums Osterei

FRIEDBERG. Vier Wochen vor Ostern stellt sich der Osterhase bereits in der Friedberger Stadthalle ein, und zwar am kommenden Wochenende zum "1. kreativen Ostereiermarkt". Am Samstag, 13., und Sonntag, 14. März, werden dort kunstvoll Eier verziert und österliches Brauchtum und Handwerk demonstriert. Eier werden nicht nur mit Tusche, Farben oder Bleistift bemalt, sondern auch mit Perlen, Gewürzen, Borten, Seidenbändchen und sogar Binsenmark beklebt. Kratztechnik, Batik, Porzellanmalerei und Perforationstechnik sind weitere Behandlungsmethoden des österlichen Kultgegenstandes. Auch "geschriebene" Ostereier, die im nordhessischen Mardorf alter Brauch sind, werden gezeigt.

Die Verkaufsausstellung ist am Samstag von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. ieb

Wer hilft am Samstag, Ober-Mörlen zu putzen?

OBER-MÖRLEN. Zur Teilnahme an der Aktion "Saubere Gemarkung" am Samstag, 13. März, ruft die Gemeinde Ober-Mörlen ihre Bürgerinnen und Bürger auf. Die Aktion beginnt um 8.30 Uhr. Die Helferinnen und Helfer können zwischen zwei Treffpunkten auswählen, und zwar am Parkplatz unterhalb der Usatalhalle und am Dorfgemeinschaftshaus Langenhain-Ziegenberg.

Im Anschluß an die Säuberungsaktion in Wald und Flur können die Teilnehmer in der Turnhalle der Mittelpunktschule zu Mittag essen. mk

"Blueboys" beim Tanztee

HOFHEIM. Die "Blueboys" werden am Sonntag, 4. April, ab 15 Uhr in der Hofheimer Stadthalle zum Tanztee für Senioren und Seniorinnen aufspielen.

Neben der guten Laune sollten noch fünf Mark für den Eintritt mitgebracht werden.

Im Vorverkauf gibt es die Karten im Hofheimer Rathaus an der Elisabethenstraße, Zimmer 5. dia

Senioren besuchen das Volkstheater

MAINTAL. Die Senioren fliegen wieder aus. Am Mittwoch, 17. März, fährt der Kulturtreff für ältere Maintaler mit dem Bus zum Frankfurter Volkstheater. "Der Raub der Sabinerinnen" steht auf dem Spielplan der Bühne. Anmeldungen für die Fahrt nimmt Frau Brust im Sozialamt unter 40 03 66 entgegen. Die Kosten belaufen sich auf 12,20 Mark. jur

Geschäftsleben

Spende für Kinderhilfe Vertreter der Commerzbankfiliale an der Hanauer Landstraße übergaben jetzt dem Vorsitzenden der Kinderhilfestiftung, Dieter Hofmann, einen Spendenscheck über 3000 Mark.

Der stattliche Spendenbetrag kam zusammen, indem jeder Mitarbeiter der Filiale einen Preis stiftete, der dann im Rahmen einer Betriebsfeier versteigert wurde.

Der Erlös wurde anschließend von der Geschäftsleitung des Geldinstituts noch aufgestockt. us

Geht die BGL statt mit der CDU nun mit den Grünen? In Linsengericht hat der Wähler den Parteien mehrere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit geschaffen Von Alexander Polaschek

Die Grünen können zuvorderst mit dem Wahlausgang in Linsengericht zufrieden sein. Aus dem Stand mit 11,2 Prozent der Stimmen bedacht, mischen sie fortan mit drei Gemeindevertretern im Ortsparlament mit. Auch die CDU hat es nicht schlecht getroffen: Ihre 15,6 Prozent stellen einen um ein halbes Prozent verbesserten Wert dar. Die Bürgerliste rutschte von 45,2 leicht auf 44,4 Prozent ab.

Der große Verlierer und mutmaßliche Hauptlieferant der Stimmen für die Grünen ist die SPD: 28,8 Prozent blieben den Sozialdemokraten noch. Gegenüber dem Ergebnis von 1989 (39,7 Prozent) bedeutet das einen Verlust von 10,9 Prozentpunkten. SPD-Fraktionschef Bernd Becker mag allerdings nicht von einem wirklichen Verlust reden. Die SPD, so seine Theorie, habe doch bloß jene Stimmen abgegeben, die von den Grünen geliehen gewesen seien. Die künftige Sitzverteilung in der Gemeindevertretung läßt wechselnde Mehrheiten erwarten: BGL 14, SPD 9, CDU 5, Grüne 3.

Würde die Ehe von BGL und CDU fortgesetzt, bliebe freilich alles beim alten - bis auf die Tatsache, daß auf drei SPD- Plätzen Grünen-Kommunalpolitiker opponieren. Aber so einfach ist die Lage nicht. Schon seit einigen Monaten knistert es zwischen den langjährigen Partnern, geht die CDU zunehmend eigene Wege und stimmt auch schon mal mit den Sozialdemokraten gemeinsam ab.

Und Otto Wagner macht kein Hehl daraus, daß er sich mächtig auf den Schlips getreten fühlt, wenn die CDU jetzt frohlockt, immerhin ein Wahlziel erreicht zu haben: die Verhinderung einer absoluten BGL-Mehrheit. Einem Christdemokraten allerdings gilt dennoch seine Sympathie: dem Hans Schuch, der "wie ein Rambo" um jede Stimme gestritten habe, allein auf weiter Flur und ein Beispiel dafür, "daß man erreichen kann, worum man kämpft". Ein Gegenbeispiel findet Wagner in den eigenen Reihen. Theo Ratzka, der sich als Bürgermeister für alle Linsengerichter um eine gewisse Neutralität bemüht, ist in Ungnade gefallen. Er habe sich im Heimatort Eidengesäß zu wenig für die seinen ins Zeug gelegt. Kein Wunder, wenn man wie Ratzka meine, auf allen Hochzeiten tanzen zu müssen.

Glück für die Linsengerichter, daß vor Ort keine Republikaner antraten. Bei der Kreiswahl kamen die Rechtsradikalen auf 13,3 Prozent, in Altenhaßlau gar auf rund 15 Prozent. Diese 656 Stimmen in Altenhaßlau kamen "aus allen Lagern", wie Wagner als Mitglied einer Zählkommission gesehen haben will. Für ihn geht es fortan darum, "eine mehr als sachliche Politik" zu betreiben. "Wir dürfen nicht anfangen zu spinnen und müssen die Mark dreimal umdrehen."

Bei der Partnersuche für solche Vernunftpolitik kommt für Wagner nur die SPD ("da sind die Gräben zu groß") überhaupt nicht in Frage. Die Grünen hingegen finden seinen ausdrücklichen Respekt. Deren 11,1 Prozent seien keine Protestwähler, "sondern Bürger, die Dinge wollen, die wir auch unter Umständen vertreten". Die Bürgerliste sei ja auch etwas ähnliches wie die Grünen: "Warum soll man mit denen nicht reden und hören, was die wollen? Wenn das mit den Füßen auf dem Boden noch machbar ist - warum nicht?"

Sind Wagners Aussagen ein echtes Angebot oder bloß eine strategische Provokation, die der CDU einheizen soll? Eine Antwort wird es so schnell nicht geben. Noch wird auch über ein Gegenmodell gesprochen: SPD, CDU und Grüne unter einen Hut und die Bürgerliste in der Opposition. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Schleicher will zwar vorerst nichts ausschließen, hat aber doch Bedenken, daß ein derart weit gespanntes Bündnis allzu zerbrechlich wäre. Außerdem habe sich die CDU in ihren Wahlkampf-Aussagen schon mehr oder weniger auf die Koalition mit der BGL festgelegt. Schleicher: "Wir können jetzt nicht unsere Wähler vor den Kopf stoßen."

Die Grünen, die auf eine rot-grüne Mehrheit gehofft hatten, betonen nun Offenheit für Gespräche rundum. Dieter Rütten, Linsengerichter Kreistagskandidat der Grünen zur Ortslinie: "Wir haben politische Ziele für die Zukunft. Das ist die Priorität." Mehr als am Parteiengeklüngel liegt den Grünen nach den Worten des frischgebackenen Gemeindevertreters Gerd Gawlik am regen Meinungsaustausch mit der Bevölkerung: "Wir wollen zu möglichst vielen Entscheidungen die Meinung des Wählers vorher erkunden." Ortsvereinssprecherin Andrea Landgraf hofft auf Unterstützung vieler Interessenten, will zeigen, daß Kommunalpolitik spannend und lohnend sein kann: "Wir sind wirklich ein Verein, wo was passiert, wo man gut mitmachen kann."

Die Sozialdemokraten haben derweil an dem Problem zu knabbern, wie sie sich bei der Bürgermeisterwahl in acht Wochen verhalten sollen. Sie hatten den Kuhhandel angeboten, keinen Gegenkandidaten zu Ratzka zu stellen, falls sie im Linsengericht ans Regieren kämen. Kommt nicht doch noch eine Dreierkoalition zustande, ist der Umkehrschluß fällig. Aber kein Sozialdemokrat glaubt ernstlich, daß bei der Direktwahl überhaupt irgendein Bewerber - ob mit oder ohne SPD-Parteibuch - gegen Ratzka ankommen könnte. Die SPD hat sowieso bereits deutlich gemacht, daß sie mit Ratzka gut auskommen kann. Deshalb fragen sich die Strategen nun, ob ein bloßer "Zählkandidat" für die Genossen antreten sollte. Abgesehen davon, daß niemand gerne in ein aussichtsloses Rennen geht: Es ist unklar, ob die Bürger solchen Sportsgeist auch honorieren oder eher eine gegenteilige Reaktion eintritt.

Radfahrer wurde von Auto schwer verletzt

GROSSKROTZENBURG. Schwere Verletzungen erlitt am Montag morgen ein 22 Jahre alter Radfahrer, als er von einem Auto erfaßt wurde.

Der Fahrer des Wagens hatte von der Lindenstraße nach links in den Waitzweg abbiegen wollen. Dabei hat er offenbar den entgegenkommenden Radfahrer übersehen, teilt die Polizei mit.

Rödermark ehrt seine erfolgreichen Sportler

RÖDERMARK. Ihre erfolgreichen Sportler des Jahres 1992 ehrt die Stadt Rödermark im Rahmen zweier Empfänge. Jeweils im Vereinsheim des Tanzsportclubs In der Plattenhecke in Ober- Roden stehen am Freitag, 26. März, um 18 Uhr die Jugendlichen und am Samstag, 3. April, um 20 Uhr die erwachsenen Champions im Rampenlicht. ttt

CDU stolz auf Ergebnis gegen den Trend

STEINBACH. Die Steinbacher CDU will noch in dieser Woche mit allen Fraktionen im Stadtparlament Gespräche führen. "Wir sind offen für jede Sachpolitik", betonte Fraktionsvorsitzender Dieter Hagenlocher. Er hoffe auf sachgebundene Entscheidungen statt festgefügter Koalitionsmehrheiten. Ansonsten freut sich die Partei über den 1,5prozentigen Zuwachs, der entgegen dem Landestrand liegt. Mit 29,9 Prozent ist sie nach wie vor die zweitstärkste Fraktion.

Aufgrund der Erweiterung des Stadtparlaments von 31 auf 37 Abgeordnete legte die CDU um zwei auf elf Sitze zu, schrammte nur knapp am zwölften Sitz vorbei. Hagenlocher zieht ein durchweg positives Fazit: "Die absolute Mehrheit der SPD zu brechen, war eines unserer Hauptziele. Jetzt sind die Fronten nicht mehr so verhärtet." Mit Sorge erfüllt auch ihn das Abschneiden der "Republikaner", die in Steinbach zehn Prozent für Umlandverband und Kreistag bekamen und höchstwahrscheinlich auch im Stadtparlament säßen, wenn sie kandidiert hätten. "Wir alle haben da Fehler gemacht", resümiert der Fraktionschef, "jetzt sind die traditionellen Parteien gefordert." esi

Attacke auf die Dollarbanane AKP-Staaten werfen der Konkurrenz üble Machenschaften vor

jch FRANKFURT A. M. Sie sind kleiner, süßer und können sich auch in der Qualität ohne weiteres mit ihren lateinamerikanischen Konkurrenten messen. Trotzdem brauchen Bananen aus Afrika, der Karibik und dem pazifischen Raum (den mit der EG verbundenen AKP-Staaten) den Schutz der Brüsseler Bürokratie. Denn sie konkurrieren mit den "Dollarbananen" der US-Handelsmultis, die drei Viertel des Weltmarktes beherrschen. Das zumindest behauptet Charles Savarin, EG-Botschafter der Karibikinsel Dominica, einer der vier Windward Island-Staaten. Ohne die voraussichtlich am 1. Juli in Kraft tretende Regelung, die einen Zoll von umgerechnet gut 200 Mark je Tonne auf Dollarbananen und eine Einfuhrbeschränkung auf zwei Millionen Tonnen pro Jahr vorsieht, seien die AKP- Staaten schutzlos dem Preisdumping der Konzerne ausgesetzt.

Die EG ist mit 250 000 Tonnen der einzige Kunde der Karibikinseln. Alleine auf den Windward Islands, wo der Anbau der gelben Frucht der wichtigste Wirtschaftsfaktor ist, hätten die Einnahmen aus dem Export 1991 rund 121 Millionen Dollar betragen, 15 Prozent des Bruttosozialprodukts. Wenn die Plantagen zusammenbrächen, fürchtet Savarin, "wäre das für uns eine wirtschaftliche, politische und soziale Katastrophe", die aus der ganzen Region ein "zweites Haiti" machen könne. Er fordert die EG auf, die Lomé-Konvention einzuhalten, die eine Besserstellung der AKP-Länder gegenüber Drittländern bei Exporten in die EG vorsieht.

Kritik übt der Botschafter an der Strategie der Produzenten von Dollarbananen. Sie hätten in den vergangenen Jahren ihre Lieferungen in die EG stark auf 2,25 Millionen Tonnen ausgeweitet und auf diese Weise für einen Preisverfall von 23 Mark auf 17 Mark je Kiste gesorgt. Mit dem Dumping versuchten die Multis die AKP-Anbieter zu verdrängen, die laut Savarin mit einem Preis von 24 Mark pro Kiste "gut leben könnten". Das Problem der mit der EG verbündeten Produzenten sei, daß ihre Kosten wegen der kleinbäuerlichen Strukturen und des unwegsameren Geländes um rund 50 Prozent über denen der lateinamerikanischen Konkurrenz lägen. Derzeit beträgt der Anteil der Windward Islands am Weltmarkt zwei Prozent, der aller AKP- Länder macht gerade fünf Prozent aus.

Internationaler Frauentreff Familienzentrum leistet Bildungsarbeit

FRANKFURT A. M. An jeden letzten Dienstag im Monat bietet das "Evangelische Familienzentrum" ab sofort in der Darmstädter Landstraße 81 einen Internationalen Frauentreff an. Die pädagogischen Mitarbeiterinnen Françoise Piepho und Cornelia Sertkaya wollen "interkulturelle Bildungsarbeit" leisten. Denn ihrer Meinung nach gibt es in der Stadt Frankfurt nur wenige Treffs, "die deutsche und ausländische Frauen tatsächlich einander näherbringen".

Noch wissen die beiden pädagogischen Mitarbeiterinnen nicht, wie die "Gruppenarbeit" künftig gestaltet werden soll. "Das ist noch alles vage", erklärte Sertkaya. Man werde sich nach den Wünschen der Teilnehmerinnen richten. Zum ersten Treffen dieser Tage kamen zehn Frauen. Kinderbetreuung wurde ebenfalls angeboten. Die Anwesenden waren gleich beim zentralen Thema: bi-kulturelle Ehe und ihre Erfahrungen in der Gratwanderung zwischen zwei Kulturen. "Vielleicht verlieren wir die Angst vor dem Fremden, wenn wir es besser kennenlernen", meinte Piepho.

Die studierte Diplom-Pädagogin und Fachgruppenleiterin bietet im "Evangelischen Familienzentrum" eine Reihe von frauenspezifischen Seminaren an. Die kommende Gesprächsrunde ist für den Dienstag, 30. März, um 15 Uhr geplant.

Bereits am kommenden Samstag, 13. März, wird ein Gesprächskreis mit dem Titel "Leben in und zwischen zwei Welten" angeboten. Ab 10 Uhr treffen sich europäische Migrantinnen im Familienzentrum an der Darmstädter Landstraße. Die Gruppe wird von Frau Piepho und der Niederländerin Jannie Kos geleitet; die Teilnahmegebühr beträgt 40 Mark. "Interkulturelles Denken lernen" heißt der Titel eines Seminars, das alle zwei Wochen auf dem Programm steht. Das Vorbereitungstreffen ist am kommenden Mittwoch, 17. März. Ziel ist es, bisherige Erfahrungen im Bereich der Frauenfortbildung zu reflektieren und erste Auswertungen zu treffen. Das Seminar läuft acht Wochen und kostet 80 Mark.

Über weitere Schwerpunkte der Frauenbildungsarbeit - wie Gesprächsrunden für Alleinerziehende, Rhetorikkurse oder Shiatsu-Massage - informieren Mitarbeiter des Familienzentrums unter der Telefonnummer 61 03 08. tin

Nichtwähler wider Willen Warum die Stimmen einiger Neubürger unerwünscht waren

OBERURSEL. Die Kommunalwahl brachte es an den Tag: Fast ein Drittel der Stimmberechtigten wählte nicht. Manche kamen aber ungewollt in diese Lage, wie das Beispiel von FR-Leser Peter D. belegt. Er wollte seine Favoriten für die Oberurseler Stadtverordnetenversammlung wählen - und durfte nicht.

D. ist im Januar aus Kelkheim im benachbarten Main-Taunus-Kreis nach Oberursel umgezogen. In seine neue Wohnung wurde ihm, wie allen Wahlberechtigten, die Benachrichtigungskarte geschickt, wo und wann er seine Stimme abgeben sollte. Als er jedoch in seinem Wahllokal, dem Rathaus, eintraf, erklärten ihm die Helfer, daß er nur für den Umlandverband Frankfurt (UVF) stimmberechtigt sei.

Peter D. staunte doppelt. Er war - zu Recht - davon ausgegangen, daß er das Parlament seines neuen Wohnorts erst dann mitwählen darf, wenn er dort drei Monate lang mit Hauptwohnsitz gemeldet ist. Als die Wahl- Einladung für Oberursel kam, wunderte er sich zwar, glaubte aber, daß die Drei-Monats-Regelung inzwischen geändert worden sei. Ernüchterung machte sich jedoch breit, als er nur für eine Liste des UVF votieren durfte: "Ich dachte, irgendwo darf ich auch über das Gemeindeparlament mitbestimmen; wenn nicht in Oberursel, dann doch wenigstens an meinem ehemaligen Heimatort."

Falsch gedacht, wie Erster Stadtrat Eberhard Häfner (parteilos) der FR erklärte. Zwar sei der Stichtag für die Kommunalwahl der 7. Dezember 1992 gewesen. Aber für das Wahlrecht genüge es nicht, "an diesem einen Tag irgendwo gemeldet gewesen zu sein". Wer mitwählen wolle, müsse mindestens drei Monate vor dem Termin an ein und demselben Ort gemeldet sein. Häfner: "Wer also nach dem 7. Dezember umgezogen ist, hat sein Gemeindewahlrecht verwirkt. Das ist Gesetz."

In Oberursel seien davon etwa 20 bis 30 Leute betroffen gewesen, sagt der Stadtrat. Einige von ihnen hätten sich zunächst darüber beschwert, später aber die Gründe eingesehen. Nur ein Ehepaar, das zuvor aus Hamburg zugezogen war, sei richtig erbost gewesen. Eberhard Häfner verteidigt die bestehende Regel: "Damit wird vermieden, daß viele Leute kurzfristig in einen Ort ziehen, um das Wahlergebnis zu beeinflussen."

Bei Land- und Bundestagswahlen verhält es sich anders: Um dafür stimmberechtigt zu sein, kann man ruhig innerhalb Hessens beziehungsweise der Bundesrepublik umziehen. Dagegen mußten manche Wähler am Sonntag erfahren, daß für die Kommunalwahl auch schon der Umzug nach dem 7. Dezember von einem Stadtteil in den nächsten Folgen hatte: Dann entfiel nämlich das Wahlrecht für den Ortsbeirat. ill

Internationaler Frauentreff Familienzentrum leistet Bildungsarbeit

FRANKFURT A. M. An jeden letzten Dienstag im Monat bietet das "Evangelische Familienzentrum" ab sofort in der Darmstädter Landstraße 81 einen Internationalen Frauentreff an. Die pädagogischen Mitarbeiterinnen Françoise Piepho und Cornelia Sertkaya wollen "interkulturelle Bildungsarbeit" leisten. Denn ihrer Meinung nach gibt es in der Stadt Frankfurt nur wenige Treffs, "die deutsche und ausländische Frauen tatsächlich einander näherbringen".

Noch wissen die beiden pädagogischen Mitarbeiterinnen nicht, wie die "Gruppenarbeit" künftig gestaltet werden soll. "Das ist noch alles vage", erklärte Sertkaya. Man werde sich nach den Wünschen der Teilnehmerinnen richten. Zum ersten Treffen dieser Tage kamen zehn Frauen. Kinderbetreuung wurde ebenfalls angeboten. Die Anwesenden waren gleich beim zentralen Thema: bi-kulturelle Ehe und ihre Erfahrungen in der Gratwanderung zwischen zwei Kulturen. "Vielleicht verlieren wir die Angst vor dem Fremden, wenn wir es besser kennenlernen", meinte Piepho.

Die studierte Diplom-Pädagogin und Fachgruppenleiterin bietet im "Evangelischen Familienzentrum" eine Reihe von frauenspezifischen Seminaren an. Die kommende Gesprächsrunde ist für den Dienstag, 30. März, um 15 Uhr geplant.

Bereits am kommenden Samstag, 13. März, wird ein Gesprächskreis mit dem Titel "Leben in und zwischen zwei Welten" angeboten. Ab 10 Uhr treffen sich europäische Migrantinnen im Familienzentrum an der Darmstädter Landstraße. Die Gruppe wird von Frau Piepho und der Niederländerin Jannie Kos geleitet; die Teilnahmegebühr beträgt 40 Mark. "Interkulturelles Denken lernen" heißt der Titel eines Seminars, das alle zwei Wochen auf dem Programm steht. Das Vorbereitungstreffen ist am kommenden Mittwoch, 17. März. Ziel ist es, bisherige Erfahrungen im Bereich der Frauenfortbildung zu reflektieren und erste Auswertungen zu treffen. Das Seminar läuft acht Wochen und kostet 80 Mark.

Über weitere Schwerpunkte der Frauenbildungsarbeit - wie Gesprächsrunden für Alleinerziehende, Rhetorikkurse oder Shiatsu-Massage - informieren Mitarbeiter des Familienzentrums unter der Telefonnummer 61 03 08. tin

HANAU. Leicht verletzt wurden am Sonntag gegen 20 Uhr eine 81 Jahre alte Frau und ihre Tochter, als sie "Im Bangert" beraubt werden sollten. Wie der Polizei erst jetzt bekannt wurde, hatte ein etwa 16 Jahre alter Jugendlicher versucht, der 81jährigen die Handtasche zu entreißen, was ihm jedoch nicht gelang. Beide Frauen stürzten bei dem überfall.

Der Täter, der kaum beschrieben werden konnte, floh Richtung Rebengasse. az

Gewicht der Verpackung beim Wiegen abziehen

HANAU. Die neue Eichordnung seit Anfang 1993 bringt es mit sich, daß beim Verkauf lose angebotener Lebensmittel das Verpackungsmaterial nicht mitgewogen werden darf. Damit sei eine "weit verbreitete und viel kritisierte unseriöse Geschäftspraxis" unterbunden worden, freut sich die Hanauer Verbraucherberatung (Wilhelmstraße 11-13, Telefon 16605).

Der Handel sei nun rechtlich eindeutig verpflichtet, Becher, Schalen oder Packpapier beim Abwiegen von Obst, Gemüse, Käse, Fleisch- und Wurstwaren, Feinkostartikeln oder Süßwaren unberücksichtigt zu lassen. Die Waage samt Verpackung müsse stets auf Null gestellt werden, bevor die Ware selbst ausgewogen werde. Die Verbraucher sollten sich nicht scheuen, Fehlverhalten hinter den Verkaufstresen zu reklamieren und in besonders hartnäckigen Fällen Anzeige zu erstatten. him

Migrantinnen treffen sich Neuer Internationaler Frauentreff bietet Seminare an

SACHSENHAUSEN. An jedem letzten Dienstag im Monat bietet das "Evangelische Familienzentrum" ab sofort in der Darmstädter Landstraße 81 einen Internationalen Frauentreff an. Die pädagogischen Mitarbeiterinnen Françoise Piepho und Cornelia Sertkaya wollen "interkulturelle Bildungsarbeit" leisten. Denn ihrer Meinung nach gibt es in der Stadt Frankfurt nur wenige Treffs, "die deutsche und ausländische Frauen tatsächlich einander näherbringen".

Noch wissen die beiden pädagogischen Mitarbeiterinnen nicht, wie die "Gruppenarbeit" künftig gestaltet werden soll. "Das ist noch alles vage", erklärte Sertkaya. Man werde sich nach den Wünschen der Teilnehmerinnen richten. Zum ersten Treffen dieser Tage kamen zehn Frauen, die gleich beim zentralen Thema waren: bi-kulturelle Ehe und ihre Erfahrungen in der Gratwanderung zwischen zwei Kulturen. "Vielleicht verlieren wir die Angst vor dem Fremden, wenn wir es besser kennenlernen", meinte Piepho.

Die studierte Diplom-Pädagogin und Fachgruppenleiterin bietet im "Evangelischen Familienzentrum" eine Reihe von frauenspezifischen Seminaren an. Die kommende Gesprächsrunde ist für Dienstag, 30. März, um 15 Uhr geplant.

Bereits am kommenden Samstag, 13. März, wird ein Gesprächskreis mit dem Titel "Leben in und zwischen zwei Welten" angeboten. Ab 10 Uhr treffen sich europäische Migrantinnen im Familienzentrum an der Darmstädter Landstraße. Die Gruppe wird von Frau Piepho und der Niederländerin Jannie Kos geleitet; die Teilnahmegebühr beträgt 40 Mark. "Interkulturelles Denken lernen" heißt der Titel eines Seminars, das alle zwei Wochen auf dem Programm steht. Das Vorbereitungstreffen ist am kommenden Mittwoch, 17. März. Ziel ist, Erfahrungen im Bereich der Frauenfortbildung zu reflektieren und auszuwerten. Das Seminar läuft acht Wochen und kostet 80 Mark.

Über weitere Schwerpunkte der Frauenbildungsarbeit - wie Gesprächsrunden für Alleinerziehende, Rhetorikkurse oder Shiatsu-Massage - informieren Mitarbeiter des Familienzentrums unter der Telefonnummer 61 03 08. *tin

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Neue Bücher

Friedhelm Schmidt (Hrsg.): Wildes Paradies - Rote Hölle. Das Bild Mexikos in Literatur und Film der Moderne, Aisthesis Verlag, 34 DM.

Ernst Simmel (Hrsg.): Antisemitismus. Mit Beiträgen von Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Otto Fenichel u. a. Erste vollständige deutsche Ausgabe, Fischer Taschenbuch, 14,90 DM.

Gomorad Muradi: Ein Jahr autonome Regierung in Kurdistan. Die Mahabad-Republik 1946-1947, Verlag Hochschule Bremen, 38 DM.

Hans-Joachim Torke: Historisches Lexikon der Sowjetunion 1917/22 bis 1991, Ch. H. Beck Verlag, 78 DM.

Hans Joas/Martin Kohli (Hrsg.): Der Zusammenbruch der DDR. Soziologische Analysen. edition suhrkamp, 22 DM.

Josef Wieland (Hrsg.): Wirtschaftsethik und Theorie der Gesellschaft. stw, 18 DM.

Hans Lenk: Philosophie und Interpretation. Vorlesungen zur Entwicklung konstruktionistischer Interpretationsansätze. stw, 20 DM.

Lothar Böhnisch/Reinhard Winter: Männliche Sozialisation. Bewältigungsprobleme männlicher Geschlechtsidentität im Lebenslauf. Juventa Verlag, 29,80 DM.

Helmut Scheuer (Hrsg.): Dichter und ihre Nation, Suhrkamp Verlag, 28 DM.

Horst Günther (Hrsg.): Europäische Geschichte. Ein Lesebuch, Insel Verlag.

Stefan Hirschauer: Die soziale Konstruktion der Transsexualität. Über die Medizin und den Geschlechtswechsel, Suhrkamp Verlag, 24 DM.

Rainer Zoll: Alltagsolidarität und Individualismus. Zum soziokulturellen Wandel, Suhrkamp Verlag, 16 DM.

Wolfgang Beck (Hrsg.): Die Juden in der europäischen Geschichte. Sieben Vorlesungen mit einer Einleitung von Christian Meier, Beck'sche Reihe, 16,80 DM.

Gérard Mermet: Die Europäer. Länder, Leute, Leidenschaften. dtv Originalausgabe, 19,80 DM.

Hermann Glaser: Bildungsbürgertum und Nationalismus, Politik und Kultur im Wilhelminischen Deutschland. dtv Originalausgabe, 16,90 DM.

Unterhaltsame Freizeit in den Osterferien

WETTERAUKREIS. Das evangelische Dekanatsjugendbüro veranstaltet in den Osterferien vom 15. bis 22. April eine Freizeit für Mädchen zwischen zehn und 13 Jahren. Ziel ist das Freizeitheim Oberweimar bei Marburg. Vertrauen ist ein Thema, mit dem sich die Urlauberinnen im Laufe der Woche auseinandersetzen sollen. Die Freizeit kostet mit Busfahrt, Unterkunft, Verpflegung, Ausflügen und Bastelmaterial pro Person 250 Mark. Information und Anmeldung bei Dekanatsjugendreferentin Alexandra Cordes unter Tel. 0 60 31 / 1 50 92. mk

Internationaler Frauentreff Familienzentrum leistet Bildungsarbeit

FRANKFURT A. M. An jeden letzten Dienstag im Monat bietet das "Evangelische Familienzentrum" ab sofort in der Darmstädter Landstraße 81 einen Internationalen Frauentreff an. Die Pädagoginnen Françoise Piepho und Cornelia Sertkaya wollen "interkulturelle Bildungsarbeit" leisten. Ihrer Meinung nach gibt es in Frankfurt zu wenige Treffs, "die deutsche und ausländische Frauen tatsächlich einander näherbringen".

Noch wissen die beiden nicht, wie die "Gruppenarbeit" künftig gestaltet werden soll. "Das ist noch alles vage", erklärte Sertkaya. Man werde sich nach den Wünschen der Teilnehmerinnen richten. Zum ersten Treffen dieser Tage kamen zehn Frauen. Kinderbetreuung wurde ebenfalls angeboten. Die Frauen waren gleich beim zentralen Thema: bi-kulturelle Ehe und ihre Erfahrungen in der Gratwanderung zwischen zwei Kulturen. "Vielleicht verlieren wir die Angst vor dem Fremden, wenn wir es besser kennenlernen", meinte Piepho. Die Diplom-Pädagogin und Fachgruppenleiterin bietet im "Evangelischen Familienzentrum" eine Reihe von frauenspezifischen Seminaren an. Die nächste Gesprächsrunde ist für Dienstag, 30. März, um 15 Uhr geplant.

Bereits am kommenden Samstag, 13. März, wird ein Gesprächskreis mit dem Titel "Leben in und zwischen zwei Welten" angeboten. Ab 10 Uhr treffen sich europäische Migrantinnen im Familienzentrum an der Darmstädter Landstraße. Die Gruppe wird von Frau Piepho und der Niederländerin Jannie Kos geleitet; die Teilnahmegebühr beträgt 40 Mark. "Interkulturelles Denken lernen" heißt der Titel eines Seminars, das alle zwei Wochen auf dem Programm steht. Das Vorbereitungstreffen ist am nächsten Mittwoch, 17. März. Ziel ist es, bisherige Erfahrungen in der Frauenfortbildung zu reflektieren und auszuwerten. Das Seminar läuft acht Wochen und kostet 80 Mark.

Über weitere Schwerpunkte der Frauenbildungsarbeit - wie Gesprächsrunden für Alleinerziehende, Rhetorikkurse oder Shiatsu-Massage - informieren Mitarbeiter des Familienzentrums unter der Telefonnummer 61 03 08. tin

Einen Flohmarkt für Kinderkleidung, Spielsachen und anderes mehr bietet die evangelische Emmausgemeinde in ihrem Eschersheimer Gemeindesaal, Zehnmorgenstraße 46, am Samstag, 13. März, von 14 bis 16.30 Uhr. Der Erlös aus Tischgebühren und Kaffeeausschank ist für die Kinderkrebshilfe und für ein Krankenhaus in Südamerika bestimmt (Anmeldungen unter Tel. 52 19 14). li/10

KSV Klein-Karben wählt neuen Vorstand

KARBEN. Die 48. ordentliche Mitgliederversammlung des KSV Klein-Karben findet am Mittwoch, 26. März, um 20 Uhr im Vereinshaus statt. Am Anfang stehen Ehrungen verdienter Mitglieder. Dann folgt ein Marathon von Rechenschaftsberichten und zwar der Mitglieder des Vorstandes sowie der Vorsitzenden der neun Abteilungen des größten städtischen Vereins. Aufgrund der außerplanmäßigen Änderungen in der Zusammensetzung des Vorstandes hat die Mitgliederversammlung jeweils einzeln den Vorstand zu entlasten, der bis 16. Juni, 9. Dezember und 10. Dezember vorigen Jahres im Amt war. Anschließend steht die Neuwahl des Vorstandes auf der Tagesordnung. Auch ein neuer Ältestenrat ist zu wählen. Anträge sind spätestens bis Freitag, 12. März, beim Vorstand einzureichen. hm

Kreis bezuschußt Fahrradparkplatz

KARBEN. 10 000 Mark steuert der Wetteraukreis für die Planungskosten des Fahrradparkplatzes am Bahnhof Groß- Karben bei. Landrat Rolf Gnadl (SPD) will nach eigenen Angaben damit die Bemühungen der Stadt Karben unterstützen, "mit der schrittweisen Verbesserung der Bedingungen im Radverkehr ein erhebliches zusätzliches Pendlerpotential für das Fahrrad" zu gewinnen. Der Planung der Stadt Karben für diesen mit einem Dach versehenen "Bike-and-ride- Platz" habe Vorbildcharakter im Kreis für andere Städte und Gemeinden. Wie berichtet, sollen am Bahnhof Groß-Karben künftig 500 Fahrräder, 200 mehr als bisher, weitgehend diebstahlsicher und vor den Unbilden der Witterung geschützt abgestellt werden können. Am S- Bahnhaltepunkt Groß-Karben werden täglich 8000 Pendler gezählt. Das Chaos beim An- und Abfahren geparkter Autos ist an der Tagesordnung. hm

Veranstaltungen des Geschichtsvereins

KARBEN. Politisches und historisches mischen sich im Veranstaltungsprogramm, das der Geschichtsverein in diesem Jahr geplant hat. Am Freitag, 19. März, wird Dietmar Lehmann über "die Gründung Hessens und seine Entwicklung bis zur Reformation" referieren. Über die Ursprünge der Nationalitätenkonflikte im ehemaligen Jugoslawien berichtet Otto Müller am 30. April. Eine Dichterlesung ist für den 14. Mai geplant. Die Jahresfahrt des Vereins zu Pfingsten führt nach Nordhessen.

Zu den Kulturtagen am 17./18. Juli steuert der Geschichtsverein eine historische Ausstellung und eine Busfahrt zu historisch bedeutsamen Stätten der Stadt bei. Einzelheiten zu den Veranstaltungen werden in der Frankfurter Rundschau aktuell mitgeteilt. hm

Bauwillige in Rodgau vom Pech verfolgt

RODGAU. Kein Glück mit dem Wetter haben die Stadt Rodgau und die Grundstücksbesitzer im Jügesheimer Neubaugebiet J 26 zwischen Altem Weg und Kasseler Straße: Erst die Regenperiode im Herbst, dann Dauerfrost zum Jahresbeginn bis jetzt. Hinzu kommen schwierige Bodenverhältnise mit wasserführenden Schichten und Torfeinlagerungen.

Stadtrat und Baudezernent Alfred Schüler macht Bauherrinnen und Bauherren Mut: "Die Vorbereitungen der Straßen werden bis Anfang April so weit gediehen sein, daß Schwarzdecken aufgetragen werden können." Um den Bauwilligen entgegenzukommen, wird die Stadt dem Kreisbauamt Mitte April Erschließungserklärungen abgeben, damit die Bauscheine bis zum 1. Mai vorliegen. ttt

Gesprächsabend und ein Bastelkurs

MAINTAL. Einen Gesprächsabend und einen Bastelkurs bietet die Hobbythek im März an. "Sag was Du meinst und Du bekommst was Du willst!" lautet das Thema am Donnerstag, 18. März. Ab 19 Uhr bietet Susanne Itschner den Teilnehmern Hilfe zur Gesprächsführung, insbesondere für Diskussionen im Beruf und im Privaten. Der Abend kostet zehn Mark.

Marzipan stellt die Masse dar, aus der am Dienstag, 16. März, und Dienstag, 23. März, zwischen 19 und 21 Uhr Dekoration für den Ostertisch entsteht.

Anmeldungen nimmt die Hobbythek, eine Einrichtung der evangelischen Kirchengemeinde Dörnigheim, vormittags unter der Telefonnummer 49 41 16, entgegen. Susanne Itscher ist unter der Rufnummer 25 25 26 erreichbar. jur

Peter Knopp räumt kräftig ab Profi-Bowler aus Frankfurt feiert in der Ferne beachtliche Erfolge

Der Frankfurter Bowlingspieler Peter Knopp, der als einziger Deutscher eine Profilizenz besitzt, erwischte in Singapur mit einem zweiten Platz einen glänzenden Start bei der US-Profi-Tour. Mit einem Schnitt von 222 Pins ließ der für den BV I-Bahn 34 Frankfurt startende Oberräder alle teilnehmenden amerikanischen Profis hinter sich. Erst im Finale unterlag er knapp einem Spitzen-Bowler aus Indonesien. Für den zweiten Rang kassierte Knopp 7000 Dollar.

Nach dem Ein-Tages-Turnier in Singapur, das sich über fast 24 Stunden hinzog, geht Peter Knopp in Baltimore bei einem weiteren Profiturnier an den Start. Hier muß er als gesetzter Ausländer zunächst nicht in die Qualifikation. Nach diesem Turnier stehen North Brunswick, Sayville bei New York und Winsdor Locks auf dem Programm.

Der 32jährige Knopp ist einer der besten deutschen Bowler und vor allem durch seine starken Leistungen bei längeren Turnieren bekannt geworden. Er gewann im letzten Jahr die Australien Open und belegte beim Wichata Open einen guten Platz im Finale. Auf der Tour des US-Profi-Verbandes (PBA), die im April nach Skandinavien wechselt, ist Knopp einer der wenigen Nicht-Amerikaner. Von Juni bis Ende August geht die Tour in die US-Städte. Hier sind Preisgelder zwischen 150 000 und 350 000 Dollar ausgesetzt.

Möglich wurde die Teilnahme des Frankfurters durch einen privaten deutschen Sponsor und die Bereitstellung des Materials durch einen Bowlingbahnen- Hersteller und -Betreiber. Knopp entschied sich für die Tour, die ihm eine Teilnahme in der Deutschen Nationalmannschaft für mindestens ein Jahr kostet.

Der Oberräder gewann in der Vergangenheit in Europa viele Amateur-Turniere, bekam aber auch einige Nachteile durch die Profilizenz zu spüren. Denn mindestens dreimal mußte er nach Spielen von 300 Pins auf jeweils ausgesetzte Autos verzichten.

Der BC I-Bahn 34 Frankfurt verdankt nicht zuletzt dem "Bowlingspieler aus Leidenschaft" in den letzten drei Jahren zwei Aufstiege von der Hessenliga über die zweite Bundesliga in die oberste Spielklasse. Zahlreiche Hessenmeisterschaften, deutsche Titel und Ranglisten- Siege stehen für Knopp zu Buch. In der bowlingverrückten Familie nimmt auch Michaela Knopp, seine für Nordwest Frankfurt in der ersten Bundesliga startende Ehefrau einen gebührenden Rang ein. bm.

Hessen-Thüringen fühlt sich nicht umzingelt Sparkassen sehen Vordringen der WestLB gelassen / Ärger mit LBS Ost und im eigenen Beritt

ski FRANKFURT A. M. Im Streit zwischen der hessisch-thüringischen Sparkassenorganisation und der ostdeutschen Landesbausparkasse (LBS Ost) haben sich die Fronten verhärtet, nachdem es monatelang nach einem außergerichtlichen Kompromiß ausgesehen hatte. Adolf Schmitt-Weigand, der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen, schließt aus jüngsten Äußerungen des LBS-Ost-Managements, daß das jetzt nur noch von den Sparkassen der vier anderen neuen Bundesländer getragene Institut "wenig geneigt" sei, sich aus Thüringen zu verabschieden. Dort hat die einst mit westlicher Unterstützung für ganz Ostdeutschland gegründete Bausparkasse aber laut Schmitt-Weigand wegen der Sparkassenverbindung von Hessen und Thüringen einschließlich gemeinsamer LBS "nichts zu suchen". Sollte sie sich nicht zurückziehen, will der Verbandschef wegen der von ihm festgestellten Verletzung sparkassenpolitischer Grundsätze mit gleichen Mitteln "zurückgeben", also mit seiner LBS im Geschäftsgebiet der Ossis aktiv werden.

Vergleichsweise locker, soweit erkennbar, reagiert Schmitt-Weigand dagegen auf den Vormarsch der West- und der Südwestdeutschen Landesbank, die gemeinsam bei den Sparkassen-Spitzeninstituten in Mainz und Kiel eingestiegen sind beziehungsweise dies vorhaben. "Wir fühlen uns überhaupt nicht umzingelt." Durch den Verbund mit Thüringen hätten die Hessen und ihre Landesbank, die Helaba, eine Formation erreicht, "die uns gelassen der weiteren Entwicklung entgegensehen läßt". Nach eigenen Kooperationsplänen in anderen Ländern gefragt, gibt Schmitt-Weigand ausweichend Auskunft: Chancen, die sich ergeben, werde man nutzen, ihnen aber nicht nachlaufen.

Zu auch von politischer Seite geschürten Spekulationen, die WestLB werde versuchen, nach der Beteiligung in Mainz die Sparkassenversicherungen Hessen- Nassau-Thüringen aus Rheinland-Pfalz zugunsten der Düsseldorfer Provinzial zu verdrängen (bisher arbeiten dort beide und die Bayern-Versicherung nebeneinander), meint Schmitt-Weigand, das sei "nicht zu schaffen". Die bisher unter HNV firmierende Assekuranz stehe im Nachbarland "auf gesicherter Rechtsgrundlage". Ebenso wie nach deren Rückzug aus Rheinland-Pfalz könnte man fragen, wann die WestLB Hessen verlasse.

"Spannend" wird nach seiner Ansicht die von ihm angemahnte Neuordnung der öffentlich-rechtlichen Gebäudeversicherer in Wiesbaden und Darmstadt anläßlich des Wegfalls des Monopols Mitte 1994 (die zuvor voll staatliche Kasseler Brandversicherungsanstalt gehört bereits seit 1992 zur "Sparkassen-Familie"). Spannend, weil das baden-württembergische Vorbild - dort zahlten die Geldhäuser für eine ähnliche Übernahme eine hohe Summe ans Land - "auch andere Finanzminister sinnlich" machen könnte. Zu klären wäre freilich, etwa durch das Aufsichtsamt, ob das Vermögen öffentlich-rechtlicher Assekuranzen nicht entsprechend der früher herrschenden Meinung den Versicherten zustehe; dann könnte es auch nicht veräußert werden.

Ärger hat Schmitt-Weigand auch im eigenen Beritt. "Schade" sei es, daß die Frankfurter Sparkasse einen Ableger in Luxemburg gegründet habe, statt dort die verbesserten Leistungen des Spitzeninstituts Helaba in Anspruch zu nehmen. Dieser Schritt, der hoffentlich nicht von anderen Häusern nachgeahmt werde, könne Probleme für "das Nebeneinander von Sparkassen" verursachen.

Die Bilanzsumme der 41 hessischen und 35 Thüringer Sparkassen kletterte im vorigen Jahr um rund ein Zehntel auf 133 Milliarden Mark. Die gesamte S- Finanzgruppe mit Landesbank, LBS und Versicherungen beschäftigt jetzt nahezu 33 000 Leute, wobei die Thüringer Sparkassen ihr Personal in den beiden vergangenen Jahren von 4480 auf 6660 aufstockten. Im Nachbarland wollen die Verbundeinrichtungen (ohne Sparkassen) bis 1996/97 etwa 650 Millionen Mark in Sachanlagen und Personal investieren, unter anderem für einen Neubau in Erfurt.

Ankaras Polizei beschuldigt

aud FRANKFURT A. M, 9. März. Eine Kundgebung zum Internationalen Frauentag in der türkischen Hauptstadt Ankara ist nach Angaben der Zeitschrift Gercek von der Polizei mit brutaler Gewalt aufgelöst worden. Wie die FR am Dienstag aus dieser Quelle erfuhr, wurden 200 bis 300 Demonstrantinnnen von zivilen und uniformierten Beamten mit Schlagstöcken angegriffen. Fünf Personen lägen mit schweren Verletzungen in der Intensivstation eines Krankenhauses.

Der Zustand der in sechsten Monat schwangeren Journalistin Elif Terkivatan von der ZeitschriftEmegin Bayraggi sei besonders kritisch. 44 Kundgebungsteilnehmer, darunter die Ortsvorsitzende der Gewerkschaft der Kommunalbeschäftigten, Gül Ünsal, und der Vorsitzende des "Zeitgenössischen Journalistenverbandes", Rahmi Yildirim, seien teils vorübergehend festgenommen worden. Tags zuvor waren in Istanbul Teilnehmerinnen des "1. Kongreß der werktätigen Frauen" festgenommen und nach "stundenlangen Polizeirepressalien" wieder freigelassen worden, hieß es bei Gercek.

CDU-Fraktion weiter mit Günter Bockermann

OBERURSEL. Günter Bockermann wird auch im neuen Stadtparlament Vorsitzender der CDU-Fraktion sein. Dies gab Parteichef Georg Nüchter nach der konstituierenden Sitzung der neugewählten Fraktion bekannt. Erwin Rathgeb soll wieder für die Position des Stadtverordnetenvorstehers vorgeschlagen werden.

Nüchter betonte, seine Partei wolle eine "Stadtentwicklung mit Vernunft und Augenmaß" betreiben. Man werde jetzt nach "Mehrheiten für eine konstruktive Sachpolitik" suchen. Angesichts der wachsenden Stimmenanteile für die Radikalen müßten die demokratischen Parteien und Gruppierungen "über Stil und Umgang miteinander nachdenken". Auf der Fraktionssitzung wurde eine Verhandlungskommission bestimmt, die noch in dieser Woche Gespräche mit den anderen Parteien führen soll. esi

EG-Außenhandel Zwischen Festung und Marktplatz

Der EG-Binnenmarkt existiert seit Anfang des Jahres. Aber die Partnerländer streiten darüber, ob er völlig offen oder doch mit ein paar Zugbrücken versehen sein soll, um diese bei Bedarf hochziehen zu können. Gemeinsam mit London, Den Haag und Luxemburg kämpft Bonn für den rundum offenen Marktplatz. Auch Dänemark steht auf dieser Seite, doch als amtierender EG-Präside bemüht sich Kopenhagen um einen Kompromiß.

Die Gegenfront bilden die Süd-Länder, angeführt von Frankreich, wo die Industrie traditionell unter staatlichem Schutz steht, wenn sie nicht gar in staatlicher Hand ist. Aus der Sicht dieser Partner bedeutet es schon einen riesigen Schritt, daß sie sich dem Wettbewerb im schrankenlosen Binnenmarkt aussetzen. Doch wollen sie nicht gleichzeitig die Verpflichtung eingehen, ebenso ungehindert Konkurrenzprodukte aus der übrigen Welt hereinzulassen, wie es im Norden der Gemeinschaft schon länger üblich ist. Eine "Festung Europa" mit Zugang von draußen je nach Lage der Dinge entspricht der Mentalität der romanischen EG-Staaten viel eher.

Der Streit war vorauszusehen, seit die Gemeinschaft 1985 den Binnenmarkt als Ziel proklamiert hatte. Doch erst im vorigen Herbst begann man sich in Brüssel und den anderen Hauptstädten diesem Thema zu widmen. Auch Industrie und Handel kümmerten sich in ihren EG- Dachverbänden nicht rechtzeitig um einen Interessenausgleich. Alle verließen sich darauf, die jeweilige Regierung werde es im Ministerrat schon richten.

Auch der Kompromißvorschlag der Kommission kam viel zu spät, und er ist so nicht akzeptabel. Die Brüsseler möchten als Interessenschlichter über ihnen notwendig erscheinende Schutzvorschriften verfügen, die dann vom Ministerrat durch einfache Mehrheit je nach Fall bestätigt, aufgehoben oder abgeändert werden könnten. Die "freihändlerischen" EG-Regierungen kämpfen mit Recht dagegen. Denn sie würden nur selten im Rat die Mehrheit auf ihrer Seite haben.

In Brüssel ist seit Januar mit Sir Leon Brittan zwar ein "Freihändler" Außenhandelskommissar. Aber jeder weiß, daß die Mehrheit des 17köpfigen Gremiums eher den "Protektionisten" nachhängt. Und vor allem hat Kommissionspräsident Jacques Delors mit seinem Spruch, die EG brauche eine "wehrhafte Handelspolitik", die eigene Position verdorben. Delors schielt zu sehr auf seine künftige politische Rolle in Frankreich, als daß ihm die "Nordlichter" auch noch einen Machtzuwachs zubilligen möchten.

Allerdings - über das Patt kann auch die deutsche Wirtschaft nicht glücklich sein. Angesichts der ungeklärten Situation halten Frankreich, Italien und andere mit allen möglichen Tricks unerwünschte Importe aus Drittländern fern, so daß nicht nur Stahl aus Osteuropa, sondern auch Autos aus Japan und Textilien aus Niedriglohnländern auf den deutschen Markt drängen. Bonn müßte im eigenen Interesse einen Kompromißvorschlag entwickeln. Sturheit und Rechthaberei sind keine erfolgversprechende Strategie. ha (Brüssel

FUSSBALL BUNDESLIGA: 1. FC Kaiserslautern - Borussia Dortmund, Hamburger SV - 1. FC Köln, VfL Bochum - Werder Bremen (alle Fr., 20.00), Karlsruhe SC - VfB Stuttgart, Schalke 04 - 1. FC Saarbrücken, Bayer Uerdingen - Bor. Mönchengladbach, Eintracht Frankfurt - SG Wattenscheid 09, Dynamo Dresden - Bayern München, Bayer Leverkusen - 1 FC Nürnberg (alle Sa., 15.30).

2. BUNDESLIGA: Stuttgarter Kickers - Mainz 05, Oldenburg - MSV Duisburg, Osnabrück - SV Meppen, Fortuna Düsseldorf - FC Homburg, Hansa Rostock - St. Pauli, Unterhaching - Hertha BSC Berlin, Fortuna Köln - Darmstadt 98, Wuppertaler SV - Eintracht Braunschweig, Chemnitzer FC - Remscheid, Wolfsburg - Carl Zeiss Jena, Freiburg - Waldhof Mannheim, Hannover 96 - VfB Leipzig (alle Sa., 15.30).

OBERLIGA HESSEN: Spvgg. 05 Bad Homburg - Kickers Offenbach, SV Wiesbaden - Viktoria Aschaffenburg, Rot-Weiss Walldorf - SV Wehen, Marburg - Neukirchen, Bürstadt - Borussia Fulda (alle Sa., 15.00), FSV Frankfurt - Bad Vilbel, Eintracht Haiger - Rot-Weiss Frankfurt, Egelsbach - Eintracht Amat. (alle So., 15.00).

LANDESLIGA SÜD: FC Bayern Alzenau - Spvgg. Neu-Isenburg, SV Mörlenbach - 1. FC Germ. Ober-Roden, Klein Krotzenburg - Viktoria Griesheim (alle Sa., 15.30), Klein Karben - TSV Wolfskehlen, SG Riedrode - Progres Frankfurt, FC Italia Frankfurt - FC Erbach, Spvvg. Langenselbold - Spvgg. Dietesheim, Bad Homburg - SV Bernbach (alle So., 15.00).

LANDESLIGA MITTE: Höchst - Viktoria Sindlingen, RSV Würges - VfR Limburg 19, VF 09 Wetter - TSV BW Battenberg, FSV 1926 Steinbach - SSV 1911 Dillenburg, TSV Kirchhain - TSV 1883 Grünberg, Biebrich 02 - FC 80 Herborn, Spfr. Burkhardsfelden - VfB Unterliederbach (alle Sa., 15.30), SV Wehen II - VfR 1920 Lich, FC Alem. Nieder-Brechen - VfB 1900 Gießen (beide So., 15.00).

LANDESLIGA NORD: Wattenbach - Petersberg, Gilsa-Jesberg - Willingen, Germania Fulda - Dillich-Nass-Tro., Hessen Kassel II - SV Hünfeld, Hessen Bad Hersfeld, Baden Soden-Ahl, Buchonia Flieden - Eiterfeld, Eintracht Baunatal - Hermannia Kassel, Hönebach - Lohfelden.

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe West: Obererlenbach - Vatan Spor Bad Homburg, Steinfurth - 1. FC Rödelheim, Rot-Weiss Frankfurt II - SV Nieder-Weisel, Germ. 94 Frankfurt - Germania Ockstadt, Spvgg. Fechenheim - OFC Kickers Offenbach II, 1. FC Hochstadt - SG Rodheim, Gemaa Tempelsee - Spvgg. 05 Oberrad, FSV Bischofsheim - FC Dietzenbach (alle Spiele So., 15.00).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT, Gruppe Ost: Weiskirchen - Sportf. Seligenstadt (Sa., 15.30), Höchst - Nieder-Roden, Teutonia Hausen Ravolzhausen, Seligenstadt - Eintr.-Spf. Windecken, Germania Bieber - Lämmerspiel, Oberndorf - Bruchköbel, Hanau 93 - Birstein, Niederrodenbach - Bad Orb, Ober Seemen - Melitia Roth (alle So., 15.00).

BEZIRKSLIGA FRANKFURT: FSV Reserve - FV Eschersheim 09 (Sa., 15.30), Griesheim 02 - Heddernheim 07, Germania Enkheim - Niederrad, Union Niederrad - Niederursel, SKG Frankfurt - SC Goldstein, FC Tempo - Seckbach, FC Maroc - SG Riederwald, Sport freunde - TSG Frankfurter Berg (alle So. 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe West: Griesheim - Blau Gold, PSV Grün-Weiß- Progres Reserve, FC City - SG Westend, Barisspor - FSV Hellas, SG Bockenheim - SG Griesheim, Hausen - FC 66 (verlegt 14.4., 18.30, Am Schwanenweiher), SG Praunheim - SG 28 (alle So., 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Ost: AC Mladost - SV Sachsenhausen, Kickers 16 - Borussia Sachsenhausen, Delfini/Ital. Enkheim - SV Croatia, Olympia 07 - FSV Bergen, TSV Taras - SG Bornheim Grünweiß, BSC 19 SW - Schwarz Blau, Ostend 07 - SSV Heilsberg, GSU/Panserreikos - JUZ Fechenheim (alle So. 15.00).

KREISLIGA A FRANKFURT, Gruppe Nord: Berkersheim - Germania Ginnheim, TuS Niedereschbach - Gencler Birligi, SAZ-Rock - FC Kalbach, Italia Reserve - TuS Makkabi (13.15), SV Bonames - SG Harheim, TSG 51 FFM - TSG Niedererlenbach, Viktoria-Preußen - Concordia Eschersheim (alle So. 15.00)

KREISLIGA B FRANKFURT, Gruppe West: U.S. Foggia - VfR Bockenheim, Pena Gallega - FC Bügel, SV Iran - Espanola (alle Sa., 15.00), SV Gutleut - Azzuri del Sud, Kültürspor - Corum Spor, SV Dahlak - Jeta e Re, SC Achilleas - Eritrea, Fortuna - Sportfreunde Süd, PSV Blau Gelb - Italia Fechenheim (alle So., 15.00).

A-JUGEND-LANDESLIGA SÜD: FV Biebrich 02 - VFL Marburg (Sa., 16.30), SG 01 Hoechst - Rotweiß Frankfurt (So., 11.00), Kickers Offenbach - KSV Baunatal, Eintracht Frankfurt - VfB 1900 Gießen, KSV Hessen Kassel - SV Darmstadt 98 (alle So. 13.00), Borussia Fulda - FC Burgsolms (So. 11.00).

B-JUGEND-LANDESLIGA SÜD: Rotweiß Frankfurt - SG 01 Hoechst (So., 13.00), VFL Marburg - RSV Würges (So., 11.00), Kickers Offenbach - CSC 03 Kassel (So., 13.00), FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt (So., 11.00), SV Darmstadt 98 - KSV Hessen Kassel (So., 13.00), FC Burgsolms - Borussia Fulda (So., 11.00).

HANDBALL REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Männer: SV Hermsdorf - HSV Apolda (Sa., 16.00), TSV Eschwege - TSG Münster (Sa., 17.00 , Heuberg-Sporthalle), SSV Erfurt - HSG Asbach /Modau (Sa., 17.40, Groß-Sporthalle Rieth), TV Bürgstadt - TSG Groß Bieberau (Sa., 19.30, Realschul-Sporthalle Miltenberg), SV Hermannia Kassel - TV Groß Umstadt (Sa., 19.30, Sporthalle Hegelsberg), TV Lützellinden - TuS Friesheim (Sa., 19.30, Sporthalle Lützellinden), TV Kirchzell - TuSpo Obernburg (Sa., 20.00, Parzival-Sporthalle Amorbach)

REGIONALLIGA SÜDWEST, Gruppe Nord, Frauen: HBV Jena - TV Hofheim (Sa., 17.00, Werner-Seelenbinder-Halle), SV Darmstadt 98 - TSG Ober-Eschbach (Sa., 17.30, Sporthalle am Böllenfalltor), Hessen Hersfeld - SG Kirchhof (Sa., 19.00), TuS Eintracht Wiesbaden - ThSV Eisenach (So., 15.15, Sporthalle am Elsäßer-Platz), TV Flörsheim -TSG Leihgestern (So., 17.00, Graf-Staufen-Halle), BSC Urberach - SG Bruchköbel (So., 17.00, Sporthalle Urberach).

OBERLIGA SÜDHESSEN, Männer: TV Wikker - TV Idstein (Sa., 19.00, Goldborn Halle), TSG Offenbach-Bürgel - TV Büttelborn (Sa., 19.30, Sporthalle an der Jahnstraße), TuS Holzheim - TG Nieder-Roden (Sa., 19.30, Sportzentrum Diez/Lahn, Am Katzenstein), SG Anspach - TV Großwallstadt II (So., 18.30, Adolf-Reichwein-Schule, Wiesenau), TG Rüsselsheim - TV Wiesbaden-Breckenheim (So., 18.30) TSG Sulzbach/Taunus - TuS Wiesbaden-Dotzheim (So., 18.30, Eichwaldhalle, Am Sportplatz).

OBERLIGA SÜDHESSEN, Frauen: TSG Offenbach Bürgel - TSG Oberursel (Sporthalle an der Jahnstraße), SSG Bensheim - PSV Grünweiß Frankfurt II (AKG-Halle am Weiherhausstadtion), TV Groß-Umstadt - TGS Walldorf, PSV Heusenstamm - SV Crumstadt (Postbildungszentrum, Am Schwimmbad), SU Mühlheim - TuS Kriftel (Groß-Sporthalle an der Anton-Dey-Straße), TuS Eintracht Wiesbaden II - TV Sulzbach/Main (Alle am So., 17.00).

BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Nänner: SG Bruchköbel - TV Gelnhausen II (Sa., 19.15, Heinrich-Böll-Schule), TG Dörnigheim - TuS Nieder-Eschbach (Sa., 19.30, Maitalhalle), HSV Götzenhain - TV Altenhaßlau (Sa., 19.30, Im Länger Roth), TV Petterweil - TGS Niederrodenbach (So., 18.00, Sauerbornstraße), VfL Goldstein - BSC Kelsterbach (So., 18.00, Carl-von- Weinberg-Schule), SG Nied - TSG Ober-Eschbach (So., 18.30, Niddahalle).

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Männer: HC Friedrichsdorf - SG Wehrheim/Obernhain (Sa., 19.00, Landwehrstraße, Seulberg), TV Langenselbold - FTG Frankfurt (Sa., 19.30, Gesamtschule), TV Kesselstadt - Eintracht Frankfurt (So., 17.00, Otto-Hahn-Schule), SV Seulberg - TSG Oberursel (So., 18.00 Landwehrstraße), TG Hainhausen - SG Dietzenbach (So., 18.00, Am Sportfeld), TuS Zeppelinheim - TG Hanau (So., 18.00, Am Sportplatz).

BEZIRKSLIGA I FRANKFURT, Frauen: SV Dreieichenhain - TV Eschersheim (Sa., 16.20, Weibelfeldschule), SG Dietzenbach - TuS Niedereschbach (Sa., 17.30, Ernst-Reuter-Schule), HSV Götzenhain- FTG Frankfurt (Sa., 17.30, Im Länger Roth), TV Niedermittlau-Artemis Sport Frankfurt (Sa., 19.30, Gesamtschule Freigericht - Somborn), FT Dörnigheim - TSG Neu Isenburg (So., 18.00, Maintalhalle), SG Wehrheim/Obernhain - SG Dietesheim/Mülheim (So. 18.30, Am Bürgerhaus).

BEZIRKSLIGA II FRANKFURT, Frauen: SV Erlensee - TV Bad Vilbel (Sa., 17.00,Konrad- Adenauer-Straße), TV Gelnhausen - Spvvg. Bad Homburg (Sa., 17.00, Kreisrealschule), VfL Goldstein - SG Hainburg (So., 16.00, Carl-von- Weinberg-Schule), TG Hainhausen - SKG Sprendlingen (So., 16.00, Am Sportfeld), SW Griesheim - TV Bad Vilbel (So., 18.30, Gesamtschule).

KREISLIGA A FRANKFURT, Männer: TGS Vorwärts Frankfurt - MTV Kronberg (Sa., 16.45, Niddahalle in Nied), TV Gonzenheim - TSG Nordwest Frankfurt (Sa., 19.30, Mehrzweckhalle am Mittelweg), TV Bad Vilbel - SC Sossenheim (So., 17.15, Sporthalle am Sportfeld), TSG Frankfurter Berg - TG Schwanheim (So., 17.25, Fabriksporthalle an der Wächtersbacher-Straße), TuS Nieder-Eschbach II - TV Petterweil II (So., 17.30, Otto-Hahn-Schule, Urseler WEg), TV Bergen-Enkheim - TSV 57 Sachsenhausen (So., 18.00, Riedschule in Enkheim, Rangenberg Straße).

KREISLIGA A FRANKFURT, Frauen: PSV Grünweiß Frankfurt III - TG Schwanheim (Sa., 15.45, Gesamtschule Fechenheim, Konstanzer Straße), TSG Oberursel II - TSG Usingen (So., 11.30, Erich-Kästner-Schule, Bleibiskopfstraße), SG 1877 Nied - TV Petterweil (So., 14.00 Niddahalle), TS 1856 Griesheim - TSG Nordwest Frankfurt (So. 15.15, Gesamtschule, Kiefern-/Espenstraße), TG 04 Sachsenhausen - FSV Frankfurt (So. 15.35, Sporthalle Süd).

VOLLEYBALL

OBERLIGA MÄNNER: DSW Darmstadt - TSG Elgershausen (11.00, Berufsschulzentrum, DSW Darmstadt - SG Rodheim , FTG FRankfurt - VC Dornheim (14.00, FTG-Halle), FTG Frankfurt - TV Babenhausen, Orplid Darmstadt II - TSV Trebur (13.00, Mornewegschule), Orplid Darmstadt II - TG Wehlheiden, VC Ober-Roden - TGV Schotten (14.00, Großsporthalle), VC Ober-Roden - Eintracht Frankfurt II (alle Sonntags)

OBERLIGA HESSEN FRAUEN: Eintracht Frankfurt - TV Wetzlar (Sa., 15.30, Paul-Hindemith-Schule), Eintracht Frankfurt - TV Oberstedten, VC Hofheim - TSV Spangenberg (Sa., 15.00, GS am Rosenberg), VC Hofheim - TV Königstädten, TS Bischofsheim - TSG Wilhelmshöhe (Sa., 15.00, Albert-Einstein-Schule), TS Bischofsheim - SG Rodheim, TV Wächtersbach - VC Wiesbaden II (So., 13.00, Großsporthalle

LANDESLIGA MITTE MÄNNER: PSV Blau- Gelb Frankfurt - DJK Neuses (So., 11.30, Ziehen-Schule), PSV Blau-Gelb Frankfurt - SG Rodheim II, TV Bommersheim - VBC Büdingen (Sa., 15.00, Erich-Kästner-Schule), TV Bommersheim - SC Friedberg, BSC Offenbach - DJK Großenlüder(Sa., 15.00, Schiller-Schule), BSC Offenbach - TV Oberrodenbach, TV Salmünster - TG Hanau (Sa., 15.00, Großsporthalle), TV Salmünster - TSG Erlensee

LANDESLIGA MITTE FRAUEN: TV Dippertz - TV Sindlingen (Sa., 15.00, Biebertal- Schule Hofbieber), TV Dippertz- FTG Frankfurt, TSV Hanau - TG Römerstadt (Sa., 15.00, Geißler-Halle), TSV Hanau - Eintracht Frankfurt II, TV Salmünster - Wacker Offenbach (So., 12.00, Großsporthalle), TV Salmünster - PSV Blau-Gelb Frankfurt, TG Hanau - TV Kesselstadt (Sa., 15.00, Geißler-Halle), TG Hanau - TSV Sachsenhausen

LANDESLIGA SÜD MÄNNER: TV Groß- Rohrheim - SSV Brensbach (Sa., 15.00, Bürgerhalle), TV Groß-Rohrheim - TSV Bleidenstadt II, DSW Darmstadt II - TG Naurod (So., 11.00, Berufsschulzentrum), DSW Darmstadt II - Rot-Weiß Auerbach, TG Bad Soden - VC Hofheim (Sa., 15.00, Kahlbachhalle), TG Bad Soden - TuS Griesheim, VC Wiesbaden - TV Lampertheim (So., 9.00, Sporthalle am 2.Ring), VC Wiesbaden - SVC Gernsheim

LANDESLIGA SÜD FRAUEN: TG 75 Darmstadt - VC Hofheim II (So., 10.00, Heinz-Reinhart-Halle), TG 75 Darmstadt - TV Dreieichenhain, TG Rüsselsheim II - Orplid Darmstadt II (So., 14.00, Sporthalle Dicker Busch), TG Rüsselsheim II - Rot-Weiß Auerbach, TV Königstädten II - TV Nauheim (So., 10.00, Sporthalle), TV Königstädten II - TG Bad Soden, TV Lampertheim - TV Groß-Umstadt (Sa., 15.00, Jahnhalle), TV Lampertheim- VC Ober-Roden

Nordhessische Volleyball-Jugend ermittelte Meister Birstein zog ein schweres Los Gegen die höherklassigen Teams blieben Gastgeber chancenlos

Einen Tag lang wurde in der Birsteiner Großsporthalle "gepritscht", gebaggert" und mit wechselndem Erfolg "geschmettert" - die nordhessische Volleyball-B- Jugend ermittelte ihre drei Teilnehmer für die Hessischen Meisterschaften am 28. März.

Daß dabei Jugend nicht gleich Jugend ist, erfuhren insbesonders die Gastgeber, Fünfte der Hessenmeisterschaften des vergangenen Jahres, die den Landes-, Verbands- oder gar Bundesligaerfahrenen Kollegen des USC Gießen, des TV Biedenkopf und des TV Sontra reichlich unterlegen waren.

Pech hatten dabei die Birsteiner schon bei der von Organisator Bernd Schäfer vorgenommenen Auslosung. Mit Gießen und Vellmar hatten die Birsteiner die klassenhöchsten Mannschaften in ihrer Gruppe. Entsprechend reichte die Kraft und Konzentration nur beim allerersten Satz gegen Vellmar, der deutlich mit1 5:2 an die Gastgeber ging. Am Ende sprang dann nach 15:0 und 15:1 gegen Friedberg der wenig tröstliche fünfte Platz heraus. Zu den Hessenmeisterschaften fahren die drei Sieger Biedenkopf, Gießen und Vellmar.

Seit dem Frühjar 1974 wird in der Vogelsberg-Gemeinde der Volleyball wettkampfmäßig über das Netz geschlagen, der heutige Trainer, Jugend- und Pressewart Bernd Schäfer gehörte zu den "Männern der ersten Stunde". Derzeit "kocht der Verein jedoch auf Sparflamme: eine Senioren- und zwei Jugendmannschaften sind im Bezirk Fulda/ Hanau offiziell gemeldet - der "Lack" der 80er Jahre, als die Männer der Hessenliga angehörten, ist ein wenig abgeblättert. Dennoch blickt die "Seele der VG Birstein" Bernd Schäfer auf bislang vier Meisterschaften und einen Hessenpokalsieg stolz zurück. Neben Schäfer sind Vorsitzender Hans Rode, Werner Burkhard, Klaus Roskonie, Lothar Weisgerber, Alois Putz und Eugen Kiechle um den Zusammenhalt der Gemeinschaft bemüht. Seit dem Zusammenschluß mit der Abteilung Kinderturnen und dem Tennisclub sowie der Gründung einer Badmintongruppe (1990) steht Christian Schleich dem für dortige Verhältnisse "Großunternehmen" vor.

Die Ergebnisse der "Nordhessischen B-Jugendmeisterschaften": GRUPPE A: Vellmar - Birstein 2:1 (2:15, 15:9, 15:7); Vellmar - Gießen 0:2; Gießen - Birstein 2:0 (15:4, 15:10); Endstand: 1. Gießen 4:0, 2. Vellmar 2:2, 3. Birstein 0:4.

GRUPPE B: Biedenkopf - Sontra 2:0; Biedenkopf - Friedberg 2:0; Friedberg - Sontra 0:2; Endstand: 1. Biedenkopf 4:0, 2. Sontra 2:2, 3. Friedberg 0:4.

ÜBERKREUZSPIELE: Biedenkopf - Vellmar 2:0, Gießen - Sontra 2:0.

UM PLATZ FÜNF: Birstein - Friedberg 2:0 (15:0, 15:1).

UM PLATZ DREI: Vellmar - Sontra 2:1.

ENDSPIEL: Gießen - Biedenkopf 0:2. wh

Stadtteil-Fenster

Verein für Polizei- und Schutzhunde Preungesheim: Die nächsten Übungstage sind am Samstag, 13. März (ab 16.30 Uhr), am Sonntag, 14. März (ab 10 Uhr) sowie am Dienstag, 16. März (ab 17.30 Uhr), auf dem Übungsgelände in der Oberwiesenstraße o. Nr. (Tel. 5 48 76 95). Interessierte Gäste sind eingeladen. Auskunft über die Vereinsarbeit geben Vorsitzender Hans Günther (Tel. 5 48 67 46) oder Walter Fleischer (Tel. 47 99 62). nd/10

Musik von Frauen: Ein Messe von Marianne Martines (1744-1812) erklingt am Sonntag, 14. März, 18 Uhr, in der evangelischen Gemeinde Cantate Domino (Nordweststadt), Ernst-Kahn-Straße 20. Mitwirkende sind Annedore Reichwein-Hahn (Sopran), Margaret Peckham (Alt), Stefan Dörr (Tenor) und Koichi Furukawa (Bariton), die Kantorei und das Kammerorchester Cantate Domino. Die musikalische Leitung hat Conrad Misch. uv/10

Quittung für Querelen um Rathauschef Wider den Trend verzeichnet die CDU in Großkrotzenburg hohe Stimmenverluste Von Astrid Ludwig GROSSKROTZENBURG. Der Wahlverlierer in Großkrotzenburg heißt CDU. Nach den hohen Zugewinnen bei der vergangenen Kommunalwahl stürzten die Christdemokraten am 7. März unter die 30-Prozent-Marke. Mit 29,9 statt bisher 42,5 Prozent der Stimmen ist die CDU nur noch die zweitstärkste Fraktion im Parlament hinter der SPD. Wahlgewinner sind auch hier die kleineren Gruppierungen, die Wählergemeinschaft, FDP und Grünen. Nach der engagierten Gegenwehr einer breiten Bevölkerung gegen die Treffen der Republikaner im Gasthaus "Zum Schlüssel" erhielten die Rechtsextremen im Kreis mit 10,6 Prozent überraschend viele Stimmen. In Großkrotzenburg verlief die Wahl entgegen dem Trend und war mehr durch kommunalpolitische denn durch bundespolitische Faktoren bestimmt. Der Wechsel auf dem Bürgermeisterstuhl spielte die entscheidende Rolle. Für die CDU wirkte sich die selbst mitinitiierte Nichtwiederwahl Peter Hochmuths (CDU) und die einhergehenden Querelen mit der ehemaligen Koalitionspartnerin FDP frappierend negativ aus.

Angesichts 12,6 Prozent weniger Stimmen für die Konservativen spricht der CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Noll denn auch von einer "dramatischen" Entwicklung. "Wir haben der Bevölkerung nicht klarmachen können, daß die Ära Hochmuth nicht fortzusetzen war. Das Amt des Bürgermeisters besteht jedoch nicht allein aus Repräsentieren, sondern auch aus Fachkompetenz im Rathaus", so Noll. Der Ex-Bürgermeister sei gerade bei den älteren Großkrotzenburgern sehr beliebt gewesen, die der CDU jetzt die Quittung präsentierten. Die Schuld für die Nichtwiederwahl, bedauert Noll, sei ausschließlich der Union angelastet worden, obwohl die übrigen Parteien im Parlament, und damit schießt er auch auf Ex-Koalitionspartnerin FDP, ebenso vehement Hochmuths Abgang forciert hätten.

Daß FDP, GWG und Grüne allesamt einen Zuwachs an Stimmen verbuchen konnten, wurmt den ehrgeizigen Bezirksvorsitzenden der Jungen Union. Nach dem niedrigsten Wahlergebnis seit Jahrzehnten bleibt dem CDU-Fraktionsvorsitzenden jedoch ein Trost: Daß auch die SPD keinen Nutzen aus dem Abgang Hochmuths ziehen konnte.

Bei den Sozialdemokraten, die als eine der wenige Genossen im Kreis nur einen geringen Verlust von 0,2 Prozent hinnehmen mußten, herrscht angesichts von 34,5 Prozent wenig Euphorie. Die Partei stagniert auf niedrigem Niveau. Nur "verhalten zufrieden" äußert sich Fraktionschef Uwe Bretthauer zum Wahlausgang. Er und sein Kollege Walter Bergmann hatten sich eigentlich den Wiederaufschwung zur 40-Prozent-Hürde erhofft, doch daraus wurde wieder nichts.

Ebenso wie die CDU glaubt auch die SPD, daß der Hochmuth-Abgang bei der Wahl eine wichtige Rolle gespielt hat. Dennoch machte sich auch in Großkrotzenburg der bundespolitische Trend bemerkbar. Eine Abfuhr für die großen Volksparteien und mehr Stimmen für die Wählergemeinschaft, die FDP und die Grünen. Gerade die Ökopartei hat in den vergangenen Jahren mehr durch Anwesenheit und weniger durch engagiertes Auftreten oder Antrags-Arbeit brilliert. Vor den Kommunalwahlen war zudem unsicher, ob die Grünen wegen Personalschwierigkeiten überhaupt erneut eine Liste aufstellen. Jetzt haben sie vier Sitze statt der bisherigen zwei errungen.

Die SPD, mit elf Sitzen stärkste Fraktion, will in den nächsten Wochen das Gespräch mit den anderen Parteien suchen. Wahrscheinlich ist eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der GWG und den Grünen, die schon zu Beginn der vergangenen Legislaturperiode einmal kurz in den Genuß einer hauchdünnen Mehrheit kamen, bevor der GWG-Mann Schäfer als Hospitant zur CDU wechselte. Doch auch mit der CDU haben die Genossen das Gespräch aufgenommen. Nach Jahren harter Fronten soll ein, so Bretthauer, "freundliches Miteinander" und Ruhe in die politische Gemeindearbeit einziehen. Erster Schritt war die Wahl des parteilosen Klaus Reuter zum Bürgermeister, der im Wahlkampf so gut wie gar nicht in Erscheinung trat.

Trotz der von Bürgern gegründeten Initiative gegen rechts und der engagierten Gegenwehr gegen die Treffen der Republikaner im "Schlüssel" liehen in der Gemeinde 10,6 Prozent der Wähler auf Kreisebene ihre Stimme den Rechtsextremen. Noll und auch Bretthauer kommen zu der Ansicht, daß die Gegenwehr keine potentiellen Wähler umstimmen konnte. Ein "Rechtsruck" Großkrotzenburgs sieht Noll darin jedoch nicht unbedingt, eher viele Proteststimmen. "Wir hätten uns mehr", glaubt Bretthauer selbstkritisch im nachhinein, "mit den Inhalten dieser Partei auseinandersetzen sollen". Für ihn ist es erschreckend und Ausdruck der "Unfähigkeit der großen Parteien", daß sich so viele Menschen nicht vertreten fühlen. "Das muß uns zu denken geben."

Keine Elefantenhochzeit Butzbachs Bürgermeister will wechselnde Mehrheiten verkraften

BUTZBACH. Mit wechselnden Mehrheiten möchte Butzbachs Bürgermeister Klaus-Jürgen Fricke (SPD) in den nächsten vier Jahren über die Runden kommen. Eine "große Koalition" mit der CDU schließt er in einem Gespräch mit der FR aus.

Auch CDU-Vorsitzender Arnold Marx hält von einer solchen Elefantenhochzeit nichts. Sie würde keine Zustimmung in der Parteibasis finden, meint er.

Die SPD ist auch in Butzbach von den Wählerinnen und Wählern kräftig gerüffelt worden. Sie verlor drei Mandate und hat nun nur noch dreizehen, ist aber stärkste Fraktion geblieben. Die CDU verlor einen Sitz und hat elf.

Überraschend konnten die zerstrittenen Wählergemeinschaften FWG und BFB mit je drei Mandaten ins Parlament einziehen. Von den Verlusten der großen Parteien profitierten auch die Grünen und die FDP, die je einen Sitz dazu gewinnen konnten. Die Grünen sind nun mit vier Mandaten die drittstärkste Kraft. Die FDP hat im neuen Parlament drei Sitze.

Bürgermeister Fricke kann sich nicht vorstellen, daß kommunalpolitische Dinge den Ausschlag für die starken Verluste der SPD gegeben haben. Allerdings habe die umstrittene Entscheidung für die Friedhofserweiterung in der Waldsiedlung die SPD ein Mandat gekostet, räumt er ein.

Daß die FWG "aus dem Stand mit unbekannten Leuten" gleich drei Mandate holen konnte, wundert den Rathauschef sehr. Fricke: "Die hätten offenbar auch Besenstiele aufstellen können."

BFB-Mann George Sauerstein ist nicht überrascht. Er hat mit einem erheblichen Protestwählerpotential gerechnet. Froh ist er, daß keine rechtsextremen Parteien antraten. Sauerstein: "Wenn Protestpotential da war, sind wir froh, daß wir es bekommen haben."

Das Regieren mit wechselnden Mehrheiten bezeichnet Sauerstein als eine "alte Butzbacher Tradition". Ex-Bürgermeister Karl-Heinz Hofmann (SPD) habe das recht gut beherrscht.

Fricke müsse noch etwas mehr Geschick entwickeln, meint der altgediente Butzbacher Parlamentarier, dessen Weg von der FDP über die FWG zum BFB führte. Er fügt aber noch hinzu: "Klaus- Jürgen ist lernfähig." ieb

Ampel geht nur ohne Straßen FDP ringt um Koalitionsfrage

HOCHTAUNUSKREIS. Grünes Licht für die sogenannte Ampel hat die neue Kreistagsfraktion der Grünen gegeben. Zugleich formulierte sie in ihrer konstituierenden Sitzung Bedingungen für die Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen. Parallel dazu diskutierte der FDP- Kreisvorstand die neue Situation im Kreistag "sehr kontrovers", sagt FDP- Kreischef Frank Blechschmidt. Eine Gesprächskommission der Liberalen soll nun Grundsatzgespräche zunächst mit dem bisherigen Koalitionspartner CDU, dann mit den Grünen führen. Blechschmidt hatte sich in der Wahlnacht für eine sogenannte Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP ausgesprochen.

Einen Schwerpunkt der Parteitreffen soll laut Blechschmidt der Umgang mit den rechtsextremen "Republikanern" bilden, die erstmals im Kreistag vertreten sind. Die FDP strebe eine einheitliche Haltung der vier demokratischen Fraktionen an. Geschlossener Auszug bei Beiträgen der Rechtsaußen und Übergehen gemäß Frankfurter Muster ist für Blechschmidt dabei kein Vorbild: Er plädiert für inhaltliche Auseinandersetzung.

Die Grünen wollen den Umgang mit den Rechtsextremisten in einer Klausurtagung am Wochenende diskutieren. Als Voraussetzung für die gewünschte Zusammenarbeit mit SPD und FDP nennen sie den Verzicht auf den Neubau von Straßen.

Weitere Bedingungen sind: "die Vermeidung von Sozialabbau, die Erstellung von Energie- und Wassersparkonzepten, der Ausbau ambulanter Hilfen und die Verstärkung der Jugendarbeit". stk

Koch bleibt Fraktionschef Gegen wechselnde Mehrheiten

MAIN-TAUNUS-KREIS. Roland Koch ist auch in der neuen Legislaturperiode Chef der CDU-Kreistagsfraktion. Am Abend nach der Wahl hat die Fraktion mit der einstimmigen Wahl Kochs ihre erste Personalentscheidung getroffen.

Nun gilt es, mit den anderen Fraktionen über mögliche Koalitionen zu reden. Koch spricht sich entschieden gegen wechselnde Mehrheiten aus, weil dadurch alle Fraktionen das Abstimmungsverhalten der Republikaner "ins Kalkül" ziehen müßten: "Nur feste Vereinbarungen können den Einfluß der Republikaner auf Null bringen." ana

DMF weist Vorwürfe der Freidemokraten zurück

Die "Demokratische Mitte Frankfurt" (DMF), die der Maler Ferry Ahrlé als Ausgangsbasis für seinen Anlauf auf den Römer gegründet hatte, will nicht schuld daran sein, daß die Freien Demokraten zum vierten Mal hintereinander den Einzug ins Stadtparlament nicht geschafft haben. Die Liberalen erreichten bei der Kommunalwahl am Sonntag 4,4 Prozent, die Demokratische Mitte 0,7. Bei den Freidemokraten war eine Rechnung aufgemacht worden, nach der sie die Fünf- Prozent-Hürde erreicht hätten, wenn die Demokratische Mitte nicht angetreten wäre. Ahrlé und seine Mitstreiter hätten sich an das gleiche Wählerklientel gewandt und dort ihre Stimmen "abgeschöpft" (FDP-Chef Otto).

"Seit wann sind Stimmen Besitzstand der FDP?" fragen Brita Janke, Kornelius Helfer und Wolf Stelter für den Vorstand der Demokratischen Mitte, die trotz zahlreicher PR-Aktionen nur 1922 Stimmen im gesamten Stadtgebiet erhielt. Und an die Adresse der FDP: "Schlechte Politik läßt sich nicht gutrechnen und zwingt schon gar nicht einen Politikverdrossenen an die Wahlurne."

In Frankfurt gingen 120 000 Nichtwähler und Parteifrustrierte auf das Konto der Politiker. cg

Von der Beschleunigung des Alltags Momentaufnahmen aus einer Stadt der Zukunft - Eine Liebeserklärung an Leipzig Von Helmut Böttiger

Eßpakete für Abgeordnete

BONN, 11. März (hll/epd). Alle Bundestagsabgeordneten sollen eine zeitlang täglich Verpflegungspäckchen bekommen, die an Asylbewerber ausgegeben werden. Diesen Vorschlag machte der PDS-Vorsitzende Lothar Bisky jetzt in Bonn. Er habe bei einem Besuch in einer Unterkunft für Asylbewerber in der Nähe von Gera (Thüringen) den Inhalt eines Verpflegungspäckchen gesehen, "und das ist menschenunwürdig", sagte er. Wenn die Bonner Parlamentarier "auch mal sehen, was da drin ist", könnten sie sich "eine sinnliche Vorstellung von Diät" machen, begründete Bisky seine Anregung.

Die Ausländerbeauftragte des Landes Brandenburg, Almuth Berger, kritisierte in Potsdam, daß Asylbewerber anstelle von Geld künftig Sachleistungen erhalten sollen. Damit werde deutlich, wie Deutschland Fremde ausgrenze.

PDS will SED-Geld freigeben Für ABM-Stellen in Ostdeutschland 800 Millionen angeboten

hll BONN, 9. März. Die PDS hat angeboten, 800 Millionen Mark aus dem von der Treuhandanstalt verwalteten Altvermögen der SED freiwillig zugunsten von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) in Ostdeutschland abzutreten. Den Verzicht auf diesen Betrag schlug der PDS- Vorsitzende Lothar Bisky in Briefen an Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) und Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) vor. Gleichzeitig stellte die PDS an Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) Nachforderungen aus der staatlichen Wahlkampfkostenerstattung. Hierbei gehe es um "ein paar Millionen" Mark, sagte der Vorsitzende der PDS-Gruppe im Bundestag, Gregor Gysi.

Bisky, der am Dienstag zusammen mit seinem Vorgänger Gysi erstmals bei einer Pressekonferenz in Bonn auftrat, will "das Bild von der PDS" verändern. Er hat Gesprächstermine mit Vertretern aller im Bundestag vertretenen Fraktionen vereinbart, die er "Lockerungsübungen" nannte. Welche Strategie die PDS im Bundestagswahlkampf in Westdeutschland einschlagen werde, sei noch nicht entschieden, sagte Bisky. Da die PDS ihr "starkes Standbein" im Osten habe, sei es "nicht ganz unwahrscheinlich", daß sie dort drei Direktmandate gewinne und somit in den Bundestag einziehe. Denkbar seien aber auch Listenverbindungen.

Über den Vorschlag, 800 Millionen Mark zweckgebunden für ABM-Stellen herauszugeben, muß die Unabhängige Kommission zur Prüfung der Vermögen der ehemaligen DDR-Parteien entscheiden. Da die PDS darauf verzichtet hat, die Frage zu prüfen, ob diese Summe "materiell-rechtsstaatlich erworben wurde oder nicht", könnte das Geld theoretisch tatsächlich für "gemeinnützige Zwecke" beim Aufbau in Ostdeutschland verwendet werden, wie im Einigungsvertrag bestimmt ist. Die Differenz von 400 Millionen Mark zum gesamten treuhänderisch verwalteten SED-Vermögen kann nach Ansicht der PDS vorerst nicht angetastet werden, weil darin der Rentenfonds für die ehemaligen SED-Angestellten enthalten sei. Brandenburgs Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD) nannte das PDS-Angebot "phantastisch".

(Kommentar Seite 3)

Herbert Jack zieht seine Konsequenzen Vertrauen für Arno Münker

NEU-ANSPACH. Herbert Jack wirft das Handtuch. Der Bürgermeisterkandidat der SPD zog damit die Konsequenzen aus dem Wahldebakel seiner Partei. Arno Münker jedoch bleibt Parteivorsitzender - zumindest vorerst. Am Montag hatte er zusammen mit seinen Stellvertretern, Heike Seifert und Eberhard Allhenn, den Rücktritt angeboten. Parteivorstand und Fraktion aber sprachen ihm einstimmig das Vertrauen aus. Das letzte Wort hat eine außerordentliche Mitgliederversammlung, die im Laufe dieses Monats einberufen wird und über die Zukunft der Parteispitze entscheiden soll.

"Mein Entschluß ist definitiv, es gibt kein Zurück", erklärte Herbert Jack. Die Voraussetzung, die der Bereichsleiter des Rhein-Main-Verkehrsverbundes an eine Kandidatur für die Wahl im Mai geknüpft hatte, wurden nicht erfüllt: Er wollte nur antreten, wenn die SPD an der Regierung bleibt - zumindest in einer Koalition. Der Job sei schon schwer genug, sagte Jack; wechselnde Mehrheiten würden nur dazu führen, daß er "am Ende zwischen allen Stühlen" sitze.

Der Entschluß sei ihm nicht leichtgefallen; schließlich lebe er seit seiner Geburt hier und hätte gerne "hier Einfluß genommen. Das gilt aber nicht um jeden Preis". Jack steht auf Platz 25 der SPD- Liste und wird keine politischen Aufgaben in der Partei übernehmen.

Vorstand und Fraktion hatten nach Aussage Jacks durchweg Verständnis für seinen Schritt - der allgemein erwartet worden war. Zu klar waren Jacks Bedingungen formuliert, zu deftig fiel die Niederlage dann schließlich aus. Bis zum 5. April hat die SPD noch Zeit, einen anderen Kandidaten zu präsentieren. Hermann Schaus, der im Januar vorigen Jahres seine Bereitschaft verkündet hatte, genoß nach Aussage Münkers nie die Unterstützung der SPD.

Gesucht werden könnte demnächst auch ein neuer Parteichef. Arno Münker übernahm "die volle Verantwortung" für den Einbruch seiner bisher absolut regierenden Partei. Vorstand und Fraktion baten ihn sowie Heike Seifert und Eberhard Allhenn am Montag allerdings, mit dem bisherigen Team weiterzuarbeiten - "um weiteren Schaden von der Partei abzuwenden", wie der Ortsverein mitteilt.

Entschieden wurde auch, daß die SPD keine Koalition eingehen wird. Heike Seifert wird, wie angekündigt, Fraktionschefin im Parlament sein; sie wurde einstimmig gewählt. Mitglieder für den Gemeindevorstand werden Erhard Kettenbeil, Günter Siats und Kurt Höser. jd

Beim Fraktionszwang endet die geballte Frauenpower Frauentag in Bad Homburg: Ärger um Schürze und Hängebusen, Ansprüche auf Bau- und Finanzausschuß

BAD HOMBURG. Ein lila Pullover hier, ein lila Halstuch dort - die Absicht war offensichtlich: Farbe bekennen zum Frauentag. Und auch verbal waren die rund 80 Frauen am Montag abend im Pavillon im Kurhaus engagiert bei der Sache. Die Damen machten von der Gelegenheit Gebrauch, Dampf abzulassen - untereinander und bei den vom Frauenbüro eingeladenen Politikerinnen der im Stadtparlament vertretenen Fraktionen CDU, SPD, FDP, Grüne und FHW; die REP blieb ausgeklammert.

Wäre dem Frauenbüro nicht der Fauxpas unterlaufen, zwei verschiedene Anfangszeiten der Veranstaltung zu veröffentlichen, wäre die Diskussion sicherlich effektiver gewesen. So aber wiederholten sich Themen, dominierten Lippenbekenntnisse.

Wie es sich für einen Frauentag gehört, wurde den Männern der Kampf angesagt. Über die Parteigrenzen hinaus waren sich Gäste und Politikerinnen - Beate Fleige (SPD), Gudrun Hoffmann (CDU), Daniela Kraft (Grüne), Karin Volhard (FDP) und Margareta Beermann (FHW) - einig: Frauen müssen sich mehr trauen. "Frauen lassen sich immer so beeindrucken von den Männern, obwohl die selber nicht mehr Ahnung haben", konstatierte eine Dame. Gerade in die Männerdomänen müßten Frauen vordringen, in die Bau- und Finanzausschüsse. Aber wenn Frauen sich so darstellten wie im neuesten Informationsheft für Senioren - mit Hängebusen und Schürze - "brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn die Männer uns nicht ernst nehmen", echauffierte sich eine andere. Ob Frauen nicht mehr erreichen könnten, wenn sie parteiübergreifend in einem Frauenausschuß aktiv würden, wurde die Frage laut. Eine Idee, die bei vielen Zuhörerinnen, nicht aber bei den Politikerinnen auf Gegenliebe stieß. Ihr Einwand: Selbst wenn die Frauen sich im Ausschuß einig wären, müßten sie sich bei der Entscheidung im Parlament dann doch dem Fraktionszwang beugen.

Wiederholt angesprochen wurde der Ausgang der Kommunalwahlen: "Wir müssen praktische Politik machen, um die Nichtwähler und die, die REP gewählt haben, zurückzugewinnen", forderte Beate Fleige unter dem zustimmenden Nikken der anderen.

Mit Erstaunen nahmen die Gäste zur Kenntnis, daß Bad Homburg nicht nur kreisweit eine der letzten Domänen ist, die keine Frauenbeauftragte beschäftigt. "Es gibt nur ein Frauenbüro und das hat nicht die nötigen Kompetenzen, ist der Verwaltung unterstellt und darf sich nicht öffentlich äußern", erläuterte Daniela Kraft. Beim Erstaunen der Damen blieb es auch, keine wollte mehr wissen, keine stellte bohrende Fragen nach dem Warum. Da zeigte man mehr Biß, als es darum ging, wie man Mitstreiter findet, endlich den "dreckigen Heuchelbach" zu säubern. DAGMAR ELSEN

Vom Gartenzwerg über Kaviar und NS-Abzeichen bis zur Plastikpalme: Das Einkaufsparadies für die Deutschen liegt in Slubice, direkt hinter Frankfurt/Oder und der polnischen Grenze. (Bild: Glaser)

Junge Union Main-Kinzig arbeitet die Wahlen auf

MAIN-KINZIG-KREIS. Die Wahlkreis- Delegiertenversammlung der Jungen Union Main-Kinzig findet am Samstag, 13. März, ab 14.30 Uhr im Bürgerhaus Hochstadt statt.

Auch wenn die lange Tagesordnung mit Formalien randvoll ist, dürfte hierbei die Aussprache über die Wahlen und ihre Folgen von besonderem Interesse sein. Hat sich die JU doch im Vorfeld vehement gegen eine große Koalition stark gemacht. Ul

IHK: Große Koalition soll Sparkurs fortsetzen

OFFENBACH. Politische Stabiltät, eine berechenbare Verwaltung und die Fortführung des Sparkurses und der Großen Koalition im Offenbacher Rathaus mahnt die Industrie- und Handelskammer (IHK) in einer Stellungnahme zur Kommunahlwahl an. IHK-Geschäftsführer Erik von Knorre sagt: "Daß viele Wähler einen Sparkurs, der Verzicht auf viele verständliche Wünsche verlangt, nicht honorieren würden, war zu erwarten. Dies ändert aber nichts an seiner Richtigkeit."

Ausländer hätten in Offenbach schon immer zum wirtschaftlichen Aufschwung beigetragen. Von Knorre sagt:" Mißmut über den Mißbrauch des Asylrechtes war mit Sicherheit eine Quelle für das unerwartet starke Abschneiden der Republikaner. Hier sind die Bundesparteien aufgerufen, dies über eine einververnehmliche Gesetzgebung zu beenden." lz

Erster Grand Prix in der Dressur wurde mit Begeisterung aufgenommen Sven Rothenberger auf Rang eins und zwei Hofgut Wiesbaden-Adamstal lockte die Zuschauer auch mit einem Horseball-Turnier in die Halle

Die Dankesworte von Antonie de Ridder (Reit- und Fahrverein Hof Roßheide) taten dem Veranstalter Hofgut Wiesbaden-Adamstal gut: "Ich möchte mich im Namen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer dafür bedanken, daß die Prüfungen jetzt sogar einen Grand Prix einschließen. Uns hat es hier so gut gefallen, daß wir mit Sicherheit wiederkommen."

Den Höhepunkt des Dressur-Turniers, eben jenen Grand Prix, hatte mit Sven Rothenberger (Bad Homburg) der amtierende Kür-Europameister beherrscht. Auf Andiamo mit 1650 Punkten und auf Bo mit 1613 Punkten hatte er die ersten beiden Plätze belebt. Diese wertvollste Entscheidung und die Horseball-Spiele hatten denn auch den besten Zuschauerzuspruch. Die Turniertage des Hofgutes Adamstal werden vom 12. bis 14. März mit dem sogenannten Familienfest für den Nachwuchs und vom 18. bis 21. März mit dem Springen fortgesetzt.

Pech hatte die frühere Mannschafts- Weltmeisterin und -Olympiasiegerin in der Dressur, Ann-Kathrin Kroth (Kronberg), die in der Qualifikation für die sogenannte mittlere Tour auf d&rquote;Bacon aufgeben mußte, weil sie das Pferd nicht unter Kontrolle halten konnte.

Die weiteren Sieger(innen): S-Kür national: Bruno Eidam auf Gepodot (RG Wiesbaden); St. Georg: 1. Frank Rühl (RSG Heftrich) auf Magnum; Klasse S (Einlaufprüfung): Wiebke Lippert (Reitergruppe Büttelborn) auf Remolino; Intermediaire II: Sven Rothenberger (RFV Bad Homburg) auf Bo; Intermediaire I: Frank Rühl (Heftrich) auf Magnum; St. Georg: Dorothee Schneider (Wiesbaden) auf Van Deyk; S-Prüfung (Einlauf): Thorsten Dietz (Maintal) auf Bukephalas; St. Georg: Rolf Henn (Neuwied) auf Stanly; Klasse M/A: Sabine Dold (Wiesbaden) auf Aquimosabey-Samsonite; Klasse M/ B: Bruno Eidam (Wiesbaden) auf Fürst Rheingold; S-Einlaufprüfung: Barbara Picksak (Lobberich) auf Don Bijou; L- Prüfung: Daniela Köhler (Wiesbaden) auf Endy; L-Prüfung: Thorsten Dietz (Maintal) auf Boney M. FR

Im Spessart lief einiges gegen den Landestrend Jossgrund: Alle drei Parteien legten zu / Flörsbachtal: In Lohrhaupten 84,7 Prozent für die SPD

JOSSGRUND / FLÖRSBACHTAL. Drei Parteien hatten sich zur Wahl gestellt, alle haben sie Stimmen zugelegt und dennoch gab es unter dem Strich drei unterschiedliche Einschätzungen der Ergebnisse. Die einen waren "hochzufrieden", die anderen nur "zufrieden" und die dritten "nicht zufrieden".

Weniger glücklich über den Ausgang der Kommunalwahl war die CDU. Obwohl sie auf Gemeindeebene 1,4 Prozentpunkte zulegte und 41,1 von Hundert erreichte, blieb ihr der gewünschte zusätzliche Sitz in der Gemeindevertretung verwehrt. "Wir hatten den zehnten Sitz angestrebt und ihn nicht erreicht", kommentierte Bürgermeisterkandidat Robert Ruppel knapp. Ähnlich kurz auch das Statement des FWG-Fraktionsvorsitzenden Lothar Röder. Die Freien Wähler erreichten den erhofften zusätzlichen Platz in der Gemeindevertretung.

Die SPD hingegen übertraf ihr Soll. Sie profitierte am meisten vom Verzicht des Bürgerblocks Jossgrund und erreichte mit 24,6 Prozent 10,5 Punkte mehr als vor vier Jahren. Die einst dreiköpfige Fraktion ist nun doppelt so groß. "Wir haben uns wahnsinnig gefreut, mit drei Sitzen mehr hatten wir nicht gerechnet", sagte die Ortsvereinsvorsitzende und Kreistagsabgeordnete Christa Ihl.

Das gute Abschneiden hat auch das Selbstbewußtsein der Partei für die bevorstehende Bürgermeisterwahl am 9. Mai gestärkt. Für den eigenen Kandidaten Sven Teschke (28) soll in den nächsten Wochen noch einmal kräftig die Werbetrommel gerührt werden.

Nach dem Ergebnis vom Sonntag kündigt sich möglicherweise noch ein weiterer Anwärter für den Posten im Rathaus an. Lothar Röder, der bereits vor der Wahl angedeutet hatte, er sei "bereit, Verantwortung zu übernehmen", hegt offensichtlich Ambitionen. Eine endgültige Entscheidung soll in zwei Wochen im internen Kreis fallen.

Spätestens am 5. April wird auch die Frage beantwortet sein, ob sich der bisherige Amtsinhaber Franz Korn (64), der seit 28 Jahren in Oberndorf regiert, noch einmal zur Wahl stellt. Unabhängig davon rechnen die meisten im Jossgrund damit, daß die endgültige Entscheidung über den neuen Bürgermeister erst in einem zweiten Wahlgang am 6. Juni fallen wird.

Überraschend gut hat im Jossgrund auf Kreisebene die FWG abgeschnitten, die dort 13,8 Prozent erzielte, während die CDU von 61,3 auf 48,7 von Hundert absackte. Die rechtslastigen Republikaner liegen mit 7,6 Prozent unter dem Kreisdurchschnitt.

Gegen den Trend gab es für die Sozialdemokraten auf Gemeindeebene auch in der Nachbarkommune Flörsbachtal Gewinne, wo sie nun 47,6 Prozent erzielten. In ihrer Hochburg Lohrhaupten legten die Sozialdemokraten noch einmal um vier Prozentpunkte zu und erreichten dort 84,7 von Hundert. Zusammen mit den SPD-nahen Bürgerlisten weiß Bürgermeister Horst Sakschewski praktisch 87 Prozent der Bevölkerung hinter sich. Die einzige Oppositionspartei, die CDU, sackte von 18 auf 13,2 Prozent ab.

Auf Kreisebene erreichten die Republikaner 8,3 Prozent. Hier büßten die Sozialdemokraten leicht ein und erzielten 65,2 von Hundert. jan

Nur die CDU müßte Federn lassen Wenn die Ausländer mitgestimmt hätten, sähe das Vilbeler Wahlergebnis kaum anders aus

BAD VILBEL. Wären sie reingekommen oder nicht? Bevor nach der Kommunalwahl die Parteien wie gewohnt zur Tagesordnung übergehen, Engholm in die Toskana reist und in Bad Vilbel rechtsradikale Republikaner im Stadtparlament Platz nehmen, versuchte die FR-Redaktion gedanklich und rechnerisch durchzuspielen, wie das Kommunalwahlergebnis beeinflußt worden wäre, wenn die in Bad Vilbel lebenden Ausländer und Ausländerinnen hätten wählen dürfen. Immerhin zahlen sie Steuern und Abgaben - auch für die deutsche Vereinigung - und sie würden mit Sicherheit nicht für eine Partei stim- Schwierige Rechnung men, die sie am liebsten aus dem Land jagen würde.

Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Ich mußte wieder einmal erkennen, daß ich nicht rechnen kann. Und obendrein: Auch wenn man hypothetisch (zumindest weiß ich, wie das geschrieben wird) unterstellt, daß rund zehn Prozent der Bevölkerung in Bad Vilbel keine deutschen Staatsbürger/- innen sind, also 2500, von denen rund die Hälfte im wahlberechtigten Alter sind und ihre Stimmen gleichmäßig auf die vier demokratischen Parteien verteilen würden, rund gerechnet also jeweils 300 Stimmen mehr - die sogenannten Republikaner kämen ins Parlament und außerdem mit der gleichen Sitzzahl.

Doch bis zu dieser Erkenntnis führte ein längerer, steiniger und recherche-reicher Weg. Erste Grundkenntnisse konnte ich bei einem Gespräch mit der Stadtverwaltung über das "Hare-Niemeyer"-Verfahren zum Auszählen der Sitze erwerben. Doch wie so oft klafften dann beim Nachrechnen Theorie und Praxis erst einmal gewaltig auseinander. Wie waren die im Rathaus wohl auf die Sitzverteilung gekommen?

Im einzelnen: Nach den Rechenkünstlern Hare und Niemeyer wird die Zahl der gesamten Parlamentssitze (45) mit der Stimmenzahl der jeweiligen Partei multipliziert und durch die Zahl der gültigen Stimmen geteilt. Das ergibt eine Zahl mit Dezimalstellen. Für die CDU zum Beispiel 25,34. Das heißt, die CDU bekommt zunächst 25 Sitze, die SPD 9 und so weiter. Da bei der Summe der Ziffern vor dem Komma aber nicht alle der 45 Sitze vergeben werden, schauen wir nach den höchsten Werten nach dem Komma, und siehe da, die Rechtsradikalen und dann die SPD bekommen je einen weiteren Sitz für die 98 und 91 nach dem Komma. Und so weiter.

Doch irgend etwas stimmte immer noch nicht. Ein Anruf beim Frankfurter Wahlamt (um die Mitarbeiter im Vilbeler Rathaus nicht zu sehr zu nerven) brachte die Einsicht, daß von der Zahl der gültigen Stimmen die jener Parteien oder Gruppen abgezogen werden müssen, die die Fünf-Prozent- Hürde geschafft haben. Also flugs die rund 500 Stimmen für die UWL/ÖDP abgezogen und neu dividiert. Jetzt stimmt's.

Nun frisch ans Werk und die hypothetische Rechnung mit der Wahl einschließlich der in Bad Vilbel lebenden und arbeitenden Ausländer gemacht. Der Einfachheit halber habe ich die rund 1200 Stimmen der wahlberechtigten Ausländer zu je 300 auf die Fraktionen der demokratischen Parteien verteilt. Das Ergebnis zeigte gleich eine deutliche Verschiebung zu den großen Parteien. Doch ein Flakkern im Display des Taschenrechners ließ mich zögern. Stimmt da womöglich etwas nicht? Also nachgerechnet und wirklich: Kurz bevor der Rechner beziehungsweise seine Batterie ihren Geist aufgibt, gaukelt er mir falsche Zahlen vor. Dann verschwindet die Anzeige. Also muß der Kollege seine Armbanduhr opfern, die zugleich ein Minirechner ist. Noch mal von vorn. 45 Sitze mal Stimmenanteil plus Ausländer durch reduzierte gültige Wählerstimmen. Nachdem der Minirechner von kribbeligen Fingern bedient endlich alle Zahlen ausgespuckt hatte, kommt die Enttäuschung. Die Summe aller Parteien-Stimmen ergab 47 Sitze. Das kann nicht sein. Als nochmal auf Mikrotasten nachrechnen: 47 Sitze. Auf der Suche nach einem weiteren Ratgeber war ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung hilfreich. Ob ich denn bei meiner hypothetischen Rechnung auch die Zahl der wählenden Ausländer dem Divisor, also den gültigen Stimmen, zugerechnet habe? Das ist's.

Also: 13 986 gültige Wählerstimmen, minus 521 ÖDP-Stimmen, die wegfal- len, plus 1200 hypothetische Ausländerstimmen macht 14 665 im Divisor. Macht zehn Sitze für die SPD, 24 Sitze für die CDU, vier für die Grünen, drei Wieder drei Sitze für die FDP und zwei für die Rechtsradikalen. Das summiert sich auf 43 Sitze. Die restlichen beiden werden (je einer) nach den höchsten Ziffern hinter dem Komma an die Republikaner und die Grünen verteilt. Die Rechtsradikalen hätten als wieder drei Sitze.

Verlierer der fiktiven Wahl unter Beteiligung der Ausländer wäre also allein die CDU-Mehrheitsfraktion . . .

Hinzuzufügen wäre noch, daß meine Kollegin der fantastischen Rechnung vollends den Boden unter den Füßen wegzog. Denn bei dem durch die Maastrichter Verträge vereinbarten Wahlrecht für Ausländer ist natürlich nur an Bewohner der zwölf EG-Staaten gedacht.

So kann der Journalistenalltag nach der Wahl aussehen. GEORG LINDE

Anspacher gelang Sprung in 2. Badminton-Bundesliga nicht

Protest soll Blatt wenden Spielberechtigung des Hanauers Hargiono ist Knackpunkt

Es war angesichts der beiden Mannschaftsaufstellungen zu erwarten gewesen und sollte die Welt in Anspach nicht zum Einstürzen bringen: Das Badmintonteam der SG Anspach unterlag in den Relegationsspielen um einen Platz in der neustrukturierten 2. Badminton-Bundesliga der etablierten SG Hanau/Erlensee. In eigener Halle, unterstützt von 300 Zuschauern, gelang den jungen Anspachern noch ein Teilerfolg (4:4), in Hanau unterlagen sie mit 2:6 und gehören damit in der kommenden Saison voraussichtlich der Regionalliga an. Die endgültige Entscheidung hierüber steht jedoch noch aus, da seitens der Anspacher Protest gegen die Spielwertung eingelegt wurde.

Stein des Anstoßes ist der Indonesier Hargiono. Ob der Spitzenmann für Hanau spielberechtigt war oder nicht, darüber gehen die Meinungen beider Fraktionen auseinander. Die Anspacher legten beim Spielausschuß der Gruppe Mitte einen dreiseitigen schriftlichen Protest ein, in welchem sie die Gründe dafür darlegen, warum sie die Spielberechtigung anzweifeln. Im Falle eines Erfolges könnte die SG doch noch den Weg in die 2. Liga antreten.

Mit sportlichen Mitteln war dem Zweitligavierten der Vorsaison nicht beizukommen, was allerdings deutlich von Hargionos Einsatz beeinflußt war. Der Indonesier trug mit zwei Siegen über Günter Entzel im Spitzeneinzel (im Hinspiel mit bezeichnenden 15:0 und 15:0), einem Doppel- und einem Mixederfolg entscheidend zum Sieg der Hanauer bei. In eigener Halle punktete Franklin Wahab gegen Alexander Merget und auch das Mixed von Günter Entzel und Nicole Raasch ging an die Gastgeber. Erwartungsgemäß siegte Sandra Mirtsching im Einzel und im Doppel gemeinsam mit Nicole Raasch sicher, während Oliver Kudicke gegen Hessenmeister Thomas Wurm knapp unterlag.

Seinen Erfolg über Merget konnte Franklin Wahab in Hanau nicht wiederholen und auch das Mixed ging verloren, denn Hargiono war nicht zu stoppen. So blieb es in Hanau bei den Anspacher Punkten im Frauenbereich. Im Doppel reichte es für die Kombinationen Entzel/Khan (gegen Wurm/Merget) und Wahab/Parth (gegen Skibbe/Schmidt) dennoch nicht zu einem Satzgewinn. Aus sportlichen Gesichtspunkte dürfen die Anspacher mit den Resultaten dennoch zufrieden sein. "Mit Hargiono haben die Hanauer eine Zweitliga-Spitzenmannschaft, wenn nicht sogar ein Erstligateam", erklärt Georg Komma.

Den Aufstieg in die Regionalliga kann dem Oberligameister ohnehin niemand mehr nehmen. Nach dreieinhalb Jahren ohne Niederlage, kann man in Anspach sogar zuversichtlich sein, in der Zweiten Liga mit der derzeitigen Besetzung bestehen zu können. SG ANSPACH: Sandra Mirtsching (4 Spiele/4 Siege), Nicole Raasch (4/3), Günter Entzel (4/1), Oliver Kudicke (4/0), Franklin Wahab (4/1), Christoph Parth (2/0), Rukhsar Khan (2/0). ina

Der Staatsanwalt spricht

von versuchtem Mord Schüsse aus der Schrotflinte auf eine Nachtbar Von Rüdiger Arendt ERLENSEE. Versuchten Mord wirft die Staatsanwaltschaft dem 41jährigen Erlenseer Richard K. vor, der sich seit gestern vor der Schwurgerichtskammer am Hanauer Landgericht verantworten muß. Auch dieser Prozeß findet, wie der gerade zu Ende gegangene Totschlagsprozeß gegen einen 31jährigen Sinto, unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Vorausgegangen waren Morddrohungen gegen Zeugen. Der Prozeß spielt vor dem Hintergrund des organisierten Verbrechens mit Drogenhandel, Prostitution, Zuhälterei und Schutzgelderpressung im Hanauer und Erlenseer Milieu. Als Zeuge mit dabei ist auch der frühere Pächter der beiden Nachtclubs "Ballerina-Club" in Erlensee und "Club Cherie" in Hanau. Beide Bars waren im vergangenen Sommer nach einer Großrazzia geschlossen worden. Im "Ballerina" sind inzwischen Asylbewerber untergebracht.

Bei dem 52jährigen früheren Nachtclubbetreiber Egon K. handelt es sich um eine schillernde Figur der Halb- und Unterwelt. Nach seiner Festnahme wegen Steuerhinterziehung und Förderung der Prostitution vor gut einem halben Jahr ging sein Foto vor allem in Hamburg durch die dortige Boulevard-Presse. Als Besitzer mehrerer Rennpferde gehörte er bis zu seiner Festnahme zu den VIP's der Hamburger Pferdewett-Szene. Die hochwertigen Vierbeiner wurden ihm allerdings inzwischen gepfändet, um Steuerschulden in Höhe von rund einer Million Mark einzutreiben. In dem gestern begonnenen Prozeß trat der zuletzt in Nidderau-Erbstadt wohnende 52jährige als erster Zeuge auf. Denn gegen seinen Nachtclub in Erlensee soll sich der Mordanschlag am 22. Februar 1990 in den frühen Morgenstunden gerichtet haben.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten, dem ebenfalls in Erlensee ein Lokal gehörte, vor, in jener Nacht mit einer abgesägten Schrotflinte auf die Eingangstür des Nachtclubs geschossen zu haben. Durch die Schüsse wurden zwei Frauen in der zu dieser Zeit noch gut besuchten Bar leicht im Gesicht und am Rücken verletzt. Belastet wird er von mehreren Zeugen aus der Szene, denen gegenüber er die Tat eingestanden haben soll. Tatmotiv soll ein wochenlanger Streit zwischen dem Angeklagten und dem früheren Pächter gewesen sein.

Eingeräumt wurde gestern sowohl vom Angeklagten als auch von dem Erbstädter, daß man sich in den Wochen vor der Tat in den Haaren gelegen habe. Der 52jährige gab auch zu, daß er einen Fehler gemacht habe und den Angeklagten, der ein sehr guter Freund gewesen sei, vor Zeugen als Polizeispitzel verdächtigt habe. Der Angeklagte habe daraufhin mehrfach verlangt, die Behauptungen in der Öffentlichkeit zurückzunehmen. Dies habe er sich jedoch aus Angst heraus nicht getraut.

Der 52jährige, der in Untersuchungshaft sitzt, schlüpfte gestern in die Rolle des Biedermannes, lobte den Angeklagten als jemanden, der immer für ihn dagewesen sei und ihm auch oft geholfen habe, wenn es Schwierigkeiten in seiner Bar gegeben habe. Zunächst habe auch er ihn im Verdacht gehabt, die Schüsse abgegeben zu haben, sagte er gestern vor Gericht, sei aber später von diesem Gedanken wieder abgekommen. Er bedauerte gestern ausdrücklich, ihn in den Wochen vor der Tat nicht ausdrücklich vom Verdacht des Spitzeldienstes freigesprochen zu haben. Auch der Angeklagte beteuerte mehrfach seine Unschuld.

Der Eindruck, möglicherweise sitze ja der falsche Mann auf der Anklagebank, änderte sich sehr schnell, als ein 23jähriger Türke in den Zeugenstand trat. Dieser Türke leistete dem Erbstädter in seinen beiden Clubs Türsteher-Dienste, fungierte als Rausschmeißer bei unliebsamen Gästen. Auch der 23jährige sitzt gegenwärtig in Untersuchungshaft. Ihm wird unter anderem Schutzgelderpressung vorgeworfen. Ein griechischer Staatsangehöriger, der ebenfalls in die Machtkämpfe im Zusammenhang mit der organisierten Kriminalität im hiesigen Raum verwickelt sein soll, floh im vergangenen Sommer aus der Haftanstalt in Hanau und befindet sich inzwischen in Griechenland in staatlicher Verwahrung. Weitere Zeugen müssen ebenfalls aus Strafanstalten nach Hanau gebracht werden.

Der 23jährige Türke belastete gestern sowohl seinen ehemaligen Chef als auch den Angeklagten. 32 000 Mark habe er von dem Erbstädter erhalten, um den Angeklagten umzubringen. Das Geld habe er genommen, gleichzeitig aber dem Angeklagten von dem geplanten Mord erzählt. Der Angeklagte selbst habe ihm dann gestanden, die Schüsse auf den Ballerina-Club abgegeben zu haben.

Der Prozeß wird fortgesetzt.

Drogenkartell in Frankfurt zerschlagen

enk FRANKFURT A. M., 9. März. Frankfurter Zollfahnder sowie Kriminalbeamte des Regierungspräsidiums Darmstadt haben eine international agierende Gruppe kolumbianischer, italienischer und deutscher Kokainhändler und Geldwäscher zerschlagen, die dem kolumbianischen Cali-Kartell zugerechnet werden.

Die Gruppe soll innerhalb der vergangenen eineinhalb Jahre per Schiff über eine halbe Tonne Kokain in Paletten versteckt nach Europa geschmuggelt und dann auf dem Landweg über Polen und die Tschechische Republik nach Deutschland und in die Niederlande geschleust haben. Die Behörden in den osteuropäischen Nachbarländern stellten 200 Kilogramm Kokain sicher. Staatsanwalt Horst Kraushaar sagte, den 50 Beteiligten könne der Handel mit "mindestens" 550 Kilo Kokain nachgewiesen werden.

Bei der Festnahme von sieben Verdächtigen in Frankfurt wurde umgerechnet über eine Million Mark in US-Währung und deutscher Währung aus Drogengeschäften sichergestellt sowie mehrere Luxusautos, die mit Drogengeldern bezahlt worden sein sollen. Das Geld wurde nach Angaben der Anklagebehörde in Mailand "gewaschen" und dann auf ausländische Konten transferiert.

(Weiterer Bericht im Lokalteil)

Fußball-Landesliga Mitte: "Nachbarschaftshilfe" kann am Samstag im Derby für beide Mannschaften kein Thema sein Vom früheren Höchster Hurra-Stil nicht mehr viel zu sehen Viktoria Sindlingen kommmt nach dem Erfolg gegen Burkhardsfelden mit gestärktem Selbstvertrauen in den Stadtpark

Nostalgische Erinnerungen aus gemeinsamen Oberliga-Tagen sollen am Samstag (15.30 Uhr) im Höchster Stadtpark beim Nachbarschafts-Derby zwischen der SG 01 Höchst und dem FC Viktoria Sindlingen wachgerüttelt werden. Inzwischen gilt die Landesliga Mitte als entsprechende Plattform, was sich jedoch bis Ende Mai völlig verändert haben kann: Spitzenreiter SG Höchst - führt die Klasse mit 44:6 Punkten vor dem VfB 1900 Gießen (39:7, zwei Spiele im Rückstand) an - ist auf direktem Wege zurück ins Amateur- Oberhaus, während die Mannschaft vom Kreisel möglicherweise nach 19 Jahren Landes- und Oberliga erstmals wieder auf Bezirksebene (Bezirksoberliga Wiesbaden) spielen muß. Trotz des Sieges am Wochenende gegen Burkhardsfelden nimmt die Viktoria (18:34 Zähler) weiterhin Abstiegsrang 16 ein.

"Die Stimmungslage in unserer Mannschaft ist trotz des augenblicklichen Durchhängers gut, Gießen muß erst einmal seine Nachholspiele gewinnen", will Spielausschuß-Mitglied Heinz Weidner nichts von einer Höchster Krise wissen. In Dillenburg (0:0) und gegen Battenberg (1:1) war die Mannschaft von Trainer Mathias Schroda jedoch weit von jenem Hurra-Stil entfernt, der sie an die Spitze geführt hat. "Sindlingen dürfte nach dem Sieg gegen Burkhardsfelden selbstbewußt in den Stadtpark kommen. Wir stellen jedoch eine Oberliga-Truppe dagegen und können keine Nachbarschaftshilfe leisten", ist Weidner von einem Sieg überzeugt. Am Kreisel tanzte die SG 01 ihren alten Rivalen übrigens mit 5:0 aus.

Da Christian Peukert (trotz seiner Wadenprellung) ebenso wie Stefan Sebastian (Leistenbeschwerden) spielen soll und auch die Leisten-Geschichte von Thorsten Schneider (der Ex-Sindlinger kehrte über den SV Wehen nach Frankfurt zurück) vermutlich einen Einsatz zulassen wird, fällt mit Sicherheit nur der gesperrte Peter Joch, der in acht Tagen beim Derby in Unterliederbach (21. März) wiedei dabeisein kann, aus.

Der Gastgeber rechnet mit 500 Zuschauern. Die vierstelligen Quoten aus gemeinsamen Oberliga-Tagen gehören längst der Vergangenheit an. "Die Höchster Fans sind sehr verwöhnt", ist Weidner vom bisherigen Interesse (etwa 300 pro Heimspiel) enttäuscht.

Die Augen der Fußballfreunde aus dem Stadtgebiet sowie dem Main-Taunus-Kreis werden wie bereits gewohnt auf den neuen Torjäger Cem Crolly (hat ebenso wie Winkler, Joch, Sebastian und Turjacanin bereits für die neue Runde zugesagt) gerichtet sein. Er hat bisher 17 Mal getroffen. Der Ex-Offenbacher Norbert Reichert stand in seinem Schatten, wechselte daher über Weihnachten an den Kreisel und ist ausgerechnet im Stadtpark erstmals für seinen neuen Klub spielberechtigt. Zusammen mit dem ebenfalls früher in Höchst aktiven Jürgen Laub soll er den Sindlinger Angriff führen. Und auch Mittelfeld-Regisseur Claus Plattek, inzwischen 32 Jahre alt, sowie Markus Bilz und Thomas Scheidt kennen sich auf dem Gelände im Stadtpark bestens aus. Andererseits spielte Uli Ludwig bis zum Sommer noch im Viktoria-Dreß.

Sindlingens Trainer Heinz Schmidt zog mit dem Erfolg gegen Burkhardsfelden seinen Kopf noch einmal aus der Schlinge und hofft, daß sich die Diskussionen um seine Person beruhigt haben. "Dieser Erfolg hat die Stimmung auch im Training verbessert. In Höchst haben wir aber - realistisch gesehen - nur eine kleine Außenseiterchance", schiebt er dem Gastgeber den Favoritenschild zu. Zumal mit Reinhard Kroner (der 32 Jahre alte Libero muß nach einem Bandscheibenvorfall um die Fortsetzung seiner Fußballer-Karriere bangen) und dem ebenfalls in der Oberliga (auch im Stadtpark) erprobten Ulli Christophori zwei wichtige Kräfte fehlen. HANS-DIETER PUTH

Tip-Vorschau

1. Karlsruher SC - VfB Stuttgart 0 2. Bayer Uerdingen - Bor. Mönchengladbach 1 3. Eintracht Frankfurt - Wattenscheid 09 1 4. Dynamo Dresden - Bayern München 2 5. Bayer Leverkusen - 1. FC Nürnberg 1 6. VfL Bochum - Werder Bremen 0 7. Hannover 96 - VfB Leipzig 1 8. FC Hansa Rostock - FC St. Pauli 1 9. Fortuna Düsseldorf - FC Homburg 0 10. Stuttgarter Kickers - Mainz 05 0 11. SC Freiburg - SV Waldhof Mannheim 1

6 aus 45 15 - 21 - 29 - 34 - 35 - 44

Neue Sitzverteilung in Römerausschüssen nötig "Republikaner" wollen in ehrenamtlichen Magistrat

Über eine halbe Million Mark jährlich werden die Frankfurter in die Kasse der rechtsextremen Schönhuberpartei Republikaner bezahlen, wenn die bisher geltende Regelung zur Finanzierung der Römerpolitiker bestehen bleibt. Die Summe setzt sich unter anderem aus Sockelbeträgen für die Arbeit der Fraktion (140 000 Mark) und der Ortsbeiräte (64 000) sowie Pro-Kopf-Beträgen von 8000 und 2750 Mark pro Jahr bei Stadtverordneten und "Stadtteilparlamentariern" zusammen. 1200 Mark monatlich wird zudem jeder der zehn Stadtverordneten der "Republikaner" als Aufwandsentschädigung erhalten. Der künftige Fraktionsvorsitzende - vorgesehen ist der ehemalige CDU-Politiker Heinrich Frank - kann 2160 Mark monatlich kassieren.

Zu diesen Summen müssen noch die Kosten für das 200 Quadratmeter große Büro gerechnet werden, das die "Republikaner" Ende dieses Monats von der NPD übernehmen werden. Mit der ersten Monatszahlung können die Rechtsextremen nach der konstituierenden Sitzung des Stadtparlamentes am 1. April rechnen. Es ist noch ungewiß, ob die Mehrheit der Frankfurter Stadtverordneten diese Regelung auch für die nächste Legislaturperiode gelten lassen.

Auf jeden Fall machen die neuen Mehrheitsverhältnisse im Frankfurter Römer eine Änderung bei der Besetzung der Stadtverordnetenausschüsse notwendig. Den 20 Gremien, in denen die "eigentlichen" Entscheidungen fallen, ehe sie in der Plenarsitzung förmlich Beschluß werden, gehören bisher jeweils 16, in zwei Ausnahmen sieben Mitglieder an. Die Ausschüsse müssen die Mehrheitsverhältnisse im Stadtparlament spiegeln.

Nach dem in Frankfurt angewandten "Hare-Niemeyer-Verfahren", das im Gegensatz zu anderen Sitzverteilungsmethoden die kleinen Parteien bevorzugt, würden in den 16köpfigen Ausschüssen CDU und SPD je sechs, Grüne und "Republikaner" je zwei Sitze erhalten. Den "Regierungsparteien" von Sozialdemokraten und Grünen säßen gleichviel Oppositionspolitiker gegenüber. Eine Pattsituation, die nicht den Verhältnissen im Stadtparlament entspricht (SPD: 33, CDU: 35, Grüne 15, "Republikaner": 10), wo die Koalition mit 48 von insgesamt 93 Sitzen über eine knappe Mehrheit verfügt. Im Römer wird unterdessen eine Verringerung der Ausschüsse auf 13 Mitglieder diskutiert. Daraus ergäbe sich folgende Sitzverteilung: SPD: fünf, CDU: fünf, Grüne: zwei, "Republikaner": einen.

Unterdessen hat Heinrich Frank im Büro der Stadtverordnetenversammlung angekündigt, daß seine Partei - die mit Vorsitzpositionen in den Ausschüssen so wenig rechnen darf wie bisher die NPD - auch Bewerber für den ehrenamtlichen Magistrat benennen wird. Dem Magistrat gehören mit Oberbürgermeister, Bürgermeister und Stadtkämmerer zwölf hauptamtliche und weitere zwölf ehrenamtliche Mitglieder an. Sie sind sämtlich stimmberechtigt. Die Rechtspartei kann zwei Parteimitglieder in die Stadtregierung wählen, wenn die zehn Stadtverordneten der Fraktion geschlossen die eigene Vorschlagsliste unterstützt. cg

Schüler wünschen sich einen autofreien Sonntag

LANGEN. Daß Autofahrer an der Ampel bei Rot ihren Motor abstellen und an einem Sonntag ihr Auto ganz zu Hause lassen, wünschen sich Schülerinnen und Schüler der Wallschule. Sie haben einen Brief an Bürgermeister Dieter Pitthan (SPD) geschrieben: "Wir hoffen, daß bald etwas für unsere Wälder getan wird."

In seiner Antwort bedauert Pitthan, daß ein Fahrverbot nur von der Bundesregierung ausgesprochen werden könne. Zum Schutz der Wälder riet er den Kindern, sie sollten sich bei Verwandten und Bekannten dafür stark machen, daß diese häufiger freiwillig und nicht nur sonntags aufs Auto verzichteten.

Zu dem Wunsch "Motor aus an Ampeln" erläuterte der Bürgermeister, das sei nur sinnvoll, wenn die Ampel mindestens 50 Sekunden auf Rot stehe. Das hätten Untersuchungen des Umweltbundesamts ergeben. In Langen sei ihm keine Ampel bekannt, bei der das der Fall wäre. Sollte es sie doch geben, "teilt mir dies bitte sofort mit". dac

Zwei Teelöffel Blut können schon die Rettung bedeuten "Leos" suchen Knochenmarkspender gegen Blutkrebs

BAD SODEN. Nur zwei Teelöffel Blut könnten schon der entscheidende Schritt sein, einen zehnjährigen leukämiekranken Jungen aus Bad Soden zu heilen. Zwei Teelöffel des "Körpersaftes" könnten auch für den jungen Schneidhainer Frank Rudolph das Ende monatelanger Krankenhausaufenthalte, zermürbender Chemotherapien und der ständigen Angst, "wann kommt der nächste Schub?", bedeuten: Knochenmarkspende heißt die Zauberformel, in die die Angehörigen alle Hoffnung setzen. Doch es ist nicht leicht, den passenden Spender zu finden. Der Lions-Club Vortaunus und die Leos aus Bad Soden haben deshalb gemeinsam mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei GmbH (DKMS) für Samstag, 13. März, einen Informations- und Spendertag von 10 bis 18 Uhr in der Hasselgrund-Halle in Bad Soden und der Königsteiner Grundschule organisiert.

Was erst ziemlich abschreckend klingt, ist es in Wahrheit gar nicht, versichert Bad Sodens Bürgermeister Kurt Bender (CDU) und Leo-Mitstreiter auf der Suche nach Spendern den versammelten Medienvertretern: "Mit Rückenmarksentnahme hat das überhaupt nichts zu tun. Für Spender ist die ganze Sache völlig ungefährlich." Mark Deneberger von der DKMS spricht aus Erfahrung: Vor zwei Jahren spendete er seinem leukämiekranken Bruder gesundes Knochenmark und ist seither engagierter Helfer, die lebensrettende Spenderdatei der DKMS in Tübingen aufzubauen: "Ich bin jederzeit bereit, wieder zu spenden." Die Last stehe in keinem Verhältnis zum Ergebnis, ist der Student überzeugt: Erst ein gründlicher "Check" von mehreren Ärzten, dann die Knochenmarkentnahme im Beckenbereich und nach drei Tagen ist man wieder zu Hause: "Das entnommene Knochenmark wird im Körper innerhalb kurzer Zeit ersetzt." Und: Bevor es tatsächlich soweit ist, wird jeder Spender nochmal gefragt. "Man kann jederzeit nein sagen, wenn's ungelegen kommt."

So harmlos die Transplantation über die Bühne geht, so schwer ist es, den passenden Spender zu finden, sagt Rose Krüger, Pressesprecherin der Deutschen Knochenmarkspenderdatei: Ebenso wie bei Bluttransfusionen müssen die Merkmale des Knochenmarks zwischen Spender und Empfänger übereinstimmen, damit das Transplantat nicht abgestoßen wird. Sieben Merkmale gilt es dabei zu überprüfen - was unproblematisch über eine Blutuntersuchung geschieht. Die "Ausbeute" ist gering: Unter 150 000 Menschen finden sich statistisch betrachtet gerade mal passende Spender für 250 Patienten. Krüger: "Dabei gibt es ebenso wie beim Blut häufiger und selten vorkommende Merkmale. Wir brauchen deshalb so viele Leute wie möglich für die Spenderkartei." Einzige Voraussetzung ist, die besagten zwei Teelöffel Blut abzapfen zu lassen.

Noch stehen die Mitarbeiter der DKMS am Anfang. Erst vor zwei Jahren, so Krüger, wurde die bundesweit einzige Datei in Tübingen mit damals 3 000 Spendewilligen eingerichtet - aufgebaut von einer Handvoll engagierter Privatleute: "Mittlerweile haben wir 120 000 Spender registriert. Demgegenüber kommen aber allein in der Bundesrepublik 4 000 neu an Leukämie Erkrankte dazu." Unermüdliche Werbung und Aufklärungskampagnen gehören denn auch zum Tagesgeschäft von Rose Krüger. Immerhin, die DKMS ist an ein weltweites Spenderdateien-Netz angeschlossen. Die Deutsche Krebshilfe beteiligte sich mit 14 Millionen Mark am Aufbau der Datei, und die Bundesregierung finanziert den Betrieb zumindest in diesem Jahr.

Damit sind die fünf hauptamtlichen DKMS-Leute Geldsorgen aber nicht los: "Eine Blutuntersuchung kostet uns 140 Mark, am Anfang mußten wir sogar 1000 Mark bezahlen", sagt Rose Krüger. Gebe es doch nur wenige Transplantationszentren und Labors in Deutschland, in denen die zweistufige Blutuntersuchung gemacht wird. Die Leos aus Bad Soden haben sich nach "langen Diskussionen" (Bender) schon vor einem Jahr zu zweifacher Hilfe entschieden: Zum einen sammeln sie Geld, um die Blutproben zu finanzieren, und mit dem nunmehr zweiten Spender-Tag am kommenden Samstag wollen sie die "simple Heilungsmethode", ohne die ein Drittel der Patienten nicht überleben kann, bekanntmachen. Sie warben in der ganzen Region Ärzte und Helfer aus den eigenen Club-Reihen als "Blutzapfer" und Schreibkräfte - etwa 80 Personen insgesamt klebten Plakate für die Aktion und verteilen Flugblätter in Bad Soden und Königstein. ana

"FAME" offeriert: Theater, Musik, Kamera und Film

MAINTAL. Wer gerne auf den Brettern, die die Welt bedeuten, steht, kann das neue Angebot des Vereins für Musik, Tanz und Kunst "FAME" nutzen. Der Schauspieler Mircea Krishan bietet einen Kurs für Amateure an. Die Teilnehmer sucht der Künstler selbst aus der Gruppe der Interessenten aus.

Auch in der Sparte Musik hat FAME sein Programm erweitert. Für Jugendliche und Erwachsene bietet Chris Kalka einen Gitarren-Anfänger- Kurs an. Solange der Vorrat reicht, erhalten sie kostenlos Leihinstrumente. Beim nächsten Konzert scheiden einige Musiker aus, die ersetzt werden sollen. Des weiteren sind im Fortgeschrittenen-Kurs noch zwei Plätze frei.

Zwei Interessierte sucht FAME auch noch an einem Grundkurs für Kamera und Film. Auf dem Lehrplan stehen praktische Übungen sowie der Austausch mit Profis von ARD und ZDF.

Anmeldungen nimmt der Verein unter den Rufnummern 4 85 68 oder 2 63 23 entgegen. jur

Nach dem FWG-Debakel Aus für die alte Mehrheit SPD, Grüne und FDP denken an "Ampel-Bündnis"

GLASHÜTTEN. Eine Wende bahnt sich in der Gemeindepolitik an: Das Debakel der Wählergemeinschaft FWG, der die Hälfte ihrer Wählerschaft davonlief, hat erstmals eine Mehrheit gegen CDU und FWG eröffnet - von genau einer Stimme (16 zu 15). SPD, FDP sowie die Grünen wollen die Chance nutzen und als Wahlgewinner eine "Ampel"-Verbindung eingehen. Vorerst mit nur einem Ziel: Schluß mit der "Geheimdiplomatie" von CDU und FWG. Die "Ampel" will den ehrenamtlichen Beigeordneten und den Parlamentspräsidenten jetzt aus ihren Reihen stellen.

"Wir werden der CDU nicht am Regieren helfen. Auch eine Zusammenarbeit mit der FWG ist kein Thema", bestätigt die SPD-Spitzenkandidatin Lindra Godry im Ausschlußverfahren das Interesse der SPD an einer "Ampel"-Verbindung. Eine Wende sei nötig, da der Informationsfluß und die Akteneinsicht unter der seitherigen CDU-Rathausspitze von Bürgermeister Helmut Diehl und dem Beigeordneten Bernhard Dönicke verbessert werden müsse. Beschwerden aus Glashütten über Entscheidungen hinter verschlossenen Türen und Akten in unzugänglichen Schubladen sind alles andere als neu. Hinzu kommen die bekannten Klagen über den langjährigen Vorsitzenden der Gemeindevertretung, Ernst Bracker. "Wir wollen öfter Sitzungen und Bürgerversammlungen", faßt Godry diplomatisch das Problem und den Wunsch der SPD nach mehr Bürgernähe zusammen.

Die Spitzenkandidatin setzt dem Bündnis allerdings Grenzen. "Es kann nicht um eine Heirat für vier Jahre gehen." Die "Ampel" solle vorerst nur für die Postenbesetzungen installiert werden. Namen oder Stellenpräferenzen wollte Godry noch nicht nennen; die SPD tagt heute abend. Da die Partei mit acht Mandaten die doppelte Zahl der Stimmen in die Listenverbindung einbringen wird als FDP und die Grünen (jeweils vier), ist davon auszugehen, daß ihre Wünsche doppeltes Gewicht haben werden.

Für die Grünen, die mit 6,2 Prozent den größten Stimmenzuwachs verbuchen konnten, bestätigte Käthe Springer unverblümt das Interesse an der "Ampel": "Wir wollen die Mehrheit für die Ämterverteilung nutzen." Die Grünen beraten am kommenden Freitag. "In der Personalfrage werden wir uns schnell einig", glaubt Springer. "Das Problem ist eher, jemanden zu finden, der die Arbeit zusätzlich machen kann."

Die Grünen-Politikerin sah auch in dem Umstand, daß zwei begehrte Posten unter drei Parteien aufzuteilen sind, keine Schwierigkeiten. "Es gibt auch noch die Ausschußvorsitze", meinte sie. Hier haben die Grünen ihre Wunschliste schon parat: Sie fordern einen Umweltausschuß, in dem der bisherige Wald- Ausschuß aufgehen sollte. Außerdem plädieren die Grünen für die Änderung des Sport- und Kulturausschusses in einen Sozial-, Kultur- und Sportaus- schuß. Den bisherigen Satzungs- und Rechtsausschuß halten die Grünen für hinfällig.

Für die FDP ist schon alles klar: "Für die Wahl des Beigeordneten, des Parlamentsvorstehers und die Ausschußbesetzungen wollen wir mit den Grünen und der SPD zusammengehen", erklärt die Spitzenkandidatin Antje Ohliger. Das bedeute aber keine feste Koalition, betont sie. Andererseits wollte sie - wie die Partner SPD und die Grünen - eine künftige Zusammenarbeit in einzelnen Sachfragen nicht ausschließen.

Unterdessen betreibt die FWG vor allem Ursachenforschung für ihr Wahldebakel. Sie muß einen Einbruch von 13,4 Prozent (jetzt: 12,9) und den Verlust von zwei Sitzen verdauen. Neben dem Aufhören ihres Führungs-Trios Hermann, Bracker und Eck hat Spitzenkandidat Norbert Hofmann die Schuldigen ausgemacht: "Die anderen haben uns als Erfüllungsgehilfen der CDU abgestempelt." Ganz aus der Luft scheinen die "anderen" ihren Vorwurf allerdings nicht gegriffen zu haben: "Wir müssen wieder mehr Eigenständigkeit zeigen und wollen keine Allianzen mehr eingehen", räumt Hofmann ein.

Die Koalitionsfrage stellt sich auch für die CDU nicht. Als stärkste politische Kraft (elf Sitze) will sie sich nach Aussage ihres Spitzenkandidaten Horst Gadesmann künftig "ganz offen" halten. "Wir sind zu Sachpunkten gesprächsbereit - sicherlich mit der FWG, aber auch der FDP, SPD und den Grünen." cn

Sonderabfall-Mobil wieder unterwegs

HANAU. Das Sonderabfall-Mobil hält am Mittwoch, 17. März, von 11 bis 12.30 Uhr an der Anne-Frank-Schule, von 13 bis 14.30 Uhr an der Verwaltungsstelle Wolfgang und von 15 bis 16.30 Uhr beim Kaufhaus "Hertie".

Die Stationen am Freitag, 19. März, sind von 11 bis 12.30 Uhr das Milchhäuschen in Hohe Tanne, von 13 bis 14.30 Uhr im Wendehammer Lortzingstraße und von 15 bis 16.30 Uhr gegenüber vom Nachbarschaftshaus Tümpelgarten.

Angenommen werden auch alte Arzneien und ausgediente Quecksilber-Fieberthermometer. alu

Die städtischen Schadstoffmobile sammeln wieder umweltschädliche Abfälle ein Den gefährlichen Müll lieber abgeben

FRANKFURT-NORD. Die drei Schadstoffmobile der Stadt Frankfurt sind auch im März wieder unterwegs. Umweltschädliche Abfälle wie säurehaltige Flüssigkeiten, Alt-Batterien, Chemikalienreste oder Lösungsmittel sollten nicht in den normalen Müll wandern, sondern können vor Ort abgegeben werden.

Gleich vier Termine stehen am Montag, 15. März, auf dem Programm: Von 9 bis 10 Uhr stehen die Mitarbeiter vor der Feuerwache in Nieder-Eschbach, Deuil- la-Barre-Straße 71. Zur gleichen Zeit ist ein Fahrzeug in Harheim auf dem Parkplatz in der Straße Zur Untermühle. Zwei Stunden später, um 11 Uhr, machen sie in Nieder-Erlenbach vor dem Bürgerhaus (Im Sauern 10) und in Kalbach auf dem Parkplatz (Kalbacher Stadtpfad) Halt.

Der Frankfurter Berg wird am Dienstag, 16. März, 9 Uhr, angesteuert: Das Schadstoffmobil kommt in den Fliederweg (Haus Nummer 16). Zur gleichen Zeit ist ein anderes Gefährt in Berkersheim, an der Kreuzung zwischen den Straßen Am Hohlacker und An der Roseneller. In Bonames hält ein Fahrzeug um 11 Uhr: auf dem Parkplatz Im Storchenhain. Auch die Eckenheimer werden um 11 Uhr bedient: auf dem Festplatz in der Hügelstraße.

Die Bewohner von Preungesheim können ihren Müll am Mittwoch, 17. März, in der Hoherodskopfstraße (bei Haus Nummer 100) loswerden. Auch der Dornbusch liegt am Mittwoch, 17. März, auf der Route: Von 11 bis 12 Uhr steht ein Fahrzeug in der Kaiser-Sigmund-Straße 67-75.

Heddernheim wird am Samstag, 20. März, angesteuert, von 9 bis 10 Uhr, an der Kreuzung zwischen Heddernheimer Landstraße und Dillenburger Straße.

Zwei Stadtteile liegen am Dienstag, 23. März, auf der Route: Eckenheim (Festplatz, Hügelstraße) um 16 Uhr und Eschersheim (Am Schwalbenschwanz, bei Haus Nummer 39) um 18 Uhr.

In Nieder-Eschbach können die Bewohner ihre Sonderabfälle am Mittwoch, 25. März, von 14 bis 15 Uhr in der Siedlung Am Bügel, Berner Straße 69 a, abgeben. Von 16 bis 17 Uhr ist ein Mobil am Frankfurter Berg am Fliederweg bei Haus Nummer 16. Nieder-Eschbach wird noch einmal um 18 Uhr angefahren. Ein Wagen steht bis 19 Uhr vor der Feuerwache in der Deuil-la-Barre-Straße 71.

Vier Stationen steuert das Gefährt am Donnerstag, 25. März, an. Heddernheim (Heddernheimer Landstraße / Dillenburger Straße) um 9 Uhr, Nieder-Erlenbach vor dem Bürgerhaus (Im Sauern 10) von 14 bis 15 Uhr. Der Parkplatz am Kalbacher Stadtpfad wird um 16 Uhr, der Parkplatz in der Harheimer Straße (Zur Untermühle) um 18 Uhr angefahren.

Auch am Montag, 29. März, können Harheimer ihre Abfälle abgeben: Von 9 bis 10 Uhr auf dem Parkplatz Zur Untermühle und in Kalbach auf dem Parkplatz am Kalbacher Stadtpfad. Von 11 bis 12 Uhr sind die "Schadstoffmobilisten" in Nieder-Erlenbach (vorm Bürgerhaus Im Sauern 10) und Nieder-Eschbach (Feuerwache, Deuil-la-Barre-Straße 71). *sen

Elias Canetti im Literaturtelefon HANAU. Ein Auszug aus Elias Canettis autobiografischem Roman "Die gerettete Zunge" ist vom 12. bis 18. März im Hanauer Literaturtelefon (06181/24141) zu hören.

Offensive gegen Rechtsextreme Grüne verlassen Strategie des Verschweigens / Erster Parteitag

Eine lange Nacht mit hitzigen Diskussionen lag vor dem Kreisparteitag der Frankfurter Grünen, der am Dienstagabend im Ökohaus zusammenkam. Drei Themen standen an - zuvorderst die Frage, wie die Grünen künftig im und außerhalb des Stadtparlaments mit den rechtsextremen Republikanern umgehen. Ein großer Teil der Partei plädiert für einen Kurswechsel: Nachdem die NPD im Römer vier Jahre lang ignoriert worden war - während das rechtsextreme Wählerpotential weiter wuchs -, soll es jetzt eine offensive öffentliche Auseinandersetzung mit den Thesen der Republikaner geben.

Dieser politische Kurs erwies sich aber schon bei der ersten Sitzung der neuen Grünen-Fraktion als umstritten - niemand bei den Grünen wagte deshalb gestern vor Beginn des Parteitags eine Prognose über die Entscheidung.

Zweites Thema: In einem Leitantrag verlangte der Kreisvorstand von der grünen Basis den Auftrag zu Verhandlungen mit den Sozialdemokraten - Ziel: Fortsetzung der rot-grünen Koalition.

Da die Zeit drängt - am 1. April ist die konstituierende Sitzung der neugewählten Stadtverordnetenversammlung -, wollte der Kreisparteitag auch bereits die vier- bis fünfköpfige Verhandlungsdelegation der Grünen bestimmen. Mitglieder von Magistrat, Fraktion und Kreisvorstand möchten in dieser Gruppe repräsentiert sein. Unklar war gestern abend noch, ob der Kreisparteitag auch bestimmte Forderungen für die Koalitions- Verhandlungen festschreibt - etwa das seit langem diskutierte Verkehrsdezernat oder mehr Kompetenzen und Personal für das Amt für multikulturelle Angelegenheiten. Der Führungsspitze der Grünen wäre es lieber, ohne Festlegungen in die Gespräche mit der SPD gehen zu können.

Einen anderen Umgang mit den Rechtsextremen hatte vor geraumer Zeit schon Daniel Cohn-Bendit (Grüne), der Stadtrat für multikulturelle Angelegenheiten, verlangt. Bei früheren Parteitagen war er mit dieser Position stets in der Minderheit geblieben. Schon vor dem Parteitag hatte es Kritik der Basis an dem Stadtrat gegeben: Cohn-Bendit habe von seiner Ankündigung 1991, die potentiellen Wähler der Rechten vor Ort anzusprechen, zu wenig umgesetzt.

Der Parteitag war bei Redaktionsschluß noch nicht beendet. jg

Kleine FR

Auftritt der "Sunshine Steel Band" HANAU. Die "Sunshine Steel Band" spielt am Samstag, 13. März, von 21.30 bis 24 Uhr Uhr im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten Salsamusik. Veranstalter ist das Hanauer Kulturamt im Rahmen der Reihe "mondial". Multivisionsprogramm Mexico-City HANAU. Das Multivisionsprogramm "Mexico-City - Der Tanz auf dem Vulkan" ist am Samstag, 20. März, 20 Uhr, im Schloßgartensaal der Hanauer Stadthalle zu sehen. Der Eintritt kostet zwölf Mark. Flohmarkt mit Kindersachen HANAU. Der Verein "Hanauer Winzlinge" veranstaltet am Samstag, 27. März, einen Flohmarkt mit Kindersachen im Schloß Philippsruhe. Anmeldungen nimmt Beate Krallinger (Telefon 06181/17711) entgegen. Computer-Clubs organisieren Flohmarkt HANAU. Der nächste Flohmarkt des Multi-Computer-Clubs findet am Sonntag, 28. März, von 12 bis 18 Uhr in der Mehrzweckhalle Mittelbuchen statt. Standreservierungen bei Thomas Breternitz, Telefon 06185/77-29, oder beim Verein in der Hanauer Rhönstraße 6. Reifenwechseln für Frauen BRUCHKÖBEL. Einen Pannenhilfekurs, speziell für Frauen, bietet die Stadt wieder im Mai auf dem Bauhof an. Interessentinnen wenden sich an die Frauenbeauftragte Helga Gemmecker unter der Telefonnummer 701-230. Die Teilnahmegebühr beträgt fünf Mark. Gesprächskreis für Trauernde BRUCHKÖBEL. Die Stadt will wieder einen Gesprächskreis für Hinterbliebene anbieten, der im Frühjahr beginnen soll. Interessenten können sich bei Helga Gemmecker im Rathaus, Telefon 701-230, melden. Orgelwerke von Franz Liszt HANAU. Das zweite Konzert einer dreiteiligen Reihe mit Orgelwerken von Franz Liszt findet am Samstag, 20. März, 20 Uhr, in der Hanauer Pfarrkirche St. Elisabeth (Kastanienallee) statt. An der Orgel spielt Kristian Skozowski.

Nachrichten und Berichte aus Karben lesen Sie heute auf Seite IV.

Über Ursachen des Nationalismus im gegenwärtigen Deutschland spricht Dr. Bruno Schoch von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung im Rahmen der "Bockenheimer Gespräche" (eine gemeinsame Vortragsreihe der Max-Beckmann-Schule, der St.-Jakobs- sowie der Markusgemeinde zu Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit): am heutigen Donnerstag, 11. März, um 19 Uhr, in der Max-Beckmann-Schule, Sophienstraße 70. ks/10

Im Gespräch: Afghanischer Politologe Rettung durch UN erhofft

Dem jüngsten Waffenstillstandsabkommen zwischen neun rivalisierenden Modjaheddin- Gruppen in Afghanistan gibt Abdul Assadi keine Chance auf Dauer. Der in Würzburg lehrende Politik-Professor und Historiker aus Kabul mißtraut der Regierung Pakistans, unter deren Einfluß der Pakt zustande kam, und dem mit ihr verbündeten Fundamentalistenführer und designierten Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatyar. Islamabad brauche die kämpferischen afghanischen Paschtunen in seiner Rivalität mit dem immer mehr vom Hinduismus dominierten Indien. Dem stünden die Interessen der tadschikischen und usbekischen "Bündnispartner" sowie der irannahen Schiiten entgegen. Nur die UN könnten Wahlen und eine Rückkehr zur Zivilisation in dem vom Krieg verwüsteten Land gewährleisten, sagte Assadi im Gespräch mit FR-Redakteur Edgar Auth. Von den rund 15 Millionen Afghanen sind nach Schätzung Assadis (FR-Bild) zehn Millionen Paschtunen; in Pakistan leben bis zu zwölf Millionen von ihnen. Hekmatyar, selbst Paschtune, habe kürzlich geäußert, man brauche keine Grenze zu Pakistan. Die dortige islamische Regierung unter Nawaz Sharif befehde sich nicht nur wegen der Kaschmir-Region mit Indien. Die jüngsten Auseinandersetzungen zwischen radikalen Hindus und Moslems belebten die historische Rivalität. Fachleute halten diesen Konflikt - Indien und Pakistan wird die Fähigkeit zum Bau von Atomwaffen nachgesagt - für einen der weltweit gefährlichsten. Die Regionalmacht Pakistan braucht nach Assadis Überzeugung aber nicht nur militärisch die Paschtunen. Sie kalkuliere auch mit Afghanistan als Transitland für den Handel mit den jungen GUS-Republiken. Saudi-Arabien als weitere Regionalmacht und mit Führungsanspruch im islamischen Lager unterstütze die pakistanische Position.

Assadi fürchtet den Zerfall Afghanistans in Kleinstaaten ähnlich dem ehemaligen Jugoslawien. Im Norden des Landes pochten große Volksgruppen auf ihre Interessen. So die Tadschiken unter ihrem mächtigen Anführer Ahmed Schah Massud, dem "Löwen vom Pandschir-Tal". Der amtierende afghanische Verteidigungsminister gelte als Erzfeind Hekmatyars, aber auch als Rivale des gemäßigten Staatspräsidenten Burhanuddin Rhabbani - ebenfalls ein Tadschike. Daß Hekmatyars Partei Hezb-e Islami das Recht verlange, einen neuen Verteidigungsminister zu ernennen, wird Massud kaum schmekken. Unter General Raschid Dhostam bilden die Usbeken eine weitere mächtige Minderheit. Er ist mit Massud verbündet und den Hezb-e Islami als ehemaliger Russenfreund verhaßt. Ebenfalls im Norden des Landes vermutet Assadi auch den ehemaligen kommunistischen Regierungschef Babrak Karmal, der nach Assadis Informationen die versprengten Altkommunisten hinter sich sammelt. Viele von ihnen seien durch eine Amnestie unter Rabbanis Vorgänger Sibghatullah Mojadeddi freigekommen. Als Exfeinde der Islamisten schlössen sie sich in einer Mischung aus Todesangst und Machthunger zusammen. Im Süden, in Herat und Hazarah schließlich, dominieren die iranisch orientierten Schiiten, stets argwöhnisch bedacht, nicht übervorteilt zu werden.

Der Abzug der Sowjettruppen 1988 und die Tatsache, daß Afghanistan kein Streitobjekt der Supermächte im Ost-West-Konflikt mehr darstellt, haben dem Land keine Erleichterung gebracht. Im Gegenteil: "Es ist wesentlich schlimmer geworden", klagt Assadi. Kabul sei wegen des blutigen Streits zwischen den vormals verbündeten Modjaheddin "eine Ruine". Tausende seien dabei umgekommen. Jeder Milizenchef bringe Bewaffnete mit nach Kabul. Plünderungen und Vergewaltigungen seien Alltag. Frauen hätten unter den Fundamentalisten überhaupt keine Rechte. Schulbildung und Arbeitsplätze seien ihnen verwehrt, es herrsche Schleierzwang. Insgesamt verwildere das Land, da Schulen und Universitäten generell geschlossen seien. Fast alle Ärzte, Anwälte, Ingenieure und Lehrer seien im Exil. "Langbärtige Männer in Schlafanzügen" dominieren laut Assadi das Straßenbild Kabuls. Sie könnten zwar kämpfen, aber keinen Staat organisieren.

Das alles belege, wie notwendig die Einmischung der UN sei. Diese müßten freie Wahlen organisieren. Weil dabei alle Volksgruppen Vertreter bestimmen könnten, sei eine allgemein akzeptierte Machtteilung - anders als beim jüngsten "Abkommen ohne Konzept" - möglich. Dann könnten auch die Fachleute und Intellektuellen zurückkehren, die für den Wiederaufbau gebraucht würden, hofft Assadi.

Seminar zum Thema "Vertragsrecht"

MAIN-KINZIG-KREIS. Die ständig steigenden Anforderungen im täglichen Geschäftsablauf eines Handwerksbetriebs erfordern immer wieder eine kontinuierliche Fortbildung in Fragen der Betriebswirtschaft. Die Kreishandwerkerschaft Hanau bietet daher in Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Wiesbaden ein zweitägiges Seminar zum Thema "Vertragsrecht" an. Der Lehrgang findet am 2. und 3. April von 9 bis 17.30 Uhr in der Kreishandwerkerschaft Hanau, Martin-Luther-King-Straße 1, statt. Die Lehrgangsgebühr beträgt 150 Mark inklusive Seminarunterlagen. Weitere Auskünfte erteilt die Kreishandwerkerschaft unter der Telefonnummer 0 61 81 / 80 91 - 22.

Das Seminar behandelt im einzelnen folgende Themenschwerpunkte: Verträge und ihr Zustandekommen, Vertragstypen nach BGB, Besonderheiten der VOB, Sicherung vertraglicher Ansprüche, allgemeine Geschäftsbedingungen, Prozeß- und Vollstreckungsvollmacht, Produkthaftungsgesetz, Betriebshaftpflichtversicherung. hok

Frühjahrskonzert der Musikschule

NIEDERDORFELDEN. Das Frühjahrskonzert der Musikschule Schöneck / Nidderau mit Zweigstelle in Niederdorfelden findet am Sonntag, 21. März, ab 17 Uhr im Bürgerhaus Niederdorfelden statt. Zu hören sein sollen dabei der Kinderchor, das Streichensemble, das Blockflöten-Ensemble, die Mini-Big-Band, ein Blockflöten-Quartett der Schule sowie Klavier- und Flötensoli.

Besondere Einlage soll die "Tier-Opa- Carmen" frei nach Bizet sein, bei der auch das Publikum und Vertreter(innen) des öffentlichen Lebens zum Zug kommen sollen.

Zudem wird der Theaterpädagoge Wolfgang Fikar in einem Animationsstück das für Sommer geplante Theaterprojekt vorstellen. Der Eintritt ist frei. Ul

Saschas Eltern fehlt Geld für Medikamente

OFFENBACH. Der achtjährige Sascha Kassatkin, Schüler der Schillerschule in Offenbachs russischer Partnerstadt Orjol, ist lebensgefährlich an Darmkrebs erkrankt. Sascha soll in der Kinderkrebsklinik der Frankfurter Universität behandelt werden. Dazu braucht Sascha für rund 50 000 Mark Medikamente, die seine Eltern aber nicht bezahlen können.

Der Freundschaftsverein "Offenbach- Orjol", der sich als Vermittler von Partnerschaften und Freundschaften zwischen Orjoler und Offenbacher Bürgern versteht, bittet deshalb um Spenden. Bei der Städtischen Sparkasse Offenbach (BLZ 505 500 20) hat der Verein ein Spendenkonto (Nummer 10 758) eingerichtet. Das Stichwort lautet "Hilfe für Orjol - Sascha Kassatkin." lz

Auf einen Blick

Die Stadtteilbücherei Bockenheim bietet am Mittwoch, 17. März, 15 Uhr, für Kinder ab sechs Jahren einen Bastelnachmittag an. "Wir bauen ein Märchenschloß aus Wellpappe" ist das Motto in der Leipziger Straße 13 a. bs/10

Auf einen Blick

Seite II In der Usahalle in Ober-Mörlen feiern die Briefmarkenfreunde am Wochenende ihr 25jähriges Bestehen. Seite III Drei erste Plätze für die Vilbeler: DLRG-Bezirkswettkampf in der Hitze des Hallenbades. Seite IV Säckeweise Dreck, Abfälle und Autoteile aufgesammelt: Karbener Kinder säuberten den Wald.

Aufgespießt

"Rechtzeitig vor einer etwa beabsichtigten Aussaat erinnert das Bundesgesundheitsamt: Der Anbau von Schlafmohn (Papaver somniferum) ist genehmigungspflichtig, und zwar sowohl bei gewerblicher als auch bei privater Nutzung (z. B. zur Gewinnung des Mohnsamens als Kuchenbelag). Genehmigungen erteilt das Bundesgesundheitsamt in Berlin. . . Seit dem 1. Januar 1992 - also nach Ablauf der Übergangsbestimmungen des Einigungsvertrages - gelten diese Bestimmungen nun auch für die neuen Bundesländer. Dies war aber in den neuen Bundesländern in der letztjährigen Anbauperiode offenbar nicht hinreichend bekannt." Aus dem Pressedienst des Bundesgesundheitsamtes.Pitthan: Diagnose, aber keine Lösung

LANGEN. Die niedrige Wahlbeteiligung und die große Zahl von Protestwählern bei der Kommunalwahl am vergangenen Sonntag sind nach Ansicht von Bürgermeister Dieter Pitthan (SPD) ein Zeichen für die "Sprachlosigkeit zwischen den Gewählten und den Wählern". Für diese "gestörte Kommunikation" sieht er in Langen konkrete Beispiele.

Beispiel Nummer eins: der Streit um die Verkehrsberuhigung im Stadtteil Oberlinden. Während der Planung, so Pitthan, habe es keine Einsprüche gegeben. Als die Realisierung bevorstand, gründete sich eine Bürgerinitiative, die wochenlang gegen die geplanten Verengungen und Schwellen protestierten. Ähnlich sieht es nach Auskunft des Bürgermeisters beim zweiten Beispiel aus: Es geht um die Beleuchtung des Pfads im Birkenwäldchen. Die Sache wurde im Stadtparlament ausführlich debattiert und dann beschlossen. Nun werden Unterschriften dagegen gesammelt. Pitthan: "Warum haben sich die Nachbarn nicht schon vorher gemeldet?" Rezepte, wie diese Sprachlosigkeit zu überwinden ist, hat der Bürgermeister nach eigenen Worten nicht parat. Die Suche nach Lösungen hält er jedoch für dringend erforderlich: "Am 7. März sind im Vergleich zu 1989 2000 Männer und Frauen weniger zur Wahl gegangen."

Unter den Wählern der FWG-NEV wiederum vermutet er viele Unzufriedene, die im Kreis für die Republikaner gestimmt hätten. "Das sind keine rechtsradikalen Wähler", betont Pitthan. Sie hätten für ihren Protest ein Ventil gesucht. dac

Freie Wähler sind noch nach jeder Seite offen Neuberger Parteien nach der Kommunalwahl / Schärferer Wind im Parlament / SPD im Tal der Tränen Von Wolfgang Heininger NEUBERG. Schon lange vor der Wahl hatten sich die Neuberger Sozialdemokraten auf einen spürbaren Verlust von Stimmen eingestellt. Zu sehr hatte die Diskussion um eine Kreismülldeponie, ob nun auf dem "Gaulschinder" oder benachbart dazu in Ronneburg Wellen geschlagen. Schließlich wurde sogar die Freie Wählergemeinschaft geboren, die allein mit diesem Thema auf Erfolgskurs ging. Daß der Einbruch aber so drastisch ausfallen würde, hätten sich die Neuberger Genossen nicht träumen lassen. Nach fetten 67,7 Prozent vor vier Jahren mit einem unangefochtenen Sonnyboy Uwe Hofmann steht die SPD nach dem Verlust der absoluten Mehrheit nun im Tal der Tränen. Darüber konnte am Wahlabend auch der Hinweis des Ortsvereinsvorsitzenden Elmar Stracke, immerhin habe seine Partei auf Kreisebene nur 11,5 Prozent eingebüßt, nicht hinwegtäuschen.

Stracke ließ keinen Zweifel daran, daß er das Abstrafen seiner Partei - wobei auch die CDU Federn lassen mußte - als ungerecht empfindet, wenn er auch betont, keine Wählerschelte betreiben zu wollen. In Sachen Mülldeponie habe die SPD eine eindeutige Haltung eingenommen: "Wir haben nicht gewackelt. Wir haben immer ein klares Nein zu einer weiteren Deponie gesagt." Dabei bleibt er auch, als Landrat Karl Eyerkaufer en passant einwirft: "Es wäre besser gewesen, wenn die SPD in Neuberg nicht laviert hätte."

Überrascht hat den örtlichen SPD- Chef nach eigener Aussage, daß die überlebte DKP weiterhin, wenn auch nur noch mit zwei Mandaten und einem Rückgang um 4,1 Prozentpunkte, im Parlament vertreten sein wird. Stracke glaubt, daß die Kommunisten dieses Ergebnis ausschließlich den eingefleischten Anhängern von Heiner Ditter und seinem Ansehen zu verdanken hätten. Werner Funk hingegen, der von Anfang an zur Anti-Deponie-Bewegung gehörte und sie in Stimmen umzumünzen suchte, werde mit seinen manchmal abstrusen Ansichten eher belächelt.

Für die Zukunft geht Elmar Stracke davon aus, daß in der Gemeindevertretung mit wechselnden Mehrheiten abgestimmt wird. Die Sozialdemokraten seien allerdings zum Dialog mit allen anderen Fraktionen bereit, auch mit ihren stärksten Kritikern von der FWG. Die seien mit ihren 26,8 Prozent und sechs Mandaten eine ernstzunehmende Größe geworden. Mögliche sachliche Vereinbarungen könnten auch mit der CDU, mit der es in der Vergangenheit oft Übereinstimmungen gab, geschlossen werden.

Bei Bürgermeister Uwe Hofmann wächst mittlerweile die Einsicht, daß seine Partei ihre Anliegen und Überzeugungen bei der Bevölkerung vielleicht nicht so gut vermittelt hat. Ein mehr an Informationen wäre möglicherweise notwendig gewesen. Hofmann hält feste Absprachen mit anderen Fraktionen für überflüssig. Schließlich habe man schon in der Vergangenheit gut zusammengearbeitet, manchmal vielleicht sogar zu harmonisch.

Das hat auch die CDU zu spüren bekommen, die die Sozialdemokraten und ihren Rathauschef häufig hofierte. Sie verlor 4,6 Prozentpunkte und einen weiteren Sitz und ist damit praktisch zur Bedeutungslosigkeit herabgesunken.

Der schärfere Wind im Parlament, der von den Freien Wählern ausgehen wird, könnte "ganz gut tun und die Sache interessanter machen", meint denn auch Uwe Hofmann. Neuen Kampfgeist wird er brauchen können, denn die zukünftige FWG-Fraktion plant bereits einen Untersuchungsausschuß gegen ihn. Um Vorteilsnahme im Amt soll es dabei gehen, sagte dazu Hans-Joachim Lissmann, altgedientes Mitglied der Grünen und auf Platz sieben der Liste. Bei ihm steht noch nicht fest, ob er dem Parlament angehören wird. Da die FWG mindestens einen Vertreter in den Gemeindevorstand entsenden kann, ist sein Mitwirken aber wahrscheinlich.

Die Wahlsieger streben ein Bündnis gegen die SPD an, das dann eine Stimme Mehrheit hätte. Die CDU habe schon ihre Bereitschaft angekündigt und auch mit der DKP habe die FWG keine Schwierigkeiten, erklärt der Neuparlamentarier Manfred Hartherz dazu. Problematisch sei nur, DKP und CDU auf einen Nenner zu bringen. Daß "Kommunistenfresser" Jochen Kettwig und seine Widersacher Funk und Ditter miteinander können, scheint unwahrscheinlich. Im übrigen, so Hartherz, "sind wir nach jeder Seite offen". Auch mit der SPD werde man reden, wenn die ihren Vorstellungen zur Müllpolitik abschwöre. Zwar haben die Sozialdemokraten seit gut einem Jahr immer wieder beteuert, alles gegen die "Megadeponie im Fallbachtal" zu unternehmen, doch die FWG traut diesen Bekundungen nicht. Hartherz: "Das müssen sie uns erst einmal beweisen."

Im Blickpunkt: Volksdeputierten-Kongreß Jelzins schwerster Kampf

Dem russischen Präsidenten Boris Jelzin steht auf dem am heutigen Mittwoch in Moskau beginnenden 8. Kongreß der Volksdeputierten eine entscheidende Kraftprobe mit seinen Gegnern aus dem überwiegend konservativen Parlament bevor. Eine von Altkommunisten und Nationalisten geforderte Entmachtung des Präsidenten scheint nicht ausgeschlossen - Gegenmaßnahmen Jelzins, etwa die Auflösung des Parlaments, ebensowenig. Doch auch einen Tag vor Kongreßbeginn waren in Moskau Schärfe und Ausgang des zu erwartenden Machtkampfes völlig unklar. Am Dienstag trafen beide Seiten letzte Vorbereitungen: Jelzin versammelte den Rat der Republiks- und Regionschefs der russischen Föderation. Die einflußreichen Provinzfürsten, bis Ende vergangenen Jahres eindeutig in Jelzin-Gefolgschaft, sicherten dem Präsidenten nun lediglich halbherzige Unterstützung zu, durch die Jelzin seine schwache Anhängerschaft unter den mehr als 1000 Kongreßabgeordneten kaum vergrößern kann. Im Obersten Sowjet wiederum, dem vom Volksdeputiertenkongreß gewählten, ständig tagenden Parlament Rußlands, gaben die wortführenden Jelzin-Gegner keinen Hinweis auf eine Rücknahme der in den vergangenen Wochen verschärften Konfrontation.

Aber auch beim russischen Präsidenten war trotz wiederholt unterbreiteter Gesprächsangebote bis zuletzt keine echte Kompromißbereitschaft zu erkennen. Mit gutem Grund: Der Status quo, eine Einmischung sowohl vom Parlament als auch vom Präsidenten in die Regierungsarbeit, hat Anfang des Jahres zur praktischen Handlungsunfähigkeit des Kabinetts geführt. Ein neuerlicher Kompromiß würde diesen Zustand zweifellos festschreiben. Keiner der Blöcke ist jedoch freiwillig bereit, zugunsten des anderen auf seine Vollmachten zu verzichten. Die Zuspitzung dieses Konflikts war auch die Ursache für die Einberufung des Volksdeputiertenkongresses. Eine Ende der vergangenen Woche vom Parlament beschlossene Tagesordnung sieht zwei zentrale Themen vor: Zum einen soll die Verfassungsmäßigkeit von Jelzins Vorgehensweise "überprüft" werden. Zum anderen steht eine Entscheidung darüber an, ob das vom letzten Kongreß für den 11. April angesetzte Referendum über die Grundzüge der neuen russischen Verfassung, bei dem das Volk gleichzeitig die künftige Gewaltentrennung festgeschrieben hätte, stattfinden soll oder nicht. Gegen das Referendum hatte sich vor allem die Parlamentsopposition und deren Wortführer Chasbulatow ausgesprochen. Jelzin hingegen besteht auf dem Referendum, sollte es zu keiner anderen Übereinkunft mit dem Parlament kommen.

Wenn sich die Stimmung der lose in Fraktionen eingebundenen Kongreßabgeordneten auch schwer einschätzen läßt, so dürfte das Klima für Jelzin seit der letzten Sitzung im Großen Kremlpalast kaum freundlicher geworden sein. Im vergangenen Jahr hatten sich von Kongreß zu Kongreß immer mehr Deputierte gegen den russischen Präsidenten gestellt, bis dessen Reform-Premier Jegor Gajdar schließlich im Dezember stürzte. Seither gilt in Rußland die von der Verfassung nicht eindeutig geregelte Gewaltentrennung von Legislative und Exekutive als Hauptschlachtfeld im Kampf zwischen Reformern und Reformgegnern. Für Überraschungen könnten jedoch die sich oft unter der Oberfläche vollziehenden Veränderungen im russischen Machtgefüge sorgen. So gilt auch die Position von Jelzin-Widersacher Chasbulatow als Chef im Oppositionslager inzwischen keineswegs mehr als unumstritten. Jelzins enger Vertrauter, Vize-Premier Sergej Schachraj, empfahl den demokratischen Abgeordneten nun sogar, Chasbulatow zu stützen, sollte dessen Abwahl auf die Tagesordnung kommen. DIETMAR OSTERMANN (Moskau)

Viereinhalb Jahre Freiheitsstrafe für rabiaten Hundehalter Physikprofessor im Streit getötet / Gericht sah keinen Anlaß, minder schweren Fall anzunehmen

Viereinhalb Jahre Freiheitsstrafe verhängte das Frankfurter Landgericht gegen einen Mann, der im Streit um seinen Hund einen 59 Jahre alten Physikprofessor getötet hatte. In der Begründung des Urteils wegen Körperverletzung mit Todesfolge erklärte Vorsitzender Richter Ulrich Baltzer, selten habe sich das Schwurgericht mit einem Fall befassen müssen, in dem Anlaß und Folgen in einem so krassen Mißverhältnis gestanden hätten.

Wie die Beweisaufnahme ergab, war der 32 Jahre alte Angeklagte am 22. Juni vergangenen Jahres nach Sachsenhausen gekommen, um im Apfelweinviertel seinen eineinhalb Jahre alten Hirtenhund "Bart Simpson" auszuführen. Begleitet wurde er von seiner aus Eppstein/Taunus stammenden Freundin, die ebenfalls einen Hund bei sich hatte, einen irischen Setter mit dem Namen "Timmy".

Zur Stippvisite war an diesem Abend auch Professor Wolfgang Pusch ins Apfelweinviertel gekommen. Der am Max- Planck-Institut beschäftigte Physiker hatte sich mit Kollegen aus Japan und Bulgarien zum Essen getroffen. Als die Physiker gegen 22 Uhr aufbrachen, wollte Pusch an der Dreieichstraße ein Taxi herbeirufen, wobei er mit den Händen winkte und wedelte.

Alarmiert von diesen Gesten, machte der als nervös beschriebene "Bart Simpson" einen Satz und sprang auf die Straße. Zwar war nichts passiert, doch wollte der Hundehalter - 1,3 Promille Alkohol im Blut - den Professor zur Rede stellen. Es kam zu einem Wortwechsel, in dessen Verlauf F. mit der Faust zuschlug. Im Gesicht getroffen, ging der Professor in die Knie, schlug mit dem Kopf aufs Pflaster und erlitt einen tödlichen Schädelbasisbruch.

Soweit der Angeklagte behauptete, Pusch habe ihm vorher ans Schienbein getreten, gab es hierfür keine Zeugen. Nach Ansicht des Gerichts hätten jedoch zumindest die japanischen Physiker davon etwas mitbekommen müssen. Gegen die Version des Hundehalters sprach ferner, daß er gegenüber seiner Freundin in diesem Punkt eine andere Darstellung abgegeben hatte.

Im Gegensatz zur Verteidigung sah die Schwurgerichtskammer keine Voraussetzungen, um auf einen minder schweren Fall zu erkennen. Bei diesem Tatbestand hätte der Angeklagte auch mit einer Bewährungsstrafe davonkommen können. Dem Urteil zufolge konnte jedoch nicht unberücksichtigt bleiben, daß der 32jährige, ein ehemaliger US-Soldat, zweimal bereits wegen massiver Gewalttätigkeit, ebenfalls aus geringem Anlaß, aufgefallen war.

Richter Baltzer betonte, wohl sei dem Hundefreund zuzubilligen, daß er Angst um sein Tier hatte.

Andererseits aber habe er die brisante Situation selbst herbeigeführt, und er hätte sich im belebten Apfelweinviertel auch mehr um den ängstlichen und scheuen Hund kümmern müssen. Schließlich gebe es "ja auch so etwas wie eine Hundeleine . . . " Lepp

Heyer will Dezernate "einvernehmlich" verteilen

DIETZENBACH. "Die Frage der Dezernatsverteilung soll einvernehmlich geregelt werden, doch der Bürgermeister hat dabei den Hut auf", kündigt Bürgermeister Jürgen Heyer (SPD) an. Die Dezernate sollen laut Heyer zwischen ihm und dem Ersten Stadtrat Lothar Niemann (Grüne) verteilt werden. Voraussichtlich gebe es keine ehrenamtlichen Dezernenten mehr. "Das hat sich nicht bewährt."

SPD, CDU und die Freie Wählergemeinschaft (FWG) "Bürger für Dietzenbach" (BfD) werden jeweils mit zwei Ehrenamtlichen im Magistrat vertreten sein, die Grünen nur mit einem. Die ÖDP geht leer aus, ebenso in den Parlamentsausschüssen. Das Stadtparlament kommt bereits am 2. April zur konstituierenden Sitzung zusammen. BfD-FWG hat 13, SPD und CDU jeweils elf, Grüne acht und ÖDP zwei Mandate. Die SPD will am 22. und 23. März über Personalfragen reden. Neue Fraktionssprecherin der Grünen wird Monika Gaber-Hetebrüg. fin

Die Grünen Nordwest treffen sich jeden ersten Montag im Monat in der Gaststätte "Frieseneck" in der Heddernheimer Landstraße (Heddernheim). Nähere Informationen gibt Frank Mahlmeister unter Tel. 57 82 46. uv

"Geld für Osten reicht nicht" CDU-Finanzminister fordert sofortige Steuererhöhungen

rds BONN, 9. März. Die im Föderalen Konsolidierungsprogramm (Solidarpakt) der Bundesregierung enthaltenen 60 Milliarden Mark zum Aufbau der neuen Bundesländer ab 1995 reichen nach den Worten des sächsischen CDU-Finanzministers Georg Milbradt nicht aus. Vor Journalisten in Bonn bedauerte Milbradt am Montag abend die teilweise in Bonn gewollte und bewußte Irreführung mit Zahlen, die den Eindruck vermitteln sollen, es würden riesige Summen für die Lösung der Probleme im Osten aufgebracht. Ohne "sofortige" Steuererhöhungen ist nach seinen Worten nicht an eine sichere Grundlage für eine dauerhafte Finanzierung des Aufholbedarfs in den neuen Ländern zu denken.

Milbradt machte nach Gesprächen mit Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) und anderen Länderfinanzministern darauf aufmerksam, daß sich bei genauer Betrachtung die 60 Milliarden Mark Programmvolumen für den Osten auf 42 Milliarden Mark reduzierten, wenn die darin enthaltenen zehn Milliarden Mark für Gesamt-Berlin und die acht Milliarden Mark Zusatzbelastungen für die Ost-Länder wegen der Kostenübernahme des Nahverkehrs und der Wohnungs-Altschulden berücksichtigt würden. Die neuen Länder stünden deshalb vor der Alternative, ihre Investitionsplanungen zurückzunehmen oder sich wieder zu überschulden. Wer wie der Bund dagegenhalte, mehr sei nicht finanzierbar, so Milbradt, solle wenigstens auch deutlich sagen, daß an einen schnellen Aufholprozeß in Ostdeutschland nicht mehr zu denken sei.

Dagegen forderte der Vorsitzende der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung (MIT), der Berliner Finanzsenator Elmar Pieroth, ein "Ende des Solidarpakt-Taktierens". Einen Tag vor der Solidarpakt- Debatte am heutigen Mittwoch im Bundestag befürwortete er eine Senkung der Arbeitslosenversicherungsbeiträge und statt dessen die Einführung einer Solidarabgabe. Eine Arbeitsmarktabgabe für Selbständige lehnte er dagegen als "Investitionsbremse" ab.

Ortsbeiräte nach der Wahl Nur in Ostheim und Heldenbergen bleibt Aufteilung erhalten

NIDDERAU. Die Stimmeinbußen der SPD und Zugewinne der anderen Parteien in Nidderau haben sich auch in den Wahlen zur Besetzung der Ortsbeiräte niedergeschlagen.

Nur in Ostheim und Heldenbergen bleibt die Aufteilung der Ortsbeiräte erhalten: drei SPD- und zwei CDU-Sitze in Ostheim - je zwei Sitze für die beiden Großparteien und einen für die Grünen in Heldenbergen.

In Windecken verlor die SPD einen Sitz an die CDU, die Verteilung ist nun Mandat eingebüßt gleich wie in Heldenbergen.

Auch in Eichen büßte die SPD ein Mandat ein, so daß sie mit drei Vertreter(inne)n nun je einer Person von CDU und Grünen gegenübersitzt.

Das Erbstädter Ergebnis bedeutet einen CDU-Zuwachs auf zwei Sitze, der nicht zu Lasten der drei SPD-Mandate geht. In diesem Stadtteil waren die Grünen wie in Ostheim nicht angetreten.

SCHÖNECK. Einen Sitz konnten die Grünen der Schönecker SPD im Ortsbeirat Kilianstädten abjagen. Das Gremium wird künftig aus drei SPD-, zwei CDU- und zwei Grünen Politiker(inne)n zusammengesetzt sein.

Im Büdesheimer Ortsbeirat ging ein SPD-Sitz an die CDU. Dort verfügen die Großparteien nun über je drei Sitze, die Grünen weiter nur über einen.

Der Oberdorfeldener Ortsbeirat verfügt ebenfalls über die Zusammensetzung drei SPD- und drei CDU-Sitze sowie einen für die Grünen. In diesem Ortsteil bleibt damit aber alles beim alten. Ul

"Meßstationen an die Verkehrsknotenpunkte"

OFFENBACH. Die Einrichtung von Meßstationen für Luftschadstoffe und Lärmbelästigung an den verkehrsreichsten Knotenpunkten der Stadt fordert das Offenbacher Umweltbündnis. "Die Bürger haben das Recht zu erfahren, welchen Belastungen sie ausgesetzt sind", sagt Bündnissprecher Paul Junck.

Das Bündnis hatte die Interessengemeinschaft Mainstraße/Nordring, die Bürgerinitiative Trog für Bieber, die Fußgängerinitiative, Anlieger des Südringes (Grenzstraße bis Taunusring) und den Umweltbeauftragten des Evangelischen Dekanates zu einem Gespräch eingeladen. Alle waren sich: Dringend notwendig sind Meßstationen an der Nord- und Südumgehung und in der Mühlheimer Straße. lz

x 1. Deutschland 2 1 1 0 3:2 3:1 Uruguay 2 1 1 0 3:2 3:1 3. Ghana 2 0 2 0 3:3 2:2 4. Portugal 2 0 0 2 1:3 0:4

Stadtteil-Fenster

Die Praunheimer müssen sich seit einigen Tagen an eine neue Verkehrsführung gewöhnen. Die Straße "Am Alten Schloß" ist wieder Einbahnstraße in Richtung Oberfeldstraße. Die Heilmann- straße kann jetzt nur noch in Richtung Dietrichstraße befahren werden. mb/10

Karnevalverein "Die Schnauzer" Frankfurt: Die Mitglieder, Freunde und Gönner des Vereins treffen sich zum Heringsessen und Ordensfest am Samstag, 13. März, 19.30 Uhr, im Käthe-Kollwitz- Haus, Lötzener Straße 31. wd/10

Karnevalabteilung "Fidele Bockenheimer": Zum traditionellen Heringsessen treffen sich die Mitglieder und Freunde des Vereins am Samstag, 13. März, 20 Uhr, im Vereinshaus der Sportgemeinschaft Bockenheim, Ginnheimer Landstraße 37 (Gäste sind willkommen). wd/10

Kleingärtnerverein Ginnheimer Höhe: Die Mitglieder des Vereins treffen sich zur Jahreshauptversammlung am Samstag, 13. März, 15 Uhr, im Käthe-Kollwitz- Haus, Lötzener Straße 31 (Industriehof). Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Ehrungen. wd/10

Kleingärtnerverein Bockenheim: Die Mitglieder des Vereins treffen sich zur Jahreshauptversammlung am Sonntag, 14. März, 10 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Ehrungen. wd/10

Trainer dringend gesucht: Die Turnerschaft Griesheim sucht ab sofort einen Trainer für ihre Herren-Handballmannschaft, Kreisklasse B. Trainiert wird dienstags von 18 bis 19.30 Uhr und donnerstags von 19.30 bis 21 Uhr. Interessenten können sich bei Werner Feick unter Tel. 6 06 35 88 (bis 17 Uhr) oder Tel. 73 48 27 (ab 17 Uhr) näher erkundigen. ov

Das Frauenprojekt Gallus (Kölner Straße 58) bietet neue Kurse an. Einige Themen: Gesundheit und Ernährung, Vollwert-Küche, Seidenmalerei, Patchwork, Gymnastik und Nähen. Weitere Informationen zu dem Frauenprojekt gibt es unter Tel. 7 38 28 63 ak

Die evangelische Pfingstkirchengemeinde in der Griesheimer Rehstraße 23 c lädt Kinder aus dem Stadtteil jeden Donnerstag von 15 bis 18 Uhr zum Kinderspielnachmittag ein. gw

Zu einer Fahrt in die polnische Partnerstadt Frankfurts, Krakau, lädt die evangelische Wicherngemeinde ein. Vorgesehen ist auch ein Besuch im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz. Wer an der einwöchigen Fahrt von Samstag, 17., bis Sonntag, 25. April (Kosten: etwa 550 Mark), teilnehmen will, kann sich bei Harald Wolf, Tel. 76 56 84, melden. di

Einen neuen Service für Frauen gibt es jetzt in Rödelheim: Sie können eine (weibliche) Begleitung für ihren Weg durch den Stadtteil anfordern. Die Vermittlung dafür ist zwischen 17 und 19 Uhr unter Tel. 78 00 26 anzurufen. Es werden außerdem Mitfahrgelegenheiten in Kraftfahrzeugen vermittelt. ts

Schwanengesang Das BBC Scottish Symphony Orchestra mit Aurèle Nicolet

So herb das Land, so spröde die Musik - das mag für die schottische Heimat des BBC Symphony Orchestra ebenso gelten wie für die Musik, die es bei ihrem Konzert in der Jahrhunderhalle in Hoechst im Programm hatte. Fahl und bizarr klingen die Landschaftsbilder, die Jean Sibelius in seiner 2. Sinfonie zeichnete, und im gleichen Stil, nordisch und direkt, war die Interpretation des von dem Polen Jerzy Maksymiuk geleiteten Orchesters. Auch wenn in der Musikgeschichte bei Sibelius die lokalkoloristische, die typisch finnische Ader mehr beschworen als bewiesen wurde, in ihrer matten Farbigkeit und ganz klaren Transparenz gelang dem Orchester doch eine Pastorale von deutlich skandinavischem Charakter. Nur selten, nur wenn er mit weit ausladenden Armbewegungen dazu aufforderte, ließ Maksymiuk die Instrumentengruppen zur flächendeckenden Philharmonie verschmelzen, zu dem, was als romantisches Klangbild den Ohren vertraut erscheint.

Mit seinem Verzicht auf rheinländische Klangromantik wäre das BBC-Orchester dann wohl bei jeder anderen 9. Symphonie gescheitert, nicht jedoch bei der von beinahe mutwilliger Freude am Spott bestimmten, gänzlich unheroischen Neunten von Dmitrij Schostakowitsch. Die Schotten sparten hier nicht mit oft trivial dröhnender Wucht, bei Maksymiuk sollte es nicht klingen, vielmehr mußten die Posaunen schreien, die Streicher äffen, eben so, wie Schostakowitsch die damalige sowjetische Kunstideologie konsternieren wollte. Laut und schön überzogen, virtuos und ausgelassen gelang den Musikern aus Glasgow dieser böse Streich des unliebsamen Russen, und so hätte dieses Gastspiel einen frischen und anregenden Eindruck hinterlassen, wäre da nicht der Solist des Abends, Aurèle Nicolet, gewesen.

Er, der vielleicht ehrenwerteste und ernsthafteste unter den großen Meistern des Flötentons, konnte längst nicht mehr die Maßstäbe erfüllen, die er in früheren Jahren selbst setzte. Mit Nielsens Flötenkonzert aus dem Jahr 1926 bereicherte er zwar das Programm um eine weitere Rarität, doch nicht um einen musikalischen Höhepunkt. Verglichen mit seiner eigenen, kaum zehn Jahre alten Einspielung dieses eindeutig in Richtung Zukunft und Moderne weisenden Konzerts fehlte ihm jetzt doch der notwendige lange Atem, rhythmisch unklar und klanglich hörbar angestrengt vermochte er kaum den präzisen BBC-Symphonikern zu folgen. Kaum eine Phrase konnte da linear und ungebrochen ausklingen, kaum einmal klang das Vibrato leichtgängig und nicht als mühsame Stütze. Nur manchmal, so in der einem Katalog technischer Raffinessen gleichenden Zugabe, blitzte der klare Ton auf, mit dem der Pädagoge und Virtuose Nicolet über Jahrzehnte als Vorbild diente. So bekam dieser Abend, der sonst so forsch, frech und schmetternd aufhorchen ließ, doch noch einen schwermütigen, um nicht zu sagen traurigen Beigeschmack, glich ein wenig einem Schwanengesang.

STEFAN SCHICKHAUS

Rom sucht Weg aus der Krise Regierung Italiens bleibt im Amt / Weitere Verhaftungen

ROM, 9. März (sir/Reuter/AFP). Italiens Regierung bleibt nach den Worten von Außenhandelsminister Claudio Vitalone trotz der Kritik an ihrer Politik im landesweiten Korruptionsskandal im Amt. Vitalone äußerte sich am Dienstag nach einer Krisensitzung des Kabinetts. Der Kabinettsdirektor des Ministerpräsidenten Giuliano Amato teilte mit, die Regierung werde im Parlament einen Antrag auf Änderung des Gesetzes gegen Korruption einbringen. Amato hatte vorher versucht, Staatspräsident Oscar Luigi Scalfaro zu bewegen, per Dekret eine Entschärfung der Strafbestimmungen zu verfügen. Das hatte Scalfaro abgelehnt.

Während die Regierung versuchte, Wege aus der Regierungskrise zu finden, drehte sich das Korruptionskarussell weiter. In der Nacht zum Dienstag wurden in Mailand zwei weitere Spitzenfunktionäre der staatlichen Wirtschaft verhaftet, weil sie unter dem Verdacht stehen, sich der Bestechung und illegalen Parteienfinanzierung schuldig gemacht zu haben. Einer von ihnen ist Gabriele Cagliari, Präsident der Staatsholding ENI. Er war zuvor beschuldigt worden, Parteikassen mit öffentlichen Geldern gefüllt zu haben.

Der gerade erst in die Regierung eingetretene Justizminister Giovanni Conso, geistiger Vater der von den Mailänder Richtern heftig angefeindeten Teilamnestie, die im Regierungsdekret vorgesehen war, spielt noch mit dem Gedanken, sein Amt zur Verfügung zu stellen. Regierungschef Amato hielt im Mailänder Corriere della Sera seinen Partnern in der Koalition mangelnde Untersützung vor und sagte auf die Frage, ob er an Rücktritt denke: "Man denkt immer daran, wenn man sich allein gelassen fühlt."

Derweil drängt die Opposition stärker als bisher auf Neuwahlen. Den Altkommunisten, den Mafiagegnern ("Rete") und den Neofaschisten haben sich jetzt auch die "Lega Nord" und die "Demokratische Linke" angeschlossen. Ein Parlamentsausschuß empfahl dem Plenum, die Immunität des wegen Korruptionsverdachts angeklagten früheren Sozialisten-Chefs Bettino Craxi aufzuheben. Unter dem Einfluß der Krise gab die Lira gegenüber Dollar und Mark erheblich nach.

In Kloppenheim: Feuerwehr will Jubiläum nachholen

KARBEN. Nachholen will die Freiwillige Feuerwehr Kloppenheim ihre im vergangenen Jahr ausgefallene 50-Jahr-Feier, kündigt der neue alte Vorsitzende des Vereins, Alfred Unkelbach, an. Nachdem sich die Einsatzabteilung vor zwei Jahren wegen Auseinandersetzungen mit dem Magistrat und dem Stadtbrandinspektor aufgelöst hatte, war das Jubiläum der Stadtteilwehr 1992 nicht weiter gewürdigt worden.

Im Januar wurde, wie berichtet, eine neue Wehr unter der Führung von Berthold Witzel aufgestellt. Bis zum Sommer, so hofft der Wehrführer, stehe die Kloppenheimer Einsatzabteilung wieder dem aktiven Dienst in der Karbener Feuerwehr zur Verfügung.

Eine Personalunion von Vereinsvorsitz und Wehrführung wie noch zu Zeiten von Alfons Bachmann (jr.) wird es in Kloppenheim nicht mehr geben. In der von 39 Mitgliedern besuchten Jahreshauptversammlung wurde auf Antrag des Vorstandes per Satzungsänderung eine Trennung der Ämter beschlossen.

Alfred Unkelbach, der 1992 den zurückgetretenen Vorsitzenden Bachmann ablöste, wurde mit großer Mehrheit erneut in dieses Amt gewählt. Zweiter Vorsitzender wurde Norbert Gambietz, Beisitzer Alfred Lauschke.

Einsatz- sowie Alters- und Ehrenabteilung wählten Bernd Benkmann zum Gerätewart und Karsten Kruszynski zum Jugendwart. Kruszynski löste Thomas Bier ab, dem Vorsitzender Unkelbach und Wehrführer Witzel für seine Arbeit mit einem Buchpräsent dankten. mu

Bundesbürger jammern und verreisen mehr Reiseanalyse verzeichnet starken Trend zum Flugzeug

Daß die Deutschen Weltmeister im Reisen sind, belegt die Reiseanalyse des Studienkreises für Tourismus aus Starnberg, die zur Tourismusbörse in Berlin vorgestellt wird, jedes Jahr wieder. Daß die Bundesbürger dabei auch noch zulegen, obwohl sie andererseits über wirtschaftliche Schwierigkeiten jammern, dafür liefert die Untersuchung für das vergangene Jahr den Beweis.

1992 haben 44,7 Millionen Bundesbürger eine Urlaubsreise von mindestens fünf Tagen unternommen. Das waren 3,2 Millionen mehr als 1991. Auch die Anzahl der über die Haupturlaubsreise hinaus unternommenen Touren ist wiederum gewachsen: auf 12,9 Millionen gegenüber 10,2 Millionen im Jahr davor. Das Verhältnis zwischen In- und Auslandsurlaub hat sich zu Lasten der deutschen Ferienziele verändert. Danach reisten 65,6 Prozent ins Ausland, während 34,4 Prozent im eigenen Land Ferien machten.

Die größte Veränderung im Vergleich zum Vorjahr gab es 1992 bei der Nutzung der Verkehrsmittel für die Haupturlaubsreise. Zwar ging der Anteil der Autofahrer zurück, jedoch stiegen die Urlauber keineswegs, was ihre ansonsten geäußerte Sensibilität für den Umweltschutz vermuten ließe, auf die Bahn um, sondern in das Flugzeug. Gingen 1991 nur 21,9 Prozent der Urlaubsreisenden in die Luft, waren es 1992 schon 26,2 Prozent, das entspricht 11,7 Millionen Urlaubsreisenden. Dieser Zuwachs wurde sowohl von den Westlern als auch den Ostdeutschen ausgelöst, wobei sich Charter- und Linie ungefähr die Waage hielten.

Lieblingsland der Deutschen ist, trotz erheblicher Rückgänge, weiterhin Spanien, gefolgt von Bayern, Italien und Österreich. An zehnter Position ist als erstes ostdeutsches Reiseziel neuerdings Mecklenburg-Vorpommern zu finden.

Der Studienkreis für Tourismus, der nach schweren finanziellen und personellen Schwierigkeiten mit einem neuen, jungen Geschäftsführer wieder in ruhigeres Fahrwasser zu gelangen scheint, will in Zukunft leistungsorientierter arbeiten, wobei die Fragestellungen bei der Reiseanalyse geändert werden sollen. Alten, seit 20 Jahren erhobenen Standardfragen sollen neue hinzugefügt werden, so daß nicht mehr nur die pure Deskription des Reiseverhaltens für Interessenten abrufbar ist, sondern auch Bezüge hergestellt werden können, z.B. welche Lebensstil- Eigenschaften maßgebend sind für bestimmte Formen des Reisens. So hat man mit der jetzt vorgestellten Analyse auch versucht, Reisehäufigkeit und Ausländerfeindlichkeit in Deutschland in Bezug zu setzen. Die in Berlin verkündeten Daten, daß nämlich Menschen, die viel ins Ausland reisen, toleranter sind als, Deutsche, die nicht oder wenig reisen, müßten jedoch dringend weitergehend untersucht werden.

Die erneut abgefragte Umweltsensibilität gab keine neuen Aufschlüsse: Gut ein Drittel aller deutschen Urlauber zeigt sich an diesem Thema total uninteressiert, während gerade mal fünf Prozent besonderen Wert auf intakte Natur und Umweltschutz legen und auch bereit sind, sich dafür einzuschränken. Fragen nach der Bereitschaft der Deutschen, in Länder zu reisen, die von politischen Unruhen gebeutelt sind, ergaben, daß offensichtlich nur eine vermutete direkte körperliche Bedrohung potentielle Reisende von ihrem Vorhaben abhält.

Bei den Urlaubsformen, die für die Befragten in den nächsten drei Jahren bestimmt oder wahrscheinlich infrage kommen, standen Städtereisen mit 33,6 Prozent mit Abstand an erster Stelle. Besonders gefragt scheint in Zukunft auch der Gesundheitsurlaub zu sein.

ULLA SCHICKLING

Sommerabend im Wintergarten

BAD VILBEL. Der Psychothriller "Ein Sommerabend im Wintergarten" von N. J. Crisp wird am Freitag, 19. März, um 20 Uhr als zweites Sondergastspiel in der Theater-Abonnementreihe im Vilbeler Kurhaus gegeben. In den Hauptrollen sind Christiane Krüger, Horst Janson und Ralph Schicha zu sehen. Karten, die nicht im Abonnement vergeben sind, sind im Kulturzentrum Alte Mühle, Lohstraße 13, Tel. 0 61 01 / 60 22 27, erhältlich.

Nach zahlreichen Romanen entstand Crisps neueste Arbeit "Dangerous Obsession" (Ein Sommerabend im Wintergarten). Das Stück spielt in einem Londoner Villenvorort, im Landhaus von Sally und Mark Driscoll, einem Ehepaar der "upper class". Sie eine reizvolle, aparte Erscheinung, er ein erfolgreicher Geschäftsmann. Die Partybekanntschaft John Barrett durchbricht die Idylle. Der linkische, aufdringliche Typ stellt dem Ehepaar lästige Fragen. Anscheinend waren beide in einen Unfall verwickelt, in dem Mark Driscoll eine mehr als zwielichtige Rolle spielt. John zwingt das Paar zum Verhör und ist entschlossen, ein mögliches Todesurteil selbst zu vollstrecken. mk

Im Blickpunkt Polizei-Statistik

KREIS GROSS-GERAU. Die registrierte Kriminalität im Landkreis stieg 1992 um 21,4 Prozent von 14 167 auf 17 271 Delikte. Landesweit betrug die Zunahme 9,64 Prozent.

Die größte Zunahme gab es bei Diebstählen um 1987 auf 11 869 Fälle. Spitzenreiter dabei: 2723 Diebstähle aus Kraftfahrzeugen und 2114 Mal Fahrradklau. Um 655 auf 1751 stieg die Zahl der entdeckten Ladendiebstähle, was die Polizei auf verstärkten Einsatz von Kaufhausdetektiven zurückführt.

Es ereigneten sich 110 Straftaten (1991: 57) gegen sexuelle Selbstbestimmung, darunter 15 (5) Vergewaltigungen. Raub und räuberische Erpressung stiegen von 66 auf 101, Straftaten gegen die persönliche Freiheit von 143 auf 338, Vermögens- und Fälschungsdelikte von 1162 auf 1519. Die Zahl der registrierten Umweltstraftaten sank von 108 auf 90.

Die Zahl der Rauschgiftdelikte erhöhte sich um 29,8 Prozent auf 353. Neun Menschen (1991: zwölf) starben im Kreisgebiet an Drogenmißbrauch.

Der Verkehrsdienst registrierte 5961 Unfälle: 1042 mit Personenschaden (1991: 1008), 1270 Verletzte (1269), davon 76 Kinder (90), darunter elf (14) auf dem Schulweg. Unter 32 Verkehrstoten (23) waren zwölf (13) Autofahrer. Zwei Kinder kamen ums Leben.

Alkohol spielte in 302 (287) Fällen eine Rolle. Es gab 1458 Fälle von Unfallflucht (1991: 1472), von denen 495 (509) aufgeklärt wurden.

Die Polizei absolvierte 1992 38 851 Fuß- und Fahrzeugstreifen (1991: 38 855) mit 115 311 Stunden (115 616). Die Fahrzeugstreifen legten 1,359 Millionen Kilometer (1,364) zurück. 262 Fahrradstreifen absolvierten 534 Stunden. cas

Umweltwerkstatt Wetterau: Wer kennt die Boten des Frühlings?

WETTERAUKREIS. Auf die Spur von Frühlingsboten können sich kleine Naturdedektive begeben. In der Umweltwerkstatt Wetterau gibt es für Kinder und Schulklassen Arbeitshefte mit Material über Star, Erle, Wasserläufer und Wildbiene, die den Frühling ankündigen. Geschichten und Biologisches, Basteltips und Vorschläge, wie die Arten und ihre Lebensräume zu schützen sind, sind in den Heften enthalten.

Am Samstag, 13. März, um 15 Uhr gibt die Umweltwerkstatt ganz praktische Tips bei der Suche nach den Frühlingsboten.

Die Teilnahmeunterlagen können gegen einen beschrifteten Rückumschlag und drei Mark in Briefmarken bei der Umweltwerkstatt Wetterau, Wirtsgasse 1 in 6361 Niddatal 1, Tel. 0 60 34 / 61 19, angefordert werden. ieb

Ivan Lovrenovic, geboren 1943 in Zagreb, studierte Philosophie und Ethnologie in Zagreb und Paris. Er war Lektor in verschiedenen Verlagshäusern und Herausgeber der Kulturzeitschrift "Odjek". Lovrenovic veröffentlichte kulturhistorische Essays und Romane. Anfang Februar verließ er Sarajewo, die Stadt, in der er 17 Jahre gelebt hatte. Lovrenovic lebt heute im Exil in Zagreb. fr

Noch keine Einigung über bundesweite Programme

Die Gespräche über die zwei Programme des geplanten bundesweiten Hörfunks, in dem die Sender RIAS, DS-Kultur, beide in Berlin, und Deutschlandfunk (Köln) aufgehen sollen, gestalten sich offenbar weiterhin schwierig. Ohne konkreten Beschluß ging jetzt in Berlin nach nahezu fünfstündigen Beratungen eine Sitzung des Unterausschusses Programm des Gründungsausschusses für das nationale Radio zu Ende. In dem Ausschuß unter Vorsitz des SFB-Intendanten Günther von Lojewski sollen Vertreter von ARD und ZDF sowie den beteiligten Sendern Leitlinien für die künftigen Programme erarbeiten.

Hauptstreitpunkt der letzten Sitzung war nach Angaben aus Teilnehmerkreisen nach wie vor die Frage der inhaltlichen und formalen Gestaltung beider Hörfunkwellen. Weitgehende Einigkeit bestehe darin, aus Köln ein informationsorientiertes Einschaltprogramm für Multiplikatoren, aus Berlin dagegen ein eher kulturorientiertes Programm für ein breiteres Zielpublikum zu senden. Dies entspricht auch dem Votum des Gründungsausschusses, wonach beide Programme zwar Kultur und Information enthalten, sich jedoch formal an unterschiedliche Hörergruppen richten sollen.

Festgefahren seien die Gespräche an der Frage, wie speziell das Berliner Programm in die Praxis umgesetzt werden solle. Der RIAS hatte bisher stets vorgeschlagen, tagsüber ein populäres Begleitprogramm mit dem Ziel hoher Einschaltquoten zu senden, das in den Abendstunden auch anspruchsvolle Kultursendungen enthält. DS Kultur plädiert dagegen für ein auch tagsüber anspruchsvoll gestaltetes Einschaltprogramm, in dem mehrstündige populärer angelegte Magazinsendungen eingebaut sind. "An diesem Punkt tun wir uns nach wie vor schwer", sagte ein Beteiligter.

Hintergrund der Streitigkeiten ist das Bemühen der zusammenzuführenden Sender, möglichst viele eigene Mitarbeiter in den künftigen Nationalen Hörfunk hinüberzuretten. Nach dem jüngsten Kompromiß zwischen Bund und Ländern sollen von derzeit rund 1200 Beschäftigten langfristig lediglich 710 in die Körperschaft von ARD und ZDF übernommen werden. Der "Überhang" soll zunächst vom Auslandssender Deutsche Welle (DW) und von der Körperschaft, wie berichtet, übernommen werden, mittel- und langfristig aber durch Vorruhestandsregelungen und andere Lösungen wieder abgebaut werden. UJL

Mehr Schutz für die Umwelt Unfallklinik stellt "zukunftsweisendes" Blockheizkraftwerk vor

Die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik (BGU) in der Friedberger Landstraße wird im Juni das größte Blockheizkraftwerk Frankfurts in Betrieb nehmen. Es hat eine Leistung von 1041 Kilowatt und wird mit Erdgas betrieben. Gekoppelt ist die Anlage mit einer Absorptionskältemaschine, die die überschüssige Wärme zur Kälteerzeugung nutzt. Es handelt sich um den ersten sogenannten "Total-Energie-Verbund" in Frankfurt. Das Blockheizkraftwerk - auch ein Novum - wurde ausschließlich mit privaten Mitteln finanziert.

Ernst Bauer, stellvertretender Geschäftsführer des Trägervereins der BGU, bezeichntete den Bau der Anlage am Dienstag als "zukunftsweisende Investition". Das Blockheizkraftwerk schone die Umwelt und sei wirtschaftlicher als herkömmliche Heizungen. Die Ingenieure der BGU haben ausgerechnet, daß die Energiekosten pro Jahr um rund 250 000 Mark gesenkt werden. Die Investitionen belaufen sich auf 5,75 Millionen Mark.

Nach Angaben von Werner Neumann, dem Leiter des städtischen Energiereferats, werden beim Betrieb des Blockheizkraftwerks 20 Prozent des Energieverbrauchs eingespart. Der Ausstoß von Kohlendioxid nimmt um 2800 Tonnen oder 28 Prozent ab. Außerdem entfällt bei dem neuen System zur Kälteerzeugung der Einsatz von Fluorkohlenwasserstoffen (FCKW), der bei der herkömmlichen Technik mit Kolbenkompressionsmaschinen unabdingbar war. Die Klinik hat einen ständigen Kältebedarf für die Klimatisierung der OP-Bereiche und der Intensivstation.

Das städtische Energiereferat hatte die umweltschonende Investition angeregt. Eine Machbarkeitsstudie, die speziell auf die technischen Anforderungen und den Energieverbrauch der BGU abgestimmt war, wurde 1991 erstellt. Die Klinik kann ihren Strombedarf mit der neuen Anlage decken und außerdem noch Strom ins Netz der Stadtwerke einspeisen. Dafür bekommt die BGU 13,81 Pfennig pro Kilowattstunde. Die Maingas AG gewährt zusätzlich für jede erzeugte Kilowattstunde Strom einen Rabatt von 0,64 Pfennig auf die Gasrechnung.

Das Energiereferat hat mittlerweile 25 mögliche Standorte für Blockheizkraftwerke untersucht; darunter auch viele Krankenhäuser, weil dort, so Neumann, die Voraussetzungen "besonders günstig sind". Zwei weitere Anlagen werden 1994 oder spätenstens 1995 in der Fachhochschule und der Uni-Dependance am Niederurseler Hang installiert. Die geplante Anlage im Palmengarten ist dagegen finanziell noch nicht gesichert. vo

Flüchtlinge im Detail

Der Versuch der deutschen Asyl-Politiker, dem polnischen Nachbarstaat den Status eines "sicheren Drittlandes" zu verpassen, stößt auf mehr Schwierigkeiten, als manch einer dachte. Nicht etwa deswegen, weil Warschau sich querstellt: Den Polen sind aufgrund des Rückübernahme-Abkommens mit den Schengen- Staaten rechtlich schon jetzt weitgehend die Hände gebunden; das war der Preis, den sie für die Reisefreiheit bezahlen mußten. Politisch und wirtschaftlich sitzt der Westen sowieso am längeren Hebel. Von vagen Versprechungen zur EG-Mitgliedschaft bis zu konkreten Stahleinfuhrquoten gibt es viele Mittel und Wege, die Osteuropäer zu "überzeugen".

So ist Warschau grundsätzlich zu einem Übereinkommen bereit. Der Teufel steckt jedoch wie so oft im Detail: Wie lange nach dem Grenzübertritt darf "zurückgeschoben" werden? Soll Polen auch die Konsequenzen deutscher Sichtvermerkspolitik tragen und Tausende aufnehmen, die ganz legal mit einem deutschen Visum in den Westen kamen? Unverständlich wäre sicher nicht nur aus polnischer Sicht, wenn die "sofortige Aufenthaltsbeendung" in Deutschland nur in Richtung Osten praktiziert werden sollte. Aber wer kennt zum Beispiel den Stand der Verhandlungen mit Dänemark über die Rücknahme der von dort eingereisten Flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien?

Die Flüchtlingsproblematik, das haben die Expertengespräche gezeigt, wirft soviele menschliche, rechtliche und praktische Probleme auf, daß Bonn nicht nur auf erzwungene Unterschriften, sondern vor allem das Verständnis seiner Nachbarn und den Willen zur Zusammenarbeit angewiesen sein wird. ehe (Warschau)

Leserforum

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 9. März (FR). Im Norden und Westen im Tagesverlauf Bewölkung, nach Osten hin gelegentlich etwas Regen, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen bei sechs bis elf Grad, die Tiefstwerte um null Grad, im Süden und Südosten um vier Grad minus. Aussichten: sonnig. (Siehe Lokales)

Zwei Prozent erhielten die Note "sehr gut"

MAIN-KINZIG-KREIS. Ihre Prüfungsbesten hat die Industrie- und Handelskammer dieser Tage geehrt. Wie Hans- Jürgen Kliche als stellvertretender Hauptgeschäftsführer bekanntgab, haben von den 520 "Winterprüflingen" 90,4 Prozent bestanden. Im Vorjahr fielen noch 12,7 Prozent durch.

Die Zahl der "sehr guten" Abschlüsse liegt mit zwei Prozent zwar beim Ergebnis des Jahres 1992, jedoch weit hinter dem Resultat von vor sieben Jahren. Damals hatten fünf Prozent der Prüflinge dieses Prädikat erworben. jur

Spendierhosen

Die Idee ist bestechend: Jeder von uns gibt eine Million oder zwei oder drei - und schon sind sämtliche aus der deutschen Vereinigung erwachsenen Wirtschaftprobleme erledigt. Einfach futsch. Und wir fühlen uns gleich als viel bessere Menschen, spendabel, wie wir sind. Haben Sie nicht, die Million oder zwei oder drei, sagen Sie? Macht nichts, allein die gute Absicht zählt. Und die ist auf diese Weise besonders billig zu bekunden.

Eine ausgesprochen blöde Idee, meinen Sie? Aber nicht blöd genug, als daß sie nicht auf den Markt geworfen würde. Die PDS, seit kurzem mit einem neuen Vorsitzenden gesegnet, der erst mal ein bißchen Wind machen muß, sonst bemerkt man ihn vielleicht nicht, die PDS also will 800 Millionen Mark lockermachen für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Bloß daß sie das Geld nicht hat; die Partei beansprucht es nur aus dem SED-Erbe und wird es nie kriegen, solange es hier mit rechtsstaatlichen Dingen zugeht. Überhaupt: Wenn sich die PDS schon als Rechtsnachfolgerin der alten DDR- Staatspartei fühlt, dann sollte sie bei der Schadenshaftung weiter denken. Da dürften 800 Millionen lange nicht reichen.

So ist das mit den Ideen, den bestechenden wie blöden. Am Ende läuft's doch auf die alten Muster hinaus. Klar zahlen wir alle, nicht im Millionenpack, aber stückweise, Steuererhöhung für Steuererhöhung. Da kommt dann auch ein nettes Sümmchen zusammen. AH

In der Tiefgarage brutal mißhandelt

OFFENBACH. Brutal zusammengeschlagen wurde ein 55jähriger Mann am Montag gegen 16.15 Uhr in der Tiefgarage Berliner Straße. Er wollte nach Dienstschluß mit seinem Auto nach Hause fahren. Benutzer der Garage fanden den Mann mit schweren Kopf- und Gesichtsverletzungen besinnungslos zwischen den parkenden Wagen und benachrichtigten den Pförtner.

Die Polizei wundert sich: "Erstaunlicherweise wurde dem Geschädigten nichts geraubt. Aktentasche, Plastiktüten und Geldbörse waren noch vorhanden." Die Poliziei bittet deshalb die Passanten, die den Mann fanden, sich unter der Rufnummer 8090-259 zu melden. Sie schließt nicht aus, daß der oder die Täter erst durch sie verscheucht wurden. lz

Kompliment Bubis' für hessische Nichtwähler

"Herr Bubis, würden Sie das Amt des Bundespräsidenten annehmen?" Es war schon ziemlich spät am Montag abend im großen Saal der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, als Ignatz Bubis schließlich auch die Frage gestellt wurde, die seit Wochen in den Medien diskutiert wird. 500 Zuschauer drängten sich in dem überfüllten Saal, in dem Günter Gaus den Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland zur Person befragte. Nein, Bundespräsident wolle er nicht werden, antwortete Bubis. "So größenwahnsinnig bin ich nicht."

Bubis hatte an diesem Abend kein Blatt vor den Mund genommen. Diejenigen, die den Parolen der rechtsextremen Republikaner folgten, wie jetzt bei der Hessenwahl, seien "Dummköpfe", sagte er. Respekt zollte Bubis dagegen den Nichtwählern, die seien ausnahmsweise keine Rechten, sondern hätten durch den Wahlboykott ihre Politikverdrossenheit ausgedrückt. Zu Recht, wie er meinte, denn in der Politik gebe es seit einigen Jahren zu wenig Geist, Ethik und Moral. Wenig Chancen sieht Bubis, daß nach dem Desaster der SPD bei der hessischen Kommunalwahl die Sozialdemokraten ihre populistische Haltung in der Asylfrage aufgeben. Im Gegenteil, die schielten jetzt noch mehr nach Wählern von rechts. Für das FDP- Mitglied Bubis steht eine Änderung des Asylrechts nicht zur Debatte, statt dessen fordert er ein Einwanderungsgesetz, das neue Lebenschancen auch denjenigen eröffnet, die in wirtschaftlicher Not sind; ganz einfach "aus humanitären Gründen, weil es uns besser geht". Die rechtsextremistischen Anschläge des vergangenen Jahres haben bei Bubis Erinnerungen an Verfolgung und Lager geweckt, die er jahrzehntelang verdrängt hatte. Er sei nachdenklich geworden, ob es richtig gewesen sei, in Deutschland zu bleiben, habe sich die Frage gestellt, ob er wieder so handeln würde. Für die Mehrheit der Deutschen seien die Juden Fremde, von denen erwartet werde, nun endlich nach 50 Jahren einen Strich unter die Vergangenheit zu ziehen. Nicht wenige Deutsche aber rechtfertigten noch heute ihre judenfeindliche Haltung mit der "Ermordung" Jesu vor 2000 Jahren.

Aber nein, wehrte er die Frage ab, ob er manchmal verzweifle. "Ich versuche die Dinge mit einem Witz aus der Welt zu schaffen." Und dann erzählt er eine Geschichte über den Präsidenten von Eintracht Frankfurt, den er seit 25 Jahren kennt. 150 Eintrittskarten für ein Heimspiel hatte der Präsident letzten Dezember für Bubis und seine "Landsleute" reserviert. Auf dessen Frage, warum denn noch niemand Karten abgeholt habe, habe er, Bubis, geantwortet: "Ich habe in der Zeitung gelesen, daß schon 40 000 meiner Landsleute Karten gekauft haben."

Jude gleich Fremder in Deutschland, dieses Thema tauchte im Laufe des Abends immer wieder auf. Ebenso wie Beispiele dafür, daß die Kenntnisse vom Judentum in Deutschland vor allem aus dem rassistischen Fundus der Nationalsozialisten stammen. Jeder wisse zum Beispiel, was ein "Halbjude" sei, führte Bubis an, aber wer kenne sich schon mit den "Halbkatholiken" aus. "Jude" funktioniere als Schimpfwort, nicht weil irgendein Skinhead wisse, was das sei, sondern aus Überlieferung. "Kennen Sie einen christlichen Spekulanten mit Namen?" fragte Ignatz Bubis einen Mann aus dem Publikum, der ihn als solchen ansprach. Der Mann schwieg. Ein anderer Zuhörer wünschte sich eine deutsch-jüdische Identität seitens der Juden. Gerade das, gab Bubis zurück, werde von den Deutschen verhindert. Doch er bleibe optimistisch, betonte Bubis. Seine ganze Hoffnung setze er auf die Jugend, auf diejenigen, die unter 30 sind und von denen nur ein verschwindend geringer Teil zu den rechten Gewalttätern zähle. Schließlich seien die meisten Absender der antisemitischen Briefe, die er erhalte - im Schnitt 20 pro Tag - 70 Jahre und älter. UTE FRINGS (Berlin)

Vereinsleben

Kleingärtnerverein "Erbbaublock": Für 25jährige Mitgliedschaft sind Herbert Nagel und Asta Henrich mit der silbernen Ehrennadel des Landesverbandes Hessen der Kleingärtner ausgezeichnet worden. wd/10

Kleingärtnerverein Westend: Die Mitglieder treffen sich zu der Jahreshauptversammlung am Samstag, 13. März, ab 15 Uhr im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57. wd/10

Kleingärtnerverein Ackermann: Die Mitglieder des Vereins treffen sich zur Jahreshauptversammlung mit vorgezogener Vorstandswahl am Samstag, 13. März, 15 Uhr, im Saal der evangelischen Versöhnungsgemeinde, Sondershausenstraße. wd/10

Kulturpflege lädt zum Ball des Sports

BAD VILBEL. Zum Ball des Sport lädt die Kulturpflege der Stadtverwaltung am Samstag, 20. März, um 20 Uhr in das Kurhaus ein. Es werden erfolgreiche Sportler geehrt und Trampolinspringen, Jazztanz und Jonglieren gezeigt. Zum Tanz spielt die Joe William Showband. Die Eintrittskarten kosten 20 und 30 Mark und können telefonisch unter der Nummer 60 23 33 bestellt werden. hm

Kambodscha ein geteiltes Land? UN wollen die Wahlen trotz Boykott der Roten Khmer billigen

NEW YORK/PHNOM PENH, 9. März (AP). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) will eine künftige Regierung Kambodschas auch dann anerkennen, wenn die Roten Khmer die für Mai geplanten Parlamentswahl boykottieren. Eine entsprechende Resolution wurde am Montagabend in New York einstimmig verabschiedet. Sie fand auch die Billigung der Volksrepublik China, die bislang die radikalkommunistische Guerillaorganisation der Roten Khmer mit Waffen und Geld unterstützte.

In der Entschließung des UN-Sicherheitsrates heißt es, man sei bereit, die Ergebnisse der Parlamentswahl zu akzeptieren, falls die UN-Übergangsbehörde für Kambodscha (UNTAC) bescheinige, daß diese frei und fair verlaufen sei. Dies könnte auf eine Teilung Kambodschas hinauslaufen, da die Roten Khmer den von ihnen kontrollierten Kambodschanern die Teilnahme an den Wahlen verweigern. Die Roten Khmer beherrschen etwa 20 Prozent des Landes und zehn Prozent der rund neun Millionen Kambodschaner.

Der Leiter der UN-Friedensmission in Kambodscha, Yasushi Akashi, sagte am Dienstag in Phnom Penh, daß seine Mitarbeiter in der vergangenen Woche auf acht vietnamesische Soldaten gestoßen seien. Sie müssen von der kambodschanischen Regierung gemäß den Bestimmungen des 1991 unterzeichneten Friedensvertrages abgeschoben werden. Alle acht Männer sollen nach UN-Angaben zu den vietnamesischen Invasionstruppen gehört haben, die 1979 die Terrorherrschaft der Roten Khmer unter Pol Pot beendeten. 1989 zogen sich die Vietnamesen offiziell aus dem Nachbarland zurück.

Die Roten Khmer behaupten, daß sich nach wie vor zahlreiche vietnamesische Soldaten in Kambodscha befänden. Mit dieser Begründung verweigern die Roten Khmer unter anderem ihre Entwaffnung und boykottieren die geplanten Wahlen.

Nach Auskunft der Regierung in Phnom Penh sollen mindestens drei der von den UN festgehaltenen vietnamesischen Soldaten inzwischen die kambodschanische Staatsangehörigkeit angenommen haben, mit Kambodschanerinnen verheiratet sein und im Dienst der Streitkräfte des Landes stehen.

Veranstaltungen zur Fastenzeit

Einladung der Vilbeler katholischen Kirchengemeinden

BAD VILBEL. Besonders an Jugendliche und junge Erwachsene richten die katholischen Kirchengemeinden ihre Einladung zu Gottesdiensten und Gebeten in der Fastenzeit. Spätwachen finden jeweils freitags 21 Uhr statt und zwar am 12. März in Herz-Jesu Massenheim, am 19. März in Sankt Marien Dortelweil und am 26. März in Verklärung Christi auf dem Heilsberg.

Am Samstag, 20. März, ab 8.30 Uhr findet in St. Nikolaus ein sogenannter "Wüstentag" statt, am Freitag, 2. April, um 19 Uhr der Jugendkreuzweg in St. Marien und am Gründonnerstag, 8. April, die "Liturgische Nacht" in Verklärung Christi ab 22 Uhr.

Täglich finden in der Karwoche in Verklärung Christi ein Morgengebet und in St. Nikolaus die Abendvesper statt. Die Gebete werden von Jugendlichen gestaltet.

Weitere Informationen gibt es in den Pfarrbüros unter den Rufnummern 8 50 78 oder 24 58. hm

Der Gedanke an die "Große Koalition" ist öffentlich noch tabu Wie sich SPD und CDU in Hanau nach der Wahl auf die neue Legislaturperiode einstellen

HANAU. Fast ein Drittel Nichtwähler und unter den zwei Dritteln Wählern ein Viertel Stimmanteil für die Bürgerliste und rechtsextreme Republikaner - ist dieses Protestpotential in Hanau hausgemacht oder von den Kommunalpolitiker(inne)n kaum zu beeinflussen? Diese Frage beantworten die Spitzen der Wahlverlierer SPD und CDU (minus 16,1 und minus 6,8 Prozent) derzeit unterschiedlich. Sie tritt aber zusehends in den Hintergrund, weil die Diskussionen beginnen, wie in Hanau künftig Mehrheiten zustandezubringen sind.

Auch wenn SPD und CDU das Wort "Große Koalition" meiden wie der Teufel das Weihwasser, eine mehr oder minder feste Zusammenarbeit zwischen beiden scheint sich anzubahnen. SPD- Spitzenkandidat und Oberbürgermeister Hans Martin machte in der Magistratspressekonferenz zwei Alternativen für eine Regierungsmehrheit aus. Die unwahrscheinlichere ist die Zusammenarbeit mit Grünen und Bürgerliste, weil so viele Zentrifugalkräfte nicht zusammenzuhalten wären, weil Martin mit den Grünen politisch und mit den Bürgerliste-Chefs Oskar Ott und Hanns Jäger persönlich nicht genug Gemeinsamkeiten haben dürfte. Für ein Bündnis mit der CDU spricht, daß er mit deren Kämmerer Norbert Kress bisher schon harmonisch zusammengearbeitet hat.

Kress scheint nun die Chance für sich steigen zu sehen, daß er seinen Einfluß erhöhen kann. Denn der FR sagte er, wenn Gewerbesteuer und wegen des Solidarpakts Schlüsselzuweisungen für die Stadt "erhebliche Einnahmeverluste" bedeuteten, würden die Finanzen zur entscheidenden kommunalpolitischen Frage. Darin sei er sich mit Martin einig, daß in der neuen Legislaturperiode empfindliche Einschnitte nötig seien.

Interessanterweise fordert er für die CDU keinen Machtzuwachs im hauptamtlichen Magistrat. Für einen Wahlverlierer gezieme es sich gegenüber dem Wahlvolk nicht, einen zusätzlichen Posten zu verlangen. "Richtige Sachpolitik" für die Stadt sei wichtiger. Und die müsse künftig von allen vernünftigen politischen Kräften in den Ausschüssen betrieben werden.

CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzende Margret Härtel ist zur "sachlichen Zusammenarbeit" mit der SPD bereit. Dabei müsse die CDU aber "klar ihren Stempel aufdrücken" können und dürfe nicht bloße Mehrheitsbeschafferin für die SPD sein. Das klingt sehr danach, den fünften hauptamtlichen Magistratsposten für sich zu reklamieren, auch wenn sie "über personelle Dinge nicht spekulieren" will. Aus ihren Worten ist herauszulesen, daß sie der SPD aggressiver als Kress begegnen will.

Bedeckt hielt sich gestern noch der SPD-Fraktionsvorsitzende Carl Edward Günther. Er kündigte nur an, am kommenden Dienstag werde die Fraktionsspitze gewählt, der Kandidat für den Stadtverordnetenvorsteher und die ehrenamtlichen Magistratsmitglieder benannt. In SPD-Kreisen war mehrfach zu hören, der Vorsteher müsse politische und rhetorische Statur haben, um bei Stadtverordnetensitzungen vor allem Republikaner-Rednern Paroli bieten zu können. Dafür bietet sich unter den 22 verbliebenen Fraktionsmitgliedern am ehesten der seitherige Fraktionsvize Ronald Battenhausen an.

Für Günther sind die Ursachen für 16,1 Prozent Stimmenverlust der SPD und angewachsenes Protestpotential vielschichtig. Zu den bundespolitischen Gründen kämen auch kommunale hinzu wie die Diskussion über Standorte für Asylbewerber-Unterkünfte und über Buskaps, wo die SPD ihre Inhalte offenbar "nicht richtig rübergebracht" habe.

OB Martin, nach harter Wahlkampfarbeit enttäuscht von der Wählerabfuhr, schiebt die Schuld der Bundespolitik zu. Die Arbeit sei zwar schwieriger für ihn geworden, sagte er, aber an Aufgabe denke er derzeit nicht.

Kress ist die Ursachensuche zu spekula- tiv, der Pragmatiker will lieber gleich das Augenmerk auf die Zukunft lenken. Und seine Parteikollegin Härtel vermutet, die SPD habe auch für ihr Schuldenmachen einen Denkzettel erhalten.

Am tiefschürfendsten war in der Magistratspressekonferenz die Ursachenforschung von Kultur- und Sozialdezernent Klaus Remer (SPD). Er reihte die auch von Meinungsforschern immer wieder genannten diffusen Ängste vor Arbeitsplatz- und Wohnungsverlust, vor Fremden und steigender Kriminalität auf, die das untere Drittel der Gesellschaft in die Protestwahl getrieben habe.

In einer kriselnden Industriestadt wie Hanau kommen diese Gründe tatsächlich geballt zusammen. Mit Hans-Egon Heinz, Sprecher des die Krise intensiv miterlebenden Hanauer Mietervereins, ist es ein Sozialdemokrat, der den eigenen Parteiführern vor allem auf Bundesebene vorwirft, den Kontakt zum verängstigten Bevölkerungsdrittel verloren zu haben. Wie die Geschäftsstelle des Mietervereins immer mehr zum "Vorzimmer des Sozialamts" werde, das müßten führende Genossen mal miterleben, meint er.

JOACHIM HAAS-FELDMANN

Bad Nauheim: Ohne UWG läuft nichts

BAD NAUHEIM. CDU-Bürgermeisterkandidat Dr. Werner Flach will nun "als allererstes Gespräche mit der UWG" führen. Eine Neuauflage der Koalition mit der SPD will er nicht. In die Direktwahl des Bürgermeisters am 9. Mai gehe er "mit recht positiven Gefühlen", sagte Dr. Flach gestern zur FR.

Dabei hat die CDU in Bad Nauheim ein Mandat eingebüßt und hat nun noch 14. Die Sozialdemokraten verloren zwei Mandate und haben nur noch zehn. Genauso stark ist die UWG geworden, die zwei Mandate hinzugewann. Mit einem Plus von 4,8 Prozent ist die Wählergemeinschaft die eigentliche Wahlgewinnerin in der Kurstadt. Die UWG wird nach den Worten ihres Chefs Richard Philipp am Freitag in einer Mitgliederversammlung entscheiden, ob sie einen eigenen Bürgermeisterkandidaten benennen will. Für Philipp ist klar, daß seine Gruppe von der Bürgerschaft den Auftrag bekommen hat, mehr politische Verantwortung in der Kurstadt zu übernehmen. Philipp zur FR: "Sechs Jahre in der Opposition reichen uns."

Die FDP gewann einen Sitz dazu und hat nun drei, die Grünen hielten ihre drei Mandate. Die Republikaner, die vier Jahre lang im Parlament durch Nichtstun glänzten, verloren nur 1,4 Prozent der Stimmen und konnten mit 10,1 Prozent ihre fünf Mandate halten.

Trotz der Einbußen geht auch SPD- Bürgermeisterkandidat Peter Keller optimistisch in die Direktwahl. Selbst wenn die UWG, die bislang noch keinen eigenen Kandidaten nominiert hat, zur Wahl von Dr. Flach aufrufe, rechnet sich Keller noch Chancen aus. "Das ist eine reine Personenwahl", sagt er. So will er auch seinen Wahlkampf führen.

Mit 64,3 Prozent hatte die Kurstadt die geringste Wahlbeteiligung im Wetteraukreis. Dr. Flach führt das Fernbleiben überdurchschnittlich vieler Bad Nauheimer auf den hohen Altersdurchschnitt zurück. Keller meint dagen, daß gerade ältere Bürger meist sehr pflichtbewußt seien. Er meint, daß viele Kurstädter aus Protest nicht gewählt haben. ieb/pgw

Schutz des Tannenwalds ist ein FHW-Essential

BAD HOMBURG. Eine Veränderungssperre für die Bebauung im Kleinen Tannenwald samt Verzicht auf das geplante Kur- und Kongreßhotel, eine Kleinanlage anstelle der vorgesehenen zentralen Klärschlammtrocknung in Ober-Erlenbach und Wohnhäuser neben Büros auf dem Ober-Eschbacher Vitapan-Gelände haben die "Freien Homburger Wähler" (FHW) als Themen für Verhandlungen mit anderen Parteien genannt. In diesen Punkten dürften sie eher mit SPD und Grünen Übereinstimmung finden als mit der CDU.

Besondere FHW-Forderungen sind zudem eine Sporthalle samt Bürgerhaus für Ober-Erlenbach sowie eine Ombudsfrau oder ein Ombudsmann in der Stadtverwaltung als Kontaktstelle für Bürger. stk

Rock ohne Schnörkel

SULZBACH. Für schnörkellose Rockmusik mit deutschen Texten ist die Band "Dr. doctor" bekannt, die am Freitag, 12. März, 20 Uhr, im Jugendzentrum unter anderem Songs ihrer neuen CD "Doktorspiele" zum Besten geben wird. Der Eintritt kostet sieben Mark. dia

Die Schweden mögen den "gläsernen Bürger" Das Öffentlichkeitsprinzip belastet die EG-Verhandlungen Von Hannes Gamillscheg (Kopenhagen)

Möchten Sie wissen, was Ihr prahlerischer Nachbar verdient, oder Ihr Chef, der Sie piesackt? Kein Problem: Das Steuerregister im Gemeindebüro gibt detailliert Aufschluß über Einkommensverhältnisse und Steuerschulden aller registrierten Bürger. Interessiert Sie, wie die Behörden auf Anzeigen wegen Kindesmißhandlung reagieren? Dann lassen Sie sich in der Staatsanwaltschaft die entsprechenden Ordner geben.

Wollen Sie wissen, was aus dem kleinen Mädchen geworden ist, das neben Ihnen die Schulbank drückte? In der Schule ist ihr Zeugnis aufbewahrt, auf dem die "Personennummer" steht, und mit deren Hilfe ist die einstige Freundin leicht aufzuspüren: wo sie wohnt und was sie arbeitet, mit wem sie verheiratet ist und ob sie Kinder hat. Und wenn Sie wissen wollen, wie sie jetzt aussieht, dann rückt ihre Wohngemeinde selbst ein Foto raus. Das liegt von jedem, der mal einen Ausweis beantragte, im Archiv.

Das sind keine Visionen aus einem futuristischen Überwachungsstaat. Das ist Alltag in Schweden. Das "Öffentlichkeitsprinzip" der schwedischen Verwaltung macht alles allgemein zugänglich, was je einer Behörde in die Hände kam, und wer über eine öffentliche Handlung Auskunft begehrt, muß nicht mal mitteilen, wer er ist und wie er die Informationen auswerten möchte.

Als Garantie für Rechtssicherheit und effektive Verwaltung gilt das Öffentlichkeitsprinzip den Schweden. Damit kann man den Machthabern auf die Finger schauen: Was schrieb der Bauunternehmer an den Bürgermeister, ehe er den großen Auftrag erhielt? Wer hat sich noch um den Job beworben, den der Minister seinem Parteifeund gab? Die Akten geben Aufschluß darüber, und jeder kann sie einsehen. Die wenigen Ausnahmen sind in eigenen Gesetzen begründet. Was nicht ausdrücklich den Stempel "geheim" trägt, ist öffentlich.

Im Abwägen zwischen Kontrolle und Integritätsschutz ist den Schweden der Durchblick lieb. Lieber will man Informationen ausliefern, die anderswo als höchst privat eingestuft würden, als zu riskieren, daß hinter geschlossenen Türen gemauschelt wird. Wer nichts falsch macht, hat nichts zu verbergen - und wer etwas falsch macht, dem soll man auf die Schliche kommen. Die Angst vor dem "gläsernen Bürger" ist in Schweden kleiner als das Mißtrauen, daß sich jemand unter dem Mantel der Anonymität unberechtigt Vorteile verschaffen könnte.

Zwar hält die Praxis mit der Theorie nicht immer Schritt, und auch in Schweden werden Gesetze und Verordnungen durchgepeitscht, von deren Existenz und Konsequenzen die Bürger nichts ahnen. Prinzipiell aber sichert die seit 1766 im schwedischen Grundgesetz verankerte Öffentlichkeit der Verwaltung den Schweden ein weltweit einzigartiges Recht, die Entscheidungsträger zu kontrollieren. Doch nun ist dieses Recht gefährdet. Schweden verhandelt über den Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft, und mit deren Rechtsprinzipien ist das schwedische "Offentlighetsprincip" nicht zu vereinbaren.

Als Europaminister Ulf Dinkelspiel bei der Eröffnung der Beitrittsverhandlungen die schwedischen Positionen darlegte, zählte die Bewahrung des Öffentlichkeitsprinzips zu den wichtigsten Punkten des schwedischen Forderungskatalogs. Die EG-Gegner aber glauben nicht, daß dies gelingen kann und benutzen dies als Argument in ihrem Kampf. Zwar bedienen sich im schwedischen Alltag vor allem Journalisten und eine politisch aktive Minderheit ihres Rechts, und die meisten Schweden kämen nie auf die Idee, Einsicht in irgendwelche Akten zu fordern. Doch der undurchsichtige, von demokratischer Kontrolle abgehobene Entscheidungsprozeß in der EG trägt zur Skepsis bei, die in Schweden gegen die Europäische Gemeinschaft herrscht.

"In Schweden ist alles öffentlich, was nicht geheim ist. In der EG ist alles geheim, was nicht öffentlich ist." So sieht Schwedens führende Zeitung Dagens Nyheter die beiden Grundprinzipien in der Verwaltung aufeinanderprallen: "In Schweden meint man nicht, daß es ausreicht, wenn die Behörden die Bürger informieren. Die Bürger müssen selbst bestimmen können, welche Informationen sie haben wollen." Während anderswo die Behörden entscheiden, welche Unterlagen sie herausrücken, müssen sie in Schweden prinzipiell alles preisgeben, was sie wissen.

Die EG plant, den Datenschutz weiter zu verschärfen. Personenangaben sollen besser geschützt und, wenn von der Behörde nicht mehr gebraucht, rascher gelöscht werden. Eine Möglichkeit, Informationen nur deshalb aufzubewahren, weil irgend jemand sie vielleicht irgendwann einmal einsehen möchte, gibt es da nicht. Öffentliche Register sollen laut EG- Vorschlag nur zweckbestimmt benützt werden können: ein Steuerregister also zum Beispiel nur für die Steuerverwaltung, und nicht, um die Neugier auf die Einkommensverhältnisse der Nachbarn zu befriedigen.

Mit dem schwedischen Öffentlichkeitsprinzip sind die EG-Verwaltungsregeln nicht in Einklang zu bringen. Und deshalb sehen Rechtsexperten kaum überbrückbare Schwierigkeiten auf die Beitrittsverhandlungen zwischen Schweden und der EG zukommen. Wie soll die EG die Vorarbeiten für neue Direktiven geheimhalten können, wenn im Mitgliedsland Schweden die Bürger Einsicht in den Schriftverkehr fordern können? Wie soll die EG verhindern, daß brisante Informationen an die Öffentlichkeit dringen, wenn das schwedische Grundgesetz schwedischen Beamten das Recht garantiert, derartiges Wissen weiterzugeben?

Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder folgt künftig die gesamte EG den schwedischen Vorstellungen von Öffentlichkeit oder Schweden muß Abstriche machen. Das würde die Kontrolle der Verwaltung schwächen. Es würde freilich auch Schindluder verhindern, der heute mit dem Öffentlichkeitsprinzip getrieben wird. Ein Beispiel: Eine junge Schwedin wurde nach einem Europapokalspiel von englischen Fußballprofis vergewaltigt. In Schweden schützten die presse-ethischen Regeln zwar ihre Identität. Die britische Boulevardpresse aber verschaffte sich dank des schwedischen Öffentlichkeitsprinzips Namen, Lebenslauf und Foto des Opfers und knallte alles skrupellos auf ihre Titelseiten.

Landesbank griff Bürgern zweimal in die Tasche Grundsteuer und Gebühren doppelt abgebucht / Geld soll umgehend gutgeschrieben werden

ESCHBORN. Michael Bauer hält nicht viel von Einzugsermächtigungen. Wer nicht regelmäßig zur Bank gehe, vermutet Eschborns Erster Stadtrat, könne leicht den Überblick verlieren. Den brauchen seit Dienstagmorgen vor allem jene 3500 Bürgerinnen und Bürger, die ihre Steuern für die Kommune per Lastschriftverfahren abbbuchen lassen. Nachdem die Einwohner bereits am vergangenen Freitag lautlos zur Kasse gebeten worden waren, langte die Hessische Landesbank am Dienstag noch einmal zu und holte sich die Beträge ein zweites Mal.

"Ein blödsinniger Fehler, der nicht passieren darf", sagt Stadtrat Bauer. Eschborns stellvertretender Bürgermeister darf sich nun in seinem Mißtrauen gegen Einzugsermächtigungen ein bißchen bestätigt sehen.

Dabei ist Bauer bislang vom "Volkszorn", wie er es nennt, verschont geblieben. Die etwa 15 Anrufer und das halbe Dutzend Besucher wendeten sich gestern umgehend an die Stadtkasse, um sich über den Doppelgriff ins Portemonnaie zu beschweren. Kurz zuvor hatten die Geprellten auf ihren Kontoauszügen die Malaise entdeckt. Gleichwohl blieb der unverhofft zahlreiche Besuch moderat im Ton und ließ seinen Zorn nicht an den Bediensteten aus.

Der Fehler liegt auch nicht bei den Mitarbeitern der Stadtverwaltung. Nach Recherchen der Stadt hat ein Mitarbeiter bei der Hessischen Landesbank die erneute Abbuchung von Grundsteuer, Wasser-, Kanal-, Müll- und Straßenreinigungsgebühren veranlaßt. Die Kommune wäre damit frei von allem Fehl und Tadel.

Das Verfahren, wie die Stadt zu ihrem Geld kommt, ist kompliziert: Zunächst leitet die Kämmerei per Computer den Einzug der Steuer und der Gebühren ein. Das Kommunale Gebietsrechenzentrum in Wiesbaden (KGRZ), an das nicht nur die Finanzbuchhaltung der Stadt angeschlossen ist, speichert den Auftrag und gibt ihn an die Hessische Landesbank in Frankfurt weiter.

Von dort bucht das Geldhaus die fälligen Beträge bei den den Banken der Einwohner ab und überweist den aufgelaufenen Gesamtbetrag wiederum an die Hausbank der Kommune. In diesem komplizierten Netz der Geldströme hat nun ein Mitarbeiter der Landesbank offenbar des Guten zuviel getan und am Dienstag gleich nochmal abgebucht und auf diese Weise der Stadtverwaltung Eschborn unverhofft Geld zukommen lassen.

Stadtrat Bauer betont deshalb auch, daß Beschäftigte der Kommune für diesen Mißgriff nicht verantwortlich seien. "Bei aller Politikverdrossenheit hoffe ich, daß die Leute nicht glauben, wir seien Gauner", sagt Bauer. Noch am Dienstagmorgen haben sich Mitarbeiter der Stadtkasse an die Landesbank gewendet und um Überweisung der Beträge gebeten, die irrtümlich abgebucht wurden. Wer also zuviel blechen mußte, der erhält in den nächsten Tagen sein Geld zurück, ohne bei der Kasse Beschwerde führen zu müssen.

Erst, wenn in der nächsten Woche das Geld nicht auf dem Konto eintrudeln sollte, sei es ratsam, zum Telefon zu greifen oder die Stadtkasse aufzusuchen.

schu

Fußgänger tödlich verletzt Auf der Opelbrücke von Auto erfaßt / 120 Meter mitgeschleift

Bei einem Verkehrsunfall auf der Opelbrücke ist ein Fußgänger in der Nacht zum Dienstag tödlich verletzt worden. Der Autofahrer aus Schwalbach am Taunus entfernte sich zunächst von der Unfallstelle. Er hielt erst nach einem knappen Kilometer an, nachdem ihn ein anderer Autofahrer nachdrücklich dazu aufgefordert hatte.

Die Polizei will nicht ausschließen, daß der Fahrer zum Zeitpunkt des Unfalls unter Rauschgifteinfluß gestanden hat. Um sich Gewißheit zu verschaffen, ordnete sie neben der Blut- auch noch eine Urinprobe an.

Der 29jährige Fußgänger wollte die vierspurige Autobahn gegen zwei Uhr nachts von der Kuhwaldsiedlung in Richtung Bockenheim Süd überqueren. An der Auffahrt zur Opelbrücke lief er gegen das Auto und wurde nach dem Aufprall auf die Motorhaube geschleudert. Der 55jährige setzte die Fahrt dennoch fort.

Etwa 120 Meter von der Unfallstelle entfernt fiel der verletzte Fußgänger auf die Fahrbahn. Beim Eintreffen des Notarztwagens war er bereits tot.

Ein Autofahrer aus Kriftel, der den Unfall beobachtet hatte, folgte dem Flüchtigen und gab in Höhe der Autobahntankstelle mehrfach Lichtzeichen. Als der Vordermann darauf nicht reagierte, scherte er auf gleiche Höhe aus und gab Handzeichen. Daraufhin hielt der Unfallfüchtige an.

Der 55jährige sprach gegenüber dem Zeugen von einem Versagen der Bremsen. Bei einer Befragung durch die Polizei machte er zur Sache dann keine Angaben mehr.

Während der Unfallaufnahme wurde die A 648 für rund dreieinhalb Stunden gesperrt. Den Verkehr leitete die Polizei über den Opelkreisel und das Rebstockgelände zum Westkreuz um.

Der Verkehrsunfalldienst der Polizei bittet Zeugen des Unfalls um einen telefonischen Kontakt. Der Sachbearbeiter ist unter der Nummer 25 61 12 40 zu erreichen. habe

SPD geht im Kreis mit leeren Händen auf Partnersuche Sie will auf keinen Hauptamtlichen und erst recht nicht auf Deponie und Frauenamt verzichten / Republikaner sollen ausgegrenzt werden

WETTERAUKREIS. Möglichst bis "Ende nächster Woche" wollen die Wetterauer Sozialdemokraten wenigstens einmal mit Repräsentanten von CDU, Grünen und FWG/UWG zusammengesessen haben, um die Chancen für eine Kooperation im Parlament des Kreises auszuloten. Grundlage für weitere Gespräche müsse ein Bekenntnis der anderen Parteien sein, nicht mit den rechtsextremen Republikanern gemeinsame Sache zu machen oder auch nur auf deren Stimmen "zu spekulieren", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende Bardo Bayer nach einem Treffen des Unterbezirksvorstandes am Dienstag. Bayer betonte, daß das Spitzengremium der Partei sich nicht auf ein bestimmtes Kooperationsmodell festgelegt hat. Landrat Rolf Gnadl (SPD) sagte gestern im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau, wo seine Kompromißfähigkeit endet.

Am Tag nach der Wahl versuchten sich die Sozialdemokraten so gut wie möglich auf die schwierigen Gespräche der nächsten Tage vorzubereiten. Ein Parteitag, auf dem Anfang April ein neuer Unterbezirksvorstand gewählt werden sollte, wurde kurzerhand in den Sommer verschoben, "um konzentriert und zügig an die Lösung der Probleme zu gehen, die mit dem Kreiswahlergebnis entstanden sind". Eine Verhandlungskommission, der Bayer, Unterbezirksvorsitzender Gerhard Bekker, dessen Stellvertreter Detlev Engel, Kreistagsvorsitzender Karl Klein und natürlich Landrat Rolf Gnadl angehören werden, soll testen, was nach dem Wahlsonntag im Kreisparlament möglich wäre.

SPD (32 Sitze) und Grüne (8 Sitze) verfügen dort - wie bereits berichtet - über keine Mehrheit mehr, weil neben der CDU (28 Sitze) und den Republikanern (7 Sitze) nun auch die FWG/UWG (6 Sitze) in den Kreistag eingezogen ist.

Die Sozialdemokraten wollen nicht allein mit der CDU verhandeln, weil eine große Koalition ihnen "viele, viele Bauchschmerzen" (Bayer) bereiten würde und möglicherweise in vier Jahren den Republikanern und den Grünen einen deutlichen Stimmenzuwachs bescheren könnte. Wir wollen "ausloten", sagt Bayer, ob auch eine Kooperation zwischen Sozialdemokraten, Grünen und Freien Wählern denkbar ist. Bayer hofft, daß die Grünen sich nicht vorschnell - wie am Wahlabend bereits angedeutet - in eine Oppositionsrolle begeben: "Die können sich nicht einfach nach vier oder acht Jahren aus der Verantwortung stehlen." Wo die Sozialdemokraten bereit wären, Abstriche von ihrem Programm zu machen, sagte Bayer noch nicht. Angeblich war das auch noch kein Thema im Parteivorstand, weil die SPD die Gespräche "nicht vorbelasten" wolle: "Die anderen sollen einmal sagen, was sie wollen."

Mit einigen unverrückbaren "Grundsätzen" geht die Verhandlungskommission allerdings in die Gespräche. Jedem Gegenüber müsse klar sein, so Bayer, daß Landrat Rolf Gnadls Rolle im Kreis unantastbar sei. Der Unterbezirksvorstand habe ihm empfohlen, "daß er nicht zurücktritt". Eine Voraussetzung für eine Kooperation mit einer oder mehreren anderen Parteien sei, daß sie gemeinsam mit der SPD bereit sind, "die Republikaner an den Rand zu drängen". Die SPD, kündigte Bayer an, werde alles versuchen, um die Rechtspartei von der Arbeit in Ausschüssen und Kommissionen fernzuhalten.

Wie eng der Verhandlungsspielraum ist, läßt sich aus Aussagen Gnadls ermessen, der am Dienstag skizzierte, wo für ihn Grenzen existieren. "Eine Einstellung der Deponieplanung ist vollkommen unvertretbar für mich", sagte Gnadl. Wer diese Pläne kippe und den Müll lieber verbrennen wolle, müsse "noch einmal von vorne anfangen". Das habe eine "längere Abhängigkeit vom Schwalm-Eder- Kreis" zur Folge und sei "zum Schaden der Bürger". Die Zukunft des Frauenamtes will Gnadl ebenfalls gesichert wissen. Eine derartige Behörde sei "objektiv erforderlich" und "längst nicht mehr eine Frage von Geschmack": "Da werden existentielle Probleme behoben."

Für unverzichtbar hält er auch die derzeitige Konstruktion an der Verwaltungsspitze. Der Landrat hält es "nicht für möglich", durch die Streichung einer der beiden Beigeordneten-Stellen Geld zu sparen. Die Probleme in der heutigen Zeit seien derart schwierig und zahlreich, daß der Status quo beibehalten werden müsse: "Ich lasse mich nicht verheizen."

Auf personelle Forderungen von CDU und FWG denkt Gnadl ebenfalls nicht eingehen zu können. Die Büros der hauptamtlichen Kreisausschußmitglieder "sind ja alle besetzt". Ungeachtet dessen, hofft er auf eine Vereinbarung mit einer oder mehreren Parteien: "Ich bin eigentlich für Kalkulierbarkeit."

Die Führungsgremien der CDU und die Mitglieder der Grünen trafen sich am Dienstag abend. Berichte darüber folgen.

BERND SALZMANN

BASF hat mehr übrig als Hoechst Chemiekonzerne kürzen Dividenden auf zehn und neun Mark

has FRANKFURT A. M. Mit dem Gleichklang bei den Dividenden der Chemiekonzerne BASF und Hoechst ist es vorbei. Das Frankfurter Unternehmen schüttet an seine rund 330 000 Anteilseigner - darunter die Kuwait Petroleum mit unter 25 Prozent des Kapitals - für das vergangene Jahr neun Mark je Aktie aus, drei Mark weniger als in der Vorperiode. Börsianer und Analysten von Banken hatten bei Hoechst diesen Abschlag erwartet, gleichwohl bekam die Entscheidung gestern in den "Tempeln des Kapitals" einen anderen Zungenschlag als angenommen. Denn die Dividendenkürzung wurde im nachbörslichen Geschäft mit deutlichen Kursrücknahmen der Hoechst-Papiere quittiert.

Der Grund dafür war nicht zuletzt in einer Mitteilung aus Ludwigshafen zu suchen. Kurz vor der Verlautbarung von Hoechst hatte die BASF veröffentlicht, daß sie die Dividende "nur" um zwei auf zehn Mark zurückstuft. Das wiederum wurde an den Aktienmärkten als positive Überraschung aufgenommen, hatten Analysten doch noch zu Wochenbeginn orakelt, die BASF könnte auf acht Mark zurückgehen. Die Nachricht der Kurpfälzer honorierte die Börse mit einem kräftigen Kursaufschlag um 13,50 Mark. Freilich: Bei dem schonenden Umgang der "Anilinier" mit ihren etwa 375 000 Anteilseignern ist zu beachten, daß die von der BASF angekündigte Dividende nur möglich erscheint, weil das Unternehmen stille Reserven antastet und außerordentliche Erträge mobilisiert.

Bei einem um 2,8 Prozent auf knapp 45,9 Milliarden Mark gesunkenen Konzernumsatz weist Hoechst für 1992 einen um 12,9 Prozent auf nicht ganz 1,2 Milliarden Mark geschrumpften Jahresüberschuß aus. Im Stammhaus, der AG, fiel das Geschäftsvolumen um 2,3 Prozent auf rund 15,6 Milliarden; das Ergebnis nach Steuern sackte um 22,2 Prozent auf 636 Millionen Mark ab.

Minuszeichen prägen auch die BASF- Zahlen. Gruppenweit verringerte sich der Umsatz um 4,5 Prozent auf etwa 44,5 Milliarden Mark; der Überschuß sauste um 40,8 Prozent auf 615 Millionen Mark herunter. Im Stammhaus der Ludwigshafener schrumpfte das Geschäft um neun Prozent auf knapp 18,6 Milliarden; das Ergebnis nach Steuern kam bei 770 Millionen Mark (minus 12,9 Prozent) an.

Jetzt hält die SPD auch die Grünen für salonfähig Das schlechte Wahlergebnis und das bevorstehende Ende der Ära Metzger lassen in Darmstadt neue Planspiele zu

DARMSTADT. Er bekomme "keine feuchten Hände vor Nervosität" bei dem Gedanken an eine rot-grüne Koalition, verriet Darmstadts SPD-Fraktionschef Horst Knechtel gestern der FR. Die "Darmstädter Linie" der vergangenen acht Jahre, durch Koalitionen mit CDU und FDP die Grünen auf Teufel komm raus von der Macht fernzuhalten, verliert an Konturen: zwangsweise, versteht sich, seit der Demütigung vom Sonntag, als die SPD von 42,9 auf 34,2 Prozent abstürzte, die Grünen von 19 auf erstaunliche 25,4 Prozent zulegten. Außerdem dankt Ende Juni auch der Verfechter der harten Schule, der am Wahlabend so gedankenverloren wirkende OB Günther Metzger, freiwillig ab.

Klar, daß sich jetzt der Trend beschleunigt, sich von der 12 Jahre währenden und auf schmerzliche Art zu Ende gehenden Metzger-Ära abzusetzen. Knechtel glaubt, daß sich der prinzipielle Richtungsstreit bei den Genossen "natürlich erledigt", durch das "Auslaufen der Wahlzeit von Herrn Metzger". Distanz wird erkennbar, wenn er sagt, man dürfe das "Wahlergebnis nicht einfach zur Seite legen" und verlauten lassen, "wir wurschteln im alten Rhythmus weiter".

Es mutet wie ein Fortschritt für die Darmstädter SPD an, wenn der Parteivorsitzende Eike Ebert außer der CDU auch die Grünen als "bündnisfähig" einstuft. "Ich bin da offen. Da unterscheide ich mich von Herrn Metzger." Auch Bürgermeister Peter Benz hat "keine Berührungsängste". Ebenso weltoffen gibt sich Knechtel: "Ich bin kein Gegner von Rot- Grün" - und schon gar "nicht der heißeste Befürworter einer Zusammenarbeit mit der CDU". So groß sei die Not auch nicht, daß die Großen unbedingt zusammengehen müßten. Wären nur Sympathien maßgebend, gäbe es in der Fraktion eine "deutliche", an der Basis "eine noch stärkere Tendenz" pro Liaison mit der Öko-Partei.

Der Verhandlungsreigen ist eröffnet, Anfang nächster Woche gehen SPD und Grüne in Klausur. SPD, Grüne, CDU (von 26,8 auf 30,3) - jeder kann rechnerisch mit jedem eine Mehrheit formen und will darüber auch "ernsthaft" verhandeln. Nur die FDP, die in der vorigen Legislaturperiode in einer Koalition der SPD die Stange hielt und nun ein Mandat mehr erreichte (sechs), wird nicht mehr gebraucht.

Natürlich, wer wollte dem mißtrauen, sollen "Sachfragen" über die Bündnisfarben entscheiden. Bei Baugebieten, Umgehungsstraßen, Gewerbeansiedlung komme man "leichter mit der CDU zum Ergebnis", sagt Ebert. Energiesparprojekte und "ökologischer Umbau der Stadt" laufen eher mit den Grünen. Pöstchen-Spekulationen, die da lauten, nach dem Besiegeln einer rot-grünen Mehrheit sollten die Grünen ihren Kandidaten zur OB-Direktwahl am 9. Mai, Michael Siebert, zurückziehen und dafür mit dem Bürgermeister-Posten abgefunden werden, der ja durch die erhoffte Direktwahl von Peter Benz zum neuen OB frei werde, dementiert die SPD eifrig als "wilde Gerüchte". Ebert: "Wir wären doch mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir so was geäußert hätten." Immerhin hält Parteifreund Knechtel es für "ausgeschlossen", daß sich ein neu installiertes Bündnis mit zwei OB-Kandidaten befehdet.

Aufgeregt und in scharfem Ton hat jedenfalls der dritte, indirekt mitbetroffene Kandidat im Bunde, Gerhard O. Pfeffermann (CDU), auf den "schamlosen Pöstchen-Poker" reagiert - sieht er schon für seine Partei die Felle davonschwimmen?

Die Kandidatur von Siebert "steht nicht zur Disposition", lautet die Empfehlung der Grünen-Fraktion an die morgen tagende Kreismitgliederversammlung. "Am 9. Mai ist eine Persönlichkeitswahl", sagt Siebert. "Die dürfen wir nicht mit Vereinbarungen manipulieren, um so den Wähler auszutricksen." JÖRG FEUCK

Restmülldeponie: Gemeinde hat Fragen

HAMMERSBACH. Falls die beabsichtigte Restmülldeponie Hohestein / Eckenberg die Trinkwasserreserven gefährdet, stimmt die Gemeinde keinesfalls dem Projekt zu.

Dies teilte Bürgermeisterin Helga Meininger dem Kreisausschuß mit. Mehrheitlich habe das Parlament beschlossen, weitere Untersuchungsergebnisse abzuwarten, heißt es in dem Brief.

In dem Schreiben bittet die Rathauschefin den Kreisausschuß, ihr baldmöglichst das sogenannte Obergutachten zuzuleiten sowie die Ergebnisse der jetzt noch vorgesehenen Bohrungen, die Aufschluß über den Verlauf der Grundwasserströme geben sollen. jur

Sportnotizen

Yeboah und Bommer trainierten Anthony Yeboah und Rudi Bommer, die wegen Verletzung im Bundesliga- Schlagerspiel gegen Bayern München der Frankfurter Eintracht nicht zur Verfügung standen, haben am Dienstag wieder das Lauftraining aufgenommen. Trainer Stepanovic hofft, daß sie bis zum Heimspiel am Samstag gegen Wattenscheid fit sind. Vermutlich bis Saisonende fällt Dirk Wolf aus. Da er nach einer Knieoperation ständig Schmerzen hatte, mußte er sich zu Wochenbeginn einem zweiten Eingriff unterziehen. Willam Sportdirektor bei den Turnern Der Deutsche Turnerbund hat Wolfgang Willam zum Sportdirektor berufen. Willam ist damit unter anderem für die 36 Bundestrainer verantwortlich. Ski-Langläufer rennen in der Halle Im norwegischen Hamar fand auf einer mit Naturschnee ausgelegten Eislaufbahn erstmals ein Hallenrennen im Ski- Langlauf statt. Es gewann der Norweger Trond Elden, 5000 Zuschauer sahen zu. Bayern wollen singen Die Fußballer des Bundesliga-Tabellenführers FC Bayern München nehmen gemeinsam mit Entertainer Andy White eine Schallplatte auf. Titel der Produktion: "Bayern - Number one". Am Anfang und am Ende ist Paris Erstmals ist Paris nicht nur Start-, sondern auch Endpunkt der Wüsten-Rallye Paris-Dakar, die am 30. Dezember 1993 beginnt und über 12 000 Kilometer führt. Berufsboxer-Bund beschuldigt Vorwürfe hat das Fachmagazin "Boxing News" an den Bund Deutscher Berufsboxer gerichtet. Das Magazin behauptet, bei Veranstaltungen in Hamburg und Aachen seien US-amerikanische Boxer in den Ring geschickt worden, obwohl sie nach vorangegangenen K.-o.-Niederlagen noch gesperrt gewesen wären. Russen wollen wieder zu Olympia Die Paarlauf-Olympiasieger von Albertville, Natalia Mischkutionok und Artur Dimitrijew, haben ebenso wie die Olympiasieger von Calgary 1988, Jekaterina Gordejewa und Sergej Grinkow, einen Antrag auf Reamateurisierung eingereicht, um nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen in Lillehammer starten zu dürfen. Gorlukowitsch setzt viermal aus Sergej Gorlukowitsch vom Fußball- Bundesligisten Bayer Uerdingen wurde nach seiner Roten Karte in der Partie gegen Wattenscheid zu vier Spielen Pause verurteilt. Prinzessin nicht mehr Präsidentin Prinzessin Anne wird am Jahresende nicht wieder für das Amt der Präsidentin des Reitsport-Weltverbandes (FEI) kandidieren. Die Tochter der Königin von England, die auch Mitglied des IOC ist, gab private Gründe für ihren Verzicht an. Trainingseinsatz vor Gericht Fünf Fußball-Profis des Zweitligisten Hannover 96 wollen per einstweiliger Verfügung ihre Teilnahme am Training der 96er erzwingen. Hannovers Coach Eberhard Vogel hatte das Quintett vom Rest der Mannschaft getrennt, um die Reibereien im Team zu verringern. Schläger unter Kontrolle Der Tischtennis-Weltverband hat angekündigt, bei den Weltmeisterschaften im Mai in Göteborg die Schläger der Akteure daraufhin zu überprüfen, ob die Beläge mit verbotenem Kleister angeleimt sind. Nicht mal Spesen gewesen? Das brasilianische Daviscup-Quartett Jaime Oncins, Luiz Mattar, Cassio Motta und Fernando Roese finanziert seinen Auftritt gegen Italien Ende März aus eigener Tasche, da der Verband den Einsatz seiner Nationalmannschaft nicht mehr bezahlen kann.

Den Wessis auf der Spur Konejung und Schroth mit "Alles Meins!" in Butzbach

BUTZBACH. Mit ihrem neuen Programm "Alles Meins!" gastieren die Kabarettisten Achim Konejung und Horst Schroth am Mittwoch, 31. März, um 20.30 Uhr im Bürgerhaus Butzbach. Die Kabarett-Revue entstand in Coproduktion mit dem Off-TAT und dem Künstlerhaus Mousonturm unter der Regie von Ulrich Waller.

Waren es bei ihrem Erfolgsprogramm "Gnadenlos deutsch" noch schlagwütige Rentner, schmierige Republikaner, faschistische Oberschlesier, naive Zonis und Denunzianten jeglicher Couleur, die Konejung und Schroth karikierten, versucht das Duo nun, der wahren Gefühlslage der Westdeutschen nach dem Abflauen der Wiedervereinigungseuphorie auf die Spur zu kommen. Ihr parodistisches Augenmerk gilt dabei dem von zunehmender Nervosität überschatteten Besitzstandsdenken der Westdeutschen.

Karten zu diesem Panoptikum von Karrikaturen gibt es ab sofort im Rathaus Butzbach, Zimmer 19, Tel. 0 60 33 / 895 - 133. Sie kosten zwischen zehn (ermäßigt) und 15 Mark. mk

Kreis-SPD will "durchstarten"

MAIN-KINZIG-KREIS. "Ursachen untersuchen und dann durchstarten, um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger wieder zurückzugewinnen." Von diesem Motto lassen sich SPD-Unterbezirksvorstand und Kreistagsfraktion leiten, die am Montagabend tagten, um die jüngsten Kommunalwahlergebnisse zu diskutieren. Nach dem Debakel wollen die Genossen nicht den Kopf in den Sand stekken. "Durchstarten" bedeutet für die SPD auch, daß der Wächtersbacher Bürgermeister Rainer Krätschmer wieder zum Vorsitzenden der nun 35- köpfigen Fraktion gewählt wurde. Auch seine bisherigen Stellvertreterinnen und Stellvertreter sind im Amt bestätigt.

Der SPD steht als stärkster Fraktion im künftigen Main-Kinzig-Parlament zu, den Kreistagsvorsitzenden zu stellen. Daß dies nicht mehr der Neuberger Lothar Klemm sein wird, kam wohl für Insider nicht so überraschend, ist er doch als Fraktionschef der SPD im Wiesbadener Landtag eingespannt. Klemm will aber weiterhin im Kreistag sein Mandat als Abgeordneter wahrnehmen. Sein Vorschlag, den Freigerichter Albert Hof zum neuen Kreistagsvorsitzenden zu wählen, hat die Fraktion einmütig angenommen. Zu seinem Votum für Hof erklärte Klemm vor der Fraktion: "Er hat nach meiner Erkrankung vor einem Jahr faktisch die Geschäfte des Kreistagsvorsitzenden übernommen. Deshalb soll Albert Hof auch der neue Kreistagsvorsitzende sein. Er hat diese Position im Kreistag und auch nach außen hervorragend ausgefüllt und die Kreistagsarbeit prima gemanagt."

Die Koalitionsfrage wurde aufgeschoben. Gemeinsam haben Unterbezirk und Fraktion entschieden, vor der Direktwahl des Landrats (9. Mai) keine Gespräche über eine Zusammenarbeit im Kreistag zu führen. Lediglich die Regularien der konstituierenden Kreistagssitzung am 7. Mai sollen "mit den demokratischen Fraktionen" abgestimmt werden.

Im Blick zurück auf die Kommunalwahl gibt es für Landrat Karl Eyerkaufer nach wie vor nichts zu beschönigen: "Das Ergebnis ist eine Katastrophe. Wir haben es nicht geschafft, die Bürgerinnen und Bürger von unseren kommunal- und kreispolitischen Leistungen zu überzeugen."

Bundestagsabgeordneter und Unterbezirksvorsitzender Bernd Reuter kritisierte das Erscheinungsbild der Bonner SPD. Er erhob die Forderung, daß jetzt endlich in der Bonner Führungsspitze der Partei eine Kurskorrektur erfolgen müsse. hok

Am ostdeutschen Bau winkt mehr Beschäftigung Gewerbe: 30 000 Einstellungen sind möglich / Boom im Westen vorbei / Verband wettert gegen Werkverträge

ptz BONN. Die Bauwirtschaft gehört zu den wenigen Sparten, die in diesem Jahr zusätzliche Arbeitnehmer einstellen wollen. Positiv fällt die Job-Bilanz freilich nur aus, weil in den neuen Ländern der Betonbranche weiterhin die Konjunktursonne lacht. Im alten Bundesgebiet stagniert nach fünf fetten Jahren des Aufschwungs nun das Geschäft. Hierin sieht der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes, Fritz Eichbauer, jedoch keinen "Anlaß zum Pessimismus": "Wenn wir 1993 von einer Stagnation betroffen und demzufolge in Westdeutschland nur noch einige Zehntel Punkte Wachstum erreichen werden - so findet dieses Nullwachstum doch auf einem in den letzten Jahren erarbeiteten sehr hohen Niveau statt." Binnen einer halben Dekade seien die westdeutschen Bauinvestitionen real um fast 24 Prozent ausgeweitet worden. Die übrige Wirtschaft habe aber nur 18 Prozent zugelegt, gibt Eichbauer zu bedenken. "Stütze der Konjunktur" bleibe der Bau in jedem Fall.

Im vergangenen Jahr nahm das Volumen im Westen um 5,5 Prozent - und damit sogar noch um 1,4 Punkte stärker als in der Vorperiode - zu. "Ein derart gutes Ergebnis hat es zuletzt 1979 gegeben", betont Eichbauer. Nominal übertraf das Volumen den Wert von 400 Milliarden Mark. Für die neuen Länder wird die Wertschöpfung am Bau, die auch Nebenleistungen wie Architektenhonorare enthält, auf rund 70 Milliarden geschätzt.

Der Nachholbedarf an öffentlichen und gewerblichen Investitionen sowie insbesondere die endlich in Gang kommende Sanierung des Wohnungsbestandes bewirken in der Ex-DDR einen kräftigen Schub. Der Zuwachs dürfte 1993 laut Eichbauer zwischen 15 und 20 Prozent ankommen. Im Westen sorgt allein der Wohnungsbau, der etwa die Hälfte zum Volumen beiträgt, für Impulse (siehe Grafik). Hier rechnet der Verband mit der Fertigstellung von gut 400 000 Bleiben.

In den neuen Bundesländern werden Eichbauer zufolge 20 000 bis 30 000 Baufacharbeiter eingestellt. Im Westen werde es trotz des stagnierenden Bauvolumens (aber weiter wachsender Produktivität) keinen Abbau geben. Diese Rechnung geht bloß auf, wenn die Zahl der in der Bundesrepublik tätigen Nicht-EG-Werkvertragsarbeitnehmer kräftig schrumpft. Und dies unterstellt Eichbauer.

Er veranschlagt die Zahl der vornehmlich osteuropäischen Arbeitnehmer auf 200 000 und damit gut doppelt so hoch wie per Werkvertrag vereinbart. Diese Ausländer erhielten nur ein paar Mark Stundenlohn, Sozialabgaben würden nicht gezahlt. Kein korrekt kalkulierender deutscher Betrieb könne mithalten. Die von Arbeitsminister Norbert Blüm geplante Abhilfe hält er für unzuläng- lich: "Verschärfte Kontrollen auf den Baustellen, eine Verteuerung der Werkvertragsbeschäftigung sowie härtere Sanktionen gegenüber osteuropäischen Billiganbietern reichen leider nicht aus, um einen fairen Wettbewerb wiederherzustellen."

Der Verband schlägt vor, daß Nicht- EG-Bürger in Zukunft als Saisonarbeiter bei deutschen Firmen anheuern müssen. Dabei soll die Beschäftigungsdauer von drei auf neun Monate verlängert werden.

Geschäftsleben

Heute Heringsessen Zum "Abschluß der Fastnacht" findet am 12. März um 20 Uhr im Bürgerhaus Nordweststadt ein Heringsessen und Tanz statt. Für Stimmung sorgen die Kapelle Adam und die Mickys, die Bornheimer Handwerksburschen und die Damengarde der Heddemer Käwwern sorgen, in der Bütt außerdem "Die Dolle" Corinna Orth und Klaus Peter Musch, Präsident der Fidelen Eckenheimer.

Karten an der Abendkasse (18 Mark) und im Vorverkauf (15 Mark) am Info- Point der Titus-Thermen. us "Herbie" zum Anfassen "Herbie - Ein toller Käfer" aus dem Filmstudio Walt Disneys feiert ein Comeback als Video, und der VAG-Händler Glöckler, Mainzer Landstraße 380, läßt den Uralt-VW am heutigen Freitag, 12. März und morgen, Samstag, 13. März, von 9 bis 14 Uhr in den Geschäftsräumen nicht nur über die Leinwand fliegen:

Auch der Original-"Herbie" wird vorgestellt, und Besucher dürfen sich hinter das Lenkrad klemmen und Erinnerungs- fotos schießen lassen. Das als Tag der offenen Tür angekündigte Ereignis wird umrankt von einem Unterhaltungsprogramm für Kinder und Verlosespielen. abi Russische Nächte Zwei "Russische Nächte" gibt es im Kartoffelspezialitäten-Restaurant "La Patate", Am Weingarten 5. Am Freitag, 12. März, und Samstag, 13. März, tritt in dem Kellerlokal das "Kalinka"-Ensemble mit traditionellen russischen Weisen auf, dazu gibt es ein Buffet mit osteuropäischen Speisen: Borschtsch, Baklaschammaia, Sharenny porossenok oder Warenyk.

Eintritt einschließlich freier Auswahl am Buffet 48 Mark. abi Offener Laden, offene Weine Die Weinstubb in der Weberstraße - Ort seligen Angedenkens für manchen Nordend-Bewohner - hat wieder auf. "Weber's" heißt das Lokal jetzt, und es gibt nicht nur die Kneipe (ab 19 Uhr), sondern auch einen Weinladen hintendran, der von 14 Uhr an durchs Lokal hindurch zugänglich ist. Andreas Galatis und Diebold Maurer sind die Betreiber des Doppel-Ladens.

An Theke und Tischen wird, die Geschäftskombination gebietet es, eine große Wein-Auswahl angeboten; gleichwohl kommt das Bier vom Hahn (Henninger, Tuborg) nicht zu kurz. Die kleinen Mahlzeiten reichen zum Sattwerden, etwa hausgemachter Schwarzwälder Speck (neun Mark), Rohmilch-Käseteller (zwölf), Suppe oder andere täglich wechselnde Angebote.

Der Weinladen bietet eine breite Palette aus den wichtigen europäischen Anbaugebieten. Schwerpunkt sind Weine aus dem Badischen, speziell vom Kaiserstuhl. Besondere Attraktion: In großen Ballons stehen Wein und feine Brände auch zum offenen Verkauf, ein trockener Kaiserstühler Spätburgunder etwa zum Literpreis von 6.30 Mark. Pfandflaschen sind vorrätig, daneben werden Designer- Flaschen auch verkauft. Schö

KORR/ZB6

Als ich die Folie weiter aufriß, sah ich den Watagamu selbst: ein flaches, hellbraunes Vlies, das einem schmutzigen Luftfilter nicht unähnlich sah. Seine Oberfläche ähnelte keinem Nahrungsmittel, das ich bis jetzt kannte: Es fühlte sich schlüpfrig elastisch und leicht klebrig an, als wäre es in Nikotinharz getunkt worden. Im Gegensatz zu Zuckerwatte schmilzt Watagamu nicht, wenn er naß wird. Statt dessen zerfällt er. Dieser Super-Cola-Watagamu löste sich in Sekundenschnelle auf, und ich mußte mit meiner Zunge akrobatische Kunststücke vollbringen, um die Myriaden kleinster Watagamu-Partikel ausfindig zu machen, die sich dann zu einem kaubaren Ball vereinigten. Das Produkt meiner intraoralen Bemühungen spuckte ich nach drei oder vier Minuten aus. Der Gummi selbst war gut, aber der penetrante Colageschmack brachte mich fast um (60 Yen). LISA BRITNOVIC

(Aus dem Englischen übersetzt von W. E. Baumann.)

CDU: Möglichst schnell wieder handlungsfähig

MAIN-KINZIG-KREIS. Die CDU-Kreistagsfraktion will nach der Kommunalwahl so schnell wie möglich handlungsfähig werden. Nach Angaben ihres Fraktionsvorsitzenden Rolf Müller kommen die Fraktionsmitglieder am kommenden Freitag zusammen, um einen Fraktionsvorstand zu wählen und um über die weiteren Schritte in der Parlamentsarbeit zu diskutieren.

"Angesichts der bereits am 9. Mai anstehenden Landratswahl, zu der sich nach dem Wahlergebnis vom Sonntag unser Kandidat Hubert Müller noch bessere Chancen ausrechnen kann, will die CDU rasch und zielbewußt ihre Arbeit aufnehmen", erklärte Müller gestern gegenüber der Presse.

Vermutlich werde bereits in der konstituierenden Sitzung eine Verhandlungsdelegation gewählt, die möglicherweise notwendige Gespräche mit den anderen demokratischen Parteien aufnehme, damit der Kreis weiterhin regiert werden könne, heißt es weiter.

Als Verhandlungspartner für die CDU kommen demnach die SPD und die Grünen in Frage. are

Den Fahndern gelang ein großer Schlag gegen das kolumbianische Cali-Drogenkartell 200 Kilo Kokain gefunden Zwölf Festnahmen Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Schenk Den Ermittlern vom Zollfahndungsamt in Frankfurt, der Polizei beim Regierungspräsidium in Darmstadt (RP) und der Staatsanwaltschaft Frankfurt ist nach 20monatiger Arbeit erstmals ein großer Schlag gegen das kolumbianische Cali-Kokain-Kartell gelungen. Mit der Festnahme von zwölf mutmaßlichen Mitgliedern der Gruppe in Frankfurt und Mailand, der Sicherstellung von jeweils 100 Kilogramm Kokain in Polen und der Tschechei sowie der Beschlagnahme von über einer Million Mark, die vermutlich aus Drogengeschäften stammen, glauben die Fahnder, das kolumbianische Drogenkartell verunsichert zu haben. Ein Erfolg, der nach Ansicht des Pressesprechers der Anklagebehörde, Hubert Harth, erst durch die wirksame Zusammenarbeit der Zoll- und Polizeibehörden in den betroffenen Staaten in Europa möglich wurde.

Polizei und Staatsanwaltschaft standen noch bis Ende der 80er Jahre bei der Bekämpfung des Drogenschmuggels auf verlorenem Posten. Wie Harth sagte, wurden zwar immer wieder Drogenkuriere, die Kokain aus Kolumbien über den Rhein-Main-Flughafen einschmuggeln wollten, festgenommen und verurteilt, doch die Organisatoren dieser Transporte konnten nicht ermittelt werden.

Bereits damals schon hatten die Ermittler zwei aus Italien stammende Brüder als wichtige Figuren im Kokainhandel von Kolumbien unter Beobachtung. Der ältere , genannt "Mimo", wurde bereits mit Haftbefehl gesucht und war nach Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens, geflüchtet. Sein jüngerer Bruder "Pino" hatte sich um eine Stelle im Frachtbereich des Frankfurter Flughafens beworben. Die Staatsanwaltschaft schaltete schnell. Sie ahnte, daß hier die Logistik für eine reibungslose Einfuhr von Kokain geschaffen werden sollte.

Im August 1991 wurde in Rüsselsheim deshalb eine Sonderkommission,gegründet, die "AG Zollkem". In dieser Sonderkommission waren Beamte des zollfahndungsamtes Frankfurt und des Mobilen Einsatzkommandos der Kripo beim RP in Darmstadt vertreten. Ihre Aufgabenstellung war klar. Sie sollten nicht nur austauschbare Drogenkuriere festnehmen, sondern über einen längeren Zeitraum Beweise gegen die Hinterleute sammeln.

Im Verlauf der Ermittlungen stellte sich heraus, daß das Cali-Kartell in Kolumbien Stützpunkte für den Kokainhandel in Mailand, Amsterdam und Prag aufgebaut hatte.

Kaum waren die Grenzen Polens und der Tschechei geöffnet, ließ das Kokain- Kartell auf dem Seeweg in Holzpaletten versteckt Hunderte von Kilogramm Kokain zum polnischen Hafen Gdynia verschiffen. Von dort aus wurden mehr als 500 solcher mit Kokain gefüllter Holzpaletten, die eine Prager Scheinfirma aus Südamerika importiert hatte, nach Frankfurt weitergeleitet.

Hier war nach Erkenntnissen der Ermittler von einem Kolumbianer und den beiden Italienern, die jetzt in Untersuchungshaft sitzen, eine Scheinfirma gegründet worden, die bei der Prager Firma offiziell diese mit Kokain gefüllten Paletten bestellten. Staatsanwalt Horst Kraushaar am Dienstag: "Frankfurt war die Drehscheibe des Kokainhandels."

Ein großer Teil ging weiter in die Niederlande, zum Teil war es für das Rhein- Main-Gebiet bestimmt.

Die Erlöse aus diesen Kokaingeschäften mußten "gewaschen" werden. Zentrale Figur war nach den Worten von Capitano Alberto de Carolis von der Zollfahndung in Mailand, der am Dienstag bei der Pressekonferenz der hessischen Ermittlungsbehörden anwesend war, ein Antiquitätenhändler aus der norditalienischen Metropole; er übernahm eine Schlüsselrolle bei der Geldwäsche. Über Mittelsmänner, weit verzweigte Scheinfirmen und ausländische Konten in der Schweiz flossen die Gelder in die USA, nach Südamerika, in die Türkei und auch nach Italien.

Mit einem Teil der Drogengelder kauften die Dealer in Fulda und in Stuttgart Luxusautos. Sie sollten im Dezember nach Kolumbien zu den Auftraggebern gebracht werden. Die in Mörfelden-Walldorf abgestellten Wagen wurden von der Polizei beschlagnahmt.

Die Täter verfügten laut Kraushaar auch über Scanner, um den Polizeifunk abzuhören. In Bayern, am Tegernsee, hatten sie einen inzwischen festgenommenen Polizeibeamten angeheuert, der für sie den Polizeicomputer abfragte, was gerade gegen sie unternommen werde.

Pfeiffer fehlt vor Gericht Kronzeuge in der Barschel-Affäre legt Attest vom Arzt vor

pl KIEL, 9. März. Der Auftritt des einstigen Kronzeugen in der Barschel-Affäre, Reiner Pfeiffer, vor dem Kieler Landgericht ist am Dienstag ausgefallen. Pfeiffer, der im Prozeß gegen den früheren stellvertretenden schleswig-holsteinischen Regierungssprecher Herwig Ahrendsen als Zeuge aussagen sollte, hatte dem Gericht ein Attest vorgelegt, das ihm eine "depressive Neurose" bescheinigte. Das Gericht vertagte sich daraufhin auf den kommenden Freitag und ordnete eine amtsärztliche Untersuchung Pfeiffers an. Allerdings wird der wichtigste Zeuge des Prozesses auch am Freitag nicht erscheinen, da die ärztliche Untersuchung noch andauert.

Ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen eines möglichen Meineids war in der Zwischenzeit von der Kieler Staatsanwaltschaft eingestellt worden.

Kiels Sozialminister Günther Jansen (SPD) und seine Frau gaben eine eidesstattliche Versicherung ab. Demnach haben sie Pfeiffer in der Zeit von Ende 1988 bis Anfang 1990 aus ihrem Privatvermögen zweimal etwa 20 000 Mark geschenkt. Das Geld hätten sie seit dem Frühjahr 1988 "in unterschiedlichen Scheinen" gesammelt.

Jansen selbst habe die Scheine dann, "ohne nachzuzählen, lose in den für Herrn Pfeiffer bestimmten Umschlag gesteckt". Nach seiner Kenntnis habe Pfeiffer "zu keinem Zeitpunkt irgendwelche Gelder oder sonstige finanzielle Zuwendungen aus der Kasse der SPD gefordert oder erhalten", heißt es in der eidesstattlichen Versicherung Jansens. Er habe ebenfalls kein Geld aus der Kasse der Gesellschaft für Politik und Bildung Schleswig-Holstein e. V., deren stellvertretender Vorsitzender Jansen ist, erhalten.

Das Ehepaar Jansen reagierte damit auf eine Ankündigung der Hamburger Illustrierten stern. Das Blatt will in seiner nächsten Ausgabe berichten, eine frühere Freundin Pfeiffers habe eidesstattlich versichert, bei dem Geld habe es sich um Hunderter, möglicherweise auch Fünfziger gehandelt, die noch mit einer Banderole der Bank versehen gewesen seien.

Handball am Mittwoch

BEZIRKSLIGA FRANKFURT, Frauen: FT Dörnigheim - Frankfurter TG (20 Uhr, Maintalhalle).

FREUNDSCHAFTSSPIEL: TV Flörsheim - Studentenauswahl Japan (19 Uhr, Graf-Stauffenberg-Halle).Ortsumgehung: Morgen wird weiter erörtert

SELIGENSTADT. Das Regierungspräsidium (RP) in Darmstadt wird sich am morgigen Donnerstag, 11. März, 9 Uhr, im großen Saal des Rathauses weiter mit Einsprüchen zur Seligenstädter Umgehungsstraße beschäftigen. Die Umweltverbände kommen zu Wort. Der erste Termin in November war wegen Verfahrensmängel abgebrochen worden. fin

Musikverein macht eine öffentliche Probe

DREIEICH. Der Musikverein 1919 Offenthal lädt für Samstag, 13. März, 14 Uhr, zu einer öffentlichen Probe seines Orchesters ein. Musikfreunde - der Verein denkt besonders an Kinder und ihre Eltern - können in der Mehrzweckhalle Offenthal dabei sein.

Damit will ihnen der Verein Gelegenheit geben, die Probenarbeit der Orchestergruppen zu beobachten und das Unterrichtsangebot des Vereins kennenzulernen. Es gilt für folgende Instrumente: Trompete, Flügelhorn, Posaune, Klarinette, Saxophon und Querflöte. In anderen Sparten arbeitet der Verein mit der Musikschule Dreieich zusammen. dac

Kripo sucht Taxifahrer Wer fuhr 50jährigen Mann zur Gaststätte "Stadt Rosbach"?

ROSBACH/WETTERAUKREIS. Die Friedberger Kriminalpolizei sucht nach einem Taxifahrer, der am Mittwoch, 3. März, einen vermutlich aus Bosnien stammenden, etwa 50 Jahren alten, 1,85 Meter großen Mann mit kräftiger Figur, dunklem, glattem und kurzem Haar (Scheitel links), rundem Gesicht und dikken Augenbrauen zwischen 14 und 15 Uhr zur Rodheimer Gaststätte "Stadt Rosbach" gefahren hat.

Der Fahrgast, mit dunklem Anzug und Mantel bekleidet, wird in Zusammenhang mit einem Betrugsdelikt gesucht, bei dem eine Rodheimerin am selben Tag um 10 000 Mark geprellt wurde. Der Mann trug einen Goldring mit Stein sowie eine kleine Armbanduhr mit schwarzem Lederarmband. Die Kripo bittet den Taxifahrer, als Zeuge auszusagen, wo der Verdächtige abgeholt wurde beziehungsweise zustieg. Zeitweise habe er sich in Begleitung eines anderen Mannes befunden. Dabei soll es sich um einen etwa 45jährigen US-Amerikaner oder Engländer handeln, der 1,93 Meter groß und schlank ist, rote Gesichtsfarbe und dunkelblondes, kurzes, glattes Haar hat. Hinweise werden unter Telefon 0 60 31 / 60 10 erbeten. mu

Mehrere Bauanträge und Bauvoranfragen

SCHÖNECK. Der Bauausschuß der Schönecker Gemeindevertretung tagt am heutigen Mittwoch ab 20 Uhr im Sitzungszimmer des Kilianstädter Rathauses. Es sollen dabei mehrere Bauanträge und Bauvoranfragen von Privatleuten bearbeitet werden.

Unter anderem wird in einer Voranfrage eine grundsätzliche Billigung für den Bau eines Doppelhauses anstelle der bisherigen Gebäude auf dem Grundstück Kirchplatz 2 sowie den Abbruch der rückwärtigen Scheune erbeten. Ul

Fotografien "aus Liebe

zur Bergwinkelstadt"

SCHLÜCHTERN. Anläßlich der 1000- Jahr-Feier zeigt Schlüchterns Heimatmuseum eine Werkschau des Frankfurter Fotografen Karl Geist. Mit der Ausstellung will die Stadt an den 1982 verstorbenen "Poeten der Fotokunst" erinnern, der von 1945 bis 1954 im Bergwinkel lebte und arbeitete. Sie wird am Samstag, 13. März, im Museum im ehemaligen Lauter'schen Schlößchen eröffnet.

Aus Sicht von Heidrun Kruse, Organi- satorin der Feierlichkeiten drücken die Schwarzweiß-Fotografien von Geist "die Liebe aus, die er für die Bergwinkelstadt hegte". Friedvoll wirkten die Menschen auf seinen Aufnahmen, eins mit der Natur. "Sie sind ein Ausdruck der Geborgenheit, die der Fotograf nach seiner Gefangenschaft während des Nationalsozialismus und schweren persönlichen Schicksalsschlägen empfunden haben muß."

Die Ausstellung ist bis zum 20. Mai während der Öffnungszeiten des Heimatmuseums zu sehen. tja

Firmen-Einbruch

WEILBACH. Die Wochenendruhe in einer Weilbacher Firma haben Einbrecher genutzt. Sie drangen in das Gebäude ein, brachen Spinde und einen Zigarettenautomaten auf.

Der Versuch, Stahltüren aufzuhebeln, gelang nicht. Der Schaden beträgt laut Polizei 6000 Mark. dia

Jugendfreizeit: Per Fahrrad in die Bretagne

MAINTAL. Wilde Felsküsten mit Steilkaps und Sandbuchten, gemütliche Fischerorte, Heiden und Wälder oder Wallfahrtsorte - all diese Ziele in der Bretagne werden 25 Jungen und Mädchen im Sommer mit dem Fahrrad ansteuern.

An der Freizeit vom 23. Juli bis 8. August können junge Menschen im Alter zwischen 13 und 17 Jahren teilnehmen. Ein moderner Reisebus bringt die Radler in die Gegend von Redon und holt sie nach der Tour von Campingplatz zu Campingplatz in der Nähe von Douarnenez wieder ab. Transport, Unterkunft und Vollverpflegung, samt Reisegepäckversicherung und verschiedene Aktionen kosten 700 Mark. Vor der schriftlichen Anmeldung, die bis 1. Juni möglich ist, sollen sich die Interessenten mit dem Leiter der Freizeit in Verbindung setzen.

Den Kontakt vermittelt Anne Espelage- Dehnen im evangelischen Jugendzentrum in der Hermann-Löns-Straße 2 a, 6457 Maintal 1, Rufnummer 0 61 81 / 4 62 39. jur

Freie Ausbildungsplätze in der Altenpflege

Am 1. April startet das Berufsfortbildungswerk des DGB in Zusammenarbeit mit der Arbeiterwohlfahrt Frankfurt einen neuen Lehrgang für Altenpflege. Die Ausbildung dauert zwei Jahre und endet mit der staatlichen Anerkennung als Altenpfleger bzw. Altenpflegerin. Einige Plätze sind noch frei.

Bewerbungen nimmt das Berufsfortbildungswerk des DGB in der Gutleutstraße 169-171 entgegen. Telefonische Anfragen werden unter der Rufnummer 23 50 91 / 92 von Montag bis Freitag in der Zeit von 9 bis 15 Uhr beantwortet. skb

Gewaltig Waldemar Wild mit Liedern

Daß ein Opernsänger sich auch dem Liedgesang zuwendet, ist nichts Ungewöhnliches. Aber Außergewöhnliches verlangte jetzt Waldemar Wild bei einem Liederabend in der Alten Oper von sich. Er war und blieb ein Opernsänger, wie der zweite, mit sehr schön gesungenen Arien bestrittene Teil des Abends bewies. Daß der als Baß-Bariton firmierende Wild eher einen Baß als einen Bariton darstellt, bewies wiederum sein Umgang mit höheren Tönen.

Schon von Auftreten und Statur her zeigte sich Wild als Opernheld; auch seine Stimme erschien passend für eine Rolle in der "Gräfin Mariza" oder im "Freischütz". Tatsächlich spielte der an der Kirchenmusikschule ausgebildete Wild den Tierbändiger in Alban Bergs Oper "Lulu" an der Wiener Staatsoper. So war er gut beraten, aus dem "klassischen" Liedrepertoire der Komponisten Schubert, Schumann, Brahms, Richard Strauss und Hugo Wolf eine ganze Reihe von den Liedern zu singen, die gehörig Effekt abverlangen, manchmal auch einen buffonesken oder aber ironischen Einschlag und vor allem Stimmgewalt. Die volltönenden Szenen gelangen besonders, im piano hingegen erschien die Stimme oft rauh und indisponiert. Texte erschienen sehr überzeugend durch Inbrunst und Pathos. Nur klang auf diese Weise der "Erlkönig" eher wie eine schaurige Moritat als ein Kunstlied.

Die ansonsten hauptsächlich als Repetitorin arbeitende Begleiterin am Klavier, Reinhild Mees, blieb durchweg eine ideale Besetzung. S. O.

Ergebnis-Telegramm

EISHOCKEY ZWEITE BUNDESLIGA, Play-off-Halbfinale (best of five) 3. Spiel: Augsburger EV - ES Weisswasser 8:2 (3:0, 2:1, 3:1); Play-off-Stand: 2:1. - SB Rosenheim - EHC Nürnberg 3:1 (0:0, 1:1, 2:0); Play-off-Stand: 3:0, damit Rosenheim im Finale.EISKUNSTLAUF WELTMEISTERSCHFATEN in Prag, Eistanz, Stand nach den Pflichttänzen: 1. Usow/ Schulin 0,4 Punkte, 2. Gitschuk/Platow (alle Rußland) 0,8, 3. Rahkamo/Kokko (Finnland) und Krylowa/Fedorow (Rußland) je 1,4, 5. Caligari/Camerlengo (Italien) 2,0, 6. Moniotte/Lavanchy (Frankreich) 2,4, 7. Romanowa/Jaroschenko (Ukraine) 2,8, . . . 12. Goolsbee/Schamberger (Essen) 4,8. FUSSBALL JUNIOREN-WM U 20 in Australien, Vorrunde, Gruppe B, in Brisbane: Deutschland - Ghana 2:2 (1:1), Portugal - Uruquay. 1:2 (1:1).

Die nächsten Spiele am Donnerstag: Deutschland - Uruguay, Portugal - Ghana.

Gruppe C in Melbourne: England - USA 1:0 (0:0), Südkorea - Türkei 1:1 (0:0)

Gruppe D in Adelaide: Norwegen - Saudi- Arabien 0:0, Mexiko - Brasilien 1:2 (0:1).

JUNIOREN-EM U 21, Qualifikation, Gruppe 3: Irland - Deutschland 0:1 (0:0).

ITALIEN, Pokal, Halbfinale, Hinspiel: AC Turin - Juventus Turin 1:1 (0:0) HANDBALL WELTMEISTERSCHAFT in Schweden, 1. Spieltag, Gruppe C in Göteborg: Schweden - Island 21:16 (9:9), Ungarn - USA 33:18 (16:8). RADSPORT FERNFAHRT Paris-Nizza, dritte Etappe, Mannschafts-Zeitfahren über 33 km in Roanne: 1. Once/Spanien 36:16 Minuten, 2. Gan/Frankreich 0:15 Minuten zurück, 3. Castorama/Frankreich (Trumheller) 1:02, 4. WordPerfect/Niederlande 1:05, 5. Clas/Spanien 1:08, . . . 8. Motorola/ USA (Hundertmarck) 1:18, . . . 13. Telekom/ Bonn (Ludwig/Audehm/Gröne/Aldag) 2:02.

Gesamtwertung: 1. Zülle (Schweiz) 6:48:24 Stunden, 2. Breukink (Niederlande) 0:01 Minuten zurück, 3. Hodge (Australien) 0:11, 4. Jalabert (Frankreich) 0:12, 5. Zabala (Spanien) 0:13, 6. Moreau (Frankreich) 0:16, . . . 46. Trumheller (Donaueschingen) 1:48, . . . 73. Hundertmarck (Kelsterbach) 2:18. SKI NORDISCH WELTCUP in Lillehammer, 5 km der Frauen (klassisch): 1. Dybendahl (Norwegen) 15:14,8 Minuten, 2. Jegorowa (Rußland) 15:32,3, 3. Di Centa (Italien) 15:33,1, 4. Moen (Norwegen) 15:35,1, 5. Wjalbe (Rußland) 15:36,4, 6. Belmondo (Italien) 15:37,9, 7. Kirvesniemi (Finnland) 15:38,2, 8. Nybraaten (Norwegen) 15:40,6, 9. Neumannova (Tschechische Republik) 15:43,1, 10. Paruzzi (Italien) 15:47,9, 11. Balazova (Slowakei) 15:51,2, 12. Pyyckönen (Finnland) 15:53,8, 13. Nageikina (Rußland) 15:54,1, 14. Westin (Schweden) 16:02,3, 15. Sinkewitsch (Weißrußland) 16:03,4.

Stand im Gesamt-Weltcup: 1. Jegorowa 650 Punkte, 2. Wjalbe 645, 3. Belmondo 511.

Nordische Kombination, Teamwettkampf: 1. Japan (Kono/Abe/Ogiwara) 642,7 Punkte beim Springen/1:24:32,0 Stunden Laufzeit, 2. Norwegen (Apeland/Lundberg/Elden) 590,1/1:30,0 Minuten zurück, 3. Italien (Pinzani/Cecon/Longo) 573,1/7:24, 4. Schweiz 556,4/9:18,7, 5. Tschechische Republik 530,2/10:38,2, 6. Österreich 551,6/11:01,3, . . . 9. Deutschland (Braun, Baiersbronn/Pohl, Schonach/Schwaar, Klingenthal) 554,0/17:06,5. TENNIS GRAND-PRIX-TURNIER in Saragossa, Männer, Einzel, 1. Runde: Jarryd (Schweden) - Riglewski (Neuss) 6:1, 6:7 (4:7), 7:5, Zoecke (Berlin) - Schaller (Österreich) 7:5, 7:5, Saceanu (Neuss) - Pridham (Kanada) 7:6 (8:6), 7:5.

Liesel Christ literarisch

NIDDA. Hessische Mundart ertönt bei der nächsten Folge von "Nidda literarisch" am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus. Liesel Christ rezitiert Texte von Catharina Elisabeth Goethe in Frankfurter Mundart. Mit der Lesung der großen Dame des hessischen Volksschauspiels endet die erste Serie der städtischen Veranstaltungsreihe.

Christ stellt mit der "Frau Rath" eine berühmte Bürgerin ihrer Heimatstadt vor. In ihren Briefen an den geliebten Sohn Johann Wolfgang, der längst Minister am Weimarer Musenhof ist, scheint die lebenskundige Frau auf. Ganz "wie ihr der Schnabel gewachsen ist", schildert sie Begebenheiten aus Frankfurt, ihre Stimmungen und Befindlichkeiten.

Die Lesung der Briefe von Goethes Mutter will der Veranstalter auch als Beitrag zu dem "immer aktuellen Thema: Verhältnis zwischen Müttern und Söhnen" verstanden wissen.

Karten für diese Veranstaltung werden zum Preis von sechs (ermäßigt vier) Mark im Rathaus Nidda, wochentags von 8 bis 16 Uhr, und im Solebewegungsbad Bad Salzhausen angeboten. mk

FDP flog aus drei Ortsbeiräten Die Wahlergebnisse aus den einzelnen Stadtteilparlamenten

VORDERTAUNUS. In Oberursel, Königstein und Kronberg wurden am Sonntag auch die Vertreter für die Ortsbeiräte gewählt.

Oberursel. Im Ortsbeirat Weißkirchen verlor die SPD einen Sitz und stellt jetzt nur noch zwei Vertreter, die CDU verlor ebenfalls einen und hat jetzt noch drei Sitze. Die Grünen blieben bei einem Sitz. Zulegen konnte die OBG (zwei statt einem Sitz), die FDP ist nicht mehr im Stadtteilparlament dabei.

In Stierstadt legte die CDU um einen auf vier Sitze zu, dafür ist die OBG nicht mehr im Ortsbeirat vertreten. Die SPD hielt sich bei drei, FDP und Grüne bei je einem Sitz.

In Oberstedten mußte die SPD einen Sitz an die CDU abgeben. Die CDU ist jetzt mit vier Sitzen stärkste Fraktion, die SPD hat nur noch zwei statt vorher drei Vertreter. Grüne, FDP und OBG hielten sich bei je einem Sitz.

Königstein. Hier mußte die SPD wie im Stadtparlament Verluste hinnehmen, die ALK legte überall stark zu. Im Ortsbeirat Falkenstein gab die SPD einen Sitz an die ALK ab und hat jetzt nur noch einen Sitz. Die ALK verbesserte sich von einem auf zwei Sitze. Die CDU hielt sich bei fünf Sitzen, die FDP bei einem.

In Mammolshain haben SPD und ALK jetzt eine Mehrheit. Die SPD verbesserte sich hier von zwei auf drei Sitze, die CDU büßte einen ein und stellt jetzt nur noch vier Vertreter. Die ALK legte auch hier von einem auf zwei Sitze zu, die FDP ging leer aus.

In Schneidhain nahm die ALK der CDU einen Sitz ab und hat jetzt mit der SPD eine Mehrheit. Die SPD blieb bei zwei Sitzen, die CDU hat jetzt nur noch drei statt vorher vier, die FDP hielt sich bei einem und die ALK verbesserte sich

Kronberg. Im Ortsbeirat Kronberg ist alles beim alten geblieben: CDU (vier Sitze) und FDP (ein Sitz) behalten die Mehrheit, die SPD hielt sich bei zwei Sitzen, Grüne und UBG je bei einem.

In Oberhöchstadt gewann die SPD einen Sitz hinzu, dafür ist die FDP nicht mehr im Ortsbeirat vertreten. Die SPD hat jetzt drei statt bisher zwei Sitze, die CDU bleibt bei drei Sitzen, die Grünen bei einem und die UBG bei ihren zwei Sitzen.

In Schönberg errang die CDU die absolute Mehrheit: Sie stellt jetzt fünf statt vier Vertreter. Die SPD verlor ebenso wie die UBG einen Sitz, beide haben jetzt nur noch einen, die FDP hielt ihren einen Sitz. Erstmals sind die Grünen mit einem Vertreter dabei.

Viele Arbeitslose und wenig offene Stellen

WESTKREIS OFFENBACH. Nach dem kräftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar stagnieren die Zahlen. Ende Februar registrierte das Arbeitsamt Langen 970 arbeitslose Männer (elf mehr als im Januar) und 847 Frauen (plus zehn) in Langen, Dreieich und Egelsbach. Damit beträgt die Quote 4,9 Prozent, im Januar lag sie bei 4,8 Prozent.

Ein Vergleich zum Februar 1992 zeigt, daß sich die Arbeitslosigkeit auf einem deutlich höheren Niveau befindet. Vor einem Jahr lag die Quote bei 3,9 Prozent. Damals gab es 367 Arbeitslose weniger.

Im Laufe des vergangenen Monats meldeten sich 289 Männer und Frauen neu arbeitslos. Für Teilzeitbeschäftigungen ist der Markt laut Arbeitsamt unverändert schwierig. Solche Stellen suchten 279 Arbeitslose.

Insgesamt ist der Bedarf an Arbeitskräften nach den Beobachtungen der Behörde weiterhin rückläufig. Sie vermittelte im Februar 85 Personen. Am Monatsende waren 342 offene Stellen gemeldet, neun weniger als im Januar.

In der Metall- und Elektroindustrie werden laut Arbeitsamt derzeit kaum Leute gebraucht. Besser sehe es im Handwerk, im Handel und im Dienstleistungsgewerbe aus. Kaufleute und Bürofachkräfte mit Spezialkenntnissen und Berufserfahrung hätten guten Vermittlungschancen. dac

Kurz gefragt: OB Exner Legitimation durch den Wähler

WIESBADEN. Oberbürgermeister Achim Exner liefert mit einem ungewöhnlichen Vorschlag Gesprächsstoff: Der Sozialdemokrat empfiehlt den Fraktionen im Parlament, ihn abzuwählen, so den Weg für eine Direktwahl des Oberbürgermeisters freizumachen. Exner, bislang entschiedener Kritiker der Urwahl, gehörte dann zu den ersten Rathauschefs in Hessen, die sich dem Bürgervotum stellen. Den OB befragte FR-Redakteurin Margit Fehlinger.

FR: Sie galten bislang als Kritker der Urwahl-Regelung, weil die nicht mit einer Stärkung der Oberbürgermeister-Stellung in Parlament und Magistrat einhergeht. Spielen Ihre Bedenken nun keine Rolle mehr?

Exner: Die Bedenken bestehen nach wie vor. Allerdings hat der Hessische Städtetag, den ich seinerzeit bei der Anhörung im Hessischen Landtag vertreten hatte, durchgesetzt, daß der direkt gewählte Oberbürgermeister Arbeitsgebiete, die zum Kernbereich der Gemeindeverwaltung gehören, sich vorbehalten kann, und daß der Oberbürgermeister eine von der Auffassung des Magistrats abweichende Meinung öffentlich vertreten darf. Nach der derzeit gültigen Gemeindeordnung bin ich von der Verteilung der Geschäfte im Magistrat auch im Kernbereich nicht frei und bin verpflichtet, auch Beschlüsse des Magistrats, die ich nicht für richtig halte, öffentlich zu vertreten. Das halte ich für einen Zustand, der mit meiner Auffassung von der Rolle des Oberbürgermeisters im Magistrat nicht in Übereinstimmung steht. Außerdem würde ich in der konkreten politischen Situation, die dadurch gekennzeichnet ist, daß die Bildung regierungsfähiger Mehrheiten sich äußerst schwierig gestaltet, eine höhere Legitimation haben, diesen Gestaltungsprozeß zu beeinflussen. Schließlich trage ich als Spitzenkandidat auch die Verantwortung für das Wahlergebnis, daß zwar die SPD deutlich erkennbar die stärkste Kraft sein läßt, aber auch ein Maß an Stimmverlusten erlitten hat und das nicht nur externe Gründe hat. Hier würde ich gerne den Wählern und den Wählerinnen Gelegenheit geben, auch in der Personalfrage eine eindeutige Antwort zu geben.

FR: Auch wenn Sie sich der Direktwahl stellen, ändern Sie damit nicht die politischen Verhältnisse im Rathaus. Anders formuliert: Ob Sie im Amt bleiben oder sich von den Bürgern zusätzlich legitimieren lassen - die Schwierigkeiten der Meinungsfindung bleiben dieselben. Warum also dieses Prozedere?

Exner: Wenn sich keine Mehrheit für eine Abwahl findet, wäre das auch eine Antwort der Fraktionen auf die Bewertung meiner bisherigen Arbeit. Persönlich würde ich mir aber eine höhere Legitimation durch den Wähler und die Wählerinnen wünschen, weil es erleichtert, zukünftiges Handeln zu rechtfertigen.

FR: In ersten Stellungnahmen waren CDU und FDP von Ihrem Vorschlag nicht angetan. Wird Ihnen bei der Vorstellung nicht mulmig, daß die Republikaner Ihre Abwahl beantragen könnten?

Exner: Ich habe grundsätzlich vorgeschlagen, Beschlüsse, die nur mit den Republikanern eine Mehrheit finden, nicht zu fassen. Und das gilt auch für Personalfragen.

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Die Quittung kommt

Nun hat es also doch die Rheinhausener Stahlkocher getroffen, die vor fünf Jahren nach einem beispiellosen Arbeitskampf wenigstens einen Hochofen und damit rund 2000 Arbeitsplätze retteten. Da werden alle Aufrufe zum Kampf und Streit und Streik nichts mehr helfen: Die Zahlen sprachen in den Augen der Veranwortlichen bei Hoesch und Krupp für Dortmund und gegen Duisburg. Rund 100 Millionen Mark - wahrhaftig kein Pappenstil - wäre die Stillegung der drei Hochöfen in Dortmund teurer geworden als das "Aus" für Rheinhausen.

Ruhe wird mit dieser Entscheidung in der deutschen Stahlindustrie dennoch nicht einkehren. Zu groß sind die Überkapazitäten der gegen und nebeneinander wurstelnden deutschen Stahlkonzerne überall in der Republik. Auch bei Thyssen, auch bei der Eko in Eisenhüttenstadt und selbst in Dortmund wird es auch nach der Entscheidung gegen Rhein- hausen weiteren Arbeitsplatzabbau geben. Und die Politiker schauen hilflos zu in dieser unseren sozialen Marktwirtschaft.

Ministerpräsident Rau und die ganze Landesregierung wurden am Dienstag von der Meldung aus Bochum kalt erwischt. Die Konzernherren hatten es nicht einmal für nötig empfunden, die im Land verantwortlichen Politiker mit einem einfachen Griff zum Telefon vorher zu informieren. Die Politiker und nicht die miserabel managenden Stahlbosse an Rhein und Ruhr werden die Quittung der Arbeiter erhalten, von denen jetzt viele nicht wissen, wie sie ihre Familien über Wasser halten sollen. Und nach der nächsten Wahl wundern sich wieder viele, warum die Arbeiter rechts oder gar nicht wählen. vs (Düsseldorf)

Gegenreligion Josef Winkler über Jean Genet

SPD spricht von Insel im Main-Kinzig-Kreis Wenig Veränderung nach der Kommunalwahl in Rodenbach / Hohe Zahl von Nichtwählern

RODENBACH. In der Gemeinde Rodenbach war die Welt auch nach dem Wahlabend noch in Ordnung. Zumindest für die SPD, die keine verheerende Niederlage wie in so vielen anderen Kommunen erlitten hat. Bürgermeister Karlheinz Seikel regiert auch nach dem 7. März uneingeschränkt mit einer absoluten SPD-Mehrheit von 61,7 Prozent. Der leichte Rückgang von 1,6 Prozent der Stimmen ließ sich leicht verschmerzen, da es bei der Verteilung von 23 Sitzen für die Genossen blieb.

Auch bei der CDU und der FDP gab es keine gravierenden Veränderungen. Nach wie vor hat die CDU elf Sitze und die FDP drei Sitze in der Gemeindevertretung.

Beide Oppositionsparteien legten jedoch leicht zu. Die CDU erhielt 1,3 Prozent mehr Stimmen (29,7 %) und die FDP steigerte sich um 0,4 auf 8,6 Prozent.

Die SPD-Fraktionschefin Ursula Weingärtner spricht angesichts der stabilen politischen Verhältnisse in Rodenbach von einer "Insel im Main-Kinzig-Kreis". Der "Seikel-Bonus" und die solide wirtschaftliche Politik des Bürgermeisters hätten den Absturz der SPD verhindert. Dennoch ist sie über die hohe Zahl der Nichtwähler (28,9 %) und den Anteil von 12,9 Prozent, die auf Kreisebende den Republikanern ihre Stimme gaben, beunruhigt.

Die Unzufriedenheit der Wähler drückt sich auch in den Prozentzahlen für die Kreis-SPD und CDU aus. Beide Parteien haben verloren. Die SPD 6,8 Prozent (41,2 %) und die CDU 4,2 Prozent (26,2 %). Zugeleget haben nur die Grünen mit zwei Prozent auf 11,1.

In der hohen Zahl an rechten Stimmen sieht Ursula Weingärtner nicht nur Protest-, sondern auch Gesinnungswähler. Gemeinsam mit den Fraktionen von CDU und FDP wolle man der Entwicklung entgegensteuern, um ein Antreten der Republikaner möglicherweise zur nächsten Wahl in Rodenbach selbst zu verhindern. "Wir müssen sensibel damit umgehen", sagt Weingärtner.

Eine schnellere Umsetzung, eine effektivere und klarere Kommunalpolitik sieht der CDU-Chef Ewald Peter als Möglichkeit, den Zulauf zu den Republikanern zu stoppen. Es müsse ihnen unmöglich gemacht werden, mit einem einzigen Thema wie der Asylpolitik Stimmung zu machen. Peter, der sich für seine Partei vergeblich einen weiteren Platz im Parlament erhofft hatte, sieht in den 12,9 Prozent vor allem Protestwähler.

Bürgermeister Seikel erfuhr vom Wahlausgang an seinem Urlaubsort. Dorthin war er, wohl siegesgewiß, schon vor dem Wahltermin entschwunden. alu

Dem Kinderchor wurde eine weitere "Gnadenfrist" eingeräumt

MAINTAL. Eine weitere "Gnadenfrist" räumten die Mitglieder des Volkschor 1860 Dörnigheim dem Kinderchor bei seiner Jahreshauptversammlung ein. Der Trend im Vorjahr hat sich fortgesetzt. Mit durchschnittlich 15 Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis 14 Jahren waren die Proben sogar noch schlechter besucht. Deshalb beschlossen die Sänger einen "Wiederbelebungsversuch" in Form von Plakatwerbung. Der Nachwuchs trifft sich donnerstags ab 17.30 Uhr im ev. Gemeindezentrum in der Berliner Straße.

Weitere gravierende Probleme stellte der Verein zwar nicht fest. Doch die Unterzahl der Männerstimmen sei nach wie vor ein Handicap, bedauerten die Anwesenden. Der Erwachsenenchor trifft sich am selben Ort donnerstags ab 20 Uhr. Auch männliche Mitstreiter im Jugendchor (Probezeit: donnerstags ab 19 Uhr) werden zunehmend rarer.

In diesem Jahr wollen die Sänger vom 25.- 29. Aug. ihren "Bruderchor" im ungarischen Esztergom besuchen. Des weiteren planen sie Aktivitäten anläßlich des 1200jährigen Jubiläums von Dörnigheim. Wer mit dem Volkschor Kontakt aufnehmen möchte, kann sich an den Vorsitzenden Alfred Huf, Tel. 49 33 75, wenden. jur

Nach versuchtem Autodiebstahl gefaßt

ESCHBORN. Die Tour vermasselt hat ein Eschborner drei jungen Männern, die den Wagen seines Sohnes stehlen wollten. Die Männer versuchten gerade, die Zündung kurzuschließen, als er sie in der Unterortstraße überraschte. Das Trio floh, wurde aufgrund der Täterbeschreibung aber noch am Montagabend von der Polizei in Eschborn gefaßt.

Die 20- bis 23jährigen waren für die Beamten keine Unbekannten, sie sind bereits wegen früherer Eigentumsdelikte aktenkundig. dia

Trickdiebe brachten Rentnerin um 1900 Mark

NEU-ISENBURG. Mit einem simplen, aber offenbar wirkungsvollen Trick haben zwei Unbekannte einer 86jährigen Frau 1900 Mark gestohlen. Laut Polizei klingelten die Männer an der Wohnungstür der Rentnerin und gaben vor, als Mitarbeiter eines "Sicherheitsdienstes" den "Türspion" untersuchen zu wollen.

Sie schraubten an dem Guckloch herum und verlangten als Lohn dafür 64 Mark. Daraufhin suchte die Frau in verschiedenen Taschen nach Geld. Als die Männer gesehen hatten, wo die 86jährige ihr Erspartes aufbewahrte, lenkten sie ihr Opfer ab. Die Rentnerin stellte den Schaden erst Stunden später fest. leo

Jelzins Demontage

Von Karl Grobe

Die Geschichte wiederholt sich nicht; sie parodiert sich. Die Demontage - teils auch Selbstdemontage - zweier Präsidenten mit Amtssitz im Moskauer Kreml gibt reichliches Anschauungsmaterial dafür her; der Marxsche Satz von der historischen Wiederkehr der Tragödie als Farce wird da nicht gestützt. Die Parodie nämlich bietet wenig Anlaß, befreit aufzulachen. Der Fall ist zu ernst.

Auf den ersten Blick ähnelt der Untergang des Präsidenten Gorbatschow dem Scheitern des Präsidenten Jelzin. Beide haben sich nach großem Anlauf in die Machtlosigkeit taktiert; beide haben das Talent entwickelt, zum falschen Zeitpunkt die falschen Verbündeten zu falschen Kompromissen zu überreden; beide haben am Ende ihres politischen Weges den Blickkontakt zur gesellschaftlichen Wirklichkeit verloren und irrten umher, ohne Landkarte und Kompaß in unvertraut gewordenem Gelände.

Aber am Ende der Gorbatschow-Ära stand das furioso dilettantissimo eines Putschversuchs, dem es an Ziel, Entschlossenheit und schließlich sogar an Putschisten mangelte. Das alte Regime, das sich noch einmal mit Waffengewalt behaupten wollte, war nicht einmal dazu mehr in der Lage. Zwei neue Kräfte bewahrten den sowjetischen Karren davor, sofort wieder in die Sümpfe der breschnewistischen Tiefebene zu geraten: die Volksmacht, spontan und einig in der Abwehr der Putschisten; der Tribun Jelzin, handlungsstark und entschlossen, die Parteiherrschaft ein für allemal zu brechen. Michail Gorbatschow, der nicht verstand, daß diese beiden Kräfte einen ungestümen Geschichtsprozeß vorwärtspeitschten, sondern noch immer an einen kompromißlerischen Mittelweg glaubte, ging unter mitsamt seinen Gegnern.

Diesmal wird das Volk kaum einem der zweifelhaften Helden zu Hilfe eilen; denn das Volk von 1993 ist ein anderes als die Bevölkerung der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik, aber auch nicht mehr das Volk, das in jenen Augusttagen von 1991 entschlossen war, das Weiße Haus von Moskau zu verteidigen. Es hat sich zur Unkenntlichkeit verändert - wie sein Held von damals, Jelzin. Müde, hungrig, desillusioniert und richtungslos ist es. Die begeisternden Utopien, sogar die schmalen Hoffnungen auf ein bißchen Freiheit, ein bißchen Sicherheit, ein bißchen Leben unter menschenwürdigen Voraussetzungen sind ihm abhanden gekommen.

Wer ihm einzureden versucht, die Marktfreiheit der Mafia und der Korruption seien (zugegeben: häßliche) Vorboten des fröhlichen Kapitalismus und einer lebendigen Demokratie, zerstört sogar diese Hoffnung noch oder wird durchschaut. Diese letzte Desillusionierung stößt dann auch die Bürgerunion (eigentlich: Industriellen-Union) und andere Interessentenverbände in die Bedeutungslosigkeit. In diesem Zusammenhang relativieren sich mit den Machtansprüchen der Bürgerunion auch die Aspirationen anderer sogenannter Zentristen. Deshalb erwärmten sie sich für einen vielleicht doch noch einmal möglichen Kompromiß.

Der sieht nun so aus, daß der Präsident den Leiter der Zentralbank und den Verwalter des staatlichen Eigentums ins Kabinett aufnimmt - beide aber bleiben dem Parlament verantwortlich. Der Präsident darf bei öffentlichen Geldausgaben ein bißchen mitentscheiden, dafür kann das Parlament jeden seiner Erlasse außer Kraft setzen. Auf diese Advokatenlösung, ein russisches Roulette mit leerem Revolver, mußte man erst einmal kommen. Der Kompromiß wird halten, bis der erste Beteiligte das Konferenzzimmer verlassen hat. Länger nicht.

Das lehren alle bisherigen Versuche. Jelzin hat keine gewonnen geglaubte Position halten können und viele andere verloren. Der Meisterintrigant Ruslan Chasbulatow hat seine einschlägige Unglaubwürdigkeit jedesmal bewiesen. Im Dezember die Einigung: Präsident Jelzin mußte Regierungschef Gaidar fallenlassen, dafür werde es im April ein Referendum geben. Kaum war das gesagt, interessierte es wenigstens einen der Hohen Vertragschließenden nicht mehr. Chasbulatow hat Jelzin nun am Donnerstag selbst den hilflosen Wunsch noch abschlagen lassen, das Volk fragen zu dürfen: Wollt ihr ein Zweikammerparlament, einen Präsidenten, eine Gewaltenteilung sowie auch Grund und Boden für jeden? Die von Chasbulatow sorgfältig gelenkten Deputierten schmetterten das ab; Jelzin war um ein weiteres Stück demontiert.

Zur Führung eines riesigen Staates, der ihrer dringend bedarf, ist offenbar derzeit keine politische Kraft befähigt. Und kein Prätendent bietet seine Dienste und eine hinreichende Stärke an. Keine Volksvertretung gibt es, die Hoffnungen und Sehnsüchte auf sich vereinigen und in die verändernde, befreiende Tat umsetzen könnte, sondern einen buntschekkigen Haufen von Deputierten, die nicht viel mehr vertreten als sich selbst.

Steht für die Aufräumarbeiten nun das Militär bereit? Einige sowjettreue Berufsoffiziere möchten schon, wenn man sie riefe. Freilich, an Mannschaften wird es selbst ihnen wohl entscheidend fehlen. Das ist die einzig gute Nachricht. Vielleicht ist auch sie bald falsch.

Kommentar

Der Plan, einen neuen Schlachthof in Nieder-Eschbach zu bauen, wackelt. Mindestens zwei Gründe sprechen dafür, sich von ihm zu verabschieden: das katastrophale Wahlergebnis der SPD im Frankfurter Norden, das die Unzufriedenheit der Bürger mit dem Projekt signalisiert, und die Streichung der Mittel für die Verkehrserschließung, die zwingend notwendig wäre, um die mit einem Schlachthof verbundenen Belastungen in Grenzen zu halten.

Sicher wird es nicht leicht sein, aus der Sackgasse herauszukommen, in die der Magistrat hineingeschlittert ist. So richtig es war, den alten Standort am Mainufer für den Wohnungsbau zu reservieren, so falsch war es, die Kernfrage nicht ausreichend zu prüfen, ob Frankfurt überhaupt einen Schlachthof benötigt.

Schon vor zehn Jahren hatte der Städteplaner Albert Speer in einem Gutachten diese Frage aufgeworfen - eine Frage, die inzwischen eindeutig negativ zu beantworten ist. Aber das Vertragswerk der Stadt mit den privaten Betreibern erschien seinerzeit dem Magistrat so wasserdicht, daß ein Ausstieg erst gar nicht ernsthaft erwogen wurde, weil eine hohe Entschädigungssumme befürchtet wurde.

Ausstieg soll hier nicht mit Vertragsbruch gleichgesetzt werden.

Aber angesichts der sinkenden Schlachtzahlen müßte ein Kompromiß, Kein Schlachthof das heißt: ein Verzicht auf das Projekt, erreichbar sein. Nicht nur die drohende Pleite des Schlachthofes, sondern weitere politische Pleiten sind vorprogrammiert, wenn eine Investitionsruine gebaut würde.

HORST WOLF Auch wenn es ein ungewöhnlicher Schritt ist, seit die Politiker dazu übergegangen sind, ihre Fehler den Wählern anzulasten: der Rücktritt des FDP- Kreisvorstandes ist eine logische Konsequenz. Auch im vierten Anlauf hat die einstmals lebendigste, aufgeschlossenste und am wenigsten verkrustete Partei den Sprung zurück in den Römer nicht geschafft. Das hat gewiß nicht nur daran gelegen, daß der ehemals linksliberale Kreisverband längst ins konservative Lager gewechselt ist. Entscheidender war, daß die FDP in den letzten Jahren immer mehr als farb- und kontur- lose Kopie der CDU dahergekommen ist.

Das "eigene Profil", das künftig wieder schärfer gezeichnet weren soll, war vor lauter staatstragender Attitüde schon fast nicht mehr zu erkennen. Die untereinander eifersüchtelnde Führungsriege der Freidemokraten hat in den letzten zwölf Jahren zu sehr auf vermeintliche Trends der Wählermeinung geschielt, statt eigene, unverwechselbare Positionen zu erarbeiten. "Zurück in den Römer" hieß das unermüdlich und beschwörend formulierte Ziel, ohne daß der Weg dahin halbwegs konkret und überzeugendbeschrieben werden konnte. Zudem: nach Genschers Ohne Farbe und Kontur Abgang und Möllemanns Absturz, nach den tristen Darstellungen fast allerBonner Politiker gibt es keinen Bonn-Bonus mehr, von dem die Frankfurter FDP ungeachtet der jeweiligen Kleinwetterlage oft profitierte.

Nun könnte es natürlich sein, daß der am Montag geschlossen zurückgetretene Kreisvorstand nur auf die Absolution der Mitglieder für die Wahlniederlage aus ist, daß die alten Köpfe den"Neuanfang" am 19. April da beginnen wollen, wo sie am 7. März kläglich gescheitert sind. Das ist der Frankfurter FDP nicht zu wünschen.

CLAUS GELLERSEN

Baubeginn für Leitung

KARBEN. Ende April, so rechnet Bürgermeister Detlev Engel, wird mit dem Bau einer Wasserleitung zwischen dem Wasserwerk Petterweil und dem Hochbehält in der Rodheimer Harb begonnen. Aus Rodheim wird "weiches " Wasser in das Petterweiler Netz eingespeist werden können. hm

Auf einen Blick

Seite II NEU-ANSPACH. Nach der SPD- Schlappe: Herbert Jack zieht Bürgermeister-Kandidatur zurück, Arno Münker bleibt SPD-Vorsitzender.

GLASHÜTTEN. Ampel-Koalition von SPD, FDP und Grünen bahnt sich an. Seite III KRONBERG. Ministerin Heide Pfarr wirbt beim Frauentag für die gesellschaftliche Anerkennung ehrenamtlicher Frauenarbeit. Seite IV SPORT. Anspacher Badminton-Team verfehlt Aufstieg in die Zweite Bundesliga, legt aber Protest gegen die Wertung der beiden Spiele ein.

CDU-Senioren im Kurhaus

BAD VILBEL. Die Senioren Union der CDU trifft sich am Donnerstag, 11. März, um 15 Uhr im Kurhaus. Die Kriminalpolizei informiert über den Schutz vor Einbruch und Überfall.

Das Wetter

Wetterlage Das Hochdruckgebiet über Mitteleuropa bestimmt weiterhin unser Wetter, eingelagerte schwache Tiefausläufer gestalten das Wetter jedoch vorübergehend leicht unbeständig. Vorhersage bis Donnerstag früh Anfangs sonnig, im Tagesverlauf im Norden und Westen Bewölkungsaufzug, jedoch nur nach Osten hin gelegentlich etwas Regen. Höchsttemperaturen im Südosten um 3, sonst 6 bis 11 Grad.

Tiefsttemperaturen um null, im Süden und Südosten um -4, über Schnee auch darunter. Meist schwachwindig. Weitere Aussichten für Donnerstag Im Osten und Süden anfangs noch stark bewölkt und gelegentlich Regen, sonst von Norden her zunehmend sonnig. Wenig Temperaturänderungen. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

stark bewölkt 14 Amsterdam

leicht bewölkt 6 Athen

bedeckt 11 Barcelona

wolkig 12 Bordeaux

stark bewölkt 11 Bozen

wolkenlos 10 Brüssel

wolkenlos 6 Dublin

stark bewölkt 6 Helsinki

stark bewölkt 1 Innsbruck

wolkenlos 5 Istanbul

wolkig 5 Kairo

leicht bewölkt 23 Larnaka

Regenschauer 15 Las Palmas

wolkig 19 Lissabon

wolkig 14 London

leicht bewölkt 8 Madrid

wolkenlos 12 Malaga

leicht bewölkt 17 Mallorca

wolkig 14 Moskau

bedeckt 0 Neapel

leicht bewölkt 11 Nizza

leicht bewölkt 12 Oslo

wolkig 1 Paris

leicht bewölkt 8 Rom

leicht bewölkt 11 Stockholm

bedeckt 3 Tunis

bedeckt 11 Venedig

wolkenlos 9 Warschau

leicht bewölkt 1 Wien

wolkenlos 2 Zürich

wolkenlos 3

Deutschland Berlin

wolkenlos 4 Dresden

wolkenlos 3 Feldberg/Ts.

wolkenlos -1 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt -1 Frankfurt/M.

wolkenlos 5 Freiburg

leicht bewölkt 6 Garmisch

wolkenlos 1 Hamburg

leicht bewölkt 4 Köln

leicht bewölkt 6 Leipzig

wolkenlos 2 München

wolkenlos -1 Norderney

leicht bewölkt 5 Rostock

leicht bewölkt 5 Sylt

leicht bewölkt 3 Zugspitze

wolkenlos -7

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42

(Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.50 Uhr

Sonnenuntergang 18.22 Uhr

Mondaufgang 21.46 Uhr

Monduntergang 7.15 Uhr

Senioren-Tanz im Vilbeler Kurhaus

BAD VILBEL. Zu einer Tanzveranstaltung für Senioren lädt die Stadtverwaltung am Mittwoch, 24. März, um 14 Uhr in das Kurhaus ein. Es werden mehrere Seniorentanzgruppen erwartet, die zum Mitmachen einladen.

Es gibt Kaffee und Kuchen. Ein Zubringerbus ist eingerichtet. hm

Junge Leute machen Politik für Rödelheim

Erstmals in der Geschichte der Frankfurter Ortsbeiräte wird in einem der 16 Stadtteilparlamente eine Bürgerinitiative vertreten sein. Im Ortsbeirat 7 (Hausen, Industriehof, Praunheim, Rödelheim, Westhausen) hat die Bürgerliste "Die Rödelheimer" am Sonntag 10,9 Prozent aller Stimmen erhalten und stellt künftig zwei von 19 Mandatsträgern. In einem Wahllokal, in der Rödelheimer Cyriakusgemeinde, lagen "Die Rödelheimer" sogar vor den etablierten Altparteien CDU und SPD. Während dort 102 Wähler für die BI stimmten, machten 100 bei der Union und 82 bei der SPD ihr Kreuz.

Wenn im Mai der "7er" zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommt, werden sich der Biologie-Student Christof Schneller (23) und die Jura-Studentin Silke Seitz (24), die beide im Stadtteil geboren sind, insbesondere für die Belange der Kinder und Jugendlichen sowie der Senioren einsetzen. Denn beide Gruppen, sagen die selbstbewußt auf dem kommunalpolitischen Parkett auftretenden Neulinge, sind in Rödelheim bislang "viel zu kurz gekommen".

Schon seit 1977 stehe der Bau eines Jugendhauses in der Prioritätenliste ganz oben, erklärt Schneller, "doch bis heute ist nichts geschehen". Der Bahnhofsvorplatz als Jugend-Treffpunkt könne keine Alternative sein.

Die Bürgerliste, die sich "aus rund zehn zumeist jungen Leuten bis 30" (Schneller) zusammensetzt, möchte für den Stadtteil ein Bürgerhaus, das dann zum Treffpunkt für die Senioren ausgebaut werden könne. Für ältere Bürger fehlten Aufzüge am S-Bahnhof Rödelheim und der U-Bahn-Station Hausener Weg, für den Nachwuchs Hort- und Kindergartenplätze.

Verkehrsberuhigung und eine Verdrängung der Pendlerströme aus dem Stadtteil gehören ebenso zum politischen Programm der "Rödelheimer" wie der verstärkte Wohnungsbau.

"Wir werden", kündigen Silke Seitz und Christof Schneller an, "keine utopischen Forderungen stellen und auch die Finanzierbarkeit nicht aus dem Auge verlieren". gang

Partnerschaftsverein tritt zusammen

BAD VILBEL. Der Partnerschaftsverein Moulins-Bad Vilbel lädt die Mitglieder für Dienstag, 30. März, um 19.30 Uhr in das Kurhauses ein. Es wird der Bericht über die Vorhaben in der Saison 1993/94 diskutiert. Anschließend steht die Neuwahl des Vorstandes auf dem Programm. Anträge zur Jahreshauptsammlung nimmt Vorsitzender Karl-Ludwig Hinkel bis Montag, 22. März, in der Spessartstraße 10 entgegen. hm

Katzenjammer vor dem Amtsgericht

Meine Mieze oder deine Mieze? Diese Frage wird morgen das Hochheimer Amtsgericht beschäftigten. Der Streit zwischen einer Frankfurterin und einer Hochheimerin, den Richter Markus Lehmann schlichten soll, hat eine lange Vorgeschichte: Gut zwei Jahre ist es her, daß die Hochheimerin ihrer Bekannten aus Frankfurt ihren Haustiger überließ - nur zur Pflege und gegen Zahlung eines regelmäßigen Kostgeldes, wie sie jetzt beteuert. Doch das sieht ihre Gegnerin vor Gericht anders: die Katze sei ein Geschenk. Und das wolle sie behalten.

In den "kaukasischen Kreidekreis" geriet die Mieze, als die ursprüngliche Besitzerin vor einer Weile Sehnsucht nach ihr bekam und sie im Frankfurter Domizil besuchte. Dabei stellte sie nach eigenen Angaben fest, daß ihr Liebling in einem katastrophalen Zustand war. Sofort eilte sie mit dem Samtpfötchen zum Tierarzt - und bracht es nicht mehr zurück. Die Platz- und hygienischen Verhältnisse seien nichts für das Tier, begründete sie die Kündigung des angebliche abgeschlossenen Pflegevertrages.

Die Frankfurterin aber mag das Schmusetier nicht mehr missen und erwirkte eine einstweilige Verfügung auf Herausgabe. Ein Gerichtsvollzieher mußte die Katze in Hochheim abholen und nach Frankfurt zurückbringen, was die verlassene Katzenmutter nicht akzeptiert. Am Donnerstag soll nun gerichtlich entschieden werden, wer in Zukunft mit der Katze schmusen darf. Die ist übrigens auch vorgeladen. dia

Hessisch-bayerische Schau über Liebe im Café Flot

HOFHEIM. "Auf die Beantwortung dieser Frage haben wir schon lange gewartet: Warum lieben Frauen Männer? - Warum lieben Männer Frauen?" So zumindest lautet der Untertitel des Kabaretts "Ein Pfund Liebe". Am Samstag, 13. März, wird im Café Flot (Hauptstraße 4) eine hessisch-bayerische Schau geboten.

Wer von 20 Uhr an dabei sein will, bezahlt acht und ermäßigt sechs Mark Eintritt. pms

Isenburger Initiative fordert Ausländerbeirat

NEU-ISENBURG. Die Initiative "Fremde brauchen Freunde" fordert, auch in Neu-Isenburg einen Ausländerbeirat zu schaffen, der unter anderem - ähnlich wie in Dietzenbach - auch Aktionen gegen Fremdenfeindlichkeit koordinieren kann. Bei der Wahl dieses Gremiums sollten die Listen nicht nur nach Nationalitäten aufgeteilt werden. Außerdem müsse auch Flüchtlingen Gelegenheit gegeben werden, Interessenvertreter zu berufen.

Wie es in einer Mitteilung der Gruppe weiter heißt, soll der Magistrat die Kürzungen in den Haushaltstöpfen zurücknehmen, aus denen bislang die Integration ausländischer Bürgerinnen und Bürger gefördert worden sei.

Auf welche Weise die Gruppe "Fremde brauchen Freunde" künftig für ihr Motto aktiv werden könnte, soll bei einem Treffen am heutigen Mittwoch, 10. April, um 20 Uhr in der Gaststätte der TSG in der Beethovenstraße 53 besprochen werden. Dazu sind nicht nur Mitglieder, sondern alle Interessierten eingeladen.

Bislang hat sich die Mitte Januar gegründete Bürgerinitiative beispielsweise vorgenommen, in ihre Arbeit die Ausländerkommission einzubeziehen, Musikveranstaltungen à la "Rock gegen Rechts" zu organisieren, Informationstage in Schulen und Kirchen durchzuführen und ein Café für Flüchtlinge einzurichten. leo

Fahrräder und Kostüme im Fundbüro abzuholen

BAD VILBEL. Insgesamt zwölf Herren- und Damen-Fahrräder, zwei Handtaschen, eine Kleinbildkamera und diverse Schlüssel sind im Februar im Fundbüro der Stadtverwaltung in der Parkstraße 15 abgegeben worden.

Außerdem wurden Teile von Faschingskostümen gefunden und abgegeben, die offenbar den Strapazen von Rathaussturm und Lumpenbällen nicht standgehalten hatten. hm

SPD-Ortsvereine wollen jetzt zum Bürger gehen Eine Umfrage: "Warum haben Sie nicht gewählt?"

"In dieser Situation", sagte Rita Streb- Hesse, "müssen wir neue Formen der politischen Arbeit finden - und wir müssen zu den Leuten gehen!" Die stellvertretende Frankfurter SPD-Vorsitzende meinte nichts anderes als die empfindliche Niederlage ihrer Partei und die Erfolge gerade der rechtsextremen "Republikaner" bei der Kommunalwahl am Sonntag. Und deshalb wollen am kommenden Samstag unter anderem die Mitglieder der SPD-Ortsvereine Nieder-Erlenbach, Nieder-Eschbach, Bonames, Harheim, Riederwald, Preungesheim, Seckbach und Fechenheim "die Leute dort aufsuchen, wo die Leute sind" (Streb-Hesse) - also etwa beim Wochenmarkt in der Siedlung am Bügel oder in der Fußgängerzone von Alt-Fechenheim.

Eine Art "Umfrage" schwebt Streb- Hesse vor, bei der es vor allem um ein Thema gehen soll: "Warum haben Sie nicht gewählt?" Dieter Dehm, wie Streb- Hesse Mitglied im SPD-Unterbezirksvorstand (UBV), forderte zugleich eine "sozialdemokratische Erneuerung" der Frankfurter SPD: Sie müsse sich noch mehr als bisher der "Menschen im unteren Drittel der Gesellschaft annehmen". Bernd Steinmann, Vorstands-Mitglied der SPD Nieder-Eschbach, warf dem "Arbeitskreis Rechtsradikalismus" des UBV der Partei "Versagen" vor: "Die haben immer nur in irgendwelchen Hinterzimmern gesessen, statt vor Ort zu gehen."

Streb-Hesse verteidigte dagegen den "Arbeitskreis", der von der Juso-Vorsitzenden Uli Nissen ins Leben gerufen worden war: "Die wären mit der Arbeit vor Ort echt überfordert gewesen!" Die Diskussion in der SPD brach los, nachdem die Sozialdemokraten die Daten der städtischen Wahlanalyse studiert hatten. Allein in Nieder-Eschbach, so Steinmann, blieben 36 Prozent der Bürger den Wahlurnen fern. Genau 9,4 Prozent gaben ihre Stimme den "Republikanern". Andere Zahlen aus dem Frankfurter Norden: In Bonames verlor die SPD neun Prozent und landete bei 31,1 Prozent - 12,2 Prozent wählten "Republikaner". In Preungesheim und Berkersheim rutschte die SPD um 9,2 Prozent auf 28,7 Prozent der Stimmen ab - 10,3 Prozent wählten "Republikaner". Aber auch Helmut Steinmann, der SPD-Ortsvereinsvorsitzende im gutbürgerlichen Kalbach, grübelte über die Ursachen eines Einbruchs von 8,8 Prozent nach: "Ich weiß nicht, wie es zu diesem Erdrutsch gekommen ist" - gerade mal 28,8 Prozent blieben den Sozialdemokraten. Auch hier gaben 9,1 Prozent den "Republikanern" ihre Stimme.

Und dann nannte Steinmann doch Ursachen: Die Pläne der Stadt für verdichteten Wohnungsbau in Kalbach, die nicht mit der Meinung "eines großen Teils der Bürger übereinstimmten". Und er nennt die Belegung einiger Häuser "mit Sinti- und Roma-Familien" - auch hier sei die SPD verantwortlich gemacht worden: "Man hat sogar herumerzählt, daß wir Geld dafür bezahlt haben." Und ein Thema der jüngsten Tage fiel Steinmann noch ein: Die angebliche "Geld-Spende" des SPD-Sozialministers von Schleswig- Holstein, Günther Jansen, an den Barschel-Medienreferenten Pfeiffer. jg

Kartellamt fühlt WestLB und Kahn auf den Zahn

has FRANKFURT A. M. Das Bundeskartellamt hat einen sogenannten Auskunftsbeschluß erlassen, in dem Informationen von direkten und indirekten Anteilseignern des Reisekonzerns Touristik Union International (TUI) angefordert werden. Auf den Zahn fühlen die Wettbewerbshüter dabei vor allem der Poolgesellschaft Kahn, die an dem Tourismusunternehmen mittlerweile zu 40,2 Prozent beteiligt ist. Auskünfte werden verlangt über den Gesellschaftervertrag von Kahn sowie den Kreis der Kahn-Anteilseigner. Zu letzteren zählen neben Alteignern der TUI auch die Westdeutsche Landesbank (WestLB), das Luftfahrtunternehmen LTU, das wiederum maßgeblich von der WestLB kontrolliert wird, sowie die Südwestdeutsche Landesbank.

Im Kartellamt stößt vor allem das Engagement der WestLB bei Kahn und damit bei der TUI auf Bedenken, weil die Düsseldorfer Landesbank bei der LTU mit im Cockpit sitzt. Beides zusammen könnte nach Ansicht der Behörde auf eine marktbeherrschende Stellung bei Flugpauschalreisen hinauslaufen. Mit den gewünschten Auskünften haben es die Wettbewerbswächter eilig. Eine von ihnen für die Antworten gesetzte Frist soll in den nächsten Tagen enden.

Kanu-Bildungsurlaub auf der Lahn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bis 25 Jahre können an einem Bildungsurlaub auf der Lahn teilnehmen, den der Diözesanverband Limburg der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) vom 26. Juni bis 3. Juli veranstalten will. Thema: "Das Ökosystem eines Flusses - mit dem Kanu auf Spurensuche". Es gibt vom Arbeitgeber fünf Tage bezahlten Bildungsurlaub, wie die CAJ mitteilte. Nähere Informationen zu dieser Bildungsfreizeit beim CAJ-Diözesanbüro, Roßmarkt 4, W-6250 Limburg, Telefon: 0 64 31 / 29 53 66 oder 29 53 84.

"Der Die Das Fremde"

"Der Die Das Fremde" - zu diesem Thema bietet in Fulda das DGB-Jugendbildungsreferat Nordhessen vom 28. März bis 2. April einen Bildungsurlaub für junge Erwachsene an. Das Thema soll mit Video, Foto, Theater und Musik künstlerisch bearbeitet werden. In die jeweiligen Techniken werden Einführungen gegeben. Besondere Teilnahmevoraussetzungen gibt es nicht. Beitrag: 50 Mark. Näheres über Tel. 05 61 / 7 20 95 -34 / 5.

Aktion für Fremdenfreundlichkeit Unter der Schirmherrschaft von Bischof Franz Kamphaus hat die Kolpingjugend im Bistum Limburg eine Aktion für Fremdenfreundlichkeit gestartet. Unter dem Motto "Fremde bei uns" wurden alle Kinder und Jugendliche im Bistum zur Teilnahme eingeladen, Bilder zu malen oder in Gruppen Aktionen und Begegnungen mit ausländischen Jugendlichen vorzubereiten und zu dokumentieren. Die Ausschreibungsunterlagen sind bei allen Filialen der Nassauischen Sparkasse erhältlich, die bei der Aktion mithilft, und bei der Zentrale der Kolpingjugend im Bistum Limburg, Lange Straße 26, W-6000 Frankfurt 1.

Trotz Wahlpleite: UBiT macht weiter

HOCHTAUNUSKREIS. "Die UBiT wird als Organisation bestehen bleiben." Dies ist laut Robert Rohr, Sprecher der "Unabhängigen Bürger im Taunus" (UBiT), das Ergebnis eines Treffens am Montag. 4787 Stimmen bei der Kreistagswahl seien "eine Verpflichtung, weiterzumachen". Mehr noch, UBiT-Spitzenkandidat Bernd Mauder kündigt bereits an, "in vier Jahren werden wir wieder antreten".

Mit Stellungnahmen will die UBiT jetzt schon in die Kreispolitik eingreifen. "Es soll versucht werden, die Verbindungen zu örtlichen Wählergemeinschaften zu stärken", nennt Rohr ein weiteres Ziel. Bei der jetzigen Wahl seien diese "nicht genügend deutlich gemacht worden".

So feierten Wählergemeinschaften lokale Triumphe, während die UBiT im Kreis an der Fünf-Prozent-Hürde scheiterte. Sie erreichte nur 4,3 Prozent - auf der Gemeindeebene sackten die Freien Wähler dagegen mehr als 20 Prozent der Stimmen ein. Selbst in ihren vermuteten Hochburgen Königstein und Kronberg, wo UBiT-Streiter in den Wählergemeinschaften ALK (23,4 %) und UBG (13,2 %) verankert sind, blieb die UBiT unter fünf Prozent. Darüber lag sie nur in Grävenwiesbach, Neu-Anspach und Usingen.

In diesen Orten sei per Flugblatt flächendeckend geworben worden, erklärt Rohr. Weitere große Werbung sei am Geld gescheitert: "Der Geldmangel war das eigentlich ausschlaggebende."

So fehlten 850 Stimmen im Kreis - die UBiT wertet jedoch den Erfolg von BEU, WILO oder FHW teils als eigenen: "Wir haben dazu beigetragen, daß neue Wählergemeinschaften entstanden sind." stk

Änderung des Zweitliga-Abstiegsmodus abgelehnt Darmstadts Antrag chancenlos Kompromißvorschlag zurückgezogen / Liga-Ausschuß einig

Irgendwie hatten sie sich bei der Sache ja alle nicht ganz wohlgefühlt. Der SV Darmstadt 98 trachtete nämlich danach, daß am Ende dieser Saison aus der Zweiten Fußball-Bundesliga nur fünf statt der vor Saisonbeginn festgelegten sieben Klubs in das Amateurlager absteigen sollten und sich damit generell die Reduzierung des Bundesliga-Unterhauses auf 22 Vereine begrenzt. Aus diesem Grund legten der Vorstand der "Lilien" ihren Kollegen eine siebenseitige Begründung vor, auf daß sich die übrigen Vereine solidarisch erklären und Liga-Ausschuß sowie Vollversammlung über diesen Antrag beraten sollen.

Doch zu einem solchen Meinungsvotum kam es gar nicht. Denn bereits bei den internen Diskussionen der Zweitligisten stellte sich heraus, daß derlei Ansinnen keine Chance hatte. So zogen die Darmstädter ihren Antrag zurück und schlossen sich dem im Verlaufe der Gespräche neu geborenen Vorschlag der Spvgg. Unterhaching an, die zur Entscheidung stellte, daß auf drei Jahre jeweils fünf Mannschaften die Zweite Liga verlassen und drei Amateurvereine aufsteigen sollten, womit die Liga erst langfristig auf 18 Vereine reduziert werden soll. Dieser Vorschlag fand schließlich eine Mehrheit und wurde der Vollversammlung aller 44 Profivereine vorgelegt.

"Diese Streckung des Crash-Kurses", so Liga-Ausschuß Vorsitzender Gerhard Mayer-Vorfelder, habe der Vollversammlung zwar als Diskussionsgrundlage in einer "positiven Streitkultur" gedient, war allerdings auch nicht akzeptabel. Denn der Liga-Ausschuß, der sofort seine klare Ablehnung signalisierte, sah es als nicht akzeptabel an, daß das Spielsystem in einer laufenden Runde geändert wird. Zudem wären mit einer Neuregelung für die Zweite Liga auch wieder Änderungen der Auf- und Abstiegsregelung aus der Bundes- in die Zweite Liga entstanden und "auch im Amateurbereich wäre eine neue Diskussion entbrannt", sah Mayer- Vorfelder neues Ungemach aufkommen.

Also trafen die Herren des Liga-Ausschusses die Entscheidung, die allenthalben erwartet werden durfte. Angesichts der bevorstehenden Konfrontation, die sich zwischen den Lagern der beiden höchsten deutschen Fußball-Klassen abzeichnete, verzichteten die Zweitligisten deshalb komplett auf einen Antrag. Somit bleibt alles beim alten. "Die Geschäftsgrundlage des gesamten bezahlten Fußballes wäre bei einem solchen Beschluß infrage gestellt worden", führte der Präsident von Eintracht Braunschweig, Harald Tenzer, aus.

Das Präsidium des SV Darmstadt 98 sprach hernach von einem Zweispalt der Gefühle. "Es wäre niemand benachteiligt worden", erklärte der Zweite Vorsitzende, Rolf Kaiser, der dem Ansinnen seines Klubs durchaus Chancen auf Erfolg eingeräumt hatte. Die Enttäuschung war unverkennbar, hielt sich aber in Grenzen. Umso intensiver soll nun die sportliche Chance gesucht werden.

"Da sieht man einmal die Macht der Erstligisten", fuhr Kaiser fort, "sie zeigten sich nicht solidarisch". Als sich die Fronten, die allerdings nie richtig aufgebaut wurden, geklärt hatten, zeigte sich Mayer-Vorfelder erleichtert. "Ich bewerte die Entscheidung der Zweiten Liga, ihren Antrag zurückzuziehen, als positiv", erklärte der DFB-Liga-Ausschuß-Vorsitzende mit Blick auf bevorstehende Spannungsfelder. Auch Harld Tenzer hatte erkannt, "daß an einem Zerwürfnis zwischen Erster und Zweiter Liga niemandem gelegen sein kann", die Konsenzfähigkeit im bezahlten Fußball also nicht aufs Spiel gesetzt werden sollte.

"Zwei Vereinen wäre der Sturz in ein tiefes Loch erspart geblieben", begründete der SV Darmstadt 98 seinen Vorstoß nochmals. Aber auch Tenzer räumte ein, daß bei der angestrebten Änderung des Spielsystems "ein fader Beigeschmack" geblieben wäre. Immerhin können sich die Klubs des Bundesliga-Unterhauses damit trösten, daß diese Saison aller Voraussicht nach letzmals mit dem Absturz der Zweitligisten in die Oberliga endet.

Denn und das brachte DFB-Pressesprecher Wolfgang Niersbach zur Sprache, "bei der Entscheidung dürfte auch die bevorstehende Einführung der Regionalliga eine Rolle gespielt haben." Mit der, so die einhellige Meinung, sei der Absturz aus dem bezahlten Fußball besser aufzufangen. Diese kompaktere Klasse, über die man sich bei den Zweitligisten allerdings noch kein klares Meinungsbild geschaffen habe, sei der geeignete Unterbau für den Profifußball.

CHRISTIAN FROMMERT

Zur Sache:

Die Direktwahl

Wiesbadens OB will aus der Wahlschlappe der SPD ungewöhnliche Konsequenzen ziehen: Er schlägt den demokratischen Fraktionen seine Abwahl vor, um sich dann den Bürgern direkt zur Wahl zu stellen. Die neue Hessische Gemeindeordnung macht's möglich. Ein freiwilliger Rückzug aus Amt und Würden kommt für Achim Exner nicht in Frage: Mit seinem Rücktritt würde er den Anspruch auf seine Versorgungsbezüge verwirken.

Doch wie funktioniert eine Abwahl und die anschließende Direktwahl? Das neue Stadtparlament müßte den OB "feuern" - einfache Mehrheit genügt. Diese erste Abwahl müßte dann innerhalb eines Monats im Parlament wiederholt werden. Dann bestimmte die Aufsichtsbehörde - für die Landeshauptstadt ist der Innenminister zuständig - den Termin für die Urwahl, höchstens drei Monate, nachdem die Stadtverordneten den Rathauschef endgültig aus dem Amt verjagt haben. Die OB-Stelle würde dann öffentlich ausgeschrieben: Jeder, der Ambitionen hat, könnte sich bewerben. Das Parlament bestimmt derweil einen Wahlleiter und der wiederum beruft einen Wahlausschuß aus sechs bis acht Beisitzern.

Ob Exner nun bis zum Ende seiner Wahlzeit 1997 im Rathaus ausharrt oder direkt vom Bürger gewählt in Wiesbaden regiert: An seiner Stellung in den städtischen Gremien änderte sich nichts - für Kommunalrechtler ein arger Pferdefuß der Urwahl. Denn auch der direkt von seinen Bürgern in die Chefsessel gehievte Oberbürgermeister bleibt im Magistrat wie bisher nur "Primus inter pares" (Erster unter Ranggleichen). Er könnte also jederzeit von den Magistratskollegen überstimmt werden, müßte deren Beschluß dann auch noch nach außen vertreten.

Wobei er allerdings im Gegensatz zur heutigen Regelung mit seiner eigenen Meinung nicht hinter dem Berg halten müßte. Ein schwacher Trost - vor allem für jene Verwaltungschefs, die einer anderen Partei angehören als die Mehrheit in den städtischen Gremien. Denn sie könnten sich abstrampeln soviel sie wollten: Wenn die Stadtverordneten nicht mitziehen oder der Magistrat OB-Initiativen abblockt, kann auch der vom Volk legitimierte Oberbürgermeister nichts ausrichten - egal, was er seinen Wählern einmal versprochen hat. maf

Maastricht-Vertrag muß warten London sieht in Unterhaus-Niederlage nur ein kleines Malheur

PN LONDON, 9. März. Trotz einer Niederlage im Unterhaus ist die britische Regierung optimistisch, daß der Maastrichter Vertrag durch Großbritannien bis August ratifiziert wird. Die Regierungs- Niederlage vom Montagabend, meinte der Generalsekretär der Konservativen Partei, Sir Norman Fowler, sei nur "ein kleineres Malheur". Außenminister Douglas Hurd versicherte, die Fähigkeit der Regierung, den Vertrag durchs Parlament zu bringen, bleibe vom jüngsten Rückschlag "unberührt".

Bei der parlamentarischen Abstimmung am Montagabend ging es um ein aus dem EG-Vertrag erwachsendes politisches Detail, die künftige Beschickung des neuen EG-Regionalausschusses durch Großbritannien. Die Entscheidung hat keinen Einfluß auf den Vertrag selbst, bot jedoch den Euro-Rebellen in der Tory-Partei Gelegenheit zu einer Kraftprobe mit der eigenen Regierung. 42 Tory-Abgeordnete, die grundsätzlich gegen Maastricht sind, versagten dabei Premierminister John Major die Gefolgschaft. Damit handelte sich Major die erste Unterhaus-Niederlage seiner Amtszeit ein. In der Presse wurde die Niederlage als Zeichen für die Schwäche des Kabinetts Majors gewertet. Am Wochenende noch hatte Premier Major auf einer Parteiversammlung zur Einheit aufgerufen und die Unterstützung des EG-Vertrags gefordert.

Der Vertrag selbst ist einstweilen nicht gefährdet. Die Labour Party und die Liberaldemokratische Partei haben für die Endabstimmung im Sommer ihre Unterstützung angekündigt. Die Tory-Rebellen hoffen indes, durch entschlossenen Widerstand die Ratifizierung noch verhindern zu können. Am Dienstag leiteten sie eine breitangelegte Petition ein, die eine britische Volksabstimmung zu Maastricht zum Ziel hat. Ein solches Referendum wird von der Regierung bisher abgelehnt. Die Regierung plant stattdessen, den Ratifizierungsprozeß in den Hochsommer hinein "auszusitzen und auszuschwitzen". "Ein verspäteter Vetrag ist besser als ein verlorener Vertrag", tröstete Außenminister Hurd Londons EG- Partner. (Weiterer Bericht Seite 3)

Proben + Treffen

Akkordeon-Musikverein "Heiterkeit" Griesheim: Unterricht für Akkordeonschüler und -schülerinnen ist jeden Donnerstag (ab 14 Uhr), im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57 (Clubraum 3). Und das Orchester des Vereins probt im Clubraum 1 in Griesheim jeden Dienstag, von 19 bis 20.30 Uhr. wpt

Arbeitskreis Bockenheimer Senioren: Mitgliedertreffen zum Vereinsnachmittag an jedemn ersten Dienstag im Monat (jeweils um 15 Uhr) in der Bockenheimer Sozialstation am Rohmerplatz (Parterre). wpt

Athletik-Sportverein 1990 Griesheim: Sportabzeichenvorbereitung und -abnahme im Gewichtheben nach vorheriger Anmeldung jeden Montag, Mittwoch und Freitag (jeweils ab 18 Uhr) in der Griesheimer Sporthalle, Linkstraße 86-88. Kontakt: Klaus Samer (Tel. 37 19 74) und Hugo Zingel (Tel. 38 42 27). wpt

Bockenheimer Männerchor 1837: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Dienstag, 20 Uhr, im Gemeindesaal der evangelischen St. Jakobskirche, Grempstraße 41. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer können unverbindlich an dieser Probe teilnehmen. Auskunft über alle Vereinstätigkeiten gibt Vorsitzender Wolfgang Ochs (Tel. 76 67 43). wpt

Bockenheimer Zitherkranz 1886: Die Aktiven des Vereins proben jeden Dienstag (ab 20 Uhr) im "Bürgertreff Bockenheim", Schwälmer Straße 28. Am Zitherspiel Interessierte erhalten nähere Auskunft von Rudi May (Tel. 77 15 43). wpt

Brieftaubenverein "Sport" Frankfurt: Die Mitglieder treffen sich zum Vereinsabend an jedem Donnerstag, 20 Uhr, in der Gaststätte "Zur Krone" in Seckbach, Wilhelmshöher Straße 165. Am Brieftaubensport interessierte Gäste sind willkommen. wpt

Der BUND-Ortsverband 2/9 hat jeden dritten Mittwoch im Monat um 20 Uhr Verbandssitzung im Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Straße 28. wpt

Chorgemeinschaft 1857 Griesheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Donnerstag (19.45 bis 21.15 Uhr) im Bürgerhaus Griesheim, Schwarzerlenweg 57 (Clubraum 2). In den Chor werden noch Frauen und Männer aufgenommen. Weitere Informationen gibt Horst Seip (Tel. 38 20 97). wpt

DLRG Frankfurt: Die Mitglieder der Tauchgruppe treffen sich jeden Donnerstag, 19.30 Uhr, zum Taining im Hallenbad Sachsenhausen, Textorstraße 42. Auskunft über Rettungstaucherausbildung gibt Willi Vogt Tel. 58 66 23. Auskunft kann außerdem jeden Mittwoch von 15 bis 20 Uhr in der DLRG-Geschäftsstelle eingeholt werden Tel. 28 05 12. wpt

FKV 1911 und Maagard: Das Tanzcorps des Frankfurter Karnevalvereins 1911 trainiert jeden Mittwoch, 19 bis 20.30 Uhr (Minigarde von 18 bis 19 Uhr), im Vereinsheim, Petterweilstraße 69 in Bornheim (Bunker). Es werden noch am Tanzen in der Gemeinschaft interessierte Mädchen aufgenommen. Kontakt: Manuela Koch, Tel. 0 61 87 / 34 56. wpt

Frankfurter Kanu-Verein 1913: Der Verein lädt zu seinen Treffen ein - jeden Donnerstag, ab 18 Uhr, im "Friedel-Baureis-Haus", dem Bootshaus an der Friedensbrücke. Nähere Informationen gibt Pressewart Eckard Dünnemann unter Tel. 88 98 81 (ab 18 Uhr). wpt

Frankfurter Karneval-Gesellschaft Rot-Weiß: Die "Regimentstöchter" des Vereins trainieren jeden Montag, 20 Uhr, im "Bürgertreff Bockenheim" in der Schwälmer Straße 28. wpt

Frankfurter Liedertafel 1827: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag (19.45 bis 21.45 Uhr) im "Bürgertreff Philanthropin", Hebelstraße 17. In den Chor werden noch am Singen in der Gemeinschaft interessierte Frauen und Männer aufgenommen. Kontakt: Vorsitzender Hans Riebartsch (Tel. 31 34 61). wpt

Frankfurter Musikverein 1981: Zur Orchesterprobe treffen sich die Spielleute donnerstags, 20 Uhr, in der "Josefsklause" in Bornheim, Berger Straße 133. Leiter des Blasorchesters (Big Band-Sound): Norbert Natho, Tel. 46 12 85; Dirigent: Karl-Heinz Velten. wpt

Frankfurter Stadtgarde: Zum Training treffen sich die Mitglieder des Rambasballetts des 1. Frankfurter Damen-Fanfarencorps und des Spielmannszuges jeden Mittwoch (20 Uhr) im "Haus Gallus", Frankenallee 111. wpt

Kameradschaft ehemaliger Berufsfeuerwehrleute: Das Mitgliedertreffen zum gemütlichen Beisammensein ist jeden ersten Dienstag im Monat (15 Uhr) in der Gaststätte "Zur Stalburg" (Nordend), Glauburgstraße 80. wpt

Kneippverein Frankfurt: Der Verein bietet jeden Montag (16 Uhr) und Donnerstag (18 Uhr) Yoga-Übungsstunden, außerdem jeden Dienstag (10 Uhr) leichte Gymnastik für Damen und Herren (16 Uhr Gymnastik für Damen und Herren) im Bezirksbad Süd, Textorstraße 42. Weitere Auskunft zu den Angeboten gibt Hannelore Kehlmann, Tel. 39 17 78. wpt

Die Leichtathletikabteilung der Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest sucht Nachwuchs (ab zehn Jahren). Übungsstunden montags, mittwochs und freitags von 17.30 bis 19.30 Uhr auf dem Sportplatz der Ernst-Reuter-Schule I. Interessierte können sich an Trainer Helmut Terstegen während der Übungsstunden wenden. Die Abteilung bietet Schülerinnen und Schülern auch eine Talentförderung im Stabhochsprung an. Auskunft über Karl Terstegen, Tel. 57 19 74. wpt

Männerchor Liederkranz Praunheim: Zur Chorprobe treffen sich die aktiven Mitglieder jeden Montag, 20 Uhr, im Gemeindehaus Christ-König, Damaschkeanger 158. Am Gesang in der Gemeinschaft interessierte junge Männer können sich über den Männerchor bei Wilfried Roth informieren (Tel. 57 42 71). wpt

Männerchor Liederkranz Praunheim: Die Frauen des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden ersten Montag im Monat, 20 Uhr, im Gemeindehaus von Christ- König, Damaschkeanger 158. wpt

Post-Sportverein Blau-Gelb Frankfurt: Der Verein lädt ein zum "Ginnheimer Lauftreff" an jedem Dienstag um 18.30 Uhr. Ausgangspunkt ist der Parkplatz des Vereins am Poststadion (Am Ginnheimer Wäldchen). wpt

Radsportgemeinschaft 1890 Frankfurt: Zum Vereinsabend treffen sich Mitglieder und Radsportfreunde jeden Freitag (20 Uhr) im "Haus Ronneburg" in Preungesheim in der Gelnhäuser Straße 2. wpt

Rödelheimer Neuner: Der Chor probt jeden Dienstag (20.30 Uhr) im Rödelheimer Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt

Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt: Der Verein sucht tanzbegeisterte Fußgängerinnen und Fußgänger, die Freude und Spaß daran finden können mit Rollis zu tanzen. Geprobt wird jeden Donnerstag (20 bis 22 Uhr) in der BG-Unfallklinik, Friedberger Landstraße. Kontakt: Horst Lozar (Tel. 76 13 37). wpt

Sängerchor der Lokbediensteten 1919 Frankfurt: Zur ihrer Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Dienstag, 17.30 Uhr, in der Bahnbetriebskantine, Camberger Straße 17. wpt

Schützenverein Freischütz Rödelheim: Die Aktiven des Vereins trainieren jeden Sonntag (von 10 bis 12.30 Uhr) und jeden Dienstag (von 19.30 bis 22 Uhr), auf den Ständen im Vereinsringheim in der Assenheimer Straße 24. wpt

Sportanglerclub Anker Hausen: Die Mitglieder und Freunde des Vereins treffen sich zum gemütlichen Beisammensein jeden Dienstag, 20 Uhr, im Vereinsheim am Hausener Weg. wpt

Sport- und Spaßverein Frankfurt: Der Verein sucht noch Mitspielerinnen und Mitspieler für eine gemischte Volleyballgruppe. Training ist jeden Donnerstag (18 bis 20 Uhr) in der Anne-Frank-Schule, Fritz-Tarnow-Straße 29. Weitere Auskunft unter Tel. 0 61 07 / 6 12 69. wpt

Turngemeinde Römerstadt: Der Verein bietet nach Ende der Schulferien Übungsstunden in der Leichtathletik und Turnen für Jungen und Mädchen (sechs bis neun Jahren) an: Dienstags von 15 bis 16.30 Uhr, in der Geschwister-Scholl- Schule Im Burgfeld 7. Weitere Auskunft gibt Constanze Spitz (Tel. 58 86 32). wpt

Turn- und Sportgemeinde 98 Nordwest: Kurse in Wirbelsäulengymnastik in der Turnhalle, Weißkirchener Weg 12, donnerstags (16 und 17 Uhr), Samstag (9.30, 10.30 und 11.30 Uhr) und Montag (9 Uhr). Belegwünsche: Geschäftsstelle dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr entgegen, Tel. 58 10 23. wpt

Turn- und Sportverein 1878 Ginnheim: Der gemischte Chor der Gesangsabteilung des Vereins probt freitags jeweils von 20 bis 22 Uhr im Clubhaus Ginnheim, Am Mühlgarten 2 (kleiner Saal). wpt

Turn- und Sportverein 1860 Hausen: Der Verein bietet "Schwimmen für jedermann" montags (20 bis 22 Uhr) in der Schwimmhalle der Liebigschule in Westhausen (Kollwitzstraße). Weitere Informationen gibt Rudi Litzinger, Tel. 76 35 50. wpt

Verein für Briefmarkenkunde Rödelheim: Die Mitglieder treffen sich zum Vereins- und Vortragsabend jeden zweiten und vierten Donnerstag im Monat ab 19.30 Uhr im Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. wpt

Verein Wassersport Westend: Der Verein bietet an Schwimmunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene jeden Donnerstag (18 bis 21 Uhr) in der Berthold-Otto-Schule, Kiefernstraße 18 a (Griesheim). Nähere Informationen über die Angebote des Vereins gibt Günter Gronemann (Tel. 39 57 49). wpt

Vespa-Clup "Scooterlads" 1985: Die Rollerfahrer treffen sich jeweils mittwochs um 20 Uhr im "Ergo Bibamus" an der Eschersheimer Landstraße 401. Nähere Informationen dazu gibt Wolfgang Frey unter Tel. 51 10 91. wpt

Volkschor "Frohsinn" Rödelheim: Zur Chorprobe treffen sich die Aktiven jeden Mittwoch, 19.30 Uhr, im Rödelheimer Vereinsringheim, Assenheimer Straße 24. wpt

FTG 47 Frankfurt: Judo für Kinder bietet die Frankfurter Turn- und Sportgemeinschaft 1847 jeden Freitag (Kinder von sechs bis zehn Jahre), und jeden Montag (Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren), jeweils von 16 bis 18 Uhr, im FTG-Sportzentrum in Bockenheim in der Marburger Straße 28. Kontakt über die FTG-Geschäftsstelle Tel. 77 49 29. wpt

Kammermusik in der Kirche

KARBEN. Lieder und Kammermusik von Schubert, Suk und Dvorak erklingen am Sonntag, 14. März, ab 17 Uhr in der St. Michaelis-Kirche, Klein-Karben. Die Interpreten sind bei diesem Frühjahrskonzert des Förderkreises "Musik in der Kirche" Sharon Rostorf (Sopran), Tomoko Okada (Hammerflügel), A. Osterhammer (Klarinette), Arvi Rebassoo und Theo Herrmann (Violine) sowie Dieter Mock (Viola) und Heide Schramm (Cello). Die Kammermusiker sind laut Ankündigung sämtlich Mitglieder des Frankfurter Opernhausorchesters. Der Einritt kostet zwölf (ermäßigt zehn) Mark. mk

Jetzt haben wir ihn endlich lokalisiert, den letzten Ort in Europa, an dem die Machos sich noch schlitzohrig und unverfroren ihre Herrschaft sichern wollten. Er liegt hinter den Bergen bei den sieben Zwergen. Sie wissen schon, da, wo die emanzipatorischen Hinterwäldler ihr Quartier haben und die Uhren notfalls angehalten werden, falls eine von der Uhrmachergewerkschaft sie mal richtig zum Tikken bringen will. Nein, sie hat keinen Reiz, diese stockkonservative, verklemmte und verschlafene Provinz namens Schweiz, die sich sogar Europa verweigert. Frau Brunner dagegen hat Machos und Menschen ihn und sich allein damit disqualifiziert. Wäre sie einfach reizend, wie es sich gehört, vielleicht hätte der graugewandete politische Männerverein, der über der Eidgenossen Ruhe wacht, sie als Ministerin passieren lassen. Sie aber reizte die Altherren-Riege an der Macht, war gar aufreizend, was im Interesse der Erhaltung eines reibungslosen Staatsuhrwerks mit Nichtwahl geahndet werden mußte.

So mancher Schweizer blickte schon neidisch zurück zu den mannhaften Innerrhodenern, die den Frauen noch immer das Wahlrecht vorenthalten. Man sieht ja, wohin liberale Zügellosigkeit führt: geradewegs zu Frau Brunner. Und wenn so eine erst das ministerielle Sagen hat, dann heißt es "Gut's Nächtle" für die Männerschwyz.

Frau Brunner mußte deshalb Frau Dreifuss weichen - nach Lage der

politischen Dinge gilt das noch als kleiner Sieg für die Schweizerinnen. Aber hat es Amerika etwa besser, weil es eine Hillary hat, die sogar Kubas Castro gefällt? Selbst über Hillarys USA brach ein Nannygate herein, das nur mit Mühe die Nominierung einer Justizministerin ohne Mutterpflichten ermöglichte. Und unsere paar Ladies im Parlament samt einer Süssmuth als Präsidentin sind auch nicht eben die Speerspitze eines Weiberaufstands. Schließlich gestanden hiesige Politfrauen einer deutschen Wochenzeitung, daß sie als Mütter im Amt bei uns nichts zu lachen haben.

Über die Schweizer urigen Zustände gibt es deshalb im deutschen Tal nichts zu kichern. Wäre hier die Frauenwelt in Ordnung, müßten dann unsere Politikerinnen dem letzten Macho in Volk wie Parlament klarzumachen suchen, daß "es so nicht weitergeht"? Ihr wohlgemeintes Bündnis für die Aufnahme von Frauenrechten in die Verfassung dürfte denn auch am Berg der Kommission zerschellen, die derzeit kreißt. Schon, weil sie dort eine Minderheit ohne Sperrminorität sind. Unsere Herren in Mausgrau können über die Kollegen in der Schweiz nur lächeln. Sie zähmen ehrgeizige Frauen unauffällig im Ochsengeschirr der Parteien. Heraus kommen dabei meist wie durch Zauberei ziemlich graue Mäuse. bk

Spöri betätigt sich als "Türöffner" in Mexiko Baden-württembergischer Wirtschaftsminister mit Unternehmern auf Informationsreise

Mexiko ist für Baden-Württemberg "der größte und wichtigste Markt in Lateinamerika". Das tat Anfang der Woche in Mexiko-Stadt Wirtschaftsminister Dieter Spöri kund und lobte die guten Bedingungen für Auslandsinvestitionen. Der SPD-Politiker versucht sich als "Türöffner" für 20 mitreisende Manager, die das Land der Azteken vor allem wegen des geplanten Freihandelsabkommens mit den USA und Kanada abklopfen.

Die Delegation aus dem "Ländle" ist in diesem Jahr schon die zweite deutsche - davor war Niedersachsens Wirtschaftsminister Peter Fischer zu Besuch -, die Gespräche mit heimischen Firmen führt. "Mexiko ist ein guter Produktionsstandort für den nordamerikanischen Markt", erläutert Spöri das zunehmende Interesse von Unternehmen des Maschinenbaus, der Autoindustrie sowie Mess- und Umwelttechnik.

In der Vergangenheit hatte vor allem der ausländische Mittelstand mit Mexiko sehr zum Leidwesen der dortigen Regierung wenig Sinn. Dies gilt nicht nur für Unternehmen aus Baden-Württemberg, bei denen neben der sprichwörtlichen Sparsamkeit auch viel Vorsicht hinzukommt. "Wir wissen noch nicht, wie wir diesen Markt einschätzen sollen, ob er eine Chance bietet oder nicht", äußert sich zurückhaltend die Vertreterin eines Kfz-Zulieferers, die denn auch betont, daß es sich um eine reine Informationsreise ohne feste Zusagen handele.

Die negativen Seiten des mexikanischen Bildes im Ausland beschreiben die Schlagworte Hyperinflation, Rezession, hohe Auslandsverschuldung. Dazu sagt Spöri aber ganz artig: "Wir haben festgestellt, daß Mexiko eine Kurskorrektur vorgenommen, daß die Regierung von Carlos Salinas Zeichen gesetzt hat in der Haushaltspolitik und der Inflationsbekämpfung." In der Tat drückte Salinas de Gortari seit seiner Amtsübernahme 1988 die Inflationsrate von rund 160 Prozent auf unter 20 Prozent. Er stabilisierte die Währung, und das Land polierte seinen Ruf als Schuldner, der vor zehn Jahren die globale Schuldenkrise ausgelöst hat, etwas auf. Die neoliberale Wirtschaftspolitik hat freilich am Elend der Unterschicht, die in den vergangenen Jahren herbe Einkommensverluste hinnehmen mußte, bislang nichts geändert. Ob sich das Freihandelsabkommen positiv auf breite Bevölkerungsgruppen auswirkt, muß abgewartet werden.

Pioniere, wie die Firma UTP aus Bad Krozingen, die seit 1964 in Mexiko Schweißmaterial produziert, sind nicht sehr hoffnungsfroh. Manager Frithjof Hunisch fürchtet, daß auf seine Firma mit rund 240 Beschäftigten unter dem Freihandelsabkommen ein massiver Konkurrenzdruck zukommt. "Wir sind nicht euphorisch", meint er und sagt weiter: "Ich habe eigentlich eher Angst. Wir müssen unsere Produktionsanlagen und die Verkaufskonzeption an den Wettbewerb aus den USA anpassen."

Dagegen erblicken andere im Freihandelspakt langfristig eine reelle Chance, den süd- und mittelamerikanischen Markt zu erobern. Das gilt für Gert Eckstein von der in Aichtal ansässigen Firma Putzmeister. Sie hatte bereits vor zehn Jahren Betonpumpen in Mexiko produziert, sich aber dann zurückgezogen, als der Zollabbau eine Präsenz vor Ort unnötig machte. Jetzt will Putzmeister zurückkommen, und mit einer mexikanischen Firma ein Gemeinschaftsunternehmen gründen. "Denn wenn wir es nicht tun, tun es die Japaner", argumentiert Eckmeister, der gleichzeitig den Standort Deutschland wegen der hohen Lohnkosten als "ungünstig" bezeichnet.

Von Arbeitsplatzverlusten hierzulande durch Engagements in Niedriglohn-Ländern will Spöri jedoch nichts wissen. "Das Umgekehrte ist richtig", wirbt der stellvertretende Ministerpräsident. "Auslandsinvestitionen in Mexiko sind keine verlorenen Investitionen in Deutschland. Sie stärken vielmehr die heimische Produktion." RITA NEUBAUER

Erlösung philosophisch

NIDDA. Über "Das Erlöser-Thema in der Philosophie" spricht Professor Rudolf Malter, Leiter der Kant-Forschungsstelle am Philosophischen Seminar der Universität Mainz, am Freitag, 12. März, um 19.30 Uhr im Kurhaus-Hotel. In der Veranstaltung von "Cultura 87" soll auch "die Rolle der Musik als Trostfunktion" Beachtung finden. In der Ankündigung heißt es: "Das ästhetische Bewußtsein hat Erlösungsfähigkeit. Die kritische Abkehr von der überlieferten Theologie gehört seit Kant zu den spezifischen Eigentümlichkeiten deutschsprachiger Philosophen." mk

Kein Programm für Studienräte RTL 2: Der neue Fernsehkanal soll "einfach Spaß" machen

Nein, das sind wirklich keine schönen Szenen, da sind sich die beiden Moderatoren von RTL 2 einig. Einem Mann, dessen Gesicht nach einem schweren Unfall mühsam mit Metallplatten rekonstruiert worden ist, einen Koffer ins Gesicht zu schlagen, mit den Füßen hinterherzutreten - das geht dann doch zu weit. Aber sei's drum, eigentlich ist das Catchen schließlich nur "Comic in Fleisch und Blut", wie Moderator Carsten Schaefer versichert, und außerdem macht's Spaß. Ihm jedenfalls. So wie der Rest des "jugendorientierten Vollprogramms" von RTL 2, das vergangenen Samstag nach monatelangen Verzögerungen auf Sendung ging, "einfach Spaß" machen soll.

Ein "Sendungsbewußtsein" zu haben, weisen die Macher des neuen Programms, an dem unter anderem der Hamburger Bauer-Verlag, der frühere Tele-5-Gesellschafter Tele München von Herbert Kloiber und ABC/Cap Cities sowie die RTL-Anteilseigner UFA und CLT beteiligt sind, energisch von sich. Man wolle schließlich kein Programm für Kritiker und Studienräte machen, lautet die bei Pressekonferenzen aller Privatfunkanbieter stereotyp wiederholte Doktrin. Statt dessen: Cartoons und Serien, Serien und Cartoons, beginnend um 6 Uhr morgens und oft schon viele Jahre alt (Lassie, Daktari). Außerdem ein bißchen Gameshow (die von Tele 5 geerbte namens Ruck Zuck, Spielfilme, das "ultimative Jugendmagazin" namens "Okay" mit Musik und Lifestyle und ein "Special interest"-Magazin mit Namen Werbetrommel, bei dem die Zuschauer wählen dürfen, mit welchen Werbespots sie sich am liebsten belästigen lassen.

Ach ja, und die Nachrichten sollen natürlich auch Spaß machen. Deshalb heißen sie "action news" und bringen ganz bestimmt keine politischen Verlautbarungen. Eher ein bißchen mehr Wetterbericht. Geschäftsführer und Programmdirektor Gerhard Zeiler, vormals Chef beim mittlerweile in Deutsches Sportfernsehen umgewandelten Sender Tele 5, will mit diesem Programm innerhalb von zwei Jahren einen Marktanteil von fünf Prozent der deutschen Fernsehzuschauer erreichen. Technisch sei RTL 2 bereits zum Jahresende von 15 bis 16 Millionen Haushalten zu empfangen. Gewinn machen will der neue Sender von 1997 an. Was das Publikum dabei gewinnt, das blieb auch bei der Präsentation des Senders in Köln offen . . . sig

Ein Premier, der gegen alle Laternenpfähle rennt Neue Verzögerung in Sachen Maastricht: John Major verliert die Kontrolle über seine Partei

Von Peter Nonnenmacher (London)

Der außenpolitische Sprecher der Labour Party hatte Anlaß zur Schadenfreude. "Schon wieder", meinte Jack Cunningham, "ist der Premier gegen einen Laternenpfahl gelaufen." In der Tat mußte John Major der Schädel brummen nach dem Zusammenprall mit der Opposition und den Rebellen in der eigenen Partei. Die "unheilige Allianz" aus Labour-Leuten, Liberaldemokraten und rechten Tories hatte dem Regierungschef eine schmerzliche Niederlage beigebracht. Es war nicht nur die erste parlamentarische Niederlage der Regierung im Zuge der Maastricht-Ratifizierung: Es war die erste Unterhaus-Niederlage überhaupt, die Major als Premier schlucken mußte.

Zwar mühten sich Majors Vasallen nach Kräften, die Beule durch kühlendes Handauflegen zu heilen. Eine Katastrophe, beharrten Majors Minister, sei die Niederlage weder für den Premier noch für den Maastrichter Vertrag. Der Premier, sagte Außenminister Douglas Hurd, habe keinen "schwarzen Tag", höchstens einen "bleigrauen" erlebt; der Vertrag werde ratifiziert wie geplant, wenn auch "mit unnötiger, perverser Verzögerung".

Weniger zurückhaltend drückten ihren Zorn die Tory-Hinterbänkler aus, die treu zu Major und zu Maastricht stehen. Jene 42 Parteikollegen, die der Regierung bei der Unterhaus-Abstimmung am Montag abend die Unterstützung versagt hatten, seien "Bastarde" und "außer Kontrolle geratene Roboter", schimpften die Tory- Loyalisten ungehalten. Mit ihrer bedingungslosen Gegnerschaft zu Maastricht setzten die Rebellen nicht nur die Vertragsratifizierung, sondern auch die Autorität des Regierungschefs und die Zukunft der konservativen Partei aufs Spiel. Die Rebellen sahen das anders. "Man kann uns", meinte der konservative Maastricht-Gegner Bill Cash, "nicht einfach den Mund verbieten." Die Kampagne gegen den Vertrag werde in vollem Umfang weitergeführt - jedenfalls bis Major klein beigebe und zumindest eine Volksabstimmung zu Maastricht erlaube.

Staunend verfolgt die britische Bevölkerung die bittere Auseinandersetzung in der Regierungspartei und das Verwirrspiel um die Vertragsratifizierung in Westminster. Die taktischen Finessen sind den meisten Landsleuten Majors ebenso unbegreiflich wie Londons beunruhigten Partnern in der EG. Der Grund für die Verwirrung liegt darin, daß der Kampf um Maastricht auf zwei Ebenen stattfindet. Die eine ist das eigentliche Tauziehen um die Ratifizierung. Die andere ist ein innenpolitisches Scharmützel, bei dem Maastricht als Munition dient und in dessen Verlauf die Opposition dem Premier möglichst viele Laternenpfähle in den Weg zu stellen sucht.

Beim Tauziehen um die Ratifizierung sind die Fronten relativ klar. Außer der überwiegenden Mehrheit der konservativen Regierungspartei unterstützen auch die wichtigsten Oppositionsparteien, die Labour Party und die Liberaldemokraten, den Vertrag prinzipiell: Bei der Endabstimmung über Maastricht im Parlament ist dem Vertrag so nach Adam Riese eine klare Mehrheit sicher. Die Lage wird freilich kompliziert durch oppositionelle Schachzüge, die mit Hilfe der Maastricht- Schlacht auf eine kontinuierliche Aushöhlung der Regierungsautorität abzielen.

Labour und Liberale machen sich dabei die tiefe Kluft in den Tory-Reihen zunutze, die die Minderheit der Rebellen von der regierungstreuen Mehrheit trennt. Da Major in Sachen Maastricht die Kontrolle über den widerspenstigen rechten Parteiflügel verloren hat, ist er für die Ratifizierung auf Unterstützung der Opposition angewiesen. Damit kann diese aber die Bedingungen der Ratifizierung diktieren. Vor der Endabstimmung suchen Labour und Liberale den Premier mithin nach Kräften zu blamieren.

Die Sozialcharta des EG-Vertrags etwa, der Major in Maastricht als einziger EG- Regierungschef die Zustimmung versagte, soll nun nach Willen Labours wieder zum Bestandteil des Vertrags erklärt werden. Zu einer solchen "Demokratisierung" des Vertrags, findet der Labour- Chef John Smith, sei seine Partei geradezu verpflichtet. Auch die Absicht der Regierung, anders als in allen anderen EG- Staaten die Mitglieder eines geplanten neuen EG-Regionalausschusses nicht wählen zu lassen, sondern zu ernennen, bot der Opposition Gelegenheit zu einem "demokratisierenden" Vorstoß. Um diese - relativ geringfügige - Frage ging es bei der Abstimmung am Montag. Sie endete mit der Niederlage des Premiers. Daß sich die Opposition solche "Siegesfedern" an den Hut stecken kann, liegt wiederum nur daran, daß die gegen die eigene Regierung stimmenden Tory-Rebellen ihr eine Chance dieser Art verschaffen. Die Rebellen schreckt mittlerweile weder Mahnung noch Drohung aus dem Regierungslager; so entschlossen sind die Abgeordneten um Cash, den Vertrag zu sabotieren, daß sie selbst Labour- Anträge unterstützen, deren Inhalt ihren eigenen Überzeugungen diametral zuwiderläuft. Ihre ganze Hoffnung setzen die Rebellen darauf, daß die Labour-Führung sich bei ihrem taktischen Spiel doch noch verkalkuliert und der ganze Vertrag über ein Detail zu Fall gebracht werden kann - oder daß Major im Zermürbungskrieg der kommenden Wochen die Nerven verliert und der Forderung nach einem Referendum nachgibt. Das glauben die Vertragsgegner leicht gewinnen zu können.

Bisher ist der Effekt der britischen Maastricht-Schlacht freilich nur eine weitere Verzögerung des Ratifizierungszeitpunkts. In der Labour Party glaubt man, daß die Entscheidung dieser Woche "höchstens zwei oder drei Tage" zusätzliche Parlamentsdebatte erfordere. Andere Beobachter halten es für möglich, daß Großbritannien den Vertrag nun erst im Oktober werde ratifizieren können. Ob Herbst oder Sommer: Es sieht jedenfalls zunehmend so aus, als werde Britannien im Zuge der europäischen Ratifizierung des Vertrags das Schlußlicht bilden.

SPD spricht über Wahl

HOFHEIM. Die Lorsbacher SPD will Konsequenzen aus dem Wahlergebnis ziehen: Für Montag, 15. März, laden die Genossen daher zur Jahreshauptversammlung in die Gaststätte "Nassauer Schweiz" ein.

Von 19.30 Uhr an stehen aber auch Vorstandsneuwahlen, Personalvorschläge und Anträge an den Ortsverein Hofheim auf der Tagesordnung. pms

Ohne die Rechten ist der Landrat nicht zu kippen CDU-Chef: Wer keine Mehrheit hat, muß sie sich eben suchen / SPD soll sich "öffnen"

GIESSEN. Der am Wahlabend im Kommunalen Gebietsrechenzentrum in Gießen am zufriedensten wirkende Gesprächspartner gehörte überraschenderweise nicht zu den eigentlichen Gewinnern. Der Sieger hieß Ulrich Kolan und ist Kreisvorsitzender der Republikaner. Der sprach nach dem "Triumph" beinahe emotionslos von einem "erwarteten Ergebnis", bevor er mit seinem Pressesprecher Björn Clemens zur Wahlparty verschwand. Wenige Schritte entfernt stand einer da, strahlend und gut gelaunt und redete von einem "schönen Erfolg, weil wir unsere Position gehalten haben" und von einem "guten Wahlkampf". Während SPD, Grüne, FDP und Freie Wähler reichlich bedröppelt nach Antworten auf den Rechtsruck suchten, wertete die CDU den Verlust der rot-grünen Mehrheit im Kreis fast wie einen Sieg.

Dabei hatte die Union mit bescheidenen 29,8 Prozent die von ihrem Spitzenkandidaten Volker Bouffier vor der Wahl ausposaunte Prognose ("Dicke über 40 Prozent") um Längen verfehlt. Auch das Ziel, künftig im Zusammenspiel mit den Freien Wählern die "Sachmehrheit" im Kreistag (beide kommen zusammen auf 34 Sitze gegenüber 39 von Rot-Grün) zu besitzen, wurde nicht erreicht.

Die Genugtuung über das Votum der Wähler indes, die der bisherigen Politik eine klare Absage erteilt hatten, stand Bouffier, dem Notar und innenpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, ins Gesicht geschrieben. "Wer keine Mehrheit hat, muß sie sich eben suchen", kommentierte der Unionspolitiker süffisant. Die SPD müsse jetzt handeln und sich öffnen.

Auf die Mithilfe der CDU beim bevorstehenden komplizierten Unterfangen, den "festgefahrenen Karren" mit demokratischen Kräften aus dem Dreck zu ziehen, werden die Sozialdemokraten im Kreis Gießen kaum spekulieren können. Die Kluft zwischen den beiden großen Parteien in dem 235 000 Einwohner zählenden Verwaltungsgebilde in Mittelhessen dürfte kaum zu überbrücken sein. Gerade so, als ob dies noch einer zusätzlichen Klarstellung bedurft hätte, sattelte Bouffier am Wahlabend gleich noch eins drauf: Die Christdemokraten im Kreis Gießen favorisierten nach seinen Worten als "sauberste Lösung" die "baldige Abwahl" des bisherigen Landrats Rüdiger Veit (SPD). Die Union sei nicht bereit, nach der deutlichen Niederlage der seit acht Jahren amtierenden Koalition die rot-grüne Regierung weiterhin zu tolerieren. "Wir sollten möglichst bald zur Direktwahl des Landrats kommen und für klare Verhältnisse sorgen", sagte Bouffier.

Um freilich den Amtsinhaber Rüdiger Veit, kürzlich erst vom Parlament für weitere sechs Jahre als Verwaltungschef wiedergewählt, aus seinem Chefsessel zu verdrängen, bedarf es der einfachen Mehrheit im Gießener Kreistag. Genau da aber fangen die Schwierigkeiten an. Denn nach den neuen Machtverhältnissen kann dieses Vorhaben nur dann gelingen, wenn sich die vormalige Opposition aus CDU und Freien Wählern der tatkräftigen Unterstützung der Rechtsaußen, die mit acht Abgeordneten künftig die fünfte Kraft im Kreis sind, bedient. Am Sonntag abend jedenfalls liebäugelte Bouffier mit dieser Variante. Es könne doch nicht angehen, daß man entsprechende Anträge nur deshalb nicht stelle, weil man die Republikaner zu beachten habe, erklärte Bouffier den verblüfften Journalisten.

Ob sich Bouffiers Vorstoß letztlich als "Schnellschuß" (Veit) entpuppen wird, bleibt abzuwarten. Einen Tag nach der Kommunalwahl äußerte sich der "Herausforderer" schon ein wenig moderater. "Vordringlichstes Ziel" müsse sein, zu "vernünftigen Lösungen" zu kommen, sagte er. "Wir müssen in der Sache tragfähige Mehrheiten finden." An seinem Vorschlag, die bisherige Kreisspitze abzuwählen, hielt er aber fest. "Wir werden für Rot-Grün nicht den Part der Beschaffer von Sachmehrheiten spielen", betonte Bouffier.

Daß eine Abwahl Veits nur mit den Stimmen der Republikaner möglich ist, ist die eine Sache. Die andere ist, welchen Nutzen sich die CDU von einem (erhofften) Wechsel an der Kreisspitze verspricht. Persönlichkeitswahlen dienen zwar der Popularität, ändern hingegen an der komplizierten Situation im Kreistag nichts. "Personen", bremste denn auch FWG-Fraktionschef Hans-Eberhard Hoffmann Bouffiers Direktwahl-Euphorie, "sind für uns nicht in erster Linie maßgebend." VOLKER TRUNK

Unbefristet und auf Dauer - bis gestern Als das Aus für Rheinhausen kam, loderte der alte Zorn der Kruppianer wieder auf

Von Ingrid Müller-Münch (Duisburg)

An jenem 3. Mai 1988, als nach 160 Tagen und einem lauen Kompromiß der Kampf um die Erhaltung des Kruppschen Stahlwerkes in Rheinhausen zu Ende ging, da war die Stimme von Manni Scholz rauh von all dem Gerufe und Geschreie, von der Herumdiskutiererei vor Werktoren und auf Brücken. Einer der letzten Sätze, die er den schon im Aufbruch begriffenen Presseleuten ins Mikrophon krächzte, faßte auf seine Weise die Wut, die er über all das empfand, in Worte: "Soll'n die sich doch irgendwo innen Hochofen einmotten lassen, Mensch! Krieg ich gleich 'nen dicken Hals, wenn ich so wat höre." Kurz zuvor hatte der damalige Betriebsratsvorsitzende der Hütte, Manfred Bruckschen, das Ende des Streiks mit den Worten kommentiert: "Damit sind unsere Bemühungen um die Standortsicherung gescheitert."

Der 49jährige Manni Scholz, als Vorarbeiter bei der Brammenverladung im Kruppschen Hafen gewohnt, hart zuzupacken, hat seiner Wut Taten folgen lassen. Nachdem am Dienstagmittag nun endgültig das Fallbeil über Rheinhausen niedergesaust ist, trifft dies wenigstens ihn nicht gänzlich unvorbeireitet. Schon damals, vor fünf Jahren, grübelte er darüber nach, ob er nicht seinen Wohnwagen, der zum Leidwesen seiner Nachbarn den Vorgarten seines schmucken Siedlungshäuschens verschandelte, in eine Frittenbude umwandeln könne. Inzwischen betreibt seine Frau einen Kiosk. Manni Scholz kümmert sich, neben all den Zusatzschichten, die er in letzter Zeit bei Krupp fahren mußte, um Buchführung und Einkauf und begründet die Schufterei mit den Worten: "Eh dat ich mein Häuschen abgeben muß."

So gut wie Manni Scholz hat sich in Rheinhausen wohl kaum jemand auf den nun offiziell verkündeten Zusammenbruch vorbereitet. Obwohl viele damit rechneten, daß "in der merkwürdigen Gladiatorenschlacht zwischen dem Dortmunder Hoesch-Werk und Krupp-Rheinhausen" (so der evangelische Pastor Dieter Kelp) sie die Zeche zahlen würden.

Das Aus für Rheinhausen kam - zwei Tage eher als erwartet - schon Dienstag mittag. Journalisten hatten dem Betriebsrat die niederschmetternde Botschaft überbracht, der Krupp-Vorstand wolle am Nachmittag auf einer Pressekonferenz in Bochum sein Votum gegen die Duisburger Kruppianer und für die Kumpels von Hoesch/Dortmund bekanntgeben. "Wir werden das nicht einfach hinnehmen", loderte da der alte Zorn wieder bei den Kollegen auf, die spontan die Arbeit niederlegten und das Betriebsratsbüro mit bangen Fragen belagerten. Plötzlich war wieder die Entschlossenheit von damals zu verspüren, die vorantreibende Wut, die sich zunächst in wahren Schimpfkanonaden Luft machte: "Da soll sich man keiner verrechnen, auch mit 2000 Leuten können wir genausoviel Stunk machen, wie 1987", war allenthalben zu hören.

Von den einst rund 5000 Kruppianern im Jahre 1987 malochen heute noch 2200 auf der Hütte. Wie vereinbart, begann die Auflösung des Stahlwerkes gleich nach Beendigung des Arbeitskampfes. 400 Kollegen kamen zu Thyssen, 1100 wurden vom Hüttenwerk Krupp-Mannesmann übernommen, 1000 schieden über Sozialpläne aus, 300 suchten sich auf eigene Faust ein neues Betätigungsfeld. "Das war eine in der Belegschaft unwahrscheinlich angespannte Zeit", erinnert sich Betriebsrat Theo Steegmann. Doch während man noch abwickelte und auflöste, boomte es in der Stahlbranche auf Teufelkommraus. Ende 1990 war klar: Der letzte Hochofen muß bleiben. Scheinbar abgesichert durch die Zusage von Krupp-Chef Gerhard Cromme, dieser Hochofen in Rheinhausen werden nun endgültig "unbefristet und auf Dauer" betrieben, schöpfte man Hoffnung.

Dennoch ließ sich niemand von der Ruhe einlullen. Der Rheinhausener Werksleiter Helmut Laakmann, der 1987 durch eine flammende Rede die Initialzündung zu dem spektakulären Arbeitskampf gegeben hatte, bekam das zu spüren. Durch seine führende Rolle während der Arbeitsniederlegungen wurde er populär bis zum Unerträglichen. Jeder sah in ihm nur noch den aufgebrachten Rächer der Entrechteten, erinnerte er sich vor einigen Tagen bei einem Teller Linsensuppe mit Bockwurst im verräucherten Kruppianer-Gasthof "Zum Reichsadler", wenige Schritte von Tor 1 entfernt. Ob er beim Friseur saß, im Aufzug fuhr oder in der Kantine eine Cola holen wollte, immer wurde er in all den Jahren nur das eine gefragt. "Die Leute gucken mich an und sagen, na Helmut, wie lange machen wir noch. Keiner sagt zu mir, haste gestern den MSV gesehen. Zigtausendmal wurde mir dieselbe Frage gestellt. Als mir dann eines Tages der Zahnarzt im Mund herumbohrte und gleichzeitig wissen wollte, was macht Krupp, da bin ich abgehauen." Für einige Jahre ist Laakmann aus Rheinhausen weggezogen, hielt den Druck nicht mehr aus, widmete sich ganz seiner Karriere.

Einen Beförderungsantrag hatte sein Chef 1987 während des Streiks noch mit den Worten kommentiert: "Ich brauche keinen, der Arbeitskämpfe leitet, ich brauche einen, der einen Betrieb leitet." Doch dann brach durch die Versetzungen der Leute die gesamte Hierarchie in Rheinhausen zunächst zusammen. Laakmann mußte zeitweise die Arbeit von sieben Ingenieuren allein bewältigen. Er brachte es bis zum Werksleiter von Krupp-Stahl, wurde ein angesehener, mächtiger Mann. Was ihn freilich nicht davon abhielt, gleich als es jetzt wieder losging, auf dem SPD-Sonderparteitag in der Kruppschen Menage als einer der ersten das Mikrophon zu ergreifen und zur Solidarität zwischen den beiden rivalisierenden Stahlstandorten aufzurufen: "Und du, Kollege aus Dortmund", so Laakmann in seinem salbungsvollen Stil, "dem man weismachen will, wir Rheinhausener wollten deinen Standort plattmachen, mußt wissen: Arbeiter schließen keine Werke."

Pfarrer Kelp, wie Theo Steegmann, Manni Scholz oder Helmut Laakmann ein Kämpe aus alten Zeiten, ist nach eigenem Bekunden durch seine Rolle im damaligen Arbeitskampf inzwischen in Rheinhausen zu jemand geworden, "mit dem man sich nicht öffentlicht überwirft". Damals wie heute war der evangelische Kirchenmann - unübersehbar an seinem Zigarillo-Stumpen paffend - treibende Kraft. Doch anders als vor fünf Jahren fühlte sich der 55jährige inzwischen überfordert, empfand es eher als Belastung, denn als Herausforderung, "unentwegt nur Sachen in Bewegung zu halten". Als zur Jahreswende 1987/88 die Kruppianer über ein halbes Dutzend Schichten ausfallen ließen, die Konzernzentrale stürmten und weder vor Staatskanzlei noch Rathaus haltmachten, da war Pfarrer Kelp einer der Zornigsten. Und nicht zuletzt seinem unermüdlichen Einsatz war es zu verdanken, daß mancher davon sprach, in Rheinhausen entstehe gerade die neue Arbeiterbewegung. Der SPD-Fraktionschef im NRW-Landtag, Friedhelm Farthmann, empfand seinerzeit eine geradezu "vorrevolutionäre Stimmung" in dem Duisburger Stadtteil. Betriebsrat Theo Steegmann verkündete öffentlich und voller Überzeugung: "Die Leute haben ein ungeheuer starkes Gefühl von politischer Macht gekriegt."

In den vergangenen Wochen, in denen es wieder um den Erhalt des Stahlstandortes ging, war von all dem nichts mehr zu entdecken. Wer diesmal durch die Straßen schlenderte, fand keine auf Betttücher gemalte und dann an den Hauswänden flatternde Parolen. Fünf Busse waren während der 24stündigen Arbeitsniederlegung in der vergangenen Woche bestellt worden, um die Leute nach Essen zur Kundgebung zu fahren. Drei mußten leer wieder zurückgeschickt werden.

Es war der Duisburger Oberbürgermeister Jupp Krings, der den Leuten ins Gewissen redete: "Ihr dürft nicht resignieren. Ihr müßt jetzt hier die Zeichen setzen, sonst geht ihr unter", appellierte er seit Bekanntwerden der Stillegungspläne an die Kollegen. Häufig sah man ihn seither, frühmorgens bei der Blockade vor Tor 1, abends spät auf dem Bürgerkomitee, Mut machend, Hände schüttelnd. Er sei zum Optimismus nun mal verpflichtet, "wenn nicht gar verdammt", begründete er sein Engagement und lehnte es ab, sich an Schwarzmalerei zu beteiligen. Stattdessen verwies er darauf, daß in Duisburg noch immer die Hälfte des deutschen Eisens geschmolzen werde und 45 Prozent des deutschen Stahls. 1980 waren in der Stadt 58 000 Beschäftigte in der eisenschaffenden Industrie. Bis zur Schließung von Rheinhausen werden es noch rund 36 000 sein. Lautlos seien unzählige Arbeitsplätze bei Thyssen abgebaut worden, sozialverträglich, erzählt der alte Sozialdemokrat, deshalb gab's darüber auch keinen Protest. Doch für die Stadt waren diese Arbeitsplätze weg."

1988 hatte ein Stadtdirektor noch frohlockt, daß aus den Schließungsplänen für Rheinhausen durch Stahlkonferenzen und Bundeszuwendungen letztendlich "ein Bündel sehr guter Nachrichten und Botschaften für Duisburg geworden" sei. Da sei was dran, räumt Krings ein. 7000 neue Arbeitsplätze außerhalb der Stahlbranche seien inzwischen tatsächlich entstanden. Der Freihafen laufe hervorragend. Doch von Krupp sei ihm nichts in Erinnerung, was das Unternehmen neu entwickelt habe. In Bonn, da tue man so, als sei das alles ein sektorales Problem.

"Das muß man sich mal vorstellen", schimpft Steegmann, "die da oben haben sich wohl gedacht, es boomt immer so weiter." Dabei sei absehbar gewesen, daß die Jahre nach dem Fall der Mauer eine deutsche Sonderkonjunktur produziert hätten. Keinen Pfennig von den durch die Kumpels sauer verdienten Millionen habe Krupp in Rheinhausen investiert. Statt dessen Hoesch aufgekauft. Und dann noch nicht einmal mit den anderen Stahlunternehmen kooperiert. Steegmann macht das am Beispiel der feuerverzinkten Bleche deutlich. Als die Autoindustrie nach diesen aufwendig herzustellenden Materialien rief, habe Krupp in Bochum eine Feuerverzinkungsanlage für 300 Millionen Mark gebaut, Thyssen eine in Duisburg für 250 Millionen - und in Bremen werde demnächst von Kloeckner eine weitere fertiggestellt. "Was dazu geführt hat", ärgert sich Steegmann, "daß die Überkapazitäten so groß sind, daß du jetzt feuerverzinktes Blech billiger kriegst als unverzinktes. Und die Anlage in Bochum ist nur zu 30 Prozent ausgelastet, weil die sich nicht einigen konnten."

"Anstatt daß man sich darauf besinne, was mit Stahl noch alles gemacht werden könne", moniert Klaus Löllgen, einst Betriebsrat bei Krupp-Rheinhausen, im Zuge der Versetzungen nunmehr beim Hüttenwerk Krupp-Mannesmann. Daß in die Hochöfen das gesamte Altöl eingeblasen werde, ohne Verbrennungsrückstände zu hinterlassen, davon rede niemand. Und auf die verschiedenen Anstöße von seiten der Stahlbetriebsräte, doch nicht nur an Stahlherstellung, sondern auch an Aufarbeitung von Altmaterialien, Wiederverwertung und Weiterverarbeitung zu denken, hätten die Stahlbarone niemals reagiert, sagt Steegmann. Statt dessen habe man von dort immer die arrogante Antwort bekommen: "Mit Mist beschäftigen wir uns nicht." Jetzt stehe man einem hochverschuldeten Konzern gegenüber, einer auf Massenentlassungen drängenden EG und einem Stahl-Import aus den GUS-Ländern, der alles kaputt mache.

"Willst du mal meinen neuen Arbeitsplatz sehen?", drängte neulich Werksleiter Helmut Laakmann, zahlte im Gasthof Reichsadler rasch 2,50 Mark für seine Linsensuppe und ratterte mit seinem Landrover die paar Minuten zum "Businesspark" Asterlagen. 40 Millionen Mark wurden in die Infrastruktur dieses Geländes gesteckt. Dort ist alles vom Feinsten: Zwischen gepflegten Geschäftshausfassaden plätschert ein Springbrunnen, Menschen flanieren auf begrünten Bürgersteigen. Elegante Designer-Straßenlaternen dokumentieren das funktionale zukunftweisende Konzept. Leider ist dies alles Science-fiction, vierfarbig gedruckt auf einem Schild mit dem billig wirkenden Querbalken; "provisionsfrei". "Den hat man erst draufgeklebt, als aus all dem nichts wurde", sagt Laakmann traurig und läßt den Blick schweifen: über das picobello angelegte Pflaster mit dem akkuraten Schild "Dr. Alfred-Herrhausen- Straße" und das Brachland ringsherum, auf dem zwei einsame Bagger Sandhügel hin- und herschaufeln. Manni Scholz, der Vorarbeiter aus dem Kruppschen Hafen, machte sich in letzter Zeit häufig einen Jux daraus, Fernsehteams in diese Einöde zu führen. Hinterhältig ließ er sie einen Schwenk über die Landschaft filmen, um dann unvermittelt ins Visier der Kameras die einzige Gewerbetreibende zu bringen, "die sich nach fünf Jahre Versuch, hier alternative Arbeitsplätze anzusiedeln, auf den Schwellen, die die Ausfahrt versperren, niedergelassen hat", wie der süffisant über die "horizontale Dame" bemerkt.

1500 Ersatzarbeitsplätze wollte Krupp schaffen. So steht es in dem Vereinbarungspapier, mit dem am 8. Mai 1988 nach 160 angespannten Tagen der aufsehenerregendste Arbeitskampf in der Geschichte der Bundesrepublik zu Ende ging. "Und die werden wir jetzt einklagen, wo Rheinhausen dicht gemacht wird", versichert Steegmann. Noch am Abend vor der Entscheidung hatte Laakmann seinen Kollegen versichert, wie voll ausgelastet die Rheinhausener Hütte zur Zeit doch sei. "Von den Kosten her gab es innerhalb des Konzerns keinen, der günstiger kochte", weiß die ehemalige Krupp- Betriebsrätin Irmgard Chlebick genau. Ihrer Meinung nach war die Entscheidung gegen Rheinhausen "eine politische Entscheidung. Das hatte nichts mit Rentabilität zu tun. Die Hoeschianer waren einfach innerhalb des Konzerns stärker." Und fassungslos darüber, daß Rheinhausen nach so häufigem Aufbäumen nun doch sterben muß, faßte sie am Dienstag - schon auf dem Weg zur Belegschaftsversammlung - stellvertretend für die Kollegen deren Ratlosigkeit und Wut in die Worte: "Wir sind alle fix und fertig."

Auf Wunsch kommen Gratulanten Auch die Ehrungen muß man anmelden

FRANKFURT A. M. Langvermählte Paare und die ältesten Bürger haben in Frankfurt ein Anrecht auf Ehrungen bei Jubiläumsfeiern. Der Hessische Ministerpräsident und der Oberbürgermeister gratulieren (oder lassen ihre Glückwünsche überbringen) - jedoch nur, wenn die Jubilare sich rechtzeitig darum bemühen.

Unaufgefordert kommen die Stadt- und Landesväter nämlich nicht, vorher müssen noch Formalien erledigt werden. Sechs Wochen vor der Feier, so empfehlen jetzt die Städtischen Mitteilungen, sollen sich die Jubilare anmelden und mit Geburts- oder Heiratsurkunde nachweisen, daß sie tatsächlich ein Jubiläum begehen.

Der Stadtbezirksvorsteher und der Sachbearbeiter im Römer, Zimmer 308, sind die Anlaufstellen für die Ehrungswilligen.

Zur goldenen (50 Jahre), diamantenen (60 Jahre), eisernen (65 Jahre) und Gnadenhochzeit (70 Jahre) übermitteln die Vertreter von Stadt und Land ihre Wünsche, ebenso zum 90., 95., 100. und jedem folgenden Geburtstag: Vorausgesetzt, die Verwaltung weiß Bescheid. star

Gottesdienst zur "Woche der Brüderlichkeit"

OBERURSEL. Zu einem ökumenischen Gottesdienst lädt die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) Taunus am heutigen Mittwoch, 10. März, um 19.30 Uhr ein. Er findet in der St.-Hedwigs-Kirche im Eisenhammerweg statt.

Anlaß ist die "Woche der Brüderlichkeit", die alle CJZ-Gesellschaften vom 7. bis 14. März feiern. In Oberursel spricht der Reformrabbiner Tovia Ben- Chorin aus Jerusalem zum Jahresthema "Statt Gleichgültigkeit - Mut zur Verantwortung". esi

Oberursels Mühlen und die Bommersheimer Burg

OBERURSEL. Dem "Mühlenwesen in Oberursel" ist eine Führung im Vortaunusmuseum gewidmet, zu der der Verein für Geschichte und Heimatwesen einlädt. Am Sonntag, 14. März, ab 11 Uhr will Kurt Hollmann die technische Entwicklung der Mühlen und deren wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt erläutern.

Tags darauf, am Montag, 15. März, hält Gerhard Netz um 20 Uhr im Ferdinand- Balzer-Haus einen Diavortrag über "1200 Jahre Bommersheim". Dabei will er besonders über die Burg und die Umstände ihrer Zerstörung berichten. ill

Das Wetter

Wetterlage Das Hochdruckgebiet über Mitteleuropa bestimmt weiterhin unser Wetter, eingelagerte schwache Tiefausläufer gestalten das Wetter jedoch vorübergehend leicht unbeständig.

Vorhersage bis Donnerstag früh Anfangs sonnig, im Tagesverlauf im Norden und Westen Bewölkungsaufzug, jedoch nur nach Osten hin gelegentlich etwas Regen. Höchsttemperaturen im Südosten um 3, sonst 6 bis 11 Grad.

Tiefsttemperaturen um null, im Süden und Südosten um -4, über Schnee auch darunter. Meist schwachwindig.

Weitere Aussichten für Donnerstag Im Osten und Süden anfangs noch stark bewölkt und gelegentlich etwas Regen, sonst von Norden her wieder zunehmend sonnig. Wenig geänderte Temperaturen.Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad Amsterdam

leicht bewölkt 6 Athen

bedeckt 11 Barcelona

wolkig 12 Bordeaux

stark bewölkt 11 Bozen

wolkenlos 10 Brüssel

wolkenlos 6 Innsbruck

wolkenlos 5 Istanbul

wolkig 5 Las Palmas

wolkig 19 Lissabon

wolkig 14 London

leicht bewölkt 8 Madrid

wolkenlos 12 Mallorca

wolkig 14 Moskau

bedeckt 0 Paris

leicht bewölkt 8 Rom

leicht bewölkt 11 Stockholm

bedeckt 3 Tunis

bedeckt 11 Wien

wolkenlos 2 Zürich

wolkenlos 3 Deutschland Berlin

wolkenlos 4 Dresden

wolkenlos 3 Feldberg/Ts.

wolkenlos -1 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt -1 Frankfurt/M.

wolkenlos 5 Freiburg

leicht bewölkt 6 Garmisch

wolkenlos 1 Hamburg

leicht bewölkt 4 Köln

leicht bewölkt 6 München

wolkenlos -1 Norderney

leicht bewölkt 5 Rostock

leicht bewölkt 5 Zugspitze

wolkenlos -7 Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.50 Uhr Sonnenuntergang 18.22 Uhr Mondaufgang 21.46 Uhr Monduntergang 7.15 Uhr

Viele psychisch Kranke könnten billiger zu Hause versorgt werden Hannoverische Kommission bemängelt häufigen Übergang vom Klinikaufenthalt in ein Altenheim / Tageseinrichtungen fehlen Von unserem Korrespondenten Eckart Spoo

HANNOVER, 9. März. Zu menschenwürdigem Umgang mit psychisch Kranken hat am Dienstag die Besuchskommission Hannover aufgerufen. Diese 1984 von der niedersächsischen Landesregierung eingesetzte Experten-Kommission, die jetzt erstmals an die Öffentlichkeit trat, besucht regelmäßig psychiatrische Einrichtungen im Regierungsbezirk Hannover. Mit ihren Berichten und Empfehlungen fand die Kommission jedoch bisher bei den Politikern wenig Gehör, wie ihr Vorsitzender, Medizinaldirektor Wolfgang Gephart, vor Journalisten in Hannover beklagte. So habe die Kommission schon seit 1984 auf unerträgliche Verhältnisse in den Wahrendorffschen Anstalten in Ilten, der größten psychiatrischen Privatklinik Europas, aufmerksam gemacht, ohne daß sich dort inzwischen Entscheidendes verändert hätte. In Ilten müßten bis zu 13 Patienten in einem Raum zusammenleben. Der nächste Briefkasten oder die nächste Telefonzelle seien kilometerweit entfernt. Amtliche Aufsicht funktioniere nicht, weil umstritten sei, bei welcher Behörde die Zuständigkeit liege.

Nach Ansicht der Kommission könnten viele Kranke, die in Anstalten mit hohen Pflegesätzen untergebracht seien, zu Hause leben, wenn sie ambulant versorgt würden, was kostengünstiger wäre. In den deutschen Stadtstaaten gebe es dafür Modelle; in Niedersachsen und anderen Flächenländern schöben sich Landes- und Kommunalbehörden gegenseitig die Verantwortung zu - mit der Folge, daß es fast überall an solchen Einrichtungen wie Tagesstätten und Betreuungsdiensten fehle. Zwar würden die Kranken heute in der Regel nicht mehr so lange in psychiatrischen Anstalten festgehalten wie früher, aber dieser günstigen Entwicklung stehe eine ungünstige gegenüber. Viele würden nämlich nach ihrem Klinik-Aufenthalt sofort in fachlich ungeeignete Heime verlegt, die oft als "Alten- und Pflegeheime" firmierten. Diesen Heimen sei erlaubt, psychisch Kranke auch unter 60 Jahren aufzunehmen; es dürften nur nicht mehr als die Hälfte der Patienten werden. Gephart bemängelte, die Betreuung von Kranken in solchen Heimen sei fachlicher Aufsicht entzogen. Rehabilitation finde nicht statt, der gesetzlich geforderte Rückweg in die Gesellschaft sei dadurch verstellt. Ein anderer Teil der Kranken landet, wie die Kommission feststellte, im Obdachlosenmilieu.

Die Kommission erhob die Forderung, die geistig und seelisch Kranken und Behinderten den körperlich Kranken und Behinderten gleichzustellen. Wenn in Einzelfällen Zwangsmaßnahmen notwendig seien, müßten rechtsstaatliche Kontrollen sowie soziale und medizinische Hilfe gewährleistet werden; dies sei heute nicht der Fall.

Auf Psychiater, Juristen und Verwaltungsbeamte allein sei erfahrungsgemäß nicht immer Verlaß. Der Schutz psychisch Kranker vor Verelendung hänge auch von einer sensiblen und informierten Öffentlichkeit ab.

In diesem Zusammenhang würdigte die Besuchskommission Hannover Zusammenschlüsse von Betroffenen und deren Angehörigen, von denen beispielhafte Initiativen ausgegangen seien.

Frau verletzt FRIEDBERG / BAD NAUHEIM. Eine Frau aus Bad Nauheim wurde Montag bei einem Unfall auf der Fauerbacher Straße an der Einmündung zur ehemaligen Zuckerfabrik leicht verletzt. Sie hatte die Vorfahrt eines entgegenkommenden Wagens mißachtet.

"Spring Jamboree" in den Schwarzbachhallen Mehr als 1500 Square-Tänzerinnen und -Tänzer aus ganz Europa am Wochenende in Kriftel

KRIFTEL. Mehr als 1500 Tänzer aus ganz Europa treffen sich von Freitag, 12., bis Sonntag, 14. März, in den Schwarzbachhallen. Und auch aus dem Ursprungsland des Square Dance, den USA, kommt eine Delegation in die Obstbaugemeinde.

Peter Jansen vom Wiesbadener Club "Kuntry Kuzins", der das Turnier mit den "Bernemer Squeezers" aus Frankfurt ausrichtet, erwartet eine flotte und sehenswerte Veranstaltung, die auch den Zuschauern in die Beine geht. Titel: "Spring Jamboree". Allein im Rhein- Main-Gebiet gibt es nach Angaben der Veranstalter mehr als 20 Square Dance Clubs, europaweit gehören der Square Dance Organisation 294 Clubs mit 10 000 Mitgliedern an. Während des Krifteler Großtreffens sind auch Versammlungen und Vorstandskonferenzen geplant. Aber hauptsächlich soll getanzt werden. In beiden Schwarzbachhallen können die Teilnehmer 36 Stunden lang bei Tänzen und Workshops mitmachen. Zu traditioneller Western- und Country-Musik bewegen sie sich in ihrem typischen Outfit - Westernhemd und Petticoat.

Zuschauer sind bei den Darbietungen willkommen, und zwar zu folgenden Zeiten: freitags von 18 bis 23 Uhr, samstags von 13 bis 23 Uhr und sonntags von 10 bis 16 Uhr. Die Teilnehmer des Square-Dance-Treffens wohnen nicht nur in umliegenden Hotels und Pensionen, sondern auch bei Freunden - oder schlagen ihr Nachtlager in den Schwarzbachhallen auf. pms

Ferienspiele locken Kinder auf Hattersheimer Inseln

HATTERSHEIM. Die Ferienspiele '93 für Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren stehen unter dem Motto "Komm, wir entdecken eine Insel." Vom 26. Juli bis 6. August sollen am Okrifteler Mainufer mehrere "Ferienspielinseln" entstehen, auf denen bis zu 200 Kinder zwei Wochen lang erlebnisreiche Tage verbringen können. Ansprechpartnerin im Rathaus ist Hedi Weber, die unter Tel. 0 61 90 / 80 81 56 weitere Informationen geben kann.

Das detaillierte Programm bereitet die Stadtjugendpflege gemeinsam mit Vereinen aus der Mainstadt in den nächsten Wochen vor. Informationsblätter und Anmeldeformulare sollen nach den Osterferien über Schulen und Kindertagesstätten an die Kinder verteilt werden.

Wie in den vergangenen Jahren will der Veranstalter die jungen Teilnehmer mit Mittagsmahl und Getränken versorgen. Außerdem wollen die Organisatoren eine Ferienspiel-Buslinie einrichten. schu

Bandenkrieg forderte Opfer: 19jähriger tot

GRIESHEIM. Bei einem Racheakt rivalisierender Banden wurde am Montag abend ein 19jähriger erschossen. Bereits am Samstag war es zu einem Konflikt zwischen den beiden Jugendbanden gekommen: Gegen Mitternacht gingen die Jugendlichen mit Baseballschlägern aufeinander los. Sechs Deutsche und zwei Türken waren festgenommen worden.

Am Montag fuhre die Gruppe, die sich am Samstag angegriffen gefühlt hatte, in die Schmidtstraße, wo ihre Widersacher zusammensaßen. Auf der Straße kämpften die beiden Gruppen wieder gegeneinander und beschossen sich mit Leuchtspurmunition. Auf dem Bahndamm hinter der Schmidtstraße traf dann das Kleinkaliber einer Pistole den 19jährigen tödlich in den Oberbauch. Ob er gezielt getötet wurde, steht nach Angaben der Polizei bisher nicht fest.

Vier Tatverdächtige wurden festgenommen, wovon zwei auch als Schützen in Frage kommen. Aussagen von Beschuldigten und Zeugen seien zum Teil sehr widersprüchlich, meldet die Polizei. ege

Wahlsieger wollen "anderen Bürgermeister" "Bürger für ein ehrliches Usingen" schließen "Koalition mit Korruptionsparteien" aus

USINGEN. Welche Mehrheit wird im Stadtparlament künftig die Entscheidungen treffen? Nach dem spektakulären Einzug der neuen Wählergemeinschaft BEU ("Bürger für Ehrliches Usingen"), die aus dem Stand zehn Sitze gewann und mit 25,9 Prozent zur zweitstärksten Kraft nach der CDU (27,2 Prozent) avancierte, ist bei Gewinnern und Verlierern am Tag nach der Wahl nur eines klar: Es ist alles offen.

Die Parteichefs und Vorsitzenden der Wählergemeinschaften sprachen sich in ersten Stellungnahmen zwar vorerst für wechselnde Mehrheiten aus. Dennoch wollte keiner Koalitionsvereinbarungen eindeutig ausschließen. Da die entscheidenden Beratungen in dieser Woche erst noch bevorstehen, darf mit der einen oder anderen Überraschung gerechnet werden. Für die Wahlgewinnerin und BEU-Chefin Monika Mann steht eines fest: "Koalitionen mit den Korruptionsparteien scheiden aus, deshalb haben uns die Leute nicht gewählt." Es bliebe das Zusammengehen mit SPD, Grünen oder der FDP. Im Falle der SPD widerspricht Monika Mann: "Es ist schon ein Handicap, daß sich Herr Braun so auf eine große Koalition festgelegt hat, was nicht nur seine Äußerungen am Wahlabend, sondern auch die Unterstützung für den gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten Ortmann zeigen." Ob dieses "Handicap" zu überwinden ist, ließ die BEU-Chefin allerdings offen.

Das Thema Bürgermeistermeisterkandidatur ist für die Vorsitzende selbst kein Thema: "Ich werde nicht antreten." Aber: Die BEU will einen Gegenkandidaten aufstellen. "Wir wollen ein anderes Usingen und dazu gehört auch ein anderer Bürgermeister." Die Wählergemeinschaft will eine überregionale Anzeige aufgeben; außerdem sei ein Kandidat aus den eigenen Reihen nicht auszuschließen. Bisher steht nur der derzeitige kommissarische Amtsinhaber Detlef Ortmann (parteilos) zur Wahl.

CDU-Chef Gerhard Liese, der mit einem Einbruch von 14,5 Prozent der Stimmen die schwerste Niederlage seiner Partei und das Ende einer 16jährigen CDU-Dominanz einstecken mußte, hält Gespräche über eine große Koalition für verfrüht. "Das wäre eine Koalition der Verlierer." Im gleichen Atemzug gibt Liese aber auch zu bedenken: "Wir sind nach wie vor die stärkste Fraktion und haben eine Verpflichtung gegenüber den Wählern, die uns ihre Stimme gaben." Rein rechnerisch käme die CDU, die wie die BEU zehn Sitze hat, zusammen mit der SPD (acht Sitze) und der FWG (vier Sitze) auf eine neue Mehrheit.

SPD-Chef Norbert Braun wollte zu einer großen Koalition ebenfalls nicht "klipp und klar nein" sagen. Die SPD, die mit drei Sitzverlusten nicht vom Korruptionsskandal profitieren konnte, wird am Donnerstag tagen. Braun sprach sich jedoch von allen denkbaren Konstellationen vorerst für eine offene Zusammenarbeit aus. "Wir werden konstruktiv an die Arbeit gehen und uns das eine gewisse Zeit anschauen, um einschätzen zu können, wer die BEU politisch ist." Die SPD habe mit der BEU noch keine Kontakte aufgenommen, sagte Braun. Er erwartet, daß die BEU die Initiative ergreift. "Es ist so üblich, daß der Größere auf den Kleineren zukommt."

Die Grünen legen weniger Wert auf die Etikette. "Wir sind gesprächsbereit und reden mit allen", sagte die neugewählte Stadtverordnete für die Grünen, Ellen Enslin. Es könne auch über alles geredet werden, fügte sie hinzu. Der FWG-Vorsitzende Lothar Vielhauer erklärte, seine Fraktion werde alles mittragen, "was als realitätsbezogene Politik gilt". cn

Jazziges im JuKuz

KARBEN. "Jazz mit hohem Blues & Swing Faktor" soll am Sonntag, 21. März, im Jugend-Kulturzentrum Karben zu hören sein. Das Jazz-Trio "Sunday Morning" mit Reinhard Kaiser (Piano), Ulrich Sonnenberg (Kontrabaß) und Michael Steinbrecher (Flöte, Gitarre) hat sich für 11 Uhr angesagt.

Ab 11.30 Uhr gibt's Angebote für Mädchen und Jungen. Um 15 Uhr setzt die Drachenbande das Kinderprogramm mit "Drachenzirkus in Afrika" fort. Zwischendurch wird Mittagessen aufgetischt. Erwachsene zahlen fünf Mark Eintritt, Kinder drei Mark. mk

Aus für Stahlwerk Rheinhausen Krupp/Hoesch-Konzern faßt Produktion in Dortmund zusammen Von unserem Korrespondenten Reinhard Voss RHEINHAUSEN, 9. März. Noch in diesem Jahr wird der Stahlkonzern Krupp/Hoesch seine Rohstahlproduktion im Duisburger Stadtteil Rheinhausen einstellen. Rund 2000 Stahlarbeiter verlieren dadurch ihre Arbeitsplätze. Die Vorstände von Krupp und Hoesch entschieden sich für die Zusammenlegung ihrer Rohstahlproduktion in Dortmund, wie sie am Dienstag in Bochum bekanntgaben. Der Rheinhausener Betriebsratsvorsitzende Walter Busch sagte, die Belegschaft sei betrogen worden. Die Arbeiter legten die Arbeit spontan nieder. Während die Entscheidung in Dortmund mit Erleichterung aufgenommen wurde, versammelten sich die Stahlarbeiter in Rheinhausen in ihrer legendären "Menage", von der aus sie im Winter 1987/88 in einem sechzehnwöchigen Arbeitskampf die schon damals geplante Stillegung zumindest zum Teil verhindert hatten. Die Wut der Belegschaft war besonders groß, weil Krupp noch 1990 angesichts überschäumender Stahlkonjunktur eine "Garantie" für den Rheinhausener Hochofen abgegeben hatte.

Nach Berechnungen des Krupp/Hoesch- Vorstandes arbeitete seither Rheinhausen kostengünstiger als Dortmund. Auch die Verkehrsanbindung mit dem Rheinhafen ergab laut Konzern einen Kostenvorteil für Rheinhausen. Da aber ein Standort wegen der Stahl-Überproduktion im Gesamtkonzern habe geschlossen werden müssen, begründeten die Vorstände den Entscheid für Dortmund mit der angeblich preiswerteren Stillegung in Rheinhausen. Der Konzern produziere mehr als 100 000 Tonnen Stahl zuviel, die nicht verkauft werden könnten.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung wurde von der Entscheidung überrascht. Als der Rheinhausener Landtagsabgeordnete Manfred Bruckschen, der den Arbeitskampf 1987/88 angeführt hatte, mit der Nachricht in die Sitzung der SPD-Landtagsfraktion platzte, sagte Ministerpräsident Johannes Rau, ihm sei "eine solche Entscheidung nicht bekannt". Bruckschen hatte versucht, die Fraktion in letzter Sekunde zu einem Garantiebeschluß für Rheinhausen zu bewegen, was die Mehrheit ablehnte. Rau sagte, die Landesregierung könne keine einzelnen Standorte garantieren.

Trotz der Entscheidung gegen Rheinhausen werden auch in Dortmund Stahl- Arbeitsplätze abgebaut. Die Vorstände von Krupp und Hoesch bezifferten den Arbeitsplatzabbau im gesamten Stahlbereich auf 4500 bis Mitte nächsten Jahres. Das Vorstandskonzept muß noch vom Aufsichtsrat gebilligt werden.

Die Stahlarbeiter in Rheinhausen wollen die Entscheidung gegen "ihr" Werk nicht kampflos hinnehmen. Betriebsratsvorsitzender Busch kündigte Aktionen an, die denen des Arbeitskampfes vor fünf Jahren nicht nachstehen würden. Die Nachtschicht beschloß am Dienstag abend, die Arbeit nicht aufzunehmen. Mehrere hundert Arbeiter demonstrierten am Abend mit einem Fackelzug in Duisburg gegen die Werksschließung.

Der IG-Metall-Vorsitzende Franz Steinkühler sagte in Frankfurt, es sei jetzt Aufgabe der Gewerkschaft, den von Arbeitslosigkeit Bedrohten beizustehen. Den Bonner Parteien warf er vor, diese hätten sich zwar stundenlang über Bananen oder die Kosten für ein Verkehrswegenetz unterhalten, jedoch kein Strukturkonzept für die Stahlindustrie vorgelegt.

Als "bedauerliche, aber letztlich unvermeidbare" Folge der Stahlkrise bezeichnete Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) den Beschluß des Konzerns. Nun müsse Bonn dies sozialverträglich begleiten und neue Arbeitsplätze fördern.

Die Ruhrkohle AG kündigte am Dienstag in Essen den Abbau von weiteren 3700 Arbeitsplätzen an.

(Bericht und Kommentar S. 3)

SPD-Chef Arno Münker bietet Rücktritt an Wolfgang Hafemann wird als Bürgermeister-Kandidat in Neu-Anspach gehandelt

NEU-ANSPACH. Sie platzen schier vor Selbstbewußtsein: Nach dem Wahlerfolg wird der FWG/UBN-Vorsitzende Wolfgang Hafemann in eigenen Reihen schon als Kandidat fürs Bürgermeisteramt gehandelt - obwohl man vor der Wahl erklärte, sich nicht an der "Postenschieberei der etablierten Parteien" beteiligen zu wollen. Probleme mit kniffligen Geschäftsordnungen scheinen für sie ebensowenig zu existieren wie personelle Engpässe. "Wir könnten das gesamte Parlament besetzen", erklärt Vorstandsmitglied Horst Wischnat.

Wesentlich bescheidener treten die anderen Parteien auf - ganz zu schweigen von der im freien Fall befindlichen SPD. In der ersten Enttäuschung über das Debakel bot deren Parteivorsitzender Arno Münker intern noch in der Wahlnacht seinen Rücktritt an.

Solche Probleme hat die FWG/UBN zur Zeit nicht. Die Wählergemeinschaft wird zwei Sitze im Gemeindevorstand erhalten; einer für Klaus Hofmann, der die UBN schon seit zehn Jahren hier vertritt. Insgesamt will man "bürgernahe Politik" machen und die "arrogante Verwaltung" (Wischnat) auf Zack bringen. "Wir werden die Bürger vor Entscheidungen befragen und nicht hinterher. Bebauungspläne werden nicht mehr nur pro forma ausgelegt, wie im Neubaugebiet Mitte-Ost."

Angst vor dem Widerspruch zwischen Anspruch und der mühsamen parlamentarischen Wirklichkeit verspürt die FWG/ UBN dabei offenbar nicht: "Seit einem Jahr besuche ich die Bauausschuß- Sitzungen, ich kenne mich also aus", erklärt Wischnat selbstbewußt. Außerdem vertraue man auf die Erfahrung von Hofmann.

Für die Person des Ersten Beigeordneten Manfred Schmück gilt diese Aussage zwar nur mit Einschränkungen. Eine Abwahl aber (für die ohnehin zwei Drittel der Parlamentarier stimmen müßten) komme mit der FWG/UBN nicht in Frage. "Das käme die Gemeinde viel zu teuer, und Schmück hat sich zuletzt ja auch von Parteifesseln gelöst", spielt Hafemann auf Alleingänge Schmücks an.

Dort - beziehungsweise in der Wüste - soll Schmück auch nach dem Willen der CDU nicht landen. Man vertraut darauf, daß er nicht "am Parlament vorbei" arbeite. "Ein gewiefter Beigeordneter zögert Dinge so lange hinaus, bis sie unaufschiebbar sind - und paukt sie dann alleine durch. Bei Schmück sehe ich das nicht", sagt Parteichef Holger Bellino.

Trotz des guten Abschneidens werde seine Partei einen eigenen Bürgermeister-Kandidaten "sehr wahrscheinlich" nicht aufbieten. Gerd Hillen - der aus der CDU austrat, um ein "unabhängiger" Bürgermeister zu sein - decke die Bedürfnisse der konservativen Klientel genügend ab. Ansonsten zeigt Bellino sich über die jetzige Konstellation nicht unglücklich. Es gebe keine festgezurrten Koalitionen, dafür "keinerlei Berührungsängste" - auch nicht mit den Grünen.

Und die freuen sich geradezu auf wechselnde Mehrheiten. Mit einem Seitenhieb auf die "heterogene" FWG/UBN fügt Grünen-Vorsitzender Berndt Kirchlechner hinzu, daß die Wählergruppe bald mit ihren "widersprüchlichen und plakativen Versprechungen" zu kämpfen habe. Einen eigenen Bürgermeisterkandidaten werde man "demnächst" präsentieren.

Der Kandidat der SPD für dieses Amt, Herbert Jack, will seine Entscheidung heute bekannt geben - angesichts des Debakels dürfte er jedoch kaum noch gesteigerte Lust verspüren. Und sollte Münker tatsächlich das Handtuch werfen, wären wohl auch die Tage des jüngst gekürten "Teams" gezählt. jd

Während des Autoraubs ein letztes Telefonat mit dem Dieb

Während der Mercedes des Hongkonger Geschäftsmannes Gooljary gestohlen wurde, telefonierte Frau Gooljary mit dem Autodieb. Sie hatte das Mobiltelefon im Wagen ihres Mannes angerufen, als sich plötzlich eine fremde Stimme meldete. Diese erklärte der verdutzten Frau, daß der Mercedes gerade geklaut worden und schon auf dem Weg nach China sei.

"Wir sind professionelle Autodiebe und freuen uns, ihren Wagen erwischt zu haben. Es ist ein wunderbarer Wagen", zitiert die Hongkonger South China Morning Post den Dieb. Frau Gooljary unterhielt sich eine Weile lang sehr höflich mit dem Gangster und versuchte, ihm Geld für die Rückgabe des fast fabrikneuen 420 SEL anzubieten. Doch der Dieb antwortete, daß das Auto schon auf ein Schnellboot verladen sei und mit großer Geschwindigkeit auf die chinesische Küste zusteuere.

Das Telefonat war ungewöhnlich, nicht aber der Diebstahl. 1849 Autos sind allein im vergangenen Jahr in Hongkong gestohlen worden, darunter über 1000 Luxuslimousinen. Dies ist der vorläufige Rekord einer seit Jahren wachsenden Diebstahlwelle, die Hongkongs Reichen und der Polizei in der britischen Kronkolonie zunehmend Sorgen bereitet. Die meisten Wagen werden von professionellen Gangsterbanden geklaut und noch am gleichen Abend über die Grenze in die südchinesische Provinz Guangdong geschmuggelt.

Anfangs verschifften die Diebe ihre Beute noch auf alten Dschunken. Doch Autoschmuggel von Hongkong nach China inzwischen sind sie auf moderne "Tai feis" umgestiegen, speziell ausgerüstete und von bis zu 1500-PS-starken Motoren angetriebene Rennboote. Die Patrouillenboote der Hongkonger Küstenwache haben das Nachsehen.

Der lukrative Schmuggel ist eine Folge des rasanten Wirtschaftswachstums in Südchina und der damit einhergehenden Korruption. Die quasi-kapitalistischen Reformen im China Deng Xioapings haben eine neue Schicht reicher Autoliebhaber heranwachsen lassen, und die Nachfrage übersteigt das Angebot. Schuld daran sind zum Teil die Importzölle von bis zu 300 Prozent, mit denen die Pekinger Regierung die heimische Autoindustrie schützt.

Deutsche Luxuskarossen stehen ganz oben auf der Wunschliste der Schmuggler und ihrer Kunden. 714 Mercedes- Benz verschwanden vergangenes Jahr auf Hongkongs Straßen, gefolgt von 443 BMW. Ebenfalls sehr gefragt waren teure Toyotas (439), Hondas (272) und Mazdas (102). "Pro Kopf der Bevölkerung gerechnet hat Hongkong vermutlich von allen Städten der Welt die meisten Autodiebstähle", sagt ein Sprecher der örtlichen Versicherungsunternehmen. Die Versicherer, die im vergangenen Jahr mehr als eine Milliarde Hongkong- Dollar (über 200 Millionen Mark) an Entschädigungen für gestohlene Autos zahlen mußten, drohen jetzt mit einer Anhebung der Prämien.

Das Problem ist so ernst geworden, daß selbst der gegenwärtige politische Hahnenkampf zwischen Peking, London und Hongkong um die Reformpläne des neuen Gouverneurs Chris Patten nicht die Konsultationen über die Bekämpfung der Autoschmuggelei beeinträchtigt hat. Erst vor wenigen Tagen trafen sich hochrangige chinesische und Hongkonger Polizeibeamte wieder zu einem ihrer Arbeitsgespräche.

Doch in Hongkong erhofft man sich nicht allzuviel von diesen Gesprächen, da die chinesischen Sicherheitskräfte offenbar in vielen Fällen an dem illegalen Handel mitverdienen. Mehrfach hatte die Hongkonger Küstenwache verdächtige Boote gestoppt, um dann uniformierte chinesische Offiziere an Bord zu finden.

Für Familie Gooljary war das Verschwinden ihres Wagens allerdings nicht der einzige Schreck. Ein weiterer folgte einige Tage später in Form der Telefonrechnung, die der gesprächige Autodieb mit Ferngesprächen nach Kanada in astronomische Höhen geschraubt hatte.

HENRIK BORK (Peking)

Dufte

Es gibt vieles in dieser Stadt, was den Leuten stinkt. Das soll nun anders werden. Es wird duften, und Sinnlichkeit ist angesagt. In der nächsten Woche werden in Frankfurt die ersten "duftenden Litfaß-Säulen" Deutschlands vorgestellt. Am Mainufer, im Hauptbahnhof und im Gallusviertel werden sie stehen und "Volupté" ausdünsten - eine neue französische Schnüffelwasser-Creation.

Damit haben die Frankfurter die Nase vorn vor allen anderen deutschen Städten, die etwas später in den Genuß der Duft-Säulen kommen sollen. 1100 Exemplare sollen über die Republik verteilt werden.

Das lobenswerte Vorhaben hat nur zwei Haken. Zum einen die Standorte. Warum die Luft gerade in der Innenstadt mit Wohlgerüchen schwängern? Nach dem Chemie-Unfall würden sich die Schwanheimer freuen, wenn sie den Gestank aus der Nase kriegen: Also nichts wie hin mit allen Duftsäulen in das Katastrophengebiet . . .

Und dann der Werbetext. "Volupté" solle dafür sorgen, daß nicht nur "die Stadt, sondern auch die Frauen sinnlich" gemacht werden sollen. Und was ist mit den Männern? Ihre Bastienne

Der Streit zwischen verfeindeten Cliquen aus Griesheim und dem Gallusviertel eskalierte Erst Steine, dann der Todesschuß "Kein Bandenkrieg" Von unserem Redaktionsmitglied Hansjürgen Biedermann Die Auseinandersetzung zwischen Cliquen aus den Stadtteilen Gallus und Griesheim hat am späten Montag abend ein Todesopfer gefordert. Im Verlauf einer Konfrontation, an der zehn junge Männer beteiligt waren, wurde ein 19jähriger aus der Ahornstraße auf dem Bahndamm am Denisweg von einem Kleinkalibergeschoß ins Herz getroffen. Der Schuß fiel aus einer Gruppe, zu der drei Deutsche und ein Türke im Alter zwischen 20 und 23 Jahren gehörten. Zwei davon sind am Dienstag abend wegen Verdachts des gemeinschaftlichen Totschlags in Untersuchungshaft gegangen. Die Polizei sucht nach einer Erklärung, warum die Fehde in einer "Gewaltorgie" - so Jugendkoordinator Manfred Bauer - endete. Polizeisprecher Karl-Heinz Reinstädt widersprach Vermutungen, die Bluttat sei Ausdruck eines Bandenkrieges. Jugendliche aus den beiden Stadtteilen glauben, der Streit sei wegen einer Frau entbrannt. Die Version wird auch von den Ermittlern nicht für abwegig gehalten. Die beiden Cliquen prallten bereits am Sonntag abend in der Mainzer Landstraße aufeinander. Mit Baseballschlägern demolierten sie vor allem die Fahrzeuge des gegnerischen Lagers. Die neun Beteiligten kamen dabei mit Prellungen und Blutergüssen glimpflich davon. Sieben Personen wurden festgenommen, aber im Verlauf der Nacht wieder entlassen. Die Griesheimer, ebenso wie Kontrahenten aus dem Gallus wegen Raub, Einbruch und Körperverletzung polizeibekannt, gingen bereits am Montag abend wieder zum Angriff über.

Sie belagerten gegen 22 Uhr ein Gebäude im Gewerbegebiet an der Schmidtstraße, wo die vier Männer aus dem Gallus dem Besitzer eines Domina-Studios einen Besuch abstatteten. Nach den Ermittlungen der Polizei haben sechs namentlich bekannte Personen - zwischen 17 und 24 Jahre alt, darunter zwei Jugoslawen - Steine geworfen. Die Antwort war massiv.

Das Quartett schoß zurück, zunächst mit Leuchtspurmunition und mit Platzpatronen. Die Angreifer zogen deshalb den Rückzug über den Denisweg auf den sechs Meter hohen Bahndamm vor. Von dort flogen Steine aus dem Gleisbett nach unten. Die "Verteidiger" hatten mittlerweile das Haus verlassen und sich an der Sohle des Dammes postiert.

Aus ihren Reihen, so die andere Partei, habe der 22jährige eine Patrone abgefeuert, um das Terrain auszuleuchten. Kurz danach habe der 21jährige den tödlichen Schuß abgegeben. Das Projektil prallte von einer Rippe des Opfers ab und drang ins Herz. Bei der Spurensuche fanden die Polizisten auf dem Areal Schmidtstraße 65 drei Patronenhülsen aus der Kleinkaliberwaffe. Im Verlauf der Nacht nahm die Polizei die Vierergruppe aus dem Gallus fest. Die jungen Männer wurden am Dienstag stundenlang im Polizeipräsidium vernommen. Der mutmaßliche Schütze wurde auf Grund der Beweislage in U-Haft genommen. Der 22jährige, der die Leuchtspurmunition verschossen haben soll, präsentierte ein Alibii, wonach er sich zur Tatzeit in einem chinesischen Restaurant aufgehalten hat. Er wurde vom Haftrichter ebenso entlassen wie der 20jährige. Hinter Gitter kam der 23jährige, der beschuldigt wird, er habe dem Schützen die Positionen der Gegner auf dem Bahndamm benannt.

Jugendkoordinator Manfred Bauer und Polizeisprecher Karl-Heinz Reinstädt hoben die "Einmaligkeit" der Ereignisse hervor: Die Situation in den Stadtteilen sei nicht durch Bandenkriege gekennzeichnet, in den sozialen Brennpunkten, wie beispielsweise in der Griesheimer Ahornstraße, herrsche jedoch aus Polizeisicht eine angespannte Lage; so würden sich dort junge Leute in wechselnder Besetzung immer wieder mal zur Begehung von Delikten zusammenschließen.

(Siehe auch "Nächtliche. . .", Seite 22)

Dias der Zauberwelt der antarktischen Wildnis

Unter dem Titel "Zauberwelt der Weißen Wildnis Antarktis" findet am 12. März um 19.30 im Senckenbergmuseum ein Dia-Vortrag statt. Referent ist Günter Baumgart.

Der Fotograf und Autor hat auf seiner 4000 Seemeilen langen Seereise die Antarktis, Patagonien, die Falklandinseln und Süd-Georgien gesehen und fotografiert und wird darüber in Wort und Bild berichten. Darüber hinaus wird er auch über Besuche bei südpolaren Forschungsstationen erzählen. us

Nachrichten-Börse

Bonn wartet auf Transrapid Mit Verwunderung ist im Bonner Verkehrsministerium die Ankündigung von Thyssen-Chef Eckehard Rohkamm registriert worden, die Entwicklung der Magnetschwebebahn Transrapid einzustellen, falls in den nächsten Monaten nicht über die erste Strecke entschieden werde (siehe FR von gestern). Ein Sprecher des Ministeriums verwies darauf, daß noch immer das von den beteiligten Firmen angekündigte Finanzierungskonzept dieses Projekts nicht vorliege. Inzwischen gebe es Gutachten über die Netzverknüpfung des neuen Verkehrssystems, so daß aus technischer Sicht mit den Bauarbeiten 1995/96 begonnen werden könne.

IWF kürzt Kredit für Polen Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat Polen einen Kredit von 655 Millionen Dollar für die Reform der Wirtschaft zugesagt. Ursprünglich war von 1,7 Milliarden die Rede gewesen. Diese Gesamtsumme soll jedoch erst fließen, wenn Warschau sich mit seinen privaten Gläubigern auf einen Rückzahlungsmodus für die Schulden einigt. Voraussetzung der jetzigen Zusage war die Erklärung der Regierung, das Haushaltsdefizit 1993 auf fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (1992: 7,2 Prozent) zu begrenzen. Die Einigung mit dem IWF ist Voraussetzung für einen 50prozentigen Schuldenerlaß durch die öffentlichen Gläubiger des Landes.

Brandstifter gesucht: Jetzt winken 10 500 Mark

FRIEDRICHSDORF. Die Belohnung für Hinweise, die zur Festnahme des oder der Seulberger Brandstifter(s) führen, ist auf insgesamt 10 500 Mark erhöht worden. Wie die Kripo mitteilt, haben nach dem Magistrat der Stadt Friedrichsdorf jetzt auch die von Brandanschlägen betroffenen Firmen 5 500 Mark für heiße Tips zur Verfügung gestellt.

Bei den Anschlägen Ende Januar und Ende Februar waren eine Druckerei und ein Metallbau-Unternehmen schwer geschädigt worden. Hinweise nimmt die Polizei in Bad Homburg. Telefon 0 61 72 / 1200 entgegen. che

Metzgern beim Wurstmachen zuschauen

NEU-ANSPACH. Hausschlachtungen zeigt die Reihe der Handwerkervorführungen im Freilichtmuseum Hessenpark. Eine Woche lang können Besucher jeden Tag bei der Arbeit der Schlachtküche des Hofes Emstal-Sand beim Wurstmachen zuschauen.

Ab 12 Uhr bieten die Metzger Kostproben an: Metzelsuppe sowie frische Blut-, Leber- und Bratwürste, Kesselfleisch mit Sauerkraut und Brot.

Hausschlachtungen sind seit Jahrhunderten wesentlicher Bestandteil der Selbstversorgung auf dem Land. Im Herbst oder im zeitigen Frühjahr schlachten die Bauern Schweine und Rinder, um sich mit Fleischvorräten einzudecken. che

Wir lassen uns durch Republikaner nicht jeden Spielraum nehmen CDU-Chef Kanther sieht bei unklaren Mehrheitsverhältnissen die SPD am Zug / "Bremeier und Exner sollen zurücktreten"

WIESBADEN. Zwei Tage nach der Kommunalwahl ist die Diskussion über die Abwahl amtierender Bürgermeister und Landräte bei unklaren Mehrheitsverhältnissen in Gang gekommen.

In Kassel und Wiesbaden haben die Oberbürgermeister Wolfram Bremeier und Achim Exner (beide SPD) selbst den Vorschlag gemacht, man solle sie im Parlament abwählen und anschließend eine Direktwahl durchführen, bei der sie wieder antreten würden, wenn die SPD es will. Letztmals ist nach dieser Kommunalwahl die Abwahl aller hauptamtlichen Kommunalpolitiker durch einfache Mehrheit möglich - in zwei getrennten, mindestens vier Wochen auseinanderliegenden Abstimmungen.

Daß die Bürgermeister nicht einfach zurücktreten und damit den Weg zur Direktwahl freimachen, hat auch mit den Versorgungsregelungen nach dem hessischen Beamtengesetz zu tun, die laut Innenministerium auch in allen anderen Ländern ähnlich gelten. Danach verlieren Wahlbeamte, die nach abgelaufener Amtszeit besser als normale Arbeitnehmer versorgt sind, alle Versorgungsansprüche, wenn sie zurücktreten - eine Regelung, mit der den Kommunen laut Innenressort hohe Pensionskosten erspart werden sollen.

Daß 1977 der damalige Frankfurter OB Rudi Arndt (SPD) nach einer Wahlniederlage zurücktrat, war für ihn auch deshalb kein finanzielles Risiko, weil er aus seiner Zeit als Landesminister Anspruch auf die erst 1993 zur Reform anstehenden üppigen hessischen Minister-Versorgungsregelungen hatte.

Der mit der hessischen Parteispitze offenbar nicht abgestimmte Abwahl-Vorstoß der beiden SPD-Oberbürgermeister von Kassel und Wiesbaden ist am Dienstag in der SPD- Landtagsfraktion kritisch diskutiert worden - weil man dadurch einen "Zugzwang" auch für andere SPD-Verwaltungschefs befürchtet, die ihre Parlamentsmehrheiten verloren haben.

Die Schlüsselrolle bei Abwahlen aber kommt der CDU zu: Ohne sie sind nirgendwo Parlamentsmehrheiten gegen sozialdemokratische Amtsinhaber möglich, es sei denn, die SPD würde ihre eigenen Repräsentanten abwählen. Der Wiesbadener FR-Korrespondent Richard Meng fragte den CDU- Landesvorsitzenden Manfred Kanther nach der CDU-Strategie für Kommunalparlamente mit unsicheren Mehrheitsverhältnissen.

VGH zu Rechtsextremen Demos verhindern Raumvergabe nicht

KASSEL. Die Nutzung von Räumen für eine Parteiveranstaltung kann nicht allein deshalb verboten werden, weil mit Gefahren - beispielsweise durch gewalttätige Gegendemonstrationen - zu rechnen ist. Das gilt selbst für Veranstaltungen verfassungswidriger Parteien, sofern diese Parteien noch nicht für verfassungswidrig erklärt worden sind.

Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Beschlußbegründung des 6. Senats am hessischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) in Kassel hervor. Andernfalls wäre es bestimmten Gruppen möglich, Parteiveranstaltungen zu verhindern, wenn sie "es darauf anlegen", heißt es in einer Mitteilung des Gerichts (Aktenzeichen: 6 TG 414/93).

Der Stellungnahme der Kasseler Richter liegt ein Fall aus Hanau zugrunde, wo die örtlichen Republikaner Ende Februar in der Stadthalle eine Wahlveranstaltung abhalten wollten.

Trotz der jetzigen grundsätzlichen Ausführung des VGH hatten die Verwaltungsrichter den Republikanern den Zugang zu der Halle in dem Eilverfahren verwehrt, und zwar aus folgendem Grund: Die Rechtsextremen hatten für ihre Veranstaltung in einer Weise geworben, die in Deutschland lebende Ausländer "böswillig verächtlich" machte sowie zum Haß gegen Ausländer aufstachelte und damit den Straftatbestand der Volksverhetzung erfüllte. ebo

TSG sucht Unterkünfte fürs Handballturnier

OBERURSEL. Die TSG Oberursel sucht noch private Unterbringungsmöglichkeiten für junge Hallenhandballer und Handballerinnen, die Anfang April am 18. Internationalen Jugendturnier um den "Orscheler Bembel" teilnehmen.

125 Mannschaften aus 18 Nationen haben sich angesagt. Einige haben noch kein Quartier: die 17- bis 19jährigen Sportlerinnen und Sportler aus Timisoara / Rumänien, aus Zadar und Opatija / Kroatien und aus Prag.

Wer vom 1. bis zum 5. April einen oder mehrere Schlafplätze frei hat, melde sich bei Richard Stock, Telefon 5 29 11, oder Heinz Ried, 5 64 74. ill

Der Kölner Teller ist unschuldig Verkehrspolitik taugt kaum als Ursache für den Wahlausgang

Für Helmut Steinmann, den Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Kalbach, war am Dienstag klar: "Die Kölner Teller sind mitverantwortlich für unsere Verluste".

Die Tempo-Bremse, die im Norden Frankfurts zunächst ohne Abstimmung mit dem Ortsbeirat auf die Straßen geklebt und nach dem - bis auf die Grünen - mehrheitlichen Aufschrei des Stadtteilparlaments im November wieder entfernt worden war, ist für den SPD-Mann Beleg für die Unzufriedenheit der Wähler mit der Verkehrspolitik im Römer.

In Sindlingen, am anderen Ende der Stadt, könnten die örtlichen Genossen genau andersherum argumentieren. Dort ist der Stimmenanteil der SPD "nur" um 5,5 Prozent und damit so wenig wie sonst nirgendwo in der Stadt geschrumpft - etwa weil kurz vor der Wahl die ersten Kölner Teller in den Einfahrten zu den Tempo-30-Zonen angebracht worden waren? So einfach ist die Schlappe der Sozialdemokraten wohl nicht zu deuten.

Selbst Wolfgang Stammler, Christdemokrat, Verkehrsexperte seiner Fraktion und exponierter Kämpfer gegen den Kölner Teller, "kann keinen schlüssigen Nachweis führen, daß die Verkehrspolitik eine gewichtige Rolle gespielt hat". Stammler zählt zwar "Schikanen", "Versäumnisse", "Ungeschicklichkeiten" und "Pannen" rot-grüner Verkehrspolitik auf , doch "lokal, ganz konkret", findet selbst der CDU-Mann kein Projekt, bei dem der Wähler die SPD abgestraft haben könnte.

Im Gegenteil: Der einzige Fall, bei dem der CDU-Parlamentarier eine Abhängigkeit zwischen Wählervotum und Verkehrspolitik ausgemacht haben will, geht zu Lasten der Union. Im Riederwald, meint Wolfgang Stammler, "haben die Leute gegen den Autobahntunnel gestimmt". Die Union ist entschieden dafür.

Isa Petersohn, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Römer, will sogar "weniger Verluste für uns" dort ausgemacht haben, "wo Tempo 30 schon gilt und das Plakettensystem eingerichtet ist". Die These ist gewagt. Ein Blick auf die Statistik ließe auch andere Deutungen zu. In Bornheim zum Beispiel, wo erstmals Tempo-30-Schilder installiert worden waren, verlor die SPD mit 8,5 Prozent überdurchschnittlich. Auch für den Grünen Lutz Sikorski ("es gibt keine monokausale Erklärung für die Verluste der SPD") ist der Einfluß des Verkehrs nicht zu belegen. Unbestritten ist für ihn allerdings, daß wegen der Verkehrspolitik Wähler von der SPD zu den Grünen abgewandert sind: "Denen hat das Ausmaß und das Tempo sozialdemokratischer Verkehrspolitik nicht gereicht". gang

Nach Spagat versucht SPD wieder Tritt zu fassen Kurskorrektur nach dem Wahldesaster: Planungen fürs Dernsche Gelände gestoppt

WIESBADEN. Das Wahldesaster vom vergangenen Sonntag hat die SPD zwar geschockt, aber nicht gelähmt: Der OB ging mit der "Abwahl-Empfehlung" an die Fraktionen in die Offensive (siehe Berichte oben); und Fraktion und Vorstand bemühen sich laut UB-Chef Frank Beukker, "wieder Tritt zu fassen".

Die Niederlage führt Frank Beucker auch auf den "extremen Spagat zwischen links engagierten Jungwählern und den bürgerlichen Wählerschichten" zurück. "Wir befinden uns in einer Zerreißprobe zwischen denen, die um ihre Existenz kämpfen, und denen, die auf Besitzstandswahrung drängen", sagte der SPD- Politiker in einer Pressekonferenz. In welche Richtung die Wiesbadener Genossen künftig marschieren werden, mochte Frank Beucker noch nicht prognostizieren: Die SPD befinde sich am Scheideweg. "Alles steht zur Disposition."

Ob aus dem mehr als 15prozentigen Stimmenverlust personelle Konsequenzen an Vorstands- oder Fraktionsspitze gezogen werden, ist ebenfalls noch ungewiß. Die Kritik an dem Desaster dürfe keinen ausnehmen. Aber es habe in der SPD Tradition, "auch schwere Niederlagen in einer solidarischen Form auszutragen".

Ob er oder Fraktionsvorsitzender Dieter Horschler den Hut nehmen werden, hänge vom Klärungsprozeß innerhalb der Partei ab. Der werde zeigen, ob ein neuer Beginn mit den alten Personen geht. Frank Beucker: "Ich klebe nicht an meinem Stuhl." Ähnlich äußerte sich Dieter Horschler: "Wenn ich das Gefühl habe, daß die Fraktion mich nicht mehr als Vorsitzenden will, werde ich mich wieder mehr um meine Familie kümmern."

Dagegen hat sich die SPD bereits zwei Tage nach der Wahl zu einer entscheidenden Kurskorrektur durchgerungen: Die Planung der umstrittenen Kunst- und Musikschule wurde gestern im Magistrat erst einmal gestoppt. Der 60 Millionen Mark teure Bau auf dem Dernschen Gelände findet in der neuen Stadtverordnetenversammlung keine Mehrheit mehr. Oberbürgermeister Achim Exner räumte ein, zu spät erkannt zu haben, daß es für das Projekt keine gemeinsame politische Basis mehr gab. "Ich hätte es während des Wahlkampfs aus der Diskussion herausnehmen müssen." Das versäumt zu haben "war ein Fehler, den ich gemacht habe". maf

SPD streitet über Strategie Nach Wahldebakel in Hessen Ruf nach mehr Geschlossenheit

hll BONN, 9. März. Weder in der SPD- Führung noch in der Bundestagsfraktion war am Dienstag eine einheitliche Strategie erkennbar, welche Folgerungen aus der Wahlschlappe in Hessen zu ziehen sind. Zwei Tage nach der Kommunalwahl, bei der es schwere Verluste für die SPD gab, warnte Präsidiumsmitglied Heidemarie Wieczorek-Zeul, die auch stellvertretende hessische Landesvorsitzende ist, vor einer "informellen Dauerkoalition mit der Regierung", hinter der das eigene Profil verwischt werde. Vor der Fraktion widersprach deren Vorsitzender Hans-Ulrich Klose Vorwürfen, er steuere eine große Koalition an und wies Kritik an mangelnder Konfliktbereitschaft zurück.

Wieczorek-Zeul forderte alle führenden SPD-Politiker - "Ich meine vor allem die Männer" - auf, ihr Verhalten zu ändern, um nicht weiter einen "Salat" öffentlicher Stellungnahmen entstehen zu lassen. Es habe keinen Sinn, jetzt an der Partei- oder Fraktionsspitze Personen auszuwechseln oder darüber zu spekulieren, sagte sie. Es könne auch "nicht jeder handeln und wandeln, wie es ihm gefällt". Über gemeinsame Strategien müsse im Parteipräsidium entschieden werden.

Im SPD-Präsidium und im Vorstand der Bundestagsfraktion war am Montag deutlich geworden, daß allgemein eine "härtere Gangart" der SPD bei den bevorstehenden Gesprächen mit der Regierung über den "Solidarpakt" erwünscht ist. Nach wie vor auseinanderstrebende Ansichten gab es über das weitere Vorgehen beim "Asylkompromiß". In der Fraktion kamen Interview-Zitate der Bundestagsabgeordneten Detlev von Larcher, Edelgard Bulmahn und Peter Reuschenbach zur Sprache, die aus dem hessischen Wahlergebnis ablasen, daß sich die Zustimmung der SPD zum "Asylkompromiß" nachteilig ausgewirkt habe. Dagegen machten der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping, Mitglied des SPD-Vorstands, und der Parlamentarische Geschäftsführer Peter Struck die zögernde Haltung der SPD zur Asylpolitik mit dafür verantwortlich, daß Stammwähler abgeschreckt wurden.

Firmen-Telegramm

Dürkopp Adler kappt 400 Stellen Dürkopp Adler, Hersteller von Industrienähmaschinen, will bis Mitte des Jahres in der Nähtechnik weitere 400 Arbeitsplätze abbauen. Die Einschnitte werden mit der Rezession im Maschinenbau begründet. Nach der Abbau-Aktion wird das Unternehmen 1500 Leute auf den Lohn- und Gehaltslisten führen. Zur Erinnerung: 1991 wurden noch rund 3000 Menschen beschäftigt. Landesgirokasse will sparen Die Landesgirokasse in Stuttgart tritt in diesem Jahr auf die Kostenbremse. Einige wenig rentable Geschäftsstellen will die Bank schließen oder zusammenlegen. Durch Nichtersatz abwandernder Beschäftigter sollen "einige hundert" von bisher insgesamt 5230 Stellen abgebaut werden. Die Bilanzsumme der Landesgirokasse stieg im vergangenen Jahr um gut sieben Prozent auf rund 27,2 Milliarden Mark. Tiag-Tabbert fährt langsamer Tiag-Tabbert, Produzent von Freizeitfahrzeugen, berichtet für die erste Hälfte des laufenden Geschäftsjahres 1992/93 (Ende Juni) von einem leicht gesunkenen Gewinn. Konzernweit ging das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit einem Zwischenbericht zufolge um etwas mehr als drei Prozent auf knapp 6,7 Millionen Mark zurück. Für die gesamte Periode werden 14 Millionen angepeilt.

LINSENGERICHT. Bleibt es bei der Koalition von Bürgerliste und CDU oder sind auch andere Bündnisse möglich? Vor allem um diese Frage drehen sich jetzt die politischen Diskussionen, nachdem die Wähler der bisherigen stärksten Kraft Bürgerliste (BGL) nicht zur erhofften absoluten Mehrheit verholfen haben. Otto Wagner, Chef der Wählergemeinschaft, bringt eine originelle Antwort ins Gespräch: Die BGL könne doch genausogut mit den Grünen zusammengehen, plaudert er über seine persönlichen Präferenzen, denn man habe doch die gemeinsame Orientierung "am Fundament".

Seminar für Frauen: Kreativität entwickeln

FRIEDBERG. Neue Erlebnis- und Ausdrucksmöglichkeiten will ein Seminar des Frauenzentrumsvereins Friedberg vermitteln. In Einzel-, Paar- und Gruppenarbeit sollen Phantasiereisen, Wahrnehmungsspiele, bildnerisches und plastisches Gestalten die kreativen Fähigkeiten anregen.

Das Seminar beginnt am 16. März und ist an sechs Abenden jeweils dienstags von 20 bis 22 Uhr im Frauenzentrum, Usagasse 8. Anmeldungen sind beim Frauenzentrum unter Tel. 0 60 31 / 25 11 möglich. re

Turnverein Eschborn Laufen und Wandern an Himmelfahrt

Die Leichtathletik-Abteilung des TV Eschborn veranstaltet am Donnerstag, dem 20. Mai (Himmelfahrt), ihren 16. internationalen Volkslauf- und Volkswandertag an der Hartmutschule Dörnweg. Die Anmeldungen sollten bis vier Tage vor der Veranstaltung erfolgen (Nachmeldungen sind möglich).

Männer und Frauen können im Alter ab 19 Jahren (nach oben ohne Begrenzung) über zehn und 20 Kilometer starten. Der Jedermannlauf führt über sechs Kilometer, das Wandern über zehn und zwanzig Kilometer (Tee und Traubenzucker sind im Startgeld enthalten). Auskünfte: Telefon 06196/45983 und 06196/45923. prd

Aufgespießt

"Wir müssen aus der Situation heraus, daß wir uns wie die Fischerchöre im Stimmbruch aufführen." Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Johannes Rau über den Zustand der SPD.

Hilfe für Herzpatienten

HOFHEIM. Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) bietet am Samstag, 20. März, einen Kursus "Lebensrettende Sofortmaßnahmen für Angehörige von Herzpatienten" an. Unter Leitung eines DRK-Ausbilders und eines Arztes wird rasches Handeln in einer Herznotfallsituation eingeübt.

Informationen und Anmeldungen unter Tel. 0 61 92 / 20 77 17. pms

Herbert Jost-Hof liest Geschichten vor

SCHWALBACH. Von "Onkel Paul, vom Regenbogen und anderen Merkwürdigkeiten" erzählen die Geschichten, die Herbert Jost-Hof, Geschäftsführer der städtischen Kulturkreis GmbH, im Rahmen der Frühjahrsausstellung des Schwalbacher Kunstkreises lesen wird.

Bis auf den Text "Der Einzige", der bereits in der Schweizer Literaturzeitschrift "Scriptum" erschienen ist, werden die Prosastücke im Schwalbacher Rathaus am Donnerstag, 11. März, 19.30 Uhr, zum erstenmal einem breiteren Publikum vorgestellt. dia

Von Spielhofer am 09.03.1993

Rheinhausen hat die Partie verloren Krupp-Vorstand hat entschieden - Konzentration der Stahlschmelze auf Dortmund soll Überleben sichern

ls. BOCHUM. Das monatelange Tauziehen, verbunden mit Massendemonstrationen der betroffenen Arbeitnehmer, ist der Streit um die künftigen Stahlstandorte des Krupp-Hoesch-Konzerns zu einem wesentlichen Teil entschieden. Duisburg- Rheinhausen muß aufgeben. Die Rohstahl- Produktion wird auf die Hütten des bis 1992 selbständigen Hoesch-Konzernes in Dortmund konzentriert. Krupp verspricht sich davon jährliche Kostenvorteile von 250 Millionen DM. Dazu kommen weitere 300 Millionen DM im Jahr, die sich die Manager durch die inzwischen eingeleitete Verschmelzung von Krupp und Hoesch versprechen.

Nach einem betriebswirtschaftlichen wie auch politischen Ringen hinter den Kulissen bis zur letzten Minute gab gestern Jürgen Harnisch, Vorstandsvorsitzender der Krupp Stahl AG in Bochum dieses Ergebnis bekannt. Der von den Arbeitnehmern seit 1987 so heftig verteidigte Standort in Duisburg- Rheinhausen wird wahrscheinlich Ende dieses Jahres endgültig stillgelegt. Die letzten 2000 Arbeitsplätze in diesem Werk sind damit dahin. Schon Anfang Februar hatte Krupp angekündigt, den letzten dort noch aktiven Hochofen ab August einzumotten. Die zuständigen Aufsichtsräte werden morgen, Donnerstag, die entsprechenden Vorschläge des Vorstandes diskutieren. Ein endgültiger formaler Beschluß über das neue Konzept ist allerdings kaum vor Mai zu erwarten. Rheinhausen stand bereits 1990 auf der Stillegungsliste des Unternehmens. Der damalige Stahlboom, verbunden mit zusätzlichen Lieferungen nach Eisenhüttenstadt hatten dann aber den Vollzug gestoppt.

Neben den 2000 Stellen in Rheinhausen stehen in Dortmund nach bisheriger Planung 2400 Jobs zur Disposition. Harnisch sagte, nach Möglichkeit würden betriebsbedingte Kündigungen vermieden. Aber aus eigener Kraft könnten die 300 Millionen DM nicht aufgebracht werden, die für Sozialpläne nach bisherigem Umfang fällig werden. Weil das Unternehmen "an der Grenze der Belastbarkeit" stehe, sei es bei der Dotierung auf die Unterstützung der öffentlichen Hand angewiesen. Aber auch damit scheint der Abbau der Krupp-Stahlwerker noch längst nicht gebremst. Der Vorstand mochte sich gestern auf einer Pressekonferenz nur darauf festlegen, daß dieser wegen der inzwischen "existenzbedrohenden Verluste" in der Stahlproduktion - 1993 rund eine halbe Milliarde DM - bis spätestens Mitte nächsten Jahres vollzogen sein muß. Für die Pläne danach gab es keine klaren Antworten. Gerüchte, wonach weitere tausend Stahlwerker in Dortmund noch 1994 Opfer der Konzentration werden, wurden nicht bestätigt.

Bei Krupp-Hoesch wackeln unabhängig davon weitere 4200 Arbeitsplätze im Bereich der sogenannten Profilstahlerzeugung der Werke in Siegen und Hagen. Bis Ende dieses Monats will der Vorstand geklärt haben, ob davon wenigstens 1500 doch noch gerettet werden können. Die Chancen dafür allerdings stehen nach Ansicht von Experten nicht allzu günstig. Gespräche über eine Zusammenarbeit mit anderen deutschen einschlägigen Unternehmen in diesem verlustbringenden Produktbereich haben sich in den zurückliegenden Tagen offenbar zerschlagen, noch bevor sie richtig begonnen hatten. Harnisch sagte gestern auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz, ein betriebswirtschaftlicher Vergleich zwischen den Standorten Rheinhausen und Dortmund hätte zwar bei Personal- und Sachkosten zusammen rund 92 Millionen DM Vorteile zugunsten Rheinhausen erbracht. Über alles gerechnet aber sei der Kostenvorsprung Rheinhausens auf ganze fünf Millionen DM geschrumpft, wozu dann aber wiederum einmaligen Aufwendungen in Höhe von etwa 220 Millionen DM hinzuzurechnen seien. Dabei wird freilich unterstellt, daß die Ruhrkohle einen Sonderpreis für den Hüttenkoks in Dortmund einräumt.

ende

Yeboah und Bommer trainierten

Anthony Yeboah und Rudi Bommer, die wegen Verletzung im Bundesliga- Schlagerspiel gegen Bayern München der Frankfurter Eintracht nicht zur Verfügung standen, haben am Dienstag wieder das Lauftraining aufgenommen. Trainer Stepanovic hofft, daß sie bis zum Heimspiel am Samstag gegen Wattenscheid fit sind. Vermutlich bis Saisonende fällt Dirk Wolf aus. Da er nach einer Knieoperation ständig Schmerzen hatte, mußte er sich zu Wochenbeginn einem zweiten Eingriff unterziehen.

Bankräuber in Seckbach ließen die Beute fallen

Zwei maskierte Täter haben bei einem Raubüberfall auf die Filiale der Frankfurter Sparkasse am Atzelbergplatz in Seckbach rund 18 000 Mark erbeutet.

Wie die Polizei mitteilte, hatten die beiden Täter die Filiale um 10.35 Uhr betreten, in der sich zu diesem Zeitpunkt vier Kunden und drei Angestellte aufhielten. Einer der Männer ging sofort auf eine Kundin zu und bedrohte sie mit einer Schußwaffe. Sein ebenfalls bewaffneter Komplize lief zur Kassenbox und verlangte von der Kassiererin, daß sie ihm eine weiße Plastiktüte mit Geld fülle.

Mit ihrer Beute flüchteten die beiden Täter über den Atzelbergplatz in Richtung Wilhelmshöher Straße.

Die Räuber konnten entkommen, verloren in der Hast jedoch die Hälfte ihrer Beute. enk

Neuer Polizeiskandal in Berlin? Berichte über Mißhandlung und Beleidigung von Ausländern

geg BERLIN, 9. März. Nach der Affäre um die Freiwillige Polizeireserve (FPR), in der zahlreiche Rechtsradikale und Straftäter Platz fanden, bahnt sich in Berlin ein weiterer Polizeiskandal an. Mehrfach sollen Polizeibeamte ausländische Bürger beleidigt und mißhandelt haben, wie das ZDF-Magazin "Kennzeichen D" nach eigenen Angaben herausgefunden hat.

Demnach wurde ein tamilischer Flüchtling am 6. Dezember vergangenen Jahres nach seiner vorläufigen Festnahme zunächst auf dem Revier 31 (Polizeiabschnitt Charlottenburg) von Polizisten geschlagen und dann bei der erkennungsdienstlichen Behandlung in der Gefangenensammelstelle Moabit als "Scheiß-Kanake" beschimpft.

Ein anerkannter politischer Flüchtling aus Iran soll am 24. Dezember 1992 auf der Wache des Polizeiabschnitts 33 (ebenfalls Moabit) von Polizisten beleidigt und ins Gesicht geschlagen worden sein, so das ZDF weiter. Eine Augenzeugin habe beobachtet, wie zuvor ein Berliner Busfahrer den Kopf des Iraners, der bei der Fahrt eingeschlafen war, wiederholt gegen die Scheibe schlug. Der Fahrer habe dann die Polizei gerufen und das Opfer fälschlicherweise beschuldigt. Die Polizisten hätten den Mann "wie ein Stück Vieh" abtransportiert. Der Iraner hat diesen Angaben zufolge unter anderem eine Gehirnerschütterung erlitten. Auch der Fall des Tamilen ist offenbar nur deshalb bekanntgeworden, weil sich deutsche Freunde für die Aufklärung der Vorwürfe einsetzten.

Auf Nachfrage der FR gab die Polizei an, 1992 seien in Berlin etwa 590 Anschuldigungen von Deutschen und Ausländern wegen Polizeiübergriffen erhoben worden. In nur 20 Fällen sei "ein ernsthafter Verdacht" übriggeblieben.

Innensenator Dieter Heckelmann (parteilos) ließ über seinen Sprecher Hans- Christopf Bonfert am Dienstag verbreiten, die geschilderten "schlimmen Vorwürfe" würden "konsequent und restlos aufgeklärt". Ermittlungen wegen Körperverletzung im Amt seien bereits eingeleitet. Noch am 25. Februar hatte Heckelmann allerdings eine allgemeine Anfrage des Bündnis 90/Grüne mit der Antwort beschieden, rassistische und kriminelle Übergriffe seitens der Polizei hätten sich nicht bestätigen lassen. Die Fälle des Iraners und des Tamilen sollen Heckelmann aber spätestens seit Januar bekannt sein.

Tödliche Eskalation im Streit zwischen Cliquen aus Griesheim und dem Gallusviertel

200 Kilo Kokain gefunden: Zwölf Festnahmen . . .

(Fortsetzung von Seite 22)

Im August 1991 wurde in Rüsselsheim deshalb eine Sonderkommission gegründet, die "AG Zollkem". In dieser Sonderkommission waren Beamte des Zollfahndungsamtes Frankfurt und des Mobilen Einsatzkommandos der Kripo beim Regierungspräsidenten in Darmstadt vertreten. Ihre Aufgabenstellung war klar. Sie sollten nicht nur austauschbare Drogenkuriere festnehmen, sondern über einen längeren Zeitraum Beweise gegen die Hinterleute sammeln.

Im Verlauf der Ermittlungen stellte sich heraus, daß das Cali-Kartell in Kolumbien Stützpunkte für den Kokainhandel in Mailand, Amsterdam und Prag aufgebaut hatte.

Kaum waren die Grenzen Polens und der Tschechischen Republik geöffnet, ließ das Kokain-Kartell auf dem Seeweg in Holzpaletten versteckt Hunderte von Kilogramm Kokain zum polnischen Hafen Gdynia verschiffen. Von dort aus wurden mehr als 500 solcher mit Kokain gefüllter Holzpaletten, die eine Prager Scheinfirma aus Südamerika importiert hatte, nach Frankfurt weitergeleitet.

Hier war nach Erkenntnissen der Ermittler von einem Kolumbianer und zwei Italienern, die jetzt in Untersuchungshaft sitzen, eine Scheinfirma gegründet worden, die bei der Prager Firma offiziell diese Paletten "bestellte". Staatsanwalt Horst Kraushaar am Dienstag: "Frankfurt war die Drehscheibe des Kokainhandels." Dort war eine Niederlassung eingerichtet worden. Ein großer Teil des Kokains ging weiter in die Niederlande, zum Teil war es für das Rhein-Main-Gebiet bestimmt.

Die Erlöse aus diesen Kokaingeschäften mußten "gewaschen" werden. Zentrale Figur war nach den Worten von Capitano Alberto de Carolis von der Zollfahndung in Mailand, der am Dienstag bei der Pressekonferenz der hessischen Ermittlungsbehörden anwesend war, ein Antiquitätenhändler aus der norditalienischen Metropole; er übernahm eine Schlüsselrolle bei der Geldwäsche. Über Mittelsmänner, weit verzweigte Scheinfirmen und ausländische Konten in der Schweiz flossen die Gelder in die USA, nach Südamerika, in die Türkei und auch nach Italien.

Mit einem Teil der Drogengelder kauften die Dealer in Fulda und in Stuttgart Luxusautos. Sie sollten im Dezember nach Kolumbien zu den Auftraggebern gebracht werden. Die in Mörfelden-Walldorf abgestellten Wagen wurden von der Polizei beschlagnahmt.

Die Täter verfügten laut Kraushaar auch über ein Gerät, um den Polizeifunk abzuhören. In Bayern, am Tegernsee, hatten sie einen inzwischen festgenommenen Polizeibeamten angeheuert, der für sie den Polizeicomputer abfragte, was gerade gegen sie unternommen werde.

Nach Einschätzung von Staatsanwalt Horst Kraushaar zeigen die bisherigen Ermittlungen, daß die italienische Mafia im Rhein-Main-Gebiet "fest etabliert ist und sich teilweise mit kolumbianischen Kokainlieferanten arrangiert hat". Im Verlauf der Ermittlungen, die noch nicht vor dem Abschluß stünden, seien Kontakte der Kolumbianer zu dem sizilianischen "Santa-Paola-Clan" festgestellt worden und gleich mehrere hier und im Bereich Münchens und des Tegernsees ansässige Mitglieder der apulischen Mafia ("Nuova Sacra Corona Unita") identifiziert und lokalisiert worden. enk

FR: Herr Kanther, wird die CDU die SPD-Oberbürgermeister in Kassel und Wiesbaden mit abwählen?

Kanther: Das ist ein zu simples Verfahren. Die Betroffenen können jederzeit zurücktreten, und das sollten sie sich überlegen. Etwas anderes ist, ob ihre Partei, die sie bisher getragen hat und die geschlagen worden ist, an uns herantritt, um einen gemeinsamen Abwahlvorgang und anschließend Volkswahl eines neuen Oberbürgermeisters zu ermöglichen. Bevor das nicht geschehen ist, gibt es für die CDU überhaupt keinen Anlaß, von dem Rücktrittsverlangen Abstand zu nehmen.

FR: Nun wird ja auch mit den Versorgungsansprüchen argumentiert, die ein zurückgetretener Bürgermeister verliert. Müßte da das Beamtenrecht nicht geändert werden, um Rücktritte zu erleichtern?

Kanther: Das Sonderbare ist doch, daß die Amtsinhaber sagen: Ich will nach der Abwahl auf dem Wege der erwarteten Direktwahl weitermachen. Das macht doch den "Rücktrittsbeschluß" außerordentlich fragwürdig. Aber ich glaube nicht, daß man die gesetzlichen Regelungen hier anders fassen könnte. Man könnte kaum von der 3000-Seelen-Gemeinde bis zur Großstadt Frankfurt grundsätzlich das Recht einräumen, zurückzutreten mit Versorgungsbezügen, wenn eine Wahl verloren wurde, und eine Abgrenzungsmöglichkeit sehe ich nicht.

FR: Dann werden Sie aber nicht umhin kommen, die Abwahl mitzumachen . . .

Kanther: Wir werden in dieser Frage die Haltung der SPD abwarten. Wenn sie der Meinung ist, zum Beispiel in Kassel und Wiesbaden, daß ihre amtierenden Oberbürgermeister abgewählt werden müssen, dann wird nicht gerade die CDU dazu berufen sein, die geschlagenen Herren im Amt zu halten.

FR: Nun stehen Sie vor der Abwahl- Frage auch in vielen anderen Städten und Kreisen, wo die bisherigen Koalitionen keine Mehrheit mehr haben. Werden Sie Abwahlen auch dann beantragen, wenn die nötige Mehrheit nur zusammen mit den Republikanern erreichbar ist? Sagt die CDU da: Abwahlmehrheit ist Abwahlmehrheit?

Kanther: Das würde ich nicht sagen. Völlig ausgeschlossen sind irgendwelche politischen Absprachen mit den Republikanern, die bislang außer dem Nachweis ihrer verbalen Attacken keine Zeugnisse ihrer politischen Leistungsfähigkeit erbracht haben . . .

FR: . . . aber für Abwahlen sind Absprachen ja auch nicht nötig, da reicht ein Antrag . . .

Kanther: Wir werden uns in Hessen durch die Tatsache, daß es Republikaner gibt, nicht jede politische Aktionsmöglichkeit nehmen lassen und damit den sozialdemokratischen Amtsinhabern die Chance einräumen, im Schatten der Republikaner zu überwintern. Das geht nicht. Die SPD muß Konsequenzen ziehen aus dem Verlust ihrer Mehrheiten, wo diese Verluste eingetreten sind. Die Sozialdemokraten sind dem Volk eine Konsequenz aus einer Wahlniederlage schuldig - in Form von Sachkompromissen, von Zusammenarbeit mit der CDU oder Gewinnung neuer Partner.

FR: Damit bleibt ein Abwahlantrag aber denkbar, auch wenn erst die Republikaner ihm zur Mehrheit verhelfen könnten?

Kanther: Die CDU wird keine Abwahlen mit den Republikanern absprechen. Aber ich wiederhole: In diesem Augenblick sehr unübersichtlicher kommunalpolitischer Verhältnisse geht es nicht an, daß die Sozialdemokraten, die die Wahl verloren haben, bei der CDU die Frage abladen, wie denn bitte schön ihre Amtsinhaber durch Nutzung des Republikaner-Daseins im Amt bleiben können.

FR: Noch mal konkret: Denkbar wäre die Abwahl?

Kanther: Die Frage stellt sich nicht. Die SPD ist am Zuge, Klarheit zu schaffen. Es stellt sich vielmehr ein völlig anderes Problem danach, wie der Wählerwille durchgesetzt wird. Er lautet, daß eine überwältigende Vielzahl von sozialdemokratischen Amtsinhabern die Wahlen verloren hat. Ihn durchzusetzen, kann auf vielerlei verschiedene Art geschehen, und darüber ist noch überhaupt nichts gesagt.

FR: Auch nach Abwahlen brauchen Sie neue Mehrheiten, und dafür haben Sie Bündnisse mit Republikanern ja immer ausgeschlossen . . .

Kanther: Ja, dabei bleibt es, weil Absprachen ausscheiden.

FR: Wenn da nun in einer Reihe von Kreisen weder Rot-Grün noch Schwarz- Gelb eine Mehrheit haben, gibt es eigentlich neue Koalitionsmöglichkeiten für die CDU? Ist Ihnen da eine große Koalition lieber oder eine mit den Grünen?

Kanther: Die Grünen erweisen sich auf der Landesebene in meinen Augen als regierungsunfähig, besonders auch in Hessen. Auch auf der kommunalen Ebene ist das häufig so. Viele Bündnisse der Sozialdemokraten mit den Grünen sind wegen deren mangelnder Arbeits-, Administrations- und Politikerfahrung zu Bruch gegangen. Es kann Einzelfälle geben, die gibt es auch jetzt schon, auch in Hessen, in denen die CDU und die Grünen sich vor Ort verstehen, wo man sich auch persönlich kennt, wo es auch zu örtlichen Fragen keine unterschiedlichen Auffassungen gibt und die CDU mit den Grünen klarkommt.

FR: Das gab es bisher nur in kleinen Orten - jetzt steht die Frage für Städte und Landkreise . . .

Kanther: Der Landesvorsitzende einer großen Partei ist gut beraten, wenn er bei der außerordentlichen Unterschiedlichkeit der Kommunalpolitik nicht versucht, dem Lande einheitliche Raster aufzudrücken.

FR: Die Grünen sind also auch regional koalitionsfähig?

Kanther: Ich sehe diesen Fall beim derzeitigen Stand der Verhältnisse nicht. Sobald Inhalte aufgerufen sind, sind die politischen Positionen von CDU und Grünen in aller Regel nicht vereinbar. Ich spiele nicht mit Politik, ich bastle nicht an Modellen. Ich möchte Sachlösungen durchsetzen. Im Land gibt es dafür keinen Ansatz mit den Grünen. Wenn ich betrachte, daß etwa die Verkehrspolitik zum Niedergang der Sozialdemokraten in Nordhessen wesentlich beigetragen hat und die Grünen die SPD da noch treiben, kann ich mir gar nicht vorstellen, wie solche Fragen konsensfähig sein könnten, von Energie- oder Schulpolitik oder dem Kampf gegen Drogen ganz zu schweigen.

FR: Also müssen Sie auf große Koalition setzen . . .

Kanther: Ich kann von Wiesbaden aus nicht festlegen, daß alle Sozialdemokraten, die Mehrheiten verloren haben, aus dem Amt müssen. Meine Freunde können sich bei neuen Mehrheiten an den Kreisausschüssen beteiligen, oder sie können es auch lassen. Sie können eine Art Minderheitsregierung wachsam dulden oder Landräte, die ihre Arbeit ordentlich gemacht haben und nun wegen Mehrheitsverlust in Sachfragen auf uns zurücken müssen, bis zum nahen Ende einer Amtszeit belassen. Es gibt viele Möglichkeiten, Kommunalpolitik richtig anzupacken, und kein Patentrezept.

Grundschule feiert den 4. Kleidermarkt

BUND startet Aktion "Spar' Sprit - fahr' mit"

NEU-ISENBURG. "Spar' Sprit - fahr' mit" ist das Motto der Aktion, die der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Neu-Isenburg in den kommenden Tagen startet. Gesucht werden Autofahrerinnen und Autofahrer, die bereit sind, Gleichgesinnte auf ihrem täglichen Weg zur Arbeitsstätte und zurück mitzunehmen, oder Frauen und Männer, die an einer Mitfahrmöglichkeit interessiert sind. Nähere Informationen gibt es unter Tel. 0 61 02 / 89 69. leo

Hoechst: Ammoniak bei Störfall entwichen

HÖCHST. Bei einem weiteren Störfall - dem sechsten in zwei Wochen - ist aus einem Farbenbetrieb im Nordwerk der Hoechst AG erneut Ammoniak ausgetreten. Am Montag abend wurde das ätzende Gas zwischen 19.59 und 20.13 Uhr bei der Produktion eines Zwischenprojekts für Farbstoffe freigesetzt.

Die Werksfeuerwehr hat nach Angaben der Hoechst AG sofort mit einem Wasserschleier, in dem sich die Gasteilchen fangen, das Ammoniak niedergeschlagen. In den Luftproben, die in einem Meßwagen der Berufsfeuerwehr gleich nach der Störung auf dem Werksgelände und in der Umgebung entnommen worden waren, fanden sich keine Ammoniakspuren.

Über die Ursachen der Störung ist noch nichts bekannt. Man könne dies nur als unglückliche Verkettung von Ereignissen, als Zufall interpretieren, sagte der Pressesprecher der Hoechst AG, Ludwig Schönefeld. Anders könne er die Häufung der Betriebsstörungen in den letzten Wochen nicht erklären. ege (Siehe auch Stadtrundschau)

Vertrauen für Fleige und Fröhlich SPD vermutet Ursache für Bad Homburger Schlappe in Bonn

BAD HOMBURG. "Absoluten Vorrang" räumt die Bad Homburger SPD in den nächsten vier Jahren einem Mietspiegel, Maßnahmen gegen die Zweckentfremdung von Wohnungen als Büros, dem Bau neuer Wohnungen sowie von Jugend- und Kinderhäusern etwa im Eichenstahl ein. Parteichef Udo Fröhlich sowie Fraktionschefin Beate Fleige als Köpfe einer Verhandlungsgruppe sollen in Sondierungsgesprächen mit anderen Parteien ausloten, "was gemeinsam geht und was nicht".

Dies ist das Ergebnis einer fast fünfstündigen Debatte über das Ergebnis der Stadtparlamentswahl von Parteivorstand und -Beirat. Der Verhandlungsauftrag erstreckt sich ausdrücklich auf alle demokratischen Parteien - was Gespräche über eine große Koalition mit der CDU ebenso einschließt wie Absprachen zu einem Viererbündnis mit Grünen, FHW und FDP. Über das Ergebnis der Verhandlungen soll eine Mitgliederversammlung beschließen.

Erst dann will die SPD auch festlegen, welche beiden Vertreter sie in den ehrenamtlichen Magistrat entsendet. Die seitherige Stadträtin Ursula Oesterling könnte wieder gewählt werden; ihre Kollegen Wolfgang Zimmermann und Willi Küllmar haben nicht mehr kandidiert.

Vorstand und Beirat der SPD haben der Spitzenkandidatin Beate Fleige und dem Parteichef Udo Fröhlich einer Mitteilung zufolge "ausdrücklich das volle Vertrauen ausgesprochen" - trotz der ausdrücklichen Aufforderung zu "schonungsloser Kritik". Die Gremien verweisen darauf, daß die Bad Homburger SPD- Verluste von fast sieben Prozentpunkten unter dem Landesdurchschnitt liegen; sie sehen die Gründe für die Niederlage vor allem in Bonner SPD-Querelen. Nach dem Erfolg für die rechtsextremen "Republikaner" müsse nun "vor allem daran gearbeitet werden, daß die Protest- und Nicht-Wähler wieder ins demokratische Lager zurückkehrten". stk

Die nächtliche Schießerei am Bahndamm ist das Tagesthema Ein Jugendlicher: "Ausgeflippt, statt mal drüber zu reden" / Ein Sozialarbeiter: "Probleme bei der Lebensplanung"

Mit dem ausgebrannten Mercedes hatte alles angefangen. Das glaubt jedenfalls Serkan. Seit drei Wochen steht das Autowrack an der Schwalbacher Straße im Gallusviertel. Die Scheiben sind zerschlagen, die Polster aufgerissen, das Innere der Limousine von Feuer verwüstet. "Nur wegen einem Mädchen!" Die Jungs in der Teestube schütteln die Köpfe.

In dem Jugendtreff der Arbeiterwohlfahrt ist die nächtliche Schießerei am Bahndamm Tagesthema. Von einem "Bandenkrieg" will da keiner etwas wissen. Sie halten die gewalttätige Auseinandersetzung zweier Cliquen für den traurigen Höhepunkt einer seit Wochen schwelenden Streiterei um ein Mädchen. "Da sind welche ausgeflippt, statt einfach mal drüber zu reden", sagt Serkan.

Serkan kann gut reden. Der 18jährige, der gerade an der Abendschule seinen Realschulabschluß nachholt, ist vom Vorstand der Jugendlichen in der Teestube und schildert nachdrücklich, warum die Jungen im Gallus immer mal "ausflippen". "Der Hauptpunkt ist die Langeweile." Wenn die Teestube der Arbeiterwohlfahrt, der einzige offene Treff für ältere Jugendliche, um halb sechs nachmittags schließt, stehen die Jungs einfach auf der Straße. Auf der Wallauer, an der Schwalbacher, an der Quäkerwiese. Da bringt es die älteren Jugendlichen besonders in Rage, daß sie jetzt noch aus dem städtischen Jugendhaus rausgeflogen sind. Denn nach Hause, wo viel zu große Familien in viel zu kleinen Wohnungen leben, will keiner der jungen Männer. Und jeden Abend in die Kneipe - das können sich die Jugendlichen, die bestenfalls einen Lehrlingslohn in der Tasche haben, schon gar nicht leisten. "Und dann kommen schon manche auf so Gedanken", räumt der 18 Jahre alte Ali ein.

"So Gedanken" sind etwa: ein Auto zu knacken, im Nachbarstadtteil ein Schaufenster zu plündern oder einem Kunden beim Deal "kräftig eins über die Rübe" zu geben. "Rippen" sagen dazu die Jungs in der Teestube, und es hört sich fast an, als sei das ein Kavaliersdelikt.

"Wenn die Schere zwischen dem erwünschten Reichtum und den tatsächlichen Möglichkeiten derart weit auseinander klafft, kommen die Jugendlichen schon mal in Versuchung, sich das Geld einfacher zu beschaffen", sagt Fritz Meihofer, der sich im Falkenheim um straffällige Jugendliche kümmert. Was ist die Mühsal eines Monats gegen 2000 schnelle Mark an der Konstablerwache? Meihofer weiß, wie schwierig es ist, die Jugendlichen zu einer "ernsten Lebensplanung" zu bringen, wenn ihre 18jährigen "Vorbilder" mit einem "tollen Auto" vorfahren und lässig ein dickes Bündel Banknoten aus der Tasche ziehen.

Vor allem wird das dann schwer, wenn die "ausgegrenzten Jugendlichen immer wieder Ausgrenzung erfahren", sagt Walter Tornow von der Arbeiterwohlfahrt. Was hatte der 18 Jahre alte Ali für Probleme, wieder einen Ausbildungsplatz zu bekommen, nachdem er im zweiten Lehrjahr von seinem Chef gefeuert wurde. "Ich habe Scheiß' gemacht", räumt der Mechaniker-Azubi freimütig ein. Doch dann gab ihm keiner eine Chance. Dutzende von Bewerbungsbriefen hatte er verschickt, ohne überhaupt zum Gespräch geladen zu werden. Nur mit Mühe konnten die Sozialarbeiter der Teestube Ali in einer Lehrwerkstatt unterbringen.

Vor einem solchen Hintergrund verbauter Chancen und Ablehnung durch die Gesellschaft erleben Sozialarbeiter, daß die Hemmschwelle zur Gewalt bei vielen Jugendlichen immer weiter sinkt. Die "Statussymbole" der Gewalt, berichten Jugendlichen, sind kinderleicht zu erwerben. Kaum mehr als 150 Mark kostet eine Pistole mit zehn Schuß scharfer Munition aus tschechischen Armeebeständen. Mit einem geklauten Autoradio ist man da schon dabei. luf

BUND-Kreisverband will Vorstand neu wählen

KREIS OFFENBACH. Der BUND- Kreisverband für Stadt und Kreis Offenbach trifft sich am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus Dietzenbach, um unter anderem den Vorstand neu zu wählen. Außerdem werden in dieser Jahreshauptversammlung die BUND-Mitglieder bestimmt, die im Naturschutzbeirat von Stadt und Kreis Offenbach mitwirken sollen. Das teilt Walter Steiner aus Langen vom BUND-Kreisvorstand mit. fin

Mundpropaganda funktioniert bestens Die Turngemeinde (TG) Römerstadt ist stolz auf das "familiäre Klima" im Verein

Beim VHS-Kursus zur Ökologie Plätze frei

HÖCHST. Einen Wochenend-Kursus "Geschichts-Lexikon Ökologie" bietet die Volkshochschule an, für den noch Plätze frei sind. Zunächst soll erarbeitet werden, wo die ökologischen Grundlagen der Erde bedroht sind. Anschließend werden Zusammenhänge und Hintergründe untersucht: Schadstoffbelastung der Luft, Gewässerverschmutzung, Waldsterben, Ozonloch, Chemie in der Landwirtschaft - wie hängt das zusammen? Außerdem wird besprochen, wie sich die Bedrohung unserer Umwelt, die politische Diskussion um den Umweltschutz und die Umweltbewegung in den vergangenen Jahren entwickelt haben.

Zum Abschluß des zweitägigen Kurses, wird diskutiert, was getan werden kann, um den Lebensraum Erde noch erhalten zu können.

Der Kursus läuft am Freitag, 12. März, von 16 bis 21 Uhr sowie am Samstag, 13. März, von 10 bis 16 Uhr im Bikuz Höchst, Michael-Stumpf-Straße 2. Die Kursgebühr beträgt 15 Mark, Auskünfte unter Tel. 31 06 / 55 44. gre

Kommentar

Die Enttäuschung Achim Exners über die Wahlniederlage der Sozialdemokraten, die er auch als eine persönliche wertet, ist verständlich. Dennoch sollten er und die Genossen kühlen Kopf bewahren und sich vor blindem Aktionismus hüten.

In Wiesbaden gilt nach wie vor der Grundsatz, daß der OB von der stärksten Partei gestellt wird - und das ist die SPD ja immerhin noch geblieben.

Fatale Folgen

Jetzt müssen die Politiker erst einmal das verlorene Vertrauen wieder zurückgewinnen. Dann sind die Aussichten auf Erfolg bei den nächsten Wahlen um so besser.

Die Wähler entscheiden nach ihrer eigenen Logik. Erfolgreiche Arbeit wird dabei nicht immer honoriert. Bürger-Zorn artikuliert sich unberechenbar. Deshalb ist das Risiko einer erneuten Schlappe für Achim Exner derzeit viel zu groß. Es wäre fatal, wenn die Stadt nach einer stabilen politischen Mehrheit nun auch noch ohne Not einen hervorragenden Oberbürgermeister verlöre.

MARGIT FEHLINGER

Wohnungspolitik - Klippe für Solidarpakt Bonn will sparen / Länder und Sozialdemokraten beharren auf mehr Geld

Der Themenkreis Bauen/Wohnen/Mieten steht wahrlich nicht im Zentrum des Ringens um einen Solidarpakt. Und doch könnte es sein, daß an diesem Komplex die Gespräche zwischen Konservativen und Sozialdemokraten, Bund und Ländern scheitern. Es sind in Milliarden Mark zu bemessende Welten, die die Lager auch auf diesem Feld trennen.

Das von Finanzminister Theo Waigel Ende Januar vorgelegte Föderale Konsolidierungsprogramm (FKP) behandelt den vornehmlich bei seiner Ministerkollegin Irmgard Schwaetzer angesiedelten Kompetenzbereich vor allem unter dem Aspekt des Einsammelns staatlicher Vergünstigungen. Sparen wollte der CSU- Chef beim Wohngeld und bei Abschreibungsvergünstigungen für Erwerber von Altbauten. Schon 1995 sollten die Haushalte von Bund und Ländern zusammen um eine Milliarde Mark entlastet werden.

Die SPD hingegen möchte nicht weniger, sondern mehr Geld für das Wohnen ausgeben. Sie fordert unter anderem, daß der Bund für den sozialen Wohnungsbau jährlich 2,3 Milliarden Mark mehr herausrückt. Zum Vergleich: Derzeit liegt das Fördervolumen bei 3,7 Milliarden Mark. Zur Stärkung des Wohnwertes von Großplattensiedlungen in der früheren DDR soll Bonn jährlich eine Milliarde springen lassen. Darüber hinaus sollen in den nächsten zehn Jahren insgesamt sechs Milliarden Mark für Energiesparinvestitionen zur Verfügung gestellt werden.

Damit ist eine vom SPD-Bundestagsabgeordneten Achim Großmann zusammengestellte Wunschliste nicht erschöpft. Unter Berufung auf den von seiner Partei verabschiedeten 20-Punkte-Katalog nennt er weitere kostspielige Posten. Sein Trost wird Waigel nicht helfen: "Alle vorgeschlagenen Maßnahmen sind im Finanzplan zum SPD-Solidarpakt berücksichtigt und seriös finanziert."

Aber nicht nur die Sozialdemokraten rufen eingedenk von über zwei Millionen fehlenden Bleiben nach zusätzlichen Mitteln. Bei ihrer Konferenz in Potsdam einigten sich die Ministerpräsidenten der Ländern parteiübergreifend, Bonn bei den Solidarpaktgesprächen in den Schwitzkasten zu nehmen. Ohne konkret zu werden, stellten sie im Schlußprotokoll fest: "Für 1993 und 1994 halten die Länder es für erforderlich, ... für den Wohnungsbau in Deutschland ausreichend Mittel zur Verfügung zu stellen."

In den Bonner Ring steigen soll bei diesem Themenkomplex Hessens Ministerpräsident Hans Eichel. Und als gewiß gilt nach der herben Wahlschlappe der SPD bei den hessischen Kommunalwahlen, daß der frühere Kasseler Oberbürgermeister mit harten Bandagen antritt. Schließlich war es Eichel, der in der Stunde der Wahlniederlage seiner Partei den weitgehenden Verlust des sozialen Profils bescheinigte. Mit welchen konkreten Forderungen der Ministerpräsident Ende der Woche bei der Solidarpaktklausur antritt, ist noch nicht klar.

Die mehrfach korrigierte Bonner Linie steht. Ministerin Schwaetzer hebt notgedrungen hervor, was nicht geschieht: "Einsparungen beim Wohngeld konnten in den Verhandlungen zum Föderalen Konsolidierungsprogramm vermieden werden." Dessen Funktion "als Instrument zur sozialen Abfederung des Wohnens" bleibe in vollem Umfang erhalten. Ein bißchen gekürzt wird doch: Steigt das Einkommen eines Begünstigen um mehr als 15 Prozent, ist dies dem Wohnungsamt zu melden. Das kürzt dann den Zuschuß, was Bund und Ländern im kommenden Jahr jeweils 35 Millionen Mark ersparen könnte.

Waigels Auflagen erfüllt die Liberale nun durch den weitgehenden Verzicht auf die Förderung des Städtebaus in den alten Ländern. Jährlich 380 Millionen Mark sieht bisher die mittelfristige Finanzplanung vor. Von 1994 an sollen es nur noch 80 Millionen sein. Mit Mehreinnahmen in dreistelliger Millionenhöhe darf der Fiskus aufgrund einer Änderung der steuerlichen Förderung beim Erwerb von Gebrauchtimmobilien rechnen. Die förderfähige Preisobergrenze nach Paragraph 10e Einkommensteuergesetz soll von 330 000 auf 150 000 Mark sinken.

Übereinstimmung zwischen SPD und der Bonner Koalition gibt es nur bei dem Einschnitt in den 10e. Doch der Teufel steckt auch hier im Detail. Die SPD wolle die Steuermehreinnahmen umleiten, um eine sozial gerechtere Eigenheimförderung zu finanzieren, betont Großmann. Vom Bonner Sparkurs profitiert hingegen nur einer: Theo Waigel.

PETER ZILLER (Bonn)

Die Künstlerin kommt an den Arbeitsplatz Hewlett-Packard-Leute begegnen der Bad Homburger Malerin Susanne Binsack und ihren Bildern

BAD HOMBURG. "Die Kunst muß man dahin bringen, wo Menschen sind" und "Kunst schafft Lebensräume". Nach diesen Thesen fördert die Bad Homburger Niederlassung des Computerherstellers Hewlett Packard (HP) seit nunmehr acht Jahren nicht nur Künstler aus dem Rhein-Main-Gebiet, sondern auch das Kunstverständnis der Mitarbeiter. Zwar stellten Künstler, beispielsweise Heinrich Dehmel oder Dieter Scheibel, ihre Bilder in der Cafeteria und dem Casino des Unternehmens aus und regten dadurch die Auseinandersetzung und Diskussion unter den HP-Mitarbeitern an. Eines aber fehlte bisher: der Kontakt zwischen Künstler und Mitarbeiter. Das soll sich jetzt ändern. Den Anfang macht die Bad Homburger Malerin Susanne Binsack mit dem Thema "Landschaften, Menschen, Stilleben". Heute abend werden 43 Werke von ihr, die sie in den vergangenen fünf Jahren geschaffen hat, und die Künstlerin selbst einem geladenen Kreis vorgestellt. Die 450 HP-Mitarbeiter werden die Künstlerin zu einem späteren Zeitpunkt treffen.

Susanne Binsack, Jahrgang 1938, lebte lange Zeit in den USA und Südamerika. "Ich liebe die einfachen Menschen, mag nicht das modisch Überladene", sagt sie. Diese puristische Einstellung zum Leben spiegelt sich auch in ihren Bildern wieder. Menschen, Landschaften und Stilleben sind immer schlicht, vorwiegend in den Farben blau und grün gehalten.

Kunstwerke, die in ihrer ruhigen und stillen Ausstrahlung die HP-Mitarbeiter ansprechen dürften; auch wenn "die Bandbreite der Meinungen unerschöpflich ist", wie Niederlassungsleiter Manfred Lutz gestern beobachtete. Dennoch, eines hat sich für Lutz und Michael Wessling von "New Art", einer Firma, die große Unternehmen in Sachen Kunst berät und betreut, herauskristallisiert: "Kunst darf nicht zur Belastung werden." HP-Mitarbeiter wehrten sich beispielsweise gegen die hyperrealistischen Werke von Klaus Vogelsang mit der Begründung, sie hätten in der Firma schon genug Streß. "Es war ein Versuch", kommentierte Wessling, denn hin und wieder sollen den HP-Mitarbeitern auch namhafte Künstler nahegebracht werden.

Streß ist indes genau das, was HP nicht möchte. Denn neben Kunstförderung und Marketingstrategie spielt die Firmenphilosophie eine wesentliche Rolle. Schon Firmengründer Bill Hewlett war der Überzeugung, daß Mitarbeiter "gute und kreative Arbeit leisten wollen und auch leisten werden, wenn sie über das entsprechende Umfeld verfügen". Und Lutz ergänzt: "Kunst verleiht dem Arbeitsplatz eine menschliche Dimension und regt die Kreativität an." Aber nur, wenn sie auf den Entspannungs- und Kommunikationsbereich des Unternehmens beschränkt bleibe. Das haben Lutz und Wessling nach diversen Experimenten, etwa 120 wechselnden Künstlern und Stilrichtungen erfahren. "Am direkten Arbeitsplatz haben die Mitarbeiter lieber eigene Fotos oder Bilder hängen", konstatiert der Firmenchef. dag

Nicht der Rede wert?

OBERURSEL. Die Stadtbücherei war fast zu klein: Frau hatte sich auf den Weg gemacht, um Luise F. Puschs Vortrag "Deutsch als Männersprache" zu hören. Und was sie da zu hören bekam, war eindeutig: "Wer nicht der Rede wert ist, wird auch nicht erwähnt, findet nicht statt und wird auch so behandelt." Frauen sind zwar die Mehrheit der Bevölkerung, aber sprachlich ist nur der Mann präsent.

Die Sprachglossen, die Luise F. Pusch jahrelang für die Zeitschrift "Courage" schrieb, begeisterten die lauschenden Frauen. Sprache entsteht im öffentlichen Raum, erklärte Luise F. Pusch, und der war Frau in den letzten Jahrhunderten verwehrt. Zudem: Das "Amigosystem" der Männer funktioniert auch heute noch. Für eine ProfessorInnenstelle war die Qualifikation von Luise F. Pusch nie ausreichend - nach dem Urteil ihrer männlichen Kollegen. Schließlich ist sie ja die führende Wissenschaftlerin auf dem Gebiet der feministischen Linguistik - da tut "Mann" sich schwer.

Mit Hilfe der Quote müßte es jetzt aber der Frau gelingen, diese verkrusteten Strukturen in unserer Männergesellschaft langsam aufzubrechen, meinte die Autorin. Allerdings: Einen Lehrstuhl für feministische Linguistik gibt es bis heute noch nicht, und eine feministische Universität - davon träumt sie.

Die Organisatorinnen konnten mit dieser Veranstaltung zum Internationalen Frauentag sehr zufrieden sein. Die Frauen scharten sich um den Büchertisch mit den zahlreichen Veröffentlichungen von Luise F. Pusch. "Alle Menschen werden Schwestern" war wohl der Renner. BRIGITTE GEIßLER

SPD warnt vor Rechtsdrift

hll BONN, 9. März. Die SPD hat erneut die CDU aufgefordert, sich von ihrem rechtsextremen Bundestagsabgeordneten Rudolf Karl Krause zu trennen. Die von Krause vertretenen Thesen über die deutsche Nation, Ausländer und Minderheiten haben bundesweit Aufsehen erregt. Die CDU in Sachsen-Anhalt verzichtete aber auf Sanktionen gegen den Politiker, nachdem er erklärt hatte, er werde einige der von ihm verwendeten Begriffe nicht wiederholen. Sechs SPD-Bundestagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt schrieben gemeinsam an den CDU-Vorsitzenden Helmut Kohl und an den CDU- Landesvorsitzenden Werner Münch, die Meinungen Krauses seien Anzeichen für eine "Rechtsdrift" der CDU und "nicht mit den Grundlagen unseres demokratischen Rechtsstaates vereinbar".

200 Kilo Kokain gefunden Zwölf Festnahmen / Schlag gegen kolumbianisches Kartell

Den Ermittlern vom Zollfahndungsamt in Frankfurt, der Polizei beim Regierungspräsidium in Darmstadt (RP) und der Staatsanwaltschaft Frankfurt ist nach 20monatiger Arbeit erstmals ein großer Schlag gegen das kolumbianische Cali-Kokain-Kartell gelungen.

Mit der Festnahme von zwölf mutmaßlichen Mitgliedern der Gruppe in Frankfurt und Mailand, einer noch unbekannten Zahl von Personen in Osteuropa sowie der Beschlagnahme von mehr als einer Million Mark, die vermutlich aus Drogengeschäften stammen, glauben die Fahnder, das kolumbianische Drogenkartell verunsichert zu haben. Nach Schätzung der Ermittler sollen die Drogendealer in den vergangenen Jahren insgesamt 550 Kilogramm Kokain in Europa umgesetzt haben. Ein Erfolg, der nach Ansicht des Pressesprechers der Anklagebehörde, Hubert Harth, erst durch die wirksame Zusammenarbeit der Zoll- und Polizeibehörden in den betroffenen Staaten in Europa möglich wurde.

Polizei und Staatsanwaltschaft standen noch bis Ende der 80er Jahre bei der Bekämpfung des Drogenschmuggels auf verlorenem Posten. Wie Harth sagte, wurden zwar immer wieder Drogenkuriere, die Kokain aus Kolumbien über den Rhein-Main-Flughafen einschmuggeln wollten, festgenommen und verurteilt, doch die Organisatoren dieser Transporte konnten nicht ermittelt werden.

Bereits damals schon hatten die Ermittler zwei aus Italien stammende Brüder als wichtige Figuren im Kokainhandel von Kolumbien unter Beobachtung. Der ältere, genannt "Mimo", wurde bereits mit Haftbefehl gesucht und war nach Bogotá, der Hauptstadt Kolumbiens, geflüchtet. Sein jüngerer Bruder "Pino" hatte sich um eine Stelle im Frachtbereich des Frankfurter Flughafens beworben. Die Staatsanwaltschaft schaltete schnell: Sie ahnte, daß hier die Logistik für eine reibungslose Einfuhr von Kokain geschaffen werden sollte.

(Fortsetzung auf Seite 22)

Ost-Sozialminister fordern eine Milliarde Mark für ABM

rb FRANKFURT A. M., 9. März. Die sechs Sozialminister der neuen Länder fordern die Bundesregierung auf, "der Bundesanstalt für Arbeit kurzfristig eine Milliarde Mark für zusätzliche ABM-Bewilligungen als Abschlag auf einen noch im Rahmen des Solidarpakts zu bestimmenden Zuschuß" bereitzustellen. Dies steht in einer gemeinsamen Erklärung nach einem Treffen am Dienstag in Magdeburg. Dadurch solle die Finanzierung der von Bundesarbeitsminister Norbert Blüm zugesicherten 350 000 ABM-Stellen im Osten und 70 000 im Westen garantiert werden. Die Länder gehen davon aus, daß die Zahl der geförderten Arbeitnehmer von jetzt 314 000 durch den jüngsten ABM-Bewilligungsstopp auf nur noch 30 000 zum Jahresende 1993 sinkt. Dadurch werde die Arbeitslosigkeit in den neuen Ländern bis dahin um mindestens 250 000 Personen anwachsen, heißt es. Zur Finanzierung fordern die Minister, den Solidaritätszuschlag zur Einkommensteuer bereits zum 1. Juli einzuführen.

HEUTE LESEN SIE

Moskau Jelzins schwerster Kampf Seite 2

Leitartikel Europa und Bosnien Seite 3

Ignatz Bubis Lob für Nichtwähler Seite 4

Feuilleton Sarajewos Nachtmusik Seite 7

Dokumentation Die russische Staatskrise Seite 11

Medienrundschau Klangkörper-GmbH in Berlin Seite 10

Wirtschaft Bauboom im Westen vorbei Seite 13

Sport Krisenstimmung bei Formel I Seite 20

Kulturspiegel Porträt: F. K. Praetorius Seite 26

Hessen Die OB-Stühle wackeln Seite 27

Aus aller Welt Prozeß um Buskatastrophe Seite 36

Fernsehen und Funk Seiten 9+10

Börse Seite 16

Roman Seite 23

Freie Aussprache Seite 25

Filmspiegel Seite 30

Grüne fordern Bleiberecht Schutz für von Rechtsextremen verfolgte Frau in Köln verlangt

BONN, 9. März (dpa/epd). Vor dem Hintergrund der wahrscheinlich kriminellen Steckbrief-"Fahndungsaktion", mit der die rechtsextremistische "Deutsche Liga" in Köln öffentlich zur Suche nach einer Asylbewerberin aufgerufen hat, fordern die Grünen von der nordrhein-westfälischen Landesregierung ein Bleiberecht für die betroffene Frau und ihre Familie. Grünen-Vorstandssprecher Ludger Volmer appellierte am Dienstag in Bonn an die Justiz, in diesem bundesweiten "Präzedenzfall" mit allen Mitteln gegen die Rechtsextremen einzuschreiten und das Strafrecht mit voller Härte anzuwenden.

Die zweiköpfige Kölner Stadtparlamentsfraktion der "Deutschen Liga" hatte am vergangenen Mittwoch ankündigt, sie werde mit 50 000 Flugblättern, die ein Foto der 31jährigen Frau tragen, und einer Belohnung von 1000 Mark für die Ergreifung "der Landfahrerin Nidar P.", wie es darauf hieß, nach der Frau "fahnden".

Die Frau, eine aus Mazedonien stammende Roma, war ohne ihren Ehemann und ihre beiden Kinder in die Heimat abgeschoben worden, nachdem die Behörden ihren Asylantrag abgelehnt hatten. Mitglieder eines Freundeskreises holten sie kurz darauf zurück nach Köln, wo sie sich zur Zeit mit ihrer Familie verborgen hält.

Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt im Zusammenhang mit der Steckbrief- Aktion gegen drei Mitglieder der "Deutschen Liga" wegen Amtsanmaßung. Insgesamt seien bislang 335 Flugblätter sichergestellt worden, sagte am Dienstag ein Sprecher der Ermittlungsbehörde. Nach Auskunft der Stadtverwaltung bleiben die auf den Papieren angegebenen Rufnummern des Büros der Partei im Kölner Rathaus bis auf weiteres gesperrt.

Sowohl der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma (Heidelberg) als auch die Grünen haben gegen die Verantwortlichen der Flugblatt-Aktion zusätzlich Anzeige wegen Volksverhetzung erstattet. Der evangelische Kölner Superintendent Manfred Kock kritisierte die Entscheidung der Kölner Behörden, die die Familie getrennt und die Frau "in ein Kriegsgebiet" geschickt hatten.

Dem Favoriten schwimmen plötzlich die Felle davon Verzichtet Detlef Ortmann auf Bürgermeister-Sessel? Von Claudia Nenninger USINGEN. "Was wollte der Wähler?" Eine Antwort auf diese Frage, die vor allem die Politiker seit der Kommunalwahl umtreibt, sucht derzeit auch der kommissarische Bürgermeister Detlef Ortmann (parteilos). Dabei kommt Ortmann zu dem Schluß, möglicherweise Konsequenzen aus seiner Kandidatur für das Amt des Bürgermeisters zu ziehen. Seine Bewerbung werde in ein anderes Licht gerückt, so Ortmann, wenn nicht nur Parteiverdrossenheit, sondern auch Sachthemen der Grund für die Stimmverluste der großen Parteien seien. "Wenn die Gründe auch in den Programmen liegen sollten, die ich mittrage, muß ich mich in der Tat fragen: Wenn Du in dieser Geschichte allein stehst und die Bürger dagegen sind, kannst Du dann mit dieser Überzeugung das Amt antreten?"

Bevor der bisher einzige Bürgermeisterkandidat für das Usinger Rathaus allerdings vorzeitig das Handtuch werfen würde, will er den Wählerwillen erst einmal in aller Ruhe analysieren. Zum einen glaubt er, daß das Amt des Bürgermeisters keine Rolle bei der Kommunalwahl gespielt habe. Und zum anderen beschreibt er schon die Aufgaben eines Rathauschefs für den Fall, daß er keine klare Mehrheiten im Parlament mehr hat: "Dann muß man Mehrheiten suchen." Beobachtern erscheint ein Verzicht Ortmanns denn auch eher unwahrscheinlich.

CDU und SPD, die mehr und minder großen Wahlverlierer, haben bisher dem parteilosen Kandidaten ihre Unterstützung zugesichert. Allerdings haben sie zusammen keine Mehrheit. Die "Bürger für Ehrliches Usingen" (BEU), spektakulärer Wahlgewinner, haben inzwischen ihre Ablehnung Ortmanns bekannt gegeben: "Wir wollen ein anderes Usingen, und dazu gehört auch ein anderer Bürgermeister", hatte BEU-Chefin Monika Mann am Tag nach der Wahl erklärt und einen Gegenkandidaten angekündigt.

Unterdessen machen sich auch die Grünen auf die Suche nach Alternativen zu Ortmann. "Wir würden einen Gegenkandidaten begrüßen und wollen dazu auch etwas tun", stellt Ellen Enslin fest. "Wir haben die faktische Koalition zwischen CDU und SPD, die sich schon früh auf den gemeinsamen Bewerber festlegte, immer kritisiert." Die Grünen-Stadtverordnete will nicht ausschließen, daß sich ihre Partei bei der Suche mit anderen zusammenschließen könnte. "Wir werden mit den anderen Gespräche führen", sagt Enslin. Die Grünen treffen sich heute abend zur Beratung.

Auch die FDP, die erstmals wieder mit zwei Sitzen ins Stadtparlament einzieht, reiht sich in die Suchenden ein. "Es ist nicht auszuschließen, daß wir einen eigenen Kandidaten aufstellen", sagt FDP- Spitzenkandidat Kai Götte. Ein Gegenkandidat sei schon deshalb zu befürworten, "weil der bisherige Bewerber von zwei großen Volksparteien unterstützt wird, die jetzt nicht mehr so groß sind."

Kanther läßt Abwahl offen Hessens CDU-Chef weist Hilfe der Republikaner nicht zurück Von unserem Korrespondenten Richard Meng

WIESBADEN, 9. März. Der hessische CDU-Vorsitzende Manfred Kanther legt sich nicht fest, ob die CDU in Kommunalparlamenten mit unklaren Mehrheitsverhältnissen nicht auch dort Abwahlanträge gegen SPD-Bürgermeister oder SPD- Landräte stellen wird, wo eine Abwahl nur gemeinsam mit den Stimmen der Republikaner möglich wäre. Kanther sagte in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau, die Union werde sich "durch die Tatsache, daß es Republikaner gibt, nicht jede politische Aktionsmöglichkeit nehmen lassen und damit den sozialdemokratischen Amtsinhabern die Möglichkeit einräumen, im Schatten der Republikaner zu überwintern".

Kanther fuhr fort, zunächst sei jetzt die SPD nach dem Verlust von Parlamentsmehrheiten am Zuge, durch Sachkompromisse oder Gewinnung neuer Partner "Klarheit zu schaffen". Fest stehe aber, daß "irgendwelche politischen Absprachen" über Abwahlen mit den Republikanern für die Union ausgeschlossen seien. Es werde auch keine Bündnisse mit den Rechten geben. Binnen eines halbes Jahres nach der Wahl vom 7. März können die hessischen Kommunalparlamente hauptamtliche Kommmunalpolitiker mit einfacher Mehrheit abwählen.

(Weitere Berichte Seite 4, Hessen und Lokales)

Gerd Mehler denkt nicht an Rücktritt CDU: FWG muß mit Lutze reden

MAIN-TAUNUS-KREIS. Der Erste Kreisbeigeordnete Gerd Mehler (SPD) will "in jedem Fall im Geschäft bleiben". Nach Gesprächen mit seiner Partei amMontag abend ist er sich auch der hundertprozentigen Rückendeckung seiner Genossen sicher. "Wir werden jetzt mit der FWG reden, in welcher Form eine lockerere Zusammenarbeit mit CDU und FDP gestaltet werden könnte." Kurzum, wenn auch mit ungleich schlechteren Karten will die SPD doch den Rahmen für wechselnde Mehrheiten erhalten.

Sollte Mehler der rechnerische Salto mortale gelingen, eine praktikable Möglichkeit auszuloten, würde der FWG-Politikerin Erika Bänfer ein Stein vom Herzen fallen. Hat sie doch der von CDU und FDP gewünschten festen Dreier-Koalition ein entschiedenes Nein entgegengesetzt und sich "allenfalls" bereit erklärt, den Finanzrahmen und einige Eckdaten abzusprechen - ansonsten aber bei wechselnden Mehrheiten zu bleiben.

Doch das ist noch nicht alles, was die Stimmung zwischen "Freier" und "Braut" brodeln läßt: Erika Bänfer bleibt dabei, Gespräche nur ohne CDU-Kreischef Horst Lutze zu führen. Roland Koch, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion, sieht's gelassen: "Am Ende wird nie so heiß gegessen wie gekocht wird." Auch die FWG werde "am Ende einsehen", daß man sich seine Partner nicht aussuchen kann, ist er überzeugt: "Lutze ist zum Kreisvorsitzenden gewählt und ohne ihn gibt es keine Gespräche."

Ebenso sieht's sieht Heiner Kappel, als Chef der Freidemokraten der Dritte im gewünschten Bunde: Die FWG solle sich wegen der Lutze'schen Wahlkampfsticheleien nicht so "mimosenhaft" gebärden, "ich mußte mir auch von der FWG Dinge anhören, daß ich mich gefragt habe, wo bei denen der Gürtel hängt." Einig sind sich CDU und FDP auch, daß die von FWG gewünschte lose Zusammenarbeit zu wenig ist. Koch: "Wenn sich die FWG an dem Wort Koalition stört, können wir es gerne anders nennen, aber in keinem Sachbereich darf künftig noch mit wechselnden Mehrheiten gestimmt werden."

Der Christdemokrat ist dabei guten Mutes, daß die Freien Wähler über ihren Schatten springen. Denn: "Die Republikaner dürfen keinesfalls den Ausschlag für Entscheidungen geben." Zur Position des Ersten Beigeordneten Mehlers hält sich Koch zurück: "Es ist aber kaum befriedigend, wenn CDU, FDP und FWG vorgeben, was der SPD-Mann zu tun hat." ana

Lebensmittelsammlung für Bosnien-Herzegowina

Als Reaktion auf die immer dramatischer werdende Lage der Zivilbevölkerung in Bosnien-Herzegowina startet das Advent-Wohlfahrtswerk eine Lebensmittel-Sammelaktion im Rhein-Main Gebiet. Im Haus der Adventgemeinde in der Eschenheimer Anlage 32 können in diesem Monat Hilfspakete für Familien und Kleinkinder jeweils dienstags von 9 bis 19 Uhr und mittwochs von 14 bis 19 Uhr abgegeben werden. Wer Verwandte oder Freunde in den umkämpften Gebieten hat, kann auch adressierte Sendungen dort abgeben.

Informationen unter den Telefonnummern 55 00 91 und 55 65 02. skb

Schwanheim normalisiert sich Grundsanierung abgeschlossen / Neue Panne bei Hoechst

Nachdem die Grundsanierung des mit giftigem o-Nitroanisol verseuchten Gebiets in Schwanheim abgeschlossen ist, geht Umweltdezernent Tom Koenigs jetzt daran, für die betroffenen Bürger "eine Situation zu schaffen, die sie den Frühling genießen läßt". Koenigs gab gestern bekannt, daß zwei Wochen nach dem Unfall bei der Hoechst AG die Luftwerte bei Innen- und Außenmessungen bis auf wenige Ausnahmen unterhalb der Nachweisgrenze liegen. Das Gros der Vorsichtsmaßnahmen könne damit aufgehoben werden. Der Bus- und Autoverkehr sei wieder freigegeben, Überschuhe seien nicht mehr notwendig, und voraussichtlich könnten zum Wochenende die Kinder wieder draußen spielen.

Die Hoechst AG meldete gestern nachmittag wieder eine Panne im Stammwerk, die allerdings von dem Unternehmen und der Frankfurter Feuerwehr als geringfügig eingestuft wurde. Bei Bauarbeiten im Kanalsystem, so ein Hoechst- Sprecher, sei "ein Gemisch chemischer Substanzen" entwichen, das ungefährlich sei. Die Feuerwehr, die sofort Messungen vornahm, bestätigte dies.

Für heute kündigte Margarete Peters, Leiterin des Stadtgesundheitsamtes, eine weitere Begehung der Kindertagesstätte 83 an. Dabei werde über die "Feinsanierung" beraten und eventuell entschieden, wann die Kita wieder geöffnet wird. Beim Genuß von Trinkwasser seien keine Vorsorgemaßnahmen nötig, sagte Peters.

Der Genuß von Beerenobst, das in diesem Sommer geerntet wird, ist nach Koenigs Worten "unbedenklich". Dagegen seien noch Untersuchungen im Gange, die das Gemüse betreffen. In der kommenden Woche soll ausgehend von der Rheinlandstraße die Rekultivierung beginnen, um den "Charakter einer Mondlandschaft" (Koenigs) zu beseitigen. Außerdem finden weiter Bodenmessungen statt, um Aufschluß darüber zu erlangen, ob an bestimmten Stellen noch ein Sanierungsbedarf besteht. Als "unschöne Erscheinung" bezeichnete der Umweltdezernent, daß mehr oder weniger seriöse Firmen den Schwanheimern Sanierungsmaßnahmen anbieten. Wer für die Arbeiten dieser "klassischen Aasgeier" bezahle, könne nicht mit einer Erstattung der Kosten rechnen.

Wegen der großen Nachfrage bot die Rechtsanwaltskammer im Infozentrum Schwanheim erneut eine Rechtsberatung an. vo

Reifenberge bleiben noch liegen Richter stufen Pneus auf dem Phrix-Gelände als Abfall ein

HATTERSHEIM. Kreis-Abfalldezernent Gerd Mehler nennt es "einen der skurrilsten Fälle, die ich kenne", und der Ärger über das Reifenlager in Okriftel ist dem stellvertretenden Landrat leicht anzumerken: Seit beinahe 20 Jahren lagern alte Autoreifen auf dem Gelände der ehemaligen Phrix AG. Die lädierten Pneus stören nicht nur die Anwohner, sie könnten bei einem Brand auch die Region gefährden. Stünden die 500 000 bis 600 000 Reifen in Flammen, so Mehler, "wären wir machtlos". Das alte Zeug soll deshalb weg. Doch die Richter des 4. Senats am Verwaltungsgerichtshof in Kassel haben dem Abfalldezernenten des Kreises erst einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie haben kürzlich befunden, daß die Pneus auf dem Gelände nicht als Wirtschaftsgut, sondern als Abfall zu betrachten seien. Die Juristen widersprachen damit einer Entscheidung ihrer Kollegen vom 5. Senat, die vor einiger Zeit die Reifen noch als Wirtschaftsgut eingestuft hatten.

Der kleine Unterschied macht große Probleme: Denn der Kreis als Aufsichtsbehörde hatte in der Vergangenheit versucht, dem Betreiber des Lagers über baurechtliche Auflagen beizukommen. Im Sommer des vergangenen Jahres hatte die Behörde deshalb den Mann angewiesen, beispielsweise eine Zufahrt für die Feuerwehr zu bauen und die Reifen nicht über eine bestimmte Höhe zu stapeln. "Das hätte letztlich bedeutet, daß ein Teil der Reifen hätte abtransportiert werden müssen", sagt Mehler. Der Vorstoß blieb erfolglos. Denn baurechtliche Bestimmungen, zu denen auch Brandschutzverfügungen zählen, greifen nur dann, wenn es sich bei den Reifen um Wirtschaftsgut handelt. Das sehen die Richter des 4. Senates anders. Weil es sich nach deren Auffassung nicht um ein Wirtschaftsgut, sondern um Abfall handelt, kann das Regierungspräsidum nur über das Abfallrecht dem Betreiber beikommen. Das hatte der RP in der Vergangenheit bereits versucht - ohne Erfolg. Denn der 5. Senat entschied damals, daß die Reifen Wirtschaftsgut seien. Die Behörde könne des- halb das Abfallrecht nicht anwenden.

Nun steht die Kreisverwaltung neuerlich im Regen, da nun weder Bau- noch Abfallrecht angewendet werden kann, weil 4. und 5. Senat die Reifen unterschiedlich einordnen. Zwar hat der Regierungspräsident bereits vor einem halben Jahr Revision beim Bundesverwaltungsgericht eingeleitet, doch bis sich die oberste Instanz ihr Urteil bildet, können sechs bis sieben Jahre vergehen. Derweil bleiben die Pneus auf dem Phrix-Gelände liegen.

Mehler hat sich nun an die hessische Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt und an Umweltminister Joschka Fischer gewandt. Im Gespräch mit dem Präsidenten des Kasseler Verwaltungsgerichtshofes, erklärte er, wolle die Justizministerin Chancen einer Lösung des Problems erörtern. schu

Absage an eine große Koalition der Verlierer Wilmes leitet künftig die Fraktion der Grünen / Gespräche mit anderen Parteien angekündigt

WIESBADEN. "Wir wollen Verantwortung übernehmen - und zwar gestaltend und nicht verzierend." Mit diesen Worten meldete Klaus Wilmes, neuer Fraktionschef der Grünen im Rathaus, Interesse an einer Mitarbeit der Öko-Partei im hauptamtlichen Magistrat an.

Die Umweltpartei, die am Sonntag in Wiesbaden 3,1 Prozent zulegen konnte und 11,9 Prozent der Wählerstimmen erhielt, hat sich bereits am Tag nach der Wahl konstituiert und die Richtung auf dem langen Weg der politischen Mehrheitsbildung in Wiesbaden abgesteckt. Am Donnerstag haben dann die Mitglieder das Wort: Sie sollen die Verhandlungen ihrer Freunde mit den übrigen demokratischen Parteien im Stadtparlament legitimieren.

"Der Allparteien-Magistrat in Wiesbaden ist out", erteilte Grünen-Sprecher Christoph Leng Überlegungen eine Absage, daß sich SPD, CDU, FDP und Grüne künftig im Parlament auf eine Zusammenarbeit einigen sollten. "Dann nämlich bildeten die Republikaner die einzige Opposition." Auch eine "große Koalition der Verlierer" ist nach Ansicht der Öko- Fraktion "die falsche Antwort". Christoph Leng: "Das hieße ja ,weiter so wie bisher&rquote;."

Die Grünen wollen nun mit Christ-, Sozial- und Freidemokraten Sondierungsgespräche führen. Sie fühlen sich "als einzige Wahlsieger unter den demokratischen Parteien" in einer vergleichsweise starken Verhandlungsposition. Mit der SPD gäbe es viele Berührungspunkte, aber für ein rot-grünes Bündnis reicht es nicht. Also müsse man sich auch mit der CDU oder der FDP zusammenraufen - mit beiden bestünden zwar in einigen Positionen Übereinstimmungen, aber auch "wesentlich mehr Konfliktpotential als mit der SPD". Wie sich die Grünen eine Kooperation mit den Freidemokraten oder der Union beispielsweise in Sachen Verkehrspolitik vorstellen, wo die jeweiligen Positionen diametral auseinandergehen, vermochte Klaus Wilmes nicht zu sagen. "Das dürfte sehr schwer werden."

Der neue Fraktionschef warnte davor, im Umgang mit den Republikanern die demokratischen Regeln zu verletzen. "Wir müssen uns mit ihnen inhaltlich auseinandersetzen." Man solle den Republikanern "die soziale Maske herunterreißen, um zu zeigen, daß dahinter nichts steckt". maf

Die große Angst vor weniger Umsatz Geschäftsleute fordern attraktiven Ortskern nach Fertigstellung der Umgehung Von unserem Redaktionsmitglied Gerhard Bayer EGELSBACH. Wenn 1996 die ersten Blechkarossen über die neue K 168 rollen und der Bahnübergang geschlossen wird, soll es in Egelsbach ruhiger zugehen - ganz so, wie es Anwohner, Politiker und Planer wollen. Doch die Umgehungsstraße dürfte mit dem Durchgangsverkehr auch viele jener Autofahrer umlenken, die bislang noch auf ihrem Weg durch Bahn- und Schulstraße, Weed- und Ernst-Ludwig-Straße anhalten und einkaufen. Die Geschäftsleute dort befürchten, daß ihre Umsätze bis zu einem Drittel zurückgehen. Sie fordern Bürgermeister Heinz Eyßen (SPD) auf, den Ortskern attraktiver zu gestalten, um die Einbußen in Grenzen zu halten. "Meinen Imbiß kann ich dann wohl vergessen", schwant Günther Rauth Übles. Viele seiner Kunden, erzählt der Inhaber der Metzgerei Jost an der Schulstraße, seien Arbeiter aus Langen und Erzhausen, die mit ihren Autos über den Bahnübergang kämen und täglich etwa 150 Mittagessen abholten. Ganz zu schweigen von den heißen Würstchen und Frikadellen für die Vesper zwischendurch. "Rund 30 Prozent unserer Kunden sind Auswärtige", schätzt Rauth: "Von denen werden viele nicht mehr kommen, wenn die neue Umgehungsstraße fertig ist." Um seine Existenz fürchte er zwar nicht, "aber wohl ist mir bei dem Gedanken daran auch nicht". Dann müsse er wahrscheinlich das Angebot umstellen und sich mehr als bislang auf Party-Service verlegen.

Volker Grünewald plagen ähnliche Sorgen. Auch er erwartet für sein Schuh- und Sporthaus Umsatzeinbußen von bis zu einem Drittel: "Und dabei habe ich meine Sportabteilung gerade erst für rund 200 000 Mark umgebaut." Mit dem Bahnübergang werde nicht nur die direkte Zufahrt aus Langen und Erzhausen geschlossen, sondern auch das Wohngebiet auf beiden Seiten der Wolfsgartenstraße "abgebunden".

"Wir Geschäftsleute werden aber nicht wie die Kaninchen vor der Schlange sitzen und untätig warten, bis wir gefressen werden", sagt er und will als Vorsitzender des Egelsbacher Gewerbevereins in den nächsten Tagen bei Bürgermeister Eyßen vorsprechen. "Ganz wichtig ist für uns", so Grünewald, "daß der alte Ort an möglichst vielen Stellen an die neue K 168 angebunden wird."

Um nicht in eine allzu düstere Zukunft blicken zu müssen, hat Peter Bellhäuser weitere Forderungen auf Lager. "Der Ortskern müßte in jeder Weise aufgewertet werden", sagt der Optiker, der künftig für sein Geschäft an der Ernst-Ludwig- Straße etwa 20 Prozent weniger Einnahmen erwartet: "Bei den kleinen Läden in den betroffenen Straßen kann das schon an die Substanz gehen." Und wenn einige von ihnen schließen müßten, würde das Einkaufen im gesamten Gebiet weniger attraktiv - ein Teufelskreis.

Bellhäuser wünscht sich nicht nur mehr Parkplätze, damit die Kunden ihre Autos möglichst nah an den jeweiligen Geschäften abstellen können. Auch optisch müsse mehr geboten und beispielsweise auch ein Café angesiedelt werden.

"Ganz klar, der Ortskern darf nicht veröden", sagt auch Heinz Eyßen. Flächen müßten geschaffen werden, die zum Verweilen einladen, zum Flanieren: "Bei dem Lärm und den Abgasen fühlt man sich dort ja im Moment wie gehetzt." Bevor der Verwaltungschef über notwendige Veränderungen in der "City" diskutieren will, soll darüber entschieden werden, wie in Zukunft der Verkehr auf den Straßen in ganz Egelsbach fließen könnte.

Ein entsprechender Rahmenplan, den die Gemeinde bei einem Darmstädter Büro in Auftrag gegeben hatte, liegt laut Eyßen mittlerweile vor und wird in den kommenden Wochen den Fraktionen im Parlament präsentiert. Ob die Vorschläge der Planer bei der Bevölkerung auf Wohlwollen oder eher Kritik stoßen, welche Änderungen notwendig sind - all das will er bei eigens dafür einberufenen Bürgerversammlungen klären.

Zumindest ein Ergebnis der Untersuchung dürfte Geschäftsleuten und Autofahrern nicht gefallen. Die Verkehrsexperten monieren, daß es im alten Ort bereits jetzt zu viele Parkplätze gibt. "Schon in diesem Punkt steckt viel Brisanz", glaubt Eyßen zu wissen.

Zwar werde keine Fußgängerzone eingerichtet, "aber mit absoluter Sicherheit kommt Tempo 30 im gesamten Ortskern". In einzelnen Abschnittten dürfe in Zukunft sogar nur noch mit Schrittgeschwindigkeit gefahren werden. Auch wenn die Egelsbacher Metzger, Optiker, Schuhhändler und Bäcker im Rathaus nicht auf taube Ohren zu stoßen scheinen, werden sie sich gedulden müssen. Bis der Ortskern ein neues Gesicht bekommen habe, rechnet Eyßen vor, könnten leicht zehn Jahre vergehen: "Ein derartiger Eingriff kann nicht übers Knie gebrochen werden."

Nicht zuletzt fehle es auch am erforderlichen Geld in der Gemeindekasse. Schließlich müßten nicht nur Geschäftsleute, sondern auch Bürgermeister wirtschaften.FDP nur noch in acht Ortsbeiräten vertreten

Die FDP ist künftig nur noch in acht der insgesamt 16 Frankfurter Ortsbeiräte vertreten. Aufgrund eines Übermittlungsfehlers hieß es in der Dienstagausgabe der FR irrtümlich, die Freien Demokraten hätten Sitz und Stimme in elf Stadtteilparlamenten. Falsch waren auch die Angaben für den Ortsbeirat 6 (westliche Stadtteile). Die Grünen haben dort nicht ein Mandat verloren, sondern hinzugewonnen. Die SPD verlor zwei Sitze und stellt künftig nur noch sieben Ortsbeiräte. Die CDU büßte einen Platz ein.

Die "Republikaner" hätten aufgrund ihres Stimmenanteils von 10,3 Prozent zwei Abgeordnete stellen können. Sie ziehen jedoch nur mit einem Vertreter in das Stadtteilgremium ein, da sie nur einen Bewerber nominiert hatten. gang

Spielzeug- und Eisenbahn-Börse

Eine Börse für Modelleisenbahnen, Spielzeug und Puppen findet am Sonntag, 14. März, von 11 bis 17 Uhr in der Stadthalle Hanau statt. Auskunft unter Telefon 0 63 22 - 6 66 06.

Das Eltern-Kind-Café, ein offener Treff für Eltern mit Kindern bis sechs Jahre, ist jeden Mittwoch ab 15 Uhr im Internationalen Familienzentrum (IFZ), Adalbertstraße 10 a, in Bockenheim. fw

Zoll und Polizei zerschlagen weltweiten Drogenhändlerring

enk FRANKFURT A. M., 9. März. Eine Sonderkommission des Zolls und der hessischen Polizei (Zolkem) haben in einer großangelegten Aktion einen international agierenden Drogenhändlerring zerschlagen. In Zusammenarbeit mit den Zollfahndungsbehörden Polens, der Tschechischen Republik und Italiens wurden insgesamt in diesen Ländern rund vier Zentner Kokain sichergestellt, und Gelder in Höhe von weit über eine Million Mark, die aus Drogengeschäften des kolumbianischen Cali-Kartells stammen sollen, beschlagnahmt. Allein in der Bundesrepublik und in Italien wurden in den vergangenen Wochen zwölf mutmaßliche Mitglieder dieser Gruppe festgenommen. Einige sitzen noch in Untersuchungshaft.

Das Kokain war nach Einschätzung der Ermittler von Kolumbien per Schiff nach Polen und dann über die Tschechische Republik nach Frankfurt gebracht worden, ein Teil auch nach den Niederlanden. Die Gelder wurden der Frankfurter Anklagebehörde zufolge in Mailand "gewaschen".

Kino- und

Theaterprogramme

Seite 34 und 35

Tabak auf Balkon zeigt Ozonwerte Aktion des Ökologiezentrums

WIESBADEN. Mit Tabakpflanzen können Wiesbadener im Sommer die Ozonbelastung messen. Das Ökologiezentrum "Aukamm-Naturerlebnistal" hilft dabei mit Pflänzchen und Know-how.

Das Ganze ist denkbar einfach: Man braucht dieses Nachtschattengewächs nur im Garten, auf den Balkon oder im Hinterhof aufzustellen. Bei hohen Konzentrationen des Luftschadstoffs Ozon zeigen die Blätter braune Flecken. Je nachdem, wie stark die Pflanze geschädigt wird, sind mehr oder weniger große Blattflächen betroffen.

Die Beobachtung erstreckt sich über rund elf Wochen. Begonnen wird mit der Kampagne am besten Ende April, dann haben die Pflanzen im Sommer, wenn die Belastung der Luft durch Ozon meistens recht hoch ist, eine vorteilhafte Größe erreicht. Wer mitmachen möchte, ist eingeladen zu einem Informationstreffen am Dienstag, 30. März, um 14 oder um 18 Uhr im Rathaus, Zimmer 22. Dort erhalten Interessenten Tips und Pflanzen. Um Anmeldungen bis spätestens 19. März bittet das Aukamm-Naturerlebnistal unter der Rufnummer 06 11 /31 20 20. maf

Kleine FR

Jusos diskutieren Wahlergebnis Die Wiesbadener Jungsozialisten diskutieren am Donnerstag, 11. März, um 19.30 Uhr im Bürgersaal Westend, Blücherstraße 12, das Wahlergebnis. Brasilianische Gitarrenmusik "Brazilian Guitars" ist ein Konzert betitelt, zu dem das Kulturamt für Donnerstag, 11. März, um 20 Uhr in die Villa Clementine, Wilhelmstraße/Ecke Frankfurter Straße, einlädt. Es spielen Ahmed El- Salamouny und Claudio Menandro. Orientalische Kaffeehaus-Geschichten Der libanesische Schriftsteller Jusuf Naoum erzählt am Freitag, 12. März, um 19.30 Uhr in der Bibliothek der Theodor- Fliedner-Schule, Biegerstraße, orientalische Kaffeehaus-Geschichten. Mainstream Jazz im Café Cicero Die Gruppe Brassless gastiert am Samstag, 13. März, um 20.30 Uhr im Café Cicero, Kirchgasse 50. Sie spielt Manstream Jazz. Obstbaumschnitt Den Winterschnitt an Obstbäumen erläutern Fachleute vom Ökologiezentrum "Aukamm-Naturerlebnistal" am Samstag, 13. März, um 14 Uhr. Treffpunkt ist die Bushaltestelle am Thermalbad. Arbeitshandschuhe, Baumsäge und Astschere, so vorhanden, sollten mitgebracht werden.

Jugendliche malen auf seidigem Stoff

HOFHEIM. Im Seidenmalkursus der Stadtjugendpflege für Jugendliche von 13 bis 17 Jahren sind noch Plätze frei: Gemalt wird immer montags von 17.30 bis 19.30 Uhr im Haus der Jugend (Burgstraße 26).

Geübt werden Grundtechniken: Es wird auf Seide marmoriert und außerdem mit verschiedenen Techniken experimentiert.

Ergebnisse können hübsche Tücher, Kissen und Bilder sein. Weitere Informationen und Anmeldung montags unter Telefon 2 02 - 3 15 oder -2 89. pms

Lehrer Kleiter hat Humor und Grund zum Lachen Der SC 1880 Frankfurt hat sein Gastspiel in der zweiten Hallenhockey-Bundesliga beendet

Nach einem zweijährigen Gastspiel in der Zweiten Liga ist der SC 1880 Frankfurt wieder in die Hallen-Bundesliga zurückgekehrt und keiner freut sich mehr darüber als Trainer Klaus Kleiter. Der ehemalige Bundestrainer hat die Art, in der er vor zwei Jahren vom Deutschen Hockey-Bund aus seinem Amt verdrängt wurde, immer noch nicht ganz verwunden und genoß daher den Triumph, der in der Aufstiegsrunde im Schwarzwaldort Gernsbach errungen wurde, besonders intensiv.

Kleiter, der nach 17 Jahren Unterbrechung im Februar 1992 wieder in den Schuldienst zurückkehrte, unterrichtet als Studienrat an der Limburger Thilemann-Schule, einem Gymnasium mit rund 1400 Schülerinnen und Schüler, Latein und Sport. Nebenbei trainiert er seit März vergangenen Jahres den SC 80 und an beiden Aufgaben scheint er viel Spaß zu haben. Der ehemalige Nationaltrainer gibt zu, daß er dem Wiedereintritt in die Schule mit gemischten Gefühlen entgegensah: "Ich hatte 17 Jahre keinen Kontakt mehr mit Schule und Schülern. Außerdem hatte ich viele Horrormeldungen über die neue Schülergeneration gehört, aber davon hat sich erfreulicherweise nichts bestätigt. Es hat mir vom ersten Tag an gut gefallen und mit dem Verhalten der Schülerschaft bin ich äußerst zufrieden." Das Eis war spätestens nach der ersten Sportstunde in einer fünften Klasse gebrochen, als nämlich eine Schülerin auf ihn zukam und fragte: "Ich heiße Jennifer, wie heißt Du denn eigentlich mit Vornamen?"

Klaus Kleiter gefiel die lockere, unbefangene Art der jungen Leute und umgekehrt kommt er mit seinem humorvollen Umgangsstil ebenso an. Durch den Vergleich mit der Trainertätigkeit im Spitzensport sieht Kleiter auch sein Lehrerdasein viel positiver, als diejenigen Kollegen, die immer nur in der Schule geblieben sind: "Im Spitzensport geht es inzwischen nur noch darum, kurzfristig Erfolge zu erzielen. Und der Erfolg in Sportarten wie Hockey oder Fußball wird nicht mehr an der Leistung sondern allein am Ergebnis gemessen, wobei der Zufall und das Glück oft die entscheidende Rolle spielen. In der Schule aber kann ich langfristig aufbauen und die Lernfortschritte in Ruhe beobachten. Am deutlichsten sind diese Unterschiede natürlich im Sport erkennbar: Spitzensportler bringen schon ein so hohes Niveau mit, daß nur noch wenig Steigerungspotential vorhanden ist. Wenn ich aber an der Schule einen Weitspringer von 4,20 Meter auf 5,50 Meter bringe, ist das ein beglückendes Erlebnis für mich."

Daß das Interesse am Leistungssport jedoch nicht erloschen ist, zeigt das Engagement beim SC 80. Natürlich ist diese Nebentätigkeit eine Belastung für den Limburger. Aber wenn er das nicht mache, so Klaus Kleiter, fehle ihm etwas. Sein Ehrgeiz ist es, eine neue, junge Mannschaft aufzubauen, denn die Routiniers wie Mollandin und Blöcher spielen wahrscheinlich nur noch eine Saison. Mit Uli Moisl, Florian Wirth, Tim Klotzek und André Roth, dem Sohn der Frankfurter Oberbürgermeister-Kandidatin Petra Roth, gehören dem Aufsteiger bereits vier Youngster an.

Am Limburger Gymnasium unterrichtet Kleiter zur Zeit nur eine Stunde Hokkey, da die Arbeitsgemeinschaft Hockey pikanterweise noch von seinem Nachfolger im Bundestraineramt, Paul Lissek, geleitet wird. Das einzige, was Kleiter noch zu seiner völligen Zufriedenheit fehlt, ist die Befördeung zum Oberstudienrat. Der Deutsche Hockey-Bund hatte ihm hierbei tatkräftige Unterstützung zugesichert, doch davon war bisher laut Kleiter nicht viel zu spüren.

PETER BUSCH

Kleine Lokalrundschau

Mitgliederversammlung der SDW HOFHEIM. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald lädt für Donnerstag, 11. März, zur Mitgliederversammlung in den Raum 104 im "Haus der Vereine" (Kellereigebäude). Von 20 Uhr an stehen unter anderem die Vorstandsneuwahlen und der Finanzbericht an. Techno-Party im Jugendzentrum ESCHBORN. Eine Techno-Party feiert das Jugendzentrum Eschborn am Freitag, 12. März. Die Discjockeygruppe "Fresh Family" sowie "Lutz und Tutti" jonglieren von 19 Uhr an mit Platten und CDs. Rockband in der Kirche FLÖRSHEIM. Musik für junge Leute erklingt am Samstag, 13. März, um 18 Uhr in der evangelischen Kirche Weilbach. Dort hat die Rockband "Bremsspur" ihren Auftritt in einem Gottesdienst.Sprechstunde des Versorgungsamtes HOFHEIM. Der nächste Sprechtag des Versorgungsamtes Frankfurt ist am Dienstag, 16. März, im Zimmer 402 des Rathauses - von 14 bis 18 Uhr. Beraten wird über das Bundesversorgungs-, Soldatenversorgungs-, Zivildienst-, Opferentschädigungs-, Häftlingshilfe-, Schwerbehinderten- und Bundeserziehungsgeldgesetz.Seminar für Pfadfinder FLÖRSHEIM. Den Jungen den Weg weisen, das lernen erwachsene Pfadfinder am Dienstag, 16. März, um 20 Uhr in einem Seminar in der evangelischen Kirchengemeinde Weilbach. Dabei gibt es Tips und Hilfen zum Leiten von Kindergruppen. Auskunft und Anmeldung bei Stammesführer Pfarrer Christoph Wildfang, Tel. 06145 / 3 23 24. Geld vom Land fürs Frauenhaus HOFHEIM. Willkommener Geldregen aus Wiesbaden: Das Frauenhaus Hofheim hat einen Personalkostenzuschuß in Höhe von 188 000 Mark von der rot-grünen Landesregierung bewilligt bekommen.Schutzgemeinschaft tagt HOFHEIM. Nach- oder Neuwahl, Rechenschaftsbericht des Vorstands für 1992 oder etwa Anträge sind am Donnerstag, 18. März, Themen bei der Mitgliederversammlung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Das Treffen beginnt um 20 Uhr im kleinen Casino der Stadthalle. Landwirtschaft im Binnenmarkt SULZBACH. "Landwirtschaft im Binnenmarkt" ist das Thema des öffentlichen Vortrags, den der Europaabgeordnete Willi Görlach am Freitag, 19. März, im Saal des Sulzbacher Bürgerhauses halten wird. Beginn: 18.30 Uhr. Fahrt zur Wartburg FLÖRSHEIM. Eisenach ist das Ziel einer Fahrt der evangelischen Gemeinde Weilbach. Auf dem Programm stehen unter anderem Besuche der Wartburg, des Luther- und Bachhauses. Anmeldungen und Auskunft im Gemeindehaus unter der Rufnummer 0 61 45 / 3 23 24.

Hessens CDU-Chef Kanther läßt offen, ob die CDU Hilfe der Republikaner bei der Abwahl von SPD- Politikern in Anspruch nehmen werde.

FDP-Vorstand trat geschlossen zurück

Der Vorstand der Frankfurter FDP hat nach dem neuerlichen Wahldebakel der Partei Konsequenzen gezogen und ist geschlossen zurückgetreten. Die 16 Mitglieder des Führungsgremiums wollen den Kreisverband bis zu einem Parteitag am 19. April kommissarisch weiterführen. Dann soll der "Neuanfang" der Frankfurter Liberalen eingeleitet werden, sagte der Bundestagsabgeordnete und bisherigen Kreisvorsitzende Hans-Joachim Otto gestern zur FR.

Der Beschluß war nach einer vertraulichen Mitgliederversammlung gefallen.

Die Frankfurter FDP, die offiziell 800 Mitglieder führt und zu deren Versammlungen zwischen 30 und 120 Parteifreunde kommen, hatte sich vor der Wahl mit großer Mehrheit für eine "bürgerliche Koalition" mit den Christdemokraten ausgesprochen. Am Sonntag blieb sie mit 4,4 Prozent zum vierten Mal innerhalb der letzten zwölf Jahre an der Fünf-Prozent-Hürde hängen und lag damit unter dem Landesergebnis, das für die Freidemokraten 5,1 Prozent ausweist.

Während Otto vor allem eine "Scheiß- Umfrage" für dieses Ergebnis verantwortlich machte, bei der vier Wochen vor der Wahl nur 3,8 Prozent der Befragten für die Liberalen stimmen wollten - was ein neuerliches Scheitern der FDP signalisierte - wurde bei der Mitgliederversammlung auch eine ganze Reihe anderer Gründe genannt. Die Frankfurter Partei müsse "offensiver" werden und mehr eigenes Profil gewinnen. Sie sei zu "staatstragend" und habe sich zu eng an die CDU angelehnt, wurde kritisiert. "Die "eigenen Themen" müßten gefunden werden.

Auch Otto sagt: "Die Frankfurter FDP muß ihren eigenen Weg finden."

Nach Einschätzung des bisherigen Vorsitzenden gibt es in der früher sozialliberalen, seit der "Bonner Wende" und den Austritten einer ganzen Reihe von Mitglieder eher konservativen Frankfurter FDP keine Anzeichen für neue Flügelkämpfe. Aber: "Wir suchen ein komplett neues Konzept."

Otto der "nicht nach Bonn flüchten will" und seine Wiederwahl nicht ausschloß, kann sich vorstellen, daß auch andere bisherige Vorstandsmitglieder am 19. April erneut kandidieren. cg

(Siehe Kommentar: "Ohne Farbe . . .")

Mit "Kultur heute" nach Johannisberg

HOFHEIM. "Johannisberg und der Wein" ist der Titel einer Fahrt von "Kultur heute" am Sonntag, 14. März. Der Rheingau ist immer wieder Ziel nicht nur für Weinliebhaber, diesmal wird im doppelten Wortsinn der "Höhepunkt" besucht. Auf dem Programm stehen eine Führung durch die Kirche, anschließend erläutert "Herr Boos persönlich" die Besonderheiten des Rheingauer Rieslings. Boos ist Verwaltungschef des Weinguts. Nach Weinprobe und Mittagessen bleibt Zeit für einen Spaziergang. Abfahrt in Hofheim ist um 10.15 Uhr am Busbahnhof, Rückkehr um 16.30 Uhr. pms

Griesheimer Schildwacht: Schüsse auf zwei Firmen

In der Griesheimer Schildwacht sind zwei Schüsse auf einen Autohandel und eine Firma für Autozubehör abgegeben worden. Mitarbeiter der beiden Betriebe alarmierten gegen 18 Uhr die Polizei, nachdem sie den Knall gehört hatten.

Die Beamten stellten festen, daß die Projektile, über deren Kaliber noch nichts bekannt ist, eine Autoscheibe durchschlagen und eine Wand beschädigt haben.

Die Ermittlungen der Polizei blieben zunächst ohne Ergebnis. habe

Grünen wählten neuen Fraktionsvorstand

Die neue, 15köpfige Römer-Fraktion der Grünen wählte bei ihrer konstituierenden Sitzung einen neuen Fraktionsvorstand. Dabei kandidierte der bisherige Fraktionschef Uli Baier nicht mehr, neue Vorsitzende wurde die bisherige sozialpolitische Sprecherin, Martina Schmiedhofer. Baier will sich jetzt "mit aller Kraft der Stadtplanungspolitik widmen".

Schmiedhofer möchte "die jugend- und sozialpolitischen Ziele" der Grünen und ihre Frauenpolitik vertreten. Den Fraktionsvorstand ergänzen Albrecht Hennemann und Monika Becker-Heymann. jg

Ein Toter nach Schlägerei zwischen Jugendbanden

habe FRANKFRURT A. M., 9. März. Bei einer nächtlichen Auseinandersetzung zwischen jugendlichen Cliquen aus den Frankfurter Stadtteilen Griesheim und Gallus ist am Montag ein 19jähriger mit einer Kleinkaliberwaffe erschossen worden. Zwei Tatverdächtige im Alter von 21 und 23 Jahren wurden am Dienstag wegen gemeinschaftlichen Totschlags in Untersuchungshaft genommen.

Angehörige der verfeindeten Gruppen waren bereits am Abend zuvor mit Baseballschlägern aufeinander losgegangen, dabei wurden neun Personen verletzt.

Die Polizei sprach zwar von einer "beispiellosen Gewaltorgie", deren Ursache vermutlich in einem Eifersuchtskonflikt liege, sie hat jedoch keine Anhaltspunkte dafür, daß der Totschlag auf einen regelrechten "Bandenkrieg" im jugendlichen Milieu zurückgeführt werden müsse. (Weiterer Bericht im Lokalteil)

Wenn die Bocks in Kriftel spazierengehen, gibt's einen Stau auf dem Bürgersteig

Mittwoch, 10. März

Vorträge / Diskussionen Volkssternwarte Frankfurt, Robert-Mayer- Str. 2-4: 20 Uhr, Vortrag "Mikrobiologische Weltraumforschung: Exobiologie und Gravitationsbiologie". Haus der Begegnung, Gärtnerweg 62: 17.30 Uhr, Vortrag "Was ist (Selbst)heilung?".

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: 18 Uhr, Vortrag im Rahmen der Ausstellung "Neues Jungfrauen-Kloster in Moskau" - "Zur Geschichte und Kunstgeschichte der Moskauer Klosterfestungen".

Historisches Museum, Saalgasse 19: 18 Uhr, Vortrag im Rahmen der Karikaturenausstellung "Die deutsch-polnische Geschichte - von den polnischen Teilungen bis zum Vertrag von Versailles (1793-1919)".

Schillerschule, Morgensternstr./Otto-Hahn- Platz: 18.30 Uhr, Gesprächsrunde "Zivile Formen des Umgangs. Islamische Menschenrechtsdiskussion und die Rechte von Muslimen in Deutschland".

Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: 19.30 Uhr, Diskussion und Gespräch, "Konflikte in Beruf und Familie". Museen / Führungen Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Tiere des Erdmittelalters". Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Bernd und Hilla Becher, Jeff Wall, Bernhard und Anna Blume"; 18 Uhr, Führung zu "Ausgewählte Werke und Räume".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung "Die künstlerische Freiheit in der Spätgotik - Zur Porträthaftigkeit und zur Authentizität". Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung "Der Jüdische Weg ins 20. Jahrhundert". Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zu "Mythos Maske. Ideen- Menschen - Weltbilder".

Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was-Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe.Literatur / Lesungen Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 15.30 Uhr, Erzählnachmittag - "Vom wunderbaren Tontopf oder woher die Märchen kommen."Kino / Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 30 im Anzeigenteil. Sonstiges City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Bund gegen das Zwangsmitrauchen: 19 Uhr, Offenes Treffen für alle, die frei durchatmen wollen; Bürgerhaus Philanthropin, Hebelstr. 17.

Ev. Familienbildung, Darmstädter Landstr. 81: 10 bis 12 Uhr, Offene Stillgruppe.

Frankfurter Werkgemeinschaft, Lenaustr.: 16.30 Uhr, Doppelkopfrunde.

Deutscher Hausfrauen-Bund: Spaziergang nach Bad Vilbel; Treffpunkt 13.53 Uhr, Berkersheim, Bahnhof (S 6 ab Hauptwache).

Fachverband für Hauswirtschaft: 15 Uhr, Neues von der Domotechnica; Treffpunkt Stadtwerke, Beratungszentrum.

Hausfrauen-Verband: 15 Uhr, Stammtisch, "Mit der richtigen Ernährung das Alter genießen"; Intercity-Restaurant im Hauptbahnhof.

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 14 Uhr, Brett- und Kartenspiele mit Kindern aus der Kindertagesstätte.

Stadtteilbücherei Bockenheim, Leipziger Str. 13 a: 15 Uhr, Monatsthema: Märchen.

Frankfurter Stadtwald Verein 03: 19 Uhr, Apfelwein-Abend, Gaststätte "Riedhof", Mörfelder Landstr. 210.

Märkte Bornheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Berger Straße.

Bergen-Enkheim: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; vor der Stadthalle / Schelmenburg.

Blutspendetermine DRK-Heim, Bergen-Enkheim, Neuer Weg 3: 17 bis 20 Uhr.

Apotheken Folgende Apotheken sind von Mittwoch, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Brücken-Apotheke, Schwanheim, Geisenheimer Str. 39, Tel. 35 83 10; Die Rosen-Apotheke, Am Salzhaus 3-5, Tel. 28 24 70; Eschbach-Apotheke, Nieder-Eschbach, Alt-Niedereschbach 2, Tel. 5 07 70 77; Raben-Apotheke, Sachsenhausen, Schweizer Str. 55, Tel. 62 14 14; Ring-Apotheke, Westhausen, Westring 44, Tel. 76 13 22; Sonnen-Apotheke, Bornheim, Seckbacher Landstr. 10, Tel. 45 28 28; Stephanische Apotheke, Sindlingen, Bahnstr. 113, Tel. 37 41 10; Westend-Apotheke, Brentanostr. 29, Tel. 72 70 62.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch ge- nommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 061 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 271, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst

19 bis 6 Uhr: Dr. Eckes, Frankfurter Str. 78, Offenbach, Tel. 81 31 13, oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte").

Anwaltsnotdienst

in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83.

Telefonberatungen

Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentel. für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.

Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51. Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Don- nerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.

Kritik an Koch-Emsermann Strödter trainiert Fußballerinnen des FSV

Jürgen Strödter heißt der neue Trainer des Frauen-Fußballbundesligisten FSV Frankfurt. Der 44jährige selbständige Kaufmann soll dann am Ende der Saison die Leitung der Frauen-Fußball-Abteilung des FSV übernehmen, die noch in den Händen von Monika Koch-Emsermann liegt. "Frau Koch-Emsermann hat mir fest versichert, sich zurückzuziehen", sagte Strödter. Im Falle seiner Wahl zum Abteilungsleiter werde er den Trainerposten abgeben und einen neuen Coach suchen. Dem Frauen-Fußball ist Strödter seit zwölf Jahren verbunden. Zuletzt trainierte er den Frauen-Oberligisten TSG 51 Frankfurt.

Unabhängig von dieser wichtigen Personalentscheidung tritt beim FSV offenbar trotzdem keine Ruhe ein. "Als ich der Mannschaft von Frau Koch-Emsermann vorgestellt wurde, schaute ich in leere, gefühlskalte Augen. Daß die Lage gespannt ist, wußte ich, daß sie jedoch äußerst gespannt ist, darüber war ich mir nicht im klaren", schilderte Strödter seine ersten Eindrücke vom seinem neuen Arbeitsfeld am Bornheimer Hang.

Der Grund für die gespannte Lage liegt in einem Gespräch, das Koch-Emsermann am Montag mit der Mannschaft geführt hat. Dort erklärte sie, daß der ehemalige FSV-Trainer Peter Walz, nur wegen der Mannschaft zurückgetreten sei. Walz jedoch, der bei diesem Gespräch nicht zugegen war, sagte auf Anfrage, daß sein Rücktritt nur mit Koch-Emsermann und nicht mit den Spielerinnen zusammenhänge. Alles andere sei falsch: "Ich hatte das Gefühl, von hinten erstochen zu werden. Frau Koch-Emsermann hat sich zwar nie direkt in meine Arbeit eingemischt, aber immer hinter meinem Rücken agiert."

Dies ist auch den Spielerinnen nicht verborgen geblieben. Aus Protest gegen die Erklärungen der Abteilungsleiterin haben sich die zwei stellvertretenden Spielführerinnen, Katja Kraus und Inge Ziegler am Dienstagabend geweigert, gegen eine japanische Universitätsauswahl aufzulaufen.

Katja Kraus habe jedoch versichert, am Donnerstag zum Training zu erscheinen, sagte Strödter. Er bat unterdessen die Mannschaft, ihm trotz der mißlichen Lage "eine faire Chance" zu geben. In sportlicher Hinsicht erwartet der neue Trainer von der Abteilungsleiterin Zurückhaltung: "Frau Koch-Emsermann hat mir versprochen, sich nicht in meine Arbeit einzumischen. Ich jedenfalls gehe davon aus, daß sie in der Halbzeitpause nicht in die Kabine kommt und dort Ratschläge erteilt." Monika Koch-Emsermann wiederum versichert, daß ihr Rückzug aus allen Positionen unabhhängig von den jüngsten Ereignissen längst beschlossene Sache gewesen sei. dan

Offensive gegen Rechtsextreme Grüne verlassen Strategie des Verschweigens / Erster Parteitag

Eine offensive Auseinandersetzung mit den rechtsextremen "Republikanern" in Frankfurt hat die Spitzenkandidatin der Grünen bei der Kommunalwahl, Jutta Ebeling, am Dienstagabend gefordert. Vor gut 100 Mitgliedern eines Parteitages der Frankfurter Grünen im Ökohaus sagte Ebeling, die Strategie des Totschweigens rechtsextremer Positionen in den vergangenen vier Jahren sei nicht aufgegangen. Im Gegenteil, Rechtsextreme hätten ihren Stimmenanteil verdoppelt.

Es gehe nicht mehr länger an, daß sich Schulklassen auf der Zuhörertribüne des Stadtparlaments "unglaubliche Dinge" aus dem Mund rechtsextremer Stadtverordneter anhören müßten, ohne daß Demokraten darauf antworteten. Es gelte, in den kommenden vier Jahren die Überzeugungswähler der "Republikaner" und die Protestwähler zu trennen.

Als Aufgabe der Grünen sah es Ebeling an, sich verstärkt um die Nichtwähler in Frankfurt zu kümmern. Sie nannte als Beispiel die 39 Prozent der Jungwähler, die am vergangenen Sonntag zu Hause geblieben waren. Nach ihrer Einschätzung muß man aber noch mindestens zwei Legislaturperioden lang, also acht Jahre, mit einer festen rechtsextremen Wählerbasis in Frankfurt rechnen. Ebeling warnte die Frankfurter Sozialdemokraten vor einem Gedankenspiel über eine große Koalition mit der CDU. Das Beispiel der Stadt Darmstadt zeige, wie eine solche große Koalition ende: Dort hatten Grüne am Sonntag 24,5 Prozent erzielt.

Die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen mit den Frankfurter Sozialdemokraten schätzte Ebeling als "hartes Stück Arbeit" ein. "Mit einer nervösen SPD ist schwer zu verhandeln." Die Grüne kündigte als Ergebnis einen rigiden Sparhaushalt für die Stadt Frankfurt an.

In einem Leitantrag verlangte der Kreisvorstand von der Grünen-Basis den Auftrag zu Verhandlungen mit den Sozialdemokraten - Ziel: Fortsetzung der rot-grünen Koalition. Da die Zeit drängt - am 1. April ist die konstituierende Sitzung der neugewählten Stadtverordnetenversammlung -, sollte der Kreisparteitag auch bereits die vier- bis fünfköpfige Verhandlungsdelegation der Grünen bestimmen. Zwei Mitglieder des Magistrats, Fraktions- und Kreisvorstand möchten in dieser Gruppe repräsentiert sein. Bis Redaktionsschluß war diese Delegation noch nicht bestimmt. jg

Die Gäule gehen durch

Von Jochen Siemens

Nacht für Nacht starten US-Transportmaschinen, um Hilfsgüter für die von jeglicher Versorgung abgeschnittenen Menschen - vornehmlich bosnische Muslime - über Ostbosnien abzuwerfen. Auf diese Hilfe aus der Luft, die nur zu leicht die Falschen trifft, reduziert sich derzeit die westliche Hilfe für die kriegsleidende Bevölkerung. Die Ohnmacht in Bosnien ist mit Händen greifbar.

In New York brütet die Friedenskonferenz über dem von niemandem als überzeugend empfundenen Vance/ Owen-Friedensplan. Wie sollten denn auch Fortschritte erkennbar werden, wo doch Serben wie Kroaten und auch Muslime nach wie vor ihr Heil darin sehen, ihren Krieg auszufechten? Jeden Tag schafft die serbische Expansion neue Tatsachen, versuchen Kroaten Geländegewinne zu erreichen, beginnen Muslime Entlastungsoffensiven. Und dazwischen Trecks von Frauen, Kindern und Alten auf der Flucht. Trecks des Elends. Daneben, kaum helfen könnend, UN-Blauhelmsoldaten.

Kein Wunder, daß angesichts solchen Elends, solcher Ohnmacht, solcher Statistenrolle so manchem Politiker die Gäule durchgehen, er am liebsten mit der interventionistischen Faust auf den Konferenz- oder Kartentisch hauen möchte, um diesem europäischen Trauerspiel auf dem Balkan ein Ende zu machen. UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali, dem es mit Hilfe quälender Fernsehbilder im vergangenen Jahr gelang, die USA zu einem Expeditionskorps für Somalia zu überreden, spricht deshalb plötzlich von Kampftruppen, die in Bosnien einen Friedensplan garantieren sollen, ja gar die Serben zurückdrängen, falls sie nicht freiwillig ihre Eroberungen aufgeben. Nur - wer sollte und wollte ihm dafür Soldaten geben?

Oder der Bundesaußenminister Klaus Kinkel, der allzu oft nur knapp über Biertischniveau darüber klagt, wie ausweglos die Situation sei, wie kompliziert, zäh und langsam das Gerangel an EG-Konferenztischen. Also nimmt er sich etwas vor und kündigt mit fester Stimme an: Genug des Geredes, laßt Taten folgen. Schärfere Sanktionen gegen Serbien nämlich. Für dieses durchaus überfällige Vorhaben wählt er mit seinen EG-Kollegen dann einen Termin während einer Runde der Friedenskonferenz in New York. Die Serben nehmen daraufhin der EG dankbar die Initiative aus der Hand und drohen, die Konferenz zu verlassen, sollte die EG Sanktionsverschärfungen beschließen. Kroaten und Muslime hoffen derweil auf diese Sanktionen, denn dann könnten sie die Konferenz verlassen und mit gestärkter Position den Krieg fortsetzen. Also kommt es, wie es muß: Lord Owen bittet die famose Runde der EG- Außenminister um eine weitere Chance für seinen Friedensplan. Die kriegt er. Der EG-Berg hat gekreißt und gebiert das Mäuschen, noch zwei Wochen zuzuwarten. Dem Herrn Bundesaußenminister fällt dazu nur noch ein, man könne aber nicht "bis zum Erbrechen" verhandeln. Das ist nun eine Art europäischer Außenpolitik, die wahrhaft zum Spucken ist. Da kann man dem Publikum, das derzeit ohnehin von der Qualität seiner Politiker nicht sonderlich überzeugt ist, gleich sagen: Wir sind ohnmächtig, uns fällt nichts ein, und wir reden derzeit ins Blaue hinein. Darüberhinaus wäre der Bundesaußenminister sicher gut beraten, nicht den Starken und Entschlossenen zu miemen, wenn er anschließend - ceterum censeo - nachschiebt, an Interventionen mit Truppen könnten die Deutschen ohnehin nicht teilnehmen. Denn so ohnmächtig ist die deutsche und die von Kinkel in Brüssel maßgeblich mitformulierte Balkanpolitik nun auch wieder nicht. Es war doch klar, daß der Vance/Owen-Plan nur ein diplomatisches Feigenblatt vor dem Horror ist. Mit Bosnien erkannte die EG vor bald einem Jahr diplomatisch ein Gebilde an, das weder ein Staatsvolk (sondern drei) noch einen Staatswillen hat, und erweckte damit die falsche Vorstellung, Menschen friedlich zusammenhalten zu können, die nicht zusammengehören wollen.

Realistischerweise wird sich die deutsche Außenpolitik vielmehr darauf konzentrieren müssen, Kroatien durch wirtschaftlichen Druck dazu zu zwingen, Menschenrechte zu achten und Flüchtlingen aus dem benachbarten Kriegsgebiet zu helfen. Denn die Kroaten sind bei der Arrondierung ihres Staatsgebiets wahrhaft keine Waisenknaben. Die Sanktionen gegen Serbien müssen nicht nur verschärft, sondern endlich durchgesetzt werden; denn wenn irgendwo, dann ist in Serbien noch am ehesten eine Opposition gegen die Kriegspolitik erkennbar. Weiter muß Serbien, wie US-Präsident Clinton es glasklar gemacht hat, gesagt werden, daß jede Ausweitung des Krieges auf Kosovo oder Mazedonien unmittelbar eine internationale Intervention nach sich zieht.

Den Krieg zu begrenzen ist entscheidend, denn zu beenden sein wird er nur mit viel Zeit oder falls die Kriegsparteien zur Vernunft kommen. Realismus statt leerer Drohungen wären in Brüssel ein Fortschritt.

Die Quittung kommt

Nun hat es also doch die Rheinhausener Stahlkocher getroffen, die vor fünf Jahren nach einem beispiellosen Arbeitskampf wenigstens einen Hochofen und damit rund 2000 Arbeitsplätze retteten. Da werden alle Aufrufe zum Kampf und Streit und Streik nichts mehr helfen: Die Zahlen sprachen in den Augen der Veranwortlichen bei Hoesch und Krupp für Dortmund und gegen Duisburg. Rund 100 Millionen Mark - wahrhaftig kein Pappenstil - wäre die Stillegung der drei Hochöfen in Dortmund teurer geworden als das "Aus" für Rheinhausen.

Ruhe wird mit dieser Entscheidung in der deutschen Stahlindustrie dennoch nicht einkehren. Zu groß sind die Überkapazitäten der gegen und nebeneinander wurstelnden deutschen Stahlkonzerne überall in der Republik. Auch bei Thyssen, auch bei der Eko in Eisenhüttenstadt und selbst in Dortmund wird es auch nach der Entscheidung gegen Rhein- hausen weiteren Arbeitsplatzabbau geben. Und die Politiker schauen hilflos zu in dieser unseren sozialen Marktwirtschaft.

Ministerpräsident Rau und die ganze Landesregierung wurden am Dienstag von der Meldung aus Bochum kalt erwischt. Die Konzernherren hatten es nicht einmal für nötig empfunden, die im Land verantwortlichen Politiker mit einem einfachen Griff zum Telefon vorher zu informieren. Die Politiker und nicht die miserabel managenden Stahlbosse an Rhein und Ruhr werden die Quittung der Arbeiter erhalten, von denen jetzt viele nicht wissen, wie sie ihre Familien über Wasser halten sollen. Und nach der nächsten Wahl wundern sich wieder viele, warum die Arbeiter rechts oder gar nicht wählen. vs (Düsseldorf)

Ein Premier, der gegen alle Laternenpfähle rennt Neue Verzögerung in Sachen Maastricht: John Major verliert die Kontrolle über seine Partei

Der außenpolitische Sprecher der Labour Party hatte Anlaß zur Schadenfreude. "Schon wieder", meinte Jack Cunningham, "ist der Premier gegen einen Laternenpfahl gelaufen." In der Tat mußte John Major der Schädel brummen nach dem Zusammenprall mit der Opposition und den Rebellen in der eigenen Partei. Die "unheilige Allianz" aus Labour-Leuten, Liberaldemokraten und rechten Tories hatte dem Regierungschef eine schmerzliche Niederlage beigebracht. Es war nicht nur die erste parlamentarische Von Peter Nonnenmacher (London) Niederlage der Regierung im Zuge der Maastricht-Ratifizierung: Es war die erste Unterhaus-Niederlage überhaupt, die Major als Premier schlucken mußte.

Zwar mühten sich Majors Vasallen nach Kräften, die Beule durch kühlendes Handauflegen zu heilen. Eine Katastrophe, beharrten Majors Minister, sei die Niederlage weder für den Premier noch für den Maastrichter Vertrag. Der Premier, sagte Außenminister Douglas Hurd, habe keinen "schwarzen Tag", höchstens einen "bleigrauen" erlebt; der Vertrag werde ratifiziert wie geplant, wenn auch "mit unnötiger, perverser Verzögerung".

Weniger zurückhaltend drückten ihren Zorn die Tory-Hinterbänkler aus, die treu zu Major und zu Maastricht stehen. Jene 42 Parteikollegen, die der Regierung bei der Unterhaus-Abstimmung am Montag abend die Unterstützung versagt hatten, seien "Bastarde" und "außer Kontrolle geratene Roboter", schimpften die Tory- Loyalisten ungehalten. Mit ihrer bedingungslosen Gegnerschaft zu Maastricht setzten die Rebellen nicht nur die Vertragsratifizierung, sondern auch die Autorität des Regierungschefs und die Zukunft der konservativen Partei aufs Spiel. Die Rebellen sahen das anders. "Man kann uns", meinte der konservative Maastricht-Gegner Bill Cash, "nicht einfach den Mund verbieten." Die Kampagne gegen den Vertrag werde in vollem Umfang weitergeführt - jedenfalls bis Major klein beigebe und zumindest eine Volksabstimmung zu Maastricht erlaube.

Staunend verfolgt die britische Bevölkerung die bittere Auseinandersetzung in der Regierungspartei und das Verwirrspiel um die Vertragsratifizierung in Westminster. Die taktischen Finessen sind den meisten Landsleuten Majors ebenso unbegreiflich wie Londons beunruhigten Partnern in der EG. Der Grund für die Verwirrung liegt darin, daß der Kampf um Maastricht auf zwei Ebenen stattfindet. Die eine ist das eigentliche Tauziehen um die Ratifizierung. Die andere ist ein innenpolitisches Scharmützel, bei dem Maastricht als Munition dient und in dessen Verlauf die Opposition dem Premier möglichst viele Laternenpfähle in den Weg zu stellen sucht.

Beim Tauziehen um die Ratifizierung sind die Fronten relativ klar. Außer der überwiegenden Mehrheit der konservativen Regierungspartei unterstützen auch die wichtigsten Oppositionsparteien, die Labour Party und die Liberaldemokraten, den Vertrag prinzipiell: Bei der Endabstimmung über Maastricht im Parlament ist dem Vertrag so nach Adam Riese eine klare Mehrheit sicher. Die Lage wird freilich kompliziert durch oppositionelle Schachzüge, die mit Hilfe der Maastricht- Schlacht auf eine kontinuierliche Aushöhlung der Regierungsautorität abzielen.

Labour und Liberale machen sich dabei die tiefe Kluft in den Tory-Reihen zunutze, die die Minderheit der Rebellen von der regierungstreuen Mehrheit trennt. Da Major in Sachen Maastricht die Kontrolle über den widerspenstigen rechten Parteiflügel verloren hat, ist er für die Ratifizierung auf Unterstützung der Opposition angewiesen. Damit kann diese aber die Bedingungen der Ratifizierung diktieren. Vor der Endabstimmung suchen Labour und Liberale den Premier mithin nach Kräften zu blamieren.

Die Sozialcharta des EG-Vertrags etwa, der Major in Maastricht als einziger EG- Regierungschef die Zustimmung versagte, soll nun nach Willen Labours wieder zum Bestandteil des Vertrags erklärt werden. Zu einer solchen "Demokratisierung" des Vertrags, findet der Labour- Chef John Smith, sei seine Partei geradezu verpflichtet. Auch die Absicht der Regierung, anders als in allen anderen EG- Staaten die Mitglieder eines geplanten neuen EG-Regionalausschusses nicht wählen zu lassen, sondern zu ernennen, bot der Opposition Gelegenheit zu einem "demokratisierenden" Vorstoß. Um diese - relativ geringfügige - Frage ging es bei der Abstimmung am Montag. Sie endete mit der Niederlage des Premiers. Daß sich die Opposition solche "Siegesfedern" an den Hut stecken kann, liegt wiederum nur daran, daß die gegen die eigene Regierung stimmenden Tory-Rebellen ihr eine Chance dieser Art verschaffen. Die Rebellen schreckt mittlerweile weder Mahnung noch Drohung aus dem Regierungslager; so entschlossen sind die Abgeordneten um Cash, den Vertrag zu sabotieren, daß sie selbst Labour- Anträge unterstützen, deren Inhalt ihren eigenen Überzeugungen diametral zuwiderläuft. Ihre ganze Hoffnung setzen die Rebellen darauf, daß die Labour-Führung sich bei ihrem taktischen Spiel doch noch verkalkuliert und der ganze Vertrag über ein Detail zu Fall gebracht werden kann - oder daß Major im Zermürbungskrieg der kommenden Wochen die Nerven verliert und der Forderung nach einem Referendum nachgibt. Das glauben die Vertragsgegner leicht gewinnen zu können.

Bisher ist der Effekt der britischen Maastricht-Schlacht freilich nur eine weitere Verzögerung des Ratifizierungszeitpunkts. In der Labour Party glaubt man, daß die Entscheidung dieser Woche "höchstens zwei oder drei Tage" zusätzliche Parlamentsdebatte erfordere. Andere Beobachter halten es für möglich, daß Großbritannien den Vertrag nun erst im Oktober werde ratifizieren können. Ob Herbst oder Sommer: Es sieht jedenfalls zunehmend so aus, als werde Britannien im Zuge der europäischen Ratifizierung des Vertrags das Schlußlicht bilden.

"Interne Sauerei" bei Hoechst Kritik des ärztlichen Chefs der Firma am Informationsmangel

Nach dem Chemieunfall bei der Hoechst AG haben Schwanheimer Ärzte über fehlende und verspätete Informationen geklagt. Die ärztliche Abteilung des Unternehmens hätte sich sofort mit der Kassenärztlichen Vereinigung und den Medizinern in Schwanheim "kurzschließen müssen, um Verunsicherungen vorzubeugen", kritisierte ein Arzt bei einer Diskussionsveranstaltung des Stadtgesundheitsamtes am Dienstag abend. Mehrere seiner Kolleginnen und Kollegen bestätigten, erst drei Tage nach dem Unfall erste Informationen von Hoechst bekommen zu haben. Man habe "vieles nur aus der Presse erfahren", kritisierte eine Ärztin. Am Tag des Unfalls sei "die Praxis voll gewesen", und man habe "nur im dunkeln therapiert".

Vorwürfe gingen auch an die Adresse des Stadtgesundheitsamtes. Dessen Hinweis, Patienten mit eindeutigen Symptomen in das Höchster Krankenhaus zu schicken, habe weitere Verunsicherung geschürt. Denn die Höchster Klinik habe auch nicht gewußt, wie sie Leute behandeln sollte.

Der Leiter der ärztlichen Abteilung der Hoechst AG räumte ein, mit den Hinweisen für die Ärzte "anderthalb Tage zu spät gekommen zu sein". Aber so lange habe die Abteilung gebraucht, "um sich so kundig wie möglich zu machen". Ein Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung wollte dem Hoechst-Mann daraufhin "ein Blatt mit unserer Telefonnummer mitgeben", damit die Firma künftig Ärzte vor Ort nicht wieder umständlich aus dem Verzeichnis heraussucht.

Ungewohnt harte Worte fand der ärztliche Chef von Hoechst für die eigene Abteilung für Umweltchemikalien: Die habe die Untersuchungsergebnisse über die krebserregende Wirkung von o-Nitroanisol bei Tieren zwar brav nach Bonn weitergeleitet, aber "versäumt, dies dem eigenen Werksleiter mitzuteilen". Diese "interne Sauerei" werde "sicherlich noch Konsequenzen" haben.

Die Leiterin des Stadtgesundheitsamtes, Margarete Peters, hatte zuvor ebenfalls gerügt, daß die Informationspolitik von Hoechst "mehr als mangelhaft" war. Hauptproblem sei nach wie vor, daß man über das Stoffgemisch zu wenig wisse. Den Ärzten empfahl sie dringend, bei Patienten mit typischen Symptomen das Bundesgesundheitsamt zu informieren, das dann gemeinsam mit dem Arzt den Fall prüfen würde. vo

Unbefristet und auf Dauer - bis gestern Als das Aus für Rheinhausen kam, loderte der alte Zorn der Kruppianer wieder auf

An jenem 3. Mai 1988, als nach 160 Tagen und einem lauen Kompromiß der Kampf um die Erhaltung des Kruppschen Stahlwerkes in Rheinhausen zu Ende ging, da war die Stimme von Manni Scholz rauh von all dem Gerufe und Geschreie, von der Herumdiskutiererei vor Werktoren und auf Brücken. Einer der letzten Sätze, die er den schon im Aufbruch begriffenen Presseleuten ins Mikrophon krächzte, faßte auf seine Weise die Wut, die er über all das empfand, in Worte: "Soll'n die sich doch irgendwo in- Von Ingrid Müller-Münch (Duisburg) nen Hochofen einmotten lassen, Mensch! Krieg ich gleich 'nen dicken Hals, wenn ich so wat höre." Kurz zuvor hatte der damalige Betriebsratsvorsitzende der Hütte, Manfred Bruckschen, das Ende des Streiks mit den Worten kommentiert: "Damit sind unsere Bemühungen um die Standortsicherung gescheitert."

Der 49jährige Manni Scholz, als Vorarbeiter bei der Brammenverladung im Kruppschen Hafen gewohnt, hart zuzupacken, hat seiner Wut Taten folgen lassen. Nachdem am Dienstagmittag nun endgültig das Fallbeil über Rheinhausen niedergesaust ist, trifft dies wenigstens ihn nicht gänzlich unvorbeireitet. Schon damals, vor fünf Jahren, grübelte er darüber nach, ob er nicht seinen Wohnwagen, der zum Leidwesen seiner Nachbarn den Vorgarten seines schmucken Siedlungshäuschens verschandelte, in eine Frittenbude umwandeln könne. Inzwischen betreibt seine Frau einen Kiosk. Manni Scholz kümmert sich, neben all den Zusatzschichten, die er in letzter Zeit bei Krupp fahren mußte, um Buchführung und Einkauf und begründet die Schufterei mit den Worten: "Eh dat ich mein Häuschen abgeben muß."

So gut wie Manni Scholz hat sich in Rheinhausen wohl kaum jemand auf den nun offiziell verkündeten Zusammenbruch vorbereitet. Obwohl viele damit rechneten, daß "in der merkwürdigen Gladiatorenschlacht zwischen dem Dortmunder Hoesch-Werk und Krupp-Rheinhausen" (so der evangelische Pastor Dieter Kelp) sie die Zeche zahlen würden.

Das Aus für Rheinhausen kam - zwei Tage eher als erwartet - schon Dienstag mittag. Journalisten hatten dem Betriebsrat die niederschmetternde Botschaft überbracht, der Krupp-Vorstand wolle am Nachmittag auf einer Pressekonferenz in Bochum sein Votum gegen die Duisburger Kruppianer und für die Kumpels von Hoesch/Dortmund bekanntgeben. "Wir werden das nicht einfach hinnehmen", loderte da der alte Zorn wieder bei den Kollegen auf, die spontan die Arbeit niederlegten und das Betriebsratsbüro mit bangen Fragen belagerten. Plötzlich war wieder die Entschlossenheit von damals zu verspüren, die vorantreibende Wut, die sich zunächst in wahren Schimpfkanonaden Luft machte: "Da soll sich man keiner verrechnen, auch mit 2000 Leuten können wir genausoviel Stunk machen, wie 1987", war allenthalben zu hören.

Von den einst rund 5000 Kruppianern im Jahre 1987 malochen heute noch 2200 auf der Hütte. Wie vereinbart, begann die Auflösung des Stahlwerkes gleich nach Beendigung des Arbeitskampfes. 400 Kollegen kamen zu Thyssen, 1100 wurden vom Hüttenwerk Krupp-Mannesmann übernommen, 1000 schieden über Sozialpläne aus, 300 suchten sich auf eigene Faust ein neues Betätigungsfeld. "Das war eine in der Belegschaft unwahrscheinlich angespannte Zeit", erinnert sich Betriebsrat Theo Steegmann. Doch während man noch abwickelte und auflöste, boomte es in der Stahlbranche auf Teufelkommraus. Ende 1990 war klar: Der letzte Hochofen muß bleiben. Scheinbar abgesichert durch die Zusage von Krupp-Chef Gerhard Cromme, dieser Hochofen in Rheinhausen werden nun endgültig "unbefristet und auf Dauer" betrieben, schöpfte man Hoffnung.

Dennoch ließ sich niemand von der Ruhe einlullen. Der Rheinhausener Werksleiter Helmut Laakmann, der 1987 durch eine flammende Rede die Initialzündung zu dem spektakulären Arbeitskampf gegeben hatte, bekam das zu spüren. Durch seine führende Rolle während der Arbeitsniederlegungen wurde er populär bis zum Unerträglichen. Jeder sah in ihm nur noch den aufgebrachten Rächer der Entrechteten, erinnerte er sich vor einigen Tagen bei einem Teller Linsensuppe mit Bockwurst im verräucherten Kruppianer-Gasthof "Zum Reichsadler", wenige Schritte von Tor 1 entfernt. Ob er beim Friseur saß, im Aufzug fuhr oder in der Kantine eine Cola holen wollte, immer wurde er in all den Jahren nur das eine gefragt. "Die Leute gucken mich an und sagen, na Helmut, wie lange machen wir noch. Keiner sagt zu mir, haste gestern den MSV gesehen. Zigtausendmal wurde mir dieselbe Frage gestellt. Als mir dann eines Tages der Zahnarzt im Mund herumbohrte und gleichzeitig wissen wollte, was macht Krupp, da bin ich abgehauen." Für einige Jahre ist Laakmann aus Rheinhausen weggezogen, hielt den Druck nicht mehr aus, widmete sich ganz seiner Karriere.

Einen Beförderungsantrag hatte sein Chef 1987 während des Streiks noch mit den Worten kommentiert: "Ich brauche keinen, der Arbeitskämpfe leitet, ich brauche einen, der einen Betrieb leitet." Doch dann brach durch die Versetzungen der Leute die gesamte Hierarchie in Rheinhausen zunächst zusammen. Laakmann mußte zeitweise die Arbeit von sieben Ingenieuren allein bewältigen. Er brachte es bis zum Werksleiter von Krupp-Stahl, wurde ein angesehener, mächtiger Mann. Was ihn freilich nicht davon abhielt, gleich als es jetzt wieder losging, auf dem SPD-Sonderparteitag in der Kruppschen Menage als einer der ersten das Mikrophon zu ergreifen und zur Solidarität zwischen den beiden rivalisierenden Stahlstandorten aufzurufen: "Und du, Kollege aus Dortmund", so Laakmann in seinem salbungsvollen Stil, "dem man weismachen will, wir Rheinhausener wollten deinen Standort plattmachen, mußt wissen: Arbeiter schließen keine Werke."

Pfarrer Kelp, wie Theo Steegmann, Manni Scholz oder Helmut Laakmann ein Kämpe aus alten Zeiten, ist nach eigenem Bekunden durch seine Rolle im damaligen Arbeitskampf inzwischen in Rheinhausen zu jemand geworden, "mit dem man sich nicht öffentlicht überwirft". Damals wie heute war der evangelische Kirchenmann - unübersehbar an seinem Zigarillo-Stumpen paffend - treibende Kraft. Doch anders als vor fünf Jahren fühlte sich der 55jährige inzwischen überfordert, empfand es eher als Belastung, denn als Herausforderung, "unentwegt nur Sachen in Bewegung zu halten". Als zur Jahreswende 1987/88 die Kruppianer über ein halbes Dutzend Schichten ausfallen ließen, die Konzernzentrale stürmten und weder vor Staatskanzlei noch Rathaus haltmachten, da war Pfarrer Kelp einer der Zornigsten. Und nicht zuletzt seinem unermüdlichen Einsatz war es zu verdanken, daß mancher davon sprach, in Rheinhausen entstehe gerade die neue Arbeiterbewegung. Der SPD-Fraktionschef im NRW-Landtag, Friedhelm Farthmann, empfand seinerzeit eine geradezu "vorrevolutionäre Stimmung" in dem Duisburger Stadtteil. Betriebsrat Theo Steegmann verkündete öffentlich und voller Überzeugung: "Die Leute haben ein ungeheuer starkes Gefühl von politischer Macht gekriegt."

In den vergangenen Wochen, in denen es wieder um den Erhalt des Stahlstandortes ging, war von all dem nichts mehr zu entdecken. Wer diesmal durch die Straßen schlenderte, fand keine auf Bettücher gemalte und dann an den Hauswänden flatternde Parolen. Fünf Busse waren während der 24stündigen Arbeitsniederlegung in der vergangenen Woche bestellt worden, um die Leute nach Essen zur Kundgebung zu fahren. Drei mußten leer wieder zurückgeschickt werden.

Es war der Duisburger Oberbürgermeister Jupp Krings, der den Leuten ins Gewissen redete: "Ihr dürft nicht resignieren. Ihr müßt jetzt hier die Zeichen setzen, sonst geht ihr unter", appellierte er seit Bekanntwerden der Stillegungspläne an die Kollegen. Häufig sah man ihn seither, frühmorgens bei der Blockade vor Tor 1, abends spät auf dem Bürgerkomitee, Mut machend, Hände schüttelnd. Er sei zum Optimismus nun mal verpflichtet, "wenn nicht gar verdammt", begründete er sein Engagement und lehnte es ab, sich an Schwarzmalerei zu beteiligen. Stattdessen verwies er darauf, daß in Duisburg noch immer die Hälfte des deutschen Eisens geschmolzen werde und 45 Prozent des deutschen Stahls. 1980 waren in der Stadt 58 000 Beschäftigte in der eisenschaffenden Industrie. Bis zur Schließung von Rheinhausen werden es noch rund 36 000 sein. Lautlos seien unzählige Arbeitsplätze bei Thyssen abgebaut worden, sozialverträglich, erzählt der alte Sozialdemokrat, deshalb gab's darüber auch keinen Protest. Doch für die Stadt waren diese Arbeitsplätze weg."

1988 hatte ein Stadtdirektor noch frohlockt, daß aus den Schließungsplänen für Rheinhausen durch Stahlkonferenzen und Bundeszuwendungen letztendlich "ein Bündel sehr guter Nachrichten und Botschaften für Duisburg geworden" sei. Da sei was dran, räumt Krings ein. 7000 neue Arbeitsplätze außerhalb der Stahlbranche seien inzwischen tatsächlich entstanden. Der Freihafen laufe hervorragend. Doch von Krupp sei ihm nichts in Erinnerung, was das Unternehmen neu entwickelt habe. In Bonn, da tue man so, als sei das alles ein sektorales Problem.

"Das muß man sich mal vorstellen", schimpft Steegmann, "die da oben haben sich wohl gedacht, es boomt immer so weiter." Dabei sei absehbar gewesen, daß die Jahre nach dem Fall der Mauer eine deutsche Sonderkonjunktur produziert hätten. Keinen Pfennig von den durch die Kumpels sauer verdienten Millionen habe Krupp in Rheinhausen investiert. Statt dessen Hoesch aufgekauft. Und dann noch nicht einmal mit den anderen Stahlunternehmen kooperiert. Steegmann macht das am Beispiel der feuerverzinkten Bleche deutlich. Als die Autoindustrie nach diesen aufwendig herzustellenden Materialien rief, habe Krupp in Bochum eine Feuerverzinkungsanlage für 300 Millionen Mark gebaut, Thyssen eine in Duisburg für 250 Millionen - und in Bremen werde demnächst von Kloeckner eine weitere fertiggestellt. "Was dazu geführt hat", ärgert sich Steegmann, "daß die Überkapazitäten so groß sind, daß du jetzt feuerverzinktes Blech billiger kriegst als unverzinktes. Und die Anlage in Bochum ist nur zu 30 Prozent ausgelastet, weil die sich nicht einigen konnten."

"Anstatt daß man sich darauf besinne, was mit Stahl noch alles gemacht werden könne", moniert Klaus Löllgen, einst Betriebsrat bei Krupp-Rheinhausen, im Zuge der Versetzungen nunmehr beim Hüttenwerk Krupp-Mannesmann. Daß in die Hochöfen das gesamte Altöl eingeblasen werde, ohne Verbrennungsrückstände zu hinterlassen, davon rede niemand. Und auf die verschiedenen Anstöße von seiten der Stahlbetriebsräte, doch nicht nur an Stahlherstellung, sondern auch an Aufarbeitung von Altmaterialien, Wiederverwertung und Weiterverarbeitung zu denken, hätten die Stahlbarone niemals reagiert, sagt Steegmann. Statt dessen habe man von dort immer die arrogante Antwort bekommen: "Mit Mist beschäftigen wir uns nicht." Jetzt stehe man einem hochverschuldeten Konzern gegenüber, einer auf Massenentlassungen drängenden EG und einem Stahl-Import aus den GUS-Ländern, der alles kaputt mache.

"Willst du mal meinen neuen Arbeitsplatz sehen?", drängte neulich Werksleiter Helmut Laakmann, zahlte im Gasthof Reichsadler rasch 2,50 Mark für seine Linsensuppe und ratterte mit seinem Landrover die paar Minuten zum "Businesspark" Asterlagen. 40 Millionen Mark wurden in die Infrastruktur dieses Geländes gesteckt. Dort ist alles vom Feinsten: Zwischen gepflegten Geschäftshausfassaden plätschert ein Springbrunnen, Menschen flanieren auf begrünten Bürgersteigen. Elegante Designer-Straßenlaternen dokumentieren das funktionale zukunftweisende Konzept. Leider ist dies alles Science-fiction, vierfarbig gedruckt auf einem Schild mit dem billig wirkenden Querbalken; "provisionsfrei". "Den hat man erst draufgeklebt, als aus all dem nichts wurde", sagt Laakmann traurig und läßt den Blick schweifen: über das picobello angelegte Pflaster mit dem akkuraten Schild "Dr. Alfred-Herrhausen- Straße" und das Brachland ringsherum, auf dem zwei einsame Bagger Sandhügel hin- und herschaufeln. Manni Scholz, der Vorarbeiter aus dem Kruppschen Hafen, machte sich in letzter Zeit häufig einen Jux daraus, Fernsehteams in diese Einöde zu führen. Hinterhältig ließ er sie einen Schwenk über die Landschaft filmen, um dann unvermittelt ins Visier der Kameras die einzige Gewerbetreibende zu bringen, "die sich nach fünf Jahre Versuch, hier alternative Arbeitsplätze anzusiedeln, auf den Schwellen, die die Ausfahrt versperren, niedergelassen hat", wie der süffisant über die "horizontale Dame" bemerkt.

1500 Ersatzarbeitsplätze wollte Krupp schaffen. So steht es in dem Vereinbarungspapier, mit dem am 8. Mai 1988 nach 160 angespannten Tagen der aufsehenerregendste Arbeitskampf in der Geschichte der Bundesrepublik zu Ende ging. "Und die werden wir jetzt einklagen, wo Rheinhausen dicht gemacht wird", versichert Steegmann. Noch am Abend vor der Entscheidung hatte Laakmann seinen Kollegen versichert, wie voll ausgelastet die Rheinhausener Hütte zur Zeit doch sei. "Von den Kosten her gab es innerhalb des Konzerns keinen, der günstiger kochte", weiß die ehemalige Krupp- Betriebsrätin Irmgard Chlebick genau. Ihrer Meinung nach war die Entscheidung gegen Rheinhausen "eine politische Entscheidung. Das hatte nichts mit Rentabilität zu tun. Die Hoeschianer waren einfach innerhalb des Konzerns stärker." Und fassungslos darüber, daß Rheinhausen nach so häufigem Aufbäumen nun doch sterben muß, faßte sie am Dienstag - schon auf dem Weg zur Belegschaftsversammlung - stellvertretend für die Kollegen deren Ratlosigkeit und Wut in die Worte: "Wir sind alle fix und fertig."

Stille Nacht . . .

(Fortsetzung von Seite I)

tionszentrums auf der Otago-Halbinsel nehmen die Besucher hautnah am Familienleben der Flugakrobaten (mit bis zu dreieinhalb Metern Spannweite) teil. - Das durchgeladene Gewehr gegen Iltis und Wiesel im Arm, führt Scott Clarke auf einer nahegelegenen Privatfarm etwas wehrsportartig in Schützengräben zu einigen der letzten Exemplare des Gelbäugigen Pinguins.

Für das anrührendste Naturerlebnis aber muß der Urlauber nochmal ins Flugzeug oder auf ein Schiff. Mittels eines fotokopierten Faltblatts bereitet Southern Air seine Fluggäste auf die Reise nach Stewart Island vor: Die zweimotorige Britten Norman Islander sei äußerst zuverlässig. Eventuell ungewohnte Geräusche gehörten zum Normalbetrieb. Und: "Unsere Piloten genießen das Leben und hoffen, ein hohes Alter zu erreichen." Ab in die Kiste!

20 lange Minuten dauert der Holperflug im dünnwandigen Neunsitzer über die Straße von Foveaux. Dann signalisieren helle Sichelbuchten am Rande dunkler Wälder das nahe Ende der Tortur. Stewart Island, Neuseelands dritte Insel, letzter Außenposten vor der Antarktis. "450 Menschen und 450 Meilen Küste", sagt Doug, der Lodge-Besitzer, am Abend vor dem offenen Kamin. Pro Jahr 4,50 Meter Niederschlag wäre zu ergänzen. Auf Rakiura, für die Maoris das "Land des glühenden Lichts", regnet es mindestens dreimal am Tag.

Diesem Umstand und einem fast mediterranen Klima verdankt die Insel einen undurchdringlichen Urwald aus Steineiben, Südbuchen und Baumfarnen, in denen Orchideen wachsen und Wilde Clematis, die Palmlilie und der Lanzenbaum, wo der Hammelvogel wohnt - eine Spezia- lität auf dem Speisezettel der Maoris - und der kecke Kea-Papagei, der an den Gummidichtungen der wenigen Autos knabbert und deren Antennen knickt. - Ja, und der Kiwi, das Nationalsymbol, auf Stewart Island der größte seiner Art.

Um ihn geht es, als sich gegen halb zehn Uhr abends das (einzige) Dutzend Touristen im Südhafen des (einzigen) Dörfchens Oban trifft. Erwartet wird die gedämpft plaudernde Gesellschaft von Phillip Smith, dem weltweit einzigen lizensierten Kiwi-Führer, einem kauzigen, very british looking Maori, der alsbald seinen Kabinenkutter von den Pollern löst.

Die dreiviertelstündige Überfahrt zu einer gegenüberliegenden "Halbinsel" bietet Gelegenheit für ein wenig Kiwi- Kunde: Flügellos ist der komische Vogel und nahezu blind, was unseren Taschenlampen einen Vorteil verschafft. Allerdings hört er ausgezeichnet, nimmt durch seinen langen Schnabel Witterung auf und reagiert panisch auf alles, was er nicht kennt.

Die Aktien für eine Annäherung in der Organisationsform Gruppe stehen mithin schlecht. Und geraume Zeit schallt aus wechselnden Verstecken wie Hohngelächter der Gefiederten Gezeter. Doch Philipp weiß um die Windrichtung, kennt moosbewachsene Pfade ohne Ästchen und schleicht mit einer Autobatterie auf dem Rücken dem Strahl seiner Lampe hinterher.

Es ist um die Geisterstunde, als ein gespensterhaft erstarrtes Häuflein Naßgeregneter dem Wappentier respektvoll gegenübersteht. Zehn Minuten lang tapert der huhngroße Nachtvogel im Schein gedämpfter Lampen vor dem bewegungslosen Stoßtrupp hin und her bis er beinahe an einem Hosenbein pickt. Ein knisterndes Zweiglein hat ihn schließlich irritiert.

Stille Nacht im Regenwald. Jeder Tropfen, der fällt, reizt die Sinne. Wie Gewitterdonner bricht an einem nahen Strand die Brandung. Dort zupfen zwei weitere Kiwis und ein Austernfischer am Tang, robbt ein Pinguin-Winzling zu seiner Höhle. Jetzt reißt auch noch der Himmel auf und gibt das Kreuz des Südens frei.

Nur auf Stewart Island findet die heimliche Begegnung bisweilen auch am Tage statt. Überall sonst im Lande hat sich der Kiwi voll auf die Nacht verlegt. In der Bar des South Sea-Hotels, der "letzten vor dem Südpol", kann man die Geschichten hören: Wie der Kiwi eine Wildkatze mit seinen Propellerfüßen in die Flucht schlägt, wie ein Wanderer auf dem Nordwest-Trail von einem Seelöwen gebissen wurde, weil er den Jungen zu nahe kam, und warum Mick beim Tauchen nach den Abalone-Muscheln ertrank: "Weil er den Hals nicht voll kriegte, ha, ha , ha."

Ein seebäriges Völkchen trifft sich da allabendlich in der South-Sea-Bar. Vom Fisch leben die meisten Menschen auf der Insel und vom Hummer, groß wie ein Sommerblumenstrauß. Der neue Renner jedoch ist die Paua-Muschel. In ihrer regenbogenfarbenen Schale, deren Splitter auf den örtlichen Wegen kosmisch blinken, wird die Paua (oder Abalone) im Ausland zu Höchstpreisen verkauft. Beim Rückflug ist in der Southern Air- Maschine nur noch für vier statt neun Passagiere Platz. Den Rest beanspruchen acht Kisten lebender Pauas im Wert von 25 000 Dollar. Das Exportgut stellt die Freundschaft zwischen Mensch und Tier auf eine harte Probe: Der Gestank der Paua ist kaum auszuhalten.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr.

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Museen / Führungen

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: 18 Uhr, Führung zum Thema "Tiere des Erdmittelalters".

Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 11 Uhr, Führung zu "Bernd und Hilla Becher, Jeff Wall, Bernhard und Anna Blume"; 18 Uhr, Führung zu "Ausgewählte Werke und Räume".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: 18.30 Uhr, Führung "Die künstlerische Freiheit in der Spätgotik.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14/15: 18 Uhr, Führung "Der Jüdische Weg ins 20. Jahrhundert".

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: 18 Uhr, Führung zu "Mythos Maske. Ideen-Menschen - Weltbilder".

L.-A.-Prozeß King schildert Prügelszene

LOS ANGELES, 10. März (AP). Das Opfer polizeilicher Gewalt, Rodney King, hat in Los Angeles zum ersten Mal vor Gericht zu dem Tathergang am 3. März 1991 ausgesagt. "Wir werden dich töten, Nigger, lauf!", hätten die Polizisten ihm zugerufen. Der schwarze Autofahrer King, der wegen überhöhter Geschwindigkeit von der Polizei gestellt worden war, erklärte am Dienstag, er sei von den vier angeklagten Polizisten angegriffen worden. Den Tathergang, der von einem Amateurfilmer aufgenommen worden war, beschrieb der 27jährige King als willkürliche Gewalt von seiten der weißen Polizisten.

Er, King, habe mit dem Gesicht auf der Erde gelegen und versucht, sich kooperativ zu verhalten. Als sie ihm das Handgelenk auf den Rücken drehten, habe er vor Schmerzen geschrien. Auf die Frage des Staatsanwalts sagte King, er habe sich nicht gegen eine Festnahme aufgelehnt. Die Verkehrspolizistin, die ihn auf der Autobahn angehalten habe, hätte ihn abführen können, wenn die Polizei von Los Angeles nicht eingegriffen hätte.

Kowalski wollte von dem 27jährigen auch wissen, was er gehört habe, während er mißhandelt wurde. King antwortete, er sei sich nicht sicher, ob die Polizisten ihn "Nigger" oder "Killer" genannt hätten. Von dieser Beschimpfung hängt ab, ob die Tat als rassistisch eingestuft wird oder nicht. Verteidiger Harland Braun sagte, King sei der einzige, der diese rassistische Äußerung gehört habe.

Der Videofilm eines Anwohners zeigte, wie King am Boden liegend von den weißen Polizisten getreten und geschlagen wurde. Nach dem Freispruch in einem ersten Prozeß nach dem Recht des Staates Kalifornien müssen sich die Angeklagten jetzt vor einem Bundesgericht wegen Verletzung der Bürgerrechte verantworten. Bei einem Schuldspruch droht ihnen eine Haftstrafe bis zu zehn Jahren.

Wird Rußland größter Wachstumsmarkt?

WASHINGTON, 10. März (AP). Rußland kann nach Einschätzung von US-Handelsminister Ron Brown einer der am schnellsten wachsenden Märkte des 21. Jahrhunderts werden, wenn der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft gelingt. Brown forderte die Regierung in Moskau am Dienstag auf, gute Bedingungen für private Investitionen zu schaffen. Dann könnten die USA der bedeutendste Handelspartner Rußlands werden. Als unabdingbare Voraussetzung für Investitionen amerikanischer Firmen nannte er eine klare Rechtslage und den Schutz von Eigentum.

Machtwechsel in Madagaskar

ANTANANARIVO, 10. März (AP). Neuer Präsident der Inselrepublik Madagaskar wird der 65jährige Oppositionspolitiker Albert Zafy. Der Verfassungsgerichtshof des Landes bestätigte am Dienstag nach einer Stimmennachzählung offiziell, daß Zafy im zweiten Durchgang der Präsidentschaftswahl am 10. Februar mit 66,7 Prozent der Stimmen den jetzigen Amtsinhaber Didier Ratsiraka besiegt hat, für den 33,2 Prozent der Stimmen abgegeben wurden. Ratsiraka hatte 1991 unter dem Druck von Oppositionskräften einen Teil seiner Macht abgeben und Wahlen zusagen müssen.

18 Katholiken in China freigelassen

PEKING, 10. März (AP). In China sind in den vergangenen Monaten 18 inhaftierte katholische Geistliche und Laienprediger freigelassen worden. Dies wurde von der Kirchenverwaltung in Hongkong bestätigt. Fast alle der Freigelassenen waren Ende 1990 oder 1991 wegen der Teilnahme an einer verbotenen Kirchenkonferenz festgenommen und zu dreijährigen Haftstrafen verurteilt worden. Es wird vermutet, daß China sich aufgrund Pekings Bewerbung für die Olympischen Spiele im Jahr 2000 um ein besseres Ansehen im Ausland bemüht. In China sind Gottesdienste außerhalb der Staatskirche verboten. Katholiken dürfen die Autorität des Papstes nicht anerkennen.

Suharto wiedergewählt

JAKARTA, 10. März (AP). Der seit 26 Jahren regierende indonesische Präsident Suharto ist am Mittwoch in seinem Amt bestätigt worden. Die 1000 Delegierten der Konsultativversammlung wählten in Jakarta den 71jährigen, der einziger Kandidat war, für weitere fünf Jahre.

Ausnahmerecht verlängert

ANKARA, 10. März (AP). Das türkische Parlament hat am Mittwoch die Verlängerung des Ausnahmezustands in zehn östlichen und südöstlichen Provinzen um vier Monate bestätigt. Die Provinzen gelten als Hochburgen der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK. Die Provinzgouverneure haben damit weiter das Recht, kurzfristig Ausgehverbote zu verhängen, Versammlungen, Kundgebungen und Streiks zu unterbinden und die Durchsuchung von Häusern oder Personen anzuordnen. Die Sicherheitskräfte sind in jüngster Zeit wieder verstärkt gegen kurdische Rebellen vorgegangen, da sie im Vorfeld des kurdischen Frühlingsfests Newruz am 21. März mit mehr Unruhen rechnen. Im vergangenen Jahr waren dabei zahlreiche Menschen ums Leben gekommen.

SPD: Regierung lügt beim Solidarpakt

BONN, 10. März (AP). In der Bundestagsdebatte über den Solidarpakt hat der SPD-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Klose der Bundesregierung vorgeworfen, den Bürgern die Unwahrheit gesagt zu haben. Die Koalition verweise auf die DDR-Erblasten und wolle damit vertuschen, daß sie selbst durch unsolide Kreditfinanzierung zu dem Schuldenberg beigetragen habe, sagte Klose am Mittwoch in Bonn. Auch traue sich die Regierung bis heute nicht, von Steuererhöhungen zu sprechen und rede statt dessen von Einnahmeverbesserung.

"Dies ist nicht die Sprache der Wahrheit, dies ist die Sprache der Manipulation", rief Klose aus. Die SPD halte Steuererhöhungen für unvermeidlich. Aber die Koalition sei unfähig, Entscheidungen zu treffen, und wenn es doch wie bei der Mineralölsteuererhöhung einmal geschehe, würden sie kurz darauf wieder umgestoßen. "Auch das, was sie heute vorlegen, wird die nächsten Tage nicht überstehen", sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende zu den Vorlagen der Regierung für das föderale Konsolidierungsprogramm und den Nachtragshaushalt 1993. Die SPD sei nicht bereit, durch ihre Zustimmung "jeden Unsinn zu sanktionieren". Dazu gehöre die Kürzung der Sozialhilfe.

Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Hermann Otto Solms, forderte die Sozialdemokraten auf, bei der Gestaltung des Solidarpaktes mit der Bundesregierung zusammenzuarbeiten. "Wenn dies der SPD nicht gelingt, dann wird das geschwundene Vertrauen in die Parteien nicht zurückgewonnen werden können", sagte Solms. Er wandte sich gegen Pläne in der SPD, eine Arbeitsmarktabgabe einzuführen und bereits in diesem Jahr die Steuern zu erhöhen: "Nur durch sparen können wir die Haushalte sanieren."

Zuvor hatte Bundesfinanzminister Theo Waigel den Solidarpakt als dringend notwendig bezeichnet, um in den nächsten Jahren Wachstum und Beschäftigung in Deutschland zu sichern und den Aufbau der neuen Länder zu beschleunigen. Jeder müsse dafür seinen Beitrag leisten.

Vermittlungsversuch gescheitert Besetzer von Nicaraguas Botschaft in Costa Rica bleiben hart

SAN JOSE, 10. März (rin/AP/Reuter/ dpa). Der Vermittlungsversuch des nicaraguanischen Kardinals Miguel Obando y Bravo beim Geiseldrama in Nicaraguas Botschaft in Costa Rica ist gescheitert: Die drei bewaffneten Geiselnehmer beharrten auf der Forderung nach Personalveränderungen in Nicaraguas Regierung sowie auf Millionenbeträgen für soziale Projekte und für ihre eigene Bewegung. Die Männer gehören angeblich einer Gruppe rechtsextremer Ex-Contra- Rebellen an.

Inzwischen trafen Nicaraguas Innenminister Alfredo Mendieta und der Vize- Außenminister Jose Pallais in San José ein, um mit den Besetzern zu verhandeln, die 19 Menschen in ihrer Gewalt haben. Da keine Einigung über den Verhandlungsort zustande kam, wurden die Gespräche auf Mittwoch nachmittag vertagt.

Costa Ricas Präsident Rafael Angel Calderon sagte, er sei bereit, die Botschaft von Truppen stürmen zu lassen, wenn Nicaraguas Regierung ihn darum bitte. Die Botschaftsbesetzer stehen in ständigem Kontakt mit Luis Fishman, Sicherheitschef von Costa Rica. Er sagte, man habe die Lage zwar unter Kontrolle, doch eine schnelle Lösung des Geiseldramas sei nicht zu erwarten.

Obando berichtete am Dienstag abend nach einem einstündigen Aufenthalt in der Botschaft, die Geiseln, unter denen sich auch der Botschafter Alfonso Robelo befindet, seien aber müde und hungrig. Die drei Geiselnehmer verfügen dem Kardinal zufolge über einige Liter Benzin und sind mit Sturmgewehren, Handgranaten und Sprengkörpern bewaffnet. Ihr Anführer Jose Urbina Lara sei verhandlungsbereit, sagte Obando. Doch er habe das Angebot abgelehnt, nach Venezuela ausgeflogen zu werden, falls man die Geiseln freilasse. Die Männer seien "gefährlich" und "zum Äußersten entschlossen". Die Geiselnehmer sollen gedroht haben, die Botschaft in die Luft zu sprengen, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden.

Die drei Männer, die am Montag in die Botschaft eindrangen, werfen Nicaraguas Präsidentin Violeta Chamorro vor, eine pseudosandinistische Regierung anzuführen. Konkret fordert die Gruppe die Entlassung des sandinistischen Armeechefs Humberto Ortega und des Ministers im Präsidialamt, Antonio Lacayo. Ferner verlangen sie fünf Millionen Dollar für soziale Projekte in Nicaragua und eine Million Dollar für sich selbst. Innenminister Mendieta wies diese Forderungen zurück, erklärte sich aber zu Verhandlungen mit den Geiselnehmern bereit.

Joxe wechselt zum Rechnungshof Mitterrand beruft Verteidigungsminister in unkündbares Amt

PARIS, 10. März (AP/AFP). Elf Tage vor der Parlamentswahl in Frankreich hat Staatspräsident François Mitterrand am Mittwoch den bisherigen Verteidigungsminister Pierre Joxe an die Spitze des Rechnungshofs berufen. Die bürgerliche Opposition wertete den Wechsel von Joxe in ein unkündbares und einflußreiches Staatsamt als einen Versuch der sozialistischen Partei, angesichts der erwarteten Wahlniederlage und einem Regierungswechsel ihre Macht in der Verwaltung zu zementieren.

Das Verteidigungsministerium wird nach dem in Paris veröffentlichten Dekret von Regierungschef Pierre Bérégovoy mitverwaltet. Der 58jährige Joxe gilt als enger Vertrauter Mitterrands. Er wurde nach der Entlassung des Golfkriegskritikers Jean-Pierre Chevènement im Januar 1991 zum Verteidigungsminister ernannt. Zuvor war er im Kabinett von Laurent Fabius Innenminister gewesen.

Politischen Beobachtern zufolge will der sozialistische Staatspräsident mit der Ernennung Joxes zum Präsidenten des Rechnungshofs seinen Einfluß für den Fall stärken, daß es nach der Wahl erneut zu einer "cohabitation" kommt, zum Nebeneinander von sozialistischem Präsidenten und konservativer Regierung. Der amtierende Präsident des Rechnungshofs, Pierre Arpaillange, erreicht am 13. März das Pensionsalter. Der Generalsekretär der Neogaullisten (RPR), Alain Juppé, bezeichnete es als "zutiefst schokkierend", daß Mitterrand eine Strategie der "Unterwanderung" der gesamten Verwaltung betreibe.

Nach einer Umfrage der Zeitung Le Figaro können die Sozialisten bei den Wahlen am 21. und 28. März nur noch mit 116 der 577 Parlamentssitze rechnen. Gegenwärtig stellen sie 273 Abgeordnete. Für die neogaullistische RPR werden 212, für die rechtsliberale UDF 202 Sitze prognostiziert. Dies würde eine klare Mehrheit für die bürgerlichen Parteien bedeuten.

ÖTV: Bonn soll Kapital der Lufthansa aufstocken

STUTTGART (AP). Eine "verfehlte und verantwortungslose Luftverkehrspolitik" wirft die Vorsitzende der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV), Monika Wulf-Mathies, der Bundesregierung vor. Es gehe nicht an, daß Bonn ruinösen Wettbewerb zulasse, sich aber gleichzeitig als Mehrheitsaktionär der Lufthansa seinen Pflichten entziehe, kritisiert sie in einem Brief an die Beschäftigten und fordert mit Nachdruck eine Kapitalerhöhung bei der Firma.

Gemeinsam mit der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), der Vereinigung Luftfahrt, der Vereinigung Cockpit sowie der Organisation Unabhängiger Flugbegleiter (UFO) ruft die ÖTV die Lufthanseaten für den 20. März zu einer Kundgebung auf dem Bonner Münsterplatz auf. Sie steht unter dem Motto "Wir wollen fliegen, nicht rausfliegen".

Nach Darstellung von Wulf-Mathies, die auch stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Lufthansa ist, sei in dieser Zeit des weltweiten Umbruchs in der Luftfahrt die Verantwortung des Bundes als Anteilseigner und Regierung gefordert. Angesichts der dünnen Eigenkapitaldecke verlangt sie eine Kapitalerhöhung zur Sicherung des Unternehmens und seiner Arbeitsplätze. Die Bundesregierung sei bislang jedoch nicht gewillt, hier mitzuziehen. Dem von ihr kontrollierten Vorstand hält sie vor, es fehle bei ihm an einer vorsichtigen und vorausschauenden Finanzpolitik.

Kugel rollt in Brandenburg

POTSDAM, 10. März (AP). In Brandenburg wird künftig die Roulettekugel rollen: Die Landesregierung hat am Mittwoch in Potsdam den Entwurf eines Spielbankengesetzes vorgelegt. Demnach können im Land zwei Spielbanken errichtet werden, deren Standorte noch offen sind. Betrieben werden sollen die Casinos nach den Vorstellungen des Kabinetts in der Rechtsform von Handelsgesellschaften, deren Gesellschafterin die Brandenburgische Investitionsbank sein soll.

Privatleute als Betreiber sind ausgeschlossen. Die Hoffnungen privater Investoren - 20 Anträge liegen dem brandenburgischen Innenministerium bereits vor - zerschlagen sich damit. Durch die Casinos, die noch durch zwei Spielbanken des sogenannten kleinen Spiels mit Glücksspielautomaten ergänzt werden können, eröffnen dem Land Einnahmemöglichkeiten in Millionenhöhe.

Erstmals ein "Blauer Engel" für Waschmittel Baukastensystem erhielt Umweltzeichen / 120 000 Tonnen Chemie im Abwasser weniger

BONN, 10. März (AP). Die Jury Umweltzeichen hat erstmals einen "Blauen Engel" für ein Waschmittel vergeben. Bundesumweltminister Klaus Töpfer überreichte am Mittwoch in Bonn der Firma Lever die Auszeichnung für ihr Produkt Skip. Levers Konkurrenz Procter und Gamble vermutete allerdings: "Da hat sich der Blaue Engel offensichtlich verflogen."

Skip ist ein Waschmittel im Baukastensystem und besteht aus einem Grundwaschmittel plus Enthärter und Bleichmittel, die allerdings nur bei Bedarf der Wäsche zugesetzt werden. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums gelangen derzeit jährlich rund 460 000 Tonnen Vollwaschmittel ins kommunale Abwasser. Berechnungen des Umweltbundesamtes zufolge ließe sich durch solche Baukastensysteme die Abwasserbelastung in Deutschland um bis zu 120 000 Tonnen, also um rund ein Viertel, verringern. Voraussetzung für die Vergabe des Engels waren die geringstmögliche Giftigkeit sowie die schnelle und vollständige biologische Abbaubarkeit. Auch darf sich die chemische Substanz nicht in Organismen anreichern.

Töpfer sagte, auch Waschmittel mit dem Umweltzeichen verschmutzten das Wasser. "Zur Verringerung der Belastung der Gewässer kommt es darauf an, daß Waschmittel entsprechend der Gebrauchsanleitung sparsam dosiert werden, daß nicht mehr als nötig gewaschen und die Waschmaschine bei jeder Wäsche möglichst vollgeladen wird."

Procter und Gamble (Ariel, Visir, Dash) kritisierte, der Verbraucher akzeptiere Baukastenwaschmittel kaum, sie hätten nur einen Marktanteil von 2,5 Prozent. Wesentlich erfolgreicher seien dagegen die ebenfalls vor drei Jahren eingeführten Waschmittel mit dem Namenszusatz Supra, Micro oder Color: "Sie haben einen Marktanteil von 56 Prozent am Vollwaschmittelmarkt und haben bereits zu einer Einsparung von rund 160 000 Tonnen Waschmittel geführt, da sie bei jedem Waschgang ein Drittel weniger Waschmittel benötigen als herkömmliche Vollwaschmittel." Zusätzlich sei damit erreicht worden, daß in Westdeutschland 1991 nur noch 20 Prozent aller Waschladungen vorgewaschen worden seien, gegenüber 30 Prozent in 1988.

Acht Fundamentalisten von ägyptischer Polizei erschossen

KAIRO, 10. März (AP). Bei den seit Jahren schwersten Zusammenstößen zwischen ägyptischen Fundamentalisten und der Polizei sind acht mutmaßliche Extremisten und ein Polizist erschossen worden. Auslöser der Unruhen ist ein am Dienstag eröffneter Prozeß in Kairo gegen 49 Anhänger der islamischen Bewegung, denen Terroranschläge auf Touristen und öffentliche Einrichtungen zur Last gelegt werden.

Wie die Behörden am Mittwoch mitteilten, kam es wenige Stunden nach dem Prozeßauftakt vor einer Moschee in Assuan zu einer mehrstündigen Schießerei, bei der sieben Gottesdienstbesucher getötet und 15 verletzt wurden. Auf seiten der Polizei wurden zwei Zivilbeamte verletzt, einer von ihnen schwer. Am Mittwoch löste eine Razzia der Polizei in Kairo ein weiteres Feuergefecht aus, bei dem ein Polizist und ein Bewohner des Stadtviertels Imbaba ums Leben kamen. In diesem Stadtteil sind im November vergangenen Jahres mehr als 700 Verdächtige verhaftet worden.

Die Al-Rahman-Moschee in Assuan gilt als Hochburg der islamischen Fundamentalisten, die die staatliche Ordnung an die Bestimmungen des Korans und der Scharia binden wollen und den westlichen Materialismus ablehnen. Die Polizei habe einen Hinweis erhalten, daß die Teilnehmer der Gebetsversammlung einen Protestzug gegen die Regierung planten, sagte Staatsanwalt Said Hilmi. Daraufhin habe die Polizei die Moschee umstellt. Er wisse nicht, wer zuerst geschossen habe, sagte der Staatsanwalt.

MTA müssen länger lernen

BONN, 10. März (AP). Die Ausbildungszeit für medizinisch-technische Assistenten (MTA) wird nach Mitteilung des Bundesgesundheitsministeriums ab dem 1. Januar 1994 von zwei auf drei Jahre erweitert. Damit werde die Ausbildung den höheren Arbeitsanforderungen und den künftigen EG-Richtlinien angepaßt, erklärte das Ministerium am Mittwoch in Bonn. Das Gesetz sehe auch neue Fächer wie Umgang mit Computern, Dokumentation, Statistik, Psychologie, Fachenglisch und Immunologie vor.

"Die Neuordnung der Ausbildung der medizinisch-technischen Assistenten dient in erster Linie dem Ziel der Qualitätsicherung im Interesse aller, vor allem der Patienten", betonte die Parlamentarische Staatssekretärin Sabine Bergmann- Pohl. Gleichzeitig werde die Lehrzeit im Westen an die in den neuen Bundesländern angeglichen. Darüber hinaus werde ein eigenständiger Berufszweig der MTA für Funktionsdiagnostik eingerichtet.

Jelzin im Kongreß unter großem Druck Amtsenthebungsantrag knapp abgelehnt

MOSKAU, 10. März (AP/dpa/Reuter). Mit schroffer Kritik an Präsident Boris Jelzin hat die Führung des russischen Volksdeputiertenkongresses am Mittwoch in Moskau die Sondersitzung des Parlaments eröffnet. Vize-Parlamentspräsident Nikolai Rjabow warf Jelzin vor, nach verfassungswidriger Machtfülle zu streben. Ein Antrag der Gegner Jelzins, ein Amtsenthebungsverfahren einzuleiten, scheiterte knapp. Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow setzte gegen das von Jelzin angestrebte Referendum über die Gewaltenteilung einen Vorschlag für Neuwahlen von Präsident und Parlament.

Rjabow gab den 1033 Deputierten einen Bericht über die im Dezember vom höchsten Gesetzgebungsorgan beschlossene "Stabilisierung des verfassungsmäßigen Systems". Die Exekutive habe seitdem versucht, "sich verfassungswidrige Vorrechte" zu verschaffen. Jelzins Wirtschaftspolitik treibe Rußland in den Abgrund. Marktwirtschaft sei "Unsinn".

Die Deputierten bestätigten die Tagesordnung mit zwei Hauptpunkten: Erstens den Fragenkatalog für eine Volksabstimmung am 11. April über die Machtverteilung zwischen Präsident und Parlament, wie er von Jelzin offiziell vorgelegt wurde. Dagegen präsentierte Chasbulatow einen eigenen Katalog, in dem nach dem Vertrauen zu Jelzin und dem Parlament gefragt wird und Neuwahlen im Frühjahr 1994 vorgeschlagen werden. Zweitens will der Kongreß prüfen, ob Präsident und Regierung im Sinne der Verfassung amtieren. Ein Antrag Jelzins, diesen Punkt zu streichen, wurde abgelehnt.

Der auf Amtsenthebung abzielende Antrag wurde zwar von 418 Deputierten bei 341 Gegenstimmen unterstützt, den Gegnern Jelzins fehlten aber 99 Stimmen zur nötigen absoluten Mehrheit. Der kommunistische Deputierte Wladimir Issakow sagte, dies sei die bislang höchste Zustimmung für einen Antrag gegen Jelzin gewesen. Jelzin schlug eine Vermittlungskommission vor.

Der Präsident schlug dem Kongreß als Kompromiß vor, die wichtigsten staatlichen Finanzinstitutionen der Regierung zu unterstellen und sie der Kontrolle durch das Parlament zu entziehen. Im Gegegenzug wäre er bereit, bis zum 11. April alle Präsidialdekrete, Parlamentsresolutionen und Gesetze einzufrieren, die das Machtgleichgewicht gefährden. Dann könnte auch die Volksabstimmung verschoben werden.

Am Abend wies eine Kommission des Kongresses den Vorschlag Jelzins zurück.

(Berichte S. 2 und 3, Kommentar S. 3)

London rückt alte Kekse raus

LONDON, 10. März (AP). Rund 200 000 Tonnen an Lebensmittelvorräten, die Großbritannien für den Fall eines Großangriffs fast 50 Jahre lang gehortet hat, werden nach Auffassung der Regierung nicht mehr benötigt. Wie Landwirtschaftsminister John Gummer am Mittwoch in London mitteilte, soll diese eiserne Ration aus der Epoche des kalten Krieges jetzt verkauft, an die Herstellerfirmen zurückgegeben oder an karitative Organisationen gestiftet werden. Bei den Vorräten handelt es sich um langlebige Lebensmittel wie Hartplätzchen, Mehl, Fett, Zucker und Fertignahrung.

Ein Teil davon soll sich bereits seit 40 Jahren in den Lagerhäusern der Regierung befinden und dennoch genießbar und sogar schmackhaft sein.

Weiterer Verdächtiger gefaßt

NEW YORK, 10. März (AP). Knapp zwei Wochen nach dem verheerenden Bombenanschlag auf das New Yorker World Trade Center hat die US-Bundespolizei FBI am Mittwoch einen weiteren Fahndungserfolg gemeldet: Sie nahm im Staat New Jersey einen Mann fest, der verdächtigt wird, an dem Anschlag beteiligt gewesen zu sein. Bei der Explosion einer Autobombe in der Tiefgarage des zweithöchsten Wolkenkratzers der Welt waren am 26. Februar fünf Menschen getötet und rund 1000 verletzt worden.

Die Identität des Tatverdächtigen wurde zunächst nicht bekanntgegeben. In Untersuchungshaft befindet sich neben dem Palästinenser Mohammed Salameh, den das FBI der Beihilfe zu dem Terrorakt verdächtigt, ein weiterer Araber, dem die Behinderung der polizeilichen Ermittlungen nach dem Anschlag angelastet wird und der mit einem Araber namens El Saijid Nosair verwandt ist, der trotz eines Freispruchs immer noch im Verdacht steht, 1990 den rechtsextremistischen jüdischen Rabbi Meir Kahane ermordet zu haben.

Scharfe Menschenrechts-Anklage gegen Irak UN-Kommission prangert Terror und Morde an / Butros-Ghali soll Expertengruppe entsenden

GENF, 11. März (AP/AFP/epd/dpa). In beispielloser Schärfe hat die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen Irak wegen Verletzung der Menschenrechte verurteilt. Mit 36 gegen eine Stimme (von Sudan) bei zwölf Enthaltungen verabschiedete sie am Mittwoch abend in Genf eine Resolution, in der dem Regime in Bagdad "massive Verletzungen der härtesten Art" vorgeworfen werden.

In Irak herrsche "allgegenwärtige Unterdrückung" durch weitverbreiteten Terror und umfassende Diskriminierung von Minderheiten. Die Kommission forderte UN-Generalsekretär Butros Ghali auf, eine Expertengruppe nach Irak zu entsenden. Bagdad lasse willkürlich Menschen töten und Massenhinrichtungen vornehmen. "Folterungen in ihren grausamsten Formen" seien üblich.

Die Kommission beschloß ferner, einen Sonderermittler nach Sudan zu schicken, wo Hinrichtungen, Folter, unrechtmäßige Festnahmen und Ausweisungen verbreitet seien. Sie verlängerte den Auftrag zur Überprüfung der Lage in Iran durch den salvadorianischen Juristen Reynaldo Galindo Pohl und bekundete Sorge über die Häufung von Hinrichtungen und Folterungen dort. Die Unterdrückung von Glaubensgemeinschaften wie den Bahai und die Morddrohung gegen den Autoren Salman Rushdie wurden scharf gerügt.

Kuba und Haiti wurden wegen fortgesetzter Menschenrechtsverletzungen verurteilt. In Kuba werde nach wie vor willkürlich verhaftet, geschlagen und eingesperrt. In Haiti habe sich die Menschenrechtssituation seit dem Militärputsch von 1991 ständig verschlechtert. "Außerordentlich ernst" bleibe die Lage auch in Birma, das Minderheiten und Opposition unterdrücke. Deutliche Kritik richtete die Kommission auch an Guatemala, El Salvador, Togo und Somalia.

Unternehmen der Industriestaaten wurden von der Menschenrechtskommission wegen des Transports von Giftmüll in die "Dritte Welt" gerügt. Kritik an Peking erneut verhindert

Unter dem Druck Pekings wurde abermals eine Resolution, die sich kritisch mit anhaltenden Menschenrechtsvergehen in der Volksrepublik China befaßt, verhindert.

Überwiegend Staaten aus der "Dritten Welt" setzten mit 22 zu 17 Stimmen bei zwölf Enthaltungen durch, daß über die vor allem von EG-Ländern ausgearbeitete China-Resolution nicht abgestimmt wurde. Der Vertreter Chinas, das Ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat ist, hatte die Resolution zuvor als ein Beispiel für die "Politisierung" der Kommission zurückgewiesen und den westlichen Ländern vorgeworfen, sich einmischen zu wollen.

Neue Opferbilanz in Ägypten

KAIRO, 11. März (AP). Bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen islamischen Fundamentalisten und der ägyptischen Polizei am Mittwoch sind nach einer neuen Bilanz mindestens 27 Menschen getötet worden. Mehr als 40 weitere wurden verwundet, wie die amtliche ägyptische Nachrichtenagentur MENA meldete. Unter den Opfern sind nach Behördenangaben neben vier Polizisten auch eine Frau und ein Kind .

In der südägyptischen Stadt hatten die Beamten eine Moschee radikaler Moslems umstellt, die sich zu einer verbotenen Demonstration versammelten. Allein in Assuan wurden 15 Fundamentalisten und ein Polizist getötet. Die übrigen Opfer gab es bei drei Razzien an verschiedenen Orten im Niltal. Bei einem Überfall mutmaßlicher islamischer Extremisten auf eine Polizeiwache im oberägyptischen Sohag wurde am Donnerstag ein Offizier getötet.

. . . und außerdem Zum Fasten war der Magen zu weit

Streng geregelt war einst die Fastenzeit, die im neuen römisch-katholischen Meßbuch als "österliche Bußzeit" verzeichnet ist und die mit dem Alleluja-Jubel am Osterfest nach 40 Tagen zu Ende geht. Benefiziat Joseph Schlicht (1832 bis 1917) aus Steinach bei Straubing konstatierte, daß dem Bajuwaren "das Fasten eigentlich gegen die Natur geht". Seine Begründung: "Der Bayer besitzt eben vom Mutterleib aus einen kerngesunden Magen, der eher zu weit als zu eng angelegt ist."

Schmal war der Küchenzettel damals, Wasser und Brot, Mehl und Erdäpfel (Kartoffeln) spielten in Kochbüchern bei den Fastenspeisen die Hauptrolle: Brot- und Brennsuppe, Mehlspeisen wie Dampfnudeln aus Hefeteig oder Kartoffelnudeln mit Sauerkraut aus dem Keller. Heimischer Fisch war erlaubt, kam aber selten auf den Tisch. In ihrem Buch "Heimat in der Oberpfalz" aus Regensburg zitiert Gertrud Benker den Spruch: "Erdäpfl in der Fröih (Früh) / Mittags in der Bröih (Brüh) / Abends in der Heit (Haut) / Erdäpfl in alle Ewigkeit."

Die Fastenzeit im Kirchenkalender hat eine lange Tradition und wurde immer länger: Die ersten Christen bereiteten sich im 2. Jahrhundert durch ein zweitägiges Fasten, das im 3. Jahrhundert auf die Karwoche ausgedehnt wurde, auf das Osterfest vor. Im 4. Jahrhundert erreichte dann das Fasten mit 40 Tagen ein biblisches Ausmaß, da Jesus Christus nach dem Evangeliumsbericht 40 Tage mit Gebet und Fasten verbracht hat. Da damals an Sonntagen nicht gefastet wurde, begann man die Fastenzeit bereits am Mittwoch vor dem 6. Sonntag vor Ostern - also am Aschermittwoch. Am Ende wurde der Karfreitag und Karsamstag miteinbezogen. Man nahm täglich nur eine Mahlzeit zu sich. Fleisch, fetter Fisch, Eier, Milch, Butter, Schmalz, Käse, Wein, Mett und Bier waren beim sehr strengen Fastengebot der Kirche im Mittelalter vom Speisezettel verbannt. Auf Veranlassung des zwischen 1467 und 1508 regierenden bayerischen Herzogs Albrecht IV. genehmigte Papst Pius IV., "daß man Butter und Milch in der Fasten an des Oels Statt füro essen mag."

Unter dem bayerischen Kurfürsten Maximilian I. (1597-1651) wurde die Einhaltung des Fasten- und Abstinenzgebots durch Beamte in Haushaltungen und Wirtshäusern streng kontrolliert. Im 18. Jahrhundert beklagt ein Münchner Chronist Verfallserscheinungen beim Abstinenzgebot, wobei die Metzger Zeugen sein könnten, wieviel Fleisch an Freitagen gegessen wird.

Zur 40tägigen Fastenzeit vor Ostern wurde früher das dreiwöchige Vorfasten, das Vigilfasten vor Festtagen im Kalender, das wöchentliche Freitagsfasten, das jahreszeitliche Quatemberfasten und das 40tägige Adventsfasten gehalten - bis zu 200 Fasttage im Jahr. Nach den Konzilsreformen sind nur noch der Aschermittwoch und Karfreitag als gebotene Fasttage übrig geblieben. Die katholischen Gläubigen können demnach über die Gestaltung ihrer Fasten- und Bußpraxis durch Verzicht auf Genußmittel, durch Werke der Nächstenliebe und Intensivierung des religiösen Lebens selbst entscheiden. Zum Brauchtum der Fastenzeit gehören Kreuzwegandachten, Fastenkrippen, Passionssingen, Fastenpredigten, Fastenhirtenbriefe und Bußandachten. Die Kreuzwegstationen in Kirchen und in freier Flur, die den Leidensweg Jesu Christi in 14 Bildnissen darstellen, begehen Gläubige betend. Geschnitzte Fastenkrippen, die die Leidensgeschichte figürlich und szenisch wie in einem Passionsspiel zeigen und im alpenländischen Bereich stark verbreitet waren, werden zum Nacherleben aufgestellt. In den Gemeinden haben sich Fasten- und Mittfastenmärkte mit alter Tradition vor allem im Rott- und Inntal erhalten.

HEINRICH KALTENEGGER (dpa)

Professor will die Festung Siemens öffnen Streit über Mehrstimmrecht auf heutiger Hauptversammlung / Kritiker haben kaum Chancen

Vor gut drei Jahren gelang dem Münchner Multi Siemens durch eine "feindliche Übernahme" der Einstieg beim britischen Elektronikkonzern Plessey. Ein ähnliches Schicksal könne dem eigenen Haus nicht drohen, beruhigte der damalige Siemens-Chef Karlheinz Kaske seine Zuhörer und spielte damit auf das Mehrstimmrecht von Vorzugsaktien der Familie von Siemens an, deren Stimmanteil sich in unternehmensstrategisch entscheidenden Fragen notfalls versechsfachen läßt. Eben jenes Privileg dürfte auf der heutigen Hauptversammlung des bayrischen Riesen die Gemüter erhitzen, nachdem ein Aktionär Opposition angekündigt hat.

Das Mehrstimmrecht - eigentlich laut Aktiengesetz verboten - ist kein Siemens-Sonderfall. Bei mehr als einem Dutzend Aktiengesellschaften - so etwa bei Daimler Benz für den Anteilseigner Deutsche Bank oder beim Energieversorger RWE für die Aktionärsgruppe der Kommunen - sind diese Sonderrechte für in der Satzung genau festgelegte Fälle niedergeschrieben. Die Wirtschaftsministerien der Länder können nach dem Aktiengesetz die Mehrstimmrechte zulassen, "soweit es zur Wahrung überwiegender gesamtwirtschaftlicher Belange erforderlich ist". Aktionäre erhalten damit einen Einfluß, der ihrem Kapitalanteil nicht unmittelbar entspricht. Neben dieser "Macht" ist vor allem der wirtschaftliche Wert des Mehrstimmrechts umstritten. Es kostet beim Bezug der Aktien meist nicht mehr.

Der Würzburger Betriebswirtschaftsprofessor Ekkehard Wenger, der bundesweit auf Hauptversammlungen für mehr Aktionärsdemokratie eintritt, sieht in den Mehrstimmrechten die "aktienrechtlichen Kontrollmechanismen durch die herrschende Elite ausgehebelt". Das Unternehmen werde letztlich der Kontrolle des Kapitalmarktes entzogen, das Ansehen der Gesellschaft leide besonders im Ausland.

Der Universitätslehrer konnte "mit Unterstützung ausländischer Großanleger" den Siemens-Aktienbesitz von einer Million Mark nachweisen und kann damit laut Aktiengesetz der heutigen Hauptversammlung weitere Beschlüsse vorlegen. Den Siemens-Aktionären werden insgesamt fünf zusätzliche Punkte zu umfangreichen Satzungsänderungen vorgeschlagen. Im Mittelpunkt steht die Abschaffung des 1942 eingeführten Mehrstimmrechts der Familie Siemens.

Der Vorstand des Elektromultis mit knapp 79 Milliarden Mark Umsatz rät, Wengers Beschlußanträge abzulehnen. Vom Mehrstimmrecht der Siemens-Vorzugsaktien sei in der Firmengeschichte noch nie Gebrauch gemacht worden. Zudem betrage der Anteil der Vorzugsaktien am Grundkapital nur 1,65 Prozent.

Wenger rechnet anders. Er geht von der tatsächlichen Hauptversammlungspräsenz aus, da sich die meisten Eigner ohnehin von ihrer Depotbank vertreten lassen. Nach der letzten Erhebung von 1990 gibt es rund 583 000 Siemens-Aktionäre. 43 Prozent des Grundkapitals werde von Ausländern gehalten. Zur diesjährigen Hauptversammlung werden gut 4000 Aktionäre erwartet, die etwa 50 Prozent des Grundkapitals repräsentieren dürften. In strategisch wichtigen Fällen könnte sich der Siemens-Familienanteil von 1,65 Prozent auf 9,9 Prozent am Grundkapital erhöhen, was wiederum rund 20 Prozent der üblichen Präsenz wäre.

Finanzexperten geben dem Wenger- Vorschlag zur Abschaffung der Mehrstimmrechte gleichwohl kaum Chancen bei der Abstimmung. Sie verweisen auf die Hauptversammlungsergebnisse vergangener Jahre und die Stimmgewalt der Depotbanken: Die Abstimmungen wurden meist mit mehr als 99 Prozent der abgegebenen Stimmen im Sinne der Verwaltung entschieden. dpa

Jugend und Gewalt Auf dem Kindertheater-Treffen

BERLIN. Das diesjährige Deutsche Kinder- und Jugendtheater-Treffen vom 25. bis 30. April in Berlin umfaßt rund 40 Aufführungen, darunter zehn von einer Jury nominierte Inszenierungen. Ein Schwerpunkt des internationalen Teils gilt Osteuropa mit Gruppen aus Jekaterinburg (Rußland), Poprad (Slowakei), aus Polen und Belorußland. Das Treffen wurde als Ergänzung zu regionalen Begegnungen 1991 ins Leben gerufen und findet jetzt zum zweiten Mal an der Spree statt. Bei Symposien und Diskussionen soll unter anderem erörtert werden, wie die Theater das Thema "Jugend und Gewalt" aufgreifen.

Das Ostberliner carrousel Theater eröffnet das Treffen mit dem aus sieben Stücken bestehenden Projekt "Schwarze Nächte". Weitere ausgewählte Inszenierungen zeigen das Freiburger Kinder- und Jugendtheater ("Das besondere Leben der Hilletje Jans"), das Kammertheater Neubrandenburg ("Zirkus der Kuscheltiere"), das Hamburger Kampnagel- Jugendtheater ("Abwege . . . ganz normal nach rechts?"), das Schauburg-Theater München ("Andorra") und die Magdeburger Freien Kammerspiele ("Krankheit der Jugend").

Ferner wurden das Puppentheater am Waidspeicher mit "Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann", die Württembergische Landesbühne Esslingen mit "Ein kleines Traumspiel" sowie "Gretchens Sohn" und das Nürnberger Theater Pfütze mit "Flammenpflücker" nominiert.

dpa/mh

Tokio gegen schnellen G-7-Gipfel für Rußland

TOKIO/WASHINGTON, 10. März (dpa). Japan will trotz des zunehmenden Drucks der westlichen Industriestaaten den für Anfang Juli geplanten Wirtschaftsgipfel in Tokio vorerst nicht vorziehen.

Kabinettssprecher Yohei Kono äußerte sich am Mittwoch ablehnend zu entsprechenden Vorschlägen des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton und des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand. Die beiden Politiker hatten am Dienstag nach ihrem Treffen in Washington mitgeteilt, die Situation in Rußland und Osteuropa mache ein früheres Treffen der sieben Staats- und Regierungschefs notwendig.

Während Mitterrand die konkrete Forderung der Europäischen Gemeinschaft (EG) nach einem früheren Gipfeltermin wiederholte, stellte Clinton nur fest: "Ich glaube nicht, daß wir bis Juli warten können." Dabei könnte ein vorgezogenes Spitzentreffen nach den Worten des US- Präsidenten "nützlich" sein. Es gebe aber möglicherweise auch andere Wege für die Industriestaaten, schon in den nächsten Wochen ein klares Signal zur Unterstützung für Rußland zu geben, sagte Clinton. Mitterrand kritisierte nach den Berichten den Widerstand Japans gegen weitere Hilfen für Moskau.

Der japanische Kabinettssprecher sagte, Tokio benötige genauere Informationen über die Vorschläge des US-Präsidenten und wolle die Meinungen anderer Regierungen einholen. Dagegen zitierte die Nachrichtenagentur Jiji-Press Regierungskreise mit der Einschätzung, für Tokio käme weder ein früheres G-7-Treffen noch ein vorgeschalteter Sondergipfel zu den Problemen Rußlands in Frage.

Das Thema wird voraussichtlich auch im Mittelpunkt der für den 16. April in Washington geplanten ersten Begegnung zwischen Clinton und Ministerpräsident Kiichi Miyazawa stehen. Miyazawa hatte zuletzt in einem Brief an den Präsidenten der EG-Kommission, Jacques Delors, einen früheren Gipfeltermin abgelehnt und auf organisatorische Probleme verweisen.

Kono wies die Vorwürfe Mitterrands zurück und sagte, es sei bedauerlich, wenn der französische Präsident nicht vollständig über Japans Wirtschaftshilfe für Rußland informiert sei. Tokio hat Finanzspritzen von der Rückgabe der Kurileninseln abhängig gemacht, die 1945 von der UdSSR besetzt worden waren.

Serben zwingen UN-Hilfskonvoi zur Umkehr

ZAGREB, 10. März (dpa/Reuter/AFP). Ein Hilfskonvoi zur Evakuierung von Orten in Ostbosnien mit verletzten und kranken Moslems mußte am Dienstag abend in die Basis des UN-Flüchtlingswerkes (UNHCR) nahe der serbisch-bosnischen Grenze zurückkehren.

Nach Angaben des kroatischen Rundfunks vom Mittwoch war die Kolonne, die zur moslemischen Enklave Konjevic Polje fahren wollte, zuvor den ganzen Tag in der Grenzstadt Mali Zvornik von den Serben blockiert worden. Der lokale Kommandant der serbischen Truppen in Bosnien habe keine Erlaubnis zur Durchfahrt gegeben, hieß es.

Den Meldungen des kroatischen Rundfunks zufolge wurde in Mali Zvornik ein französischer Blauhelm-Soldat, der den UN-Konvoi begleitete, angeschossen. Nähere Einzelheiten wurden nicht bekannt.

Laut Radio Zagreb hielt sich in Mali Zvornik am Dienstag auch der radikale serbische Extremistenführer Vojislav Seselj auf, ein Mitglied des Parlamentes von Rest-Jugoslawien. Dieser soll den Blauhelmen gedroht haben, auf sie zu schießen, hieß es in Zagreb.

Die US-Luftwaffe hat in der Nacht zum Mittwoch zum zehnten Mal Hilfsgüter über Ostbosnien abgeworfen. Sechs Frachtflugzeuge ließen 41,7 Tonnen Lebensmittel und 1,13 Tonnen Medikamente und medizinisches Material über der Stadt Srebrenica per Fallschirm ab. Die sechs Maschinen vom Typ C-130 seien am frühen Morgen ohne Zwischenfälle auf den US-Luftwaffenstützpunkt Rhein- Main zurückkgekehrt, teilte das US-Kommando in Europa mit.

Srebrenica, das zum fünften Mal Ziel der Abwurfaktion gewesen war, sei in Abstimmung mit dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge ausgesucht worden. Erstmals seien auch Spenden der türkischen Regierung abgeworfen worden.

Im Washington erklärte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Bob Hall, am Dienstag, auch Norwegen habe 17 Tonnen Lebensmittel und fünf Tonnen Medikamente geliefert, Großbritannien wolle 44 Tonnen Gebäck und 4000 Mahlzeiten schicken. Der Luftwaffenstützpunkt Rhein-Main teilte mit, 74 Tonnen britische Hilfsgüter seien eingetroffen.

Wie Hall weiter sagte, habe Rußland zugesagt, sich ungefähr "ab dem 12. März" an den Abwurfaktionen beteiligen zu wollen. US-Militärs klärten in Moskau Einzelheiten dieser Zusammenarbeit. Noch in dieser Woche werde eine russische Mannschaft auf dem Luftwaffenstützpunkt Rhein-Main erwartet. Seit Beginn der US-Hilfsaktion am 1. März sind über 306 Tonnen Lebensmittel und Medikamente abgeworfen worden.

Unterdessen meldete der bosnische Rundfunk, die Einwohner im ostbosnischen Gorazde hätten am Dienstag 23 Paletten mit Nahrungsmitteln und Medikamenten geborgen, die US-Transportmaschinen abgeworfen hatten. In der Moslem-Stadt Srebrenica seien bisher insgesamt 56 Paletten geborgen worden. Aus dem serbischen Korridor im Norden Bosniens wurden neue Kämpfe gemeldet. Sie konzentrierten sich Berichten zufolge auf die Städte Gradacac und Brcko. Der kroatische Rundfunk meldete, serbische Einheiten beschössen die Hügel nahe der ostbosnischen Stadt Cerska.

In der Hauptstadt Sarajewo feuerten am Morgen Heckenschützen auf Ziele in der Innenstadt. Gefechte zwischen Serben und Kroaten wurden auch aus dem dalmatinischen Hinterland in der Nachbarrepublik Kroatien gemeldet.

UN-Unterhändler Cyrus Vance und EG- Vertreter Lord Owen werden sich am Donnerstag in Paris zu Gesprächen mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic treffen. Das bestätigte der ehemalige US-Außenminister Vance am Dienstag nach Konsultationen des Sicherheitsrates über die Bosnien-Verhandlungen. Der französische Staatspräsidenten François Mitterrand wird als Gastgeber fungieren. Vance sagte, es sei "offensichtlich an der Zeit, mehr Druck auf die Serben auzuüben".

China leiht Japan zwei Riesenpandas

PEKING, 10. März (dpa). China wird einem japanischen Zoo zehn Jahre lang zwei Riesenpandas für gemeinsame wissenschaftliche Forschung leihen. Im Gegenzug erhält China mindestens zehn Millionen Dollar für seine Bemühungen, die gefährdete Tierart zu schützen, berichtete am Mittwoch die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Es sei das erste Mal, daß China einem anderen Staat Riesenpandas zur gemeinsamen wissenschaftlichen Arbeit zur Verfügung stelle. Das vier und fünf Jahre alte Pärchen werde im Mai zum Wakayama-Zoo in Japan verschifft. Pandababys, die nach den Paarungsversuchen möglicherweise geboren werden, gehörten China und würden im Alter von vier bis fünf Jahren zurückgebracht, hieß es.

Jelzin:

Chancen für

Kompromiß

sind 50 : 50

MOSKAU, 10. März (dpa). Der russische Präsident Boris Jelzin schätzt die Chancen für eine Beilegung der Staatskrise durch einen Kompromiß mit der Opposition auf 50 zu 50 ein.

Der am Mittwoch im Kreml eröffnete achte außerordentliche Kongreß der Volksdeputierten stimmte jedoch zum Auftakt gegen den Vorschlag Jelzins, einen Tagesordnungspunkt über "die Zusammenarbeit der Machtorgane zur Überwindung der Krise und zur Erzielung einer Übereinstimmung" aufzunehmen. Die 911 anwesenden Abgeordneten lehnten es auch ab, die geplante Debatte über "die Erfüllung der Verfassung durch die höchsten Staatsorgane" zu streichen.

Mit deutlicher Mehrheit lehnten es die Abgeordneten ab, eine Volksabstimmung über das Vertrauen der Bevölkerung zum Kongreß der Volksdeputierten zu veranstalten. Der Kongreß, das höchste Verfassungsorgan des Landes, stimmte zunächst noch nicht über die mögliche Absage des für den 11. April geplanten Verfassungsreferendums ab.

Ausgezwitschert!

HAMBURG. Sein Zwitschern hat einem kleinen Finken den großen Opernauftritt verdorben. Für die "Siegfried"-Produktion in der Hamburgischen Staatsoper (Premiere am Sonntag) wollte Regisseur Günter Krämer einen echten Vogel auf die Bühne bringen. Das Tier sollte auf dem Finger der Sängerin sitzen, die die Rolle des Waldvogels in der Wagner-Oper singt. Doch der Plan scheiterte: "Die Finken sangen und zwitscherten so heftig mit, daß wir sie wieder aus dem Verkehr ziehen mußten", sagte Krämer. "Wenn der Heldentenor sie ansang, fielen sie fast vom Finger."

dpa

Streik in der Pariser Metro

PARIS, 10. März (dpa). Ein Streik in der Pariser Metro hat am Mittwoch den morgendlichen Berufsverkehr behindert. Auf einigen Linien verkehrte nur etwa jeder dritte Zug. Die Arbeitsniederlegungen, die auf die Zeiten des Stoßverkehrs abzielen, waren nach Angaben der Verkehrsbetriebe RATP aber nicht mit der Streikwelle vom vergangenen November vergleichbar. Die Zugführer streiken gegen eine Reform der Beförderungs- und Besoldungsregeln. Der Streik soll auch am Donnerstag weitergehen.

"Gitarre" im All entdeckt

LONDON, 11. März (dpa). Einen interstellaren Nebel in Form einer Gitarre hat James Cordes von der Cornell University in Ithaca im US-Staat New York bei der Beobachtung eines Pulsars entdeckt. Solche Nebel im Universum erscheinen größer und verwaschener als Sterne und bestehen aus leuchtendem Gas oder Staub.

Der Pulsar mit der Bezeichnung "PSR 224+65" rast zur Zeit mit einer Geschwindigkeit von 800 Kilometern pro Sekunde durch den Nebel hindurch, berichtet die britische Wissenschaftszeitschrift Nature. Dabei erzeugt er eine "Bugwelle" und hinterläßt auf seiner Flugbahn Schockwellen, die den Nebel verformen, so daß er von der Erde aus wie eine Gitarre erscheint. Pulsare sind offenbar Überreste von Sternen und Quelle kosmischer Radiofrequenzstrahlung.

Das für Wissenschaftler Interessante am Gitarren-Nebel ist: Andere merkwürdig geformte interstellare Nebel könnten auf bislang noch nicht entdeckte, sich schnell bewegende Objekte hinweisen.

Schlechte Blutwerte alarmierten Nationalspieler Reinhardt lenkt das Umdenken "Habe Körper allzu sorglos ausgebrannt" / Fitmacher hilft

Der Raubbau blieb nicht ohne Folgen. Nach fast drei Jahren ständiger Belastung am oberen Leistungslimit ist der "Akku" von Knut Reinhardt leer. Der 24 Jahre alte Mittelfeldspieler und Dauerrenner des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund hat zwar keine Verletzung, aber spielen kann er trotzdem nicht, mußte sogar wie zuletzt im UEFA-Pokal gegen den AS Rom und in drei Bundesliga-Spielen tatenlos auf der Tribüne sitzen. Schwere Muskelschmerzen und Verhärtungen in den Oberschenkeln deuteten schon vor der Winterpause an, was nach langer "Fahndung" erst Münchens Vereinsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt diagnostizierte: Den siebenmaligen Nationalspieler plagt ein erhebliches Defizit an Spurenelementen im Blut.

Mit Magnesium, Kalium und Calcium wird Knut Reinhardt nun bei einem "Fitmacher" in Düsseldorf intravenös aufgepäppelt. Denn nach fast drei Monaten Pause will der ehemalige Leverkusener, der 15 Jahre lang für Bayer 04 spielte und im Vorjahr zum BVB wechselte, am Freitag beim 1. FC Kaiserslautern endlich sein Comeback feiern - wenn auch sicherlich nur für ein paar Minuten. "Wir brauchen ihn und seine dynamischen Vorstöße über die linke Seite", betont Trainer Ottmar Hitzfeld. Doch der zuletzt von Berti Vogts in die Nationalmannschaft geholte frühere "U 21"-Auswahlspieler hat mittlerweile erkannt, daß "der Körper mein Kapital ist." Bei Verletzungen müsse man also egoistisch sein und so lange aussteigen, bis man wieder fit sei, sagt Reinhardt, der im Bundesliga- Alltag ganz besonders von seiner Kraft und Ausdauer zehrt. Angesichts seiner für einen Profi-Fußballer seltenen Mangelerscheinung gibt er jedenfalls offen zu: "Ich habe meinen Körper allzu sorglos ausgebrannt. Das rächt sich jetzt."

Nun ackert der gelernte Bürokaufmann bis zu sechs Stunden täglich bei einem Fitmacher: Restle: Leichte Dauerläufe, medizinische Bäder, Massagen und Elektro-Therapien sollen den Gesundungsprozeß des 1,81 Meter großen und 79 Kilogramm schweren Linksfüßlers beschleunigen. "Es war fünf vor zwölf", bestätigte er, als Müller-Wohlfahrt mit einem Aminosäure-Test die erschreckenden Blutwerte überprüfte. "Noch ein paar Tage länger und ich hätte mir bestimmt eine ersthafte Verletzung durch Überanstrengung zugezogen", glaubt Reinhardt, dessen großes Ziel die Teilnahme an der WM 1994 in den USA ist.

Doch nicht nur um ihn machen sich die Dortmunder derzeit Sorgen. Außerdem plagten Stehphan Chapuisat zuletzt Rükkenprobleme. Außerdem steht Michael Rummenigge wegen einer Rippenfell- Entzündung vorerst nicht zur Verfügung. Außerdem sind Thomas Franck (Oberschenkel-Zerrung) und Bodo Schmidt (Leistenbeschwerden) derzeit lädiert. dpa

Oetker-Teig soll stärker in Osteuropa aufgehen

BIELEFELD (dpa/FR). Traditionelle Backartikel, Pizza tiefgefroren und "altdeutsche Kuchen" waren im vergangenen Jahr die Renner der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG. Nach den Worten von Geschäftsführer August Oetker gab es beim Absatz dieser Produkte zweistellige Zuwachsraten. Insgesamt stieg das Markenartikel-Geschäft der Bielefelder um 5,6 Prozent auf 1,2 Milliarden Mark.

Als "erfreulich" wird die Entwicklung bei Oetker International bezeichnet, deren Umsatz um 14 Prozent auf 587 Millionen Mark zulegte. Allerdings sind Töchter in Ungarn, der Slowakei und Polen sowie die kanadische Erwerbung Shiriff erstmals mit einbezogen. Das Betriebsergebnis sei "ordentlich" gewesen und habe das Niveau des Vorjahres erreicht.

Die Gruppe mit etwas mehr als 4500 Beschäftigten will ihr Augenmerk künftig besonders auf Osteuropa richten. Unter anderem wird im Sommer in einem Gemeinschaftsunternehmen in Moskau die Produktion von Müsli- Erzeugnissen aufgenommen. Nach Investitionen 1992 über 103 Millionen Mark, von denen ein erheblicher Teil in den Werksneubau in Wittenburg (Mecklenburg) floß, wo Anfang nächsten Jahres 200 Leute beschäftigt sein sollen, reduziert das Familienunternehmen seine entsprechenden Ausgaben in diesem Jahr auf 80 Millionen.

Minister in Türkei angeklagt

ANKARA, 10. März (dpa). Zwei Ex-Minister der ehemals regierenden Mutterlandspartei der Türkei müssen sich seit Mittwoch wegen Amtsmißbrauchs vor dem Staatsgerichtshof in Ankara verantworten. Die beiden früheren Wohnungs- und Straßenbauminister Safa Giray und Cengiz Altinkaya sind angeklagt, bei der Vergabe von Autobahn- und Straßenbauaufträgen während ihrer Amtszeit dem Staat Schaden in Höhe von 10,671 Billionen Lira (fast zwei Milliarden Mark) zugefügt zu haben. Sie sollen Ausschreibungsvorschrifen mißachtet und Projekte nicht kontrolliert haben.

Die Mutterlandspartei hatte zwischen 1983 und 1991 alleinverantwortlich die Türkei regiert und war dabei bis 1989 vom jetzigen Staatspräsidenten Turgut Özal geführt worden.

Antillen wieder friedlich

WILLEMSTAD/DEN HAAG, 10. März (dpa). Auf der Antillen-Insel St. Martin haben sich die seit Montag demonstrierenden Bewohner und die Behörden offenbar friedlich geeinigt. Die antillianische Vertretung in Den Haag berichtete am Mittwoch, alle Straßensperren seien aufgehoben. Die niederländische Nachrichtenagentur ANP meldete, die Demonstranten hätten die Zusage erhalten, am Freitag mit der antillianischen Ministerpräsidentin Maria Liberia-Peters sprechen zu können. Die Bewohner fordern den Rücktritt des Inselrates und mehr Unabhängigkeit von den Niederlanden.

Der niederländische Rundfunk berichtete, Ministerpräsident Ruud Lubbers werde einen Plan zum künftigen Verhältnis der Antillen-Inseln untereinander und zu den Niederlanden vorlegen. Lubbers leitet seit Montag die Konferenz über die Zukunft der fünf Antillen-Inseln und Arubas in Willemstad auf Curacao.

JU fordert Streibl offiziell zum Rücktritt auf

MÜNCHEN, 10. März (dpa). Der in der Amigo-Affäre unter Druck geratene bayerische Ministerpräsident Max Streibl (CSU) ist von der Nachwuchsorganisation seiner Partei jetzt offiziell zum Rücktritt aufgefordert worden. Die Führungsspitze der Jungen Union (JU) verlangt von Streibl, sein Amt bis zum nächsten Wahlkampf zur Verfügung zu stellen. Die sogenannte Amigo-Affäre sei jedoch nur ein "kleines Mosaiksteinchen" in der Kritik, sagte JU-Chef Markus Sackmann am Mittwoch. In der JU gibt es bereits seit vielen Monaten Unmut über den Führungsstil in der Staatskanzlei. Die Nachwuchspolitiker werfen dem Regierungschef vor allem vor, zu wenig politische Visionen - etwa zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts Bayern - zu entwickeln. Außerdem vermissen sie seine Präsenz vor Ort und verlangen eine Verjüngung des Kabinetts.

Mercedes droht ein Milliardenverlust

STUTTGART, 10. März (dpa). Die Mercedes Benz AG (Stuttgart) rechnet im laufenden Jahr mit einem wesentlich höheren Verlust als erwartet. Laut der Illustrierten stern kann sich der Betriebsverlust "schlimmstenfalls" auf drei Milliarden Mark belaufen. Das Blatt verweist auf "erste Hochrechnungen" des Unternehmens. Ein Mercedes- Manager habe erklärt, daß der im Jahresplan 1993 vorausgesagte Betriebsverlust von knapp zwei Milliarden Mark "noch der Marktentwicklung angepaßt" werden müsse - und die sei "ziemlich grausam". Nach dem stern-Bericht hat die Mercedes-Nutzfahrzeugsparte im vorigen Jahr mit rund 750 Millionen Mark die meisten Verluste zum negativen Betriebsergebnis von 1,1 Milliarden beigetragen.

EG dringt auf Aufschwung

STRASSBURG, 10. März (dpa). Die EG- Kommission betrachtet den wirtschaftlichen Wiederaufschwung in der Europäischen Gemeinschaft (EG) als wichtigste Aufgabe ihres Gesetzgebungsprogramms für das laufende Jahr. Die Kommission, der EG-Ministerrat und das Europaparlament müßten gemeinsam an der Vertiefung des Binnenmarktes arbeiten, sagte EG-Kommissar Joao Pinheiro am Mittwoch in Straßburg.

Auch Sprecher der Christdemokraten und Liberalen im Europaparlament betonten in der Debatte die Bedeutung von Maßnahmen zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit. "Die Bürger wenden sich wegen der zunehmenden Arbeitslosigkeit von den europäischen Institutionen ab", sagte die liberale Abgeordnete Simone Veil. Dringlich sei die rasche Vollendung des Binnenmarktes.

Eichberg will alten Manager wieder Assauer zieht es zurück zu den Schalkern

Rudi Assauer steht vor einem Comeback als Manager bei Schalke 04. Nach einem Gespräch mit Schalkes Präsident Günter Eichberg bat sich der 48 Jahre alte frühere Fußballprofi eine Bedenkzeit von zwei Wochen aus. Assauer, der beim abstiegsbedrohten Zweitligisten VfB Oldenburg tätig ist, tendiert aber in Richtung Gelsenkirchen. Allerdings hat er per Handschlag bis 1994 in Oldenburg zugesagt. Assauer will auf keinen Fall das "sinkende Schiff" vorzeitig verlassen. Geht es nach Eichberg, soll Assauer bereits im April seine Tätigkeit bei Schalke 04 aufnehmen. Der Manager, der bereits von 1980 bis 1986 für die "Knappen" arbeitete, soll nach der Trennung von Helmut Kremers die Weichen für die kommende Saison stellen. dpa

Frau in die Schweizer Regierung gewählt

BERN, 10. März (dpa). Zum zweiten Mal in seiner Geschichte hat das Schweizer Parlament am Mittwoch in Bern eine Frau in die siebenköpfige Regierung gewählt. Die 53jährige sozialdemokratische Gewerkschafterin Ruth Dreifuss erhielt bei einer Sitzung der Bundesversammlung im dritten Wahlgang 144 von 190 Stimmen. Die ursprünglich von den Sozialdemokraten (SP) allein nominierte Gewerkschafterin Christiane Brunner zog inzwischen ihre Kandidatur zurück. Ihre Nichtwahl hatte zahlreiche Frauen mobilisiert, die den Männern Frauenfeindlichkeit vorwarfen. Am Mittwoch hatten sich über 10 000 Frauen vor dem Parlament in Bern versammelt.

Zur Person:

ERWIN HUBER, CSU-Generalsekretär, hat nach den hessischen Kommunalwahlen die Grünen mit den rechtsradikalen Republikanern auf eine Stufe gestellt. Die Öko-Partei könne es "an Radikalität, an Schwierigkeiten im Umgang mit demokratischen Spielregeln und an extremistischen Außenseitermeinungen" durchaus mit der Schönhuber-Partei aufnehmen, schrieb Huber im CSU-Organ Bayernkurier. Nach Hubers Rechnung haben die "Radikalen" in Hessen nicht ein Ergebnis von 8,3 Prozent (Republikaner), sondern von 19,3 Prozent (Republikaner und Grüne zusammen) eingefahren. Es spreche für die Unschärfe der Analyse, daß sich die Grünen widerspruchslos in den Kreis der klassischen demokratischen Parteien einreihen dürften und mit diesen gemeinsam das Aufkommen rechtsradikaler Kräfte beklagten, meint der CSU-Politiker. Grünen- Sprecher LUDGER VOLMER warf Huber vor, er wolle den Boden für ein schwarz- braunes Bündnis nach der Landtagswahl in Bayern bereiten. Er mache "die Republikaner und ihr nazistisches Umfeld dadurch koalitionsfähig, daß er sie mit den Grünen vergleicht". (dpa)

Enttäuschende Jahrhundertflut

SAINT MALO, 10. März (dpa). Die "Jahrhundertflut" hat am Golf von Saint Malo in der Bretagne am Mittwoch morgen erwartungsgemäß ihren Höchststand von 13,55 Metern erreicht. Normalerweise steigt dort das Wasser auf maximal neun Meter. Dennoch wurden angereiste "Katastrophen-Touristen" enttäuscht: Dammbrüche und Überschwemmungen blieben aus.

"Das schöne Wetter hat uns eine Überflutung erspart. Wir mußten lediglich einige Touristen, die von der Flut eingeholt wurden, mit Rettungsbooten an Land bringen", berichtete ein Mitarbeiter des Zivilschutzes. Eine Flut ähnlichen Ausmaßes, die von einer besonderen Konstellation von Sonne und Mond hervorgerufen wird, gab es seit 1918 nicht mehr.

Aids-Forscher wurde widerlegt

LONDON, 10. März (dpa). Die "Duesberg-Hypothese", nach der Aids nicht durch HI-Viren verursacht wird, ist nun auch in einer langjährigen Studie widerlegt worden. Seit Jahren vertritt Peter Duesberg von der University of California in Berkeley die Ansicht, daß Aids eine Folge von Drogenkonsum sei und nichts mit HI-Viren zu tun habe. Unter Wissenschaftlern galt diese Behauptung von Beginn an als falsch. Doch sie verunsicherte viele Menschen.

Acht Jahre lang haben Michael Ascher und seine Kollegen von den Kalifornischen Gesundheitsbehörden in Berkeley 1034 Junggesellen betreut. Ein etwaiger Drogenkonsum der Teilnehmer wurde ebenso festgehalten wie sexuelle Neigungen, das Vorhandensein von HIV-Antikörpern im Blut und ein Ausbruch von Aids. Die gesammelten Daten dieser Studie sind in der britischen Wissenschaftszeitschrift Nature veröffentlicht.

Laut Ascher bietet das Material "keinerlei Anhaltspunkte" für die "Duesberg- Hypothese". Unbestritten ist, daß Drogenkonsumenten sich häufig durch die gemeinsame Benutzung verseuchter Spritzen mit den HI-Viren anstecken.

Kostümbildnerin Flemming tot

MÜNCHEN. Die Kostümbildnerin Charlotte Flemming ist im Alter von 72 Jahren in München gestorben. Die in Weimar geborene Künstlerin galt als eine der bedeutendsten und einflußreichsten Kostümbildnerinnen des deutschen und internationalen Films. Zu ihren wichtigsten Produktionen zählen "Cabaret" (Bob Fosse), "Das Schlangenei" (Ingmar Bergman) und "Fedora" (Billy Wilder).

Erste große Erfolge errang Charlotte Flemming an der Wiener Staatsoper und am Burgtheater. Nach dem Krieg war sie zunächst an Berliner Bühnen verpflichtet. In dieser Zeit begann sie auch für den Film zu zeichnen. Später arbeitete sie für Johannes Schaaf, Egon Günther und Peter Zadek. Eine enge Verbindung bestand zum schwedischen Filmregisseur Ingmar Bergman, der ihre "konstruktive Phantasie" und "künstlerische Intelligenz" hervorhob.

Die Stiftung Deutsche Kinemathek konnte 1990 mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder mehr als 1000 Kostümenfigurinen sowie zahlreiche Arbeits- und Entwurfsskizzen von Charlotte Flemming erwerben. Eine Auswahl haben die Kinemathek und die Kulturstiftung 1992 mit der Publikation "Die Sammlung der Kostümbildnerin Charlotte Flemming" vorgestellt. dpa

Anna Oppermann gestorben

HAMBURG. Die Hamburger Künstlerin Anna Oppermann erlag im Alter von 53 Jahren nach langer Krankheit einem schweren Krebsleiden. Anna Oppermann, die mit Auszeichnungen im In- und Ausland geehrt wurde, trat mit diversen Einzelausstellungen an die Öffentlichkeit. Auch auf der "documenta" in Kassel und der Kunst-Biennale in Paris war sie mit ihren Werken vertreten.

Die in der Hansestadt geborene Malerin arbeitete seit 1968 als freischaffende Künstlerin. In den 80er Jahren war sie Professorin in Wuppertal, zuletzt lehrte sie an der Hochschule der Künste in Berlin. Sie beschäftigte sich vor allem mit der "Identität des Weiblichen" und den wirtschaftlichen Marktmechanismen, denen Künstler unterworfen sind. Vielfach verarbeitete sie ihre Themen auf großformatigen "Ensembles", die sie aus Zeichnungen, Photographien, Texten und Gegenständen montierte. dpa

Im Blickpunkt: Schweizer Bundesrat Wahlposse mit Happy-End

Die Wunschkandidatin scheiterte, dennoch schafften es die Schweizerinnen im zweiten Anlauf: Nach 98 Männern zieht mit Ruth Dreifuss zum zweiten Mal in der Geschichte des Landes eine Frau in die Regierung ein. Von einem "typisch helvetischen Kompromiß", von einer "Wahlposse mit peinlichen Kompromissen und herbeigezwungenem Happy-End" sprechen politische Beobachter. Die Wahl am Mittwoch verhinderte einen Bruch der seit 33 Jahren in der Schweiz regierenden Koalition. Die bürgerliche Mehrheit der Bundesversammlung hievte zusammen mit den Sozialdemokraten Ruth Dreifuss in die siebenköpfige Regierung - um das Ende der "Zauberformel" zu vereiteln, nach der die drei größten bürgerlichen Parteien und die Sozialdemokraten die Regierung stellen. Mit ihrer Vereidigung vor der Bundesversammlung wurde Ruth Dreifuss das 100. Mitglied der Regierung seit Gründung des Bundesstaates Schweiz im Jahre 1848. 1984 war erstmals eine Frau in den Bundesrat gewählt worden: Elisabeth Kopp, die aber fünf Jahre später im Zusammenhang mit der Verwicklung ihres Mannes in eine Finanzaffäre zurücktreten mußte.

Vor einer Woche noch hatten die bürgerlichen Parteien die Genfer Sozialdemokratin Christiane Brunner abgelehnt. Dabei gelten die beiden linken Genossinnen Brunner und Dreifuss als "politische Zwillingsschwestern", die nur unterschiedlich auftreten. Nur zähneknirschend akzeptierten die bürgerlichen Parteien Frau Dreifuss, um sowohl die Feministin Brunner als auch eine Regierungskrise zu verhindern. Frau Dreifuss schien wohl auch akzeptabel, weil ihr äußeres Erscheinungsbild eher dem althergebrachten Frauenbild der bürgerlichen Politiker in Bern entsprach als die sehr lockere und aufmüpfige Christiane Brunner. Das sagt die neue Bundesrätin selbst und bezeichnet sich als "eher bieder". Sie ist zurückhaltender, weniger ungeduldig und weniger auffällig als Brunner gekleidet. Allerdings, ob lila Kleider oder nicht: Die Männermehrheit hat eine überzeugte Verfechterin der Frauenrechte in den Bundesrat gewählt. Politisch vertritt Frau Dreifuss dieselben Ansichten wie ihre Mitstreiterin Brunner. Sie unterschrieb die Initiative für die Abschaffung der Armee, setzt sich für eine liberale Abtreibungspraxis ein und will kompromißlos die Belange der Frauen vertreten. Als Gewerkschafterin - seit 1981 arbeitete sie beim Gewerkschaftsbund und leitete im Zentralsekretariat das Ressort Sozialpolitik - ist sie engagierte Anwältin der Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die Deutschschweizerin setzt sich für die Verkürzung der Arbeitszeit ein. Vehement wehrt sie sich gegen die Aufhebung des Nachtarbeitsverbots für Frauen.

Um das Gesicht zu wahren und in den schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Zeiten der Schweiz keinerlei Risiko einzugehen, hielt das Machtkartell von Bern am Mittwoch noch einmal zusammen. Stillhalten für die Macht - die Losung war nach den schmerzlichen Verlusten für das bürgerliche Lager bei den Parlamentswahlen Ende 1991 ausgegeben worden. In Zeiten verblassender Attraktivität wurde die Riege der sieben Minister zwar um eine Frau bereichert, das Zepter gleichwohl nicht abgegeben. Zahllose Demonstrationen und Aktionen von Schweizer Frauen in der vergangenen Woche hatten unübersehbar gemacht, daß das Parlament an einer Frau nicht vorbeikommen würde. Einen Generationenwechsel auch im politischen Stil haben die Mauscheleien der herrschenden Parteien mit der Ablehnung der 45jährigen Christiane Brunner noch verhindert. Ihr Schachern kratzte zudem die Glaubwürdigkeit der Volksvertreter kräftig an. Tief enttäuscht waren die Schweizerinnen, die während der Wahl vor dem Bundeshaus für Brunner demonstrierten. Als "abgekartetes Spiel" empfand eine junge Zürcherin die Wahl, und sie fügte hinzu: "Ich habe das Vertrauen in die politischen Institutionen verloren."

(dpa/AP/Reuter/epd)

Kritik an Rückkehr der Eiskunstlauf-Profis wächst Witt: "Kein Zurück mehr" "Revival on Ice" läßt auf neuen Boom und TV-Gelder hoffen

Für Katarina Witt ist es eine Rückkehr ohne Umkehr. "Es gibt kein Zurück mehr", bekräftigte die Doppel-Olympiasiegerin bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Prag die Ernsthaftigkeit ihres Comebacks. Mit Baseballmütze, schwarzem Rolli und Jeans demonstrierte die 27jährige Berlinerin, die bei dieser WM noch als TV-Kommentatorin für den US-Sender NBC auf der Tribüne sitzt, ihre Gelassenheit. Doch in ihrem Inneren lodert es, kämpft die Angst vor der eigenen Courage mit dem Mut zum Risiko. "Manchmal denke ich, warum tust du das und ein anderes Mal, was soll's?", verriet Kati Witt, die jedoch nicht glaubt, am Ende etwas zu verlieren: "Was ich habe, habe ich." Allein ihre spektakuläre Ankündigung, im kommenden Winter wieder in die olympische Eisarena zurückzukehren, hat ihr viel PR eingebracht.

Das Comeback von Kati Witt, die nach vierjähriger Wettkampfpause bereits von der Internationalen Eislauf-Union (ISU) reamateurisiert wurde, löst auch im deutschen Lager unterschiedliche Resonanz aus. "Jeder hat seine Zeit gehabt", urteilte WM-Mannschaftsleiterin Elfried Beyer. Dagegen bewunderte Wolf-Dieter Montag, Präsident der Deutschen Eislauf- Union (DEU), den Mut des einstigen Weltmeisterin und Olympiasiegerin, sich noch einmal den Strapazen des Wettkampfsports und dem Risiko einer Niederlage auszusetzen. Beendet haben hingegen die Dortmunderin Marina Kielmann ("Die Beatles wollen ja auch wieder eine Platte aufnehmen") und Kati Witt ihren über die Medien ausgetragenen Krieg der Worte. In Prag trafen sich die beiden Rivalinnen, die 1989 zuletzt gegeneinanderliefen, zur Aussprache.

Das "Revival on Ice" der Altstars findet auch in der ISU nicht nur Befürworter. Besonders ISU-Generalsekretär Beat Häsler wetterte am Rande der WM: "Ich begrüße diese Sache gar nicht, da sie den jungen Läufern die Tür schließt. Außerdem lebt der Eiskunstlauf von neuen Gesichtern. Und wenn man die Alten zu lange sieht, wird es langweilig." Allein aus ökonomischer Sicht - die TV-Einschaltquoten sinken weltweit, die Einnahmen aus der (Banden)-Werbung sinken rapide - könnte sich die Rückkehr der Profis im Olympia-Winter '94 und angesichts des Fehlens schillernder Figuren als gewinnbringend entpuppen. "Das ist der einzige positive Aspekt", meint auch Häsler.

Das Vorbild Kati Witt hat aller Unkenrufe zum Trotz auch andere einstige Stars zum Comeback bewegt. Die Olympiasieger im Paarlauf von 1992 und 1988, Natalia Mischkutionok/Artur Dimitriew und Jekaterina Gordejewa/Sergej Grinkow, haben bereits ihre Reamateurisierungs-Anträge bei der ISU abgegeben. Bis Mitte Juni, wenn das ISU-Präsidium in Würzburg tagt, können weitere wagemutige Profis noch ihre Gesuche stellen. Mit großer Sicherheit werden dies auch die legendären Eistanz-Olympiasieger Jayne Torvill/Christopher Dean tun. dpa

Der deutsche Graf Landsberg-Velen ließ die britische Prinzessin Anne kapitulieren Die Suche nach einem Nachfolger gestaltet sich schwierig Reiter-Querelen führten zum Rücktritt / Schwere Vorwürfe / Steht die sogar die olympische Zukunft auf dem Spiel?

Die einzige "erbliche" Dynastie des Sports geht unwiderruflich zu Ende: Nach 22jähriger Regentschaft von Prinz Philip als Präsident der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) hat seine in puncto Amtsführung noch umstrittenere Tochter Prinzessin Anne, die ihm vor sieben Jahre im Amt gefolgt war, jetzt resignierend ihren Rücktritt für 1994 angekündigt. Ausgelöst hat diesen "Prinzessinen-Sturz" ausgerechnet ein deutscher Graf, der Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, Dieter Graf Landsberg-Velen.

Die 42jährige Prinzessin Anne, seit 1988 Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und im Zuge der Schlagzeilen um das englischen Königshaus spätestens seit ihrer zweiten Heirat Ende vorigen Jahres auch in die öffentlichen Auseinandersetzungen um das Privatleben des englische Königshauses verstrickt, erklärt sich bei der Generalversammlung der FEI in Rio de Janeiro für "überfordert" und fühlt sich vom deutschen Reiterführer zu unrecht angeprangert, wie sie am Mittwoch nach übereinstimmenden Berichten in englische Zeitungen erklärte. Eben diese Überforderung hatte Landsberg-Velen ihr vor vier Wochen öffentlich und unmißverständlich vorgeworfen.

Der deutsche Reiterpräsident, der vor sieben Jahren vergeblich versucht hatte, Nachfolger von Prinz Philip zu werden, war nach diesem verlorenen Duell auf höchster sportpolitischer Ebene mit der Rolle eines Vizepräsidenten abgefunden worden, der von Jahr zu Jahr weniger zu sagen hatte. "Die FEI hat zur Zeit weder die geeignete Struktur noch die handlungsfähige Führung, die der internationle Reisport heute mehr denn je benötigt", hatte Graf Landsberg in einem Schreiben an alle nationalen Mitgliederverbände der FEI behauptet und der Prinzessin vorgeworfen, sie könne sich wegen offensichtlicher Belastungen ihren eigentlichen Aufgaben an der Spitze des Weltverbandes "nicht im erforderlichen Umfang widmen".

So sehr sich Prinzessin Anne, die im Reiterstadion bei den Olympischen Spielen in Barcelona vom fach- und sachkundigen Publikum bei ihren Auftritten wiederholt ausgepfiffen wurde und die nach der Überzeugung vieler internationaler Pferdesportfunktionäre die Interessen der Reiterei im erlauchten Kreis des IOC nur höchst ungenügend vertreten hatte, jetzt vom Grafen Landsberg brüskiert fühlt, der deutsche Adelige aus dem Sauerland hat aus der Sicht vieler Mitstreiter den Nagel auf den Kopf getroffen: Die vielfältigen gesellschaftlichen Pflichten nahmen der Prinzessin nach dem Urteil ihrer Kritiker die Möglichkeit, die FEI ordentlich zu führen.

Prinzessin Anne, deren privaten Probleme aufgrund der Trennung von Mark Phillips, dem Military-Mannschaftsolympiasieger von 1972 in München, für viele ein willkommener Anlaß war, neben fachlicher Schelte zusätzlich über sie im negativen Sinne zu reden, wird unter anderem auch vorgeworfen, daß sie zum IOC- Präsidenten Juan Antonio Samaranch keine Brücken schlagen konnte oder wollte.

Eine mögliche Konsequenz davon: Die Reiterei muß sogar um ihre olympische Zukunft fürchten. 1994 wird eine neue Führung für die FEI gesucht. Geeignete Kandidaten für Prinzessin Anne, 1971 im englischen Burghley immerhin Military- Europameisterin und 1975 in Luhmühlen noch einmal Vize-Europameisterin, sind kaum in Sicht. Für den 67 Jahre alten Graf Landsberg-Velen wird der Rücktritt der Prinzessin wohl zu spät kommen, obwohl es ihm an Ehrgeiz nie gemangelt hat.

Notfalls wird die FEI, für viele ein sehr elitärer Kreis gut betuchter Leute, sogar einen Nachfolger akzeptieren, der nicht von Adel ist. dpa/FR

Prozeß in Polen gegen Polizei

WARSCHAU, 10. März (dpa). Vor dem Bezirksgericht in Kattowitz hat am Mittwoch ein Prozeß gegen 24 Mitglieder ehemaliger Sondereinheiten der Polizei und deren Vorgesetzte begonnen. Ihnen wird vorgeworfen, bei der blutigen Niederschlagung des Streiks in der Grube Wujek kurz nach Verhängung des Kriegsrechts Regime im Dezember 1981 neun Bergarbeiter erschossen zu haben. Zu den Angeklagten gehört der ehemalige Innenminister Czeslaw Kiszczak, der jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht erschien.

Unter den 248 geladenen Zeugen ist auch der frühere Staats- und KP-Chef General Wojciech Jaruzelski, der sich zur Zeit wegen der Verhängung des Kriegsrechts vor einem Parlamentsausschuß verantworten muß. Dabei sagte er amDienstag, die Entscheidung am 13. Dezember 1981 sei eine souveräne des polnischen Staates gewesen, doch habe Warschau damals unter starkem sowjetischen Druck gestanden.

Erst getroffen, dann betroffen

BERLIN, 10. März (dpa). Weil eine Polizistin in Zivil bei einer Demonstration "szenetypisch" gekleidet war und vor ihm davonlief, hielt ein 29jähriger Polizist sie für eine Randaliererin. Er verfolgte sie, schlug ihr mit dem Schlagstock auf den Kopf und verletzte die 25jährige. Wegen Körperverletzung im Amt und gefährlicher Körperverletzung verurteilte ihn am Mittwoch das Amtsgericht Tiergarten zu 4500 Mark Geldstrafe. Den Einsatz des Schlagstocks erklärte der Polizist als das "effektivste und schnellste Mittel" zur Festnahme bei solchen Einsätzen. Es mache ihn aber "extrem betroffen", daß er eine Kollegin verletzt habe.

Regierungskrise in Bratislava

BRATISLAVA, 10. März (dpa). Die Krise in der slowakischen Regierung hat sich verschärft. Ministerpräsident Vladimir Meciar beantragte bei Staatspräsident Michal Kovac die Entlassung von Außenminister Milan Knazko. Der Staatspräsident leitete Berichten der amtlichen slowakischen Nachrichtenagentur TASR zufolge das Gesuch am Mittwoch zur Prüfung an das Verfassungsgericht weiter.

Der stellvertretende Vorsitzende der regierenden Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS) Knazko gilt als schärfster innerparteilicher Gegner des HZDS-Vorsitzenden Meciar. Slowakische Kommentatoren schlossen eine Spaltung der HZDS nicht aus. Gründe für das Entlassungsgesuch nannte Meciar bisher nicht.

Private Wohnungsbesitzer sehen sich benachteiligt

ERFURT (dpa). Die privaten Haus- und Wohnungseigentümer sehen sich bei den bisherigen Vorschlägen zur Regelung der Altschuldenproblematik im ostdeutschen Wohnungsbau massiv benachteiligt. Es sei unakzeptabel, daß nach dem Gesetzentwurf der Bonner Koalition nur die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften teilentschuldet werden sollen, sagt der Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer, Friedrich-Adolf Jahn. Dies werde die private Wohnungswirtschaft jenseits der Elbe in den Ruin treiben.

Jahn fordert die Bundesregierung auf, ein entsprechendes Entschuldungskonzept auch für die privaten Eigentümer vorzulegen. Er weist gleichzeitig darauf hin, daß die Wohnungsbaugenossenschaften schon zu DDR-Zeiten mit Zuschüssen subventioniert worden seien, um damit die Differenz zwischen den staatlich eingefrorenen Mieten und dem tatsächlichen Bewirtschaftungs- oder Instandsetzungsbedarf zu decken. Die Privateigentümer seien bereits damals leer ausgegangen, sagt Jahn. Jetzt dürften ihnen nicht erneut unerträgliche Lasten aufgebürdet werden.

Das Stibitzen geht weiter

DEN HAAG, 10. März (dpa). Mit Empörung haben niederländische Natur- und Vogelschützer am Mittwoch auf die Entscheidung des Parlaments in Den Haag reagiert, das Sammeln von Kibitzeiern landesweit bis zum 9. April zu erlauben - drei Tage länger als bisher. Der niederländische Vogelschutzbund kündigte an, die Niederlande vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg zu verklagen.

"Doch wir zweifeln daran, ob das helfen wird", sagte eine Sprecherin. Der Gerichtshof habe die Niederlande in dieser Sache bereits zweimal verurteilt, ohne daß sich die Abgeordneten darum gekümmert hätten. In den letzten Jahrzehnten sei der Kibitz-Bestand in den Niederlanden um etwa 20 Prozent zurückgegangen.

Das Kibitzeier-Sammeln gilt in weiten Teilen des Landes als Volkssport. In Friesland wird der Finder des ersten Eis im März traditionell vom Kommissar der Königin, dem höchsten Beamten der Provinz, empfangen. Kibitze bauen Bodennester in Feldern und Wiesen.

Ost-Akademie will keine Stasi-Überprüfung

BERLIN. Trotz des schwierigen Dialogs zwischen den beiden Akademien der Künste in Berlin ist die angestrebte Vereinigung zu einer Berlin-Brandenburgischen Akademie nicht in Frage gestellt. Das hat das sogenannte 20er Gremium der Ost-Akademie in Berlin bestätigt. Die Runde, an der sich unter anderem Ruth Berghaus, Volker Braun, Christoph Hein, Stephan Hermlin, Thomas Langhoff, Heiner Müller und Klaus Staeck beteiligten, beschloß ferner, daß es keine grundsätzliche Stasi-Überprüfung aller Akademie- Mitglieder geben soll. dpa

Tot nach "Scheinhinrichtung"

MÜLHEIM/RUHR, 10. März (dpa). Mit einer "Scheinhinrichtung" haben zwei 21jährige am Dienstag abend in Mülheim/Ruhr einen 56 Jahre alten Türken derart in Panik versetzt, daß der Mann einen tödlichen Herzinfarkt erlitt. Auch ein Notarzt konnte dem Türken, der seit einiger Zeit wegen Herzbeschwerden in ärztlicher Behandlung war, nicht mehr helfen. Die beiden Männer wurden wenig später festgenommen.

Nach Angaben der Polizei vom Mittwoch hatten die beiden 21jährigen den Türken an einer Bushaltestelle zunächst übel beschimpft und dann zu Boden geworfen. Einer der Täter hielt dem 56jährigen dann eine Gaspistole an den Kopf und drückte mehrfach ab, ohne daß sich ein Schuß löste. Durch die "Scheinhinrichtung" erlitt der 56jährige, der seit 23 Jahren in Deutschland lebte, einen tödlichen Infarkt.

Hoechst auf Talfahrt

FRANKFURT A. M. (FR). Die deutschen Aktienbörsen zeigten am Mittwoch ein uneinheitliches Bild. Der Dax schloß beim Stand von 1709,68 um 3,5 Punkte niedriger, nachdem er vorübergehend mit 1717 Punkten ein neues Jahreshoch erreicht hatte. Der Markt konsolidiere auf hohem Niveau, hieß es auf dem Parkett, in Ermangelung anderer Erkenntnisse und richtungsweisender Faktoren. Die relative Dax-Stabilität begründe sich mit dem freundlichen Rentenmarkt, sagte der Vertreter einer Großbank.

Nach dem Dividendenschnitt bei Hoechst von zwölf auf neun Mark tendierten die noch während der Vortagssitzung stark bevorzugten Chemiewerte mehrheitlich schwach. Die Hoechst-Aktie selbst büßte zwölf Mark ein und damit deutlich mehr als Bayer (minus 4,50 Mark) und BASF, die sogar gut behauptet schlossen.

Einzelhandelspapiere waren mit Ausnahme von Karstadt fester. Hier fielen unter den Werten aus der zweiten Reihe beide Escada-Aktien erneut durch wilde Kurssprünge auf - diesmal zur Minusseite. Die Stämme brachen um 85 und die Vorzüge um 55 Mark ein.

Nach nur eintägiger Verschnaufpause nahmen die Kurse auf dem Rentenmarkt zur Wochenmitte ihre Aufwärtsbewegung wieder auf. Die Umlaufrendite ermäßigte sich um drei Stellen und erreichte mit 6,35 Prozent ihren niedrigsten Stand seit Ende Dezember 1988. Aus den Tagesinterventionen der kursregulierenden Stellen ergab sich ein Abgabesaldo im Nennwert von 161,3 Millionen Mark - verglichen mit Käufen am Vortag in Höhe von 305,5 Millionen.

Schwerin schottet Grenze ab

SCHWERIN, 10. März (dpa). Um weniger Flüchtlinge aus Rumänien nach Mecklenburg-Vorpommern gelangen zu lassen, plant der Schweriner Innenminister Rudi Geil (CDU) eine bessere Bewachung der Grenzen nach Polen. Nach der Ankunft von rund 1 400 vorwiegend aus Rumänien stammenden Ausländern alleine in den vergangenen fünf Tagen sei die Situation in Mecklenburg-Vorpommern jetzt bereits "dramatisch", sagte Geil nach einer Kommunalkonferenz am Mittwoch auf Schloß Vietgest bei Güstrow.

An den Grenzen müßten umgehend schärfere Polizei- und Bundesgrenzschutzmaßnahmen veranlaßt werden. Zugleich warnte der Minister vor mehrFlüchtlingen. Geil appellierte an die Bundesregierung, Mecklenburg-Vorpommern Asylbewerber Weg abzunehmen. Es gebe keine Sammelunterkünfte mehr, die Landkreise seien "voll" und die Zentrale Aufnahmestelle in Rostock-Hinrichshagen völlig überbelegt.

Neue Verfassung auf dem Weg

PARIS, 10. März (dpa). Die französische sozialistische Regierung unter Staatspräsident François Mitterrand hat am Mittwoch als eines ihrer letzten Gesetzesvorhaben vor der Neuwahl des Parlaments am 21. und 28. März eine Reform der aus dem Jahr 1958 stammenden Verfassung auf den Weg gebracht. Das von der bürgerlichen Opposition heftig kritisierte Vorhaben sieht eine Stärkung des Parlaments und die Möglichkeit von Volksbegehren vor.

Der Notstandsartikel 16, der dem Staatschef bei "ernster und unmittelbarer Bedrohung" des Landes umfassende Vollmachten einräumt, soll abgeschafft werden. Die siebenjährige Amtszeit des Präsidenten mit der Möglichkeit der Wiederwahl bleibt in dem vom Kabinett beschlossenen Gesetzentwurf hingegen unangetastet.

Mitterrand wertete den Entwurf nach Angaben von Regierungssprecher Louis Mermaz als einen Schritt zu einer "modernen und freien Republik", ohne daß "die großen Gleichgewichte" geändert würden.

Brüssel will Druck auf Butterpreis ausüben

BRÜSSEL (dpa). Die Quoten für die Milchbauern in der Europäischen Gemeinschaft sollen im kommenden Wirtschaftsjahr nicht - wie in der Agrarreform vorgesehen - um ein Prozent gekürzt werden. Wegen des "derzeit ausgewogenen" Marktes will die Brüsseler Kommission den Agrarministern einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten.

Ferner hat die Behörde der Bundesregierung erlaubt, den Landwirten in den nächsten drei Jahren weiterhin einen "soziostrukturellen Ausgleich" zu zahlen, daran jedoch die Auflage geknüpft, die Beihilfe stufenweise abzubauen. Die Mittel wurden zunächst in den achtziger Jahren zum Ausgleich von Wechselkursveränderungen innerhalb des Europäischen Währungssystems genehmigt. Inzwischen laufen sie als "soziostruktureller Ausgleich" und sind an die Mehrwertsteuerbelastung des Bauern geknüpft. Die Kommission legte fest, daß Bonn 1993 bis zu 2,2 Milliarden, 1994 noch 1,5 Milliarden und 1995 höchstens 750 Millionen dafür ausgeben darf.

Sorgen bereitet EG-Kommissar René Steichen die Situation bei Butter. Der Verbrauch in der Gemeinschaft gehe jährlich um ein bis zwei Prozent zurück, nicht zuletzt wegen des Verbrauchertrends zu "leichter" Kost. Daher soll der Interventionspreis, zu dem die Gemeinschaft überschüssige Butter erwirbt, um fünf Prozent gesenkt und somit das Angebot verbilligt werden.

Eishockey-Bund verlängerte Vertrag Ludek Bukac bleibt Bundestrainer bis 1995

Ludek Bukac wird auch bei den Olympischen Winterspielen im kommenden Jahr in Lillehammer die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft betreuen. Das Präsidium des Deutschen Eishockey- Bundes (DEB) verlängerte den Vertrag mit dem 57 Jahre alten Bundestrainer um weitere zwei Jahre bis 1995. Bukac habe durch seine Erfolge bei den Olympischen Spielen in Meribel und der WM in Prag mit jeweils dem sechsten Platz sowie dem Sieg beim "Nissan"-Cup in diesem Februar für neuen Glanz gesorgt, heißt es in der DEB-Pressemitteilung.

Der Doktor der Philosophie, der am 1. Juli 1991 das damalige Trainer-Duo Ladislav Olejnik und Erich Kühnhackl abgelöst hatte, leitet in dieser Woche mit seinem Assistenten Franz Reindl in Füssen den ersten Vorbereitungslehrgang für die WM in Dortmund und München (18. April bis 2. Mai). Bukac hatte sich in einem abschließenden Gespräch mit DEB-Präsident Ulf Jäkel (Kaufbeuren) über die Vertrags-Verlängerung geeinigt. Dem Vernehmen nach soll das Gehalt von Bukac angehoben worden sein.

Dem Bundestrainer wird unter anderem angerechnet, den Stellenwert der Nationalmannschaft erheblich erhöht zu haben, so daß sie zuletzt auch immer in der stärksten Besetzung antrat und es im Gegensatz zu früheren Zeiten keine Absagen mit fragwürdigen Begrüdnungen mehr gab. dpa

Kurz gemeldet: UN bekommen Verwaltungschefin

NEW YORK, 10. März (AP). UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali hat am Dienstag die US-Botschafterin in Zaire, Melissa Wells, zur neuen Verwaltungschefin der Vereinten Nationen ernannt. Wells, die die Nachfolge des ehemaligen US-Generalbundesanwalts Dick Thornburg antritt, wird am 5. April in ihr Amt eingeführt. USA stellen Somalia-Luftbrücke ein NAIROBI, 10. März (dpa). Die USA haben ihre Somalia-Luftbrücke eingestellt, über die sie sechs Monate lang die hungernde somalische Bevölkerung von Mombasa (Kenia) aus mit Lebensmittelhilfen versorgt hatten. Wie die US-Botschaft in Nairobi am Mittwoch mitteilte, hat die im August 1992 begonnene Hilfsaktion ihre Aufgabe erfüllt. Explosion neben kuwaitischer Botschaft BEIRUT, 10. März (AP). Eine Explosion hat in der Nacht zum Mittwoch das Gelände der kuwaitischen Botschaft in Beirut erschüttert; es wurde niemand verletzt. Es seien auch keine größeren Schäden entstanden, berichtete die libanesische Polizei weiter. Explosionsort war demnach der Garten der Mission. Algerische Soldaten erschießen Rebellen ALGIER, 10. März (dpa). Sechs moslemische Untergrundkämpfer sind nahe der westalgerischen Stadt Sidi-Bel-Abbes von Soldaten erschossen worden. Wie die Sicherheitskräfte mitteilten, gelang drei weiteren Mitgliedern der Gruppe die Flucht. Tschechischer KP-Chef legt Amt nieder PRAG, 10. März (dpa). Der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens (KSCM), Jiri Svoboda, hat am Mittwoch in Prag seinen Rücktritt zum 12. März bekanntgegeben. Svoboda begründete dies mit der Ablehnung seines Vorschlages, den Namen der KSCM in "Partei des demokratischen Sozialismus" umzuändern. Neuer Regierungschef in Wilna bestätigt WILNA, 10. März (dpa). Das litauische Parlament hat am Mittwoch den 45jährigen Landwirtschaftsexperten Adolfas Slezavicius zum neuen Ministerpräsidenten Litauens gewählt. Präsident Algirdas Brasauskas hatte Slezavicius als seinen Kandidaten für das Amt vorgeschlagen.

Thieler-Preis für Bildhauer Bömmels

BERLIN. Die Berlinische Galerie hat den mit 30 000 Mark dotierten Fred-Thieler-Preis für Malerei 1993 dem Kölner Maler und Bildhauer Peter Bömmels zugesprochen. Bömmels, 1951 in Frauenberg geboren, wirkt auch als Gastprofessor an den Kunsthochschulen in Hamburg und Berlin. dpa

Goldpreis fällt auf Siebenjahrestief

LONDON (dpa). Der Goldpreis hat am Mittwoch in London ein Siebenjahrestief erreicht. Die Feinunze wurde dort am Mittag mit 326,50 (Vortag: 326,95) Dollar notiert.

Den Grund für den starken Preisverfall in den vergangenen Wochen und Monaten sehen Experten darin, daß das Edelmetall unter anderem wegen der wachsenden Bedeutung der Aktienmärkte an Attraktivität deutlich verloren hat. Sie halten darum einen weiteren Abwärtstrend, auch bis unter 300 Dollar pro Feinunze, nicht mehr für ausgeschlossen. Der Kilobarren kostete gestern in Frankfurt 17 470 (17 490) Mark.

In den vergangenen Monaten haben die Zentralbanken, allen voran die niederländische, durch das Abstoßen großer Mengen Gold den Markt überflutet. Die Holländer trennten sich Ende vergangenen Jahres von einem Viertel ihrer Reserven - rund 400 Tonnen. Die Währungshüter Belgiens hatten zuvor ein Sechstel ihres Vorrates losgeschlagen.

Der Kurs des Dollar hat sich am Mittwoch weiter nach oben bewegt. Beim Fixing in Frankfurt notierte er mit 1,6663 nach 1,6610 Mark am Dienstag.

Peter Hahn in Wiepersdorf entlassen

WIEPERSDORF. Der Direktor des Internationalen Künstlerhauses Schloß Wiepersdorf, Peter Hahn, ist fristlos gekündigt worden. 14 Stipendiaten der brandenburgischen Begegnungsstätte protestierten "gegen diesen Willkürakt", der "ohne Ankündigung und ohne Rücksicht auf unsere Interessen buchstäblich über Nacht" erfolgt sei. dpa

Kriminalbeamte in Sorge

GOSLAR, 10. März (dpa). Deutsche Kriminalbeamte schlagen Alarm: Die Kriminalität steige "dramatisch" an, gefährde den Rechtsstaat und begünstige rechtsradikale Tendenzen. Gleichzeitig sinke die Aufklärungsquote: Die Kriminalpolizei komme gegen die Flut der Verbrechen nicht mehr an, zudem seien die verantwortlichen Politiker in Sicherheitsfragen zerstritten, teilte der Bund Deutscher Kriminalbeamter am Mittwoch in Goslar "mit großer Beunruhigung" mit.

"Das Verbrechen begräbt die Polizei, erstickt jede Initiative", stellten die Kriminalbeamten fest. Die größte Steigerung sei in Bereichen zu verzeichnen, "die die Bevölkerung besonders beunruhigen": Einbruch, Autodiebstahl, Straßenraub, schwere Körperverletzung und Gewaltverbrechen.Landtagspräsident rügt Parteienfilz in Behörden

HANNOVER, 10. März (dpa). Die staatlichen Behörden stehen nach Ansicht von Niedersachsens Landtagspräsident Horst Milde (SPD) zu sehr unter dem Einfluß der Parteien. Parteipolitische Ämterpatronage und Filz in den Behörden müßten dringend abgebaut werden. Wenn die Parteien die Behörden "wie Tendenzbetriebe behandeln und im parlamentarischen Raum nach Art von ,Quasikartellen&rquote; agieren", werde die Politikverdrossenheit der Bürger weiter zunehmen, heißt es in einer Rede Mildes vor dem Verwaltungsforum Niedersachsen, die am Mittwoch in Hannover veröffentlicht wurde.

Im öffentlichen Dienst seien überdurchschnittlich viele Parteimitglieder beschäftigt. Wer nur über die Wege der parteipolitischen Protektion in Führungspositionen gelange, die er aufgrund seiner fachlichen Qualifikation und seines Führungsformats sonst niemals erreicht hätte, schade nicht nur dem Ansehen der Parteien, sondern auch den staatlichen Institutionen, sagte Milde. Die Politik sei dabei, die Verwaltung zu unterwandern.

Stadtmauer von Troja entdeckt

MÜNCHEN, 11. März (dpa). Die von Homer in der Ilias besungene Stadtmauer von Troja ist von bayerischen Geophysikern mit elektromagnetischen Messungen entdeckt worden. Wie das bayerische Landesamt für Denkmalpflege jetzt in München mitteilte, entsprechen Dimensionen und Verlauf der gewaltigen Mauer offenbar den Angaben des altgriechischen Dichters in seinem Epos. Die Reste der verbrannten Lehmziegel-Mauer lägen in über zwei Metern Tiefe. Die Mauer sei sechs Meter breit gewesen. Die Verteidigungsanlage wurde in einem Getreidefeld knapp 400 Meter südlich der Schliemann- Grabungen an der türkischen Westküste mit einem sogenannten Cäsium-Magnetometer geortet.

Dabei handelt es sich den Angaben zufolge um das derzeit weltweit einzig verfügbare Gerät. Es liefert ohne Ausgrabungen Erkenntnisse über archäologische Befunde. Im Sommer solle versucht werden, mit Grabungen die Meßergebnisse zu bestätigen.

Russen deklassieren Südkorea Ehrets Eidgenossen besiegen Frankreich

Die Handball-Nationalmannschaft der Schweiz hat mit dem künftigen deutschen Bundestrainer Arno Ehret bei der Weltmeisterschaft in Schweden für die erste Sensation gesorgt: Die Eidgenossen gewannen in der der Gruppe B gegen den Geheimfavoriten Frankreich mit 26:24 (10:8). Zur gleichen Zeit setzte sich in Malmö Rußland als Nachfolge-Team von Olympiasieger GUS in der deutschen Gruppe D mit 33:18 (18:6) gegen Südkorea durch.

Frankreich war neben Gastgeber Schweden bei allen Prognosen als Finalist für das Endspiel vorgewettet worden. In ihrem Auftaktspiel jedoch boten die Franzosen eine erschreckend schwache Vorstellung und verloren völlig verdient gegen den in der Schlußphase abgeklärt agierenden Außenseiter.

Für Rußland war das Spiel gegen die Südkoreaner nur ein Pflichtsieg. Mannschaftskapitän Duschebajew führte meisterhaft Regie. Südkorea fehlte vor allem ihr in der Schweiz spielender Star Chang, der wegen Perspektivlosigkeit auf eine Teilnahme verzichtet hatte. dpa

NASA kürzt Raumstation-Etat

WASHINGTON, 11. März (dpa). Im Rahmen des Sparprogramms von US- Präsident Bill Clinton wird die Raumfahrtbehörde NASA die Kosten für die ständige Raumstation vermutlich auf etwa die Hälfte der derzeit veranschlagten Kosten von 31 Milliarden Dollar (rund 50 Milliarden Mark) zusammenstreichen. Dies bestätigte ein NASA-Sprecher am Mittwoch in Washington vor der Amerikanischen Astronautischen Gesellschaft (American Astronautical Society).

Als Baubeginn für die Anlage wird das Jahr 1996 anvisiert. Clinton hatte nach seinem Amtsantritt klargemacht, daß das Programm für die Station gekürzt werden solle. Grundsätzlich werde er das umstrittene Projekt weiter verfolgen.

Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft Silber für Wötzel/Steuer Goldmedaille im Paarlauf an die Kanadier Brasseur/Eissler

Sieben Wochen nach der Vize-Eurpopameisterschaft in Helsinki gingen Mandy Wötzel und Ingo Steuer auch bei den Welttitelkämpfen in Prag mit Edelmetall vom Eis. Das erst seit dieser Saison zusammen agierende Paar aus Chemnitz sicherte sich mit einer couragierten und fehlerlosen Kür den zweiten Rang, für den es mit Platz drei im Technikprogramm den Grundstein gelegt hatte.

Eine Klasse für sich aber waren die Kanadier Isabelle Brasseur und Lloyd Eissler, die von den 7000 Zuschauern begeistert verabschiedet wurden. Nach zwei Vize-Titeln 1990 und 1991 sowie dem dritten Platz 1992 erfüllte sich für sie endlich der goldene Traum. Dritte wurden Ewgenia Schischkowa/Wadim Naumow aus Rußland. Zuvor war der Deutsche Meister Ronny Winkler unerwartet Zehnter im Technikprogramm der Männer geworden, in dem der Kanadier Kurt Browning als Sieger hervorging.

Für den ersten WM-Medaillengewinn für die Deutsche Eislauf-Union (DEU) seit 1989 mußten Wötzel/Steuer in der Kür alles riskieren. Denn die unmittelbar davor laufenden US-Amerikaner Jenni Meno/Todd Sand, Vierte nach dem Technikprogramm, legten die Latte mit einer ansprechenden Kür sehr hoch. Wötzel/ Steuer aber hielten dem nervlichen Druck stand und wurden dafür belohnt.

Dagegen vergaben Schwarz/König schon im Kurzprogramm die Chance auf eine vordere Plazierung und mußten sich mit Rang zwölf zufrieden geben. Wie schon im Technikprogramm stürtzte Peggy Schwarz auch in der Kür. "Es lag ander fehlenden Kraft, daß ich die Patzer gemnacht habe", sagte die Berlinerin, die den ganzen Winter über mit Verletzungen zu tun hatte.

Ein fehlerfreies Programm absolvierte Ronny Winkler. "Das war optimal", lobte DEU-Sportdirektor Peter Krick. Und auch der 22jährige Chemnitzer selbst, er nimmt zum dritten Mal an einer WM teil und erreichte 1988 als 17. sein bestes Resultat, freute sich über die Leistung: "Das war meine beste Kurzkür in dieser Saison. Ich fühlte mich bei den Sprüngen sehr sicher." Schon bei der EM in Helsinki hatte er den Sprung auf Platz zehn geschafft. Daß er in der Kür am heutigen Donnerstag abend den zehnten Rang verteidigen kann, der zwei Startplätze für das deutsche Team im kommenden Olympia-Jahr einbringen würde, glaubt er jedoch nicht. dpa

Mißgriff eines Unglücksrabens beim Rückspiel um den Supercup Torhüter Reck wurde wegen Handspiels vom Platz gestellt Stoischkow wirbelte / Rufer machte zwischenzeitlichen Ausgleich / Pokal ging an die Katalanen / Barcelona - Bremen 2:1 (1:1)

Zehn Bremer wehrten sich bravourös, aber den Supercup gewann vollauf zu Recht der FC Barcelona. Der Europapokalsieger der Landesmeister hatte am Mittwoch abend vor 50 000 Zuschauern im Stadion Nou Camp in der katalanischen Olympiastadt Chancen zu Hauf, um höher als 2:1 (1:1) gegen den Europachampion der Cupsieger, Werder Bremen, siegen zu können. Doch gegen die nach einem Platzverweis von Torhüter Reck von der 30. Minute an dezimierten Bremer trafen lediglich Stoischkow (30. Minute) und Goicoechea (48.). Den Treffer für die Bremer erzielte Rufer per Foulelfmeter (42.) zum 1:1 - das hätte nach dem 1:1 im Hinspiel eine Verlängerung bedeutet.

Trotz aller internationaler Erfahrung flatterte den Bremern erst einmal die Nerven. Die Abseitsfalle schnappte nicht zu, und Wolter bekam Stoischkow nie in den Griff. Doch mit Glück überstand Werder die ersten Minuten, zumal der gute Schiedsrichter Bo Karlsson nicht auf Stoischkows Schauspiel-Künste hereinfiel und den Katalanen in der 20. Minute völlig zu Recht einen Elfmeter versagte.

Auch nach einer halben Stunde ließ der Schwede nicht mit sich reden und schickte Torhüter Reck in die Kabine. Der Bremer Torhüter hatte bei einem Abwehr-Versuch den Ball außerhalb des Strafraums in die Hände genommen und sah dafür Rot. "Da muß man die Kirche im Dorf lassen", sagte Werder-Trainer Rehhagel, denn schließlich sei Reck auf dem kurz vor Spielbeginn gesprengten Rasen ausgerutscht und habe keinen Spieler verletzt. Den Freistoß verwandelte Stoischkow an dem dabei unglücklich aussehenden Reck-Ersatz Gundelach zum 1:0 (30.).

Die doppelte Strafe, die auch die Gastgeber als ungerecht empfanden, rüttelte Werder wach. Aber Eilts, Rufer, Borowka und der von Barcelona umworbene Herzog scheiterten zunächst. Als Eilts dann aber in der 42. Minute auf und davon ging, auch Zubizarreta stehen ließ, wußte sich der Barca-Tormann nicht anders zu helfen und zog dem Bremer Mittelfeld- Akteur die Beine weg. Den Strafstoß schoß Rufer bekannt sicher zum 1:1 ins Tor.

Stoischkow allein wirbelte auch nach dem Seitenwechsel die Bremer Abwehr ein ums andere Mal durcheinander. Und bereits drei Minuten nach dem Seitenwechsel bereitete er mit einem satten Schuß die Entscheidung vor. Gundelach konnte den Ball nur noch mit den Fingerspitzen berühren und Goicoechea hatte keine Mühe zum 2:1 abzustauben. Angriff auf Angriff rollte danach in Richtung Werder-Tor. Doch ob Nadal, Laudrup oder immer wieder Stoischkow ein weiteres Tor fiel nicht. Dafür sorgte vor allem Gundelach, den die Barca-Stürmer im wahrsten Sinne des Wortes warmgeschossen hatten.

Das Tor zum allerdings unverdienten Supercup-Gewinn hatte Hobsch in der 75. Minute auf dem Fuße. Doch freistehend scheiterte er an Zubizarreta. dpa

Barcelona: Zubizarreta - Koeman, Ferrer, Goicoechea - Amor, Guardiola (79. Salinas), Nadal, Bakero (51. Beguiristain), Eusebio - Laudrup, Stoischkow.

Bremen: Reck - Bratseth - Wolter, Borowka - Schaaf (31. Gundelach), Eilts, Herzog, Bode, Legat (78. Allofs) - Hobsch, Rufer.

Schiedsrichter: Karlsson (Schweden).

Tore: 1:0 Stoitschkow (33.), 1:1 Rufer (41., Foulelfmeter), 2:1 Goicoechea (49.).

Zuschauer: 50 000.

Rote Karte: Reck wegen absichtlichen Handspiels (30.).

Freie Fahrt für freie Güter

BONN, 10. März (dpa). Die Tarifbindung im nationalen Binnenschiffs-, Bahn- und Straßengüterverkehr soll laut einem Gesetzentwurf der Bonner Koalition fallen. Einstimmig billigte der Verkehrsausschuß des Bundestages am Mittwoch die Vorlage in geänderter Fassung. Mit der Aufhebung der Tarife soll der fortschreitenden Liberalisierung des grenzüberschreitenden Verkehrs Rechnung getragen, zugleich nationale Vorschriften an EG-Regelungen angepaßt werden.

Die freie Preisbildung sei als Voraussetzung eines freien Warenverkehrs unerläßlich, heißt es im Gesetzentwurf. Nach Angaben des Bundestags-Pressedienstes konstatierten die Mitglieder des Ausschusses die gegenwärtigen "schwerwiegenden Nachteile" deutscher Transporteure im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz in der Besteuerung sowie bei der Kontrolle der Sozialvorschriften und der technischen Normen.

SPD-Entwurf zu Einbürgerung

BONN, 10. März (dpa). Die SPD will ihren Gesetzentwurf zur leichteren Einbürgerung für in Deutschland lebende Ausländer sowie einer Ausweitung der Doppelstaatsbürgerschaften bereits in zwei Wochen im Bundestag einbringen. Damit solle ein "Signal für eine Politik des inneren Friedens gerade in Umbruchzeiten" gesetzt werden, sagte die stellvertretende Partei- und Fraktionsvorsitzende Herta Däubler-Gmelin am Mittwoch in Bonn.

Der SPD-Entwurf sieht vor, daß Ausländer der dritten Generation durch Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben können. Jugendliche der zweiten Ausländergeneration sowie Erwachsene, die seit acht Jahren in der Bundesrepublik leben, sollen einen Rechtsanspruch auf Einbürgerung bekommen.

Paris entläßt Verteidigungsminister Joxe

PARIS, 10. März (AFP). Der französische Verteidigungsminister Pierre Joxe scheidet aus der Regierung aus. Das geht aus einem Dekret hervor, das am Mittwoch morgen in Paris veröffentlicht wurde. Sein Geschäftsbereich soll von Ministerpräsident Pierre Beregovoy mitverwaltet werden. In dem Dekret heißt es ohne weitere Erklärungen, Joxe, der als Präsident des Rechnungshofes im Gespräch ist, sei "zu anderen Aufgaben" berufen worden. Ministerpräsident Beregovoy sei zum Verteidigungsminister ernannt worden.

Suharto als Präsident Indonesiens bestätigt

JAKARTA, 10. März (AFP). Der indonesische Präsident Suharto (Bild: AFP) ist am Mittwoch vom Parlament, dem Beratenden Volkskongreß, für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt worden. Es ist die sechste Wahl des 71jährigen zum Präsidenten in Folge. Wie bei den vorangegangenen fünf Abstimmungen war Suharto der einzige Kandidat. Der Präsident des Beratenden Volkskongresses, General Wahono, sagte nach der Sitzung des Parlaments, die fünf im Kongreß vertretenen Fraktionen hätten einmütig ihre Unterstützung für Suharto erklärt. Damit sei der Präsident für die Amtzeit von 1993 bis 1998 wiedergewählt worden.

Dem indonesischen Parlament gehören drei legale Parteien an: die regierungsnahe Golkar, die moslemische Vereinigte Entwicklungspartei (PPP) und die nationalistisch-christliche Demokratische Partei Indonesiens (PDI). Vertreter der Armee und der Regionen haben jedoch die Mehrheit im Volkskongreß, dem 1000 Abgeordnete angehören. Sie werden direkt von Suharto ernannt.

Die 400 Abgeordneten der drei zugelassenen Parteien waren im Juni 1992 gewählt worden. Die meisten waren jedoch mit Billigung des Präsidenten als Kandidaten aufgestellt worden.

Suharto, der erstmals 1968 zum Präsidenten gewählt worden war, übt das Amt faktisch seit dem 11. März 1966 aus, als sein Vorgänger Soekarno ihn per Dekret mit allen Vollmachten ausgestattet hatte. Der indonesische Vizepräsident soll am Donnerstag abend gewählt werden. Einziger Kandidat für diese Position ist der 57jährige General Try Sutrisno.

Schwarzer US-Bürger schildert Mißhandlung

LOS ANGELES, 10. März (AFP/AP/ dpa). Rodney King, der schwarze Autofahrer, der vor zwei Jahren von vier weißen Polizisten in Los Angeles brutal zusammengeschlagen worden war, hat erstmals im Prozeß gegen seine Peiniger ausgesagt. King berichtete, die Beamten hätten ihn als "Neger" oder "Mörder" beschimpft und geschrien: "Wir werden dich töten." Er sei sich aber nicht sicher, ob sie "Nigger" oder "Killer" gesagt hätten, räumte King auf Fragen des Staatsanwalts ein. Davon hängt es ab, ob die Tat am Rande einer Autobahn als rassistisch eingestuft wird.

Die Polizisten müssen sich in einem zweiten Verfahren vor einem Bundesgericht wegen der Verletzung der Bürgerrechte Kings verantworten. Der 27jährige war beim ersten Prozeß vor einem Jahr, bei dem die vier Beamten wegen schwerer Gewalt angeklagt gewesen waren, nicht vorgeladen worden. Der Freispruch der Polizisten hatte die blutigsten Unruhen in der Geschichte der Vereinigten Staaten ausgelöst.

Die Beamten sagten aus, King habe sich aggressiv und gewalttätig verhalten. Der über 1,90 Meter große und damals 120 Kilogramm schwere Farbige sei ihren Anweisungen nicht nachgekommen und statt dessen wie ein "verrückt gewordener Riese" auf sie zugekommen. Sie hätten sich verteidigen müssen, den Farbigen aber nie auf den Kopf geschlagen.

King sagte dagegen aus, die Beamten hätten ihm nie eine Chance gegeben, sich normal zu verhalten. Er habe sie nicht angegriffen, aber "versucht, am Leben zu bleiben". Zuvor hatte ein Arzt bestätigt, daß Kings Kopfverletzungen von Polizeiknüppeln stammten. Die Knochen seien durch schwere Schläge vielfach zersplittert und teilweise zu "feinem Pulver und Sand" reduziert worden. King gab an, er sei auch von einem elektrischen Schlagstock getroffen worden. "Es war, als wenn das Blut im Inneren meines Körpers kochte", erinnerte er sich.

Schwarze Astronautin will in Afrika helfen

WASHINGTON, 10. März (AFP). Mae Jemison, die erste schwarze Frau im All, will die NASA verlassen und sich einem medizinischen Hilfsprokjekt in Westafrika widmen. "Ich gehe mit der Ehre, die erste farbige Astronautin im Weltraum gewesen zu sein", sagte die 36jährige. "Wir bedauern es, sie gehen zu sehen", sagte eine Sprecherin des Johnson-Space-Center in Houston. Jemison war an Bord der Weltraumfähre Endeavour im September 1992 ins All gestartet. Die in Alabama geborene und in Chicago aufgewachsene Wissenschaftlerin hatte sich zwischen 1983 und 1985 an humanitären Aktionen in Sierra Leone und Liberia beteiligt.

Theodorakis verläßt Parlament und geht zum Rundfunk

ATHEN. Der griechische Komponist Mikis Theodorakis hat auf seinen Sitz im Parlament von Athen verzichtet. Er werde die Leitung der Orchester des staatlichen Rundfunks übernehmen, hieß es in einer offiziellen Erklärung. Theodorakis war im April 1990 über eine Liste der regierenden Konservativen ins Parlament eingezogen. afp

Ankara verlängert Ausnahmezustand

ANKARA, 10. März (AFP). Das türkische Parlament hat in der Nacht zum Mittwoch die Verlängerung des Ausnahmezustandes für zwölf anatolische Provinzen beschlossen, die mehrheitlich von Kurden bewohnt werden. Wie aus Parlamentskreisen bekannt wurde, hob das Parlament zugleich den Ausnahmezustand für die Provinz Elazig auf. Die Kurden-Provinzen wurden 1987 der Oberpräfektur in Diyarbakir unterstellt, die den Kampf gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden koordiniert. 215 der 450 Abgeordneten stimmten für den Beschluß, 78 dagegen. Die Parlamentarier der größten Oppositionspartei, der Mutterlandspartei von Mesut Yilmaz, nahmen an der Abstimmung nicht teil.

Gefechte in Guatemala

GUATEMALA-STADT, 10. März (AFP/ dpa). Im Norden Guatemalas ist es unmittelbar vor Beginn von Friedensverhandlungen zu schweren Gefechten zwischen Regierungstruppen und den Guerillas der National-Revolutionären Einheit Guatemalas (URNG) gekommen. Dabei gab es nach offiziellen Angaben zahlreiche Verletzte.

Die Deutsche Presseagentur berichtet, Guatemalas Armee habe am Dienstag Felder und Dörfer von Kleinbauern im Nordwesten Guatemalas bombardiert. Wegen des Bomdardements seien viele Campesinos über die Grenze nach Mexiko geflüchtet.

Nach Angaben von Präsidentensprecher Arturo Alvarado ist Guatemalas Regierung bereit, noch in dieser Woche mit der URNG ein Waffenstillstandsabkommen zu unterzeichnen. Die zu den Friedensverhandlungen in Mexiko-Stadt entsandte Regierungsdelegation habe die Anweisung erhalten, eine Übereinkunft zu erzielen.

Genscher fordert neue Ostpolitik der EG

BONN/LEIPZIG, 10. März (AFP). Der frühere Bundesaußenminister Hans- Dietrich Genscher (FDP) hat sich für eine neue Ostpolitik der Europäischen Gemeinschaft ausgesprochen.

Genscher setzte sich am Mittwoch bei einer Vortragsveranstaltung im Rahmen der Leipziger Messe dafür ein, die Assoziierungspolitik der EG mit Osteuropa zu intensivieren. Nach den bereits geschlossenen Abkommen mit Polen, Ungarn und der früheren Tschechoslowakei müßten nun auch mit Rumänien, Bulgarien, Albanien und den baltischen Staaten sowie - nach Ende des Konflikts - mit den Nachfolgestaaten des früheren Jugoslawien entsprechende Verträge geschlossen werden.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete unterstrich insbesondere die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit Rußland und den anderen Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion. Mit diesen müsse die EG nicht Assoziierungsverträge mit der Perspektive der späteren Mitgliedschaft, sondern Kooperationsabkommen abschließen. Diese müßten so angelegt sein, daß sie auch die Zusammenarbeit der Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion untereinander förderten.

Blauhelme nach Ruanda?

NEW YORK, 10. März (AFP). Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) hat am Dienstag abend über eine Resolution beraten, die eine Entsendung von UN-Friedenstruppen nach Ruanda vorsieht. Nach Auskunft von UN-Diplomaten in New York wurde zunächst keine Entscheidung gefällt. Auf Initiative Frankreichs soll UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali mit der Resolution aufgefordert werden, unverzüglich zu berichten, wie eine Waffenruhe zwischen den Kriegs- parteien überwacht werden könnte.

17jähriger Palästinenser erschossen

JERUSALEM, 10. März (AFP). Israelische Soldaten haben am Mittwoch morgen im von Israel besetzten Westjordanland einen 17jährigen Palästinenser erschossen und zwei weitere Palästinenser durch Schüsse verletzt. Die drei Palästinenser wurden getroffen, als die Soldaten eine Demonstration auflösen wollten. Die Soldaten hätten das Feuer eröffnet, als die Demonstranten israelische Autos mit Steinen bewarfen, teilten Augenzeugen mit. Der Zwischenfall ereignete sich in der Nähe der Schule Beit Hanina nördlich von Jerusalem.

Erdöl läuft aus Pipeline aus

MOSKAU, 10. März (AFP). Rund 20 000 Tonnen Erdöl sind in den vergangenen Tagen aus einer defekten Pipeline in Ostsibirien ausgelaufen. Wie die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass am Mittwoch meldete, entstand ein 50 Hektar großer Ölsee.

Die Pipeline von Omsk nach Irkutsk sei bereits in der Nacht zum Sonntag gebrochen. Sie sei jedoch erst am Mittwoch morgen repariert worden.

Das Öl bedroht einen nahegelegenen Stausee und ein Wasserkraftwerk bei Bratsk. Örtliche Behörden versuchten, das Öl durch den Bau provisorischer Dämme aufzuhalten.

Juristen rügen Asylkompromiß

STUTTGART, 10. März, (AFP). Die geplante Asylrechtsänderung ist nach Auffassung der in der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) organisierten Richter und Staatsanwälte "verfassungspolitisch verfehlt und juristisch zweifelhaft". Anläßlich der am heutigen Donnerstag in Bonn stattfindenden Expertenanhörung zum Asylrecht erhob die ÖTV in Stuttgart am Mittwoch in einem Schreiben an alle Bundestagsabgeordneten "massive Bedenken" gegen die geplante Änderung.

Der Ausschluß von politisch Verfolgten aus sogenannten sicheren Drittstaaten sei mit dem "menschenrechtlichen Kern des Asylrechtes kaum vereinbar". Zudem höhle die fragliche Regelung den Rechtsschutz für politisch Verfolgte aus.

China leiht Japan Pandas

PEKING, 10. März (AFP). Die chinesische Regierung hat erstmals ihre Einwilligung dafür gegeben, daß zwei Riesenpandas für wissenschaftliche Zwecke exportiert werden dürfen. Wie die Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch berichtete, sollen die beiden Exemplare der vom Aussterben bedrohten Tierart gegen die Zahlung von umgerechnet 16,6 Millionen Mark im Mai nach Japan transportiert werden. Die Pandas sollen für zehn Jahre im Zoo von Wakayama, hundert Kilometer südlich von Osaka, bleiben. Die Japaner sagten außerdem zu, alle Nachkommen des Panda-Paares an China abzutreten.

Bonn will mehr Jod verordnen

BONN, 10. März (AFP). Mit einer neuen Jodsalz-Verordnung will die Bundesregierung ernährungsbedingten Schilddrüsenerkrankungen wie dem Kropf besser vorbeugen. Anstelle des üblichen Kochsalzes solle künftig nur noch Jodsalz verwendet werden, teilte das Bundesgesundheitsministerium am Mittwoch in Bonn mit. Zwar sei bereits in jedem zweiten Haushalt und in 80 Prozent der Kantinen Jodsalz im Gebrauch; bei Bäckern, Metzgern und in der übrigen Lebensmittelindustrie werde aber nach wie vor vor allem normales Kochsalz benutzt. Deshalb sollen die Vorschriften über die Verwendung von jodiertem Speisesalz geändert werden, vor allem die Kennzeichnungsvorschriften.

Nach diesen Angaben leidet bereits jeder zehnte Bundesbürger an einem Kropf. Durch jodmangelbedingte Schilddrüsenerkrankungen würden jedes Jahr Kosten in Höhe von zwei Milliarden Mark verursacht.

Zweite Frau in Berner Regierung Entscheidung für Ruth Dreifuss im dritten Wahlgang

BERN, 10. März (AFP/AP). Die Sozialdemokratin Ruth Dreifuss ist am Mittwoch als Nachfolgerin des zurückgetretenen Außenministers Rene Felber in den Schweizer Bundesrat (Regierung) gewählt worden. Die Entscheidung fiel im dritten Wahlgang, nachdem die Sozialdemokratin Christiane Brunner auf ihre Kandidatur verzichtet hatte. Mit Dreifuss (53) wurde zum zweiten Mal eine Frau Regierungsmitglied. Für sie stimmten 144 Abgeordnete der Bundesversammlung.

Mit der Wahl wurden die politischen Turbulenzen beendet, in die die Schweiz geraten war. Vor einer Woche hatte eine bürgerliche Mehrheit in der Bundesversammlung - der gemeinsamen Tagung beider Kammern des Parlaments - der Gewerkschafterin Brunner die Wahl verweigert, obwohl sie offizielle Kandidatin der in der Regierung vertretenen Sozialdemokraten war. Stattdessen wurde ihr Parteifreund Francis Matthey gewählt, der aber zu Beginn der neuen Sitzung seinen Verzicht auf das Amt erklärte, um die Wahl einer Frau zu ermöglichen.

Die Sozialdemokraten nominierten am Mittwoch neben Brunner auch Ruth Dreifuss. Nachdem keine der beiden Frauen in den ersten Wahlgängen die Mehrheit von 120 Stimmen erhalten hatte, verzichtete Brunner. Vor dem Parlament demonstrierten rund 10 000 Frauen gegen "die Herrschaft der Männer".

Die sieben Mitglieder des Bundesrats bilden die Kollegialregierung der Schweiz. Bei der Wahl der Bundesräte wird ein kompliziertes Proporzsystem angewandt, das eine gleichmäßige Vertretung der der drei Sprachgruppen, der Kantone, der beiden Konfessionen und der vier an der Koalition beteiligten großen Parteien sicherstellen soll.

(Weiterer Bericht S. 2, Kommentar S. 3)

Palästinenser sperren sich Aschrawi lehnt Einladung zu Nahostkonferenz am 20. April ab

JERUSALEM, 10. März (AP/AFP). Die Delegation der Palästinenser bei den internationalen Friedensverhandlungen für den Nahen Osten hat am Mittwoch die Einladung zu einer neuen Gesprächsrunde in Washington abgelehnt. Delegationssprecherin Hanan Aschrawi sagte, einer Fortsetzung der Verhandlungen stünden noch "ernste offene Fragen" entgegen. Haupthindernis für eine Fortsetzung der Verhandlungen sei die israelische Weigerung, die nach Südlibanon deportierten rund 400 Palästinenser unverzüglich in ihre Heimat zurückzulassen.

Die USA und Rußland hatten als Schirmherren der Konferenz zur Fortsetzung der Verhandlungen am 20. April eingeladen. Die israelische Regierung nahm die Einladung an. Unklar war zunächst noch, wann die Einladungen an die übrigen Teilnehmer der Nahostkonferenz überreicht werden. Es handelt sich dabei um Jordanien, Libanon und Syrien.

Der israelische Außenminister Schimon Peres bekräftigte den Wunsch Jerusalems, einen Separatfrieden mit Syrien zu schließen. Der Süddeutschen Zeitung sagte er, er glaube, daß die syrische Regierung zu getrennten Verhandlungen mit Israel bereit sei. Ministerpräsident Yitzhak Rabin sprach sich in der Tageszeitung Jerusalem Post für ein Gipfeltreffen mit Syrien nach dem Vorbild des Camp-David-Treffens aus. In Camp David hatten 1978 der damalige US-Präsident Jimmy Carter, Ägyptens Präsident Anwar el Sadat und Israels Ministerpräsident Menachem Begin Abkommen unterzeichnet, die ein Jahr später zum Frieden zwischen Israel und Ägypten führten.

Israelische Soldaten schossen am Mittwoch in Ostjerusalem auf palästinensische Jugendliche und töteten dabei einen 17jährigen. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, hatten die Schüler einer lutherischen Konfessionsschule einen Armeebus mit Steinen beworfen.

In Nazareth stachen jugendliche Araber einen israelischen Soldaten nieder und verletzten ihn schwer.

Plattdeutsch wird geschützt

BONN, 10. März (AFP). Plattdeutsch soll im Rahmen des Europäischen Abkommens über regionale und Minderheitssprachen als schützenswerte Sprache anerkannt werden. Wie der nordrhein-westfälische FDP-Bundestagsabgeordnete Burkhard Zurheide am Mittwoch in Bonn mitteilte, hat Außenminister Klaus Kinkel zugesagt, nachträglich die niederdeutsche Sprache neben der sorbischen, der dänischen und der friesischen Sprache als schützenswert anzumelden. Die Regierungschefs der Länder müßten bei ihrer Konferenz Anfang April allerdings noch zustimmen.

Jelzin schlägt Kommission vor Vermittlung angestrebt / Rußlands Unternehmer für Koalition

MOSKAU, 10. März (AFP). Rußlands Präsident Boris Jelzin hat dem Volksdeputiertenkongreß am Mittwoch die Bildung einer Vermittlungskommission vorgeschlagen, die einen Kompromiß im Streit um die Macht erarbeiten soll. Jelzins Sprecher Wjatscheslaw Kostikow sagte am Sitz des russischen Präsidenten, sollte dieser Versöhnungsversuch scheitern, müsse Jelzin Maßnahmen ergreifen, um die Demokratie zu retten. "Der Kongreß zwingt den Präsidenten dazu, die Entscheidungen tiefgreifend und tragisch zu überdenken, die er zur Rettung der Reformen und der Demokratie treffen muß", sagte Kostikow.

Die russische Parteienkoalition Bürgerunion forderte die Bildung einer Koalitionsregierung. In einer Erklärung, die am Rande des 8. Volksdeputiertenkongresses verteilt wurde, wurde dabei die Berücksichtigung der Interessen der Autonomen Republiken in der Russischen Föderation sowie der "wichtigsten politischen Kräfte" gefordert. Der Ko-Vorsitzende der Bürgerunion, der Chef des Industrie- und Unternehmerverbandes Arkadi Wolski, sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur ITAR-TASS, wenn es auf dem Kongreß keine Einigung über die Machtverteilung gebe, werde er sich für eine Volksabstimmung am 11. April aussprechen. In dieser solle über vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen abgestimmt werden. Jelzin, der das Referendum im Volksdeputiertenkongreß durchsetzen will, strebt hingegen eine Abstimmung über eine Präsidialverfassung an. Sein Gegenspieler, Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow, lehnt das Referendum ab und verlangt vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen.

Die Bürgerunion, vor allem Wolskis Unternehmerverband, vertreten die Interessen der Großbetriebe, die die Wirtschaftsreformen erheblich verlangsamen wollen. Sie verlangen Subventionen für die Betriebe, um vorrangig den Produktionsverfall zu bekämpfen. Die Radikalreformer wollen dagegen keine weiteren Mittel in die unrentablen Betriebe stekken und die Privatisierung vorantreiben.

Palästinenser lehnen Einladung zu Friedensgesprächen ab

JERUSALEM, 10. März (AFP). Die palästinensische Delegation bei den Nahost-Friedensverhandlungen hat am Mittwoch die Annahme des Einladungsschreibens verweigert, mit dem die Schirmherren USA und Rußland die Verhandlungspartner für den 20. April zusammenrufen wollten. Die Sprecherin der Delegation, Hanan Aschrawi, gab zur Begründung an, das Problem der deportierten Palästinenser sei immer noch nicht gelöst.

(Weiterer Bericht auf Seite 2)

Luanda will Hilfe vom Ausland

LUANDA, 10. März (AFP). Der angolanische Präsident Eduardo Dos Santos hat die internationale Gemeinschaft aufgefordert, seine Regierung im Kampf gegen die Rebellenbewegung Unita stärker zu unterstützen. Die angolanische Regierung sei aus freien Wahlen hervorgegangen und habe ein Recht auf internationale Unterstützung, hieß es in einem Schreiben von Dos Santos an seinen simbabwischen Kollegen Robert Mugabe.

In einer Rede anläßlich der Vereidigung neuer Kabinettsmitglieder verlangte Dos Santos außerdem die Aufhebung des UN-Verbots für Waffenlieferungen. Die legitime Regierung Angolas habe ein Recht, das Land zu verteidigen, sagte Dos Santos dem staatlichen Rundfunk zufolge. Unita-Chef Jonas Savimbi forderte die Ablösung der UN-Sondergesandten für Angola, Margaret Anstee.

Jugoslawien-Vermittler wollen Unterstützung Milosevics gewinnen Treffen in Paris soll Druck auf bosnische Serben verstärken / UN-Konvoi kam nicht durch / Moslemische Offensive offenbar erfolglos

NEW YORK/SARAJEWO, 10. März (Reuter/AFP/AP/dpa). Die beiden Jugoslawien-Vermittler Cyrus Vance und Lord Owen wollen sich bei dem für den heutigen Donnerstag geplanten Treffen mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic bemühen, dessen Unterstützung für ihren Bosnien-Friedensplan zu erhalten. Ein Sprecher des französischen Präsidenten François Mitterrand, auf dessen Einladung das Treffen in Paris stattfindet, sagte, bei dem Gespräch solle geklärt werden, welchen Beitrag Serbien leisten könne, um die bosnischen Serben zur Unterzeichnung des Vance-Owen-Planes zu bewegen. Vance sagte in der Nacht zum Mittwoch in New York, er wolle versuchen, den serbischen Präsidenten von der Notwendigkeit von Zugeständnissen zu überzeugen.

Zugleich sagte Vance, es sei aus der Sicht der Vermittler "an der Zeit", auf die bosnischen Serben mehr Druck auszuüben. Während die andere Seite sich "bewegt" habe, hätten die bosnischen Serben sich bislang noch nicht bewegt, fügte er hinzu. Bislang wurde der aus drei Abkommen bestehende Plan lediglich von den Kroaten unterzeichnet. Bosniens moslemische FÜhrung hat einem Teil des Planes zugestimmt, will aber die regionale Aufteilung und die bisherigen Vorschläge für die Verwaltung Sarajewos erst nach wesentlichen Änderungen akzeptieren, sagte Bosniens UN-Botschafter Muhamed Sacirbey in New York.

Mitterrand wird bei dem Treffen den Vorsitz führen. Zwölf Organisationen riefen für Donnerstag in Paris zu Protestkundgebungen gegen Milosevic auf, den sie als "Anstifter der ethnischen Säuberung und politischen Hauptverantwortlichen für den Krieg gegen Kroatien und Bosnien-Herzegowina" bezeichneten.

Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic warf den Vermittlern am Mittwoch in einem Zeitungsinterview vor, sie wollten die Serben spalten. Karadzic war nicht nach Paris eingeladen worden. In Moskau sagte Präsident Boris Jelzin, zum Vance-Owen-Plan gebe es keine Alternative. Die Regierungen in London und Washington arbeiten nach Berichten von UN-Diplomaten an Plänen für eine vollständige Isolierung Serbiens. Die Finanzbeziehungen sollten eingefroren und der Schiffsverkehr auf der Donau gestoppt werden.

Die vor zwei Tagen befohlene Entlastungsoffensive der bosnischen Regierungstruppen ist offenbar wirkungslos verpufft. Das serbische Militär meldete am Mittwoch weitere Vormärsche im Osten und brach nach Funkmeldungen den letzten Verteidigungsring um Srebrenica auf. Serbische Truppen stehen Funkmeldungen zufolge nur noch drei Kilometer vor dem Ort. Im Gebiet von Srebrenica sind 60 000 Einwohner und Flüchtlinge zusammengedrängt, die letzten 5000 kamen aus dem vergangene Woche von Serben eroberten Cerska. Ein Sanitätshubschrauber der Regierungstruppen flog am Mittwoch erstmals verwundete Soldaten aus dem Kessel von Srebrenica aus.

Sechs US-Transportflugzeuge warfen in der Nacht zum Mittwoch 43 Tonnen Lebensmittel und Medikamente über Srebrenica ab. Im nahen Konjevic Polje sollen Funkamateuren zufolge 100 Menschen im serbischen Artilleriefeuer ums Leben gekommen sein. Ein UN-Konvoi, der verwundete Moslems aus Konjevic Polje evakuieren soll, kommt seit zwei Tagen keinen Meter voran. Am Grenzkontrollpunkt Zvornik an der Drina, wo der UN-Konvoi auf die serbische Genehmigung zur Weiterfahrt wartet, wurde ein französischer Blauhelmsoldat verletzt. Nach UN-Angaben wurde aus einem vorbeifahrenden Auto das Feuer auf den Konvoi eröffnet. Wenige Minuten zuvor sei der ultranationalistische serbische Abgeordnete Vojislav Seselj an dem Konvoi vorbeigefahren und habe die Blauhelme "mit einem Schwall von Beleidigungen überzogen". Die Blauhelme beantworteten die Provokationen den Angaben zufolge nicht. Seselj ist Vorsitzender der Serbischen Radikalen Partei (SRS). Sein Name taucht auf der Liste mutmaßlicher Kriegsverbrecher auf, die die Vereinigten Staaten der UN übergeben haben.

Bei einem Gefangenenaustausch unter Aufsicht der UN-Schutztruppe auf dem Flughafen von Sarajewo waren am Dienstag 64 bosnische Serben und 57 Moslems freigelassen worden. Seit dem Beginn der Kämpfe in Bosnien wurden nach Angaben des bosnischen Instituts für Kriegsverbrechen etwa 200 000 Zivilisten getötet, darunter 40 000 Kinder.

Die Ablösung des UN-Befehlshabers in Bosnien, General Philippe Morillon, "wegen schwerer Versäumnisse" hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen gefordert. In einem Brief an UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali und Mitterrand beklagte der GbfV-Bundesvorsitzende Tilman Zülch am Mittwoch, Morillon habe die von serbischen Truppen begangenen Kriegsverbrechen nach seinem Besuch in Cerska nicht zur Kenntnis genommen oder geleugnet.

Japan erwägt frühen G-7-Gipfel

TOKIO/LONDON, 10. März (AFP). Die japanische Regierung hat am Mittwoch als Gastgeber Beratungen über einen möglichst baldigen Sondergipfel der sieben größten Industriestaaten (G-7) zu Rußland eingeleitet. Ein Sprecher des japanischen Außenministeriums sagte, es solle eine Entscheidung über den Vorschlag von US-Präsident Bill Clinton herbeigeführt werden. Auch Beratungen mit Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Kanada wurden angekündigt.

Auch die britische Regierung will, wie in London verlautete, "möglichst bald" ein G-7-Treffen, um die Reformpolitik in Rußland zu unterstützen.

Clinton hatte am Dienstag einen Sondergipfel angekündigt, da er nicht glaube, "daß wir bis Juli warten können".

Der russische Präsident Boris Jelzin äußerte sich in Moskau erfreut über den Vorschlag. Er sei ein starker Vertrauensbeweis in den Reformkurs Rußlands und gebe ihm auch persönlich Auftrieb.

Die Regierung in Tokio hatte sich bislang stets reserviert gezeigt, wenn es um Sonderhilfen für Rußland ging. Hintergrund ist der Territorialkonflikt zwischen Japan und Rußland um die südlichen Kurilen-Inseln.Heimchen brauchen die Metro

PARIS, 11. März (AFP). Einen mäßig befolgten Streik bei der Pariser Untergrundbahn hat die "Liga zum Schutz der Metro-Heimchen" am Donnerstag zum Anlaß genommen, um von den Verkehrsbetrieben einen Mindestdienst an Streiktagen zu fordern. Nicht nur die Metro-Benutzer hätten unter jedem Ausstand zu leiden, sondern auch die Kolonien der "Heimchen" (Grillen) in den Stationen, Tunneln und Zügen. "An Streiktagen verändert sich das Ökosystem des U-Bahnnetzes", so der 19jährige Insektenfreund Lionel Antoine, der vor einem Monat die Liga gegründet hat. Das koste zahlreichen Metro-Grillen das Leben. Sie benötigten zum Leben und zur Fortpflanzung die Wärme, die von den fahrenden Untergrundzügen erzeugt werde.

Bei Zusammenstößen in Kairo und Assuan vermutlich 20 Tote

KAIRO/ASSUAN, 10. März (AP/AFP). Bei den seit Jahren schwersten Zusammenstößen zwischen ägyptischen Fundamentalisten und der Polizei sind vermutlich 20 Menschen getötet und weitere 20 verletzt worden. Wie in der ägyptischen Hauptstadt mitgeteilt wurde, starben bei Zusammenstößen in Kairo sowie im oberägyptischen Assuan am Dienstag abend und am Mittwoch insgesamt fünf Polizisten und 13 Fundamentalisten sowie die Frau und ein Kind eines der Fundamentalisten.

Nach einer Bilanz der ägyptischen Polizei wurden in Vororten und der Altstadt Kairos insgesamt zwölf Menschen bei bewaffneten Zusammenstößen getötet. Darunter seien vier Polizisten und sechs Fundamentalisten sowie die beiden Familienangehörigen. Bei den Gefechten in Zusammenhang mit Durchsuchungsaktionen der Polizei seien außerdem mindestens sieben radikal-islamische Untergrundkämpfer verletzt worden. Mindestens 70 Menschen wurden nach Angaben aus Justizkreisen bei den Razzien in Armenvierteln der Hauptstadt festgenommen, die als Hochburgen der Fundamentalisten gelten.

In Assuan eröffneten Polizisten am Dienstag abend das Feuer auf eine Gruppe Moslems, die sich nach Polizeiangaben in der Moschee el Rahma verschanzt hatte, und erschossen nach Angaben von Augenzeugen sieben Menschen und verletzten 15. Ein Polizist sei von einer aufgebrachten Menge mit Motorradketten niedergeschlagen worden und wenig später den Verletzungen erlegen.

Manila verbietet Bordelle

MANILA, 10. März (AFP). Der Betrieb von Bordellen und anderer Stätten der Prostitution in Manila ist auf Anordnung der Stadtregierung von Manila untersagt worden. Wie jetzt in Manila offiziell mitgeteilt wurde, stelle das Dekret eine weitere juristische Waffe des Bürgermeisters Alfredo Lim in seinem Kreuzzug gegen "den Sex" dar, den der ehemalige Polizeigeneral sofort nach seiner Wahl im Mai 1992 begonnen hat.

In einem zehn Kilometer breiten Streifen an dem berühmten Strand in der Bucht von Manila sind nach einer Erklärung des Stadtrats Massagesalons, Gogo- Bars, Saunas und Stundenhotels verboten. Im Ermita-Viertel an der Bucht waren seit der Wahl Lims bereits viele Leuchtreklamen erloschen. Lim hatte einen Anti-Sex-Kreuzzug gestartet, der nach seinen Worten "auf moralischen Prinzipien" beruht. Er will die ehemaligen heißen Pflaster Manilas in Spazierzonen für Familien und ein "Mini-Disneyland" verwandeln.

Lims Kritiker vermuten dagegen, daß der Bürgermeister mit seiner Aktion profitorientierte Ziele verfolgt: Aus einem schön gelegenen, aber von miesen Lokalen beherrschten Viertel einen Investitionsraum für Immoblilien-Spekulanten zu machen.

Wien wehrt sich gegen Reaktor

WIEN, 11. MÄRZ (AFP). Die österreichische Regierung wehrt sich gegen die Entscheidung des tschechischen Kabinetts, das umstrittene Atomkraftwerk 70 Kilometer nördlich der Grenze zu Österreich fertigzubauen. Bundeskanzler Franz Vranitzky äußerte sich am Donnerstag in einem Radiointerview "enttäuscht" darüber, daß die Regierung in Prag die österreichischen Argumente gegen das Atomkraftwerk Temelin nicht berücksichtigt habe.

Die Anlage, deren Fertigstellung am Mittwoch abend in Prag beschlossen worden war, soll aus zwei 1000-Megawatt-Reaktoren sowjetischer Bauartbestehen. Sie sollen 1996 und 1997 in Betrieb gehen. In Österreich wird befürchtet, daß von dem Atomkraftwerk Gefahren für die Gesundheit der Bevölkerung ausgehen könnten.

Lok von Schwalbacher Spielplatz geholt

SCHWALBACH, 10. März (lhe). Eine der ältesten noch erhaltenen Dampflokomotiven in Deutschland, eine Henschel T 3 aus dem Jahre 1882, wurde nunmehr in Schwalbach am Taunus von einem Spielplatz geholt. Der 30 Tonnen schwere Veteran hatte dort seit 1972 als Spielgerät gedient, bevor ihn Eisenbahnliebhaber kürzlich entdeckten und den wahren Wert erkannten. Nach Angaben des Kasseler Lokomotiven-Herstellers ABB-Henschel handelt es sich um die älteste erhaltene Henschel-Lokomotive der Welt. Sie soll künftig als Museumslokomotive auf einer Strecke bei Wuppertal eingesetzt werden. Zwei Autokräne hoben die T 3 von ihrem Standplatz auf einen Tieflader, der sie zum Abtransport auf den Güterbahnhof Frankfurt-Höchst brachte.

210 malochten schwarz Baustellenkontrollen: Mehr illegal beschäftigte Ausländer

FRANKFURT A. M. Die illegale Ausländerbeschäftigung ist auf Baustellen offensichtlich an der Tagesordnung, auch Lohndumping scheint immer mehr zuzunehmen. Diesen Verdacht äußerte das Landesarbeitsamt in Frankfurt. Dabei stützte es sich auf erste Ergebnisse einer Schwerpunktaktion zur Bekämpfung der illegalen Beschäftigung bei den Arbeitsämtern Frankfurt, Gießen und Kassel vom 2. bis 4. März auf 17 Baustellen.

Auf den Baustellen wurden bei der Aktion 618 Arbeitnehmer von 65 in- und ausländischen Firmen überprüft. Bei mehr als 70 Prozent der Kontrollierten gab es Beanstandungen. 142 Beschäftigte führten - so das Landesarbeitsamt - keinen Sozialversicherungsausweis oder ein Ersatzdokument mit sich. Das sei aber auf Baustellen vorgeschrieben. 210 ausländische Arbeitnehmer hätten keine gültigen Arbeitserlaubnisse gehabt.

Besonders verwerflich nennt die Behörde die in fünf Firmen aufgedeckten 91 Fälle, wo der Verdacht des Lohndumpings mit Hilfe ausländischer Arbeitnehmer bestand. Diese Personen waren mit Werksverträgen angestellt, für die sie eine Arbeitserlaubnis besaßen. So entdeckten die Kontrolleure auf einer Baustelle im Odenwald fünf Polen, die nur fünf Mark netto pro Stunde erhielten. 33 Rumänen auf einer südhessischen Baustelle erhielten bei einer abgerechneten Arbeitszeit von 247 Stunden monatlich zwischen 3,80 Mark und 6,40 Mark netto je Stunde. Voraussetzung für die Erteilung einer Arbeitserlaubnis ist aber laut Arbeitsamt, daß die geltenden tariflichen oder ortsüblichen Löhne - zur Zeit mehr als 18 Mark - gezahlt werden.

Die Ertappten müssen mit Straf- und Bußgeldverfahren rechnen. Im Jahr 1992 haben nach Darstellung des Landesarbeitsamtes die hessischen Stützpunkte zur Bekämpfung der illegalen Beschäftigung 2317 Ermittlungsverfahren aufgenommen. 291mal mußte die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts einer Straftat eingeschaltet werden. In 746 Fällen ergingen, meist an Arbeitgeber, Bußgeldbescheide über 2,1 Millionen Mark. lhe

ANTON GRAF VON MAGNIS, Geschäftsführer der Vereinigung Hessischen Unternehmerverbände, ist besorgt über die neuen Mehrheitsverhältnisse in den Kommunalparlamenten. Die Stimmverluste der großen Parteien hätten quer durch das Land zu einer Schwächung der Entscheidungsfähigkeit geführt, urteilte er. In vielen Parlamenten seien Entscheidungen nur noch mit den Grünen möglich, "die sich bisher nicht als Dienstleister für die Wirtschaft verstanden haben". Die Wahlerfolge der Republikaner könnten Folgen sowohl für die Nachfrage aus dem Ausland als auch für die Investitionsfreude ausländischer Anleger haben, sagte von Magnis.

ANNE SCHAUER (45) wurde an die Spitze der Deutschen Steuer-Gewerkschaft in Hessen gewählt. Sie erhielt während eines Vertretertages ihrer Organisation in Limburg 135 von 140 abgegebenen gültigen Stimmen. Schauer war zunächst (1972) stellvertretende Jugendleiterin auf Landes- und später auf Bundesebene. 1983 rückte sie auf die zweite Position der Gewerkschaft im Bund vor.

IG Chemie rügt Wiesbaden

FRANKFURT A. M., 10. März (dpa). Die hessische IG Chemie-Papier-Keramik hat die von der Landesregierung aus dem Chemie-Unfall bei der Hoechst AG gezogenen Konsequenzen als unzureichend kritisiert. Der Bezirkssekretär der Industrie Gewerkschaft, Volker Weber, betonte am Mittwoch in Frankfurt, die Überwachungsbehörden müßten auch deutlich mehr Mitarbeiter einstellen, um die Umsetzung der Vorschriften zu gewährleisten. Der Imageverlust der Branche lasse sich nur beheben, wenn deutlich gemacht werde, daß die "chemische Industrie sicher ist und sicher bleiben wird", sagte Weber.

Zu diesem Zweck müsse die Landesregierung auch die geplante Aufspaltung der Gewerbeaufsicht rückgängig machen und den Betriebsräten mehr Mitbestimmung beim Umweltschutz gewähren, forderte der Gewerkschafts-Sprecher. Zudem sollten die Umweltminister aller Länder endlich Klarheit über die rund 10 000 Substanzen schaffen, die bislangnicht anmeldepflichtig seien.

Mann stieß Frau durch Glastür, da stach sie zu

KASSEL. Ein 61jähriger Mann ist in der Nacht zum Mittwoch in seiner Kasseler Wohnung von einer Frau durch einen Messerstich in den Bauch lebensgefährlich verletzt worden. Opfer und Täter, beide alkoholisiert, waren in einen Streit geraten, in dessen Verlauf der Mann zunächst die Frau durch eine Glastür stieß. Daraufhin habe die 44jährige mit einem Messer den Mann attackiert. Gegen die Frau wird jetzt wegen des Verdachts des versuchten Totschlags ermittelt. lhe

Haus brannte - Mieter sprang aus Dachfenster

LAUBACH. Ein von einer türkischen Großfamilie bewohntes Zweifamilienhaus in Laubach (Kreis Gießen) ist am Mittwoch morgen ausgebrannt.

Ein 31jähriger Bewohner sei mit einem Sprung aus einem Dachfenster vor den Flammen geflohen und habe sich dabei erheblich verletzt, teilte das Polizeipräsidium in Gießen mit.

Ein 17jähriger sei mit dem Verdacht auf Rauchvergiftung in ein Krankenhaus gebracht worden.

Die anderen Bewohner, die zur Zeit des Brandes in dem Haus waren, hätten sich retten können, stünden aber unter Schock.

Die Höhe des Brandschadens schätzt die Polizei auf mehr als 250 000 Mark. Die Brandursache sei noch unklar, ein Anschlag sei aber unwahrscheinlich.

Das Feuer war gegen neun Uhr ausgebrochen und nach rund zwei Stunden gelöscht worden.

In dem Haus wohnten 16 Menschen, darunter acht Kinder im Alter von einem bis zu 17 Jahren. lhe

Schmiergelder in sechsstelliger Höhe?

WETZLAR. Ermittlungsverfahren gegen amtierende und ehemalige Bürgermeister, Bedienstete von Staatsbauämtern und andere Dienststellen wegen Schmiergeldzahlungen hat die Staatsanwaltschaft Limburg eingeleitet.

Untersuchungenwegen Betrügereien bei der Vergabe öffentlicher Bauvorhaben hätten auch Hinweise auf Schmiergeldzahlungen an politische Parteien ergeben, teilte der Leiter der Arbeitsgruppe "Korruption", Oberstaatsanwalt Wolfram Wiesemann, in Wetzlar mit. Diese Zuwendungen in vierstelliger Höhe seien von Bauunternehmern als "Motivationszahlungen" bezeichnet worden. Einzelheiten und Namen wollte er nicht nennen.

Die Limburger Ermittler waren im Zusammenhang mit Ermittlungen zur südhessischen Bestechungsaffäre auf gleich gelagerte Fälle in ihrem Bereich gestoßen. Wiesemann kündigte an, gegen einen inzwischen ausgeschiedenen Sachbearbeiter eines Straßenbauamtes, der Schmiergelder von 100 000 Mark entgegengenommen haben soll, sowie gegen die Inhaber von Planungsbüros und Baufirmen in Kürze Anklage zu erheben. lhe

"Geltende Steuergesetze auch anwenden"

LIMBURG. Als einen finanzpolitischen Skandal hat der Bundesvorsitzende der Deutschen Steuergewerkschaft, Erhard Geyer, die Pläne zur Erhöhung von Steuern und Abgaben bezeichnet.

So lange nicht der Versuch gemacht worden sei, über eine leistungsfähige Steuerverwaltung die geltenden Steuergesetze auch anzuwenden und jährlich etwa 150 Milliarden Mark Steuerausfälle zu vermeiden, dürften keine Steuererhöhungen beschlossen werden, forderten Geyer wie auch die Vorsitzende des hessischen Landesverbandes, Anne Schauer, in Limburg vor den Delegierten des hessischen Landesverbandes.

Geyer und Schauer bezeichneten die Personalausstattung der Finanzverwaltung als katastrophal. Es gebe einen Fehlbestand von 20 Prozent. Frau Schauer warf der Landesregierung vor, in diesem Bereich eine Spitzenposition einzunehmen. Die hessische Steuerverwaltung habe im Vergleich zu allen anderen Bundesländern die schlechteste Personalausstattung.

Die Krise in der Steuerverwaltung ist nach Ansicht der Landesvorsitzenden von einer dynamisch wachsenden Arbeitsflut und steigende Abwanderungen von hochqualifizierten Steuerexperten in die Wirtschaft, aber auch von den "inneren Kündigungen" vieler Mitarbeiter gekennzeichnet. So hätten im vergangenen Jahr 244 Beamte des mittleren und höheren Dienstes gekündigt.

Angesichts des hohen Personalfehlbestandes sollen zum 1. August 300 Anwärter für den gehobenen und 250 für den mittleren Dienst eingestellt werden. Das kündigte Hessens Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) auf derselben Veranstaltung an. lhe

Angeklagter Arzt spricht von gefälschten Gutachten

FRANKFURT/MAIN (lhe) - Als Fälschungen hat ein im Prozeß gegen die Frankfurter "Führerscheinmafia" angeklagte Gerichtsmediziner mehrere ihm zugeschriebene Gutachten über Alkoholsünder bezeichnet. Nach Vorlage der Gutachten, die unter seinem Briefkopf und mit seiner Unterschrift aus der Frankfurter Gerichtsmedizin hinausgegangen waren, erklärte der Professor für Toxikologie am Mittwoch: "Diese Unterschrift ist nicht von mir."

Auch der Sprachgebrauch in den Gutachten unterscheide sich in vieler Hinsicht von seinem eigenen, sagte der Angeklagte. So würde er einen Ausdruck wie "kraftfahrbedeutsame Leistungskontrollen" niemals verwenden. "Das ist nicht mein Schreibstil", versicherte der Gerichtsmediziner. Im übrigen erklärte er, daß er die betreffenden Alkoholsünder nicht kenne und sie nie untersucht habe.

Mit den Gutachten sollte in Verfahren um Führerscheinentzug den Betroffenen die Qualifikation zur Teilnahme am Straßenverkehr attestiert werden. In dem Verfahren gegen die "Führerscheinmafia" wird zehn Angeklagten - Rechtsanwälten, Mitarbeitern von Behörden und Justiz sowie Medizinern - vorgeworfen, sie hätten sich zu einer "kriminellen Vereinigung" zusammengeschlossen, um gegen Bestechungszahlungen Führerscheinentzug zu verhindern oder zu verkürzen. lhe mb la h

Tarifverhandlungen vertagt Die Tarifverhandlungen für die rund 175 000 Beschäftigten im hessischen Einzelhandel sind auf den 31. März vertagt worden. Wegen unüberbrückbarer Differenzen hätten die Arbeitgeber kein Angebot vorgelegt, teilte die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft (DAG) mit. Die DAG fordert 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die HBV ist mit der Forderung nach einer linearen Gehaltserhöhung um 200 Mark für alle Beschäftigten, 100 Mark Zulage für Kassierertätigkeit, 13. Monatsgehalt und sechs Wochen Urlaub angetreten. 45 Millionen für Sanierung von Schulen Für die Sanierung von PCB- und asbestverseuchten Schulen sowie mit Kieselrot belasteten Sport- und Spielplätzen hat das Land 45 Millionen Mark zur Verfügung gestellt. Damit sollten Städte, Gemeinden und Kreise in die Lage versetzt werden, die nötigen Vorhaben einzuleiten, berichtete das Wiesbadener Finanzministerium. Bei diesem Sonderprogramm handle es sich um ein Darlehen des Landes mit einem besonders günstigen Zinssatz für die Kommunen. Thüringer Rechtspflege, gelehrt in Hessen Einen Staatsvertrag über die Ausbildung Thüringer Rechtspfleger in Hessen haben Vertreter beider Länder in Erfurt unterzeichnet. Die hessische Justizministerin Christine Hohmann-Dennhardt (SPD) sagte, schon jetzt würden in der Länderpartnerschaft Thüringer Rechtspfleger im hessischen Rotenburg ausgebildet. Mit dem Staatsvertrag werde diese Zusammenarbeit auch für die Zukunft geregelt.

SCHALOM BEN-CHORIN, israelischer Religionsphilosoph und Schriftsteller, erhält die Ehrendoktorwürde der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn. Der gebürtige Münchner werde für seine Verdienste um das christlich- jüdische Gespräch und um die deutsch-israelische Annäherung sowie sein schriftstellerisches Werk geehrt, teilte der Dekan der Fakultät, Josef Wohlmuth, in Bonn mit. Zudem wolle die Fakultät ein Zeichen setzen angesichts der derzeitigen Stimmung und der jüngeren antisemitischen Übergriffe in Deutschland. (KNA)

China läßt Katholiken frei

PEKING, 10. März (KNA). In China wurden in den letzten drei Monaten insgesamt 17 Katholiken aus Gefängnissen und Arbeitslagern freigelassen. Das berichtete der US-amerikanische Geschäftsmann und Menschenrechtsaktivist John Kamm am Mittwoch in Peking. Er habe den Behörden eine Liste von 20 inhaftierten Priestern und Laien vorgelegt, von denen jedoch 17 bereits in Freiheit seien, sagte Kamm.

Unklarheit herrsche über das Schicksal des Priesters Pei Zhenping, der 1989 festgenommen wurde. Kamm meinte, China wolle im Hinblick auf seine Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele im Jahr 2000 "sein Image aufpolieren". Die Freilassungen bedeuteten kein Ende der religiösen Verfolgung in China und keine substantielle Verbesserung im Hinblick auf Religionsfreiheit, betonte Kamm. Viele Mitglieder der verbotenen romtreuen Untergrundkirche seien nach wie vor in Haft oder unter strenger Beobachtung der Behörden. Unter anderen seien Bischof Wang Milu (53) und der Priester Placido Pei Ronggui (59) immer noch inhaftiert.

JOACHIM GARSTECKI, Generalsekretär der katholischen Friedensbewegung Pax Christi, hat der katholischen Kirche der ehemaligen DDR das Recht abgesprochen, sich nachträglich den Anschein des "Widerstands" gegen das Regime zu geben. In Wirklichkeit habe sich die katholische Kirche in gesellschaftlicher Abstinenz geübt, sagte Garstecki (FR-Bild) bei der Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit am Dienstag in Freiburg. Die evangelische Kirche habe dagegen eine herausragende Rolle als Ort der gesellschaftlichen Verantwortung übernommen. Weil sie sich stärker eingelassen habe, sei sie auch anfälliger für Stasi-Infiltrationen gewesen. Das demokratische Potential der Kirchen der Ex- DDR sollte als gemeinsames Erbe genutzt werden. (KNA)

UN-Kommission tadelt Iran

GENF, 10. März (epd). Die UN-Menschenrechtskommission hat Iran wegen der Todesdrohungen gegen den britischen Autor Salman Rushdie gerügt. Die iranische Regierung unterstütze offensichtlich die Todesdrohungen, kritisierte die Kommission in einer am Mittwoch in Genf mehrheitlich angenommenen Resolution, ohne den Namen des Autors der "Satanischen Verse" zu nennen. Weiter äußerte sich die Kommission besorgt über die Zunahme von Todesurteilen, die hohe Zahl von Hinrichtungen, Folter, grausame Bestrafungen und fehlende Garantien für faire Gerichtsverfahren in der islamischen Republik.

Nachdrücklich beklagte die Kommission auch die Diskriminierung von Minderheiten wie der Religionsgemeinschaft der Bahai sowie die Einschränkung der Meinungs-, Religions- und Pressefreiheit im Iran. Auch die Situation der Frauen lasse viel zu wünschen übrig. Das Mandat des Sonderberichterstatters für Iran wurde um ein weiteres Jahr verlängert.

Neue Spitze für ARD-Aktuell? Reitze soll in Hamburg zweiter Mann hinter Deppendorf werden

Helmut Reitze, derzeit ZDF-Korrespondent in Brüssel, soll neuer Zweiter Chefredakteur bei "ARD-Aktuell" werden. Ulrich Deppendorf, derzeit stellvertretender Leiter dieser zentralen Informationsredaktion ("Tagesschau", "Tagesthemen", "Wochenspiegel"), soll zum Chefredakteur aufrücken. Für diese Konstellation gibt es nach epd vorliegenden Informationen eine ausreichende Mehrheit. Am Montag wollen sich die Intendanten der ARD-Anstalten über eine entsprechende Regelung verständigen.

Auf ihrem Treffen Anfang Februar hatten sie eine Entscheidung zurückgestellt und über Ulrich Deppendorf nicht abgestimmt, weil noch kein Kandidat für die zweite Position benannt worden war. Eine Neubesetzung der beim NDR in Hamburg angesiedelten "ARD-Aktuell"- Redaktion war notwendig geworden, weil der derzeitige Leiter, Gerhard Fuchs, zum Bayerischen Rundfunk wechselt.

Deppendorf (Heimatsender: WDR) war bereits seit der Wahl von Fuchs zum neuen BR-Fernseh-Chefredakteur sowohl von den Intendanten als auch einhellig von den Mitarbeitern der Redaktion als geeigneter Nachfolger an der "ARD-Aktuell"-Spitze favorisiert worden. Verschiedene Intendanten von ARD-Anstalten - wie WDR-Chef Friedrich Nowottny - hatten darauf hingewiesen, daß diese wichtige ARD-Institution nicht beschädigt werden dürfe.

"Tagesthemen"-Moderator Ulrich Wikkert, der das bisherige Tandem Fuchs/ Deppendorf als professionelle "Ideallösung" bewertet, hatte vor parteipolitischen "Proporzlösungen" gewarnt, die wieder zu "alten Grabenkämpfen" führen könnten. Damit meinte er die heftigen redaktionsinternen Auseinandersetzungen unter den früheren "ARD-Aktuell"-Chefs Edmund Gruber und Henning Röhl.

Als "sensibel" galt bei der Nachfolgeregelung der BR, der Anspruch auf eine Spitzenposition bei "ARD-Aktuell" erhoben hatte. Mit dem Vorschlag, Helmut Reitze als Stellvertreter zu berufen, würde diese Position mittelbar aufgenommen. Vor seinem Wechsel zum ZDF (Studio Washington, dann Brüssel) arbeitete Reitze in der Fernseh-Wirtschaftsredaktion des BR. Dort betreute er unter anderem den "Ratgeber Geld". Als von konservativer Seite gewünschte Kandidatin für das Vize-Amt hatte vorher auch Ulrike Wolf gegolten, jetzige Direktorin des sächsischen MDR-Funkhauses und frühere NDR-Chefredakteurin. Auch MDR- Chefredakteur Wolfgang Kenntemich war von MDR-Intendant Udo Reiter ins Gespräch gebracht worden. epd

Stahlkocher vor dem Düsseldorfer Landtag

DUISBURG, 10. März (dpa/AFP/Reuter). Über 1000 Stahlarbeiter der von der Schließung betroffenen Krupp-Hütte in Duisburg-Rheinhausen haben sich aus Protest gegen den Verlust ihrer Arbeitsplätze am Mittwoch morgen vor dem Düsseldorfer Landtag versammelt. Sie waren mit elf Sonderbussen und Privatwagen aus Rheinhausen gekommen, wo seit Verkündung des Stillegungsbeschlusses am Vortag die Arbeit bis auf Instandhaltungsmaßnahmen ruht.

Eine Delegation von 30 Stahlarbeitern unter Anführung des Betriebsratsvorsitzenden Walter Busch will ein Gespräch mit Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) über die Zukunft der noch 2100 Arbeitsplätze im Krupp-Werk Rheinhausen führen.

Ein Sprecher der Landesregierung zeigte sich "sicher", daß Rau die Delegation empfangen werde. Die 30 Arbeiter waren auf dem Weg in den Landtag, dessen Abgeordnete heute über den "Montanstandort Deutschland" debattieren wollen, von Polizisten aufgehalten worden. Nach einigen Rangeleien und lautstarken Protesten zog sich die Delegation wieder hinter die Absperrung zurück.

Die Arbeiter einigten sich in der Nacht auch darauf, am Donnerstag einen Autokorso nach Bochum zu veranstalten, wo an diesem Tag eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung von Krupp-Hoesch stattfinden soll.

Der genaue Termin für die Schließung des Rheinhausener Werkes steht nach Angaben eines Unternehmenssprechers noch nicht fest. Mit einer Entscheidung sei nicht vor der nächsten Aufsichtsratssitzung der Krupp-Stahl AG am 31. März zu rechnen.

Ministerpräsident Rau bekräftigte die Forderung nach einer nationalen Stahlkonferenz. Er könne die Wut und die Bitterkeit der Stahlarbeiter gut verstehen, sagte der SPD-Vize im Deutschlandfunk. Angesichts der Stahlkrise sei er verwundert und erschrocken darüber, daß weder die EG-Kommission noch die Bundesregierung bereit seien, "alle Betroffenen an einen Tisch zu holen".

Die Bundesregierung hat nach Worten von Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) noch keine konkreten Pläne zur Hilfe für die von der Stahlkrise betroffenen Menschen. Zunächst müßten Gespräche mit Arbeitnehmern und Unternehmen geführt werden, sagte Rexrodt im ARD-Morgenmagazin. "Erhebliche Mittel aus Bonn und Brüssel" stünden jedoch zur Verfügung. Er rechne mit dem Verlust von "sehr viel mehr" Arbeitsplätzen im Stahlbereich.

Auch der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Ruprecht Vondran, erwartet in den nächsten Wochen und Monaten "weitere schmerzhafte Entscheidungen". Im Nachrichtensender n-tv bestätigte Vondran am Dienstag abend Zahlen, nach denen in der Stahlindustrie der alten Bundesländer 30 000, in den neuen Bundesländern weitere 10 000 Stahlarbeitsplätze abgebaut werden müßten. "In den nächsten zwei Jahren müssen Stück für Stück diese Entscheidungen getroffen werden." Für Sozialpläne müsse in den "Brüsseler Topf gegriffen" werden.

Die Stahlarbeiter werfen den Vorständen des Krupp-Hoesch-Konzerns bei der Entscheidung gegen Rheinhausen Betrug vor. Grund für die Wut ist die Aussage von Krupp-Chef Jürgen Harnisch, wonach die Ruhrkohle AG (RAG) bereit sei, den weiter betriebenen Hoesch-Hochöfen in Dortmund billigeren Koks zu liefern. Die Krupp-eigene Kokerei in Rheinhausen produziert den Koks billiger als die neue RAG-Kokerei in Dortmund. Krupp- Hoesch-Chef Gerhard Cromme beziffert den Unterschied auf 80 Mark pro Tonne, die RAG spricht von 26 Mark.

Hans-Dieter Sperlich vom Rheinhausener Betriebsrat bezeichnete das angebliche RAG-Angebot als "Unding". Offenbar sei die RAG bereit, der Hoesch-Stahl AG 40 000 Tonnen Koks pro Monat - entsprechend der Kapazität der Rheinhausener Kokerei - zum Preis des Rheinhausener Kokses zu liefern. Damit stehe der Hüttenvertrag zwischen Kohle- und Stahlunternehmen auf dem Spiel.

"Da bricht die ganze Steinkohleförderung in Deutschland weg", sagte Sperlich. RAG-Chef Heinz Horn hatte das angebliche Angebot am Vortag dementiert, jedoch eine Verbesserung der Bedingungen für alle Stahlunternehmen angekündigt.

In Völklingen demonstrieren seit Mittwoch morgen rund 10 000 Menschen für "den Erhalt des Stahlstandortes Saarland und gegen Sozialabbau". Ministerpräsiden Oscar Lafontaine (SPD) marschiert nach Angaben der Staatskanzlei mit den Stahlkochern durch die Innenstadt. Für den Nachmittag ist eine Belegschaftsversammlung geplant, auf der Lafontaine sprechen soll. Im Saarland wird langfristig mit einem Abbau von rund 4000 Arbeitsplätzen im Stahlbereich von derzeit 14 000 Arbeitsplätzen gerechnet.

Die IG Metall organisiert eine Demonstration, die ab 12.30 Uhr durch die Innenstadt zieht. Im Anschluß an eine Kundgebung um 13.15 Uhr sei gegen 15 Uhr eine Versammlung der Belegschaft der Saarstahl AG vorgesehen.

Für die nächsten zwei Jahre fürchtet die IG Metall alleine den Verlust von 2500 Arbeitsplätzen, vorwiegend im Stammwerk der Saarstahl AG Völklingen. Ein Saarstahlsprecher versicherte auf Anfrage, daß keiner der vier saarländischen Stahlstandorte - Völklingen, Burbach, Dillingen und Neunkrichen - zur Disposition stehe. Zugleich kündigte er an, die Saarstahl AG werde bei der Belegschaftsversammlung am Nachmittag über Einzelheiten des geplanten Stellenabbaus informieren.

Clinton drückt aufs Tempo US-Präsident behandelt Gesundheitsreform mit Vorrang

WASHINGTON (rtr/FR). Den US-Bürgern sollen nicht länger kräftig steigende Krankenversicherungsbeiträge zugemutet werden. Das ist eines der Ziele der von Präsident Bill Clinton versprochenen Gesundheitsreform. Der Anstieg der Beitragszahlungen könnte nachlassen, sobald die Reform begonnen habe, sagte Clinton in Washington. Inzwischen hat auch die wegen hoher Preise kritisierte US-Pharmaindustrie ihre Bereitschaft zur Mitarbeit bekundet. Die Arzneimittelhersteller wollen eine Ausnahme vom Kartellverbot beantragen, um Preissenkungen absprechen zu können.

"Die privaten Arbeitgeber und Arbeitnehmer werden einen drastischen Rückgang des Anstiegs der Versicherungsbeiträge erleben", glaubt Clinton. Seine Landsleute würden unmittelbar in den Genuß von Einsparungen kommen, wenn die Gesundheitsreform beschlossen sei. Bis sich deren Effekte allerdings in den öffentlichen Budgets niederschlügen, werde noch einige Zeit vergehen.

Kostensenkungen im amerikanischen Gesundheitswesen sind nach Ansicht von Experten die entscheidende Bedingung, um ein ausuferndes Haushaltsdefizit in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts zu verhindern. Alle Einsparerfolge der Regierung müßten wieder voll für die Gesundheitsversorgung der 30 Prozent unversicherten Arbeitslosen ausgegeben werden, sagte Clinton. Er widersprach zugleich Vorstellungen, Abstriche bei den Standards der Gesundheitsversorgung zu tolerieren, um die Kosten zu senken. "Muß die Bevölkerung eine niedrigere Qualität akzeptieren?" fragte der Präsident und gab selbst die Antwort: "Ich bestreite das entschieden."

Die privaten und öffentlichen Gesundheitsausgaben in den USA werden in diesem Jahr auf die Rekordhöhe von 800 Milliarden Dollar klettern. Der Präsident hat seine Frau Hillary an die Spitze eines Teams für die Gesundheitsreform berufen. Rund 400 Berater arbeiten an dem Vorhaben mit, das bereits am 1. Mai in Kraft tretem soll. Ein Vertreter des Präsidialamtes sagte jedoch, noch seien keine Details festgeklopft.

Der Sprecher des Verbands der Pharmaindustrie, Jeffrey Trewitt, kündigte einen Antrag beim Justizministerium um Ausnahme vom Kartellrecht an. Die Unternehmen wollen sich gegenseitig über die Preise von Medikamenten und ihre Produktionskosten austauschen. Sollte die Ausnahmegenehmigung nicht erteilt werden, könnte Washington dazu übergehen, von den einzelnen Firmen Selbstverpflichtungen zum Verzicht auf Aufschläge einzuholen. Entschieden wandte sich Treweitt gegen Preiskontrollen der Regierung als Alternative zu freiwilligen Kostensenkungen.

Stolpe will Solidarbeitrag schon ab Juli

POTSDAM, 10. März (Reuter). Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat sich am Mittwoch für die Wiedereinführung des Solidarbeitrags vom 1. Juli 1993 an ausgesprochen. Im Deutschlandfunk forderte Stolpe die Bundesregierung darüber hinaus auf, in sozialen Bereichen nicht zu kürzen, um einen Kompromiß beim Solidarpakt zu ermöglichen. Stolpe sagte: "Wer sagt, mit uns gibt es keinen Kompromiß, der wird erleben, wie ihm das auf die Füße fällt."

Amato zieht Amnestievorschläge zurück

ROM, 10. März (Reuter). Der italienische Ministerpräsident Giuliano Amato hat am Dienstag seine Vorschläge zurückgezogen, die im Rahmen der Parteienfinanzierung auf eine Teil-Straffreiheit für unter Korruptionsverdacht stehende Politiker abzielten. Zuvor hatte es Präsident Oscar Luigi Scalfaro abgelehnt, ein entsprechendes Dekret zu unterzeichnen. In Mailand müssen im Sommer vorgezogene Kommunalwahlen stattfinden, nachdem in der Nacht zum Mittwoch im Zuge der Korruptionsaffäre 51 der 80 Abgeordneten des Stadtrats ihr Amt niedergelegt hatten. Bis zu den für Juni erwarteten Neuwahlen werden die Aufgaben des Stadtrats von einer Kommission wahrgenommen.

EG stopft AKWs im Osten

BRÜSSEL, 10. März (Reuter). Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft (EG) hat 20 Millionen ECU (knapp 39 Millionen Mark) für einen Fonds zur Reparatur und Sicherung osteuropäischer Atomkraftwerke bereitgestellt. Ein Sprecher der Kommission sagte am Mittwoch in Brüssel, mit dem EG-Geld könne dieser sehr wichtige Fonds seine Arbeit aufnehmen, um die unmittelbaren Gefahren zu beseitigen, die von den als sehr unsicher eingestuften osteuropäischen Kraftwerken ausgingen.

Insgesamt schätzen die sieben führenden westlichen Industrienationen (G7) den Finanzbedarf für die sicherheitstechnische Nachrüstung der Kraftwerke auf 700 Millionen Dollar, von denen die EG nach Angaben der Kommission bis Jahresende 60 Prozent bereitgestellt haben wird. Deutschland, Frankreich und Belgien haben 40 Millionen ECU zugesagt.

Hakenkreuze an Denkmal

POTSDAM, 10. März (Reuter). Auf dem Friedhof der sowjetischen Armee in Cottbus ist ein Ehrenmal mit Hakenkreuzen in roter Farbe beschmiert worden. Ein Polizeisprecher in Cottbus sagte, die Schändung sei in der Nacht zum Dienstag entdeckt worden. Auf die Täter gebe es bislang keine Hinweise. Die brandenburgische Landesregierung verurteilte die Schändung als "abscheuliches Verbrechen". Wer fähig sei, die Ruhe von Toten anzurühren, sei auch fähig, Leben zu vernichten, erklärte ein Sprecher. Die Regierung werde alles in ihren Kräften Stehende tun, um die Täter aufzuspüren.

Auf ein Alphabet geeinigt

ANKARA, 11. März (Reuter). Die Türkei und fünf ehemalige Sowjetrepubliken mit turkstämmiger Bevölkerung wollen zur besseren Kommunikation ein gemeinsames Alphabet einführen. Vertreter der Türkei, Kasachstans, Kirgistan, Usbekistan, Aserbaidschan und Turkmenistan einigten sich laut der Nachrichtenagentur Anatolien auf die Nutzung eines lateinischen Alphabetes mit 34 Buchstaben. Die Türkei schaffte bereits 1928 die arabischen Schriftzeichen ab und ersetzte sie durch ein lateinisches Alphabet mit 29 Buchstaben. Aserbaidschan benutzt seit 1992 lateinische Schriftzeichen.

In den anderen vier ehemals sowjetischen Republiken ist noch das kyrillische Alphabet gültig.

Linguisten der sechs Länder haben die 34 Schriftzeichen bereits ausgearbeitet, mit denen die Wortlaute der von rund 100 Millionen Menschen in der Region gesprochenen Turk-Sprache unter Berücksichtigung der örtlichen Dialekte ausgedrückt werden sollen.

Ausschuß zum Fall Jansen Kieler Landtag soll Geldzahlungen an Pfeiffer klären

KIEL, 10. März (Reuter/pl). Der schleswig-holsteinische Landtag in Kiel hat am Mittwoch einen Untersuchungsausschuß eingesetzt, der die Geldzahlungen von Sozialminister Günther Jansen an den ehemaligen Medienreferenten der Barschel- Regierung, Reiner Pfeiffer, klären soll. Damit wird nach fünfeinhalb Jahren auch der Barschel-Skandal zum Teil noch einmal aufgerollt.

SPD, CDU, FDP und der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) stimmten für den Antrag der FDP und CDU, die DVU enthielt sich.

Der Ausschuß soll die Verbindungen zwischen Pfeiffer, der SPD, der Landesregierung und ihren jeweiligen Mitarbeitern untersuchen. Unter Berücksichtigung neuer Erkenntnisse sollen aber auch mögliche Kontakte des früheren Ministerpräsidenten Uwe Barschel zur Stasi geprüft werden. Der Untersuchungsausschuß hat 17 Mitglieder. Neun stellt die SPD, fünf die CDU und jeweils eines die FDP, die DVU und der Südschleswigsche Wählerverband.

Ministerpräsident Björn Engholm nannte die Einsetzung des Ausschusses berechtigt. Es sei aber ein ebenso "legitimes Begehren" der SPD, alle ungeklärten Dinge seit 1987 gleichfalls unter die Lupe zu nehmen. Engholm sprach sich für eine schnelle und rückhaltlose Aufklärung aller offenen Fragen aus. Wer jedoch die Geschichte umschreiben wolle, werde damit "Schiffbruch erleiden".

Der CDU-Fraktionschef Ottfried Hennig forderte Jansen erneut zum Rücktritt auf. Aufgrund einer einstweiligen Verfügung darf Hennig nicht mehr behaupten, Engholm habe schon seit einem Monat von Zahlungen an Pfeiffer gewußt.

Zuvor hatte Engholm Finanzministerin Heide Simonis zur stellvertretenden Regierungschefin ernannt. Die Volkswirtin tritt damit Jansens Amtsnachfolge an, den Engholm in der vergangenen Woche von diesem Amt entbunden hatte.

DFB-Junioren droht Losentscheid Janckers Stärke: Klare Worte, schöne Tore

Wenn die ARD an die TV-Bilder kommt, hat der perfekte Fallrückzieher von Carsten Jancker zum 2:2-Endstand für Deutschlands Fußball-Junioren gegen Ghana bei der "U 20"-WM in Australien gute Chancen, zum "Tor des Monats" gewählt zu werden. Es war nach dem genauso wichtigen Treffer zum 1:0 über Portugal schon der zweite entscheidende Treffer des mit 18 Jahren, sechs Monaten und zehn Tagen jüngsten Spielers im Team von DFB-Trainer Rainer Bonhof.

Der hochaufgeschossene Stürmer trainiert die Spezialität "Fallrückzieher" immer noch ein wenig nach dem üblichen Training - aber nur in der Nationalmannschaft bei Rainer Bonhof. Als Begründung dafür liefert Jancker, bis 1995 beim 1. FC Köln unter Vertrag: "Im Verein hat niemand Zeit, die Flanken zu schlagen. Die müssen nach dem Training immer alle sofort zu ihren Bussen und Zügen."

Bei den "Geißböcken" spielt der 90- Kilo-Jungstar, der mit seiner Länge von 1,90 Metern an Horst Hrubesch erinnert, seit 1991. Auf Malta wurden im Januar 1991 die ersten Kontakte geknüpft. Jancker, an dem auch Bremen, Hamburg, Schalke und Uerdingen interessiert waren, spielte damals noch für Hansa Rostock und wurde in einem Fußball-Internat der ehemaligen DDR ausgebildet, in dem für ihn täglich mehrstündiger Schulunterricht und zweimaliges Training auf dem Programm standen. Verständlicherweise ziemlich vorsichtig meint Jankker dazu zurückblickend: "Für Leistungssportler war das System in der DDR nicht schlecht, denn es wurde intensiver mit uns gearbeitet als hier. Aber unsere Vorteile mußten von anderen Bevölkerungsgruppen bezahlt werden, die dadurch benachteiligt waren."

Carsten Janckers Eltern sind geschieden. Seine Mutter Marlen ist mit dem Sohn nach Köln umgezogen, der Vater lebt noch in Wismar. Seine 24jährige Schwester Nancy verlor ihren Studienplatz zur Ausbildung als Pferde-Lehrerin, als die Deutsche Hochschule für Körperkultur in Leipzig geschlossen wurde; sie jobt jetzt in England.

Seit vier Monaten hat Jancker den Führerschein, fährt, so oft es geht, die 600 Kilometer von Köln nach Wismar zu seiner Freundin Cathrin. Anrufen kann er sie - egal ob von Köln oder Brisbane aus - aber nur freitags und samstags auf ihrer Arbeitsstelle in einer Disco. Unverblümt schildert Jancker die Situation zu Hause: "Privates Telefon kriegt sie frühestens 1994. In Rostock kriegst du derzeit noch nicht 'mal ein Telefon, wenn du Rollstuhlfahrer bist."

Seine Schulausbildung hat Jancker wegen zu häufiger Abwesenheit und - er spricht es offen - "eigener Faulheit" anderthalb Jahre vor dem Abitur abgebrochen. Der 1. FC Köln, bei dem er ab der nächsten Saison bei den Lizenzspielern mittrainieren darf, hat ihm vertraglich eine Lehrstelle zugesichert, falls es mit der erhofften Profikarriere nicht klappt.

Doch Carsten Jancker ist optimistisch: "In spätestens anderthalb Jahren will ich in der Bundesliga eine feste Größe sein. Aber dazu braucht man auch einen Trainer, der einem vertraut und einem anfangs auch 'mal schlechte Leistungen zugesteht. Jörg Berger war dieser Trainer nicht, konnte es angesichts der Tabellensituation wohl auch nicht sein."

Am heutigen Donnerstag im für den Einzug ins Viertelfinale entscheidenden Spiel gegen Uruguay, in dem die DFB-Auswahl auf alle Fälle gewinnen muß, wenn sie weiterkommen will, kann der Stürmer wegen einer Sperre nach zwei Gelben Karten nur zuschauen. Jancker selbstkritisch: "Die Verwarnung gegen Ghana war Dummheit. Ich hätte meinen Gegenspieler nicht am Trikot festhalten müssen." Für Jancker spielt der Nürnberger Schmidt gegen die Südamerikaner. Trainer Bonhof will "voll auf Sieg spielen", da die DFB-Auswahl, für Co-Trainer Bernd Stöber die möglichen Viertelfinalgegner Australien, Rußland und Kolumbien in Sidney unter die Lupe nimmt, im Falle eines Unentschiedens damit rechnen muß, trotz der stolzen Bilanz von 4:2-Punkten per Losentscheid eliminiert zu werden. sid

Den AC Mailand bringt nichts in Verlegenheit: "Notelf" mit neun Nationalspielern Selbst der unzufriedene Papin gibt jetzt dem Präsidenten recht Berlusconi sieht sich aufgrund langer Verletztenliste in umstrittener Personalpolitik bestätigt / Lentini immer noch Reservist

Mit einer so langen Verletztenliste wäre in jedem anderen Verein der Notstand ausgebrochen. Für das Halbfinal-Hinspiel im italienischen Landespokal am Mittwochabend beim AS Rom mußte Meister AC Mailand immerhin auf international bekannte Stars wie Van Basten, Rijkaard, Albertini, Tassotti, Donadoni, Savicevic und Torhüter Rossi verzichten, zusammen sieben Mann mit überdurchschnittlichen Qualitäten.

Doch die "Notelf", die Trainer Fabio Capello aufs Feld schickte, war in Wirklichkeit keine: Mit Maldini, Baresi, Evani, Costacurta, Eranio, Boban, Papin, Gullit und Simone waren immer noch neun bestens bekannte Nationalspieler mit von der Partie. Gianluigi Lentini, der bestbezahlte Profi Italiens, wurde in dieser Begegnung - sie war bei Redaktionsschluß noch nicht beendet - sogar nur für die Ersatzbank vorgesehen.

"Seht ihr, ich hatte doch recht", frohlockte Milan-Präsident Silvio Berlusconi, "monatelang hat man mich kritisiert, aber jetzt hat sich herausgestellt, daß unsere Transferpolitik Sinn macht." Und der Medienmogul las allen Kritikern tüchtig die Leviten: "Ich frage mich, was passiert wäre, wenn wir nicht einen solchen Kader gehabt hätten. Obwohl Klassespieler wie Van Basten, Rijkaard und andere verletzt sind, können wir noch alles gewinnen. Auch die Spieler haben inzwischen begriffen, daß unser Turn- over richtig war."

Nur mit einem großen Kader von mehr oder weniger gleichwertigen Spielern, so Berlusconis Erfolgsrezept, könne man in Italien den Meistertitel verteidigen (was seit elf Jahren keinem Verein mehr gelungen ist). Nur durch Konkurrenz in den eigenen Reihen sei der Erfolgsmüdigkeit beizukommen. Was stört es ihn, daß seine Philiosophie nicht überall akzeptiert wird und selbst aus FIFA-Reihen schon Kritik daran geübt wurde, daß international renommierte Akteure bei Berlusconi oft genug nur auf der Ersatzbank oder der Tribüne sitzen.

Etwa Jean-Pierre Papin, der bis zu Marco van Bastens Verletzung nur im zweiten Glied stand und schon an eine Rückkehr nach Marseille gedacht hatte. Doch der Franzose pflichtet nun seinem Präsidenten bei: "Über den Turn-over habe ich inzwischen meine Meinung geändert. Die vielen Ausländer ermöglichen dem AC Milan, immer auf einem hohen Niveau zu spielen. Berlusconi hatte recht."

Nicht nur recht hatte Berlusconi. Auch das nötige Geld hatte er: 56 Millionen Mark allein an Gehältern und Prämien zu zahlen, ist nicht jedermanns Sache. Ein Sieg in der Meisterschaft, im Europacup und im Landespokal würde den Spielern mit den meisten Einsätzen eine Sonderprämie von einer Million Mark netto einbringen.

Aber Geld allein garantiert noch nicht den Erfolg. Auch Fiat-Chef Gianni Agnelli investierte in den letzten sechs Jahren für Juventus Turin umgerechnet 230 Millionen Mark in neue Spieler, doch reichte es lediglich zu einem Sieg im UEFA-Cup und im Landespokal (im Jahre 1990).

Derweil denkt Berlusconi bereits an die nächste Saison. "Nur Gambaro und Serena werden uns verlassen, alle anderen bleiben", sagte der Mailänder Multimilliardär. Nach Marco van Basten dürften in Kürze auch Frank Rijkaard und Ruud Gullit ihren Vertrag verlängern. So viel Geld wie bei Milan gibt's nirgendwo sonst zu verdienen. sid

Neue Gerüchte um Ben Johnson Plant er eine Karriere als Football-Profi?

Der kanadische Sprinter Ben Johnson hält die Gerüchteküche weiter am Kochen. Der 31 Jahre alte ehemalige Weltmeister, der in der vergangenen Woche zum zweiten Mal nach den Olympischen Spielen 1988 in Seoul des Dopings überführt worden war, denkt offensichtlich daran, seine Karriere als Profisportler in der kanadischen American-Football-Liga (CFL) fortzusetzen. Dies berichtete die Tageszeitung "Toronto Star".

"Erstens reden wir nicht öffentlich über Verhandlungen, und zweitens haben wir noch gar nicht mit Ben gesprochen", erklärte John Michaluk, Präsident der Tiger Cats aus Hamilton/Ontario, der "Big Ben" bereits vor fünf Jahren auf seiner Wunschliste hatte, ihn aber auf Grund der weltweiten Sperre wegen Dopings wieder strich. "Wir wissen, daß Ben laufen kann und daß er bei uns immer sehr beliebt war." sid

American Football San Francisco lehnt Freigabe für Montana ab

Die San Francisco 49ers, eines der Topteams in der Football-Liga NFL, wollen ihren Star-Quarterback Joe Montana nicht gehen lassen. 49ers-Präsidentin Carmen Policy dementierte eine Zeitungsmeldung, wonach Montanas Agent Peter Johnson die Erlaubnis erhalten hat, den Spielmacher anderen Vereinen anzubieten. "Das ist nicht der Fall. Wir hoffen im Gegenteil, daß Joe bis zum Ende seiner Karriere das Trikot der 49ers trägt", meinte Policy unmißverständlich.

Der 36 Jahre alte Quarterback, in drei Super Bowls zum wertvollsten Spieler gekürt und 1990 zum wertvollsten Spieler der NFL gewählt, hatte 1990 einen Vierjahres-Vertrag in San Francisco unterschrieben. Der von den Fans weltweit gefeierte Kalifornier laborierte dann aber in den vergangenen beiden Jahren an einer komplizierten Verletzung seines "goldenen Arms", der mehrfach operiert werden mußte.

49ers-Coach George Seifert will in der nächsten Saison auf keinen Fall auf Joe Montana verzichten, der im eigenen Team in Steve Young, dem wertvollsten Spieler der abgelaufenen Spielzeit, und Steve Bono starke Konkurrenz hat. Seifert stellt deshalb heraus: "Bislang hat nur einer von denen einen Vertrag, nämlich Montana." sid

DEG steht erneut im Eishockey-Finale Zach wieder "Hans im Glück" Spannende Partie gegen Berlin / Köln besiegte Mannheim

Für Meister-Trainer Hans Zach war der Play-off-Krimi gegen den Berliner SC Preussen bereits das Non-plus-ultra. "Das war das bisher höchststehende Play-off- Duell. Wir haben schon einige tolle Serien hinter uns, aber der Vergleich gegen die Preussen steht über den Spielen gegen Köln oder Rosenheim in den letzten Jahren", kommentierte der Coach der Düsseldorfer EG die ungemein ausgeglichene Auseinandersetzung mit den Berlinern. Die war zwar im dritten Spiel durch den 2:1-Siegtreffer von Rainer Zerwesz 32 Sekunden vor der Schlußsirene bereits frühzeitig zugunsten des Titelverteidigers entschieden, ließ aber in punkto Dramatik, Spannung und Klasse keine Wünsche offen.

Für Zach war der Play-off-Vergleich gegen die Preussen der Beweis für seine These, daß "das deutsche Eishockey in der Spitze enger zusammengerückt ist". Er selbst war dabei am Ende der "Hans im Glück", denn die ersten beiden Duelle hatte die DEG erst im "Sudden Death" durch Treffer von Dale Derkatch bzw. Wolfgang Kummer jeweils 3:2 gewonnen.

Die DEG-Stars haben auf dem Weg zum vierten Titelgewinn hintereinander in Folge zehn Tage Pause, ehe sie ab dem 19. März auf den Sieger des anderen Semifinals zwischen dem Kölner EC und dem Mannheimer ERC treffen. Den Kölner "Haien" fehlt nach dem 5:2-Erfolg am Dienstag nur noch ein Sieg, um ins Fnale gegen den rheinischen Erzrivalen einzuziehen. Bereits 1986 (Sieger Köln) und 1991 (Sieger Düsseldorf) standen sich die beiden Nachbarn im Play-off-Finale gegenüber.

Den 16. Play-off-Sieg hintereinander bezeichnete Zach als "weiteren Meilenstein" seiner Mannschaft. Von der ersten bis zur letzten Sekunde wurde um jeden Zentimeter Eis zwischen Düsseldorf und Berlin gekämpft. Helmut Böhm, der Schiedsrichter-Obmann des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), war von der Fairneß beider Teams trotz des hohen Einsatzes sehr erfreut.

Nicht so spannend und bei weitem nicht so niveauvoll wie in Düsseldorf ging es in Köln zu. Die endgültige Entscheidung für den KEC war der Treffer von Stürmer Thomas Brandl (57.) ins leere MERC-Tor zum 5:2-Endstand. Mannheims Trainer Jiri Kochta hatte Keeper Peter Franke in numerischer Überlegenheit zugunsten eines sechsten Feldspielers aus dem Tor geholt.

Sollten die Mannheimer am Freitag erneut ausgleichen, müßte die Entscheidung in einem fünften Halbfinale am kommenden Sonntag in Köln fallen. "Wir glauben an unsere Chance vor heimischer Kulisse", erklärte Verteidiger Mike Heidt, dessen linkes Auge, von mehreren Platzwunden geziert, fast völlig zugeschwollen war. Er wird Freitag auf jeden Fall spielen. Den nur vier Abwehrspielern der Mannheimer ist aber der enorme Kräfteverschleiß deutlich anzumerken.

Nordischer Ski-Weltcup in Lillehammer Jegerowa erneut sehr stark Deutsche Männer-Staffel auf Rang 9 / Sieg für Norwegen

Zufriedenstellender Abschluß für die deutschen Ski-Langläufer bei den olympischen Testwettkämpfen im norwegischen Lillehammer: Die 4x10-km-Staffel mit Walter Kuss (Brend), Jochen Behle (Willingen), Johann Mühlegg (Marktoberdorf) und Peter Schlickenrieder (Schliersee) kam nach 1:46:26,1 Stunden mit rund dreieinhalb Minuten Rückstand auf Weltmeister Norwegen zwar nur als Neunter ins Ziel, belegt in der Weltcupwertung derzeit jedoch den siebten Rang.

"Es ist nicht ganz so gelaufen wie erhofft, aber wir sind nicht unzufrieden", zog Co-Trainer Werner Nauber das deutsche Fazit. Nachdem Startläufer Walter Kuss, Mitglied der bei der WM in Falun fünftplazierten deutschen Staffel, nur als 15. zum ersten Wechsel gekommen war, machte sich das restliche Trio auf die Verfolgungsjagd. Zunächst gelang Jochen Behle eine Verbesserung um fünf Positionen, dann schaffte Johann Mühlegg mit der viertbesten Laufzeit den Sprung auf Rang acht, ehe Peter Schlickenrieder wieder einen Platz einbüßte.

In der Weltcup-Gesamtwertung aller Einzel- und Staffelrennen behauptete die deutsche Mannschaft mit 807 Punkten den hervorragenden siebten Platz. Es führt Norwegen mit 2991 Zählern. Die Skandinavier waren in Lillehammer trotz der Abwesenheit der beiden Dreifach- Olympiasieger Vegard Ulvang und Björn Dählie nicht zu schlagen. In 1:42:55,8 Stunden verwiesen sie diesmal Schweden (1:43:17,0) und Finnland (1:43:50,3) auf die weiteren Plätze.

Dreifach-Olympiasiegerin Ljubow Jegorowa bewies erneut ihre herausragende Form. Die 27jährige Russin triumphierte mit ihrem vierten Weltcup-Sieg dieser Saison in der Addition des 5-km- Wettbewerbs (klassisch) am Dienstag und der 10-km-Konkurrenz (Freistil) am Mittwoch mit einer Skilänge Vorsprung auf die Italienerin Manuela di Centa. Der dritte Rang ging an Jelena Wjalbe (Rußland) vor Weltmeisterin Stefania Belmondo (Italien). Im Gesamt-Weltcup führt weiterhin Jegorowa mit 750 Punkten vor Wjalbe mit 705 und Belmondo mit 561 Zählern. Deutsche Läuferinnen waren in Lillehammer nicht am Start.

Die Loipen in Lillehammer präsentierten sich auch am letzten Tag der Laufwettbewerbe in ausgezeichneter Verfassung. Sie sind anspruchsvoll, aber auch nicht zu schwer. Zudem wurden sie hervorragend präpariert. sid

Vor dem WM-Kampf Sparringspartner von Maske abgereist

Zehn Tage vor dem Weltmeisterschaftskampf im Halbschwergewicht in Düsseldorf zwischen Herausforderer Henry Maske (Frankfurt/Oder) und dem Box-Weltmeister Charles Williams (USA) kam es Hauskrach. Maske kritisierte sein Management: "In der Vorbereitung ist viel schiefgelaufen, sie war eines WM-Kampfes unwürdig". Maske beklagte den Zustand der Trainingshalle. Zudem sei die Qualität seiner Sparringspartner "schlichtweg katastrophal" gewesen, "aber ich stehe in aussichtsreichen Verhandlungen mit einem neuen Sponsor, der mir bessere Vorbereitungen garantiert."

Maskes Sparringspartner James Pritchard (USA) ist am Wochenende unabgemeldet in die USA zurückgereist. "Fünf Tage Prügel von Maske sind mir genug", erklärte Pritchard in einer hinterlassenen Kurznotiz. sid

So spielten sie

Carl Zeiss Jena - SC Freiburg 1:1 (1:1) Jena: Bräutigam - Wittke - Röser, Fankhänel - Gerlach, Molata, Holetschek, Celic, Klee - Akpoborie (72. Schneider), Weber.

Freiburg: Eisenmenger - Schmidt (80. Seeliger) - Vogel, Ruoff - Braun, Zeyer, Heidenreich, Berry (68. Pfahler), Kohl - Rraklli, Spies.

Schiedsrichter: Willems (Mönchengladbach).

Tore: 0:1 Berry (1.), 1:1 Holetschek (16.).

Zuschauer: 4914

Beste Spieler: Wittke, Gerlach - Heidenreich, Zeye.

Gelbe Karten: Holetschek, Molata, Celic - Braun, Schmidt, Kohl, Vogel, Heidenreich.

Bes. Vorkommnis: Bräutigam hält Foulelfmeter von Braun (34.).

Schlacht auf dem Teller Nur wenige Kubaner erwarten eine bessere Zukunft

Sich aktiv in die Politik einzumischen war nie ein Ziel von Raúl Suárez. Der evangelische Pastor betrieb Seelsorge und stand dem ökumenischen Rat in Kuba vor. Doch seit den Wahlen im Februar gehört er als Abgeordneter zusammen mit einem zweiten Geistlichen zu einer Minderheit in der Nationalversammlung. Von den 589 Delegierten sind 70 Prozent Parteimitglieder. Der Rest steht der Kommunistischen Partei nahe, gehört Massenorganisationen an oder fühlt sich, wie Suárez, als Revolutionär.

"Ich habe lang gezögert, ob ich als Kandidat antreten soll", erzählt er, "aber schließlich hat die Überzeugung gesiegt, einen Beitrag zu leisten." Wie dieser aussieht, darüber ist sich Suárez noch im unklaren, aber er glaubt durch seine Präsenz eine Institution zu stärken, die sich in der Vergangenheit mit einem halben Dutzend Sitzungen im Jahr wenige Meriten erarbeiten konnte.

Das soll sich angeblich nun ändern. So hoffen jedenfalls die Neuen, die in ihrem Wahlkampf genau dies ihren Wählern versprachen, wie auch ausländische Beobachter, die den Kontaktverlust zwischen Regierung und Bevölkerung beklagen. "Den Kontakt, den die Kandidaten vor den Wahlen hergestellt haben, indem sie von Haus zu Haus gingen, ist wichtig. Aber er wird sich wieder verlieren, wenn die Nationalversammlung nicht mehr Gewicht erhält", räsoniert ein europäischer Diplomat.

Die Meinungen darüber sind geteilt. Während viele Wähler nur zu den Urnen gingen, um nicht aufzufallen oder gar von den Nachbarschaftskomitees als "konterrevolutionär" abgestempelt zu werden, überbetonen hartgesottene Revolutionäre die Bedeutung einer Wahl, bei der weder unabhängige Kandidaten noch Oppositionsvertreter zugelassen waren. Alle 589 Kandidaten für die 589 Sitze schafften die 50- Prozent-Hürde. "Die hohe Wahlbeteiligung ist ein Sieg für Fidel Castro, denn sie demonstriert, daß er auch weiterhin auf die Unterstützung einer Mehrheit zählen kann", meint ein Funktionär.

Daß dieser Sieg auf tönernen Füßen steht, wird angesichts der katastrophalen Wirtschaftslage nicht geleugnet. "Wahlen ändern die Situation nicht, denn die wahre Schlacht findet auf dem Teller statt", erklärt kategorisch eine kubanische Hausfrau, die sich weigerte, ihr Kreuzchen für die Revolution zu machen. Nicht weil sie das kubanische Gesundheitssystem oder die kostenlose Ausbildung ihrer Kinder nicht schätze, sondern weil sie schon seit langem den Glauben in eine Revolution verloren habe, die immer nur Opfer verlange. "Zuerst strichen sie uns Milch und Fleisch, dann reduzierten sie Brot und Eier, nun haben wir nicht einmal Salz im Haus", jammert sie und wird dabei von der gesamten Großfamilie unterstützt. Doch so sehr auch Energie- und Versorgungsengpässe auf ihren Schultern lasten, Kubas elf Millionen Einwohner scheinen auch weiterhin bereit, ein System zu tragen, das sich in Osteuropa als nicht überlebensfähig erwies.

Ein Grund ist die Angst vor der Staatsgewalt, die nach Belieben die Zügel gegenüber den Dissidenten anzieht, die weiterhin nach der Maxime handelt: "Innerhalb der Revolution alles, außerhalb nichts" und geschickt die Propaganda der Exil-Gemeinde in Miami nutzt. Ein zweiter Faktor ist die Angst vor Veränderungen und deren Folgen. Eine der Fragen, die am häufigsten an Deutsche gerichtet werden, ist die nach der Lage in der ehemaligen DDR und den Eigentumsverhältnissen; auf Kuba leben viele Einwohner in Villen und Häusern, deren Besitzer nach der Revolution 1959 der Insel den Rücken kehrten. Nicht zuletzt hält auch weiterhin ein Teil der Kubaner mit Stolz die sozialistische Fahne hoch, will notfalls für die nationale Souveränität kämpfen oder schätzt ganz einfach den Paternalismus, der sie von der Wiege bis zur Bahre begleitet.

Die Wahlen, so paradox es klingen mag, sieht denn auch mancher Beobachter als negativ für die Zukunft an. "Es wird härter", urteilt ein westlicher Diplomat. "Denn die Regierung hat durch sie erneut Legitimität erhalten, und die Bevölkerung hat ihr in einem wichtigen Moment ihr Vertrauen ausgesprochen. Leider; denn ein schlechteres Ergebnis hätte vielleicht eine Kursänderung eingeleitet."

Daß dies eine Illusion ist, hat Präsident Fidel Castro mehrfach betont. Selbst wenn er nach den Wahlen über Amtsmüdigkeit philosophierte, erwarten Beobachter keine Veränderungen an der Spitze. Optimistischere Kreise setzen allenfalls auf eine Verbesserung der Beziehungen zwischen den USA und der Zuckerinsel. Doch noch wissen die wenigsten Kubaner, was sie von Präsident Bill Clinton halten sollen.

Und auch Castro griff nur zu einem seiner liebsten Tricks, als er seinen neuen Kollegen im Weißen Haus mit dem verführerischen Angebot testete, über seinen Rücktritt zu verhandeln, sollte Washington das über dreißigjährige Handelsembargo aufheben. Auf eine Antwort von Clinton wartet Castro jedoch noch immer.

RITA NEUBAUER (Havanna)

Noch mehr Leid

Militärisches Eingreifen, also Eingreif- oder Kampftruppen in fremden Ländern einzusetzen, beendet nicht automatisch einen Krieg (FR vom 2. 3. 1993 "Im Gespräch: Ralf Fücks zum Bosnien-Krieg - Ruf nach Gewalt von außen"). Sie können zum Anheizen und zu noch mehr Leid - vor allem unter der Zivilbevölkerung - führen. Ich meine, andere kluge und pazifistische Handlungen sind nötig: Stopp aller Waffenexporte (auch an unseren Grenzen), Hilfsgütersendungen, Tribunale für Kriegsverbrecher, Unterstützen der Friedensgruppen auf dem Balkan.

Ralf Fücks hat früher Kasernen, wie z. B. die Garlstedter vor den Toren Bremens, mit blockiert, heute verabschiedet er sich selbst mit seiner Forderung "Bundeswehr nach Bosnien" aus der Friedensbewegung. Aus dem einstigen "Grünen-Querdenker" ist leider ein Senator geworden, der quer zu grünen, gewaltfreien, zivilen Ideen denkt.

Ich begrüße es, daß der Hamburger Landesverband und der Bremer Landesvorstand nicht den Auffassungen einiger ihrer Politiker, wie Eva Quistorp, F. W. Grafe zu Baringdorf, Helga Trüpel und Ralf Fücks gefolgt sind und die fundamentalen Grünen-Positionen von Gewaltfreiheit festgeschrieben haben.

Eva Böller, Bremen

Pappeln werden gefällt

DIETZENBACH. Die Mitarbeiter der städtischen Gartenverwaltung werden am Samstag, 13. März, auf dem Lärmschutzwall an der Vélizystraße Pappeln fällen. Die Straße wird deshalb von 8 bis 16 Uhr zwischen der "Frankfurter" und der L 3001 halbseitig gesperrt. Die Pappeln, rund 15 Jahre alt, sind morsch und behindern andere, heimische und wertvolle Bäume im Wachstum. fin

Museum zeigt, wie früher Seligenstädter kochten

SELIGENSTADT. Das Landschaftsmuseum Seligenstadt hat zur Aktion "Hessen à la carte" eine Ausstellung zusammengetragen, die am Montag, 15. März, im Schalterraum der Sparkasse Langen-Seligenstadt, Frankfurter Straße 18, eröffnet wird. Die Vernissage beginnt um 10.30 Uhr.

Museumsleiter Achim Zöller stellt vor, wie einst in Seligenstadt gekocht worden ist. Er präsentiert Küchengeräte aus vergangenen Zeiten und alte Kochrezepte.

Die Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Fremdenverkehrs sowie der Hotel- und Gaststättenverband in Stadt und Kreis Offenbach fördern die Aktion "Hessen à la carte". Seligenstadt ist eine von mehreren Stationen in der Region. fin

Ausweitung des Krieges

Es steht völlig außer Zweifel, daß den vom Völkermord bedrohten Menschen massiv geholfen und das unbeschreibliche Treiben der Kriegsverbrecher so schnell wie möglich beendet werden muß. Aber auch das wiederum nur mit Waffengewalt, wie es der Bremer Umweltsenator Ralf Fücks (Grüne) fordert (FR vom 2. 3. 1993 "Im Gespräch: Ralf Fücks zum Bosnien-Krieg - Ruf nach Gewalt von außen")?

Dann droht wahrscheinlich - wie selbst die ranghohen Militärs Schmähling und Altenburg feststellen - der Bevölkerung noch mehr Leid und eine Ausweitung des Krieges.

Pazifist/innen forder weiterhin nichtmilitärische Lösungen. Dazu gehören für die Deutsche Friedensgesellschaft die Einhaltung des Waffenembargos, Verbot aller Rüstungsexporte, Öffnung der Grenzen für Kinder und vergewaltigte Frauen, Deserteure sowie Hilfe in den Kriegsgebieten. Wieland von Hodenberg und Ernst Busche, Bremen

In Dietzenbach geht's los mit dem Dualen System

DIETZENBACH. In dieser Woche wird in Dietzenbach zum letzten Mal die grüne Tonne geleert, die in der kommenden Woche - markiert mit zwei Aufklebern - zur gelben Tonne wird. Außerdem verteilt die Gesellschaft zur Entsorgung von Sekundärrohstoffen (GES) im Auftrag des Dualen Systems Deutschland (DSD) an alle Haushalte, die über keine Wertstofftonne verfügen, gelbe Säcke. Sie können auch im Umweltamt (Theodor-Heuss- Ring) oder im Stadtbetriebshof (Max- Planck-Straße 13-15) abgeholt werden.

Die gelben Säcke werden erstmals in der Woche vom 13. bis 17. April abgefahren, zugleich werden die gelben Tonnen geleert. Vom 22. bis 26. März läßt die GES Papier und Kartonagen einsammeln. Die Termine zur Leerung der grauen Reststofftonnen bleiben unverändert.

Die Stadtverwaltung läßt an alle Haushalte eine Info-Broschüre zur neuen Müllentsorgung verteilen - auch in englischer und türkischer Sprache. fin

Schwerkranke vom Leid befreit Verein pro interplast unterstützt Chirurgie in Dritter Welt

SELIGENSTADT / MAINHAUSEN. Die Vorsitzende von "pro interplast", Waltraud Huck aus Mainhausen, hat jetzt Professor Dr. Dr. Werner Widmaier einen Scheck von 20 000 Mark übergeben, um seine Einsätze als plastischer Chirurg in Afrika, Asien und Südamerika zu fördern. Der ehemalige Chefarzt einer Stuttgarter Klinik kümmert sich seit seiner Pensionierung im Jahre 1988 zusammen mit seiner Frau ehrenamtlich um die ärztliche Versorgung schwerkranker Menschen in den armen Ländern der Dritten Welt.

Das Paar war zur Jahreshauptversammlung von "pro interplast", dem "Verein zur Förderung plastischer Chirurgie in Entwicklungsländern", nach Seligenstadt gereist. Der Verein sammelt Geld, um damit "interplast", einen weltweiten Zusammenschluß von plastischen Chirurgen, zu unterstützen.

Widmaier zeigte Lichtbilder von Behinderten, die er in den Tropen operiert hatte. Er berichtete davon, wie er die komplette Einrichtung für einen Operationssaal nach Brasilien transportiert hatte und sich in dem südamerikanischen Staat mit den korrupten Behörden auseinandersetzen mußte, um chirurgische Eingriffe vornehmen zu können.

Dr. Andre Borsche, Oberarzt am Frankfurter Markus-Krankenhaus, schilderte die Arbeit eines Ärzteteams im westafrikanischen Guinea. Der als mildtätig anerkannte Verein pro interplast hatte durch Spendengelder den Einsatz finanziert.

In nur drei Wochen waren unter primitiven Bedingungen 105 Patienten erfolgreich operiert und nachversorgt worden. Laut Borsche wären diese Menschen ohne die Hilfe aus Deutschland "hoffnungslos ihrem schweren Schicksal überlassen".

Von Operationen in Indien, bei denen 40 Kranken künstliche Hüftgelenke eingesetzt worden waren, erzählte Dr. Gordon von der Heydt aus Frankfurt. Auch er dankte "pro interplast".

Dr. Marianne Wolters und Dr. Hermann Lampe - die beiden leiten die Frankfurter Sektion von "interplast" - sprachen von ihren Einsätzen im afghanischen Peshawar, wo ungezählte verletzte Kriegsflüchtlinge Not litten. Dr. Wolters lobte "pro interplast" für die Unterstützung. So sei verhindert worden, die einzige "interplast"-Klinik des Landes schließen zu müssen.

Nach Angaben der Vereinsvorsitzenden Waltraud Huck betragen die Verwaltungskosten von "pro interplast" lediglich 0,8 Prozent. Dies sei nur durch viel ehrenamtliches Engagement der Mitglieder möglich. fin

Kleine FR

Konzert im Bürgerhaus MÖRFELDEN-WALLDORF. Das "Arion-Trio" gestaltet am Sonntag, 14. März, das fünfte Abonnementkonzert des örtlichen Kreises der Musikfreunde im Bürgerhaus. Barbara Kummer (Violine), Bernd Zapp (Cello) und Klaus Dreier (Klavier) spielen unter anderem Werke von Charles Ives und Anton Dvorak. Das Konzert beginnt um 20 Uhr. Super-Fete im Schloßkeller KELSTERBACH. Eine "Super-Fete" hat für Samstag, 13. März, 16 bis 22 Uhr, der Spielmanns- und Fanfarenzug "Die Wolfenburger" im "Schloßkeller" vorbereitet. Fetzige Musik, Spiele und Disco- Beleuchtung sind angesagt. Ermittelt werden sollen die besten Disco-Tänzer und -Tänzerin. Computermarkt GROSS-GERAU. Ein Computer-Markt findet am Sonntag, 14. März, 11 bis 17 Uhr, in der Jahnturnhalle statt. Das Angebot reicht von Hardware bis Software. BdV zieht Bilanz BÜTTELBORN. Zur Jahreshauptversammlung lädt der Bund der Vertriebenen Klein-Gerau (BdV) für Sonntag, 14. März, 14.30 Uhr in den Volkshaussaal. Alter Ausschuß tagt KELSTERBACH. Den Haushaltsplan 1993 berät der Planungs- und Bauausschuß am Montag, 15. März, 18 Uhr, im Rathaus. Die Stadtverordneten gehören noch dem alten Parlament an, dessen Legislaturperiode am 31. März endet. James-Dean-Film GINSHEIM-GUSTAVSBURG. James- Dean-Fans sollten sich Dienstag, 16. März, vormerken. An diesem Tag zeigt das Kommunale Kino Mainspitze in den Burglichtspielen Gustavsburg Nicholas Rays Kultfilm "denn sie wissen nicht, was sie tun". Beginn: 20 Uhr. Eintritt: fünf Mark. Freundeskreis wählt Vorstand MÖRFELDEN-WALLDORF. Der Freundeskreis Städtepartnerschaft lädt für Donnerstag, 18. März, 20 Uhr, zur Jahreshauptversammlung in die Stadthalle ein. Auf der Tagesordnung stehen auch Vorstandswahlen. Eine Klasse für sich GINSHEIM-GUSTAVSBURG. Geena Davis, Popstar Madonna und Komiker Tom Hanks spielen die Hauptrollen in dem Film "Eine Klasse für sich", in dem die Geschichte vom Aufbau einer weiblichen Baseball-Liga erzählt wird. Der Film ist am Donnerstag und Freitag, 18. / 19. März, jeweils im 20 Uhr in den Burglichtspielen Gustavsburg zu sehen; Eintritt fünf Mark. Kelsterkult-Stammtisch KELSTERBACH. Zum Stammtisch trifft sich der Kelsterkult-Initiative am Sonntag, 21. März, in der Gaststätte "Dickworz". Beginn: 19.30 Uhr.

Bus erfaßt Radlerin: Leichte Verletzungen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Leichte Verletzungen erlitt am Dienstag nachmittag eine 16jährige Radlerin, die von einem Bus gestreift wurde. Der Busfahrer wollte von der Frankfurter Straße nach rechts zum Friedensplatz abbiegen, als das Mädchen plötzlich von rechts nach links auf den dortigen Überweg fuhr. Trotz Vollbremsung des Busfahrers kam es zur Kollision, wobei das Mädchen leicht verletzt wurde, teilte die Polizei mit. wal

Kleine FR

Kinder spendeten FRIEDRICHSDORF. Daß nicht jeder nur an sich selbst denkt, haben Kinder aus den Klassen 1 bis 4 der Grundschule Burgholzhausen bewiesen. Bei einer Feier sammelten sie 645 Mark. Das Geld wurde jetzt von städtischen Sozialarbeiterinnen an bedürftige Familien verteilt. Arbeitskreis Asyl trifft sich FRIEDRICHSDORF. Der Arbeitskreis Asyl trifft sich am Montag, 15. März, um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in der Taunusstraße. Nachtermin zur Schluckimpfung HOCHTAUNUSKREIS. Frauen, Männer und Kinder, die den zweiten Impfdurchgang gegen Kinderlähmung Ende Januar verpaßt haben, erhalten jetzt bei zwei Nachterminen nochmals eine Chance: Im Bad Homburger Kreisgesundheitsamt im Schaberweg 28 können sie sich am Donnerstag, 18. März, von 17 bis 19 Uhr impfen lassen, in der Außenstelle des Amts in der Usinger Obergasse am Dienstag, 16. März, von 17 bis 19 Uhr. Blut erbeten FRIEDRICHSDORF. Zur Blutspende bittet das Deutsche Rote Kreuz die Friedrichsdorfer am Mittwoch, 17. März. Die lebensrettende Spende kann zwischen 18 und 21 Uhr in der Grundschule am Hohen Weg geleistet werden. Europa-Stammtisch FRIEDRICHSDORF. Zum Stammtisch lädt die Europa-Union Hochtaunus für Montag, 22. März, um 20 Uhr ins Bürgerhaus Köppern. Der Vorsitzende Armin Apfel spricht über das Thema "Europa und der Jugoslawien-Konflikt". Den Erfolg planen lernen BAD HOMBURG. "Den Erfolg planen lernen" ist ein Wochenendkurs betitelt, zu dem die Volkshochschule für Samstag und Sonntag, 27. und 28. März, 9.30 bis 17 Uhr, in die Elisabethenstraße 4 - 8 lädt. Es geht darum, Hilfen zur zielbewußten Organisation des Arbeitsplatzes zu geben. Verwaltungsrecht und Grundgesetz BAD HOMBURG. Über die Rechte des Bürgers gegenüber Staat und Verwaltung informiert ein Seminar der Volkshochschule am Samstag, 27. März, von 9 bis 13 Uhr in der Elisabethenstraße 4 - 8. Kreis ehrt Sportler HOCHTAUNUSKREIS. Erfolgreiche Sportler ehrt der Kreis am Samstag, 27. März, in die Grundschule in Oberursel- Oberstedten ein. Die Sportlerehrung beginnt um 19.30 Uhr.

Umkehr zur Liebe

"Umweltzerstörung, barbarische Kriege, unser eigenes Verhalten - wir haben zu lange geglaubt, wir könnten alles mit dem Kopf lösen." Mit ihrem Resümee nach zweieinhalbstündiger Diskussion im Bürgerzentrum über aggressive und auffällige Kinder traf die berufstätige Karbener Mutter Johanna Arlt den Kern der Ursachen- und Lösungsforschung.

Frau Arlt zeigte auf, daß wir alle glaubten, immer mehr von allem haben zu müssen, statt wir selbst zu sein: das größere Auto, die Urlaubsreise in immer weitere Ferne, die schickeren Klamotten. Auch die Kinder bekämen immer mehr an materiellen Dingen. "Laßt uns zurück zum Sinn unseres Lebens kommen auf die Erde, die sehr bedroht ist", forderte die Karberin.

Statt alles mit dem Kopf regeln zu wollen und sich ständig von Äußerlichkeiten beeinflussen zu lassen, empfahl die Mutter und Lehrerin den Mit-Eltern, durch Meditation und Yoga innerlich zur Ruhe, zum eigenen inneren Kern zu kommen. "Die Kinder spüren, daß wir uns gar nicht wirklich als Menschen fühlen, sondern daß wir Rollen spielen, von Äußerlichkeiten abhängig sind." So wie viele Eltern nach Orientierung in der immer stärker von uns bedrohten Schöpfung suchten, genauso müsse die Aggressivität mancher Kinder als "Schrei nach Orientierung" gewertet werden. Orientierung könnten die Eltern vor allem durch Rückverbindung (religio) zu ihrem Schöpfungskern, zu ihrem inneren Selbst, zu ehrlicher Einkehr wiedergewinnen.

Wie das im täglichen Leben aussehen kann, faßte Waltraud Leppert, Leiterin der Kindertagestätte Kloppenheim, aus den Elternäußerungen zusammen. "Entscheidend ist, ob die Mutter sich in ihrer Haut wohlfühlt, sich annimmt, gleich, ob sie Mutter und Hausfrau oder ob sie berufstätig ist." Wenn sie mit ihrem Los als Mutter unzufrieden sei, teile sie das dem Kind mit, es sei unglücklich. Umgekehrt fasse das Kind Vertrauen, wenn die Mutter mit ihrer Rolle im Einklang ist. Gleichzeitig: Wenn eine berufstätige Mutter nur eine Stunde am Tag sich herzlich und ehrlich mit ihrem Kind befaßt, ist das genauso viel oder besser als viele Stunden Unverbindlichkeit. Genau dieses zu sich selbst Stehen, ehrlich zu sein zu sich selbst, teilt sich den Kindern sehr fein mit, zeigten viele Sprecher/-innen in der Diskussion auf. Genau das ist es, was eigentlich im spirituellen Sinn mit "Selbstverwirklichung" gemeint ist: die Rückkehr zur Liebe, zum liebevollen Annehmen seiner selbst genauso, wie die Rückkehr zur Verantwortung für die Mitmenschen und unsere Lebensgrundlagen. Wir können die Katastrophen (Tschernobyl, Höchst, Sarajewo waren Stichworte) nicht abschaffen, aber wir können selbst bestimmen, wie wir innerlich darauf reagieren. Und dann können wir selbst bestimmen, wann wir den Fernseher ausschalten, ob wir uns (und anderen) im Beruf oder im Auto Streß machen. Statt dessen können wir uns immer wieder, mit jedem Atemzug, der Ruhe und der Liebe unseres göttlichen Kerns bewußt sein - und daraus handeln. GEORG LINDE

Kleine Lokalrundschau

Film über Freundschaft NEU-ISENBURG. Die Freundschaft zwischen einem afrikanischen Jungen und einer ausgestoßenen alten Frau, die von den Dorfbewohnern als Hexe angesehen wird, steht im Mittelpunkt des Films "Yaaba", den das Kommunale Kino am heute, Donnerstag, 11. März, um 20 Uhr in der Hugenottenhalle zeigt. Wohnungsvermittlung geschlossen NEU-ISENBURG. Da die Beschäftigten der städtischen Wohungsvermittlungsstelle am Freitag, 12. März, Fortbildungskurse besuchen, bleiben die Türen der Amtsstuben an diesem Tag für die Bevölkerung geschlossen. "Still crazy" spielt Oldies NEU-ISENBURG. Hits von Santana, Procol Harum, Pink Floyd und Eric Clapton spielt die Gruppe "Still crazy" am Samstag, 13. März, im Treffpunkt in der Bahnhofstraße 50. Konzertbeginn: 20 Uhr. Basar im Isenburger Treff NEU-ISENBURG. Spielsachen und Bücher, aber auch Kinderwäsche und Damenbekleidung gibt's am Samstag, 13. März, beim Flohmarkt im Treff des Quartiers IV in der Luisenstraße 18 zu kaufen. Gewühlt und gefeilscht werden kann dort zwischen 14 und 17 Uhr. Feuerwehr lädt zum Ball EGELSBACH. Zum Vereinsball lädt die Freiwillige Feuerwehr für Samstag, 13. März, ins Bürgerhaus ein. Von 20 Uhr an spielen "Adam und die Mickys" zum Tanz. Eine Tombola lockt mit Preisen. Flohmarkt-Plätze werden vergeben NEU-ISENBURG. Bevor am 3. April der erste städtische Flohmarkt in diesem Jahr seine Verkaufspforten öffnet, sollten Gelegenheits- wie Profi-Händler am Samstag, 13. März, zur Hugenottenhalle kommen: Dort können sie von 10 bis 12 Uhr am Informationsschalter einen Standplatz ergattern. TuS wandert zum Rutzenbach NEU-ISENBURG. Die nächste Wanderung der Zeppelinheimer Turn- und Sportgemeinde führt am Sonntag, 14. März, über 15 Kilometer durch die Scheftheimer Wiesen bis in das Gebiet des Rutzenbaches. Treffpunkt: 9.30 Uhr an der Sporthalle Zeppelinheim. Der Veranstalter empfiehlt den Teilnehmern, im Rucksack Verpflegung mitzunehmen. Buch-Katalog neu aufgelegt NEU-ISENBURG. Nachdem die erste Auflage des Katalogs "Daheim in der Fremde" schon kurz nach seinem Erscheinen vergriffen war, gibt es ihn ab sofort wieder gratis in der Stadtbücherei. Darin werden 100 Kinder- und Jugendbücher über Vertreibung, Verfolgung und Integration besprochen, Filme und Theaterstücke zum Thema vorgestellt. Dekanatssynode tagt WESTKREIS OFFENBACH. Die evangelische Synode Dreieich mit Vertretern aus 19 Gemeinden im Westkreis tagt am Freitag, 12. März, in der Bürgkirchengemeinde in Dreieichenhain. Dort wird über die Schwerpunkte der kirchlichen Arbeit in diesem Jahr beraten. Unter anderem geht es um die psychologische Beratungsstelle in Dreieich. Künstlertage in Sprendlingen DREIEICH. Im Bürgerhaus Sprendlingen wollen am Wochenende 13. / 14. März etwa 30 Künstler und Kunsthandwerker ihre Arbeiten verkaufen. Außerdem werden Fotos von Kindern in Asien gezeigt. Am Samstag ist von 14 bis 19 Uhr geöffnet, am Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Flohmarkt in Langen LANGEN. Am Samstag, 13. März, ist von 8 bis 13 Uhr Flohmarkt auf dem Platz vor dem Rathaus an der Südlichen Ringstraße. Kunstkreis stellt aus NEU-ISENBURG. Am kommenden Wochenende präsentiert sich in der Hugenottenhalle wieder einmal der Bielefelder "Kunstkreis freischaffender Künstler". Die Ausstellung ist am Samstag und Sonntag, 13. und 14. März, jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Geburtsstunde für Senioren-Union NEU-ISENBURG. In der Gaststätte der Hugenottenhalle soll am Montag, 15. März, die Isenburger "Senioren-Union" aus der Taufe gehoben werde. An der Gründungsversammlung, die um 20 Uhr beginnt, werden der CDU-Bundestagsabgeordnete Klaus Lippold und der Landespolitiker Rüdiger Hermanns teilnehmen. Eingeladen sind alle Interessierten.

Synagoge wird ein Ort der Begegnung Renovierung kommt voran: Einweihung im Herbst? / Beirat diskutiert Konzept Von unserem Redaktionsmitglied Walter Keber RIEDSTADT. Die Renovierung der einstigen jüdischen Synagoge in der Erfelder Neugasse und ihre Ausgestaltung zu einem Dokumentationszentrum jüdischen Lebens im ländlichen Raum mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten schreitet zügig voran. Das Äußere des Gebäudes ist mit neuem Putz und Dach ansehnlich geworden. Der Innenausbau ist weitgehend abgeschlossen, die moderne Raumluftheizung angeschlossen, und in zwei bis drei Monaten werden wohl auch die schmucken Fenster drin sein. Ob der ursprünglich vorgesehene Eröffnungstermin im Herbst gehalten werden kann, ist allerdings noch offen. Das erklärte bei einem Rundgang Ulf Kluck, Geschäftsführer des "Fördervereins jüdische Geschichte und Kultur im Kreis Groß-Gerau". Handwerklich solider Ausführung und bei der Realisierung daher lieber auch etwas mehr Zeit gibt der Förderverein vor Termindruck und Eile den Vorzug, sagte Kluck. Davon und von den Finanzen werde letztlich der Eröffnungstermin abhängig sein.

Der Förderverein müht sich seit seiner Gründung 1989 um das Projekt, hat für den Ankauf und die Renovierung nach Auskunft von Kluck schon etwa 300 000 Mark investiert. Eine große Ermutigung und ein Schritt nach vorne sei die Verleihung des hessischen Denkmalschutzpreises an den Förderverein gewesen.

Derzeit klaffe ein Defizit von rund 30 000 Mark in der Kasse. Doch sei der Verein zuversichtlich, daß er auch weiterhin Unterstützung erfahren werde. So sei dieser Tage eine 1000-Mark-Spende aus Goddelau angekündigt worden.

Auch fernerhin sei der Förderverein auf solche Hilfen angewiesen und verweise dazu auf sein Konto bei der Kreissparkasse Groß-Gerau, Bankleitzahl 508 52 553, Konto 45 56. Kontaktaufnahmen zum Verein sind möglich über die Geschäftsstelle im Rathaus Goddelau, Bahnhofstraße 1, 6086 Riedstadt, oder Geschäftsführer Ulf Kluck, Tel. 0 61 58 / 28 09.

In der 1877 eingeweihten und 1989 vom Förderverein gekauften Synagoge ist im Erdgeschoß einiges geschehen: der Estrich ist drin, die Wände sind neu gestaltet. Fein gearbeitete Fenster und die große Tür zum einstigen Gebetsraum - künftig für verschiedenste kulturelle Zwecke gedacht - fertigte ein lokales Schreinerunternehmen, das die Handwerkskunst ganz hoch ansetzte. Demnächst sollen diese Teile eingesetzt werden. Von unten führt eine Holztreppe in den ersten Stock hinauf, wo noch eine Toilette eingerichtet wird.

Augenfällig sind auch die Veränderungen im Bereich des Anbaues. Der wurde bis zur Grenze ans Nachbargrundstück herangezogen. Großzügige Verglasung, wozu zur Straßenseite hin noch eine große Glastür eingebaut werden muß, soll freien Blick in den hinteren Grundstücksteil ermöglichen.

Wie Geschäftsführer Kluck mitteilte, laufen derzeit die Diskussionen im Beirat über das Nutzungskonzept für die Synagoge. Zielvorstellungen dafür seien: Gedenkstätte, Bildungsstätte, Dokumentation und kulturelle Nutzung. Dabei werde auch an Unterrichtseinheiten für Schulen gedacht. Ziel sei es vor allem, die Einrichtung mit neuem Leben zu erfüllen und zu nutzen. Vom Nutzungskonzept werde abhängig sein, welche Möbel für die Inneneinrichtung bestellt würden. cas

Teddys im Museum

REINHEIM. "Museum - bärenstark" heißt eine Ausstellung des Reinheimer Heimatmuseums, in der die neunzigjährige Geschichte des Teddys dargestellt wird.

Die Sonderausstellung ist am jeweils ersten und dritten Sonntag eines Monats von 14 bis 16.30 Uhr bis einschließlich Mai zu bewundern. ttt

Angst vor Verkauf des Hauses Trägerverein Frauenzentrum sieht seine Arbeit in Gefahr

RÜSSELSHEIM. Eine räumliche Bestandsgarantie müsse her, fordert der Trägerverein Frauenzentrum und schlägt Alarm. Obwohl sich in dem Gebäude Haßlocher Straße 150 - früher Gewerkschaftshaus und heute in Stadtbesitz - das Raumangebot seit einigen Wochen zugunsten des Zentrums verbessert hat, sieht der Verein jetzt mittelfristig die ganze Einrichtung in Gefahr: Ihm sind Pläne der Kommune bekanntgeworden, das Gebäude zu verkaufen.

Um auch weiterhin kontinuierlich arbeiten zu können, benötigten die vorhandenen drei Projekte in dem Haus - Frauenzentrum, Verein Wildwasser und Notruf für vergewaltigte Frauen - verbindliche Absprachen und Rahmenbedingen, sagt der Trägerverein. Dies sei bisher trotz Bemühungen nicht zu erreichen gewesen.

Dazu erklärte für die Stadt Rüsselsheim Pressesprecherin Petra Löhr: Es gebe zwar Überlegungen, Gespräche und Verhandlungen über das Gebäude, entschieden sei aber noch nichts. Darüber habe am Ende auch das Stadtparlament zu befinden. Dessen Tätigkeit müsse nach der Wahl aber erst wieder anlaufen, so daß vermutlich noch einige Zeit ins Land gehen werde, bis über das Haus gesprochen wird.

Auf keinen Fall - so versichert Petra Löhr - würden die in der Haßlocher Straße 150 untergebrachten Frauen über Nacht auf der Straße stehen. Vielmehr strebe die Stadt eine Lösung an, die alle zufriedenstellen werde. Wie der Trägerverein sagt, sei durch die drei Projekte eine Anlaufstelle für Mädchen und Frauen geschaffen worden, und zwar für unterschiedliche Fragen und Probleme. Hemmschwellen hätten abgebaut werden können, so daß heute viele Frauen die Angebote nutzten und Anregungen für die weitere Arbeit gäben.

Der Verein weiß es zu schätzen, daß ihm die Stadt seit Januar 1993 drei weitere Räume fürs Frauenzentrum, den Verein Wildwasser Kreis Groß-Gerau und den Notruf für vergewaltigte Frauen zur Verfügung stellt. Der zusätzliche Platz wird für Therapie, Beratung und Seminare genutzt. Dadurch entsteht wie in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Bildungs- und Kulturangebot sowie Weiterbildung eine weitere Vernetzung, die kompetente Arbeit mit und für Frauen ermöglicht.

So nutzt der Verein Frauenzentrum die Räume in der Haßlocher Straße beispielsweise seit über sechs Jahren, um Berufsorientierungskurse für Frauen durchzuführen, ein umfangreiches Bildungs- und Kulturprogramm zu Themen wie Frauenkunst, Gewalt gegen Frauen und Frauengeschichte anzubieten. Darüber hinaus können sich Frauen in juristischen und arbeitsrechtlichen Fragen sowie bei individuellen Problemen beraten lassen. Seit 1992 werden therapeutische Gespräche angeboten. Außerdem können Frauengruppen die Räume kostenlos nutzen. cas

Die Kinder reisten mit YaYa nach Afrika Wie in der Grundschule mit einfachen Mitteln viel Spaß an der Musik vermittelt werden kann

BAD NAUHEIM. 80 Kinder sitzen im Halbkreis um die Bühne und rufen "Ho!" Und noch mal mit Nachdruck: "Ho!" Sie sind der große "Bad Nauheimer Musikerstamm" auf der Reise nach Afrika. Vor ihnen steht eine Figur in bunten Hosen, Schellen an den Füßen und einem roten Filzhut auf dem Kopf: der Freiburger Künstler YaYa alias Uwe Berg, der die Kinder auf die musikalische Reise mitgenommen hat. Gerade hängt er sich eine große afrikanische Trommel um und entlockt ihr dumpfe Töne, marschiert im Takt dazu die Reihen entlang.

"Mit Summ und Bumm" nennt der Künstler sein Programm, mit dem er noch bis zum 1. April auf Tournee ist: Zuerst in der Bad Nauheimer Grundschule und anschließend in den Kindergärten der Stadt. Eingeladen hat ihn das Kulturamt im Rahmen seiner Reihe "Mobiles Theater für Grundschulen und Kindergärten".

Schon seit einigen Jahren hat sich Berg auf ein Theater spezialisiert, das von den rhythmischen Klängen verschiedener Instrumente und von der Phantasie der kleinen Zuschauerinnen und Zuschauer lebt. "Eins, zwei, drei, du dickes Ei, Schwuppdiwupp, es ist vorbei", rufen die Erst- und Zweitkläßler und klatschen im Takt dazu. Mit Begeisterung und aus voller Kehle zuerst, dann auf YaYas Handzeichen hin leiser und leiser, bis schließlich nur noch ein Flüstern durch den Raum geistert.

Jetzt soll Frau Silberschlank das Orchester ergänzen. Die Kinder rufen im Chor nach ihr, betonen mal diese, mal jene Silbe - bis die seltsame Dame schließlich auf der Bühne erscheint. Sie besteht aus einem langen schlanken Klangkörper, der aussieht wie ein überdimensionales Staubsaugerrohr, an den Füßen sitzt ein Blasebalg, wo der Kopf sein sollte, ein hellgrüner Basthut. Es dauert nicht lange, bis die Kinder von selbst drauf kommen: "Vielleicht sagt sie was, wenn man da drauf drückt", schlägt der kleine Dominik vor und und zeigt auf den Blasebalg. Gleich darauf entlockt er ihr ein tutendes Geräusch.

Immer wieder bezieht YaYa die Kinder ein, fragt, erzählt, bringt sie zum Staunen. Er gibt den Rhythmus vor, bewegt sich mit tänzelnden Schritten auf der Bühne, die Schellen an seinen Füßen rasseln dazu. "Wer will die Elefantentrompete blasen?" - 50 Finger schießen in die Höhe. Wer nicht auf die Bühne darf, gibt als Chor den Takt an: durch Klatschen, Rufen, Brummen, Summen. Drei Grundschulklassen verwandeln sich in zwitschernde Vögel und fliegen nach Afrika, überqueren Berge, durch die der Wind pfeift und ein brausendes Meer, setzten geräuschvoll im Sturzflug zur Landung an.

Einige Kinder sind aufgestanden und beginnen, YaYas Bewegungen nachzuahmen. Der sucht gerade Freiwillige für die Schatzsuche aus, sein gelbes Hemd ist völlig durchgeschwitzt. Dann wird der Schatz gehoben und ausgepackt: es sind Musikinstrumente.

Eine Trommel kommt zum Vorschein, afrikanische und südamerikanische Rasseln, ein Stab mit kleinen Glocken und die Elefantentrompeten - ein dünner Wasserschlauch mit einem Trompetenmundstück an der einen Seite und einem Trichter an der anderen. Langsam setzt sich der Zug in Bewegung, zuerst YaYa mit dumpfen Trommelklängen, dann die Kinder mit einer rasselnden und klappernden Geräuschkulisse. Schließlich steht die Heimreise bevor: "Wo müssen wir hin?" "Nach Bad Nauheim", kommt die Antwort. Mit einer geräuschvollen Rhythmusrakete landen die Kinder wieder im Klassenzimmer und entlassen den Klangkünstler mit einem Applaus.

REGINE EBERT

Aufgespießt

"Solange es den Asylanten besser geht als deutschen Arbeitnehmern, wird sich auch in Zukunft nicht viel ändern. Im Gegenteil - die bevorstehenden Wahlen werden ein weiteres Mal eindrucksvoll bestätigen, daß die großen Parteien am Ende sind. . . . Wenn klauende Rumänen, mit Drogen handelnde Libanesen sowie abzockende Schwarzafrikaner mehr Rechte haben als Einheimische und auch die hiesigen Abgeordneten einfach schweigen, dann darf man sich nicht wundern, wenn sich das Volk verweigert und rechtsextreme Gruppierungen wählt, ohne rechtsradikal zu sein. . . . Auch aus diesem Grunde werden die Wählergemeinschaften 1994 kandidieren und sich dafür einsetzen, daß Scheinasylanten, Wirtschaftsflüchtlinge und straffällige Asylbewerber unser Land zu verlassen haben. Diese Personengruppen sind es auch, die die Mieten geradezu unerschwinglich werden lassen." Der stellvertretende Landesvorsitzende der Unabhängigen Wählergemeinschaften Niedersachsen (UWN), Rechtsanwalt Gerd Koch

Die "Weltbank für Indianer" startet in Hamburg Neuer Entwicklungsfonds soll erstmals Zielgruppe einbeziehen / IDB sucht grünes Image

Eine Art "Weltbank für Indianer" schwebt Jaime Paz Zamorra vor. Ende März will der bolivianische Präsident seine Idee, ein spezieller Fonds für die 40 Millionen Ureinwohner Nord- und Südamerikas, in Hamburg aus der Taufe heben. Daß dies im Rahmen der Jahrestagung der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) geschieht, ist kein Zufall: Die IDB hat das Startkapital von 2,5 Millionen Dollar dafür zur Verfügung gestellt - nebenbei, eine Summe, die etwa den Kosten der dreitägigen Konferenz an der Elbe entspricht.

In Ländern wie Bolivien sei "der Kampf für die Indianer stets zugleich ein Kampf gegen die Armut", betont Paz Zamorra. Ohne deren Probleme zu lösen, "gibt es keine wirkliche Demokratie in Lateinamerika". Starke Worte, die sicher nicht nur mit dem in Bolivien laufenden Präsidentschafts-Wahlkampf zu erklären sind. Immerhin hat die Opposition mit Victor Hugo Cárdenas (Vize-Kandidat der MNR) erstmals in der Geschichte des Landes einen echten Vertreter der indianischen Bevölkerungsmehrheit ins Rennen um die höchsten Ämter geschickt.

Der von Paz Zamorra vorgeschlagene Indianer-Fonds paßt auch gut ins Konzept von IDB-Präsident Enrique Iglesias. Seit seinem Amtsantritt 1988 versucht der ehemalige uruguayische Außenminister, der Washingtoner Entwicklungsbank einen sozialen und ökologischen Anstrich zu verpassen. In der Vorbereitungsphase des Fonds habe es "gewisse Konflikte" gegeben, gibt Iglesias zu, wobei es vor allem um eine Novität im Spektrum der internationalen Entwicklungs-Bürokratie ging: Das Leitungsgremium soll zu je einem Drittel aus Vertretern der Geber, der lateinamerikanischen Regierungen und der Indianer besetzt - die Zielgruppe also erstmals in alle Entscheidungen eingebunden - werden.

Aufgabe des Fonds soll es insbesondere sein, die Rechte dieser seit 500 Jahren unterdrückten Gruppen zu verteidigen. Finanziert werden können aus dem Topf zum Beispiel, "Maßnahmen zur Sicherung von Landeigentum und kultureller Identität", beschreibt IDB-Experte Waldemar Wirsig das Konzept. Die Finanzierung von Projekten sei aber nur die eine Seite, meint er, auf der anderen könne der Fonds mit Sitz in La Paz auch als "politischer Lobbyist" der Indianer und als "Schiedsrichter" bei regionalen Auseinandersetzungen dienen. Präsident soll der renommierte mexikanische Soziologe Rodolfo Stavenhagen werden.

Denkbar ist denn auch, daß der Fonds schon rasch einen eigenen Kurs selbst gegen seine Gründerväter verfolgt. Valerio Grefa, Präsident der indianischen Dachorganisation Coica, ist diesbezüglich aber eher skeptisch. Er hat Zweifel, ob nicht doch am Ende "wieder nur die Technokraten und Experten das Sagen haben". Für ihn wird sich die Wirksamkeit des Fonds unter anderem am Veto gegen umstrittene Entwicklungs-Großprojekte erweisen. Eines davon nennt er beim Namen: "Hidrovia". Unter diesem Stichwort planen die IDB und die fünf Anrainerstaaten des Rio de la Plata/Paraná, diesen Flußweg für die Schiffahrt auszubauen. Schon jetzt werde dadurch die Landspekulation in den Uferregionen angeheizt und etwa 20 000 dort lebende Guaraní-Indianer verdrängt. Grefa, dessen Dachverband rund 400 Völker aus den neun Staaten des Amazonas-Becken repräsentiert, sammelt sicherheitshalber schon einmal Zusagen von privaten Entwicklungsorganisationen für einen eigenen, unabhängigen Unterstützungsfonds. Zwei Drittel der geplanten eine Million Dollar habe er zusammen.

Die Probleme der Indianer hängen eng mit den Umweltrisiken einer auf die Modernisierung der Infrastruktur, Landwirtschaft und Industrie zielenden Entwicklungsstrategie in Lateinamerika zusammen. Zumindest seit dem Amtsantritt Iglesias bemüht sich die IDB um einen verstärkten Austausch mit Umweltschützern in aller Welt. So präsentierte sie sich Anfang Februar in Bonn erstmals auch vor deutschen Organisationen. Amerikanische Öko-Verbände erhalten über das von ihnen gegründete "Bank Information Center" inzwischen alle Projekt-Prüfberichte zur Begutachtung. Die Leiterin des Centers, Kay Treakle, bescheinigt der IDB zumindest, "flexibler und weniger bürokratisch" als beispielsweise die Weltbank zu sein. Aber auch dort gelte der Grundsatz, daß ein bereits laufendes Projekt "kaum noch zu stoppen ist". Negativ- Beispiel Nummer eins für sie: Der Yacyreta-Staudamm in Argentinien, an dem aller Ökologen-Kritik zum Trotz, seit 15 Jahren auch mit IDB-Geld gebaut wird.

Solche Vorhaben soll es in Zukunft nicht mehr geben, dafür sollen die sechs regionalen Umweltberater der Bank in Lateinamerika, mit Veto-Recht bei allen Projekten, sorgen. Ob dies reicht, um auch die Geber zu überzeugen, muß sich in Hamburg zeigen: Ein ökologisches Negativ-Image stünde den Wünschen der Bank nach einer Kapitalerhöhung (siehe FR vom 2. März) zumindest stark entgegen. ROLAND BUNZENTHAL

Yachtclub hilft Menschen in Kroatien

RAUNHEIM. "Wir sind durch den ADAC angeregt worden, was für Kroatien zu machen. Und als eines unserer Vorstandsmitglieder erfuhr, daß das medizinische Zentrum von Zadar nach Krankenwagen suchte, haben wir gedacht, daß das eine sinnvolle Hilfe wäre", sagt Marianne Keuper vom Raunheimer Yachtclub Untermain. "Es hat sich halt alles toll ergeben", wertet die Walldorferin den Verlauf der Aktion, "weil das Rote Kreuz in Bad Soden grade einen Wagen ausmusterte."

Das Gefährt war mit 14 000 Mark zwar nicht billig, dafür aber gut erhalten und komplett ausgestattet. Der Yachtclub begann zu sammeln; bei den Mitgliedern, bei Firmen, bei der Stadt. "Und schließlich hatten wird das Geld zusammen." Dazu kamen fünf große Kartons mit Medikamenten und medizinischen Hilfsgütern, die gestiftet worden waren.

Vergangenes Wochenende machten sich Marianne Keuper, Ehemann Rolf, Kurt Lackner und Horst Schildge als Abordnung des Raunheimer Yachtclubs auf die 1000 Kilometer lange Reise nach Zagreb, lieferten Krankenwagen und Medikamente ab. Der Wagen ist inzwischen nach Zadar geschafft worden; "wir haben über einen Kontaktmann gehört, daß er schon im Einsatz ist", freut sich Keuper.

Vom Krieg selbst haben die Raunheimer in Zagreb wenig mitbekommen, wohl aber von den Auswirkungen: "Unser Kontaktmann hat uns erzählt, daß derzeit rund 300 000 Flüchtlinge in Zagreb sind", erzählt sie. Die Situation der Menschen in der Stadt sei nicht einfach. Es gebe zwar fast alles, doch hätten die Leute wenig Geld: "Wir haben erfahren, daß die meisten umgerechnet grade mal 20 bis 60 Mark im Monat zur Verfügung haben", erzählt Marianne Keuper.

Sie kann sich sehr wohl vorstellen, daß die Hilfsaktion nicht die letzte gewesen ist: "Man muß mal sehen, welche Möglichkeiten sich ergeben, so was noch mal zu machen." wal

Zwei Frauen helfen Flüchtlingen durch den Alltag Christine Wiemken und Edith Heuss vom städtischen Flüchtlingsbüro: "Vertrauen schaffen ist wichtig" Von unserem Redaktionsmitglied Christina Wallenda

MÖRFELDEN-WALLDORF. "Wenn die Flüchtlinge hier ankommen, dann sind sie in der Regel erst mal ziemlich orientierungslos", berichten Christine Wiemken und Edith Heuss vom städtischen Flüchtlingsbüro. Die beiden Frauen sind dann meist die erste Anlaufstelle. Sie helfen den Neuankömmlingen, sich in der ungewohnten Umgebung zurechtzufinden.

Eine Aufgabe, die schon ansetzt, bevor die Menschen überhaupt angekommen sind: Wenn der Stadt neue Flüchtlinge zur Unterbringung zugewiesen werden, kümmert sich das Duo auch um die Wohnungsbeschaffung, sorgt dafür, daß der Start einigermaßen reibungslos über die Bühne geht.

Seit etwas mehr als einem Jahr residiert das städtische Flüchtlingsbüro als Außenstelle des Sozialamtes in der Wolfsgartenstraße. "Wir sind eigentlich die Stelle, die die dezentrale Unterbringung gewährleistet", sagen die beiden Frauen, die sich eineinhalb Stellen teilen. Sie organisieren Wohnraum, vermitteln Kontakte, informieren über Ausbildungs- und Freizeitmöglichkeiten, Behördenangelegenheiten. Unterstützt werden Christine Wiemken und Edith Heuss von einem Zivildienstleistenden, der sich auch um kleinere Reparaturen in den Wohnungen kümmert.

An die 200 Flüchtlinge sind es, die Wiemken und Heuss mehr oder weniger regelmäßig betreuen. Eigentlich schon fast zuviel, zumal sich die beiden Frauen bemühen, jeden ihrer Schützlinge auch mindestens einmal im Monat zu Hause zu besuchen.

Viel läuft auch über ehrenamtliche Helfer. "Wir haben da unsere Leute, die was machen wollen, die Leute dann besuchen oder auch mal was mit ihnen unternehmen." Damit soll auch die anfängliche Isolation aufgebrochen, die Eingewöhnung erleichtert werden. "So Sachen wie Frauencafé oder Orientierungskurse werden dann auch angenommen. Aber das alles geht nur über den persönlichen Kontakt. Vertrauen zu schaffen, das ist ganz, ganz wichtig."

Das Ziel all dieser Bemühungen: "Die Flüchtlinge sollen schnell in einen normalen Alltag rein, so normal wie möglich leben können."

Das geht aus Sicht von Wiemken und Heuss bei dezentraler Unterbringung am besten. Die Flüchtlinge wohnen zwar nicht in Luxusherbergen, "aber sie haben ihre eigenen vier Wände. Und das ist allemal besser als eine Sammelunterkunft oder das Leben in Containern".

Außerdem entstünde so auch schneller Kontakt zur Umgebung. Vor allem über Kinder laufe viel. "Das macht es für beide Seiten leichter, senkt die Hemmschwelle. Die Leute sehen dann, daß die Familie aus Afghanistan genauso lebt wie die eigene. Daß der Mann arbeiten geht, die Kinder Schule oder Kindergarten besuchen. Das gibt dann oft so einen positiven Aha-Effekt", beschreibt Heuss.

Aha-Effekte ganz anderer Natur erleben die Flüchtlinge indes mit bundesdeutschen Behörden. Auch davon wissen Christine Wiemken und Edith Heuss jede Menge zu erzählen. Verdrehte Namen oder falsche Geburtsdaten sind da keine Seltenheit. Da komme es schon vor, "daß die Leute dann zu mir sagen, ,aber Frau Wiemken, ich heiße eigentlich gar nicht so&rquote; oder ,ich habe da gar nicht Geburtstag.&rquote;" Fehler, die bei der Erstaufnahme passieren und dann oft weiterlaufen. "Daß etwas falsch verstanden wird, ist ja nicht so schlimm. Nur ist es ziemlich schwierig, so einen Fehler wieder auszubügeln." Da müsse dann ein Notar eingeschaltet werden, und das koste Geld, sagen Wiemken und Heuss.

Ein anderes Problem ist die Arbeitsbeschaffung. "Viele wollen arbeiten. Die häufigste Frage, wenn sie erst mal ein bißchen Fuß gefaßt haben, ist die nach einer Arbeitserlaubnis", weiß das Duo. Doch seit Oktober sei der Markt leergefegt, sind Jobs für die Flüchtlinge zur Mangelware geworden.

In jüngster Zeit werden die Frauen vom Flüchtlingsbüro zunehmend mit Ausländerfeindlichkeit konfrontiert. Wiemken und Heuss wissen von Familien, die Angst haben, von Mädchen, die belästigt wurden. Dann setzen die beiden Frauen auf den Kontakt nach außen. "Sonst besteht die Tendenz, sich auszugrenzen und zu isolieren."

Dazu neigen ihrer Erfahrung nach viele - und beileibe nicht nur jene, die erst kurze Zeit da sind. Viele werden sich erst nach einiger Zeit darüber klar, daß sie das Verlorene nicht zurückbekommen, daß sie den alten Standard nicht mehr erreichen. Die Leute dann wieder aufzubauen, ihnen Mut zu machen - auch das gehört zum Job.

Terrasse ist jetzt offen KGV "Waldfried" bietet seinen 147 Kleingärtnern viel

Den 147 Mitgliedern des Niederräder Vereins steht jetzt die neue Terrasse offen, die im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde. Immerhin 10 000 Mark war dem Verein diese Investition wert. 5000 Mark kostete die Erneuerung eines Außenzaunes, zu der die Stadt Zuschüsse gab. Im laufenden Jahr steht auf dem Terminplan der Kleingärtner die Renovierung ihres Lagerschuppens: Ein heftiger Sturm hatte im vergangenen Jahr das Dach abgehoben. mab

Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine · Tips und Termine

Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Pro Familia: ärztliche Sprechstunde, Beratung, 15-19 Uhr, Kleine Klostergasse 16, Tel. 0 60 31 / 23 36.

Wildwasser Wetterau: Beratung für Mädchen, die sexueller Gewalt ausgesetzt sind oder von deren Folgen betroffen sind, 16-18 Uhr, Hanauer Str. 12, Tel. 0 60 31 / 640 00.

Diakonisches Werk: Ehe-, Familien- und Lebensberatung: psychologische Beratung, Gesprächstermine nach tel. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Elternkreis Friedberg: SH-Initiative von Familien mit Suchtproblemen, 19 Uhr, Haus der Jugend- und Drogenberatung, Schützenrain 9.

Gesundheitsamt: Aids-Beratung, 14-15.30 Uhr, Tel. 0 60 31 / 832 96.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1 c, Tel. 0 60 32 /47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-12 Uhr Diätberatung; 15.30 Uhr Vortrag: Kohlenhydrate - Leistung - Ausdauer; 18.30-20 Uhr Streßkurs.

Interessengemeinschaft der Verbraucher: allgemeine Beratung, 10-12 Uhr, Frankfurter Str. 34.

Morbus-Bechterew-Gruppe: Gymnastik, 18 Uhr, Solebad.

Bad Vilbel. Arbeitskreis für Behindertenfragen der Stadt Bad Vilbel: 15.30- 16.30 Uhr, OVAG, Friedberger Straße 8.

Beratungsstelle für Aus- und Übersiedler: Sprechzeiten 8-12 Uhr, Pestalozzistr. 8, Tel. 0 61 01 / 894 78.

Karben. Gesprächskreis für Suchtkranke, Suchtgefährdete und Angehörige: 17-19 u. 20-22.30 Uhr, Kath. Gemeindezentrum St. Bonifatius, Klein-Karben.

Diakonisches Werk, Außenstelle Karben: allgemeine Beratung für psychisch kranke Menschen, 16-17 Uhr, Rathausstr. 25, Tel. 0 60 39 / 436 86.

Allgemeiner Sozialer Dienst: Sprechstunde, 15-16.30 Uhr, Bauhof, Robert- Bosch-Straße.

Alleinerziehenden-Treffen: 20.30 Uhr, Ev. Gemeinde Klein-Karben. Kulturmix Friedberg. Volksgruppe Ratilio der Universität Vilnius - Konzert, 20 Uhr, Stadthalle. Bad Nauheim. YaYas Klangtheater - "Mit Summ und Bumm", Musik-Mitmachtheater für Kinder ab 4 J., 10.40 Uhr, Stadtschule a.d. Wilhelmskirche, Mittelstr. 30.

Kurkonzert, 15.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Nidda. Unterhaltungsmusik mit Alleinunterhalter Chris: 10-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen. Gruppen / Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauencafé, 14-19 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).

VCD: Treffen für Mitglieder und Interessierte, 19 Uhr, Literaturcafé Haagstr.

Adam spielt: Spielabend, ab 19 Uhr, IG- Heim, Ockstädter Str.

Bad Nauheim. Turn- und Gymnastikverein: Erwachsenenturnen, 20-21.30 Uhr, Turnhalle Mittelschule, Eing. Stadtschule Wilhelmskirche.

Seniorenclub: Tag der Begegnung, 14 Uhr, Tagungsstätte Blücher Str.

Naturheilverein: Stammtisch, 19.30 Uhr, Bio-Bar Thermalbad.

Bad Vilbel. Kinderschutzbund: Müttercafé, 9.30-11.30 Uhr, Frankfurter Str. 85 (I. Stock).

Bürgeraktive: öffentl. Beratungsstunde f. Gesundheits- u. Ernährungsfragen, 18.30-19.30 Uhr, Frankfurter Str. 15.

Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: Kernstadt: 14-18 Uhr, Berkersheimer Weg; Treff für Kinder v. 12-15 J.: Dortelweil, ab 14 Uhr, Altes Rathaus Bahnhofstraße.

Butzbach. Friedensinitiative: Treffen, 20.30 Uhr, Gaststätte Zum Bosporus, Neugasse. Butzbacher Künstlerkreis: Monatsversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus.

Radfahrverein Fahr Wohl Hoch-Weisel: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Hausberg-Halle H.-Weisel.

Karben. Stadtjugendpflege, Theater AG des Jukuz: Treffen (alle, die mitmachen wollen und älter als 15 J. sind sind herzlich eingeladen), 19 Uhr, Brunnenstr. 2.

Mütterzentrum: Café Mü(t)Ze, offener Kaffeenachmittag, 15-17 Uhr; Dämmerschoppen, 20 Uhr, Hauptstr. 84, Okarben.

Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Krabbel- / Kleinkindergruppe, 9.30-11 Uhr.

Kath. Gemeinde St. Bardo Petterweil: Seniorenclub, 14-17 Uhr.

Altenstadt. Jugendclub Treff: Mädchen- Treff, ab 16 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

Naturschutzring Waldsiedlung: Treffen, 20 Uhr, Gemeinschaftshaus Waldsiedlung. Nidda. Bundesbahn-Sozialwerk: Altennachmittag, 14 Uhr, BH Unter-Schmitten. Gedern. Landfrauenverein: Generalversammlung, 20 Uhr, Gesamtschule. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. Ges. f. Christlich-Jüdische Zusammenarbeit: Woche der Brüderlichkeit, Vortrag "Statt Gleichgültigkeit - Mut zur Verantwortung" v. Dr. A. Koschel, 19.30 Uhr, Wilhelmskirche.

VHS: Dia-Vortrag "1066 - die Schlacht von Hastings - die Eroberung Englands durch die Normannen" v. W. Bensch, 19.30 Uhr, Trinkkuranlage.

Bad Vilbel. CDU Senioren-Union: Vortrag "Wie schütze ich mich vor Einbruch und Überfall" v. d. Kripo Friedberg, 15 Uhr, Kurhaus.

Butzbach. Bund für Volksbildung: Dia- Vortrag "Wanderungen in Deutschlands Osten", 20 Uhr, Bürgerhaus.

Butzbacher Senioren 1976: Dia-Vortrag, 14.30 Uhr, Bürgerhaus.

Echzell. Landfrauenverein Gettenau & Echzell: "Aufklärung über Organspende" v. Dr. Meyer, 20 Uhr, Horlofftalhalle.

Bad Vilbel. OVAG: Vortrag mit prakt. Demonstration "Schnellkochtopf - Energiesparhelfer in der Küchenpraxis", 14 Uhr, Friedberger Str. 8. Parteien / Parlamente Friedberg. Die Grünen: Treffen, 20 Uhr, Altes Rathaus.

Verschiedenes Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr vor Kurverwaltung Bad Salzhausen. Abfallsammlung Echzell. Sonderabfall-Sammlung: 9-10 Uhr Echzell, Bahnhofsvorplatz; 10.15-10.45 Uhr Gettenau, Parkplatz Ringstr.; 11-11.45 Uhr Bingenheim, Parkplatz am Welchbach.

Reichelsheim. Sonderabfall-Sammlung: 12-12.15 Uhr Blofeld, Schützenweg / Ekke Vogelsbergstraße: 13-14 Uhr Reichelsheim, Zimmerplatz v.d. Bauhof; 14.15-14.45 Uhr Heuchelheim, Parkpl. Am Viehtrieb; 15-15.45 Uhr Beieinheim, Karl-Kempf-Platz.

Ausstellungen

Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle Bruchenbrücken (bis 30. 3).

Bad Nauheim. Wolfgang Pospischil - Gemälde, Trinkkuranlage (bis 14. 3).

Bad Vilbel. Angelika Bindemann - Öl- Bilder, Café Dominique Lohstr. 13.

Altenstadt. Frauenamt des Wetteraukreises: Typisch - die neuen Mädchen in Industrie und Handwerk, Limesschule Schillerstr. 2 (bis 19. 3).

Filmspiegel Friedberg. Roxy: Ein Ehrenwerter Gentleman (15, 20.15 Uhr) - Blende: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - die Lautlosen (20.15 Uhr) - Studio: Bodyguard (15 Uhr); Dracula (20.15 Uhr) - Keller: Alarmstufe Rot (15, 20.15 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Der Reporter (19 Uhr); Candymans Fluch (21.15 Uhr).

Butzbach. Capitol: Eine Frage der Ehre (20 Uhr) - Bambi: Bitter Moon (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: keine Vorstellungen.

Büdingen. Royal: Stalingrad (20 Uhr) - Princess: Der Tod steht ihr gut (20 h).

Schöneck. Sternpalast: Wir Kinder aus Bullerbü (16 Uhr); Eine Frauge der Ehre (19.45 Uhr); Verhängnis (22.15 Uhr).

Lich. Traumstern: Die Schöne und das Biest (17.15 Uhr); Simple Men 19.30 Uhr); Leolo (21.45 Uhr). (ohne Gewähr)

"Wir bekommen überall nur umgestülpte Taschen gezeigt" Ein bunter Tupfen Kultur und eine graue Zukunft: Wie sich der Nürnberger ABM-Stopp auswirkt, im Saarland zum Beispiel Von Michael Grabenströer (Saarbrücken)

"Kora" und "Öalz" kämpfen ums Überleben. "Überzwerg" und "Pippi Langstrumpf" sehen keine Perspektive mehr. "Solidar" und "Donnawetter" droht das Aus. Die exotisch anmutenden Abkürzungen, die verspielten Namen stehen für alternative Projekte im Saarland. Vom ehrenamtlichen Engagement getragen, hat sich ein Netz von Einrichtungen geknüpft, die Farbtupfer in die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Szene setzen. Mit Hilfe von Arbeitslosen, denen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen berufliche Qualifikationen vermittelt und die Chance auf Wiedereingliederung ins Berufsleben gegeben werden soll, haben die Initiativen eine Eigendynamik entwickelt, die urbanes Leben wie in Saarbrücken kräftig mitgestaltet. Seit die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit jedoch einen generellen Stopp für die Förderung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) verkündete, sind die Projekte reihenweise gefährdet, Übergangsarbeitsplätze bedroht. Kleine ideenreiche Fördervereine ohne den Rückhalt großer Organisationen geraten finanziell ins Trudeln.

"Eiszeit" sei angesagt, verkündet das "Netzwerk Saar", das über 60 Selbsthilfeprojekte vertritt und berät. Die Kälteperiode ist jedoch kein Saar-Spezifikum, "Eiszeit breitet sich bundesweit aus", kommentiert Illi Reusch vom Netzwerk das Phänomen, gegen das man ankämpfen will, notfalls mit einem Marsch auf Bonn.

Vom saarländischen Umweltministerium, das mit ABM-Kräften Abfallkonzepte verwirklichte und einen vorbildlichen Auenschutz entwickelte, bis zum "Neuen Wohnen Saar", das Langzeitarbeitslosen Fertigkeiten im Lehmbau vermittelt und den Weg zum selbstgebauten Haus öffnete, trifft es ausnahmslos alle. "1992 waren noch trotz erheblicher Mittelkürzungen 2350 Personen im ganzen Saarland über ABM beschäftigt", hat Arbeits- und Sozialministerin Christiane Krajewski (SPD) ermittelt. Anfang 1993 sind es noch 1660. Wenn der Bewilligungsstopp nicht aufgehoben wird, werden zum Ende des Jahres noch ganze 85 Stellen mit ABM-Kräften besetzt sein. "Lachhaft" sei das, sagt ein Mitarbeiter des Krajewski-Hauses zu diesem Ausblick bei Arbeitslosenzahlen, die an der Saar die 40 000er Marke, das sind zehn Prozent der Erwerbstätigen, wieder überschreiten. Für ihn sind die Projekte eine "gesellschaftlich wichtige Arbeit, eine Stück sozialer Infrastruktur des Landes".

Zwischen abgebeizten Schränken, abgehobelten Regalen und aufpolierten Stühlen in der Stadtteilwerkstatt "Holz und Recycling", in der neun Langzeitarbeitslose eine Beschäftigungschance gefunden haben, läßt sich Christiane Krajewski eine "Note an die Landesregierung" nur unwillig in die Hand drücken. Unwohl fühlt sie sich dabei, weil das Land nicht der Adressat solcher Protestbotschaft sein könne. "Die Note an die Landesregierung verfälscht die Verantwortlichkeit", sagt die Ministerin im Kabinett Lafontaine. "Verlogene und unmoralische Politik" kreidet Krajewski der Bundesregierung an, die jede sinnvolle Arbeitsmarktpolitik "zusammenknüppelt". Gleichzeitig dämpft sie Erwartungen, daß Saarbrücken "ausfallende Bundesgelder" kompensieren könne. In dem Land, das auf Teilentschuldung aus Bonn hoffen muß, geht das nicht.

"So ist das immer. Wenn wir uns auf die Suche nach anderen Töpfen machen, bekommen wir überall nur umgestülpte Taschen gezeigt", sagt Illi Reusch. Sein "Netzwerk" hat für Landes- und Stadtpolitiker, für Arbeitsamtsvertreter und Mitarbeiter von Ministerien eine "Sonderfahrt" zu den von der neuen Eiszeit bedrohten Projekten arrangiert. Dort, wo schwarzen Fahnen in den Fenstern von Unsicherheit, Hoffnungslosigkeit und Wut über die "Zerstörungspolitik" künden, haben sich die Initiativen ausgebreitet, Ideen realisiert und "Arbeit geschaffen". "Wir sind ein bunter Tupfen Kultur."

Im Frauenfahrradladen "Kora" im Saarbrücker Stadtteil Burbach, der seine Stahlkrise schon seit Jahren hinter sich hat und als "verarmter Stadtteil" gilt, bringen sieben Frauen alte Fahrräder in Schuß und haben einen Fahrradverleih gegründet. Getragen wird der Laden vom Ökumenischen Arbeitslosenzentrum (Öalz) Burbach. "Am 30. Juni läuft hier nichts mehr", sagt Andrea Schröder, eine der sieben. Sie kann die arg "speichenferne" Welt der Förderungsbürokratie nicht mehr verstehen. "Mitten in der Fahrradhochsaison, wenn wir die Erfolge unserer Arbeit sehen und so richtig loslegen könnten, müssen wir dichtmachen."

Bei "Überzwerg", einem anerkannten Kinder- und Jugendtheater, wird der kleinen Schauspieltruppe der Boden entzogen. Drei ABM-Stellen sind nicht mehr bewilligt worden. "Totaler Unsinn", kommentiert der SPD-Landtagsabgeordnete Peter Gillo. Mit Druck hat die SPD-Fraktion eine Ersatzfinanzierung erreicht, allerdings erst ab 1994. In der Zwischenzeit sollte das Geld aus Nürnberg "Überzwerg" am Spielen halten. "Was ist das für eine Politik?", stöhnen Theatermacher wie Landtagspolitiker. Willy Gehring von den CDU-Sozialausschüssen will eine Landtagsdebatte "und eine gemeinsame Resolution" gegen Bonn.

Das Telefon für mißbrauchte Kinder und Frauen kann nicht mehr besetzt, die Beratung nur noch eingeschränkt ehrenamtlich fortgeführt werden. Alternative Stadtteil- und Frauenzeitungen müssen ihre Erscheinungsweise ändern; der Allgemeine Deutsche Fahrradclub kann sein Büro zumachen - um nur einige Beispiele anzuführen. Michael Sperlich von der Holzwerkstatt spricht vom "schleichenden Tod der Projekte", mit denen langfristig auch das Engagement wegstirbt.

Ein Buch der Geschichtswerkstatt St. Ingbert, die schon für zwei Arbeitslose ursprüngliche ABM- in Dauerstellen hat umwandeln können, macht im "Eiszeit- Bus" die Runde. Es handelt von der gewerkschaftlichen Tätigkeit Hans Böcklers im Saarland zwischen 1903 und 1907. "Die Hunde des Herren führen ein schöneres Leben als Ihr", lautet der Titel, der auch die heutige Lage bezeichnen könnte. "Was ist das nur für eine Lebensperspektive für uns, nicht zu wissen, was in sechs Monaten ist."

Margret Meier-Lenhof ist seit dem 1. Januar bei der "Energiewende Saar" beschäftigt. Die Einstellung fußt auf einem vorläufigen Bewilligungsbescheid des Landesarbeitsamts. Die "Energiewende" trat in finanzielle Vorleistungen für Gehaltszahlungen ein und ist jetzt "praktisch pleite". Die Entlassungen, wenn es denn keinen Ausweg mehr gibt, schreibt in solchem Fall die Initiative, nicht das Arbeitsamt. "Der Vorabbescheid ist so abgefaßt, daß bei uns kein Risiko bleibt", verrät ein Arbeitsamt-Mitarbeiter, der sich mit den Bonner Vorgaben für die Nürnberger Arbeitsmarktpolitik nicht anfreunden kann. "Verheerend" nennt er den Mittelstopp, "der so gar nicht in diese arbeitsmarktpolitische Landschaft paßt".

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Auftritte

Polizei zerschlägt Fälscher- und Hehlerring Sieben Personen in Haft / Führerscheine verkauft Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Schenk Die Frankfurter Polizei hat im Rhein-Main-Gebiet eine siebenköpfige Fälscher- und Hehlergruppe zerschlagen, die in einem An- und Verkaufsgeschäft nahe der Konstablerwache auf Vorbestellung gefälschte Kfz- und Bootsführerscheine, Aufenthaltserlaubnisse und grüne Versicherungskarten verkaufte. "Kopf" der Gruppe war ein 30jähriger Iraner, der das Geschäft in der Innenstadt führte. Gedruckt wurden die Fälschungen in einer Tiefgarage in Frankfurt und in der Wohnung eines der Mittäter in Maintal-Bischofsheim. Vier der Täter stehen im Verdacht, im Rauschgiftgeschäft aktiv gewesen zu sein und Diebesgut angeliefert zu haben. Im Präsidium wird die Tätigkeit der Gruppe als ein Fall organisierter Kriminalität angesehen.

Im Sommer 1992 hatte die Frankfurter Polizei einen Hinweis bekommen, daß in dem Geschäft in der Innenstadt Rauschgift, Hehlerware bis zu gefälschten Dokumenten, also "alles" zu bekommen sei. Im Präsidium wurde kurz darauf die Entscheidung gefällt, eine vierköpfige Sonderermittlungsgruppe zu bilden, die sich speziell um diesen Komplex kümmern sollte.

Die Arbeit der Beamten des Fachkommissariats für Einbruchdiebstähle und Hehlerei (K 21) zahlte sich aus. Wie Polizeisprecher Peter Borchardt sagte, wurden zwischen August und November vergangenen Jahres einige der gefälschten Kfz- und Bootsführerscheine, ein Kilogramm Amphetamin im Wert von rund 10 000 Mark sowie ein in der Nacht vom 12. auf den 13. November in Kelkheim gestohlener Wagen sichergestellt.

Die weiteren Ermittlungen führte die Kripo auf die Spur des 30jährigen Iraners, der sein Geschäft in der Frankfurter Innenstadt hatte. Durch mühsame kriminalistische Kleinarbeit konnten die Beamten die Struktur der Tätergruppe durchleuchten und auch die mutmaßlichen Komplizen des 30jährigen Iraners feststellen, der in Idstein wohnt.

Bereits am 1. Dezember vergangenen Jahres nahm die Polizei im Frankfurter und Wiesbadener Raum insgesamt sieben Personen unter dem Verdacht der Urkundenfälschung, des Handels mit Rauschgift und der Hehlerei fest. Am selben Tag wurden in der Frankfurter Tiefgarage sowie in der Wohnung eines der Festgenommenen in Maintal-Bischofsheim Fälscherwerkstätten aufgespürt. Sichergestellt wurden 25 Blankovordrucke von Kfz- und Bootsführerscheinen, entsprechende Fotoklischees, zwei Reproduktionsmaschinen für Falsifikate, eine Papierschneidemaschine, zwei Druckwalzen einer Offsetmaschine, neun unbenutzte Offsetplatten sowie weitere Fälscherutensilien. Nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen wurden mindestens 24 Kfz- und 40 Bootsführerscheine hergestellt und gingen für 1800 beziehungsweise 800 Mark über die Ladentheke. Wie Borchardt sagte, waren die ersten dieser Fälschungen der Polizei bereits 1987 aufgefallen. Die Täter sollen auch Aufenthaltserlaubnisse, grüne Versicherungskarten und Kfz-Scheine gefälscht haben.

Bis auf den 30jährigen Iraner befinden sich alle anderen Mitbeschuldigten inzwischen wieder in Freiheit. Mit der Veröffentlichung dieses Falles, so der Polizeisprecher, habe die Frankfurter Staatsanwaltschaft so lange gewartet, um die Beschuldigten eingehend vernehmen zu können und die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden.

Herbststürme sorgten für eine Menge Zusatzarbeit Die Freiwilligen Wehren sind im Aufwind: Mehr Einsätze und Mitglieder / 128 Mal wurde Fehlalarm gemeldet

"Die blocken total ab" Bockenheimer Juz wartet auf die versprochene Hilfe

100seitiger Ratgeber für berufstätige Eltern

DIEBURG. Mit dem neuen Ratgeber "Kinderbetreuung" hat das Frauenbüro des Kreises Darmstadt-Dieburg sein Angebot an Informationsliteratur um einen weiteren Band bereichert. Das über 100 Seiten starke Heft richtet sich an Eltern, die Berufstätigkeit und Familie unter einen Hut bringen wollen.

Die Broschüre ist kostenlos im Landratsamt erhältlich. Sie kann auch unter der Rufnummer 0 61 51 / 88 12 45 angefordert werden. sch.

Ein buntes Programm für Jung und Alt Morgen beginnen die Großkrotzenburger Kulturwochen mit dem traditionellen Galaabend

GROSSKROTZENBURG. Mit einem Programm aus Blasmusik, Galashow, Jazzfrühschoppen und Kammermusik beginnen am morgigen Samstag, 13. März, die Großkrotzenburger Kulturwochen im Bürgerhaus. Was einmal als einwöchige Veranstaltung mit den heimischen Vereinen begann, hat sich mittlerweile unter der Regie des Hauptamtes im Rathaus zu einer zweiwöchigen Programmreihe entwickelt. Sie umfaßt Konzerte, Theateraufführungen und Vorträge für die Großkrotzenburger.

Nach der Eröffnung der restaurierten Synagoge als Begegnungstätte wird ein Teil der Veranstaltungen in diesem Jahr dort angeboten, aber Bürgerhaus und Jugendzentrum sind wie bisher miteinbezogen. Mehr als in früheren Jahren halten die Kulturwochen auch für Jugendliche Angebote wie Kinofilme oder Rockkonzerte bereit. Auftakt der Kulturwochen ist am Samstag, 13. März, 20 Uhr, mit dem traditionellen Galaabend im Bürgerhaus. Die "Original Krotzebojer" und der Kleinkrotzenburger "Roller Express" präsentieren an diesem Abend Evergreens, Big-Band-Sound und Interpretationen des Musicals "Starlight Express" mit Bühnen- und Light-Show.

"Hornserenaden" erklingen am Sonntag, 14. März, um 17 Uhr in der ehemaligen Synagoge in der Steingasse. Werke von Telemann, Mozart, Rossini und Bruckner werden von dem "Jungen Frankfurter Hornquartett" gespielt. Die vier Musiker sind Mitglieder namhafter Orchester und Preisträger von Musikwettbewerben.

Wohl mehr den jugendlichen Musikgeschmack trifft "Gabi Mohnbrot" mit ihrem Deutsch-Rock-Livekonzert im Jugendzentrum Thermoskanne am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr. Unter dem Motto "Punk is Love" tritt nicht etwa eine Rocklady vors Mikrophon, sondern drei Musikfreaks aus Frankfurt. Sie orientieren sich am Musikstil der "Toten Hosen", der "Ärzte" und Hans Albers.

Sehr viel gediegener geht es dann wieder am Samstag, 20. März, 19.30 Uhr, in der Synagoge zu. Das Frankfurter Bläserensemble lädt zu einem Kammermusikabend ein. Die Künstler spielen Werke von Bach, Mozart, van Beethoven und Händel. Gemeinde und Ensemble versprechen einen "Musikalischen Hörgenuß".

Dixieland-Musik und Swing-Jazz aus Polen präsentiert das "Jazz Band Ball Orchestra" am Sonntag, 21. März, ab 10.30 Uhr im Feuerwehrgerätehaus. Die Gruppe macht bereits seit 30 Jahren zusammen Musik und gehört zu den ältesten und international erfolgreichsten Bands in Polen. Der Eintritt zu dem Konzert ist kostenlos.

Zu einem Sänger- Tanz und Musikantentreffen mit buntem Nachmittag laden der Musikverein Frohsinn und die Großkrotzenburger Musikanten am Sonntag, 21. März, ab 15.30 Uhr ins Bürgerhaus ein. Die Musiker spielen moderne Stücke und auch Evergreens. Bei Kaffee und Kuchen erwartet die Gäste einen Nachmittag lang ein buntes Lieder- und Tanzprogramm. Einen Vortragsabend zum Thema "Heute schon geträumt - vom Umgang mit Träumen" hält Klaus Bernd Vollmar am Montag, 22. März, 20 Uhr, in der ehemaligen Synagoge. Er erzählt die Geschichte der Traumdeutung vom klassischen Griechenland bis heute und leistet "praktische Traumarbeit". Vollmar stellt auch Methoden vor, wie man sich an seine Träume besser erinnern und sie analysieren kann.

Eine ganze Palette von Veranstaltungen ist am Freitag, 26. März, geplant. "Mix-Max", einen bunten Nachmittag für Groß und Klein, veranstaltet Hilla Zupke zugunsten der "Lebenshilfe" um 17 Uhr im Bürgerhaus. Mitwirken an diesem Nachmittag werden unter anderem die Kinder des Gemeindekindergartens und ein Zauberer.

Für Jugendliche und Doors-Fans läuft um 19.30 Uhr der Musik- und Kultfilm "The Doors" im Jugendzentrum "Thermoskanne" im Bürgerhaus. Der Film von Oliver Stone zeigt die Geschichte der legendären Rockband und ihrem Leadsänger Jim Morris.

Musikalische Kreuzwegbetrachtungen mit Farbdias von Josef Kronsteiner stehen um 18 Uhr in der katholischen Pfarrkirche St. Laurentius auf dem Freitags- Programm. An der Orgel spielt Stefan Herget. Mitwirkende sind der Kirchenchor St. Cäcilia. Die musikalische Leitung hat Berthold Mangelmann.

Die mit den Großkrotzenburgern befreundete Musikkapelle aus Fulpmes in Tirol spielt am Samstag, 27. März, 20 Uhr, alpenländische Volksmusik, Melodien aus Klassik und Operette und Märsche im Bürgerhaus.

Den Abschluß der Kulturwochen bilden am Sonntag, 28. März, 16 Uhr, im Bürgerhaus die Sänger des Volkschores Großkrotzenburg mit einem Konzert unter dem Titel "Gern gesungen - gern gehört". Es treten der Pianist W. Siegler und die Sopranistin Katharina Schwedt- Häfner auf. alu

Heilsame Disharmonien Christian Rueger öffnete musikalische Hausapotheke

BÜDINGEN. Einblick in "die musikalische Hausapotheke" gewährte Professor Christian Rueger bei der musikalischen Lesung im Sälchen des Büdinger Oberhofes. Der Autor des gleichnamigen Buches, führte entlang von Themen wie Melancholie, Krankheit, Tod und Sehnsucht durch die Musikgeschichte. Zu seinen Anekdoten und Geschichten rund um die Wirkung von Musik, verabreichte er Hörproben. Schließlich: Die Musik spreche tiefere menschliche Schichten an als die ratio.

Ruegers Vortrag selbst lebte freilich von Bonmots. Kurze, treffende Bemerkungen über die späten Jahre Bachs, über persönliche Probleme von Beethoven, Schubert, Schumann oder Hugo Wolf ließen die Stücke in ihrem Entstehungszusammenhang erklingen. Rueger verlangte, daß die Musik dem Herzen als Treibstoff für die Verarbeitung verschiedener Stimmungen dienen solle. Deshalb müsse sie vor allem Spaß machen. Das Erkennen und Verändern vorgegebener Tonfolgen sowie nicht visuell gestütztes Hören vermittele besondere Erlebnisse. Rueger hält sich an die mittelalterliche Lehre von den drei Wirkungsbereichen der Musik: "musica mundana, humana und instrumentalis".

Die musikalische Hausapotheke empfahl der Professor nicht für klinische Krankheiten. Aber: Ihre Mittel seien rezeptfrei und könnten helfen, persönliche Probleme zu bewältigen. Ein Beispiel: In Einsamkeit mache Musik Kommunikation möglich.

Doch niemals solle man nur die heile Welt der Wohlklänge absolut setzen. Die ewigen Kontraste zwischen Harmonie und Disharmonie seien fast als Bewußtseinserweiterung zu bezeichnen. Schon Bach habe mit "Toccata und Fuge" musikalisch ausgeformt, was selbst für Heavy Metal noch gelte: die musikalische Umsetzung von Stimmungen. Sie sei letztlich heilsam bis hin zur Musiktherapie.

Der Abend geriet unbeabsichtigt zur heiteren "Lehr"-Stunde. Musik klang als Bedürfnis und Erlebnis an, nicht als totes Kulturgut. HELMUTH SCHIMANOWSKI

Bahnfusion auf dem Abstellgleis

has FRANKFURT A. M. Das von Siemens und AEG geplante Zusammenrücken in der Bahntechnik stößt auf Widerstand des Bundeskartellamtes. Die Wettbewerbshüter hegen, wie Behördensprecher Jürgen Kiecker sagt, "nachhaltige Bedenken" gegen die vorgesehene Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens. Dies sei den beiden Firmen nach "informellen Vorgesprächen" inzwischen mitgeteilt worden.

Siemens und AEG kämen hierzulande bei Systemen für den Nah- und den Fernverkehr auf der Schiene zusammen auf Marktanteile bis zu 60 Prozent. Auch den Hinweis auf die Existenz eines europäischen Marktes läßt die Berliner Behörde nicht gelten. Zwar gebe es eine Richtlinie für die EG-weite Auftragsausschreibung, ob diese sich aber letztlich zu tatsächlichen Beschaffungen über die Grenzen hinweg auswirke, sei noch lange nicht erwiesen.

Nach den Worten eines Siemens-Sprechers sollen nun statt einer Verschmelzung die Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf Teilgebieten geprüft werden. Ein denkbares Feld sei der Hochgeschwindigkeitszug ICE. Über Inhalte und Termine eventueller weiterer Gespräche mit AEG will er sich nicht äußern. Man werde ohne Zeitdruck die Konsequenzen aus dem Vorbehalt des Kartellamtes prüfen. Dessen Sprecher äußert freilich gleichsam prophylaktisch "starke Bedenken" gegen eine Allianz beim ICE.

Namen + Notizen

BRIGITTA SPILLER-BARBARIC (Bild), als Diplom-Pädagogin bislang im Hanauer Albert-Schweitzer-Kinderdorf beschäftigt, wurde in Offenbach neue Leiterin der katholischen Familienbildungstätte "Regenbogen" in der Frankfurter Straße 143. Seit 1989 gibt es den "Regenbogen" in Offenbach als eine von vier Einrichtungen der Erwachsenenbildung im Bistum Mainz. Die bisherige Leiterin, Martina Geßner, wurde Unicef-Bildungsreferentin. Wie die Evangelische Familienbildungstätte und die kommunale Volkhochschule auch, bietet der "Regenbogen" in Treffs, Kursen und Seminaren das Gespräch zwischen den Generatio- nen an. Brigitta Spiller-Barbaric, Tochter des langjährigen Caritas-Direktors und CDU-Stadtverordneten Walter Spiller, will das Programmange- bot ausbauen, weil die "gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Bedingungen zu einem grundsätzlichen Wandel der Lebenssituation für die Familien geführt haben."

Zusätzlich zu den multikulturellen Frauen- und Männer-Gesprächskreisen, zu Mutter- und Kind-Gruppen will die 37jährige Kurse für Alleinerziehende, für unverheiratete Paare mit Kindern, aber auch für Großeltern Angebote machen. Fortgeführt werden die Seminare und Einzelveranstaltungen zu Themen wie Partnerschaft, Familienplanung, religiöse Erziehung, Hauskrankenpflege und Umgang mit Krankheit und Tod. lz (FR-Bild: Weiner)

RUDOLF THIELS, Präsident der Offenbacher Industrie- und Handelskammer, wurde jetzt als einer von elf Handelsrichtern verabschiedet, die zum Teil jahrzehntelang in diesem Ehrenamt an den Kammern für Handelssachen in Offenbach und Darmstadt tätig waren und nun ausgeschieden sind. Neben Thiels waren das aus der Offenbacher Region unter anderem Dr. Georg Heberer, Dr. Jochen Henke, Franz Hovestadt, Wilhelm Josef Ott, Heinrich Paulus, Georg Pleines, Katja Püchner-Kurth und Klaus Jürgen Segner. Gerhard Wenzel, Darmstädter Landgerichtspräsident, würdigte die Arbeit der ehrenamtlichen Richter bei der offiziellen Verabschiedung im Offenbacher IHK-Haus. Ihr Fachwissen aus der Praxis sei für die Justiz von besonderer Bedeutung, um sachgerecht Recht sprechen zu können. Wenzel zeigte Verständnis für die Vertreter der Wirtschaft, die sich gegen die Forderung der Justiz wenden, die Amtszeit der ehrenamtlichen Richter bereits mit dem 65. Lebensjahr enden zu lassen. Er stimmte der Feststellung von Rudolf Thiels zu, wonach das Fachwissen eines Kaufmannes mit Sicherheit nicht an dessen 65. Geburtstag ende. hf

Juden in Dieburg

DIEBURG. Über 300 Seiten wird das von Amtsgerichtsdirektor Günter Keim verfaßte Buch "Geschichte der Juden in Dieburg" aufweisen, das in wenigen Wochen erscheint. An der Dieburger Rathaus-Pforte liegen derzeit Listen für einen Subskriptionspreis von 29,50 Mark aus. sch.

Bundeskanzler Helmut Kohl und die Ministerpräsidenten der Bundesländer beginnen heute eine Klausurtagung vor dem Hintergrund des angestrebten Solidarpaktes. Wie ein solcher Solidarpakt auch aussehen könnte, hat Claus Schäfer vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) des DGB konzipiert. Wir dokumentieren einen vom Autor für die FR überarbeiteten Vortrag, den Schäfer während der WSI-Tagung "Deutsche Einheit als Aufgabe" im Herbst 1992 hielt. Er kommt darin zu dem Ergebnis, daß dem Teilen gar nicht mehr zu entgehen ist, es komme nur noch auf das Wie an. Claus Schäfer schlägt deshalb eine neue Politik der Arbeitszeitverkürzung vor.

Schmittens Signale deuten auf "bürgerlichen" Block Koalition von FWG, CDU und UBB wahrscheinlich Von Jürgen Dickhaus SCHMITTEN. In Schmitten sprechen die Signale für eine Koalition von FWG, CDU und UBB. Der FWG-Parteivorsitzende Kurt Schmidt versichert, eine Koalition sei "möglich"; schließlich habe man nie mit der CDU auf Kriegsfuß gestanden. CDU-Fraktionschef Heinz-Günter Nell träumt schon von der "Super-Mehrheit", die eine solche Hochzeit mit sich brächte. Nell will sich allerdings noch nicht festlegen lassen. UBB-Chef Albert Burkhardt tut das um so deutlicher. "In den entscheidenden Fragen konnten wir gut mit der CDU. Wir wollen jetzt aber Klarheit, alles andere kostet auf Dauer zu viel Nerven." Die beiden freien Wählergruppen würden zusammen mit den Christdemokraten eine Mehrheit von 20 der 31 Sitze im Gemeindeparlament halten.

Fest steht schon jetzt, daß die Ehe von FWG und UBB bestehen bleibt. Eine große Koalition von SPD und CDU hingegen scheint ausgeschlossen. "Die CDU schielt klar zur FWG", stellt die ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzende Sybille Röll beinahe resigniert fest; ihre Partei setze jetzt auf wechselnde Mehrheiten.

Die SPD erhält zwar einen zusätzlichen Sitz (fünf statt vier) - obwohl sie weniger Stimmen errang. Grund ist die auf den Tiefststand von unter 70 Prozent gesunkene Wahlbeteiligung. Negativ wirkte sich vor allem der Austritt des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Josef Bröker wegen des Bonner Asylkompromisses aus: Allein in Brökers Heimatort Brombach büßten die Sozialdemokraten zehn Prozent ein.

Durchschlagende Wirkung zeitigte auch die Affäre um den Ersten Beigeordneten Engelhardt Hofmann (UBB). Die UBB erlitt vor allem in Oberreifenberg Verluste (minus 15 Prozent); am landschaftsgeschützten Hang der Gertrudiskapelle hatte Architekt Hofmann zwei Doppelhäuser gebaut. Als Wahlsieger dürfen sich vor allem FWG und FDP fühlen. Die FWG bleibt bei zehn Sitzen, die FDP legte einen zu. Hier enden aber die Gemeinsamkeiten: Seit die FDP im Zuge der Korruptionsaffäre vor zwei Jahren die Liste mit UBB und FWG verließ, hängt der Haussegen schief. "Wenn es darum geht, den ausstehenden Sitz im Vorstand zu besetzen, werden wir die Grünen unterstützen und nicht die FDP", erklärt Schmidt.

Das sähe die FDP relativ gelassen. "Wir müssen in keine Koalition - auch wenn wir dann den Sitz im Gemeindevorstand verlieren", sagt Parteichef Albrecht Dommes. Auch für die Grünen sind Koalitionen kein Thema: "Wir machen sachorientierte Politik", erklärt Spitzenkandidatin Maria Weber.

Daß so wenige Wähler zur Urne gingen, hat ihrer Ansicht nach vor allem einen Grund: "Die Leute sagen sich angesichts der möglichen Koalition von FWG, CDU und UBB zu Recht: Bürgermeister Braun bleibt noch zwei Jahre: Hier ändert sich doch eh' nichts."

Jahrelang turnten Kinder auf einem nostalgischen Dampfroß - bis Hobbyeisenbahner die Rarität entdeckten Des einen Leid, des andern Freud: Die Lok ist weg Club will alte Henschel T 3 in Wuppertal flottmachen

SCHWALBACH. Gestern morgen kullerten auf dem Waldspielplatz an der Schlesienstraße Tränen von traurigen Kindern: Sie war weg, die Lokomotive, auf der sie seit Jahren herumturnten, nichtahnend, daß sie da eine absolute Eisenbahn-Rarität mit Füßen traten - eine Henschel T 3, Baujahr 1882, Fabriknummer 1594. Weltweit wahrscheinlich die älteste Henschel-Dampflok, auf jeden Fall aber eine der ältesten Loks in Deutschland. Zu schade, um auf dem Spielplatz zu vergammeln, fanden die Hobbyeisenbahner der Bergisch-Märkischen Eisenbahn. Sie waren schon lange scharf auf den Oldtimer. Und endlich hat es geklappt. Henschel, in dessen Werk die T 3 vor 111 Jahren gebaut worden ist, hat 25 000 Mark lockergemacht, für den Transport nach Wuppertal.

Dort wollen die Eisenbahnfans die T 3 wieder flottmachen. "Das Getriebe ist noch voll in Ordnung", freut sich Uwe Cislak von dem Wuppertaler Verein. Wie es mit dem Kessel aussieht, weiß er noch nicht, aber: "Bei diesen alten Maschinen sind die Dinger oft besser in Schuß als bei Loks aus den sechziger Jahren unseres Jahrhunderts."

Seit zwanzig Jahren stand das tonnenschwere Dampfroß außer Dienst auf nur ein paar Meter Schienen, führte ein geruhsames Pensionärsleben. Damit ist es jetzt wohl vorbei. "Sobald wie möglich soll die T 3 auf der Strecke zwischen Wuppertal-Beyenburg und Wilhelmstal als Museumsbahn losdampfen."

Abwechslungreich ist die Geschichte der T 3 seit ihrer ersten Tour 1882. Nur ein paar Jahre fuhr sie in Köln als "Cöln 1770" für die preußische Staatseisenbahn. Danach brachte sie Textilarbeiter in die Fabriken entlang der Wupper, bis sie zuletzt im Reichsbahn-Ausbesserungswerk zur Arbeitslok degradiert wurde. Traurigstes Kapitel in der Geschichte der stolzen Lok: Jahrelang stand sie als Denkmal vor einem Ausbildungszentrum der Bundesbahn. "Leihweise" verschaffte dann 1972 der Schwalbacher Ehrenbürger und damalige Bundesverkehrsminister Georg Leber den Kindern das interessante Spielgerät. Grün und rot gestrichen war sie Zentrum des Spielplatzes und Liebling der Kinder. Die gucken jetzt in die Röhre. "Der Abtransport der Lok kam ziemlich überraschend", räumt Bürgermeister Horst Faeser ein. Konkrete Pläne für einen Ersatz gibt es noch nicht. "Ein Schiff vielleicht", überlegt der Bürgermeister. Auf jeden Fall will er über die Konzeption des Platzes neu nachdenken. Ob mit Schiff oder als Abenteuerspielplatz - alles ist offen. Denn die von Jugendezernentin Ulrike Scholtz erarbeitete neue Spielplatzkonzeption hat noch nicht den Magistrat passiert. Erst danach soll aber darüber entschieden werden, was mit dem Platz geschieht, sagt die Stadträtin. Erste Priorität habe er aber nicht.

Gestern wurde die T 3 zunächst einmal mit dem Tieflader nach Höchst gebracht, von dort ging es standesgemäß huckepack auf der Schiene weiter nach Wuppertal. DIRK ALTBÜRGER

Aus der Musikwelt

"Orgel plus" "Orgel plus" nennt sich ein Konzert am Sonntag, 14. März, um 20 Uhr in der Schloßkirche des Landgrafenschlosses von Bad Homburg - und "Orgel und Flöte". Die rekonstruierte Bürgy-Orgel von 1787 wird dabei mit Werken von Mendelsohn, Rheinberger, Barblan, Will Eisenmann, Studer und Wehrle zur Geltung gebracht.Kupferberg-Konzerte Julianne Baird, Sopran und Konrad Junghänel, Laute, bestreiten am Freitag, 12. März, um 20 Uhr mit Werken von Dowland, Monteverdi, Caccini und anderen das Kupferberg-Konzert in der Mainzer Sektkellerei. Schuberts "Schöne Müllerin" "Die schöne Müllerin" von Franz Schubert wird der Tenor Scot Weir, von Samual Bächli am Klavier begleitet, am Freitag, 12. März, um 20 Uhr in der Christophoruskirche, Wiesbaden-Schierstein, Im Zehntenhof musikalisch vorstellen. Brahms, Bruckner In der Wiesbadener Bergkirche, Lehrstraße, interpretieren am Sonntag, 14. März, 17 Uhr die Mezzo-Sopranistin Margit Büttner und der Organist Joachim Eichhorn Kompositionen von Brahms, Bruckner und anderen. Bachs "Johannespassion" Bachchor und Bach-Orchester Mainz sowie die Solisten Ruth Ziesak, Annette Franz, Gerd Tür, Klaus Mertens und Friedemann Kunder gestalten am Sonntag, 14. März um 19.30 Uhr in der Mainzer Christuskirche die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach. Die Leitung hat Ralf Otto. Moderne Kirchenmusik Eine gerade erst 1992 fertiggestellte "Sinfonie für Orgel, Klavier, Singstimme und fakultative Geige" des 1961 geborenen Karl Wieland Kurz, Lehrer an der Akademie für Tonkunst, wird am Sonntag, dem 14. März, um 17 Uhr in der Pauluskirche Darmstadt, Niebergallweg, von Petra Bessel, Regine Neubert,Karl-Wieland Kurz, Jochachim Enders und Wolfgang Kleber vorgestellt.

Tanztee mit "Schmidtchen Schleicher" HANAU. Der nächste Alten-Tanztee mit "Schmidtchen Schleicher" findet am Donnerstag, 25. März, von 14.30 bis 17 Uhr im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten statt. Interessierte melden sich beim Hanauer Freizeit- und Sportamt, Nordstraße 88, Telefon 295-556. Im Teilnahmebeitrag von sechs Mark sind Kaffee und Kuchen enthalten.

Seminar für Mädchen Tips für die Zeit nach der Schule

KREIS OFFENBACH. Das Jugendbildungswerk des Kreises Offenbach bietet in Zusammenarbeit mit den Jugendzentren Dudenhofen und Mühlheim sowie der Frauenbeauftragten der Stadt Mühlheim in der Zeit vom 19. bis 23. April in Rotenburg eine Ferienwoche unter dem Motto "Schule aus - was dann?" für Mädchen und junge Frauen von 13 Jahren und älter an.

Es sei wichtig, sich rechtzeitig mit dieser Frage auseinanderzusetzen, heißt es in der Ankündigung. Genau da will die Ferienwoche Hilfestellung geben, ein Stück Orientierung bieten und zum Nachdenken über Lebens- und Berufsvorstellungen anregen.

Auf dem Programm stehen das Kennenlernen von interessanten Berufen, insbesondere im gewerblich-technischen Bereich, wie beispielsweise die Arbeit in einer Holzwerkstatt.

Weitere gemeinsame Aktionen sind auch noch nach der Ferienwoche geplant. So stehen Gespräche mit einer Berufsberaterin im Arbeitsamt, mit Frauen aus ungewöhnlichen Berufen und Betriebsbesichtigungen auf dem Programm.

Interessierte junge Frauen können sich im Jugendhaus Dudenhofen anmelden oder unter der Rufnummer 0 61 06 / 2 44 11 weitere Einzelheiten erfragen. ttt

Manche mögen's lieber lang Politische Richtung einer Zeitung für Schüler kein Thema

EPPSTEIN. "Schule", als Thema in der Zeitung, finden die meisten von ihnen "langweilig". Aber Interesse daran, im Rahmen des kreisweiten Projekts "Zeitung in der Schule", Artikel in der Frankfurter Rundschau zu schreiben, haben einige Schüler/innen aus der 10 b der Eppsteiner "Freiherr- vom-Stein-Schule" durchaus. Dann möchten sie allerdings die Politik zum Thema machen. Den Hoechster Chemieunfall zum Beispiel oder das überraschende Ergebnis der Kommunalwahlen im Main-Taunus-Kreis.

Seit fünf Wochen läuft nun das auf rund vier Monate angelegte Projekt, bei dem die Schülerinnen und Schüler Gelegenheit haben zu lernen, "wie man Zeitung macht". Sie können sich selbst im Schreiben von Artikeln versuchen und die Unterschiede zwischen Frankfurter Rundschau, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Höchster Kreisblatt herausfinden.

Auf Unterschiede in der politischen Gewichtung der drei Blätter "achte ich schon", meint einer. Als Kriterium für die Entscheidung, das eine oder andere Blatt zu kaufen, spielt die Politik bei den Zehntkläßlern hingegen (noch) keine Rolle. "Das ist doch viel zu mühsam", wirft Florian ein, "immer darauf achten zu müssen, aus welcher politischen Richtung der Schreiber vielleicht kommt, wenn er das so und so schreibt."

Wichtiger sind den Schüler/innen da ganz andere Dinge. Florian mag es, wenn "viele Bilder" in der Zeitung, die Artikel kurz und knapp und leicht zu Viel Hintergrund lesen sind: "dann liest es sich viel interessanter". Timo, der eigentlich Wochenzeitungen bevorzugt, erwartet auch von der Tageszeitung, daß sie viel Hintergrund mitliefert. Die Berichte in der FR seien ihm oft zu knapp. "Wenn man da die Überschrift liest, weiß man immer schon alles."

Gut findet einer der Jungs das Ressort Dokumentation: "Weil man da zum Beispiel was über winzige afrikanische Länder erfährt, von denen man sonst nie etwas zu hören kriegt."

Auf welche Themen die Schüler/innen selbst Wert legen, wie sie das "Zeitungmachen" selbst anpacken, werden auch die Leserinnen und Leser der Lokalrundschau in den kommenden Wochen erfahren. fra

Für alle, die ihre Kindheit nicht vergessen wollen Größter Spielzeug-Markt im Rhein-Main-Gebiet / Obertshausener Ehepaar sammelt seit 1968

MÜHLHEIM. Das Obertshausener Sammler-Ehepaar Alice und Botho Wagner organisiert seit über 17 Jahren internationale Märkte für altes Spielzeug - der nächste ist für den kommenden Sonntag, 14. März, im Bürgerhaus geplant. Zwischen 10 und 15 Uhr wird dieser Spezialmarkt zum Treff all jener Erwachsener, die ihre Kindheit nicht vergessen können - und auch gar nicht wollen.

Der Mühlheimer Markt ist nach Angaben der Veranstalter der älteste und größte seiner Art im ganzen Rhein-Main- Gebiet. Begonnen hatte das Ehepaar, das seit 1968 Spielzeug sammelt und inzwischen mehrere Sachbücher über seine Liebhaberei geschrieben hat, mit der Verkaufsbörse in einem Obertshausener Café. Inzwischen füllen die rund 300 Verkaufstische alle Etagen des Mühlheimer Bürgerhauses.

Zu dem Markt kommen inzwischen Aussteller und Interessenten aus ganz Deutschland und aus dem benachbarten Ausland. Auch Vertreter von Museen, wie dem für Erzgebirgische Volkskunst, nehmen teil.

"Die meisten angebotenen Stücke sind für jeden Sammler erschwinglich", meint das Ehepaar Wagner. Erfahrungsgemäß kommen jedoch nicht nur Experten und Sammler, sondern auch viele "Sehleute". Sie können Puppen und Teddys, Blechspielzeug und Puppenküchen, Modellbahnen und -autos in allen Größen bewundern. hf

Nur dürftiges Trostpflaster für 250 Beschäftigte Sozialplan für "Gummi-Joh" weist 1,3 Millionen Mark aus / Areal soll verkauft werden

GELNHAUSEN. Glücklich ist der Betriebsrat verständlicherweise nicht: "Aber mehr ist nicht &rquote;drin", seufzt dessen Vorsitzender Karl-Heinz Treder angesichts der 1,3 Millionen Mark, die der Belegschaft von Gummi-Joh nach der bevorstehenden Schließung des Gelnhäuser Werks zur Verfügung stehen. Der Sozialplan, auf den sich Firmenspitze, Betriebsrat und Gewerkschaft nun mit Hilfe der Einigungsstelle verständigt haben, ist nur ein dürtiges Trostpflaster für die 250 Beschäftigten. In Bälde stehen die meisten ohne große Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz auf der Straße.

Nicht verwunderlich also, daß die Stimmung im Werk "ganz depressiv" ist, wie IG-Chemie-Sekretärin Roswitha Petzold schildert. Dennoch müsse man mit dem Vertragswerk angesichts der wirtschaftlichen Schwierigkeiten zufrieden sein. Auch die von allen Verhandlungspartnern unterzeichnete Mitteilung würdigt die "besonders" schwierige wirtschaftliche Lage des Unternehmens. Die Belegschaft spricht da schon eher Klartex: "Die Situation ist so mies, daß selbst das Geld für unsere Abfindung von Cöllen kommen muß."

Ohne den Wuppertaler Gummi-Unternehmer, der 1991 den Löwenanteil des von Liquiditätsproblemen geplagten Familienbetriebs kaufte und somit als Mehrheitsgesellschafter den Ton angab, "wäre für uns gar nichts mehr gelaufen".

Geschäftsführer Günter Joh entgegnet Fragen nach der Herkunft der Millionen- Abfindung mit einer Umschreibung: "Die Firma stellt's zur Verfügung." Auch beim Verkauf des Gelnhäuser Betriebsgeländes will er sich noch nicht in die Karten schauen lassen. Das Areal stehe zur Veräußerung und es seien auch schon Interessenten da. Mehr verrät er nicht. "Bis jetzt ist noch nicht verkauft", weiß der Betriebsrat lediglich. Da sich Gerüchten zufolge auch ein Fastfood-Gigant dafür interessieren soll, haben Beschäftigte im Werk schon mal dessen Plakate aufgehängt. Die "einschneidenden Maßnahmen", die das Unternehmen Anfang Februar angekündigt hatte, werden jetzt Schritt für Schritt ausgeführt. Der "stufenweise Abbau" soll laut Joh am 30. Juni mit der Stillegung der Produktion seinen Anfang nehmen und bis Ende des Jahres vollzogen sein. "Das kann sich aber noch verzögern", bleibt der Geschäftsführer vorsichtig. Trotz der eingangs beschworenen desolaten Situation des Unternehmens hält er auch daran fest, daß Teile der Produktion in die irländischen und osteuropäischen Niederlassungen der Karl Joh GmbH verlagert werden. Und die Automatikproduktion ziehe nach Wuppertal um. Wer von den Gelnhäuser Beschäftigten mitwandere, sei noch nicht geklärt. "Das ist ohnehin nur ein verschwindend kleiner Teil der Leute", heißt es im Betriebsrat. Die Abfindung der Entlassenen richtet sich nach deren Betriebszugehörigkeit, Alter, Steuerklasse und "nach sozialen Gesichtspunkten". Außerdem, so die Gewerkschafterin, bekommen aus dem 1,3- Millionen-Topf auch die Arbeitnehmer ihren Anteil, die jetzt noch selbst kündigen, weil sie anderswo unterkommen können. Auch wenn das positiv sei, "es gibt ohnehin nicht viel für jeden", meint dazu der Betriebsrat. tja

Namen + Notizen

RICHARD WEIDNER ist der neue stellvertretende Schulleiter an der Käthe- Kollwitz-Schule in Langenselbold. Er wurde in dieser Woche mit einer Feierstunde offiziell in sein neues Amt eingeführt.

Kunst möchte Räume zurückerobern Kultur im Mühltal: Vorbild für ein neues Symposium / Städelschüler stellen aus

LANGEN. Im Mühltal zwischen Langen und Dreieichenhain haben Natur und Kultur seit vielen Jahren eine Liaison. Skulpturen, die beim ersten Langener Bildhausersymposion 1980 entstanden sind, haben hier Wurzeln geschlagen. Mit der Frankfurter Städelschule plant die Stadt nun ein neues Projekt: das Symposion 1993. Es soll im Sommer stattfinden. Im März stellen sich die beteiligten Künstler mit einer Ausstellung vor.

Die Idee von "Kunst im öffentlichen Raum" ist in aller Munde, doch ob es den öffentlichen Raum als Ort der politischen und gesellschaftlichen Diskussion überhaupt noch gibt, ist umstritten. In einer gemeinsamen Ankündigung des Projekts greifen die Stadt und die Hochschule der Künste die skeptische Position eines Kulturkritikers auf, nach der der öffentliche Raum längst verschwunden ist: reduziert auf Funktionsflächen, degradiert zum Verkehrsweg, Parkplatz oder Bürgersteig. Diese Räume würden durcheilt, um möglichst rasch Konsumbedürfnisse zu decken und die privaten Räume aufzusuchen.

Aus dieser Auffassung leitet sich die Aufgabe des Symposions ab, das von Georg Herold und Franz West, beide Künstler und Lehrer an der Städelschule, geleitet wird. 16 Studentinnen und Studenten werden versuchen, den "entleerten Raum" wieder zum "öffentlichen Raum" zu machen. Seit Dezember sind sie in der Stadt unterwegs, um sie kennenzulernen, Stellung zu beziehen und Ideen zu entwickeln. Schon gibt es erste Entwürfe und Skizzen.

Warum ein Symposion in Langen? Die Initiatoren des Projekts beantworten diese Frage mit dem Hinweis, daß Langen "nichts besonderes, sondern eine typische Kommune im unmittelbaren Umland von Großstädten ist". Insofern sei ein Ringen um eigene städtische Identität geradezu zwangsläufig. Das Reißbrett, auf dem belanglose und austauschbare Plätze, Fußgängerzonen, Grünanlagen und Rastplätze entworfen würden, mache die Städte - ob Cuxhaven, Kleve, Langen oder Schwandorf - zu Kunden ein und desselben Lieferanten.

Die Künstler/innen sollen Fragen aufwerfen: nach der Stadt im Ballungsraum, nach dem Spannungsverhältnis Metropole / Umland, nach Wechselwirkungen und Entwicklungsbedingungen. Welche Position sie zu Langen und ihrer Arbeit im Stadtraum beziehen, soll bei einer Ausstellung deutlich werden. Sie wird am Donnerstag, 25. März, 20 Uhr, im Alten rathaus am Wilhelm-Leuschner-Platz eröffnet und dauert bis zum 25. April.

Das Symposion selbst soll keine Neuauflage des ersten Projekts vor 13 Jahren werden, sondern eine "Neuerscheinung", betonen die Veranstalter. Außer Bildhauerei sind auch andere Ausdrucksformen zugelassen. Zum öffentlichen Atelier der Städelschüler wird die Stadt vom 5. bis 27. Juni. KARIN DALKA

Kreisvertreter im Umlandverband Rot-Grün in der Überzahl

MAIN-TAUNUS-KREIS. Wäre der Umlandverband der Kreistag - SPD und Grüne könnten sorgenfrei und ohne Kopfzerbrechen der neuen Legislaturperiode entgegensehen: CDU und FDP haben keine Mehrheit, und eine Ampelkoalition mit SPD, Grünen und FDP scheint durchaus möglich. In der Main-Taunus- Delegation für den UVF ist Rot-Grün sogar in der Überzahl: Denn ebenso wie die SPD zieht die Main-Taunus-CDU nur mit fünf Vertretern ins Verbandsparlament: Landrat Jochen Riebel, Hermann Steinbrech, Kelkheims Bürgermeister Winfried Stephan, Matthäus Lauck und Eschborns Bürgermeister Martin Herkströter müssen fürs erste auf die Stimmgewalt ihres sechsten Kandidaten, den inhaftierten Krifteler Bürgermeister Hans-Werner Börs, verzichten.

Die FDP wird von Wolfgang Knoll und Hansjürgen Jung im Verband vertreten, während die Grünen neben der Eschbornerin Eleonore Stuchly und Stefan Thalheimer aus Kelkheim mit Albrecht Kündiger nun einen dritten Abgeordneten haben. Mit den Stimmen der fünf SPDler Bernhard Parian, Dora Neuhold, Bürgermeister Horst Faeser, Fredi Peter und dem Kelsterbacher Bürgermeister Friedrich Treutel steht es bei der Main-Taunus-Delegation somit acht zu sieben für Rot-Grün.

Ein Patt brächte allenfalls die Stimme des Republikaner-Vertreters Michael Langer. Die Rechtsextremen im MTK hätten zwei Abgeordnete stellen dürfen, doch außer Langer hatte niemand für den Umlandverband kandidiert. ana

Eine Osterfreizeit

LANGENSELBOLD. Eine Osterfreizeit für Jugendliche im Alter von zehn bis 14 Jahren organisiert die Stadt vom 17. bis 23. April. Reiseziel ist ein Schullandheim in Bernau im Hochschwarzwald. Der Ferienaufenthalt kostet pro Person 320 Mark. Für kinderreiche und einkommensschwache Familien können die Kosten auf Antrag erlassen werden.

Interessenten können sich im Rathaus bei Petra Schneider oder Bernd Kaltschnee in Zimmer 1 anmelden oder unter der Telefonnummer 80-232 anrufen. gem

Kleine FR

Goldschmiedehaus geschlossen HANAU. Das Deutsche Goldschmiedehaus bleibt bis zum 20. März geschlossen, weil eine Ausstellung vorbereitet wird. Fahrt zum Landeskriminalamt HANAU. Interessierte können für 18 Mark am Dienstag, 16. März, an einer Fahrt des Hanauer Freizeit- und Sportamts zum Landeskriminalamt in Wiesbaden inklusive Stadtbesichtigung teilnehmen. Der Bus fährt um 8 Uhr am Freiheitsplatz ab. Anmeldungen nimmt das Amt in der Nordstraße 88, Telefon 295-556, entgegen.

Rock, Folk und Blues BRUCHKÖBEL. "Johnny Tabasco" gastiert am Samstag, 13. März, um 20 Uhr mit Rock, Folk und Blues in "Kennedy's Pub" in Roßdorf. Für Mittwoch, 17. März, um die gleiche Zeit ist ein Auftritt mit dem Duo "Camelot" geplant. Zum "St. Patrick's Day" spielt die Formation Irischen Folk. Dazu gibt es Kilkenny und Guinness vom Faß. Der Eintritt kostet 7 Mark. Gebrauchte Kindersachen BRUCHKÖBEL. Einen Second-hand- Basar veranstaltet die Kindertagesstätte Süd am Samstag, 13. März, um 14 Uhr. Platzreservierungen kosten sechs Mark und werden unter der Telefonnummer 701-258 im Rathaus entgegengenommen. Neuwahlen der VdK-Ortsgruppe GROSSKROTZENBURG. Die VdK- Ortsgruppe lädt für Donnerstag, 11. März, 16 Uhr, ins Bürgerhaus der Gemeinde zu ihrer Jahreshauptversammlung ein. Auf der Tagesordnung stehen Neuwahlen zum Vorstand. Partnerschaftskomitee trifft sich GROSSKROTZENBURG. Das Partnerschaftskomitee trifft sich am Freitag, 12. März, 19 Uhr, im Theodor-Pörtner-Haus zu seiner Jahreshauptversammlung.

Heinz' unsinniges Leben Parodistische Begegnung mit Peter Hiller im Kaktus

FRIEDBERG. Er schneidet Grimassen, reißt Possen, parodiert Schlagerfuzzis: Peter Hiller ist wieder da. Nach seinem Erfolgsprogramm "Die unheimliche Begegnung der Männer mit ihrer Art" nimmt der Ost-Berliner erneut einen Kerl auf die Schippe. Der Name der Figur ist Titel des Programms: "Simpel Heinz". Am Dienstag ließen ihn Hiller und sein Begleiter Frank Schleinstein im Friedberger Café Kaktus auferstehen.

"Heinz ist tot", erfährt das Publikum zu Beginn. Cordhose, Streifenhemd und Schlips sind kein Kostüm. Hiller spielt Hiller. Partner Schleinstein sitzt im knallgrünen Frack hinterm Keyboard. Die Rahmenhandlung: Schleinstein ist Autor der Heinz-Texte. Hiller spielt nur aus Vertragstreue mit. Wird&rquote;s zu grotesk tippt sich Hiller an die Stirn, beim gemeinsamen Vortrag verwuschelt er Schleinstein die Haare, steckt ihm einen Finger ins Ohr. Pointen zum Auslachen, nicht zum Schmunzeln.

Heinz ergeht's nicht besser. Die Stationen seines Lebens stellen den Versager ("Irgendwie machen wir uns ja alle mal zum Heinz") bloß: 1925 geboren, in der Schule "Prinz Akne" genannt, lispelt sich der Einfaltspinsel durch die Musterung der Nazis. Zwei Hasenzähne und dumme Sprüche retten ihn vor dem Kriegsdienst. Kostprobe: "Wer den Führer nicht ehrt, ist ein polnisches Pferd. Heil Kräuter!"

Hillers Parodien sind überzeugender. Er spricht Lieder als Hilde Knef, knödelt mit Herzschmerzstimme wie Roy Black. "Simpel Heinz" wird zur erbarmungslosen Reise durch die Musikgeschichte. Esoterisches Endzeitgeschwätz á la André Heller, das Geröhre von Tom Waits, Udo Lindenbergs Genuschel, Hans Albers, Bertold Brecht und Peter Maffay - Peter Hiller verschont niemanden. Als Krönung verquickt der stimmgewaltige Ostberliner Herbert Grönemeyers Heiserkeit und Adolf Hitlers Kasernenhoftonfall zum Liebessong an Eva Braun: "Zyankali in meinem Bauch". Kurzum: Das Programm erzählt, was es verspricht - "ein unsinniges Leben in Parodie und Posse". JÖRN KOPPMANN

Nächtliche Schüsse am Petterweiler Holzweg Anschlag auf Flüchtlinge? / Polizei äußert Zweifel Von Thomas Rüggeberg FRIEDRICHSDORF. Beim Flüchtlingsdorf am Petterweiler Holzweg fielen am späten Montag abend Schüsse. Eine Gruppe von drei Männern feuerte am Zaun einen Schreckschußrevolver ab. Während der Vorfall für den Friedrichsdorfer Arbeitskreis Asyl eindeutig ein Übergriff vor dem Hintergrund von Ausländerfeindlichkeit und Wahl-Rechtsruck ist, hat die Polizei Zweifel: "Der Sachverhalt ist in sich nicht schlüssig", meint Eberhard Bode, Chef der Kripo Bad Homburg. Der Arbeitskreis Asyl hat indessen seine Forderung nach mehr Sicherheit für die Bewohner der Holzhütten erneuert. Drei dunkel gekleidete Männer, so die Schilderung des Arbeitskreises Asyl, standen um 23.14 Uhr am Zaun, der den Radweg entlang der B 455 vom Gelände des Hüttendorfes trennt. Aus ihrer Mitte wurde mehrfach mit einem Gasrevolver in Richtung der Behausungen geschossen. Sechs Bewohner, die beim Kartenspiel zusammensaßen, liefen ins Freie und nahmen die Verfolgung der Angreifer auf, die in Richtung Friedrichsdorf davonliefen. Dabei sollen weitere Schüsse gefallen sein. In Höhe der Tettauer Glaswerke gab schließlich auch der ausdauerndste der Verfolger auf.

Da ein Bad Homburger Streifenwagen ganz nahe auf der B 455 unterwegs war, waren die Beamten schnell am Lager der Asylbewerber. Weder von den Schüssen noch von der Verfolgung bekamen sie etwas mit. Eberhard Bode: "Die Streife hätte etwas merken müssen." Auch das Absuchen des Geländes und die Nahbereichsfahndung blieben ohne Ergebnis.

Die Ermittler fanden keine Gas-Patronenhülsen. Allerdings drückte ihnen einer der Bewohner eine unbenutzte Patrone in die Hand, die die Angreifer angeblich bei ihrer Flucht verloren haben. Kripo-Chef Bode, der die Schilderungen als "nicht schlüssig" empfindet, hält es für "überzogen", den Vorfall als fremdenfeindliche Attacke zu werten. Und Horst Wenderoth, Leiter der Schutzpolizei in Bad Homburg, betont, daß von einem Gas- oder Schreckschußrevolver auf diese Entfernung keine direkte Gefahr für den Beschossenen ausgehe.

Die Ermittlungen der Polizei laufen deshalb unter dem Oberbegriff ,Ordnungswidrigkeit nach Waffengesetz&rquote;. Deshalb habe die Polizei nicht von sich aus über das Ereignis berichtet. Eberhard Bode: "Wenn tatsächlich eine erkennbare Straftat im Zusammenhang mit Ausländerfeindlichkeit vorläge, dann wäre sie in den Pressemitteilungen drin gewesen."

Der Arbeitskreis Asyl ruft die Bürger auf, sich für Nachtwachen und Telefonketten zur Verfügung zu stellen. Die Forderung nach mehr Sicherheit für die Bewohner geht letztlich an den vom Kreis beauftragten Betreiber, die Firma IPG. "Der ist verantwortlich, die Stadt kann da wenig machen", erklärt Friedrichsdorfs Stadtrat Günter Bastian (SPD). "Flächendeckend gehen Nachtwachen nicht, sonst müßte das Land mehr bezahlen", meint Peter Barkey, Sozialdezernent des Hochtaunuskreises. IPG-Geschäftsführer Jörg Richard Lemberg gab gestern wegen Krankheit keine Stellungnahme ab.

Ein Vortrag über Qumran am Toten Meer

HANAU. Das Buch "Verschlußsache Jesus", in dem es um das frühe Christentum geht, steht seit Monaten an der Spitze der Bestsellerlisten. Der darin thematisierten Siedlung Qumran am Toten Meer in Israel und der christlichen Botschaft widmet sich die Katholische Regionalstelle für Erwachsenenbildung mit einem Vortrag am Mittwoch, 17. März, um 20 Uhr.

Veranstaltungsort ist der Große Saal der Hanauer Stadtpfarrei Mariae Namen (Im Bangert 8). Der Referent ist Professor Bernhard Mayer aus Eichstätt.

Nähere Auskünfte erteilt die Regionalstelle in Hanau, Friedrichstraße 12, Telefon 0 61 81 / 3 33 87. him

Selbsterfahrung in der Gestalttherapie

HANAU. Ein Wochenende zur Selbsterfahrung in der Gestalttherapie findet am 27. und 28. März in der Caféteria der Hanauer Psychiatrie statt (Julius-Leber- Straße). Es gibt noch freie Plätze.

Das Wochende kostet 50 Mark Teilnehmergebühr. Interessenten können sich unter der Telefonnummer 06181/86-673 informieren und anmelden. Teilnehmer sollen eine Decke, ein Kissen und eine Isomatte mitbringen. gem

Orgelwerke von Franz Liszt HANAU. Das zweite Konzert einer dreiteiligen Reihe mit Orgelwerken von Franz Liszt findet am Samstag, 20. März, um 20 Uhr in der Hanauer Pfarrkirche St. Elisabeth (Kastanienallee) statt. An der Orgel spielt Kristian Skozowski.

Ein Konzert mit dem Dresdner Hornquartett

MAINTAL. Das Lieblingsinstrument der Romantik erklingt am Freitag, 12. März, in der evangelischen Kirche Hochstadt. Um 20 Uhr beginnt das Konzert mit dem Dresdner Hornquartett.

Anläßlich einer Fernsehaufnahme fanden die Musiker im Jahr 1992 zusammen. Alle vier gehören der Dresdner Staatskapelle und unterschiedlichen Kammermusikvereinigungen an.

Für den Vorverkauf der Karten zum Preis von 20 Mark, 15 Mark oder zwölf Mark zeichnet das evangelische Pfarramt in Hochstadt, Ringstraße 13, Telefonnummer 43 17 47, verantwortlich.

Karten sind auch an der Abendkasse zu haben. jur

GEW: Die Politiker sind gefragt Schule der falsche Ort zur Lösung der Ausländerproblematik

MAIN-KINZIG-KREIS. Die Lehrergewerkschaft GEW ist "verschnupft" über Äußerungen des hessischen Kultusministers Hartmut Holzapfel (SPD). Holzapfel hatte unter anderem in einem Schreiben die Gewerkschafter zu "verstärkten Erziehungsanstrengungen" beim Thema Ausländerfeindlichkeit aufgefordert. Die GEW meint, damit reihe sich Holzapfel in die Phalanx von Politikern ein, die nach dem Motto "Haltet den Dieb" die Schule zur Lösung von Problemen aufforderten, die diese nicht zu vertreten hätte. Denn das Verhältnis zwischen deutschen und ausländischen Schülern sei ingesamt gut. Die Probleme würden von außen in die Schulen hineingetragen.

Die Lehrergewerkschaft im Kreis erinnert in einem Schreiben Holzapfel daran, daß in der Bundesrepublik derzeit mehr als fünf Millionen Ausländer lebten, viele von ihnen seit mehreren Jahrzehnten, und daß daraus immer noch keine rechtlichen Konsequenzen gezogen worden seien, die die Gemeinschaft mit ihnen förderten. Hier sei die Politik gefragt, zu zeigen, daß sie es ernst meine mit der Integration hier lebender ausländischer Mitbürger. Gefordert wird unter anderem, daß die Ausländergesetzgebung umgehend reformiert wird. Die doppelte Staatsbürgerschaft müsse möglich, Einbürgerung müsse erleichtert werden. Wie solle Schule glaubwürdig zur Demokratie erziehen, wenn große Teile der Elternschaft und später die Jugendlichen selbst von der demokratischen Willensbildung durch Wahlen ausgeschlossen blieben, fragt die GEW. Sie fordert darüber hinaus ein Einwanderungsgesetz, das die geregelte Zuwanderung, in begrenztem Ausmaß, nach Deutschland möglich macht.

Aber auch in der Schule selbst sind nach Ansicht der Lehrer-Gewerkschaft die Schulpolitiker gefragt, um Benachteiligungen von ausländischen Schülern abzubauen. Dazu gehöre die Stärkung des muttersprachlichen Unterrichts, denn die geistige Entwicklung hänge wesentlich von der Beherrschung der Muttersprache ab. Konsequent sollten außerdem ausländische Lehrer in das normale Kollegium eingestellt werden und der muttersprachliche Unterricht weitestgehend in den Vormittag integriert werden.

Bislang wird muttersprachlicher Unterricht nur in der Grundschule und der Sekundarstufe I erteilt. Die GEW fordert, diesen Unterricht bis in die Jahrgangsstufe 11 an gymnsaialen Oberstufen und beruflichen Gymnasien auszuweiten.

Gewaltfreies Zusammenleben verschiedenster Bevölkerungsgruppen könne nicht "gelehrt" oder "erzogen", sondern nur gemeinsam gelebt werde, mahnt die GEW die Politiker. Wer Fremdenfeindlichkeit und Gewalt zu Themen einer Uhterrichtsreihe degradiere, habe den Kampf dagegen schon verloren. are

Briefe an die Redaktion

Maulkorberlaß Zum FR-Artikel "Verwirrte Schwalbacher glaubten, Kommunalwahl sei verschoben" in der Ausgabe vom Freitag, 5. März, erreichte uns unter der Überschrift "Maulkorberlaß für Ausländerbeirat in Schwalbach" folgender Leserbrief:

Saßen noch vor gar nicht so langer Zeit Vertreter aller Parteien zusammen und proklamierten "Toleranz für Schwalbach im Kommunalwahlkampf", so muß dies Bürgermeister Faeser, der leider nicht dabei war, gründlich mißverstanden haben. Vielleicht hat er angenommen, diese Toleranz bezöge sich nur auf das Vorgehen der Stadt Schwalbach.

Wie ist es sonst zu verstehen, daß in einer Nacht- und Nebelaktion Plakate des Ausländerbeirates entfernt wurden, ohne ihn vorher darüber zu informieren? Ist doch die Geschäftsstelle des Ausländerbeirates nur wenige Meter von seinem Zimmer entfernt!

Wir stehen voll hinter der Plakataktion des Ausländerbeirats und werden auch weiterhin für ein kommunales Wahlrecht für AusländerInnen eintreten.

Klaus Stukenborg

Deutsch-Ausländische

Gemeinschaft Schwalbach

Schlesienstraße 54

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor. (Red.)

"Wayne&rquote;s World" am Freitag im Kinderkino

MAINTAL. Die Geschichte zweier Heavy-metal-Freaks, die regelmäßig eine private Kabel-TV-Sendung über den Äther bringen, flimmert am Freitag, 12. März, über die Leinwand im Kinderclub Dörnigheim.

"Wayne&rquote;s World" heißt der Titel des Streifens, der ab 15 Uhr im Kinderkino Flimerik in der Dietrich-Bonhoeffer- Schule zu sehen ist.

Die Vorstellung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren kostet 2,50 Mark. jur

Klasse vier in "Stabiler Seitenlage" Hessens jüngste Unfallhelfer wissen was zu tun ist, wenn das Brotmesser abrutscht

OBERURSEL. Eine Premiere für Hessen endete gestern in der Oberstedtener Grundschule: 50 Kinder aus den vierten Klassen legten ihre Abschlußprüfung über "lebensrettende Sofortmaßnahmen am Unfallort" ab. Damit sind sie landesweit die jüngsten Helfer mit Erste- Hilfe-Ausbildung, wie Ulrike Schubert vom Malteser Hilfsdienst (MHD) feststellte, die den Kurs angeregt hatte.

"Hallo, hallo?" Matthias wartet vergeblich auf eine Antwort. Stefan, der vor ihm auf dem Boden liegt, ist nicht ansprechbar, reagiert auch nicht auf Berührung. Klarer Fall: Dem Jungen muß geholfen werden. Matthias schaut in Stefans Mund, ob vielleicht die Atemwege verstopft sind. Dann kontrolliert er den Puls des Bewußtlosen.

Zum Glück ist Stefan nicht wirklich etwas passiert; er tut nur so. Aber im Ernstfall wüßte Matthias jetzt, was er machen müßte. Wie seine Altersgenossinnen und Altersgenossen zwischen neun und elf Jahren hat er in den vergangenen Wochen gelernt, wie man Menschen rettet - oder auch nur einen blutenden Finger verbindet. "Stabile Seitenlage" ist für die Kinder kein Fremdwort mehr, auch eine Herzmassage und die Mund-zu- Nase-Beatmung haben sie geübt: acht Wochen lang, jeden Dienstag eine Doppelstunde.

Mit Erfolg. "Die Kinder sind begeistert dabei und lernen schnell", lobte Ausbilderin Ulrike Schubert von den Frankfurter Maltesern. Frau Schubert hat selbst vier Kinder, ihre älteste Tochter geht in Oberstedten in die vierte Klasse. Da lag es für sie nahe, den Eltern den Erste-Hilfe-Kurs vorzuschlagen. Die Idee kam gut an. Im Verlauf des Lehrgangs stellte sich dann heraus, daß die Mädchen und Jungen weniger vorbelastet ans Helfen gehen als ältere Kursteilnehmer. Frau Schubert: "Erwachsene haben eher Hemmungen davor, andere Leute anzufassen."

Aber "Tuchfühlung" ist nötig, wenn jemand reglos auf der Straße liegt, wenn gar eine Herzmassage oder Beatmung erforderlich ist. Die Grundschüler übten das an einer Puppe: Drei Finger breit über dem Brustbeinansatz ist die richtige Stelle für den kräftigen Druck aufs Herz. Und bevor man dem Verletzten Luft durch die Nase pustet, muß der Hals gestreckt und der Mund richtig geschlossen sein. Gelernt ist gelernt.

Für Norbert Häger, ebenfalls Ausbilder und Rettungssanitäter beim MHD, war die Arbeit mit den Kindern eine neue Erfahrung. "Ich habe das Gefühl, von der Ausbildung ist den Kindern viel im Kopf geblieben", sagte er. Dazu gehörten auch der Blick in einen echten Rettungswagen und ein schriftlicher Test. Alles zusammen bewertet Ulrike Schubert als nützliche Grundlage dafür, "daß mehr Leute wissen, wie sie im Ernstfall helfen können". Sie plädiert dafür, den Kurs generell nicht erst für 18jährige in der Schule anzubieten, sondern so früh wie möglich: eben in der vierten Klasse. Und nochmal in der siebten zum Auffrischen.

Thomas Schuster ist dafür. Der MHD- Zivildienstleistende spielte den Verletzten, an dem die Kinder den Druckverband anlegen sollten. Eine furchterregende Schnittwunde klaffte an seinem Unterarm, täuschend imitiert. "Beim Brotschneiden abgerutscht", schmunzelte er. Für Anna war das gar kein Problem. Sie schnappte sich den Arm und drückte die Arterie ab, während Fabian die Wunde inspizierte. Sein Kommentar: "Oh!" Dann legte er fachmännisch den Verband an. Dem Verletzten schien es schon besser zu gehen. Aber Mitschüler Ji-Hyun blieb skeptisch, denn der Patient fror. "Der braucht 'ne Schocklage", attestierte Fabian.

Anna gab hinterher zu, daß die Wunde schon "eklig" aussah, und daß sie sicher aufgeregter gewesen wäre, hätte es sich um einen echten Brotmesserschnitt gehandelt. Aber sie ließ keinen Zweifel: "Ich würde natürlich trotzdem helfen."

Für so viel Mut gab es hinterher auch tolle Preise: Holzwappen vom Malteser Hilfsdienst und Dreiecktücher mit Gold-, Silber- oder Bronze-Bändchen, je nach Leistung. Denn die einzelnen Disziplinen wurden streng benotet. "Schließlich sind wir hier in der Schule", schmunzelte Ulrike Schubert. Im Vertrauen: Durchfallen konnte bei der Prüfung niemand. "Aber das verraten wir natürlich vorher nicht", sagte die Ausbilderin.

Noch sind keine weiteren Kurse in anderen Grundschulen des Hochtaunuskreises geplant. Frau Schubert hofft aber, daß sich die Aktion herumspricht und sich die Schulen mit den Maltesern in Verbindung setzen. Ansprechpartner sind die MHD-Stationen in Frankfurt, Telefon 0 69 / 41 04 54, oder Oberursel, Telefon 0 61 71 / 43 22. THOMAS STILLBAUER

FDP verlangt einen Sitz im Magistrat

USINGEN. Die FDP, mit zwei Abgeordneten (5,9 Prozent) kleinste Fraktion im künftigen Stadtparlament, fordert einen Magistratssitz. Daß sie auf der Grundlage der Stärkeverhältnisse in der Stadtverordnetenversammlung leer ausgehen soll (FR vom 9. März), überraschte Spitzenkandidat Kai Götte. "Da hatte ich anders gerechnet."

Die Kalkulation des kommissarischen Bürgermeisters Detlef Ortmann ist allerdings nicht falsch - die FDP hingegen rechnet mit einer Erhöhung der Zahl der Magistratssitze. "Wir fordern eine Änderung der Hauptsatzung", erklärt Götte.

Doch darüber muß das Stadtparlament entscheiden. Derzeit hat der Magistrat sieben Mitglieder; die Änderung würde der FDP zufolge eine Erhöhung um drei Sitze mit sich bringen. Daß eine Partei zugunsten der FDP auf einen Platz verzichtet, schließt Götte aus. cn

Dreizehnte Lesung Rodgauer Autoren

RODGAU. Zur mittlerweile 13. Lesung Rodgauer Autoren - diesmal mit dem Mediziner Dr. Nikolaus Widmann - lädt die Volkshochschule für Mittwoch, 24. März, um 19 Uhr in die Georg-Büchner- Schule in Jügesheim ein. Der Arzt liest aus seinem Buch "Bilder ohne Punkte" und stellt sich anschließend den Fragen anwesender Literaturfreunde. Widmann hat sich einer individuellen Dichtkunst verschrieben und versteht sie als Kontrast zum beruflichen Alltag. Die Lesung werden seine Freunde Irmi Kämmerer am Klavier und die Sopranistin Claudia Biedermann, beide aus Mainz, mit folkloristischem und klassischem Repertoire musikalisch begleiten. ttt

Bad Soden bereitet Turgenjew-Ausstellung vor Der russische Literat war Kurgast / Förderpreis künftig nur noch für ortsansässige Gruppen

BAD SODEN. Außenstehende mögen hochnäsig die Mundwinkel nach unten verziehen und sie ein verschlafenes Kurstädtchen nennen, doch Insider wissen: In der metropolennahen Provinz Bad Sodens schlummern nicht nur die kulturellen Schätze der Jahrhunderthallen-Konzerte, die regelmäßig auch im Kurhaus zu hören sind. Neben den regen, hochkarätigen Aktivitäten "hauseigener" Vereine wie dem Neuenhainer Mandolinenorchester oder vielen anderen Musikvereinen steuert auch die Stadt ein "Quentchen Kultur" zur Lebensqualität der Kurstädter bei: So kommen schon seit zehn Jahren Jugendorchester und Chöre aus Illinois/USA regelmäßig in Bad Soden vorbei: In diesem Jahr, genauer am 3. April, wird das Hinsdale High School String Orchestra im Kurhaus erwartet. Das Kammerorchester der High School zum Kunsterziehungsprogramm der ist Teil der akademischen Ausbildung. Ihre Europatournee planen die 35 Orchestermitglieder schon seit zwei Jahren, und so lange sparen sie auch schon dafür. Mit Autowaschen, Pizzaverkauf und Konzerten haben sie jetzt das Geld zusammen, um die Fahrt zu finanzieren.

Das Augenmerk gilt jedoch nicht nur "Kulturimporten" aus Übersee - um auch den heimischen Aktivitäten zur nötigen Publicity zu verhelfen, haben Stadt und Frankfurter Sparkasse den seit 1979 ausgelobten Kunstförderpreis in diesem Jahr in einen Kulturförderpreis umgemünzt, für den sich künftig nur noch ortsansässige Gruppen, Vereine oder Initiativen bewerben können. 10 000 Mark stiftet die Sparkasse als Prämie, die allerdings auch auf mehrere Preisträger verteilt werden kann. Bürgermeister Kurt Bender (CDU): "Wir wollten den Preis nicht mehr wie bisher nur auf die bildende Kunst beschränken, sondern Kulturtreibende aller Sparten zum Mitmachen ermuntern." Prämiert werden öffentliche Aktionen und Darbietungen aus der Zeit vom 1. Oktober '92 bis 20. September '93. Bewerber können sich bis zum 15. Oktober mit einer Kurzdokumentation melden. Eine Jury mit Vertretern der Stadtverwaltung, der Sparkasse, des Jugend- und Kulturausschusses und der Presse wird die Preisträger auswählen.

Dennoch: Die Bildende Kunst hat nach wie vor einen großen Stellenwert in der Stadt - nicht nur wegen der vielen Ausstellungen privater Galerien und Aktionen der Kunstwerkstatt. Die Stadt besitzt eine hochkarätige, 31 Bilder umfassende Rudolf-Schucht Sammlung. Einige Portraitzeichnungen berühmter Kurgäste des vergangenen Jahrhunderts sind im Foyer des Kurhauses zu sehen, außerdem hat Schucht sämtliche Stadtverordnetenvorsteher der Stadt portraitiert. Im vorigen Jahr überlies er dem Heimatmuseum fünf seiner Arbeiten. Vier weitere Zeichnungen - Potraits von Pauline von Nassau, Marianne Willemer, Hoffmann von Fallersleben und von Justus Liebig - will die Stadt noch in diesem Jahr erstehen. Der Künstler hat sie den Bad Sodenern bereits als Leihgabe überlassen.

Nach der großen Tolstoj-Präsentation im 800. Jubiläumsjahr der Kurstadt, ist für die zweite Jahreshälfte '93 in Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Literaturmuseum Moskau und dem Kulturamt der Stadt Baden-Baden eine Turgenjew-Ausstellung geplant. Der russische Literat zählte ebenfalls zu den Kurgästen Bad Sodens. Das Projekt, so Bürgermeister Bender, sei deshalb auch für die heimatgeschichtliche Forschung bedeutend.

Zeitgenössische Kunst aus den beiden Partnerstädten Kitzbühel und dem tschechischen Franzensbad sind ebenfalls noch in diesem Jahr geplant: Der junge österreichische Künstler Wolfgang Capellari, der zur Zeit in Paris arbeitet, wird Anfang Mai einige seiner Zeichnungen zeigen. Für die Ausstellung mit Aquarellen der tschechischen Künstlerin Tvrda steht der Termin noch nicht fest. ana

Naturkontakte auf auf dem Kreis-Acker

HOFHEIM. Die noch neue Reihe "Naturkontakte" der Volkshochschule wird am Samstag, 13. März, mit einem Pflanz- Kursus fortgesetzt. Treffpunkt um 14 Uhr ist der Parkplatz am Friedhof in Langenhain, an der Straße zwischen Langenhain und Wildsachsen. Dort ist auch eine Bedarfshaltestelle der Stadtbuslinie Wildsachsen. Abfahrtszeit in Hofheim: 13.35 und 13.55 Uhr.

In diesem Gebiet hat der Main-Taunus- Kreis 1992 einen Acker gekauft. Auf dem Areal sollen Hinweise und Anleitungen zur Neuanlage einer Streuobstwiese gegeben werden. Wie ist der Boden vorzubehandeln, wie erfolgen der erste Erziehungsschnitt und der Kronenaufbau. Die Veranstalter: "Sie können sich auch mit ,ihrem&rquote; Baum anfreunden und seine Entwicklung begleiten." pms

Gesucht: Männer mit Bart Der "Ausstellungsraum" von Florian Haas und Martin Schmidl

Abseits der Trampelpfade zu den bekannten städtischen und privaten Galerien gibt es in Frankfurt Nischen für die Kunst, die Aufmerksamkeit verdienen. Mal bestehen sie auf Zeit, sind temporär genutzte Räume, aus denen Ladeninhaber oder Agenturen ausgezogen sind und die noch nicht wieder in festen Kommerzhänden sind. Daneben gibt es Orte, die schon kleine Institutionen sind, aber noch zu wenig bekannt.

Dazu zählt ein Ausstellungsforum in der Alten Mainzer Gasse, ein Einraum- Lokal mit breiter Fensterfront. Früher nutzten es Architekturstudenten zur Bekanntmachung ihres Tuns; seit dem vergangenen Oktober wirken hier die Städelschüler Florian Haas und Martin Schmidl als Gastgeber der Kunst. Sie haben die Idee ihres "Zimmers" weiterentwickelt. Das war ein von ihnen errichteter, kleiner Raum, eingepaßt in eines der Daimlerstraßen-Ateliers, die der Städelschule zu Verfügung stehen. Haas/ Schmidl luden Kommilitonen ein, um diese provisorische Architektur mit eigenen Arbeiten zu füllen.

Den ihnen nun mietfrei überlassenen "Ausstellungsraum" zwischen Main und Römer begreifen sie nicht als "Produzentengalerie". Er ist gar nicht recht faßbar. Auf jeden Fall ist er für Experimente offen, ist Arbeitsklause, Wohn- und Kunststätte (gerade wurde ein Hochbett eingebaut) zugleich. Als Gesamtes ein offenes Kunstwerk, so wünschen es sich die Nutzer. Es gibt nicht immer Ausstellungen der herkömmlichen Art. Mitunter finden sie nur im Schaufenster statt. Grundsätzlich soll "immer etwas zu sehen" sein; denn: "Die Stadt ist sehr zu, man muß etwas machen."

Die Beziehung der beiden Künstler zu ihren Gästen ist durch kreative Nähe geprägt. Wie Schmidl es ausdrückt: "Die Arbeiten, die wir zeigen, docken an unsere eigenen an und dienen dem Weiterkommen." Ein schönes Joint-venture.

Eine besondere Sache auch die jetzt zu sehende projektbezogene Ausstellung des Düsseldorfer Künstlers Andreas Siekmann. Der Rückriem- und Hüppi-Schüler (Jahrgang 1961) sucht Männer mit Vollbart und hat das Schaufenster mit Bärten aus der Faschingskiste geschmückt. Dahinter wird es ernst: "Wir fahren für Bakunin" (so auch der Ausstellungstitel) hat Siekmann auf eine Folge von 68 Filzstiftbildchen gestempelt. Auf dem Boden steht ein blauer Spielzeug-Lkw. Einen großen will Siekmann für seine geplanten Städtereisen organisieren. Er möchte mit seinen Arbeiten in die Orte ziehen, wo der Anarchist Bakunin aktiv war. Außerdem sucht er ab sofort Vollbartträger, um sie zu fotografieren. Am Ende der Ausstellung wird er sie alle zum Essen in den "Ausstellungsraum" einladen.

Sein Treiben hat einen tieferen Sinn. Siekmann, Anfang dreißig, befragt indirekt die heutigen Mitt- und Endvierziger, die damaligen "Achtundsechziger". Wo wolltet ihr hin, wo seit ihr gestrandet? Wenn sie auch nicht immer Vollbärte spazierentrugen wie Bakunin, so haben sie doch lange Haare geliebt am Ende der sechziger und auch noch in den siebziger Jahren und dadurch oppositionellen Geist bekundet. "Wo aber ist das Potential geblieben?", bohrt Siekmann.

In seiner Filzstiftgeschichte ist Bakunin der Hauptdarsteller. Immer wieder taucht sein Porträt auf. An Zimmerwänden, im Umzugskarton, an der Plakatwand. Dann trifft man ihn in den verschiedenen Gefängniszellen, in die man den russischen Revolutionär wegen seines aufrührerischen Verhaltens sperrte.

Siekmann begreift ihn - etwas plakativ - als Symbolfigur. Für die Revolte schlechthin und für die gesellschaftspolitische Utopie. Für das Aufkommen und Sichausbreiten von Ideen, die am politischen Selbstverständis der jeweils herrschenden Klassen kratzen und als Idol für all jene, die Autoritätsansprüche in Frage stellen, weder ein theologisches noch staatliches Gesetz fraglos akzeptieren.

Die Bildgeschichte des Künstlers beginnt mit dem Blick auf ein Autobahnkreuz. Am Ende steht die Erdkugel. Dazwischen Szenen aus Stadt und Land. Wer mitfahren möchte "für Bakunin", wer das Projekt unterstützen möchte, kann den Ausstellungskatalog erwerben - ein eigenständiges Kunstwerk, in dem alle Bilder als Laserkopien gesammelt sind - oder eine Zeichnung bestellen. Siekmann malt die einzelnen Motive auf Wunsch und zum Sonderpreis noch einmal. (Bis 4. April, Alte Mainzer Gasse 4-6, Freitag bis Sonntag von 13 bis 18.30 Uhr.) DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Wirbel wider das Vakuum Christiane Gumpert zeigt Arbeiten aus dem Messeturm

Frankfurt, Messegelände, Turmbau, elfte Etage: Christiane Gumpert. Unten hämmert der "Hammering Man" des amerikanischen Künstlers Jonathan Borofsky der großen Stadt den Zeittakt ein. Ein figuratives, weit überlebensgroßes Metronom. Oben sitzt irgendwo die Künstlerin zwischen verwaisten Büros und anderen, in denen Telefone und Sekretärinnen den Kontakt herstellen zur nahen und fernen, von hier oben nur scheinbar überschaubaren Außenwelt. Die Eigendynamik, mit der das Leben draußen, viele Meter tiefer, pulst, wirkt aus der Distanz fremd und merkwürdig. Die Beobachterin, die hier drinnen gastweise in einem leeren Büro agieren darf und ängstlich darauf bedacht ist, Wände und Teppichboden nicht mit Farbe zu bekleckern, schwankt. Sie sehnt sich nach dem menschlichen Mahlstrom - und genießt doch die Möglichkeit, einmal Abstand halten zu können. Am Ende ihres Stipendiums wird sich die Turmarbeiterin recht wohl fühlen.

Christiane Gumpert, Mitte fünfzig, aus dem ostpreußischen Königsberg stammend und seit bald zwanzig Jahren in Frankfurt zu Hause, hat 1991 einem Perspektivwechsel zugestimmt. Üblicherweise entstand ihre Kunst in der eigenen Wohnung. Für die Dauer eines Winterhalbjahres (Oktober bis April) entschloß Gumpert sich zu einem Arbeitsaufenthalt im Messeturm, Europas höchstem Bürohaus. Den ständigen Bodenkontakt hat sie zugunsten eines (befreiten?) Schwebezustandes aufgegeben. Sie hat sich in dem Hochhaus nicht immer gut gefühlt. Oft genug spürte sie, wie "isoliert in diesem Bürobetrieb" sie war. Die Erfordernisse des Büroalltags, das hektische Hantieren zwischen Wiedervorlage und Wochenplan sind nicht die Sache eines Künstlers. Gumpert fühlte sich gestört, wurde nervös. "Ich habe Musik gehört, um eine Situation zu finden, die mir selbst gehörte, wo ich mich nicht nach außen konzentrierte, sondern nach innen." Musik als Meditationshilfe, Kunst als Suche und Kreisen um die begehrte Mitte.

Zeichnungen sind entstanden im Turm. Nicht die großen Tafelbilder oder neue Akteure für das stählerne Skulpturenballett, das die Künstlerin vor zwei Jahren in einer Ausstellung in der Kommunalen Galerie im Leinwandhaus arrangierte. Die Turmzeichnungen sind völlig "von der Situation her bestimmt". Sie sind die Freigeister, die sich über die starren Handlungsabläufe im Bürohaus und die Einlaßgesetze (nicht jeder darf schließlich bis zu den oberen Etagen reisen) hinwegsetzen, sie aber auch - in sublimierter Form - thematisieren.

Christiane Gumpert zeigt nun eine Auswahl dieser Werke im "Forum" der Frankfurter Sparkasse. Vor fast einem Jahrzehnt stellte sich die ehemalige Freskenrestauratorin, die an verschiedenen Kunstakademien Malerei studiert hat, schon einmal hier vor. Damals hatte sie den Förderpreis zum Kunstpreis der Sparkasse erhalten - und damit die Möglichkeit zu ihrer ersten Einzelausstellung. Die gezeichneten Bilder, die man nun kennenlernen kann, heben sich deutlich von den bekannten ab. Die isolierte Linie kommt nicht mehr vor. Vielmehr entstehen faserige Dickichte, an deren Konturen lineare Fetzen fliegen. Die Grundformen sind der Kreis oder das Oval, oft aber handelt es sich um ein rotierendes, aus dem gewählten Blickwinkel nicht mehr zu definierendes Ding. Es scheint sich rasant um die eigene(n) Achse(n) zu drehen. Heftige Zentrifugalkräfte zeigen Wirkung. Der Statik der Turmarchitektur und den zielgerichteten Kommunikationsstrukturen setzt Gumpert ein Höchstmaß an Beweglichkeit entgegen, die aber ebenfalls ihre Grenzen hat. Mit unzähligen markigen, leuchtenden Strichen (ein Zusammenklang von Gouachefarben, Ölkreiden, Farbstiften und Graphit) legt sie fädrige Gewebe an, die allmählich ins Trudeln geraten, dann schnell kreisen, aber ihren Ort nicht verlassen. Wirbel wider das Vakuum in der elften Etage. (Bis 26. März, Töngesgasse 40).

DOROTHEE BAER-BOGENSCHÜTZ

Ein beliebtes Volksfest kehrt zurück - mit dem größten Riesenrad der Welt, mit Theater, Markt, Musik . . . 500. Faselmarkt wird mitten in der Stadt gefeiert Ein Test auch für den Katharinenmarkt im Herbst

BUTZBACH. Der 500. Faselmarkt am kommenden Wochenende ist im doppelten Sinne ein historischer: Zum Jubiläum kehrt er in die Altstadt zurück. Der Marktplatz wird wieder Platz der Verkaufsstände und Fahrgeschäfte, die in den vergangenen Jahrzehnten auf den Festplatz am Stadtrand verbannt waren.

Auf dem historischen Marktplatz dreht sich das größte transportable Riesenrad der Welt, das Festzelt steht hinter dem Rathaus, der Autoskooter lärmt auf dem Areal der ehemaligen Mälzerei und der "Fliegende Teppich" wirbelt auf dem Rathaus-Hinterhof seine Fahrgäste durch die Luft. Das seien zwar weniger Fahrgeschäfte als auf dem Festplatz am Stadtrand, es seien aber genügend, meint Marktmeisterin Rita Herth. Dafür werden auch mehr Verkaufsstände geboten. "Einige haben extra nachgefragt, ob der Markt wirklich in der Innenstadt sein wird", berichtet die Marktorganisatorin.

Schon lange wird in der alten Marktstadt darüber diskutiert, ob die traditionsreichen Märkte (der Faselmarkt im Frühling und der Katharinenmarkt im Herbst) wieder in die Innenstadt zurückverlegt werden sollen. Der 500. Faselmarkt wird über die Vor- und Nachteile Aufschluß geben.

Zum Auftakt des Jubiläumsmarktes geht es ganz historisch zu: Am Freitag um 20 Uhr ist im Bürgerhaus "Tanz und Kurzweil Anno 1493" (siehe Kasten).

Am Samstag verkaufen von 9 bis 14 Uhr heimische Landwirte ihre Produkte. Der Bauernmarkt, der vom Verein zur Förderung der Eigenständigen Regionalentwicklung unterstützt wird, spielt sich am Roßbrunnenplatz ab. Um 15 Uhr ist die offizielle Faselmarkteröffnung auf dem Marktplatz mit Bieranstich, Musik von der Feuerwehrkapelle und alledem. Am Abend um 20 Uhr spielt im Bürgerhaus Toni Marshall ("Der Fröhlichmacher der Nation") mit seiner Band auf. "Toni Marshall singt in acht Sprachen, spielt mehrere Instrumente und spannt einen Bogen von der Volksmusik über Schlager und Evergreens bis hin zu internationaler Folklore, Musical-Melodien und Welthits", wird er in der Ankündigung gerühmt.

Am Sonntag ist um 11.30 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst im Festzelt auf dem Hof des Rathauses. Nachmittags öffnet von 13 bis 18 Uhr der Butzbacher Einzelhandel seine Geschäfte zum Verkauf.

Am Montag ist von 8 bis 12 Uhr Bezirksrinderschau mit Prämiierung in der Markt- und Reithalle. Am Nachmittag kommen die älteren Bürger der Stadt auf ihre Kosten: Von 14.30 bis 17 Uhr ist Seniorennachmittag im Bürgerhaus. Die Seniorengymnastikgruppe des DRK, Frauen der Versehrtensportgruppe, die Ballettgruppe der Musikschule Butzbach und die TSV-Turnabteilung unterhalten die älteren Bürgerinnen und Bürger.

Am Dienstag schließlich ist ab 13 Uhr Kinder- und Familiennachmittag mit ermäßigten Preisen der Fahrgeschäfte. Um 14.30 Uhr hat im Festzelt auf dem Rathaushof ein Puppentheater seinen Auftritt.

Der Butzbacher Künstlerkreis zeigt während des Faselmarktes Ausstellungen in der Wendelinskapelle und im "Deutschen Haus", verbunden mit einer Tombola. Die Öffnungszeiten sind Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr und Montag und Dienstag von 14 bis 19 Uhr. Die Vernissage ist am Samstag um 11 Uhr im Hotel "Deutsches Haus". Sie wird von der Musikschule Butzbach musikalisch umrahmt.

Die Berufsschule Butzbach zeigt an einem Stand direkt am Marktplatzbrunnen drei Solarprojekte, mit denen sie sich am Kreativitätswettbewerb der Volksbanken "Sonne ist Leben" beteiligt: Einen Solarkocher, der speziell auf die Verhältnisse in der Dritten Welt, beispielsweise auf flache Sonnenstrahlen in Afrika, zugeschnitten ist, einen Solarbackofen, der durch raffinierte Reflexionen über eine Alufolie Wärme zum Kuchenbacken bündelt, und einen über zwei Meter langen Hubschrauber mit einem photovoltaikbetriebenen Elektromotor. ieb

Kleine FR

Störfall Offenbach? OFFENBACH. Was wäre, wenn es in Offenbach einen ähnlichen Störfall wie im Hoechst-Werk Griesheim gäbe? Antworten auf diese Frage sucht die CDU Offenbach-Mitte bei einer Diskussion am heutigen Donnerstag. Das Gespräch mit Jens Niklaus, persönlicher Referent von Bürgermeister Bodensohn und stellvertretender Leiter im Offenbacher Katastrophenschutz-Stab, sowie einem anderen Experten beginnt um 20 Uhr in der Pizzeria "San Marino", Domstraße. Nena singt Ende März OFFENBACH. Das Konzert von Nena am vergangenen Montag in der Stadthalle mußte wegen ihrer Stimmbandentzündung kurzfristig abgesagt werden. Es wird am Dienstag, 30. März, um 20 Uhr in der Isenburger Hugenottenhalle nachgeholt. Eintrittskarten bleiben gültig. SPD wählt Vorstand OFFENBACH. Zur Jahreshauptversammlung lädt der SPD-Ortsverein Anlagenring für Samstag, 13. März, 15 Uhr ins TGO-Kolleg an der Sprendlinger Landstraße ein. Fahrt zur Meisterschaft MÜHLHEIM. Die Vergnügungs-Karnevalsgesellschaft "Sonnau" möchte die eigenen Mitglieder bei der Deutschen Meisterschaft im Gardetanzsport am Sonntag, 14. März, in Bad Godesberg lautstark unterstützen. Deshalb hat der Verein einen Bus gechartert. Auskünfte erteilt Inge Warzecha, Telefon 06108/75653. Gleisarbeiten am Ostbahnhof OFFENBACH. Die Anwohner/innen des Ostbahnhofs müssen sich wieder auf laute Nächte gefaßt machen: Im Zuge des S-Bahn-Baus kündigt die Deutsche Bundesbahn für die Zeit zwischen Samstag, 13. März, und Montag, 15. März, dort für den Gleisbereich Bauarbeiten rund um die Uhr an: von Samstag um 17 bis Montag um 5 Uhr. Lärm produzieren vor allem Baumaschinen und die Mehrklanghörner, mit denen die Arbeiter vor herannahenden Zügen gewarnt werden. Geschlechtsbewußte Erziehung HEUSENSTAMM. Möglichkeiten und Grenzen einer geschlechtsbewußten Erziehung möchte die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt am Montag, 15. März, in der AWO-Tagesstätte, Herderstraße 87, aufzeigen. Gespräch mit Ausländern OFFENBACH. "Wie leben Ausländer der ersten Generation in Offenbach?" Über diese Frage können sich ältere Menschen im Senioren-Club am Montag, 15. März, und Dienstag, 16. März, unterhalten. Im Seniorenbildungstreff im Büsing-Palais stehen jeweils um 14.30 Uhr Dragutin Gregoric, Vorsitzender des Ausländerbeirats, und Seda Tamer vom Türkischen Verein für Kultur und Soziales als Gesprächspartner bereit. Föderalisten in Europa OFFENBACH. Über die Aufgaben der europäischen Föderalisten im gewandelten Europa berichtet am Dienstag, 16. März, Norbert Friedrich, der Vorsitzende des Frankfurter Kreisverbandes der Europa-Union (EU). Für die Offenbacher EU ist das Referat um 20 Uhr Auftakt für die Jahreshauptversammlung im Zentrum der portugiesischen Mission, Marienstraße 34.

Fußball-Landesliga Süd: FC Bayern Alzenau "Jetzt-erst-recht-Effekt" Höhepunkte stehen an / Harmloses Stürmer-Trio nun gefordert

War es ein Warnschuß vor den Bug oder der Beginn einer Restserie, die in der Fußball-Landesliga-Süd voller Imponderabilien ablaufen wird? Dabei ließ sich nicht nur der FC Bayern Alzenau von Dietesheim übertölpeln, sondern auch der SV Mörlenbach (vom abstiegsbedrohten SV Jügesheim!) rutschte aus, und der KSV Klein-Karben ließ sich vom längst zum Mitbewerber aufgerückten FV Progres Frankfurt das Fell über die Ohren ziehen. Alzenau (27:11 Punkte) rangiert am Ende eines Quintetts mit reellen Titelchancen, dahinter folgt ein Trio mit Griesheim, Neu-Isenburg und Riedrode (alle 24:14), das nur noch mit einer Superserie nach vorne stoßen kann, aber prinzipiell als Stolperstein zu betrachten ist. Und gerade der FC Bayern kann sich keinen weiteren "Stolperer" erlauben.

Mit wenig torgefährlichen Angreifern - Rainer Sever (8 Tore) hat seit Wochen und Monaten kaum noch getroffen, Harald Klösel gerade einen Saisontreffer markiert und Martin Müller (7) fiel zuletzt aus - dürfte es in den entscheidenden Begegnungen (die Spvgg. 03 Neu- Isenburg kommt am Samstag, 15.30 Uhr, Rother Strauch) zum Auftakt einer Serie von Schlagerspielen nicht für die absolute Spitze reichen.

Die beiden Mittelfeldakteure Hans- Peter Knecht (12) und Klaus Reusing (6) haben ebenso oft getroffen wie genanntes Stürmer-Trio. Und im 14- beziehungsweise 10-Tage-Rhythmus bietet der FCB einen Knüller nach dem anderen an: Erster großer Höhepunkt soll der Auftritt des erheblich aufgerüsteten "Balkan- Ensembles" vom FV Progres Frankfurt (27. März) sein, am 8.April (19 Uhr) kommt der weiterhin am höchsten gehandelte SV Mörlenbach und am 17.4. (15.30 Uhr) der SV Bernbach in den Kahlgrund.

In Anbetracht dieser Situation ärgerte sich Sportmanager Alois Sambeth doppelt über den Auftritt in Dietesheim: "Pomadig, ohne Einsatzwillen, desolat", lautete sein Kurzkommentar. Er fordert den "Jetzt-erst-recht-Effekt". Die abwehrstarken Neu-Isenburger, die mit Trainer Werner Staudt vor wenigen Tagen verlängert haben, dürfen nicht an der 5:1-Grandezza im Sportpark gemessen werden. Der Druck auf die Alzenauer Stürmer wächst insofern, daß inzwischen mit Alfons Bergmann (26 Jahre) ein Torjäger für die neue Runde verpflichten werden konnte. Der Ex-Seligenstädter ging zuletzt für den TSV Mainaschaff auf Torejagd. Bereits gegen die "Isenburger" sollen Hans-Martin Müller und Klaus Naumann sowie Jochen Dahlem und Marco Rosenberger die Möglichkeiten von Spielertrainer "Bubu" Knecht (bis 30. Juni 1994 verlängert) wesentlich erweitern.

HANS-DIETER PUTH

Wir gratulieren

Frau Asta und Herrn Willi Klein zur goldenen Hochzeit am 11. März.

FC Hochstadt, Fußball Ausländerfeindlichkeit von sich gewiesen

Joachim Keilholz hat seinen Vertrag beim 1.FC Hochstadt (Fußball-Bezirksoberliga Frankfurt-West) bis zum 30. Juni 1994 verlängert. Damit kann der Spielertrainer seine erfolgreiche Arbeit beim ehemaligen Oberligisten fortsetzen. Der Aufsteiger rangiert vor dem Spiel gegen den Meisterschaftsanwärter SG Rodheim (Sonntag, 15 Uhr, Waldsportplatz) auf dem achten Tabellenplatz und kann gelassen den restlichen 13 Begegnungen entgegenblicken. Bereits am nächsten Dienstag (19 Uhr) wurde das Spiel beim SV Steinfurth neu angesetzt, am 21.3. müssen die Hochstädter nach Dietzenbach und acht Tage später zum SV Gemaa Tempelsee Offenbach. Nicht nur die Trainerfrage ist inzwischen geklärt, auch der Weggang von Stürmer Andreas Krämer, der nach Rüsselsheim verzogen ist, steht zum Rundenende fest. Oliver Schmidt (Spvgg. 05 Oberrad) wurde als erster Neuzugang für die Saison 93/94 verpflichtet.Dann hoffen die Maintaler, möglichst wieder in der attraktiveren Ost-Gruppe der Frankfurter Bezirksoberliga spielen zu können. Fußballerisch kommt dem FCH auch die West- Staffel gelegen, aber in puncto Zuschauerzahlen stellt diese eine arge Enttäuschung beim Aufsteiger dar.

Für den Türkischen Sportverein Vatan Spor Bad Homburg stellen die Hochstädter Anhänger eine große Enttäuschung dar, denn die dortigen Provokationen haben seiner Meinung nach die Handgreiflichkeiten des Spielers Tanju Özel mit Zuschauern, die die rote Karte für den Homburger zur Folge hatte, ausgelöst. Gravierender ist jedoch der Rücktritt des 1. Vorsitzenden Taki Petrido. Er trat wegen der feindseligen Haltung gegen den TSV Vatan Spor - vor allem in ländlich strukturierten Gebieten - zurück. In der Mannschaft sowie bei den Verantwortlichen sei nichts von Ausländerhaß zu spüren, weist Vorsitzender Gert Bechert die Vorwürfe weit von sich. Übrigens teilt sich der FCH seit Jahren das Waldsportplatz- Gelände mit dem griechischen Verein FC Hellas Maintal und hat Jugendliche vieler Nationalitäten inte- griert.

In wenigen Wochen (4. bis 19. April 93) werden die Lila-Weißen die Punktrunde unterbrechen, denn die Maintaler unternehmen in dieser Zeit einen Trip nach Sri Lanka, wo sie bereits vor einigen Jahren weilten und dort unter anderem 2:2 gegen die Nationalmannschaft spielten. hdp

Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Sneakers (15, 17.30, 20, 22.30 Uhr).

Central: Dracula (14.45, 17.30, 20.15, 22.45 Uhr).

C'est la vie: Ein ganz normaler Held (15.15, 17.45, 20.30, 23 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Ein ehrenwerter Gentleman (14.30, 17, 20, 22.30 Uhr). Kino II: Alarmstufe: Rot (14.45, 17.15, 20.15, 22.45 Uhr).

Kino III: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (15), Der Duft der Frauen (19.45 Uhr).

Palette: Bodyguard (15, 17.30, 20.15, 22.45 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Wir Kinder aus Bullerbü (16 Uhr), Eine Frage der Ehre (19.45 Uhr); Verhängnis (22.15 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Jimmy Hoffa (20.15 Uhr).

Zeitlos: Stalingrad (19.30 Uhr), Bitter Moon (22 Uhr).

Gelnhausen. Pali: Dracula (20.15 Uhr).

Casino: Grüne Tomaten (20.15 Uhr). Kulturmix Hanau. Jazzkeller Philippsruher Allee, "Haftgrund" (Rock mit deutschen Texten), 21 Uhr.

"Hexenjagd", Aufführung des Histo(e) rischen Theaters, 19.30 Uhr Olof Palme Haus, Pfarrer Hufnagel Straße.

"Die Kaktusblüte", Komödie von Pierre Barillet und Jean-Pierre Gredy, 20 Uhr Comoedienhaus Wilhelmsbad.

Ausstellungseröffnung "Menschenkunst" von Isolde Nagel, 19 Uhr Café Zeitlos, Altstädter Markt 1.

Ausstellung alter Handarbeiten, 14.30 Uhr Martin Luther Stiftung, Ernst Sopp Haus.

Maintal. Konzert mit dem Dresdner Hornquartett, 20 Uhr in der evangelischen Kirche Hochstadt.

Ausstellung "Schizoide Morphinisten" von Florian Mayr, 20 Uhr QNSD Galerie, Mozartstraße3, Dörnigheim.

Ronneburg. "Jazz for fun", mit dem Sugar Foot Stmpers, 20 Uhr auf der Burg.

Ausstellung des Malers und Zeichners Georg E. Pientka, 14 bis 17 Uhr Kemenatensaal in der Burg.

Langenselbold. Ausstellung "Terracotta" von Helmut Kiel, 10 bis 18 Uhr Galerie Kunstform, Gartenstraße 5.

Konzert mit den Metal-Bands "New Age" und "Devestate", 19 Uhr im Jugendzentrum.Kurse Hanau. Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt, Mittelstraße 23, Telefon 25 44 28, 9.30 Uhr Spiel- und Lerngruppe für Kinder, 14.15 Uhr Hausaufgabenhilfen für Heine-Schule, 15 und 16.45 Uhr Bewegung und Spiel für Babys, 18.30 Uhr "Rund ums Baby", 19 Uhr Nähkursus.

Katholische Familienbildungsstätte, Im Bangert4, Telefon 2 23 12, 9 und 10 Uhr Rückenschule, 9.30 Uhr "Hausfrau und Mutter = und wo bleibe ich?", 9.30 Uhr Miniclub, 11 Uhr Gymnastik für Paare. Parteien/Parlamente Nidderau. Unterbezirksparteitag der SPD, 17.30 Uhr Schloßberghalle Windekken.Beratung/Selbsthilfe Hanau. Treffen der Morbus Crohn Kranken, 20 Uhr Olof Palme Haus, Pfarrer Hufnagel Straße.

Sprechstunde pro familia, 9 bis 12 uhr Vor dem Kanaltor 3, Telefon 2 18 54.

Treffen der Anonymen Alkoholiker und Al Anon Angehörigen Gruppe, 19.30 Uhr Dietrich Bonhoeffer Haus, am Goldschmiedehaus, Kontakt-Telefon 7 74 99.

Hanauer Lesbenstammtisch, 19.30 Uhr in einem Hanauer Lokal, Information unter Telefon 0 61 83 / 36 07.

Öffnungszeiten des Franziskus-Hauses (ökumenische Nichtseßhaftenhilfe), 7 bis 19 Uhr, ambulante Fachberatung 10 bis 15 Uhr Breslauer Straße 23, Telefon 18 11 99.

Anonyme Beratung für straffällig gewordene Jugendliche und deren Eltern durch den Verein zur Förderung der Jugendgerichtshilfe, 9.30 bis 12 Uhr, Telefon 1 58 56.

Information und Beratung für Alkoholgefährdete und Angehörige durch den Guttempler-Orden, 19.30 Uhr Pavillon im Schulhof der alten Hola, Julius-Leber- Straße 2, Kontakt-Telefon 0 61 09 / 6 62 39 oder 0 61 81 / 1 39 21.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 9 bis 12 uhr Gustav Hoch Straße 10, Telefon 80 98 31.

Suchtkrankenhilfe/Erwachsenenberatung des Diakonischen Werks, Beratung Alkohol am Arbeitsplatz 14 bis 16 Uhr Gustav Hoch Straße 10, Telefon 80 98 24.

Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene durch die Familien- und Jugendberatung, 9 bis 13 Uhr Sandeldamm 21, Telefon 1 40 51.

Hanauer Hilfe, Beratung für Opfer und Zeugen von Straftaten 9 bis 12 und 14.30 bis 18 Uhr, Salzstraße 11, Telefon 2 48 71 oder 2 20 26.

Großkrotzenburg. Arbeitskreis Drogen und Süchte, Information unter Telefon 0 61 86 / 82 11 oder 6 37.

Gelnhausen. Beratung für Selbsthilfe in der SEKOS 9 bis 12 uhr Altenhaßlauer Straße 21, Telefon 7 45 77.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung 10 bis 14 uhr, Berliner Straße 45, Telefon 0 60 51 / 44 78.

Vereine Hanau. Schachverein Königsspringer, Spielabend für Jugendliche ab 18 Uhr, für Erwachsene ab 20 Uhr, Bürgerhaus Großauheim. Bruchköbel. Schachabteilung der Sportgemeinschaft 1868, Spielabend für Jugendliche ab 18 Uhr, für Ereachsene ab 20 Uhr.

Erlensee. Winterlauftreff der Turn- und Sportgemeinde, 15 Uhr Treffpunkt Parkplatz am Vogelschutzgebiet neben der Einfahrt zum Bärensee. Verschiedenes Hanau. Kinder-Kino: "Die große Käseverschwörung", 14.30 Uhr Spielhaus, Marienkirchgasse 4.

Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 15 Uhr Jugendtreff, 16.30 Uhr Treffen von Asylbewerbern und Großkrotzenburgern, Gemeindezentrum Großkrotzenburg, 17 Uhr FAN 70 Disco- Time im Teehaus Marienstraße, 20 Uhr Gemeinschaftsstunde im Bürgerhaus Großauheim.

Disco im Jugendtreff Hans Böckler Haus, 18 Uhr Sandeldamm 19.

Freitagstreff für Jugendliche von 12 bis 16 Jahren, 17 Uhr Gemeindehaus Castellstraße 9.

Bürgerkeller Großauheim, 14.30 Uhr Seniorentreff, altes Bürgerhaus.

Maintal. Kinderkino "Wayne's World", 15 Uhr im Kinderclub Dörnigheim, Dietrich Bonhoeffer Schule.

Treffen der Pfadfindersippe "Wühlmäuse", 15 Uhr Wachenbuchen, In den Simmetwiesen. Evanglische Kirchengemeinde Dörnigheim, Berliner Straße 58, Hobbythek: 9.30 Uhr Aquarellkursus.

Jugendzentrum Hermann Löns Straße 2a, Dörnigheim, 14.30 bis 17 Uhr Kinderprogramm bis 11 Jahre.

Evangelische Kirchengemeinde Hochstadt, Ringstraße 13, 10 Uhr Mutter-Kind- Spielgruppe, 14 Uhr Hausaufgabenhilfe, 16 Uhr offener Spieleflur, 17 Uhr Sprechstunde im Pfarrhaus.

Evangelische Kirchengemeinde Bischofsheim, Gemeindehaus Rhönstrßae 2, 14 Uhr Frühmusikalische Erziehung für kInder ab 4 Jahren, 14.30 Uhr Kinderbetreuung für Kinder von 3 bis 6 Jahren, 16 Uhr Kindergruppe für Kinder von 6 bis 9 Jahren, 17.30 Uhr Mädchengruppe ab 12 Jahren.

Bruchköbel. Seniorentreff: 15 Uhr Treffen in der Mehrzweckhalle Roßdorf, 15 Uhr Singkreis im sT Mitte.

Evangelische Kirchengemeinde, 17 Uhr Jugendgruppe für 13 bis 16jährige.

Langenselbold. Seniorenkino, "Milch und Schokolade", 14.30 Uhr Haus Gründautal. Rodenbach. Seniorentreff, 14 Uhr Spaziertreff, Treffpunkt am Rathaus.

Großkrotzenburg. Jahreshauptversammlung des Partnerschaftskomitees, 19 Uhr Theodor Pörtner Haus.

Öffnungszeiten des Jugendzentrums Schulstraße 15 bis 21 Uhr.

Gelnhausen. Frauenzentrum Kuhgasse 8, 16 Uhr Mädchentreff für 12 bis 14jährige.Ranstadt nach der Wahl: SPD und Grüne im Gespräch

RANSTADT. Gespräche über die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit mit den Grünen will Gerhard Lipp gemeinsam mit sozialdemokratischen Parteifreunden Woche führen. SPD und Grünen verfügen nach der Kommunalwahl in Ranstadt erstmals über eine Mehrheit von einer Stimme in der Gemeindevertretung. "Es werden Gespräche geführt, aber ob das zu einer Koalition führen wird, weiß ich nicht", sagte Lipp am Mittwoch gegenüber der FR.

Vereinbarungen mit der CDU oder der FWG, die in den Vergangenheit viele Initiativen der SPD "einfach abgewimmelt" hätten, schließt Lipp aus. "Ich kann mir schlecht vorstellen, daß man da irgendwo auf einen Nenner kommt", sagt der Spitzenkandidat vom Sonntag, der erstmals in Ranstadts Gemeindevertretung einzieht, dort aber von Beginn an eine Schlüsselrolle spielen wird - als Fraktionsvorsitzender der SPD oder als Vorsitzender des Parlaments, so sehen es seine, aber auch die Pläne der SPD vor.

Als Repräsentant der stärksten Fraktion (10 Sitze) - FWG (7 Sitze), CDU (4 Sitze), Grüne (2 Sitze) - verspricht Lipp den Wählerinnen und Wählern eine "rein sachliche Arbeit". "Vernünftig und sehr bewußt" wolle er die Probleme angehen, fernab von ideologischen Anliegen. Anders als bei der früheren Mehrheit, so Lipp, würden Vorschläge künftig nicht mehr alleine aufgrund des oppositionellen Absenders abgebügelt.

Eine Abwahl des amtierenden Bürgermeisters Erhard Landmann, der keiner Partei angehört und im vorigen Jahr von der früheren bürgerlichen Mehrheit den Weg auf den Chefsessel im Rathaus geebnet bekam, kommt für den Sozialdemokraten und damaligen Landmann-Gegenkandidaten nicht in Frage. sal

Sondermüllsammlung in Florstadt

FLORSTADT. Sonderabfälle aus den Privathaushalten wie Lösungsmittelreste, Holz- und Pflanzenbehandlungsmittel, Chemikalien aus dem Hobbybereich, Kleinbatterien oder Arzneimittel und Kosmetika können am Freitag, 12. März, sowie am Dienstag, 16. März, an folgenden Haltestellen des Wetterauer Sammelfahrzeuges abgegeben werden:

Freitag: 12 bis 13.45 Uhr Nieder-Florstadt, Messeplatz; 14 bis 14.30 Uhr Ober- Florstadt, Parkplatz am Friedhof; 14.45 bis 15 Uhr Leidhecken, Parkplatz am Friedhof.

Dienstag: 9 bis 9.45 Uhr Stammheim, Bürgerhaus-Parkplatz; 10 bis 10.30 Uhr Staden, Sportplatz, Parkweg; 10.45 bis 11.30 Uhr Sportplatz, Parkplatz.

Der Sondermüll muß in verschlossenen Behältnissen dem Personal des Sammelfahrzeuges ausgehändigt werden und darf pro Anlieferer 100 Kilogramm nicht überschreiten. Die Sammlung ist gebührenfrei. Der nächste Sammeltermin findet am 27./28. Mai statt. mu

Fußball-Bezirkspokal Bad Orb verlor knapp

Der FSV Bad Orb hat es nicht geschafft: Der Bezirksoberliga-Verein aus der Frankfurter Ost-Gruppe verlor beim Tabellenführer der West-Staffel, Sportvereinigung 05 Oberrad, knapp mit 1:2 (0:1) und schied damit im Bezirkspokal- Halbfinale aus. Die Frankfurter hoffen jetzt im Endspiel (gegen Oberliga-Tabellenführer Kickers Offenbach) auf den großen finanziellen Reibach.

Der ungünstige Wochentagstermin hatte an der Oberräder Beckerwiese nur knapp 100 Fans angelockt. Die klar überlegenen Platzherren, die zur Pause bereits deutlich führten, stellten frühzeitig durch Sauer (7.) die Weichen. Nach einer Stunde sorgte der aus Sotzbach im Sommer verpflichtete Andreas Giesl für den Ausgleich, aber Blum (76.) riß die Orber aus allen Pokalträumen. Giesl vergab kurz vor Toreschluß den Ausgleich und damit eine Verlängerung. Ohne die Tore von Reinhold Jessl läuft beim FSV oftmals wenig, und ausgerechnet der Spielertrainer wird jetzt angeblich vom SV

TORE: 1:0 Sauer (7.), 1:1 Giesl (61.), 2:1 Blum (76.). - SCHIEDSRICHTER: Orschel (Bruchköbel). - ZUSCHAUER: 100. hdp

Für die Händlerschürze bitte

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Frankfurter Polizei sprengte Fälscherring

Tips und Termine für den Main-Taunus-Kreis, Frankfurts westliche Stadtteile und Wiesbaden

MAIN-TAUNUS-KREIS

Samstag

Theater / Konzerte Flörsheim. Oase 2, S-Bahnhof Flörsheim: Hard-Rock mit "Child's Play", 21 Uhr.

Hattersheim. Posthofkeller, Hauptstraße 48: "TABU", eigenständiger Rock auf Deutsch, 21 Uhr.

Hofheim. Kleines Kulturzentrum, Hauptstraße 38: Jahresvorspiele der Musikschule des Volksbildungsvereins, 15 Uhr (auch So. 17 Uhr).

Stadthalle: Mit Blasmusik durch Europa, 19.30 Uhr.

Kriftel. Schwarzbachhalle: "Spring Jamboree" mit zahlreichen Square-Dance-Clubs, 13 bis 23 Uhr. Parteien / Parlamente Eppstein. Junge Union: Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen des Kreisvorstandes, Bürgerhaus, 14 Uhr. Vereine / Organisationen Bad Soden. Taunusklub: Sternwanderung, Treffpunkt: Salinen- / Ecke Kaiserstraße, 10 Uhr.

Flörsheim. VDK: Jahreshauptversammlung, Pfarrgemeindezentrum St. Gallus, 15 Uhr.

Hattersheim. WKV: Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahl, Vereinslokal "St. Barbara", 20 Uhr.

Hofheim. DRK: Jahreshauptversammlung, "Nassauer Schweiz", 19.30 Uhr.

Volksbildungsverein: Vollwertkostseminar, Heiligenst.-Schule, 10 Uhr.

Kelkheim. Sportgemeinschaft: Wandergruppe, sportliches Gehen, Treffpunkt: Sportplatz Taunusblick, 18 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Eschborn. Anonyme Spieler: Selbsthilfegruppe für zwanghafte Spieler, Treffen, Niederhöchstadt, Hauptstraße 297, 16.30 bis 18 Uhr, Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Kinder / Jugendliche Flörsheim. Weilbachhalle: Discothek der Kerbeborsch Weilbach, 19 Uhr.

Evangelisches Gemeindehaus: Basar "Alles für das Kind", 14 Uhr.

Hattersheim. Volksbildungsräume des Alten Posthofes: Kinderkleider- und Spielzeug-Basar, 11 Uhr.

Kelkheim. Jugendpflege der Stadt: "Ich / Du - Liebe und viel mehr", Mädchentage in Fischbach, Jugendtreffraum, 10 Uhr (auch Sonntag).

Kinderkino, Rotlintallee: Das kleine Gespenst, 15 Uhr.

Sonstiges Flörsheim. MKW-Infomobil: Kostenlose, computerunterstützte und neutrale Energieberatung, vor der Stadthalle, 9 bis 12.30 Uhr.

Hofheim. VHS-Reihe "Naturkontakte": Schnitt von hochstämmigen Obstbäumen, Treffpunkt: Parkplatz am Friedhof zwischen Langenhain und Wildsachsen, 14 Uhr; Abfahrt Stadtbus in Hofheim: 13.35 Uhr und 13.55 Uhr.

Schwalbach. Flohmarkt für Jedermann, Marktplatz, 9 bis 14 Uhr. Sonntag

Theater / Konzerte Hattersheim. Stadthalle: Frühlingskonzert mit dem Militärorchester der GUS- Gruppen, 20 Uhr.

Hofheim. Saalbau "Zum Löwen": Frühjahrskonzert des Frauenchors der Chorgemeinschaft 1879/1920, Lorsbach, 18 Uhr.

Kelkheim. Klosterkirche: Konzert vom Kirchenchor St. Martin "Bruckner-Motetten", 16 Uhr.

Kriftel. Schwarzbachhalle: "Spring Jamboree" mit zahlreichen Square-Dance-Clubs, 10 bis 16 Uhr. Vereine / Organisationen Hattersheim. BUND: Exkursion durch das Mainauenschutzgebiet in Okriftel, Treffpunkt: Jahnallee vor den ehemaligen Phrix-Werken, 9 Uhr. Kinder / Jugendliche Kelkheim. Jugendpflege: "Ich / Du - Liebe und viel mehr", Mädchentage in Fischbach, Jugendtreffraum, 10 Uhr.

Kinderkino Rotlintallee: Das kleine Gespenst, 15 Uhr. Sonstiges Flörsheim. Frühstück des Magistrats, Güterschuppen, 9.30 Uhr.

Hofheim. Stadthalle: Sammlermarkt für Comics, Romane, Figuren, Schallplatten und CD's, 10 Uhr.

Filmspiegel

Wochenende Bad Soden. Kurtheater, Zum Quellenpark: Kinderkino "Hook" (So. 15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So. 17, 20 Uhr).

Eschborn. Stadthalle Eschborn K: . . . denn schööön bös sind seine Verse (20.15 Uhr):

Hattersheim. Kino am Kirchplatz, Okriftel: Little Nemo - Abenteuer im Schlummerland (Sa., So. 15 Uhr); Bram Stoker's Dracula (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr).

Hofheim. Capitol, Lorsbacher Straße 3: Kino 1: Ein ehrenwerter Gentleman (Sa., So. 15, 17.30, 20.15 Uhr).

Kino 2: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So. 15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr);

Kino 3: Der kleene Punker (Sa., So. 15 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr).

Kelkheim. Kino Hornauer Straße 102: Das kleine Gespenst (Sa., So. 15 Uhr); Der letzte Mohikaner (Sa., So. 17.30, 20 Uhr).

Kronberg. Lichtspiele, Friedrich-Ebert- Straße 1: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So. 15 Uhr); Frage der Ehre (Sa., So. 17.30, 20.15 Uhr). Ausstellungen

Wochenende Bad Soden. Haus Dr. Reiss, Zum Quellenpark 8: Ausstellung der Sodener Kunstwerkstatt mit Gouachen und Druckgrafiken von Gisela Mott-Dreizler, Sa., So. 11 bis 17 Uhr (bis 21. 3.).

Eppstein. Raule-Automobil-Museum, Hauptstraße 130: Historische Fahrzeuge und Mode, Sa., So. 10 bis 18 Uhr, Führungen nach Absprache, Tel. 0 61 98 / 30 10.

Eschborn. Museum am Eschenplatz: Salvadore Dali, So. 11 bis 12.30, 14 bis 18 Uhr (bis 31. 3.).

Rathaus, Foyer: Seidenmalerei, Bronze, Bilder von Jutta Breuers-Kaupe, Cilli Breuers und Brigitte Friedrich, Sa. 14 bis 18 Uhr; So. 11 bis 18 Uhr (bis 25. 3.).

Hochheim. "Künstlerhaus König", Zehntscheuer, Hauptstraße: Skulpturen von Rudolf Kaltenbach und Bilder von S. C. Fohra, Sa. 10 bis 14 Uhr (bis 21. 4.).

Otto-Schwabe-Museum: Heimatmuseum der Stadt, So. 14 bis 17 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung Tel. 0 61 46 / 90 01 13.

Schwalbach. Rathaus: Märchen - Mythen - Sagen, Sa., So. 14 bis 17 Uhr. WESTLICHE STADTTEILE

Samstag

Parteien / Parlamente Höchst. SPD-Frühstückstreff, SPD-Laden, Bolongarostraße 166, 10 bis 13 Uhr. Kinder / Jugendliche Sindlingen. Musikfestival mit 6 Live- Gruppen, Hip-Hop gegen Fremdenhaß, Bürgerhaus am Bahnhof, 20 Uhr. Sonstiges Café Anders, Bolongarostraße 111: Abend für Begegnungen allerlei Art, jeder ist eingeladen zu Spielen, Diskussionen und Gesprächen, 19 bis 23 Uhr.

Sonntag

Theater / Konzerte Höchst. Neues Theater, Emmerich- Josef-Straße 46 a: Varieté am Sonntag, 16, 20 Uhr.

Jahrhunderthalle: San Francisco Symphony Orchestra unter Herbert Blomstedt, 20 Uhr. Vereine / Organisationen Höchst. Philatelisten-Verein 1923: Briefmarken-Großtauschtag, Jahrhunderthalle, Casino, 9 bis 17 Uhr.

Nied. Taunusklub: Wanderung durch den Rodgau, Beginn: 9 Uhr am Bahnhof Steinheim am Main, Wanderzeit ca. 6 Stunden; Abfahrt ab Ffm.-Höchst 8.09 Uhr, ab Nied 8.11 Uhr. Filmspiegel

Wochenende Höchst. Filmforum im Neuen Theater, Emmerich-Josef-Straße 46 a: Kinderfilm Wo ich zuhause bin (So.: 15 Uhr);

Betty Blue - 37,2 Grad am Morgen, Original mit Untertiteln, Langfassung (Sa. 19.30 Uhr, So. 20 Uhr). WIESBADEN

Samstag

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Der Vogelhändler, 19.30 Uhr.

Theater, Kleines Haus: Des Teufels General, 19.30 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Günter Grünwald "Mit beiden Beinen in der Scheiße", 20.30 Uhr.

Theater am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, 20.15 Uhr.

Kurhaus: Der Zigeunerbaron, 20 Uhr.

Café Cicero, Kirchgasse 50: Brassless, Mainstream Jazz, 20.30 Uhr. Vereine / Organisationen Aukamm-Erlebnistal: Winterschnitt an Obstbäumen, Aktivexkursion, Treffpunkt: Haltestelle Thermalbad (Linie 18), 14 Uhr. Sonstiges Gutenberg-Buchmarkt, Luisenplatz zwischen Rhein- / und Luisenstraße, 8 bis 14 Uhr.

Infoveranstaltung der "Frauen in Schwarz", Kriegsverbrechen in Bisnien- Herzegowina, Rathaus, Raum 22, 11 Uhr.

Sonntag

Theater / Konzerte Theater, Großes Haus: Die Walküre, 18 Uhr.

Theater, Kleines Haus: Was Ihr wollt, 18 Uhr.

Pariser Hoftheater, Spiegelgasse 9: Lars Reichow "Ich bin auf jeden Fall da!", Musik-Kabarett, 20.30 Uhr.

Komödie am Park, Wilhelmstraße 36: Hier sind Sie richtig, Schwank, 15.30 Uhr. Beratung / Selbsthilfe Jugend- und Drogenberatung "Oase": Treffen der "Selbsthilfegruppe Anonyme Spieler", Stiftstraße 12, 17 bis 20 Uhr; Tel. 0 61 73 / 6 15 75. Sonstiges Festakt anläßlich der "Woche der Brüderlichkeit" im Plenarsaal des Hessischen Landtages, 11.30 Uhr.

Mädchenkulturtage, GMZ Gewerbeschule, Welremstraße 16, 12 Uhr.

Podiumsdiskussion "Links in unserer Zeit", Martin-Niemöller-Stiftung, Kurhaus, 20 Uhr. Filmspiegel

Wochenende Arkaden-Cinema 2000 am Ring, Bleichstraße 45/47: Ein ehrenwerter Gentleman (Sa., So. 15, 17.30, 20, Sa. 22.30 Uhr).

Thalia-Theater, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Ein ganz normaler Held (Sa., So. 13, 16, 19, 22 Uhr).

Hollywood, Mauritius-Galerie, Kirchgasse: Bram Stoker's Dracula (Sa., So. 14, 17.15, 20.30, Sa. 23.30 Uhr).

Apollo-Cinema, Moritzstraße 6: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa., So. 13.30, 15.30 Uhr); Bodyguard (Sa., So. 17.30, 20.30 Uhr).

Kino-Center, Moritzstraße 6: Atelier: Der Duft der Frauen (Sa., So. 13, 16, 19.30, Sa. 23 Uhr).

Alpha: Alarmstufe: Rot (Sa., So. 13, 15, 17.30, 20, Sa. 22.30 Uhr).

Beta: Hape Kerkeling - Kein Pardon (Sa., So. 13, 15, 17.30, 20, Sa. 22.30 Uhr).

Gamma: Sister Act (Sa., So. 13, 15, 17.30, 20, Sa. 22.30 Uhr).

Bambi-Cinema Petit, Mauritiusplatz: Orlando (Sa., So. 14, 17, 20, Sa. 22.30 Uhr).

Passage-Programmkino, Wellritzstraße: Malcolm X (Sa., So. 15.30, 20 Uhr).

KiKi-Kinderkino: Das doppelte Lottchen (Sa., So. 13.15 Uhr). Ausstellungen

Wochenende Nassauischer Kunstverein, Wilhelmstraße 15: Michael Post - Objekte 1982 - 1993, Eröffnung So. 11 Uhr.

Stadtbibliothek, Rathauspassage: Ausstellung im Rahmen der Wiesbadener Büchertage "Vergessene Exilautoren" (bis 31. 3.)

Galerie Rathaus, Schloßplatz 6: Raum- Strukturen und Licht von Ingeborg Finke, Sa., So. 10 bis 17 Uhr (bis 8. 4.).

Villa Clementine, Frankfurter Straße 1: "Fenster - Einblicke - Ausblicke - Verborgenes - Licht", von Barbara Heier-Rainer, Sa., So. 11 bis 13, 15 bis 18 Uhr (bis 14. 3.).

Galerie Bellevue, Wilhelmstraße 32: Objekte aus Holz, Stein, Leder und Fundstücke von Jörg Stein (Bildhauer), Sa., So. 15 bis 17 Uhr (bis 28. 3.).

Café Cicero, Kirchgasse 50: "Vanitas - Augenblicke des Seins", Fotografien von Claudia Schmitz (bis 22. 3.).

Galerie Zuta, Rathaus-Passage: Originale und Graphiken von Max Papart, Sa. 10 bis 14 Uhr (bis 26. 4.).

Kellergalerie, Büchergilde Gutenberg, Bismarckring 27: "Graphik und Lyrik aus Lateinamerika", Sa. 10 bis 13 Uhr (bis 18. 3.).

Museum Wiesbaden, Friedrich Ebert- Allee 2: Öffnungszeiten Sa., So. 10 bis 16 Uhr.

Heimatmuseum Dotzheim, Römergasse 13: Ständige Ausstellung mit Gegenständen, Fotos, Dokumenten zur Geschichte Dotzheims; Sonderschau "Schätze aus der Tiefe" (bis 21. 3.), So.: 10 bis 12 Uhr.

- ohne Gewähr -

"Sugar Foot Stompers" und "Milano Jazz Gang"

RONNEBURG. Zum "Jazz For Fun" laden die "Sugar Foot Stompers" morgen im Bandhaussaal der historischen Ronneburg ein. Aus Italien stammt die Band "Milano Jazz Gang", mit der die Gruppe gemeinsam das Konzert bestreitet.

Die Vorstellung beginnt um 20 Uhr. Karten zum Preis von 25 Mark, ermäßigt zwölf Mark, vertreibt das Musikhaus Bayer in seinen Filialen in Hanau, Marktstraße 5, Rufnummer 0 61 81 /2 44 70, und Büdingen, Bahnhofstraße 20, Telefonnummmer 0 60 42 / 37 55. jur

Hanauer VAC übernimmt fast alle Lehrlinge

HANAU. Die Hanauer Vacuumschmelze (VAC) hat fast alle ihrer 20 Auszubildenden übernommen, die die IHK-Winterprüfung in Metall-, Elektro- oder Kaufmannsberufen bestanden haben.

VAC-Geschäftsführer Günter Lenhard nutzte die Feier für die Auszubildenden zur Forderung, in den Arbeitsgebieten der Firma besser und billiger produzieren zu müssen als die Konkurrenz, um für die nächsten Generationen die wirtschaftliche Basis zu erhalten. him

Park im englischen Stil. Cibulka schreibt: "Ich habe seit 1945 so manchen herrlichen Garten gesehen, am Bodensee, im Sommerpalast zu Peking, in Bagnaja und Caprarola, aber keiner hat die bescheidene Anlage von Dornburg an Innigkeit übertroffen."

Seit dem 28. August 1962, Goethes 213. Geburtstag, sind die beiden Dornburger Schlösser in ihrer alten Pracht den Besuchern wieder zugänglich. Nur das dritte und älteste, das Alte Schloß, steht weiterhin eingerüstet daneben. Es wurde im 15. Jahrhundert auf den Mauern mittelalterlicher Gebäude errichtet. Hier oben, auf der "Thüringer Lorelei", befand sich in frühmittelalterlicher Zeit einer der wichtigsten, strategischen Plätze an der Grenze zu slawischem Gebiet. Die wehrhafte Burg wurde von Kaiser Otto I. im Jahr 937 bereits urkundlich erwähnt. Sie diente als Kaiserpfalz; vier Reichstage sollen hier stattgefunden haben.

Nachdem sie im Laufe der Zeit mehrmals den Besitzer gewechselt hatte, wurde sie im ausgehenden 18. Jahrhundert vornehmlich für Verwaltungszwecke des "Amtes Dornburg", im 20. Jahrhundert zeitweilig als Seniorenheim und zur Unterbringung ausländischer Arbeitnehmer genutzt. Nach Abschluß der aufwendigen Renovierungsarbeiten erwartet Bürgermeister Flügel, daß die Räumlichkeiten anders genutzt werden: "Wir sind im Umfeld von Jena. Somit wären wir ein guter Standort für Kongresse und Tagungen".

Auf geschützter, sonnendurchwärmter Kalkterrasse in der Nähe des Alten Schlosses blühen Rosen besonders üppig. Jedes Jahr veranstaltet man am letzten Wochenende im Juni das Rosenfest, zur Erinnerung an den Prinzen von Sachsen- Weimar, Enkel des Goethefreundes. Daß auch Goethes Geburtstag in Dornburg festlich gegangen wird, versteht sich von selbst. DIETLIND CASTOR

ANREISE: Von der Autobahn A 4 Dresden - Erfurt - Bad Hersfeld bei Jena auf die Verbindung A 88 Jena - Naumburg abfahren: Dornburg liegt oberhalb von Dorndorf. Rosenfest in Dornburg: 26./27. Juni 1993. Goethefest 28./29. August 1993 mit Konzerten und Lesungen.

Wo sich heute der Verkehr staut, marschierten damals die Gänse / Bildbändchen "Nidderau in alten Ansichten" soeben erschienen Damit Vieles nicht vergessen wird Erster historischer Fotoband der Gesamtstadt / Informativer Streifzug

NIDDERAU. Heute vergammeln sie noch in einigen Scheunen, stehen kitschig angestrichen, mit Blumentrögen behängt in Vorgärten und sind höchstens noch in "schmachtigen" Heimatfilmen in Betrieb zu sehen. Was ließen sich zwischen den Brettern dieser großrädrigen Holzgebilde doch für fantastisch hohe Heuberge stapeln . . . Wer meint, darin würde sich die Funktion eines Leiterwagens schon erschöpfen, geht fehl.

Das soeben erschienene Bildbändchen "Nidderau in alten Ansichten" wartet mit einer überraschenden Nutzungsvariante auf: die Leiterwagen-Brücken, wie sie in Heldenbergens und Eichens Dorfstraßen bei Nidder-Hochwasser einst den "stadt- Für 34 Mark ab sofort erhältlich fein" gekleideten Dorfbewohner(inne)n einen trockenen Fußweg zum Bahnhof boten.

Das Bändchen, das ab sofort in verschiedenen Nidderauer, Bruchköbeler und Hanauer Buchhandlungen für 34 Mark angeboten wird, wartet mit insgesamt 76 historischen Aufnahmen aus allen fünf Stadtteilen auf.

Herausgegeben wurde es von Maria Giehl und Frank Eisermann; die Bildvorlagen stammen überwiegend aus dem Archiv des Eicher Heimat- und Geschichtsvereins, doch auch aus Vereinssammlungen, von Privatleuten sowie aus der Fotosammlung der Kulturinitiative Nidderau.

Das Herausgeberduo hat die Abbildungen mit knappen Texten versehen, die den ersten historischen Bildband über Gesamt-Nidderau zu einem informativen sozialgeschichtlichen Streifzug machen. Mit welchem Stolz präsentieren da etwa die fünf jungen Männer aus dem Arbeiter-Radsportverein Eichen ihre Fahrräder, offenbar ein Siegerfoto, hat einer doch den Lenker mit Eichenlaub umwikkelt.

Zahlreiche Bilder stellen das Dorfleben anhand seiner bäuerlichen und gewerblichen Arbeitswelt dar. Da ist die Schmiede Jost in Eichen, in der früher auch Kühe für Gespanne beschlagen wurden; da ist der erste Lanz-Bulldog im selben Dorf zu sehen. Vor einer Dreschmaschine präsentieren sich in Armeemäntel gekleidete Männer.

Die Häuserfronten in den immer noch erhaltenen Fachwerkensembles wurden offenbar auch schon von den Ahnen der heutigen Fotograf(inn)en als malerisch angesehen, nicht nur im Windecker "Malerwinkel".

Und dies, obgleich manche von ihnen wie die Heldenbergener Hauptstraße zur Jahrhundertwende noch einen recht verschlammten Eindruck machen. Wo sich heute der Verkehr staut, marschierten damals die Gänse.

Das Bändchen zeigt auch Windecken 1925 von oben, eine der ersten Luftauf- Bis April noch als ABM-Kraft tätig nahmen aus der Gegend. Auf Postkarten kann man Gesamtansichten der Ortschaften mit heutigen vergleichen, und dabei beispielsweise den noch vergleichweise guten Zustand der Windecker Burg entdecken. Die verschnörkelte Jugendstil-Karte aus Erbstadt Karte, erschienen im Kriegsjahr 1914, hebt neben dem Gasthaus Schaubach nur das große Kriegerdenkmal hervor.

Zumindest Spuren sind im Buch auch vom jüdischen Gemeindeleben abzulesen - eine Innenaufnahme mit dem Heldenbergener Thoraschrein, ein Foto aus Windecken mit einer seltenen Darstellung der Synagoge.

Herausgeberin Maria Giehl arbeitet noch bis April beim Eicher Heimat- und Geschichtsverein als ABM-Kraft das Archiv auf. Vereinsvorsitzender Frank Eisermann hat selbst eine ganze Reihe Texte beigesteuert.

Entsprechend dem verfügbaren Material ist Eichen in der Tat etwas überproportional in der Sammlung vertreten. Eisermann hebt als ein wichtiges Interesse an der Veröffentlichung den Wunsch hervor, daß "vieles nicht vergessen wird".

Giehl hat nicht nur das Glück, ihre Arbeit mit der Publikation krönen zu können, für die sie einen spezialisierten niederländischen Verlag gewinnen konnte.

Sie möchte darüber hinaus in nächster Zeit auch noch mit einer Fotoschau eigene Bilder über heutige Eicher Ortsansichten präsentieren. Ul

Randbemerkung

Binnen weniger Stunden ist am Bornheimer Hang in Frankfurt eine Art "Denkmal" gestürzt. Die ehemalige FSV-Trainerin und noch amtierende Frauenfußball- Abteilungsleiterin, Monika Koch-Emsermann, deren Verdienste unumstritten sind, wird sich nach ihrer eigener Aussage zum Saisonende definitiv zurückziehen und alle Ämter abgeben.

Gewissermaßen aus dem Nichts hat sie es in mühevoller Pionierarbeit geschafft, den FSV Frankfurt bundesweit zu einem Markenartikel in Sachen Frauenfußball zu machen. Ob sie dabei im Umgang mit den Spielerinnen immer klug beraten war und mit Fingerspitzengefühl gehandelt hat, steht auf einem anderen Blatt. Auf jeden Fall gab ihr der Erfolg lange Zeit recht. Doch in der jüngsten Vergangenheit leistete sie sich mit den unterschiedlichsten Aktivitäten selbst Bärendienste, verstrickte sich in Kompetenzgerangel und Ungereimtheiten, schien dabei oft von allen guten Geistern verlassen.

Vor allem die Auseinandersetzung mit dem FSV-Präsidium im vergangenen Frühjahr, die von Monika Koch-Emsermann zu einem "Konflikt der Geschlechter" hochstilisiert wurde, entwickelte sich zu einem unerfreulichen Ereignis. Das abrupte Ausscheiden des zu Saisonbeginn von ihr verpflichteten Wunschtrainers Peter Walz, ausgelöst wegen immer Der Rückzug vom FSV-Frauenfußball stärker auftretender Differenzen und Querelen, spitzte die Situation weiter zu, zumal Monika Koch-Emsermann einerseits zu verstehen gab, sie wolle sich zurückziehen, andererseits aber die Zügel weiter fest in der Hand behalten wollte.

Dieser Widerspruch führte auch zu vielen Fehleinschätzungen und Reibungsverlusten, die ihre Position zusehends verschlechterten. Die Folge davon war, daß sich selbst ein Teil ihrer einstigen Mitstreiterinnen von ihr zu lösen begannen. Als Beispiel sei nur die stellvertretende Spielführerin Katja Kraus genannt, die im Vorjahr zu den eifrigsten Fürsprecherinnen von Monika Koch-Emsermann gehörte und nun aus Protest gegen deren Auftreten mit einem vorübergehenden "Streik" sogar ihren Platz im Bundesliga- Team risikierte.

Nach all den Turbulenzen bleibt im Sinne einer Konsolidierung der FSV- Frauenfußball-Abteilung zu hoffen, daß sich Monika Koch-Emsermann nach ihrem, laut ihrer Darstellung am Saisonende ohnehin geplanten Rückzug wirklich von allen Aufgaben zurückzieht und nicht im Hintergrund weiter die Fäden ziehen will. Denn wirklich Lebewohl zu sagen, fällt vielen schwer. Bedauerlich genug ist es ohnehin, wenn engagierte Menschen sich eines Tages selbst im Wege stehen und damit zu einer ständigen Belastung für den Verein werden. HARALD STENGER

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

OBG im Ortsbeirat Stierstadt OBERURSEL. "Schön wär's, aber leider stimmt's nicht", kommentiert CDU- Stadtrat Gerd Krämer und berichtigt einen Irrtum in der FR von gestern: Die CDU hat im Stierstädter Ortsbeirat nicht, wie gemeldet, einen Sitz zu ihren dreien hinzugewonnen (das trifft auf Oberstedten zu), sondern einen verloren (von vier auf drei). Die OBG hingegen ist mit einem Vertreter in den Ortsbeirat eingezogen.CDU-Sprechstunde OBERURSEL. Die CDU-Stadtverordnetenfraktion hält am Montag, 15. März, wieder ihre wöchentliche Bürgersprechstunde im Rathaus. Gesprächspartner zwischen 17 und 18 Uhr ist der Stadtverordnete Udo Groß. Mieterberatung OBERURSEL. Der Mieterverein macht auf seine allwöchentliche Beratung aufmerksam: Freitag, 12. März, 18.30 bis 20 Uhr im Alten Hospital (Hospitalstraße 9).

Mobiler Häckseldienst OBERURSEL. Der "Mobile Häckseldienst" hat sich bewährt, wird deshalb fortgesetzt, aber auf Anregung von Bürgern vorverlegt, wie die Stadtverwaltung berichtet: 29. 3. - 1. 4. von 8.30 - 17 Uhr. Wer ausreichende Mengen von Schnittgut hat, sollte im Rathaus anrufen und einen Termin vereinbaren, Tel. 502-437. Taunusklub wählt OBERURSEL. Der Taunusklub hat für Samstag, 13. März, zu seiner Jahreshauptversammlung (15 Uhr) ins Foyer der Stadthalle eingeladen. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Vorstandswahlen und Ehrungen. Großer Tag fürs DRK KRONBERG. Das Alten- und Pflegeheim des DRK-Kreisverbandes, das Kaiserin-Friedrich-Haus in Kronberg, das 1999 auf sein 100jähriges Bestehen zurückblicken kann, hat sich durch einen Neubau verjüngt. Am Freitag, 19. März, wird der Neubau an der Ecke Frankfurter-/Schwagenscheidtstraße feierlich seiner Bestimmung übergeben.

Kindergarten-Flohmarkt KRONBERG. Der städtische Kindergarten mit Krabbelstube in der Schönen Aussicht veranstaltet am Samstag, 20. März, von 13.30 bis 16 Uhr einen Flohmarkt. Kinder und Erwachsene können Kleider, Spielsachen und allerlei Trödel verkaufen oder tauschen.

Spende für Taunusklinik

KRONBERG. Die Viktoria-Schule in Schönberg hat aus ihrem Barsarerlös 2000 Mark für behinderte Kinder in der Taunusklinik Falkenstein gespendet. Das Geld wird dort für eine "Riesentrommel" verwendte, die den Kindern eine wichtige Hilfe im Musikunterricht leistet. Abnehmen mit Vernunft

KÖNIGSTEIN. Auf Langzeitwirkung und "Hilfe zur Selbsthilfe" ausgerichtet ist ein Kurs mit dem Titel "Abnehmen - aber mit Vernunft", den die Barmer Ersatzkasse veranstaltet. Er beginnt am 17. März um 19 Uhr mit einem Einführungsgespräch in der BEK-Geschäftsstelle (Frankfurter Straße 5). Anmeldung: Tel. (0 61 74)37 50.

Kommentar

Eigentlich müßte für die Rüsselsheimer SPD die Welt in Ordnung sein: Auch nach dem Sonntag gibt es mit 62,6 Prozent noch immer eine satte Mehrheit links von CDU und FDP. Betrüblich für die Sozialdemokraten ist nur: In ihren besten Zeiten, in den siebziger Jahren, konnten sie diese 62,6 Prozent auf sich allein vereinen. Jetzt gehören nur noch 36,8 Prozent der SPD. Die restlichen 25,8 Prozent teilen sich Grüne (15,1) sowie die Spaß- und Protestlisten Rüssel (5,4) und fNEP (5,3).

Die Rüsselsheimer Sozialdemokraten haben mithin im linken Wählerspektrum an Boden verloren. Daran ändern auch Landestrend, ungültige Stimmen, niedrige Wahlbeteiligung und Republikaner nichts. Die SPD hat 8,7 Prozentpunkte gegenüber 1989 eingebüßt. Ihr ist die Koalition mit der CDU nicht bekommen. Viele aus ihrem Klientel haben nach sieben Jahren Elefantenhochzeit die Lust verloren, dieser weitere vier Jahre zuzuschauen. Große Koalitionen gelten als Instrument für Krisenzeiten, und die sind in Rüsselsheim nicht erkennbar.

Will die SPD in der größten Stadt des Kreises wieder mehr Ansehen und Stimmen erlangen, muß sie raus aus der großen Koalition. Ein rot-grünes Bündnis, in dem sozialdemokratisches Profil besser zur Geltung kommt, ist machbar: SPD und Grüne stellen 31 der 59 Stadtverordneten - eine handlungsfähige Mehrheit.

Doch Sozialdemokraten und Grüne werden nicht zueinander finden. Zu vergiftet ist das Klima zwischen ihnen. Das macht sich auch an der Person von Oberbürgermeister Norbert Winterstein fest - auf Drängen der grün-orientierten FWG war der SPD- Mann 1981 nach Rüsselsheim gekommen. Die SPD-FWG-Liaison währte kurz, wechselnde Mehrheiten und dann der Pakt mit der CDU folgten.

Auf die CDU kann Winterstein nicht hoffen, wenn er am 4. Juli bei der Direktwahl des Oberbürgermeisters wieder in Amt und Würden kommen möchte. Mit Otti Geschka haben die Christdemokraten selbst eine Bewerberin präsentiert. Auch Grüne und fNEP tragen sich mit dem Gedanken, Kandidaten aufzustellen. Es ist zu erwarten, daß im ersten Wahldurchgang kein Bewerber die notwendige Mehrheit erzielen wird. Im zweiten Wahlgang zwischen den zwei stimmen Rüsselsheimer SPD in der Sackgasse stärksten Kandidaten droht Winterstein dann zwischen die Fronten zu geraten: Die Konservativen wählen Geschka; Wähler/innen links der SPD stimmen nicht für Winterstein.

Verließe Winterstein die Kommandobrücke, wäre der Weg frei für eine Oberbürgermeister-Kandidatur von Gerhard Löffert (SPD), derzeit Bürgermeister in Rüsselsheim: Mit einer solchen Aussicht wäre ein rot-grünes Bündnis vorstellbar.

Doch Winterstein gilt als prinzipientreu. Er wird an seiner Kandidatur und an der großen Koalition festhalten, getreu seinem Wahlslogan "Hält klaren Kurs" - auch wenn das zum Schiffbruch führt. JÜRGEN GELIS

Einladung an die Konfirmanden-Eltern

LANGENSELBOLD. Zu einem Elternabend sind am Freitag, 19. März, die Väter und Mütter in das evangelische Gemeindezentrum eingeladen, deren Kinder 1994 konfirmiert werden sollen. Das sind Mädchen und Jungen, die den Pfarrbezirken zwei und vier angehören.

Der Elternabend beginnt um 18 Uhr. Dort können die Kinder für den Konfirmationsunterricht angemeldet werden. alu

SPD: Regierung lügt

Kneipp-Verein wandert bei Wölfersheim

BAD VILBEL. Zu einer Rundwanderung in der Gemarkung Wölfersheim lädt der Bad Vilbeler Kneipp-Verein am Sonntag, 14. März, ein. Treffpunkt ist um 9 Uhr der Zentralparkplatz. Von dort aus wird mit privaten Fahrzeugen zum Ausgangspunkt der Wanderung gestartet.

Bewältigt werden soll eine 14 Kilometer lange, von der Europäischen Sportgemeinschaft Deutschland markierte Wanderstrecke. Die Teilnehmer/-innen an dieser Tour zahlen zwei Mark. Anschließend werden sie von den Kneippianern preiswert mit Speisen und Getränken bewirtet. Telefonische Auskunft unter 0 61 01 / 4 43 53 und 8 35 19. mu

Prophetenstatur wollte im gestrigen Feuilleton unser Berichterstatter vom dritten Arnold-Schönberg-Kongreß dem Komponisten bescheinigen, zu lesen war jedoch von einer "Proletenstatur". Mögen die internationalen Schönberg-Forscher den Druckfehler als Anregung für ihren vierten Kongreß nehmen. fr

Noch freie Plätze für Reise nach St. Petersburg

KREIS OFFENBACH. Für das deutsch- russische Jugendaustauschprogramm vom 9. bis 23. April in St. Petersburg, dem "Venedig des Ostens", gibt es für 15- bis 25jährige Jugendliche aus dem Kreis Offenbach noch einige freie Plätze. Der Teilnehmerbeitrag beläuft sich auf 800 Mark, die Unterbringung erfolgt bei Gastfamilien. Der Gegenbesuch der russischen Gruppe wird zwischen dem 26. Juli und 9. August erwartet. Nähere Informationen beim Jugendamt der Kreisverwaltung, Frankfurter Straße 74 a in Offenbach, Telefon 0 69 / 8 06 88 95. ttt

Jetzt soll ruckzuck alles vermietet werden Goethestraße: 32 Wohnungen stehen seit Monaten leer Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. Rund 5000 Offenbacher suchen eine bessere und dennoch bezahlbare Wohnung. In der Goethestraße 17 stehen seit fast einem Dreivierteljahr 32 funkelnagelneue, fix und fertige Wohnungen leer, und keiner weiß so recht, warum. Vor dem Gitter der Tiefgarage liegt Laub. Die 32 Briefkästen sind bereits vollgestopft mit Werbung. Für Stadtkämmerer Gerhard Grandke, auch Liegenschafts- und Planungsdezernent, ist das Leerstehenlassen von Wohnungen Zweckentfremdung und ein Skandal. Grandke hat deshalb das Bauverwaltungs- und das Bauaufsichtsamt beauftragt, zu prüfen, ob ein Bußgeldverfahren (bis zu 100 000 Mark) gegen den Eigentümer eingeleitet wird, und ob die Stadt die Wohnungen sofort requirieren und "zwangsbelegen" kann. Grandke, der sich ganz auf der Seite des Gesetzes weiß, sagt: "Angesichts der großen Wohnungsnot kann man Wohnungen einfach nicht so lange leerstehen lassen."

Die Wohnanlage in der Goethestraße, geschätzte Investitionskosten zehn bis elf Millionen Mark, liegt im hinteren Teil des Grundstückes, auf dem einst die in Konkurs gegangenen Sanitär-, Heizungs- und Schlosserfirmen Hoppenstaedt arbeiteten. Als Grundstückseigentümer ist ein Norbert Gablinger aus Zürich ausgewiesen. Ihn hat bislang noch nie jemand zu Gesicht bekommen, dafür aber seinen Generalbevollmächtigten, den Frankfurter Architekten Gerd S., hieß es im Rathaus.

Bereits seit Mitte 1990 befürwortete die Bauverwaltung den Plan, auf dem Grundstück die Werkstattgebäude und eine Wohnung abzureißen und dafür dort 32 Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 2000 Quadratmetern zu bauen. Planung, Baugenehmigungsverfahren und der Bau selbst gingen zügig voran. Mitte 1993 nahm die Bauverwaltung den Bau ab. Seit dieser Zeit sind die Wohnungen bezugsfertig. Alles schien in Ordnung.

Die Immobiliengesellschaft einer Frankfurter Bank, die nicht genannt sein will, übernahm für den Eigentümer die Vermarktung des ihrer Meinung nach attraktiven Projektes. Die Wohnungen, überwiegend kleinere Appartements, sollten als Eigentumswohnungen zu einem Quadratmeterpreis um die 4000 Mark verkauft werden.

Die Bank stieg bald aus dem Projekt aus, weil eine andere Frankfurter Bank die Freigabe ihrer auf dem Grundstück liegenden Hypotheken verweigerte, und weil auch sonst ein paar Fragen offenblieben, auf die ein seriöses Bankhaus gern eine eindeutige Anwort will. Dann wollte ein Groß-Investor die Immobilie übernehmen, um die Wohnungen einzeln zu vermieten. Weil ihm aber der Preis zu hoch war, und es weitere juristische und vertragliche Unklarheiten gab, verzichtete der Bankfachmann auf das Geschäft.

"Was jetzt ist und wird, wissen wir auch nicht", sagt der Banker verwundert, weil doch eine leerstehende Immobilie dem Eigentümer enorme Kosten verursacht, aber keine Einnahmen bringt.

Wann die Wohnungen nun bezogen werden können, ist unklar. Generalbevollmächtiger Gerd S. war zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen. Bauaufsichtsamtsleiter Joachim Crewett und Bauverwaltungsamtsleiter Artur Hartmann werden jetzt den Schweizer Eigentümer anschreiben und Aufklärung verlangen. Ein anderer Immobilien-Experte will nicht ausschließen, daß die Gläubiger aus einem früheren Hoppenstaedt-Konkursverfahren Eigentumsvorbehalte auf das Grundstück geltend gemacht haben, und deshalb Verkauf und Vermietung der Wohnungen ist Stocken geraten ist. Möglicherweise sei das Grundstück erst kurz vor dem Konkurs in neue Hände übergegangen, um es aus der Konkursmasse herauszuhalten. Aus der Kanzlei des amtlich bestellten Konkursverwalters Kurt Lautenbach war jedoch zu hören: Das Grundstück habe nichts mit den Konkursen zu tun.

Eigentümer Norbert Gablinger erklärte gestern auf telefonische Anfrage in Zürich, daß er das Grundstück vor zwei Jahren von Hoppenstaedt gekauft hat. Leer stünden die Wohnungen, weil sich ihre endgültige Fertigstellung immer wieder verzögert habe. Das habe sein Generalbevollmächtigter zu verantworten.

Gablinger, der in Offenbach auch noch Mietwohnungen am Starkenburgring hat, sagte: "Die Wohnungen werden von morgen an verkauft oder vermietet. Morgen gehe ich zu meiner Bank."

"MKK-Mobil" faßt acht Tonnen Kreis kauft ein beispielhaftes neues Sondermüll-Fahrzeug

MAIN-KINZIG-KREIS. Als beispielhaft wird das nagelneue Schadstoff-Sammelmobil angepriesen, das der Main-Kinzig- Kreis zum Preis von rund 400 000 Mark angeschafft hat. Offenbar ist der Sattelschlepper so einzig, daß er nach seiner Übergabe bei einer Frankfurter Karosseriebaufirma - dabei waren Abfalldezernent Erich Pipa und der Geschäftsführer des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft, Walter Bergmann - zunächst auf der Internationalen Messe für Umwelttechnik in München ausgestellt wurde.

Das eigentlich Besondere ist wohl die Ladekapazität. Während etwa das Umweltmobil der Stadt Frankfurt lediglich 1800 Kilogramm Sondermüll fassen kann, bringt es das "MKK-Mobil" auf satte acht Tonnen. Weshalb sich der Main-Kinzig- Kreis für die Anschaffung des neuen Fahrzeugs entschieden hat, macht Pipa so deutlich: "Mit unserem alten Wagen, der ungefähr den Ausmaßen des Frankfurter Sammelmobils entsprach, gab es des öfteren das Problem, daß er bereits randvoll geladen war, noch bevor die angegebene Standzeit im jeweiligen Ort erreicht war." Die Folge: Die Sammlung mußte unterbrochen werden, weil das Fahrzeug den Sonderabfall erst wegzutransportieren und abzuladen hatte. Das dürfte wiederum dazu geführt haben, daß etliche Anlieferer wieder verärgert abgezogen sind. Womöglich landeten dann Farbreste oder anderer Sonderabfall in der Mülltonne. Dahin gehören sie natürlich nicht. Mit dem neuen "MKK-Mobil" kann der Main-Kinzig-Kreis auch die Sammelfrequenz erhöhen. Insgesamt sechs Mal im Jahr wird das Mobil an jeweils festgesetzten Plätzen in den Städten und Gemeinden des Kreisgebietes zu finden sein. Unterschiedliche Stoffe wie Farbreste, Hauschemikalien, Medikamente oder Batterien werden gleich separiert und getrennt verstaut.

Die Anschaffung bedeutet für den Kreis auch eine Reaktion auf die ständig steigenden Mengen an abgelieferten Sonderabfällen. Wurden 1989 noch rund 17 200 Anlieferer registriert, die es auf 224 000 Kilogramm Sondermüll brachten, liegt die Zahl mittlerweile bei 25 000 Bürgern, die im Jahr 279 000 Kilogramm an umweltschädlichen Stoffen extra entsorgen. Das Sammelgut wird zunächst je nach Art in Gebinde gefaßt und in Schlüchtern bei der Firma Henning zwischengelagert. Endstation des Sonderabfalls ist die Hessische Industriemüll GmbH (HIM).

"Mit dem neuen Fahrzeug und der angebotenen Sammelfrequenz wollen wir erreichen, daß unsere Hausmülldeponien weitestgehend von derartigen Schadstoffen befreit werden, die größtenteils höchst umweltschädigend sind", sagt Pipa. Damit sei der Main-Kinzig-Kreis auch in vollem Umfang den Vorschriften des Hessischen Abfallwirtschafts- und Altlastengesetzes nachgekommen. Das schreibe unter anderem vor, daß der Kreis als zuständige Gebietskörperschaft die Pflicht habe, Sonderabfall-Kleinmengen einzusammeln. hok

Wir gratulieren

Am Donnerstag Frau Charlotte Ertel, Bad Vilbel, zum 86. Geburtstag.

Frau Anna Jurasek, Klein-Karben, zum 79. Geburtstag.

Frau Rosa Wolff, Groß-Karben, zum 77. Geburtstag.

Frau Martha Sachsenmaier, Okarben, zum 81. Geburtstag.

Frau Ilse Wagner, Burg-Gräfenrode, zum 83. Geburtstag.

Frau Editha Schmidt, Assenheim, zum 89. Geburtstag.

Frau Katharina Gutermuth, Ilbenstadt, zum 86. Geburtstag.

Frau Anna Ziegenhain, Ilbenstadt, zum 78. Geburtstag.

Kleine FR

Obstbauer wählen Vorstand KARBEN. Einen neuen Vorstand haben die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Okarben in der Jahreshauptversammlung am Freitag, 12. März, um 20 Uhr im örtlichen Bürgerhaus zu wählen.

Feuerwehr-Hauptversammlung BAD VILBEL. Im Saalbau Steul in der Obergasse des Stadtteiles Dortelweil findet am Freitag, 12. März, um 20 Uhr die Jahreshauptversammlung der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr statt. Auf der Tagesordnung steht die Neuwahl des ersten und zweiten Vorsitzenden, des Kassierers und Schriftführers sowie des Geschäftsführers, seines Stellvertreters und des Jugendwartes des Spielmanns- und Fanfarenzuges.KSV tagt am Freitag KARBEN. Nicht am Mittwoch, wie es irrtümlich in der Ankündigung des Vereins hieß, sondern am Freitag, 26. März, findet um 20 Uhr im Vereinshaus am Reutzel-Sportfeld die Jahreshauptversammlung des Kultur- und Sportverein KSV Klein-Karben statt.

"Saubere Landschaft 1993" Hoffen auf viele fleißige Hände Aktion am Samstag

RONNEBURG. Auf viele fleißige Hände hofft der Gemeindevorstand, der zur Aktion "Saubere Landschaft 1993", für Samstag, 13. März, aufruft. Die Helfer in Gummistiefeln und mit Arbeitshandschuhen sollten sich um 9 Uhr an folgenden Treffpunkten einfinden: in Altwiedermus am Gemeinschaftshaus in der Diebacherstraße 19, in Neuwiedermus vor dem Gemeinschafthaus "Am Eisick" und im Ortsteil Hüttengesäß an der Alten Kläranlage in der Raiffeisenstraße.

Nach getaner Arbeit wollen sich die Teilnehmer dann beim Eintopfessen auf dem Gelände der Kläranlage stärken. jur

An einem Abend locken 13 Konzerte gleichzeitig Isenburger Musik-Spektakel am Samstag: Innenstadt soll zum Jahrmarkt der Klänge werden

NEU-ISENBURG. Wann und wo hat es das schon einmal gegeben: Am einem einzigen Abend 13 Konzerte in 13 verschiedenen Sälen, die nur wenige hundert Meter voneinander entfernt sind - und das Ganze zu einem Eintrittspreis von zehn Mark. "Musik-Spektakel" hat das städtische Kulturamt sein außergewöhnliches Angebot genannt, das am Samstag, 8. Mai, die Innenstadt zu einem Jahrmarkt der Klänge verwandeln soll.

Die Besucher des Spektakels haben dann zwischen 19.30 und 24 Uhr die Gelegenheit, von einem Veranstaltungsort zum anderen zu flanieren und auch einmal in Musikstile hineinzuschnuppern, bei denen sie sonst möglicherweise von vornherein ihre Nase rümpften. Geboten wird ein Spektrum, das von Klassik über Pop und Jazz bis zu Hard Rock reicht. Als "Zugpferde" engagierte die Stadt die "Rodgau Monotones" und "Paddy goes to Hollyhead", die in der Halle des Turnvereins und in der evangelischen Johannesgemeinde spielen werden. Für das Lokalkolorit sollen im Jugendcafé die Isenburger Nachwuchsgruppe "Catch 22" und Lokalmatador "Barney Baller" mitsamt Band sorgen.

Im Club Voltaire geben sich die "Heinz Tigers" ihren psychedelischen Soul-Alpträumen auf punkige Weise hin, wie es in der Ankündigung heißt. Doppelauftritt in der TSG-Halle: Dort sind die preisgekrönte Fusion-Formation "Ghoa Concept" und die Spaßvogel-Musiker "Bob Kerr and his Whopee Band" von der britischen Insel zu hören.

Folk-Klänke von "Celtic" erklingen - stilecht - in der Gaststätte "Lighthouse Pub". Freunde klassischer Musik kommen im Haus zum Löwen auf ihre Kosten, in dem das "Klaviertrio" gastiert. Jazzrock und Jazzpop bieten die "Gypsys" und "Na klar!" im Treffpunkt des Quartiers IV.

"Duett" präsentiert in der Kneipe "Schobbeklopper" ein Repertoire von Countrysongs bis A-cappella-Gesang. Wer eher Oldies mag, ist bei den "Steps" in der Gaststätte "Bibliothek" am richtigen Fleck.

Laut Kulturamtsleiter Thomas Leber müssen etwa 2000 Besucher zum "Musik- Spektakel" kommen, wenn die Kosten der Veranstaltung kein Loch in die Rathauskasse reißen sollen. leo

VCD: Lufthansa-Expreß als Politiker-Shuttle nach Berlin

hll BONN, 10. März. Der ausgediente Lufthansa-Expreß der Bundesbahn könnte als "Politiker-Shuttle" zwischen Bonn und Berlin eingesetzt werden. Diesen Vorschlag machte das Vorstandsmitglied des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), Rainer Bohnet, in einem Brief an Bundesbahn-Chef Heinz Dürr. Die Triebwagen der Baureihe ET 403 mit ihrer schnittigen Form und einer Höchstgeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern seien "gewinnbringend und imagefördernd" verwendbar, indem sie nach Umlackierung und veränderter Innenausstattung zwischen Hauptstadt und Regierungssitz "schnell und komfortabel pendeln". Bohnet verband seine Anregung mit dem Hinweis, "daß einem verstärkten Umstieg unserer reisefreudigen Parlamentarier auf die Bahn auch aus umweltpolitischer Sicht eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zukommt".

Der Lufthansa-Airport-Expreß, der seit elf Jahren täglich viermal zwischen den Flughäfen Düsseldorf und Frankfurt/ Main mit Halts in Köln und Bonn verkehrt, wird zum Fahrplanwechsel am 23. Mai wegen mangelnder Auslastung eingestellt.

Diskussionen über Leben und Sterbehilfe

NEU-ISENBURG. "Von der Verfügbarkeit menschlichen Lebens" ist der Titel einer dreiteiligen Veranstaltungsreihe der katholischen St.-Christoph-Gemeinde in Gravenbruch. Gesprächsbeiträge liefern jeweils ein Kirchenrat und ein ehemaliger Chefarzt.

Den Anfang macht am Dienstag, 16. März, eine Diskussion über die Frage: "Was ist Leben, und wann beginnt es?" Am Donnerstag, 25. März, geht es dann um künstliche Befruchtung und die Probleme von Leihmütterschaft. "Leben um jeden Preis?" heißt es schließlich am Donnerstag, 1. April, wenn das Für und Wider von künstlicher Lebensverlängerung und Sterbehilfe gegeneinander abgewogen werden.

Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 20 Uhr im Edith-Stein-Zentrum. leo

Stadt bietet Praktikum in der Jugendpflege an

NEU-ISENBURG. Die städtische Jugendpflege sucht für eine Berufspraktikantenstelle, die ab sofort besetzt werden kann, eine Studentin oder einen Studenten der Sozialarbeit. Er oder sie soll helfen, die Ferienangebote vorzubereiten und zu betreuen. Im zweiten Teil des Praktikums gelte es, in der offenen Jugendeinrichtung im Stadtteil Zeppelinheim mitzuarbeiten und eventuell neue Arbeitsgruppen aufzubauen. Auskunft erhalten Interessenten unter der Rufnummer 0 61 02 / 241 - 533. leo

Kleine FR

Osterhasen gestohlen USINGEN. Ein Einbrecher knackte in der Nacht zum Dienstag die Eingangstür eines Geschäfts in der Obergasse. Aus der Kasse stahl er ein bißchen Bargeld. Außerdem nahm er Schokoladenhasen und Bananen mit, berichtet die Polizei.

Kürzungen bei Fahrtkostenzuschuß und betriebsinternem Kindergeld - auch die Hoechst AG spart an den freiwilligen Leistungen Die Brücken der kollektiven Sicherheit stürzen ein IG Metall warnt vor neuem Modell der Devise "Kapitalismus pur ohne soziale Komponente"

HÖCHST. Was als Podiumsdiskussion zum Thema "Geht es mit uns bergab?" über Sozialabbau und neue Armut ausgeschrieben war, geriet im Laufe des Abends zur Selbstkritik der Gewerkschaften. Heinz Bierbaum, Leiter der IG Metall Frankfurt, und seine Co-Referenten, Betriebsräte und ÖTV-Mitglieder, diskutierten im Pfarrheim St. Josef mit Zuhörern, die sich zum Großteil als aktive Gewerkschaftsmitglieder entpuppten. Daß sozialer Abbau und Rücknahme erkämpfter Arbeitnehmerrechte längst Fakten sind, stellte niemand mehr in Frage. Thema war vielmehr, wie die Gewerkschaften auf diese "Deregulierung" zu reagieren haben.

Heinz Bierbaum sieht die verschiedenen Kürzungen nicht nur im Umfeld der momentanen Wirtschaftskrise, sondern begreift sie als generellen Umbau der sozialen Sicherung. In den Firmen seien ständig mehr Streichungen bei den Lohnersatzleistungen zu verzeichnen, sagte er. Karl Worel, Betriebsrat der Hoechst AG, zählte auf: Zuerst - schon in den siebziger Jahren - habe die Hoechst AG den eigenen sozialen Wohnungsbau eingestellt, dann folgten schrittweise Kürzungen des Fahrtkostenzuschusses, des hauseigenen Kindergeldes und andere innerbetriebliche Einsparungen. Unterm Strich habe das insgesamt 50 Millionen Mark ausgemacht. Das neueste Beispiel sei die Anhebung der Mieten für die 2500 Werkswohnungen auf das Niveau des Frankfurter Raums.

Die politischen Entscheidungen aus jüngster Zeit signalisieren laut Bierbaum ebenfalls einen Rückschritt. Die äußeren Zeichen seien die steigenden Arbeitslosen- und Kurzarbeiterzahlen. Bierbaum betonte, daß der Schutz des Einzelarbeitsverhältnisses zum Beispiel für Schwerbehinderte mehr und mehr aufgeweicht würde. Generell macht er eine Öffnung der Tarifverträge aus zum Nachteil der Arbeitnehmer als Anpassung an Unternehmerpolitik. "Das neue Modell heißt ,Kapitalismus pur ohne soziale Komponente'", sagte der IG-Metall-Mann. Die kollektive Absicherung werde zunehmend privatisiert, höhere Beiträge zur Krankenversicherung sei nur ein Aspekt. Die Arbeitslosenhilfe werde um drei Prozent gekürzt, durch die Streichung von Förderleistungen wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) zusätzlich Brücken abgebrochen.

Für Hans-Werner Krauss, Betriebsrat der Hoechst AG, war das nichts Neues. "Jeden Tag werden neue Horrorzahlen verkündet", sagte er und erinnerte an die Werksstillegung in Rheinhausen. "Trotzdem setzt sich die Gewerkschaft nicht zusammen und denkt über eine Reaktion nach." Die Handlungsweisen der Unternehmer und der Regierung sind seit hundert Jahren bekannt, und noch immer seien die Gewerkschaften, nicht einmal in der IG Metall, über die Branchen hinaus handlungsfähig. Viel zu sehr beeinflußten die Arbeitgeber die Gremien der Arbeitnehmer. Dies laufe langfristig auf eine Verdrängung der Gewerkschaften hinaus, schimpfte Krauss. Er forderte mehr Zusammenarbeit innerhalb der Gewerkschaften und kritisierte die Betriebsräte, die zunehmend auf seiten der Arbeitgeber stünden und nicht für die Interessen der Arbeitnehmer kämpften.

Für einen "öffentlich spektakulären Akt" plädierte Krauss und forderte den Austritt der Gewerkschafter aus den Aufsichtsräten. Wenn in abgehobenen Gremien nicht mehr der Wille der Basis durchgesetzt werde, sei die Mitbestimmung überflüssig, sagte er. Auch Bierbaum gab zu, daß die Gewerkschaften Gefangene der Betriebsräte seien. Die Gewerkschaften müßten ihre eigene Politik auf Konstruktionsfehler hin überprüfen. Um die Betriebsräte effektiver zu machen, schlug ÖTV-Mitglied Monika Hohlung vor, die Legislaturperioden für Betriebsräte zu begrenzen. "Es geht nicht an, daß die Gewerkschafter für den Betrieb einen Streik organisieren, im Gremium dann aber gegen die Interessen der Streikenden stimmen", sagte Karl Worel. Es müsse stärker Druck auf die Gewerkschafter in Aufsichts- und Betriebsräten ausgeübt und mehr Rechenschaft von ihnen verlangt werden. Andernfalls bliebe nur der Rückzug aus der Mitbestimmung. ege

Der Notruf an die Polizei versank im Funkloch Busfahrer gab Hinweis auf Automatenknacker im Bahnhof Nied nicht an Leitstelle weiter

NIED. "Wer in Notfällen die Polizei alarmieren will, der sollte sich nicht an einen Busfahrer des Frankfurter Verkehrsverbundes

wenden." Dieses bittere Resümee zieht Leser Gerhard K., nachdem er von der FR erfährt, warum ihm der Fahrer der Linie 57 nicht geholfen hat, möglicherweise eine Straftat zu verhindern.

Am einem Donnerstag wollte Gerhard K. mit der S-Bahn von Nied nach Frankfurt fahren. Als er gerade dabei war, die Treppenstufen hinauf zum Bahndamm zu erklimmen, hörte er ein "komisches Geräusch": Der Fahrschein-Automat klingelte, "wie ein Geldspielautomat, beim dem gerade jemand den Jackpot gewonnen hat - es war eine wahre Pracht", erzählt Gerhard K. Oben angekommen, bestätigte sich sein Verdacht: Die blaue Ticket-Maschine spuckte Geld aus. Davor standen drei Jugendliche, die an dem Automaten "herummanipulierten", gerade dabei waren, die Münzen in ihren Taschen zu verstauen.

Gerhard K. machte auf dem Absatz kehrt, um die Polizei zu alarmieren. Er rannte die Treppenstufe herunter. Pünktlich um 16.55 Uhr näherte sich ein Bus der Linie 57, der von der Oeserstraße in Richtung Höchst fuhr. FR-Leser K. stellte sich auf die Straße, um den Busfahrer anzuhalten. "Die haben Funk an Bord, können damit die Polizei anrufen", fuhr es ihm durch den Kopf. Prompt stoppte der Fahrer. K. erzählte in wenigen Worten, was passiert war, und bat den städtischen Angestellten, einen Streifenwagen zu alarmieren. "Das kann ich erst an der nächsten Haltestelle machen", sprach's, verschloß wieder die Tür und fuhr davon.

Gerhard K. war der Meinung, genug getan zu haben, und ging zurück zur S-Bahn-Station. Da standen sie noch seelenruhig, die drei Täter. Als sie Gerhard K. erkannten, rannten sie über die Gleise, um in den gerade einfahrenden Zug der Gegenrichtung zu steigen und zu flüchten. "Hätte der Busfahrer sofort die Polizei alarmiert, dann hätte die Polizei die Chance gehabt, die drei Täter zu schnappen", ist sich Gerhard K. sicher.

Die Ordnungshüter aber hat der Fahrer gar nicht informiert. Das ergab eine FR-Anfrage beim Verkehrsverbund. "Der Busfahrer hat beteuert, in einem Funkloch gewesen zu sein", erklärt Frank Döbert von der FVV- Pressestelle. Er habe mehrfach probiert, seine Leitstelle zu erreichen, sei aber nicht durchgekommen. Solche Funklöcher gebe es im Stadtgebiet öfter, da sei der Fahrer machtlos, weiß Döbert. Allerdings habe der Fahrer auch an der Endhaltestelle in Unterliederbach nicht die Polizei von einem Telefonhäuschen aus alarmiert. Denn er sei unter Zeitdruck gewesen. "In diesem Fall die Polizei zu alarmieren, ist auch nicht seine Pflicht, sondern eine freiwillige Sache", erläutert Döbert. Nur wenn Gefahr im Verzuge sei oder eine "für ihn selbst erkennbare, kapitale Staftat" passiert sei, müsse der Fahrer dies an seine Leitstelle melden. Und erst die könne dann telefonisch die Polizei alarmieren.

"Äußerst merkwürdig" findet das Gerhard K. Auch daß der FVV geschädigt wurde, sich aber niemand dafür zuständig fühlt, will ihm nicht in den Kopf. Der FVV müßte doch selbst ein Interesse haben, die Täter zu erwischen, die seine eigenen Automaten zerstören und berauben, sagt K. Was er ebenso ärgerlich findet: "Die Automaten-Räuber hatten ein Erfolgserlebnis und werden die Tat sicherlicherlich wiederholen." gre

Die Grünen holten sich ein ordentliches Stück vom SPD-Kuchen Brachttal: Aus dem Stand auf 13,9 Prozent / Sozialdemokraten behalten aber absolute Mehrheit / Auch CDU büßte Anteile ein

BRACHTTAL. "Was haben die Sozialdemokraten an grüner Politik nicht umgesetzt?" Über diese Frage zerbrechen sich jetzt die Genossen in der Vogelsberggemeinde den Kopf. Daß von der roten Zweidrittelmehrheit ein ordentliches Stück abgeschmolzen ist, läßt sich nicht zuletzt wahrscheinlich auf eine Wanderung von Wählern zu den erstmals auf Gemeindeebene angetretenen Grünen zurückführen.

Mit 13,9 Prozent erzielten die Grünen mit der bekannten Umweltschützerin Erika Wurst an der Spitze ein Traumergebnis, das sie selbst bei allem Optimismus nicht erwartet hätten. Die SPD mußte dafür 10,2 Prozentpunkte abgeben und landete auf 59,2 Prozent. Auch die CDU als bisher einzige Opposition in Brachttal kam nicht ungeschoren davon mit ihren 26,9 Prozent, die 3,7 Punkte Verlust bedeuten. Die Sitzverteilung in der Gemeindevertretung: 19 SPD, 8 CDU, 4 Grüne.

SPD-Fraktionschef Gerhard Gleis übt sich nach dem ersten Schreck im positiven Denken. "Wir haben doch", rechnet er vor, "im Dreiparteiensystem im Main- Kinzig-Kreis eines der vorderen SPD-Ergebnisse geholt." Andererseits würden sich die Brachttaler Genossen "ernsthaft fragen müssen, inwieweit unsere bisherige politische Tätigkeit nicht in der Lage war, Erwartungen zu entsprechen, die man jetzt an die Grünen stellt". Aber er glaube auch, daß die Arbeit in der Gemeindevertretung durch den Einzug der Grünen auch bereichert werden kann.

Der SPD-Chef vermutet emotionale Motivationen bei den Grünen-Wählern. "Ich denke, daß eine Menge Bürger sich gesagt haben, nachdem seit Beginn der Gemeinde Brachttal zwei Parteien im Parlament sind, wollen wir jetzt der dritten die Chance geben, um das Ganze etwas lebendiger zu gestalten." Im übrigen meine er, daß auch die Grünen im Parlament bald die Erfahrung machen würden, daß einseitiges Vertreten bestimmter Partikularinteressen wie etwa des Landschaftsschutzes alleine nicht genüge, um in der Kommunalpolitik zu bestehen.

"Es gibt Zielkonflikte, die man redlicherweise berücksichtigen muß," so Gleis. Die SPD habe sich um Kompromisse bemüht, zum Beispiel im Konflikt Landschaftsschutz und Wohnungsbedarf. Aber es sei heutzutage wenig Bereitschaft da, so liest Gleis aus dem Erfolg der Republikaner auch in Brachttal (11,9 Prozent für den Kreistag) heraus, "Nachdenkliches zu belohnen".

"In Sachen Naturschutz lassen sich oftmals keine Kompromisse finden", sagt die frischgebackene Gemeindevertreterin Erika Wurst: "Man kann Natur nicht nur ein bißchen kaputtmachen." Und es scheine ja auch so zu sein, daß viele Wähler die etwas konsequentere Naturschutz-Politik wollten. Das Bewußtsein für eine intakte Natur sei wohl in der Bevölkerung größer als bei den Politikern. "Wenn man uns eine gewisse Frist läßt", so erwartet Erika Wurst, "werden wir in der Lage sein, in den Gremien kräftig mitzuarbeiten und Ideen einzubringen." Der Wahlerfolg, in Hellstein gar mit gut 18 Prozent der Stimmen, bestätigt die Grünen in ihrer bisherigen Arbeitsweise. Die Leitlinie: "Das persönliche Engagement vor Ort ist wichtiger als Versammlungen, wo Politiker die Leute zulabern."

Nicht nur Umweltschutz, auch das "weibliche Element" wollen die Grünen in der Brachttaler Kommunalpolitik nach vorne bringen. Entsprechend soll ihr Platz im Gemeindevorstand besetzt werden: Eine Frau soll es sein, "damit die Herrenriege mal aufgebrochen wird".

CDU-Fraktionschef Albrecht Ruth kann sich über das mäßige Abschneiden seiner Partei ("Ziel nicht erreicht") mit einem persönlichen Erfolg hinwegtrösten. Er wird nach vierjähriger Pause wieder in den Main-Kinzig-Kreistag einziehen. Und das, darüber sei er sich mit dem Bürgermeister einig, stelle doch einen wichtigen Erfolg für ganz Brachttal dar, zumal der SPD-Kreistagsmann Maxeiner draußen bleiben müsse. Ruth will sein Kreisengagement von daher auch überparteilich betrachten und möglichst oft "'was durchbringen für die Gemeinde".

In Brachttal will die CDU weiter in der Oppositionsrolle und erklärtermaßen auf Distanz zu den mitopponierenden Grünen, "sehen, daß wir etwas aufbauen". Geklappt habe es bisher in Streitberg. "Da haben wir gute Leute", weiß Ruth, "die haben sehr gekämpft." Andererseits verfing in Schlierbach die Kampagne gegen den "unsinnigen Ankauf" des Gasthauses Morkel zwecks Umbau zum Gemeindehaus nicht. "Das hat uns nichts gebracht, ist verpufft", bedauert der CDU-Chef und äußert die Überzeugung, daß nunmehr nach der Wahl die Rechnung über zusätzliche Kosten aufgemacht werden und die CDU eben doch recht behalte. lex

Gerd Krämer bleibt CDU-Fraktionschef

HOCHTAUNUSKREIS. Gerd Krämer bleibt Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion. Die 31 neugewählten Abgeordneten kürten den 35jährigen Oberurseler Sozialdezernenten in ihrer ersten Sitzung. Er führt die Fraktion seit 1991 als Nachfolger von Jürgen Banzer, der zum Landrat aufstieg.

"Verkrustete Strukturen" im Kreistag hat derweil die CDU-Kreischefin Brigitte Kölsch ausgemacht, deren Partei seit Jahren gemeinsam mit der FDP regierte. Nach dem Verlust der Koalitionsmehrheit bei den Wahlen kündigt sie erneut Gespräche mit SPD, Grünen und FDP an, um breite Mehrheiten zu schaffen: "Dabei können auch eingefahrene Gleise verlassen und verkrustete Strukturen aufgebrochen werden."

Brigitte Kölsch und Gerd Krämer bekräftigen zugleich ihre Absage an jede Zusammenarbeit mit den rechtsextremen "Republikanern". Krämer kündigt "harte Auseinandersetzungen" an, spricht sich jedoch gegen "unsinnige Mätzchen", wie Verlassen des Saals bei Rechtsaußen-Reden, und "Tricks" aus, um die Extremisten aus Gremien fernzuhalten.

Die CDU wolle sich um die Probleme kümmern, die Bürger zur Wahl der "Republikaner" gebracht hätten, weil sie den demokratischen Parteien ihre Lösung nicht mehr zutrauen. Krämer: "In diesem Kreis sind nicht über Nacht 10 000 Menschen zu Alt- oder Neunazis geworden." stk

Tagestip: Mietvertrag Nicht voreilig auflösen

Immer öfter flattert Mietern ein verlockendes Angebot ins Haus. Im Falle einer vorzeitigen Auflösung des Mietvertrages bieten Vermieter neuerdings fünfstellige Abschlagszahlungen an. Doch Vorsicht: Von den auf den ersten Blick hohen Summen sollte sich niemand blenden lassen. Wenn zum Beispiel bis zu 20 000 Mark für die Auflösung eines sonst nur schwer kündbaren Mietverhältnisses offeriert werde, erscheint dies auf den ersten Blick viel Geld zu sein. Doch für den Mieter ist der Anreiz oft nur eine Beihilfe für einen Wohnungswechsel.

Allein die Umzugskosten können mit bis zu 5000 Mark zu Buche schlagen. Muß eine neue Bleibe gesucht werden, fallen meist noch zwei bis drei Monatsmieten Maklergebühr an. Von Renovierungskosten in dem alten und/oder neuen Heim ganz zu schweigen. Bedenken sollte der Mieter, daß die Kosten für eine vergleichbare neue Unterkunft rund zwölf Prozent über den bisherigen liegen.

Wer eine Vertragsaufhebung nach reiflichen Überlegungen unterschreibt, sollte, rät der Mieterbund, darauf achten, daß dabei kein genauer Stichtag für den Auszug festgelegt ist. Hat der Mieter bis dahin die Wohnung nämlich nicht geräumt, geht die Abschlagszahlung flöten. jch

Geld und Schmuck weg

NEU-ANSPACH. Bargeld und Schmuck im Wert von 7500 Mark fielen Unbekannten bei einem Tageseinbruch am Dienstag in die Hände. Schauplatz war ein Wohnhaus in der Kreuzwiese.

Die Täter drangen ein, indem sie die Terrassentür aufbrachen, teilt die Polizei mit. Sie bittet mögliche Zeugen, sich zu melden (Telefon 0 61 72 / 1200).

Marianne Rubach Ein Pfarrer als Businessman Cecil Murray hilft einem Problemviertel von Los Angeles auf die Beine

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Ganz im Sinne dieser auf die Zukunft ausgerichteten Arbeit ist auch das vielbeachtete "Youth-Lock-In-Program", bei dem in regelmäßigen Abständen 24 Stunden lang "volunteers" aus den Bereichen Journalismus, Entertainment, Marketing, Hochschule und Arbeitsamt mit Jugendlichen zwischen 17 und 18 in Klausur gehen und ihnen Karrieretips geben. Doch mindestens ebenso liegt Murray, dem Kreativität über alles geht, sein 300köpfiger "Freedom Choir" am Herzen, der hauptsächlich von den Choristen komponierte Musik singt.

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5. 5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 21 23 04 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.); Jahrhunderthalle Hoechst, Silostraße: Silvia Bächli, Heimer Blum, Walter Dahn, Peter Rösel, Manfred Stumpf (bis 12. 4.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z. geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 3 46 11; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).

Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).

Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 2 12 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 2 12 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 2 12 - 3 84 71: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Türdrücker der Moderne" (bis 12. 4.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 2 12 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9. 5.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 2 12 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 2 12 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Genie, Bandit, Komödienheld Hector-Berlioz-Trouvaille "Benvenuto Cellini" an der Bastilleoper

PARIS. Nachdem Hector Berlioz, enfant terrible des Pariser Konservatoriums, beim zweiten Versuch den begehrten, weil für eine Musikerkarriere unerläßlichen Rompreis erhalten hatte, hielt er sich dessen Bedingungen gemäß in der Villa Medici auf, nicht sonderlich enflammiert vom italienischen Musikleben. Immerhin lernte er in dieser Zeit ein Buch kennen, das ihn begeisterte: die Memoiren des Renaissance-Bildhauers Benvenuto Cellini. "Dieser Bandit von einem Genie" wurde vom hitzköpfigen, streitbaren und von der Bedeutung seiner Kunst rabiat überzeugten, sich mit unverständigen Zeitgenossen herumschlagenden Komponisten wohl als Geistesverwandter ästimiert. "Sein Charakter liefert mir in mancher Hinsicht ein vorzügliches Sujet", schrieb Berlioz im Jahre 1834. Später, in seinen Memoiren, war dieser Enthusiasmus verflogen: ". . . Ich hatte das Pech, mir einzubilden, sie (gewisse Episoden aus dem Leben Cellinis) könnten ein interessantes und dramatisch bewegtes Thema für eine Oper abgeben."

Er bat seine Dichterfreunde Auguste Barbier und Léon de Waily, ihm ein Libretto zu schreiben. Die Handlung wurde von Florenz nach Rom verlegt, Namen und Charaktere verändert, eine Liebesgeschichte hinzuerfunden. Cellinis Raufhändel wurde in eine Fechtszene komprimiert, und seine aufschneiderische Erzählung vom Einschmelzen zahlreicher Zinnteller für die Perseus-Statue dichtete man in eine heroische Opferung von Statuen um.

Ein Künstler, ein großes Werk, Liebe und Entführung, strenger Vater und lächerlicher Rivale, Todesfall und Volksgetümmel, kirchliche Würdenträger - trotz vieler publikumswirksamer Zutaten zerschellte "Benvenuto Cellini" an einer Mauer von Ignoranz und Intrigen. Die drei Monate Einstudierung und drei Aufführungen, die zustande kamen, wurden für den Komponisten zur Tortur. Der Dirigent François Antoine Habeneck war grundsätzlich verstimmt, die Musiker renitent. "So ließen sich eines Abends zwei von ihnen ertappen, wie sie im Finale des zweiten Aktes statt der vorgeschriebenen Noten den Gassenhauer ,Ich hatte guten Tabak' spielten. Auf der Bühne fand ich das Gegenstück zu diesen Bubenstreichen. Im gleichen Finale mit dem nächtlichen Gedränge auf der Piazza Colonna . . . belustigten sich einmal die Tänzer damit, ihre Partnerinnen zu kneifen und ihnen auf diese Weise Töne zu entlocken, die . . . sich den Stimmen der Choristen beimischten und deren Gesang störten." So Berlioz vierzehn Jahre später.

Bei der Premiere wurde die Ouvertüre gefeiert, der Rest ausgezischt. Nach drei Aufführungen legte der "Cellini"-Tenor seine Partie nieder, sein Ersatzmann, beleidigt über die zweite Wahl für ihn, zog die Einstudierung der Rolle fünf Monate hin. 1839 zog Berlioz seine Oper zurück. Erst 1972 wurde "Benvenuto Cellini" wieder in Paris gespielt.

Die Oper erscheint leider nur selten auf den Spielplänen - in letzter Zeit war sie in Linz und in Amsterdam zu erleben. So bleiben Berliozfans und Opernneugierige auf die schon 1972 von Colin Davis mit Nicolai Gedda, Jules Bastin, Robert Lloyd, Christiane Eda-Pierre und anderen eingespielte Plattenaufnahme angewiesen. Hier ist die 155minütige Pariser Fassung mit gesprochenen Dialogen zu hören. (Es gibt eine "Weimarer" Fassung mit drei anstelle von zwei Akten, die Hans von Bülow auf Wunsch des wohlmeinenden Franz Liszt herstellte, und die sogar nach Auskunft von Berlioz selbst erfolgreich war.)

Für die Neuproduktion des "Benvenuto Cellini" an der Pariser Bastille-Oper wurde auf Dialoge verzichtet und geringfügig gekürzt. Eine Aufführung kam zustande, die um Welten entfernt war von dem Sumpf aus Inkompetenz und Schlamperei, in dem man vor drei Jahren bei der Eröffnung des Hauses "Die Trojaner" hatte mitansehen müssen.

Schon bei den ersten, furios angegangenen Takten der Ouvertüre wurde orchestrale Niveau-Metamorphose deutlich. Auch im weiteren zeigte man mit Präzision, Transparenz, Klangpräsenz und Agilität, was man in der Arbeit mit Myung-Whun Chung Erstaunliches gelernt hat. Der Eindruck, daß Chung sich mehr für Kolorit und Temperamentsgesten der Musik engagiert als für deren lyrische Reize, verlor sich im Verlauf der musikalisch durchweg spannungsvollen, lebhaften und klangfarbigen Aufführung. Noch mehr frappierend: die enorme Präsenz des von Denis Dubois fulminant einstudierten Chores, der seine anspruchsvollen Parts mit stimmlicher Souveränität und musikdramatischem Biß realisierte. Was eigentlich selbstverständlich sein müßte: unmöglich, von dieser Musik, in der der Komponist 14 Jahre nachdem ". . . mein Benvenuto in der Opéra massakriert wurde . . .", beim Betrachten der Partitur ". . . mit Sorgfalt und kaltblütiger Unparteilichkeit . . . eine Fülle von Gedanken, eine stürmische Verve, eine Kraft . . ., die ich vielleicht nie wieder erreichen werde . . .", fand, nicht begeistert zu sein.

Leuchtkraft und Facettenreichtum der Instrumentalklänge, funkensprühende, bisweilen explosive Vokalensembles, in ihrer sanften Expression brisante Kantilenen müßten als Animation für sensible Musiker geradezu unwiderstehlich sein. In der Titelpartie wirkte der Tenor Chris Merrit indes wenig inspiriert, stimmlich verkrampft im zwar kernigen, aber undifferenzierten Ton - nützlich hier die französische optische Textbegleitung. Als Teresa, die schwärmerische Angeschwärmte, überzeugte Deborah Riedel mit sanft agitiertem Temperament, ebenso Diana Montague als Ascanio, Cellinis eifriger Schüler. Kauzige Stimmlichkeit brachten Michel Trempont (Rivale Fieramosca) und Jean-Philippe Courtis (Vater Balducci) ins Spiel, das schon durch den Zweikopf-Größenunterschied dieser Interessengemeinschaft gegen Cellini eine komische Note bekam.

Mit einem Unterfangen, "Benvenuto Cellini" nicht nur als Regisseur, sondern auch als Bühnen- und Kostümbildner, auch noch als Lichtgestalter in Szene setzen zu wollen, zeigte sich der dem äußeren Anschein nach noch junge, seit 1985 im Metier tätige Denis Krief nicht überfordert, sofern ihm nur an einer attraktiven, abwechslungsreichen, somit unterhaltsamen Darstellung des mit anderen Ambitionen auch als Schauplatz von Künstlerkonflikten, Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen interpretierbaren Werkes gelegen war. Besonders viel Geschick zeigte er in der Gestaltung der fast ohne Umbaupausen durch Hochziehen aufwendig bemalter Prospekte vielfältig variierten Szenerie: Prachtgemächer, Piazza, Stadtpanorama, Traumlandschaft, Spelunke, Theater und Atelier - raffinierte Scheinarchitektur, effektvolle Farben wie auf alten Gemälden (so auch die prächtigen, dekorativ ausgeleuchteten Gewänder), gelegentlich auch eine Prise Ironie, mit der die Szenerie geschickt vorm Umkippen ins Plakative bewahrt wird.

Leicht komisch wirkt die Kombination von Statuen und lebendigen Gestalten in Cellinis Werkstatt, wenn mit knallrotem Mummenschanzgefolge der Papst kommt - von faszinierenden leisen Beckenschlägen begleitet. Die Perseusfigur erscheint nur phantomhaft auf transparentem Stoff, und beim bunten Final tableau überrascht eine heitere Himmelsgesellschaft mit auf wattigen Wolken posierenden Engeln, Mönchen, einem Papstdouble. Die großen Chorszenen hat Denis Krief, wohl im Vertrauen auf den starken Effekt der Ausstattung, wenig einfallsreich arrangiert, unentschieden zwischen lebendem Bild und schlichter lebhafter Aktion. Differenzierter treten die Individualcharaktere auf, besonders die komödiantisch gezeichneten: Fieramosca (den Berlioz durch eine lächerlich lärmende Kampfes- und Siegesarie und viele andere hektische Gesangskongestionen sich erklären läßt), Balducci (finster und cholerisch absurd tobend) und der krähende Kneipenwirt (Francis Egerton). Sorgfältig läßt Krief auch Teresa und Ascanio agieren, der Auftritt einer Theatertruppe hat "Hellzapoppin"-Touch. Auch im leider nicht durchgehaltenen outrierten Verliebtheits-Posieren Cellinis kann man filmische Vorbilder ahnen: so balzt Groucho Marx. Abgesehen von derartigen Spielereien hat's der Dirigent leicht mit Kriefs Regie: Sie stellt die Protagonisten oft übersichtlich am vorderen Bühnenrand auf, läßt sie den Dirigenten und das Publikum geradlinig ansingen.

Das Premierepublikum, das (bourgeoise) Volk, für das im Haus am Bastille-Platz Oper gemacht wird, reagierte differenziert: kräftige Buhs für den Titeltenor, Szenenapplaus für einige Bühnenbilder und Arien, Bravos für den Regisseur, Jubel für die musikalischen Leiter, denen vielleicht auch der aus Erfahrung argwöhnische Komponist (". . . der gefährlichste Dolmetscher ist der Dirigent . . .) vertraut hätte. VERA LUMPE

Mit gestohlenem Auto Unfall gebaut: Geflüchtet

BAD HOMBURG. Einen Unfall bauten zwei junge Männer in der Nacht zum Mittwoch mit einem Auto, das sie vier Tage zuvor im Wetteraukreis gestohlen hatten. Sie richteten dabei einen Schaden von 35 000 Mark an, teilte die Polizei gestern mit. Bevor sie am Unfallort eintraf, flüchteten die Täter.

Mit dem gestohlenen Opel Kadett rollten die beiden Männer gegen 3.20 Uhr auf dem Paul-Ehrlich-Weg im Bad Homburger Kurgebiet in Richtung Spielbank. Dabei übersah der Fahrer laut Polizei einen unerlaubt auf dem Radweg parkenden Wagen; die Kollision war so heftig, daß das geparkte Auto noch auf ein davor abgestelltes Fahrzeug geschoben wurde.

Ein Zeuge gab folgende Beschreibung von Fahrer und Beifahrer: 23 bis 25 Jahre alt, 1,80 Meter groß, schlank, dunkle Haar, beide bekleidet mit schwarzen Jakken (vermutlich Leder) und Jeans.

Die Polizeistation Bad Homburg bittet die Bevölkerung um Hinweise (Telefon 0 61 72 / 12 00), die auf die Spur der Täter führen können. tom

ULFILA SCHÜTZ tritt ab. 21 Jahre lang hat er die Arbeitsgemeinschaft der Sportvereine der Stadt Karben geleitet. In der 140. Sitzung der AG, die am Montag, 15. März, um 19.30 Uhr im Schützenhaus "Selzerbrunnen" im Gewerbegebiet stattfindet, wollen die Vereinsvertreter ihrem scheidenden Vorsitzenden als Dankeschön eine Erinnerungsurkunde überreichen. Anschließend gilt es, einen Nachfolger für Schütz zu wählen, die Hallenbelegung (93/94 und auch schon 94/95) sowie die nächste Sportlerehrung zu besprechen.

"Manipulierbare Masse für jeden Demagogen" Annemarie Renger hielt Festrede zur "Woche der Brüderlichkeit" / Standfestigkeit angemahnt

HOFHEIM. Annemarie Renger, Bundestagspräsidentin a. D., ist angesichts der Kommunalwahl-Ergebnisse "mit viel Wut im Bauch" in die Kreisstadt gekommen, um bei der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Main-Taunus die "Woche der Brüderlichkeit" zu eröffnen. Bevor die Sozialdemokratin, Präsidentin der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und Preisträgerin der Buber-Rosenzweig-Medaille 1992 in der Stadthalle ihre Ansprache hält, gibt ihr ein Erlebnis vor der Hofheimer Post noch mehr Anlaß zur Wut. Junge Leute pöbeln über "die Asylanten" und "den Bubis, der dauernd im Fernsehen zu sehen ist, obwohl er als Jude nur eine Minderheit vertritt".

Später am Rednerpult ist genau das ihr Thema. Aufstehen und wehren müßten sich die Bürger der Demokratie, "wenn das, was wir in vier Jahrzehnten aufgebaut haben, nicht vor die Hunde gehen soll". Gebetsmühlenartig werde wiederholt, daß die Bundesrepublik nicht Weimar sei. "Stimmt das noch seit Rostock, seit Mölln, nach den wieder aufflammenden antisemitischen Schändungen von Friedhöfen wie in Flörsheim und Hochheim, aber vor allem: Stimmt das noch in den Köpfen, daß unser Volk aus Schrekken der Vergangenheit gelernt hat?" Harsche Töne auch für SPD und CDU. Sie würden nun nach der Wahl "Analysen machen". Die einen sähen eine Führungsschwäche der Sozialdemokraten - "man muß eben mehr Profil zeigen, hoffentlich findet man das beim Suchen. Ein bißchen mehr rechts? Ein bißchen mehr links?" Rengers Empfehlung: Standfestigkeit.

Nur 60 Prozent der Stimmen für die großen Volksparteien bei den Gemeindewahlen - das ist aus Rengers Sicht das Resultat einer "Sonntags-Demokratie". Dabei gebe es in diesem Land einiges zu verteidigen: die vorbildliche Verfassung von 1949, Rechtssicherheit und Frieden. "Das dürfen wir uns nicht kaputtmachen lassen." Aber Nichtwähler - "Unreife!" - und Republikaner-Anhänger "bilden die manipulierbare Masse für jeden Demagogen". Und das, schließt sie den Kreis zu Weimar, "hatten wir schon mal."

Schon beim kleinsten Stillstand des wirtschaftlichen Wachstums müsse man um den staatspolitischen Konsens fürchten - und Angst haben, daß aus hierarchiegläubigen Untertanen keine "wirklich freien, gebildeten und demokratisch zuverlässigen Bürger geworden sind".

Renger zitiert den Bundespräsidenten: "Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart." Daher sei das Verhältnis der Deutschen zu den Juden und zu Israel ein Gradmesser für die Qualität der Demokratie. Juden oder jetzt "die Asylanten" müßten herhalten, um einen Schuldigen zu finden "für unbestimmte Ängste vor der Zukunft, vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, des Wohlstandes, aus Furcht vorm Teilen". Von dieser Angst hätten auch die Nationalsozialisten profitiert.

Renger erinnert an die Lichterketten und daran, daß Regierung wie Opposition zu Klarheit und Glaubwürdigkeit verpflichtet seien. Entscheidungen müßten gefaßt, Beschlüsse nachvollziehbar werden - bei aller Vorsicht vor Politikerschelte, die Politikverdrossenheit stütze.

"Wir müssen 1993 feststellen, daß die Deutschen 1933 in die nationalsozialistische Diktatur geschlittert sind und sich nur durch die Sieger des Zweiten Weltkriegs von ihr befreien konnten", betont Renger. "Wir müssen beweisen, daß wir mit der Wiedervereinigung auch als Demokraten erwachsen geworden sind und nicht mehr des Schutzes und der Anleitung Dritter bedürfen. Dazu brauchen wir keinen Mut, sondern Selbstachtung." pms

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags, 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do; Sonderausstellung "Das blaue Haus - Die Welt der Frieda Kahlo" (bis 23. 5.).

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 1 36 00: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).

Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).

Amerika-Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).

Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstraße 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).

Buchladen Land in Sicht, Rotteckstraße 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F. W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).

Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).

Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 26. 3.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi., bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).

Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).

Galerie Vetro, Oederweg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).

Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: Judith Düsberg - "Fotoinstallationen" (bis 26. 3.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A. R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).

Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Künstler der Galerie (bis 27. 3.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: täglich, 11 bis 17 Uhr; Spasa Milasinovic - "Menschenbilder" (bis 28. 3.).

Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr., 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Bernd Wolf, Malerei / Irene von Mering, Fotografien (bis 30. 3.).

Galerie Gres, Eschersheimer Landstraße 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).

Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Frederic Bruly Bouabre (bis 4. 4.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Christa von Schnitzler, Gisela Nietmann - neue Plastiken und Arbeiten auf Papier (bis 8. 4.).

Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).

Galerie Schwind, Braubachstr. 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11-14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstraße 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10 bis 13 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Alfred Hrdlicka zum 65. Geburtstag - Zeichnungen, Bronze, Grafik (bis 15. 4.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14.30 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Markus Lüpertz - Arbeiten auf Papier (bis 17. 4.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 7 30 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u. n. V.; Armin Gehret - farbige Zeichnungen (bis 23. 4.).

Galerie Tobias Hirschmann, Oppenheimer Landstr. 27, Tel. 62 00 36: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Guillem Nadal - Bilder, Skulpturen und Zeichnungen (bis 27. 4.).

Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr; Iris Baumgartl-Adam, Aquarelle und Pastellzeichnungen (bis 30. 4.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Shoichi Hasegawa - Ölbilder, Aquarelle, Radierungen (bis 30. 4.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Arno Rink - Bilder, Papierarbeiten (bis 30. 4.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr; Mabel Palacin & Marc Viaplana (bis 1. 5.).

Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8. 5.). Ausstellungen

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).

Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16 Uhr, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).

Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).

GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners (bis 18. 3.).

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr., 9 bis 14 Uhr, städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 1992" (bis 3. 4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4. 4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 7 07 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).

Altenpflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7: täglich, bis 21 Uhr; Malerei von Jochen Roth (bis Ende Mai).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.).

Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Singgemeinschaft Riederwald: Der Seniorinnenchor probt am Mittwoch, 17. März (9.30 bis 11 Uhr), im "Bürgertreff Riederwald", Am Erlenbruch 26. Singfreudige Seniorinnen sind jederzeit willkommen. Der Riederwälder Chor bereitet sich derzeit auf eine Konzertreise vor, die vom 20. bis 23. Mai ins Elbsandsteingebirge führen wird. od/10

Ausstellungen Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).

Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16 Uhr, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).

Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).

GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners (bis 18. 3.).

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr., 9 bis 14 Uhr, städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Di. bis Fr., 10 bis 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 1992" (bis 3. 4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4. 4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 7 07 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Hessischer Rundfunk, Bertramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).

Altenpflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7: täglich, bis 21 Uhr; Malerei von Jochen Roth (bis Ende Mai).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Auf einen Blick

Seite II Der 500. Faselmarkt in Butzbach startet am Wochenende - erstmals auf dem historischen Marktplatz. Seite III Große Resonanz auf Podiumsdiskussion zum Thema "Was ist mit unserem Nachwuchs los?" in Karben. Seite IV Kulturspiegel: Premiere des "Provinztheaters" in der Alten Mühle. Seite V SPD geht im Kreis vorerst mit leeren Händen auf Partnersuche. Seite VI In der Usahalle in Ober-Mörlen feiern die Briefmarkenfreunde am Wochenende ihr 25jähriges Bestehen. Seite VII Drei erste Plätze für die Vilbeler beim DLRG-Bezirkswettkampf. Seite VIII Säckeweise Dreck, Abfälle und Autoteile aufgesammelt: Karbener Kinder säuberten den Wald.

Wir gratulieren

Herrn Joseph Stickler aus Maintal-Wachenbuchen und Herrn Wilhelm Uhr aus Rodenbach zum 80. Geburtstag am heutigen Donnerstag, 11. März.

Viele Angebote für Senioren

GROSSKROTZENBURG. Zum Kegelnachmittag treffen sich die Großkrotzenburger Senioren am Dienstag, 23. März, von 15 bis 17 Uhr im Bürgerhaus der Gemeinde. Ein Spielenachmittag steht für die älteren Großkrotzenburger am Donnerstag, 10. und 25. März von 14 bis 17 Uhr auf dem Programm der Gemeinde. Treff ist das Theodor-Pörtner-Haus in der Breitestraße. Anmelden können sich die Senioren bereits jetzt für eine Halbtagsfahrt nach Külsheim, die für den 6. April geplant ist. Anmeldungen gibt es im Rathaus, Zimmer 10. alu

Radwegekarte von außerhalb Dreieicher Verlag wurde vom Verlag nicht berücksichtigt

KREIS OFFENBACH. Eine aktuelle Radwegekarte des Kreises Offenbach ist seit ein paar Wochen im Buch- und Zeitschriftenhandel zu haben - für 11,80 Mark, hergestellt von einem Verlag in der Pfalz. "Natürlich hätten wir eine Firma aus dem Kreis Offenbach bevorzugt", sagt als zuständiger Dezernent der Erste Kreisbeigeordnete Frank Kaufmann, "aber der Kreisausschuß hat sich einstimmig für die Pietruska-Verlagsgesellschaft in Rülzheim entschieden."

Dabei hatte sich das in Dreieich ansässige Unternehmen "Reco Kartographie" erboten, die gleiche Karte für 5,80 Mark auf den Markt zu bringen. Firmenchef Gerd Ott: "Wir haben mehrere Offerten eingebracht, leider aber keine Berücksichtigung gefunden."

Das Angebot aus Dreieich habe mit Hilfe von Werbung finanziert werden sollen, erklärt Frank Kaufmann die Entscheidung zugunsten des Rülzheimer Hauses, der Kreis als Auftraggeber habe es lieber gesehen, daß auf der Rückseite des Kartenwerks die dreizehn Städte und Gemeinden mit ihren Sehenswürdigkeiten vorgestellt werden. Und außerdem habe der Kreis bei der Kalkulation aus Dreieich das Kostenrisiko tragen sollen: "Da läßt es sich leichter mit hohen Auflagen rechnen", so der Verkehrsdezernent.

Beide Bewerber hatten die gleichen Forderungen an den Auftraggeber gestellt: Die Vervielfältigungsrechte der Topographischen Karte des Kreises Offenbach vom Landesvermessungsamt Wiesbaden, deren Nutzung 6600 Mark kostet, und die der Kreis bezahlen sollte.

Auf der anderen Seite waren beide Anbieter bereit, dem Kreis 1000 Freiexemplare zu überlassen.

An denen haben die Besitzer allerdings nur wenig Freude: Auf Hochglanzpapier anstatt auf strapazierfähigem, speziellem Landkartenpapier gedruckt, geht die Radwegekarte schon nach mehrmaligem Auseinanderfalten aus dem Leim. An den Faltstellen bilden sich sehr schnell Risse.

ttt

Aufgalopp verdrängt Sorgen Finanzielle Probleme des Renn-Klubs bleiben gegenwärtig

Nun, da die Saison beginnt, sind des Professors Sorgen kaum geringer geworden. "Wir müssen", hat der Präsident des Renn-Klubs Niederrad, Professor Hanns Gotthard Lasch gesagt, "den Ausfall der Fernseh-Gelder kompensieren." Wie das gelingen solle, ist er daraufhin gefragt worden, und hat geantwortet: "Das weiß ich nicht."

Angespannt ist die Finanzlage des Renn-Klubs, der Saisonauftakt mag die Sorgen kurzzeitig verdrängen, vergessen machen kann er sie nicht. "Wir müssen uns was einfallen lassen", sagt Lasch, und verweist auf die Überlegungen inmitten der Galopprennbahn eine Driving Range für Golfspieler zu installieren. In dieser Richtung werden bereits Gespräch mit einem potentiellen Investor aus Großbritannien geführt.

Angenehmer als über die Finanzen zu reden, ist es für Lasch, auf das Sportliche zu sprechen zu kommen. Die Sonne hat zu Beginn dieser Woche die Sandbahn nach Wochen des Dauerfrosts aufgetaut, es wird wieder trainiert, "Geläuf und Boden", berichtet Lasch, "sind so hergerichtet, daß es am Sonntag klappen müßte".

Sonntag (erster Start 13.30 Uhr) also laufen die Rennpferde wieder, im Hauptrennen des ersten Renntages dieser Saison geht es über 1500 Meter um den Telenorma-Pokal, respektive 20 000 Mark, wovon dem Sieger 11 700 zustehen. Acht Bewerber nur haben sich bisher für das Hauptrennen gemeldet. Eine unüblich geringe Anzahl, die Lasch in erster Linie auf die schlechten Trainingsbedingungen in den lezten Wochen zurückführt.

Zu gewinnen jedenfalls gibt es in Niederrad mehr denn je; 3,2 Millionen Mark als Rennpreise werden an den insgesamt zwanzig Renntagen diesen Jahres ausgeschüttet, das sind noch einmal 180 000 Mark mehr als im vergangenen Jahr. Dafür, daß ein ordentlicher Betrag des Geldes in Frankfurt bleibt, soll vor allem die von Heinz Hesse trainierte Stute "Rhode Island" verantwortlich sein, das hervorragendste von derzeit 120 in den Niederräder Stallungen untergebrachten Pferden. In erster Linie an "Rhode Island" denkt denn auch Lasch, wenn er hofft, daß "vielleicht eines unser sehr vielen jungen Pferde zum Lokalfavoriten heranwächst".

Es ist dies die 130. Turfsaison in Frankfurt-Niederrad, und damit die 131. finanziell erträglich wird, sagt Lasch, "kommt es darauf an, daß die Rennbahn voll ist". Nun, da die Saison beginnt, sind die Sorgen kaum geringer geworden, die Hoffnung aber ist hinzugekommen.

RONALD RENG

Selbolder Liste soll sich entschuldigen

LANGENSELBOLD. Die Aussage der Selbolder Liste, die in einer Pressemitteilung die Langenselbolder Verwaltung als "bürgerverachtend" bezeichnet hat, beschäftigt noch immer den Personalrat und die ÖTV-Vertrauensleute im Rathaus der Gründausstadt. Zweimal hatte der SL-Pressesprecher diesen Vorwurf in der Langenselbolder Zeitung geäußert, woraufhin die Vertreter der Rathausmitarbeiter die Kritik der Wählergemeinschaft offentlich zurückwiesen.

In ihrer Entgegnung bezogen sich die Rathausmitarbeiter nicht auf die Inhalte des SL-Wahlprogramms, wie es auch in der FR anfangs hieß, sondern ausschließlich auf eine Pressemitteilung der Wählergemeinschaft. Der Personalrat und die ÖTV-Vertrauensleute erwarten von der Selbolder Liste jetzt eine öffentliche Entschuldigung. alu

Heute im Lokalsport

&blt; Nach einem zweijährigen Gastspiel in der Zweiten Liga feierte Trainer Klaus Kleiter mit dem SC 1880 Frankfurt den Aufstieg in die Hallenhockey- Bundesliga.

&blt; Der Frankfurter Peter Knopp räumt als erster deutscher Profi-Bowler in den USA kräftig ab.

&blt; Der Saisonauftakt in Niederrad kann die finanziellen Sorgen des

(Berichte auf Seite 28)

Donnerstag, 11. März

Literatur Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Szenische Lesung - "Gustav Flaubert/ George Sand: Eine Freundschaft in Briefen".

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Wolfgang Brenner, "Welcome Ossi". Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf den Seiten im Anzeigenteil.Museen/Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Vorträge / Diskussionen Senckenberg-Museum, Senckenberganlage: 18 und 20 Uhr, Dia-Panoramavision, "Toskana und Venedig".

Universität Frankfurt, Aula, Mertonstraße: 20 Uhr, Initiative "Pro Tibet" - Vortrag, "Bardo, Zwischenzustand bei Tod und Wiedergeburt".

Max-Beckmann-Schule, Sophienstr. 70: 19 Uhr, Bockenheimer Gespräche - "Ursachen des Nationalismus im gegenwärtigen Deutschland". Stadtwerke, Hauptwache-Passage: 17 Uhr, Vortrag "Gesund und Fit ins Frühjahr".

Sonstiges Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Rommé und Canasta.

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Handarbeitskreis, Brentano-Haus.

Institut für Sozialarbeit: 13.45 Uhr, "Hinter die Kulissen geschaut", Bericht über "Jugendprobleme in unserer Zeit"; Jugendamt, Zeil 57.

Informationszentrum für Männerfragen, Neuhofstr. 41 HH, Tel. 5 97 09 59: 20 Uhr, Gesprächskreis für Väter, die ihre Kinder nicht sehen dürfen.

Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Lstr. 233: 14 bis 18 Uhr, Treff Lenaustr. 24.

Café Rosa L., Windeckstr. 62: 19 Uhr, Dart- Turnier, Spieleabend.

City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.

Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg.

Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller- Platz: 10 Uhr, 1. Hessisches Briefmarken- Sammler-Treffen.

Katholische Studenten-Gemeinde, KSG, Koselstr. 15: 18.30 Uhr, Fotogruppe. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke an der Hauptwache, Schillerstraße 2-4, Tel. 28 48 35; Erlen-Apotheke, Alt-Erlenbach 59, Tel. 0 61 01 / 4 46 75; Europa-Apotheke, Nordweststadt, Hammarskjöldring 73 b, Tel. 57 86 26; Kant-Apotheke, Berger Straße 49, Tel. 49 59 90; Luthmer-Apotheke, Nied, Luthmerstraße 12, Tel. 39 62 57; Mendelssohn-Apotheke, Mendelssohnstraße 56, Tel. 74 25 43; Riederwald-Apotheke, Riederwald, Raiffeisenstr. 77, Tel. 41 37 17; Textor-Apotheke, Sachsenhausen, Textorstraße 11, Tel. 62 33 94.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Fenn, Frankfurter Str. 127, Offenbach, Tel. 88 09 50; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.

Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01 - 4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.

Wir empfehlen, diese Seite aufzuheben.

- Ohne Gewähr -

Volkstänze aus Vilnius

FRIEDBERG. Die Volksgruppe "Ratilio" von der Universität Vilnius wird am heutigen Donnerstag, 11. März, ab 20 Uhr in der Friedberger Stadthalle Lieder, Tänze, Trachten, Instrumente und Musikstücke der einzelnen Regionen Litauens vorstellen.

Bei dem Auftritt des 16köpfigen Ensembles handelt es sich um eine Gemeinschaftsveranstaltung der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung, des städtischen Kulturamtes, der Evangelischen Familien-Bildungsstätte und der Europa-Union Wetterau. Der Eintritt kostet zehn Mark. mk

"Karbener Mütterzentrum parteipolitisch unabhängig"

KARBEN. In Karben beteiligen sich immer mehr Bürger in Initiativgruppen an der Kommunalpolitik. Die FR berichtete unter anderem über Anregungen, die von der Fraktion der Grünen aufgegriffen werden. In diesem Zusammenhang wurde das Mütterzentrum genannt. Dazu übermittelt der Vorstand des Mütterzentrums Karben folgende Stellungnahme:

"Es stimmt nicht, daß sich die Initiativgruppe familienfreundliches Karben der Grünen/Unabhängige Wählergemeinschaft aus dem Mütterzentrum entwikkelt hat. Richtig ist, daß es einzelne Frauen gibt, die sowohl im Mütterzentrum als auch in der Initiativgruppe familienfreundliches Karben aktiv sind. Das Mütterzentrum ist ein parteipolitisch und konfessionell unabhängiger Verein. de

Unterbesetzte Polizei registriert '92 im Taunus 20 Prozent mehr Straftaten als im Vorjahr Vier Einbrüche pro Tag treiben Statistik hoch Doppelmord gilt auch ohne Beweis als "aufgeklärt" Von Stefan Kuhn HOCHTAUNUSKREIS. Eine Frau erstickt in der Kliniktoilette ihr gerade geborenes Kind, ein 20jähriger Mann bringt in Schmitten seine Freundin mit einem Hammer um, Obdachlose erschlagen in Kronberg einen Mitschläfer - drei der fünf Fälle mit Gewalt-Toten, die der Kriminalpolizei Bad Homburg voriges Jahr zu schaffen machten. Sie gelten alle als geklärt, auch der Bad Homburger Doppelmord - obwohl die Polizei ihn dem vermuteten Täter nicht beweisen kann, wie Kripo-Chef Eberhard Bode erläutert. Weit schlechter sieht die Bilanz bei Einbrüchen und Diebstählen aus, die mehr als zwei Drittel der 15 225 erfaßten Straftaten 1992 ausmachen. Das sind 2474 Fälle mehr als 1991. Der Hochtaunus liegt damit bei der Kriminalitätsbelastung hinter Frankfurt und Offenbach hessenweit an der Spitze.

Ein Zuwachs bei den Straftaten um 19,4 Prozent, "doppelt so hoch wie in Hessen insgesamt", wie die Kriminalstatistik 1992 für den Hochtaunuskreis vermerkt. Da liegt es für Landrat Jürgen Banzer (CDU) auf der Hand: "Wir brauchen mehr Polizei." Bei einem wachsenden Gefühl der Gefährdung in der Bevölkerung drohten ernste Krisen. Die 57 Planstellen der Kripo wurden seit zehn Jahren nicht aufgestockt, ergänzt Bode. Ausbildung, Krankheit und steigende Freizeit reduzieren die Personalzahl weiter, "so daß wir bei einem tatsächlichen Ist von 35 Beamten landen".

Die Kripo-Beamten klären trotz aller Mehrbelastung nach wie vor fast jeden dritten Fall auf. Dafür schoben sie allerdings 7000 Überstunden allein 1992. Stolze Aufklärungsquoten von 42 Prozent wie 1981 gehören aber der Vergangenheit an.

Der Kriminalitätszuwachs traf voriges Jahr stark den Hintertaunus: von Neu- Anspach über Usingen bis zu Grävenwiesbach. Wobei die Zahl der Straftaten umgerechnet auf die Einwohner meist jedoch immer noch niedrig ist. Den "Brennpunkt der Kriminalität" bildet laut Bode nach wie vor Bad Homburg. Hier fielen mit 5320 Fällen mehr als ein Drittel der Straftaten im Kreis an.

Mit einer steigenden Zahl von Straftaten haben nicht nur der Hochtaunus, sondern auch die Nachbarkreise zu kämpfen. Frankfurt dagegen habe unterdurchschnittliche Zuwachsraten, erläutert Eberhard Bode und spricht von einer Verschiebung ins Umland. Die Ursachen seien vielfältig; besonders verweist der Kripochef jedoch auf die Auflösung der offenen Drogenszene und die personelle Verstärkung der Polizei in der Metropole, die Räuber und Diebe ins Umland treibe.

Mit sichtbarer Polizeipräsenz, etwa durch "massiv erhöhte" Standkontrollen, kämpft die Bad Homburger Polizeidirektion dagegen an - und gegen das Gefühl der Unsicherheit in der Bevölkerung. Dieses deckt sich nicht immer mit der Wirklichkeit: So berichtet Bode von häufigen Klagen über eine "massiv wachsende Straßenkriminalität" durch Handtaschendiebe; die Statistik verzeichnet jedoch 1992 nur 78 Fälle im gesamten Kreis.

Auch die Durchschnittswerte der Aufklärungsquoten führen häufig in die Irre: So findet die Polizei beispielsweise bei Körperverletzung neun von zehn Tätern. Erpresser, Umwelt-Straftäter, Autodiebe, Wirtschafts- und Sexualverbrecher sowie Drogenkriminelle haben ebenfalls schlechte Karten. Die geringen Erfolge bei Einbrechern und Dieben, die gleichzeitig zwei Drittel der Straftaten bescheren, drücken den Aufklärungsschnitt.

Landrat Banzer fordert mehr Polizisten für das Umland, gemäß Frankfurter Vorbild und trotz leerer Kassen: "Da muß man eben auf anderes verzichten." Zugleich sollen Städte und Gemeinden die Polizei entlasten, indem etwa ihre Hilfspolizei die von ihr geblitzten Temposünder selbst ermittelt. Banzer will die Bürgermeister demnächst davon überzeugen.

Auf einen Blick

Seite II USINGEN. Heroinsüchtige Frau stach in der Polizeiwache mit Spritze auf zwei Beamten ein. Seite III OBERURSEL. "Klasse 4 in stabiler Seitenlage": 50 Oberstedtener Kinder lernten Erste Hilfe. Seite IV KULTURSPIEGEL TAUNUS. Kunst am Arbeitsplatz: eine Malerin und ihre Bilder bei Hewlett-Packard. Seite VI Aus dem Rhein-Main-Gebiet.

"Aus SPD nicht ausgetreten" Stadtbaurat Dr. Schreiber: Erwäge es derzeit auch nicht

MAINTAL. Der Maintaler Stadtbaurat Dr. Karl-Heinz Schreiber ist Gerüchten entgegengetreten, er sei bereits vor acht Wochen aus der SPD ausgetreten. In SPD-Kreisen wird seit einigen Tagen über diesen möglichen Schritt Schreibers diskutiert.

Angeblich soll Schreiber in einem Brief an den Bischofsheimer SPD- Ortsvorsitzenden Sepp Sigulla seine Mitgliedschaft in der SPD als ruhend erklärt haben. Eine "ruhende Mitgliedschaft" gibt es allerdings bei der SPD überhaupt nicht.

Der Maintaler Stadtbaurat sagte gestern gegenüber der FR, weder sei er aus der Partei ausgetreten noch erwäge er dies derzeit. Vier Tage nach der Wahlschlappe seiner Partei sei es jetzt viel wichtiger, Ursachenforschung zu betreiben und nach Möglichkeiten zu suchen, aus dem Tief herauszukommen.

Sein Schreiben an Sigulla möchte Schreiber als rein persönlich gewertet wissen, er sehe derzeit keinen Grund, mit irgendwelchen Erklärungen an die Öffentlichkeit zu gehen.

Daß Schreiber weiterhin ordentliches Mitglied der SPD ist, wurde gestern von der SPD-Kreisgeschäftsstelle bestätigt. Die Mitgliedsbeiträge Schreibers würden nach wie vor von Frankfurt aus von seinem Konto abgebucht, hieß es.

Schreiber gilt vor allem als ein Kritiker des von der SPD mit der CDU gefundenen Asylkompromisses, dessen parlamentarische Verwirklichung ein Asylbegehren von Flüchtlingen in Deutschland fast unmöglich machen würde.

Außerdem ist Schreibers Position innerhalb der Maintaler SPD äußerst umstritten. are

Wieder Umleitung im Stadtkern Umgestaltung Frankfurter Straße wird ab Mittwoch fortgeführt

BAD VILBEL. Ab Mittwoch, 17. März, rücken wieder die Baumaschinen in der Frankfurter Straße an. Zwischen der Einmündung Grüner Weg und dem Zentralparkplatz werden nach einer Mitteilung der Stadtverwaltung die Umgestaltungsmaßnahmen fortgesetzt. Nur noch Anlieger werden die Baustelle passieren können. Der allgemeine Verkehr wird umgeleitet und zwar vom Alten Rathaus her über Grünen Weg und Erzweg. Autos aus Richtung Südbahnhof können am Zentralparkplatz wenden.

In Höhe der Frankfurter Straße 127 (Frankfurter Sparkasse) werden Parkflächen markiert. Die Parkzeit wird auf eine Stunde beschränkt. Es sind Parkscheiben unter die Windschutzscheibe zu legen. Wie Stadtrat Jörg Frank mitteilt, wird das Parken quer zur Fahrtrichtung, das sich in diesem Bereich in den vergangenen Monaten eingebürgert hatte, nicht mehr geduldet. Dadurch werde die Straße zu sehr eingeengt, um noch Begegnungsverkehr zuzulassen. Für Lastwagen bleibt die Frankfurter Straße ab 17. März gesperrt.

Die Bad Vilbeler Geschäftsleute ermuntern inzwischen ihre Kunden, mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren. Die Erstattung von Parkgebühren bei Einkäufen ab 30 Mark ist nach einer Mitteilung des Gewerberings noch leichter geworden. Die Parkscheinautomaten geben neue Billets aus. Diese Parkscheine bestehen aus zwei Abschnitten. Der eine Abschnitt dient nach wie vor als Nachweis für die bezahlte Parkgebühr und gehört hinter die Windschutzscheibe. Der andere, der sich wegen einer Perforation leicht abtrennen läßt, kann in Geschäften präsentiert werden. Läden, die sich durch Aufkleber mit einem "P" zu erkennen geben, erstatten bei Einkäufen ab 30 Mark 50 Pfennig Parkgebühr und bei Einkäufen ab 100 Mark eine Mark Gebühr. Entsprechende Gutscheine für die Erstattung von maximal zwei Mark können von den neuen Parkscheinen abgetrennt werden. hm

Norbert Braun gibt Usinger SPD-Vorsitz ab

USINGEN. Der Fraktions- und Parteivorsitzende der Usinger SPD, Norbert Braun, will künftig nur noch Fraktionschef sein. Nach vierjähriger Amtszeit wird er in der SPD-Mitgliederversammlung am 30. März nicht mehr für den Parteivorsitz kandidieren, teilte Braun am Mittwoch mit.

"Die Entscheidung ist von langer Hand geplant. Ich halte eine Ämterhäufung nicht für gut und habe von Anfang an meinen Parteivorsitz beschränkt", erklärt Braun. Um die Nachfolge will sich seine seitherige Stellvertreterin Birgit Hahn bewerben. Der SPD-Vorstand trifft sich heute zur Beratung und Wahl-Nachlese.

Die Usinger SPD büßte bei der Wahl am Sonntag 7,3 Prozent der Wählerstimmen ein. Mit nunmehr 20,9 Prozent erreichte sie nur noch acht statt bisher elf Sitze im Stadtparlament. cn

Statt TV ein Zimmer mit Büchern Schule will Lesen fördern

SCHWALBACH. Anastasia kann zwar noch nicht reiten, aber: "Pferde mag ich." Klar, daß ihr erstes Buch, zu dem sie im am Montag neu eingerichteten "Lesezimmer" in der Schwalbacher Georg-Kerschensteiner-Grundschule greift, "Auf's Pferd" heißt. Ganz still sitzt sie in der Ecke des braunen Ledersofas und fühlt sich durch jede Unterbrechung sichtlich gestört. Daß sie gerne liest, sagt sie noch, und daß sie es gut findet, daß es jetzt dieses Lesezimmer in ihrer Schule gibt.

"Nö", Jörg interessiert sich nicht fürs Lesen. Er spielt lieber "Uno" mit seinen Kumpels, gibt er, ein bißchen einsilbig, Auskunft. Schließlich muß er sich auf das Kartenspiel konzentrieren: Nicht, daß er am Ende wegen dieser nebenbei geführten Unterhaltungen verliert.

Das Lesezimmer in der Grundschule mit 300 Jungen und Mädchen ist ein gemeinsames Projekt der städtischen Leseförderung und der Schulleitung. Gisela Franzke, für die Leseförderung in der Stadt zuständig, und Schulleiterin Gudula Farwig taten sich zusammen und machten es unter tatkräftiger Mithilfe der Eltern möglich, daß am Montagmorgen das Lesezimmer eröffnet werden konnte. Die Schule feierte das Ereignis mit einem Lesetag. In dem von Schülerinnen und Schülern bunt mit gemalten Bücherwürmern, Lesedrachen und Buchstabenfressern dekorierten Raum wird Franzke künftig immer montags Leseförderung anbieten. Stundenweise können Lehrer und Lehrerinnen mit ihren Klassen auf Besuch kommen: Dann wird, jeweils zu einem bestimmten Thema, vorgelesen, erzählt und gebastelt. Natürlich können einzelne auch selbst zu einem Buch greifen. Ähnliche Veranstaltungen organisiert Franzke in Zusammenarbeit mit dem Spielmobil auch für die Nachmittage. Das Lesezimmer bietet ihr damit nun endlich einen Kindern angemessenen hellen und fröhlichen Raum. "Für solche Aktionen ist es in der Bücherei im Rathaus einfach zu eng", meint sie.

Auch in den großen Pausen sollen die Kinder das Zimmer nutzen dürfen. Bedingung: Es müssen sich genügend Eltern oder Nachbarn finden, die in dieser Zeit die Aufsicht führen, erklärt Schulleiterin Farwig.

Das Lesezimmer versteht sie auch als Teil der angestrebten Einbindung der Schule in den Stadtteil. "Schule soll lebendiger Treffpunkt sein." Um den Kontakt zur unmittelbaren Umgebung der Schule zu fördern, möchte sie etwa auch die Bewohner der Altenwohnanlage ansprechen und diese bitten, den Kindern hin und wieder in den Pausen vorzulesen.

Den Grundstock für das Lesezimmer, das auch als Leih-Bücherei dienen soll, bildet derzeit noch eine Dauerleihgabe von etwa 500 Büchern aus der Kreisbücherei in Hattersheim. Weitere 500 Bücher und Gesellschaftsspiele wurden für 1200 Mark, dem Erlös des Schulfestes, vergangenen Sommer angeschafft. 1000 Mark durfte Gisela Franzke vom Etat der Leseförderung abzwacken, um dafür Dekorationsstoffe und Material zum Einbinden zu kaufen.

Im neuen Lesezimmer sollen fernsehüberfütterte Kinder nicht nur wieder ans Lesen herangeführt werden, die Schule will ihren Schülern damit auch "einen Raum schaffen, wo es mal nicht um Druck und Leistung geht". Selbstbestimmtes Lernen soll hier versucht werden, meint Gudula Farwig, und damit leiste die Schule einen Beitrag zur Friedens- und Demokratie-Erziehung. fra

DGB: Sozialabbau ist schuld an "Katastrophe"

HOCHTAUNUSKREIS. Eine "Verunsicherung von großen Teilen der abhängig Beschäftigten" macht Bernd Vorlaeufer- Germer, Kreissekretär des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) für den Hoch- und Maintaunuskreis, unter anderem für den Wahlerfolg der rechtsextremen "Republikaner" verantwortlich. Schuld daran seien soziale Verwerfungen wie der andauernde Abbau sozialer Leistungen und die erneut drohenden Reallohnverluste. "Das war eine Katastrophe", urteilt Vorlaeufer-Germer über den Wahlausgang. Als "zentrales Anliegen" fordert er jetzt eine "konstruktive Oppositionspolitik" der Bonner SPD: "Man kann nicht weitermachen mit dieser Anbiederungspolitik." Als Antwort auf die Erfolge rechtsextremistischer Parteien forderte Bernd Vorlaeufer-Germer (selbst parteilos) am Dienstag abend im Gespräch mit Journalisten eine Erneuerung von SPD und CDU an Kopf und Gliedern - "vor allem am Kopf". stk

Hunderte Eltern kamen zur Podiumsdiskussion mit dem Thema "Was ist mit unserem Nachwuchs los?" in Karben Aggressivität als Schrei nach Zuwendung

Pädagoginnen erzählten von ihren Erfahrungen / Mütter suchen nach Orientierung Von Georg Linde

KARBEN. "Wie kann ich meinem Kind Ruhe und Hoffnung vermitteln, wenn ich selbst Angst vor der Zukunft habe", bekannte eine Karbener Mutter. "Was ist nur mit unserem Nachwuchs los" lautete die Fragestellung des "Talk im Saal" des Bürgerzentrums. Mehrere hundert Eltern, vorwiegend Mütter, zeigten durch ihre Beteiligung, wie aktuell des Thema des Diskussionabends war.

Dazu hatte der Stadtelternbeirat zusammen mit der Kinderbeauftragten Gabi Kloka eingeladen. Sie zeigte auch auf, daß Kinder seismographisch auf Veränderungen in der Gesellschaft reagieren. Die Fragestellung des Abends hätte denn wohl auch lauten müssen: "Was ist mit uns Eltern los?". Aber dann, meinte Stadtelternbeirat Peter Herbig scherzhaft, wären nicht so viele Eltern gekommen. Ohnehin waren auffallend wenig Väter da.

Nach Schilderungen der Leiterinnen von Karbener Kindertagestätten und Schulen über zunehmend aggressive oder auffällige Kinder, die keinen ganzen Satz mehr sprechen, sich nur noch tolpatschig bewegen können oder ganz einfach gefühllos seien, trugen immer mehr Mütter aus dem Publikum ihre Beobachtungen und Sorgen bei. Die Beiträge konzentrierten sich unter der unaufdringlichen, zugleich verbindlichen Diskussionsleitung von Stadtelternbeirat Peter Herbig auf die Ratlosigkeit vieler Eltern inmitten von beruflichem Streß, Mietendruck, Fernsehberieselung, Wertewandels zwischen autoritären Erziehungsidealen und der Entwicklung zu einer selbstbestimmten Persönlichkeit, zur Erkenntnis, daß die Auffälligkeiten der Kinder eng mit den gestörten Beziehungen zwischen Eltern und Kindern zusammenhängen. Angemerkt wurde auch, daß zunehmende Auffälligkeiten beim Nachwuchs zeitlich mit der Einführung des Kabelfernsehens vor rund fünf Jahren zusammenfallen.

Die eigene Ratlosigkeit und der Druck von außen können sich demnach in fehlender Zeit für Kinder äußern oder aber in einer Überforderung. "Ich habe mich früher als Kind einfach mit anderen auf dem Spielplatz getroffen", steuerte eine Mutter bei. Wenn ihre Tochter heute mit einem Kind spielen wolle, müsse diese erst telefonisch den Terminkalender mit anderen Kindern abstimmen. Vom Tennis zur Musikschule und Gymnastik - manche Kinder hätten nicht genug Zeit für sich. "Ich kann mein Kind gar nicht einfach raus lassen, weil ich zu viel Angst vor dem Autoverkehr habe", zeigte eine andere Mutter den immer stärker begrenzten Lebens- und Erlebnisraum der Kinder heute auf.

Viele Eltern ließen auch schon Sechsjährige die Fernseh-Nachrichten gucken, die zeigten, wie in Sarajewo Kinder auf offener Straße erschossen werden. "Wir werden überschwemmt von vielen Katastrophen und Unglücken, haben aber verlernt, uns einen seelischen Schutz aufzubauen", darauf wies Schulpsychologe Rainer Ettling hin. Eltern, die selbst Zukunftsangst hätten, könnten ihren Kindern keine Hoffnung machen. Das kann jedoch nicht bedeuten, vor den wachsenden realen Bedrohungen die Augen zu verschließen, stimmte er einer Mutter zu. Dr. Hildegard Simon-Hohn, Erziehungswissenschaftlerin und wie Ettling Expertin auf dem mit 15 Personen reich besetzten Podium, wollte auch das Mißverständnis einer individuellen Schuldzuweisung vermeiden. Es gebe objektive Schwierigkeiten. Die (weiter zerfallende) Familie bilde die Schnittstelle zwischen gesellschaftlicher Veränderung und individueller Reaktion darauf.

Selbstkritisch nahm da auch Bürgermeister Detlev Engel (SPD) Stellung: "Es ist zu beobachten, daß die Gesellschaft sich immer weiter entsolidarisiert, jeder kämpft für sich. Wir machen die Ellenbogen den Kindern vor, das Vordrängen beim Einkauf, gefährliches Überholen auf der Straße, hektischer Beruf, keine Zeit für Kinder." Zunehmend seien auch in Karben beide Elternteile berufstätig, um den Lebensstandard halten zu können. Früher hätten außerdem oft drei Generationen unter einem Dach gelebt und sich umeinander gekümmert. Das sei heute kaum möglich.

Nicht umsonst unterstützt die Stadt daher vermutlich Einrichtungen wie das Mütterzentrum. Deren Sprecherin, die Sozialpädagogin Renate Bierwirth-Kunz, plädierte denn auch für mehr Miteinander und die Verantwortung, die Nachbarn nicht alleine stehen zu lassen. Darauf zielten auch die Angebote des Mütterzentrums.

Einen ganz praktischen Hinweise gab eine Karbener Schulleiterin einer Mutter mit auf den Weg: Im Umgang mit den Kindern liebevoll konsequent zu sein, nicht immer nachgeben, wenn sie dies und das haben wollen. Die Kinder wüßten diese Klarheit der Eltern schließlich als Orientierung zu schätzen.

(Dazu auch der Kasten.)

GROSSKROTZENBURG. Seit 25 Jahren gehören die Großkrotzenburger Liberalen nunmehr dem Ortsparlament an. Ein Grund für sie, dieses Jubiläum zu feiern und Rückblick zu halten. Ein Schwerpunkt in der Geschichte der FDP-Arbeit lag nach Aussagen des Vorsitzenden Helmut Zeller dabei im Umwelt- und Naturschutz. Dazu gehörte für die FDP die Kläranlagenerweiterung, die Einrichtung einer Altpapiersammelstelle sowie die Kompostierung von Gartenabfällenauf dem Bauhof, die auf Antrag der Partei begonnen wurde. Wie Zeller erklärt, habe er außerdem die Initiative gestartet, die Schiffslache unter Naturschutz zu stellen.

Als weitere Erfolge der Liberalen bezeichnet der Parteivorsitzende den Beginn der Ferienspiele und die 1982 verhinderte Schließung des Gemeindekindergartens. Ihren Bemühungen schreibt die Partei auch zu, daß vereinsförderrichtlinien aufgestellt wurden, Spazierwege entlang des Mühlbaches geschaffen wurden sowie der geplante Bau einer Hochhaussiedlung verhindert wurde. alu

Querfeldein

Helga Weinstein Senioren-Beauftragte Helga Weinstein (Kleingolfclub Waldstadion) wurde bei der Verbandstagung des Hessischen Bahnengolfsportverbandes in Darmstadt zur Seniorenbeauftragten gewählt. Sie soll stärker als bisher die Interessen der Senioren wahrnehmen.Trampolin-Meisterschaften Mehr als 50 Trampolin-Turner aller Altersklassen ermitteln am Sonntag, 14. März in der Deutschen Turnschule (Otto- Fleck-Schneise) von 14 bis 17 Uhr die Meister des Turngaus Frankfurt. Als Favoriten der Schüler-, Jugend- und Erwachsenen-Wettbewerbe begeben sich die Teilnehmer der SG Nied auf das Sprungtuch. Landestrainer Markus Thiel (Niederrad) wird die Meisterschaften dazu nutzen, den Nachwuchs der TG Zeilsheim, der Turnerschaft Griesheim und der TSG Vorwärts unter die Lupe zu nehmen.Rhönradturner in Zeilsheim Die Turngemeinde Zeilsheim ist am Sonntag, 14. März, Ausrichter der hessischen Schülerbestenkämpfe im Rhönradturnen. Die jungen Sportler in den rollenden Turngeräten beginnen in der Stadthalle Zeilsheim um 10 Uhr mit der Pflicht. Die Kürübungen stehen ab 13 Uhr auf dem Programm.

Genius-Fan muß sich verdrücken

Volksfürsorge schaßt Vertriebschef / Außendienst gestärkt

doe FRANKFURT A. M. Nicht einmal zwei Monate nach dem 60 Millionen Mark teuren Einstieg der Volksfürsorge beim Kölner Strukturvertrieb OVB muß der Initiator des umstrittenen Deals seinen Hut nehmen. Nach offizieller Lesart "im gegenseitigen Einvernehmen" ist Hans Löffler, der Vertriebschef der Hamburger Assekuranz, aus dem Vorstand ausgeschieden. Der 43jährige war schon verantwortlich für den folgenreichen Flirt der Volksfürsorge mit der Gießener Pleite-Truppe Genius nach der deutschen Vereinigung. Branchenbeobachter schätzen, daß sich Löffler den Abschied von der Alster mit einer Abfindung von einer Million Mark versüßen läßt.

Seit seinem Amtsantritt im Januar 1990 verfocht der schnauzbärtige Manager bei der Volksfürsorge energisch den Strukturvertrieb als neue Verkaufsmethode. Mit Hilfe selbständiger Organisationen, die von Verbraucherschützern wegen ihrer aggressiven Verkaufsmethoden als "Drückertruppen" kritisiert werden, hoffte Löffler, das vor allem in der Leben-Sparte lahmende Geschäft anzukurbeln. Die Kooperation mit Genius brachte 1990 zunächst tatsächlich mehr als 100 000 Verträge, endete dann aber im Debakel des Firmenkonkurses. Im März 1992 heuerte die Vofü daraufhin die OVB als neuen Policen-Produzenten an.

In der traditionell eng mit den Gewerkschaften verbundenen Stammorganisation der Versicherung, die rund 2000 hauptberufliche und 35 000 nebenberuflichen Vertreter zählt, sorgte die Löffler- Linie derweil für erhebliche Unruhe. Um die Wogen zu glätten, setzte der Vorstand im vergangenen August einen eigenen Generalbevollmächtigten ein, der de facto den firmeneigenen Außendienst gegen den Zugriff des forschen Vertriebschefs absicherte. Für den Posten wurde der frühere Gesamtbetriebsratsvize Georg Stückl ausgewählt.

Insgesamt scheint das Management an der Alster die blauäugige Fixierung auf den mit hohen Stornoquoten und Kosten belasteten Strukturvertrieb als Wachstumsbringer in den vergangenen Monaten überdacht zu haben. So betonte Vorstandschef Wilko Börner unlängst in der Mitarbeiterzeitung Unter uns, an der traditionellen Freundschaft zwischen den Gewerkschaften und seinem Haus habe die Mehrheitsübernahme durch die Aachener Finanzholding AMB im Jahre 1989 nichts geändert: "Wir wünschen uns gute Geschäfte mit den Gewerkschaften und ihren Mitgliedern nach dem Motto: ,Alte Liebe rostet nicht&rquote;".

Gleichwohl hält die Volksfürsorge an ihrem 15prozentigen OVB-Paket fest. Man werde die Entwicklung der Stornoquoten genau verfolgen, betont Sprecher Wolfgang Otte: "Qualität geht vor Quantität." Löfflers Job hat kommissarisch Personaldirektor Fritz Völker übernommen.

Eckhard Stengel, Bremen (Tel.: 0421/324434) +++

NACHRICHTEN oder AUS ALLER WELT

"LEB" statt Zensuren

Kurdisch für Kurden

stg. BREMEN, 10. März. Die Bremer Grundschüler werden künftig auch in den Klassen 3 und 4 nicht mehr generell mit Ziffern-Zeugnissen bewertet. Anstatt Noten von 1 bis 6 zu vergeben, können die Lehrer künftig "Lernentwicklungsberichte" (LEB) schreiben, wenn sich die Mehrheit der Lehrer und Eltern einer Klasse dafür ausspricht. Die Wahlfreiheit zwischen Ziffern-Zeugnis und "LEB" beginnt im kommenden Schuljahr, teilte Bildungssenator Henning Scherf (SPD) mit. Gleichzeitig entfallen an allen Bremer Grundschulen die bisherigen Halbjahreszeugnisse; sie werden durch Elterngespräche ersetzt. Nach Auskunft der Bildungsbehörde verzichten die meisten Bundesländer bisher nur in den ersten beiden Klassen auf Ziffern-Zeugnisse.

Für bundesweit einmalig hält Scherf einen dreijährigen Schulversuch, bei dem zunächst 45 kurdische Grundschüler zusätzlich zum deutschen Unterricht vier Stunden pro Woche in ihrer Muttersprache unterrichtet werden. Die Kinder der Klassen 1 bis 3 befassen sich dabei mit Geschichten und Liedern aus ihrer Heimat. Das Lernmaterial mußte erst mühsam entwickelt werden. Unterricht auf Türkisch gibt es in Bremen schon seit fünf Jahren.

(10.3.93/stg)

Fußball-Entwicklungshilfe in Frankfurt für japanische Gäste Videokameras sollen Lernprozeß vorantreiben Miyamura kam Idee zum Europa-Trip bei WM 1991 in China / Bundestrainer knüpfte Kontakte

Es war ein Lehrstück für Korrektheit, Disziplin und Freundlichkeit. Ungewohnte Farbtupfer auf der Haupttribüne des FSV Frankfurt. Dort saßen, wie die Hühner auf der Stange, in himmelblauem Gewand einheitlich uniformiert, hübsch aneinandergereiht 40 junge Fußballspielerinnen der "Kobe Womens University" in Japan. Sie waren gekommen, um dem Frankfurter Bundesliga-Derby FSV - SG Praunheim beizuwohnen. Der Begrüßung der beiden Mannschaften gaben sie ihre ganz persönliche, japanische Note.

Während sich die beiden Mannschaften samt Schiedsrichtergespann in der Mitte aufstellten, gaben etwa 25 Japanerinnen ihre Zurückhaltung auf. Sie standen nun, wie an einer Schnur aufgezogen, auf der Tartanbahn. Die Zeremonie made in Japan begann.

Die FSV- und SG-Spielerinnen winkten, das übrige Publikum reagierte nicht, wirkte eher uninteressiert. Die Japanerinnen aber erwachten zum Leben. Freudig erregt erwiderten die Gäste den Sportlerinnen-Gruß. Plötzlich rannten sie wild durcheinander (was dann doch ein wenig verwunderte) und unter johlendem Geschrei in Richtung der Mitte des Platzes los. In ihren Händen schwenkten sie Blumensträuße. Das Publikum schaute verdutzt, entschloß sich für mehr Aufmerksamkeit dem heiteren und ungewohnten Treiben gegenüber. Das unkoordinierte Losrennen von der Außenlinie konnte nicht ohne Folgen bleiben. Auf einmal standen zwei Japanerinnen vor nur einer Spielerin. Ein kurzer Augenblick der Orientierungs- und Ratlosigkeit, ein hektisches Geschubse und Gedränge nahm seinen Lauf. Der "Verteilungskampf" endete glücklich. Man fand sich.

Es folgte jetzt von Seiten der Japanerinnen eine tiefe, landesübliche Begrüßungsverbeugung. Diesmal erwiderten die FSV- und SG-Spielerinnen, wenn auch ein wenig steif und ungelenk. Die Blumensträuße wechselten ihre Besitzer. Sodann liefen die japanischen Gäste unter noch größerem Geschrei und unter dem Beifall der nun köstlich amüsierten Zuschauer zurück zur Tribüne.

An den nächsten beiden Tagen wurde es ernst. 1:11 verlor die Universitätsauswahl gegen Praunehim und 0:7 gegen den FSV in Freundschaftsspielen. Was nicht überrascht. "Wir sind Hobbyspielerinnen und betreiben nur Universitäts-Wettkämpfe", erläutert Trainer Shigeki Miyamura, der zusammen mit dem Biologie- Professor Shozo Suda die 18 bis 22-jährigen Spielerinnen betreut. Hinzu kommt noch, daß die deutschen Fußballspielerinnen technisch und taktisch hervorragend ausgerichtet seien. " Und sie sind so stark", fügt Miyamura hinzu, womit er die Körpergröße seiner europäischen Gegnerinnen meint.

Grund genug für ihn, mitgebrachte Technik kräftig einzusetzen. Eine Reihe von Videokameras und unzählige Fotoapparate gehören zum Reisegepäck. "Denn unsere Mannschaft soll aus den Spielen lernen, über viel und gutes Anschauungsmaterial verfügen", berichtet Miyamura. So waren beim Spiel gegen den FSV gleich mehrere Videokameras postiert. Jede Seitenlinie hatte ihr magisches Auge. Zudem erfüllte ein wahres Blitzlichtgewitter den Platz. Auch das eigene Fotoalbum wollte bedient werden.

Zuvor hielten sich die Japanerinnen auf ihrer 15-tägigen Reise noch in London und in Rom auf. In der italienischen Metropole traten sie beispielsweise gegen Lazio an und hatten und auch dort das Nachsehen. Der Gedanke an eine Europareise kam Miyamura bereits bei den Weltmeisterschaften 1991 in China, bei der er fleißig Kontakte suchte. Auf deutscher Seite erklärte sich Frauen-Bundestrainer Gero Bisanz bereit, Spielgegner zu besorgen.

Eines ist dem japanischen Trainer dann doch noch aufgefallen: "Hier sind alle so fleißig", erklärte er voller Bewunderung. Genauso wie sie selbst.

JÖRG DANIELS

Frauen-Workshop in kreativem Tanz

WÖLLSTADT. Einen Workshop "Frauen in Bewegung - Selbsterfahrung durch kreatives Tanzen" veranstaltet der Verein "Wege zum Selbst" am Samstag, 27. März, von 14 bis 22 Uhr, und am Sonntag, 28. März, von 10 bis 17 Uhr, in der Alten Molkerei in Nieder-Wöllstadt.

Tänzerische Vorerfahrung ist nicht erforderlich. "Kreatives Tanzen", so Musik- und Tanzpädagogin Renate Wallrabenstein, die den Workshop leitet, "richtet sich nicht nach festgelegten, erlernbaren Schrittfolgen und Bewegungsmustern, sondern entsteht spontan und individuell nach inneren Vorstellungsbildern, die in der freien Bewegung ihren Ausdruck suchen".

Eine Anmeldung ist unter Telefon 0 60 34 / 31 04 erforderlich. mu

Kleine FR

Vereine können Räume beziehen SELIGENSTADT. Die Räume, die im Rathaus Froschhausen renoviert wurden, können nun von Arbeiter-Samariter- Bund, Schachclub und SPD-Ortsverein genutzt werden. Zur Übergabe gibt's am Dienstag, 16. März, 19 Uhr, eine Feier. "Wie geht es weiter. . . ?" BABENHAUSEN. In der Reihe "Gott und die Welt" spricht der Darmstädter Pfarrer Hans-Helmut Köke am Montag, 15. März, 19.30 Uhr, im evangelischen Gemeindezentrum von Babenhausen über das Thema "Wie geht es weiter mit der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau?" Der 53jährige Köke wird Ende März das Amt des stellvertretenden Kirchenpräsidenten antreten. Neuer Kurs: Säuglingspflege DIETZENBACH. Kinderkrankenschwester Heide König beginnt am Dienstag, 16. März, 19.30 Uhr, in der Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt (Wiesenstraße 9) mit einem neuen Säuglingspflegekurs. Um Baby-Massage geht's in der Bildungsstätte in einem anderen Seminar von Heide König. Beginn: Freitag, 26. März, 15 Uhr. 63 Studienanfänger DIEBURG. An der Fachhochschule der Telekom hat das Sommersemester begonnen. Rektor Professor Eberhard Mathee konnte 63 Studienanfänger begrüßen - weniger als in früheren Jahren. DRK-Frühlingsball RODGAU. Zum Frühlingsball lädt die DRK-Ortsvereinigung Dudenhofen für Samstag, 20. März, um 20 Uhr ins Bürgerhaus ein. Seniorennachmittag RODGAU. Der nächste Seniorennachmittag findet am Donnerstag, 18. März, um 15 Uhr im Bürgerhaus Weiskirchen statt. TG-Jahreshauptversammlung RODGAU. Zur Jahreshauptversammlung hat der Vorstand der Turngemeinde Weiskirchen für Freitag, 19. März, um 20 Uhr ins Bürgerhaus eingeladen.

Geheimnis Schleiertanz im Bürgerhaus Lindheim

ALTENSTADT. All denen, die einen geheimnisvollen Teil des orientalischen Tanzes lernen wollen, bietet der Tanz- und Kulturkreis Altenstadt am Samstag, 20. März, von 13 bis 17 Uhr (Bürgerhaus Lindheim) ein Seminar im Schleiertanzen an. Die Teilnahme kostet Vereinsmitglieder 50, Nichtmitglieder 70 Mark. Information und Anmeldung bei: Barbara Müller-Walter, Tel. 0 60 47 / 47 80. mk

Klose festigt seine Position SPD-Fraktionschef verschafft sich Respekt im Bundestag

hll BONN, 10. März. Trotz verbreiteter Unzufriedenheit mit seinem Oppositions- Stil und trotz anhaltender Spekulationen um sein Amt ist es dem Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Hans-Ulrich Klose, gelungen, seine Position zu festigen. Aus einer Fraktionssitzung am Dienstag ging der 55jährige nach dem Eindruck der meisten SPD-Abgeordneten gestärkt hervor. Mit seinem Auftritt im Bundestag am Mittwoch verschaffte sich Klose Respekt auch bei jenen Fraktionsmitgliedern, die an seinen Führungsqualitäten und seiner Konfliktbereitschaft zweifeln.

Zu Beginn einer Diskussion der Bonner SPD-Fraktion über die Folgen der hessischen Wahlniederlage hatte Klose klargestellt, er werde bei der Neuwahl des Fraktionsvorstandes am 11. Mai antreten, "und wer Fraktionsvorsitzender ist, wird von der Fraktion entschieden und nicht in Spiegel-Interviews". Dieser Hinweis galt dem SPD-Abgeordneten Horst Peter aus Kassel, der im Spiegel Klose "das Übel" genannt und dessen Stellvertreter Rudolf Dreßler als besser geeignet bezeichnet hatte.

Klose und etliche andere Abgeordnete beschimpften nun Peter. Zum Abschluß der Debatte sagte der Bremer Abgeordnete Hans Koschnick, er sei zwar nicht mit allem einverstanden, was Klose sage, aber so kämpferisch wie er dies vorgetragen habe, "so wünschen wir dich uns öfter".

Für Gesprächsstoff sorgte in Bonn die Ankündigung der Gründung eines "Lübecker Kreises" unzufriedener SPD-Mitglieder. Es handelt sich um eine Gruppe um den schleswig-holsteinischen Landesvorsitzenden der SPD-Juristen-Arbeitsgemeinschaft, Wolfgang Meskovic. Der Lübecker SPD-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Reinhold Hiller sagte der FR, er halte "Gründungen neuer Kreise nicht für sinnvoll". Es gebe genügend Gremien in der SPD, in denen "auf dem normalen Weg Diskussionen geführt und Beschlüsse gefaßt werden können".

Brief an Verkehrsministerium Neue Initiative des Ersten Stadtrats Ernst Garkisch wegen B 45

BRUCHKÖBEL. Obwohl das hessische Verkehrsministerium mittlerweile auf die Forderung Bruchköbels eingegangen ist und den Sofortvollzug für den Weiterbau der B 45 mit Umgehung von Roßdof angeordnet hat, sorgt sich der Erste Stadtrat Ernst Garkisch um den Fortgang des Verfahrens.

Er hat daher Minister Ernst Welteke erneut angeschrieben und darum gebeten, den Flächenausgleich für die betroffenen Grundstücksbesitzer zu beschleunigen.

Grund für die Initiative Garkischs ist ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs in einem ähnlichen Fall. Dort wurde entschieden, daß die Entschädigung im Einzelfall geklärt werden müsse, noch ehe der Planfeststellungsbeschluß Rechtskraft erhalten habe. Garkisch dazu: "Die Forderung des Bio-Landwirts Stöpller, der das Verfahren B 45 beklagt, scheint uns vergleichbar. Wir sind deshalb der Auffassung, daß schon jetzt ein Gutachten erforderlich ist, welches im Detail die Entschädigungsansprüche klärt." Andernfalls könne der Beginn der Arbeiten weiter verzögert werden.

Baudezernent Garkisch weist darauf hin, daß er diese Anregung bereits im September 1992 an das Ministerium herangetragen habe. Bislang sei aber nichts geschehen. Vielleicht könne mit einem solchen Gutachten doch noch eine Einigung mit dem Kläger erzielt werden, hofft der Vertreter der Stadt. hein

Notdienste

Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Taunus- Apotheke, Bad Homburg, Gartenfeldstraße 51.

Oberursel/Steinbach. Dornbach-Apotheke, Oberstedten, Hauptstr. 19; Brunnen-Apotheke, Steinbach, Kirchgasse 2.

Usinger Land. Amts-Apotheke, Usingen, Marktplatz 17.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Park-Apotheke, Kronberg, Hainstr. 2.

Ordnungsamt ließ Bauwagen-Dorf nach zwei Monaten räumen Sechs junge Leute wissen nicht, wo sie schlafen sollen / "Öffentliche Sicherheit gefährdet" / Gruppe sieht Wortbruch der Stadt

ESCHBORN. "Keine Ahnung, wohin wir jetzt gehen sollen", sagt Ole und blickt hinüber zum gelbschwarzen Wagen einer Abschleppfirma. Seit zehn Uhr räumen Mitarbeiter des Unternehmens das Bauwagen-Dorf an der Niederräder Straße. Zwei Einachser und den Küchenwagen haben die Männer, die an diesem neblig-kalten Morgen im Auftrag des Ordnungsamtes zur Sache gehen, schon abgeschleppt. Jetzt versuchen sie, den letzten buntbemalten Wagen mit einem Stahlseil von der Wiese herunterzuziehen. Doch das klappt nicht - das Seil ist zu kurz. Bettina, die hier wie Ole und die drei anderen seit dem 16. Januar campiert, holt den Bauwagen schießlich mit dem Traktor vom Areal. Zumindest diesen Wagen haben sie vor dem kostenpflichtigen Abschleppen bewahren können.

Daß sie nicht einmal ein oder zwei Tage Zeit hatten, in eigener Regie den Platz zu räumen, ärgert die Gruppe am meisten. Doch die Stadt, die an diesem Morgen durch Ordnungsamtsleiterin Gertrud Rommelfänger und zwei Polizisten vertreten ist, sieht die "öffentliche Sicherheit" gefährdet und läßt deshalb den Räumungsbefehl vollstrecken. Das kostet Ole, Bettina, Derrik und die zwei anderen Dorfbewohner pro Wagen immerhin 250 Mark. Hinzu kommt die Standgebühr von zehn Mark am Tag und für jeden Wagen, der auf dem Gelände des Bauhofes und auf dem Areal der Abschleppfirma steht. "Wie sollen wir das bezahlen, wir haben effektiv nichts mehr", ärgert sich Ole und fügt ein wenig resigniert an: "So wird Obdachlosigkeit produziert." Dabei hatte sich die sechsköpfige Gruppe auf der städtischen Wiese trotz der Räumungsverfügung vom 8. Februar einigermaßen sicher gefühlt. Die Kommune hatte zunächst Aufschub gewährt und den jungen Leuten Auflagen für den Aufenthalt auf der Wiese gemacht. Die sechs richteten daraufhin mit Holzpaletten befestigte Gehwege ein, stellten ein Häuschen mit chemischer Toilette auf und beantragten eine Trink- und Abwasserleitung.

Die bekam die Gruppe aber nicht genehmigt. Die Gefahr wäre zu groß gewesen, daß die Wasserleitung im Winter einfriere, sagt Stadtrat Michael Bauer (FDP). Darüber hinaus habe das Bauamt Bedenken geäußert, weil die Röhre gegen Natur- und Landschaftsschutz verstoßen hätte. Die Stadt sah sich schließlich gezwungen, das Gelände räumen zu lassen.

Nach Worten Bauers sah die Verwaltung keine Möglichkeit, die Gruppe auf die bevorstehende Räumung hinzuweisen. Die Verwaltung habe damit mögliche Tumulte und Besetzungen des Geländes verhindern wollen. "Mit einer Räumung hatten sie ohnehin jeden Tag rechnen müssen", fügt Bauer an.

Doch froh ist offenbar niemand über die Aktion am Dienstag morgen. "Auch wenn ich als Privatperson vielleicht mit den Leuten noch diskutiert hätte, als Amtsleiterin bin ich gehalten, das Gelände räumen zu lassen", sagt Gertrud Rommelfänger. Und ein Nachbar, der unweit des Bauwagen-Dorfes wohnt und mit seinen Zweifeln an der unkonventionellen Lebensart der Gruppe nicht hinterm Berg hält, findet es "eigentlich schade für die Leute, daß sie gehen müssen".

Die sehen sich einstweilen um das Wort des Bürgermeisters betrogen. "Der wollte uns einen neuen Platz besorgen, jedenfalls haben wir das so verstanden", sagt Derrik.

Jetzt müsse das Sextett sehen, wo es unterkommt. "Jede private Initiative wird hier im Keim erstickt", sagt Ole. "Wir haben eben ein anderes Verständnis als die Leute, die in Steinhäusern wohnen. Und dafür werden wir halt verfolgt."

JÜRGEN SCHULTHEIS

Behörden drohen Schafhalter an, ihm die Tiere wegzunehmen Das Drama um die verlassenen Schafe von Hunoldstal geht weiter / "Bund gegen den Mißbrauch der Tiere" bietet seine Hilfe an

SCHMITTEN. Das Drama um die verwahrlosten Schafe in Hunoldstal geht weiter. Anwohner berichteten der FR gestern vom Tod eines dritten neugeborenen Lammes.

Zwei Jungtiere waren erst in der vergangenen Woche auf einem Grundstück auf den "Rod am Berger Stücken" jämmerlich erfroren (FR vom 6. März). Den Beobachtungen der Tierfreunde zufolge sollen die Schafe noch immer nicht fachgerecht versorgt werden. "Wie soll sich der Besitzer täglich um die Tiere kümmern, wenn er gar nicht hier wohnt?", fragen die Hunoldstaler vor allem auch angesichts der noch bevorstehenden Lämmergeburten.

Das Veterinäramt hat unterdessen am Dienstag den mündlichen Auflagen an den Tierhalter - er wohnt im pfälzischen Stätten - die schriftliche Verfügung folgen lassen. Darin wird ihm erstmals auch eine vorübergehende Wegnahme der mittlerweile zehn Schafe angedroht, sollte er den Auflagen nicht frist- Wieder ein totes Lamm gerecht nachkommen. Das teilte der Pressesprecher des Landrats, Jürgen Conradi, auf Anfrage mit.

Die Auflagen des Veterinäramts lauten: Ab sofort sind die Tiere zu pflegen und zu füttern, gegebenenfalls täglich. Bis zum 22. März sind die Klauen zu schneiden und ein trockener Futterplatz herzurichten. Bis zum 5. April muß ein dreiseitig umschlossener Schutzraum gebaut werden; das Scheren muß je nach Witterung erfolgen. Sollten die Fristen nicht eingehalten werden, kann das Veterinäramt die Arbeiten selbst ausführen lassen und dem Besitzer der Schafe die Rechnung schicken.

Der "Bund gegen den Mißbrauch der Tiere", dessen hessische Landesgeschäftsstelle in Reichelsheim (Wetterau) sitzt, wurde inzwischen von Schmittener Mitgliedern eingeschaltet. "Dieser Fall ist absolut gravierend. Wir fordern, die Tiere dem Eigentümer wegzunehmen", sagte Petra Zipp vom Tierschutz-Bund. Der Verein, dem ein Tierheim angeschlossen ist, erklärte sich außerdem bereit, die Schafe aufzunehmen und den Transport zu organisieren.

Ob es jedoch soweit kommt, bezweifelt der Verein. Im Gegensatz zu anderen hessischen Veterinärämtern habe man bisher noch von keiner Einziehung aus dem Hochtaunuskreis gehört.

"Die Ämter nutzen ihren Spielraum bei der Auslegung der Gesetze unterschiedlich", weiß Petra Zipp und fragt, was noch alles passieren müsse, bis die Hunoldstaler Schafe zum "gravierenden Fall" werden.

Die bisherige Zusammenarbeit mit dem Usinger Veterinäramt bringt sie auf einen kurzen Nenner: "Es gibt keine." Dabei könnten ihrer Ansicht nach gerade bei Personalnöten Mitglieder des Bundes vor Ort als Beobachter helfen. Dazu der Kreispressesprecher: "Darüber wird man sicher reden können." cn

Best Western beklagt Ausländerfeindlichkeit

czyk BERLIN. Die ausländerfeindlichen Ekzesse der vergangenen Monate bereiten nach den Worten von Markus Keller, Deutschland-Chef der internationalen Hotelkooperation Best Western, vor allem der Touristikbranche zunehmend Probleme. "Die Ereignisse wirken sich auf das Reiseverhalten viel negativer aus, als viele das wahrhaben wollen." Mögliche Indizien eines aus politischen Gründen veränderten Buchungsverhaltens glaubt Keller auch im eigenen Haus erkennen zu können. Zwar seien die Ziele, die sich Best Western Deutschland gesetzt habe, erreicht worden. Doch bedurfte es "großer Anstrengungen", die Planzahlen Wirklichkeit werden zu lassen.

Danach verzeichneten die Eschborner bei ihrem Reservierungssystem in den ersten drei Quartalen von 1992 noch ein Umsatzplus zum Vorjahr von 45 Prozent, das sich im Jahresmittel schließlich bei einem Zuwachs von 33,5 Prozent auf einen Gesamtumsatz von 20,7 Millionen Mark eingependelt hat. Inklusive anderer Buchungsarten beziffern die Eschborner den Umsatzanteil, der auf Best Western entfällt, auf mehr als 100 Millionen Mark, was einem Anteil von gut 15 Prozent am Gesamtvolumen der Vertragspartner in Höhe von 650 Millionen Mark entspricht. Insgesamt segeln in Deutschland 100 Privat-Herbergen unter der Markenflagge Best Western.

Anklage wegen Anschlägen auf die ICE-Trasse erhoben

pid GÖTTINGEN, 10. März. Die Göttinger Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen 40jährigen Fachhandelspakker wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr und Brandstiftung erhoben. Er soll im Januar und Februar 1992 fünf Anschläge auf die Hochgeschwindigkeitsstrecke der Bundesbahn in der Nähe von Göttingen verübt haben. Dabei war ein Gesamtschaden von rund 600 000 Mark entstanden. Wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte, wird dem Psychiatriepatienten außerdem Brandstiftung in fünf Fällen mit einer Schadenshöhe von mehreren Millionen Mark vorgeworfen.

Während der Angeklagte die Brandstiftung einräumt, hat er das Geständnis für die Bundesbahn-Anschläge zurückgezogen, sagte der Sprecher der Göttinger Staatsanwaltschaft. Beim ersten Anschlag hatte der 40jährige in der Nähe des Leinebuschtunnels bei Göttingen 56 Haltebolzen der Gleisanlage entfernt. Bei zwei Anschlägen auf die Bahnstrecke waren ICE-Triebköpfe so stark beschädigt worden, daß die Züge liegenblieben und abgeschleppt werden mußten. Außerdem soll der Angeklagte zweimal Informationskabel an der Bahntrasse durchtrennt haben, über die die Lokführer rechtzeitig auf mögliche Hindernisse aufmerksam gemacht werden.

Göttingens Skeptiker trotzen den Wundern

Astrologen, Wunderheiler und Wünschelrutengänger haben seit Jahren Hochkonjunktur. Immer mehr Menschen wenden sich den selbsternannten Glücks- und Heilsbringern zu: Mit angeblich übersinnlichen Kräften ausgestattet ortet mancher Scharlatan geheimnisvolle Wasseradern, magnetische oder sonstige Kraftfelder - und verdient sich nicht selten eine goldene Nase. In Göttingen versucht ein Häuflein von kritischen Geistern diesem Trend zu trotzen: Die "Skeptiker".

Zusammengefunden haben sich die 20 Mitglieder des Arbeitskreises - überwiegend Naturwissenschaftlern und Theologen - vor drei Jahren. "Wir wenden uns gegen jede Form eines wissenschaftlich verbrämten Aberglaubens", sagt Sprecher Lee Trayor, der in Oxford und Göttingen Biochemie, Experimentalpsychologie und Biologie studiert hat und sich heute als "freiberuflichen Abenteurer" bezeichnet. Mittlerweile haben die "Skeptiker" schon einige pseudowissenschaftliche Thesen mit einfachen Mitteln widerlegt.

Als etwa vor zwei Jahren ein Astrologe von sich behauptete, daß Unfallserien auf der Autobahn 7 an der Werratal-Brücke zwischen Göttingen und Kassel aufgrund von "Planetenlinien" vorhersagbar wären, boten die "Skeptiker" dem Sternenforscher eine Belohnung von 10 000 Mark, wenn er ihnen ein genaues Datum nennen könne. Seither schweigen die Sterne.

Noch einmal 10 000 Mark lobte der Arbeitskreis aus, als ein Göttinger Bettengeschäft für ein "Spezial-Unterbett" gegen Erdstrahlen warb. Auch in diesem Fall konnte der Geschäftsinhaber weder den Nachweis für die angebliche Strahlung noch für die besonderen Qualitäten seines Bettes erbringen. "Als sich auch noch die Verbraucherzentrale einschaltete, hat er lieber eine Unterlassungserklärung unterschrieben", sagt Lee Traynor.

Im vergangenen Sommer waren dann auch die Wünschelrutengänger an der Reihe. Bei einem gemeinsam mit der "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften" (GWUP) aus Marburg gestarteten "Testlauf" sollten die Rutengänger unter zuvor exakt festgelegten Bedingungen Wasseradern orten. Ergebnis: Über Zufallstreffer kamen die selbsternannten Fachmänner nicht hinaus. Skeptisch gegenüber ihren übersinnlichen Fähigkeiten wurden die Wünschelrutengänger trotzdem nicht. Traynor: "Sie machen natürlich alle weiter."

Doch solche Uneinsichtigkeit kann die Göttinger "Skeptiker" nicht schrecken. Auch in diesem Jahr will der Arbeitskreis wieder mit Vorträgen und Aktionen gegen den Aberglauben ankämpfen. Konkrete Planungen existieren indes noch nicht. "Vielleicht bauen wir ein Ufo, oder wir erklären den Leuten einmal, wie sie die ach so geheimnisvollen Getreidekreise selber herstellen können", schmunzelt Lee Traynor. JENS HEITMANN (pid)

Wir gratulieren

Hans Pleuser, Isarstr. 7, Wehrheim, zum 80. Geburtstag.

Donnerstag, 11. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 21 23 74 44: Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt" ; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten (Premiere).

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial." Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena". Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Theatersaal: 20 Uhr, Neuer Tanz - "RCA"; Studiobühne: 21 Uhr, Mitsuru Sasaki, "Human Power Flight".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, Jérôme Deschamps/Macha Makeieff, "Les Pieds dans l'Eau".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Comedy-Show - Shy Guys, "MixTour".

Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 - 0: 11 und 15 Uhr, "Monteure: Uit!" (ab 6 Jahren).

Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Ein Fest bei Papadakis!".

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4, Tel. 92 00 61 - 23: 20 Uhr, Kabarett Martin Sommerhoff, "Menschentiere, Sensationen".

Theater im Laden, Diemelstr. 9, Tel. 7 07 59 26: 9.30 und 11 Uhr, "Der Baum, Ben und die Beule" (ab 6 Jahren).

Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Nederlands Dans Theater.

TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg. Lustspiel, ein Spektakel". Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr., Am Dornbusch: 16 Uhr, "Miss Daisy und ihr Chauffeur".

Haus Bornheim, Arnsburger Straße, Tel. 15 30 82 22: 20 Uhr, "Die spanische Fliege".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Oper, am Theaterplatz: 19.30 Uhr, Lady Macbeth von Mzensk.

Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Ute Lemper, "Illusionen".

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Indigo Girls.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.

Jazzkeller, Kleine Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, Tochtermann & all his jazz.

Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Dirty White Boys.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, Papa's finest Boogie Band.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Time Bandits.

Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5: 20.30 Uhr, Freelancers.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 2 42 60 10: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories - A Tribute to Duke Elling- ton, Count Basie and Nat King Cole.

Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.

Amerika Haus, Staufenstr. 1: 20 Uhr, Tom Pacheco - Folk & Country Night.

Mainstream und Latin mit "Jazz Connection"

FLÖRSHEIM. Blues, Swing, Latin und Mainstream - ihr breites Repertoire stellt die "Frankfurt Jazz Connection" am Freitag, 12. März, im Flörsheimer Keller vor. Die fünf Musiker treten dort um 20.30 Uhr auf. kkü

Eltern verkaufen Ziegelsteine Kindergarten-Förderverein hofft auf Erlös von 10 000 Mark

STEINBACH. Eine Lobby für die Steinbacher Kinder zu schaffen - dieses Ziel hat sich der "Förderverein für den städtischen Kindergarten Steinbach" gesetzt. Die Lobby soll nicht nur ideeller Natur sein, sondern auch mit barer Münze ihre Kinderliebe beweisen. Zur Zeit verkauft der Verein deshalb in einer symbolischen Aktion Miniatur-Ziegelsteine. Der Erlös ist für die Inneneinrichtung des neuen Kindergartens in der Wiesenau bestimmt, der zum Schuljahresbeginn 1994 fertig sein soll.

Zwischen 30 und 150 Mark kosten die kleinen Steine, aus denen am Ende ein Hausmodell entstehen wird. "Wir haben schon einige verkauft", berichtet der stellvertretende Vereinsvorsitzende Christoph von der Heyden. Etwa 10 000 Mark, schätzt er, werden auf diese Art zusammenkommen.

Die Aktion ist längst nicht alles, was sich der Förderverein vorgenommen hat. Die Mitglieder wollen vermitteln zwischen dem Kindergarten, den Bürgern, Firmen, Verbänden und der Stadtverwaltung. Vor allem aber wollen sie einen "Nachteil des städtischen Kindergartens gegenüber den konfessionellen Kindergärten" aufheben: Weil städtische Einrichtungen keine Spendenquittungen ausstellen dürfen, schaltet sich der Verein dazwischen und lockt dadurch private Sponsoren an, die ihre Zuwendungen hinterher von der Steuer absetzen können. Die Gründer seien bereits für Spenden "hausieren gegangen", sagt von der Heyden. Das wollen sie demnächst noch verstärken. Bei allem Engagement will der Verein "die Stadt aber nicht aus der Verantwortung entlassen". Immerhin müssen auch die laufenden Kosten gedeckt werden, wenn der Kindergarten fertig ist. Bürgermeister Edgar Parnet (SPD) hat den Förderern jedenfalls schon Unterstützung in Form eines jährlichen Zuschusses zugesagt. ill

Seniorenfeier mit Kaffee und Theater

BAD VILBEL. Zur traditionellen Senior/-innenfeier in der Passionszeit lädt die Evangelische Christuskirchengemeinde am Sonntag, 21. März, um 15 Uhr in das Gemeindezentrum ein. In zwei Stunden werden Kaffee und Kuchen angeboten. Kinder führen ein Stück auf unter dem Motto: "Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt". Die Kirche hat bereits schriftliche Einladungen an alle Gemeindemitglieder, die älter als 65 Jahre sind, verschickt. Sollte jemand vergessen worden sein, ist er dennoch herzlich eingeladen, teilt die Christuskirche mit. hm

Sängervereinigung jubiliert

ERLENSEE. Ihr 150jähriges Bestehen feiert die Sängervereinigung Langendiebach gleich mit einem "Jahresfestprogramm". Gejubelt wird erstmals am Samstag, 24. April, bei der Akademischen Feier in der Erlenhalle. An gleicher Stelle sollen am 19. Juni die Mainzer Hofsänger ein Geburtstagskonzert geben.

Ein Freundschaftssingen im Rahmen des Kreissängerfestes ist für den 2. Juli geplant. Am 3. Juli findet der Jubiläumsball mit Showprogramm statt. Dabei dürfen die Sänger allerdings nicht aus den Fugen geraten, denn am nächsten Tag steht das Kreiskritik-Singen an. Das Fest klingt am 5. Juli mit Frühschoppen, Altennachmittag und buntem Abend im Festzelt aus. An allen Tagen soll ein Ochse am Spieß gegrillt und verspeist werden. Bei der Tombola werden Eintrittskarten für die Mainzer Prunksitzung verlost.

Den Abschluß der Jubiläumsfeiern bildet ein Konzert am 24. Oktober. hein

Aus der GUS eingewanderte Juden fühlen sich in Deutschland wohl Studie belegt andererseits große Besorgnis über rechtsradikale Anschläge / Furcht vor wachsendem Antisemitismus in Ex-Sowjetunion Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Heinz Karisch

FRANKFURT A. M., 10. März. Trotz der ausländerfeindlichen und antisemitischen Anschläge in den vergangenen Monaten möchte die überwiegende Mehrheit der bislang etwa 15 000 aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland gekommenen Juden hier bleiben. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage vom Januar zum Deutschlandbild jüdischer Einwanderer aus der GUS, die am Mittwoch gemeinsam vom Moses Mendelssohn Zentrum der Universität Potsdam und dem Salomon Ludwig Steinheim-Institut in Duisburg vorgelegt worden ist.

Zwar empfinden demnach rund 90 Prozent der Einwanderer den sich radikalisierenden Rechtsextremismus und die zögerliche Reaktion der Politiker darauf als "bedenklich", nur jeder achte aber kann sich derzeit eine Rückkehr oder Weiterwanderung in ein anderes Land vorstellen. Der Kontakt zur deutschen Bevölkerung wird von ihnen überwiegend als "freundschaftlich" bezeichnet.

Ein widersprüchliches Deutschlandbild dokumentieren Aussagen wie: "Die Emigration kann keine Feier sein. Aber jetzt bin ich frei. Im allgemeinen bin ich zufrieden. Ich kann mir Bedingungen für die Weiterwanderung in ein anderes Land nur vorstellen, wenn es wie 1933 wird." Doch davon gehe die überwiegende Mehrheit der eingewanderten Juden zur Zeit nicht aus, schlußfolgert Projektleiter Willi Jasper. Die deutschen Juden schätzten die Entwicklung dagegen ernster ein. Nach Angaben der Jewish Agency habe es von diese Seite nach den rund 100 Schändungen jüdischer Friedhöfe, Synagogen und Gedenkstätten im vergangenen Jahr eine steigende Zahl von Anträgen für eine Einwanderungsbewilligung nach Israel gegeben.

Dem stehe die wachsende Zuwanderung aus der GUS gegenüber. Beim Bundesverwaltungsamt seien derzeit über 47 000 Einreiseverfahren registriert. Angesichts der restriktiven Einwanderungspolitik der USA und der angespannten Lage in Israel, das seit 1989 etwa 400 000 Einwanderer aus der GUS aufgenommen hat, sei Deutschland weiterhin ein attraktives Ziel.

Auf dem Gebiet der Sowjetunion lebt die größte jüdische Bevölkerungsgruppe Europas. Schätzungen gehen von 1,5 bis drei Millionen aus. Rechtsextreme Gruppen in den GUS-Staaten wie "Pamjat" oder "Otschisna" machten heute Juden für den Zerfall des kommunistischen Systems verantwortlich, sagt Projektleiter Jasper. Für die Fortschreibung antisemitischer Vorurteile diene dort auch die bessere Bildungs- und Berufsstruktur der jüdischen Minderheit. Die zur Verfügung stehenden Statistiken zeigten einen überproportionalen Anteil zur "Intelligenz" zählender Juden, die häufiger naturwissenschaftlich-akademische Berufe ausübten. Dieser gute Ausbildungsstand habe den Eingewanderten in Deutschland eine gute Startposition verschafft. Die Studie ergab, daß die Befragten mit dreijähriger oder längerer Aufenthaltsdauer zu 40 Prozent berufstätig sind.

Wirtschaftliche Überlegungen haben der Studie zufolge nur 4,2 Prozent der Befragten zur Einwanderung nach Deutschland bewogen. Viel mehr, nämlich 31 Prozent, sahen sich durch den wachsenden Anstisemitismus bedroht. Rund 21 Prozent gaben die politische Instabilität in einer bürgerkriegsähnlichen Situation als wichtigsten Grund für ihre Entscheidung an. Immerhin 70 Prozent der jetzt in Deutschland lebenden Juden aus der GUS gaben an, dort selbst Erfahrungen mit antisemitischen Übergriffen und diskriminierenden Verhaltensweisen bei Behörden, am Arbeitsplatz oder im Bildungswesen gemacht zu haben.

Keiner der Befragten würde den zur Ausreise entschlossenen Menschen in den GUS-Ländern empfehlen, dort zu bleiben. Über 87 Prozent der eingewanderten Juden sprachen sich klar für die Emigration nach Deutschland aus. Ein wichtiger Grund dafür sind nach Ansicht Jaspers die Kontakte zur Bevölkerung in Deutschland, die immerhin von 57 Prozent als freundschaftlich und 33 Prozent als nachbarschaftlich bezeichnet wurden.

Rosbach aktuell · Rosbach aktuell

Elterninitiative trifft sich ROSBACH. Die Elterninitiative "Kinderhort Nieder-Rosbach" trifft sich am Dienstag, 16. März, um 20 Uhr im "Grünen Baum" (Wanke), in der Nieder-Rosbacher Frankenstraße. Wer Interesse hat, in der Initiative mitzuarbeiten, ist herzlich eingeladen. Nähere Informationen geben Dorothee Gabriel-Gooßens, Telefon 0 60 03 / 32 92, und Christine Seim, Telefon 0 60 03 / 37 33.

Info zu Verkehrsberuhigung Über seine Pläne, die Altortslage von Ober-Rosbach verkehrszuberuhigen, will der Magistrat am Freitag, 19. März, um 20 Uhr im Ernst-Dondorf-Haus in der Bergstraße 10 informieren. Die betroffenen Anwohner/-innen aus dem Bereich Steinstraße, Wehrgraben, Kirchstraße, Querstraße, Baidergasse, Am Untertor, Mittelgasse und Hintergasse sind aufgefordert, zu den geplanten Einzelmaßnahmen Stellung zu nehmen, die Bürgermeister Medebach und ein Vertreter des von der Stadt beauftragten Planungsbüros erläutern werden.

Baumwarte tagen Zur Jahreshauptversammlung lädt die Baumwartevereinigung Friedberg am Samstag, 13. März, ein. Wie der Rosbacher Vorsitzende des Vereins zur Pflege und Förderung des Obstbaues und der Landschaft, Helmut Rathe, ankündigt, findet die Sitzung um 10 Uhr im Friedberger Gasthaus "Zum goldenen Faß" statt. Im Mittelpunkt wird ein Vortrag über Arbeitsschutz im Obstbau stehen.

Volleyball für Frauen und Männer Seit Jahren schon zählt der Volleyball zum festen Angebot der Turngemeinde Ober-Rosbach. Die TGO beteiligt sich aber nicht nur an den Runden des Friedberger Turngaues und nimmt am Hanauer Landesturnfest teil; Volleyball wird auch in zwei Freizeitsport-Gruppen gespielt, für die noch Mitspieler/-innen gesucht werden. Eine gemischte Gruppe trifft sich montags um 17 Uhr. Mittwochs, um 20.15 Uhr, sind nach Frauen und Männern getrennte Gruppen in der Eisenkrain-Turnhalle aktiv.

TGO-Kinder: "Hands up!" Einen Tanz nach dem Pop-Hit "Hands up" studieren Kinder der Turngemeinde Ober-Rosbach für einen Auftritt beim zehnten hessischen Landesturnfest in Hanau ein. Weiterer Nachwuchs, der sich daran beteiligen möchte, wird noch gesucht. Insgesamt werden 50 Kinder benötigt, um einen Bus nach Hanau zu chartern. Meldungen nimmt Alfred Keller, Butzbacher Pfad 12, entgegen.

Fortbildung für Übungsleiter

Auf zwei Fortbildungslehrgänge macht die Turngemeinde Ober-Rosbach ihre Übungsleiter/-innen, aber auch interessierte Turner/-innen aufmerksam. Die Lehrgänge des Turngaus Feldberg finden in der Seulberger Hardtwaldhalle jeweils samstags (13.45 bis 18 Uhr) und sonntags (9 bis 12 Uhr) am 13. und 14 März sowie am 20. und 21. März statt. Im Mittelpunkt stehen Fitneß-Spiele, Referate und funktionelle Gymnastik. Schriftliche Anmeldungen sind an Karl Heinz Bickel, Ludwigstraße 2 b, 6000 Frankfurt 56, zu senden.

Möbel- und Gewerbemesse mit vielen Attraktionen

NEUBERG. In die zweite Runde geht am Wochenende die Möbel- und Gewerbemesse. Für die ganz Wagemutigen hält die Schau eine Attraktion ganz eigener Art bereit. Am Samstag und Sonntag, 13. und 14. März, 11 bis 17 Uhr, ist der 60 Meter hohe Bungee-Jumping-Kran in Betrieb. Wem das zu riskant ist, der kann den "Rieserferner Buam" lauschen, seine Kinder zum Vogelsberger Kasper oder zum Zauberer Riconelly schicken und sich die Tanzrevue des TSV "Rot-Gold" Büdingen, die Show von "Abba-Live" oder eine Madonna-Imitatorin ansehen.

Zum Jazz-Frühschoppen am Sonntag laden die "Domino Cats" ein. Am Nachmittag ist eine Modenschau und eine Tanzeinlage des Vize-Europameisters Sascha Strupp geplant. hein

Grüne immer einflußreicher Umlandverband: Große Parteien mußten Federn lassen

MAINTAL. Stimmenverluste mußten die beiden großen Volksparteien auch bei der Wahl zum Umlandverband Frankfurt hinnehmen.

So gaben nur 30,3 Prozent der Wähler im Landkreis Offenbach und Maintal den Sozialdemokraten ihre Stimme. Vor vier Jahren waren es noch 38 Prozent.

Die CDU verzeichnet einen Wählerverlust von 4,1 Prozent, bleibt mit 36,8 Prozent jedoch stärkste Kraft.

Der Einfluß der Grünen steigt kontinuierlich. Mit 15,3 Prozent liegen sie um 2,5 Prozent höher als vor vier Jahren. Die FDP verlor 0,1 Prozent und erhielt 5,4 Prozent der Stimmen.

Gemäß dem Trend verzeichnen die Republikaner ein Plus von 10,6 Prozent. 12,3 Prozent der Urnengänger entschieden sich für die Rechtsaußen- Partei. Sie vertritt jetzt mit zwei Sitzen die Interessenten der Bürger aus dem Landkreis Offenbach und aus Maintal, die FDP verfügt über einen Sitz, von den Grünen sitzen vier Vertreter in dem Gremium, von der CDU zehn und der SPD acht. jur

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"Von Teilzeitarbeit bis Leiharbeit"

FRIEDBERG. Über "Ungeschützte Arbeitsverhältnisse - von Teilzeitarbeit bis Leiharbeit" informiert das DGB-Bildungswerk in einer Abendseminar-Reihe für Frauen. Angesprochen sind Arbeitnehmerinnen, Betriebs- und Personalrätinnen. Als Referentinnen sind Brunhilde Hofmann, Bundesfrauensekretärin der IG Bau-Steine-Erden, und Rechtsreferendarin Barbara Senser-Joster eingeladen.

Das Seminar ist jeweils dienstags, am 16., 23. und 30. März, um 20 Uhr in der Stadthalle Friedberg, Am Seebach 2. Anmeldungen sind beim DGB Kreis Wetterau, Tel. 0 60 31 / 54 77 möglich. re

Deutsche Bank stockt Herold-Anteil weiter auf

ski FRANKFURT A. M. Die Deutsche Bank hat ihren Anteil an der im vergangenen Jahr mehrheitlich übernommenen Versicherungsgruppe Herold von 56 auf gut 65 Prozent erhöht. Das zusätzliche Paket wurde nach Angaben von Vorstandsmitglied Georg Krupp zu einem nicht genannten Preis von der Schweizer Rückversicherung erworben. Darüber hinaus bestünden "weitere Absprachen", die der Bank künftig eine "wesentlich stärkere" Kapitalbeteiligung an der Assekuranz sicherten. Näheres will Krupp noch nicht mitteilen. Herold befand sich früher überwiegend in Familienbesitz.

Zudem bereitet der Primus der Geldbranche eine weitere Umstrukturierung seiner Versicherungsaktivitäten vor (siehe dazu auch FR vom 3. März). Nach Angaben Krupps soll die 1989 ins Rennen geschickte eigene Lebensversicherungstochter (DB Leben) kapitalmäßig in die Herold-Holding als Dachgesellschaft für das "strategische" Risikoschutzgeschäft "hineingehängt" werden (die 30prozentige Deutsche-Bank-Beteiligung an Gerling bleibe dabei außen vor). An eine Fusion von Herold und DB Leben sei nicht gedacht, beide würden aber künftig "aus einer Hand" geführt. Die Rollenverteilung wird Krupp zufolge so aussehen, daß die DB Leben weiter für die speziell auf den stationären Vertrieb (über die Bankfilialen) zugeschnittenen Verträge zuständig ist, während Herold die typischen Außendienstprodukte anbiete.

Heim der Modellflieger durch Feuer zerstört

LANGEN. Das Vereinsheim des Modellflugclubs Langen am Wormser Weg ist durch einen Brand in der Nacht von Freitag auf Samstag völlig zerstört worden. Das ist erst jetzt bekannt geworden. Wie der Verein mitteilt, handelt es sich vermutlich um Brandstiftung im Anschluß an einen Einbruch. Besonders betroffen sind nach Angaben der Modellflieger die Jugendlichen, die das Heim als Werkstatt genutzt haben. Außer Pokalen, Urkunden und Erinnerungsfotos fielen auch die im Bau befindlichen Modelle den Flammen zum Opfer.

Die Mitglieder haben mit den Aufräumarbeiten bereits begonnen. Nun hoffen sie, daß sie möglichst bald die erforderlichen Genehmigung für den Wiederaufbau ihres Clubhauses bekommen. dac

Nicht nur Würmer waren high 28jähriger vor Gericht, der Cannabis angepflanzt hatte

KASSEL. Zwei Fliegen mit einer Klappe wollte ein 28jähriger Mann aus Kassel schlagen, als er in einer Eichenschonung Cannabis-Pflanzen heranwachsen ließ: Der Lebensraum für Regenwürmer und Kleintiere sollte durch die exotischen Gewächse verbessert werden, und für sich selbst erhoffte der 28jährige ein wenig "Stoff". Denn den, so begründete er es, brauchen "Dichter und Denker, um diese Welt zu ertragen".

Das Verfahren gegen den Cannabis- Anbauer wurde gestern vor dem Kasseler Amtsgericht eingestellt - unter anderem mit der Begründung, daß für die Feststellung der strafrechtlichen Schuld des Angeklagten ein psychologisches Gutachten hätte erstellt werden müssen. Und ein solcher Aufwand erschien dem Gericht unangemessen.

Im Sommer vergangenen Jahres hatte der 28jährige das zuständige Forstamt von seinen Forschungsarbeiten über Waldschäden informiert. Er bat darum, sein "Versuchsfeld" im Wald für die Öffentlichkeit sperren zu dürfen und ihm einen Schlüssel für die Schranke auszuhändigen.

Ein Forstoberrat sah sich die Sache schließlich an und war zunächst ratlos angesichts der "merkwürdigen", bis zu drei Meter hohen Pflanzen. Mit Hilfe seines Botanikbuches seien sie nicht zu bestimmen gewesen, sagt er. Ganz langsam wuchsen Zweifel an der Behauptung des jungen Mannes, daß es sich bei der Sache um eine wissenschaftliche Forschungsarbeit handele.

Dabei hatte er das "Versuchsfeld" bereits ein Jahr zuvor angelegt und gefunden, daß seine Cannabispflanzen dem Waldboden und vor allem den darin lebenden Regenwürmern gut bekamen. Folgt man seinen Angaben, dann war es ein Nebeneffekt, daß er auch selbst vom Anbau profitierte: "Wenn man das anbaut, probiert man das auch mal." Hauptziel war, "meinen statistischen Hektar Wald in Ordnung zu bringen". Die vom Förster schließlich informierte Polizei durchkreuzte diesen Plan, als sie die Pflanzen vernichtete, Maschendraht, Spaten, sogar Blumenerde und getrocknete Blätter beschlagnahmte.

Am Ende des Prozesses stellte das Gericht das Verfahren ein und folgte damit dem Vorschlag der Staatsanwaltschaft. Denn daß jemand, der illegal und heimlich Cannabispflanzen zur Herstellung von Drogen anpflanzt, freiwillig und offiziell die Forstbehörden von dem "Versuchsfeld" informiert, schien dann doch absurd. Der junge Mann sei, so stellte das Gericht schließlich verständnisvoll fest, im übrigen "äußerst verwundbar". Und man wolle die Schwierigkeiten, die er mit dieser Welt und den Menschen habe, nicht auch noch durch eine Psychiatrisierung verstärken. ari

Bub zündelte und steckte Wohnzimmer an

OFFENBACH. Ein zweijähriger Bub hat gestern morgen durch das Hantieren mit einem Feuerzeug einen Brand verursacht, dem die Wohnzimmereinrichtung der elterlichen Wohnung zum Opfer fiel. Die Polizei schätzt den Schaden auf rund 70 000 Mark. Menschen wurden nicht verletzt. Wie die Polizei gestern mitteilte, war es dem Kleinen in der Wohnung an der Rathenaustraße gelungen, eine Kerze anzuzünden. Darüber war er offensichtlich so erschrocken, daß er die Kerze vom Tisch warf. Sie fiel auf ein Sofa, das sofort Feuer fing.

Der zehnjährige Bruder lief daraufhin sofort zur Mutter, die sich im Bad mit dem dritten Kind beschäftigte. Der Familie gelang es, unverletzt die Wohnung zu verlassen. Die Berufsfeuerwehr brachte den Brand schnell unter Kontrolle. hf

Ein angeblich illegales Gen-Labor und viele Ungereimtheiten Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen sind nach fast vier Monaten noch ohne jedes Ergebnis

MARBURG. "Wir stehen wie auf glühenden Kohlen und kommen nicht voran", schildert Oberstaatsanwalt Jochen Menche den Stand der vor fast vier Monaten auf Betreiben des RP Gießen eingeleiteten Ermittlungen. Es geht um ein an der Marburger Universität angeblich illegal betriebenes Gen-Labor. Die sichergestellten Stoffe seien noch nicht untersucht, sondern befänden sich immer noch in Marburg und nicht in dem Institut in Bayern, das die Marburger Staatsanwaltschaft auf Anraten der Gewerbeaufsicht mit der Untersuchung beauftragt habe. Für den Transport der Substanzen dorthin bedürfe es verwaltungsrechtlicher Genehmigungen aus Gießen, "sonst würde sich die Staatsanwaltschaft selbst strafbar machen", so Menche, "wir können das Problem nicht lösen, weil wir da von der Verwaltung abhängig sind."

Über derartige Details möchte sich das RP Gießen derzeit nicht äußern. Man sei hier in Amtshilfe tätig und müsse sich angesichts der laufenden Ermittlungen mit Presseverlautbarungen zurückhalten. "Wir wollen auf keinen Fall der Staatsanwaltschaft ins Kreuz fallen", so RP-Sprecher Jochen Süß. Auch das Gewerbeaufsichtsamt sei mittlerweile angewiesen, keine Stellungnahmen mehr abzugeben.

Die Chronologie der Ereignisse: Am 16. November 1991 legt das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt das Labor im innerstädtisch gelegenen Institut für Molekularbiologie und Turmorforschung still. Die Vorwürfe: fehlende Genehmigung, Mißachtung von Sicherheitsauflagen, mögliche Freisetzung gentechnisch veränderter Bakterien, bei denen die Gewerbeaufsicht nicht ausschloß, daß sie eventuell krebserregend seien.

Die per Pressemitteilung des hessischen Umweltministeriums bekanntgemachten Vorwürfe wiegen schwer und beunruhigen die Bevölkerung. Wenige Tage später durchsucht die Staatsanwaltschaft die beiden Räume, stellt Laboraufzeichnungen sicher und versiegelt alle Kühlschränke, in denen unter anderen die inkriminierten Substanzen lagern. Bis heute ist das Labor gesperrt, die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen kommen nicht vom Fleck.

Was Gentechnik-Kritikern als der Sündenfall par exellence gilt, wertet der betroffene Projektleiter als Teil einer politisch motivierten, breitangelegten Aktion gegen die gentechnische Forschung. Als Rufmord-Opfer sieht sich Onkologie-Professor Klaus Havemann, der glaubt, "hier soll ein Exempel statuiert werden". Der vor zwei Jahren vorgenommene institutsinterne Umzug seiner Forschungsgruppe in gleichartig ausgestattete andere Laborräume rechtfertigt nach Ansicht von Krebsforscher Havemann nämlich nicht eine vom RP Gießen geforderte neue Genehmigung. "Völlig inkompetentes Vorgehen" wirft er den Behörden vor, die mit der Beschlagnahme der Laborunterlagen schon seit Monaten alle Forschungen gestoppt hätten, obwohl "nur 90 Prozent der Arbeiten gentechnischer Natur waren".

Durch das seit 1985 laufende und genehmigte Forschungsvorhaben zwecks Klärung des ungehemmten Zellwachstums von Lungentumoren, habe zu keinem Zeitpunkt ein Gesundheitsrisiko für den Menschen oder eine Gefährdung der Umwelt bestanden. In den letzten beiden Jahren seien - was vom RP bezweifelt wird - nur gentechnische Arbeiten der Sicherheitsstufe 1 durchgeführt worden (die niedrigste von vier Stufen). Das alte und das neue Labor erfüllten zudem die Kriterien der Sicherheitsstufe 2. Es sei eben nicht, wie in den Medien verbreitet, mit Krebsgenen, sondern mit in normalen Zellen vorkommenden krebshemmenden Genen gearbeitet worden.

Den Widerspruch der Marburger Universität gegen die Stillegung des Labors hat das RP Gießen mittlerweile in einem 13seitigen Bescheid zurückgewiesen und stellt sich auf den Rechtsstandpunkt, daß trotz vorher vorliegender Genehmigung "in dem Umzug die anmelde- bzw. genehmigungspflichtige Einrichtung einer völlig neuen Anlage zu sehen ist". "Zu Recht" habe daher das Gewerbeaufsichtsamt die "illegale Anlage stillgelegt". Es habe aber "wohl kein unmittelbares Gesundheitsrisiko gegeben", ergänzt RP- Sprecher Jochen Süß auf Anfrage, illegale Anlagen seien jedoch prinzipiell ein potentielles Risiko.

Die Universität behält sich nach Auskunft von Kanzler Bernd Höhmann nach gründlicher Prüfung des Bescheids eine Klage gegen den RP zwar vor, ist aber an einer Eskalation des Konflikts offenbar nicht interessiert, damit das Uni-Image nicht weiter ramponiert wird. Mit einer Neumeldung oder, falls nötig, Neugenehmigung der Forschungsarbeiten, die die Universitätsspitze in Erwägung zieht, kann sich Forscher Klaus Havemann aber nicht anfreunden. "Ich kann ja nicht meine Forschungen zwei Jahre liegen lassen", sagt er mit Blick auf lange Genehmigungsfristen. Als "Bösartigkeit" empfindet er eine Mitteilung des RP Gießen an seinen Rechtsanwalt, daß zur Zeit Bedenken gegen Havemann als Projektträger bestünden. Es sei "unbestimmt", ob und wann er seine gentechnischen wissenschaftlichen Arbeiten in eigener Verantwortung wieder aufnehmen könne, heißt es in dem Schreiben.

Ohne handfeste Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft wird sich der Knoten widersprüchlicher Aussagen zu den durchgeführten gentechnischen Arbeiten nicht auflösen lassen. "Wir brauchen eine Begutachtung der Fachbehörde", verweist Oberstaatsanwalt Jochen Menche nach Gießen, "wir Staatsanwälte können ja nicht beurteilen, ob das gentechnisch erlaubnispflichtige Arbeiten der Sicherheitsstufe 1 oder 2 sind."

Wie lange die Ermittlungen noch dauern, vermag er nicht zu sagen : "Es ist das erste Mal, daß wir so etwas machen, und je rechtsstaatlicher wir das praktizieren, desto schwerfälliger wird es."

ANDREA TERSTAPPEN

ACDL fordert Abwahl der Schuldezernentin

KREIS OFFENBACH. Die Abwahl der Kreisbeigeordneten und Schuldezernentin Adelheid D. Tröscher hat die Arbeitsgemeinschaft Christlich-Demokratischer Lehrer ((ACDL) im Kreis Offenbach nach der Kommunalwahl gefordert. Im gleichen Atemzug wird die Erhaltung aller Schulformen, die Erweiterung des Betreuungs- und Ganztagsangebots auf alle Schulformen, der weitere bedarfsgerechte Ausbau von Gymnasien, die Förderung von Privatschulen sowie der Erhalt des Sonderschulwesens verlangt. ttt

Fußball-Oberliga der Frauen: TSG Wölfersheim Der Aufstieg ist abschreckend Die Meisterschaft dem SV Flörsheim dennoch streitig machen

"Richtig heiß" sind die Fußballfans in Wölfersheim auf das erste Spiel der Frauen im neuen Jahr, meint Abteilungsleiterin Rosemarie Stösser. Zur Fortsetzung der Rückrunde in der Oberliga erwartet das TSG-Team Tabellenschlußlicht TSV Münchhausen (Samstag, 16 Uhr, Singbergsportfeld). Eine Woche vor dem "Gipfeltreffen" bei Spitzenreiter SV Flörsheim ist für den Tabellenzweiten ein Sieg Pflicht, um die Chancen auf eine Wachablösung an der Spitze zu wahren. Die Meisterschaft ist nach wie vor das erklärte Ziel des Aufsteigers, der jedoch von einer Meldung zur Bundesliga absah.

Abteilungsleiterin Stösser ließ die Meldefrist verstreichen, nachdem in gemeinsamen Gesprächen ein Aufstieg in die Bundesliga für nicht angebracht befunden wurde. Die finanziellen Anforderungen, aber auch der zeitliche Aufwand der Spielerinnen (Sonntagsspiele, vermehrtes Training) schrecken die Wölfersheimerinnen ab. Dennoch will die Mannschaft unbedingt Tabellenführer Flörsheim stürzen und die Meisterschaft streitig machen.

Motivationsprobleme plagen die Wölfersheimerinnen ebensowenig wie Personalsorgen. Trainer Michael Sauer kann gegen Münchhausen auf den kompletten Kader zurückgreifen. Geringe Sorgen bereitet der Rasen auf dem Singberg, der in einem sehr schlechten Zustand ist. Seit nunmehr zwei Jahren liegt der dioxinverseuchte Hartplatz brach, eine Erneuerung ist nicht in Sicht. Unter der ständigen Trainingsbelastung litt der Rasenplatz, der allerdings bespielbar ist. In Münchhausen erspielte sich die TSG unter ähnlichen Verhältnissen ein 7:1, den bisher höchsten Saisonsieg.

Mit einer dreistelligen Zuschauerzahl rechnet Rosi Stösser, zumal die Fans nach der Niederlage des Männerteams "mal wieder guten Fußball sehen wollen". Unter den Vorbereitungen auf das vorweggenommene Meisterschaftsfinale (ein Bus wurde gechartert) soll die Konzentration auf den Auftakt nicht gelitten haben. "In der Mannschaft reden wir nicht über Flörsheim, müssen zunächst Münchhausen ernst nehmen", beteuert Stösser. Denn gegen Münchhausen sollen nicht, wie beim Abschlußtest bei Nord-Landesligist VfB Gießen, vorzeitig die Lichter ausgehen: Die Generalprobe mußte beim Stand von 0:0 abgebrochen werden, weil das Flutlicht erlosch. ina

Landrat: Hürden vor der Direktwahl

MAIN-KINZIG-KREIS. SPD und CDU müssen ihre Kandidaten Karl Eyerkaufer und Hubert Müller für die Direktwahl zum Landrat am 9. Mai dieses Jahres "nachnominieren", um "rechtliche Bedenken" auszuräumen. Eigentlich war ja schon alles über die Bühne. Allerdings hatte die CDU ihren Bewerber schon aufgestellt, noch bevor die entsprechende Gesetzesänderung am 20. Mai vergangenen Jahres den Landtag passierte.

Die SPD hatte ihrerseits am 13. Juni 1992 ihre Spitzenkandidaten für die jüngsten Kommunalwahl nominiert. Das sollte auch gleichzeitig bedeuten, daß Eyerkaufer für die SPD zur Direktwahl antritt. Allein, aus den Unterlagen geht nicht hervor, daß dem auch so ist. Protokollarisch ist nichts festgehalten, was auf die Direktwahl- Kandidatur schließen läßt.

Die CDU klopfte wegen ihrer Sache und der bestehenden Unsicherheit bei der im Kreishaus angesiedelten "Allgemeinen Landesverwaltung" an. Weil auf diesem Gebiet Neuland betreten wurde, sprach die Abteilung wiederum beim Darmstädter Regierungspräsidenten vor. Und der RP empfahl schließlich eine Neunominierung, um eventuellen Anfechtungen aus dem Weg zu gehen.

Vor dem Hintergrund, daß die Frist zur Einreichung der Vorschläge am 4. April abläuft, kommen die Delegierten des SPD-Unterbezirks Main-Kinzig bereits morgen, Freitag, um 17.30 Uhr in der Schloßberghalle in Nidderau- Windecken zur neuerlichen Kandidatenkür zusammen. Die CDU trifft sich just eine Woche später am 19. März um 19 Uhr in der Gelnhäuser Stadthalle zu einem abermaligen Nominierungsparteitag.

Die SPD handelt morgen auf ihrem Parteitag allerdings nicht nur den Punkt "Wahl des Kandidaten für die Direktwahl des Landrats des Main- Kinzig-Kreises gemäß der kommunalrechtlichen Vorschriften vom 20. 5. 1992" ab, sie wird nach dem Debakel der jüngsten Kommunalwahlen wohl auch Wunden lecken. So steht nach der Begrüßung durch den Unterbezirksvorsitzenden Bernd Reuter eine Wahlanalyse des bisherigen Kreistagsvorsitzenden Lothar Klemm auf dem Programm. hok

32jährige fuhr unter Lastwagen-Anhänger

HANAU. Schwere Verletzungen hat am Mittwoch eine 32 Jahre alte Autofahrerin erlitten, als sie gegen 19.35 Uhr auf der Bundesstraße 8 mit ihrem Wagen unter einen Lastwagen-Anhänger fuhr. Dessen Fahrer hatte am Ortsausgang Wolfgang nach links auf einen Kasernengelände abbiegen wollen. Das Kasernentor war jedoch geschlossen.

Daraufhin wollte der Lenker des 38- Tonners wenden und schwenkte dazu nach rechts aus. Dies muß die 32jährige zu spät bemerkt haben. Bei der Kollision entstand nach Schätzungen der Polizei ein Schaden von rund 28 000 Mark. az

Fußball-Landesliga Süd: Spvgg. Langenselbold Nur noch auf Zufall vertrauen Situation, wie sie Trainer Ott in zwanzig Jahren nicht erlebte

Befragt ob der Aussichten auf einen Torerfolg seiner Mannschaft im Spiel gegen die Spvgg. Dietesheim (Sonntag, 15 Uhr, Am Hinser Brühl) antwortet Heiner Ott, Trainer des Fußball-Landesligisten Spvgg. 1910 Langenselbold bezeichnenderweise: "Auch ein blindes Huhn findet einmal ein Korn." 14 "Körner" fanden die Langenselbolder bislang in 18 Punktspielen. Das eifrigste "Huhn", nämlich Stürmer Nico Becker (7 Treffer) wird gegen Dietesheim jedoch fehlen, denn er nimmt zur Zeit wegen "Differenzen mit dem Vorstand" nicht am Training teil. Ohne den "Goalgetter" stehen Heiner Ott noch 13 Spieler zur Verfügung.

Dies tut der gestandene Fußball-Lehrer ohnehin nicht mehr, denn nur Unverbesserliche glauben noch an eine Chance auf den Klassenerhalt in Langenselbold. Fünf Punkte beträgt mittlerweile der Rückstand der "Zehner" auf den vorletzten Platz. Wenn Heiner Ott jedoch sagt, daß er "in 20 Jahren noch nie in einer solchen Situation" gewesen war, dann meint er nicht den Tabellenstand, sondern die personellen Möglichkeiten. Ein Testspiel am Dienstag gegen A-Ligist Altenhaßlau mußten die Langenselbolder mit neun Feldspielern beenden, weil Löffler verletzt ausschied und kein Ersatz zur Verfügung stand.

Am Sonntag müssen die leicht angeschlagenen Löffler und Havutcu spielen, ob sie nun fit sind oder nicht. Die Stimmung im Team sei nach dem 0:0 in Ober-Roden gut, erklärt der Trainer, denn dies war das erste Saisonspiel ohne Gegentor. Kein Wunder, daß Ott gegen Dietesheim mit einer torarmen Partie rechnet. Dennis Coleman, den Ott neben Choteschowsky und Kapitän Zahn zu den "Leitfiguren" zählt, soll Kopfballspezialist Dymaszewski ausschalten, während sich der kleingewachsene Jalowy um Appel kümmern muß.

Im Sturm, wo Becker wohl erneut nicht spielen wird - das klärende Gespräch mit dem Vorstand steht noch aus, sind die Variationsmöglichkeiten am geringsten. Holger Koch, im Vorjahr "Joker" bei Bezirksoberliga-Absteiger Gelnhausen, ist der einzige verfügbare Angreifer beim Landesligisten. Heiner Ott zumindest entnahm der Presse die Ankündigungen des Vorsitzenden Dieter Fuchs, daß die "Trainerfrage" angegangen werde und fragt sich nun, ob er am Sonntag noch Trainer in Langenselbold sein wird. jbp

Judoclub Hochtaunus Usingen, Nachwuchs Hochbetrieb trotz Pause Im Mai Ausrichter der "Hessischen" im Team-Wettbewerb

Obwohl die Rundenkämpfe in der Landesliga erst im September wieder beginnen, klagen die Judoka des Judoclub Hochtaunus Usingen und ihre Betreuer nicht über Langeweile. Besonders im Bereich der Nachwuchskräfte jagt ein Termin den anderen. An diesem Wochenende ist die TuS Schwalbach Ausrichter der Bezirksmeisterschaften für die männliche A- Jugend. Bereits am 28. März folgen die Hessenmeisterschaften der A- Jugend, die in Groß-Krotzenburg ausgetragen werden. Die weibliche A- Jugend kämpft zeitgleich in Offenbach um die Landestitel.

Als hochwertige Veranstaltung und guter Test für die Teilnehmer an den hessischen Titelkämpfen gilt der Borbel-Pokal, der von der TuS Steinbach ausgerichtet wird. Dort gingen gemischte Mannschaften an den Start, die aus C-, B- und A-Jugendlichen, Junioren und Männern zusammengestellt wurden.

Vier Teams bewarben sich um den Borbel-Pokal. Lange Zeit sah der JCH Usingen wie der sichere Sieger aus. Gegen die Gastgeber gelang den Usingern ein sicherer 8:1-Erfolg. Auch der VFA Eschborn mußte sich dem JCH- Team mit dem Ergebnis von 4:6 geschlagen geben.

Im entscheidenden Kampf trafen die Usinger auf die TSG Schwalbach. Im Gefühl des sicheren Sieges nahm man diese Aufgabe jedoch ein wenig auf die leichte Schulter, trat nicht mehr in Bestbesetzung an und unterlag prompt mit 4:5. Wie im Vorjahr mußte sich die JCH-Mannschaft mit dem zweiten Rang begnügen, obwohl der Erfolg bereits in greifbarer Nähe lag.

"Wir waren zu siegessicher und stellten nicht unsere stärkste Mannschaft. Das war ein Fehler, denn wir vergaben dadurch die Chance, Erster zu werden", erklärte JCH-Vorsitzender und Mannschaftsbetreuer Leopold Schnerch selbstkritisch.

Doch es werden sich dem JCH noch reichlich Chancen zur Wiedergutmachung bieten. Nach den Bezirks- und Hessenmeisterschaften gilt der 1. Mai als eines der Highlights der Saison: Der JCH fungiert als Ausrichter der hessischen U-21-Mannschaftsmeisterschaften. Das eigene Team gilt hierbei als aussichtsreicher Titelanwärter, denn im Vorjahr wurden die Usinger deutscher Vizemeister. "Diesen Erfolg wollen wir natürlich wiederholen", gibt Leopold Schnerch schon jetzt die entsprechende Parole aus.

JCH USINGEN, TURNIER UM DEN BORBEL-POKAL: Sascha Henrici, Sascha Geissler, Ralph Richter, Lars Neumann, Thomas Güttel, Michael Winkler, Harald Krines, Stefan Lang, Elmar Krebs, Markus Schmid, Armin Schnerch, Andreas Menzel. ina

Belästigtes Mädchen wehrte sich und schrie

LANGEN. Eine neun Jahre alte Schülerin ist am Sonntag gegen 18.35 Uhr belästigt worden. Das Mädchen spielte in einer Hofausfahrt in der Darmstädter Straße in Richtung Lerchgasse, als sie von einem Mann angesprochen wurde. Er stieß das Kind zu Boden und versuchte, ihre Leggings herunterzuziehen.

Weil sich das Mädchen wehrte und laut schrie, ließ der Täter von ihr ab und flüchtete in Richtung Lerchgasse. Er wird wie folgt beschrieben: etwa 1,70 Meter groß, rotblonde, kurze Haare, pickeliges Gesicht, Nickelbrille. Er soll eine Narbe auf der rechten Wange haben. Er sei mit einer hellen Jeans und einer blauen Jeansjacke bekleidet gewesen.

Hinweise nimmt die Offenbacher Kripo, Tel. 069 / 80 90-259, aber auch jedes andere Polizeirevier entgegen. dac

Im Blickpunkt: Italienischer Sport Allgemeine Verunsicherung

Italien ist auch nicht mehr das, was es einmal war. Nicht allein die Korruptionsskandale in der Politik sorgen für Aufsehen, auch im Sport geht vieles drunter und drüber, was natürlich auch wieder mit den zahlreichen Bestechungsaffären zu tun hat. Zumindest gibt es da erhebliche Verstrickungen. So wird sich der Präsident des AS Rom, Giuseppe Ciarrapico, nächste Woche im Gerichtssaal wegen betrügerischen Bankrotts eines Nobelrestaurants, in dem Staatsmänner und Filmstars zu speisen pflegten, verantworten müssen. Bereits zuvor war er nach dem Kauf eben jenes Restaurants wegen Fälschung verurteilt worden. Wegen eines undurchsichtigen Milliardenkredits steht ihm außerdem in Kürze ein weiterer Prozeß ins Haus.

Auch sonst geht einiges quer in Italiens Sport und in vielen Bereichen hapert es gewaltig, was auch die Tifosi gewaltig verunsichert. Daß sich der zehnmalige Rallye-Weltmeister Lancia aus dem Geschäft verabschiedete und nun anderen das Terrain überläßt, hatten die Motorsportanhänger ja gerade noch so hingenommen, weil auch Arbeitsplätze auf dem Spiel standen. Daß aber nun im Zeichen der Erfolglosigkeit Ferrari-Präsident Luca Montezemolo unverhüllt auf den möglichen Rückzug aus der Formel 1 mit den Worten anspielt, Ferrari habe es nicht nötig hinterherzufahren und sei auch nicht auf den Grand-Prix-Zirkus angewiesen, hat in Kreisen des italienischen Formel-1- Fans fast zu einem mittleren Erdbeben geführt. Zwar haben die Menschen eigentlich andere, drängendere Sorgen, aber gerade in Italien hat der Sport schon immer eine bedeutende Ventil-Funktion gehabt. Wenn nun also auch das berühmte springende Pferd Ermüdungserscheinungen zeigt, ist das gerade wegen der kranken und maroden Wirtschaft ein für das Seelenheil überaus schmerzliches, negatives Signal.

Da bleibt als Trostpflaster eigentlich nur der AC Mailand übrig. Beim Halbfinalspiel im Landespokal-Wettbewerb mußte AC Mailand auf Van Basten, Rijkaard, Albertini, Tassoti, Donadoni, Savicevic und Torhüter Rossi verzichten. Das wäre normalerweise für die AC-Anhänger eine mittlere Katastrope gewesen, wenn nicht eine sogenannte "Notelf" mit Maldini, Baresi, Evani, Cotacurta, Eranio, Boban, Papin, Gullit und Simone immerhin noch neun Nationalspieler in ihren Reihen hätte. Da hat der Medienmogul Berlusconi schon auf das richtige Pferd gesetzt, als er eine Transferpolitik einführte, die darauf abzielte, praktisch einen doppelten Kader einzukaufen. Die Frage ist nur, wie lange das bei den gegenwärtigen Verhältnissen gutgeht. ERICH STÖR

Durch Notbremsung blieb Junge unverletzt

OFFENBACH. Dem blitzschnellen Reaktionsvermögen eines städtischen Busfahrers verdankt es wahrscheinlich ein elfjähriger Junge, daß er jetzt nicht verletzt in einem Krankenhaus liegt.

Der Schüler hatte nach Angaben der Polizei in der Bürgeler Straße die Fahrbahn überqueren wollen, blieb mitten auf der Straße stehen und rannte wieder zurück - direkt vor den Bus.

Der Busfahrer konnte nur durch eine Vollbremsung verhindern, daß sein Fahrzeug das Kind erfaßte. Der Elfjährige kam mit dem Schrecken davon.

In dem Gelenkbus brachte die Vollbremsung drei Frauen im Alter zwischen 45 und 56 Jahren zu Fall. Sie erlitten nach Angaben der Polizei "nicht unerhebliche Verletzungen". hf

Fünf Jahre Musikschule

OBERURSEL. Aus kleinen Anfängen ist ein Institut mit mehr als 400 Schülern und 28 Lehrern geworden. Daß die Musikschule Oberursel sich so entwickelt hat, führt der Leiter Rainer Bartl auf das "Engagement der sieben Gründungslehrer" zurück. Ihre Qualifikation und das breite Angebot sorgten bald für große Akzeptanz der Einrichtung in Oberursel. Im April wird die Musikschule fünf Jahre alt - begangen wird der Anlaß mit einer neuen kleinen Konzertreihe individuell zugeschnittener Kammermusikabende.

Unterrichtet wird in den unterschiedlichsten Fächern - von "Musik und Tanz für Kinder" (musikalische Früherziehung) über Klavier und Gesang bis zum Saxophon; ein Schwerpunkt ist neben dem Einzelunterricht das Musizieren in Gruppen, etwa im Kinderchor und in Instrumentalensembles. Vor zwei Jahren wurde die Einrichtung in den Verband deutscher Musikschulen aufgenommen.

Am Samstag, 27. März, und nochmal im November präsentieren Schüler der Musikschule sich und ihr Können in der Aula des Gymnasiums bei einem "musikalischen Nachmittag". Ende Mai ist in der Stadthalle ein Klavierabend mit Rüdiger Amann; im Juni gibt es einen Kammermusikabend, und der 1992 gegründete Kinderchor wird das Singspiel "Der Rattenfänger von Hameln" aufführen. Für die zweite Jahreshälfte plant die Schule einen großen Informationstag. tom

Einbrecher nahmen die Microwelle mit

BAD VILBEL. Schaden in Höhe von 3000 Mark richteten Unbekannte in der Nacht zum Dienstag beim Einbruch in die Gaststätte der Turnhalle Massenheim an.

Wie die Kriminalpolizei berichtet, wurden ein Fernsehgerät der Marke Clatronic, Microwellengeräte der Marken UTS und AEG sowie ein Satellitenempfänger Marke Seemann entwenden. Die nächtlichen Einbrecher verließen die Kneipe nicht, ohne auch eine Anzahl Flaschen mit Whisky und Schnaps mitgehen zu lassen. Das Diebesgut ist über die Garage wahrscheinlich mit einem Auto abtransportiert worden. Die Kriminalpolizei bittet um Hinweise unter der Telefonnummer 0 60 31 / 60 10. hm

"Ergebnis nicht beschönigen" Neue Diskussion innerhalb der SPD über die Wahlschlappe

Auf heftigen Widerspruch aus dem eigenen Vorstand ist die Darstellung des SPD-Vorsitzenden Sieghard Pawlik zur innerparteilichen Diskussion nach der Kommunalwahlniederlage der Sozialdemokraten gestoßen. Nachdem Pawlik - "die Grundstrukturen der Frankfurter Politik sind richtig" - vor allem auf die Unzufriedenheit der Bürger mit der Bonner SPD verwiesen und die 8,1-Prozent- Verluste bei der Römerwahl als "Abkoppeln" vom noch schlechteren Landestrend gewertet hatte, meldeten sich Vorstandsmitglied Helga Dierichs und Juso- Sprecher Thomas Obeth zu Wort.

In den Sitzungen von Vorstand und Parteibeirat (dem die Vertreter der SPD- Ortsvereine angehören) seien "sehr wohl" auch Frankfurter Ursachen für die Wahlniederlage genannt worden. Es sei auch eine Umfrage zur Sprache gekommen, laut der die Hälfte der Wähler nach kommunalpolitischen und nur ein Drittel nach bundespolitischen Gesichtspunkten entschieden hätten. "Diese Erkenntnis ist sehr ernst genommen worden."

Dierichs und Obeth nennen als Frankfurter Beispiele für die Ursachen der Wahlschlappe die Schlachthofverlegung und die "völlig ungenügende Vermittlung der Verkehrsberuhigung". Vom "Sonderfall Kassel" abgesehen - wo die SPD über 20 Prozent einbüßte - seien in anderen Städten Hessens Verluste von durchschnittlich 8,3 Punkten registriert worden. Von "abkoppeln" könne keine Rede sein, am "verheerenden" Frankfurter Ergebnis gebe es also nichts zu beschönigen.

Während Pawlik vom "Positivwert" des OB gesprochen und berichtet hatte, daß Andreas von Schoeler im SPD-Vorstand "mit Beifall" begrüßt worden war, weisen Dierichs und Obeth darauf hin, daß die "modische Darstellung des Spitzenkandidaten" kritisiert worden sei. Dagegen sei eine ausreichende Darstellung der sozialdemokratischen Römerpolitik zu kurz gekommen. "Zu vieles ähnelt dem lau- modernistischen Image der Bonner SPD".

Für die Öffentlichkeit habe sich die Frankfurter SPD nicht wohltuend von der Parteizentrale unterschieden, "was notwendig und mit dem persönlichen Einsatz des Oberbürgermeisters auch möglich gewesen wäre". Die Vorstandsbeisitzerin und der Jusosprecher schreiben von der Lustlosigkeit in den eigenen Reihen, vom Mangel an Profil und Orientierung. Und an die Adresse Pawliks: "Ein so katastrophaler Verlust ist als Wählerauftrag zu verstehen, auch in Frankfurt etwas zu ändern".

Nach der Sitzung des Beirats wiederholte Pawlik am Mittwoch, daß zwar gefragt werden müsse, "wo haben wir selber was falsch gemacht", daß nach weitgehend übereinstimmender Meinung vor allem aber die Darstellung der SPD in Bonn zu Glaubwürdigkeitsverlusten bei den Wählern geführt habe. Eine klare Oppositionsrolle sei für die Bürger nicht zu erkennen. Pawlik nannte die Asyldebatte, die unterschiedlichen Erklärungen zum "Blauhelm-Beschluß" und die Auftritte zuvieler "Solodarsteller" auf der bundsespolitischen Bühne. Dagegen sei die Frankfurter SPD-Politik mit dem Schwerpunkt Wohnen und Mieten besser, als sie öffentlich dargestellt werde.

Auch der Vorsitzende räumte ein, daß die Schlachthofverlegung der SPD geschadet und daß zuviele Provisorien bei der Verkehrsberuhigung zur Verärgerung in den Stadtteilen geführt habe. Jetzt müsse die Frankfurter SPD "aus den Stuben zu den Bürgern gehen", die "Verankerung bei der Jugend festigen und wiederherstellen" und die "Parteiarbeit über das Öffnen hinaus aktiv gestalten". cg

Im Interview: Grünen-Fraktionschef Rupert von Plottnitz Schwarz-Grün für den politischen Notfall

FR: Herr von Plottnitz, wie weit sind die Grünen bereit, bei unklaren kommunalen Mehrheitsverhältnissen die bisherigen politischen Blöcke - Rot-Grün und Schwarz-Gelb - aufzulockern?

Plottnitz: Zunächst mal tun die Grünen gut daran, in solchen Fällen auch für die Zukunft eine Art "Vorrang- Rot-Grün-Politik" zu machen - wo das möglich ist. Wenn man sich das Verhältnis der Parteien untereinander ansieht, ist es ja kein Zufall, daß Rot- Grün historisch die erste Koalition war, an der Grüne sich beteiligt haben. Die Existenz der Grünen und ihrer Programmatik hat die SPD sehr viel mehr verändert als die andere Volkspartei, die CDU.

FR: Nun reden wir über Parlamente, in denen Rot-Grün keine Mehrheit mehr hat. Da gibt es zwei Möglichkeiten, abgesehen von großen Koalitionen: zusätzliche Partner für Rot-Grün, oder die Grünen wechseln die Seite. . .

Plottnitz: Die Frage, ob die Grünen die Seite wechseln, wird eine Frage der Inhalte sein. Die Grünen werden auch da ihre eigene Glaubwürdigkeit im Auge behalten müssen. Mit einer CDU, die auf kommunaler Ebene etwa eine Asyl- oder Ausländerpolitik nach Bonner Muster in den Mittelpunkt stellen will, kann ich mir schwer eine Zusammenarbeit vorstellen. Der politische Abstand zur CDU ist in wichtigen, identitätsstiftenden Politikfeldern groß - und ich kenne auch keine örtliche CDU, die auf kritischen Kurs gegenüber der Landes-CDU gegangen wäre. Aber das schließt örtliche Überlegungen unter dem Eindruck veränderter Mehrheitsverhältnisse nicht aus.

FR: Auf Landesebene ist bei den Grünen schon vor der Wahl hin und wieder bezogen auf die Kommunen das Stichwort Schwarz-Grün zu hören gewesen. . .

Plottnitz: Die Frage ist auch berechtigt - vor allem vor dem Hintergrund, daß es ja in vielen Kommunen auch SPD-Politiker gibt, die die Frage stellen, ob nicht eine große Koalition angesagt wäre.

FR: Die CDU ist für Sie mittlerweile also koalitionsfähig?

Plottnitz: Wo sie wie in Bonn auf einer Politik gegen die Umwelt, gegen wichtige Grundrechte und zu Lasten der sozialen Gerechtigkeit besteht, sicherlich nicht. Wo sie aber zu einem ernsthaften Neuanfang bereit wäre, würde ich für kommunale Einzelfälle auch schwarz-grüne Koalitionen nicht ausschließen. Sicher ist aber auch, daß sich die CDU im Falle eines Falles sehr viel mehr verändern müßte als die Grünen.

FR: Nennen Sie mal ein paar programmatische Schnittstellen, wo CDU und Grüne sich treffen könnten?

Plottnitz: Beim jetzigen Stand der Dinge ist es schwer, diese Frage zu beantworten. Ich könnte sehr viel leichter die Frage beantworten, wo sie sich nicht treffen.

FR: Die war aber nicht gestellt.

Plottnitz: Sie könnten sich treffen, möglicherweise, wo es um die Sanierung von Haushalten geht. Da kann ich mir vorstellen, daß die Grünen bei der CDU möglicherweise ein offenes Ohr finden für die Notwendigkeit, mit dem Ziel von Einsparungen Schwerpunkte zu setzen. Allerdings, das gebe ich zu, sagt das immer noch nichts darüber aus, was denn dann die Schwerpunkte sind. Umwelt- und Verkehrspolitik sind die Felder, die bisher am umstrittensten sind im Verhältnis Grüne-CDU. Aber die CDU besteht ja nicht nur aus Positionen, wie wir sie hier im Landtag hören, bei denen immer der Standortvorteil der Wirtschaft in Gefahr gesehen wird, sobald mit dem Umweltschutz ernst gemacht würde.

FR: Bei einigen Grünen scheint es fast schon so, als hätten sie Lust darauf, jetzt auch bei der CDU einmal die Fähigkeit zur Veränderung auszuprobieren. . .

Plottnitz: Das ist ja auch ein völlig legitimes Unterfangen. Veränderung ist schon das richtige Stichwort: Bei der SPD haben die Grünen in der Vergangenheit zu Veränderungen beigetragen. Das ist bei der CDU bisher noch nicht gelungen. Allerdings: Einer Partei wie den Grünen macht Veränderung Spaß. Wenn es gelingen sollte, bei der CDU - und sei es mit Hilfe des Vehikels einer Koalition - zu Positionen zu kommen, die mit den traditionell bekannten nichts mehr zu tun haben, wäre das sicher nichts, was ein Grüner zu bedauern hätte.

FR: Wenn Rot-Grün weiter Priorität hat - wie steht es mit der Rettung rot-grüner Zusammenarbeit durch Erweiterung zur "Ampel" mit FDP oder FWG? Hat das Vorrang vor Grün- Schwarz?

Plottnitz: Auch das müssen natürlich immer diejenigen entscheiden, die kommunal damit befaßt sind. Nach Rot-Grün erscheint mir eine Ampel- Koalition als die nächstliegendere Möglichkeit. Die FDP hat sich in der Vergangenheit immer als flexibler erwiesen, wenn es darum ging, Abschied von eigenen Überzeugungen zu nehmen, Überzeugungen im Interesse einer Koalition zu opfern, deshalb mag es da weniger Widerstände geben. FR: Gibt es eine Art neue Offenheit - oder gibt es sie nicht?

Plottnitz: Neue Offenheit klingt nach neuer Beliebigkeit, und das wäre ein falsches Bild. Es geht nicht um Koalitionen um jeden Preis und mit wem auch immer. Aber wo zum Beispiel große Koalitionen mit der Folge drohen, daß das Gegenteil von all dem umgesetzt werden soll, was die Grünen in wichtigen Politikfeldern für nötig halten - da hätte ich natürlich für jede grüne Gliederung Verständnis, die sich fragt, ob das nicht auch im Bündnis mit der CDU verhindert werden kann. Ein politischer Notfall also, nicht die Wunschkoalition.

Mit dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Hessischen Landtag, Rupert von Plottnitz, sprach FR-Korrespondent Richard Meng.

Vilbeler Senioren fahren zur Kirschblüte

BAD VILBEL. Eine Fahrt zur Kirschblüte an der hessischen Bergstraße bietet die Stadtverwaltung Anfang April für Senior/-innen an. Die Teilnahme kostet 15 Mark. Anmeldungen werden ab Dienstag, 16. März, unter der Telefonnummer 602-309 entgegengenommen. Der genaue Termin wird kurzfristig bestimmt. Alle, die sich angemeldet haben, werden von der Senior/-innenbetreuung benachrichtigt. hm

Post gräbt der Quelle eine Portion Wasser ab Versender enttäuscht über Informationspolitik / Zahlungsmoral der Kunden läßt nach

has NÜRNBERG. Das Thema Post wird für das Großversandhaus Quelle zu einer ebenso leidigen wie offenbar unendlichen Geschichte. Gleich aus mehreren Gründen zeigt sich der Vorstand des Fürther Unternehmens enttäuscht, nachdem er im vergangenen Jahr seine Drohung, einen eigenen Paketdienst aufbauen zu wollen, nicht in die Tat umsetzte und diese Pläne "vorerst nicht" weiterverfolgt. Mit dieser Entscheidung habe Quelle einen "Vertrauensbeweis erbracht", sagt Vorstandsmitglied Sigmund Kiener. Freilich honorierte die Post dies nicht. Kurz nach dem Beschluß seines Hauses, so Kiener, habe der gelbe Riese eine Erhöhung der Pakettransport-Entgelte zum 1. Juli 1993 beschlossen, der die fränkische Gruppe allein mit fast 20 Millionen Mark belaste, und das "obwohl die letzte Erhöhung vom 1. 7. 1992 dann nur ein Jahr zurückliegen wird", schimpft Quelle- Chef Klaus Mangold.

Auch an anderer Stelle gräbt die Post der Quelle eine gehörige Portion Wasser ab. Dies gilt etwa für den Portoaufschlag bei der Verteilung von Massendrucksachen. Hinzu kommt der Umstellungsaufwand in Höhe von rund zehn Millionen auf die neuen Postleitzahlen. Summa summarum ergeben sich für die Gruppe laut Kiener daraus Belastungen pro Jahr von etwa 80 Millionen Mark, davon allein 60 Millionen bei der Quelle. Kiener wie Mangold geben daher die Losung des Sparens aus. Denn sie meinen, die Zusatzkosten könnten nicht über die Preise an die Kunden weitergereicht werden. Sauer auf die Post sind die Vorstände, weil diese "mit ihrem größten Kunden" vor ihren Entscheidungen nicht das Gespräch sucht. "Die Post hat uns schlichtweg zu spät informiert", moniert Mangold mit Blick auf die Umstellung der Postleitzahlen. Denn die Quelle, die mehr als zehn Millionen Kunden zählt, täglich bis zu 200 000 Pakete und eine Million Briefe versendet, müsse von "einer gesicherten Grundlage aus operieren können".

Die Rezession bekommt der Versender noch relativ wenig zu spüren. In den ersten beiden Monaten dieses Jahres verbuchte er eine Zunahme der Bestellungen um zwei bis drei Prozent. Dies soll in etwa auch zum Ultimo 1993/94 so aussehen. Mangold: "Unsere Planung sieht ein Plus vor; und nominales Wachstum ist in diesem Jahr ein Erfolg." In der Geschäftsperiode 1992/93 (Ende Januar) steigerte die Gruppe ihr Geschäftsvolumen um 3,6 Prozent auf knapp 15,3 Milliarden Mark. Die Zahl der Beschäftigten nahm um 500 auf 42 900 Leute zu.

Ganz verschont von der Konjunkturflaute bleibt Quelle aber nicht. Seit einiger Zeit bemerkt das Unternehmen, daß die Kunden ihre Rechnungen schleppender begleichen. "Die Zahlungsmoral ist nicht mehr so gut, wie wir uns das wünschen", berichtet Kiener. Zuletzt registrierte er Stundungen bei immerhin 70 000 Konsumenten.

"Einschneidende Veränderungen" (Mangold) bei der Quelle gingen Anfang März mit der Abgabe von 17 der 20 Warenhäuser über die Bühne. Während die Läden in Nürnberg und Hersbruck bei den Fürthern bleiben, ist das Schicksal der Niederlassung in Augsburg noch ungewiß. Nicht zuletzt die Aufwendungen für die Abgabe der Warenhäuser (rund 2000 Beschäftigte und 950 Millionen Mark Umsatz) werden sich beim Profit des Unternehmens niederschlagen. Mangold spricht von einem Gewinn vor Steuern - in der Vorperiode 248 Millionen Mark -, der "deutlich unter Vorjahr" ausfallen wird.

Verschlossen zeigt er sich zu den Beziehungen mit dem Reisekonzern TUI. Die Zusammenarbeit soll zwar ausgebaut werden, und zwar unabhängig davon wie sich der Streit im Kreis der TUI-Gesellschafter entwickelt. Im Umkreis der Quelle, die über die Schickedanz-Holding an dem Tourismusunternehmen beteiligt ist, läßt sich aber Ärger über den TUI- Miteigentümer Westdeutsche Landesbank ausmachen. Auf die Frage, ob er sich zu der Geschäftspolitik der WestLB äußern wolle, antwortet Mangold aber nur: "Ich werde einen Teufel tun."

"Nach Rot-Grün erscheint mir eine Ampelkoalition nächstliegender" - aber auch mehr Schwarz-Grün hält Rupert von Plottnitz, Fraktionschef der Grünen, für denkbar. Seite 32

Die EG ist halt keine Talkshow Dänemarks Außenminister Niels Helveg Petersen zum Balkankonflikt und zur Zukunft der Brüsseler Gemeinschaft

FR: Aus dem ehemaligen Jugoslawien werden täglich neue Kämpfe und neue Massaker gemeldet. Selbst UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali scheint nun einen Militäreinsatz anzupeilen. Sind die Friedensbemühungen der EG für den Balkan fehlgeschlagen?

Petersen: Die EG hat eine entscheidende und konstruktive Rolle gespielt. Die europäische Unterstützung für den Friedensmakler Lord Owen hat dazu beigetragen, daß sich auch die USA und Rußland auf eine gemeinsame Position verständigen konnten. Die Entwicklung auf dem Balkan geht so schnell, daß manches von dem, was ich jetzt sage, bald schon überholt sein kann. Aber eines ist völlig klar: Es gibt Konflikte auf dieser Welt, die mit militärischen Mitteln nicht zu lösen sind, und der Jugoslawien-Konflikt ist einer davon. Letzten Endes hängt die Zukunft für die Menschen, die dort leben, von ihrer eigenen Fähigkeit und ihrem eigenen Willen ab, friedlich miteinander zu leben. Das kann man mit Militärmacht nicht erzwingen.

Wenn einmal mit dem Einverständnis der Kriegsparteien ein Friedensabkommen etabliert ist, dann kann die Umwelt mithelfen, diesem Respekt zu verschaffen. Aber zuvor müssen die Kriegführenden selbst ein so großes Interesse an friedlichen Verhältnissen haben, daß sie ein verpflichtendes Abkommen unterzeichnen. Das ist ein Conditio sine qua non für internationale Hilfe zur Verwirklichung des Abkommens. Ich glaube, man hat Boutros-Ghali mißverstanden. Auch er meint nicht, daß man Truppen nach Ex-Jugoslawien senden sollte, ohne daß ein Friedensabkommen unterzeichnet ist.

FR: Dänemarks zweite Volksabstimmung über das Maastricht-Abkommen steht am 18. Mai an. 160 von 175 Parlamentsmitgliedern empfehlen diesmal ein Ja. Kann man davon ausgehen, daß die Dänen ihr Nein vom 2. Juni widerrufen werden?

Petersen: Man darf ein Ja keinesfalls für gegeben nehmen. Ich bin Optimist, und ich glaube, es gibt Grund für Optimismus. Aber man darf nicht davon ausgehen, daß das Ja gesichert wäre. Volksabstimmungen muß man ernst nehmen. Ich weiß jedenfalls, daß es Trotzreaktionen auslösen kann, wenn man in Dänemark die Ansichten der Menschen für gegeben nimmt, und dieser Versuchung werden wir nicht erliegen.

FR: Wird die jüngste Abstimmungsniederlage der britischen Regierung die Stimmung in Dänemark beeinflussen?

Petersen: Das glaube ich nicht. Die dänische Debatte geht ihre eigenen Wege.

FR: Doch was würde ein neues Nein der Dänen bedeuten, für Dänemark, für die EG und für die Länder, die über einen Beitritt zur EG verhandeln?

Petersen: Ich beschäftige mich ungern mit den Konsequenzen eines Nein, weil ich an ein Ja glaube. Unsere Regierung will der Bevölkerung erklären, welche Vorteile mit einem Ja verbunden sind. Davon soll die Debatte in Dänemark handeln, nicht von den Folgen eines Nein. Doch ich will gerne hinzufügen, daß ein erneutes dänisches Nein der EG Probleme bringen würde, enorme Probleme, und dann würden auch die Erweiterungsverhandlungen festfahren oder zumindest stark verzögert werden.

FR: Bundeskanzler Kohl behauptet, daß die übrigen zehn oder elf EG-Staaten in ihren Unionsplänen fortfahren würden, als ob nichts geschehen wäre. Ist dies, angesichts der Reaktionen, die das erste dänische Nein in ganz Europa ausgelöst hat, eine realistische Position?

Petersen: Ich glaube, daß ein dänisches Nein äußerst schwierige Probleme für die europäische Zusammenarbeit auslösen würde. Ich kann nicht überblicken, welche Konsequenzen es bekommen würde, aber sie wären bedeutend, und sie wären negativ, auf lange Zeit hinaus.

FR: Eine der Antworten, die man auf das Dänen-Nein zu geben suchte, war mehr Offenheit. Jetzt hat man Ministerratstreffen mit TV-Übertragung gehabt, und gleich danach einen für Normalbürger unverständlichen Bananenstreit. Ist das der Weg zu mehr Verständnis für die EG?

Petersen: Die Bananen zuerst: Der Streit ist Folge des Binnenmarktes. Früher konnte man unterschiedliche Zollregeln haben. Jetzt brauchen wir gemeinsame Regeln, sonst würden alle Bananen nach Deutschland gefrachtet, wo es keinen Zoll gab, und von dort weiterexportiert. Was man beschlossen hat, ist angemessen und vernünftig. Für Deutschland bringt es teurere Bananen. Aber auch für Deutschland hat der Binnenmarkt viele Vorteile gebracht; hier ist einmal ein Beispiel, daß gemeinsame Regeln einzelnen auch Nachteile bringen können, und das müssen die Betroffenen akzeptieren. Größer ist die Bananen-Sache nicht.

Und die Fernsehübertragungen: der Einwand lautete, daß sie langweilig waren. Ja, was hat man sich vorgestellt? Was auf Ratstreffen passiert, ist nun mal oft langweilig, auch für die Teilnehmer. EG im Alltag ist keine Talkshow. Es ist gut, wenn die Öffentlichkeit sehen kann, daß sich hier keine Geheimloge versammelt. Europäische Wirklichkeit ist harte, oft langweilige Arbeit. Und ich bin froh, wenn alle dies zu sehen bekommen.

FR: Wie wird die EG in 20 Jahren aussehen? Wird sie zehn Mitglieder haben, 16 oder gar keine? Hat sie ein gemeinsames Militär und eine Währung, oder nicht mal eine gemeinsame Agrarpolitik?

Petersen: Ich bin kein Prophet. Mein Wunschtraum wäre: Wir haben freie, selbständige Nationalstaaten, die die Kunst gelernt haben, friedlich miteinander zu arbeiten und gute Nachbarn zu sein. Die akzpetieren, daß Zusammenarbeit nicht nur nach kurzfristigen eigenen Vorteilen schielt. Zusammenarbeit ist Toleranz, Offenheit, Hilfsbereitschaft. Einiges in diese Richtung kann ich in der heutigen Entwicklung der EG sehen, und diese Züge hätte ich gerne verstärkt. Europas Vielfalt ist eine Stärke, keine Schwäche. Die europäische Zusammenarbeit darf keine Wurstmaschine sein, wo am Ende eine bestimmte Wurst herauskommt. Wir dürfen keine Angst vor Unterschieden haben. Das erfordert eine Verhandlungstradition, in der man aufeinander Rücksicht nimmt; in der man den Problemen anderer entgegenkommt.

FR: Die Erweiterungsverhandlungen der EG sind in Gang, und Dänemark ist im EG-Vorsitz verantwortlich für sie. Dänemark stand der Erweiterung immer positiv gegenüber. Warum? Was können neue Mitglieder der EG bringen?

Petersen: Jede Erweiterung hat dynamische Wirkungen auf die Gemeinschaft gehabt. So war es, als Großbritannien, Irland und Dänemark aufgenommen wurden, später mit Griechenland, Spanien und Portugal. Die EG bekam neue Vitamine, neue Impulse. So wird es auch sein, wenn Österreich, Schweden und Finnland zur EG kommen - besonders unter einem Gesichtspunkt: Die große Aufgabe für das wohlhabende Westeuropa in den nächsten zehn, 20 Jahren wird es sein, Wege und Mittel zu finden, um den neuen Demokratien in Osteuropa bei der Stabilisierung ihrer Demokratie und beim Aufbau ihrer Wirtschaft zu helfen.

Diese Aufgabe ist kolossal, und entscheidend für Europas Entwicklung auf Jahrzehnte hinaus. Und hierfür sind Österreich, Schweden und Finnland äußerst wertvoll, weil es Grenzländer mit einer eingehenden Kenntnis Osteuropas sind, und daher vortreffliche Brückenbauer zwischen West- und Osteuropa. Daher ist die Erweiterung der EG politisch wichtig und ein gutes Signal für Osteuropa.

FR: Dänemark, das sich zahlreiche Ausnahmen zum Maastricht-Abkommen ausbedungen hat, verhandelt im Namen der EG mit den neuen Mitgliedern, und die Position der EG ist, daß es für die Neuen keine Ausnahmen geben darf. Ist das nicht provozierend?

Petersen: Nein. Es besteht ein fundamentaler Unterschied zwischen Dänemark und den neuen Anwärtern. Dänemark ist seit 20 Jahren ein gutes Mitglied. Es ist das Land, das die meisten EG-Direktive verwirklicht hat, das die wenigsten Gerichtsverfahren auf sich geladen hat. Dänemark erfüllt seine Verpflichtungen in der EG besser als jedes andere Land. Dann kam Dänemark durch die Maastricht-Volksabstimmung in eine besondere Lage, und darauf haben die übrigen Länder Rücksicht genommen. Das dient ihnen zur Ehre und beweist, daß die EG eine Gemeinschaft ist, in der man versucht, einander zu helfen. Dafür ist die dänische Sonderregel ein guter Beweis.

Aber für neue Bewerber ist die Ausgangslage eine andere. Sie stellten ihren Antrag auf Grundlage des vorliegenden Vertrages. Daß sie ihren Antrag jetzt gestellt haben, hat sicher damit zu tun, daß sie Einfluß haben wollen, wenn später in den neunziger Jahren über Verteidigungspolitik oder die Wirtschafts- und Währungsunion entschieden wird. Sie wollen am Verhandlungstisch sitzen, wenn über Europas Zukunft entschieden wird, und das ist klug so.

Mit Niels Helveg Petersen sprach in Kopenhagen FR-Korrespondent Hannes Gamillscheg.

Zeitgenössische Kunst in der Stadthalle

GELNHAUSEN. Zeitgenössische Kunst steht im Mittelpunkt auch der dritten Kunsttage Gelnhausen vom 23. April bis 2. Mai in der Stadthalle. Workshops und Vorträge runden die Ausstellungswoche ab, an der sich zehn Künstler aus dem In- und Ausland beteiligen.

70 Kunstschaffende hatten sich um die Beteiligung beworben. Ausgewählt wurden unter anderem Sven Rudolph und der Leipziger Norbert Wagenbrett, dessen Bilder bereits in der ehemaligen Synagoge zu sehen waren.

Frank Rukwied wird mit einer Installation vertreten sein, aus Berlin kommt die TU-Dozentin Tina Schwichtenberg, aus Frankfurt Gerlinde Smekal, aus Hasselroth Matthias Kraus.

Unter den Ausstellern finden sich zudem Ren Rong, Meisterschüler von Professor Fritz Schwegler, Flaviano Poggi aus Itailien und die Rumänin Elena Haschke-Marinscu. tja

"Militär bringt keine Lösung" EG-Ratsvorsitzender gegen Balkan-Einsatz vor Friedenspakt Von unserem Korrespondenten Hannes Gamillscheg

KOPENHAGEN, 10. März. Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien ist nach Ansicht des dänischen Außenministers und Ratsvorsitzenden der Europäischen Gemeinschaft, Niels Helveg Petersen, mit militärischen Mitteln nicht zu lösen. Ein verpflichtendes Friedensabkommen sei eine unabdingbare Voraussetzung für einen internationalen Truppeneinsatz, sagte er in einem Interview der Frankfurter Rundschau. Erst nach einem Abkommen der Kriegsparteien könne die internationale Staatengemeinschaft bei dessen Sicherung helfen. Entscheidend zur Lösung des Balkankonflikts sei die Bereitschaft der dort lebenden Menschen, friedlich miteinander zu leben.

Petersen zeigte sich optimistisch, daß die dänischen Wähler im zweiten Referendum dem Maastricht-Abkommen zur Europäischen Union am 18. Mai zustimmen werden, warnte jedoch davor, dieses Ja schon jetzt für gegeben zu nehmen. Dies könnte eine Trotzreaktion auslösen.

Umfragen zeigen, daß derzeit rund doppelt so viele Dänen mit Ja als mit Nein stimmen wollen. Die Zahl der Ja-Sager ist aber leicht rückläufig.

Die jüngste Abstimmungsniederlage, die die britische Regierung in der Maastricht-Debatte erlitt, beeinflußt nach Ansicht Petersens die dänische Debatte nicht. Sollte jedoch auch das zweite Referendum mit einem Nein enden, kämen unübersehbare Probleme auf die EG zu, meinte er. Daß, wie Bundeskanzler Helmut Kohl meint, die übrigen EG-Länder die Unionspläne unangefochten weiterführen würden, sei nicht realistisch.

(Weiterer Bericht Seite 2)

Glasbläser-Vorführung in der Städtischen Galerie

OFFENBACH. Die Kunst des Glasblasens können Besucher/innen der Städtischen Galerie, Kaiserstraße 99, am Samstag, 13. März, live erleben: Innerhalb der Ausstellung "Glaskunst aus Lauscha" zeigt Albrecht Greiner-Mai aus der thüringischen Glasbläserstadt seine Fertigkeiten. Er gilt als Spezialist für Fadenglas. Seine Arbeiten füllen in der Ausstellung eine ganze Vitrine.

Die Vorführungen dauern von 11 bis 12 Uhr und von 15 bis 16 Uhr. Das Glas ist noch bis zum 3. April zu sehen: dienstags bis freitags von 15 bis 19 Uhr. hf

SPD-Spitze zieht Karren weiter Zunächst geht es jedoch um Posten im Gelnhäuser Magistrat

GELNHAUSEN. Die führenden Sozialdemokraten richten nach der Wahlschlappe den Blick jetzt wieder nach vorne. "Das Spitzenteam macht weiter" lautet die Quintessenz der ersten Analysen und Diskussionen. "Wenn Partei und Fraktion wollen", sagt Fraktionschef Werner Hepp, "sind wir auch bereit, den Karren weiter zu ziehen".

Der Frust habe zwar tief gesessen, beschreibt Hepp die Katerstimmung in den ersten Tagen nach der Wahl, "aber man kann den Bettel jetzt nicht hinschmeißen". Darüber sei sich das anstelle eines Spitzenkandidaten angetretene Quintett der ersten fünf Listenplätze einig. Hepp: "Das ist ein Stück weit unsere Verantwortung". Zumal er immer gesagt habe, daß es eine längerfristige Angelegenheit sei, Gelnhausen für die SPD zurückzuerobern: "In zwei Jahren kann man das nicht umkrempeln."

Nachdem der Schock über den Verlust von 7,8 Prozent der Stimmen halbwegs überwunden ist, glaubt Hepp, daß die Gelnhäuser Sozialdemokraten die möglichen Resultate ihrer Arbeit vielleicht zu euphorisch eingeschätzt haben, weil sie die negativen Auswirkungen der SPD- Landes- und -Bundespolitik nicht bedachten. Das Wahlkampf-Team in der Barbarossastadt habe jedenfalls sehr produktiv zusammengearbeitet und sei in der Lage, sich auch nach dem Rückschlag weiter zu engagieren. "Es ist nur die Frage", so Hepp, "ob wir es dann auch sind, die irgendwann die Früchte ernten".

Zunächst einmal aber gilt es noch parteiinterne Klippen zu überwinden. Denn der Kuchen der zu verteilenden Pöstchen in den kommunalen Gremien ist für die Sozialdemokraten kleiner geworden. Mit nur noch drei Magistratssitzen ist es unmöglich, den Genossen eines jeden Stadtteils eines dieser begehrten prestigeträchtigen Ämter im Dunstkreis des Bürgermeisters zuzuschanzen. Gerangel und Stadtteil-Eifersüchteleien sind von daher auch nach der Wahl weiterhin zu erwarten.

Bürgermeister Jürgen Michaelis (CDU) hat derweil schon wissen lassen, daß er den Haitzer Genossen Günter Nix gerne wieder in dem kleinen Machtzirkel neben sich sähe. Nix ist nach längerer Parlaments-Abstinenz wieder zu den vorderen Reihen der SPD gestoßen. Seither kommen bei Genossen mit ausgeprägtem Oppositionsbewußtsein ungute Erinnerungen hoch an jene Zeiten, als der Begriff "Nixaelis" auch für schwarz-rote Nähen stand.

Auch Hepp weiß von Nix, daß dieser gerne in den Magistrat ginge. "Aber er hat deutlich gemacht, daß er niemanden anders verdrängen will". Und davon abgesehen sei doch wohl klar, "daß Michaelis nicht bestimmt, wer für die SPD in den Magistrat einzieht". lex

Kunstwerk für Neubau der Schule gesucht

MAINTAL. Ein Kunstwerk für den Neubau der Albert-Einstein-Schule in Bischofsheim suchen die Ateliergemeinschaft Mozartstraße, die Stadt und die Schulverwaltung.

Die öffentliche Ausschreibung für den künstlerischen Ideenwettbewerb wendet sich an Maintaler, die sich in ihrer Heimatstadt verewigen wollen.

Das Kulturamt stiftet ein Preisgeld, und das Bauamt will die Herstellung der Arbeit unterstützen. In der Jury sitzen Vertreter der Schulgremien, des Kulturamts und der Ateliergemeinschaft.

Die Ausschreibung endet am 26. April. Unterlagen dafür liegen in der Verwaltung der Schule, im Kulturamt Hochstadt sowie in der QNSD-Galerie in Dörnigheim aus.

Dort können Interessenten auch Gelände- und Fassadenpläne einsehen. jur

Wer mehr verdient, muß mehr zahlen Kommunen erheben Fehlbelegungsabgabe von einigen Sozialwohnungsmietern

WETTERAUKREIS. Es wird ernst mit der Erhebung der Fehlbelegungsabgabe. Ab heute, Freitag, flattert den rund 2000 Mietern von Sozialwohnungen in Bad Vilbel ein Brief der Stadtverwaltung ins Haus. Inhalt ein Erhebungsbogen. Drei weitere Kommunen im Süden des Wetteraukreises, Karben, Rosbach und Wöllstadt, sind noch nicht ganz so weit. Sie bereiten die Versendung der Erhebungsbögen erst vor. Zur Zeit wartet man in den Rathäusern noch auf Adressenlisten der Hessischen Landesbank, sofern die Helaba kommunale Sozialwohnungen gefördert hatte, oder vom Kommunalen Gebietsrechenzentrum. In Rosbach dürfte die Zahl der Betroffenen bei etwa 40 liegen, in Wöllstadt kommen die 40 Mietparteien der Ende der 60er Jahre in Nieder-Wöllstadt gebauten Mehrfamilienhäuser in Betracht. In Karben werden zum Ende der Woche 100 Bögen verschickt.

In der Vilbeler Verwaltung wird zur Zeit mit einem regelrechten Ansturm der Betroffenen gerechnet. Der Große Sitzungssaal im Rathaus Parkstraße 15 wurde ausgewählt, um dem möglichen Ansturm der Ratsuchenden gerecht zu werden. Jeweils mittwochs vom 15. März bis 15. April, von 13 bis 18 Uhr, und außerdem donnerstags von 7 bis 12 Uhr werden Sondersprechstunden angeboten.

Mit der vom Bundestag beschlossenen Ausgleichsabgabe werden jene "zur Kasse gebeten", die inzwischen so viel verdienen, daß sie längst keinen Anspruch mehr auf Sozialwohnung haben. Niemand werde aber aus der Sozialwohnung gedrängt, heißt es in einer Veröffentlichung der hessischen Landesregierung. Es werde lediglich der Mietpreis verteuert. Die Mehrabgabe streichen die Kommunen ein. Sie wurden gesetzlich verpflichtet, die Mittel binnen zwei Jahren für den Neubau von Sozialwohnungen zu verwenden.

Niemand weiß bisher, wieviel Geld die Kämmerer einsacken werden. In den laufenden Haushalten für 1993 hat keine der betroffenen Städte und Gemeinden bisher einen Etatansatz berücksichtigt. Ob die Gemeinden durch die Abgabe "reich" werden, bezweifelt etwa Rosbachs Bürgermeister Reinhold Medebach. Ob mit "Bringt nicht viel" dem Geld überhaupt eine einzige neue Wohnung entsteht, stellt ein Praktiker in Frage. Heinz Schmidt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Vilbeler Genossenschaft für Bauen und Wohnen: "Das bringt nicht viel."

Die Kommunen, denen die undankbare Aufgabe des Steuereinnehmers zuteil wurde, verlangen von den Sozialmietern die Preisgabe ihrer Einkommensverhältnisse und ihrer Mietzahlungen. Die Gemeinde will nicht nur die Höhe des Bruttoeinkommens wissen, sondern viele andere "Intimitäten", die die Betroffenen kaum verschweigen können. Angaben über die Höhe der Werbungskosten, der Renten- und Versorgungsbezüge, Nachtdienstzuschläge und vieles andere mehr nämlich werden vom Bruttoeinkommen abgesetzt, um ein "maßgebliches Einkommen" zu errechnen. Gefragt wird außerdem nach Einzelheiten der reinen Miete, also ohne Berücksichtigung der Nebenkosten.

Es kann im übrigen niemand gezwungen werden, die Erhebungsbögen vollständig auszufüllen, um den Gemeindebediensteten wie sonst nur Finanzbeamten die Einkommensverhältnisse klarzulegen. Wer auf Vollständigkeit verzichtet, muß dann allerdings die Höchstsätze der Ausgleichsabgabe zahlen.

Das klingt schlimm, dürfte es aber in vielen Fällen nicht sein. Die Ausgleichsabgabe kann den Mietpreis pro Quadratmeter zwar in der Spitze um neun Mark verteuern. Doch es gibt zwei entscheidende Einschränkungen. Die Ausgleichsabgabe wird vom 1. Juli 1993 an für drei Jahre festgelegt, doch bis zum 30. Juni nächsten Jahres wird die Abgabe nur zur Hälfte erhoben. Anstelle des Maximums von neun Mark müssen ein Jahr lang nur 4,50 Mark je Quadratmeter mehr gezahlt werden.

Zum weiteren gibt es eine Obergrenze. Diese "Kappungsgrenze" bedeutet zum Beispiel in Bad Vilbel, Karben und Rosbach eine Höchstmiete von 12,50 Mark für eine höchstens 13 Jahre alte Wohnung bis 60 Quadratmetern oder von 10,50 Mark für eine Wohnung, die über 100 Quadratmeter Wohnfläche aufweist. In Wöllstadt, das in eine andere Kategorie eingeordnet wurde, liegt die höchste Kappungsgrenze bei einem Quadratmeterpreis von 10,90 für die kleine und von 8,30 Mark für die große Wohnung.

Diese Vergleichsmieten, die das Land Hessen festgelegt hat, können als moderat gelten. Die Preise, die im freifinanzierten Wohnungsbau für moderne Wohnungen heute gezahlt werden müssen, liegen deutlich höher. In Bad Vilbel bespielsweise liegen die freien Mieten häufig bei 15 Mark und darüber. Diese Differenz zwischen Kappungsgrenze und freien Mietpreisen ist für den oben zitierten Praktiker Heinz Schmidt auch der Grund für die Einschätzung, daß ein nicht geringer Teil der "Fehlbeleger" ohne detaillierte Dar- legung der Einkommensverhältnisse stillschweigend die Abgabe entrichten wird.

Ein Ehepaar, so rechnet Schmidt vor, das in der Vier-Zimmer-Sozialwohnung geblieben ist, nachdem die Kinder "ausgeflogen" sind, werde in Bad Vilbel keine Umziehen ist teuer neue Wohnung suchen, auch wenn die Quadratmetermiete auf 10,50 Mark ansteigen sollte. Der Umzug in eine gleichgroße "freie" Wohnung würde eine erheblich höhere Miete bedeuten. Der Umzug in eine kleinere Wohnung wäre zwar billiger, aber mit einer deutlichen Minderung der Lebensqualität verbunden.

Einzelheiten über die Einkommensgrenzen und die damit verbundene Staffel der Ausgleichsabgabe sowie über die Mietenstufen der jeweiligen Gemeinde, die hier nicht wiedergegeben werden konnten, sind in einem übersichtlichen Faltblatt des hessischen Wohnungsministeriums dargelegt. Dieses Faltblatt liegt in den Rathäusern kostenlos aus.

HANNES MATHIAS

Namen+Notizen

ROLAND JAECKLE, Bewerber für die Pfarrstelle Friedberg West der evangelischen Kirchengemeinde Friedberg, predigt am Sonntag, 14. März, um 10 Uhr im Gemeindezentrum West in der Wintersteinstraße. Anschließend besteht Gelegenheit zu einem Gespräch. Jaeckle ist der einzige Bewerber für die Pfarrstelle. Zu dem Bezirk gehören etwa 1700 Gemeindemitglieder.

TOBIAS GREILICH, Kreisvorsitzender der Schüler Union Wetterau, wird nicht mehr für den Vorstand kandidieren. Als Nachfolger schlägt er MICHAEL PIETSCH aus Glauburg vor. Der Kreisdelegiertentag der Schüler Union ist am Samstag, 13. März, um 13 Uhr, im Dr. Heldmann- Haus in Ortenberg-Selters. Auf der Rednerliste stehen der ehemalige Postminister, der Bundestagsabgeordnete Christian Schwarz-Schilling, Landtagsabgeordneter Norbert Kartmann, schulpolitische Sprecher der CDU Hessen, sowie CDU-Landratskandidat Rainer Schwarz, zugleich Bürgermeister in Gedern und Kreistagsmitglied.Massenproteste gegen Stahl-Krise Landesregierung und Gewerkschaft kampfbereit / Entlassungen auch im Saarland

vs/gra DÜSSELDORF / VÖLKLINGEN, 10. März. Die Stahlarbeiter von Rheinhausen und die nordrhein-westfälische Landesregierung haben sich am Mittwoch darauf verständigt, die vom Krupp/ Hoesch-Konzern beschlossene Stillegung des Stahlwerks in Rheinhausen nicht einfach hinzunehmen. Rund tausend Stahlarbeiter protestierten vor dem Landtag gegen die Schließung des Werkes in Rheinhausen. Knapp 20 000 deutsche und französische Stahlarbeiter demonstrierten im saarländischen Völklingen gegen die drohende Entlassung von 3000 Arbeitern bei der Saarstahl AG.

Nach einem Gespräch mit der Spitze des Betriebsrates im Düsseldorfer Landtag sagte Ministerpräsident Johannes Rau (SPD), daß er den Stillegungsbeschluß "so nicht akzeptiert". Krupp- Hoesch will in Dortmund und Rheinhausen in diesem Jahr insgesamt 4500 Arbeiter entlassen.

Rau kündigte die sofortige Einberufung einer "Duisburg-Konferenz" an, auf der sich Vertreter der Europäischen Gemeinschaft, der Bundesregierung sowie des Landes und der Stadt mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze und Hilfen für die Region befassen. Die IG Metall forderte Krupp/Hoesch auf, einen Plan zum Aufbau neuer Arbeitsplätze vorzulegen. Das Stahlmanagement verfolge ein "Maximum an Arbeitsplatzvernichtung" und habe nicht mal ein "Minimalkonzept" für soziale Maßnahmen bereit, kritisierte sie.

Betriebsrat und Landesregierung forderten den Stahlkonzern auf, die betriebswirtschaftlichen Daten, die angeblich eine Stillegung von Rheinhausen erzwingen, von einem unabhängigen Gutachter überprüfen zu lassen. Auf keinen Fall dürfe es "Entlassungen ohne Sozialplan geben". Rau erinnerte die Unternehmen daran, daß sie noch Anfang der neunziger Jahre "sehr viel Geld" mit Stahl verdient hätten. Mit diesem Geld müßten sie jetzt zumindest jene 1500 Arbeitsplätze in Rheinhausen schaffen, die sie 1988 am Ende des ersten großen Arbeitskampfes um das Stahlwerk schriftlich versprochen hätten. Der Rheinhausener Betriebsratsvorsitzende Walter Busch zeigte sich mit dem Ergebnis der Unterredung "zufrieden".

Die Bundesregierung hat noch keine Pläne, um den Stahlarbeitern zu helfen, sagte Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) am Mittwoch, doch stünden "erhebliche Mittel aus Bonn und Brüssel zur Verfügung".

Duisburgs Oberbürgermeister Josef Krings (SPD) rechnet durch die Stahlkrise mit einem Verlust von 10 000 Arbeitsplätzen in der Region, da auch bei Thyssen 4200 Arbeitsplätze abgebaut würden.

Der saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) forderte bei der Demonstration in Völklingen staatliche Maßnahmen gegen Billigimporte aus Osteuropa. Die Bundesregierung und die EG dürften die Bewältigung der Stahlkrise nicht allein den Betrieben überlassen. Zuvor hatte der Arbeitsdirektor von Saarstahl, Peter Hartz, auf einer Betriebsversammlung den Stellenabbau innerhalb von 18 Monaten angekündigt. Saarstahl müsse seine Kapazität von 2,4 Millionen Tonnen um rund 500 000 Tonnen verringern.

(Leitartikel Seite 3, Berichte Seite 4 und im Wirtschaftsteil)

Ein selbstbewußtes, lautstarkes Nein schlägt den Zudringling in die Flucht Mädchen üben in der Eschborner Hartmut-Schule Gegenwehr sowohl mit Worten als auch mit dem Körper / Weglaufen gehört ebenfalls zur Verteidigung

ESCHBORN. "Nein!" - schon durch das Treppenhaus der Turnhalle schallt der energisch klingende Ruf vieler Mädchenstimmen. Wie wichtig es ist, laut "Nein" sagen zu können, ohne hysterisch zu wirken und vor allem ohne das lästige Piepsen, das und vieles mehr lernt die Handvoll neun- bis 13jähriger Schülerinnen derzeit immer dienstags in der Eschborner Hartmut-Schule.

Besorgte Mütter sind es vor allem, die Schlange stehen, um ihre Tochter zur Selbstverteidigung bei Monika Baumgartl anzumelden.

Aber auch die Mädchen finden den Kursus toll. In Argumentationsnot kommen sie nicht, wenn sie die Frage, warum sie am Kurs teilnehmen, beantworten sollen. "Wegen unserer Jungen, die ärgern uns. Damit wir uns wehren können." Viele nicken zu Nicoles Worten. Die "Jungs aus der Klasse" oder aus anderen Schulen sind die meistgenannten Belästiger der Mädchen. "Die meisten Jungs denken, Mädchen können nix, andauernd nehmen sie einem 'was weg", sagt Nina, "jetzt können wir sie mal zurückärgern." Weil sie "immer angequatscht werden, müssen Mädchen lernen, wie man sich wehrt", findet Inka.

Speziell für junge Mädchen hat die erfahrene Kampfsportlerin Monika Baumgartl ihre Methode der Selbstverteidigung entwickelt. Selbstbewußtsein ist für Baumgartl dabei ein Schlüsselwort. "Viele Mädchen müssen erst einmal lernen, sich selbst zu akzeptieren, sich selbst wichtig zu sein", formuliert Baumgartl eine ihr wichtige Prämisse. Mit ihrer Methode berücksichtigt sie vor allem den Umstand, daß "Mädchen sehr viel weniger in gefährliche Situationen kommen, sie werden viel öfter belästigt". Sei es von erwachsenen Männern, die ihnen zu nahe treten oder sie sexuell bedrängen, oder "bloß" von Mitschülern, die auf dem Heimweg versuchen, ihnen die Schultasche wegzunehmen.

Ob an der Bushaltestelle oder in der S- Bahn, die Möglichkeit angequatscht oder belästigt zu werden, sitzt bereits den kleinen Mädchen im Nacken. "Wie wehre ich mich gegen Gewalt ohne selbst gewalttätig werden zu müssen?", heißt die Frage auf einem Fragebogen, den Baumgartl in der ersten Stunde verteilt, die die Mädchen am meisten beschäftigt. Ohne zu zögern erklären sie, daß Weglaufen ebenso zur Gegenwehr gehört wie lautes Hilfeschreien, keine Angst zu zeigen und Angreifer mit Worten abzuwehren. "Wenn man die Jungs aus unserer Klasse mal so richtig anbrüllt, erschrecken die sich ganz schön", hat Nicole bereits eine Anwendung des Erlernten entdeckt.

Konnten auch die anderen Gelerntes aus dem Kurs auf der Straße oder in der Schule schon nutzen? "Nicht direkt", wägt Jennifer ab, "aber man fühlt sich besser, wenn man weiß, man kann sich wehren im Notfall." Und daß dieses Wissen sich auch in der Körperhaltung ausdrückt, die es allein schon möglich machen kann, sich den ein oder anderen potentiellen Belästiger vom Leib zu halten, haben die Mädchen in der Übung "Wie geht ein ängstliches, wie ein mutiges Mädchen?" gelernt.

Den gewaltlosen Möglichkeiten der Gegenwehr sei immer der Vorzug gegenüber der körperlichen Selbstverteidigung zu geben, schärft Baumgartl den Mädchen ein. "Schon weil Mädchen den meisten männlichen Angreifern köperlich unterlegen sind." Was zählt, ist Schnelligkeit, wiederholen die Mädchen für sich: Der schnelle Tritt gegen empfindliche Stellen, schnelles Weglaufen und Rufen. Wie erfolgreich letzteres sein kann, beweist Baumgartl mit der Geschichte eines Mädchens aus einem ihrer Kurse: Sie wurde von einem Mann in einer Unterführung sexuell belästigt. Da sie auf dem Fahrrad saß, konnte sie sich schlecht verteidigen. "Bloß nicht piepsen", habe sie gedacht, bevor sie schrie, erzählte sie später der Trainerin. Ihre Stimme sei dann so gewaltig gewesen, "daß ich vor mir selbst erschrocken bin". Der Mann habe sich daraufhin schleunigst aus dem Staub gemacht. fra

Hilfe für Asylbewerber

NEUBERG. Der "Runde Tisch" in Neuberg ruft zusammen mit der Gemeinde und dem Roten Kreuz dazu auf, Fahrräder und Spielsachen für die im Ort untergebrachten Asylbewerber und deren Kinder zu spenden. Die Gegenstände können am Samstag, 13. März, in der Zeit von 10 bis 12 Uhr am Rüdigheimer Bürgerhaus abgegeben werden.

Dem Gremium, bestehend aus Parteien und Vereinen, ist es bei seinen Bemühungen um einen Ausgleich zwischen Einheimischen und Fremden mittlerweile gelungen, zwei Deutschkurse für jeweils 15 Teilnehmer zu organisieren. Sie finden zweimal in der Woche statt. Zwei ehrenamtliche Helfer mit Erfahrung auf diesem Gebiet werden unterrichten.

In Neuberg leben derzeit etwa 70 Asylbewerber, hauptsächlich aus Afghanistan, dem ehemaligen Jugoslawien und Kuwait. In den nächsten Wochen werden noch mehr hilfesuchende Menschen erwartet.

Die bisher im Parlament vertretenen Parteien hatten sich vor einiger Zeit in großer Übereinstimmung dafür ausgesprochen, dem aufkeimenden Fremdenhaß mit konkreten Aktionen entgegenzutreten. Ihrer Inititiative ist der runde Tisch zu verdanken. hein

Kaufhaus Joh auf Expansionskurs In Kooperation mit "Kaufhof" sollen bundesweit 20 Häuser übernommen werden Von Jörg Andersson GELNHAUSEN. Der Unternehmer Peter Joh will ganz groß ins Kaufhausgeschäft einsteigen. Sein Partner: der "Kaufhof". Zusammen mit dem zweitgrößten deutschen Warenhaus-Konzern will der Gelnhäuser Geschäftsmannn in der gesamten Bundesrepublik Kaufhäuser betreiben und unter dem Namen "Joh" laufen lassen. Über die wirtschaftliche Dimension der Zusammenarbeit schwiegen sich die Beteiligten gestern noch aus. Peter Joh versicherte jedoch, die Eigenständigkeit des Familienunternehmens sei dadurch nicht gefährdet. Kaufhof und Joh verhandeln offensichtlich schon seit fast zwei Jahren über eine wirtschaftliche Kooperation. Danach ist der Kölner Konzern auf der Suche nach einem mittelständischen Unternehmen, das seine Kaufhäuser in kleineren und mittleren Städten betreibt, Warenhäuser, mit denen sich die Kaufhaus- Riesen in der Regel schwer tun.

Bekannt wurden die Gespräche jetzt durch Äußerungen des Vorstands-Chefs der Kaufhof Holding AG, Jens Odewald. Im Handelsblatt vom Dienstag heißt es, der Kaufhof übernehme zur Jahresmitte 60 Prozent der Joh-Gruppe.

Eine Darstellung, die der Gelnhäuser Firmenchef gestern dementierte: "Ich verkaufe keine Anteile von meinem Unternehmen." Während Kaufhof-Pressesprecher Wulf Ridder die Verhandlungen "als so gut wie abgeschlossen" bezeichnete, mochte Peter Joh den Termin 1. Juli 1993 für den Beginn der gemeinsamen Geschäftsbeziehungen nicht bestätigen: "Es sind noch keine Verträge unterschrieben." Die Zusammenarbeit ist auf der Grundlage einer neuen Gesellschaft geplant, an der der Kaufhof 60 und Joh 40 Prozent der Anteile halten soll. Sitz der neuen GmbH wäre Gelnhausen, sagte Peter Joh. Darüber hinaus würde sichergestellt, daß er und in späteren Jahren seine Tochter den Vorsitz inne hätten.

Nach Angaben des Gelnhäuser Unternehmers würde die neue Gesellschaft sukzessive bis zu 20 Kaufhaus-Filialen in der gesamten Bundesrepublik übernehmen. Die Warenhäuser würden dann unter dem Namen Joh weitergeführt und zählten zum Einkaufs- und Marketing- Verbund der Kaufring AG, deren Gesellschafter und Aufsichtsratmitglied Peter Joh ist. "Der Kaufhof ist an uns herangetreten, weil er einen erfolgreichen mittelständischen Kaufhaus- Unternehmer sucht", kommentierte der Gelnhäuser das Zustandekommen der Verhandlungen.

Ein ähnliches Modell praktiziert der Kaufhof nun mit der Kaufhaus-Gruppe Kerber aus Fulda, die in Siegen und Keine direkte Beteiligung Soest und vermutlich auch in Northeim ehemalige Kaufhof-Standorte unter ihrem Namen weiterführt. Allerdings ist Kerber seit zwei Jahren eine 97prozentige Tochtergesellschaft des Kaufhof-Konzerns. Soweit will es Joh offensichtlich nicht kommen lassen. Eine direkte Beteiligung des Kaufhofs habe man deshalb abgelehnt.

Die Joh-Gruppe mit ihren acht Filialen setzte im vergangenen Jahr 250 Millionen Mark um. Zum Vergleich: Die Kaufhof- Warenhaus AG erwirtschaftete in diesem Zeitraum rund sieben Milliarden Mark, der gesamte Konzern setzte nach eigenen Angaben zwanzig Milliarden Mark um.

Wann und ob es zum Vertragsabschluß kommt, ließ der Gelnhäuser Unternehmer gestern noch offen. "Wir müssen uns klar werden, ob wir der Aufgabe gewachsen sind." Andererseits sei dies praktisch die einzige Möglichkeit, an weitere Innen- stadtstandorte zu gelangen. Ein Neubau sei bei den Grundstückspreisen kaum noch zu bezahlen. Ein weiterer Vorteil der Kooperation sei die langfristige Bestandssicherung des Familienunternehmens.

Von finanziellen Schwierigkeiten will Peter Joh allerdings nichts wissen. Im Gegenteil: "Wir sind bis auf die Knochen kerngesund."

Trotz Rezession und "schlecht laufender Geschäfte im Osten" präsentierte der Firmenchef gestern weitere Expansionspläne. So liegt seit Dienstag die Baugenehmigung für eine Erweiterung des Joh- Kaufhauses in Gotha vor. Die Verkaufsfläche soll von derzeit 1800 auf 9000 Quadratmeter ausgedehnt werden. Ein 35-Millionen-Mark-Projekt, "daß uns", so Joh, "zum mit Abstand größten Kaufhaus in Gotha macht".

Auch das Stammhaus in Gelnhausen wird in nächster Zeit weiter wachsen. Wie der Kaufhaus-Inhaber erklärte, hat es sich in das Nachbargrundstück eingekauft. Dort, wo im Dezember das Leder- und Kinderwarengeschäft Ditzel abbrannte, soll ein viergeschossiger Neubau entstehen. Genauere Angaben über eine mögliche Nutzung des Gebäudes wollte Joh noch nicht machen.

Ruf nach mehr Wohneigentum Deutsche Bank Bauspar für neue Instrumente gegen Fehlbelegung

ski FRANKFURT A. M. Die Bausparkasse der Deutschen Bank fordert eine Offensive zum Neubau von Wohneigentum in Ballungszentren. Georg Krupp, Vorstandsmitglied der Bank und Aufsichtsratschef der Bauspartochter, konstatiert, daß der Bau insbesondere von selbstgenutzten Bleiben "sträflich vernachlässigt" worden sei. Die Wohneigentumsquote sinke mit zunehmender Größe der Städte rapide. So wohnten in Frankfurt nur 12,3 Prozent der Haushalte in den eigenen vier Wänden. Dies zeige, daß sich die Politik in den Zentren unzureichend um jene Bürger kümmere, die zur Investition in selbstgenutztes Wohneigentum bereit seien. Dabei könne der Staat mit einer Milliarde Mark den Bau von nur 4000 Sozial-, aber von 20 000 selbstgenutzten Eigenheimen fördern.

Krupp erinnert ferner daran, daß ein hoher Anteil der Sozialwohnungen von Mietern belegt werde, deren Einkommen wesentlich über der Berechtigungsgrenze liege. Viele Fehlbeleger hätten aber etwa durch den Kauf von Ferienquartieren bewiesen, daß sie zum Erwerb von Wohneigentum in der Lage seien. Zudem sieht der Banker Fehlentwicklungen beim Mieterschutz. Zum Beispiel bezögen Leute mit günstigen Altverträgen praktisch eine steuerfreie "Mieterrente". So ent- falle ein Anreiz zur Eigentumsbildung.

Angesichts zunehmender Wohnungsnot und ausgehend von seiner Analyse warnt Krupp vor einer Gefährdung des sozialen Friedens. Er fordert unter anderem eine radikale Umstellung der Wohnungspolitik der Kommunen von Bestandspflege auf Neubau. Um gegen Fehlbeleger vorzugehen, sollte an neue Wege gedacht werden, etwa die Kombination von Kündigungsrecht und - wie in Niedersachsen versucht - Prämie für den Umzug von einer Sozial- in eine neue Eigentumswohnung.

Die Deutsche Bank Bauspar hat 1992 bei insgesamt stagnierendem Markt im Bruttoneugeschäft zugelegt. Abgeschlossen wurden rund 90 000 Verträge (einschließlich Erhöhungen) über 3,3 Milliarden Mark (plus 9,4 Prozent). Der Bestand umfaßt nun 430 000 Kontrakte über 13,3 Milliarden Mark Bausparsumme. Erstmals erhält die Mutter eine Dividende von zehn Prozent. Zusätzlichen Schwung verspricht sich Bauspar-Chef Hans Wielens von den neuen Vertriebspartnern Herold und Bonnfinanz, die ihre Vermittlungen bald von der Konkurrenz (vor allem Bausparkasse Mainz) auf die Deutsche-Bank-Tochter überleiten würden.

Zu den eigenen vier Wänden hat die Bausparkasse im vorigen Jahr nicht nur Kunden, sondern auch sich selbst verholfen. Sie bezog ein fein herausgeputztes ehemaliges Fabrikgebäude (Torpedo-Werke) auf "handwerklich historischem Boden" im Frankfurter Stadtteil Rödelheim.

Bei der Solidarpakt-Klausur wird kein weißer Rauch aufsteigen Aufputschmittel, Schmusekurs, Piesackereien: Vor der Mammutsitzung im Kanzleramt steigt die Nervosität in Bonn Von Rolf-Dietrich Schwartz, Helmut Lölhöffel und Martin Winter (Bonn)

Bundesfinanzminister Theo Waigel offenbarte Schwierigkeiten mit Zahlen und beim Zählen. "Die Beschlüsse von Erfurt und Leipzig sind inzwischen weitgehend - in 18 Punkten - verwirklicht worden", behauptete der CSU-Chef am Mittwoch im Parlament bei der ersten Beratung der Gesetzentwürfe zur Umsetzung des Föderalen Konsolidierungsprogramms im Rahmen des angestrebten Solidarpakts. Dabei hat das "Erfurter Papier" der ostdeutschen CDU-Bundestagsabgeordneten von Ende August vergangenen Jahres, das den Beginn des Solidarpakts markiert, nur "Zwölf Punkte für Deutschland", wie es in seiner Überschrift heißt. Und das tags darauf vom Vorstand der Unionsfraktion in Leipzig gebilligte "Erfurter Papier" zum Aufbau der neuen Bundesländer kann Waigel auch nicht gemeint haben, denn es erreicht gleichfalls nicht die von ihm genannte Punktzahl.

Waigel rief mit seinem Hinweis auf die ostdeutschen Städtenamen einen Tag vor der mehrtägigen Klausur der Ministerpräsidenten und Parteienvertreter bei Bundeskanzler Helmut Kohl die Ursprünge des in der deutschen Nachkriegsgeschichte einmaligen Kraftaktes in Erinnerung. Damals wollten die Abgeordneten der Ost-CDU zum Herbst-Auftakt der Parlamentssaison mit ihren zwölf Punkten neuen Schwung in die steckengebliebene Regierungspolitik beim Vollzug der deutschen Einheit bringen. Davon ist im Gegensatz zur Behauptung Waigels aber nicht mehr viel übrig geblieben. Weder gibt es die geforderten "Strukturkonzepte gegen die Entindustrialisierung" in Ostdeutschland noch die für unverzichtbar gehaltenen "Investitionspauschalen für kommunale Investitionen". Von den schon damals überfälligen Maßnahmen zur Wiederbelebung der osteuropäischen Märkte spricht heute ebenso niemand mehr in der Bonner Koalition wie von den verlangten Verbesserungen der Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen, vor allem für Arbeitslose.

Im Gegenteil - statt der damals angemahnten Arbeitsmarktförderung wurden die Mittel durch die inzwischen in Kraft getretene 10. Novelle des Arbeitsförderungsgesetzes gekürzt und ein Bewilligungsstopp für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ausgesprochen. Zu der von den Initiatoren des Solidarpakts in der Ost- CDU geforderten "Investitionsanleihe" ist es ebensowenig gekommen wie zu der versprochenen "angemessenen Finanzausstattung der neuen Bundesländer für 1993 und 1994". Statt des von Waigel gemeldeten Vollzugs von 18 Punkten des Erfurter Zwölf-Punkte-Papiers müssen sogar die ostdeutschen Ministerpräsidenten seiner Schwesterpartei Fehlanzeige registrieren - und das zwei Tage vor dem versprochenen Paktvertrag im Anschluß an die Kanzler-Klausur.

Wie ernst den Ländern ihr Treffen mit Kohl ist, wird aber an ihrem Fernbleiben im Bundestag bei der Solidarpakt-Debatte deutlich, obwohl sie doch von der Tagesordnung unmittelbar berührt waren. Keiner von ihnen, weder der schleswig- holsteinische Ministerpräsident, SPD- Chef und Kanzlerkandidat Björn Engholm noch der sächsische CDU-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, Intimfeind des regierenden Parteifreundes in Bonn, wollten offenbar Porzellan im Wasserwerk zerschlagen. Vielleicht verzichtete mancher von ihnen auch auf den erwarteten Auftritt mit Blick auf mögliche Kompromißergebnisse beim Kanzler, die vorzeitige Festlegungen zwei Tage später wie ein Umfallen aussehen lassen könnten. Jedenfalls hatten die Parlamentarier ausreichend Gelegenheit zu zeigen, daß sie sich auch ohne die Länderfürsten ihrer Parteien trefflich zu streiten vermögen, wobei besonders die Sozialdemokraten Nachholbedarf gespürt haben dürften, es ihren regierenden Elefanten in den Ländern zu zeigen.

Für die Vorbereitung der SPD-Bundestagsfraktion auf die Solidarpakt-Gespräche habe das Debakel bei der hessischen Kommunalwahl wie "ein heilsamer Schock" gewirkt, sagte Präsidiumsmitglied Heidemarie Wieczorek-Zeul. Die in der Partei verbreitete Stimmung und Erwartungshaltung, jetzt "endlich Profil als Opposition zu zeigen", ist erstaunlich rasch nach oben durchgeschlagen. So jedenfalls wurde das Verhalten des sonst meist sanft und kompromißbereit wirkenden Bonner Fraktionschefs Hans-Ulrich Klose gedeutet, der sowohl am Dienstag vor den SPD-Abgeordneten als auch am Mittwoch als Redner in der Debatte über den Nachtragshaushalt ungewohnt forsch und angriffslustig auftrat. Seine Fraktion wurde mitgerissen und war begeistert. Auch Hermann Otto Solms, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, staunte: "Ein unbekannter Klose."

So haben ihn sich viele seiner Genossinnen und Genossen, auch solche, die ihm die hessische Wahlniederlage in die Schuhe schieben wollten, schon lange einmal gewünscht. In der Fraktionssitzung habe Klose "knallharte Kante gezeigt", lobte der Lübecker Abgeordnete Reinhold Hiller. "Großartig", fand auch Dieter Wiefelspütz aus Lünen, wie Klose sich gegen Widersacher zur Wehr setzte und gleichzeitig für einen "kämpferisch pointierten Oppositionskurs" focht, freilich bei "begrenzter Bereitschaft zur Zusammenarbeit". Selbst Klose-Kritikerin Katrin Fuchs, Parteivorstandsmitglied aus Verl bei Bielefeld, konnte ihren Respekt nicht verbergen: "Beachtlich."

Auf Kloses Stellvertreter Rudolf Dreßler hat die verlorene Hessen-Wahl "wie eine Aufputschpille" gewirkt. Der SPD- Sozialpolitiker geht mit dem Gefühl in die Solidarpakt-Verhandlung, daß "wir unsere Orientierung wiedergefunden haben". Und er ist sicherer als noch vor wenigen Tagen, "daß wir geschlossen hineingehen und geschlossen wieder herauskommen".

Die Unions-Fraktion geht mit deutlich gemischten Gefühlen in die Verhandlungen im Kanzleramt. Einerseits will man den Kanzler bei dem Versuch stützen, die Verantwortung für die riskanten Finanzoperationen zum Aufschwung-West und Aufbau-Ost mit auf die Schultern der SPD zu verteilen. Andererseits werden in der Fraktionsführung die Chancen skeptisch betrachtet, zu einer auf längere Zeit tragfähigen Lösung zu kommen. "Wir sind in einer Zeitenwende" und da wäre es "völlig falsch, den Leuten einreden zu wollen, daß alles geregelt ist, wenn nur der Solidarpakt kommt", heißt es.

Eines aber wollen CDU und CSU auf jeden Fall vermeiden: ein Hinziehen der Gespräche. Auf Gerüchte, die Klausur werde ins Wochenende, vielleicht sogar darüber hinaus verlängert, reagierte Finanzminister Waigel mit dem Versprechen, "ein Konklave mache ich nicht mit". Um als guter Katholik hinzuzufügen, ein Konklave wie bei einer Papstwahl gehe schon deswegen nicht, weil man in Bonn keinen "weißen Rauch" - mit dem eine erfolgte Papstwahl angezeigt wird - produzieren kann. "Hier hat ja kaum noch einer seine Unschuld."

Die Furcht treibt die Schwesterparteien um, die SPD könnte die Gespräche so hinauszögern, daß der magische Termin "Sommerpause" nicht eingehalten werden könnte. Bis dahin, also Mitte Juli, will Kanzler Kohl die wesentlichen Finanz- und Wirtschaftsbeschlüsse für 1993 und 94 hinter sich haben, um im Herbst mit Erfolgen im Rücken die Aufholjagd auf die in den Umfragen weit vorne liegenden Sozialdemokraten beginnen zu können. Darum haben sich Helmut Kohl und die Fraktion schon lange vor der Klausur auf eine Doppelstrategie geeinigt: Die notwendigen Gesetze wurden am Mittwoch eingebracht, um auf jeden Fall die parlamentarischen Fristen einzuhalten. Wenn sich dann während der Klausur und den folgenden Gesprächen Kompromisse ergeben, könne man die ja einarbeiten, heißt es in der Union.

Allerdings glaubt in der Unions-Führung kaum noch einer, daß es bei der Klausur "Bewegung" geben wird. Dafür hätten sich die Ministerpräsidenten in Potsdam zu eindeutig "zu Lasten des Bundes" geeinigt". Die eigentliche Arbeit müsse darum später im Vermittlungsausschuß, in dem sich Bundestag und Bundesrat über Gesetzesvorhaben einigen müssen, geleistet werden. Die Union stellt sich also darauf ein, ihre Vorschläge mit der Koalitionsmehrheit durchzusetzen und dann erst mit dem SPD-beherrschten Bundesrat in Kompromißverhandlungen zu gehen. Vielen in der Union, die angesichts des Schmusekurses mit der SPD um das Profil ihrer Partei fürchten, käme das ganz recht.

Nur eines werden die Christdemokraten und die Christsozialen vermeiden wie der Teufel das Weihwasser: Sie werden die Klausur nicht platzen lassen, "weil man am nächsten Tag ja sehen muß, wie es weitergeht". Und weil sie nicht den Schwarzen Peter für das Scheitern der nationalen Anstrengung, von der SPD- Fraktionschef Hans Ulrich Klose am Mittwoch im Bundestag sprach, haben wollen. Einige Unions-Christen neigen sogar dazu, die SPD solange zu piesacken, bis die die Gespräche abbrechen. Das wäre dann eine schöne Verstärkung für die CDU-Wahlkampfmelodie von den Sozis, die sich dem Aufbau verweigern.

Tips für Gärtner und Busfahrt nach Erfurt

NIED. Damit im Sommer die Bäume auch genügend Obst tragen und die Blumen blühen, will Fachwart Erich Nay am Freitag, 12. März, um 20 Uhr Tips geben, was jetzt alles im Garten zu tun ist. Während der Monatsversammlung des Obst- und Gartenbauvereins Nied 1893 läuft außerdem der Diavortrag "Erinnerungen an schöne Stunden". Wer an der Busfahrt des Vereins nach Erfurt teilnehmen möchte, sollte sich dazu bald anmelden. Informationen: Tel. 069 / 39 85 39. gre

Wentz ist bei Schlachthof für "abgespeckte Lösung" Nur Verteiler-Zentrum? / Bonner Zuschüsse fraglich Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert "Mir wäre eine abgespeckte Lösung sehr recht!" Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) hat sich am Mittwoch dafür ausgesprochen, in Nieder-Eschbach keinen Schlachthof mehr zu bauen, sondern nur noch ein Fleischverteil-Zentrum anzulegen. Der Stadtrat beteuerte, gerade vor dem Hintergrund stark sinkender Viehmengen schon in der alten Anlage am südlichen Mainufer brauche die Kommune keinen Schlachthof mehr. Geschlachtet werden könne außerhalb von Frankfurt, etwa in Gießen. Von Nieder-Eschbach aus würde das Frischfleisch im Rhein-Main-Gebiet verteilt. Diese Lösung wäre allerdings aus Wentz' Sicht nur zu verwirklichen, wenn der Betreiber des in Nieder-Eschbach geplanten Schlachthofs, die Norddeutsche Fleischzentrale (NFZ), ihr zustimmen würde.

Der Planungsdezernent hob hervor, daß die NFZ noch immer "einen Rechtsanspruch" für einen neuen Schlachthof besitze - er leitet sich aus den Verträgen ab, die 1988 der damalige CDU-Magistrat mit dem Unternehmen schloß. Ob die NFZ ungeachtet der sinkenden Viehzahlen an dem Projekt festhält, blieb am Mittwoch offen - NFZ-Geschäftsführer Hermann-Josef Steenpass war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

1992 ging allein die Zahl der in Frankfurt geschlachteten Rinder um 35 Prozent auf 50 484 zurück. Die neue Anlage in Nieder-Eschbach aber ist im Entwurf noch auf 80 000 Rinder im Jahr ausgelegt.

Der SPD-Unterbezirksvorsitzende Sieghard Pawlik warnte am Mittwoch davor, die Planung für einen Schlachthof in Nieder-Eschbach in Frage zu stellen. "Die Entscheidung ist gefallen - wir werden drei Tage nach der Wahl die Diskussion nicht neu beginnen!" sagte Pawlik.

Wentz bestätigte einen Bericht der FR, nach dem für das geplante 50 Millionen Mark teure Straßennetz um den Schlachthof, also die West-Umgehung Nieder-Eschbach und den neuen Autobahnanschluß Bonames der A 661, in diesem Jahr keine Zuschüsse mehr aus Bonn zur Verfügung stehen. "Die Bundesregierung hat das Geld eingefroren."

Der Planungsdezernent beteuerte, der Schlachthof könne auch "provisorisch" über den Ben-Gurion-Ring und die Berner Straße erschlossen werden. Viel größere Bedeutung besitze das geplante Straßennetz für die Verkehrsberuhigung der Ortskerne von Nieder-Eschbach und Bonames - die komme ohne Umgehungsstraßen nicht zustande.

Wentz wies den Vorwurf der SPD-Basis im Frankfurter Norden zurück, er hätte die betroffenen Bürger vor der Kommunalwahl über die Streichung der Zuschüsse im unklaren gelassen. "Wir haben immer, auch vor der Wahl, gesagt, daß der Bund diese Kürzungen macht."

Die SPD hatte bei den Kommunalwahlen am Sonntag in den nördlichen Stadtteilen kräftige Verluste hinnehmen müssen und war im Durchschnitt auf unter 29 Prozent der Stimmen zurückgefallen. Als "absoluten Humbug" bezeichnete Wentz die Kritik von Diether Dehm, Mitglied im SPD-Unterbezirksvorstand, ohne das Schlachthof-Projekt wäre die SPD bei der Kommunalwahl stärkste Partei in Frankfurt geblieben. Der Stadtrat warf Dehm vor, gegen die eigene Partei zu arbeiten: "Das ist immer schlecht."

Die Entscheidung über eine Bauerlaubnis für den Schlachthof könnte nach Angaben der Genehmigungsbehörde, des Regierungspräsidiums Darmstadt, bald fallen. Sprecher Gerhard Müller nannte als Termin "Ende März, Anfang April".

Wentz erklärte weiter, ungeachtet des SPD-Wahlergebnisses im Norden wolle er an den umstrittenen neuen Wohnbau- Projekten in Bonames, Preungesheim, Harheim und Kalbach festhalten.

(Siehe auch "Kein Geld . . . " auf Seite 24)

Republikaner ziehen in den Magistrat ein Auch Bürgerliste erhält einen ehrenamtlichen Sitz / Grüne gehen leer aus

HANAU. Die rechtsextremen Republikaner durch eine gemeinsame Liste aller anderen Fraktionen aus dem ehrenamtlichen Hanauer Magistrat fernzuhalten, diese von CDU und SPD zunächst beabsichtigte Variante ist aufgrund des Wahlergebnisses nicht möglich. Die Republikaner wollen den Diplom-Ingenieur Ingolf Ellebracht in den Magistrat entsenden. Daraus ist zu schließen, daß Listenführer Bert- Rüdiger Förster am kommenden Montag zum Fraktionsvorsitzenden gekürt wird. In seinem Briefkopf firmiert er jetzt stolz als "Stadtverordneter der Stadt Hanau am Main".

Wie sehr er sich durchs Wählervotum bestätigt sieht, verdeutlicht ein Schreiben des Republikaners an Hauptamtsleiter Karlheinz Hoppe, das "mit der Bitte um Realisierung in gebotener Eile" endet. Darin fordert Förster ein Fraktionszimmer "für 13 bis 15 Personen", um außer den neun Stadtverordneten und dem ehrenamtlichen Magistratsmitglied zwei Nachrückern und einer Schreibkraft Platz zu geben. Telefon- und Telefax-Anschluß seien "unerläßlich", mahnt er in dem Brief.

Um nicht den Eindruck des nur Fordernden zu erwecken, fügte Förster in einem Gespräch mit der FR hinzu, seine Fraktion werde wahrscheinlich beantragen, die Aufwandsentschädigung für die Stadtverordneten zu senken. Die beträgt 240 Mark monatlich pro Parlamentarier/in. Hinzu kommen 40 Mark Sitzungsgeld. Fraktionsvorsitzende erhalten 590 Mark, ehrenamtliche Magistratsmitglieder und Ausschußvorsitzende 380 Mark. Von 300 Mark Verwaltungskosten-Grundpauschale müssen die Fraktionen auch Telefon- und Telefaxaufwendungen begleichen.

Im ehrenamtlichen Magistrat stellt die SPD künftig zwei Mitglieder, CDU, Bürgerliste und Republikaner je eines. Die Grünen als kleinste Fraktion gehen leer aus. In den Ausschüssen verliert die SPD die Hälfte ihrer bisher vier Sitze, ebenfalls zwei fallen an die CDU und jeweils einer an Republikaner, Bürgerliste und Grüne.

Daß die Republikaner im großen Sitzungssal des Historischen Rathaues unmittelbar bei der Pressebank Platz finden sollen, findet Förster gut. Vor der Bürgerliste müßten sie aber schon sitzen, weil der Weg zum Rednerpult dann kürzer sei. Hauptamtsleiter Hoppe will die bislang gewohnte Sitzordnung für SPD, Grüne und CDU nicht durcheinanderbringen. Alle drei sollen wegen der geschrumpften Sitzzahl der beiden großen Fraktionen nach links rücken, um rechts Platz für Republikaner und Bürgerliste zu schaffen.

Zur Republikaner-Fraktion zählt auch Frank Engelbach, der bei den Bürgerversammlungen an Asylbewerber-Standorten im Sommer 1992 als Scharfmacher auffiel. Er ist Elternbeirat in der Albert-Schweitzer-Kindertagesstätte (Lamboystraße). Nach FR- Informationen wurde der Vertreter der deutschtümelnden Fraktion von ausländischen Eltern mitgewählt, die er nun auch zu vertreten hat. Sein Versuch, zusätzlich in den Sprecherkreis des Stadtelternbeirats zu gelangen, scheiterte nach Bekanntgabe seiner Republikanermitgliedschaft.

Jugendamtsleiter Herwart Rose gab nach all dem die Devise aus, "wachsam zu sein und gegenüber den Republikanern Stärke zu zeigen". Wie das sprichwörtliche Kaninchen auf die Schlange zu starren, das werte die Republikaner nur auf.

JOACHIM HAAS-FELDMANN

Kein Geld für Niederräder Anschluß an die Autobahn Bundes-SPD fordert heute Rücknahme der Kürzungen

"Wenn die Bundesregierung auch 1994 keine Zuschüsse gibt, kommt der gesamte Straßenbau in Frankfurt zum Erliegen." Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) hat eine ganze Liste von Projekten genannt, die durch Streichung des Bonner Geldes nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) zunächst für das Jahr 1993 auf Eis lägen. Dazu zählen der mehrfach verschobene Ausbau des Hafentunnels, die Verbreiterung des Hemmerichsweges, die Umgehungsstraße Bergen-West, der Anschluß des neuen Merton-Viertels (Heddernheim-Nord) an die Autobahn A 661 und die schon seit langem geforderte Komplettierung des Autobahnanschlusses für die Bürostadt Niederrad.

In der hessischen Landesregierung beurteilt man die Chance, 1994 GVFG-Geld aus Bonn zu bekommen, sehr skeptisch: "Ob es im nächsten Jahr Zuschüsse gibt, ist völlig offen", sagte Bettina Wieß, Sprecherin des hessischen Verkehrsministers Ernst Welteke (SPD).

Bisher war allerdings angenommen worden, die von der Bundesregierung eingefrorene Rate 1993 von einer Milliarde Mark an GVFG-Zuschüssen betreffe in erster Linie Vorhaben des öffentlichen Nahverkehrs. Am heutigen Donnerstag treffen in Bonn SPD-Opposition und Regierungskoalition zu einer ersten Verhandlungsrunde über den sogenannten "Solidarpakt", die geplante Spar-Aktion der Bundesregierung, zusammen. Die Sozialdemokraten fordern, die Kürzung der GVFG-Mittel zurückzunehmen. Planungsdezernent Wentz erwartete gestern keine Einigung der Kontrahenten - er sah langwierige Verhandlungen im Vermittlungsausschuß von Bundesrat und Bundestag voraus. Im Bundesrat besitzen SPD-geführte Länder die Mehrheit.

Sowohl der angestrebte Ausbau des Hafentunnels wie der des Hemmerichsweges sollen der Erschließung eines künftigen Dienstleistungs-Quartiers mit über 3000 Büro-Arbeitsplätzen dienen. In der Bürostadt Niederrad warten Zehntausende von Beschäftigten schon lange auf den vollständigen Autobahn-Anschluß. jg

Verein bringt Kultur unter Leute Dietzenbacher Gesellschaft blickte zurück und sah nach vorn

DIETZENBACH. "Die Kulturgesellschaft hat seit ihrer Gründung vor einem Jahr regen Zuspruch in der Bevölkerung erfahren", stellt die Schriftführerin des Vereins, Irmgard Hagel, fest. Die Gesellschaft, die sich kürzlich zu einer Mitgliederversammlung traf, hatte Diskussionsrunden, Ausstellungen, Fahrten und Reisen organisiert.

In der Diskussion um das Wandbild zu "500 Jahre Entdeckung und Eroberung Amerikas" habe sich die Kulturgesellschaft um "eine sachliche und inhaltliche Auseinandersetzung" bemüht, bekräftigt Irmgard Hagel. Doch: "Die Versachlichung der Diskussion ist leider aufgrund der massiven Polemik von rechts nicht gelungen."

Die Kulturgesellschaft betrachte Kultur "als offenen Prozeß", erklärt Irmgard Hagel. "Er umfaßt die Gesamtheit der geistigen Entwicklung in Kunst und Wissenschaft. Die Vorherrschaft einer einzelnen Kultur lehnen wir ab, weil sie den Grundsätzen der Menschenwürde widerspricht." Und: "Nach unserer Auffassung ist die Ablehnung des Fremden Ausdruck von Unkenntnis. Haß auf das Fremde ist Unkultur."

Der Verein plant indes für dieses Jahr, die Reihe "Jazz in der Linde" fortzusetzen sowie Studienreisen anzubieten. Für den 24. März ist eine Lesung mit Alexander Wadlin im Bürgerhaus vorgesehen. Und am 10. April soll eine Fahrt zur Cezanne-Ausstellung nach Tübingen führen. Schon jetzt weist die Kulturgesellschaft auf eine Fiesta hin, die am 12. Juni für viel Wirbel in Dietzenbach sorgen soll. Das Programm wird zusammen mit den am Ort lebenden Filipinos gestaltet.

In der Versammlung wählte die Kulturgesellschaft, die auch erfolgreich mit dem städtischen Kulturamt und der Volkshochschule zusammenarbeitet, ihren Vorstand neu. Jens Becker bleibt Vorsitzender. Während Irmgard Hagel die Protokolle führt, hält Elke Hoth die Hand auf der Vereinskasse. Reinhold Niembs und Luise Oberdorfer sitzen bei.

Aus dem Vorstand schieden Anneliese Kaptenski und Klaus Geppert aus. Ebenso gab Kulturamtsleiter Christoph Zens- Petzinger die Geschäftsführung auf. Dieser Job war nur für die einjährige Aufbauphase der Kulturgesellschaft gedacht gewesen. fin

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FR: Nun das andere leidige Thema: Stasi. Was erwartet uns denn da noch?

Richthofen: Es gibt einen Beschluß des DSB, daß in den Führungsgremien niemand sitzen soll, der stasi-belastet ist. Das ging als Empfehlung an alle Verbände. Bisher ist ein Drittel der betroffenen Personen von der Gauckbehörde überprüft worden. Darunter auch das DSB- Präsidium. Nun müssen also noch zwei Drittel überprüft werden. Inwieweit die Überprüfungen bei den Verbänden erfolgt sind, darüber hat der DSB keine Übersicht. Das wollte er auch nicht, um nicht die Verbandsautonomie zu stören - er hat nur die Empfehlung zur Überprüfung herausgegeben, die Verbände arbeiten souverän. Es gibt Verbände, die von vorneherein gesagt haben: Bei uns gibt es keine Stasiverdächtigen, wir brauchen gar nichts einzureichen. Dann gibt es andere, die das sehr gründlich machen. FR: Sich auf die Verbandsautonomie zu verlassen, ist doch ziemlich blauäugig. Da sind doch weitere böse Überraschungen schon programmiert.

Richthofen: Ich sag es nochmal - es gibt keine Rückmeldungen - jeder Verband kann da frei agieren.

FR: Das heißt: Irgendwann kann dann eine Bombe platzen?

Richthofen: Auch diejenigen, die nicht eingereicht haben, sind vor Überraschungen nicht gefeit. Durch irgendeine Querverbindung oder einem dummen Zufall kann da schnell etwas rauskommen.

FR: Sie sind auch überprüft worden. Gab es Überraschungen?

Richthofen: Diese Überprüfung, von der wir sprechen, bezieht sich auf die Stasibeschäftigung, so nenne ich es mal. Da gibt es von mir eine Akte - das wird Sie sehr verwundern - daß ich bei der Stasi nicht beschäftigt war. Ich, wie auch die anderen Präsidiumsmitglieder, haben den berühmten Persilschein, um den alle ringen, die im öffentlichen Leben tätig sind.

Dann gibt es noch die Akten, die von der Stasi über jemanden angelegt wurden. Davon habe ich einen Auszug.

FR: Und waren die Schilderungen detailgetreu? Haben Sie auch jemanden entlarvt, der Sie bespitzelt hat?

Richthofen: Was ich gelesen habe, stimmte alles. Daß ich beobachtet wurde, ist mir auch klar: Sie haben über meine politische Vergangenheit alles gewußt ebenso wie über meine Zeitungsberichte über die FDJ.

FR: Was empfanden Sie denn bei der Lektüre über Ihr Leben?

Richthofen: Sie bekommen eine Gänsehaut und Angst. Es ist schrecklich.

FR: Haben Sie Rückschlüsse aus Ihren Akten, daß unter Ihren Sportkollegen aus dem Westen ein Stasi-Informant war? Können Sie sich vorstellen, daß es da noch unangenehme Überraschungen geben könnte?

Richthofen: Daß es Westinformanten gab, ist ja völlig unbestritten, das können wir jeden Tag in den Zeitungen lesen. Warum sollte der Sport da eine Ausnahme machen?

FR: Als Landessportbundpräsident von Berlin kommen Sie um ein paar Fragen zur Olympia-Bewerbung nicht herum. Sind Sie denn über alles , was die Olympia GmbH da so angeleiert hat, glücklich? Es waren ja viele Pleiten und Pannen dabei. Richthofen: Manches ist hausgemacht und provinziell. Man hat in der Zwischenzeit die Kurve bekommen, es ist eine sehr viel bessere Darstellung der Olympiastadt festzustellen. Es wird im internationalen Bereich in meinen Augen hervorragend gearbeitet, auch alles, was sich im Bereich Paralympics tut, ist attraktiv und richtungsweisend. Solche Pannen wie die Nachforschung von Privatdaten der IOC-Mitglieder - das ist provinzielle Arbeit. Jeder gute Protokollchef muß wissen, was Besucher für Hobbies haben. Diese Aktion ist nicht nur zu verurteilen, sondern auch schädlich gewesen und: Es hat nichts gebracht.

FR: Sehen Sie denn eine wachsende Olympiabegeisterung der Berliner?

Richthofen: In der Stadt selbst, vor allem im Ostteil, ist festzustellen, daß die Zustimmung wächst. Man geht mit Veranstaltungen gerne in den Ostteil, weil die dort sagen: Das ist was, Olympia bringt was.

FR: Wer sind denn die Gegner, die auch schon mal massiv zur Sache gehen?

Richthofen: Es sind nachweislich Leute aus der Kreuzberger Szene, die immer Aufhänger brauchen. Und da ist die Alternative Liste, die wir vom Bündnis unterscheiden müssen, das Olympia positiv sieht. Und interessant ist auch die Ablehnung durch die PDS: Sie begründet ihr Nein damit, daß zwischenzeitlich eine Einschränkung des Sportbetriebes hinzunehmen wäre, wenn die Sportstätten umgebaut würden.

FR: Wie schätzen Sie denn nun die Berliner Chancen ein?

Richthofen: Die IOC-Mitglieder sind solche Individualisten, daß man das schwer einschätzen kann. Der eine sieht unter Fachverbandsaspekten, der andere findet Berlin wegen des Ost-West-Schnittpunktes geeignet, ein anderer will gar nicht nach Europa, wieder andere sehen die Ausländerfeindlickeit, die Kollegen nun wieder überhaupt nicht interessiert..

FR: Welche Rolle spielt denn Berlin 1936?

Richthofen: Bei allen Gesprächen, an denen ich teilgenommen habe, wurde das nie erörtert. Es wurde mal über das Olympiastadion diskutiert, weil man ja mit Sicherheit nicht den Bundespräsidenten da hinstellen kann, wo der Führer stand, da würden ja weltweit Bilder verbreitet, die böse Erinnerungen wecken könnten. Anderseits wurde in den USA bei der Jesse-Owens-Vereinigung gerade mit Bildern von damals aus dem Olympiastadion für Berlin geworden. Die Spiele 1936 waren zum Beispiel für die Amerikaner vor allem auch die Jesse-Owens- Spiele.

Die Lichterketten und Demonstrationen gegen die Ausländerfeindlichkeit haben der Bewerbung Berlins genutzt. Was viel kritischer von ausländischen Gästen beurteilt wird, ist Rostock, wo die Segelwettbewerbe ausgetragen werden. Da fragen viele, ob es denn dort wirklich so schlimmen Ausländerhaß gebe, wie er durch die Meiden übermittelt wird.

Wedemeier rüffelt Fücks

stg BREMEN, 10. März. Bremens Umweltsenator Ralf Fücks (Grüne) ist von seinem Regierungschef, Bürgermeister Klaus Wedemeier (SPD), öffentlich gerügt worden. Fücks hatte eine Pressefahrt zu brachliegenden Hafen- und Bahnflächen veranstaltet, um zu verdeutlichen, daß es im Stadtbereich genügend freie Flächen für Gewerbeansiedlung gebe und keine neuen Industriegebiete im Grünen nötig seien, wie sie Wirtschaftssenator Claus Jäger (FDP) gefordert hatte. Daß Fücks seinen Vorstoß ohne Jägers Wissen unternahm, sei eine "Regelverletzung", kritisierte Wedemeier. Diese Art der Auseinandersetzung müsse endlich ein Ende haben.

Streit in der Bremer Ampelkoalition gibt es auch wegen anderer Themen: Die FDP wehrt sich gegen die von den Grünen geforderte und im Koalitionsvertrag vereinbarte Schließung der Müllverbrennungsanlage bis Ende 1997. Die Grünen wiederum kämpfen gegen den Plan von Sozialsenatorin Irmgard Gaertner (SPD), im Bremer Kohlehafen ein Wohnschiff für 400 Asylbewerber bereitzustellen.

Auftritt der "Sunshine Steel Band" HANAU. Die "Sunshine Steel Band" spielt am Samstag, 13. März, von 21.30 bis 24 Uhr Uhr im Nachbarschaftshaus Tümpelgarten Salsamusik. Veranstalter ist das Hanauer Kulturamt im Rahmen der Reihe "mondial".

Jerusalem ist ewig, Tel Aviv ist jetzt

Israels heimliche Hauptstadt: eine permanente Party

Neueinstieg in Atomtests?

kal FRANKFURT A. M., 10. März. Die USA wollen das mit Frankreich und Rußland vereinbarte Atomtest-Moratorium brechen und am 7. Juli auf ihrem Testgelände in Nevada eine Atombombe zünden. Dies berichteten am Mittwoch die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) nach ihnen bekannt gewordenen Informationen. Wie IPPNW-Geschäftsführer Michael Roelen mitteilte, sei das russische Verteidigungsministerium von der Entscheidung der Clinton-Regierung informiert worden. Daraufhin habe der russische Minister für Atomenergie, Victor Michailow, das neue russische Atomtestprogramm unterzeichnet, das von Wissenschaftlern des "Arzamas-16"-Atomzentrums entwickelt worden sei. Nach diesem Programm sind von 1993 bis 1996 Testexplosionen auf der Nordmeer-Insel Novaija Semlja geplant.

"Für die IPPNW zeigt diese Vorgehendsweise", sagte Roelen, "daß der militärisch-industrielle Komplex in beiden Ländern sehr gut zusammenarbeitet." Er kündigte an, daß die IPPNW die Weltöffentlichkeit mit Kampagnen gegen die neuerlichen Tests mobilisieren wolle.

Der "Michel-Effekt" erfreut selbst die Grünen CDU-Bürgermeister kann in Wehrheim mit der festen Unterstützung der Öko-Party rechnen

WEHRHEIM. In der Gemeinde dürfte zukünftig das Wort vom "Michel-Effekt" zum festen Sprachschatz gehören. Den landesweiten Verlusten seiner Partei zum Trotz marschiert die Wehrheimer CDU dank ihres Zugpferdes in Richtung absolute Mehrheit. Auch Michael Radzuwait von den Grünen freut sich über Stimmengewinne - und den "grünsten Bürgermeister aller Zeiten".

Vom "FC Eintracht Wehrheim" fühlt sich nur die GOP ausgeschlossen: Spitzenkandidatin Magdalena Kutzmann- Longard fürchtet schon verstärkte außerparlamentarische Deals zwischen CDU, SPD und Grünen. Koalitionen stehen aber auch weiterhin nicht zur Debatte.

Richtig niedergeschlagen war nach der Wahl nur die SPD mit ihrem Spitzenkandidaten Edwin Seng. Von allen Parteien mußte die SPD die größten Einbußen hinnehmen (ein Sitz weniger im Parlament). "Mit dem Namen Michel ist Wahlkampf getrieben worden, mit dem Namen Seng leider erst viel zu spät", muß der Erste Beigeordnete erkennen - der vor einem Jahr mit mehr Stimmen ins Amt gewählt wurde als Michel. Daß er über dem landesweiten Abwärtstrend der SPD blieb, ist Seng kein Trost; das Ergebnis für Helmut Michel orientiere sich schließlich auch nicht an der Landes-CDU.

Michael Radzuwait hat solche Vergleiche nicht nötig. Abgesehen vom zusätzlichen Sitz im Parlament freut ihn, daß Michel bei der Infrastruktur, Kindergärten und Jugendpfleger auf einer Linie mit den Alternativen liege. "Früher hat immer der Straßenbau Priorität genossen, heute sind wir bei der Umwelt in vielem Vorreiter." So sei Wehrheim nicht zufällig die erste Gemeinde gewesen, die den Wassernotstand ausrief.

Der Lohn für den Bürgermeister bleibt nicht aus. Michel darf laut Radzuwait zukünftig verstärkt auf die "ungeteilte Unterstützung" der Grünen zählen: Schwarz-grün auf Wehrheimer Art.

Bei solch unverhohlener Harmonie bleibt auch Magdalena Kutzmann-Longard nicht viel mehr, als die "ausgeprägte Fähigkeit Michels zum Kompromiß" zu loben. Dies dürfte ihr um so schwerer fallen, als sie das Damenopfer der CDU bei der Wahl des Ersten Beigeordneten war.

Helmut Michel können solche Altlasten nichts mehr anhaben; dank eines auf seine Person zugeschnittenen Wahlkampfes wird seine Partei 15 statt 14 Sitze halten. "Es war eine richtige Entscheidung, Bauland für Einheimische auszuweisen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und sich um Hortplätze sowie die Belange von Jugendlichen zu kümmern", verweist er stolz auf "seine" Politik.

Wehrheimer Wähler scheinen ihre Gunst ohnehin personenbezogen zu verteilen. So setzte sich der CDU-Kandidat "Schorsch" Bauer in Friedrichsthal mit satten 58 Prozent durch, obwohl seine Partei im Durchschnitt auf "nur" knapp 47 Prozent kam. Und SPD-Mann Egon Wewerka siegte in Obernhain mit 37,5 Prozent - zehn Prozent mehr, als man der SPD im Gemeindedurchschnitt gab. jd

Das Kinderhaus macht am Dienstag wieder auf

DREIEICH. Das Kinderhaus Benzstraße in Sprendlingen, das komplett renoviert wurde, macht am Dienstag, 16. März, wieder auf. Jeweils dienstags und mittwochs können dort Kinder zwischen 14 und 17.30 Uhr spielen und basteln. Betreut werden sie von einem Team, das sich "Die Phantastischen Fünf" nennt.

Zur Eröffnung sind auch die Eltern herzlich eingeladen. Wer vorher mehr wissen will, meldet sich bei den Sozialarbeitern Achim Wolf und Uwe Rathsack, Tel. 311 598. dac

Ein offener Brief an den hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel und Landrat Karl Eyerkaufer Protest gegen Manöver der US-Army Landrat hat keine Bedenken: Militärische Übungen finden "im Saale" statt Von Wolfgang Heininger ERLENSEE. Gegen das in diesen Tagen beginnende Frühjahrsmanöver der US-Army hat das Aktionsbündnis gegen den Fliegerhorst in einem offenen Brief an den hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel und Landrat Karl Eyerkaufer protestiert. Die Initiative forderte die Politiker dazu auf, die Übungen zu untersagen. Der Sprecher des Bündnisses, Lothar Grigat, verwies darauf, daß gerade die Bevölkerung von Erlensee und Umgebung durch den Flugbetrieb des Hubschrauberstützpunktes über Gebühr und auf Dauer strapaziert werde. Auch zusätzliche Belästigungen durch Luft- und Bodenübungen seien für die Anwohner nicht hinzunehmen.

Grigat erinnerte den Landrat an dessen frühere Aussagen, er wolle gegen den Manöverbetrieb notfalls persönlich und unter Einsatz der Polizei einschreiten.

In einer ersten Reaktion auf den offenen Brief teilt Eyerkaufer mit, das Manöver werde hauptsächlich "im Saale" stattfinden: "Insoweit wird der Main-Kinzig- Kreis wirklich nur geringfügig tangiert. Während der gesamten Übung werden sich nur kleinere Fernmeldeeinheiten im Gelände aufhalten."

Der Landrat rechnet damit, daß sich nicht mehr als 200 Soldaten beteiligen werden. Weitere Truppenbewegungen würden lediglich mit dem Computer simuliert. Eyerkaufer versichert, die Militärs würden sich weitgehend nur auf dem Kasernengelände aufhalten.

Der Landrat betont, daß die Streitkräfte die Zahl ihrer Übungen in den vergangenen Jahren erheblich reduziert hätten. Es würden inzwischen weder Panzer noch schwere Artillerie eingesetzt.

Die Situation habe sich in den Jahren 1987 bis 1991 erheblich verändert, sagt der Landrat. "Weiter bemühen sich die Streitkräfte auch ungemein, auf unsere Bedenken und Belange einzugehen." Für ihn, der die Interessen der Bevölkerung zu wahren habe, gebe es derzeit keinen Anlaß, gegen Bodenmanöver vorzugehen.

Abschließend erklärt Eyerkaufer, daß er gegenüber dem Fliegerhorst Langendiebach keineswegs die gleiche Haltung einnehme: "Diesen Mißstand gilt es nach wie vor zu bekämpfen."

Koalitionsrunde erst mal vertagt SPD und CDU: Beim ersten Treffen keine Ergebnisse

OFFENBACH. Ihre grundsätzliche Bereitschaft, die große Koalition fortzusetzen und auch weiter das Haushalts-Sanierungskonzept abzuwickeln, haben sich die SPD und CDU bei ihrem ersten Koalitionsgespräch nach den Kommunalwahlen am Dienstag erklärt. Das berichtete jedenfalls SPD-Fraktionsvorsitzender Stefan Wildhirt. Eine entsprechende Bestätigung von der CDU-Seite war gestern nicht zu erhalten. "Vorerst kein Kommentar", hieß es.

Die Koalitionsrunde habe sich ohne konkrete Beschlüsse auf nächsten Montag vertagt, berichtet Wildhirt. Einig sei man sich darüber, daß das vor zwei Jahren vereinbarte Koalitionspapier aktualisiert und fortgeschrieben werden müsse. Über neue Inhalte müsse noch ausführlich in den Parteigremien des Bündnisses diskutiert werden. Beispielsweise auch darüber, ob es künftig eine gemeinsame von SPD und CDU getragene Schulpolitik geben kann.

Im Mittelpunkt des Gesprächs habe die Frage gestanden, wie die demokratischen Fraktionen im Stadtparlament künftig mit den Republikanern umgehen, die bei den Kommunalwahlen in Offenbach 15,1 Prozent und damit elf der 71 Stadtverordnetenmandate errangen. Wildhirt sagte: "Wir wollen mit den Republikanern nichts zu tun haben. Wir streben ein breites demokratischens Bündnis mit allen Fraktionen an. Wir wollen mit allen demokratischen Möglichkeiten verhindern, daß die Republikaner in den ehrenamtlichen Magistrat kommen." Wildhirt kündigte an, daß die SPD in dieser Frage auch das Gespräch mit den Grünen, der FDP und der Freien Wählergemeinschaft (FWG) suchen werde.

Wildhirt sagte: "Wie es mit der Koalition weitergeht, hängt davon ab, wie sich die CDU gegenüber den Republikanern verhält." Schon in der letzten Stadtverordnetenversammlung der Legislaturperiode hatte SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Schneider deutlich zu erkennen gegeben, daß sich die SPD nicht mehr sehr wohl fühlt in der großen Koalition. Die CDU hat jetzt nur noch 19 Sitze, die SPD nur noch 21, die Grünen neun. Das reicht nicht für eine Neuauflage einer rot-grünen Koalition, für die die absolute Mehrheit von 36 Mandaten nötig wäre. Die FDP hat sechs Sitze und die FWG fünf.

In ihrer konstituierenden Sitzung am Dienstag wählte die SPD-Fraktion Horst Schneider wieder zu ihrem Vorsitzenden. Auch seine Stellvertreter Heinz Frank und Stephan Färber sowie Kassiererin Lore Ringwald wurden bestätigt. Schneider kündigte an, die Republikaner politisch zu bekämpfen, damit sie "lediglich zu einer Episode in der Offenbacher Stadtverordnetenversammlung werden".

Die SPD werde zudem verstärkt das Gespräch mit den Rep-Wählern suchen. Die Schwerpunkte ihrer Arbeit werde die Fraktion in der Verkehrspolitik und der Situation an Süd- und Nordumgehung, in der Sozialpolitik, im Altenheim- und Kindergartenbereich sowie bei der Integration der ausländischen Mitbürger setzen.

lz

BRD im Angebot

Not, weiß das Sprichwort, macht erfinderisch. Die ärgste Not muß gegenwärtig der Staat leiden, weil seine "öffentlichen Hände" leer sind. Ein Staat ohne Geld ist kein erfreulicher Anblick, er wirkt lächerlich, deplaziert. Die Erfindung des Staates, seine Hände wieder zu füllen, heißt Verkauf. Das klingt einfach, ist aber kompliziert, denn eigentlich soll der Staat, den wir mit unseren Steuer finanzieren, nicht als mieser Verkäufer unseres Eigentums auffallen. Er muß sich, auch wenn es wehtut, vom Liebsten trennen, was er hat, damit der diesen Verkauf als Opfer ausweisen kann.

Aber was ist dem Staat am liebsten, was kann er opfern? Ein paar Beamte? Nein, keiner würde einen solchen Akt als Opfer verstehen. Die Staatsoper samt Generalintendanz? Nein, keiner würde sie haben wollen. Die öffentliche Schwimmbäder? Das leere Finanzamt? Der Ertrag wäre zu gering.

Also müssen, auch wenn die Schmerzgrenze erreicht ist, die Autobahnen geopfert werden. Jeder, der mag, kann sich demnächst von Herrn Minister Krause ein paar Meter Autobahn kaufen, in schöner Lage, wenn er betucht ist, oder am Stadtrand, je nach Geldbeutel. Man kauft sich ein Mauthäuschen und kassiert. Der Besitz ist selbstverständlich erblich und eignet sich auch als repräsentatives Geschenk zu Geburtstagen und Jubiläen, besonders im Schwarzwald. Bei Scheidungen erhält der Gatte die linke, die Gattin die rechte Fahrbahn, für die Kinder bleibt eine gut befahrene Auffahrt.

Nun haben die Berechnungen ergeben, daß das Autobahnopfer nicht ausreicht, das Loch in der Kasse zu füllen. Aus diesem Grunde wollen wir den ernstgemeinten Vorschlag unterbreiten, auch die Parlamente dem freien Spiel von Angebot und Nachfrage auszusetzen und in Aktiengesellschaften umzuwandeln.

Es versteht sich von selber, daß auch der Kleinaktionär in die Lage versetzt werden muß, wenigstens einen Abgeordneten zu kaufen, und sei es auf Zeit. Auf jeden Fall sollte verhindert werden, daß Großaktionäre ganze Bankreihen aufkaufen, weil dadurch die Demokratie Schaden nehmen könnte. Auch ausländische Anleger sind problematisch. Es kann jedenfalls nicht im Sinne der Väter des Grundgesetzes sein, wenn zum Beispiel eine japanische Finanzgruppe sich sämtliche Sitze der CSU, eine irakische Holding die Fraktion der FDP sichern würde. Aber das sind juristische Fragen, die sich beantworten lassen.

Die Vorteile der Umwandlung sämtlicher Parlamente in Aktiengesellschaften liegen auf der dann nicht mehr leeren Hand. Erstens könnten sämtliche Abgeordneten ihre Notierung an der Börse täglich der Zeitung entnehmen, die vierjährige Wartezeit entfiele. Zweitens wäre sichergestellt, daß Parlamentarier mit fallendem Kurs auch während der Legislaturperiode die Neigung zu besonderen Anstrengungen zeigen werden. Drittens dürften die Parlamentarier jede Zuwendung von der Seite der Aktionäre annehmen, ohne daß das häßliche Wort "Bestechung" fiele - im Gegenteil: das Ansehen des Aktionärsvertreters würde in dem Maße steigen, in dem er Zeichen der Anerkennung erhält: Reisen, Autos, Garderobe, Süßigkeiten aller Art. Auf diese Weise würde sich schließlich viertens die überall aufkeimende Politikverdrossenheit beseitigen lassen. Herr Möllemann könnte als junge Aktie des Verbandes der Wunderheiler wieder ins Parlament zurückkehren, die Aktie Schwätzer würde vom Immobilienverbund erworben werden, und selbst Herr Ministerpräsident Streibl würde als Notkauf weggehen.

Es wird noch verfassungsrechtlich geprüft, ob auch der Kanzler in eine Aktie umgewandelt werden darf. Rechte Kreise, so verlautet aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle, halten ihn für unbezahlbar; linke Kreise dagegen befürchten, daß er den Aktienmarkt kaum beflügen würde. Während der Dax in dieser Frage eher skeptisch reagierte, tendierte der Rentenmarkt freundlich. Auf jeden Fall kam das Angebot der IG Metall, die Kanzler-Aktie blind zu kaufen, entschieden zu früh. (Wir berichten weiter.)

MICHAEL KRÜGER

Grundwasserreserven schützen Das Land fördert entsprechende Initiativen der Bürger

MAINTAL. Wer Regenwasserzisternen baut, Altbauten mit Wasseruhren nachrüstet oder sich anderweitig bemüht, Grundwasserreserven zu schützen, kann mit einer Förderung des Landes rechnen. Auf das seit dem 1. Januar existierende neue Programm des hessischen Ministeriums für Umwelt-, Energie- und Bundesangelegenheiten machte die Stadt aufmerksam. Die Anmeldefrist endet am 16. März.

Wie der Erste Stadtrat Karl-Heinz Schreiber informierte, hat die Kommune eine Pauschalförderung in Wiesbaden beantragt und komme so in den Genuß von "Mitteln, die eine Aufstockung des Zisternenprogramms ermöglichen".

Seit längerem fördert die Stadt bereits den Bau von Zisternen zur häuslichen Nutzung mit dem Ziel, die Nutzung von Regenwasser auf Toilettenspülungen und den Betrieb von Waschmaschinen auszuweiten. Die Maximalförderung beträgt 500 Mark pro Kubikmeter Zisterneninhalt.

Die Kommune trägt bis zur Hälfte der Kosten, doch nicht mehr als 3000 Mark pro Gebäude. Dienen die Zisternen der reinen Gartennutzung, schießt die Stadt maximal 500 Mark hinzu.

Für größere Vorhaben, beispielswiese in Wohnanlagen, zahlt das Land Hessen. Wer solche Projekte plant, soll sich nach Angaben Schreibers umgehend mit Martin Weiß, dem zuständigen Mitarbeiter im Amt für Stadtentwicklung und Umwelt im Rathaus, unter der Rufnummer 40 04 29 in Verbindung setzen. Am Dienstag, 16. März, endet die Anmeldefrist für das Jahr 1993.

In diesem Zusammenhang wies Umweltberaterin Angela Theurich nochmals auf die Förderung bei Entsiegelung von Flächen hin. Wer Beton oder wasserundurchlässige Decken gegen Rasengittersteine oder wassergebundene Deckung austauscht, erhält Zuschüsse bis zu 30 Mark pro Quadratmeter, maximal 200 Mark. Auch solche Schritte dienen laut Theurich dem Schutz des Grundwassers.

jur

Das Programm: Woche der Brüderlichkeit

MAIN-TAUNUS-KREIS. Die "Woche der Brüderlichkeit" der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) wird heute mit einem Vortrag des Jerusalemer Rabbiners Tovia Ben-Chorin fortgesetzt. Von 20 Uhr an referiert er in der evangelischen Limesgemeinde (Ostring 15) in Schwalbach zum Jahresthema "Statt Gleichgültigkeit - Mut zur Verantwortung". Ebenfalls für heute, 17 Uhr, ist eine Begehung des Jüdischen Friedhofes Wallau an der Nassaustraße / L 3068 geplant. Veranstalter sind die Stadt Hofheim und der Hofheim-Wallauer Heimatverein "Wanaloha".

Am Freitag, 12. März, steht eine Begehung des Jüdischen Friedhofes Bad Soden auf dem Programm. Treffpunkt ist um 11 Uhr an der Niederhofheimer Straße / L 3014 in Nähe der B 8. Veranstalter sind die Stadt Bad Soden und der örtliche Heimat- und Geschichtsverein.

Wichtiger Hinweis: Bei den Friedhofsbegehungen sollten Männer eine Kopfbedeckung tragen. pms

Arbeiter sägen in der Nacht auf dem Bahndamm

HÖCHST. Wer entlang der Bahnstrekke Höchst-Bad Soden wohnt, der sollte sich vorsorglich Oropax kaufen. Denn heute Nacht kann es laut werden. Tagsüber fahren zu viele Züge über diese Strecke, deswegen werden heute Nacht bis um 1 Uhr Büsche und Gehölze am Bahndamm von Arbeitern zurückgeschnitten. Damit die Männer vor herannahenden Zügen gewarnt werden, setzt die Bundesbahn "lautschallende Mehrklanghörner" ein. gre

IHK fordert Kürzungen für "sogenannte arme Bürger" Niethammer wirft dem Magistrat Finanzdebakel vor Von unserem Redaktionsmitglied Claus-Jürgen Göpfert Die gewerbliche Wirtschaft in Frankfurt erwartet vom rot-grünen Magistrat nach der Kommunalwahl, daß er alle freiwilligen sozialen Leistungen für die Bürger streicht. Frank Niethammer, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt, nannte die Ballungsraumzulage von 100 Mark monatlich und das kostenlose FVV-Jobticket für 26 000 städtische Mitarbeiter, das FVV-Umweltticket für alle Bürger und den Frankfurt-Paß "für sogenannte arme Bürger". In den Augen Niethammers handelt es sich um "soziale Wohltaten, die sicher wünschbar, aber unter den gegenwärtigen Umständen nicht mehr finanzierbar sind". Bei der Präsentation eines 18seitigen Positionspapiers unter dem Titel "Erwartungen der Wirtschaft nach der Kommunalwahl" sprach Niethammer von einem "Finanzdebakel" der Stadt, das zum Teil hausgemacht sei - SPD und Grüne hätten "bei den freiwilligen Leistungen allzuviel Freigiebigkeit an den Tag gelegt". Jetzt aber stehe "Frankfurt an einer Grenze, wo es so einfach nicht mehr weitergeht!" Der IHK-Präsident forderte angesichts eines "Riesen-Klops" von über acht Milliarden Mark Schulden "Organisationsprüfungen in allen städtischen Ämtern" und befürwortete Teil-Privatisierungen städtischer Aufgaben wie etwa bei der Müllabfuhr oder den Stadtwerken. Niethammer warf Oberbürgermeister Andreas von Schoeler vor, nicht energisch genug die "Konsolidierung des Haushalts" angegangen zu sein: "Ich hätte mir Berater herangeholt, die mir helfen, den Laden in Ordnung zu bringen!"

Der IHK-Präsident verlangte eine "drastische Verkürzung" behördlicher Genehmigungszeiten etwa für Industrieanlagen - nach Aussagen des Regierungspräsidiums Darmstadt benötigten Frankfurter Behörden fünfmal so viel Zeit wie Darmstädter Ämter. Niethammer kritisierte, daß im Januar 1993 die Koordination der zuständigen städtischen Behörden vom Bau- auf das Umweltamt übergegangen sei: "Ein Großteil der Beschwerden von Unternehmen richtet sich gegen das Umweltamt!" OB-Referent Uli Geissler bestätigte der FR, daß "die Zuständigkeit zentralisiert" worden sei.

Der Führungsspitze der Hoechst AG warf der IHK-Chef vor, den Chemieunfall im Griesheimer Werk "miserabel gehandhabt" zu haben - grundsätzlich aber wende sich die Kammer gegen eine Verschärfung von Umweltschutz-Vorschriften: "Wir sind international Spitze!"

Scharfe Worte fand Niethammer zur rot-grünen Verkehrspolitik. Frankfurt drohe das Image einer autofeindlichen Stadt - der öffentliche Straßenraum dürfe nicht weiter reduziert, die Verkehrsberuhigung in der City nicht weiter vorangetrieben werden. Niethammer: "Da wird mit Umbauten ständig Geld vergraben!" Statt dessen erwarte die Wirtschaft, daß Zulieferfahrzeugen endlich "das Halten in zweiter Reihe gestattet" werde. Und der Magistrat müsse den Mut aufbringen, "überzogenen Forderungen nach Tempo-30-Zonen entgegenzutreten".

Niethammer klagte, daß internationale Gäste wegen der Kriminalität und der Ausländerfeindlichkeit "nicht mehr gerne nach Frankfurt kommen". IHK-Hauptgeschäftsführer Richard Speich sagte, der Weltkongreß der IHK-Junioren mit bis zu 7000 Teilnehmern sei im November 1992 nicht nach Frankfurt vergeben worden, weil Vertreter ausländischer Kammern gefragt hätten: "Könnt ihr uns garantieren, daß wir nicht überfallen werden?" Schon vor dem Kommunalwahl-Erfolg der Republikaner habe es einen dramatischen Rückgang ausländischer Investitionen in Deutschland gegeben - durch den neuen Image-Verlust sänken jetzt die Chancen Frankfurts auf die europäische Zentralbank. Gegen den Rechts-Trend will die Wirtschaft "in der innerbetrieblichen Bildung mehr machen". Niethammer: "Ich glaube fest daran, daß Republikaner bei den nächsten Wahlen weit in den Hintergrund gedrängt sind!"

Aufgespießt

"Was hält die Bundesregierung davon ab, die Zulassung von Lachgas als Treibmittel für Schlagsahne zurückzunehmen? Wie will sie der Lösung der Umweltprobleme näherkommen, wenn sie selbst vor dieser Maßnahme zurückschreckt?"Presseerklärung der SPD-Bundestagsabgeordneten Monika Ganseforth mit der Überschrift "Umweltgift in Sahne-Sprühdosen verbieten".

Die Passion Jesu in Musik gefaßt Das Abschlußkonzert der Deutschen Kammerphilharmonie

Das war nun der Abschied: In einem Brief, den die Konzertbesucher im Mozart-Saal der Alten Oper auf ihren Plätzen vorfanden, bedankte sich die Deutsche Kammerphilharmonie beim Frankfurter Publikum für seine Treue während der vergangenen Jahre. Das Ensemble hofft, auch in Zukunft in Frankfurt konzertieren zu können. Eine Fortsetzung der Konzertreihe in der Alten Oper wird es aber nicht geben. Dabei wäre es, so möchte man meinen, nach den Querelen um die Finanzierung des Ensembles, die schließlich mit der Übersiedlung nach Bremen endeten, eine freundliche Geste gewesen, die Musiker und Musikerinnen auch in Zukunft in die Alte Oper einzuladen. Auch dem nicht geringen Teil des Frankfurter Konzertpublikums, der sich für klassische Musik auch abseits der ausgetretenen Pfade interessiert, hätte man damit einen großen Gefallen getan.

Im Mittelpunkt des letzten Konzertes stand ein seltenes Stück zeitgenössischer Musik: "Polyptyque" für Violine und zwei kleine Streichorchester von Frank Martin (1890-1974). Dem sehr informativen Programmheft konnte man Einzelheiten zu dem 1973 entstandenen Meisterwerk des Schweizer Komponisten entnehmen. Es ist inspiriert von einem Vieltafelbild ("Polyptichon") auf der Rückseite des berühmten Altars, den der Maler Duccio di Buoninsegna um 1310 für die Kathedrale des italienischen Siena schuf: In 26 Stationen wird darin die Passion Jesu geschildert, mit einem Rückblick auf sein Leben und einem Ausblick auf die Auferstehung.

Bei Martin wird daraus ein Passionsstück in sechs Sätzen, beginnend mit dem Einzug in Jerusalem, schließend mit der Verklärung. Die Gegenüberstellung von Soloinstrument und zwei Orchestern ermöglicht eine subtile Dramaturgie: Der Komponist deutet räumliche Vorgänge an, zeichnet den Tonfall von Sprache nach, macht Gefühlszustände plastisch. Erregte Szenen wechseln mit lyrischen Momenten, klangliche Schroffheiten kontrastieren mit konsonantem Wohlklang. Eindrucksvoll wirkt die Instrumentation, die die Lagen bis ins höchste Flageolett ausnutzt und gelegentlich einen obertonreichen, orgelartigen Klang erreicht, der die religiöse Aura des Stückes verstärkt.

Am Beginn des Konzertes stand Joseph Haydns Sinfonie Nr. 52 in c-Moll vom Anfang der 1770er Jahre, ein Stück, reich an Schroffheiten und kompositorischen Raffinessen, das dem Publikum am Hof des Fürsten Esterhàzy keine leichte Höraufgabe gewesen sein dürfte. Nach der Pause folgte, gleichfalls in c-Moll und ebenso selten gespielt, die Sinfonie Nr. 1 von Felix Mendelssohn-Bartholdy, ein Zeugnis der erstaunlichen Fähigkeiten des damals erst fünfzehnjährigen Komponisten. Trotz der Anlehnung an klassische Modelle fällt der persönliche Tonfall der lyrischen Passagen ins Ohr, noch mehr aber ein atmosphärischer "Grundton" von gefaßtem, aber existentiellem Ernst, der große Teile von Mendelssohns Gesamtwerk durchzieht und in seiner Bedeutung bis heute unterschätzt wird.

Die Erfahrung des gesamten Abends, wie sehr nämlich Musik auch ohne Worte sprechen kann, ist wesentlich den Interpreten zu danken: Wieder spielte die Deutsche Kammerphilharmonie in beeindruckender Geschlossenheit und mit ungewöhnlichem Engagement. Thomas Hengelbrock, der Dirigent, der trotz Erkrankung nicht absagte, sondern das Programm im Sitzen "durchstand", brachte seine Erfahrungen mit historischer Aufführungspraxis wirkungsvoll ein. Thomas Zehetmair schließlich bewältigte den schwierigen Geigenpart in unorthodoxer, fast dramatisch zu nennender Haltung.

Es gab ein Lautstärkenproblem: Hörner, die wahre Posaunenstöße hervorbrachten, und Paukenschläge sprengten vor allem in Mendelssohns Sinfonie den Rahmen des Mozart-Saals. Der Große Saal wäre für dieses Abschlußkonzert angemessener gewesen - nicht nur aus akustischen Gründen. ANDREAS HAUFF

Prekäre Lage auf dem Arbeitsmarkt Quote stieg auf 5,3 Prozent

WIESBADEN. Die Arbeitsmarktlage in Wiesbaden und Umgebung - bislang von der desolaten bundesdurchschnittlichen Entwicklung verschont - wird zunehmend prekär. Im Februar waren 10 165 Männer und Frauen in der Landeshauptstadt und im angrenzenden Rheingau- Taunus-Kreis ohne Job - 5,3 Prozent gegenüber 4,4 Prozent im Vorjahr.

1770 "Neue" meldeten sich im vorigen Monat beim Arbeitsamt - sie hatten gerade ihren Arbeitsplatz verloren, unter ihnen 157 Lehrlinge, die ihre Berufsausbildung abgeschlossen haben, aber nicht übernommen wurden. Offene Stellen kamen nur knapp mehr als 1000 hinzu. 940 Arbeitssuchende konnten im Februar von der Behörde vermittelt werden.

Nach wie vor Fachkräfte fehlen in Gesundheits- und Erziehungsberufen sowie im Hotel- und Gaststättenbereich. Köche, Restaurantfachleute, Krankenschwestern und -gymnasten haben weiter gute Chancen, eine neue Arbeitsstelle zu finden.

Die Zahl der Kurzarbeiter stieg um 1733 auf 2714 an: 89 Betriebe, 39 mehr als noch im Janaur dieses Jahres, arbeiten verkürzt. Betroffen sind vor allem viele kleinere Unternehmen, besonders Zulieferfirmen für die Automobilindustrie.

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) wurden im Februar nicht mehr offeriert. Zuletzt gab es noch 161 "ABMler". maf

Kleine Lokalrundschau

Kinderkino in Biebrich Von den Erlebnisse eines Mädchens mit seinem kleinen Pferd erzählt der Film "Das Pony vom ersten Stock", zu dem die Jungen und Mädchen für den morgigen Freitag, 12. März, eingeladen sind. Die Vorführung beginnt um 15 Uhr im Kinderzentrum Biebrich in der Bunsenstraße 6. "Sabrina" im Archivkino Im Archivkino Calligari, Marktplatz 9, wird am Dienstag, 16. März, um 21.30 Uhr der Film "Sabrina" gezeigt. Der Streifen entstand unter der Regie des Exil-Österreichers Billy Wilder.

Kriegsverbrechen in Bosnien Die Gruppe "Frauen in Schwarz" lädt ein zu einer Informationsveranstaltung für Samstag, 13. März, ein. Thema sind die "Kriegsverbrechen in Bosnien- Herzegowina". Beginn ist um 11 Uhr im Rathaus. Objekte von Michael Post Der Künstler Michael Post zeigt auf Einladung des Nassauischen Kunstvereins vom 14. März bis 25. April seine Arbeiten aus zehn Jahren in der Wilhelmstraße 15. Die Ausstellung ist täglich außer dienstags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Bühne frei für die Stars von morgen

WIESBADEN. Nach dem großen Erfolg der ersten Talent-Show mit regionalen Kleinkunst-Talenten findet am Mittwoch, 17. März, um 20.30 Uhr im Pariser Hoftheater ein weiterer Abend statt, an dem sich Wiesbadener Nachwuchskünstlerinnen auf der Bühne präsentieren werden. Dieses Mal singt Annick Schneider Chansons, unterhält Karin Lenke mit Tanz und Entertainment und sorgt Eva Tamm gemeinsam mit der Musikgruppe "Together" musikalisch für Stimmung. Kartenvorbestellungen unter Tel. 0611 / 30 06 07 maf

Millionen-Zuschuß

für die "Krautgärten"

WIESBADEN. Geldsegen aus der Landeskasse: Das Familienministerium unterstützt den Bau des städtischen Kindergartens "Krautgärten" in Mainz-Kastel mit 1,5 Millionen Mark. Baubeginn ist im Frühjahr. Es entsteht eine Kita mit fünf Gruppen und insgesamt 85 Plätzen. maf

Freispruch vom Gericht - zugunsten des Familienfriedens Schweigen zum Vorwurf des versuchten Totschlags / Angeklagter schlug Schwager mit schwerem Hammer auf den Kopf

"Du hast verloren, weil du keinen Zeugen hast. Ich steh auf der Seite meines Bruders." Noch zu Anfang des Prozesses sah es für den wegen versuchten Totschlags an seinem Schwager angeklagten Türken nicht so aus, als könne er von seiner Frau viel Unterstützung erwarten. Diese Sätze, so hatte der Angeklagte bei seiner ersten gerichtlichen Vernehmung ausgesagt, habe sie nämlich gleich nach der Tat zu ihm gesagt, obwohl sie bei der Auseinandersetzung anwesend gewesen sei und seine Notwehrhandlung hätte bezeugen können.

Am Ende des Prozesses hatten dann plötzlich alle gewonnen, der angeklagte Ehemann wurde freigesprochen, sein Opfer, der Schwager, wurde außergerichtlich befriedigt, die Familienruhe war wiederhergestellt. Die Anklage hatte noch ganz anders geklungen. Demnach soll der 39 Jahre alte Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik am 16. September vergangenen Jahres mit einem 300 Gramm schweren Hammer auf den Kopf seines Schwagers geschlagen haben. Die Folge: die Schädeldecke des Mannes wurde eingedrückt. Er überlebte jedoch. Laut seiner gerichtlichen Vernehmung am folgenden Tag schilderte der damals noch aussagebereite Angeklagte die Tat als Notwehrhandlung. Gegen 14 Uhr habe sein Schwager, den er zuvor schon mehrmals der Wohnung verwiesen hatte, unberechtigt die Wohnung betreten, zu der ihm seine Schwester den Schlüssel gegeben hatte. In dem anschließenden Streit habe ihn sein Schwager angegriffen und ihn erheblich verletzt. Ein ärztliches Attest bescheinigte dem Angeklagten ein schweres Schädelhirntrauma und mehrere Rippenbrüche. Darauf, so der Angeklagte in der vom Gericht verlesenen Vernehmung, habe er in Notwehr den auf dem Boden liegenden Hammer ergriffen und nach seinem Schwager, "aber nicht gezielt", geschlagen. Wie es sich nun auch abgespielt haben mag, vom Gericht konnte dies nicht aufgeklärt werden: Alle Beteiligten verweigerten die Aussage, wozu sowohl der Angeklagte als auch das Opfer und die Ehefrau als Verwandte des Angeklagten das Recht haben. Hintergrund dieser kollektiven Schweigeaktion ist wohl eine außergerichtliche Einigung zwischen allen Beteiligten, von der der Nebenklägervertreter das Gericht in Kenntnis gesetzt hatte. Einzelheiten dieser Einigung wollte jedoch keiner der Beteiligten bekanntgeben. Somit hatte der Staatsanwalt keine Wahl: er beantragte Freispruch.

Diesem Antrag zu folgen und den seit 20 Jahren in der Bundesrepublik etablierten Elektroingenieur freizusprechen, fiel dem Vorsitzenden Richter des Schwurgerichts, Ulrich Baltzer, nach eigenen Worten "nicht schwer, da sich hier eine Versöhnung in der Familie abzeichnet. Dem will das Gericht nicht entgegenstehen." sol

Seminar befaßt sich mit Aussiedler-Schicksal

HÖCHST. "Aussiedler bringen eine deutsche Vergangenheit mit, die man nach 40 Jahren Bundesrepublik am liebsten in Archiven verwahrt sehen möchte." So kündigt die Volkshochschule einen zweitägigen Kursus für "Multiplikatoren aus dem Bereich der Arbeit mit Aussiedlern" an. Das Seminar mit dem Titel "Sie fragen nicht und ich sage nichts" läuft an den Freitagen 12. und 19. März jeweils von 10 bis 17 Uhr.

Zu Beginn des Kurses lesen die Teilnehmer gemeinsam die Lebensgeschichte verschiedener deutscher Auswanderer aus Polen und Rumänien. Darüber wird diskutiert, persönliche Erfahrungen sollen ebenfalls eingebracht werden. Unter anderem werden die Teilnehmer auch über die Beweggründe der Aussiedler sprechen, in die Bundesrepublik zurückgekehrt zu sein. gre

"Void-Section" aus Belgien im Café Wojtyla

FREIGERICHT. Die belgische Band "Void-Section" macht am Freitag, 12. März, Station im autonomen Jugend- und Kulturzentrum Café Wojtyla. Ihre Musik vereine "amerikanischen Hard-Core mit englichem Punk-Rock", schreiben die Veranstalter.

Im Vorprogramm spielen "CS Smith & the Lucky Judge" aus Großenhausen, die sich der Musik der 60er Jahre verschrieben haben. Das Konzert beginnt um 20 Uhr in der alten Lateinschule in Somborn. tja

Wirtschaftsforscher

greifen Währungshüter an

jk FRANKFURT A. M. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) geht in seinem jüngsten Wochenbericht mit der Bundesbank erneut hart ins Gericht. Die Wissenschaftler werfen den Währungshütern vor, daß sie auch nach der jüngsten Rücknahme des Satzes für Wertpapierpensionsgeschäfte um rund einen viertel Prozentpunkt weiterhin "die prozyklische Rolle eines geldpolitischen Nachzüglers" spielten. Der Weg zu einer dauerhaften Überwindung der gegenwärtigen Investitionsschwäche führt nach Ansicht des Instituts nur über einen Rückgang des gesamten Spektrums der Zinssätze. Die Bundesbank müsse die Funktion des Vorreiters übernehmen, "indem sie mit einer zügigen Senkung der Leitzinsen" das inverse Gefälle (kurzfristige Darlehen sind teurer als langfristige) "durch eine normale Zinsstruktur ersetzt".

Die Argumentation des Hauses Schlesinger, Investoren ließen sich bei ihren Vorhaben in erster Linie vom Realzins - Nominalzins abzüglich aktuelle Inflationsrate - leiten und dieser sei derzeit sehr niedrig, stößt beim DIW auf taube Ohren. Es meint, "daß es überhaupt keinen Zusammenhang zwischen dem so definierten Realzins und der Entwicklung der Investitionen gibt".

Die neue Saison

Das Pokerspiel um die Machtverteilung im Kreis kann jetzt richtig beginnen: Parteien vereinbaren Gespräche CDU will Rücktritt oder Abwahl Gnadls SPD soll nach Kartmanns Willen den Weg für eine Direktwahl des Landrats ebnen

WETTERAUKREIS. Die Christdemokraten im Wetteraukreis fordern Rolf Gnadl und die SPD auf, den Weg für die Direktwahl eines Landrates zu ebnen. Gnadl habe "das Desaster seiner Partei im wesentlichen zu verantworten", sagte CDU-Kreisvorsitzender Norbert Kartmann am Mittwoch. Kartmann wird eine Verhandlungskommission der Union leiten, die am Dienstag abend während einer konstituierenden Sitzung der neuen Kreistagsfraktion und des Parteivorstandes gebildet wurde und in der nächsten Woche erstmals zu einem Gespräch über eine Große Koalition mit Repräsentanten der SPD zusammentreffen wird. Neben Kartmann gehören der mit überwältigender Mehrheit wiedergewählte Fraktionsvorsitzende Rainer Schwarz, Bernfried Wieland, Manfred Schneller, Heinz Strikker und Klaus Minkel der Kommission an.

Über konkrete Verhandlungsangebote wollte sich Kartmann am Mittwoch noch nicht äußern. Zugleich bezeichnete er es als "großen Fehler" von Landrat Gnadl, wenn der sich inhaltlich "schon jetzt festlegt" (siehe FR vom Dienstag). Das behindere die bevorstehenden Verhandlungen. "Personelle und sachliche Entscheidungen" kündigte der CDU-Vorsitzende für das übernächste Wochenende an. Dann, nach dem ersten Treffen mit den Sozialdemokraten, will die CDU in Klausur gehen. Bald darauf ist ein Kleiner Parteitag geplant. Eine Große Koalition, so Kartmann, "ist noch nicht formuliert bis jetzt".

Als "absolute Utopie" bezeichnete Kartmann, "daß der Kreisausschuß so bleibt wie er ist". Eine Vereinbarung mit den Sozialdemokraten, sollte sie getroffen werden, müsse sich "personell widerspiegeln". "Wenn Rot-Grün weg ist, dann kann es auch keine grüne Hauptamtliche an der Kreisausschuß-Spitze geben", sagte er. Zugleich betonte der Christdemokrat, daß seine Partei in der augenblicklichen Situation lediglich einem von der SPD eingebrachten Antrag auf Abwahl von Gnadl zustimmen würde, da sonst Verhandlungen mit den Sozialdemokraten jegliche Erfolgsaussichten genommen wären.

Die rechtsextremen Republikaner sind für die CDU nach Kartmanns Worten "keine Gesprächspartner". Allerdings könne es nicht angehen, daß beispielsweise einem sinnvollen Antrag der FWG/ UWG-Fraktion nicht zugestimmt werden könnte, weil er auch von den Republikaner begrüßt und letztlich durch ihre Stimmen mehrheitsfähig würde. "Das wäre das Ende der Handlungsfähigkeit von Parlamenten", sagte Kartmann. sal

Vor Konflikten schreckt Hans Hege nicht zurück Kampf gegen Macht-Konzentration: Porträt des Direktors der Medienanstalt Berlin-Brandenburg

Ein einflußreicher Posten ist es eigentlich nicht, den Hans Hege seit nunmehr acht Jahren bekleidet. Seine offizielle Amtsbezeichnung lautet "Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg". Zu seinen Aufgaben gehört es, die Geschäfte der Zulassungs- und Kontrollbehörde des Privatfunks zu führen, die Beschlüsse des Medienrates vorzubereiten, beziehungsweise in die Tat umzusetzen sowie die Medienanstalt vor Gericht zu vertreten. Alles keine Tätigkeiten, die mit Prestigegewinn oder gar politischem Einfluß verbunden sind. Und doch ist es Hege gewesen, der in den vergangenen Monaten entscheidend daran mitgewirkt hat, die Expansionspläne einiger Mediengiganten im deutschen Fernsehmarkt zu vereiteln.

Wer ist dieser 46jährige Verwaltungsjurist, der in den Chefetagen so mancher Konzernzentralen schon für einige Wutausbrüche gesorgt haben dürfte? Über Privates mag Hege kaum sprechen, geschweige denn, daß er es in einer Zeitung lesen möchte. "Das lassen sie mal schön weg, das interessiert doch keinen", sagt er, wenn man etwas Persönliches erfahren will. Immerhin läßt er einmal durchblicken, daß er gern in exotische Länder reist und vor allem Asien zu seinem bevorzugten Reiseziel zählt. Von ausgedehnten Bergtouren durch das Himalaya- Gebirge berichten seine Mitarbeiterinnen, die ansonsten über ihren Chef aber nichts preisgeben wollen.

Hege gilt als integer, sachlich, konsequent. Konflikte scheut er nicht. Trotz Mitgliedschaft in der Berliner FDP (seit 1978) hat er sich seine Unanbhängigkeit als Medienwächter zu erhalten gewußt. Nach dem Jura-Studium in Tübingen und Berlin war er zunächst als Assistent in der FDP-Fraktion des Berliner Abgeordnetenhauses tätig gewesen, von wo er in das Justizressort wechselte. Als persönlicher Referent des FDP-Senators Baumann setzte er sich insbesondere für die Lockerung der Terroristengesetze ein.

Sein Einstieg in die Medienpolitik erfolgte 1983 mit dem Wechsel in das Medienreferat des liberalen CDU-Kultursenators Volker Hassemer. Dort half er, das Berliner Kabelpilotprojekt zu realisieren, formulierte das entsprechende Gesetz und wurde damit in der eingemauerten Halbstadt zum Wegbereiter des Privatfunks. 1985 übernahm er als weithin geschätzter Medienexperte das Amt des Direktors der Berliner Anstalt für Kabelkommunikation, die im Sommer 1992 in die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) umgewandelt wurde. Seitdem ist Hege Direktor der einzigen für zwei Länder zuständigen Aufsichts- und Zulassungsbehörde des Privatfunks.

Sein konsequentes Vorgehen gegen die Konzentration von Meinungsmacht auf dem deutschen Fernsehmarkt hat Hege wiederholt ins Rampenlicht gerückt. Mit dem Münchner Medienmogul Leo Kirch, der zusammen mit seinem Sohn an fünf Fernsehsendern beteiligt ist, und dem Axel-Springer-Verlag hat Hege sich ebenso angelegt wie mit dem Bertelsmann- Konzern, dem zweitgrößten Medienunternehmen der Welt, und dem Luxemburger Medienmulti CLT. "Unsere demokratische Grundordnung lebt von der Begrenzung von Macht, und das gilt auch für große Medienkonzerne", erklärt Hege seine Motive, als wären sie das Selbstverständlichste auf der Welt.

Zu seinem Verdienst gehört, daß die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) nach jahrelanger Untätigkeit aufgewacht ist und nun die zunehmende Verflechtung der Privatsender genauer unter die Lupe nimmt. Auch in der Versammlung der Privatfunkkontrolleure schreckte Hege nicht vor Konflikten mit Kollegen zurück. Wenn sie ihn im Februar dennoch mit großer Mehrheit zum neuen DLM-Vorsitzenden wählten, belegt das wohl auch die Entschlossenheit der DLM, an der strengeren Konzentrationskontrolle festzuhalten.

Hege wünscht sich für die Zukunft eine noch engere Zusammenarbeit der Direktoren, um vor allem den Einfluß der Parteien auf einige Landesmedienanstalten zu neutralisieren. Dazu soll in den nächsten Wochen ein ständiger DLM-Ausschuß gegründet werden, in dem die Direktoren gemeinsam über Zulassungsentscheidungen und Konzentrationsüberprüfungen beraten wollen. Heges Ziel ist ferner, die Kompetenzen der Medienanstalten bei der Privatfunk-Kontrolle auszubauen. So will er sich für ein verbrieftes Recht zur Einsichtnahme in Geschäftsunterlagen sowie zum Abverlangen von eidesstattlichen Erklärungen einsetzen.

Daß Hege auch als DLM-Vorsitzender nicht daran denkt, die Ziele der Konzentrationskontrolle einer vordergründigen Harmonie unter den Direktoren zu opfern, zeigt der gegenwärtige Streit um das Deutsche Sportfernsehen (DSF). Die Zulassung dieses zum Kirch-Imperium gehörenden Senders durch die Bayerische Anstalt für neue Medien (BLM) hält Hege für unvereinbar mit dem Rundfunkstaatsvertrag der Länder, da Kirch sein zulässiges Beteiligungskontingent bereits ausgeschöpft habe. Außerdem moniert Hege, daß die übrigen Landesmedienanstalten nicht bis zuletzt am Zulassungsverfahren der bayerischen Schwesterbehörde beteiligt waren.

Der Streit zwischen Hege und BLM- Direktor Wolf-Dieter Ring, der dem DSF in den letzten Tagen des alten Jahres die Sendelizenz ausgestellt hatte, wird inzwischen vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof ausgefochten. Beide sind entschlossen, das Verfahren bis zum Bundesverfassungsgericht durchzufechten. Zwar hat Hege bislang nicht die gewünschte Abschaltung des "Sport- und Freizeitkanals" erreicht, dennoch ist er mit dem bisherigen Verlauf der Auseinandersetzung keineswegs unzufrieden. Der Grund: Das Verwaltungsgericht erkannte erstmals an, daß eine Medienanstalt gegen die Zulassung eines bundesweiten Senders bei einer Schwesterbehörde Widerspruch einlegen und notfalls auch klagen darf. Vor allem für die Zusammenarbeit der Medienanstalten dürfte dies einen positiven Effekt haben, da sie sich untereinander besser kontrollieren können.

Ob es dem neuen DLM-Vorsitzenden gelingt, die Direktoren-Kollegen bis in letzter Konsequenz auf seine Politik einzuschwören, wird sich zeigen. An Konfliktstoff wird es jedenfalls nicht mangeln. Da steht zum einen die Überprüfung und gegebenenfalls Entflechtung der zum Kirch-Springer-Imperium gehörenden Sender Sat 1, Pro 7, DSF und Kabelkanal an. Auch der Versuch des Bertelsmann-Konzerns und der CLT, rund um die Kölner Sender RTL und VOX eine "Senderfamilie" aufzubauen, wird die Privatfunkkontrolleure noch einige Zeit beschäftigen.

Im Gegensatz zu manch anderen Direktoren kann Hege sich auf ein weitgehend unabhängiges Entscheidungsgremium verlassen, das in vielen Fragen mit ihm übereinstimmt. Zwar ist der Berlin- Brandenburger Medienrat ebenfalls mit Parteivertretern besetzt, dennoch haben sich seine sieben Mitglieder parteipolitischem Druck bislang weitgehend entziehen können. Hinzu kommt, daß der Medienrat mit dem früheren Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Ernst Benda, einen hochkarätigen Experten des deutschen Medienrechts zum Vorsitzenden hat. Das Verhältnis zwischen Hege und Benda gilt als entspannt.

UWE-JENS LINDNER

Polizei: "Maßnahmen gegen den Drogenhandel ein Kampf gegen Windmühlenflügel" Die Dealer kommen aus Nordafrika Viele Asylbewerber Von unserem Redaktionsmitglied Friederike Tinnappel Stundenlang wurde die Wohnung im Nordend beobachtet. Als gegen 3.40 Uhr zwei Fremde auftauchten, schlugen die Beamten zu. Sie fanden 250 Gramm Heroin und einen Revolver. Fünf Männer wurden festgenommen - alle stammten aus Marokko. Seit etwa drei Jahren ist der Drogenhandel fest in den Händen von Marokkanern und Algeriern; mehr als 80 Prozent der Dealer sind Asylbewerber. Von den 754 Rauschgifthändlern, die im Februar von der Sonderinspektion der Schutzpolizei aufgegriffen wurden, waren 298 Marokkaner und 272 Algerier, davon 236 Marokkaner und 253 Algerier Asylbewerber - von den restlichen 166 Ausländern waren es 87. Nur 18 deutsche Dealer gingen der Polizei ins Netz.

Fast alle der 754 Dealer durften nach der Polizeikontrolle wieder gehen. Nur 20, bei denen größere Mengen Rauschgift gefunden worden waren, gingen in Untersuchungshaft. Asylbewerber, die ihren Wohnsitz außerhalb des Regierungsbezirks Darmstadt oder in einem anderen Bundesland haben, wurden in den Zug gesetzt und in die für sie zuständige Gemeinde zurückgeschickt. Dies geschah nach Angaben des Leiters der Sonderinspektion, Wolfram Ritter, im Zeitraum Oktober 1992 bis Januar 1993, mit 509 Dealern 862mal. Viele mußten mehrmals zurückgeschickt werden, zwei sogar zwölf Mal. "Die wollten es einfach nicht glauben."

Gedealt wird, so Ritter weiter, in der "gesamten Innenstadt". Schwerpunkt für den Heroinhandel ist das Bahnhofsviertel. Haschisch wird vor allem zwischen Konstablerwache und Hauptwache, in der Großen Friedberger und der Stephanstraße umgesetzt. "Der Markt ist da", weiß der Beamte. Allein die Zahl der Heroinabhängigen, die sich in Frankfurt mit Rauschgift versorgen, wird auf 8000 bis 10 000 geschätzt. Vor diesem Hintergrund, räumt Ritter ein, seien die Maßnahmen der Polizei ein "Kampf gegen Windmühlenflügel".

Auch die Stadt ist machtlos. Egal, welcher Vergehen sich ein Asylbewerber schuldig macht - bevor über seinen Antrag nicht entschieden ist, darf er nicht abgeschoben werden. Seit September schickt das Ordnungsamt dem Bundesamt in Zirndorf die Akten krimineller Asylbewerber, damit diese Fälle dort bevorzugt bearbeitet werden. Die Reaktionen seien "schleppend" - bedauert Lothar Schäfer, Referent im Dezernat für Öffentliche Ordnung. Das Bundesamt sei hoffnungslos überfordert, "es herrscht Chaos".

Die meisten Dealer aber kommen gar nicht aus Frankfurt, sondern aus dem Umland oder entlegeneren Städten. Für sie ist dann die Ausländerbehörde der Gemeinde zuständig, in der sie untergebracht sind.

Über Reiserouten und Beweggründe der nordafrikanischen Rauschgifthändler ist wenig bekannt. Viele von ihnen sind nach Angaben der Polizei selber rauschgiftsüchtig. Aber eine Verwahrlosung, wie man sie von langjährig Abhängigen kennt, sei äußerst selten. Nicht nur die kleinen Fische im Drogenhandel, auch die großen stammen, wie der Pressesprecher der Polizei, Karl-Heinz Reinstädt, erklärt, aus Marokko oder Algerien: "Die Nordafrikaner machen das Geschäft unter sich aus."

Die Chance für einen Marokkaner oder Algerier, als Asylbewerber anerkannt zu werden, ist gleich Null - auch wenn er sich nichts zuschulden kommen läßt. Nach der üblichen Bearbeitungszeit von ein bis drei Jahren, so die Erfahrung von Henner Schäfer, dem Leiter der Ausländerbehörde, "werden die Anträge alle abgelehnt."

(Siehe auch "Polizei hob . . ." und "Verrecken im . . ." auf Seite 18)

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 10. März (FR). In der Mitte und im Norden stark bewölkt und vor allem im Osten zeitweise Regen, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen zwei und sechs Grad im Osten, sonst zwischen sechs und elf Grad, die Tiefstwerte zwischen zwei und minus drei Grad. (Siehe auch Lokalteil)

Fahrt in Vollmondnacht endete in einem Acker

KRIFTEL. Eine Vollmondnacht der wenig romantischen Sorte hat ein 28jähriger Frankfurter auf Kriteler Feldern zugebracht. Nach Angaben der Polizei fuhr der Mann Montag nacht auf der Gutenbergstraße in Richtung L 3011. Statt in die Landesstraße einzubiegen, fuhr er geradeaus in den Acker, durchbrach dabei die Leitplanken und pflügte mit seinem Geländewagen das Feld um. Anschließend irrte der Mann ohne "erkennbaren Grund" durch die Nacht und wurde erst am Dienstag morgen von Beamten aufgegriffen. Der 28jährige konnte keine Erklärung für sein Tun abgeben. ana

Firmen-Telegramm

British Aerospace muß rückzahlen Der Flugzeugbauer British Aerospace muß 44,4 Millionen Pfund (etwa 100 Millionen Mark) Subventionen zurückzahlen, die die britische Regierung 1988 ihm für die Übernahme des staatlichen Automobilkonzerns Rover gezahlt hatte. Die Beihilfen, begründet die EG-Kommission ihren Beschluß, seien mit dem Gemeinschaftsrecht nicht vereinbar und müßten daher zurückerstattet werden. Neue Hypo-Bank-Aktie für 350 Mark Die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank will ihr Kapital von derzeit 969 Millionen Mark um zehn Prozent aufstocken. Die neuen Aktien werden vom 19. April bis 3. Mai zum Preis von 350 Mark das Stück zum Kauf angeboten. Mit den Mitteln soll Spielraum für weiteres Wachstum geschaffen werden, heißt es bei dem Institut. Renault LKW auf der Bremsspur Renault hat im vergangenen Jahr mit seinen Nutzfahrzeugen 479 Millionen Mark Verlust eingefahren. Rund die Hälfte des Fehlbetrags machte die US- Tochter Mack Trucks. Der Umsatz des LKW-Bauers schrumpfte zuletzt um acht Prozent auf 8,3 Milliarden Mark. In der Vorperiode hatte er noch 6,8 Millionen Mark Gewinn gemacht.

Mehr als 3000 Entlassungen bei NKK Die Stahlkrise macht auch vor Nippons Unternehmen nicht halt. Die japanische Gruppe NKK will ihre Belegschaft bis Ende 1995 von derzeit 22 200 Arbeitnehmern auf 19 000 Mann reduzieren. Durch die Kosteneinsparungen soll die Wettbewerbsfähigkeit erhöht werden. Lurgi kauf sich in England ein Der Frankfurter Anlagenbauer Lurgi hat nach einer Vereinbarung über eine Zusammenarbeit im vergangenen Jahr nun 24,75 Prozent an dem britischen Abwasseraufbereiter Invent Water Treatment erworben. Durch die Bündelung des technischen und finanziellen Potentials soll das Unternehmen führender Anbieter dieser Technologie auf der britischen Insel werden. Rote Zahlen bei Ceag Der Batteriehersteller Ceag schlitterte 1992 in die roten Zahlen. Der Umsatz des Konzerns ging um vier Prozent auf 488 Millionen Mark zurück. Wie hoch die Verluste sind, ist aus dem vorliegenden Zwischenbericht noch nicht zu ersehen. 1991 war noch ein Jahresüberschuß von 6,2 Millionen Mark erwirtschaftet worden. Nachdem zuletzt die Belegschaft bereits um 230 auf 2591 Beschäftigte reduziert worden war, sollen in diesem Jahr noch einmal 50 Stellen wegfallen.

Keine Annäherung vor der "Solidarpakt"-Klausur SPD verkündet klares Nein zu Sozialkürzungen Von unserem Korrespondenten Rolf-Dietrich Schwartz BONN, 10. März. Einen Tag vor den Klausurverhandlungen der Bonner Regierungsparteien mit der SPD und den Ministerpräsidenten der Bundesländer bei Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) prallten am Mittwoch im Bundestag die gegensätzlichen Ansichten der Koalitions- und Oppositionsfraktionen über Mittel und Ziele des geplanten "Solidarpakts" unverändert scharf aufeinander. Gestritten wurde besonders über die von der Regierung geplanten Einschnitte in Sozialleistungen, die von der Opposition geforderten Steuererhöhungen noch 1993 und die Hilfen für die neuen Länder. Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) und Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) lehnten die auch von den CDU-Ministerpräsidenten der neuen Länder für unverzichtbar gehaltene Wiedereinführung des Solidaritätszuschlags auf die Lohn- und Einkommensteuer schon zur Mitte dieses Jahres ab. Sie bezeichneten den Zuschlag als "Gift für die Konjunktur" und verteidigten die Kürzungen von Sozialleistungen als "wirtschafts- und finanzpolitische Notwendigkeit". Beide Minister nannten die Lastenverteilung für die Kosten der Einheit "sozial gerecht" und wiesen die Mehranforderungen der neuen Länder als "Einigung auf Kosten Dritter, des Bundes und der Steuerzahler" zurück.

Waigel und Rexrodt warnten auch vor einem Scheitern der "Solidarpakt"-Klausur, weil dann "hinsichtlich der Wirtschaftsentwicklung und der inneren Stabilität unserer föderalen Demokratie nichts mehr ausgeschlossen werden kann", wie Waigel sagte.

SPD-Fraktionschef Hans-Ulrich Klose wies den Vorwurf der Verweigerung zurück, lehnte es aber auch ab, "durch Zustimmung jeden Unsinn zu sanktionieren". Solidarität ohne Opferbereitschaft aller könne nicht funktionieren, kritisierte er die auch von Unionspolitikern beklagte "Gerechtigkeitslücke" bei der Lastenverteilung. Klose kündigte an: "Die SPD wird in Zeiten zunehmender Verarmung und wachsender Arbeitslosigkeit Kürzungen bei der Sozialhilfe und der Arbeitslosenunterstützung nicht zustimmen." (Weiterer Bericht Seite 4, Kommentar Seite 3)

Kochende Malerei Hartwig Ebersbach in der Darmstädter Kunsthalle

DARMSTADT. Eine "Anbetungsfigur" wird geopfert, der alte Hauptdarsteller im Bildertheater des Hartwig Ebersbach hat ausgespielt, abgebetet ist das große "Kasparunser". Wo eine offizielle Sprachregelung den persönlichen Ausdruck zu normieren trachtet, erlangt die private Chiffre stets besonderes Gewicht, allein schon die Verwendung einer verschlüsselten Symbolik gewinnt politische Funktion. Die Verdrängung aktueller Problematik aus den Leistungsschauräumen staatlich geförderter Kunst in den frühen achtziger Jahren bewirkte unter den Künstlern der DDR die Entwicklung einer individuellen, oft nur Eingeweihten verständlichen Zeichen- und Formensprache. Beredte Verschwiegenheit - gegen das Verschweigen des Konflikts emanzipierte sich eine "Arte Cifra", die die staatstragenden Mythen verschmähte, um der Wirklichkeit abseits der konventionellen Themen- und Bildwelt auf die Spur zu kommen.

Dem Maler Hartwig Ebersbach, bis 1983 Leiter einer Experimentalklasse an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, bedeutete der "Kaspar" eine solche Figur der authentischen, eben nicht offiziellen Wahrnehmung und damit zugleich eine Figur frecher Kommunikationsverweigerung. Doch mit der Wende von 89 hat dieser Protagonist der eigenen Existenz als zentrales Motiv offenbar ausgespielt. Er wird "in kochende Malerei geschmissen", aufgelöst und hineingemalt in eine Seelenlandschaft tosender Farben. Die Selbstdeutung entstammt einem Brief, in dem der Künstler seinen Frankfurter Galeristen Timm Gierig das Konzept der Darmstädter Überblicksausstellung mit Malerei, Malerei- Installationen und Grafik der letzten zehn Jahre erläutert.

In der Kunsthalle sind etwa vierzig Arbeiten zu sehen, die trotz des biographischen Einschnitts kein Nachlassen in der Intensität der radikalen Selbstpreisgabe erkennen lassen. "Kaspar-Abwicklung" lautet der vielsagende Titel einer auf 1989 datierten Arbeit, doch als entscheidendes Erlebnis bezeichnet Ebersbach die Konfrontation mit asiatischen Weltsichten anläßlich eines Japan-Aufenthaltes im gleichen Jahr. Der Weg nach innen hat sich nur verzweigt, doch vielleicht weniger noch als zuvor bezeichnen diese meist gegenstandlosen Bilder einen Geheimpfad. Denn vor dem Betrachter hat der Maler seine Bildwelten - nicht nur im übertragenen Sinne - "betreten" und das Subjekt denkt nicht einmal daran, die Spuren des schöpferischen Akts zu verwischen, da die ausgedrückten Farbtuben über die Leinwand hin verstreut sind.

Einen Wegweiser zum Verständnis dieser dramatischen Farbbewegungen bieten auch die neuerdings in die großformatigen Tafeln eingearbeiteten Holzbretter. Im nach japanischer Zen-Tradition angelegten "Steingarten" etwa, eine Arbeit von 1991, bezeichnen sie dem Gehenden die Trittsteine, zu einer langen Spur aneinandergereiht durchbrechen sie eine zur Vulkanform aufgebaute Bildinstallation, um ins Freie des Raums zu gelangen (Vulkan Aso, präsentiert als Live- Performance im ZDF, 1990). In dieser extrovertierten Form und mit ihrer ursprünglichen Funktion - die mit eingegrabenen Ornamentstrukturen bedeckten, zum Teil noch eingeschwärzten Bretter dienten als Druckstöcke - werden sie zugleich zum Zeichen für eine Kunst, die Kommunikation sucht, sich öffnen will.

(Die Ausstellung in der Kunsthalle Darmstadt ist noch bis zum 14. März zu sehen. Der Katalog, im Verlag Timm Gierig erschienen, kostet 28 DM).

MICHAEL GRUS

Zauberhaft

Wirklich zauberhaft, wie Helvetiens Sozialdemokraten den politischen Geschlechterkampf mit einem Kompromiß nach Schweizer Art beendeten: Ihr schon gewählter Mann mußte gleich zwei Frauen den Vortritt lassen; und das männerdominierte Parlament nutzte die Rolle des politischen Paris und wählte . . . die andere. Die Schweizer Sozis müssen so die "Zauberformel" des eidgenössischen Vier-Parteien-Gleichgewichts in der Regierung nicht ausgerechnet an der Frauenfrage zerschellen lassen und die neuerdings so renitenten Wählerinnen ihre emanzipatorische Wut mäßigen: Ministerin Ruth Dreifuss mag nicht ganz ihre Frau sein - aber sie ist immerhin eine Frau.

Die neue, bisher fast Unbekannte im Spiel ist ledig und so solide, daß sie den konservativen Herren Politikern ihr seelisches Gleichgewicht nicht raubt. Doch Vorsicht, auch die Sanfte gilt als zäh, ist Gewerkschafterin, und die dem Männerunmut geopferte Provokateurin Brunner schickte sie ganz uneifersüchtig als "Zwillingsschwester" an den Start.

Ob solch Vorschußlorbeeren für ein "lila Wunder" reichen, wie es der Männerkaste der Alpenrepublik zu gönnen wäre? Die Herren dürfen sich erstmal zurücklehnen und (Frau sei Dank) weiterregieren. Diesseits der Alpen aber ist kaum Anlaß für Spott; oder hat die Frauenfrage hier etwa schon Berge versetzt? bk

Die Umgehung wird gebaut - aber bis zum Jahr 2000 wird es wohl dauern Planung für Freigericht/Hasselroth ist ein Stück vorangekommen / Bundesbahndementiert die vorzeitige Schließung des Übergangs an der Bahnhofsiedlung

FREIGERICHT / HASSELROTH. Wenn die umstrittene Umgehungsstraße Freigericht-Hasselroth und die damit verbundene Beseitigung des schienengleichen Bahnübergangs in Niedermittlau Thema ist, äußert sich der Chef des Hanauer Straßenbauamts lieber vorsichtig: "Falls alles glatt geht, könnte es im Jahr 2000 so weit sein", schätzt Heinrich Michelmann, der vor kurzem die Arbeitsgemeinschaft der beiden betroffenen Gemeinden über den Stand der Dinge informierte. Demnach haben sich die Planer inzwischen zwar wieder ein Stückchen vorgearbeitet, doch die Realisierung des Projektes liegt nach wie vor in weiter Ferne.

Die Umweltverträglichkeits-Studie (UVS) im Raum Freigericht ist nach Angaben von Michelmann zur Hälfte fertig, die Verkehrsuntersuchung steht ebenfalls kurz vor ihrer Vollendung. Beide seien die wichtigsten Grundlagen für das vom Darmstädter Regierungspräsidium eingeleitete Raumordnungsverfahren. Erst wenn letzteres abgeschlossen und zu erwartende Einwände beseitigt seien, könne es an die eigentliche Planung gehen. Und von da bis zur Fertigstellung ziehen noch einmal gut sechs bis sieben Jahre ins Land.

Aus Sicht der "erklärten Umgehungsstraßen-Verfechter", des Freigerichter Rathauschefs Manfred W. Franz (CDU) und seines Hasselrother Kollegen Klaus Traxel (SPD), rechtfertigen allein die bereits jetzt vorliegenden Zahlen zur Verkehrsbelastung der Region den Bau der rund 6,5 Kilometer langen Trasse: "Täglich 20 000 Fahrzeuge im Bereich des Bahnhofs Langenselbold, 12 000 in Neuenhaßlau, in den Ortsdurchfahrten Gondsroth 9400 und in Somborn 9200 sprechen eine deutliche Sprache." Auch die immerhin noch 5600 Fahrzeuge, die täglich durch Altenmittlau brausen, 5500 zwischen Somborn und Bernbach sowie gar mehr als 7000 zwischen Altenmittlau und Somborn beweisen ihrer Ansicht eindrucksvoll, wie nötig eine Entlastung sei. Und bisher liege nur die Erfassung des derzeitigen Zustands vor, assistiert Michelmann. Wie's künftig aussehe? Angesichts des wachsenden Durchgangsverkehrs und der Siedlungsentwicklung vor Ort rechnen die Straßenbauer mit einer "durchschnittlichen Steigerung um mindestens 30 Prozent in den nächsten 20 Jahren". Das bedeute "immense Belastungen" für jeden Ort, weshalb "die Umgehung kommen wird". Die kommunale Arbeitsgemeinschaft votiert weiterhin "unstreitig" für die sogenannte kleine Westumgehung zwischen der Niedermittlauer Bahnhofssiedlung und dem Mühlwald, eine Bahnüberführung und die Anbindung an die Autobahn A 66. Diese Variante bringt auch nach Ansicht von Michelmann "das meiste, das liegt inzwischen klar auf dem Tisch". Von der von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald favorisierten Trasse auf der Grenze zwischen Niedermittlau und Neuenhaßlau, die einen Eingriff in den Forst und die damit verbundene Beeinträchtigung des Jugendwaldheims abwenden soll, halten die Kommunalpolitiker wenig. "Bei der Alternative mit der großen Westumgehung und den Einwänden der Naturschützer wegen der Durchschneidung des Biotops ,Hässeler Weiher&rquote; dürften die Schwierigkeiten für die Planung auch nicht geringer ausfallen." Zumal die "große Westumgehung" auch nicht die Verkehrsentlastung bringen würde, die von der kleineren Variante erwartet werde, fügt Michelmann hinzu.

Die Befürworter der Umgehung sind sich auch weiterhin einig, daß die mit dem Bau des dritten und irgendwann vierten Bundesbahngleises verbundene Beseitigung des Niedermittlauer Bahnüberganges zur Lösung des "hinreichend bekannten" Verkehrsproblems in den beiden Gemeinden genutzt werden müsse. Michelmann appelliert deshalb an ein "Nebeneinander" von Straßenbau und Naturschutz. "Das ist ja keine Autobahn, die wir da bauen wollen."

Daß es der Bundesbahn in dieser Hinsicht unter den Nägeln brennt, gehört ebenfalls zur unendlichen Geschichte des Projekts. Der schienengleiche Übergang in Niedermittlau stellt mittlerweile das einzige Hindernis im bereits ausgebauten Schnellfahrabschnitt dar. Wegen ihm müssen Züge, die ansonsten mit 200 Stundenkilometern durch die Landschaft düsen könnten, bremsen. "Lieber heute als morgen" sähe die DB seine Beseitigung. "Eigentlich hätten wir ihn schon zum Fahrplanwechsel '91 gebraucht", erläutert der für Ausbaustrecken zuständige DB-Sprecher Klaus Vollmer. Der von den Straßenbauern genannte Termin Anfang des nächsten Jahrtausends läßt deshalb die Bahner erblassen. Es sei schon ungewöhnlich genug, daß wegen eines Bahnübergangs ein Raumordnungsverfahren eingeleitet werde. Keiner habe Erfahrungen, wie lang sich so etwas hinziehe.

Wen wundert's da, daß in Freigericht und Hasselroth gemunkelt wird, die Bahn werde den Übergang einfach dichtmachen, falls die Umgehungsverfechter nicht zu Potte kämen. "Eine Katastrophe" nicht nur für die Bewohner der Bahnhofssiedlung, die dadurch gleichsam zerschnitten würde. Die Bahn betont indes, daß solche Gerüchte jeder Grundlage entbehrten: "Eine Schließung? So was hat's in der Tat schon gegeben, aber nur bei Privatwegen", betont Vollmer. Bei einer Kreisstraße sei derlei schon der Widmung wegen nicht möglich. "Wir haben einen sogenannten Kreuzungsvertrag mit Kreis und Gemeinde - der läßt sich nicht einseitig aufkündigen." tja

Läden in Bockenheim und Sachsenhausen beraubt

Den zweiten Überfall vom selben Räuber erlebte die Inhaberin eines Schreibwarenladens in der Hamburger Allee binnen weniger Tage. Gegen 10.30 Uhr stand ihr plötzlich der Mann gegenüber, der sie im Januar an den Haaren gezogen und mit einem langläufigen Revolver dazu gezwungen hatte, 600 Mark herauszugeben.

Um einen erneuten Angriff des Täters zu vermeiden, öffnete sie diesmal sofort die Kassenschublade, in der sich 1000 Mark befanden. Nachdem der Mann das Geld eingesteckt hatte, drängte er die 53jährige in einen Nebenraum und zwang sie, auch noch ihre Geldbörse zu leeren.

Sieben Stunden nach dem Raub in Bockenheim überfiel der Mann, bei dem es sich um einem Marokkaner handeln soll, einen Tabakladen in der Sachsenhäuser Textorstraße. Er ging sofort auf die 34jährige Verkäuferin zu und schlug ihr mit der Faust ins Gesicht. Dann packte er die Frau an den Haaren und schleuderte sie mehrmals gegen einen im Verkaufsraum stehenden Kühlschrank. Danach entnahm er der Kasse 600 Mark.

Der Räuber flüchtete mit einem hellgrünen VW Golf (MTK - E 470), der in der Nacht zum Dienstag in Bockenheim als gestohlen gemeldet worden war.

Der Täter wird als knapp 20jährig und etwa 1,70 Meter groß beschrieben. Er hat schwarze, krause Haare. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. habe

Namen + Notizen

EUGEN ERNST, Mitgründer und Geschäftsführer des Freilichtmuseums Hessenpark, ist beim Landesjägertag 1993 mit der "Hegemedaille Sonderstufe Gold" ausgezeichnet worden. Die Medaille ist die höchste Ehrung, die der Landesjagdverband alljährlich an einen Nichtjäger vergibt. Professor Ernst erhielt die Auszeichnung für seine Verdienste um die Jagd als Bestandteil des ländlichen Kulturgutes im "Hessenpark". Schon zweimal organisierte Eugen Ernst im Freilichtmuseum einen "Tag der Jagd" und hielt Vorträge über "Die Jagd im

WALTER CROMM, Ortsgerichtsvorsteher in Usingen, ist für ein außergewöhnliches Jubiläum ausgezeichnet worden: Seit genau 50 Jahren ist er im öffentlichen Dienst tätig, davon seit sechs Jahren als Vorsteher des Ortsgerichts. Bürgermeister Ortmann ehrte ihn in einer Feierstunde.

Brandstiftung: 10 000 Mark für einen heißen Tip

ALTENSTADT. Eine Belohnung von 10 000 Mark wurde für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung der Einbrecher führen, die am Abend des Fastnachtsdienstages den Lackier- und Karosseriebaubetrieb in der Waldsiedlung in Brand gesetzt haben. Der Schaden wird auf 1,5 Millionen Mark geschätzt. Die Ganoven hatten in der Werkstatt Lackverdünner angezündet. Die Einbrecher flüchteten mit einem Honda Accord (FB- DT 562), dessen Schlüssel sie aus dem Büro entwendet hatten. Der Wagen wurde bis heute nicht gefunden.

Die Belohnung wurde von der Versicherung ausgesetzt. Sie bezahlt auch zehn Prozent des Wertes der gestohlenen Gegenstände (zwei Autoradios, ein Fax- Gerät, eine Schreibmaschine und eine Winkelschleifmaschine) bei deren Wiederbeschaffung. ieb

Kleine FR

Heute Vortrag "Statt Gleichtgültigkeit" BAD NAUHEIM. Zum Thema "Statt Gleichgültigkeit - Mut zur Verantwortung" spricht Ansgar Koschel, Generalsekretär des Deutschen Koordinierungsrates für die "Woche der Brüderlichkeit", am heutigen Donnerstag, 11. März, um 19.30 Uhr im Saal der Wilhelmskirche in Bad Nauheim. Den Abschluß der Woche bildet ein Konzert mit der Sängerin Sarah Bloom am Sonntag, 14. März, um 19.30 Uhr im Spiegelsaal des Kurhauses. Auf dem Programm stehen Jiddische Lieder und Jiddische Musik. Fahrer mußte zur Blutprobe BAD NAUHEIM. Zu tief ins Glas geschaut hatte laut Polizei ein Mann, der mit seinem Auto einen Kleinbus rammte. Der Unfall ereignete sich auf der B 3 zwischen Nieder-Mörlen und Friedberg.

Versicherungen

Der mit dem Wolf tanzt

Auf den ersten Blick erscheint die Politik der Volksfürsorge derzeit reichlich konfus: Gerade erst verlobte sich die Hamburger Assekuranz mit der umstrittenen Verkaufstruppe OVB, da muß der Trauzeuge seinen Hut nehmen. Allzu einseitig hatte Vorstandsmitglied Hans Löffler selbst aus der Sicht seines Aufsichtsrates auf die Karte der "Drückerkolonnen" gesetzt und dabei dem firmeneigenen Außendienst kräftig vors Schienbein getreten.

Daß der ruppige Schnauzbart nun die Kommandobrücke an der Alster verlassen muß, bedeutet jedoch keineswegs einen radikalen Kurswechsel bei der ehemaligen Gewerkschaftsversicherung. Zwar wird die Bedeutung der haupt- oder nebenberuflichen eigenen Vertreter, die ihre Kunden oft persönlich kennen und über Jahre betreuen, durch die spektakuläre Personalentscheidung herausgestrichen. Auf den Strukturvertrieb als hochdrehenden Zusatzmotor will die Volksfürsorge aber keineswegs verzichten. Durch gezielte Qualitätskontrollen hofft das Management, die Verkäufer mit der Rolexuhr im Zaume und die kostentreibenden Kündigungen im Rahmen halten zu können.

Die Hamburger Gesellschaft steht nicht alleine da. Immer mehr Versicherungen glauben, auf die Kraft der Klinkenputzer nicht verzichten zu können. Die meisten erklären im gleichen Atemzug, sie würden die üblichen, von Verbraucherschützern kritisierten negativen Begleiterscheinungen wirksam verhindern. Ob die Rechnung aufgeht, darf bezweifelt werden. Der hierarchische Aufbau, das Provisionsverfahren, die Anwerbung fachfremder Mitarbeiter im Schneeballsystem sowie deren bewußte Ausrichtung auf Prestige und Geld - all diese Faktoren lassen die Strukturvertriebe für einen verantwortlichen Verkauf von Finanzprodukten denkbar ungeeignet erscheinen. Masse, nicht Klasse, lautet hier die Devise.

Noch immer jedoch nimmt die sonst so seriöse Risikoschutzgilde den Imageverlust durch die "Drücker" nicht ernst. So mancher Vorstand will auch nicht wahrhaben, wie abhängig er längst von den Schmuddelkindern geworden ist, die inzwischen ein Fünftel des Lebensversicherungs-Neugeschäfts liefern. Mit dem Wolf tanzen, ohne Schaden zu nehmen, kann vielleicht Kevin Costner. Den Versicherungen dürfte es kaum gelingen. doe

Polizeischutz für Buchmacher Biyi Bandele-Thomas und Robert Gernhardt

Als Teenager hatte Biyi Bandele- Thomas einen gefährlichen Job: Er verwaltete das Geld illegaler Wettbüros in einer Stadt im streng muslimischen Norden Nigerias. Doch seine Auftraggeber sorgten sich um ihn: Weil es ungesund hätte sein können, große Geldmengen herumzutragen, begleiteten ihn zwei Polizisten in ihrer Freizeit. Polizeischutz für illegale Buchmacher: "That's Nigeria", sagt Biyi Bandele-Thomas und lacht.

Nein, die Erfahrungen von Jugendlichen in Frankfurt und in Nigeria haben eigentlich nichts gemein. Und auch die Idee, das Leben in Städten wie Frankfurt und Lagos, der ehemaligen Hauptstadt und Wirtschaftsmetropole Nigerias, miteinander zu vergleichen, entbehrt nicht einer gewissen Mutwilligkeit. Trotzdem war dies wohl die Idee, die die Veranstalter der Reihe "Schreiben zwischen den Kulturen" hatten, als sie am Dienstag abend zur Lesung im Literaturhaus ausgerechnet Robert Gernhardt, Mittfünfziger und Altachtundsechziger, und den dreißig Jahre jüngeren, in London lebenden Biyi Bandele-Thomas zusammenspannten unter dem Thema "Isoliert im Großstadtdschungel".

Gernhardt gab diese Mutwilligkeit auch unumwunden zu. als Poet der Großstadtwirrnisse habe er sich eigentlich nie empfunden, sagte er. Trotzdem - seine Spottgedichte auf die in Muskelshirts und anderen Geschmacklosigkeiten einherstolzierenden Vertreter städtischer Fauna geben Einblick in das Innenleben der Möchtegern-Metropole Frankfurt.

Anders Biyi Bandele-Thomas: In beiden seiner bisher in Deutschland erschienenen Romane spielt Lagos als Ort der Entfremdung eine bedeutende Rolle. Seine Beschreibungen dieser Stadt, die ein wahrgewordener Alptraum ist für die Menschen, die in ihr leben müssen, sind bedrückend und faszinierend zugleich - das Bedürfnis nach Exotik befriedigen sie allerdings nicht.

Was blieb an diesem Abend, war der Versuch einer Kommunikation zwischen zwei Schriftstellern, die ganz gerne miteinander umgegangen wären, aber nicht recht wußten, wie - und einmal mehr die Erkenntnis, daß es unendlich viele Kulturen und Lebensumstände gibt auf dieser Welt, die wir sehen könnten, würden wir den Blick nur kurzfristig abwenden vom gesamtdeutschen Nabel, der uns derzeit so sehr fasziniert. hge

wichtsgrenzen zulässig sind." In den "Ausführungsbestimmungen" der LTU wird auch drinstehen, was nicht befördert wird. Immelmann nennt als ein Beispiel Tauchflaschen. Eine Prüfung, ob sie korrekt entleert seien oder nicht, sei zu aufwendig. Im übrigen gehe er davon aus, daß Tauchflaschen in bekannten Tauchgebieten ohne Probleme zu leihen seien. Auch andere sicherheitstechnisch problematische Sportgeräte könnten nicht zugelassen werden.

Hapag Lloyd dehnt nach Aussagen von Geschäftsführer Dieter Schenk mit dem nun eingeführten generell kostenlosen Transport von Sportgerät der Hobby- Athleten eine für Radler-Gruppen schon seit geraumer Zeit praktizierte Kulanzregelung auf andere Sportarten aus. Die Reisebüros seien über diese Neuregelung bereits informiert.

Nicht folgen wird dem Beispiel von LTU und Hapag Lloyd die Lufthansa- Tochter Condor. Sprecherin Karin Schneeweiss: "Seit dem 1. November 1992 gelten Bestimmungen, die auch im Sommer 1993 gültig bleiben." Danach wird Golfgepäck auch bei der Condor kostenfrei befördert (bei Golfer-Gruppen über zehn Personen ist eine Anmeldung erforderlich).

Alles andere Sondergepäck wird wie Übergepäck behandelt. Was über 20 Kilogramm und das übliche Handgepäck hinausgeht, kostet Geld. Condor berechnet auf Kurzstrecken (zum Beispiel Balearen, Griechenland oder Tunesien) pro Kilogramm acht Mark für Hin- und Rückflug, auf Mittelstrecken (zum Beispiel Kanaren, Israel, Ägypten oder Marokko) zehn Mark pro Kilo, 15 Mark für Westafrika und Sharjah sowie 20 Mark auf Fernstrecken mit Ausnahme der USA, wo eine spezielle Regel gilt.

Sondergepäck wie Surfbretter, Fahrräder, Schlauchboote oder auch eine Skiausrüstung muß bei allen Fluggesellschaften frühzeitig angemeldet werden. Die Airlines empfehlen, dies bereits bei der Buchung zu erledigen, spätestens jedoch zwei Tage vor dem Abflug. Es kann vorkommen, daß soviel Sondergepäck angemeldet wird, daß eine Mitnahme (ob kostenlos oder gegen Gebühr) nicht möglich ist. Wie von Condor versichert wird, versucht die Gesellschaft dann, andere Reise- oder Beförderungstermine anzubieten.

Nur eingeschränkt ist den drei kleinen Ferienflug-Gesellschaften die Mitnahme von Sondergepäck möglich. Aero Lloyd, Air Berlin und Germania nutzen ausschließlich Flugzeug-Typen, bei denen die Aufnahme-Kapazität begrenzt ist. Nachfragen lohnt sich aber auch dort. JACKO A. HASSENMEIER

"Du, Roman, hast uns wertvolle Jahre geraubt" Priester wurde wegen sexueller Nötigung und Mißbrauchs von Schutzbefohlenen verurteilt

DARMSTADT. Ihren ganzen Mut nimmt die junge Frau zusammen und wendet sich mit ein paar Sätzen an den Angeklagten. "Im Namen aller Frauen, die Ähnliches erfahren haben", spricht das Opfer mit fester Stimme: "Du, Roman, hast uns wertvolle Jahre geraubt". "Kein Strafmaß" könne das Erlittene "wiedergutmachen". Er, der für manche Jugendliche in Fürth im Odenwald ein "väterlicher Freund", für andere der "große Bruder" war, hat "unser Vertrauen mißbraucht". Die Hälfte seines Einkommens hat er zum "Zeichen der Einsicht" als Entschädigung angeboten. Sichtlich um Fassung ringend entgegnet sie: "Auf dein schmutziges Geld sind wir nicht angewiesen." Und endet: "Wir lassen uns nicht nochmal kaufen."

In seinem persönlichen Schlußwort an das Gericht gibt sich der 44jährige reumütig: "Ich habe mich schuldig gemacht", sagt der Pfarrer, der Jugendliche mit Zeltlagerfreizeiten zu begeistern wußte und besonders Mädchen in seinen Bann zog, der mit ihnen Reisen nach Konstanz und Rom unternahm und den Aufenthalt in vornehmen Spitzenhotels spendierte, sie einlud und auch zum Weintrinken animierte. Schuld, die um so schwerer wiegt, "weil ich Seelsorger bin". Er habe "Schaden angerichtet, den kein Mensch reparieren kann". Und er schließt mit der "Bitte um Verzeihung".

Wegen sexueller Nötigung und Mißbrauchs von Schutzbefohlenen in insgesamt vier "minderschweren" Fällen verurteilt die Jugendstrafkammer am Landgericht Darmstadt den katholischen Priester Roman Frauenholz zu zwei Jahren Freiheitsstrafe, ausgesetzt zur Bewährung auf vier Jahre. 30 000 Mark Strafe muß er an das Frauenhaus im Odenwaldkreis, den Deutschen Kinderschutzbund und den Weißen Ring zahlen.

Vorsitzender Richter Rolf Engeholm erläutert das milde Strafmaß mit Worten, die deutlicher nicht sein können: Auch wenn er "aus formalen Gründen" das Wort "Schwein", das auf dem Transparent einer Frauengruppe vor dem Gerichtsgebäude prangt, nicht in den Mund nehmen will - der Begriff "trifft es" doch. Wenngleich es "Schweinereien am unteren Ende der strafrechtlich relevanten Skala" sind.

Der Priester hat sich gleich am ersten Prozeßtag besonnen und den zwei psychisch labilen jungen Frauen (sie waren selbstmordgefährdet, litten unter Eßstörungen) wie den übrigen Zeuginnen die Qual der Aussage und haarkleinen Erinnerungen erspart. Auf Drängen der Kammer "verständigen" sich Staatsanwältin Gabriele Abt und der Angeklagte auf eine Art Vergleich: Aussicht auf Bewährungsstrafe bei umfassendem Geständnis.

Und so berichtet Frauenholz unter Ausschluß der Öffentlichkeit über die Vorfälle zwischen Ende 1987 und März 1990 - so wie es die Staatsanwaltschaft dem ehemaligen Dekan vorhält und wie es zwei aus einem Zuhause mit sozial schwierigen Verhältnissen kommenden Mädchen, das eine im Jahre 1988 noch 14 Jahre alt, das andere volljährig, im vorigen Sommer zu Protokoll gaben. Sie wollten, daß ihrer jüngsten Schwester, die im Pfarrhaus ebenfalls aus- und einging, nicht dasselbe widerfahre. Freilich hat der mutige Schritt sie im kleinen Städtchen Fürth viel gekostet: "Böse, böse Worte", "Haßtiraden" von der Sorte "So schlimm war es wohl nicht", sagt der Nebenklage-Anwalt Volker Haaf. So macht man "Opfer zu Tätern".

Der in den Gemeinden populäre und als lebenslustig bekannte Frauenholz, bis zur Suspendierung im vorigen Sommer für die Pfarreien Fürth, Krumbach und Rimbach im Odenwald zuständig, räumt ein, unter Einsatz körperlicher Gewalt sexuell zudringlich geworden zu sein. Im Pfarrhaus, das als Gemeindetreff stets "offenstand", fährt er Ende 1987 einem der Mädchen auf der Matratze im Arbeitszimmer unter die Kleidung. Im April 1988 bei einer Osterfahrt nach Rom legt er sich zu der betrunkenen 14jährigen ins Hotelbett, befriedigt sich selbst und manipuliert an ihrem Körper. Dabei hält er das Mädchen am Handgelenk fest und fügt ihm Schmerzen zu.

Ähnlich ist der 1981 zum Dekan für über 8000 Katholiken der Region Bergstraße-Ost gewählte Frauenholz bei einer Romfahrt an Ostern 1987 mit der älteren Schwester verfahren. "Erst nach etlichen Stunden ließ er von ihr ab", hat Staatsanwältin Gabriele Abt die Anklageschrift verlesen. Am 30. August 1988 dauern die sexuellen Übergriffe in der Mühle des Priesters, die er angekauft hat, um sie Jugendlichen zur "Freizeitgestaltung" und kinderreichen Familien zum kostenlosen Urlaub zu überlassen, die ganze Nacht.

Auch da legt sich Frauenholz mit seinem Körpergewicht auf das sich wehrende Opfer. Und noch einmal im März 1990 ist die Frau machtlos gegen die Griffe des Priesters.

Die Staatsanwältin zeigt in ihrem Plädoyer für die zwei Jahre Bewährungsstrafe viel Mitgefühl für den Angeklagten, der sich in Psychotherapie begeben hat, jetzt ein kirchliches Disziplinarverfahren ausstehen muß. Die vom Generalvikariat in Mainz erteilte Order, im Benediktinerkloster Maria Laach zu leben, sei "ein schwerer Eingriff in seinem Leben", sagt Abt. Dort, so hat Frauenholz erzählt, vermißt er schmerzlich, sich nicht "in die Seelsorge hineinwerfen zu können". Beim Schnitt von Tausenden von Apfelbäumen und der Apfelernte im Herbst ist er zum Schluß gekommen: "Ich bin nicht zum Mönch berufen."

Vor Gericht ist es nur um die nicht verjährten Fälle gegangen. Wenigstens vier weitere Frauen haben gegenüber der Polizei ausgesagt, von sexuellen Tätlichkeiten des Pfarrers betroffen gewesen zu sein. Anwalt Haaf deutete in seinem Plädoyer an, daß die Kirche schon vor 13 Jahren aufmerksam gemacht worden sei: Der Vater einer Geschädigten habe nur deshalb auf Anzeige verzichtet, weil die Kirche zugesichert habe, daß Frauenholz nicht mehr mit Jugendlichen in Berührung komme. JÖRG FEUCK

Heroinsüchtige stach auf zwei Polizisten ein

USINGEN. Durch Stiche mit einer Injektionsnadel hat eine rauschgiftsüchtige Frau am Dienstag abend zwei Beamte der Usinger Polizei an Armen und Beinen verletzt. Nach dem Angriff sagte die wohnsitzlose Frau: "Es wäre gut, wenn sie einen AIDS- Test machen ließen." Ob die Frau tatsächlich infiziert ist, steht nicht fest. Ihr und den beiden Beamten wurden Blutproben entnommen.

Die Frau war laut Polizei wegen eines Ladendiebstahls vorläufig festgenommen worden. Nach Abschluß der Ermittlungen sollte sie gerade entlassen werden. Als man ihr erklärte, daß ihr Auto sowie darin gefundenes Heroin und Geld beschlagnahmt blieben, ging sie mit der Kanüle auf die beiden Beamten los. jd

Dokumentarfilm über

Rigoberta Menchu

GELNHAUSEN. Den Dokumentarfilm "Wenn die Berge erzittern" zeigt der Dritte-Welt-Laden Gelnhausen am Donnerstag, 11. März, ab 19.30 Uhr in seinen Räumen in der Langgasse 27.

Der Streifen aus dem Jahr 1983 beschreibt anhand konkreter Beispiele die Entwicklung in Guatemala, wo in den vergangenen Jahren "von den 7,5 Millionen Einwohnern 100 000 dem Krieg gegen die Armen zum Opfer fielen". Im Mittelpunkt steht die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu. lex

Beziehung Mutter/Tochter als Gesprächsthema

Im Programm Frühjahr/Sommer 1993 des Feministischen Frauengesundheitszentrums sind neben den kontinuierlichen Beratungs- und Kursangeboten neue Gruppen und Workshops enthalten. So wird zum Beispiel eine Gesprächsgruppe "Wechselnde Jahre - Perspektivenwechsel. Die Beziehung zwischen Mutter und Tochter" angeboten, in der widerstreitende Gefühle im Verhältnis zwischen Mutter und Tochter thematisiert werden sollen (Beginn: 30. April, 16-18 Uhr). Daneben gibt es Tanzkurse für Frauen und am Wäldchestag (1. Juni) den Workshop "Märchen im Tanz begegnen".

Das Programm mit weiteren Angeboten ist im Feministischen Frauengesundheitszentrum in der Kasseler Straße 1 a, 6000 Frankfurt 90, Telefon 70 12 18, in Stadtbüchereien, Buchläden und Beratungsstellen erhältlich. us

"Immer Singen, immer Spielen" Ein Gespräch mit Ute Lemper

Ute Lemper, 29jährige Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin, ist mit einem neuen Programm auf Welttournee - "Illusions" -, in dem sie Lieder interpretiert, die einst Marlene Dietrich oder Edith Piaf sangen. Am 8. März war sie in Berlin, heute abend ist sie damit in der Alten Oper Frankfurt zu hören - sonst gibt es vorerst keine Auftritte in der Bundesrepublik. Premiere des Abends war in Brüssel. Für Ihre Aufnahme "Illusions" erhält die Sängerin einen Tag später den Großen Chanson-Preis der französischen Schallplatten-Akademie. Unser Mitarbeiter Malte Linde sprach mit Ute Lemper.

Frau Lemper, warum treten sie mit ihrem Programm "Illusions" in Deutschland nur so selten auf?

Die Organisation macht jemand anderes, da habe ich keine Ahnung von.

Bestimmen Sie denn inhaltlich das Programm selber?

Ja, das ist ganz und gar meine Vision eines solchen Abends, von Theater überhaupt. Das ist sehr konzentriert. Wir haben ein Streichquartett und Klavier, aber keine Requisiten. Die Lieder - von Weill oder Hollaender - sind eigentlich ganz aus dem Klischee abgehoben. Ich habe versucht, aus jedem Lied ein kleines Theaterstück zu machen, die Lieder ganz anarchisch zu behandeln, umzukrempeln und durch den Text neu aufzuschlüsseln. Dabei sind die Arrangements wie Gedanken, wie Zustände, sehr atonal, fast zeitgenössische Musik.

Also nicht die Schiene "neue Dietrich" oder "Piaf"?

Nein, das ist praktisch wie ein großer Liederzyklus neu arrangiert, beinahe neu komponiert, da gibt es dann auch keine Differenzen zwischen "Berlin" und "Paris" etwa. Ich glaube, daß man dabei gar nicht an diese Interpretinnen denkt. Alles ist ein Universum, und zwar meine Welt. Für mich sind das auch zeitgenössische Lieder, soziale Schilderungen der Großstadt, diese Reflexionen sind heute eigentlich sogar noch stärker.

Wie wollen Sie denn aus den Liedern kleine Theaterstücke machen, spielen Sie den Text?

Diese Spartenunterteilung paßt bei diesem Abend gar nicht. Es ist Theater in dem Sinne, daß Geste, Wort, Spiel, Körperlichkeit, Stimme, Musikalität, und auch Stille in eine Form von Expression gepackt werden. Für mich gibt es da keine Unterteilung, für mich ist das immer Singen, immer Spielen, immer Schweigen. Eigentlich eine Form von absolutem Theater. - Gut, daß ist vielleicht übertrieben.

In den USA haben Sie nach "Lili Marleen" Celans "Todesfuge" rezitiert. Machen Sie das in Deutschland auch?

Ja, das mache ich auch.

Gibt es bei einer solchen Kombination einen Unterschied zwischen deutschem und amerikanischem Publikum?

Ich habe da keine Kompromisse gemacht für die einzelnen Länder. Das ist kein "Cabaret"-Abend, mit Smalltalk zwischendurch. Ich habe auch Texte von Erich Fried zwischen den Liedern, die die Großstadtstimmung des Programms einfangen. Die Lyrik soll die Lieder verbinden. Für mich ist das notwendig, weil ich keine Lust habe, aus dem Nähkästchen zu plaudern, sondern ein Konzept haben möchte. Das Material ist ja geboren worden in einer Zeit, die rebellisch und wild war, und diese Form der Schärfe möchte ich nicht verlieren.

Ihre Laufbahn war steil, aber nicht immer einfach. Was unterscheidet ein Programm wie "Illusions" von den Sachen, die Sie am Anfang gemacht haben?

Man verändert sich natürlich, und weiß genauer, was man will, und vor allen Dingen, was man nicht will. Der Abend ist da ein Höhepunkt für mich, weil er ganz aus meiner Phantasie heraus geboren ist, wo es keinen Klamauk gibt, keine Stilisierung. Theater nicht zur Dekoration, nicht als Entertainment, sondern um Geschichten zu erzählen.

Dafür riskieren Sie auch, daß Sie nur eine kleinere Öffentlichkeit erreichen?

Auf jeden Fall: Der Abend ist nur für Leute, die zuhören und sich konzentrieren können, die absolute Antithese von Show, Revue oder Musical. Ich experimentiere, demnächst mache ich auch Aufnahmen von Schönberg, Poulenc und Berio.

"EG im Alltag ist halt keine Talkshow", sagt der EG-Ratsvorsitzende, Dänemarks Außenminister Niels Helveg Petersen, zur Attraktivität der Gemeinschaft. Seite 7

SGK Bad Homburg, Fußball-Landesliga Süd: Auf dem Weg zur Nummer eins in der Kurstadt? Sven Walzer wird sich wohl Repp annehmen Gegen den Mit-Favoriten Bernbach kann der Tabellen-Zehnte am Sonntag unbelastet aufspielen

"Wir haben den ersten Schritt auf unserem gemeinsamen Weg getan, sind aber noch lange nicht am Ziel", umschreibt Frank Diergardt, Trainer und Torjäger des Fußball-Landesligisten SGK Bad Homburg, die Situation des Tabellen-Zehnten. Seine Vorgabe, ohne Abstiegssorgen die Saison zu beenden, ist erfüllt. Mit der Partie gegen den Meisterschafts-Aspiranten SV Bernbach (Sonntag, 15 Uhr, Am Wiesenborn) beginnt sozusagen die "Kür" für die Kirdorfer. Und da die Kirdorfer bislang gegen die "Großen" noch keinen Erfolg verbuchten, hoffen sie auf den großen Coup gegen den Favoriten. Von Vorteil könnte sicher sein, daß Diergardts Team befreit und ohne Sorgen aufspielen kann.

"Wir gehen gelöst in die kommenden zwölf Spiele, wollen aber um jeden weiteren Punkt kämpfen und auf keinen Fall vor uns hingammeln", gibt Diergardt die Parole aus. Zufrieden ist er, der Goalgetter (13 Tore), aber eben noch lange nicht wunschlos glücklich. Als neuen Abschnitt, sozusagen ersten Schritt auf dem Weg zu einer Landesliga-Spitzenmannschaft und Lernphase betrachtet er den Rest der Saison: "Wir wollen nächste Saison noch weiter nach oben und werden auf dieses Ziel hinarbeiten. Wir müssen noch schneller und variabler spielen sowie unsere Qualitäten besser in Punkte umsetzen", ist der Trainer der Meinung, daß seine Mannschaft bislang zwar gut, aber nicht in entsprechendem Maße erfolgreich gespielt hat.

Daß es sehr schwierig sein wird, dem SV Bernbach beide Punkte abzunehmen, weiß der SGK-Coach selbst am besten. Nach Mörlenbach und Progres hält er die Gäste für das stärkste Team. In Albert Repp sieht er den Ausnahmespieler dieser Klasse: "Der ist eigentlich viel zu gut für die Landesliga." Daher ist Repp auch der einzige Spieler der Landesliga, für den Diergardt eine Sonderbewachung "abstellt". Heißester Kandidat für diese schwierige Aufgabe ist Sven Walzer, der im Hinspiel bereits Repps Kreise einengte. Über den Kampf und die Zweikampfstärke glaubt Diergardt dem SVB beikommen zu können, denn in der Defensive erscheinen ihm die Freigerichter "verwundbar". Um allerdings im Sturm zu Chancen zu kommen, weiß Diergardt, muß man den Bernbachern im Mittelfeld paroli bieten.

Verzichten muß Diergardt auf Andreas Jädicke (Rückenbeschwerden). Er hofft, daß der Mittelfeldspieler in zwei Wochen wieder spielen kann. Klaus Jandausch ist nach überstandener Lungen-Entzündung noch nicht wieder einsatzbereit. Im Angriff wird Mario Schwarz, der nach seiner langen Verletzung noch nicht wieder in Bestform ist, Volker Wunderlin den Vortritt lassen müssen. Wunderlin ist zwar weniger torgefährlich als Schwarz, der als Joker auf der Bank sitzt, arbeitet aber sehr viel und ergänzt sich gut mit Diergardt, der die interne Torschützen- Liste mit 13 Treffern anführt.

Vieles deutet daraufhin, daß Diergardt auch in der kommenden Saison das Zepter bei den Kirdorfern schwingen wird. Nachdem er von seiner Familie "grünes Licht" bekam und auf die weitere Zusammenarbeit mit Roger Müller hofft, hängt sein Bleiben "nur" noch von den Personal-Entscheidungen ab. Wenn die sportlichen Perspektiven stimmen, dann kann sich "Diergo" durchaus ein weiteres Engagement am Wiesenborn vorstellen und will mit der SGK die Nummer eins in der Kurstadt werden.

Hierzu gilt es auch unbedingt, die Öffentlichkeit wachzurütteln, die bislang sehr zurückhaltend auf die Erfolge und positive Aufbauarbeit in Kirdorf reagiert. Ein guter Werbe-Effekt wäre gewiß der erste Favoritensturz dieser Saison gegen den SV Bernbach. ina

Heute zum Tanz: "RCA" im Mousonturm

Wenn sich ein Performance-Künstler und seine Tanzmuse zusammentun, könnte es zu verquasten Bewegungen in hybridem Ambiente kommen. Nicht so bei VA Wölfl und Wanda Golonka, die uns im Dezember im Mousonturm einen vergnüglichen, intelligenten und nachdenklich stimmenden Modern-Dance-Abend mit ihrem Opus "RCA" bereitet haben.

Der Titel meint "R-eich, C-ivilisiert und A-rrogant". Entsprechend cool hat VA Wölfl ausgestattet. Der Raum glänzt in sterilem Weiß. Darin gibt es spannende Licht- und Schattenspiele wie bei Filmschnitten. In optisch aufreizender Dekoration bewegen sich pflegeleichte Yuppies, die instinktsicher ständig richtig im Trend liegen. Sie werden hinterhältig und witzig persifliert, szenisch "geschlachtet".

Man fühlt sich wie auf der noblen Freßgass' als Jahrmarkt der jeweils jüngsten zeitgeistlichen Modeströmungen. Die Kritik an solchen Typen geht über Äußerlichkeiten hinaus. Der moderne "Serienmensch" der feinen Art wird schamlos, aber humorig decouvriert.

Solch augenzwinkernder Tanz ereignet sich jetzt nochmals vom 11. bis zum 13. März im Theatersaal des Mousonturmes, Waldschmidtstraße 4, jeweils 20 Uhr. R. L.

SPD und Grüne rügen Kanther Reaktionen auf FR-Interview zur Abwahl mit Republikanern

WIESBADEN. SPD und Grüne haben den CDU-Landesvorsitzenden Manfred Kanther wegen seines FR-Interviews vom Mittwoch zur künftigen Unionsstrategie in Kommunalparlamenten mit unklaren Mehrheiten scharf angegriffen. Der sozialdemokratische Landesgeschäftsführer Norbert Schmitt warf Kanther vor, "klammheimlich" nun doch zu Bündnissen mit den rechtsextremen Republikanern bereit zu sein.

Rupert von Plottnitz, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, meinte, Kanther habe in dem Interview "Abwahlbündnisse" mit den rechtsextremen Republikanern "ausdrücklich nicht ausgeschlossen" und müsse jetzt "zur demokratischen Eindeutigkeit zurückkehren".

Kanther hatte in bezug auf Kommunalparlamente, wo wegen der Rechtsextremen nunmehr weder Rot-Grün noch Schwarz-Gelb eine Mehrheit haben, offengelassen, ob die CDU auch dann Abwahlanträge gegen SPD-Politiker stellen wird, wenn eine Mehrheit dafür nur zusammen mit den Republikanern zustande kommen könnte. Er hatte die Sozialdemokraten zunächst aufgefordert, für stabile Mehrheiten zu sorgen - aber auch nicht eindeutig ausgeschlossen, daß die CDU später Abwahlanträge ohne eine klare Majorität aus Stimmen demokratischer Parteien stellt.

Auch SPD-Geschäftsführer Schmitt sagte, jetzt müßten "schnell stabile Koalitionen zwischen demokratischen Parteien vor Ort gebildet werden". Nirgendwo dürfe ein Bürgermeister oder Landrat von der Zustimmung Rechtsextremer abhängig sein. Die SPD werde die Union indes auch "nicht aus der Beantwortung der politischen Gretchenfrage herauslassen, wie sie es mit den Rechten halten wird".

Wenn die CDU in Kreisen und größeren Städten eine Direktwahl von Oberbürgermeister oder Landrat erzwingen wolle, müsse sie schon bei der vorangehenden Abwahl "kundtun", auf welches Mehrheitsbündnis sie sich in Zukunft stützen wolle. me

Polit-Techno-Trance-Jazz, wunderschön Die "Sterne" im Cooky's, Nicolette im Nachtleben

Auf den ersten Blick haben sie nichts gemeinsam. Die Sterne aus Hamburg und Nicolette aus London, weiße norddeutsche Jungs mit Provinzpop-Vergangenheit auf der einen und eine schwarze junge Jazz- und Soul-Sängerin nigerianischer Abstammung auf der anderen Seite. Doch zufällig konnte man in Frankfurt ihre Konzerte innerhalb vn 24 Stunden erleben. Die Sterne am Montag nachts im Cooky's, Nicolette am Dienstag abend im Nachtleben - Club-Konzerte also.

In solchen Clubs, die gleichzeitig Diskotheken sind, hat sich im Laufe der vergangenen Jahre die neue Dancefloor-Welle zwischen HipHop und Techno entwikkelt, die inzwischen so ziemlich jede Sparte der populären Musik beeinflußt, ob Underground oder Mainstream. Das Disco-Mischpult mit den zwei Plattenspielern und damit das Stilmittel "Music Non-Stop" wird, wie bei Nicolette, als eigenständiges und selbstverständliches Instrument eingesetzt. Die Sterne, eine Rockband in traditioneller Besetzung, imitieren dieses Stilmittel, indem sie ihre Stücke nahtlos ineinander übergehen lassen, das Schlagzeug spielt durch.

Darüber hinaus ist die Band mit zwei DJs unterwegs und bindet ihren 40minütigen Live-Block in einen langen Disco- Abend ein (der klappte im Cooky's aber wegen fehlender Tanzlust nicht so ganz). Der Auftritt beginnt damit, daß Christoph Leich (Schlagzeug) und Thomas Wenzel (Bass) in den Beat der laufenden Platte einsteigen, ihn etwas zurechtbiegen, so daß Sänger und Gitarrist Frank Spilker ohne Umschweife den ersten Song beginnt. Und dann rollt der Rhythmus. Mit erstaunlicher Leichtigkeit adaptiert die Band genau die schwarzen Soul- und Funk-Grooves, die auch der mit neuem elektronischen Instrumentarium erzeugten Dancefloor-Musik zugrunde liegen, die eben dort gesampelt oder per Drumcomputer synthetisiert werden.

Und damit wiederum arbeitet Nicolette. Ihre Band besteht aus einem Mann an den Plattenspielern und der Beatbox, einem Percussionisten, einer Backing-Vokalistin und einer Tänzerin. Der Reiz der Musik liegt in dem Kontrast, den die rhythmisch komplexen, im Sound jedoch eher minimalistischen elektronischen Beats mit der hellen, aber warmen, jazzgeschulten Stimme Nicolette ergeben. Manchmal hört es sich an, als wenn Ella Fitzgerald in jungen Jahren zu ruhigeren Techno-Beats singt ("Summertime" gibt's als Zugabe - ohne Instrumente).

Verwirrte Begeisterung im Publikum, denn dieser Kontrast ist auch sichtbar. Der Keller im Nachtleben sieht sowieso etwas steril aus, die Plattenspieler und die Aerobic-gestylte Tänzerin auf der Bühne passen da prima; Nicolette im rosa Baby-Doll-Kleid, barfuß, dafür mit komischem Hut, sieht dagegen eher wie aus der Vergangenheit hergebeamt aus. Und sie redet irgend etwas von "auf die Reise begeben . . .", fordert aber ganz konkret "No Government".

Polit-Techno-Trance-Jazz? Nein nein, einfach nur neuartig und wunderschön.

STEFAN RAULF

Birstein: Keine Partei kann alleine bestimmen

BIRSTEIN. Während die Wählergemeinschaft FBG noch in ihrem Wahlerfolg schwelgt, hat bei den Parteien SPD und CDU schon wieder das Kalkulieren begonnen, wie sich vielleicht doch noch ein festes "Regierungs"-Bündnis zustande bringen läßt. Die Verhältnisse sind nach der Kommunalwahl in der "Perle des Vogelsberges" um keinen Deut einfacher. Keine der drei Fraktionen im Parlament kann alleine den Kurs bestimmen. Die stärkste Kraft bildet nach wie vor die SPD. Die Genossen haben aber entgegen ihren optimistischen Erwartungen nicht die 200 zusätzlichen Stimmen für die absolute Mehrheit geholt, sondern 2,2 Prozentpunkte und damit einen ihrer 14 Sitze eingebüßt.

Die CDU verlor mit einem Minus von 3,3 Prozent ebenfalls einen Sitz, während die FBG als einzige Liste Boden gutmachte, mit 5,5 Punkten plus auf 28 Prozent kletterte und nunmehr gleichauf mit der CDU über neun Mandate vefügt. Beharrlich hat sich die FBG bisher gegen ein festes Bündnis mit einer der Parteien gesperrt und es deutet alles daraufhin, daß sich daran nichts ändern wird.

SPD-Fraktionschef Karl Herchenröther warnt jetzt vor einer Fortsetzung dieser Von-Fall-zu-Fall-Politik. "Es kann nicht so weitergehen, daß mit wechselnden Mehrheiten Zufallsbeschlüsse entstehen, die nicht zu verantworten sind." Da sei es zum Beispiel vorgekommen, daß die neue Müllabfuhrsatzung mit nur sieben von 31 Stimmen beschlossen worden sei. Die meisten Parlamentarier hätten sich enthalten. Sie seien mit der Vorlage unzufrieden gewesen und hätten Angst gehabt, Verantwortung zu übernehmen oder einen Gegenvorschlag zu machen. Herchenröther schließt auch eine Zusammenarbeit mit der CDU nicht aus, glaubt aber, daß die Christdemokraten es eher mit der FBG halten wird.

Tatsächlich sieht CDU-Fraktionschef Hans Leuschner viele Berührungspunkte mit den Freien Bürgern. "Die Wahlaussagen von FBG und CDU weichen um kein Jota voneinander ab", urteilt er und fügt hinzu: "Ich persönlich würde gerne eine feste Verbindung eingehen. Aber wahrscheinlich hängt es an den Freien Bürgern." Kommt also vielleicht doch analog zu den Erwägungen im Landkreis ein SPD/CDU-Bündnis in Frage? "Ich würde sagen", antwortet Leuschner, "abwarten und Tee trinken." lex

. . . gab die Nachwuchssekretärin ihr Urteil über ihren neuen Chef ab. Sie sagte: "Ze allem fähisch un ze nix ze gebrauche!" . . . sagte die Taube auf dem Baum: "Ei, ich fall noch vor Hunger vom Stengel, wann net baal der aale Mann kimmt un sei Bredsche ißt!" - "Ei, da sitze doch zwaa Fraue drunne, die wo Bredscher esse!" - "Esse! Awwer net debei broggele!" . . . sagte die dicke Frau: "Ich hab bloß e Stickelsche Riwwelkuche gesse!", und der Mann sagte: "Mit dem ,sche&rquote; hinnerm Stick maante se, desse schlanker werd!"

Gleichberechtigungsgesetz Verluste durch Frauenförderung?

WIESBADEN. Die hessischen Sparkassen halten es für geschäftsschädigend, wenn sie sich - wie geplant - voll an der Frauenförderung nach dem geplanten hessischen Gleichberechtigungsgesetz beteiligen müssen. Der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes, Adolf Schmitt-Weigand, sprach in einer Pressekonferenz von "wettbewerbsverzerrenden Auswirkungen" des von der Landesregierung geplanten Gesetzes zur Förderung der Gleichstellung der Frauen im öffentlichen Dienst. Die Sparkassen seien nach dem bisherigen Gesetzentwurf einbezogen worden, "obwohl sie als Wettbewerbsunternehmen am Markt agieren".

Schmitt-Weigand bezifferte die "direkten" Mehrkosten durch das Gesetz für die 40 hessischen Sparkassen auf jährlich 30 Millionen Mark (Freistellung von Frauenbeauftragten, Vertretung während des Mutterschutzes nach der Geburt). Dabei seien die Kosten, die "durch die zu befürchtende Abwanderung von qualifizierten männlichen Mitarbeitern entstehen", nicht berücksichtigt. Man müsse befürchten, daß eine Bevorzugung von Frauen bei Einstellungen und Beförderungen dazu führe, "daß Sparkassen als Arbeitgeber für benötigte hochqualifizierte männliche Bewerber unattraktiv würden". Auch durch Frauenförderpläne und andere, "teilweise rein bürokratische Maßnahmen" würden den Sparkassen Kosten aufgebürdet, "die den privaten Wettbewerbern nicht entstehen". Schließlich gebe es auch rechtliche Bedenken gegen das Gesetz.

Ähnliche Vorbehalte waren nach FR- Informationen regierungsintern auch von Wirtschaftsminister Ernst Welteke (SPD) geäußert worden, bevor sich am Ende Frauenministerin Heide Pfarr (SPD) mit einem - mehrfach korrigierten - Gesetzentwurf durchsetzte. Der Sparkassen- und Giroverband machte seine Kritik jetzt erstmals publik. me

Am Wochenende beginnt die Radsport-Saison in Hessen Eine Autobahnbrücke erweist gute Dienste Oleknavicius in Einhausen aktiv / 32 Rennen im Programm / Drei Bundesliga-Mannschaften

Die Radprofis strampeln schon eine Weile in warmen Gegenden. Zur Zeit sind sie je zur Hälfte zwischen Paris und Nizza, zur anderen Hälfte in Italien zwischen dem Tyrennischen und dem Adriatischen Meer unterwegs. Für die Amateure beginnt am Sonntag in Deutschland die Saison. Traditionell ist Köln- Schuld-Frechen das deutsche Saisoneröffnungsrennen, aber es hat Konkurrenz bekommen durch die hessische Premiere "Rund um den Jägersburgwald" in Einhausen, am südlichen Zipfel des Hessenlandes. Alexis Oleknavicius, der frühere Mannheimer, Olympia-Teilnehmer von 1972, der seit Jahren dort wohnt und inzwischen ein Fahrradgeschäft betreibt, ist der Organisator des Rennens, das es zwischen 1974 und 1978 schon einmal gegeben hat.

"Danach mußten wir es ausfallen lassen, weil eine Autobahnbrücke, die zur Strecke gehört, gesprengt werden sollte", erzähl "Olek", wie er kurz genannt wird, "aber sie steht nach 15 Jahren immer noch hier." Die Verlegung eines Etappenziels der Hessen-Rundfahrt 1992 nach Einhausen heizte die Initiative zur Wiederbelebung des Rennens an. "Ich will mit der Organisation dem Radsport etwas zurückgeben, was ich ihm verdanke", nennt Oleknavicius als Grund für sein Engagement. Im allgemeinen ist der Klub in Einhausen durch seine Reigenfahrer bekannt.

In der Meldeliste der fünf verschiedenen Klassen drängeln sich 360 Namen. Zum Hauptrennen haben sich Bundesliga-Teams aus Freiburg und Chemnitz und größtenteils auch das neue der LG Frankfurt angesagt. Der schon 40jährige Wolfgang Lötzsch, der einst als bester Fahrer der einstigen DDR galt, von internationalen Einsätzen aber wegen politischer Unzuverlässigkeit ausgeschlossen war, ist mit dem Chemnitzer am Start. Nationalfahrer Alex Kastenhuber mit seiner Nürnberger Kollegen sowie die von Roland Nastler, dem Zweiten der Hessen- Rundfahrt, angeführten Frankfurter vom VC und Mars Rotweiß werden von Roland Nastler sind ebenfalls mit von der Partie. Die meisten Fahrer haben sich in den letzten Wochen auf Mallorca die Form geholt.

In Einhausen beginnt eine Serie von 32 Saisonrennen in Hessen. Die Hessen- Rundfahrt vom 2. bis 8. August und die Drei-Etappen-Fahrt der Junioren zu Pfingsten 29. bis 31. Mai sind die beiden Mehrtagesrennen im Kalender. Die aus zwölf Rennen bestehende Serie der Rad- Bundesliga um den Brügelmann-Cup beginnt am 4. April mit Rund um Wiesbaden ebenso in Hessen wie sie am 3. Oktober beim Traditionsrennen Rund um Frankfurt, das im Vorjahr ausgefallen war, hier endet. Mit der RSG Frankfurt, die als Vorjahreszweiter zum Favoritenkreis zählt, der RSG Wiesbaden und der LG Frankfurt stehen drei hessische Teams unter den 25 Bundesligamannschaften.

Dem Straßenrennen in Einhausen folgen vier weitere mit dem Frühjahrspreis in Bergen (18. April), in Urberach (24. April), Rund um den Henninger Turm (1. Mai) und An der Märchenmühle in Kassel (26. September). Die Hessischen Meisterschaften finden für die Straßenfahrer in Weilburg (2. Mai), für die Bergfahrer in Schotten (21. August) und für die Vierer in Kassel (28. August) statt.

An deutschen Titelrennen ist nur das für Schüler am 20. Juni nach Hessen verlegt worden. Der Ausrichter ist Marburg. Den Löwenanteil am hessischen Rennsportprogramm 1993 stellen, wie stets, die Rundstreckenrennen. 19 wurden in den Terminkalender aufgenommen. Doch noch stärker ist der Trend zu Mountainbike-Rennen: hier haben sich schon 30 Veranstalter einschreiben lassen. boe.

Kleine Lokalrundschau

Kaffeehaus-Erzähler Orientalisch geht es am Samstag, 13. März, ab 14.30 Uhr im Erzähl-Cafe Maldaner, Marktstraße 34, zu: Der libanesische Schriftsteller Jusuf Naoum erzählt Kaffeehaus-Geschichten.Die Katholiken und die Ökumene Über das Verhältnis der katholischen Kirche zur ökumenischen Bewegung referiert Dr. Wilhelm Platz, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Wiesbaden, in einem Vortrag, den er am Montag, 15. März, um 19.30 Uhr im Pfarrhaus der Gemeinde St. Bonifatius, Luisenstraße 31, hält.

Informationen zur Kunstsammlung Ulrich Meyer-Husmann erläutert während einer thematischen Führung am Dienstag, 16. März, um 18.30 Uhr im Museum Wiesbaden, Friedrich-Ebert-Allee 2, die Sammlung der Kunstmäzenin Hanna Bekker vom Rath. Frauen üben singen Frauen, die ihre Stimme, Ausdruckskraft und Musikalität zurückerobern möchten, sind eingeladen zu einem Seminar des Vereins "Grundwasser" am Freitag, 26. März, zwischen 10 und 17 Uhr. Anmeldungen unter der Telefon- Nummer 30 61 633.

Disco für Senioren-Disco Der nächste Tanztreff für Betagte ist am Mittwoch, 17. März, um 15 Uhr im Hilde-Müller-Haus, Wallufer Straße 15. Gitarrenrezital im Café Lucile Thoyer und Uli Habermann bitten zum Gitarrenrezital am Freitag, 19. März, um 20.30 Uhr in das Café Cicero, City-Passage. Urlaub in Umbrien Für den Bildungsurlaub in Umbrien vom 14. bis 23. April, den das evangelische Stadtjugendpfarramt anbietet, sind noch Plätze frei. Infos: Tel. 81 01 43.

Freitag Jahresversammlung SCHÖNECK. Jahreshauptversammlung hält der Sportverein Oberdorfelden am Freitag, 12. März, ab 20 Uhr im Sportlerheim.Fleiß am Flügel Der junge Pianist Dirk Christian Kelm im Forum

Mit erkennbarem Fleiß hat sich der angehende Pianist Dirk Christian Kelm auf seinen Klavierabend im Forum der Stadtsparkasse vorbereitet. Er trat dort auf Einladung des Frankfurter Tonkünstlerbundes auf. Bereits im einleitenden "Präludium und Fuge", B-Dur, aus Johann Sebastian Bachs "Wohltemperiertem Klavier" erhellte die pianistische Grundhaltung Kelms, der als Angehöriger der künstlerischen Ausbildungsklasse Ladislav Jelineks an der Frankfurter Musikhochschule im mittlerweile zehnten Semester studiert.

Besonders im tokkatenhaft virtuosen Präludium war fingertechnisch abgezirkelte Korrektheit bestimmend. Die Fuge legte er in mäßig getriebenem Tempo und polyphoner Gewissenhaftigkeit an. Die Themeneinsätze in der dreistimmigen Konstruktion waren deutlich zu erkennen. Demgegenüber hatte sein Vortrag nur geringes interpretatorisches Gewicht und Ausstrahlung nur am Rande.

Ebenso beiläufig ging Kelm mit zwei der Paganinietüden Franz Liszts weiter. Auch hier fehlte es an ästhetisch-gestalterischer Planung. Rhythmischer Erfüllung stand beengter pianistischer Atem der Phrasierung gegenüber. Dynamische Gliederung blieb Ansatz. Episoden wurden pointenlos aneinander addiert. Nicht anders in weiten Teilen von Frédéric Chopins Nocturne c-Moll aus op. 48, dessen A-Teil zunächst kantable Spannung hatte. Hingegen hatte die (Oktaven-) Eskalation am Ende der C-Dur-Episode geringere gestalterische Ausstrahlung. Und die "Doppio movimento"-Reprise zeigte in reduziertem Tempo gar die technischen Grenzen des Studenten. Ähnlich die realtiv ruhig gehaltene "Toccata" Sergej Prokofiews, eine notengetreue und schwunglose Wiedergabe. Schließlich, vermutlich als Höhepunkt des Abends kalkuliert, spielte Kelm noch Ludwig van Beethovens letzte Sonate, c-Moll, op. 111. Noch einmal Anschlagsaddition ohne vertiefende Organik/Dynamik und ein eruptionsarmer Kopfsatz. Schwach genügend. A.U.

G. Benn, Berlin, Bozenerstr., Parterre: die Spätwerk-Wohnung

Abnehmer für schlappe Batterien Giftmüllmobil rollt durch die westlichen Stadtteile

WESTLICHE STADTTEILE. Das Schadstoffmobil ist wieder in den westlichen Stadtteilen unterwegs. Wer Umweltgifte aus seinem Haushalt kostenlos entsorgen lassen will, kann heute in Nied Nord am Neumarkt in der Eisenbahnersiedlung von 11 bis 12 Uhr zu dem städtischen Lastwagen gehen. In Sindlingen Süd warten die Männer vom Schadstoffmobil am Freitag von 11 bis 12 Uhr auf "Kundschaft" - in der Küferstraße am Bunker. Wer in Unterliederbach beispielsweise eine schlappe Autobatterie oder alte Pillen loswerden will, muß in die Liederbacher Straße zum Alten Markt kommen. Dort warten die Arbeiter von der Müllabfuhr auch am Freitag, 26. März, von 11 bis 12 Uhr und am Mittwoch, 31. März, von 18 bis 19 Uhr.

Wer Platz auf dem Speicher oder im Keller schaffen will, der kann Sperrmüll nach vorheriger Anmeldung unter der Telefonnumer 31 06 55 65 kostenlos abholen lassen.

Über guterhaltene Möbel freuen sich noch andere: Sie holt der ökumenische Möbel- und Kleiderdienst (Tel. 30 40 81) ab. Die gespendeten Gegenstände werden kostenlos an sozial benachteiligte Menschen weitergegeben.

Einen besonderen Service bietet die Arbeitslosenselbsthilfe (Tel. 44 60 10) an. Deren Mitarbeiter entrümpeln Wohnungen, Keller und Dachgeschosse besenrein. Allerdings verlangt die Arbeitslosenselbsthilfe ein paar Mark für diese Dienstleistung. gre

Die Einbrecher wühlten und der Opa schlief

HATTERSHEIM/FLÖRSHEIM. Einbrecher machten Montag und Dienstag die Gegend in Hattersheim und Flörsheim unsicher. Laut Polizei drangen Unbekannte in ein Haus in Eddersheim ein, durchwühlten Schränke und störten sich wenig, daß sich ein älterer Bewohner in dem Haus aufhielt. Aus dem Fenster in dessen Zimmer stiegen sie ins Freie.

Reiche Beute hingegen machten unbekannte Einbrecher in einem Bekleidungshaus in der Flörsheimer Hauptstraße. Sie stahlen mehrere Jeans, Lederjacken, -hosen und sonstige Kleidungsstücke. ana

"Weich landen lassen" oder "hart vorführen" Die vierjährigen Erfahrungen der Demokraten mit Republikanern in einem Kreistag

BAD SCHWALBACH. Die Umgehungsstraße von Bleidenstadt, erzählt der FDP- Kreisvorsitzende und frühere Erste Kreisbeigeordnete im Rheingau-Taunus, Michael Denzin, "war eigentlich immer unser Thema". Doch eines Tages mußten die Liberalen erleben, wie eine andere Partei versuchte, auf den fahrenden Zug zu springen und mit einem Antrag im Kreistag die Angelegenheit zu ihrer eigenen zu machen: Das wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn CDU oder SPD der FDP die Schau hätten stehlen wollen, doch es waren die Republikaner.

"Wie", fragten sich Denzin, seine Parteifreunde und auch die Kreistagspolitiker der anderen demokratischen Parteien, "geht man nun damit um"? Damals lautete die Antwort in einem solchen Fall stets "wegdrücken", "nicht befassen" oder im nichtöffentlichen Teil der Beratungen "verschwinden" lassen. Doch war das immer die geeignete Methode? Das fragt sich heute der Freidemokrat, der mit seinen Zweifeln, ob die Politik des Ignorierens richtig war, nicht mehr allein steht.

Sie sind jetzt in 18 von 21 hessischen Kreistagen vertreten und beziehen in diesen Wochen auch in etlichen Rathäusern Position, die Republikaner. Wo sie bisher bereits zum kommunalpolitischen Alltag gehörten, im Rheingau-Taunus-Kreis und in der Wetterau, hatten die Rechtsaußen in den vergangenen vier Jahren Kostproben abgeliefert, taten sich nicht immer die etablierten Parteien leicht, die Jünger Franz Schönhubers auszugrenzen - trotz der Einigung von SPD, CDU, Grüne und FDP in der Vergangenheit auf eine Politik des Kaltstellens unter dem Motto: "Kein Theater machen und sie watteweich landen lassen".

Dieses Wort des Unterbezirksvorsitzenden der SPD im Rheingau-Taunus-Kreis, Bernd Schuster, könnte ungeachtet der Wahlerfolge der Rechtsextremen auch in den kommenden vier Jahren Leitlinie sein - "brisante Fälle", so Schuster, ausgenommen. Der SPD-Fraktionschef Winfried Weber sagt, warum: Die Unzufriedenheit der (selten wirklich rechtsextremen) Wähler, emotionale und nicht rationale Gründe hätten den Republikanern die Erfolge beschert. Die Unzufriedenheit müsse bekämpft werden. Sich aber mit den "abstrusen Zielen" dieser Partei zu beschäftigen, "ist die Sache nicht wert, so erreiche ich die Leute nicht".

Anders denken Grüne und FDP: Nach vier Jahren Erfahrungen mit den Rechtsaußen bereiten sich die Liberalen und auch der bisherige Partner der SPD, die Grünen (sie arbeiteten mit den Sozialdemokraten in einer Kooperation, obwohl ihnen im Kreistag eine Stimme zur Mehrheit fehlte) auf eine offensivere Auseinandersetzung vor.

"Wir haben alle den Fehler gemacht, sie links liegen zu lassen", man hätte stattdessen "knallhart deren Positionen", so überhaupt vorhanden, "einklagen müssen", sagt Denzin. Auch Christa Naumann, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, will die Republikaner künftig "vor- und überführen", ihre Absichten auf den wahren Kern abklopfen und bloßstellen, was sich hinter einer bisweilen harmlosen Maske verbirgt - "Lichterketten sind nicht genug".

Die Rechtsausleger aus dem Rheingau selbst rühmen sich, die "älteste Kreistags-Fraktion der Republikaner in der Bundesrepublik" zu sein, seit sie bei den Kommunalwahlen 1989 auf 10,5 Prozent der Stimmen (1993: 13,2 Prozent bei zehn Sitzen) gekommen waren. Zu acht zogen der Fraktionschef Bernd Korbach, er ist auch Beisitzer im Bundesvorstand der Republikaner, und seine Parteifreunde in den Kreistag von Bad Schwalbach ein, geblieben sind in der von parteiinternen Auseinandersetzung geschüttelten Organisation zum Schluß noch sieben.

Von dieser Gruppe aber führte nur einer ernstlich das Wort, und er dürfte den Rest seiner Fraktion bisweilen als Propagandist ohne Echo eine Art Staffage betrachtet haben, glaubt man Beobachtern der anderen Parteien: "Vormann" Korbach, dem seine Gegner Intelligenz, Bauernschläue und Agilität, aber auch diktatorisches Verhalten nachsagen, hatte zumindest in den ersten Monaten seines Auftretens immer wieder auch für Entsetzen gesorgt. Doch ob der Rechte aus der REP-Hochburg Taunusstein nun ein Mahnmal für die Maueropfer, eine Partnerschaft mit Oberschlesien oder Kindergartenplätze für deutsche Kinder (und nicht für die von Asylbewerbern) forderte - die Sprüche des Propagandisten verhallten echolos. Ohne Aussprache abgelehnt, allenfalls ein paar Christdemokraten votierten mal für den einen oder anderen Wunsch. Korbach selbst räumt im Gespräch mit der FR ein, kaum etwas erreicht zu haben.

Allein die Anwesenheit der von SPD, CDU, Grünen und FDP zunehmend mehr als still erlebten Republikaner aber sorgte doch für den einen oder anderen Eklat, denn die 63 Abgeordneten der demokratischen Parteien hatten wenigstens am Anfang bannig Schwierigkeiten, sich einheitlich im Auftritt gegen die Rechten zu verhalten. Weil klare Mehrheiten fehlten, die vier Parteien sich schwertaten, stabile Abstimmungsbündnisse zu bilden, entstanden kritische Situationen, aus denen andere Kreistage, die nun vor einer ähnlichen Situation stehen, lernen könnten. Doch: "Ich weiß nicht", meint Schuster, "ob unsere Erfahrung andere überhaupt interessiert".

Wer Politiker von SPD und Grünen heute befragt, wie das denn 1989 war mit dem Versuch, den FDP-Beigeordneten Denzin aus dem Amt zu hieven, erfährt ad hoc meist nur die halbe Wahrheit: "Den Antrag haben wir doch zurückgezogen". Daß SPD und Grüne unter Zuhilfenahme der Republikaner Denzin im ersten Wahlgang bereits abgewählt und vom zweiten erforderlichen Abwahlgang erst nach einem Aufschrei aus den Parteizentralen in Wiesbaden und in Bonn abgelassen hatten, scheint ein wenig verdrängt worden zu sein.

Der Fauxpas hatte heilsame Wirkung, ähnliche Abstimmungen in wichtigen Fragen zu Personal- oder bedeutsamen Sachangelegenheiten wurden fortan in festen Absprachen vorab und natürlich außerhalb öffentlicher Sitzungen festgeklopft. Strenger Vorsatz: Keine Deals mit den Republikanern, keine wichtige Entscheidung unter Einkalkulieren von Stimmen der Rechtsextremen. "Erstaunlicherweise", so Winfried Weber, der SPD- Fraktionschef, im Rückblick, "hat sich sogar die CDU daran gehalten".

In dem Kreis, in dem es aufgrund eines Fehlers im Abstimmungsprocedere seit Monaten keinen Landrat gibt, hatte diese zeit- und nervenaufreibende Politik freilich am Ende eine "tiefe Erschöpfung" (Weber) zur Folge, inzwischen streben SPD und CDU (eventuell unter Einschluß von FDP oder auch den Grünen) deshalb eine feste Vereinbarung an. Damit die Suche nach Mehrheiten nicht jedesmal erneut beginnt, sollen in dem Papier Essentials zu Nahverkehrs-, Schul-, Etat-, Abfall- und Personalfragen verbindlich festgelegt werden. Denn das Prinzip des "offenen Kreistags" mit wechselnden Mehrheiten sehen alle als mißlungen an. Frieder Rothenberger, CDU-Fraktionschef: "Wir brauchen glasklare Absprachen", und zwar unter den Parteien der "demokratischen Mitte". Wer immer das ist - die Republikaner zählt keiner dazu.

Doch es tauchen schon wieder Unsicherheiten auf: Da hatte eine Lokalzeitung Rothenberger mit der Absicht zitiert, den kommissarischen Landrat Norbert Wolter von den Grünen auch mit Hilfe von Republikaner-Stimmen abzuwählen, da aber will er mißverstanden worden sein, dementiert er solche Aussagen im Gespräch mit der FR. Eine "verteufelte Sache", nennt Rothenberger jedoch das Verfahren, wenn zwei Abwahlanträge, einer der CDU, einer der Republikaner auf dem Tisch liegen - denn dann könnte das vier Jahre geübte Vabanque-Spiel von neuem beginnen.

STEPHAN BÖRNECKE

Schmusekurs zwei Tage danach Hofheimer Parteien verhandeln / Diskussion um Ersten Stadtrat

HOFHEIM. Freude am Wahlabend, Schmusekurs zwei Tage danach: Die Fraktionen von Freien Wählergemeinschaft (FWG) und CDU haben getagt und bleiben "gesprächsbereit". Ein offizielles Bündnis ist zwar nicht geschlossen, zumal die SPD ihre Entscheidung über Partnerschaften erst nächste Woche trifft - aber das Kriegsbeil scheint begraben.

Zwölf Sitze SPD, 18 CDU, sieben FWG sechs der GOHL und zwei der FDP - bei den Verhandlungen um denkbare Bündnisse ist erneut die Rolle des Ersten Stadtrats wichtig. Und das unter erschwerten Bedingungen, da Roman Sartowski zwar seit eineinhalb Wochen wieder arbeitet, aber noch nicht voll einsatzfähig ist. Die FWG ist laut Fraktionschef Bodo Tadewald momentan nicht bereit, über eine Frühpensionierung des Stadtrats nachzudenken. "Schon gar nicht in einer Situation, in der er mit aller Macht versucht, wieder zu arbeiten." Für Tadewald ist es allerdings kein Dauerzustand, daß Sartowski nur halbe Tage im Rathaus ist. Bürgermeister Rolf Felix (CDU) sei während der langen Abwesenheit Sartowskis über Gebühr belastet worden - und auch gegenüber den Bürgern fühle sich die FWG verpflichtet. Im Klartext: Wird Sartowski wieder gesund, macht er weiter, falls nicht, will die FWG zwar "neu" nachdenken, aber kaum auf den Posten verzichten. Das schließt ein Bündnis zwischen FWG, SPD und GOHL aus, da in diesem Fall die SPD Anspruch auf das Amt erhebt. Auch bei einer großen Koalition müßte Sartowski mit einem Abwahl-Antrag rechnen.

Laut Wolfgang Vater (CDU) ist aber noch nichts entschieden. Es sei eine CDU-Verhandlungskommission bestellt worden - und Gesprächstermine mit SPD, FWG und GOHL vereinbart. Der Fraktionschef nennt aber den Namen des neuen Ehren-Fraktionsvorsitzenden: Hanns Großmann. Stellvertretende Vorsitzende sind Hans Georg Schömmel und Axel Wintermeyer. In den Magistrat gehen Alfons Sahl, Wolfgang Sittig, Inge Melzer und Karl Werner Hartwig. Die SPD entsendet zwei Vertreter, die CDU mit Bürgermeister fünf, die FWG mit Erstem Stadrat zwei, die GOHL einen. Platz elf wird ausgelost zwischen FWG, SPD und FDP. Die FWG hat noch keine Personalfragen besprochen, sagt Bodo Tadewald. Was das Parlament anbelange, "ist die Situation so, daß einer allein nicht kann, und wir verweigern uns nicht". pms

Erbschäden durch rauchende Väter

Väter, die stark rauchen, können das Erbgut ihrer Kinder schädigen. Zu diesem Ergebnis kommen zwei neue Studien aus den USA. Das berichtete die britische Wissenschaftszeitschrift "New Scientist" in ihrer Ausgabe Nr. 1863. Ein entsprechender Einfluß rauchender Mütter konnte nicht nachgewiesen werden. Angeborene Defekte wie Hasenscharten, Herzfehler oder Verengungen des Harnleiters waren bei Kindern von Vätern, die mehr als 20 Zigaretten täglich konsumieren, mehr als doppelt so häufig wie normal. Das fanden Epidemiologen der Universität North Carolina bei der Untersuchung von über 15 000 Jungen und Mädchen heraus. Auch die Häufigkeit von Leukämie, Gehirn- und Lymphknotenkrebs steigt bei Kindern rauchender Väter deutlich an, ergab eine andere Studie. Sie wurde vom Nationalen Institut für Umwelt und Gesundheit von North Carolina vorgenommen.

"Ich glaube, daß ein großer Teil angeborener Defekte und Krebs auf das Konto rauchender Väter geht", sagte der amerikanische Biochemiker Bruce Ames auf einer Tagung in Sidney. Väter, die starke Raucher sind, riskieren laut Ames Schäden in den Samenzellen. "Dieser Effekt kann sich in jeder weiteren Generation verbreiten." Der Grund für die Schäden ist vermutlich die oxidierende Wirkung mancher Stoffe im Tabakrauch, die direkt die Erbsubstanz DNA angreifen. Das natürliche Reparatursystem, das diese Schäden in den Zellkernen ausbessert, werde durch das Rauchen überlastet, natürliche Anti-Oxidationsmittel wie Vitamin C aufgezehrt. dpa

Tanz und Kurzweil wie im Jahr 1493

BUTZBACH. Ein Theaterspiel aus dem mittelalterlichen Butzbach steht im Mittelpunkt der Veranstaltung zum 500. Butzbacher Faselmarkt, die am Freitag um 20 Uhr unter dem Titel "Tanz und Kurzweil Anno 1493" über die Bühne des Bürgerhauses geht. Das Stück heißt "Was geschah in der Herberge der Fysch-Katryn?" Am Eröffnungsbild wirken 24 Schüler der Degerfeldschule mit.

Die Eltern der Sechs- bis Neunjährigen haben mit viel Liebe und Sorgfalt die historischen Kleider der jungen Schauspieler hergestellt. In der Literatur suchten sie nach Spielen aus der Zeit vor 500 Jahren und fanden Stelzenlaufen, Seilspringen, Diabolo, Bockspringen, Spiele mit Reifen, Murmeln oder Ball sowie Kreisspiele. Das Bild mit den spielenden Kindern dauert etwa fünf Minuten, dann tritt der Gerichtsdiener auf und vertreibt sie: Es ist Gerichtstag . . .

Das Praetorius-Ensemble Butzbach umrahmt den historischen Abend. Auf alten Instrumenten und entsprechend gekleidet spielen die acht Blasmusiker in alter Stadtpfeifertradition Werke von Praetorius, Schein und anderen Meistern. Die Ballett-Gruppe der Musikschule tanzt dazu. ieb

Sportnotizen

Ortlieb legt sich mit FIS an Patrick Ortlieb (Österreich), Abfahrtssieger der Olympischen Spiele 1992, wird den Ski-Weltverband (FIS) verklagen. Ortlieb war auf der Piste von Aspen (Colorado) am vergangenen Wochenende gestürzt und hatte sich verletzt. Er führt den Unfall auf die mangelhafte Präparierung der Strecke zurück. Max spielt weiter auf dem Bökelberg Martin Max hat seinen Vertrag mit dem Fußball-Bundesligisten Borussia Mönchengladbach bis 1995 verlängert. Bills und Vikings in Berlin Die Buffalo Bills, im diesjährigen Super Bowl den Dallas Cowboys unterlegen, und die Minnesota Vikings bestreiten das diesjährige Freundschaftsspiel zweier NFL-Mannschaften in Berlin. Die sogenannte American Bowl findet am 7. August im Olympiastadion statt. Bubka sagt WM ab Stabhochsprung-Weltrekordler Sergej Bubka (Ukraine) wird nicht an den am Freitag in Toronto in Kanada beginnenden Hallen-Weltmeisterschaften teilnehmen. Bubka hat eine Fersenverletzung. Kasparow setzt Karpow matt Beim Schachturnier im spanischen Linares hat Weltmeister Garri Kasparow seinen Vorgänger Anatoli Karpow nach 27 Zügen besiegt. Drei Turnerinnen fallen aus Kathleen Stark (Rostock), Angelika Schatton (Berlin) und Anke Schönfelder (Berlin) fallen wegen verschiedener Verletzungen für die WM-Turnqualifikation in Cottbus (20. März) aus. WM-Absage von Urban Kugelstoßer Dirk Urban (Pinneberg) sagte wegen hohem Fieber die Teilnahme an der Hallen-Weltmeisterschaft der Leichtathleten in Toronta ab. Aspen-Abfahrt in Lillehammer Die am vergangenen Wochenende in Aspen im US-Bundesstaat Colorado ausgefallene Weltcup-Abfahrt der Männer wird am 19. März in Kvittfell bei Lillehammer ausgetragen. Kischko bis 1995 in Leipzig Maik Kischko, Stammtorhüter beim Fußball-Zweitligisten VfB Leipzig, hat seinen Vertrag bis 1995 verlängert. Baershausen zwei Spiele gesperrt Günter Baershausen (Darmstadt 98) wurde wegen "Tätlichkeit in einem leichteren Fall" vom DFB-Sportgericht mit einer Sperre von zwei Spielen belegt. Borg wieder geschlagen Der fünfmalige Wimbledonsieger Björn Borg scheiterte bei einem neuerlichen Versuch, in der Tennis-Welt wieder Fuß zu fassen. Beim Turnier in Saragossa unterlag er in der ersten Runde dem Portugiesen Cunha-Silva mit 1:6, 7:5, 5:7. Adidas bleibt Olympiaausrüster Die Sportartikelfirma adidas hat ihren Vertrag mit den Nationalen Olympia Komitee als Olympiaausrüster bis 1996 verlängert.Im Hintergrund: Schottland London sorgt sich um Union

Aus Sorge um den Bestand der Union von England und Schottland hat die konservative britische Regierung in London jetzt Reformen zur Verwaltung Schottlands angekündigt, die dem schottischen Nationalgefühl entgegenkommen sollen. Damit hofft die Regierung John Major, die wachsende Unzufriedenheit vieler Schotten mit der Einbindung ins Königreich abzubauen - und zugleich schottische Bestrebungen nach Selbstverwaltung oder gar staatlicher Unabhängigkeit die Spitze zu nehmen. Der britische Reformplan für die Administration Schottlands - der ehrgeizigste seit über 50 Jahren - ist eine Reaktion auf den in den jüngsten Jahren immer deutlicher gewordenen Unwillen der Schotten gegen die Londoner Zentralregierung. Obwohl Schottland sich als eigene Nation im Verbund des Vereinigten Königreichs begreift, wird das Land von London aus regiert - und das heißt von einer Mehrheit englischer Abgeordneter. Das in Edinburgh angesiedelte Schottland-Ministerium betrachten nationalbewußte Schotten als eine Art Kolonialbehörde im Herzen ihrer nicht anerkannten Hauptstadt.

Im Laufe der Thatcher-Ära verloren die in London regierenden Konservativen in Schottland immer mehr an Sympathie und Wählerstimmen und damit in den Augen ihrer Kritiker auch an "Legitimität" für die Verwaltung Schottlands. Dieser Trend veranlaßte Premierminister Major vor den jüngsten Unterhauswahlen, eine "Bestandsaufnahme" der schottischen Situation zu versprechen. Ihre Intention war, nach den Worten seines Schottland-Ministers Ian Lang, die Aufrechterhaltung der englisch-schottischen Union durch Zugeständnisse an die Schotten: "Wenn die Union in der Zukunft gedeihen soll, brauchen wir dafür eine klarere Anerkennung des Status Schottlands als einer Nation."

Die zentrale Maßnahme, die Lang zu diesem Zwecke plant, ist die Aufwertung des alten "Schottischen Großen Ausschusses", in dem alle 72 schottischen Abgeordneten des Unterhauses sitzen, der bisher aber wenig Bedeutung hatte. Der Ausschuß soll künftig häufiger zusammentreten und mehr Themen als bisher debattieren, und dies nicht nur in London, sondern teils in Edinburgh und teils in anderen schottischen Städten.

Das Schottland-Ministerium soll darüber hinaus die Verantwortung für Berufsbildung in Schottland übernehmen, die bisher dem Londoner Arbeitsministerium oblag, sowie eine begrenzte Verantwortung für technologische Entwicklung in Schottland, bislang Sache des Industrieministeriums. Weiter soll dem Schottland-Ressort die Verantwortung für acht kleinere Flughäfen und für den "Rat der Künste" in Schottland zufallen. Die Hauptverantwortung für zwei der wichtigsten schottischen Industriezweige - Fischerei und Öl - bleibt allerdings in London; nur ein minimaler Teil der Öl-Administration wird in die schottische Ölzentrale Aberdeen verlegt.

In den Reihen der britischen Opposition wurden Langs Ideen als unzureichend bewertet: Labour Party und Liberale fordern eine "echte" schottische Selbstverwaltung im Rahmen des Vereinigten Königreichs, während die Schottische Nationalpartei (SNP) die totale Trennung von England will. Der Schottland-Sprecher der Labour Party, Tom Clarke, nannte den Regierungsplan "ein reines Scheingefecht", das sich in bürokratischer Umorganisation erschöpfe. SNP-Chef Alex Salmond sprach von einem "konstitutionellen Affentheater". Die Kritik konzentriert sich darauf, daß der "Schottische Große Ausschuß" nach den Regierungsplänen nur eine erweiterte "Debattierbude", ohne wirkliche Entscheidungsbefugnis, werde.

Einer Umfrage der Edinburgher Zeitung The Scotsman zufolge stehen etliche Schotten den Reformen einstweilen positiv gegenüber. Mehr als drei Viertel der Schotten verlangen freilich darüber hinausgehende Selbstbestimmung: 42 Prozent wollen schottische Selbstverwaltung und 35 Prozent schottische Unabhängigkeit.

PETER NONNENMACHER (London)

Abbruchunternehmen

Der russische Kongreß der Volksdeputierten scheint in der Lage, alles abzureißen, was derzeit besteht - bis auf das Amt des vom Volk gewählten Präsidenten. Er kann Boris Jelzin nicht absetzen; aber dessen Befugnisse zu demontieren ist er fähig. Dieses Geschäft betreibt er mit einem Eifer, der einer besseren Sache würdig wäre. Die Aufgabe aber, dem Land eine neue Verfassung zu schreiben, kann dieses Gremium nicht lösen.

Der Kongreß (russisch: sowjet, also Rat) versteht sich als Inhaber der obersten Staatsmacht und Verkörperung der Volkssouveränität. Er entspringt aber einem Staat, den es nicht mehr gibt, in welchem das Volk übrigens nicht gerade souverän war. Seine Legitimation hat er in der neuen Ordnung nicht bestätigen lassen. Doch er tritt auf, als wäre er wirklich ein Parlament.

Zum souveränen Staat ist Rußland erst durch die Auflösung der Sowjetunion geworden. Doch die Institutionen stammen aus der vor-souveränen Zeit. Der Präsident hat sich seither darauf eingelassen, mit ihnen umzugehen, als hätten sie den revolutionären Schritt mitvollzogen. Das ist Jelzins strategischer Fehler, die Ursache seiner schrittweisen Entmachtung. Er ist nicht zu beheben; der gedruckten, gegen den Willen der Deputierten nicht veränderbaren Verfassung zufolge kann der Rat nicht aufgelöst werden.

Weil Jelzin sich auf diese Spielregeln eingelassen hat, kann er den Deputierten nichts entgegensetzen; er kann derzeit ihnen gegenüber nur als Abbruchunternehmer tätig werden und muß doch die Fundamente stehen lassen. Deren Blockade- Kraft ist nicht zu überwinden. Es bleiben ihm zwei Wege: die Präsidialdiktatur (also doch bewußter Verfassungsbruch), wobei das Militär helfen müßte (also Staatsstreich), oder der Rücktritt, der wenigstens eine Neuwahl erzwingen würde - die des Präsidenten. Und selbst das spielt beides noch den ewigen Chasbulatows in die Hände. Denn daß der Jelzin von heute die Nomenklatura noch einmal schlagen kann, ist ungewiß. Aber der Staat zerfiele gewiß in tausend Regionen. gro

Gericht räumt Risiken aus

pid. GÖTTINGEN, 10. März. Um der Gefahr zu begegnen, daß die Urteile des Landgerichts Göttingen wegen eines prinzipiellen Besetzungsfehlers der Großen Strafkammern in der Revision aufgehoben werden, hat das Präsidium des Landgerichts einen neuen Geschäftsverteilungsplan beschlossen. Danach werden mehrere Strafkammern, die im Zuge des zum 1. März in Kraft getretenen Rechtspflege-Entlastungsgesetzes bereits von fünf auf vier Mitglieder reduziert worden waren, auf nun drei Mitglieder verkleinert. Dies teilte Vizepräsident Joachim Schmidt am Mittwoch mit.

Das Landgericht reagierte damit auf ein grundsätzliches, alle Gerichte betreffendes Problem, das in der vergangenen Woche bei einem Prozeß vor der 9. Jugendkammer aufgetaucht war. Die neuen, verkleinerten Kammern sind nämlich mit vier Berufsrichtern möglicherweise überbesetzt. Nach höchstrichterlicher Rechtsprechung dürfen Große Strafkammern nur so viele Mitglieder haben, daß sie nicht zwei personell voneinander unabhängige Spruchkörper bilden können. Da nach dem Entlastungsgesetz aber in vielen Fällen nur zwei Berufsrichter an einer Verhandlung teilnehmen müssen, wäre dies bei Kammern mit vier Berufsrichterm theoretisch möglich. Das Landgericht habe die Strafkammern auf drei Berufsrichter reduziert, um jedes Risiko auszuräumen, sagte Schmidt.

&blt; "Menschentiere, Sensationen"

Vom heutigen Donnerstag bis zum kommenden Sonntag gastiert im Restaurant-Theater des Café Cult in der Schillerpassage in Frankfurt, jeweils um 20 Uhr, Martin Sommerhoff mit seinem Programm "Menschentiere, Sensationen". &blt; "Welcome Ossi!" In der Frankfurter Romanfabrik in der Uhlandstraße 21 liest heute abend um 20.30 Uhr der Romancier Wolfgang Brenner aus seinem ersten, in diesem Monat erscheinenden Buch "Welcome Ossi!", eine aktuellen Geschichte aus der deutsch-deutschen Wirklichkeit. &blt; Freundschaft in Briefen "Eine Freundschaft in Briefen" ist eine szenische Lesung betitel, die von Uschi Illert und Jochen Nix heute abend, 20 Uhr, im Frankfurter Literaturhaus, Bockenheimer Landstraße 102, über die Bühne geht. Die Brieffreundschaft betrifft Gustave Flaubert und George Sand und hat ihren Ausgangspunkt in einer begeisterten Rezension der Sand zu Flauberts Roman "Salammbo". Es wird behauptet, dies sei der schönste Briefwechsel des 19. Jahrhunderts, wenn nicht der schönste überhaupt. Der Eintritt ist frei. &blt; Elisabeth Borchers liest Die in Darmstadt florierende Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, die im Glückert-Haus, Alexandraweg 23, ihren Sitz hat, lädt für heute abend, 20 Uhr, zu einer Lesung mit der Frankfurter Autorin Elisabeth Borchers ein, die Gedichte und Prosa aus ihren Werken vortragen wird. &blt; "Äquator-Tour 93" Wolfgang Ambros, den man "die Nummer eins vom Wienerwald" nennt, gastiert heute abend im Großen Saal der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg mit seinem neuen Programm "Äquator-Tour 93". &blt; "Flatternde Herzen" Das Theater in der Brotfabrik, Bachmannstraße 2-4 in Hausen, hat heute Abend, 20.30 Uhr, Premiere mit seinem neuen Stück "Flatternde Herzen", das das Theater auch eine "vertikale Groteske" nennt. Weitere Aufführungen am 12. und 13. sowie am 19. und 20. März. &blt; Sommerabend im Wintergarten In der 5. Premiere der Spielzeit des Fritz-Rémond-Theaters im Zoo kommt heute abend um 20 Uhr Norman J. Crisps Kriminalstück "Ein Sommerabend im Wintergarten" auf die Bühne. Die Inszenierung ist von Egon Baumgarten, das Bühnenbild von Wolfgang Granzer. &blt; Milva am 12. März Das im Februar abgesagte Konzert von Milva in der Alten Oper wird nun am Freitag, 12. März, nachgeholt. Beginn ist um 20 Uhr. Bereits gekaufte Karten sind noch gültig. &blt; "Ach senliches leiden" Die "Weltpremiere" eines Films ist am Freitag, 12. März, um 24 Uhr im Werkstattkino "Mal Seh'n" (Adlerflychtstraße 6 in Frankfurt): "Ach senliches leiden" von Hans Peter Böffgen und Raffeiner über den Chemieunfall in Schwanheim. Der Film ist nochmals am 13. um 24 Uhr zu sehen. &blt; Ausstellung verlängert Die Sonderausstellung "Russische Kinder malen den Struwwelpeter" im Frankfurter Struwwelpetermuseum in der Hochstraße wurde "bis auf weiteres" verlängert.&blt; Zusatzvorstellung: Human Steps Die kanadische Gruppe "La La La Human Steps" gibt wegen der großen Nachfrage eine Zusatzvorstellung in Frankfurt: am Mittwoch, 24. März, um 20 Uhr im Schauspiel Frankfurt. Karten gibt es beim Theater am Turm und beim Schauspiel am Theaterplatz. &blt; Premiere: Othello Das Schauspiel Frankfurt zeigt am Freitag, 12. März, als 10. Premiere dieser Saison Shakespeares "Othello" in einer Inszenierung von Peter Eschberg. Den Othello spielt Hans Falár, den Jago Friedrich Karl Praetorius, die Desdemona Annemarie Knaak. Weitere Vorstellungen sind am 14., 20. und 31. März. &blt; "500 Jahre Einsamkeit" Zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas gibt es in der Darmstädter Orangerie unter dem Titel "500 Jahre Einsamkeit" am morgigen Freitag ein Programm aus Texten, Szenen, Musik. Beginn 20 Uhr, Karten unter 06 151 / 42 28 21. &blt; Country-Band in der Zeilgalerie In der Zeilgalerie "les facettes" tritt am morgigen Freitag ab 17 Uhr (Ebene 7) die Country-Band "Dakota" auf. Der Eintritt ist frei.

Im Wortlaut: Ralph Giordano Warnung an alle Kölner

In einem Aufruf an seine Kölner Mitbürgerinnen und Mitbürger fordert der Schriftsteller Ralph Giordano dazu auf, Nidar Pampurova vor der Verfolgung durch die rechtsextremistische "Deutsche Liga" zu schützen und ein Aufenthaltsrecht der nach Mazedonien abgeschobenen und von Freunden nach Köln zurückgeholten Roma-Frau durchzusetzen. Giordano, in der Hitlerzeit selbst von den Nazis verfolgt, schreibt unter anderem: Mitbürgerinnen und Mitbürger,

etwas Ungeheuerliches ist passiert, etwas, das auch Leute, die seit Gründung der Bundesrepublik vieles gewohnt sind, nicht für möglich gehalten haben, darunter ich: Mitten unter uns, hier in Köln, wird ein Kopfgeld ausgesetzt, wird die Bevölkerung aufgerufen, zu Kopfgeldjägern zu werden, in Wohnungen, Kellern, Verliesen zu schnüffeln und die Spürhunde zu spielen. Die Täter: die Fraktion der "Deutschen Liga" im Rat der Stadt Köln - ihr potentielles Opfer: die aus Mazedonien stammende Roma Nidar Pampurova, von ihren Verfolgern auch als "Landfahrerin" und "Zigeunerin" apostrophiert. Sie haben sich ihre Hatz was kosten lassen, mit 50 000 Steckbriefen und 3000 Plakaten.

Welch ein Haß wird hier sichtbar, und welch ein Irrtum, zu glauben, er würde sich nur gegen Nidar Pampurova, gegen Sinti und Roma, gegen Ausländer und gegen Juden richten. Ich warne jeden Kölner und jeder Kölnerin: Der Haß der "Deutschen Liga" richtet sich gegen jede und jeden, der nicht so ist, wie diese zeitgenössische Variante des Nationalsozialismus ihn oder sie haben will - und ich nenne sie Nazis mit der vollen Legitimität eines Überlebenden des Holocaust!

Es ist noch nicht lange her, da hat ein ausländischer Freund von mir an diese deutsche Rechte die Frage gestellt: "Und wenn wir weg wären, wen nehmt ihr euch dann vor?" Ich zitiere das, um meine Warnung an die Mehrheit der Deutschen von heute zu bekräftigen: Die Aggressionsobjekte dieser Rechten sind auswechselbar, ihr Haß gegen alles, was anders ist als sie, aber nicht.

Mir ist erklärt worden: Nidar Pampurova sei legal aus Deutschland ausgewiesen worden und illegal zurückgekehrt . . . Ohne mich hier in die Position eines Rechtsbrechers oder in den Verdacht der Mißachtung des Gesetzes drängen zu lassen: Was mich viel mehr bestürzt als ein formaler Rechtsbruch durch diese Frau in hoher persönlicher und familiärer Not, was mich viel tiefer beunruhigt, als eine mögliche Verletzung von Paragraphen, Geboten und Verboten durch Nidar Pampurova - das ist der Ungeist, der hier vor uns allen sichtbar hoch wölkt. Abstoßend, daß es geschieht im Namen des "Rechtes", während doch in Wirklichkeit nichts anderes dahintersteckt, als die traditionelle Verfolgungswut der deutschen Rechten gegen Minderheiten, gegen Schwache und Unterprivilegierte. Ihre neueste Parole, als Aufkleber: "Eure Armut kotzt mich an" . . . Ebenfalls weit beunruhigender für mich als die Rückkehr einer bedrohten und unglücklichen Frau ist die schreckliche Auslegung des Begriffes "Rechtsstaat" in täterbegünstigendem Sinn, wieder und immer wieder, als eine notorische Lebenserfahrung von mir in allem, was mit Aufarbeitung deutscher Geschichte zu tun hat. Aber nicht Nidar Pampurova bedroht den Rechtsstaat - die Mentalität der Kopfgeld-Ausschreiber von der Deutschen Liga bedroht ihn! Ihre Auffassung von "law and order", ihre Demokratieverachtung, ihre schamlos geoffenbarte Inhumanität, die in die verlogene Rolle von Rechtswahrern schlüpft - davon ist der Rechtsstaat wirklich attackiert.

Und dann die Haltung so mancher Behörden und ihrer Vertreter, so mancher Partei auch im Rat der Stadt Köln, die Härte, mit der hier eine Mutter abgeschoben und von ihrer Familien getrennt wurde. Wie gebärden sie sich gegenüber der "Deutschen Liga?" Es genügt nicht, deren Treiben papiertigerhaft zu verurteilen. Der Aufruf zu Kopfgeldjägerei ist illegal, die wildgewordenen Spießer der "Deutschen Liga" maßen sich polizeiliche und legislative Befugnisse an, und posieren lächerlicherweise als "Ordnungshüter". Warum fällt ihnen kein Amt, keine Behörde, kein Gericht dabei wirklich in den Arm? (. . .)

Ich weiß, wovon ich rede. Meine eigene Illegalität in der Nazizeit bleibt mir unvergessen. Ich sage das nicht, um hier unzulässige Vergleiche zu ziehen. Die gibt es gewiß nicht zwischen Hitlerdeutschland und der Bundesrepublik, abgesehen von einem: dem Ungeist der Verfolger von damals und heute. Da sehe ich keinen anderen Unterschied als den der unterschiedlichen Machtverhältnisse. Klar, daß ein Mann mit meiner politischen Biographie an dieser Stelle auf das Menetekel der Hessenwahlen vom Sonntag mit dem erdrutschhaften Erfolg der "Republikaner" hinweist. Von der Seite geht es der demokratischen Republik ans Leder - und nicht von Nidar Pampurova und ihrer Familie. Von ihnen muß endlich die entwürdigende Ungewißheit der Illegalität genommen werden, dieses schreckliche Dasein, das Menschen in Maulwürfe verwandelt, ihnen Licht und Luft nimmt und die Seele versehrt, unheilbar, wenn der Zustand zu lange dauern sollte. Deshalb mein Appell an alle: Erkämpfen wir den legalen Aufenthalt, erkämpfen wir die Freiheit für Nidar Pampurova!

Neues Zuhause für 29 Personen "Höhere Grundstücksausnutzung gegen Sozialwohnungen"

MAINTAL. Über einen ungewöhnlichen Weg erhielt die Stadt jetzt das Belegungsrecht für zwölf Sozialwohnungen. Sie änderte den Bebauungsplan in Hochstadt. Im Gegenzug stellte der Bauherr die zwölf Bleiben zur Verfügung.

29 Personen, darunter zwölf Kinder, erhalten auf diesen Art ab 1. April ein neues Zuhause, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.

"Ohne städtische Investitionen" seien somit in Maintal neue Sozialwohnungen entstanden.

B & D Thurau Immmobilen GmbH heißt die Verhandlungspartnerin, mit der die Stadt dieses Geschäft abschloß. Das Unternehmen hatte das Gelände an der Wachenbuchener Straße 12 gekauft und wollte dort 60 Wohnungen errichten.

"Aus städtebaulicher Sicht positiv", wertete Stadtrat Karl-Heinz Schreiber das Projekt. Doch die Pläne sahen eine größere Ausnutzung des Geländes vor als der Bebauungsplan. Also änderte die Stadt den Plan. Im Gegenzug erhielt die Stadt das Belegungsrecht für die zwölf Bleiben. Dabei handelt es sich um zwei Ein-Zimmer-Wohnungen, acht zwei-Zimmer-Wohnungen sowie zwei Drei-Zimmer-Wohnungen. Seit Ende vergangenen Jahres steht bereits fest, wer dort einziehen kann.

Die Miete beträgt im ersten Jahr 7,50 Mark pro Quadratmeter und darf in den nächsten zehn Jahren maximal um zwei Mark pro Quadratmeter steigen. Bis zu diesem Zeitpunkt gilt zunächst der Vertrag. Die anderen Unterkünfte in dem Gebäude sind als Eigentumswohnungen geplant.

"Höhere Grundstückausnutzung gegen Sozialwohnungen soll kein Einzelfall bleiben, sofern solche höheren Grundstücksausnutzungen städtebaulich und sozial verträglich sind", so Schreiber.

"Wenn wir es auf diese Weise erreichen könnne, daß sozial benachteiligte und junge Familien bezahlbaren Wohnraum erhalten, sind wir bereit, zu verhandeln." jur

Derselbe Zorn - und doch ganz anders

Vor Tor 1 des Krupp-Stahlwerks in Rheinhausen brennt wieder ein Mahnfeuer. Im Betriebsratsbüro wird wieder eine 24-Stunden-Schicht gefahren. Belegschaftsversammlungen finden im Acht-Stunden-Rhythmus wieder in der verräucherten "Menage", der legendären Versammlungshalle außerhalb des Stahlwerkes, statt, damit auch die Bevölkerung von Rheinhausen an diesen Treffen teilnehmen kann. Der Rahmen ist also genau wie damals im Winter 1987/88, als die Rheinhausener Stahlkocher schon einmal gegen die Vernichtung ihrer Arbeitsplätze kämpften. Und doch ist es diesmal ganz anders.

Johannes Rau mochte das wohl spüren, als er Mittwoch mittag nach einem Gespräch mit den Betriebsräten des erneut von der Stillegung bedrohten Stahlwerks den Landtag verließ, um mit den Demonstranten aus Rheinhausen zu sprechen. Sie hatten zu diesem Zeitpunkt schon knapp zwei Stunden auf den Ministerpräsidenten gewartet. Das heißt, die meisten von ihnen hatten die Warterei schon aufgegeben und waren in die Altstadt gezogen. Geld hatte Rau nicht zu bieten. Aber die noch auf ihn gewartet hatten, waren schon ganz zufrieden, als Rau gegen den Vorstand von Krupp/Hoesch Front machte, alte Versprechungen des Unternehmens einzuklagen versprach, Gutachter forderte und Verständnis bekundete für Zorn und Wut, für die Empörung und das Gefühl von Ohnmacht, die in gefährlicher Gemengelage die Stimmung der Menschen prägten.

Am Abend zuvor hatte es in Rheinhausen so ausgesehen, als ob die Flamme der Empörung noch einmal große Hitze entfachen könnte. Führende Betriebsräte wie Walter Busch und Theo Steegmann mußten ihre ganze Überzeugungskraft aufwenden, um die Belegschaft davon abzuhalten, den Bettel sofort hinzuschmeißen und den glühenden Hochofen sich selbst zu überlassen. Nur mit Mühe gelang den Betriebsräten eine geordnete Einstellung der Produktion. Einige Hitzköpfe hatten lauthals verlangt, "den ganzen Scheiß jetzt hinzuschmeißen". Sollten doch die Vorstände zusehen, wie sie mit dem im Hochofen kochenden Stahl zurechtkämen. Die Mehrheit in der Menage aber folgte dann doch Theo Steegmanns Appell, daß "wir den Betrieb nicht kaputtmachen". Anderenfalls wäre es ja sinnlos, um die Arbeitsplätze im Werk noch zu kämpfen, mahnte der Betriebsrat.

"Belogen, betrogen und dreimal beschissen" - so der Betriebsratsvorsitzende Walter Busch - habe Krupp- Chef Gerhard Cromme die Rheinhausener. Wenn sich die Belegschaft jetzt in ihrer Wut "gegenseitig die Köppe einschlägt", betreibe sie doch nur das Geschäft von Cromme und Co, meinte Busch. Eine Minderheit in der Menage forderte - allerdings vergeblich - sofort die Wahl einer Streikleitung, weil sie den Betriebsräten einen energischen Kampf gegen die Unternehmensleitung nicht mehr zutraut.

Um die Gemüter zu beruhigen und Dampf abzulassen, organisierten die Betriebsräte einen Fackelzug durch Rheinhausen. Aber daran mochten sich viele Stahlarbeiter schon nicht mehr beteiligen. Sie gingen still nach Hause.

REINHARD VOSS (Düsseldorf)

Buntes Banner soll Heimatgefühl Ausdruck geben Eddersheimer Vereinsring bietet Mitgliedern und Bürgern eine Fahne mit Ortswappen an Von Jürgen Schultheis

HATTERSHEIM. Eigentlich will Bernd Seel in die ganze Sache nichts "hineingeheimnissen". Ob nun "ein Stück Identifikation" oder nicht, "da will ich mir kein Urteil anmaßen", sagt das Vorstandsmitglied des Eddersheimer Vereinsringes. Der rührige Freizeitfunktionär kümmert sich deshalb lieber ums Geschäft. Denn die Eddersheimer sind zweifelsohne scharf auf das Ding und "soweit Nachfrage besteht", sagt Seel, "reagieren wir und bieten das an".

Stattliche zwei auf einen Meter mißt dieses "Ding", das nicht nur für manche Vorständler in den vergangenen Monaten zum obskuren Objekt der Begierde geriet. Schmücken soll es - und natürlich bei Festen und Veranstaltungen die gediegen-feierliche Note geben. "Es handelt sich um ein Banner mit grün-weißen Grund", heißt es dazu in einem Brief, den die Vorsitzenden der 38 Eddersheimer Vereine Anfang nächster Woche erhalten werden. Unterschiedlich gevierteilt sei es, "im Schnittpunkt der Felder ein weißer, schwarz gerandeter barocker Wappenschild", darin eine stilisierte Wolfsangel in Grün und ein blauer Kreisring.

Und wenn alles gutgeht und mindestens 20 Interessenten das schmucke Stück bestellen, könnte das Banner bereits zum nächsten Fischer-Fest am zweiten Augustwochenende den Stadtteil augenfällig zieren. 90 Mark müssen die Käufer für das vollsynthetische Marken-Polyester hinlegen, das von einer Holzquerstange, Seitenknöpfen und Aufhängeschnur gehalten wird und allen Nicht-Eddersheimern klarmacht, daß sie nicht dazugehören.

Und ordern gar 50 Personen und Vereine das bunte Banner, würde sich der Preis halbieren. Aber daran mag Bernd Seel derweil noch nicht denken. Der Vorständler wäre erst mal froh, wenn die 20 Mindest-Bestellungen eingegangen wären - "weil sich sonst die Sache überhaupt nicht rechnet" und die Eddersheimer letztlich leer ausgingen.

Das Banner flattert seit der 700- Jahr-Feier vor zwei Jahren gelegentlich von den Masten im Stadtteil. Seither treibt manchen Vereinsvorsitzenden der Gedanke um, das bunte Stück Chemiefaser für die eigene Gruppe zu erwerben. Denn bislang sind die Fahnen und Banner im Besitz der Stadt; wer Feste und Veranstaltungen schmücken will, muß den Stoff leihen.

Nachdem nun auch Eppsteiner Vereine zur Fahne griffen und nach Beobachtungen von Bernd Seel "große Resonanz in der Bevölkerung" bekamen, entschloß sich der dreiköpfige Vorstand des Vereinsrings, auch in Eddersheim ein Symbol lokaler Verbundenheit anzubieten. "Das Gefühl, Eddersheimer zu sein", mag nach Seels Worten vielleicht der Grund sein, warum Vereine und einzelne Bürger zuweilen gern zur Fahne greifen. Wolfgang Beurich, Geschäftsführer einer gleichnamigen Wiesbadener Fahnenfabrik, bestätigt die Vermutung Seels. Es sei eben dieses "Stück Identität", die in einer Fahne oder einem Banner zum Ausdruck komme. "Es gehört irgendwie dazu und ist Zeichen der Tradition", sagt der Fachmann. Und die pflegen die Vereine in ländlichen Regionen offenbar intensiver als in der Stadt. Beurich erhält die Mehrzahl der Bestellungen von Gruppen, die auf dem Lande aktiv sind. "Da kennen sich die meisten noch", sagt Beurich, "und der Sohn folgt dem Vater meist in den Verein nach." Das Symbol dieser Tradition sei eben die Fahne.

Das Wetter

Wetterlage Die über dem Südosten Deutschlands angelangte Kaltfront zieht nach Südosten ab, und im südlichen Deutschland setzt sich der Einfluß des Mittelmeerhochs durch. Auf den Westen und Norden greifen atlantische Tiefausläufer über und führen allmählich mildere Meeresluft heran.

Vorhersage bis Freitag früh

Im Süden nach Auflösung örtlicher Frühnebelfelder überwiegend gering bewölkt und trocken. In der Mitte und im Norden meist stark bewölkt mit Auflockerungen im Tagesverlauf und vor allem im Osten zeitweise etwas Regen. Höchsttemperaturen im Osten 2 bis 6, sonst 6 bis 11 Grad. Tiefstwerte 2 bis minus 3 Grad. Meist schwach windig. Weitere Aussichten für Freitag

Im Norden leicht unbeständig, im Süden trocken, leichter Temperaturanstieg.Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

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leicht bewölkt 15 Bozen

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wolkig 10 Dublin

stark bewölkt 9 Helsinki

wolkig 2 Innsbruck

wolkenlos 8 Istanbul

bedeckt 2 Kairo

leicht bewölkt 19 Larnaka

wolkig 14 Las Palmas

wolkig 18 Lissabon

stark bewölkt 14 London

stark bewölkt 11 Madrid

stark bewölkt 13 Malaga

stark bewölkt 16 Mallorca

leicht bewölkt 15 Moskau

bedeckt -1 Neapel

leicht bewölkt 13 Nizza

leicht bewölkt 13 Oslo

leicht bewölkt 2 Paris

leicht bewölkt 13 Rom

wolkenlos 12 St. Petersburg

stark bewölkt -1 Stockholm

leicht bewölkt 2 Tunis

bedeckt 10 Varna

leicht bewölkt 3 Venedig

wolkenlos 10 Warschau

leicht bewölkt 2 Wien

wolkenlos 4 Zürich

wolkenlos 7

Deutschland Berlin

leicht bewölkt 7 Dresden

leicht bewölkt 6 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 2 Feldberg/Schw.

wolkenlos 1 Frankfurt/M.

stark bewölkt 5 Freiburg

wolkenlos 11 Garmisch

leicht bewölkt 7 Hamburg

bedeckt 7 Köln

wolkig 11 Leipzig

wolkenlos 8 München

wolkenlos 7 Norderney

leicht bewölkt 5 Rostock

leicht bewölkt 5 Sylt

leicht bewölkt 6 Zugspitze

leicht bewölkt -9

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42

(Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.48 Uhr

Sonnenuntergang 18.24 Uhr

Mondaufgang 23.07 Uhr

Monduntergang 7.44 Uhr

Vertrag mit Nooteboom unter Dach und Fach Niederländischer Schriftsteller leitet die Wiesbadener Literaturtage vom 7. bis 13. November

WIESBADEN. Gastgeber der Wiesbadener Literaturtage 1993 wird der niederländische Schriftsteller Cees Nooteboom sein. Der Vertrag sei unterschreiben, das Datum der Literaturtage damit gleichzeitig festgelegt worden, sagte die Leiterin der Wiesbadener Stadtbibliothek, Eva Homrighausen. Vom 7. bis 13. November wird Cees Nooteboom Schriftsteller und Freunde zu Lesungen nach Wiesbaden einladen.

Ein Programm erwartet die Bibliothekschefin im nächsten Monat. Natürlich wisse sie nicht, wen Nooteboom letztendlich nach Wiesbaden mitbringen werde, erklärte sie bei der Bekanntgabe des Gastgebers. So wie sie das Werk und Leben des Niederländers einschätze, werde er entgegen den Literaturtagen im vergangenen Jahr diesmal den Schwerpunkt weniger auf ein Land legen. Vielmehr glaubt sie, daß die Autoren das Thema Europa als Mittelpunkt ihrer Lesungen betonen werden.

Bei dem breiteren Publikum ist der 1933 in Den Haag geborene Niederländer durch seinen 1991 erschienenen Roman "Die folgende Geschichte" bekannt geworden. Seit 1989 lebt er stets ein halbes Jahr in Berlin und ein halbes Jahr in Holland.

Als literarisches Ergebnis dieses halbjährlichen Aufenthalts in der deutsche Hauptstadt sind die "Berliner Notizen" entstanden, die in ganz spezieller Weise die neueste deutsche Geschichte beleuchten. "Es sind Eindrücke von jemandem, der zwar in der Stadt, über die er schreibt, lebt; und doch betrachtet er sie aus einer seltsamen Distanz, quasi als ob er von oben auf sie herabschaut" beschreibt Eva Homrighausen Cees Nootebooms Lyrik. dia

Mehr Grün-Schwarz denkbar Hessischer Fraktionschef von Plottnitz nennt Voraussetzungen

me / cg WIESBADEN / FRANKFURT A. M., 10. März. Verständnis für jede grüne Gliederung, die sich frage, ob durch ein Bündnis mit der CDU große Koalitionen von CDU und SPD verhindert werden können, hat der Fraktionschef der Grünen im hessischen Landtag, Rupert von Plottnitz, in einem Interview der Frankfurter Rundschau geäußert. Der Abstand der Grünen zur CDU sei in wichtigen Politikfeldern groß, aber die Union bestehe auch in Hessen "nicht nur aus Positionen, wie wir sie im Landtag hören". Wenn es gelingen sollte, bei der CDU - "und sei es mit Hilfe des Vehikels einer Koalition" - zu Positionen zu kommen, die mit deren traditionell bekannten nichts zu tun haben, "wäre das sicher nichts, was ein Grüner zu bedauern hätte". Petra Roth leitet Stadtparlament

cg FRANKFURT A. M., 10. März. Petra Roth, Spitzenkandidatin und Kreisvorsitzende der Frankfurter CDU, wird Stadtverordnetenvorsteherin im Römer. Die Rathausfraktion der Christdemokraten stimmte einem entsprechenden Vorschlag des Vorstandes bei nur einer Enthaltung zu. Traditionell steht der stärksten Fraktion der Vorsitz in der Stadtverordnetenversammlung zu. Die CDU hatte am 7. März in Frankfurt 33,4 Prozent der Stimmen erreicht, die Sozialdemokraten waren von 40,1 auf 32 Prozent zurückgefallen. Trotz der hohen Verluste der Sozialdemokraten können SPD und Grüne die bisherige Koalition weiterführen. Neuer Fraktionschef der Union wurde Ex-Schuldezernent Bernhard Mihm.

(Weiterer Bericht im Lokalteil)

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tabelle fußball em u 21 1. Deutschland 4 3 0 1 7:3 6:2 2. Spanien 3 2 1 0 5:3 5:1 3. Dänemark 1 1 0 0 3:2 2:0 4. Irland 4 1 0 3 6:7 2:6 5. Albanien 4 0 1 3 3:9 1:7

Ein Bild von Glück Das Duo Thomas Zehetmair und Bruno Canino

Besonderes Flair hatte gleich die erste der drei vom Veranstalter Frankfurter Bachkonzerte eingerichteten Matineen mit Werken von Bach, Schubert und Brahms. Fast wie vor vielen Jahren fühlte man sich aufgelegt für gute Musik im Saal der Deutschen Bank, ließ sich angenehme Bewirtung, die es damals noch nicht gab, aber auch nicht vermißt wurde, etwas kosten, aber in der Hauptsache meldete sich eben die einst nach dem musikalisch Schönen so ausgehungerte Seele wieder an.

Hier hatte ich, als für die hiesige Kultur sich die Massenbasis erst zu bilden begann, die bedeutendsten Solisten, Interpreten, die man heute kaum noch dem Namen nach kennt, und aufstrebende Kammerensembles ersten Ranges gehört; es hat seine Reize, ist aber auch nicht ohne Gefahr, zurückversetzt zu werden in Zeiten, die sich in der Erinnerung zu den "guten alten" verklären.

In der Tat schickte sich die Gegenwart an, Vergangenheit zu übertreffen. Thomas Zehetmair steht nun auf der Höhe violinistischen Könnens, ein Geiger mit gewaltloser Ausdruckskraft und differenziertester Formphantasie. Ich meinte, eines der den Geist anspannendsten Kunst- und Lehrwerke für Violine solo, die dritte der Bach-Partiten (BWV 1006) als E-Dur-Konzert-Mittelstück, noch nie so schwebend leicht, zu vollkommener Harmonie polyphon nuanciert, gehört zu haben. Dieser Instrumentalist scheut sich nicht, beredten Geigenklang als Resultat schwungvoll-kunstgerechter Körperbewegung darzustellen. Leib und Seele sind eines Geistes.

Zehetmairs Partner am Flügel war Bruno Canino. Ich hatte den Italiener vor etwa zwanzig Jahren als den charmantesten Experten für Neue Musik kennengelernt. Als Brahms-Pianist, konform mit dem Geiger bei des Vollenders deutscher Musiktradition A-Dur-Violinsonate Opus 100, war er unfehlbar wie damals. Ein Bild von Glück in Musik versöhnter Natur tat sich auf.

Aus helldunkel-sonorer Viola geweckt, rührte des Streichers schöne Stimme fast noch menschlicher an als die seiner Geige. Er spielte die Bratschen-Version von Franz Schuberts a-Moll-Sonate für Arpeggione und Klavier (ursprünglich geschrieben für das seinerzeit neue "Guitarre-Violoncello"), und so unbeschwert tanzten die Sequenzen des Virtuosenstücks, daß sogar Schuberts Ironie, eine meist simple Klavier-Begleitrhythmik dazu zu setzen, das Gefallen daran kaum trübte. KARLHEINZ LUDWIG FUNK

Bundestrainer mußte das Bett hüten Neuer Arzt hatte prominenten Patienten

Am Montag um 16.30 Uhr klingelte bei Frank Döring das Telefon, keine 24 Stunden später nahm er seine erste Amtshandlung vor und schickte gleich den Bundestrainer ins Bett. Frank Döring ist Arzt an der orthopädischen Klinik in Hessisch Lichtenau und außerdem auch Mannschaftsmediziner des Handball-Zweitligisten TV Melsungen. Seit jenem Anruf ist er auch noch der Arzt der Handball-Nationalmannschaft. Diesen überraschenden Aufstieg verdankt er einem Virus, das den eigentlichen Mannschaftsarzt Berthold Hallmaier mit hohem Fieber aufs Krankenlager warf.

Die Nummer zwei auf der Ärzteliste des Deutschen Handball-Bundes (DHB), Dietmar Baumann, hatte erst jüngst eine neue Stelle als Chirurg angetreten und war daher nicht abkömmlich.

So erinnerte man sich beim DHB des 32jährigen Mediziners, der seit zwei Jahren in den Diensten des Handballbundes sowohl die männliche Jugend- als auch die Junioren-Nationalmannschaft betreut. In letzterer hatte der ehemalige Linksaußen früher selbst zehn Länderspiele für die Bundesrepublik gemacht. Und so also wurde der Name Döring als Mitglied der offiziellen DHB-Delegation bei dieser WM noch schnell nachgemeldet. Keine Selbstverständlichkeit übrigens, denn immerhin mußten in Hessisch Lichtenau innerhalb weniger Stunden Dienstpläne umgeschrieben und neu besetzt werden. "Mit Mühe", sagt Döring, sei er "aus der Klinik herausgekommen."

Sehr viel weniger Schwierigkeiten hatte er mit seinem ersten Patienten in Schweden. Bundestrainer Armin Emrich erklärte bereitwillig von sich aus, den Dienstag im Bett verbringen zu wollen. "Das war sein eigener Wille", versichert der Arzt, und zudem eine rein vorbeugende Maßnahme, um dem sich ankündigenden grippalen Infekt gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Auch die Behandlung selbst stellte Döring nicht vor hohe Hürden, wohingegen er wegen der umfangreichen Liste dopinggeeigneter Grippemittel bei der etwaigen Behandlung von Spielern äußerst sorgfältig vorgehen und die Aufstellung der illegalen Heil- Stoffe genau studieren muß. Der Bundestrainer griff im eigenen Fall auf bewährte Rezepte zurück: Heißer Tee, Vitamin C und viel Schwitzen. Das bewährte sich, denn zum Abschlußtraining vor der Begegnung gegen die Dänen war Emrich wieder putzmunter auf den Beinen - und auch gut bei Stimme. Und die hat der Bundestrainer weitaus nötiger, als gute Fußarbeit. fes

Kommentar

Aus der Traum. Da verwandelte sich für wenige Wochen eine Eschborner Wiese in einen Ort voller Lebendigkeit - junge Leute ohne Wohnung wagten, ein Stück ihrer Utopie in die Wirklichkeit umzusetzen. Aus der Not, keinen Wohnraum zu finden, machten sie eine Tugend und schufen sich eine ihnen gemäße Lebensform. "Art", Kunst, nannten sie ihr Bauwagendorf, das jedem für Besuche offenstand und sich zu einem Zentrum alternativer Lebenskultur hätte entwickeln können. Doch die Stadtverwaltung hatte Lebenskultur beseitigt nach der Kommunalwahl nichts Eiligeres zu tun, als das Dorf von der Polizei räumen zu lassen.

Politisch geschickt: Vor der Wahl hätte die Aktion für unnötigen Aufruhr sorgen können. Da war es einfacher für die beiden Spitzenmänner der Verwaltung, zwar immer wieder zu betonen, das Dorf könne nicht bleiben, aber nicht zu handeln. Jetzt, nach der Wahl aber, wollten sie Fakten schaffen: Vielleicht hätte das neu gewählte Parlament, das die Verwaltung zu kontrollieren hat, politisch ein Wörtchen mitreden wollen. So war der Zeitpunkt in der allgemeinen Hektik der Sondierungsgespräche zwischen den Parteien gut gewählt. Und niemand hat sich die Hände schmutzig gemacht, denn schließlich diente das Ordnungsamt nur Recht und Gesetz. Den jungen Wohnungslosen hilft das nichts. Die Stadt bietet ihnen keinerlei Alternative. Armes Eschborn. SUSANNE HOERTTRICH

ri,K=NEU An die Politik

Thema: Costa Rica

Datum:

Von Rita Neubauer, Mexiko-Stadt

Eine angespannte Stimmung beherrscht die Lage in der nicaraguanischen Botschaft in Costa Rica, nachdem die Geiselnehmer in der Nacht zum Mittwoch das Angebot abgelehnt hatten, gegen eine Amnestie und möglichem Asyl in Venezuela die Besetzung aufzugeben. Die nicaraguanische Regierung hatte zuvor die Forderungen der drei bewaffneten Männern zurückgewiesen, die am Montag die Vertretung des mittelamerikanischen Landes in ihre Gewalt gebracht hatten.

Die Gruppe, der Ex-Contras angehören, fordert sechs Millionen Dollar Lösegeld für die Freilassung ihrer Geiseln sowie den Rücktritt des nicaraguanischen Heereschefs Humberto Ortega und Präsidialministers Antonio Lacayo.

In der Botschaft im Zentrum der costaricanischen Hauptstadt San Jose befanden sich zum Zeitpunkt der Geiselnahme rund 19 Personen, darunter auch der Botschafter,Alfonso Robelo, ebenfalls ein ehemaliger Contra-Führer und enger Vertrauter der nicaraguanischen Präsidentin Violeta Chamorro. Die Geiselnehmer stehen in ständigem Kontakt mit dem costaricanischen Sicherheitschef, Luis Fishman, der am Dienstag erklärte, daß die Lage zwar unter Kontrolle sei, er aber keine schnelle Lösung erwarte.

Die Männer, die dem autonomen Kommando Yolaina angehören, erklärten, daß sie fünf Millionen Dollar des Lösegelds dem Kardenal für die Armen übergeben wollen. Obando y Bravo, der schon zu früheren Zeiten als Vermittler zwischen den einst in Nicaragua regierenden Sandinisten und den Contras auftrat, verhandelte am Dienstag nachmittag mit dem Kommando. Er bezeugte später, daß die Männer über Schnellfeuergewehre, Handgranaten und Benzin verfügen und sich verärgert zeigten, daß er von keinem hochrangigen Regierungsvertreter begleitet wurde. "Sie sind zu allem bereit," meinte Obando y Bravo und warnte vor einer großen Tragödie.

Das Kommando, angeführt von Juan Manuel Urbina Lara, droht die Botschaft in die Luft zu sprengen, sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden. Sie bezeichnen sich selbst als "Patrioten" und beschuldigten in einem zweiten Kommunique die Regierung von Präsidentin Chamorro, keinen Willen zu Verhandlungen zu zeigen. Auf die Bitte von Obando y Bravo, wenigstens die Frauen freizulassen, erklärte Urbina, daß dies erst bei "richtigen Verhandlungen" geschehe.

Urbina, der das Kommando nach einem nicaraguanischen Dorf benannte, in dem während des achtjährigen Kriegs (1981- 1990) eine größere Zahl von Contras ums Leben kam, hatte selbst während des Konflikts Asyl in Costa Rica erhalten. Er stieg zu einem Anführer der Südfront auf, und legte seine Waffen aber wie tausende von Contras nach dem Amtswechsel 1990 nieder. Doch wie auch ehemalige Krieger, die seitdem im Norden des Landes für Unruhe sorgen, lehnt auch Urbina die versöhnliche Politik der Präsidentin gegenüber den Sandinisten ab.

Chamorro hatte zum Verdruß ihrer Koalition den Heereschef und einstigen, sandinistischen Verteidigungsminister Ortega im Amt behalten. Aus Furcht, ohne Hilfe der Sandinisten nicht regieren und auch nicht die Armee reduzieren zu können. In den vergangenen Monaten wurde sie für diese Politik nicht nur von marodierenden Banden ehemaliger Contras unter Druck gesetzt, sondern auch im Parlament von ihren einstigen Alliierten. Vize-Präsident Virgilio Godoy und auch der ehemalige Vorsitzende der Nationalversammlung, Alfredo Cesar, führen den Kampf gegen die Präsidentin an und forderten bereits mehrmals deren Rücktritt. Gleichzeitig geriet Antonion Lacayo, Schwiegersohn von Frau Chamorro und der eigentliche Herrscher hinter dem Präsidentensessel, in die Schußlinie. Die Ex-Contras beschuldigen ihn, die treibende Kraft hinter der "Co-Regierung" mit den Sandinisten zu sein, die nicht nur weiter die Armee und Polizei kontrollieren sondern auch inzwischen zwei Minister stellen.

Godoy betonte zwar, daß er keine Verbindung zu den Geiselnehmern habe, erklärte aber gleichzeitig, daß deren Forderungen nationalen Charakter hätten. Auch tauchte der nach dem Krieg verschwundene "Nicaraguanische Widerstand" (RN) wieder aus der Versenkung auf, dessen Chef, Oscar Sovalbarro, die Aktion verurteilte und meinte, daß die Probleme Nicaraguas nicht durch Gewalt zu lösen seien.

Atlantischer Zauber und Inselromantik

SCHWALBACH. In ferne Gefilde bricht der Kulturkreis Schwalbach zumindest musikalisch auf: Am Mittwoch, 17. März, soll die Gruppe "Finaçon" die Besucher in Urlaubsstimmung bringen. Die Band von den kapverdischen Inseln gastiert um 20 Uhr im Bürgerhaus.

"Atlantischer Zauber" ist der Abend betitelt. Leckereien, Cocktails und Dekoration versprechen zudem Inselromantik. Karten zum Preis von zwölf Mark gibt es im Kulturkreis-Büro, Tel. 0 61 96 / 8 19 59, und an der Abendkasse. kkü

Graham-Predigten über Satellit live in Hanau

HANAU. Der bekannte US-amerikanische Baptistenpastor Billy Graham predigt vom 17. bis 21. März in der Essener Gruga-Halle. Per Satellit werden die Predigten in dieser Zeit auch live nach Hanau übertragen.

Jeweils für 19.30 Uhr laden die drei Hanauer Freikirchen ein: die Baptisten- Gemeinde Am Frankfurter Tor 16, die Kirche des Nazareners am Alten Rückinger Weg 39 und die Freie Evangelische Gemeinde an der Ecke Königsberger/ Weimarer Straße. him

LZB-Chef Schulmann redet Banken ins Gewissen

"Wandel bei Börsenaufsicht noch nicht erkannt" / Kritik wegen überhöhter Emissionspreise

ski FRANKFURT A. M. Kritische Worte hat der Präsident der Landeszentralbank in Hessen (LZB), Horst Schulmann, der Geldbranche ins Stammbuch geschrieben. Seine Rede auf der Mitgliederversammlung des Bankenverbandes Hessen nutzte er gestern abend zugleich dazu, die Vorzüge des Finanzplatzes Frankfurt hervorzuheben, natürlich auch mit Blick auf den Wettbewerb um den Sitz der künftigen EG-Zentralbank.

Unzufrieden ist Schulmann mit Bankern und Börsianern unter anderem, weil diese aus seiner Sicht offenbar nicht mit der richtigen Begeisterung bei der Neuregelung der Wertpapieraufsicht mitziehen. Man habe bisweilen den Eindruck, so der LZB-Chef, als hätten die Marktteilnehmer den damit verbundenen grundsätzlichen Wandel "noch nicht in seiner völligen Reichweite erkannt". Die Änderungen, nicht zuletzt beim Insiderrecht (einschlägige Vergehen sollen künftig wie in anderen Ländern strafbar sein), müßten dazu führen, daß die staatlichen Aufsichtsstellen viel stärker als bisher auch einzelne Börsengeschäfte überwachen "und unter Umständen eingehende Nachforschungen anstellen". Dies sollte nicht als überflüssige und unangebrachte Einmischung betrachtet werden, sondern in erster Linie als Gewinn für das internationale Ansehen der deutschen Börsen. Schulmann bezog sich damit offensichtlich auf jüngste Vorkommnisse, als den Aufsehern wegen des Verdachts krummer Transaktionen angeforderte Unterlagen angeblich "eher zögerlich" zur Verfügung gestellt wurden. "Aus sachlichen Gründen eindeutig geboten" ist es laut Schulmann, das neue Börsenaufsichtsamt in Frankfurt anzusiedeln. Anspruch auf die Behörde haben bisher auch Bremen und Thüringen (Erfurt) angemeldet; weitere Kandidaten dürften folgen.

An die Banken appellierte der LZB- Präsident ferner, die Preise bei Aktien- Neuemissionen "sorgfältig" zu ermitteln. "Man kann dem Publikum bei drastischen Kursverlusten nicht nur entgegenhalten, die Aktie sei ein Risikopapier." Wenn der im internationalen Vergleich unterentwickelte deutsche Aktienmarkt gestärkt werden solle, sei auch "ein außerordentlich verantwortungsbewußtes Handeln der die Börsenneulinge begleitenden Banken" erforderlich, meinte er unter Anspielung auf die zahlreichen überteuerten Emissionen der jüngeren Vergangenheit, die die "erfolgreichen" Zeichner viel Geld kosteten. Der hiesige Finanzplatz ist Schulmann zufolge durch eine Reihe von Neuerungen, etwa die von der Bundesbank beschlossene Senkung der Mindestreservesätze, im internationalen Wettbewerb um Anleger und Schuldner "eindeutig" gestärkt worden.

Diese Verbesserungen ergänzten eine lange Liste von Vorteilen, die in Deutschland schon Tradition hätten, etwa die hohe Sparquote, die Stabilität der Mark, die gesetzlich verankerte geldpolitische Unabhängigkeit der Währungshüter oder die Solidität des Bankensystems im Unterschied zu manchen anderen Ländern. Was letzteren Punkt angeht, sollten die Institute deshalb den hohen Qualitätsstandard, den die deutsche Bankenaufsicht setzt, auch nicht als Wettbewerbsnachteil ansehen, wie es in der Diskussion über die neuen Eigenkapitalvorschriften geschehen ist.

Nachholbedarf sieht Schulmann in der Mainmetropole bei Aus- und Fortbildung sowie wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit neuen Entwicklungen im Finanzwesen. Die "intellektuelle Infrastruktur" müsse ausgebaut werden, und hier sei nicht nur der Staat, sondern auch das Geldgewerbe gefordert.

Kaufmännische Arbeit im Vhs-Übungsbüro

MAIN-TAUNUS-KREIS. Praktische kaufmännische Grundkenntnisse können Interessierte gewissermaßen im "Labor" trainieren. Die Volkshochschule in Hofheim hat ein kaufmännisches Übungsbüro eingerichtet und noch drei freie Plätze anzubieten. Nach einer Einführung, in der betriebliche Zusammenhänge erörtert und Aufgabenbereiche vorgestellt werden, sollen die Kursteilnehmerinnen und Teilnehmer selbständig und praxisnah in fünf unterschiedlichen Betriebsabteilungen arbeiten.

Der Lehrgang umfaßt 150 Unterrichtsstunden in drei Semestern - etwa vier Übungsstunden pro Woche. Die Gebühr für alle drei Semester beträgt insgesamt 600 Mark. Wer Interesse hat, sollte sich schnellstmöglich an die Vhs-Geschäftsstelle, Tel. 0 61 92 / 99 01 32, wenden. ana

Polizei hob Dealerring aus Nach Wohnungs-Observation fünf Marokkaner festgenommen

Die Polizei hat in der Nacht zum Dienstag im Nordend einen marokkanischen Dealerring ausgehoben. Fünf Männer im Alter zwischen 18 und 27 Jahren wurden in ihrem Stützpunkt, einer Wohnung in der Weberstraße, festgenommen. Bei der Durchsuchung der Räume stellte die Polizei mehr als 250 Gramm Heroin und Kokain sicher. Das Rauschgiftkommissariat teilte mit, die Wohnung sei sowohl zum "Bunkern" wie auch zur Portionierung und Verkauf der Drogen benutzt worden.

Den Hinweis auf das Wohnhaus in der Weberstraße hatte die Polizei im Verlauf eines anderen Rauschgiftverfahrens erhalten. Daraufhin wurden vier Zivilbeamte des Sonderkommandos Nord am Montag abend zur Observation des mehrstökkigen Hauses abgestellt. Die Beamten registrierten von ihren Beobachtungsposten bis spät in die Nacht "emsige Geschäftigkeit" im ersten Stock, wie Polizeisprecher Manfred Feist aus dem Einsatzbericht zitierte.

Gegen 3.40 Uhr betraten zwei Marokkaner das Haus und verschwanden in der Wohnung. Doch noch bevor sie die Tür schließen konnten, waren die Beamten hinter ihnen und drängten sie in den Flur. Danach hatten die Männer vom Sonderkommando zunächst einmal alle Hände voll zu tun, um die Dealer daran zu hindern, Drogenpacks aus den Fenstern zu werfen.

Das Rauschgift hatten die Marokkaner in Kleidungsstücken, in Schränken, Mauernischen und im Hohlraum des Waschbeckens versteckt. Sichergestellt wurden 242 Gramm Heroin und 27 Gramm Kokain sowie einige tausend Mark, die nach Ansicht der Polizei aus Drogengeschäften stammen dürften.

Im Kachelofen fand die Polizei einen Revolver vom Kaliber 22 Magnum und 136 Patronen.

Vier der fünf Marokkaner sind der Polizei bereits früher beim Drogenhandel aufgefallen. Gegen alle Personen sollen Haftbefehle beantragt werden. habe

Polizeibeamte entdeckten Haschisch im Erdbunker

OFFENBACH. Rund 100 Gramm Haschisch entdeckten Polizeibeamte im Büsing-Park in einem Erdbunker, als sie zwei Gruppen von jungen Deutschen und Marokkanern kontrollierten. Wie die Polizei gestern mitteilte, hatten die zumeist jungen Leute am Dienstag mittag in dem Park den Weg versperrt.

Elf Beamte hatten daraufhin die Papiere kontrolliert. Zwei Ausländer wurden vorübergehend festgenommen, da sie sich nicht ausweisen konnten. Wem das Haschisch gehörte, konnte nicht festgestellt werden. hf

JU kündigt Amigo Freundschaft Junge Union Bayerns fordert Streibl zum Rücktritt auf

fa MÜNCHEN, 10. März. Die Junge Union Bayern hat den in die Amigo-Affäre verwickelten Ministerpräsidenten Max Streibl offiziell zum Rücktritt aufgefordert. Der Beschluß wurde am Wochenende im JU-Landesausschuß mit 13 zu 9 Stimmen gefaßt. Von der Staatskanzlei wurde die Rücktrittsforderung postwendend als "unverschämt" zurückgewiesen. CSU-Generalsekretär Erwin Huber sprach von einer "Pauschalkritik", die "ebenso unbedacht wie unberechtigt" sei. Es gebe "keinen Anlaß, auch nur einen Millimeter von der Solidarität zu Max Streibl abzuweichen", hieß es in einer Erklärung Hubers.

Streibl zeigte sich "erstaunt" über den JU-Beschluß und war bemüht, die Bedeutung des Gremiums herunterzuspielen. "Das sind Teile der Jungen Union und nicht die ganze Junge Union und schon gar nicht die CSU", sagte Streibl auf dem Weg zur CSU-Landtagsfraktion. "Am besten kann man sich profilieren, wenn man gegen etwas ist", tat er die Motive des Parteinachwuchses ab.

Auch Fraktionschef Alois Glück kritisierte die Rücktrittsforderung. "Ich halte den Beschluß für falsch", sagte er. Wer glaube, den Rücktritt Streibls betreiben zu müssen, sollte sich darüber im klaren sein, "daß er einen Riesenflurschaden in der CSU anrichtet".

In der Fraktionssitzung verhinderte Glück dann eine Diskussion über die Forderung der Jungen Union, obwohl der JU- Landesvorsitzende Markus Sackmann, der Landtagsabgeordneter ist, anwesend war. Er hatte vor der Sitzung angekündigt, den Beschluß zu vertreten und seine Gründe zu erläutern, obwohl er selber dagegen gestimmt habe. In seinem Eingangsstatement sagte Glück nach Darstellung Sackmanns jedoch, es sei heute nicht der Anlaß, über den Rücktritt Streibls zu diskutieren und Sackmann brauche sich dazu auch nicht zu äußern.

Komplette Dealer-Bande in Holland ausgehoben Transportfirma tarnte Haschisch-Schmuggel aus Marokko / Polizei nahm 20 Personen fest Von unserem Korrespondenten Hermann Bleich

DEN HAAG, 10. März. Mit der Festnahme von 20 Personen, zum größten Teil Niederländer, hat die Amsterdamer Polizei jetzt eine große internationale Drogenschmuggelbande ausgehoben. Die Bande bediente sich auf den ersten Blick legal scheinender Transportunternehmen als Tarnung. Lastwagen, die Gemüse und Obst nach Marokko transportierten, beförderten auf dem Rückweg Ladungen mit Haschisch, die an geheimen Orten versteckt wurden.

Da der Handel mit Haschisch bei den niederländischen Justizorganen nicht die größte Aufmerksamkeit genießt, vermochte die Organisation lange Zeit ihren Schmuggel zu betreiben. Die Polizei schätzt, daß der Bandenchef, Eigentümer eines Transportunternehmens in Alkmaar, im Laufe von zwei Jahren einen Betrag von umgerechnet rund zehn Millionen Mark mit den Transporten aus Marokko verdient haben dürfte. Bei den festgenommenen Bandenmitgliedern wurden eine große Menge Rauschgift, sechs teure Autos sowie Bargeld und Feuerwaffen beschlagnahmt. Laut Polizei sei durch diese Aktion eine Schmuggelorganisation lahmgelegt worden, die zu den größten in den Niederlanden gehörte.

Die Festnahmen wurden an 28 Stellen in Amsterdam und der weiteren Umgebung vorgenommen. Der größte Teil des geschmuggelten Rauschgifts war für den niederländischen Markt bestimmt, ein anderer Teil ging nach Dänemark und Großbritannien. Die ersten Verhaftungen von Mitgliedern dieser Schmuggelbande waren schon im Sommer vergangenen Jahres in Madrid erfolgt, als dort auf Ersuchen aus Den Haag drei Niederländer festgenommen wurden, in deren Kühltransportwagen eine große Menge Haschisch entdeckt wurde. "Geldwäscher" in Mailand gefaßt

MAILAND (dpa). Die italienische Finanzpolizei hat in Mailand in Zusammenarbeit mit den deutschen Behörden eine Organisation ausgehoben, die aus dem Kokainhandel stammendes Geld "gewaschen" hat. Nach offiziellen Angaben vom Mittwoch wurden vier Personen festgenommen und 1,95 Milliarden Lire (rund 1,9 Millionen Mark) Bargeld sowie Gold und Schmuck im Wert von 5,3 Millionen Mark sichergestellt.

Grüne sprechen nicht mit FWG Sie favorisieren eine "Minderheiten-Koalition" mit der SPD

WETTERAUKREIS. Die Grünen sind nicht bereit, mit der FWG/UWG über eine Zusammenarbeit im Kreistag zu sprechen. Mit überwältigender Mehrheit sprach sich die Migliederversammlung der Öko-Partei am Dienstagabend gegen solche Gespräche aus. Diethardt Stamm: "Dann müßten wir auch mit den Republikaner sprechen, denn deren Programme stimmen überein." Die etwa 40 versammelten Grünen plädierten einstimmig für eine "Minderheitenkoalition" mit der SPD.

Für Gespräche mit der FWG/UWG hatten nur vier Grüne gestimmt. "Ich will keine Koalition um jeden Preis, aber ich will es versuchen", sagte Petra Rauch- Weitzel aus Friedberg. "Ich kann mir auch keine Zusammenarbeit mit solchen Leuten vorstellen", sagte zwar Horst Jürgen Wohlgemuth aus Butzbach, der aber mit der Wählergemeinschaft sprechen wollte, "um zu sehen, wie sie sich gegenüber Republikaner-Anträgen verhalten wird".

Die große Mehrheit der versammelten Grünen wollte mit der Wählergemeinschaft nichts zu tun haben. Schon mit der SPD sei wenig Grünen-Politik durchzusetzen gewesen, mit der FWG bleibe nichts mehr übrig, befürchten sie.

Der Wählergemeinschaft wurde vorgehalten, mit den gleichen Parolen auf Stimmenfang gegangen zu sein, wie rechtsextreme Parteien. Die Grünen können sich auch nicht mit dem Gedanken anfreunden, mit dem wegen Vorteilnahme im Amt verurteilten Ex-Landrat und heutigen FWG-Spitzenmann Helmut Münch an einem Tisch zu sitzen.

Am kommenden Dienstag wollen die Grünen mit der SPD über eine "Minderheitenkoalition" sprechen. Sie werden bei den Sozialdemokraten aber kaum offene Ohren finden. Es gehe nicht nur um die hauptamtliche Kreisspitze, sondern auch um Sachentscheidungen in den nächsten vier Jahren. Dafür seien klare Mehrheiten erforderlich, sagte gestern der alte und voraussichtlich auch neue Vorsitzende der SPD-Fraktion, Bardo Bayer, zur FR. Er bedauerte, daß die Grünen nicht mit der FWG reden wollen, denn seine Partei hat ein Bündnis aus SPD, Grünen und FWG als Alternative zur "großen Koalition" ins Auge gefaßt. ieb

Sommerfest bleibt auch künftig im Burggarten

DREIEICH. Das internationale Sommerfest bleibt auch künftig dort, wo es seit 1981 Jahr für Jahr veranstaltet wird - im Burggarten in Dreieichenhain. Diese Entscheidung fällte jetzt der Magistrat. Damit verwarf die Stadt die immer wieder aufkommende Idee, mit dem Fest von Stadtteil zu Stadtteil zu touren.

Laut Magistrat wäre ein Ortswechsel sowohl organisatorisch als auch technisch zu aufwendig. So müßte etwa im Sprendlinger Bürgerpark eigens dafür eine Großbühne aufgebaut werden. leo

Computeranalyse zum Schutz vor Einbrechern

NEU-ISENBURG. Wer sein Eigentum vor Einbrechern schützen möchte, kann sich in der kommenden Woche bei der Volksbank an der Frankfurter Straße Rat holen. Eine kostenlose Computeranalyse über Schwachstellen in der Wohnung jedes Interessierten ist Teil der Ausstellung "Sicherheit von Haus und Wohnung", die von den Volks- und Raiffeisenbanken mit der Offenbacher Kriminalpolizei und einer Versicherung organisiert wurde und vom 15. bis zum 26. März während der Öffnungszeiten zu sehen ist. leo

Grüne: Mehr Gewicht für die Sozialpolitik

Nachdem die Fraktion der Grünen im Römer die 36 Jahre alte Soziologin Martina Schmiedhofer zu ihrer Vorsitzenden gewählt hat, will sie in der Fraktion neue Schwerpunkte setzen. Die Sozialpolitik müsse bei den Grünen künftig eine gewichtigere Rolle spielen, sagte Schmiedhofer, die die erste fünfstündige Routinezusammenkunft der neuen Fraktion leitete.

Die Grünen hätten da "einige Defizite" aufzuarbeiten, meinte die Fraktionschefin mit Blick auf die schwache Präsenz der Partei gerade in den Stadtteilen, die als soziale Brennpunkte Hochburgen der rechtsextremen Republikaner waren. Ein "Symbol" sieht Schmiedhofer darin, daß in dieser Situation gerade sie als ausgewiesene Sozialpolitikerin zur Fraktionsvorsitzenden gewählt wurde.

Die gebürtige Berlinerin, die seit ihrer Grundschulzeit in Frankfurt lebt und hier auch studierte, geht da auf sicherem Terrain. Seit acht Jahren ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Landtags-Grünen unter anderem für Jugend, Arbeit und Soziales zuständig. Weil der gelernten Bankkauffrau auch Zahlen nicht fremd sind, saß sie in den vergangenen Jahren für ihre Partei im Wirtschaftsausschuß. Sozial- und Wirtschaftspolitik will sie auch künftig unter einen Hut bringen. "Man muß schließlich die Stadt als Ganzes sehen."

Ihre Aufgabe als künftige Fraktionschefin sieht sie zunächst darin, das neue Team mit zwei Dritteln "Neulingen" zu guter Arbeit zusammenzubringen. Angesichts der angespannten Finanzlage müßten die Grünen dann diskutieren, wo sie ihre Schwerpunkte setzen wollten. luf

Auch SPD-Parteibeirat für rot-grüne Koalition

Nach dem Unterbezirksvorstand hat sich auch der Parteibeirat der Frankfurter SPD für eine Fortsetzung der rot-grünen Koalition im Römer ausgesprochen. Andere Koalitionsmöglichkeiten seien nicht angesprochen worden, sagte der Frankfurter SPD-Vorsitzende Sieghard Pawlik während der ersten Pressekonferenz der Sozialdemokraten nach der Kommunalwahl. Angesichts der Rücktrittsforderungen der CDU an die Adresse des OB empfahl Pawlik den Christdemokraten, "die Backen nicht so aufzublasen". Sie könnten von den Möglichkeiten der Hessischen Gemeindeordnung Gebrauch machen. Der SPD-Chef wies darauf hin, daß SPD und Grüne, die ihre Koalition fortsetzen wollen, im Stadtparlament über eine Mehrheit von drei Stimmen verfügen und daß von Schoeler bis 1997 gewählt ist. Nach der Gemeindeordnung kann der OB in zwei Wahlgängen mit der einfachen Mehrheit der Stadtverordnetenversammlung abgewählt werden.

Pawlik wiederholte das Angebot an die Union, auch nach dem Ablauf der Amtszeit von Bürgermeister Moog im nächsten Jahr einen Platz im hauptamtlichen Magistrat für die Oppositionspartei zur Verfügung zu stellen. Grundsätzlich sei die SPD der Meinung, daß der Magistrat auf lange Sicht verringert werden solle.

Zu den nächste Woche beginnenden Koalitionsgesprächen mit den Grünen, sagte der SPD-Chef, seine Partei sei an einem zügigen Ablauf interessiert. Zu den Verhandlungszielen der SPD wollte sich Pawlik nicht äußern.

Wie die Grünen wollen die Sozialdemokraten der Politik der "Republikaner" offensiv begegnen. Damit gibt auch die SPD die Taktik des "Totschweigens" auf, die in den letzten vier Jahren von den demokratischen Römerparteien gegen die Vorgänger der "Republikaner" aus der NPD angewandt worden war. cg

Kleine FR

Fotoausstellung in Sprendlingen DREIEICH. Unter dem Motto "Fotografieren - aber richtig" zeigt Horst Schade seine schönsten Bilder in der Zeitschriftengalerie der Stadtbücherei Sprendlingen. Sie sind bis zum 26. März zu sehen.

Kerbborsche gesucht LANGEN. Der Kerbverein sucht junge Leute, die in diesem Jahr Kerbborsche oder Kerbböbbcher sein wollen. Aufgerufen sind alle Jugendlichen der Jahrgänge 1974 und 1975. Wer mitmachen möchte, kann sich an Michael Seipp, Telefon 28209, oder Jürgen Walther, Telefon 52716, wenden. Neue Öffnungszeiten DREIEICH. Von März bis November sind die Betriebs- und Lagerhöfe wie folgt geöffnet: montags von 7 bis 19 Uhr, dienstags bis freitags von 7 bis 16 Uhr und samstags von 8 bis 14. Ausländerkommission bleibt im Amt DREIEICH. Auf Beschluß des Magistrats bleibt die Ausländerkommission bis zur landesweiten Wahl der Ausländerbeiräte am 7. November im Amt. Normalerweise endet die Amtszeit, wenn ein neues Stadtparlament gewählt wird.

Oldiemanie in Langen LANGEN. Am Sonntag, 14. März, 10 bis 15 Uhr, ist in der Stadthalle die "Oldiemanie", eine Börse rund ums Auto und ums Motorrad. Standplätze für den Flohmarkt DREIEICH. Von Montag, 15. März, an werden die Standplätze für den Flohmarkt am 17. April vergeben. Die Karten kosten fünf Mark. Sie sind im Rathaus Sprendlingen, Zimmer 206, zu bekommen.

Nachlese zur Wahl DREIEICH. Mit dem Ergebnis der Kommunalwahl beschäftigt sich die SPD auf ihrer Delegiertenversammlung am Montag, 15. März, 19.30 Uhr, im Burghofsaal Dreieichenhain. Vorlese- und Malstunde DREIEICH. Die Geschichte von "Flokkis erster Reise" wird am Montag, 15. März, 15 Uhr, in der Stadtbücherei Dreieichenhain vorgelesen. Eingeladen sind Kinder von fünf Jahren an. Sie sollen ihre Malsachen mitbringen. Bilder zur Bibel LANGEN. Die evangelische Stadtkirchengemeinde und die katholische Pfarrgemeinde Liebfrauen laden alle Hobbykünstler für Dienstag, 16. März, 18 Uhr, in die Frankfurter Straße 3 a ein. Bei dem Treffen im Gemeindehaus soll die Ausstellung zur Kreiskulturwoche "Bilder zur Bibel" vorbereitet werden. Dabei ist auch Joachim Kolbe, Leiter der städtischen Kulturabteilung. Wanderung durch den Taunus DREIEICH. Der Odenwaldklub macht am 13. März, 19.30 Uhr, seine Jahreshauptversammlung in der STG-Gaststätte in Sprendlingen an der Rhönstraße. Am 21. März steht eine Wanderung durch den Taunus auf dem Programm. Wer dabei sein möchte, kann sich bei Rolf Köth in Sprendlingen, Hauptstraße 39, anmelden. Gäste zahlen 23 Mark für die Busfahrt, Schüler und Azubis zwölf Mark.

Besuch aus den Partnerstädten DREIEICH. Am Wochenende sind in Sprendlingen Delegationen aus Oisterwijk und Joinville zu Gast. Mit der holländischen Stadt besteht seit 21 Jahren eine Städtepartnerschaft, die Jumelage mit der französischen Stadt Joinville ist 19 Jahre alt. Am Samstag machen die Gäste eine Rundfahrt durch Dreieich und bummeln durch die Hainer Altstadt.

Absage an einen kreuzungsfreien Cityring

HANAU. Von breiten Einbahnstraßen hält Hanaus Stadtbaurat Jürgen Dressler nichts. Sie erhöhten lediglich die Geschwindigkeit der Autofahrer, sagt er. Daher kann er auch der Idee des Automobil- und Motorrad-Clubs (AMC) Hanau, den Innenstadt-Ring kreuzungsfrei umzubauen, wenig abgewinnen. Außerdem funktioniere das nur, wenn der Ring geschlossen würde, sagt Dressler. Aber das will er nicht, weil er die Devise ausgegeben hat: Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten.

Der AMC hat in einem umfangreichen Papier vorgeschlagen, auf dem Cityring die Fahrzeuge generell nur noch in eine Richtung rollen zu lassen. Wer auf den Ring zufahre, solle künftig nur noch entgegen dem Uhrzeigersinn in eine Richtung des Ringverkehrs abbiegen können. Um das umsetzen zu können, seien in der Innenstadt einige Einbahnstraßen notwendig, und der Busverkehr müsse neu organisiert werden. Das alles koste wenig und verbessere den Verkehrsfluß. him

Zehn Jahre Typographie

OFFENBACH. Seit zehn Jahren unterrichtet Friedrich Friedl an der Hochschule für Gestaltung im Fach Typografie und setzt die Tradition eines Schriftkünstlers wie Rudolf Koch fort. Das Klingspor-Museum widmet dem Professor und seiner Tätigkeit eine Ausstellung, die am Freitag, 19. März, um 20 Uhr eröffnet und bis 2. Mai dauern wird. In der Vernissage sprechen Dr. Klaus Klemp (Frankfurt), Professor Olaf Leu (Wiesbaden) und Alexander Branczyk (Berlin). hf

Mehr Schwimmzeit im Stadtbad Mitte

Ab sofort stehen Badegästen im Stadtbad Mitte weitere Schwimmzeiten zur Verfügung. Wie Sportdezernentin Sylvia Schenk mitteilte, können Badegäste, die keinem Verein angehören, donnerstags von 15 bis 17 Uhr im Mehrzweckbecken ihre Bahnen ziehen. Damit kommt das Sportdezernat den Wünschen vieler Schwimmerinnen und Schwimmer nach, die in der Vergangenheit über zu knapp bemessene Badezeiten im Stadtbad Mitte geklagt hatten. vo

Landesminister wirft Waigel "Unkorrektheiten" beim Rechnen vor Schleußer (SPD): Bund stellt beim "Solidarpakt" nur seine Lasten, nicht aber Entlastungen dar / Votum für höhere Steuern

rds BONN, 10. März. "Unkorrektheiten" bei der Darstellung der Lastenverteilung zwischen Bund und Ländern im "Föderalen Konsolidierungsprogramm" (FKP) der Bundesregierung hat der nordrhein- westfälische Finanzminister Heinz Schleußer (SPD) am Mittwoch dem Bonner Finanzminister Theo Waigel (CSU) vorgeworfen. Einen Tag vor der "Solidarpakt"-Klausur der Länder-Ministerpräsidenten mit der Bonner Regierungskoalition und der SPD beanstandete Schleußer am Mittwoch in einem Brief an Waigel, dieser habe in seinen Berechnungen nur die Belastungen des Bundes durch die Finanzierung der Einheit dargestellt, nicht aber seine Entlastungen.

Laut Schleußer enthält Waigels Rechnung nur die Belastung des Bundes durch die Schuldendienstübernahme für den "Erblastfonds" (40 Milliarden Mark), nicht aber die Entlastung durch den Wegfall des Schuldendienstes für den Kreditabwicklungsfonds (fünf Milliarden Mark). Auch rechne sich der Bund die Belastung durch die "Finanzausstattung der neuen Länder" zu (39,5 Milliarden Mark), verschweige aber seine Entlastungen durch den Wegfall der Ergänzungszuweisungen an die alten Länder sowie der Berlin-Hilfe und des Zuschusses zum Fonds "Deutsche Einheit" (29 Milliarden Mark). Berücksichtige man diese "unbestreitbaren Tatsachen", sinke die Belastung des Bundes von den von Waigel behaupteten 88 Milliarden Mark auf knapp 55 Milliarden Mark; zugleich steige die Last für die Länder von 16 Milliarden auf knapp 22 Milliarden Mark, schrieb Schleußer.

Bei Berücksichtigung der geplanten Umschichtungen im "Föderalen Konsolidierungsprogramm" übernimmt der Bund nach Darstellung Schleußers statt behaupteter 43,2 Milliarden (60 Prozent) nur ganze 9,4 Milliarden Mark (21 Prozent). Die Westländer dagegen müßten 34,5 Milliarden Mark (79 Prozent) tragen und nicht 28 Milliarden Mark (40 Prozent). Hinzu komme, daß der Bund zusätzliche acht Milliarden Mark Bundesbankgewinne einstreiche, die Mehreinnahmen aus den Steuererhöhungen (Solidaritätsabgabe, Mineralöl, Versicherung, Tabak) von 21 Milliarden Mark erhalte und von dem Wegfall der Strukturhilfe an die alten Länder (2,45 Milliarden Mark jährlich) profitiere.

Schwere Vorwürfe gegen Waigel erhob auch der Ministerpräsident von Sachsen- Anhalt, Werner Münch (CDU). "Der Solidarpakt ist bisher ein Haushaltskonsolidierungsprogramm West", meinte Münch, der das "Föderale Konsolidierungsprogramm" als "unverantwortliche Schuldenfalle für die neuen Länder" bezeichnete. Münch sowie der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) und der Berliner Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) verlangten die Wiedereinführung des Solidaritätszuschlags noch in diesem Jahr. Städtetag warnt vor Überforderung

BERLIN (AFP). Die Städte und Gemeinden sind zu Einsparungen im Rahmen eines "Solidarpaktes" bereit, wollen aber an den Verhandlungen von Bund und Ländern beteiligt werden. Sie seien bereit, die Bemühungen des Bundes "bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit" zu unterstützen, sagte der Präsident des Deutschen Städtetages (DST), Stuttgarts Oberbürgermeister Manfred Rommel (CDU), am Mittwoch nach einer Sitzung des DST-Präsidiums in Berlin. Der Bund dürfe die Kommunen aber nicht durch ständig neue Leistungsansprüche überfordern. In einer Resolution zum "Solidarpakt" forderte der DST die Erhöhung der Investitionspauschale für Ostdeutschland von 1,5 auf 5 Milliarden Mark sowie ein Abrücken des Bundes von der Reduzierung des kommunalen Finanzausgleichs in Höhe von 9 Milliarden Mark. "Diese Größenordnung können die Städte und Gemeinden nicht verkraften", sagte Rommel.

Die Bahnreform müsse ganz aus dem "Konsolidierungskonzept" herausgenommen werden, forderte er.

Heide Simonis nun Engholm-Vize Ernennung in Kiel als Vorentscheidung für Nachfolge gewertet

KIEL, 10. März (pl/AP). Die schleswig- holsteinische Finanzministerin Heide Simonis (SPD) ist von Ministerpräsident Björn Engholm (SPD) zu seiner Stellvertreterin ernannt worden. Sie tritt damit an die Stelle von Sozialminister Günther Jansen (SPD), den Engholm wegen der Geldspenden für den früheren Medienreferenten der Regierung Uwe Barschel (CDU), Reiner Pfeiffer, von diesem Amt entbunden hatte. Die Ernennung wird in Kiel als eine Vorentscheidung für die Nachfolge Engholms als Kieler Regierungschef gesehen, sollte er nach Bonn wechseln.

Die 1943 in Bonn geborene Finanzministerin, die 1967 in Kiel ihr Examen als Volkswirtin ablegte, 1976 in den Bundestag gewählt wurde und dort zuletzt Fraktionssprecherin im Haushaltsausschuß war, gilt als eines der profiliertesten Mitglieder des Kabinetts Engholm. Durch ihren strikten Sparkurs hat sie sich aber auch in den eigenen Reihen nicht nur Freunde gemacht. Bundesweit wurde die Ministerin vor allem als Vorsitzende der Tarifgemeinschaft deutscher Länder bekannt. Sie handelt seit 1990 an der Seite von Bund und Kommunen mit den Gewerkschaften die Tarife im öffentlichen Dienst aus.

Der schleswig-holsteinische Landtag unterbrach am frühen Mittwoch abend seine Sondersitzung, damit Fraktionsvertreter und der Ältestenrat einen gemeinsamen Auftrag für den beantragten Untersuchungsausschuß zur Jansen-Pfeiffer-Affäre formulieren konnten.

Nach den gerichtlichen Schritten der SPD gegen CDU-Generalsekretär Peter Hinze beantragte die Kieler Landesregierung am Mittwoch eine einstweilige Verfügung gegen den Kieler CDU-Fraktionschef Ottfried Hennig. Ihm soll untersagt werden, weiter zu behaupten, Engholm sei "längst über Geldzahlungen an Pfeiffer informiert" gewesen, er habe davon schon "einen Monat lang" gewußt.

Lehrer muß Noten plausibel erklären können

KASSEL. Ein Lehrer muß Noten plausibel erklären können, und nicht alle Fachnoten sind versetzungsrelevant. Mit diesen Feststellungen hat der Hessische Verwaltungsgerichtshof Lehrer einer Schule in Südhessen belehrt und gleichzeitig erhebliche Bedenken gegen die Rechtmäßigkeit ihrer Entscheidung, einen Schüler nicht zu versetzen, geäußert.

So hatte die schlechte Religionsnote dieses Schülers bei der negativen Versetzungsentscheidung eine Rolle gespielt, obwohl sich der Junge bereits für das folgende Schuljahr vom Fach Religion abgemeldet hatte.

Richterlich gerügt wurde überdies, daß die Deutschlehrerin ihre im eigenen Notenbuch fixierten "überwiegend negativen Notizen" zu den mündlichen Leistungen des Schülers nicht substantiiert und offengelegt hat.

Es habe damit an der erforderlichen Transparenz der Notengebung gefehlt, erklärte der VGH (AZ: 7 TG 2479/92). ari

"Talk und Musik" gegen die bittere Pille der Wahl

OBERURSEL. Mit Bitterkeit hat die Oberurseler Jungsozialistin Yvonne Ott das Abschneiden der Rechtsextremen bei den Wahlen in Hessen kommentiert: "Etliche Lichterketten, Rockkonzerte und betroffene Worte haben nichts geändert. Die Kommunalwahl geriet zum triumphalen Erfolg nationalistischer und rassistischer Kräfte. Die vermeintliche Auseinandersetzung mit Neofaschismus und Rechtsextremismus hat sich als mediengerechtes, sinnentleertes Spektakel PR- erfahrener Selbstdarsteller entpuppt".

Daß es auch anders geht, wollen die Hochtaunus-Jusos und die türkische Jugend am kommenden Samstag, 13. März, ab 20 Uhr im Oberurseler Jugendcafé zeigen. Unter dem Motto "Fremd oder was?" wird es dort "Talk und Musik" geben - Gelegenheit zur Diskussion ganz ohne Pädagogen und Sozialarbeiter, moderiert von Hako Sohn.

Zuständig für die musikalische Beantwortung der Frage des Abends sind Peter Funny and the Lionteeth. Der Eintritt kostet nichts. hko

Eine Maus kämpft für die Republik Italien

Italiens Karikaturisten lieben es, den eher klein geratenen sozialistischen Ministerpräsidenten Giuliano Amato als Maus darzustellen. Doch in diesen Tagen, an denen der politische Himmel Roms von Gewitterwolken überzogen ist, beweist die Maus Löwenmut. Beim Versuch, jahrelange Ermittlungen gegen korrupte Politiker durch eine Patentlösung unnötig zu machen, schätzte der Regierungschef die Stimmung im Lande falsch ein. Daß ihm Justizminister Giovanni Conso mit seiner Autorität zur Seite stand, half ihm nichts. Die wütende Stimme des Volkes, der Protest der Mailänder Richter und endlich das Machtwort des Staatspräsidenten brachten die Maus in Not. Es blieb ihr nur die Flucht nach vorn.

Als er so mit blitzenden Augen über seine halbe Brille in die Runde des Senats blickte, um für seinen Weg aus dem korrupten "Tangentopoli" zu werben, da weckte Amato für einen Augenblick eher Mitleid als Zorn. Doch dann brach der Sturm los in der zweiten Kammer des italienischen Parlaments. Wie aus dem Nichts tauchten regierungsfeindliche Plakate unter den Besuchern auf der Empore auf, obwohl das der "Würde des Hauses" widerspricht. Vor allem Neofaschisten, Regionalisten der "Legia Nord" und Altkommunisten schrien dem Chef der verhaßten Regierung ihre Empörung entgegen. "Dummkopf, Betrüger" und auch "Abtreten, abtreten!" hallte es böse durch den geschichtsträchtigen Saal - über 40 Minuten lang. Senatspräsident Giovanni Spadolini sah vom vergoldeten Sessel mit finsterem Gesicht fassungslos in die Menge, ehe er losdonnerte: "Ein empörendes Schauspiel!" Viele Jahre lang hatte der historische Palazzo kein solches Drama mehr erlebt.

Die Maus Amato zuckte nicht zurück. Während einige Senatoren als Symbol des Korruptionssumpfs falsche Geldscheine durch die Luft flattern ließen, verteidigte der schon in den Zeitungen totgesagte Sozialist den Minister Conso und sein eigenes Konzept, das jetzt mit einem freundlichen Gruß von Präsident Scalfaro in ein Gesetz umgewandelt werden soll. Nicht nur die Koalition, die es in den letzten Tagen an Solidarität hatte fehlen lassen, herrschte er an, sondern auch die zur Mitarbeit an der dringend nötigen Wahlrechtsreform bereiten Oppositionsparteien: "Sorgt mit uns dafür, daß die Bürger dieses Landes bald die Möglichkeit erhalten, eine dauerhafte Regierung zu wählen." Die Wirkung des Appells zeigte sich im Nu. Zwar beteiligte sich die "Demokratische Linke" (PDS) nicht an dem organisierten Applaus der Mehrheit, aber sie mischte sich auch nicht in das Geheul der blindwütigen Gegner, die zum Höhepunkt der Tumulte von den muskelstrotzenden Saaldienern auf ihre Plätze zurückgedrängt wurden.

Der Mittwoch geriet zum Tag der Wahrheit. "Wie lange noch kann diese Regierung überleben?" hatte sich zuvor mancher gefragt. Die mutige Maus Amato gab selbst die Antwort: "Ich bin kein Ministerpräsident für alle Jahreszeiten, aber ich diene meinem Land, solange ich gebraucht werde. Mag sein, daß dieses Kabinett noch einen Tag, einen Monat oder etwas länger steht. Wenn alles überstanden ist, werde ich mich jedenfalls endgültig aus der Politik zurückziehen." Doch zunächst überstand Amato noch rasch eine Vertrauensabstimmung im Senat. Mit 143 gegen 99 Stimmen wurde er aufgefordert, seine Politik fortzusetzen. Am diesem Tag der Wahrheit schlug der sonst so nüchterne Mann sogar melodramatische Töne an: "Mit all meiner Kraft kämpfe ich für die Wahrheit und die Würde dieses Landes, das von den Pestbeulen seiner Vergangenheit geheilt werden muß."

Ehe er sich mutig ins Getümmel stürzte, hatte Giuliano Amato hurtig die am Tag zuvor entstandene Lücke in seiner Regierung geschlossen: Den zurückgetretenen Weltmann Carlo Ripa di Meana ersetzte er auf dem Sessel des Umweltministers durch den unauffällig, aber effizient arbeitenen Valdo Spini, einen der wenigen Aufsteiger unter den römischen Politikern. Auch das Parlament feierte einen Erfolg: Für den in Mißkredit geratenen Christdemokraten Ciriaco De Mita übernahm die frühere Lebensgefährtin des KPI-Chefs Palmiro Togliatti, die langjährige Kammerpräsidentin Nilde Jotti, den Vorsitz der zukunftsentscheidenden Reformkommission. Die Erste Republik ist dabei, ihre letzten Trümpfe auszuspielen.

HORST SCHLITTER (Rom)

Harte Verhandlungen erwartet Grünen-Parteitag wählte Delegation für Koalitionsgespräche

"Wir müssen", sagte Milan Horaczek, "die U-Boote stellen, um die Tanker im Geleitzug in unsere Richtung zu bewegen!" Ungläubige Gesichter im großen Saal des Öko-Hauses, gar verhaltenes Gelächter. Dabei hatte der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen den 130 Zuhörern doch nur die Rolle seiner Partei beschreiben wollen - in der Frage, wie demokratische Parteien in Frankfurt künftig mit den rechtsextremen "Republikanern" umgehen.

Entsprechend kontrovers war die Diskussion bei der ersten Kreisversammlung nach der Kommunalwahl. Da gab es die Anhänger der offensiven Linie - etwa Schuldezernentin Jutta Ebeling. Sie fand ein schönes Bild aus den vergangenen vier Jahren für ihre These, daß die "Strategie des Totschweigens" rechtsextremer Positionen überholt sein müsse: "Da sitzen Schulklassen oben auf der Tribüne des Parlaments, unten erzählt die NPD unglaubliche Dinge, und kein Demokrat antwortet!" Skepsis formulierte Micha Brumlik - er erinnerte daran, daß die CDU nicht allein "durch Petra Roth" repräsentiert werde. Da gebe es CDU-Stadtverordnete, die anfällig sein könnten für öffentlich diskutierte "Republikaner"-Positionen. Also komme es darauf an, wie sich die Römer-CDU verhalte.

Und Horaczek erntete noch einmal Gelächter, als er verriet, wie man im tschechischen Parlament rechtsextreme Dauerreden unterbrochen hatte: Durch eine - fingierte - Bombendrohung. "Da", dröhnte Umweltminister Joschka Fischer wohlwollend, "gehst du aber jetzt in die Tiefen der Taktik!" Am Ende blieb alles offen. Und die frisch gewählte Fraktionsvorsitzende Martina Schmiedhofer verkündete am Tag danach, über das Verhalten gegenüber "Republikanern" müßten sich "alle demokratischen Parteien verständigen". Nagelprobe: die konstituierende Sitzung des Stadtparlaments am 1. April.

Joschka Fischer aber, der Vordenker, lenkte den Parteitag schon in der Nacht behutsam zur Erkenntnis, daß der Umgang mit "Republikanern" keine Grundsatzfrage sei. Und er ließ keinen Zweifel daran, was er für das "entscheidende Thema" der nächsten Jahre in Frankfurt hält: "Wie soll eine ökologische und soziale Reformpolitik unter den Bedingungen des Verteilungskampfs und der Haushaltssanierung aussehen?"

Genau das wollen die Grünen in den Koalitionsverhandlungen klären, die nächste Woche beginnen. Am Mittwochabend stand die achtköpfige Verhandlungsdelegation: Neben Ebeling, Umweltdezernent Tom Koenigs und Parteisprecherin Regine Walch sitzen am Tisch Schmiedhofer, Geschäftsführer Lutz Sikorski, Ex-Fraktionschef Uli Baier, der Stadtverordnete Markus Bocklet und die Kulturfachfrau Ann Anders. In der Sache wird es harte rot- grüne Auseinandersetzungen geben - vom vielbeschworenen "Kassensturz" über den Konflikt Ökologie kontra Wachstum bis hin zum Verkehrsdezernat. Aber eines, glaubt Fraktionschefin Schmiedhofer, wird einfacher: "Viele Rituale vom ersten Mal fallen weg - weil wir uns schon kennen." jg

Kreativ Reisen

Ordnungsdienst schützt auch die Trambahnfahrer Personalrat reagiert auf Vorwürfe gegen Stadtwerke

Die Straßenbahnfahrer in Frankfurt werden von Fahrgästen immer häufiger angepöbelt und beleidigt. Wie der Personalratsvorsitzende des Betriebszweigs Verkehr bei den Stadtwerken, Jürgen Labes, am Mittwoch sagte, führten Kolleginnen und Kollegen zunehmend Klage über rabiates Auftreten von zumeist alkoholisierten Reisenden. In vier Fällen seien im vergangenen Jahr Mitarbeiter sogar tätlich angegriffen worden. Am schwersten verletzt wurde dabei der Fahrer eines Zuges der Linie 11: Er war am Hardtwaldplatz von mehreren Skinheads zusammengeschlagen worden.

Labes widersprach jedoch Darstellungen, das Trambahnpersonal in Frankfurt "lebe gefährlich", die Übergriffe hätten dramatische Formen angenommen und die "verantwortlichen Stellen" würden das Problem nicht energisch genug angehen. Er relativierte jedoch: Notrufeninrichtungen seien veraltet; der Einbau von Schutz bietenden Fahrerkabinen würde aus Kostengründen abgelehnt.

Der Personalrat bezieht sich auf ein Schreiben, in dem ein Wiesbadener Journalist "auf Bitten" ihm bekannter Straßenbahnfahrer schwere Vorwürfe auch gegen die Betriebsleitung erhebt. Das Personal wolle die Vorkommnisse nicht an die "große Glocke zu hängen", weil es "innerbetriebliche Nachteile befürchtet".

Nach Meinung von Labes würden weder der Personalrat noch die Betriebsleitung die Situation "verharmlosen und runterspielen". Unbestritten hätten Beschimpfungen und Beleidigungen zugenommen. Schwerpunkt sei dabei die Linie 11 im Abschnitt Gallusviertel - Hauptbahnhof - Münchner Straße. Konzentrieren würden sich die Vorkommnisse zudem auf die Zeit zwischen 22 und 0 Uhr. Deshalb würden in den Zügen inzwischen auch uniformierte Mitarbeiter des Ordnungsdienstes mitfahren. Zur Zeit werde geprüft, ob auch Kräfte in Zivil eingesetzt werden können.

Zur technischen Nachrüstung sagte Labes, die Personalvertretung könne die Argumente der Betriebsleitung nicht außer acht lassen. Der Einbau von Fahrerkabinen sei unverhältnismäßig teuer. Grundsätzlich habe jeder Fahrer auch in den zum Teil 40 Jahre alten Fahrzeugen die Möglichkeit, über Funk Hilfe herbeizuholen. Die neueren Fahrzeuge hätten jedoch einen Notrufknopf, mit dem alle anderen Gespräche sofort aus der Leitung geschmissen würden. gang

Im Bann hautnaher Beispiele Drei Flüchtlinge berichten der KAB-Bezirksversammlung

MAIN-KINZIG-KREIS. Wenn ein Palästinenser davon berichtet, wie er sich vom PLO-Soldaten zum Friedensbewegten gegenüber den Israelis gewandelt hat und er wegen der damit verbundenen Repressalien durch seine eigenen Landsleute in die Bundesrepublik habe flüchten müssen, dann beeindruckt das. Das gilt auch für den Asylbewerber von der afrikanischen Elfenbeinküste, der dort der Studentenbewegung angehörte und es aus Angst vor der Geheimpolizei vorzog, seinem Heimatland künftig von außen zur Demokratie zu verhelfen. Ein dritter Asylbewerber zählt zur demokratischen Befreiungsbewegung Zaires, dessen Militärregime ihn nach Deutschland trieb.

Die drei Männer leben derzeit im Main-Kinzig-Kreis. Sie berichten von ihren Problemen der Bezirksversammlung der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB).

KAB-Bezirkssekretärin Birgit Klug hat sie eingeladen, damit die meisten der KAB-Mitglieder einmal Asylbewerber persönlich kennenlernen können. Sie setzt darauf, daß sich schon allein dadurch Vorurteile abbauen lassen.

Birgit Klug sieht sich bestätigt, da den zu übersetzenden Berichten der Fremden aufmerksam zugehört wird. Das Schicksal der Flüchtlinge habe die KAB-Mitglieder geradezu "in den Bann gezogen", sagt sie.

Für die Bezirkssekretärin ist das eine Gratwanderung. Denn sie kennt die Ängste der Mitglieder. Ein von der Basis zitiertes Beispiel verdeutlicht das: Eine Asylbewerberfamilie könne über mehr Geld als eine einheimische Witwe mit behindertem Kind verfügen. Das sei ungerecht.

Birgit Klug interpretiert die Ängste der Einheimischen hauptsächlich als die vor dem "Unkontrollierbaren". Daher setzt sie sich auch für ein Einwanderungsgesetz mit festen Quoten für Einwandernde ein, die sich an der Verfügbarkeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt orientieren müßten. Ihre Position untermauert Joachim Sikora, Leiter des Katholisch-Sozialen Instituts der Erzdiözese Köln, den sie zu dieser Versammlung als Referenten eingeladen hatte.

Der ehemalige Entwicklungshelfer wirbt um Einsicht dafür, daß die Bundesrepublik ein Einwanderungsland sei. Er ruft dazu auf, den Lebensstil hierzulande zu ändern. Wachstum dürfe nicht weiter auf Kosten der Entwicklungsländer gehen. Die Menschen in den Industrieländern müßten bescheidener werden.

Und in den Herkunftsländern der Flüchtenden müßten die Fluchtursachen abgebaut werden. Das bedeute Demokratie und angepaßter wirtschaftlicher Aufschwung in der Dritten und Vierten Welt. Nur so läßt sich nach Birgit Klugs Überzeugung auch vermeiden, daß zu den Einwandernden hierzulande in erster Linie die Eliten zählten, die dann für den Aufbau ihrer Heimatländer fehlten.

Die KAB-Bezirkssekretärin will das Thema Einwanderungsgesetz in einer Folgeveranstaltung am 27. März im Somborner Sturmiushaus vertiefen. Denn für eine gerechtere Welt "können wir alle kleine Schritte tun". Diese Überzeugung gibt sie den KAB-Mitglieder mit auf den Weg. him

Polizei verstärkt Streifen in Griesheim

Die Polizei hat ihre Präsenz am sozialen Brennpunkt in der Griesheimer Ahornstraße erheblich verstärkt. In der Nacht zum Mittwoch waren in dem Quartier ständig uniformierte und zivile Streifen unterwegs. "Wir wollen eine mögliche Eskalation schon im Keim ersticken", begründete Polizeisprecher Karl-Heinz Reinstädt die Maßnahmen. Im Präsidium werden Racheakte als Reaktion auf den gewaltsamen Tod eines 19jährigen Griesheimers - am Montag nacht auf dem Bahndamm am Denisweg - nicht ausgeschlossen.

Reinstädt wies darauf hin, daß die Anwesenheit der Polizei vor allem deshalb notwendig sei, weil bei einer neuerlichen Konfrontation zwischen verfeindeten Gruppen kaum damit zu rechnen sei, daß die Ordnungshüter zu Hilfe gerufen würden. "Das ist eine Klientel, die holt uns nicht", meinte der Polizeisprecher. Die nächtlichen Patrouillen sollen bis auf weiteres fortgesetzt werden.

In erhöhte Alarmbereitschaft versetzte die Polizei auch zwei Schüsse, die am Dienstag nachmittag auf Autofirmen In der Schildwacht abgegeben wurden. Ein Projektil durchschlug eine Autoscheibe, das andere prallte an einer Mauer ab. Trotz intensiver Spurensuche am Dienstag morgen sind keine Geschoßhülsen gefunden worden.

Am Abend zuvor war die Polizei einem Hinweis nachgegangen und hatte eine Wohnung in der Ahornstraße durchsucht. Dort fand sie eine Luftdruckwaffe der Marke Winchester und eine Schreckschußpistole. Für Erwerb und Besitz dieser Waffen ist keine Erlaubnis nötig.

Nach Aussage von Polizeisprecher Reinstädt ist aus diesen beiden Waffen am Dienstag nachmittag nicht auf die Autofirmen geschossen worden. habe

Den Einspruch gegen Müllverbrennung erweitert

Nach dem Chemieunfall bei der Hoechst AG hat die "Interessengemeinschaft der Nachbarn und Einwender im Umkreis des Lurgi-Betriebsgeländes Gwinnerstraße/Flinschstraße" ihre bereits eingelegten Widersprüche gegen eine Lurgi-Versuchsanlage zur Verbrennung von Klärschlamm und Hausmüll inhaltlich erweitert.

Gegen den Genehmigungsbescheid des Regierungspräsidiums Darmstadt vom September 1992 seien bereits mehr als 40 Widersprüche eingelegt worden, erklärte die Interessengemeinschaft.

Ihre jetzt erweiterten Begründungen stützen die Einwender darauf, daß beim Betrieb der Lurgi-Anlage Dioxine und Furane entstehen. Diese Stoffe seien selbst in kleinster Dosierung weitaus giftiger als die bei der Hoechst AG ausgetreteten Chemikalien.

Außerdem heiße es im Genehmigungsbescheid, daß bei einem Störfall Abgase über den Notkamin abgeleitet werden sollen.

Wie bei der Hoechst AG würden bei einem Unfall chemische Substanzen auf die Wohnhäuser rund um die Lurgi- Versuchsanlage niedergehen. Im Katastrophenfall seien die Anlieger "völlig schutzlos", kritisiert die Interessengemeinschaft. vo

Kleiderbasar von Terre des Hommes

OBERTSHAUSEN. Schicke Mode zu kleinen Preisen für junge Leute offeriert der Obertshausener Initiativkreis von Terre des Hommes bei seinem Basar am Freitag, 12. März, von 9 bis 18 Uhr und am Samstag, 13. März, zwischen 9 und 13 Uhr im Rathaus Beethovenstraße. Der Erlös kommt wieder Kindertagesstätten und Schulprojekten in Kolumbien zugute.

Terre des Hommes hat in den vergangenen Wochen von Spendern Kleidung für Zwölf- bis 16jährige bekommen. Diese Second-Hand-Garderobe von Sommerminis bis zur Ledermodewird wohlfeil abgegeben. Im Angebot außerdem: ein Video- Computer, Spielsachen, Bücher und ein Kindersportwagen. hf

SPD geht zur Tagesordnung über Toni König Vorsitzender der geschrumpften Parlamentsfraktion

KÖNIGSTEIN. Die auf sechs Sitze geschrumpfte SPD-Fraktion hat in ihrer ersten Sitzung nach der Wahl einstimmig ihren Spitzenkandidat Toni König zum Vorsitzenden gewählt. Sein Stellvertreter wurde der langjährige Parteivorsitzende Volker Bender, neuer Geschäftsführer ist Thomas Wanhoff, Evelina Ebeling führt weiterhin die Kasse.

Die Sozialdemokraten wollen sich von ihrem enttäuschenden Abschneiden nicht entmutigen lassen. Daß jetzt sechs Fraktionen in der Stadtverordnetenversammlung sitzen, macht nach Ansicht Toni Königs die Arbeit für die Verwaltung und die ehrenamtlichen Parlamentarier allerdings "schwieriger". Alle Parteien müßten jetzt bald miteinander sprechen, um Mehrheiten zu schaffen; die SPD hat dazu eine vierköpfige Kommission benannt. Die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Adele Draxler kündigte für den 19. März eine Mitgliederversammlung an. Dort werde das Wahlergebnis analysiert und versucht, neu gewonnene jüngere Mitglieder in die Vorstandsarbeit einzubeziehen.

Mit Genugtuung hat der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Volker Bender die starken Verluste der WK 2000 zur Kenntnis genommen, die gerade eben noch den Einzug ins Parlament schaffte. Die Sozialdemokraten sind nachhaltig verärgert über "Lügen und persönliche Tiefschläge" in einer Veröffentlichung der WK 2000 kurz vor der Wahl, die sich gegen ihren Stadtrat Klaus Dehler gerichtet hatten. Bender: "Noch nie in den letzten 40 Jahren trat eine Gruppe im Stadtparlament so frech im Ton und auf so niedrigem Niveau auf". hko

Bands spielen gegen rechts Stadt Langen finanziert antifaschistisches Rock-Festival

LANGEN. "Völlig baff" waren Christa und ihre Mitstreiter, als die Stadt Langen ihnen Tür und Tor für ein antifaschistisches Rockfestival öffnete. Das lockere Bündnis von Langener Jugendlichen hatte "überhaupt keine Probleme, die Stadthalle zu bekommen". Auch um Druckkosten der Plakate, um die Miete für das PA-System und um organisatorische Fragen muß sich das "überparteiliche Zweckbündnis Langener und Dreieicher Antifaschisten" nicht kümmern. Das erledigte alles die Stadtverwaltung.

So wird an den Ferientagen des 16. und 17. April ein zweitägiges Benefiz- Fest "Gegen Rassismus, Faschismus, Nationalismus" stattfinden, und da die politisch motivierten Jugendlichen sich nicht allein in Anti-Parolen ergehen wollen, heißt das zweite Motto: "Für Freundschaft, Selbstbestimmung und weltweite Solidarität."

Joachim Kolbe, 31, Leiter der Kulturabteilung, sieht in der Förderung des Projektes eine konsequente Fortsetzung einer Politik "gegen rechts, die wir schon seit einigen Jahren betreiben". Offensichtlich mit Erfolg: Bei der letzten Kommunalwahl schwappte die Republikaner-Welle fast über ganz Hessen, aber nicht in das Stadtparlament von Kühnens letztem Wohnsitz Langen.

Fast 10 000 Mark direkter Kosten spendiert das Kulturamt nun aus dem Rockförderungsetat für die antifaschistische Veranstaltung. Acht Bands werden auftreten, zum Beispiel die Weiberrock-Heroinen "The Slags" und die Quertreiber von "Humanimal Bunch", die eben Preisträger des Rockwettbewerbs der Frankfurter Sparkasse wurden.

Musik allein soll's jedoch nicht sein: Infostände und Ausstellungen - etwa vom VVN und von Behindertengruppen - sind geplant, "Raum für Meinungsaustausch und Diskussion" ist gegeben.

Weitere Interessenten werden ermuntert, sich beim Kulturamt zu melden (Telefon 0 61 03 / 20 31 20). "Konsumhaltung", so die jugendlichen Initiatoren, "reicht nicht aus gegen "Mordbrennereien des rechten Mobs".

Alle Künstler verzichten auf Gage. Der Erlös der Veranstaltung (Tageskarte zehn Mark) soll an Organisationen wie Pro Asyl oder die "Soforthilfe Brandopfer" in Mölln überwiesen werden. pin

Statt Heringe zu futtern wollen sie Leute anhören Mörfelder Sozialdemokraten gehen bei ihrer Wahlanalyse selbstkritisch mit sich zu Gericht

MÖRFELDEN-WALLDORF. "Woran lag es, daß die Wähler uns eine Absage erteilt haben?" Das war die alles beherrschende Frage während der Jahreshauptversammlung der Mörfelder SPD am Mittwoch im Goldenen Apfel. Den Kommunalpolitikern ist es ein Rätsel, warum sie am vergangenen Sonntag eingebrochen sind und zwei Parlamentsmandate verloren haben. Sie suchen nach Gründen und kommen nicht zu Potte: "Im Grunde stochert jeder rum und findet keine rechte Erklärung", so die Erkenntnis von Bürgermeister Bernhard Brehl.

Ansätze, die Wahlschlappe zu erklären, gab's zuhauf. Doch nicht nur bundes- und landespolitische Ursachen sind nach Ansicht der Mörfelder für das Debakel verantwortlich. Die SPD am Ort faßte sich auch selbst an der Nase. Doch Brehls provokante Frage, ob "wir vielleicht nur selbst glauben, daß wir so gut sind", wollte keiner ernsthaft bejahen. Schließlich, so Ortsbezirkschef Georg Germann, seien die vergleichsweise geringen Verluste vor Ort ein Indiz dafür, daß "wir doch eine ganz passable Kommunalpolitik gemacht haben".

Auch Kurt Oeser fand, daß die Wähler "unsere Arbeit schon anerkannt haben". Die Gründe dafür, daß die SPD die erhofften Lorbeeren nicht ernten konnte, statt dessen sogar Stimmen abgab, seien daher wohl auch anderswo zu suchen. "Die SPD kommt nicht mehr rüber", konstatierte der stellvertretende Ortsbezirksvorsitzende Benno Eck. Der bisherige Fraktionschef Werner Schmidt meinte, ihm sei bereits in der Wahlnacht die Erkenntnis gekommen, "daß wir hier auf jeden Fall Fehler angekreidet bekommen", und zwar so sehr, daß selbst positive Aspekte, die es fraglos gebe, dies nicht hätten ausbügeln können. Aus seiner Sicht ist die Wahlschlappe eine Quittung, die der Landes- und Bundespolitik gilt: "Die große Politik ist nicht mehr glaubwürdig", meinte Schmidt, das schlage auf kommunaler Ebene durch. Eine Ansicht, die auch Ilona Wenz teilte. Der Wahlkampf vor Ort sei okay gewesen, doch was auf der Bonner Bühne politisch laufe, stoße die Leute ab.

Dem pflichtete Brehl bei. Es stimme ihn bedenklich, daß nahezu die Hälfte aller Wahlberechtigten entweder gar nicht, ungültig oder rechtsextrem gewählt habe. Das zeuge von einer gewissen Orientierungslosigkeit, meinte der Rathauschef und sinnierte mitsamt seinen Genossen darüber, wie man an diejenigen rankommt, die aus lauter Frust den Urnengang verweigern oder per Kreuzchen Protest demonstieren. Denn der nächste Wahlkampf steht schon ins Haus: 1995 muß Brehl in der Direktwahl gegen Unionskandidatin Ursula Jung seinen Chefsessel im Rathaus verteidigen.

Damit sich das Ergebnis vom Sonntag dann nicht wiederholt, will die SPD jetzt in die Offensive gehen. So wurde angeregt, zu bestimmten Sachthemen auch mal ohne Wahlkampf politische Veranstaltungen zu machen. Die SPD habe zwar Feste gefeiert und an Aschermittwoch Heringe gefuttert, doch das könnten andere Vereine mindestens genauso gut. "Aber wo wurden zum Beispiel mal politische Veranstaltungen gemacht, die zu erkennen gaben, was die SPD ausmacht, wofür sie steht?"

Ein Punkt, der im Verlauf der Diskussion mehrfach aufgegriffen wurde. Auf die Leute zugehen, sehen, ob überhaupt die Bereitschaft besteht, sich auf das Gespräch mit den Politikern einzulassen und dann auch auf die vorgetragenen Sorgen hören, das sei die einzige Möglichkeit, verlorene Stimmen zurückzugewinnen. "Wir müssen dafür sorgen, daß wir von den Leuten verstanden werden, sonst verlieren wir unsere Grundlage", warnte Werner Schmidt. wal

Klöckner sieht im Stahlgeschäft erste Lichtblicke Aber Verluste auch noch in diesem Jahr / Vergleich soll Bilanz in Ordnung bringen

DUISBURG (spi/dpa). Das in einem Vergleichsverfahren steckende Management der Klöckner-Werke glaubt erste Zeichen einer wieder anziehenden Stahlkonjunktur erkennen zu können. Vorstandschef Hans Christoph von Rohr berichtet von einer sehr regen Nachfrage nach bestimmten Produktgruppen im laufenden Monat. Daraus leitet er die Hoffnung auf Preisaufschläge im April um durchschnittlich rund zehn Prozent ab. "Alles, was wir vom Markt hören, deutet darauf hin, daß sich diese Erhöhungen auch tatsächlich durchsetzen lassen."

Gleichwohl wird die Bilanz rotgetüncht bleiben. Für das bis 30. September reichende Geschäftsjahr kalkuliert der Vorstand im Konzern - also einschließlich der Arbeitsgebiete Maschinenbau und Kunststoff-Verarbeitung - nochmals mit einem Verlust von 200 Millionen Mark. Wieviel davon auf Stahl entfallen dürfte, sagt von Rohr nicht. Eine Antwort wäre deshalb von Interesse, weil auch einige Töchter, die mit Stahl nichts zu tun haben, Sorgen bereiten. Dazu zählt der Automobil-Zulieferer Ferromatic.

Aufgefangen werden soll der neuerliche Fehlbetrag durch den Vergleich. Vorstand wie auch Vergleichsverwalter Jobst Wellensiek sind davon überzeugt, daß dieser zustandekommt. Die Entscheidung darüber fällt letztlich eine Versammlung der Gläubiger voraussichtlich im Mai. Durch deren Forderungsverzicht um 40 bis 60 Prozent vermindert sich der Schuldenberg von jetzt 2,7 Milliarden auf 1,4 Milliarden Mark, und die Zinszahlungen schrumpfen um 130 Millionen Mark im Jahr. Hinzu kommt, daß eineinhalb Jahre lang kein Kapitaldienst zu leisten ist.

Der Vergleich wird mittelfristig auch die Aktionäre berühren. Sie müssen sich auf den dritten Kapitalschnitt seit 1980 einstellen. Wie es aussieht, wird das gezeichnete Kapital der Klöckner-Werke von zur Zeit 460 Millionen Mark halbiert und anschließend wieder auf 600 Millionen Mark aufgestockt.

Bei den schon früher angekündigten zwei Besserungsscheinen hat es laut von Rohr Änderungen gegeben. Einmal sage man nun zu, eventuelle Sondererträge bei Stahl durch eine "Übersanierung" zu 75 Prozent an die Gläubiger weiterzuleiten. Zum anderen soll ein Drittel der "verwendungsfähigen Ergebnisse" in den nicht vom Vergleich betroffenen Sparten Maschinenbau und Kunststoffe acht Jahr lang an die Gläubiger ausgeschüttet werden; und zwar maximal bis 50 Prozent der Verzichtssumme.

Das Geschäftsjahr 1991/92 schloß mit 580 Millionen Mark Verlust ab. Davon sind 400 Millionen außerordentliches Minus-Ergebnis, weil die Beteiligungen an den ebenfalls im Vergleich stehenden Gesellschaften Klöckner Stahl in Bremen (knapp 6000 Beschäftigte) und Klöckner Edelstahl in Georgsmarienhütte (rund 1500 Leute) voll abgeschrieben wurden. Die Zukunft dieser beiden Standorte ist immer noch ungewiß.

In Bremen war ein Fehlbetrag von 140 Millionen und in Georgsmarienhütte einer von 60 Millionen angefallen. Diesen Miesen steht ein "operativer Gewinn" von 66 Millionen Mark gegenüber, der vor allem in der Kunststoffverarbeitung (Pentaplast) und wahrscheinlich nur zu einem kleinen Teil im Maschinenbau herausgesprungen sein dürfte. Zahlen über die wahre Ertragslage der einzelnen Gesellschaften werden nicht veröffentlicht. Wie in den Stahlfertigung sind auch in den anderen Produktionen weitere Rationalisierungsschnitte angesagt.

Der Umsatz der Klöckner-Werke belief sich auf 7,1 Milliarden Mark (plus ein Prozent). Einen Sprung um knapp elf Prozent auf 2,7 Milliarden schaffte die Sparte Kunststoffe. 2,5 Milliarden (minus 2,3 Prozent) brachte die Stahlproduktion. Die Zahl der Beschäftigten nahm durch erstmals konsolidierte Firmen um 1400 zu und lag Ende September bei 33 200.

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Schüler-Union feiert Jubiläum WETTERAUKREIS. Ihr 20jähriges Bestehen feiert die Schüler-Union Wetterau während ihres Kreisdelegiertentages am heutigen Samstag, 13. März, um 13 Uhr im Dr.-Heldmann-Haus in Selters. Zu den Rednern der bis 23 Uhr währenden Veranstaltung, auf deren Programm auch die Neuwahl des Kreisvorstandes steht, gehören der CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Christian Schwarz-Schilling sowie der CDU-Kreisvorsitzende und schulpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Norbert Kartmann. Heute Flohmarkt BUTZBACH. Ein Kinderkleider- und Spielzeug-Flohmarkt ist am heutigen Samstag, 13. März, von 15 bis 18 Uhr im großen Saal des Sozialzentrums der Arbeiterwohlfahrt in der Johann-Sebastian- Bach-Straße 26. Kinderfest am Sonntag ALTENSTADT. "Große und kleine Kinder bauen ihre Stadt" ist das Motto eines Kinderfestes mit Überraschungen, das die Kinderlobby Altenstadt am Sonntag, 14. März, ab 15 Uhr im Bürgerhaus in Lindheim veranstaltet. Die Kinder sollen Schere, Pinsel und einen Malkittel mitbringen. Kaffee und Kuchen werden angeboten. Ein Unkostenbeitrag von einer Mark wird erhoben. Ausländerbeirat tagt WETTERAUKREIS. Der Ausländerbeirat des Wetteraukreises tagt am Montag, 15. März, ab 17.30 Uhr im Sitzungszimmer 201 des Kreishauses. Auf der Tagesorndung steht die Verwendung der Haushaltsmittel des Beirates, seine Sprechstunden und die Einbindung von ausländischen Gruppen und Vereinen in seine Arbeit. Höhenclub wandert HIRZENHAIN. Zu einer Auszeichnungswanderung lädt der Vogelsberger Höhenclub, Zweigverein Hirzenhain, für Sonntag, 14. März, ein. Abmarsch ist um 14 Uhr am Rathaus Hirzenhain. Öffnungszeiten der Stadtbücherei BAD NAUHEIM. Die Stadtbücherei ist vom 15. März an bis auf weiteres mittwochs nachmittags geschlossen, teilt das Kulturamt mit. Die übrigen Öffnungszeiten bleiben unverändert. Geburtsvorbereitung BUTZBACH. Im Kurs "Geburtsvorbereitungen" in der Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt sind noch Plätze frei. Der Kurs beginnt am Dienstag, 16. März, um 20 Uhr. Seniorennachmittag in Hirzenhain HIRZENHAIN. Lieder, Mundartgedichte, ein Singspiel und ein Tanz stehen beim nächsten Seniorennachmittag der Gemeinde Hirzenhain am Mittwoch, 17. März, um 14.30 Uhr im Bürgerhaus Hirzenhain auf dem Programm. Der Nachmittag wird gestaltet von den Frauen der Gymnastikgruppe Hirzenhain. Die Abfahrtszeiten sind um 14 Uhr in Merkenfritz, Bushaltestelle Im Obergarten, und um 14.05 Uhr in Glashütten, Bushaltestelle Bürgerhaus.

Glashüttener Züchter tagen GLASHÜTTEN. Die Jahreshauptversammlung des Kaninchenzuchtvereins Glashütten ist am Samstag, 3. April, um 20 Uhr im Bürgerhaus. Gesprächskreis trifft sich BÜDINGEN. Der Gesprächskreis "Angehörige pflegen Angehörige" trifft sich am Donnerstag, 25. März, um 17 Uhr, im Kasino des Mathildenhospitals in Büdingen, Station 2. Nähere Informationen gibt es beim Caritasverband unter der Telefonnummer 0 60 42 / 39 22. Verein tagt und tanzt ALTENSTADT. Zur Mitgliederversammlung kommt der Verein für Leibesübungen Altenstadt am Freitag, 26. März, um 19 Uhr im Dorfgemeinsschaftshaus Heegheim zusammen. Im Anschluß daran spielt "Dieter's Ein-Mann-Kapelle" zum Tanz. Tankstellen-Einbruch BAD NAUHEIM. In die Tankstelle in der Weingartenstraße in Nieder-Mörlen drangen bereits in der Nacht zum Sonntag Diebe ein und ließen 70 bis 80 Stangen Zigaretten mitgehen. Die Kripo meldete den Einbruch erst am Dienstag. Die Einbrecher hatten die Gitterstäbe vor einem Fenster des Tankstellengebäudes durchtrennt und die Scheibe eingeschlagen. Hinweise an die Kripo Friedberg, Tel. 60 10. Wer will zum Umweltfestival? WETTERAUKREIS. Die Wetterauer BUND-Jugend beteiligt sich am Umweltfestival "Auftakt" vom 28. Juli bis 1. August auf den Elbinseln bei Magdeburg, zu dem unter dem Motto "Mobil ohne Auto" über 20 Sternradtouren führen sollen. Wer mitmachen möchte, kann sich unter Tel. 0 60 34 / 61 19 anmelden. Schulsportplatz wird saniert WÖLFERSHEIM. Für die Kieselrotsanierung des Sportplatzes der Singbergschule erhält der Wetteraukreis ein Landesdarlehen von 900 000 Mark. Der Kreis selbst beteiligt sich mit 50 000 Mark an der Entfernung des giftigen Sportplatzbelages, teilt Schuldezernent Joachim Pollmar (SPD) mit. Feuerwehren tagen FRIEDBERG. Die gemeinsame Hauptver- sammlung der Feuerwehren der Kreisstadt ist am Freitag, 26. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus in Ockstadt. Auf der Tagesord- nung steht unter anderem die Wahl des stellvertretenden Stadtbrandinspektors.

Jugendliche führen ein Requiem auf

GELNHAUSEN. Mit großem Chor, Solisten, Synthesizern, Percussion, Bläsern und Band gestalten Schüler der Kreisrealschule Gelnhausen und Jugendliche der evangelischen Kirchengemeinde ein Konzert in der Marienkirche. Die Solisten sind Paulina Petkowa, Sopran, und Andreas Strieder, Tenor. Die Leitung hat Gerhard Oefner.

In monatelanger Arbeit haben sich 150 Jugendliche im Alter von 14 bis 16 Jahren auf ein 1989 von Thomas Hettwer geschriebenes Requiem vorbereitet. Der Hamburger Organist und Musiker schrieb das abendfüllende Stück für die Eröffnungsveranstaltung von "Brot für die Welt 1990" in der Hamburger Kirche St. Michaelis.

In Gelnhausen sind zwei Aufführungen geplant: am heutigen Freitag, 12. März, ab 20 Uhr in der Marienkirche und am Sonntag, 14. März, ab 17 Uhr in der katholischen Peterskirche. Ein Teil der Einnahmen ist für die Aktion "Jugoslawienhilfe" des Diakonischen Werks bestimmt und soll einem Kinderheim in Bosnien zugute kommen. lex

Hund und Herr oder Frau lernen richtigen Benimm

MÜHLHEIM. Dackel gehören nicht zu den sanftmütigsten Hunderassen, sondern gelten eher als dickköpfige Eigenbrötler. Dackelbesitzer, die davon ein Lied zu singen wissen, bekommen demnächst eine Chance, ihrem Vierbeiner gutes Benehmen beizubringen: über einen Ausbildungslehrgang des Deutschen Tekkelklubs. Die Gruppe Offenbach/Mühlheim des Hundevereins lädt zur ersten Unterrichtsstunde für den 20. März auf das Vereinsgelände im Dietesheimer Naherholungsgebiet ein. Beginn: 15 Uhr. Der Lehrgang umfaßt sechs Übungsnachmittage und endet am 8. Mai mit einer internen Abschlußprüfung und einem Zertifikat. "Das Training gilt in erster Linie den Dackelbesitzern", versichert Kursleiter Peter Wandmacher. Die Herrchen und Frauchen müssen die samstäglichen Lektionen in den darauffolgenden Wochen mit den eigensinnigen Vierbeinern üben und vertiefen.

Wer an dem Lehrgang teilnehmen möchte, muß nicht Mitglied im Teckelclub sein. Voranmeldungen sind auch nicht notwendig. Auskünfte gibt es über die Telefonnummer 0 60 74 / 9 91 10. hf

Schiller soll Trainer Sindelar ablösen EC Bad Nauheim stellt neuen Sponsor vor

Die sportliche Rettung des Eishockey- Zweitligisten EC Bad Nauheim in der Abstiegs-Play-off-Runde soll am kommenden Wochenende gegen den SC Riessersee erfolgen. Dagegen scheint die finanzielle Sanierung des Konkursklubs unmittelbar bevorzustehen. Das in Maintal- Dörnigheim ansässige Immobilienunternehmen Travimpex wird dem Verein 600 000 Mark zur Verfügung stellen, will dafür im Gegenzug die Rechte an den Spielern sowie auch die komplette Werberechte erhalten. Nur noch die juristische Seite des Konkurses soll von Konkursverwalter Bernd Reuß abgewickelt werden.

Erste Schritte des noch bei mehreren deutschen Vereinen als Sponsor auftretenden Unternehmens: "Wir stellen 10 000 Mark für die Finanzierung von fünf FanBussen für das Auswärtsspiel am Freitag in Garmisch-Partenkirchen bereit. Noch in dieser Woche fließen 20 000 bis 30 000 Mark für die Jugendarbeit. Den Nachwuchs werden wir künftig sehr intensiv unterstützen", gab Gesellschafter Norbert Metzler dazu am Mittwoch bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz bekannt.

Der Einstieg von Travimpex bedeutet den gleichzeitigen (unfreiwilligen) Ausstieg des bisherigen EC-Trainers Rudolf Sindelar. "Herr Sindelar konnte die Mannschaft nicht mehr motivieren. Es bestand Handlungsbedarf in psychologischer Hinsicht. Möglicherweise steht bereits am Freitag der zukünftige EC-Manager, Peter Schiller, hinter der Bande", so Metzler.

Während die 600 000 Mark zur Erhaltung des Spielbetriebes und zur Sicherung einer neuen Lizenz eingesetzt werden sollen, wird für die neue Saison gar mit einem Etat geplant, der sich auf zweiMillionen Mark belaufen soll. Travimpex will beispielsweise sechs bis acht Spieler des ebenfalls von ihm gesponserten Berliner Eishockey-Erstligisten "Die Eisbären" nach Bad Nauheim delegieren. Dazu soll es noch Verstärkung aus anderen Bundesligavereinen geben.

"Die ganze Aktion geschieht unabhängig vom Erhalt der Zweiten Liga oder einem Abstieg in die Oberliga. Wir wollen höchstens ein Jahr in der Oberliga parken und möglichst schnell die Zweite Liga durchschreiten, um Bad Nauheim den eigentlich angestammten Platz in der ersten Liga zurückgeben", sagte Metzler zu den sportlichen Zielen.

Das Immobilienunternehmen hat in der Vergangenheit bereits mehrere Klubs erfolgreich unterstützt, neben den Berliner Eisbären trat der Sponsor auch bei dem Fußball-Oberligisten SV Wiesbaden und dem Boxer Henry Maske in Erscheinung. he

Diplomatie im Wohnzimmer

Helmut Michels Antwort auf rechtsradikale Jugendliche

WEHRHEIM. Rechtsradikale und Wehrheim, sinnierte Bürgermeister Helmut Michel (CDU) jüngst in einer Veranstaltung der Jugendschutzwoche der Gemeinde zum gleichen Thema und atmete tief durch. Dann hob er an zu erläutern, wie man auf dem Dorf - wo noch jeder fast jeden kennt - mit dem Problem umgeht. Als Anfang des Jahres nach der Jugendtreffwoche plötzlich Naziparolen und Ausländer-Raus-Flugblätter in der Gemeinde auftauchten, ließ Michel die Zettel abhängen und zitierte kurzerhand die Jugendtreffvorstände ins Rathaus. Gruppen aus Frankfurt, so berichteten diese, hätten während der Jugendwoche Mädchen in Wehrheim kennengelernt und ihre weiteren Besuche mit Propaganda-Aktionen verknüpft.

Der Bürgermeister und Jugenddezernent, der die Jugendlichen duzt und beim Vornamen kennt, befahl daraufhin mit väterlicher Strenge: "Bevor wir die Sache an die große Glocke hängen, seht zu, wie Ihr den Fall selber löst. Ihr seid schließlich selbstverwaltet." Und die Sache wurde gelöst: "Die kommen heute nicht mehr", teilte Michel mit - nicht ohne Stolz und den Hinweis: "Es ging auch ohne Schlagzeilen." Ähnlich renkte er die Kerbeschlägerei im vergangenen Jahr zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen wieder ein, die ausländerfeindliche Parolen ausgelöst hatte. Michel versammelte die Streithähne, die bei ihm gleich um die Ecke wohnen, unverzüglich bei sich zu Hause im Wohnzimmer und verdonnerte sie zu einer Aussprache.

In dieses Bild paßt ferner, daß er sich einen Jugendlichen mit Bomberjacke und Fast-Glatze vorknöpfte, der im Dorf lauthals Ausländerfeindliches von sich gab. "Der sagte so Sachen wie ,Wir haben keine Wohnungen und die Ausländer kriegen alles.&rquote; " Nach einem klärenden Gespräch verschaffte der Bürgermeister dem Jugendlichen ein Zimmer in einem gemeindeeigenenen Haus. "Der ist jetzt ruhiger geworden", berichtet Michel und stellt zusammenfassend fest, daß es in der Gemeinde keine rechtsradikalen Gruppen gebe.

Rudolf Ament von der Bad Homburger Kripo gab dem Bürgermeister in der Veranstaltung im Pfaffenwiesbacher Jugendtreff recht. "Es gibt im Hochtaunuskreis keine Hinweise darauf, daß sich extreme Gruppen hier etabliert haben oder von hier aus agieren." Die Statistik aus dem vergangenen Jahr weise sieben rechtsextremistische Straftaten im Hochtaunuskreis aus. Darunter ein versuchter Brandanschlag gegen das Friedrichsdorfer Flüchtlingsheim und eine Bombendrohung gegen die Friedrichsdorfer Mormonenkirche. In Hessen seien 1992 insgesamt 222 Täter aus dem rechten Spektrum registriert worden; 95 Prozent seien männlich und mehr als die Hälfte zwischen 17 und 21 Jahren alt. Ihre Motivation sei zu 70 Prozent auf Fremdenfeindlichkeit zurückzuführen; 19 Prozent würden als Rechtsextremisten und elf Prozent als Skinheads eingestuft.

Im Gegensatz zu seinen Rezepten für die Jugend zeigte sich Michel eher ratlos bei der Analyse des Stimmanteils von 10,2 Prozent, den Wehrheim in der Kommunalwahl den "Republikanern" im Kreistag beisteuerte. "Das kann keinem gefallen. Aber Jammern nutzt auch nichts. Indem die demokratischen Parteien besser werden, wird's besser", hofft Michel. Daß die "Republikaner" bisher nicht auf Gemeindeebene antraten, hält er allerdings auch der Dorfgemeinschaft zugute. "Dazu hätte sich keiner bereit erklärt, wo sich die Leute hier kennen. Nur wo es anonym wird, kommen sie voran."

Die Handvoll Jugendlicher, die in den Jugendtreff gekommen waren, nickten hin und wieder zustimmend - und schwiegen meist. Nur einmal brach es aus einem heraus: "Hier ist es so, daß man abgeblockt wird. Nicht nur in den Parteien. Vor allem auch in den Vereinen. Kaum einer von denen nimmt uns ernst." CLAUDIA NENNINGER

BOWLING HESSISCHE DOPPELMEISTERSCHAFTEN, Vorrunde in Frankfurt (Sa. und So., 10,00 Uhr, Rebstock). EISHOCKEY Abstiegsrunde 2. Bundesliga , play-off: Riessersee - Bad Nauheim (fr., EC Bad Nauheim - Riessersee (So., 19,00 Uhr, Eisstadion am Kurpark. LEICHTATHLETIK ZWEITER SRI CHINMOY-OSTPARK-LAUF über 10 km (So., 14,00 Uhr, Ostpark Frankfurt, Romdell am südlichen Seeufer). RADSPORT "RUND UM DEN JÄGERSBURGER WALD" in Einhausen, So. ab 9 Uhr, Hauptrennen 115,5 km. RUDERN 1. FRANKFURTER COMPUTER-REGATTA, (So., 11,00 bis 15,00 Uhr, Sporthalle Werner-von Siemens-Schule). RUGBY QUALIFIKATION zur 1. Bundsliga Süd: RK Heusenstamm - München FRC (So, 14, 30 Uhr, Sportzentrum Martinsee).

QUALIFIKATION zur 2. Bundesliga Süd: BSC offenbach - SC 1880 Frankfurt (So., 14,30 Uhr, BSC-Sportplatz). SCHIESSEN HESSISCHE LANDESMEISTERSCHAFTEN (Fr., 15,00 Uhr, Sa. und So. 9,00 Uhr. leistungszentrum Schwanheim). SCHWIMMEN TAG DER BRUSTSCHWIMMER (So., 14,00 Uhr, Stadtbad Mitte in Frankfurt). TRAMPOLINTURNEN MEISTERSCHAFTEN DES TURNGAUS FRANKFURT (So., 14,00 Uhr, Deutsche Turnschule, Otto-Fleck-Schneise).

Das Wetter

Wetterlage Die Kaltfront über dem Südosten Deutschlands zieht nach Südosten ab, und im südlichen Deutschland setzt sich der Einfluß des Mittelmeerhochs durch. Auf den Westen und Norden greifen atlantische Tiefausläufer über. Vorhersage bis Freitag früh Im Süden nach Auflösung örtlicher Frühnebelfelder überwiegend gering bewölkt und trocken. In der Mitte und im Norden meist stark bewölkt mit Auflockerungen im Tagesverlauf und vor allem im Osten zeitweise etwas Regen. Höchsttemperaturen im Osten 2 bis 6, sonst 6 bis 11 Grad. Tiefstwerte 2 bis - 3 Grad. Meist schwach windig. Weitere Aussichten für Freitag Im Norden leicht unbeständig, im Süden trocken, etwas wärmer. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 15 Amsterdam

leicht bewölkt 9 Athen

wolkig 9 Brüssel

wolkig 10 Helsinki

wolkig 2 Innsbruck

wolkenlos 8 Istanbul

bedeckt 2 Kairo

leicht bewölkt 19 Larnaka

wolkig 14 Las Palmas

wolkig 18 Lissabon

stark bewölkt 14 London

stark bewölkt 11 Madrid

stark bewölkt 13 Mallorca

leicht bewölkt 15 Moskau

bedeckt -1 Paris

leicht bewölkt 13 Rom

wolkenlos 12 Stockholm

leicht bewölkt 2 Wien

wolkenlos 4 Zürich

wolkenlos 7

Deutschland Berlin

leicht bewölkt 7 Dresden

leicht bewölkt 6 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 2 Feldberg/Schw.

wolkenlos 1 Frankfurt/M.

stark bewölkt 5 Garmisch

leicht bewölkt 7 Hamburg

bedeckt 7 Köln

wolkig 11 München

wolkenlos 7 Rostock

leicht bewölkt 5 Sylt

leicht bewölkt 6 Zugspitze

leicht bewölkt -9 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smog- verordnung überschritten werden, mel- den wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.48 Uhr Sonnenuntergang 18.24 Uhr Mondaufgang 23.07 Uhr Monduntergang 7.44 Uhr

Kröten gehen auf Wanderschaft

Naturschützer wollen die Tiere wieder vor den Autos retten

Falls am Wochenende wirklich der versprochene Frühling einsetzt, werden nicht nur die Wanderer im Taunus unterwegs sein. Zwei bis drei frostfreie Nächte wecken auch in den Kröten den Wandertrieb. Dann werden sie wieder im Wald aus den Mauselöchern und sonstigen Unterschlüpfen kriechen, wo sie überwintert haben, und sich aufmachen zu ihren angestammten Laichplätzen. Seit Tagen schon sind die Naturschützer hellwach und stehen bereit, ihnen sicheres Geleit zu geben. Denn häufig endet die Hochzeitsreise unter den Reifen der Autos.

Im Schwanheimer Unterfeld beispielsweise, neben Niederrad der einzige Wohnsitz der Frankfurter Erdkröten im Stadtgebiet, haben die Helfer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) beiderseits der Bundesstraße 40 a undurchdringliche Krötenzäune gespannt und in kurzen Abständen Eimer in der Erde verbuddelt. Auf ihrem Treck vom Waldrand zu den gut zwei Kilometer entfernten Kiesgruben plumpsen die Tiere in die Stolperfallen. Morgens und abends werden sie von BUND-Mitarbeitern herausgeklaubt, gezählt, über die Straße getragen und dort freigesetzt.

Manche gehen als Single ins Netz, die meisten aber als "Doppeldecker". Wegen des Weibchenmangels lauern die Krötenmännchen schon lange vor dem Laichplatz den Objekten ihrer Begierde auf und "erobern" sie, indem sie es sich auf dem Rücken der Partnerin bequem machen. Mit noch kälteklammen Gliedern, den Vater ihrer künftigen Kinder huckepack, brauchen die Weibchen mehr als zehn Minuten, um eine Straße zu überqueren. Damit haben sie nach Aussage des BUND-Kreisvorsitzenden Eberhard Best kaum eine Überlebenschance.

An den Wildwechseln der Hopser wurden Schilder aufgestellt, die zum Langsamfahren mahnen. Häufig vergebens, sagt Best. Seit zwei Jahren versuche der BUND, den als Abkürzung beliebten Kelsterbacher Weg während der Krötenwanderung von 18 bis 7 Uhr für jeden rollenden Verkehr sperren zu lassen - ohne Erfolg.

Dennoch haben Rettungsaktionen Erfolge gebracht. Best: "1987 haben wir 90 Kröten gerettet, im vergangenen Jahr waren es 500. Der Bestand hat sich erholt." Ganz besonders clevere Kröten haben ihren eigenen Weg gefunden: Sie benutzen ordnungsgemäß die Fußgängerbrücke. abi

Nichtwähler stärkste "Partei" in Hessen

WIESBADEN. Bei den Kommunalwahlen vom 7. März haben 1,2 der 4,3 Millionen Wahlberechtigten die Abstimmung boykottiert. Wie das Statistische Landesamt mitteilte, war die Wahlbeteilung mit 71,3 Prozent die niedrigste seit Kriegssende. Zähle man die ungültigen Stimmenm hinzu, so hätten sich 31 Prozent der Wahlberechtigten für keine Partei entschieden. Diese Nichtwähler waren die stärkste Gruppe vor der SPD, die jeden vierten Wähler für sich gewann. zg

Jetzt steigt Kaufhausboß Peter Joh ganz groß ein Mittelständischer Unternehmer will gemeinsam mit dem "Kaufhof" bundesweit mit neuer Gesellschaft agieren

WETTERAUKREIS. Der Unternehmer Peter Joh will ganz groß ins Kaufhausgeschäft einsteigen. Sein Partner: der "Kaufhof". Zusammen mit dem zweitgrößten deutschen Kaufhaus-Konzern will der Gelnhäuser Geschäftsmannn, der nach und nach auch Geschäfte in Büdingen, Friedberg und Butzbach aufbaute, nun in der gesamten Bundesrepublik Kaufhäuser betreiben und unter dem Namen "Joh" laufen lassen. Über die wirtschaftliche Dimension der Zusammenarbeit schwiegen sich die Beteiligten gestern noch aus. Peter Joh versicherte jedoch, die Eigenständigkeit des Familienunternehmens sei dadurch nicht gefährdet.

Kaufhof und Joh verhandeln offensichtlich schon seit fast zwei Jahren über eine wirtschaftliche Kooperation. Danach ist der Kölner-Konzern auf der Suche nach einem mittelständischen Unternehmen, das seine Kaufhäuser in kleineren und mittleren Städten betreibt, Warenhäuser, mit denen sich die Kaufhaus-Riesen in der Regel schwer tun. Bekannt wurden die Gespräche jetzt durch Äußerungen des Vorstands-Chefs der Kaufhof Holding AG, Jens Odewald. In der Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" vom Dienstag heißt es, der Kaufhof übernehme zur Jahresmitte 60 Prozent der Joh-Gruppe.

Eine Darstellung, die der Gelnhäuser Firmenchef gestern dementierte. "Ich verkaufe keine Anteile von meinem Unternehmen." Während Kaufhof-Pressesprecher Wulf Ridder die Verhandlungen "als so gut wie abgeschlossen" bezeichnete, mochte Peter Joh den Termin 1. Juli 1993 für den Beginn der gemeinsamen Geschäftsbeziehungen nicht bestätigen. "Es sind noch keine Verträge unterschrieben."

Die Zusammenarbeit ist auf der Grundlage einer neuen Gesellschaft geplant, an der der Kaufhof mit 60 und Joh mit 40 Prozent beteiligt sein würde. Sitz der neuen GmbH wäre gegebenenfalls Gelnhausen, sagte Peter Joh. Darüber hinaus würde sichergestellt, daß er, später einmal seine Tochter, den Vorsitz inne hätte.

Nach Angaben des Gelnhäuser Unternehmers würde die neue Gesellschaft sukzessive bis zu zwanzig Kaufhaus-Filialen in der gesamten Bundesrepublik übernehmen. Die Warenhäuser würden dann unter dem Namen "Joh" weitergeführt und zählten zum Einkaufs- und Marketing-Verbund der Kaufring AG, deren Gesellschafter und Aufsichtsratmitglied Peter Joh ist. "Der Kaufhof ist an uns herangetreten, weil er einen erfolgreichen mittelständischen Kaufhaus- Unternehmer sucht", kommentierte der Gelnhäuser das Zustandekommen der Verhandlungen.

Ein ähnliches Modell praktiziert der Kaufhof nun mit der Kaufhaus-Gruppe Kerber aus Fulda, die in Siegen und Soest und vermutlich auch in Northeim ehemalige Kaufhof-Standorte unter ihrem Namen weiterführt. Allerdings ist Kerber seit zwei Jahren eine 97prozentige Tochtergesellschaft des Kaufhof-Konzerns. Soweit will es Joh offensichtlich nicht kommen lassen. Eine direkte Beteiligung des Kaufhofs habe man deshalb abgelehnt.

Die Joh-Gruppe mit ihren acht Filialen setze im vergangenen Jahr 250 Millionen Mark um. Zum Vergleich: Die Kaufhof- Warenhaus AG erwirtschaftete in diesem Zeitraum rund sieben Milliarden Mark, der gesamte Konzern setzte nach eigenen Angaben zwanzig Milliarden um.

Wann und ob es zum Vertragsabschluß kommt, ließ der Gelnhäuser Unternehmer gestern noch offen. "Wir müssen uns klar werden, ob wir der Aufgabe gewachsen sind." Andererseits sei dies praktisch die einzige Möglichkeit, an weitere Innenstadtstandorte zu gelangen. Ein Neubau sei bei den Grundstückspreisen kaum noch zu bezahlen. Ein weiterer Vorteil der Kooperation sei die langfristige Bestandssicherung des Familienunternehmens. Von finanziellen Schwierigkeiten will Peter Joh nichts wissen. Im Gegenteil: "Wir sind bis auf die Knochen kerngesund."

Trotz Rezession und "schlecht laufender Geschäfte im Osten" präsentierte der Firmenchef gestern weitere Expansionspläne. So liegt seit Dienstag die Baugenehmigung für eine Erweiterung des Joh- Kaufhauses in Gotha vor. Die Verkaufsfläche soll von derzeit 1800 auf 9000 Quadratmeter ausgedehnt werden. Ein etwa 35-Millionen-Mark-Projekt, daß uns, so Joh, "zum mit Abstand größten Kaufhaus in Gotha macht". Auch das Stammhaus in Gelnhausen wird in nächster Zeit weiter wachsen. Wie der Kaufhaus-Inhaber erklärte, hat er sich in das Nachbargrundstück eingekauft, um einen viergeschossigen Neubau zu errichten. jan

"Die Gegend verkommt langsam" Bürger vom Rottweiler Platz kritisieren Wohnungsgesellschaft

Es ist trostlos am Rottweiler Platz im Gutleut. Daran ändert auch die schmucke Fassade des sozialen Wohnungsbaus und die moderne Architektur des Bürgertreffs Gutleut nichts. Der kleine Spielplatz zwischen den Häusern der städtischen "Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen" und den Altbauten auf der anderen Seite verdient seinen Namen nicht. Die wenigen Spielgeräte sind heruntergekommen, an der Tischtennisplatte stehen Autos. Ein paar Kinder kicken sich auf der Straße schreiend einen Ball zu. Eine Gruppe von Jugendlichen diskutiert lautstark und wild gestikulierend. Als Ruhestörung empfinden das einige Bewohner der Rottweiler Straße und rufen nicht selten das 4. Polizeirevier an. Doch wo sollen die jungen Leute hin? "Es gibt im Gutleut doch fast nichts für Jugendliche und Kinder", beklagte sich am Dienstag abend eine Frau im Bürgertreff Gutleut.

Der zuständige Ortsbeirat 1 hatte zur Bürgeranhörung geladen. Immer häufiger hatten sich die Bewohner der Gegend bei den Stadtteilpolitikern über die Situation am Rottweiler Platz beklagt: Die Gegend verkomme langsam. Schnell machte der Begriff "Sozialer Brennpunkt" die Runde. Mancher im Ortsbeirat sprach wegen der schätzungsweise 35 Prozent Ausländer und der vielen Sozialhilfeempfänger gar von "Gettoisierung".

Genügend Zündstoff also für eine heftige Auseinandersetzung. Doch die Bürgeranhörung verlief ruhig. Einmütig kritisierten Deutsche und Ausländer vor allem die Vertreter der AG für kleine Wohnungen, beschwerten sich über kaputte Haustürschlösser, verdreckte Treppenhäuser, defekte Schließanlagen der Tiefgarage und die häufig zugeparkte Feuerwehreinfahrt. Ihre Forderung: Die AG soll die von ihr beauftragte Putzfirma häufiger kontrollieren und einen Hausmeister anstellen.

Ramiz Meral vom Bürgerforum Gutleut meinte: "Wir brauchen jemanden, der hier auf Ordnung achtet." Sicher, die Gegend sei nicht gerade schön, aber der junge Mann hofft: "Wenn die Leute hier mehr zusammenrücken, wird's besser."

So dramatisch, wie manche meinen, ist die Situation am Rottweiler Platz wohl tatsächlich nicht. "Für uns ist das kein Problemgebiet", erklärt Eugen Stendebach, Leiter des 4. Polizeireviers. Von "hoher Kriminalität" und "sozialem Zündstoff" könne keine Rede sein. Von offener Feindseligkeit zwischen Deutschen und Ausländern war zumindest am Dienstag nichts zu spüren. Entwarnung ist aber nicht angesagt: Knapp elf Prozent der Bürger im Gutleut wählten rechtsextreme Parteien. cob

Diepgen fordert Umzug sofort Berlins Regierender Bürgermeister erteilt Aufschubplänen Absage

geg BERLIN, 10. März. Energisch hat sich der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, gegen den Vorstoß Bonner Abgeordneter gewandt, den Umzug des Bundestags ins Jahr 2010 zu verschieben. "Jede Verzögerung führt zu einem Investitionshemmnis", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in Berlin. Das bedeutendste Signal, das Bundestag und Bundesregierung für den Aufschwung-Ost setzen könnten, "ist die schnelle Arbeitsaufnahme in Berlin". Die neu entfachte Diskussion komme das Land letztlich teuer zu stehen.

Sowohl Bundestagsabgeordnete der Union als auch der SPD haben Gruppenanträge formuliert, in denen aus Kostengründen der Aufschub des Umzugs gefordert wird. Während in dem von Simon Wittmann (CSU) angeführten Antrag unter anderem auch ein Investitionsstopp für den Umzug auf Dauer von fünf Jahren verlangt wird, bestehen die etwa 40 Unterzeichner des SPD-Antrags auf einer zügigen Planung des Gesamtprojekts, allein schon wegen der erheblichen infrastrukturellen Probleme.

Diese Anträge stünden im Widerspruch zu den politischen und ökonomischen Notwendigkeiten der Bundesrepublik, sagte Diepgen. Es werde verkannt, daß sämtliche Investitionen im Rahmen des Umzugs im Ostteil der Stadt und somit in den neuen Ländern erfolgten. Dies bedeute eine "Initialzündung". "Hauptstadtausbau ist Konjunkturprogramm", so Diepgen, das Arbeitsplätze schaffe. Die damit verbundenen Kosten nannte er "verkraftbar". Verteilt auf zehn Jahre werde der Umzug jährlich mit 800 Millionen Mark zu Buche schlagen.

Nach einem Gespräch mit ihrem Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Schäuble erklärte sich die Gruppe der Unionsabgeordneten bereit, ihren Antrag nicht schon in dieser Woche einzubringen, um die Gespräche über den Solidarpakt nicht zu stören. Schäuble sicherte zu, daß die Fraktion über den Antrag noch einmal diskutieren werde.

Kammler-Personal bangt um Gehalt Februar-Löhne stehen noch aus

ESCHBORN. Die Bediensteten von Kammler fürchten erneut um ihr Gehalt: Wie Betriebsrat und Gewerkschaft IG Metall berichteten, sind die Löhne für den Monat Februar noch nicht bezahlt worden. "Unter den Leuten herrscht große Unruhe", sagte Betriebsratsvorsitzender Richard Eckert. Verunsichert ist die Belegschaft zudem, da die Konkursverwalter keine Gründe genannt hätten.

Die Mitarbeiter der VW- und Audi-Häuser bangen ein zweites Mal um ihre Zunkunft: Anfang Oktober vergangenen Jahres begannen Wochen der Ungewißheit, nachdem Firmenboß Henning Kammler das Konkursverfahren beantragt hatte. Der einzige Ausweg, war doch bei einer Bankprüfung zutage gekommen, was er und sein Prokurist jahrelang vertuschten: Das Unternehmen mit neun Niederlassungen im Rhein-Main-Gebiet war total überschuldet. Von 300 Millionen Mark sprach Konkursverwalter Dr. Wilhelm A. Schaaf, der bei Kammler leisten sollte, was ihm Jahre zuvor bei der AEG-Pleite zu Ruhm gereichte - die Firma sanieren. Aktiv wurden auch Staatsanwälte: Sie ermitteln auf Selbstanzeige Kammlers wegen Betruges, Untreue und Bilanzfälschung.

Um ihren Lohn betrogen fühlen sich nun die Mitarbeiter. In einer für gestern angesetzten Betriebsversammlung sollte Schaaf-Beauftragter Dirk Pfeil, FDP- Landtagsabgeordneter und Unternehmensberater, laut Eckert Aufklärung leisten. Er sei aber kommentarlos ferngeblieben. IG-Metall-Sekretär Jürgen Leydecker sprach von "hundsmiserabler Informationspolitik". Der Geschäftsleitung setzte der Gewerkschaftssekretär eine Frist: Bis 15. März müssen die Löhne bezahlt sein. Außerdem sollen Geschäftsleitung und Konkursverwalter nächsten Montag in einer Betriebsversammlung informieren. Eine Stellungnahme von Pfeil war nicht zu erhalten. kkü

Verletzung der österreichischen Neutralität neuer Anklagepunkt "Noricum"-Prozeß gegen Altkanzler Sinowatz und zwei seiner Minister wegen Waffenhandels mit Iran begann mit Überraschung Von unserem Korrespondenten Harry Schleicher

WIEN, 10. März. Der bedeutendste politische Prozeß der Nachkriegsgeschichte Österreichs begann am Mittwoch mit einer Überraschung: Die Staatsanwaltschaft erweiterte die Anklage gegen prominente Sozialdemokraten, Altbundeskanzler Fred Sinowatz, Ex-Außenminister Leopold Gratz und Ex-Innenminister Karl Blecha. Ursprünglich waren sie des "Amtsmißbrauchs" mit Schädigung außenpolitischer Interessen beschuldigt worden. Jetzt kam der Vorwurf der "Neutralitätsverletzung" hinzu. Die Neutralität hat in Österreich Verfassungsrang. Die Angeklagten sollen 1985/86 Waffenlieferungen an Iran während des iranisch-irakischen Krieges gedeckt haben.

Dieser Prozeß, so der Staatsanwalt, sei "die unendliche Geschichte der Zweiten Republik", die "die Grundfesten der österreichischen Innenpolitik erschüttert hat". Österreichs Ansehen im Ausland habe durch die Neutralitätsverletzung Sprünge bekommen. Karl Blecha ist noch zusätzlich der Aktenvernichtung und Dokumentenfälschung angeklagt. Werden die drei Angeklagten für schuldig befunden, drohen ihnen Strafen von sechs Monaten bis fünf Jahren Haft.

Der Sachverhalt des Verfahrens, das unter dem Kurznamen "Noricum" in die österreichische Kriminalgeschichte eingegangen ist, stellt sich so dar:. 1979 beschlossen die verstaatlichten Linzer Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke (VOEST), in der Tochterfirma Noricum in Lizenz die kanadische Kanone GHN-45 zu bauen. Um dem Unternehmen Gewinne zu bringen, sollte sie auch ins Ausland verkauft werden.

Nachdem die bis zu 30 Kilometer weit schießenden Kanonen im irakisch-iranischen Krieg gegen Iran eingesetzt wurden - an Jordanien gelieferte Geschütze waren offenbar direkt an Bagdad weitergeleitet worden -, drängte 1985 auch Iran auf Lieferungen. Das Geschäft sah 300 Kanonen und 40 000 dazugehörigen Granaten der Firma Hirtenberger vor. Als Endabnehmer trat Libyen auf, dessen Adresse jedoch nur die verbotene Lieferung von Waffen in ein Kriegsgebiet verschleiern sollte.

Von dem Handel wußten nicht nur die Manager, Waffenhändler, Politiker, der US-Geheimdienst und bald auch die Presse, die maßgeblich zur Aufdeckung der Straftat beitrug. Auch der österreichische Botschafter in Athen, Herbert Amry, schaltete sich ein. Nach einem vierten Schreiben an seine Dienststelle in Wien starb der Diplomat, wie es offiziell hieß, an Herzversagen; andere glauben, er sei ebenso ermordet worden wie der unter mysteriösen Umständen verstorbene, mit dem Waffengeschäft befaßte VOEST-Spitzenmanager Heribert Apfalter.

Was die angeklagten Politiker über die illegalen Waffengeschäfte wußten, die sie nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hätten unterbinden müssen, soll der auf mindestens drei Monate angesetzte Prozeß klären. 24 Zeugen, darunter prominente Politiker aus verschiedenen Parteien, sind geladen.

Vorausgegangen ist bereits in Linz ein vom gleichen Staatsanwalt vertretenes Verfahren gegen 18 VOEST-, Noricum- und Hirtenberger-Manager. Es endete mit sieben Schuldsprüchen.

Die drei in Wien vor dem Richter stehenden Politiker fühlen sich alle nicht schuldig. Man habe "vielleicht Fehler gemacht, aber niemals wollte ich Österreich schädigen", sagte Sinowatz im Vorfeld des Prozesses. Und Blecha sähe auch heute noch eher einen "Amtsmißbrauch" darin, wenn er die Waffenlieferungen, die er für korrekt hielt, gestoppt und auf Grund "unbewiesener Behauptungen" 4000 Arbeitsplätze vernichtet hätte.

(Kommentar Seite 3)

Puppen und historisches Spielzeug auf der Messe

Am Sonntag, 14. März, sind Puppen, Stofftiere und Blechspielzeug vom Teddy für 16 000 Mark bis zur Heubach-Charakterpuppe für 8500 Mark und einem echten Lehmann's Autobus für 3500 Mark in der Halle 4 des Messegeländes anzutreffen.

Aus Köln kommt Walter Neumann und verwandelt den Raum Europa in der Halle 4 in ein Spielzeugparadies. Antike Porzellankopf-Puppen, Käthe-Kruse-Puppen und neuerdings als Sammelobjekt entdeckte Celluloid-Puppen, Vor- und Nachkriegsspielzeug und alles was dazu gehört wird von in- und ausländischen Ausstellern angeboten.

Geöffnet ist von 11 bis 17 Uhr. Antike Puppen, Steifftiere und Spielzeug wird kostenlos geschätzt. E-S

Bahnübergang bleibt für vier Tage gesperrt

DREIEICH. Wegen dringender Arbeiten am Gleis ist der Bahnübergang Buchschlag von Montag, 15. März, 7 Uhr, bis Donnerstag, 18. März, 17 Uhr, gesperrt. Die Autofahrer werden wie folgt umgeleitet: über Sprendlingen auf der Bundesstraße 3 nach Neu-Isenburg, dort auf der Landesstraße 3117 am Gehspitz vorbei, auf der B 44 bis zur Kreuzung Mitteldick und über die L 3262 ins Gewerbegebiet sowie umgekehrt.

Der Magistrat bittet die Autofahrer dringend, auf die Sperr- und Umleitungsschilder zu achten. Er weist ausdrücklich darauf hin, daß auf Waldwegen nicht gefahren werden darf. dac

"Poremba" bittet um Spenden für Polen

MÜHLHEIM. Gebrauchte Kleidung - vor allem für Frühling oder Sommer - und Geldspenden erbittet der Caritas-Aktionskreis "Poremba", der am 30. März den neunten Hilfsgütertransport für die polnische Partnergemeinde St. Maximilian Kolbe auf den Weg bringen will. Wie Edith Petri von dem Aktionskreis erläutert, fehlt es vor allem an Garderobe für Kinder oder Jugendliche und an Schuhen.

Die gespendeten Sachen können an bestimmten Tagen bei Caritas-Mitgliedern auf dem Parkplatz von St. Markus abgegeben werden: am Samstag, 13. und 20. März, zwischen 13 und 15 Uhr, oder mittwochs, 17. und 24. März, zwischen 17 und 19 Uhr.

Der Aktionskreis braucht außerdem Geld, denn er möchte wieder Lebensmittel für die Kinder in polnischen Kindergärten und Schulen sowie für Rentner mit geringem Einkommen kaufen. Spendenkonten wurden unter anderem eingerichtet bei der Sparkasse Langen-Seligenstadt Nr. 8103400 und der Volksbank Mühlheim-Bürgel Nr. 4111. hf

Günter Bergmann ließ sich 90mal anzapfen

STEINBACH. Das kommt selten vor, daß sich jemand bei einer DRK-Blutspende schon zum 90. Mal anzapfen ließ. Die Steinbacher Rot-Kreuz-Bereitschaft hatte sich mit einem Präsent auf das Ereignis vorbereitet. Gratulation und Dank galten dem 57jährigen Schreinermeister Günter Bergmann, der 1962 zum erstenmal Blut gespendet hatte, damals noch in Oberursel. Seine Beweggründe: "Als leidenschaftlicher Fußballer war ich seinerzeit verletzt und erlebte im Krankenhaus, wie wichtig Blutkonserven sind, das hat mich motiviert, selbst Blut zu spenden." Bei der Geburt ihres ersten Sohnes hatte dann seine Frau ebenfalls zahlreiche Blutkonserven benötigt - so wurde auch sie Spenderin, wenngleich ihr Günter Bergmann mittlerweile "anzahlmäßig davongespurtet" ist. Sein Ziel sei es, bis zum 60. Geburtstag auf runde 100 Spenden zu kommen. Bürgermeister Edgar Parnet, selbst eifriger Blutspender (37 Spenden), schloß sich den Dankesworten von Erna Schön (Leiterin der Blutspende- Aktionen) und des DRK-Vorsitzenden Volker Schreitz an. hko

Ehrenbrief des Landes für vier Frankfurter

Den Ehrenbrief des Landes Hessen erhalten am Freitag, 12. März, vier Frankfurterinnen und Frankfurter. Bürgermeister Hans-Jürgen Moog wird die Auszeichnungen im Limpurgsaal des Römer überreichen.

Mit dem Ehrenbrief wird diesmal ein langjähriges ehrenamtliches Engagement in der Jugend- und Sozialbetreuung gewürdigt. Die Urkunden erhalten Renate Becker, Elisabeth Giesen, Willibald Saller und Anton Sobanski. pia

Patt im Magistrat ist möglich Eschborner SPD will Listenverbindung, aber keine Koalition

ESCHBORN. Wie beim Mikadospiel ist alles durcheinandergeraten. Die Wähler haben es so gewollt. Jetzt bedarf es geschickter Spieler, um die Farben zu sortieren. Neue Spielregeln und -muster sind gefragt. Um die auszuhecken, beginnen die Parteien am heutigen Donnerstag mit ihren Gesprächen. Als Erste setzen sich SPD und Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE) an einen Tisch. Zwei ungleiche Partner, die sich zumindest in einem einig sind: Sie wollen beide keine Koalition, weder eine große noch eine kleine. "Sachorientierte Zusammenarbeit" lautet das Schlagwort, das FDP und CDU gleichermaßen aufhorchen läßt. Machte doch FDP-Fraktionschef Fritz Krüger gleich am Wahlabend noch klar, wechselnde Mehrheiten ohne feste Koalitionsabsprachen seien seine Sache nicht. Doch Genosse Otto Jehn bleibt beinhart. Zugleich verkündet er aber immer wieder: "Die SPD redet mit allen Parteien, ich betone mit jedem, der es wünscht." Mit der FDP beispielsweise, die sich von der SPD zu Gesprächen einladen lassen will, käme die SPD auf 13 Sitze, rechnet Jehn vor. "Damit kriegen wir keine Mehrheiten."

In den zwei Wochen bis zur konstituierenden Sitzung des neuen Parlamentes am Donnerstag, 1. April, müssen die Parteien viel miteinander klären. Wer wird Stadtverordnetenvorsteher, wie setzt sich der Magistrat zusammen, wer erhält welchen Vorsitz in welchem Ausschuß? Otto Jehn macht kein Geheimnis daraus: Eine Listenverbindung zwischen SPD, BGE und Grünen für den Magistrat sei "sicher verlockend." Denn so könnte ein Mandat, das bisher die CDU innehatte, an die Liste gehen. Das bisherige Stimmenverhältnis im Magistrat von sieben Voten der CDU und der FDP zu fünf Stimmen der drei anderen Fraktionen könnte sich dann auf sechs zu sechs ändern. In dem wichtigen Gremium entstünde dann zunächst eine Pattsituation. Der Sozialdemokrat ist aber auch bereit, mit der CDU über die Listenverbindung zu reden. Offen nach allen Seiten, um ein Maximum sozialdemokratischer Positionen durchzusetzen, so lautet das Credo der SPD für die anstehenden Verhandlungen. Deren Ergebnisse sollen zunächst auf einer Mitgliederversammlung diskutiert werden, bevor die SPD Nägel mit Köpfen macht. SPD-Positionen verstärkt umzusetzen und rüberzubringen ist eine Konsequenz aus der Wahlschlappe der Eschborner Genossen vom Sonntag. Die Republikaner, die aus Eschborn den zweithöchsten Zuspruch im ganzen Kreis erfuhren, holten gerade in traditionellen SPD-Wahlbezirken Stimmen. she

Nachrichten-Börse

Zentralbanken senken Zinsen Zwei europäische Zentralbanken haben gestern erneut ihre Zinsen gesenkt. Die dänische ermäßigte den Tendersatz um einen halben Punkt auf 11,5 Prozent; die belgischen Währungshüter reduzierten den Diskontsatz von 7,50 auf 7,25 Prozent. Treuhand begibt Obligationen Die Treuhandanstalt begibt am 23. März über die Bundesbank erstmals fünfjährige Obligationen im Tenderverfahren mit Zuteilung nach dem üblichen Verfahren für Bundesschatzanweisungen. Die Papiere à mindestens 5000 Mark werden in den amtlichen Handel aller acht deutschen Wertpapierbörsen eingeführt. Baugeld wird noch billiger Die Entspannung auf den Kapitalmärkten läßt die Hypothekenzinsen weiter sinken. Bei der Deutschen Genossenschafts- und Hypothekenbank (DG Hyp) kosten Darlehen mit fünfjähriger Festschreibung nun effektiv 7,46 statt 7,62 Prozent. Die Deutsche Pfandbrief- und Hypothekenbank (Depfa) verlangt effektiv 7,42 Prozent (fünf Jahre) und 7,70 Prozent (zehn Jahre).

Der Baumschnitt aus Schwanheim erhitzte sich

Die Hoechst AG hat Informationen der "Höchster Schnüffler un' Maagucker" bestätigt, wonach der kontaminierte Baumschnitt aus Schwanheim auf dem Werksgelände in Griesheim heiß wurde und umgelagert werden mußte. Wegen der einsetzenden Kompostierungsvorgänge sei es in dem Berg aus Grünabfällen "innen warm geworden". Man habe deshalb den Baumschnitt "breiter und flacher verteilt", sagte Hoechst-Sprecherin Ursula Tober.

Tober bestätigte ferner, daß Anlagen in unmittelbarer Nähe des Gebäudes, aus dem am Rosenmontag 2,5 Tonnen o-Nitroanisol entwichen waren, mittlerweile geschlossen wurden. Es handele sich um eine Meßwarte und zwei Labors. Sie würden ihren Betrieb erst dann wieder aufnehmen, wenn die Reinigungsarbeiten in dem Gebäude beendet seien. Die "Höchster Schnüffler un' Maagucker" verlangen Aufklärung darüber, "inwieweit Arbeiter durch dieses zögerliche Vorgehen geschädigt wurden".

Unterdessen hat die IG Chemie, Bezirk Hessen, als Konsequenz aus dem Chemieunfall bei der Hoechst AG mehr Personal für die Gewerbeaufsichtsämter gefordert. Ferner müßten die Überwachungsbehörden so organisiert werden, daß ein und dieselben Fachleute für eine "ganzheitliche Betreuung" von Chemieanlagen zuständig seien. Außerdem hält die IG Chemie eine "dringende Aufarbeitung" der rund 100 000 Altstoffe für notwendig, die bislang nach dem Chemiekaliengesetz nicht anmeldepflichtig seien. vo

Duldung für Flüchtlinge wird verlängert

Zwecks Verlängerung ihrer Duldung können Flüchtlinge aus Kroatien und Bosnien-Herzegowina ab sofort bei der Ausländerbehörde im Frankfurter Ordnungsamt (Mainzer Landstraße 323) vorsprechen. Sprechzeiten sind Montag, Mittwoch, Freitag jeweils von 7.30 bis 12 Uhr und dienstags und donnerstags von 8 bis 12 Uhr.

Mitzubringen sind die folgenden Unterlagen: 1. ein Nationalpaß, 2. ein ausgefüllter Antrag auf Verlängerung der Duldung und 3. die derzeit gültige Arbeitserlaubnis. pia

Seib: Container statt der gelben Säcke

OBERTSHAUSEN. Auch in Obertshausen gibt es - wie in fast allen Gemeinden der Region - Ärger mit den gelben Säcken, in denen wiederverwertbare Wertstoffe wie Plastik oder Aluminium gesammelt werden sollen. Probleme ergaben sich vor allem, als erstmals flächendeckend die Säcke abgeholt wurden. Da zeigte sich nämlich, daß sich vor Häusern mit mehr als zehn Wohnungen die Plastikbehälter zu unappetitlichen Bergen häuften.

Deshalb der Hinweis von Bürgermeister Josef Seib: Für solche Wohnanlagen gibt es die Möglichkeit, bei der Einsammel- und Entsorgungsfirma GES (Rufnummer 20 85) kostenlos Container zu bestellen. Zusätzlich zu der Abfuhr alle vier Wochen haben die Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, die gelben Säcke im Bauhof abzugeben.

Der Bürgermeister erinnert außerdem daran, daß für den Abtransport der Säcke nicht die Stadt, sondern die Firma GES zuständig ist. Sie sollte deshalb auch informiert werden, falls die Säcke einmal nicht abgeholt werden. hf

"Humanimal Bunch"

gewann Wettbewerb

DIETZENBACH. Die Dietzenbacher Band "Humanimal Bunch" um den Sänger Michael Glindemann sowie die Gruppe "Spilling the Juice" aus Kronberg siegten beim Finale des elften Rockfestivals der Frankfurter Sparkasse in der Music-Hall.

Das Geldinstitut vergab Förderpreise. Die Bands bekommen ein Jahr lang kostenlos einen Übungsraum zur Verfügung gestellt. fin

Verstrickt

Er ist zwar nicht mehr der ganz große Politskandal, der Wiener Strafprozeß wegen illegaler Waffengeschäfte gegen drei prominente Ex-Politiker. Das meiste, was dort verhandelt wird, ist schon zerredet und von den Medien beschrieben worden, so daß es die Öffentlichkeit kaum noch allzu sehr schockieren dürfte. Offen bleibt die Frage nach der persönlichen Schuld des Altbundeskanzlers Fred Sinowatz und der beiden Minister.

Sie mögen durchaus das Empfinden haben, nichts Unkoscheres getan zu haben. Das Dilemma bleibt aber, daß sie wohl allzu eilfertig aus Mitverantwortung für die Arbeitsplätze in der kränkelnden verstaatlichten Industrie bereit waren, über die von ihrer Partei mitgeschaffenen Neutralitäts- und Kriegswaffengesetze hinwegzusehen. So verstrickten sich einst pazifistisch denkende Genossen im Netz der Kriegsgeschäfte. Zu Bossen von Großindustrien avanciert, gaben sie dem Wunsch ihrer Manager nach, Kriegsgerät zur Wohlstandssicherung zu erzeugen und zu vertreiben.

Bei der Ermittlung von Schuld werden moralische Erwägungen kaum eine Rolle spielen. Trotzdem wäre es sehr gut, nicht zu vergessen, daß das Waffengeschäft zur Tötung unzähliger Menschen in einem fremden Krieg beigetragen und sein Zustandekommen möglicherweise sogar zwei Leben im eigenen Lande gekostet hat. yr (Wien)

Laden war Umschlagplatz für Drogen und falsche Dokumente

Polizei hob Fälscher- und Hehlerring aus / Kraftfahrzeugscheine und andere Papiere druckfrisch auf Bestellung

Die Frankfurter Polizei hat im Rhein- Main-Gebiet eine siebenköpfige Fälscher- und Hehlerbande zerschlagen, die in einem An- und Verkaufsgeschäft in der Albusstraße nahe der Konstablerwache auf Vorbestellung gefälschte Kfz- und Bootsführerscheine, Aufenthaltserlaubnisse und grüne Versicherungskarten verkaufte. Der Laden ist im Erdgeschoß des Gebäudeskomplexes untergebracht, in dem auch das 1. Polizeirevier seinen Sitz hat. Inzwischen hat das Geschäft einen neuen Eigentümer.

"Kopf" der Gruppe war laut Polizei ein 30jähriger Iraner, der den Laden führte. Vier der Täter stehen im Verdacht, mit Rauschgift gehandelt und Diebesgut angeliefert zu haben. Im Polizeipräsidium wird die Tätigkeit der Gruppe als ein Fall organisierter Kriminalität bewertet.

Im Sommer 1992 hatte die Frankfurter Polizei einen Hinweis bekommen, daß in dem Geschäft in der Innenstadt von Rauschgift über Hehlerware bis zu gefälschten Dokumenten "alles" zu bekommen sei. Im Präsidium wurde daraufhin eine vierköpfige Sonderermittlungsgruppe gebildet.

Die Arbeit des Fachkommissariats für Einbruchdiebstähle und Hehlerei (K 21) zahlte sich aus. Wie Polizeisprecher Peter Borchardt sagte, wurden zwischen August und November einige gefälschte Kfz- und Bootsführerscheine, ein Kilogramm Amphetamin im Wert von rund 10 000 Mark sowie ein in der Nacht vom 12. auf den 13. November in Kelkheim gestohlener Wagen sichergestellt.

Die weiteren Ermittlungen führten auf die Spur des Geschäftsinhabers. Durch mühsame Kleinarbeit konnten die Beamten die Struktur der Tätergruppe durchleuchten und auch die mutmaßlichen Komplizen des Iraners feststellen, der in Idstein wohnt.

Am 1. Dezember nahm die Polizei im Frankfurter und Wiesbadener Raum sieben Personen unter dem Verdacht der Urkundenfälschung, des Rauschgifthandels und der Hehlerei fest. Am selben Tag wurden in einer Frankfurter Tiefgarage sowie in der Wohnung eines der Festgenommenen in Maintal-Bischofsheim Fälscherwerkstätten aufgespürt. Sichergestellt wurden 25 Blankovordrucke für Kfz- und Bootsführerscheine, entsprechende Fotoklischees, zwei Reproduktionsmaschinen für Falsifikate, eine Papierschneidemaschine, zwei Druckwalzen einer Offsetmaschine, neun unbenutzte Offsetplatten sowie weiteres Werkzeug.

Nach dem gegenwärtigen Stand der Ermittlungen wurden mindestens 24 Kfz- und 40 Bootsführerscheine hergestellt und gingen für 1800 beziehungsweise 800 Mark über die Ladentheke. Wie Borchardt sagte, waren die ersten dieser Fälschungen der Polizei bereits 1987 aufgefallen. Die Täter sollen auch Aufenthaltserlaubnisse, grüne Versicherungskarten und Kfz-Scheine gefälscht haben.

Der Leiter der Arbeitsgruppe, Gerhard Ruhl, sagte: "Das ist wohl nur die Spitze des Eisbergs. Wir wissen nicht was sonst noch an gefälschten Dokumenten im Umlauf ist." Es handele sich um sehr gute Fälschungen, die auch für den geübten Polizeibeamten nicht ohne weiteres als solche zu erkennen seien. Den Ermittlern fielen die Fälschungen auf, weil auf den Siegeln der Papiere, die mit Repro- und Drucktechnik hergestellt worden waren, immer dieselben Nummern auftauchten.

Bis auf den Iraner befinden sich alle anderen Mitbeschuldigten inzwischen wieder in Freiheit. Mit der Veröffentlichung dieses Falles, so der Polizeisprecher, habe die Frankfurter Staatsanwaltschaft so lange gewartet, um die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden. enk

Rheinhausen - nur der Anfang

Von Peter Ziller (Bonn)

Rheinhausen trägt Trauer. Das Aus für das Krupp-Stahlwerk in diesem Vorort Duisburgs vernichtet über 2000 Arbeitsplätze, in vor- und nachgelagerten Betrieben droht ein ähnlich starker Aderlaß. Die Betroffenen fühlen sich betrogen. Zu recht. Schließlich ist es erst zwei Jahre her, daß Krupp-Chef Cromme für diesen Standort leichtfertig eine Überlebensgarantie abgegeben hatte.

Aber die Trauer wird nicht in Wut umschlagen. Kampferprobte Arbeitnehmer und Betriebsräte, die durch besetzte Straßen und Brücken vor fünf Jahren schon einmal die Stillegung des letzten Hochofens in Rheinhausen verhindert hatten, geben sich zwar selbstbewußt. Auch diesmal, warnen sie, würden die Männer und Frauen der Region ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Aber es wird so nicht kommen. Selbst wenn es gelänge, langanhaltenden Widerstand zu organisieren, würde es nichts nützen. Der Hochofen in Rheinhausen wird ausgeblasen - die Umstände erzwingen dies.

Und es kommt noch schlimmer. Über 55 Millionen Tonnen Rohstahl könnten in Deutschland jährlich erzeugt werden. Nachgefragt wurden 1992 nicht einmal 40 Millionen Tonnen. Einzelne Unternehmen glitten darüber existenzbedrohend tief in die roten Zahlen.

Der deutschen Stahlindustrie - und in ihrem Gefolge dem Steinkohlenbergbau - stehen düstere Monate bevor. Selbst ein Konjunkturaufschwung, sollte er sich denn im Spätsommer tatsächlich abzeichnen, hülfe der Branche nicht. Ihre Probleme sind nicht Ausfluß eines normalen Zyklus'. Vielmehr rütteln strukturelle Verwerfungen die Schlüsselbranchen an der Ruhr durcheinander. Aus Osteuropa drängen neue, zu konkurrenzlos niedrigen Löhnen produzierende Anbieter auf den Markt. In den USA, dem wichtigsten westlichen Importmarkt, rufen die heimischen Stahlkocher nach protektionistischem Schutz. Was jedoch entscheidend ist, die bedeutendsten Kunden der Hersteller von Blechen, Profilen und Gußerzeugnissen benötigen immer weniger Rohstoffe. Die Autoindustrie ersetzt schweren Stahl durch Kunststoffe. Auch im Maschinen- und Anlagenbau läßt der "Eisenhunger" nach. Das alles wissen die Manager seit Jahren. In den vergangenen "fetten" Jahren genossen sie aber bloß die Gewinne.

Europas Stahlbosse stimmen über die Handlungsnotwendigkeiten überein. Von den 190 Millionen Tonnen Kapazität sind 25 bis 30 Millionen überfüssig. Gerangelt wird nur noch um die Aufteilung. Sprich: Welche Opfer die Arbeitnehmer in Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder Spanien bringen müssen.

Die Wirtschaftsvereinigung Stahl hat ihr Päckchen schon geschultert: Sie stellt 30 000 Stellen im Westen und weitere 10 000 im Osten Deutschlands zur Disposition. Die hierdurch bedrohten Arbeiter und Angestellten verstehen die Welt nicht mehr. Ihnen klingen noch die Klagen ihrer Bosse in den Ohren, die seit Jahren über eine wuchernde Subventionsmentalität in Italien und Spanien jammern. Sie sehen sich als Opfer eines europäischen Beihilfenwettlaufs. Zweifel an der Standfestigkeit Bonns bei EG- Subventionsentscheidungen sind angebracht. Rheinhausen und der Kapazitätsschnitt bei Hoesch in Dortmund sind nur der Anfang. Düstere Wolken hängen über Klöckner Stahl. Das überschuldete Unternehmen steckt mitten in einem Vergleichsverfahren. Dort bangen Tausende um ihren Arbeitsplatz. Gelingt die finanzielle Sanierung, wachsen die Sorgen der Kollegen bei Saarstahl, bei Thyssen und der ostdeutschen Eko Stahl. Schlechte Zeiten, um einen spartenspezifischen Solidarpakt zu schmieden. Das weiß auch die IG Metall.

Gewerkschafter und Sozialdemokraten rufen gleichwohl seit Wochen unverdrossen nach einer von der Bundesregierung einzuberufenden nationalen Stahlkonferenz. Aber solch ein Gipfel von Managern, Betriebsräten, Politikern aus Bonn und den Ländern bringt nichts. Die Kassen der öffentlichen Hände sind leer, Mittel für Erhaltungssubventionen nicht vorhanden. Dies ist kein Unglück: Sonst könnten neben den Kohlehalden bald Türme unverkäuflichen Stahls in den Himmel wachsen. Ebenso unsinnig mutet die Forderung der nordrhein-westfälischen Landesregierung an, Europas Unternehmen gegen ihren Willen Produktionsquoten aufzuzwingen. Damit würden unabdingbare Einschnitte nur vertagt.

Die Stahlindustrie hat in den vergangenen vier Jahren prächtig verdient. Die unerwartet gute Stahlkonjunktur hatte Rheinhausen eine Schonfrist verschafft, die nun abläuft. Bei etlichen Konzernen sind Finanzpolster vorhanden, um die Folgen des Strukturumbruches sozial abfedern und Arbeitsplätze in zukunftsträchtigeren Branchen schaffen zu können. Zu Zahlmeistern werden auch Brüssel und Bonn. Schon deshalb muß die Bonn nachdrücklicher darauf achten, daß in Deutschland nicht 55jährige Stahlkocher in den Vorruhestand geschickt werden, während in Südeuropa unrentable Werke mit öffentlichen Mitteln künstlich am Leben gehalten werden.

Loge "Zur Einigkeit" bei der Frankfurter Werkstatt

Mitglieder der Loge "Zur Einigkeit" werden am Freitag, 12. März, um 11 Uhr die Kfz-Werkstatt des Vereins Werkstatt Frankfurt (Adalbertstraße 61-63) besuchen. Anlaß ist eine Spende von 25 000 Mark, die die Loge dem Verein hatte zukommen lassen. Bei dem Besuch werden die Spender die mit ihrer Hilfe finanzierten Werkzeuge kennenlernen und mit den dort beschäftigten Jugendlichen sprechen. pia

Keine einheitliche

Tendenz am Heizölmarkt

FRANKFURT A. M. (FR). Auf dem Heizölmarkt im Rhein-Main-Gebiet schälte sich in dieser Woche keine klare Tendenz heraus. Teils gab es Abschläge und teils Aufschläge gegenüber der Vorwoche bei den einzelnen Partien. Dies ist praktisch ein Spiegelbild der Situation an den europäischen Rohöl- und Produktenmärkten, wo nach dem kurzzeitigen leichten Auftrieb gegen Ende voriger Woche im Augenblick eine gewisse Orientierungslosigkeit herrscht.

Die Heizölnotierungen dieser Tabelle haben Händler der Frankfurter Industrie- und Handelskammer gemeldet. Sie entsprechen mit Kunden gestern und vorgestern abgeschlossenen Geschäften (in Klammern Vorwoche):

DM DM bis 900 l - (73,86-74,18) bis 1 500 l 60,64-70,26 (64,06-69,75) bis 2 500 l 54,05-56,93 (53,48-60,77) bis 3 500 l 50,75-52,56 (51,09-53,88) bis 4 500 l 48,68-50,54 (47,57-50,03) bis 5 500 l 47,76-49,45 (47,07-48,88) bis 6 500 l 47,18-48,93 (46,15-48,30) bis 7 500 l 47,95-48,19 (45,57-47,38) bis 8 500 l - ( - ) bis 9 500 l 47,04-47,49 (45,00-47,04) bis 12 500 l 45,46-46,69 (44,31-46,23) bis 15 500 l 44,77-45,77 (44,08-45,77)

Die am 10. März gemeldeten Preise verstehen sich je 100 Liter "frei Verwendertank im Bereich von 20 Straßenkilometern Abstand Mitte Frankfurt an eine Abladestelle", einschließlich 15 Prozent Mehrwertsteuer.

Vögel ziehen die Stadt der Wildnis vor Hochhaus-Schluchten als Felsen-Ersatz / Genug Nahrung in Gärten und auf Feldern Von unserem Redaktionsmitglied Lothar Vetter

Für die Vögel ist schon seit Ende Februar "phänologischer Frühling", wie der Ornithologe sagt. Ob Kälte oder nicht: Ihre Balzstimmung beginnt bei bestimmten Lux-Werten. Das gilt nicht zuletzt für die Großstadt. Im März sind also "alle Vöglein schon da". Nicht nur, was den morgendlichen Singsang anbelangt. Licht bedeutet Frühlingsgefühle. Und noch etwas verwundert höchstens noch den Laien: Immer mehr Vogelarten, darunter Möwen, Perlhühner, Wildenten oder Eichelhäher, "verstädtern". Nicht nur, daß ihnen der Mensch mit gekauftem Futter und biologischen Abfällen leicht zugängliche Nahrung bietet. Mittlerweile erreichen die Vogelschutzwarte in Fechenheim schon mal erschreckte Anrufe von Bungalowbesitzern mit Zierbecken vor der Terrasse: "Soeben hat so ein großer Vogel einen Goldfisch rausgeholt!" Es sind die Graureiher, die da, der "Wildnis" entwöhnt, einfallen.

Auf dem Dach des Tropicariums im Palmengarten sitzt, schier reglos, seit einer halben Stunde so ein stolzer Grau- oder auch Fischreiher. "Der soll endlich fliegen!" murrt ein Besucher, die Kamera im Anschlag. Doch er fliegt nicht, sondern wartet ab, bis keine Leute mehr da sind. Dann stößt er blitzschnell herab - und holt sich mit dem langen Schnabel einen fetten Goldfisch aus dem Bassin.

"Das ist erst seit letztes Jahr so", sagt der Gärtnerische Leiter Enno Dorscht. Dieser Reiher ist (noch) Einzelgänger. "Er sitzt oft auch in den Bäumen überm großen Weiher und schnappt sich von dort aus den Tagesbedarf an Fisch", weiß Dorscht. Das ist einfacher, als sich im Pulk Dutzender anderer Artgenossen die Nahrung von der Insel an der Griesheimer Schleuse aus aus dem Main zu holen, wo die Fischbestände ohnehin nicht ausreichen und deshalb auch schon mal Mäuse "angenommen" werden.

Der "Raubüberfall" im Palmengarten bestätigt im übrigen, was die Ornithologen Klaus Richarz, Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte in Fechenheim, und sein Vertreter Rudolf Roßbach bestätigen: "Die Verstädterung einst wildlebender Vogelarten nimmt zu."

Jetzt, eine Woche vor Frühlingsanfang, sind auch die Amselmännchen wieder lärmend auf Quartiersuche. Sie stecken, mit viel Imponiergehabe, ihre Reviere gegenüber Rivalen ab. "Da laufen sie auch schon mal aufgeregt zu Fuß", sagt Roßbach. Wo sich gar Villengärten durch Hecken von denen der Nachbarn abgrenzen, nehmen die Schwarzgefiederten so ein Geviert ganz für sich und die kommende neue Generation in Anspruch. Und wenn die Weibchen ihre Eier gelegt haben, holt sich auch schon mal die diebische Elster so ein Ei.

"Der Besatz an Singvögeln ist wieder recht groß", sagen die Fechenheimer Ornithologen. Zumal Hochhäuser das Kleinklima angenehm gestalten, sich "Wärmenischen" bilden und leicht Nahrung zu finden ist. Für die domestizierten Turmfalken sind Hochhausschluchten längst zum Felsen-Ersatz geworden.

Die Singdrossel ist jetzt aus voller Kehle dabei. "Sie wird oft mit der Nachtigall verwechselt", sagt Roßbach. Sie schmettert ihre Soli auffällig laut und schön aus erhöhtem Platz in den Bäumen.

Die Nachtigall hingegen sitzt im Busch. Die Meisen schlagen, die Rotkehlchen sind auf Nestsuche, auch Laubsänger, Schwarzkehlchen, der Hausrotschwanz, Bachstelze und Feldlerche. "Der März ist der Hauptmonat für diese Tiere", sagt Richarz.

Da brüten sogar schon die Waldkäuze (nicht zu verwechseln mit den Waldohreulen). Auch Uhus vermehren sich wieder, dank der "Auswilderung" von (Fortsetzung auf Seite 16)

"Aktion Soziale Hilfe" verkauft und sammelt

Die "Aktion Soziale Hilfe" Frankfurt lädt zu ihrer Frühjahrs-Verkaufsausstellung am 13. und 14. März in den Südbahnhof ein. Im Angebot sind Ölbilder aus Brandenburg, Glückwunschkarten aus Bautzen, Hausschuhe aus Riga, Original-Reffels aus Darmstadt-Eberstadt und Scherenschnitte aus Dietz.

Die "Soziale Hilfe", hat auch Interesse an gebrauchter Kleidung. Kinderheime, Senioren- und Asylbewerberheime in den neuen Bundesländern werden betreut. Kleidung kann in der Beratungsstelle, Große Spillingsgasse 5, abgegeben werden. E-S

Ein Kampf um die Macht und um subventionierte Butterbrote Die konservativen Volksdeputierten schlagen in Moskau dem Präsidenten einige politische Wünsche brüsk ab Von Dietmar Ostermann (Moskau)

Ruslan Imranowitsch Chasbulatow schnarrte seine Begrüßungsworte pünktlich durch die Lautsprecher. Der Parlamentschef mit der gequetschten Oberlehrerstimme hielt die Augen fest auf den Manuskriptbogen gerichtet, während er am Mittwoch morgen den eilig einberufenen 8. Volksdeputiertenkongreß Rußlands im großen Kremlpalast zu Moskau eröffnete.

Gelegentlich verfiel Chasbulatow in einen Singsang, der den 911 registrierten Abgeordneten die Bedeutung der jeweiligen Passage klarmachen sollte. Dann rollte der Tschetschene mit der schlechten russischen Aussprache die Worte ineinander, bis seine Nasenflügel vibrierten und sich die Stimme überschlug. Das war neu. Die Rede selbst dauerte zwölf Minuten und wurde durch die russische Nationalhymne beendet. Die hätte nach Ansicht einiger Beobachter eigentlich am Anfang der Eröffnungszeremonie stehen müssen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die höchste gesetzgebende Versammlung Rußlands bereits erfahren, worum es in den nächsten Tagen gehen soll: Man müsse einen Ausweg aus der Krise des Landes suchen, hatte Chasbulatow erklärt, und sich dabei streng an die russische Verfassung halten. Der Kongreß solle entweder das für den 11. April angesetzte Referendum über die umstrittene Machtverteilung zwischen dem russischen Parlament und Präsident Boris Jelzin bestätigen oder aber - und nun wurde der Parlamentschef melodisch - den im Dezember gefundenen Kompromiß verwerfen.

Aus jenem Grunde hatte er schließlich wochenlang für einen außerordentlichen Deputiertenkongreß agitiert. Es gebe jedoch Menschen, warnte Chasbulatow, die die weder vom Volk noch vom Kongreß unterstützten radikalen Reformen des Jahres 1992 fortsetzen wollten und sich an der entstandenen Gewaltenteilung störten.

Einer dieser Menschen saß schräg hinter dem Redner: Präsident Jelzin. Gegen die Abgeordnetenmehrheit will sich der russische Staatschef auf dem 8. Kongreß die Vollmachten zurückholen, die ihm der vorige im Dezember genommen hatte. Dadurch will er die Reformen wieder ankurbeln, die seit Jahresbeginn noch stärker zu versanden drohen, als das im russischen Chaosreich auch unter einem starken Präsidenten im vergangenen Jahr der Fall war. Gleichzeitig muß sich Jelzin gegen die zu erwartenden Angriffe der Opposition wehren, die aus ihm gerne einen Frühstückspräsidenten machen möchte.

Auf dem Weg zum Sitzungssaal hatte Jelzin die Chancen für einen Kompromiß mit dem überwiegend konservativen Volksdeputiertenkongreß noch mit "fünfzig zu fünfzig" angegeben und sich zuversichtlich gezeigt, daß der sich seit Wochen zuspitzende Machtkampf in seinem Sinne beendet werden könne. Entweder müsse das Referendum stattfinden, sagte der Präsident auf den Kreml- Fluren, oder aber der Kongreß solle seine, Jelzins, Vorschläge für eine Verfassungsübereinkunft akzeptieren.

Beides schien nach dem heftigen Schlagabtausch im Vorfeld des Kongresses aber recht unwahrscheinlich. So verzichtete Jelzin denn auch auf sein Recht, zu Sitzungsbeginn das Wort zu ergreifen: Der Präsident wollte nicht von sich aus auf Konfrontation setzen und zunächst einmal die Stimmung der Abgeordneten abwarten.

Die aber lümmelten auf ihren Polstern und belauerten sich gegenseitig, um zu erkunden, inwiefern sich das Kräfteverhältnis der nur lose in Fraktionen und Blöcke eingebundenen Deputierten seit dem letzten Zusammentreffen verschoben hat. Radikaldemokrat und Jelzin-Befürworter Michail Molostwow verzeichnete einen weiteren Schwund bei seiner auf etwa 50 Mann geschrumpften Abgeordnetengruppe: "Wir sind wieder weniger geworden." Demgegenüber gaben sich die Altkommunisten und Nationalisten vom Block "Russische Einheit" selbstbewußt. Man sei zweifellos die stärkste Kraft im Saal, hieß es am Fraktionstisch.

Schon die Debatte über die Tagesordnung machte dann deutlich, daß die zahlreichen Jelzin-Gegner sich ihrem Ziel, einer Einschränkung der Präsidentenmacht, ruhig und sachlich zu nähern suchen. Sämtliche 14 Änderungsanträge zur Tagesordnung wurden abgelehnt. Darunter befand sich auch der von Jelzin schriftlich eingereichte Vorschlag, den zweiten Punkt aus dem vorgesehenen Programm zu streichen. Dieser Punkt, der für Jelzin wohl gefährlichste, sieht eine Debatte über die "Einhaltung der Verfassung der russischen Föderation durch die Staatsorgane sowie hochrangige Offizielle des Landes" vor. In dieses steife Bürokratenrussisch hatte das von Chasbulatow geführte Parlamentspräsidium Ende vergangener Woche den Wunsch der nationalistischen und altkommunistischen Opposition verpackt, über die von ihr diagnostizierten Verfassungsverstöße Jelzins und schließlich über dessen Absetzung zu beraten.

Mit der Ablehnung des Änderungswunsches hatte Jelzin seine erste, freilich zu erwartende Abstimmungsniederlage auf dem Kongreß erlitten. Der Jelzin-Vertraute und Vizepremier Sergej Schachraj gab schließlich eine seichte Neufassung des abgebügelten Präsidentenvorschlags bekannt: Wenn schon eine Debatte über Punkt zwei der Tagesordnung stattfinden soll, dann müsse dem Präsidenten Gelegenheit gegeben werden, sich dazu zu äußern. Die Deputierten zeigten sich großzügig.

Ansonsten blieben die knapp tausend Kongreßabgeordneten bei dem vom Obersten Sowjet, dem russischen Arbeitsparlament, ausgearbeiteten Fahrplan für den lediglich auf zwei Tage angesetzten Kongreß: Diskussion über das umstrittene Referendum und die Verfassungstreue der "hochrangigen Offiziellen" sowie Berichte von Ministerpräsident Wiktor Tschernomyrdin und Zentralbankchef Wiktor Geraschtschenko über die wirtschaftliche Lage des Landes.

Schon der Streit um die Tagesordnung hatte deutlich gemacht, daß sich der Unmut einiger Deputierter nicht in erster Linie gegen Präsident Jelzin, sondern gegen den im Dezember auf der letzten Kongreßsitzung gewählten Kabinettschef richtet. Tschernomyrdin hatte sich kurz vor Beginn des Kongresses erstmals eindeutig auf die Seite des Präsidenten geschlagen und damit offenbar seine eigentlichen Paten, die sich als gemä- ßigt-reformorientiert gebende Lobby der Staatsindustriellen, gründlich verär- gert.

Während sich die ersten Deputierten bereits lange vor der Mittagspause über die stark subventionierten Butterbrote der Kreml-Kantine hermachten, deutete sich im Kremlpalast das vielleicht wichtigste Ergebnis des ersten Kongreßtages an: Sowohl Präsident Jelzin als auch Widersacher Chasbulatow schickten ihre Regionalvertreter an die Mikrofone. Für die Häupter der Republiken und Gebiete der russischen Föderation war es der Nordossete Aksanbek Galasow, der dem bedrängten Staatschef die Unterstützung des einflußreichen Präsidenten-Rates zusagte, wobei er sich freilich gegen das von Jelzin geforderte Referendum aussprach. Wjatscheslaw Nowikow wiederum, der Vorsitzende des Gebietssowjet von Krasnojarsk, wiederholte im Namen seiner Kollegen aus den Regionalparlamenten fast wörtlich die Beschwörungen von Chasbulatow.

Die seit Monaten im Streit liegenden Zentralmächte Präsident und Parlament hatten nicht von ungefähr auf ihre jeweiligen Vertreter aus der Provinz gesetzt. Um im weiten Land zwischen Smolensk und Wladiwostok Verbündete für den Moskauer Machtkampf zu gewinnen, hatten sich Jelzin und Chasbulatow immer großzügiger in ihren Versprechungen gegenüber den Gouverneuren, Präsidenten und Parlamentschefs der Gebiete und Regionen gezeigt. Obwohl niemand in Moskau vorab Prognosen über den Ausgang des mit Spannung erwarteten Kongresses wagte, titelte die hauptstädtische Zeitung Kommersant am Mittwoch: "Der Kongreß kann zur Chance für die Regionen werden." Die Begründung: Das offensichtliche Patt im Moskauer Schachspiel um die Hebel der Macht lasse die Bedeutung der "Bauern" wachsen. Das Land stehe womöglich bald vor einer ganz neuen Zerreißprobe.

Man darf nicht davon ausgehen, daß das Ja der Dänen zum Vertrag von Maastricht gesichert wäre. Volksabstimmungen muß man ernst nehmen. Ich weiß jedenfalls, daß es Trotzreaktionen auslösen kann, wenn man in Dänemark die Ansichten der Menschen für gegeben nimmt - und dieser Versuchung werden wir nicht erliegen.

Der Ostereiermarkt lädt ins Dominikanerkloster

Am Wochenende kommt der 10. Ostereiermarkt ins Dominikanerkloster. Er bringt den Frühling und die Freude am bemalten, kunstvoll gestalteten Ei nicht nur aus dem Hessischen, vor allem aus den neuen Bundesländern, aus Ungarn und aus Polen mit. Angefangen hat das ursprünglich von der Aktionsgemeinschaft Westend und Odina Bott ins Leben gerufene Treffen überlieferten Brauchtums von Land und Stadt im Pferdestall. Der Erlös durch die Eintrittskarten ist seit Beginn für soziale Zwecke bestimmt.

Seit 1987 widmet Renate Seiffermann ehrenamtlich ein gut Teil ihrer Zeit der Ausrichtung dieses Marktes und holt immer neue, interessante Aussteller herbei; der Erlös aller bisherigen Märkte reicht an 100 000 Mark heran. In den letzten Jahren ging er an die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Landesverband Hessen, die in Frankfurt 500, in Hessen insgesamt 1400 MS-Kranke betreut.

Nicht nur die Straußen-, Gänse-, Hühner- und Kibitzeier werden als Kunstobjekte angeboten. Im letzten Jahr bemalten Frankfurter Künstler von Ferry Ahrlé bis Marc Wittenborn und auch Frankfurts Oberbürgermeister von Schoeler im Nordwestzentrum überdimensionale Ostereier für die Multiple Sklerose Gesellschaft. Auch Felix Mussil, FR-Karikaturist, hat ein Riesenei bemalt: mit Kohl- und anderen Hasen.

Der Ostereiermarkt lädt am heutigen Samstag von 11 bis 18 Uhr und morgen, am 14. März, von 10 bis 18 Uhr ein. E-S

Briefaktion zur Gleichstellung

sp HANNOVER, 10. März. Die niedersächsische Frauenministerin Waltraud Schoppe (Grüne) erhielt am Mittwoch von einer Delegation hannoverscher Frauen 888 Briefe mit der Forderung an die Verfassungskommission des Bundes, Artikel 3 des Grundgesetzes so zu ergänzen, daß der Staat verpflichtet wird, die Bedingungen für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Gesellschaft zu schaffen. Das städtische Frauenbüro hatte Ende Februar zu der "Aktion volle Waschkörbe" aufgerufen und reichte nun das erste Teilergebnis an die Ministerin weiter.

Die Aktion folgt einem Beispiel, das 1948/49 die hessische SPD-Politikerin Elisabeth Selbert geliefert hatte. Als das Grundgesetz entworfen wurde, erreichte sie mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit, daß der Satz "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" Verfassungsrecht wurde. Waschkörbe voller Briefe führten damals den Mitgliedern des Parlamentarischen Rates vor Augen, wie stark der Wunsch nach diesem Grundrecht war.

FR-Interview Seite 7

Auch Feuerwehrchef Reinhard Ries sieht vor allem Vorteile durch die Tempobremse Ärzte loben den Kölner Teller "Gefahr gering"

Die Oberbürgermeisterkandidatin der CDU wollte sie einen Tag nach der Wahl abreißen lassen - wenn sie den Sprung in den Chefsessel des Römers geschafft hätte.

Jürgen Maier, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Frankfurter Hilfsorganisationen, hält sie für "unverantwortlich, zum Teil lebensgefährlich". Jene linsenförmigen Gebilde aus Aluminium, 30 Zentimeter im Durchmesser und in der Mitte rund sechs Zentimeter hoch, die nach ihrem Produktionsort Kölner Teller genannt werden, sind mal wieder im Gerede.

Im Römer behauptete die CDU-Stadtverordnete Prinzessin Alexandra von Hannover, die metallene Tempo-Bremse an den Einfahrten zu den Tempo-30-Zonen sei daran schuld, daß Patienten im Notarztwagen die Kanülen aus dem Arm gefallen sind. Ihr Kollege Wolfgang Stammler sprach gar von einem Blinddarmdurchbruch beim Überfahren der "Stolpersteine".

Eine vermeintliche Bestätigung all dieser Vorbehalte, mit der in einer Zeitung Frankfurts neuer Feuerwehrchef Reinhard Ries präsentiert wurde, stellte sich indes bestenfalls als Mißverständnis heraus. Natürlich, betonte Ries, der sich nicht korrekt zitiert sieht, "müssen Notarzt- und Krankenwagen wegen der Kölner Teller abbremsen und natürlich entsteht beim Überfahren auch eine Erschütterung". Beides aber sei in der "Abwägung unerheblich", weil "das größere Übel" die viel zu hohen Geschwindigkeiten der Autos seien. Ries: "Ich hatte auch gesagt, daß ich gerne wüßte, wieviel Kinder nicht überfahren wurden, weil die Teller Autofahrer zum Langsamfahren gezwungen haben."

Als "groben Blödsinn" bezeichnete Bernhard Leufeld, Notarzt vom Unfallkrankenhaus, die Darstellung vom Blinddarmdurchbruch. Für Joachim Freier, Oberarzt im Höchster Krankenhaus und wie Leufeld häufig im Notarztwagen im Einsatz, ist auch die angeblich abgefallene Kanüle nur ein Gerücht: "Wenn die richtig angepaßt ist, passiert nichts." Freier kann sich auch keinen Fall vorstellen, "daß eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Patienten eintreten kann". Die Ärzte könnten "damit leben". Verkehrsstaus, Ampeln und unvernünftige Autofahrer würden den Einsatz von Notarztwagen "erheblich mehr behindern". Der Zeitverlust an den Kölner Tellern sei dagegen unerheblich.

Im Straßenverkehrsamt wird zudem darauf verwiesen, daß bislang weder Feuerwehr noch die anderen Frankfurter Rettungsdienste oder irgendein Notarzt "schriftlich oder mündlich bei uns Bedenken angemeldet haben". gang

FRANKFURT A. M. (FR). Die New Yorker Aktienbörse hat am Mittwoch schwächer eröffnet. Der aufgrund von 30 Industriewerten berechnete Dow-Jones-Index sank in der ersten Börsenstunde um 15,66 Punkte. Am Dienstag war der "DJ" um 2,70 auf 3472,12 Zähler gestiegen.

In Tokio kletterte der Nikkei-Index für 225 Top-Titel um 10,33 auf einen Schlußkurs von 17 858,63 Zählern.

Pflanzaktion für Streuobst BUND zeigt sich spendabel

EPPSTEIN. Keine Pflanzenschutzmittel, keine Düngung - wichtigstes Merkmal der Pflege einer Streuobstwiese ist der regelmäßige Schnitt der hochstämmigen Obstbäume. Ergebnis sind Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Neben diesem Reichtum wirken Streuobstwiesen der Bodenerosion entgegen, dienen als Wasserreservoir und Produzent von Frischluft. Nicht zu vergessen der ökologische Nutzen als Bienenweide.

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), Ortsverband Eppstein, will am Samstag, 20. März, zum "Tag des Baums" zusammen mit dem Naturschutzbund Deutschland und der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald auf seine Weise beitragen - mit einer Pflanzaktion. Vor dem Rathaus Vockenhausen werden von 14 Uhr an Bäume kostenlos verteilt.

Und wer kein eigenes Grundstück hat, kann sich sein Apfelbäumchen auf einem städtischen Areal setzen und auch eine Patenschaft übernehmen. Wer Interesse hat, sollte sich bis Sonntag, 14. März, unter Telefon 0 61 98 / 13 36 anmelden. pms

Im Klosterbau: Rock und Oper nach Noten

FRIEDBERG. Das Bibliothekszentrum Klosterbau vergrößert sein Angebot: für rund 9000 Mark wurden Notenblätter angeschafft, die ab Mitte März zur Ausleihe bereitstehen. Das Spektrum reicht von Rock und Pop, Jazz und Folk bis zu Evergreens und Melodien aus Oper, Operette und Musical. In Songbooks sind die Noten bekannter Gruppen und Interpreten zu finden wie AC/DC, Who oder Doors. Zu einigen Titeln hat die Bibliothek auch die entsprechenden CDs in ihrem Bestand, zum Beispiel von Genesis oder die Jeff Beck- Anthologie.

Einen großen Anteil am Notenrepertoire haben die Instrumentalschulen. Es gibt ein großes Spielbuch für die Kindergartenflöte oder einen Flöten-Pumuckl. Die kleinen Pianisten können sich an "Schluckauf oder wie die Heuschrecke Klavierspielen lernte" erfreuen. Für die Gitarren-Fans gibt es Fingerpicking perfekt, Gitarre - offen gestimmt, Raggae- Guitar, Warming up, Folkgitarre, Hot Licks oder auch einen Gitarrenkursus ohne Noten zum Selbstunterricht mit Kassette. Die Freunde des Keyboards können sich an "Phil Collins greatest hits for all keyboards" oder an Stücken für Keyboard von Chick Corea üben.

Wer lieber gemeinsam musiziert, findet auch entsprechendes Notenmaterial: Blues für five (für fünf Blechbläser), erstes Spielbuch für Trompete und Klavier, altindianische Tänze für Blockflöte, Gitarre und Schlagzeug, Klavierspiel zu dritt sowie Lieder und Chansons des Berliner Kabaretts "Schall und Rauch".

Die neue Abteilung wird am Dienstag, 16. März, um 16 Uhr vorgestellt. Natürlich mit Musik: Ein Gitarrist gibt eine kleine Probe aus dem Angebot. ieb

Nachrichten-Börse

Zentralbanken senken Zinsen Zwei europäische Zentralbanken haben gestern erneut ihre Zinsen gesenkt. Die dänische ermäßigte den Tendersatz um einen halben Punkt auf 11,5 Prozent; die belgischen Währungshüter reduzierten den Diskontsatz von 7,50 auf 7,25 Prozent.

HEUTE LESEN SIE

Italien Eklat im Senat Seite 2

Leitartikel Rheinhausen - was nun? Seite 3

Streibl-Affäre JU fordert Rücktritt Seite 4

Verfolgte Roma-Frau Giordano mahnt die Kölner Seite 5

Feuilleton Gespräch mit Paul Virilio Seite 9

Dokumentation Arbeitszeit teilen Seite 13

Wirtschaft Hilfe für Braunkohle Seite 16

Kulturspiegel Interview mit Ute Lemper Seite 30

Frankfurt Fälscherring zerschlagen Seite 23

Hessen Priester auf Abwegen Seite 32

Aus aller Welt Waschmittel ausgezeichnet Seite 38

Roman Seite 10

Fernsehen und Funk Seiten 11+12

Börse Seite 18

Freie Aussprache Seite 19

Filmspiegel Seiten 34+35

Beim Zahnersatz langten Ärzte noch kräftig zu

Gesundheitsreform greift inzwischen / Aber keine Beitragssenkung / Neubedarfszahlen verabschiedet

ptz BONN. Die zur Jahreswende in Kraft getretene Gesundheitsreform greift. Bei den Ausgaben für die ärztliche und zahnärztliche Versorgung rechnet der Verband der Angestellten-Krankenkassen (VDAK) im laufenden Jahr mit Ausgabenzuwächsen, die niedriger als die Steigerung der für die Beitragseinnahmen maßgeblichen Grundlöhne ausfallen. Auch bei Arzneimitteln und Heil- und Hilfsmitteln blieben nach Angaben von VDAK-Geschäftsführer Eckart Fiedler in den ersten Monaten die Ausgaben der Kassen deutlich unter den Vorjahreswerten. Lediglich im Krankenhaus zeichnet sich ein über der Grundlohnentwicklung liegender Kostenzuwachs ab.

An eine Senkung der Beiträge, die bei den Angestelltenkassen derzeit 13,2 Prozent betragen, glaubt Fiedler aber nicht. Er meint, daß die Versicherer die Überschüsse nutzen, um aufgelaufene Defizite abzubauen. Zudem werde abgewartet, wie sich der Risikostrukturausgleich von 1994 an auswirke. Im Mittel belaste dieser die Ersatzkassen mit 0,2 Beitragspunkten. Dies werde bei manchen Unternehmen zu Beitragserhöhungen, bei anderen jedoch zu -senkungen führen.

Im vergangenen Jahr schlossen die Ersatzkassen mit einem Defizit von 3,7 Milliarden Mark. Ausgaben von rund 57,2 Milliarden standen Einnahmen von 53,5 Milliarden Mark gegenüber. Die Leistungsausgaben kletterten um fast zehn Prozent, also fast doppelt so stark wie die Grundlohnsumme. Entgegen den Erwartungen habe das Gesundheitsstrukturgesetz zu deutlichen Vorzieheffekten geführt. Fiedler beklagt vor allem, daß beim Zahnersatz die Ausgaben im vierten Quartal um 44 Prozent gestiegen seien. Er schließt eine falsche Beratung von Patienten durch die Ärzte nicht aus. Schließlich hätten die Versicherten sich durch diese Vorwegnahme von Leistungen selber benachteiligt. Zum 1. Januar wurden nämlich die Vergütungen der Dentisten gesenkt, weil die Punktwerte um zehn Prozent zurückgenommen wurden. Entsprechend niedriger sind die von den Patienten zu tragenden Zuzahlungen.

Wegen der hohen Zahl der Ärzte - die in den vergangenen Monaten ihre Niederlassung beantragten, um der neuen Bedarfsplanung zuvorzukommen - müssen die Mediziner nach Fiedlers Worten in diesem Jahr mit Umsatzeinbußen rechnen. Die Niederlassungswelle dürfe aber nicht dramatisiert werden.

Der gemeinsame Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen hatte am Dienstag Bedarfszahlen verabschiedet, die festlegen, wieviel Einwohner je nach regionalen Besonderheiten (Großstadt, ländlicher Raum) auf einen Arzt kommen. Nach Fiedlers Angaben können danach noch etwa 10 000 Praxen eingerichtet werden. Hierbei ist der jüngste Zulassungsboom nicht einbezogen. Netto rechnet er damit, daß 7000 Ärzte noch eine Kassenzulassung erhalten könnten.

Frau Beates DOB

Ein kleines Stellenangebot nur, doch immerhin im Weltblatt für Deutschland, unterm Feuilleton, nebenan die Todesanzeigen, man ist pietätvoll - ach ja, hat der Mensch Glück gehabt hienieden, geht der kleine Tod dem großen manchmal voran. Aber zur Sache. Nichts Großes, wie gesagt, aber vielleicht steckt Größeres dahinter.

Eine Abteilungsleiterin für den Einkauf wird gesucht, von einer Firma, deren Inhaberin mit ihrem Namen zeichnet und fast so bekannt ist als Begriff wie, sagen wir, Tempo-Taschentücher. Diese stehen stellvertretend für alles papieren Beschneuzbare, jene steht für alles erdenklich Erotische. Und nun sucht sie eine Abteilungsleiterin für ihre International Läden und Versand, was in falschem Deutsch jedenfalls etwas richtig Nicht-Provinzielles verheißt. Wofür Abteilungsleiterin? - für den Dessous-Bereich. Ein weites Feld für die Kundschaft von International Läden und Versand, das darf man nicht eng sehen; ein toller Job. Warum gibt's ihn? Unsere jetzige Stelleninhaberin wechselt in den Zentral- Einkauf DOB.

Aha, da wechselt jemand die Stelle, also muß . . . Doch Moment mal: Steht DOB nicht für Damenoberbekleidung? So ist's, wie eine Blitzumfrage in mehreren Sekretariaten ergibt. Was aber hat eine Firma mit Damenoberbekleidung im Sinn, die das männliche Hauptaugenmerk auf Damenunterbekleidung lenkt, ja - den von ihr vertriebenen bewegten wie unbewegten Bildern ist es in Nahestaufnahmen zu entnehmen - fast mehr noch auf Dameninnenbekleidung? Nylon, Leder, Drüsengewebe, Schleimhaut - die Lenkerin der International Läden und Versand hat nie einen Hehl daraus gemacht, wie das einzig und allein für die männlichen Bedürfnisse des Mannes geschaffene Weib beschaffen, wie es, ein Kleeblatt der Lüste, außen und innen tapeziert ist.

Und nun DOB. Da muß ein Paradigmenwechsel in der Unternehmensphilosophie stattgefunden haben, der, typisch für den Kapitalismus, zuerst im Anzeigenteil sich artikuliert. Überall geht's der Verpackung an den Kragen, doch hier, im zwischenmenschlichen Bereich, wird sie Gegenstand des Zentral-Einkaufs! Sollte das unverdrossene jahrzehntelange Wirken der Firma erste Früchte tragen, sollte die unablässig vorangetriebene Kultivierung des Eros nun aus dem Dessous- Bereich in den der DOB übergreifen? Was werden C & A, was wird Jill Sander dazu sagen? Fragen über Fragen, die künftig Kleidungsstück um Kleidungsstück abgetragen werden müssen.

Wir haben uns vorgenommen, immer noch dabei zu sein, auch wenn die Hand gelegentlich zittert. Noch mehr Druckknöpfe, noch mehr Reiß- und Klettverschlüsse, noch mehr Verschnürungen, und alles im unverwechselbaren Design von International Läden und Versand. Lange machen wir das möglicherweise nicht mehr mit, aber den Enkeln (sie lallen uns schon arglos an) werden wir dermaleinst vom Dabeisein berichten können, von der ersten Stunde, da es drunter und drüber ging, da der Zentral-Einkauf von den Dessous zur DOB sich aufmachte, ja: emanzipierte. Der jetzigen Stelleninhaberin in ihrer neuen Abteilung viel Glück. Sie braucht's. Und wir werden's nötiger haben denn je. Vielleicht müssen wir selber nach einer neuen Abteilungsleiterin Ausschau halten. Wenn unsere jetzige den Stellen- und Paradigmenwechsel vom Dessous- in den DOB-Bereich nicht mitvollziehen will.

MAX DILDO

Namen + Notizen

Dr. WOLF-RAINER NOVENDER ist neuer Professor am Fachbereich Elektrotechnik II der Fachhochschule in Friedberg. Er lehrt die Fachgebiete Elektrische Energietechnik und Elektrische Maschinen. Die angewandte Datenverarbeitung in der Elektrotechnik ist Dr. Novenders Arbeitsschwerpunkt. Dazu gehören in erster Linie die computerunterstützte Simulationsprogramme zur Analyse dynamischer, nichtlinearer Vorgänge, wie sie beispielsweise in elektrischen Maschinen und Netzwerken ablaufen.

ACHIM GÜSSGEN, FDP-Funktionär aus Friedberg, hat der litauischen Politikerin Professorin Dr. KAZIMIERA PRUNSKIENE die Glückwünsche der hessischen Freidemokraten zu ihrem 50. Geburtstag überbracht. In einer kurzen Ansprache würdigte Güssgen während des Geburtstagsempfangs die Verdienste der Politikerin, die Litauens erste Ministerpräsidentin nach der Unabhängigkeitserklärung von der UdSSR im Jahre 1990 war.

Die Wetterauer FDP unterhalte seit geraumer Zeit gute Kontakte nach Litauen und lege dabei ihren Schwerpunkt auf die Vermittlung von Wirtschaftskontakten und die Beratung in Rechtsfragen, heißt es in einer Pressemitteilung der Wetterauer Freidemokraten.Die Dealer kommen aus Nordafrika - Polizei kämpft "gegen Windmühlenflügel"

Kreissozialamt: Beratung heute eingeschränkt

KREIS OFFENBACH. Anträge sollen künftig schneller bearbeitet, Zahlungen schneller erfolgen: Aber deshalb müssen Hilfesuchende am heutigen Donnerstag erst einmal auf eine Beratung in den Sachgebieten Hilfe zur Pflege, Heimpflege und Altenhilfe beim Kreissozialamt in der Berliner Straße 60 in Offenbach verzichten.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden mit dem neuen Datenverarbeitungsverfahren vertraut gemacht, und das gehe, sagt das Kreissozialamt, leider nur an einem der üblichen Amtstage. buc

Der Bautrupp fiel über das Grün her Rechtens - aber wenig sensibel

Barbara Dienz hat einen turbulenten Tag hinter sich: Am morgen entdeckte die Miteigentümerin des Hauses in der Darmstädter Landstraße 82 einen Trupp Bauarbeiter in ihrem Vorgarten, die sich anschickten, das gepflegte Grün-Ensemble auseinanderzunehmen. "25 Scheinzypressen", schimpft die Frau und holt erst einmal Luft.

Die hätten die Bauarbeiter einfach "mit roher Gewalt rausgerissen und in die Ekke geknallt". Auch eine mannshohe Tanne habe sich der mit Bagger und Schaufeln ausgerüstete Bautrupp vorgenommen - sie "hängt jetzt mit den Wurzeln in der Luft". Nicht zu vergessen die "niedergetrampelten Blumen".

So hatte sich die aufgebrachte Sachsenhäuserin die Bauarbeiten nicht vorgestellt, die ihr und anderen Anliegern von der Stadt avisiert worden waren. Die Buddelei ist für die U-Bahn-Kanalrohre und -Leitungen erforderlich, hieß es. Schon 1971, sagt Barbara Dienz, habe die Stadt schmale Streifen der Vorgärten von den Anliegern gekauft. Als sie das Haus Ende 1987 erwarb, wußte sie allerdings nicht, daß ein zweieinhalb bis drei Meter tiefer Streifen des Grundstücks in städtisches Eigentum übergegangen war. Sonst hätte sie wohl nicht mit Elan und "wahnsinnig viel Geld" begonnen, aus dem mit Bauschutt übersäten Vorgarten ein blühendes Fleckchen Erde zu machen.

"Als ich fertig war, kam der Brief von der Stadt", erzählt die Sachsenhäuserin. Und der klärte sie über Eigentumsverhältnisse und bevorstehende Erdarbeiten auf. Allerdings habe man von Amts wegen versichert, daß die Gewächse vorsichtig entfernt, vorübergehend versorgt und später wieder eingepflanzt werden. Doch statt behutsamer Umsiedlung erlebte die Blumenfreundin einen Angriff auf ihre Vorgarten-Flora.

Ein Vertreter des Straßenbauamtes besah sich gestern die Sache und versprach Abhilfe. Ein Teil der Pflanzen, so Gabriele Dehmer, kommissarische Leiterin des Straßenbauamtes, soll in den Beeten des Gartenamtes in der Dortelweiler Straße wieder gepäppelt werden. Für den restlichen Bewuchs versprach Dehmer Ersatzbepflanzungen. Im übrigen stellte die Amtsleiterin klar, daß alles mit rechten Dingen zugegangen sei: "Alle Anlieger wurden informiert" - in einer Bürgerversammlung und per schriftlicher Benachrichtigung. Daß nicht jeder Halm zu retten sei, habe man deutlich gemacht. vo

Briefe

"Lichterketten nur ein billiges Alibi" Die Kritik von Anwohnern der Villa Mumm in Kronberg an einer möglichen Unterbringung von Flüchtlingen auf deren Grundstück stößt bei FR-Lesern auf Protest.

Dieser Beitrag wirft ein Schlaglicht auf den Widerspruch zwischen politischen Absichtserklärungen und der sozialen Wirklichkeit in "diesem unserem Lande". Alles, was Politiker und Lichterketten an Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft für die Fremden bekunden, ist offenbar nur ein billiges Alibi zur Entlastung des eigenen schlechten Gewissens. Außerdem dient es "betroffenen" Anwohnern dazu, dieses Problem wie Müll zu behandeln, den es zu entsorgen gelte, indem doch "die anderen" sich damit befassen möchten, die sich ach so publikumswirksam für "die Asylanten" einsetzen, aber selber nichts dafür tun wollen.

In Kirche und politischer Partei um eine überzeugende Perspektive in dieser Frage bemüht - übrigens auch der Bundespräsident hat dies in seiner Rede zum 3. Oktober 1992 versucht -, kann man erfahren, daß ein Heraustreten an die Öffentlichkeit vermieden wird. Die Pflicht jedes einzelnen und der Institutionen in diesem demokratischen Staate ist es, vor dieser sozialen Immobilität, wie sie in Kronberg nur beispielhaft, nicht exemplarisch einmalig festzustellen ist, nicht zurückzuweichen, sondern unsere gemeinsame Verantwortung zur Hilfe öffentlich zu betonen. Statt dessen gibt man sich mit der Behauptung zufrieden, der Bevölkerung sei weitere Belastung nicht zuzumuten. Der Zynismus dieses Arguments liegt darin, daß es nur eine Folgerung aus sozial- und wohnungspolitischen Versäumnissen der letzten zehn Jahre ist, zukünftig allerdings den Politikern als eine phantastische salvatorische Klausel für Nichtstun nützlich sein wird; sie basteln - wir sind es ja gewohnt! - mit unerschöpflichen Einfallsreichtum am Asylkompromiß.

Gotthold Gocht jr. 6380 Bad Homburg

Veröffentlichungen in dieser Rubrik sind

keine redaktionelle Meinungsäußerung. Die

Redaktion behält sich das Recht auf Kürzun-

gen vor. (Red.)

Von unserem Korrespondenten Hannes Gamillscheg

FR-Interview Seite 7

"Verrecken im eigenen Dreck" Fixer werden gehetzt

Neben dem Eingang zum "Café Fix", dem Krisenzentrum in der Moselstraße, lungern zwanzig ausgemergelte Gestalten. Die einen kochen sich den Sud für die nächste Spritze gerade in einem Teelöffel auf, andere haben die Nadel schon im Arm oder in einem anderen Körperteil mit weniger zerstochenen Adern. Es stinkt nach Urin, Unrat liegt herum.

Auch am Trafo-Häuschen Ecke Niddastraße/Karlstraße hocken ein paar Junkies. Mehrmals am Tag kommt die Polizei vorbei. Die Drogenabhängigen gehen dann ein paar Häuser weiter, zum nächsten Treffpunkt. Das kann die Ecke Moselstraße/Taunusstraße sein oder der Hauseingang neben dem Krisenzentrum in der Elbestraße. Wenn dann die Beamten auch hier aufkreuzen, ziehen die Drogensüchtigen wieder weiter, zum Blittersdorfplatz, zum Beispiel.

Als es noch die offene Drogenszene in der Taunusanlage gab, wichen die Junkies in die Gallusanlage aus, wenn die Polizei auftauchte. Vier Monate nach der Räumung der Taunusanlage hat sich die "Szene" in Einzelpersonen, Grüppchen und Gruppen "aufgelöst", die ständig zwischen den genannten Treffpunkten pendeln. Die Polizei läßt ihnen keine Ruhe. Gespritzt wird nach wie vor in aller Öffentlichkeit, oft in großer Hektik.

Es sind deutlich weniger Drogenabhängige geworden, räumt Gerhard Müller vom Drogenbus ein, so um die "150 bis 200". Aber der Zustand derer, die noch immer durchs Bahnhofsviertel taumeln, der habe sich deutlich verschlechtert. Noch immer setzten sie sich die Spritze unter widrigen Umständen auf der Straße, es sollten endlich "Druckräume" eingerichtet werden, fordert das Team des Drogenbusses, das täglich durch das Viertel marschiert, um benutzte gegen saubere Spritzen zu tauschen.

In einem Druckraum könnte die Droge unter ärztlicher Aufsicht und unter hygienisch einwandfreien Bedingungen injiziert werden. "So wie jetzt", meint Müller, "kann es nicht weitergehen. Die Drogenabhängigen verrecken in ihrem eigenen Dreck."

An "Stoff" heranzukommen - egal ob Tabletten, Haschisch, Heroin oder Kokain - ist nach wie vor kein Problem. Wer die Augen aufmacht, sieht alle paar Meter, wie ein Deal angezettelt wird. Selbst die Drogenhelfer werden angesprochen. Die Einschätzung der Polizei, daß zwei Drittel der Dealer Nordafrikaner sind, können die Drogenhelfer nicht teilen. "Viele deutsche Junkies dealen auch." Der hohe Anteil von Marokkanern und Algeriern in der Statistik sei darauf zurückzuführen, daß überwiegend Nordafrikaner kontrolliert würden. ft

"Exotische" Koalitionen? "Republikaner" in Ortsbeiräten erschweren Vorsteherwahlen

Eine schwarz-grüne Koalition in Sachsenhausen? Eine "Elefantenhochzeit" von Christ- und Sozialdemokraten in Harheim und auch im Ortsbeirat 10 für Berkersheim, Bonames, Eckenheim, Frankfurter Berg, Preungesheim? Ampel-Koalitionen von Rot-Grün und FDP in anderen Stadtteilparlamenten? Bislang hatten sich solche Fragen den Ortsbezirkspolitikern noch nicht gestellt, doch seit dem 7. März wird auch über solche Konstella- tionen, die vor dem Wahltag noch von den meisten als "exotisch" oder "spinnert" verworfen worden wären, diskutiert.

Auf die Tagesordnung gebracht wurden die Bündnis-Debatten durch den Einzug rechtsextremer "Republikaner" in neun Ortsbeiräten. Allerdings stehen bei weitem nicht in allen 16 Frankfurter Stadtteilparlamenten Koalitions-Neuorientierungen an. So gewann die CDU in den Ortsbeiräten 13 (Nieder-Erlenbach) und 15 (Nieder-Eschbach) absolute Mehrheiten und wird deshalb auch den Ortsvorsteher bestimmen. Das auch im "12er" (Kalbach), in dem CDU und FDP koalieren (fünf Sitze) und Rot-Grün (vier) in der Opposition steht.

Klare Verhältnisse auch in den Ortsbeiräten 1, 2, 3, 4, 6, 7, 8, 9, 11 und 16. Hier haben SPD und Grüne jeweils absolute Mehrheiten für Rot-Grün-Bündnisse erreicht. Da in allen diesen Fällen die SPD- Abgeordneten in der Mehrzahl sind, "ist es klar, daß die Ortsvorsteher von den Sozialdemokraten gestellt werden und wir sie auch mitwählen". Das erklärt Hannelore Schneider, die Ortsbeiratskoordinatorin der Grünen im Römer.

Eine Ausnahme von dieser Regel ist indes bereits anzuzeigen: Im Ortsbeirat 3 (Nordend) haben gleich drei Parteien, die jeweils sechs Mandate errangen, ihren Anspruch auf das Spitzenamt angemeldet: die CDU (32,3 Prozent), die Grünen (28,3 Prozent) und die SPD (28,1 Prozent). Wer nun zum Zuge kommt, müssen bis zum Wahltermin Anfang Mai die Verhandlungen ergeben.

Das Nordend-Beispiel ist guter Beleg dafür, welches Gewicht die Parteien der Ortsvorsteher-Position zumessen. Das Ehrenamt bietet mannigfache Gelegenheit, sich öffentlich darzustellen. Ortsvorsteher sind überall im Stadtteil "in der ersten Reihe", gewinnen auch dadurch Publizität, daß sie meist der "geborene" Ansprechpartner für Journalisten sind, die im Stadtteil recherchieren. Von Aura und Bonus des Amtes profitiere denn auch, so geht die Rede, die Partei.

Dergleichen erschwert noch zusätzlich die ohnehin schwierige Ortsvorsteher- Kür in den Bezirken 5, 10, 12 und 14. In diesen vier Ortsbeiräten ist es knifflig.

Im "5er" (Sachsenhausen, Ober- und Niederrad) haben weder Rot-Grün (neun Mandate) noch CDU / FDP (acht) genügend Sitze, um einen der ihren auf den Schild zu heben. Die zwei "Republikaner" gäben den Ausschlag. Bei den Grünen wird deshalb laut über eine Koalition mit der CDU nachgedacht - die "Ampel" komme nicht in Betracht, denn mit dem "stockkonservativen" FDP-Mann könne man nicht.

Patt auch im Ortsbeirat 10: Rot-Grün und CDU / FDP haben je acht Sitze, "Republikaner" wären Zünglein an der Waage. Günther Häfner (SPD) spricht sich deshalb für eine große Abstimmungskoalition CDU / SPD aus, würde den CDU- Kandidaten zum Ortsvorsteher machen. Auch in Sachfragen sei die SPD "flexibel".

Ähnliches steht im Ortsbeirat 14 an: Hier müssen CDU (vier Sitze) und Rot- Grün (4 Sitze) ein Arrangement finden, um den "Republikanern" (ein Sitz) die Schlüsselstellung zu nehmen. peh

cg FRANKFURT A.M., 10. März. Petra Roth, die Kreisvorsitzende der Frankfurter CDU und Spitzenkandidatin ihrer Partei bei der Kommunalwahl am vergangenen Sonntag, wird Stadtverordnetenvorsteherin im Römer. Die Rathausfraktion der Christdemokraten stimmte einem entsprechenden Vorschlag des Vorstandes bei nur einer Enthaltung zu. Traditionell steht der stärksten Fraktion der Vorsitz in der Stadtverordnetenversammlung zu. Die CDU hatte am 7. März in Frankfurt 33,4 Prozent der Stimmen erreicht, die Sozialdemokraten waren von 40,1 auf 32 Prozent zurückgefallen. Trotz der hohen Verluste der Sozialdemokraten können SPD und Grüne die bisherige Koalition mit einer Drei-Stimmen-Mehrheit weiterführen. Zum neuen Fraktionschef der Union wurde der frühere Schuldezernent Bernhard Mihm gewählt.

(Siehe...)

Petra Roth wird Parlamentschefin, Mihm CDU-Fraktionschef CDU sieht im Amt der Stadtverordnetenvorsteherin auch Vorbereitung für nächste OB-Kandidatur / Stammler unterlegen

Petra Roth, CDU-Kreisvorsitzende, Landtagsabgeordnete und Spitzenkandidatin ihrer Partei bei der Kommunalwahl am vergangenen Wochenende, soll Stadtverordnetenvorsteherin im Römer werden. Der frühere Frankfurter Schuldezernent Bernhard Mihm wird die Rathausfraktion der Christdemokraten führen und Horst Hemzal ablösen, der dieses Amt bisher innehatte. Während sich Mihm bei der gestrigen Sitzung der neuen, 35köpfigen CDU-Fraktion mit 21 zu 13 Stimmen gegen den Verwaltungsrichter Wolfgang Stammler durchsetzte, muß Petra Roth, die bei nur einer Enthaltung von der CDU-Fraktion vorgeschlagen wurde, vom Stadtparlament erst noch gewählt werden.

Da der stärksten Fraktion im Frankfurter Plenum von den anderen Parteien der Tradition folgend stets der Vorsitz zugestanden wird, besteht an ihrer Wahl kein Zweifel. Sie wird den Sozialdemokraten Hans Busch ablösen.

Stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende wurden der Oberstudienrat Edwin Schwarz, der 25 von insgesamt 35 Stimmen erhielt und dieses Amt schon bisher ausübte, und die Dolmetscherin Karin Meulenbergh, für die 22 CDU-Stadtverordnete votierten. Stammler hatte sich für einen Stellvertreterposten nicht mehr beworben.

Wie Petra Roth auf Anfrage der FR sagte, wird sie ihr Mandat im hessischen Landtag behalten, den Kreisvorsitz der Frankfurter CDU aber "ruhen" lassen. Sie konnte am Mittwoch noch nicht sagen, wann über ihre Nachfolge in diesem Amt entschieden werden soll. Bis zu einer Vorstandsneuwahl - möglichweise im Herbst dieses Jahres - sollen die vier stellvertretenden Kreisvorsitzenden die Frankfurter Union führen.

Der bisherige Fraktionschef Hemzal sagte gestern, die konstituierende Sitzung der CDU-Fraktion sei sehr harmonisch und in einer guten Atmosphäre verlaufen. Die Bewerbungen der Kandidaten seien sachlich und nicht gegen Personen gerichtet diskutiert worden. Hemzal, der nicht erneut kandidierte, wird sich künftig auf die Position des Fraktionsgeschäftsführers beschränken, die er bisher neben dem Vorsitz einnahm.

Während sich in den letzten Tagen abgezeichnet hatte, daß die 48jährige Petra Roth Parlamentschefin werden würde, hat die Wahl Bernhard Mihms im Römer überrascht. Der 56jährige Jurist, der zuletzt dem ehrenamtlichen Magistrat angehörte, war 1978 von Walter Wallmann aus dem Bürgermeistersessel im osthessischen Hünfeld als Schuldezernent nach Frankfurt geholt worden. Mihm hat sich unter anderem beim Zentralkomitee der Deutschen Katholiken wie in der Katholischen Akademikerarbeit engagiert und war Altherrenbundvorsitzender des Verbandes der wissenschaftlichen katholischen Studentenvereine Unitas. Er gilt als eloquenter, pointiert und aggressiv diskutierender Konservativer, dem Konzilianz und Verbindlichkeit weniger zugerechnet werden.

Von Petra Roth wird in der CDU erwartet, daß sie das mit Dienstwagen und repräsentativem Büro ausgestattete Amt der Parlamentschefin auch dazu nutzen wird, sich als Spitzenkandidatin für die nächste Komunalwahl aufzubauen. cg (Siehe Kommentar auf Seite 18)

Rheinhausen - nur der Anfang

Von Peter Ziller (Bonn)

Rheinhausen trägt Trauer. Das Aus für das Krupp-Stahlwerk in diesem Vorort Duisburgs vernichtet über 2000 Arbeitsplätze, in vor- und nachgelagerten Betrieben droht ein ähnlich starker Aderlaß. Die Betroffenen fühlen sich betrogen. Zu recht. Schließlich ist es erst zwei Jahre her, daß Krupp-Chef Cromme für diesen Standort leichtfertig eine Überlebens abgegeben hatte. Aber die Trauer wird nicht in Wut umschlagen. Kampferprobte Arbeitnehmer und Betriebsräte, die durch besetzte Straßen und Brücken vor fünf Jahren schon einmal die Stillegung des letzten Hochofens in Rheinhausen verhindert hatten, geben sich zwar selbstbewußt. Auch diesmal, warnen sie, würden die Männer und Frauen der Region ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen. Aber es wird so nicht kommen. Selbst wenn es gelänge, langanhaltenden Widerstand zu organisieren, würde es nichts nützen. Der Hochofen in Rheinhausen wird ausgeblasen - die Umstände erzwingen dies.

Und es kommt noch schlimmer. Über 55 Millionen Tonnen Rohstahl könnten in Deutschland jährlich erzeugt werden. Nachgefragt wurden 1992 nicht einmal 40 Millionen Tonnen. Einzelne Unternehmen glitten darüber existenzbedrohend tief in die roten Zahlen.

Der deutschen Stahlindustrie - und in ihrem Gefolge dem Steinkohlenbergbau - stehen düstere Monate bevor. Selbst ein Konjunkturaufschwung, sollte er sich denn im Spätsommer tatsächlich abzeichnen, hülfe der Branche nicht. Ihre Probleme sind nicht Ausfluß eines normalen Zyklus'. Vielmehr rütteln strukturelle Verwerfungen die Schlüsselbranchen an der Ruhr durcheinander. Aus Osteuropa drängen neue, zu konkurrenzlos niedrigen Löhnen produzierende Anbieter auf den Markt. In den USA, dem wichtigsten westlichen Importmarkt, rufen die heimischen Stahlkocher nach protektionistischem Schutz. Was jedoch entscheidend ist, die bedeutendsten Kunden der Hersteller von Blechen, Profilen und Gußerzeugnissen benötigen immer weniger Rohstoffe. Die Autoindustrie ersetzt schweren Stahl durch Kunststoffe. Auch im Maschinen- und Anlagenbau läßt der "Eisenhunger" nach. Das alles wissen die Manager seit Jahren. In den vergangenen "fetten" Jahren genossen sie aber bloß die Gewinne.

Europas Stahlbosse stimmen über die Handlungsnotwendigkeiten überein. Von den 190 Millionen Tonnen Kapazität sind 25 bis 30 Millionen überfüssig. Gerangelt wird nur noch um die Aufteilung. Sprich: Welche Opfer die Arbeitnehmer in Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder Spanien bringen müssen.

Die Wirtschaftsvereinigung Stahl hat ihr Päckchen schon geschultert: Sie stellt 30 000 Stellen im Westen und weitere 10 000 im Osten Deutschlands zur Disposition. Die hierdurch bedrohten Arbeiter und Angestellten verstehen die Welt nicht mehr. Ihnen klingen noch die Klagen ihrer Bosse in den Ohren, die seit Jahren über eine wuchernde Subventionsmentalität in Italien und Spanien jammern. Sie sehen sich als Opfer eines europäischen Beihilfenwettlaufs. Zweifel an der Standfestigkeit Bonns bei EG-Subventionsentscheidungen sind angebracht. Rheinhausen und der Kapazitätsschnitt bei Hoesch in Dortmund sind nur der Anfang. Düstere Wolken hängen über Klöckner Stahl. Das überschuldete Unternehmen steckt mitten in einem Vergleichsverfahren. Dort bangen Tausende um ihren Arbeitsplatz. Gelingt die finanzielle Sanierung, wachsen die Sorgen der Kollegen bei Saarstahl, bei Thyssen und der ostdeutschen Eko Stahl. Schlechte Zeiten, um einen spartenspezifischen Solidarpakt zu schmieden. Das weiß auch die IG Metall.

Gewerkschafter und Sozialdemokraten rufen gleichwohl seit Wochen unverdrossen nach einer von der Bundesregierung einzuberufenden nationalen Stahlkonferenz. Aber solch ein Gipfel von Managern, Betriebsräten, Politikern aus Bonn und den Ländern bringt nichts. Die Kassen der öffentlichen Hände sind leer, Mittel für Erhaltungssubventionen nicht vorhanden. Dies ist kein Unglück: Sonst könnten neben den Kohlehalden bald Türme unverkäuflichen Stahls in den Himmel wachsen. Ebenso unsinnig mutet die Forderung der nordrhein-westfälischen Landesregierung an, Europas Unternehmen gegen ihren Willen Produktionsquoten aufzuzwingen. Damit würden unabdingbare Einschnitte nur vertagt.

Die Stahlindustrie hat in den vergangenen vier Jahren prächtig verdient. Die unerwartet gute Stahlkonjunktur hatte Rheinhausen eine Schonfrist verschafft, die nun abläuft. Bei etlichen Konzernen sind Finanzpolster vorhanden, um die Folgen des Strukturumbruches sozial abfedern und Arbeitsplätze in zukunftsträchtigeren Branchen schaffen zu können. Zu Zahlmeistern werden auch Brüssel und Bonn. Schon deshalb muß die Bonn nachdrücklicher darauf achten, daß in Deutschland nicht 55jährige Stahlkocher in den Vorruhestand geschickt werden, während in Südeuropa unrentable Werke mit öffentlichen Mitteln künstlich am Leben gehalten werden.

Mit Bagger und Schaufel setzten Bauarbeiter der Vorgarten-Flora von Barbara Dienz in der Darmstädter Landstraße zu. Die Sachsenhäuserin pocht dagegen auf eine behutsame Umsiedlung ihrer Pflanzen. (FR-Bild: Günther)

Zauberhaft

Wirklich zauberhaft, wie Helvetiens Sozialdemokraten den politischen Geschlechterkampf mit einem Kompromiß nach Schweizer Art beendeten: Ihr schon gewählter Mann mußte gleich zwei Frauen den Vortritt lassen; und das männerdominierte Parlament nutzte die Rolle des politischen Paris und wählte . . . die andere. Die Schweizer Sozis müssen so die "Zauberformel" des eidgenössischen Vier-Parteien-Gleichgewichts in der Regierung nicht ausgerechnet an der Frauenfrage zerschellen lassen und die neuerdings so renitenten Wählerinnen ihre emanzipatorische Wut mäßigen: Ministerin Ruth Dreifuss mag nicht ganz ihre Frau sein - aber sie ist immerhin eine Frau.

Die neue, bisher fast Unbekannte im Spiel ist ledig und so solide, daß sie den konservativen Herren Politikern ihr seelisches Gleichgewicht nicht raubt. Doch Vorsicht, auch die Sanfte gilt als zäh, ist Gewerkschafterin, und die dem Männerunmut geopferte Provokateurin Brunner schickte sie ganz uneifersüchtig als "Zwillingsschwester" an den Start.

Ob solch Vorschußlorbeeren für ein "lila Wunder" reichen, wie es der Männerkaste der Alpenrepublik zu gönnen wäre? Die Herren dürfen sich erstmal zurücklehnen und (Frau sei Dank) weiterregieren. Diesseits der Alpen aber ist kaum Anlaß für Spott; oder hat die Frauenfrage hier etwa schon Berge versetzt? bk

Donnerstag, 11. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt" ; Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen". Fritz Rémond Theater im Zoo, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten (Premiere). Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 18, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Die Schmiere, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial."

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 20 Uhr, "Leonce und Lena".

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 20: Theatersaal: 20 Uhr, Neuer Tanz - "RCA"; Studiobühne: 21 Uhr, Mitsuru Sasaki, "Human Power Flight".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 15 45 110: 20 Uhr, Jérôme Deschamps/ Macha Makeieff, "Les Pieds dans l'Eau".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Comedy-Show - Shy Guys, "MixTour".

Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 29 98 61 - 0: 11 und 15 Uhr, "Monteure: Uit!" (ab 6 Jahren).

Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 Uhr, "Ein Fest bei Papadakis!".

Café Cult, Schillerpassage, Rahmhofstr. 2-4, Tel. 92 00 61-23: 20 Uhr, Kabarett Martin Sommerhoff, "Menschentiere, Sensationen".

Theater im Laden, Diemelstr. 9, Tel. 707 59 26: 9.30 und 11 Uhr, "Der Baum, Ben und die Beule" (ab 6 Jahren).

Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Nederlands Dans Theater.

TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 4 93 05 03: 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg.Lustspiel, ein Spektakel".

Haus Dornbusch, Eschersheimer Landstr., Am Dornbusch: 16 Uhr, "Miss Daisy und ihr Chauffeur".

Haus Bornheim, Arnsburger Straße, Tel. 15 308 222: 20 Uhr, "Die spanische Fliege".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel.28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Oper, am Theaterplatz: 19.30 Uhr, Lady Macbeth von Mzensk.

Alte Oper, Opernplatz: Großer Saal: 20 Uhr, Ute Lemper, "Illusionen".

Batschkapp, Maybachstr. 24: 20 Uhr, Indigo Girls.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Disco.

Jazzkeller, Kleine Bockenheimer Str. 18 a: 21.30 Uhr, Tochtermann & all his jazz.

Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Dirty White Boys.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, Papa's finest Boogie Band.

Spritzehaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Time Bandits.

Hotel Kutsch, Kleine Rittergasse 5: 20.30 Uhr, Freelancers.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Live Guitarra mit Salvator Lastra.

Jazzkneipe, Berliner Str.: 22 Uhr, Piano George.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories - A Tribute to Duke Ellington, Count Basie and Nat King Cole.

Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 92 00 22 - 92: 22 bis 3 Uhr, Show-Time - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.

Amerika Haus, Staufenstr. 1: 20 Uhr, Tom Pacheco - Folk & Country Night. Literatur

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: 20 Uhr, Szenische Lesung - "Gustav Flaubert/ George Sand: Eine Freundschaft in Briefen".

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: 20.30 Uhr, Wolfgang Brenner, "Welcome Ossi".

Kino/Filme Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf den Seiten im Anzeigenteil.Museen/Führungen Was Frankfurter Museen und Galerien zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie donnerstags auf der Freizeitseite "Was- Wann-Wo" sowie täglich auf der Seite "Kulturpanorama Frankfurt" in der Abendausgabe. Vorträge / Diskussionen Senckenberg-Museum, Senckenberganlage: 18 und 20 Uhr, Dia-Panoramavision, "Toskana und Venedig".

Universität Frankfurt, Aula, Mertonstraße: 20 Uhr, Initiative "Pro Tibet" - Vortrag, "Bardo, Zwischenzustand bei Tod und Wiedergeburt".

Max-Beckmann-Schule, Sophienstr. 70: 19 Uhr, Bockenheimer Gespräche - "Ursachen des Nationalismus im gegenwärtigen Deutschland".

Stadtwerke, Hauptwache-Passage: 17 Uhr, Vortrag "Gesund und Fit ins Frühjahr".

Sonstiges Hausfrauen-Verband, Eschersheimer Landstr. 1: 14 Uhr, Rommé und Canasta.

Hausfrauen-Bund: 14 Uhr, Handarbeitskreis, Brentano-Haus.

Institut für Sozialarbeit: 13.45 Uhr, "Hinter die Kulissen geschaut", Bericht über "Jugendprobleme in unserer Zeit"; Treffen im Jugendamt, Zeil 57.

Informationszentrum für Männerfragen, Neuhofstr. 41 HH, Tel. 5 97 09 59: 20 Uhr, Gesprächskreis für Väter, die ihre Kinder nicht sehen dürfen.

Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Lstr. 233: 14 bis 18 Uhr, Treff Lenaustr. 24.

Café Rosa L., Windeckstr. 62: 19 Uhr, Dart- Turnier, Spieleabend.

City-Lauftreff am Römer, 12 bis 14 Uhr.

Schach-Senioren-Gruppe: 14 bis 18 Uhr, Sozialzentrum Marbachweg.

Bürgerhaus Nordweststadt, Walter-Möller- Platz: 10 Uhr, 1. Hessisches Briefmarken- Sammler-Treffen.

Katholische Studenten-Gemeinde, KSG, Koselstr. 15: 18.30 Uhr, Fotogruppe. Apotheken Folgende Apotheken sind von Donnerstag, 8.30 Uhr, bis Freitag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit: Apotheke an der Hauptwache, Schillerstr. 2-4, Tel. 28 48 35; Erlen-Apotheke, Alt-Erlenbach 59, Tel. 0 61 01 / 4 46 75; Europa-Apotheke, Nordweststadt, Hammarskjöldring 73b, Tel. 578626; Kant-Apotheke, Berger Str. 49, Tel. 49 59 90; Luthmer-Apotheke, Nied, Luthmerstr. 12, Tel. 396257; Mendelssohn-Apotheke, Mendelssohnstr. 56, Tel. 742543; Riederwald-Apotheke, Riederwald, Raiffeisenstr. 77, Tel. 41 37 17; Textor-Apotheke, Sachsenhausen, Textorstr. 11, Tel. 62 33 94.

Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll jedoch nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42.

Zahnärztlicher Notdienst

Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen.

Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Fenn, Frankfurter Str. 127, Offenbach, Tel. 88 09 50; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Tel. 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht

Telefonseelsorge im Evangelischen Volksdienst: Telefon 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der katholischen Volksarbeit: Telefon 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03.

Notfall-Nummern

Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112

Überfall 110

Polizei 75 51

Krankentransport 49 00 01 - 4

Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33

ADAC-Pannenhilfe 1 92 11

ACE-Pannenleitstelle 1 92 16

AvD-Pannennotruf 6 60 66 00

VCD-Notrufzentrale 02 21/82 77 366

Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66

Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche.

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ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30 Uhr: Leolo.

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CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Sister Act.

CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.45 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

EDEN - Telefon 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 20.00 Uhr: Malcolm X.

ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30 Uhr: Dracula.

ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Ein ganz normaler Held.

ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard.

ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.

ESPRIT 1 - Telefon 28 52 05 - 11.00, 14.00, 17.00, 20.00 Uhr: Jimmy Hoffa.

ESPRIT 2 - Telefon 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00 Uhr: Kein Pardon.

EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 10.45, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Alarmstufe: Rot.

EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 12.45, 3.15, 5.45, 8.15 p.m.: Hero (orig. Engl. version).

EXCELSIOR 2 - Telefon 25 30 23 - 13.15, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.

EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p.m.: Under Siege (orig. Engl. version).

FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - 20.00 Uhr: Betty Blue 37,2°ree; am Morgen, v. J. J. Beineix (OmU/Langfassung ).

GAMMA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15 Uhr: Grüne Tomaten.

HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Jimmi Hoffa; 20.00 Uhr: Malcolm X; 16.00 Uhr: Schnee wittchen und das Geheimnis der Zwerge (ohne Altersbeschr.).

JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Kevin allein in New York (ab 6 J.). - ZOO: Sa., 14.00 + 16.30 Uhr, So., 14.00 + 16.30 Uhr; NWZ: So., 11.00, 14.00 + 16.30 Uhr; HDJ: Fr., 16.00 Uhr (Mo.-Do. keine Vorstellung).

KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - 17.30 Uhr: Portrait Gregory Peck, Luis Puenzo: Old Gringo, USA 1989, OF, Jane Fonda, Gregory Peck; 19.45 Uhr: Der Kurzfilm, Humphrey Jennings, Harry Watt: London Can Take It, Großbritannien 1940, OF; 20.15 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood, Karl Freund, Mad Love, USA 1935, OF, Peter Lorre, Frances Drake; 22.15 Uhr: Deutsch-indischer Filmverein, Satyajit Ray, Parash Pathar, Der Stein des Weisen, Indien 1958, OmeU).

MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 17.45 Uhr: Blutige Hochzeit, von M. Piccoli; 19.45 Uhr: Meierserie, von H. P. Böffgen; 22.00 Uhr: Filme von P. Böffgen, Do.: Der Zufall; 15.45 Uhr: Konrad aus der Konservenbüchse.

OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.30, 20.15 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Eine kurze Geschichte der Zeit.

ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.00, 17.15, 20.00 Uhr: Der Duft der Frauen.

TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.

TURM 2 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Bodyguard.

TURM 3 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Der letzte Mohikaner.

TURM 4 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Dracula (orig. English version).

STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Alarmstufe: Rot.

TURM 6 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der Außenseiter.

TURM 7 - 15.00, 18.15, 21.15 Uhr: Scent Of A Woman (orig. English version).

ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Ein ehrenwerter Genleman.

ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Der Komet im Muminland; 17.45, 20.30 Uhr: Dracula.

ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kein Pardon.

ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 17.15, 20.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45 Uhr: Kevin - allein in New York.

ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Die Schöne und das Biest; 18.00, 20.30 Uhr: Der Tod steht ihr gut.

AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - 20.00 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman; 22.30 Uhr: Eine Frage der Ehre.

AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart; 22.00 Uhr: Sneakers - Die Lautlosen.

Bei der Solidarpakt-Klausur wird kein weißer Rauch aufsteigen Aufputschmittel, Schmusekurs, Piesackereien: Vor der Mammutsitzung im Kanzleramt steigt die Nervosität in Bonn

Bundesfinanzminister Theo Waigel offenbarte Schwierigkeiten mit Zahlen und beim Zählen. "Die Beschlüsse von Erfurt und Leipzig sind inzwischen weitgehend - in 18 Punkten - verwirklicht worden", behauptete der CSU-Chef am Mittwoch im Parlament bei der ersten Beratung der Gesetzentwürfe zur Umsetzung des Föderalen Konsolidierungsprogramms im Rahmen des angestrebten Solidarpakts.

Dabei hat das "Erfurter Papier" der ostdeutschen CDU-Bundestagsabgeordneten von Ende August vergangenen Jahres, das den Beginn des Solidarpakts markiert, nur "Zwölf Punkte für Deutschland", wie es in seiner Überschrift heißt. Und das tags darauf vom Vorstand der Unionsfraktion in Leipzig gebilligte "Erfurter Papier" zum Aufbau der neuen Bundesländer kann Waigel auch nicht gemeint haben, denn es erreicht gleichfalls nicht die von ihm genannte Punktzahl.

Waigel rief mit seinem Hinweis auf die ostdeutschen Städtenamen einen Tag vor der mehrtägigen Klausur der Ministerpräsidenten und Parteienvertreter bei Bundeskanzler Helmut Kohl die Ursprünge des in der deutschen Nachkriegsgeschichte einmaligen Kraftaktes in Erinnerung. Damals wollten die Abgeordneten der Ost-CDU zum Herbst-Auftakt der Parlamentssaison mit ihren zwölf Punkten neuen Schwung in die steckengebliebene Regierungspolitik beim Vollzug der deutschen Einheit bringen. Davon ist im Gegensatz zur Behauptung Waigels aber nicht mehr viel übrig geblieben. Weder gibt es die geforderten "Strukturkonzepte gegen die Entindustrialisierung" in Ostdeutschland noch die für unverzichtbar gehaltenen "Investitionspauschalen für kommunale Investitionen". Von den schon damals überfälligen Maßnahmen zur Wiederbelebung der osteuropäischen Märkte spricht heute ebenso niemand mehr in der Bonner Koalition wie von den verlangten Verbesserungen der Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen, vor allem für Arbeitslose. Im Gegenteil - statt der damals angemahnten Arbeitsmarktförderung wurden die Mittel durch die inzwischen in Kraft getretene 10. Novelle des Arbeitsförderungsgesetzes gekürzt und ein Bewilligungsstopp für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ausgesprochen. Zu der von den Initiatoren des Solidarpakts in der Ost-CDU geforderten "Investitionsanleihe" ist es ebensowenig gekommen wie zu der versprochenen "angemessenen Finanzausstattung der neuen Bundesländer für 1993 und 1994". Statt des von Waigel gemeldeten Vollzugs von 18 Punkten des Erfurter Zwölf-Punkte-Papiers müssen sogar die ostdeutschen Ministerpräsidenten seiner Schwesterpartei Fehlanzeige registrieren - und das zwei Tage vor dem versprochenen Paktvertrag im Anschluß an die Kanzler-Klausur.

Wie ernst den Ländern ihr Treffen mit Kohl ist, wird aber an ihrem Fernbleiben im Bundestag bei der Solidarpakt-Debatte deutlich, obwohl sie doch von der Tagesordnung unmittelbar berührt waren. Keiner von ihnen, weder der schleswig- holsteinische Ministerpräsident, SPD- Chef und Kanzlerkandidat Björn Engholm noch der sächsische CDU-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, Intimfeind des regierenden Parteifreundes in Bonn, wollten offenbar Porzellan im Wasser- Von Rolf-Dietrich Schwartz, Helmut Lölhöffel und Martin Winter (Bonn) werk zerschlagen. Vielleicht verzichtete mancher von ihnen auch auf den erwarteten Auftritt mit Blick auf mögliche Kompromißergebnisse beim Kanzler, die vorzeitige Festlegungen zwei Tage später wie ein Umfallen aussehen lassen könnten. Jedenfalls hatten die Parlamentarier ausreichend Gelegenheit zu zeigen, daß sie sich auch ohne die Länderfürsten ihrer Parteien trefflich zu streiten vermögen, wobei besonders die Sozialdemokraten Nachholbedarf gespürt haben dürften, es ihren regierenden Elefanten in den Ländern zu zeigen.

Für die Vorbereitung der SPD-Bundestagsfraktion auf die Solidarpakt-Gespräche habe das Debakel bei der hessischen Kommunalwahl wie "ein heilsamer Schock" gewirkt, sagte Präsidiumsmitglied Heidemarie Wieczorek-Zeul. Die in der Partei verbreitete Stimmung und Erwartungshaltung, jetzt "endlich Profil als Opposition zu zeigen", ist erstaunlich rasch nach oben durchgeschlagen. So jedenfalls wurde das Verhalten des sonst meist sanft und kompromißbereit wirkenden Bonner Fraktionschefs Hans-Ulrich Klose gedeutet, der sowohl am Dienstag vor den SPD-Abgeordneten als auch am Mittwoch als Redner in der Debatte über den Nachtragshaushalt ungewohnt forsch und angriffslustig auftrat. Seine Fraktion wurde mitgerissen und war begeistert. Auch Hermann Otto Solms, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, staunte: "Ein unbekannter Klose."

So haben ihn sich viele seiner Genossinnen und Genossen, auch solche, die ihm die hessische Wahlniederlage in die Schuhe schieben wollten, schon lange einmal gewünscht. In der Fraktionssitzung habe Klose "knallharte Kante gezeigt", lobte der Lübecker Abgeordnete Reinhold Hiller. "Großartig", fand auch Dieter Wiefelspütz aus Lünen, wie Klose sich gegen Widersacher zur Wehr setzte und gleichzeitig für einen "kämpferisch pointierten Oppositionskurs" focht, freilich bei "begrenzter Bereitschaft zur Zusammenarbeit". Selbst Klose-Kritikerin Katrin Fuchs, Parteivorstandsmitglied aus Verl bei Bielefeld, konnte ihren Respekt nicht verbergen: "Beachtlich."

Auf Kloses Stellvertreter Rudolf Dreßler hat die verlorene Hessen-Wahl "wie eine Aufputschpille" gewirkt. Der SPD-Sozialpolitiker geht mit dem Gefühl in die Solidarpakt-Verhandlung, daß "wir unsere Orientierung wiedergefunden haben". Und er ist sicherer als noch vor wenigen Tagen, "daß wir geschlossen hineingehen und geschlossen wieder herauskommen".

Die Unions-Fraktion geht mit deutlich gemischten Gefühlen in die Verhandlungen im Kanzleramt. Einerseits will man den Kanzler bei dem Versuch stützen, die Verantwortung für die riskanten Finanzoperationen zum Aufschwung-West und Aufbau-Ost mit auf die Schultern der SPD zu verteilen. Andererseits werden in der Fraktionsführung die Chancen skeptisch betrachtet, zu einer auf längere Zeit tragfähigen Lösung zu kommen. "Wir sind in einer Zeitenwende" und da wäre es "völlig falsch, den Leuten einreden zu wollen, daß alles geregelt ist, wenn nur der Solidarpakt kommt", heißt es.

Eines aber wollen CDU und CSU auf jeden Fall vermeiden: ein Hinziehen der Gespräche. Auf Gerüchte, die Klausur werde ins Wochenende, vielleicht sogar darüber hinaus verlängert, reagierte Finanzminister Waigel mit dem Versprechen, "ein Konklave mache ich nicht mit". Um als guter Katholik hinzuzufügen, ein Konklave wie bei einer Papstwahl gehe schon deswegen nicht, weil man in Bonn keinen "weißen Rauch" - mit dem eine erfolgte Papstwahl angezeigt wird - produzieren kann. "Hier hat ja kaum noch einer seine Unschuld."

Die Furcht treibt die Schwesterparteien um, die SPD könnte die Gespräche so hinauszögern, daß der magische Termin "Sommerpause" nicht eingehalten werden könnte. Bis dahin, also Mitte Juli, will Kanzler Kohl die wesentlichen Finanz- und Wirtschaftsbeschlüsse für 1993 und 94 hinter sich haben, um im Herbst mit Erfolgen im Rücken die Aufholjagd auf die in den Umfragen weit vorne liegenden Sozialdemokraten beginnen zu können. Darum haben sich Helmut Kohl und die Fraktion schon lange vor der Klausur auf eine Doppelstrategie geeinigt: Die notwendigen Gesetze wurden am Mittwoch eingebracht, um auf jeden Fall die parlamentarischen Fristen einzuhalten. Wenn sich dann während der Klausur und den folgenden Gesprächen Kompromisse ergeben, könne man die ja einarbeiten, heißt es in der Union.

Allerdings glaubt in der Unions-Führung kaum noch einer, daß es bei der Klausur "Bewegung" geben wird. Dafür hätten sich die Ministerpräsidenten in Potsdam zu eindeutig "zu Lasten des Bundes" geeinigt". Die eigentliche Arbeit müsse darum später im Vermittlungsausschuß, in dem sich Bundestag und Bundesrat über Gesetzesvorhaben einigen müssen, geleistet werden. Die Union stellt sich also darauf ein, ihre Vorschläge mit der Koalitionsmehrheit durchzusetzen und dann erst mit dem SPD-beherrschten Bundesrat in Kompromißverhandlungen zu gehen. Vielen in der Union, die angesichts des Schmusekurses mit der SPD um das Profil ihrer Partei fürchten, käme das ganz recht.

Nur eines werden die Christdemokraten und die Christsozialen vermeiden wie der Teufel das Weihwasser: Sie werden die Klausur nicht platzen lassen, "weil man am nächsten Tag ja sehen muß, wie es weitergeht". Und weil sie nicht den Schwarzen Peter für das Scheitern der nationalen Anstrengung, von der SPD- Fraktionschef Hans Ulrich Klose am Mittwoch im Bundestag sprach, haben wollen. Einige Unions-Christen neigen sogar dazu, die SPD solange zu piesacken, bis die die Gespräche abbrechen. Das wäre dann eine schöne Verstärkung für die CDU-Wahlkampfmelodie von den Sozis, die sich dem Aufbau verweigern.

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Ein Kampf um die Macht und um subventionierte Butterbrote Die konservativen Volksdeputierten schlagen in Moskau dem Präsidenten einige politische Wünsche brüsk ab

Ruslan Imranowitsch Chasbulatow schnarrte seine Begrüßungsworte pünktlich durch die Lautsprecher. Der Parlamentschef mit der gequetschten Oberlehrerstimme hielt die Augen fest auf den Manuskriptbogen gerichtet, während er am Mittwoch morgen den eilig einberufenen 8. Volksdeputiertenkongreß Rußlands im großen Kremlpalast zu Moskau eröffnete.

Gelegentlich verfiel Chasbulatow in einen Singsang, der den 911 registrierten Abgeordneten die Bedeutung der jeweiligen Passage klarmachen sollte. Dann rollte der Tschetschene mit der schlechten russischen Aussprache die Worte ineinander, bis seine Nasenflügel vibrierten und sich die Stimme überschlug. Das war neu. Die Rede selbst dauerte zwölf Minuten und wurde durch die russische Nationalhymne beendet. Die hätte nach Ansicht einiger Beobachter eigentlich am Anfang der Eröffnungszeremonie stehen müssen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte die höchste gesetzgebende Versammlung Rußlands bereits erfahren, worum es in den nächsten Tagen gehen soll: Man müsse einen Ausweg aus der Krise des Landes suchen, hatte Chasbulatow erklärt, und sich dabei streng an die russische Verfassung halten. Der Kongreß solle entweder das für den 11. April angesetzte Referendum über die umstrittene Machtverteilung zwischen dem russischen Parlament und Präsident Boris Jelzin bestätigen oder aber - und nun wurde der Parlamentschef melodisch - den im Dezember gefundenen Kompromiß verwerfen.

Aus jenem Grunde hatte er schließlich wochenlang für einen außerordentlichen Deputiertenkongreß agitiert. Es gebe jedoch Menschen, warnte Chasbulatow, die die weder vom Volk noch vom Kongreß unterstützten radikalen Reformen des Jahres 1992 fortsetzen wollten und sich an der entstandenen Gewaltenteilung störten.

Einer dieser Menschen saß schräg hinter dem Redner: Präsident Jelzin. Gegen die Abgeordnetenmehrheit will sich der russische Staatschef auf dem 8. Kongreß die Vollmachten zurückholen, die ihm der vorige im Dezember genommen hatte. Dadurch will er die Reformen wieder ankurbeln, die seit Jahresbeginn noch stärker zu versanden drohen, als das im russischen Chaosreich auch unter einem starken Präsidenten im vergangenen Jahr der Fall war. Gleichzeitig muß sich Jelzin gegen die zu erwartenden Angriffe der Opposition wehren, die aus ihm gerne einen Frühstückspräsidenten machen möchte.

Auf dem Weg zum Sitzungssaal hatte Jelzin die Chancen für einen Kompromiß mit dem überwiegend konservativen Volksdeputiertenkongreß noch mit "fünfzig zu fünfzig" angegeben und sich zuversichtlich gezeigt, daß der sich seit Wochen zuspitzende Machtkampf in seinem Sinne beendet werden könne. Entweder müsse das Referendum stattfinden, sagte der Präsident auf den Kreml- Fluren, oder aber der Kongreß solle seine, Jelzins, Vorschläge für eine Verfassungsübereinkunft akzeptieren.

Beides schien nach dem heftigen Schlagabtausch im Vorfeld des Kongresses aber recht unwahrscheinlich. So verzichtete Jelzin denn auch auf sein Recht, Von Dietmar Ostermann (Moskau) zu Sitzungsbeginn das Wort zu ergreifen: Der Präsident wollte nicht von sich aus auf Konfrontation setzen und zunächst einmal die Stimmung der Abgeordneten abwarten.

Die aber lümmelten auf ihren Polstern und belauerten sich gegenseitig, um zu erkunden, inwiefern sich das Kräfteverhältnis der nur lose in Fraktionen und Blöcke eingebundenen Deputierten seit dem letzten Zusammentreffen verschoben hat. Radikaldemokrat und Jelzin-Befürworter Michail Molostwow verzeichnete einen weiteren Schwund bei seiner auf etwa 50 Mann geschrumpften Abgeordnetengruppe: "Wir sind wieder weniger geworden." Demgegenüber gaben sich die Altkommunisten und Nationalisten vom Block "Russische Einheit" selbstbewußt. Man sei zweifellos die stärkste Kraft im Saal, hieß es am Fraktionstisch.

Schon die Debatte über die Tagesordnung machte dann deutlich, daß die zahlreichen Jelzin-Gegner sich ihrem Ziel, einer Einschränkung der Präsidentenmacht, ruhig und sachlich zu nähern suchen. Sämtliche 14 Änderungsanträge zur Tagesordnung wurden abgelehnt. Darunter befand sich auch der von Jelzin schriftlich eingereichte Vorschlag, den zweiten Punkt aus dem vorgesehenen Programm zu streichen. Dieser Punkt, der für Jelzin wohl gefährlichste, sieht eine Debatte über die "Einhaltung der Verfassung der russischen Föderation durch die Staatsorgane sowie hochrangige Offizielle des Landes" vor. In dieses steife Bürokratenrussisch hatte das von Chasbulatow geführte Parlamentspräsidium Ende vergangener Woche den Wunsch der nationalistischen und altkommunistischen Opposition verpackt, über die von ihr diagnostizierten Verfassungsverstöße Jelzins und schließlich über dessen Absetzung zu beraten.

Mit der Ablehnung des Änderungswunsches hatte Jelzin seine erste, freilich zu erwartende Abstimmungsniederlage auf dem Kongreß erlitten. Der Jelzin-Vertraute und Vizepremier Sergej Schachraj gab schließlich eine seichte Neufassung des abgebügelten Präsidentenvorschlags bekannt: Wenn schon eine Debatte über Punkt zwei der Tagesordnung stattfinden soll, dann müsse dem Präsidenten Gelegenheit gegeben werden, sich dazu zu äußern. Die Deputierten zeigten sich großzügig.

Ansonsten blieben die knapp tausend Kongreßabgeordneten bei dem vom Obersten Sowjet, dem russischen Arbeitsparlament, ausgearbeiteten Fahrplan für den lediglich auf zwei Tage angesetzten Kongreß: Diskussion über das umstrittene Referendum und die Verfassungstreue der "hochrangigen Offiziellen" sowie Berichte von Ministerpräsident Wiktor Tschernomyrdin und Zentralbankchef Wiktor Geraschtschenko über die wirtschaftliche Lage des Landes.

Schon der Streit um die Tagesordnung hatte deutlich gemacht, daß sich der Unmut einiger Deputierter nicht in erster Linie gegen Präsident Jelzin, sondern gegen den im Dezember auf der letzten Kongreßsitzung gewählten Kabinettschef richtet. Tschernomyrdin hatte sich kurz vor Beginn des Kongresses erstmals eindeutig auf die Seite des Präsidenten geschlagen und damit offenbar seine eigentlichen Paten, die sich als gemäßigt- reformorientiert gebende Lobby der Staatsindustriellen, gründlich verärgert.

Während sich die ersten Deputierten bereits lange vor der Mittagspause über die stark subventionierten Butterbrote der Kreml-Kantine hermachten, deutete sich im Kremlpalast das vielleicht wichtigste Ergebnis des ersten Kongreßtages an: Sowohl Präsident Jelzin als auch Widersacher Chasbulatow schickten ihre Regionalvertreter an die Mikrofone. Für die Häupter der Republiken und Gebiete der russischen Föderation war es der Nordossete Aksanbek Galasow, der dem bedrängten Staatschef die Unterstützung des einflußreichen Präsidenten-Rates zusagte, wobei er sich freilich gegen das von Jelzin geforderte Referendum aussprach. Wjatscheslaw Nowikow wiederum, der Vorsitzende des Gebietssowjet von Krasnojarsk, wiederholte im Namen seiner Kollegen aus den Regionalparlamenten fast wörtlich die Beschwörungen von Chasbulatow.

Die seit Monaten im Streit liegenden Zentralmächte Präsident und Parlament hatten nicht von ungefähr auf ihre jeweiligen Vertreter aus der Provinz gesetzt. Um im weiten Land zwischen Smolensk und Wladiwostok Verbündete für den Moskauer Machtkampf zu gewinnen, hatten sich Jelzin und Chasbulatow immer großzügiger in ihren Versprechungen gegenüber den Gouverneuren, Präsidenten und Parlamentschefs der Gebiete und Regionen gezeigt. Obwohl niemand in Moskau vorab Prognosen über den Ausgang des mit Spannung erwarteten Kongresses wagte, titelte die hauptstädtische Zeitung Kommersant am Mittwoch: "Der Kongreß kann zur Chance für die Regionen werden." Die Begründung: Das offensichtliche Patt im Moskauer Schachspiel um die Hebel der Macht lasse die Bedeutung der "Bauern" wachsen. Das Land stehe womöglich bald vor einer ganz neuen Zerreißprobe.

Sein Traum war Schalke, die Realität liegt im Abstiegskampf mit Wattenscheid - einem Klub, der auffällt, weil er nicht auffällt Uwe Tschiskale - ein Stürmer vom Hinterhof der Bundesliga Wenig Hoffnung vor dem Gastspiel in Frankfurt / Karriereende in Sicht / Nach einem Alptraum bevorzugt er nun die Ruhe

Erinnerungen an Schalke. Damals, in den 70er Jahren, ist Uwe Tschiskale, Nachwuchs-Fußballer des Kreisklassenvereins DJK Eintracht Coesfeld, jedes zweite Wochenende, wenn der FC Schalke 04 zum Heimspiel rief, mit dem Zug nach Gelsenkirchen gefahren, um Klaus Fischer stürmen zu sehen. So wie der Fußball spielte und Tore schoß - das war ein Traum.

Erinnerungen an Schalke. Als Tschiskale in der Saison 87/88 wie einst Klaus Fischer das königsblaue Jersey mit der Nummer 9 trug, riefen 30 000 im Parkstadion: "Tschiskale raus! Tschiskale raus!"

Und wenn Tschiskale, mittlerweile 30 Jahre alt, verheiratet und Vater zweier Kinder, sich heute erinnert, wie alles war und wie alles hätte sein können, kommt er zum Schluß, daß "Wattenscheid auf jeden Fall das Beste für mich gewesen ist".

Das hat sich noch keiner getraut zu behaupten. Der Nationalspieler Markus Schupp beispielsweise hat, als er vor Saisonbeginn von dort zum FC Bayern München wechselte, sinngemäß verlauten lassen, es sei höchste Zeit wegzukommen, in Wattenscheid sei an einen Karrieresprung ja nicht zu denken. Allgemein gängigen Einschätzungen hat er damit ziemlich exakt entsprochen. Fußballprofi in Wattenscheid ist ein Job, da verdient man sein Geld. Basta, das ist alles. Leidenschaften verbindet man doch nicht mit einem Verein, der bei Heimspielen meist 5000, manchmal auch 8000 Zuschauer interessiert, der in seiner nunmehr dreijährigen Bundesligazugehörigkeit in erster Linie dadurch aufgefallen ist, daß er überhaupt nicht auffällt. Oder?

Nun ist es ja nicht so, daß Tschiskale mit schwarz-weißer Zipfelmütze zu Bett gehen würde. Es sind, um nicht falsch verstanden zu werden, weniger begeisternde Emotionen, die ihn mit Wattenscheid verbinden, sondern das sichere Gefühl, im gemachten Nest zu sitzen. Man muß Tschiskale erzählen lassen, von sich und seinem Weg, und man mag die Verbundenheit verstehen, die einer, für den "von klein auf Schalke mein Lieblingsverein war", mit einem Klub verspürt, der zu nie mehr taugte als für die Statistenrolle im Schauspiel Bundesliga.

Nach Wattenscheid kam Tschiskale 1985, zweite Liga spielte 09 damals. "Wir waren wie eine große Familie", erinnert er sich. Und wenn auch nun "in der ersten Liga alles härter geworden ist, nicht mehr so vertraut", so hat Tschiskale in Bochum, Stadtteil 6, doch immer noch nicht "den Druck von den Medien" wie andernortens; "wir sind hier praktisch unter uns". Da passiert es, daß der Stürmer Tschiskale 15 Spieltage nicht den Ball ins Tor schießt (so geschehen zwischen dem 15. August 1992 und dem 5. März 1993), und sich "nicht verrückt machen muß". Denn mitspielen durfte er trotzdem Woche für Woche.

Es ist eine kleine, übersichtliche Welt in Wattenscheid, und es ist eine kleine, übersichtliche Welt, in der sich Tschiskale bewegt. "Ich bin", sagt er, "ein heimatverbundener Mensch". In Coesfeld ist er aufgewachsen, in Coesfeld lebt er noch heute, 80 Kilometer vom Arbeitsplatz Lohrheidestadion entfernt. In Wattenscheid "bin ich als Profifußballer groß geworden", in Wattenscheid will er noch die nächsten zwei Jahr spielen, dann seine Karriere beenden. "Ich habe keine Lust mehr umzuziehen", sagt Tschiskale. Und er hat keine Lust mehr, sich mit 30 noch einmal andernortens den Status, den er in Wattenscheid in acht Jahren erreicht hat, neu zu erkämpfen.

"Ich bin keiner, der sagen kann: Gebt mir den Ball, ich umkurve drei Gegner und hau' das Ding ins Tor." Es ist die Stärke des Uwe Tschiskale, immer und überall zu sein, ständig in Bewegung - und irgendwann ist er dann an der richtigen Stelle. Auf einen guten Schnitt ist er so noch immer gekommen, 22 Tore bislang in vier Jahren erste Bundesliga, weit über das Doppelte in der zweiten Liga. Diese Saison allerdings gab es vergleichsweise wenig Zählbares zu registrieren (zwei Tore zum Saisonauftakt in Schalke, ein Treffer vergangenen Freitag gegen Kaiserslautern). Hoffnungen, die Bilanz heute beim Gastspiel in Frankfurt aufzubessern, hegt Tschiskale kaum. Zu gut seien die, "wir sollten uns wohl mehr auf das folgende Heimspiel gegen Dresden konzentrieren". Große Ansprüche stellt einer nicht, der vom Hinterhof der Bundesliga kommt.

Nur einmal hat sich Tschiskale aufgemacht in die große Welt des Fußballs. 1987 wechselte er nach München zum FC Bayern. "Ein bißchen zu blauäugig", wie er heute sagt. "Ich habe erst dort gemerkt, wie weit weg ich von diesem Niveau war." Nach der Winterpause wechselte er nach Schalke, ein Jugendtraum schien sich zu erfüllen. Dort aber haben sie ihn ausgepfiffen, denn er kam vom gehaßten FC Bayern und das Tor traf er auch nicht. Der Traum wurde zum Alptraum; ein halbes Jahr später war er wieder da, wo er herkam: in Wattenscheid.

Erinnerungen an Schalke. "In Schalke", sagt Uwe Tschiskale, "kannst du als Spieler niemals in Ruhe arbeiten." In Wattenscheid hat er seine Ruhe. Mehr will er doch gar nicht. RONALD RENG

Ein stiller Umsturz Viktorianische Malerei von Turner bis Whistler

MÜNCHEN. Für ihre Zeitgenossen verkörperte sie wie kein anderer Dauer und Unverbrüchlichkeit des britischen Empire. Länger als Queen Victoria, die 1837 mit achtzehn Jahren den Thron bestieg und 1901 nach 64 Regierungsjahren starb, herrschte kein Monarch der englischen Geschichte. In der Epoche, der sie den Namen gab, setzte England nicht nur politisch den Takt, es war auch die führende Wirtschaftsmacht Europas. Und nirgends stellte die Industrialisierung ihr verführerisches und ihr entstelltes Gesicht schamloser zur Schau als im England des 19. Jahrhunderts.

Die Kunst dieser Epoche unter dem Titel "Victorianische Malerei" zusammenzufassen, könnte, wie Julian Treuherz in seinem Katalogbeitrag anläßlich der Ausstellung in Münchens Neuer Pinakothek einräumt, zu der falschen Vorstellung von nur einer Malschule, einem einzigen englischen Malstil in dieser Zeit führen. Das Gegenteil ist der Fall. Unter den vielen Strömungen der viktorianischen Kunst, in deren weites Panorama von der Hofmalerei bis zur noch jungen Gattung der Fotografie die Münchener Ausstellung Einblick gibt, liegt die Wahrnehmung einer rapide schwindenden Welt überkommener Ordnungen verborgen. Nur selten wird sie deutlich ausgesprochen, wie in Henry Wallis Gemälde eines erschöpft zusammengesunkenen, zerlumpten Steinklopfers oder, optimistischer, in William Powel Friths Ansicht eines mit Reisenden überfüllten Bahnhofes. Wahrscheinlich ist auch der goldene Traum vom Mittelalter, in den die Präraffaeliten ihre Erwartungen an die Kunst projezierten, wenigstens zum Teil Flucht in eine vermeintlich heile Vergangenheit.

Den Impuls für die Erneuerung der Kunst gab wie so oft auch in England die Unzufriedenheit junger Künstler, die erkennen mußten, wie schnell ihre Ideale im verknöcherten Akademiebetrieb verstauben würden. 1848 schlossen sich sieben Studenten der Royal Academy zur Pre-Raphaelite Brotherhood zusammen. Sie sahen keinen Sinn mehr darin, Malerei nur durch Kopieren alter Meister zu erlernen. Ihren Weg aus dem Dilemma zu Tode kopierter Bildkompositionen zeigt John Everett Millais "Blindes Mädchen" (1854-56). Im Gras sitzt eine madonnengleiche junge Frau, im Arm die kleine Schwester, und läßt sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Die Genauigkeit, mit der Millais jedes kleinste Detail protokolliert, ist nicht zu überbieten: Grashalme, die Blüten der Wiesenblumen, die violett schimmernden Flügel der Raben im Hintergrund, Risse in der Kleidung der Mädchen - alles ist wie von einem Blick durchs Mikroskop erfaßt. Überzeugende Tiefenräumlichkeit der Landschaft interessiert ihn dagegen nicht. Die Mädchen sitzen gedrängt vor einer Wiese, deren Weite man dem Maler kaum glaubt, so unvermittelt stürzt sie dem Betrachter entgegen. John Ruskin, der bedeutendste Kunsttheoretiker im viktorianischen England, nahm diese Maler unter seine Fittiche. Ihre akribische Naturtreue fand in ihm einen geeigneten Propagandisten, und sein eigenes Aquarell eines Stück Waldboden beweist, wie sicher er beherrschte, was er von anderen forderte.

Die Präraffaeliten ließen die Glaubenssätze ihrer Zeit nicht so weit hinter sich, daß historische Epochen für sie keine Bedeutung gehabt hätten. Doch wählten sie andere, weiter zurückliegende Vorbilder. Hatte Francis Grant, den die Königin gelegentlich mit Portraitaufträgen bedachte, in seiner Ölskizze "Königin Victoria zu Pferde" noch Van Dycks Reiterbildnisse vor Augen, reflektieren die Gemälde William Holman Hunts, Edward Burne-Jones und Dante Gabriel Rossettis das Studium Botticellis, Benozzo Gozzolis oder Mantegnas.

Mit den Jahren machte sich bei ihnen eine Neigung zum Gesuchten und Erlesenen bemerkbar, das die Suche nach der reinen Wahrheit immer mehr überlagerte: Vor Edward Burne-Jones "Schreckenshaupt", dem großen Schlußbild seines Perseus-Zyklus aus den achtziger Jahren, sieht man sich in die dunkle Welt einer Kunst entrückt, in der der früchtebeladene Baum, Mauer, Brunnen, das sich bei den Händen haltende Paar und der glatte Spiegel der Wasserfläche zu einem ornamentalen Ganzen verschränken, das mit einem geheimnisvollen Sinn behaftet scheint.

Daß die Akademie nicht so kraftlos war, wie sie den jungen Präraffaeliten erschien, belegen die Werke eines ihrer bekanntesten Mitglieder: Aquarelle aus dem letzten Lebensjahrzehnt Turners. In seinen Reiseansichten, etwa dem Panoramablick auf Konstanz, schmelzen die Farben zu einem fast überirdisch scheinenden Gesamteindruck. John Ruskin kaufte das Blatt und stellte in seiner Bewunderung für Turner unter Beweis, daß er seine Lehre von absoluter Naturtreue und künstlerischer Wahrhaftigkeit weniger dogmatisch verstand als die nahezu wörtliche Umsetzung durch die Präraffaeliten vermuten läßt.

Weit weniger wohlwollend verfuhr der hochfahrende Kritiker dagegen mit James Whistler, dem er öffentlich bescheinigte, er sei "ein Stutzer, der der Öffentlichkeit einen Farbtopf ins Gesicht geworfen hat". Der so Beleidigte strengte eine Verleumdungsklage an, die ihm allerdings nicht mehr einbrachte als seinen eigenen finanziellen Ruin. Was Ruskin so in Wut geraten ließ, kann der heutige Besucher vor Whistlers "Nocturne in Schwarz und Gold" nur bewundern. "Traumlandschaften" nannte Huysmanns Whistlers Nachtstücke; weiter als bei diesen glitzernden Lichteffekten ließ sich die Abkehr von darstellender Malerei im 19. Jahrhundert nicht treiben.

Die Münchener Ausstellung unternimmt den lohnenden Versuch, das Bild einer äußerst vielschichtigen Epoche nachzuzeichnen. Es ist das Bild eines stillen Umsturzes: von biblischen Themen zu einer Welt verklärter Mythen, von Hofmalerei zur Kunst für das gehobene Bürgertum, vom Gesellschaftsportrait zum psychologisch einfühlsamen Bildnis, von traditionsorientierter Landschaftsmalerei zur flüchtigen Aquarellskizze.

ANTJE TERRAHE

(In der Neuen Pinakothek bis zum 2. Mai 1993. Geöffnet täglich außer Montag 9.15 - 16.30 Uhr, dienstags auch 19 - 21 Uhr. Es erscheint ein Katalog "Viktorianische Malerei zum Preis von 49,- DM und ein Katalog "Viktorianische Fotografie" zum Preis von 32,- DM).

Kommentar

Das ist nicht ohne Reiz, was die Frankfurter Christdemokraten am Mittwoch für den Römer aufgeboten haben. Die ehrgeizig-entschlossene Petra Roth - nicht "Wahlsiegerin" wie die am 7. März ebenfalls harsch geschlagenen Christdemokraten weismachen wollen, aber im ersten Anlauf auf das Rathaus überraschend gut behauptet - könnte eine respektable Stadtverordnetenvorsteherin werden. Sie wird alle Chancen des etwas über den parteipolitischen Niederungen stehenden Amtes nutzen, um sich den Frankfurtern bei TV-übertragenen Neue Empfehlung Einweihungen, Banketten und staatstragenden Festreden für eine neuerliche OB-Kandidatur zu empfehlen.

Der ebenso gewiefte wie beinhart- rechte Bernhard Mihm wird als Oppositionsführer schwerlich in die Verlegenheit kommen, sich als Sympathieträger darstellen zu müssen. Und der eher leise-verhaltene, ehemalige Bibliothekar Horst Hemzal, der den aggressiven Fraktionschef so bemitleidenswert unbegabt hat spielen müssen, wird den CDU-Stadtverordneten koordinierend und organisierend nützlicher sein als in seiner bisherigen Doppelfunktion.

Das könnte ein effektives Gespann werden. CLAUS GELLERSEN

Vorrunde der Handball-Weltmeisterschaft Zerbe brachte Schwung Nervöser Beginn / Deutschland - Dänemark 20:20 (10:11) Aus Malmö berichtet unser Redaktionsmitglied Arnd Festerling

Gute Aussichten auf die Zwischenrunde bei der Handball-WM in Schweden hat die deutsche Mannschaft nach einem letztlich glücklichen 20:20 (10:11)im Auftaktspiel gegen Dänemark. Bereits vor dem Anpfiff hatte sich die WM - aus deutscher Sicht - gut angelassen. Da waren der Bundestrainer und die nicht nominierten Spieler nämlich Zeugen des koreanischen Debakels gegen Rußland geworden. Die Koreaner machten nämlich nicht den Eindruck, als könnten sie bei dieser WM irgend etwas gewinnen.

Solcherart zumindest psychisch gestärkt konnte das DHB-Team gelassen in die Begegnung mit den Dänen gehen. Selbstredend traf dies auch auf die Nachrücker für das ausgeschlossene Jugoslawien zu. Das wiederum aber schien die Nerven der deutschen Mannschaft arg zu strapazieren. Abspielfehler und schlecht plazierte Würfe machten dem Gegner das Spiel leicht. Und so war es nur gerecht, daß Dänemark auf 4:0 davonzog.

Angesichts der desolaten Leistung des deutschen Angriffs wechselte Bundestrainer Armin Emrich zunächst Volker Mudrow für Mike Fuhrig auf der entscheidenden Mittelposition ein. Als dies dem Spiel auch keine wesentlichen Impulse geben konnte, löste er diese Position ganz auf und ließ mit Christian Schwarzer und Klaus-Dieter Petersen zwei Kreisläufer gegen die 6:0-Deckung der Dänen agieren. Dennoch dauerte es bis zur 21. Minute, ehe Schwarzer zum 6:6 ausgleichen konnte.

Insbesondere dank einer wahren Leistungsexplosion Volker Zerbes, der nach der Pause vier Tore in schneller Folge erzielte, bewährte sich dieses System auch bis etwa Mitte der zweiten Hälfte. Als die Dänen den langen Rückraumspieler in Manndeckung nahmen, war es allerdings vorbei mit der deutschen Rückraumherrlichkeit.

Positiv wirkte sich die Einwechslung Jan Holperts nach der Halbzeit für den an diesem Abend nicht wie gewohnt haltenden Andreas Thiel aus. Holpert hatte schon direkt vor der Pause einen Siebenmeter pariert (auch Thiel hielt einen Strafwurf), und auf diese Leistung aufbauend zeigte er auch gegen Würfe aus dem Feld respektable Paraden. Angesichts einer absoluten Torflaute zwischen der 49. und 59. Minute, in der die Dänen einen 17:19-Rückstand in eine 20:19-Führung umwandelten, konnte die deutsche Mannschaft mit dem Unentschieden noch zufrieden sein, zumal Petersen (2) den Ausgleich erzielte und Holpert mit dem Abfiff noch einen gefährlichen Heber hielt.

Die Tore für den DHB erzielten Zerbe (7), Schwarzer und Baruth (je 3), Kunze (3/1), Kohlhaas und Löhr (je 1). Für Dänemark waren Rassmussen (4/3), Jacobsen und Jörgensen (je 4) die erfolgreichsten Schützen.

Die einen schweigen, die anderen reden weiter Zur Situation Linksintellektueller in Italien und Deutschland

Was in den letzten Monaten auf der politischen Bühne Italiens geschah, wäre für einen Autor mit erzählerischem Talent außerordentlich interessant: Männer, die über Jahrzehnte hinweg in einem ausgeklügelten System der Verteilung von Posten die Macht innehatten, stürzen in einem Strudel der Skandale. Aufgebrachte Menschen erwarten sie vor den Zentralen ihrer jeweiligen Parteien oder vor den Gerichtsgebäuden, in denen sie gerade verhört werden. Sie bewerfen sie mit Münzen und nennen sie "Diebe, Diebe!" Oder verfolgen sie - so geschehen beim Exaußenminister De Michelis - auf den "Calle" Venedigs mit dem Schmähruf "onto", was auf Venezianisch so viel wie "Du öliger Kerl!" bedeutet - eine klare Anspielung auf De Michelis' in Gelddingen alles andere als sauberen Finger und seine ständig verfetteten Lokken.

Der Teil der politischen Klasse, der von den Korruptionsaffären noch unberührt ist, nimmt in dem Maße ab, in dem tagtäglich die gerichtlichen Vernehmungstermine und die eingeleiteten Verfahren sich häufen. Die politische Klasse weigert sich, zur Kenntnis zu nehmen, was ganz offensichtlich ist: daß ihr nämlich inzwischen jede Legitimation abgeht, das Land zu repäsentieren. Mit allen Mitteln versucht sie, an der Macht zu bleiben, sich selbst vor dem totalen Schiffbruch zu retten und den Staat vor dem drohenden Chaos und der Unregierbarkeit. Jeder, der stürzt, wird voller Mitgefühl bedacht, aber niemals mit Entrüstung. Erleichtert atmen die Politiker auf. Sie sagen: "Endlich verschwinden die Korrupten", und warten doch nur auf den nächsten Fall . . .

Leider fehlt es Italien an Dramatikern mit epischem Talent, und das Bild, das ich zuvor in groben Strichen entworfen habe, bleibt als Material dem Fernsehen und den Zeitungen überlassen, die ganz unverhofft in Italien die fesselndste und abenteuerlichste Lektüre geworden sind, die man sich vorstellen kann: jeden Tag neue Enthüllungen, neue Namen, neue Skandale. Aber es fehlt auch an Intellektuellen, die sich Gehör verschaffen könnten und die immer komplexere und prekärere Lage zu analysieren vermöchten, die also auf dem Primat der Vernunft über das Chaos insistieren, das eine unfähige und verschlampte politische Klasse zu verantworten hat. Die Intellektuellen schweigen. Und dies nicht etwa aus Gründen des Stils, wegen des Wunsches, sich als ein bißchen zynische und vor allem unparteiische Beobachter aus allem herauszuhalten, sondern aufgrund eines objektiven Dilemmas. Der überwiegende Teil von ihnen hat nämlich jahrelang in den Reihen der einen oder anderen Partei mitgestritten oder doch, wenn er das nicht gemacht hat, zumindest mit den Parteien geliebäugelt. Und dabei eine regelrechte Akrobatikeinlage zwischen Autonomie und Abhängigkeit, Treue zu sich selbst und Sympathie für eine bestimmte politische Seite geliefert.

Üblicherweise bezeichnete man diesen speziellen Status der Intellektuellen als "Zugehörigkeit" zu einem Umfeld: Wenn ein Intellektueller schon nicht einer Partei angehörte, ganz egal welcher, dann mußte er wenigstens zu einem Umfeld gehören, ganz egal zu welchem, von der Mitte bis links, christdemokratisch, sozialistisch oder kommunistisch. Und wenn er dennoch nicht dazugehörte, dann verpaßte man ihm trotzdem ein Etikett. Oder man isolierte ihn. Jetzt liegen die Dinge ganz anders. Die traditionellen Parteien haben Einfluß und Glaubwürdigkeit verloren, ihre Anziehungskraft ist fast vollständig verlorengegangen, andere politische Gruppierungen, die die Bezeichnung Partei beharrlich zurückweisen ("La Rete" des Exbürgermeisters von Palermo, Leoluca Orlando, und die norditalienischen Logen), erschüttern jeden Tag aufs neue das alte Panorama der Zugehörigkeiten und Sympathien.

Der Intellektuelle hat seinen traditionellen Ort verloren, er ist verunsichert und wehrlos, ohne Bezugspunkt und ohne geneigten Widerhall. In einer solchen Situation ist jede Äußerung dazu angetan, mißverstanden und instrumentalisiert zu werden - also schweigt man besser. Derweil das Alte untergeht und das Neue erst noch entsteht, wartet man besser ab. Diese Haltung ist wohl auch ein Ausdruck von Feigheit, aber mindestens ebensosehr entspringt sie einem Gefühl von Scham und später Verantwortung. Nach Jahren der Verfügbarkeit im Spiel der Parteien und ihrer Umfelder wäre es für einen Intellektuellen wenig seriös, wenn nicht gar schamlos, ohne Übergang im vollen Bewußtsein vermeintlicher Autonomie das Wort zu ergreifen. Gewiß tun das einige, und sie haben das schon immer getan, aber es sind Rufer in der Wüste, auf die niemand hört und die kein Gewicht haben. Es fehlt ihnen die Kraft zum Zusammenschluß, über die andere sehr wohl verfügen, die ihr eigenes kleines Gebiet sorgsam verteidigen und sich davor hüten, aus der Deckung zu kommen.

Was aber wird die Zukunft bringen? Der Intellektuelle ist nun verwaist, ohne den Übervater Partei. Wird er erwachsen werden und selbständig, bereit und in der Lage sein, nach eigenem Urteil zu handeln und die eigenen Interessen zu verfolgen - und sich dabei nur auf die eigene Kraft und die Solidarität der anderen Intellektuellen zu stützen? Oder wird er auf einen neuen Übervater warten, unter dessen schützenden Schwingen er fortfahren kann, derjenige zu sein, der er bisher bereits war: ein Opportunist, der sich bisweilen als "eingebundener" Intellektueller, bisweilen auch schon mal als unabhängiger Denker maskierte? Warten wir's ab. Derweil genießen wir sein Schweigen.

Was ich bisher gesagt habe, betrifft vor allem die sogenannte linke Kultur, die binnen kürzester Frist zwei in der italienischen Nachkriegsgeschichte fundamentale Elemente verloren hat: Die Kommunistische Partei, die nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus in Osteuropa Namen und Navigationsrichtung geändert hat, und die Sozialistische Partei, die von einer endlosen Kette von Skandalen geschüttelt wird und der sogar das vollständige Verschwinden droht. Die Lage der linken Kultur ist so kritisch, daß sogar der Begriff "links" jeden Tag sinnloser und leerer wird: Man weiß schon überhaupt nicht mehr, was er bedeuten soll.

Ganz und gar anders (wenigstens auf den ersten Blick) scheint mir die Situation in Deutschland, wo die linke Kultur weiterhin, ohne besonders große Anzeichen der Krise und scheinbar ohne versucht zu sein, sich schweigend zurückzuziehen, mit ihren Äußerungen in Büchern, Theatern, Zeitungen nach wie vor den Ton angibt. Eine vollständig deutsche Wirklichkeit und in den Augen eines ausländischen Beobachters durchaus sonderbar. Der Linksintellektuelle in der Bundesrepublik hat aus historischen Gründen, die dem Leser sicher besser bekannt sind als mir, nur selten eine Partei als direkten Bezugspunkt, der gegenüber er sich als "zugehörig" verhalten könnte. Auch wurde er nie in einer Situation, wie ich sie oben für Italien beschrieben habe, durch eine degenerierte und deformierte gramscianische Theorie in Versuchung geführt. Fast immer handelte er auf eigene Rechnung, ohne Bezugnahme auf die Strategie einer bestimmten politischen Kraft; eher schon in bezug auf einen Zusammenhang von Werten und Kategorien des moralischen, zivilen und auch (leider!) ästhetischen Urteils, die er von der linken Kultur der sechziger und siebziger Jahre geerbt hat.

Es handelt sich um eine Autonomie, die ihm zu einer deutlicheren Physiognomie verhilft als der des italienischen Intellektuellen, aber sie bringt ihn auch in eine extrem unscharfe Position. Der Wertekatalog, auf den er sich bezieht, hat nämlich im Laufe der Zeit in der Tat seinen ursprünglichen kritischen Charakter verloren und ist zu einem kulturellen Konformismus geworden, zu einer leeren (nur in ihrem Anspruch, nicht aber tatsächlich kritischen) und rein epigonalen Wiederholung, zu einer System-Ideologie.

Als Beweis genügt eine beliebige Kultursendung im Fernsehen oder die oberflächliche Lektüre des Feuilletons der Tages- oder Wochenzeitungen oder auch (und hier spreche ich aus einer beinahe täglichen persönlichen Erfahrung) der Versuch, die Kategorien zu bestimmen, die der überwiegenden Mehrheit der Kritiker als Grundlage für die Beurteilung einer Theateraufführung dienen.

Die italienischen Intellektuellen (vor allem die Linken) schweigen. Die deutschen Intellektuellen (vor allem die Linken) sprechen weiter. Zwei nur dem Anschein nach antithetische Verhaltensweisen. Das Sprechen letzterer ist in der Tat nicht sehr verschieden vom Schweigen ersterer. Es stört niemanden. Im Gegenteil, es ist wie die Begleitmusik (und dabei macht es gar nichts, wenn sie zuweilen unharmonisch und häßlich ist) zur alltäglichen Brutalität, ihr liefert sie ein demokratisches und freiheitliches Alibi: eine Legitimation. Es ist das kritische Bewußtsein, das durch das kritisierte Objekt in einen milde gestimmten Garanten des eigenen Überlebens verwandelt wurde und - wie das Schweigen - den Verlust der tatsächlichen, eigenen Kraft als ein Unvermögen bezeichnet.

CESARE LIEVI

Eishockey-Zweitligist EC Bad Nauheim: Eine Schulfreundschaft sorgte für die entscheidende Wende Trainer Sindelar wird von Schweizer Ricki Alexander abgelöst Der neue Sponsor machte doch noch Nägel mit Köpfen / Mehr Professionalität und Rückkehr in die Erste Liga als feste Ziele

Die Saison zog sich zäh dahin, die Lage des "Patienten" EC Bad Nauheim schien sportlich und vor allem finanziell hoffnungslos. Nun könnte die Spielzeit bereits am Dienstag für den Wetterauer Eishockey-Zweitligisten enden, falls die ersten drei "Abstiegsendspiele" gegen den Altmeister SC Rießersee verloren werden. Aber urplötzlich herrscht Aufbruchstimmung beim Konkursverein und seine Fans treten die Freitagsfahrt zum ersten Entscheidungsspiel nach Garmisch-Partenkirchen (20 Uhr) an. Zum Heimspiel am Sonntag (19 Uhr) werden im zuletzt fast leeren Eisstadion mindestens 3000 Fans, im Siegfalle in Garmisch sogar über 4000 erwartet.

Im Prinzip hat ein Mann dieses "Feuer" entfacht: Norbert Metzler, Gesellschafter des neuen Sponsors Travimex. Nicht nur die Zusage von 600 000 Mark hat helle Freude in Spielerkreisen ausgelöst, auch das forsche Auftreten des in Lich gebürtigen und in die Gießener Herderschule gehenden Immobilienfachmannes. Die Spieler machten aus ihrem Herzen keine Mördergrube, zeigten sich fast durch die Bank von der Entmachtung von Trainer Rudolf Sindelar angetan. "Wir mußten aus psychologischen Gründen einfach einen neuen Mann für die Entscheidungsspiele präsentieren, mit Sindelar geht nichts mehr. Ich wünsche ihm alles Gute, das war's", verabschiedete sich der neue starke Mann Norbert Metzler von dem leidgeprüften Trainer aus Preßburg. Sindelars Vertrag läuft Ende März aus, so gibt es keine finanziellen Probleme. Allerdings erregte Sindelar am Mittwochabend schon Mitleid: Während die Fans und einige Spieler schon über einen Radiosender über die Entlassung Sindelars informiert waren, trainierte der noch in aller Seelenruhe das Team. Erst der neue Geschäftsführer Michael Lins unterrichtete Sindelar nach dem Training.

Allerdings muß man für diese Vorgehensweise Verständnis aufbringen, denn erst am Mittag entschied sich Metzler nach langem Hin und Her doch noch für die finanziellen Unterstützungen. "Die Schulfreundschaft zwischen EC-Vorstandssprecher Raymond Schüttke und mir hat letztlich den Ausschlag gegeben, jetzt ziehe ich die Sache mit allen Konsequenzen durch. Wer A sagt, muß auch B sagen", erklärte Metzler, der am Freitag die Reise an die Zugspitze antreten wird. "Ich habe drei Ziele in Bad Nauheim: Erstens endlich Professionalität in den Laden bringen, zweitens die baldmöglichste Rückkehr in die erste Bundesliga, notfalls mit einem einjährigen Aufenthalt in der Oberliga und drittens schwarze Zahlen schreiben. Nach dem Ende der nächsten Spielzeit lege ich der Presse alle Bilanzen schwarz auf weiß vor, das geht zumindest Null auf Null auf", manifestierte Metzler sein Programm.

Zunächst einmal steht noch der möglicherweise letzte sportliche Akt für den noch in Konkurs spielenden Traditionsverein auf dem Spielplan. Nach dem System "Best of five" (drei Siege notwendig) werden die Spiele zwischen dem zunächst Heimrecht besitzenden SC Rießersee und dem EC bestritten. Am Dienstag geht es nach Rießersee. Sollte dann noch keine Entscheidung gefallen sein, stehen der Freitag (in Bad Nauheim) und bei einem fünften "Endspiel" der Sonntag im Garmischer Olympiastadion auf dem Programm. Der Sieger aus diesen Begegnungen darf gegen den Verlierer des Oberliga-Endspieles (mit den Frankfurter Löwen) um den Klassenerhalt spielen, der Verlierer steigt ab. Endlich geklärt ist beim EC, wer am Freitag hinter der Bande steht. Der bislang beim Zweitligisten in der Schweiz HC Bülach tätige Ricki Alexander ist heute abend in Garmisch bereits dabei. Beim EC ist urplötzlich wieder (fast) alles möglich. Eine Schulfreundschaft hat es bewirkt.

HANS EKKE

Exkommunist wurde litauischer Präsident

WILNA, 11. März (AP). Das litauische Parlament hat am Mittwoch in Wilna den Exkommunisten Adolfas Slezevicius zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Das Votum für den 45jährigen fiel mit 70 gegen 13 Stimmen aus. 23 Abgeordnete enthielten sich. Die Abgeordneten folgten mit ihrer Entscheidung dem Vorschlag von Präsident Algirdas Brazauskas, der im vergangenen Monat in Direktwahl zum Staatschef gewählt worden war. Slezevicius war zur Zeit der Sowjetunion stellvertretender Minister für die Milch- und Fleischindustrie in Litauen gewesen. Der neue Premier muß innerhalb von zwei Wochen sein Kabinett bilden.

Richter stoppt Hillary Clintons Ausschuß

WASHINGTON, 11. März (AP). Wegen eines Formfehlers hat ein US-Richter die Arbeit der von Hillary Clinton geleiteten Sonderkommission zur Erarbeitung einer Gesundheitsreform vorläufig gestoppt. Nach Ansicht von Bezirksrichter Royce Lamberth muß die Kommission, deren Sitzungen bisher hinter verschlossenen Türen stattfanden, entsprechend eines Bundesgeseztes von 1972 öffentlich tagen. Präsident Bill Clinton hatte den Sonderausschuß fünf Tage nach seinem Amtsantritt im Januar ins Leben gerufen und seine Frau mit der Leitung betraut. Er soll bis zum 1. Mai Vorschläge zur Reformierung des amerikanischen Gesundheitssystems vorlegen.

Verärgerter Tourist fuhr in Hotelhalle

LILLE, 11. März (AP). Ein reicher britischer Tourist ist mit seinem Auto in die Halle eines Hotels in Lille gefahren und hat einen Schaden in Höhe von etwa 13 000 Mark angerichtet.

Presseberichten vom Mittwoch zufolge verbrachte der Mann, der eine Kunstakademie in Florenz leitet, eine Nacht im Carlton-Hotel in Lille; tags darauf wollte er mit der Fähre nach Großbritannien übersetzen. Weil er kein Geld dabei hatte, konnte er aber seine Hotelrechnung von etwa 600 Mark nicht begleichen.

Er ließ als Pfand die Schlüssel seines Bentleys zurück und fuhr mit einem Taxi zur nächsten Bank. Dort erklärte man ihm aber, es werde eine Zeitlang dauern, bis man ihm Bargeld aushändigen könne, weil er ein Konto im Ausland habe. Daraufhin brachte ihn der Taxifahrer - erbost, weil er nicht bezahlt wurde - zur nächsten Polizeiwache und drohte mit einer Anzeige.

Der Brite kehrte völlig entnervt in sein Hotel zurück. Er erklärte, er wolle das Haus kaufen und den Hoteldirektor entlassen. Ein Streit brach aus, schließlich sprang der Mann in seinen Bentley und raste in die Hotelhalle. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht; einige Tage später kamen Familienangehörige von ihm nach Lille, zahlten die Rechnung und nahmen den Mann mit nach London.

. . . und außerdem Bei Bayerisch stockt sogar der Stenostift

Sie treten alle zwei Stunden nur für fünf Minuten öffentlich in Erscheinung, haben keine geregelte Ausbildung, leisten aber eine der wichtigsten Aufgaben im Bundestag: Die Parlamentsstenographen sorgen dafür, daß die Reden, Zwischenrufe, Streitereien und Stilblüten der Abgeordneten der Nachwelt erhalten bleiben.

Die rund 30 Juristen, Wirtschaftswissenschaftler, Philologen und Naturwissenschaftler zwischen 25 und 60 Jahren sind über ihr Hobby an ihren Beruf gekommen, wie ihr Chef Wolfgang Behm erzählt. Alle haben ein Faible für Kurzschrift und waren schon zu Schulzeiten in Stenographenvereinen aktiv.

Der 60jährige Friedrich-Wilhelm Dohmen, der für die Berichte der Bundestagssitzungen verantwortlich ist, hat schon im Alter von 13 Jahren Kurzschrift als "Geheimschrift" gelernt und es sogar bis zum deutschen Meister gebracht.

Behm hält die Arbeit im Bundestagsplenum für die "Königsaufgabe" der Stenographen, für die jeweils zwei von ihnen unterhalb des Rednerpults Platz nehmen. Rechts sitzt der Turnusstenograph, der nach fünf Minuten abgelöst wird und dann sein Stenogramm auf Band diktiert und redigiert. Danach kehrt er für einen weiteren Turnus in den Sitzungssaal zurück. Links arbeitet ein Revisor.

Die redigierten und von den Abgeordneten abgesegneten Protokolle stehen bereits am nächsten Morgen zur Verfügung. Hiermit sei das Bonner Parlament eines der schnellsten der Welt, betont der Leiter der Stenographen.

Obwohl der Arbeitsalltag sehr stressig sein kann, machen sich die Stenographen auch Gedanken über das Geschehen im Plenarsaal. Dohmen bedauert im Rückblick auf 41 Dienstjahre, daß sich die Reden mittlerweile zu einer "Aneinanderreihung von Sachaussagen" entwickelt hätten und häufig nur noch abgelesen würden. Zwar knistert es nach seiner Beschreibung im Saal, wenn Otto Graf Lambsdorff spricht. Auch hält er Jochen Vogel für einen guten Redner. Sein Favorit ist der CDU-Abgeordnete Joachim von Schönburg-Glauchau, Vater von Gloria von Thurn und Taxis: "Er spricht frei", schwärmt Dohmen. Der SPD-Abgeordnete Hans Koschnick verschlucke so viele Silben, daß man erst am Ende des Satzes wisse, was die Wörter bedeuten.

Probleme gibt es nach einhelliger Auskunft der Stenographen auch, wenn insbesondere bayerische Redner in ihren Dialekt verfallen. Einen Abgeordneten der Grünen habe die Präsidentin - allerdings vergeblich - im Interesse der Stenographin auffordern müssen, Hochdeutsch zu reden. Mit Dialekten aus den neuen Bundesländern habe es noch "keine dramatischen Zwischenfälle" gegeben, berichtet Wolfgang Behm.

Schnelle Redner seien für die Parlamentsstenographen, die bis zu 400 Silben pro Minute schaffen und damit fast viermal so schnell wie eine normale Sekretärin sind, kein Problem.

Wolfgang Behm versteht das Stenographieren als eine Dienstleistung, die das Gesprochene in druckreifes Deutsch bringen, nicht aber seinen Sinn verändern soll. Wenn die Reden der Bonner Politiker zu unübersichtlich werden, schließt beispielsweise Dohmen die Augen und überlegt: "Was will der Redner sagen?" Zu Schwierigkeiten können die nachträglichen Korrekturwünsche der Abgeordneten führen. Auch "unangenehme Dinge, die im Affekt gesagt werden", müßten im Protokoll bleiben, betont Behm. Es komme aber selten zu ernsten Diskussionen.

Der Beruf erfordert nicht nur Sprachgefühl, sondern auch einen breiten Wissensstand. "Man braucht all das, was man für Allgemeinbildung hält, aber nicht hat", meint die Germanistin Bärbel Heising. Sie wehrt sich dagegen, als Stenotypistin bezeichnet zu werden. Immerhin seien unter ihren Mitarbeitern vier Promovierte.

Vier der Bonner Stenographen absolvieren parallel zu ihrer Ausbildung im Bundestag ein Studium. Sie sind Anwärter für die Beamtenlaufbahn. Später können sie zum Ministerialrat aufsteigen und sich auf eine gesicherte Stellung bis zur Pension freuen. JUTTA WITTE (AP)

UN-Friedensplan für Bosnien droht Ablehnung

SARAJEWO, 11. März (AP/Reuter/ dpa). Der Genfer Friedensplan für Bosnien-Herzegowina stößt bei der bosnischen Regierung auf Vorbehalte, die womöglich sogar zu einer Ablehnung führen könnten.

Der bosnische UN-Botschafter in New York, Muhamed Sacirbey, sagte, Präsident Alija Izetbegovic habe Mühe, den Vorschlag im Kabinett durchzusetzen. Fortschritte für eine Friedenslösung erhoffen sich unterdessen die Unterhändler von UN und EG, Cyrus Vance und David Owen, von einem Gespräch mit Serbiens Präsident Slobodan Milosevic am heutigen Donnerstag in Paris.

Der französische Staatspräsident François Mitterrand lud auf Vorschlag von Vance und Owen den serbischen Präsidenten zu der Unterredung ein. Er soll, wie es im UN-Hauptquartier in New York hieß, seinen Einfluß auf die bosnischen Serben geltend machen, damit diese den Friedensplan unterzeichnen, der die Aufteilung Bosnien-Herzegowinas in zehn autonome Provinzen vorsieht.

Der bosnische Serbenführer Radovan Karadzic begrüßte in einem Fernsehinterview die Einbeziehung des serbischen Präsidenten. "Milosevic genießt unser großes Vertrauen", sagte er.

Zu den Vorbehalten der bosnischen Regierung erklärte der russische UN-Botschafter Juli Woronzow, die Moslems könnten den Plan ganz ablehnen. Er habe aus Sarajewo gehört, daß Izetbegovic erklärt hat, er werde die geplante Aufteilung niemals akzeptieren.

Sacirbey sagte demgegenüber, Izetbegovic versuche alles, um die Zustimmung seiner Regierung zu dem Plan zu bekommen. Der Präsident habe allerdings noch Fragen zu dem Vorschlag, die er Vance und Owen vorlegen wolle. Diese beträfen die Grenzziehung, die Beziehung zwischen Zentral- und Provinzregierung, den politischen Status von Sarajewo und die Sicherheit für die Zivilbevölkerung während einer Übergangszeit.

Erstmals wurden am Mittwoch mit einem Sanitätshubschrauber der bosnischen Regierungstruppen verwundete Soldaten aus dem Kessel von Srebrenica nach Tuzla ausgeflogen. Die Serben hatten unmittelbar zuvor nach Funkangaben der Verteidiger den letzten Abwehrring von Srebrenica gesprengt und standen drei Kilometer vor der Stadt.

Nach einer Meldung der Belgrader Nachrichtenagentur Tanjug erhielt der UN-Kommandeur in Bosnien-Herzegowina, General Philippe Morillon, von serbischen Kommandeuren die Erlaubnis, am heutigen Donnerstag Srebrenica zu besichtigen, dort sind 60 000 Einwohner und Flüchtlinge zusammengedrängt.

Bei der Bombardierung eines Moslem- Dorfes in Ostbosnien sind einem bosnischen Rundfunkbericht vom Donnerstag zufolge an einem einzigen Tag 150 Menschen ums Leben gekommen. Ganze Familien kamen bei dem Versuch ums Leben, dem serbischem Beschuß des Dorfes am Mittwoch zu entkommen. Der Name der Ortschaft wurde nicht genannt. Eine unabhängige Bestätigung des Berichts lag nicht vor.

In der bosnischen Hauptstadt Sarajewo blieb es Journalisten zufolge in der Nacht zu Donnerstag verhältnismäßig ruhig. Nur vereinzelt habe es Schußwechsel und Einschläge gegeben.

Schwere nächtliche Artillerieangriffe serbischer Truppen auf Ziele in Kroatien meldete hingegen Radio Zagreb am Donnerstag morgen. Die östliche Stadt Zupanja an der Grenze zu Nordbosnien sei von bosnischen Serben beschossen worden. Am Mittwoch abend haben Freischärler aus der sogenannten serbischen Republik Krajina die südkroatische Küstenstadt Sibenik angegriffen und dabei auch Raketenwerfer eingesetzt.Schwaetzer will weniger Leiharbeiter

KÖLN, 11. März (AP). Bundesbauministerin Irmgard Schwaetzer hat gefordert, angesichts der hohen Arbeitslosigkeit die Kontingente ausländischer Leiharbeiter zu verringern. In der Baubranche gebe es zu den jährlich 70 000 Arbeitnehmern vor allem aus Osteuropa noch eine mindestens ebenso hohe Zahl von illegal Beschäftigten, sagte die FDP-Politikerin dem Kölner Express am Donnerstag. Neben stärkeren Kontrollen auf Baustellen müsse das Kontingent herabgesetzt werden. Schwaetzer schlug vor, gemeinsam mit den Vertragsstaaten die Zahl der Leiharbeitnehmer auf 50 000 jährlich zu reduzieren.

SPD-Minister: Große Koalition möglich

OSNABRÜCK, 11. März (AP). Der niedersächsische Innenminister Gerhard Glogowski hat die Bildung einer großen Koalition für den Fall gefordert, daß die zahlreichen Probleme auf Bundesebene jetzt nicht gelöst werden. Sonst sei das deutsche Volk in Gefahr, sich völlig zu spalten, sagte der SPD-Politiker der Neuen Osnabrücker Zeitung. Es gebe viele offene Fragen, die gemeinsam gelöst werden müßten. Glogowski nannte besonders die Finanzierung der deutschen Einheit und die "Asyl- und Ausländerproblematik".

Rodney King schwächt Aussage ab

LOS ANGELES, 11. März (AP). Im Kreuzverhör hat der vor zwei Jahren von Polizisten in Los Angeles schwer mißhandelte Schwarze Rodney King am Mittwoch seine Aussagen vom Vortag in einem für die Anklage entscheidenden Punkt abgeschwächt. Auf beharrliches Nachfragen der Anwälte der angeklagten Polizisten zeigte er sich nicht mehr sicher, daß die Beamten ihn mit dem Schimpfwort "Nigger" tituliert hätten. Von dieser Beschimpfung hängt ab, ob die Tat der Polizisten als rassistisch eingestuft wird. "Ich bin mir nicht sicher", wiederholte der zerfahren wirkende King am zweiten und letzten Tag seiner Zeugenaussage immer wieder. (Siehe auch Seite 5)

Proteste in Tibet

PEKING, 11. März (AP). In Tibet ist es nach Angaben einer westlichen Menschenrechtsgruppe in den vergangenen zwei Wochen zu antichinesischen Protesten gekommen, in deren Verlauf 18 Personen festgenommen wurden. Der in London ansässige Tibetische Informationsdienst berief sich am Donnerstag auf Berichte ausländischer Besucher. Danach fand die erste Protestaktion buddhistischer Klosterfrauen am 25. Februar in in der Hauptstadt Lhasa statt. Weitere kleinere Kundgebungen habe es am Dienstag und Mittwoch gegeben. An zwei Aktionen seien Mönche beteiligt gewesen. Die Tibeter verlangen die Unabhängigkeit von China, dessen Truppen das Land 1950 erobert hatten.

Protestant in Nordirland erschossen

BELFAST, 11. März (AP). Die politisch motivierte Gewalt hat am Mittwoch in der nordirischen Hauptstadt Belfast erneut ein Todesopfer gefordert. Wie die Polizei mitteilte, wurde am Abend im Norden der Stadt ein 39jähriger protestantischer Ladenbesitzer in seinem Geschäft erschossen. Zu der Tat habe sich die Irisch-Republikanische Armee (IRA) bekannt. Drei Männer und eine Frau seien festgenommen worden. Auch der Vorbesitzer des kleinen Süßwarenladens ist vor vier Jahren einem Mordanschlag zum Opfer gefallen.

Hochhaus-Bombe Hintermänner im Visier

NEWARK, 11. März (AP). Nach der Verhaftung eines zweiten Hauptverdächtigen im Fall des verheerenden Bombenanschlags auf das New Yorker World Trade Center hat sich die amerikanische Bundespolizei FBI auf die Spur der Hintermänner gesetzt. Wie die New York Times heute berichtet, weisen Geldzahlungen an den zuletzt festgenommenen 25jährigen Nidal Ayyad und seinen mutmaßlichen Komplizen nach Europa. Das FBI verfolge diese Transaktionen in der Hoffnung, das Motiv des Verbrechens zu finden.

Der aus einer palästinensischen Familie stammende, in Kuwait geborene Chemieingenieur Ayyad war am Mittwoch von einer Antiterroreinheit des FBI festgenommen worden. Angesichts der schwerwiegenden Folgen des Anschlags auf das Hochhaus, bei dem fünf Menschen umkamen und über 1000 verletzt wurden, lehnte der Richter eine Freilassung gegen Kaution ab.

Das FBI teilte am Mittwoch mit, wie es auf die Spur von Ayyad gekommen war: Der als erster Tatverdächtiger verhaftete 25 Jahre alte Mohammed Salameh hatte eine Visitenkarte des gleichaltrigen Chemieingenieurs bei sich. Die Polizei stellte fest, daß die beiden ein gemeinsames Bankkonto unterhielten, auf das nach dem Bericht der New York Times in den letzten Monaten mindestens 8000 Dollar aus Europa überwiesen worden waren. Wie es hieß, vermutet die Polizei, daß dieses Geld für die Finanzierung des Bombenanschlags bestimmt gewesen sei, und versucht nun, aufgrund der Überweisungen an die Hintermänner zu gelangen. Davon verspreche sie sich auch Aufschluß über das Motiv der Tat, die vor knapp zwei Wochen am zweiten Jahrestag der Befreiung Kuwaits von der irakischen Besatzung verübt wurde.

Abtreibung Arzt vor Klinik ermordet

PENSACOLA, 11. März (AP). Vor seiner Abtreibungsklinik ist am Mittwoch ein 47jähriger Arzt in Pensacola im US-Staat Florida erschossen worden. Beim Täter handelt es sich um einen 31 Jahre alten Abtreibungsgegner, der sich danach widerstandslos festnehmen ließ. Zum Zeitpunkt der Tat versammelten sich etwa ein Dutzend Menschen zu einer Protestkundgebung gegen Schwangerschaftsabbrüche vor der Klinik.

Als der 47jährige Dr. David Gunn vor seiner Frauenklinik aus dem Auto stieg, trat der 31jährige Michael Frederick Griffin zu ihm und sagte: "Töte keine Babys mehr." Dann feuerte er mehrere Schüsse aus einem Revolver ab, wie die Polizei miteilte. Gunn wurde in den Rükken getroffen und starb wenige Stunden später im Operationssaal. Der Laienprediger John Burt, der die Demonstration am Tatort anführte, berichtete, Griffin, der einen grauen Anzug getragen habe, "als wolle er zur Kirche gehen", habe sich dann den alarmierten Polizeibeamten mit den Worten gestellt: "Ich habe gerade Dr. Gunn erschossen." Er wurde festgenommen und des Mordes beschuldigt.

Burt berichtete, Griffin habe am vergangenen Sonntag am Gottesdienst in der Kirche der Religionsgemeinschaft God Church bei Pensacola teilgenommen: "Er bat, daß die Gemeinde bete und daß wir mit ihm darum bitten sollten, daß Dr. Gunn sein Leben Jesus Christus weihe. Er wollte, daß der Arzt damit aufhört, Dinge zu tun, die die Bibel verbietet, und sich an das hält, was nach der Bibel richtig ist." Burt betonte, seine Gemeinde habe niemals an Gewalttaten gedacht, und Griffin sei nie als gewalttätig aufgefallen.

In den USA ist es in den letzten Jahren immer wieder zu Protesten von Abtreibungsgegnern vor Abtreibungskliniken gekommen.

Kongreß bereitet Jelzin Niederlage

MOSKAU, 11. März (AP). Der Kongreß der russischen Volksdeputierten hat am Donnerstag morgen die von Präsident Boris Jelzin angestrebte Volksabstimmung über die Verfassung abgelehnt. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte gegen das für den 11. April geplante Referendum über die Einführung eines Präsidialsystems.

Der Volksdeputiertenkongreß ignorierte damit eine Aufforderung Jelzins zum Kompromiß und machte seinen Beschluß vom Dezember vergangenen Jahres wieder rückgängig. Damit kündigte die Versammlung zugleich auch die Suspendierung einer Verfassungsbestimmung auf, mit der Jelzin eine Reihe zusätzlicher Kompetenzen erhalten hatte.

Jelzin verlor damit die Befugnis, Gesetzgebungsverfahren auf den Weg zu bringen. Ferner war im Dezember eine Verfassungsbestimmung ausgesetzt worden, daß der Präsident des Amtes enthoben werden kann, wenn er gegen die Verfassung verstößt.

Der Resolutionsentwurf Jelzins fand nach einer Meldung der Moskauer Nachrichtenagentur Itar-Tass nur die Zustimmung von 382 Abgeordneten.

Präsident Jelzin und sein Gegenspieler, Parlamentschef Ruslan Chasbulatow, setzten sich nach der Entscheidung des Kongresses zusammen, um vielleicht noch einen Kompromiß zu erzielen. Ein Ergebnis lag bis Redaktionsschluß noch nicht vor. (Siehe auch Seite 3)

Übergriffe fordern hohe Kosten

SCHWERIN, 11. März (AP). Die ausländerfeindlichen Übergriffe von Rostock im August vergangenen Jahres kommen das Land Mecklenburg-Vorpommern teuer zu stehen. Nach den bereits angefallenen Kosten in Höhe von rund drei Millionen Mark für den Einsatz von Polizei, Feuerwehr und medizinische Dienste fordern Hausbesitzer und Wohnungsgesellschaften Ersatz für Gebäudeschäden, Mietminderung und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. Dies verlautete am Donnerstag in Schwerin aus dem Innenministerium und den betroffenen Unternehmen.

Die Seehafen GmbH, damals Eigentümer der von den Gewalttätern in Brand gesetzten ehemaligen Zentralen Anlaufstelle für Asylbewerber, und die Rostokker Wohnungsbaugesellschaft (WIRO), die das Gebäude inzwischen gekauft hat, begründen ihre Forderungen damit, daß die Regierung die Eskalation zugelassen habe und so für die entstandenen Kosten haftbar sei.

Ifo sieht Chancen für Umschwung

München (AP) Das Ifo-Institut sieht für dieses Jahr noch Chancen auf einen konjunkturellen Umschwung. Zwar befinde sich die westdeutsche Industrie in der Rezession, ein rasches Anspringen des Investitionsmotors sei "wenig wahrscheinlich", diagnostizieren die Experten in ihrem jüngsten Bericht. Mit dem Verzicht auf weitere Steuer- und Abgabenerhöhungen 1993, einem konsequenten mittelfristigen Sparkurs und einem auf längere Sicht angelegten Konzept für die Sanierung der ostdeutschen Wirtschaft sei das Blatt jedoch noch zu wenden.

Die Chancen "könnten aber durch die finanz- und steuerpolitische Dauerdiskussion bald vertan sein", warnt das Institut die Bundesregierung. Der Finanzpolitik komme jetzt die größte Bedeutung zu, nachdem positive Akzente von den Tarifparteien und "wenn auch sehr zögerlich" von der Bundesbank gesetzt worden seien. Noch habe die Rezession im "industriellen Kern" Westdeutschlands nicht in größerem Ausmaß auf andere Zweige wie beispielsweise das Bauhauptgewerbe übergegriffen. Auch das weltwirtschaftliche Umfeld und vor allem die Perspektiven in den Vereinigten Staaten seien besser geworden. Dadurch könnte der Export im Verlauf dieses Jahres anspringen. Fazit der Forscher: "Endzeitstimmung ist nicht angebracht."

Sprengstofflager in Haltern flog in die Luft - zwei Tote

HALTERN, 11. März (AP). Zwei Arbeiter sind bei einer schweren Explosion im Lager des Sprengstoffherstellers Wasag-Chemie in Haltern vermutlich ums Leben gekommen. Acht ihrer Kollegen wurden laut Polizei in der nördlich von Recklinghausen gelegenen Stadt bei dem Unglück am Donnerstag von umherfliegenden Trümmern leicht verletzt. Die Explosion von rund 350 Kilogramm Sprengstoff habe fast ein Drittel des Unternehmensgeländes zerstört. Über die Ursache war noch nichts bekannt.

Das Unglück geschah in einer unterirdischen "Portionierhalle" der Fabrik, wie ein Polizeisprecher erklärte. Nach den Leichen der beiden Arbeiter werde noch gesucht, sagte er: "Wir haben die Hoffnung aufgegeben, daß sie sich möglicherweise rechtzeitig in Schutzräume gerettet und das Unglück überlebt haben." Die acht leicht Verletzten hätten sich zum Zeitpunkt der Explosion in Stollen aufgehalten, die in weitere unterirdische Sprengstofflager führen.

Umzugs-Gegner unverdrossen

BONN, 11. März (AP). Die SPD-geführte interfraktionelle Initiative für eine Verschiebung des Umzugs des Parlaments und der Bundesregierung von Bonn nach Berlin auf das Jahr 2010 wird nach Angaben des SPD-Abgeordneten Hans Martin Bury ihren Antrag auch dann im Bundestag einbringen, wenn eine von rund 80 CDU/CSU-Abgeordneten gestartete Aktion mit gleichem Ziel nicht fortgesetzt werden sollte. Bisher hätten 42 Abgeordnete von SPD, den Koalitionsparteien CDU/CSU und FDP sowie vom Bündnis 90/Grüne den Antrag unterschrieben, sagte Bury am Donnerstag in Bonn. Begründet wird der Verschiebungsantrag mit den Umzugskosten.

Der CDU-Abgeordnete Heinz-Jürgen Kronberg sagte, die CDU/CSU-Fraktion wolle den Antragsentwurf ihrer Mitglieder noch weiter erörtern. Er solle nicht, wie zuvor geplant, noch in dieser Woche im Bundestag eingebracht werden. Nach einem Treffen mit Fraktionschef Wolfgang Schäuble am Vorabend seien zusätzliche Beratungen erforderlich.

"Sicherheitslücke" beklagt

FRANKFURT/ODER, 11. März (AP). Der baden-württembergische Innenminister Frieder Birzele (SPD) hat sich für die Schaffung eines "Sicherheitsrates Ost-West" zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden Kriminalität zwischen Ost- und Westeuropa ausgesprochen. Die "Sicherheitslücke" müsse aufgrund der durchlässiger werdenden Grenzen dringend geschlossen werden, forderte er am Donnerstag auf einem internationalen Fachkongreß der Innenministerkonferenz der Länder über die polizeiliche Zusammenarbeit in Frankfurt/Oder.

Gegenwärtig herrsche "Funkstille" zwischen den west- und osteuropäischen Polizeibehören, beklagte Birzele. Es sei noch nicht einmal gelungen, einen "einigermaßen funktionierenden Fahndungsverbund aufzubauen, um gestohlene Autos aufzuspüren". Der Minister schlug einen Stufenplan vor, um die Zusammenarbeit in Gang zu bringen. Nach seinen Vorstellungen sollen Deutschland, Polen, die Tschechische und die Slowakische Republik, Ungarn sowie Österreich in einer ersten Stufe ein Kooperationsabkommen aushandeln. Nach und nach sollten dann weitere Staaten beitreten.

EG errichtet Hürde gegen China-Räder

BRÜSSEL (AP). Fahrräder aus China werden teurer. Um die ins Schleudern geratenen heimischen Hersteller vor preisgünstiger Konkurrenz zu schützen, hat die EG-Kommission Drahtesel aus China mit einem vorläufigen Einfuhrzoll von 34,4 Prozent belegt. Damit reagierte die Brüsseler Kommission auf eine Klage des Europäischen Fahrradherstellerverbandes, der sich 1991 über unlautere Konkurrenz aus Fernost beschwert hatte.

Der Exportpreis chinesischer Vehikel liege um 34,4 Prozent unter dem "normalen Wert", befand die Kommission. Mit diesen Dumping-Angeboten hätten die chinesischen Produzenten ihren Marktanteil in der Gemeinschaft von 1989 bis 1991 um mehr als das Doppelte auf 10,5 Prozent ausweiten können. Der Anteil der EG-Firmen sei indessen von 33 auf 27 Prozent geschrumpft.

Im Durchschnitt würden chinesische Fahrräder in der Gemeinschaft um 43,8 Prozent billiger verkauft als solche aus heimischer Fertigung, heißt es in Brüssel. "Der Druck, der von den chinesischen Exporteuren auf das Fahrradpreisniveau in der EG ausgeht, hat Renditefähigkeit und Investitionen der Gemeinschaftsindustrie ausgehöhlt." Der Fahrradmarkt in der EG sei in den vergangenen vier Jahren um mehr als die Hälfte gewachsen, doch die europäischen Anbieter hätten trotz einer erheblichen Kapazitätsausweitung davon nicht profitieren können: "Ihr Absatz stagnierte, sie mußten Marktanteile an China abgeben."

Nachrichten-Börse

Transrapid-Finanzierungskonzept steht Die an der Magnetschnellbahn Transrapid beteiligten Firmen Thyssen, Siemens und Daimler-Benz haben Bundesverkehrsminister Krause ihre Finanzierungskonzepte für die Strecke Berlin- Hamburg übergeben. Das Verkehrsministerium will die Vorschläge nun prüfen und deshalb auch keine Details nennen. An dem Bericht haben auch die Deutsche Bank und die Kreditanstalt für Wiederaufbau mitgearbeitet. Teuerungsrate sinkt leicht Die Lebenshaltungskosten in Westdeutschland lagen im Februar um 4,2 Prozent über ihrem Vorjahresstand. Während die Preise von Obst und Gemüse um 13,3 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum 1992 zurückgingen, legten Dienstleistungen und Mieten um über sechs Prozent zu. Im Januar hatte die Teuerungsrate noch auf 4,4 Prozent gelautet.Das Naß wird immer kostbarer Die Trinkwasserpreise sind 1992 in den alten Bundesländern kräftig gestiegen. Spitzenreiter bei der Verteuerung waren die Stadtwerke Aschaffenburg, die Aufschläge von 46 Prozent durchdrückten. Im Durchschschnitt mußten die Privathaushalte 8,9 Prozent und die Industriekunden 9,6 Prozent mehr bezahlen.

Kein Fahrverbot bei Ozonsmog

MÜNCHEN, 11. März (AP). In Bayern wird es auch künftig keine Verkehrsbeschränkungen bei Ozonsmog geben. Das Bayerische Verwaltungsgericht wies am Donnerstag in München eine Klage von Umweltschützern ab, die die Landesregierung zum Erlaß eines Fahrverbots zwingen wollten, wenn die Ozonwerte den Richtwert der Weltgesundheitsorganisation von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft überschreiten (AZ: M 6 K 92.1346). In dem Rechtsstreit hatten sich die Umweltschutzorganisation Greenpeace und elf Einzelkläger auf die Straßenverkehrsordnung gestützt, die Eingriffe zum Schutz der Bürger vor Lärm und Abgasen vorsieht.

Verbot der "Quengelware"?

BONN, 11. März (AP). Die Kinderkommission des Bundestages unterstützt die Kampagne "Stopp für Kinderfänger - weg mit Süßwaren, Spielzeug und anderen Kinderartikeln aus Kassenzonen" der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wie das interfraktionelle Gremium am Donnerstag in Bonn mitteilte, hat die Verbraucherzentrale rund 50 000 Unterschriften von Personen überreicht, die gegen das Angebot dieser sogenannten Quengelware an den Kassen der Supermärkte sind.

Die Kommission sicherte der Verbraucherzentrale zu, die Rechtslage im Hinblick auf ein Verbot dieser Waren prüfen zu lassen. Außerdem will sie die Frage mit Wirtschaftspolitikern und dem Handel erörtern.

Bundespräsident soll aussagen

WIEN, 11. März (AP). Die Ladung des österreichischen Bundespräsidenten Thomas Klestil als Zeugen der Verteidigung und der mysteriöse Tod eines Botschafters haben den zweiten Tag im Wiener Noricum-Prozeß geprägt. Wie am Donnerstag vor der Schwurgerichtskammer des Wiener Landesgerichts bekannt wurde, soll Klestil die drei sozialdemokratischen Angeklagten, Altbundeskanzler Fred Sinowatz, den früheren Außenminister Leopold Gratz und den früheren Innenminister Karl Blecha entlasten. Klestil war 1985 Botschafter in Washington.

Staatsanwalt Siegfried Sittenthaler wirft den drei Angeklagten Amtsmißbrauch und Neutralitätsgefährdung vor, was in Österreich mit Verfassungsbruch gleichgesetzt wird. Sie sollen 1985/86 Waffenlieferungen der staatlichen Firma Noricum an den Iran gedeckt haben.

Polizei erschoß Diplomaten

HAMBURG, 11. März (AP). Bei einer Schießerei am Hamburger Hauptbahnhof hat ein Zivilfahnder der Polizei am Donnerstag den 41 Jahre alten Sozialattaché Ali Mangaoglu vom türkischen Generalkonsulat erschossen. Der Diplomat, der auch Vorbeter in der Moschee war, soll Sekunden vorher einen 24 Jahre alten Hamburger getötet haben.

Ein Polizeisprecher berichtete, es habe nach bisherigen Erkenntnissen zunächst einen Kampf zwischen Mangaoglu und dem jungen Deutschen gegeben. Drei Zivilfahnder, die im Rotlichtviertel St. Georg unterwegs gewesen seien, hätten kurz vor 2.00 Uhr zwei Schüsse gehört. Als sie am mutmaßlichen Tatort in der Rostocker Straße angekommen seien, habe der als schmächtig beschriebene Deutsche auf dem Rücken am Boden gelegen, der eher korpulente Türke habe auf ihm gehockt.

Als der Diplomat die Beamten kommen sah, richtete er sich laut Polizei auf und zielte mit seinem Revolver auf einen der Zivilfahnder. Dieser habe nun in Notwehr geschossen. In diesem Moment sei der am Boden liegende Deutsche aufgesprungen, ein paar Schritte weitergelaufen und dann tot zusammengebrochen.

Der Türke erlag seinen Verletzungen kurze Zeit später im Krankenhaus. Unklar blieb noch, warum sich der Deutsche und der Diplomat die blutige Auseinandersetzung geliefert hatten.

Hoechst schließt vier Betriebe Chemiekonzern bestreitet Zusammenhang mit Unfällen

FRANKFURT A. M., 11. März (AP/lhe). Der Frankfurter Chemiekonzern Hoechst AG will vier Betriebe mit insgesamt 142 Mitarbeitern schließen. Ein Firmensprecher erklärte am Donnerstag abend, die beabsichtigte Schließung habe nichts mit dem Unfall zu tun, bei dem am Rosenmontag tonnenweise krebserregendes o- Nitroanisol ausgetreten war. Keine Angaben konnte der Sprecher zu einem Bericht des Hessischen Fernsehens machen, wonach Hoechst vor zwei Jahren einen Unfall mit dem hochgiftigen Gas Phosgen verschwiegen habe.

Die beabsichtigte Schließung der vier Betriebe gehe auf rein wirtschaftliche Erwägungen zurück, sagte Konzernsprecher Bernd Bauer auf Anfrage. Sie hänge allerdings auch mit den gestiegenen Kosten für Umweltauflagen zusammen. Näheres werde Vorstandschef Wolfgang Hilger auf der Bilanz-Pressekonferenz der Hoechst AG am 23. März mitteilen. Die betroffenen Mitarbeiter seien bereits informiert worden.

Zur Schließung vorgesehen sind zwei Betriebe im Stammwerk des Konzerns im Frankfurter Stadtteil Höchst, einer im Werk Griesheim, von wo aus die Chemikalien am Rosenmontag ausgetreten waren und Teile der Stadtteile Schwanheim und Goldstein verseucht hatten, sowie noch einer in Offenbach.

In der Sendung "Hessenschau" im dritten Programm des Hessischen Rundfunks hieß es am Donnerstag abend, Hoechst habe vor knapp zwei Jahren einen Unfall mit dem hochgiftigen Gas Phosgen im Höchster Stammwerk verheimlicht. Damals habe das Gift den Zugang zu Räumen mit speziellen Schutzanzügen versperrt, so daß der Unfall mit normalem Atemschutzgerät habe bekämpft werden müssen. Mehrere Personen seien verletzt worden, doch habe das Werk damals von einer "ungiftigen weißen Gaswolke" gesprochen, die ausgetreten sei. Auch dazu soll auf der Pressekonferenz Näheres mitgeteilt werden.

(Weiterer Bericht im Lokalteil)

Riesen-Betrugswelle in Ost-Arbeitsämtern

BERLIN, 11. März (dpa). Leistungsmißbrauch und Schwarzarbeit haben bei den ostdeutschen Arbeitsämtern im vergangenen Jahr Schäden in zweistelliger Millionenhöhe verursacht.

Nach bisherigen Berechnungen gab es fast 70 000 Mißbrauchsfälle (im alten Bundesgebiet über 235 000). Die Doppelzahlungen beliefen sich auf mehr als 40 Millionen Mark, schätzt die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg. Die Tendenz ist steigend.

Durch den Vergleich der Daten der Bundesanstalt für Arbeit mit den von den Arbeitgebern gezahlten Sozialversicherungsbeiträgen sowie die Überprüfung der Betriebe durch Außendienstmitarbeiter der Arbeitsämter sollen die Doppelzahlungen aufgedeckt werden. Den Überführten, die zunächst aufgefordert werden, die zuviel gezahlten Gelder in voller Höhe zurückzuerstatten, drohen zudem Verwarnungen, Bußgelder bis zu 1000 Mark und in besonders schweren Fällen Strafverfahren.

In Sachsen und Sachsen-Anhalt wurden jeweils knapp acht Millionen Mark unberechtigte Zahlungen aufgedeckt, in Thüringen über sechs Millionen und in Mecklenburg-Vorpommern 3,3 Millionen. So wurden in Sachsen fast 17 000 Leistungsempfänger ermittelt, die ihrem Arbeitsamt nicht oder verspätet mitgeteilt hatten, daß sie wieder beschäftigt sind. In Sachsen-Anhalt wurden mehr als 19 000 "schwarze Schafe" entdeckt, die sowohl Arbeitslosengeld als auch Lohn oder Gehalt bezogen. In Thüringen waren es sogar fast 23 000 Fälle, in Mecklenburg- Vorpommern nahezu 7600.

Bei 1115 Außenprüfungen in Betrieben Sachsen-Anhalts wurden zusätzlich Überzahlungen in Höhe von mehr als 460 000 Mark festgestellt; in Thüringen ergaben 621 Kontrollen Überzahlungen in Höhe von fast 773 000 Mark; in Mecklenburg- Vorpommern waren es bei 454 Prüfungen 335 000 Mark. In der Schweriner Niederlassung einer Osnabrücker Reinigungsfirma bezogen 20 von 30 Aushilfsarbeitern zusätzlich Gelder vom Arbeitsamt. Sie müssen nun 15 000 Mark zurückzahlen und mit Bußgeldern rechnen.

Der beobachtete Leistungsmißbrauch übersteige "bei weitem die Befürchtungen", konstatiert der Präsident des gemeinsamen Landesarbeitsamtes Sachsen-Anhalt/Thüringen, Martin Heß, in Halle.

de Gaulle-/Adenauer-Preis für Grappin

PARIS. Pierre Grappin, emeritierter Professor der Sorbonne-Universität, Experte für Heinrich Heine, Stefan Zweig, Hermann Hesse und Thomas Mann, hat den de Gaulle-/Adenauer-Preis 1992 erhalten. Mit der zum 25. Jahrestag des Elysee-Vertrages 1988 geschaffenen Auszeichnung werden besondere Verdienste um die deutsch-französische Zusammenarbeit gewürdigt. Grappin teilt sich den Preis mit Alfred Töpfer, Begründer der F.V.S.-Stiftung (Hamburg) und der Johann-Wolfgang-von-Goethe-Stiftung (Basel). dpa

Reno schafft erste Hürde zum US-Justizministerium

WASHINGTON, 11. März (dpa). Der Rechtsausschuß des US-Senats hat am Mittwoch einstimmig die Ernennung von Janet Reno (AP-Bild) für das Amt der Justizministerin gebilligt. Nach Berichten von Ausschußmitgliedern

sind die zweitägigen Anhörungen ohne Schwierigkeiten verlaufen. Ein Senator bezeichnete die Befragung der 54jährigen Staatsanwältin als "wahre Liebesgeschichte". Reno wäre die erste Justizministerin in der Geschichte der USA.

Reno ist bereits die dritte Frau, die US- Präsident Bill Clinton für das Amt nominiert hat. Zuvor hatten zwei Juristinnen, Kimba Wood und Zoe Baird, ihre Kandidatur wegen Beschäftigung illegal eingereister Einwanderer zurückgezogen.

USA/Überschwemmung ausl kata Eisschollen blockierten Flüsse - 1 500 US-Bürger wurden obdachlos

OMAHA (dpa) - Rund 1 500 Menschen sind im US-Bundesstaat Nebraska bei der schwersten Überflutung seit 15 Jahren obdachlos geworden. Eisschollen hatten in den vergangenen drei Tagen vier Flüssen blockiert, so daß die Flüsse über die Ufer traten. Farmen und Autobahnen standen unter Wasser, eine Brücke stürzte ein. An die 100 Menschen wurden mit Hubschraubern aus den Fluten gerettet. Nach Berichten der örtlichen Polizei vom Mittwoch waren mindestens ein Dutzend Autobahnen gesperrt. 40 000 Einwohner der Stadt Grand Island waren zunächst vom über die Ufer tretenden Wood River bedroht. Freiwillige versuchten in der Nacht zum Donnerstag, das Wasser mit Sandsäcken zu stoppen. dpa ka

Hamburg

Zwei Tote bei nebulöser Schießerei

HAMBURG, 11. März (dpa). Bei einer undurchsichtigen Schießerei im Hamburger Stadtteil St. Georg sind am frühen Donnerstag morgen zwei junge Männer getötet worden.

Einem Polizeisprecher zufolge hatte eine Zivilstreife aus einem benachbarten Polizeirevier kurz vor zwei Uhr Schüsse aus der Rostocker Straße in St. Georg gehört. Als die Beamten zum Tatort kamen, sahen sie zwei Männer, die auf dem Bürgersteig vor einem türkischen Club miteinander kämpften. Nachdem die Polizisten den Streitenden zuriefen, lief einer der beiden Männer weg, der andere richtete nach Darstellung des Polizeisprechers seine Waffe auf den Beamten in Zivil.

Daraufhin habe der Polizist auf den am Boden liegenden Mann geschossen. Der andere Mann, der zuvor weggerannt war, sei nach wenigen Metern verletzt zusammengebrochen. Auf diesen Mann habe aber kein Polizist geschossen, er sei wohl zuvor bei der Schießerei zwischen den beiden Kämpfenden getroffen worden. Beide Männer starben noch am Tatort.G-7-Gipfel wird vorbereitet

TOKIO, 11. März (dpa/AFP). Vertreter der sieben führenden Industrienationen (G-7) werden sich an diesem Samstag in Hongkong treffen, um den nächsten Wirtschaftsgipfel vorzubereiten. Das meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Donnerstag in Tokio. Danach soll auch über ein westliches Hilfspaket für die ehemalige Sowjetunion beraten werden.

Der stellvertretende russische Ministerpräsident Boris Fjodorow wurde nach Hongkong eingeladen, um Informationen aus erster Hand über die wirtschaftliche Lage und die Reformen zu erhalten, sagte ein Sprecher des japanischen Außenministeriums. Fjodorow habe seine Teilnahme zugesagt.

Chinesen wollen Fahrräder verbannen

PEKING, 11. März (dpa). Die südchinesische Stadt Kanton will schrittweise die Fahrräder von den Straßen verbannen. Von Juni an dürften Fahr- und Motorräder tagsüber auf bestimmten Straßen nicht mehr benutzt werden. Wegen des "Zweirad-Terrors" komme der Verkehr zur Hauptverkehrszeit "in großen Teilen der Stadt zum Stillstand", begründete die China Daily heute die drakonische Maßnahme. Weitere Beschränkungen für den größten Teil der Innenstadt seien geplant. Zum Ausgleich sollen eine U-Bahn und Ringstraßen gebaut werden. Die sechs Millionen Einwohner der Stadt besitzen drei Millionen Fahrräder, 220 000 Motorräder und 100 000 Autos.

Werbung nur in estnischer Sprache

TALLINN, 11. März (dpa). In Estland ist es ab sofort verboten, in einer Fremdsprache auf estnischen Fahrzeugen zu werben. Das meldete am Donnerstag die Zeitung Rahva Hääl. Demnach verfügte das staatliche Sprachenamt, der estnische TÜV habe die Einhaltung des Sprachengesetzes zu überprüfen, das Estnisch zur alleinigen Staatssprache erklärt. Das Sprachengesetz vom Januar 1989 trat im vergangenen Monat in Kraft. Bei Verstößen droht den Fahrzeughaltern eine Geldstrafe von bis zu 2000 Kronen (250 Mark).

Autoindustrie und Kfz-Zulieferer Der Druck von oben wird nach unten durchgereicht

Über ihr Verhältnis zueinander schwiegen sich Autohersteller und Zulieferer in der Öffentlichkeit bisher vornehm aus. Man weiß wohl, daß der Ton rauh und keineswegs herzlich ist - nicht umsonst wurde unter Moderation des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) im vergangenen Jahr ein "Leitfaden" für einen etwas freundlicheren Umgang formuliert. Doch auf den offenen Markt gingen die geplagten Teile-Produzenten so gut wie nie.

Mit der Absatzschwäche in der PS- Branche scheint der Leidensdruck aber derart groß zu werden, daß die Zurückhaltung schwindet. Der Stuttgarter Kühlerhersteller Behr, sonst eher für schwäbische Verschlossenheit bekannt, spricht von einer "Machtdemonstration" der Hersteller. Einige wollten in diesem Jahr Preisabschläge zwischen fünf und zehn Prozent durchsetzen. Offenbar haben sich die Einkäufer der Konzerne den "Leitfaden" sonstwo hingehängt.

Die Forderungen gingen für viele in der Branche "weit über das kurzfristig Realisierbare" hinaus. Das Drehen an der Kostenschraube werde zum Tod mancher Firma führen. Behr-Chef Horst Geidel zufolge stecke man sowieso "in der schwersten Konjunktur- und Strukturkrise seit der Währungsreform". Die Zulieferindustrie erwirtschafte derzeit keine Erträge und stecke teils tief in den roten Zahlen.

Da sie von ihren Auftraggebern bei den Preisen nichts holen könnten und sogar Abstriche machen müßten, bleibe den Unternehmen nichts anderes übrig, als radikal die Kosten zu senken. Der Druck der Kunden wird an die Belegschaft weitergegeben. In bemerkenswerter Offenheit präsentiert Geidel sein Kostensenkungsprogramm. So rechnet Behr die zum 1. April zwischen der IG Metall und den Arbeitgebern ausgehandelte Tariferhöhung von drei Prozent auf freiwillige Leistungen an. Das spare zehn Millionen Mark im Jahr. Außerdem soll ein neues Arbeitszeitmodell - achteinhalb Stunden an vier Tagen - zu einer intensiveren Nutzung der Kapazitäten führen.

Nicht zuletzt ist geplant, die Arbeit zu "internationalisieren", was die Verlagerung von Stellen ins Ausland bedeutet. In Frankreich, Spanien, Schweden und den USA sollen die Töchter gestärkt werden und mehr als bisher produzieren. Nach einer Rechnung des Behr-Managements sind die Lohnstückkosten der 9000-Leute-Firma in Deutschland um 30 Prozent höher als in Frankreich und betragen 25 Prozent mehr als in den USA.

Und wovon schwäbische Unternehmer bisher nur beiläufig sprechen, brandmarkt Behr jetzt als drückenden Kostenfaktor: Bei den Arbeitszeiten sei Baden-Württemberg nicht nur international, sondern auch innerhalb Deutschlands "negativer Spitzenreiter". Zu etwa einem Drittel aller bezahlten Stunden im "Musterländle" werde wegen Urlaubs, Krankheit und sonstigen Pausen nicht gearbeitet. Nur in der baden-württembergischen Metallindustrie gebe es für die Leistungslöhner pro Stunde fünf Minuten frei "für persönliche Bedürfnisse". Diese "zusätzliche Lohnkosten" habe der frühere Stuttgarter Bezirksleiter der IG Metall, Franz Steinkühler, durchgedrückt. Jetzt soll auch diese "Steinkühler-Pause" indirekt fallen. Behr will Springer einsetzen, um die kurze Ruhezeit zu füllen. dpa/FR

Wieder UN-Prüfer in Irak

MANAMA, 11. März (dpa). 19 UN-Inspektoren sind am Donnerstag zu weiteren Nachforschungen über irakische Massenvernichtungswaffen nach Bagdad gereist. Dem Team unter dem US-Amerikaner Dave Franz gehören Fachleute für chemische und biologische Waffen sowie Raketenexperten an. Nach Angaben des UN-Inspekteurs Dimitri Pericos hat eine andere Prüf-Kommission in irakischen Werkstätten Maschinen entdeckt, die sowohl für zivile Zwecke als auch zum Bau von Atomwaffen verwandt werden können. Bagdad habe sie nicht angegeben. Derzeit seien sie aber nicht zu verbotenen Zwecken eingesetzt.

Die UN-Sonderkommission zur Zerstörung irakischer Massenvernichtungswaffen (UNSCOM) koordiniert vom Golfstaat Bahrain aus die Durchsetzung der UN- Resolutionen zum Ende des Golf-Kriegs. Sie verlangen von Bagdad, das gesamte Potential an Massenvernichtungswaffen offenzulegen und zu zerstören.

Kammerschauspieler Guido Wieland gestorben

WIEN. Der österreichische Kammerschauspieler Guido Wieland ist nach einer Operation in einem Wiener Krankenhaus im Alter von 87 Jahren gestorben. Er war zuletzt in der Fernsehserie "Die liebe Familie" zu sehen.

Der Schauspieler hatte während der Nazi-Zeit Auftrittsverbot. 1949 konnte er seine Karriere am "Theater in der Josefstadt" in Wien fortsetzen. Er gehörte diesem Ensemble bis 1989 an. Wieland war besonders durch TV-Produktionen wie "Ringstraßenpalais", "Essig und Öl" sowie "Der Diamant des Geisterkönigs" populär geworden. dpa

Prozesse/ Gericht: Versetzung ist rechtmäßig - Schüler drohte mit Mord

KOBLENZ (dpa) - Wenn ein Schüler einem anderen mit Mord droht, darf er noch während des laufenden Schuljahrs in eine Parallelklasse versetzt werden. Das gilt auch, wenn die Drohung nicht ernst gemeint war. So entschied es das Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz in Koblenz in einem am Donnerstag veröffentlichten Beschluß. Die Richter änderten damit den gegenteiligen Spruch des erstinstanzlichen Verwaltungsgerichts Koblenz ab (Az.: 2 B 10416/93).

"Du bist zu nichts nutze, wenn Du nicht von der Welt gehst, helfen wir nach", hatte die Drohung gelautet, die ein Realschüler auf einem Zettel lesen mußte. Schon zuvor war er von Mitschülern belästigt worden. Die Schulleitung nahm den Drohbrief zum Anlaß, zwei der Zettelschreiber "als erzieherische Maßnahme" in eine Parallelklasse zu versetzen.

Das sei rechtmäßig und der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gewahrt geblieben, bestätigten die Koblenzer Richter. Die seit längerer Zeit schwelende Streit habe der Schulleitung das Recht gegeben, die Schüler voneinander zu trennen. Das Gericht wertete es ausdrücklich als unerheblich, ob der Zettel als echte Morddrohung zu verstehen sei. Der Wortlaut sei auf jeden Fall schwerwiegend und über jeden "sozial üblichen" Umgangston hinausgegangen. dpa dö

34 Vietnamesen bei Überfall ermordet

PHNOM PENH, 11. März (dpa). Bei einem Überfall einer Gruppe Unbekannter auf ein Fischerdorf im Nordwesten Kambodschas sind in der Nacht zum Donnerstag wenigstens 34 Menschen vietnamesischer Herkunft getötet worden. Der Angriff, für den vermutlich die Guerilla-Organisation Rote Khmer verantwortlich ist, ist nach Behördenangaben der schwerste Gewaltakt gegen Zivilisten seit dem Friedensabkommen der verfeindeten Parteien des Landes Ende 1991. Nach Angaben von UN-Sprecher Eric Falt vom Donnerstag waren über die Hälfte der Opfer Frauen. "Die 20 bis 30 bewaffneten Angreifer gingen von Hausboot zu Hausboot und erschossen systematisch alle Anwesenden", sagte Falt. Das schwimmende Dorf Moat Peam liegt rund zehn Kilometer südlich der Touristenstadt Siem Reap.

Mädchen von Pferd zu Tode getreten

TOBRINGEN, 11. März (dpa). Ein zehnjähriges Mädchen aus Tobringen bei Lüchow in Niedersachsen ist von einem Pferd zu Tode getreten worden. Das Kind starb durch Huftritte gegen den Kopf, als es das Tier von der Weide in den Stall bringen wollte. Zu diesem Zweck hatte das Mädchen dem Pferd am Mittwoch abend einen Strick um den Hals gebunden und das andere Ende um seinen Oberkörper geschlungen. In dieser Situation scheute das Tier plötzlich, stieg hoch und trabte los. Dabei geriet die Zehnjährige nach Angaben der Polizei vom Donnerstag wegen des kurzen Seils so unglücklich zwischen die Vorderbeine des Pferdes, daß es durch Huftritte gegen den Kopf sofort starb.

Erfolgsserie des AC Mailand beendet Häßler führte Rom zu einem verdienten Sieg

Die Erfolgsserie des AC Mailand wurde ausgerechnet im 100. Pflichtspiel beendet, im Hinspiel des italienischen Pokal-Halbfinales gab es eine 0:2-Niederlage bei AS Rom. Hauptakteur des "Wunders" vor 46 000 Zuschauern im Olympiastadion war Thomas Häßler. Er war überall zu finden und führte geschickt Regie. Am Kopfballtor des 21jährigen Roberto Muzzi in der 13. Minute war er zwar unbeteiligt, doch das 2:0 entsprang seiner Fußball-Genialität. Der Argentinier Claudio Caniggia hatte keine Mühe, seinen Paß in der 89. Minute gegen den designierten Meister Milan zu verwerten.

"Wir haben die Marsmenschen besiegt, unsere Tifosi können stolz sein", sagte Trainer Boskov. Nach 57 Spielen ohne Niederlage in der Meisterschaft sowie 42 in nationalen und internationalen Pokal- Wettbewerben wurde sein in dieser Saison ins Mittelmaß abgefallenes Team zum Stolperstein für den auch in dieser Saison wieder uneinholbar führenden Meister. Am meisten jubelte Roms Präsident Ciarrapico. Trotz Verbots der Ärzte war er aus der Klinik, in der er seit Sonntag wegen einer Herzattacke liegt, ins Stadion gekommen. In Schlafanzug und Mantel kam er in die Umkleidekabine und gratulierte. dpa

Parkinson starb in hohem Alter

LONDON, 11. März (dpa). Der britische Professor Cyril Northcote Parkinson, der das sogenannte Parkinsonsche Gesetz über die eigendynamische Entwicklung bürokratischer Verwaltungen zu aufgeblähten Apparaten formulierte, ist am Mittwoch abend im Alter von 83 Jahren in Canterbury gestorben. Das gab seine Familie am Donnerstag bekannt. Der Historiker und Wirtschaftswissenschaftler, der mehr als 60 Bücher verfaßte, formulierte das Gesetz, wonach die Arbeit in Verwaltungen sich je nach der Zeit, die für ihre Vollendung vorgesehen ist, ausdehnt, im Jahr 1958. Er griff dabei auf Erfahrungen zurück, die er mit Beamten im Zweiten Weltkrieg gemacht hatte.

Wichtige Entscheidung nach dem Supercup-Sieg in Barcelona Cruyff verlängerte bis 1995 Bremer Torwart Reck nach Platzverweis keiner Schuld bewußt

Ins Restaurant "Los Caracoles" in der Altstadt hatten sich Trainer Otto Rehhagel und die Mannschaft von Werder Bremen nach der 1:2 (1:1)-Niederlage im Rückspiel um den Supercup der Europäischen Fußball-Union (UEFA) gegen FC Barcelona zurückgezogen. Während die Spanier nach dem 1:1 in Bremen im vierten Anlauf endlich die Trophäe gewannen, blieb den Grün-Weißen von der Weser nur Staunen über "Fußball 2000", den das Team von Direktor Johan Cryff auf den Rasen des Nou Camp Stadions vor fast 60 000 Zuschauern gezaubert hatte. "Hut ab vor dieser Weltklasse-Leistung. Mehr kann man dazu nicht sagen", faßte Abwehrspieler Uli Borowka die Meinung der Mannschaft zusammen.

Diskussionsstoff lieferte auf dem Rückflug von Barcelona nach Bremen noch immer der Platzverweis von Oliver Reck. Der Werder-Torwart sagte: "Ich bin ausgerutscht, es war eine Reflexbewegung. Ich mußte die Entscheidung des Unparteiischen respektieren, doch bin ich mir keiner Schuld bewußt." Ähnlich sah dies übrigens Cruyff: "Die Hälfte der neuen Regeln gehören in den Papierkorb. Dazu gehört auch die Rote Karte bei Verhinderung eines Tors durch Handspiel."

Reck-Ersatz Gundelach hatte seine Chance in dieser Begegnung genutzt und bei Riesenmöglichkeiten der Spanier durch Glanzparaden für Schadensbegrenzung gesorgt.

In Barcelona wurde die Nacht nach dem Triumph zu einer Einigung zwischen Präsident Nunez und Trainer Cruyff genutzt. Im seit längerem anhaltenden Vertragspoker einigten sich beide auf eine Vertragsverlängerung bis 1995. Dem Niederländer wurden die von ihm geforderte Erweiterung der Kompetenzen zugestanden. dpa/sid

Wissenschaft/Großbritannien Lebewesen drei Kilometer unter dem Meeresboden

LONDON (dpa) - Britische Wissenschaftler haben auf dem Boden des Atlantiks mineralhaltige, heiße Quellen gefunden. Sie sind vermutlich die größten je entdeckten Quellen dieser Art. Das berichtete am Donnerstag Bramley Murton vom staatlichen britischen Natur- und Umweltforschungsrat, der eine Expedition in das Gebiet 1 300 Kilometer südwestlich der Azoren entsandt hatte.

Die Wissenschaftler, die in der kommenden Woche nach Großbritannien zurückkehren, haben Lebewesen wie Würmer, Garnelen und Schnecken entdeckt, die bis zu drei Kilometer unter dem Meeresboden leben. Die Quellen enthalten Eisen, Kupfer, Zink und Gold und kommen durch eine Art schwefelhaltigen Schornstein, oft bis zu zehn Meter hoch, aus dem Meeresboden. dpa si re

Bandleader Bob Crosby gestorben

SAN DIEGO. Der amerikanische Jazzmusiker und Bandleader George Robert (Bob) Crosby, der jüngere Bruder des legendären Sängers und Schauspielers Bing Crosby, ist im Alter von 79 Jahren in Kalifornien gestorben. Er war der letzte noch lebende der sieben Crosby-Geschwister. dpa

China/Luftverkehr Beinahezusammenstoß von zwei Flugzeugen mit 370 Insassen in China

PEKING (dpa) - Zwei Flugzeuge mit insgesamt 370 Insassen sind in China knapp einer Katastrophe entgangen. Wie die Jugendzeitung "Zhongguo Qingnianbao" am Donnerstag berichtete, entdeckte ein Fluglotse in Hangzhou 160 Kilometer südlich von Schanghai auf seinem Radar, daß beide Flugzeuge im Anflug auf die Hafenmetropole auf Kollisionskurs waren.

Da er kein Telefon für Ferngespräche hatte, funkte er einen anderen Fluglotsen an, der wiederum einen Funkspruch an die Flugleitstelle in Schanghai weiterleitete. "Wenn dies 120 Sekunden länger gedauert hätte, ... wäre es möglich gewesen, daß sie (die beiden Flugzeuge) in der Luft kollidiert wären", schrieb das Blatt unter Berufung auf die Flugkontrolle in Hangzhou über den Vorfall am 2. März.

Chinas Luftverkehrsbehörde CAAC hat gerade eine neue Kampagne für verstärkte Flugsicherheit verkündet. Bei fünf größeren Unglücken zwischen Juli und Dezember waren in China im vergangenen Jahres 313 Menschen ums Leben gekommen. dpa hi re

Rechtsradikale prügelten

BIBERACH, 11. März (dpa). Ein brutaler Überfall auf einen 55jährigen Arbeiter im baden-württembergischen Erlenmoos am Montag morgen ist von drei jungen Rechtsradikalen verübt worden. Das teilte die Polizei am Donnerstag mit. Die drei Männer im Alter von 18, 19 und 20 Jahren seien überführt und geständig. Dabei hätten sie sich "stolz" gezeigt, zur rechten Szene zu gehören. Einer der Täter soll vor dem Überfall Asylbewerber in einem Heim in Steinhausen-Rottum mit einer Pistole bedroht haben. Der 20jährige wurde in Haft genommen.

Der Arbeiter war auf dem Weg zur Arbeit von den Männern in Tarnanzügen und Springerstiefeln attackiert worden. Sie forderten zunächst Geld von ihm, dann prügelten und traten sie ihn. Das Opfer erlitt schwere Gesichtsverletzungen, eine Gehirnerschütterung und starke Prellungen am Oberkörper.

Millionen "Blüten" entdeckt

LANDSHUT, 11. März (dpa). Im Zusammenhang mit dem bisher größten Fund von Falschgeld in Bayern haben deutsche und griechische Kripo-Beamte weitere vier Millionen falsche US-Dollar in Athen sichergestellt. Vor rund einer Woche waren in Niederbayern "Blüten" im Nennwert von fünf Millionen Dollar beschlagnahmt worden. Einer der dabei verhafteten Männer habe einen Falschgeld-Transport nach Athen gestanden, teilte die Polizei am Donnerstag in München mit. Danach gelang es dort, die Dollar in den Hohlräumen eines geleasten Personenwagens zu finden.

ABB-Chef rühmt Standort "D" Barnevik mit Mannheim sehr zufrieden / Weiterer Stellenabbau

ZÜRICH (dpa/FR). Das Management des schwedisch-schweizerischen Elektrokonzerns ABB (Asea Brown Boveri) sieht sich trotz eines gesunkenen Gewinns auf dem richtigen Weg aus der Rezession. Präsident Percy Barnevik hebt hervor, daß es im vergangenen Jahr gelungen sei, ungeachtet der schweren Konjunkturkrise in Skandinavien und auch in den angelsächsischen Ländern, wieder einen "angemessenen Ertrag" zu erwirtschaften. Der Überschuß schrumpfte vor allem wegen außerordentlicher Aufwendungen für die Umstrukturierung um 17 Prozent auf 505 Millionen Dollar (787 Millionen Mark). Der Umsatz wuchs dagegen um drei Prozent auf 29,6 Milliarden Dollar, und der Auftragseingang erhöhte sich um sieben Prozent auf 31,6 Milliarden. Als Dividende sollen die beiden Muttergesellschaften Asea (Stockholm) und BBC (Baden) jeweils 170 Millionen Franken erhalten, was in Dollar gerechnet der Vorjahreshöhe entspricht. Für 1993 wird ein ähnliches Resultat erwartet.

Als Umsatz- und Ertragslokomotive im Konzern erwies sich ABB Deutschland (Mannheim), die schon 1991 rund 20 Prozent des Gruppenumsatzes erwirtschaftet hatte. Ohne Einzelheiten zu nennen, sprach Barnevik von einem etwa 15prozentigen Wachstum (1991 waren etwas mehr als acht Milliarden Mark in die Kassen gekommen) und einem sehr viel stärkeren Gewinnanstieg. Er sei sehr glücklich über die Entwicklung in Deutschland, wo in den vergangenen Jahren einiges getan worden sei, meint der Schwede.

Der Konzern hat erneut seine Nettoverschuldung um rund eine Milliarde Dollar verringert, womit sie jetzt praktisch bei Null liegt. Seit 1990 wurde die Zahl der Beschäftigten weltweit um 35 000 auf 213 400 Ende Dezember verringert. In diesem Jahr sollen weitere 12 000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Unter den verschiedenen industriellen Aktivitäten konnte die Sparte Stromerzeugung ihr Ergebnis am stärksten steigern. Den höchsten Betriebserfolg nach Abschreibungen strich mit 520 Millionen Dollar freilich die Stromübertragung ein. Verluste gab es im Verkehr. Neben Deutschland trugen hauptsächlich Schweden, die Schweiz, Finnland und Norwegen zum Betriebserfolg bei, während die Erträge in Nordamerika zurückgingen.

Rinderwahnsinn greift um sich London meldet steigende Zahlen bei den Neuerkrankungen

LONDON, 11. März (dpa/kal). In Großbritannien haben sich die Fälle von Rinderwahnsinn in den vergangenen Monaten dramatisch gesteigert. Nach der jüngsten Erhebung des britischen Agrarministeriums, die am Donnerstag veröffentlicht worden ist, werden derzeit wöchentlich über 850 neue Fälle von BSE (Bovine Spongiforme Enzephalitis) gemeldet. BSE ist eine Rinderseuche, die das zentrale Nervensystem angreift. Die 1986 aufgetretene Krankheit hat bislang rund 80 000 Tiere befallen.

Obwohl das staatliche Veterinäramt noch vor einem Jahr behauptete, die Epidemie klinge ab, liegt die Zahl der Neuerkrankungen wesentlich höher als damals. In den Monaten Januar bis Mai des Jahres 1992 lagen die Erkrankungen zwischen 2000 und 3000 Tieren, was einer wöchentlichen Rate von rund 600 Tieren entspricht. Trotz der Steigerungsrate der Erkrankungen um rund 40 Prozent auf 850 in diesem Jahr blieb das Ministerium dabei, daß die Seuche unter Kontrolle sei, seit die Verfütterung von Tierrückständen verboten wurde. An BSE erkrankte Tiere müßten sofort geschlachtet werden. Der Fall eines schottischen Rinderbauern, der an der BSE-ähnlichen Creuzfeldt-Jacob-Krankheit starb und dessen Herde nachweislich mit BSE infiziert war, hat die Diskussion darüber, ob die Viren auf Menschen übertragen werden können, neu entfacht. Ärzte warnen jedoch, aus diesem Einzelfall voreilig Schlüsse zu ziehen.

Der Sprecher des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Bonn, Erwin Reuß, sagte der FR, in der Bundesrepublik habe es "zum Glück" bislang keinen Fall von Rinderwahnsinn gegeben. Der Leiter des Referats Tierseuchenbekämpfung im Ministerium, Hermann Pittler, erläuterte, es gebe in Deutschland ein Verbot der Verfütterung von Tiermehl an Rinder. Zudem erfolge in Deutschland die Tierkörperbeseitigung mit hohen Temperaturen, so daß mögliche Erreger abgetötet würden.

Der Rinderwahnsinn verursacht eine unheilbare Veränderung des Gehirns. Symptome sind unkontrolliertes Torkeln und Ausschlagen der Tiere.

Müllverschiebern auf der Spur

MAGDEBURG, 11. März (dpa). Die Polizei ist in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen offenbar Müllschmugglern auf der Spur. Bei Durchsuchungen von Firmen im Raum Bitterfeld/Wolfen, in Wittenberg und Meppen sei umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmt worden, das die illegale Verschiebung von Abfall nach Osteuropa belege, teilte Sachsen- Anhalts Landeskriminalamt am Donnerstag mit. Hauptempfängerland sei die Ukraine. Außerdem sei ein illegales Abfallzwischenlager ausgemacht worden, in dem etwa 70 bis 100 Tonnen angetrockneter Farbreste, Lackschlämme und Verdünnungen entdeckt wurden.

Bildt sicherte sich Mehrheit

STOCKHOLM, 11. März (dpa). Die bürgerliche Minderheitsregierung in Schweden hat am Donnerstag in Stockholm eine drohende Krise abwenden können. Nachdem die rechtspopulistische Partei Neue Demokratie, auf deren Stimmen im Reichstag Ministerpräsident Carl Bildt angewiesen ist, am Vortag in einer haushaltspolitischen Abstimmung der Opposition zum Sieg verholfen hatte, änderte die Partei ihren Kurs. Sie reagierte damit auf die Drohung Bildts mit Neuwahlen. (Siehe auch "Im Blickpunkt" auf dieser Seite und Kommentar auf Seite 3)

Handgranate auf fahrendes Auto in Berlin geschleudert

BERLIN, 11. März (dpa). Ein unbekannter Täter hat am Donnerstag eine Handgrante auf ein fahrendes Auto in Berlin geschleudert. Bei der Detonation auf der Mühlendamm-Brücke in der Stadtmitte erlitt der 34jährige Fahrer des Mercedes einen Schock, teilte die Polizei mit. Insgesamt acht Fahrzeuge wurden beschädigt, mehrere Dutzend Fensterscheiben gingen zu Bruch.

Laut Angaben der Polizei gibt es "begründete Erkenntnisse", daß kein politisches Motiv vorliegt.

Zeugen der Detonation berichteten, die Druckwelle habe mehrere Autos angehoben. Bis in die dritte Etage des angrenzenden Ephraim-Palais seien Fensterscheiben zu Bruch gegangen. Nach unbestätigten Berichten sollen sich im Kofferraum des Mercedes Kampfanzüge befunden haben. Andere Zeugen berichteten, der Mercedes sei in einem Konvoi gefahren. Die Polizei machte auch dazu keine Angaben.

Wechsel bei Kirchenkonferenz

ISERLOHN, 11. März (dpa). Der britische Dompropst John Arnold ist neuer Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK). Der 59jährige Anglikaner, der seit 1986 dem KEK-Präsidium angehört, wurde am Donnerstag auf der Tagung der Konferenz in Iserlohn (Nordrhein-Westfalen) von dem 30köpfigen Gremium mit überwältigender Mehrheit gewählt.

UN wollen an Somalia zahlen

ADDIS ABEBA, 12. März (dpa/AFP). Die Vereinten Nationen wollen für den Wiederaufbau des vom Bürgerkrieg zerstörten ostafrikanischen Landes Somalia umgerechnet knapp 300 Millionen Mark (166,5 Millionen Dollar) zur Verfügung stellen. Dies sieht ein UN-Plan vor, über den auf einer dreitägigen Somalia-Konferenz in Addis Abeba bis zum heutigen Samstag beraten werden soll.

Vor Beginn des Treffens wies die UN darauf hin, daß die Gewährung der Hilfe von einer Verbesserung der Sicherheit und der politischen Lage in Somalia abhänge. Trotz des massiven, von den USA geführten Militäreinsatzes finden in dem vom Bürgerkrieg verheerten Land immer wieder Feuergefechte statt und werden Helfer überfallen.

Die UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge, Sadako Ogata, hat am Donnerstag abend vor dem UN-Sicherheitsrat in New York gefordert, UN-Truppen an den Grenzen Somalias zu stationieren, um den etwa 600 000 Flüchtlingen die Rückkehr aus den Nachbarländern zu ermöglichen (Interview auf Seite 5).

Drei Frauen Auswahl für Mülheimer Theatertage

MÜLHEIM/RUHR. Ein "aufregendes und kontrastreiches Festival" sollen die 18. Mülheimer Theatertage "Stücke '93" vom 14. bis zum 30. Mai werden. 120 Stücke wurden für den Wettbewerb um den mit 20 000 Mark dotierten Mülheimer Dramatikerpreis eingereicht, nominiert Für den Preis drei Werke von Frauen: "Totenauberg" von Elfriede Jelinek (Burgtheater Wien/Akademietheater), "Tätowierung" von Dea Loher (Theater Oberhausen) und "New York. New York." von Marlene Streeruwitz (Münchner Kammerspiele). Weitere Nominierungen gab es für "Alpenglühen" von Peter Turrini (Burgtheater Wien/Thalia Theater Hamburg), "Die Stunde, da wir nichts voneinander wußten" von Peter Handke (Schauspielhaus Bochum), "Iphigenie in Freiheit" von Volker Braun (Staatstheater Cottbus) und "Katarakt" von Rainald Goetz (Schauspiel Frankfurt/Main).

Der Dramatikerpreis der Ruhrgebietsstadt Mühlheim wird an deutschsprachige Autoren verliehen, deren Stücke von April bis März der vorausgegangenen Spielzeiten uraufgeführt worden sind. dpa

An Adolfine Höchstpreise für Kleist-Briefe

BERLIN. Für den berühmten "Großen Bekenntnisbrief" Heinrich von Kleists wurden statt der erwarteten 75 000 Mark im Berliner Auktionshaus J. A. Stargardt 130 000 Mark gezahlt. Der 24jährige Dichter (1777-1811) hatte ihn in einer Lebenskrise bei seinem ersten Paris-Aufenthalt an Adolfine von Werdeck, geborene von Klitzing - eine seiner Jugendbekanntschaften der Potsdamer Zeit - geschrieben. Die Handschrift erwarb das Kleist- Museum in des Dichters Geburtsstadt Frankfurt/Oder. Auch der zweite, unvollständig gebliebene Kleist-Brief, der für 36 000 Mark an einen Privatmann in der Schweiz ging, war an Adolfine von Werdeck gerichtet. Beide Manuskripte galten seit 1945 als verschollen.

Deutlich über den Katalogpreisen lagen auch die Angebote für acht Heine- Manuskripte, die sich zum Teil das Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf sicherte. Höchstsummen wurden für das um 1820 entstandene Gedicht "Liebe" (24 000 Mark) und einen Brief an seinen Jugendfreund Christian Sethe in München ("Ich bin noch immer der alte Narr", 28 000 Mark) gezahlt.

Eine Handzeichnung Goethes von seiner Italienreise im Jahr 1787 erzielte 50 000 Mark. Großes Kaufinteresse wurde auch für Schriftstücke Kurt Tucholskys registriert. Für Bertolt Brechts Korrespondenz mit Helene Weigel zahlte ein deutscher Privatkäufer 25 000 Mark. dpa

Vermieter oft kinderfeindlich

KÖNIGSTEIN, 11. März (dpa). Kinderfeindlichkeit deutscher Vermieter hat am Donnerstag Wohnungsbauministerin Irmgard Schwaetzer (FDP) angeprangert. Untersuchungen zeigten, daß Familien mit Kindern bei der Vergabe freiwerdender Wohnungen immer noch die schlechtesten Aussichten hätten, berichtete die Ministerin auf einer Tagung des Bonner Instituts für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen in Königstein (Hochtaunuskreis).

Die größten Chancen hätten alleinlebende Männer, die von Vermietern als "besonders" seriös eingeschätzt werden. Dann folgten kinderlose Ehepaare; und selbst kinderlose Ehepaare mit Hund haben kaum Probleme, eine Wohnung zu finden, berichtete die Ministerin. Hier müsse sich schleunigst etwas ändern.

Haftstrafen für Gewalttäter

COTTBUS, 11. März (dpa). Zu Freiheitsstrafen von drei Jahren und neun Monaten sowie drei Jahren hat das Cottbuser Bezirksgericht am Donnerstag zwei junge Männer wegen Angriffen auf Ausländer verurteilt. Der Erste Strafsenat befand einen 24jährigen aus Calau und einen 23jährigen aus Lübbenau der gefährlichen Körperverletzung, des schweren Landfriedensbruchs und der räuberischen Erpressung für schuldig. Zwei weitere Angeklagte erhielten wegen gefährlicher Körperverletzung beziehungsweise räuberischer Erpressung achtmonatige Bewährungsstrafen.

Drei der Angeklagten hatten im Oktober 1990 mehrere Polen zusammengeschlagen und im September 1992 ein Asylbewerberheim in Lübbenau angegriffen. Mit den Urteilen folgte das Gericht im wesentlichen den Anträgen des Staatsanwaltes.

OLG rügt Strafkammer im Prozeß um Kindesmißbrauch

HAMM, 11. März (dpa). Im Verfahren gegen einen Erzieher wegen Kindesmißbrauchs hat das Oberlandesgericht (OLG) Hamm eine Große Strafkammer in Münster wegen deren Entscheidung, den 33jährigen Angeklagten auf freien Fuß zu setzen, harsch kritisiert.

In einer am Donnerstag in dem Prozeß bekanntgewordenen Entscheidung äußert sich das Oberlandesgericht davon überzeugt, daß der Angeklagte ein "skrupelloser Straftäter" sei. Der OLG-Senat gab damit einer Beschwerde der Staatsanwaltschaft statt.

Der 33jährige Erzieher muß sich seit Mitte November wegen sexuellen Mißbrauchs von Kindern in 54 Fällen vor dem Landgericht Münster verantworten. Er sitzt seit dem 7. März wieder hinter Gittern, nachdem der OLG-Strafsenat den Haftverschonungsbeschluß gegen den Pädagogen überraschend aufgehoben hatte. Der Haftbefehl war Anfang Februar unter Auflagen außer Vollzug gesetzt worden. Dagegen war in Kreisen der betroffenen Familien ein Sturm der Entrüstung losgebrochen.

Nicht nachvollziehbar, so schrieben die OLG-Richter, sei "die Schwierigkeit" der Kammer, "zu differenzieren, was die Kinder wirklich erlebt haben und was von außen an sie herangetragen worden ist". Schon jetzt - so der Senat - sei klar, daß gegen den Angeklagten "eine ganz erhebliche Freiheitsstrafe zu verhängen sein" werde. (Az.: 4 Ws 67/93)

Kurz notiert

Das von der Burda-Verlagsgruppe im Januar gestartete Nachrichtenmagazin "Focus" hat seine verkaufte Auflage nach eigenen Angaben bei über 500 000 Exemplaren stabilisiert. Damit sei der Verkauf mehr als doppelt so hoch wie die garantierte Auflage und auch wesentlich höher als ursprünglich für das Erreichen eines Gewinns geplant, teilte der Verlag in München mit. Die Druckauflage liege bei rund 800 000.

Kurz gemeldet: Ruth Dreifuss wird Innenministerin

BERN, 12. März (dpa). Die in die Schweizer Regierung gewählte Sozialdemokratin Ruth Dreifuss übernimmt das Innenministerium. Der bisherige Innenminister Flavio Cotti von der Christlich- Demokratischen Volkspartei wechselt ins Außenministerium. Militärschlag gegen Tamilen COLOMBO, 12. März (AP). Regierungssoldaten haben in Sri Lanka beim Angriff auf einen Stützpunkt der Untergrundgruppe tamilischen Befreiungstiger von Tamil Eelam 22 Guerilleros getötet und 17 weitere verletzt. Neuer Parteichef in Südkorea SEOUL, 12. MÄRZ (AFP). Die Demokratische Partei (DP) Südkoreas hat am Freitag Lee Ki-Taek zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Der 55jährige, gemäßigte Politiker ist Nachfolger von Oppositionsführer Kim Dae-Jung, der sich nach der verlorenen Präsidentschaftswahl im Dezember zurückzog. Bisher war Lee stellvertretender Parteivorsitzender.

Wieder Arbeit für Polen

WARSCHAU, 12. März (dpa). Polnische Arbeiter können vom 1. April an wieder mit Werkverträgen in der Bundesrepublik beschäftigt werden. Am Donnerstag war in Warschau vereinbart worden, daß die von Bonn wegen Überschreitung der Kontingente aufgehobene Vereinbarung wieder in Kraft treten solle. Ausgenommen sind Bauarbeiter und Regionen, wo die Arbeitslosigkeit um mehr als 30 Prozent höher ist als der deutsche Durchschnitt. Somit sind die neuen Bundesländer mit Ausnahme von Leipzig und Dresden praktisch ausgeschlossen.

Das 35 000 Beschäftigte jährlich umfassende Kontingent war von den Polen weit überschritten worden. Daher hatten die deutschen Behörden im August 1992 die Vereinbarung gestoppt. Jetzt sollen schärfere Kontrollen eingeführt werden. Die Löhne müssen deutsches Niveau erreichen.

Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Prag Browning begeistert Publikum Der Kanadier bekam eine 6,0 und das vierte WM-Gold

Das Prager Publikum stand kopf: 9000 Zuschauer umjubelten bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften den Kanadier Kurt Browning, der seinen vierten Titel nach 1989, 1990 und 1991 holte. Der sprunggewaltige Athlet sorgte mit seiner "Casablanca"-Kür für einen sportlichen und künstlerischen Höhepunkt, den ein Preisrichter mit einer Traumnote 6,0 belohnte. Den kanadischen Doppelsieg machte Elvis Stojko perfekt, der die zweitbeste Darbietung zeigte. Bronze holte sich Alexej Urmanow aus Rußland.

Der Chemnitzer Ronny Winkler erzielte mit Platz 14. sein bestes Weltmeisterschafts-Resultat. 24 Stunden zuvor war der 22jährige Schüler im Kurzprogramm unerwartet Zehnter geworden.

"Der Grat zwischen Sieg und Niederlage ist schmal gewesen", sagte Browning nach seiner Kür. Die WM war für den "Cowboy"-Typen aus den Rocky Mountains sein erster internationaler Wettbewerb in dieser Saison. Nur langsam hatte er sich von einer Rückenverletzung erholt, die ihn 1992 behinderte und dazu beitrug, daß im Olympia-Jahr seine WM- Titelserie nach drei Goldmedaillen hintereinander unterbrochen wurde. Und in Albertville stürzte der erste anerkannte Vierfach-Springer der Welt sogar auf Platz sechs.

Die Russen Maja Usowa/Alexander Schulin tanzen in diesem Winter ein souveränes Solo. Mit ihrer Originaltanz-Version des Wiener Walzers verteidigte das Ehepaar aus Moskau ihre Führung im Eistanz. Platz zwei und drei belegen vor der Kür am heutigen Freitag ihre Landsleute Oksana Gritschuk/Jewgeni Platow und Angelika Krilowa/Wladimir Fedorow. Die Essener Jennifer Goolsbee/Hendryk Schamberger behaupteten den zwölften Platz. dpa

SPD rügt passive Haltung Bonns Stahl-Debatte im Bundestag / "Erste Zeichen für Hoffnung"

BONN, 11. März (dpa/AFP/AP). Der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Ruprecht Vondran, sieht "erste Zeichen der Hoffnung" für die Stahlindustrie. Er sagte am Donnerstag im Bundestag, es sehe so aus, als ob die Preise nicht weiter fielen. "Ich bin zuversichtlich, daß die Sonne für die deutsche Stahlindustrie neu aufgehen wird", sagte Vondran, der auch CDU-Bundestagsabgeordneter ist. Die Stahlindustrie verlange keine Subventionen und sei zur Selbsthilfe bereit. Doch die Krise könne nur überwunden werden, wenn die Unternehmen mit "angemessener Außenflankierung" vor Billigimporten geschützt würden.

Die SPD forderte die Regierung auf, ihre passive Haltung aufzugeben. Mit dem "gebetsmühlenhaften Beschwören" der Marktkräfte müsse Schluß sein, sagte ihr Abgeordneter Peter W. Reuschenbach. Angesichts des drohenden Verlustes von bis zu 40 000 Arbeitsplätzen verlangte er, den Montan-Standort Deutschland zu stabilisieren. Entlassungen seien angekündigt, Entscheidungen über soziale Flankierung aber noch nicht gefallen. Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) verhalte sich immer noch gleichgültig. Die Bundesregierung sieht die Hauptverantwortung weiter bei den Firmen. Rexrodt sagte, er werde nicht zulassen, daß die Verantwortung bei Staat und Politik abgegeben werde. Er versicherte, Bonn und die EG würden den Arbeitsplatzabbau sozial flankieren und helfen, Ersatzarbeitsplätze in zukunftsorientierten Industrien zu schaffen.

Brandenburgs Regierungschef Manfred Stolpe (SPD) und PDS-Sprecher Gregor Gysi forderten den Erhalt der Stahlindustrie in Ostdeutschland. "Die Menschen erwarten, daß das Stahlsterben ein Ende hat", sagte Stolpe. Stahl sei auch ein Thema für den "Solidarpakt".

Die Industriegewerkschaft Metall kritisierte die Haltung der Bundesregierung in der Stahlkrise als "politische Enthaltsamkeit", die zu einer weiteren Eskalation der Krise führen könne. "Die gegenwärtige Stahlkrise läßt sich nicht aussitzen", sagte IG-Metall-Vorstandsmitglied Dieter Schulte am Donnerstag in Düsseldorf. Eine Krisenregelung seitens der Bundesregierung lasse sich nicht mehr vertagen.

Junge Abgeordnete dringen auf Rio-Folgetreffen

BONN, 11. März (dpa). In einer fraktionsübergreifenden Initiative haben die jungen Abgeordneten von CDU/CSU, SPD und FDP eine frühere Einberufung der ersten Folgekonferenz des Umweltgipfels von Rio gefordert, zu der die Bundesregierung nach Deutschland eingeladen hat. In einer gemeinsamen Erklärung wurde am Donnerstag auf die Dringlichkeit weitergehender internationaler Maßnahmen insbesondere zum Klimaschutz hingewiesen. Deshalb sollte die Konferenz schon Ende dieses Jahres oder Anfang 1994 stattfinden und nicht - wie bislang geplant - erst Ende nächsten Jahres.

Rühe läßt Blauhelme ausbilden "Vorsorge" vor Parlamentsvotum / SPD verlangt Rechtsbasis

BONN, 11. März (dpa/AFP/aud). Die Bundeswehr hat "vorsorglich" mit Vorbereitungen für Einsätze im Rahmen von Friedensaktionen der Vereinten Nationen (UN) begonnen, obwohl der Bundestag noch keine Entscheidung über "Blauhelmeinsätze" mit Deutschen getroffen hat. Das Verteidigungsministerium teilte am Donnerstag in Bonn mit, Anfang der Woche seien 30 Heeresoffiziere zum finnischen UN-Ausbildungszentrum Niinisalo geschickt worden. Sie sollen auf einen Einsatz als Militärbeobachter und Ausbilder für mögliche UN-Einsätze vorbereitet werden.

Auch werden dem Bundesverteidigungsministerium zufolge 1993 voraussichtlich 50 weitere Offiziere und Unteroffiziere bei UN-Lehrgängen in Österreich, Schweden, Finnland, Dänemark und der Schweiz für Aufgaben als Militärbeobachter, Angehörige eines UN-Stabes, Experten und Ausbilder vorbereitet.

Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU) zufolge wird mit den Kursen Vorsorge getroffen, "um nach Vorliegen der Voraussetzungen ohne großen Zeitverzug die Vereinten Nationen unterstützen zu können". Im Bundestag ist die Blauhelmfrage jedoch umstritten. Die SPD schlägt eine Verfassungsänderung vor, die den Einsatz deutscher Soldaten auf "friedenserhaltende" Maßnahmen nur unter UN- Kommando beschränkt. CDU und Teile der FDP wollen auch die Teilnahme an "friedensschaffenden" Kampfeinsätzen unter Regie von NATO und Westeuropäischer Union (WEU).

Die SPD-Sicherheitspolitikerin Heidemarie Wieczorek-Zeul vertrat gegenüber der FR die Ansicht, die Auswahl der Ausbildungsländer lasse darauf schließen, daß Rühe auf die SPD-Linie eingeschwenkt sei, nur "friedenserhaltende" Maßnahmen vorzusehen. Mit der Entscheidung für den Ausbildungsbeginn steigere Rühe jedoch die Verunsicherung bei den Bundeswehrsoldaten, da diese ohne Rechtsgrundlage immer noch nicht wüßten, auf was sie letztendlich vorbereitet würden. Deshalb solle Rühe sich für die von der SPD vorgeschlagene Grundgesetzänderung einsetzen.

Die CDU/CSU hat bisher, auch im Gegensatz zu ihrem Koalitionspartner FDP, die Ansicht vertreten, daß für einen Einsatz der Bundeswehr keine Änderung des Grundgesetzes notwendig sei.

Kondom-Kampagne verboten

MADRID, 11. März (AFP). Ein spanisches Gericht hat jetzt einen Werbefeldzug für die Benutzung von Kondomen verboten. Wie aus Gerichtskreisen verlautete, kamen die Richter damit einer Klage einer Organisation von Eltern katholischer Schüler nach. Für die Kampagne mit dem Slogan "Pontelo, ponselo" (etwa "Trag ihn, trag ihn") hatte das Gesundheits- und Sozialministerium die Patenschaft übernommen, das nun ankündigte, gegen die Entscheidung Berufung einlegen zu wollen.

STUTTGART / HANNOVER / DRESDEN / BONN, 11. März (AFP/AP). Unmittelbar vor Beginn der Klausurtagung von Bund und Ländern zum Solidarpakt wurde heute stark bezweifelt, daß es schnell zu einer Einigung kommen kann. Die SPD strebt nach Aussagen von Bundesgeschäftsführer Karl-Heinz Blessing einen Abschluß der Verhandlungen an, bei der Frage der sozialen Gerechtigkeit sei sie jedoch nicht kompromißbereit.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau machte deutlich, daß es eigentlich kein Geld für Solidarpakt-Ausgaben gibt. Sein Kollege aus Thüringen, Bernhard Vogel, ging davon aus, daß die Verhandlungen länger dauern könnten.

Dem Mitteldeutschen Rundfunk sagte der CDU-Politiker, besonders in der Frage der Steuererhöhungen "geht es quer durch zwischen Ost und West". Abgabenerhöhungen vor 1995 halte er in der derzeitigen konjunkturellen Lage für Gift.

Auch der bayerische Ministerpräsident Max Streibl forderte, den notwendigen wirtschaftlichen Aufschwung in West und Ost nicht mit der ständigen Diskussion über Ertragssteuererhöhungen vor 1995 abzuwürgen. Gleichzeitig warnte er in München vor einem Scheitern der Gespräche und sagte, die Bürger erwarteten von den Politikern endlich klare Entscheidungen. Zumindest in Grundsatzfragen müßten Eckpunkte für weitere Gespräche festgelegt werden. Rau erinnerte in der ARD daran, daß Uneinigkeit vor allem darüber herrsche, ob Sozialhilfe und Wohngeld gekürzt werden dürften. "Hier müßte man sogar ausbauen, denn die Zahl der Arbeitslosen steigt im Osten rapide und im Westen schnell." Auch Blessing wandte sich entschieden gegen Kürzungen bei Sozialhilfe und Arbeitslosengeld und sagte im Privatsender Sat 1, es sei völlig unmöglich, daß die sozial Schwachen die Hauptlast des Solidarpaktes zu tragen hätten. "Wenn diese extreme soziale Schieflage bei der Finanzierung nicht beseitigt wird, dann kann ich mir vorstellen, daß er mit den Sozialdemokraten zu einem Ergebnis kommt."

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping wies die Kritik der Bundesregierung an den Länderforderungen zurück und sprach sich für die Wiedereinführung des Solidaritätszuschlags aus. "Der Bund muß auf die Länder zugehen", sagte der SPD-Politiker der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". Mit seinem bisherigen Konzept habe Bonn keine Chance. Nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Heiner Geißler, droht der Bundesrepublik eine "mittlere Katastrophe" wenn der Solidarpakt nicht bald zustande kommt. In einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten sagte Geißler, jede weitere Verzögerung, etwa durch die Überweisung in einen Vermittlungsausschuß, schade der Konjunktur. Der CDU-Politiker unterstützte die Position nahmhafter Christdemokraten, die sich für einen Solidaritätszuschlag bereits in diesem Jahr ausgesprochen haben. Nachdrücklich warnte Geißler die SPD davor, "nach Hessen" den mühsam ausgehandelten Asyl-Kompromiß platzen zu lassen.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaft, Lutz Hoffmann, rief alle Beteiligten zu einem strikten Sparkurs auf. In der Berliner Zeitung BZ warnte er vor Steuererhöhungen und sagte: "Die Rezession könnte dann in eine Depression umschlagen." Zwar werde man am Ende der Verhandlungen nicht um einen zeitlich befristeten Solidarzuschlag herumkommen, Steuererhöhungen vor 1995 würden aber die Konjunktur abwürgen und "am Ende nicht zu mehr, sondern zu weniger Einnahmen führen".

Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) forderte Bund und Länder auf, bei ihren Solidarpaktberatungen die Zukunft von Bussen und Bahnen zu sichern. Falls der Bund die notwendigen Investitionen nicht weiter mitfinanziere, sei ein Desaster für den öffentlichen Personennahverkehr zu erwarten, sagte das ÖTV-Vorstandsmitglied Peter Blechschmidt in Stuttgart. Auf Länder und Kommunen kämen mit dem geplanten Programm zusätzliche Lasten von über 14 Milliarden Mark zu. Als Konsequenz drohe dem öffentlichen Nahverkehr "in der Fläche ein Niedergang und in den Ballungsräumen massive Einschränkungen".

Vom Nachmittag an beraten Spitzenpolitiker aus Bund und Ländern im Bonner Kanzleramt über das von der Bundesregierung vorgelegte Föderale Konsolidierungsprogramm. Das Maßnahmenpaket, das als Teil des Solidarpakts zur Finanzierung der deutschen Einheit und zur Ankurbelung der Konjunktur dienen soll, enthält vor allem Einsparungen im Bundeshaushalt und Umschichtungen im Länderfinanzausgleich zugunsten Ostdeutschlands.Kanton will Räder verbieten

PEKING, 11. März (AFP). Das Fahrrad, das bislang vorherrschende Fortbewegungsmittel in China, soll demnächst in der von Autos überfluteten Stadt Kanton verboten werden. Das berichtete die Tageszeitung China Daily am Donnerstag unter Berufung auf die Behörden der südchinesischen Metropole. Der Verkehr der drei Millionen Fahrräder und 220 000 Motorräder beeinträchtige "ernstlich die schnelle wirtschaftliche Entwicklung Kantons", sagte Bürgermeister Liu Zilui der Zeitung. Der Zweiradverkehr in der sechs Millionen Einwohner zählenden Hafenstadt solle schrittweise eingeschränkt werden. Zunächst werde das Fahrradfahren auf den vielbefahrenen Hauptstraßen untersagt.

Auch der Autoverkehr soll den Angaben zufolge in der Innenstadt beschränkt werden. Für nicht in Kanton zugelassene Fahrzeuge werde das Zentrum gesperrt, hieß es.

33 Todesopfer bei Massaker der Guerilla

PHNOM PENH, 11. März (AFP/Reuter). Mutmaßliche Kämpfer der Guerillaorganisation Rote Khmer haben in der Nacht zum Donnerstag ein Fischerdorf im Nordwesten Kambodschas überfallen und mindestens 33 Menschen vietnamesischer Herkunft getötet.

Das erklärte UN-Sprecher Eric Falt am Donnerstag in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. Nach Angaben Falts starb außerdem einer der Angreifer. Falt bezeichnete den Überfall als den schwersten seit der Stationierung der UN-Friedenstruppen in Kambodscha im vergangenen Jahr. Fünf Hausboote am Tonle-Sap-See südlich des berühmten Angkor-Tempels seien von 20 bis 30 bewaffneten Männern angegriffen worden. Die Angreifer hätten alle Menschen in den Hausbooten getötet. Unter den Opfern seien auch acht Kinder.

Ersten Berichten der Regierung zufolge soll es sich bei den Tätern um Angehörige der Roten Khmer gehandelt haben, sagte Falt weiter. Die UN-Vertreter in Kambodscha könnten dies zunächst nicht bestätigen. "In der Vergangenheit waren wir bislang nicht in der Lage, die Identität der Täter bei derartigen Überfällen zu bestimmen." Die Regierung der Roten Khmer war 1978 mit vietnamesischer Hilfe gestürzt worden. 1988 hatte Vietnam seine Truppen offiziell aus Kambodscha zurückgezogen.

Die Roten Khmer, unter deren Herrschaft in den 70er Jahren mehr als eine Million Kambodschaner ums Leben gekommen sein soll, verfolgen bereits seit Jahren eine konsequente Kampagne gegen die im Land lebenden vietnamesischen Siedler. Für die Roten Khmer ist die Präsenz von Vietnamesen im Land ein Vorwand für die Nichterfüllung der Bestimmungen des 1991 auch von ihnen unterzeichneten Friedensabkommens.

Frieden mit "Verrücktem"?

KABUL, 11. März (AFP). Der afghanische Verteidigungsminister Achmed Schah Massud hat das jüngste Friedensabkommen zwischen den Bürgerkriegsfraktionen am Mittwoch abend akzeptiert. Das Abkommen sieht vor, daß Massuds Rivale Gulbuddin Hekmatyar Ministerpräsident wird. Massud sagte in Kabul, er werde im Interesse des Landes mit Hekmatyar zusammenarbeiten. Gleichzeitig übte er jedoch Kritik am Anführer der radikalen Mudschaheddin- Fraktion Hesb-e-Islami. Hekmatyar sei ein Verrückter und seine Anhänger seien ebenfalls verrückt. Der Verteidigungsminister zeigte sich jedoch zuversichtlich, daß der Waffenstillstand respektiert wird. Selbst wenn weitere Verhandlungen nicht zu einem Ergebnis führen würden, werde seine Fraktion das Feuer nicht wieder eröffnen, betonte Massud.

Ob Massud Verteidigungsminister bleiben wird, ist noch unklar. Hekmatyar betonte nach der Einigung vom Sonntag, er habe als designierter Ministerpräsident das Recht, sein Kabinett zu bestimmen.

Gewalt im Gaza-Streifen geht weiter

JERUSALEM, 11. März (AFP). Ein israelischer Zivilist ist am Donnerstag vormittag von einem Palästinenser in der Ortschaft Rehowot in Mittelisrael durch Messerstiche schwer verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, stammt der Palästinenser, ein Angestellter des Opfers, aus dem von Israel besetzten Gaza-Streifen. Der Israeli, dessen Zustand ernst sei, werde im Krankenhaus behandelt. Die Polizei von Rehowot habe eine Großfahndung nach dem Täter eingeleitet. Nahe der Siedlung Kfar Darom im besetzten Gaza-Streifen eröffneten Unbekannte am Donnerstag vormittag das Feuer auf jüdische Siedler.

Stahlkocher setzen Protest fort

BOCHUM, 11. März (AFP). Mit einem Autokorso nach Bochum haben Stahlarbeiter aus Duisburg-Rheinhausen und Dortmund am Donnerstag morgen ihre Protestaktionen gegen das Stillegungskonzept des Stahlkonzerns Krupp-Hoesch fortgesetzt. Nach Polizeiangaben reisten die Stahlkocher mit insgesamt 450 Fahrzeugen und acht Sonderbussen an. Auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung in Bochum will der Konzernvorstand die Aufsichtsräte erstmals über seine Pläne informieren, das Krupp-Stahlwerk Rheinhausen stillzulegen und zugleich Personal bei den Hoesch-Werken in Dortmund abzubauen. Insgesamt sollen 4500 Arbeitsplätze wegfallen.

Für Ökosanierung 15 Milliarden Bund und Länder wollen Investitionsklima im Osten verbessern

BONN, 11. März (AFP). Zur Sanierung der ökologischen Altlasten in Ostdeutschland stellen Bund und neue Länder in den nächsten fünf Jahren insgesamt rund 15 Milliarden Mark zur Verfügung. Ein entsprechendes Abkommen sei jetzt unterzeichnet worden, teilte Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) am Donnerstag in Bonn mit. Damit seien die Grundlagen geschaffen, um das "Investitionshemmnis Altlasten" zu beseitigen. Zugleich würden wichtige Impulse für die Verbesserung der Wirtschaftslage und des Arbeitsmarktes gegeben. Allein in der Braunkohlesanierung und im Chemie-Dreieck Halle/Leipzig/Bitterfeld würden damit insgesamt 25 000 Arbeitsplätze in der Umweltsanierung gesichert und zum Teil neu geschaffen, sagte der Minister.

Mit dem Abkommen wird Töpfer zufolge die Altlastensanierung bei den wichtigsten Wirtschaftsbetrieben in Ostdeutschland finanziell abgesichert. Es sieht eine Kostenteilung zwischen der Treuhandanstalt und dem Land im Verhältnis 60 zu 40 und bei Großprojekten im Verhältnis 75 zu 25 vor. Für die Braunkohlesanierung werde für zunächst fünf Jahre ein jährlicher Finanzrahmen von 1,5 Milliarden Mark festgelegt. Als Sanierungsobjekte in der Chemieindustrie wurden die Buna AG, die Leuna- Werke AG, die Filmfabrik Wolfen AG, Chemie AG Bitterfeld-Wolfen sowie das Hydrierwerk Zeitz festgelegt.

Derzeit müsse von rund 70 000 "Altlastverdachtsflächen" ausgegangen werden, berichtete Töpfer. Deshalb sei schon 1990 mit der Altlastenfreistellungsklausel des Umweltrahmengesetzes die rechtliche Basis geschaffen worden, Eigentümer, Besitzer und Erwerber von Grundstücken von der Verantwortung für Schäden durch Altlasten freizustellen. Dadurch solle der Erhalt sowie die Neuansiedlung von Firmen an alten Standorten gefördert und die Verlagerung von Ansiedlungen "auf die grüne Wiese" verhindert werden.

Insgesamt seien mehr als 60 000 Freistellungsanträge gestellt worden, teilte Töpfer mit. Ein Schwerpunkt der Förderung sei die Sanierung der Wismut AG. Grüne dringen auf Information

sp HANNOVER. Die Grünen in Niedersachsen wollen jetzt die EG-Richtlinie über freien Zugang zu Umweltinformationen durch ein Landesgesetz in deutsches Recht umsetzen, weil Bundesregierung und Bundestag dies bisher unterlassen haben. Dazu legten sie am Mittwoch in Hannover einen Entwurf vor. Er sieht vor, daß sich alle Bürgerinnen und Bürger bei den zuständigen Landesbehörden über vorliegende Umweltdaten informieren dürfen.

Schauspieler Guido Wieland gestorben

WIEN. Der österreichische Schauspieler Guido Wieland ist im Alter von 86 Jahren gestorben. Er war zuletzt in der beliebten österreichischen Fernsehserie "Die liebe Familie" zu sehen, in der er seit 1980 in mehreren hundert Folgen aufgetreten ist. Die Karriere Wielands begann an den Bühnen in Bremen, Nürnberg und Mährisch-Ostrau. 1950 trat er in das Ensemble des Wiener Theaters an der Josefsstadt ein, wo er in den unterschiedlichsten Rollen in Stücken von Raimund, Nestroy, Schnitzler, Molière und Bahr spielte. afp

Südafrikas Armee ließ töten

PORT ELIZABETH, 11. März (AFP). Ein hochrangiger Offizier der südafrikanischen Armee hat vor Gericht zugegeben, daß der schwarze Aktivist Matthew Goniwe und drei seiner Gefährten im Jahr 1985 auf seinen Befehl hin getötet wurden. Zugleich beantragte Oberst Lourens du Plessis am Donnerstag vor dem Gericht in Port Elizabeth für sich Straffreiheit in diesem Fall.

Dabei berief sich der Offizier auf das von Präsident Frederik de Klerk durchgesetzte Amnestie-Gesetz, das Straffreiheit für Verbrechen im Zusammenhang mit der Rassentrennungspolitik vorsieht.

Die neue Runde der All-Parteien-Gespräche über die Zukunft Südafrikas soll nach Angaben aus Kreisen der Unterhändler am 1. April stattfinden. Das Europa-Parlament hat die Regierung Südafrikas aufgefordert, Vorbereitungen für einen fairen Ablauf der Ende des Jahres geplanten Wahlen zu treffen, an der erstmals die schwarze Bevölkerung gleichberechtigt teilnehmen darf.

Autor Manuel da Fonseca gestorben

LISSABON. Der portugiesische Schriftsteller Manuel da Fonseca ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Er gilt als der wichtigste neo-realistische Autor und veröffentlichte zehn Werke in Dichtung und Prosa über die Menschen und die Landschaft der südlichen Provinz Alentejo. In deutscher Sprache liegt zur Zeit nur "Saat des Windes" vor. afp

Neues Gutachten zu Rheinhausen Endgültige Entscheidung über Stillegung erst Ende April

BOCHUM, 11. März (Reuter/AFP/dpa/ epd). Die Entscheidung des Krupp- Hoesch-Konzerns, das Stahlwerk in Duisburg-Rheinhausen zu schließen, soll von einem unabhängigen Gutachter überprüft werden. Das entschieden die Aufsichtsräte der Krupp Stahl AG und der Hoesch Stahl AG bei einer gemeinsamen Sitzung am Donnerstag in Bochum. Das Gutachten soll bis zu einer weiteren außerordentlichen Sitzung am 29. April fertiggestellt werden. Bis dahin solle mit der Entscheidung über die Schließung des Rheinhausener Werkes und über die Zukunft des Profilstahlbereiches gewartet werden, teilte ein Krupp-Sprecher mit.

Als "Teilerfolg" wertete Betriebsratsmitglied Stefan Skodacek am Donnerstag abend diese Entscheidung. Nun könne geprüft werden, ob die von Krupp-Hoesch vorgelegten Stillegungspläne auf "wirklichen Zahlen" basierten.

Während der Aufsichtsratssitzung demonstrierten in Bochum rund 3000 Stahlkocher aus Werken im Ruhrgebiet gegen die Stillegungspläne. Als Krupp-Chef Gerhard Cromme vor den Stahlarbeitern Stellung nahm, wurde er mit Eiern beworfen und ausgepfiffen. Cromme verteidigte den Stillegungsbeschluß für das Stahlwerk in Rheinhausen und den geplanten Arbeitsplatzbau am Standort Dortmund. Insgesamt plant der Konzern die Streichung von 4400 Arbeitsplätzen. Cromme kündigte an, der Konzern werde für Ersatzarbeitsplätze sorgen. Das Unternehmen stehe zu einer Vereinbarung mit der nordrhein-westfälischen Landesregierung aus dem Jahr 1988, in der die Schaffung von 1500 alternativen Arbeitsplätzen zugesagt wurde. Während seiner Rede schallten Cromme "Lügner, Lügner"-Rufe entgegen. Im Bundestag lehnte Wirtschaftsminister Günter Rexrodt erneut die von SPD und Gewerkschaften geforderte nationale Stahlkonferenz ab.

(Weitere Berichte Seite 4 und Wirtschaft)

Peres wirbt um Investitionen

BONN, 11. März (AFP). Der israelische Außenminister Schimon Peres hat in Bonn um Investitionen der deutschen Wirtschaft geworben. Zum Abschluß seines zweitägigen Besuchs in Bonn sprach er sich am Donnerstag gleichzeitig für eine engere Zusammenarbeit der Industrien beider Länder aus. Bei einem Treffen mit Bundespräsident Richard von Weizsäcker plädierte Peres insbesondere für deutsch-israelische Kooperationen bei der Verbesserung der Infrastruktur. Die Ursachen für Konflikte im Nahen Osten seien vor allem Probleme der Wirtschaft und der Armut.

Besorgt zeigte sich Peres über das Abschneiden der rechtsradikalen Republikaner bei den hessischen Kommunalwahlen. Er äußerte aber gleichzeitig Vertrauen in das vereinte Deutschland.

Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) versicherte Peres, in Deutschland sei eine verläßliche demokratische Substanz gewachsen. Doch kämen viele Menschen zur Zeit nicht mit den vielen aus der deutschen Vereinigung entstandenen Problemen zurecht.

Dem Reinen ist alles rein

BRÜSSEL, 11. März (AFP). Der deutsche EG-Kommissar Martin Bangemann hält am "Reinheitsgebot" für französisches Baguette fest. Wie in Brüssel verlautete, droht um das berühmte Stangenbrot, das in Frankreich bislang ohne Konservierungs- und sonstige Zusatzstoffe hergestellt wird, ein ähnlicher Streit unter den EG-Staaten wie vor einigen Jahren um das deutsche Bier. Bangemann, für Fragen des Binnenmarktes zuständig, will mit einer Richtlinien-Änderung erreichen, daß das traditionelle Baguette nicht den EG-weiten Harmonisierungsbemühungen zum Opfer fällt. Neben deutschem Bier und französischem Stangenbrot könnten auch der irische Whisky und die italienische Mozarella von seiner Initiative profitieren, zum Verdruß der Staaten, in denen diese Waren mit Chemiezusätzen hergestellt werden.

Irak nennt keine Lieferanten

BAGDAD, 12. März (AFP). Irak ist weiterhin nicht bereit, eine vollständige Liste seiner Lieferanten von atomarem Material an die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) nach Wien zu übermitteln. Dies teilte der Leiter einer UN-Delegation von 23 Nuklearexperten, Dimitri Perricos, am Donnerstag in Manama nach der Rückkehr von einer Inspektionsreise in Irak mit. Er dementierte damit Berichte, daß er sich in Bagdad optimistisch über eine Übergabe der Liste geäußert habe. Statt der Liste wolle Irak nur bestimmte Informationen über irakische Atomanlagen an die IAEO weiterleiten.

Während der neuntägigen Inspektionsreise hatte das Team laut Perricos "verdächtige Geräte" entdeckt, die sowohl für militärische wie für zivile Zwecke genutzt werden könnten. Es gebe jedoch keine neuen Hinweise darauf, daß die Geräte in einer Weise benutzt worden seien, die den UN-Resolutionen zuwiderlaufe. Irak habe aber versäumt, die UN wie vorgeschrieben auf die Geräte hinzuweisen.

Solidarpakt-Klausur "auf einem guten Weg" Teilnehmer im Kanzleramt sind zuversichtlich

BONN, 11. MÄRZ (AFP/dpa/rds). Bei der Klausurtagung von Bund und Ländern zum Solidarpakt herrschte am Donnerstag abend Zuversicht auf eine baldige Einigung. Bundesregierung, SPD-Opposition und Länder bekräftigten noch einmal ihre unterschiedlichen Positionen, signalisierten aber zugleich den Willen zur Verständigung.

Im Mittelpunkt der ersten Gesprächsrunde standen nach Angaben von Regierungssprecher Dieter Vogel die DDR-Altschulden und die Neuregelung der staatlichen Finanzbeziehungen von 1995. "Es ist alles auf gutem Weg", sagte Vogel während einer Pause, von Ergebnissen könne aber noch nicht gesprochen werden. Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Werner Münch (CDU) sagte, die Verhandlungen liefen gut. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Rudolf Dreßler meinte, er habe keinen Anlaß, pessimistisch zu sein.

Der SPD-Vorsitzende und schleswig- holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm hatte zu Beginn der Klausur erneut soziale Gerechtigkeit bei der Verteilung der Lasten gefordert und pauschale Kürzungen bei der Sozialhilfe und der Arbeitslosenunterstützung abgelehnt. Hier werde es keine Kompromisse geben, sagte Engholm nach Angaben aus Parteikreisen. Er bekräftigte ebenso wie SPD- Fraktionschef Hans-Ulrich Klose die Forderung, schon im Juli dieses Jahres eine Arbeitsmarktabgabe für Beamte und Selbständige einzuführen sowie eine Ergänzungsabgabe für Besserverdienende.

Auch Hessens Ministerpräsident Hans Eichel hatte betont, bei den Sozialleistungen gehe es "um die Identität der SPD".

Bei der 1995 geplanten Einbeziehung der neuen Länder und Berlins in den Finanzausgleich geht es um die Umschichtung von 110 Milliarden Mark jährlich nach Ostdeutschland. Einigkeit herrschte nach Angaben Münchs über die 40 Milliarden Mark, die für Zinsen und Tilgung der DDR-Altschulden vorgesehen sind. Diskutiert wurde jedoch weiter über den Wunsch der neuen Länder nach mehr als 60 Milliarden Mark Zuweisungen.

(Weiterer Bericht S. 4, Kommentar S. 3)

Toter bei Wohnungsbrand in Solms

SOLMS, 11. März (lhe). Bei einem Wohnungsbrand ist am frühen Donnerstag morgen ein 32jähriger Mann aus Solms (Lahn-Dill-Kreis) ums Leben gekommen. Wie die Polizei berichtete, war das Feuer kurz nach vier Uhr ausgebrochen. Der 32jährige wurde mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht, wo er wenig später starb. Zwei andere Bewohner des Hauses blieben unverletzt. Die Brandursache war zunächst unklar. Nach ersten Schätzungen entstand Sachschaden von rund 300 000 Mark.

Weniger Organe verpflanzt

NEU-ISENBURG, 11. März (lhe). In deutschen Kliniken werden immer weniger Organe transplantiert. 1992 wurden nur noch 2092 Nieren verpflanzt gegenüber 2255 im Jahr 1991 und 2358 ein Jahr zuvor. Die Folge dieser negativen Entwicklung ist die lange Warteliste von Nieren-Kranken. Bundesweit sind 7500 Patienten bekannt, die dringend auf ein Spenderorgan angewiesen sind. Von Rückgängen berichtete das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation am Donnerstag in Neu-Isenburg auch bei verpflanzten Herzen und Bauchspeicheldrüsen. Hier fielen die Zahlen im vergangenen Jahr auf 516 (91: 557) und auf 31 (45). Nur bei Leber-Transplantationen konnte 1992 mit 502 Organen (452) noch ein Zuwachs verzeichnet werden.

Der rückläufige Trend hat verschiedene Ursachen. So beteiligen sich nicht alle Krankenhäuser an der Organspende und versäumen es, in Frage kommende Patienten zu melden. Auch eine gewisse Verunsicherung bei Ärzten und Pflegepersonal in den neuen Bundesländern wird als Grund für den Rückgang von Organübertragungen angesehen, da in der früheren DDR Organe ohne Einverständnis der Angehörigen entnommen werden konnten. Schließlich gelten Pflegenotstände vor allem auf Intensivstationen als Grund für die abnehmenden Zahlen.

Wegen Raubmordes in Dreieich vor Gericht

DARMSTADT. Vor einem Darmstädter Schwurgericht hat gestern der Prozeß um einen Überfall auf eine Textilgroßhandlung in Dreieich begonnen, bei dem im April vergangenen Jahres ein Kunde getötet worden war. Den beiden Angeklagten - einem 25jährigen Deutschen und seinem 22 Jahre alten kolumbianischen Schwager - wirft die Staatsanwaltschaft schweren Raub mit Todesfolge vor.

Der 25jährige Anlagenelektroniker aus Mannheim hatte laut Anklage den Überfall auf das Geschäft in Sprendlingen geplant, das er von mehreren Besuchen kannte. Mit der Beute wollte er mit seinem Schwager ins Drogengeschäft einsteigen. Die bei dem Überfall benutzten Waffen, eine Schrotflinte und eine Schrotpistole, hatten die beiden Männer nach Angaben des 25jährigen zuvor in Frankreich gekauft.

Opfer des Überfalls wurde ein 33 Jahre alter Geschäftsmann aus Berlin. Er wurde aus nur drei Metern Entfernung von einem Schuß getroffen und war sofort tot.

Vor Gericht bestritt der Kolumbianer, etwas von Kokainhandel gewußt zu haben. Es sei nur um "Stehlen" gegangen. An den Überfall habe er keine Erinnerung, da er volltrunken gewesen sei. Die Polizei war den beiden Beschuldigten schnell auf die Spur gekommen, da sie am Tatort eine Tüte des französischen Waffenhändlers verloren hatten, der die Namen seiner Kunden registrierte.

Der Prozeß wird fortgesetzt. lhe / dac

Verlockung der Groschengräber noch größer?

Ohne große Öffentlichkeit hat das Bonner Wirtschaftsministerium dem Bundesrat eine Verordnung zugeleitet, die die baldige Erhöhung des Einsatzes an Geldspielgeräten um ein Drittel - von 30 auf 40 Pfennig für ein Spiel - vorsieht. Begründung: Die Aufsteller müßten derzeit noch Geld zuschießen, um die Geräte überhaupt in Betrieb zu halten. Die Deutsche Hauptstelle gegen Suchtgefahren (DHS) und kirchliche Einrichtungen wie der katholische Deutsche Caritasverband schlagen aber die Hände über dem Kopf zusammen. Ihnen ist der Preis für die Mehreinnahme zu heiß. DHS-Geschäftsführer Rolf Hüllinghorst spricht von einem gefährlichen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Rezession und Geldspiel. Gerade in den neuen Bundesländern sei Spielsucht ein größeres Problem als illegale Drogen. Im Klartext: Wer arbeitslos ist, wer demnächst vielleicht noch aus seiner ABM-Stelle fliegt, erliegt eher der Versuchung, sein Glück am Automaten zu versuchen. Wenn nun mit der Anhebung des Einsatzes - voraussichtlich ab Ende April - auch der Gewinn von drei auf vier Mark erhöht werden soll, befürchtet Hüllinghorst verschärfte Probleme, da nicht wenige Ostdeutsche die Groschen in der Hoffnung auf hilfreiche Geldgewinne versenken.

Nach Informationen von DHS und Caritas ist in Deutschland das "pathologische Spielen" seit einigen Jahren für Zehntausende ein großes Problem. Allein 15 000 Spielsüchtige haben 1991 eine Beratungsstelle aufgesucht, Experten sprechen in Schätzungen von bis zu 120 000 abhängigen Spielern. Und die beabsichtigte Verteuerung "reitet die, die durch Spielsucht gefährdet sind, noch weiter rein", meinte der für Suchtgefahren zuständige Referent der Katholischen Sozialethischen Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Weisz. Denn grundsätzlich gelte: "Der Apparat gewinnt immer." Und auch der Staat. Denn die "Dritte Verordnung zur Änderung der Spielverordnung" würde nicht nur die Kassen der Automaten-Betreiber weiter füllen, sondern auch ein wenig mehr Steuern einbringen - ohne, wie es im Schreiben des Wirtschaftsministeriums an den Bundesrat ausdrücklich heißt, die öffentlichen Haushalte mit zusätzlichen Kosten zu belasten. Wieviel Geld zusätzlich eingenommen würde, will in Ministerien und Verbänden niemand so genau sagen, doch viele Millionen werden es schon sein.

Seit Inkrafttreten der Spielverordnung 1962 stieg kontinuierlich nicht nur der Einsatz für ein Spiel - 1968 von zunächst 10 Pfennigen auf 20, acht Jahre später wiederum um einen Groschen, sondern auch die Einnahme des Fiskus. So wurden 1989 die umsatzsteuerlichen Belastungen der Geldspielgeräte in etwa verdoppelt, der Umsatzsteuersatz, 1976 bereits von elf auf 14 Prozent gestiegen, kletterte Anfang dieses Jahres um einen weiteren Prozentpunkt. In den meisten Bundesländern wurden die Vergnügungssteuersätze erheblich erhöht. Und auch bei der Gewerbesteuer nehmen Kommunen noch etwas mit.

Bei 174 600 Geräten, die nach Auskunft der "Informationsgemeinschaft Münz-Spiel" (IMS) Ende 1992 in deutschen Kneipen und Spielhallen flackerten und ratterten, fällt da einiges ab. Das Wirtschaftsministerium spricht nach dem Gutachten einer Treuhandgesellschaft in seinem Papier von einem durchschnittlichen monatlichen Kasseninhalt von 2822,36 Mark - pro Gerät. Pro Kiste bekommt Bonn davon 920,33 Mark Umsatzsteuer. Insgesamt sind das geschätzt mehr als 160 Millionen Mark monatlich. Und nach der neuen Verordnung wäre es dann ein Drittel mehr, gut 50 Millionen Mark monatlich also. Den Finanzminister wird's freuen. Doch ob sich auch das Bonner Gesundheitsministerium die Hände reibt, bleibt fraglich. Dort kann man keine Zahlen über Spielsucht-Abhängige erfahren; zu hören ist allein, daß "das Ding ohne uns gelaufen ist".

Den Suchtexperten der DHS war nach eigenem Bekunden im Ministerium von Horst Seehofer (CSU) zugesichert worden, "den Einsatz an Glücksspielgeräten und die Höhe des Gewinnes zu reduzieren, mindestens aber nicht weiter zu erhöhen". Offenkundig hat zwischen den Ministerien für Gesundheit und für Wirtschaft Rexrodts Haus das Rennen gemacht, "weil es in der Verordnung vorwiegend um wirtschaftliche Gründe geht", wie es heißt. Nun beraten immerhin vier Ausschüsse des Bundesrates - Wirtschaft, Finanzen, Innen, Frauen und Jugend - über die Verordnung. Wie die einzelnen Länder sich im Plenum, voraussichtlich am 26. März, entscheiden, wird wohl erst wenige Tage vorher ausgemacht. Bis dahin bleibt den Suchtexperten die Hoffnung auf die Länderkammer. Denn sie brachte bereits 1990 mit ihrem Veto die Bemühungen des Wirtschaftsministeriums, die Spielsätze zu erhöhen, zu Fall. CHRISTOPH STRACK (KNA)

Neues UN-Expertenteam nach Irak gereist

MANAMA, 11. März (Reuter). Ein Expertenteam der Vereinten Nationen (UN) ist am Donnerstag zu einer neuen Inspektionsreise nach Irak aufgebrochen. 19 Experten verließen am Morgen Bahrain, das regionale Hauptquartier der für die Zerstörung von Iraks Massenvernichtungswaffen zuständigen UN-Sonderkommission. Schwerpunkt der Inspektion ist, so ein Sprecher in Manama, die Überprüfung des irakischen Arsenals an chemischen und biologischen Waffen.

AKW Mülheim-Kärlich wieder vor Gericht

BERLIN/BONN, 11. März (Reuter/ dpa). Das Oberverwaltungsgericht Koblenz muß sich erneut mit der Ersten Teilgenehmigung (neu) für das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich befassen.

Das Bundesverwaltungsgericht in Berlin hob am Donnerstag ein Urteil des OVG auf, das diese Genehmigung für unvollständig erklärt hatte. Nach dem Urteil müssen die Koblenzer Richter nun klären, ob der neuen Teilgenehmigung der damaligen CDU/FDP-Landesregierung von Rheinland-Pfalz ausreichende Ermittlungen und Bewertungen zur Sicherheit des AKW unter den Gesichtspunkten der Erdbebengefahr für den Standort zugrunde liegen (AZ: BV erw G 7 C 4/92).

Die erste Teilgenehmigung (alt) war vom Bundesverwaltungsgericht bereits 1988 aufgehoben worden. Gegen die neue Teilgenehmigung hatten die Städte Neuwied und Mayen vor dem Oberverwaltungsgericht in Koblenz erfolgreich geklagt. Gegen dessen Urteil legten die Firmen Asea Brown Boveri AG, ABB Reaktor GmbH und die Hochtief AG Revision beim Bundesgericht ein.

Der Naturschutzbund Deutschland hat mit Blick auf die nächste Woche beginnenden Gespräche über einen Energiekonsens gefordert, daß zugleich mit der Stillegung der "ältesten und unsichersten" Atomkraftwerke begonnen werden sollte. In einem am Donnerstag in Bonn vorgelegten Positionspapier für die Gespräche, an denen auch die Umweltverbände beteiligt werden sollen, nannte der Verband die Anlagen Würgassen, Obrigheim, Stade und Biblis A.

Die Stromwirtschaft müsse hier ein Zeichen setzen, betonte er. Als entscheidende Aufgabe der Gespräche zwischen Bund, Ländern und SPD sieht der Verband die Festlegung eines "Fahrplans für den Atomausstieg mit einer fest vereinbarten Endstation" und einem Umstieg auf eine umweltgerechte Energiestruktur.

Verletzte bei Explosion in Munitionsfabrik

RECKLINGHAUSEN, 11. März (Reuter). Bei einer Explosion in der Munitionsfabrik der Wasag Chemie in Haltern sind heute morgen mindestens acht Menschen verletzt worden. Nach Mitteilung der Polizei in Recklinghausen wurden noch zwei Personen vermißt. Polizeisprecher Reinhard Czikuwski erklärte, sie hätten nur dann Überlebenschancen, wenn sie in einen Schutzbunker gelangt seien. Das Unternehmen sei Lieferant von Bergsprengstoff. Die acht Mitarbeiter hätten Splitterverletzungen erlitten.

100 000 für doppelte Staatsbürgerschaft

BERLIN, 11. März (Reuter). Etwa 100 000 Bürger haben sich der Bürgerinitiative "Referendum Doppelte Staatsbürgerschaft" zufolge mit ihrer Unterschrift für die erleichterte Einbürgerung von Ausländern ausgesprochen. Die Initiative erklärte am Donnerstag in Berlin, an der Aktion für die doppelte Staatsbürgerschaft und die Änderung des Artikels 116 Grundgesetz hätten sich die Schriftsteller Christoph Hein und Peter Schneider, die ÖTV-Vorsitzende Monika Wulf-Mathies, der CDU-Oberbürgermeister Manfred Rommel und die FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher beteiligt. Auch der SPD-Vorsitzende Björn Engholm habe unterzeichnet.

Friedensplan für Bosnien stößt auf Widerstand Vance und Owen um Unterstützung durch Milosevic bemüht / UN-Konvoi durfte weiterfahren

PARIS / SARAJEWO, 11. März (Reuter/ AFP/AP/dpa). Bei den Bemühungen um eine Friedenslösung für Bosnien-Herzegowina zeichnete sich am Donnerstag abend kein Fortschritt ab: Den beiden Jugoslawien-Vermittlern Cyrus Vance und Lord Owen gelang es in einer ersten Gesprächsrunde mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic im Elysee-Palast von Paris offenbar nicht, diesen für eine deutliche Unterstützung ihres Friedensplans zu gewinnen und ihn zu veranlassen, Druck auf die bosnischen Serben auszuüben.

Wie Vance und Owen berichteten, sagte Milosevic in dem Gespräch, zu dem Frankreichs Staatspräsident François Mitterrand eingeladen hatte, er habe nur "beschränkten Einfluß auf die bosnischen Serben". Das Problem der Grenzziehung könne nur unter den drei bosnischen Volksgruppen - Moslems, Serben und Kroaten - einvernehmlich gelöst werden. Die Gespräche sollten am Abend fortgesetzt werden. Vance und Owen wollten bei den Treffen ausloten, welchen Beitrag Serbien leisten kann, um die bosnischen Serben zur Annahme des Friedensplanes zu bewegen.

Bereits vor Beginn der Gespräche waren Hoffnungen auf Fortschritte gedämpft worden. Im bosnischen Staatspräsidium, das am Donnerstag in Sarajewo die Beratungen über den Plan der Vermittler Cyrus Vance und Lord Owen fortsetzte, bestehen weiter Vorbehalte gegen einige Punkte des Planes. Der bosnische Serben-Chef Radovan Karadzic forderte Neuverhandlungen über die Grenzen der zehn Provinzen. Er appellierte am Donnerstag in einem Brief an die Londoner Zeitung Daily Telegraph an die Vermittler, ihren Teilungsplan noch einmal zu überdenken. Die zehn Provinzen müßten neu definiert werden. Karadzic zeigte sich zudem überzeugt, daß Milosevic in Paris "nicht nachgeben" werde.

Der Kommandant der UN-Truppen in Bosnien, General Philippe Morillon, erhielt am Donnerstag vormittag nach eigenen Angaben von den serbischen Behörden der Stadt Zvornik die Genehmigung, zwei Konvois nach Srebrenica und Konjevic Polje fahren zu lassen. Nach UN- Angaben erreichte der Konvoi am Nachmittag den Kessel von Konjevic Polje. Morillon will von dort Verwundete und Zivilisten evakuieren.

Aus dem Osten Bosniens kamen neue Meldungen über angebliche Massaker der serbischen Armee an der moslemischen Bevölkerung. Radio Sarajewo behauptete, daß am Mittwoch beim Artilleriebeschuß der Stadt Vlasenica, 80 km nordöstlich der bosnischen Hauptstadt, insgesamt 150 Menschen ums Leben gekommen seien, ganze Familien seien bei der Flucht von Serben getötet worden, hieß es in Sarajewo.

Die US-Luftwaffe warf in der Nacht zum Donnerstag zum elften Male mit drei Transportflugzeugen Lebensmittel und medizinische Ausrüstung über Ostbosnien ab. Rußlands geplante Teilnahme an der Luftbrücke für Bosnien-Herzegowina gilt nach Aussage des Militärchefs der bosnischen Serben, Ratko Mladic, nur der Versorgung der Serben. Die Russen würden ihre Hilfsgüter über sechs Serben-Enklaven abwerfen.

London hat die Marineeinheiten an Bord seiner Schiffe in der Adria zurückgerufen, die sich dort für einen Einsatz zum Schutz von Hilfskonvois in Bosnien bereit hielten. Die 340 Männer, die nach Großbritannien zurückkehren, blieben jedoch in Bereitschaft und könnten innerhalb kürzester Zeit zurückkehren, teilte das Verteidigungsministerium mit. Die Schiffe bleiben vor Ort stationiert.

Massaker in Kambodscha

PHNOM PENH, 11. März (Reuter). In Kambodscha sind nach Angaben der Friedenstruppe der Vereinten Nationen (UNTAC) mindestens 34 Menschen einem Massaker zum Opfer gefallen, unter ihnen viele Frauen und Kinder. Weitere 29 Personen seien verletzt worden, als eine Gruppe Bewaffneter in der Nacht zum Donnerstag ein Dorf im Nordwesten überfallen habe, sagte ein UNTAC-Sprecher. Hinter dem Blutbad an den aus Vietnam stammenden Dorfbewohnern werden Rebellen der Roten Khmer vermutet. Es war die schlimmste Gewalttat seit der formellen Beendigung des Bürgerkriegs in Kambodscha im Oktober 1991.

Kongreß fügt Jelzin neue Niederlagen zu Referendum gefährdet / Entscheidung heute

MOSKAU, 11. März (Reuter/AP/dpa). Die russischen Volksdeputierten haben Präsident Boris Jelzin im Streit um die Machtstrukturen am Donnerstag neue Niederlagen beigebracht. Sie votierten in zwei Lesungen für die Aufhebung eines Stillhalteabkommens, das Jelzin seinem Rivalen, Parlamentspräsident Ruslan Chasbulatow, im Dezember abgerungen hatte, und sprachen sich gegen das von Jelzin gewollte Verfassungsreferendum aus. Die Vollmachten des Präsidenten sollen eingeschränkt werden. Nur in Wirtschaftsfragen konnte Jelzin Zugeständnisse erreichen. Als erneut die Forderung nach einem Amtsenthebungsverfahren aufkam, verließ Jelzin den Kongreß, der endgültig am heutigen Freitag entscheiden will.

Chasbulatow nannte das Stillhalteabkommen ein "Werk des Teufels". Heute könne keine Rede mehr davon sein, es einzuhalten: "Wir brauchen keine Übereinkunft, kein Gesetz über die Gewaltenteilung." Jelzin warf dem Kongreß vor, die Grundlagen einer Einigung zu zerstören, zu der er bereit sei. Er selbst sei die einzig demokratisch gewählte Führungskraft und Symbol der russischen Einheit.

Neben der Absetzung des Referendums am 11. April entschieden sich die Deputierten für ein Paket von Anträgen, das nach langen Verhandlungen zustandekam. Die entscheidenden Verfassungsparagraphen darin sehen vor, daß das Parlament Erlasse des Präsidenten widerrufen kann und daß ihm verboten ist, mit Erlassen den Staatsaufbau zu verändern oder gesetzlich gewählte Staatsorgane aufzulösen. Auf Drängen Jelzins wurde nur eingefügt, daß die Chefs von Zentralbank, staatlichem Vermögensfonds und Rentenfonds in die Regierung eintreten können. Sie bleiben aber dem Parlament rechenschaftspflichtig.

Nachmittags verließ Jelzin den Kongreß, nachdem ein Abgeordneter erneut ein Amtsenthebungsverfahren gegen ihn gefordert hatte. In der hitzigen Debatte über den Tagesordnungspunkt, ob Jelzin seine Amtsgeschäfte verfassungsgemäß führe, forderte der Deputierte Michail Tschelnokow die Aufhebung der Sondervollmachten Jelzins.

(Weiterer Bericht S. 2, Leitartikel S. 3)

Botschaftsbesetzer in San José ließen zwei Geiseln frei

SAN JOSÉ, 11. März (Reuter/ips). Die Geiselnehmer in Nicaraguas Botschaft im Nachbarland Costa Rica haben am Donnerstag zwei ihrer 25 Geiseln freigelassen. Zwei costaricanische Staatsbürger wurden nach Berichten aus der Hauptstadt San José auf freien Fuß gesetzt. Die drei bewaffneten Männer fordern sechs Millionen Dollar Lösegeld und den Rücktritt ranghoher Politiker Nicaraguas.

Unter den Geiseln befindet sich auch Nicaraguas Botschafter Alfonso Robelo. Anführer der Geiselnehmer ist Jose Manuel Urbina Lara. Er soll als Contra-Rebell gegen die frühere sandinistische Regierung gekämpft haben. In einem Interview sagte Urbina, ein Ziel der Geiselnahme sei es, Nicaraguas Präsidentin Violeta Chamorro zum Bruch mit den linksgerichteten Sandinisten zu bewegen. Gefordert wird unter anderem die Entlassung von Armeechef Humberto Ortega.

Botschafter Robelo bezeichnete in einem costaricanischen Privatsender die Forderungen der Besetzer als "eine weitere Ausdrucksform der laut gewordenen Unzufriedenheit in Nicaragua". Diese Aussage führte nach Angaben der Dritte- Welt-Nachrichtenagentur IPS in den Medien zu Spekulationen, Robelo, der zur Zeit der sandinistischen Regierung (1979-90) einer der politischen Contra- Führer in Costa Rica war, sei Miturheber der Geiselnahme.

Renditen sinken

FRANKFURT A. M. (FR). An den bundesdeutschen Aktienmärkten haben sich gestern trotz schlechter Unternehmensmeldungen und dem Machtkampf im russischen Kreml die Optimisten durchgesetzt. Der Deutsche Aktienindex (Dax) erreichte mit 1717,40 Punkten ein neues Jahreshoch und schloß damit auch nahe seinem maximalen Tageswert. Hatten anfangs skeptische Ertragsprognosen von Siemens und anderen Firmen die Stimmung gedrückt, sorgte eine Serie von Kauforders am Mittag für die Wende.

Die meisten Banken beurteilten die weitere Entwicklung mit vorsichtigem Optimismus. "Das Risiko eines deutlichen Kursrückschlags ist äußerst gering. Wir rechnen für die nächsten Tage mit einer Seitwärtsbewegung zwischen 1710 und 1720 Dax-Punkten", hieß es bei den Analysten der Dresdner Bank.

Die Dresdner-Aktie gehörte mit plus sechs Mark zu den Hauptgewinnern. Auch Allianz mit plus 28 Mark zogen den Dax-Index stark nach oben. Siemens kletterten trotz gedämpfter Prognosen des Vorstands zur künftigen Entwicklung des Unternehmens auf der Hauptversammlung um 3,80 Mark.

Nach knapp behaupteter Eröffnung setzte sich auf dem Rentenmarkt im Verlauf des Handels eine freundliche Tendenz durch. Bei flotten Umsätzen stiegen die Kurse der öffentlichen Anleihen um bis zu 0,50 Mark. Nur 27 Titel notierten 0,15 Mark niedriger. Die Durchschnittsrendite sank um zwei Stellen auf 6,33 Prozent. Dies ist der niedrigste Stand seit Dezember 1988. Die Bundesbank verkaufte Titel im Nennwert von 569,4 Millionen Mark.

USA specken weiter ab

WASHINGTON, 11. März (Reuter). Die USA werden nach Worten des Haushaltsdirektors im Präsidialamt, Leon Panetta, bald Pläne für die Schließung weiterer Militärstützpunkte in Übersee bekanntgeben. Er begründete dies mit der veränderten Weltlage. Das Verteidigungsministerium werde dem Kongreß in Kürze eine Liste der Stützpunkte vorlegen, die aufgegeben werden sollten. Panetta sagte voraus, die meisten Stützpunkte würden in Europa geschlossen. Präsident Bill Clinton hatte Einzelheiten der Neuerungen im Verteidigungsbereich angekündigt, mit denen das Haushaltsdefizit verringert werden soll.

Gespräche ohne Palästinenser? PLO zeigt sich kompromißbereit / Zwei Israelis überfallen

JERUSALEM, 11. März (Reuter). Die arabischen Staaten können die Nahost- Friedensgespräche mit Billigung der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) auch ohne Beteiligung der Palästinenser weiterführen. Der Chef der Außenpolitischen Abteilung der PLO, Faruk Kaddumi, sagte am Donnerstag, damit könnten die "Absichten" der USA und Israels getestet werden. Zuvor hatte Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin die Ansicht geäußert, daß die Nichtteilnahme der Palästinenser die Fortsetzung der Verhandlungen am 20. April nicht verhindern könne. Außenminister Schimon Peres sagte in Bonn, er rechne für Mai mit der Fortsetzung der Verhandlungen mit allen Beteiligten.

Bislang hat nur Israel die Einladung der USA zur Wiederaufnahme der Gespräche in Washington angenommen. Die Palästinenser hatten es am Mittwoch abgelehnt, das Einladungsschreiben entgegenzunehmen. Sie fordern eine Lösung des Streits um die 396 von Israel deportierten Araber. Unklar ist bislang, ob die übrigen arabischen Teilnehmer der Nahost-Gespräche an den Verhandlungstisch zurückkehren. Darüber wollen Vertreter Syriens, Libanons und Jordaniens sowie der PLO in rund zwei Wochen in Damaskus beraten.

In Israel und im besetzten Gazastreifen stachen Palästinenser am Donnerstag zwei Israelis nieder. Die Polizei teilte mit, der Besitzer einer Plantage aus dem isralischen Rehovot sei von einem seiner Arbeiter mit einem Messer angegriffen worden. Ein weiterer Israeli wurde im Gaza-Streifen leicht verletzt.

Israels Armee und Polizei setzten in einer großangelegten Aktion die Suche nach einem Soldaten fort, der seit Sonntag verschwunden ist.

Neuer Justizminister in Polen

WARSCHAU, 11. März (Reuter). In Polen gibt es einen Wechsel an der Spitze des Justizressorts. Zum Nachfolger des zurückgetretenen Zbigniew Dyka ernannte Ministerpräsidentin Hanna Suchocka am Donnerstag den Anwalt Jan Piatkowski. Er ist wie Dyka Mitglied der an der Koalitionsregierung beteiligten Christlich-Nationalen Union (ZChN) und war bisher Vorsitzender des Parlamentsausschusses für Minderheitenfragen. Während der kommunistischen Herrschaft in Polen war Piatkowski Berater der verbotenen Gewerkschaft Solidarität. Seine Ernennung zum Minister muß noch von Präsident Lech Walesa bestätigt werden.

Dyka hatte kurz zuvor seinen Rücktritt eingereicht, nachdem er bereits Ende Januar von Suchocka vom Amt suspendiert worden war. Die Regierungschefin warf ihm Inkompetenz vor, weil er die Staatsanwälte des Landes nicht genügend unter Kontrolle habe.

Schüsse aus "innerer Angst"

BERLIN, 11. März (Reuter). Erstmals muß sich seit Donnerstag ein ehemaliger DDR-Grenzsoldat wegen Totschlags an einem Westdeutschen vor Gericht verantworten. Der 46jährige Helmut H. ist vor dem Berliner Landgericht angeklagt, im Juli 1968 an der Mauer am Brandenburger Tor dreimal gezielt und aus nächster Nähe auf den damals 29 Jahre alten Siegfried K. geschossen zu haben. Das Opfer starb nur wenige Stunden später.

Siegfried K. war nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft am Berliner Grenzübergang Bahnhof Friedrichstraße zunächst in den Ostteil der Stadt eingereist und versuchte später, die Mauer am Brandenburger Tor von Osten zurück nach Westen zu überwinden. Dort sei er dann von H. niedergeschossen worden.

H. gab die Schüsse zu, da der Mann "einfach nicht stehengeblieben" sei. Trotz Warnschüssen sei Siegfried K. auf ihn zugekommen. Er habe befürchtet, daß er bewaffnet gewesen sein könnte. Als er dann abgedrückt habe, sei seine Kalaschnikow "ausgewandert". Er habe nicht treffen wollen und nur "im Affekt aus innerer Angst" geschossen.

Protest gegen Saale-Ausbau

MAGDEBURG, 11. März (Reuter). Mehrere hundert Anhänger vom "Aktionsbündnis gegen Staustufen in Saale und Elbe" haben am Donnerstag vor dem Magdeburger Landtag gegen die geplante Staustufe für die Saale bei Klein-Rosenburg protestiert. Die Demonstranten befürchten, daß das Vorhaben weitere Staustufen in Elbe und Saale nach sich zieht. "Die Stauung und Kanalisierung von Saale und Elbe zerstören die Lebendigkeit und Gestaltungskraft der Flüsse, Ufer und Auen, erhöhen die Hochwassergefahr und verändern die Höhe und Fließrichtung des Grundwassers", erklärte ein Sprecher der Demonstranten.

Die Demonstranten befürchten überdies wirtschaftliche Auswirkungen auf die Region, da durch die Stauregelung eine Großschiffahrt gefördert werde, die ihre Heimathäfen in Hamburg und Duisburg habe. "Kleinere Schiffahrtsunternemen und Werften in Sachsen-Anhalt werden in dem ungleichen Wettbewerb endgültig zugrunde gehen."

VW-Gewinn reicht nur für schmale Ausschüttung

HANNOVER (rtr/FR). Die Volkswagen- Aktionäre müssen mit einer drastischen Kürzung der Dividende für das vergangene Jahr rechnen. Es gilt als sicher, daß der Aufsichtsrat auf seiner Sitzung am nächsten Dienstag nur noch eine schmale Ausschüttung beschließen wird. Nachdem die Inhaber der Stammaktien, darunter mit 20 Prozent das Land Niedersachsen, zuletzt elf Mark und die Vorzugsaktionäre zwölf Mark erhalten hatten, winkt jetzt nicht einmal mehr die Hälfte dieser Beträge. Das läßt sich aus einem Bericht von Auto Motor Sport ableiten, der den Konzern-Überschuß auf nurmehr 135 Millionen Mark beziffert. Insider bezeichnen diese Zahl zumindest nicht als völlig falsch. Für 1991 hatten die Wolfsburger 1,1 Milliarden Mark im Konzern ausgewiesen. Davon verschlangen die genannten Dividenden 369 Millionen Mark.

Das Fach-Magazin schreibt weiter, daß es im Stammhaus stärkere Arbeitsplatzverluste geben werde als bisher beziffert. Bei der Marke VW sei "realistisch" bis Ende nächsten Jahres von einem Stellenabbau um 20 000 auszugehen. Bislang hieß es immer, Volkswagen wolle in diesem und im kommenden Jahr in den inländischen Werken 12 500 Beschäftigten den Laufpaß geben. Laut Auto Motor Sport sollen 1993 im Konzern 3,2 Millionen Autos produziert werden. Das wäre ein erstaunlich geringer Rückgang.

Scheich verurteilt Anschlag

AMMAN, 11. März (Reuter). Das geistliche Oberhaupt einer radikalen Moslemgruppe im Nahen Osten hat den Bombenanschlag auf das New Yorker World Trade Center (WTC) am Donnerstag verurteilt. Zugleich erklärte Scheich As ad Baijud el Tamimi vom Jerusalemer Zweig des Islamischen Dschihad (Heiliger Krieg) allerdings, daß er mit weiteren Anschlägen auf westliche Einrichtungen rechne. Überall herrsche Wut, sagte Tamimi. Der Westen müsse begreifen, daß man dem Islam nicht widerstehen könne. Er hoffe, die USA würden wie die Sowjetunion zerfallen. Ihre Existenz führe nämlich zu Ungerechtigkeiten in der Welt.

Den WTC-Anschlag verurteilte er, weil dabei Unschuldige getötet worden seien.

Wiener Ex-Regierung vertuschte Skandal

WIEN, 12. März (Reuter). Im Prozeß gegen den ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Fred Sinowatz, Ex-Innenminister Karl Blecha und den früheren Außenminister Leopold Gratz hat die Staatsanwaltschaft bekräftigt, daß es sich nicht um einen politischen Prozeß handele.

Staatsanwalt Siegried Sittenthaler sagte in Wien, es gebe klare Beweise für kriminelle Vertuschungsversuche. Regierungsakten seien manipuliert und Dokumente rückdatiert worden, um Beweismaterial für Waffenlieferungen Österreichs an Teheran während des Iran- Irak-Krieges zu vernichten.

Die drei sozialdemokratischen Politiker stehen seit Mittwoch wegen Amtsmißbrauchs und Neutralitätsgefährdung vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, 1985 einen auf Libyen lautenden Ausfuhrbescheid für eine Geschützlieferung der verstaatlichten Firma Noricum nicht widerrufen zu haben, obwohl es deutliche Verdachtsmomente gegeben habe, daß die Lieferung für Iran bestimmt gewesen sei. Bei einem Schuldspruch im Punkt Amtsmißbrauch droht den Angeklagten eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren. Schon Neutralitätsgefährdung allein wird mit Freiheitsentzug von bis zu fünf Jahren bestraft.

In dem Geschworenenprozeß werden nach Auskunft der Verteidigung auch aktive Politiker als Zeugen einvernommen werden. So sollen der Präsident des Nationalrats, Heinz Fischer, und der amtierende Finanzminister Ferdinand Lacina aussagen. Ob Bundespräsident Thomas Klestil, der als damaliger Botschafter Österreichs in den USA Informationen des US-Außenamtes über den Waffenhandel an das Wiener Außenministerium weitergab, in den Zeugenstand treten wird, ist noch offen.

Straßburg verurteilt Verstöße gegen Menschenrechte in EG

STRASSBURG, 12. März (Reuter). Das Europa-Parlament hat in einer Resolution Menschenrechtsverletzungen in den EG-Staaten verurteilt. Zwar vermeidet es die am Donnerstag in Straßburg gebilligte Entschließung, Mitgliedstaaten direkt anzuprangern, jedoch werden bestimmte behördliche Praktiken angeprangert. So stößt die Entlassung von Staatsbediensteten in der ehemaligen DDR auf Ablehnung. Gleiches gilt für die Untersuchung von Rechtsanwälten und politischen Gruppen in der Ex-DDR auf eine kommunistische Vergangenheit.

Im Falle Griechenlands verweist die Resolution auf die Rechtspraxis, Kriegsdienstverweigerer als Kriminelle zu behandeln. Außerdem wird angemahnt, daß Türken mit griechischer Staatsbürgerschaft diese unter gewissen Umständen verlieren, wenn sie das Land verlassen. Die Entscheidung der britischen Regierung, einigen kulturellen Vereinigungen in Nordirland Zuschüsse zu streichen wird ebenso abgelehnt, wie Folter und menschenunwürdige Behandlung während Polizeiverhören.

Auch für Startrainerin Müller war WM-Silber ein Riesenerfolg "Waren wie Hund und Katze" Wötzel/Steuer fanden vor elf Monaten auf dem Eis zusammen

Kein Traumpaar, aber ein Traumergebnis: Mandy Wötzel und Ingo Steuer zeigten nach dem Gewinn der Silbermedaille im Paarlaufen bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Prag ehrliche Freude statt verschmuste Gefühlsduselei. Die unendliche Geschichte der erst seit elf Monaten bestehenden Zweckgemeinschaft hatte wie schon bei der EM in Helsinki ein vorläufig silbernes Ende genommen.

Die nur 1,47 m große und doch so energiegeladene Mandy beschrieb zugleich die Situation vor Beginn der gemeinsamen Trainingsarbeit im April 1992 ehrlich: "Wir waren wie Hund und Katze." Die so gegensätzlichen Chemnitzer feiern seitdem auf dem Eis einen Erfolg nach dem anderen. Zuvor jahrelang mit wechselnden Partnern und wechselndem Erfolg aktiv, will das Erfolgsgespann nun bis zu den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer zusammenbleiben.

Das erste WM-Edelmetall für die Deutsche Eislauf-Union (DEU) seit Claudia Leistners zweitem Platz 1989 war mehr als nur ein persönlicher Triumph für die beiden Sachsen. Es war eine Demonstration für die nach wie vor vorhandene Stärke des Bundesstützpunktes Chemnitz. Startrainerin Jutta Müller gratulierte mit geballter Faust und jubelte lauter als bei den beiden Olympiasiegen ihrer Meisterschülerin Katarina Witt: "Ich hab's gewußt, ihr schafft es."

Wötzel/Steuer halfen durch ihren Medaillengewinn auch der nationalen Konkurrenz olympisch auf die Sprünge. Drei deutsche Paare dürfen nun in Lillehammer starten, der Qualifikationsdruck ist somit gemindert. Ein kleines Trostpflaster für die Berliner Peggy Schwarz und Alexander König, die ihre von einer Verletzungsmisere überschattete Saison in Prag lediglich mit einem zwölften Platz abschlossen.

Olympia 1994 ist auch das große Ziel der neuen Weltmeister Isabelle Brasseur und Lloyd Eisler aus Kanada. Der Entschluß, nach dem enttäuschenden dritten Platz von Albertville dem Wettkampfsport treu zu bleiben, machte sich bezahlt. Der 29jährige aus Ontario ist der Senior der Paarlauf-Szene. 1982 nahm er an seiner ersten WM teil, Isabelle ist bereits seine vierte Partnerin. Ein enormer "Frauen-Verschleiß", den er plausibel begründete: "Wenn ich merke, daß meine Partnerin das Eiskunstlaufen nicht mehr so bedingungslos liebt wie ich, dann suche ich mir eben eine neue." sid

Junioren-WM in Australien Waches Fehler bedeuteten K. o. DFB-Team verpaßte Viertelfinale durch 1:2 gegen Uruguay

Deutschlands Fußball-Talente haben bei der Junioren-Weltmeisterschaft "U 20" in Australien die Vorrunde mit der ersten Niederlage abgeschlossen und damit das Viertelfinale verpaßt. Nach dem vielversprechenden Start mit dem 1:0 über Titelverteidiger Portugal und dem 2:2 gegen Ghana verlor die Mannschaft von Trainer Rainer Bonhof ihr drittes und letztes Vorrundenspiel gegen Uruguay mit 1:2 (0:1). Da Portugal in Brisbane anschließend gegen Ghana mit 0:2 (0:2) verlor und somit keine Schützenhilfe leisten konnte, schied die DFB-Auswahl mit 4:4 Toren und 3:3 Punkten als Dritter der Gruppe B hinter Uruguay (5:1 Punkte) und Ghana (4:2) aus.

Vor 7000 Zuschauern in Brisbane geriet Deutschland gegen die "Urus" wegen der Schwäche von Torwart Dimo Wache mit 0:2 in Rückstand. Der Mönchengladbacher machte bei den Treffen von Luis Lopez (2.) und Fernando Correa (64.) eine schlechte Figur. Zunächst ließ Wache einen Schuß von Traversa abprallen, dann rutschte ihm bei einer halbherzigen Abwehr der Ball über den Fuß. Trotzdem durfte noch einmal gehofft werden. Nach einer gelb-roten Karte für Luis Lopez drehten die lange sehr nervös agierenden Deutschen auf und kamen durch Andre Breitenreiter (74.) auf 1:2 heran. Weitere Chancen gegen die konditionell abbauenden Südamerikaner konnten von Carsten Ramelow und Frank Schmidt nicht genutzt werden. Der gesperrte Torjäger Carsten Jancker wurde vor allem in dieser Phase stark vermißt.

Trainer Rainer Bonhof meinte nachher enttäuscht: "Solche Torwartfehler kann ich mir nicht erklären. Wache hatte in drei Spielen zwei schwarze Momente. Entscheidend war das 0:1. Da war unsere Taktik schon über den Haufen geworfen. Uruguay konnte sich zurückziehen, und wir mußten viel Kraft lassen in dem Bemühen, das Spiel zu machen. Ich ziehe den Hut vor meiner Mannschaft, daß sie nach dem 0:2 noch alles versucht hat, um den Ausgleich zu erzielen. Genügend Chancen zum Unentschieden waren da."

Den besten Eindruck in der DFB-Auswahl hinterließ der Bremer Frank Meißner, der den hochgelobten Fabian O'Neil zur Bedeutungslosigkeit verurteilte. sid

Frauenfußball-Turnier DFB-Auswahl verlor erneut gegen Schweden

Zum Auftakt des Sechs-Nationen-Turniers auf Zypern gab es für Europameister Deutschland im Badeort Agia Napa eine 1:3 (0:2)-Niederlage gegen Schweden. Damit ging die angestrebte Revanche für das im Vorjahr mit 0:4 bei der Weltmeisterschaft in China verlorene Spiel daneben.

Bei Dauerregen auf schwerem Boden taten sich beide Mannschaften sehr schwer. Deutschland konnte zwar konditionell mithalten, doch im entscheidenden Moment erwiesen sich die Schwedinnen einfach spielerisch als stärker und legten damit den Grundstein zum verdienten Erfolg.

Den Gegentreffer für das deutsche Team erzielte die zur zweiten Halbzeit ins Mittelfeld eingewechselte Angreiferin Gudrun Gottschlich (VfL Sindelfingen). Bundestrainer Gero Bisanz nutzte die Partie zu zahlreichen Experimenten, wechselte mit Katja Bornschein (FSV Frankfurt), Sandra Minnert (FSV Frankfurt), Tanja Restetter (SC Klinge Sekkach) und der Torschützin Gudrun Gottschlich (VFL Sindfelfingen) gleich viermal, um personelle Alternativen im Hinblick auf die EM-Endrunde im Sommer in Italien auzuprobieren. sid

Radrennen in Frankreich und Italien Vordere Etappen-Plätze für Ludwig und Bölts

Seinen zweiten Tagessieg feierte der italienische Radprofi Mario Cipollini bei der Fernfahrt von Paris nach Nizza. Auf der fünften Etappe über 219 Kilometer von St. Etienne nach Vaison-La-Romaine gewann Cipollini im Spurt vor dem Belgier Wilfried Nelissen. Das Weiße Trikot des Spitzenreiters in der Gesamtwertung verteidigte der Schweizer Alex Zülle erfolgreich. Als bester deutscher Fahrer belegt Heinrich Trumheller aus Donaueschingen 1:40 Minuten zurück den 25. Platz, der Kelsterbacher Kai Hundertmarck ist 131. Bester Deutscher auf der fünften Etappe war der Geraer Olaf Ludwig auf Rang fünf.

Auch am zweiten Tag des Tirreno Adriatico in Italien hielt sich ein deutscher Profi in der Spitzengruppe. Nach dem Auftaktsieg des Dortmunders Erik Zabel belegte der Heltersberger Udo Bölts den achten Platz. Auf dem Abschnitt von Fiuggi nach Isola del Liri kam er zeitgleich mit dem italienischen Tagessieger Maurizio Fondriest ins Ziel. Der Däne Jesper Skibby übernahm die Führung im Gesamtklassement mit einer Sekunde Vorsprung vor Fondriest. sid

Im Blickpunkt: Wahlen in Australien Labor-Regierung wackelt

Angesichts einer katastrophalen Wirtschaftslage tobt in Australien ein erbitterter Wahlkampf. Am Samstag werden auf dem fünften Kontinent ein neues Parlament und eine neue Regierung gewählt. Die konservative Opposition hat ein radikales, rechtspolitisches Reformkonzept vorgelegt und gute Chancen, damit die regierende Labor Partei (ALP) unter Premierminister Paul Keating abzulösen. Bisher regierte die ALP mit einer absoluten Mehrheit. Sie hält im Repräsentantenhaus 77 von 147 Sitzen, während die oppositionelle Koalition der Liberalen Partei und der Nationalen Partei zusammen 69 Abgeordnete stellen. Die Konservativen müßten jedoch nur fünf Wahlkreise mehr gewinnen als 1990, um die Macht zu übernehmen. Die Meinungsforscher sagen einen knappen Vorsprung der Opposition vor Labor voraus.

Die vor 102 Jahren aus der Gewerkschaftsbewegung hervorgegangene Labor Partei kämpft unter Premierminister Keating verzweifelt ums Überleben. Nach zehn Jahren leidlich erfolgreichen Reformen der australischen Wirtschaftsstruktur hat eine seit drei Jahren anhaltende schwere Rezession der Labor Partei viele Anhänger vergrault. Über elf Prozent der Australier sind derzeit arbeitslos, nahezu fünf Millionen Bürger - bei einer Gesamtbevölkerung von 17,3 Millionen - erhalten staatliche Unterstützung. Die Auslandsverschuldung ist seit dem Labor-Wahlsieg 1983 von 23 auf über 168 Milliarden australische Dollar angewachsen.

Australien war immer ein Einwanderungsland, aber wegen der hohen Arbeitslosigkeit hat sich dies in sein Gegenteil verkehrt: 60 000 zum Teil hochqualifizierte Australier sind seit 1991 ausgewandert.

Im Wahlkampf hat sich Oppositionsführer John Hewson (47), ein früherer Professor der Volkswirtschaft, schnell vom politischen Neuling zu einer echten Alternative als Premierminister gewandelt. Sein Profil gibt den Konservativen nun gute Chancen, Labor zu schlagen.

Die Achillesferse Hewsons und seiner Konservativen Partei ist die propagierte Einführung einer 15prozentigen Mehrwertsteuer GST. Sie ist fester Bestandteil des konservativen Reformpakets "Fightback" und soll die Wirtschaft ankurbeln, zwei Millionen Arbeitsplätze schaffen und den abgesunkenen Lebensstandard wieder heben. Vor allem die unpopuläre GST, aber auch die von Hewson geplanten radikalen Arbeitsrechtsreformen, die vorgesehenen Streichungen bei der staatlichen Krankenversicherung sowie drastische Senkungen der Ausgaben für Soziales und Kultur schrecken viele Australier von der konservativen Alternative zur abgewirtschafteten Labor-Regierung ab.

Teile des Hewson-Programms erzürnen auch die Demokratische Partei, die nach den ebenfalls am Samstag anstehenden Wahlen für den Senat voraussichtlich weiterhin das Zünglein an der Waage bilden wird. Die Demokratische Partei hat bereits angekündigt, daß sie die GST-Gesetzgebung und die Arbeitsmarktreformen im Oberhaus blockieren wird. Gleichzeitig hat auch der Gewerkschaftsbund ACTU alle Register gezogen, um der angeschlagenen Regierung Keating Schützenhilfe zu geben.

Das Labor-Kabinett selbst hatte sich allerdings nur widerwillig hinter den früheren Schatzkanzler Keating geschart, nachdem er vor 15 Monaten den einstigen Volksliebling Bob Hawke durch eine Kampfabstimmung in der Fraktion aus dem Amt warf und sich selbst zum Premierminister wählen ließ.

Im Wahlkampf bittet Keating die von der Rezession betroffenen Landsleute um Verständnis für nötige Reformen und die anhaltende Unterstützung seiner Labor-Partei. "Niemandem bereitet die Rezession mehr Qual als mir", sagt der Premierminister im Wahlkampf. Doch weder Keating noch die Opposition haben bisher ein überzeugendes Konzept zur Beseitigung der Arbeitslosigkeit vorgelegt, die bei den Wählern Thema Nummer Eins ist.

BORIS B. BEHRSING (Melbourne)

Namen + Notizen

GEORG GERMANN bleibt Vorsitzender der Mörfelder SPD. Als seine Stellvertreter bestätigten die Parteimitglieder während der Jahreshauptversammlung am Mittwoch im Goldenen Apfel Gaby Löber und Benno Eck. Die Kasse wird von Margret Ehlers betreut. Sie ist Nachfolgerin des bisherigen Kassierers Hans Ernst, der sich nicht mehr zur Wahl stellte. Als Schriftführer fungieren Ingrid Degebrodt-Täubl und Rolf-Dieter Reichert, Werner Schmidt sorgt dafür, daß die Informationen zwischen Fraktion und Ortsverein fließen. wal

Noch von der Abtreibungspille RU 486 verschont

Über den Gastbeitrag von Ingrid Matthäus-Maier in der FR vom 3. März 1993 ("Abtreibungspille RU 486 notfalls per Zwangslizenz einführen") habe ich mich wirklich geärgert. Ist es einfach Naivität oder blindes Vertrauen in die chemische Industrie (und das nach dem Betriebsunfall in Frankfurt-Griesheim . . .) oder ein politisches Ablenkungsmanöver (von was?), wenn Politikerinnen wie Frau Matthäus-Maier die Zulassung der Abtreibungspille RU 486 fordern?

Gerade vor einigen Tagen hatte die FR dankenswerterweise Auszüge aus der bisher einzigen kritischen Studie von Renate Klein et. al. zu RU 486 dokumentiert. Nach dieser Untersuchung kann es keinen Zweifel daran geben, daß die Abtreibungspille in Kombination mit Prostaglandin eine höchst fragwürdige Methode ist und keineswegs schonender für die Frauen.

Im Gegenteil: Schmerzen und Blutungen über mehrere Tage oder Wochen, verstärkte medizinische Kontrolle während der Behandlungszeit, eine Fülle von möglichen Komplikationen, Nebenwirkungen (höchstwahrscheinlich auch langfristiger Art), zahlreiche Kontraindikationen und relativ niedrige Erfolgsraten - das sind nur einge der mit RU 486 verbundenen Aspekte.

Die Abtreibungspille ist keinesfalls die sichere Alternative zur Absaugmethode, die, wenn sie in ambulanten Kliniken und von erfahrenen ÄrztInnen vorgenommen wird, weitaus schonender für die Frauen ist. Die Frauen brauchen zudem nicht noch mehr "chemische Keulen", mit denen sie schon seit Jahrzehnten von den Gynäkologen, Geburtshelfern und Bevölkerungsplanern traktiert werden. Die Popularität von RU 486 nährt sich offensichtlich aus dem "Pillen-Mythos": Einmal schlucken, und schon ist alles vorbei. Dem ist mitnichten so.

Und außerdem: Warum sollte die chemische Industrie ausgerechnet im Falle der Abtreibungspille uneigennützig denken und handeln? Noch zögert Hoechst (aus welchen Gründen auch immer); doch im Hintergrund winken die großen Absatz- und Profitchancen, die sich Hoechst sicherlich langfristig nicht entgehen lassen wird. Derzeit lassen sich nicht wenige Politikerinnen und leider auch feministisch orientierte Frauen vor den Karren der chemischen Industrie spannen und beteiligen sich an der Werbekampagne für RU 486. Warum bloß?

Seien wir deutschen Frauen doch froh, daß wir - im Unterschied zu den Frauen in Frankreich und Großbritannien - (noch!) von RU 486 verschont bleiben, und setzen wir uns stattdessen für den Ausbau von ambulanten und gut ausgestatteten Abtreibungskliniken ein sowie dafür, überhaupt weiterhin das Recht auf Abtreibung zu haben.

Anne Waldschmidt, Bonn

BfG verspricht nach Milliarden-Kraftakt "saubere" Bilanz Jetzt stehen Wachstum und Integration mit Crédit Lyonnais auf dem Programm / Betriebsergebnis niedriger als erhofft

ski FRANKFURT A. M. Die Franzosen haben es ihm angetan: Kaum ist der Pariser Geldkonzern Crédit Lyonnais (CL) mit 50 Prozent und einer Aktie als Mehrheitseigentümer bei der BfG Bank eingestiegen, fängt deren Chef Paul Wieandt an, den Philosophen Voltaire zu zitieren: "Das Unglück kommt mit Flügeln und entfernt sich hinkend." Nun habe der Orthopäde den Patienten aber gesundgeschrieben, die BfG hinke nicht mehr. Bezüglich der bilanziellen Risiken sei die Bank per Ende 1992 "sauber". Das Wort "weitgehend", das ein vorsichtiger Redenschreiber vor das "sauber" gesetzt hatte, läßt Wieandt ausdrücklich streichen.

Der Kraftakt, der nötig war, damit die BfG wieder richtig laufen kann, hat in den vergangenen drei Jahren schlappe 3,2 Milliarden Mark gekostet. Eine Milliarde leisteten die "Altaktionäre" - der Finanzriese Aachener und Münchener Beteiligung (AMB) und die Gewerkschaftsholding BGAG, die beide jetzt noch gut beziehungsweise knapp 25 Prozent des Kapitals halten - an Bilanzhilfen. Gut eine Milliarde realisierte die BfG an stillen Reserven. Und reichlich 1,1 Milliarden holte sie zum 92er Ultimo aus den offenen Rücklagen. Der Gesamtbetrag wurde gebraucht, um Verlustlöcher zu stopfen und die früher arg vernachlässigte Risikovorsorge auf ein kaufmännischer Vorsicht entsprechendes Niveau zu hieven. So sind die wackligen Länderkredite (nicht zuletzt solche an osteuropäische Staaten) neuerdings konzernweit zu recht komfortablen 72 (Vorjahr gut 50) Prozent abgeschirmt.

"Sauber" ist die Bilanz wohlgemerkt nach Ansicht des Vorstandes. Daß AMB und BGAG über mögliche weitere Kapitalerhöhungen hinaus noch einmal zur Kasse gebeten werden, ist gleichwohl nicht ausgeschlossen. Laut Wieandt gibt es "gewisse" nicht bezifferte Kredite, bei denen ein Risiko derzeit zwar nicht gesehen werde, aber einmal evident werden könnte. Anläßlich des CL-Einstiegs wurde daher eine Liste mit solchen Positionen erstellt, für die bei Bedarf noch die "Altaktionäre" einstehen müßten - für den BfG-Chef bisher ein "rein theoretischer Vorgang".

Nachdem die Sanierung vorbehaltlich dieser Einschränkung jedenfalls bilanziell gelaufen zu sein scheint (die organisatorische Umstrukturierung sowie der Personalabbau gehen planmäßig weiter) und die "atmosphärisch belastenden" Diskussionen über den Wechsel des Hauptaktionärs ausgestanden sind, können die noch rund 5400 Bankbeschäftigten (370 weniger als ein Jahr zuvor) wieder mehr ans eigentliche Geschäft denken. Der Kopf sei frei, um sich dem Markt zuzuwenden, sagt Wieandt. Mit dem CL, der größten kommerziellen Bank in Europa, sei man schneller als geplant in die Lage versetzt worden, von Konsolidierung auf Wachstum umzuschalten.

Dabei bleibt es den beiden Partnern aber nicht erspart, sich außer mit alten und neuen Kunden zunächst einmal auch mit sich selbst zu beschäftigen. Produkte und Dienstleistungen sowie die "menschlichen Ressourcen" sollen möglichst rasch und eng "verzahnt" werden, um die berühmten kostensparenden Synergieeffekte zu erzielen.

In diesen Kontext gehört auch die bereits angelaufene Bereinigung der Auslandsnetze. So werden die Schweizer BfG-Aktivitäten in die dortige CL-Tochter eingegliedert. Ob die Luxemburger Ableger ebenfalls fusionieren, ist noch nicht entschieden. Auch die Struktur in London - dort hat die BfG zuletzt zehn bis zwölf Millionen Mark Verlust im wesentlichen durch faule Immobilienkredite eingefahren - steht auf der Tagesordnung.

Mit Prognosen für 1993 hält Wieandt sich, nach früheren zu optimistischen Voraussagen für das abgelaufene Jahr, sehr zurück. Eine "erhebliche" Ergebnisverbesserung werde angepeilt. Diese zu erreichen, wäre freilich keine allzu große Kunst: Die Zinsentwicklung kommt der BfG entgegen und führt quasi automatisch zu einem höheren Überschuß, ferner dürften die Länderwertberichtigungen im wesentlichen bewältigt sein. Der Nachholbedarf bei dieser Risikovorsorge war es vor allem, der im vergangenen Jahr zu einem Verlust von 1,1 Milliarden Mark führte (siehe FR vom 4. Februar). Unterm Strich sorgten Finanzspritzen des Crédit Lyonnais für den Ausgleich, womit die Kapitalausstattung unverändert blieb.

Die roten Zahlen verdecken allerdings, wie Wieandt betont, die Steigerung des Betriebsergebnisses um 40 Millionen auf 185 Millionen Mark (AG). Damit werden jedoch die Angaben vom Februar immerhin um 60 Millionen nach unten revidiert. Als eine Ursache für das insoweit unerwartet schlechte Abschneiden (Wieandt: "noch nicht befriedigend") wird der Devisenhandel genannt, der - im Unterschied zu anderen Banken - nicht von den Währungsturbulenzen profitierte.

Schnell beantwortet wurde die beim Einstieg des CL wieder einmal aufgeworfene Frage nach dem Namen: Es bleibt bei BfG Bank, nur ergänzt um die Unterzeile "Gruppe Crédit Lyonnais".

Ehrlich diskutieren

Wenn man liest, die SPD-Zentrale denke nun nach über ein "schärferes Profil", ein anderes "Erscheinungsbild", mache sich Sorgen um den öffentlichen "Eindruck", den die unerklärte Große Koalition bei ihren traditionellen Wählerschichten hinterlassen habe - man beschließt "sogar (!) einmal die Sitzung zu verlassen" bei den Verhandlungen um den (in Wahrheit insolidarischen) "Solidarpakt", "um auch optisch (!) Grenzen zu verdeutlichen" - dann fragt man sich als mißvergnügter Wähler, ob man seine Stimme einer politischen Partei oder einem "sozialoptischen Erscheinungsprofil" gegeben hat (FR vom 9. 3. 1993 "Engholm kündigt Kurswechsel an").

Etablierte Politik findet offensichtlich nur noch statt als virtuelle Realität, als scheinhafte Selbst-Darstellung des Politischen. Ich befürchte, die SPD gewinnt verlorene Nicht- und "Protest"-Wähler nur zurück, wenn sie sich als "Schutzmacht der kleinen Leute" nicht nur darstellt, sondern dies auch offensiv sein will.

Grundsätzliche Fragen, wie Verfassungsänderung und Aufbau Ost müßten - man wagt es kaum noch zu sagen - ehrlich und ohne Beschönigung nach irgendeiner Seite diskutiert werden. Unbelehrbare Gesinnungswähler wird man dann nach rechts ziehen lassen müssen, um einer sozialen und demokratischen Politik willen.

Peterjörg Endres, Hofheim

Kicken für einen guten Zweck Fußballer in Diensten der Stadt veranstalten 21. Hallenturnier

NEU-ISENBURG. Seit 1973 schnüren sie einmal im Jahr ihre Fußballstiefel und spielen gegen Firmen- und Schoppenmannschaften. Zum Spaß, aber auch, um spastisch gelähmten Kindern mit Spenden helfen zu können. Bislang bekamen die Kicker der städtischen Betriebssportgemeinschaft (BSG) auf diese Weise immerhin 206 000 Mark zusammen.

Von den sportlichen Anstrengungen nahm bislang kaum jemand Notiz. "Zu unseren Hallenturnieren kommen meist nur Mitarbeiter der Stadt und Angehörige von Spielern. Obwohl wir nicht einmal Eintrittsgeld verlangen", klagt Hans-Jürgen Maas, BSG-Vorsitzender und stellvertretender Leiter des Ordnungsamtes.

Am Samstag, 20. März, ist es zum 21. Mal soweit: Dann treten die BSGler in der Halle im Sportpark von 9 Uhr an gegen neun Mannschaften an - etwa gegen die Elf des Bundesgrenzschutzes, Fußballer von Unternehmen aus dem Rhein-Main-Gebiet und gegen die Isenburger Kneipenteams von "Blattschuß" und "Vorsicht Treffer".

Den wohltätigen Zweck im Blick, bekommen die Sportler kein Startgeld, sondern zahlen pro Team 100 Mark. Mehr noch: Wie BSG-Chef Maas erzählt, steuern die Vorstände der meisten beteiligten Unternehmen Beträge bis zu 2000 Mark bei. Dazu kommen noch Spenden von Firmen, Geschäfts- und Privatleuten. Die bisherige Rekordmarke wurde vor zwei Jahren erreicht: 19 000 Mark.

Kam das Geld in den ersten Jahren verschiedenen Einrichtungen wie der Langener Sonderkita Schloß Wolfsgarten und der Janusz-Korczak-Sonderschule zugute, so profitieren davon seit 1976 allein die Schützlinge des "Vereins zur Förderung und Betreuung spastisch gelähmter und anderer Körperbehinderter" im Offenbacher Stadtteil Bieber. Mit den BSG-Spenden konnten beispielsweise ein Behinderten-Bus und therapeutische Geräte angeschafft werden.

Aus der Taufe gehoben wurde die BSG im Jahre 1965: Anläßlich eines Spiels gegen die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein kam Rudi Witzig auf die Idee, aus der zusammengewürfelten Mannschaft seiner Stadtwerke-Kollegen eine feste Gruppe zu machen. Später stießen auch Sportbegeisterte aus dem Rathaus dazu.

Heute trimmen sich in den BSG-Gruppen 140 Frauen und Männer - mehr als ein Drittel der insgesamt 400 städtischen Beschäftigten. Sie haben die Wahl zwischen Fußball und Volleyball, Tennis und Tischtennis, Gymnastik und Aerobic.

Wer das Engagement der BSG für körperbehinderte Kinder unterstützen möchte, kann Spenden auf das Konto 13 40 32 002 bei der Sparkasse Langen- Seligenstadt einzahlen. leo

Autorität, Arbeitsdienst, Vaterland Die neuen Erziehungs-Befürworter oder: Der Zeitgeist nimmt sich der Pädagogik an / Von Micha Brumlik

Hessens Wähler gehen nach rechts, aber auch wir, die kritische Intelligenz, zeigen Schlagseite. Um dies zu sehen, muß man weder auf das längst fällige reaktionäre Coming out von Botho Strauss noch auf dessen weichgespültes Pendant, auf Bodo Kirchhoff, starren, sondern nur die Zeit von letzter Woche lesen. Dort vertreten drei in ihren Kreisen als liberal geltende Publizisten Thesen, die zusammen ein geschlossenes wertkonservatives Programm abgeben.

Während Thomas Schmid für einen neuen "Patriotismus auf der Basis des staatsbürgerschaftlichen Territorialprinzips" plädiert, will Warnfried Dettling frauenfreundlich einen obligatorischen "Arbeitsdienst nur für junge Männer einrichten". Schließlich plädiert Claus Legge- wie für mehr "Autorität in der Erziehung".

Jedem der drei Autoren tut Unrecht, wer sie mit den beiden anderen in einen Topf wirft. Dennoch ist es nicht unfair, sie in jenem gemeinsamen Zusammenhang zu sehen, in dem sie tatsächlich stehen: dem Kontext einer liberalen Öffentlichkeit, die ihres Sieges über den realen Sozialismus nicht froh wird und jetzt das Heil in Motiven eines erneuerten Wertkonservativismus sucht. Solch ein Programm ist keineswegs verächtlich - zu fragen bleibt lediglich: Lassen sich diese gutgemeinten Rezepte ohne Einbußen an bereits gewonnener soziologischer Aufklärung und ohne reale Freiheitsverluste durchsetzen?

Warum interessieren sich politische Publizisten plötzlich für Erziehungsfragen? Die rechtsextremistischen Jugendlichen, auf deren Konto im Jahr 1992 siebzehn Todesopfer gingen, haben die Fragen nach den Ursachen gesellschaftlicher Gewalt erneut zur Diskussion gestellt und damit einer von der Öffentlichkeit längst abgeschriebenen Wissenschaft eine zweifelhafte Scheinblüte beschert. Nachdem bis vor kurzem auch nur das Nennen der Berufsbezeichnung "Pädagoge" beim geselligen Beisammensein aufgeklärter Zeitgenossen allenfalls ein mitleidiges Lächeln hervorzurufen vermochte, kann es jetzt gar nicht mehr pädagogisch genug zugehen. Wie ein Spuk ist das postmoderne "Anything goes" verschwunden, sind Erziehungswissenschaftler auch für Wochenmagazine wieder wichtige Gewährsleute.

Freilich: Die neuen Erziehungsbefürworter scheinen vor allem der Pädagogik von 1968 den Prozeß zu machen. Ist nicht am Ende die antiautoritäre Erziehung an allem schuld? Vermitteln Eltern ihren Kindern noch jene Unverbindlichkeiten, derer sie bedürfen, um in einer unübersichtlichen Gesellschaft friedlich zusammenzuleben? Bei alledem fällt auf, daß Pädagogik in der öffentlichen Debatte entweder als Streit um Werte oder als Auseinandersetzung um staatliches Handeln geführt wird. Die mühsam erkämpfte sozialwissenschaftliche Einsicht aber, daß die Frage, wie erzogen werden soll, zunächst einmal von der Beantwortung der Frage, wie tatsächlich erzogen wird und wie dieses Erziehen funktioniert, abhängig ist, scheint verdrängt. Diese Blindheit führt nicht nur zu Rückschritten in der Wahrnehmung gesellschaftlicher Probleme, sondern auch zu Regressionen im Bewußtsein der Freiheit, genauer: zu einer besorgniserregenden Aushöhlung des liberalen Hintergrundkonsenses dieser Gesellschaft. An Leggewies Plädoyer für Autorität als Bedingung der Freiheit fällt ein hemdsärmeliger Umgang mit der unübersichtlichen Wirklichkeit von Erziehungsverhältnissen ins Auge, die er sich in seinem eigenen Gebiet, der politischen Wissenschaft mit gutem Grund verbitten würde. Sein provokatives Plädoyer stellt mit einer Sicherheit Behauptungen über die soziale Realität auf, bei denen man den Autor schlicht fragen möchte, woher er das alles so genau weiß. Eine These Leggewies lautet, daß weder die Schläge der Väter noch die Strenge der Mütter den rechtsextremistischen Jugendlichen autoritäres Denken und Handeln eingebleut hätten, sondern daß dies eine Folge der Abwesenheit und Gleichgültigkeit der Älteren sei.

Während sich darüber noch mit Gewinn streiten läßt, ist eine weitere These in ihrer Pauschalität nicht einmal diskutabel: daß die Gewalttätigkeiten vieler jungen Leute mitsamt der im letzten Jahr aufbrechenden Fremdenfeindlichkeit in ihrer Normalität auf die "kolossale Indifferenz des ganz gewöhnlichen Familienlebens der neunziger Jahre" hinweisen. Hier würde man gerne wissen: in welchen Schichten, Klassen oder Milieus diese kolossale Indifferenz in welchem Ausmaß herrscht und in wieviel Fällen und bei wem "das gutgemeinte Prinzip der ,repressionsfreien&rquote; Erziehung in ein ,prinzipien- und gestaltloses Leben- und leben lassen&rquote;" abgerutscht ist.

Auf welche neuesten Jugendstudien, auf welche Forschungen zu Erziehungsstilen und ihrer Verbreitung stützen sich diese Behauptungen? Schon ein oberflächlicher Blick in die umfangreiche und gründliche Forschung zum Wertwandel unter Jugendlichen, zu Stabilität und Wandel der Familie als Lebensform zeigt ein sehr differenziertes Bild.

Die empirische Jugendforschung jedenfalls - man lese nur die vorzügliche Bilanz der Jugendforschung von Jaide und Veen, die letzte Studie der Shell AG, die auch von Dettling bemühte Untersuchung von Schmidtchen, aber auch die politische Dimensionen messenden Forschungen von Hurrelmann und Melzer sowie, last not least, die Rechtsextremismusstudien von Heitmeyer - bestätigen weder das Bild vom allgemeinen Normenverfall noch das Lamento über das Ende der Erziehung. Vielmehr zeigen sich zum Beispiel

- daß Bewunderung und Anerkennung von Jugendlichen für ihre Eltern insgesamt in den letzten Jahrzehnten zugenommen haben,

- daß knapp die Hälfte von ihnen - wie schon vor vierzig Jahren - so erziehen wollen wie ihre Eltern,

- daß sich nur ein Drittel lieblos und rigide erzogen sieht, während sich der Rest zu gleichen Teilen von liebevoll nachgiebigen bzw. fordernden Eltern stark anerkannt fühlt.

Die Gruppe der Jugendlichen hingegen, die mit ihrer Erziehung unzufrieden sind, findet sich besonders häufig in Elternhäusern, die entweder durch geringe soziale Zukunftsperspektiven geprägt sind oder in denen Kinder zum Mittel elterlicher Aufstiegswünsche werden. Zusammen mit dem von allen Forschungen zum jugendlichen Rechtsextremismus bestätigten Umstand, daß die manifeste Gewalt sich vor allem aus dem Kreis den sozialen Unterschichten entstammender junger Männer speist, spricht nichts für die Forderung nach mehr Autorität in der Familie oder gar einem Arbeitsdienst für alle.

An diesen Forschungsergebnissen wird deutlich, daß die Debatte über Erziehung und Gewalt weniger von einem auch nur halbwegs soliden Wissen über die tatsächlichen Erziehungsverhältnisse ausgeht, sondern von einem dogmatischen Rückschluß: Wenn die Gewalttätigkeit von Kindern und Jugendlichen zuzunehmen scheint, dann muß das am Normenverfall liegen.

Die Komplexität der vorliegenden Studien zeigt aber, daß solch ein Rückschluß kaum möglich ist. Handelt es sich um Normenverfall, wenn Eltern für ihre Kinder einen sozialen Aufstieg wünschen? Ist es ein Fall von Erziehungsvergessenheit, wenn Eltern ihren Kindern Selbständigkeit ans Herz legen und wünschen, daß sie von zu Hause ausziehen? Und wenn all dies auch den psychosozialen Streß von Kindern und Jugendlichen erhöht, ist damit zugleich etwas Gehaltvolles über das Anwachsen von Gewalttätigkeit ausgesagt? Ist liberales Erziehungsverhalten eine Ursache von Gewaltbereitschaft? Gerade bei der Debatte über die Ursachen von Gewaltbereitschaft wäre mehr Nüchternheit zu wünschen. Jedes halbwegs wissenschaftlich orientierte Lehrbuch der Kriminologie wird die Leser eines Besseren belehren. In dem umfangreichen Werk eines der renommiertesten Strafrechtler und Kriminologen Deutschlands, in Hans Joachim Schneiders Kriminologie aus dem Jahr 1986, heißt es lakonisch: "Stellt man die Kriminalitätsbelastungs- und die Verurteiltenzahlen für die verschiedenen Altersgruppen ab 1955 zusammen, so zeigt sich - bei Schwankungen in einzelnen Jahren - ein erheblicher Anstieg der Delinquenz der Jugendlichen und Heranwachsenden, während die Kriminalität der Erwachsenen nur mäßig gewachsen ist."

Schneider kann zudem zeigen, daß es sich dabei nicht nur um eine gesteigerte Sensibilität der Gesellschaft handelt, sondern um einen realen Delinquenzzuwachs: Trotz der Abnahme polizeilicher Aufklärungsquoten nimmt die Jugenddelinquenz zu - sie stieg gleichermaßen in vergleichbaren Ländern wie Österreich, der Schweiz, damals der DDR, aber auch in Japan.

In diesem Licht wirken aber Selbstbeschuldigungen folgender Art nur noch wie ein rhetorischer Trick: "Wir", so beschließt Leggewie selbstkritisch seine Jeremiade, "haben nur abgeräumt, zuwenig an die Stelle gesetzt." Tatsächlich: wir? Ist der in allen westlichen Gesellschaften seit Jahrzehten zu beobachtende Funktionswandel und -verlust der Familie ein Ergebnis unseres "Abräumens"?

Der vermessenen Übernahme der Verantwortung für tiefsitzende gesellschaftliche Prozesse entspricht ein vollmundiges Eintreten für moralische Fundamente, staatsbürgerliche Tugenden und natürlich für die - nein, nicht einfach "Autorität" - sondern: vornehmer, lateinisch und eben staatspolitisch. Für die "Auctoritas"! Derzeit auf den Umstand zu verweisen, daß der Zunahme von Gewalt weder kurzfrstig noch durch direktes politisches Handeln beizukommen ist, wirkt resignativ. Gleichwohl: Spätestens seit dem französischen Soziologen Emile Durkheim wissen wir, daß es überall dort, wo Normen gelten, auch Normbrüche gibt - Menschen als nicht hundertprozentig rationale Individuen werden sich zu gesellschaftlich vorgegebenen Regeln immer aus ihrer ganz unterschiedlichen Ausgangslage heraus verhalten und das heißt da und dort, dann und wann Normen übertreten.

In Frage steht, nicht ob Delinquenz erwartbar, sondern wieviel Delinquenz in einer Gesellschaft tolerabel ist - bzw. wieviel Freiheitsspielräume wir aufgeben wollen und können, um Delinquenz zu verhindern. Ist es nicht denkbar, daß die widersprüchlichen Befunde von zugleich ansteigender Gewaltbereitschaft und stetig wachsendem Bedürfnis nach Stetigkeit bei männlichen Jugendlichen überhaupt kein Widerspruch, sondern nur zwei Seiten der selben Medaille sind? Ist nicht vorstellbar, daß die moderne Gesellschaft sich von allen traditionalen Gesellschaften dadurch unterscheidet, daß sie durch das gleichzeitige Anwachsen von Freiheitsspielräumen und Bindungsverlusten, von erhöhten Möglichkeiten der Intimität und mehr Entfremdung, von einem unermeßlichen Anwachsen der Möglichkeit technischer Kontrolle und einem Libertinismus der Lebensformen geprägt ist? Daß mithin alle pädagogischen, politischen oder auch strafrechtlichen Versuche, Delinquenz und Anomie durch mehr Kontrolle und Repression, durch mehr Normen und Regeln direkt einzudämmen, lediglich zu noch mehr Delinquenz führen?

Und wäre nicht umgekehrt denkbar, daß das, wonach sich alle sehnen, Frieden und Ordnung, im Gegenteil nur durch ein konsequentes Einlösen jener Freiheitsversprechen möglich werden, die die Moderne von Anfang mit sich brachte? Die antiautoritäre Erziehung jedenfalls, die heute allerorten als Sündenbock dient, wurde weder konsequent noch in der Tiefe der Gesellschaft durchgesetzt. Wie läßt sich in dieser Situation Solidarität und Moral stiften? An Leggewies Beitrag so gut wie an Beiträgen von Schmid und Dettling fällt nicht nur auf, wie sie die Empirie übergehen, sondern vor allem, daß sie den einen Begriff, der für das politische und pädagogische Denken in der Moderne unerläßlich ist, unterschlagen: den Begriff der "Demokratie". Wäre es nicht, als einzig erfolgversprechende Weise, möglich, jene Haltungen, die für ein einvernehmliches und enga- giertes Zusammenleben in einer komplexen Gesellschaft nötig sind, zu fördern: durch die Etablierung gemeinsamer, von echten Anerkennungs- und Mitwirkungschancen geprägten Sozialbezügen?

Wer unbedingt will, mag diese Haltungen als "Tugenden" bezeichnen - daran, daß sie nur über demokratische Sozialbeziehungen erlernbar sind, läßt die Sozialisationsforschung keinen Zweifel. Nichts anderes gilt übrigens für "die" Familie: sämtliche Jugendstudien belegen, daß liberale, argumentativ vorgehende, und nicht repressive, kurz demokratische Elternhäuser solche "Tugenden" fördern. In jenen Milieus, aus denen die Gewalttäter kommen, wird man nach solchen Erziehungsstilen in der Regel lange suchen müssen.

Dies übersehen zu haben, zeichnet Warnfried Dettlings Vorschlag zur Gründung von Autorität im Rahmen eines Arbeitsdienstes aus. Ein obligatorischer Sozialdienst für junge Männer soll deutlich machen: "Es ist gut, wenn sich junge Menschen wieder mehr um andere kümmern." Dettling will auf einen Streich mindestens drei - ganz unterschiedliche - Probleme lösen: Der obligatorische Dienst soll 1. ein Exempel gesellschaftlicher Moral setzen 2. ganz unmittelbar die unruhige männliche Jugend nach der Schule ruhig halten sowie 3. z. B. den Pflegenotstand lösen. Gegen diesen Vorschlag spricht nicht nur, daß moralische Haltungen in diesem Alter in der Regel schon ausgebildet sind, das Programm also zu spät greift; auch nicht, daß der kurzfristige Einsatz ungelernter und womöglich unwilliger Kräfte etwa im Pflegebereich die Situation dort keineswegs verbessert, sondern vor allem, daß der geplante Sozialdienst gegen das in § 12 Grundgesetz festgelegte Zwangsarbeitverbot verstößt. Demnach darf zu einer Arbeit nur im Rahmen einer "herkömmlichen allgemeinen, für alle gleichen Dienstleistungspflicht" gezwungen werden. Der vorgeschlagene Sozialdienst aber verstößt sowohl gegen das Prinzip der Herkömmlichkeit als auch gegen das Gleichheitsgebot. Abgesehen von der Merkwürdigkeit, eine Dienstpflicht, die den Wehrdienst voraussetzt, gerade dann ausweiten zu wollen, wenn ihre Voraussetzung, eben die Wehrpflicht aus weltpolitischen Gründen überflüssig wird, läßt der Vorschlag ein tiefgreifendes Mißverständnis der Zwangsbefugnisse des Staates erkennen.

Nimmt man die sozialisationstheoretische Einsicht, daß Verantwortung nur durch demokratische Teilhabe erworben werden kann, ebenso ernst wie den Umstand, daß Solidarität und Mitgefühl nicht erzwingbar, sondern nur als eine Frucht freier Einsicht möglich werden, so fragt man sich, warum Leggewie und Dettling nicht an jener Institution ansetzen, die gesellschaftlich mehr oder minder akzeptiert ist: der Schule. Hier könnten Solidarität, Verantwortung und Demokratie eingeübt werden, wenn die Schülerinnen und Schüler sich früh der Gesellschaft und ihren Problemen zuwenden und vor allem die Möglichkeit erhalten, in ihrem Lebensbereich demokratisch mitzubestimmen und dabei jene Verantwortung zu erwerben, die als Bindeglied zwischen moralischer Einsicht und ethischem Handeln unabdingbar ist.

Der Ausbruch der Gewalt im ehemals sozialistischen Ostdeutschland, in dem Moral immer nur als Zwangsveranstaltung begriffen wurde, beweist: Solidarität wird nur als Frucht der Freiheit oder überhaupt nicht sein.

Für Gott und die Umwelt Pfarrer Oeser im Ruhestand

MÖRFELDEN-WALLDORF. "Als ich angefangen habe, gab es noch nicht mal eine Dienstbeschreibung", schmunzelt Kurt Oeser. Der 64jährige Theologe, seit 35 Jahren in Mörfelden zu Hause und seit der Zeit der Auseinandersetzungen um die Startbahn 18 West als Startbahn- und Umweltpfarrer in Hessen ein Begriff, darf sich rühmen, der erste hauptamtliche Umweltbeauftragte zu sein, den sich die evangelische Kirche leistete.

Die Landeskirche machte 1972 mit Oesers Ernennung zum Beauftragten für Fragen des Umweltschutzes den Anfang, 1973 folgte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Seit Anfang März ist der engagierte und populäre Kirchenmann jetzt offiziell im Ruhestand. Mancherlei Ehrungen wurden ihm zuteil. So ist er etwa Doktor-Ingenieur der Technischen Universität Berlin und Professor der Fuldaer Fachhochschule.

Oeser, Mitbegründer vieler Umweltgruppen inner- und außerhalb der Kirche sowie Verfasser zahlreicher Schriften zur Umweltthematik, ist heute ein Mann, dem auf breiter Front viel Anerkennung gezollt wird. Das war nicht immer so. Als ihm die Aufgabe des Umweltbeauftragten übertragen wurde, machten sich noch nicht viele Menschen Gedanken über Begriffe wie Ökologie und Naturschutz. Oeser hingegen gehörte zu jenen, die damals schon erkannten, daß Fortschritt gegen die Natur nicht möglich ist.

Eine Erkenntnis, die ihm bereits während seiner Vikariatszeit in Offenbach gedämmert war: "Wir wohnten damals direkt unter der Einflugschneise und das erste Wort unseres ältesten Sohnes war ,Flieger&rquote;", erzählt er. Als 1961 - Kurt Oeser war inzwischen Gemeindepfarrer in Mörfelden - die ersten Düsenflugzeuge über die Häuser donnerten und er immer häufiger mit Menschen sprach, die wegen des Lärms nicht mehr schlafen konnten, begann er, sich intensiv mit den veränderten Lebensbedingungen der Menschen im Rhein-Main-Gebiet auseinanderzusetzen.

Die Konsequenz: "Wir müssen umdenken." Eine Forderung, die Oeser 1964 aus Anlaß der schon damals geplanten Erweiterung des Frankfurter Flughafens gegenüber dem damaligen hessischen Regierungschef Georg August Zinn (SPD) erhob. Als sich der Widerstand gegen die Startbahn West formierte, war Oeser dabei, schloß sich der SPD an, "weil ich dachte, von innen mehr bewirken zu können".

Von innen zu wirken, das war auch der Grund, warum Oeser den Job als Umweltbeauftragter annahm, "auch wenn ich mir alles selbst erarbeiten mußte". Denn hier habe er die Freiheit gehabt, deutlicher und härter zur Sache reden zu können als beispielsweise in der Politik, findet er, der seiner Aufgabe immer auch ein theologisches Fundament geben wollte.

Doch bis er gehört wurde, "hat es viel, viel Überzeugungsarbeit gekostet", sagt Oeser rückblickend. "Wenn ich theologische Falkultäten angeschrieben und um Material gebeten habe, hat mir auch der offizielle Briefkopf nichts genutzt. Das ist schon vorgekommen, daß einige gar nicht mal geantwortet haben", erinnert er sich und bekennt, daß es auch viel Enttäuschungen und Frustrationen gab. Momente, in denen er ernsthaft darüber nachdachte, aufzugeben und in die Gemeindearbeit zurückzukehren. Denn im Grunde, sagt er, "bin ich immer Pfarrer geblieben".

CHRISTINA WALLENDA

Wir gratulieren

Herrn Ernst Kriegk zum 80. Geburtstag am 12. März.

Grüne wollen Ersten Beigeordneten "Rot-Grün im Kreis nicht um jeden Preis" / Für SPD gibt es eine Schmerzgrenze

KREIS GROSS-GERAU. Ob es zu einem rot-grünen Bündnis auf Kreisebene kommt, nachdem die SPD am 7. März die absolute Mehrheit verlor, ist seit gestern fraglich. Der Grünen-Kreisverband hat am Donnerstag Ansprüche auf den Posten des bisher von der SPD gestellten hauptamtlichen Ersten Kreisbeigeordneten angemeldet und betont: "Rot-Grün nicht um jeden Preis." Genau diesen Slogan aber könnte auch die SPD aufgreifen und sich mehr der CDU zuwenden. Führende SPD-Leute wie Unterbezirksvorsitzende Gabi Horst kommentierten mit Unmut die Grünen-Erklärung: "Für uns Sozialdemokraten gibt es Schmerzgrenzen." Geschäftsführer Jochem Kahl verwies zur weiteren Entwicklung auf die Konstituierung der neuen Kreisfraktion am kommenden Montag.

Im von Vorstandssprecher Dirk Langolf unterzeichneten Papier des Grünen- Kreisverbandes heißt es, nicht "um jeden Preis" wollten die Grünen nach ihrem Wahlerfolg im Kreis eine Koalition mit der SPD eingehen. Begründet wird das mit den Ursachen der stärksten SPD-Niederlage seit 40 Jahren im Kreis. Die liege nicht allein am schlechten Image der Bundespartei oder weil die SPD Stammwähler nicht gehalten habe, sondern im arroganten Auftreten der SPD und ihrer Protagonisten in Kommunen und Kreis. Schuld sei auch inhaltliche Konzeptionslosigkeit der SPD in der Kreispolitik. Das und der Versuch der Verkleisterung durch Klientelbefriedigung und ein gutes Stück Anbiederungspragmatismus sei vom Wähler mit der roten Karte bedacht worden. Besonders ausgeprägt seien SPD-Verluste dort, wo Grünen-Oppositionspolitik über Jahre die Glaubwürdigkeitslücke der SPD aufgedeckt habe.

Den Grünen sei "nach dem Schrumpfungsprozeß der ehemaligen Volksparteien" vom Souverän das größere Maß an Glaubwürdigkeit zugebilligt worden. Die Wahrnehmung des demokratischen Wächteramtes durch die Grünen mache Koalitionsverhandlungen für die SPD nicht leicht. Die Grünen hätten Abstand vom Schmusekurs gewonnen, verhandelten hart um Sachthemen. Erfahrungen grüner Kommunalpolitiker mit der SPD flössen in die Verhandlungen ein.

In einer dem Bischofsheimer Grünen- Kreistagsmitglied Dr. Gerhard Schneider zugeordneten Passage der Erklärung heißt es: An der Macht teilhaben könne die SPD im Kreis mit den Grünen nur dann, wenn sie zum Verzicht auf den großen roten Filzteppich bereit sei. Hierzu gehöre in erster Linie der Abschied vom Ersten Kreisbeigeordneten, der künftig von den Grünen gestellt werde.

Überraschung und Verärgerung lösten Erklärung und Wortlaut bei führenden Sozialdemokraten aus. Das sei "in gefährlicher Nähe zu miserablem Stil", meinte UB-Chefin Horst. Die SPD habe die Kommunalwahlen verloren, daran gebe es nichts zu deuteln. Das Ergebnis mache es nötig, Gespräche mit allen demokratischen Parteien über künftige politische Zusammenarbeit im Kreistag zu führen: "Die SPD ist zu Verhandlungen auch mit den Grünen bereit." Erprobte und in Nachbarkreisen bewährte Formen rot- grüner Zusammenarbeit könnten Vorbild sein. Voraussetzung für Verhandlungen sei aber eine sachliche Atmosphäre. Zusammenarbeit mit den Grünen auf Gedeih und Verderb werde es nicht geben. Daher könne den für die Grünen-Pressemitteilung Verantwortlichen nur empfohlen werden, von überzogenem Anspruchsdenken abzukommen und zu sachlichem Klima für die Gespräche beizutragen.

Im Hintergrund: In der SPD-Kreistagsfraktion gibt es auch wegen der schwierigen Finanzlage im Kreis Freunde einer engeren Zusammenarbeit mit der CDU. Einige sahen mit der Grünen-Erklärung die Schmerzgrenze überschritten: Immerhin habe die SPD am 7. März dreimal so viele Stimmen wie die Grünen erreicht.

Eine Abwahl des Ersten Kreisbeigeordneten Baldur Schmitt (SPD) hätte für Kreis (und Steuerzahler) erhebliche Konsequenzen. Schmitt müßte bis zum Ablauf seiner laufenden zweiten Legislaturperiode am 9. Juni 1997 bezahlt werden, erhielte danach noch eine stattliche Summe, weil er seit 3. Juni 1985 hauptamtlicher Beigeordneter im Kreis ist. Seine zweite Legislaturperiode begann am 3. Juni 1991. cas

Kommentar

Gewählt, geändert und doch nichts verändert? Diese bittere Erkenntnis beschleicht nach dem 7. März 1993 wieder einmal viele brave Wähler/innen nach einer Kommunalwahl: Sie haben zwar mancherorts parlamentarische Mehrheiten gekippt, aber an den Schalthebeln der Macht zunächst nichts verändert. Eine Folge: Das gestern vor rot-grüner Kulisse begonnene Gerangel um den Posten des Ersten Kreisbeigeordneten.

Das grundsätzliche Problem nach Kommunalwahlen in Hessen ist: Hauptamtliche Politiker wie Landrat und Bürgermeister bleiben im Amt, auch wenn ihre Partei im zuständigen Parlament die Mehrheit verloren hat. Um diese Hauptamtlichen loszuwerden, bedarf es eines formellen Abwahlverfahrens. Und der dann mühevoll vorzeitig Abgelöste erhält für den Rest der nicht mehr ausgeführten Amtszeit noch nahezu vollständig seine Bezüge. Der Steuerzahler begleicht die Zeche und das, obwohl er bisher nicht einmal direkten Einfluß auf die Kür Hauptamtlicher nehmen konnte.

Bisher regelte Hessens Kommunalwahlsystem, daß Legislaturperioden Hauptamtlicher unabhängig von denen der Parlamentarier verliefen, beispielsweise Bürgermeister sechs Jahre amtierten, ehrenamtliche Gemeindevertreter aber alle vier Jahre gewählt wurden. Und diese Parlamente wählten die Hauptamtlichen mit ihren anderen Amtszeiten.

An diesen verschiedenen Legislaturperioden ändert sich durch die in diesem Jahr auch im Kreis Groß-Gerau beginnenden Direktwahlen nichts. Neu wird nur sein, daß Bürgerinnen und Bürger unmittelbar Einfluß auf die Person des Kandidaten oder der Kandidatin nehmen können. Also wird es auch künftig zu solch merkwürdigen Erscheinungen wie nach der jüngsten Kommunalwahl kommen können, daß der von der einen Partei gestellte Bürgermeister plötzlich im Parlament der Mehrheit der Konkurrenz gegenübersitzt. Man stelle sich vor, in Bonn oder Wiesbaden regierten Kohl oder Eichel zeitlich anders als die jeweiligen Parlamente!

Auch im kommunalen Bereich wäre es die bessere Lösung, wenn Hauptamtliche und Parlamente - wie in Bund und Land üblich - jeweils die Änderung tut not gleiche Zeit arbeiteten. Denkbar wäre dann - wie in einigen Bundesländern - die Legislaturperiode der Parlamente etwas zu verlängern. Bei solchem Wahlmodus mit Zeitgleichheit sagt der Wähler bei jeder Kommunalwahl klar, ob ihm Kommunalparlament und Regierung passen - wenn nicht, ändert er beides in einem Zug mit seiner Stimme.

In Riedstadt jedenfalls hätten alle Parteien, auch die durch Stimmeneinbußen arg gebeutelte SPD, dann eine ganze Menge Probleme weniger bei der Ablösung ihrer intim verfeindeten Hauptamtlichen. WALTER KEBER

Literatur-Workshop mit Henning Boëtius

"Das Abenteuer einer Romanentstehung" ist der Titel eines Literatur-Workshops mit dem Schriftsteller Henning Boëtius, der an drei Dienstagabenden in der Buchhandlung Walkmühle stattfinden wird und am 16. März beginnt.

Gesprochen wird an diesen drei Abenden über die Entstehung von Henning Boëtius' 1991 erschienenen Roman "Lauras Bildnis", dessen Hauptfigur ein Restaurator ist. Zum Abschluß ist ein Besuch in der Städelschen Kunstgalerie geplant, bei dem das "geheimnisvolle Frauenporträt" besichtigt werden soll, das Inspirationsquelle und Vorbild für "Lauras Bildnis" war. Der 1939 im hessischen Langen geborene Boëtius hat nach einem Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie zunächst als Literaturwissenschaftler gearbeitet, ehe er sich als Bühnenmusiker, Maler, Goldschmied, aber vor allem als Schriftsteller "selbständig" machte.

Buchhandlung Walkmühle, Am Hollerbusch 7 in Frankfurt, 16., 23. und 30. März. Beginn 20 Uhr. sy

Zitterndes Küken, sterbender Schwan Mitsuru Sasaki mit seinem Tanzsolo "Human Power Flight" im Mousonturm

Vor fast leeren Stuhlreihen mußte am Mittwochabend der japanische Tänzer und Choreograph Mitsuru Sasaki sein Solo "Human Power Flight" im Frankfurter Mousonturm zeigen. Er schien sich davon freilich nicht irritieren zu lassen, beeindruckte vielmehr durch Konzentration und Ausdruck bis in die Fingerspitzen.

Sasakis Tanz ist anstrengend, sowohl für ihn selbst als auch für die Zuschauer. Er gönnt sich und uns keinen Moment der Entspannung, der Ruhe, sein Körper krampft und zittert, krachend wirft er sich auf die Knie oder bricht in wilde Zuckungen aus. Man hat das Gefühl, daß er in "Human Power Flight" allen Schmerz und alles Leid eines abstürzenden Ikarus auf die Bühne bringen will. Und dort, wo er seinen Tanz von "Ohrwürmern" (Walzer oder Popmusik) begleiten läßt, kontrastieren die selbstquälerischen Bewegungen stark mit der sie begleitenden Musik.

Mitsuru Sasaki, inzwischen fast fünfzigjährig, ist sowohl in japanischem Butoh-Tanz ausgebildet als auch am Essener Folkwang-Tanzstudio, wo er in den achtziger Jahren als Tänzer und auch Choreograph wirkte. Susanne Linke hatte ihn in Paris gesehen und nach Essen eingeladen. Heute sieht Sasaki sich mehr in Folkwang-Tradition als in der des Butoh, jedoch sind Einflüsse des letzteren deutlich, vor allem in der extremen Krampfung des Körpers, der plakativ- starren Mimik.

In dem gut einstündigen Solo "Human Power Flight" reiht Sasaki Szenen, Situationen aneinander, ist mal ein alter Mann, ein Bettler, mal ein Gefolterter, ein von Dämonen Besessener, ein hölzern Stolzierender. Unter seinem dunklen Jackett quellen weiße Federn hervor, verteilen sich langsam auf der ganzen Bühne. Der Tänzer zittert wie ein gerade ausgeschlüpftes Küken, seine Armbewegungen erinnern bisweilen auch an den klassischen "sterbenden Schwan".

So beeindruckend die Intensität von Sasakis Darstellung ist, so ist seine Choreographie doch arg gedankenschwer. Man hat das Gefühl, der Künstler will hier allzuviel auf einmal sagen, verzettelt sich ein bißchen in den vielen Facetten seiner Gesellschaftskritik.

(Weitere Aufführungen am heutigen Freitag und morgigen Samstag, Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, Beginn 21 Uhr, Studiobühne.) sy

Neue Osteuropa-Bank kommt kaum vom Fleck Nur wenig Geld ausgezahlt / Hindernisse bei Investitionen / Mittelstands-Institute geplant

rb FRANKFURT A. M. Die Osteuropa- Bank in London hat knapp zwei Jahre nach ihrer Gründung immer noch große Schwierigkeiten, private und öffentliche Investitionen in den 25 Staaten des ehemaligen Ostblocks anzuschieben. 1992 hat sie zwar 55 Projekte mit einer Kreditsumme von 2,45 Milliarden Mark zugesagt, berichtet der stellvertretende deutsche Exekutivdirektor Siegfried Borggrefe, tatsächlich aber erst etwa ein Fünftel dieses Betrages ausgezahlt.

Borggrefe gesteht denn auch ein, daß dies angesichts einer Zielgruppe von 300 Millionen Menschen bisher "ein minimaler Transfer" bedeutet. Gleichzeitig halte das Institut "zu viele flüssige Mittel" (bisher wurden 2,8 Milliarden Mark am Kapitalmarkt aufgenommen). Die Gründe dafür liegen sowohl in der Struktur der Bank als auch bei den Empfängerländern. So seien dort die rechtlichen Bedingungen für Infrastruktur-Darlehen "schlicht eine Katastrophe", meint der ehemalige Beamte des Bonner Wirtschaftsministeriums. Weder funktionierten die Ausschreibeverfahren noch die staatlichen Garantieverträge - "wir können unsere Gelder nicht ungeschützt geben". Zudem würden mit den Krediten verknüpfte Auflagen, wie zum Beispiel feste Tarife und Wettbewerb in der Telekommunikation, oft nicht akzeptiert. Auch bei der Unterstützung von privaten Investitionen, Hauptaufgabe der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE), klappt es noch längst nicht so wie erwartet, klagt Borggrefe. Das liegt aber auch an der Bank selbst, deren Mindestvolumen pro Kredit zehn Millionen Mark beträgt. Deshalb wollen die EBWE-Leute in den einzelnen Ländern nun nach dem Vorbild und in Kooperation mit der Frankfurter Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Mittelstandsbanken aufbauen, die mit wesentlich bescheideneren Beträgen auch Kleinunternehmer unterstützen könnten.

Dennoch glaubt Borggrefe nicht, daß das in der Satzung festgelegte Verhältnis von 60 Prozent privaten Investitions- und 40 Prozent staatlichen Entwicklungs-Krediten bald erreicht wird. Derzeit hielten sich beide Aufgaben etwa die Waage. Am 1. April, wenn die Bank ihren zweiten Geburtstag feiert, wird dies überprüft. Dann müßten sich die Regierungen fragen lassen, "ob die Satzung noch stimmt".

Borggrefe geht auch auf die zahlreichen Kritiken gegen die "Attali-Bank" ein. So treffe etwa der Vorwurf, die Deutschen seien unterrepräsentiert, nicht mehr zu. Von den inzwischen 600 Beschäftigten im neuen Hauptquartier in der Londoner City (Einweihung ist nächste Woche) haben gut acht Prozent einen deutschen Paß. Das entspricht dem Anteil der Bundesrepublik (8,5 Prozent) am gesamten Grundkapital von 20 Milliarden Mark. Davon sollen bis 1995 sechs Milliarden eingezahlt werden. Einen bürokratischen "Wasserkopf" in der Zentrale hält Borggrefe ohnehin für "gefährlich", statt dessen müsse man künftig "stärker vor Ort präsent sein", um potentiellen Investoren "die Feder zu führen".

Bei der Auftragsvergabe der Bank hätten deutsche Firmen "noch einen Nachholbedarf". Durch eine eigene Repräsentanz in Berlin will die EBWE aber nun vor allem Firmen der Ex-DDR beraten. Ihnen rät er, "stärker in Osteuropa zu investieren statt nur zu exportieren".

Kredite hat das Institut inzwischen an zwölf Staaten zugesagt. An erster Stelle steht Polen, das seit April '91 allein fast eine Milliarde Mark erhalten hat, gefolgt von Ungarn (rund 500 Millionen). Größtes Einzelprojekt ist die Beteiligung der Bank am Joint-venture zwischen VW und Skoda (200 Millionen Mark). Schwierig sei die Kooperation bisher mit Rußland - "die wirtschaftlichen Machtzentren liegen in den Regionen" - und mit der Ukraine, wo "nationalistische Bestrebungen der Regierung" Hindernisse bildeten.

Wir gratulieren

Frau Helmi Schad zum 80. Geburtstag am 12. März.

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Beratung / Selbsthilfe Friedberg. Altenbeirat Wetteraukreis: Sprechstunde, 10-12 Uhr, Kreishaus Europaplatz, Zi. 420, Tel. 0 60 31 / 833 59.

LVA: Sprechtag, 8-12 Uhr, Auskunfts- und Beratungsstelle, Hanauer Str. 30.

Diakonisches Werk: Gemeindeclub Knospe, Offener Treff für Menschen in Krisensituationen, 14-20 Uhr, Seewiese; Ehe-, Familien- und Lebensberatung, psychologische Beratung, Gesprächstermine nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 149 59, Leonhardstr. 16.

Anonyme Alkoholiker: Treffen, 20.15 Uhr, Club Knospe, Seewiese.

Bad Nauheim. Frauen helfen Frauen, Wetterau: Frauenhaus, Tel. 0 60 32 / 47 84, Beratungsstelle des Frauenhauses: Mo. 13-16 Uhr, Mi. 9-12 Uhr, Fr. 9-12 Uhr u. nach Vereinbarung, Frankfurter Str. 1c, Tel. 0 60 32 / 47 74.

Haus der Gesundheit: 9.30-11 Uhr Diätberatung; 15.30 Uhr Vortrag: Vitamine - nicht nur in Obst.

Echzell. Freundeskreis Wetterau, Verein für Suchtkrankenhilfe: Gruppenstunde, 20-22 Uhr, Ev. Gemeindehaus, Lindenstr. 4, Kontakttelefon 0 60 08 / 315.

Nidda. Frauen-Notruf: Selbsthilfegruppen, 19.30-22 Uhr, Weiherstr. 12, Borsdorf, Tel. 0 60 43 / 44 71.

Büdingen. Kath. Gemeinde St. Bonifatius: Mutter-Kind-Kreis, 10 Uhr, Haus Walburga. Kulturmix Bad Nauheim. YaYas Klangtheater - "Mit Summ und Bumm", Musik-Mitmachtheater für Kinder ab 4 J., 10.40 Uhr, Kath. KiGa Nieder-Mörler-Str. 62, Nieder- Mörlen.

Kurkonzert, 15.30 u. 19.30 Uhr, Trinkkuranlage. Bad Vilbel. Alte Mühle: Provinztheater Bad Vilbel - "Von Frau zu Frau" nach A. Zaschke, 20 Uhr, Lohstr. 13.

Butzbach. Laienspielschar Ebersgöns - "Hilfe, meine Frau ist reich", 20 Uhr, Saal Seip.

Karben. KIK: Wiesbadener Hinterhaus Kabarett - "Irre Aussichten", 20.30 Uhr, Bürgerzentrum.

Nidda. Unterhaltungsmusik mit Alleinunterhalter Chris, 10-11.30 Uhr, Trinkkurhalle Bad Salzhausen.

Büdingen. Sugar Fool Stampers & Milano Jazz Gang - Jazz for Fun, 19.30 Uhr, Ronneburg. Gruppen / Vereine Friedberg. Frauenzentrumsverein: Frauen-Kneipe, ab 20 Uhr, Usagasse 8 (Eingang Judengasse).

Erster Kanarienzuchtverein Bad Nauheim: Monatsversammlung, 20 Uhr, Gaststätte Loreley, Fauerbach.

Bad Nauheim. Mütter- u. Familienzentrum: Babytreff, 15-17 Uhr, KiGa Steinfurth. Eisenbahnfreunde: Club-Abend, 20 Uhr, Clubheim.

Hiesbachverein: Stammtisch, 20 Uhr, Sportheim.

Schachclub: Jugend spielt Schach, 16 Uhr; allgemeiner Spielabend, 19.30 Uhr, Musikpavillon Trinkkuranlage.

DLRG: Abnahme aller Schwimmprüfungen, 17.30 Uhr, Usa-Wellenbad.

Gem. Usa-Gärten: Stammtisch, 18 Uhr, Vereinshaus.

Geflügelzuchtverein: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Sportheim.

Bad Vilbel. SSV Heilsberg: Versammlung, 20 Uhr, Danziger Str. 7a, Heilsberg.

FFw Dortelweil: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Saalbau Steul.

Jugendpflege: Spiel- und Basteltreff für Kinder bis 12 J.: 14.30-17.30 Uhr, Altes Rathaus An der Kirche Massenheim.

Kinderschutzbund: Stillgruppe, 10-12 Uhr; Leseclub, 15-17 Uhr, Frankfurter Straße 85 (I. Stock).

Rosbach. SG Rodheim: Lauftreff, Treffpunkt 18.30 Uhr, Clubheim Mainzer Str.

Butzbach. FFw Griedel: Jahreshauptversammlung, BH Griedel.

KZV Nieder-Weisel: Generalversammlung, Gaststätte Glocke.

KZV: Monatsversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus-Gaststätte.

Reservisten-Kameradschaft: Info- Abend, 20 Uhr, Gasthaus Wilhelmshöhe.

Florstadt. OGV: Jahreshauptversammlung, BH Nieder-Florstadt.

Karben. KSV Kl.-Karben: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Vereinshaus.

KZV 1913 H59 Kl.-Karben: Versammlung, 19.30 Uhr, Vereinszuchtanlage.

Altenstadt. Jugendclub Treff: 19-22 Uhr, a.d. Altenstadthalle.

VfL: Joga für Frauen und Männer mit Grundkenntnissen (auch für Nicht- Mitglieder des VfL), 20-21.30 Uhr, Brunnenstr. 16, Heegheim, Tel. 0 60 47 / 20 32.

Nidda. Bürgerverein: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus.

SKG Eintracht Fauerbach: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Saal Böckel.

Büdingen. Mädchen-Café, 15-18 Uhr, Am Marktplatz 3, Tel. 0 60 42 / 27 37.

Hirzenhain. Natur- u. Vogelschutzgruppe Merkenfritz: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Gaststätte Zum Lamm.

FFw: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Bürgerhaus.

Gedern. Kulturkreis: Treffen, 20.15 Uhr, Gaststätte Laabhans. Vorträge / Kurse Bad Nauheim. ArGe Geschichte & Kulturamt & Vereinigung SIETAR Europa: "Freiheit, Recht und Toleranz - Verfall demokratischer Werte?", Podiumsdiskussion, 19.30 Uhr, Kurhaus.

Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: Computer-Schnupperkurs für Schülerinnen ab 10 J., 17-20.15 Uhr (Sa. 9-16 Uhr), J.-S.-Bach-Str. 26.

Karben. Fam. Reith: Dia-Vortrag "Kanada", 20 Uhr, Bürgerzentrum.

Nidda. Cultura 87: Vortrag "Das Erlöser-Thema in der Philosophie" v. Prof. Dr. R. Malter, 19.30 Uhr, Kurhaus-Hotel.

Büdingen. Kulturkreis: Literarischer Salon - Vortrag "Onkelchens Traum v. F. M. Dostojewski" v. Dr. Ullmann, 19.30 Uhr, Uralt Rathaus.

Gedern. Vogel- u. Naturschutzgruppe: Dia-Vortrag "Schottland", 20 Uhr, Kolpingsaal d. kath. Kirchengemeinde. Parteien / Parlamente Bad Vilbel. SPD: Jahreshauptversammlung, 18 Uhr, Kurhaus. Blutspendetermin Gedern. DRK: 18-21 Uhr, Gesamtschule.Verschiedenes Butzbach. Faselmarkt: Tanz und Kurzweil Anno 1493, 20 Uhr, Bürgerhaus.

Nidda. Wanderungen durch Wald und Flur unter ortskundiger Führung, Treffpunkt: 13.30 Uhr, vor der Kurverwaltung.Abfallsammlung Reichelsheim. Sonderabfall-Sammlung: 9-9.45 Uhr Weckesheim, Altes Wiegenhaus Ortsmitte; 10-11 Uhr Dorn-Assenheim, Parkpl. Feuerwehrgerätehaus.

Florstadt. Sonderabfall-Sammlung: 12-13.45 Uhr Nieder-Florstadt, Messeplatz; 14-14.30 Uhr Ober-Florstadt, Parkpl. Friedhof; 14.45-15 Uhr Leidhekken, Parkpl. Friedhof. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).

Bad Nauheim. Wolfgang Pospischil - Gemälde, Trinkkuranlage (bis 14. 3.).

Bad Vilbel. Angelika Bindemann - Öl- Bilder, Café Dominique, Lohstr. 13.

Altenstadt. Frauenamt des Wetteraukreises: Typisch - die neuen Mädchen in Industrie und Handwerk, Limesschule, Schillerstr. 2 (bis 19. 3.). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Ein ehrenwerter Gentleman (15, 20.15, 22.30 Uhr) - Blende: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15 Uhr); Sneakers - die Lautlosen (20, 22.30 Uhr) - Studio: Bodyguard (15, 22.30 Uhr); Dracula (20 Uhr) - Keller: Die Schöne und das Biest (15 Uhr); Alarmstufe Rot (20.15, 22.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Candymans Fluch (19 Uhr); Der Reporter (21.15 Uhr).

Butzbach. Capitol: Eine Frage der Ehre (20 Uhr) - Bambi: Bitter Moon (20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Hook (16 Uhr); Zorniger Schlaf (18.30; 20.30 Uhr).

Büdingen. Royal: Stalingrad (20, 22.30 Uhr) - Princess: Der Tod steht ihr gut (20, 22.30 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Wir Kinder aus Bullerbü (16 Uhr); Eine Frage der Ehre (19.45 Uhr); Verhängnis (22.15 Uhr).

Lich. Traumstern: Die Schöne und das Biest (17.15 Uhr); Simple Men (19.30 Uhr); Leolo (21.45 Uhr); John Lurie and The Lounge Lizards (24 Uhr).

(ohne Gewähr)

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST: SV Reichelsheim - FV Bad Vilbel II (Fr., 19.30 Uhr), SG Ober-Erlenbach - TSV Vatan Spor Bad Homburg, SV Steinfurth - 1.Rödelheimer FC 02, SG RW Frankfurt II - SV Nieder-Weisel, FC Germ. Frankfurt : SV Germania Ockstadt, Spvgg. Fechenheim - Kickers Offenbach II, 1.FC Hochstadt - SG Rodheim, SV Gemaa Tempelsee - Spvgg. Oberrad, FSV Bischofsheim - FC Dietzenbach ( So., 15 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: Spvgg. Weiskirchen - Spfr. Seligenstadt (Sa., 15.30 Uhr), TSV Höchst - SG Nieder-Roden, FC Teut. Hausen - FSV Ravolzhausen (Sportzentrum Obertshausen), Spvgg. Seligenstadt - Eintr.-Sportfr. Windecken, FV Germ. Bieber - TSV Lämmerspiel, VfB Oberndorf - SG Bruchköbel, FC Hanau - SV Birstein, FC Germ. Niederrodenbach - FSV Bad Orb, KSG Ober-Seemen - SV Mel. Roth ( So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA HANAU: KSV Eichen - Spfr. Ostheim, TSG Niederdorfelden - Eintr. Oberissigheim, TSV Niederissigheim - TSV Kewa Wachenbuchen, SV Vict. Heldenbergen - Eintr. Oberrodenbach, TSV Hanau - FC Germ. Dörnigheim, KSV Langenbergheim - Spvgg. Roßdorf, Dörnigheimer SV - FC Türk Gücü Hanau, SG Marköbel - 1.FC Langendiebach (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA BÜDINGEN: SV Mittel-/Nieder-Seemen - SV Phönix Düdelsheim, Sportfreunde Oberau - SV Calbach, VfB Höchst - Rohrbacher SV, 1.FC Rommelhausen - SV Blau-Weiß Schotten, TV Kefenrod - SG Steinberg/Glashütten, SV Orrleshausen - SG Bindsachsen, SC Vikt. Nidda - VfR Ulfa, VfR Hainchen - FC Alem. Gedern (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA FULDA-SÜD: FC Kressenbach - FC Brit. Eichenzell, DJK-SG Helvetia Kerzell - SG Hattenhof, TSV Grebenhain - FC Herm. Mottgers, SV Nieder-Moos - SG BW Rommerz, SV Germ. Herolz - SG Alem. Weiperz, SV Mittelkalbach - SV Neuhof, SG Marborn - SG Hohenzell, TSV Heubacch - SG Freiensteinau (So., 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA OFFENBACH: u.a. FC Alem. Klein-Auheim - SSG Langen (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A OFFENBACH-OST: u.a. SV Mühlheim - SV Steinheim (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A HANAU: Spvgg. Langenselbold II - FC RW Großauheim (So., 13.15 Uhr), 1.FC Mittelbuchen - SV Langenselbold, VfR Kesselstadt - SKG Rüdigheim, FC Germ. Rückingen - Safak Spor Hanau, FC Ararat Hanau - FC Hellas Maintal, Spvgg. Hüttengesäß - FC Büdesheim, VfB Großauheim - Germania Großkrotzenburg (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A BÜDINGEN: FC Wallernhausen - SV Ober-Lais, SC RW Gelnhaar - SG Büdingen, FSV Waldsiedlung Altenstadt - SV Lißberg, FSG Altenstadt - SV Eintr. Altwiedermus, TSV Stockheim - VfB Ober-Schmitten, 1.FC Lorbach - SSV Lindheim, KSV Eschenrod - FC Vikt. Ober-Widdersheim, SG Wolf/Aulendiebach - SG Burkhards/Kaulstoß/ Sichenhausen (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A SCHLÜCHTERN: SG Schlüchtern - Sg Germ. Sterbfritz, FV Steinau - TSV Weichersbach, SG Jossa - SG Hutten, TSV Frisch Auf Uttrichshausen - SG Huttengrund, TSG Züntersbach - FSV Gundhelm, SG Germ. Ulmbach - ESV Vikt. Elm, SV Alania Sannerz : TSV Oberzell, SV Teut. Wallroth - SG RW Veitsteinbach ( So., 15 Uhr).

KREISLIGA B BÜDINGEN-SÜD: SG Wolferborn/Michelau - SV Ol. Bergheim, TSG Bleichenbach - FC Germ. Ortenberg, FSV Glauberg - 1.FC Vikt. Eckartshausen, BV Rinderbügen - SSG Vikt. Eckartsborn, SG Selters/ Wippenbach - SV Burgbracht/Bösgesäß, KSV Effolderbach - KSG Usenborn, SV Büches - FSV Heegheim/Rodenbach ( So., 15 Uhr).

KREISLIGA B BÜDINGEN-NORD: SG Unterschmitten - SV Ranstadt, SC Germ. Nieder- Mockstadt - TSV Geiß-Nidda, FC Gencler Birligi Nidda - KTSV Borsdorf/Harb, SC teutonia Kohden - VfR Hirzenhain, SV Eichelsachsen/ Wingershausen - SKG Eintr. Fauerbach, SV Rainrod - SV Merkenfritz, FSV Dauernheim - SV Eichelsdorf, SG Eintr. Ober-Mockstadt - KSV Bobenhausen ( So., 15 Uhr).

KREISLIGA B SCHLÜCHTERN: TSV Hintersteinau - SG Bad Soden/Ahl II, SC Ahl - SV Seidenroth, SV Niederzell - SV Breitenbach, SG Sarrod - SG Oberkalbach, SG Höf und Haid - TSV Rhönadler Schwarzenfels, SG Degenfeld Vollmerz - FV Germ. Bellings (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B OFFENBACH-OST: u.a. FC Germ. Steinheim - TGM Jügesheim, SG Steinheim - DJK Eintr. Steinheim, FC Maroc Offenbach - TSV Klein-Auheim (So., 15 Uhr). hdp

BEZIRKSLIGA GELNHAUSEN: TSV Hain- Gründau - FSV Hailer, SV Neuses - Germ. Horbach, FC Gelnhausen - FSV Großenhausen, SV Pfaffenhausen - Germ. Wächtersbach, VfR Meerholz - TSV Kassel, TSV Wirtheim - FV Vikt. Neuenhaßlau, Germ. Rothenbergen - FSV Vikt. Lieblos, SKG Eidengesäß - SG Hesseldorf/Weilers/Neudorf (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 1: SV Sotzbach- SV HochlandFischborn, KSG Hettersroth/Hitzkirchen - SV Breitenborn, SG Waldensberg - SV Salmünster, FSV Niedergründau - SV Brachttal, BSC Spielberg - FC Vorwärts Udenhain, SV Mel. Aufuenau - KSG Wüstwillen-/Lichenroth, KG Wittgenborn - SKG Mittelgründau (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A GELNHAUSEN, GRUPPE 2: FC Burgjoß - FC Italia Gelnhausen (Sa., 16 Uhr); SV Lettgenbrunn - FSV Mernes, TSV Lohrhaupten - SV Altenmittlau, SG Haitz - SV Somborn, SV Bernbach Reserve - FSV Geislitz, Alemania Niedermittlau - SV Germania Bieber, FSV Altenhaßlau - FSV Kempfenbrunn (So., 15 Uhr). wh

BEZIRKSLIGA FRIEDBERG: SKV Beienheim - SV NIeder-Wöllstadt (Fr., 20.15 Uhr); KSV Klein-Karben Reserve - FC Nieder-Florstadt (So., 13.15 Uhr); SV Echzell - FC Kaichen, VfR Ilbenstadt - VfB Friedberg, FC Ober-Rosbach - SV Hoch-Weisel, FSV Kloppenheim - SC Dortelweil, KSV Bingenheim - TuS Rockenberg (So., 15 Uhr).

KREISLIGA A FRIEDBERG: FSV Dorheim - SG Weckesheim/Dorn-Assenheim, FSG Burg-Gräfenrode - TSG Ober-Wöllstadt, TSG Wölfersheim - KSG/20 Groß-Karben, Türkischer SV Bad Nauheim - KSV Berstadt, SV Bruchenbrücken - FC Hessen Massenheim, FC Nieder-Wöllstadt - KSG Bönstadt, SV Germ. Leidhecken - SG Stammheim (So., 15 Uhr).

KREISLIGA B FRIEDBERG, GRUPPE 1: Türkischer SV BAd NauheimReserve - SV Nieder-Weisel Reserve (So., 13.15 Uhr); FC Gambach - SG Melbach, FC Trais-Münzenberg - SG Oppershofen, FSG Wisselsheim - SV Germ. Schwalheim, TSV Ostheim- SG Ostend Bad Nauheim, SV Bad Nauheim - VfB Södel, Blau-Gelb Friedberg - TFV Ober-Hörgern, Blau-Gelb Friedberg - TFV Ober-Hörgern, Blau-Weiß Espa - TuS Rockenberg Reserve (So., 15 Uhr).

KREISLIGA FRIEDBERG, GRUPPE 2: FC Rendel - FC Nieder-Florstadt Reserve (Fr., 19.30 Uhr); VfR Ilbenstadt Reserve - VfB Friedberg Reserve (So., 13.15 Uhr); Türk Gücü Friedberg - SV Assenheim, VfB Petterweil - SV Teutonia Staden, SV Rosbach - SV Ossenheim, SV Gronau - FV Okarben, FC Olympia Fauerbach - SKG Erbstadt (So., 15 Uhr). bo

FRAUEN OBERLIGA HESSEN: u.a. TSG Wölfersheim - TSV Münchhausen, FSV 08 Schierstein - Spvgg. Langenselbold (Sa., 16 Uhr).

LANDESLIGA SÜD: u.a. TSV Eschollbrükken/Eich - SV Bad Nauheim (Sa., 16 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: SG Rosenhöhe Offenbach - FC Kickers Obertshausen (Sa., 16 Uhr), FC RW Großauheim - SG Praunheim III, Spvgg. Langenselbold II - SG Hammersbach, FV Vikt. Neuenhaßlau - FSV Frankfurt III (Sa., 17 Uhr).

BEZIRKSLIGA HANAU/GELNHAUSEN: Dörnigheimer SV - SV Altenmittlau (Fr., 19.30 Uhr), FC Vorw. Udenhain - SG Bad Soden/ Aufenau, SG Hammersbach II - FC Germ. Wächtersbach (Sa., 16 Uhr), SV Vict. Heldenbergen - FSV Hailer (Sa., 17.30 Uhr).

BEZIRKSLIGA FRIEDBERG/BÜDINGEN: VfR Butzbach - SG Eintr. Ober-Mockstadt, FC Nieder-Wöllstadt - TSG Wölfersheim II (Sa., 16 Uhr). hdp

Marode Wohnungen werden saniert GBO erwirbt 800 städtische Wohnungen / Mieter erhalten Dauerverträge Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. Schneidermeister Hussein T. lebt seit 30 Jahren in Offenbach. Weil seine Sehkraft nachließ, legte er die Nadel aus der Hand und eröffnete vor vier Jahren in der Kaiserstraße 4 ein Lebensmittelgeschäft. Rund 70 000 Mark hat der Türke in die Renovierung des 53 Quadratmeter großen Ladens investiert. Jetzt kündigte ihm der Hauseigentümer, die Stadt, den Mietvertrag zum 30. September 1993. Hussein T. befürchtet: "Das bedeutet das Ende meiner Existenz. Ich will aber nicht zum Sozialhilfeempfänger werden." Das Lebensmittelgeschäft, schräg gegenüber vom Hauptbahnhof gelegen, geht gut, betont Hussein T., besser als das gleich um die Ecke in der Bismarckstraße 151 liegende Blumengeschäft seiner deutschen Frau Vayola.

Ebenfalls die Mietverträge gekündigt hat die Stadt auch einem Döner-Imbißbetreiber und sechs Wohnungsmietern. Die Stadt will angesichts ihrer Finanzmisere das Haus verkaufen. Ein Interessent, ein Frankfurter Kunsthändler, ist bereits gefunden. Stadtkämmerer und Liegenschaftsdezernent Gerhard Grandke sagt: "Wenn wir das Haus mieterfrei verkaufen können, erzielen wir einen höheren Preis." Pech also für Hussein T., daß ausgerechnet das Haus, in dem er seinen Laden hat, verkauft wird und er nur einen Mietvertrag hat, der sich immer nur um ein Jahr verlängert."

Das Amt für Wirtschaftsförderung helfe der Familie, einen neuen Laden zu finden, bekräftigt Grandke. Bislang zahlte Hussein T. nur 813 Mark Miete. Für einen neuen Laden in ähnlich guter Lage aber müßte er zwischen 4000 und 6000 Mark ausgeben. Hussein T. befürchtet: "Eine solch hohe Miete kann ich mit meinem Laden nicht erwirtschaften." Grandke tröstet: "Es liegt im Ermessen des neuen Eigentümers, ob er an Hussein T. weiter vermieten will."

Der Hausverkauf soll nicht nur helfen, die städtische Finanzlage zu verbessern, sondern dient auch der städtebaulichen Sanierung der ganzen Straßenecke Kaiser-/Bismarckstraße. Die Stadtverordnetenversammlung faßte bereits vor zwei Jahren den Grundsatzbeschluß, nach dem S-Bahn-Bau die Kaiserstraße vom Bahnhof bis zur Berliner Straße in eine attraktive Allee zu verwandeln.

Weil die Stadt selbst kein Geld für die Sanierung ihrer meist ziemlich abgewohnten Liegenschaften hat, überträgt sie ihre 800 Wohnungen an die Gemeinnützige Baugesellschaft Offenbach (GBO), die eine hundertprozentige Tochter der Stadt ist. Für diesen 20-Millionen- Mark-Deal gab das Regierungspräsidium nun grünes Licht, nachdem fiskalische Bedenken des Finanzamtes ausgeräumt werden konnten.

Zu den vielen Häusern und Mietwohnungen kam die Stadt im Laufe der Jahrzehnte, weil sie im Interesse einer kontrollierten Stadtentwicklungsplanung bei diesen Grundstücken mit Schlüsselfunktion von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machte.

Die GBO habe bessere Finanzierungsmöglichkeiten für die Unterhaltung und Modernisierung der Häuser, auch die Mieterbetreung sei optimaler und schneller, argumentiert Grandke. GBO-Geschäftsführer Männche versichert: "Durch den Eigentumswechsel ändert sich für die Mieter nichts. Stadt und GBO sind übereingekommen, daß für die Bewirtschaftung der ehemals städtischen Wohnungen die gleichen Grundsätze gelten wie bisher. Alle Wohnungsmieter erhalten bei grundsätzlich gleichen Konditionen Dauermietverträge."

GBO und Bauverwaltung haben bereits ein umfangreiches Sanierungskonzept für die städtischen Liegenschaften erarbeitet. Wohnungssanierungen in der südlichen Innenstadt, in der Groß-Hasenbach-Straße, in der Mittelseestraße, in der Marienstraße und Schäferstraße sind bereits abgeschlossen oder im Gange. In die bislang als Parkplatz genutzte Baulücke Bismarck-/Luisenstraße baut die GBO ein Büro- und Geschäftshaus. Auch die städtischen Liegenschaften Bismarckstraße 151 und Bismarckstraße 149 sollen jetzt saniert werden.

Das Land Hessen fördert die Sanierung einer altersschwachen Wohnung mit 42 500 Mark zinslosem Darlehen. GBO-Geschäftsführer Winfried Männche sagt: "Wohnungsbauminister Jörg Jordan hat uns bei seinem letzten Besuch in Offenbach jegliche Unterstützung zugesagt." Die GBO verwaltet jetzt rund 6000 Wohnungen. Das sind über zehn Prozent aller Wohnungen in Offenbach. Männche verspricht: "Bei der Sanierung gehen wir ganz behutsam mit den Mietern um." Steht die Sanierung konkret an, bieten wir den Mietern vorübergehend Wohnungen in anderen von uns verwalteten Häusern." Bislang habe das immer ganz gut geklappt. Sind Mieter umgesetzt, kann aber nicht immer umgehend mit der Sanierung begonnen werden. Die Zwischenzeit nutzt die GBO in Zusammenarbeit mit dem Sozialamt, um in den leeren Wohnungen vorübergehend Problemfälle unterzubringen.

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: RSV Germania Pfungstadt - FSV Riedrode, 1.FCA 04 Darmstadt - SGA Darmstadt, SV Groß-Bieberau - SV 07 Bischofsheim, SG Ueberau - TSV Pfungstadt, TSV Trebur - SKV Mörfelden, SV 07 Raunheim - VfR Groß-Gerau, TS Ober-Roden - TSV Neustadt (alle Sonntag, 15 Uhr). Spielfrei: Olympia Lorsch.

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-WEST: SV Reichelsheim - FV Bad Vilbel II (am heutigen Freitag, 19.30 Uhr), SG Ober-Erlenbach - TSV Vatan Spor Bad Homburg, SV Steinfurth - 1. FC Rödelheim, SG Rot-Weiß Frankfurt II - SV Nieder-Weisel, FC Germania 94 Frankfurt - SV Germania Ockstadt, Spvgg. 03 Fechenheim - Kickers Offenbach II, 1.FC Hochstadt - SG Rodheim, SV Gemaa Tempelsee Offenbach - Spvgg. 05 Oberrad, FSV Bischofsheim - FC Dietzenbach (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT-OST: Spvgg. Weiskirchen - Sportfreunde Seligenstadt (Samstag, 15.30 Uhr), TSV Höchst - SG Nieder-Roden, FC Teutonia Hausen - FSV Ravolzhausen, Spvgg. 12 Seligenstadt - SC Eintracht-Sportfr. Windecken, FV Germania Bieber - TSV Lämmerspiel, VfB Oberndorf - SG Bruchköbel, FC Hanau 93 - SV Birstein, FC Germania Niederrodenbach - FSV Bad Orb, KSG Ober-Seemen - SV Melitia Roth (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA OFFENBACH: Susgo Offenthal - Spvgg. Hainstadt, SG Rosenhöhe Offenbach - FV 06 Sprendlingen, SV 13 Zellhausen - FC Offenthal, TSV Heusenstamm - FC Kikkers Obertshausen, SV Dreieichenhain - FC Kickers-Viktoria Mühlheim, Spvgg. Dietesheim II - BSC 99 Offenbach, Türkischer SV Neu- Isenburg - SG Götzenhain, FC Alemannia Klein-Auheim - SSG Langen (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA MAIN-TAUNUS: u.a. 1.FC Viktoria Kelsterbach - SV 09 Hofheim (Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A MAIN-TAUNUS: u.a. Roter Stern Hofheim - BSC 47 Kelsterbach (Sonntag, 15 Uhr), Delfi Kelsterbach - SG Bad Soden (Sonntag, 16 Uhr).

KREISLIGA A OFFENBACH-WEST: Türkischer FV Dreieich - Türkischer SC Offenbach, SKG Sprendlingen - Rot-Weiß Offenbach, SG Dietzenbach - SC Buchschlag, FC Hellas Offenbach - Spvgg. Neu-Isenburg II, Sprendlinger TG - VfB 1900 Offenbach, DJK Eiche Offenbach - Freie Turner Oberrad, TSG Neu- Isenburg - TV Dreieichenhain, Aris Offenbach - SC Steinberg (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A OFFENBACH-OST: FC Kroatia Obertshausen - Türkischer SV Seligenstadt, TSG Mainflingen - TV Hausen, TSV Dudenhofen - TuS Froschhausen, Zrinski Offenbach - SKV Hainhausen, FC 1960 Bieber - SC 07 Bürgel, TuS Klein-Welzheim - TV Rembrücken, SKG Rumpenheim - SV Jügesheim II, SV 1980 Mühlheim - SV 1910 Steinheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B OFFENBACH-WEST: FC Wacker offenbach - DJK-SV Sparta Bürgel, Portugues Offenbach - Türk Gücü Dietzenbach (beide Samstag, 15 Uhr), PSV Blau-Gelb Offenbach - Espanol Offenbach, HFC Bürgel - Sportfreunde Offenbach, Inter-FC Dietzenbach - SG Wiking Offenbach, TuS Zeppelinheim - SGS Don Bosco Neu-Isenburg (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B MAIN-TAUNUS, Gruppe II: u. a. Öncü Türk Kelsterbach - SG Wildsachsen (Sonntag, 10 Uhr). hdp

BEZIRKSLIGA DARMSTADT-WEST: GW Darmstadt - Eintracht Rüsselsheim, SV Klein- Gerau - RW Darmstadt, Opel Rüsselsheim - SG Egelsbach II, SVS Griesheim - 1. FC Langen, SKV Büttelborn - SKG Gräfenhausen, SV Weiterstadt - SKG Ober-Ramstadt, SV Geinsheim - SV Darmstadt 98 (A), TSV Nieder- Ramstadt - SV Erzhausen (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA DARMSTADT-OST: KSV Urberach - Viktoria Urberach, TSV Höchst - Vikt. Kleestadt, Hassia Dieburg - TSV Lengfeld, FV Eppertshausen - FSV Spachbrücken, VfL Michelstadt - Vikt. Aschaffenburg II, FSV Groß-Zimmern - TG Ober-Roden, Spvgg. Groß-Umstadt - SV Münster, SV Reinheim - SV Beerfelden (alle Sonntag, 15 Uhr).

A-LIGA DIEBURG: SV Sickenhofen - KSG Georgenhausen, RW Radheim - GSV Gundernhausen, Germ. Ober-Roden II - Vikt. Schaafheim, FSV Münster - TV Nieder-Klingen, Kickers Hergershausen - TSV Altheim, TSV Richen - FC Raibach, TSV Langstadt - Türk Babenhausen, TV Semd - PSV Groß-Umstadt (alle Sonntag, 15 Uhr).

A-LIGA GROSS-GERAU: TSV Wolfskehlen - SKG Erfelden (Samstag, 16 Uhr); SV 07 Nauheim - SKG Stockstadt, SKG Walldorf - VfR Rüsselsheim, RW Walldorf II - Ol. Biebesheim, Italia Groß-Gerau - Dersim Rüsselsheim, Germ. Gustavsburg - Hellas Rüsselsheim, TSV Goddelau - Alem. Königstädten, Germania Leeheim - SKG Wallerstädten, SG Dornheim - SC Astheim (alle Sonntag, 15 Uhr). Alem. Königstädten - Germania Leeheim (Dienstag, 16. März, 18.30 Uhr). ka. FRAUEN

LANDESLIGA SÜD: u.a. TSV Eschollbrükken/Eich - SV 06 Bad Nauheim (Samstag, 16 Uhr), KSV Reichelsheim - SG Limburg/Linter (Samstag, 16.30 Uhr), VfR 07 Limburg - FV Viktoria Schaafheim (Samstag, 17.30 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA DARMSTADT: FC Kickers Mörfelden - SC Hassia Dieburg, TSV Höchst - SKG Walldorf, TSV Nieder-Ramstadt - 1.FCA 04 Darmstadt, SV Kleestadt - FC Rimhorn (alle Samstag, 16 uhr).

BEZIRKSOBERLIGA FRANKFURT: SG Rosenhöhe Offenbach - FC Kickers Obertshausen (Samstag, 16 Uhr), FC Rot-Weiß Großauheim - SG 08 Praunheim III, Spvgg. 1910 Langenselbold II - SG Hammersbach, FV Viktoria Neuenhaßlau - FSV Frankfurt III (alle Samstag, 17 Uhr).

BEZIRKSLIGA DARMSTADT: FSG Bensheim - SG Malchen, SV Geinsheim - SVS Griesheim (beide Samstag, 16 Uhr), SV Kinzigtal - Boys Wattenheim (Samstag, 17 Uhr). hdp

Fußball-Termine

BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: FC Sportfreunde Schwalbach - 1.FC Eschborn (Samstag, 15.30 Uhr), SV Frauenstein - Spvgg. 07 Hochheim, SG Walluf - TSG Wörsdorf, TuS Ahlbach - FSV Winkel, SG Hünstetten - Spvgg. Eltville, SG Hausen/Fussingen - SV 07 Kriftel, SV Walsdorf - SG Germania Wiesbaden, SG 01 Höchst II - SV Hattersheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA MAIN-TAUNUS: VfB Unterliederbach II - FC Germania Okriftel, SV Fischbach - SV 09 Flörsheim, 1.FC Viktoria Kelsterbach - SV 09 Hofheim, DJK-SG Hattersheim - FV Alemannia 08 Nied, DJK-SG Rot-Weiß Zeilsheim - 1. FC Sulzbach, 1.FC Lorsbach - FC Germania Weilbach, TuS Hornau - SG Kelkheim, 1.FC Eddersheim - SV 19 Zeilsheim (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA HOCHTAUNUS: Spvgg. 05 Bad Homburg II - TSG Pfaffenwiesbach, SCCP Bad Homburg - SG 05 Hausen, FC Weißkirchen - FC Inter Oberursel, Usinger TSG - EFC Kronberg, SG Oberhöchstadt - FSV Friedrichsdorf, 1.FC 04 Oberursel - TuS Weilnau, SC Eintracht Oberursel - SV 1920 Seulberg, Spvgg. Hattstein - TG 02 Wernborn, FSV Steinbach - FC Königstein, SG Schneidhain/Falkenstein - FV 09 Stierstadt (alle Sonntag, 15 Uhr).

BEZIRKSLIGA WIESBADEN: DJK Schwarz- Weiß Wiesbaden - SV Biebrich 19 (Sonntag, 11 Uhr), SV Italia Wiesbaden - FC 34 Bierstadt, FC Nord Wiesbaden - Sv Kostheim 12, FC Freudenberg - Tennis-Borussia Rambach, SV Niedernhausen - Türkischer SV Wiesbaden, TuS Nordenstadt - FSV Gräselberg, FSV 08 Schierstein - 1.FC Naurod, FC Biebrich 76 - Freie Turner Wiesbaden (alle Sonntag, 15 Uhr), KREISLIGA A MIAN-TAUNUS: BSC Altenhain - FC Italia Hattersheim, 1.FC Marxheim - SG 1879 Sossenheim, TV Wallau - TuRa Niederhöchstadt, Roter Stern Hofheim - BSC 47 Kelsterbach, Sportfreunde Schwanheim - SG Nassau Diedenbergen, DJK Schwarz-Weiß Flörsheim - 1.FC Mammolshain, SG Bremthal - BSC schwalbach (alle Sonntag, 15 Uhr), Delfi Kelsterbach - SG Bad Soden (Sonntag, 16 Uhr).

KREISLIGA A HOCHTAUNUS: Eschbacher Bomber - FC Reifenberg (Samstag, 15 Uhr), SG Hundstadt - TuS Eschbach, SV Teut. Köppern - FC Oberstedten, Sportfr. Friedrichsdorf - TSG Wehrheim, SG Anspach - FC Laubach, SG Weilrod - SG Westerfeld, SG Niederlauken - TuS Merzhausen, TSV Frisch Auf Emmershausen - TV Burgholzhausen, SG Oberursel - SG Mönstadt, TSV Grävenwiesbach II - SGK Bad Homburg II, SV 12 Bommersheim - SC Farblos Schneidhain (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA A WIESBADEN: FV 02 Biebrich II - Spvgg. Igstadt, SV Wiesbaden II - SKG Karadeniz Wiesbaden (beide Sonntag, 11 Uhr), TuS Kostheim 05 - Hellas Schierstein, Spvgg. Nassau Wiesbaden - Spvg. Amöneburg, TuS Dotzheim - 1.SC Kohlheck, Spvgg. Sonnenberg - TSG 1846 Kastel, TV 1890 Breckenheim - VfB Westend Wiesbaden, FV 08 Delkenheim - DJK-SC Klarenthal (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B MAIN-TAUNUS, Gruppe I: FC Viktoria Sindlingen II - FC Germ. Schwanheim, Türk Spor Hattersheim - SG Oberliederbach, Espanol Kriftel - 1.FC Blau-Weiß Zeilsheim, Cklub Recreativo Espanol Höchst - Fortuna Höchst, FG Eichwald Sulzbach - Rot- Weiß Sindlingen (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B MAIN-TAUNUS, Gruppe II: Primavera Hofheim - Moskito Hofheim (Sa., 18 Uhr), Öncü Türk Kelsterbach - SG Wildsachsen (So., 10 Uhr), Sportfr.Vockenhausen - SV Ruppertshain, TuS Niederjosbach - FC Schloßborn, FV 08 Neuenhain - FCCB Niederhöchstadt (alle Sonntag, 15 Uhr).

KREISLIGA B WIESBADEN: SC Gräselberg - Blau-Weiß Wiesbaden (Sonntag,11 Uhr), TuS Medenbach - PSV Blau-Gelb Wiesbaden, TV Kloppenheim - VfR Wiesbaden, FC Rhein- Main Kostheim - Mesopotamien Wiesbaden, Espanol Wiesbaden - FC Maroc Wiesbaden (alle Sonntag, 15 Uhr).

FUSSBALLKREIS HOCHTAUNUS: Sitzung der Trainervereinigung am Montag, 15. März, 18.30 Uhr, Vereinsheim SV Seulberg. Referent: Lothar Buchmann (Kickers Offenbach). hdp

FRAUEN OBERLIGA HESSEN: u.a. SV 09 Flörsheim - TSG 51 Frankfurt (Sa., 15.30 Uhr), FSV 08 Schierstein - Spvgg. 1910 Langenselbold (Samstag, 16 Uhr).

LANDESLIGA SÜD: u.a. KSV Reichelsheim - SG Limburg/Linter (Sa., 16.30 Uhr), SV 09 Flörsheim II - SG 08 Praunheim II (Sa., 17.15 Uhr), VfR 07 Limburg - FV Schaafheim, TSV Aschbach - SV 09 Hofheim (beide Sa., 17.30 Uhr).

BEZIRKSOBERLIGA WIESBADEN: SG Germania Wiesbaden - SG Limburg/Linter II, SV 1976 Steckenroth - SG Kelkheim/Schwalbach (beide Samstag, 15 Uhr), FC 34 Bierstadt - Spvgg. 1920 Eltville (Samstag, 16 Uhr), SV 1920 Heftrich - RSV Weyer (Samstag, 16.30 Uhr), DJK Schwarz-Weiß Wiesbaden - FSV 08 Schierstein II (Samstag, 17.15 Uhr).

BEZIRKSLIGA WIESBADEN: SC 1960 Dombach - VfR 07 Limburg II (Sa., 15.30 Uhr), SV Steeden - SG Nauheim/Selters (Sa., 16 Uhr), SG Hünstetten - SG Haintchen/Münster (Sa., 16.30 Uhr).

Bezirk Wiesbaden, Mädchenrunde: FSV 08 Schierstein - SV 09 Flörsheim (am heutigen Freitag, 18.30 Uhr), TuS Dehrn - SG Germania Wiesbaden (am heutigen Freitag, 19 Uhr), FC Sportfreunde Schwalbach - TuS Linter (Montag, 18.30 Uhr). hdp

CDU gibt sich hart in der Frage des Parlamentschefs Union schlägt Fischer vor / SPD bezweifelt Neutralität

KELKHEIM. Beflügelt von der Wahlschlappe der Sozialdemokraten, demonstriert die CDU neues Selbstbewußtsein: Dr. Klaus Fischer, seit 20 Jahren im Kelkheimer Parlament vertreten, soll Bernd Wellershaus (SPD) als Stadtverordnetenvorsteher ablösen. Die "Kombination" der Haushaltsabsprachen zwischen CDU und SPD sei beim Wahlvolk durchgefallen, betont Wolfgang Männer, den seine Parteikollegen bereits wieder zum Fraktionschef kürten. Ergo seien auch keine Zugeständnisse mehr nötig: "Die stärkste Fraktion stellt das Oberhaupt des Parlaments, darauf werden wir nicht mehr verzichten."

Die FDP habe bereits zugesichert, Fischer zu wählen; und mit Blick auf die Freie Wählergemeinschaft (FWG) ist Männer gleichfalls guten Mutes. Setzt der Christdemokrat doch auf ein haushaltspolitisches Dreierbündnis mit FDP und FWG, was seine Fraktion von lästigen SPD-Forderungen unabhängig machen würde. Männer betont jedoch Unverbindlichkeit: "Wir werden erst mit allen Fraktionen reden, die bisher im Parlament vertreten waren - auch mit der SPD und der UKW." Die NPD klammert der CDU-Chef ausdrücklich aus: "Absprachen wird es nicht geben; aber wir können natürlich nichts dafür, wenn die NPD für unsere Vorlagen stimmt."

Die FWG-Politikerin Erika Bänfer macht keinen Hehl daraus: Sie ist über das Ansinnen der CDU entsetzt. Genauer über die Person Fischer. Sei er es doch gewesen, der im Wahlkampf per Anzeigen im Kelkheimer Lokalblatt die "Schullügen" verbreitet hatte, das Immanuel- Kant-Oberstufengymnasium solle geschlossen und die bestehenden Gesamtschulen zu integrierten Schulen umgemodelt werden. Diese "Unlauterkeit" verzeiht ihm die FWG-Politikerin nicht so schnell. Dennoch lenkt sie ein, auf Konfrontationskurs werde ihre Fraktion nicht gehen: "Wir haben damit gerechnet, daß die CDU auf ihrem Recht besteht, und werden die Personalentscheidung akzeptieren."

Der alte und neue SPD-Fraktionschef, Horst Ackermann, sieht das nicht so; zumal die CDU auch vor vier Jahren stärkste Fraktion war und die FWG den SPD- Mann Wellershaus statt Rolf Rosenkranz von der CDU wählte. "Wenn die FWG jetzt auf Schmusekurs mit der CDU geht, weil sie sich auf gemeinsame Haushaltsabsprachen verständigen wollen, ist das natürlich eine andere Sache." Für Ackermann allerdings fatal, weil CDU und FDP über ihre beiden Hauptamtlichen - Bürgermeister Winfried Stephan (CDU) und Erster Stadtrat Hans-Dieter Schirrmacher (FDP) - die Verwaltung dominierten: "Da wäre es sinnvoll, wenn das Parlament als Kontrollorgan des Magistrates wenigstens einen Stadtverordnetenvorsteher hätte, der kein Christdemokrat ist, und der auch die Gewähr bietet, unliebsame Beschlüsse des Parlamentes beim Magistrat einzuklagen."

Bestes Beispiel: Die Zufahrtsregelung zum Gimbacher Hof. Noch immer stehe die Klage des Parlaments gegen Bürgermeister Winfried Stephan (CDU) bei Gericht an. Und Klaus Fischer, ist der SPD- Fraktionschef überzeugt, sei als "strammer, konservativer Christdemokrat" wohl der letzte, der etwas gegen den Willen seines Bürgermeisters durchsetzen würde. "Ein neutraler Stadtverordnetenvorsteher ist er jedenfalls nicht." Warum die CDU keinen weniger umstrittenen Kandidaten vorschlägt, liegt für Horst Ackermann auf der Hand: "Die haben keinen anderen." Ob sich allerdings Bernd Wellershaus oder ein anderer SPD-Aspirant als Gegenkandidat zu Fischer aufstellen läßt, habe die Fraktion noch nicht diskutiert. Wellershaus habe schon vor längerer Zeit mit dem Gedanken gespielt, nicht mehr anzutreten. Mit Eckart Hohmann oder Sigrid Butteron habe die SPD aber "weitere geeignete Kandidaten".

Die UKW hält sich zur Frage des Stadtverordnetenvorstehers zurück: "Denkbar ist alles", orakelt Albrecht Kündiger. "Pikant wird es nur, wenn sich die eingesessenen Fraktionen nicht einigen. Dann steht es Patt und die NPD würde das Zünglein an der Waage spielen." ana

Weil eine Stimme entscheidet: Dritter Chip macht Neuwahl nötig

BIEBESHEIM. Wegen Unregelmäßigkeiten bei der Kommunalwahl am 7. März muß der Urnengang in zwei von vier Biebesheimer Stimmbezirken wiederholt werden.

In einem Wahlbezirk wurde zu spät bemerkt, daß ein bereits in Biebesheim polizeilich Abgemeldeter eine Wahllaufforderung erhalten hatte und auch zur Wahl gegangen war.

Im anderen Wahlbezirk hatte ein Wahlberechtigter seine beiden Chips in die Wahlmaschine für die Gemeindewahl gesteckt - obwohl einer der Chips für die Kreistagswahl gedacht war. Daraufhin hatte dieser Wähler noch einen dritten Chip erhalten, um an der Kreistagswahl teilnehmen zu können.

Somit sind zwei Stimmen in zwei Gemeindewahlbezirken nicht korrekt abgegeben worden.

Eine einzige Stimme aber könnte im Biebesheimer Parlament zu schwerwiegenden Veränderungen führen. Erhält die SPD eine Stimme weniger, verliert sie einen Sitz und die Grünen gewinnen einen.

An der Neuwahl können alle auch am 7. März Wahlberechtigten teilnehmen. Ein Termin steht noch nicht fest. cas

(Siehe auch Hessenseite)

Finanzielles Defizit und personeller Aderlaß verhindern Jubel Trotz des vermiedenen Absturzes in die Drittklassigkeit ist die Zukunft der Boxer des CSC Frankfurt offen / Sponsorensuche erfolglos

Es wurde dem Betrachter schon unmittelbar nach dem Schlußgong am vergangenen Sonntag deutlich vor Augen geführt, daß über der Zukunft der Amateurboxer des CSC Frankfurt-Sachsenhausen das Damokles-Schwert schwebt. Der Jubel nach dem überraschend deutlich ausgefallenen 15:9-Heimsieg über den SSC/ PCV Schwedt und dem damit realisierten Klassenerhalt hielt sich doch eher in Grenzen.

Horst Gauß, Erster Vorsitzender und Hauptsponsor kündigte denn auch umgehend an, daß er nicht mehr Willens sei zukünftig die finanziellen Mittel für den sich auf rund 100 000 Mark belaufenden Zweitliga-Etat aufzubringen. Bei einem Publikumsinteresse von nur etwa 400 Zuschauern, blieb man in Sachsenhausen etwa um 200 hinter dem kalkulierten Schnitt zurück. Eine 15 000 Mark Geldspritze der Stadt Frankfurt konnte den finanziellen Verlust schließlich auch nicht decken.

Auch die Suche nach Sponsoren blieb bisher ohne erfolgreichen Abschluß. Teilweise öffnete sogar Geschäftsstellensekretärin Hannelore Beclin ihr privates Portemonnaie und finanzierte beispielsweise die Flugtickets für den Auswärtskampf bei den Berliner Sportfreunden Neukölln.

Aber auch "Hanni" Beclin ist jetzt sauer und beklagte den etwas "selbstherrlichen" Führungsstil von Horst Gauß, der zwar ankündigte nicht an seinem "Präsidentenposten" zu kleben, aber die Frage nach einer Aufgabe seiner Machtfunktion unbeantwortet ließ. Gauß erinnerte daran, ohne die Namen der ehemaligen Sponsoren Walter Mandausch und Herbert Wolf zu nennen, daß der dreimalige Deutsche Mannschaftsmeister mit dem System "Geld ist gleich Macht" in der vergangenen Saison schlechte Erfahrungen gemacht hat, als nämlich dem Wunsch des Geldgebers Wolf nach einem Protest durch Kampfabbruch entsprochen wurde und der CSC mit einem Zwangsabstieg in die zweite Liga bestraft wurde.

Zum finanziellen Defizit kommt erschwerend ein akuter, personeller Aderlaß hinzu. In der Person von Staffelkapitän Alexander Künzler verläßt nach sechs Jahren die Galionsfigur des CSC Frankfurt und der Siegboxer schlechthin den krisengeschüttelten Verein. Darüber hinaus erklärten auch Weltergewichtler Server Köksal und der 35jährige US- Amerikaner James Coleman ihren Rücktritt. Beide erlernten am Wasserweg ihr Boxhandwerk und waren den Fans ein Begriff.

Zurück bleibt allein Willi Fischer, dessen Leistungen bislang aber zu wenig konstant waren, um in die Rolle Künzlers zu schlüpfen. Ob Trainerdenkmal Olaf Rausch in naher Zukunft wieder einen Rohdiamanten vom Kaliber des Nationalstaffelboxers aus dem Hut zaubert, darf derzeit sicherlich eher angezweifelt werden.

Glücklich schätzen dürfen sich die CSC-Funktionäre über die Offerte des Nürnberger Boxtrainers Manfred Hopf, der seine fränkische CSC-Filiale auch weiterhin in den Ring steigen lassen will. Der Äthiopier Zsaga Bisrat (Bantam) und Peter Gailer (Feder) trugen mit ihren Siegen in dieser Saison einen entscheidenden Anteil dazu bei, daß der Abstieg in die Drittklassigkeit verhindert werden konnte. Mit Manfred Dürrmeiner (Mittelgewicht) und ein oder zwei weiteren Talenten verfügt der auch bei den Fans des CSC Frankfurt beliebte Manfred Hopf über weitere schlagkräftige Alternativen, die CSC-Sportwart Ulf Rausch möglichst schnell vertraglich an den Verein binden sollte.

Seitens der Stadt Frankfurt, in Person des Sport-und Badeamtsleiters Lochmann, wurde zudem Unterstützungsbereitschaft signalisiert, sollte der Sachsenhäuser Boxclub ein schlüssiges Konzept für die kommende Saison in der zweiten Liga vorlegen.

Es liegt jetzt an Horst Gauß zu handeln. Vor allem aber muß der Erste Vorsitzende seine gehegten Machtansprüche klar umreißen. Nach dem Motto: "Mir ist egal, wer unter mir Präsident ist", kann das dringend nötige Zukunftskonzept des Traditionsklubs nicht funktionieren.

JOCHEN GOLLE

Warum mußten die Leiche und die Akten verschwinden? Im Prozeß gegen die Grenzsoldaten, die Wolfgang Bittner erschossen, werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet Von Karl-Heinz Baum (Berlin)

Staatsanwalt Werner Schmitz, vom Rhein an die Spree gekommen, um an der strafrechtlichen Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit mitzuwirken, ist im Verfahren gegen die früheren DDR- Grenzsoldaten Norbert B. und Olaf N. mehr als einmal aus der Haut gefahren. "Nun haben wir einen ganzen Tag verhandelt, und es ist nicht eine Frage gestellt worden, die mit der Tat, der die Angeklagten beschuldigt sind, zu tun hat." Die Kritik des Staatsanwalts galt den Anwälten der Nebenklage, Hans-Ekkehart Plöger und Andreas Schulz, die Mutter und Geschwister des 1986 an der Mauer im Berliner Norden getöteten Maurers Michael Bittner vertreten. Einmal warf er ihnen gar vor, ihre Fragen seien "Lichtjahre vom Beweisthema" entfernt.

Einmal sagte der Vorsitzende Richter der 9. Strafkammer, Herbert Handke, verärgert zu den Anwälten: "Weitere Anträge am besten im Dutzend." Ein andermal beschied er sie: "Das hier ist kein Schauprozeß, das ist ein ganz normales Strafverfahren." Doch so normal, wie es sich Handke wünscht, ist gerade dieser Mauerschützenprozeß nicht. Es fehlt, bei einem Totschlagsprozeß sonst selbstverständlich, die Leiche. So lassen beide Anwälte keine Gelegenheit aus, danach zu fragen. Es ist eine unglaubliche Geschichte, die da vor dem Landgericht Moabit verhandelt wird.

Der damals 25jährige Michael Bittner hatte seit zwei Jahren versucht, die DDR über einen Ausreiseantrag zu verlassen. Der Antrag war immer wieder abgelehnt worden. Am 22. November 1986 erzählte er dem jüngeren Bruder, nun sei der Antrag doch genehmigt. In der Nacht zum 24. verließ er die Wohnung und versuchte, in Glienicke, einem Vorort Berlins, mit einer Leiter über die Mauer in den Weststadtteil Reinickendorf zu kommen.

Die Meldung der Grenztruppen beschreibt, was dort geschah, wenn auch mit falschem Namen und in holprigem und falschem Deutsch. "Ich melde: Am 24. November 1986 gegen 1.19 Uhr erfolgte . . . die Festnahme des Sittner, Michael . . . nach Anwendung der Schußwaffe mit Verletzung. Der Täter hatte sich unter Ausnutzung des Grundstücks nördlich der Lindenstraße der Hinterlandsicherungsmauer unter Mitführung einer 3 Meter langen Leiter genähert, und diese bei gleichzeitiger Auslösung eines Signalteiles überstiegen. Trotz Warnschuß durch den ca. 160 Meter entfernt auf dem Kolonnenweg eingesetzten Grenzposten überwandt (!) der Täter den ca. 20 Meter breiten Geländestreifen mit der Leiter bis zum vorderen Sperrelement in hohem Tempo. Der Grenzposten führte 31 Schuß gezieltes Feuer und verletzte den Sittner. Mit Unterstützung einer zusätzlich eingesetzten Alarmgruppe wurde der Täter 3 Meter freundwärts der Grenzmauer geborgen. Nach Verlassen des Grenzgebietes wurde Erste Hilfe erwiesen. Der Täter verstarb an den Folgen seiner Verletzung gegen 01.30 Uhr."

Der herbeigerufene Regimentsarzt S. stellte bald darauf den Tod fest, freilich nicht die Todesursache, das sei nicht seine Aufgabe gewesen. Sein Totenschein ist verschwunden. Stunden später obduzierte in der Militärmedizinischen Akademie Bad Saarow dessen Leiter S. den Leichnam. Nächste Merkwürdigkeit: Die Ermittler stellten fest, daß in Bad Saarow die Seite über die Obduktion Bittners (Sektionsnummer 177/86) herausgetrennt war. Leiter S. schwor, dem Stasi-Mann B. Papiere und Leiche überlassen zu haben; doch der bestritt unter Eid, überhaupt dagewesen zu sein. Immerhin erkannte Regimentsarzt S. auf einem Foto den Toten wieder; doch er übersah wie auch der Leiter in Saarow eine in den Arm tätowierte Dollarnote; geradezu unvorstellbar, daß zu DDR-Zeiten ein solche Tätowierung nicht sofort notiert worden wäre. So ist fraglich, ob Bittners Leiche überhaupt in Saarow obduziert wurde oder ob es nicht eine andere Leiche war, die eines geflüchteten Sowjetsoldaten etwa, wie sich ein Zeuge erinnern wollte.

Vor allem: Warum mußte die Leiche Bittners verschwinden? Weil, wie Anwalt Schulz vermutet, an diesem Tag ein Schießverbot bestand, die Schützen gar nicht hätten schießen dürfen? Dann wäre der Tatvorwurf ein besonders schwerer Fall von Totschlag. Schulz fand in Stasipapieren den Hinweis: "Ehrengäste reisen ab." Aber welche waren es? Der Anwalt vermutet weiter, daß bei genereller Aussetzung des Schießbefehls an diesem Tag dennoch wie stets ein Sonderbefehl bestand, flüchtende Grenzsoldaten "um jeden Preis" zu liquidieren. Die Angeklagten haben Bittner womöglich für einen der ihren gehalten.

Noch größere Rätsel gibt die Akte "Morgentau" auf; sie ist nicht vollständig vorhanden. Warum wurde sie zu DDR- Wendezeiten gefilzt? Was sollte verborgen bleiben? Die Akte belegt, daß die Staatssicherheit erst nach dem Tode Bittners so richtig aktiv wurde. So wurde drei Tage nach den Schüssen an der Grenze gegen den Toten ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, eine Hausdurchsuchung vorgenommen, nach zehn Tagen ein Haftbefehl erlassen, ein Suchauftrag an alle Dienststellen herausgegeben. Tatvorwurf gegen den Getöteten: landesverräterische Agententätigkeit, Verbindung zu einer Menschenhändlerbande, die ihn angeblich ausgeschleust hatte, obwohl die Verantwortlichen es besser wußten.

Der Familie, die Michael als vermißt meldete, sagte die Stasi, er sei im Westen. Zwischen der DDR und der Bundesrepublik gäbe es ein Abkommen, "nach Vermißten nicht weiter zu suchen", log man ihnen vor. Mutter und Stiefvater wurden sieben Stunden verhört; ihnen wurde der Mund verboten, dem Stiefvater zudem jeglicher Kontakt zu den Westverwandten. Der private Betrieb Michaels mußte dessen letzten Lohn an das DDR-Innenministerium abführen. Dabei, erinnert sich die Mutter, wurden "die Daten kräftig frisiert". Michael Bittner habe "das Territorium der DDR am 17. Dezember 1986" (also mehr als drei Wochen nach den Todessschüssen) verlassen.

Es gibt noch eine Reihe Merkwürdigkeiten in diesem Fall. So wurden die Grenzsoldaten auch danach im Grenzdienst eingesetzt, absolut unüblich, wie man inzwischen aus anderen Mauerschützenprozessen weiß. Die Angeklagten haben die Schüsse vor Gericht eingestanden, sagten aber, sie hätten aus einer Entfernung von 160 Metern nicht treffen wollen. Dann gab es, nach dem Fall der Mauer, an der Grenztruppenkaserne die Aufschrift: "B. schoß, P. genoß". B. ist einer der beteiligten Soldaten, P. heißt der Kommandant des Regiments. Was bedeutet das? Der die Worte an die Wand schrieb, hat sich nie gemeldet.

Die gescheiterte Flucht haben mehrere West-Berliner in jener Nacht aus den Fenstern und vom Dach eines Hauses in Grenznähe beobachtet; sie sahen die Leiter und Arme, die über die Mauer zu kommen versuchten, die zurückfielen, als die Schüsse knallten. Ungewöhnlich auch, daß erst die Nebenklage eine Zeugin aus dem Westen präsentierte, die aus eigener Beobachtung in jener Nacht den Schützen identifizierte (sie nannte B.) und gesehen haben will, daß der Schütze aus 15 Metern und eben nicht aus 160 Metern feuerte. Die Anrufung und den "Warnschuß" will sie erst nach den ersten Schüssen gehört haben.

Der West-Berliner, der den Abtransport des Schwerverletzten durch ein Loch in der Mauer beobachtet und darüber der Polizei und im Fernsehen berichtet hatte, sorgte sich später, die DDR könnte sich an ihm rächen. Er fragte in der Senatskanzlei nach. Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen empfing den Augenzeugen, der 1974 selbst spektakulär hatte fliehen wollen, dann übers Gefängnis freigekauft wurde. Diepgen sagte ihm, nach einer Intervention der Bundesregierung brauche er wegen seiner Aussagen vor Polizei und Kamera etwaige Sanktionen der DDR nicht zu fürchten. Wieso war Diepgen so sicher?

Gab es etwa, wie Anwalt Schulz vermutet, eine "Konsenslösung" zwischen Bonn und Ost-Berlin der Art, daß mit dem Vorgang "Morgentau" alle Spuren konspirativ verschleiert wurden: Der Besuch des SED-Generalsekretärs Erich Honecker in Bonn stand bevor; fünf Wochen später begannen die Feierlichkeiten zum 750- Jahr-Jubiläum Berlins. "Höchste westdeutsche Regierungsstellen sowie westliche Geheimdienste kennen die wahren Hintergründe des Falles Bittner und wissen über den Verbleib des Leichnams", sagte Schulz im Gerichtssaal.

Das Gericht hat die "Dutzende" von Beweisanträgen der Nebenklage abgelehnt, manche verständlicherweise, manche recht fadenscheinig, bei einem kaum nachvollziehbar. Die Angeklagten hätten mit der Verschleierung der Tat und dem Verschwindenlassen der Leiche nichts zu tun, begründete das Gericht seine Entscheidung. Warum aber kann ein Stasi- Film, in dem sich der Angeklagte B. zu der Tat bekennen soll (der Film soll bei der die Stasiakten verwaltenden Bundesbehörde liegen), nicht zur Aufhellung der Tat beitragen?

Das Verfahren über die tödlichen Schüsse auf Michael Bittner hat bisher mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Während Staatsanwalt Schmitz in vielen Fragen der Nebenklage-Vertreter oft nur Prozeßverschleppung sieht, ist das Gericht durchaus mancher Frage nach der Leiche nachgegangen, freilich ohne bisher eine Antwort zu finden. Es bleibt spannend vor der 9. Strafkammer des Berliner Landgerichts. Es ist kein Schauprozeß, aber den schlimmen Umständen entsprechend kann es auch "kein ganz normales Strafverfahren" sein.

Hilfe aus Wiesbaden für Kranke in Moskau Russische Ärzte in Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken / Transfer für Technik und Know-how vereinbart

WIESBADEN. Im Moskauer Kinderkrankenhaus "Heiliger Wladimir" mangelt es an allem. "Es ist nicht so, das wir die Geräte und Instrumente, mit denen die Ärzte hier völlig selbstverständlich arbeiten, nicht kennen, aber wir sehen sie nur höchst selten. Mullbinden und Salbenverbände gibt es bei uns so gut wie gar nicht", konstatierte der Leiter der traumatologischen Abteilung des Moskauer Krankenhauses bei einem Besuch in Wiesbaden. Zusammen mit einem Kollegen hat sich Dr. Sergej Rassowski drei Tage lang die Ausstattung der Dr.-Horst- Schmidt-Kliniken angeschaut und dabei festgestellt, daß der Stand der Technik nahezu gleich ist. Der Unterschied ist dennoch gravierend: In Wiesbaden sind die Mittel verfügbar, in Moskau nicht.

Den Besuch in der Landeshauptstadt haben die Moskauer Ärzte dazu genutzt, um festzustellen, womit die städtischen Kliniken ihnen erst einmal aushelfen könnten - und sind gescheitert. "Wir könnten einfach alles gebrauchen", gesteht Sergej Rassowski offen ein. Und da eine Auswahl zu treffen, sei sehr schwer.

Um die Entscheidung zu erleichtern, wird voraussichtlich Mitte diesen Jahres eine Wiesbadener Delegation nach Moskau fliegen. In die Landeshauptstadt sind die beiden Ärzte aus Moskau im Rahmen eines Kooperationsabkommens zwischen dem russischen Krankenhaus und der BBJ Servis GmbH gekommen. Dieser europaweit tätige "Verein zur Förderung kultureller und beruflicher Bildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen" hat den Kontakt zwischen den Krankenhäusern vermittelt.

Örtlicher Vertreter der BBJ ist der FH- Professor Ernst Müller. Unter seiner Leitung war zu Weihnachten schon einmal eine mehr als drei Tonnen schwere Lieferung nach Moskau geschickt worden: Spenden im Wert von 100 000 Mark. Der ärztliche Direktor der städtischen Kliniken, Jost Metz: "Wir sind der Anfrage der BBJ, ob wir den Moskauern mit Know- how und hin und wieder kleinen Materiallieferungen aushelfen könnten, gerne entgegengekommen. Einen ähnlichen Transfer üben wir ja auch schon mit einem Krankenhaus in Benin."

Die Kliniken wollen bei der organisatorischen Neustrukturierung des Moskauer Krankenhauses helfen. Doch sie sind nicht die einzigen, die jetzt eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben haben. Auch das hessische Gesundheitsministerium hat zugesagt, seine "Erfahrungen und Kompetenzen zur Verfügung zu stellen". Als weiterer Helfer hat sich das Dekanat Wiesbaden-Mitte bereit erklärt, zusammen mit der Fachhochschule Wiesbaden und anderen kommunalen Einrichtungen "humanitäre Hilfe" zu leisten.

Konkrete Pläne zur Unterstützung bestehen aber auch nach dem Besuch der Moskauer Ärzte noch nicht. Die direkte Umsetzung hapert auch am fehlenden Geld. Ein festes Budget steht den Helfern nicht zur Verfügung. Doch Karin Oster vom BBJ hofft, irgendwann die Kooperative auf sichere finanzielle Füße stellen zu können. Die EG hätte eine Milliarde ECU (umgerechnet knapp zwei Milliarden Mark) für medizinische Hilfen in den ehemaligen Ostblockländern bereitstehen, sagt Karin Oster. Um aus diesem Topf aber etwas zu bekommen, müsse man viel in Brüsseler Sitzungen "herumhängen". DIRK ALTBÜRGER

Strick- und Häkelkursus HANAU. Einen Strick- und Häkelkursus bietet die Familienbildungsstätte der Arbeiterwohlfahrt in Hanau (Telefon 0 61 81 / 25 44 28) ab Dienstag, 16. März, um 19 Uhr an.

Erneut Containerbrand in Vilbeler Stadtkern

BAD VILBEL. Die Reihe der Containerbrände in der Innenstadt reißt nicht ab. In der Nacht zum Dienstag mußte erneut die Freiwillige Feuerwehr in die Frankfurter Straße eilen. Dort hatten gegen 0.45 Uhr unbekannte Täter einen Plastikcontainer und mehrere Mülltonnen im Zugangsbereich des Schade- Marktes in Brand gesetzt.

Die Polizei schätzt den Schaden auf 5500 Mark und bittet unter der Rufnummer 0 61 01 / 70 45 um Zeugenhinweise. mu

Fußballkreis Wiesbaden Kasteler Matineé am Sonntag ist vorbei

Die Sonntagsmatineé der Fußballvereinigung 06 Kastel, die mit ihrer zweiten Mannschaft in der Kreisliga B Wiesbaden ihre Heimspiele am Sonntagmorgen (11 Uhr) absolvierte, gehört der Vergangenheit an. Klassenleiterin Constanze Förtsch warf die zweite Mannschaft des Landesliga-Schlußlichts wegen dreimaligem Nichtantreten satzungsgemäß aus der Runde. Die Ergebnisse der Kasteler "Zweiten" wurden annulliert, die Tabelle entsprechend korrigiert. Pech für die übrigen Klubs: Im auf 13 Vereine geschrumpften Teilnehmerfeld sind Kastels Gegner fortan jeweils spielfrei. Die Landesliga-Formation nimmt allerdings trotz absoluter Sieglosigkeit und 5:43-Punkten weiter am Spielbetrieb teil und reflektiert im 25. Anlauf (20.3. beim VfR Lich) auf ihren ersten Saisonerfolg.

KREISLIGA B WIESBADEN (korrigierte Tabelle): 1. SC Gräselberg 22:4 Punkte/40:9 Tore, 2. PSV GW Wiesbaden 22:8/37:16, 3. Portugiesischer SV Wiesbaden 21:7/35:16, 4. FC Rhein- Main Kostheim 19:11/50:34, 5. TuS Medenbach 15:11/25:18, 6. Mesop. SC Wiesbaden 15:13/26:36, 7. SV Schierstein 14:14 /32:23, 8. TV Kloppenheim 13:13/26:24, 9. VfR Wiesbaden 11:17/26:39, 10. BW Schönberg 11:19/37:58, 11. Espanol Wiesbaden 9:17/28:38, 12. Maroc Wiesbaden 8:20/20:36, 13. PSV BG Wiesbaden 2:28/11:46. hdp

Stockstadt

Räuber ergab

sich nach

Banküberfall

cas STOCKSTADT, 11. März. Ein Räuber stellte sich nach einem Banküberfall der Polizei und ließ sich festnehmen. Der 38jährige hat am späten Mittwoch nachmittag versucht, die Volksbankfiliale in Stockstadt (Kreis Groß-Gerau) zu überfallen.

Der Mann bedrohte die 25jährige Kassiererin mit den Worten: "Ich möchte Ihr Geld, das ist ein Überfall." Doch die Frau beachtete den Mann nicht. Der hob genervt seinen Pullover hoch und deutete auf eine im Hosenbund steckende Pistole. Als die Frau auch nicht reagierte, als ihr der Mann mit Erschießen drohte, sagte er "Vergessen Sie es" und verließ die Bank.

Von einer Telefonzelle am Bahnhof im benachbarten Goddelau aus verständigte der Täter selbst die Polizeistation in Groß-Gerau und ließ sich von einer Streife festnehmen.

Ein Kripo-Sprecher nannte das am Donnerstag morgen ein "atypisches Täterverhalten". Bei dem 38jährigen handele sich um einen Mann, der mit Alkohol und Drogen Probleme habe.

&blt; "Schätze" für Film-Sammler

Auf dem Frankfurter Filmsammlermarkt werden am Samstag, 13. März, mehr als 30 Anbieter aus Deutschland und dem Ausland ihre Filmmaterialien zum Verkauf anbieten. Kinofans können an diesem Tag im Deutschen Filmmuseum Starposter mit Autogrammen, Filmkopien, Magazine, Filmmusik-Schallplatten und andere "Schätze" erstehen (geöffnet von 10 bis 17 Uhr). &blt; Kunst in europäischen Städten Unter dem Titel "Under-Current" beginnt am heutigen Samstag, 13. März, eine Vortragsreihe über Kunst in europäischen Städten. Brtako Bibic aus Ljubljana spricht ab 21 Uhr im "Gartner's" (Mainzer Landstraße 121 in Frankfurt) über Kunst in Slowenien. &blt; Diskussion über Fotografie "Von konkreten Konzepten zur visuellen Kommunikation" ist der Titel einer Diskussion im Deutschen Werkbund, Weißadlergasse 4 in Frankfurt, im Rahmen der Ausstellung von Fotografie der HfG Ulm. Am heutigen Samstag, 17 Uhr.

&blt; "Tiger" verschoben Die Premiere von "Echte Helden küssen Tiger" des Kommunalen Kinder- und Jugendtheaters Frankfurt ist vom 13. auf den 20. März verschoben worden.

&blt; Schulkonzert In der Aula des Frankfurter Lessing- Gymnasiums (Fürstenberger Straße 166) geben Schüler am Samstag und Sonntag (19.30 Uhr) ein Schulkonzert, unter anderem mit Werken von Gluck, Beethoven, Schubert und Chopin. Eintritt frei.

&blt; Blues in Langen In Langen (Kreis Offenbach) gastieren am heutigen Samstag Stefan Diestelmann & Friends mit Blues und Balladen. 20.30 Uhr, Alte Ölmühle, Fahrgasse 5.

&blt; Junger Pianist aus Armenien Vardan Mamikonian, ein 23jähriger Pianist aus Armenien, gastiert am heutigen Samstag um 20 Uhr in der Alten Oper Frankfurt und spielt Werke von Ravel, Chopin, Debussy, Dutilleux und seinem Landsmann A. Babaianian. &blt; Kindertheater Die Puppenbühne Traumkasten spielt am Sonntag um 15 Uhr im Heinrich-Hoffmann-Museum (Schubertstraße 20) "Pip im Rotzfratzenland". Im Theater in der Brotfabrik (Bachmannstraße 2-4) beginnt am Sonntag um 15.30 Uhr "Der Kartoffelkönig" von Fridolins Puppentheater. Beides für Kinder ab vier. &blt; Georg Büchner in der "Katakombe" Das Frankfurter Theater "die katakombe" zeigt als zweite Premiere seines "Georg-Büchner-Frühlings" am Sonntag um 20 Uhr "Die Rede des Georg Büchner" von Gerhard Zwerenz. &blt; Konzerte in Frankfurter Kirchen In Cantante Domino (Ernst-Kahn-Straße 14) ist am Sonntag in der Reihe "Musik von Frauen" Marianna Martines' (1744-1812) "Quarta Messa" zu hören. Beginn 18 Uhr. In der Praunheimer Auferstehungsgemeinde gibt es ein Gitarrenkonzert des "Granados Trio" (Sonntag, 18 Uhr), in der Pfarrkirche in Nieder-Erlenbach einen Soloabend mit der litauischen Violinistin Rusne Mataityte, die Werke von Bach, Kreisler, Barkauskas und Ysaye spielt (Sonntag, 20 Uhr). In der Festeburgkirche (An der Wolfsweide 58, Preungesheim) gastiert das Gasteig Quartett München mit Werken von Mozart, Reger und Schumann (Sonntag, 19.30 Uhr). Und bereits am Samstag um 19 Uhr lädt die Dornbuschgemeinde (Carl-Goerdeler-Straße 1) zu einem Konzert mit dem Arco-Ensemble und Werken von Haydn und Mozart. &blt; "Lang lebe die Waschmaschine" Am Sonntag um 11 Uhr sind im Orfeo- Kino (Frankfurt-Bockenheim) die Filme "Herbert Schmitt oder lang lebe die Waschmaschine" und "Kunos Arche" der Offenbacherin Daniela Muhle zu sehen. &blt; Zeitgenössische Musik Am Sonntag um 11 ist in Dr. Hoch's Konservatorium (Hebelstraße 15 in Frankfurt) zeitgenössische improvisierte Musik vom "Trio in Four" zu hören. &blt; San Francisco Symphony in Höchst Das San Francisco Symphony Orchestra gastiert unter Herbert Blomstedt am Sonntag, 14. März, um 20 Uhr in der Jahrhunderthalle Hoechst. Solist ist William Bennett, Oboe. Auf dem Programm stehen Werke von Dukas, Harbison, Sibelius und Strawinsky. &blt; Ausstellungseröffnungen Die Frankfurter Galerie Ulrich Gering (Textorstraße 91) eröffnet am Sonntag um 17 Uhr eine Ausstellung mit Werken von Constantin Jaxy: "Schattenboxen". Zu sehen bis 7. Mai. Und die Galerie Netuschil in Darmstadt (Adelungstraße 16) eröffnet am Sonntag, 11 Uhr, eine Ausstellung mit dem Hamburg-Zyklus von Wolfgang Werkmeister. Zu sehen bis zum 17. April.

Nur noch wenige wollen in die Pfeife blasen

Ohne Schiri geht es nicht. Einspruch? Abgelehnt! Wo immer sich zwei Parteien aufmachen, um sich im sportlichen Wettstreit zu messen, da muß einer die undankbare Aufgabe übernehmen, zu richten. Unterdessen macht sich in Fußballergefilden aber offenbar die Untugend breit, daß die Kicker auf die Pfiffe des Unparteiischen pfeifen. Nicht selten endet die Schiedsrichterschelte mit einem Hieb oder Fußtritt. Der Griff in die unterste Schublade der Verbalinjurien ist da meist noch ein Kavaliersdelikt. Also beginnen die designierten Männer in Schwarz auf diesen Nebenjob, der Unbehagen und bisweilen gar Verletzungen nach sich zieht, zu verzichten.

Aus diesem Grunde ging nun der Kreisfußballausschuß Frankfurt an die Öffentlichkeit. Denn die Arbeit im Hintergrund, die bringt allenfalls Frustration, keinesfalls Meriten. So ist es schlecht bestellt um die Zukunft der Schiedsrichter- Zunft, der in Frankfurt zur Zeit 226 Männer und Frauen angehören. Verständnis für derlei Resignation haben auch die Verantwortlichen. Kreisschiedsrichterobmann Gerhard Leinweber, der auf dem Kreisfußballtag am Montag (19.30 Uhr im Volkshaus Enkheim) als Kreisfußballwart kandidiert und dessen Nachfolger in Lutz-Peter Häuser ausgemacht ist, sowie Rechtswart Helmut Weintraud mußten sich in der Vergangenheit mit solchen Auswüchsen häufig beschäftigen.

Doch nicht nur bei den Senioren verrohen die Sitten. Auch den Jugendspielen hängt mittlerweile ein anrüchiges Image an. "Gerade im A- und B-Jugend-Bereich hat die Brutalität zugenommen", sagt der neue Jugendwart Walter Orlopp. Auch die Basis allen Übels hat er längst ausgemacht: Die Qualifikation der Jugend- Trainer und -Betreuer läßt zu wünschen übrig. Hitzköpfige Väter und Übungsleiter verleiden den Nachwuchsschiedsrichtern schnell die Lust am Hobby in Schwarz. Deshalb will Dieter Backhaus, der Vorsitzende des Sportkreises Frankfurt, auch bei der Landesregierung vorstellig werden, damit Trainer-Seminare als Bildungsurlaub anerkannt werden.

Allerdings vermag der Kreisfußballausschuß auch positive Trends zu vermelden. Beispielsweise bei der Integration ausländischer Fußballer in ihren jeweiligen Vereinen. "Da gibt es überhaupt keine Probleme", zieht Pressewart Ulrich Wujanz ein positives Fazit. Und auch was die Anzahl der Jugendmannschaften im Kreis betrifft gibt es, zumindest einstweilen, allen Grund optimistischer in die Zukunft der jungen Kicker zu blicken. Erstmals seit vielen Jahren wurde der Abwärtstrend unterbrochen, ist eine Zuwachsrate von 3 Prozent zu vermelden.

Wenig Hoffnung hegen die Verantwortlichen dagegen mit Blick auf den weiterens Ausbau der Sportstätten. "Da ist nichts zu machen", hat Wujanz erkannt. So werden nur wenige Vereine ihre Plätze alleine nutzen können, und bei deren Wasserversorgung steht den Klubs im Sommer weiterer Verdruß ins Haus. fro

50 Dillinger Tote brauchen nicht mehr umgebettet zu werden Stadt siegt vor dem Verwaltungsgerichtshof im Streit um die Erweiterung des Friedhofs am Waldrand: Bebauungsplan ist Rechtens

FRIEDRICHSDORF. Frohe Kunde aus Kassel hat Bürgermeister Gerd Schmidt (parteilos) erhalten: Der Bebauungsplan, mit dem die Stadt in der ersten Hälfte der 80er Jahre die Grundlage für die Erweiterung des Dillinger Friedhofs schaffen wollte, ist von den Richtern des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs für Rechtens erklärt worden. Damit kann die Stadt die Enteignung eines Grundstücks, das sie für diese Erweiterung benötigt, weiter vorantreiben. Die Besitzerin hatte 1984 das Verfahren gestoppt, indem sie eine Normenkontrollklage gegen den B- Plan einreichte.

Aus atmosphärischen Gründen, um eines friedlichen Einlenkens willen, wird die Verwaltung nach Gerd Schmidts Worten der Dillingerin aber zunächst noch einmal ein Kaufangebot unterbreiten. Erst wenn auch dieses abgelehnt wird, geht die Enteignung weiter, bei der die Stadt nach dem Kasseler Richterspruch allerbeste Karten hat.

Das Gericht ließ auch keine Revision beim Bundesverwaltungsgericht zu; die letzte Chance der Grundstückseigentümerin bestünde darin, dagegen eine sogenannte Nichtzulassungsbeschwerde einzulegen.

Um knapp 2900 Quadratmeter geht der Streit, die die Stadt braucht, um den alten Friedhof ganz am Ende der Taunusstraße, am Waldrand, zu erweitern. Insgesamt umfaßt der Bebauungsplan eine Fläche von 8600 Quadratmetern. Nicht nur neue Grabfelder soll der Ausbau bringen, sondern auch eine Trauerhalle, die in Dillingen bisher fehlt. Nachdem die Frau die Normenkontrollklage erhoben hatte, ruhte das Enteignungsverfahren seit 1986. Der jahrealte Widerstand der Anliegerin rührt nach Angaben von Bürgermeister Schmidt daher, daß sie sich eine günstigere Nutzung ihres Grundstücks vorstellte.

Für Friedhofsland wurden seinerzeit rund 30 Mark pro Quadratmeter bezahlt, für Bauland ein Vielfaches. Trotz intensivster Verhandlungen kamen sich beide Seiten damals nicht näher; sogar ein Bauplatz in bester Dillinger Lage, den die Stadt auf dem Tauschwege anbot, wurde von der Frau ausgeschlagen. Käme es jetzt zum Verkauf oder zur Enteignung, würden nach wie vor die Sätze von 1984 gelten. Für Bauland in Dillingen werden inzwischen bis zu 1800 und 2000 Mark pro Quadratmeter verlangt.

Weil der alte Friedhof keinen Platz mehr bot, die Dillinger aber in der Nähe ihrer Angehörigen bestattet werden wollen, kam es im Rahmen des Streits zu einem Teil-Kompromiß: Die Eigentümerin trat vorbehaltlich der späteren Gerichtsentscheidung, also ohne jede Anerkennung der Stadt-Position, 600 Quadratmeter ihres Grundstücks an die Stadt ab, und dort gibt es mittlerweile rund 50 Gräber. Die Fläche für diese Vorab-Erweiterung ist damit schon zur Hälfte belegt. Hätte die Frau von den Verwaltungsrichtern Recht bekommen, hätte die Stadt diese Gräber vermutlich verlegen müssen. Gerd Schmidt: "Dann hätten wir das Fernsehen dazugeholt." tom

HANAU. Die Turnerschaft Großauheim veranstaltet am Sonntag, 14. März, ab 14.30 Uhr ihre traditionelle Hallensportschau in der Sporthalle am Spitzenweg.

Noch Plätze frei

HANAU. Das Bildungswerk des Hausfrauen-Bunds weist darauf hin, daß im Grundbildungslehrgang Hauswirtschaft dienstags von 17.30 bis 21.30 Uhr in der Eugen-Kaiser-Schule noch Plätze frei sind. Anmeldung unter Tel. 06181/73109.

Usinger Land · Usinger Land

Nur in Estnisch werben

TALLINN, 11. März (dpa). In Estland ist es ab sofort verboten, in einer Fremdsprache auf estnischen Fahrzeugen zu werben. Das meldete am Donnerstag die frühere Parlamentszeitung Rahva Hääl. Demnach verfügte das staatliche Sprachenamt, der estnische TÜV habe die Einhaltung des Sprachengesetzes zu überprüfen, das Estnisch zur alleinigen Staatssprache erklärt.

Das Sprachengesetz vom Januar 1989 trat im Februar in Kraft.

Über den unerquicklichen "gelben Sack" ist an dieser Stelle schon das eine oder andere Klagelied zu schreiben gewesen. Heute ist eine andere Abteilung des "Dualen Systems Deutschlands" (DSD) an der Reihe und ein Klagelied ist es auch nicht. Als unlängst in Hanau DSD eingeführt wurde, verschwanden vor den Haustüren die Altglastonnen, im Stadtbild die zusätzlichen Altglascontainer. Statt dessen, so die Vorgabe von DSD, wurden an vielen Stellen neue Behälter aufgestellt, immer gleich drei auf einmal, für weißes, braunes, grünes Glas. So weit, so gut?

Schlecht für die Anwohner der Straße "An der Walkmühle" und Umgebung, zu denen auch die FR-Redaktion gehört. Der Container dort: verschwundibus. Ersatz: null. Die Folge: Neben dem übriggebliebenen Altpapier-Behälter stapelten sich Flaschen Schnelle Reaktion und Gläser. Und: manch' einer dürfte seine Scherben wieder schlicht in den Müll geworfen haben, weil ihm der Weg - mehrere 100 Meter - zum nächsten Container-Standort zu weit war.

Die Konsequenz: Anruf bei der Hanauer Müllabfuhr. Die Reaktion von Karl Schurr, Chef des Amtes: Dafür sind wir eigentlich nicht zuständig, aber die wild deponierten Flaschen kommen weg. Ob wir da neue Container aufstellen, müssen wir prüfen, vorgesehen sind sie dort nicht.

Der Hintergrund: Pro 750 Einwohner wird ein Container-Dreier-Pack aufgestellt, so sieht der Vertrag mit DSD das vor. Das, gesteht Schurr ein, ist "ein bißchen dünn". Man versuche, in den nächsten Jahren auf eine 500- Einwohner-Quote zu kommen.

Was hilft das den Walkmühlanern? Es folgt der erquickliche Teil: Nur Stunden nach dem Hinweis der FR rückten drei Mann und ein großes Müllauto an, der Flaschenberg polterte in sein Inneres. Am nächsten Morgen stehen drei grüne, niegelnagelneue Altglas-Container neben dem Papierbehälter. "Wir sind", meinte Schurr, "eben auch auf solche Hinweise angewiesen."

Sowas hilft, die Distanz zwischen Bürger und Behörden zu reduzieren. Da könnten einige andere Ämter - Sie wissen schon . . . az

Grüne fordern Sitz im Magistrat Zahl der Sitze soll erhöht werden, auch in anderen Gremien

HANAU. Partei und Fraktion der Hanauer Grünen haben Sitz und Stimme in allen Gremien und damit auch im Magistrat gefordert. Die Zahl der ehrenamtlichen Magistratsmitglieder sei daher von fünf auf sieben zu erhöhen. Die Grünen seien die einzige der bisher im Rathaus vertretenen Fraktionen, die bei der Kommunalwahl einen Stimmenzuwachs zu verzeichnen gehabt hätten, heißt es in der Begründung.

Wenn die großen Parteien CDU und SPD von einem Zusammenrücken der demokratischen Kräfte sprächen, so wäre es nach Grünen-Auffassung "ein Hohn", die Grünen unberücksichtigt zu lassen. SPD und CDU wären schlechte Demokraten, wenn sie es zuließen, daß die Republikaner einen Magistratssitz hätten und die Grünen nicht. Die Grünen fordern darüber hinaus, die Zahl der Mitglieder des Stadtverordneten-Präsidiums auf sechs zu erhöhen, damit sie dort weiterhin vertreten sind.

Gleichzeitig ruft die Öko-Partei dazu auf, die Republikaner in ihren Inhalten zu bekämpfen, hätten sie sich im Wahlkampf doch mit ausländerfeindlichen Sprüchen disqualifiziert. Es sei ein Fehler von SPD und CDU gewesen, mit Verfahrenstricks zunächst zu versuchen, die Rechtsextremen aus den Gremien herauszuhalten. Besser sei es, die demokratischen Kräfte zu stärken.

Da der Frauenanteil im Stadtparlament von 22 auf 25 Prozent angestiegen ist, fordert die Öko-Fraktion einen eigenen Frauenausschuß. Damit würde ein Wunsch der DGB-Frauen zum Weltfrauentag erfüllt, argumentieren sie.

Schließlich warnen die Grünen SPD und CDU davor, sich zu gemeinsamen Wahlgewinnern zu erklären und politisch nach rechts abzudriften. him

Oppositionspolitiker

sagten gar "Betrug!" Parlaments-Chefin half im Altenheim bei Briefwahl Von Jörg Andersson BAD ORB. Das Engagement von CDU-Stadtverordneten als Wahlhelfer hat erneut einen Schatten über das Kommunalwahlergebnis in der Kurstadt geworfen. SPD und FDP haben am Mittwoch nachmittag Bedenken gegen den ordnungsgemäßen Ablauf der Briefwahl angemeldet. Wurde vor vier Jahren dem Christdemokraten Karl-Heinz Pook vorgeworfen, Aussiedler beeinflußt zu haben, so steht nun die Stadtverordnetenvorsteherin Gertrud Weber (CDU) in der Kritik. Bad Orbs erste Bürgerin hatte Bewohnern des Altenheims St. Martin bei der Wahl Hilfestellung geleistet. Daß die Wahlbeteiligung in Bad Orb immer ein paar Prozentpunkte über dem Durchschnitt liegt, ist eine Folge der besonders hohen Anteils von Briefwählern. Über 800 Bürger machten bei der Kommunalwahl am Sonntag von dieser Möglichkeit der Stimmabgabe Gebrauch, weit mehr als doppelt soviel wie beispielsweise in Linsengericht, wo bei fast gleicher Anzahl Wahlberechtigter nur 304 Briefwähler registriert waren.

Unter jenen, die ihr Kreuzchen nicht im Wahllokal machen, befinden sich stets besonders viele Anhänger der CDU, die hier stets über 60 Prozent erzielt. Vermutlich haben die Briefwähler auch am Sonntag die Wahl entschieden. Bei der Auszählung verbuchte die seit 1977 regierende CDU ganze 39 Stimmen mehr als SPD und FDP zusammen.

Enttäuscht und verärgert kam manchen Oppositionspolitiker noch am Wahlabend das Wort vom "Betrug" über die Lippen. Der Grund: Stadtverordnetenvorsteherin Trude Weber hatte im Altenheim St. Martin Heimbewohner gebeten, an der Wahl teilzunehmen und die entsprechenden Unterlagen weitergeleitet. Eine Hilfestellung, die laut Wahlausschußleiter Dieter Dörr freilich "keinen Verstoß gegen die Kommunalwahlordnung darstellt".

Dennoch glaubt die Opposition einige Ungereimtheiten bei dem Verfahren ausgemacht zu haben. In zwei Fällen, so eine schriftliche Eingabe, habe die Stadtverordnetenvorsteherin "offensichtlich ohne vorher im Besitz von Vollmachten zu sein, Wahlscheine erhalten und diese an die Bewohner des Altenheims vorgelegt".

Fast eine Stunde lang, von 17 bis 18 Uhr, nahm der Wahlausschuß am Mittwoch im Rathaus Einsicht in die Unterlagen. Während sich die Mitglieder in dieser normalerweise routinemäßigen Angelegenheit mitunter minutenlang wortlos in die Papiere vertieften, sorgten Bemerkungen und Zwischenfragen umstehender Oppositionspolitiker für eine gereizte Stimmung. "Moralisch stinkt das zum Himmel", vermochte sich beispielsweise der FDP-Fraktionsvorsitzende und Vertrauensmann Stefan Bernhard nicht zu beherrschen.

Seiner Meinung schloß sich der Wahlausschuß mehrheitlich allerdings nicht an. Fünf der sieben Mitglieder hatten keinen Zweifel am ordnungsgemäßen Ablauf der Wahl und mochten keine Beeinflussung entdecken, obwohl in einem Fall im Protokoll auch ungeklärte Bedenken festgehalten wurden. Nach Paragraph 45, Absatz 3 und 4 der Kommunalwahlordnung muß bei der Briefwahl in Krankenhäusern sowie Alten- und Pflegeheimen ein gesonderter Raum eingerichtet werden, in dem der Stimmzettel unbeobachtet angekreuzt und eingeworfen werden kann. Ob diese Vorsorge getroffen war, wußte der Wahlausschußleiter nicht zu beantworten.

Wieweit die Opposition diesen Punkt zum Anlaß nehmen wird, das Ergebnis anzufechten, steht noch offen. Der SPD- Vorsitzende Wolfgang Bauer erklärte, ihm gehe es nicht darum, die Wahl zu wiederholen, sondern für die Zukunft sicherzustellen, "daß die CDU-Stadtverordnetenvorsteherin als alleinige Vertreterin der Orber Parteien in einem Altenheim keine Wahlunterlagen weiterleitet". Sollte die Stadtverordnetenversammlung in ihrer konstituierenden Sitzung das Ergebnis für gültig erklären, kann binnen zwei Wochen dagegen Einspruch erhoben werden. Im Falle eines Wahlanfechtungsverfahrens hätte dann das Verwaltungsgericht zu entscheiden.

Soweit war es vor vier Jahren in Bad Orb nicht gekommen. Damals hatte der Gewerkschafter und Sozialdemokrat dem seinerzeitigen CDU-Stadtverordneten Karl-Heinz Pook vorgeworfen, über seine Funktion als städtischer Betreuer der Spätaussiedler hinaus in 39 Fällen diese widerrechtlich zur Briefwahl überredet zu haben.

Die Christdemokraten, die vor vier Jahren noch mit über 200 Stimmen Vorsprung siegten, bügelten seinerzeit die Vorbehalte nieder. Bürgermeister Hugo Metzler bezeichnete die Bedenken als unerheblich und zitierte unter anderem aus einem Rechtsgutachten des Hessischen Städte- und Gemeindebundes. "Voraussetzung für die dort vorgesehene Wiederholung der Wahl ist jedoch, daß beim Wahlverfahren Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind, die auf eine Verteilung der Sitze von Einfluß gewesen sein können."

Bankräuber gab auf und rief die Polizei an

STOCKSTADT. Ein reumütiger Bankräuber verständigte nach einem versuchten Überfall in Stockstadt (Kreis Groß- Gerau) telefonisch die Polizei und ließ sich festnehmen.

Der 38jährige hatte am späten Mittwochnachmittag eine Bankfiliale betreten und die Kassiererin mit den Worten bedroht: "Ich möchte Ihr Geld, das ist ein Überfall."

Doch die 25jährige ließ sich überhaupt nicht beirren und beachtete den Räuber gar nicht. Der hob daraufhin genervt seinen Pullover und deutete auf eine im Hosenbund steckende Pistole.

Als die Kassiererin daraufhin nicht reagierte, obwohl ihr der Mann mit Erschießen gedroht hatte, zog dieser den Pullover wieder herunter. "Vergessen Sie es", sagte er frustriert und verließ die Bank.

Von einer Telefonzelle am Bahnhof im benachbarten Goddelau aus rief der Mann selbst die Polizeistation in Groß- Gerau an, wartete bis zum Eintreffen der Beamten und ließ sich widerstandlos von ihnen festnehmen.

Ein Sprecher der Kriminalpolizei sprach von einem "atypischen Täterverhalten". Bei dem 38jährigen handle sich um einen Mann, der mit Alkohol und Drogen seine Probleme habe. cas

CDU: FDP ohne Anspruch auf Stadtratsposten

RÖDERMARK. CDU und FDP haben sich für kommende Woche zu Koalitionsgesprächen verabredet. Unionschef Alfons Maurer hat das der Form halber auch die SPD und die Andere Liste/Die Grünen wissen lassen.

Zunächst soll es nur um Sachthemen gehen. In der Personalfrage wollen die Christdemokraten nicht mit sich handeln lassen: "47,7 zu 7,5 Prozent lassen keinen Anspruch auf den Posten des Ersten Stadtrats ableiten", sagte CDU-Vorsitzender Maurer. ttt

Im Blickpunkt: Sponsoring Wenn der Geldgeber bestimmt

Sponsoring im Sport ist in der Regel ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Ein Unternehmen stellt einen bestimmten, meist nicht zu geringen Betrag zur Verfügung, in der Hoffnung, bei sportlichen Erfolgen des Vereins in den Medien, vor allem natürlich im Fernsehen, Niederschlag zu finden. Dabei geht es nicht um Mäzenatentum, sondern um eine reine Werbe-Investition, von der eine effektive Rückkopplung erwartet wird. Respektiert wird dabei in den meisten Fällen die Unabhängigkeit des Sports, vor allem wenn es sich bei den Sponsoren um Firmen handelt, deren Name oder Produkt für Seriosität steht.

Tatsächlich macht es wenig Sinn, sich in die laufenden Geschäfte eines Sportvereins einzumischen und dort mitbestimmen zu wollen, weil damit die Selbständigkeit eines Vereins aufgehoben wird und die gewählten Verantwortlichen zu reinen Befehlsempfängern degradiert werden - was sich vor allem dann verheerend auswirkt, wenn auf Sponsorenseite die Fachkompetenz fehlt. Immerhin besteht bei Mißerfolg und wenig Medienwirksamkeit ja die Möglichkeit, einen bestehenden Vertrag auslaufen zu lassen oder nicht zu verlängern. Bei manchen Sponsoren aber gilt die Meinung: Wenn ich das Geld gebe, will ich auch das Sagen haben!

Eine ungute Einstellung, die auf Dauer gesehen meist wenig Nutzen bringt. Deshalb ist auch die Art des Engagements der Immobilienfirma Travimpex beim Eishockeyklub EC Bad Nauheim eher mit Skepsis zu betrachten. Denn wenn Gesellschafter einer solchen Firma auch über Trainer-Entlassungen befinden oder Spieler eines anderen Klubs, der von ihnen gesponsert wird, hin- und hertransferieren, wie in diesem Fall geplant, braucht über die Entmachtung des Vorstandes gar nicht mehr diskutiert zu werden. Allerdings wird jeder Konkursklub in der Not zugreifen, weil er darin den letzten Strohhalm sieht, der ergriffen werden muß.

Bereits in der Vergangenheit hat es immer wieder Fälle gegeben, in denen dann - selbst vorher gesunde - Vereine in finanzielle Schwierigkeiten schlitterten, weil sich Sponsoren urplötzlich verabschiedeten. Dies ist besonders dann von Übel, wenn die gesamte Vereinspolitik von einer einzelnen Person bestimmt wurde. Gerade aus diesen Erfahrungen heraus, darf mit Interesse die weitere Entwicklung in Bad Nauheim verfolgt werden. Ob der Eishockeyclub unter den neuen Bedingungen eine wirkliche Überlebenschance erhält, das ist eine Frage, auf die die Antwort noch aussteht.

ERICH STÖR

Verkehrsbehinderungen wegen Hallen-Abbruch

RÖDERMARK. Eine von der Stadt damit beauftragte Firma hat begonnen, die Mehrzweckhalle in Ober-Roden abzureißen, um der geplanten Kulturhalle Platz zu machen. Im Interesse ungehinderter Arbeiten ist es notwendig, daß rund um die Halle nicht mehr geparkt wird.

Die Durchfahrt von der Dieburger Straße am Feuerwehrhaus vorbei ist nicht mehr möglich. Mit Behinderungen durch Baufahrzeuge ist zu rechnen. ttt

Die Küche ist neu im Jugendcafé Wildsachsen

HOFHEIM. Nach vierwöchiger Renovierungspause im Jugendcafé Wildsachsen kann jetzt nicht nur gespielt, sondern auch gekocht werden. Neben den bisherigen Möglichkeiten im "offenen Treff" wie Tischfußball, Billard und anderen Spielen bietet die neu installierte Küche die Chance zu Kreativität ganz anderer Art. Etwas brutzeln, warme Getränke zubereiten . . . - Öffnungszeiten sind dienstags, mittwochs und donnerstags von 16 bis 21.30 Uhr. Außerdem ist eine Freizeit geplant. Voraussichtlich im Juni soll's für vier Tage an den Edersee gehen. pms

"Katastrophe" ohne ...

Adam Neuhäusel im Alter von 61 Jahren gestorben

RÖDERMARK. Adam Neuhäusel, Mitglied der Kolpingfamilie Ober-Roden und 13 Jahre lang Vorsitzender des katholischen Kirchenchores und Küster, ist überraschend im Alter von 61 Jahren verstorben. Drei Tage vor seinem Tod war ihm die Ehrenplakette der Stadt Rödermark zuerkannt worden, die nun am 3. April seine Witwe entgegennehmen wird.

Weitere Träger der Auszeichnung sind Alfred Hitzel vom Musikverein 03 und Walter Mieth von der Turngemeinde 08. ttt

Wer möchte mitfahren in den Schwarzwald?

FLORSTADT. "Auf der Kippe" steht die Vier-Tage-Fahrt in den Schwarzwald, die der Obst- und Gartenbauverein vom 13. bis 16. Mai geplant hat. Weil mehrere Personen, die mitfahren wollten, ihre Anmeldung zurückgezogen haben, werden noch weitere Teilnehmer/-innen gesucht, damit der angemietete Bus nicht abgesagt werden muß. Auch Nichtmitglieder werden zu der schönen Fahrt zwei Wochen vor Pfingsten eingeladen.

Anmeldungen bei Kurt Rodenberg, Reitfeldstraße 6, Telefon 5693. Der Obst- und Gartenbauverein veranstaltet im übrigen am heutigen Freitag, 12. März, um 20 Uhr im kleinen Saal des Bürgerhauses Nieder-Florstadt die Jahreshauptversammlung. hm

In Gelnhäuser US-Housing Area ist das Erdreich hochgradig mit krebserzeugenden Chemikalien verseucht Faustgroße Löcher in unterirdischen Tanks Vermutlich Sprit versickert / Behörden zurückhaltend Von Alexander Polaschek GELNHAUSEN. Altlasten, chemische Zeitbomben im Boden der militärisch genutzten Flächen, waren bisher allenfalls ein Randthema, wenn Stadtpolitiker die Hände nach der Coleman-Kaserne ausstreckten. Es werde schon so schlimm nicht sein, lautete die Devise angesichts der augenfälligen Sauberkeit frisch getünchter Häuser und saftig grün sprießender Grashalme im Ex-US-Areal. Aber die ersten brisanten Funde im Untergrund sind längst gemacht. Nicht nur im eigentlichen Kasernengebiet im Herzbachtal förderten Bohrungen ölige Erde ans Licht. Ein besonders gravierender Fall von Bodenverseuchung betrifft die noch von einigen 100 Amerikanern bewohnte US Housing Village an der Westspange. Dort haben die Wasserbehörden aromatische Kohlenwasserstoffe, darunter das krebserzeugende Benzol, in derart hoher Konzentration gefunden, daß unzweifelhaft dringender Sanierungsbedarf besteht.

Schadenszentrum im Fall Housing Village ist eine ehemalige Tankstelle, an der seit Anfang der 50er Jahre Angehörige der US-Army ihre Privatautos mit steuerfreiem Billig-Sprit versorgen und warten ließen. Bei Bohrsondierungen auf dem Gelände im vergangenen Dezember kamen laut Beobachtern Bodenproben ans Licht, aus denen sich der Kraftstoff wie aus einem Schwamm herausdrücken ließ.

Im Hanauer Wasserwirtschaftsamt bestätigt Gruppenleiter Hans-Reiner Grünewald, zuständig für Grundwasserschutz, "relativ hohe Gehalte" an aromatischen Kohlenwasserstoffen, zusammengefaßt unter der Bezeichnung "BTX", im gesamten Tankstellenbereich. Bis zu 94 Gramm BTX pro Kubikmeter Bodenluft hätten die Laboranalysen nachgewiesen. Das sei auch für eine Tankstelle ein sehr hoher Wert.

Im einzelnen handele es sich um die Stoffe Benzol, Toluol, Xylol und Äthylbenzol. Die wahrscheinliche Herkunft: Kraftfahrzeugtreibstoff, der diese Substanzen im mehr oder weniger hohen Dosen beinhaltet. Gelegentliches Verschütten von einigen Litern Sprit reicht als Erklärung in diesem Fall nicht aus. Grünewald nimmt an, daß aus defekten Lagertanks Kraftstoff ins Erdreich sickerte. Zur Menge wagt der Experte keine Schätzung.

Die Erdtanks der US-Tankstelle für Benzin und Diesel wurden jahrzehntelang zumindest von deutschen Behörden nicht auf Lecks und andere Risiken untersucht. Daß die Behälter mit den Jahren in einen desolaten Zustand gekommen waren, fiel erst auf, als es längst zu spät war. Kontrolleuren vom Amt, die im Oktober 1991 erstmals die Tanks inspizierten, sträubten sich Haare. Eine neuerliche Befüllung, so notierten sie nach der Innenrevision, sei "nicht zu verantworten". In "sehr schlechtem Zustand" seien die Behälter, hatten die Revisoren die Fakten für die Akten noch milde beschrieben. Tatsächlich sollen die Wandungen der Spritcontainer von faustgroßen Löchern gezeichnet sein. Die Tankstelle wurde umgehend dichtgemacht.

Schon 1991 mußten genügend Anhaltspunkte gegeben sein, um zumindest Kontrollen des Erdreichs im Tankstellenbereich vorzunehmen. Aber US-Army und deutsche Behörden hielten sich zunächst offenbar an althergebrachte Umgangsprinzipien absoluter Diskretion in militärischen Dingen und vermieden alles, was Konflikte und möglicherweise gar größeres Aufsehen bedeutet hätte. Erst im September vergangenen Jahres wurde die Bodenverseuchung im wahren Wortsinne ruchbar. Unmittelbar neben der Tankstelle in der Freigerichter Straße baggerten Arbeiter für den Kanalbau. Der Aushub stank bestialisch, ein typisches Merkmal für Verschmutzung mit Mineralöl.

Seither ermitteln Umweltbehörden und Staatsanwaltschaft. Das Interesse an möglichst wenig Öffentlichkeit besteht dabei offenkundig nach wie vor. Amtspersonen, die sonst schon mal aus eigenem Antrieb ausführlich über ein paar Liter verschütteten Heizöls berichten, möchten zu Army-Umwelt-Schweinereien am liebsten gar nicht erst gefragt werden. Die Polizei zum Beispiel ermittelt zwar und hat sogar Gutachten auf dem Tisch, verweist aber auf den zuständigen Staatsanwalt. Dieser wiederum hat die Akte leider an die Polizei geschickt und ist von daher nicht auskunftsfähig. Auch die Untere Wasserbehörde des Main-Kinzig-Kreises ist trotz formaler Zuständigkeit bemerkenswert uninformiert und hat bedauerlicherweise die Akte - wen wundert das noch - ebenfalls weggeschickt, ohne sich Kopien zu behalten.

Wenn es um militärische Liegen- und Hinterlassenschaften geht, müssen örtliche Behörden mit mächtigen Bundesbeamten umgehen. Denn die Bundesrepublik ist wie bei der Coleman-Kaserne entweder Eigentümer der Flächen oder vertritt die Belange der USA, wie im Fall der Tankstelle in der Housing Village. Viel Aufhebens um Altlasten aber läuft Bonner Interessen entgegen. Nicht nur diplomatische Aspekte kommen hier ins Spiel. Schließlich will der Finanzminister die ehemaligen Militärareale möglichst schnell und teuer losschlagen. Entsprechend unwillig reagiert die eigentlich zuvorderst auskunftspflichtige Behörde.

"Wir wissen im Augenblick gar nichts", lautet die Botschaft von Dieter Schmitt, der die Hanauer Außenstelle des Bundesvermögensamtes leitet. Darüber hinaus verteidigt er das Image der US-Armee, die sich selbst um Umweltschutz bemühe, und gibt sich optimistisch, was die Kontaminationen in stillgelegten Gelnhäuser und anderen Militäranlagen angeht. "Es gibt nur ganz wenige Fälle, wo Handlungsbedarf besteht."

An der Tankstelle Housing Village muß jedenfalls nach Ansicht von Experten möglichst rasch eingegriffen werden. Dr. Hans Jürgen Lantke, Sprecher des Umweltbundesamtes, sagte auf Anfrage: "Es steht außer Frage, daß saniert werden muß, um tieferes Eindringen zu verhindern." Wasserwirtschafter Grünewald hat vom Bundesvermögensamt bereits ein Sanierungskonzept gefordert. Weil die aromatischen Kohlenwasserstoffe leicht flüchtig sind, kann nicht einfach aufgebaggert werden. So wird in Erwägung gezogen, zunächst die belastete Bodenluft abzusaugen und über Aktivkohlefilter zu reinigen oder die Schadstoffe auf dem Weg der Verbrennung unschädlich zu machen - ein eher auf Jahre als auf Monate zu veranschlagendes Verfahren mit noch völlig ungewissen Kosten.

Die Mobilität der Substanzen verschärft die Gefahren. Grünewald rechnet damit, daß sie bereits bis ins Grundwasser vorgedrungen sind. Entsprechende Untersuchungen stünden erst noch bevor. Laut Dr. Lantke ist nicht auszuschließen, daß es in Fällen von BTX-Kontamination zu höheren Konzentrationen dieser Stoffe in angrenzenden Kellerräumen kommt. Das Umweltbundesamt zu den Gesundheitsgefahren: "Benzol ist ein erwiesenermaßen für Menschen krebserzeugender Stoff. Xylol und Toluol sind unter Krebsverdacht und wirken auf das zentrale Nervensystem."

Das Tankstellengebäude wird gegenwärtig als Lebensmittelmarkt genutzt. In der Nachbarschaft stehen Wohnblocks. Grünewald sieht jedoch dort gegenwärtig keine Gefahren für Menschen und hat daher die Gesundheitsbehörden nicht eingeschaltet.

Ist die "BTX"-Tankstelle ein Einzelfall oder die Spitze des Eisberges? Auf dem Gelände der Coleman-Kaserne existiert mindestens eine weitere ehemalige Kraftstoffstation. Nach offiziellen Angaben sind bisher rund 20 Erdtanks bekannt, in denen Benzin, Diesel, Altöl und andere Substanzen gelagert waren und teils noch sind. Das Wasserwirtschaftsamt ließ vor drei Monaten in Verdachtsgebieten insgesamt rund 350 Bodenproben im Bohrverfahren nehmen. Die Ergebnisse stehen laut Grünewald noch aus.

Florstadt aktuell

Kameradschaftsabend FLORSTADT. Zu einem Kameradschaftsabend lädt die Feuerwehr Staden am Samstag, 13. März, um 20 Uhr im Bürgerhaus Staden ein. Eine Kapelle wurde engagiert. Feuerwehr tagt Die Freiwillige Feuerwehr Ober-Florstadt veranstaltet die Generalversammlung am Sonntag, 14. März, um 9.30 Uhr im Bürgerhaus Ober-Florstadt. Film beim Schützenverein Einen Filmnachmittag mit Aufnahmen der Bannerweihe vom August vorigen Jahres bietet der Schützenverein Staden am Sonntag, 14. März, um 14.30 Uhr im Bürgerhaus Staden an. Sitzung der Jagdgenossen Die Jagdgenossenschaft Florstadt berät über die Verwendung der Pachterlöse und über die Vergabe der Pachtverträge am Mittwoch, 17. März, um 20.15 Uhr im Bürgerhaus Nieder-Florstadt. Sperrmüll-Abfuhr Sperrmüll wird am Montag, 29. März, in Stammheim, am Dienstag, 30. März, in Nieder-Florstadt und am Mittwoch, 31. März, in den übrigen Gemeindeteilen abgeholt.Bad Homburg hofft gegen Kickers zumindest auf warmen Geldregen

Auch ein Spieltag ohne Schlagerpartie kann durchaus seine Reize haben. Denn in der hessischen Oberliga macht sich in dieser Saison immer mehr hektische Betriebsamkeit breit. Schließlich gilt es, die eigene Position zu festigen, oder aber, wie in den tristen Tabellengefilden, die Flucht nach vorne allmählich zu realisieren.

Die Offenbacher Kickers wollen sich auch weiter an der Spitze tummeln, ernten trotz des kleinen Fehltritts vom vergangenen Wochenende uneingeschränktes Lob der Konkurrenz, weil sie sich im Normfall auch nach schwächeren Partien hartnäckig weigern, Niederlagen einzustecken. Dennoch hoffen die Verfolger unverdrossen auf einen Ausrutscher. Diesmal bei der Spvgg. Bad Homburg. Die wiederum hatte in der Vergangenheit wenig zu lachen, weil die Kassen ebenso leer waren wie Punktekonto und Zuschauerränge. Da kommt der OFC samt Anhang gerade recht. Denn gegen wen sonst könnte ein warmer Geldregen herniederprasseln, die Motivation zum Selbstläufer werden und - im Erfolgsfalle - kräftig Selbstvertrauen aufgebaut werden.

Auf die Steigerung eben dieses hofft auch Verfolger Fulda, dem das ungemütliche Gastspiel in Bürstadt, erstmals mit Ex-Profi Henrik Eichenauer, bevorsteht. Wehen will den zum wiederholten Male ausgemachten Aufwärtstrend bei den heimstarken Walldorfern bestätigen und Aschaffenburg noch ohne den spielberechtigten Neuzugang Tobollik, in Wiesbaden Punkte gegen den Abstieg sammeln.

Am Sonntag schließlich ist für den FSV Frankfurt gegen das akut abstiegsgefährdete Bad Vilbel "alles andere als ein Sieg eine herbe Enttäuschung" (FSV-Trainer Dörenberg), gedenkt Rot-Weiss Frankfurt die positiven Eindrücke nach der Winterpause in Haiger fortzusetzen und will Egelsbach gegen die Eintracht-Amateure seine Ambitionen untermauern. FR

Wir gratulieren

Herrn Wilhelm Steinmetz, Bad Vilbel, zum 80. Geburtstag.

Frau Marianne Bernhard, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Frau Emilie Trompeta, Groß-Karben, zum 74. Geburtstag.

Frau Anna Winkler, Rendel, zum 73. Geburtstag.

Herrn Ernst Weigl, Assenheim, zum 71. Geburtstag.

"Kultur durch Musik bewahrt" Lettischer Jugendchor Fortius ist zu Besuch in Butzbach

BUTZBACH. Letzte Probe vor dem Auftritt im Bürgerhaus: Der lettische Jugendchor Fortius, für eine Woche zu Gast in Butzbach, geht noch einmal das Programm durch. Weltliche und geistliche Lieder, aber auch lettische Volkslieder sollen gesungen werden. Insgesamt sind drei Auftritte geplant.

Die Idee, den Chor nach Deutschland zu holen, hatte Tereza Rozenberga, die vor knapp zwei Jahren aus der lettischen Hauptstadt Riga nach Butzbach kam. Mit Hilfe des Oberstufenchors der Weidigschule wurde der Besuch organisiert, im Mai wollen die Butzbacher Schüler dann zu einem Gegenbesuch nach Lettland reisen.

Für den kurzen Aufenthalt haben die etwa 40 Chormitglieder eine anstrengende Reise auf sich genommen: Zwei Tage waren sie im Bus unterwegs. Ihr erster Eindruck von Deutschland und den Gastgeberfamilien ist gut: "Wir sind sehr freundlich aufgenommen worden." Bei der Frage nach der Verständigung gibt es Gelächter: "Manche können ein bißchen Deutsch, eine junge Frau spricht Englisch, die übrigen sprechen weder das eine noch das andere", sagt Friedhelm Göttling, Chorleiter des Oberstufenchors der Weidigschule. "Chormusik hat eine lange Tradition in Lettland", berichtet Chorleiterin Mara Marnanza, "unter der sowjetischen Herrschaft haben wir dadurch ein Stück eigene Kultur und Identität bewahren können." Aus diesem Grund hätten auch viele junge Menschen daran festgehalten.

"Wir sind glücklich über unsere neue Freiheit", sagt Maranza über die veränderte Situation in ihrem Heimatland, ohne jedoch die Schwierigkeiten zu verschweigen: Hohe Preissteigerungen, mit denen die Löhne nicht schritthalten, steigende Arbeitslosigkeit. Aber: "Wir sind zuversichtlich, daß wir die Probleme in den Griff bekommen."

Der lettische Jugendchor singt noch einmal am Samstag, 13. März, um 19 Uhr in der Petruskirche in Gießen. re

Große Koalition der Verlierer? Mögliche Partner der FWG wollen Herber nicht mittragen

GRÄVENWIESBACH. Es wird spannend in der nördlichsten Taunus-Gemeinde: Die FWG als Wahlgewinner überflügelte ihren seitherigen Partner SPD und stieg zur stärksten politischen Kraft auf. Dennoch könnte sich die Wählergemeinschaft, die seit ihrer Gründung 1960 stets mit am "Ruder" war, auf den Oppositionsbänken wiederfinden. Es gäbe nämlich im Gemeindeparlament auch eine Mehrheit aus SPD und CDU. Und eine solche große Koalition scheint nicht ausgeschlossen - doch wie das Rennen ausgehen wird, dazu lassen sich die Spitzenkandidaten zur Zeit nur ungern in die Karten schauen.

"Es ist alles offen", blockt der FWG- Spitzenkandidat Heinz Radu ab, wohlwissend, "daß es auch eine Mehrheit ohne uns gibt". Zum Knackpunkt der Verhandlungen über künftige Mehrheiten könnte die Bürgermeisterwahl im Herbst werden. Die FWG, die nach den Worten von Beobachtern ihren Kommunalwahlkampf zu einer "Bürgermeister-Bonus-Vorschußlorbeer-Wahl" umfunktioniert hatte, setzt ohne Wenn und Aber auf die Wiederwahl des parteilosen Amtsinhabers Hellwig Herber.

Mehr noch: Radu hatte schon zum Jahresanfang die Bedingungen für Verhandlungen nach der Kommunalwahl diktiert. "Wir tun uns sicherlich sehr weh, mit anderen zu verhandeln, die einen Gegenkandidaten zu Herber aufstellen" (FR vom 19. Januar). Genau das planen - der Grävenwiesbacher Gerüchteküche zufolge und bislang undementiert - die beiden SPD- und CDU-Spitzenkandidaten.

Angesichts der "Mehrheit ohne uns" hat Radu allerdings seine Hürde inzwischen wieder abgebaut: "Der nächste Bürgermeister wird direkt gewählt, und die politischen Parteien können gar nicht beeinflussen, wer sich als Bewerber zur Verfügung stellt", lenkt er jetzt ein.

Doch sein Diktat ist bei den anderen unvergessen. "Was auch immer kommen mag, dem werden wir nicht nachgeben. Wir lassen uns die Unterstützung für Bürgermeisterkandidaten offen", gibt der SPD-Spitzenkandidat Werner Knörr vor. Bei der SPD mag der Machtverlust infolge zweier verlorener Mandate (jetzt: sieben) die Bereitschaft zur früheren, sachbezogenen Partnerschaft zusätzlich schmälern. Wären doch für diesen Fall die Verhältnisse umzukehren: Diesmal müßte also die FWG den Ersten Beigeordneten und Parlamentsvorsitzenden stellen. Zu Postenbesetzungen hält sich der bisherige Erste Beigeordnete Knörr aber bedeckt: "Die FWG ist am Zuge, uns zu Gesprächen einzuladen."

Den parlamentarischen Brauch, daß der Größere auf den Kleineren zugeht, will die SPD auch ihrerseits nutzen: "Wir werden auch mit der CDU und den Grünen reden", erklärt Knörr und eröffnet einen Einblick in die möglichen SPD-Präferenzen: Vor vier Jahren, so erinnert er, habe man auch schon mit der CDU verhandelt. "Damals war die CDU noch nicht soweit. Vielleicht ist sie jetzt eher an einer großen Koalition interessiert? Im Umlandverband hat das ja auch ganz gut geklappt."

CDU-Spitzenkandidat Bernhard Lindner orakelt nur vieldeutig: "Alles kann, nichts muß sein." Am 17. März will sich Tiefe Stachel die CDU, die ihre fünf Mandate trotz eines Stimmverlustes von 1,5 Prozent retten konnte, zu einer "richtungsweisenden Zusammenkunft" treffen.

Auch in der CDU, die Herbers Wahl 1988 noch unterstützt hatte, ist jene Bedingung Radus nicht vergessen. "Seit damals hat sich alles total gewandelt", gibt Lindner zum Thema Bürgermeisterwahl zu bedenken. Und er fügt einen zweiten Hinweis hinzu: "Wir haben vor der Wahl gesagt, wir wollen in die politische Verantwortung." Die persönlichen Gräben zwischen CDU- und FWG-Mitgliedern, die sich im Wahlkampf noch weiter vertieften, könnten die CDU in die Arme der SPD treiben. Doch Lindner betont, daß die "zweifellos tief sitzenden Stachel" bei der Koalitionsfrage hintanstehen müssen. "Wir sind nach allen Seiten offen."

Die Grünen freuen sich unterdessen, daß sie einen Sitz (plus 3,1 Prozentpunkte) zulegen konnten. Spitzenkandidat Werner Orlopp bleibt allerdings nur die nüchterne Bilanz: "Wir werden für Mehrheiten nicht gebraucht." cn

Republikaner droht "Hanau-Post" mit Krieg

HANAU. "Es gibt Zeiten der Kriege, es kann aber auch lange Zeiten des Friedens geben. Ich stelle Ihnen anheim, für was Sie sich entscheiden." Mit diesen Worten hat Bert-Rüdiger Förster, Hanauer Stadtverordneter der rechtsextremen Republikaner, der Hanauer Redaktion der "Offenbach- Post" gedroht. Damit reagierte er auf einen Kommentar der Zeitung zum Hanauer Kommunalwahlergebnis und zur Richtlinie der "Offenbach-Post", im Wahlkampf den Republikanern keine Gelegenheit zur Selbstdarstellung zu geben.

Förster will die "Hanau-Post", eine Nebenausgabe der "Offenbach-Post", damit unter Druck setzen, indem er unter seinesgleichen dazu aufruft, Abonnements zu kündigen und bot statt dessen das Jahres-Abo einer Konkurrenzzeitung an. Zudem forderte er seine Fraktion auf, "keinem dieser Journaille ein Interview zu geben, bis wenigstens Restbestände an Anstand wieder aktiviert sind". Die "Hanau-Post" nennt er "Rot-Front-Zeitung", "Neues Deutschland von der Steinheimer Vorstadt" und bezichtigte die Redaktion, nach "Stürmer-Art" zu verfahren. him

Auf einen Blick

Seite II Tips, Termine und Notdienste. Seite III KÖNIGSTEIN. Mehr Gemaule und mehr Blasen an den Füßen: In 20 Jahre hat bei den Ferienspielen sich so manches geändert.

GRÄVENWIESBACH. Wenn die FWG an Bürgermeister Herber festhält, muß sie möglicherweise als Wahlsieger in die Opposition gehen. Seite IV SPORT. Der Fußballkreis Hochtaunus ist stolz auf ein außergewöhnliches Jubiläum: 25 Jahre Hallen-Fußball der Jugend.

Theaterstück gegen Gewalt Vorstellung für Schüler

HOFHEIM. Kultur gegen Gewalt und Ausländerfeindlichkeit: Am Dienstag, 30. März, wird für Schulklassen des zweiten bis achten Schuljahres das Theaterstück "Ein Fest bei Papadakis" aufgeführt. Da die erste Veranstaltung bereits ausverkauft ist, wird das "Fest" von 11.30 Uhr an in einer zweiten Aufführung gezeigt. Der Inhalt dreht sich um einen Konflikt zwischen Deutschen und Ausländern, das Zusammentreffen und Zusammenleben fremder Kulturen - und die dabei auftretenden Probleme und Vorurteile. Exemplarisch dafür stehen der griechische Gastarbeiter Vasili Papadakis mit seinem Sohn, die deutsche Familie Müller und das türkische Mädchen Aysche.

Karten kosten fünf Mark für Kinder und zehn Mark für Erwachsene. Bei 15 Schülern kann eine Begleitperson kostenlos zusehen.

Unterlagen für den Unterricht, weitere Informationen und natürlich auch Karten gibt es beim Kulturamt an der Elisabethenstraße 3, Telefon 0 61 92 / 2 02 - 3 91. pms

Zur Sache: "Feierliches Gelöbnis"

300 Rekruten aus der im nordhessischen Stadtallendorf stationierten 4. Batterie des Beobachtungsbataillons 23 und weiteren, in Schwalmstadt-Treysa und Frankenberg ansässigen Truppenteilen, werden heute in einer Woche auf dem Ortenberger Marktplatz ein "Feierliches Gelöbnis" abgeben. Wie solch eine Traditionsveranstaltung abläuft und welchen Inhalt die Eidesformel hat, schildert die Kommandatur des Beobachtungsbataillons 23 in einer Presseinformation. Wir veröffentlichen den Inhalt des Schreibens ungekürzt.

"Diensteid und Feierliches Gelöbnis sind öffentliche Treuebekenntnisse zur Bundesrepublik Deutschland. Für Soldaten sind sie eine gesetzlich begründete Pflicht.

Die feierliche Abnahme der Treuebekenntnisse betont die Bedeutung der eingegangenen Verpflichtung, sie ist Teil der Tradition der Bundeswehr.

Die Ableistung des Feierlichen Gelöbnisses in der Öffentlichkeit macht die sittliche und rechtliche Verpflichtung, die der Soldat gegenüber unserem Staat, der Bundesrepublik Deutschland, hat, besonders deutlich, und unterstreicht die Integration der Streitkräfte in Staat und Gesellschaft.

Soldaten, die ihre Wehrpflicht abzuleisten haben, sind durch folgenden Wortlaut an ihre Pflicht gebunden:

,Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.&rquote;

Die Gelöbnisfeier beginnt nach dem Einnehmen der Aufstellung mit dem Fahneneinmarsch, begleitet vom Heeresmusikkorps und einem Fahnenzug. Während des Einmarsches haben die Soldaten die Fahne durch Blickwendung zu grüßen. Darin drückt sich eine Ehrenbezeugung aus, die symbolhaft eine Anerkennung unserer Fahne und damit unseres Staates darstellt. Nach der Meldung an den Kommandeur folgt das Abschreiten der Front zu den Klängen des Präsentiermarsches. Danach löst sich auf Befehl aus dem eingetretenen Fahnenzug die Fahnenabordnung und tritt in die Mitte des Antreteplatzes. Eine Abordnung der Rekruten tritt stellvertretend für alle Rekruten an die Fahne heran. Die Soldaten legen ihre rechte Hand auf die Fahne und sprechen dann mit allen anderen Rekruten gemeinsam die Gelöbnisformel.

Das Treuebekenntnis wird bekräftigt durch Handschlag des Kommandeurs mit den vorgetretenen Soldaten. Nach dem Abspielen der Nationalhymne treten die Soldaten und die Fahnenabordnung ein, und der feierliche Akt ist abgeschlossen."

Übersah der Arzt den tödlichen Schädelbruch? Krankenhaus schickte Betrunkenen heim: Der starb Von Dagmar Elsen BAD HOMBURG. Wegen einer blutigen Verletzung am Kopf hatten ihn seine Freunde ins Kreiskrankenhaus Bad Homburg gebracht. Ein Arzt untersuchte den 38 Jahre alten, betrunkenen (2,9 Promille) Mann und schickte ihn nach Hause. Wenig später starb Udo H. im Bett. Vorläufiges Obduktionsergebnis der Staatsanwaltschaft Frankfurt: Schädelfraktur. "Wir haben ein Ermittlungsverfahren gegen den behandelnden Arzt wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet", konstatierte gestern Pressesprecher Hubert Harth. Freunde und Arbeitskollegen, nicht zuletzt natürlich die Angehörigen sind erschüttert über den tragischen Tod des jungen Mannes. Für sie ist unbegreiflich, wieso der Arzt seinen Patienten in diesem Zustand entlassen hat.

Es war in der Nacht zum Samstag, als der 38jährige mit seinen Freunden eine Gaststätte verließ, dabei die Treppe hinunterstürzte und bewußtlos liegenblieb. Mit dem Notarzt wurde Udo H. ins Kreiskrankenhaus gefahren.

Nach der Behandlung sollen die Udo H. begleitenden Freunde vom Arzt aufgefordert worden sein, ein Taxi zu rufen. Sie hätten zunächst dagegen protestiert, aber schließlich doch eingelenkt. Auf dem Weg zum Taxi soll sich Udo H. wiederholt übergeben haben. Schließlich wurde er doch mit dem Krankenwagen ins Haus seiner Mutter gebracht. Udo H. starb noch in derselben Nacht.

Nach Aussage von Landrat Jürgen Banzer, der den Arzt um eine Stellungnahme gebeten hat, hat dieser seinen Patienten geröntgt und eineinhalb Stunden lang untersucht. "All meine Untersuchungen haben ein Ergebnis gebracht, daß der Mann keinen Schädelbruch hatte", gibt Banzer die Aussage des Arztes im Kreiskrankenhaus wieder.

Die Verständigung mit den Freunden sei sehr schwierig, deren Wahrnehmungskräfte möglicherweise eingeschränkt gewesen, sucht der Landrat ihre Darstellungen unter Anspielung auf den Alkoholeinfluß zu relativieren. Auf ihn habe der Arzt einen "sehr ruhigen und bedachten Eindruck gemacht", beschreibt Banzer.

Dennoch hatte Udo H. entgegen der Auffassung des Arztes aus dem Kreiskrankenhaus einen Schädelbruch und starb noch in derselben Nacht. "Eigentlich gibt es heute ausreichend Untersuchungsmöglichkeiten, um mit 100prozentiger Sicherheit ausschließen zu können, daß jemand eine Schädelfraktur hat", stellt ein Arzt der BG-Unfallklinik Frankfurt fest, der nicht genannt werden will. Dennoch könne sich natürlich ein Sachverhalt zunächst so darstellen.

"Es gibt so viele Möglichkeiten, woran es gelegen haben kann, daß die Fraktur nicht diagnostiziert worden ist", sagt ein anderer Kollege vom Frankfurter Nordwestkrankenhaus und deutet an, daß Fehler medizinisch-technischer Art genauso gemacht worden sein können wie menschliche. Man dürfe sich auch fragen, ob ein Arzt einen derart betrunkenen Mann, ob Schädelbruch oder nicht, überhaupt heimschicken dürfe.

Der Arzt aus Bad Homburg erklärte dem Landrat dazu, er habe die Mutter des Mannes extra in die Klinik bestellt, um sicherzugehen, daß sich jemand um ihn kümmere. Landrat Banzer hat "nicht den Eindruck, daß dort schnell entschieden worden ist".

Solidarpakt wieder . . .

Gericht: Aufruf zum Austritt aus Autoklub ist erlaubt

stg BREMEN, 12. März. Die Umweltschutzorganisation Robin Wood darf auch weiterhin Autofahrer dazu auffordern, aus ihrem jeweiligen Automobilklub auszutreten und lieber Mitglied im umweltfreundlicheren "Verkehrsclub der Bundesrepublik Deutschland e. V." (VCD) zu werden. Das hat am Donnerstag das Landgericht Bremen entschieden. Zugleich untersagte das Gericht den Umweltschützern aber die Behauptung, der VCD-Schutzbrief biete dieselben Versicherungsleistungen wie die Schutzbriefe der Autoklubs. Diese Aussage sei "objektiv falsch". Die Schutzbriefe einiger Klubs böten "erheblich mehr Leistungen". (Az.: 12-0-27/93).

Der Berliner Abmahnverein "Verband Sozialer Wettbewerb e.V." hatte Robin Wood in Bremen wegen eines Faltblatts verklagt, in dem zum Austritt aus den großen Automobilklubs geraten wurde, weil sie "nichts anderes als immer mehr Straßen und immer mehr Autos" wollten. Der VCD biete dieselben Leistungen, setze sich aber für ein umweltgerechtes Verkehrskonzept ein. Nach Ansicht des Abmahnvereins stellte dieser Aufruf einen wettbewerbswidrigen Boykottaufruf zugunsten des VCD dar.

Die Bremer Zivilkammer kam jetzt zu dem Schluß, daß dem Abmahnverein hinsichtlich des Austritt-Appells die "Prozeßführungsbefugnis" fehle. Robin Wood habe sich nicht "im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs" geäußert, sondern "im Rahmen der umweltpolitischen Auseinandersetzung im Lande". Außerdem seien die Automobilklubs "Idealvereine" ohne wirtschaftliche Ziele. Daher gebe es keinen Grund für wettbewerbsrechtliche Unterlassungsklagen.

Kleine FR · Kleine FR · Kleine FR

Schutzgemeinschaft arbeitet OBERURSEL. Am Samstag, 13. März, setzt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ihre Arbeiten in den Biotop- und Naturschutzgebieten fort. Treffpunkt der Helfer ist um 13.30 Uhr am Vereinshaus Maasgrund. Geplant ist ein Arbeitseinsatz im Naturschutzgebiet "Hünerbergwiesen".Finanzamt vor Ort OBERURSEL. Das Bad Homburger Finanzamt hat am 25. März einen Sprechtag im Oberurseler Rathaus. Von 8 bis 12 Uhr werden im Raum E 10 Anträge auf Lohnsteuerjahresausgleich entgegengenommen.Taunusklub wandert OBERURSEL. Die Tauniden treffen sich am Sonntag, 14. März, um 10 Uhr an der Hohemark zu einer Wanderung. Vorbei am Naturdenkmal Hünerbergwiesen, Hauburgstein führt sie zu den Ringwällen des Hühnerbergs und nach der Mittagsrast in Falkenstein zurück.

Zwei Einbrüche OBERURSEL. Beute im Wert von ungefähr 17 000 Mark haben Unbekannte bei zwei Einbrüchen gemacht. Aus Wohnungen in der Homburger Landstraße und dem Goldackerweg sind Schmuck, Bargeld und eine Münzsammlung verschwunden.Brunnenfest-Vorbereitungen OBERURSEL. Am Dienstag, 23. März, 19 Uhr, treffen sich im Foyer der Stadthalle alle Brunnenfest-Standbetreiber. Der Vereinsring lädt dazu auch die Anlieger des Festgeländes ein. Stadtrat Häfner wird über die neuen Auflagen und deren Erfüllung berichten. Waldreinigung KRONBERG. Zum Frühjahrsputz in Feld, Wald und Wiesen lädt der Erste Stadtrat Stahlberg am Samstag, 13. März, ein. Wer mithelfen will, sollte um 9 Uhr am Forsthaus Viktoriastraße, Waldparkplatz Hünerberg, Feuerwehrhaus Oberhöchstadt oder Rathaus Kronberg sein. Nach der Aktion gibt es in der Hütte der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald einen Imbiß. "Hannemanns" in Hanau KRONBERG. Die "hannemanns" werden am 20. und 21. März, jeweils 20 Uhr, ihre beiden Einakter "Das Bankjubiläum" und "Der Heiratsantrag" im Olof- Palme-Haus in Hanau aufführen. Kronberger, die das erfolgreiche Programm der Theatergruppe noch nicht gesehen haben, haben Gelegenheit, dies nachzuholen.Taunusschule informiert KÖNIGSTEIN. Die Taunusschule veranstaltet am Dienstag, 16. März, einen Informationsabend, der sich vor allem an die Eltern der Kinder der vierten Grundschulklasse wendet. Beginn ist um 19.30 Uhr im Neubau der TSK.

Babypflegekurs KÖNIGSTEIN. Die Evangelische Familien-Bildung bietet nach den Osterferien im Kyrioszentrum Königstein einen neuen Babypflegekurs an. Beginn ist am 26. April, 18.30 Uhr. Anmeldungen nimmt Kursleiterin Friederike Burkhardt, Telefon (0 61 73) 46 86 entgegen. Mandolinenkonzert KÖNIGSTEIN. Zum letzten Konzert des Mandolinen-Clubs Falkenstein in dieser Saison lädt die Kurverwaltung für nächsten Donnerstag, 18. März, 19.30 Uhr, in den Vortragsraum der KVB-Klinik ein.

Zweimal Kinderkleidermarkt STEINBACH. Der 26. SPD-Kinderkleidermarkt findet wegen des erwarteten großen Andrangs gleich an zwei Tagen im Bürgerhaus statt: Freitag, 19., und Samstag, 20. März; am Freitag von 14.30 bis 17 Uhr und am Samstag von 10 bis 12 Uhr. Platznummern werden am 18. März von 17.30 bis 18.30 Uhr im Bürgerhaus- Foyer ausgegeben. Kreis ehrt Sportler HOCHTAUNUSKREIS. Erfolgreiche Sportler ehrt der Kreis am Samstag, 27. März, in der Grundschule in Oberstedten; Beginn 19.30 Uhr.

FR-Interview mit Christian Schwarz-Schilling über den Protest des SPD-Politikers Gerhard Becker " . . .nimmt das fast schon psychopathische Züge an"

Der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende der Wetterauer Sozialdemokraten, Gerhard Becker, zog seine Zusage für eine Teilnahme an einem "Feierliches Gelöbnis" von Bundeswehrrekruten in Ortenberg zurück. Becker befürchtet, der CDU-Bundestagsabgeordnete Christian Schwarz- Schilling aus Büdingen, der dort heute in einer Woche als einziger Zivilist eine Gelöbnisrede halten darf, werde die 300 Rekruten mit einer "grundgesetzwidrigen und geschichtslosen Forderung" nach einem militärischen Einsatz der Bundeswehr außerhalb Deutschlands konfrontieren. FR-Redakteur Bernd Salzmann sprach mit Schwarz-Schilling, der im Dezember 1992 das Kabinett Kohl überraschend mit dem Vorwurf der Tatenlosigkeit im Jugoslawien-Konflikt verlassen hatte.

FR: Gerhard Becker war zu dem Gelöbnis eingeladen und hat gesagt, wenn Sie reden, kommt er nicht.

Schwarz-Schilling: Ich glaube, Bekker praktiziert einen miserablen demokratischen Stil. Ehe ich überhaupt gesprochen habe, unterstellt er irgendwelche Dinge. Ich weiß nicht, für ihn scheint der Umgang unter demokratischen Parteien nicht mehr möglich zu sein. Die SPD muß sich langsam überlegen, ob sie diesen Kandidaten als Aushängeschild für ihre Partei in diesem Kreis noch ertragen kann. Ich habe also ein absolutes Unverständnis vom Stil her. Selbst wenn er völlig andere Auffassungen vertritt, muß er als Demokrat bereit und in der Lage sein, solche anderen Auffassungen zu ertragen. Indem er jetzt schon Auffassungen von mir unterstellt, die ich überhaupt noch nicht gesagt habe, muß ich sagen, nimmt das fast schon pyschopatische Züge an.

FR: Was planen Sie denn in dieser Rede zu sagen? Wollen Sie auf den Jugoslawien-Konflikt eingehen?

Schwarz-Schilling: Ich werde eine Rede halten, die der Feierlichkeit dieses Augenblicks, der Bedeutung auch für die jungen Wehrpflichtigen und für die Bedeutung der Bundeswehr nach meiner Auffassung adäquat ist. Einzelheiten über meine Rede werde ich nicht vorab sagen.

FR: Ist Jugoslawien ein Thema für Sie, ja oder nein?

Schwarz-Schilling: Werde ich nicht sagen.

FR: Sagen Sie mal!

Schwarz-Schilling: Mit Sicherheit ist ein Thema die Aufgabe und auch die Neufindung der Aufgaben der Bundeswehr, nachdem die Bedrohung aus dem Ost-West-Konflikt, die ja, sagen wir mal eine wesentliche Aufgabenstellung für die Bundeswehr über Jahrzehnte gewesen ist, entfallen ist.

FR: Haben Sie denn schon Reaktionen mitbekommen auf die Entscheidung von Becker?

Schwarz-Schilling: Nein.

FR:Sie gehen also davon aus, daß Ihre Gastgeber bei der Einladung bleiben.

Schwarz-Schilling: Das haben Sie ja schon erklärt.

FR: Da gab es aber noch keine Proteste dagegen. Sie denken also, daß alles wie geplant abläuft?

Schwarz-Schilling: Wer soll denn da Proteste machen. Das könnten dann ja nur irgendwelche Ideologen sein, die damit eine Anti-Schwarz-Schilling- Geschichte in Gang setzen wollten. Dies wird wohl fehlschlagen.

Schneller Solidarpakt ist nicht in Sicht

Gibt Schmidt den Ausschlag? Zünglein an der Waage, wenn zehn Stadträte gewählt werden

FRIEDRICHSDORF. Bereits in drei Wochen, am Freitag, 2. April, trifft sich die neue Stadtverordnetenversammlung zu ihrer konstituierenden Sitzung (20 Uhr, Rathaus). Zwei Entscheidungen stehen im Mittelpunkt des Interesses: die Wahl des Stadtverordnetenvorstands und die Entsendung von Kommunalpolitikern in den ehrenamtlichen Magistrat.

Dem letzten Magistrat gehörten neben dem Bürgermeister und dem Ersten Stadtrat - beide hauptamtlich - elf ehrenamtliche Stadträte an. In der Mitte der Legislaturperiode war diese Zahl um eins erhöht worden, um auch der FU einen Sitz im Magistrat zu verschaffen. Gegen Ende hatte das Parlament dann die Zahl der Sitze im ehrenamtlichen Magistrat auf das Minimum, das die Hessische Gemeindeordnung (HGO) zuläßt, also auf drei reduziert. Hintergrund: In einer laufenden Periode kann der Magistrat laut HGO nicht verkleinert, sondern allenfalls vergrößert werden.

Bürgermeister Gerd Schmidt geht davon aus, daß ein "Allparteien-Magistrat" entstehen wird. Damit alle sechs gewählten Parteien und Gruppierungen zum Zuge kommen, müßten zehn ehrenamtlichen Stadträte gewählt werden: drei von der UWG, zwei von CDU und SPD, je einer von Grünen, FU und FDP.

Umfaßt der Gesamtmagistrat zwölf Mitglieder, würde bei Stimmengleichheit das Votum des Bürgermeisters den Ausschlag geben. tom

TG Rüsselsheim, Volleyball Regionalliga-Titel vorzeitig gesichert

Jetzt kann den Volleyballern der TG Rüsselsheim auch theoretisch nichts mehr passieren. Mit dem 3:1 (15:3, 9:15, 15:6, 16:4)-Heimsieg über den TV Biedenkopf haben sie sich vorzeitig die Meisterschaft in der Regionalliga Südwest gesichert und damit die Qualifikation für das Relegationsturnier um den Zweitliga-Aufstieg geschafft.

Die Rüsselsheimer mußten auf Ex-Nationalspieler Hauke Braack, der beruflich verhindert war, verzichten. Dennoch ging der erste Satz klar an die Rüsselsheimer, die in der Aufstellung Matthias Schwär, Dennis Werner, Klaus Hermann, Werner Richnow, Jürgen Kropp und Holger Wendt zunächst fast fehlerfrei agierten.

Im zweiten Satz stellte Trainer Michael Herold um und ließ auch Nachwuchsspieler Andreas Urff zum Einsatz kommen. auch wenn der junge Außenangreifer seine Aufgabe gut machte, gerieten die Gastgeber in größeren Rückstand. Zeitweise sah es zwar so aus, als könnten sie noch aufholen, doch am Ende hatte Biedenkopf mit 15:9 die Nase vorne.

Nach dem klar gewonnenen dritten Satz nahm es das Herold-Team dann noch einmal etwas zu leicht und mußte am Ende des vierten Abschnitts stark um den Sieg bangen. Besonders Jürgen Kropp und seinen gelungenen Angriffsschlägen hatten es die Rüsselsheimer zu verdanken, daß sie die Endphase noch für sich entscheiden konnten.

TG Rüsselsheim: Matthias Schwär, Dennis Werner, Klaus Hermann, Werner Richnow, Jürgen Kropp, Holger Wendt, Andreas Urff und Sören Kroll. Am Samstag tritt die Turngemeinde um 20 Uhr am drittletzten Spieltag bei Abstiegskandidat Orplid Darmstadt an. gw

Namen + Notizen

DR. EGON SCHALLMAYER, Rödermärker Archäologe, und sein Kollege Dr. JÖRG LEUSCHNER, beide beschäftigt mit einer Dokumentation der NS-Zeit in Rödermark, sind auf Zeitzeugen angewiesen, um sich bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit nicht allein mit Material aus Archiven zufriedengeben zu müssen. Sie bitten deshalb ältere Bürgerinnen und Bürger aus beiden Stadtteilen, am Freitag, 2. April, um 19.30 Uhr in den Bücherturm in Ober-Roden oder aber ins Töpfermuseum von Urberach zu kommen, Erfahrungen und Erlebnisse mitzuteilen und auch Bilder, Briefe, Zeitungen oder sonstiges Anschauungsmaterial (leihweise) mitzubringen. ttt

"Der Mensch ist konservativ: Man will die Herkunft nicht wegwerfen" Eine Podiumsdiskussion zum Thema doppelte Staatsbürgerschaft / Liselotte Funcke: "Diese Welt ist eine der Wanderungen"

"Ein Mensch", sagte der Mainzer Staatsrechtler Christoph Gusy, "kommt einfach zustande, ein Paß nur mit großen Schwierigkeiten." Der Satz des Juristen im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Bahnhofsviertel weist auf ein aktuelles Problem: Die Zahl der hier Lebenden ohne deutschen Paß wächst und wächst, ein ganzes Heer junger Leute darf nicht wählen, muß nicht zur Bundeswehr, kann nicht Beamter werden - in Deutschland geboren, aber als Kind ausländischer Eltern.

Thema des von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit organisierten Abends: "Soll das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht reformiert werden?" Wissend, daß selbst hier geborene junge Türken, Marokkaner, Jugoslawen ihre familiäre Staatsbürgerschaft nicht aufgeben wollen (auch weil sie nicht auf das Erbrecht verzichten wollen), spitzte sich das Thema auf die Frage der doppelten Staatsbürgerschaft zu.

Für Liselotte Funcke, die ehemalige Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, gibt es auf dem Weg zu mehr Rechten (und Pflichten) für die als Ausländer hier Geborenen nur diesen Weg: "Diese Welt ist eine der Wanderungen und nicht der national abgeschlossenen Gebiete"; so werde es "immer mehr Unterschiede zwischen Herkunft und Wohnsitz" geben. Die "doppelte emotionale Bindung" sei für immer mehr Menschen zu einem Schicksal geworden.

Nachdem es in Deutschland schon Millionen von Menschen gebe, die (als deutschstämmige Einwanderer, als Abkömmlinge binationaler Ehen) mit zwei Pässen leben, verstehe doch kein Mensch, warum das "dem seit 30 Jahren hier wohnenden Italiener verwehrt wird". Zumal eine Einbürgerung in einem solchen Fall kaum in Frage komme, "um nicht als Ausländer nach Hause fahren zu müssen".

Der Tscheche Karl Brozik, der für die Organisation "Claims Conference" sprach, bestärkte Funckes Position: "Das Einbürgern", so Brozik, "ist leichter, wenn ich nicht etwas dafür abgeben muß." Da sei der Mensch "konservativ: Man will die Herkunft nicht wegwerfen."

Rosi Wolf-Almanasreh als Leiterin des Amts für Multikulturelle Angelegenheiten sprach von der Diskriminierung all derer, denen der deutsche Paß verwehrt wird. Dabei: "Ich kann dem Bürger doch nur vermitteln, daß er den ausländischen Nachbarn nicht diskriminieren soll, wenn ich es von Staats wegen nicht tue." Die Amtsleiterin erwähnte das Beispiel einer multinationalen Klassenfahrt: "Da sitzen sie alle gemeinsam im Bus nach Frankreich, die türkischen, marokkanischen, jugoslawischen Kinder aber brauchen ein Visum." Das aber zu bekommen, sei "ein Riesenkampf: Was meinen Sie, wie diese Kinder sich fühlen?" Denen nämlich sei "signalisiert: Du gehörst nicht dazu."

Die Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach-Herrmann (CDU) vertrat als einzige auf dem Podium die Gegenposition. Sie plädierte dafür, "lieber diejenigen, die lange hier leben, dazu zu bewegen, bewußt und gern Deutsche zu werden". Für sie sei das Angebot der Doppelstaatsbürgerschaft "nicht integrationsfördernd". Denn mit zwei Pässen seien die Einwanderer gegenüber den Einheimischen privilegiert: "Sie haben die Chance, wenn es hier mal nicht so gutgeht, in das andere Land zu verschwinden." clau

"Solidarpakt" wieder auf der langen Bank

Diebe nahmen Geld, Uhr und Schmuck mit

BAD VILBEL. Am hellichten Tag sind zwei Männer am Mittwoch in ein Haus in der Feldbergstraße eingebrochen. Um 13.30 Uhr, so berichtet die Kriminalpolizei, klingelten die Männer zunächst an der Haustür. Als sich niemand meldete, stiegen sie in die Erdgeschoßwohnung ein. Dort stahlen sie 800 Mark Bargeld, eine Damenarmbanduhr "Junghans" sowie Schmuck im Gesamtwert von 5000 Mark.

Als Täter hat die Kripo zwei 30 bis 35 Jahre alte, 1,65 Meter große Männer in Verdacht, die lange schwarze Wollmäntel trugen. Einer der Männer fiel durch nakkenlanges, gewelltes schwarzes Haar auf. Hinweise erbittet die Kriminalpolizei unter der Nummer 0 60 31 / 60 10. hm

Hinterzimmer-Gespräche mit offenem Ausgang

HOFHEIM. Die "Tage der Hinterzimmerverhandlungen" nach der Kommunalwahl bleiben in der Kreisstadt interessant: Am Mittwoch abend haben sich die Fraktionen der Freien Wähler und Christdemokraten getroffen, um über Positionen zu sprechen "und Gedanken auszutauschen", berichtet CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Vater. "Wir haben zunächst einmal die Lage analysiert, aber durchaus noch keine Personalfragen geklärt oder gar das Bündnis beschlossen."

Zum Hintergrund: In der vergangenen Legislaturperiode gab es ein loses Bündnis zwischen FWG und CDU, das aber nach einigen Auseinandersetzungen im März vergangenen Jahres beendet wurde. Danach gab es wechselnde Mehrheiten, war das Verhältnis der beiden Bürgerlichen mitunter höchst angespannt. Nach der Kommunalwahl bietet sich die Kooperation der Bürgerlichen im Stadtparlament aber erneut an: FWG und CDU verfügen gemeinsam über 25 der 45 Mandate. Diese Zahl stimmt die "Feinde" von vor einem Jahr wieder versöhnlich.

Wie geht's weiter bei der Partnersuche in der Kreisstadt? Vater kündigt an, daß sich seine Fraktion am Freitag erst einmal mit der SPD treffen wird, die am Wahl-Sonntag zwölf Sitze errang. Für die kommende Woche sei eine Zusammenkunft mit der Grünen Offenen Hofheimer Liste (GOHL) geplant, die sich von zuvor vier auf jetzt sechs Mandate gesteigert hat - und am Mittwoch, 17. März, ist das zweite FWG-CDU-Treffen.

Noch ein Nachtrag: Dr. Hanns Großmann wurde nicht zum Ehren-Fraktionsvorsitzenden ernannt, sondern zum Ehrenmitglied des CDU-Stadtverbandes. pms

Magistrat soll sich vor die Flüchtlinge stellen

FRIEDRICHSDORF. Der Arbeitskreis Asyl hat an den Magistrat appelliert, sich demonstrativ schützend vor die in der Stadt lebenden Flüchtlinge zu stellen. Anläßlich des neuerlichen - mutmaßlichen - Anschlags auf Bewohner der Holzhäuser am Petterweiler Holzweg sei es Zeit, "den Bürgern deutlich zu sagen, daß die Flüchtlinge ein Recht darauf haben, hier zu sein und beschützt zu werden", fordert eine Sprecherin des Arbeitskreises: "Wer die Flüchtlinge bedroht, dem muß das Handwerk gelegt werden."

Am Montag waren, wie berichtet, am der Siedlung der Asylbewerber Schüsse gefallen. Nachdem bereits im Juni 1992 ein Brandsatz gegen ein Haus geschleudert worden war, befürchtet der Arbeitskreis, daß auch diesmal Flüchtlinge zumindest bedroht und eingeschüchtert werden sollten. che

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Kulturmix Friedberg. Café Kaktus: Rachel Morrison - "The voice" (The blues of soul, the soul of gospel), Sa. 21 Uhr, Hospitalgasse 16.

Volksbildungsverein: Peter Liebhart + Cheikh Tidiane Niane - Poesie und Rhythmus, So. 11.15 Uhr, Bibliothekszentrum Augustinergasse 8.

Friedberger Kantorei & Musica Variata - Kammerkonzert, So. 20 Uhr, Stadtkirche. Bad Nauheim. Ges. f. Christlich-Jüdische Zusammenarbeit: Woche der Brüderlichkeit: Sarah Bloom - "Jiddische Lieder und Musik", So. 19.30 Uhr, Kurhaus. Tanzschule Wehrheim-Gierok - "Der Froschkönig", So. 15 Uhr, Kurhaus.

Kurkonzert, Sa. 10.30, 15.30 u. 19.30 Uhr, So. 10.30 Uhr.

Bad Vilbel. Alte Mühle: Provinztheater Bad Vilbel - "Von Frau zu Frau" nach Anna Zaschke, Sa. 20 Uhr; Wolfgang Wagenhäuser - "Bilder einer Ausstellung" v. M. Mussogorsky, So. 16 Uhr, Lohstr. 13.

Butzbach. Laienspielschar Ebersgöns - "Hilfe, meine Frau ist reich", Sa. u. So. 20 Uhr, Saal Seip.

Karben. Ev. Kirchengemeinde St. Michaelis: Frühjahrskonzert, So. 17 Uhr, ev. Kirche Kl.-Karben.

Ortenberg. Kleinkunst-Bühne Fresche Keller: La fête - zum 5jährigen Bestehen im Dorfgemeinschaftshaus Bergheim, Sa. ab 19 Uhr.

Hungen. Freundeskreis Schloß: "Arcani musicali" a capella - Konzert, So. 20 Uhr, Blauer Saal Schloß.

Gruppen / Vereine Friedberg. Baumwartevereinigung: Jahreshauptversammlung, Sa. 10 Uhr, Gasthaus Zum Goldenen Faß.

Bad Nauheim. VDK: Jahreshauptversammlung, Sa. 15 Uhr, Sportheim.

Förderverein Sozialstation: Versammlung, Sa. 15 Uhr, Blücherstr. 23.

Bad Vilbel. Volkschor Frohsinn 1888 Massenheim: Jahreshauptversammlung, Sa. 20 Uhr, ev. Gemeindezentrum Hainstr.

Heilig-Geist-Gemeinde Heilsberg: Kinderkleiderbasar, Sa. 14-15.30 Uhr, Gemeinderaum. Kneipp-Verein: Wanderung, So., 9 Uhr, Zentralparkplatz.

Ober-Mörlen. Briefmarkenfreunde Usatal: Rang-III-Briefmarkenausstellung Ombria &rquote;93, Sa. 10-18 Uhr, So. 10-17 Uhr, Usatalhalle.

Butzbach. AWO-Begegnungsstätte: Kinderkleider- u. Spielzeug-Flohmarkt, Sa. 15-18 Uhr, J.-S.-Bach-Str. 26.

KZV Griedel: Jahreshauptversammlung, Sa., Gaststätte Zum Grünen Baum.

Gem. Chor Liederkranz Nieder-Weisel: Generalversammlung, Sa., Pizzeria Bari.

GV Liederkranz Pohl-Göns: Jahreshauptversammlung, Sa., Bürgertreff.

FFw Wiesental: Umweltaktion, Sa. 10 Uhr, Feuerwehrgerätehaus.

DLRG OG: Bezirksmeisterschaften, Sa. 12 Uhr, Hallenbad Laubach.

Florstadt. Gew. Gartenbau, Land- u. Forstwirtschaft: Bezirkskonferenz, Sa. 9 Uhr, BH Florstadt.

FFw Staden: Familienabend, Sa., BH Staden.

FFw Ober-Florstadt: Jahreshauptversammlung, So. 9.30 Uhr, BH Ober-Florstadt. Schützenverein Staden 1976: Filmnachmittag, So. 14.30 Uhr, BH Staden.

SU Nieder-Florstadt: Jugendwerbeaktion, So., BH Nieder-Florstadt.

Karben. Touristenverein Die Naturfreunde: Seniorennachmittag, Sa. 14 Uhr, Schutzhütte Okarben.

Kath. Kirchengemeinde St. Bonifatius: Kleinkindergottesdienst, Sa. 16 Uhr.

1. Pétanque-Club 1986 Petterweil: Saison-Eröffnungsturnier, So. 10 Uhr, Boule- Platz Pfarrer-Flick-Str.

Elternbeirat KiGa Petterweil: Flohmarkt für Spielsachen und Kinderbekleidung, Sa. 9-14 Uhr, BH Petterweil.

KSV: Tanz für jedermann, Sa. 20 Uhr, KSV-Heim Günter-Reutzel-Sportfeld.

Altenstadt. Jugendclub Treff: Sa. 19-22 Uhr, an der Altenstadthalle.

VfL: Bastel-Treff u. Second-hand-Basar, So. 11 Uhr, Altenstadthalle.

Kinderlobby: Kinderfest "Kinder bauen ihre Stadt", So. 15 Uhr, BH Lindheim.

Nidda. VHC: Wanderung mit VHC Büdingen um Lindheim, So. 8.30 Uhr, Bürgerhaus. Landfrauen Ober-Lais: Jahreshauptversammlung, Sa., Gaststätte Appel.

GV O.-Schmitten: Jahreshauptversammlung, Sa. BH O.-Schmitten.

KTSV Borsdorf: Jahreshauptversammlung, 20 Uhr, Sportheim.

GV U.-Widdersheim: Schlachtfest, Sa., BH U.-Widdersheim.

FFw Wallernhausen: Kameradschaftsabend, 20 Uhr, BH Wallernhausen.

Landfrauen Ulfa: Familienabend, Sa., BH Ulfa.

SV Stornfels: Tischtennis-Turnier, Sa. u. So., BH Stornfels.

VDK Ober- u. Unter-Widdersheim: Jahreshauptversammlung, So. 14.30 Uhr, BH O.-Widdersheim.

Tanzsportclub Schwarz-Gelb, Latein- Tanzturnier, So. 13 Uhr, Bürgerhaus.

Gedern. SV Teutonia Steinberg: Jahreshauptversammlung, Sa., DGH Steinberg. Hirzenhain. VHC: Auszeichnungs-Wanderung, So. 14 Uhr, Rathaus. Vorträge / Kurse Friedberg. DRK: Kurs für Führerscheinbewerber, Sa. 8.30 Uhr, Homburger Str. 26.

Bad Vilbel. KVHS: Wochenendkurs "Beziehung", Sa. u. So. ab 9 Uhr, BH Heilsberg.

Kath. Pfarrverband B. Vilbel-Karben + Kath. Bildungswerk: Seminar "Auf dem Weg zu Partnerschaft und Ehe", Sa. 10-17 Uhr, Pfarrsaal St. Marien Dortelweil. Butzbach. DLRG: Tiffany-Kurs II, Sa. 14 Uhr, b. E. Schmider, Ebersgöns.

Altenstadt. OGV: Obstbaumschnitt- Lehrgang, Sa. 14 Uhr, Parkplatz Altenstadthalle.Parteien / Parlamente Ortenberg. Schüler-Union: Kreisdelegiertentag, Sa. 13 Uhr, Dr.-Heldmann- Haus, Selters.

Verschiedenes Friedberg. 1. kreativer Ostereier-Markt, Sa. 14-18 u. So. 10-18 Uhr, Stadthalle.

Führung durch Altstadt und Burg, Sa. 14 Uhr, Wetterau-Museum.

Bad Nauheim. Tanztee, So. 15 Uhr, Kurhaus.

Bad Vilbel. Bauernmarkt, Sa. 8-13 Uhr, Frankfurter Str. 85.

Ober-Mörlen. Aktion Saubere Gemarkung, Sa. 8.30 Uhr, Parkplatz Usatalhalle.

Butzbach. Faselmarkt: Bauernmarkt, Sa. 9-14 Uhr; offizielle Eröffnung mit Bieranstich, Sa. 15 Uhr; Tanz u. Unterhaltung Sa. 20 Uhr; ökumenischer Gottesdienst, So. 11.30 Uhr, Rathaus-Innenhof; Verkausoffener Sonntag; Vergnügungspark auf dem historischen Marktplatz; Ausstellung des Künstlerkreises, Wendelinskapelle; Ausstellung Landwirtschaftstechnick (Sa. u. So.), (Markt bis Di.).

Altenstadt. Kleinhunde-Ausstellung, Sa. u. So., Gemeinschaftshaus Waldsiedlung.

Nidda. Frühlingsfest, Sa. u. So. (bis Mo.), Festplatz + Bürgerhaus.

Tanztee: Sa. 19-22 Uhr; So. 15-18 Uhr, Kursaal Bad Salzhausen.

Sportlerehrung, 19 Uhr, Sporthalle am Gymnasium. Abfallsammlung Ortenberg. Sonderabfall-Sammlung, Sa. 9.30-12 Uhr, Marktplatz. Ausstellungen Friedberg. Gianni Colombo - spazio curvo, der gekrümmte Raum, Di.-Do. + So. 11-20 Uhr (möglichst nach telef. Vereinbarung unter 0 60 31 / 24 43), Görbelheimer Mühle, Bruchenbrücken (bis 30. 3.).

Bad Nauheim. Wolfgang Pospischil - Gemälde, Trinkkuranlage (bis 14. 3.).

Bad Vilbel. Angelika Bindemann - Öl- Bilder, Café Dominique, Lohstr. 13.

Rosbach. Horst Janssen - Aquarelle, Zeichnungen, Radierungen, Lithographien, Eröffnung So. 15 Uhr, tägl. außer Mo. 15-18.30 Uhr, An der Mergel 16, Rodheim (bis 18. 4).

Altenstadt. Frauenamt des Wetteraukreises: Typisch - die neuen Mädchen in Industrie und Handwerk, Limesschule, Schillerstr. 2 (bis 19. 3.).

Hungen. Re Foer (Aquarelle) + Ingeborg Seidel (Radierungen), Eröffnung Sa. 18 Uhr, Sa. u. So. (bis 28. 3). Filmspiegel Friedberg. Roxy: Ein ehrenwerter Gentleman (Sa. 15, 17, 20.15, 22.30, So. 13.45, 16, 18, 20.30 Uhr) - Blende: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa. 15, 17, So. 13.45, 16 Uhr); Sneakers - die Lautlosen (Sa. 20, 22.30, So. 18, 20.30 Uhr) - Studio: Bodyguard (Sa. 15, 17, 22.30, So. 13.45, 16.15 Uhr); Dracula (Sa. 20, So. 20.15 Uhr) - Keller: Die Schöne und das Biest (Sa. 15, 17, So. 13.45 Uhr); Alarmstufe Rot (Sa. 20.15, 22.30, So. 16, 18, 20.30 Uhr).

Bad Nauheim. Terminus: Little Nemo im Schlummerland (Sa. u. So. 15.30 Uhr); Candymans Fluch (Sa. u. So. 19 Uhr); Der Reporter (Sa. u. So. 21.15 Uhr).

Butzbach. Capitol: Eine Frage der Ehre (Sa. u. So. 15, 20 Uhr) - Bambi: Tommy, der Träumer (Sa. u. So. 15 Uhr); Bitter Moon (Sa. u. So. 20 Uhr).

Altenstadt. Apollo-Lichtspiele: Hook (Sa. u. So. 16 Uhr); Zorniger Schlaf (Sa. u. So. 18.30; 20.30 Uhr).

Büdingen. Royal: Stalingrad (Sa. 20, 22.30, So. 17.15, 20 Uhr) - Princess: Der Tod steht ihr gut (Sa. 20, 22.30, So. 17.15, 20 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Wir Kinder aus Bullerbü (Sa. u. So. 16 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa. u. So. 19.45 Uhr); Verhängnis (Sa. u. So. 22.15 Uhr).

Lich. Traumstern: Otto ist ein Nashorn (Sa. u. So. 15.30 Uhr); Die Schöne und das Biest (Sa. u. So. 17.15 Uhr); Simple Men (Sa. u. So. 19.30 Uhr); Leolo (Sa. u. So. 21.45 Uhr); John Lurie and The Lounge Lizards (Sa. 24 Uhr). (ohne Gewähr)

Abwesenheit genutzt

KARBEN. Nur zwanzig Minuten war eine Frau abwesend, als am Mittwoch gegen 20 Uhr in ihre Wohnung eingebrochen wurde. Sie hatte, wie die Kriminalpolizei berichtet, den Hund ausgeführt, als Unbekannte aus der Wohnung in der Altkönigstraße einen Stereoturm Marke Sony, einen Grundig-Camcorder sowie Schmuck stahlen. Die genaue Höhe des Schadens konnte die Polizei zunächst nicht mitteilen. Hinweise auf die Einbrecher nimmt die Kripo unter der Nummer 0 60 31 / 60 10 entgegen. hm

Didier-Werke kehren in die Profitzone zurück

has FRANKFURT A. M. Die vor allem im Feuerfest-Geschäft engagierten Wiesbadener Didier-Werke haben im vergangenen Jahr die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft. In einem Aktionärsbrief teilt das Unternehmen mit, im Konzern habe das Ergebnis vor Ertragsteuern 0,6 Millionen Mark betragen. Zum Vergleich: In der Vorperiode war ein Verlust von immerhin 28,4 Millionen ausgewiesen worden.

Der Mini-Profit stellt den Didier-Vorstand natürlich noch nicht zufrieden. Er betont zwar: "Unsere umfassenden Restrukturierungsmaßnahmen greifen." Doch fügt er hinzu: "Kostenoptimierung und strategische Neuausrichtung auf wachstumsträchtige Märkte werden auch weiterhin Schwerpunkt unserer Arbeit sein." In der Tat: Für den kleinen Gewinnausweis zeichneten nämlich vor allem die Feuerfest-Aktivitäten in Übersee des Konzerns mit seinen nahezu unverändert 6934 Beschäftigten verantwortlich. Auf den europäischen Märkten hingegen wirkten sich die flauen Geschäfte mit der Stahl- und der Glasbranche aus. "Sonderbelastungen in Frankreich und Spanien" hätten dazu geführt, daß die Sparte Feuerfest-Europa "mit negativem Ergebnis" abschloß. Ingesamt setzte die Didier- Gruppe im vergangenen Jahr rund 1,4 Milliarden Mark um, ein Prozent mehr als zuvor.

Ahnung und frühes Leid Cyril Northcote Parkinson ist tot

Der englische Historiker, Schriftsteller und Journalist Dr. phil. Cyril Northcote Parkinson lernte im Labor des Lebens. Anders als andere Wissenschaftler gab er sich zuerst der Erfahrung hin, bevor er um einen Begriff nachsuchte, ohne den die Anschauung bekanntlich leer bleibt und erblindet. Mit diesem Spleen wurde Parkinson, der in seiner Jugend Chesterton las und Maler werden wollte, bald ein Partisan der Branche. Als Populist blieb er hinter der Wissenschaft zurück, um ihr als Phänomenologe zeitlebens voraus sein. Erst heute entdecken Heerscharen aus Bio-Physik und Chaosforschung, was Cyril Northcote Parkinson schon seit seiner Marinezeit wußte: Das Gesetz von der Selbstverfettung bürokratischer Systeme.

Damals machte er die Erfahrung, daß etwas zunimmt, wenn es abnimmt. Die Zahl englischer Kriegsschiffe nahm ab, die Zahl der Verwaltungsangestellten in der Admiralität daraufhin zu. Als Gesetzmäßigkeit formuliert heißt dies, daß man Arbeit in dem Maße erfindet, wie man ihrer nicht mehr bedarf. Denn die Arbeit ist im Raum der Zeit wie ein Spannbetttuch, das man solange über den Abgrund des Seins stretcht, bis man damit genau die Arbeit hat, die man eigentlich nicht mehr hat. Oder klarer: "Work expands to fill the time available of its completion" (1. Parkinsonsches Gesetz). Schon bei tausend Angestellten, sagte der einstige Verwaltungsangestellte Parkinson, ereignet sich das Wunder der Bürokratie: Der Apparat erhält sich selber. Er driftet in die Selbstreferenz und robbt durch die Rückkopplungsschleife - sozusagen ein autarkes Nichts im Vollformat. Er hat nichts, dafür aber mit sich selber alles zu tun, womit der Apparat dann die meiste Arbeit hat.

Wer, wie Cyril Northcote Parkinson, die Theorie von der Selbstabschaffung komplexer Systeme am eigenen Leib erfahren hat, der hält den Garten des Wissens klein und überschaubar. Variatio delectat, und deshalb hat Parkinson aus einem einzigen Lehrsatz sechzig Bücher und tausend Vorträge gemacht. Die Welt hat es ihm in den 50er und 60er Jahren enthusiastisch gedankt, während die Wissenschaft mit Scham und Schande schwieg. Zwar hat ihn der sinkende Grenznutzenwert seines Ruhms noch erreicht, aber nicht geschadet, weil er in dem Maße mehr arbeiten konnte, je weniger Arbeit ihm die Nachfrage aufbürdete. Dafür reden heute alle von Entropie und meinen doch nur das Parkinsonsche Gesetz, dem mit jedem Büroturm ein neues Denkmal gesetzt wird. "Die tüchtige deutsche Bürokratie hat Parkinsons Voraussagen noch übertroffen" (Helmut Kohl 1979).

Gestern ist Cyril Northcote Parkinson im Alter von 83 Jahren in der Grafschaft Kent gestorben. ass

Grundbesitzerverein ergreift Partei für Hausbesetzer: Stadt müsse wegen leerstehender Wohnungen vorgehen "Das wird permanent so weitergehen" Dezernent Hessenauer zwischen Warteschlange und Prozessen mit Eigentümern Von Margit Fehlinger

WIESBADEN. Der junge Mann, der seinen Namen nicht nennen will, hat keine Wohnung. Er schlüpfte bei Freunden unter - in einer Wohngemeinschaft. Er ist einer von jenen 40 Leuten, die in Wiesbaden als "die Hausbesetzer-Szene" bezeichnet werden oder einfach nur als "die Autonomen": Arbeiter, Studenten und Lehrlinge, zwischen 18 und 45 Jahre alt, die sich selbst als Menschen definieren, "die gegen rassistische, faschistische und patriarchale Unterdrückungs- und Ausbeutungsverhältnisse kämpfen". Immer wieder machen sie durch Hausbesetzungen von sich reden, die allerdings inzwischen mit früheren Aktionen nicht mehr viel gemein haben. Sie dringen in leerstehende Häuser ein, bringen Spruchbänder an den Fassaden an ("Die Häuser gehören uns" oder "Eigentum verpflichtet") und dann, sagt der Mann, der anonym bleiben möchte, "warten wir auf die Polizei". Die kommt binnen weniger Stunden und beendet je nach Widerstand der Besetzer mehr oder weniger gewaltsam das Spektakel - zuletzt Ende vergangener Woche am Römerberg 6. "Das wird permanent so weitergehen", kündigen die wohnungslosen Protestler an, "so lange, bis die Stadt mit uns über die Bereitstellung eines Hauses verhandelt".

Dies freilich dürfte schwierig werden: "Wir haben keine Häuser zur Verfügung", erklärt Stadtrat Wolfgang Hessenauer in einem FR-Gespräch. Entweder sei die Stadt noch nicht rechtmäßige Besitzerin der Immobilie oder das alte Gemäuer sei so baufällig, daß es abgerissen werden müsse. Den nicht nur von den Hausbesetzern, sondern auch von den Grünen im Rathaus immer wieder erhobenen Vorwurf, die Stadt lasse jahrelang Häuser leerstehen, weist Hessenauer zurück. Zwei Beispiele, die er anführt: Das Gemäuer Römerberg 6 samt den dazugehörigen Hinterhäusern sei in desolatem Zustand und müßte abgerissen werden. Betroffen von dieser Sanierung mittels Spitzhacke und Planierraupe ist ein weiterer Hausbesitzer, der sich bislang weigerte, seine Zustimmung zu der Groß-Aktion zu geben. Die zähen Verhandlungen ziehen sich in die Länge.

Und die Knausstraße 4, vor zwei Wochen von den Hausbesetzern okkupiert? Ein Wiesbadener, der Interesse an diesem Gebäude hat, bezweifelt das Vorkaufsrecht der Stadt - der Streit schwelt seit Jahren vor dem Verwaltungsgericht, dessen Richter aus Gründen der Arbeitsüberlastung noch kein Urteil gesprochen haben. "Die Knausstraße 4 gehört uns also noch überhaupt nicht", verdeutlicht Wolfgang Hessenauer. So sei es mit den meisten der leerstehenden Häuser, von denen behauptet werde, sie gehörten der Stadt, und die lasse sie leerstehen und vergammeln.

Gleichwohl wäre er bereit, mit den Hausbesetzern zu reden. Von deren Forderungen erfahre er nämlich immer nur bei deren Aktionen. Und seiner Bitte, Verhandlungspartner zu benennen, seien sie bisher nicht nachgekommen. "Mal spricht ein Bernd vor, mal ein Fritz, nie nennen sie ihre Nachnamen, immer ist da jemand anderer." Ständig empfehle er ihnen, sich im Wohnungsamt zu melden - vergebens jedoch. "Die wollen sich", argwöhnt Wolfgang Hessenauer, "an der Warteschlange der Wohnungssuchenden vorbeimogeln, um möglichst rasch eine Bleibe zu finden."

Stimmt nicht, widersprechen die Hausbesetzer. Für sie gäbe es überhaupt keine "Warteschlange": Denn Sozialwohnungen würden nicht an Wohngemeinschaften vergeben. Und das sei ihr Dilemma. Sie möchten in mehreren WGs zusammenleben und sich "nicht vereinzeln lassen". Stadtrat Hessenauer bleibt fest: Wenn er die lautstarken Demonstranten bei der Häuser- oder Wohnungsvergabe bevorzuge, ziehe er sich den Zorn "der Familien mit Kindern zu, die in irgendwelchen Löchern zusammengepfercht hausen müssen".

Unerwartete Hilfe erhalten die Hausbesetzer von einer Lobby, die ansonsten mit den militant gestimmten jungen Leuten nicht viel am Hut hat: dem Haus- und Grundbesitzerverein. Dessen Vorsitzender Richard Streim läßt keine Gelegenheit verstreichen, dem Wiesbadener Wohnungsamt eins auszuwischen. Er sieht sich durch die ständigen Hausbesetzungen einmal mehr darin bestätigt, daß die Stadt wegen leerstehender Wohnungen nur gegen private Hausbesitzer vorgehe. "Es muß beanstandet werden, daß bei den hier zutage getretenen jahrelangen Leerständen offensichtlich keinerlei Maßnahmen ergriffen wurden." Ähnlich argumentieren die Grünen im Rathaus. Die vermeintliche Machtlosigkeit der Stadt gegen die "Leerstände" erscheint dem scheidenden Fraktionsvorsitzenden der Umweltpartei, Volker Kastner, "wenig glaubwürdig". Er führt die Frankfurter Verwaltung als leuchtendes Beispiel vor: die nämlich beschlagnahme ganz einfach Wohnraum.

Die Hausbesetzer wollen weiter für ihr "Wohnprojekt" kämpfen, das sie einmal ein "antifaschistisches, feministisches" genannt haben. Sie möchten zusammen wohnen und ihre Vorstellungen von einem "solidarischen selbstbestimmten Leben praktisch umsetzen". "Bislang habe ich einfach nicht die Möglichkeit, so zu leben, wie ich will", klagt einer der Hausbesetzer gegenüber der FR. Diese Chance ist allerdings vielen anderen und nicht nur den Anwärtern auf eine Sozialwohnung ebenfalls verwehrt.

Gewalt im Umfeld von großen Sportereignissen ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Die im negativen Sinne profiliertesten Akteure sind dabei die sogenannten Hooligans. Dr. Michael Löffelholz hat die Entstehung, Veränderung und Ausprägung der jugendlichen Fankultur untersucht. Der Autor ist Erziehungswissenschaftler an der Universität Hamburg. Wir dokumentieren seinen Vortrag, den er bei einem Seminar für Richter und Staatsanwälte zum Thema "Sicherheit im Stadion" hielt, in gekürzter Fassung und ohne wissenschaftlichen Apparat. Der ungekürzte Text erscheint mit anderen Beiträgen des Seminars in Kürze in einer Broschüre des Württembergischen Fußballverbandes.

An der Strippe: Ausbilder von Fahrlehrern Es geht nicht nur um Technik, sondern auch um Psychologie

NIDDA. Seit Anfang des Jahres können sich in Nidda-Eichelsdorf Fahrlehrer ausbilden lassen. Emil Pfeiffer und Claus-Peter Schneider, beide selbst Fahrschul-Inhaber, haben die dritte Verkehrsfachschule in Hessen gegründet. Außer in Nidda können Männer und Frauen, die anderen gefahrloses Kutschieren von Blechkarossen beibringen wollen, sich noch in Frankfurt und Kassel ausbilden lassen. Am Samstag, 13. März (10 bis 18 Uhr), stellt sich die neue Fahrlehrerschule in der Frankenstraße 43 mit einem Tag der offenen Tür vor. FR-Mitarbeiterin Monika Kappus sprach mit Pfeiffer und Schneider über die Qualifikation für den verantwortungsvollen Beruf:

FR: Welche Voraussetzungen muß ein Fahrlehrer-Azubi mitbringen?

Pfeiffer: Ein offizielles Berufsbild gibt es nicht. Momentan reicht noch der Volksschulabschluß, in absehbarer Zeit soll mittlere Reife verlangt werden. Zusätzlich muß der Anwärter eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen - das klingt jetzt etwas komisch - egal in was. Zudem muß er selbst den Führerschein in den Klassen eins bis drei haben, das heißt Motorrad, Lastkraftwagen und Pkw.

FR: Wird das eigene Fahrverhalten der Anwärter vorab bewertet?

Schneider: Überhaupt nicht. Die Ausbildungsstätten sind zwar gehalten, zu beurteilen, ob jemand geeignet ist oder nicht, doch damit sind sie wohl überfordert. Es gibt keine Richtlinien. In Hessen gibt es keine medizinisch-psychologische Voruntersuchung wie in manch anderem Bundesland. Der Regierungspräsident ist zuständig für die Zulassung der Fahrlehrer. Theoretisch kann einer die Prüfung schon abgelegt haben, wenn festgestellt wird, daß er ein starkes Punktekonto in Flensburg hat und kein gutes Führungszeugnis. Die Ausbildungsstätte sollte daher ihre Schüler auffordern, gleich ihren Antrag bei den Behörden zu stellen. Immerhin kostet ein Lehrgang für Klasse 3 bei uns schon 7000 Mark plus Nebenkosten.

FR: Aus welchen Berufen kommen die Fahrlehreranwärter?

Schneider: Eigentlich aus allen. Zum Teil aus dem Kfz-Handwerk, Bäcker, Schuster und Umschüler sind dabei, auch Bundeswehrabgänger, die nach ihrer Zeitverpflichtung eine Berufsausbildung bezahlt bekommen, und natürlich auch viele Kinder von Fahrschulbesitzern.

FR: Wie sieht die Ausbildung aus?

Pfeiffer: Die Bewerber können sich in einem fünfmonatigen Vollzeitlehrgang als Fahrlehrer für Klasse drei qualifizieren. Für Zweirad kommt ein Monat dazu, für Lkw weitere zwei Monate. Die Unterrichtsstunden sind mit 700 Stunden vom Gesetzgeber genau vorgegeben. Das teilt sich auf in 70 Stunden pädagogische und psychologische Grundsätze, 250 Stunden Verkehrsvorschriften und Gefahrenlehre, 70 Stunden Rechtskunde, 120 Stunden Fahrzeugtechnik, zehn Stunden Umweltschutz und energiesparende Fahrweise, 90 Stunden Unterrichtsgestaltung, 40 Stunden praktische Unterrichtsübungen, zehn Stunden eigenes sicheres und gewandtes Fahren mit Sicherheitstraining sowie 40 Stunden Fahrschulwesen.

FR: Wie sieht die Prüfung aus?

Pfeiffer: Die Prüfung besteht aus fünf Teilen. Das sind mündliche und schriftliche Wissensprobe, praktische Fahr- und Lehrprobe im Schulungsraum und im Fahrzeug.

FR: Wer spielt den Schülerpart?

Peiffer: Die Leute aus der Prüfungskommission schauspielern. Doch ist die Situation dadurch nicht realistisch. Wir ermöglichen unseren Schülern im Kurs Hospitanzen in unseren Fahrschulen. So können sie unter Anleitung unterrichten und auch im Auto als Fahrlehrer agieren - und das mit wirklichen Fahrschülern.

FR: Halten Sie die Ausbildung für ausreichend?

Schneider: Wir denken, die Zugangsvoraussetzungen müßten angehoben werden. In die Ausbildungsrichtlinien gehört ein größerer praktischer Anteil. Die Ausbildungsdauer wird bestimmt verlängert. Zur Zeit wird darüber nachgedacht, daß zunächst die schriftliche Prüfung abgenommen wird, der Anwärter dann praktisch in einer Fahrschule arbeitet und erst später seinen Abschluß macht. Außerdem sollten Fahrlehrer, bevor sie eine eigene Schule aufmachen dürfen, eine zweite Prüfung ablegen müssen. Im Moment reicht es, wenn sie zwei Jahre in ihrem Beruf gearbeitet haben.

FR: Sind unsere Fahrschulen gut?

Schneider: Ja, generell schon. Schwarze Schafe gibt's überall. Aber die meisten Fahrschulen bemühen sich sehr und haben gute Ergebnisse. Die Aufgaben des Fahrlehrers haben sich verändert: Es geht nicht mehr nur um die Vermittlung technischer Abläufe, sondern mehr und mehr auch um psychologische und pädagogische Aspekte.

Luftklappen für die Biotonne und ein Konzert in Bronchitis-Moll von der Festplatte: die "Jugend forscht" Huster ins Mikrophon läßt Gotthilf Fischer erblassen Treffen der Nachwuchs-Tüftler bei der Hoechst AG Von Thomas Grether

HÖCHST. "Cola umsonst, den ganzen Tag lang, soviel hab' ich noch nie reingeschläucht." Der Jungforscher gibt sich locker im Gebäude C 660 der Hoechst AG, präsentiert nach coolem Spruch der streng dreinblickenden Jury, was er zusammen mit seinem Freund ausgetüftelt hat. Während Oliver Gehrke in ein Mikrophon hustet, hat Stephan Grill ein paar Schalter umgelegt und den Laut aufgezeichnet - digital auf der Festplatte eines Computers. Nochmal klackert die Computer-Tastatur. Und dann dröhnt der Huster aus der Lautsprecherbox - jedesmal, wenn der 19jährige Schüler aus Königstein einen Ton auf einer Orgel- Klaviatur anschlägt. Oliver spielt "Alle meine Entchen" in Hust-Dur. Das schnarrende Erkältungsgeräusch können die beiden Abiturienten mittels Computer, einer selbst gebastelten Elektronik, der Orgel-Tastatur sowie einer Stereo-Anlage in jede beliebige Tonhöhe variieren.

"Wir haben auch noch den verschleimten Husten auf der Festplatte, den können wir dazumischen." Aus einem Geräusch machen sie den Fischer-Chören Konkurrenz. Teuer war die Anlage nicht: "Wir sind vom Sperrmüll gesponsert, haben die meisten Teile auf der Straße gefunden", feixt Oliver. Und jetzt haben sie 400 Mark eingeheimst, den zweiten Platz belegt im Bereich Technik des Landeswettbewerbs "Jugend forscht". Und deswegen sind sie auch auf Visite beim Chemie-Multi.

Die Konkurrenz von Oliver und Stephan hat ihren Stand nur zwei Meter entfernt aufgebaut. Insgesamt sind 48 Mädchen und Jungs dabei, 17 bis 19 Jahre alt. Nur eine ist jünger: Britta Geib. Eine regionale Jury aus Südhessen fand ihre Arbeit so richtungsweisend, daß sie trotz ihrer erst 15 Lenze für "Jugend forscht" eine Sonderzulassung bekam. Und die Juroren beim Landeswettbewerb bedachten sie mit dem zweiten Preis im Bereich Biologie. Ihr Thema: "Die Bio-Tonne - Recycling mit Gefahr". Geärgert hat sich das Mädchen aus Bürstadt, weil es aus der Bio-Tonne ihrer Eltern "so entsetzlich stinkt". "Wir haben einfach eine Biotonne von der Gemeinde aufgedrückt bekommen haben, obwohl wir und auch unsere Nachbarn Komposthaufen im Garten haben", entrüstet sich die Schülerin. Aus dem neuen Kunststoff-Gefäß ihrer Eltern hat sie Proben genommen, Kulturen angelegt und sich die winzigen Lebewesen unterm Mikroskop angeschaut, die da zwischen den Kartoffelschalen herumkrabbelten. "Echt gefährlich", sagt Britta, weil viele Menschen nicht wüßten, welche Keime in der Tonne lauern. Aflatoxine heißen die Pilze, die auch in der Luft um die Tonne herumschwirren können. "Wer die Tonne im Sommer öffnet, kriegt mit einem Atemzug eine riesige Menge Sporen in die Lunge", weiß die 15jährige.

Krankheits-Statistiken von Müll-Werkern hat sie sich angeschaut und festgestellt, daß der Umgang mit den grauen oder grünen Plastik-Container krank mache. "Lungenerkrankungen kommen bei diesen Arbeitern sehr oft vor, eigentlich müßten sie mit Atemschutz arbeiten", fordert die Schülerin. Die Biotonne werde immer so verharmlost, nur Leute mit schwachem Immunsystem seien gefährdet, werde immer behauptet. Das stimme aber nicht. Auch die Erde, aus dem Bio- Müll gewonnen wird, hat sie untersucht: "Viel schlechtere Qualität als die vom Komposthaufen. Außerdem stinkt der Humus noch nach drei Jahren."

Abhilfe hat sie sich auch ausgedacht und gleich mitgebracht: Die belüftete Tonne. Metallgitter im Inneren der grünen Riesen-Box verhindern, daß Gartenabfälle dicht auf dicht kleben. Bei genügend viel Abstand dringt Sauerstoff an das verrottende Grünzeug. Resultat: Viel weniger Aflatoxine tummeln sich in der Tonne. Unter Abfallexperten und Umweltberatern hat sich Brittas Erfindung bereits herumgesprochen, weil man jedes Kunststoff-Gefäß für etwa zehn Mark zur gesünderen Tonne umrüsten kann. Und auf eines ist sie besonders stolz: "Öko-Berater rufen mich oft an, denen stelle ich dann meine Forschungsergebnisse zur Verfügung."

Freitag, 12. März

Vorträge / Diskussionen Fachhochschule, Nibelungenplatz 1: 19 Uhr, Informationsveranstaltung der Caritas - "Über Vergewaltigungen und Kindesmißhandlung im Krieg in Bosnien-Herzegowina".

Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Dia-Vortrag mit Abendführung, "Jupiter und Saturn, die Riesen im Planetensystem".

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 15 Uhr, "Die zehn Gebote", Gespräch zu Glauben und Kirche.

Ev. Gemeindezentrum, Alexanderstr. 37: 16 und 19.30 Uhr, Filmvortrag "Amerikas schönste Seiten - Landschaften und Städte im Südwesten der USA".

Landessportbund, Otto-Fleck-Schneise, großer Saal: 20 Uhr, Filmabend "Wildwasser und Bergwandern auf Korsika". Sonstiges Frauenkulturhaus, Industriehof 7-9: 20 Uhr, Projektvorstellung - Frauenradio in Hessen; 20 Uhr, Special Event - "Starke Frauen in der Politik".

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Landstr. 233: 18 Uhr, Töpferstudio.

PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28).

Katholische Studenten-Gemeinde, Koselstr. 15: 20 Uhr, Semesteranfangsfest.

Zentr. Kinder- und Jugendbibliothek, Arnsburger Str. 24: 15 Uhr, Farbdia-Herstellung mit Kindern zu Mathias und sein Traum (Leo Lionni). Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Zoo, Hanauer Landstr. 45, Tel. 49 58 55; Apotheke an der Post, Höchst, Hostatostraße 21, Tel. 30 42 32; Flora-Apotheke, Sachsenhausen, Dreieichstraße 59, Tel. 62 30 16; Holzhausen-Apotheke, Oeder Weg 72, Tel. 55 57 56;44 59 74; Insel-Apotheke, Rödelheim, Rödelheimer Landstr. 143, Tel. 78 72 74; Lohrberg-Apotheke, Seckbach, Wilhelmshöher Straße 137, Tel. 47 24 54; Mosel-Apotheke, Münchner Str. 41, Tel. 23 22 06; Neue Apotheke, Preungesheim, Weilbrunnstr. 5, Tel. 5 48 19 59; Nordwest-Apotheke, Nordweststadt, Thomas-Mann- Straße 6, Tel. 57 02 14. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar (nur bei Verhinderung des Hausarztes!) . Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstl. Bereitschaft für Soldaten der BW Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Füller-Baartz, Geisenheimerstr. 138, Ffm. 71,Tel. 64 35 35 64; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. - Ohne Gewähr -

Kleine FR

Der erste sah etwas USINGEN. Ein Leichtverletzter und 30 000 Mark Schaden sind die Bilanz eines Unfalls am Mittwoch abend. Ein Fahrer, der auf der Nauheimer Straße in Richtung Stadtmitte unterwegs war, verlor die Kontrolle über sein Auto. Dieses kam nach rechts von der Fahrbahn ab, rollte eine Böschung hoch, kippte um und blieb auf dem Dach liegen. Zur Unfallursache erklärte der Mann der Polizei, es sei etwas über die Straße gelaufen, dem er ausweichen wollte.

Der zweite schlief NEU-ANSPACH. Zwei Autos rollten am Mittwoch abend in der Wiesenau aus Richtung Bahnhofstraße. Als der erste Fahrer an der Kreuzung mit der Goethestraße anhielt, reagierte der zweite zu spät. Bei der Kollision zog er sich leichte Verletzungen zu. Den Schaden gibt die Polizei mit 10 000 Mark an.

Wir gratulieren

Samstag Herrn Ernst Breidert, Klein-Karben, zum 79. Geburtstag.

Frau Elisabeth Görg, Klein-Karben, zum 80. Geburtstag.

Herrn Josef Mader, Groß-Karben, zum 84. Geburtstag.

Herrn Georg Rauh, Kloppenheim, zum 75. Geburtstag.

Frau Marie Manika, Kaichen, zum 75. Geburtstag. Sonntag Herrn Adolf Emmerich, Bad Vilbel, zum 70. Geburtstag.

Herrn Hans Förster, Kloppenheim, zum 79. Geburtstag.

Frau Emma Seipp-Basener, Assenheim, zum 76. Geburtstag.

Herrn Otto Lamp, Assenheim, zum 73. Geburtstag.

Zur Sache: Jugend forscht

"Wir suchen die Forscher von morgen" - so überschrieb Henry Nannen, Gründer und langjähriger Chefredakteur des "Stern" einen Artikel im Dezember 1965 in seinem Magazin. Wenig später startete die erste Wettbewerbsrunde von "Jugend forscht". Mehrere Unternehmen erklärten sich bereit, für den Wettbewerb die Patenschaft zu übernehmen. Eines davon ist die Hoechst AG, die regelmäßig die Landesausscheidung sponsert. "Wir bezahlen die Fahrt- und Übernachtungskosten der Teilnehmer ebenso wie die der Juroren", sagt Heinz Uhlig, Patenschafts-Beauftragter des Chemie-Konzerns.

Zunächst qualifizieren sich die Jungforscher bei Regionalwettbewerben; die Besten werden zum Landesentscheid eingeladen. Die Sieger, die aus dem 28. Landeswettbewerb in Höchst hervorgehen, fahren im Mai nach Bitburg in der Eifel. Dort werden dann die Bundessieger gekürt. Sowohl beim Landes- als auch beim Bundesentscheid gibt es Gewinner in verschiedenen Sparten: Technik, Biologie, Chemie und Mathematik/Informatik.

Die Hessen-Sieger aus der Sparte Chemie kommen aus dem Main-Taunus-Kreis: Andreas Hoffmann aus Schwalbach, 18 Jahre alt, und der 19jährige Gunnar Schütz aus Eschborn: "Wie stabil sind Komplexe" hieß ihr Thema, für das die beiden Schüler der Schwalbacher Albert-Einstein- Schule 500 Mark kassierten.

Die Jury - für jedes Themenfeld wird eine eigene gebildet - besteht aus Praktikern, Gymnasiallehrern sowie Hochschul-Dozenten. Sie können auch ganz schnell herausfinden, ob ein Teilnehmer vielleicht nur das Expertenwissen der Eltern nutzt, um zu Ruhm und Geld zu kommen. Hoechst- Patenbeauftragter Heinz Uhlig fällt dazu ein Spruch ein: "Vater forscht - Sohn trägt forsch vor - sowas fällt blitzschnell auf". gre

TG Rüsselsheim, Zweite Volleyball-Bundesliga, Guppe Süd, Frauen Sogar Geldscheine flogen aufs Parkett Harsche Kritik von TG-Manager Mayer an den Unparteiischen der Partie gegen Ettlingen

Singend und scherzend machten sich die einen warm, verkrampft und zweifelnd die anderen. Schon vor Spielbeginn deutete sich der Ausgang des Kellerduells zwischen den gastgebenden Volleyballerinnen der TG Rüsselsheim und des Ettlinger SV an. Mit 1:3 (14:16, 8:15, 17:16, 11:15) hat die Turngemeinde verloren und kann sich nur wenig damit trösten, aufgrund des besseren Satzverhältnisses immer noch vor dem punktgleichen Schlußlicht Ettlingen zu stehen. Das leichtere Restprogramm an den letzten drei Spieltagen in der Zweiten Bundesliga, Gruppe Süd, liegt beim SV.

Dem Druck des Gewinnenmüssens schien die Turngemeinde weniger gewachsen gewesen zu sein als der Tabellen-Nachbar, der befreit aufspielte, eine starke Feldabwehr zeigte und sich auch von hohen Rückständen nicht irritieren ließ. Anders Rüsselsheim: Ohne den rechten Mut im Angriff und mit Abstimmungsproblemen in der Defensive reichten selbst klare Führungen nicht zu Satzgewinnen.

Im ersten Durchgang, in dem die Mannschaft um Trainer Thomas Brunner mit einem 5:1-System mit nur einer Zuspielerin begann und schon mit 11:3 vorne lag, mußte sie sich am Ende mit 14:16 noch geschlagen geben. Dieser Satz war letztlich spielentscheidend, denn die Vergabe des hohen Vorsprungs hatte die Gäste aufgebaut. Diese gewannen den zweiten Abschnitt ungefährdet mit 15:8.

Bereits im dritten Durchgang, als die Rüsselsheimerinnen erneut hoch führten, mußten sie Matchbälle abwehren, ehe in der Schlußphase mit 17:16 noch der knappe Sieg gelang. Dazu hatte besonders Mittelblockerin Jolanta Azubuike mit sicheren Aktionen im Angriff beigetragen. Aber auch Linda Dubiel und Stellerin Christine Lorenz zeigten gute Leistungen.

Im Zuspiel hatte Ettlingen aber insgesamt Vorteile und fand vor allem in seiner Spielertrainerin seine tragende Figur. Eine ähnliche Akteurin fehlt dagegen bei der TG, wo in kritischen Situationen eine Verantwortung übernehmende Außen-Angreiferin nötig wäre. Neuzugang Petra Meyer könnte dies zwar ebenso sein wie Sabine Dehnel, doch erstere hat mit Formschwankungen zu kämpfen und letztere ist durch gesundheitliche Probleme konditionell gehandicapt.

Auch wenn die Annahme bei den Gastgeberinnen im Vergleich zur Vorwoche bei der 1:3-Niederlage gegen Leipzig konstanter kam, war gegen Ettlingen letztlich daher nichts auszurichten. Im letzten Satz lag die TG- Sechs zu Beginn schon hoch zurück, kam bis auf 9:12 und 11:14 heran, ohne aber eine Chance zu haben.

Überschattet wurde die lange, eindreiviertel Stunden dauernde Partie von "einer skandalösen Schiedsrichter-Leistung", wie TG-Team-Manager Klaus Mayer befand. Allein daß Heiner Loose mit einer internationalen Lizenz nicht als erster, sondern nur als zweiter Schiedsrichter pfiff, sorgte für Unverständnis. Als aber der Marburger Unparteiische Wein sich stets nur nach den Zeichen von Loose richtete, kam große Mißstimmung auch im Publikum auf, was darin kulminierte, daß Zuschauer Geldscheine aufs Spielfeld warfen.

Für Rüsselsheim spielten: Christine Lorenz, Tanja Busch, Jolanta Azubuike, Linda Dubiel, Katja Wust, Sabine Dehnel, Claudia Eckel und Petra Meyer. Die erkrankte Zuspielerin Barbara Schlosser kam nicht zum Einsatz. Am Samstag gastiert die Turngemeinde beim TV Metternich, der ebenfalls im unteren Tabellendrittel steht. gw

Temporeich, rund und perfekt statt-Theater Fassungslos gastierte in der Alten Mühle

BAD VILBEL. "Das ,Röcheln der Mona Lisa&rquote; bezeichnet die Zerstörung des Schönen. Aber zu welchem Zweck sollte das Schöne zerstört werden? Gewiß doch zum Zweck der Erreichung von Kunst", schrieb der Wiener Dichter und "Sprach-drechsler" Ernst Jandl über die von ihm verfaßten gleichnamigen Texte. Daß dies keine leere ästhetisierende Formel ist, zeigte der Auftritt der Dresdener Theatergruppe "statt-Theater Fassungslos" in der Alten Mühle.

Die vier Künstler, die seit Jahren mit außergewöhnlichen Textkollagen nach Heine, Tucholsky und anderen durch die Lande ziehen, setzen Jandlschen Wortsalat kongenial um. Das ist Bewegung, Revue, fragmentarisches Theater, Parodie, Musik und Pantomime in einem. "Unser Dasein ist programmgemäß, unser Auftritt die Vortäuschung von Möglichkeit", verkündet Sängerin und (wunderbar erotische) Aktrice Andrea Thelemann, als wolle sie darauf hinweisen, daß Sprache revidiert werden müsse. Sie wird nicht nur revidiert, sie wird brutal durch den "Fleischwolf" gedreht. Beispiele für Jandles Jonglage mit der herkömmlichen Sprache gibt es viele. "Küß die Handke", "ich sein und du sein Nobelpreisen", "ich loch mich krank", "Ottos mops kotzt", "im Schlanfang schlar das Schlort": das sind nur einige der Verdrehungen, der vom österreichischen Dichter gewollten und angewandten Zerstörungen; Sprache wird neu erfunden, die Beliebigkeit und Austauschbarkeit der üblichen Begriffe evident.

Das statt-Theater Fassunglos bindet die brillanten Texte in eine temporeiche, clowneske Show ein; Andrea Thelemann als Mona Lisa, exaltierte Diva oder Königin der Nacht beherrscht die Bühne, die drei Herren dürfen lediglich als Pausenclowns auftreten. Die Armen, die leiden unter der Knute der Femme fatale, das Röcheln verdammt sie zu derben (aber ungemein überzeugenden) Trotteln.

Da nützt es nichts, daß Bertram Quosdorf (ein Ausbund an Energie und Mimik) herrliche Klarinettensoli hinlegt, mit der Trillerpfeife die Ohren der Zuschauer zum Platzen bringt und wie ein Artist über die Bühne turnt. Ein Blick der Dame, und er kriecht, der Sprache beraubt (Quosdorfs "Wortgestammel" ist traumhaft) zu Kreuze.

Robby Langer, ein unheimlich cooler Gitarrist, kommt als Mephisto mit tiefschwarz unterlaufenen Augen daher, doch in den Dialogen (köstlich ist die Szene, als er mit Andrea Thelemann über das "Kunstschmutzenland" Österreich schwadroniert) zieht er doch den kürzeren. Frank Schubert (Initiator der Gruppe und exquisiter Trompeter) schließlich muß sogar die Rolle des dumpfen Mopses mimen und auf dem Scheißhaus vergeblich auf Streicheleinheiten warten.

Die Verbindung von Musik, Text und Bewegung bleibt über die gesamte Spieldauer (eineinhalb Stunden) rund, instruktiv. Jede Nuance ist perfekt einstudiert, jeder Schritt zur einen oder anderen Seite abgestimmt, jedes mimische Gebaren trifft die Komik der Situation. So gelingt genau das, was Jandl mit Zerstörung und Wiederaufbau der Kunst gemeint hat. Das Herkömmliche liegt zerbrochen am Boden, alle starren fassungslos auf die Scherben, doch plötzlich erhebt sich eine neue, großartige Sprachfigur aus dem Schlamassel und röchelt. Aber wie.

JÜRGEN OTTEN

Frankfurter Filmtips

Das epische Dahinströmen seiner Plots hat er meist unspektakulär gestaltet, doch äußerst subtil mit der Reflexion sozialer wie psychologischer Konflikte verbunden: Aus dem umfangreichen Oeuvre des (bengalischen) Regisseurs Satyajit Ray, des im vergangenen Jahr verstorbenen großen Erneuerers des modernen indischen Films, zeigt das Kommunale Kino am Sonntagnachmittag noch einmal Parash Pathar (Der Stein der Weisen): Die 1958 als kurzes Intermezzo der Arbeit an der Apu-Trilogie entstandene, charmante und kurzweilige Satire auf den schnellen Reichtum eines kleinen Angestellten ist ein Beispiel für die Kunstfertigkeit Rays, die in Nachfolge des italienischen Neo- Realismus gestaltete, Gesellschaftskritik mit einem Humanismus östlicher Prägung zu vereinigen.

Eher bekannte Kino-Kost beherrscht das übrige Angebot der Woche: Billy Wilders wunderbarer Klassiker Manche mögen's heiß von 1959, die Faust-Verfilmung mit Gustav Gründgens von 1960, Jean-Jacques Beneix' Betty Blue und Eric Rohmers Conte d'hiver.

Neu ist Danny de Vitos Jimmy Hoffa. Weiter laufen: Jagd auf Schmetterlinge, Eine kurze Geschichte der Zeit, Verhängnis, Orlando, Ehemänner und Ehefrauen, Malcolm X. oll

Zwei Frauchen für eine Susi

HOCHHEIM. Die Hauptperson wird im Käfig vorgeführt - damit sie nicht abhauen kann. Denn Susi, fünf Jahre, braunschwarz meliertes Fell, ist eine "streitgegenständliche Katze".

So jedenfalls sieht es juristisch nüchtern Richter Markus Lehmann, der bis zum kommenden Dienstag in einem Eilverfahren vor dem Hochheimer Amtsgericht ganz emotionslos entscheiden muß, wer den Haustiger behalten darf: die 63jährige Frankfurterin Karoline Scrhöder oder ihre Kontrahentin B. aus Hochheim.

Zwischen beiden Frauen ist ein erbitterter Streit um die Mieze entbrannt, der - ginge es nicht um eine Katze, sondern ein Kind - glatt eine Neuauflage des "Kaukasischen Kreidekreises" von Brecht sein könnte. So leidenschaftlich ringen die beiden Katzenmütter um das Tier.

"Die Susi geb' ich nicht mehr her", verkündet kämpferisch Karoline Schröder, die früher eine Katzenpension hatte und auch heute noch Tiere in Pflege nimmt. Doch die fünfjährige Schildpatt-Susi, darauf besteht die Katzennärrin, hat ihr die Hochheimerin nicht zur Pflege überlassen, sondern vor zwei Jahren geschenkt. Stimmt nicht, kontert die und stellt die Geschichte ganz anders dar: Sie habe das Tier nur vorübergehend bei Karoline Schröder untergebracht, weil sie in ihrer Wohnung nur eine Katze halten durfte und schon eine andere hatte, mit der Susi sich nicht verstand. Sogar ein Pflegevertrag sei abgeschlossen worden, der - wie Richter Lehmann feststellt - als Beweisstück aber nicht zur Verfügung steht.

Statt dessen gibt es widersprüchliche Aussagen von Zeuginnen. Die eine hat ihre Schwester mitgebracht, die andere eine Bekannte. Es geht um Susis Gesundheitszustand und ihre verlorenen Zähne, Um die Zahl der Katzen, die Karoline Schröder sonst noch beherbergt, um die Umstände, unter denen sie die Tiere hält. Die schildert Frau B., unterstützt von ihrer Schwester, als katastrophal, warum sie Susi nach zwei Jahren wiederhaben will.

Die Zeugin der Gegenseite betont, Karoline Schröder würde "eher selbst nichts essen", als daß sie ihre Katzen vernachlässige. Und Susi? Die schweigt zu allem und macht nicht mal miau. ULRIKE BAUER

Karben aktuell

Jahresversammlung SPD Groß-Karben KARBEN. Ein Rückblick auf die Kommunalwahl und Neuwahlen zum Vorstand stehen auf der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsbezirks Groß-Karben heute, Freitag, 20 Uhr, Clubraum II des Bürgerzentrums. Vereinsjugend vom TV tagt Die Vereinsjugend lädt der TV 1897 Rendel am Mittwoch, 17. März, um 18.30 Uhr in die Turnhalle ein. Alle Mitglieder zwischen 14 und 23 Jahren sind aufgefordert, Jugendvertreter zu wählen und das Programm des Jahres '93 festzulegen. Anträge bis Montag, 15. März, bei Joachim Barowski, Feldbergstraße 6, abgeben. Mit gestohlenem Auto in den Graben Ein noch Unbekannter, der am Montag morgen, gegen 11.30 Uhr, von der B 521 in Richtung Rendel unterwegs war, verlor laut Polizei in einer Kurve die Kontrolle über das Auto, fuhr in den Straßengraben und entfernte sich. Er ließ das Auto, das am selben Tag in Hanau als gestohlen gemeldet wurde, zurück.

Kind schwer verletzt

LANGEN. Schwer verletzt worden ist am Mittwoch mittag ein neun Jahre altes Mädchen bei einem Verkehrsunfall in der Zimmerstraße. Nach den Angaben der Polizei war das Mädchen in Höhe der Jahnstraße zwischen geparkten Autos hindurch auf die Straße gelaufen, ohne auf den Verkehr zu achten.

Ein Wagen erfaßte die Neunjährige, die auf die Straße geschleudert wurde und sich dabei ein Bein brach. leo

Haschisch gehortet

NEU-ISENBURG. Rund 670 Gramm Haschisch fand die Polizei jetzt in der Wohnung eines 21 Jahre alten Neu-Isenburgers. Wie es hieß, war der junge Mann am Dienstag am deutsch-belgischen Grenzübergang Aachen-Nord aufgefallen, als Zöllner in seinem Auto auf 20 Gramm Marihuana stießen. Die Offenbacher Kripo hatte nach dem 21jährigen bereits wegen des Verdachts auf Autodiebstahl gefahndet. leo

Auf einen Blick

Seite II

Der Kampf gegen die Schnaken in den Auen der Nidder mit biologischen Mitteln und Tricks ist erfolgreich.

Seite III

Wer mehr verdient, muß zahlen: Kommunen erheben Fehlbelegungsabgabe von Sozialwohnungsmietern.

Seite IV

Lokalsport: EC Bad Nauheim präsentiert mit Ricki Alexander den Nachfolger von Trainer Sindelar.

Wir gratulieren

Herrn Heinrich Metz aus Erlensee- Langendiebach zum 80. Geburtstag am Freitag, 12. März.

Frau Margarete Peter aus Rodenbach zum 80. Geburtstag am Freitag, 12. März.

Problemabfälle werden in Karben eingesammelt

KARBEN. Problemabfälle werden am Freitag, 19. März, eingesammelt und zwar von 9 bis 10 Uhr am Kindergarten Kloppenheim, von 10.15 bis 11.45 Uhr am Bürgerhaus Petterweil, von 12.30 bis 14 Uhr am Bürgerhaus Okarben und von 14.15 bis 14.45 Uhr an der Mehrzweckhalle Burg-Gräfenrode.

Ein weiteres Mal kommt das Mobil des Wetteraukreises, das Chemialien, Altöl, Autobatterien und ähnliches entgegennimmt, am Dienstag, 23. März. Das Fahrzeug steht von 9.30 bis 11.45 Uhr am Feuerwehrhaus Groß-Karben, von 12.30 bis 13.30 Uhr an der Sporthalle Rendel und schließlich von 13.45 bis 15.15 Uhr am Wochenmarktplatz in Klein-Karben. hm

Ein kleiner Fehler in der Hauptsatzung mit gravierenden Folgen Rechtsanwalt Wiegelmann: Nicht nur in Kelkheim sind die meisten Bebauungspläne aus den Jahren 1960 bis 1976 ungültig

KELKHEIM / MAIN-TAUNUS-KREIS. Johann Z. will eine Garage auf seinem Grundstück bauen. Er stellt einen Bauantrag beim Bauamt des Main-Taunus- Kreises, die Behörde lehnt den Wunsch aber mit der Begründung ab, daß der Bebauungsplan für die Straße, in der Z. wohnt, das nicht zulasse. Der Häusle- Ausbauer in spe nimmt die Ablehnung hin. Was der Kelkheimer und die meisten Bürger zwischen Main und Taunus nicht wissen: Fast alle Bebauungspläne von 1960 bis 1976 sind aufgrund eines Versäumnisses nichtig. Im genannten Zeitraum war ein Bebauungsplan nach der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) nur gültig, wenn in den Hauptsatzungen der Kommunen Ort und Dauer seiner öffentlichen Auslegung festgelegt waren. Falls nicht, hat der "kleine Fehler" gravierende Folgen: Nicht nur in Kelkheim haben große Teile des Stadtgebietes daher keinen wirksamen Bebauungsplan.

Der Kelkheimer Rechtsanwalt Rafael Wiegelmann nennt es einen "Skandal", daß nicht nur Städte und Gemeinden, sondern auch Main-Taunus-Kreis von dem Mangel wüßten, aber nichts unternehmen - obwohl sie nach einem Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes in Kassel vom 20. Dezember 1989 gehalten sind, selbst aktiv zu werden, um die ungültigen Pläne wieder aufzuheben. Wiegelmann: "Aber alle ignorieren diese Rechtsprechung und werden nur unter Druck aktiv, ganz nach dem Motto: Schlafende Hunde soll man nicht wecken."

Am 9. November 1973 entschied der Hessische Verwaltungsgerichtshof erstmals, daß gemäß Paragraph 5, Absatz 4 der HGO von 1960 Bebauungspläne nichtig seien, wenn Ort und Dauer der Auslegung nicht in der Hauptsatzung festgelegt seien. Das wurde vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt. Mit einem Gesetz von 30. August 1976 wurde die Auslegungs-Regelung in der neuen HGO zwar aufgehoben, "aber auch die Stadt Kelkheim wußte, daß fast alle Bebauungspläne, die sie zuvor gemacht hatte, In Ruppertshain wurden acht Pläne aufgehoben nichtig waren", sagt Wiegelmann. Sonst hätte sie die Hauptsatzung von 1977 an nicht plötzlich den alten, zuvor versäumten Erfordernissen angepaßt.

Betroffen waren auch die Bebauungspläne in Ruppertshain. Ein Mandant des Kelkheimer Anwalts beschwerte sich über die Baupläne eines Nachbarn, die der Kreis auf Grundlage des alten, ungültigen Bebauungsplanes Nummer 10/14 "Herlenstückshaag" genehmigt hatte. Am 22. November 1991 gab der Verwaltungsgerichtshof dem Duo recht, erklärte den Bebauungsplan für nichtig. Und siehe da: Die Stadtverordneten hoben jetzt acht Bebauungspläne in Ruppertshain aus den 60er und 70er Jahren auf.

Für Wiegelmann nur ein Teilerfolg. "Was ist mit Kelkheim-Mitte?", fragt er. "Was ist mit Hornau? Auch dort werden Bauanträge abgelehnt, obwohl Stadt und Kreis genau wissen, daß die Bebauungspläne nichtig sind." Spätestens seit jenem Verwaltungsgerichtshof-Urteil von 1989 müßten die Verwaltungsbehörden die Hauptsatzung überprüfen, statt die Sache ruhen zu lassen oder Verwaltungsgerichten zuzuschieben. "Aber auch in Ruppertshain hat man von November 1991 bis Anfang 1993 gewartet und Bauanträge aufgrund des unwirksamen Bebauungsplanes abgewiesen oder genehmigt."

Der Kelkheimer Experte für Verwaltungsrecht glaubt, daß die Ursachen für solche "Ignoranz" Bequemlichkeit, aber auch der veraltete Glauben seien, "mit den Bebauungsplänen von damals die Stadtentwicklung planerisch steuern zu können". Insbesondere in "Innenbereichen" der Städte ginge es allerdings auch ohne Bebauungsplan. "Da können Baugenehmigungen nach vorgegebenen Bedingungen erteilt werden, darf man so bauen, wie es die Nachbarn auch durften." Also etwa zweistöckig neben zweistöckig.

Wiegelmann will nun Stadt und Kreis angreifen und auf die ungültigen Hauptsatzungen hinweisen. "Falls schon nicht der Magistrat aktiv wird, müßte der Kreis eingreifen, aber der unternimmt ja auch nichts, obwohl er spätestens bei einem Bauantrag kontrollieren müßte, ob der Bebauungsplan Rechtens ist", wettert Wiegelmann. "Nahezu jeder Bebauungsplan von 1960 bis 1976 müßte für null und nichtig erklärt werden!" Er habe zwar nur die mangelhaften Hauptsatzungen der Stadt Kelkheim herausgesucht, aber es spreche vieles dafür, "daß es in Nachbargemeinden nicht anders aussieht".

Gernot Kaup, Leiter des Kreisbauamtes, nennt als einen der Gründe für die vernachlässigte Kontrolle der alten Bebauungspläne die knappe Besetzung seiner Behörde. Aber mancher Mangel hätte auch dem Regierungspräsidium auffallen müssen, sagt er. Die Darmstädter Behörde bekomme die Bebauungspläne zur Prüfung weitergeleitet "und hätte Mängel wie nicht eingehaltene Fristen bemerken müssen". Manchmal reiche es schon, daß eine Verwaltung einen Betriebsausflug mache und die Bebauungspläne an diesem Tag nicht einzusehen seien, erklärt Kaup. Auch die Altenheim-Pläne des Kreises in Bad Soden mußten aufgrund eines ungültigen Bebauungsplanes vorerst auf Eis gelegt werden.

In der Kelkheimer Stadtverwaltung werden die Hauptsatzungen derzeit auf den Mangel hin überprüft, war gestern von Stadtbaumeister Hero Heiland zu erfahren. Ein Ergebnis der Kontrolle liege allerdings noch nicht vor. pms

Mehrfach gegen die Leitplanke geprallt

LANGENSELBOLD. Mehrmals gegen die Leitplanke prallte am Mittwoch abend ein Auto aus dem Kreis Marburg- Biedenkopf auf der Autobahn A 66. Zuvor hatte in der Zufahrt Langenselbold der Fahrer eines anderen Wagens plötzlich die Fahrspur gewechselt und so den Mittelhessen zum Ausweichen gezwungen. Der andere fuhr weiter.

Bei der Kollision entstand ein Schaden von 35 000 Mark, berichtet die Autobahnpolizei. Verletzt wurde niemand. az

Monika Sanner-Jakob ist neue Kreis-Frauenbeauftragte - zusammen mit Monika Vogel Ungeliebte Hierarchie ist passé

Von Katja Schoßer SCHLÜCHTERN / MAIN-KINZIG- KREIS. Eigentlich kann sich der Kreis-Frauenbeirat freuen. Die seit knapp einem Jahr vakante Stelle im Büro für Frauenfragen ist wieder besetzt. Nachfolgerin der ehemaligen Leiterin Regina Hermann-Weineck, die im April '92 nach Wiesbaden wechselte, wird die DGB-Sekretärin und Gelnhäuser Sozialdemokratin Monika Sanner-Jakob. Im Zuge der Neubesetzung hat der Kreis außerdem auf Drängen des Beirats die ungeliebte Hierarchie im Frauenbüro abgeschafft. Damit ist dort auch offiziell die ohnehin übliche Teamarbeit angesagt. Monika Sanner-Jakob und die bisherige Stellvertreterin Monika Vogel fungieren künftig als gleichrangige Frauenbeauftragte. Die Forderung nach einer Höherstufung der Stellen in Tarif BAT 2 hat der Frauenbeirat allerdings nicht durchsetzen können. Angesichts der desolaten Finanzlage des Kreises bekommen die beiden nur ein BAT 3-Gehalt. Die statt der verlangten Aufwertung erfolgte Abstufung fuchst das Gremium zwar, doch die Freude über die Wiederbesetzung überwiegt - zumal die auch beim DGB für Frauenarbeit zuständige Monika Sanner- Jakob vom gesamten Beirat getragen wird und "sich auch schon bisher sehr bei uns engagiert hat". Wann die 39jährige allerdings ihren neuen Posten antreten kann, ist noch unklar. Das hängt vor allem vom Gewerkschaftsbund ab.

Des einen Freud ist des anderen Leid: Schließlich ist die seit vielen Jahren hauptberufliche Gewerkschafterin Monika Sanner-Jakob beim DGB nicht nur für die Frauenarbeit im Kreis tätig. Seit November 1990 leitet sie das Zweigbüro in Schlüchtern. Mit ihrem Weggang klafft dort erneut eine Lücke, die der DGB derzeit nur mit erheblichen Schwierigkeiten stopfen kann. Eigentlich habe der Bundesvorstand eine noch bis Ende des Jahres gültige Wiederbesetzungssperre verhängt, erläutert DGB-Kreisvorsitzender Joseph Sigulla. Die "normale" Kündigungsfrist von Sanner-Jakob laufe eigentlich erst zum 31. Dezember aus.

"Wir wollen jedoch versuchen, sie früher zu entlassen", meint Sigulla und verspricht, sich beim Bundesvorstand für eine Aufhebung der Sperrfrist zu engagieren. Die "unbedingt nötige" Wiederbesetzung im Schlüchterner Büro seit bereits beantragt, eine Entscheidung stehe allerdings noch aus.

Wie dringend das DGB-Büro im Bergwinkel eine neue Leiterin braucht, betont auch Monika Sanner-Jakob: "Das ist keine Zweigstelle wie jede andere." Ihr Vorschlag zur Nachfolge: die Gewerkschafterin Marion Hergenröder, bereits seit vielen Jahren in Schlüchtern tätig. Das würde laut Sigulla auch der DGB-Vorstand begrüßen: "Sie kennt sich vor Ort aus und hat bisher bestens gearbeitet."

Dem Frauenbeirat brennt es in Sachen Amtsantritt ebenfalls unter den Nägeln: Da der ehemalige Schreibtisch von Regina Herrmann-Weineck nun fast ein Jahr verwaist und das Frauenbüro zudem bis September wegen der für die Kreisverwaltung geltenden halbjährigen Besetzungssperre über keine Verwaltungsangestellte verfügte, "ist es für Monika Vogel völlig unzumutbar, noch länger alles alleine zu machen". Zumal wegen der Umsetzung des 1992 in Kraft getretenen Gleichstellungsgesetzes jede Menge zusätzlicher Arbeit auf die Frauenbeauftragten zukommt.

Die Entscheidung für Monika Sanner- Jakob fiel am 2. März im Kreisausschuß. Der Verdacht, daß man noch schnell vor der Wahl eine SPD-Frau ins Amt gehoben hat, kann aus Sicht des Frauenbeirats nicht aufkommen. Die Einstellung der Gelnhäuser Genossin habe nichts mit ihrer politischen Linie zu tun, sie sei vielmehr die qualifizierteste Bewerberin gewesen und werde vom gesamten Beirat getragen. Auch Monika Vogel (Grüne) freut sich schon auf die neue Kollegin.

Als Motiv für ihre Bewerbung nennt die aus dem Ruhrgebiet stammende Frauen- beauftragte in spé, "daß ich nun ausschließlich und auf breitere Ebene als im DGB Frauenarbeit machen kann". Ohnehin Mitglied des Kreis-Frauenbeirats, "kann die Arbeit nun nahtlos weitergehen".

Nach dem Studium der Pädagogik und Erwachsenbildung arbeitete die Sozialdemokratin zunächst in der Dortmunder IG-Metall-Bildungsstätte, ehe sie nach Bad Orb wechselte. Ab Mitte der 80er Jahre war sie in der Frauenabteilung der Frankfurter IG-Metall-Zentrale tätig, anschließend übernahm sie das DGB- Zweigbüro in Schlüchtern. Auch im Spitzenteam, mit dem die Gelnhäuser SPD zur Kommunalwahl antrat, legte die Meerholzerin ihren Schwerpunkt auf Frauenpolitik und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Sobald Monika Sanner-Jakob ihre neue Stelle antreten kann, wollen sich die beiden Frauenbeauftragten die Arbeit im Kreis teilen. Sie denken an eine "regionale Aufteilung".

Soll heißen: Während die Maintalerin Monika Vogel sich um den Bereich Hanau kümmert, will Monika Sanner-Jakob hauptsächlich Arbeit in den Altkreisen Gelnhausen und Schlüchtern übernehmen.ABM-Stopp - Regierung legt Lunte an einen sozialen Sprengsatz Viele Projekte stehen vor dem Aus / Ost-Minister fordern eine Milliarde Mark Soforthilfe / Bundesanstalt untersucht Wirkungen / Neuer Topf mit Haken

Sondershausen in Nordthüringen: 24 arbeitslose Jugendliche, angeleitet von vier mit ABM-Mitteln finanzierten Betreuern, bauen ein altes Gebäude zur Ausbildungsstätte für Jung-Handwerker um. Die Förderung lief bis Anfang März. Jetzt steht das Projekt vor dem Aus. Jürgen Rauschenbach vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) sieht für die Jugendlichen, allesamt ohne Ausbildung, vorerst kaum eine Chance auf einen dauerhaften Job.

Dessau: Der Verein für Straffälligen- und Gefährdeten-Hilfe versucht mit fünf Beratungsstellen in sozialen Brennpunkt- Gebieten vor allem Haftentlassene vor dem Rückfall in die Kriminalität zu bewahren. Drei der über ABM laufenden Beratungsstellen mußten bereits dichtgemacht werden, berichtet Vereinssprecher Dieter Heim. "Damit ist das Vertrauensverhältnis bei den Hilfsbedürftigen weg, und sie gleiten unweigerlich wieder ab."

Rostock: Rund 400 frühere Beschäftigte der Neptun-Werft arbeiten derzeit in ABM-Projekten. Sie bauen ein altes Marine-Wohnschiff zum Umschulungszentrum aus, erschließen Gewerbegebiete, kümmern sich um Abfall-Recycling. Nach der bereits laufenden sortenreinen Zerlegung von Alt-Autos ist ein Projekt zur Wiederverwertung von Plastik-Müll geplant. Doch das sei nach dem Nürnberger Stopp nun "nicht mehr möglich", klagt Helmut Witt von der Beschäftigungsgesellschaft "Neptun". Die Gruppen hätten sich bereits ein gewisses Know-how angeeignet. "Das kann man doch nicht einfach wieder verschwinden lassen."

Die Welle der Kritik am ABM-Bewilligungsstopp durch die Nürnberger Bundesanstalt macht deutlich, wie sehr der Neuaufbau in Ostdeutschland in Feldern wie Umweltschutz, soziale Dienste oder Infrastruktur auf dieses Fördernetz angewiesen ist. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sieht zum Beispiel "das Angebot an Kindergartenplätzen zusammenbrechen". "Der Stellenstopp bedeutet für die gesamte Sozialarbeit, von der Altenpflege bis zur Suchtarbeit, ein Fiasko", konstatiert das Deutsche Rote Kreuz in Mecklenburg-Vorpommern.

In dem Bundesland mit der höchsten Arbeitslosigkeit und der geringsten Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung vermitteln die gegenwärtig 37 000 ABM-Jobs "zumindest das Gefühl, nicht ganz abgeschrieben zu sein". So schildert Willi Kominek vom DGB-Landesverband in Schwerin die Lage an der Küste. Nach dem Stopp rechnet er damit, daß am Jahresende allenfalls 5000 davon übrigbleiben und die Arbeitslosenquote im Land nicht zuletzt deshalb auf 25 Prozent steigt. Die starke Resonanz in der örtlichen Presse ist für den Gewerkschafter ein Zeichen, "daß sich die Menschen hier nicht mehr damit abfinden, keine Chance zu haben. Sie fangen an zu kämpfen". Am kommenden Mittwoch planen Gewerkschaften und Sozialverbände von Emden bis Stralsund einen Aktionstag zur Arbeitsmarktpolitik - Motto: "Norddeutschland steht auf!"

Der Nürnberger Kollaps hat viele Betroffene überrascht. Tatsächlich zeichnete er sich seit langem ab. Am 10. August 1992 hatte die Bundesanstalt per Erlaß alle Arbeitsämter angewiesen, sämtliche Auszahlungen von ABM-Mitteln in Westdeutschland zu stoppen. Neue Stellen könnten nur noch mit der Auflage bewilligt werden, erst im Januar 1993 das Geld rückwirkend zu überweisen. Einen ähnlichen Beschluß für die neuen Länder verhinderte damals der Bonner Sonder-Topf "Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost", aus dem im vergangenen Jahr drei Milliarden Mark zusätzlich für ABM flossen.

Diese Mittel fehlen jetzt. Standen 1992 für ABM-Projekte in der ehemaligen DDR insgesamt 10,4 Milliarden Mark zur Verfügung (einschließlich Gemeinschaftswerk), sind im laufenden Jahr nur noch 7,8 Milliarden in der Kasse. Die Nürnberger Anstalt hatte im ursprünglichen Etat für 1993 noch 9,3 Milliarden (plus zwei Milliarden für die alten Länder) angesetzt. Damit sei man bereits "den enger gewordenen finanziellen Spielräumen gerecht" geworden, meinten damals die BA- Selbstverwalter. Unter dem Diktat von Finanzminister Theo Waigel strich dessen Kollege Norbert Blüm dennoch allein bei diesem Posten weitere 1,7 Milliarden Mark heraus.

Widerstand regt sich allenthalben. Gestern und vorgestern machten die Ministerpräsidenten der neuen Länder das Thema Arbeitsmarktpolitik zum Gegenstand ihrer Solidarpakt-Verhandlungen mit Bundeskanzler Helmut Kohl. Die Sozialminister hatten ihnen die nötigen Argumente mit ins Gepäck gegeben. Auf dem Treffen der sechs Ost-Minister (einschließlich Berlin) mit Vertretern des Bonner Arbeitsministeriums und der Nürnberger Behörde am Dienstag in Magdeburg blieb eine Zahl unwidersprochen: Wird die Sperre beibehalten, schrumpfen die gegenwärtig 314 500 ABM-Stellen zwischen Rostock und Suhl bis zum Jahresende auf ganze 30 000. Seit dem Höchststand im Mai 1992 mit damals 405 000 Teilnehmern wird das Heer der auf diese Weise beschäftigten Menschen bereits Monat für Monat kleiner.

Treibende Kraft beim Widerstand gegen Bonn ist Werner Schreiber, CDU- Sozialminister von Sachsen-Anhalt und Bundesvorstandsmitglied der christlichen Sozialausschüsse (CDA). Beim Treffen in Magdeburg hätten sich seine "schlimmsten Befürchtungen bestätigt". Dort sei offensichtlich geworden, daß Blüm bei der Genehmigung des BA-Etats von "falschen Zahlen" ausgegangen sei: Die von ihm genannten durchschnittlich 350 000 ABM-Stellen seien "völlig unrealistisch". Haus Blüm wiegelt ab Das Bonner Arbeitsministerium versucht derweil abzuwiegeln: Man müsse zunächst abwarten, wie die vorhandenen Mittel tatsächlich durch laufende Projekte gebunden würden, sagt ein Sprecher. Außerdem gebe es noch den neugeschaffenen Sonder-ABM-Topf (Paragraph 249 h des Arbeitsförderungsgesetzes). Zu den dort ohnehin vorgesehenen 600 Millionen Mark lege Bonn im Nachtragshaushalt noch einmal 150 Millionen an Komplementärmitteln drauf - "damit das Instrument stärker genutzt wird".

Auch Schreiber hält den 249 h vom Konzept her für besser geeignet als herkömmliche ABM, da Vorhaben damit längerfristig (bis zu fünf Jahren) geplant und gefördert werden könnten. Der Haken: Von den Durchschnittskosten etwa eines Umweltschutz-Projektes von 30 000 bis 50 000 Mark pro Teilnehmer und Jahr (einschließlich Sachausgaben) zahlt Nürnberg nur 15 600 Mark. Über die Restfinanzierung streiten sich derzeit überall Gewerkschaften, Treuhand, Bund und Länder. Erst in zwei Branchen, bei der Sanierung des Braunkohle-Tagebaus und bei der Altlasten-Beseitigung in der Ost- Chemie, konnten sich die Beteiligten auf ein Paket einigen, wonach der Bund drei Viertel und die Länder ein Viertel der Sachkosten tragen. Mehr als die für ABM bereits verplanten 250 Millionen Mark seien in Sachsen-Anhalt nicht drin, bedauert Minister Schreiber. In wichtigen Problemzweigen wie dem Maschinenbau fehle eine Kofinanzierung zum 249 h völlig. Auch in der Sozial- und Jugendarbeit könne das neue Instrument den ABM-Aus- fall nicht kompensieren. Deshalb wolle er jetzt "Truppen in der Bonner Unionsfraktion sammeln" und Druck machen.

Der Finanzierungsvorschlag der sechs Ost-Sozialminister: Zum 1. Juli soll der Solidaritätszuschlag auf die Einkommensteuer in Höhe von zehn Prozent wieder eingeführt werden. Von dessen Ertrag wollen sie ein Viertel (rund elf Milliarden Mark) für die Arbeitsmarktpolitik reservieren. Nur so sei gewährleistet, heißt es in der gemeinsamen Erklärung, "daß alle Bürger nach ihrer Leistungsfähigkeit zu diesen gesamtgesellschaftlichen Aufgaben herangezogen werden".

ABM ist das einzige Instrument der Arbeitsämter, mit denen sie selbst neue Stellen schaffen (und nicht nur vorhandene besser besetzen) können. Wie wichtig dies gerade beim Umbau im Osten ist, zeigt eine Relation in brutaler Deutlichkeit: Von allen ostdeutschen Arbeitslosen, die 1992 von den Ämtern in neue Jobs vermittelt wurden, blieb für knapp die Hälfte nur eine befristete ABM-Stelle als einzige Alternative.

Dennoch werden vor allem aus Kreisen des Handwerks und liberaler Politiker immer wieder Attacken gegen dieses Instrument gefahren. Die Nürnberger Behörde nimmt die Kritik durchaus ernst; ihr Forschungsinstitut IAB untersucht laufend die Wirkungen der Milliarden- Förderung. Ergebnis: 60 Prozent der Ausgaben finanzieren sich durch Einsparungen beim Arbeitslosengeld selbst, rechnet man die indirekten Ersparnisse (zum Beispiel an Steuern) noch hinzu, sind es sogar 83 Prozent.

Auch den Vorwurf, solche Kräfte verdrängten auf vielen Einsatzgebieten private Betriebe, läßt IAB-Forscher Eugen Spitznagel nicht gelten: Umgekehrt würden dadurch erst zahlreiche Projekte ermöglicht, die Aufträge für die Wirtschaft nach sich zögen. 1,6 Milliarden Mark für Sachlieferungen und ergänzende Dienstleistungen seien 1991 und 1992 aus ABM- Vorhaben an Privatunternehmen geflossen, hat er errechnet. Zudem schafften derlei Tätigkeiten gerade in den neuen Ländern häufig erst die Voraussetzung für den Aufbau einer Gewerbestruktur. Nach der Aufschlüsselung des IAB waren im vergangenen Jahr 22 Prozent aller ABM-Jobber mit der "Verbesserung der wirtschaftsnahen Infrastruktur" (zum Beispiel Abbau maroder Altanlagen), 25 Prozent mit Umweltschutz und Landschaftspflege und 20 Prozent mit Sozialarbeit beschäftigt (siehe Grafik) .

Selbst das Argument, durch ABM gehe der Anreiz zum Wechsel in einen "normalen" Job verloren, hält Spitznagel für falsch: Etwa die Hälfte der Geförderten findet anschließend eine Dauerbeschäftigung. Nach wie vor sorge das vorhandene Lohngefälle - ABM-Kräfte erhalten im Schnitt nur etwa 85 Prozent ihrer festangestellten Kollegen im gleichen Berufszweig - für genügend große Anreize. Die Einschnitte bei ABM fallen zusammen mit anderen Abstrichen an der Arbeitsmarktpolitik: So ist die Altersübergangsgeld-Regelung, über die 700 000 ältere Ostdeutsche bisher vorzeitig aus dem Berufsleben ausgeschieden sind, Ende 1992 ausgelaufen. Zuletzt war damit jeder achte Entlassene aufgefangen worden.

Auch bei der dringend notwendigen beruflichen Qualifizierung im Osten muß Nürnberg unter dem Diktat leerer Kassen die Bremse ziehen - hierfür stehen 1993 rund ein Viertel weniger Mittel zur Verfügung. Als Folge davon müsse man nun "strengere Maßstäbe anlegen", berichtet Lothar Meyer, Direktor des Arbeitsamtes Leipzig. Die Teilnehmer an Fortbildungs- und Umschulungskursen müßten künftig 30 Prozent der Kosten selbst tragen - "für viele Arbeitslose ist das nicht mehr finanzierbar". Einige Bildungsträger hätten sogar schon selbst die Entlassung von Lehrern angekündigt.

Für Amts-Chef Meyer ist gleichwohl klar, daß das erreichte finanzielle Niveau der Beschäftigungsförderung nicht auf Dauer durchgehalten werden kann. Die jetzigen Kürzungen kämen jedoch "viel zu früh". Aufschwungtendenzen am Arbeitsmarkt erwartet er für den Raum Leipzig erst in der zweiten Hälfte 1994. Zum Ende des laufenden Quartals hätten etliche Betriebe aus Industrie und Handel weitere Entlassungen angekündigt.

Meyer befürchtet durch den ABM- Stopp "katastrophale Auswirkungen" etwa bei der Betreuung von Kindern und Älteren, aber auch in der Umwelt-Sanierung und Kultur. Zwar liefen in der kommenden Woche die ersten Förderungen nach dem neuen Paragraph 249 h an; sie könnten den Ausfall jedoch "keineswegs kompensieren". Viele Menschen fühlten sich im Stich gelassen, bedauert er. "Sie können das Ganze nicht begreifen".

Beim Machtpoker in Bonn zwischen Bundesregierung und Ministerpräsidenten über die Zukunft der Arbeitsmarktpolitik liegt die Schlüsselrolle nun bei Norbert Blüm. Magdeburgs Sozialminister Schreiber kann sich den restriktiven Kurs seines "Kollegen und Freundes" nur damit erklären, daß Blüm durch Zugeständnisse an Waigel und die FDP bei ABM auf der anderen Seite sein Lieblingsprojekt Pflegeversicherung retten will. "Er muß schon aufpassen", warnt Schreiber ihn, "daß er sich dabei nicht außerhalb der Solidarität der Sozialausschüsse stellt". ROLAND BUNZENTHAL

Kursus: Kreatives Gestalten mit Ton

KARBEN. Kreatives Gestalten mit Ton für Anfänger/-innen bietet das Mütterzentrum unter Leitung von Vera Dehn ab Montag, 22. März, in der Hauptstraße 84 Okarben. Getöpfert wird ohne Scheibe, dafür aber mit um so mehr Kreativität. Der Kursus findet an sechs Abenden zu je zwei Stunden statt, die Teilnahme kostet 40 Mark plus Material. Schriftliche Anmeldungen bei der Kursleiterin Vera Dehn, Gronauer Str. 1 a, 6367 Karben, Telefon 73 27. hm

Das amtliche Endergebnis Beteiligung bei 75 Prozent / Die Mitglieder des Parlaments

ERLENSEE. Der Wahlausschuß der Gemeinde hat jetzt das amtliche Endergebnis für die Zusammensetzung des Parlaments festgestellt. Gegenüber der vorläufigen Auszählung vom Sonntag gab es praktisch keine Veränderungen. Von 8576 Wahlberechtigten machten 5829 ihr Kreuzchen, was einer Beteiligung von 75 Prozent gegenüber 82 Prozent vor vier Jahren entspricht. 335 votierten ungültig.

Auf die SPD entfielen - in Klammern die Vergleichszahlen aus 1989 - 2566 (3765) Stimmen, mithin 17 Sitze (24), auf die CDU 1395 (1404) und zehn Mandate (neun), auf die Grünen 888 (664) und sechs Parlamentsplätze (vier), auf die FDP / Unabhängige Bürger 645 (-) Stimmen und vier Sitze.

Gewählt von der SPD: Manfred Heller, Hedi Haude, Heinz Schäfer, Jürgen Lindner, Waltraude Heitzenröder, Karl-Heinz Wörner, Erwin Hirchenhain, Herbert Horst, Wolfgang Hagenfeld, Werner Viel, Roland Rossa, Gerda Baake, Richard Bär, Hans Laufer, Dieter Arnold, Waltraud Borngräber und Ralf Dreßler.

Für die CDU: Heinz-Dieter Winter, Werner Cwielong, Edith Wess, Walter Betz, Michael Knieps, Andreas Zintel. Wilfried Ostermeyer, Georg Hornykiewytsch, Karla Heinze und Rolf Schneider.

Für die Grünen: Monika Kühn, Lothar Lukas, Reiner Bousonville, Werner Bös, Peter Seikel und Christophorus Sturaro.

Für die FDP / UB: Karl Hergenhan, Ronald Huth, Matthias Dornhecker und Elke Elverfeld.

Bei der Besetzung des Parlaments werden sich einige Änderungen ergeben, weil mehrere gewählte Personen in den Gemeindevorstand einziehen und deshalb ihr Mandat nicht annehmen werden. hein

VAW-Tochter baut Alugießerei im Saarland

has FRANKFURT A. M. Die EB Brühl Aluminiumtechnik, eine hundertprozentige Tochter von VAW Aluminium, schafft neue Arbeitsplätze im Saarland. In Dillingen errichtet sie eine Aluminiumgießerei und macht dafür rund 250 Millionen Mark an Investitionen locker. 250 Leute werden in der Anlage Jobs finden.

Der Entscheidung zum Bau der Gießerei ging eine Vereinbarung zwischen VAW und dem Autohersteller Ford voraus. Nach diesem Vertrag ist von 1995 an die Lieferung von jährlich 425 000 Motorblöcken und Zylinderköpfen für ein neues Ford-Modell vorgesehen. VAW-Vorstandschef Jochen Schirner feiert das gesamte Projekt als Durchbruch: "Die Tür zu einem verstärkten Einsatz von Aluminium im Automobil ist aufgestoßen." VAW unterstellt dabei, daß auf mittlere Sicht für Motorblöcke aus Aluminium eine ähnlich bedeutende Stellung im Autobau wie bei Zylinderköpfen erreicht werden kann. Nicht zuletzt deshalb engagierte sich VAW vor knapp zwei Jahren beim Formgußspezialisten Alumetall in Nürnberg und Anfang 1992 bei der EB Brühl Aluminimumtechnik, die zudem zwei Töchter in Österreich und England hat. Im Schnitt stecken in Personenwagen derzeit etwa 60 Kilogramm des Leichtmetalls Aluminium. Als "Trümpfe" des Stoffes führt VAW das geringe Gewicht und die Recyclingmöglichkeiten an.

TV Rendel wählt Vorstand

KARBEN. Der Turnverein Rendel lädt zur Jahresversammlung am Freitag, 26. März, um 19.45 Uhr in den Saal des Rendeler Hofs. Auf der Tagesordnung stehen neben Vorstandsberichten und Ehrungen Neuwahlen des Vorstandes. Anträge nimmt Dieter Kost, Wiesenstraße 8, bis 19. März entgegen. hm

Entscheidend ist, mit welcher Dringlichkeit die einzelnen Schritte realisiert werden "Rahmenplan Radwege" verabschiedet / Mängelanalyse, diverse Vorschläge zur Trassenführung und die Sicherung von einzelnen Gefahrenpunkten

NIDDERAU. Manche der Mängel und der Verbesserungsvorschläge, die der kürzlich von der Nidderauer Stadtverordnetenversammlung verabschiedete "Rahmenplan Radwege" auflistet, konnte man fast wortwörtlich schon vor bald anderthalb Jahren in einer Denkschrift des Grünen-Ortsbeirats Walter Heidrich zur vorletzten Haushaltsdebatte nachlesen (die FR berichtete).

Die offizielle, zugegeben viel umfassendere Bestandsaufnahme und Planung hat das Frankfurter Büro IMB-Plan ausgearbeitet. Heidrich ist etwas verwundert, daß für dieses Papier soviel Zeit verstrichen ist. Er vermißt auch, daß die Stadt in der Zwischenzeit besonders gravierende, aber leicht behebbare Mängel beseitigte, wie man es dem Ortsbeirat Heldenbergen versprochen habe.

Heidrich kritisiert weiter, daß die Ingenieure nur Bedarf aufgelistet hätten, nicht aber die technische Machbarkeit prüften (etwa unter dem Gesichtspunkt, wo Kanalisation oder andere unterirdische Strukturen den Radwegebau erschwerten). Im ganzen ist er aber zufrieden, daß es den Rahmenplan nun gibt. Der nimmt in der Einleitung sogar explizit auf die Anregungen Heidrichs Bezug. Vorarbeit geleistet hat wohl der örtliche Fahrradfan Karl Mehrling.

Der Mängelanalyse folgen in dem Papier Vorschläge zur Trassenführung auf bestehenden oder neu anzulegenden Wegen, die Sicherung von einzelnen Gefahrenpunkten. Entscheidend ist nun, mit welcher Dringlichkeit das neue Stadtparlament, in dem dann übrigens auch Walter Heidrich sitzen wird, die einzelnen Schritte realisieren läßt. Hier wird sich zeigen, ob die Volksvertreter(innen) mehr als nur auf dem Papier, aus dem die Pläne sind, eine moderne Verkehrspolitik wollen. Der Umstand, daß das Konzept so lange auf sich hat warten lassen, nährt bei Heidrich die Befürchtung, die Stadt handele immer noch nach der Devise: an heiklen Punkten halten Radler(innen) an und steigen ab.

Für Heldenbergen sieht der Rahmenplan Bedarf und Chance, die zahlreichen an den Ortsrand führenden Radwege innerörtlich weitgehend miteinander zu verknüpfen. Beispielsweise solle dazu die Trasse Saalburg- / Karbener- / Gartenstraße zur Verbindung der Bundesstraßen Büdesheimer und Friedberger Straße genutzt werden, wozu der Fußweg zwischen Karbener und Homburger Straße geöffnet werden soll.

Ein vorhandener Weg zwischen Friedhof und Bahnstrecke könne als kurze Verbindung zwischen Friedberger und Büdinger Straße genutzt werden, wodurch auch der enge, hochbelastete Teil der Büdinger Straße an der Einmündung zur Friedberger Straße umgangen werde. Beispielswiese wird weiter angeregt, den Auenweg in Verlängerung der Mühlstraße in Richtung Windecken für Radler(innen) zu öffnen.

Heidrichs Forderung, den Radweg längs der B 521 vom Ortseingang bis mindestens Hadrianstraße fortzuführen, findet sich ebenso in dem Katalog wie seine Kritik an der gefährlichen Wegführung bei den Mündungen Suttnerschule und Schwimmbad. Es wird auch angeregt, mittelfristig den Gartenweg parallel zur Bahnhofsstraße bis "Am Lindenbaum" für Radfahrer(innen) zu befestigen und auszuweisen.

In Windecken sieht das Planungsbüro um Professor Rüdiger Storost keine Möglichkeit, ein geschlossenes Radwegenetz anzubieten. Radfahrende müßten daher streckenweise durch die Ortslage geführt werden. Die Nord-Süd-Achse könnte dabei die Trasse Alte Bundesstraße / Im Grund / Glockenstraße / Heldenberger Straße sein, Ost-West-Verbindung die Spur Ostheimer Straße / Eugen-Kaiser- Straße / Am Sportfeld.

Ein interessanter Vorstoß bezieht sich auf die Bahnhofsstraße: zwischen Ostheimer Straße und Bahnhof könne der Radweg auf der bisherigen Gehwegtrasse geführt werden; den Bürgersteig wollen die Planer dafür mit einer Holzkonstruktion außerhalb der Baumreihe oberhalb der Dammböschung entlangziehen.

Für Erbstadt ergibt sich bei der Mündung der Straße von der Naumburg in die Ortsstraße Gefahr für die dort häufig querenden Freizeitradler(innen): Die Autofahrer(innen) kommen schnell den steilen Abhang von Eichen herab und müssen sich dann auf die unmittelbar folgende Haarnadel-Kurve konzentrieren.

Für Eichen wird neben anderem am nördlichen Ortsrand der Ausbau des Wegstücks zwischen Ende der Hochstraße und Bundesstraße vorgeschlagen, das sich bisher in keinem guten Zustand befinde. Auch der Anschluß des dortigen Radwegs an die B 521 müsse übersichtlicher gestaltet werden - kurzfristig würde hier der Rückschnitt des Böschungsbewuchses ausreichen.

In Ostheim bietet sich die Führung von Radweg-Trassen abseits der Landstraßen an, wofür auch Teile des Wirtschaftsweg- Netzes für diesen Zweck "aktiviert" werden sollen. Sehr gefährlich ist es, von Windecken kommend, die Landstraße in ihrer Kurve zu überqueren, um die Straße "In den Pfortenwiesen" zu erreichen. Der Bereich sei umzubauen. Wie schon von Heidrich hervorgehoben, ist auch die Situation am Anfang / Ende des kombinierten Rad- und Fußwegs an der Jahnstraße unbefriedigend. Das Erreichen dieses Wegs sei für Radfahrende in Richtung Windecken "nahezu unmöglich".

Das gesamte Stadtgebiet betreffend, stellt der Rahmenplan fest, es sei "auffallend, daß einige durchaus für Radfahrten geeignete Streckenteile des öffentlichen Straßen- und Wegenetzes für diese gesperrt sind". Viel zu tun gibt es auch bei der Ausschilderung der Wege.

Heidrich hält hier überörtlich einheitliche Schilder für nötig und fordert auch für den Innerortsbereich möglichst Wegweiser, die auch Entfernungsangaben aufweisen, wie man es auch als Autofahrer erwartet. Ul

Nicht nur neue Ampel, sondern auch ein Radweg

GRÜNDAU. Mehr Sicherheit für Pennäler, die wechselseitig Schulen in Lieblos und Rothenbergen besuchen, soll nach Angaben der Gemeindeverwaltung die geplante Ampelanlage an der Landesstraße 3333 an der Auffahrt zur Bundesstraße 457 bringen. Die Gemeinde will dazu noch ihr Scherflein beitragen: Sie plant im Anschluß daran einen Radweg, der unmittelbar vor dem neuen Spielplatz in Lieblos enden soll.

Sobald die Straßenbauer mit Ampel zu Potte kommen, soll der neue Radweg gebaut werden. Die Planung hat der Gemeindevorstand nun nach Darstellung von Bürgermeister Georg Meyer (CDU) in Gang gebracht, die Baukosten werden auf rund 65 000 Mark geschätzt. Der Betrag werde veraussichtlich im Nachtragsetat '93 bereitsgestellt. tja

Wer sammelt mit?

KARBEN. Eine Sammelwoche veranstaltet der hessische Jugendring vom 26. März bis 4. April. Gruppen aus Karben, die sich daran beteiligen wollen, melden sich bei der Stadtjugendpflege, Tel. 32 50.

Im Interview: FDP-Chef Wolfgang Gerhardt "Wir sind nicht die Vorreiter für Abwahlen"

FR: Herr Gerhardt, wie flexibel ist die FDP, wenn wegen der Rechtsradikalen in Kommunalparlamenten außer einer großen Koalition nur eine "Ampel" aus SPD, FDP und Grünen oder ein Bündnis aus CDU, FDP und Grünen denkbar ist? Haben Sie da eine Präferenz?

Gerhardt: Nein, die habe ich nicht, das muß sich örtlich entscheiden.

FR: Mit der festen Orientierung auf ein Bündnis mit der CDU ist es also vorbei?

Gerhardt: Das hat nichts mit der Koalitionsorientierung zu tun. Wir haben ein Wählervotum vom Sonntag zur Kenntnis zu nehmen, andere auch. Die Konsequenz ist, daß sich diejenigen, die mehrheitsfähig werden wollen, untereinander bereden müssen. Da gibt es für mich keine Marschrichtung - aber auch keine ideologische Verblendung.

FR: Sind alle für Sie koalitionsfähig, außer den Republikanern?

Gerhardt: Zu den Republikanern ziehe ich einen klaren Trennungsstrich. Mit den anderen Gruppen werden wir reden müssen, auch ohne daß ich mir dabei strategisch viel denke und ein neues Zeitalter einläuten will - weil Kommunalpolitik in den nächsten vier Jahren auch Sachentscheidungen erfordert. Bei der Ampel-Diskussion gibt es nun zwei Konstellationen zu unterscheiden, auch die, die die CDU einschließt. Es wird darauf ankommen, ob insbesondere bei der Union und auch bei den Grünen eine solche Bereitschaft da ist und ob es gelingt, konkrete kommunalpolitische Absprachen zu treffen.

FR: Ist das wirklich eine reale Perspektive - etwa in der Stadt Kassel - oder nur ein Denkmodell?

Gerhardt: Die SPD hat in Kassel eindeutig kein Votum bekommen, das auf einen Regierungsauftrag hinausläuft. Der Auftrag zur Gestaltung der Kommunalpolitik ist an die jetzt stärkere CDU gegangen. Sie steht vor der Entscheidung, ob sie sich in die große Koalition mit der SPD begibt, oder zusammen mit anderen Gruppen die Verantwortung sucht. Wenn sich örtlich der Bedarf ergibt, zwischen CDU, FDP und Grünen zu reden, um kommunalpolitisch zu gestalten, dann sollen sie sich an einen Tisch setzen. Ich habe da keine Festlegung, aber auch keine Überhöhung.

FR: Anderswo - wie in der Stadt Wetzlar und im Hochtaunuskreis - ist aus FDP-Reihen die "Ampel" mit SPD und Grünen ins Gespräch gebracht worden.

Gerhardt: Im Hochtaunuskreis gibt es sicher auch andere Varianten . . .

FR: Wenn es nun zu vielfältigeren Koalitionen kommt: Hat das Auswirkungen auch auf die Orientierung der Landespartei vor der nächsten Landtagswahl?

Gerhardt: Nein. Wir müssen FDP- Politik machen und vor der nächsten Wahl sagen, wie wir strategisch die Lage einschätzen. Ich halte jedes Hochziehen kommunaler Konstellationen auf die Ebenen Land oder Bund für völlig verfehlt. Beim Wählervotum vom Sonntag muß es bei anderen Wahlen nicht bleiben. Wir haben es selbst in der Hand. Da nehme ich jetzt mal CDU, SPD und uns in die Pflicht, dafür zu sorgen, daß man nicht mutwillig die Leute in eine solche Denkzettel-Wahl treibt. Das Wählerpotential vom Sonntag steht wieder neu zur Disposition, wenn man vernünftige Politik macht. Ich neige übrigens auch deshalb nicht dazu, für die Landesebene schon Konstellationen vorauszusagen, weil ich erst mal den Klärungsprozeß in der SPD abwarten will. Sie befindet sich weiter im innerparteilichen Streit darüber, in welche Richtung sie gehen soll - nicht nur in der Sozialpolitik, sondern auch bei der Asylpolitik.

FR: Wollen Sie damit einen Abwendungsprozeß der SPD von den Grünen voraussagen?

Gerhardt: Es gibt einen gewaltigen Klärungsprozeß innerhalb der SPD. Sie wird ja nicht mit Verteilungsvorschlägen reagieren und die vielzitierten kleinen Leute damit zurückgewinnen können. Wenn die SPD jetzt zum Beispiel den Bonner Parteienkompromiß zur Asylpolitik nicht realisieren würde, dann würde das den Vertreibungsprozeß ihrer Wähler fortsetzen.

FR: Wenn Abwahlanträge gegen Landräte oder Oberbürgermeister gestellt werden, werden Sie in jedem Fall mithelfen, Sozialdemokraten abzuwählen?

Gerhardt: Nehmen wir das Beispiel Wiesbaden, wo der Oberbürgermeister seine eigene Abwahl empfiehlt. Dort gilt in der Kommunalpolitik an sich eine lose Absprache zwischen SPD, CDU und FDP. Damit muß er fertig werden. Ich neige nicht dazu, daß wir Vorreiter für Abwahlen sind. Zwei Tage nach einer Kommunalwahl die Bürger schon wieder mit der Frage zu konfrontieren, schnellstmöglich abzuwählen, um eine Direktwahl herbeizuführen, ist falsch.

FR: Wenn die Rechtsextremen das Zünglein an der Waage zwischen den beiden traditionellen Blöcken sind - kann man da guten Gewissens überhaupt Anträge einbringen, wenn eine Mehrheit aus demokratischen Parteien nicht sicher ist?

Gerhardt: Die Beteiligung an Abwahlen, die nur mit Stimmen der Republikaner Erfolg haben könnten, wird es durch die FDP nicht geben. Das scheidet meines Erachtens aus. Zu einzelnen Sachfragen stellt die FDP ihre eigenen Anträge und entscheidet entsprechend. Andere sollen abstimmen, wie sie wollen. Entscheidend ist, ob wir für unsere Ziele zusammen mit anderen demokratischen Parteien - wobei ich die Grünen jetzt auch ganz normal einschließe - Verabredungen über die kommunalpolitischen Fragen hinbekommen.FSV 08 Schierstein, Frauen-Fußball in der Oberliga Krankenbett-Management Nicht nur Günther Wilhelm hat gesundheitliche Probleme

Der Trainer und "Macher" liegt im Krankenhaus, die Spielerinnen plagen sich überdurchschnittlich oft mit Verletzungen und Krankheiten herum - die Fußball-Frauen des FSV 08 Schierstein haben offenbar gerade eine Pechsträhne erwischt. Nun gastiert mit der Spvgg. 1910 Langenselbold am Samstag (16 Uhr) auch noch gerade jene Mannschaft am Zehntenhof, gegen die der FSV seit seiner Oberliga-Zugehörigkeit noch nie siegen konnte.

Dennoch gibt sich Günther Wilhelm - der selbst aus dem Krankenhaus noch die Belange der Fußballerinnen regelt - optimistisch: "Wir haben durchaus Chancen, das Spiel ist offen."

Schließlich, so meint der an Nierensteinen laborierende Trainer, Manager und Abteilungsleiter, habe der Gegner auch nicht immer gute Tage und seine Mannschaft könne bei entsprechender läuferischer und kämpferischer Leistung durchaus mithalten. Im Hinspiel vermißte er diese Tugenden bei seinem Team, das mit 0:2 "ohne Gegenwehr" unterlag. Eine Steigerung ist unbedingt nötig, wollen die Schiersteinerinnen gegen Langenselbold, das bereits vergangene Woche mit einem 4:0 über Münchhausen ins Jahr startete, zum ersten Erfolgserlebnis kommen.

Das spielerische Potential sollte beim FSV durchaus vorhanden sein. Ob jedoch die Kraftreserven ausreichen werden, darüber sorgt sich Wilhelm: "Die Vorbereitung war für die Katz. Sieben Leute war der Trainingsrekord. Oft standen wir nur zu viert da", hadert er. Verletzungen, Krankheit und schulische oder berufliche Verpflichtungen ließen eine bessere Trainingsbeteiligung nicht zu. Da nutzt dann auch der jederzeit bespielbare Kunstrasenplatz am Zehntenhof nicht viel.

Auch für den Samstag stehen nur elf Spielerinnen zur Verfügung, Heike Lorenz aus der zweiten Garnitur wird hinzustoßen. Stürmerin Brigitte Jurek fehlt wegen langwieriger Rückenbeschwerden, Cordula Tron liegt nach einer Operation in der Klinik und der Einsatz der angeschlagenen Simone Schulz ist noch nicht gesichert. Da auch Wilhelm voraussichtlich noch im Krankenhaus sein wird, springt sein ehemaliger Trainer-Partner Klaus Kießhauer ein, der ansonsten jedoch aus privaten Gründen nicht mehr zur Verfügung steht.

Gedanken um den Klassenerhalt macht sich Wilhelm - trotz der schlechten Vorzeichen - nicht. Außerdem wäre es nicht das erste Mal, daß gerade unter ungünstigen Bedingungen alles ganz anders kommt als man es befürchtete. "Der Ball ist rund." Das wußte schon ein ganz weiser Fußball-Experte von der Weinstraße. ina

Notdienste · Notdienste

Wochenende

Ärzte und Zahnärzte Alle diensthabenden Ärzte und Zahnärzte sind bei folgenden Bereitschaftsdiensten zu erfragen:

Friedberg/Bad Vilbel/Rosbach. DRK Leitstelle Wetterau: Homburger Str. 26, Telefon 0 60 31 / 60 00 00.

Bad Nauheim. Johanniter Unfallhilfe: Telefon 0 60 32 / 3 19 16.

Altenstadt. Ärztlicher Notdienst: Lindheim, Altenstädter Str., Tel.0 60 47 / 3 51, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Büdingen. Ärztlicher Notdienst: Vogelsbergstr. 94 (DRK-Haus), Tel. 0 60 42 / 12 11, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Echzell. Johanniter Unfallhilfe, Telefon 0 60 08 / 213.

Butzbach. Malteser-Hilfsdienst: Roter Lohweg, Telefon 0 60 33 / 62 29.

Reichelsheim. Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wetterau, Tel. 0 60 35 / 33 33.

Ortenberg-Gelnhaar. Ärztlicher Sonntagsdienst: Am Kleck 12, Tel. 0 60 46 / 23 70.

Nidda/Ranstadt. Ärztliche Sonntagsdienstgemeinschaft von Sa. 12 Uhr bis Mo. 6 Uhr, Tel. 0 60 43 / 34 11.

Karben/Niddatal. Arbeiter-Samariterbund: Tel. 0 60 39 /4 15 55 und Ärztlicher Notdienst, Klein-Karben, Rathausstr. 35, Tel. 0 60 39 / 21 45. Apotheken Friedberg, Bad Nauheim, Rosbach.

Sa.: Central-Apotheke, Bad Nauheim, Stresemannstr. 12, Tel. 0 60 32 / 26 22 - So.: Liebig-Apotheke, Friedberg, Bismarckstr. 30, Tel. 0 60 31 / 94 47.

Bad Vilbel. Sa.: Heilsberg-Apotheke, Alte Frankfurter Str. 28a, Tel. 0 61 01 / 8 50 17 - So.: Kur-Apotheke, Frankfurter Str. 119, Tel. 0 61 01 / 8 52 66.

Butzbach. Sa.: Alte Apotheke, Wetzlarer Str. 5, Tel. 0 60 33 / 6 55 85 - So.: Liebig-Apotheke, Marktplatz 22, 0 60 33 / 6 51 42.

Karben/Niddatal. Sa.: Paracelsus-Apotheke, Petterweil, Sauerbornstr, 15, Tel. 0 60 39 /71 00 - So.: Markt-Apotheke, Klein-Karben, Karbener Weg 8-10, Tel. 0 60 39 / 25 06.

Büdingen. Sa. u. So.: Hof-Apotheke, Bahnhofstr. 4, Tel. 0 60 42 / 578.

Altenstadt, Limeshain, Düdelsheim. Sa. u. So.: Rosen-Apotheke, Büdingen-Düdelsheim, Hauptstr. 20, Tel. 0 60 41 / 217. Krankentransporte Bad Vilbel. Über das DRK, Tel. 0 61 01 / 8 40 20, und ASB, Frankfurter Straße 85, Tel. 0 61 01 / 22 22.

Karben/Niddatal. ASB Karben 1, Dieselstr. 9, Tel. 112 od. 0 60 39 / 4 15 55.

Rosbach. Leitstelle Friedberg-West, Tel. 0 60 31 / 60 00 00. Versorgungsbetriebe Friedberg. Bei Stromstörungen: OVAG, Friedberg, Tel. 0 60 31 / 821.

Bad Vilbel. Stadtwerke: Notruf Störungsmeldungen Gas und Wasser, Tel. 0 61 01 / 52 81 00.

Karben. Tel. 0 60 39 / 4 22 55.

Rosbach. Maingas Frankfurt, Tel. 0 69 / 70 10 11. Sonstiges Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66.

Pille danach, Pro Familia Friedberg, Tel. 0 60 31 / 23 36 (außerhalb der Sprechzeiten Adressen auf Anrufbeantworter).

Nicht der Ausländer ist die Ursache des Hasses, sondern der Hassende selbst FR-Interview mit der Wissenschaftlerin Änne Ostermann über Gewalt unter Jugendlichen / "Nicht die Zahl der Gewalttaten wächst, sondern ihre Brutalität"

OBERURSEL. Nicht die Zahl der Gewalttaten an Schulen ist gestiegen, sondern die Brutalität der Täter und die Rücksichtslosigkeit gegenüber den Opfern. Darauf weist die Marburger Gymnasiallehrerin Dr. Änne Ostermann (53) hin. Am Mittwoch, 17. März, um 20.15 Uhr will sie im Oberursler Rathaus unter der Überschrift "Das hat uns auch nicht geschadet - oder doch?" Antworten auf die Frage geben "Wie können wir Konflikte mit Kindern gewaltfrei lösen?". FR-Redakteur Günther Scherf sprach darüber mit der Referentin, die als wissenschaftliche Angestellte im Bereich politische Psychologie an der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt arbeitet.

FR: Das Gewaltpotential unter Kindern und Jugendlichen ist derzeit so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland . . .

Ostermann: Das Gewaltpotential - ja, die Gewalttätigkeit - nein. Die Rahmenbedingungen, unter denen Kinder und Jugendliche heute aufwachsen, sind aggressions-, angst- und gewaltfördernd, stärker noch als früher.

FR: Zum Beispiel?

Ostermann: Die meisten Kinder wachsen heute als Einzelkinder auf. Die soziale Kompetenz, die ihnen helfen würde, handlungsfähig zu werden, lernen sie eigentlich nicht. Ein Einzelkind befindet sich in einer viel schwierigeren Situation als früher ein Kind mit vielen Geschwistern. Erstens lernt es bestimmte Verhaltensmuster nicht, und zweitens hat es nicht die Möglichkeit, sich mit Gleichaltrigen zu solidarisieren gegen den überstarken Erwachsenen.

FR: Sie sprechen in Oberursel auf Einladung einer Kinderbeauftragten und einer Elternberatung - die können die Rahmenbedingungen, die sie beschrieben haben, nicht kurzfristig ändern. Was können Sie da konkret Eltern und Kindern raten?

Ostermann: Erstens die Kinder so früh wie möglich in altersgleiche Gruppen zu bringen, ihnen andere Sozialisationsbedingungen zu schaffen. Zweitens ein bißchen selbstkritisch mit dem eigenen Erziehungsverhalten umzugehen.

FR: Bedeutet ihre erste Empfehlung mehr als den üblichen Kindergarten?

Ostermann: Erstens erfaßt der Kindergarten nicht alle Kinder. Zweitens wird im Kindergarten heute zum Teil nicht das Sozialverhalten gelernt, was gelernt werden müßte. Das heißt, man muß mehr Anleitung für die Erzieherinnen geben. Und drittens werden gerade die Kinder nicht vom Kindergarten erfaßt, die es am dringendsten nötig hätten. Außerdem stehen die Eltern heute unter einem ungeheuren Leistungsdruck, was Erziehung betrifft. Sie kriegen erzählt, was sie alles falsch machen und was sie stattdessen alles richtig machen könnten, aber nicht leben können. Man muß ihnen das Schuldgefühl nehmen, muß ihnen klar machen, daß wir alle damit leben müssen, Fehler zu machen, ohne mit Versagensängsten oder überforderten Ansprüchen an uns selbst zu reagieren.

FR: Was können die Leute damit anfangen? Sie können doch nicht eine komplette Elterngeneration zum Psychotherapeuten schicken?

Ostermann: Ich denke, man müßte das Problemen sowohl mit Kindern - so früh wie möglich - als auch mit Erwachsenen diskutieren. Kindern müssen von klein auf lernen, daß Eltern auch Menschen sind, die versagen können, und daß das keine persönliche Schuld ist, sondern daß das mit der Lebensituation und den eigenen Erfahrungen zu tun hat. Ich habe das selbst bei meinen Kindern so gemacht, und das hat sich sehr positiv ausgewirkt. Das kann man auch mit Schülern machen, und das Ergebnis ist sehr, sehr positiv.

FR: Auch mit Schülern höherer Altersgruppen? In Bad Homburg haben beispielsweise Konflikte an einer Berufsschule vor einigen Wochen Schlagzeilen gemacht.

Ostermann: Ich habe mal mit Schulabgängern einer letzten Hauptschulklasse diskutiert. Dabei muß man sehen, daß das die Gruppen unserer Gesellschaft sind, die in der schlimmsten Streßsituation stehen. An sie kann ich herankommen, wenn ich ihre Probleme thematisiere und ihre Ängste ernstnehme. Ich muß ihnen klar machen, daß sie etwas verschieben, statt sich gegen die Ursachen ihrer Ängste zu wehren.

FR: Dafür braucht es zunächst einen organisatorischen Rahmen. Sie müssen den jungen Menschen zuerst gegenüberstehen, ehe sie argumentieren können. Ostermann: Ja, ich versuche deswegen bei der GEW (der Gewerkschaft der Lehrer, d. Red.) und anderen Organisationen zunächst ein Bewußtsein für die Problematik zu schaffen. Lehrer brauchen Hilfestellung in ihrer Ausbildung, genau wie Kindergärtnerinnen. Und man muß entsprechende Organisationsformen schaffen, ihnen also in Seminaren Hilfestellung zum Lernen geben. Jemanden, der Haß oder Gewalt äußert, muß man auf die Ursache seines Hasses zurückführen. Es ist ja nicht das Objekt, also zum Beispiel der Ausländer, die Ursache seines Hasses, sondern das Problem ist der Hassende selbst in seinen Nöten. Um so etwas als Lehrer machen zu können, muß man erst einmal dazu befähigt werden.

FR: Bietet die Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung solche Seminare an?

Ostermann: Ja, wir haben in der HSFK eine ganz kleine Arbeitsgruppe von zwei Personen und ganz begrenzte Mittel, um so etwas zu organisieren. Wir versuchen zur Zeit, exemplarische Seminarformen zu entwickeln, die dann auch qualifizierte andere Leute anwenden können.

FR: Können sich Schulen oder Lehrer an sie wenden?

Ostermann: Ja, wir haben schon Schulen, mit denen wir zusammenarbeiten, im Marburger Raum. Man muß aber eines ganz klar sagen: Die Zahl der Gewalttaten an Schulen ist kaum gestiegen, die Sensibiliät gegenüber Gewalt hat aber zugenommen. Und diejenigen, die Gewalt ausüben, sind brutaler geworden, haben überhaupt keine Sensibilität mehr für die Opfer.

Der Touristenverein besucht das Mainstädtchen Klingenberg

KARBEN. Das Mainstädtchen Klingenberg besucht der Touristenverein "Die Naturfreunde" am Sonntag, 21. März. Um 8.30 Uhr geht es mit Autos an der Schutzhütte Okarben los.

In Klingenberg angekommen, werden die Heunenschlucht und die Paradeismühle erwandert.

Durch das Röllfeld geht es nach Klingenberg zurück. Die Tour ist 17 Kilometer lang und dauert etwa vier Stunden. Für Samstag, 27. März, ab 9 Uhr haben sich die Naturfreunde einen Arbeitseinsatz an den Außenanlagen der Schutzhütte vorgenommen. hm

Messias muß am jüngsten Tag die Namen von Grabsteinen ablesen Wolfgang Zink informierte Christen auf dem Hochheimer Friedhof über jüdische Bräuche / Aktion zur Woche der Brüderlichkeit

HOCHHEIM. Nicht immer läßt sich das Augenfällige gleich erschließen - Symbole und Zeichen erzählen ihre Geschichte nur dem, der sie zu lesen, zu deuten versteht. Wolfgang Zink, stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (CJZ) im Kreis, hat am Mittwoch auf dem Jüdischen Friedhof jene Zeichen erschlossen, die Christen in der Regel nicht zu deuten vermögen. "Die Dinge sind hier leichter näherzubringen", sagt Zink, "und sie regen zum Nachdenken an." Und sei es, daß die Menschen das Leben der Juden in der Region als heimatgeschichtliches Thema entdeckten. Die Friedhofs- Begehung, zu der die CJZ geladen hatte, zählt zu den Veranstaltungen im Rahmen der "Woche der Brüderlichkeit".

Der Friedhof an der Flörsheimer Straße "unterscheidet sich von allen anderen im Kreis", sagt der stellvertretende Vorsitzende. Nach 1945 wurden dort Zwangsarbeiter begraben. "Das ist aus jüdisch- religiöser Sicht in Ordnung", erklärt Zink, weil der Talmud dem nicht widerspricht.

Nach der sogenannten "Reichskristallnacht", bei der die Gräber geschändet wurden, und dem Zusammenbruch des Nationalsozialistischen Regimes ordnete der damalige SPD-Bürgermeister Hans Wagner an, daß jene SA- und NSDAP- Mitglieder die Steine wieder aufstellen sollten, die sie 1938 umgeworfen hatten.

Die Vorstellung der Juden vom Tod und von der leiblichen Wiederauferstehung bestimmen wesentlich den Umgang der Glaubensgemeinschaft mit den Gräbern. Grabsteine sind Gedenksteine und deshalb "ist es wichtig, sie zu erhalten", sagt Zink. Denn der Messias ruft nach Überzeugung der Juden am jüngsten Tag die Toten bei ihrem Namen. Weil er aber ein Mensch und kein Gott ist, muß er die Namen von den Grabsteinen ablesen. Sind Steine zerstört, fehlen die Inschriften, ist die leibliche Auferstehung gefährdet, falls niemand der Erweckten den Namen des Unbekannten kennen sollte.

Die Steinsorten und Beschriftung der Grabmale auf dem Hochheimer Friedhof, der 1907 angelegt wurde, geben zudem Hinweise auf ihre Assimilation, also ihre teilweise Angleichung. Denn orthodoxe Juden beschriften Grabsteine nur in hebräischer Schrift, assimilierte Juden fügen eine deutsche Beschriftung hinzu. Außerdem verwendeten die Othodoxen nur Buntsandstein für die Grabmale, während die Assimilierten auch - wie bei Christen üblich - Granit oder andere Steinsorten benutzten.

Jüdische Bestattungen konnten recht kostpielig und aufwendig ausfallen. Nach alten Brauch mußten die Angehörigen ein Säckchen mit Erde aus dem Land Israel unter den Kopf legen. Im Mittelalter nahmen Juden deshalb lange und gefährliche Reisen in den Nahen Osten auf sich, um die Grabbeigabe zu besorgen.

Vor dem Besuch des Friedhofes hatte Bürgermeister Harald Schindler versichert, daß die Polizei nach der Schändung die Stätte noch öfter kontrolliere. "Leider wird das nicht ausreichen, künftig so etwas ganz zu verhindern."

Vielmehr müsse solchen Taten schon im Vorfeld entgegengewirkt werden. Die große Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer - etwa 40 Menschen hatten sich gegen 17 Uhr versammelt - wertete Schindler als positives Zeichen. schu

Republikaner sind auch im "Sozialparlament" Eine Folge der Kommunalwahl / Acht Sitze in LWV-Verbandsversammlung für Rechtsextreme

KASSEL. Die Republikaner werden auch in den Landeswohlfahrtsverband (LWV) einziehen: Das ist eine der Folgen der Kommunalwahl vom 7. März. Rechnerisch werden von 75 Sitzen in der LWV-Verbandsversammlung acht auf die Rechtsextremen entfallen - ab 1. November, dem Beginn der nächsten Legislaturperiode des "Hessischen Sozialparlamentes".

Derzeit verfügt die SPD über 36 Sitze, die CDU als zweitstärkste Fraktion stellt 27 Mitglieder, die Grünen haben sieben, die FDP drei und die FWG/WG zwei Sitze. Da keine Fraktion über die erforderliche Mehrheit verfügt, gab es bisher "Kooperationen" mit der CDU oder den Wählergemeinschaften.

Ob sich in der kommenden Legislaturperiode Änderungen ergeben, steht dahin. Klar ist aufgrund der Kommunalwahlergebnisse lediglich, daß sich die Verteilung ändern wird, wobei alle Fraktionen Sitze abgeben müssen: Die Sozialdemokraten haben rein rechnerisch acht, die CDU und Wählergemeinschaften jeweils drei, Grüne und Liberale jeweils einen Sitz verloren.

Die Verbandsversammlung ist das höchste Organ des Verbandes. Die Mitglieder beschließen unter anderem den Haushaltsplan, das Investitionsprogramm, die Höhe der Verbandsumlagen oder auch die allgemeinen Grundsätze für die Arbeit der Verwaltung.

Daß die Kommunalwahl Auswirkungen auf den LWV haben wird, war klar. Denn dieser Verband, dem über gesetzliche Regelungen wichtige soziale Aufgaben übertragen wurden, ist ein Zusammenschluß der Hessischen Landkreise und kreisfreien Städte. Die 75 Mitglieder der LWV- Verbandsversammlung werden von den Stadtverordneten der kreisfreien Städte und den Kreistagsabgeordneten gewählt, wobei diese Städte und Landkreise zu fünf Wahlkreisen zusammengefaßt werden. Aufgrund der gesetzlichen Regelungen hat jeder dieser Wahlkreise 15 Mitglieder für vier Jahre in die LWV-Verbandsversammlung zu entsenden.

Die neuen politischen Konstellationen kommen in einer Zeit, da über dem LWV ganz andere Gewitterwolken hängen. Denn der Verband, größter Krankenhausträger im Lande, Träger auch von Jugendheimen und heilpädagogischen Einrichtungen, überörtlicher Träger der Sozialhilfe und der Kriegsopferfürsorge, steckt tief in einer finanziellen Krise. Erst jüngst hatte sich ein Defizit von rund 160 Millionen Mark offenbart.

Inwieweit das neu zusammengesetzte "Sozialparlament" sich auf mehrheitlich getragene Konsolidierungsbemühungen einigen wird, bleibt abzuwarten.

Zum Konsens aller in der Verbandsversammlung vertretenen demokratischen Parteien habe bisher gehört, so stellte LWV-Direktorin Barbara Stolterfoth fest, daß es gelte, "für Behinderte und Benachteiligte bessere Lebenschancen zu schaffen". Sie würde es "bedauern, wenn eine Partei in der Verbandsversammlung auf das Recht der Stärkeren zu Lasten der Schwächeren pocht". ari

Spitzenspiel der Fußball-Bezirksliga Darmstadt-Ost als Ortsderby KSV und Viktoria Urberach sahen schon bessere Zeiten Unabhängig vom Spielausgang winkt beiden Vereinen der Sprung in die Bezirksoberliga / Stolz auf den Nachwuchs

Die Konstellation für ein hochkarätiges Fußballfest könnte nicht besser sein: Die beiden Traditionsvereine KSV 1888 und FC 09 Viktoria aus dem Rödermark-Ortsteil Urberach rangieren Kopf an Kopf an der Tabellenspitze der Bezirksliga Darmstadt-Ost und treffen am Samstag, (15 Uhr, Sportplatz am Erlenwald) aufeinander. Die aktuelle Nummer eins in Urberach ist Bezirksoberliga-Absteiger KSV. Dies wird sich auch im Falle eines Viktoria-Sieges nicht ändern: Mit fünf Punkten Vorsprung führt der KSV die Tabelle an und kann im Falle eines Heimsieges dem Feld noch weiter enteilen. Für die Viktorianer geht es darum, den Anschluß zu halten und besonders die Chance auf den Relegationsplatz zur wahren.

Früher war das Verhältnis zwischen den beiden Urberacher Klubs äußerst gespannt. Mittlerweile herrscht eine freundschaftliche Atmosphäre, wie von beiden Seiten bestätigt wird. Erstaunlich ist, daß trotz der Konkurrenz (im Ortsteil Ober-Roden existieren drei weitere Fußballvereine) sowohl der FC Viktoria als auch der KSV eine umfangreiche Jugend-Abteilung vorweisen können. Neun Teams tragen die Farben der Viktoria, acht Mannschaften hat die KSV-Jugend aufzuweisen. Während von den 1100 Mitgliedern des KSV etwa 700 in den vielfältigen anderen Abteilungen aktiv sind, stellen die über 500 Fußballer der 700 Mitglieder zählenden Viktoria die größte Fraktion dar. Die Nummer eins ist der Fußball allerdings in beiden Klubs des "fußballverückten" Ortes.

Sowohl der KSV als auch die Viktoria haben schon bessere Zeiten gesehen, waren vor Jahrzehnten in den höchsten deutschen Amateurklassen vertreten. Nun ergibt sich für beide Klubs die Chance, auf der "Karriere-Leiter" wieder eine Etage aufzurücken. Daß der KSV den direkten Wiederaufstieg schaffen wird, daran zweifelt angesichts des komfortablen Vorsprungs kein KSV-Anhänger.

Viktoria-Vorsitzender Friedhelm Plaßmann schlägt in die gleiche Kerbe: "Der Aufstieg ist unser erklärtes Ziel, wird aber wahrscheinlich nur über die Relegation machbar sein." Das hervorragende Umfeld des FC (zwei Rasenplätze, moderne Tribünen und Vereinslokal mit Biergarten) erlaubt den Schritt in die Bezirksoberliga allemal.

Tabellendritter und Viktoria-Konkurrent Hassia Dieburg ist das einzige Team, welches den KSV bisher schlagen konnte. Dies geschah zum Rundenauftakt. Mit 81 Toren verbucht der KSV das mit Abstand beste Treffer-Konto. Ein stürmendes Brüder-Gespann nimmt die Ausnahmestellung ein: Bernd Kuhl traf bereits 29mal, Spielertrainer Uwe Kuhl verzeichnet 23 Tore. Hinzu kommen die Treffer des Stürmer-Talentes Gürkan Seher (7), der dritten Spitze des offensiv ausgerichteten Teams und 16 Tore von Mittelfeld-Spieler Jaro Kubik. Dagegen nehmen sich die stattlichen 51 Tore der Viktorianer direkt bescheiden aus. Hier war Neuzugang Uwe Speck (TG Ober-Roden) mit 14 Treffer bislang am erfolgreichsten.

Mit Ex-Profi Achim Thiel (Offenbacher Kickers) steht in Reihen der Viktoria ein Mann, der auch schon für den KSV die Schuhe schnürte. "Ein wichtiger Spieler", weiß KSV-Pressewart Jürgen Held, der sein Team dennoch im Vorteil sieht: "Wir sind im Sturm durchschlagskräftiger und konsequenter." Nach dem 2:2 im Hinspiel rechnet er auf eigenem Platz mit einem knappen Sieg. Die Kulisse könnte unter guten Umständen vierstellige Zahlen erreichen, das Hinspiel sahen über 1000 Besucher. Wer kommt, darf mit einem gutklassigen Spiel rechnen, denn beide Teams stellen das spielerische Element in den Vordergrund.

Mit den Kuhls, Jaro Kubik oder Libero Ingbert Faust auf der einen, den Ex- Landesliga-Kräften (FC Erbach) Andreas Botsch und Uwe Weisbrod, Ex- Profi Thiel oder dem etablierten Keeper Peter Lotz auf der anderen Seite sind nur einige der Spieler genannt, die nachweislich zu den Besseren der Bezirksliga zählen. Die Mehrzahl der "echten" Urberacher dürfte das Trikot des FC Viktoria tragen, wo heute abend die Generalversammlung im Klubhaus in der Traminastraße anberaumt ist (20 Uhr). Plaßmann ist besonders auf seine "Eigengewächse" stolz. Bestes Beispiel hierfür ist Willi Rosenthal (32 Jahre). Der Routinier und Lenker ist von Kindesbeinen an Viktorianer und zählt zu den Stützen des Teams.

Beim KSV, wo mit drei Rasenfeldern ebenfalls optimale Bedingungen herrschen, freut sich Jürgen Held darüber, daß mit Hakan Deniz, Gürkan Seher und Murat Mete drei Spieler der eigenen A-Jugend den Sprung in den Kader geschafft haben. Sehr gut eingeschlagen hat auch der junge Kai Schulmeyer (20 Jahre, Darmstadt 98 Amateure) im offensiven Mittelfeld an der Seite von Regisseur Gerhard Günther.

"Volle Offensive" ist auch für das Derby die Parole der KSV-Mannschaft. Da ja bekanntlich für Derbys eigenen Gesetze gelten, tippt aber auch Außenseiter Friedhelm Plaßmann auf ein "2:1 für uns". Die Chancen, so meint er, stehen 50:50. Die Chancen auf ein echtes Fußballfest in Urberach stehen mit Sicherheit noch viel besser.

INA SCHNEIDER

"Mäuse"-Konzert zugunsten der Flüchtlinge

KARBEN. Ein Benefizkonzert zugunsten der bosnischen Flüchtlinge in der ehemaligen Grundschule Petterweil veranstalten die "Kärber Kirchenmäuse" am Sonntag, 28. März, um 16 Uhr in der evangelischen St. Michaeliskirche Klein- Karben. Der Eintritt kostet für Erwachsene acht Mark und für Kinder fünf Mark. Geboten werden "Lieder zum Zuhören, Nachdenken und Mitsingen". hm

Arag Rechtsschutz laufen viele Kunden davon

doe FRANKFURT A. M. "Schwächen bei der Kundenbetreuung nach Vertragsabschluß" muß die Düsseldorfer Rechtsschutzversicherung Arag eingestehen. Bei der Nummer zwei der Branche ist das Volumen der Kündigungen im vergangenen Jahr um 23 Prozent hochgeschnellt. Insgesamt 56 Millionen Mark Einnahmen gingen der Familiengesellschaft durch vorzeitige Abgänge flöten.

Die beachtliche Stornoquote von 7,6 Prozent der Beiträge dürfte auch ein wesentlicher Grund für das nur verhaltene Wachstum des Stammhauses sein. Zwar legte die Rechtsschutz-Sparte mit 2,7 Prozent auf 738 Millionen Mark Einnahmen etwas stärker als der Branchenprimus DAS (plus 1,5 Prozent) zu. Doch hinter dem Marktschnitt (plus 6,5 Prozent) blieben die Düsseldorfer deutlich zurück. Um die Klientel künftig bei der Stange zu halten, will Vorstandsmitglied Hans-Joachim Nowak "langfristig angelegte Service-Projekte" anstoßen.

Höhere Ausgaben pro Schadenfall und eine durch EDV-Nachrüstung und Ost- Aufbau aufgeblähte Kostenquote ließen das technische Geschäft nur "nahezu ausgeglichen" abschließen. 1991 waren noch 90 Millionen Mark Gewinn angefallen. Der Konzern, zu dem auch Auto-, Leben- und Kranken-Sparte gehören, steigerte seine Beitragseinnahmen um zehn Prozent auf knapp 1,8 Milliarden Mark.

Obst- und Gartenbauer zum Hessentag nach Lich

KARBEN. Eine Busfahrt nach Lich zum Hessentag am 16. Juli plant der Obst- und Gartenbauverein Okarben zusammen mit dem Kreisverband der Obstbauer. Die Fahrt ist für Mitglieder kostenlos. Abfahrt ist um 13 Uhr am REWE-Markt Okarben. Geboten wird das interessante Hessentagsprogramm und außerdem um 16 Uhr in Lich die Zusammenkunft aller Obst- und Gartenbauvereine Hessens. Die Rückfahrt ist gegen 20 Uhr vorgesehen.

Anmeldungen bei Peter Peppel, Untergasse 23, Telefon 5758. hm

Mit Wucht gegen die Sucht Aktionstage im Berufsbildungswerk sollen informieren

KARBEN. Mit einer umfangreichen Mischung aus Informationsveranstaltungen und Aktionsangeboten will das Berufsbildungswerk (BBW) Südhessen seine Rehabilitanden dazu anregen, über Suchtfragen und Suchtverhalten nachzudenken und gleichzeitig neue Erfahrungen im kreativen Bereich zu sammeln. "Mit Wucht gegen die Sucht", unter diesem Thema stehen zwei Aktionstage am Dienstag und Mittwoch, 16. und 17. März, die von einer seit mehr als einem Jahr bestehenden, fachübergreifend tätigen "Sucht"-Arbeitsgruppe vorbereitet wurden.

Die Werkstattausbildung und der Berufsschulunterricht werden an diesen beiden Tagen durch ein ebenso üppiges wie vielfältiges Wahlpflichtprogramm ersetzt, aus dem heraus sich die Jugendlichen ganz nach individuellen Bedürfnissen oder Neigungen ihren jeweiligen Tagesablauf zusammenstellen können. "Ein Experiment", so BBW-Psychologin Dr. Sibylle Kurz-Kümmerle, an dem sich rund 400 Rehabilitanden sowie 100 Ausbilder und auch Verwaltungsmitarbeiter/-innen beteiligen.

Nur ein Drittel des Programms wird von Experten anderer Organisationen wie etwa von Drogenberatungsstellen, Krankenkassen oder dem Landeskriminalamt bestritten. Die meisten Info- und Aktionsangebote werden aus den eigenen Mitarbeiter-Reihen erbracht. Im Mittelpunkt steht dabei die Suchtprävention. In Veranstaltungen mit Filmen, Vorträgen und Gesprächsrunden zu Akohol- und Nikotin-Konsum, zu Eßstörungen und Spielsucht, aber auch zu Drogen- und Medikamentenabhängigkeit soll über Suchtverhalten, dessen Ursachen und über Bekämpfungsmöglichkeiten gesprochen werden.

Gleichzeitig werden Alternativen zu Passivität und Abhängigkeit aufgezeigt. Die Aktionsveranstaltungen reichen von kreativen Möglichkeiten wie der Erstellung von Collagen, über Maskenbau oder Theaterspielen und Trommeln bis hin zu eher sportlich orientierten Angeboten wie Gerätetauchen, Jonglage und Abenteuer- Wandern. Exkursionen sind zu einer Drogenberatungsstelle und zu einer Suchtklinik geplant.

Die Ergebnisse der verschiedenen Arbeitsgruppen werden im Foyer des Freizeitbereichs ausgestellt, eine Video- und eine Fotogruppe werden die Gruppentätigkeit dokumentieren. Eine Aufführung der Theatergruppe sowie eine Disco mit Pop-Titeln zur Suchtproblematik, bei der alkoholfreie Mixdrinks gereicht werden, beschließen die BBW-Aktionstage. mu

In Wölfersheim genießen die Wahlverlierer einen Machtzuwachs FWG versteht sich als Zünglein an der Waage / Das Parlament tagt erst Ende April / Der Bürgermeister weiß nicht, was läuft

WÖLFERSHEIM. Wer regiert künftig in Wölfersheim? Zunächst niemand. Und dann höchstwahrscheinlich die Freien Wähler. Deren Parlamentsfraktion schrumpfte am Wahlsonntag zwar von acht auf drei Sitze. Dennoch gewinnt die FWG an Macht.

Die SPD hat 14 Mandate - dagegen stehen sieben CDU- und sieben NPD-Gemeindevertreter. "Wir wollen das Zünglein an der Waage sein", sagte gestern die FWG-Frau Elke Ulrich. "Wir werden schon sehr hofiert."

Eine Alternative wäre die große Koalition. Aber sie scheint in Wölfersheim nicht zustande zu kommen. Der SPD-Parlamentsneuling Horst Schiller: "Ich kann mir nicht vorstellen, daß wir mit der CDU was machen." Also: "Man wird sicher mit der FWG Gespräche führen." Ob es so kommt, wollte der SPD-Vorstand gestern abend beraten.

Die Freien Wähler legen ihren politischen Kurs am nächsten Sonntag fest. Doch eins weiß deren Spitzenfrau Elke Ulrich schon jetzt: "Wir werden nicht koalieren." Erst recht nicht mit der CDU. Denn die FWG-Kooperation mit den Christsozialen ging schon voriges Jahr in die Brüche. Im Mai habe die Union grünes Licht für die Abwahl des ungeliebten Bürgermeisters signalisiert, erinnert sich Elke Ulrich. "Da waren wir perplex, wie die CDU-Leute vor Weihnachten plötzlich dagegen stimmten." Mit der SPD könnte die Zusammenarbeit besser klappen. Doch wem die FWG-Gemeindevertreter Ulrich, Dieter Mohn und Werner Pirl letztlich ihre Stimme geben, "das kommt auf den Antrag an".

Vorerst kommt gar nichts. Mindestens bis Ende April bleibt die Großgemeinde ohne Führung und Sachentscheidungen. Der Erste Beigeordnete Hermann-Ulrich Pfeuffer (CDU) will das neue Parlament erst nach den Osterferien tagen lassen - am 27. April. Dann wird zunächst um die fünf Stühle im Gemeindevorstand gerangelt. Schon die NPD beantragt zwei Sitze in diesem wichtigen Gremium.

Bis die Politiker zu Potte kommen, leitet der Bankkaufmann Pfeuffer nebenberuflich die Geschicke der 8000-Seelen-Gemeinde. Da er als Angehöriger einer Minderheitsfraktion den Beigeordneten-Posten im April verlieren dürfte, sind von ihm keine zukunftsweisenden Initiativen zu erwarten.

Von der CDU auch nicht. Am Mittwoch abend beschloß sie laut Pfeuffer: "Wir warten, bis wir angesprochen werden. Wenn keiner auf uns zukommt, dann sind wir eben in der Opposition."

Bürgermeister Herbert Bommersheim fällt als Führungskraft schon lange aus. Er ist seit Anfang Dezember krankgeschrieben. Vorerst bis zum 17. März. Die FR rief den 58jährigen Verwaltungsleiter daheim an. Seine Auskunft: Er wisse noch nicht, wann er ins Büro zurückkehrt. Nächste Woche habe er einen Arzttermin.

Zu seinen Amtsgeschäften sagte er: "Jetzt bin ich nicht auf dem laufendenden." Zum Rathaus habe er zwar "immer mal Kontakt gehalten". Doch was sich politisch in seinem Heimatort abspielt, das weiß der Kranke nicht: "Ich habe keinerlei Kontakt gehabt mit jemandem."

KLAUS NISSEN

Neuer Mietspiegel soll nun zwei Jahre lang als Richtschnur gelten "Gesundes Mittelmaß nehmen"

Einige Neuerungen

Von Jutta Rippegather

MAINTAL. Der neue Mietspiegel für Maintal liegt vor. Nachdem sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt wieder etwas beruhigt hat, einigten sich die Verhandlungspartner auf ein Zahlenwerk, das zwei Jahre lang als Richtschnur gelten soll. Die Erhöhungen von sechs bis acht Prozent bezeichnete Klaus Boller, Vorsitzender der Vereinigung der Haus-, Grund- und Wohnungseigentümer Bergen-Enkheim und Umgebung, als "moderat". Ein Vertreter des Mietervereins war zu dem Pressetermin nicht erschienen.

Weil vor einem Jahr die Entwicklung auf dem Markt nicht vorauszusehen war, hatten sich der Mieterverein Hanau, die Vereinigung der Haus-, Grund- und Wohnungseigentümer Bergen-Enkheim und Umgebung sowie die Interessenvertretung der Hanauer Hausbesitzer nur auf einen Mietspiegel mit einjähriger Gültigkeit festgelegt.

Nicht zuletzt wegen der Wirtschaftsrezession habe er zu einer "Beruhigung" des Wohnungsmarkt beigetragen, meint Boller. Es existierten zwar nach wie vor Hauseigentümer, die bis zu 20 Prozent mehr als die ortsüblichen Vergleichsmiete fordern, doch in der Regel würden sich seine Kollegen an das Zahlenwerk halten, das nicht für Neuvermietungen gilt. "Man sollte ein gesundes Mittelmaß nehmen, darf aber auch nicht vergessen, daß beispielsweise die Handwerkerkosten sehr stark gewachsen sind."

Einige Neuerungen weist der Mietspiegel (siehe nebenstehende Tabelle) auf. Er gilt nicht mehr für möblierte Wohnungen sowie Einfamilienhäuser. Bei letzteren könne der Zins nicht nur nach der Wohnfläche berechnet werden, lautet die Begründung des Vorsitzenden. Des weiteren dürfen Vermieter künftig mehr Geld verlangen, wenn sich in einer der Wohnungen, die vor mindestens 45 Jahren errichtet wurden, ein zweites Bad oder separates WC mit Handwaschbecken, ein Balkon oder eine Terrasse befinden. Die Zuschläge dürfen jedoch nicht mehr als 25 Prozent betragen.

Außerdem trugen die Verhandlungspartner der Tatsache Rechnung, daß Besitzer ihre alten Häuser komplett sanieren. Solche Objekte sind laut Boller eine Baualtersklasse höher einzustufen. Des weiteren betonte der Vorsitzende, daß kleine Wohnungen teurer seien als große. Denn auch in einem Ein-Zimmer-Appartement seien sanitäre Anlagen notwendig. Wie er informierte, liegen die festgelegten Mietzinsen in Maintal etwas höher als die für Hanau.

Nachdem Hochstadt lange als beliebtestes Wohnviertel galt, steht jetzt Wachenbuchen hoch in der Gunst. Der Erste Stadtrat Karl-Heinz Schreiber betrachtet diese Entwicklung auch mit Sorge. So kennt er ein Beispiel, wo der Vermieter einer großen Wohnung 18 Mark pro Quadratmeter verlangt. "Man sollte die Kirche im Dorf lassen", kommentiert Schreiber solche hohen Forderungen.

Laut Boller lassen nach wie vor Hausbesitzer Wohnungen leerstehen. Die Rechte der Mieter seien inzwischen zu groß. "Bevor sie sich Ärger einhandeln, verzichten manche Leute deshalb lieber auf eine Vermietung."

Sorgenvoll schreibt die Partei den Markt fest China kämpft mit "kapitalistischen Schwierigkeiten" Von Henrik Bork (Peking)

China wird durch die wirtschaftlichen Reformen Deng Xiaopings dem kapitalistischen Westen immer ähnlicher: von Jahr zu Jahr mehr Privatunternehmer und Aktiengesellschaften, mehr Mode, Konsum und Kosmetik, aber auch mehr Geldgier, Korruption und Arbeitslose. Das Ende des Sozialismus, so scheint es, ist auch in China nicht mehr fern.

Ganz anders sieht dies die Kommunistische Partei. Sie hat den knapp 3000 Abgeordneten des Nationalen Volkskongresses (NVK), des am Montag zu seiner jährlichen Vollversammlung zusammenkommenden Marionetten-Parlaments, eine Änderung der Verfassung vorgeschlagen: China befindet sich erst im "Anfangsstadium des Sozialismus", soll künftig in der Präambel stehen.

In einem solchen "Anfangsstadium", so der ideologische Fallrückzieher, wäre dann das Neben- und Miteinander von Staatsbetrieben und privaten Unternehmen, von Plan- und "sozialistischer Marktwirtschaft" noch eine Weile zu entschuldigen. Verbal ist das eine Rolle rückwärts, doch politisch ein kraftvoller Schuß in Richtung Marktwirtschaft. Dengs quasi-kapitalistische "Reform- und Öffnungspolitik" soll - mit dem Attribut "sozialistisch" versehen - in der Verfassung verankert werden.

Und so wird es wohl geschehen, denn die Vorschläge der KP sind den Abgeordneten Chinas noch immer ein Befehl. Einige von ihnen mag es beim routinierten Heben ihrer Hände dennoch irritieren, daß diese Verfassungsänderung schon von Zhao Ziyang vorgeschlagen worden war, dem kurz vor dem Pekinger Massaker gestürzten und bis heute unter Hausarrest stehenden Ex-Premier.

Doch wenn der amtierende Premier Li Peng den Delegierten am Montag seinen Regierungsbericht vorlegt, wird es auch Grund zum Beifallklatschen geben. Chinas Bruttosozialprodukt wuchs im vergangenen Jahr um mehr als zwölf Prozent. Die meisten Staaten dieser Erde wären mit einem viel bescheideneren Wachstum zufrieden.

"Wenn Chinas Wirtschaft in den nächsten 20 Jahren so schnell wächst wie in den vergangenen 14, wird China die größte Wirtschaftsmacht der Erde sein", prophezeite unlängst die britische Zeitschrift The Economist. Zwar kann in 20 Jahren noch allerlei passieren. Doch angesichts der unbestreitbaren Verbesserungen im Lebensstandard hat die Parteilinke seit einigen Monaten keinen nennenswerten Widerstand gegen die Reformen mehr geäußert. Nur um das Tempo der Reformen wird noch gestritten.

Auf ihrem Parteitag im vergangenen Herbst hatte die KP acht oder neun Prozent Wachstum für 1993 empfohlen. Doch Deng Xiaoping, trotz seiner 88 Jahre noch immer der mächtigste Mann in China, scheint das nicht zu genügen. Parteichef Jiang Zemin, derzeit von allen chinesischen Politikern der treueste Nachbeter der Deng-Linie, hat Chinas Wachstum erst in dieser Woche wieder als "gesund" bezeichnet, obwohl erste Anzeichen einer erneuten Überhitzung der Wirtschaft - wie zuletzt in den Jahren 1988 und 1989 - in den vergangenen Wochen Besorgnis ausgelöst hatten.

Jiangs Wort hat Gewicht. Die meisten Beobachter sagen voraus, daß er auf der Parlamentssitzung in der kommenden Woche zusätzlich das Amt des Präsidenten übernimmt. Er wäre damit der erste seit Mao und seinem Nachfolger Hua Guofeng, der die drei wichtigsten Staatsämter in Personalunion auf sich vereinte: Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Vorsitzender der Zentralen Militärkommission und Staatspräsident.

Doch diese erwartete Ämterhäufung ist alles andere als ein Zeichen der Stärke, weder für Jiang noch für die Kommunistische Partei. "Der Partei und Deng sitzt die Angst vor einer Entwicklung wie damals in der Sowjetunion im Nacken", sagt ein chinesischer Informant, "nur wenn alle Führungsposten vereint sind, glaubt Deng die Kontrolle behalten zu können." Doch Jiang ist in der Partei nicht unumstritten, und seine Rückendeckung durch Chinas Militär scheint nicht vollständig gesichert zu sein. Der ungekrönte Kaiser Deng regiert nur dank seiner guten Beziehungen zu den Generälen und Provinzkommandierenden der Volksbefreiungsarmee.

Die Unsicherheit der Partei speist sich aus den ernsten Problemen, die mit Chinas rapidem Wachstum einhergehen. Während die Zuwachsraten für sich genommen ein positives Bild vermitteln, zerbröckelt gleichzeitig die wirtschaftliche Struktur des Landes. Millionen von Arbeitern sind wegen der Reformen arbeitslos geworden und strömen gemeinsam mit verarmten Bauern in der verzweifelten Hoffnung auf eine neue Anstellung in die großen Städte.

Diese massive Wanderungsbewegung, von den Behörden kaum zu kontrollieren, droht das derzeit noch weitgehend intakte soziale Gefüge immer mehr aus dem Gleichgewicht zu bringen.Unruhen, Gewaltverbrechen, Korruption, Spekulation, Drogenkriminalität - die Liste der stetig wachsenden negativen Begleiterscheinungen der Dengschen Reformen ist lang. Auch die Einkommensschere öffnet sich immer weiter und verstärkt die Unzufriedenheit unter den Verlierern der Reformzeit. 200 Millionen Menschen, also etwa 20 Prozent der Bevölkerung, müssen nach Berechnungen der Weltbank zu den "neuen Armen" gezählt werden.

Denn die beachtlichen wirtschaftlichen Erfolge wurden vorwiegend in den Sonderwirtschaftszonen an der Küste oder in den ländlichen, meist kleinen Industriebetrieben reicherer Provinzen erzielt. Die traditionell benachteiligten Inlandsprovinzen wie zum Beispiel Gansu, Henan oder Anhui sind in Gefahr, den Anschluß zu verpassen. Und die staatskontrollierte Schwerindustrie läßt mit ihren gewaltigen Defiziten die Kassen der Pekinger Zentrale immer weiter ausbluten.

Die vergangenes Jahr mit großem Propagandageschrei angekündigte Reform der Staatsbetriebe ist noch nicht sehr weit gediehen. Das Zerschlagen der "eisernen Reisschale", also die Abschaffung des egalitären Lohnsystems und der Arbeitsplatzgarantie auf Lebenszeit, scheitert vielerorts am Widerstand der Belegschaften. Kürzlich zogen etwa 200 pensionierte und unterversorgte Arbeiterinnen des Pekinger Stahlriesen "Shou Gang" in einem Protestzug vor die Tore des Regierungsviertels Zhongnanhai. Es war das mutigste Aufbegehren gegen den Staat seit dem Pekinger Frühling von 1989.

Dennoch hält die Regierung an ihrem Plan fest, die Staatsbetriebe durch größere Autonomie zu sanieren. Diese wird unweigerlich zu immer mehr Einsparungen von Arbeitsplätzen führen. Vor allem in der Stahl- und Textilindustrie sind für die kommenden Jahre Millionen von Entlassungen angekündigt worden. Das Heer der Wanderarbeiter wird weiter wachsen.

Ein Leitartikel in der Pekinger Renmin Ribao (Volkszeitung) vom Donnerstag räumt "drei Hauptprobleme" auf wirtschaftlichem Gebiet ein. Erstens sei die Landwirtschaft vernachlässigt worden. Die Kaufkraft der Bauern sei nicht schnell genug angestiegen, und die Bauern seien zu stark belastet worden.

In der Tat war es im Frühjahr in mehreren Provinzen zu Bauernunruhen gekommen, als die Behörden die für die vorangegangene Ernte ausgeteilten Schuldscheine nicht mit Bargeld einlösen konnten. Als Deng Xiaoping Anfang vergangenen Jahres zu noch schnelleren Reformen aufrief, hatten viele Provinzkader dies als Freibrief für allerlei Profitmacherei verstanden. Überall im Land entstanden sogenannte "industrielle Entwicklungszonen", die mit den Bauern abgepreßten Geldern finanziert wurden, jedoch aufgrund mangelnder Infrastruktur nicht die ersehnten Investoren anlocken konnten. Die Korrektur dieser Entwicklung steht nun ganz oben auf der Agenda der kommenden Volkskongreß-Tagung.

Das zweite Hauptproblem, so Renmin Ribao, sei die ungenügende Entwicklung der Basis-Industrien und der Infrastruktur. Und drittens schließlich sei der Dienstleistungsbereich viel zu schwach, um die Anforderungen der schnell wachsenden Industrie erfüllen zu können. Damit nicht genug. Energiemangel plagt die Großbetriebe. Das Finanzsystem des Landes braucht eine grundlegende Erneuerung - kaum ein Bereich der Gesellschaft, der nicht mit immensen Strukturproblemen zu kämpfen hätte.

All dies läßt immer mehr Zweifel an den Führungsqualitäten der Partei aufkommen. Doch statt kompetente Fachleute mit der Lösung der Probleme zu betrauen, will die Partei auf dem Volkskongreß ihren eisernen Zugriff auf die wichtigsten Posten nicht lockern. Etliche Staatsämter müssen neu besetzt oder bestätigt werden, da die entsprechenden Fünfjahresperioden auslaufen. Neben dem Präsidenten stehen unter anderem die Ämter des Vizepräsidenten, des Premiers, des Parlamentspräsidenten und Ministerposten zur Disposition.

Bei dieser Gelegenheit will die KP ihre neue Strategie der "Überkreuz-Führung" anwenden. Linientreue Kader wie Qiao Shi und Li Ruihuan sollen den Vorsitz über das Parlament, die Konsultativkonferenz und andere Staatsorgane übernehmen.QuerfeldeinPSV Blau-Gelb Hallenkreismeister Das Endspiel um die Frankfurter Hallenkreismeisterschaft der F1-Jugend-Fußballer gewann die Mannschaft der PSV Blau-Gelb im Siebenmeterschießen gegen den SSV Heilsberg. Von den 50 Mannschaften, die an diesem Turnier teilnahmen, qualifizierten sich die TSG Niedererlenbach, SSV Heilsberg, Kickers 16 und der PSV Blau-Gelb Frankfurt für das Halbfinale. Oberrad trifft auf Kickers Die Spvgg. 05 Oberrad (Bezirksoberliga Frankfurt-West) besiegte im Halbfinale des Bezirkspokals Frankfurt den FSV Bad Orb mit 2:1 (1:0) und erreichte damit das noch nicht terminierte Endspiel gegen den Oberligisten Kickers Offenbach. Sauer (7.) und Blum (76.) sowie der Orber Giesl (61.) erzielten die Tore. Bezirksjugendtag bei Blau-Gelb Der Bezirksjugendtag im Fußballbezirk Frankfurt ist für 24. März (19 Uhr) im Vereinsheim des PSV Blau-Gelb Frankfurt terminiert. Im Mittelpunkt stehen Neuwahlen des Bezirksjugendausschusses. Sachsenhäuser Bowler erfolgreich Zweifacher Hessenmeister im Bowling wurde der Sachsenhäuser Bowlingverein. Sein Frauen- und Männerteam bestreiten am Wochenende in Viernheim die Aufstiegskämpfe zur zweite Bundesliga Süd.

Hochtaunus-Fußballjugend feiert Hallen-Jubiläum Zum 25. Mal eine Endrunde Restliche Entscheidungen außer A- und B-Jugend stehen an

Ein wahrhaft stolzes Jubiläum: Am Sonntag, dem 14. März, geht mit der Finalrunde in der Hochtaunushalle in Bad Homburg die 25. Hallenrunde für Schüler-Mannschaften zu Ende, seit 1968 der damalige Kreisjugendwart Hans Pütz (Kalbach) als hessenweites "Pilot-Projekt" erstmals eine Runde in der Halle austragen ließ.

Nachdem die A- und B-Jugendlichen bereits ihren Hallen-Kreismeister ermittelt haben (Titelträger 1993 wurde in beiden Altersklassen der Nachwuchs der Spvgg. 05 Bad Homburg) geht es am Sonntag um die Meisterschaften in den Altersklassen C-, D-, E- und F-Jugend, wobei am Samstag, 13. März, nach den positiven Erfahrungen aus dem letzten Jahr wieder die B-endrunde in den gleichen Altersstufen (ebenfalls in der Hochtaunushalle) stattfindet.

Von den 137 (!) Mannschaften, die seit dem 31. Oktober an der Hallenrunde 92/93 teilgenommen haben, qualifizierten sich in den vier Altersklassen jeweils vier für die Enderunde, wobei gemäß den Bestimmungen im Rahmen-Terminplan der Kreismeister nach dem Modus "jeder gegen jeden" mit sechs Begegnungen pro Alterklasse ermittelt wird. Ihren Vorjahres-Titel verteidigen konnten am Sonntag lediglich die F-Jugend-Fußballer der Jugend-Spielgemeinschaft Steinbach/ Stierstadt, denn die JSG Oberursel (C- Jugend), die JSG Schneidhain/Falkenstein/Königstein (D-Jugend) und die Spvgg. 05 Bad Homburg (E-Jugend) konnten sich nicht erneut für das Finale am Sonntag qualifizieren.

Die Endrunde um die Hallen-Titel 93 wird in zwei Abschnitten ausgetragen: von 9.30 bis 12.30 Uhr ermitteln die TSG Pfaffenwiesbach, Spvgg. 05 Bad Homburg, JSG Steinbach und JSG Schneidhain den Meister der C-Jugend sowie die JSG Burgholzhausen, FC 06 Weißkirchen, JSG Steinbach und JSG Oberursel den Hallen-Champion bei der E-Jugend.

Im zweiten Block von 13 bis 16 Uhr kämpfen bei der D-Jugend JSG Oberursel, JSG Friedrichsdorf, JFC Neu-Anspach und JSG Steinbach sowie bei der F- Jugend JFC Neu-Anspach I, JFC Neu- Anspach II, JSG Steinbach und JSG Schneidhain um den Titel. Damit ist die JSG Steinbach/Stierstadt als einzige Jugend-Abteilung in allen vier Endrunden vertreten.

Nach dem gleichen Spielmodus werden am Samstag in der Hochtaunushalle die Sieger der B-Endrunde ermittelt. Qualifiziert haben sich bei der C-Jugend JSG Steinbach II, JSG Kronberg, JSG Oberursel I und JSG Oberursel II und bei der E- Jugend JSG Grävenwiesbach, JSG Weilnau, DJK Helvetia Bad Homburg und JFC Neu-Anspach (Spieltermin: 9.30 bis 12.30 Uhr) sowie bei der D-Jugend DJK Helvetia Bad Homburg, SV Teutonia Köppern, Spvgg. 05 Bad Homburg und FC 06 Weißkirchen und bei der F-Jugend Eschbacher Bomber, JSG Burgholzhausen und SV Teutonia Köppern.

Auch der Endspieltag der Hallen-Endrunde 1993 wird von der Nassauischen Sparkasse gesponsert, wobei alle teilnehmenden Spieler Präsente erhalten.

Organisiert wurde die Hallenrunde 1992/93 vom stellvertretenden Kreijugendwart Ingo V. Jungk (TSG Pfaffenwiesbach), der zusammen mit den jeweiligen Klassenleitern auch für einen reibungslosen Ablauf der Jubiläums-Veranstaltung sorgte. gst

Vor allem viele Erstkläßler brauchen die Hilfe der Kinder- und Jugendpsychiatrie Beratungsstelle des Landeswohlfahrtsverbandes hat in Hanau neue Räume bezogen / Angebot wurde qualitativ und quantitativ erheblich ausgeweitet

HANAU. "Es wird quantitativ und qualitativ ein besseres Angebot geben." Otto Aba, ärztlicher Direktor der Herborner Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Landeswohlfahrtverbandes, zeigte sich bei der Eröffnung der neuen Beratungsstelle am Mittwoch in Hanau optimistisch. Bislang konnten die kinder- und jugendpsychiatrischen Sprechstunden einmal pro Woche angeboten werden - an der Kinderklinik des Stadtkrankenhauses. Nach dem Umzug der Außenstelle in Räume in der Jahnstraße 10a wurde der Mitarbeiterstab vergrößert und das Beratungsangebot auf die ganze Woche ausgedehnt.

Hanau ist damit eine der wenigen Städte, in denen unter der Trägerschaft des Landeswohlfahrtsverbandes kinder- und jugendpsychiatrische Beratungen angeboten werden. Die nächsten Anlaufstellen sind Frankfurt und Darmstadt. Im Fuldaer Raum etwa gibt es keine darartige Beratungsstelle. In Gelnhausen werden von Hanau aus einmal wöchentlich Sprechstunden angeboten. Der Ausbau der Beratungen ist jedoch auch hier in nächster Zeit geplant.

Fünf Mitarbeiter/-innen, darunter Diplom-Psychologen, Psychotherapeuten und Mediziner, arbeiten seit der Eröffnung der Außenstelle in der Jahnstraße mit verhaltensauffälligen und emotional gestörten Kindern und Jugendlichen. Bettnässende Kinder, depressive Jugendliche, Mädchen mit Eßstörungen oder äußerst aggressive Grundschüler kommen auf Anraten von Kinder- oder Allgemeinärzten, Schulen oder Kindergärtnerinnen in die Sprechstunden. Behandelt werden, so die Psychiaterin Christine Zaschelt, Kinder und Jugendliche von zwei bis 17 Jahren. Zumeist sind es jedoch Fünf- bis Sechsjährige, deren Ängste in Gesprächs- oder Spieltherapien ergründet werden müssen.

Grundsätzlich, sagt der Psychologe und Psychotherapeut Herbert Seitz-Stroh, wird die Behandlung mit den Eltern der Kinder zusammen vorgenommen. "Oft hilft es dem Kind schon, wenn die Eltern ihre Einstellung ändern."

Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der medizinischen Behandlung. Um sich ein Gesamtbild der Patienten zu machen, werden in der Beratungsstelle auch diagnostische Untersuchungen, etwa neurologische Tests, angestellt. Die bisherige direkte Anbindung an die Hanauer Kinderklinik war den Mitarbeitern der kinder- und jugendpsychiatrischen Sprechstunde daher willkommen. Aus Platzmangel der Klinik mußten sie die Räume dort jedoch aufgeben.

Die Herborner Kinderpsychiatrie unterhält seit 1987 in Hanau ihre Außenstelle der Institutsambulanz - erst am Gesundheitsamt und später am Stadtkrankenhaus. "Zunächst", erinnert sich Dr. Otto Aba, "war die Präsenz in Hanau nur gering." Die Außenstelle war eingerichtet worden, nachdem der Beratungsbedarf von Herborn aus nicht mehr gedeckt werden konnte.

Auch heute nimmt die Nachfrage stetig zu. Psychiaterin Zaschelt spricht von einem "regelrechten Boom", den die Beratungsstelle derzeit erlebe. Wartezeiten bis zu sechs Wochen sind die Regel. Vor dem Umzug und der Aufstockung des Angebotes und des Mitarbeiterteams kamen durchschnittlich 50 Patienten im Quartal in die Sprechstunde. Jetzt sind es schon 80, und der März ist noch nicht zu Ende.

Für die Zukunft ist geplant, die ambulante Einrichtung durch eine kinder- und jugendpsychiatrische Tagesklinik und eine stationäre Abteilung mit 20 bis 30 Betten zu erweitern - als Ergänzung zur Erwachsenen-Psychiatrie. Im Konzeptpapier des Landeswohlfahrtsverbandes ist diese Entwicklung vorgemerkt, doch wann sie sich verwirklichen läßt, ist ungewiß. Vorerst sind Otto Aba und die Mitarbeiter der Außenstelle froh, daß die Einrichtung in der Jahnstraße vor Beginn der finanziellen Krise des Landeswohlfahrtsverbandes gelungen ist.

Im LWV-Etat klafft derzeit ein Loch von 160 Millionen Mark. Die Frage, wie dieses zu stopfen sein wird, bleibt zunächst unbeantwortet. Wenn auch die Auflösung vorerst kein Thema ist, so sagt Margret Härtel, Vertreterin des LWV und des Krankenhaus-Ausschusses der Stadt Hanau, so müsse dennoch über die Arbeit des Verbandes nachgedacht werden. "Weitere Belastungen sind den Kommunen jedenfalls nicht aufbürdbar."

Die Beratungsstelle in der Jahnstraße 10a ist telefonisch von 8.30 bis 12 Uhr erreichbar. Sprechstunden nach telefonischer Absprache (Tel. 0 61 81 / 1 40 59). alu

Hessische FDP: Abwahlen nur ohne Hilfe Rechtsradikaler

me WIESBADEN, 11. März. Im Unterschied zur CDU schließt die hessische FDP die Abwahl von SPD-Landräten oder SPD-Oberbürgermeistern in den neu gewählten Kommunalparlamenten unter Zuhilfenahme der rechtsradikalen Republikaner strikt aus. Der FDP-Landesvorsitzende Wolfgang Gerhardt sagte in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau, die Beteiligung an Abwahlen, die nur mit den Stimmen der Republikaner Erfolg haben könnten, werde es durch die FDP "nicht geben".

Gerhardt forderte alle demokratischen Parteien auf, jetzt Verabredungen über stabile Parlamentsmehrheiten zu treffen. Die FDP sei da bei schwierigen Mehrheitsverhältnissen offen für Ampel-Koalitionen mit SPD und Grünen, aber auch für eine Zusammenarbeit mit CDU und Grünen. Die Übertragung solcher kommunaler Koalitionan auf Land und Bund sei aber "völlig verfehlt".

Tips und Termine · Tips und Termine

Wochenende

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Tom und Jerry - Der Film (Sa. und So.: 15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa. und So.: 17.15 und 20 Uhr).

Panda-Kino: Bodyguard (Sa. und So.: 15 und 17.15 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa. und So.: 20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Tischlein deck dich (Sa. und So.: 15 Uhr); Hape Kerkeling - Kein Pardon (Sa. und So.: 17 und 19 Uhr); Alarmstufe: Rot (Sa. und So.: 20 Uhr).

Friedrichsdorf. Filmtheater Köppern: Eine Frage der Ehre (Sa.: 20 Uhr; So.: 17 und 20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Das kleine Gespenst (Sa. und So.: 14.30 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (Sa.: 20.15 Uhr; So.: 17 und 20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Bodyguard (So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Stadthallen-Kino II: Der Tod steht ihr gut (So.: 15.30, 18 und 20.30 Uhr).

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (Sa. und So.: 15 Uhr); Eine Frage der Ehre (Sa. und So.: 17.30 und 20.15 Uhr. Ausstellungen Bad Homburg. Gotisches Haus, Tannenwaldweg 102: "Heinz Oestergaard - Mode für Millionen" (Sa.: 14 bis 17 Uhr; So.: 10 bis 18 Uhr).

Sinclairhaus, Ecke Löwengasse/Dorotheenstraße: "Impressionismus - Expressionismus", Zeichnungen und Aquarelle 1880 bis 1918 (Sa. u. So.: 10-17 Uhr).

Münzkabinett im Gotischen Haus, Tannenwaldweg 102 (So.: 10 bis 18 Uhr).

Galerie Blascczyk, Ludwigstraße: "Reliquiae Antiquae Urbis Romae", Grafiken von Bonaventura van Overbeek (1660 - 1706) (Sa.: 10 bis 13 Uhr).

Friedrichsdorf. Garniers Keller: "Traumreise", Bilder von Brigitte Ullmann, Eröffnung: So., 16 Uhr.

Oberursel. Galerie Eva Wolf-Bütow, Liebfrauenstr. 9: Künstler vom Chiemsee - Grafik und Bronzen (Sa.: 11 bis 14 Uhr).

Stadtbücherei am Markt: Quilts-Objekte von Hanna und Hanjo Mühe (Eröffnung: Sa.: 18 Uhr).

Steinbach. Heimatmuseum, Am Rathaus 7: "Mit der Kamera auf Du und Du" von Heinz Jürgen Göttert (Sa. 10 bis 12 Uhr). Samstag

Theater/Musik Friedrichsdorf. Garnier's Keller, Hugenottenstr. 117: "Café Klößchen" mit Raimund Gensel, 20 Uhr.

Oberursel. Ev. Versöhnungskirche: "Romantische Abendmusik" des Trios Zirkon, 18 Uhr.

Vorträge/Kurse

Bad Homburg. Kurhaus: "Ursachen und naturgemäße Behandlung von Nervosität", Vortrag des Kneipp-Vereins, 15 Uhr.

Friedrichsdorf. "Elternrecht an hessischen Schulen", Seminar der VHS, Philipp-Reis-Schule, 9 bis 13 Uhr.

Vereine/Organisationen Bad Homburg. Deutscher Frauenring: Baby-Basar im Landgraf-Friedrich-Saal des Kurhauses, 9 bis 15 Uhr.

Friedrichsdorf. Basar "Rund um das Kind" der Elterninitiative "Alte Schule Seulberg", Grundschule Landwehrweg, 13 bis 16 Uhr.

Grävenwiesbach. Familienabend der Freiwilligen Feuerwehr Naunstadt, Dorfgemeinschaftshaus, 20 Uhr.

Oberursel. Basar für Kinderkleidung und Spielsachen, Kath. Pfarrheim Liebfrauen, 9 bis 13 Uhr.

Kleider- und Spielzeugbasar der Kindertagesstätte der Kreuzkirche, Goldakkerweg, 9 bis 12.30 Uhr.

Radfahrclub Wanderlust Bommersheim: Kurt-Kerzinger-Gedächtnis-Pokal im Kunstradfahren, Schulsporthalle Stierstadt, ab 14 Uhr.

Kinderkleidungs- und Spielzeugmarkt des Ev. Kindergartens Stierstadt, Karlsbader Straße, 14.30 bis 17 Uhr.

Jahreshauptversammlung des Taunusklubs, Stadthallen-Foyer, 15 Uhr.

Kronberg. Internationaler Club Kronberg: "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?", Gesprächsrunde mit Experten und Betroffenen, Wilhelm-Bonn-Str. 26, 15 Uhr.

Kulturgesellschaft: Disco-Party in der Taunushalle Schönberg, 19 Uhr. Kinder/Jugendliche Oberursel. Jugendcafé, Hohemarkstr. 18: "Fremd oder was???", Talk- und Musikveranstaltung der Jusos, Grünen u.a., 19.30 Uhr.

Kronberg. Disco-Party mit Rainer-Maria Ehrhard, Mehrzweckhalle Schönberg, 19 Uhr. Müll Frierichsdorf. Bauhof: Verkauf von Schnellkompostern 9 bis 13 Uhr. Sonstiges Königstein. Parkplatz am Friedhof Falkenstein: Lauftreff für jedermann, 15 Uhr.

Kronberg. Treffpunkte zur Waldreinigung: Forsthaus Viktoriastraße, Parkplatz Hühnerberg, Feuerwehrgerätehaus Oberhöchstadt und Rathaus Kronberg, jeweils 9 Uhr. Sonntag

Theater/Musik Bad Homburg. Kurtheater: "Ballett- Rhapsodie", Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten russischer Kinder der Ballett- Schule Karla Sander, 11 und 16 Uhr.

Oberursel. Ev. Christus-Kirche, Füllerstraße: "Stabat Mater" von Joseph Haydn, 17 Uhr.

Kronberg. Altkönigstift Oberhöchstadt: "Mozart vokal - die schönsten Terzette, Arien und Duette aus seinen Opern", 20 Uhr. Vorträge/Kurse Friedrichsdorf. Vortragsreihe anläßlich der 1225-Jahr-Feier des Stadtteils Seulberg, Alte Schule, 9.45 Uhr.

Oberursel. Führung im Vortaunusmuseum am Markt zum Thema "Mühlen am Urselbach", 11 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Treffpunkt zur Limeswanderung des TSV Ober-Erlenbach: Turnhalle, 9 Uhr.

Jahreshauptversammlung des Touristenvereins "Die Naturfreunde", Bürgermeister-Albin-Göring-Halle, 14 Uhr.

Oberursel. Waldandacht der Aktionsgemeinschaft "Rettet den Stadtwald" mit Pfarrerin Eva Reiß, Ravensteiner Hütte am Franzoseneck, 12.30 Uhr.

Spielnachmittag für die ganze Familie der Pfarrei St. Sebastian/Stierstadt, Pfarrheim, 15.30 Uhr

Kronberg. Handarbeits- und Osterbasar der Kath. Gemeinde St. Vitus, Pfarrsaal, 14.30 Uhr. Sonstiges Königstein. Großer Flohmarkt im Haus der Begegnung, Bischof-Kaller-Str. 3, 9 bis 15 Uhr.

Kronberg. Kinderflohmarkt in Oberhöchstadt, Haus Altkönig, 13.30 bis 17 Uhr.

Namen + Notizen

HANS HOFMANN, Ehrenvorsitzender des 1952 gegründeten Egelsbacher Stenografenvereins, wurde jetzt für sein langjähriges Engagement mit der Silbernen Bürgerplakette der Gemeinde geehrt. Die Auszeichnung wurde von Bürgermeister Heinz Eyßen (SPD) überreicht. leo

UTA ZAPF, SPD-Bundestagsabgeordnete aus Dreieich, hat die Schirmherrschaft über die Aktion "Winter 93" übernommen. Die "Freunde Bosniens", ein Zusammenschluß von in Deutschland lebenden Bosniern, Flüchtlingshilfen aus verschiedenen Städten und der Malteser Hilfsdienst organisieren bundesweit einen Hilfstransport für die notleidende Bevölkerung in Bosnien. Am 1. April soll ein Konvoi aus 80 Lastern mit Hilfsgütern Richtung Zagreb, Rijeka und Split starten. Von dort werden die Waren weiter in die Kriegsgebiete gebracht.

Derzeit werben die Organisatoren für ihre Aktion. Sie haben Städte und Kommunen aufgefordert, Patenschaften zur Deckung der Transportkosten zu übernehmen. dac

FRITZ-JÜRGEN BECKER ist der neue Vorsitzende des Fördererkreis für europäische Partnerschaften Langen. Er löste Hans Schlichtmann ab, der nach acht Jahren sein Amt zur Verfügung stellte. Er wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Zu Beckers Stellvertretern wählten die Mitglieder Lieselotte Eil, Eva Schlichtmann und Dr. Arno Rosenkranz jr. Für die Kasse sind Hans Seifert und Angela Mattelat zuständig. Schriftführer sind Holger Windmöller und Bettina Günther.

Aus dem Vorstand ausgeschieden ist außer Schlichtmann auch Milli Eisenbach. Zum Dank für ihr jahrelanges Engagement verlieh ihr der Verein den Titel "Ehrenmitglied". dac

Eltern organisieren Betreuung Schule und Gemeinde helfen mit / Verein sucht Mitglieder

LIMESHAIN. Dagmar Bühler aus Hainchen geht es wie vielen anderen Frauen auch: "Ich bin halbtags berufstätig und möchte, daß mein Kind in dieser Zeit betreut wird." Ein Angebot für Schulkinder fehlt jedoch in der Gemeinde Limeshain. Damit die Sechs- bis Zehnjährigen nicht zu Schlüsselkindern werden, hat sich jetzt ein "Kinderbetreuungsverein" gegründet.

"Wir wollen zu Beginn des neuen Schuljahres jeweils von 7 bis 9.30 Uhr und von 12 bis 14 Uhr eine Betreuung anbieten", erklärt Bühler. In dieser Zeit sollen die Kinder unter Aufsicht einer Fachkraft spielen, lesen und basteln können. In Rommelshausen soll außerdem eine Hausaufgabenhilfe eingerichtet werden.

Daß das Interesse an einem solchen Angebot groß ist, hat bereits eine Umfrage des Elternbeirats gezeigt: "Über 60 Eltern haben sich gemeldet." Der "Kinderbetreuungsverein" hat inzwischen elf Mitglieder, "und weitere neun Interessenten", schätzt Bühler. Einen Raum in der Turnhalle direkt gegenüber hat die Gemeinde bereits zur Verfügung gestellt. Jetzt will der Verein bei Land, Kreis und Gemeinde finanzielle Mittel für die Einrichtung sowie Spiel- und Bastelmaterial beantragen. Wieviel die Eltern für das Angebot zahlen müssen, sei noch nicht abzusehen, aber: "Es soll nicht teurer als 50 Mark im Monat werden."

Eltern, die ebenfalls eine Betreuung für ihre Kinder suchen oder dem Verein beitreten wollen, können sich unter Tel. 0 60 48 / 35 19 (Bühler) oder Tel. 0 60 48 / 34 41 (Schulleitung) informieren. re

Hilfstransport und Besuche Kontakte mit Kiew / Spenden erwünscht, Gasteltern gesucht

BAD VILBEL. Einen weiteren Hilfstransport organisiert die Freiwillige Feuerwehr zusammen mit Feuerwehrleuten aus dem benachbarten Frankfurter Stadtteil Nieder-Erlenbach. Am Freitag, 16. April, soll die Reise wiederum mit einem Lastwagen der Mineralbrunnenfirma Hess nach Kiew losgehen. Die Feuerwehrleute haben am Donnerstag in der Karnevalhochburg Mainz fünf Zentner Bonbons abgeholt und werden demnächst auch wieder von Lebensmittelproduzenten aus München und vom Bodensee Paletten mit Markenware abholen können.

Drei Zentner Lebensmittel sind inzwischen auch von Bürger/innen aus Nieder-Erlenbach gesammelt worden.

Wie Stadtbrandinspektor Gerhard Stengel mitteilte, werden weitere Hilfsgüter noch entgegengenommen, und zwar täglich am Stützpunkt Saalburgstraße sowie ab 18 Uhr in den Gerätehäusern der Stadtteile mit Ausnahme von Dortelweil.

Wie Stengel weiter informierte, werden 30 Fußballer aus Nieder-Erlenbach sowie zwölf Eltern aus Bad Vilbel am Montag, 17. Mai, nach Kiew fliegen, um dort bestehende Kontakte zu vertiefen und neue Bande zu knüpfen. Die Reise wird von der ukrainischen Fluggesellschaft zu verbilligten Preisen angeboten. Die Flugkosten der Kiew-Flieger werden aus dem eigenen Portemonnaie bezahlt.

Auch in diesem Jahr werden in den Sommerferien Kinder aus Kiew, deren Väter als Feuerwehrleute im Kernkraftwerk Tschernobyl eingesetzt waren, in Bad Vilbel erwartet. Bis jetzt stehen nach Angaben von Stengel 20 Gasteltern fest. Weitere zehn werden noch gesucht, da nach Möglichkeit wieder alle 30 Kinder aus dem Vorjahr nach Bad Vilbel eingeladen werden sollen. Interessierte melden sich bei Gerhard Stengel unter der Telefonnummer 86697.

Die Flugkosten für die Kinder sind in Höhe von rund 8000 Mark noch nicht finanziert. Die Feuerwehr plant wieder Sammelaktionen bei den geselligen Veranstaltungen im Frühjahr und Frühsommer.

Spenden werden unter dem Stichwort "Hilfe für Kinder aus Kiew" bei der Bad Vilbeler/Bergen-Enkheimer Volksbank (BLZ 51861325) unter der Nummer 1073079 entgegengenommen. hm

Nach dem "Gipfeltreffen von München" gibt es wieder Hausmannskost Stepanovic plant mit Andersen und Roth Gefährliches Heimspiel gegen Wattenscheid / Darmstadt muß bei Fortuna Köln punkten

Der Spieltag nach dem "Gipfeltreffen" bringt für die Favoriten vermeintliche Hausmannskost, doch die Erfahrung lehrt, daß man sich dabei manchmal mehr den Magen verdirbt als an Delikatessen. Darum warnt Frankfurts Trainer Stepanovic schon einmal seine Mannschaft, die trotz der Niederlage in München stolz erhobenen Hauptes ihr Wochenpensum absolvierte, weder jammerte noch nachkartete ob der so unglücklich verlorenen Punkte. "Sie hat sich profihaft verhalten", lobt Stepanovic, der zudem künftiges Glück beschwor: "Vielleicht hat der liebe Gott zugeschaut und gibt uns irgendwann mit gleichem Glück diese Punkte zurück."

Er versucht, allen klarzumachen, daß Punkte gegen Wattenscheid entscheidender sein können als die in den Topspielen. "Wir haben vor einem Jahr gegen Stuttgart vier Punkte geholt, und trotzdem wurde der VfB Meister und nicht wir." In der Verfolgerrolle, über die er nicht unglücklich ist, dürfe man sich keinen Ausrutscher mehr erlauben. Er hat auch schon eine prägnante Vorstellung vom Spiel: "Es wird in den ersten zwanzig Minuten entschieden. Unsere Mannschaft muß zuerst die Umstellung schaffen vom Spitzenspiel vor 60 000 zum vermeintlich leichteren Spiel vor 20 000. Die Wattenscheider sind kompakt und kopfballstark in der Abwehr, kontern und sind gefährlich bei Eckbällen und Freistößen." Im Vorjahr entführten sie einen Punkt. Über die Aufstellung machte er sich neue Gedanken, wobei am Donnerstag sicher schien, daß weder Yeboah noch Bommer wieder mitspielen können. Andersen soll eine Chance von Anfang an erhalten, Roth wieder eingebaut werden (auf der Bommer-Position?), Okocha eine Denkpause bekommen und Anicic vielleicht im Mittelfeld auflaufen. Das Tandem Weber/Komljenovic wird nicht auseinandergerissen (zu Lasten von Falkenmayer), und Rahn habe seine Chance in München nicht genutzt. Aber auch Penksa habe sich so verbessert, daß er zur Wahl stehen könne.

Die Bayern müssen in Dresden ihren komfortablen Vorsprung verteidigen. Der gegen die Eintracht ausgewechselte Matthäus ist laut Trainer Ribbeck auf alle Fälle fit. Werder Bremen hat offenbar gute Chancen, die tolle Serie von 13 Spielen ohne Niederlage mit 21:5 Punkten beim Tabellenletzten Bochum fortzusetzen, denn dort gibt es so viele Verletzte, daß Trainer Gelsdorf sogar seinen Assistenten Bernd Klotz (34) reaktivieren will.

Im badisch-schwäbischen Derby Karlruher SC gegen Meister VfB Stuttgart geht es darum, wer den "freien Fall" zuerst aufhält, der seit Beginn der Rückrunde zu registrieren ist. Von den Freitagsspielen verspricht sicherlich das auf dem Betzenberg zwischen Kaiserslautern und Dortmund den größten Unterhaltungswert und Einfluß auf den Streit um die UEFA-Cup-Plätze, obwohl die Borussen auf Rummenigge, Chapuisat, und Reinhardt verzichten müssen.

In der zweiten Liga geht das große Zittern weiter, nachdem der Vorstoß, nur fünf statt sieben Vereine zum Abstieg zu verurteilen, beim Liga-Ausschuß keine Zustimmung fand. Zittern muß auch Darmstadt 98, das zum Start der Rückrunde nicht an die positive Serie am Ende der Rückrunde anknüpfen konnte. In Köln bei der Fortuna, deren Aufstiegshoffnungen geschmälert sind, muß gepunktet werden. Trainer Alexander Mandziara, der sich am Montag erklären will, ob er auch im nächsten Jahr am Böllenfalltor arbeitet, bereitet besonders die Besetzung der zweiten Stürmerposition neben Simon noch Kopfzerbrechen. Hartenberger, Täuber und Pfahl stehen zur Wahl. Mainz 05 muß bei den Stuttgarter Kickers antreten. Das absolute Topspiel heißt Tabellenerster SC Freiburg gegen SV Waldhof, der dem Aufstiegsplatz immer näher rückt.

Neues Domizil für das DRK-City-West

Ein neues Domizil hat die Ortsvereinigung City-West des Deutschen Roten Kreuzes (DRK): Das Rot-Kreuz-Haus in der Rödelheimer Landstraße 95 wird heute offiziell von Bürgermeister Hans-Jürgen Moog, Vorsitzender des Frankfurter Bezirksverbandes des DRK, übergeben.

40 Jahre lang war der Ortsverein City- West in einem "Provisorium", einer Holzbaracke im Rödelheimer Wehr 9, untergebracht. Im Neubau gibt es jetzt genügend Verwaltungsräume; außerdem kann die Jugendarbeit wieder aufgenommen werden; darüber hinaus wird ein Seniorentreff eingerichtet.

Weiter zieht der Rettungsdienst für die umliegenden Stadtteile in das Haus ein, das auch einen Raum für Sozialarbeit und einen großen Saal für Blutspendeaktionen, Lehrgänge, Feste und Versammlungen bietet - der gesamte Bereich ist behindertengerecht ausgebaut.

Zum Komplex gehört auch eine Anlage mit 21 Wohnungen für Menschen, die zwischen einer bestimmten Einkommensgrenze und über dem Sozialsatz liegen - deswegen hat die Stadt den Bau des acht Millionen Mark teuren Gebäudes im Rahmen des sogenannten "Frankfurter Modells" bezuschußt. son

Notdienste

Ärzte Bad Homburg/Friedrichsdorf/Oberursel/Steinbach. Auskunft über die diensthabenden Notärzte einschließlich Zahn-, Augen- und Kinderärzte:Tel. 0 61 72 / 8 36 36. In dringenden Fällen: Tel. 112.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Ärztlicher Notdienst im Hilfeleistungszentrum Königstein, Am Kreisel: Tel. 0 61 74 / 1 92 92. Apotheken Bad Homburg/Friedrichsdorf. Sa.: Nord-Apotheke, Bad Homburg, Gluckensteinweg 91.

So.: Liebig-Apotheke, Bad Homburg, Graf-Stauffenberg-Ring 3; Rosen-Apotheke, Ober-Erlenbach, Wetterauer Str. 3 a; Daniel-Apotheke, Friedrichsdorf-Köppern, Köpperner Str. 70.

Oberursel/Steinbach. Sa.: Hohemark- Apotheke, Oberursel, Fischbachstr. 1.

So.: Hubertus-Apotheke, Oberursel, Lange Straße/Burgstraße.

Usinger Land. Sa. und So.: Laurentius- Apotheke, Usingen, Obergasse 22.

Königstein/Kronberg/Glashütten. Sa.: Kur-Apotheke, Königstein, City-Arkaden, Kirchstr. 9.

So.: Schloß-Apotheke, Kronberg-Schönberg, Schillerstr. 28.

Zwei Personen bei Unfall verletzt

GROSSKROTZENBURG. Leichte Verletzungen erlitten ein 18 Jahre alter Hainburger und ein 25 Jahre alter Mann aus Großauheim, als am Mittwoch abend ihre Autos auf der Kreuzung Luisen-/ Friedrichstraße kollidierten.

Nach Angaben der Polizei hatte der Mann aus Hainburg die Vorfahrt mißachtet.

Durch den Zusammenstoß prallte der andere Wagen gegen eine Hausmauer, anschließend gegen ein geparktes Fahrzeug. Der Schaden wird auf 36 000 Mark geschätzt. az

"Wir Kinder aus 27 Nationen"

OBERURSEL. "Wir Kinder aus 27 Nationen" - so nennen sich neuerdings die Schülerinnen und Schüler der Grundschule Mitte. Und das aus gutem Grund. Von Mittelamerika bis nach Korea reichen die Herkunftsländer ihrer Familien. Am Donnerstag eröffneten sie deshalb eine kleine Ausstellung im Schulhaus. Zu sehen sind viele große Porträtfotos der Kinder aus den verschiedenen Ländern. Von jedem Bild spannt sich ein Wollfaden über die Weltkarte bis zum Ort, aus dem die Eltern der Abgebildeten stammen. Zur Feier des Tages sangen und spielten der Chor und der Instrumentalkreis der Grundschule das Lied "Wir", in dem die Zusammengehörigkeit unabhängig von Hautfarbe und Sprache ausgedrückt wird: "Ich mit Dir und Du mit mir, das sind wir", heißt es in dem gelungenen Stück.

Außerdem sagte Anna aus Makedonien ein Gedicht in ihrer Landessprache auf, in dem es um den Schuljahresbeginn im September ging, und 27mal war die Begrüßung "Guten Tag" zu hören: vom griechischen "Kalimera" bis "Buenos Dias" in Spanisch. "Je mehr man von seinem Gegenüber weiß, desto offener kann man auch miteinander reden", sagte die Schulleiterin Martha Schlosser. Ihr ging es an diesem Tag auch darum, zu zeigen, "was die Lehrer an Integrationsarbeit leisten". Sie hätten die schwierige Aufgabe zu lösen, alle Kinder auf den Leistungsstandard der Klasse zu bringen, obwohl manche der neuen Schüler die deutsche Sprache gar nicht verstehen. (ill/FR-Bild Hoyer)

Der Streit um das "Feierliche Gelöbnis" von Bundeswehrrekruten auf Ortenbergs Marktplatz wird schärfer "Becker boykottiert die gesamte Stadt" So urteilt Bürgermeister Emrich über den SPD-Politiker nach dessen Absage

ORTENBERG. Scharfe Reaktionen löste der Brief des SPD-Landtagsabgeordneten Gerhard Becker an den Magistrat der Stadt Ortenberg aus, in dem er seine Zusage für eine Teilnahme an einem "Feierlichen Gelöbnis" von Bundeswehrrekruten mit dem Hinweis auf den geplanten Redebeitrag des CDU-Bundestagsabgeordneten Christian Schwarz-Schilling zurückzog. Ortenbergs parteiloser Rathauschef Otto Emrich wirft Becker vor, mit seiner Entscheidung nicht nur einen politischen Gegner zu boykottieren, sondern "die gesamte Stadt Ortenberg".

Schwarz-Schilling spricht von "fast psychopathischen Zügen" bei Becker. Unterstützung erhielt Becker jetzt vom Deutschen Gewerkschaftsbund im Wetteraukreis. Ortenbergs Sozialdemokraten teilen die Kritik ihres Unterbezirksvorsitzenden an Schwarz-Schilling, werden allerdings an dem Gelöbnis teilnehmen.

Als "politisch abenteuerlich" hatte es Becker bezeichnet, mit Schwarz-Schilling einen Politiker ohne überparteiliches Amt bei einem Rekrutengelöbnis sprechen zu lassen, der in der Öffentlichkeit mit der "grundgesetzwidrigen und geschichtslosen Forderung" nach einem Einsatz der Bundeswehr "bei Aktionen der internationalen Völkergemeinschaft" außerhalb Deutschlands und des Nato- Terrains für Schlagzeilen gesorgt habe (FR vom 5. März). Schwarz-Schilling, so der Sozialdemokrat, hätte nach seinem Rücktritt als Postminister ausgeladen "werden müssen".

Ortenbergs Bürgermeister Otto Emrich rät Becker, seine "noch unter dem Eindruck des gerade zu Ende gehenden Wahlkampfes geschriebene" Absage "nochmals (zu) überdenken". "Es gab keinen Grund, die Einladung zurückzunehmen, denn alle Beteiligten hätten genauso gehandelt, wenn es um einen Mandatsträger der SPD gegangen wäre", heißt es in einem der FR vorliegenden Brief Emrichs vom Mittwoch. Der Grund für die von Ortenberg gutgeheißene Einladung der Bundeswehr an Schwarz- Schilling vor zirka einem halben Jahr sei dessen Ministeramt gewesen "und die Tatsache, daß Herr Dr. Schwarz-Schilling der bekannteste Politiker unserer Region ist": "Ihre Entscheidung akzeptiere ich, habe dafür jedoch kein Verständnis, denn Sie boykottieren damit nicht einen Politiker der CDU, sondern Sie boykottieren damit die gesamte Stadt Ortenberg. Wir sind der Bundeswehr zu großem Dank verpflichtet - erinnern wir uns nur an ihren Einsatz anläßlich der Sturmschäden im Stadtwald im Jahr 1990."

Hauptmann Frank Hille, der in der Bundeswehr das Gelöbnis und die anschließende Übernahme einer Patenschaft der Stadt für die 4. Batterie des Beobachtungsbataillons 23 vorbereitet, wiederholte in einer Reaktion auf Bekkers Äußerungen, daß Schwarz-Schilling nicht wegen seiner politischen Äußerungen, sondern wegen seiner Rolle im öffentlichen Leben eingeladen worden sei.

Schwarz-Schilling warf Becker vor, einen "miserablen demokratischen Stil" zu praktizieren. Becker unterstelle ihm "irgendwelche Dinge". Zugleich kündigte der CDU-Politiker an, sich "mit Sicherheit" in seiner Gelöbnisrede "zur Neufindung der Aufgaben der Bundeswehr" zu äußern (FR-Interview auf dieser Seite).

Ortenbergs Sozialdemokraten wollen an der Veranstaltung teilnehmen. "Wir sollten uns hier in der Kommune nicht ausschließen", sagt die Parteivorsitzende Renate Klingelhöfer, "die Soldaten können ja nichts dafür." Zugleich teilt die Sozialdemokratin, die im Kreistag dem Friedenausschuß angehört und derartige Gelöbnisse nicht mehr für zeitgemäß hält, die Kritik Beckers an Schwarz- Schilling. Ein Einsatz deutscher Soldaten im Jugoslawien-Konflikt "beendet den Krieg nicht, er gibt nur noch Öl ins Feuer".

Der Deutsche Gewerkschaftsbund stellt "grundsätzlich in Frage, ob die heutige Zeit es noch gebietet, auf öffentlichen Plätzen Gelöbnisse zu veranstalten". Kreisvorsitzender Harald Fiedler äußert zugleich sein "Unverständnis" darüber, "daß Soldaten ein Gelöbnis vor einem Parteipolitiker abgeben sollen, der noch vor wenigen Wochen grundgesetzwidrig den Einsatz der Bundeswehr außerhalb des eigenen Landes und des Nato-Gebietes befürwortet hat". Der DGB wehre sich dagegen, "daß mit solchen Schritten Zug um Zug am Grundgesetz gekratzt werden soll". BERND SALZMANN

Wir gratulieren

Samstag Ilse Wolter, Friedrichsdorf, zum 85. Geburtstag.Sonntag Josef Musseleck, Grävenwiesbach- Mönstadt, zum 91. Geburtstag.

Gemeinde hofft beim

Putzen auf Mithilfe

BIEBERGEMÜND. Die Gemeinde Biebergemünd rüstet am Samstag, 13. März, zu einer großangelegten Säuberungsaktion, bei der die Feldgemarkung um Wirtheim und Kassel von Müll und Abfall befreit werden soll.

Bürgermeister Thomas Dickert setzt bei dem "Landschaftsputz" auf die Unterstützung möglichst vieler freiwilliger Helfer, da es den Mitarbeitern des Bauhofes angesichts der Größe der Gemarkung unmöglich sei, die Aufgabe alleine zu bewältigen. Im vergangenen Jahr mußten bei einer ähnlichen Aktion im Biebergrund rund 70 Kubikmeter Abfall eingesammelt und abgefahren werden.

Rund um Wirtheim und Kassel sollen morgen vorrangig Hecken, Wegraine und Hohlwege vom Unrat befreit werden. Treffpunkt ist um 8.30 Uhr der Festplatz vor dem Bürgerhaus. Als Dankeschön spendete die Gemeinde allen Helfern einen kleinen Imbiß. jan

Krankheit durch die Arbeitswelt Körpereigenes Immunsystem ist meßbar schlechter geworden

Das körpereigene Abwehrsystem gegen Krankheiten (Immunsystem) ist nach Angaben des Instituts für Arbeits- und Sozialhygiene (IAS) bei vielen Beschäftigten meßbar schwächer geworden. Der technische Leiter des Instituts, Rainer von Kiparski, nannte jetzt Reizüberflutung, Zeitdruck, zu wenig Bewegung und "Umwelteinflüsse" als Ursachen. Von den 5000 gefährlichen Stoffen, die in Umlauf seien, wisse man nur bei 300, wie sie wirken. Für diese gebe es Grenzwerte, für die anderen nicht.

Das Institut betreut von Frankfurt aus 50 Betriebe mit 10 000 Beschäftigten in ganz Hessen.

Hauterkrankungen, vor allem auch allergische, werden inzwischen öfter festgestellt als die sogenannte Lärm-Schwerhörigkeit, die bislang häufigste Berufskrankheit. Die gültigen Grenzwerte für gefährliche Stoffe liegen nach Angaben Kiparskis am Arbeitsplatz "10- bis 1000mal höher" als die Grenzwerte für den Wohnbereich. Würde man die Grenzwerte für den Wohnbereich zum Maßstab machen, "müßten ganze Industriezweige schließen". Kiparski nannte als ein Beispiel die Produktion von Preßspanplatten und ihre hohe Belastung mit Formaldehyd. Vor allem in den kleineren Betrieben liegt der Arbeitsschutz, so Kiparski weiter, oft im argen. In einer Schreinerei etwa kämen viele gesundheitsgefährdende Faktoren zusammen, die oft einfach ignoriert würden: krebserregender Holzstaub, Lösungsmittel, Lärm, das Tragen schwerer Gegenstände, das zu einer Schädigung der Wirbelsäule führen kann. 190 Millionen Arbeitstage würden jährlich bundesweit allein durch Wirbelsäulenerkrankungen ausfallen.

Ein ausgefallener Arbeitstag koste den Arbeitgeber rund 1000 Mark, so daß sich Maßnahmen für den Gesundheitsschutz auch betriebswirtschaftlich rechnen würden.

Kiparski bedauerte, daß im Arbeitsschutz anders als beim Umweltschutz nicht das Verursacherprinzip gelte. Wenn ein Arbeitgeber einen Mitarbeiter jahrelang krebserregenden Stoffen aussetze, werde er nicht bestraft, sondern bekomme nur die Auflage, das zu ändern. Auch die halbe Million Mark, die ein Geschädigter kostet, dessen Schwerhörigkeit als Berufskrankheit anerkannt wurde, werde nicht vom verantwortlichen Arbeitgeber, sondern von der Berufsgenossenschaft bezahlt. ft

Zwei Tresorknacker als Zeugen Zweiter Tag im Mordprozeß um den "Ballerina"-Club

ERLENSEE. Im Prozeß um organisiertes Verbrechen mit Drogenhandel, Prostitution, Zuhälterei und Schutzgelderpressung im Hanauer und Erlenseer Milieu vor der Schwurgerichtskammer am Hanauer Landgericht hat der wegen versuchten Mordes angeklagte Richard K. (41) aus Erlensee drei Türken beschuldigt, im Februar 1990 Schüsse auf die frühere Nachtbar "Ballerina" in Erlensee abgegeben zu haben. Wie berichtet (FR vom 10. März), waren durch die Schüsse aus einer abgesägten Schrotflinte zwei Barmädchen leicht verletzt worden. Der Angeklagte, der auch gestern seine Tatbeteiligung abstritt, sagte, jene drei Türken hätten auf die Eingangstür zum Nachtlokal geschossen. Dies habe er selbst mitbekommen. Als Motiv kommmen für K. Schutzgelderpressungen gegen den Besitzer des "Ballerina"-Clubs in Frage. Angeblich sollen sowohl die Türken als auch ein deutscher Rocker-Club an den Erpressungen beteiligt gewesen sein. Namen konnte oder wollte der Angeklagte jedoch nicht nennen, die Türken habe er kaum gekannt. Er berichtete in diesem Zusammenhang von massiven Repressalien, denen er gegenwärtig im Gefängnis ausgesetzt sei.

Gehört wurden gestern auch zwei Zeugen, die in jener Nacht zum 22. Februar 1990 in einer Nachbarkneipe des Lokals des Angeklagten in Erlensee einen gelungenen "Bruch" gefeiert hatten. Gemeinsam mit zwei Komplizen hatten die Männer im Biebergemünd einen Tresor erbeutet. Diesen Tresor habe man dann im Kneipenkeller des Angeklagten geöffnet. Einer der beiden Zeugen sagte, er habe von anderen gehört, daß K. der Schütze gewesen sein soll. Sein Komplize wiederum "relativierte" seine früheren Aussagen und meinte, er habe K. bei der Polizei nur deshalb belastet, weil man damals davon ausgegangen sei, dieser habe die Tresorknacker bei der Polizei verpfiffen.

Belastend könnten sich für den Angeklagten auch Telefonüberwachungen auswirken. Sein Telefon war damals allerdings wegen einer anderen Sache abgehört worden. Auf der Suche nach dem Offenbacher Schwerverbrecher Gerhard Trostel, der nach mehreren gelungenen Fluchtversuchen derzeit wieder einsitzt, wurde auch K.s Telefon abgehört. Trostel gehörte zur Stammkundschaft im einschlägigen Erlenseer Kneipenmilieu (der Prozeß wird fortgesetzt). are

INGO GROSS, seit 1989 Fraktionsvorsitzender der SPD im Kasseler Stadtparlament, ist von seinem Amt zurückgetreten. Die Wähler hätten ihren Willen nach "Änderung der bisherigen SPD-Politik" zum Ausdruck gebracht, so der 45jährige Jurist zur Begründung. Das gelte "für Inhalte, Erscheinungsformen und Personen". Würden die bisherigen Spitzenpolitiker im Amt bleiben, dann wäre "der notwendige Erneuerungsprozeß blockiert". Groß ist seit 1966 Mitglied der SPD und seit 1981 Stadtverordneter.

CHRISTOPH SCHAEFER, hessischer Generalstaatsanwalt, hat sich für die vorbeugende Bekämpfung der Korruption, mehr Selbstkontrolle in den Verwaltungen und die verbesserte Ausstattung der Rechnungshöfe ausgesprochen. Es sei Illusion anzunehmen, daß das Strafrecht ausreiche, sagte Schaefer anläßlich einer Pressekonferenz zu der steigenden Zahl von Bestechungsfällen. Beunruhigend sei auch der enge Zusammenhang von Korruptionsverfahren gegen Amtsträger und organisierter Kriminalität. Schaefer forderte eine verbindliche Wertskala aus, aus der klar hervorgehe, was den Bediensteten öffentlicher Verwaltungen erlaubt sei. Am wichtigsten sei aber die Vorbildfunktion von Behördenleitern und Politikern. Angesichts von Gratisreisen, Leihwagen und "Eskapaden im Rotlicht- Milieu" dürfe man sich nicht wundern, wenn Bedienstete "die Hand aufhalten". Der vorgeschlagene Straftatbestand der Abgeordnetenbestechnung hilft nach Auffassung Schaefers nicht weiter.

Zur Person:

GERHARD GLOGOWSKI, niedersächsischer Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident, sieht in einer großen Koalition den "einzigen Ausweg", wenn es der jetzigen Bundesregierung nicht gelingt, die anstehenden Probleme zu lösen. "Dann müssen die großen Parteien ran", sagte der SPD-Politiker der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Anderenfalls gerate das deutsche Volk in die Gefahr, sich zu spalten. Als ungelöste Fragen nannte der Minister neben der Finanzierung der Einheit Deutschlands vor allem Asyl- und Ausländerfragen. Er warnte seine eigene Partei, den "Asylkompromiß" zu zerreden. Das niedersächsische rot-grüne Bündnis sei kein Modell für den Bund, meinte Glogowski. (sp)

HORST HIRSCHLER, evangelischer Landesbischof von Hannover, ist von den Gesellschaften des Hansischen Druck- und Verlagshauses zum Herausgeber des Deutschen Allgemeinen Sonntagsblattes berufen worden. Der 59jährige Theologe, der dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört, werde künf- tig die Redaktion der Wochenzeitung puplizistisch beraten, teilte das Blatt mit. wn

Jansen-Ausschuß in Kiel

KIEL, 11. März (pl/D). Nach mehr als dreistündiger scharf geführter Debatte und einer längeren Sitzungsunterbrechung hat sich der Kieler Landtag am Mittwoch abend darauf geeinigt, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß zur Jansen/Pfeiffer-Affäre einzusetzen. Der Ausschuß soll die Verbindungen zwischen "Pfeiffer, der SPD, der von der SPD geführten Landesregierung und ihren jeweiligen Mitarbeitern" klären, die bei der von Sozialminister Günther Jansen (SPD) gezahlten Geldspende möglicherweise eine Rolle gespielt haben.

Auf Wunsch der SPD und des Abgeordneten der dänischen Minderheit, Karl Otto Meyer, soll der Ausschuß zudem Aktivitäten des früheren Ministerpräsidenten Uwe Barschel (CDU) nachgehen, die erst in jüngerer Zeit bekannt geworden sind.

Bayer kürzt Dividende um zwei auf elf Mark

has FRANKFURT A. M. Erwartungsgemäß wird auch der Leverkusener Chemiekonzern Bayer die Dividende kürzen. Für das vergangene Jahr will er seinen rund 375 000 Aktionären elf Mark zahlen, nachdem er in der Vorperiode noch 13 Mark springen ließ. Damit ist klar, daß der Abschlag bei Hoechst für 1992 am deutlichsten ausfällt. Die Frankfurter Firma verringert die Zahlung an ihre Anteilseigner um drei auf neun Mark, während die Ludwigshafener BASF - für manchen Börsianer und Analysten überraschend - nur von zwölf auf zehn Mark geht.

Im Bayer-Konzern verminderte sich das Geschäftsvolumen in der zurückliegenden Periode um 2,8 Prozent auf rund 41,2 Milliarden Mark. Während das Ergebnis vor Ertragsteuern um 16 Prozent auf 2,7 Milliarden einknickte, sackte der Konzerngewinn um 17 Prozent auf 1,5 Milliarden Mark ab. Bei den Investitionen in Sachanlagen, die um sechseinhalb Prozent auf 2,9 Milliarden Mark zurückgefahren wurden, läßt sich ablesen, daß der Bayer-Vorstand - wie die Gremien der Konkurrenz - auf der Kostenbremse steht.

Die Rücknahme der Bayer-Dividende wurde an der Börse kurz nach Bekanntgabe mit nur leichten Kursabschlägen quittiert. Der Grund: Händler hatten einen solchen Einschnitt erwartet.

Weitere Berichte aus dem Ostkreis: Seite V.

Tabbert von Rezession verschont Bei Woco nun Kurzarbeit

SINNTAL/BAD SODEN-SALMÜNSTER. Die TIAG-Tabbert-Industrie AG ist von der Rezession bisher noch weitgehend verschont geblieben. Nach dem nun vorliegenden Zwischenbericht vermeldet der Produzent von Wohnwagen sowie Freizeit- und Nutzfahrzeugen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres ein Ergebnis, das mit leichten Abstrichen an das Geschäftsjahr 1991/92 heranreicht, das dem Unternehmen mit 240 Millionen Mark Umsatz und 14 Millionen Mark Gewinn die besten Zahlen der bisherigen Konzerngeschichte bescherte.

Die TIAG, deren Hauptstandbein das Wohnwagenwerk in Sinntal-Mottgers ist, hat ihre Produktpalette zur der unter anderem auch die Marken "Wilk" und "FFB" sowie die Fahrzeugwerke Wilsdruff bei Dresden gehören, im Herbst durch Rettungs- und Krankenfahrzeuge der Firma "Weinsberg" erweitert.

Mit rund 110 Millionen Mark konstatiert der Konzern in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 92/93 einen nur geringfügig gesunkenen Umsatz. Die Zahl der Aufträge sank gegenüber dem Vorjahr um rund 1000 Stück auf knapp 8500, wobei die Produktion in Wilsdruff nun gesondert erfaßt ist. Die Zahl der Beschäftigten sank im Jahresdurchschnitt von 834 auf nun 798.

Der TIAG-Vorstand hofft weiterhin, in etwa den Umsatz des Vorjahres zu erreichen. Mehr Mühe erfordere es allerdings, beim Gewinn ein ähnliches Ergebnis zu erreichen.

Für das laufende Jahr sind rund 6,5 Millionen Mark Investitionen vorgesehen. Der Löwenanteil davon fließt in die Errichtung der neuen Produktionshalle auf dem Betriebsgelände in Mottgers.

Während bei Tabbert verhaltener Optimismus zu registrieren ist, hat der andere große Arbeitgeber in Sinntal, die Phoenix AG in Sterbfritz, beim Arbeitsamt eine Verlängerung der Kurzarbeit für die rund 400 Mitarbeiter bis Ende Juni beantragt. Der Automobilzulieferbetrieb, der Spoiler, Stoßfänger, Scheinwerfereinfassungen und anderes produziert, hat in den vergangenen Jahren sukzessive Arbeitsplätze abgebaut, rechnet jedoch damit, in der zweiten Jahreshälfte wieder besser ausgelastet zu sein und weitere Entlassungen vermeiden zu können.

Zwischenzeitlich hat auch der mit über 1000 Beschäftigten größte Arbeitgeber im Ostkreis, die Woco in Bad Soden-Salmünster, als einer der letzten großen Betriebe Kurzarbeit angemeldet. Der Hersteller von Gummi- und Kunststoffteilen will die Produktion zunächst bis zum 31. August drosseln.

Trotz eines Plus im Auslandsgeschäft sei die Maßnahme aufgrund der Flaute der heimischen Automobilindustrie unvermeidbar, ließ die Firmenleitung wissen. Ob es auch zu Entlassungen komme, sei noch ungewiß. jan

Erster Landrat nach 1945: Vortrag über Hammann

MÖRFELDEN-WALLDORF. Anläßlich der Ausstellung "Die neue Zeit und ihre Folgen" - die vom Arbeitskreis zur Geschichte der Groß-Gerauer Arbeiterbewegung zusammengestellte Dokumentation ist noch bis zum 30. März im Heimatmuseum Mörfelden zu sehen - lädt die Stadt heute, 12. März, zu einem Vortrag ins Museum ein. Bernd Heyl gibt um 19.30 Uhr im Museum Einblicke in das Leben von Wilhelm Hammann. Der kommunistische Lehrer und KZ-Häftling war nach dem Krieg erster Landrat des Kreises Groß-Gerau. wal

Bei Gold-Zack reißt das Gummiband

doe FRANKFURT A. M. Trotz deutlicher Einschnitte beim Personal und der Zurückstellung von Investitionsvorhaben ist die Kurzwarenfirma Gold-Zack im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gerutscht. Nur durch Forderungsverzichte des Mehrheitsaktionärs Schickedanz werde der Ausweis eines Fehlbetrages von 17 Millionen Mark in der Konzernbilanz verhindert, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Auch in Zukunft habe man "noch eine längere Durststrekke" vor sich.

Kaufzurückhaltung der Verbraucher und Orderstopps des Handels ließen den Umsatz der Gold-Zack-Gruppe, die durch ihre Gummibänder bekannt wurde, 1992 um 13 Prozent auf 200 Millionen Mark fallen. Die Belegschaft wurde um rund 120 auf 1200 Leute verkleinert. Von 14 Millionen auf acht Millionen Mark wurden die Investitionen zurückgeschraubt. "Kostensenkungs- und Ertragssteigerungsmaßnahmen" sollen heuer "konsequent" fortgesetzt werden, heißt es in der Firmenzentrale.

Wie bereits früher angedeutet, wird das 1990 an der Börse eingeführte Stammhaus angesichts eines Fehlbetrages von neun Milllionen Mark keine Dividende zahlen. Für 1991 war noch ein Bilanzgewinn von 2,1 Millionen Mark ausgewiesen worden. Die Anteilseigner kassierten damals sieben Mark.

In den Graben gefahren und Führerschein verloren

KRONBERG. Ein Autofahrer verlor seinen Führerschein wegen eines Unfalls, für den er gar nichts konnte. Auf der B 455, in Höhe des Hainknotens, war ihm nachts aus Richtung Königstein ein Fahrzeug auf der linken Spur entgegengekommen. Um einen Frontalzusammenstoß zu vermeiden, fuhr der Mann in einen Graben. Pech: Der Polizei fiel seine "Fahne" auf - Führerschein weg. hko

Protest gegen Umspannwerk Initiative "BNO" gegründet

OBERURSEL. Aus Protest gegen den geplanten Bau eines neuen Umspannwerkes im Bommersheimer Feld haben die Stadtteilbewohner Heiko Meister und Georg Braun die "Bommersheimer Naturschutz-Organisation" (BNO) gegründet. "Wir wollen das Umspannwerk nicht", sagte Braun im Gespräch mit der FR kurz und bündig.

Auf etwa zwei Hektar Fläche an der verlängerten Wallstraße planen die Frankfurter Mainkraftwerke das Umspannwerk, das für die Stromversorgung in Bad Homburg und Oberursel benötigt werde. "Mindestens zwei Streuobstwiesen würden dem geplanten Bau zum Opfer fallen, und eine Zerstückelung der noch bestehenden zusammenhängenden Feldfläche wäre die Folge", befürchtet die BNO.

Zudem, so prophezeien Meister und Braun, würde ein neues Umspannwerk in diesem Bereich eine komplette Infrastruktur mit Zufahrtsstraßen, Leitungen für Wasser und Abwasser sowie Parkplätzen nach sich ziehen - zu viel für das ihrer Ansicht nach "jetzt schon stark befahrene Feld".

Auch in den zusätzlichen Hochspannungsmasten sehen sie einen "Eingriff in die Natur und eine starke optische Beeinträchtigung der Landschaft". Der Lebensraum der Tiere - hier gibt es Reh, Hase, Fuchs, Rebhuhn und Fasan - werde gefährdet.

Die Initiatoren der "Naturschutz-Organisation" wollen in der nächsten oder übernächsten Woche zu einem Informationsabend einladen, um den Anwohnern das Vorhaben zu erläutern. Darüber hinaus wollen sie mit Unterschriftenlisten gegen das geplante Umspannwerk mobil machen. ill

Kress und Pipa fordern "neues Denken" CDU- und SPD-Dezernenten propagieren Miteinander auf Stadt- und Kreisebene Von Joachim Haas-Feldmann und Holger Klös HANAU. Da unklar ist, wie nach der Kommunalwahl in Hanau weiterregiert werden soll, hat die SPD die CDU, Bürgerliste und Grüne eingeladen, nächste Woche über bestehende politische Gemeinsamkeiten zu beraten. Solche neue Formen der Zusammenarbeit - gekennzeichnet von lockeren Vereinbarungen, keinem Fraktionszwang, Schwerpunktarbeit in den Ausschüssen und Alternativvorschlägen der Exekutive für Parlamentsabstimmungen - stellt sich Hanaus Stadtkämmerer Norbert Kress (CDU) künftig vor, um das Vertrauen des Wahlvolks zurückzugewinnen. Gemeinsam mit dem Ersten Kreisbeigeordneten Erich Pipa (SPD) trug er seine Ideen in einer Pressekonferenz vor, zu der die FR nicht eingeladen war. In der Spitze beider Parteien regte sich bereits Widerspruch gegen das von Kress/Pipa ohne Abstimmung propagierte "neue Denken". Kress und Pipa sitzen gemeinsam in einigen Gremien, und dabei hat Kress nach eigenen Worten Pipas "unorthodoxe und nicht stromlinienförmige Meinungen" schätzen gelernt. Beide zeigten sich erschrocken über die hohen Verluste der beiden Volksparteien, die unter Berücksichtigung aller Wahlberechtigten die CDU in Hanau auf 17,1 Prozent fallen ließ. Sie vermißten in den Wahlanalysen ihrer Parteispitzen das Nachdenken darüber, daß es nun notwendig sei, mehr aufs Volk zuzugehen und ihm zuzuhören. Den Dialog hält Kress für wichtig, damit "die Republikaner-Parolen wieder aus den Köpfen kommen". Daß Probleme sich so nicht gleich aus der Welt schaffen ließen, gestand Kress im FR-Gespräch zu. Sie müßten aber überhaupt erst mal durch Kontakte mit Vereinen, an Stammtischen und Informationsständen erfahrbar sein, um entscheiden zu können.

Ein Blick in die Wahlprogramme zeige, daß CDU und SPD in Hanau beim Thema Finanzpolitik etwa nahezu deckungsgleiche Auffassungen hätten. Und in Ortsbeiräten wie dem Steinheimer sei das auch ins gemeinsame Verabschieden des Etats 1993 gemündet. Dieses Beispiel ermutigt Kress, den Ortsbeiräten "für bestimmte Aufgaben wie den Straßenausbau" ein eigenes Budgetrecht zuzubilligen.

Hauptanliegen von Kress und Pipa für die Parlamentsarbeit ist, daß in Zeiten noch knapper werdender Kassen die Haushalte durch einen Grundkonsens demokratischer Kräfte getragen werden.

Wenn der Erste Kreisbeigeordnete Pipa an neue Strukturen denkt, scheint er allerdings davor zu scheuen, diese auch kritisch hinterfragen zu lassen. Nicht anders ist es zu verstehen, daß die Visionen des "Vordenkers" Pipa nicht zur Veröffentlichung in der FR gedacht waren. Die FR wurde erst gar nicht zur Pressekonferenz eingeladen. Auf Nachfrage ließ Pipa gestern durchblicken, daß die FR wegen befürchteter kritischer Grundhaltung offenbar nicht erwünscht war.

Pipa hatte in jener Pressekonferenz unter anderem auch erklärt: "Die Kommunalpolitik muß aus der Parteieneinbindung ausbüxen. Wir müssen alles über Bord werfen, was wir in dieser Hinsicht in den letzten 20 Jahren gemacht haben." Das soll aus seinem Verständnis auch heißen: keine Regierungen, Oppositionen und Koalitionen nach dem Strickmuster der Parteien mehr. Schnelles Handeln bedeutet für den Vizelandrat keine "100- seitigen Vereinbarungen" mehr, kein Koalitionsausschuß. Geht es nach Pipas Vorschlag, setzt sich ein Koordinierungsausschuß alle drei Wochen zusammen und redet über anstehende Punkte. Zu den neuen Formen des Umgangs zählen Pipa und Kress auch die Aufhebung des Fraktionszwangs und mehr Eigenverantwortlichkeit der Abgeordneten.

SPD-Unterbezirksvorsitzender Bernd Reuter findet es schon "interessant", wenn "kommunale Würdenträger" eine solche Diskussion über neue Strukturen in Gang setzen. Allerdings findet er es "fatal", bei der Veröffentlichung "selektiv" vorzugehen. Das sei "einfach nicht nachvollziehbar". Mehr Eigenständigkeit brauche "doch auch geübte Journalisten, die das transportieren". Auch zeigt sich Reuter mit etlichen Überlegungen der beiden Dezernenten nicht einverstanden. Für ihn, gestern von der FR in seinem Bonner Büro zu den Vorstellungen der beiden Kommunalpolitiker befragt, trägt dies zu einer "Stärkung der Landräte und der führenden Kommmunalpolitiker" bei und schwäche eher die demokratische Mitwirkung. Reuter stellt die Frage nach der Berechenbarkeit in der Politik. Dazu gehört für ihn auch Fraktionsdisziplin bei schweren Entscheidungen wie etwa bei der Mülldeponie. "Was ist denn, wenn alles auseinanderdriftet?" Auch sei die Frage zu stellen, ob Bürger dann überhaupt noch Grundzüge in der Politik erkennen könnten. Reuter kann keine vernünftige Perspektive darin sehen, wenn nun auf einmal nach "Glaubensrichtungen", nicht aber nach der Art einer klassischen Programmpartei gehandelt werden solle. Weiter fragt sich der Unterbezirksvorsitzende, weshalb die Dezernenten in ihrem bisherigen Handeln nicht mehr umgesetzt hätten - so beim Thema, wie Sparsamkeit praktisch aussehen solle.

Die Hanauer CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzende Margret Härtel unterstrich in ihrer ersten Reaktion, Kress&rquote; Vorschläge seien mit den Parteigremien "nicht abgesprochen". Sie könne Kress "nichts verbieten", aber die politischen Richtlinien würden von der Fraktion am kommenden Dienstag bestimmt. Bei ihr hätten bereits "erboste Mitglieder" angerufen und wissen wollen, ob das nur Kress' Meinung ist.

Karbener Schülerinnen und Schüler malten fünf große Farbtafeln Schmuck für den Tunnel

KARBEN. Shadi, Dagmar, Claudia, Annelott, Sigrid, Dusica, Christoph, Cathrin und Tobias sind sich einig: "Durch das Projekt haben wir Mut bekommen, freier mit Farben umzugehen. Jetzt weiß ich, wie ich mit Farben eine bestimmte Wirkung erreichen kann." Die Ergebnisse der künstlerischen Arbeit von Schüler und Schülerinnen der zehnten und siebten Klasse der Kurt-Schumacher-Schule auf 2,50 mal zwei Meter großen Platten sollen bald die Unterführung am Groß- Karbener Bahnhof zieren.

Angeregt hat der Magistrat das Schülerprojekt unter Leitung von Kunstlehrer Oskar Kempf. Bürgermeister Detlev Engel (SPD) fand die fünf Farbtafeln "ganz toll". Er stimmte Kempf zu, die Bilder trotz der Befürchtung mancher, sie könnten übermalt oder zerstört werden, am Bahnhof aufzuhängen. Eine sechste große Platte bleibt weiß für Hobbymaler.

Der Kunstlehrer lobte das Engagement seiner Schüler/-innen am Projekt. Die Motive seien so ausgewählt, daß sie zum Teil einfach Spaß machen sollen, Farbe und Freude verbreiten, vielleicht bei genauem Hinsehen auch Hintersinniges vermitteln. Andere Bilder auf den Tafeln wollen gleich zum Nachdenken anregen. "Ich hoffe, daß Passanten auf dem Weg zum Bahnhof auch nach dem 100. Mal noch etwas entdecken", meinte Kempf.

Jetzt wollen die Schüler/-innen außerdem noch mit selbstgefertigten Schablonen Figuren an die Betonwände der Zugangsrampen malen. Zugleich werden die Wände bepflanzt, was durch eine Spende des Gewerberinges möglich ist.

Engel dankte den Schüler/-innen und dem Lehrer. Mit den Materialkosten von 1500 Mark sei die Stadt sehr günstig weggekommen - der Lehrer hatte vorher geschildert, daß das für die Schule eine sehr gute Ausstattung war. Das Projekt gehört auch zu dem Bestreben der Stadt, den Bahnhofsbereich attraktiver zu gestalten. Er sei schon durch eine Ladenzeile und ein Restaurant mehr zu einem Begegnungsort aufgewertet. Auch abends sei es dort nicht mehr dunkel. Die Baugenehmigung für eine zweite Ladenzeile liege vor. "Auch das soll dazu beitragen, die Leute zum Umsteigen vom Auto auf die Bahn zu bewegen", sagte der Bürgermeister. Der Schule und Kunsterzieher Kempf dankte er für die gute Zusammenarbeit.

Schulleiter Manfred Liebetrau äußerte sich nun fast ein wenig traurig, daß die anregenden Bilder bald die Schule verlassen, um am Bahnhof angebracht zu werden. Den Schülern winkt nun eine Spende für ihre Abschlußfahrt. Die Jugendlichen der zehnten Realschulabschlußklasse wollen alle anschließend auf eine weiterführende Schule gehen, noch ist die gymnasiale Oberstufe in Karben nicht eingerichtet. Drei von ihnen reisen zu einem Austausch für ein Jahr in die USA. de

Beim Wetterauer DGB: "Frau geht vor" zum 1.-Mai-Feiertag

WETTERAUKREIS. Die DGB-Ortskartelle im Wetteraukreis können vom offiziellen Gewerkschaftsmotto zum 1. Mai ausscheren und das gekippte Leitwort "Frau geht vor" bei ihren Veranstaltungen in den Vordergrund rücken. Der DGB-Kreisvorstand hat jetzt laut seinem Vorsitzenden Harald Fiedler beschlossen, den einzelnen Ortskartellen die Entscheidung freizustellen, ob sie den neuen Slogan "Zeichen setzen: Für Gleichberechtigung, Toleranz und Gerechtigkeit" benutzen oder beim ursprünglich verkündeten Leitwort bleiben wollen.

Das Ortskartell Friedberg-Bad Nauheim hat sich nach Auskunft von Fiedler bereits für das Frauenmotto entschieden. Auf den Veranstaltungsplakaten und -flugblättern zum Tag der Arbeit wird dennoch das Bundesmotto zu lesen sein. Die Vorlagen werden zentral gedruckt, die Ortskartelle passen nur ihre jeweiligen Aktionen ein. "Wir werden die Vorlagen um ,Frau geht vor&rquote; ergänzen", kündigte Fiedler für die Ortskartelle an, die Frau zumindest appellatorisch Vorrang einräumen wollen.

Ortskartelle setzten auch dadurch Zeichen, daß sie Frauen als Sprecherinnnen zu ihren Kundgebungen einladen. In Friedberg-Bad Nauheim soll Jutta Ehret, ÖTV-Bezirkssekretärin in Hessen, und in Hirzenhain Karin Marckwald von der IG Metall in Frankfurt hinterm Mikrophon stehen.

Thematisch, so meinte Fiedler sagen zu können, ohne die Rednerinnen festlegen zu wollen, werde sicherlich die Verfassungsreform zugunsten einer Verpflichtung auf die aktive Gleichstellung der Geschlechter eine Rolle spielen, ebenso die Kürzungen in den Bereichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Umschulung und Ausbildungsförderung.

Und muß der DGB-Wetterau fürchten, sich durch die Motto-Freigabe Ärger mit dem Hauptvorstand einzuhandeln? Fiedler: "So direktiv, wie das von außen oft angenommen wird, geht's innerorganisatorisch auch wieder nicht zu." Im vergangenen Jahr hätten die Gewerkschafter in der Wetterau das umstrittene Maimotto "Teilen verbindet" auch in "Solidarität verbindet" umgewandelt, ohne daß sich jemand eingemischt hätte. mk

Türkische Jugend braucht dringend festes Domizil

OBERURSEL. Die Arbeitsgemeinschaft "Nie wieder 1933" hat die Stadt aufgefordert, sich um ein festes Domizil für die Türkische Jugend in Oberursel zu bemühen. Diese organisiere vielerlei Veranstaltungen und leiste eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe, vermisse aber seit Jahren Räume für ihre Gruppen und Kurse. Nötig sei eine schnelle und unbürokratische Lösung. hko

Hillary Clinton muß Türen offen lassen

WASHINGTON (AP). Wegen eines Formfehlers ist die Arbeit der von Hillary Clinton geleiteten Sonderkommission für eine Gesundheitsreform in den USA vorläufig gestoppt. Nach Ansicht von Bezirksrichter Royce Lamberth muß das Gremium, dessen Sitzungen bisher hinter verschlossenen Türen stattfanden, entsprechend eines Bundesgesetzes von 1972 öffentlich tagen. Er gab mit diesem Spruch der Klage von mehreren Interessengruppen im Gesundheitswesen statt.

In dem Schriftsatz des Richters heißt es: "Die Feststellung, daß ein neuer Präsident mit einer seiner ersten Handlungen direkt gegen eine vom Kongreß verabschiedete Vorschrift verstößt, bereitet dem Gericht keine Freude. Aber es ist die Pflicht des Gerichts, das Gesetz auf alle anzuwenden." Der vorläufige Stopp gilt auch für Gruppen, die den Sonderausschuß beraten. Die Sitzungen können erst wieder aufgenommen werden, wenn die Beratungen vorher angekündigt werden und öffentlich sind.

Präsident Clinton hatte den Sonderausschuß fünf Tage nach seinem Amtsantritt ins Leben gerufen. Die Experten sollen bis zum 1. Mai ein Konzept zur Reform des amerikanischen Gesundheitssystems erarbeiten. Bill Clinton reagierte prompt auf den Richterspruch und bezeichnete ihn als "sehr gut".

SPD-Ortsbezirk von Klein-Karben tagt heute

KARBEN. Vorstandswahlen und Nominierung der Kandidat/-innen für die Unterbezirksparteitage stehen im Mittelpunkt der ordentlichen Jahresversammlung des SPD-Ortsbezirks Klein-Karben am heutigen Freitag, 12. März, um 20 Uhr in der Gaststätte Wörner ("Zur Linde"). hm

Tankwart rannte weg: Raubüberfall gescheitert

OBERURSEL. Gescheitert ist ein Raubüberfall auf die Tankstelle in der Hohemarkstraße. Ein Unbekannter, maskiert und mit einer Pistole bewaffnet, hatte am Mittwoch, gegen 22.25 Uhr, den Pächter bedroht und Bargeld gefordert. Der Tankwart rannte blitzschnell in einen Nebenraum und verschloß die Tür, der Täter - etwa 1,60 Meter groß - flüchtete. hko

Peter Riedle bleibt an Spitze der CDU-Fraktion

WIESBADEN. Die neue CDU-Fraktion behält ihren alten Vorsitzenden: Peter Riedle bleibt Chef der christdemokratischen Stadtverordneten, die nach der Kommunalwahl auf ein Team von 25 zusammenschrumpften. Bislang zählte die Unionsfraktion im Stadtparlament 27 Abgeordnete. Gewählt wurde Peter Riedle von der neuen Mannschaft und den ersten vier Nachrückern. Er erhielt 28 Stimmen bei einer Enthaltung. maf

Post stellt Zeitplan der AOK auf Kopf Neue Ortsziffern legen Card auf Eis

WIESBADEN. Ursprünglich sollte die AOK-Card, die den alten Krankenschein ablösen wird, bereits zum 1. April ausgegeben werden. Doch die Bundespost macht mit ihren neuen Postleitzahlen einen Strich durch diese Zeitrechnung. Denn binnen weniger Wochen müßten die postalischen Ortskennziffern auf dem AOK-Chip wieder geändert werden. "Wir wollen verantwortungsbewußt mit dem Geld unserer Versicherten umgehen", erklärte ein Sprecher der AOK Wiesbaden/ Rheingau-Taunus die nun beschlossene Verschiebung des Vorhabens.

Andernfalls müßten 410 000 AOK-Versicherte aus der Landeshauptstadt und dem benachbarten Rheingau-Taunus- Kreis in einer der Geschäftsstellen vorsprechen und ihre Code-Card ändern lassen. "Das kostet nicht nur die Zeit der Versicherten, sondern bedeutet auch einen immensen Verwaltungsaufwand bei den Krankenkassen", begründet die AOK ihre Entscheidung, mit dem Versand des neuen Plastikkärtchens noch solange zu warten, bis die neuen Postleitzahlen darauf vermerkt worden sind. Die AOK-Card soll gleichwohl möglichst noch in diesem Quartal verteilt werden - mit den neuen Ortsziffern der Post. maf

Countdown für die schrille Comedy-Show

HÖCHST. Die Shy Guys sind mit ihrer schrillen Comedy-Show noch heute und am Samstag, 13. März, jeweils um 20 Uhr im Neuen Theater Höchst zu sehen. Das "Best Off"-Programm der schwäbischen Comic-Truppe ist eine Mischung aus konkreter Lebenshilfe, reichlich Spaß und höherem Blödsinn außerhalb des intellektuellen Sektors. Vier Männer und eine Frau unterhalten in 94 Rollen mit 23 Instrumenten.

Ihre aberwitzige Nummernrevue ist ein Amoklauf durch alle Genres, die Shy Guys versprechen einen kurzweiligen, geschmacksintensiven Abend jenseits des traditionellen Kabaretts.

Eintrittskarten kosten an der Abendkasse im Theater 20 Mark, im Vorverkauf am Kiosk Sandrock 17.60 Mark. ege

Café Ambet jetzt bei Johannesgemeinde

HOFHEIM. Das Café Ambet, der Freizeittreffpunkt des diakonischen Werks, mußte ins Exil gehen. Wegen Umbauarbeiten im Martha-Else-Haus ist das Café vorübergehend umgezogen.

Es ist jetzt bei der Thomasgemeinde, Mainzer Straße 8, montags von 17.30 bis 20 Uhr zu finden. dia

Gesellschaft übersah Frist: Geld zurück an Mieter GWW wies jahrelang Nebenkosten nicht gesondert aus / Richter entschieden auf Zurückzahlung

WIESBADEN. Mieter haben im allgemeinen happige Nachzahlungen zu gewärtigen. Doch die Bewohner der Platter Straße 14 können sich über einen schönen Batzen Geld freuen, den ihnen die Wiesbadener Wohnungsbaugesellschaft (GWW) zurückzahlen muß - in einem Fall knapp 6000 Mark, insgesamt 46 000 Mark. Grund: Die GWW hatte drei Jahre lang die Miete falsch berechnet - Pech für die Gesellschaft, Glück für die Hausbewohner. Auf die Schliche kam der GWW der Mieterschutzverein, der den Fehler bemerkte. Freiwillig hat die Wohnungsgesellschaft ihren folgenschweren Schnitzer nicht korrigiert: Erst das Amts- und dann das Landgericht erzwangen per Richterspruch die Rückzahlung.

Stutzig wurde ein Mieter der Platter Straße, als ihm 1990 eine Abrechnung der Nebenkosten in den Briefkasten flatterte. Bisher hatten nämlich er und seine Nachbarn immer eine "Kostenmiete" zu berappen, in der alle Umlagen außer Wasser- und Heizungskosten bereits enthalten waren. Dem Wiesbadener kam das spanisch vor; er wandte sich ratsuchend an den Mieterschutzverein. Und damit brachte er den Stein ins Rollen. "Die haben einen Termin verpennt", stellte Jost Hemming, Geschäftsführer des Mieterschutzvereins fest. Und das kam so: Bis Ende 1986 mußten für Wohnungen, die aus öffentlichen Mitteln gefördert wurden, alle Nebenkosten (mit Ausnahme für Wasser und Heizung) in die Miete eingerechnet werden. Ab 1. Januar 1987 allerdings schrieb der Gesetzgeber ein neues Abrechnungsverfahren vor: Nebenkosten sind aus dem Mietpreis wieder 'rauszurechnen und gesondert zu kassieren. Diesen Termin hatte die GWW versäumt. Erst 1990 führte sie den neuen Abrechnungsmodus ein - und trat damit die Lawine los.

Denn nun tüftelten die Juristen des Mieterschutzvereins aus, daß die Betroffenen des Hauses Platter Straße 14 drei Jahre lang einen Mietbetrag gezahlt hatten, dessen Berechnungsgrundlage gar nicht mehr zulässig war: Nach wie vor waren die Nebenkosten in die Mietsumme einbezogen und nicht - wie inzwischen vorgeschrieben - gesondert berechnet und eingefordert worden. Die entsprechenden Positionen mußten deshalb rückwirkend wieder herausgerechnet werden. Übrig blieb, was auf dem freien Wohnungsmarkt als "Kaltmiete ohne Umlagen" bekannt ist. Nur diesen Betrag müssen die Mieter berappen. Besonders ärgerlich für die GWW: Sie darf die Nebenkosten nun nicht mehr nachträglich verlangen. "Das ist nach dem Gesetz nicht möglich", sagt Jost Hemming und fügt hinzu: "Ein herber Verlust für die GWW." Zumal der Gesellschaft auch die Gerichtskosten aufgebrummt werden.

Die Mieter hingegen machen ein gutes Geschäft: Für drei Jahre müssen sie keinerlei Nebenkosten zahlen - abgesehen von den bereits erwähnten Beträgen für Wasser und Heizung. Diese Schlappe der städtischen GWW wäre nach Meinung des Mieterschutzvereins nicht nötig gewesen, wenn die Gesellschaft die neue gesetzliche Regelung sofort beachtet hätte.

Die Wohnungen in der Platter Straße 14 wurden von der Stadt mitfinanziert. Damit sicherte sie sich das Belegungsrecht - in diesem Fall für Mitarbeiter der städtischen Kliniken. Prozessiert hat nur ein Mieter, gewonnen indes haben alle Bewohner des Hauses. maf

Wenn bei Gerhard Schumacher nachts das Telefon klingelt, dann ist wieder ein Trinker "ganz weit unten" Erst als sie die Scheidung

verlangte, wachte er auf

Neue Gesprächsgruppe für Alkoholabhängige in Höchst Von Britta Egetemeier

HÖCHST. Manchmal klingelt bei Gerhard Schuhmacher mitten in der Nacht das Telefon. "Ich kann nicht mehr, ich mach' Schluß", sagt da jemand am anderen Ende der Leitung - ein Hilferuf, um noch einmal auf sich aufmerksam zu machen. Dann ruft Schuhmacher Polizei und Notarzt an und setzt sich selbst ins Auto. "Mit den nächtlichen Anrufen kann ich leben", sagt er, "damit, daß man am nächsten Morgen einen Mann findet, der vom Balkon runtergeklatscht ist, nicht."

Schuhmacher und Norbert Häusser sind Mitglieder des Guttempler-Ordens und engagieren sich in der Selbsthilfe für Alkohol- oder Medikamentenabhängige. In Höchst leiten sie die Gesprächsgruppe "Start", die sich seit einigen Wochen in den Räumen der Arbeiterwohlfahrt im Hinterhaus der Königssteiner Straße 49 trifft. 25 bis 30 Leute unterhalten sich dort wöchentlich einen Abend lang, befassen sich mit der Problematik von Alkoholismus und Medikamentenmißbrauch, schaffen ein Forum, um über sich selbst und die Schwierigkeiten in Familie und Beruf reden zu können. Es kommen Arbeiter, Ärzte, Architekten, Lehrer, Professoren. Die Berufe sind verschieden, die Schicksale gleichen sich. Norbert Häusser erzählt seine eigene Geschichte. So oft hat er sie schon vor anderen ausgebreitet, jedes Mal, wenn ein "Neuer" in die Gruppe kommt, tut er es wieder. Damit sich der andere darin wiederfindet, die Hemmschwelle überwindet und über sich selbst reden kann. "Wenn die mich sehen, wie ich heute hier sitze, und ich sage, daß ich mit drei Promille an der Theke stand und einfach Urin gelassen habe, dann fassen sie Mut und können zugeben, daß es bei ihnen genauso ist", sagt er.

Häusser bezeichnet sich selbst als den extremen Fall in der "Start"-Gesprächsgruppe. Er war ganz unten: Penner. 1975 war er - Pächter einer Tankstelle - so alkoholabhängig, daß es nicht mehr weiter ging. Er versoff mehr Zeit und Geld, als sein Job ihm erlaubte. Schließlich landete er bei den Guttemplern, die er vorher für eine Gruppe Heiliger gehalten hatte, machte eine Entziehungskur mit. Fünf Jahre hatte er sich im Griff - oft mit Gewalt. Dann trank er wieder. Er hatte Schulden, war arbeitslos, abgestürzt. Blieben wieder die Guttempler - und die zweite Entziehungskur.

Während er ein halbes Jahr zur Therapie weg war, arbeitete seine Frau bei den Guttemplern aktiv mit. Auch er blieb dabei. Heute sagt er, daß es wichtig war, dort einen Bekanntenkreis zu finden, in dem nicht getrunken wurde und in dem er nicht um gesellschaftliche Anerkennung und Akzeptanz kämpfen mußte.

"In jedem, der zu uns kommt, finde ich mich wieder. Ich vergesse es nie", meint er. "Vielleicht brauchen wir die Neuen als Abschreckung", sagt auch Gerhard Schuhmacher, "ich helfe mir selbst, wenn ich die armen Schweine sehe, die hier angekrochen kommen, voll bis zum Anschlag." Zweimal hatte der ehemalige Metzgermeister wegen seiner Trunksucht seinen Arbeitsplatz verloren. Als ihn seine Ärzte nicht mehr behandeln wollten und seine Frau ihm den Zettel vom Anwalt unter die Nase hielt, auf dem sie die Scheidung verlangte, ist er aufgewacht. 15 Jahre ist es her, daß er zu den Guttemplern ging. Seitdem hat er viele Gesprächsgruppen gegründet. Viele Male sein eigenes Schicksal wieder erlebt.

Alle Alkohol- oder Tablettenabhängigen, die in die Gesprächsgruppe kommen, sagen anfangs, sie haben leichte Probleme mit dem Ehepartner oder mit dem Arbeitgeber. Deshalb seien sie hier. 80 Prozent wollten dann lernen, kontrolliert zu trinken. "Das geht natürlich nicht", sagt Häusser. Die meisten bleiben bei den Guttemplern, dem Orden beitreten muß keiner. Irgendwann - nach zwei Wochen oder einem Vierteljahr - sucht die Selbsthilfe einen Therapie-Platz. Für diejenigen, die es wirklich wollen.

Norbert Häusser erzählt: "Bei denen, die es der Frau oder dem Mann versprochen haben, oder eine Auflage vom Arbeitgeber bekommen haben, ist es meistens sinnlos". Während der Therapie betreuen die Guttempler ihre Leute weiterhin. Auch hier wirkt bei Gerhard Schuhmacher wieder die Abschreckung: "Wenn ich in diese geschlossenen Anstalten komme, wo erwachsene Menschen in Kinderbetten liegen, an den Fenstern keine Griffe sind, dann erinnere ich mich daran, wie schrecklich das alles damals war."

Für Auskünfte und Beratungen stehen Norbert Häusser und Gerhard Schuhmacher jederzeit zur Verfügung. Tagsüber unter der Nummer0 69 / 33 17 65 und abends unter 0 69 / 36 15 77 beziehungsweise 0 69 / 36 15 77.

Bewaffneter Überfall auf Tankstellen-Kassierer

MÖRFELDEN-WALLDORF. Mit einer großkalibrigen Waffe verlieh der Räuber, der am Donnerstag morgen den Kassierer einer Tankstelle in der Okrifteler Straße überfiel, seinen Forderungen Nachdruck. Der Täter, laut Polizeibericht zwischen 25 und 30 Jahren alt, etwa 1,85 bis 1,90 Meter groß und kräftig, betrat die Tankstelle gegen 6.30 Uhr und bedrohte sofort den Kassierer. Als dieser ihm das Geld aus der Kasse - rund 1000 Mark - gegeben hatte, flüchtete der Räuber zu Fuß in Richtung Waldstraße / Niddastraße. wal

FDP mit einem Vertreter in den Ortsbeiräten

OBERURSEL/KRONBERG. Ehre, wem Ehre gebührt: die FDP ist sowohl im Ortsbeirat Weißkirchen als auch im Ortsbeirat Oberhöchstadt vertreten; wir bedauern unsere irrtümliche Darstellung in der Mittwoch-Ausgabe. Die korrekte Sitzverteilung im Ortsbeirat Oberhöchstadt: CDU 3, SPD 2, Grüne 1, FDP 1, UBG 2. Weißkirchen: CDU 3, SPD 2, Grüne 1, FDP 1, OBG 2. hko

Freitag, 12. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Othello" (Premiere); Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Karlos"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten".

Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Endlidn satt!".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!"

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 u. 20 Uhr, "Leonce und Lena".

Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Musiktheaterkabarett, "Herren Los".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 h, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "Death and the maiden" (Premiere).

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Neur Tanz, "RCA"; Studiobühne: 21 Uhr, Mitsuru Sasaki, "Human Power Flight".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, Jérôme Deschamps/Macha Makeieff - "Les pieds dans l'Eau.

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Comedy-Show - "MixTour".

Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 11 Uhr, Monteure: Uit! (ab 6 J.); 23 Uhr, "Der Taxifahrer...stimmt so!".

TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "Frauen. Krieg.Lustspiel, ein Spektakel".

Frankfurter Kunstgemeinde, Tel. 15 308 203: Stadthalle Bergen-Enkheim, 20 Uhr, "Der widerspenstigen Zähmung.

Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Kabarett Martin Sommerhoff, "Menschentiere, Sensationen".

Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr.17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie".

Theater im Laden, Diemelstr. 9, Tel. 707 59 26: 9.30 und 11 Uhr, "Platsch..." (ab 5 J.).

Krick-Krack Theaterwerkstatt im Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 61 53 37: 10 und 15 Uhr, "Frau Populini und der Deckel auf dem Topf" (ab 8 J.).

Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: 20.30 Uhr, "Kaspar".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue.Musik

Oper, am Theaterplatz: 19.30 Uhr, Ein Sommernachtstraum (B. Britten).

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Heinz Al Jones Bluesband.

Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Wanda.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 Uhr, All Colours.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Phantamor - New Rock.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Gran Noche mit Los Hermanos Palomos, M. Genezano.

Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, John Oslawski Quartett.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, five pieces plus one (Joske Gesang).

Zeilgalerie/Ebene 7: 22 Uhr, Soul & Funk in Heaven Seven - Lothar Stadtfeld and friends.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories - A Tribute to Duke Ellington, Count Basie and Nat King Cole.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.

Romanfabrik, Uhlandstraße 21: 21 Uhr, Baby Baby, Gitarrenbeat.

Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Roger Whittaker.

Kammeroper Frankfurt, im Logenhaus zur Einigkeit, Kaiserstr. 37: 20 Uhr, "Der Barbier von Sevilla".

Bürgertreff Bockenheim, Kurfürstenplatz: 20 Uhr, Altorientalische Schamanenmusik.

Justinuskirche, Frankfurt-Höchst: 19.30 Uhr, Lieder für Singstimme und Orgel. Samstag / Sonntag, 13./14. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Antigone"; So., 19.30 Uhr, "Othello"; Kammerspiel: Sa., 19.30, "Karlos"; So., 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen"; Bockenheimer Depot: Sa., 18 Uhr, "Festung", 22.30 Uhr, "Katarakt"; So., 19.30 Uhr, "Katarakt". Fritz Rémond Theater im Zoo: Sa.,So., 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten". Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr: "Der Raub der Sabinerinnen".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa. und So., 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: Sa., 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - u. schweigende Lämmer?!".

Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa. und So., 20 Uhr, "Herren Los", Musiktheaterkabarett.

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa. und So., 20 Uhr, "Death and the maiden".

Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa., 20 Uhr, Neuer Tanz, "RCA"; Studiobühne: Sa., 21 Uhr, Mitsuru Sasaki - "Human Power Flight".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa./So., 20 Uhr, Jérôme Deschamps, "Les Pieds dans l'Eau".

Neues Theater Höchst, Emmerich- Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, "MixTour", Comedy-Show; So., 16 und 20 Uhr, Varieté am Sonntag.

Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Kaspar".

TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35: Sa., 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg. Lustspiel - ein Spektakel".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa., 23 Uhr, "Der Taxifahrer... stimmt so!"; So., 15 Uhr, "Uit!" ab 6 J.).

Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Leonce und Lena"; So., 20 Uhr, "Die Rede des Georg Büchner vor der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung anläßlich seiner Ablehnung als Büchnerpreisträger" (Premiere).

Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 16 Uhr, "Cinderella". Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Kabarett Martin Sommerhoff, "Menschentiere, Sensationen"; Artrium: So., 11 Uhr, Musik-Brunch, BuddhasGamblers;band; Theater: So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.

Brotfabrik, Theater Bachmannstr. 2-4, Tel. 7 89 43 40: So., 15.30 Uhr, Friedolins Puppentheater - "Der Kartoffelkönig (ab 4 J.).

Theaterwerkstatt Krick-Krack, Tel. 61 53 37: im Senckenbergmuseum, Senkkenberganlage 25: Sa., 15 Uhr, "Frau Populini u. der Deckel auf dem Topf" (ab 8).

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstr. 20, Tel. 74 79 69: So., 15 Uhr, Puppenbühne Traumkiste - "Pip im Rotzfratzenland". Kinder- und Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt: Sa., 15 Uhr, "Der falsche Prinz".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue. Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 19.30 Uhr, "Lady Macbeth von Mzensk"; So., 19.30 Uhr, "Ein Sommernachtstraum.

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: Sa., 20 Uhr, San Francisco Symphony Orchestra; So., 11 Uhr, Opernhaus- und Museumsorchester; So., 19 Uhr, Sonntagabend-Konzert; Mozart-Saal: Sa., 20 Uhr, Premiere junger Künstler: Vardan Mamikonian, Klavier; So., 17 Uhr, Frankfurter Chöre stellen sich vor; Hindemith Saal: Sa., 20 Uhr, Kabarett Thomas C. Breuer - "Café Jähzorn"; So., 10.15 Uhr, Einführungsvortrag zum Konzert im Großen Saal.

Batschkapp, Maybachstr. 24: So.,20 Uhr, Spin Doctors.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Humanimal Bunch.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Rosanna & Zélia plus Band, Musica Brasileira.

Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: Sa./ 19.30 Uhr, Sixpack; So., 19.30 Uhr, Two Fingers.

Music-Hall, Voltastr. 74: Sa., 22 Uhr, The Start: Transnight.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Tshisungu Kalomba & Kassala.

Schlachthof, Deutschherrnufer 36: So., 11.30 Uhr, The Fab Four.

Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Funtime; So., 19 Uhr, Blues Bube.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1-7: Cuba Libre, lateinamerikanische Tanzparty.

Spritzenhaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 21 Uhr, Nyce Cryce; So., 15 Uhr, Merlins Fantasy Farm; 21 Uhr, Message in a Bembel.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Jerome Hindmon & Friends; So., 20.15 Uhr, Musikertreff.

Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. 19 Uhr, Caminos Cruzados; So., 18 Uhr, Salvador Lastra.

Jazzkneipe, Berliner Str.70: Sa., 22 Uhr, Bryan Anderson Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.

Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Harald Neudert Trio.

Mampf, Sandweg 64: So., 21 Uhr, Walter Haimann, Piano solo.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: Sa., 19.30 Uhr, Unforgettable Memories.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Nostradamus, Lange Str. 59: Sa., 21.30 Uhr, Psychedelic & Progressive Underground 1967-1974, "Attempt to restore".

Zentrum, Hinter der schönen Aussicht 11: Sa., 21.30 Uhr, Judy Moon.

Titania, Basaltstr. 23: Sa., 20 Uhr, Tanz im Titania.

Hotel Kempinski, Gravenbruch: So., 14 Uhr, Schellack-Party.

Bürgerhaus Gallus, Frankenallee 111: Sa., 15 Uhr, Caféhaus Unterwegs.

Bürgerhaus Südbahnhof: Sa., 20 Uhr, Salsa Tanz-Party.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20 Uhr, Crawfish Rockabilly Ball.

Ev. Dornbuschgemeinde, Carl-Goerdeler-Str. 1: Sa., 19 Uhr, Orchesterkonzert.

Kammeroper, Nordendstr. 60: Sa., So., 20 Uhr, Der Barbier von Sevilla.

Jahrhunderthalle Hoechst: Sa., 16, 20 Uhr, Glenn Miller Orchestra; So., 20 Uhr, San Francisco Symhony.

Dr. Hoch's Konservatorium, Hebelstr. 15-19: So., 11 Uhr, Zeitgenössische improvisierte Musik.

Festgeburgkirche, An der Wolfsweide 58: So., 19.30 Uhr, Gasteig Quartett.

Ev. Cyriakuskirche, auf der Insel: Sa., 18 Uhr, Orgelmusik zur Passion.

Ev. Auferstehungskirche, Graebestr. 8: So., 18 Uhr, Gitarrenkonzert, "Granados Trio".

Ev. Kirche Cantate Domino, Ernst- Kahn-Str. 14: So., 18 Uhr, Musik von Frauen: Marianna Martines, "Quarta Missa". Alte Nikolaikirche, Römerberg: Sa. und So., 19 Uhr, Johannes-Passion.

Musik im Palmengarten, Festsaal: So., 15.30 Uhr, MV Dreieich.

Im Blickpunkt: Indonesien Der General läßt Leine

Zum sechsten Mal wurde der "lächelnde General" Suharto von der indonesischen Volksversammlung einstimmig zum Präsidenten des 170 Millionen-Volkes gewählt. Auf Suhartos Vorschlag wurde der ehemalige Oberbefehlshaber der Streitkräfte, General Try Sutrisno, sein Vizepräsident. Diese Wahl deutet an, daß das Militär auch in einer Ära nach Suharto nicht auf seinen dominanten Einfluß in der Politik verzichten wird. Da Suharto erneut der einzige Kandidat war, dauerte seine Wahl ganze 35 Minuten, das Ergebnis stand bereits seit Monaten fest. Selbst wenn sich ein Gegenkandidat hätte finden lassen - was einem politischen Selbstmord gleichkäme -, hätte Suharto nicht um eine Mehrheit fürchten müssen. Hat er doch 600 Delegierte der Volksversammlung handverlesen und selbst ernannt, von den übrigen 400 ist der größte Teil ebenfalls Amtsinhaber von Suhartos Gnaden.

Gemäß den Erwartungen, entschied sich Suharto für den ehemaligen Oberbefehlshaber der Streitkräfte, General Try Sutrisno, als seinen Vizepräsidenten. Die Wahl Sutrisnos hat über das im wesentlichen zeremonielle Amt hinaus Gewicht. Suharto ist 71 Jahre alt und hat bislang keinen Kronprinzen ernannt. Eine weitere Amtsperiode dürfte für den Präsidenten nicht in Frage kommen. Sutrisno, 57, gilt vorerst als der Erbe des Präsidenten. Sutrisno ist dem Präsidenten loyal ergeben. Seine militärische Laufbahn begann in einem Pionierregiment. 1972 wurde er von Suharto als sein persönlicher Adjutant in das Präsidentenpalais geholt. Vier Jahre später stieg er zum Generalstabschef des Regionalkommandeurs von Ost-Timor auf, befehligte danach die Truppen auf Sumatra und die Garnison von Jakarta. 1988 rückte er für den erst jüngst in Pension geschickten Verteidigungsminister L. B. Murdani zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte auf.

Sutrisno ist ein hartnäckiger Anhänger der "Zwifungsi", der uneingeschränkten Verantwortung der Militärs für die äußere Sicherheit sowie ihrer Mitverantwortung in der Politik. Mit diesem politischen Kredo tritt er in die Fußstapfen des Präsidenten.

Seine militärische Laufbahn ist achtunggebietend, in der Politik ist Sutrisno bisher noch ein unbeschriebenes Blatt. Sutrisnos impulsive Verteidigung des völkerrechtlich umstrittenen indonesischen Regiments über Ost-Timor nach dem Massaker von 1991 gegenüber dem Parlament läßt die Frage offen, ob er wie Suharto der verbindliche Mann an der Spitze des Staates sein könnte, der diesen Archipel der sozialen und politischen Gegensätze zum Konsens führen kann. Sutrisno gilt als eigenwillig und selbstgerecht, als jemand, der nicht gerne zuhört und Kritik kaum erträgt.

Die nächsten Jahre an der Seite Suhartos mögen seine Lehrjahre sein, die aus dem Soldaten einen Politiker machen. Zunächst aber ist gewiß, daß mit Sutrisno als dem potentiellen Nachfolger Suhartos der Weg zu einer zivilen Demokratie in Indonesien beschwerlicher geworden ist.

Zwar hat Suharto selbst in jüngster Zeit auffällig die muslimischen Kräfte im Staat umworben, mit Sutrisno als Vizepräsidenten entschied er sich jedoch für einen Mann, der als uneingeschränkter Verfechter von Pancasila gilt, der säkularen, auf Konsens abgestimmten Staatsphilosophie. Sutrisno ist zwar Muslim mit guten Beziehungen zu diesen muslimischen Kräften, er hat jedoch wiederholt einer Islamisierung der Politik eine Absage erteilt. Mit der gleichen Unbeugsamkeit ist er auch jenen Kräften gegenübergetreten, die eine basisorientierte Demokratisierung Indonesiens anstreben.

Sutrisno wird die Nachfolge Suhartos nicht automatisch antreten, es sei denn, daß der Präsident seine Amtsperiode nicht durchzustehen vermag. Suharto hat bislang seinen Vizepräsidenten wenig Spielraum zum selbständigen Handeln gelassen. Sollte er Sutrisno ernsthaft als Nachfolger ansehen, wird er seinem neuen Vize eine aktivere Rolle zuteilen müssen. Dennoch muß sich Sutrisno in fünf Jahren zur Wahl stellen, und bis dahin muß er vor allem die nominelle Opposition in der indonesischen Politik, die muslimisch orientierte Vereinigte Entwicklungspartei und die Christlich-Nationalen Demokraten, überzeugen. Zu diesem Zweck, so prophezeit ein führender Politiker in der Regierungsfraktion GOLKAR, wird ihm Suharto genügend Leine lassen - selbst auf die Gefahr hin, daß er sich damit erhängt. JÜRGEN DAUTH (Singapur)

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Schaumainkai 63, Tel. 6 05 09 80: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen Mi., 18.30 Uhr, Sa./ So., 11 Uhr; Graphische Sammlung; Anselm Kiefer "Über Räume und Völker" (bis Frühjahr 1993); Stephan Balkenhol "Skulpturen im Städelgarten" (bis Frühjahr 1993); "Augen-Blick mal" - Ausstellung mit Ergebnissen aus den Mal- und Zeichenklassen (bis 5.5.); "Dan Flavin - Lichträume" (bis 22. 8.).

Museum für Moderne Kunst, Domstraße 10, Tel. 212 304 47: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Sa., 12 bis 19 Uhr; Zeitgenössische Kunst von 1960 bis heute; Szenenwechsel III: Alighiero e Boetti, Albert Oehlen, Gotthard Graubner, Martin Honert, Donald Judd, Stephan Melzl, Bruce Nauman, Jean Frédéric Schnyder, Manfred Stumpf (bis 26. 3.); Jahrhunderthalle Hoechst, Silostraße: Silvia Bächli, Heimer Blum, Walter Dahn, Peter Rösel, Manfred Stumpf (bis 12. 4.).

Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 7 54 20: Mo., Di., Do., Fr., 9 bis 17 Uhr; Mi., 9 bis 20 Uhr; Sa./So., 9 bis 18 Uhr; Führungen So., 10.30 Uhr, Mi., 18 Uhr; Daueraustellung "Achate"; "Weg zur Unsterblichkeit - Mumien und Mumifizierung im alten Ägypten"; "Die Geologie der Erde"; "Fossilien aus Messel"; Sonderausstellungen: "Plakatwettbewerb hessischer Museen" (bis Ende März); "Zur Geschichte der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft".

Historisches Museum, Saalgasse 19, Tel. 2 12 - 3 55 99: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Bibliothek: z. Z., geschlossen; Graphische Sammlung: Di. bis Do., 10 bis 13 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 11 Uhr sowie nach Vereinbarung unter Tel. 2 12 - 34 611; Dauerausstellungen Altstadtmodell, -grabung, Saalhofkapelle, Frankfurter Fayencen, Frankfurter Ratssilber, Goldschmiedewerkstatt, bürgerliche Sammlungen des 18. Jh.; Historische Dokumentation 16.-18. Jahrhundert; Sonderausstellungen: "Anne aus Frankfurt" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Frankfurter Malerei des 19. und frühen 20. Jahrhunderts" (bis 4. 4.); "Deutsche und Polen - Vom Feindbild zur Aussöhnung, eine satirische Gegenüberstellung (1848-1991) (bis 18. 4.).

Kindermuseum im Historischen Museum, Saalgasse 19: Öffnungszeiten s. Historisches Museum; "Exil-Bilder und Zeichnungen kurdischer Kinder" (bis 4. 4.).

Frankfurter Äpfelweinmuseum, Gaststätte "Historix" im Historischen Museum: regelmäßige Führungen, Mi., 18 Uhr, an Wochenenden nach Vereinbarung, Anmeldung Tel. 212 - 3 77 73.

Münzkabinett, Saalgasse 19: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Glaspasten, geschnittene Steine, Arabische Münzgewichte, Münzen der Kelten, Münzen der römischen Kaiser in Alexandrien.

Liebieghaus, Museum alter Plastik, Schaumainkai 71, Tel. 2 12 - 3 86 17: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 b. 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr.

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17, Tel. 2 12 - 3 40 37: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; allgemeine Führungen, So., 11 Uhr; Dauerausstellungen: I. Europäisches Kunsthandwerk, II. Kunst und Kunsthandwerk Ostasiens, III. Islamisches Kunsthandwerk, IV. Buchkunst und Graphik 14. bis 20. Jahrhundert, V. Russische Ikonen vom 18. bis 20. Jahrhundert; Sonderausstellung II "Ausgewählte Uhren" (bis zum 4. 7.); "Das Neue Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst" (bis 6. 6.).

Deutsches Filmmuseum, Schaumainkai 41, Tel. 212 - 3 88 30: Bibliothek, Di. bis Fr., 13 bis 17 Uhr; Mi. bis 19 Uhr, geöffnet; Dauerausstellungen I und II, Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, Tel. 212 - 3 84 71: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Führungen So., 11 Uhr, Mi., 18 Uhr, Gruppenführungen nach Absprache; "Türdrücker der Moderne" (is 12. 4.).

Ikonen-Museum im Deutschordenshaus, Brückenstraße 3-7: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi. bis 20 Uhr.

Jüdisches Museum, Untermainkai 14-15, Tel. 212 - 3 50 00: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; Mi., 10 bis 20 Uhr; Führungen: Mi., 18 Uhr, So., 14 Uhr in der Dauer- sowie Mi., 17 Uhr, So., 15 Uhr, in der Sonderausstellung; Dauerausstellung "Jüdisches Leben"; "Historische Ausstellung I (1100-1800) und II (1800-1950); "Zedaka - Jüdische Sozialarbeit im Wandel der Zeit" (bis 9.5.).

Museum Judengassse, Börneplatz: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr, Dauerausstellung "Die Frankfurter Judengasse: Fundamente - Geschichte - Alltagsleben"; Sonderausstellung "Stationen des Vergessens - Der Börneplatzkonflikt". Museum für Vor- und Frühgeschichte, im Karmeliterkloster, Karmelitergasse/ Ecke Alte Mainzer Gasse, Tel. 212 - 3 58 96: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellung; "Mensch und Natur in der Jungsteinzeit" - Tastausstellung für Blinde & Sehbehinderte (geöffnet nach tel. Vereinbarung: 212 - 3 58 95; bis 30. 6. 94).

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, "Mythos Maske - Ideen, Menschen, Weltbilder" (bis Ende 94); Cafeteria: Bilder der Aktion "Malen, was wir denken - für ein friedliches Zusammenleben von Deutschen und Ausländern in unserer Stadt" (bis Mitte März).

Deutsches Postmuseum, Schaumainkai 53, Tel. 6 06 00: Di. bis So. 10 bis 17 Uhr, Mi. 10 bis 20 Uhr.

Goethehaus und Goethemuseum, Großer Hirschgraben 23, Telefon 28 28 24: Mo. bis Sa., 9 bis 17.30 Uhr, So., 10 bis 13 Uhr; Führungen werktags um 10.30 und 14 Uhr, So., 10.30 Uhr; Kabinettausstellung "Neues aus den Sammlungen des Frankfurter Goethe-Museums" (bis auf weiteres); Sonderausstellung "Goethes Vater reist in Italien" (bis 14. 3.).

Stoltzemuseum, Töngesgasse 34-36, Tel. 21 70 - 22 66: Mo. bis Fr., 9.30 bis 17 Uhr, Mi., 10 bis 20 Uhr; Dauerausstellungen "Friedrich Stoltze als Zeitzeuge des 19. Jahrhunderts" und "Leben und Werk des Mundartautors und Satirikers Friedrich Stoltze; Sonderausstellung "Kaspers lustige Streiche oder Friedrich Stoltze für kleine und große Kinder" (bis 31. 3.).

Steinhausen-Museum, Wolfsgangstr. 152: Ausstellung "Rose Steinhausen - Ein Leben für das Werk des Vaters".

Stadtwerke Verkehrsmuseum, Schwanheim, Rheinlandstraße, Tel. 2 13 -2 62 09: Sa., So. und feiertags, 10 bis 18 Uhr, Führungen nach tel. Vereinb.; ständige Ausstellung "Von der Pferdebahn zur U- Bahn".

Frankfurter Feldbahnmuseum, Am Römerhof 15 a, Tel. 70 92 92: jeden ersten So. im Monat, 14 bis 17 Uhr.

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstraße 20, Tel. 74 79 69: Di. bis So., 10 bis 17 Uhr; "Struwwelpeter aus aller Welt, Bilder, Dokumente, Bücher"; Sonderausstellung "Von Struwwelhitler bis Punkerpeter" (bis auf weiteres); "Struwwelpeter mit italienischen Augen gesehen"; "Struwwelpeter trifft Max und Moritz".

Struwwelpetermuseum, Sammlung der Originale Dr. Heinrich Hoffmanns, Hochstraße 45-47, Tel. 28 13 33: täglich außer Mo., 11 bis 17 Uhr, Mi. 11 bis 20 Uhr; Sonderausstellung "Russische Kinder malen den Struwwelpeter" (bis auf weiteres).

Dommuseum, Am Domplatz, Tel. 29 07 87: Di. bis Fr., 10 bis 17 Uhr, Sa., So., Feiertag, 11 bis 17 Uhr; Dom-Führungen täglich, 15 Uhr; Museumsführungen Di. bis Fr., 11 Uhr; Ausstellung kostbarster und schönster liturgischer Geräte und Paramente des früheren Stifts und der heutigen Stadtpfarrei St. Bartholomäus; Modelle, Grundrisse und Reproduktionen über die Baugeschichte der Kirche und Krönungen im Frankfurter Kaiserdom im Kreuzgang der Domkirche.

Uhren- und Schmuckmuseum im Glockenspielhaus, Höchst, Hostatostraße 3, Tel. 30 30 30: jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 16 Uhr, und nach Vereinbarung; Ausstellung wertvoller Exponate, die die geschichtliche und technische Entwicklung aufzeigen.

Museum für Höchster Geschichte und Firmenmuseum der Hoechst AG, Höchster Schloßplatz 16, Tel. 30 32 49: täglich, 10 bis 16 Uhr, Juden in Höchst am Main.

Heimatmuseum Bergen-Enkheim, Altes Rathaus, Marktstraße, Tel. 3 23 44: So., 15 bis 18 Uhr, Do., 20 bis 21.30 Uhr; Ortsgeschichte, Römerzeit, Vor- und Frühgeschichte, volkskundliche Abteilung, Naturgeschichte, Erdgeschichte.

Heimatmuseum Schwanheim, Wilhelm-Kobelt-Haus, Alt-Schwanheim 6, Tel. 35 60 07: So., 10 bis 12 Uhr (oder nach tel. Vereinbarung mit Erwin Schneider).

Heimatmuseum Nied, Beunestraße 9 a: So., 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung.

Zeppelin-Museum, Kapitän-Lehmann- Straße 2, Zeppelinheim, Tel. 69 43 90: Fr. bis So. und feiertags, 9 bis 17 Uhr, Di. bis Do., für Gruppen nach Anmeldung.

Schirn Kunsthalle, Am Römerberg: Mo., 14 bis 18 Uhr, Di. bis Fr., 10 bis 22 Uhr, Sa./So., feiertags 10 bis 19 Uhr, Allgemeine Führungen Di., 11 Uhr u. Di./Do; Sonderausstellung "Das blaue Haus - Die Welt der Frieda Kahlo" (bis 23. 5.).".

Förderverein Schöneres Frankfurt: 15 Arbeiten zeitgenössischer Künstler im Stadtgebiet; Info bei der Bürgerinformation am Römerberg.

JAL-Galerie, Am Roßmarkt 15, Tel. 13 600: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr, Japanische Graphik der Gegenwart (bis 12. 3.).

Galerie Baby K., Hanauer Landstr. 139, Tel. 49 52 90: Mo. bis Fr., 15 bis 20 Uhr, "7 Künstler" (bis 12. 3.).

Amerika Haus, Staufenstraße 1, Tel. 72 28 60: Di., Do., Fr., 12.30 bis 17.30 Uhr, Mi., 12.30 bis 19.30 Uhr; Sandra Baker Finn - Sculpture "Allegorische Figuren zwischen 1987 und 1993" (bis 12. 3.).

Galerie Appel & Fertsch, Corneliusstr. 30, Tel. 74 93 77: Di. bis Fr., 13 bis 18 Uhr, Sa., 10-13 Uhr, Giorgio Griffa (bis 13. 3.).

Galerie Wolfhard Viertel, Robert- Mayer-Str. 54, Tel. 77 70 69: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Thomas Bahr - Farbholzschnitte, Zeichnung & Malerei (bis 15. 3.).

Buchladen Land in Sicht, Rotteckstr. 13: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, F.W. Bernstein & Heide Völckner - Karikaturen & Postkartenkorrespondenz (bis 15. 3.).

Galerie Martina Detterer, Hanauer Landstr. 20-22, Tel. 49 29 22: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Stephan Melzl (bis 18. 3.).

Galerie Voges & Deisen, Weberstr. 23 HH, Tel. 55 74 54: Di., Do. & Fr., 12 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stuart Brisley - "Anonyme" (bis 20. 3.).

Kommunale Galerie im Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So, 11 bis 18 Uhr, Mi, bis 20 Uhr; Peter McClennan - "Displaced Portraits", Farbfotografien (bis 21. 3.).

Galerie Poller, Kirchnerstr. 1-3, Tel. 28 52 69: Mo. bis Fr., 10 bis 18.30 Uhr, Sa., bis 14 Uhr, Martina Bernasko - "Malerei" (bis 21. 3.).

Galerie Vetro, Oeder Weg/Querstr. 2, Tel. 55 12 79: Di. bis Fr., 10 bis 14 Uhr & 15 bis 18.30 Uhr, Do., bis 20.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr, Vera Zacek & Ronald Rudek - Prager Akademie (bis 25. 3.).

Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse: Mo. bis Sa., 16 bis 20 Uhr, Bob Lloyd - Lithographien (bis 26. 3.).

Frauenkulturhaus, Am Industriehof 7-9, Tel. 70 10 17: Judith Düsberg - "Fotoinstallationen" (bis 26. 3.).

Galerie Nikolaus Fischer, Braubachstr. 32, Tel. 29 24 47: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr, Stephen McKenna - Ölbilder & Aquarelle (bis 26. 3.).

Galerie Frank Hänel, Braubachstr. 26, Tel. 29 46 64: Harald Gallasch, Wolfgang Opitz, A.R. Penck - "Lücke-TPT" (bis 27. 3.).

Galerie Hubert Nising, Saalgasse 6, Tel. 2 02 13: Di., 14 bis 18.30 Uhr, Mi. bis Fr., 11 bis 18.30 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Künstler der Galerie (bis 27. 3.).

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Di. bis So., 12 bis 18 Uhr, Fotografie an der HfG Ulm 1953-1968 - "Objekt + Objektiv = Objektivität" (bis 28. 3.).

Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: täglich, 11 bis 17 Uhr; Spasa Milasinovic - "Menschenbilder" (bis 28. 3.).

Fotografie Forum, Leinwandhaus, Weckmarkt 17: Di. bis So., 11 bis 17 Uhr, Ida Nappelbaum - Russische Fotografie Retrospektive 1865-1945 (bis 28. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Frankfurter Kunstkabinett Hanna Bekker vom Rath, Börsenplatz 13-15, Tel. 28 10 85: Mo. bis Fr., 10 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Bernd Wolf, Malerei / Irene von Mering, Fotografien (bis 30. 3.).

Galerie Gres, Eschersheimer Landstr. 94, Tel. 59 92 02: Di. bis Fr., 12 bis 19 Uhr, Sa., 12 bis 14 Uhr, Elisabeth Corvey (bis 2. 4.).

Galerie Lüpke, Braubachstr. 37, Tel. 29 11 34: Mo. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr; Thomas Deyle, "Behind Bars 1-3, 1993" (bis 3. 4.).

Portikus, Schöne Aussicht 2, Tel. 60 50 08 30: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi., 11 bis 20 Uhr; Frederic Bruly Bouabre (bis 4. 4.).

Graphisches Kabinett im Westend, Barckhausstr. 6: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Carl Heinz Kliemann - Neue Holzschnitte (bis 8. 4.).

Galerie Rothe, Barckhausstr. 6, Tel. 72 27 17: Di. bis Fr., 11 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr; Christa von Schnitzler, Gisela Nietmann - neue Plastiken und Arbeiten auf Papier (bis 8. 4.).

Galerie Wasserweg 4, Elke Jordy, Tel. 61 96 14 od. 51 21 43: Di. u. Do., 17 bis 20 Uhr; Michael Fann - Die Arche, Bilder und Objekte (bis 8. 4.).

Galerie Schwind, Braubachstr., 24, Tel. 28 70 72: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Sylvia Hagen, Werner Stötzer - Skulpturen und Zeichnungen (bis 10. 4.).

Frankfurter Westend Galerie, Arndtstr. 12, Tel. 74 67 52: Di. bis Fr., 10-13 Uhr, Sa., 11-14 Uhr, Tommaso Cascella - Arbeiten auf Papier, Holz, Keramik (bis 10. 4.).

Galerie Wild, Bettinastr. 30, Tel. 741 08 23: Di. bis Fr., 13 bis 18.30 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Neue Arbeiten von Robert Zielasco (bis 14. 4.).

Galerie Hilger, Beethovenstr. 71, Tel. 74 82 74: Di. bis Fr., 12 bis 18 Uhr; Alfred Hrdlicka zum 65. Geburtstag - Zeichnungen, Bronze, Grafik (bis 15. 4.).

Galerie & Edition Artelier, Niddastr. 66-68, Tel. 25 30 61: Mo. bis Fr., 14 bis 18 Uhr, Martin Kippenberger - "Inhalt auf Reisen".

Galerie Springer & Winckler, Niddastr. 84, Tel. 23 24 02: Di. bis Fr., 11-13 Uhr u. 14.30-18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Markus Lüpertz - Arbeiten auf Papier (bis 17. 4.).

Galerie an der Galluswarte, Mainzer Landstr. 269, Tel. 730 60 00: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 14 Uhr u.n.V.; Armin Gehret - farbige Zeichnungen (bis 23. 4.).

Galerie Tobias Hirschmann, Oppenheimer Landstr. 27, Tel. 62 00 36: Di. bis Fr., 11 bis 13 Uhr u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Guillem Nadal - Bilder, Skulpturen und Zeichnungen (bis 27. 4.).

Galerie Niedenau, Niedenau 61/63, 5. OG: Mo. bis Do., 8 bis 16 Uhr, Fr., 8 bis 12 Uhr; Iris Baumgartl-Adam, Aquarelle und Pastellzeichnungen (bis 30. 4.).

Galerie Raphael, Grüneburgweg 89, Tel. 72 90 37: Di. bis Fr., 15 bis 19 Uhr, Sa., 11 bis 14 Uhr; Shoichi Hasegawa - Ölbilder, Aquarelle, Radierungen (bis 30. 4.).

Galerie Timm Gierig, Leinwandhaus, Weckmarkt 17, Tel. 28 71 11: Di. bis Fr., 10 bis 13 u. 14 bis 18 Uhr, Sa., 10 bis 17 Uhr, So., 12 bis 17 Uhr; Arno Rink - Bilder, Papierarbeiten (bis 30. 4.).

L.A. Galerie, Fahrgasse 87, Tel. 28 86 87: Di., Mi., Fr., 13 bis 18 Uhr, Do., 13 bis 20 Uhr, Sa., 11 bis 16 Uhr; Mabel Palacin & Marc Viaplana (bis 1. 5.).

Anwaltskanzlei, Höhenstr. 36-38: Solveig Stickler - Aquarelle/Collagen (bis 8.5.).

Ausstellungen

Palmengarten, Siesmayerstr. 63: tägl. 9 bis 16 Uhr, Galerie West: "Frühlingsblumen" (bis 14. 3.).

Sozialverwaltung, Berliner Str. 33-35/ III. OG: tägl. 10 bis 16, Projekte von Behinderten & Nichtbehinderten - "Kunst als Kommunikation (bis 12. 3.).

Stadtteilbücherei Höchst, Michael- Stumpf-Str.: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Buchausstellung "Angst vor dem Fremden - Rassismus in Deutschland" (bis 12. 3.).

GDA-Wohnstift Frankfurt am Zoo, Waldschmidtstr. 6: Do. bis Sa., 15 bis 20 Uhr, So., 10 bis 15 Uhr; "Sparbüchsen vom 18. Jahrhundert bis heute" - Sammlung eines Bewohners, (bis 18. 3.).

Stadtwerke, Beratungszentrum, Hauptwache: Mo. bis Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 13 Uhr; Elektro-Großgeräte im Kleinformat (bis 24. 3.).

Literaturhaus, Bockenheimer Landstr. 102: So. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; George Sand - "Zeichnungen und Aquarelle" (bis 25. 3.).

Heussenstamm Stiftung, Barckhausstr. 1-3: Di. bis Fr., 16 bis 19 Uhr, Sa./So., 11 bis 13 Uhr; Lissy Theißen - Seidenmalerei. (bis 26. 3.).

Nordweststadtbücherei, Nidaforum 6: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Fotoausstellung Daniel Fuchs (bis 26. 3.).

Senioren-Treffpunkt, Eschersheimer Landstr. 42-44: Mo. bis Do., 9 bis 16 Uhr, Fr. 9 bis 14 Uhr, Städtischer Malwettbewerb - "Ein Bild von einer Stadt" (bis Ende März).

Stadtteilbücherei Griesheim, Schwarzerlenweg 57, Tel. 38 16 17: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr; Foto-Ausstellung "Die Leser - Das Buch" (bis 31. 3.).

Stadtteilbücherei Rödelheim, Radilostr. 17-19, Tel. 78 30 58: Di. bis Fr., 11 bis 19 Uhr, Sa., 10 bis 13 Uhr; Foto-Ausstellung "Der Fremde, die Fremde, das Fremde" - Jugendfotografie in Nordhessen 1992 (bis 2. 4.).

Zentralbibliothek, Stadtbücherei, Zeil 17-23: Dienstag bis Freitag, 10 bis 19 Uhr; "Die schönsten deutschen Bücher 1992" (bis 3.4.).

Ausstellungshalle Karmeliterkloster, Kreuzgang, Münzgasse 9: Di. bis So., 11 bis 18 Uhr, Mi. bis 20 Uhr; Bildhauerwerkstatt Christa von Schnitzler und Gisela Nietmann (bis 4. 4.).

Ausstellungsraum Florian Haas / Martin Schmidl, Alte Mainzer Gasse 4-6: Fr. bis So., 13 bis 18.30 Uhr; Andreas Siekmann, "Wir fahren für Bakunin" (bis 4. 4.).

Lokal Pelikan, Jordanstr. 19: Mo. bis Fr., 12 bis 15 und 18 bis 24 Uhr, Sa., 18 bis 2 Uhr; Anibal Del Rio, Malerei (bis 15. 4.).

Immanenz, Basaltstr. 52, Tel. 707 11 19: Carola Gänsslen - Möbeldesign und Steinzeug-Gefäße (bis 20. 4.).

Büchergilde Gutenberg, Theaterplatz 2 (Ladengalerie BfG-Hochhaus): während der Geschäfts-Öffnungszeiten; Kupferstiche des Leipziger Künstlers Baldwin Zettl (bis 17. 4.).

Bürgerhaus Südbahnhof, Diesterwegplatz: "Gegen Gewalt" - Bilder, Skulpturen, Environments und Videos aus hessischen Schulen (bis 30. 4.).

Hessischer Rundfunk, Betramstr. 8: Mo. bis Fr., 9 bis 19 Uhr, "Im Grunde hasse ich Erinnerungen", Schicksale jüdischer Rundfunkmitarbeiter (bis 20. 5.).

Altenpflegeheim Bockenheim, Friesengasse 7: täglich, bis 21 Uhr; Malerei von Jochen Roth (bis Ende Mai).

Ökozentrum / Eine Welt Laden, Schäfergasse 46: "Das Recht auf Asyl bleibt" (bis auf weiteres).

Deutsche Bibliothek, Zeppelinallee 4-8: Mo. bis Do., 9 bis 20 Uhr, Fr., 9 bis 18 Uhr, Sa., 9 bis 17 Uhr; "Deutsche Intellektuelle im Exil", (bis 5. 6.).

Institut für Jugendbuchforschung, Myliusstr. 30: Mo. bis Do., 10 bis 16 Uhr, "Großstadt in der Kinderliteratur 1900 bis 1933 - Motive in Texten und Bildern" (bis 2. 12.). Chaplin-Archiv, Klarastr. 5: Fr., 17 bis 19 Uhr.

Jugendamt, Abt. Jugendpflege, Zeil 57: Mo. bis Fr., 8 bis 18.30 Uhr; "Jugendpflege Frankfurt im Spiegel von Plakaten".

Zentrale Meldestelle, Zeil 3: Mo. u. Mi., 7.30 bis 13.30 Uhr, Do., 10 bis 13.30 u. 15 bis 18 Uhr, Fr., 7.30 bis 13 Uhr; "Kunst im Amt" - Bilder von Künstlern aus dem Rhein-Main-Gebiet (bis auf weiteres).

Echt German

Über diese putzigen kleinen 200- Meter-Häuschen, die wir hier rumstehen haben, konnten sie nur lächeln, die Freunde aus New York, die unlängst zu Besuch in der Mainmetropole waren. Da interessierte sie schon eher die hiesige Kneipenszene, vor allem jene mit echter "German Gemutlichkeit". Also nix wie hin mit ihnen zum Ebbelwei.

Das fanden sie nun wirklich toll, nein, nicht unbedingt das gewöhnungsbedürftige Frankfurter Nationalgetränk, sondern die Deckelchen auf dem gerippten Glas. Und nachdem sie erfahren hatten, warum wir diese Dinger verwenden - nicht nur im Sommer, damit keine Mücken im Stöffche landen, sondern auch im Saale, weil der Nachbar vielleicht eine feuchte Aussprache hat - da waren sie begeistert.

Also haben wir ihnen zum Abschied so zwei Souvenirs gekauft, zum stolzen Stückpreis von 29 Mark. Dafür haben sie nun etwas, das sie ihren Enkelkindern vererben können, sind die Dinger doch aus echtem deutschen Eichenholz mit Zinn-Emblem, den Frankfurter Adler darstellend.

Da wird man in ihrem italienischen Stammlokal auf der Fifth Avenue aber Augen machen, wenn sie zum ersten Mal ihr Frascati-Glas mit den Deckelchen zieren . . . Ihr Bastian

TV Steinau, Handball Gute Noten gegen Wallau-Massenheim

Bevor es am Sonntag (17 Uhr, Am Steines) gegen den Tabellensechsten HSG Angersbach/Mahr zu einer weiteren Pflichtaufgabe in der Bezirksliga Fulda kommt, durften die Handballer des TV Steinau gegen den Deutschen Meister SG Wallau-Massenheim ein Kür auf das Parkett legen. Sie bestanden diese Aufgabe mit guten Noten und ein achtbaren 20:36 (10:19). Beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Teams war der TV sogar siegreich gewesen: 1976 in der Kreisklasse . . .

17 Jahre später ist die SG Wallau-Massenheim die beste deutsche Vereinsmannschaft, während die Steinauer einen weiteren Anlauf unternehmen, aus der Bezirks- in die Oberliga aufzusteigen. Vor 500 Zuschauern war der Klassenunterschied nicht allzu gravierend. Die Gastgeber spielten respektlos auf, die Gäste "zauberten" nur phasenweise. Kempatricks vom Handballer des Jahres Mikael Källmann und Stephan Schöne standen die Steinauer Jan Kienzler und Marc Schmidt nicht nach. Torwart Kienzler überlistete den Altinternationalen Hofmann im Tor des Meisters mit einem direkten Wurf unter die Latte, Jungtalent Marc Schmidt erzielte acht Tore und war kaum zu bremsen. TV Steinau: Jan Kienzler (1. bis 30.) und Jürgen Schmidt (31. bis 60./ Tor); Marc Schmidt (8/1), Eldin Krso (4/1), Roland Kirchner (2), Stefan Schlotthauber (2), Michael Krüger (1), Dittmar Fink (1), Martin Engelhardt (1), Peter Basermann, Günter Metschan, Stefan Noll, Markus Meckl, Matthias Engelhardt. ppa

Steinkauz als Kronzeuge für den Umweltschutz Kontroversen beim Hearing "Umgehung Seligenstadt" Von unserem Redaktionsmitglied Martin Feldmann SELIGENSTADT. Im Planfeststellungsverfahren zur Südwest-Umgehung ist weiterhin keine Ende in Sicht. Beim zweiten Erörterungstermin unter Leitung von Regierungsdirektor Michael Hess, Vertreter des Darmstädter Regierungspräsidiums (RP), forderte gestern Dr. Bruno Deiss als Sprecher der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) und des Naturschutzbundes, das Verfahren einzustellen. Das Hessische Straßenbauamt Frankfurt habe als Planungsbehörde bislang keinen Nachweis erbracht, daß durch diesen ersten Abschnitt der Ortsumgehung die Seligenstädter City tatsächlich vom Verkehr entlastet werde. Nach Ansicht von Dieter Klußmeier, Chef der Planungsabteilung im Straßenbauamt, besteht dagegen kein Anlaß, die Akte "Umgehungsstraße" zu schließen. Klußmeier sagte im großen Sitzungssaal des Seligenstädter Rathauses, daß voraussichtlich wegen einiger Korrekturen an der Trassenführung die Pläne teilweise nochmals öffentlich ausgelegt werden müßten. Auf bestimmten Abschnitten seien die Anregungen aus Seligenstadt bereits berücksichtigt worden.

Für den Fall, daß es dann immer noch Widerstand gegen die Pläne gebe, müsse eine erneute Anhörung der Privatleute und Verbände - jener mit Einwendungen - folgen. Klußmeier: "Das Verfahren ließe sich aber dann vereinfachen."

Daß die Naturschutzverbände mit dem Procedere nicht einverstanden sind, bekräftigte der örtliche BUND-Vorsitzende Thorwald Ritter: "Wir haben zwei umweltfreundlichere Alternativen für die Trasse vorgelegt, die von den Straßenplanern nicht untersucht wurden. Es kann deshalb aber niemand behaupten, daß wir alles in die Länge ziehen."

Laut Thorwald Ritter gibt es immer noch keine Einigung zwischen dem Straßenbauamt und der Unteren und Oberen Naturschutzbehörde über einige Modalitäten. So vertreten nach Darstellung des BUND-Sprechers die Naturschutzbehörden die Auffassung, daß Straßenbauplanungen nicht ohne das sogenannte Biotopwertverfahren möglich seien.

Die Straßenbauer meinen indes, daß dies nicht verbindlich sei. Ebenso bestehe kein Zwang, die bundesweiten Richtlinien über die Zusammenarbeit von Straßenbauern und Naturschützern in Hessen anzuwenden. Nach Einschätzung von Thorwald Ritter muß die Landesregierung ein Machtwort sprechen, um die Differenzen zwischen den Behörden zu beseitigen.

Der erste, etwa 3,5 Kilometer lange Abschnitt der Seligenstädter Südwestumgehung, der von der Aschaffenburger bis zur Dudenhöfer Straße führen soll, wird nach den Berechnungen des Hessischen Straßenbauamtes etwa zwölf Millionen Mark kosten, einschließlich des Grunderwerbs. Vorgesehen ist, die Ortsumgehung später bis zur Frankfurter Straße und dann bis zur Steinheimer Straße weiterzubauen. Doch im Norden leistet die Gemeinde Hainburg energischen Widerstand gegen diese "große Variante".

Das RP muß zunächst an das hessische Verkehrsministerium eine wasserdichte Planung für den ersten Abschnitt der Umgehung - es handelt sich um eine Landesstraße - weiterleiten. Das Ministerium ist für den Planfeststellungsbeschluß zuständig, gegen den die Umweltschützer - so BUND-Sprecher Ritter - notfalls klagen werden.

Die Naturschützer sind der Meinung, daß angesichts der bundesweiten Finanzlage gar nicht abzusehen sei, ob und "Keine Entlastung" wann die Umgehungsstraße überhaupt gebaut werde. Laut Dr. Bruno Deiss kann der erste Abschnitt Seligenstadt keine Entlastung bringen. "Der Ziel- und Quellverkehr würde bleiben wie bisher."

Im übrigen sei nur eine Trasse, die näher an der Stadt vorbeiführe, aus umweltpolitischer Sicht zu akzeptieren. Während die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Tunnel für die ökologisch wertvollen Bäche im Süden der Stadt fordert, sagte BUND-Ritter, "daß ohne eine Verschiebung der Trasse in Richtung Stadt gar nichts läuft". Er wies auf die Gefährdung des Grundwassersystems hin, das für die Biotope lebenswichtig sei.

Hartmut Müller, Seligenstädter Vertreter der Staatlichen Vogelschutzwarte Frankfurt, äußerte Befürchtungen, daß die Umgehungsstraße den Lebensraum des seltenen Steinkauzes zerstöre: "Wir haben sechs Paare dort. Landesweit wurden nur 300 gezählt." Müller: "Die Umgehungsstraße in der geplanten Form wäre das Todesurteil für die Eulen."

Vater darf Kind öfter sehen Bundesverfassungsgericht: Das Kindeswohl ist entscheidend Von unserer Korrespondentin Ursula Knapp

KARLSRUHE, 11. März. Wie häufig und wie lange ein geschiedener Elternteil mit seinem Kind Umgang hat, ist am Kindeswohl zu orientieren. Mit diesem am Donnerstag veröffentlichten Beschluß hat eine Kammer des Bundesverfassungsgerichts (BVG) in Karlsruhe die Umgangsrechte eines geschiedenen Vaters gestärkt. Dem Mann war vom Oberlandesgericht (OLG) Koblenz abgesprochen worden, regelmäßig mit seinem fünfjährigen Kind gemeinsame Ferien zu verbringen. Das Urteil verletzt, so die einstimmige Entscheidung der drei Verfassungsrichter, das Elternrecht des Vaters. Das OLG muß den Fall erneut prüfen (Az.: 1 BvR 692/92).

Im vorliegenden Fall war die Mutter 1987 unmittelbar nach der Geburt des gemeinsamen Kindes zu ihrem neuen Lebenspartner gezogen. In der Folgezeit hatte der Vater zweimal wöchentlich Kontakt zu seinem Kind. Als die Ehe fünf Jahre später geschieden wurde, wollte der Vater sein Kind an jedem zweiten Wochenende volle zwei Tage bei sich haben und auch zwei Ferienwochen mit ihm verbringen. Die Mutter widersprach einem so weitgehenden Umgangsrecht. Nachdem ein kinderpsychologisches Gutachten ergab, daß das Kind "vorbehaltlose Zuneigung" zum Vater empfand und sich bei ihm sehr wohl fühlte, die Schwierigkeiten vielmehr von der Mutter herrührten, entsprach das zuständige Gericht dem Antrag des Vaters.

Auf die Beschwerde der Mutter hin beschränkte das Oberlandesgericht jedoch das Umgangsrecht des Vaters, da es im Verhältnis zu "vergleichbaren Fällen" zu weit gehe.

Die hiergegen eingelegte Verfassungsbeschwerde des Vaters hatte jetzt Erfolg. Die Kammer des Ersten BVG-Senats stellte klar, daß ein Abstellen auf Vergleichsfälle nicht genüge, vielmehr eine am Kindeswohl orientierte Einzelfallprüfung notwendig sei. Das OLG habe nicht konkret festgestellt, ob die weite Umgangsregelung dem Wohl des Kindes nicht besser entspreche als die von der Mutter angestrebte Beschränkung.

Rugby-Klub Heusenstamm, Qualifikation zur Ersten Bundesliga Besser mitgehalten, als es das zu klare Ergebnis besagt Heidelberger waren cleverer / Gegen München möchte man am Sonntag im Heimspiel das Punktekonto schon ausgleichen

Der Auftakt zur Qualifikationsrunde zur Ersten Rugby-Bundesliga wurde für das Team des RK Heusenstamm zum erwartet schweren Spiel. Mit 17:26 unterlagen die Heusenstammer dem Aufstiegs- Favoriten SCN Heidelberg. Dennoch gibt es für die Heusenstammer noch keinen Grund zu verzagen. Bereits am Sonntag (14.30 Uhr, Sportzentrum Martinsee) haben sie gegen den RFC München die Chan- ce, ihr Punktekonto auszugleichen. Nach einer starken Leistung in Heidelberg geht das Team der Trainer Terboczi und Doran optimistisch in die zweite Partie.

In der aktuellen Tabelle belegt der RK zwar nur den vierten Rang, doch die anstehenden fünf Partien bieten genügend Möglichkeiten, sich unter die ersten drei zu schieben und den Aufstieg zu schaffen. Auch der Münchener RFC ist ein schlagbarer Gegner. Das letzte Aufeinandertreffen beider Klubs gestaltete der RK in München mit 5:0 siegreich. Stefan Terboczi kann wieder auf die angeschlagenen Stefan Rothe und Harald Hees zurückgreifen, während der Einsatz des grippekranken Alexander Weidlich noch in Frage steht. Das Zusammenspiel und die Technik des RK-Teams haben sich im Laufe der Saison weiterhin verbessert. Den Heusenstammern braucht vor keinem Gegner mehr bange zu sein.

Auch den Heidelbergern, die als stärkstes Team der Aufstiegsrunde gelten, trotzten die Heusenstammer Respekt ab. Zunächst führten die Gäste früh mit 7:0 durch ihren Nationalspieler Kai Kocher. Nach feinem Doppelpaßspiel von Peter Knaak und Ralf Baum legte Stürmer Alexander Kotzek das Leder im Malfeld der Heidelberger zum 5:7 nieder. In der Folge drängte der RK die Gäste zwar weit zurück, doch die starken Heidelberger konnten sich immer wieder befreien. In dieser Phase stand die Heusenstammer Abwehr jedoch sicher. Durch einen Dropkick und einen Straftritt kam Heidelberg dennoch zum 13:5 zur Pause.

Gleich nach der Pause erhöhte Kocher auf 16:5, ehe wieder der RK zum Zuge kam. Matthias Kilian konnte, abgeblockt von seinen Kollegen, zum 10:16 einlegen, Stefan Rothe verpaßte aus ungünstigem Winkel die Erhöhung nur knapp. Mit James Preis und Harald Hees brachte der RK zwei neue Stürmer und bekam hierdurch "Oberwasser", vergab jedoch klare Einlaufmöglichkeiten durch überhastetes Abspiel. Durch einen Konter kamen die Heidelberger überraschend zum vorentscheidenden 21:10. Mehr als die Anschlußpunkte durch Peter Keller und Matthias Kilian sprang für die weiterhin stürmischen Gastgeber nicht mehr heraus. Als beim 17:21 der Ausgleich in der Luft lag, nutzten die Gäste einen Fehler und erzielten das 26:17. Dennoch war Stefan Terboczi mit seiner Mannschaft zufrieden, zumal der Sieg in greifbarer Nähe war. Ein Sonderlob des Trainers ernteten Mark Niedziella, Peter Knaak und Ralf Baum sowie die Stürmer Peter Keller, Alexander Kotzek, James Preiss und Co-Trainer Paul Doran. Eine Plazierung unter den ersten drei bleibt nach wie vor das große Ziel des RK Heusenstamm. Nach der gebotenen Leistung scheint dieses Vorhaben auch durchaus realistisch zu sein. Allerdings dürfen sich die Heusenstammer gegen München keine Niederlage erlauben.

RK HEUSENSTAMM: Marco Krapscha (Harald Hees), Jürgen Walke (Klaus Endlich), Ulrich Schuppert (James Preiss), Matthias Kilian, Peter Keller, Alexander Kotzek, Jörg Weidmann, Paul Doran, Ralf Baum, Peter Knaak, Stefan Rothe, Mark Niedziella, Bernd Weidmann, Oliver Weidlich, Jens Steinweg, David Madden. ina

Ohne Straßen kein Schlachthof Nach Bonner Kürzungen will SPD das Projekt "neu diskutieren"

Wenn das neue Verkehrsnetz um den geplanten Schlachthof in Nieder-Eschbach nicht zustande kommt, kann auch die Schlacht-Anlage selbst nicht gebaut werden. Das gesamte Vorhaben muß "neu diskutiert" werden. Diese Ansicht vertritt die SPD-Fraktion im Römer.

SPD-Geschäftsführer Franz Frey sagte am Donnerstag, der Beschluß für das Projekt sei immer mit der Bedingung einer guten Verkehrserschließung verknüpft gewesen. Darunter verstehe die SPD die vorgeschlagene Westumgehung Nieder-Eschbach, vor allem aber den neuen Autobahn-Anschluß Bonames der A 661. Beide Vorhaben mit Gesamtkosten von 50 Millionen Mark sind kaum zu verwirklichen, seit die CDU/FDP-Bundesregierung ihre Zuschüsse nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz

(GVFG) eingefroren hat. Derzeit verhandeln die Sozialdemokraten in Bonn mit CDU/CSU und FDP um die Wiederaufnahme der Finanzierung.

Die provisorische Verkehrserschließung über Berner Straße und Ben-Gurion-Ring, an der Hochhaus-Siedlung Bügel vorbei, sei nicht akzeptabel. Frey widersprach damit Planungsdezernent Martin Wentz (SPD), der erklärt hatte, die provisorische Anbindung reiche aus.

Fast im gesamten Frankfurter Norden hatte die SPD bei der Kommunalwahl Verluste von mehr als neun Prozent erlitten, am Bügel hatten besonders viele Menschen rechtsextreme Parteien gewählt.

Die Nieder-Eschbacher CDU forderte Wentz am Donnerstag zum Rücktritt auf. Das "vernichtende Wahlergebnis" für die Sozialdemokraten demonstriere, "daß die Menschen vor Ort ihren Kampf gegen die Schlachthofverlagerung lange nicht aufgegeben haben". Die Bevölkerung spreche sich klar gegen "die Schlachthof-Parteien SPD und Grüne" aus - Konsequenz könne nur Ausstieg aus dem Projekt sein. jg

Ist die Kompostieranlage umweltverträglich?

OBERURSEL. Der FDP-Stadtverordnete Dieter Rosentreter hat den Magistrat aufgefordert, eine Umweltverträglichkeitsstudie zu veröffentlichen, die für die geplante Kompostieranlage im Gewerbegebiet an den "Drei Hasen" erstellt worden ist. Es müsse sichergestellt sein, so Rosentreter, daß die Anlage zu keiner Geruchsbelästigung benachbarter Wohngebiete führe. hko

Junge Dietzenbacherin gewürgt und beraubt

DIETZENBACH. Eine 26jährige Frau wurde am Mittwoch abend unweit ihrer Wohnung in der Hammanngasse von zwei Unbekannten angegriffen. Während ihr der eine laut Polizei eine Schlinge um den Hals legte, versuchte der andere, ihre Handtasche zu entreißen. Die Frau wehrte sich vergeblich.

Erst als sich ein Autofahrer mit seinem Wagen näherte, flüchtete das Duo. Die 26jährige mußte sich in ambulante ärztliche Behandlung begeben.

Nach Angaben der Polizei sollen die Gesuchten zwischen 16 und 20 Jahren alt und etwa 1,60 bis 1,70 Meter groß sein. Ihr Haar ist schwarz und gelockt. Hinweise nimmt die Kripo in Offenbach entgegen (069 / 809 02 59). fin

Vielleicht bald ein Maakuh-Fest? In der City soll weniger, dafür niveauvoller gefeiert werden

OFFENBACH. Jene Ungeduldigen, die endlich wieder eine attraktive und urbane City haben wollen, mahnte der inzwischen dem Juso-Alter entwachsene 39jährige Stadtkämmerer und Wirtschaftsförderer Gerhard Grandke mit einer Erkenntnis des großen Mao so um Geduld: "Beim Aufbruch zum langen Marsch ist der erste Schritt der schwierigste. Wir haben schon mehr als diesen ersten Schritt getan, aber wir haben noch eine ganze Menge vor uns."

Grandke hatte vornehmlich Einzelhändler und Gastronomen ins Rathaus eingeladen, um mit ihnen über Attraktivitäts- und Imageverbesserungen der Innenstadt nachzudenken. Dabei präsentierte er ihnen die vielen Projekte, die neue Laden-, Büro- und Gewerbeflächen, neue Wohnungen für den gehobenen Anspruch, die bis 1995 zeitgleich mit der S-Bahn beiderseits der Berliner Straße fertig sein werden. Seine Botschaft: "Es ist eine ganze Menge in der Pipeline. Das Rathaus schläft nicht."

Grandke verbreitete als Vater des Haushaltssanierungskonzeptes und des Paktes für Offenbach viel Optimismus: Nicht nur die S-Bahn, sondern auch die neuen Verkaufs- und Gewerbeflächen werden die Bewohner des Kreises nach Offenbach zum Einkaufen locken und die Kassen der Händler klingeln lassen.

Imagemäßig, so meinte Grandke, habe Offenbach die rote Laterne im kommunalen Rhein-Main-Expreß bereits nach hinten weiterreichen können. Damit der wieder aufgehende Offenbacher City-Stern künftig noch verführerischer in den Rodgau und auch in den Osten Frankfurts leuchtet, müßten allerdings die vielen Feste rund ums Rathaus attraktiver werden. Grandke hatte deshalb einer ämter- und dezernatsübergreifenden Arbeitsgruppe ein Brainstorming verordnet.

Architekt Klaus Hansen vom Stadtplanungsamt trug den rund hundert Einzelhändlern und Gastronomen die Ergebnisse vor: 16 Feste im Jahr rund ums Rathaus sind zuviel, vor allem, wenn keine dieser Massen-Feten mehr einen individuellen Inhalt hat, es nur noch um Essen und Trinken geht. Hansen empfiehlt: weniger Feste, dafür aber mehr Qualität bei ihrer Gestaltung und optischen Ausrichtung. Es müssen auch nicht alle Feste immer nur rund ums Rathaus stattfinden. Da gibt es noch den Wilhelmsplatz, den Marktplatz, den Schloßplatz für das Weinfest, die Große Marktstraße, die Geleitsstraße, die Frankfurter Straße, den Aliceplatz, den Büsing-Park, Schulhöfe und das Mainufer.

Die Einzelhändler, Gastronomen und Festorganisatoren waren einverstanden mit der kritischen Bestandsaufnahme und signalisierten Bereitschaft, an einer neuen Festspielordnung mitzuarbeiten. Sie machten gleich Vorchläge: Das Weinfest und das Fest der ausländischen Mitbürger könne man gut zu einem Fest des Internationalen Weines zusammenlegen. Bei den Volkspartys mit zigtausend Besuchern müßte es endlich Angebote für Kinder und Familien geben, nicht nur für Biertrinker.

Die Feste sollten zudem wieder einen individuellen Charakter und einen historischen Bezug erhalten. Man könnte ein Lederfest, ein Lili-Fest oder ein Flußfest feiern: ein "Maakuh-Fest", benannnt nach dem früher zwischen Offenbach und Frankfurt pendelnden und wie eine Kuh röhrenden Maindampfer. lz

Abtreibungsarzt erschossen

PENSACOLA, 11. März (AP). Vor seiner Abtreibungsklinik ist am Mittwoch ein 47jähriger Arzt in Pensacola im US- Staat Florida erschossen worden. Beim Täter handelt es sich um einen 31 Jahre alten Abtreibungsgegner, der sich nach dem Verbrechen widerstandslos festnehmen ließ. Zum Zeitpunkt der Tat hatten sich etwa ein Dutzend Menschen zu einer Protestkundgebung gegen Schwangerschaftsabbrüche vor der Klinik versammelt.

In den USA ist es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Protesten von Abtreibungsgegnern vor Kliniken gekommen, in denen Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen werden. Dabei gab es auch schon des öfteren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei, doch nie kam es bisher zu einer Bluttat wie nun in Pensacola, das als besonders konservativ gilt.

SPD sucht Auseinandersetzung Sie will antidemokratischen Charakter Rechtsextremer entlarven

KREIS OFFENBACH. "Die vom Wähler geschaffenen Mehrheitsverhältnisse im Offenbacher Kreistag erfordern es, daß alle demokratischen Fraktionen miteinander Gespräche aufnehmen und Wege für eine künftige Zusammenarbeit und Mehrheitsbildung sondieren", erklärt der alte und neue Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Kreistag, Norbert Schultheis.

"Die Sozialdemokraten werden jedoch mit der neuen Fraktion der Republikaner keine Verhandlungen aufnehmen und schließen auch jegliche Form der Zusammenarbeit mit Republikanern ausdrücklich aus", berichtet Schultheis von der konstituierenden Sitzung der SPD-Kreistagsfraktion im Bürgerhaus von Dietzenbach.

Bei den Wahlen zum Kreistag hatten die Sozialdemokraten mit 30,4 Prozent 6,7 Prozent der Stimmen im Vergleich zu 1989 verloren. Die bisherige rot-grüne Koalition kann damit nicht fortgesetzt werden. Die Grünen verbuchten zwar 12,7 Prozent (1989: 10,8 Prozent), was jedoch zu wenig für ein weiteres Bündnis war. Die CDU rutschte um 5,1 auf 36,3 Prozent. Die Freien Wähler (FWG) schafften 5,6 Prozent, die rechtsextremen Republikaner aus dem Stegreif 9,3 Prozent.

Die 28köpfige SPD-Fraktion will "durch eine offensive und argumentative Auseinandersetzung mit den rechtsextremen Positionen dieser Gruppierung dazu beitragen, deren antidemokratischen Charakter zu entlarven". Ziel aller Demokraten müsse sein, künftige Erfolge der Repubikaner zu verhindern. Die Wähler dieser extremen Partei müßten für demokratische Strömungen zurückgewonnen werden.

SPD-Fraktionsgeschäftsführer Schultheis bekräftigt: "Wir Sozialdemokraten erwarten, daß auch die anderen demokratischen Fraktionen des Kreistags diese Grundsatzpositionen teilen und den Repubikanern nicht die Chance geben, als Zünglein an der Waage wichtige kreispolitische Entscheidungen zu beeinflussen." Außerdem werde die SPD keinen Antrag einbringen, der voraussichtlich nur mit den Stimmen der Rechtsextremen verabschiedet werden könne.

Eine Beteiligung der Republikaner darf es nach Ansicht der SPD "weder bei Sach- noch bei Personalfragen geben". Denn: "Jedes andere Verhalten würde dazu beitragen, daß die Republikaner nicht nur eine Plattform für ihre Agitation im Kreistag erhalten, sondern auch eine Schlüsselstellung bei Entscheidungen der Kreispolitik erhalten würden." In einem solchen Fall würde nicht nur das Klima im Parlament belastet, sondern es würde das Anwachsen der Rechtsextremen gefördert.

Matthias Kurth, Vorsitzender des SPD- Unterbezirks, und Helga Hildebrandt, die im Amt als Fraktionschefin bestätigt wurde, meinen: "Die demokratischen Parteien im Kreistag Offenbach sind jetzt aufgefordert, Handlungsfähigkeit zu zeigen und im Wege des Kompromisses stabile Mehrheiten zu schaffen."

Einziger Neuling im geschäftsführenden Fraktionsvorstand ist Dieter Schenzer aus Dietzenbach. Er hat von Rüdiger Holstein den Job als Kassierer übernommen. Fraktionschefin Hildebrandt (Mainhausen) wird von Mathias Eichhorn (Neu-Isenburg), Ingeborg Fischer (Mühlheim) und Gerd Hibbeler (Heusenstamm) vertreten. fin

Basar für Spielsachen und stumpfe Scheren

SINDLINGEN. Gut erhaltene Kinderkleider und Spielsachen zu günstigen Preisen können am heutigen Freitag im Bürgerhaus Sindlingen ge- und verkauft werden. Zwischen 14 und 16.30 Uhr organisieren Frauen der SPD und der Arbeiterwohlfahrt ihren traditionellen Basar. Außerdem schärft ein Scherenschleifer stumpfe Messer und Scheren. ege

Langener SPD ist für ein großes Bündnis

LANGEN. Die SPD, die bei der Kommunalwahl starke Verluste hinnehmen mußte und nur äußerst knapp - nämlich mit drei Stimmen Vorsprung vor der Freien Wählergemeinschaft - die Nummer 1 in der Wählergunst blieb, plädiert für ein großes Bündnis. In einer Pressemitteilung forderte sie die anderen Parteien, "insbesondere FWG-NEV und CDU", auf, mit ihr ein Bündnis "Verantwortung für Langen" abzuschließen.

SPD, FWG-NEV und CDU haben am 7. März jeweils zwölf Sitze erreicht. Die Sozialdemokraten sehen sich nach wie vor "am stärksten zur Verantwortung gefordert". Sie kündigten an, auf die anderen Fraktionen zugehen zu wollen.

In einem Bündnis sollten sich die Partner ihrer Ansicht nach auf gemeinsame Positionen in Sachen Wohnungsbau, Kinderbetreuung, Stadtentwicklung und anderen "wichtigen Sachfragen" festlegen. Außerdem müsse eine verläßliche Mehrheit für die Haushalte der gesamten Wahlperiode sichergestellt sein. dac

Deutscher Auftakt bei der Handball-WM löste gemischte Gefühle aus Zufriedenheit und Frust wechselten sich ab Bundestrainer Emrich setzte Notplan in die Tat um / Misere im Rückraum war unverkennbar Unser Redaktionsmitglied Arnd Festerling berichtet aus Malmö

Korea sei Dank - die Zwischenrunde bei der Handball-Weltmeisterschaft in Schweden dürfte die deutsche Mannschaft nach dem 20:20(10:11)-Unentschieden im Auftaktspiel gegen Dänemark erreicht haben. Die Handballer aus dem fernen Osten waren nämlich zwei Stunden vor dem deutschen Spiel bei der 18:33-(6:18)-Niederlage gegen Rußland derartig unter die Räder gekommen, daß Dänen und Deutsche guten Gewissens zwei Punkte aus ihren Spielen gegen Korea hochrechnen konnten. Was aber die einen beflügelte, nämlich die vor der "Heimkulisse" von knapp über 2000 Zuschauern befreit aufspielenden Dänen, lähmte offensichtlich die anderen.

So hatte es für die deutsche Mannschaft schon fast symbolischen Wert, daß das Spiel erst mit einer kurzen Verspätung angepfiffen wurde, da die spanischen Schiedsrichter zunächst noch etwas Luft aus dem Ball ließen. Verschlafen habe man den Auftakt, hieß es hinterher im Kreise der deutschen Mannschaft, und die Spieler seien stolz, den 0:4-Rückstand doch noch aufgeholt zu haben.

Daß das Team das Unentschieden trotz aller gegenteiligen Beteuerungen offensichtlich nicht ganz so eindeutig bejubelte, lag vor allem daran, daß die Mannschaft in den letzten Minuten einen Zwei- Tore-Vorsprung verspielte und froh sein mußte, durch einen Treffer von Petersen aus ungewohnter Rückraum-Position und eine gelungene Parade des zur Pause für Andreas Thiel eingewechselten Milbertshofener Torhüters Jan Holpert in der Schlußminute noch das Remis gerettet zu haben. "Gemischte Gefühle", machte denn auch der Wallauer Mike Fuhrig aus. "Nicht traurig, aber auch nicht glücklich", sei er über das Spiel und seinen Ausgang. Die Zwangslage, ein Spiel zu bewerten, das schon fast verloren, aber auch schon fast gewonnen war, machte die Spieler sprachlos. Und doch traf einer den Kern der Misere an diesem Abend. "Wenn Petersen den Ausgleich aus dem Rückraum schießen muß, dann muß man auch zufrieden sein", meinte Thiel über den Gummersbacher Abwehrspezialisten und sporadischen Kreisläufer.

Auch wenn Bundestrainer Armin Emrich seinen gegen Ende der ersten Hälfte umgesetzten Notplan mit nur zwei Rückraumspielern und dafür zwei Kreisläufern als gelungenen taktischen Schachzug verkaufen wollte, im Rückraum sorgte allein Zerbe für Gefahr. Auf der Mittelposition konnten weder der von Beginn an spielende Fuhrig noch Zerbes Lemgoer Kollege Mudrow überzeugen, die linke Rückraum-Seite war ein Totalausfall.

Zwar gelang von dort Karsten Kohlhaas der erste Treffer der deutschen Mannschaft bei diesem Turnier zum 1:4- Zwischenstand, dies allerdings war auch die einzige gelungene Tat des Dormageners. In der Folgezeit zielte er ein ums andere Mal auf den Körper oder die Füße des im kurzen Eck stehenden dänischen Torhüters Christian Stadil Hansen, bis Emrich ihn nach 20 Minuten vom Feld nahm. Kein Wunder, daß der sichtlich geknickte Kohlhaas seinen Mitspielern schließlich dankbar war, daß das Spiel nicht verloren wurde. Aber auch sein Nachfolger Thomas Knorr konnte im Rückraum keine Impulse setzen.

Gegen die bei der WM offenbar überforderten Koreaner werden die Deutschen nun Gelegenheit haben, besonders im Rückraum neues Selbstvertrauen zu gewinnen. Daß sie einen kompletten und auch torgefährlichen Rückraum aufbieten können, haben sie in der Vorbereitung ausreichend bewiesen. Das meinte auch der Bundestrainer: "Kohlhaas kann mehr und wird auch mehr zeigen".

Polizei warnt vor Trickbetrüger

MAIN-TAUNUS-KREIS. Vor einem Trickbetrüger warnt die Polizei. Nach ihrer Erfahrung geht er immer nach der selben Methode vor und wurde zuletzt am Mittwoch in Liederbach gesehen.

Nachdem ihm ein Opfer die Haustür aufgemacht hat, erklärt er, ein Arbeitskollege zu sein und bietet Leder- und Pelzwaren zu angeblich besonders günstigen Preisen an. Für die minderwertige Ware ist der Preis aber immer zu hoch. Der Mann ist dunkelhaarig, 40 bis 45 Jahre alt und etwa 1, 65 Meter groß. Er fährt einen hellen Mercedes. dia

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Vereinte Nationen: Asien-Gruppe zeigt Kirgistan die kalte Schulter -- Strafaktion wegen Israel-Kontakten der Ex-Sowjetrepublik =

New York, 11. März (IPS) -- Abgelehnt, wenn auch mit fernöstlicher Höflichkeit verbrämt, hat die 47 Staaten starke Gruppe der asiatischen Länder innerhalb der Vereinten Nationen die Bewerbung Kirgistans um Aufnahme in die regionale Vereinigung. Die Pläne der ehemaligen zentralasiatischen Sowjetrepublik, eine diplomatische Vertretung im israelisch besetzten Jerusalem zu eröffnen, haben ihr die Abfuhr eingebracht, erklärten Eingeweihte am gestrigen Mittwoch in New York.

Leicht schockiert äußerte sich ein asiatischer Diplomat gegenüber IPS: ,,Ich kann mich nicht erinnern, daß jemals ein Antrag auf Mitgliedschaft von der Gruppe abgelehnt worden ist.''

Versüßt wurde Kirgistan die bittere Pille nur durch den Beschluß der asiatischen Länder, den Aufnahmeantrag an eine informelle Gesprächsgruppe zu verweisen, die sich ,Freunde des Vorsitzenden' nennt und eine endgültige Entscheidung treffen soll.

Noch im letzten Jahr hatten sich mit Kasachstan und Turkmenistan zwei andere ehemalige asiatische Ex-Sowjetrepubliken erfolgreich um eine Aufnahme in die Asien-Gruppe der UN beworben.

Nach Ansicht einiger Mitglieder der Vereinigung verletzt der Plan Kirgistans zur Errichtung einer Botschaft in Jerusalem einen Beschluß des UN-Sicherheitsrates zu dem Thema. Israel hatte die Stadt im Sechs-Tage-Krieg 1967 zwar erobert und zum legitimen Bestandteil seines Staates erklärt, die Besitzansprüche auf Jerusalem sind aber bis heute nicht von der UN anerkannt.

In einem offenen Brief an UN-Generalsekretär Boutros Boutros-Ghali, der auch unter allen Mitgliedern der Weltorganisation zirkuliert, hatte schon letzten Monat der Präsident Kirgistans, Askar Akaev, versucht, den Schaden zu begrenzen. Darin war von einer ,,verzerrten Darstellung der neuen kirgisisch-israelischen Beziehungen'' die Rede, die einer Klarstellung bedürfe.

Akaev erklärte, daß es nötig sei, den Status von Jerusalem in israelisch-arabischen Verhandlungen neu zu definieren und schränkte ein, daß ,,Kirgistans Entscheidung, diplomatische Beziehungen mit Israel einzugehen, von den Ergebnissen der Friedensgespräche im Nahen Osten abhänge''.

Zu dem Brief Akaevs befragt, äußerte sich ein asiatischer UN-Diplomat jedoch unzufrieden. Die Gruppe begrüße die Klarstellung, meinte er. ,,Aber dennoch haben wir keinerlei bindende Zusage, daß Kirgistan keine Botschaft in Jerusalem eröffnen wird.''

Unterdessen scheint auch das Hin und Her um zwei andere Geschädigte asiatischer Abschließungstendenzen beendet. Australien und Neuseeland üben sich im Gerangel um ihre Teilnahme an einer Tagung der Asien-Gruppe über Menschenrechte in vornehmer Zurückhaltung.

Die Tagung, die ursprünglich im Hauptquartier der ,Wirtschafts- und Sozialkommission für Asien und den Pazifik' (ESCAP) in Bangkok stattfinden sollte, drohten die asiatischen Teilnehmer in den Iran zu verlegen. Australien und Neuseeland hatten auf ihrer Teilnahme trotz der Ablehnung der Asien-Gruppe beharrt. Als Mitglieder der ESCAP hätten sie ein Recht dazu, behaupteten sie.

Nachdem sich die Streitparteien nun jedoch darauf geeinigt haben, Australien und Neuseeland zumindest als Beobachter zuzulassen, soll die Tagung wie geplant in Bangkok stattfinden. (Ende/IPS/ sl/ger/1993)

Nicaragua: Spiegeln Forderungen der Botschaftsbesetzer in Costa Rica die Stimmung der Opposition in Managua wider? =

Managua, 11. März (IPS) -- Die ,Rükkenstärkung' der Besetzer der diplomatischen Mission Nicaraguas in Costa Rica durch den dort akkreditierten nicaraguanischen Botschafter, Alfonso Robelo, haben zu Spekulationen geführt. Seit Montag befindet sich der Diplomat neben 18 weiteren Geiseln in dem von drei bewaffneten Recontras besetzten Botschaftsgebäude. In einem Interview mit dem costaricanischen Privatsender ,Radio Monumental' am gestrigen Mittwoch bezeichnete Robelo die Forderungen der drei Besetzer als ,,eine weitere Ausdrucksform der laut gewordenen Unzufriedenheit in Nicaragua''. Es müsse ,,unbedingt eine Kurskorrektur'' vorgenommen werden, sagte Robelo.

Die Recontras-Geiselnehmer, die sich selbst ,Patriotisches Comando Yolaina' nennen, fordern die Ablösung von Armeechef und Sandinisten, General Humberto Ortega sowie von Präsidialminister Antonio Lacayo.

In den Verhandlungen mit der Regierung -- deren Kompromißangebot lautete: Anmestie oder eine Ausreise nach Venezuela gegen Freilassung der 19 Geiseln -- hat sich der Anführer der Botschaftsbesetzer, Jose Urbina Lara, bisher unnachgiebig gezeigt.

Robelo sagte in dem Radio-Gespräch, daß er mit den angewandten Methoden nicht einverstanden sei, doch er setze die Aktion in direkten Zusammenhang mit dem derzeitigen politischen Klima in Nicaragua. Privat habe er Unstimmigkeiten hinsichtlich der Situation in seinem Land geäußert. Die dortige Regierung wisse dies auch.

Als Reaktion darauf vermehrten sich Stimmen, Robelo, der zur Zeit der sandinistischen Regierung (1979-90) einer der politischen Contra-Führer in Costa Rica gewesen war, sei Miturheber der Geiselnahme. Die nicaraguanische Regierung wies jedoch die in diversen Medien zirkulierende Version eines ,Selbstkidnapping' seitens des Diplomaten entschieden zurück. ,,Den Äußerungen des Botschafters kann durch diese extreme Ausnahmesituation nicht die gleiche Bedeutung beigemessen werden, wie einer Person, die sich in Freiheit befindet'', so der Pressesprecher der Präsidentin Violeta Chamorro. Die Spekulationen über eine mögliche ,gemeinsame Sache' zwischen dem Diplomaten und dem Anführer der Botschaftsbesetzer waren auch durch den Umstand genährt worden, daß beide ehemals der ,Demokratischen Revolutionsallianz' (ARDE) angehörten. ARDE hatte die sandinistischen Regierung bekämpft.

Botschafter Robelo ist Mitglied des ,Nicaraguanischen Oppositionsbündnisses' (UNO), die anfänglich für Chamorro bei den Präsidentschaftswahlen im April 1990 gestimmt hatten. Inzwischen hat die UNO ihr die Unterstützung entzogen, da Chamorro sich weigert, sandinistische Funktionäre aus Schlüsselpositionen zu entfernen.

Nicaraguas Konsul Nora Narvaez, auch unter den Geiseln, meinte gegenüber ,Radio Monumental': ,,Die Bedürfnisse meiner Leute sind berechtigt. Die Aktion des ,Comandos' ist ein Ausdruck des Protests, gleich derer, die in Nicaragua seit längerem stattfinden.''

Unterstützung erfährt der Botschafter auch von Roberto Urroz, Präsident der ,Demokratischen Bewegung Nicaraguas' (MDN) und Mitglied der UNO. ,,Die Forderungen des ,Comando Yolaina' stimmen mit den Zielen der Oppositionskoalition überein.''

Gleichzeitig stellte Urroz klar, daß für ihn die Besetzung der Botschaft nicht der richtige Weg sei, eine politische Wende im Land zu erwirken.

Ein Ansuchen gleichen Inhalts war bereits bei Amtsantritt der Präsidentin Chamorro am 25. April 1990 vom Vizepräsidenten Virgilio Godoy und dem Ex-Parlamentspräsidenten, Alfredo Cesar formuliert worden.

Konkret wird Chamorro beschuldigt, sie arbeite mit ihren ehemaligen Feinden, der ,Sandinistischen Front' (FSLN) -- Armeechef Ortega ist FSLN-Mitglied -- zusammen. (Ende/IPS/af/ger/1993)

Umwelt: Gespräche über Klimakonvention beginnen am Montag -- Entwicklungsländer fordern mehr Geld und Mitspracherechte =

New York, 11. März (IPS) -- Ums liebe Geld werden sich die Gespräche drehen, wenn am kommenden Montag das zwischenstaatliche Komitee für die Umsetzung der Klima-Konvention (INC/FCCC) zu viertägigen Gesprächen zusammentritt. Finanzielle Verpflichtungen der Industrieländer für den Kauf und die Entwicklung umweltfreundlicher Technologien werden die Entwicklungsländer fordern, erklärten UN-Vertreter am Mittwoch in New York.

Den Löwenanteil der voraussichtlichen Kosten für die Umsetzung der Klimakonvention sollen die Industriestaaten tragen, meinen die Länder des ,Südens'.

Der Topf, aus dem die Konvention finanziert wird, die im Juni vergangenen Jahres auf dem UN-Umweltgipfel in Rio de Janeiro von 160 Staaten unterzeichnet worden war, ist die ,Globale Umwelt-Fazilität' (GEF) der Weltbank.

In einer dreijährigen Pilotphase soll die GEF, die derzeit über 1,3 Milliarden US-Dollar verfügt, Projekte gegen die Erderwärmung, die Verschmutzung der Meere und die Zerstörung der Ozonschicht bezahlen.

Leistungen an die Entwicklungsländer sollen in Form von nichtrückzahlbaren Darlehen gegeben werden, können aber mit Auflagen verbunden sein.

Die Entwicklungsländer kritisieren an der GEF vor allem die ihrer Meinung nach zu geringen Finanzmittel für Umweltmaßnahmen. Auch stört sie die Kontrolle, die die Weltbank über den Fonds ausübt.

Sie fordern stattdessen eine Verwaltung der GEF durch die Versammlung aller Mitglieder und eine Neuorientierung der Förderung weg von globalen Aufgaben hin zu punktueller und konkreter Entwicklungshilfe in Sachen Umweltschutz. Die Klima-Konvention von 1992 haben allerdings erst 14 der 160 Unterzeichnerstaaten ratifiziert, erklärte diese Woche der ,Rat zur Verteidigung natürlicher Ressourcen', eine US-amerikanische Nichtregierungsorganisation.

Dazu gehören neben Australien, China, Ecuador und Kanada auch Monaco und die USA. Die übrigen sieben Länder sind kleine Inselstaaten, die nach Ansicht von Wissenschaftlern die ersten Opfer der Erderwärmung sein werden.

Antigua und Barbuda, die Fidschi-Inseln, die Malediven und die Marshall-Inseln sowie Mauritius, St. Kitts und Nevis und die Seschellen haben die Konvention ebenfalls schon in Kraft gesetzt. Ihnen droht die Überflutung durch den steigenden Meeresspiegel und der Zusammenbruch ihrer durch die Meereserwärmung absterbenden schützenden Korallenriffe. (Ende/IPS/sl/ger/1993)

Vom Affen zum Homo sapiens Der talentierte Nachwuchs des Nederlands Dans Theater zu Gast in der Jahrhunderthalle

Eine ernsthafte, dennoch äußerst vergnügliche Exkursion in die Darwinsche Evolutionslehre brachte das hinreißende Gastspiel vom "Nederlands Dans Theater 2" in der Jahrhunderthalle Hoechst. Diese einst "Junior Group" getaufte Kompanie von Europas innovativstem Ballettensemble läßt Supertalente reifen, bis sie für die Senioren nachrücken können. Ihre Choreographien sind ausnahmslos Meisterwerke, entweder vom "NDT 1" übernommen oder eigens für die Youngsters geschaffen. Man traut kaum seinen Augen, wenn diese 18 bis 21 Jahre alten Wirbelwinde über die Bühne fegen. Da mischen sich Talent, Inspiration, beste Schulung und wunderbare Rollengestaltung.

Den halben Schritt vom Affen zum sogenannten Homo sapiens zeigt das herrliche Duett "Passomezzo" von Ohad Naharin, einst selbst Begabung beim "NDT", jetzt Leiter der israelischen "Batsheva"- Kompanie. Zu alten englischen Liedern watschelt ein Paar herein, zeigt uns das Hinterteil, wippt rasant mit dem ganzen Körper, amüsiert sich in animalischen Liebesspielen voll köstlichem Humor, um im Verlauf des Werkes feinere Tanzformen zu pflegen. Die gefallen weitaus weniger als jene ursprünglichen, nun denn, zurück zur Natur.

Ähnlich, noch eine Spur genialer und im szenischen Witz sublimer, ist "Stamping Ground" von NDT-Direktor Jiri Kylian. Der hat Tänze australischer Ureinwohner studiert und sie mit Elementen des Modern Dance verknüpft. So ergibt sich eine skurrile Melange aus Natur und Kultur, von den jungen Ballerini wunderbar ausgeführt. Zuerst kommen sie ohne Musikbegleitung einzeln auf die Bühne, verrenken ihre Körper bizarr und verschwinden wieder wie Wilde, die sich erst an unbekannte Umgebung gewöhnen müssen. Später tanzen sie muntere Trios zu rhythmischen Percussionswirbeln von Carlos Chávez.

Wesentlich eleganter, aber bei aller Stilisierung instinkthaft im Widerstreit zwischen aggressiven und libidinösen Elementen, gibt die Gruppe Kylians "Un Ballo" zu Musik von Maurice Ravel, speziell für "NDT 2" choreographiert. Die in noble schwarze Fummel gehüllten Typen verblüffen durch absurde Bewegungen, schleudern sich wuchtig über den Bühnenboden wie beim Hammerwerfen oder agieren völlig stilisiert. Ein Fest für die Augen.

Bedächtig-nachdenklich klingt der Abend aus. Nacho Duato, vor drei Jahren vom NDT als Direktor ans "Spanische Nationalballett" berufen, versetzt uns bei "Jardi Tancat" (verschlossener Garten) in melancholische Stimmung. Mit devoten Fürbittgesten ersuchen gebeutelte Wesen in karger Landschaft die Götter um Regen. Sie bekommen aber nur Sturmwind, wie Maria del Mar Bonet begleitend singt. Die Musik wird zu allen Stücken vom Tonband eingespielt.

Junge Unbekümmertheit, Begeisterung, Rasanz und technisches Talent der kleinen Truppe vom "Nederlands Dans Theater 2" ziehen in magischen Bann. Das wird zu Recht vom Publikum bejubelt. ROLAND LANGER

Kein Platz mehr in Hinrichshagen

Kurz hinter Hinrichshagen beginnt der Fichtenwald. Vom Ortsausgang des Dörfchens mit seinen gut 100 Einwohnern bis zum Ostseebad Graal-Müritz sind es noch knappe vier Kilometer. Bei günstigem Wind riechen die Sommerfrischler und Wochenendausflügler schon hier das Meer. Es ist eine ruhige, zu dieser Jahreszeit fast verschlafene Gegend, ein Feriengebiet.

Die Idylle trügt. Ein wenig abseits, im Wald hinter einem Maschendrahtzaun versteckt, spielt sich seit einigen Tagen ein neuer Akt jenes schier endlosen Flüchtlings- und Asyldramas ab, das nach dem Fall der Mauer über die neuen Bundesländer kam. Die ZASt ist hier beheimatet, Mecklenburg-Vorpommerns Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber. Nach den Pogromnächten von Rostock-Lichtenhagen, als rechte Randalierer und gar nicht mehr harmlose Bürger mit Molotowcocktails die Fremden aus ihrem Wohngebiet vertrieben, hatte man im vergangenen September auf die schnelle im Wald bei Hinrichshagen ein Ausweichquartier gefunden.

Doch die Zustände in der ZASt sind, spätestens seit dem vergangenen Wochenende, "absolut unhaltbar" geworden, wie Armin Schlender, der Sprecher des Schweriner Innenministeriums, sagt. Die ehemalige NVA-Kaserne ist zu 100 Prozent überbelegt. Statt, wie ursprünglich vorgesehen, höchstens 800 sind nun 1600 Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht. Allein in der Nacht zum Donnerstag wurden 200 Neuankömmlinge gezählt, am vergangenen Wochenende waren es gar 900 gewesen.

Im Keller, in den Waschräumen, auf den Fluren - überall sind mit eilig herbeigeschafften Matratzen und Decken "Notlager" für die Asylbewerber eingerichtet worden. Die Enge schürt Aggressionen und hat ein erstes Opfer gefordert: Bei einer Messerstecherei wurde ein junger Rumäne schwer verletzt, er schwebt noch in Lebensgefahr. Am Donnerstag wurden - trotz der Kälte an der Ostseeküste - Zelte aufgestellt, um mehr Platz in der ZASt zu schaffen.

Das Schweriner Innenministerium weiß nicht mehr wohin mit den Asylsuchenden, die, wie es heißt, in "regelrechten Flüchtlingstrecks" die ZASt ansteuern. Täglich, so Schlender, versuche man "ein gewisses Kontingent an die Landkreise" abzugeben. Die Landräte aber haben dem neuen Innenminister Rudi Geil (CDU) erst kürzlich auf einer Kommunalkonferenz bei Güstrow signalisiert: "Wir können nicht mehr", die Aufnahmekapazitäten seien erschöpft. Geil schickte am Mittwoch noch einmal den flehentlichen Appell übers Land, "jede Möglichkeit der Unterbringung zu prüfen", auch wenn "deutscher Standard" nicht zu halten sei.

Mecklenburg-Vorpommern hat seit Beginn des Jahres seine festgelegte Aufnahmequote (2,7 Prozent aller in Deutschland Asylsuchenden) erfüllt. Nun will Schwerin in Verhandlungen mit dem Bonner Innenministerium erreichen, daß andere Bundesländer die in Hinrichshagen angekommenen Asylbewerber schnellstens aufnehmen. Brandenburg geht es ähnlich.

Rudi Geil will die prekäre Lage auch auf der zweitägigen Innenministerkonferenz in Frankfurt/Oder zur Sprache bringen, die am heutigen Freitag zu Ende geht. Hinter verschlossenen Türen sollen dort gemeinsam mit den osteuropäischen Ländern Modelle entwickelt werden, wie die Wanderungsbewegungen über die deutsche Ostgrenze gestoppt werden können. Die Innenminister der drei neuen Bundesländer, die Tuchfühlung zu Osteuropa haben - Heinz Eggert (Sachen, CDU), Alwin Ziel (Brandenburg, SPD) und Geil -, haben sich inzwischen für den Einsatz von Radar- und Infrarotgeräten an der Grenze ausgesprochen. Dies wird zur Zeit vom Bundesgrenzschutz erprobt.

In Schwerin hält man diese technischen Hilfsmittel für besonders dringend erforderlich. Im äußersten Nordosten Deutschlands verläuft die Grenze nach Polen westlich der Oder. Sie sei in der Tat "grün" und "kaum zu sichern", heißt es.

Derweil gibt sich die Rostocker Polizei alle Mühe, durch "starke Präsenz" an der Hinrichshagener ZASt das "Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken", wie ihr Sprecher Karl-Heinz Kirst sagt. Seit den Nächten von Lichtenhagen zeigt man sich sensibilisiert. Tag und Nacht seien deshalb 20 Beamte im Einsatz. Einen unerwünschten Begleiteffekt hat der verstärkte Einsatz dennoch: Wegen der "auffallenden Präsenz", sagt Kirst, sei der Polizei noch kein Schlepper ins Netz gegangen.

AXEL VORNBÄUMEN

Ossis in London Deutsche Erstaufführung von Howard Brentons "Berlin Bertie"

BERLIN. Am Berliner Ensemble stampfen Einar Schleefs wilde Horden Hochhuths Leitartikel gegen die "Wessis" in Grund und Boden, am Schiller-Theater gab man Volker Brauns ressentimentgeladene Parabel "Böhmen am Meer", machen sich derzeit teutonische Spießbürger über Klaus Pohls "Schöne Fremde" her, an der Volksbühne geht's ohnehin immer nur um dasselbe, unter wechselnden Stück-Vorwänden - da mochte das Deutsche Theater nicht länger abstinent bleiben: Deutsch-Deutsches hat Konjunktur.

Also griff sich Michael Eberth, Dramaturg dortselbst, ein rasch gestricktes Stückchen des britischen Skandal-Boulevardiers Howard Brenton, das 1992 am Royal Court Theatre uraufgeführt wurde, übersetzte es in einen synthetischen Jargon, den er wohl auf Pausenhöfen von Gesamtschulen, in alternativen Gammelbuden und bei abgewickelten Stasioffizieren vermutet (wichtigstes Adjektiv "versifft" . . .) - so kam "Berlin Bertie" an den Kammerspielen unter die Deutschen.

Es treten auf: Sandy, ein angelsächsischer Skin, der mit gewalttätigen Reden nur unzulänglich verbirgt, dasß er eigentlich ein zartes Muttersöhnchen ist; Alice, eine vom Dienst suspendierte, drogensüchtige Sozialarbeiterin; Joanne, ein Gruftie mit Tripper. Sie leben in einer Abrißbude im South London und motzen lautstark, weil sie mit sich und dem Leben nichts anzufangen wissen. "Blick zurück im Zorn" 1992. Dann kommt Alices ältere Schwester Rosa ins Bild, räumt das Dreckszimmer auf, rollt einen Teppich aus, hängt ein Kruzifix an die Wand.

In einer "Rückblende" (anderes Licht, angedeutete Berliner Fassaden im Bühnenhintergrund) wird Rosas Geschichte aufgeblättert: Sie hat einen deutschen Pfarrer (und IM!) geheiratet, ist in Berlin eine bekannte Dissidentin geworden und kriegt am 7. Oktober 1989 Besuch von Bertie, dem Stasioffizier, der schon ein paar Tage vor seinen Kollegen begriffen hat, daß die Sache mit dem Sozialismus schief geht. Die Szene leitartikelt vor sich hin, bemüht alle gängigen Psychoklischees, die arme Rosa muß schließlich an der Rampe zum lieben Jesus beten und dabei den sexuellen Hintergrund ihrer Frömmigkeit enthüllen.

Nach der Pause finden sich alle wieder in London: Bertie, inzwischen zum Geschäftsreisenden in Nazi-Video-Spielen mutiert (und in rosa Seide gekleidet), will Rosa abermals provozieren, aber diesmal klappt das nicht mehr, er greift sich statt dessen den armen Sandy; die drei Frauen, von je anderen Enttäuschungen geheilt, beschließen, nach Avignon zum Pantomimen-Festival zu fliegen, wohin das Gruftie immer schon wollte. Und so sehen wir sie in den Bühnenhimmel entschweben.

Der Regisseur Sewan Latchinian pappt Brentons reißerischer Geschichte (die eigentlich eher das England des Mr. Major im Visier hat, als das Deutsvhland des Herrn Kohl) ein bißchen ortsübliche Nostalgie an: zwei Sänger, ein kleiner Dikker im FDJ-Blauhemd und ein länger Dürrer in NVA- (oder Vopo-)Uniform, singen alberne Aufbaulieder, die das Publikum heftig beklascht.

Brenton hat seine Story in der Gerüchteküche zusammengerührt: Gerüchte von Vorgängen, Gerüchte von Schicksalen, Gerüchte von Menschen. Hätten sich "Super-Illu" und "Sun" gemeinsam aufs Dramenschreiben verlegt - so etwa könnte das Ergebnis aussehen.

Die Spekulation aufs Aktuelle steht dem Deutschen Theater schlecht zu Gesicht, die Ankündigung, Brenton werde eigens für es ein Stück schreiben, muß als finstere Drohung gelten. Auf nostalgische Triebabfuhr versteht man sich in den Nachbarhäusern doch viel besser. Das preußische Arbeitsethos des Theaters macht die Sache eher ärger; eben weil die Schauspieler sich so ernsthaft mit ihren unmöglichen Rollen abmühen, jeden Unfug, den Brenton geschrieben hat, beim Wort nehmen, geht alles um so gründlicher schief. Kay Schulze gibt einen Skin aus dem Bilderbuch der linken Pädagogik (rauhe Schale, butterweicher Kern), Karl Kranzkowski einen Stasimann vom Typ sozialistisch gezähmte blonde Bestie, die beiden Sänger Bernd Strempel und Michael Walke machen gute DDR-Figur.

Halbwegs erträglich wird die verkorkste Geschichte vor allem durch die beteiligten Damen: wie Kathi Liers die Möchtegern-Pantomimin Joanne zu einer fremdartig-rührenden Märchenfigur macht, Katrin Klein die Alice furios zwischen Drogentrip und knallharter Nüchternheit hält und Margit Bendokat die Rosa spielt, als wolle sie ständig das Dementi der Rolle mitliefern - das ist sehenswert. Diesem Ensemble wäre ein besseres Stück herzlich zu wünschen.

ROLAND H. WIEGENSTEIN

Ausstiegspaket gefordert

ptz BONN, 12. März. "Unabdingbare Voraussetzung für einen energiepolitischen Konsens" ist nach Auffassung des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) ein "Ausstiegsfahrplan für alle heute betriebenen Atomkraftwerke mit fest vereinbarter Endstation". In einem Posititionspapier wird ein Sofortausstieg als "wünschenswert", aber angesichts der realen Machtverhältnisse auch "illusorisch" bezeichnet. Der Terminplan für das Abschalten von Kraftwerken müsse bei den Konsensgesprächen zwischen Bund, Ländern, Parteien und Interessenverbänden, die am 19. und 20. März beginnen, im Paket verabschiedet werden.

Langer verzichtet auf einen Start in Frankfurt

Der deutsche Golfmeister Bernhard Langer wird in diesem Jahr seinen deutschen Meistertitel bei der DM in Frankfurt (13. bis 16. Mai) nicht verteidigen. Der Anhausener, der seit 1984 alle Titel gewonnen hatte, verzichtet diesmal auf eine Teilnahme in Niederrad, weil sein Werbevertrag mit einer amerikanischen Kreditkarten-Kette abgelaufen ist und deshalb für ihn auch keine Startverpflichtung bei der "Deutschen" mehr besteht.

Die offene deutsche Meisterschaft in Frankfurt wird durch das Fernbleiben des deutschen Spitzengolfers allerdings nicht uninteressanter, da der Wettstreit unter den "Kronprinzen" mehr noch als in der Vergangenheit für reichlich Spannung sorgen wird. Um den Meistertitel werden sich vor allem Oliver Eckstein, Torsten Gideon, Sven Strüver, Thomas Gögele und Ralf Berhorst bemühen, die in der Vergangenheit gegen den Spitzengolfer Langer chancenlos waren.

Dieses attraktive Starterfeld streitet sich auch um ein erkleckliches Sümmchen an Preisgeld. Die ausgeschüttete Gesamtsumme wird sich auf 131 880 Mark belaufen, davon erhält der Sieger 18 600 und die beste weibliche Spielerin 5000 Mark.

Für ein "Hole-in-one" (As) am 16. Loch ist wieder ein Auto als Sonderpreis ausgesetzt. -est-

Zerbe hält sich nicht für labil "Zebu" läßt sich gern in Führungsrolle drängen

So überhaupt der Vergleich mit dem Tierreich bemüht werden soll, fällt den meisten Betrachtern bei der langen, schlaksigen Gestalt am ehesten eine Giraffe ein. Mitnichten jedenfalls eine so exotische Rinderrasse wie das Zebu. Und dennoch trägt Volker Zerbe diesen Kriegsnamen, seit und sobald er sich unter Handballer begibt. Und das macht der 2,11 Meter lange Rückraumspieler nicht nur bei seinem Verein, dem TBV Lemgo in der Bundesliga, sondern seit 1987 auch in der deutschen Nationalmannschaft. Daß Zerbe im Trikot des Deutschen Handball-Bundes vor allem die Tiefen des Metiers kennengelernt hat, lag sicherlich oft auch an ihm. Als psychischer Wackelkandidat war er verschrien, nicht nur im Kreise der Mannschaft. Wenn es hart auf hart ging, ein Spiel auf des Messers Schneide stand, dann zeigte der Bankkaufmann allzuoft Nerven. "Im psychischen Bereich habe ich an mir gearbeitet und eine Menge aufgeholt", meint er heute, und, das Thema abschließend: "Ich glaube nicht, daß ich labil bin."

Zu dieser Überzeugung hat sicher auch das Spiel gegen die Dänen einen gut Teil beigetragen. Als es nämlich darauf ankam, Akzente zu setzen und eine Richtung anzugeben, nahm Zerbe das Heft in die Hand und erzielte, bis er nach zehn Minuten eng gedeckt wurde, vier Tore. Lohn war nicht nur das Unentschieden, der Lohn waren auch zwei Zinnbecher für den siebenmal erfolgreichen Torschützen und besten deutschen Spieler. "Trinkgefäße zum Sammeln", sagte der sichtlich überraschte Zerbe über diese ungewohnte Ehrung.

Bei den Olympischen Spielen im Vorjahr hatte es Auszeichnungen dieser Art nicht gegeben, und wenn sie vergeben worden wären, so wäre Zerbe nicht als Empfänger in Betracht gekommen. Absolut unzufrieden sei er mit seiner Leistung in Barcelona gewesen, aber dieses Thema sei inzwischen abgehakt. Keinen Gedanken habe er an das erschütternd schlechte Abschneiden dort gehabt, als das DHB- Team gegen die Dänen so schnell in Rückstand geraten war, versichert er.

Auch das Ende seiner Karriere in der nationalen Auswahlmannschaft sei nach dem olympischen Debakel kein Thema für ihn gewesen. "Ich werde spielen, solange ich gerufen werde." Nur für den Verein sich ständig zu verbessern, reicht Volker Zerbe nicht: "Man muß auch höhere Ziele haben." Dafür ist er bereit, sich zu quälen, und dafür läßt sich "Zebu" auch in die selbst vom Verein her ungewohnte Führungsrolle drängen. fes

Guter Start für Referendum

geg BERLIN, 11. März. Das in Berlin gestartete Referendum "Doppelte Staatsbürgerschaft" hat im ersten Monat der Aktion bereits 100 000 Unterschriften gesammelt und prominente Unterstützer gewonnen. Ihre Unterschrift unter das Votum für eine erleichterte Einbürgerung gaben auch die SPD-Ministerpräsidenten Björn Engholm, Oskar Lafontaine, Johannes Rau und Manfred Stolpe sowie die ÖTV-Vorsitzende Monika Wulf-Mathies. Auch der Stuttgarter Oberbürgermeister Manfred Rommel (CDU), sein Parteikollege aus Bielefeld, Eberhard David, die FDP-Politikerin Hildegard Hamm-Brücher, der Bundesvorstandssprecher der Grünen, Ludger Volmer, und der Bonner Fraktionschef der PDS, Gregor Gysi, unterzeichneten den Aufruf. "Damit hat sich das Referendum zu einer total überparteilichen Initiative entwickelt", sagte Organisator Jürgen Strohmaier am Donnerstag in Berlin.

Ziel der Aktion sind eine Million Unterschriften. Damit sollen die Weichen gestellt werden, um auch im Bundestag eine Mehrheit für eine entsprechende Verfassungsänderung zu erreichen. Nach einer Forsa-Umfrage befürworten 60 Prozent der Bundesbürger die doppelte Staatsbürgerschaft für Ausländer, die fünf Jahre in Deutschland leben, sowie für deren hier geborene Kinder.

Erfolglose Räuber

DREIEICH. Zwei Jugendliche auf Rädern haben am Dienstag abend gegen 20.40 Uhr versucht, in der Karlstraße in Höhe des Wilhelmplatzes einer 63 Jahre alten Radfahrerin ihre Tasche vom Gepäckträger zu reißen. Der Versuch scheiterte, weil die Tasche festgebunden war.

Die beiden Jugendlichen flüchteten in Richtung Weilbornstraße. Die Polizei bittet Zeugen, sich unter der Rufnummer 61020 zu melden. dac

Post-Nachwuchs lehnt die Postreform strikt ab Aktionstag / Verein "Jugend gegen Gewalt"

Die Aufteilung der "alten Bundespost" in die Bereiche Postdienst, Telekom und Postbank bringe für den Kunden "nur Nachteile". Mit solch herber Kritik wartet die Postgewerkschaft auf. "Keine Macht der Privatpost" und "Jugend gegen Gewalt" sind Themen des für den heutogen Samstag, 13. März, anberaumten Aktionstages der Gewerkschaft für das Post- und Fernmeldepersonal DPV (Deutscher Postverband im Deutschen Beamtenbund, Landesverband Hessen). Von 11 bis 14 Uhr gibt es Informationen und eine Unterschriftensammlung auf der Zeil, gegenüber dem Hauptpostamt.

Ein jetzt schon in Umlauf gesetztes Flugblatt wendet sich in scharfer Form gegen die Postreform II. Die Grundgebühr fürs Telefon werde erhöht. "Wenigsprecher" müßten dann ein Vielfaches der jetzigen Grundgebühr zahlen, "schätzungsweise 100 Mark, da Einzelanschlüsse nicht kostendeckend sind". Auch Ortsgespräche würden teurer.

Die "Telefonzelle um die Ecke" könne "vielleicht verschwinden", weil das Netz nur dann aufrechterhalten werde, wenn die Kommunen bereit seien, Zuschüsse zu leisten. Auch fielen künftig Ermäßigungen aus sozialen Gründen weg, "Telekom wird 1 430 000 Sozialanschlüsse nicht mehr subventionieren".

"Ausgedünnte Leistungen" bei den Postämtern und Poststellen, bis zur völligen Schließung seien zu erwarten. Defekte Telefonapparate müßten selbst zur Reparatur "in die Kundendienstzentrale der nächstgrößeren Stadt" gebracht werden. Und: "Ein privater Post- und Telekommunikationsbereich hätte keinen Spielraum für Struktur-, Regional- und Sozialpolitik." Die Folgen: "Verlust zehntausender Arbeitsplätze", und "katastrophale und unverantwortliche" Verhältnisse für die Kunden.

Zugleich wendet sich die Postverbands- Jugend im DPV in einem Flugblatt gegen die Angriffe Rechtsradikaler auf Ausländer und fordert Justiz und Politik zu energischerem Handeln auf. Alle gutmeinenden Jugendlichen sollten einen Verein "Jugend gegen Gewalt" gründen. -vau

Eine Stimme kann vieles verändern Neuwahl in Biebesheim

BIEBESHEIM. Kommunalwahl, die zweite: Weil am 7. März in zwei Wahlbezirken Unregelmäßigkeiten passierten, aber eine einzige Stimme der SPD in der Gemeindevertretung einen Sitz weniger und den Grünen einen mehr bescheren könnte, muß in zwei von vier Wahlbezirken der Gemeinde Biebesheim im Kreis Groß-Gerau die Kommunalwahl wiederholt werden. Eine Suche nach Schuldigen oder gar Sanktionen für diesen aufwendigen Prozeß ist nach Auskunft der Biebesheimer Gemeindeverwaltung laut Wahlgesetz nicht vorgesehen.

Zu dem zweiten Durchgang aufgerufen ist laut Gemeindewahlleiter Hartmut Jung mehr als die Hälfte der 4506 Wahlberechtigten der südhessischen Rheinanliegergemeinde. Die machte überörtlich bisher allenfalls durch den Konflikt um den geplanten 3. Ofen der HIM-Sondermüllverbrennungsanlage von sich reden.

Zum Wahldebakel kam es laut Jung so: In einem Wahlbezirk stimmte ein Bürger mit, der fälschlicherweise eine Wahlberechtigungskarte hatte, obwohl er nicht mehr in Biebesheim gemeldet war. Bemerkt wurde das Ganze aber erst nach der Stimmabgabe. Und: In einem anderen Wahlbezirk warf ein Wähler aus Versehen seine beiden für die Wahlmaschinen gedachten Chips in den Apparat für die Wahl der Gemeindevertretung, obwohl einer für die Wahlmaschine zur Kür des Groß-Gerauer Kreistages gedacht war.

Daraufhin erhielt der gute Mann einen dritten Chip, um doch noch seine Meinung zur Kreistagswahl sagen zu können - und warf den diesmal richtig ein. Bitteres Ende: Die Auszählung ergab laut Jung, daß eine einzige Stimme gravierende Veränderungen für die Sitzverteilung im Parlament nach sich ziehen würde.

Weil man die beiden Wähler wegen des Wahlgeheimnisses ja nicht fragen könne, was sie gewählt hätten und dann ihre Stimmen entsprechend verteilen könne, müsse in beiden Bezirken neu gewählt werden. Aufgrund des Votums des lokalen Wahlausschusses wird das neue Parlament laut Jung bei seiner konstituierenden Sitzung am 22. April formell die Wiederholung anordnen.

Vorgeschrieben sei im Wahlgesetz, daß solch eine Neuauflage binnen dreier Monate durchgeführt werden müsse. Derzeit werde geprüft, ob dieser aufwendige zweite Durchgang mit der für Sonntag, 16. Mai, anberaumten ersten Direktwahl des Biebesheimer Bürgermeisters zusammengelegt werden dürfe.

Spannend könnte der Wahlausgang in Biebesheim werden: Denn Veränderungen gegenüber dem 7. März sind leicht möglich. So können beim zweiten Durchgang auch all jene wählen, die am Sonntag aus unterschiedlichsten Gründen zu Hause blieben, als die Wahlbeteiligung gegenüber vor vier Jahren von 79,9 auf 73,3 Prozent absackte. Die SPD hatte erstmals nach dem Krieg die absolute Mehrheit verloren (43,5 Prozent), die Grünen stiegen auf 20,9 Prozentpunkte. cas

Das Wetter

FRANKFURT A. M., 11. März (FR). Heiter bis wolkig, im Norden stärker bewölkt, sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen sieben und 15 Grad, die Tiefstwerte zwischen drei bis minus zwei Grad. Weitere Aussichten: sehr mild.

(Siehe auch Lokalteil)

Tagestip: Bahncard Fiskus winkt mit Steuervergünstigung

Bundes- und Reichsbahn haben bis Ende Februar rund 1,3 Millionen Exemplare der Bahncard verkauft. 75 000 davon wurden für die Benutzung der ersten Klasse erworben. Inhaber einer Bahncard können die Züge der beiden deutschen Schienenunternehmen ein Jahr lang zum halben Preis in Anspruch nehmen.

Doch unter Umständen springt eine weitere Vergünstigung heraus, die bislang nicht allgemein bekannt ist. Bahncard-Besitzer sollten prüfen, ob sie die Kosten für das Plastik-Rechteck auch bei ihrer Steuererklärung ins Rennen schicken können. Denn: Unter bestimmten Bedingungen fährt der Fiskus mit. Darauf macht der Bund der Steuerzahler unter Hinweis auf eine Verfügung der Oberfinanzdirektion Hannover aufmerksam.

Nach der Verfügung sind die Aufwendungen eines Arbeitnehmers für eine Bahncard neben den Ausgaben für die Fahrkarten als Werbungskosten bei den Einnahmen aus nichtselbständiger Tätigkeit absetzbar. Voraussetzung dabei ist, daß der Paß erworben wurde, um die in Betracht kommenden Werbungskosten - insbesondere die Aufwendungen für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte sowie für Dienstreisen - insgesamt zu mindern. Die Vorgabe dürfte erfüllt sein, wenn der Arbeitnehmer regelmäßig für die genannten Fahrten in die Bahn steigt. Interessant ist in diesem Zusammenhang: Die Möglichkeit der privaten Nutzung der Bahn ist dann ohne Bedeutung, weil die steuermindernden Aufwendungen bei einem Verzicht auf den Bahncard-Kauf höher wären. Umgekehrt heißt das: Tritt letztlich keine Minderung der gesamten Werbungskosten ein, so ist der Halbpreispaß auch nicht absetzbar.

Zudem gilt: Ersetzt der Arbeitgeber seinem Beschäftigten die Kosten für die Bahncard, um die steuerfreien Leistungen der Firma - insbesondere Reisekostenersatz - in der Summe zu verringern, so ist diese Vergütung ebenfalls steuerfrei. Ist die Zahlung des Unternehmens für die Bahncard aber ausschließlich als Zuschuß zu den Aufwendungen für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte gemeint, wird sie als steuerpflichtiger Arbeitslohn behandelt. has

Firmen-Telegramm

Rolls Royce streicht 5000 Jobs Der britische Triebwerkehersteller Rolls Royce will in diesem und im kommenden Jahr seine Beschäftigtenzahl um 5000 reduzieren. 1991 war der Konzern mit 184 Millionen Pfund (rund 500 Millionen Mark) in die roten Zahlen gerutscht, nachdem in der Vorperiode noch 51 Millionen Pfund Gewinn ausgewiesen worden waren. Der Umsatz des Unternehmens mit 44 000 Beschäftigten verharrte bei 3,6 Milliarden Pfund. Hertel kappt noch mehr Stellen Der Werkzeug- und Hartstoffhersteller Hertel will weiter Personal abbauen, nachdem im vergangenen Jahr die Beschäftigtenzahl bereits um 400 auf 1600 gedrückt worden war. Einzelheiten über den Umfang des Stellenabbaus werden angesichts der laufenden Verhandlungen mit dem Betriebsrat nicht genannt. Ford legt Scorpio deutlich tiefer Um den flauen Autoabsatz anzukurbeln, senkt Ford hierzulande die Preise für alle Scorpio-Turnier-Karossen um 1400 Mark. Die CLX-Kombiversion mit 2- Liter-Motor kostet nach Angaben der Kölner nun 38 020 Mark. Lindt schluckt süßes Umsatzplus Die Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli wachsen auch im zehnten Jahr hintereinander weiter. Der Weltumsatz der Gruppe nahm 1992 um 8,4 Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Franken zu.

Krumme Geschäfte mit Leicas Zwei Männer brachten Unternehmen Millionenverluste bei

WETZLAR. Der Hang zu Luxus und teuren Automobilen wurde einem Mitarbeiter des Kamera-Herstellers Leica letztlich zum Verhängnis. Durch anonyme Hinweise kam die Staatsanwaltschaft Wetzlar den Machenschaften eines Angestellten des Solmser Unternehmens auf die Spur, der zwischen 1985 und Januar 1992 Leicas geklaut, getauscht und verkauft und mit dieser "Nebentätigkeit" insgesamt rund 1,66 Millionen Mark "verdient" hatte.

Dem spektakulären Fall, den Oberstaatsanwalt Wolfgang Fleischer jetzt vorstellte, gingen die Ermittlungen gegen einen früheren Wachmann des Kameraherstellers voraus, der sich am 22. April vor dem Amtsgericht der mittelhessischen Industriestadt verantworten muß. Ihm wird zur Last gelegt, 1989 und 1990 Leica-Produkte im Wert von 370 000 Mark gestohlen zu haben. "Ich bin nicht der einzige, der sich dort bedient hat", soll der Security-Mann nach Auskunft Fleischers bei den Vernehmungen zu Protokoll gegeben haben.

Daß dies keine fadenscheinige Ausrede war, wurde klar, als die Justizbehörden aufgrund zahlreicher Hinweise schließlich den schwungvollen Handel eines weiteren Mitarbeiters, der seit 1953 bei dem Unternehmen arbeitete, aufdecken konnten. Wiederholt hatte der Angestellte, dem ebenso wie dem Wachmann gleich nach Bekanntwerden der kriminellen Taten bereits im Janaur letzten Jahres fristlos gekündigt wurde, wertvolle alte Kameras, die zur Reparatur eingereicht waren, durch neue, zuvor unterschlagene "ersetzt". Die begehrten Modelle verkaufte er sodann für fünfstellige Beträge an Sammler weiter.

Bei Hausdurchsuchungen und der Überprüfung der Bankkonten fand die Staatsanwaltschaft neben einer Reihe von Kameras und Objektiven noch die staatliche Summe von über 600 000 Mark. Den Umsatz aus dem siebenjährigen Geschäft schätzen die Ermittlungsbehörden auf 1,66 Millionen Mark. tru

Zeugin beobachtete Einbruch 31jähriger Drogensüchtiger mit dicker Polizeiakte wurde gefaßt

Von ihrem Sachsenhäuser Arbeitsplatz hat eine Angestellte am Mittwoch nachmittag einen Wohnungseinbruch beobachtet. Die Frau alarmierte sofort die Polizei, der es gelang, den 31jährigen Täter, einen wohnsitzlosen Drogenabhängigen, noch an Ort und Stelle festzunehmen.

Beim Blick aus dem Bürofenster fiel der Zeugin gegen 16 Uhr ein blonder Mann in Lederjacke auf, der sich über die Terrasse der Rückfront des Hauses Kennedyallee 67 näherte. Der Mann schlug die gläserne Tür mit einem Hammer ein und verschwand im Inneren. Dann ließ er im Wohnzimmer die Rollläden herunter. Diese Beobachtungen meldete die Frau der Polizei.

Nach wenigen Minuten hatten sich die Besatzungen von drei Funkwagen um das Wohnhaus verteilt. Der Einsatzleiter forderte den Einbrecher auf, mit erhobenen Händen herauszukommen. Der 31jährige zog daraufhin den Rolladen ein wenig nach oben und spähte durch die Öffnung nach draußen. Als er die Polizei erkannt hatte, schloß er den Laden wieder.

Kurz darauf stiegen Beamte durch das Schlafzimmerfenster in die Wohnung ein und nahmen den 31jährigen fest. Bei der Leibesvisitation stellten die Polizisten Geld in verschiedenen Währungen sowie eine Cartier-Armbanduhr sicher, die der Mann aus einer Schmuckschatulle gestohlen hatte.

Der 31jährige hat bereits eine dicke Akte bei der Polizei. Gegen ihn wurde in mehr als 40 Fällen von Beschaffungskriminalität - zumeist waren es Eigentumsdelikte - ermittelt. Der Mann wird nun dem Haftrichter vorgeführt.

Der Fall in Sachsenhausen ist einer der wenigen geklärten Wohnungseinbrüche. In dieser Deliktsparte beträgt die Aufklärungsquote nämlich gerade 6,6 Prozent. Im letzten Jahr sind der Polizei in Frankfurt und im Main-Taunus-Kreis knapp 5000 Wohnungseinbrüche angezeigt worden. habe

Notdienste

Wochenende

Ärzte Hanau/Main-Kinzig-Kreis. Notfallrettung für den gesamten Altkreis Hanau 1 12, für das Ortsnetz Gelnhausen 0 60 51 / 1 12; Notfallrettung für den restlichen Altkreis Gelnhausen und den Altkreis Schlüchtern 0 61 81 / 1 92 22; Krankentransport für den gesamten Main-Kinzig- Kreis 0 61 81 / 1 92 22.

Steinheim/Klein-Auheim Ärztlicher Notdienst für Sonn- und Feiertage Doorner Straße, Steinheim, Sa. 9 Uhr bis Mo. 7 Uhr, Telefon 6 36 66.

Großkrotzenburg / Großauheim / Rodenbach / Wolfgang. Notfalldienstzentrale, Telefon 0 61 81 / 5 19 00, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

Maintal 1, 2 ,3. DRK-Station, Telefon 0 61 81 / 49 10 28, Sa. 12 bis Mo. 6 Uhr.

Mittelbuchen / Wachenbuchen / Erlensee / Neuberg / Bruchköbel. Zu erfragen beim DRK, Telefon 7 58 58, Ärztehaus Bruchköbel, Hauptstraße 75, von Sa. 11 bis Mo. 6 Uhr.

Langenselbold. Dr. Kanakia, Steinweg 13, Telefon 49 67.

Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden. Über das DRK im Ärztehaus Schöneck 2, Nachtweide 2, Telefon 0 61 87 / 77 77, von Sa. 9 bis Mo. 6 Uhr.

Schlüchtern / Steinau. Ärztlicher Notdienst von Sa. 8 Uhr bis Mo. 7 Uhr und an Feiertagen, Telefon 0 66 61 / 40 98; Ambulante Versorgung: Ärztliche Notdienst- Zentrale, Schlüchtern, Obertorstraße 32.

Gelnhausen / Linsengericht / Gründau. Notdienstzentrale Gelnhausen, Am Untermarkt 13, Telefon 0 60 51 / 55 44, von Sa. 8 bis Mo. 8 Uhr.

Gelnhausen / Hailer / Meerholz. Notdienstzentrale Freigericht/Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55 oder 1 92 92.

Gründau / Mittelgründau. Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.

Breitenborn. Sa. ab 11 Uhr, Notdienstzentrale Büdingen, Telefon 0 60 42 / 12 11.

Freigericht. Notdienstzentrale Hasselroth, Telefon 0 60 55 / 62 55 oder 1 92 92.

Biebergemünd. Dr. Ulrich, Telefon 0 60 50 / 27 79.

Flörsbachtal / Jossgrund / Mernes. Dr. Langhoff, Telefon 0 60 59 / 12 14.

Bad Orb. Sa.: Dr. Stock, Telefon 0 60 52 / 22 75; So.: Dr. Linck, Telefon 0 60 52 / 49 91.

Wächtersbach. Notdienstzentrale Schlierbach, Telefon 0 60 53 / 46 77. Alten- und Pflegeheime Main-Kinzig-Kreis. Informationsdienst für freie Plätze, Telefon 0 66 61 / 8 21 61. Zahnärzte Stadt und Altkreis Hanau. Der dienstbereite Arzt ist beim DRK Hanau, Feuerbachstraße 47, Telefon 0 61 81 / 10 60, zu erfragen, ab Sa. 14 Uhr.

Schlüchtern. Kreiskrankenhaus Schlüchtern, Telefon 0 66 61 / 8 11.

Gelnhausen. Der diensthabende Zahnarzt kann beim Kreiskrankenhaus Gelnhausen unter Telefon 0 60 51 / 8 70 erfragt werden. Sprechzeiten: an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 12 und 17 bis 18 Uhr. Apotheken Hanau. Sa.: Altstadt-Apotheke, Hausmannstraße 2/Ecke Frankfurter Landstraße, Telefon 8 11 24; Martinus-Apotheke, Steinheim, Ludwigstraße 82, Telefon 6 14 85. So.: Brüder-Grimm-Apotheke, Nürnberger Straße 22, Telefon 2 33 55 oder 2 42 21.

Erlensee / Langenselbold / Neuberg / Rodenbach. Sa.: Gründau Apotheke, Friedrichstraße 21, Langenselbold, Telefon 0 61 84 / 6 16 55; So.: Hohenstein Apotheke, Hohensteinstraße 1, Neuberg, Telefon 0 61 83 / 21 07.

Maintal. Sa.: Eichwald Apotheke, Bischofsheim, Waldstraße 1, Telefon 0 61 09 / 6 14 34; So.: Schiller Apotheke, Dörnigheim, Mozartstraße 16, Telefon 0 61 81 / 49 13 00.

Schöneck / Nidderau / Niederdorfelden / Bruchköbel. Sa.: Brunnen Apotheke, Oberdorfelder Straße 17a, Niederdorfelden, Telefon 0 61 01 / 34 26; Castell Apotheke, Hauptstraße 30, Marköbel, Telefon 0 61 85 / 6 30. So.: Sonnen Apotheke, Hanauer Straße 13, Nidderau-Ostheim, Telefon 0 61 87 / 38 85.

Gelnhausen / Hailer / Meerholz / Linsengericht / Lieblos / Altenhaßlau. Sa.: Einhorn Apotheke, Krämergasse 1, Gelnhausen, Telefon 0 60 51 / 24 52; So.: Falken Apotheke, Gelnhäuser Straße 15b, Gründau-Lieblos, Telefon 0 60 51 / 22 37.

Bad Orb. Sa.: Kurpark Apotheke, Ludwig Schmank Straße 5, Telefon 0 60 52 / 39 93; So.: Brunnen Apotheke, Hauptstraße 24, Telefon 0 60 52 / 23 87.

Freigericht. Marien Apotheke, Bahnhofstr. 18, Somborn, Tel. 0 60 55 / 22 91.

Wächtersbach. Tannen Apotheke, Friedrich Wilhelm Straße, Telefon 0 60 53 / 37 21. Gemeindeschwestern Langenselbold. Ursula Ungermann, Wächtersbacher Straße 12, Telefon 13 80. Tierärzte Hanau. Telefonisch zu erreichen unter: 7 28 08.

Steinau / Bad Soden-Salmünster / Schlüchtern. Beim Haustierarzt zu erfragen.Telefonseelsorge Hanau. Die Telefonseelsorge ist Tag und Nacht unter Telefon 0 61 81 / 1 11 01 zu erreichen. Hilfe bei Vergiftungen Zentrum für Entgiftung in Mainz, Tel. 0 61 31 / 23 24 66. Elektro-Notdienst Hanau. Stadtwerke Hanau, Telefon 0 61 81 / 36 50.

Altkreis Hanau. EAM, Telefon: 0 61 81 / 27 49.

Altkreis Gelnhausen. Telefon 0 16 13 / 60 86 41.

Altkreis Schlüchtern. Telefon 06 61 / 1 21.

"Frauenbüro ist heute eine allgemein akzeptierte Einrichtung" Tätigkeitsbericht nach fast einem Jahr Arbeit: Maintals Frauenbeauftragte Anne Denecke veröffentlichte ihre Erfahrungen

MAINTAL. Die Frauenbeauftragte Anne Denecke macht von Freitag, 12. März, bis Freitag, 2. April, Urlaub. Wie die Stadt weiter mitteilt, bleibt das Frauenamt jedoch geöffnet. Auskünfte und Informationen erteilt in dieser Zeit Frau Beck zwischen 8.30 Uhr und 14 Uhr unter der Telefonnummer 40 02 34.

Außerdem legte Denecke, die im Mai vergangenen Jahres ihren Dienst im Rathaus antrat, einen Tätigkeitsbericht vor.

Als inhaltlichen Schwerpunkte nennt sie Beratung, Weiterbildung, Frauenförderung in der Stadtverwaltung sowie Öffentlichkeitsarbeit. Trennungen vom Partner und die damit verbundenen Folgen spielen oft eine Rolle in den Gesprächen.

Möglichkeiten des beruflichen Wiedereinstiegs und der Weiterbildung stehen dann zur Debatte, Wohnungssuche, aber auch die Furcht vor der Gewalt seitens des Ehemanns. Die Frauenbeauftragte leistet in solchen Fällen Vermittlungsdienste im Umgang mit Institutionen, Behörden und Ämtern.

Gemeinsam mit ihrer für den Main- Kinzig-Kreis zuständigen Kollegin Monika Vogel initiierte Denecke einen Berufsorientierungskurs für Frauen nach der sogenannten Familienphase.

In diesem Jahr sind weitere Kurse geplant, die Finanzierung beim zuständigen hessischen Ministerium bereits beantragt. Gemeinsam mit dem Sozialamt organisierte die Frauenbeauftrage außerdem einen Deutschunterricht für weibliche Flüchtlinge.

"Arbeit statt Sozialhilfe" lautet der Titel eines zweijährigen Ausbildungsprojekts für Langzeitarbeitslose, das im vergangenen Dezember begann.

Für die Organisation zeichnen im wesentlichen das Frauenbüro des Kreises sowie das Maintaler Frauenamt verantwortlich, wie es in dem Tätigkeitsbericht heißt. Vier der 15 Teilnehmerinnen wohnen in Maintal.

Auch in der Stadtverwaltung arbeiten die weiblichen Angestellten am unteren Ende der Hierarchie. Deshalb bemüht sich eine Arbeitsgruppe seit einigen Monaten um die Weiterentwicklung des Frauenförderplans.

"Wichtig und neu ist dabei die Festlegung auf verbindliche Zielvorgaben, die regelmäßig überprüft werden müssen", betont die Frauenbeauftragte.

Auch hält sie es für sehr wichtig, die Bevölkerung für die verschiedenen Formen der Diskriminierung von Frauen zu sensibilisieren und deren Interessen öffentlich darzustellen. Abschließend stellt Denecke fest: "Im Vergleich zu anderen Kommunen ist das in Maintal seit sechs Jahren bestehende Frauenbüro heute eine allgemein akzeptierte Institution."

Obwohl die Einrichtung eines solchen Büros seit Mai 1992 in Hessen gesetzlich vorgeschrieben ist, verfügten nur 63 der mehr als 500 Kommunen über eine Frauenbeauftragte. jur

Fortführung der bisherigen Angebote Die Frauenbeauftragte legt ihren Tätigkeitsbericht vor Von Wolfgang Heininger BRUCHKÖBEL. Die Frauenbeauftragte der Stadt, Helga Gemmecker, hat jetzt ihren Tätigkeitsbericht für das vergangene Jahr vorgelegt. Die Verwaltungsangestellte, die neben dieser noch weitere Aufgaben zu erledigen hat, setzte vor allem die in den vergangenen Jahren erfolgreichen Projekte fort. Dazu zählt beispielsweise ein Erste- Hilfe-Kurs für Mütter und Väter von Kleinkindern, der zusammen mit Fachleuten von der Johanniter-Unfallhilfe angeboten wird. Als erfreulich bewertet Helga Gemmecker, daß nach anfänglichem Mißtrauen mittlerweile schon acht Männer an einem solchen Kurs erfolgreich teilgenommen haben. Die Seminare sollen auch in diesem Jahr weiter fortgesetzt werden.

Für junge Frauen wird es erneut das Angebot eines Selbstverteidigungskurses geben. Im vergangenen Jahr haben 15 Teilnehmerinnen das Angebot wahrgenommen. Seit Februar 1991 vermittelt die Frauenbeauftragte Patenschaften mit alleinstehenden Menschen im Alten- und Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt. Gemeldet haben sich bislang sieben Frauen, die sich regelmäßig um die Senioren kümmern, Freude daran haben und bei ihren Besuchen jedesmal sehnsüchtig erwartet werden.

Nachteilig wirkt sich hier allerdings aus, daß andere Heimbewohner, die nicht in dieser Weise betreut werden, hin und wieder eifersüchtig reagieren. Auch deshalb sucht Helga Gemmecker dringend nach weiteren Personen, die bereit sind, eine Patenschaft zu übernehmen.

Positiv aufgenommen wurde auch das Tagesmütterprojekt der Stadt. In der Vermittlungskartei sind derzeit 19 Frauen verzeichnet. Sie sorgen ganz- oder halbtags für Kinder aller Altersgruppen, deren Eltern arbeiten müssen oder einfach mal etwas ohne ihre Kleinen unternehmen wollen.

Dieses Angebot wird besonders häufig in den Sommerferien in Anspruch genommen, wenn die Plätze in den Kindertagesstätten nicht ausreichen. Neu hinzugezogene Mütter und Väter seien auf diesen Service besonders angewiesen.

In vielen Fällen warteten sie einige Zeit auf einen Platz für ihr Kind in einer der Tagesstätten, berichtet Helga Gemmecker. Auf dieses Angebot der Kinderbetreuung könne daher auch in Zukunft keinesfalls verzichtet werden, betont die Frauenbeauftragte.

Badezeit verlängert NIDDA. Mit Jahresbeginn ist die Badedauer im Sole-Bewegungsbad Bad Salzhausen von eineinhalb auf zwei Stunden verlängert worden. Weitere Informationen erteilt die Kurverwaltung, Tel. 0 60 43 / 561.

mk

Erdbeben brachte Vorteile Politiker und Unternehmer der Region Neapel unter Verdacht Von unserem Korrespondenten Horst Schlitter

ROM, 11. März. Die Welle der italienischen Korruptionsaffären hat Neapel erreicht. Gegen vier prominente Politiker wird ermittelt: Der christdemokratische Europaabgeordnete Antonio Fantini, sechs Jahre lang Präsident der Region Kampanien und gleichzeitig Beauftragter für den Wiederaufbau im Erdbebengebiet südlich der Millionenstadt, steht im Verdacht, für sich und seine Partei große Summen erpreßt zu haben.

Dasselbe gilt für Amtsnachfolger Bruno Bausano und Parteifreund Severino Citaristi, dessen Namen schon in der Mailänder Aktion "Mani pulite" (saubere Hände) genannt worden war. Vierter im Bunde ist der 84jährige Kommunist (heute PDS) Maurizio Valenzi, von 1975 bis 83 Bürgermeister in Neapel. Valenzi gab sich gelassen: "Eine ausgezeichnete Propaganda für mich. Ich werde meine Unschuld beweisen."

Gleichzeitig läuft ein Verfahren gegen neun Unternehmer, die sich an staatlichen Geldern für den Wiederaufbau in der Katastrophenregion bereichert haben sollen.

Vor allem bei der Verdoppelung der Gleise für die Vesuvbahn und beim Ausbau des Kanals Conte di Sarno, so lautet die Anklage, sind die Kosten zwischen 46 und 197 Prozent hochgedrückt worden. Im benachbarten Salerno sollen Finanzierungsgesellschaften nur zu dem Zweck gegründet worden sein, um den Staat zu betrügen. Für die Industrialisierung des Erdbebengebiets sind über die Kassen der "Metalli e Derivati Sud" 31 Milliarden Lire (damals 45 Millionen Mark) geflossen. Einziges Ergebnis: eine Baustelle, die nach drei Jahren ihre Arbeit einstellte.

In Mailand und Rom konnten die Ermittler weiter Erfolge vorweisen. Nach dem Präsidenten der Staatsholding ENI, Gabriele Cagliari, haben sie jetzt auch die Präsidenten der Tochtergesellschaften SAIPEM und SNAM, Gianni Dell'Orto und Pio Pigorini, festgenommen. Allen drei wird Bilanzfälschung und Verstoß gegen das Parteienfinanzierungsgesetz vorgeworfen. Einzelheiten dieser Affäre waren zunächst nicht bekannt.SPD bekräftigt Bedenken gegen Projekt "Lindenhof"

OBERURSEL. Die SPD-Fraktion hat an den Magistrat appelliert, mit der geplanten Altenwohnanlage "Lindenhof" keine vollendeten Tatsachen zu schaffen. Fraktionschef Hans-Georg Brum erklärte, das umstrittene Projekt müsse nach dem Ergebnis der Kommunalwahl neu überdacht werden. Die frühere CDU/ OBG-Koalition habe kurz vor den Wahl mit ihrer Ein-Stimmen-Mehrheit einen Grundsatzbeschluß zum Verkauf von Gelände an Au- und Lindenstraße gefaßt. Dieses Grundstücksgeschäft sei schlecht vorbereitet und schränke die Handlungsspielräume der Stadt ein. Unter den neuen Verhältnissen im Stadtparlament finde sich nun höchstwahrscheinlich keine Mehrheit mehr für den Grundstücksdeal. Vor der Vertragsunterzeichnung, so Brum, sollte das Thema im Bau- und Finanzausschuß erörtert werden. Die SPD habe Bedenken, wenn ein so großes Bauvorhaben gegen beträchtlichen Widerstand der Nachbarschaft durchgesetzt und Kleingewerbe verdrängt werde. Außerdem sei der Verlust der Parkplätze in der Austraße ein Problem. hko

Tips und Termine

Filmspiegel Bad Homburg. Kaskade-Kino: Tom und Jerry - Der Film (15 Uhr); Sneakers - Die Lautlosen (17.15 und 20 Uhr).

Panda Kino: Bodyguard (15 und 17.15 Uhr); Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Kino im Schwedenpfad (KiS): Tischlein deck dich (15.30 Uhr); Hape Kerkeling - Kein Pardon (17 und 19 Uhr); Alarmstufe: Rot (21 Uhr).

Friedrichsdorf. Lichtspiele Köppern: Eine Frage der Ehre (20 Uhr).

Neu-Anspach. Saalburg-Lichtspiele: Sneakers - Die Lautlosen (20.15 Uhr).

Oberursel. Stadthallen-Kino I: Keine Vorstellung.

Stadthallen-Kino II: Keine Vorstellung.

Kronberg. Kronberger Lichtspiele: Eine Frage der Ehre (20.15 Uhr). Theater/Musik Friedrichsdorf. Alte Schule Seulberg: französischer Chanson-Abend mit Robert Frank Jacobi, Veranstaltung des Städtepartnerschaftsvereins, 20 Uhr. Vorträge/Kurse Bad Homburg. Kurhaus: "Toskana und Venedig", Dia-Panoramavision von Rainer Harscher, 20 Uhr. Beratung/Selbsthilfe Bad Homburg. Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche der Stadt Bad Homburg, Dorotheenstraße 47, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 91 09.

Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Hochtaunuskreises, Schaberweg 7, 8 bis 12 Uhr, Tel. 17 83 92-93.

Umweltberatung im Umweltbüro der Grünen, Louisenstr. 23, 10 bis 12 Uhr, Tel. 2 09 65.

Sprechstunde der Jugend- und Drogenberatung, Promenade 103, 9 bis 16 Uhr, Tel. 2 20 41.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Promenade 103, 18 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.

Treffen der Anonymen Alkoholiker, 20 Uhr, Gemeindehaus St. Marien, Dorotheenstraße. Friedrichsdorf. Umweltberatung im Rathaus, Hugenottenstraße 55, Tel. 0 61 72 / 73 13 00.

Treffen der Freiwilligen Suchtkrankenhilfe, Altentagesstätte Friedrich-Ludwig- Jahn-Straße, 19 bis 21 Uhr, Tel. 0 60 07 / 28 08.

Pro Familia, Dr.-Fuchs-Str. 5: Sprechstunde 9 bis 12 Uhr, Tel. 7 49 51.

Usingen. Treffen der Al-Anon-Familiengruppe, Kath. Gemeindezentrum, Schlagweg 14, 20 Uhr.

Oberursel. Beratung des Mietervereins, Altes Hospital, 18.30 bis 20 Uhr.

Kronberg. Kath. Frauengemeinschaft Deutschlands: Hilfe für schwangere Frauen in Not, Tel. 0 61 73 / 7 87 17.

Königstein. Gymnastik der Behindertensportgemeinschaft, Kurbad, 20.15 Uhr. Vereine/Organisationen Bad Homburg. Deutscher Frauenring: Artikel-Annahme für den Baby-Basar, Kurhaus, 14 bis 17 Uhr.

Mapendo-Eine-Welt-Laden, Dorotheenstr. 9: 15 bis 18.30 Uhr.

Frauenzentrum, Louisenstr. 38: Kleinkindbetreuung für 2- bis 4jährige, 9 bis 12 Uhr, Tel. 2 44 34.

Mitgliederversammlung der Turner der SGK, Bürgerhaus Kirdorf, 20 Uhr.

Neu-Anspach. "Sommer des Falken" und "Die Braut des Prinzen", Veranstaltung des Filmclubs, Ev. Gemeindehaus, 18 und 20 Uhr.

Wehrheim. Film- und Kulturabend des Heimat- und Verkehrsvereins, 20 Uhr.

Schmitten. Freitagsclub im Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain, 20 Uhr.

Königstein. Jahreshauptversammlung des Burgvereins, Haus der Begegnung, Bischof-Kaller-Str. 3, 20 Uhr. Seniorentreffs Usingen. Ev. Gemeindehaus: "Ostpreußen: vorgestern - gestern - heute - morgen", Dia-Vortrag von Heinrich Nitschke, 15.45 Uhr.

Königstein. Altenbegegnungsstätte Kugelherrnstr. 6: "Wir planen für den nächsten Monat", 14 - 17 Uhr. Kinder/Jugendliche Bad Homburg. Jugend- und Kulturzentrum E-Werk, Wallstr. 24: Britisch-Pop mit "The Down Tools", 20 Uhr.

Friedrichsdorf. Jugendzentrum Köppern, Dreieichstr. 20 a: Party-Time und Live-Musik mit der Gruppe "Jealousy", 18 bis 22 Uhr.

Oberursel. Jugendcafé, Hohemarkstr. 18: Movies for Youngsters "Stand by me", 16 Uhr.

Königstein. Live-Musik im Jugendhaus, Adelheidstr. 1, 20.30 Uhr. Sonstiges Bad Homburg. Treffpunkt zur kostenlosen Stadtführung: Verkehrsamt im Kurhaus, 15 Uhr.

Tag der offenen Tür an der Gesamtschule am Gluckenstein, 17 bis 19 Uhr.

Verlust von drei Millionen Rüstungs-Arbeitsplätzen vorausgesagt SIPRI-Friedensforscher rechnen mit größtem Rückgang in Rußland / Neuer Wettlauf nicht zu erwarten / Export kein Ausweg Von unserem Korrespondenten Hannes Gamillscheg

KOPENHAGEN, 11. März. Die Rüstungsindustrie ist nach jahrzehntelang guten Geschäften zur Krisenbranche geworden. In ihr werden in den kommenden fünf Jahren weltweit mindestens drei bis vier Millionen Arbeitsplätze verlorengehen. Zu diesem Schluß kommt das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie. Seit Mitte der achtziger Jahre sei die Beschäftigtenzahl bereits um eine Million auf 15 Millionen Arbeitskräfte gesunken, heißt es dort. Den Verlust von weiteren drei bis vier Millionen Jobs bezeichnet Herbert Wulf, der Herausgeber des SIPRI-Rapports, als "vorsichtige Prognose". "Vor allem in Rußland, wo die Produktion darniederliegt, die Beschäftigten aber aus sozialen Gründen in den Betrieben bleiben, kann die Militärindustrie auch noch wesentlich stärker schrumpfen", sagte Wulf.

Der Rückgang in der Rüstungsindustrie halte seit 1988 ungebrochen an. Anders als bei früheren kurzfristigen Rezessionen spreche aber nun nichts dafür, daß eine neue Hochrüstungsperiode bevorstehe, meint Wulf. Wirtschaftliche Zwänge hätten oft zum Wettrüsten beigetragen. Heute sorgten verändertes politisches Klima und knappe Haushalte in den meisten Ländern für die Einschränkung der Waffenproduktion.

Der Export sei für die Rüstungsindustrie kein Ausweg aus der Krise, meinen die SIPRI-Autoren. Ein Überangebot von Anbietern kämpfe um einen schrumpfenden Markt. Dieser werde zusätzlich von Regierungen überschwemmt, die jene Waffen verkaufen wollten, zu deren Abbau sie sich in internationalen Abkommen verpflichtet haben. So biete Rußland Rüstungsmaterial zu Dumpingpreisen, das man hinter den Ural geschafft habe, ehe die Abkommen über den Rüstungsabbau in Europa unterschrieben wurden, sagt Wulf. Die Ukraine plane einen "Waffenbasar" für Militärmaterial aus dem Erbe der Sowjetunion. Den meisten Rüstungskunden der Ex-UdSSR fehle jedoch Hartwährung. Der seit 1987 rückläufige Trend im Waffenexport halte an.

Der Wirtschafts-Kollaps auf dem Gebiet der früheren UdSSR habe dort die Umstellung der Militärindustrie auf andere Produktion (Rüstungskonversion) verhindert, meinen die SIPRI-Forscher. Die Waffenerzeugung sei um rund die Hälfte, für manche Waffentypen um bis zu 90 Prozent geschrumpft. Viele Fabriken seien deshalb in argen Schwierigkeiten. Da die Rüstungsproduktion der Vergangenheit jedoch zu den Hauptgründen der heutigen Wirtschaftskrise zähle, seien "jeder Panzer, jedes Flugzeug oder Schiff, die nicht gebaut werden, ein Gewinn für die russische Wirtschaft", schreibt Wulf. In den USA seien vor allem die Forschungsausgaben der Militärindustrie gesunken. Die USA blieben aber der führende Waffenexporteur.

Die USA, die Ex-UdSSR (vor allem Rußland, Weißrußland und die Ukraine), China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland zeichneten weiter für 90 Prozent der weltweiten Rüstungsfertigung verantwortlich. Diese Länder würden nun von Arbeitsplatzverlusten am stärksten betroffen. Die Strategien der Rüstungsfirmen zur Bekämpfung der Krise seien vielfältig, schreibt SIPRI. Sie reichten von der Diversifizierung (Rüstungs-Abhängigkeit wird durch die Erweiterung der zivilen Produktpalette verringert) bis zum völligen Ausstieg aus dem Waffengeschäft und zu Firmenzusammenschlüssen zur Stärkung der Marktpositionen. Während die Rüstungsindustrie früher generell national verankert war, werde nun ein Trend zur Internationalisierung erkennbar, heißt es in dem Rapport "Arms Industry Limited". Allein in der Waffenindustrie Westeuropas habe es von 1988 bis 1992 mindestens 40 internationale Übernahmen und 25 Joint ventures (Zusammenarbeit) gegeben. "Dieser Prozeß wird wichtige Folgen für die Rüstungskontrolle bekommen und Restriktionen für den Waffenhandel erschweren", warnen die Friedensforscher.

Tips und Termine

Kinos Hanau. Arabella: Sneakers (15, 17.30, 20 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).

Central: Dracula (14.45, 17.30, 20.15 Uhr, Sa.: 22.30 Uhr).

C'est la vie: Ein ganz normaler Held (15.15, 17.45 und 20.30 Uhr).

Kino-Center im Grimm-Center: Kino I: Ein ehrenwerter Gentleman (14.30, 17, 20 Uhr, Sa. 22.30 Uhr).

Kino II: Alarmstufe: Rot (14.45, 17.15, 20.15 Uhr, Sa. 22.45 Uhr).

Kino III: Liebling jetzt haben wir ein Riesenbaby (15), Der Duft der Frauen (19.45 Uhr).

Palette: Bodyguard (15, 17.30, 20.15 Uhr, Sa.: 22.45 Uhr).

Schöneck. Sternpalast: Wir Kinder aus Bullerbü (16 Uhr), Eine Frage der Ehre (19.45 Uhr), Verhängnis (22.15 Uhr).

Mühlheim. Augenblick: Die Schöne und das Biest (15.45 Uhr), Jimmy Hoffa, 17.30 und 20.15 Uhr).

Zeitlos: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby (15.30 Uhr), Stalingrad (17.15 und 19.30 Uhr), Bitter Moon (22 Uhr).

Gelnhausen. Pali: So.: Die Schöne und das Biest (15.30 Uhr), Dracula (20.15 Uhr, So.: 17.30 und 20.15 Uhr).

Casino: Grüne Tomaten (20.15 Uhr, So.: 16 und 20.15 Uhr).

Kulturmix Hanau. "Musik der Welt" mit der "Sunshine Steel Band", 21.30 Uhr Nachbarschaftshaus Tümpelgarten.

Jazzkeller Philippsruher Allee, Mütze- Z-Band, 21 Uhr.

"Hexenjagd" Aufführung des Histo(e) rischen Theaters, 19.30 Uhr Olof Palme Haus, Pfarrer Hufnagel Strßae.

Schöneck. Konzert mit der Barrelhouse Jazzband und Angela Brown, 20 Uhr Bürgertreff Kilianstädten.

Ronneburg. Ausstellung des Malers und Zeichners Georg E. Pientka, 10 bis 17 Uhr im Kemenatensaal der Burg.

Langenselbold. Ausstellung "Terracotta" von Helmut Kiel Sa. 9 bis 13 Uhr Galerie Kunstform, Gartenstraße 5.

Nidderau. "Europa singt und tanzt, eine klingende Europa-Revue", 20 Uhr Schloßberghalle Windecken.

Erlensee. "Dixie & Boogie Night" mit dem "Trio Dennerlein - Antolini - Klein", 20 Uhr Erlenhalle.

Großkrotzenburg. Eröffnung der Kulturwoche 1993, 20 Uhr Bürgerhaus.

Gelnhausen. Konzert mit dem "Gasteig Streichquartett", 20 Uhr Synagoge. Verschiedenes Hanau. Evangelische Kirchengemeinde am Limes, Großauheim, 11.30 Uhr Mahnkreis auf dem Marktplatz Hanau.

Flohmarkt "rund ums Kind", 11 bis 15 Uhr Gemeindehaus Körnerstraße 19 und Kinderhaus Büdingerstraße 9.

Maintal. Flohmarkt im evang. Gemeindezentrum, 14 Uhr Berliner Straße 58.

Bruchköbel. Second Hand Basar 14 Uhr Kindertagesstätte Süd, Ludwig-Erhard-Straße. Erlensee. Second Hand Verkauf der Spielstube, 15 Uhr im evangelischen Gemeindehaus Langendiebach, Fröbelstraße. Sonntag

Kulturmix Hanau. Philippsruher Schloßkonzerte: Konzert der Passionszeit mit dem Collegium Instrumentale Alois Kottmann, 16.30Uhr Schloß Philippsruhe, Weißer Saal.

Bruchköbel. "Flaschenpost", Aufführung des Issigheimer Juniortheaters, 15 Uhr Mehrzweckhalle Niederissigheim.

Schöneck. "Kunst im Rathaus", Ausstellung von Julia Huneke, 11 Uhr Rathaus Kilianstädten.

Rodenbach. Liederabend mit Peter Schüler und Andreas Sommer, 17 Uhr Bürgertreff Oberrodenbach.

Großkrotzenburg. Kulturwoche: "Hornserenade" mit dem Jungen Frankfurter Hornquartett, 17 Uhr ehemalige Synagoge, Steingasse 10.

Bad Soden-Salmünster. Frühkonzert mit der Big Band Elm, 10 Uhr Konzerthalle. Sonderkonzert mit den "Original Thüringer Hainich Musikanten", 19.30 Uhr Konzerthalle. Verschiedenes Hanau. Kinderflohmarkt der Spielstube, 14 Uhr Nachbarschaftshaus Tümpelgarten. Puppenmuseum: 15 Uhr "Bezauberndes Wilhelmsbad", Diaschau von Herbert Oberheim, Parkpromenade Wilhelmsbad.

Hallensportschau der Turnerschaft Großauheim, 14.30 Uhr Sporthalle am Spitzenweg.

Nidderau. Second Hand Markt des Kindervereins, 14 Uhr Schloßberghalle Windecken.

Langenselbold. Wandertreff der Naturfreunde (auch für Nicht-Mitglieder), 9 Uhr Auf dem Wingertskippel (Naturfreundehaus). Schöneck. Jugendtreff Café Mars, 13.30 bis 16.30 Uhr offener Treff, altes Hofgut Büdesheim.

Querfeldein

Main-Kinzig-Wanderpokal

Die jeweils Erst- und Zweitplazierten der Jugend-Hallenmeisterschaften der Fußball-Kreise Hanau, Gelnhausen und Schlüchtern ermittelten in Steinau die Gewinner der Wanderpokals des Main- Kinzig-Kreises.

Bei den F-Jugendlichen setzte sich Germania Dörnigheim durch, bei der E- Jugend siegte der VfR Kesselstadt und die stärkste D-Jugendmannschaft stellte die SG Rodenbach/Wolfgang.

Erich Müller gestorben

Im Alter von 64 Jahren ist der stellvertretende Kreisrechtswart des Fußballkreises Gelnhausen Erich Müller verstorben.

Neben großen Verdiensten in seinem Heimatverein FSV Viktoria Lieblos war er außerdem als Klassenleiter der Jugend tätig.

KTV Main-Kinzig siegte

Die erste Mannschaft der Kunstturnvereinigung Main-Kinzig gewann in der Landesliga I das Duell mit dem Turnverein Elz mit 174,05 zu 158,50 Punkten.

Bester Einzelturner war der Bernbacher Achim Börner mit 51,85 Zählern.

Damit Herrchen endlich aufkehrt

FRIEDRICHSDORF. Die Stadt schickt sich an, eines der drängenden Probleme unserer Zeit zu lösen: Auf dem Landgrafenplatz wird probeweise ein Hundeklo aufgestellt. Die Benutzung, so versichert die Verwaltung, sei "tierisch einfach": Wenn der Hund sein "Geschäft" gemacht hat, soll Herrchen oder Frauchen eine Tüte aus der Spenderbox nehmen, die tierischen Hinterlassenschaften aufsammeln und in den Behälter werfen.

Der Magistrat hofft nun, daß die Hundehalter eifrig von dem neuen Angebot Gebrauch machen, damit aus dem Versuch eine Dauereinrichtung werden kann.

Zur Motivationsförderung hat sich Stadtrat Günter Bastian, selbst Besitzer eines bellenden Vierbeiners, in die Psyche des Tieres versetzt und "Gedanken eines Hundes" zu Papier gebracht. Sein Bekenntnis: "Ich bin ein ganz normaler Hund." Und das Fazit: Auch einem Hund sind die Häufchen peinlich, und deshalb sollen die Halter mithelfen, daß Straßen, Plätze und Bürgersteige sauber bleiben. tom

Erfolgreiche Arbeit in Gefahr Loch von 100 000 Mark im Etat der Kinderinitiative Bad Orb

BAD ORB. Die Kinderinitiative Bad Orb drücken ungeachtet eines einmaligen Kreiszuschußes von 10 000 Mark weiterhin finanzielle Sorgen. Nach Angaben des gemeinnützigen Vereins bedroht ein Haushaltsloch von 100 000 Mark weiterhin die Zukunft der Einrichtung, die sich seit 20 Jahren schwerpunktmäßig um sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche in der Kurstadt kümmert.

"Eine solide pädagogische Arbeit kann nur durch eine solide finanzielle Grundlage gewährleistet werden", schreiben die Vorstandsmitglieder Gerald Flinner und Michael Reinhard, nach deren Rechnung im kommenden Jahr 40 000 Mark vom Kreis und 60 000 Mark von der Stadt Bad Orb zur Verfügung gestellt werden müßten, um den Fortbestand einer Einrichtung zu sichern, die ohnehin schon seit Jahren mit einem Minimaletat sowie zwei hauptamtlichen Mitarbeitern und einer ABM-Kraft rund 100 Kinder und Jugendliche betreue.

Die Bedeutung der Kinderinitiative erwachse auch "aufgrund des faktischen Null-Angebots der Stadt Bad Orb im Jugendbereich". Der Verein mit seinem Domizil am ehemaligen Güterbahnhof sei die einzige Institution, die kontinu- ierlich daran arbeite, soziale Benachteiligung, schulische Defizite, Ausländerfeindlichkeit und Jugendarbeitslosigkeit durch vielfältige pädagogische Akti- vitäten bis hinein in den Bereich der Elternarbeit entgegenzutreten. Die Erfolsbilanz: Seit mehr als acht Jahren hat es aus der Klientel der Kinderinitiative keine einzige Heimeinweisung mehr gegeben.

Ein solcher Heimplatz kostet nach Angaben von Flinner und Reinhard rund 80 000 Mark im Jahr und müsse nach dem neuen Kinder- und Jugendhilfegesetz ((KJHG) ab dem nächsten Jahr vom Kreis bezahlt werden.

Diese erfolgreiche Arbeit der Kinderinitiative ist akut gefährdet, wenn sich die Stadt nicht zu mehr sozialpolitischem Engagement entschließt und der Kreis die Landeswohlfahrtsmittel ab 1994 nicht voll übernimmt, heißt es. jan

Grüner Kandidat zur Landratswahl

MAIN-KINZIG-KREIS. Die Grünen des Main-Kinzig-Kreises haben sich bei ihrer ersten Fraktionssitzung am Mittwochabend darauf verständigt, daß Peter Stahl (Bruchköbel) weiterhin ihr Fraktionsvorsitzender im Kreistag bleibt. Stahl muß allerdings noch auf einer Kreismitgliederversammlung, die am Freitag, 26. März, stattfinden soll, in diesem Amt bestätigt werden.

Wie am Donnerstag aus der Kreisgeschäftsstelle der Grünen weiter zu erfahren war, soll an diesem Abend auch darüber entschieden werden, wer für die Grünen Mitglied im Kreisausschuß wird. Fragen über mögliche Koalitionen sind für die Grünen derzeit aber noch kein Thema.

Ein wichtiger Punkt steht am 26. März gleichwohl auf der Tagesordnung: Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) und Hubert Müller (CDU) sollen nämlich grüne Konkurrenz bei den Wahlen zur Direktwahl des Main-Kinzig-Landrates am 9. Mai bekommen.

Aus Grünen-Kreisen war zu erfahren, daß drei Kandidaten dafür in Frage kommen. Darunter sollen sich allerdings weder die Spitzenkandidatin der Grünen bei den Kommunalwahlen, Ursule Cohnen, noch das Vorstandsmitglied Heidi Bauer befinden.

Das "Durchstarten" der Sozialdemokraten im Kreis - so machte gestern Karl- Heinz Herr vom Grünen-Kreisvorstand gegenüber der FR deutlich - und die bereits vorgenommene Wiederwahl des SPD-Fraktionschefs im künftigen Main- Kinzig-Kreistag, Rainer Krätschmer, komme einem "Rasen mit Vollgas durchs Schlagloch" gleich.

Die Grünen treten als entschiedene Gegner der Müllverbrennung auf. In einer im März stattfindenden Klausurtagung soll die politische Ausrichtung für die nächsten vier Jahre festgezurrt werden. are / hok

Neuer Trainer beim EC Alexander soll die Bad Nauheimer retten

Der um den Verbleib in der Zweiten Eishockey-Bundesliga bangende EC Bad Nauheim hat Ricki Alexander als neuen Trainer engagiert. Der Kanadier, zuletzt beim Schweizer Zweitligisten HC Bülach tätig, hatte vor vier Jahren nur um Haaresbreite mit Bad Nauheim den Aufstieg in die Bundesliga verpaßt. Der zunächst favorisierte Peter Schiller (früher Mannheimer ERC, zuletzt Berliner "Eisbären") konnte aus familiären Gründen nicht kommen. Schiller wird aber als EC-Manager fungieren. Als Favorit für die nächste Saison wird Ladislav Olejnik gehandelt, der früher unter anderem die Nationalmannnschaft und die Frankfurter Eintracht betreut hat. jo.

Im Feuilleton: 200 Jahre Mainzer Republik: Jörg-Dieter Kogel im fiktiven Gespräch mit dem Schriftsteller und Revolutionär Georg Forster; Innenansichten einer wiedervereinigten Nation - Manfred Stolpe: Wider die Verdrängung; Ilse Grubrich-Simitis: Schreiben - Schreiben - Schreiben: Wie Sigmund Freud die Engel der Eingebung rief. Auf der Buchseite werden besprochen: Philip Roths Roman Täuschung (Peter Körte); Walter Prigges Band Städtische Intellektuelle, urbane Milieus (Christof Kalb); Dichtung und Prosa von Paul Valéry (Ralph-Rainer Wuthenow) und Josef Winklers Essay Das Zöglingsheft des Jean Genet (Joachim Campe). fr

Bildungsurlaub in der Stasi-Villa

NEU-ANSPACH. Unter dem Titel "Wie gewonnen, so zerronnen" bietet die Bildungsstätte des BDP (Bund Deutscher Pfadfinder) vom 19. bis 23. Juli in Erfurt einen Bildungsurlaub für Frauen zwischen 16 und 25 Jahren an. Ziel der Veranstaltung ist es, das "Frauenleben nach der Wende" vor Ort kennenzulernen. Neben einer besonderen Stadtführung "unter Frauenperspektive" und einem Kulturfest in Weimar unter dem Motto "Künstlerinnen in Weimar - gestern, heute, morgen" bilden die Gespräche im Erfurter Frauenzentrum den Arbeitsschwerpunkt.

Das Frauenzentrum, wo die Teilnehmerinnen auch wohnen werden, ist in einer ehemaligen Stasi-Villa untergebracht. Die Oppositionsgruppe "Frauen in Veränderung" erhielt das Belegungsrecht aufgrund ihres Einsatzes für die Wende. Information und Anmeldung beim BDP (Bärbel Bimschas), Tel. 0 60 81 / 4 17 72. cn

Vom Herzschlag der Kontinente Die famose vierte "Megadrums" Tournee

FRANKFURT A. M. Der Titel ist nicht glücklich gewählt: zwar weist Reinhard Flatischler, Komponist, Perkussionist und weltenbummelnder Gründer dieses seit 1986 unregelmäßig durchgeführten Projektes, darauf hin, daß es nicht auf die "physikalische Größe der Trommeln, sondern vielmehr auf die Dimension der Kommunikation" ankäme; doch in einer Zeit, in der die allgegenwärtige Scheinkommunikation der Werbung mit ihrem Postulat der Quantität und dem Ausklammern jeglicher Qualität sich in den pleonastischen Bereich des Giga-Superlativs begeben hat, färbt die sprachliche Unschärfe auch auf die holden Künste ab.

Auf der Bühne im Großen Saal der Alten Oper klingt es anders als in den Ankündigungen; neben Flatischler und der Tänzerin und Perkussionistin Heidrun Hoffmann arbeiten der Japaner Leonard Eto (aus der Kodo-Familie), der in den USA lebende Inder Zakir Hussain Khan, sechs Musiker der balinesischen Jegog- Gruppe Suar Agung (alle an diversen Schlagwerken), sowie Wolfgang Puschnig mit Windinstrumenten.

Puschnig fängt mit der Flöte an, mit viel Hauch und einer enormen Palette an Obertönen. Nach und nach fallen Trommeln ein, es bildet sich ein Muster zwischen Wind und Erde. Noch denkt man an eine der ach so modischen Auftritte, die da behaupten, die Welt sei ein ungebrochenes Ganzes, an diese Konzerte, die das deutsche romantische Ideal wiederholen wollen, ohne dessen kritische Attitude zur Entfremdung von der Natur und ohne der Distanz zwischen Schaffenden und Rezipierenden.

Doch dann verschwindet dieses Intro hinter den im Verlaufe des Abends immer stärker werdenden Überschneidungen verschiedener Rhythmen, hinter den Überlagerungen unterschiedlichster Traditionen, deren Gemeinsamkeiten jenseits esoterischer Schutzbehauptungen verborgen sind und der Stringenz (nicht nur an diesem Abend) erwiesen wird.

Natürlich haben die Bambusxylophone der Jegog-Gruppe nur ein begrenztes Tonmaterial, natürlich hat Hussains Membranphonsatz (obwohl er nicht mit einer vollständigen Batterie Tabla tarang angereist ist) eine schier unbegrenzte Tonvielfalt, und natürlich wandelt Eto auf ganz anderen Wegen zwischen allen, mal drüber, mal drunter stehend, schafft Verbindungen, schlägt Brücken, und trägt genau deshalb fast unendlich viel zum Zusammenhalt bei; und Flatischler hat mit seinen Kompositionen die weise Voraussetzung gelegt, daß alles auch funktionieren kann.

Die Rhythmen sind komplex, manchmal sehr kompliziert, und doch wird nie die Behauptung aufgestellt, in der Welt sei alles Harmonie. Vielmehr gerät der Abend zu einer Bündelung an vielfältigen Rhythmen, über denen - wohl weil sie weitgehend vorgegeben sind - sich das jeweilige improvisatorische Können erweisen kann.

Bei Puschnigs Rolle wird einiges klar. Manchmal degradiert er als einziger Spieler eines Melodieinstrumentes die anderen zu rhythmischen Statisten, dann läßt er sich selber in die Dienerrolle ein, doch immer wieder tauschen Momente der Gleichberechtigung auf, Augenblicke, in denen das melodische Element des Rhythmus' und das rhythmische Element der Melodie zur geschlossenen und gleichsam offenen Harmonie sich verbindet.

Puschnig war in allen drei Vorläufeprojekten beteiligt, seine Rolle beinhaltete stets das größte Risiko, und wohl nicht zuletzt deshalb, weil hier ein radikaler Musiker gewählt wurde, der keine Angst vor Grenzbereichen hat, wurde - auch jetzt wieder - aus dem Wagnis ein Gewinn. Gerade in einer Zeit der Geschwätzigkeit von Flatischler und seinen Freunden ein großer Abend, der in seinem unbescheidenen Ansatz so bescheiden war, daß er gelang. MICHAEL RIETH

Zur Sache:

Guttempler-Orden

Der Guttempler-Orden ist eine Gemeinschaft alkoholfrei lebender Menschen, die allen offen steht, die ohne Alkohol leben müssen, sollen oder wollen. Die Organisation bindet sich weder konfessionell noch politisch. Seit 1889 gibt es die Abstinenz- und Selbsthilfe-Gemeinschaft in Deutschland. Mittlerweile gehören ihr knapp 10 000 Mitglieder an.

Den Guttemplern geht es nicht nur um Selbsthilfe, sie haben zusätzlich eine Art "politisches Programm": Sie bemühen sich um Einschränkung der Werbung für alkoholische Getränke und Nikotin, fordern eine Kennzeichnungspflicht für alkoholhaltige Lebensmittel. Sie wollen den Verkauf von alkoholischen Getränken in Schulen, Jugendheimen, Sportstätten, Autobahnraststätten, Tankstellen und Werkskiosken einstellen.

Die Kinder- und Jugendarbeit steht bei den Guttemplern im Mittelpunkt der begleitenden Hilfe. Denn häufig hat die Familie von Alkoholikern am dringendsten Unterstützung nötig. Der Orden hat in ganz Deutschland Beratungsstellen eingerichtet. Abhängige und ihre Angehörigen werden vertraulich und kostenlos beraten. Zum Angebot gehören Einzel- und Gruppengespräche, Therapien, Bildungsseminare, Ferienwochen und Freizeiten für Kinder. Die Guttempler kooperieren mit Beratungsstellen, Fachkliniken und anderen Verbänden. Mehrere tausend Menschen treffen sich im Bundesgebiet jede Woche in örtlichen Gesprächskreisen. ege

Frauen sorgen sich um Bestand des Frauenamtes

FRIEDBERG. Das Frauenamt in der Kreisverwaltung müsse erhalten bleiben, fordert der Friedberger Frauenzentrumsverein in einer Pressemitteilung. Gleich nach der Wahl seien im Kreis Stimmen laut geworden, die Erste Kreisbeigeordnete Gila Gertz und die Gleichstellungs- Stelle "abzusetzen". Dazu Waltraud Merz vom Frauenzentrum: "Wir wollen, daß sich die Erste Kreisbeigeordnete weiter für die Belange der Frauen, Frauenprojekte und den Umweltschutz einsetzt." Während die "Republikaner" überwiegend von Männern gewählt worden seien, hätten sich die Frauen für den Umweltschutz und ein humaneres Leben eingesetzt. Die Meinungsforscher von Infas hätten herausgefunden, daß Frauen sich stärker sozial engagierten, während Männer sich mehr an Machtstrukturen und den "Sprüchen" der Parteien orientierten. Soziale Errungenschaften dürften nicht durch "ideologisch sinnlose Machtallüren zersetzt" werden. nes

Vom Herzschlag der Kontinen 2

Natürlich haben die Bambusxylophone der Jegog-Gruppe nur ein begrenztes Tonmaterial, natürlich hat Hussains Membranphonsatz (obwohl er nicht mit einer vollständigen Batterie Tabla tarang angereist ist) eine schier unbegrenzte Tonvielfalt, und natürlich wandelt Eto auf ganz anderen Wegen zwischen allen, mal drüber, mal drunter stehend, schafft Verbindungen, schlägt Brücken, und trägt genau deshalb fast unendlich viel zum Zusammenhalt bei; und Flatischler hat mit seinen Kompositionen die weise Voraussetzung gelegt, daß alles auch funktionieren kann.

Die Rhythmen sind komplex, manchmal sehr kompliziert, und doch wird nie die Behauptung aufgestellt, in der Welt sei alles Harmonie. Vielmehr gerät der Abend zu einer Bündelung an vielfältigen Rhythmen, über denen - wohl weil sie weitgehend vorgegeben sind - sich das jeweilige improvisatorische Können erweisen kann.

Bei Puschnigs Rolle wird einiges klar. Manchmal degradiert er als einziger Spieler eines Melodieinstrumentes die anderen zu rhythmischen Statisten, dann läßt er sich selber in die Dienerrolle ein, doch immer wieder tauschen Momente der Gleichberechtigung auf, Augenblicke, in denen das melodische Element des Rhythmus' und das rhythmische Element der Melodie zur geschlossenen und gleichsam offenen Harmonie sich verbindet.

Puschnig war in allen drei Vorläufeprojekten beteiligt, seine Rolle beinhaltete stets das größte Risiko, und wohl nicht zuletzt deshalb, weil hier ein radikaler Musiker gewählt wurde, der keine Angst vor Grenzbereichen hat, wurde - auch jetzt wieder - aus dem Wagnis ein Gewinn. Gerade in einer Zeit der Geschwätzigkeit von Flatischler und seinen Freunden ein großer Abend, der in seinem unbescheidenen Ansatz so bescheiden war, daß er gelang. MICHAEL RIETH

Reuter probt in Bonn den Aufstand

MAIN-KINZIG-KREIS. Daß das Erscheinungsbild der Bonner SPD zu einem "gerüttelten Maß" am Debakel bei den jüngsten Kommunalwahlen verantwortlich ist, machte der Unterbezirksvorsitzende Bernd Reuter nicht nur in Hanau vor der Kreistags-, sondern auch in Bonn vor der Bundestagsfraktion deutlich. Die SPD habe sich durch eine handlungs- und entscheidungsunfähige Bundesregierung in die Mitverantwortung treiben lassen, ohne mitzuregieren. "Auch dadurch haben wir das Vertrauen der Menschen verspielt", erklärt Reuter.

Der Nidderauer Bundestagsabgeordnete, der sich selbst als "geduldig" bezeichnet, wird heftig, wenn er mit Äußerungen des parlamentarischen Geschäftsführers der Bonner SPD-Fraktion, Peter Struck, konfrontiert wird. Reuter hatte im Fall des schleswig-holsteinischen Sozialministers Günther Jansen auch eine Diskussion über den Kanzlerkandidaten Björn Engholm gefordert. Das wiederum veranlaßte Struck zu der Bemerkung: "Der spinnt." Reuter will sich Strucks Äußerung nicht gefallen lassen. "Der kann sich auf etwas gefaßt machen", sagte er gestern unmißverständlich. Dabei übte der Nidderauer Bundestagsabgeordnete unverhohlen Kritik am Management der Bonner SPD-Fraktion. Zum Verhalten Engholms in Sachen Jansen strich Reuter heraus: "Der hätte handeln müssen." Viel schlimmer sei, wenn nun etwa noch scheibchenweise etwas herauskommen sollte. Dadurch werde die Person des Kanzlerkandidaten "beschädigt". Nach Reuters Meinung haben die Kommunalwahlen auch gezeigt, daß der Asylkompromiß "nichts bringt". hok

Fußball-Termine

Fußball-Termine

"Dichten Sie oft was dazu?" Flörsheimer Schüler stellten Reporterin forsche Fragen

FLÖRSHEIM. "Wieviel verdienen Sie eigentlich?" - Die Frage stellten die Schüler und Schülerinnen der Graf-Stauffenberg- Schule in Flörsheim am häufigsten, als sich FR- Mitarbeiterin Frauke Haß einen ganzen Donnerstag vormittag in ihrer Schule aufhielt.

Was für einen Abschluß man für den Beruf des Journalisten braucht, wie lange man täglich arbeiten muß, wie ein ganz gewöhnlicher Tagesablauf aussieht und woher Journalisten ihre Informationen bekommen? Das und noch viel mehr wollten die jungen Leute aus der 9 b wissen. Hoch her ging es schließlich, als sie zur Kritik an der Zeitung aufgefordert wurden. Da schrie alles durcheinander: zu eng sei die Rundschau bedruckt, zu viel Text stehe zu wenig Bildern gegenüber, und überhaupt seien die Artikel viel zu lang. "Das liest doch kein Mensch."

Die 10 a des Gymnasiums fragte am forschesten: "Dichten Sie nicht manchmal was dazu, so daß aus zwei plötzlich sechs Tote werden?" Daß die Rundschau-Mitarbeiterin "eine Gänsehaut" kriegt vor Entsetzen, wenn sie so etwas hört, konnte die Zehntkläßler allenfalls von ihrer persönlichen Lauterkeit überzeugen: Ein kleiner Rest Zweifel blieb den Schülern ganz offensichtlich, ob beim Artikelschreiben immer alles mit rechten Dingen zugeht.

Die Frage eines Realschülers war wohl provozierend gemeint: "Was halten Sie von der Bild-Zeitung?" Daß man diese einerseits "gefährlich" finden kann und trotzdem "gut gemacht", wollte dem Fragesteller aus der 9 a allerdings nicht so ganz einleuchten. fra

Tischtennis-Bezirkspokal, Jugend Hessen-Endrunde mit der SG Anspach

In der Besetzung Jens Lilienthal, Michael Lange, Alexander Mohr und Sven Lilienthal sicherte sich die Jugend-Mannschaft der SG Anspach in Bergen-Enkheim den Tischtennis-Bezirkspokal, wobei sich die Schützlinge von Trainer Herbert Störkel im Endspiel gegen den Turnverein Eschersheim nach Punkten von Jens Lilienthal (3), Michael Lange (1:1) und Alexander Mohr (1:1) mit 5:2 durchsetzten.

Nach einem Freilos in der ersten Runde hatte die SGA gegen Viktoria/ Preußen Frankfurt mit 5:0 gewonnen (Jens Lilienthal 2, Michael Lange 2, Sven Lilienthal 1) und im Halbfinale TuS Hausen mit 5:2 ausgeschaltet (Jens Lilienthal 3, Michael Lange 2).

Damit hat sich die SG Anspach für die Endrunde im Hessenpokal qualifiziert, die Ende April in Groß-Gerau ausgetragen wird. gst

Sofortige Beseitigung des Bauschutts angeordnet Landschaftsbauer droht Zwangsgeld über 5000 Mark Von Wolfgang Heininger BRUCHKÖBEL. Bis zum 20. April muß der Landschaftsbauer Michael Odenwäller den Bauschutt aus Obertshausen und andere Abfälle, die er hinter der sauberen Butterstätter Fassade abgelagert und eingegraben hatte, unter behördlicher Aufsicht wegschaffen und zu einer Deponie bringen. Diese Anordnung traf jetzt das Darmstädter Regierungspräsidium (RP) und ordnete den Sofortvollzug an. Wenn Odenwäller dieser Weisung nicht nachkommt, droht ihm zunächst ein Zwangsgeld von 5000 Mark. Nach Ablauf einer weiteren Frist müßte die Behörde Schutt und Müll in eigener Regie beseitigen lassen, auf Kosten des Verursachers. Stadt und Kreis waren, wie bereits in der FR berichtet, Ende Februar auf die nicht genehmigte Halde aufmerksam geworden. Odenwäller hatte dort in ein zuvor ausgebaggertes Loch Abbruchmaterial aus dem Kreis Offenbach gefüllt. Er beabsichtigte offenbar, das Gelände später zu planieren. Gegenüber Verwaltung und FR behauptete er, im Besitz einer Genehmigung zu sein. Der Schutt werde nur zwischengelagert.

Doch seinen Beteuerungen wurde wenig Glauben geschenkt, besonders was die beabsichtigte Zwischenlagerung anging. Vielmehr ist Bruchköbels Erster Stadtrat Ernst Garkisch davon überzeugt, daß Odenwäller die Deponierungskosten sparen und Material verbuddeln wollte.

Das Regierungspräsidium hat inzwischen - entgegen einer ersten Stellungnahme - den vom Kreis verhängten Baustopp bekräftigt. Am 3. März verbot Darmstadt Odenwäller weitere Ablagerungen, insbesondere das Vergraben und Abdecken mit Erde. Außerdem muß sein Hinterhof bis Ende April komplett geräumt werden. Bis dahin soll der Schutt wegen möglicher Verunreinigungen untersucht und das Wasserwirtschaftsamt am Verfahren beteiligt werden.

Der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, Hans-Dietrich Hartmann, sagte dazu, die Verfügung des RP liege ihm vor, nicht aber die von Odenwäller verlangte Stoffanalyse. Der zuständige Sachbearbeiter werde sich in den nächsten Tagen mit dem Landschaftsbauer in Verbindung setzen. Einen Termin für die Räumung des Geländes gebe es noch nicht.

Behinderte fahren an die See Dreieich bietet ihnen bis September fünf Freizeiten an

DREIEICH. Die Stadt hat das neue Programm für geistig Behinderte bekanntgegeben. Danach sind zwischen Juli und September fünf Freizeiten, die jeweils zwei Wochen dauern, im In- und Ausland geplant.

• 20 junge Erwachsene zwischen 23 und 32 Jahren können im Juni 16 Tage im Norditalien verbringen. Sie werden von elf Betreuern begleitet.

• Im August ist in Niendorf an der Ostsee eine Freizeit für geistig behinderte Kinder im Alter zwischen acht und zehn Jahren geplant. Auf neun Teilnehmer kommen fünf Betreuer.

• Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren fahren - ebenfalls im August - nach Schloß Dankern an der Ems. Hier gibt es zehn Plätze, sechs Betreuer fahren mit.

• Zum Plankensteiner Hof in Südtirol geht die August-Reise für Jugendliche, die zwischen 17 und 22 Jahre alt sind. Für die acht Teilnehmer stehen fünf Betreuer bereit.

• In Wilhelmshaven an der Nordsee können sich Ende September behinderte Erwachsene zwischen 32 und 65 Jahren erholen.

Für die Freizeiten gibt es jedenfalls ein umfangreiches Ausflugsprogramm. Allerdings können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst entscheiden, ob sie mitmachen oder nicht.

Pro Tag kostet die Teilnahme 32 Mark. Je nach Einkommensverhältnissen kann sich dieser Betrag bis auf ein Viertel reduzieren. Anmeldung unter Telefon 601-212. dac

Kleine Lokalrundschau

Motetten Anton Bruckners KELKHEIM. Ein geistliches Konzert mit sämtlichen Motetten von Anton Bruckner ist am Sonntag, 14. März, 16 Uhr, in der Kelkheimer Klosterkirche St. Martin zu hören. Gesungen wird a capella, mit Orgel- und Posaunenbegleitung. "Kriegsverbrechen an Frauen" MAIN-TAUNUS-KREIS. "Kriegsverbrechen an Frauen in Bosnien-Herzegowina" sind Thema einer Veranstaltung, zu der die Gleichstellungsbeauftragte, Gabriele Bittendorf, für Dienstag, 16. März, ins Casino I der Stadthalle Hofheim, einlädt. Beginn ist um 20 Uhr. Referentin die Juristin Jadranka Cigalj aus Bosnien. Mitgliederversammlung der Grünen BAD SODEN. Zur Migliederversammlung treffen sich die Bad Sodener "Grünen" am Dienstag, 16. März, im Bürgerhaus Neuenhain. Beginn ist um 20 Uhr. Thema: die Analyse der Kommunalwahl.

Mit dem Wolf tanzen KRIFTEL. Am nächsten Dienstag, 16. März, ist ab 19 Uhr im Kommunalen Kino, Weingarten-Schule, Kevin Kostners Erfolgsfilm "Der mit dem Wolf tanzt" zu sehen. Die Vorführung beginnt um 19 Uhr. Fahrt ins Stubaital HOFHEIM. Fulpmes im österreichischen Stubaital ist das Ziel des Seniorenurlaubs der Stadt. Und dahin kommen die Senioren mit einem bequemen Reisebus. Vom 2. bis 8. Mai stehen dann Ausflüge nach Innsbruck, zum Achensee, Schloß Linderhof oder beispielsweise der Besuch des Volkstheaters auf dem Programm. Fahrt, Unterbringung und Halbpension und ein Großteil des Programms inklusive kostet die Tour 640 Mark pro Person im Doppelzimmer. Anmeldungen ab sofort bei der städtischen Seniorenbetreuung, Zimmer 5 des Rathauses.78jähriges Opfer brach sich bei Überfall den Arm

Eine 78jährige ist am Mittwoch bei einem Raubüberfall in Bornheim erheblich verletzt worden. Die Renternin stürzte gegen 17 Uhr an der Ettlinger Straße/ Ecke Petterweilstraße zu Boden, als der auf knapp 20 Jahre geschätzte Täter an ihrer Handtasche riß.

Das Opfer erlitt eine Platzwunde am Kopf und einen Oberarmbruch. Der Räuber entkam mit 20 Mark Beute. habe

Ebner setzt auf rationelles Denken der CDU SPD will Gespräche über eine mögliche Koalition / Noch Spielraum für Verhandlungen?

LANGENSELBOLD. In ihrer ersten Fraktionssitzung nach der Kommunalwahl hat die SPD am Mittwoch abend beschlossen, Gespräche mit den Christdemokraten Langenselbolds über eine mögliche Koalition zu suchen. Als Termin wurde die nächste Woche angepeilt.

Ob dieser Zeitpunkt noch Spielraum für Verhandlungen läßt, ist ungewiß. Am Wochenende kommen bereits CDU und Selbolder Liste zu Koalitionsgesprächen zusammen. In einer Dankesanzeige an ihre Wähler in der "Langenselbolder Zeitung" Anfang der Woche hatte die SL bereits die bevorstehende "Ehe" mit CDU und FDP als geschlossen verkündet.

Weitere Gespräche wollen die Christdemokraten Aden, Tanzer, Matt und Westerhoff in der nächsten Woche nach der SL mit den Liberalen suchen. "Ob wir dann noch Gesprächsbedarf mit der SPD haben, wenn wir uns am Wochenende einig werden, weiß ich nicht", so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Josef Tanzer.

Beschlüsse, ob ein Gespräch mit der SPD geführt werden, gebe es noch nicht, erklärte er. In einer ersten Reaktion nach der Wahl hatte sein Fraktionschef Bernd Matt Angebote der Sozialdemokraten als nicht annehmbar ausgeschlagen.

Begründet hatte er seine persönliche Ablehnung mit dem Wählervotum gegen eine Koalition mit der SPD und den gescheiterten Verhandlungen vor vier Jahren. Damals hatte der Ex-Fraktionschef Udo Dietrich Koalitionsgespräche mit den Genossen geführt.

Nachdem die Zusammenarbeit nicht zustande kam, die SPD sich für die DKP als Partner entschied und auch Teile der CDU einer Koalition ablehnend gegenüberstanden, übernahm Bernd Matt das Amt des Fraktionschefs.

Bürgermeister Hans-Peter Ebner (SPD) bedauerte es, falls die CDU nicht zu Gesprächen bereit sein sollte. Es könne sein, daß bereits alles festgezurrt sei, doch sei er optimistisch und setze auf das rationelle Denken der CDU.

Käme die CDU-SL-FDP-Liste zustande, hat sie auch die Mehrheit im ehrenamtlichen Magistrat, der bislang mit sechs Parteienvertretern und dem Bürgermeister besetzt ist. Die DKP würde aus dem Gremium herausfliegen, die SPD erhielte zwei Sitze, die CDU zwei, die SL einen und die FDP einen.

Ein Großteil seiner politischen Vorstellungen, so Ebner, müsse er sich dann vermutlich "abschminken". Persönlich sei für ihn jedoch das Jahr 1985 und die Auseinandersetzungen mit den Gegnern in der eigenen Partei schlimmer gewesen.

"Es wird schwieriger, aber ich habe keinen Anspruch auf die Umsetzung meiner politischen Vorstellungen. Mit anderen Mehrheiten und einer Koalition, die inhaltliche Politik macht statt persönlicher Angriffe, kann ich leben."

Ebner ist bis Ende Mai 1996 gewählt. Eine Abwahl wäre nur mit einer Zwei- Drittel-Mehrheit möglich. Dazu würden aber auch die Stimmen der SPD benötigt, und mit eigenen Abwahlgedanken trägt sich der Rathauschef nicht. alu

Niedersachsen setzt auf Wind Studie: Hälfte des Strombedarfs könnte gedeckt werden Von unserem Korrespondenten Eckart Spoo

HANNOVER, 11. März. Allein in den zehn küstennahen Stadt- und Landkreisen Niedersachsens gibt es 1800 Quadratkilometer Land, das sich für Windkraftanlagen eignet, wie Umweltministerin Monika Griefahn (parteilos) hat ermitteln lassen. Auf dieser Fläche könnten Anlagen mit einer Gesamtleistung von 13 000 bis 15 000 Megawatt installiert werden. Das reicht für mehr als die Hälfte des niedersächsischen Elektrizitätsbedarfs. Bei der Vorstellung der Studie am Donnerstag in Hannover sagte die Ministerin, die Landesregierung habe sich damit vergewissert, daß ihr vorläufiges Ziel - 1000 Megawatt Windkraft bis zum Jahr 2000 - problemlos zu erreichen sei. Es hätten sich auch schon zahlreiche Investoren gemeldet, neben Kommunen vor allem Bauern, die auf ihren Feldern moderne Windmühlen errichten und mit erneuerbarer Energie Geld verdienen wollten.

Bei der Suche nach geeigneten Flächen schieden Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete, Siedlungs-, Erholungs- und Waldgebiete ebenso wie militärisch genutzte Flächen von vornherein aus. Außerdem wurden nur Flächen ausgesucht, die mindestens zehn Hektar groß sind. In jedem Fall kann ein ausreichender Abstand eingehalten werden, der wegen der Geräusche von Windkraftanlagen gesetzlich vorgeschrieben ist.

Die ermittelte Fläche von 1800 Quadratkilometern macht ungefähr ein Fünftel der Gesamtfläche der zehn Kreise aus. Griefahn will nun weitere niedersächsische Landkreise daraufhin untersuchen lassen, welche Voraussetzungen dort für diese CO2-freie Energieerzeugung bestehen. Das Deutsche Windenergie-Institut, das mit der Studie beauftragt war, schätzt die Investitionskosten für 1000 Megawatt auf 2,5 Milliarden Mark. Insofern ist Windkraft teurer als Atomenergie. Wenn aber zum Beispiel die hohen Entsorgungs- und andere Nebenkosten der Atomreaktoren mitgerechnet werden, schwindet diese Differenz, wie die Ministerin erläuterte. Außerdem sinke der Preis für Windkraftanlagen.

Das Wetter

Wetterlage Am Rande der Hochdruckzone über Süd- und Südosteuropa liegt Deutschland in einer milden südwestlichen Strömung.

Vorhersage bis Samstag früh In den Früh- und Vormittagsstunden gebietsweise Nebel oder Hochnebel. Nach deren Auflösung heiter bis wolkig, im Norden auch stärker bewölkt, aber trocken.

Tageshöchsttemperaturen im Norden und Osten um 7, sonst 10 bis 15 Grad. Nachts verbreitet klar, gebietsweise Nebel. Tiefsttemperaturen +3 bis -2 Grad.

Schwacher südlicher Wind.

Wochenvorhersage Samstag bis Sonntag: Gebietsweise Frühnebel, sonst meist sonnig, Höchstwerte zwischen 10 Grad im Nordosten und 17 Grad im Südwesten.

Ab Montag: Wiederholt Durchzug von Wolkenfeldern, aber trocken. Noch etwas wärmer.

Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

wolkig 19 Amsterdam

stark bewölkt 11 Athen

wolkenlos 12 Barcelona

leicht bewölkt 14 Bordeaux

leicht bewölkt 16 Bozen

leicht bewölkt 10 Brüssel

leicht bewölkt 13 Dublin

wolkig 10 Helsinki

leicht bewölkt 0 Innsbruck

wolkig 9 Istanbul

wolkenlos 5 Kairo

wolkig 17 Larnaka

Gewitter 9 Las Palmas

leicht bewölkt 20 Lissabon

stark bewölkt 16 Locarno

wolkenlos 11 London

stark bewölkt 13 Madrid

bedeckt 9 Malaga

stark bewölkt 16 Mallorca

wolkig 15 Moskau

bedeckt -7 Neapel

leicht bewölkt 14 Nizza

leicht bewölkt 13 Paris

leicht bewölkt 15 Rom

leicht bewölkt 13 St. Petersburg

leicht bewölkt -5 Stockholm

leicht bewölkt 2 Tunis

stark bewölkt 12 Varna

wolkig 7 Venedig

wolkig 9 Warschau

leicht bewölkt 3 Wien

Regen 8 Zürich

leicht bewölkt 9

Deutschland

Berlin

stark bewölkt 4 Dresden

stark bewölkt 3 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 6 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 3 Frankfurt/M.

stark bewölkt 11 Freiburg

leicht bewölkt 13 Garmisch

stark bewölkt 7 Hamburg

stark bewölkt 3 Köln/Bonn

stark bewölkt 11 Leipzig

bedeckt 3 München

wolkig 8 Norderney

leicht bewölkt 5 Rostock

leicht bewölkt 6 Sylt

wolkig 5 Zugspitze

in Wolken -10 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01 Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.46 Uhr Sonnenuntergang 18.26 Uhr Mondaufgang -.- Uhr Monduntergang 8.18 Uhr

In Nidda und Ortenberg Einbrecher mit schwerem Werkzeug

NIDDA / ORTENBERG. Mit einem Gullydeckel zerstörten unbekannte Täter in der Nacht zum Donnerstag das Schaufenster eines Fernsehgeschäftes in der Niddaer Bahnhofstraße. Aus der Auslage klauten die Diebe drei Taschen-Fernsehgeräte im Wert von 1100 Mark. Ähnlich verlief laut Kripo bereits am 8. März ein Einbruch in einen Versandhaus-Laden in der Raun.

Erfolglos blieb dagegen der Versuch, eine Spielothek in Ortenberg zu knacken. Die Täter waren am Donnerstag gegen vier Uhr früh in den Baumarkt unter der Spielhalle eingedrungen.

Sie versuchten vergeblich, durch die Decke nach oben vorzustoßen. Auch die Eingangstür der Spielothek hielt dicht. Die Einbrecher trollten sich ohne Beute. nes

Hofgut Adamstal, Reiten Familienfest für den Reiter-Nachwuchs

Das Hofgut Wiesbaden-Adamstal setzt bereits heute seine Hallen-Turniertage mit einem sogenannten Familienfest des Wiesbadener Reiter-Nachwuchses fort. Während die Reiterinnen und Reiter in der Führzügel-Klasse oder im Reiter- Wettbewerb, in der sogenannten Caprilli- Prüfung, der E-Dressur oder dem E- Springen ihre ersten Kreise im Dressur- Viereck oder im Parcour ziehen, können kleine und kleinste Besucher bei der Spielzeug-Party mit Steckenpferd-Reiten, Voltigieren und Pony-Reiten ihre ersten Erfahrungen sammeln. Eignungs- und Dressurpferde-Prüfung für junge Pferde, Spring- und Dressur-Prüfungen der Klassen A bis L runden das Programm ab.

Beginn ist heute um 15.30 Uhr, am Samstag und Sonntag jeweils um neun Uhr (beheiztes Turnier-Bistro in der Reitsporthalle; bei schönem Wetter ist unser Biergarten geöffnet). Für Kinder und Jugendliche freier Eintritt. prd

Erklärungsversuch: Frust trifft den, der am stärksten ist

KASSEL. Die Demokratie sei derzeit "wie eine Autofahrt auf dem Kinderkarussell", so beschrieb es ein Kasseler Bürger am Mittwoch abend. Die CDU treibe dieses Karussell von Bonn aus an, die Wähler aber sähen derzeit niemand, der darauf Einfluß nehmen könnte. Dieses Bild, das der Kasseler während des hr-Stadtgespräches zeichnete, diente ihm als Erklärung für die großen Verluste der SPD und für die niedrige Wahlbeteiligung am vergangenen Sonntag.

Mag sein, daß dieses Bild seine Schwächen hat. Experten auf dem Podium aber bestätigten die Ansicht des "Mannes aus dem Volk" letztlich. So glaubt auch GhK- Politikwissenschaftler Eike Hennig, daß die SPD am vergangenen Sonntag eine gehörige Portion Frust zu spüren bekam, für die sie keineswegs allein die Verantwortung trägt: "Das trifft immer den, der am stärksten ist", so Hennig. "Beide, SPD und CDU, haben nun den Auftrag, sich zu überlegen, wie sie an das untere Drittel der Bevölkerung herankommen."

Daß es dieses "untere Drittel" war, das den großen Erdrutsch bei der Stimmenverteilung - passiv oder aktiv - in Bewegung setzte, war unumstritten. Denn die größten Verluste, das belegt ein Blick auf die Zahlen vom Sonntag, erlitt die SPD in ihren ehemaligen Hochburgen, den traditionellen Arbeiter-Stadtteilen. "Die", so konstatierte ein Sozialdemokrat aus dem Landkreis, "fühlen sich von der SPD nicht mehr vertreten."

Dazu kam - auf kommunaler Ebene - offenbar der Effekt, daß die SPD versäumte, ihre Politik transparent zu machen. Sie habe begriffen, daß das Auto nicht überall Vorrang habe, so kommentierte ein jüngerer Diskussionsteilnehmer die "Lolli"-Diskussion. "Sie hat aber über den Bürger hinwegbestimmt, ohne ihm den Sinn der Sache zu erklären."

Ein Fehler, den auch OB Bremeier an diesem Abend nochmals einräumte. Und er plädierte dafür, künftig auch Stadtverordnete direkt, in ihren Stadtteilen und nicht über Listen zu wählen, um die Distanz zum Bürger zu verringern. ebo

"Alkoholfreie 90er Version von Janis Joplin"

FRIEDBERG. Eine "alkoholfreie 90er Version von Janis Joplin" gastiert laut Ankündigung am Samstag, 13. März, ab 21 Uhr im Kaktus. Es ist Rachel Morrison, die 1989 als Sängerin von "Bliss" bekannt wurde. Im Kaktus tritt sie mit einem Gitarristen und einem Keyboarder auf die Bühne. Der Eintritt kostet 15 Mark, im Vorverkauf zehn Mark. nes

Kurz gemeldet: Deutsches Informationszentrum in Paris

PARIS, 11. März (AFP). Ein deutsches Informationszentrum ist am Donnerstag in Paris offiziell seiner Bestimmung übergeben worden. Damit soll dem mit der Wiedervereinigung sprunghaft gestiegenen Informationsbedarf über Deutschland Rechnung getragen werden. Die Informationsstelle wurde vorerst in der früheren DDR-Botschaft untergebracht. IRA bekennt sich zu Attentat BELFAST, 11. März (AP). Die politisch motivierte Gewalt hat am Mittwoch abend in der nordirischen Hauptstadt Belfast erneut ein Todesopfer gefordert. Ein 39jähriger protestantischer Ladenbesitzer wurde in seinem Geschäft erschossen. Zu der Tat habe sich die Irisch-Republikanische Armee (IRA) bekannt, teilte die Polizei mit. Bombenanschlag auf Athener Finanzamt ATHEN, 11. März (AP). Zum sechsten Mal in diesem Jahr ist am Donnerstag auf ein Finanzamt der griechischen Hauptstadt Athen ein Bombenanschlag verübt worden. Nach Polizeiangaben entstand erheblicher Sachschaden, es wurde jedoch niemand verletzt. Staatsanwalt in Tiflis ermordet TIFLIS, 11. März (AP). Der Staatsanwalt der georgischen Hauptstadt Tiflis ist am Mittwoch abend einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Wie sein Büro am Donnerstag mitteilte, schoß der unbekannte Attentäter dem Behördenchef Michail Kurdadse dreimal in den Kopf. Überfall auf Hafen von Dschibuti DSCHIBUTI, 11. März (AFP). Bewaffnete haben in der Nacht zum Donnerstag den Hafen von Dschibuti beschossen. Nach Angaben des Innenministeriums des nordostafrikanischen Landes wurden Hafeneinrichtungen von zwei Booten aus unter Beschuß genommen. Menschen seien nicht verletzt worden. Die Regierung beschuldigt oppositionelle Kräfte. Guerillaführer festgenommen BOGOTÁ, 11. März (AFP). Die kolumbianische Armee nahm am Mittwoch in Medellin drei Kommandanten der Guerillabewegung Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (FARC) und einen Anführer der Guerillabewegung Nationales Befreiungsheer (ELN) fest. Dies teilte das Verteidigungsministerium mit.

Mehr Gemaule und mehr Blasen an den Füßen 20 Jahre Ferienspiele - da hat sich manches geändert

KÖNIGSTEIN. Holger Friedel muß immer noch schmunzeln, wenn er sich erinnert: Vor Jahren, während der Ferienspiele in Schönau, waren plötzlich eigenartige Geräusche vom Dach der Herberge zu hören. Schuld waren keine Gespenster, sondern die Jungen aus der Gruppe, die sich abends in luftiger Höhe den Weg zu den Gemächern der Mädchen bahnten. Solche und andere Erinnerungen keimen zur Zeit im Foyer der Stadtbücherei, wo eine Fotoausstellung über "20 Jahre Ferienspiele" in Königstein berichtet.

Die Idee zu der Bilderschau kam der Crew des Jugendhauses vor zwei Jahren, als sie die Ausstellung "Zehn Jahre Jugendhaus" vorbereitete. Rüdiger Kelch, der dort die Foto-AG leitet, sichtete das Archiv und fand für beinahe jedes Jahr stimmungsvolle Aufnahmen. Nur 1976 und '77 sind nicht festgehalten. Die Bilder sind auch Dokumente der Zeitgeschichte. Denn unverkennbar erinnern lange Haare, Schlabber-T-Shirts und ausgestellte Hosenbeine aus den Anfängen der Ferienspiele an die Mode der 70er Jahre.

In ganz Hessen begannen damals die Kommunen, Urlaubsvergnügen für Kinder und Jugendliche anzubieten. "Und die Stadt Königstein hat gesagt: Tolle Sache, können wir auch machen", blickt Jugend- und Sozialamtsleiter Hermann Josef Lenerz zurück. Zunächst blieben die bis zu 150 teilnehmenden Kinder während der Ferien in der Stadt und benutzten das Luxemburger Schloß als Domizil. Später begannen die "Wegfahr-Freizeiten" und kamen so gut an, daß mit Beginn der 80er Jahre regelmäßig Gruppen in die Ferne fuhren; bis hin nach Frankreich. Nach 20 Jahren Ferienspielen fallen den Betreuern reichlich Anekdoten ein. Etwa die von dem Mädchen, das 1989 in Sensenstein bei Kassel während eines Tierpark-Ausflugs zu röcheln begann und nur noch die Wörter "Wespe, Wespe" hervorbrachte. "Und das fernab jeglicher Zivilisation", erzählt Holger Friedel.

Jedenfalls ist mit einem Wespenstich in den Hals nicht zu spaßen. Helfende Hände behandelten das Mädchen innerlich und äußerlich mit kühlenden Substanzen, ein Notarzt wurde verständigt. Witzbolde trugen mit Fragen wie "Lebt sie noch?" nicht gerade zur Beruhigung bei. Durchs allgemeine Tohuwabohu drang plötzlich das Geräusch eines Hubschraubers, der tatsächlich neben den Ferienspielern landete und das Mädchen mitnahm. Später im Krankenhaus stellten die Ärzte dann die Diagnose: Da war wohl eine Mücke in den Mund geflogen, vielleicht auch nur ein Staubkorn. Von einem Stich allerdings keine Spur.

Im Vergleich der Kinder damals und heute haben die Betreuer festgestellt, daß der Nachwuchs schlechter zu Fuß ist, je älter er wird: "Mehr Gemaule über die Wanderungen, mehr Blasen an den Füßen." Gleichgeblieben sind dagegen die ehernen Grundsätze: "Gameboy"-Computer dürfen die Zimmer nicht verlassen. Schließlich sind ja lebendige Animateure in Form von Betreuern dabei. Und: Die Nachtruhe gilt auch für den Walkman.

Die Ausstellung "20 Jahre Ferienspiele" in der Stadtbücherei läuft noch bis zum 18 März. ill

Literarischer Abend mit Heine-Werken

KRIFTEL. "Ich habe es, wie die Leute sagen, auf dieser schönen Erde zu nichts gebracht. Es ist nichts aus mir geworden, nichts als ein Dichter." - Auf Einladung des Bundes für Volksbildung gestaltet Lothar Worg am Freitag, 26. März, einen zweiten Abend mit Texten von Heinrich Heine. Im Mittelpunkt des literarischen Abends in der Kleinen Schwarzbachhalle stehen von 20 Uhr an auch weniger bekannte Vers- und Prosatexte Heines. pms

Selbstkritik ohne Scheidung In einer Koalition ohne die CDU macht die FDP nicht mit

BAD HOMBURG. "Eine Mehrheit gegen die CDU zusammenzuzimmern, macht keinen Sinn." FDP-Fraktionschef Wolfgang Hof erteilte gestern einem Vierer-Bündnis aus SPD, Grünen, FHW und FDP im Bad Homburger Stadtparlament eine Absage. Statt dessen strebt er eine Koalition mit CDU und FHW an: "Ich denke zuerst diese Richtung."

Die Liberalen sind bei den Gesprächen mit den Freien Wählern kommende Woche zu Zugeständnissen bei den FHW- Hauptthemen Klärschlammtrocknung und Dioxin-Lager in Ober-Erlenbach bereit: "Wenn's der Beruhigung dient, kommt der ganze Schrott ins Endlager und wird nicht mehr zwischengelagert."

"Wir haben die subjektiven Ängste nicht ernst genug genommen", gibt Wolfgang Hof angesichts der Stimmengewinne für FHW und Grüne in Ober-Erlenbach zu. Objektiv hält die FDP diese Ängste weiter für unbegründet, "aber es nutzt nichts, wenn man recht behalten und die Wahl verloren hat".

Die FDP-Spitze räumt nach dem Verlust eines Drittels der FDP-Wählerschaft außerdem eine Überschätzung der eigenen Bedeutung in der Politik ein ("Neue Bescheidenheit ist angesagt") sowie "handwerkliche Fehler" beim Kleinen Tannenwald und in der Arbeit ihres hauptamtlichen Magistrats-Vertreters Heinrich Gerhold.

Dieser sei "überlastet", erklärt Hof. Die Schuld daran gibt er der Dezernatsverteilung, die Gerhold mit den arbeits- und konfliktträchtigen Bereichen Umweltschutz, Recht, Soziales und Verkehr eindeckt. "Daran muß etwas geändert werden", will Wolfgang Hof die Überlastung seines Parteifreunds zugunsten der drei CDU-Bürgermeister und -Dezernenten nicht mehr akzeptieren und Oberbürgermeister Wolfgang Assmann (CDU) um Änderung bitten: "Einige Magistratskollegen müssen mehr Verantwortung übernehmen."

Die FDP sieht ihre Stimmenverluste auch als Folge des personenbezogenen Wahlkampfs ihres bisherigen Koalitionspartners CDU mit Wolfgang Assmann auf der einen und der SPD auf der anderen Seite. Nach dem Wahlausgang muß keiner der vier hauptamtlichen Bürgermeister und Stadträte mehr um sein Amt Hof räumt Fehler ein bangen, meint Wolfgang Hof: "Eine Abwahlmehrheit gibt es in Bad Homburg nicht." Eine Abwahl Gerholds wäre allerdings auch ohne die FDP durch eine große Koalition denkbar. Andere Abwahlmehrheiten sind ohne die rechtsextremen "Republikaner" unmöglich - und mit diesen will niemand etwas zu schaffen haben.

Die Märtyrerrolle will die Bad Homburger FDP den Rechtsaußen aber auch nicht gönnen. Sie will sie gemäß der Maxime ihres Kreisvorsitzenden Frank Blechschmidt "nicht ausgrenzen, sondern abgrenzen". Listenverbindungen, um die Extremisten von Posten und Gremien fernzuhalten, lehnen die Liberalen ab. stk

Erster Preis für Homburger Eulenforscher

BAD HOMBURG. Mit ihrer Bestandaufnahme der Eulen in Bad Homburg und Oberursel haben die beiden Schüler Florian Schütz (Ober-Erlenbach) und Andreas Kramer (Oberursel) einen ersten Preis im Wettbewerb "Jugend forscht" auf Landesebene gewonnen. Die Sieger wurden gestern in Frankfurt-Höchst ermittelt.

Drei Schüler der Kaiserin-Friedrich- Schule belegten im Bereich Chemie den zweiten Platz: Jens Scheidel, Patrick Niemann und Sebastian Lay, alle 18 bzw. 19 Jahre alt. Ihre Arbeit: "Kinetik der Reaktion von Jod in alkalischer Lösung".

Im Blickpunkt: Regierungskrise in Schweden Neuwahl-Drohung wirkte

Die politische und wirtschaftliche Krise in Schweden verschärft sich: Nachdem die gesamte Opposition das Wirtschaftsprogramm der bürgerlichen Koalitionsregierung verworfen und konkrete Sparvorschläge niedergestimmt hatte, drohte der konservative Ministerpräsident Carl Bildt mit Neuwahlen, bis ihm die rechts-populistische "Neue Demokratie", die ihm zuvor die Gefolgschaft gekündigt hatte, doch wieder Treue gelobte. Tags davor hatte eine von der Regierung eingesetzte Expertenkommission einen Plan für die Sanierung der schwedischen Wirtschaft vorgelegt, dessen Verwirklichung den Wohlfahrtsstaat völlig umkrempeln würde. Die vom Nationalökonom Assar Lindbeck geleitete Kommission schlug in ihrem 113 Punkte umfassenden Katalog eine drastische Reduzierung der Staatsausgaben vor. Über die von der Regierung angepeilten Sparmaßnahmen hinaus will Lindbeck, Vorsitzender des Komitees für die Vergabe des Wirtschafts-Nobelpreises, die Staatsfinanzen um weitere 60 bis 70 Milliarden Kronen entlasten.

Insgesamt sollen in den nächsten fünf Jahren rund 100 Milliarden Kronen (rund 22 Milliarden Mark) eingespart werden. Die Streichung der Kinderbeihilfen, die Senkung der Renten um fünf Prozent, die Reduzierung von Kranken- und Arbeitslosengeld von 90 auf 70 Prozent des Lohnes und die Einführung von zwei Karenztagen zählen zu den schmerzhaftesten Folgen der von der Kommission verordneten Einschnitte.

Höhere Abgaben, niedrigere Sozialbeiträge und ein weniger geschützter Arbeitsmarkt seien der Preis, den die Schweden für eine niedrigere Inflation, fallende Zinsen und eine gesunde Wirtschaft zu zahlen hätten, meint die Kommission und fordert tiefgreifende Veränderungen des politischen und wirtschaftlichen Systems.

"Das Schlimmste liegt noch vor uns", warnte Lindbeck. Die Macht in Schweden soll von den Interessenorganisationen und dem Parlament mehr als bisher auf Regierung, Reichsbank und lokale Entscheidungsträger übergehen.

Die Zahl der Parlamentsmitglieder solle halbiert, die Regionalbehörden sollten abgeschafft werden, heißt es in dem Programm. Kommunale Steuererhöhungen sollen nur nach Volksbefragungen durchgeführt werden können. Schulklassen sollten vergrößert, Lehrer nach Leistung bezahlt werden.

Den gesetzlichen Anstellungsschutz will die Lindbeck-Kommission streichen, die Strafen für "wilde" Streiks verschärfen.

Durch die Senkung der Arbeitslosengelder und den Vorschlag, diese künftig nicht nur an Mitglieder der (von den Gewerkschaften verwalteten) Arbeitslosenkassen, sondern an alle ohne Beschäftigung auszuzahlen, will die Kommission den Einfluß der Gewerkschaften brechen. Leif Blomberg, Chef der Metallgewerkschafter, kanzelte die Vorschläge als "Weg zurück zu den Armenhäusern" ab.

Die konservativ-liberale Koalition faßte die Vorschläge als Bestätigung ihres eigenen Wirtschaftskurses auf, kam tags darauf jedoch selbst in Schwierigkeiten. Im Stockholmer Reichstag stimmte nicht nur die Linksopposition, sondern auch die rechts-populistische "Neue Demokratie" gegen Sparvorschläge, die auf die Verschlechterung der Regeln für Frühpension abzielten. Im zuständigen Parlamentsausschuß hatte die Rechtspartei diesen noch zugestimmt.

Ministerpräsident Bildt kündigte daraufhin an, die Vertrauensfrage zu stellen und bei einer Niederlage seiner Regierung, die erst seit 18 Monaten im Amt ist, vorgezogene Neuwahlen auszuschreiben. Am Donnerstag nachmittag steckte die "Neue Demokratie" dann jedoch zurück: Angesichts von Meinungsumfragen, die einen sozialdemokratischen Wahlsieg und ein Regierungs-Comeback erwarten lassen, gelobten die Rechts-Populisten Bildt, künftig sein Wirtschaftsprogramm zu unterstützen.

H. GAMILLSCHEG (Kopenhagen)

Friedrich Volz, BfA: Kostenlose Sprechstunden

MAINTAL. Kostenlose Sprechstunden bietet Friedrich Volz, Versichertenältester der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, wieder am Mittwoch, 17. März, zwischen 9 und 12.30 Uhr im Feuerwehrgerätehaus Bischofsheim an. Mitzubringen sind alle Unterlagen wie Aufrechnungsbescheinigung der Versicherungskarten, Nachweise über die Militärzeiten einschließlich Entlassungsschein, Flüchtlingsausweis, Schulzeugnisse oder Unterlagen über abgelegte Prüfungen. jur

In der Landeskasse waren 500 Millionen Mark mehr Bilanz für 1992: Sparpolitik blieb, aber weniger Schulden / Steuereinnahmen zu gering eingeschätzt

WIESBADEN. Das Land Hessen hat 1992 fast 500 Millionen Mark Schulden weniger aufgenommen, als nach dem rot- grünen Landesetat geplant. Die Netto- Neuverschuldung lag nach der Jahresabschlußrechnung nur bei 1,59 Milliarden Mark statt der im Etat angesetzten 2,08 Milliarden. Finanzministerin Annette Fugmann-Heesing (SPD) nannte diese Zahlen in einer Kabinettsvorlage, die der rot-grünen Regierung zwei Tage nach der Kommunalwahl zur Kenntnis gegeben wurde und der FR vorliegt.

Der Grund für die nachträgliche Verringerung der Neuverschuldung: Die Steuereinnahmen sind bei weitem zu gering vorausgeschätzt worden. Ihr Wachstum lag - wie bereits berichtet - bei 12,2 Prozent statt der veranschlagten 9 Prozent. Weil die Mehreinnahmen erst nach Jahresablauf beziffert werden, ändert sich nachträglich nichts mehr an allen mit Finanzknappheit begründeten Sparmaßnahmen.

Die Ministerin schreibt in ihrer Jahresbilanz, die Steuereinnahmen hätten um 645 Millionen Mark über den Ansätzen im Etat gelegen, die im Herbst 1992 bereits einmal nach oben korrigiert worden waren. Außerdem habe das Land 111 Millionen Mark weniger ausgegeben als geplant, was auch damit zusammenhängt, daß in einer Reihe von Bereichen bewilligte Mittel nicht abgeflossen sind. Allein beim sozialen Wohnungsbau seien 102 Millionen Mark weniger abgeflossen als vorgesehen. Beim Landesprogramm für den Bau von Asyl-Unterkünften habe man 28,4 Millionen Mark, bei Programmen zur Förderung des ökologischen Umbaus in den Kommunen 69,1 Millionen und beim Kindergartenprogramm neun Millionen Mark übrig gehabt. Für dieses Geld seien größtenteils aber schon Bewilligungen ausgesprochen, so daß die Summen nur verzögert (erst 1993 oder 1994) abfließen.

Daß die Einnahmen so gering veranschlagt wurden, begründete Fugmann- Heesing erneut mit den bundesweiten Steuerschätzungen, mit denen auch die Wirkungen des Konjunktureinbruchs zu negativ gesehen worden seien. Die positive Entwicklung von 1992 lasse sich aber nicht auf 1993 und 1994 übertragen, warnte die Ministerin. Vor dem Hintergrund der 1992 noch guten Konjunktur und der Anforderungen des Bundesverfassungsgerichts, in Zeiten guter Konjunktur die Neuverschuldung drastisch zu senken, sei auch die Neuverschuldung von 1,59 Milliarden "streng genommen noch zu hoch".

Nach den Zahlen des Jahresabschlusses hat der Landesetat im vergangenen Jahr ein Gesamtvolumen von 32,67 Milliarden Mark gehabt (statt 32,2 Milliarden im Etat, den der Landtag verabschiedet hat). Das Steuer-Plus von 12,2 Prozent hat zu einem Wachstum der Einnahmen um 10,7 Prozent geführt; dagegen hat Hessen einschließlich der Zahlungen an ärmere Bundesländer aber nur 8,9 Prozent mehr ausgegeben.

Die Zinsausgaben sind nur um 7,5 Prozent gewachsen (veranschlagt waren plus 13 Prozent). Die Zahl der Planstellen ist in den Jahren 1991 und 1992 unter rot- grüner Regie um 3052,5 gestiegen - während im gleichen Zeitraum 555 Stellen eingespart wurden.

Hessens "Kreditfinanzierungsquote" (der Anteil der Ausgaben, die durch neue Schulden zu decken sind) ist auf 5,7 Prozent abgesunken - einer der niedrigsten Werte des vergangenen Jahrzehnts, nachdem diese Quote 1990 noch bei 7, 1991 immerhin bei 6,5 Prozent gelegen hatte und für 1992 eigentlich 7,4 Prozent vorgesehen waren.

Das Land Hessen macht damit im Verhältnis viel weniger Schulden als der Bund. Seine Kreditfinanzierungsquote liegt weit über zehn Prozent. me

Fünf Mark Porto fürs Päckchen Post bittet Privatkunden im Juli abermals kräftig zur Kasse

doe FRANKFURT A. M., 11. März. Neue Postleitzahlen sowie deutliche Gebührenerhöhungen für Postkarten und Drucksachen bleiben nicht die einzigen Änderungen, die den Postkunden in den kommenden Monaten ins Haus stehen. Zum 1. Juli hebt der Postdienst auch das Porto für Frachtgut an. Die Beförderung eines Päckchens kostet dann fünf statt bislang 4,50 Mark. Damit verteuert sich diese Versendungsform innerhalb von drei Jahren um 43 Prozent.

Postdienst-Sprecher Norbert Schäfer begründete am Donnerstag den überproportionalen Anstieg der Päckchen-Tarife mit der bisherigen Kostenunterdeckung. Auch andere leichtgewichtige Sendungen bescherten dem "Gelben Riesen" rote Zahlen. Kleine Pakete werden deshalb zum 1. Juli ebenfalls teurer, während das Porto für schwere Frachtgüter konstant bleibt. Im Schnitt klettern die Preise um knapp fünf Prozent. Dies, betonte der Postdienst, liege "etwa auf dem Niveau der Inflationsrate".

Das Porto für Pakete orientiert sich künftig nicht mehr an der Entfernung bis zum Empfänger, sondern nur noch am Gewicht. Bis zu fünf Kilogramm schwere Sendungen kosten mit 6,90 Mark dann 80 beziehungsweise 90 Pfennig mehr als bisher. Das von gewerblichen Kunden aufgegebene Postgut wird dagegen nicht teurer, wenn es mehr als vier Kilo wiegt.

Eine Sprecherin des Verbandes der Postbenutzer, in dem vorwiegend Firmen zusammengeschlossen sind, äußerte Verständnis für die Preisanhebung, die vom Postminister nicht genehmigt werden muß. Angesichts hoher Verluste im Frachtdienst und der wachsenden Konkurrenz der Privaten habe der "Gelbe Riese" keine andere Wahl: "Das wird nicht das Ende der Fahnenstange sein."

Kommentar

Fast 500 Millionen Mark weniger Staatsschulden als gedacht - das ist eine gute Nachricht. Was dennoch nachdenklich macht, ist die Art, wie diese Einsparung zustande kam. Gewiß: Steuereinnahmen sind nie genau vorhersagbar. Aber ganz so blauäugig werden die grün-roten Finanzpolitiker wohl auch nicht gewesen sein, wie sich da im fetten Jahr 1992 einige Sparkommissare auch bei Themen zeigten, die im Vergleich zu den 645 Millionen Mark Mehreinnahmen wirklich Kleinigkeiten genannt werden müssen.

Es ist ein altes Spiel, sich vorher arm zu rechnen, um nachher sparen zu können. Es ist aber kein schönes Spiel in Zeiten, in denen viele Leute Politikern grundsätzlich gar nichts mehr glauben. So arm, wie - etwa gegenüber den Bauern, aber auch gegenüber den Hochschulen - bis in die letzten Wahlkampftage hinein getan Blauäugig? wurde, war das Land im vergangenen Jahr nicht.

Nicht einfach mehr Geld ausgeben ist die Alternative, in den nächsten Jahren wird es wirklich eng. Wieviel der Staat ausgibt und wieviel er einspart, sollte aber gerade in schwierigen Zeiten offen und nach politischer Kontroverse entschieden werden statt über die Jahresabschlußrechnung.

RICHARD MENG

Glückskasten

Lotto am Mittwoch

ZIEHUNG A: (Gewinnzahlen: 2, 12, 16, 33, 43, 44 - 26); Kl. 1: 1 014 372,60 DM; Kl. 2: 33 812,40 DM; Kl. 3: 3373,70 DM; Kl. 4: 63,30 DM; Kl. 5: 4,80 DM.

ZIEHUNG B: (Gewinnzahlen: 7, 14, 27, 29, 41, 47 - 15); Kl. 1: unbesetzt/ Jackpot: 3 094 627,90 DM; Kl. 2: 101 437,20 DM; Kl. 3: 2548,60 DM; Kl. 4: 53,20 DM; Kl. 5: 4,40 DM.

SPIEL 77: (Gewinnzahl: 7 9 3 6 1 7 8); Kl. 1, Super 7: unbesetzt/Jackpot: 1 281 163,20 DM; Kl. 2: 77 777,- DM; Kl. 3: 7777,- DM; Kl. 4: 777,- DM; Kl. 5: 77,- DM; Kl. 6: 17,- DM; Kl. 7: 5,- DM.

SUPER 6: (Gewinnzahl: 1 1 4 6 8 4); Kl. 1: 100 000,- DM; Kl. 2: 10 000,- DM; Kl. 3: 1000,- DM; Kl. 4: 100,- DM; Kl. 5: 10,- DM; Kl. 6: 5,- DM.

(Ohne Gewähr)

Frau Eva Oethken aus Hanau- Großauheim zum 90. Geburtstag am Samstag, 13. März.

Frau Berta Gerhardt aus Maintal- Wachenbuchen zum 85. Geburtstag am Samstag, 13. März.

Frau Wilhelmine Kuczera aus Rodenbach zum 92. Geburtstag am Samstag, 13. März.

Klare Absage der CDU an die Republikaner Parteivorstand: Vor allem "kleine Leute" wählten diesmal rechtsextrem

OFFENBACH. In seiner ersten Sitzung nach den Kommunalwahlen bekräftigte der Offenbacher CDU-Vorstand einstimmig einen früheren Beschluß: "Für die CDU wird es keine Koalition und auch keine irgendwie geartete Zusammenarbeit mit den Republikanern geben. Dies ergibt sich schon aus der Tatsache, daß es im Bündnis mit der SPD für die CDU keine wechselnden Mehrheiten gibt." CDU-Vorsitzender Hermann Schoppe rät auch den anderen Fraktionen der neuen Stadtverordnetenversammlung, "die Republikaner rechts liegen zu lassen".

Der CDU-Vorstand bekräftigte außerdem einstimmig, das "Notbündnis" mit der SPD zur Sanierung der städtischen Finanzen fortsetzen zu wollen. Er kritisierte die Suche der SPD nach neuen Mehrheiten. Im Einzelfall aber könnten sich sowohl SPD als auch CDU um noch breitere Mehrheiten bemühen, wenn unter den Koalitionspartnern Einigkeit bestehe. Am Grundsatz - so betont der CDU-Vorstand in einer Presseerklärung -, daß CDU und SPD in ihrem Bündnis gleichwerte und gleichberechtigte Partner sind und es in der neuen Stadtverordnetenversammlung keine Abstimmungen mit wechselnden Mehrheiten geben darf, ist unverrückbar festzuhalten.

Der CDU-Vorstand nahm eine erste Analyse des Offenbacher Kommunalwahlergebnisses vor. Für die CDU ist der Rückgang ihres Stimmenanteils um neun auf 26,6 Prozent enttäuschend. Das sei das schlechteste Ergebnis seit Mitte der fünfziger Jahre. Der CDU sei ihre verantwortungsvolle Haltung in der Offenbacher Kommunalpolitik nicht honoriert worden. Sie habe auch für die Sünden anderer aus der Vergangenheit büßen müssen, klagt der Vorstand.

Der 15,1prozentige Stimmenanteil der Republikaner geht nach Meinung von Schoppe eindeutig auf die Kappe der SPD. Vornehmlich frühere SPD-Wähler hätten diesmal die Republikaner gewählt. Schoppe argumentiert: "Wenn in einer Siedlung des sozialen Wohnungsbaus mit einem hohen Anteil an Arbeitern, Ausländern und Arbeitslosen die Republikaner mehr als 30 Prozent der Stimmen erhielten, dann können dies wohl nicht in erster Linie frühere CDU-Wähler gewesen sein."

Für Schoppe und seine Christdemokraten steht fest: "Die Tatsache, daß jeder dritte Wahlberechtigte zu Hause geblieben ist und jeder sechste Wähler den Republikanern seine Stimme gab, ist erschreckend und alarmierend zugleich. Hier sind alle demokratischen Parteien aufgerufen, die ausstehenden Probleme zu lösen, die besonders den ,kleinen Leuten&rquote; so auf den Nägeln brennen."

Die CDU verspricht, in der neuen Legislaturperiode eine Kommunalpolitik zu betreiben, die den Rep-Wählern das Vertrauen in die demokratischen Parteien zurückgibt und die Protestwähler-Partei überflüssig macht. lz

Kurkapelle macht Urlaub

BAD SALZHAUSEN. Kur-Kapellmeister Miklos Kerek und seine Instrumentalisten sind bis zum 1. April im Urlaub, teilt die Kurverwaltung mit. Ersatzweise spielen die "Flamingos" samstags ab 19 Uhr und sonntags ab 15 Uhr im Kursaal. Der Solist "Chris" spielt bis Samstag jeweils ab 10 Uhr in der Trinkkurhalle. nes

20 Liter Humus kosten 2,50 Mark

WEHRHEIM. Die Kompostierungsanlage im Ortsteil Pfaffenwiesbach öffnet in diesem Jahr am Freitag, 26. März. Von 14 bis 17 Uhr können jeweils an diesem Wochentag kleinere Mengen an Wurmhumus abgeholt sowie Grünabfälle abgegeben werden.

Zehn Liter Humus kosten für Selbstabholer eine Mark, ein Kubikmeter 30 Mark und ein 20-Liter-Beutel 2,50 Mark. Auf Bestellung wird die Komposterde frei Haus an Wehrheimer Bürger geliefert. Bei Mengen bis zu zwei Kubikmetern Erde kostet jeder Kubikmeter 50, bei drei bis neun Kubikmetern je 40 Mark. Ab zehn Kubikmetern müssen nur noch je 38 Mark bezahlt werden.

Bestellungen werden unter der Telefonnummer 0 60 81 / 5 89 61 entgegengenommen. "Mit Humuserde wird ein wertvoller Beitrag zur Bodenverbesserung geleistet", erklärt Erster Beigeordneter Edwin Seng (SPD). jd

Lauter Sieger

Im Genehmigungslabyrinth um den Atomreaktor Mülheim-Kärlich, das nun um einen weiteren juristischen Ausweg ergänzt wird, scheint es nach der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts in Berlin nur Sieger zu geben. Die Mainzer Genehmigungsbürokratie, seit 20 Jahren durch Klagen überprüft, kann sich bei aller Unzulänglichkeit bestätigt sehen, hat das Gericht doch die Genehmigungspraxis im großen und ganzen unbeanstandet gelassen. Die Betreiberin RWE kann zufrieden auf ein Wiederanfahren des 1300-Megawatt-Blocks durch Sofortvollzug drängen. RWE hat es nun gerichtsfest, daß die neue erste Teilgenehmigung aus dem Jahre 1990 zu Unrecht aufgehoben worden ist. Auch die Kläger aus Neuwied und die Bürgerinitiativen gegen die Atomanlage sehen sich nicht als Verlierer. Das höchste deutsche Verwaltungsgericht hat ihre Bedenken wegen mangelnder Erdbebensicherheit und befürchteter Einflüsse des Eifelvulkanismus immerhin so ernst genommen, daß nun Bewertungsdefizite gerichtlich überprüft werden müssen. Weil munter weitergeklagt werden kann, stehen auch die Juristen und Gutachter, die seit zwei Jahrzehnten mit dem Milliarden-Reaktor beschäftigt sind, auf der Siegerseite.

Eine Herausforderung ist die Entscheidung jedoch für die Mainzer SPD/FDP- Landesregierung. Nachdem es ihr seit Amtseintritt 1991 die Gerichte abgenommen haben, muß die Koalition jetzt in der Atompolitik klaren Kurs bekennen. Das könnte schon mit der Verweigerung des Sofortvollzuges vor dem Hintergrund weiterer anhängiger Klagen beginnen. gra

Räuber schlugen Opfer mit Revolver auf den Kopf

Zwei bewaffnete Männer haben ein Schreibwarengeschäft in der Vogelsbergstraße überfallen. Die Räuber bedrohten den Besitzer mit einem Revolver und zwangen ihn, sich auf den Boden zu legen. Aus Ladenkasse und Geldbörse des Opfers fielen den Tätern 600 Mark in die Hände. Bevor sie den Laden im Nordend verließen, schlugen sie dem Händler mit dem Revolver auf den Kopf. habe

Mädchen von Auto angefahren und verletzt

BAD HOMBURG. Eine 14jährige Schülerin der Kaiserin-Friedrich-Schule wurde am Donnerstag mittag auf dem Seedammweg verletzt. Nach Angaben der Polizei trat das Mädchen in Höhe der Einmündung Elisabethenbrunnen zwischen zwei Fahrzeugen auf die Fahrbahn; ein Wagen, der in Richtung Steinkaut unterwegs war, erfaßte das Kind.

Anhand der Bremsspur ermittelte die Polizei, daß der Autofahrer die zulässige Geschwindigkeit von 50 km/h nicht überschritten hat. Viele Bürger fordern für diesen Bereich Verkehrsberuhigung und ein Tempolimit von 30 km/h. tom

"Anne macht alles mit" in der Stadtbücherei

HOFHEIM. Paul Maars Bilderbuch "Anne macht alles mit" wird am heutigen Freitag in der Stadtbücherei an der Elisabethenstraße vorgelesen und gezeigt. Das Bilderbuchkino beginnt um 15 Uhr. pms

Technikfreaks und Eulenfans Hochtaunus-Schüler beim Wettbewerb "Jugend forscht"

HOCHTAUNUSKREIS. "Cola umsonst, den ganzen Tag lang, soviel hab' ich noch nie reingeschläucht". Der Jungforscher aus Königstein gibt sich im Gebäude C 660 der Hoechst AG locker, präsentiert nach diesem Spruch der streng dreinblickenden Jury, was er zusammen mit seinem Freund ausgetüftelt hat. Während Oliver Gehrke in ein Mikrophon hustet, hat Stephan Grill ein paar Schalter umgelegt und den Laut aufgezeichnet - digital, auf der Festplatte eines Computers. Nochmal klackert die Computer-Tastatur. Und dann dröhnt der Huster aus der Lautsprecherbox. Jedesmal, wenn der 19jährige Schüler einen Ton auf einer Orgel-Klaviatur anschlägt. Oliver spielt "Alle meine Entchen" in Hust-Dur. Das schnarrende Erkältungsgeräusch können die beiden Abiturienten der Königsteiner Taunusschule mittels Computer, einer selbst gebastelten Elektronik, der Orgel-Tastatur sowie einer Stereo-Anlage in jede beliebige Tonhöhe variieren. "Wir haben auch noch den verschleimten Husten auf der Festplatte, den können wir dazumischen". Aus einem Geräusch machen sie den Fischerchor.

Teuer war die Anlage nicht: "Wir sind vom Sperrmüll gesponsert, haben die meisten Teile auf der Straße gefunden", feixt Oliver. Und jetzt haben sie 400 Mark eingeheimst, den zweiten Platz im Bereich Technik belegt. Deswegen sind sie auch hier, bei dem Chemie-Multi. Im Landeswettbewerb von "Jugend forscht".

Die Konkurrenz von Oliver und Stephan hat ihren Stand nur zwei Meter entfernt aufgebaut. Insgesamt machen 48 Mädchen und Jungs mit, die 17 bis 19 Jahre alt sind. Darunter eine ganze Reihe weiterer Schüler aus dem Hochtaunuskreis. Zum Beispiel drei von der Kaiserin-Friedrich-Schule in Bad Homburg - Jens Scheidel, Patrick Niemann und Sebastian Lay. Sie haben eine Arbeit über "Kinetik der Reaktion von Jod in alkalischer Lösung" abgegeben und einen stolzen zweiten Platz im Bereich Chemie erreicht. Noch besser allerdings lief es für Florian Schütz aus Ober-Erlenbach und Andreas Kramer aus Oberursel: Platz 1.

Die beiden, 20 und 19 Jahre alt, haben zuvor schon mit ihrer Arbeit "Eulenkartierung und Eulenschutz im Raum Oberursel und Bad Homburg" Aufmerksamkeit und Anerkennung gefunden und sind mit dem Naturschutzpreis 1992 des Hochtaunuskreises geehrt worden. Sie haben Steinkauz, Schleiereule und den Waldkauz beobachtet und wichtige Erkenntnisse über deren Bestand gewonnen, der in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen ist. Auch in Frankfurt- Höchst wurde ihre gründliche Untersuchung nun gebührend honoriert. gre

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Venezuela: Genug Trinkwasser, aber am falschen Ort

Caracas, 11. März (IPS) -- Mit einem Trinkwasserproblem besonderer Art hat Venezuela zu kämpfen. Wasser ist genug da, aber nicht in den Ballungszentren, sondern in entlegenen Gebieten. ,,58 Prozent unserer gesamten Wasserressourcen finden sich in der Regenwaldregion im Süden unseres Landes'', erklärte Umweltminister Enrique Colmenares am Mittwoch.

Dennoch, so versprach der venezolanische Staatspräsident Carlos Andres Perez zur Eröffnung der ersten ,Ibero-amerikanischen Wasserkonferenz' am gleichen Tag in Caracas, sollen 90 Prozent der Bevölkerung bis 1996 Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten.

,,Eine Politik zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Wasserressourcen des Landes'', wie sie Umweltminister Colmenares verspricht, ist auch dringend nötig. Nach Auskunft des Umweltexperten Francisco Mieres sind bereits 16 Millionen Menschen im Norden Venezuelas vom Wassermangel betroffen -- das sind 80 Prozent der Gesamtbevölkerung des Landes.

Auch die volkswirtschaftlichen Verluste durch die Wassermisere sind immens. Schlechtes Management der Wasserressourcen sowie der miserable Zustand der Leitungen und des Kanalisationsnetzes kosten Venezuela jährlich mehr als 500 Millionen US-Dollar, rechnete der Ingenieur German Uzcategui vor.

Unmut macht sich sogar in den Nobelvierteln breit: ,,Wir haben schöne Häuser und Autos, aber kein Wasser. Das ist lächerlich'', meinte eine Bewohnerin der exklusiven Vorstadt Santa Fe Sur. (Ende/ IPS/sl/ger/1993)

Karibik: In Punkto Tourismus ist die Welt in Ordnung =

Ein Gastbeitrag von Barbara Held

Berlin, 11. März (IPS) -- Glänzend seien die Geschäfte auf der diesjährigen Internationalen Tourismusbörse in Berlin (ITB) gelaufen, erklärt David Barber, europäischer Marketing-Repräsentant der ,Caribbean Tourism Organization' (CTO).

Die CTO-Länder von Antigua und Barbuda über Grenada bis zu den Turks- und Caiscoinseln, die alle EG-Förderungsmittel erhalten, präsentierten sich mit ihrer traditionellen Gemeinschaftsschau.

Barber zufolge war das ,Karibische Dorf' 1993 nicht nur das größte, sondern auch das meistbesuchte aller Zeiten gewesen. Positive Prognosen für die Zukunft des Reisemarktes hört man auch von den Vertretern Jamaikas und der Dominikanischen Republik, obwohl die Vorstellungen zur Entwicklung beider Länder weit auseinanderklaffen.

Alfredo Vargas-Caba, Leiter des Frankfurter Fremdenverkehrsbüros der Dominikanischen Republik, gerät geradezu ins Schwärmen, wenn er vom deutschen Tourismus spricht. Seit 1987 habe man jährlich Zuwachsraten bis zu 40 Prozent erzielt. 1992 befanden sich unter den 400.000 europäischen Besuchern rund 160.000 Deutsche.

,,Fast zu gut'' seien die Geschäfte jetzt auf der ITB gewesen, meint Vargas-Cabo, der mit weiteren Steigerungsraten rechnet. Ursache für den Erfolg sind nach seiner Meinung eine geschickte Fremdenverkehrpolitik und die konsequente Konzentration auf ,,einen Tourismus, bei dem das Preis-Leistung-Verhältnis stimmt''.

So hat die Dominikanische Republik schon in den siebziger Jahren ein gesetzliches Instrumentarium geschaffen, das Investitionen in den Tourismus attraktiv macht und die Verteilung von Weltbankgeldern steuert. Flughäfen und Straßen wurden ausgebaut, Hotelkomplexe erstellt. Neue Auslandsvertretungen, wie das 1979 in Frankfurt eröffnete Fremdenverkehrsbüro betreiben die entsprechende internationale Öffentlichkeitsarbeit.

Der eigentliche deutsche ,,Boom'' habe jedoch erst 1987 begonnen, als es der dominikanischen Tourismusbranche gelungen sei, die großen deutschen Reiseunternehmen für regelmäßige Charterflüge zu gewinnen. Durch die Direktflüge, die es für andere Karibikinseln kaum gibt, wird die Reisezeit aus Deutschland entscheidend verkürzt.

Ein bißchen Glück sei auch dabei gewesen, meint Vargas-Caba, da die dominikanische Niedrigpreispolitik vom schwachen Kurs des amerikanischen Dollar profitieren konnte.

Im Übrigen habe das Charter-Geschäft ausländische Investoren ins Land gelockt, darunter auf dem Umweg über ein spanisches Unternehmen auch die TUI. Die Reiseverkehrsbranche ist inzwischen der größte Wirtschaftsfaktor des Landes. Viele der etwa 2.500 kleineren Hotelunternehmen befänden sich in deutschem Besitz.

Die karibische Konkurrenz fürchtet man jedenfalls nicht, auch nicht Kuba, ,, dem wir auf jeden Fall ein paar Jahre voraus haben''. Die eigentliche Konkurrenz liege in den asiatischen Billigreiseländern, von deren politischen Problemen man in den letzten Jahren profitiert habe, sagt Vargas-Caba. Man bemühe sich deshalb, ein größeres Segment des nahegelegenen US-amerikanischen Marktes zu erobern, der 1992 circa 500.000 Besucher schickte, um ein Gegengewicht zum Wankelmut des europäischen Tourismus zu halten.

Ganz andere Vorstellungen vom Tourismus hat Rosi Pankotsch, Leiterin des jamaikanischen Fremdenverkehrsbüros in Frankfurt. ,,Jamaika wird niemals billig'', erklärt sie dezidiert und kritisiert die dominikanische Entwicklung.

Bei einem so großen Hotelbauvolumen nützen strenge Vorschriften zur Gebäudehöhe -- ,,nicht höher als eine Palme'' -- und Zimmeranzahl wenig. Die Natur sei betroffen, die Gesellschaft leide unter sozialen Spannungen und schließlich zögen die vielen ausländischen Investoren auch noch die Gewinne aus dem Land.

Das sei in Jamaika schon anders, da fast alle Betriebe in einheimischer Hand liegen. Die Konzentration auf das Hochpreissegment des Marktes ermögliche eine langsame sozial und ökologisch verträgliche Entwicklung des Tourismus.

Insgesamt strebe Jamaika einen gesunden Ausgleich zwischen den Einkünften aus Landwirtschaft, Bauxit-Abbau und Tourismus an. Dennoch verweist auch Pankotsch auf eine ,,Erfolgsstory''.

Als sie 1986 das Frankfurter Büro eröffnete/zählte Jamaika gerade 3.500 Besucher aus der Bundesrepublik. Sechs Jahre später, 1992, waren es 30.000. Diese Zahl wolle sie für 1993 halten: ,,Wir haben zur Zeit keine weiteren Vorgaben für eine Steigerung.''

Mit ihren deutschen Touristen ist Pankotsch überaus zufrieden. Zwar zeigten sie ein völlig anderes Urlaubsverhalten als die Amerikaner, die mit rund einer Million den Löwenanteil am jamaikanischen Besucherstrom stellten. Während diese ,,relativ pflegeleicht'' im Areal zwischen Strand, Hotelbar und Souvenirläden pendelten, strebten die deutschen Gäste ins Inland und suchten Kontakt mit den Jamaikanern.

Die überwiegend guten Erfahrungen mit der ,,gebildeteren und sensibleren'' deutschen Klientel schiebt Pankotsch auf ,,eine Art Selektion durch Hochpreispolitik''. Wichtig sei, daß sich die Reisenden von vorherein über eines im Klaren seien: ,,Trotz aller Naturschönheiten: Ein Entwicklungsland ist kein Paradies.''

Die wenigen enttäuschten Kommentare aus der Karibik zur ITB bezogen sich nicht auf das Geschäft. Aber, so war zu hören, die bei allen Fachbesuchern beliebte traditionelle ,Karibische Nacht' habe nicht den Standard des Vorjahre erreicht. Irgendwie konkurrierten die karibischen Bands im Eifer des Gefechtes zu heftig, und die jeweiligen Fangruppen von Salsa und Reaggae konnten sich nur schwer einigen. (Ende/IPS/bh/ger/1993)

Indien: Lieber untergehen, als dem Narmada-Damm zu weichen =

Neu-Delhi, 11. März (IPS) -- Zehntausende indischer Ureinwohner, die der Errichtung des Narmada-Staudamm-Komplexes weichen sollen, weigern sich, ihre Hütten und Dörfer zu verlassen.

,,Wir werden lieber versinken als weggehen'', verkündet eine Metallplakette auf mittlerweile 20.000 Hütten, die auf dem Land liegen, das durch den Bau des umstrittenen Sardar Sarovar-Dammes überflutet werden soll. 75 Prozent aller Bewohner wollen bleiben.

Angebracht haben die Schilder die Aktivisten der ,Narmada-Bewegung' (NBA), dem Dachverband aller Anti-Narmada- Gruppen in Indien. 200 Mitarbeiter waren vor Monaten in die Region ausgeschwärmt, um den bislang in seiner Weise einzigartigen Protest zu organisieren.

Die Weltbank, die das Projekt bereits mit einem Kredit über 450 Millionen US- Dollar unterstützt hat, befürwortet bislang einen Fortgang der Arbeiten. Welche Entscheidung sie aber im April fällt, wenn eine Überprüfung des Projekts und die Vergabe eines weiteren Kredites von 350 Millionen US-Dollar ansteht, ist derzeit ungewiß.

,,Wir sind zu jedem Haus gegangen und haben die Menschen gebeten, sich diesen Entschluß gut zu überlegen'', erklärte die NBA-Aktivistin Medha Patkar auf einer Kundgebung. Die Ansicht der Dorfbewohner über den Damm ist eindeutig: ,, Der Sardar Sarovar-Damm ist ein zerstörerisches Projekt. Er bedroht uns alle'', erklärten sie auf der Kundgebung einhellig. 30 große und hunderte von kleineren Staudämmen will die indische Regierung im Tal des Narmada-Flusses errichten. 30.000 Hektar Wald sollen allein dem Sardar Sarovar-Damm zum Opfer fallen. (Ende/IPS/sl/ger/1993)

Peru: Regierung will Koka-Anbau fördern =

Lima, 11. März (IPS/Abraham Lama) -- Die peruanische Regierung sucht wissenschaftliche Rückendeckung bei ihren Plänen, die Koka-Produktion anzukurbeln, nachdem das 1991 mit den USA unterzeichnete Antidrogen-Abkommen zu scheitern droht.

Der Anbau der Pflanze, aus deren Blättern der Grundstoff für die Kokain-Herstellung gewonnen wird, sollte laut Vertrag mit Unterstützung der USA durch andere Kulturen ersetzt werden.

US-Präsident Bill Clinton kündigte aber vergangenen Monat an, die Mittel zur Bekämpfung des internationalen Rauschgifthandels drastisch zu kürzen, nachdem schon sein Amtsvorgänger George Bush die Hilfeleistungen an Lima eingeschränkt hatte.

Anfang dieses Monats fand daraufhin in Lima ein Treffen peruanischer Gesundheitsexperten und US-Wissenschaftler des ,Nationalen Instituts für Drogenmißbrauch' (NIDA) statt, die über Möglichkeiten einer legalen Nutzung von Koka berieten.

In einem Rundschreiben hatte der peruanische Premierminister Oscar de la Fuente kürzlich bereits Schritte angekündigt, um die Pflanze von der schwarzen Liste der Drogenkonvention der ,Weltgesundheitsorganisation' (WHO) streichen zu lassen.

Die Koka-Blätter seien seit jeher eine beliebte, wegen ihrer berauschenden Wirkung geschätzte Nahrungsergänzung der Ureinwohner in den Andenstaaten, erklärte Pedro Morales, Pressesprecher im peruanischen Landwirtschaftsministerium. Der tägliche Genuß von 25 bis 30 Gramm Koka-Blätter in Form von Mate- Tee sei unschädlich und führe zu keiner Sucht, stimmten auch andere Wissenschaftler zu.

Die Koka-Ernte von 200.000 Hektar Anbaufläche in Peru werde freilich dazu verwendet, den auf dem weltweiten Drogenmarkt begehrten Grundstoff für Kokain herzustellen, wandte der Arzt Hugo Cabieses ein. Nur die Erträge von 15.000 Hektar Fläche sind derzeit für den traditionellen Gebrauch bestimmt.

Schon der Verkauf von täglich fünf Beutelchen Koka-Tee zu je sechs US- Cents an jeden der 10,5 Millionen Kokain-Konsumenten in den USA würde dem peruanischen Staat Einnahmen von jährlich 1.149 Millionen Dollar bescheren. Der Kokain-Konsum könne somit reduziert werden, so Cabieses.

32.000 Hektar Nutzfläche würden genügen, um den gesetzlich zulässigen Export von Koka erheblich zu steigern. 170.000 Hektar illegaler Anbaugebiete müßten somit gerodet werden, rechnete der Arzt aus.

,,Wir wollen nicht den Kampf gegen den Drogenhandel und die Produktion des Kokain-Grundstoffes aufgeben, sondern nachforschen, wie wir die Koka- Blätter legal zur Herstellung von Medikamenten und Nahrungsmitteln verwenden können'', beteuerte Morales.

,,Koka gehört zum kulturellen Erbe Perus. In natürlicher Form genossen, hat es nichts mit Drogen zu tun, denn Kokain ist eine westliche Erfindung'', konstatierte der Pressesprecher. (Ende/IPS/ck/ ger/1993)

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Der Extremfall im Tarifrecht Gewerkschaft nennt Rechtsauslegung der Arbeitgeber Albernheit

rüg FRANKFURT A. M., 11. März. Einen neuen Schlagabtausch über die Frage, ob die außerordentliche Kündigung des ostdeutschen Metalltarifvertrages durch die Arbeitgeber rechtmäßig war, gab es am Donnerstag zwischen dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall und der Industriegewerkschaft Metall. Als "Albernheit" wies die Gewerkschaft die Behauptung zurück, die IG Metall habe selbst eingeräumt, daß die Arbeitgeber zur Kündigung berechtigt gewesen seien.

Gesamtmetall bezog sich auf das Rechts- gutachten, das der Kölner Arbeitsrechtler Peter Hanau für die Gewerkschaft angefertigt hat und das diese veröffentlicht habe, "ohne daß die IG Metall widersprochen oder gar Gegenargumente vorgebracht hätte". Der entscheidende Satz lautet: "Für Extremfälle veränderter Umstände kommt die außerordentliche Kündigung von Tarifverträgen in Betracht."

IG-Metall-Sprecher Jörg Barczynski erklärte dazu, die prinzipielle Möglichkeit zu solchen Vertragskündigungen sei unbestritten. Als Beispiele für entsprechende "Extremfälle" fänden sich in der Rechtsliteratur "eine unerwartete Preissteigerung von 40 Prozent pro Jahr oder von einer Regierung verfügte Preisstopps". Für die ostdeutschen Tarifverträge zur Annäherung des Lohnes an Westniveau gelte dies jedoch nicht, denn "nicht in Erfüllung gegangene wirtschaftliche Erwartungen sind kein Extremfall".

Zurückhaltend äußerte sich der IG- Metall-Bezirksleiter in Sachsen, Hasso Düvel, zur Absicht von Firmen, ab April mehr als die von den Arbeitgebern in Aussicht gestellten neun Prozent zu zahlen. In Sachsen seien dies bislang weniger als zehn Betriebe, sagte er in Dresden laut dpa. Am Donnerstag hatte etwa das größte ostdeutsche Industrieunternehmen, die Deutsche Waggonbau in Berlin, auf der Leipziger Messe höhere Lohnsteigerungen angekündigt. Vorstandschef Peter Witt sagte, mit einer Erhöhung um 26 Prozent, wie sie der gekündigte Vertrag vorsieht, lägen die Effektivlöhne in Sachsen-Anhalt erst bei 57,5 des Westniveaus. Sowohl die Treuhand wie auch Gesamtmetall haben den Firmen, die "schwarze Zahlen" schreiben, freigestellt, in Form "übertariflicher Zulagen" mehr als neun Prozent zu zahlen.

"Solidarpakt"-Klausur unter Erfolgszwang Kohl: Bei Scheitern wären alle Verlierer

rds BONN, 11. März. Mit Bekundungen des Willens, die notwendigen Beschlüsse über den "Solidarpakt" zum Aufbau Ost und zum Aufschwung im Westen bis zum Wochenende unter Dach und Fach zu bekommen, begann am Donnerstag in Bonn die Klausur der Länder-Ministerpräsidenten und Parteienvertreter bei Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU).

Am Vormittag hatten sich die Länderchefs in getrennten Beratungen im Beisein der jeweiligen Fraktionsführungen von CDU/CSU und SPD abgestimmt, während Kohl noch einmal mit Spitzenvertretern der Wirtschaft konferierte.

Kohl drängte zum Auftakt der Klausur Länder und Parteien zu raschen Beschlüssen. Er warnte vor einem Scheitern der mehrtägigen Klausur, "bei dem alle zu Verlierern würden, nicht nur die Regierung". Der Bund sei allerdings nicht bereit, jeden Preis für eine Einigung zu zahlen. Jedoch sei es politisch und wirtschaftlich schädlich, Entscheidungen bis in den Vermittlungsausschuß oder gar bis ins Bundesverfassungsgericht hinauszuzögern. Seine Regierung sei sehr an schneller Verständigung interessiert.

Auch die Länder-Chefs äußerten sich unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit kooperationswillig, bekräftigten übereinstimmend aber auch ihre Überzeugung, daß ohne neue Steuererhöhungen noch in diesem Jahr nicht die notwendigen Finanzmittel für den Aufbau Ost zu erreichen seien. "Knackpunkte" sind dem saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine (SPD) zufolge die von Bonn geplanten Einschnitte in Sozialleistungen, bei denen es, wie Hessens Ministerpräsident Hans Eichel (SPD) sagte, "um die Identität der SPD geht". Ähnlich äußerte sich der Kieler Ministerpräsident und SPD-Vorsitzende Björn Engholm, der aber betonte, alle Teilnehmer seien bemüht, "einen gesunden Kompromiß" zu erreichen. Der CDU- Regierungschef von Sachsen-Anhalt, Werner Münch, warnte "vor unkalkulierbaren sozialen Spannungen in den neuen Ländern" bei Enttäuschung der Bürger und verlangte rasch Steuererhöhungen.

(Weiterer Bericht S. 4, Kommentar S. 3)

Schwedische Posse

Das Theater um die überraschend verkündete und ebenso überraschend wieder abgeblasene Neuwahl, das die Schweden einen Tag lang in Atem hielt, als Provinzposse zu bezeichnen, wäre eine Beleidigung der Provinz: so dilletantisch wie im Stockholmer Reichstag wird auf den schwedischen Dörfern nicht Politik gemacht.

Besonders lächerlich machte sich dabei just jene Partei, die bei den Wahlen versprochen hatte, am politischen Ränkespiel nicht teilzunehmen: die rechten Populisten von der "Neuen Demokratie". Sie stimmten zunächst gegen einen von ihnen selbst mitverfaßten Vorschlag, um tags darauf doch weich zu werden, als der konservative Premier Bildt ihnen die Daumenschrauben ansetzte.

Dabei hatte gerade Bildt nicht viel Anlaß, mit Wahlen zu drohen. Würde jetzt gewählt, würde ihn dies wohl den Job kosten, so miserabel sind die Prognosen für seine Regierung. Bedroht fühlen müßten sich vor allem die Sozialdemokraten, denen ein Urnengang ein Regierungscomeback zum schlechtest denkbaren Zeitpunkt bescheren würde: Sie hätten die schlimmste Wirtschaftskrise seit den dreißiger Jahren auszulöffeln und dafür nur anderthalb Jahre Zeit, weil laut schwedischer Verfassung im September 1994 doch wieder gewählt werden muß.

Nun aber haben die Neu-Demokraten es sich anders überlegt, und das Wahlgespenst hat sich wieder verzogen. Sollte die Posse illustrieren, daß die umstrittene Expertenkommission doch recht hat, die Schwedens politisches System völlig umkrempeln will? gam (Kopenhagen)

CDU bestätigt ihre Fraktionsführung

FRIEDRICHSDORF. Mit einer unveränderten Fraktionsspitze gehen die Christdemokraten in die neue Parlamentsperiode. Einstimmig und ohne Gegenkandidaten bestätigte die Fraktion am Mittwoch abend Hans-Dieter Richter im Amt des Vorsitzenden und Klaus-Jürgen Fischer und Jürgen Funke als Stellvertreter. Wenn der CDU wieder zwei ehrenamtliche Stadträte zustehen, werden voraussichtlich wieder Alfred Namyslo und Hans-Ludwig Becker in den Magistrat entsandt. Die CDU wird mit den anderen Fraktionen in den nächsten Tagen sprechen. tom

Der Reiz der kleinen bunten Bildchen

"Festival der Philatelie" gut besucht

Briefmarkensammler sind Leute, die aus Liebe zu den kleinen, gezackten Abbildern unserer Welt manche Mühen auf sich nehmen. Im Bürgerhaus des Nordwestzentrums, das am langen Donnerstag "zum Mekka der hessischen Briefmarkenfreunde" wurde, standen schon vormittags am Sonderpostamt vorwiegend ältere Besucher geduldig Schlange, um sich Sonderstempel zum "Festival der Philatelie" zu holen. Denn da gab's auch die neue Hessenmarke. Manche sind schon deshalb von weither angereist.

"An wen schicken Sie diese drei adressierten Briefe?" geht die laienhafte Frage an eine Frau, die sich gerade die Stempel, an Hämmern mit langen Stielen wie zu Großvaters Post-Zeiten befestigt, hat aufprägen lassen. Verwunderte Antwort: "An mich natürlich!" Für die Sammlung daheim. "Per Post" würde sie doch nur "verdreckt und beschädigt".

Im Saal herrscht Betriebsamkeit. Tausch und Kauf unter Freuden und Fremden, nach Katalog taxiert, findet an den Tischen statt. Eine Sammlerin sucht sorgfältig alte Ansichtskarten aus Urgroßmutters Zeiten aus - zu Preisen zwischen 25 und 30 Mark. Ersttagsblätter sind gefragt, die "Markenkiste" bietet "Salto" und Selektor". Ein Werbefilm gibt Anfängern Anleitung, wie man eine Sammlung aufbaut - "Lupe und Pinzette" sind die Grundausstattung. Das Gespür und die Erfahrung für Schnäppchen, die Spezialisierung, das alles kommt später fast von selbst.

Ganz hinten steht der "Wühltisch". Dort sind die "Kleinaktionäre" zugange, jene Rentner oder Schüler, die noch schiere Freude am Wertlosen haben. Jede Marke kostet fünf Pfennig. "Sind Sie sicher, daß da nicht die Blaue Mauritius drunter ist?" scherzt einer. "Die nicht gerade. Aber eine ,Posthorn&rquote; im Wert von 360 Mark war schon dabei!" Die kostete auch nur fünf Pfennig.

Reiner Wyszomirski, Sprecher und Mitorganisator der als "Volkslauf" deklarierten, umfangreichen Schau, spricht von bis zu drei Millionen "ernsthaften Sammlern" in Deutschland, die "monatlich bis zu 120 Mark" ausgeben. Die "Profis", die so was als Geldanlange sehen, sind in der Minderheit: "60 bis 70 Prozent machen es aus Spaß an der Freud." -vau

Der 24jährige Christian Hense aus Lorsbach rückt Holz noch mit dem Kaltblüter-Gespann Waldarbeit mit einer Pferdestärke

MAIN-TAUNUS-KREIS. Eine kräftige 15-Kilo-Portion Hafer, dazu fünf Kilo Maissilage und als Beilage Heu soviel Herz und Magen begehren - das ist die richtige Kost nach einem harten Arbeitstag. Bis dahin sind es aber noch ein paar Stunden harte Waldarbeit. Noch außer Puste von der Anstrengung, die fuchsroten Haare naßgeschwitzt, aber gelassen wie westfälische Kaltblüter nun mal sind, steht Max im abschüssigen Unterholz des Bad Sodener Stadtwaldes und wartet bis ihm sein "Chef" Christian Hense einen meterlangen Stamm ans Geschirr kettet. Dann legt Max seine ganze Pferdestärke ins Brustgeschirr, zurrt unnachgiebig, bis das Unterholz den festgelagerten Baumriesen freigibt, und stürmt, kaum ist der Widerstand gebrochen, auch schon in Richtung Fahrgasse los.

Seit gut einem Jahr arbeitet der 24jährige Lorsbacher Christian Hense mit seinem Pferdegespann im Forstamtsbezirk des Kreises. Forstamtsleiter Dieter Treffenstädt ist begeistert. Für ihn und seinen Kelkheimer Forstkollegen Christian Witt ist der Einsatz der Pferde die ideale und zudem "umweltschonende" Ergänzung zu den schweren Seilwinden-Maschinen, die gewöhnlich im Forst zum "Rücken" eingesetzt werden: "Gerade in jungen Schonungen richten die schweren Seilwinden schnell Schäden bei jungen Pflanzen an oder walzen den Waldboden platt." Statt breiter Schleifspuren, hinterlassen Max und sein vierbeiniger Kompangnon Moritz allenfalls Hufeisenabdrucke im Untergrund. "Ihnen macht es auch nichts aus, wenn der Boden vom Regen aufgeweicht ist."

Schon früher haben Treffenstädt und die Revierleiter im Kreis Pferdegespanne angeheuert. Bloß wird es immer schwieriger, welche zu finden: "Die Arbeit ist den meisten viel zu aufwendig und teuer. Und nur wenige können überhaupt noch richtig mit Pferden arbeiten." Alle Gespann- Führer, die der Forstoberrat in der Vergangenheit aufgetan hatte, gaben ihre Pferde denn auch über kurz oder lang auf. Sei's, weil zu wenig Aufträge ins Haus kamen, sei's, weil die Unterstellmöglichkeiten für Pferde fehlten. "Der Christoph Hense ist ein richtiger Glücksfall", sagt Treffenstädt. Als gelernter Landwirt ist der Lorsbacher gewissermaßen der "letzte Mohikaner" des Bauernstandes: Im Sommer betreibt er seine Landwirtschaft und im Winter zieht er als Holzschlepper mit Max und Moritz - aber auch mit einer modernen, motorisierten Seilwinde in die Forstreviere im Kreis. "Die ideale Kombination", sagt Treffenstädt. "Im Sommer haben wir ja keine Aufträge. Deshalb kann auch niemand von der Holzschlepperei alleine leben." Wiederum ein Problem für Förster: Mit den Landwirten verschwinden gleichzeitig auch die Holzrücker.

"Ja, natürlich", meint kurzsilbig Christian Hense, dessen Haarfarbe sich kaum von der seines Vierbeiners Max unterscheidet. Daß er auch an seinen Pferden hängt, braucht er nicht zu sagen - der Blick, den er dem ungeduldig wartenden Max zuwirft, genügt. Vor gut einem Jahr hat er das Gespann vom Lorsbacher Helmut Schäfer übernommen. "Der wollte die Pferde verkaufen." Zum Schlachtpreis hat Christian die beiden zehn- und elfjährigen Kaltblüter gekauft. "Von Herrn Schäfer hab' ich auch das Pferdeführen gelernt." Heute sind die drei ein eingespieltes Team. Christian braucht im Grunde mit dem Zügel gar nicht zu dirigieren. "Hüh", "hott", "twist" und "zurück" reichen zur "blinden" Verständigung. ana

Festung Siemens nicht gestürmt Kein Aktionärsaufstand / Chef schraubt Erwartungen zurück

tma MÜNCHEN. Der teils erwartete Aufstand der Siemens-Aktionäre glich auf der Hauptversammlung des Konzerns eher einem Sturm im Wasserglas. Für die beantragte Aufhebung der zuvor heftig kritisierten Mehrfachstimmrechte der Familie von Siemens (siehe gestrige FR) rechneten selbst streitlustige Anteilseigner vor der Abstimmung mit "einer klaren Absage". Den Vorstoß des Würzburger Professors Ekkehard Wenger, die Festung Siemens von der Hauptversammlung mit entsprechenden Beschlüssen stürmen zu lassen, nannte die Sprecherin einer Aktionärsvereinigung den zum Scheitern verurteilten Versuch, "mit einer Wasserpistole einen Elefanten erlegen" zu wollen. Auch Wenger räumte ein, daß seine Anträge durch den Einfluß der Siemens-Depotbanken abgeschmettert werden dürften.

Trotz dieser Einsicht sparten zumindest Kleinaktionäre auf der ersten Hauptversammlung in der Ära von Siemens-Chef Heinrich von Pierer nicht mit Kritik. Das bis zu sechsfache Stimmrecht der Siemens-Erben sei ein Anachronismus, hieß es. An dessen Stelle müsse das Motto "eine Aktie, eine Stimme" treten. "Der einzige Zweck des Mehrfachstimmrechts besteht darin, daß es einen rückwärts gewandten Honoratiorenzirkel vor dem Einfluß renditebewußter Aktionäre abschirmt," monierte Wenger. Anteilseigner forderten zudem Einschnitte bei den Kompetenzen des Vorstands. So soll die Firmenspitze künftig keine Kapitalerhöhungen unter Ausschluß der Bezugsrechte der Aktionäre durchdrücken dürfen. Auch die Informationspolitik des Vorstands und dessen Möglichkeiten zur Auskunftsverweigerung, etwa über Beteiligungsverhältnisse, wurden kritisiert.

Ungeachtet der Auseinandersetzungen wird der größte Elektrokonzern Europas 1992/93 (Ende September) weiterwachsen. Von Pierer rechnet mit einem Plus von sechs Prozent auf 83 Milliarden Mark Umsatz bis zum Ende des Geschäftsjahrs. Unter dem Druck der Rezession habe Siemens in der Planung "leichte Abstriche" machen müssen, sagte er und dürfte dabei im Hinterkopf gehabt haben, daß er vor zwei Monaten 84 Milliarden anpeilte. Die Beschäftigtenzahl soll in der laufenden Periode unter 400 000 Leute sinken. Ende September 1992 war das Personal 413 000 Menschen stark.

"Krone" ist kaum noch

vorm Abbruch zu retten

Heimatverein: Herber Verlust für Dreieichenhain

Von unserem Redaktionsmitglied Karin Dalka

DREIEICH. Über die Frage, wann ein historisches Gebäude erhaltenswert ist, läßt sich trefflich streiten. Während behördliche Denkmalschützer nur den kulturellen Wert beurteilen, können für Bürger noch andere Kriterien wie Tradition und Erinnerungen, die mit einem alten Haus verknüpft sind, eine Rolle spielen. So sieht es im Fall der Gaststätte "Zur Krone" in Dreieichenhain aus. Sein neuer Besitzer will sie demnächst abreißen. Dem steht nichts im Wege, da die Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach nur die Kellergewölbe für schützenswert hält. Der Geschichts- und Heimatverein warnt dagegen vor einem herben Verlust für die Dreieichenhainer Altstadt.

Nach den Recherchen des Vereins ist die "Krone" das zweitälteste Gasthaus in Dreieichenhain. Es entstand im Jahr 1750 aus ehemals drei Gebäuden. Nach einem Umbau im 19. Jahrhundert habe es sich in das Stadtbild eingefügt.

Der bislang letzte Umbau sei im Jahr 1925 gewesen: "Die verschiedenen Gebäudeteile wurden endgültig unter einem überproportionalen Dach vereinigt."

Daß das Dach zu groß geraten war, bestreitet niemand. Auch der Geschichts- und Heimatverein spricht von "bekannten baulichen Mängeln". Dennoch macht er sich für den Erhalt der "Krone" stark.

Das wichtigste Argument: "Viele Familien fühlen sich mit der traditionsreichen Gaststätte in der Fahrgasse verbunden", sagt Roger Heil. Hier feierten sie Taufen, Kommunion und Hochzeiten und trafen sich nach Beerdigungen zum sogenannten Leichenschmaus.

Auch die Geschichte vieler Vereine ist mit der "Krone" verbunden. Der Biergarten lockte Besucher aus der näheren und weiteren Umgebung.

Solche Erinnerungen haben für den neuen Besitzer naturgemäß wenig Gewicht. Nach Angaben seines Architekten Dirk Hoppe soll das baufällige Haus - "ein unförmiger Koloß" - abgerissen werden, um Platz für zwei kleinere Gebäude und ein drittes im Hinterhof zu machen. Geplant sind Wohnungen, Gewerbe (eventuell wieder eine Gaststätte) und eine Tiefgarage. Dabei versichert Hoppe: "Das Neue wird sich von seinen Proportionen her besser in das historische Stadtbild einfügen als das, was da ist."

Der Verein hat da seine Zweifel. "Mangels Altstadt- und Gestaltungssatzung kann hier eigentlich jeder machen, was er will", meint Detlef Odenwald, Vorsitzender des Geschichts- und Heimatsvereins. Im übrigen seien aber ästhetische Gesichtspunkte gar nicht entscheidend: "Die Krone ist etwas historisch Gewachsenes und prägend für das Stadtbild."

Von der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises kann der Verein für seine Auffassung, daß die Gaststätte erhalten werden sollte, keine Unterstützung erwarten. "Es gibt keine Gründe, die dafür sprechen", sagt Pressesprecher Dr. Rüdiger Schlaga. "Schützenswert sind nur die Kellergewölbe". Diese Auflage sei dem Investor von Anfang gemacht worden.

Laut Schlaga hat der Bauherr bei seinem Bauantrag Wünsche und Anregungen berücksichtigt und seine Planung "an das alte Ortsbild angepaßt". Für den Pressesprecher gibt es "keine Kontroverse".

Mit dem Verein gebe es "ein allgemeines Einvernehmen", alle Aushub- und Abrißarbeiten archäologisch zu begleiten. Sinn des Unternehmens: Falls Wandmalereien oder andere erhaltenswerte Materialien wie Fachwerkbalken entdeckt würden, könnten sie gesichert werden.

Diese archäologischen Untersuchungen hatte der Verein für den Fall, daß sich ein Abriß nicht mehr abwenden läßt, selbst vorgeschlagen. Die Zusage des Kreises war nach seiner Darstellung nur durch Hartnäckigkeit zu erreichen. Ein gemeinsamer Ortstermin sei "erst nach massiver Intervention" (Odenwald) zustande gekommen.

Die "sachlichen und fairen Gespräche" mit dem Kreis dürften deshalb nicht mit einem "allgemeinen Einvernehmen" verwechselt werden. Im übrigen erhebt der Verein den Vorwurf, die Behörde habe die Kenntnisse der kundigen Laien vor Ort nicht frühzeitig abgerufen: "Wir wurden nicht informiert."

Die Chancen, die "Krone" zu retten, schätzen die Heimatkundler gering ein. Odenwald: "Wenn die Untere Denkmalschutzbehörde sagt, daß das Gebäude keinen kulturellen Wert darstellt, müssen wir uns fügen." Allerdings will der Verein die Angelegenheit im Auge behalten.

Grund dazu sieht er genug. Seine größte Befürchtung: "Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Keller zusammenbrechen, wenn keine Last mehr auf ihnen ruht." Außerdem müsse geprüft werden, ob durch eine Baumaßnahme dieser Größenordnung möglicherweise der Grundwasserspiegel abgesenkt werde.

Das könnte für andere alte Häuser in der Fahrgasse Probleme nach sich ziehen.

Architekt Hoppe nimmt dagegen für sich in Anspruch, "sorgfältig und sensibel" geplant zu haben. Aus seiner Sicht beruhen die Bedenken der Dreieichenhainer auf einem einzigen Problem: "Die Leute können sich das Projekt nicht vorstellen."Königsteiner erfolgreich bei "Jugend forscht"

KÖNIGSTEIN. Oliver Gehrke (19) und Stephan Grill (18) haben beim Landeswettbewerb von "Jugend forscht" im Bereich Technik den zweiten Platz belegt. In Frankfurt-Höchst nahmen sie den mit 400 Mark dotierten Preis entgegen. Das war der Lohn für ihren Beitrag "Entwicklung des universellen Musikverarbeitungssystems Cosmos". Beide machen an der Taunusschule ihr Abitur. hko

Mitterrand sorgt vor: Fallschirme für die Freunde

Von Hans-Hagen Bremer (Paris)

Für Alain Juppé, den Generalsekretär der nachgaullistischen Sammlungsbewegung (RPR), ist der Blick in das Journal officiel, das Amtsblatt der Französischen Republik, in diesen Tagen ein Horror. Jeden Morgen, so schaudert es ihn, müsse er darin von Regierungsmitgliedern, Angehörigen von Ministerbüros oder sozialistischen Volksvertretern lesen, die auf diplomatische Posten, Ämter in der Verwaltung oder Positionen in öffentlichen Unternehmen katapultiert wurden. "Bei dieser Besetzung zentraler Stellen handelt es sich darum, die Arbeit der künftigen Regierung von vornherein zu hintertreiben", schimpft er.

Anlaß der Empörung ist die Ernennung des bisherigen sozialistischen Verteidigungsministers Pierre Joxe zum neuen ersten Präsidenten des Rechnungshofes. Weniger dessen Berufung an die Spitze dieser unabhängigen staatlichen Kontrollinstanz, aus der ihn nach der Verfassung keine Macht der Welt mehr vertreiben kann, erregt die Gemüter auf der Rechten als vielmehr die Tatsache, daß Staatspräsident François Mitterrand diese spektakuläre Ernennung ausgerechnet eineinhalb Wochen vor den Parlamentswahlen unterzeichnete. Nach den Erhebungen der Demoskopen droht den regierenden Sozialisten dabei ein Desaster.

Die Berufung des langjährigen Mitterrand-Gefolgsmannes Joxe ist nur der Höhepunkt einer Welle von Personalentscheidungen, mit denen die scheidende sozialistische Regierung verdiente Mitarbeiter versorgt. Seit Wochen hat in Erwartung der kommenden Wachablösung allenthalben ein Stühlerücken begonnen. Von der Welle von Ernennungen, Versetzungen oder Beförderungen wurde insbesondere der diplomatische Dienst betroffen, in dem innerhalb von nur zwei Monaten nicht weniger als 30 Posten neu besetzt wurden, während es sonst allenfalls 50 während eines ganzen Jahres sind. Aber auch in den anderen Ministerien setzte eine Absetzbewegung hoher Beamter ein, die sich, wie es bildhaft genannt wird, per Fallschirmabsprung eine einträgliche Versorgung sicherten. So wurde zum Beispiel Mitterrands früherer Bürodirektor Gilles Menage, den auch wohlwollende Leute nicht für einen Energieexperten oder erfahrenen Unternehmensführer halten, schon vor Wochen zum Präsidenten des staatlichen Elektrizitätskonzerns EdF gemacht.

Während manche dieser Berufungen im französischen System dem Zweck dienen, engen Mitarbeitern von Ministern bei einem Machtwechsel eine angemessene Weiterverwendung zu ermöglichen, was auch von der Opposition als legitim anerkannt wird und von ihr früher nicht anders gehandhabt wurde, hat das Personalkarussell diesmal alle bisherigen Ausmaße übertroffen. Nicht wenige sind darunter, denen der Geruch der Gefälligkeit anhaftet - darunter die Entsendung des Mitterrand-Freundes und früheren Ministers für internationale Kulturbeziehungen, Thierry de Beaucé, als Botschafter nach Monaco oder die Nominierung des neuen Botschafters in Zaire, Georges Vinson, der seine diplomatische Karriere dem Umstand verdankt, daß er einmal Mitterrands Arzt war. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Bei der Wahl 1988 hatte Mitterrand erklärt, er wolle eine "Inbesitznahme" des Staates durch die rechte Opposition, namentlich durch die Gaullisten, verhindern. Nun setzt er sich seinerseits dem Vorwurf aus, Schlüsselstellungen politisch zu verriegeln. Mitterrand will Vorsorge treffen für den Fall, daß ihm die Rechte nach den Wahlen "Wasser und Strom abschaltet". 1986 hatte ihn die damalige Kohabitationsregierung vom Informationsfluß des Quai d'Orsay abgeschnitten und ihn damit in der Außen- und Sicherheitspolitik, in der dem Staatsoberhaupt nach der Verfassung wichtige Rechte zustehen, häufig kaltgestellt. Damit sich das diesmal nicht wiederholen kann, wurde ein Übermittlungssystem installiert, das im Quay einlaufende Berichte automatisch auch an die neue "außenpolitische Zelle" im Elysee-Palast weitergibt. An der Spitze dieser künftigen Paralleldiplomatie wird kein anderer stehen als Mitterrands Intimus, der bisherige Außenminister Roland Dumas.

Jazz im Bürgertreff

SCHÖNECK. Im Rahmen ihrer Tour zum 40jährigen Bestehen gastiert die "Barrelhouse-Jazzband" am heutigen Samstag im Bürgertreff Kilianstädten.

Im Zentrum des Interesses dürfte dabei die Bluessängerin Angela Brown stehen. Das Konzert im Rahmen des gemeindlichen Kulturprogramms, für das es nur noch wenige Karten gibt, beginnt um 20 Uhr, Einlaß ist um 19 Uhr. Ul

Bürger gewinnen Normenkontrollklage / Bebauungsplan für Schloßhotel ist doch nichtig

Richter stoppen Tannenwald-Pläne

Behörden prüfen juristische Folgen

Von Stefan Kuhn BAD HOMBURG. Die umstrittene Reha-Klinik im Kleinen Tannenwald wird nicht gebaut. Für das dort ebenfalls geplante und noch stärker umstrittene "Schloßhotel" ist das Aus noch nicht endgültig, aber wahrscheinlich: Der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hat den Bebauungsplan "Kleinen Tannenwald" für nichtig erklärt. Der gestern übermittelte Beschluß (Aktenzeichen 4 N 1288/90) überraschte die "Aktionsgemeinschaft Kleiner Tannenwald" (AKT), die mit 40 Anwohnern das Normenkontrollverfahren im April 1990 angestrengt hatte, ebenso wie die möglichen Bauherren und die Stadt. "Wir müssen erst ein paar Tage nachdenken und prüfen", konnte Stadtrat Heinrich Gerhold (FDP) denn auch nicht sofort alle Folgen benennen. Klar scheint laut Gerhold jedoch schon, daß die Stadt auf eine Beschwerde gegen den Beschluß des vierten Gerichtshof-Senats verzichtet.

Formfehler ließen den Bebauungsplan vor Gericht scheitern, so VGH-Sprecher Höllein. So sei den fünf Richtern die Darstellung des Gebiets, das mit dem Hotel überbaut werden sollte, "nicht eindeutig" genug. Zudem stimmte der Plan, den die Stadt einst zur Genehmigung an das Regierungspräsidium geschickt hat, nicht mit dem vom Parlament beschlossenen überein, bestätigt Gerhold.

Dies reichte, den Bebauungsplan für nichtig zu erklären. Auf die inhaltlichen Punkte wie der Berücksichtigung der Landschaftsschutzverordnung und der Belastung durch Hotel- und Klinikbetrieb sowie Verkehr, die der Frankfurter Rechtsanwalt Manfred Großhauser für die 40 Kläger zusätzlich geltend gemacht hatte, sind die Richter laut Höllein daher nicht mehr eingegangen.

Mit dem Bebauungsplan entfällt die Rechtsgrundlage für den Bau der vorgesehenen sportmedizinischen Rehabilitationsklinik, da sie nunmehr im sogenannten Außenbereich liegt. "Die können wir nicht mehr genehmigen", erklärt Gerhold.

Weniger klar ist die Sache beim Schloßhotel: Hier liegt ein positiv entschiedener Bauvorbescheid vor; das Regierungspräsidium hat die Stadt deshalb im August angewiesen, eine Baugenehmigung zu erteilen. Für Klaus Haldenwang, Rechtsanwalt der dänischen Hotel-Investoren, ändert die VGH-Entscheidung daher zunächst "nichts".

Der Rechtsanspruch auf die Baugenehmigung bleibe unabhängig vom Bebauungsplan bestehen - solange der Bauvorbescheid in der Welt ist. Der Gerichtsentscheid eröffnet laut Gerhold aber die Möglichkeit, den Bauvorbescheid zu widerrufen: "Das kostet natürlich." Denn die Hotel-Investoren könnten die Stadt auf Schadenersatz verklagen.

"Eine Millionenklage ist unmöglich", meint hingegen Karl Eingärtner für die Hotelgegner, hätten die Investoren doch auf eigenes Risiko gehandelt: Sie kauften das Grundstück bereits einen Monat, bevor über ihre Bauvoranfrage entschieden wurde, wie Heinrich Gerhold bestätigt.

Zunächst jedoch läßt Gerhold das Regierungspräsidium die Weisung zur Baugenehmigung "im Lichte dieser Gerichtsentscheidung überprüfen". Bis zur Prüfung des Urteils kann die Aufsichtsbehörde zu dem Fall konkret nichts sagen, so ihr Sprecher Gerhard Müller, eine allgemeine Tendenz gibt er jedoch preis: "Wenn der VGH einen Bebauungsplan für nichtig erklärt, halten sich die Behörden meistens daran."

Falls die Weisung bestehen bleibt, müssen auch hier Richter entscheiden - die AKT hat sie ohnehin schon angefochten. Sie hält die Weisung für "rechtswidrig" und kritisiert: "Das hätte der Magistrat doch auch merken müssen." Der Ärger, daß sich Bürger überhaupt gegen einen "bauwilligen Magistrat" wehren müßten, mischt sich laut Eingärtner auch sonst in den Jubel über den erst 1994 erwarteten VGH-Beschluß. Er macht die beantragte einstweilige Anordnung ebenso überflüssig wie noch vorgestern beschlossene AKT-Aktionen. Ein Treffen der Bürger soll es dennoch geben: zum Geldsammeln. Der Prozeß kostete 40 000 Mark.

Fußball-Termine

Sportnotizen

hessen 3 überträgt Handball-WM Im dritten Programm des Hessischen Rundfunks ist am heutigen Freitag ab 18 Uhr das Spiel der Handball-Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und Südkorea live zu sehen. hessen 3 überträgt auch die folgenden Spiele der deutschen Auswahl live aus Schweden. Olivares verläßt den Club Percy Olivares verläßt aus privaten Gründen den Fußball-Bundesligisten 1. FC Nürnberg und kehrt nach der Partie am morgigen Samstag in Leverkusen fürs erste nach Peru zurück. Sterflinger stürmt für Köln Thomas Sterflinger wechselt vom Eishockey-Bundesligisten Hedos München zum Konkurrenten Kölner EC. Dort bekommt er einen Zwei-Jahres-Vertrag. Neues Stadion für Ajax Der Amsterdamer Stadtrat hat den Bau eines 50 000 Zuschauer fassenden, 171 Millionen Mark teuren Stadions für den Erstligisten Ajax genehmigt, der bisher im Olympiastadion von 1928 spielt. Streik beendet Meisterschaft Wegen des seit einem Monat laufenden Fußballerstreiks in Bolivien haben die Klubchefs beschlossen, die Meisterschaft erst im September fortzusetzen. Die im Schnitt mit etwa 1000 Dollar im Monat entlohnten Spieler fordern Mitspracherecht bei Wechseln und eine Beteiligung an der Transfersumme. March auf der Heimreise Ohne das britische March-Team findet der erste Lauf zur Formel 1-Saison in Kyalami/Südafrika statt. Der hochverschuldete Rennstall hat vergeblich auf die Zahlung eines geheimnisvollen Geldgebers aus dem Nahen Osten gehofft. Sigurvinsson Trainer in Island Asgeir Sigurvinsson, früher Nittelfeld- Regisseur und heute Talentsucher des VfB Stuttgart, wird Trainer des isländischen Erstligisten Fram Rejkjavik. Sponsoren sollen WM-Prämien zahlen Im Streit zwischen dem Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) und der Manager-Vereinigung (IAAR) um die Prämien bei der WM im August in Stuttgart bahnt sich ein Kompromiß an. Die IAAF bemüht sich derzeit um Sponsoren, die rund eine Million Mark aufbringen sollen. Die IAAR hatte mit einem WM- Boykott gedroht, falls keine Prämien gezahlt werden.

Länder rücken Aufbau Ost in den Mittelpunkt der Kohl-Klausur Ministerpräsidenten, Bundesregierung und SPD mit eigenen "Solidarpakt"-Plänen / Bündnis 90 beschwert sich über Ausschluß

rds BONN, 11. März. Die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer waren sich in ihren Gesprächen vor Beginn der Klausur bei Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) über den "Solidarpakt" am Donnerstag einig, daß im Vordergrund der Bemühungen die Sicherung des wirtschaftlichen Aufbaus in den neuen Ländern und ein umfassendes Investitionsförderungsprogramm für Ostdeutschland stehen müssen.

Vorrangig sei dabei, die ökologische Erneuerung zu berücksichtigen und die "Gerechtigkeitslücke" beim Beschaffen der notwendigen Finanzmittel zu beseitigen, hieß es nach dem Länder-Gespräch. Schließlich müsse auch eine gerechte Verteilung der Lasten zwischen Bund und Ländern sowie zwischen den Ländern untereinander erreicht werden, um den Föderalismus in Deutschland zu stärken.

In der auf zwei, notfalls drei Tage angesetzten Klausur im Bonner Kanzleramt stehen sich das "Föderale Konsolidierungsprogramm" (FKP) der Bundesregierung, das 20 Punkte umfassende Alternativkonzept der SPD und die Vereinbarungen der Länder-Ministerpräsidenten von Potsdam gegenüber. Hauptstreitpunkte sind die gegensätzlichen Auffassungen zu den Fragen des Zeitpunkts neuer Steuererhöhungen, der Notwendigkeit von Einschnitten in Sozialleistungen und der Größenordnung zusätzlicher Aufbauhilfen für die neuen Länder in diesem und dem kommenden Jahr sowie im Rahmen des Länderfinanzausgleichs ab 1995.

Die Spitzenverbände der Wirtschaft drängten unmittelbar vor der Klausur bei einem Treffen ihrer führenden Repräsentanten mit Kanzler Kohl auf schnelle Entscheidungen über die künftigen Rahmenbedingungen. Arbeitgeberpräsident Klaus Murmann, Industriepräsident Tyll Necker und Handwerkspräsident Heribert Späth bekräftigten ihre Auffassung, es gebe einen Zwang zu Einsparungen, und nannten die "Dauerquerelen Gift für die Konjunktur".

Neue Lasten wie eine Arbeitsmarktabgabe seien für die Wirtschaft nicht verkraftbar, meinten deren Funktionäre. Auch die beabsichtigte Pflegeversicherung passe nicht mehr in die Landschaft. "Eine Abwärtsspirale ist nur aufzuhalten, wenn es durch schnelle und zuverlässige Entscheidungen im Rahmen des Solidarpakts gelingt, bei den zentralen wirtschafts- und finanzpolitischen Zielen einer Konsolidierung der öffentlichen Haushalte und einer Standortverbesserung entscheidende Schritte nach vorn zu machen", hieß es in einer Erklärung der Spitzenverbände der Wirtschaft. "Gespräche am Parlament vorbei"

ptz BONN. Die Bundestagsgruppe Bündnis 90/Die Grünen mißbilligt, daß sie nicht in die Klausurgespräche über einen "Solidarpakt" einbezogen ist. Diese würden am Parlament vorbei geführt, sagte ihr finanzpolitischer Sprecher Werner Schulz in Bonn. Die Diskussion über den Aufbau in den neuen Ländern und die Klärung der Finanzierung müsse "aus der Grauzone der Geheimdiplomatie herausgenommen werden".

Die Gruppe hatte Bundeskanzler Kohl am Montag in einem Brief um ihre Beteiligung gebeten. Eine Antwort sei nicht eingegangen, kritisierte Schulz am Donnerstag.

Die Bundesregierung benutze die "Solidarpakt"-Gespräche vor allem dazu, sich über die kommenden Monate zu retten, meinte Schulz. Die SPD werde "allzu schnell zugunsten von Zugeständnissen gegenüber ihren Länderfürsten viele ihrer jetzigen Positionen aufgeben", sagte er voraus.

Der Bündnis 90-Sprecher forderte eine solidarische Verteilung der Einheitslasten durch eine Investitionshilfeabgabe westdeutscher Unternehmen, eine Arbeitsmarktabgabe von Selbständigen und Beamten und einen Solidaritätszuschlag von zehn Prozent auf Einkommen von über 50 000 Mark (Ledige). Außerdem sei eine "ökologische Steuerreform" mit einer sehr deutlichen Erhöhung der Mineralölsteuer nötig. ÖTV warnt vor Desaster im Nahverkehr

STUTTGART (AFP). Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) hat vor einem Desaster beim öffentlichen Personennahverkehr gewarnt, falls der Bund wie beabsichtigt die notwendigen Investitionen nicht weiter mitfinanziert. Wegen der außerdem vom Bund angestrebten veränderten Umsatzsteuerverteilung kämen auf Länder und Kommunen zusätzlich "riesige Lasten" von über 14 Milliarden Mark zu, erklärte die ÖTV am Donnerstag in Stuttgart.

Als Konsequenz daraus drohten dem Personennahverkehr "massive Einschränkungen in den Ballungsräumen und ein Niedergang in der Fläche". ÖTV- Vorstandsmitglied Peter Blechschmidt forderte die Bundesregierung und die Länderchefs auf, bei ihren Beratungen zum "Solidarpakt" die Zukunft von Bussen und Bahnen zu sichern. Denn täglich seien Millionen Bürger auf das umweltfreundliche Verkehrssystem angewiesen.

Kreisausschuß: Aufträge für Schulen vergeben

KREIS GROSS-GERAU. Für Schulbauprojekte hat der Kreisausschuß wichtige Weichen gestellt. So werden für die Erweiterung der Pestalozzi-Grundschule in Büttelborn 1,38 Millionen Mark ausgegeben. Diese werden für Abbruch-, Erd-, Beton- und Zimmermannarbeiten aufgewendet.

Außerdem befaßte sich der Kreisausschuß mit der Altbausanierung an der Mittelstufe des Prälat-Diehl-Gymnasiums Groß-Gerau. Dabei handelt es sich um den nächsten Aufgabenbereich nach Fertigstellung des neuen Erweiterungsbaues. Der Kreisausschuß vergab Arbeiten für 105 000 Mark, weitere 355 000 Mark stehen nach Auskunft der Kreispressestelle noch zur Verfügung. cas

Zur Person:

CHRISTIAN WULFF, Spitzenkandidat der CDU für die niedersächsische Landtagswahl, wünscht, daß Sozialhilfeempfänger, die mehrfach zumutbare gemeinnützige Arbeiten ablehnen, mit einer Kürzung der Sozialhilfe bestraft werden. Mit diesem Vorschlag stieß er auf scharfe Kritik von SPD und Grünen. Sozialminister Walter Hiller (SPD) warf ihm vor, eine neue Form des Arbeitsdienstes zu propagieren. Es könne nicht Aufgabe der Kommunen als Sozialhilfeträger sein, einen zweiten Arbeitsmarkt zu schaffen und durch Beschäftigung gering bezahlter Sozialhilfeempfänger örtlichen Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen Aufträge zu entziehen. Nicht die Bestrafung von Armen und Bedürftigen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe sei geboten. Für die Grünen meinte deren kommunalpolitischer Sprecher in Osnabrück, Horst Simon, Wulff unterstelle den Sozialhilfeempfängern eine Arbeitsverweigerungshaltung, obwohl sie zu einem großen Teil ältere Langzeitarbeitlose seien, die wegen ihres Alters nicht mehr vermittelbar seien. Wer sie jetzt in sozialen Einrichtungen dienstverpflichten wolle, entwerte damit die Arbeit der Berufstätigen in diesen Einrichtungen, so daß das ohnehin niedrige Lohnniveau tendenziell auf den Sozialhilfesatz absinke. (sp)

In der Schloßberghalle: Eine "klingende Europa-Revue"

NIDDERAU. Eine "wirklich erstklassige Veranstaltung" soll es werden: Die Stadt veranstaltet am Samstag, 13. März, als Teil ihres Kulturprogramms eine "klingende Europa-Revue" in der Windecker Schloßberghalle.

Internationale Künstler(innen), Musikgruppen und Ensembles, eine Multi-Media-Show und ein Euroquiz will Heinz Schlösser an diesem Abend zusammenbringen.

Aus Frankreich ist dabei "Gaston" mit seinem folkloristischen Musette- Akkordeon vertreten, aus Spanien werden - natürlich - Flamencos beigesteuert. Klaus Wunderlich tritt mit seinem "zweihändigen Orchester" für Deutschland auf die Bühne.

Der Niederländer Fred van Geez soll komisch durch das Programm führen. Pippo Azurro, Italien, verspricht "Top- Hits" aus seiner Heimat. Ein russisches Balaleikaensemble, die "City of Frankfurt Pipe Band" soll schottisches beisteuern.

Es folgt Jazz-Showtanz, und die Sixties-Revival-Band "Memories" will mit ihrer Beatles-Show an England erinnern. Ul

Rezept für Rezepte kommt an Verbände begrüßen Richtlinien zur Arzneimittel-Verordnung

ptz BONN. Überwiegend zustimmende Reaktionen lösen die vom Bundesausschuß der Ärzte und Krankenkassen ausgesprochenen Empfehlungen zur wirtschaftlicheren Verordnung von Arzneimitteln aus. Der Bundesverband der Betriebskrankenkassen spricht von einem "Schritt in die richtige Richtung", der zu beträchtlichen Minderausgaben für Medikamente führe. Das zeitweise erwartete Einsparvolumen von mehr als drei Milliarden Mark werde aber nicht erreicht.

Die Richtlinien nennen Arzneimittelgruppen, die nicht oder nur in Ausnahmen auf Kosten der gesetzlichen Kassen verschrieben werden dürfen. Erhebt der Bonner Gesundheitsminister innerhalb von zwei Monaten keinen Widerspruch, tritt diese in Kraft.

Auch die Ortskrankenkassen signalisieren ihr Einverständnis, betonen aber, daß es sich um Empfehlungen handele. Die Richtlinien seien weder Ersatz noch Vorgriff auf die im Gesundheitsstrukturgesetz vorgesehene Positivliste. Diese namentliche Zusammenstellung aller zu Lasten der gesetzlichen Kassen verschreibbaren Präparate soll bis zum 1. Januar 1996 von einem Arzneimittelinstitut erarbeitet werden. Diesem gehören Mediziner, Pharmakologen und Vertreter der Kassen sowie der Industrie an.

Die Richtlinien bieten nach Ansicht von Eckart Fiedler, Geschäftsführer beim Verband der Angestellten-Krankenkassen, den durch die Informationspolitik der Kassenärztlichen Vereinigungen verunsicherten Medizinern eine Hilfe. Viele Doktoren hatten in den ersten Monaten des Jahres aus Furcht vor einem Honorarabzug beim Verordnen stark geknausert. 1993 dürfen die Kassenärzte insgesamt nur für 24 Milliarden Mark Pillen und Salben verschreiben. Dieser an den Ausgaben von 1991 orientierte verbindliche Wert war im vergangenen Jahr um gut zehn Prozent überschritten worden.

Verhaltene Kritik kommt aus dem Lager der Pillen-Hersteller. "Wir haben erhebliche ordnungspolitische und medizinische Bedenken", sagt Thomas Postina vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie. Als positiv wertet er es aber, daß der empfehlende Charakter der Richtlinie wieder stärker in den Vordergrund gerückt wurde.

Gemessen am ursprünglichen Entwurf vom Jahresanfang, sei eine erhebliche Verbesserung erreicht, heißt es beim Bundesfachverband der Arzneimittelhersteller. Statt 20 könnten jetzt nur zwölf Indikationsgruppen bloß in Ausnahmefällen auf Kassenkosten verordnet werden. Der Bruttoumsatzausfall wird auf rund eine Milliarde veranschlagt.

Wie kräftig die Mediziner auf die Bremse traten, zeigen die von Fiedler genannten Zahlen. Danach sanken im Januar und Februar die Arzneimittelausgaben der Kassen um 33 beziehungsweise 30 Prozent binnen Jahresfrist. Das Minus sei je zur Hälfe auf den Schwund beim Rezeptwert und bei der Rezeptzahl zurückzuführen. Nach jüngsten Informationen beginne die Zahl der Verordnungen wieder zu steigen, während die Rezeptkosten auf der niedrigen Basis stagnierten. "Demnach sind die Ärzte bei der Verordnung auf preiswertere Arzneimittel übergegangen", folgert Fiedler.

Das Wetter

Das von den Meteorologen schon mehrmals versprochene frühlingshafte Wetter ist am Donnerstag endlich in Hessen angekommen: Temperaturen bis zu 14 Grad registrierte und meldete der Deutsche Wetterdienst in Offenbach am Nachmittag. Erste Winter-Überdrüssige spazierten schon mit geöffneter Jacke oder Mantel unter dem Arm durch die Straßen. Die Sonne kämpfte am Mittag zwar noch gegen eine hartnäckige dünne Bewölkung an, laut Vorhersage der Meteorologen wird sie aber vom heutigen Freitag an überall in Hessen die Oberhand gewinnen. lhe

Wetterlage Am Rande der Hochdruckzone über Süd- und Südosteuropa liegt Deutschland innerhalb einer milden südwestlichen Strömung.

Vorhersage bis Samstag früh In den Früh- und Vormittagsstunden gebietsweise Nebel oder Hochnebel. Nach deren Auflösung heiter bis wolkig, im Norden auch stärker bewölkt, aber trocken. Tageshöchsttemperaturen im Norden und Osten um 7, sonst 10 bis 15 Grad. Nachts verbreitet klar, gebietsweise Nebel. Tiefsttemperaturen zwischen 3 Grad und leichtem Frost bis -2 Grad. Allgemein schwacher Wind aus südlichen Richtungen.

Wochenvorhersage Samstag und Sonntag: Gebietsweise Frühnebel, sonst meist sonnig. Tageshöchsttemperaturen zwischen 10 Grad im Nordosten und 17 Grad im Südwesten Deutschlands. Montag bis Donnerstag: Wiederholt Durchzug von Wolkenfeldern, aber trocken. Noch etwas wärmer.

Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland

Ort Wetter Grad

Amsterdam

stark bewölkt 11 Athen

wolkenlos 12 Barcelona

leicht bewölkt 14 Bordeaux

leicht bewölkt 16 Bozen

leicht bewölkt 10 Brüssel

leicht bewölkt 13 Dublin

wolkig 10 Helsinki

leicht bewölkt 0 Innsbruck

wolkig 9 Istanbul

wolkenlos 5 Las Palmas

leicht bewölkt 20 Lissabon

stark bewölkt 16 Locarno

wolkenlos 11 London

stark bewölkt 13 Madrid

bedeckt 9 Malaga

stark bewölkt 16 Mallorca

wolkig 15 Moskau

bedeckt -7 Neapel

leicht bewölkt 14 Nizza

leicht bewölkt 13 Paris

leicht bewölkt 15 Rom

leicht bewölkt 13 Stockholm

leicht bewölkt 2 Tunis

stark bewölkt 12 Warschau

leicht bewölkt 3 Wien

Regen 8 Zürich

leicht bewölkt 9

Deutschland Berlin

stark bewölkt 4 Dresden

stark bewölkt 3 Feldberg/Ts.

stark bewölkt 6 Feldberg/Schw.

leicht bewölkt 3 Frankfurt/M.

stark bewölkt 11 Freiburg

leicht bewölkt 13 Garmisch

stark bewölkt 7 Hamburg

stark bewölkt 3 Köln/Bonn

stark bewölkt 11 Leipzig

bedeckt 3 München

wolkig 8 Norderney

leicht bewölkt 5

Rostock

leicht bewölkt 6

Sylt

wolkig 5

Zugspitze

in Wolken -10

Telefonansagedienste

Wettervorhersage 11 64

Reisewettervorhersage 1 16 00

Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Sonnenaufgang 6.46 Uhr

Sonnenuntergang 18.26 Uhr

Mondaufgang -.- Uhr

Monduntergang 8.18 Uhr

Querfeldein

Feldbergfest-Turntag Anträge zum Feldbergfest-Turntag, der am 28. März um 10 Uhr im Vereinshaus in Okriftel beginnt, sind bis zum 13. März schriftlich bei Hans-Otto Schwarz, Zeppelinstr. 10, 6370 Oberursel, einzureichen. Das 137. Feldbergfest findet am 21. und 22. August statt.

Pool-Billard-Meisterschaften In den Räumen des "Club Rusticana" im Häuserweg in Neu-Anspach findet am Wochenende (13./14. März) die erste Hochtaunus-Kreismeiterschaft im Pool- Billard (Disziplin 8-Ball) statt. 21 Spieler aus den Vereinen PBC Oberursel, "Effet- Füchse" Usingen, "Pool-Devils" Neu Anspach und PBC Bad Homburg teilnehmen. Beginn ist an beiden Tagen um 10 Uhr. Trainer-Fortbildung bei Buchmann Die erste Fortbildungsveranstaltung der Fußball-Trainervereinigung Hochtaunus findet am Montag, 15. März, auf dem Sportplatz in Seulberg statt. Trainer Lothar Buchmann vom Oberliga-Spitzenreiter Kickers Offenbach wird als Referent erwartet.

Kreismeisterschaft für SG Friedrichsdorf Mit dem Perkussions-Gewehr wurde die Mannschaft der Schützengesellschaft Friedrichsdorf erneut Kreismeister. Mit den Ergebnissen 95 und dreimal 93 Ringen haben Manfred Hoffmann, Klaus Möller, Albert Spöhrer und Gerhard Biedenkapp die ersten vier Plätze in der Einzelwertung der Altersklasse belegt.

Übungsleiter-Fortbildung In der Hardtwaldhalle in Seulberg findet an den beiden kommenden Wochenende 13. und 14. März sowie 20. und 21. März ein Übungsleiter-Fortbildungs- Lehrgang des Turngaus Feldberg statt. Der erste Teil des Lehrgangs wird von Diplom-Sportwissenschaftler Michael Tautz geleitet und beginnt am 13. März um 14 Uhr. Thema der Fortbildung ist Seniorengymnastik, die Fortsetzung am Sonntag ab 9 Uhr hat den Schwerpunkt "Herzsportgruppen". Am 20. und 21. März referiert DTB-Sportlehrer Dietmar Sander über Gymnastik und Fitness. Sportler für Ehrung gesucht Die Meldungen der für die Sportlerehrung infrage kommenden Jugendlichen in Bad Homburg sollen von den Vereinen bis zum 18. März beim Sport- und Grünamt abgegeben werden. Berücksichtigt werden Erst- bis Fünfplazierte bei deutschen Meisterschaften, Medailleengewinner bei süddeutschen und hessischen Titelkämpfen sowie Bezirks- und Kreismeister.Horst Pfeiffer wurde 60 Der stellvertretende Obmann der Fußball-Schiedrichtervereinigung Hochtaunus, Horst Pfeiffer, wurde 60. Er spielte selbst aktiv in Klein-Auheim, Ober-Rosbach und Rodheim, war über ein Jahrzehnt Trainer und Betreuer von Frauen- Mannschaften und legte 1961 seine Schiedsrichter-Prüfung ab.

Querfeldein

Frauensportfest der VSG Dietzenbach Die Versehrtensportgemeinschaft Dietzenbach erinnert an ihr Frauen-Hallensportfest am Samstag, dem 13. März, ab 13.30 Uhr in der Ernst-Reuter-Halle Dietzenbach, Rodgaustraße. Als Disziplinen sind unter der Leitung von Helga Stappelton (Dietzenbach) und Hans Hofmann (Darmstadt) geplant: Vierkampf zur Auswahl, Schlagball-Zielwurf, Weitsprung aus dem Stand, Zielrollen, Bosselweitschub, Zielgehen, Hockey-Schuß, Schede- Rollern, Zielbosseln (auch Mannschaften), Blind-Zielwurf, Basketball-Korbwurf, Medizinball-Zielwerfen. prd Sportler-Ehrungen Am heutigen Freitag, dem 12. März, beginnt um 19 Uhr im Foyer und im Matthias-Grünewald-Kolleg des "Riesen" die Ehrung der Sportlerinnen und Sportler der Aktivenklassen durch die Stadt Seligenstadt. Am Tag danach sind ab 16 Uhr im Spvgg-Klubhaus ab 16 Uhr die Jugendlichen dran.

Ebenfalls am 13. März ehrt die Stadt Dietzenbach Sportlerinnen und Sportler für deren Erfolge im Jahr 1992. Beginn ist um 20 Uhr im Bürgerhaus Dietzenbach. Zudem wird der Sportpreis der Stadt vergeben. Durch die Veranstaltung führt Herbert Kranz (Dietzenbach-Steinberg). prd

Telekom läßt künftig eine private Tochter funken Zukunftsgeschäft mit 3000 Beschäftigten wird ausgegliedert / Gewerkschaft hält Schritt für rechtswidrig

doe FRANKFURT A. M. Während die politische Diskussion über eine zweite Postreform seit Monaten auf der Stelle tritt, schafft die Telekom Fakten: Der Aufsichtsrat des staatlichen Fernsprechunternehmens hat gestern beschlossen, die gesamten Mobilfunkaktivitäten in eine privatrechtliche Tochter auszugliedern. Nach Meinung des Telekom-Vorstandes ist nur so die erforderliche Flexibilität für den Wettstreit mit dem Herausforderer Mannesmann herzustellen. Der Düsseldorfer Konzern hatte in seinem Mitte 1992 gestarteten D 2-Mobilfunknetz schon Ende des Jahres 100 000 Teilnehmer gezählt. Die Telekom wird diese Zahl erst in den kommenden Tagen erreichen. Branchenbeobachter schätzen, daß sich Mannesmann bislang 60 Prozent des drahtlosen digitalen Plaudermarktes unter den Nagel gerissen hat.

Die Deutsche Postgewerkschaft (DPG) hatte bis zuletzt gegen die Ausgliederung des Zukunftsgeschäftes mit Milliardenumsätzen protestiert. Nicht die Rechtsform, sondern eindeutige "Managementfehler" hätten die Telekom, die auch mit technischen Problemen zu kämpfen hatte, gegenüber den Mannesmännern zurückgeworfen. Aus grundsätzlichen Erwägungen hält die DPG die Umwandlung der Mobilfunksparte in eine GmbH außerdem für "rechtswidrig". Ein entsprechender Beschluß könne erst gefällt werden, wenn die Wirtschaftsführungsbestimmungen des Unternehmens von Bundesrechnungshof, Aufsichtsrat und Postministerium abgesegnet seien. Dies sei aber bislang nicht geschehen.

Dem Verdacht, die Telekom wolle durch die Ausgliederung Druck für eine Privatisierung machen, hatte Vorstandschef Helmut Ricke schon im Januar widersprochen: "Diese Tochtergesellschaft muß es unabhängig von der Frage einer Verfassungsänderung geben." Die mögliche Umwandlung des Gesamtunternehmens in eine Aktiengesellschaft käme für den rasant wachsenden Mobilfunk nämlich ohnehin zu spät. Mit den Fesseln des öffentlichen Dienstrechtes könne sein Haus dem aggressiven Herausforderer Mannesmann nicht Paroli bieten. Ricke schloß nicht aus, daß sich "die eine oder andere Notwendigkeit" ergebe, weitere Aktivitäten auszugliedern.

Dem gestrigen Aufsichtsratsbeschluß war eine mehrstündige Debatte über die Tagesordnung vorausgegangen. Die Arbeitnehmervertreter scheiterten jedoch mit ihrem Versuch, die Entscheidung abzusetzen. Nach den Vorstellungen von Management und Kontrollgremium soll das Kapital für die neue Mobilfunk GmbH zum 1. Januar 1994 übertragen werden. Bereits im Juli dieses Jahres beginnt jedoch der organisatorische Umbau in der Zentrale. Die private Tochter wird zunächst 3000 Beschäftigte haben. Langfristig ist eine Aufstockung des Personals auf 20 000 Männer und Frauen geplant.

Schon derzeit ist ein Teil des mit D 1 befaßten Personals nicht bei der Telekom, sondern bei deren Ableger Deutsche Telepost Consulting (Detecon) beschäftigt. Andernfalls, so der Vorstand, wäre es nicht möglich, den raren Spezialisten angemessene Gehälter zu bezahlen.

Arbeitslose "in der Pflicht" Bonner Erlaß: Bei Ablehnung "zumutbarer" Arbeit kein Geld

Arbeitslose müssen künftig damit rechnen, noch energischer auf "zumutbare" Arbeiten hingewiesen zu werden. Wenn sie eine angebotene Stelle dann nicht akzeptieren, wird ihnen das Arbeitsamt vier Wochen lang die Unterstützung streichen. Dies sieht der Leiter der Abteilung Arbeitsvermittlung, Renner, als eine der Konsequenzen eines neuen Erlasses aus Bonn.

Mit dem noch druckfrischen Erlaß an die Arbeitsämter will die Bundesregierung die Beschäftigung von Ausländern erschweren und mehr Arbeitslose vermitteln. Dazu sollen die Ämter vor Erteilen einer Arbeitserlaubnis an Ausländer noch strenger prüfen, ob für die Stelle kein Arbeitsloser in Frage kommt.

Schon jetzt gilt: Wenn Zuwanderer oder Asylbewerber eine Arbeitserlaubnis für eine bestimmte Stelle beantragen, darf das Arbeitsamt nur zustimmen, wenn für diesen Arbeitsplatz keine Deutschen oder ihnen gleichgestellte Ausländer zu finden sind. Dies sind Bürger aus der EG oder Ausländer, die schon länger in der Bundesrepublik leben und eine unbegrenzte Arbeitserlaubnis haben.

Diese Prüfung soll angesichts der drastisch gestiegenen Arbeitslosenzahlen künftig noch strenger sein, fordert der Erlaß. Dies geschieht auch vor dem Hintergrund, daß sich allein in Frankfurt mit mehr als 19 000 erteilten Arbeitsberechtigungen diese Zahl fast verdoppelt hat.

Wenn ein Arbeitgeber nun Ausländer ohne Arbeitserlaubnis einstellen möchte, muß er nachweisen, daß er keine deutschen oder gleichgestellten Arbeitslosen finden konnte. Und die Arbeitsämter müssen in jedem Einzelfall "noch stringenter" prüfen und "alle Möglichkeiten ausschöpfen", Arbeitslose wieder in Lohn und Brot zu bringen, sagt Renner. Findet das Amt geeignete Arbeitslose in seiner Datei, würden die dann auch mit allem Nachdruck auf die möglichen "Konsequenzen" einer Ablehnung hingewiesen. Beim ersten Korb sperrt das Amt den "Leistungsbezug" für vier Wochen. Bei einem zweiten Nein muß der Arbeitslose ganz und gar auf Arbeitslosengeld oder -hilfe verzichten.

Allerdings rechnet Renner damit, daß manche Branchen wie Hotellerie und Gaststättengewerbe oder auch Baufirmen trotz der mehr als 30 000 Arbeitslosen im Frankfurter Bezirk weiterhin große Probleme haben, geeignete Kräfte vom Amt vermittelt zu bekommen. luf

Bundesanstalt für Arbeit will eine Milliarde Mark für ABM

rb FRANKFURT A. M., 11. März. Der Vorstand der Bundesanstalt für Arbeit (BA) fordert von der Bundesregierung umgehend eine Milliarde Mark, damit die Arbeitsämter den Bewilligungsstopp bei Stellen für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) aufheben können. Das Selbstverwaltungsgremium unterstützte auf einer Sondersitzung am Donnerstag in Nürnberg damit den gleichlautenden Beschluß der ostdeutschen Sozialminister vom Dienstag. Um das gegenwärtige Niveau bei ABM, aber auch bei Fortbildung und Umschulung halten zu können, seien insgesamt im laufenden Jahr sechs bis sieben Milliarden Mark zusätzlich nötig, sagte die BA-Vorstandsvorsitzende und stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer der FR. Sie bedauerte, daß die Arbeitgebervertreter im Vorstand mit Finanzargumenten aus der gemeinsamen Front ausgeschert seien. Dabei könne durch ABM-Stopp kaum gespart werden, da als Folge fast in gleicher Höhe mehr Arbeitslosengeld gezahlt werden müsse.

(Weiterer Bericht auf Seite 3)

"Beim Fahrradparken befinden wir uns in der Steinzeit" Bundesweiter Fahrradkongreß in Bremen fordert mehr Abstellanlagen für Zweiräder / Bewachte Häuser statt "Felgenkiller" Von unserem Korrespondenten Eckhard Stengel

BREMEN, 11. März. Radfahrer brauchen endlich diebstahlsichere und trockene Fahrrad-Parkstationen anstelle der herkömmlichen Ständer Marke "Felgenkiller". Diese Forderung stand im Mittelpunkt eines Bundeskongresses "Ein Platz fürs Fahrrad in der Stadt", der am Donnerstag von der Bremer Parkplatz GmbH, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und der Bremer Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte (SPD) veranstaltet wurde.

Die Hälfte aller Berufsverkehrsfahrten sei kürzer als fünf Kilometer, berichtete Axel Welge vom Deutschen Städtetag. Statt des Pkw könnte hier gut das umwelt- und gesundheitsfreundliche Zweirad zum Einsatz kommen. In vielen holländischen Städten würden bereits über 45 Prozent aller Wege mit dem Rad zurückgelegt. In Deutschland seien es - je nach Fahrradfreundlichkeit der Stadt - nur sechs Prozent wie in Fürth oder immerhin 26 Prozent wie in Erlangen. Da ein massiver Ausbau des Radwegenetzes kaum noch zu finanzieren sei, böten sich billigere und schnellere Lösungen zur Förderung des Radverkehrs an: Tempo- 30-Zonen in Wohngebieten einrichten, Wohnstraßen zu "Fahrradstraßen" mit Vorrang für Radler umtaufen, Einbahnstraßen für Radverkehr in Gegenrichtung öffnen, auf Hauptstraßen eigene Fahrradspuren anlegen und eventuell auch Fußgängerzonen für Radler im Schrittempo freigeben.

Auch Rüdiger Linde vom Autofahrerklub ADAC befürwortete Tempo-30-Zonen und die Entschärfung von Kreuzungen durch "konsequente Markierung von Radfahrerfurten", forderte aber ein "friedliches Miteinander aller Verkehrsarten". Mehr Sicherheit müsse nicht nur für Kinder, sondern auch für ältere "Gelegenheitsfahrer" angestrebt werden.

Ursula Lehner-Lierz vom "Planerbüro Südstadt" (Köln) wies darauf hin, daß eine Förderung des Radverkehrs viel schneller und billiger dem Verkehrskollaps entgegensteuere als teure Investitionen für Busse und Bahnen. Die Förderung müsse schon beim Hausbau beginnen: Wer sein Rad erst aus der hintersten Kellerecke holen müsse, steige lieber gleich ins Auto vor der Tür. "Beim Fahrradparken befinden wir uns in der Steinzeit", meinte die Planerin.

"Auch Fahrräder sind anlehnungsbedürftig", sagte Arne Lüers vom Freiburger Öko-Institut. Deshalb seien stabile Stangen zum Anlehnen und Festschließen nötig. Zum kurzfristigen Abstellen reichten leicht zugängliche Fahrradparkplätze, für längeres Parken sollten die Ständer möglichst überdacht und eventuell auch bewacht sein.

In Holland wird auf diesem Gebiet einiges geleistet: Wie Han Julius von der Niederländischen Eisenbahn und Henk Klijn von deren Tochterfirma Servex berichteten, gibt es an 79 Bahnhöfen Fahrrad-Parkstationen samt Gepäckschließfächern und Reparaturwerkstatt. Erprobt wird derzeit ein System, bei dem Fahrer und Rad mit Computerchips versehen werden, damit kein Fremder das Rad durch die Sperre schieben kann.

In Wunstorf bei Hannover und in Bielefeld wurden inzwischen solche "Bike & Ride"-Stationen wie in Holland geschaffen. Nach Angaben des Diplom-Geographen Thomas Froitzheim arbeiten sie mit 60 000 bis 150 000 Mark Jahresdefizit. Das Problem sei nicht die Investition, sondern das teure Betreuungspersonal. In Frankfurt am Main können in einem Autoparkhaus kostenlos Fahrräder im Sichtbereich des Kassenpersonals parken, referierte der städtische Fahrradbeauftragte Peter Blöcher.

Noch weit entfernt ist Deutschland von den Errungenschaften Japans: Dort gibt es nicht nur fast 9000 Fahrrad-Parkanlagen (zum Teil mit Abstellkäfigen an einer senkrecht umlaufenden Kette), sondern seit 1981 sogar ein "Gesetz zur Förderung der Fahrradsicherheit und der Bereitstellung von Fahrrad-Parkplätzen". Wie Yoshihiro Fukuda vom Japanischen Institut zur Förderung des Radfahrens berichtete, müssen Kaufhäuser bei Um- und Neubauten Fahrrad-Parkplätze bereitstellen. Die Kehrseite: Ordnungswidrig abgestellte Zweiräder werden entfernt.

Streit um AKW geht weiter

gra MAINZ, 11. März. Die juristische Auseinandersetzung um das Atomkraftwerk Mülheim-Kärlich geht nach einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes (BVG) Berlin weiter. In dem seit rund 20 Jahren andauernden Rechtsstreit hoben die Richter am Donnerstag eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts (OVG) Koblenz vom Mai 1991 auf. Das Gericht hatte damals eine aus dem Jahre 1990 stammende atomrechtliche Genehmigung als nicht rechtmäßig verworfen. Das Bundesverwaltungsgericht wies das Verfahren an das Koblenzer Gericht zurück und forderte, die Genehmigung vor allem unter dem Aspekt der Erdbebengefährdung des Kraftwerks erneut zu überprüfen.

Grundsätzlich bestätigten die Berliner Richter den Regelungsgehalt der "ersten Teilgenehmigung (neu)" von 1990. Diese sollte eine 1988 durch Gerichtsurteil aufgehobene ursprüngliche Genehmigung aus dem Jahre 1975 ersetzen. Im Gegensatz zum OVG ist das Berliner Gericht der Ansicht, daß die nachgeschobene Genehmigung die "durch die Aufhebung der 1. TG (alt) entstandene Lücke in der Kette der Teilgenehmigungen" schließt.

Die RWE Energie AG, die den 1300-Megawatt-Reaktor bei Koblenz betreibt, kündigte nach dem Urteil einen Antrag auf Sofortvollzug an. Würde dies genehmigt, könnte der seit Herbst 1988 stillgelegte Reaktor nach einer Entkonservierungsphase von rund sechs Monaten wieder ans Netz gehen.

Der Berliner Anwalt Reiner Geulen und der Bürgermeister der klagenden Stadt Neuwied werteten die BVG-Entscheidung als Erfolg. Bürgermeister Manfred Scherrer (SPD) sieht eine "gute Chance, mit das Atomkraftwerk ein für allemal stillzulegen". Für die SPD-Landtagsfraktion bekräftigte ihr Vorsitzender Kurt Beck die "politische Absicht, den Reaktor nicht wieder ans Netz gehen zu lassen". (Kommentar Seite 3)

Drohbriefe verunsichern Bonn

Nach außen hin gelassen reagieren Mitglieder des Bundestags auf Drohungen im Umfeld der Beratungen zur Asylpolitik. Im Inneren des Parlaments ist jedoch Nervosität zu spüren, und erste Reaktionen werden sichtbar. So mußten sich Besucher einer Anhörung zur Änderung des Asylrechts am Donnerstag von Metalldetektoren abtasten lassen, und ihre Taschen wurden durchsucht.

Bei der Deutschen Presse-Agentur ging ein Brief ein, in dem Aktionen gegen Abgeordnete angekündigt werden, die mit der beabsichtigten Abschaffung des Asyl-Grundrechts ein "Todesurteil" gegen Verfolgte aussprächen. "So was können wir einfach nicht zulassen", heißt es in dem Schreiben, das anscheinend aus autonomen Gruppen stammt, "für ein paar Unbelehrbare unter euch läuft was Nettes bereits an."

Auch Aktionen gegen Privatwohnungen von Abgeordneten sind schon anonym angedroht worden. Auf Klebezetteln wird zu "Aktionen am Tag X" aufgerufen, womit die Abstimmung über das Asylrecht gemeint ist. Bei den Sicherheitsbehörden werden die wiederholten Drohungen ernst genommen. Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft sagte: "Wir gehen dem nach." In Frage kommen Ermittlungen wegen des Straftatbestandes Nötigung von Verfassungsorganen.

Der Geschäftsführer der Unionsfraktion, Jürgen Rüttgers, sagte: "Wir lassen uns durch keinerlei Drohungen von irgendwelchen Seiten beeindrukken." Ähnlich äußerte sich Peter Struck, Geschäftsführer der SPD- Fraktion: "Wenn sich Abgeordnete durch Drohungen einschüchtern ließen, wäre das eine Bankrotterklärung der Demokratie." Etliche Parlamentarier sind jedoch besorgt um ihre Familien.

In den kommenden Wochen sind zahlreiche Proteste im Bonner Regierungsviertel zu erwarten. Manfred Stenner vom Netzwerk Friedenskooperative sagte: "Es gibt berechtigten Zorn. Aber unsere Kundgebungen werden phantasievoll und friedlich sein." HELMUT LÖLHÖFFEL (Bonn)

Parkscheiben sollen Einkaufen erleichtern

FRIEDRICHSDORF. Ein wenig Erleichterung will die Stadt den motorisierten Kunden der Geschäfte am Houiller Platz verschaffen: In der kommenden Woche wird am nördlichen Parkplatz der Cheshamer Straße in Teilbereichen eine Parkscheibenzone eingerichtet.

Nach den Worten von Bürgermeister Gerd Schmidt betrifft dies rund 25 Parkplätze. Dort ist das Parken dann bis zu zwei Stunden erlaubt.

Damit, so hofft der Verwaltungschef, wird sich die Situation für die Kunden verbessern. Derzeit seien zu viele Parkplätze von Dauerparkern und durch die Bauarbeiten am Einkaufszentrum Houiller Platz blockiert. tom

FR-Interview Seite 24

Offen für lokale Ampelkoalitionen, aber auch für Bündnisse mit der CDU ist die hessische FDP, sagt ihr Landeschef Wolfgang Gerhardt auf Seite 24.

FBI sucht Hintermänner

NEWARK, 11. März (AP). Nach der Verhaftung eines zweiten Hauptverdächtigen im Fall des Bombenanschlags auf das New Yorker World Trade Center (WTC) sucht die US-Bundespolizei FBI nach den Hintermännern. Wie die New York Times am Donnerstag berichtete, weisen Geldzahlungen an den zuletzt festgenommenen Nidal Ayyad und seinen mutmaßlichen Komplizen nach Europa. Das FBI verfolge die Transaktionen in der Hoffnung, das Motiv des Anschlags zu finden. Der aus einer palästinensischen Familie stammende US-Bürger Ayyad war am Mittwoch in seiner Wohnung 25 Kilometer von New York vom FBI festgenmommen worden.

US-Außenminister Warren Christopher hat am Mittwoch einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und der Lage im Nahen Osten hergestellt. Jeder Vorfall dieser Art steigere die Notwendigkeit, eine Lösung der Probleme im Nahen Osten anzustreben.

Heute im Lokalsport

&blt; Die Leichtathletin Gabi Lesch (Eintracht Frankfurt) kämpft im letzten Jahr ihrer sportlichen Laufbahn erstmals mit Verletzungsproblemen.

&blt; Lokomotive Ostpark, die älteste Frankfurter Hobby-Fußballmannschaft, wird 20 Jahre alt.

&blt; Schiedsrichter werden von Zuschauern und Aktiven angefeindet - im Fußballkreis Frankfurt findet sich deshalb kaum noch Nachwuchs.

(Berichte Seite 20)

Müll in der Sparkasse, Kompost im Rathaus

FRIEDRICHSDORF. Auf zwei Ausstellungen weist die Stadt ihre müll- und umweltbewußten Bürger hin. Es geht um Wertstoff-Recycling und um Komposter.

In der Taunus-Sparkasse in Seulberg ist bis zum 19. März eine Ausstellung zur Einführung des Dualen Systems zu sehen, und zwar Montag bis Freitag von 8 bis 12.30 Uhr; Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 14 bis 16 Uhr, Donnerstag von 14 bis 18 Uhr.

Im Foyer des Rathauses sind voraussichtlich bis Ende April verschiedene Typen von Schnellkompostern zu sehen. Die Stadt hat auch wieder Geräte angeschafft und verkauft sie am Samstag, 13. März und am 24. April von 9 bis 12 Uhr auf dem Bauhof Max-Planck-Straße. Nähere Informationen gibt es beim städtischen Umweltberater, Tel. 731 300. tom

Revier verkraftet Stellenabbau Landesarbeitsamt: Alternativen für Stahl-Jobs vorhanden

spi DÜSSELDORF. Das Ruhrgebiet wird in den kommenden Monaten nach Schätzung des Landesarbeitsamtes Nordrhein-Westfalen wegen der Krise in der Montanindustrie mindestens 40 000 bis 50 000 Arbeitsplätze verlieren. Für Behörden-Präsident Karl Pröbsting ist Katastrophen-Stimmung dennoch nicht angebracht. Im Umkreis von rund 50 Kilometer seien dort gegenwärtig etwa 50 000 Stellen unbesetzt, vor allem im Handwerk und in den Dienstleistungsberufen. In drei Jahren sei die Beschäftigungskrise gelöst. Voraussetzung dafür sei allerdings, daß für die Stahlwerker erneut Sozialplan-Regelungen gefunden werden, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Unter anderem soll die Untergrenze für Frührenten von bisher 55 auf künftig 52 Jahre gesenkt werden. Im Bergbau ist bereits seit längerem eine Rente sogar von 50 Jahren an möglich. In allen diesen Fällen sind keine großen Einbußen gegenüber dem bisherigen Netto-Einkommen hinzunehmen.

In Bonn fänden darüber zur Zeit Beratungen statt. Die Aussichten für einen erfolgreichen Abschluß dieser Gespräche schätzt Pröbsting günstig ein. Daneben soll es auch wie bisher bei freiwilligem Ausscheiden aus Pütt und Hütte Abfindungen geben. Auf diese Weise wird es möglich sein, für jeden frei werdenden Arbeitsplatz in der Montanindustrie Hilfen von etwa 80 000 Mark bereitzustellen. Je ein Drittel entfällt dabei nach bisherigen Erfahrungen auf das Unternehmen, die EG-Kommission sowie die öffentliche Hand inklusive der Sozialversicherungen.

Zur Zeit stehen in der Stahlindustrie des Reviers etwa 10 000 Stellen aktuell auf der Streichliste. Dazu kommen weitere 8000 im Bergbau. Pröbsting meint allerdings, die sozialen Folgen hätten weniger die Stahlkocher und Kumpel zu tragen. Übersehen würden dagegen jene Arbeitnehmer der meist kleineren Firmen, die in Stahlwerken oder Schachtanlagen per Dauerauftrag bestimmte Arbeiten ausführten oder aber Zulieferer seien. Auf einen Arbeitsplatz an Hochofen und in Gruben entfalle ein weiterer in diesen Sparten. Für die Beschäftigten dieser Unternehmen gebe es in der Regel keinerlei zusätzliche Leistungen oder Sozialpläne.

Der Präsident mahnt für die besonders betroffene Region Duisburg ein Konzept für Ersatz-Jobs an, damit "Geld in die richtigen Kanäle zukunftsorientiert" fließt. Die Arbeitsverwaltung richtete inzwischen in den Großbetrieben Beratungsstellen ein.

Arzneimittelrichtlinien Hilfreicher Zwischenschritt

Der Bundesausschuß Ärzte/Krankenkassen hat schnelle Arbeit geleistet, und die Mäkelei aus den Reihen der Pharmaindustrie hält sich in Grenzen. Das deutet darauf hin, daß das Gremium seine Möglichkeiten nicht voll ausschöpfte. Die Lobbyisten von Schering, Bayer, Boehringer & Co. scheinen ihr Geld wieder einmal im wahrsten Sinn des Wortes verdient zu haben. Der Entwurf vom Januar lief auf Kasseneinsparungen von mehr als drei Milliarden Mark hinaus. Nun soll's nur ein Drittel hiervon sein.

Wer allein auf die hohen Gesundheitskosten und die horrenden Krankenkassenbeiträge blickt, mag das bedauern. Vor einer so engen Betrachtungsweise sei aber gewarnt. Die zum Jahreswechsel in Kraft getretene Strukturreform des Gesundheitswesens erfreut sich breiter Akzeptanz. Durch Überreaktionen mancher Ärzte, die seit Jahresbeginn sehr viel zögerlicher zum Rezeptblock greifen, droht hier Gefahr. Kranke müssen aber auch in Zukunft darauf vertrauen können, daß das beste am Markt verfügbare Mittel für sie gerade gut genug ist. Kassenmedizin darf nicht zur Klassenmedizin werden. Deshalb ist es hoch einzuschätzen, daß spätestens zur Jahresmitte Empfehlungen in den Praxen vorliegen werden, die den Medizinern klar sagen, wie sie vor dem Malus bewahrt bleiben. Und von einem Eingriff in die Therapiefreiheit, den Standesvertreter der Damen und Herren in Weiß einst düster prophezeit hatten, kann dabei keine Rede sein. "Für die Verordnung von Arzneimitteln ist der therapeutische Nutzen gewichtiger als die Kosten", heißt es wörtlich in den Richtlinien.

Glücklicherweise widerstand der Ausschuß auch der Verlockung, en detail Listen der Produkte zu erstellen, die im Zweifelsfall nicht verschrieben werden dürfen. Dies hätte zweifelsohne zu Prozessen und Regreßforderungen geführt. Namentliche Ausschlüsse von Präparaten aus dem Verordnungskatalog sind dem Bundesgesundheitsminister vorbehalten. Die Experten werden demnächst mit den Vorarbeiten für die sogenannte Positivliste beginnen. Dafür sind die Richtlinien ein hilfreicher Zwischenschritt. ptz (Bonn)

Klausur der Verlierer

Der Worte sind genug gewechselt. Nun will das Publikum Taten sehen. Ob die Beteiligten der Kanzler-Klausur, Koalition, SPD-Opposition und die Länder, allerdings klug beraten waren, die Erwartungen so hoch zu schrauben, daß sie zu Enttäuschungen verurteilt sind, dürften sie inzwischen selber bezweifeln. Die Gegensätze in den Fragen der Steuererhöhungen, der sozialen Einschnitte und der Finanzierung der neuen Länder sind so weit eskaliert, daß niemand mehr ohne Gesichtsverlust davon herunterkommt.

Nun ist es für eine geregelte Klärung in den dafür bestehenden Institutionen des Parlaments, der Länderkammer und dem gemeinsamen Vermittlungsausschuß zu spät. Dafür ist die Verlockung um so größer, daß Kompromißformeln um ihrer selbst willen erfunden werden. Das wäre die schlechteste aller "Lösungen": ein Verzicht auf Steuererhöhungen und Sozialeinschnitte, aber unausgesprochen auch einer auf den versprochenen Aufbau Ost wegen fehlender Finanzmittel.

Kanzler Kohl weiß und läßt es die Klausner aus den Ländern und der SPD- Opposition laut wissen, daß er längst nicht mehr allein mit seiner Regierung zu den Verlierern gehört, wenn dieses "Föderales Konsolidierungsprogramm" genannte Haushaltssicherungsgesetz im jetzt vorgezogenen Vermittlungsverfahren platzen würde. Insofern hat er sein erstes politisches Ziel schon erreicht. Jetzt fehlt ihm nur noch das staatstragende "Augen zu und durch" seiner politischen Gegner. Dann kann ihm niemand mehr in den vielen Wahlkämpfen des nächsten Jahres. rds (Bonn)

Machtkampf im Kreml in mehreren Akten

Auch am zweiten Tag des außerordentlichen Volksdeputiertenkongresses in Moskau galt am Donnerstag: Der Machtkampf in Rußland wurde trotz mancher Turbulenzen im großen Kremlpalast vornehmlich hinter den geschlossenen Türen der Parlamentskommissionen oder auf zunächst geheimen Treffen der streitenden Parteien ausgetragen. In der Auseinandersetzung um das politische Überleben von Präsident Boris Jelzin erwies sich ein für den Rußlandreformer womöglich verhängnisvolles Papier als besonders zählebig, das Mittwoch mittag "aus dem Nichts" auftauchte, später abgelehnt, wieder angenommen und umgeschrieben wurde, sich derweil zum "Schlüsseldokument" des Kongresses aufschwang und bis zuletzt einen unschönen Namen trägt.

Als Nikolaj Rjabow, Vizechef des russischen Parlaments und erklärter Jelzin-Gegner, am Mittwoch tief Luft holte, entlud sich vor den staunenden Deputierten erstmals der Name jenes Papiers, dessen Annahme nach dem Willen seiner Autoren zur praktischen Entmachtung von Rußlands Präsident Jelzin führen soll. "Über Maßnahmen zur Ausführung der Verfassungsreform der russischen Föderation (über die Entschließungen des 7. Volksdeputiertenkongresses hinsichtlich der Stabilisierung des Verfassungssystems)." Auch den 911 Abgeordneten war nicht sofort klar, worum es eigentlich ging. Da es sich aber um eine Vorlage aus dem Hause des Jelzin-Gegners und Parlamentschefs Ruslan Chasbulatow handelte, durfte man Hintersinn erwarten.

Im Namen der von Reformgegnern dominierten Redaktionskommission des Kongresses, die die zu behandelnden Dokumente vorbereitet, hatte Rjabow die Deputierten zum Frontalangriff auf den Präsidenten aufgefordert. Die im Dezember mit Jelzin getroffene Vereinbarung über die künftige, wenn auch unscharf formulierte Gewaltentrennung in Rußland sollte abgeschafft werden. Statt des damals erzielten Kompromisses im Machtkampf zwischen Präsident und Parlament sollte der konservative Kongreß nun auf die alleinige höchste Macht im Lande bestehen, wie das durch mehrere Änderungen der aus dem Jahre 1978 stammenden Verfassung auf dem vorigen Kongreß auch festgelegt wurde, deren Inkrafttreten Jelzin jedoch seinerzeit durch einen dramatischen Auftritt verhindern konnte. Gleichzeitig forderte das Papier einen Verzicht auf das für April angesetzte Referendum, mit dessen Hilfe sich Jelzin seine Vollmachten als "starker Präsident" vom Volk bestätigen lassen wollte.

Nachdem die Abgeordneten in einer ersten Abstimmung am Mittwoch jedoch nicht nur die Kompromißangebote des bedrängten Präsidenten, sondern auch den von Rjabow vorgelegten radikalen Entschließungsantrag abgelehnt hatten, wanderte das Papier auf Anweisung Chasbulatows zunächst zurück in die Redaktionskommission. Dort empörte sich derweil Kommissionsmitglied Wiktor Sejnis, ihm sei der angeblich unter seiner Mitwirkung erarbeitete Entwurf gänzlich unbekannt. Die Vertreter des russischen Präsidenten verließen die Sitzung aus Protest - weil ein bereits abgelehnter Antrag nach oft praktizierter Chasbulatow-Art den Deputierten noch einmal vorgelegt werden sollte. Die geschrumpfte Kommission tagte bis ein Uhr nachts, und am Donnerstag standen die "Maßnahmen zur Ausführung der Verfassungsreform" wieder zur Diskussion.

Zu Sitzungsbeginn warnte Jelzin: "Das Projekt wird zur Spaltung der russischen Föderation führen." Der Kongreß müsse wählen, zwischen Kompromiß und Konfrontation. Noch gebe es die Möglichkeit, den Gegenentwurf des Präsidenten (Beibehaltung der Dezember-Übereinkunft) und das von Rjabow präsentierte Papier (Abschaffung der Übereinkunft) "zusammenzuführen". Ungeachtet der Warnungen des Präsidenten wählten die Deputierten mit 623 gegen 252 Stimmen nun jedoch das tags zuvor verworfene Papier zur weiteren Arbeitsgrundlage.

Der nächste Akt wiederum vollzog sich gestern nachmittag hinter dem Rücken der Volksvertreter: Die Redaktionskommission, in Anwesenheit von Jelzin, Chasbulatow sowie Premierminister Wiktor Tschernomyrdin, veränderte den Wortlaut des Entschließungsantrages.

Nun sollen, wie von Präsident und Regierung gefordert, einige Institutionen wie etwa die russische Zentralbank aus der Kontrolle des Parlaments entlassen und der Regierung unterstellt werden. Die teilweise bereits als "Kompromiß" interpretierte Neufassung, über die am heutigen Freitag beraten und abgestimmt werden soll, sieht aber nach wie vor alle heiklen Punkte für den russischen Präsidenten vor: Es geht noch immer um die Macht im Kreml.

DIETMAR OSTERMANN (Moskau)

Neuer Asylartikel stößt auf Vorbehalte Experten bemängeln vor allem "Drittstaatenregelung" / Anhörung im Bundestag Von unserer Korrespondentin Ferdos Forudastan

BONN, 11. März. Verfassungsexperten aus Wissenschaft, Justiz und Flüchtlingsorganisationen haben den Entwurf von CDU/CSU, FDP und SPD für ein eingeschränktes Asylgrundrecht kritisiert. Auf einer Anhörung von Innen- und Rechtsausschuß des Bundestages und der Verfassungskommission monierten die meisten Gutachter wesentliche Bestandteile des geplanten Asylartikels 16 a der Verfassung. Einige Fachleute beurteilten den Entwurf dagegen positiv.

Die Kritik richtete sich vor allem gegen die "Drittstaatenregelung", die vorsieht, daß alle Menschen, die über sogenannte sichere Drittstaaten nach Deutschland kommen, sofort wieder zurückgeschickt werden. Diese Transitländer sollen dann auch für die Asylverfahren zuständig sein. Der Bonner Vertreter der UN-Flüchtlingskommissarin, Walter Koisser, sagte, mit dieser Bestimmung werde der Fluchtweg statt des Fluchtgrundes zum ausschlaggebenden Maßstab für die Gewährung von Asyl. Die Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) verbiete, Schutzsuchende einfach in ein Land abzuschieben, aus dem die Weiterabschiebung in einen Verfolgerstaat drohe. Solche "Kettenabschiebungen" seien eine Gefahr für die "Funktionsfähigkeit des internationalen Asylsystems". Koisser bedauerte außerdem, daß der GFK- Flüchtlingsbegriff nicht in das deutsche Asylrecht aufgenommen werden soll.

Ralph Rothkegel, Richter am Bundesverwaltungsgericht in Berlin, wies darauf hin, daß die Drittstaatenregelung wirklich politisch Verfolgte hierzulande in die Illegalität drängen werde, weil sie, um einer Zurückschiebung zu entgehen, untertauchen oder ihren Reiseweg verschleiern müßten. Eine "verfassungsrechtliche Schranke, die provoziert, daß man sie umgeht", schmälere aber die Akzeptanz der Verfassung.

Rothkegel wies ferner darauf hin, daß das Individualrecht auf Asyl in engem Zusammenhang mit der in Art. 1 GG postulierten unabänderlichen Unantastbarkeit der Menschenwürde stehe. Deshalb habe zumindest der Kern des Asylgrundrechts Ewigkeitsgarantie, auch wenn Art. 16 nicht auf ewig unveränderbar sei.

Für den Berliner Verfassungsrechtler Bernhard Schlinck kollidiert der geplante Art. 16 a mit dem in Art. 79 Absatz 3 festgelegten Prinzip der Gewaltenteilung, wonach es möglich sein muß, gegen Akte der öffentlichen Gewalt ein Gericht oder gerichtsähnliches Gremium anzurufen. Einen solchen Rechtsschutz versage der neue Asylartikel aber.

Der Verfassungsrechtler Peter Badura widersprach der These, daß der geplante Art. 16 a gegen die in Art. 79 festgehaltene Unabänderbarkeit bestimmter Grundrechte verstoße. Er verteidigte zwar inhaltlich die geplanten Änderungen des Asylgrundrechts, da der wesentliche Schutzgehalt dieser Vorschrift durch die künftigen Einschränkungen nicht ausgehöhlt werde, kritisierte jedoch die lange und komplizierte Fassung des neuen Art. 16 a als zu detailliert und die Verfassung mit Einzelheiten überfrachtend.

Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses und SPD-Abgeordnete Hans- Gottfried Bernrath sagte der FR: "Das war eine schallende Ohrfeige für SPD, Union und FDP." Sein Fraktionskollege Dieter Wiefelspütz stimmte dem zu.

Für den 24. März ist eine weitere Expertenanhörung vorgesehen.

(Weitere Berichte Seiten 3 und 4)

Liberale im Kreis sind zur Ampel bereit

HOCHTAUNUSKREIS. "Neue Perspektiven der Parteipolitik" will die Hochtaunus-FDP als Folge des Wahlkampfs und des Aufkommens Freier Wähler bei einer Veranstaltung Anfang Mai suchen.

Der FDP-Kreisvorsitzende Frank Blechschmidt (Oberursel) sieht durch den Wahlausgang die Parteien gegenüber ihren Fraktionen künftig stärker gefordert. Die Liberalen wollen daher "präsent bleiben, auch außerhalb des Wahlkampfs", sagt er.

"Die Blockbildung ist vorbei", analysiert Blechschmidt und entdeckt so im Ausgang der Kreistagswahl mit dem Verlust der CDU/FDP-Mehrheit und unklaren neuen Mehrheitsverhältnissen auch Vorteile.

In Gesprächen soll nun eine breite Übereinkunft zwischen den vier demokratischen Fraktionen über ein einheitliches Verhalten gegenüber den rechtsextremen "Republikanern" und zu Sachfragen wie Taunusbahn und Wassernot gefunden werden.

Danach könne es zu einer sogenannten Ampel-Koalition mit SPD und Grünen oder zu einer "sachpolitischen Zusammenarbeit" ohne feste Koalition kommen.

"Zur Personalpolitik erübrigt sich die Diskussion", meint Blechschmidt angesichts der Mehrheitsverhältnisse.

Eine große Koalition von CDU und SPD allerdings könnte den FDP-Dezernenten, Peter Barkey, innerhalb der nächsten sechs Monaten abwählen, wie es der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Hartherz vor der Wahl angekündigt hatte. stk

"Frankfurts Ruf ist nach der Wahl angekratzt"

Auf der ersten Vertreterversammlung der IG Metall in der neuen Amtsperiode, die gestern nachmittag im DGB-Haus stattfand, wurden Heinz Bierbaum als 1. Bevollmächtigter und Kassierer und Bernd Rübsamen als 2. Bevollmächtigter in ihren Ämtern bestätigt. In seinem Geschäftsbericht fand Bierbaum wenig positive Worte für die momentane Lage: Nach der Kommunalwahl sei Frankfurts Ruf als tolerante und weltoffene Stadt "deutlich angekratzt". Auch mit der wirtschaftlichen Entwicklung stehe es nicht zum besten, der Arbeitsplatzabbau habe in den vergangenen Jahren immer weiter zugenommen, und der angemeldete Vergleich der Frankfurter Firma Naxos beweise, daß dieser Trend weiter anhalte.

Die gespannte Arbeitsplatzlage macht auch vor der IG Metall nicht halt. Wenn der Mitgliederschwund anhalte - gegenwärtig habe man erstmals die Zahl 30 000 unterschritten - "dann können wir mittelfristig ,das Buch zumachen&rquote;". Einen Anlaß zu Resignation sehe er allerdings nicht, die IG müsse nun vor allem im Angestelltenbereich weiter Fuß fassen. skb

Sejm-Deutsche besuchten Bonn

hll BONN, 11. März. Eine Parlamentariergruppe der deutschen Minderheit im polnischen Parlament, dem Sejm, hat einen Bonn-Besuch abgeschlossen und ist nach Berlin und Dresden weitergereist. Die sieben Abgeordneten und ein Senator aus den früher deutschen Gebieten Schlesiens und Oberschlesiens waren von der SPD-Bundestagsfraktion eingeladen worden und führten Gespräche zu den sozialen Problemen der deutschen Minderheit in Polen - wozu das Kriegsfolgenbereinigungs-Gesetz und Rentenfragen gehören - sowie über die Folgen eines veränderten deutschen Asylrechts. Der SPD-Abgeordnete Markus Meckel nannte den Besuch "eine geschichtliche Stunde der deutsch-polnischen Beziehungen".HEUTE LESEN SIE

Bosnien-Plan Kriegsparteien lenken nicht ein Seite 2

Leitartikel Jelzins Demontage Seite 3

Atommeiler Rechtsstreit geht weiter Seite 4

Menschenrechte UN-Gremium verurteilt Irak Seite 5

Feuilleton Micha Brumlik: Erziehung!? Seite 8

Dokumentation Clintons Wirtschaftsprogramm Seite 10

Wirtschaft Telekom funkt privat Seite 11

Kulturspiegel Tänzerin Christine Bürkle Seite 21

Hessen Neuwahl in Biebesheim Seite 24

Aus aller Welt Vater darf Kind öfter sehen Seite 26

Freie Aussprache Seite 12

Börse Seite 14

Roman Seite 16

Fernsehen und Funk Seiten 8+9

Filmspiegel Seite 23

An der Seligenstädter Einhardschule setzt Christine Erzepky ihr Theaterkonzept um Abstieg ins Verborgene

Von Martin Feldmann

SELIGENSTADT. "Jeder Mensch spielt täglich Theater", sagt Christine Erzepky und lehnt sich in ihren großen Sessel zurück. Die Lehrerin sitzt in ihrem heimeligen Wohnzimmer und plaudert davon, "daß sich somit jeder fürs Schauspiel eignet". Fällt das Stichwort "Theater", beginnt die Seligenstädterin vor Energie zu sprudeln. Sie leitet an der Einhardschule die Theater-AG, die am morgigen Sonntag um 17 Uhr auf der Bühne des großen "Riesen"-Saals zum "Abstieg ins Verborgene" aufbricht. Die 80 Minuten dauernde Aufführung ist öffentlich. Dieses "Stück Phantasie" wird am kommenden Montag, 15. März, um 11 Uhr wiederholt - speziell für Seligenstädter Schülerinnen und Schüler.

Theater im östlichen Kreis Offenbach? Das sei ein Drama, versichert Christine Erzepky. Die Region gleiche einer kulturpolitischen Wüste, meint die Frau, die aus einer Schauspielerfamilie stammt. Die 82jährige Mutter der Lehrerin, Trude Breitschopf, steht immer noch auf der Bühne. "Manchmal bekomme ich Anrufe, daß man sie im Fernsehen gesehen hat."

Bühne? In Seligenstadt gebe es eigentlich keine Bühne, die den Ansprüchen von Theater gerecht werde. Das Podium im "Riesen" sei im Grunde nur etwas für "Gaudi mit Edelweiß-Romantik".

Die Lehrerin - sie unterrichtet in den Fächern Deutsch und Kunst - verrät: "Ich wollte immer schon Theater spielen." Doch sie mag das konventionelle Theater überhaupt nicht. Es sei eine Tragödie: Die Schauspielerinnen und Schauspieler könnten sich nicht entfalten.

Vor rund zehn Jahren machte ein ehemaliger Schüler die Pädagogin auf die Theaterwerkstatt in Frankfurt aufmerksam. "Die Arbeit mit freien Theatergruppen reizte auch mich", erinnert sich Christine Erzepky. So rührte sie damals die Werbetrommel an der Einhardschule. Erzepkys Ansatz fürs Schultheater: "Der Ausdruck der Körpersprache." Denn: "Schülerinnen und Schüler haben keine Stimmausbildung."

In der AG, die an der Einhardschule ins Leben gerufen wurde, machten die jungen Leute von Anfang an freiwillig mit. Inzwischen wird das "darstellende Spiel" in fünf Oberstufen an Schulen des Rhein-Main-Gebietes getestet - angeschlossen an die Fächer Musik und Kunst. Mittelstufen sollen folgen. "Was jetzt erprobt wird, ist an unserer Schule schon lange Zeit gang und gäbe", berichtet die Lehrerin. "Die jungen Leute sollen nicht ein Schauspiel aufführen, sondern Theater machen - das in eine theatrale Struktur umsetzen, was sie berührt." Ein solches Theater entwickele sich bei den Proben nach und nach. Die Akteure seien in den Prozeß auf der Bühne einbezogen.

Die Seligenstädter Gruppe, die Mitte der 80er Jahre gegründet wurde und zu einer Landesarbeitsgemeinschaft solcher Ensembles zählt, legte zunächst mit reiner Improvisation los. Das Stück nannten die Mitwirkenden "Tonys Café". Es folgte Shakespeares "Der Widerspenstigen Zähmung". Bei "Was ihr wollt" mußten die Schülerinnen und Schüler aus der fünften bis 13. Jahrgangstufe jedoch passen. Erzepky: "Die Proben wurden abgebrochen."

Anders bei dem Stück "Scherben": Damit gastierten die Seligenstädter im Frankfurter TAT und bei den Hessischen Schultheatertagen in Eschwege. Schließlich sorgte in der Einhardschule "Das Jahrmarktsfest zu Plundersweilern" für Leben, bis die älteren Schülerinnen die Idee hatten, ein Stück zum Thema "Frauen" zu spielen. So entschieden sie sich, Lessings "Emilia Galotti" zu interpretieren, "die Beziehung zwischen Töchtern und Vätern im ,Projekt Emilia' darzustellen", wie Christine Erzepky erläutert. "Etwas Hochproblematisches. Es wurde so ausgedrückt, daß es nicht ausgesprochen werden mußte."

Der "Abstieg ins Verborgene" war erstmals im vergangenen November in der Schulaula zu verfolgen. "Es gibt keine Hauptrollen. Sie entwickeln sich von selbst." Die Pädagogin ist Dramaturgin. Das Ensemble hat sich um die Kostüme, das Bühnenbild und auch das Drum und Dran gekümmert. Über die Bühne wirbeln 15 Mimen - als Trollhexen, Händlingen und Kinder. Hinter dem "Herrn Tumnus" verbirgt sich Thilo Pionteck.

Das Stück - mit Motiven aus einem norwegischen Märchen und aus "The lion, the witch and the wardrobe" von Clive S. Lewis führt in eine Welt der Phantasie.

Kleine FR · Kleine FR

Offene Tür in Schule NEU-ANSPACH. Zu einem "Tag der offenen Tür" lädt die Adolf-Reichwein- Schule Eltern und Kinder der Klasse 4 für den heutigen Samstag, 13. März. In der Zeit zwischen 10 und 12 Uhr stehen Mitglieder der Schulleitung für Fragen und eine Besichtigung zur Verfügung.

Friedensgruppe trifft sich WEHRHEIM. Ein Film über die Geschichte Bosniens und der Stadt Sarajewo steht am Donnerstag, 18. März, auf dem Programm der Wehrheimer Friedensgruppe. Er beginnt um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus.

Frauen in Entwicklungsländern NEU-ANSPACH. Der nächste "runde Tisch" im Frauentreff widmet sich dem Thema "Frauen in den Entwicklungsländern". Anhand von Beispielen wird über die Probleme der Frauen in Asien und Afrika berichtet. Die Veranstaltung im Frauentreff (Ärztehaus) beginnt am Donnerstag, 18. März, um 20 Uhr.

Reizende CDU WEILROD. Zur Entspannung vom Wahlkampfstreß bietet die CDU allen Skatspielern ein Preisskatturnier an. Am Freitag, 19. März, kann ab 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Weilrod-Oberlauken gereizt werden. Rhetorik-Kurs für Frauen NEU-ANSPACH. Der Frauentreff bietet am Samstag, 20. März, einen Ganztageskurs "Rhetorik für Frauen" an. Die Veranstaltung im Frauentreff (Ärztehaus) findet von 10.30 bis 17.30 Uhr statt; die Teilnahme kostet 60 Mark (50 Mark für Mitglieder). Anmeldungen beim Frauentreff, Tel. 0 60 81 / 4 37 22. Psychodrama-Workshop für Frauen NEU-ANSPACH. Der Frauentreff bietet am Wochenende vom 26. bis 28. März einen Psychodrama-Workshop für Frauen an. Der Selbsterfahrungskurs, der in den Räumen des Frauentreffs im Ärztehaus stattfindet, arbeitet mit den psychodramatischen Elementen des Rollenspiels und Stehgreiftheaters. Nähere Informationen: Tel. 0 60 81 / 76 80 oder 4 37 22.

Jahreshauptversammlung der Wehren GRÄVENWIESBACH. Die Jahreshauptversammlung der Feuerwehren der Gemeinde ist für Freitag, 2. April, im Dorfgemeinschaftshaus Heinzenberg angesetzt. Sie beginnt um 20 Uhr.

FRANKFURT A. M. (FR). Mit Kursabschlägen hat die Wall Street am Donnerstag auf die jüngsten Konjunkturdaten reagiert. Nach einer Stunde verlor der Dow-Jones-Index rund neun Punkte. Am Mittwoch hatte er noch um 6,22 auf das Rekordniveau von 3478,34 zugelegt.

In Japan stieg der Nikkei-Index der 225 Top-Titel um 46,16 auf den Schlußstand von 17 904,79 Zählern.

Wer darf

mit Susi

schmusen?

Gerichtsstreit um Katze

HOCHHEIM. Susi kauert in ihrem Käfig und gibt keinen Mucks von sich. Dabei könnte Richter Markus Lehmann gut einen Wink gebrauchen, denn der 34jährige ist in einer vertrackten Lage, muß er doch eine schicksalshafte Entscheidung fällen: Wer darf mit Susi schmusen?

Ist es Frau B. aus Hochheim, die behauptet, die fünfjährige braunschwarze Katze gehöre ihr - oder die 63jährige Karoline Schröder aus Frankfurt, bei der die Mieze seit September 1990 lebt und die sie nicht mehr hergeben will? Schließlich habe Frau B. ihr das Tier geschenkt.

Keine leichte Entscheidung für den Juristen, präsentierten ihm doch die beiden geladenen Zeuginnen gestern im Hochheimer Amtsgericht bei einer turbulenten Verhandlung völlig unterschiedliche Versionen über die Hintergründe des Tauziehens um Susi. Die eine bestätigt voll und ganz in farbigen Schilderungen die Version ihrer Schwester: Sie habe Susi lediglich vorübergehend zur Frau Schröder nach Frankfurt gebracht, weil sie in ihrer Wohnung nur eine Katze halten durfte und schon eine andere hatte, mit der Susi sich nicht verstand. Es sei sogar ein Pflegevertrag mit Kostgeldzahlungen abgeschlossen worden, der aber nicht schriftlich vorliegt.

Die andere Zeugin, die bei der Übergabe der Katze im September 1990 dabeigewesen sein will, versichert wiederum, von Pflegevertrag und Geld sei überhaupt nicht die Rede gewesen. Frau B. habe ihrer Bekannten Karoline Schröder die Katze vielmehr überreicht mit den Worten: "Behalten Sie das Tier, ich kann es nicht mehr gebrauchen."

Während die zierliche Frankfurterin und ihre Zeugin betonen, die Katze sei damals schon in einem schlechten Gesundheitszustand gewesen und mühevoll aufgepäppelt worden, beschuldigt die Hochheimerin ihre Gegnerin, sie habe Susi total verwahrlosen lassen. Das sei auch der Grund gewesen, warum sie den - inzwischen zahnlosen - Haustiger vor ein paar Wochen bei einem Besuch in Frankfurt mitgenommen habe und mit ihm zum Tierarzt gegangen sei. Und daß sie die Susi dann nicht wieder zurückgebracht habe, sei ja wohl nur zu verständlich. Karoline Schröder indes fühlt sich bestohlen und konnte per einstweiliger Verfügung erwirken, daß Frau B. ihr die Katze erstmal zurückgeben mußte. Was diese nicht auf sich beruhen läßt. Nun muß Lehmann in einem Eilverfahren bis Dienstag kommender Woche herausfinden, wer die wahre "Katzenmutter" ist und wo Susi hingehört. Genug Zeit, um noch mal den "Kaukasischen Kreidekreis" von Brecht zu lesen, in dem sich als wahrhaft liebende Mutter eines Kindes jene Frau erwies, die auf die Zerreißprobe verzichtete. ubk

Schwerer Unfall: Männer verletzt, Hund tot

HOCHHEIM. Bei einem Unfall auf der Landesstraße 3028 zwischen Wiesbaden- Delkenheim und Hochheim wurde am Donnerstag nachmittag der Fahrer eines Opel Kadett aus Wiesbaden lebensgefährlich verletzt, sein Beifahrer liegt mit einer komplizierten Augenverletzung in der Höchster Klinik.

Wie die Polizei mitteilte, verlor der Fahrer des Opel die Kontrolle über sein Fahrzeug, schleuderte auf die linke Fahrbahn und prallte frontal gegen einen entgegenkommenden Passat aus Mainz. Der Fahrer dieses Wagens brach sich durch die Wucht des Aufpralls den Unterarm.

Der Schäferhund des Wiesbadeners wurde durch den Zusammenstoß durch die Windschutzscheibe geschleudert. Dabei erlitt das Tier schwere Schnittverletzungen, es mußte getötet werden. gre

Frauen sollen urteilen

STRASSBURG, 12. März (dpa). Das Europaparlament hat eine angemessene Vertretung von Frauen in dem bereits beschlossenen Kriegsverbrechertribunal der UN über Verbrechen im ehemaligen Jugoslawien verlangt. Die Abgeordneten stimmten in Straßburg für eine entsprechende Resolution, da vor diesem Tribunal auch die Vergewaltigung von Frauen in den Kriegsgebieten verhandelt werden soll.

Weibliche Abgeordnete mehrerer Fraktionen verurteilten die Äußerung von Papst Johannes Paul II., der den bosnischen Frauen die Austragung der bei einer Vergewaltigung gezeugten Kinder empfohlen hatte. "Diese Äußerung des Papstes ist barbarisch und läßt jede christliche Nächstenliebe, menschliche Anteilnahme und jedes Verständnis vermissen", sagte die sozialistische Abgeordnete Raymonde Dury.

Forschende Schüler mit Preisen ausgezeichnet

Für ihr Computerprogramm, mit dem auf einem Bildschirm ein Baum naturgetreu wächst, wurden die Schüler Paul Grimm, Konrad Körding und Marc Alexa mit dem ersten Platz des Landeswettbewerbs "Jugend forscht" im Bereich Informatik ausgezeichnet. Die drei 19jährigen Seeheim-Jugenheimer nehmen damit am Bundesentscheid teil, der im Mai in Bitburg / Eifel laufen wird.

Die Jung-Forscher erhielten bei der Hoechst AG, die "Jugend forscht" sponsert, jeweils 500 Mark.

Bislang war es unter Naturwissenschaftlern weitgehend ungeklärt, nach welchen Kriterien sich die neuen Äste eines Baumes ausbreiten und in welche Richtung sie wachsen. Den drei 19jährigen gelang es aber, nahezu alle Faktoren des Baum-Wachstums wie Nährstoffaufnahme, Lichteinfall oder Wasserversorgung in mathematische Formeln zu verwandeln und ein Computer-Programm daraus zu schreiben.

Für diese Idee kassierten die Seeheim- Jugenheimer außerdem den mit 500 Mark dotierten Preis des hessichen Kultusministers für "die schöpferisch beste Arbeit". gre

Kein Platz mehr für Flüchtlinge in Hinrichshagen

CDU und FWG legen Gespräch auf Eis

MAIN-TAUNUS-KREIS. Der Auftakt der Sondierungsgespräche zwischen Main-Taunus-CDU und der FWG im Kreis war gleich ein Schuß in den Ofen. Am Mittwoch abend sollten sich die beiden Bündnis-Partner in spe zusammensetzen, um erste Vorstellungen gemeinsamen Handelns auszuloten. Doch die FWG beharrte darauf, sich nicht mit CDU- Kreischef Horst Lutze an einen Tisch zu setzen, weil der während des Wahlkampfes aggressive FWG-Schelte betrieben habe. Die CDU stellt unverrückbar fest: "Es gibt keine Gespräche ohne Lutze." Kurzum, am Mittwoch gab es kein Gespräch.

Wie's weitergeht? FWG-Frau Erika Bänfer weiß es nicht: "Wir reden jetzt erst mal mit der SPD. Mit Lutze reden wir nur, wenn er sich bei unserem Kreisdezernenten Werner Emde entschuldigt." CDU-Kreistagsfraktionschef Roland Koch kontert, daß seine Partei derzeit noch ermittele, "was Herr Lutze eigentlich getan hat". Die Erklärungen der FWG seien weder schlüssig noch "entschuldigungswürdig". Koch: "Auch die FWG hat keinen Anspruch darauf, im Wahlkampf nicht angegriffen zu werden." So sehr die Wogen im Moment auch schlagen mögen, der Christdemokrat ist sicher, daß sie sich alsbald glätten werden. "Im Moment allerdings hielten wir es für ratsamer, uns nicht zu treffen, um die Sache nicht unnötig zu belasten." Ein neuer Gesprächstermin werde aber ins Auge gefaßt. ana

HORST HIRSCHLER, evangelischer Landesbischof von Hannover, ist von den Gesellschaften des Hansischen Druck- und Verlagshauses zum Herausgeber des Deutschen Allgemeinen Sonntagsblattes berufen worden. Der 59jährige Theologe, der dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört, werde die Redaktion der Wochenzeitung publizistisch beraten, teilte das Blatt mit. (wn)

Freitag, 12. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: 19.30 Uhr, "Othello" (Premiere); Kammerspiel: 19.30 Uhr, "Karlos"; Bockenheimer Depot: 19.30 Uhr, "Katarakt".

Fritz Rémond Theater im Zoo, Tel. 43 51 66: 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten".

Die Komödie, Am Theaterplatz, Tel. 28 45 80: 20.15 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: 20 Uhr, "Der Raub der Sabinerinnen".

Die Schmiere, Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: 20.30 Uhr, "Endlich satt!".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Die Maininger, Neue Rothofstr. 26a, Tel. 28 02 27: 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!"

Die Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: 10 und 20 Uhr, "Leonce und Lena".

Gallus Theater, Kriftler Str. 55, Tel. 738 00 37: 20 Uhr, Musiktheaterkabarett "Herren Los".

Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 2 42 31 60: 20 Uhr, "Death and the maiden" (Premiere).

Mousonturm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 20: Theatersaal: 20 Uhr, Neur Tanz, "RCA"; Studiobühne: 21 Uhr, Mitsuru Sasaki, "Human Power Flight".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: 20 Uhr, Jérôme Deschamps/ Macha Makeieff - "Les pieds dans l'Eau".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: 20 Uhr, Comedy "MixTour".

Freies Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: 11 Uhr, Monteure "Uit!" (ab 6 J.); 23 Uhr, "Der Taxifahrer . . . stimmt so!".

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: 20.30 Uhr, "Flatternde Herzen".

TiB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35, Tel. 493 05 03: 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg.Lustspiel, ein Spektakel".

Frankfurter Kunstgemeinde, Tel. 15 308 203: Stadthalle Bergen-Enkheim, 20 Uhr, "Der Widerspenstigen Zähmung".

Café Cult, Schillerpassage, Restaurant- Theater, Tel. 92 00 61 23: 20 Uhr, Kabarett Martin Sommerhoff "Menschentiere, Sensationen".

Freies Schauspiel Ensemble, Philanthropin, Hebelstr.17, Tel. 51 94 20: 20.30 Uhr, "A Melange, a Musi, a Melancholie".

Theater im Laden, Diemelstr. 9, Tel. 707 59 26: 9.30 und 11 Uhr, "Platsch . . ." (ab 5 J.).

Krick-Krack Theaterwerkstatt im Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25, Tel. 61 53 37: 10 u. 15 Uhr, "Frau Populini und der Deckel auf dem Topf" (ab 8 J.).

Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: 20.30 Uhr, "Kaspar".

Freie Waldorfschule Frankfurt, Friedlebenstr. 52: 19.30 Uhr, "Krabat", Klassenspiel.

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 20, Tel. 28 96 91: 20 & 23.30 Uhr, Internationale Artistenrevue. Musik Oper, am Theaterplatz: 19.30 Uhr, Ein Sommernachtstraum (B. Britten).

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: 21 Uhr, Heinz Al Jones Bluesband.

Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: 19.30 Uhr, Wanda.

Werkstatt, Gr. Rittergasse 106: 21 h., All Colours.

Spritzenhaus, Kl. Rittergasse 41-43: 21 Uhr, Phantamor - New Rock.

Al Andalus, Affentorhaus 1: 19 Uhr, Gran Noche mit Los Hermanos Palomos, M. Genezano.

Jazz-Kneipe, Berliner Str. 70: 22 Uhr, John Oslawski Quartett.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: 20.15 Uhr, five pieces plus one (Joske Gesang).

Zeilgalerie/Ebene 7: 22 Uhr, Soul & Funk in Heaven Seven - Lothar Stadtfeld and friends.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: 19.30 Uhr, Unforgettable Memories - A Tribute to Duke Ellington, Count Basie and Nat King Cole.

Palast Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: 22 bis 3 Uhr, Live-Blues Entertainment - Joan Faulkner und Chicago Blues Busters.

Romanfabrik, Uhlandstraße 21: 21 Uhr, Baby Baby, Gitarrenbeat.

Jahrhunderthalle Hoechst: 20 Uhr, Roger Whittaker.

Kammeroper Frankfurt, im Logenhaus zur Einigkeit, Kaiserstr. 37: 20 Uhr, "Der Barbier von Sevilla".

Bürgertreff Bockenheim, Kurfürstenplatz: 20 Uhr, Altorientalische Schamanenmusik.

Justinuskirche, Frankfurt-Höchst: 19.30 Uhr, Lieder für Singstimme und Orgel. Literatur Dominikanerkloster, Kurt-Schumacher-Str. 23: 20 Uhr, Vortragsreihe - Micha Brumlik: "Wort und Schrift als Kategorien der Religionsphilosophie". Holzhausenschlößchen, Justinianstr. 5: 16 Uhr, "Das goldene Ei"- ein baltisches Märchen. Vorträge / Diskussionen Fachhochschule, Nibelungenplatz 1: 19 Uhr, Informationsveranstaltung der Caritas - "Über Vergewaltigungen und Kindesmißhandlung im Krieg in Bosnien-Herzegowina".

Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: 20 Uhr, Dia-Vortrag mit Abendführung, "Jupiter und Saturn, die Riesen im Planetensystem".

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: 15 Uhr, "Die zehn Gebote", Gespräch zu Glauben und Kirche.

Ev. Gemeindezentrum, Alexanderstr. 37: 16 und 19.30 Uhr, Filmvortrag "Amerikas schönste Seiten - Landschaften und Städte im Südwesten der USA".

Landessportbund, Otto-Fleck-Schneise, großer Saal: 20 Uhr, Filmabend "Wildwasser und Bergwandern auf Korsika". Filme / Kino Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite 23 im Anzeigenteil. Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: 15.15 Uhr, Führung zu "Claes Oldenburg, Donald Judd, Robert Morris, Walter De Maria". Sonstiges Frauenkulturhaus, Industriehof 7-9: 20 Uhr, Vorstellung - Frauenradio in Hessen; 20 Uhr, Special Event - "Starke Frauen in der Politik".

City-Lauftreff am Römer: 12 bis 14 Uhr, Alte Mainzer Gasse 4, Laufstrecken 2, 4 und 8 km.

Frankfurter Werkgemeinschaft, Homburger Landstr. 233: 18 Uhr, Töpferstudio.

PINS, Single-Verein: 20 Uhr, Stammtisch, Turmschänke, Hainer Weg 60 (Info 7 89 56 28).

Katholische Studenten-Gemeinde, Koselstr. 15: 20 Uhr, Semesteranfangsfest.

Zentr. Kinder- und Jugendbibliothek, Arnsburger Str. 24: 15 Uhr, Farbdia-Herstellung mit Kindern zu Mathias und sein Traum (Leo Lionni). Märkte Sachsenhausen: 8 bis 18 Uhr, Wochenmarkt; Diesterwegplatz. Apotheken Folgende Apotheken sind von Freitag, 8.30 Uhr bis Samstag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Zoo, Hanauer Landstr. 45, Tel. 49 58 55; Apotheke an der Post, Höchst, Hostatostraße 21, Tel. 30 42 32; Flora-Apotheke, Sachsenhausen, Dreieichstraße 59, Tel. 62 30 16; Holzhausen-Apotheke, Oeder Weg 72, Tel. 55 57 56;44 59 74; Insel-Apotheke, Rödelheim, Rödelheimer Landstr. 143, Tel. 78 72 74; Lohrberg-Apotheke, Seckbach, Wilhelmshöher Straße 137, Tel. 47 24 54; Mosel-Apotheke, Münchner Str. 41, Tel. 23 22 06; Neue Apotheke, Preungesheim, Weilbrunnstr. 5, Tel. 5 48 19 59; Nordwest-Apotheke, Nordweststadt, Thomas-Mann- Straße 6, Tel. 57 02 14. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar (nur bei Verhinderung des Hausarztes!) . Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 und Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstl. Bereitschaft für Soldaten der BW Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 4 33; nach Dienst: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst 19 bis 6 Uhr: Dr. Füller-Baartz, Geisenheimerstr. 138, Ffm. 71,Tel. 64 35 35 64; oder bei den tierärztlichen Kliniken (s. Fernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83.

Telefonberatungen Tag und Nacht Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentelefon für Kinder und Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01 - 4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 1 92 16 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21 - 82 77 - 3 66 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51 Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit Sprechstunden und Terminen für die ganze Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben.

Jelzins Demontage

Von Karl Grobe

Die Geschichte wiederholt sich nicht; sie parodiert sich. Die Demontage - teils auch Selbstdemontage - zweier Präsidenten mit Amtssitz im Moskauer Kreml gibt reichliches Anschauungsmaterial dafür her; der Marxsche Satz von der historischen Wiederkehr der Tragödie als Farce wird da nicht gestützt. Die Parodie nämlich bietet wenig Anlaß, befreit aufzulachen. Der Fall ist zu ernst.

Auf den ersten Blick ähnelt der Untergang des Präsidenten Gorbatschow dem Scheitern des Präsidenten Jelzin. Beide haben sich nach großem Anlauf in die Machtlosigkeit taktiert; beide haben das Talent entwickelt, zum falschen Zeitpunkt die falschen Verbündeten zu falschen Kompromissen zu überreden; beide haben am Ende ihres politischen Weges den Blickkontakt zur gesellschaftlichen Wirklichkeit verloren und irrten umher, ohne Landkarte und Kompaß in unvertraut gewordenem Gelände.

Aber am Ende der Gorbatschow-Ära stand das furioso dilettantissimo eines Putschversuchs, dem es an Ziel, Entschlossenheit und schließlich sogar an Putschisten mangelte. Das alte Regime, das sich noch einmal mit Waffengewalt behaupten wollte, war nicht einmal dazu mehr in der Lage. Zwei neue Kräfte bewahrten den sowjetischen Karren davor, sofort wieder in die Sümpfe der breschnewistischen Tiefebene zu geraten: die Volksmacht, spontan und einig in der Abwehr der Putschisten; der Tribun Jelzin, handlungsstark und entschlossen, die Parteiherrschaft ein für allemal zu brechen. Michail Gorbatschow, der nicht verstand, daß diese beiden Kräfte einen ungestümen Geschichtsprozeß vorwärtspeitschten, sondern noch immer an einen kompromißlerischen Mittelweg glaubte, ging unter mitsamt seinen Gegnern.

Diesmal wird das Volk kaum einem der zweifelhaften Helden zu Hilfe eilen; denn das Volk von 1993 ist ein anderes als die Bevölkerung der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik, aber auch nicht mehr das Volk, das in jenen Augusttagen von 1991 entschlossen war, das Weiße Haus von Moskau zu verteidigen. Es hat sich zur Unkenntlichkeit verändert - wie sein Held von damals, Jelzin. Müde, hungrig, desillusioniert und richtungslos ist es. Die begeisternden Utopien, sogar die schmalen Hoffnungen auf ein bißchen Freiheit, ein bißchen Sicherheit, ein bißchen Leben unter menschenwürdigen Voraussetzungen sind ihm abhanden gekommen.

Wer ihm einzureden versucht, die Marktfreiheit der Mafia und der Korruption seien (zugegeben: häßliche) Vorboten des fröhlichen Kapitalismus und einer lebendigen Demokratie, zerstört sogar diese Hoffnung noch oder wird durchschaut. Diese letzte Desillusionierung stößt dann auch die Bürgerunion (eigentlich: Industriellen-Union) und andere Interessentenverbände in die Bedeutungslosigkeit. In diesem Zusammenhang relativieren sich mit den Machtansprüchen der Bürgerunion auch die Aspirationen anderer sogenannter Zentristen. Deshalb erwärmten sie sich für einen vielleicht doch noch einmal möglichen Kompromiß.

Der sieht nun so aus, daß der Präsident den Leiter der Zentralbank und den Verwalter des staatlichen Eigentums ins Kabinett aufnimmt - beide aber bleiben dem Parlament verantwortlich. Der Präsident darf bei öffentlichen Geldausgaben ein bißchen mitentscheiden, dafür kann das Parlament jeden seiner Erlasse außer Kraft setzen. Auf diese Advokatenlösung, ein russisches Roulette mit leerem Revolver, mußte man erst einmal kommen. Der Kompromiß wird halten, bis der erste Beteiligte das Konferenzzimmer verlassen hat. Länger nicht.

Das lehren alle bisherigen Versuche. Jelzin hat keine gewonnen geglaubte Position halten können und viele andere verloren. Der Meisterintrigant Ruslan Chasbulatow hat seine einschlägige Unglaubwürdigkeit jedesmal bewiesen. Im Dezember die Einigung: Präsident Jelzin mußte Regierungschef Gaidar fallenlassen, dafür werde es im April ein Referendum geben. Kaum war das gesagt, interessierte es wenigstens einen der Hohen Vertragschließenden nicht mehr. Chasbulatow hat Jelzin nun am Donnerstag selbst den hilflosen Wunsch noch abschlagen lassen, das Volk fragen zu dürfen: Wollt ihr ein Zweikammerparlament, einen Präsidenten, eine Gewaltenteilung sowie auch Grund und Boden für jeden? Die von Chasbulatow sorgfältig gelenkten Deputierten schmetterten das ab; Jelzin war um ein weiteres Stück demontiert.

Zur Führung eines riesigen Staates, der ihrer dringend bedarf, ist offenbar derzeit keine politische Kraft befähigt. Und kein Prätendent bietet seine Dienste und eine hinreichende Stärke an. Keine Volksvertretung gibt es, die Hoffnungen und Sehnsüchte auf sich vereinigen und in die verändernde, befreiende Tat umsetzen könnte, sondern einen buntscheckigen Haufen von Deputierten, die nicht viel mehr vertreten als sich selbst.

Steht für die Aufräumarbeiten nun das Militär bereit? Einige sowjettreue Berufsoffiziere möchten schon, wenn man sie riefe. Freilich, an Mannschaften wird es selbst ihnen wohl entscheidend fehlen. Das ist die einzig gute Nachricht. Vielleicht ist auch sie bald falsch.

Klausur der Verlierer

Der Worte sind genug gewechselt. Nun will das Publikum Taten sehen. Ob die Beteiligten der Kanzler-Klausur, Koalition, SPD-Opposition und die Länder, allerdings klug beraten waren, die Erwartungen so hoch zu schrauben, daß sie zu Enttäuschungen verurteilt sind, dürften sie inzwischen selber bezweifeln. Die Gegensätze in den Fragen der Steuererhöhungen, der sozialen Einschnitte und der Finanzierung der neuen Länder sind so weit eskaliert, daß niemand mehr ohne Gesichtsverlust davon herunterkommt.

Nun ist es für eine geregelte Klärung in den dafür bestehenden Institutionen des Parlaments, der Länderkammer und dem gemeinsamen Vermittlungsausschuß zu spät. Dafür ist die Verlockung um so größer, daß Kompromißformeln um ihrer selbst willen erfunden werden. Das wäre die schlechteste aller "Lösungen": ein Verzicht auf Steuererhöhungen und Sozialeinschnitte, aber unausgesprochen auch einer auf den versprochenen Aufbau Ost wegen fehlender Finanzmittel.

Kanzler Kohl weiß und läßt es die Klausner aus den Ländern und der SPD- Opposition laut wissen, daß er längst nicht mehr allein mit seiner Regierung zu den Verlierern gehört, wenn dieses "Föderales Konsolidierungsprogramm" genannte Haushaltssicherungsgesetz im jetzt vorgezogenen Vermittlungsverfahren platzen würde. Insofern hat er sein erstes politisches Ziel schon erreicht. Jetzt fehlt ihm nur noch das staatstragende "Augen zu und durch" seiner politischen Gegner. Dann kann ihm niemand mehr in den vielen Wahlkämpfen des nächsten Jahres. rds (Bonn)

Ihre Klientel nennen sie "Lieferung" Von Neppern und Schleppern: Wie Flüchtlinge über die Wohlstandsgrenze gelangen

Bei der Erinnerung an seinen exotischsten Fall lächelt Stepan Palic (Name von der Redaktion geändert) versonnen. "Einmal haben wir eine arabische Familie mit 16 Kindern über die Grenze nach Deutschland gebracht. Vater und Söhne trugen Burnusse, die Frauen waren verschleiert." Schon wegen der hellen Kleidung sei die "Aktion" ziemlich riskant gewesen. "Wir haben sie dann in Grüppchen entlang der Grenze verteilt und drüben wieder eingesammelt", berichtet der Von Ulrich Glauber (Prag) Mittdreißiger über das glückliche Ende des einträglichen Geschäfts. Palic kennt sich auf diesem Grenzgebiet hervorragend aus. Er lebt im tschechischen Städtchen Varnstorf am Übergang ins sächsische Seifhennersdorf und ist professioneller Flüchtlingsschlepper.

Seine Klientel nennt Palic für gewöhnlich "Lieferung". Bevor die Profi-Schlepper in Varnstorf die Ware in Empfang nehmen, wurden die Flüchtlinge von jeweils selbständig arbeitenden Gruppen in Etappen abgesahnt.

Auf dem Prager Hauptbahnhof sprechen Kontaktleute die Ankömmlinge - gegenwärtig meist aus dem ehemaligen Jugoslawien - darauf an, ob sie nicht der Hilfe bei der Weiterreise ins benachbarte Wohlstandsland bedürfen. Bei Handelseinigkeit werden die Auswanderer gegen Devisen-Barkasse zunächst in ein Hotel im nordböhmischen Teplice (Teplitz) gebracht. Dort hält man sie erst einmal einige Tage fest, für gesalzene Übernachtungspreise, versteht sich. Dann werden die Schleuser in Varnstorf "angemorst", so Palic. Allein der 90-Kilometer- Transfer von Teplice nach Varnstorf kostet hundert Mark pro Person. Es folgen noch einmal ein paar Nächte Unterbringung zum Wucherpreis.

So mancher Flüchtling ist bei der Ankunft im tschechischen Grenzstädtchen pleite. "Dann läuft nichts", beweist Palic strenge Geschäftsprinzipien. Schleusen eines Erwachsenen kostet laut gültiger Preisliste 400 Mark, Kinder gehen gratis. Das Erfolgsrisiko trägt der Kunde.

Werden die illegalen Grenzgänger von der Zollpolizei erwischt und zurückgeschickt, stellen die Schlepper sie vor die Wahl: Wiederholung des Versuchs oder Transfer zurück nach Prag. Für einen neuen Anlauf muß erneut bezahlt werden. Palic gibt dann oft Rabatt. Reklamationen sind auf die Dauer schlecht für's Geschäft.

Wenn ein Schlepper vom Bundesgrenzzschutz erwischt wird, blüht ihm ein halbes Jahr Haft in Deutschland. Palic fällt niemand aus seinem Bekanntenkreis ein, dem solche Unbill widerfahren wäre. Bei einem Monatseinkommen, das der Varnstorfer Profi mit durchschnittlich 3000 Mark wohl eher zurückhaltend beschätzt, finden alle ihr Auskommen.

Drei Schlepperorganisationen in Varnstorf - "die Tschechen, die Jugoslawen und die Roma" - zählt der Roma Palic auf. Die Zusammenarbeit sei kollegial, größere Flüchtlingsgruppen werden untereinander aufgeteilt. Mehr als zwei bis drei Personen pro Einzelaktion würden ohnehin zu sehr ins Auge fallen. Schwierigkeiten mit der Kundschaft gibt es neuerdings bei der Vereinbarung der Zahlungsmodalitäten. Häufig wehren sich die Flüchtlinge gegen Vorauszahlung. Es sind offensichtlich Gerüchte durchgedrungen, daß Schlepper nach dem Abkassieren einfach verschwinden. Die Emigranten verlangen häufig Transfer bis in Städte wie Dresden, Stuttgart oder Köln. Gegen Aufpreis wird auch das erledigt, nachdem der Schlepper im Auto die Grenze legal überquert und die Flüchtlinge wieder aufgenommen hat. Allerdings sind bereits Schleuser am Ankunftsort in Deutschland von Angehörigen ihrer Kunden mit gezücktem Messer um den Lohn der Angst geprellt worden. Das Finanzielle wird deshalb inzwischen unmittelbar vor dem Passieren der grünen Grenze geregelt.

Der Menschenschmuggel selbst scheint ein Kinderspiel zu sein. Oft führen nämlich Kinder die Flüchtlinge zu Häusern an der Demarkationslinie. Das hat "psychologische Gründe". Werden die Minderjährigen von tschechischen Grenzpolizisten angesprochen, wird ihnen angeblich eher als Erwachsenen geglaubt, wenn sie einen Besuch bei Nachbarn vorschützen. Vom grenznahen Haus ist es im Doppelstädtchen Varnstorf-Seifhennersdorf dann nur noch ein Sprung ins ersehnte Deutschland.

Zuweilen laufen die Geschäfte nicht ganz reibungslos. Als Palic zwei Rumänen über die Grenze schleusen wollte, entdeckte er gerade noch rechtzeitig zwei tschechische Kriminalbeamte. Er gab den Rumänen den Wink, sich auf eigene Faust durch die Büsche zu schlagen, und verwickelte die "Kriminaler" zur Ablenkung in ein Gespräch.

Nach zwei Stunden traf er die Flüchtlinge in der Kneipe wieder. Beide waren um ein Bußgeld von 500 Kronen (knapp 30 Mark) ärmer. Auf einen Pfiff der argwöhnisch gewordenen Grenzer hin waren die Rumänen aus ihrem Versteck gekommen - in der Annahme, es sei ein Signal ihres Schleppers. Einer der beiden kam inzwischen im vielschichtigen Varnstorfer Gastgewerbe unter. Den anderen brachte der Schleuser nach der "Alles- oder-nichts-Methode" in seinem Wagen über den offiziellen Grenzübergang. Das Auto wurde auf beiden Seiten durchgewunken.

Palic hat mit dem Schleusergewerbe begonnen, nachdem er arbeitslos geworden war. Ein geregelter Job wäre ihm lieber, bekräftigt er. Für ihn wie für die anderen 560 Roma von Varnstorf, von denen nach seiner Behauptung mangels legaler Verdienstmöglichkeiten 99 Prozent als Flüchtlingsschlepper Geld machen, stehen die Chancen schlecht. Die drei Großbetriebe des 16 000-Einwohner-Ortes haben in den vergangenen Monaten der Reihe nach pleite gemacht. Das Umfeld verschlechtert sich zunehmend. Abends und an Wochenenden kommen zweifelhafte Gäste aus Deutschland herüber, um sich für D-Mark billig zu amüsieren. Prostitution und Kriminalität im Grenzstädtchen sind sprunghaft gestiegen. Auch Schüsse sollen mitunter fallen.

Bürgermeisterin Anna Dutkova sieht denn auch im zwielichtigen Nachtleben an der Grenze zum D-Mark-Land das Hauptproblem ihrer Stadt. Der Ort sei zum Ventil für soziale Spannungen im Nachbarland geworden. "Mein Kollege in Seifhennersdorf hat mir neulich gesagt, daß es ihm sehr hilft, daß sich die dortigen Arbeitslosen bei uns billig austoben können", meint Anna Dutkova resigniert. Für die Flüchtlinge zeigt sie eher Mitleid. Die tschechische Grenzpolizei macht festgenommenen Ausländern nach der Übernahme vom Bundesgrenzschutz lediglich klar, sie hätten tschechisches Staatsgebiet binnen 48 Stunden zu verlassen, und setzt sie vor die Tür. Um den Papierkrieg mit den staatlichen Stellen zu vermeiden, kauft die Kommunalverwaltung den gestrandeten Ausländern auf eigene Kosten eine Fahrkarte und setzt sie in den Zug nach Prag. Wo sie aussteigen, bleibt ihnen selbst überlassen.

Das tschechische Innenministerium geht davon aus, daß viele Flüchtlingstrecks von Reisebüros in deren Herkunftsländern organisiert sind. Bis Ende 1993 seien in der Tschechischen Republik 1100 Schlepper registriert worden. Nur die Hälfte der Schleuser sind nach den Erkenntnissen des Ministeriums Einheimische. Beteiligt sind am Geschäft Vietnamesen, die vor allem Landsleute und Chinesen über die Grenze führen, sowie Jugoslawen, Rumänen, Bulgaren und Türken, die Mitbürger zumeist in Lastwagen über die Grenze schmuggeln. Im Januar wurden in der Tschechischen Republik 3277 Flüchtlinge - davon 44 Prozent Jugoslawen, 21 Prozent Bulgaren und knapp zwölf Prozent Rumänen, aber auch 72 Inder und 38 Bürger Sri Lankas - beim illegalen Grenzübertritt erwischt. 90 Prozent wollten nach Deutschland, rund 300 der Flüchtlinge hatten Schlepperdienste in Anspruch genommen.

In Kenntnis dieser Zahlen zeigt Innenminister Jan Ruml Verständnis für die Bonner Forderung, die Grenzen dichtzumachen. Damit die Emigranten gar nicht erst in die Tschechische Republik einreisen, setzt der Prager Minister auf die Einführung der Visapflicht für Bürger der Herkunftsländer. Zudem verspricht er sich Erfolge von den mobilen Einsatzkommandos, die laut Beschluß der internationalen Innenministerkonferenz von Mitte Februar in Budapest Flüchtlinge und Schlepper auch grenzüberschreitend verfolgen sollen. Um die grüne Grenze nach Polen und in die Tschechische Republik undurchlässig zu machen, hat der Bundesgrenzschutz nun mit dem Einsatz aufwendiger Elektronik begonnen, die beim Aufspüren von Flüchtlingen angeblich Wunder bewirken soll. Stepan Palic kommentiert das gelassen: "Wir haben bis jetzt noch keine Erfahrungen damit. Aber wir werden Möglichkeiten finden, das zu umgehen."

"Wir bekommen überall nur umgestülpte Taschen gezeigt" Ein bunter Tupfen Kultur und eine graue Zukunft: Wie sich der Nürnberger ABM-Stopp auswirkt, im Saarland zum Beispiel

"Kora" und "Öalz" kämpfen ums Überleben. "Überzwerg" und "Pippi Langstrumpf" sehen keine Perspektive mehr. "Solidar" und "Donnawetter" droht das Aus. Die exotisch anmutenden Abkürzungen, die verspielten Namen stehen für alternative Projekte im Saarland. Vom ehrenamtlichen Engagement getragen, hat sich ein Netz von Einrichtungen geknüpft, die Farbtupfer in die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Szene setzen. Von Michael Grabenströer (Saarbrücken) Mit Hilfe von Arbeitslosen, denen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beruflicheQualifikationen vermittelt und die Chance auf Wiedereingliederung ins Berufsleben gegeben werden soll, haben die Initiativen eine Eigendynamik entwickelt, die urbanes Leben wie in Saarbrücken kräftig mitgestaltet. Seit die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit jedoch einen generellen Stopp für die Förderung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) verkündete, sind die Projekte reihenweise gefährdet, Übergangsarbeitsplätze bedroht. Kleine ideenreiche Fördervereine ohne den Rückhalt großer Organisationen geraten finanziell ins Trudeln.

"Eiszeit" sei angesagt, verkündet das "Netzwerk Saar", das über 60 Selbsthilfeprojekte vertritt und berät. Die Kälteperiode ist jedoch kein Saar-Spezifikum, "Eiszeit breitet sich bundesweit aus", kommentiert Illi Reusch vom Netzwerk das Phänomen, gegen das man ankämpfen will, notfalls mit einem Marsch auf Bonn.

Vom saarländischen Umweltministerium, das mit ABM-Kräften Abfallkonzepte verwirklichte und einen vorbildlichen Auenschutz entwickelte, bis zum "Neuen Wohnen Saar", das Langzeitarbeitslosen Fertigkeiten im Lehmbau vermittelt und den Weg zum selbstgebauten Haus öffnete, trifft es ausnahmslos alle. "1992 waren noch trotz erheblicher Mittelkürzungen 2350 Personen im ganzen Saarland über ABM beschäftigt", hat Arbeits- und Sozialministerin Christiane Krajewski (SPD) ermittelt. Anfang 1993 sind es noch 1660. Wenn der Bewilligungsstopp nicht aufgehoben wird, werden zum Ende des Jahres noch ganze 85 Stellen mit ABM-Kräften besetzt sein. "Lachhaft" sei das, sagt ein Mitarbeiter des Krajewski-Hauses zu diesem Ausblick bei Arbeitslosenzahlen, die an der Saar die 40 000er Marke, das sind zehn Prozent der Erwerbstätigen, wieder überschreiten. Für ihn sind die Projekte eine "gesellschaftlich wichtige Arbeit, eine Stück sozialer Infrastruktur des Landes".

Zwischen abgebeizten Schränken, abgehobelten Regalen und aufpolierten Stühlen in der Stadtteilwerkstatt "Holz und Recycling", in der neun Langzeitarbeitslose eine Beschäftigungschance gefunden haben, läßt sich Christiane Krajewski eine "Note an die Landesregierung" nur unwillig in die Hand drücken. Unwohl fühlt sie sich dabei, weil das Land nicht der Adressat solcher Protestbotschaft sein könne. "Die Note an die Landesregierung verfälscht die Verantwortlichkeit", sagt die Ministerin im Kabinett Lafontaine. "Verlogene und unmoralische Politik" kreidet Krajewski der Bundesregierung an, die jede sinnvolle Arbeitsmarktpolitik "zusammenknüppelt". Gleichzeitig dämpft sie Erwartungen, daß Saarbrücken "ausfallende Bundesgelder" kompensieren könne. In dem Land, das auf Teilentschuldung aus Bonn hoffen muß, geht das nicht.

"So ist das immer. Wenn wir uns auf die Suche nach anderen Töpfen machen, bekommen wir überall nur umgestülpte Taschen gezeigt", sagt Illi Reusch. Sein "Netzwerk" hat für Landes- und Stadtpolitiker, für Arbeitsamtsvertreter und Mitarbeiter von Ministerien eine "Sonderfahrt" zu den von der neuen Eiszeit bedrohten Projekten arrangiert. Dort, wo schwarzen Fahnen in den Fenstern von Unsicherheit, Hoffnungslosigkeit und Wut über die "Zerstörungspolitik" künden, haben sich die Initiativen ausgebreitet, Ideen realisiert und "Arbeit geschaffen". "Wir sind ein bunter Tupfen Kultur."

Im Frauenfahrradladen "Kora" im Saarbrücker Stadtteil Burbach, der seine Stahlkrise schon seit Jahren hinter sich hat und als "verarmter Stadtteil" gilt, bringen sieben Frauen alte Fahrräder in Schuß und haben einen Fahrradverleih gegründet. Getragen wird der Laden vom Ökumenischen Arbeitslosenzentrum (Öalz) Burbach. "Am 30. Juni läuft hier nichts mehr", sagt Andrea Schröder, eine der sieben. Sie kann die arg "speichenferne" Welt der Förderungsbürokratie nicht mehr verstehen. "Mitten in der Fahrradhochsaison, wenn wir die Erfolge unserer Arbeit sehen und so richtig loslegen könnten, müssen wir dichtmachen."

Bei "Überzwerg", einem anerkannten Kinder- und Jugendtheater, wird der kleinen Schauspieltruppe der Boden entzogen. Drei ABM-Stellen sind nicht mehr bewilligt worden. "Totaler Unsinn", kommentiert der SPD-Landtagsabgeordnete Peter Gillo. Mit Druck hat die SPD-Fraktion eine Ersatzfinanzierung erreicht, allerdings erst ab 1994. In der Zwischenzeit sollte das Geld aus Nürnberg "Überzwerg" am Spielen halten. "Was ist das für eine Politik?", stöhnen Theatermacher wie Landtagspolitiker. Willy Gehring von den CDU-Sozialausschüssen will eine Landtagsdebatte "und eine gemeinsame Resolution" gegen Bonn.

Das Telefon für mißbrauchte Kinder und Frauen kann nicht mehr besetzt, die Beratung nur noch eingeschränkt ehrenamtlich fortgeführt werden. Alternative Stadtteil- und Frauenzeitungen müssen ihre Erscheinungsweise ändern; der Allgemeine Deutsche Fahrradclub kann sein Büro zumachen - um nur einige Beispiele anzuführen. Michael Sperlich von der Holzwerkstatt spricht vom "schleichenden Tod der Projekte", mit denen langfristig auch das Engagement wegstirbt.

Ein Buch der Geschichtswerkstatt St. Ingbert, die schon für zwei Arbeitslose ursprüngliche ABM- in Dauerstellen hat umwandeln können, macht im "Eiszeit- Bus" die Runde. Es handelt von der gewerkschaftlichen Tätigkeit Hans Böcklers im Saarland zwischen 1903 und 1907. "Die Hunde des Herren führen ein schöneres Leben als Ihr", lautet der Titel, der auch die heutige Lage bezeichnen könnte. "Was ist das nur für eine Lebensperspektive für uns, nicht zu wissen, was in sechs Monaten ist."

Margret Meier-Lenhof ist seit dem 1. Januar bei der "Energiewende Saar" beschäftigt. Die Einstellung fußt auf einem vorläufigen Bewilligungsbescheid des Landesarbeitsamts. Die "Energiewende" trat in finanzielle Vorleistungen für Gehaltszahlungen ein und ist jetzt "praktisch pleite". Die Entlassungen, wenn es denn keinen Ausweg mehr gibt, schreibt in solchem Fall die Initiative, nicht das Arbeitsamt. "Der Vorabbescheid ist so abgefaßt, daß bei uns kein Risiko bleibt", verrät ein Arbeitsamt-Mitarbeiter, der sich mit den Bonner Vorgaben für die Nürnberger Arbeitsmarktpolitik nicht anfreunden kann. "Verheerend" nennt er den Mittelstopp, "der so gar nicht in diese arbeitsmarktpolitische Landschaft paßt".

Fallschirme für seine Freunde Mitterrand sorgt für die Zeit nach den Parlamentswahlen vor

Für Alain Juppé, den Generalsekretär der nachgaullistischen Sammlungsbewegung (RPR), ist der Blick in das Journal officiel, das Amtsblatt der Französischen Republik, in diesen Tagen ein Horror. Jeden Morgen, so schaudert es ihn, müsse er darin von Regierungsmitgliedern, Angehörigen von Ministerbüros oder sozialistischen Volksvertretern lesen, die auf diplomatische Posten, Ämter in der Verwaltung oder Positionen in öffentlichen Unternehmen katapultiert wurden. "Bei dieser Besetzung zentraler Von Hans-Hagen Bremer (Paris) Stellen handelt es sich darum, die Arbeit der künftigen Regierung von vornherein zu hintertreiben", schimpft er.

Anlaß der Empörung ist die Ernennung des bisherigen sozialistischen Verteidigungsministers Pierre Joxe zum neuen ersten Präsidenten des Rechnungshofes. Weniger dessen Berufung an die Spitze dieser unabhängigen staatlichen Kontrollinstanz, aus der ihn nach der Verfassung keine Macht der Welt mehr vertreiben kann, erregt die Gemüter auf der Rechten als vielmehr die Tatsache, daß Staatspräsident François Mitterrand diese spektakuläre Ernennung ausgerechnet eineinhalb Wochen vor den Parlamentswahlen unterzeichnete. Nach den Erhebungen der Demoskopen droht den regierenden Sozialisten dabei ein Desaster.

Die Berufung des langjährigen Mitterrand-Gefolgsmannes Joxe ist nur der Höhepunkt einer Welle von Personalentscheidungen, mit denen die scheidende sozialistische Regierung verdiente Mitarbeiter versorgt. Seit Wochen hat in Erwartung der kommenden Wachablösung allenthalben ein Stühlerücken begonnen. Von der Welle von Ernennungen, Versetzungen oder Beförderungen wurde insbesondere der diplomatische Dienst betroffen, in dem innerhalb von nur zwei Monaten nicht weniger als 30 Posten neu besetzt wurden, während es sonst allenfalls 50 während eines ganzen Jahres sind. Aber auch in den anderen Ministerien setzte eine Absetzbewegung hoher Beamter ein, die sich, wie es bildhaft genannt wird, per Fallschirmabsprung eine einträgliche Versorgung sicherten. So wurde zum Beispiel Mitterrands früherer Bürodirektor Gilles Menage, den auch wohlwollende Leute nicht für einen Energieexperten oder erfahrenen Unternehmensführer halten, schon vor Wochen zum Präsidenten des staatlichen Elektrizitätskonzerns EdF gemacht.

Während manche dieser Berufungen im französischen System dem Zweck dienen, engen Mitarbeitern von Ministern bei einem Machtwechsel eine angemessene Weiterverwendung zu ermöglichen, was auch von der Opposition als legitim anerkannt wird und von ihr früher nicht anders gehandhabt wurde, hat das Personalkarussell diesmal alle bisherigen Ausmaße übertroffen. Nicht wenige sind darunter, denen der Geruch der Gefälligkeit anhaftet - darunter die Entsendung des Mitterrand-Freundes und früheren Ministers für internationale Kulturbeziehungen, Thierry de Beaucé, als Botschafter nach Monaco oder die Nominierung des neuen Botschafters in Zaire, Georges Vinson, der seine diplomatische Karriere dem Umstand verdankt, daß er einmal Mitterrands Arzt war. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Bei der Wahl 1988 hatte Mitterrand erklärt, er wolle eine "Inbesitznahme" des Staates durch die rechte Opposition, namentlich durch die Gaullisten, verhindern. Nun setzt er sich seinerseits dem Vorwurf aus, Schlüsselstellungen politisch zu verriegeln. Mitterrand will Vorsorge treffen für den Fall, daß ihm die Rechte nach den Wahlen "Wasser und Strom abschaltet". 1986 hatte ihn die damalige Kohabitationsregierung vom Informationsfluß des Quai d'Orsay abgeschnitten und ihn damit in der Außen- und Sicherheitspolitik, in der dem Staatsoberhaupt nach der Verfassung wichtige Rechte zustehen, häufig kaltgestellt. Damit sich das diesmal nicht wiederholen kann, wurde ein Übermittlungssystem installiert, das im Quay einlaufende Berichte automatisch auch an die neue "außenpolitische Zelle" im Elysee-Palast weitergibt. An der Spitze dieser künftigen Paralleldiplomatie wird kein anderer stehen als Mitterrands Intimus, der bisherige Außenminister Roland Dumas.

Freie Aussprache

"Kölner Teller sind gut" Meine Mutter hat in der FR gelesen, daß Petra Roth alle Kölner Teller wegmachen will. Ich finde sie gut, weil die Autos dann nicht mehr so rasen.

Brian Williams-Rydzy, Frankfurt (8 Jahre alt)

"Mehr Vorstellungen" Zum Artikel in der FR vom 26. 2.: "Von Kostenkreisen und Stellenkegeln"

In letzter Zeit liest man immer häufiger, daß vor allem im Kulturbereich gespart werden müsse, und dort wiederum vor allem im Bereich der Oper. Die unterschiedlichsten Vorschläge werden hierzu gemacht. Mir ist dabei aufgefallen, daß noch nie der Vorschlag kam, mehr Vorstellungen anzubieten, um dadurch zu Mehreinnahmen zu kommen.

Ich stelle bei meinen Opernbesuchen immer wieder fest, daß die Vorstellungen sehr gut besucht sind, bis hin zu ausverkauft, daß Leute (wie bei der letzten Carmen-Aufführung) mit "Suche-Karten?- Schilder" vor dem Eingang stehen oder mit Hundertmarkscheinen in der Hand locken. Zum Beispiel im März habe ich festgestellt, daß von 31 Tagen nur an 14 gespielt wird (incl. Ballett), das heißt, es gibt 17 spielfreie Tage; im Februar waren von 28 Tagen genau die Hälfte, nämlich 14 spielfrei, während im Januar immerhin an 24 Tagen von 31 gespielt wurde, also nur 7 Tage spielfrei waren.

Vielleicht sollte man auch mal überprüfen, ob man nicht auch auf diesem Wege zu Mehreinnahmen kommt.

An anderen Opernhäusern gibt es hierzu gute Beispiele. Ursula Züpel-Oren, Frankfurt

"Enttäuschende Dinos" Nach der Lektüre des Berichtes "Bei den Dinos bebt die Messehalle" ging ich mit meiner Familie zu diesem Spektakel. Bei einer etwas seriöseren Berichterstattung hätten wir uns das ersparen können. In Frankfurt dürfte eigentlich der Informationsstand zu dem Thema "Dinosaurier" durch das Senckenbergmuseum etwas höher eingeschätzt werden, als er dem Artikel zugrundeliegt.

Die Skelette im Museum prägen die Vorstellung über die Dimensionen und Relationen der Urzeittiere so, daß an diesem Maßstab die Messe-Dinos gemessen werden - und Enttäuschung auslösen, wenn man laut FR Tiere erwartet hatte: viele Tonnen schwer und so hoch wie ein halbes Haus. Auf dem Foto fehlte ein relativierender Gegenstand. Abgesehen davon enttäuscht mehr, daß die Rundschau im redaktionellen Teil für eine Veranstaltung wirbt, die besser mit etwas kritischer Distanz hätte vorgestellt werden sollen - wie es sonst dem Stil des Blattes entspricht. Marianne Wiedenmann, Frankfurt Päd. Mitarbeiterin am Institut für Schulpäd. und Didaktik der Elementar- und Primarstufe der J. W. G.-Univ. Frankfurt

"Falle für kleine Sünder" Zum Artikel "Mit 120 durch Sossenheim": In der Gerauer Straße in Niederrad ist zwischen Kölner Tellern und Schwellen um Zebrastreifen noch eine etwa 150 Meter lange Gerade frei, die zum Gasgeben verführt. Einen Hinterhalt (zwischen parkenden Autos) hatte die Polizei zum Abkassieren ausgesucht. Dabei war mir gar nicht bewußt, daß ich mich in einer 30- km-Zone befand. Das 30-km-Schild befindet sich direkt neben den Kölner Tellern, die die volle Konzentration des Fahrers verlangen.

In Ihrem Artikel werden die einsamen Spitzenreiter zu Recht vorgeführt, aber die kleinen Sünder, die mit ihren 20 DM den Stadtsäckel auffüllen, sollten auch nicht unerwähnt bleiben. Wolfgang Gordner, Offenbach

Ausbildungsplätze Der Vorschlag der IHK, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen, ist begrüßenswert (FR vom 24. 2.).

Hier in Berlin haben wir für ausländische Jugendliche viele Werkstätten. Ich arbeite in einer Tischlerwerkstatt und bin froh, daß ich hier Ausbildung und Wohnung gefunden habe. Deutschland braucht qualifizierte Arbeitskräfte, und wir Jugendlichen brauchen Perspektiven. Albert Altin, Berlin

ALPHA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.45, 20.30, Sa. 23.00 Uhr: Leolo.

BERGER KINOS - Air Condition! - Telefon 45 64 05 - 14.00, 17.15, 20.00, 23.00 Uhr: Der Duft der Frauen; So.-Matinee, 11.00 Uhr: 2001 - Odyssee im Weltraum; 17.45, 20.00 Uhr: Jagd auf Schmetterlinge; 23.00, Sa. auch 1.00 Uhr nachts: Atlantis; 13.30, 15.30, So. auch 11.00 Uhr: Die Schöne und das Biest.

BETA - Telefon 28 31 28 - 15.30, 18.00, 20.30, Sa. 22.45 Uhr: Orlando.

CINEMA - Telefon 28 29 33 - 15.00, 17.45, 20.30, Sa. 23.15 Uhr: Ein ganz normaler Held; So.-Matinee, 11.00 Uhr: Herr der Gezeiten.

CINEMONDE - Telefon 28 29 33 - 15.30, 18.00, 20.30, Sa. 23.00 Uhr: Sister Act.

CINESTAR - Telefon 28 29 33 - 14.15, 16.15, 18.15, 20.45, Sa. 23.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart.

EDEN - Tel. 28 52 05 - 11.15, 14.15, 17.15, 20.15, Sa. 23.15 h: Eine Frage der Ehre.

ELDORADO - Telefon 28 13 48 - 15.30, 20.00 Uhr: Malcolm X.

ELITE - Telefon 28 52 05 - 11.30, 14.30, 17.30, 20.30, Sa. 23.30 Uhr: Dracula.

ELYSEE 1 - Telefon 28 71 57 - 10.30, 13.00, 15.30, 18.00, 20.30, Sa. 23.00 Uhr: Ein ganz normaler Held.

ELYSEE 2 - Telefon 28 71 57 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45 Uhr: Bodyguard; Sa. 23.30 h: Vorpremiere "Sommersby".

ESPLANADE 1 - Telefon 28 57 89 - 10.00, 12.30, 15.15, 18.00, 20.45, Sa. 23.30 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

ESPLANADE 2 - Telefon 28 57 89 - 10.15, 12.45, 15.15, 17.45, 20.15, Sa. 23.00 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.

ESPRIT 1 - Tel. 28 52 05 - 11.00, 14.00, 17.00, 20.00, Sa. 23.00 Uhr: Jimmy Hoffa.

ESPRIT 2 - Tel. 28 52 05 - 10.00, 12.00, 14.15, 16.30, 18.45, 21.00, Sa. 23.15: Kein Pardon.

EUROPA - THX-Lucas-Soundsystem - Telefon 28 52 05 - 10.45, 13.15, 15.45, 18.15, 20.45, Sa. 23.15, So. ab 13.15 Uhr: Alarmstufe: Rot.

EXCELSIOR 1 - Telefon 25 30 23 - 12.45, 3.15, 5.45, 8.15 p.m.: Hero (orig. Engl. version).

EXCELSIOR 2 - Tel. 25 30 23 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30 Uhr: Verhängnis.

EXCELSIOR 3 - Telefon 25 30 23 - 1.00, 3.30, 6.00, 8.30 p.m.: Under Siege (orig. Engl. version).

FILMFORUM HÖCHST - Telefon 31 06 - 56 64 - Sa. 19.30, So. 20.00 Uhr: Betty Blue 37,2°ree; am Morgen, v. J. J. Beineix (OmU/Langfassung); Sa., 22.45 Uhr: Down by Law v. J. Jarmusch (OmU); So., 15.00 Uhr: Wo ich zu Hause bin (ab 8 J.).

GAMMA - Telefon 28 31 28 - 14.30, 17.15, 20.15, Sa. 23.00 Uhr: Grüne Tomaten.HARMONIE - Telefon 61 35 50 - 17.30, 20.15, 23.00 Uhr: Jimmi Hoffa; 20.00 Uhr: Malcolm X; 16.00 Uhr: Schneewittchen und das Geheimnis der Zwerge (ohne Altersbeschr.).

JUGENDKINO - Telefon 43 26 26 - Kevin allein in New York (ab 6 J.). - ZOO: Sa., 14.00 + 16.30 Uhr, So., 14.00 + 16.30 Uhr; NWZ: So., 11.00, 14.00 + 16.30 Uhr. (Mo.-Do. keine Vorstellung).

KOMMUNALES KINO - Telefon 21 23 88 30 - Sa., 17.30 Uhr: Zum erstenmal in Frankfurt. Eric Tretbar: The Usual, USA 1991, OmU, Lisa Todd, Steve Epp. - 19.45 Uhr: Der Kurzfilm. Lindsay Anderson: O Dreamland, Großbritannien, 1953, OF. - 20.15 Uhr: Herbert Achternbusch: Der Komantsche, BRD 1979 / Herbert Achternbusch, Annamirl Bierbichler. Zuvor ein Vortrag von Hans Günther Pflaum über Herbert Achternbusch und seinen Fim. - So., 15.30 Uhr: Deutsch-indischer Filmverein. Satyajit Ray: Parash Pathar, Der Stein des Weisen, Indien 1958, OmeU. - 17.30 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood. Robert Siodmak: La Vie parisienne, Frankreich 1936, OF, Max Dearly, Conchita Montenegro. - 19.45 Uhr: Der Kurzfilm. Charles Rogers: The Shrimp, USA, 1930, OF. - 20.15 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood. Robert Siodmak: Brennendes Geheimnis, Deutschland 1933, Willi Forst, Hilde Wagener. - 22.15 Uhr: Von Babelsberg nach Hollywood. Robert Siodmak: Phantom Lady, USA 1944, OF, Franchot Tone, Ella Raines.

MAL SEH'N - Telefon 5 97 08 45 - 17.45 Uhr: Blutige Hochzeit, von M. Piccoli; 19.45 Uhr: Meierserie, von H. P. Böffgen; 22.00 Uhr: Filme von P. Böffgen: Sa.: Die schöne Müllerin; So.: Wandererphantasie; Sa., 24.00 Uhr: UMfal- Total, von H. P. Böffgen; 15.45 Uhr: Konrad aus der Konservenbüchse. Sa. u. So., 13.30 Uhr: Manche mögen's heiß von B. Wilder, mit Marilyn Monroe.

OLYMPIA - Telefon 28 31 28 - 15.00, 17.30, 20.15, Sa. 22.45 Uhr: Ehemänner und Ehefrauen.

ORFEO - Telefon 70 22 18 - 18.00, 20.00, 22.00 Uhr: Eine kurze Geschichte der Zeit; So., 13.00 Uhr: Faust; Sa./So., 16.00 Uhr: Asterix und Cleopatra.

ROYAL - Telefon 28 95 20 - 14.00, 17.15, 20.30 Uhr: Der Duft der Frauen.

TURMPALAST 1 - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Sneakers.

TURM 2 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Bodyguard.

TURM 3 - 15.15, 17.45, 20.15, 22.45 Uhr: Der letzte Mohikaner.

TURM 4 - 15.00, 17.30, 20.30, 23.15 Uhr: Dracula (orig. English version).

STUDIO 5 im Turmpalast - Telefon 28 17 87 - 15.00, 17.30, 20.00, 22.30 Uhr: Alarmstufe: Rot.

TURM 6 - 15.30, 18.00, 20.30, 23.00 Uhr: Der Außenseiter.

TURM 7 - 15.00, 18.15, 21.15 Uhr: Scent Of A Woman (orig. English version).

ZEIL 1 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30, 18.00, 20.30, Sa. 23.15 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman.

ZEIL 2 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Der Komet im Muminland; 17.45, 20.30, Sa. 23.15 Uhr: Dracula.

ZEIL 3 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45, Sa. 23.15 Uhr: Kein Pardon.

ZEIL 4 - Telefon 28 51 05 - 13.00, 15.30 Uhr: Liebling, jetzt haben wir ein Riesenbaby; 17.15, 20.15, Sa. 23.15 Uhr: Eine Frage der Ehre.

ZEIL 5 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45, 18.15, 20.45, Sa. 23.15 Uhr: Kevin - allein in New York.

ZEIL 6 - Telefon 28 51 05 - 13.15, 15.45 Uhr: Die Schöne und das Biest; 18.00, 20.30, Sa. 23.00 Uhr: Der Tod steht ihr gut.

AUTOKINO GRAVENBRUCH - Telefon (0 61 02) 55 00 - Tägl. 20.00 Uhr: Ein ehrenwerter Gentleman; 22.30 Uhr: Eine Frage der Ehre.

AUTOKINO MTZ - Telefon (0 61 96) 2 33 44 - 20.00 Uhr: Ein Mann für jede Tonart; 22.00 Uhr: Sneakers - Die Lautlosen.

1. Schweden 2 2 0 0 53:32 4:0 2. Ungarn 2 1 0 1 54:43 2:2 3. Island 2 1 0 1 41:42 2:2 4. USA 2 0 0 2 34:65 0:4

IRA-Mord auf Video festgehalten

BELFAST, 12. März (AP). Der Mord an einem Ladenbesitzer in der nordirischen Hauptstadt Belfast am Mittwoch ist von der automatischen Überwachungskamera in dem Geschäft festgehalten worden. Danach ist auf dem Videoband zu sehen, wie das hinter dem Ladentisch stehende Opfer von zwei Männern erschossen wird. Zu dem Mord bekannte sich die Untergrundbewegung Irisch-Republikanische Armee. Im Zusammenhang mit der Bluttat wurden nach Polizeiangaben vier Männer und zwei Frauen festgenommen. Außerdem soll eine der Tatwaffen sichergestellt worden sein.

Votum gegen Aids-Infizierte

WASHINGTON, 12. März (AP). Das US- Repräsentantenhaus hat sich mit überwältigender Mehrheit gegen die Einwanderung von Aids-Infizierten ausgesprochen. Die Entscheidung fiel mit 356 gegen 58 Stimmen. Damit erlitt Präsident Bill Clinton eine Niederlage. Er lehnt solches Verbot ab.

Bild vom Flohmarkt kostete 96 000 Dollar

NEW YORK, 12. März (AP). Das Gemälde mit den zwei Kolibris gefiel dem amerikanischen Touristen - also kaufte er es letztes Jahr auf einem Flohmarkt in Bristol für umgerechnet fünf Mark. Am Donnerstag wurde es im New Yorker Auktionshaus Christie's versteigert: für 96 000 Dollar (rund 150 000 Mark). Ohne es zu wissen, hatte der Immobilienmakler aus New York in England ein Bild des amerikanischen Malers Martin Johnson Heade erworben. Eine Sprecherin des Auktionshauses sagte, der Mann

habe das Bild (Foto: AP) gekauft, weil es ihn an eine Zeichnung in einem Buch erinnert habe. "Er hatte keine Ahnung, was er da besaß", sagte sie. Er habe es dann bei Christie's schätzen lassen wollen, dabei habe sich sein wahrer Wert herausgestellt. "Das ist wieder einmal ein Beweis für die Tatsache, daß man wertvolle Dinge an den unerwartetsten Orten finden kann", sagte sie. Ein Sammler, dessen Name nicht genannt wurde, erwarb das Gemälde aus dem 19. Jahrhundert.

"Fünf vor zwölf" an den Hochschulen

KÖLN, 12. März (BAP). Zusätzliche Mittel in Milliardenhöhe hat der Präsident der Deutschen Hochschulrektorenkonferenz, Hans Uwe Erichsen, für die Universitäten gefordert.

Ein Bildungsgipfel habe ohne solche Hilfen keinen Sinn, sagte Erichsen der Kölner Tageszeitung Express. An den Universitäten und Fachhochschulen stünden die Uhren auf fünf Minuten vor zwölf. Um die Lage zu entschärfen, sollte ein mehrjähriges Konzept aufgelegt werden, das den Hochschulen in Deutschland pro Jahr vier Milliarden Mark für Sach- und Personalausgaben und fünf Milliarden Mark für den notwendigen Hochschulbau gewähre.

Erichsen verlangte von Bund und Ländern, beim Solidarpakt eine Klausel für den Bildungsbereich einzurichten, die die Finanzregelung für den Hochschulbereich bis zum Bildungsgipfel offen lasse. "Sollten die Verhandlungspartner aber die finanzielle Verhandlungsmasse bereits vorher definitiv festschreiben, macht der Gipfel keinen Sinn mehr", sagte der Hochschulpräsident.

Die Lage an den Hochschulen nannte Erichsen besorgniserregend. Viele Professoren und Studenten resignierten, andere seien gereizt. Alle Blicke richteten sich daher auf den Bildungsgipfel. Sollte er scheitern oder mit dürftigen Ergebnissen enden, drohten Proteste und Demonstrationen. "Für ein solches Aufbegehren hätte ich volles Verständnis", sagte Erichsen.

Hochhaus-Bombe Spur nach Deutschland

NEW YORK, 12. März (AP). Eine Spur im Fall des verheerenden Bombenanschlags auf das New Yorker World Trade Center führt nach einem Bericht der New York Times nach Deutschland. Wie das Blatt am Freitag berichtet, stammen mindestens 8000 Dollar, die auf ein gemeinsames Konto der beiden bislang Festgenommenen eingezahlt wurden, aus der Bundesrepublik. Am Vortag war in diesem Zusammenhang noch pauschal von einem Land in Europa die Rede gewesen.

Die New York Times beruft sich in ihrem Bericht auf nicht näher bezeichnete Informanten bei den Ermittlungsbehörden. Die in New Jersey erscheinende Zeitung The Record meldete, am 17. Februar seien 2420,87 Dollar von der Westdeutschen Genossenschafts-Zentralbank in Düsseldorf auf das Konto von Salameh und Ayyd überwiesen worden. Wie ein Ermittlungsbeamter der Associated Press sagte, gehört das betreffende Konto bei einer Bank in New Jersey dem 25 Jahre alten Mohammed Salameh und dem gleichaltrigen Nidal Ayyad. Beide sind im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Zwillingswolkenkratzer, bei dem fünf Menschen umkamen und über 1000 verletzt wurden, festgenommen worden.

Der Beamte sprach aber lediglich von Geldzahlungen aus einem europäischen Land. Das FBI vermute, daß es noch weitere Konten mit Einlagen unter 10 000 Dollar gebe, sagte der Gewährsmann. Guthaben unter 10 000 Dollar unterliegen nicht den Meldeauflagen der Behörden. Zum möglichen Verwendungszweck des Geldes erklärte der Informant, man spekuliere darüber, ob das Geld für den Anschlag, etwa zur Finanzierung der Flucht oder eines Verstecks, oder für andere terroristische Handlungen haben dienen sollen.Argentinien deckt neue Nazi-Akten auf

BUENOS AIRES, 12. März (AP). Argentinien hat am Donnerstag weitere Akten über die nach Südamerika geflüchteten Nazi-Verbrecher der öffentlichkeit übergeben. Diese Dokumente sind möglicherweise weit bedeutsamer als alle bisher veröffentlichten Unterlagen. Es handelt sich um Material aus dem Außenministerium, das auch Aufschluß über die Fluchtwege deutscher Nationalsozialisten nach dem Zweiten Weltkrieg liefern könnte.

Auf Anweisung von Präsident Carlos Menem hatte die argentinische Regierung im Februar 1992 mit der Freigabe der Akten über mutmaßliche Nazis begonnen, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg nach Südamerika abgesetzt hatten. Doch die bisher veröffentlichten Unterlagen aus den Beständen der Bundespolizei, des Innenministeriums und des Geheimdienstes erwiesen sich als kaum ergiebig. Sie bestanden zu einem großen Teil aus Zeitungausschnitten und gaben keine neuen Auskünfte über NS-Verbrecher wie Martin Bormann, Adolf Eichmann oder Josef Mengele.

Aufschlußreicher, so hieß es, könnten nun die Unterlagen des Außenministeriums sein, zumal es sich dabei vor allem auch um Dokumente aus den Konsulaten in Marseille, Genua und Barcelona handelt. "Aus diesen Hafenstädten kam die Mehrzahl der hohen Nazi-Vertreter, und zwar gewöhnlich mit Visa und Pässen, die diese Konsulate durchlaufen hatten", sagte Archivdirektor Eugenio Rom. Außenminister Guido di Tella erklärte, Argentinien "werde Forschungszwecken keinerlei Grenzen setzen".

Ruben Beraja, Präsident der Delegation der Jüdischen Verbände, betonte, er könne zum Inhalt der Unterlagen erst Stellung nehmen, wenn sie eingehend geprüft worden seien. Es sei möglich, daß noch NS-Verbrecher in Argentinien lebten. SEOUL / TOKIO, 12. März (AP/AFP/dpa/Reuter). Ohne Vorwarnung hat Nordkorea den Atowmaffensperrvertrag gekündigt und diese "unumstößliche" Entscheidung am Freitag mit eigenen Sicherheitsinteressen begründet. Zugleich richtete das Land Angriffe gegen die USA und die Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien. In Seoul traf sichSüdkoreas Kabinett zu einer Krisensitzung. Der Schritt der Regierung in Pjöngjang gilt als schwerer Rückschlag für alle Bemühungen um eine Entspannung auf der koreanischen Halbinsel.

Die Entscheidung Nordkoreas wurde von der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA veröffentlicht. In der Meldung hieß es: "Die Aufkündigung des Vertrags ist eine wohlgerechtfertigte Maßnahme zur Selbstverteidigung gegen die atomaren Kriegsmanöver der Vereinigten Staaten und die ungerechtfertigten Handlungen von Vertretern des Sekretariats der Internationalen Atomenergiebehörde." Die Agentur zitierte den stellvertretenden Außenminister Kang Sok Ju mit den Worten, sein Land habe sich dem Vertrag mit der Absicht angeschlossen, einen Abzug der Atomwaffen aus Südkorea zu erreichen "und die nukleare Bedrohung für uns zu beseitigen". Doch das Abkommen werde "dazu mißbraucht, unsere Republik zu zerstören".

In dem Agenturbericht forderte die kommunistische Führung die USA und Südkorea auf, ihr gemeinsames Militärmanöver "Team Spirit" an der innerkoreanischen Grenze abzubrechen. Washington müsse "sein überkommenes Denken des Kalten Krieges aufgeben".

KNCA zufolge sagte der Staatssekretär im nordkoreanischen Außenministerium, Kang Sok Ju, in Pjöngjang, andere Staaten sollten sich nicht einbilden, sie könnten Nordkorea nach dem Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag mit Druck oder Sanktionen einschüchtern. Dies sei "ein dümmlicher Traum". Nordkorea werde "Aktionen des starken Arms" mit Mitteln der Selbstverteidigung und "militärische Sanktionen mit selbstbewußten Verteidigungsfähigkeiten beantworten".

Nordkorea ist unter anderem von den Vereinigten Staaten wiederholt bezichtigt worden, gegen den Vertrag über die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen zu verstoßen. Die japanische Regierung hatte am Donnerstag berichtet, daß Nordkorea nach ihren Informationen über genügend Spaltmaterial verfüge, um zwei bis drei Atombomben zu bauen.

Die IAEA hat am Freitag Nordkoreas Entscheidung als "schwerwiegend" bezeichnet. In den Kreisen UN-Behörde wurde zugleich vor möglichen Folgen des Schrittes gewarnt. Nordkorea sei der erste Staat, der erklärt habe, sich nicht länger an den Vertrag über die Nichtverbreitung von Atomwaffen gebunden zu fühlen. Der stellvertretende Ministerpräsident Südkoreas, Han Wan-Sang, der zugleich Minister für Nationale Vereinigung ist, rief am Freitag eine Dringlichkeitssitzung mit Außenminister Han Sung-Joo und Geheimdienstchef Kim Deuk ein. Ein hoher Regierungsvertreter in Seoul, der nicht genannt werden wollte, sagte, die Nachricht zeige, daß Nordkorea an dem Bau der Atombombe arbeite.

Ein Mitglied von Südkoreas Regierung sagte, nun werde sich Nordkorea einem "gewaltigen internationalen Druck ausgesetzt" sehen. Dem ohnehin weitgehend isolierten Land könne es jetzt wie dem Irak ergehen, es müsse möglicherweise dazu gezwungen werden, Inspektionen seiner Atomanlagen zuzulassen.

Die japanische Regierung kritisierte den Entschluß Nordkoreas. Dies werde "schwere Auswirkungen" haben, erklärte Außenminister Michio Watanabe am Freitag. Er forderte die kommunistische Regierung in Pjöngjang auf, ihre Entscheidung rückgängig zu machen. Japan werde mit Südkorea und den USA zusammenarbeiten, um dies zu erreichen. Ähnlich äußerte sich der japanische Ministerpräsident Kiichi Miyazawa.

Nordkorea war dem Atomwaffensperrvertrag am 12. Dezember 1985 beigetreten, hatte jedoch erst am 30. Januar 1992 mit der IAEA eine "Garantievereinbarung" geschlossen, die es der Wiener Kontrollbehörde erlaubt, die zivilen Atomanlagen im Land zu inspizieren. Sechs Überprüfungen wurden vorgenommen, ehe Pjöngjang eine weitere Kontrolle seiner Atomanlagen durch Experten der IAEA verweigerte. Die Wiener UN- Organisation forderte Nordkorea daraufhin am 25. Februar ultimativ auf, binnen eines Monats zwei seiner Atommüllager einer internationalen Kontrolle zu unterziehen. Dies hatte die Regierung mit der Begründung abgelehnt, die Atomenergiebehörde habe dazu kein Recht. Es handele sich bei den Lagern um nichtatomare Militäreinrichtungen, die von Kontrollen ausgenommen seien.

Spur führt nach Deutschland

NEW YORK, 12. März (AP). Bei der Suche nach den Hintermännern des verheerenden Bombenanschlags auf das New Yorker World Trade Center führt eine Spur nach Deutschland. Unter Berufung auf Beamte der US-Bundeskriminalpolizei FBI berichtete die New York Times am Freitag, mindestens 8000 Dollar seien aus Deutschland an die beiden inhaftierten Tatverdächtigen geschickt worden. Die in New Jersey erscheinende Zeitung The Record schrieb, am 17. Februar seien 2420,87 Dollar von der Westdeutschen Genossenschafts-Zentralbank in Düsseldorf auf das gemeinsame Konto von Mohammed Salameh und Nidal Ayyad überwiesen worden. Die Düsseldorfer Bank bestätigte dies am Freitag.

Die US-Behörden richteten am Freitag ein Rechtshilfeersuchen an Deutschland. Nordrhein-Westfalens Innenministerium versprach umgehend Unterstützung.

Im Mittelpunkt der Bemühungen des FBI, die mutmaßlichen Drahtzieher des Anschlags vom 26. Februar zu finden, steht das Konto, das die unter dringendem Tatverdacht in Haft Sitzenden bei der National Westminster Bank in Jersey City unterhalten haben. Ein Beamter der Bundespolizei sagte am Donnerstag, vermutlich hätten mehrere Bankguthaben mit jeweils weniger als 10 000 Dollar existiert, denn Summen unterhalb dieser Grenze unterliegen nicht strengeren bundesgesetzlichen Kontrollen.

Schwule wollen Schutz durch Grundgesetz

BONN, 12. März (AP). Homosexuelle wollen besseren Minderheitenschutz durch eine Änderung des Grundgesetzes. Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche schlägt vor, Artikel drei Absatz drei des Grundgesetzes durch den Einschub "sexuelle Orientierung" zu ergänzen. Wie Frank Lohöfer von der Arbeitsgruppe am Freitag in Bonn ferner mitteilte, wurde die Forderung der Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat übermittelt. Insgesamt 118 Politiker, Künstler und Bürger haben in einer Unterschriftenliste ihre Unterstützung kundgetan. Der Absatz im Grundgesetz, der nach Ansicht der Arbeitsgruppe ergänzt werden soll, lautet in der jetzigen Fassung: "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden."

Stahlkocher arbeiten wieder

DUISBURG/STRASSBURG, 12. März (AP/dpa). Nach dreitägigem Streik haben die Beschäftigten des von Stillegung bedrohten Krupp-Hüttenwerks in Duisburg- Rheinhausen in der Nacht zum Freitag die Arbeit wieder aufgenommen. Zuvor hatte der Aufsichtsrat des Unternehmens zugestimmt, die für den Stillegungsbeschluß entscheidenen Wirtschaftlichkeitsberechnungen des Konzerns von einem unabhängigen Gutachter überprüfen zu lassen. Die endgültige Entscheidung über die Schließung des Hüttenwerks wurde auf den 29. April verschoben. Der Gesamtbetriebsrat will am Montag den Gutachter benennen.

Das Europaparlament in Straßburg forderte die EG-Kommission auf, sie solle die Stahlindustrie drängen, so rasch wie möglich ein Sanierungsprogramm auszuarbeiten. Die der Industrie dafür gesetzte Frist bis zum 30. September 1993 sollte verkürzt werden. Die Kommission solle auch über die Preise der Stahlimporte aus Mittel- und Osteuropa verhandeln, ohne Mengenbeschränkungen festzulegen. "Die Kommission wird dafür sorgen, daß es keine Dumpingimporte aus Osteuropa gibt", sagte der für Industriepolitik zuständige EG-Kommissar Martin Bangemann.Sekten/JU Junge Union startet Aktion gegen Sekten in Deutschland Utl: Gröhe: "Der Scientology-Krake die Maske herunterreißen"

BONN (AP) Die Junge Union Deutschlands (JU) hat eine Aktion "In-Sekten - Nein Danke!" mit dem Ziel gestartet, über die Tätigkeit der verschiedenen Sekten in Deutschland aufzuklären. Die Zahl ihrer Mitglieder in der Bundesrepublik werde auf 500.000 geschätzt, erklärte JU- Bundesvorsitzender Hermann Gröhe am Freitag in Bonn. 300.000 davon gehörten der sogenannten Scientology Church an, die nach Ansicht der JU besonders geschäftstüchtig ist. Ferner hätten eine Million Menschen Erfahrungen mit Sekten gemacht.

"Die Gefahr der psychischen Versklavung und men - allen voran die Scientology-Krake - ist, neben der Drogensucht und der Gefolgschaft in radikalen Parteien die dritte große Gefahr des Ausstiegs und der Selbstentmündigung", sagte Böhr. Es gelte, "der Scientology-Krake die Maske herunterzureißen". Böhr erinnerte, daß Mitglieder der Scientology Church weiterhin nicht den dürfen.

Der stellvertretende JU-Vorsitzende Udo Schuster wies im Vergleich zu der hohen Mitgliederzahl bei Sekten darauf hin, daß rechtsradikale Gruppen in Deutschland lediglich 40.000 Mitglieder zählten. Die Junge Union fordere die Erweiterung des Strafrechts, um dem Treiben von Sekten entgegenzuwirken und ihre Verführungstechniken zu entlarven. "Nicht alles, was sich selbst Religion nennt, ist allein deshalb vom Grundgesetz geschützt", sagte Schuster. Die JU begrüße, daß ihrer alten Forderung nach Beobachtung der Scientologen durch den Bundesverfassungsschutz entsprochen wurde.

Die Bundesgeschäftsstelle der Jungen Union in Bonn hält Informationsmaterial für ihre Aktion gegen Sekten bereit, das kostenlos angefordert werden kann. Schuster berichtete, daß vor allem in den neuen Ländern Sekten erfolgreich seien. Die in diesem Bereich unerfahrene Ostdeutschen würden in zunehmendem Maße Opfer solcher Organisationen. Bundesregierung und die Länder müßten sich daher an der Aufklärung beteiligen.

Ende

AP/j KIEL (AP) Wegen Volksverhetzung, Beleidigung und übler Nachrede hat die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche Strafanzeige gegen die Scientologensekte erstattet. Wie Kirchensprecher Ocke Peters am Freitag in Kiel mitteilte, bezieht sich die Anzeige bei der Hamburger Staatsanwaltschaft auf eine als Dokumentation aufgemachte Schmähschrift der Sekte. Mit der Broschüre versuche sie den Eindruck zu erwecken, daß zwischen der propagandistischen Symbolik und den Hetzschriften des Dritten Reiches und der "gegenwärtigen Hetzkampagne gegen die Scientology-Gemeinschaft in Deutschland schokkierende Parallelen bestehen".

Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Stuttgart hatte diesen Versuch der Sekte als "schäbigen Vergleich" bezeichnet, mit dem die Opfer des Holocausts "in perfider Weise instrumentalisiert werden". Wegen der Broschüre hatte nach Angaben von Peters auch schon der Hamburger Pastor Hinrich Westphal Strafanzeige erstattet. Er war als Agitator bezeichnet und mit einem Foto abgebildet worden.

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Kabinett Clinton ist komplett

WASHINGTON, 12. März (AP). Der Senat in Washington hat am Donnerstag einstimmig die Berufung der Staatsanwältin Janet Reno zu ersten Justizministerin in der Geschichte der USA bestätigt. Damit ist das Kabinett von Präsident Bill Clinton komplett. Als dringendste Aufgaben der Ministerin, die in der kommenden Woche vereidigt wird, gelten Bemühungen um eine Einschränkung des Zugangs zu Waffen in den USA und die mögliche Suche nach einem neuen Chef der Bundeskriminalamtes FBI.

Problemlos passierte die 54 Jahre alte Staatsanwältin aus Miami in Florida die Anhörungen im Senat, die nach zwei Tagen mit ihrer Bestätigung endeten.

Im Hintergrund: Atomwaffensperrvertrag Austritt ist möglich

Der Atomwaffensperrvertrag, englisch "Treaty on the Non-Proliferation of Nuclear Weapons" (Vertrag über die Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen), wurde von 1965 bis 1968 von den USA, der Sowjetunion und Großbritannien ausgehandelt. Das Abkommen soll die Herstellung und Verbreitung von Atomwaffen verhindern und sieht zu diesem Zweck Kontrollen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien vor. Der Vertragsentwurf wurde 1968 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen gebilligt. Das Abkommen verbietet die Weitergabe von Atomwaffen und von Kenntnissen darüber an alle Staaten, die nicht über Nuklearwaffen verfügen. Die Atommächte sichern den Nicht-Atomwaffenstaaten zu, daß diese die Atomenergie ungehindert in allen zivilen Bereichen nutzen können, wenn sie auf Erwerb und Herstellung von Atomwaffen verzichten.

Der Vertrag trat 1970 nach der Unterzeichnung durch die USA, die UdSSR und Großbritannien sowie weitere 40 Staaten in Kraft. Die beiden Atommächte China und Frankreich traten erst 1992 bei. Insgesamt haben bisher 154 Staaten ihre Mitgliedschaft erklärt, auch die Bundesrepublik. Etliche Länder wie Indien, Pakistan oder Israel, die als potentielle Atommächte gelten, sind nicht beigetreten. Nordkorea, das verdächtigt wird, an der Entwicklung einer Atombombe zu arbeiten, hatte den Vertrag 1985 unterzeichnet. Erst im Mai 1992 ließ es aber internationale Inspektionen zu. Nach Artikel 10 des Vertrages ist jede Vertragspartei berechtigt, aus dem Atomwaffensperrvertrag zurückzutreten, wenn sie entscheidet, "daß durch außergewöhnliche, mit dem Inhalt dieses Vertrages zusammenhängende Ereignisse eine Gefährdung der höchsten Interessen des Landes eingetreten ist". (AP/dpa)

Kriminalität/Grenze Die meisten gestohlenen Autos verschwinden nach Osteuropa Utl: Bundesgrenzschutz griff in diesem Jahr schon rund 7.000 Flüchtlinge auf

Frankfurt/On Autos verschwinden auf Nimmerwiedersehen nach Osteuropa. Wie der Leiter des Bundesgrenzschutzpräsidiums, Diethelm Brücker, am Freitag am Rande einer Innenministerkonferenz in Frankfurt/Oder sagte, sind im vergan Jahr an den Grenzen zu Polen und der Tschechischen Republik 614 Fahrzeuge sichergestellt worden. Allein im Land Brandenburg wurden im letzten Jahr aber 10.000 Autos als gestohlen gemeldet. Um die Autoschieberei einzudämmen, werde der Bundesgrenzschutz künftig verstärkt zivile Hilfskräfte bei Kontrollen an den Grenzen einsetzen, sagte Brücker.

Stark gestiegen sei in den ersten beiden Monaten dieses Jahres die Zahl der illegalen Grenzübertritte. So seien im Januar und Februar bereits rund 7.000 Flüchtlinge aufgegriffen worden. Um die Zahl der illegalen Einwanderer zu begrenzen, würden derzeit in den Grenzschutzpräsidien Frankfurt/Oder, sche Radar- und Infrarot-Systeme zur Grenzüberwachung erprobt, erklärte der Grenzschützer. Ende

AP/str/au/it/

183 Kilo Hasch unter Paprika

DÜSSELDORF, 12. März (AP). 183 Kilogramm Haschischpulver im Schwarzmarktwert von rund einer Million Mark haben Zollfahnder aus Mönchengladbach auf einem Autobahnrastplatz im Hunsrück sichergestellt. Der Präsident der Oberfinanzdirektion Düsseldorf, Herbert Kaiser, berichtete am Freitag, es handele sich um den bisher größten Haschischfund des nordrhein-westfälischen Zolls. Versteckt war das Rauschgift in einem Lastwagen unter einer Ladung von 20 Tonnen tiefgefrorenen Paprikaschoten. Der türkische Fahrer des Lastwagens und der Empfänger, ein 48jähriger türkischer Kaufmann aus dem Kreis Viersen, wurden festgenommen.

Nein zu höherer Mineralölsteuer FDP stimmt mit Union / CO2-Ausstoß um 14,5 Prozent gesunken

BONN, 12. März (dpa/AP). Der Vorstoß von Bündnis 90/Die Grünen, die Mineralölsteuer bereits zum 1. Juli 1993 um 13 Pfennig zu erhöhen, ist am Freitag im Bundestag mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP stimmten mit Nein, die SPD enthielt sich der Stimme. Bündnis 90/Die Grünen hatten erreichen wollen, daß die FDP mit ihrem Votum Farbe bekennt, nachdem sie zunächst eine solche Steuererhöhung in der Koalition durchgesetzt hatten. Die CDU/CSU-Fraktion hatte diesen Beschluß gekippt.

Sprecher der Koalition, darunter auch Umweltminister Klaus Töpfer (CDU), machten in der Debatte deutlich, es müsse zunächst darum gehen, daß Verkehrsminister Günther Krause (CDU) in Brüssel eine Lkw-Vignette gekoppelt mit der Festlegung niedriger Kfz-Steuern durchsetze. Ziel sei, ausländische "Brummis" auf deutschen Autobahnen zur Kasse zu bitten. Krause unterstrich mit Blick auf die Sitzung der EG-Verkehrsminister am Montag, die Harmonisierung der Verkehrskosten sei für die Bundesregierung von zentraler Bedeutung.

Die vom Streit um die Mineralölsteuer begleitete Debatte im Parlament über den Schutz der Erdatmosphäre und die Konsequenzen der Rio-Umweltkonferenz machte erneut die unterschiedlichen Standpunkte über die bisher eingeleiteten Maßnahmen insbesondere gegen das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) deutlich. Töpfer verwies darauf, daß bis Ende 1992 der CO2-Ausstoß in ganz Deutschland um 14,5 Prozent verringert worden sei, vor allem durch die Stillegung von alten DDR-Betrieben, räumte aber ein, daß in Westdeutschland noch eine Zunahme von drei Prozent registriert wurde. Ziel bleibe eine CO2-Reduzierung um bis zu 30 Prozent bis 2005. Die Opposition bezweifelte dies und forderte eine Wärmeschutzverordnung, striktere Maßnahmen gegen das Ausufern des Verkehrs und neue Ansätze in der Energiepolitik. Minister fordern West-Verzicht LEIPZIG (dpa). In Westdeutschland soll zugunsten der neuen Bundesländer auf Investitionen im Umweltbereich verzichtet werden. Das haben die ostdeutschen Umweltminister zum Abschluß ihrer zweitägigen Konferenz am Freitag in Leipzig gefordert. Die Finanzlasten könnten von den Ost-Kommunen allein nicht getragen werden, sagte Sachsens Umweltminister Arnold Vaatz (CDU). Milliardenminus im Güterverkehr FRANKFURT A. M. (AP). Einen Stellenabbau in sechsstelliger Höhe befürchtet das deutsche Gütertransportgewerbe für den Fall, daß die Wettbewerbsverzerrungen auf dem europäischen Markt nicht beseitigt werden. Das ging am Freitag aus Erklärungen von Bundes- und Reichsbahn, des Straßengüterverkehrsverbandes BDF und der Bahngewerkschaft GDBA hervor. Diese meldeten, die Bahnen hätten im vergangenen Jahr im Güterverkehr rund zwei Milliarden Mark weniger Umsatz als 1991 gemacht.

Die Bahnen und der BDF sprachen von 100 000 gefährdeten Arbeitsplätzen.

Terroranschläge in Bombay Über 200 Tote / Neue Kämpfe zwischen Hindus und Moslems

BOMBAY, 12. März (AP/Reuter). Vermutlich über 200 Menschen starben am Freitag durch eine Serie von Sprengstoffanschlägen in der indischen Finanzmetropole Bombay. Ein Polizeioffizier sagte, daß bei den Detonationen von mindestens zwölf Autobomben binnen 75 Minuten über 700 Menschen verletzt worden seien. Jüngste offizielle Angaben bezifferten die Todesopfer auf über 200. Nach den Anschlägen in der Zwölf-Millionen-Stadt, bei denen unter anderem die Börse und ein Gebäude der Fluggesellschaft Air India in Brand gerieten, begannen sich Anhänger der verfeindeten Religionsgruppen der Hindus und Moslems in einigen Stadtteilen wieder zu bekämpfen.

"In ganz Bombay herrscht Panik", sagte eine 29jährige Börsenmaklerin. Allein die Explosion in dem 28stöckigen Börsenhaus forderte mindestens zehn Tote und über 200 Verletzte. Aus dem 23stöckigen Gebäude der Fluggesellschaft Air India wurden 20 verkohlte Leichen geborgen. Außerdem wurden zwei große Hotels und der Victoria-Bahnhof verwüstet.

Eine Bombe explodierte in unmittelbarer Nähe des Hauptquartiers der radikalen Hindu-Organisation Shiv-Sena, der ein Großteil der Verantwortung für die blutigen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems vor zwei Monaten zur Last gelegt wird. Nach der Zerstörung einer Moschee im nordindischen Ayodhya im Dezember war es in ganz Indien zu Kämpfen mit fast 2000 Todesopfern gekommen.

Die Regierung ordnete erhöhte Alarmbereitschaft für die Polizei an und rief die Bevölkerung auf, vor weiteren Bomben auf der Hut zu sein. Die nationalen Fluggesellschaften wurden angewiesen, die Zahl ihrer Flüge zu begrenzen.

Druck-Verhandlungen vertagt

FRANKFURT A. M., 12. März (AP). Die erste Runde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigten der Druckindustrie in West- und Ostdeutschland ist am Freitag nachmittag in Frankfurt ergebnislos vertagt worden. Der Bundesverband Druck legte nach eigenen Angaben der Industriegewerkschaft Medien, die Einkommensverbesserungen um 6,5 Prozent fordert, kein Angebot vor. Schon vor Aufnahme der Tarifverhandlungen hatten beide Seiten vereinbart, am 30. März in Stuttgart erneut zusammenzukommen.

Die Arbeitgeber erklärten nach der Vertagung, sie hätten die Forderung der Gewerkschaft zurückgewiesen. Lohnerhöhungen in der verlangten Größenordnung wären "Gift für die Konjunktur".

USA schließen 31 Stützpunkte

WASHINGTON, 12. März (AP). US-Verteidigungsminister Les Aspin hat am Freitag offiziell die Schließung von 31 großen Militäreinrichtungen in den USA und die Verringerung von 112 weiteren vorgeschlagen. In einem dem Kongreß zugeleiteten Bericht werden zwei Stützpunkte des Heeres, 23 Basen und Werften der Marine, vier Anlagen der Luftwaffe und zwei Nachschubzentren in verschiedenen Teilen der USA aufgeführt. Der Minister schätzt, daß durch die Schließungen und Verringerungen vom Jahr 2000 an 3,1 Milliarden Dollar im Jahr eingespart werden können. Zusammen mit den bereits 1988 und 1991 angekündigten Schließungen beliefe sich diese Summe sogar auf 5,6 Milliarden Dollar.

Kampagne für Witzigmann erhitzt in Bayern die Gemüter

MÜNCHEN, 12. März (AP). Die kostspielige Sympathiekampagne von Prominenten für Starkoch Eckart Witzigmann schlägt in München weitere Wellen. Im Kokainprozeß gegen den Kochkünstler vor dem Münchner Amtsgericht warf die Verteidigung dem bayerischen Innenminister Edmund Stoiber am Freitag eine "Doppelzüngigkeit" vor, die nicht hinnehmbar sei. Das Innenministerium hatte am Donnerstag der Werbeagentur, die die Solidaritätsaktion für Witzigmann organisiert hatte, den Auftrag für eine großangelegte Werbekampagne für die bayerische Polizei entzogen.

"Wenn Stoiber der Meinung ist, er müsse gegen die Unterzeichner der Anzeige vorgehen, dann muß er sich die Frage gefallen lassen, warum er in Kenntnis der Vorwürfe gegen Witzigmann in dessen Restaurant noch am 12. Februar getafelt hat", erklärten die Anwälte Witzigmanns. Ihres Wissens habe der Minister den Besuch des Gourmet-Restaurants nicht zur Verteilung von Flugblättern mit der Aufschrift "Keine Macht den Drogen" genutzt. Die Anwälte äußerten die Befürchtung, daß die Schöffen infolge des öffentlichen Schlagabtausches nicht mehr zu einem unbefangenen Urteil in der Lage seien. Staatsanwalt Dietmar Bruckmann unterstützte den Appell, "sich nicht mit Presseerklärungen in ein schwebendes Verfahren einzumischen".

Die Werbeagentur Herrwerth und Partner hatte vor einer Woche unmittelbar vor Beginn des Kokainprozesses gegen Witzigmann eine Anzeige in der Süddeutschen Zeitung geschaltet, in der rund 90 Prominente ihre Sympathie für den Koch bekundeten. Das Ministerium begründete die Auflösung eines Werbevertrages mit der Firma damit, daß die Annonce leider kein einziges Wort zur Mißbilligung von Drogenmißbrauch enthalten habe.

Junge Union startet Aktion gegen Sekten in Deutschland

BONN/KIEL, 12. März (AP). Die Junge Union Deutschlands (JU) hat eine Aktion "In-Sekten - Nein Danke!" mit dem Ziel gestartet, über die Tätigkeit der verschiedenen Sekten in Deutschland aufzuklären. Die Zahl ihrer Mitglieder in der Bundesrepublik werde auf 500 000 geschätzt, sagte JU-Bundesvorsitzender Hermann Gröhe am Freitag in Bonn. 300 000 davon gehörten der sogenannten Scientology Church an, die nach Ansicht der JU besonders geschäftstüchtig ist. Ferner hätten eine Million Menschen Erfahrungen mit Sekten gemacht.

"Die Gefahr der psychischen Versklavung und materiellen Ausbeutung durch destruktive Sekten - allen voran die Scientology-Krake - ist, neben der Drogensucht und der Gefolgschaft in radikalen Parteien die dritte große Gefahr des Ausstiegs und der Selbstentmündigung", sagte Gröhe. Es gelte, "der Scientology- Krake die Maske herunterzureißen". Gröhe erinnerte daran, daß Scientologen nicht der CDU angehören dürfen.

Der stellvertretende JU-Vorsitzende Udo Schuster wies im Vergleich zu der hohen Mitgliederzahl bei Sekten darauf hin, daß rechtsradikale Gruppen in Deutschland lediglich 40 000 Mitglieder zählten. Die Junge Union fordere die Erweiterung des Strafrechts, um dem Treiben von Sekten entgegenzuwirken und ihre Verführungstechniken zu entlarven. "Nicht alles, was sich selbst Religion nennt, ist allein deshalb vom Grundgesetz geschützt", sagte Schuster.

Die Bundesgeschäftsstelle der Jungen Union in Bonn hält Informationsmaterial für ihre Aktion gegen Sekten bereit, das kostenlos angefordert werden kann.

Wegen Volksverhetzung, Beleidigung und übler Nachrede hat die Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche Strafanzeige gegen die Scientologen erstattet. Wie Kirchensprecher Ocke Peters am Freitag in Kiel mitteilte, bezieht sich die Anzeige bei der Hamburger Staatsanwaltschaft auf eine als Dokumentation aufgemachte Schmähschrift der Sekte. Mit der Broschüre versuche sie den Eindruck zu erwecken, daß zwischen der propagandistischen Symbolik und den Hetzschriften des Dritten Reiches und der "gegenwärtigen Hetzkampagne gegen die Scientology-Gemeinschaft in Deutschland schockierende Parallelen bestehen".

Schwerter zu Pflugscharen in USA Militärbasen vor der Schließung / Clinton fördert Konversion

WASHINGTON, 12. März (AP/Reuter/ AFP) US-Verteidigungsminister Les Aspin hat am Freitag offiziell die Schließung von 31 großen Militärstandorten in den USA und die Verkleinerung von 122 Anlagen vorgeschlagen. Präsident Bill Clinton kündigte angesichts sinkender Rüstungsaufträge ein Programm zur Umstellung auf die Produktion ziviler Güter im Volumen von 20 Milliarden Dollar an.

Aspin schätzt, daß gemäß seinem Abrüstungs-Plan vom Jahr 2000 an jährlich 3,1 Milliarden Dollar eingespart werden können. Einschließlich mit den bereits 1988 und 1991 angekündigten Standortstreichungen beliefe sich diese Summe sogar auf 5,6 Milliarden Dollar.

Gemäß Plan werden nach Schätzungen des Ministeriums binnen sechs Jahren 57 000 zivile und 24 000 Soldatenstellen beim Militär eingespart. Er geht jetzt an eine unabhängige Kommission und bedarf dann der Zustimmung Clintons. Danach entscheidet der Kongreß. Widerstand kündigte bereits die kalifornische Senatorin Dianne Feinstein an, deren Staat acht größere Basen verlieren soll.

In der Bundesrepublik werden 14 militärische Einrichtungen aufgegeben oder teilweise an das Gastland zurückgegeben. Das US-Oberkommando für Europa teilte in Stuttgart mit, davon würden 479 deutsche Zivilangestellte betroffen. Es handelt sich um US-Militäreinrichtungen in Goch, Künzelsau, Bamberg, Berlin, Ober- Ramstadt, Frankfurt am Main, Gießen, Amberg, Bruchsal, Lampertheim, Stuttgart, Dahn, Fischbach und Münchweiler.

Clinton stellte das Konversionsprogramm für die Rüstungsindustrie, das sich über die kommenden fünf Jahre erstreckt, am Donnerstag in Baltimore im US-Staat Maryland vor. Er sagte beim Besuch einer Fabrik des Rüstungsunternehmens Westinghouse: "Der weltbeste Hersteller von Schwertern kann und wird der weltbeste Hersteller von Pflugscharen werden." Nach Angaben eines Präsidentenberaters werden wegen sinkender Rüstungsaufträge in den nächsten Jahren zwei Millionen Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren.

Tarifverhandlungen vertagt

FRANKFURT A. M., 12. März (AP). Ohne Angebote der Arbeitgeber sind die Tarifverhandlungen für die rund 1,4 Millionen Bauarbeiter und die 205 000 Beschäftigten der Druckindustrie jeweils in Ost- und Westdeutschland am Freitag in Frankfurt am Main auf Ende März vertagt worden. Die dritte Runde für das Baugewerbe wird nach Angaben der Gewerkschaft Bau-Steine-Erden am 29. und 30. März erneut in der Mainmetropole stattfinden, die zweite Runde für die Druckindustrie am 30. März in Stuttgart.

Die Druck-Arbeitgeber bezeichneten die 6,5-Forderung der Gewerkschaft als "Gift für die Konjunktur". Die Gewerkschaft bedauerte, daß die Arbeitgeber gegen den Erhalt der Kaufkraft seien.

Drei Belgier in Somalia getötet

BRÜSSEL, 12. März (AP). Bei einer Minenexplosion in Somalia sind am Freitag drei belgische Soldaten ums Leben gekommen und zwei schwer verletzt worden. Nach Angaben eines Militärsprechers ereignete sich der Vorfall westlich der Hafenstadt Kismayu.

. . . und außerdem "Tiger 500" wird seit 40 Jahren bestaunt

Wenn der Frankfurter Bundesbahnangestellte Peter Kosub mit seinem Messerschmitt-Kabinenroller auf Tour geht, erregt sein zweisitziges Gefährt noch fast genausoviel Aufsehen wie bei dessen Debut vor nunmehr genau 40 Jahren. Auf jedem Parkplatz ist er sofort von Neugierigen umringt, auf der Autobahn winken ihm die Überholer ähnlich freundlich zu wie den Trabbis nach der Grenzöffnung, und nicht nur Japaner sind beim Erinnerungsfoto begeistert. Während sich die älteren Deutschen beim Anblick des oft als Schneewittchensarg verspotteten Dreirads an die Zeit des Wirtschaftswunders nach dem Krieg erinnert fühlen, entdekken junge Leute in der platzsparenden Konstruktion viele Ideen für ein künftiges Citymobil.

Tatsächlich hatte das Konzept, mit dem der Regensburger Ingenieur Fritz Fend in den 50er Jahren einen wesentlichen Beitrag zur Massenmotorisierung leistete, manche auch heute wieder gefragte Tugenden: Der Wagen war klein (2,80 Meter lang), hatte kein Kilo überflüssiges Gewicht (ungefähr 230 Kilo) und konnte sich auch beim Verbrauch (3,5 Liter) sehen lassen. Nicht abfinden würde sich allerdings selbst der genügsamste Autofahrer heutzutage mit dem öligen Auspuffdunst des neun PS starken Fichtel und Sachs-Zweitaktmotors und mit dem bandscheibenzehrenden Fahrkomfort. Schon dem komplizierten Einstieg durch die aufklappbare Plexiglashaube ("überzeugen Sie sich, ob rechts neben dem Fahrzeug genügend Platz ist") widmete die ursprüngliche Bedienungsanleitung eine ganze Seite voll guter Ratschläge.

Die Besitzer der übriggebliebenen 400 von ursprünglich 40 000 in Deutschland zugelassenen "Karos" (Kabinenroller) kann das kaum bekümmern. "Er ist geräumiger als er aussieht", beteuert der 49jährige Peter Kosub, der die einzigen beiden Frankfurter Kabinenroller, darunter einen 20 PS starken, vierrädrigen Tiger, angemeldet hat. Und zum Beleg dafür, daß die seit fast 30 Jahren nicht mehr gebauten Wagen noch immer für große Touren taugen, verweist er auf die jährlichen Urlaubsreisen mit Frau Marcia bis nach Finnland und Spanien. In 18 Stunden, so beteuert Kosub, habe sein Tiger noch 1990 die Strecke Barcelona- Frankfurt geschafft und dabei oftmals mehr als 130 auf dem Tacho gehabt.

Mit zunehmendem Alter der letzten "Düsenjäger des kleinen Mannes" wird es für deren Halter immer schwieriger, Ersatzteile zu besorgen. Deswegen haben sich Eigentümer und Freunde zum Messerschmitt Club Deutschland zusammengeschlossen, dem weltweit rund 760 Mitglieder angehören. Gemeinsam gehen sie auf die Suche nach den lebenswichtigen Teilen für ihre Karos und lassen bei Bedarf in kleinen Firmen nochmal ganze Serien von Plexiglashauben oder Scheinwerfern nachbauen. "Besonders gefragt", so erzählt Kosub, "sind zur Zeit die Getriebe, rund 450 Mark muß man schon dafür anlegen".

Wer sein Fahrzeug gut in Schuß hat, darf dann allerdings auch auf Liebhaberpreise beim Verkauf hoffen. Sehr gut erhaltene Exemplare der Typen 175 und 200 können bis zu 15 000 Mark bringen - bei ihrer Vorstellung auf dem Genfer Autosalon 1953 waren sie noch für etwa 2200 Mark zu haben. Die prächtigsten Oldtimer der Messerschmitt-Clubmitglieder geben sich alljährlich am 2. Juniwochenende in Marburg ein Stelldichein, in diesem Jahr ist außerdem ein internationales Karo-Treffen vom 23. bis 25. April in Kehl am Rhein geplant. Da kann man dann auch erleben, wie ein Kabinenroller zum Bett wird: "Der Vordersitz kommt auf den Gepäckträger, und schon kann man sich langlegen", spricht Peter Kosub aus Erfahrung.

Erdacht und konstruiert hat den kleinen Flitzer der Flugzeugbauer Fritz Fend, der nach dem Krieg zunächst den Behinderten ein einfaches und billiges Fortbewegungsmittel anbieten wollte. Gebaut wurde das Gefährt im Regensburger Werk des Flugzeug-Professors Messerschmitt, für dessen Düsenjäger Fend im Krieg das Fahrwerk mitentwickelte. Als allerdings die Platz- und Komfortansprüche der Autofahrer im Wirtschaftswunderland wuchsen, wollte kaum noch jemand das schmale Gefährt kaufen. Nach rund 75 000 Autos wurde die Produktion 1964 eingestellt.

Die Idee des Kabinenrollers hat der heute 72jährige aber nie aufgegeben. In seinem Regensburger Entwicklungsinstitut arbeitet er an der modernen Version eines sportlichen und sparsamen Zweisitzers. Der F 2000 soll etwa vier Meter lang werden, einen 40 PS-Motorradmotor bekommen und 200 km/h schnell sein. Dank bester Aerodynamik (cw 0,11) und eines leichten Aluminium-Aufbaus werde der Verbrauch bei drei Litern je 100 Kilometer liegen, berichtet Fend. Auch eine Preisvorstellung hat er schon: rund 24 000 Mark soll der neue Karo kosten, wenn er vielleicht in zwei Jahren gebaut wird.

WILFRIED WILLUTZKI (dpa)

Sekten-Drama Stellungskrieg geht weiter

WACO, 12. März (dpa). Das "Katz-und-Maus-Spiel" nahm auch am zwölften Tag des Stellungskriegs zwischen Polizei und Anhängern der Davidianer-Sekte im US- Bundesstaat Texas kein Ende. Zwar hatte Sektenführer David Koresh alias Vernon Howell der Bundeskriminalpolizei FBI nach ihren Angaben zugesichert, er werde drei seiner Anhänger noch am Donnerstag gehen lassen. Bis zum Abend hatte er jedoch dieses Versprechen wie auch die frühere Zusage, sich nach der Übertragung einer religiösen Botschaft über einen Rundfunksender zu ergeben, nicht eingelöst. Die Polizei hielt weiterhin rund 500 Beamte in Bereitschaft.

Die Belagerung des festungsartigen Anwesens in der Nähe der Stadt Waco, auf dem sich nach einer blutigen Schießerei noch immer 107 Sektenmitglieder verschanzt halten, kostet die Behörden wöchentlich mindestens 500 000 Dollar. Von offizieller Seite wurde bestätigt, daß nach einem Ende der Auseinandersetzung weitere 1,8 Millionen Dollar für die Anmietung von zusätzlichen Büroräumen in Waco für ein Jahr aufgebracht werden müßten, um die dann fällig werdende Untersuchung leiten zu können.

FBI-Vertreter werteten die Bereitschaft von Koresh, drei seiner Gefolgsleute ziehen lassen zu wollen, als positives Zeichen dafür, daß eine weitere blutige Auseinandersetzung vermieden werden könne. Allerdings sollen die FBI-Verhandlungsführer seit Dienstag telefonisch nicht mehr mit Koresh selbst, sondern lediglich mit einem Vertreter gesprochen haben.

Bei der blutigen Schießerei vor zwölf Tagen zwischen Polizei und Anhängern der Sekte wurden vier Polizisten und zehn Kultanhänger getötet,16 weitere wurden verletzt.

Israel setzt auf Syrien-Karte Rabin zu Besuch in den USA / Tote in besetzten Gebieten

WASHINGTON, 12. März (Reuter). Israel setzt bei den Nahost-Verhandlungen ganz auf Syrien und will sich mit dem sehr viel komplizierteren Thema Palästinenser-Autonomie erst später befassen. Das berichtete die Zeitung Washington Post am Freitag zu Beginn des zehntägigen Besuches des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin in den USA.

In Interviews der Washington Post und der New York Times bekräftigte Rabin, seine Regierung sei zum Rückzug der israelischen Truppen auf den syrischen Golanhöhen "auf sichere und anerkannte Grenzen" bereit. Sie werde sich aber auf keinerlei Gebietsverhandlungen einlassen, bis sie die Gegenleistung Syriens kenne, sagte der Ministerpräsident. Israel fordert einen Friedensvertrag von Syrien.

Vor dem Abflug Rabins war es in Israel zu Demonstrationen gegen die Nahost- Politik der Regierung gekommen. Rechtsgerichtete Israelis forderten, Rabin dürfe den Arabern keine Zugeständnisse machen. Am Flughafen demonstrierten dagegen Liberale mit dem Slogan: "Gib dem Frieden eine Chance". Das US-Außenministerium teilte mit, daß die USA mit den arabischen Verhandlungsparteien - Syrien, Libanon und Jordanien - in Verbindung getreten seien. Die im Niemandsland zu Libanon ausharrenden rund 400 von Israel deportierten Palästinenser lehnten einen Rückführungsplan der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) ab. Die PLO hatte eine schrittweise Rückführung bis Juni vorgeschlagen.

An der Straße von Tel Aviv nach Jerusalem wurde am Freitag ein israelischer Soldat erschossen aufgefunden. Wie die Polizei weiter mitteilte, hatte der 24jährige seit Sonntag in seiner Kaserne gefehlt. Außerdem wurde im besetzten Gazastreifen die Leiche einer jüdische Siedlerin entdeckt. Sie war nahe Chan Junis mit Axthieben und Messerstichen umgebracht worden.

Im Gazastreifen starb ein 24jähriger Araber bei der Explosion einer selbstgebastelten Bombe. Israelische Soldaten erschossen in Hebron im Süden des Westjordanlandes einen 16jährigen Palästinenser und verletzten zwei weitere, wie palästinensische Quellen berichteten.

Taiwan bietet China Friedensvertrag an

TAIPEH, 12. März (dpa). Taiwan hat die Volksrepublik China erneut aufgefordert, einen Friedensvertrag zu unterzeichnen und damit die vier Jahrzehnte andauernde Feindschaft zu beenden. Diesmal ging die Initiative von dem Generalsekretär der SEF aus, einer Institution, die die Beziehungen mit der Volksrepublik regelt. Chiu Chin-Yi sagte bei seiner Ernennung: "Wie können wir für bilaterale Beziehungen sorgen, wenn die 20 Millionen Einwohner Taiwans in Furcht und Unruhe leben müssen? Die Unterzeichnung eines Friedensvertrages ist nicht nur wichtig, sondern dringend." Die Führung in Peking lehnte bisher immer einen Friedensvertrag mit Taiwan ab, da die Volksrepublik Taiwans Eigenstaatlichkeit nicht anerkennt.

Jelzin verließ nach Niederlage den Saal

MOSKAU, 12. März (dpa). Ein Versuch von Rußlands Präsident Boris Jelzin, die Beschränkung seiner Vollmachten durch den überwiegend von Altkommunisten beherrschten Kongreß der Volksdeputierten zu verhindern, ist am Freitag gescheitert. Einen entsprechenden Antrag Jelzins lehnten die Deputierten ab. Der Präsident und die Regierung verließen daraufhin den Saal. Zuvor hatte Jelzin gedroht, sich bei einer Beschränkung seiner Vollmachten wie im Dezember 1992 erneut an das Volk zu wenden. Er werde veranlassen, daß die nötige Zahl von einer Million Unterschriften für ein Referendum gesammelt werden.

Die Deputierten hatten vorher das für 11. April geplante Verfassungsreferendum über die künftige Gewaltenteilung abgelehnt, das Jelzin zur Lösung der Staatskrise angestrebt hatte. 560 Abgeordnete stimmten für eine Absetzung, 276 dagegen.

"Wenn der Kongreß diese Entscheidung annimmt, tritt die Erklärung des Präsidenten an das Volk vom 7. Kongreß in Kraft", sagte Jelzin. Damit hatte er bereits auf dem Höhepunkt des Machtkampfes beim Volksdeputiertenkongreß im Dezember 1992 gedroht. Wenn der Kongreß die Beschränkung der Präsidentenvollmachten akzeptiere, sei eine Regelung der Gewaltenteilung in Rußland nicht mehr möglich. (Kommentar Seite 3)

Wissenschaft/Medizin/USA US-Kindersterblichkeit sinkt auf niedrigsten Stand

WASHINGTON (dpa) - In den USA ist die Kindersterblichkeit 1990 auf den niedrigsten Stand in der Geschichte der Vereinigten Staaten gesunken. Im Vergleich zu anderen Industrieländern haben die USA aber immer noch eine der höchsten Todesraten unter Kleinkindern.

Nach einem am Donnerstag in Washington veröffentlichten Bericht der Zentren für Krankheitskontrolle und -vorbeugung (Center for Disease Control and Prevention) kamen 1990 auf 1 000 Geburten 9,2 Todesfälle. Im Vorjahr hatte die Sterblichkeitsrate noch bei 9,8 auf 1 000 Geburten gelegen. Dabei war die Todesrate bei farbigen Kindern um mehr als 2,4 Prozent höher als bei weißen Kindern.

22 Staaten wiesen 1990 der Studie zufolge eine niedrigere Kindersterblichkeitsrate auf als im Vorjahr, zwei lagen darüber. Dabei hatte Japan die niedrigste Todesrate, gefolgt von Schweden, Finnland, den Niederlanden und der Schweiz. dpa si

Redemarathon für Tropenwald

WIEN, 12. März (dpa). Mit einem Redemarathon versuchten die Grünen im österreichischen Parlament zu verhindern, daß eine Gesetzesbestimmung zum Schutz der tropischen Wälder zurückgenommen wird. Erstmals tagte das Parlament die ganze Nacht über. Die Grünen- Fraktionsvorsitzende Madeleine Petrovic sprach mehr als zehneinhalb Stunden. Sie habe bis zum Schluß druckreif geredet und sogar auf Zwischenrufe schlagfertig reagiert, staunte ein Zuhörer. Die Debatte hatte am Donnerstag mit der fast fünfstündigen Rede einer Grünen begonnen. Die Mehrheit will die erst 1992 eingeführte Kennzeichnungspflicht für Tropenholzprodukte kippen, weil die Tropenholz-Länder mit Importverbot für österreichische Produkte gedroht haben.

Hexenschuß durch Berufsfrust

MÜNSTER, 12. März (dpa). Seelische Probleme fördern bei Menschen, die anfällig für Rückenschmerzen sind, Hexenschuß und Ischias. So können Berufsfrust und Liebeskummer Gift fürs Kreuz der besonders gefährdeten Personengruppen zwischen 30 und 50 Jahren sein. Menschen, die sich in ihrem Job oder in ihrer Beziehung wohl fühlen, leiden hingegen weniger unter Rückenschmerzen. Das ist das Ergebnis jahrelanger Beobachtungen, über die am Freitag bei einem internationalen Ärztekongreß in Münster berichtet wurde.

Als bewährtes Gegenmittel empfahl der Psychologe Professor Christian Nentwig von der Orthopädischen Universitätsklinik in Bochum die sogenannte Rükkenschule. Mit ihr kann der Patient unter Anleitung von Orthopäden und Psychologen lernen, sich "wirbelsäulengerecht" zu bewegen. Außerdem wurde betont, daß das Rauchen einen vermutlich stoffwechselbedingt schlechten Einfluß auf die Rückengesundheit habe.

Eintracht Frankfurt - Wattenscheid Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Tsahadaze - Roth (Okocha), Anicic, Bein, Komljenovic, Weber - Schmitt, Andersen.

Wattenscheid: Mai - Neuhaus - Emmerling, Prinzen - Moser, Langbein, Fink, Buckmaier, Herrmann - Tschiskale, Lesniak.

Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin).

Rechtsradikale festgenommen

SCHWERIN, 12. März (dpa). Bei Ausschreitungen von rechtsradikalen Jugendlichen in Grimmen bei Greifswald hat die Polizei fünf Personen zwischen 18 und 25 Jahren vorläufig festgenommen. Gegen zwei Randalierer wurden am Donnerstagabend Haftbefehle erlassen. Nach Angaben der Polizei vom Freitag hatten die Jugendlichen versucht, eine Lichterkette zu stören. Dabei hatten sie ausländerfeindliche Parolen gerufen, die ehemalige Reichskriegsflagge aufgezogen und die Demonstranten mit Schreckschußpistolen bedroht.

Polizei zog Mafia-Besitz ein

PALERMO, 12. März (dpa). Die italienische Polizei hat ein geheimes Vermögen des verhafteten Mafia-Bosses Salvatore Riina im Wert von mehreren hundert Milliarden Lire (Hunderte von Millionen Mark) entdeckt. Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Freitag berichtete, hat der Polizeichef von Palermo, Matteo Cinque, die Beschlagnahme von landwirtschaftlichen Betrieben, Ländereien, Immobilien und Beteiligungen an Aktiengesellschaften beantragt.

Die Vermögenswerte lauten offiziell auf die Namen von Strohmännern, doch ihr wirklicher Besitzer ist nach Erkenntnissen der Polizei der "Boß der Bosse", Salvatore Riina. Er war Mitte Januar nach 23jähriger Fahndung in der sizilianischen Hauptstadt festgenommen worden. Nach einer Großaktion von 1200 Polizisten wurden am Freitag in Palermo die Güter weiterer Mafiosi beschlagnahmt, meldete Italiens Fernsehen.

Kritik an zu einfacher Abfahrtsstrecke für die Frauen in Lillehammer Olympiatest begann mit einem Boykott Einmalige Aktion fast aller Spitzenläuferinnen / Brief an IOC / Gespräch mit FIS gesucht

Ein Jahr vor den Olympischen Winterspielen proben die besten Skirennläuferinnen der Welt die Revolution. In einer bisher im Skizirkus einmaligen Aktion boykottierte fast die ganze erste Startgruppe am Freitag das Abschlußtraining zur ersten Weltcup-Abfahrt im norwegischen Olympia-Ort Lillehammer - aus Protest gegen die viel zu leichte Strecke am "Hafjelltoppen". "Wir wollten keine Attacke, sondern ein Zeichen setzen. Wir kämpfen für einen attraktiven Frauen-Weltcup, und dann werden wir mit einer solchen Sache konfrontiert", erklärte Miriam Vogt, die Aktivensprecherin des Deutschen Skiverbandes (DSV), auf einer Pressekonferenz.

In noch nie gekannter Einigkeit hatten die Fraugen am Vortag drei Stunden zusammengesessen und den Trainingsverzicht beschlossen. "Wir werden immer ein Spielball der FIS bleiben, wenn wir nicht an einem Strang ziehen", meinte die Starnbergerin. Die Sportlerinnen gehen auf die Barrikaden: Noch am Nachmittag schrieben sie gemeinsam einen Brief an das Internationale Olympische Komitee (IOC) und an alle Verbände, um ihr Anliegen zu unterstreichen.

"Wir haben drei Alternativen diskutiert. Am liebsten wäre uns, wir könnten unsere Olympia-Abfahrt auf der Männer-Strecke in Kvitfjell fahren", so die 25 Jahre alte Kombinations- Weltmeisterin. Auch eine andere Streckenführung in Hafjell oder den Einbau von Schwierigkeiten könne man sich noch vorstellen. Doch die "Königsdisziplin" auf der geplanten Frauenpiste - das ist für fast alle eine Horrorvorstellung. "Da war Morioka noch erste Sahne dagegen", meinte Miriam Vogt.

"Wir möchten die Linie weiterführen, die wir mit den schweren Weltcup-Rennen in Cortina und Morzine begonnen haben. Olympia ist das allerwichtigste. Mit so einer Abfahrt würden wir uns alles kaputtmachen", meinte Super-G-Weltmeisterin Katja Seizinger (Halblech). Nur 692 Meter Höhendifferenz bei lediglich 23,5 Prozent Durchschnittsgefälle hat die "Hafjell-Piste", die rund 15 km von Lillehammer entfernt ist. Einträchtig saßen elf Starterinnen der ersten Gruppe, darunter die beiden Weltmeisterinnen Katja Seizinger und Miriam Vogt, Regina Häusl aus Schneizlreuth, die Berchtesgadenerin Ulrike Stanggassinger und die kanadische Olympiasiegerin Kerrin Lee-Gartner auf der Tribüne im Zielraum und sahen sich das Training an. Nur die Kanadierin Kate Pace, die bei der WM in Morioka Gold in der Abfahrt gewann, die Norwegerin Astrid Loedemel und die Russin Warwara Zelenskaja waren aus der Spitzengruppe am Start. "Die Trainer stehen voll hinter uns", sagte Miriam Vogt.

Was die Sportlerinnen allerdings tun, wenn die norwegischen Veranstalter und die Verantwortlichen des Internationalen Skiverbandes (FIS) nicht auf ihre Vorschläge eingehen, darüber hielten sich die Athletinnen bedeckt. "Dann sprechen wir in einem Jahr darüber." Aber ein persönliches Gespräch mit FIS-Präsident Marc Hodler oder Generalsekretär Gian- Franco Kasper ist geplant. dpa

Argentinien öffnet Nazi-Archive Jüdischer Weltkongreß spricht von historischer Bedeutung

BUENOS AIRES, 12. März (dpa/AP). Argentinien will dem Jüdischen Weltkongreß alle Archive über Nazi-Kriegsverbrecher, die nach dem Krieg in das südamerikanische Land geflüchtet waren, einsehen und auswerten lassen. Eine entsprechende Vereinbarung unterzeichneten Außenminister Guido Di Tella und der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Edgar Bronfman, am Donnerstag in Buenos Aires.

Nach den Worten Di Tellas haben der Weltkongreß und der argentinische Verband der jüdischen Gemeinschaften DAIA zeitlich "unbegrenzten Zugang" zu den Dokumenten. Nach dem Krieg haben unter anderem der KZ-Arzt Josef Mengele und Adolf Eichmann, der für die Judendeportationen verantwortlich war, in Argentinien gelebt. Bronfman sagte, das neue Material habe "eine historische Bedeutung für die jüdische Gemeinschaft". Der argentinische Präsident Carlos Menem hatte vor einem Jahr die Öffnung aller Nazi-Archive angeordnet. Die zunächst veröffentlichten Unterlagen der Polizei und des Geheimdienstes waren aber lückenhaft und bestanden zum großen Teil aus Zeitungsausschnitten. Im Februar hatte der Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums in Wien, Simon Wiesenthal, das als "Show" abgetan und Argentinien beschuldigt, Dokumente zu verbergen.

Aufschlußreicher, so hieß es, könnten nun die Unterlagen vor allem des Außenministeriums sein, da es sich dabei auch um Dokumente aus den Konsulaten in Marseille, Genua und Barcelona handelt. "Aus diesen Hafenstädten kam die Mehrzahl der hohen Nazi-Vertreter, und zwar gewöhnlich mit Visa und Pässen, die diese Konsulate durchlaufen hatten", sagte Archivdirektor Eugenio Rom.

Prozesse/Witzigmann Witzigman-Prozeß: Anwalt wirft Stoiber "Doppelzüngigkeit" vor

MÜNCHEN (dpa) - Der Kokain-Prozeß gegen Star-Koch Eckart Witzigmann nimmt nach Ansicht seines Verteidigers immer groteskere Züge an. Anwalt Anselm Thorbecke warnte am Freitag vor einer "Vorverurteilung" seines Mandanten durch Medien und Politiker: "Mir ist angst und bange, ob die Schöffinnen noch in der Lage sind, den Sachverhalt unbefangen zu beurteilen", sagte der Anwalt vor dem Münchner Amtsrichter.

Bayerns Innenminister Edmund Stoiber (CSU) warf der Anwalt "Doppelzüngigkeit" und "pharisäerhaftes Verhalten" vor. Einerseits habe Stoiber die von rund 90 Prominenten in Auftrag gegebene Sympathieanzeige in der Süddeutschen Zeitung als "Versuch der Verharmlosung von Drogen" kritisiert. Andererseits habe Stoiber - von den Drogenproblemen des Österreichers unterrichtet - am 12. Februar in dessen Münchner Drei-Sterne- Restaurant "Aubergine" geschlemmt.

Die Staatsregierung will nach den Worten des Anwalts prüfen lassen, ob sie nach der Kündigung des Vertrags mit der Münchner Werbeagentur Herrwerth & Partner, dem Hauptinitiator der Anzeige, auch noch Lieferverträge mit anderen Unterzeichnern der Annonce auflöst. Die Boulevardpresse baue zudem mit Lügen bezüglich Witzigmanns Beziehungen zur Münchner Schickeria-Szene eine regelrechte Verschwörungstheorie auf. "Witzigmann gehört nicht zur Schicki-Micki- Szene", so Thorbecke. Die Verteidigung wolle auch keinen "Prominenten-Bonus".

Kreisverwaltungsreferent Hans-Peter Uhl, der für eine mögliche Entziehung von Witzigmanns Restaurant-Konzession zuständig ist, sagte unterdessen auf dpa- Anfrage: "Das Blatt hat sich gegen Witzigmann gewendet." Wenn der 51jährige sich weiterhin weigere, die Kokain-Händler zu nennen, sei er als Gastwirt nicht mehr zuverlässig. "Gastwirte, die Drogenhändler decken, gefährden die Öffentlichkeit."

Der Prozeß wird am Mittwoch fortgesetzt. dpa in re

Japan will früheres G7-Treffen

TOKIO, 12. März (dpa). Die Außen- und Finanzminister der sieben führenden Industrienationen (G-7) sollen sich nach einem Vorschlag Japans Ende April treffen, um neue Wirtschaftshilfen für Rußland zu beschließen. Zugleich machte Außenminister Michio Watanabe klar, daß Japan nicht "die ganze Last" dieser Finanzspritzen tragen wolle.

Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete am Freitag, Tokio wolle seine Anregung an diesem Wochenende in Hongkong den anderen Staaten erläutern.Serben richten Blutbad unter Moslems in Ostbosnien an Briten berichten von offenbar gezielten Schüssen auf Zivilisten / Milosevic kündigt Rückkehr von Karadzic an Verhandlungstisch an

SARAJEWO/PARIS/BELGRAD, 12. März (Reuter/dpa/AFP/AP). Bosnische Serben haben am Freitag ein Blutbad unter verzweifelten Moslems angerichtet, die eine britische Militäreskorte in Konjevic Polje festhielten. Wie das britische Kontingent der UN-Friedenstruppen mitteilte, eröffneten die Serben aus den Bergen das Feuer auf die Menschenmenge. Es habe sich offenbar um einen gezielten Beschuß gehandelt. Laut Nachrichtenagentur Reuter wurden mindestens 16 Menschen getötet, überwiegend Frauen und Kinder. In anderen Berichten war von vier Toten beziehungsweise 30 verletzten oder getöteten Menschen die Rede.

Die Briten hatten mit gepanzerten Fahrzeugen einen UN-Konvoi begleitet, der kranke Frauen, Kinder und ältere Menschen evakuieren sollte. Die sechs Briten wurden dort aber von Bewohnern umringt, so daß sie den ostbosnischen Ort nicht wieder verlassen konnten. Erst am Freitag abend konnten sie abziehen. Aus dem Hauptquartier der britischen Bosnien-Truppe in Vitez berichtete Major Martin Waters telefonisch, es habe "ziemlich viele Tote" in Konjevic Polje gegeben habe. Sechs Kleinkinder seien schwer verletzt worden. Zwei Ärzte behandelten die Verwundeten, doch müßten sie ohne Narkosemittel operieren.

Ein serbischer Kommandeur in dem Gebiet sagte, daß die Moslems eine Offensive eröffnet und die Serben mit Gegenbeschuß reagiert hätten. Nach seiner Darstellung galt das Feuer der Serben auch der Befreiung der Briten.

In New York sollen in der kommenden Woche die Verhandlungen über eine Beendigung des Krieges in Bosnien fortgesetzt werden. Nach seinen Gesprächen mit den beiden Jugoslawien-Vermittlern Cyrus Vance und Lord Owen am Donnerstag in Paris kündigte Serbiens Präsident Slobodan Milosevic am Freitag in Belgrad die Rückkehr der bosnischen Serben an den Verhandlungstisch an.

Während Vance und Owen das Treffen als "bedeutenden Fortschritt" werteten, hieß es aus dem französischen Außenministerium nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuter lediglich, Milosevic wolle sich für die Teilnahme der bosnischen Serben an den New Yorker Gesprächen einsetzen. AFP meldete unter Berufung auf Diplomaten in Belgrad, Milosevic habe den Vermittlern keine Zusage gegeben, daß er sich für eine Annahme ihres Friedensplanes durch die bosnischen Serben einsetzen werde.

In Paris sagte Milosevic, er habe nur einen "beschränkten Einfluß auf die bosnischen Serben". Der Gastgeber des Treffens, Frankreichs Präsident François Mitterrand, soll daraufhin mit neuen Sanktionen gedroht und gesagt haben: "Wenn wir nicht zu einem Abkommen gelangen, wird die Welt zur Tat schreiten."

Vor einem bosnischen Militärtribunal in Sarajewo begann am Freitag der Prozeß gegen zwei serbische Milizionäre, denen zahlreiche Morde und Vergewaltigungen vorgeworfen werden.

(Siehe untenstehenden Bericht und Kommentar auf Seite 3) Frauen sollen urteilen STRASSBURG (dpa) Das Europaparlament verlangte eine angemessene Vertretung von Frauen im UN-Kriegsverbrechertribunal über Verbrechen im ehemaligen Jugoslawien. Die Abgeordneten in Straßburg begründeten dies damit, daß vor diesem Tribunal auch die Vergewaltigung von Frauen in den Kriegsgebieten verhandelt werden soll. Papst fordert UN zum Handeln auf sir ROM. Papst Johannes Paul II. hat UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali dazu aufgerufen, seinen Einfluß für eine friedliche Lösung des Konfliktes geltend zu machen. Wörtlich heißt es: "Die Autorität von Recht und Moral der höchsten internationalen Instanzen sind das Fundament, auf dem das Recht zur Intervention ruht und damit zur Rettung der betroffenen Völker, die Geiseln des mörderischen Wahnsinnes von Kriegstreibern sind." Ausdrücklich setzt sich der Papst für "friedensstiftende Maßnahmen der UN" ein. Ghali fordert er auf, in diesem Sinn auf den Sicherheitsrat einzuwirken, der "verantwortlich ist für das Schicksal der betroffenen Nationen". Der Dialog müsse wieder an die Stelle des Kampfes treten.

Haft für den Bahnerpresser

KARLSRUHE, 12. März (dpa). Ein Bundesbahn-Erpresser, ein 43 Jahre alter Speditionsangestellter, ist am Freitag vom Landgericht Karlsruhe wegen versuchter räuberischer Erpressung und Verstößen gegen das Waffengesetz zu einer Freiheitsstrafe von fünfeinhalb Jahren verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, daß der aus dem südbadischen Drei-Länder-Eck stammende und zur Tatzeit hochverschuldete Angeklagte seit dem 14. Juli 1992 von der Bundesbahndirektion Karlsruhe die Zahlung von drei Millionen Mark erpressen wollte. Anderenfalls hatte er in mehreren Schreiben mit Sprengstoffanschlägen auf Bahneinrichtungen oder der Tötung von Bahnbediensteten gedroht.

Der Mann war schließlich mit Hilfe einer Fangschaltung in einer Telefonzelle festgenommen worden. Vor Gericht hatte der wegen Betruges bereits vorbestrafte 43jährige angegeben, durch einen Illustriertenartikel über einen noch flüchtigen Bahnerpresser ("Dagobert") für die eigene Tat inspiriert worden zu sein.

Zur Person:

CHRISTINE OSTROWSKI, Vize-Vorsitzende der PDS, hat nach scharfer innerparteilicher Kritik an ihren Kontakten zu Neo-Nazis ihren Rücktritt nicht mehr ausgeschlossen. Frau Ostrowski bezeichnete ihr mehrstündiges Gespräch mit dem sächsischen Landesvorsitzenden der verbotenen "Nationalen Offensive", Constantin Mayer, nun als politischen Fehler. Die Neonazi-Führer suchten solche Gespräche, um salonfähig zu werden. Es könne jetzt eine Situation entstehen, in der sie nicht mehr tragfähig sei für die Partei, sagte Frau Ostrowski. Nach dem sächsischen Landesvorsitzenden Peter Porsch, der die politische Aufwertung von Faschisten und Neonazis als verhängnisvoll bezeichnet hatte, gingen weitere Spitzenpolitiker der SED-Nachfolgepartei auf Distanz zu der PDS-Vizevorsitzenden. Parteichef Lothar Bisky und der PDS- Chef im Bundestag, Gregor Gysi, forderten sie auf, ihre Positionen klar- und richtigzustellen. Ostrowski hatte mit Mayer unter anderem über gemeinsame Projekte für Jugendliche gesprochen. Anschließend hatte sie gesagt, "unsere sozialen Forderungen stimmen im Grunde überein, bis hin zum Wortlaut".

CHRISTIAN WULFF, Spitzenkandidat der CDU für die niedersächsische Landtagswahl, wünscht, daß Sozialhilfeempfänger, die mehrfach zumutbare gemeinnützige Arbeiten ablehnen, mit einer Kürzung der Sozialhilfe bestraft werden. Mit diesem Vorschlag stieß er auf scharfe Kritik von SPD und Grünen. Sozialminister Walter Hiller (SPD) warf ihm vor, eine neue Form des Arbeitsdienstes zu propagieren. Es könne nicht Aufgabe der Kommunen als Sozialhilfeträger sein, einen zweiten Arbeitsmarkt zu schaffen und durch Beschäftigung gering bezahlter Sozialhilfeempfänger örtlichen Handwerks- und Dienstleistungsunternehmen Aufträge zu entziehen. Nicht die Bestrafung von Armen und Bedürftigen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe sei geboten. Für die Grünen meinte deren kommunalpolitischer Sprecher in Osnabrück, Horst Simon, Wulff unterstelle den Sozialhilfeempfängern eine Arbeitsverweigerungshaltung, obwohl sie zu einem großen Teil ältere Langzeitarbeitlose seien, die wegen ihres Alters nicht mehr vermittelbar seien. Wer sie jetzt in sozialen Einrichtungen dienstverpflichten wolle, entwerte damit die Arbeit der Berufstätigen in diesen Einrichtungen, so daß das ohnehin niedrige Lohnniveau tendenziell auf den Sozialhilfesatz absinke. (sp)

REINER PFEIFFER, Medienreferent des einstigen Kieler Ministerpräsidenten Uwe Barschel, muß am kommenden Donnerstag im Meineidsverfahren gegen Barschels stellvertretenden Regierungssprecher Herwig Ahrendsen aussagen. Wie ein Sprecher des Kieler Landgerichts mitteilte, ergab eine amtsärztliche Untersuchung Pfeiffers in Bremen, daß er gesundheitlich dazu in der Lage ist. Der Zeuge Pfeiffer hatte beim letzten Verhandlungstermin ein Attest vorgelegt, das ihm eine "depressive Neurose mit Suizidgefahr" bescheinigte. (AFP)

Rechtsruck mindert Chancen auf Eurobank

Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) sieht nach dem Rechtsruck bei der hessischen Kommunalwahl am vergangenen Wochenende Schwierigkeiten für Frankfurt am Main als künftigen Standort der Europäischen Zentralbank. Das sagte der Minister auf dem Thüringer Landesparteitag der FDP am Freitag in Gera. Während sich die Besorgnisse im Ausland über den Rechtsruck in der Bundesrepublik nach den Anschlägen von Mölln, bei denen drei Türkinnen getötet worden waren, zunächst gelegt hatten, so Kinkel, fürchte er nun, wieder einen Großteil seiner Zeit zur Erläuterung der innenpolitischen Entwicklung einsetzen zu müssen. dpa

Stahlkocher arbeiten wieder

ESSEN, 12. März (dpa). Nach Protesten an Rhein und Ruhr haben die Stahlkocher in Rheinhausen in der Nacht zum Freitag ihre Arbeit wiederaufgenommen. Während die Betriebsräte das weitere Vorgehen berieten, traten sechs Beschäftigte des Stahlwerkes in einen Hungerstreik. Wie ein Sprecher in Rheinhausen berichtete, ist die Aktion in einer Kirche nicht mit den Betriebsräten abgestimmt. Die Arbeiter hätten erklärt, daß sie mit dem Hungerstreik ein Zeichen setzen wollten, um die Bürger in Rheinhausen wachzurütteln, hieß es. Rund 2000 Schülerinnen und Schüler sowie 300 Auszubildende der Krupp- und Hoesch-Werke demonstrierten in Siegen gegen den drohenden Abbau von Arbeitsplätzen im Stahlbereich. Ein Betriebsratssprecher in Dortmund wies auf den geplanten Marsch nach Bonn am 24. März hin.

Angesichts der Situation in der Stahlindustrie hat das Europaparlament am Freitag auf ein Sanierungsprogramm für die Krisenbranche gedrängt. Nach Auffassung des Parlaments sollte die EG- Kommission rasch ein solches Programm ausarbeiten und dabei auch über die Preise der Stahlimporte aus Mittel- und Osteuropa verhandeln, ohne jedoch mengenmäßige Beschränkungen festzulegen.

Alle drei Gutachten über Clenbuterol liegen vor Verfahren ohne Verhandlung Noch im März soll im Fall Krabbe ein Urteil gefällt werden

Noch im März soll es ein Urteil im Clenbuterol-Fall der suspendierten Sprinterinnen Katrin Krabbe, Grit Breuer und Manuela Derr vom SC Neubrandenburg geben. Damit rechnet Wolfgang Schoeppe, kommissarischer Vorsitzender des Rechtsausschusses im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Das Verfahren soll in einer schriftlichen Prozeßführung zu Ende gebracht werden, nachdem seit dem gestrigen Donnerstag alle drei wissenschaftlichen Gutachten vorliegen. "Das ist die einzige Garantie, im März damit fertig zu sein", sagte Schoeppe am Freitag der dpa.

Schoeppe will notfalls von seinem Recht Gebrauch machen, eine "schriftliche Prozeßführung festzulegen". Eine solche Entscheidung wird nur hinfällig, wenn beide Parteien eine mündliche Verhandlung fordern. Dann müßte ein Verhandlungstermin gefunden werden, zu dem drei Beteiligte ja sagen.

Der DLV ist ebenfalls für eine schriftliche Prozeßführung, wie der Generalsekretär des Verbandes, Jan Kern, bestätigte. Er hoffe unter diesen Umständen ebenfalls auf eine Entscheidung in den "nächsten 14 Tagen". Diese Auffassung vertritt auch Krabbe-Rechtsanwalt Peter Wössner aus Frankfurt/Main: "Der Zeitpunkt für eine Entscheidung ist überfällig und spricht für ein schriftliches Verfahren." Sonst könne man sich gleich bei den Weltmeisterschaften in Stuttgart auf der Aschenbahn treffen.

Wössner liegt das dritte Gutachten noch nicht vor, er will erst wissen, was es aussagt. Danach wolle er "handeln".

Die drei Gutachter sind die Pharmakologen Peter S. Schönhöfer (Bremen), Dieter Ukena (Homburg/Saar) und Dieter Palm (Frankfurt). Zum Inhalt wollten sich Norbert Laurens, der Rechtswart des DLV, und Wolfgang Schoeppe nicht äußern, der das dritte Gutachten noch nicht gelesen hat.

Daß die beiden länger vorliegenden Gutachten zu keiner einheitlichen Auffassung kommen, bestätigte Schoeppe gleichfalls nicht. "Ein 3:0 wäre schön gewesen", räumte er jedoch ein. Beide Seiten hätten in der nächsten Woche Gelegenheit, zu den Gutachten schriftlich Stellung zu nehmen. dpa

Zweite Fußball-Bundesliga Der Abstieg rückt für die "Lilien" immer näher

Fortuna Köln - Darmstadt 4:0 (1:0)

Fußball-Zweitligist Fortuna Köln kam zu einem souveränen 4:0(1:0)-Sieg über Darmstadt und beendete die Negativ- Serie von sieben sieglosen Spielen. Für die ersatzgeschwächten Darmstädter rückt der Abstieg immer näher.

Die dominierende Fortuna ging früh in Führung. Die Gäste hatten ihre beste Chance durch Pfahl (21.), er scheiterte an Kölns Torwart Zimmermann. Lottner besorgte die Vorentscheidung. dpa

Köln: Zimmermann - Niggemann - Hupe, Schneider - Seufert, Brandts, Köhler, Präger (81. Mink), Lottner - Deffke (84. Römer), Winkler.

Darmstadt: Eilers - Bakalorz - Kowalewski, Heß, Kleppinger, Bontschev, Täuber (81. Hoffmann), Havutcu, Baier - Pfahl (42. Marschall), Simon.

Schiedsrichter: Müller (Dresden).

Zuschauer: 1500.

Tore: 1:0 Deffke (10.), 2:0 Lottner (48.), 3:0 Deffke (57.), 4:0 Mink (87.).

Gelbe Karten: Schneider / Bakalorz, Bontschev, Baier.

Neuer Trainer noch sieglos Auch unter Schulte kommt der Erfolg nicht

Schalke - Saarbrücken 2:2 (1:1)

Unter Trainer Helmut Schulte wartet der FC Schalke 04 in der Fußball-Bundesliga weiter auf den ersten Sieg. Im vierten Anlauf mußten sich die "Königsblauen" gegen den 1. FC Saarbrücken mit einem 2:2 (1:1) begnügen. 30 200 Zuschauer im Gelsenkirchener Parkstadion hatten nur zweimal Grund zum Jubel: Als Anderbrügge (45./Foulelfmeter) die Gäste-Führung durch Sawitschew (43.) ausgleichen konnte und Sendscheid (80.) die Gastgeber in Führung brachte. Sieben Minuten vor Schluß gelang aber dem eingewechselten Krätzer der 2:2-Ausgleich. dpa

Schalke: Gehrke - Luginger - Herzog, Linke - Scherr, Eigenrauch, Borodjuk, Anderbrügge, Büskens - Christensen, Hey (46. Sendscheid).

Saarbrücken: Brasas - Fuhl - Eichmann, Lust (46. Beckenbauer) - Zechel, Stickroth, Wuttke, Kristl, Bürger - Wynalda, Sawitschew.

Schiedsrichter: Heynemann (Magdeburg).

Tore: 0:1 Sawitschew (43.), 1:1 Anderbrügge (45., Foulelfmeter), 2:1 Sendscheid (80.), 2:2 Krätzer (83.).

Zuschauer: 30 200.

Gelbe Karten: Scherr - Bürger, Kristl.

Tor verschuldet und vom Platz gestellt Illgners rabenschwarzer Tag Von Heesen traf zweimal / Hamburg - Köln 3:0 (1:0)

Der Hamburger SV hat einen wichtigen Schritt in Richtung Klassenerhalt getan, der 1. FC Köln dagegen steckt weiter tief im Abstiegssumpf der Fußball-Bundesliga. Die Hanseaten bereiteten dem Klub aus der Domstadt und ihrem neuen Trainer Jerat in einem packenden Spiel beim 3:0 (1:0) die sechste Auswärtsniederlage in Folge. Und Nationaltorhüter Illgner erlebte einen der schwärzesten Tage seiner Karriere. Zunächst bereitete er mit einer sehr unglücklichen Aktion das 1:0 von Eck (9. Minute) vor und in der 52. Minute sah er nach einer "Notbremse" gegen Bäron die Rote Karte. Den Sieg brachte von Heesen mit zwei Toren (68./90.) unter Dach und Fach.

Vor 20 450 Zuschauern im Hamburger Volksparkstadion zeigten die Kölner auch nach der Hinausstellung ihres Keepers - für Illgner kam Bade, und der bis dahin überzeugende Steinmann mußte weichen - eine ansprechende Leistung.

Das sehr temporeiche und interessante Abstiegsduell begeisterte, nicht zuletzt, weil die Kölner Mut und Elan bewiesen. Der Hamburger SV dagegen offenbarte gewisse Schwächen im Spiel nach vorn. Dennoch gelang ihnen bereits nach neun Minuten die Führung durch Eck. Der in den vergangenen Wochen wenig überzeugende Nationaltorhüter Illgner hatte eine Letschkow-Ecke direkt vor die Füße des Hamburgers gefaustet, der das 1:0 erzielte. Die Chancen waren gleich verteilt. Das Glück aber war auf seiten der Gastgeber. In der 68. Minute gab von Heesen einem Weitschuß von Eck gerade noch die richtige Kurskorrektur, so daß Torhüter Bade zum 0:2 bezwungen war. dpa

Hamburg: Golz - Rohde - Kober, Matysik (60. Babbel) - Bode, Letschkow, von Heesen, Hartmann, Eck - Furtok (60. Bester), Bäron.

Köln: Illgner - Spyrka - Baumann, Trulsen - Greiner, Rudy, Littbarski (64. Henri Fuchs), Steinmann (57. Bade), Keuler, Weiser - Sturm.

Schiedsrichter: Albrecht (Kaufbeuren).

Tore: 1:0 Eck (9.), 2:0 von Heesen (68.), 3:0 von Heesen (90.).

Zuschauer: 20 450.

Rote Karte: Illgner (57.) wegen groben Foulspiels. Gelbe Karten: Kober, Matysik - Trulsen.

Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft Für den Blues gab es Gold Usowa/Schulin holten Titel im Eistanz / Kielmann gestürzt

Mit einer bezaubernden Blues-Kür tanzte das Moskauer Ehepaar Maja Usowa/Alexander Schulin bei den Titelkämpfen in Prag zu ihrer ersten Weltmeisterschaft. Die Russen begeisterten am Freitag gleichermaßen die 11 000 Zuschauer und die Preisrichter, die das schon bei der Europameisterschaft in Helsinki siegreiche Eistanz-Duo einstimmig auf Platz eins setzte. Den russischen Dreifach-Triumph vervollständigten Oksana Gritschuk/Ewgeni Platow und Angelika Krylowa/Wladimir Fedorow auf den Plätzen zwei und drei.

Die Essener Jennifer Goolsbee/Hendryk Schamberger landeten trotz guter Leistungen nur auf Platz zwölf und müssen um ihre Olympia-Teilnahme im nächsten Winter bangen. Eine herbe Enttäuschung gab es bei den Frauen bei Marina Kielmann. Die Dortmunderin mußte sich nach einem Sturz im Technikprogramm mit Platz zehn begnügen, während Schlittschuh-Teenager Tanja Szewczenko auf Anhieb Achte wurde. Die beste Darbietung zeigte erwartungsgemäß die amerikanische Vize-Weltmeisterin Nancy Kerrigan. Zweite wurde Oksana Bajul (15) aus Rußland vor Europameisterin Surya Bonaly (Frankreich).

"Wir wollen versuchen, dennoch bei den Winterspielen 1994 in Lillehammer dabei sein zu können", hofft Hendryk Schamberger auf ein Einsehen von Walther Tröger, dem in Prag anwesenden Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees (NOK), das Platz acht als Olympia-Norm ausgeschrieben hatte. Die EM-Zehnten liefen zwar eine fehlerlose Kür, konnten sich aber nach dem zwölften Platz in den Pflichttänzen nicht mehr verbessern. "Es war klar, daß sich da nichts mehr bewegt", hatte sich Schamberger schon vor der Kür keine Illusionen gemacht.

Freude und Enttäuschung gab es bei den deutschen Damen. Bei ihrer WM-Premiere schlug sich Tanja Szewczenko prächtig. "Ich fühle mich ganz happy", freute sich die erst 15jährige Düsseldorferin, die bei der EM als Vierte zur Senkrechtstarterin geworden war. Dabei hatte sie beim Einlaufen "gar kein gutes Gefühl", meisterte die Kür aber ohne Fehl und Tadel. "Für Tanja war es optimal", lobte Trainer Peter Meier. dpa

Eishockey-Bundesliga Köln schaffte den Einzug ins Finale

Das Traumfinale am Rhein ist perfekt. Die Düsseldorfer EG und der Kölner EC spielen vom kommenden Freitag an in maximal fünf Spielen (best of five) um die deutsche Eishockey-Meisterschaft. Die Kölner "Haie" qualifizierten sich im vierten Playoff-Halbfinalspiel mit dem 6:3 am Freitag beim Mannheimer ERC für das Finale. Titelverteidiger DEG hatte sich zuvor in nur drei Spielen gegen den Berliner SC Preussen durchgesetzt.

Im 27. Playoff-Duell mit den Mannheimern mußten die "Haie" bis Mitte des zweiten Drittels zappeln, ehe die fünfte Finalteilnahme seit Einführung der Playoff-Runde vor zwölf Jahren erreicht war. Mit einem Doppelschlag innerhalb von nur 34 Sekunden hatten Kapitän Sikora (32. Minute) und Schulz (33.) die Kölner vorentscheidend mit 5:2 in Führung geschossen. dpa

Nett im Ton, aber immer noch kein Solidarpakt

BONN, 12. März (dpa). Bundesregierung, Ministerpräsidenten und SPD wollen heute möglichst die Grundsätze eines Solidarpakts vereinbaren, haben aber in der Klausur bis zum späten Donnerstag abend nach Angaben von Teilnehmern die Voraussetzungen dafür bei weitem nicht erfüllt.

Hauptproblem ist weiterhin die Klärung des Finanzbedarfs für die neuen Länder - insbesondere ab 1995 und die Aufteilung der Lasten auf Bund und alte Länder. Erst danach muß nach Angaben von SPD-Chef Björn Engholm bei den folgenden Themen im Grundsatz Einigkeit erzielt werden: der Verzicht auf die Sozialkürzungen, ein Zukunftsinvestitionsprogramm sowie die Einführung einer Ergänzungsabgabe (Solidaritätszuschlag) vor 1995.

Nachdem die Verhandlungen am späten Abend ins Stocken geraten waren, erklärte Engholm vor wartenden Journalisten, die Bundesregierung habe die Klausur "wahnsinnig schlecht vorbereitet". Man springe von Thema zu Thema, kläre aber nicht den eigentlichen Bedarf und die Notwendigkeit neuer Milliarden- Spritzen für die Ostländer. Der anfängliche Optimismus, der bis zum Donnerstag nachmittag die Vorberatungen der Länder untereinander geprägt hatte, sei inzwischen schwächer geworden.

Gleichwohl glaubt Engholm, daß mit der Bundesregierung der Verzicht auf die Kürzung von Sozialleistungen vereinbart werden kann. SPD-Sprecherin Cornelie Sonntag ergänzte, wenn die Bundesregierung hier Mißbräuche beseitigen wolle, müsse Mißbrauch auch bei Spitzenverdienern, illegaler Beschäftigung und im Bereich der Steuerhinterziehung bekämpft werden. Eine Arbeitsgruppe mit Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU), dem SPD-Politiker Rudolf Dreßler und dem Berliner Finanzsenator Elmar Pieroth (CDU) soll diesen Bereich der Sozialleistungen klären. Engholm beklagte auch, bei den Steuererhöhungen seien "die anderen noch nicht soweit". Erforderlich sei auch eine verstärkte Arbeitsmarktförderung. Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) forderte zur Finanzierung des Solidarpakts verstärkte Sparanstrengungen. Steuererhöhungen sollten nur als allerletzte Möglichkeit in Erwägung gezogen werden, wenn verbleibende Lasten nicht anders aufgebracht werden könnten. Ähnlich äußerte sich auch die FDP. Deren Fraktionsvorsitzender Hermann Otto Solms bestätigte, daß Bund und Länder noch kein Einvernehmen über den Umfang des Finanzausgleichs ab 1995 erzielt hätten, über den die neuen Länder erheblich mehr als 60 Milliarden Mark haben wollen. Es gebe aber keine unüberbrückbaren Differenzen. Kanzleramtschef Friedrich Bohl (CDU) meinte zum Schluß des ersten Klausurtages, der mit Bangen erwartet worden war, es gebe ein großes Interesse der Teilnehmer, sich zu einigen. Die Beratungen sollen um 10 Uhr in der großen Kanzlerrunde mit allen Ministerpräsidenten, den Finanzministern und den Spitzen der Fraktionen fortgesetzt werden. Wenn es bei den "Knackpunkten" zu keiner Einigung kommt, rechnet Engholm eher zu einem späteren Zeitpunkt mit einer Fortsetzung der Solidarpakt- Verhandlungen und nicht schon am Wochenende.Bonner Debatte zu Aids

BONN, 12. März (dpa). Trotz eines geringeren Anstiegs der Neuinfektionen bei der Immunschwächekrankheit Aids in Deutschland gibt es nach Ansicht aller Parteien im Bundestag keinen Grund zur Entwarnung. Die Krankheit bleibe eine "große gesamtpolitische Herausforderung", auf die vor allem mit Prävention, Aufklärung und Information zu antworten sei, sagte Bundesgesundheitsminister Horst Seehofer (CSU) am Freitag in einer Debatte über den Schlußbericht der Aids- Enquete-Kommission des Parlaments.

In Deutschland sind rund 60 000 Menschen seit Bekanntwerden des Virus HIV-infiziert. Die Hälfte der bisher 9000 akut Erkrankten sind bereits gestorben.

Differenzen gab es im Bundestag vor allem um die Ausstattung der Aids-Stiftungen und Maßnahmen zugunsten der durch verseuchte Bluttransfusionen erkrankten Menschen. Die SPD konnte sich mit einem Antrag nicht durchsetzen, der unter anderem einen Nationalen Entschädigungsfonds für Transfusionsopfer sowie eine Erhöhung der Stiftungsmittel um zehn Millionen Mark forderte.

"Elektrosmog ungefährlich"

BONN, 12. März (dpa). Die Bundesregierung schließt eine Gesundheitsgefährdung durch elektromagnetische Strahlung, den sogenannten Elektrosmog, aus. Dies geht aus ihrer Antwort auf eine SPD-Anfrage hervor. Der SPD-Abgeordnete Horst Kubatschka kritisierte am Freitag allerdings, daß die Regierung wissenschaftliche Untersuchungen nicht anerkenne, in denen Zellveränderungen oder einzelne Krankheitsbilder beim Menschen durch diese Strahlung nachgewiesen worden seien.

Aus SPD-Sicht besteht dringender Forschungsbedarf, um endgültig Klarheit über eine mögliche Gefährdung zu bekommen. Solange Zweifel an der Unschädlichkeit der elektromagnetischen Strahlung bestünden, sollten aus Gründen des vorsorgenden Gesundheitsschutzes schnell verbindliche Grenzwerte festgelegt werden. Über eine etwaige Gefährdung durch Elektrosmog, darunter auch von Haushaltsgeräten und Funktelefonen, war in jüngster Zeit wiederholt berichtet worden.

"Zwei Drittel der Bosnier brauchen Hilfe"

NEW YORK, 12. März (AFP / AP / dpa). Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina ist auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das erklärte die UN-Hochkommissarin für Flüchtlinge, Sadako Ogata, am Donnerstag vor dem UN-Sicherheitsrat in New York.

"Die Zahl der Empfänger von humanitärer Hilfe in Bosnien-Herzegowina ist von 1,6 Millionen Personen auf 2,28 Million gestiegen", sagte Ogata weiter. Dies seien 50 Prozent der ursprünglich 4,3 Millionen Bosnier und "mehr als zwei Drittel der derzeitigen Einwohner". Diese Zahlen und "das enorme Leiden und die Verwüstung" unterstrichen, daß die Feinseligkeiten sofort eingestellt werden müßten.

Die internationale Hilfe habe während des Winters "massiven Hunger und Tod" verhindert. In den vergangenen Wochen habe das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge jedoch weniger als die Hälfte der angestrebten 8000 Tonnen Hilfsgüter pro Woche verteilen können. Ihre Hauptsorge seien derzeit die belagerten moslemischen Enklaven in Ostbosnien, zu denen den Hilfskonvois der Zugang durch serbische Milizen verwehrt werde, sagte Ogata weiter. Vor allem müßten die Verletzten aus den Städten Srebrenica und Konjevice Polje gerettet werden.

Die Vertreibung der Moslems in das benachbarte Kroatien oder nach Zentralbosnien dauere in der von den Serben kontrollierten Region von Banja Luka an. Ebenso in Mostar in der Herzegowina. Es befänden sich 2500 Serben, Kroaten und Moslems in verschiedenen bosnischen Gefangenenlagern, sagte Ogata.

Die Unterhändler Cyrus Vance und David Owen haben sich nach einem Treffen mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic zuversichtlich über den weiteren Fortgang ihrer Mission geäußert. UN-Vermittler Vance kündigte für die nächsten Tage Gespräche mit Vertretern der bosnischen Serben in New York an, an denen auch Serbenführer Radovan Karadzic teilnehmen werde.

Das Pariser Treffen mit Milosevic kam auf Einladung des französischen Staatspräsidenten François Mitterrand zustande. Dieser hat Milosevic gewarnt und ihm zu verstehen gegeben, daß der Krieg in Bosnien-Herzegowina aufhören müsse.

Unterdessen machte die bosnische Regierung die Annahme des Friedensplans von der Erfüllung neuer Bedingungen abhängig. Es müsse gewährleistet sein, daß die Zentralregierung die Oberhoheit über die Grenzen des neu zu schaffenden Kantonalstaats habe. Außerdem dürfe es keine Teilung Sarajewos geben.

Der Oberkommandierende der UN- Truppen in Bosnien, General Philippe Morillon, konnte die eingeschlossene ostbosnische Stadt Srebrenica am Donnerstag nicht erreichen, wohin er sich zur Rettung Verwundeter begeben hatte. Zehn Lastwagen saßen an einem serbischen Grenzposten fest. Ein elfter, mit Morillon als Fahrgast, der in Richtung Srebrenica habe weiterfahren können, sei auf eine Mine gefahren. Zwar sei niemand verletzt worden, doch sei Morillons Aufenthaltsort zunächst nicht bekannt.

Bei der NATO lief die Planung für die Entsendung einer 50 000 Soldaten zählenden Friedensstreitmacht für Bosnien an, die im Falle einer Annahme des Genfer Friedenplans von allen drei verfeindeten Parteien die Durchsetzung des Abkommens gewährleisten soll. Die Amerikaner setzen sich dafür ein, daß die NATO das Kommando erhält. Frankreich dagegen will die UN-Truppen in Bosnien mit dem Befehl betrauen.

US-Transportflugzeuge warfen auch in der Nacht zum Freitag wieder Hilfsgüter für die notleidende Bevölkerung über dem Osten Bosniens ab. Es war der zwölfte Einsatz seit Beginn der Luftbrükke am 1. März. Wie ein US-Militärsprecher in Frankfurt am Main mitteilte, waren diesmal sechs Transportmaschinen des Typs Hercules C-130 im Einsatz. Sie warfen 40,4 Tonnen Lebensmittel und 1,4 Tonnen Medikamente ab. Zum sechsten Mal wurden den Angaben zufolge dabei die Bewohner im Kessel von Srebrenica berücksichtigt.

Clinton mischt sich in King-Prozeß ein

WASHINGTON, 12. März (AFP). US-Präsident Bill Clinton hat am Donnerstag die Bedeutung des Prozesses gegen vier weiße Polizisten hervorgehoben, die in Los Angeles den schwarzen Autofahrer Rodney King brutal mißhandelt hatten. Die Entscheidung des Gerichts werde von den Schwarzen, Hispano-Amerikanern und Asiaten in Los Angeles mit Spannung erwartet. "Wenn wir nicht beweisen, daß in einem Bezirk wie Los Angeles 150 ethnische Gruppen zusammenleben können, haben wir nicht viel gelernt", sagte Clinton.

Aids-Kranken droht Einreiseverbot in USA

WASHINGTON, 12. März (AFP). Das US-Repräsentantenhaus hat sich dagegen ausgesprochen, daß Menschen, die mit dem Aids-Erreger HIV infiziert sind, in die Vereinigten Staaten einwandern dürfen. Das Weiße Haus erklärte am Donnerstag, Clinton werde ein solches Gesetz nicht durch sein Veto blockieren. Bei der Vorstellung der Gesetzesinitiative Mitte Februar hatte der republikanische Senator Don Nickles erklärt, die Behandlung jedes Aids-Kranken koste 100 000 Dollar jährlich. Aids-Infizierte Personen sollen nach den Vorstellungen der Abgeordneten zwar für Kurzaufenthalte, Urlaub und Konferenzen in die USA einreisen, sich aber nicht im Land niederlassen dürfen.

UN-Truppen nach Ruanda?

NEW YORK, 12. März (AFP). Der UN- Sicherheitsrat hat sich Informationen aus diplomatischen Kreisen zufolge am Freitag für die Stationierung von internationalen Truppen in Ruanda ausgesprochen. Die Truppen sollen den Waffenstillstand zwischen der Regierung und der Rebellenorganisation Ruandische Volksfront (FPR) überwachen.

In dem von Frankreich vorgebrachten Resolutionsentwurf werde UN-Generalsekretär Butros Butros-Ghali aufgefordert, "in Zusammenarbeit" mit der Organisation der Afrikanischen Einheit (OAU) die Möglichkeiten der UN zu untersuchen, die Friedensbemühungen in Ruanda zu unterstützen. Dabei solle insbesondere die Entsendung internationaler Truppen in das Land geprüft werden.

In der ehemaligen belgischen Kolonie herrscht seit zwei Jahren ein Bürgerkrieg, vor dem mehr als eine Millionen Menschen geflüchtet sind. Frankreich hatte knapp 700 Soldaten nach Ruanda geschickt, um 400 französische Staatsbürger zu schützen, die dort leben.

(Kommentar auf Seite 3)

Perez in schwerer Bedrängnis

CARACAS, 12. März (AFP). Bei den Schülerunruhen in Venezuela ist am Donnerstag ein 17jähriger Busschaffner durch Steinwürfe getötet worden. Er ist das vierte Todesopfer der Schüler- und Studentenunruhen der vergangenen Tage. Am Donnerstag kam es in drei weiteren Städten, darunter der Hauptstadt Caracas, zu Straßenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Proteste von Schülern und Studenten richten sich gegen Präsident Carlos Andres Perez, der zu wenig Geld für das Bildungssystem bereitstelle.

Der Generalstaatsanwalt Venezuelas hat beim Obersten Gericht des Landes die Einleitung eines Gerichtsverfahrens gegen Präsident Perez wegen Unterschlagung staatlicher Gelder beantragt. Der Antrag bezieht sich auf den ungeklärten Verbleib von rund elf Millionen US-Dollar aus einem Devisengeschäft der Regierung. Kurz zuvor hatte Perez in einer Rede vor dem Kongreß gesagt das Geld sei für Aufgaben "der nationalen Sicherheit im Ausland" ausgegeben worden.

Ebenfalls am Donnerstag hob der Oberste Gerichtshof das Urteil gegen 186 Militärs auf, die vor vier Monaten an dem fehlgeschlagenen Staatsstreich gegen Präsident Perez beteiligt waren. Das Urteil eines eigens gebildeten Kriegsgerichts verstoße gegen die Verfassung, hieß es. Der Oberste Gerichtshof erklärte, die Offiziere hätten vor ein ordentliches Militärgericht gehört, und ordnete ein neues Verfahren an.

Verletzte nach Explosion in Bombay

BOMBAY, 12. März (AFP). An der Börse in Bombay ist es am Freitag zu einer Explosion gekommen. Dabei wurden nach Angaben der indischen Polizei mehrere Menschen verletzt. Augenzeugen zufolge wurden die Verletzten mit Taxis ins Krankenhaus gebracht. Die Börse setzte daraufhin ihre Arbeit aus. Nähere Informationen zu dem Vorfall lagen zunächst nicht vor.

"Kindergartenlüge"

BONN, 12. März (AFP). Die SPD- Frauen im Bundestag verlangen, den Aus- und Neubau von Kindertagesstätten im Grundgesetz zu verankern. Einen entsprechenden Antrag für die Verfassungskommission stellten die SPD-Abgeordneten Constanze Wegner, Edith Niehuis und Hanna Wolf am Freitag in Bonn vor.

Der Bundestag hatte im Juli 1992 bei der Reform des Abtreibungsrechts den gesetzlichen Anspruch auf einen Kindergartenplatz für alle Kinder ab drei Jahren und den bedarfsgerechten Ausbau von Krippen und Horten bis 1996 beschlossen. Die SPD-Politikerinnen beklagten jetzt eine allgemeine Verweigerungshaltung zur Mitfinanzierung und warnten vor einer "Kindergartenlüge".

Wegner räumte ein, daß der Zeitplan angesichts der Finanzlage nicht einzuhalten sei. Ihr schwebe die Erfüllung der Gemeinschaftsaufgabe, die in Artikel 91 a des Grundgesetzes verankert werden solle, bis zum Jahr 2000 oder 2005 vor. Die SPD-Frauen wollen, daß Bund, Länder und Gemeinden die Finanzierung der geschätzten Investitionskosten von rund 40 Milliarden Mark zu jeweils einem Drittel übernehmen.

Afghanen raufen sich zusammen Friedensvertrag unterzeichnet / Gegenspieler teilen sich die Macht

MEKKA, 12. März (AFP/AP). Die acht Bürgerkriegsparteien Afghanistans haben am Freitag in Mekka ein "endgültiges" Friedensabkommen unterzeichnet. Das bestätigten offizielle Kreise in Saudi- Arabien. Die Bürgerkriegsparteien hatten bereits am Sonntag beschlossen, daß Buthanuddin Rabbani Staatspräsident bleibt und sein Gegenspieler Gulbuddin Hekmaktyar Ministerpräsident wird. Eine Übergangsregierung soll das Land bis zu freien Wahlen führen. Die Organisation der Islamischen Konferenz soll den Waffenstillstand überwachen.

Der radikale Modjaheddin-Führer Hekmatyar sagte, die Vereinbarung enthalte Regelungen über die Rechte des Präsidenten, die Kontrolle des geplanten Verteidigungsrats, die Zusammensetzung einer Kommission zur Verteilung ausländischer Hilfe und eine Machtbeteiligung der usbekischen Milizen.

Hinsichtlich des Verteidigungsrates versuchte Hekmatyar einer afghanischen Quelle zufolge, "weitreichende Vorrechte" zu erhalten. Während Rabbani den Rat unter seinen derzeitigen Verteidigungsministers Achmed Schah Massud stellen wollte, wolle Hekmatyar selbst die Kontrolle übernehmen.

Thailand probt Vietnam-Krieg

BANGKOK, 12. März (AFP). Die thailändische Armee hat am Donnerstag in der Nähe der kambodschanischen Grenze ein 12tägiges Manöver gestartet, das von dem Szenario einer neuen vietnamesischen Invasion im Nachbarland Kambodscha ausgeht. Das berichtete die Zeitung Bangkok Post. Vietnam war im Dezember 1978 nach Kambodscha einmarschiert, um dort das Terrorregime der Roten Khmer zu beenden. 1988 hatte Vietnam seine Truppen offiziell aus Kambodscha zurückgezogen.

Vietnam gab unterdessen den Vereinten Nationen (UN) eine Mitschuld an der Ermordung von 33 in Kambodscha lebenden Vietnamesen. Die UN-Übergangsverwaltung habe berichtet, daß in Kambodscha drei Vietnamesen, die "Teil fremder Truppen" seien, entdeckt wurden. Unmittelbar nach diesem Bericht sei das Blutbad verübt worden, das sei kein Zufall, schrieb die vietnamesische Parteizeitung "Nhan Dan". Bei dem vermutlich von Kämpfern der Roten Khmer verübten Überfall waren in der Nacht zum Donnerstag in einem Fischerdorf in Kambodscha mindestens 33 Menschen vietnamesischer Herkunft getötet worden, darunter acht Kinder.

Was Obelix darf Comic-Parodie und Urheberrecht

KARLSRUHE. Im Streit um Urheberrechte für den Comic-Klassiker Asterix hat der Münchner Verleger Hans Gamber vor dem Bundesgerichtshof (BGH) einen Teilerfolg erzielt. Gamber hatte vor drei Jahren die Asterix-Parodien "Alcolix" und "Isterix" auf den Markt gebracht und war daraufhin vom Asterix-Miterfinder Albert Uderzo mit einer Reihe von Prozessen überzogen worden.

Zuletzt hatte das Oberlandesgericht München bei einem Streitwert von 2,6 Millionen Mark und Anwaltskosten von rund 360 000 Mark den Verkauf der Hefte unter anderem deshalb verboten, weil ein nackter Obelix auf einer Zeichnung ein Porno-Heftchen betrachtet. Die Karlsruher Richter hoben dieses Urteil teilweise auf und verwiesen den Fall zurück nach München. (AZ: I ZR 263/91 und 264/91)

Das Oberlandesgericht muß jetzt erneut entscheiden, ob unter anderem die umstrittene Obelix-Zeichnung als eigenschöpferisches Werk durchgeht. In seiner ersten Entscheidung hatte das OLG München das verneint und mit zuviel Nähe zum Original argumentiert. Denn Obelix betrachte "in der ihm eigenen Naivität die vollbusigen Personen auf den Umschlagseiten" und wundere sich darüber, daß es Pornographie gebe. Demgegenüber hatte Gambers Anwalt in Obelix' Augen ein "geil-fröhliches Grinsen" entdeckt, und damit festgestellt, daß der österreichische Zeichner Manfred Deix, von dem die Darstellung stammt, die Asexualität der Asterix-Serie parodiere.

Für Gamber, bekannt für andere Persiflagen und Parodien wie "Dr. Spiegel", "Lü-Stern" oder "Playbock", sind mittlerweile weitere Anklagen hinzugekommen. Wie er bei der mündlichen Verhandlung in Karlsruhe mitteilte, habe ihn der 67jährige Uderzo inzwischen wegen der in dem "Isterix-Heft" gezeigten Parodien sogar mit einem Strafverfahren wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts überzogen. Die angeblichen Parodien seien voll von roher, brutaler Gewalt. Durch Sex und Pornographie werde er als Schöpfer der Figuren "verunglimpft". Seit dem Tod des Asterix-Texters Rene Goscinny bringt der Zeichner Uderzo die Asterix-Bände allein heraus.

Die Münchener Richter müssen ebenfalls über einen Comic-Strip neu entscheiden, in dem Bundeskanzler Kohl auf Asterix und Obelix fällt und sie mit den Worten plattmacht: "Isch wußte doch, daß ich mit den beiden fertig werde." Hier könne laut BGH die Unbesiegbarkeit der gallischen Figuren parodiert worden sein. Die Publikation einer Geschichte des Zeichners Gerhard Seyfried wurde jedoch wegen zu großer Nähe zum Original verboten: Asterix und Obelix die Mauer in Berlin einreißen und Polizisten die Helme klauen zu lassen, sei eine "abhängige Nachschöpfung". afp

Mehr Lohn für Zivilisten

STUTTGART, 12. März (AFP). Die rund 60 000 Zivilbeschäftigten bei den alliierten Streitkräften in Deutschland erhalten rückwirkend vom 1. März an 3,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Ferner werden die Vergütungen für Auszubildende um 50 Mark monatlich erhöht, teilte die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) nach Abschluß der Tarifverhandlungen am Freitag in Stuttgart mit.

Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags beträgt 13 Monate. Die ÖTV wertete die Einigung angesichts des Truppenabbaus der alliierten Streitkräfte und der gesamtwirtschtlichen Lage als "durchaus erfolgreich".

Iran soll keine Waffen erhalten

STRASSBURG, 12. März (AFP). Das Europa-Parlament hat am Freitag ein EG-weites Verbot von Waffenexporten an Iran gefordert. Auch der Verkauf von Material, das zur Herstellung von Massenvernichtungsmitteln geeignet sei, an das iranische Regime müsse untersagt werden, verlangten die Abgeordneten in einer Resolution. Die EG-Mitgliedsländer müßten dafür sorgen, daß "Personen oder Organisationen, die am illegalen Handel mit Iran beteiligt sind oder mit dessen terroristischen Agenten zusammenarbeiten" vor Gericht gestellt werden.

Während der Debatte über die Resolution hatten sich die Abgeordneten am Mittwoch abend "alarmiert" über Anzeichen für eine atomare Aufrüstung Irans geäußert. Abgeordnete wiesen auf jüngste Berichte hin, nach denen Staaten der ehemaligen Sowjetunion dem iranischen Regime nukleare Sprengköpfe und Wissenschaftler als Berater zur Verfügung gestellt haben sollen.

Kali-Bergleute demonstrieren

BONN, 12. März (AP/AFP). Etwa 1500 Beschäftigte der thüringischen Kali- Bergwerke haben am Freitag in Bonn in der Nähe des Kanzleramtes für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstriert. Sie protestierten gegen die von der Treuhand geplante Schließung von Kaliwerken in Thüringen und deren Fusion mit der Kali und Salz AG in Hessen. Den Politikern warfen sie vor, die Ostbetriebe müßten sterben, damit das Überleben von Westbetrieben gesichert sei. Zugleich verwiesen die Demonstranten auf die Folgen der steigenden Arbeitslosigkeit in den neuen Ländern. "Jedes geschlossene Werk den Rechtsextremismus stärkt", hieß es auf einem Transparent.

Nach Angaben der Polizei verlief die Demonstration bis auf eine "kleine Rangelei" friedlich. Die Polizisten beschränkten sich auf die Sicherung der Bannmeile sowie die Verkehrsregelung.

Im Bundestag forderten ostdeutsche Abgeordnete von CDU und SPD sowie Vertreter der PDS die Bundesregierung auf, der Fusion vorerst nicht zuzustimmen. Der Rohstoff solle weiter am Fundort verarbeitet werden.

REINER PFEIFFER, Medienreferent des einstigen Kieler Ministerpräsidenten Uwe Barschel, muß am kommenden Donnerstag im Meineidsverfahren gegen Barschels stellvertretenden Regierungssprecher Herwig Ahrendsen aussagen. Wie ein Sprecher des Kieler Landgerichts mitteilte, ergab eine amtsärztliche Untersuchung Pfeiffers in Bremen, daß er gesundheitlich dazu in der Lage ist. Der Zeuge Pfeiffer hatte beim letzten Verhandlungstermin ein Attest vorgelegt, das ihm eine "depressive Neurose mit Suizidgefahr" bescheinigte. (AFP)

Der Tod ist in Konjevic Polje allgegenwärtig

Eine junge Frau, vielleicht 16 oder 17 Jahre alt, kniete sich im ostbosnischen Konjevic Polje vor einem gepanzerten Fahrzeug der UN nieder. Andere Frauen legten sich auf die Straße, um die Abfahrt der Blauhelme zu verhindern. Edouard Stagier, ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Medecins sans frontières" (Ärzte ohne Grenzen) berichtet bei seiner Rückkehr von einer Fahrt in das von serbischen Truppen eingeschlossene Gebiet von erschütternden Szenen, die er gesehen habe. Die UN-Panzer mit britischen Blauhelm-Soldaten hatten am Donnerstag den Hilfskonvoi nach Konjevic Polje begleitet; den ersten, der den kleinen Ort nach monatelanger Belagerung erreichte.

"Bei unserer Ankunft brachen die Menschen in Tränen aus", erzählt Stagier nach der Rückkehr des Konvois nach Zvornik an der bosnisch-serbischen Grenze. Es sei furchtbar gewesen. "Ich habe nie so viele Menschen gesehen, die mit der Vorstellung leben, daß sie morgen tot sein werden", sagt der Narkose-Assistent aus Belgien. Die Einwohner Konjevic Poljes seien fest überzeugt gewesen, daß sie unmittelbar nach der Abfahrt des UN-Konvois von serbischen Truppen wieder angegriffen würden. Das war am Donnerstag.

Kurz vor Konjevic Polje kam der UN- Konvoi durch eine verlassene Siedlung, erinnert sich Stagier. Zwei Tote lagen auf der Straße. Ein Teil der Häuser in diesem Weiler zwischen den serbischen und moslemischen Positionen sei zerstört. Kaum noch etwas übrig blieb von der Moschee. Sie sei offenbar gezielt so lange beschossen worden, bis fast kein Stein mehr auf dem anderen war. Im Gebiet um Konjevic Polje leben vor allem Moslems, darunter viele Flüchtlinge aus Cerska und anderen von serbischen Truppen eroberten Orten.

Der Tod ist in Konjevic Polje eine ständige Bedrohung. Die dort lebenden Menschen berichteten Stagier von 20 Toten allein am Donnerstag. Konjevic Polje ist eine Streusiedlung aus mehreren kleinen Weilern in den Bergen. Serbische Truppen haben die Gehöfte mit Panzern und schweren Geschützen umstellt. Die Bewohner rechnen damit, daß die Serben den Kessel stürmen wollen. "Dies ist auch mein Eindruck", fügt Stagier hinzu.

Nur drei Stunden dauerte der Aufenthalt der Helfer von "Medecins sans frontières" und des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR). In dieser Zeit schlugen Granaten in einem Hof des kleinen Weilers Lomici ein. Bauern brachten den UN-Leuten die Verletzten. Eine Granate habe eine Frau an der Schulter getroffen. Sie sei in einem furchtbaren Zustand gewesen. Ihr Kind wurde getötet, es mußte in dem zerstörten Gebäude zurückgelassen werden.

Die Bewohner von Konjevic Polje versuchen nach dem Bericht Stagiers, die Verletzten in die wenigen noch beheizbaren Häuser im Ortszentrum zu bringen. Hundert von ihnen hat Stagier gesehen, unter ihnen 20 Frauen und vier oder fünf Kinder. Die meisten seien von Granatsplittern getroffen worden, wenige nur durch Gewehrschüsse. Alle können nur notdürftig versorgt werden. Etwa 40 Menschen müßten dringend evakuiert werden, wenn ihr Leben gerettet werden soll, vielleicht auch mehr, schätzt Stagier.

Simon Mardel, ein Arzt der Weltgesundheitsorganisation (WHO), entschloß sich, bei den Menschen in Konjevic Polje zu bleiben. Er war bereits am vergangenen Samstag in Begleitung des Kommandanten der UN-Truppen in Bosnien, General Philippe Morillon, in den Ort gekommen. Der britische Mediziner sagte Stagier, es sei wichtiger, Medikamente mit Fallschirmen über Konjevic Polje abzuwerfen als Lebensmittel. "Die Menschen haben zwar Hunger", gibt der Belgier die Informationen weiter, sie besäßen jedoch noch zwei oder drei Kühe und etwa ein Dutzend Ziegen. Auch Holz zum Heizen sei noch vorhanden. Das Gebiet war in den vergangenen Tagen mehrfach das Ziel von US-Hilfsflügen.

Die Männer von Konjevic Polje helfen fast alle bei der Verteidigung des Ortes. Wegen der Belagerung mangele es ihnen jedoch an Waffen und Munition. Dennoch lehnen die Menschen eine Evakuierung ab. "Sie wollen bleiben und sie wollen, daß wir mit ihnen aushalten", sagt Stagier. Auch er selbst will bald zurück zu den bedrängten Menschen in den ostbosnischen Bergen: "Dann jedoch für länger."

HELENE DESPIC-POPOVIC (AFP)

Polizei war gesprächsbereit

SCHWERIN, 12. März (AFP). Die Einsatzleitung der Polizei bei den Rostocker Krawallen war nach Angaben dreier Zeugen bereit, mit den Randalierern ein Abkommen zu schließen. Vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuß in Schwerin sagten ein Lichtenhagener Anwohner und zwei Polizisten, daß es jedoch nicht zu einem "Waffenstillstand" gekommen sei.

Hans-Dieter Witt, ein Nachbar der umkämpften Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber, berichtete, er sei in der dritten Nacht der Rostocker Übergriffevom vergangenen August zusammen mit einem Jugendlichen, zu einem Polizisten gegangen. Diesem habe er vorgeschlagen, den Jugendlichen die geräumte ZASt zu zeigen, um zu beweisen, daß die Asylbewerber fort seien. Nach einem Funkkontakt mit der Einsatzleitung habe der Polizist ihm mitgeteilt, man sei "gesprächsbereit". Die meisten Jugendlichen seien aber zu einem Waffenstillstand nicht bereit gewesen.

Freiburger Mord aufgeklärt?

FREIBURG, 12. März (AFP). Der Mord an der links-autonomen Freiburgerin Kerstin Winter, die am 22. Januar durch eine Paket-Bombe getötet wurde, scheint aufgeklärt. Ein 38jähriger Elektrogerätemechaniker aus Freiburg wurde am Donnerstag unter dringendem Tatverdacht festgenommen, wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Freitag mitteilten. Bei dem Mann, einem früheren Freund der Getöteten, handele es sich um einen schuldunfähigen Geistesgestörten. Er sei in einer psychiatrischen Klinik untergebracht worden.

Der Mann bestreite die Tat, hieß es weiter. Polizei und Staatsanwaltschaft stützen sich auf Indizien. So sei in seiner Wohnung unter anderem Neun-Volt-Batterien jener Marke gefunden, die auch für den Bau der Bombe verwendet wurde. Bedeutsam erscheint der Polizei neben einem positiven Schriftvergleich auch das Wort "Rim", das auf dem Bombenpaket als Absender stand. Zunächst waren die Behörden davon ausgegangen, daß es auf die maoistische Organisation "Revolutionary International Movement" (RIM) hinweise. Das Wort tauche jedoch mehrfach in den persönlichen Aufzeichnungen des Festgenommenen auf - zwar ohne logischen Zusammenhang, aber immer in Verbindung mit aggressiven Äußerungen.

Nach dem Anschlag auf die 24jährige Freiburgerin war zunächst ihr Freund verhaftet, aber wieder freigelassen worden. Auch damals hatten sich die Behörden auf Indizien gestützt.

Frühling: 15 Grad sind angekündigt

"Ein wahrhaft frühlingshaftes Wochenende", sagten die Meteorologen vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach am Freitag voraus. Ein milder Hauch mit Temperaturen bis zu 15 Grad soll nicht nur den Südwesten, sondern auch den Nordosten der Bundesrepublik erfassen. Ein strahlend blauer Himmel und viel Sonnenschein werden die wintermüde gewordenen Menschen in Scharen ins Freie locken.

Die Wintersportler in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland müssen ihre Skier und Schlitten bald wieder in die Keller räumen: es taut.

Am Freitag wurden auf dem höchsten hessischen Berg, der Wasserkuppe in der Rhön, noch 21 und auf dem Feldberg im Taunus zwölf Zentimeter Schnee gemessen. lhe

(Wetterbericht auf Seite 17)

Obdachloser schnorrte sich als Arzt durch

GIESSEN. In einem Kittel mit der Aufschrift "Dr. Jäger" hat sich ein 37jähriger Obdachloser aus Sachsen-Anhalt in der Uni-Klinik Gießen wochenlang durchgeschnorrt. Laut Polizei hatte sich der Mann bereits öfter in der Klinik unter dem Pseudonym aufgehalten, fiel dem Personal jedoch erst jetzt auf. Er habe jedoch "weder Schaden angerichtet noch Patienten behandelt". Offenbar habe der Mann nur einen warmen Platz gesucht, wo es Essen und Unterhaltung gibt. lhe

Holzschutzmittelprozeß: Wiedergutmachung offen

Für eine Beendigung des Frankfurter Holzschutzmittelprozesses "ohne Urteil" und unter angemessenen "Zahlungsauflagen oder Wiedergutmachungsleistungen" hat sich die Umweltschutz-Strafkammer des Landgerichts Frankfurt am Freitag in öffentlicher Verhandlung eingesetzt. Eine solche Lösung, der die Staatsanwaltschaft und die Verteidigung zustimmen müßten, ist nach Mitteilung des Gerichts Gegenstand von Gesprächen außerhalb des Prozesses. Eine inoffiziell genannte pauschale Abfindung an die Geschädigten in Höhe von 100 Millionen Mark hat jedoch nach Ansicht des Gerichts "keine Grundlage".

Unabhängig von den Gesprächen über eine eventuelle Verfahrenseinstellung hat das Gericht eine Fortsetzung des Prozesses am 17. März vorgesehen. lhe

Beim Abtransport von Diebesgut festgenommen

Zwei Einbrecher sind am Freitag zusammen mit ihrem Hehler beim Abtransport gestohlener Elektrogeräte geschnappt worden. Die beiden drogensüchtigen Männer sind der Polizei bereits einschlägig bekannt: Der 25jährige Täter sei bereits 70mal, sein 18jähriger Komplize schon 40mal erwischt worden, teilte die Polizei mit.

Die beiden Männer waren in der Nacht zum Donnerstag in das Warenlager eines Kaufhauses eingebrochen und hatten drei Videorekorder, einen CD-Player und ein Kassettendeck gestohlen. Die Diebesbeute hatten sie zum Transport auf einem leeren Lastwagen gelagert.

Die Polizei verdächtigt die beiden Männer, schon häufiger in das Warenlager eingebrochen und Elektrogeräte im Wert von insgesamt rund 100 000 Mark gestohlen zu haben. lhe

Lokomotive aus Hanau hatte Feuer gefangen

FRANKFURT. Die Lok eines Nahverkehrszuges von Hanau nach Frankfurt ist am Freitag nachmittag im Frankfurter Ostbahnhof in Brand geraten. Ursache des Feuers war nach Angaben der Feuerwehr ein überhitztes Kabel. Das Gleis wurde wegen der Löscharbeiten für eine Stunde gesperrt, die rund 50 Fahrgäste mußten auf einen anderen Zug umsteigen. Menschen wurden nicht verletzt. Die Höhe des Sachschadens war zunächst noch unklar. lhe

Gespräche mit Geiselnehmern

SAN JOSE, 12. März (KNA). Die Verhandlungen mit den Besetzern der nicaraguanischen Botschaft in Costa Rica wurden am Freitag fortgesetzt. In der diplomatischen Vertretung in San Jose verhandelten der nicaraguanische Innenminister Alfredo Medieta und der Erzbischof von Managua, Kardinal Miguel Obando Bravo, mit dem Anführer der Besetzer, Jose Urbina Lara, sagte der costaricanische Innenminister Luis Fishman.

Der Weg zu weiteren Verhandlungen sei durch die Freilassung von sieben weiblichen Geiseln mit nicaraguanischer Staatsangehörigkeit freigemacht worden, sagte Fishman. Die nicaraguanischen Behörden hatten ihre Freilassung ultimativ als Voraussetzung für Gespräche verlangt. Am Donnerstag hatten die Besetzer zwei Geiseln mit costaricanischer Staatsangehörigkeit als "Zeichen des guten Willens" ziehen lassen.

Ehemalige Contra-Rebellen halten seit Montag die Botschaft besetzt. In ihrer Gewalt sind derzeit noch etwa 16 Geiseln. Die Besetzer fordern die Aufkündigung der Regierungszusammenarbeit mit den ehemaligen Sandinisten in Nicaragua und verlangen zudem ein Lösegeld von zehn Millionen Mark zur Finanzierung "sozialer Anliegen" in Nicaragua.

Pfarrer-Story frei erfunden

MÜNCHEN, 12. März (KNA). Die Zeitschrift Blitz-Illu muß öffentlich einen Bericht widerrufen, in dem sie behauptet hatte, ein unbarmherziger Pfarrer in Bayern habe ein zwölfjähriges Mädchen in der Beichte drangsaliert und damit in den Selbstmord getrieben. Gegen diese Darstellung hatte der Generalvikar der Erzdiözese München und Freising, Robert Simon, geklagt. Das Landgericht München I verurteilte die Klaus-Helbert- Verlags GmbH in Wiesbaden, die das Wochenblatt Blitz-Illu verlegt, zum Widerruf und zur Unterlassung der falschen Tatsachenbehauptung. Der Verlag hatte zugegeben, daß die Geschichte frei erfunden war. In dem Bericht, der mit nichtauthentischem Bildmaterial von dem "Pfarrer", dem "Grab des kleinen Mädchens" und den "trauernden Eltern" illustriert war, wurde behauptet, die Schülerin habe sich nach einer Beichte aus dem sechsten Stock eines Hauses zu Tode gestürzt. Grund dafür sei gewesen, daß der Pfarrer ihr für einen Diebstahl von 20 Mark die Bedingung gestellt habe, sie müsse ihren Eltern und vor ihrer Schulklasse gestehen, bevor er sie lossprechen könne. Auch nach dem Tod des Mädchens sei der Priester uneinsichtig geblieben und sein Vorgesetzter "in der Bischofsresidenz München" habe sein Verhalten unterstützt (Az.: 9 0 17799/92).

Erst im Januar war Blitz-Illu von dem gleichen Landgericht verurteilt worden, die Behauptung zu unterlassen, ein Tierheim bei München liefere Hunde an Versuchslabors der Pharma- und Kosmetikkonzerne (Az.: 9 0 19285/92).

Zur Person:

JOHANNES JOACHIM DEGENHARDT, Erzbischof in Paderborn, ist der Meinung, der Mensch müsse Vorrang vor dem Kapital haben. In einer Stellungnahme zur Krise in der Stahlindustrie appelliert Degenhardt an die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft, wenn sich der Verlust von Arbeitsplätzen nicht vermeiden lasse, baldmöglichst neue Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen. Den Sorgen und Ängsten der von den Entlassungen betroffenen Stahlarbeiter fühle er sich besonders verbunden. Degenhardt bittet die Arbeitnehmer, "bei ihren verständlichen Protestaktionen Besonnenheit zu bewahren, damit es nicht zu Radikalisierungen kommt, die unserem Volk insgesamt schaden können". (KNA)

100 Passagiere von Haiti-Fähre gerettet

MIAMI, 12. März (Reuter). Nach dem Untergang der überfüllten haitianischen Fähre "Neptune" ist erneut ein Fährschiff auf nahezu der gleichen Route in Seenot geraten. Die US-Küstenwache teilte mit, auf der 27 Meter langen "St. Andrea" sei nach einem Pumpen-Ausfall Wasser eingebrochen. Der Küstenschutz habe nach einem Hilferuf der haitianischen Seefahrt-Behörde 100 Menschen von der Fähre geborgen, darunter eine Frau in den Wehen. Das Schiff werde in einen Hafen abgeschleppt. Von den Passagieren sei niemand verletzt. Bei dem Untergang der "Neptune" am 16. Februar zwischen Port-au-Prince und Jeremie waren etwa 1000 Menschen getötet worden.

20 Tote bei Kraftwerks-Explosion in China

PEKING, 12. März (Reuter). Bei einer Explosion in einem Kraftwerk in Ost-China sind nach einem Bericht der Pekinger Volkszeitung vom Freitag mindestens 20 Personen getötet und über 20 verletzt worden. Das Unglück habe sich bereits am Mittwoch abend im Generator des Kraftwerks Beilungang in der Provinz Zhejiang ereignet. Die Ursache ist bislang unbekannt. Chinesische Medien berichten über derartige Unglücksfälle selten sofort, da sie als sensitive Angelegenheiten behandelt werden.

USA wollen bei Rüstung kräftig sparen

LINTHICUM, 12. März (Reuter). Ein Vierjahresprogramm für Rüstungskonversion im Umfang von 20 Milliarden Dollar hat US-Präsident Bill Clinton angekündigt. Es soll Beschäftigten zugute kommen, die aufgrund von Einsparungen im Rüstungsbereich und infolge der Schließung von Militärbasen ihre Arbeit verlieren. Clinton stellte seine Initiative am Donnerstag bei einem Besuch des Konzerns Westinghouse Electric Corp in Linthicum im US-Bundesstaat Maryland vor. Der Konzern hat nach eigenen Angaben bereits erfolgreich mit der Umrüstung von Militär- zu zivilen Geräten experimentiert. Gleichzeitig kündigte Clinton das Angebot von vorzeitigen Pensionierungen für bis zu 17 000 Angehörige der US-Streitkräfte an.

Kindesmord

Jugendliche

zum Tode

verurteilt

KARATSCHI, 12. März (Reuter). Fünf Jugendliche sind in Pakistan für die Entführung und "grausige" Ermordung eines sechsjährigen Jungen zum Tode verurteilt worden.

Wie die amtliche Nachrichtenagentur PPI am Freitag meldete, hatten die Halbwüchsigen im Alter von 16 bis 19 Jahren den Sechsjährigen im vergangenen Juli in der südpakistanischen Hafenstadt Karatschi verschleppt und ein Lösegeld in Höhe von umgerechnet etwa 3300 Mark verlangt. Sie erdrosselten den Jungen, nachdem dessen Familie die Polizei verständigt hatte.

Der Richter erklärte nach der Urteilsverkündung, man könne nur ahnen, was die Täter alles anstellen würden, wenn sie erst erwachsen seien. Sie verdienten eine abschreckende Strafe für die grausige Entführung und anschließende Ermordung des Jungen. Die Todesstrafe soll durch Erhängen vollstreckt werden, wenn die Urteile durch ein Berufungsgericht bestätigt worden sind.

UN sollen in Angola vermitteln Gipfel der Bürgerkriegsparteien angestrebt / USA warnen Unita

NEW YORK, 12. März (Reuter/dpa/AP). Der Generalsekretär der Vereinten Nationen (UN), Butros Butros-Ghali, soll die kriegführenden Parteien in Angola "auf höchstmöglicher Ebene" zu einem Treffen bewegen. Nach Angaben des britischen UN-Botschafters, Sir David Hannay, hat der UN-Sicherheitsrat einen entsprechenden Resolutionsentwurf vorbereitet, über den am späten Freitag abend abgestimmt werden sollte.

Die Resolution fordert Butros-Ghali auf, zu versuchen, Angolas Präsident Eduardo dos Santos und den Chef der Rebellenbewegung UNITA, Jonas Savimbi, zu Gesprächen nach New York einzuladen. Der mit einem Friedensvertrag 1991 beendete Bürgerkrieg in Angola war im letzten Herbst wieder aufgeflammt, nachdem Savimbi seine Niederlage bei den Wahlen nicht akzeptiert hatte. Am Dienstag hatte Savimbi neue Bedingungen für die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit der Regierung gestellt. Neben der Verlegung der Verhandlungen von Addis Abeba nach Genf fordert er die Ablösung der UN-Vermittlerin Margaret Anstee.

Die USA warnten die Rebellenorganisation Unita vor Angriffen auf ausländische Erdöl-Fördereinrichtungen in Angola.

Israelin wurde im Gaza-Streifen ermordet

JERUSALEM, 12. März (Reuter). Im besetzten Gaza-Streifen ist am Freitag morgen eine Israelin ermordet aufgefunden worden. Die Tote lag nahe der Stadt Chan Junis in einem Minibus, in dem sonst palästinensische Arbeiter aus den besetzten Gebieten zu ihren Arbeitsplätzen gefahren werden. Der Armee-Rundfunk meldete, die Sicherheitskräfte hätten eine großangelegte Suche nach den Tätern gestartet. Bei der Toten handelt es sich um eine Siedlerin aus dem Gaza-Streifen. Seit der Ausweisung von rund 400 Palästinensern durch Israel im Dezember sind damit bereits neun Israelis von Palästinensern getötet worden. Im gleichen Zeitraum brachten Israelis 55 Palästinenser um.

Rheinhausen-Stahlkocher wieder im Werk

DUISBURG, 12. März (Reuter). Nach dreitägigem Streik ist die Produktion in dem von der Stillegung betroffenen Stahlwerk in Rheinhausen wieder aufgenommen worden. Die Nachtschicht habe damit begonnen, den Hochofen wieder hochzufahren, teilte ein Sprecher des Betriebsrats am Freitag mit. Er bezeichnete dies ausdrücklich als vorläufige Wiederaufnahme der Produktion. Der Protest der Belegschaft gegen die geplante Stillegung gehe weiter. Anfang der Woche sollten die Gespräche mit dem Krupp-Hoesch-Vorstand über die zugesagten 1500 Ersatzarbeitsplätze aufgenommen werden. Eine gemeinsame Sitzung der Aufsichtsräte von der Krupp Stahl AG und der Hoesch Stahl AG hatte am Vortag einen Beschluß über die endgültige Stillegung des Stahlwerks in Rheinhausen auf den 29. April verschoben.

Bundeswehr vor Bosnien-Einsatz

BONN, 12. März (Reuter). Die Bundesluftwaffe will bis Ende nächster Woche ihre Vorbereitungen für eine Beteiligung an den Hilfsflügen nach Ostbosnien abschließen. Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag weiter sagte, soll ab Dienstag der Abwurf von Lasten aus großer Höhe geübt werden. Wo dies geschehen werde, sei aber noch nicht klar. Bereits jetzt trainierten deutsche Soldaten mit zwei C-160-Transall-Maschinen den Formations-Sichtflug bei Nacht. Diese Übungen sollten ab Montag gemeinsam mit US-Einheiten von Frankfurt aus fortgesetzt werden. (Siehe auch Seite 2)

Anschlag galt Sexklub-Besitzer

BERLIN, 12. März (Reuter). Der Handgranatenanschlag am Donnerstag im Berliner Zentrum geht offenbar auf Rivalitäten im Rotlichtmilieu zurück. Ziel des Attentats sei der Besitzer eines Sexklubs und einer Bar im Ostteil gewesen, sagte ein Sprecher der Kriminalpolizei am Freitag in Berlin. Das potentielle Opfer, der 34jährige Frank S. vom Prenzlauer Berg, sei erst vor kurzem aus der Untersuchungshaft entlassen worden.

Bei dem Anschlag an einer belebten Hauptverkehrsstraße in direkter Nähe des Roten Rathauses im Ostberliner Bezirk Mitte hatten Unbekannte nach ersten Erkenntnissen eine Handgranate auf einen fahrenden Mercedes geworfen. Dieser wurde nach Angaben der Polizei von der Frau des Klubbesitzers gesteuert, er selbst war Beifahrer. Beide kamen mit einem Schock davon.

Weizsäcker macht sich für ABM-Stellen im Osten stark

NAUMBURG, 12. März (Reuter). Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat sich für den Erhalt von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) in Ostdeutschland stark gemacht. Er hoffe, daß bei den "Solidarpakt"-Verhandlungen "über die weitere Perspektive der ABM konstruktiv gesprochen werden kann", sagte er am Freitag bei einem Besuch in Naumburg. Den Kampf gegen Arbeitslosigkeit wertete er als "das zentrale Thema unserer Zeit". ABM-Stellen seien nicht allein dafür bestimmt, um wettbewerbsfähige Arbeitsplätze vorzufinanzieren, sagte er, sie dienten vielmehr "auch der Gesellschaft und dem menschlichen Schicksal im einzelnen". Ein Mißbrauch müsse zwar verhindert werden, doch Maßnahmen dagegen seien nicht "die eigentliche Lösung". (Weiterer Bericht Wirtschaft)

Sigurvinsson wird Trainer bei Fram Reykjavik, behält aber sein Domizil im Schwabenland Für "Eismeer-Zico" ist Happel das Vorbild Talente-Beobachter des VfB Stuttgart sucht eine neue Herausforderung in seiner Heimat Island

Er gehörte zu den Stillen im Land, doch auf dem Platz war er meist einer der Größten. Als Asgeir Sigurvinsson im Sommer 1990 seine 17jährige Profi-Karriere beendete, trat einer von der Fußballbühne ab, der als Mensch und Spieler ein Vorbild war. 1984 wurde der Isländer mit dem VfB Stuttgart immerhin Deutscher Meister, fünf Jahre später zog er mit den Schwaben ins UEFA-Pokal-Finale gegen den SSC Neapel ein. Das Duell gegen den argentinischen Superstar Diego Maradona entschied dessen Bewacher Sigurvinsson zwar nicht für sich, aber ein Platz in den Stuttgarter Fußballannalen ist ihm dennoch sicher.

In den vergangenen zwei Jahren arbeitete Sigurvinsson, 45maliger Nationalspieler seines Landes, als Spielerbeobachter für den VfB. Jetzt stellt er sich einer neuen Herausforderung. Vom 1. April an wird Sigurvinsson, den man ob seiner technischen Fertigkeiten in Insiderkreisen süffisant als "Eismeer-Zico" bezeichnete, Trainer bei Fram Reykjavik. Die isländische Spitzenmannschaft scheiterte im vorigen Jahr in der ersten Runde des UEFA-Pokals am 1. FC Kaiserslautern. "Ich habe eine neue Aufgabe gesucht", erklärt Sigurvinsson, "und ich bin überzeugt davon, daß ich mit Reykjavik das erreichen kann, was ich mir vorgenommen habe." Die Bande nach Stuttgart bricht der 37jährige allerdings nicht ab. Seine Familie behält nämlich ihren Wohnsitz im Schwabenland, und am Ende der isländischen Saison im Oktober kehrt Sigurvinsson in seine "zweite Heimat" zurück. Ob er danach seine Tätigkeit in Stuttgart wieder aufnehmen wird, steht noch nicht fest. "Ich werde Fram auf jeden Fall auch eine zweite Saison betreuen", kündigt Sigurvinsson an.

Als Höhepunkt seiner Karriere bezeichnet der Mittelfeldspieler den Titelgewinn mit dem VfB 1984, wozu Sigurvinsson unter anderem am vorletzten Spieltag mit einem Treffer zum 2:1-Erfolg in Bremen einen entscheidenden Beitrag leistete. Der Isländer kennt sich aus auf Europas Fußballfeldern. Mit 17 Jahren verließ Sigurvinsson sein Elternhaus und heuerte bei Standard Lüttich an.

Vor seiner Ära in Stuttgart trug er das Trikot von Bayern München. Dort scheiterte Sigurvinsson am Machtkampf mit dem damaligen Regisseur Paul Breitner, der in der Mannschaft eine größere Lobby und bei Trainer Pal Csernai die besseren Karten hatte. Aber der Isländer blickt keinesfalls im Zorn zurück, denn er hat damals viel gelernt und seine positiven Schlüsse daraus gezogen. "Diese Zeit hat mich geprägt", sagt Sigurvinsson heute.

Von allen Trainern, unter denen er tätig war ("Wie viele es genau waren, weiß ich selbst nicht mehr"), imponierte ihm Ernst Happel am meisten. "Die meisten deutschen Trainer reden viel und arbeiten sehr wissenschaftlich", sagt Sigurvinsson, "aber Fußball ist ein einfaches Spiel. Das hat Happel erkannt. Seine Anweisungen waren kurz - und jeder hat sie sofort verstanden", erzählt der Trainerneuling. An dem erst kürzlich verstorbenen österreichischen Fußballguru will sich Sigurvinsson orientieren - und dann auch als Trainer eine ähnliche Karriere machen wie zuvor als Spie- ler. sid

Hannover sanierte sich durch Pokalsieg Die Zukunft wird mit Trainer Vogel geplant

Hannover 96 will Nägel mit Köpfen machen. "Ich hoffe", sagte der Schatzmeister des Fußball-Zweitligisten, Dieter Braun, "daß wir nach dem Spiel gegen den VfB Leipzig den Vertrag mit Trainer Eberhard Vogel verlängern können." Braun und Präsident Fritz Willig hatten sich in den vergangenen Tagen zusammengesetzt, um die Weichen für die Zukunft des Überraschungspokalsiegers von 1992 zu stellen.

In dem Konzept, das die beiden ausgearbeitet haben, bleibt Eberhard Vogel eine feste Größe. Noch fehlt allerdings das Jawort des Trainers, der die in den Abstiegsstrudel geratene Mannschaft nach eigenem Bekunden erst in ruhigeres Fahrwasser steuern will, bevor er seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag setzt. Braun ist sich "zu 90 Prozent sicher", daß der alte auch wieder der neue Trainer sein wird. Meldungen, daß Vogel ein Angebot des VfB Leipzig zur Nachfolge des am Saisonende scheidenden Jürgen Sundermann habe, verwiesen Braun und der Trainer ins Reich der Fabel. "Da ist nichts dran", erklärte der Schatzmeister.

Auch Vogel bestätigte, nichts von einem Angebot zu wissen, anstelle des zu Eintracht Frankfurt wechselnden Klaus Toppmöller bei Bundesliga- Aspirant Waldhof Mannheim beginnen zu können: "Mit mir hat niemand gesprochen."

In Hannover laufen die Planungen für die neue Saison bereits auf Hochtouren. Der Verein, der nach dem Pokalsieg über Borussia Mönchengladbach und trotz des schnellen Europacup-Ausscheidens gegen Werder Bremen im vergangenen Jahr 2,5 Millionen Mark Verbindlichkeiten abbauen konnte und nun schuldenfrei ist, hat ein Guthaben von rund einer Million Mark.

Diese Summe sowie Einnahmen aus Spielertransfers (vermutlich rund 500 000 Mark) sollen in Neuzugänge investiert werden. Der Zweitligist will dabei mit 16 oder 17 Profis (bisher 21) und drei oder vier Vertragsamateuren (bislang drei) auskommen. Wunschkandidat Nummer eins ist Osnabrücks Regisseur Claus-Dieter Wollitz, der allerdings 1,2 Millonen Mark Ablösesumme kosten soll.

Ob Mark Lehnert einer der neuen Hoffnungsträger wird, ist noch ungewiß. Der Torwart absolviert seit drei Tagen ein Probetraining bei 96 und ist nach Ansicht von Vogel "ein guter Mann". Der Trainer lobt Fanggsicherheit und Reaktionsschnelligkeit des 25jährigen, der zuletzt das Tor der kalifornischen Amateurauswahl hütete und keine Ablöse kosten soll. Vogel macht deutlich: "Wir werden ihn weiter beobachten und uns nächste Woche entscheiden." sid

In Atlanta werden keine neuen Sportarten ins olympische Programm aufgenommen Nicht nur die Golf-Lobby muß endgültig passen IOC-Präsident Samaranch läßt nur Veränderungen innerhalb der Sportarten zu / Einigung mit FIFA

Juan Antonio Samaranch ließ sich noch nie in die olympische Sache hineinreden. Für die Sommerspiele 1996 in Atlanta hat der spanische Wächter über die olympische Idee die Marschroute vorgegeben. In Georgia wird es keine neuen Sportarten geben. Die Organisation der Sommersportverbände (ASOIF) kann in Atlanta nur noch über Veränderungen innerhalb der Sportarten nachdenken.

Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) weiß um die aus allen Nähten platzenden Olympischen Spiele. Golf hoffte vergeblich auf die olympische Rückkehr, nach monatelangem Tauziehen verzichtete das Organisationskomitee auf einen entsprechenden Antrag. Die renommierte Anlage in Augusta wird weiter das Mekka der Ausgesuchten bleiben. Spielraum scheint sich im Volleyball aufzutun.

Die Verfechter des auf Olympia hoffenden Beach-Volleyball können sich nur dann ein Entree verschaffen, wenn das bestehende Volleyball-Turnier Abstriche macht. Das soll bei der 46. ASOIF-Generalversammlung ein Thema sein. Die Versammlung findet ab Montag parallel zur 46. Sitzung der IOC-Exekutive in der Olympiastadt in Georgia/USA statt.

Der Fußball wird sich nach dem Gespräch zwischen dem Präsidenten des Weltverbandes FIFA, Joao Havelange, und Samaranch nicht mehr regen. Samaranch hatte durchgedrückt, daß in den olympischen "U 23"-Auswahlen auch jeweils drei ältere Spieler pro Team aufgestellt werden dürfen. Samaranch: "Ich stelle mir vor, daß es sich dabei um Weltstars handeln könnte." Der Spanier erlebte in Barcelona, daß sich im olympischen Fußball etwas tun muß. Daß Frauenfußball olympisch wird, erwartet niemand. Es sei denn, das Turnier der Männer würde eingeschränkt.

Der Welt-Ruderverband (FISA) hat schon angekündigt, die Teilnehmerzahl bei den olympischen Ruderwettbewerben auf 600 zu begrenzen, zugleich aber drei Wettbewerbe für Leichtgewichte aufzunehmen. Die vom Körperbau benachteiligten Südamerikaner und Asiaten sollten sich im Doppelzweier der Männer und Frauen und dem ungesteuerten Männer-Vierer beweisen können. Drei der 14 "schweren" Klassen müssen weichen. Gedacht ist an die gesteuerten Vierer und Zweier der Männer und den ungesteuerten Frauen-Zweier.

Die insgesamt 1,47 Milliarden Dollar teuren Spiele in Atlanta plagen aber ganz andere Sorgen. Für die Übertragungsrechte bieten die großen amerikanischen Fernsehstationen bisher lediglich 350 Millionen Dollar, über 50 Millionen weniger als noch in Barcelona 1992. Im prognostizierten Gesamtbudget veranschlagte der Direktor des Organisationskomitees von Atlanta ACOG, Bill Payne, die Fernseheinnahmen auf 549 Millionen. "Da wird sich noch etwas tun müssen", sagte Payne in Atlanta.

Nicht nur dort. Auch das olympische Sponsorprogramm wirft Payne weiter die Sorgenfalten auf die Stirn. Ein Baustoffunternehmen zahlte inzwischen als fünfter Geldgeber 40 Millionen Dollar in den Sponsorpool ein, Atlanta benötigt aber insgesamt zehn solcher Sponsoren. Billy Payne setzt in Atlanta seine ganze Hoffnung auf den neuen US-Präsidenten Bill Clinton. Der hatte nach seiner Wahl den Aufschwung der amerikanischen Wirtschaft beschworen. sid

Eiskunstlauf-WM in Prag: Erster Doppelsieg für Kanada Brownings Mut wurde belohnt Neuanfang voller Erfolg / Stojko testet an Super-Kombination

As time goes by - beim vierten WM- Titel für Kurt Browning standen Humphrey Bogart und der Kultfilm Casablanca Pate. Die neue Kür des Kanadiers war nicht nur eine Hommage an Zyniker "Bogey", sondern auch ein Blick zurück im Zorn. As time goes by - vor einem Jahr war der 26jährige Sonnyboy am Tiefpunkt seiner Karriere angelangt. Quälende Rückenschmerzen und die deshalb fehlende Form ließen ihn bei den Olympischen Winterspielen in Albertville auf Rang sechs abstürzen.

Doch nun in Prag zahlte sich Brownings Mut zum totalen Neubeginn aus. Neues Programm, neues Outfit, neuer Trainer und neue Umgebung - alles war ein Erfolg. "Nach Albertville wußte ich, daß ich fast von vorne anfangen mußte. Und ich habe es wirklich getan."

Als reiner Springer gewann er 1989 seinen ersten WM-Titel, doch mittlerweile liegt die B-Note für den künstlerischen Eindruck höher als die A-Bewertung. Auch ein Resultat einer neuen Einstellung Brownings zur Verpackung seiner Kür. Der 26jährige arbeitete in Toronto bei der Vorbereitung erstmals mit einem Ballettmeister zusammen.

Wie wichtig eine hohe B-Note für Browning ist, wurde beim internen WM- Duell mit seinem Landsmann Elvis Stojko deutlich. Der nur 1,66 m große Herausforderer bescherte Kanada nicht nur den ersten Doppelsieg in der 97jährigen WM- Geschichte, er will in der Olympiasaison auch einmal die Nase ganz vorn haben. Zu diesem Zweck, so berichtet Stojko, arbeite er bereits an einer Weltpremiere, der Kombination von vierfachem und dreifachem Toe-Loop. In Lillehammer soll die Uraufführung sein.

Doch weder vor Stojko noch vor dem WM-Dritten Alexej Urmanow aus Rußland noch vor dem US-Amerikaner Brian Boitano, der eine Rückkehr zu den Amateuren fest ins Auge faßt, hat Browning wirklich Angst: "Als Weltmeister in eine olympische Saison zu gehen, war im vergangenen Jahr eine völlig neue Erfahrung für mich. Diesmal weiß ich mit diesem Druck fertig zu werden."

Druck erheblich minderer Qualität lastet hingegen auf Ronny Winkler. Der Deutsche Meister machte aus seinen Möglichkeiten fast das Optimale und belegte den 14. Platz. Für eine weitere Aufwärtsentwicklung soll nun der dreifache Axel her. "Er gehört bereits zum Trainingsprogramm, im nächsten Winter soll er wettkampfreif sein", sagte der 21jährige, der im Sommer sein Abitur ablegen und danach zur Bundeswehr gehen will.

sid

Im Blickpunkt: Fußball-Junioren-WM Keine Jojo-Veranstaltung

Das Ansehen des deutschen Fußballs ist bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Australien gesunken. Wenn am Samstag die Titelkämpfe mit dem Viertelfinale in die entscheidende Phase treten, sitzt die deutsche Mannschaft bereits im Flugzeug nach Frankfurt. Ausgeschieden nach zwei katastrophalen Patzern ihres Torhüters und wegen des Unvermögens der Feldspieler, die sich bietenden Torchancen kaltblütig auszunutzen.

Der unnötige WM-K.o. wirft eine grundsätzliche Frage auf. Denn Schwachpunkte im deutschen Junioren-Team waren der Torhüter und der Libero, und für beide Schlüssel-Positionen gab es daheim bessere Alternativen. Aber Bayern Münchens Torhüter Uwe Gospodarek durfte nicht mit, weil Trainer Erich Ribbeck ihn als Ersatzmann brauchte, sollte Aumann sich verletzen, und der Karlsruher SC mochte auf Jens Nowotny, der mit seiner Bundesliga-Erfahrung der Abwehr mehr Sicherheit hätte verleihen können, ebenfalls nicht verzichten.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verzichtete großzügig auf die beiden Spieler und hat dafür die Quittung erhalten. Dabei gibt es ein Mittel gegen den Vereinsegoismus: Die Spieler hätten vom DFB für die Dauer des Wettbewerbs gesperrt werden können. Als Tottenham Hotspur seinen Mittelstürmer Nick Barmby nicht freigeben wollte, drohte der englische Verband, den Klub aus dem Pokal zu werfen und für den nächsten Europapokal nicht zu melden. Prompt reiste Barmby nach Australien.

Im übrigen steht es den Vereinen frei, Spiele zu verlegen und nach Rückkehr des abgestellten Spielers oder vor der Abreise auszutragen, was im Amateurbereich selbstverständlich ist. Nur die Profiklubs tun sich da schwer.

Die Junioren-Weltmeisterschaft "U 20" - nach der "richtigen" WM und dem olympischen Turnier das drittwichtigste Großereignis im Weltfußball - ist zu bedeutend, als daß Deutschland es sich leisten könnte, auf die stärksten Spieler zu verzichten. Auch wenn das Medieninteresse nicht so riesig ist wie in anderen Ländern, deren A-Nationalmannschaften nicht so viele Erfolge wie die deutsche aufweisen, müssen der DFB und die Bundesliga zur Kenntnis nehmen, daß die "U 20"-WM keine Jojo-Veranstaltung ist und auch kein Osterturnier.

Erst viel Geld, Engagement und Arbeit in die Förderung der Jugendlichen zu stecken, aber beim entscheidenden Turnier dann auf die besten Talente zu verzichten, ist eine Halbherzigkeit, die sich der deutsche Fußball nicht länger leisten kann, will er weiterhin das Prädikat "Weltklasse" verdienen. RAINER KALB

Verhandeln die Bayern mit Köpke? Verärgerter Aumann fühlt sich hintergangen

Torhüter Raimond Aumann fühlt sich von der Führungsriege des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München hintergangen. Am Freitag vor dem Bundesligaspiel des deutschen Rekordmeisters und Tabellenführers in Dresden betonte der 29jährige: "Ich weiß aus sicherer Quelle, daß Bayern schon in der Winterpause hinter meinem Rücken mit Andy Köpke verhandelt hat." Sämtliche Präsidiums- vertreter und Trainer Erich Ribbeck dementieren dagegen Verhandlungen mit dem Torwart des 1. FC Nürnberg entschieden.

Ribbeck erklärte: "Wir haben nicht mit Köpke verhandelt. Ich verstehe nicht, warum Aumann dauernd den Namen Köpke ins Spiel bringt; er selbst hat doch in den letzten beiden Spielen bewiesen, daß er ein erstklassiger Torhüter ist." Der gebürtige Augsburger, der seit 13 Jahren in Diensten des FC Bayern steht und einen Vertrag bis 1996 besitzt, engagierte nun Spielervermittler Norbert Pflippen zur Wahrung seiner Interessen. sid

Leichtathletik-Hallen-WM Motchebon im Semifinale - Janke schied aus

Zwei Wochen nach ihrer etwas überschätzten Jahresweltbestzeit (52,34 Sekunden) scheiterte die Wolfsburgerin Karin Janke bei den Hallen-Weltmeisterschaften der Leichtathleten in Toronto trotz respektabler 52,83 Sekunden im 400- m-Vorlauf. Für Beate Anders (Berlin) stand nach der ersten Runde im 3000-m- Gehen fest: "Ich kann hier kaum eine Medaille holen. Mein Ziel ist ein Platz unter den ersten Sechs." Nico Motchebon (Berlin) kam nach Fotofinish als Zweiter des 800-m-Vorlaufs in 1:49,52 Minuten ins Semifinale. Im Weitsprung reichten auch der Berlinerin Susen Tiedtke eher enttäuschende 6,45 m und Rang neun zum Vorstoß in den Final-Vorkampf. Da die Vorläufe "mangels Masse" ausfielen, steht die Dortmunderin Christina Mai bereits im 3000-m-Endlauf. Ausgeschieden sind dagegen Melanie Paschke (Wolfsburg) als Fünfte im 60-m-Vorlauf in 7,42 Sekunden sowie Geherin Simone Thust (Berlin).

Im Rahmen-Wettbewerb Fünfkampf hatten Beatrice Mau (Hannover) und Birgit Clarius (Ingolstadt) über 60 m Hürden keinen großen Auftakt. Die Studenten- Weltmeisterin war in 8,62 Sekunden zweitschwächste aller 13 Teilnehmerinnen, Mau in 8,57 kaum schneller. sid

Deutschland: Thiel, Holpert; Fuhrig (6), Kohlhaas, Roos (5), Schwarzer (7), Petersen (1), Zerbe ( 1), Nagel, Kunze (3/2), Knoor (1), Baruth (4).

Südkorea: Min-Woo Lee, Ki-Ho Lee; Kang-Wook Chung (1), Sung-Jin Chang, Young-Sun Huh (3), Young-Shin Cho (7), Sang-Suh Back (1), Yeong-Ho Moon (1), Chi-Hyo Cho (6/2), Kyu-Chang Lee, Kyung-Shin Yoon (6/1), Bum-Yon Cho.

Schiedsrichter: Xhonnev/Convents (Belgien).

Zuschauer: 1500.

Wahrscheinlich neuer Dopingfall Naroschilenko von der WM ausgeschlossen

Eine Woche nach dem erneuten Skandal um den Kanadier Ben Johnson verlautete am Rande der Hallen-Weltmeisterschaften im kanadischen Toronto aus gutunterrichteten Kreisen des Weltverbandes IAAF, daß Hürden-Weltmeisterin Ludmilla Naroschilenko aus Rußland beim Hallen-Meeting am 13. Februar in Lievin/Frankreich gedopt war. Dies habe die A-Probe ergeben, meldete am Freitag abend die französische Nachrichtenagentur afp. Eine Gegenprobe zur Bestätigung sei in diesen Tagen ebenfalls im Pariser Labor in Arbeit.

Titelverteidigerin Ludmilla Naroschilenko, die in Lievin in 7,69 Sekunden ihren eigenen Hallen-Weltrekord über 60 m Hürden egalisiert und inzwischen noch dreimal bis auf aktuelle 7,63 gesteigert hatte, wurde noch am gleichen Abend von der russischen Mannschaftsleitung von der WM ausgeschlossen. Dies gab Jayne Pearce, Pressesprecherin der IAAF, bekannt. Ein Grund sei jedoch nicht angegeben worden. sid

Borussias UEFA-Pokal-Generalprobe nur teilweise geglückt An Klos kam keiner vorbei Druckvoller FCK nach der Pause / Kaiserlautern - Dortmund 0:0

Dank seines glänzend aufgelegten Torhüters Stefan Klos kam Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund zu einem glücklichen 0:0 beim 1. FC Kaiserslautern. Der 21jährige war ein sicherer Rückhalt für die Gäste, für die der Punktgewinn dennoch ein wichtiger Schritt im Kampf um den Anschluß an das Spitzentrio der Bundesliga ist. Die Generalprobe für das Viertelfinal-Rückspiel im UEFA-Pokal am Donnerstag gegen den AS Rom ist damit aber nur teilweise geglückt.

Obwohl Dortmunds Trainer Ottmar Hitzfeld mit Povlsen nur eine Sturmspitze aufbot, machten die Westfalen ohne die verletzten Rummenigge und Torjäger Chapuisat, aber mit Nationalspieler Reinhardt von Beginn an Druck. Schon in der ersten Minute ging ein Schuß des starken Sammer knapp am Pfosten vorbei.

Die Gastgeber, die ohne Dooley und Hotic antraten, besaßen zum Ende der ersten Halbzeit und Mitte der zweiten Hälfte ihre besten Möglichkeiten. Doch immer wieder war Klos zur Stelle. In der 42. Minute parierte er einen Schuß des völlig freistehenden Kuntz. Nach dem Seitenwechsel präsentierten sich die Gastgeber von einer ganz anderen Seite, besaßen Chancen am Fließband. Doch in der 65. Minute parierte Klos einen Kopfball von Eriksson. Eine Minute später zeigte der Schlußmann nach einem Goldbaek-Schuß erneut eine Glanzparade. Zwischenzeitlich hatte der Dortmunder Poschner die größte Chance für Dortmund, als sein Kopfball in der 46. Minute nur den Außenpfosten traf.

Beste Spieler bei Kaiserslautern, das in den letzten vier Heimspielen nur zwei Punkte holte, waren Witeczek und Zeyer, auf seiten der Dortmunder verdienten sich Klos, Povlsen und Schulz die Bestnoten. sid

Kaiserslautern: Serr - Kadlec - Funkel, Ritter - Haber, Goldbaek, Wagner, Eriksson, Zeyer - Witeczek (82. Vogel), Kuntz.

Dortmund: Klos - Zelic - Kutowski, Schulz - Reuter, Zorc, Sammer, Karl, Poschner (88. Grauer), Reinhardt (88. Tretschok) - Povlsen.

Schiedsrichter: Schmidhuber (Ottobrunn).

Zuschauer: 36 874.

Gelbe Karten: Eriksson, Ritter, Vogel - Zorc, Reinhardt, Kutowski.

Meisterschafts-Play-off, Halbfinale Mannheimer ERC - Kölner EC 3:6 (1:2, 1:3, 1:1) - Tore: 0:1 Sandner (2:25), 0:2 Liebsch (14:46), 1:2 Willmann (18:11), 2:2 Krentz (21:02), 2:3 Liebsch (23:32), 2:4 Sikora (31:40), 2:5 Schulz (32:14), 3:5 Krentz (55:19), 3:6 Brandl (57:39). - Schiedsrichter: Lichtnecker (Rosenheim). Abstiegs-Play-off Schwenninger ERC - EHC Freiburg 3:4 (1:1, 1:2, 0:1) - Tore: 1:0 Trojan (1:13), 1:1 Gross (1:25), 1:2 Benda (37:29), 1:3 Gulda (43:19), 2:3 Schreiber (51:19), 2:4 Reichel (58:03), 3:4 Held (59:01). - Schiedsrichter: Slapke (Bad Tölz).

Wir müssen gemeinsam nein sagen

Am 2. März 1989 legte der Bundesarbeitsminister Blüm der nordrhein-westfälischen CDU einen ausgesprochen pfleglichen Umgang mit den "Republikanern" ans Herz. Die Münstersche Zeitung berichtete: "Er empfehle, die Randpartei fair zu behandeln und warne vor Beschimpfungen", war dort zu lesen.

Einen Tag nach der Wahlschlappe der sog. Volksparteien bei den hessischen Kommunalwahlen zeigte das Ministerium des Herrn Blüm, wie dieser "pflegliche Umgang" mit den "Republikanern" auszusehen hat (FR vom 9. 3. 1993 "Jobs für Ausländer zuletzt"). Er wies die Arbeitsämter an, bei der Besetzung freier Arbeitsplätze deutsche Arbeitslose bevorzugt zu behandeln.

Dieser Erlaß bedeutet eine Umsetzung der Forderung der "Republikaner", daß bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Arbeitsplätze vorrangig Deutschen vorbehalten bleiben müßten. Dieser Erlaß zeigt auch, welche Bedeutung der Absage an eine Kooperation mit den "Republikanern" seitens der CDU beizumessen ist: nämlich keine. Es erinnert an die Erklärung der "verdutzten" Führer der türkischen Faschisten nach dem Militärputsch von 1980 in der Türkei: "Wir können das nicht verstehen. Unsere Ideologie ist zwar an der Macht, aber uns sperren sie ein."

Daß dieser Schritt unmittelbar am Tag nach den Wahlen unternommen wurde, ist bestimmt kein Zufall. Er ist ja auch nicht der erste. Es ist bekannt, daß die CDU - und teilweise auch die SPD - viele Forderungen der "Republikaner", NPD, DVU usw. sich zu eigen gemacht haben.

Jetzt wissen wir's alle: Die ausländischen ArbeiterInnen sind schuld an der Arbeitslosigkeit. Verschwiegen wird, daß sie von der Arbeitslosigkeit stärker betroffen sind, daß allein ca. 40 000 türkische Unternehmer in Deutschland über 150 000 Arbeitsplätze geschaffen haben, daß die ausländischen ArbeiterInnen über 30 Mrd. DM jährlich in die Sozialversicherungskassen bezahlen.

Mit diesem Schritt wird der Milchmädchenrechnung "ein Ausländer weniger = eine freie Arbeitsstelle und Wohnung mehr" Rechnung getragen. Wann werden Wohnungsämter angewiesen, bei der Vergabe von Sozialwohnungen deutsche Wohnungslose bevorzugt zu behandeln?

So hört es sich an, wenn die Bundesregierung "Ausländer raus!" ruft. Die Bundesregierung, die immer mehr Arbeitsplätze abbaut, die anstatt ABM die Arbeitslosigkeit finanziert, die keine neuen Sozialwohnungen baut. Angesichts des gemeinsamen und geschlossenen Vorgehens der deutschen und ausländischen StahlarbeiterInnen in Duisburg-Rheinhausen, Dortmund und anderswo sieht sie ihren einzigen Ausweg darin, die Sündenbockpolitik weiter zu verschärfen. Wir müssen gemeinsam nein sagen zu diesem staatlichen Rassismus!

Mehmet Calli (Pressesprecher der Förderation der demokratischen Arbeitervereinen aus der Türkei in der BRD (DIDF), Duisburg

Nicht die Qualifikation, die Nationalität muß stimmen

Mit Verwunderung habe ich in der FR vom 9. 3. 1993 den Artikel "Jobs für Ausländer zuletzt" zur Kenntnis genommen. Während Schlägereien unter Jugendlichen, bei denen fremdenfeindliche Tendenzen im Hintergrund stehen, es bisweilen im Nachrichtenwert bis auf Seite 2 schaffen oder sogar auf die Titelseite kommen, wurde dieser dpa-Bericht über einen ausländerfeindlichen Erlaß der Bundesanstalt für Arbeit von Ihnen auf Seite 5 plaziert.

Daß ein Arbeitgeber (auch ausländische Arbeitgeber?), der Ausländer einstellen möchte, künftig nachweisen muß, daß er keine deutschen Arbeitnehmer für den Job finden kann, und die Tatsache, daß er in Zukunft ausländische Arbeitnehmer nicht mehr automatisch weiterbeschäftigen darf, also daran gehalten ist, nicht in erster Linie auf die Qualifikation, sondern auf die Nationalität seiner Mitarbeiter zu achten, ist ein Skandal. Dabei ist es wenig beruhigend, daß "Ausländer, die schon lange in der Bundesrepublik leben", in diesem Fall als den Deutschen gleichgestellt gelten. Denn erstens bleibt die gezielte Schikane die gleiche, auch wenn der Kreis der Diskriminierten eingeschränkt wird, und zweitens sollte man in diesem Fall sehr genau nachfragen und sich nicht mit weit auslegbaren Formulierungen wie "schon lange hier lebend" begnügen.

Auch daß die Arbeitserlaubnis für "Ausländer" (auch für die, die hier geboren und aufgewachsen sind?) künftig generell auf höchstens zwölf Monate beschränkt werden soll, wird dafür sorgen, daß sich Fremde in Deutschland in Zukunft immer weniger sicher fühlen dürfen. Skinheads kann man leichter aus dem Weg gehen als Behörden.

Als ich vor einigen Semestern an der Universität Frankfurt einen Job als Tutor beantragte und zugesprochen bekam, fragte mich die zuständige Sekretärin, ob sie mich statt als Tutor nicht als wissenschaftliche Hilfskraft in den Akten führen könnte. Die Bezahlung sei die gleiche, aber die schriftliche Erklärung gegenüber der vorgesetzen Behörde, warum man einen ausländischen Bewerber einem deutschen vorgezogen habe, sei bei der (akademisch weniger angesehenen) Hiwistelle nicht verbindlich vorgeschrieben.

Was ich 1989 noch als eine der üblichen, zwar zeitaufwendigen, aber an sich harmlosen bürokratischen Schikanen angesehen habe, würde ich heute ernster nehmen.

Patrick Conley, Frankfurt am Main

Die Epoche der Warlords geht in Somalia zu Ende Gespräch mit Professor Warfa von der Friedensbewegung

FR: Wer wird an der nationalen Versöhnungskonferenz in Addis Abeba teilnehmen, und worin ihre Bedeutung ?

Warfa: Die meisten politischen Bewegungen Somalias werden am runden Tisch in Addis Abeba sitzen, zusammen mit prominenten Politikern, Intellektuellen, Experten und auch einigen Frauenorganisationen unseres Landes. Wir erwarten mehr als 250 Delegierte.

FR:Welche Ergebnisse erwarten Sie?

Warfa: Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder die Bürgerkriesgparteien und unsere Warlords verständen sich auf die Bildung einer provisorischen Regierung oder . . .

FR: Gibt es dafür eine Chance?

Warfa: Nein, das glaube ich nicht. Die Basis der alten Kriegsherren ist dafür zu gering. Ich gehe davon aus, daß etwa 70 Prozent der Delegierten gegen die Warlords stimmen werden. Somit ist es unwahrscheinlich, daß die Bürgerkriegsführer mit ihren Bwegungen eine neue Regierung bilden könnten . . .

FR: Werden die Kriegsfürsten Ihres Landes ein solches Resultat hinnehmen?

Warfa: Sie werden keine andere Wahl haben. Sie und ihre Kampfverbände sind seit dem Einmarsch der multinationalen Eingreiftruppe erheblich geschwächt, und je länger die ausländischen Truppen hier sind, desto geringer wird die Bedeutung der Warlords. Außerdem haben diese Kriegsfürsten 400 000 getötete und verhungerte Somalis auf dem Gewissen. Glauben Sie im Ernst, daß unsere Bevölkerung solche Männer in einer neuen Regierung haben will? Ich versichere Ihnen, die Warlords werden von 95 Prozent der Somalis gehaßt: Ihre Zeit ist vor FR: Sie hatten von zwei möglichen Konferenzergebnissen gesprochen . . .

Warfa: Ja, wenn es zu keiner provisorischen Regierungsbildung kommt, dann muß Somalia unter UN-Schirmherrschaft gestellt werden. Wenn wir nicht in der Lage sind, uns zu einigen, und an unseren Differenzen festhalten, dann ist eine erneute Intervention erforderlich . . .

FR: Also eine UN-Treuhandschaft?

Warfa: Nein, keine Treuhandschaft. Das wollen wir nicht, das will die internationale Gemeinschaft nicht.

FR: Was für eine Intervention dann?

Warfa: Unser Land liegt am Boden, alles ist zerstört und verwüstet. Die Rehabilitation der Kriegsschäden, die Integration hunderttausender Flüchtlinge wird ungeheure Mittel und Kräfte kosten. Einer muß die Verantwortung für diese Arbeit übernehmen. Um einen Anfang zu machen, muß interveniert werden.

FR: Was heißt das konkret? Was sollte nach dem wahrscheinlichen Scheitern der Addis-Konferenz geschehen?

Warfa: Die UN müßten dann die Verwaltung des Landes für eine Übergangszeit übernehmen. Ich glaube, daß es dafür eine gewisse Bereitschaft auf seiten der UN tatsächlich gibt. Die Europäer hätten in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle zu spielen. Denkbar wäre allerdings auch, daß die UN eine "Technokratische Übergangsregierung" einsetzen, die aus somalischen Intellektuellen und Fachleuten besteht: Minister wird, wer fachlich qualifiziert ist und nicht weil er einer bestimmten politischen Partei oder einem bestimmten Clan angehört.

FR: . . . und wofür plädieren Sie?

Warfa: Eben für diese "Technokratische Übergangsregierung", eingesetzt von der UN, finanziell unterstützt von den UN und auf der Machtbasis der UN-Truppen regierend, das heißt, diese somalische Regierung würde selbst und insgesamt unter UN-Schutz stehen.

FR: Worin würde die wichtigste Aufgabe dieser Interimsregierung bestehen?

Warfa: Sie müßte zunächst einen unabhängigen Generalstaatsanwalt und eine ebensolche Gerichtsbarkeit etablieren. Jeder, der ein Verbrechen gegen unser Volk begangen hat, muß zur Verantwortung gezogen werden. Die Warlords können auf Dauer nicht mehr mit dem Volk zusammenleben: Sie müssen für ihre Vergehen büßen.

FR: Wie lange sollte sie amtieren?

Warfa: Man muß da einen Zeitraum von fünf Jahren veranschlagen. Während dieser Zeit müßte auch eine neue Verfassung ausgearbeitet und über diese abgestimmt werden. Hauptbestandteil muß eine weitgehende Autonomie für die verschiedenen Regionen Somalias sein.

FR: Sie glauben wirklich, daß die Herrschaft der Warlords beendet ist?

Warfa: Wenn die internationale Gemeinschaft diese Leute nicht unterstützt, dann sind sie zur Bedeutungslosigkeit verurteilt. Natürlich liegt auch vieles an uns selbst: Wir dürfen die Greueltaten dieser Kriegsherren nicht vergessen. Würden wir darüber hinwegsehen, wäre dies eine Weichenstellung in die nächste Fehlentwicklung. Aber soweit wird es nicht kommen: Somalias friedliebende Kräfte bestimmen von nun an das Geschehen, Schritt für Schritt.

Professor Ahmed Mumin Warfa hat als Angestellter von UNOSOM (UN- Mission für Somalia) an der Vorbe reitung der Versöhnungskonferenz in Addis Abeba mitgearbeitet. Er reprä sentiert einen Teil der somalischen Friedensbewegung. Nach dem Sturz Siad Barres wurde er Präsident der Universität von Mogadischu und be mühte sich um Vermittlung zwischen den Kriegsparteien. Mit Warfa sprach in Mogadischu FR-Mitarbei ter Walter Michler.

Klänge des ostjüdischen Stetls zogen die Zuhörer in ihren Bann Colalaila - von der ersten Sekunde an expressive Mimik, Körpersprache und Festatmosphäre in der Englischen Kirche

BAD HOMBURG. Violine, Baß-Gitarre, Akkordeon, Klarinette: Es war eine eher ungewöhnliche Kombination von Instrumenten, die am Donnerstag abend in der Englischen Kirche auftauchte. Zur "Klezmer-Musik" hatten das Kulturamt und die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit im Rahmen der "Woche der Brüderlichkeit" eingeladen.

Mit furiosem Tempo stiegen die vier jungen Musikerinnen und Musikerin in das erste Lied ein. Nicht nur den Klängen überließen sie es, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Irith Gabriely, Klarinetistin und Gründerin des Ensemble "Colalaila", verbreitete von der ersten Sekunde an mit expressiver Mimik und Körpersprache Festatmosphäre. Klezmer sei die Musik des Stetl, der ostjüdischen Gemeinschaften, die durch Holocaust und Zweiten Weltkrieg unwiederbringlich verschwunden sind, so wurde der Abend angekündigt. Wer hier nur kulturellen Bildungshunger stillen wollte, war fehl am Platze. "Klezmer ist Stimmungsmusik, ob wir wollen oder nicht", verkündete Irith Gabriely. Sie hatte keine Scheu, ihren Zuhörern bis in die letzte Reihe immer wieder auf die Pelle zu rücken, um die Barrieren steifen Kulturkonsums ins Schwanken zu bringen. Viel Sinn für Komik zeigte dabei die Klarinettistin, die traditionell das schwarze Kleid und den schwarzen Hut der jüdischen Musikanten trug. Und so sorgten auch musikalischer Witz und Ironie immer wieder dafür, daß das Mitmachen dem Publikum nicht leicht gemacht wurde. Gerade hatte man sich eingeklatscht, da wechselte auch schon wieder das Tempo oder der Rhythmus. Gerade war eine Melodie erkannt, da wurde sie auch schon variiert: "Klezmer hat genommen, Klezmer hat gegeben."

Mit Augenzwinkern weist die Bandleaderin immer wieder auf das jüdische Traditionsbewußtsein hin. Aber was ist nicht alles geworden aus diesen Liedern! Ob im jazzigen "Bei mir biste scheen" oder dem von Barbara Witzel virtuos auf der Geige intonierten Tsardas, Klezmer-Musik hat spätestens seit der Vertreibung der Juden aus Osteuropa musikalische Strömungen auf der ganzen Welt aufgegriffen und geprägt.

Gefühlsbetont, ob in Freude oder Leid, seien die jüdischen Musikanten immer gewesen. Da paßt der Blues der Schwarzen, den Bassist Johannes Malolepssy in sattem Sound und mit viel Emphase darbietet, ebenso gut ins Repertoire wie der Feuertanz, der mit überbordender Lebensfreude das Programm beschließt. "Colalaila", das heißt "die ganze Nacht": Das Publikum hätte sicher nichts dagegen gehabt, wenn dieses "Klezmer-Fest" noch länger gedauert hätte.

GISELA GRAESER-GÜSMANN

16. bis 18.März 1993: X. Internationale Fortbildungstage für Krankenpflege in Gießen. Auskunft: Justus-Liebig-Universität, Dekanat Humanmedizin, Organisationskomitee, Armin-Walter Negel, Rudolf-Buchheim-Straße 8, W-6300 Gießen, Tel. (06 41) 7 02 30 01.

17. bis 19. März 1993: 22. Jahrestagung der Gesellschaft für Umweltsimulation in Pfinztal. Hauptthema: "Umwelteinflüsse erfassen, simulieren, bewerten". Auskunft: Gesellschaft für Umweltsimulation, c/o Fraunhofer-Institut für Chemische Technologie, Postfach 12 40, W-7507 Pfinztal 1, Tel. (07 21) 4 64 00.

18. bis 20. März 1993: 25. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurotraumatologie und Klinische Neuropsychologie in Münster (Westfalen). Hauptthema: "Frühe Rehabilitation Hirngeschädigter". Auskunft: Neurochirurgische Klinik, Clemens-Hospital, Dr. Patrick Simons, Duesbergweg 124, W-4400 Münster (Westfalen), Tel. (02 51) 9 76 24 01.

26. bis 27. März 1993: Seminar zum Thema "Verkehrsmanagement für Stadt und Umland" in Deidesheim. Auskunft: Universität Kaiserslautern, Technische Akademie Südwest, Hartmut H. Topp, Postfach 13 42, W-6750 Kaiserslautern, Tel. (06 31) 2 05 27 91.

26. bis 28. März 1993: Seminar zum Thema "Führt die zivile Nutzung der Kernergie zum Überwachungsstaat?" in Beetzendorf (Sachsen-Anhalt). Auskunft: Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro Sachsen- Anhalt, Geißlerstraße 1, 0-3010 Magdeburg, Tel. (03 91) 4 81 17.

26. bis 28. März 1993: Ernährungskongreß '93 in Bad Wörishofen. Auskunft: Kneipp-Bund, Ärztliche Fortbildung, Frau Ursula Lenz, Postfach 14 52, W-8939 Bad Wörishofen, Tel. (0 82 47) 30 02 55.

Trotz Fehlers keine Nachwahl Wählerverzeichnis maßgebend / Korrektur bei der Meldestelle

Gestern wurde das amtliche Endergebnis der Kommunalwahl vorgelegt. Die Stimme von Yasemin M. (Name geändert) war nicht dabei - aus unerfindlichen Gründen tauchte ihr Name nicht im Wählerverzeichnis auf. Dabei wohnt Yasemin M. seit 22 Jahren in Frankfurt und hat seit 1976 die deutsche Staatsbürgerschaft. Gewählt hat sie schon öfter, nur dieses Mal wurde ihr vor dem Urnengang keine Wahlbenachrichtigung zugeschickt.

Die FR-Leserin machte sich darüber weiter keine Gedanken, denn sie wußte, daß ihr auch unter Vorlage des Personalausweises die Stimmzettel ausgehändigt würden. Im Wahllokal in der Rohrbachstraße wurde sie jedoch abgewiesen: Ihr Name war in den Wählerlisten nicht verzeichnet. "Ich hab' ganz schön betroffen dagestanden", erinnert sich Yasemin M. an die verhinderte Wahl am 7. März.

Am nächsten Tag ist sie gleich zur Meldestelle auf der Zeil marschiert. Und dort stellte sich heraus, daß "ich wieder als Türkin geführt wurde". Der Wechsel in die Rubrik "Ausländer" ließ sich nicht aufklären. Zwar wurde der Fehler gleich korrigiert, doch in puncto Wahl nützt das Yasemin M. nichts. Sie fragt nun, ob sie die Wahl anfechten oder nachträglich zur Stimmabgabe schreiten kann.

"Ich muß gestehen, sie steht wirklich nicht drin", sagte Wahlleiter Oskar Rohde nach einem Blick in die Wählerdatei. Wie der Fehler passiert ist, konnte Rohde nicht sagen. Was auch immer der Grund gewesen sein mag: nachträgliche Stimmabgabe ist nicht möglich. "Der Wahltag ist eine Ausschlußfrist", weiß Rohde, denn "sonst kämen wir nie zu einem Ergebnis".

Im Fall von Yasemin M., so Rohde, handele es sich um "Eigenverschulden - so hart das klingt". Die Wähler hätten nämlich eine "gewisse Mitwirkungspflicht". Yasemin M. hätte sich im Wahlamt melden und die fehlende Benachrichtigung reklamieren müssen. Darauf sei immer wieder öffentlich hingewiesen worden. Bei einer Vorsprache der FR-Leserin hätte man "heilend und helfend wirken können". vo

Gederns SPD feilscht mit UBG Und bleibt dabei: Das Schloß soll verkauft werden

GEDERN. Am Donnerstag, 18. März, treffen sich die Gederner Sozialdemokraten mit der neuen UBG-Fraktion, um die Linie einer gemeinsamen Parlaments- Mehrheit abzustecken. Das teilte der SPD-Fraktionsvorsitzende Karl-Heinz Grun mit. Dabei werde auch geklärt, wer den Posten des Ersten Stadtrats vom FWG-Mann Werner Kehm erben soll. Grun nimmt an, daß Bürgermeister Rainer Schwarz womöglich bald auf den Landratssessel wechselt. Der sei mit B 5 besoldet; der Abschied falle also nicht schwer, flachste Grun.

Die SPD will den im Wahlkampf angekündigten Verkauf des Gederner Schlosses tatsächlich durchziehen. "Dazu stehen wir", sagte Grun zur FR. Die Einzelheiten seien aber noch nicht geklärt. Das Schloß wird zur Zeit mit erheblichen Zuschüssen von Land und Bund saniert. Es soll die Stadtverwaltung, einen Sitzungssaal fürs Parlament und Gaststätten aufnehmen. nes

Urlaub für behinderte Senioren Kreis bietet älteren Menschen wieder Erholungsreisen an

KREIS OFFENBACH. Trotz des Sparkurses bei freiwilligen sozialen Leistungen bietet der Kreis Offenbach auch in diesem Jahr wieder Erholungsreisen für ältere Menschen an. Senioren, die mindestens 65 Jahre alt sind, können zwischen dreiwöchigen Aufenthalten im Odenwald, dem Spessart, dem Vogelsberg, der Rhön und dem Oberpfälzer Wald wählen. Die Termine für die jeweiligen Reisen, an denen insgesamt 400 Frauen und Männer teilnehmen können, liegen zwischen Ende März und Ende Oktober.

Erstmals im Erholungsprogramm ist eine Freizeitfahrt für behinderte Senioren, die vom 5. bis zum 20. August nach Pleystein im Oberpfälzer Wald führt. Den Anfang macht ein österlicher Kuraufenthalt in Bad Salzschlirf, und zwar in der Zeit zwischen dem 30. März und dem 20. April.

Mitfahren können auch Ehepaare, bei denen nur einer der Partner die Altersgrenze von 65 Jahren überschritten hat. Das Angebot des Kreises ist für all diejenigen Senioren kostenlos, deren monatliches Nettoeinkommen nicht höher als 926 Mark liegt; bei Eheleuten gilt der Schwellenwert von 1334 Mark.

Wer mehr verdient, muß sich an den Kosten für Anreise, Unterkunft und Verpflegung beteiligen. Nicht teilnehmen dürfen ältere Menschen, die erst im vergangenen Jahr mit der Altenpflege des Kreises auf Erholungsreise gegangen waren: Sie müssen mit der Teilnahme bis 1994 warten.

Nähere Informationen zu Terminen und Teilnahmebedingungen sowie Anträge gibt es ab sofort bei den Sozialämtern der Kommunen. leo

Ceyhun: Noch keine Forderungen aufgestellt Gestern moderatere Töne aus dem Grüne-Lager / Mitgliederversammlung am 18. März

KREIS GROSS-GERAU. Offensichtlich wird im politischen Geschäft auch bei den Grünen im Kreis Groß-Gerau nicht alles so heiß gegessen, wie manches gekocht wird - zumindest nicht von allen. Deutlich moderatere Töne als am Tag zuvor klangen in einer am Freitag mittag vom Kreisvorstandsmitglied und Kreistagsabgeordneten Ozan Ceyhun abgegebenen Presseerklärung an unter dem Titel: "Grüne im Kreis bereiten Verhandlungen mit der SPD vor." Noch am Donnerstag hatte es in einer sprachlich akzentuierten Stellungnahme die aufsehenerregende Aussage gegeben: "Grüne fordern Ersten Kreisbeigeordneten und Verzicht auf den großen roten Filzteppich."

Nach der Erklärung vom Freitag sind Entscheidungen, beispielsweise über personelle Forderungen der Grünen im Falle einer Koalition, noch gar nicht gefallen. Vielmehr hätten der Kreisvorstand und die neue Fraktionsspitze der Grünen in einer gemeinsamen Sitzung erst überhaupt nur einen personellen Vorschlag für eine Verhandlungskommission mit den Sozialdemokraten auf Kreisebene erarbeitet.

Nominiert wurden dafür: Ozan Ceyhun (Rüsselsheim), Dirk Langolf (Groß-Gerau) und Elke Cezanne (Mörfelden-Walldorf) für den Kreisvorstand sowie für die neue Kreistagsfraktion Gabriele C. Klug (Rüsselsheim), Leo Spahn (Kelsterbach) und Martin Broo (Nauheim). Über die Forderungen der Kreis-Grünen und die personelle Zusammensetzung ihrer Verhandlungskommission werde endgültig eine Kreismitgliederversamm- lung am Donnerstag, 18. März, in Mörfelden befinden, sagte Ceyhun gestern weiter.

Die Äußerungen eines grünen Kreistagsabgeordneten aus Bischofsheim zur Koalitionsfrage bezeichnete Ozan Ceyhun als "reine Spekulation" und: "Über die Forderungen der Grünen werden die Mitglieder dieser Partei entscheiden, und sie haben bestimmt kein Interesse, darüber über die Medien mit der SPD zu verhandeln." cas

CDU will Chancen für Veränderungen nutzen Siehr-Abwahl gefordert / "Zusammenarbeit mit Republikanern auf jeden Fall vermeiden"

KREIS GROSS-GERAU. "Die CDU hat einen kämpferischen Wahlkampf positiv abgeschlossen." Diese Bilanz zog der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Rudi Haselbach, zum Ausgang der Kommunalwahl. Mit Freuden, aber nicht mit Euphorie nahmen laut Geschäftsführer Peter J. Mehringer Kreisvorstand und Kreisverbandsausschuß den Wahlausgang zur Kenntnis.

Und der Kreisvorsitzende Gerald Weiß unterstrich: Im Hinblick auf die anstehenden fünf Direktwahlen von Bürgermeistern befinde sich die Union schon wieder im Wahlkampf.

Weiß sprach von überdurchschnittlichem Abschneiden der CDU im Kreis. Bei den Gemeindewahlen seien kreisweit 1,8 Prozent zugelegt, bei den Wahlen für den Kreistag nur 1,6 Prozent eingebüßt worden. Im Vergleich mit anderen südhessischen Kreisen habe die CDU die geringsten Verluste verbucht. Gleichzeitig habe die Kreis-SPD mit einem Minus von 9,7 Prozent weit über dem Landesdurchschnitt verloren.

Die Gewinne der Republikaner seien somit primär auf SPD-Verluste zurückzuführen.

Mit überwältigender Mehrheit verabschiedete laut Mehringer der CDU-Kreisverbandsausschuß eine Resolution, in der Landrat Enno Siehr (SPD) aufgefordert wird, "durch seinen Rücktritt den Weg für eine Urwahl des Chefs der Verwaltung freizumachen". Dieses Votum der Bürger werde sonst bis 1998 vertagt. Wenn Siehr nicht zurücktrete, habe der Verbandsausschuß die neue CDU-Kreistagsfraktion ersucht, "den Abwahlantrag im Kreistag zu stellen".

In der Resolution würden außerdem alle Demokraten zu fairem Zusammenwirken und gemeinsamem verantwortungsvollen Handeln aufgerufen.

Angesichts des Einzugs rechtsradikaler Mandatsträger ins Kreisparlament und dem generellen Erstarken des politischen Extremismus sei dies unabdingbar. Aus der CDU-Erklärung: "Eine vorsätzliche oder absichtliche Zusammenarbeit mit den Republikanern wolle die CDU in jedem Fall vermeiden", stellte Rudi Haselbach klar.

Eine inhaltliche und politische Auseinandersetzung mit der Rechtspartei sei sinnvoller, als diese in eine Märtyrerrolle zu drängen.

Bei aller Betroffenheit über die Republikaner äußerte auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Adi Hörsken Freude über hervorragende Einzelergebnisse der Union und die vernichtende SPD-Niederlage. Alle Chancen, im Kreis Groß-Gerau und seinen Kommunen nun Veränderungen herbeizuführen, sollten genutzt werden. In die gleiche Richtung sei auch die Diskussion des christdemokratischen Kreisverbandsausschusses gegangen, hieß es weiter.

Der CDU komme nun in vielen Gemeinden eine neue Rolle zu. Oft bestehe die Chance für neue Mehrheiten und offensive Politikgestaltung jenseits der SPD, beispielsweise im "skandalgeschüttelten Riedstadt". cas

"Die Organisationen getrennt behandeln"

KARBEN. "In der Friedensinitiative Karben arbeiten Bürger/innen aus zahlreichen Verbänden und Gruppen mit, die sich dort nicht als Anhänger/innen der Parteien verstehen." Damit weisen die Grünen, Ortsverband Karben, auf die Problematik des Auseinanderhaltens von Parteien und Initiativgruppen hin. "Die Arbeit der Friedensinitiative ist eine Sache, die Aktivitäten der Grünen zum Thema Frieden eine andere", geht Waltraud Haertel für die Ökopartei auf die Wahlberichterstattung in der FR ein ("Stadtteile sollen Hort sozialer Nähe werden").

Auch wenn es über Probleme wie Rechtsradikalismus oder Ausländerhaß in beiden Gruppierungen ähnliche Auffassungen gebe, könne viel Porzellan zerschlagen werden, wenn beide Organisationen in der Berichterstattung miteinander verwoben werden.

Auch solche Mitarbeiter/innen in der Friedensinitiative, die einer Partei angehörten, seien in der Inititive lediglich als Privatpersonen vertreten. Damit sei die Friedensgruppe in den beiden Jahren ihres Bestehens sehr gut gefahren. Parteipolitische Grabenkriege seien so erspart geblieben. Vielmehr gab es eine sehr konstruktive Zusammenarbeit über Parteiinteressen hinweg, sieht Frau Haertel. Darüber hinaus sollten alle Parteien an einem Strang ziehen, wenn es um die Abwehr von rechtsradikalem Gedankengut geht, regt sie an. de

Schulversuch geplant: Behinderte sollen integriert werden

KELSTERBACH. Die Integrierte Gesamtschule Kelsterbach will pädagogisches Neuland betreten: Geplant ist ein Schulversuch zum gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern. Begonnen werden soll damit nach Auskunft des IGS-Direktors Alfred Harnischfeger im neuen Schuljahr 1993/94 nach den Sommerferien.

Konkret geht es darum, daß in einer Klasse des fünften Jahrganges künftig zwei behinderte Kinder mit 18 anderen gemeinsam unterrichtet werden. Dabei handelt es sich laut Harnischfeger um zwei lernbehinderte Kinder, eines davon ein Schüler im Rollstuhl. Als außerordentlich positiv wertete der Schulleiter, daß sowohl Lehrerkollegium als auch Elternbeirat sich einstimmig für diesen Schulversuch ausgesprochen hätten. Daß es auch ganz anders gehen könne, zeigten jüngste Vorkommnisse im benachbarten Main-Taunus-Kreis.

Auf offene Ohren stieß die Gesamtschule mit ihrem Anliegen auch bei der Stadt als Schulträger. Der Magistrat billigte den Antrag so: "Aus sozialpolitischen Gesichtspunkten wird allgemein die Integration Behinderter als erstrebenswert und sinnvoll erachtet". Darüber hinaus gab der Magistrat grünes Licht für notwendige Umbaumaßnahmen an der IGS. So müssen etwa 60 000 Mark für Einbau einer Behindertentoilette und einen Treppenlift aufwendet werden.

Damit sind nach Einschätzung des Schulleiters alle räumlichen, personellen und sächlichen Voraussetzungen erfüllt. Deshalb rechnet er mit positivem Bescheid auf den noch beim Kultusministerium anhängigen Antrag. cas

Groß-Gerau hilft in der Partnerstadt Szamotuly

GROSS-GERAU. Gut angekommen ist die jüngste Hilfsaktion für die polnische Partnerstadt Szamotuly, teilte der Magistrat mit. Weil sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in Polen weiter verschlechtert hätten, seien von Groß-Gerau 15 000 Mark nach Szamotuly transferiert worden. Nach Auskunft des Bürgermeisters der Partnerstadt, Tadeusz Szymanski, seien diese Mittel für die Bedürftigsten am Ort für medizinische Behandlung und Brennstoff eingesetzt worden.

Die Liste der bedürftigen Personen sei durch das lokale Sozialhilfezentrum erstellt, von der Kommission für Sozialpolitik, Gesundheitswesen und Sozialhilfe überprüft und vom Bürgermeister genehmigt worden. cas

Querfeldein

"Löwen" gegen Wedemark In der Endrunde der Oberliga Nord trifft die Eishockeymannschaft der Frankfurter "Löwen" am kommenden Sonntag (15 Uhr, Eissporthalle) auf den ESC Wedemark. Das gestrige Freitagspiel bei den Schalker "Haien" begann erst um 20.00 Uhr und war bei Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch nicht beendet. Eintracht-Jugend kickt in Mühlheim Der hessische A-Jugendmeister Eintracht Frankfurt bereitet sich am 28. März (11 Uhr in Mühlheim, Stadion an der Anton-Dey-Straße) mit einem Testspiel gegen die japanische U 17-Nationalmannschaft auf die Partien um die Deutsche Meisterschaft vor. Auch diese im Juni beginnenden Pflichtspiele werden auf dem Gelände der Kickers Viktoria Mühlheim ausgetragen. Sportakrobaten in Nied Am 21. März richtet die SG Nied ein C- und B-Klasseturnier für Sportakrobaten auf Landesebene aus. Die um 10 Uhr beginnende Veranstaltung gilt als Ausscheidungsturnier für die Hessischen Meisterschaften.Jede Menge Scherben Das Kriminalstück "Ein Sommerabend im Wintergarten" im Rémondtheater

Ein altes Sprichwort lautet: Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Aber was ist zu tun, wenn sich ein Aggressor einschleicht? Wenn beispielsweise ein Unbekannter mit vorgehaltener Pistole in den heimischen Wintergarten eindringt und jede Menge Erinnerungsarbeit erzwingt und Knalleffekte auslöst? Eine brisante Situation - nicht nur für das fragile Baumaterial. Glasklar sind an diesem ebenso symbolischen wie architektonisch-reizvollen Ort "Zerbrechlichkeiten" das Thema. Zu Bruch gehen dabei nicht nur das Longdrinkglas des Hausherrn und ein Oberlicht mit Jalousie, sondern auch menschliche Beziehungen. So wird "Ein Sommerabend im Wintergarten" zum Scherbengericht in exquisiter "Schöner-Wohnen-Atmosphäre".

Das Kriminalstück von Norman J. Crisp ist psychologisch raffiniert konstruiert: Auf eine breite, rätselhafte Exposition mit dramatischem Höhepunkt am Ende des ersten Akts, geht es mit Thrill, Nervenkitzeln durch den zweiten ins überraschende Ende. Die latente Gewaltbereitschaft des biederen Unbekannten heizt das Treibhausklima zusätzlich auf. Spätestens nach der Pause (in der wüst spekuliert wird) beginnt das Publikum mit dem bedrohten Ehepaar zu schwitzen.

Die suggestive Spannung der Handlung wird im Frankfurter Rémondtheater von drei überzeugend agierenden Mimen bis zur bitteren Neige durchgehalten. Hannes Granzer füllt die Rolle des unerbittlichen Fahnders und Rächers mit schrecklicher Bedächtigkeit aus. Ellen Schulz verbirgt in der Figur der jungen Lady aus dem Establishment ihren Lebensfrust hinter Arroganz oder spült ihn mit Alkohol herunter. In gefährlichen Situationen kann sie allerdings blitzartig zur Hyäne werden, ist aber auch in der Lage, sich genauso schnell zurückzunehmen, um clever zu taktieren. Dritter im Bunde ist Olaf Bison: als Ehemann Mark Driscoll das Abziehbild eines erfolgsgestählten Managers, der die Luken zum Schutz seiner schönen Fassade über weite Strecken einfach dicht macht und im Stillen seine Überlebenschancen kalkuliert. Hausherr Egon Baumgarten hat mit dieser Besetzung und der Personenführung eine glückliche Hand bewiesen und kann einen Bogen von geheimnisvoller Langatmigkeit zu kribbelnder Kurzweil spannen. RUTH DRÖSE

Heute: Willkommen in der Limesschule Altenstadt

ALTENSTADT. Die Limesschule lädt die Eltern und Kinder aus den vierten Grundschulklassen von Altenstadt, Höchst, Lindheim, Limeshain, Düdelsheim/Eckartshausen und Stammheim für den heutigen Samstag, 10 Uhr, in die Gesamtschule ein. Das Kollegium der Gesamt- schule möchte die Arbeit in der Förderstufe und die weiterführenden schulischen Möglichkeiten in Haupt-, Real und Gymnasialzweig den Eltern erläutern. Schülerinnen und Schüler einer fünften Förderstufenklasse unterhalten ab 10.30 Uhr die Gäste mit dem Theaterstück "Der Mond und die Prinzessin Leonore". sal

Frauenbildung droht das Aus Bonner Politik gefährdet Kurse in Usinger Schulungsstätte

USINGEN. Das Zentrum für Weiterbildung von Frauen ist von der Schließung bedroht. Die Auswirkungen des neuen Arbeitsförderungsgesetzes und die rigide Sparpolitik der Bundesanstalt für Arbeit sind in der Usinger Schulungsstätte, einer der drei Außenstellen des Frankfurter Zentrums, seit kurzer Zeit zu spüren. Außer in Usingen droht auch der Filiale in Kriftel das Aus. Ein Kurs, der für Usingen geplant war, mußte schon dorthin verlegt werden, um das Schlimmste vorerst zu verhindern.

"Ob unsere nächste Maßnahme wie geplant am 7. Mai anlaufen kann, steht noch in den Sternen. Die Anträge sind zwar gestellt, aber auf Grund der gespannten Finanzlage haben wir nur geringe Hoffnung", stellt Birgit Hahn, eine der beiden Dozentinnen in der Usinger Niederlassung fest. Die Mitarbeiterinnen können die schlechten Nachrichten kaum fassen. Das Ende droht zu einem Zeitpunkt, wo die Weiterbildungsstätte ihr Angebot gerade ausweiten wollte und der Auszug aus der Hattsteiner Allee in größere Räumlichkeiten geplant war. "Damit wird es vorbei sein", befürchtet Birgit Hahn.

Die Usinger Außenstelle wurde vor zwei Jahren eingerichtet und bietet jährlich zwei Lehrgänge zur Weiterbildung für Frauen an. Der Berufsorientierungskurs wendet sich dabei überwiegend an Frauen, die nach einer Familienphase wieder berufstätig werden wollen. Die EDV-Fortbildung hingegen spricht als Zielgruppe alle erwerbslosen Frauen an, die ihre Chancen für den Wiedereinstieg ins Berufsleben verbessern wollen.

Durchschnittlich 35 Frauen aus dem Usinger Land nahmen jährlich die Angebote wahr. Mit ihrem Erfolg ist die Niederlassung mehr als zufrieden. Etwa 75 Prozent der Teilnehmerinnen aus dem letzten Kurs haben nach eigenen Angaben innerhalb eines halben Jahres den Wiedereinstieg geschafft.

Birgit Hahn weist außerdem darauf hin, daß die Kontakte zur heimischen Wirtschaft und zu den hiesigen Behörden ständig gewachsen seien. Die Usingerinnen wollen es daher auf keinen Fall tatenlos hinnehmen, daß die berufliche Förderung der Frauen im Usinger Land auf Null heruntergeschraubt wird. Für die kommende Woche hat das Zentrum die heimischen Bundestagsabgeordneten von SPD und CDU eingeladen. Dietrich Sperling (SPD) und Bärbel Sothmann (CDU) haben ihr Kommen und ihre Unterstützung schon zugesagt.

Außerdem beobachten die Usingerinnen das neue Konzept, das zur Zeit im Frankfurter Zentrum getestet wird. Unter der Bedingung, daß die Ausbildung um Sekretariats- und Sachbearbeitertätigkeit ergänzt und auf ein Jahr verlängert wird (seither: 7,5 Monate), hat das Arbeitsamt weitere Fördergelder gewährt. Je nachdem, wie groß die Nachfrage sein wird, will sich auch das Usinger Zentrum die Übernahme des neuen Modells überlegen, so Birgit Hahn.

Interessentinnen für die EDV-Fortbildung "Multifunktionale Bürokommunikation", die das Zentrum für Weiterbildung vom 17. Mai 1993 bis 19. Januar 1994 anbietet, können sich in der Hattsteiner Allee 17, Tel. 0 60 81 / 1 25 66, oder in Frankfurt, Tel. 0 69 / 7 07 42 61 melden. Der Lehrgang soll von 8.30 bis 12.30 Uhr an vier Tagen pro Woche stattfinden. cn

Nordkorea kündigt . . .

Beirat will Ausländer und Deutsche anhören

RÜSSELSHEIM. Vom Jahresbericht 1992 bis zur Wohnungsnot reicht die Themenspanne bei der Sitzung des Ausländerbeirates am Mittwoch, 17. März, 18 Uhr, im Rathaus.

Auftakt ist zu Sitzungsbeginn eine Bürger/innen-Anhörung, an der sich Deutsche und Ausländer gleichermaßen beteiligen können. Der Ausländerbeirat will nach eigener Auskunft versuchen, die Fragen zu beantworten, oder diese aber an die zuständigen Stellen weiterleiten. cas

Basar für Kinderkleider: Montag Annahmeschluß

GROSS-GERAU. Zum beliebten Kinderkleider-Basar lädt eine Frauengruppe in die Mehrzweckhalle Wallerstädten für Dienstag, 16. März, 19.30 bis 21.30 Uhr, sowie Mittwoch, 17. März, 9 bis 11 Uhr, ein. Annahmetermin für Second-Hand-Kinderkleider zum Verkauf ist am Montag, 15. März, 10 bis 11 und 14 bis 15 Uhr. Angeboten werden modische Kinderkleidung (Frühling/Sommer) in einwandfreiem Zustand in den Größen 50 bis 182 sowie unter anderem Babywäsche, Umstandsmode und Spielwaren. Nicht verkaufte Artikel werden am Donnerstag, 18. März, 14 bis 15.30 Uhr, zurückgegeben. Ein Reinerlös von 15 Prozent geht auch in diesem Jahr wieder an den Kindergarten Wallerstädten und die Kinder-Krebs- Station der Uni-Klinik Mainz. Kleider- und Sachspenden werden an den ökumenischen Kleiderdienst Frankfurt weitergeleitet. cas

Junge brach sich bei Verkehrsunfall ein Bein

GELNHAUSEN. Mit einem Beinbruch ist gestern morgen ein Junge ins Krankenhaus eingeliefert worden, der gegen 6.50 Uhr auf der Hanauer Landstraße in Meerholz von einem Auto angefahren wurde.

Wie die Polizei mitteilte, hatte der Elfjährige in Höhe der Raiffeisenbank die Fahrbahn betreten, ohne auf den Verkehr zu achten. jan

Kleine FR

Frühjahrsbasare in der Kreuzkirche . . . OBERURSEL. Kleider für Säuglinge, Kinder und Erwachsene gibt es auf dem Frühjahrsbasar der evangelischen Kindertagesstätte der Bommersheimer Kreuzkirche. Der Markt ist am heutigen Samstag von 9 bis 12.30 Uhr im Goldakkerweg 15 geöffnet. . . . in Liebfrauen . . . OBERURSEL. Seinen ersten Basar für Kinderkleidung und Spielsachen hat der katholische Kindergarten der Liebfrauengemeinde zusammengestellt. Er ist heute, 13. März, von 9 bis 13 Uhr im Pfarrheim Berliner Straße geöffnet. . . . und in Stierstadt OBERURSEL. Von 14.30 Uhr bis 17 Uhr dauert der Kinderkleider- und Spielzeugmarkt im evangelischen Kindergarten Stierstadt, Karlsbader Straße 18, am heutigen Samstag. Spielen in Sankt Sebastian OBERURSEL. Kinder und Erwachsene treffen sich am Sonntag, 14. März, um 15.30 Uhr im Stierstädter Pfarrheim Sankt Sebastian zum Spielenachmittag. Andacht im Stadtwald OBERURSEL. Pfarrerin Eva Reiß von der evangelischen Gemeinde Oberstedten spricht die Waldandacht am Sonntag, 14. März, um 12.30 Uhr vor der Ravensteiner Hütte. Es spielt der Oberurseler Posaunenchor, Veranstalter ist die Aktionsgemeinschaft "Rettet den Stadtwald". Talk und Musik im Jugendcafé OBERURSEL. "Fremd oder was?" heißt eine Veranstaltung der Grünen und der Jusos am Samstag, 13. März, um 19.30 Uhr im Jugendcafé. Es geht um Fremdenfeindlichkeit, Vorurteile und Lichterketten. Für Musik sorgt die Gruppe "Peter Funny and the Lionteeth". Gespräche im Internationalen Club KRONBERG. "Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann?" Diese und andere Fragen erörtern Bürger, Kommunalpolitiker und Kirchenleute am Samstag, 13. März, ab 15 Uhr im Internationalen Club Kronberg, Wilhelm-Bonn-Straße 26. Kreß legt Kranz nieder KRONBERG. Ernst Schneider, bekannt geworden als "Chronist Schönbergs" wäre am Sonntag 100 Jahre alt geworden. Bürgermeister Kreß wird morgen um 11 Uhr am Grab auf dem Friedhof an der Friedrichstraße einen Kranz niederlegen. Ernst Schneider war von 1927 bis 1959 Schulleiter an der Viktoriaschule. Er starb 1976. Kinderflohmarkt im Haus Altkönig KRONBERG. Kleider und Spielsachen liegen am Sonntag, 14. März, ab 14 Uhr im Haus Altkönig beim Kinderflohmarkt zum Kauf und Tausch bereit. Basar in St. Vitus KRONBERG. Die Frauengemeinschaft der katholischen Gemeinde St. Vitus lädt ein zum Handarbeits- und Osterbasar am Sonntag, 14. März, ab 14.30 Uhr im Pfarrsaal in Oberhöchstadt. Flohmarkt im Haus der Begegnung KÖNIGSTEIN. Kuriositäten und Kitsch, Antiquitäten und Ramsch gibt es beim Flohmarkt im Haus der Begegnung am Sonntag, 14. März, von 9 bis 15 Uhr.

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Heute im Lokalsport

&blt; Nach dem Rückzug aus der Zweiten Liga setzt die Rugby-Abteilung der Frankfurter Eintracht alle Hoffnungen auf den Nachwuchs.

&blt; Trotz des vermiedenen Absturzes der Boxer des CSC Frankfurt in die Drittklassigkeit bleibt die Zukunft des Klubs ungewiß.

(Berichte Seite 18)

Fäkalien trieben den Bieberbach hinab

BIEBERGEMÜND. "Übelriechende Fäkalien" sind nach Angaben eines Polizeisprechers am Donnerstag nachmittag auf einer Länge von etwa zehn Metern in die Bieber eingeleitet worden.

Die Gewässerverunreinigung in Höhe des Schwimmbades war gegen 17 Uhr festgestellt worden, die entsprechenden Wasserproben sind noch nicht analysiert.

Über den Verursacher gebe es noch keine genauen Erkenntnisse, heißt es. jan

Morgen zur Matinee mit Walter Kempowski

"Noch leben wir alle im engeren Kreis, aber es wächst und wächst die Schar der teuren Toten um uns. Hans las Balzacs ,Menschliche Komödie&rquote;. Um Mitternacht weckt er mich, kein Glockengeläut, nur Schießen und Hundegebell."

Texte wie diesen von einer gewissen Lisa de Boor aus Marburg, Briefe, Tagebücher, auch Fotos sammelt seit vielen Jahren der Schriftsteller Walter Kempowski für ein Werk, das den Titel "Echolot" tragen und viele tausend Seiten stark werden soll, ein Fleckerlteppich in mehreren Bänden, eine vielstimmige Chronik, deren erste Bände im Herbst dieses Jahres erscheinen sollen. Sein umfangreiches Archiv benutzte er auch schon für Romane wie "Tadellöser & Wolff", "Uns geht's ja noch gold" oder "Aus großer Zeit".

Am morgigen Sonntag ist Kempowski in Frankfurt zu Gast und liest aus seinen Werken. Der Lesung wird sich eine Diskussion anschließen.

(Autoren-Matinee, Zeilgalerie, Ebene 7, 14. März, Beginn 11 Uhr.) sy

Gewerkschaft schließt Streik in Klinik nicht aus Betreiber des neuro-orthopädischen Reha-Zentrums soll endlich einem Tarifvertrag zustimmen

BAD ORB. Beim größten Arbeitgeber der Kurstadt gärt es weiter. Die derzeit rund 170 Beschäftigten des neuro-orthopädischen Reha-Zentrums drängen auf den Abschluß eines Tarifvertrages mit dem Klinik-Betreiber Rüdiger Hurrle. Dabei gibt sich die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV) kämpferisch. Für den Fall, daß die Verhandlungen verschleppt würden, droht der Kreisgeschäftsführer Michael Schweitzer mit Streik.

Das Reha-Zentrum in Bad Orb ist nicht dem Arbeitgeberverband angeschlossen, sondern außerordentliches Mitglied des Verbandes der Privatkrankenanstalten. Dementsprechend fühlt sich Rüdiger Hurrle, der bundesweit über 20 Kliniken betreibt, nicht an das Tarifrecht gebunden. Für die Arbeiter und Angestellten im Haus hat das erhebliche finanzielle Konsequenzen.

Ungelernte Kräfte verdienen monatlich über 500 Mark weniger, Krankengymnastinnen liegen 600 Mark unter dem BAT. "Selbst Ärzte und Psychologen werden weit unter Tarif bezahlt", berichtet die künftige Betriebsratsvorsitzende Gaby Höhler. Indiskutabel seien auch andere Regelungen. "Überstundenzuschläge gibt es grundsätzlich nicht", klagt Andrea Keil, "Feiertagszuschläge nur in bestimmten Fällen", weiß die noch amtierende Betriebsratsvorsitzende. Besonders schlecht stehen sich in der Klinik offensichtlich jene Kräfte, die bereits seit geraumer Zeit im Haus arbeiten. Die Betriebszugehörigkeit werde kaum honoriert, länger Beschäftigte mit ein paar Mark mehr abgespeist.

Die ÖTV will nun in den nächsten Monaten einen Haus-Tarifvertrag erzwingen, "der sich an anderen Privateinrichtungen wie beispielsweise der Küppelsmühle orientiert", wie Schweitzer erklärt. Die von Hurrle konzipierte Arbeits- und Sozialordnung ist für die Gewerkschaft kein Thema. Seit Anfang der Woche liegen dem Klinikbetreiber die Forderungen vor.

Daß es zu einer schnellen und unkomplizierten Lösung der Probleme kommt, glaubt die Gewerkschaft weniger. Seit der Eröffnung der 226-Betten-Klinik vor fünf Jahren schwelen die Auseinandersetzungen zwischen Arbeitnehmern und Geschäftsleitung. Laut Andrea Keil "ist das Klima zuletzt wieder frostiger geworden". Arbeitsgerichtsverfahren sind praktisch an der Tagesordnung, "wobei wir noch keins verloren haben", wie die Betriebsratsvorsitzende behauptet.

Einen günstigen Ausgangspunkt für die Verhandlungen sieht die ÖTV in der personellen Besetzung. Während das Haus durchweg zu 100 Prozent mit Patienten belegt ist, bereitet der Klinikleitung die Personalsuche scheinbar mehr Probleme. "In verschiedenen Abteilungen fehlen schon geeignete Kräfte", berichtet Gaby Höhler. So seien für den Erweiterungstrakt, in dem Anfang nächster Woche die ersten Patienten die Zimmer beziehen - das Reha-Zentrum zählt dann fast 300 Betten -, noch längst nicht alle der fast 50 zusätzlich benötigten Beschäftigten gefunden. jan

Bürger gewinnen Normenkontrollklage / Bebauungsplan für Schloßhotel ist doch nichtig

Richter stoppen Tannenwald-Pläne

Behörden prüfen juristische Folgen

Von Stefan Kuhn BAD HOMBURG. Die umstrittene Reha-Klinik im Kleinen Tannenwald wird nicht gebaut. Für das dort ebenfalls geplante und noch stärker umstrittene "Schloßhotel" ist das Aus noch nicht endgültig, aber wahrscheinlich: Der Hessische Verwaltungsgerichtshof (VGH) hat den Bebauungsplan "Kleinen Tannenwald" für nichtig erklärt. Der gestern übermittelte Beschluß (Aktenzeichen 4 N 1288/90) überraschte die "Aktionsgemeinschaft Kleiner Tannenwald" (AKT), die mit 40 Anwohnern das Normenkontrollverfahren im April 1990 angestrengt hatte, ebenso wie die möglichen Bauherren und die Stadt. "Wir müssen erst ein paar Tage nachdenken und prüfen", konnte Stadtrat Heinrich Gerhold (FDP) denn auch nicht sofort alle Folgen benennen. Klar scheint laut Gerhold jedoch schon, daß die Stadt auf eine Beschwerde gegen den Beschluß des vierten Gerichtshof-Senats verzichtet.

Formfehler ließen den Bebauungsplan vor Gericht scheitern, so VGH-Sprecher Höllein. So sei den fünf Richtern die Darstellung des Gebiets, das mit dem Hotel überbaut werden sollte, "nicht eindeutig" genug. Zudem stimmte der Plan, den die Stadt einst zur Genehmigung an das Regierungspräsidium geschickt hat, nicht mit dem vom Parlament beschlossenen überein, bestätigt Gerhold.

Dies reichte, den Bebauungsplan für nichtig zu erklären. Auf die inhaltlichen Punkte wie der Berücksichtigung der Landschaftsschutzverordnung und der Belastung durch Hotel- und Klinikbetrieb sowie Verkehr, die der Frankfurter Rechtsanwalt Manfred Großhauser für die 40 Kläger zusätzlich geltend gemacht hatte, sind die Richter laut Höllein daher nicht mehr eingegangen.

Mit dem Bebauungsplan entfällt die Rechtsgrundlage für den Bau der vorgesehenen sportmedizinischen Rehabilitationsklinik, da sie nunmehr im sogenannten Außenbereich liegt. "Die können wir nicht mehr genehmigen", erklärt Gerhold. Weniger klar ist die Sache beim Schloßhotel: Hier liegt ein positiv entschiedener Bauvorbescheid vor; das Regierungspräsidium hat die Stadt deshalb im August angewiesen, eine Baugenehmigung zu erteilen. Für Klaus Haldenwang, Rechtsanwalt der dänischen Hotel-Investoren, ändert die VGH-Entscheidung daher zunächst "nichts".

Der Rechtsanspruch auf die Baugenehmigung bleibe unabhängig vom Bebauungsplan bestehen - solange der Bauvorbescheid in der Welt ist. Der Gerichtsentscheid eröffnet laut Gerhold aber die Möglichkeit, den Bauvorbescheid zu widerrufen: "Das kostet natürlich." Denn die Hotel-Investoren könnten die Stadt auf Schadenersatz verklagen.

"Eine Millionenklage ist unmöglich", meint hingegen Karl Eingärtner für die Hotelgegner, hätten die Investoren doch auf eigenes Risiko gehandelt: Sie kauften das Grundstück bereits einen Monat, bevor über ihre Bauvoranfrage entschieden wurde, wie Heinrich Gerhold bestätigt. Zunächst jedoch läßt Gerhold das Regierungspräsidium die Weisung zur Baugenehmigung "im Lichte dieser Gerichtsentscheidung überprüfen". Bis zur Prüfung des Urteils kann die Aufsichtsbehörde zu dem Fall konkret nichts sagen, so ihr Sprecher Gerhard Müller, eine allgemeine Tendenz gibt er jedoch preis: "Wenn der VGH einen Bebauungsplan für nichtig erklärt, halten sich die Behörden meistens daran."

Falls die Weisung bestehen bleibt, müssen auch hier Richter entscheiden - die AKT hat sie ohnehin schon angefochten. Sie hält die Weisung für "rechtswidrig" und kritisiert: "Das hätte der Magistrat doch auch merken müssen." Der Ärger, daß sich Bürger überhaupt gegen einen "bauwilligen Magistrat" wehren müßten, mischt sich laut Eingärtner auch sonst in den Jubel über den erst 1994 erwarteten VGH-Beschluß. Er macht die beantragte einstweilige Anordnung ebenso überflüssig wie noch vorgestern beschlossene AKT-Aktionen. Ein Treffen der Bürger soll es dennoch geben: zum Geldsammeln. Der Prozeß kostete 40 000 Mark.

Bonns Sparpolitik läßt die Kommunalpolitiker Schlimmes ahnen "Zielgruppengespräch" mit Hessens Finanzministerin in Hanau / Kostenumverteilung führt zum Ruin der Gemeinden

MAIN-KINZIG-KREIS. Von einem Klima im Landratsamt, das derzeit "unerträglich" sei, weil befürchtete weitere Arbeitsbelastungen für die Mitarbeiter unvorstellbar seien, sprach Landrat Karl Eyerkaufer dieser Tage bei einem sogenannten "Zielgruppengespräch" mit Wahlbeamten, Fraktionsvorsitzenden sowie Vertretern von Gewerkschaften, Finanzämtern und Betrieben in der Hanauer Stadthalle. Zu Gast war die hessische Finanzministerin Dr. Annette Fugmann- Heesing. Bei dem Gespräch ging es um die Auswirkungen der von der Bundesregierung geplanten Kürzungen vor allem im Sozialbereich (Stichwort Solidarpakt) , die nach Ansicht der Kommunalpolitiker den Kreis und die meisten Gemeinden in den finanziellen Ruin treiben werden, weil an den falschen Stellen gespart werden soll.

Kürzung von Arbeitslosengeld, der Wegfall neuer ABM-Stellen, das Nichtzustandekommen einer Pflegeversicherung und andere drastische Einschnitte im sozialen Netz läßt die Kommunalpolitiker Schlimmes voraussehen. So ist es jedenfalls auch Äußerungen des SPD-Landtagsabgeordneten Ronald Battenhausen aus Hanau und seines SPD-Bundestagskollegen Bernd Reuter aus Nidderau zu entnehmen.

Die Umverteilung der Kosten vom Bund auf die Länder und schließlich auf die Kreise und Kommunen beispielsweise durch den Wegfall von ABM-Stellen wird nach Ansicht Eyerkaufers für viele zu einem Abrutschen in die Sozialhilfe führen. Der Landrat prophezeihte unter anderem das "Aus" für das Berufsbildungszentrum im Kreis, in dem fast nur ABM-Stellen geführt werden. Eyerkaufer: "Wir wissen nicht, wie es in den nächsten Monaten weitergehen soll." 97 Stellen seien gegenwärtig aus Kostengründen im Landratsamt nicht besetzt. Mehr Stellensperren seien nicht vertretbar, sagte Eyerkaufer.

Wie dramatisch die wirtschaftliche Entwicklung derzeit auch im Main-Kinzig- Kreis verläuft, verdeutlichte der Landtagsabgeordnete Battenhausen. In den beiden vergangenen Jahren seien im Kreis 3500 Arbeitsplätze verlorengegangen. Nötige Strukturhilfe ist nach Ansicht der Kommunalpolitiker nicht zu leisten, weil der Bund sich immer mehr aus der Verantwortung stehle und immer mehr Kosten auf die Länder und Kommunen abdrücke. Dies betrifft auch den Landeswohlfahrtsverband, dessen Ausgaben laut Eyerkaufer "dramatische Formen" angenommen haben.

Er und auch der Hanauer Oberbürgermeister Hans Martin nannten ein weiteres Beispiel, wie sehr der Bund die Kommunen im Stich lasse. Die Pläne der Bundesregierung, aus der Finanzierung des Öffentlichen Nahverkehrs auszusteigen, stelle die Städte und Gemeinden vor unlösbare Aufgaben und führten dazu, daß der Individualverkehr noch weiter ausgebaut werde.

Für die Kosten, die der Bund im Rahmen der Finanzierung für die neuen Bundesländer den alten Bundesländern aufdrücken möchte, äußerte auch die hessische Finanzministerin wenig Verständnis. Zur Finanzierung müßten alle gesellschaftlichen Gruppen herangezogen werden, also auch die Selbständigen und die Beamten, sagte Frau Fugmann-Heesing. Außerdem müßten vor allem die Besserverdienenden zur Kasse gebeten werden. Wenn den Ländern, wie von Bonn geplant, weitere Gelder entzogen würden, so die Ministerin, müsse bald auch die Frage offen gestellt werden, ob sich die Bundesrepublik noch ein förderales System werde leisten können. "Dann soll man doch gleich die Länder auflösen und einen Zentralstaat einrichten." are

Übersah der Arzt den tödlichen Schädelbruch? Krankenhaus schickte Betrunkenen heim: Der starb Von Dagmar Elsen BAD HOMBURG. Wegen einer blutigen Verletzung am Kopf hatten ihn seine Freunde ins Kreiskrankenhaus Bad Homburg gebracht. Ein Arzt untersuchte den 38 Jahre alten, betrunkenen (2,9 Promille) Mann und schickte ihn nach Hause. Wenig später starb Udo H. im Bett. Vorläufiges Obduktionsergebnis der Staatsanwaltschaft Frankfurt: Schädelfraktur. "Wir haben ein Ermittlungsverfahren gegen den behandelnden Arzt wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet", konstatierte gestern Pressesprecher Hubert Harth. Freunde und Arbeitskollegen, nicht zuletzt natürlich die Angehörigen sind erschüttert über den tragischen Tod des jungen Mannes. Für sie ist unbegreiflich, wieso der Arzt seinen Patienten in diesem Zustand entlassen hat.

Es war in der Nacht zum Samstag, als der 38jährige mit seinen Freunden eine Gaststätte verließ, dabei die Treppe hinunterstürzte und bewußtlos liegenblieb. Mit dem Notarzt wurde Udo H. ins Kreiskrankenhaus gefahren.

Nach der Behandlung sollen die Udo H. begleitenden Freunde vom Arzt aufgefordert worden sein, ein Taxi zu rufen. Sie hätten zunächst dagegen protestiert, aber schließlich doch eingelenkt. Auf dem Weg zum Taxi soll sich Udo H. wiederholt übergeben haben. Schließlich wurde er doch mit dem Krankenwagen ins Haus seiner Mutter gebracht. Udo H. starb noch in derselben Nacht.

Nach Aussage von Landrat Jürgen Banzer, der den Arzt um eine Stellungnahme gebeten hat, hat dieser seinen Patienten geröntgt und eineinhalb Stunden lang untersucht. "All meine Untersuchungen haben ein Ergebnis gebracht, daß der Mann keinen Schädelbruch hatte", gibt Banzer die Aussage des Arztes im Kreiskrankenhaus wieder.

Die Verständigung mit den Freunden sei sehr schwierig, deren Wahrnehmungskräfte möglicherweise eingeschränkt gewesen, sucht der Landrat ihre Darstellungen unter Anspielung auf den Alkoholeinfluß zu relativieren. Auf ihn habe der Arzt einen "sehr ruhigen und bedachten Eindruck gemacht", beschreibt Banzer.

Dennoch hatte Udo H. entgegen der Auffassung des Arztes aus dem Kreiskrankenhaus einen Schädelbruch und starb noch in derselben Nacht. "Eigentlich gibt es heute ausreichend Untersuchungsmöglichkeiten, um mit 100prozentiger Sicherheit ausschließen zu können, daß jemand eine Schädelfraktur hat", stellt ein Arzt der BG- Unfallklinik Frankfurt fest, der nicht genannt werden will. Dennoch könne sich natürlich ein Sachverhalt zunächst so darstellen.

"Es gibt so viele Möglichkeiten, woran es gelegen haben kann, daß die Fraktur nicht diagnostiziert worden ist", sagt ein anderer Kollege vom Frankfurter Nordwestkrankenhaus und deutet an, daß Fehler medizinisch-technischer Art genauso gemacht worden sein können wie menschliche. Man dürfe sich auch fragen, ob ein Arzt einen derart betrunkenen Mann, ob Schädelbruch oder nicht, überhaupt heimschicken dürfe.

Der Arzt aus Bad Homburg erklärte dem Landrat dazu, er habe die Mutter des Mannes extra in die Klinik bestellt, um sicherzugehen, daß sich jemand um ihn kümmere. Landrat Banzer hat "nicht den Eindruck, daß dort schnell entschieden worden ist".

Ausstellung über jung und alt unter einem Dach

BAD NAUHEIM. Die Ausstellung "Mehrgenerationenwohnen" ist noch bis Mittwoch, 24. März, täglich von 10 und 12 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr im Alten Rathaus, am Marktplatz in Bad Nauheim, zu sehen. Sie zeigt 29 prämierte Arbeiten, die zu einem Ideenwettbewerb zum Thema Mehrgenerationenwohnen angefertigt wurden. Ausgeschrieben hatte den Wettbewerb das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit. Die Ausstellung enthält außerdem statistische Daten und Informationen über das Zusammenleben von jung und alt sowie über die staatliche Förderung des Mehrgenerationenwohnens. re

Hessen zeigt Faber-Lotto an Finanzministerium sieht Gesetzesverstoß des Glücksspiel-Gurus

has FRANKFURT A. M. Für den Bochumer Unternehmer Norman Faber, der für seine gewerbliche Lotto-Spielgemeinschaft aggressiv wirbt und unter anderem Tennis-Crack Boris Becker sponsort, wird es ernst. Das Hessische Finanzministerium hat gegen ihn bei der Wiesbadener Staatsanwaltschaft Anzeige eingereicht. Nach Meinung des Ministeriums verstößt Faber gegen Paragraph 286 des Strafgesetzbuchs, weil "er unbefugt eine öffentliche Lotterie veranstaltet".

Die Hessen berufen sich dabei "auf die ständige Rechtsprechung" des Bundesgerichtshofes. Danach sei "auch jemand, der nur als Vermittler zwischen dem Spieler und der staatlich genehmigten Lotterie auftritt, als ,Veranstalter&rquote; anzusehen", wenn seinen Spielern Gewinnansprüche "nur gegen ihn, nicht aber gegen das ,eigentliche Lottounternehmen&rquote; zustehen". Diese Voraussetzungen sieht Dieter von Stephanitz, für staatliche Lotterien zuständiger Referent im Ministerium, im Fall Faber als erfüllt an. Er verweist zudem auf ein Urteil des Bundesgerichtshofes aus dem Jahr 1977.

Das Finanzministerium argumentiert, daß nach den Teilnahmebedingungen aller Unternehmen im Deutschen Lottoblock nur der als Spielteilnehmer gelte, "der auf dem Spielschein so identifizierbar steht, daß vom Lottounternehmen an ihn Gewinne ausgezahlt werden können". Auf den von Faber abgegebenen Spielscheinen tauche aber immer nur die Adresse des Unternehmens Faber auf; eine "einzelne Spielgemeinschaft" sei nicht identifizierbar. Ihre Ansprüche könnten die Mitglieder der Lottogruppen, die nicht einmal wüßten, bei welchem Unternehmen die Spielscheine abgegeben würden, also nur an Faber richten. Und damit, schlußfolgert das Finanzministerium, sei er "Veranstalter einer nicht genehmigten Lotterie". Die Hessen sind mit ihrer Anzeige gegen Faber das erste Bundesland, das gegen den Glückspiel- Guru aus Bochum vorgeht. Zu erwarten ist aber, daß Bayern diesen Schritt ebenfalls beschließt. In Baden-Württemberg arbeiten die Juristen noch daran.

Von Stephanitz betont, bei der Initiative gegen Faber sei der "fiskalische Aspekt", also die Einnahmen des Landes aus dem Lottospiel, "nachrangig". Er erklärt: "Wir wollen verhindern, daß sich ein Markt von Organisatoren entwickelt, die keiner staatlichen Kontrolle unterliegen." Mit Blick auf den EG-Binnenmarkt hält er ansonsten eine Flut von Firmen wie Faber für möglich. Der Staat verliere dann den Überblick, "und das kann ja nicht im Sinne des Lottospielers sein".

Segeltörn im Ijsselmeer Stadt Rodgau legt Programm für Kinder und Jugendliche vor

RODGAU. Rechtzeitig zum Frühlingsanfang - genau: von Montag, 15. März an - können Kinder und Jugendliche oder deren Eltern die Weichen für ihre Sommerferien stellen. Dann liegt die Programmschrift über die städtischen Ferienangebote '93 im Rathaus und in den städtischen Anlaufstellen aus, werden auch schon Anmeldungen entgegengenommen.

Das Ferienprogramm der Stadt orientiert sich an bewährten Offerten, bietet, wie immer, die Ferienspiele in der Stadt, sodann 14tägige Reisen ins österreichische Goldegg und nach Nieblum auf der Watteninsel Föhr im Meer der Halligen an der nordfriesischen Küste und einmal mehr einen Segeltörn in Holland auf einem historischen Segler.

Die Termine im einzelnen: Ferienspiele vom 26. Juli bis 6. August an der Carl- Orff-Schule in Jügesheim und am Sozialzentrum in Nieder-Roden, außerdem zwischen dem 16. und 27. August an der Münchhausenschule in Hainhausen und abermals am Sozialzentrum Nieder-Roden. Die Gebühr für Kinder zwischen fünf und dreizehn Jahren beträgt 90 Mark, Geschwister erhalten Ermäßigung.

Die Fahrt nach Goldegg dauert vom 31. Juli bis 14. August und kostet 647 Mark. Die Teilnehmerzahl der Neun- bis sechzehnjährigen ist auf 40 begrenzt.

Nieblum ist vom 21. August bis 4. September Ziel von 48 Mädchen und Jungen im Alter von neun bis sechzehn Jahren. Die Unterkunft im Landheim des Ernst- Schlee-Gymnasiums kostet 730 Mark inklusive Fahrkosten und Verpflegung.

Bleibt der Segeltörn vom 30. August bis 3. September für 22 Teilnehmer im Alter von 14 bis 18 Jahren zum Preis von 392 Mark auf der "Vriendschap" auf dem Ijsselmeer mit Ausgangspunkt Enkhuizen.

Für die Ferienspiele und Freizeiten sucht die Stadt Rodgau noch Betreuer, die mindestens 18 Jahre alt sein sollen. Pro Tag gibt es 60 Mark Honorar für Kräfte ohne, 70 Mark für Mitarbeiter mit einschlägiger Erfahrung. ttt

VW Lopez kommt

Das ridiküle Verwirrspiel der vergangenen zwei Wochen um den Manager Ignacio Lopez de Arriortua (dpa-Bild) ist beendet. Der gebürtige Baske, bislang in Diensten des US- Konzerns General Motors (GM), hat ungeachtet der vorherigen Sprüche, er fühle sich glücklich in Detroit oder es sei "absolut unwahr", daß er kündigen werde, am Donnerstag seine Mütze genommen. Das heißt: Lopez wechselt zu VV nach Wolfsburg. Ein VW-Sprecher wollte dies zunächst nicht bestätigen und verwies auf die Zuständigkeit des Aufsichtrats, der am Dienstag tagt, doch auch das gehört zu den üblichen Albernheiten bei der Besetzung hochrangiger Posten. Lopez, der sich Ende der achtziger Jahre als Opel-Einkaufschef unter den Zulieferern den Titel "Würger von Rüsselsheim" erwarb, soll bei VW sowohl die Produktion als auch die Materialbeschaffung auf Kostensenkungen hin abklopfen (siehe auch Börsenbericht). jk

CDU scheint mit Beschuldigung definitiv vor einer Mauer zu stehen Wegen Verdacht der Weitergabe persönlicher Daten an Architekten Kommunalaufsicht tätig / Zwölf eidesstattliche Erklärungen

NIDDERAU. Inzwischen sind Kommunalaufsicht und Staatsanwaltschaft tätig im Streit zwischen CDU Nidderau und städtischem Bauamt um den Verdacht der Partei, es seien persönliche Daten unerlaubt weitergegeben worden: Die von der CDU mit einer Dienstaufsichts-Beschwerde angerufene Kommunalaufsicht hat der Stadt nun eine Erklärungsfrist bis 29. März gesetzt, nach der die vorgetragenen Fakten geprüft werden sollen. Indessen hat die Staatsanwaltschaft eine von Appel eingereichte Klage wegen Verleumdung und übler Nachrede registriert.

Wie berichtet, war einer Ostheimer Bauplatz-Bewerberin, die aber schon vor der Platzvergabe ihr Interesse wieder zurückgezogen hatte, zwei Tage nach der Verlosungsveranstaltung der Brief eines Eichener Architektenbüros zugegangen. In diesem bot das Büro für die dortige Bebauung seine Dienste an. Seither wird darüber gerätselt, wie es an die Information geraten war.

Eine von Appel zunächst für möglich gehaltene Variante, daß ein "cleverer" Büromitarbeiter in der Veranstaltung selbst sich eine Liste der anwesenden Interessent(inn)en bzw. Käufer(innen) gemacht hat, trifft zwar für eine Grundstücksverteilung kürzlich in Eichen zu, wie das Büro der FR bestätigt. In Ostheim aber muß es anders zugegangen sein, war doch die Betreffende überhaupt nicht vertreten, und nach CDU-Informationen wurden dort auch keine Namen genannt.

Helmut Stein, ein Teilhaber des jungen Architektenteams, erklärt: In der Tat sei niemand aus dem Büro selbst bei der Ostheimer Veranstaltung gewesen. Der Name der potentiellen Bauherrin sei vielmehr "über Bekannte" weitergegeben worden. Sind diese Bekannten doch städtische Bedienstete, wie es die CDU mutmaßt? Die zwölf städtischen Angestellten, die der Kommunalaufsicht in eidesstattlichen Erklärungen das Gegenteil versichern, waren nach Darstellung des Baustadtrats über den Vorwurf ziemlich schockiert. Das Architektenteam hat seinerseits eidesstattlich versichert, daß es keine Informationen seitens der Stadt erhalten habe.

Helmut Stein beharrt darauf, man sei über Bekannte an die persönlichen Daten der ehemaligen Kaufinteressentin aus Ostheim gelangt. Schließlich seien die vier im Büro Tätigen allesamt ortsansässig und beispielsweise über ihre Vereinstätigkeit mit vielen Nidderauer(inne)n bekannt. Aber auch auf diesem Weg seien es keineswegs städtische Bedienstete gewesen, die den Namen weitergegeben haben.

Die Mittelsperson nennen wollte Stein gegenüber der Zeitung nicht. Er erweckte jedoch den Eindruck, daß bei einer Einvernahme durch Kommunalaufsicht oder Staatsanwaltschaft der Weg der Information belegt werden könne.

Die CDU scheint mit ihrer Beschuldigung damit definitiv vor einer Mauer angelangt zu sein. Ihr stellvertretender Vorsitzender Andreas Breuer hatte kurz zuvor noch einer von Baustadtrat Appel ins Spiel gebrachte Möglichkeit die Grundlage entzogen: Appel hatte überlegt, die Frau sei vielleicht einmal in einer Ausschußssitzung gewesen; Breuer dementierte das.

Die CDU will sich die von ihr angekündigten juristischen Schritte für den Fall vorbehalten, daß sie bei der Kommunalaufsicht über ihre Dienstaufsichts-Beschwerde nicht zur angestrebten Maßregelung von Ressortleiter Appel kommt. Ul

Unbekannter tötet und zerlegt Schwan

HANAU. Erneut hat ein Schwan sein Leben lassen müssen. Ein Unbekannter hat ihm den Kopf abgeschnitten. Diesmal liegt jedoch eine recht gute Beschreibung des Täters vor. Bereits Anfang Januar waren in Wilhelmsbad zwei auf diese Weise getötete Schwäne entdeckt worden.

Vier Passanten beobachteten am Donnerstag gegen 16.45 Uhr einen 50 bis 60 Jahre alten Mann, wie er an der Kinzigbrücke Höhe Rhönstraße einen der dort lebenden Schwäne tötete und zerlegte. Die Zeugen versuchten, den Tierquäler festzuhalten. Er konnte jedoch fliehen. Einer verfolgte den Mann bis zum Nordbahnhof, verlor ihn dort jedoch aus den Augen.

Der Unbekannte hat dunkle Haare mit einer Stirnglatze. Er war mit einer hellen Hose, hellen Schuhen und einer auffälligen kleinkarierten Jacke bekleidet. An der Kinzigbrücke ließ er mehrere Plastiktüten zurück, in denen Teile des Schwanes bereits verpackt waren, außerdem ein rotes Damenfahrrad der Marke "Hessen".

Anfang Januar hatten Unbekannte zwei Tiere in Wilhelmsbad getötet. Die Tat hatte erhebliches Aufsehen ausgelöst. So hatten einige Bürger eine Belohnung von insgesamt 3500 Mark für die Ergreifung der Täter ausgesetzt - allerdings ohne Erfolg. Vor wenigen Tagen wurden zwei neue Schwäne im Schloßpark freigelassen. az

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Ostereiermarkt

FRIEDBERG. In der Stadthalle Friedberg dreht sich am Samstag, 13. März, alles um bunt-scheckige Ovale: Der Ostereiermarkt läuft von 10 bis 18 Uhr.

Poesie und Rhythmus

FRIEDBERG. Der Volksbildungsverein Friedberg lädt für Sonntag, 14. März, 11.15 Uhr, ins Bibliothekszentrum im Klosterbau ein. Peter Liebhart (Sprecher) und Cheikh Tidiane Niane (Trommeln) stellen Poesie und Rhythmus in den Gedichten Rilkes und Rimbaus und den Klängen afrikanischer Trommeln vor.

Weltstadt-Profil

FRIEDBERG. Walter Bensch hält am Montag, 15. März, im Bibliothekszentrum (Klosterbau) einen Diavortrag unter dem Titel "London - Profil einer Weltstadt". Die Veranstaltung des Volksbildungsvereins fängt um 19.30 Uhr an.

Noten zum Ausleihen FRIEDBERG. "Noten zum Ausleihen" präsentiert das Bibiliothekszentrum am Dienstag, 16. März, ab 16 Uhr. Bei der Auswahl der Noten wurde schwerpunktmäßig der Unterhaltungsbereich berücksichtigt. Er erstreckt sich von Rock und Pop über Jazz und Folk bis hin zu Evergreens und Opernmelodien. Ein Gitarrist gibt vor Ort Hörproben.

Europa-Club

FRIEDBERG. Seine Mitgliederversammlung hält der Europa-Club Friedberg am Dienstag, 16. März, ab 20 Uhr in der Stadthalle ab. Diebe erbeuteten Fotoapparat

BAD NAUHEIM. Am Mittwoch drangen Einbrecher in ein Wohnhaus in der Hermann-Ehlers-Straße ein. Sie suchten beide Wohnungen heim und nahmen zumindest eine Spiegelreflexkamera der Marke "Ricoh" mit.

"Nicht nur ein rechtsradikaler Ausrutscher" Ausländerbeirat diskutiert Wahlergebnis: Keine Zusammenarbeit mit den Republikanern

OFFENBACH. Der Ausländerbeirat hofft auf die nächsten Kommunalwahlen 1997, dann nämlich dürfen nach den Maastrichter Beschlüssen der Europäischen Gemeinschaft alle in Offenbach lebenden EG-Ausländer nicht nur die neue Stadtverordnetenversammlung mitwählen, sondern auch selbst kandidieren. Bei dieser Wahl werde sich dann zeigen, ob die 15,1 Prozent, die die Republikaner bei den Kommunalwahlen am 7. März erhielten, "nur ein rechtsradikaler Ausrutscher" war.

Vom 1. April 1993 an dürfen die urdemokratisch gewählten Mitglieder des Ausländerbeirates, der die Interessen von rund 29 000 nichtdeutschen Offenbachern vertritt, in den Ausschüssen der Stadtverordnetenversammlung mitdiskutieren. Da außerdem jede Fraktion des Stadtparlaments schon jetzt einen und der Magistrat zwei Vertreter in den Ausländerbeirat delegieren kann, stellte Dragutin Greguric, Vorsitzender des Ausländerbeirates, am Donnerstag abend in der jüngsten Beiratssitzung die Frage: "Wie gehen wir mit den Republikanern um?"

Nach ausführlicher Diskussion und Analyse des Offenbacher Wahlergebnisses kristallisierte sich diese Mehrheitsmeinung heraus: Wir werden zwar mit den Republikanern reden, aber eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, wie sie sich mit den anderen Parteien entwickelt hat, kann es auf keinen Fall geben. Die CDU-Stadtverordnete Helga Lindau und SPD-Stadtrat Dr. Enno Knobel beglückwünschten den Beirat ausdrücklich zu dieser Meinungsbildung, denn auch ihre Parteien wollen nicht mit den Republikanern zusammenarbeiten.

Greguric betonte: "Wir müssen dieses Wahlergebnis hinnehmen. Die beiden großen Volksparteien haben ja immer noch die Mehrheit. Wir wollen auch weiterhin friedlich mit allen deutschen und ausländischen Offenbachern zusammenleben, auch mit denen, die diesmal die Republikaner gewählt haben und auch mit denen, die nicht zur Wahl gegangen sind." Einhellige Meinung: Der hohe Stimmenanteil für die Republikaner hat das politische Klima in Offenbach deutlich verändert, eine integrative Ausländerpolitik wird schwieriger. Nicht nur in Offenbach, sondern in der ganzen Bundesrepublik habe es einen Rechtsruck gegeben, weil in Bonn die großen Volksparteien in der Asylfrage einen Schlingerkurs fahren würden. Das Offenbacher Ergebnis sei kein Ausrutscher gewesen.

Der Engländer John Toal argumentierte: "Bei dem ausländerfeindlichen und rechtsradikalen Programm kann es für uns keine Zusammenarbeit mit den Republikanern geben, aber wir müssen uns mit ihnen auseinandersetzen." Toal warnte davor, das Republikaner-Wahlergebnis mit dem Hinweis zu verniedlichen, diese Partei hätten ja nur politische Trottel, vergreiste SS-Leute oder frustrierte Arbeitslose und Sozialhilfe-Empfänger aus den Arme-Leute-Vierteln gewählt.

Der Grieche Paul Leliopoulos sagte: "Das war ein Denkzettel für die Bonner Volksparteien. Ich kann nicht glauben, daß die Offenbacher Kommunalpolitik so schlecht beim Bürger angekommen ist. Ich bezweifele, daß es so viele echte Rechtsradikale in Offenbach gibt." Der Erfolg der Rechtsradikalen gefährde die Exportchancen der Bundesrepublik.

Leliopolus sagte außerdem: "Wir haben den deutschen Wohlstand mit erarbeitet. Die Deutschen dürfen nicht länger sagen: Natürlich wollen wir die Ausländer, aber nur zum Abtransportieren unseres Mülls."

Der Spanier Carlos André formulierte seine Zweifel: "Nach den Ereignissen in Hoyerswerda, Rostock und Mölln und trotz der vielen Lichterketten können das doch nicht alles Protest- und Denkzettelwähler gewesen sein!"

Dr. Knobel gab zu bedenken, daß die Entscheidung vieler Wähler für die Republikaner nicht mit rationalen Gründen zu erklären ist: "Die haben mehr aus dem Bauch heraus gewählt nach dem Motto: Es gibt in Offenbach keine Wohnungen - und die wenigen nehmen uns die Ausländer noch weg."

Außerdem hat der ehrenamtliche Stadtrat unter den etablierten Offenbacher Ausländern einen Stimmungsumschwung ausgemacht: "Immer mehr fühlen sich in ihrer Existenz bedroht, weil sie fürchten, daß ein noch größerer Zuzug aus Osteuropa und der Dritten Welt ihre etablierte Lebenssituation in Offenbach gefährdet."

Der Ausländerbeirat glaubt, daß der Zustrom von Armutsflüchtlingen aus aller Welt in die Bundesrepublik noch zunehmen wird und auch nicht durch eine Änderung des Grundgesetzartikels 16 zu stoppen ist. Der Ausländerbeirat plädiert nun für die Einführung der Doppelstaatsbürgerschaft, damit es (aus seiner Sicht) keine Fehlurteile mehr über etablierte Ausländer, in Deutschland geborene Ausländer, anerkannte Asylanten und Asylbewerber gibt. lz

SPD im Norden verbittert Schlachthof: "Frühere Information hätte Stimmen gerettet"

Mit Verbitterung ist die Nachricht vom Fall des Schlachthof-Projekts am Freitag bei den Sozialdemokraten im Frankfurter Norden aufgenommen worden. "Hätten wir das vor der Kommunalwahl gewußt, hätten wir mehr Stimmen bekommen", sagte der SPD-Ortsvereinsvorsitzende von Nieder-Eschbach, Herbert Gart. Bei der Wahl büßte die SPD in Nieder-Eschbach 13,2 Prozent ein und landete bei 24,6 Prozent - im gesamten Norden setzte es Verluste von etwa neun Prozent.

Am 10. Februar hatte die FR den starken Rückgang des angelieferten Viehs 1992 im alten Schlachthof gemeldet. Wie am Freitag bekannt wurde, hatte die SPD Nieder-Eschbach daraufhin an OB Andreas von Schoeler und den SPD-Unterbezirkschef Sieghard Pawlik appelliert, das Neubau-Vorhaben aufzugeben: "Ihr müßt das Projekt jetzt kippen", heißt es in dem Schreiben. Es gebe, so der Brief, "keinerlei Gründe mehr, an der Schlachthofverlegung festzuhalten". Das Schreiben soll bis heute nicht beantwortet sein.

PLanungsdezernent Martin Wentz (SPD) gab am Freitag zu, daß er vor der Kommunalwahl "öfter" mit der NFZ "diskutiert" habe: "Ich wußte, daß die überlegen, was sie machen sollen." Die NFZ habe "Riesensorgen" gehabt, den Schlachthof bis zum Inkrafttreten neuer EG-Hygienevorschriften 1995 nicht fertigzubekommen. Die CDU-Opposition im Römer machte am Freitag auch gegen einen Fleischmarkt in Nieder-Eschbach Front. "Auch die Variante bringt mehr Verkehr", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher, Albrecht Magen. Er betonte, jede Veränderung der Schlachthof-Verträge brauche die Zustimmung des Stadtparlaments.

Offen war am Freitag, wieviel Schadensersatz auf die Stadt zukommt und wie sich der Koalitionspartner Grüne zur neuen Situation stellt. Die NFZ will neben entgangenen wirtschaftlichen Vorteilen "verlorene Planungskosten" für den Schlachthof zurück: Die Koalitionsverhandlungen, die am 19. März beginnen, haben ein wichtiges neues Thema.

Gestern wurde in Fachkreisen bestätigt, daß die NFZ sich selbst eine Konkurrenz zu Frankfurt aufbaut: Im Sommer möchte sie einen Schlachthof in Weimar eröffnen. In der Anlage am Mainufer ist mittlerweile mangels Auslastung der erste von vier großen Kühlräumen stillgelegt. Die Zahl der geschlachteten Rinder lag 1992 bei 49 191 (1991: 67 753), die der Schweine bei 50 484 (1991: 55 950).

Der Leiter der Frankfurter Fleischerfachschule, Michael Boddenberg, erklärte, daß der Fleischverbrauch in der Bundesrepublik weiter zurückgeht - von 64 Kilo pro Kopf 1991 auf 62,5 Kilo 1992 - und daß bereits 70 Prozent des Fleischs Versand-Betriebe über weite Entfernungen anliefern. Nur noch 35 Metzger schlachten in der Anlage am Mainufer - in den 50er Jahren waren es über 120 gewesen. Die Fleischer-Innung bestehe aber auf einem Schlachthof in Frankfurt, weil er Metzgern kurze Wege biete und nicht das "große ethische Problem" eines langen Viehtransports aufwerfe. jg

Traum von der Kunst- und Musikschule geplatzt Mit der Kommunalwahl ging die Mehrheit für das Projekt auf dem Dernschen Gelände flöten

WIESBADEN. Große Enttäuschung bei der Wiesbadener Kunst- und Musikschule über den Ausgang der Kommunalwahlen: Nach dem niederschmetternden Ergebnis für die Sozialdemokraten ist ihr Traum von einem neuen Haus auf dem Dernschen Gelände offenbar zunächst einmal ausgeträumt. Realistisch findet sie sich deshalb in die veränderten politischen Gegebenheiten drein und bittet nun die neugewählten Stadtverordneten, Alternativen für neue Unterrichtsräume "schnellstmöglich zu prüfen". Denn nach dem Wahlsonntag stehe jetzt fest, daß es "keine parlamentarische Mehrheit für einen Neubau in der Stadtmitte gibt".

Margarethe Goldmann, frühere Kulturdezernentin in der Landeshauptstadt und derzeit Vorsitzende des Vereins der Wiesbadener Musik- und Kunstschule, zeigte in einem Schreiben an die Stadtpolitiker Verständnis dafür, "daß sich die Fraktionen von SPD, CDU, FDP und Grünen nach dieser Wahl vor allem der sozialen Themen annehmen wollen, die zusammen mit anderen Problemlagen zu diesem Ergebnis geführt haben".

Sie bedankte sich für die Unterstützung und Sympathiebekundungen und bat auch künftig um ein "positives Klima für die Lösung der Probleme der Musikschule". Trotz des Wahlausgangs sollten die Fraktionen der demokratischen Parteien allerdings die Musikschule wie auch andere Einrichtungen des Kulturlebens nicht aus dem Auge verlieren.

Denn: "Nicht zuletzt in der Wiesbadener Kunst- und Musikschule, der Volkshochschule, mit den Büchern der Stadtbibliothek, den Aufführungen im Staatstheater, im Pariser Hoftheater, im Hinterhaus und mit den zahlreichen Aktivitäten anderer Initiativen werden die Befindlichkeiten, Sorgen und Phantasien der Menschen the- matisiert und Selbst- und Weltbilder gezeigt, die gebraucht werden, um die geistige Krise der Gegenwart zu überwinden." maf

Krankheit verhindert die Kunstausstellung

NEU-ISENBURG. An diesem Wochenende wollten sie in der Hugenottenhalle ihre jüngsten Werke präsentieren - die Malerinnen und Maler des Bielefelder "Kunstkreises freischaffender Künstler". Wie die Stadt erst gestern mitteilte, muß die Ausstellung sowohl heute als auch am morgigen Sonntag ausfallen, weil mehrere Künstler erkrankt sind. leo

Kleine FR

Peter Münch führt REP BAD HOMBURG. Peter Münch führt die Fraktion der "Republikaner" (REP) im Stadtparlament. Die fünfköpfige Fraktion wählte den Orts- und Kreisvorsitzenden ihrer Partei bei ihrer ersten Sitzung nach der Gemeindewahl einstimmig.

Textilien für 20 000 Mark weg FRIEDRICHSDORF. Schauplatz eines Einbruchsdiebstahls war in der Nacht zum Donnerstag ein Textilgeschäft in der Bahnstraße. Die Täter entwendeten eine größere Zahl von Kleidungsstücken für Damen und Herren. Der Wert wird mit rund 20 000 Mark angegeben.

Kühltruhe ausgeräumt BAD HOMBURG. Einen Kellerverschlag im Hessenring brach ein Unbekannter in der Nacht zum Donnerstag auf. Seine Beute - Besteck, Textilien und der komplette Inhalt der Gefriertruhe - hat nach Angaben der Kripo einen Wert von 2500 Mark. 200 Apotheker in Bad Homburg BAD HOMBURG. Rund 200 Krankenhaus-Apotheker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz treffen sich heute in der Kurstadt zum "Bad Homburger Pharmaziegespräch". Im Mittelpunkt der Tagung steht das Thema "Klinische Ernährung": unter anderem die künstliche Ernährung auf der Intensivstation und die alle Nahrungsbestandteile enthaltenden Mischinfusionen. Organisiert wird die Veranstaltung von der Fresenius AG.

Am Nasenring des Kanzlers

Die SPD und der Wahlkampf in den sozialen Brennpunkten

Die Kunden aus dem SPD-Parteihaus Fischerfeldstraße und der Römer-Chefetage haben nicht auf ihn hören wollen, den Arno Ploog. Der Mann, der den Genossen mit seiner Agentur den Kommunalwahlkampf konzipierte und ausrichtete, klagte am Mittwoch beim Wahlanalyse-Treff der "Frankfurter Gesellschaft für Sozialwissenschaften" gar bitterlich: "Ich habe der SPD im Januar geraten, massiv in die ,sozialen Brennpunkte&rquote; und in die Viertel mit dem rechtsextremen Potential reinzugehen, um zu zeigen: Wir kümmern uns um euch und eure Probleme. Die haben das einfach nicht gemacht. Jetzt, wo es zu spät ist, gehen die dahin und fragen die Leute, warum sie so gewählt haben."

Hessens Sozialministerin Christine Hohmann-Dennhardt, SPD-Frontfrau im Main-Taunus-Unterbezirk, hielt nichts von solchen Einsätzen: "Was kann ich den Leuten in einem ,sozialen Brennpunkt&rquote; denn als Sozialdemokrat erzählen? Die zeigen doch nur auf unsere Bonner Genossen und sagen mir: Ihr zieht uns das Geld doch auch aus der Tasche wie all die anderen." Konrad Schacht, Chef der Landeszentrale für politische Bildung: Die Bundes-SPD treibe keine Opposition mehr in Bonn, sie lasse sich "am Nasenring des Kanzlers durch die Arena führen".

Der Oppositionsbonus, der der SPD bei Regionalwahlen in der Mitte einer Bundestagslegislaturperiode immer zugute kam, sei - so Schacht - dahin: "Den haben jetzt die Rechtsradikalen mit ihren Themen ,Zuwanderung&rquote; und ,Wohnungen&rquote;." In der Tat könne eine Partei, die aus der Opposition heraus das Geschäft der angeschlagenen Bundesregierung besorge und sich gar noch ohne Not für finanzielle Mehrbelastungen der Bürger stark mache, am Wahl- Zahltag kaum etwas gutmachen.

Das habe sich, so Schacht in seiner Analyse des Ergebnisses, auch und gerade beim Römer-Wahlkampf gezeigt: "Die lokalen SPD-Eliten konnten den potentiellen Anhängern der SPD nicht mehr plausibel machen, warum man die SPD noch wählen soll." Geherrscht habe Demobilisierung sowohl bei den sozialdemokratischen Wählern wie auch bei den Parteimitgliedern.

Rechtsextremismusforscher Eike Hennig suchte das Genossen-Debakel denn von dieser Seite her auf den Punkt zu bringen: "Wer hätte denn von der SPD da rausgehen können in die ,sozialen Brennpunkte&rquote;? Wer wäre denn der Mobilisierungsträger gewesen?" Und er steuerte Eindrücke von der Kasseler Szene bei: "Rentnerbands, mit denen nichts mehr zu mobilisieren ist."

Ministerin Hohmann-Dennhardt berichtete ähnliches aus ihren Stammlanden: "Das schrumpft: Immer weniger Mitglieder und von denen immer weniger Aktivisten. Aus der Kärrnerarbeit klinken sich fast alle aus. Die Parteienverdrossenheit haben wir auch intern in der SPD." Ja, ja, so juxte "Landeszentrale"-Chef Schacht, "das Innenleben einer Partei hat heute nur noch geringen Unterhaltungswert".

Das alles brachte Ludwig von Friedeburg, Leiter des Institus für Sozialforschung, auf die Frage an SPD-Wahlkampfdesigner Ploog: "Wie um Himmels willen ist denn dieses letzte Schoeler-Plakat mit dem visionären Blick nach oben entstanden? Welche Idee soll das denn den Leuten vermitteln, die keine Wohnung haben und finden?" Der so Angegangene verteidigte sich mit dem Hinweis, daß, "wenn die eigentliche politische Argumentation wegen der Bonner SPD nicht mehr geht", man auf den Kandidaten setze, auf seine "Ausstrahlung von Macher- und Entscheidungskompetenz".

Das wohl ohne Erfolg. In der Woche vor dem Urnengang notierte die "Forschungsgruppe Wahlen" nach einer Repräsentativumfrage einen Sympathiewert für den amtierenden OB von 0.9, wobei die Skala von minus fünf bis plus fünf reichte. Der zurückgetretene Vorgänger Volker Hauff hatte da seinerzeit mit 1.2 Punkten mehr geschafft. peh

"Lieber genug Lohn zahlen" Berg kritisiert Unternehmen

Leichtfertig gefährdet die Industrie- und Handelskammer (IHK) Frankfurt den sozialen Frieden in der Stadt - mit diesem harten Vorwurf trat am Freitag Sozialdezernent Martin Berg (SPD) an die Öffentlichkeit. Berg bezog sich auf die IHK-Forderung nach der Kommunalwahl, alle freiwilligen sozialen Leistungen der Stadt zu streichen - vom FVV- Umwelt- und Job-Ticket bis hin zum Frankfurt-Paß für Bedürftige. Der Dezernent sagte, gegen den Wunsch, den Haushalt der Stadt zu überprüfen, sei nichts einzuwenden - wohl aber gegen die Lesart der IHK, die freiwilligen sozialen Leistungen stellten "unnötigen Ballast" dar.

Wer also die Stadt zu Recht zum Sparen auffordere, müsse nach den Ursachen der Ausgaben fragen. Beispiel Sozialhilfe: 38,8 Prozent ihrer Empfänger in der Stadt hätten zuvor ihren Arbeitsplatz verloren. Weitere 11,2 Prozent der Sozialhilfeempfänger in Frankfurt besitzen diesen Angaben zufolge ein "unzureichendes Erwerbseinkommen". Berg: "Würden die Unternehmen des IHK-Bezirks Frankfurt eine Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik betreiben, die Arbeitsplätze sichert, könnte die Stadt viel Geld einsparen."

Der Sozialdezernent appellierte an die Unternehmen der IHK, "Löhne und Gehälter zu zahlen, von denen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer unabhängig vom Staat leben können". Insgesamt könnten so in Frankfurt "100 Millionen Mark sofort eingespart werden".

Nach den Worten Bergs kostet der Frankfurt-Paß etwa 12 Millionen Mark im Jahr - nicht 20 Millionen, wie die IHK behauptet hatte. Der Frankfurt-Paß stelle für viele Bürger die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben in der Stadt sicher. Eine Stadtgesellschaft müsse dazu beitragen, die Gegensätze von Arm und Reich zu überwinden. Eine Ausgrenzung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, von Armen und Wohnungslosen durch die IHK vergifte das soziale Klima.

Die beste "Imagekampagne" für die Unternehmen in Frankfurt sei "ihr soziales Verhalten und die Fähigkeit, nicht auszugrenzen, sondern zu integrieren". jg

Sah Busfahrer bei Überfall zu? Kripo ermittelt wegen unterlassener Hilfeleistung

Hat ein Busfahrer der Stadtwerke an einer Haltestelle in Hausen die Notlage zweier Kinder einfach ignoriert? Diese Frage versucht die Kriminalpolizei in einem Ermittlungsverfahren wegen unterlassener Hilfeleistung zu klären. Den Fall hatte die Mutter der Schülerin mit ihrer Anzeige beim 14. Revier ins Rollen gebracht.

Die zwölfjährige Anna und der elfjährige Robin waren am vergangenen Mittwoch gegen 9.30 Uhr auf dem Weg zur Schule an der Haltestelle des 67ers in der Praunheimer Landstraße / Endhaltestelle der U 7. Plötzlich sei eine Jugendliche auf die beiden zugegangen, habe den Jungen gegen die Glaswand des Wartehäuschens gedrückt, so die Schilderung der Kinder, habe ihm eine Ladung Tränengas-Spray ins Gesicht gesprüht und ihn aufgefordert, seine Jacke herauszurücken. Doch Robin ließ sich nicht einschüchtern.

Jetzt ging die Jugendliche auf Anna los und drohte ihr, sie werde krankenhausreif geschlagen, wenn sie ihre Jacke nicht aushändige. Nach Darstellung der beiden Kinder wurde Anna gerade heftig an den Haaren gezogen, als der 67er Bus die Haltestelle erreichte.

Robin, so stellte die Mutter in ihrer Anzeige dar, sprach den Busfahrer an und bat ihn um Hilfe. Polizeisprecher Jürgen Linker: "Nach allem, was wir bislang wissen, zeigte sich der Fahrer an dem Fall überhaupt nicht interessiert. Er hat den Jungen abgewiesen."

Anna und Robin sind eingestiegen und zu ihrer Schule gefahren. Die Jugendliche blieb ihnen dabei auf den Fersen und unternahm auf dem Hof der Ernst-Reuter-Schule dann noch einen letzten Versuch, eine der beiden Jacken zu erbeuten. Erst als sich andere Schüler einmischten, hat sie aufgegeben. habe

Sonntag in der Stadtkirche Musikgenuß mit "Musica Variata"

FRIEDBERG. Am Sonntag, 14. März, gibt das Ensemble "Musica Variata" zusammen mit der Friedberger Kantorei ein Kammerkonzert in der Stadtkirche. Es beginnt um 20 Uhr.

Außergewöhnliche Klangeffekte und stimmungsvolle Musik prägen laut Ankündigung die Konzerte des Ensembles, wobei schon sein Name die gestalterischen Ziele erkennen läßt. Sopran, Querflöte, Viola, Dudelsack, Lowland-Pipe, Schalmei, Pauken und Orgel repräsentieren die Vielfalt der vokalen und instrumentalen Klangbilder.

Das Repertoire des Ensembles reicht von der Renaissance bis ins 20. Jahrhundert und beinhaltet Originalwerke, Bearbeitungen und Eigenkompositionen der weltlichen und geistigen Musik. Das Ensemble bilden: Ludmilla Matters (Sopran, Viola), Johannes Kohlhaus (Querflöte), Klaus Glocksin (Dudelsack, Lowland-Pipe, Schalmei) und Heinz-Jacob Spelmans (Orgel). mk

Jungens gesucht für Partnerschaftsaustausch

FRIEDRICHSDORF. Das männliche Element ist beim diesjährigen Schüleraustausch zwischen Friedrichsdorf und Houilles noch unterrepräsentiert. Deshalb sucht der Partnerschaftsverein noch Familien, die einen Jungen zwischen zwölf und 16 Jahren haben und bereit sind, am Austausch mitzumachen.

Interessenten sollten sich schnell bei Brigitte Arnold, Lilienweg 51, Tel. 0 61 72 / 7 28 83, melden, die für den Partnerschaftsverein den Austausch organisiert.

Vom 10. bis 24. April, also in den Osterferien, fahren die jungen Friedrichsdorfer in die französische Partnerstadt. Der Gegenbesuch der Jugendlichen aus Houilles ist für die Sommerferien, nämlich vom 21. August bis 4. September, geplant. tom

Mohr entläßt 40 Mitarbeiter Größter Arbeitgeber Hofheims bleibt freitags dicht: Kurzarbeit

HOFHEIM. Die Maschinenfabrik Polar-Mohr, mit 670 Beschäftigten größter Arbeitgeber der Kreisstadt, entläßt bis zur Jahresmitte 40 Mitarbeiter aus allen Abteilungen. Außerdem hat das auf Papierschneidemaschinen spezialisierte Unternehmen bis Ende März Kurzarbeit angemeldet. Schon seit Januar ruhen jeweils freitags die Maschinen. Ferner bleibt der Traditionsbetrieb nach Auskunft von Geschäftsführer Manfred Henke vom 22. bis 26. März und an den vier Tagen nach Ostern geschlossen. Der deutsche Marktführer für Papiermaschinen mit einem Weltmarktanteil von mehr als 50 Prozent müsse Verluste aufgrund der schlechten Auftragslage ausgleichen.

Der Aussage Henkes, daß es in der Belegschaft aufgrund eines Interessenausgleichs mit dem Betriebsrat durchaus nicht brodele und das Klima "hervorragend" sei, stimmt auch Ursula Stippler zu. "Eigentlich ist die Stimmung noch ganz gut", sagt die Betriebsratsvorsitzende. "Denn dadurch, daß wir freitags nur fünf Stunden arbeiten und die Kurzarbeit auf den Freitag fällt, ist die Sache noch erträglich." Bereits seit Anfang vergangenen Jahres sei es sporadisch "mit Kurzarbeit losgegangen", erklärt Ursula Stippler. In der ersten Zeit habe es eine finanzielle Aufstockung gegeben. Aber als die "Lager immer voller wurden", sei das weggefallen. Sie hoffe für alle, daß Polar- Mohr wieder mehr Bestellungen für die Maschinen bekomme, die 12 000 oder auch 1,5 Millionen Mark teuer sein können - und sich "die Angst vor weiteren Entlassungen als unbegründet erweist".

Die Maschinenfabrik Adolf Mohr wurde 1906 gegründet, der Traditions-Familienbetrieb produziert seit 1948/49 Papierschneidemaschinen und hat weltweit 85 Wettbewerber. Geschäftsführer Henke: "Wir beliefern mehr als 172 Länder; die USA, Japan und Europa sind unsere größten Abnehmer." Angesichts der Krise in der Maschinenbau-Branche sei das Hofheimer Unternehmen noch mit einem "blauen Auge davongekommen", meint der Geschäftsführer. Bei der momentanen Rezession sei nämlich der graphische Bereich insgesamt stärker betroffen als bei den Wirtschaftsflauten 1975 und 1982/83. "Im Vergleich mit uns haben andere Firmen viel größere Probleme."

Henke hofft darauf, daß die Krise ein vorübergehendes Problem ist. "Bei den Auftragseingängen bemerken wir so etwas wie einen Silberstreif am Horizont und erwarten bessere Zeiten." Der Geschäftsführer sagt, daß es bedauerlich um jeden Mitarbieter sei, der bis Ende Juni entlassen werde. "Wir trennen uns schon aufgrund ihrer Qualifikation ungern von unseren Leuten und erfassen sie in einer Kartei, so daß wir sie wieder einstellen können, wenn sich die Lage bessert."

Von den 10 725 Kurzarbeitern, die Ende Februar beim Arbeitsamt Frankfurt gemeldet waren, sind 3183 im Maschinenbau-Sektor beschäftigt. Diese Zahlen belegen laut Statistiker Michael Schott die schlechte Wirtschaftlage in der Branche. Zum Frankfurter Arbeitsamt gehören auch der Main-Taunus- und der Hochtaunuskreis, der westliche Landkreis Offenbach wie die Städte Mörfelden-Walldorf, Karben und Bad Vilbel. Neben dem Maschinenbau sei der Elektrotechnik-Bereich mit 1947 Kurzarbeitern momentan am zweitstärksten gebeutelt.

Die Krise sei aber kein lokales, sondern ein landesweites Phänomen, erläutert der Experte vom Arbeitsamt. "Mangelnde Auslastung und Entlassungen sollen mit Kurzarbeit vermieden werden. Die Betriebe wollen ihre Mitarbeiter halten, können das aber manchmal doch nicht, weil Aufträge fehlen."

Maschinen seien Objekte, um weitere Güter zu produzieren. Daher sei die Branche als Investitionsgüter-Industrie auch besonders stark von der schlechten Konjunkturlage betroffen - im Gegensatz zu jenen Wirtschaftszweigen, die vornehmlich mit Konsumgütern handeln, sagt Schott. pms

Modemacher annoncieren gegen Fremdenhaß

Zur Pariser Modemesse "première vision", die am 13. März beginnt, starten Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Anzeigenkampagne gegen Rassismus. Die Frankfurter Designerin Susanne Kalb bezieht zusammen mit sechs weiteren deutschen Modemachern zunächst in der International Herald Tribune, die in besonders kritischer Form über Fremdenhaß in Deutschland berichtet, Stellung gegen Rassismus und Nationalismus. Mit einer ganzseitigen Anzeige, auf der ausschließlich internationale Schimpfwörter für Ausländer zu finden sind, wollen sie die Leser provozieren und damit für mehr Toleranz werben.

Auf dieser Anzeige finden sich sowohl Deutsche wieder ("Kanake", "Spaghettifresser", "Itzig") wie auch Franzosen ("le boche", "le pied noir"), Amerikaner ("kraut") oder Juden ("Goi") - eine reiche Auswahl rassistischer und diskriminierender Ausdrücke aus vielen Ländern und Sprachen. Diese Anzeige, die von den sieben Modemachern finanziert wird, wird später auch in deutschen Magazinen veröffentlicht. Sie will verdeutlichen, daß Mode international ist, eine "Family of Fashion", wie sich eine internationale Kampagne der Branche nennt. us

Hoechst schließt eine Produktionsstätte In diesem Teil des Offenbacher Werkes sind jetzt 63 Mitarbeiter beschäftigt Von unserem Redaktionsmitglied Siegfried Scholz OFFENBACH. Der Zwischenprodukte-Betrieb West, Gebäude 330, im Werk Offenbach der Hoechst AG wird aus betriebswirtschaftlichen Gründen bis Ende September 1993 eingestellt. Davon sind 63 Mitarbeiter betroffen. "Es wird niemand entlassen", betont Werksdirektor Dr. Wolfgang Pretzer. In den vergangenen Jahren reduzierte Hoechst den Offenbacher Mitarbeiterstab um rund 200 auf 1485; vornehmlich durch "natürliche Fluktuation" und durch Vorruhestandsregelungen vom 57. Lebensjahr an. Wenn die Flaute in der chemischen Industrie anhält, werden auf diese Weise noch weitere Mitarbeiter abgebaut. Neuerliche Kurzarbeit ist noch nicht vorgesehen. Im Gebäude 330 wurden Zwischenprodukte für Farben, Vorprodukte für Pflanzenschutzmittel und Lebensmittelfarbstoffe hergestellt. Dr. Pretzer geht davon aus, daß in diesem Jahr keine weiteren Betriebsstätten im Offenbacher Werk geschlossen werden müssen.

Keinesfalls würden aus Sicherheitsgründen im Offenbacher Werk Produktionsstätten stillgelegt. Auch nicht, weil sie wegen neuer Umwelt- und Sicherheitsauflagen seitens der Behörden mit zu hohen Investitionen nachgerüstet werden müßten, betont Dr. Pretzer.

Die Produktionseinstellung habe ausschließlich wirtschaftliche Gründe. Seit mehr als zwei Jahren sinken die Absatzchancen für ganz bestimmte, für "einfache" Produkte der chemischen Industrie. Zurückzuführen ist das auf die neue Konkurrenz aus den industriellen Schwellenländern in Fernost, erläutert Pretzer. In China und Indien beispielsweise entstanden Chemiefabriken, die einfache Produkte ohne große Personal-, Sicherheits- und Umweltkosten konkurrenzlos billig herstellen und anbieten können. Pretzer sagt: "Wir sind deshalb dabei, neue Produkte im High-Tech-Bereich zu entwickeln." Gefährdet die Frühpensionierung gerade der erfahrenen Mitarbeiter die Sicherheit des Offenbacher Werkes? Dr. Pretzer sagt: "Natürlich nehmen diese Mitarbeiter viel Know-how mit, aber wir betreiben in unserem Werk seit Jahren eine intensive Mitarbeiterschulung und Erwachsenenbildung." Das Werk verfüge zudem über eine umfassende Datensammlung, in der die Zusammensetzung aller Stoffe, ihre Giftigkeit und auch ihre Reaktionen festgehalten sind.

"Jeder Mitarbeiter weiß, mit was für einem Stoff und Produkt er umgeht", sagt Pretzer, "Wird ein Produkt von einem Betrieb in einen anderen transportiert, gibt es jedesmal ein Übergabe-Protokoll, in dem alles über das Produkt gesagt ist und auch, wie man damit umgehen muß."

Außerdem gibt es einen Alarmplan, der alle möglichen Stör- und Zwischenfälle in drei Risiko-Stufen qualifiziert. Zur Offenbacher Berufsfeuerwehr gibt es eine Standleitung. "Die Berufsfeuerwehr hört auch ständig den Funkverkehr unserer Werksfeuerwehr mit, und sie kommt auch, wenn wir sie nicht alarmieren. Die Berufsfeuerwehr weiß sofort, wenn bei uns einer ein Faß umwirft", sagt Werksdirektor Pretzer.

Kleinere Vorkommnisse, wenn beispielsweise ein Rohr tropft, würden intern behoben und geregelt, aber in eine Liste eingetragen und den Behörden gemeldet. Nicht immer erfährt die Öffentlichkeit von solchen Zwischenfällen. Am Sonntag, 28. Februar, also eine knappe Woche nach dem Störfall im Griesheimer Hoechst- Werk - so wurde erst jetzt bekannt - raste die Feuerwehr mit großem Aufgebot zum Offenbacher Hoechst-Gelände. Im Gebäude 470, in der Zwischenproduktion Ost, in dem Zwischenprodukte für Pflanzenschutzmittel hergestellt werden, war ein Leck aufgetreten. Werksdirektor Dr. Wolfgang Pretzer sagt: "Da ist zum Glück nicht viel passiert."

Er betont ausdrücklich: "Bei uns wird nichts unter den Teppich gekehrt, nichts verschwiegen und nichts verniedlicht."

Frauen verlangen mehr Rechte in der Verfassung Frauenamt informiert Dienstag über ein aktuelles Thema

BUTZBACH. Zum Thema "Frauenrechte in die Verfassung" spricht Susanne Hild vom Frauenamt des Wetteraukreises am Dienstag, 16. März, ab 20 Uhr im Nebenraum der Pizzeria "Rolandsbogen" (Hoch-Weiseler Straße 36, Butzbach). Im Anschluß an ihr Referat ist eine Diskussion geplant.

Irmgard Disson-Stein aus Butzbach schreibt in ihrer Pressemitteilung zu der Informationsveranstaltung: "Die Wiedervereinigung der beiden 40 Jahre getrennten deutschen Staaten macht eine neue Verfassung für das gesamte deutsche Volk notwendig. Sie bietet daher die seltene Chance, nicht nur die Beziehungen der Menschen in Ost und West unter gemeinsamen Grundsätzen von Freiheit, Gleichheit und Solidarität zu regeln, sondern auch das Verhältnis der Geschlechter muß in unserem neuen Grundgesetz neu definiert werden." Das deutsche Volk bestehe zu mehr als 50 Prozent aus Frauen. Demgegenüber seien Frauen mit nur 17 Prozent in der Verfassungskommission, die seit 1992 über die geplante Änderung berät, vertreten. "Diese Tatsache ist doch schon allein Beweis genug, daß die Gleichberechtigung der Frau in vielen gesellschaftlichen Bereichen nur ein hohler Begriff ist", stellt Irmgard Disson-Stein fest. Der jetzige Artikel 3, Absatz 2 der Verfassung: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt", müsse dahingehend ergänzt werden, daß Frauen durch Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen auch tatsächlich Gleichberechtigung ermöglicht werde.

Mit der angeführten Prolematik beschäftigten sich seit einiger Zeit auch Frauen aus der Wetterau. Auf Initiative des Frauenamtes Friedberg unternahmen sie Ende letzten Jahres Fahrten nach Bonn zu öffentlichen Anhörungen der Verfassungskommission. Da am 25. März in der Bundeshauptstadt eine wichtige Vorentscheidung zur Änderung des Gleichberechtigungsparagraphen anstehe, sei es "gerade jetzt besonders wichtig, daß sich auch Butzbacher Frauen mit der anstehenden Verfassungsänderung beschäftigen", ruft Disson-Stein zum Besuch der Informations- und Diskussionsveranstaltung am Dienstag auf. mk

SPD sucht stabile Mehrheit Kreistag: Große oder Ampel-Koalition sind wahrscheinlich

HOCHTAUNUSKREIS. Die Hochtaunus-SPD strebt eine "dauerhafte demokratische Mehrheit im Kreistag" an. Dies hat der Unterbezirksvorstand in seiner ersten Sitzung nach der Kommunalwahl einstimmig beschlossen. Er lehnt damit Gedankenspiele über wechselnde Mehrheiten und Zusammenarbeit jeweils nur in Einzelfragen ohne feste Koalition ab, wie sie unter anderem Landrat Jürgen Banzer (CDU) geäußert hatte.

Eine Verhandlungskommission soll nacheinander mit Grünen, FDP und CDU sprechen. Ihr gehören unter anderem die Unterbezirksvorsitzende Hildegard Klär und der Chef der Kreistagsfraktion, Peter Hartherz, an. Die Parteispitze empfiehlt den SPD-Abgeordneten zudem, Hartherz als Fraktionsvorsitzenden zu bestätigen. Über die Ergebnisse der Verhandlungen mit den anderen Parteien soll eine Unterbezirkskonferenz beraten. Der Konferenztermin wurde dazu vom 27. März auf den 27. April verschoben.

Die SPD besitzt im Kreistag trotz ihrer Verluste von gut acht Prozent der Stimmen und sechs Sitzen eine Schlüsselrolle. Da alle vier demokratische Parteien eine Zusammenarbeit mit den rechtsextremen "Republikanern" strikt ablehnen und eine denkbare schwarz-grüne Koalition von den Grünen bereits ausgeschieden wurde, sind feste Mehrheiten nur mit der SPD möglich: Eine sogenannten Ampelkoalition mit Grünen und FDP oder eine große Koalition mit der CDU. stk

Gottesdienst mit südamerikanischem Akzent Pfarrer Konrad Schulz wird am Sonntag offiziell in sein neues Amt eingeführt

BAD VILBEL. Das Gepäck schwimmt noch irgendwo auf dem Atlantischen Ozean zwischen Südamerika und Europa herum. Unterdessen haben sich Pfarrer Konrad Schulz, seine Frau Christel und ihre vier Kinder Annika, Christopher, Nicolai und Valeska im Vilbeler Höhenweg schon mal provisorisch eingerichtet.

Dort hat die evangelische Christuskirchengemeinde eine Wohnung angemietet, die der neue, aus Chile übergewechselte Seelsorger mit seiner Familie beziehen wird, bis sein Amtsvorgänger, Pfarrer Rudolf Kreck, in ein neues Domizil umgezogen ist.

Konrad Schulz (43), bei Hannover geboren, ist neben Hans Siebert und Dr. Klaus Neumeier der Dritte im Bunde der Christuskirchenpfarrer FR-Portrait und hat soeben die Pfarrstelle Nord angetreten. Dem neuen Seelsorger mit recht bewegter Vergangenheit und mehrjähriger Auslandserfahrung ist noch ein wenig anzumerken, daß er aus einer anderen Welt stammt und sich hier, in der eher beschaulichen, wohlhabenden Kleinstadt mit ihren wohlgeordneten Lebensstrukturen erst noch eingewöhnen muß.

In Göttingen, Heidelberg und Mainz hat er Theologie und Pädagogik studiert, hat seelsorgerliche Erfahrungen im Krankenhaus und im Gefängnis gesammelt und während des Studiums auch mit psychisch Kranken gearbeitet. Dem anschließenden Vikariat in Wiesbaden folgte die Mitarbeit im diakonischen Zentrum des Waldenserordens im sizilianischen Palermo.

Die protestantische Kongregation sorgte erst kürzlich durch ihren Aufruf, der Mafia zu trotzen, für Aufsehen. Konrad Schulz leistete in der erdbebengeschüttelten Region - nicht das letzte Mal in seiner Laufbahn - Katastrophenhilfe und unterstützte eine von den Waldensern initiierte, landwirtschaftliche Genossenschaft beim Wiederaufbau.

Acht Jahre als Gemeindepfarrer in Wiesbaden-Auringen schlossen sich an diese erste Auslandstätigkeit an. Dann zog es ihn wieder in die Welt hinaus. "Nach zehn Jahren sollte man sich mal verändern", sagt er rückblikkend und fügt hinzu: "Irgendwann hat man sich ja auch mal leergepredigt."

In die aufstrebende Universitätsstadt Conception, etwa 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago am Meer gelegen, hat es ihn durch die Vermittlung chilenischer Freunde verschlagen. Sechs Jahre arbeitete er dort in der kleinen, zweisprachigen evangelisch-lutherischen Gemeinde. Immer mehr Christen, berichtet Schulz, vor allem aus der Unterschicht, wechseln in Chile und in anderen südamerikanischen Ländern vom Katholizismus zum Protestantismus über, nachdem der Vatikan den Einfluß der einstigen "Befreiungstheologen" immer weiter geschmälert habe und sich die Lutheraner mit engagierter Sozialarbeit zum Sprachrohr der armen oder einkommensschwachen Bevölkerungsteile entwickelten.

Diese Erfahrung hat Pfarrer Schulz auch in seinem nur wenige hundert "Schäfchen" zählenden Gemeinde gemacht, die einstmals von einer eher wohlhabenden Mittelschicht getragen wurde, die sich inzwischen aber auch den unteren Schichten geöffnet hat. Das Engagement von Konrad Schulz war hier sehr vielfältig. Es reichte von der Unterstützung streikender Waldarbeiter über die Hilfe nach einer Überschwemmung sowie einem Grubenunglück bis hin zu mehren Slum- Projekten wie der Gründung eines Kindergartens.

"Theologie ist der zweite Schritt. Erst kommt das Leben. Und daraus ergeben sich Fragen, die sich theologisch beantworten lassen." Den befreiungstheologischen Ansatz seiner katholischen Priesterkollegen hat Pfarrer Schulz als Herausforderung begriffen. Sein Ziel sei stets gewesen, Menschen darin zu unterstützen, ihre Rechte wahrzunehmen, sich selbst zu helfen und zu organisieren und eine Selbstverwaltung aufzubauen.

Zwischen all diesen Erfahrungen in Chile und dem neuen, noch gar nicht so genau umrissenen Aufgabenfeld in einem mittlerweile veränderten Deutschland liegen Welten. "Das ist ein ganz anderes Leben hier", urteilt Konrad Schulz und meint damit nicht nur den Unterschied zu der sehr lebendig-fröhlichen Liturgie seiner alten Gemeinde in Conception.

Jetzt gilt es für ihn erst einmal, die neue Gemeinde richtig kennenzulernen, mit den Menschen zu sprechen und mit ihnen wie mit seinen Pfarr- Kollegen danach zu suchen, "was Kirche sein kann".

Im Gottesdienst am Sonntag, 10 Uhr, wird Pfarrer Schulz von Pröpstin Trösken offiziell in sein Amt eingeführt. Damit es dabei etwas fröhlicher zugeht, will er zur Querflöte greifen und zusammen mit Sohn Nicolai (17) und einem chilenischen Bekannten südamerikanische Lieder vortragen. JÖRG MUTHORST

Zwei Schwerverletzte und zwölf Kilometer Stau

BAD HOMBURG. Ein unsachgemäßes Überholmanöver führte am frühen Freitag morgen auf der Autobahn Kassel - Frankfurt bei Bad Homburg zu einem schweren Unfall. Dessen Folgen: zwei Schwerverletzte, ein Fahrzeugschaden von 25 000 Mark und ein zwölf Kilometer langer Stau im Berufsverkehr - bis weit über die Ausfahrt Friedrichsdorf/Friedberg hinaus.

Gegen 5.30 Uhr passierte laut Polizei ein Audi, in Richtung Süden unterwegs, einen polnischen Lastzug. Wie die Autobahnpolizei Butzbach weiter berichtet, scherte der Fahrer aber zu früh ein, so daß sein Wagen den Lastzug vorne links streifte und hängenblieb.

Das Auto drehte sich und blieb schließlich an der Mittelleitplanke stehen, der polnische Lastwagen stoppte auf der mittleren Spur.

Wenig später stießen zwei andere Autos trotz Vollbremsung mit den Unfallfahrzeugen zusammen: eines mit dem Personenwagen, eines mit dem Lastzug.

Eine Fahrerin und eine Beifahrerin erlitten dabei schwere Verletzungen und wurden ins Bad Homburger Kreiskrankenhaus gebracht.

Weil Öl und Benzin ausliefen, wurden die Feuerwehren von Bad Homburg und Köppern alarmiert, die die Flüssigkeiten aufnahmen. tom

Samstag/Sonntag, 13./14. März

Theater Schauspiel Frankfurt, Theaterplatz, Tel. 212 37 444: Schauspielhaus: Sa., 19.30 Uhr, "Antigone"; So., 19.30 Uhr, "Othello"; Kammerspiel: Sa., 19.30, "Karlos"; So., 19.30 Uhr, "Die Präsidentinnen"; Bockenheimer Depot: Sa., 18 Uhr, "Festung", 22.30 Uhr, "Katarakt"; So., 19.30 Uhr, "Katarakt".

Fritz Rémond Theater im Zoo: Sa., So., 20 Uhr, "Ein Sommerabend im Wintergarten".

Die Komödie, Neue Mainzer Str. 28, Tel. 28 45 80: Sa., 20.15 Uhr, So., 18 Uhr, "Hier kocht der Chef".

Volkstheater, Großer Hirschgraben 21, Tel. 28 85 98: Sa., 20 Uhr, So., 15.30 Uhr: "Der Raub der Sabinerinnen".

Die Schmiere im Karmeliterkloster, Seckbächer Gasse, Tel. 28 10 66: Sa. und So., 20.30 Uhr, "Schmiere-Spezial".

Goethe Theater, Leipziger Str. 36, Tel. 62 55 30 / 70 88 44: Sa., 20.30 Uhr, "Der Tod und das Mädchen".

Kabarett Die Maininger, Neue Rothofstr. 26 a, Tel. 28 02 27: Sa., 20.30 Uhr, "Kassa blanka - und schweigende Lämmer?!".

Gallus Theater, Krifteler Str. 55, Tel. 738 00 37: Sa. und So., 20 Uhr, "Herren Los", Musiktheaterkabarett. Kellertheater, Mainstr. 2, Tel. 28 80 23: Sa., 20.30 Uhr, "Das Martyrium des Pjotr O'Hey".

English Theater, Kaiserstr. 52, Tel. 24 23 16 20: Sa. und So., 20 Uhr, "Death and the maiden".

Mouson-Turm, Waldschmidtstr. 4, Tel. 40 58 95 - 0: Theatersaal: Sa., 20 Uhr, Neuer Tanz, "RCA"; Studiobühne: Sa., 21 Uhr, Mitsuru Sasaki - "Human Power Flight".

Theater am Turm, Eschersheimer Landstr. 2, Tel. 1 54 51 10: Sa./So., 20 Uhr, "Les Pieds dans l'Eau".

Neues Theater Höchst, Emmerich-Josef-Str. 46 a, Tel. 30 30 90: Sa., 20 Uhr, "MixTour", Comedy-Show; So., 16 u. 20 Uhr, Varieté am Sonntag.

Theater in der Uni, Senckenberganlage 27, Tel. 77 59 08: Sa., 20.30 Uhr, "Kaspar".

TIB-Studiobühne, Bornheimer Landwehr 35: Sa., 20.30 Uhr, "Frauen.Krieg.Lustspiel - ein Spektakel".

Theaterhaus, Schützenstr. 12, Tel. 299 861 10: Sa., 23 Uhr, "Der Taxifahrer . . . stimmt so!"; So., 15 Uhr, "Uit!" ab 6 J.).

Katakombe, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 20 Uhr, "Leonce und Lena"; So., 20 Uhr, "Die Rede des Georg Büchner vor der Darmstädter Akademie für Sprache und Dichtung anläßlich seiner Ablehnung als Büchnerpreisträger" (Premiere).

Theater für Kinder am Zoo, Pfingstweidstr. 2, Tel. 49 17 25: Sa., 16 Uhr, "Cinderella".

Café Cult, Schillerpassage, Tel. 92 00 61 23: Restaurant-Theater: Sa./So., 20 Uhr, Kabarett Martin Sommerhoff "Menschentiere, Sensationen"; Artrium: So., 11 Uhr, Musik-Brunch, Buddhas Gamblers; Theater: So., 11 Uhr, Kids Comedy Brunch.

Brotfabrik, Theater Bachmannstr. 2-4, Tel. 7 89 43 40: Sa., 20.30 Uhr, "Flatternde Herzen"; So., 15.30 Uhr, Friedolins Puppentheater "Der Kartoffelkönig" (ab 4 J.).

Theaterwerkstatt Krick-Krack, Tel. 61 53 37: im Senckenbergmuseum, Senckenberganlage 25: Sa., 15 Uhr, "Frau Populini und der Deckel auf dem Topf" (ab 8 J.).

Heinrich-Hoffmann-Museum, Schubertstr. 20, Tel. 74 79 69: So., 15 Uhr, Puppenbühne Traumkiste - "Pip im Rotzfratzenland".

Kinder- und Jugendtheater, Bürgerhaus Nordweststadt: Sa., 15 Uhr, "Der falsche Prinz".

Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20, Tel. 28 96 91: Sa., 20 & 23.30 Uhr, Internationale Varietérevue.Musik Oper, Theaterplatz, Tel. 23 60 61: Sa., 19.30 Uhr, "Lady Macbeth von Mzensk"; So., 19.30 Uhr, "Ein Sommernachtstraum".

Alte Oper, Opernplatz, Tel. 13 400: Großer Saal: Sa., 20 Uhr, San Francisco Symphony Orchestra; So., 11 Uhr, Opernhaus- u. Museumsorchester; So., 19 Uhr, Sonntagabend-Konzert; Mozart-Saal: Sa., 20 Uhr, Premiere junger Künstler: Vardan Mamikonian, Klavier; So., 17 Uhr, Frankfurter Chöre stellen sich vor; Hindemith-Saal: Sa., 20 Uhr, Kabarett Thomas C. Breuer - "Café Jähzorn"; So., 10.15 Uhr, Einführungsvortrag zum Konzert im Großen Saal.

Batschkapp, Maybachstr. 24: So.,20 Uhr, Spin Doctors.

Sinkkasten, Brönnerstr. 5: Sa., 21 Uhr, Humanimal Bunch.

Jazzkeller, Kl. Bockenheimer Str. 18 a: Sa., 22 Uhr, Rosanna & Zélia plus Band, Musica Brasileira. Jazz Life Podium, Kleine Rittergasse 22-26: Sa./ 19.30 Uhr, Sixpack; So., 19.30 Uhr, Two Fingers. Music-Hall, Voltastr. 74: Sa., 22 Uhr, The Start: Transnight.

Brotfabrik, Bachmannstr. 2-4: Sa., 20 Uhr, Tshisungu Kalomba & Kassala.

Schlachthof, Deutschherrnufer 36: So., 11.30 Uhr, The Fab Four.

Werkstatt, Große Rittergasse 106: Sa., 19 Uhr, Funtime; So., 19 Uhr, Blues Bube.

Negativ, Walter-Kolb-Str. 1-7: Cuba Libre, lateinamerikanische Tanzparty.

Spritzehaus, Gr. Rittergasse 41-43: Sa., 21 Uhr, Nyce Cryce; So., 15 Uhr, Merlins Fantasy Farm; 21 Uhr, Message in a Bembel.

Hotel Kutsch, Kl. Rittergasse 5: Sa., 20.15 Uhr, Jerome Hindmon & Friends; So., 20.15 Uhr, Musikertreff.

Al Andalus, Affentorhaus 1: Sa. 19 Uhr, Caminos Cruzados; So., 18 Uhr, Salvador Lastra.

Jazzkneipe, Berliner Str. 70: Sa., 22 Uhr, Bryan Anderson Quartett; So., 22 Uhr, Piano George.

Café Plazz, Kirchplatz 8: So., 19.30 Uhr, Harald Neudert Trio.

Mampf, Sandweg 64: So., 21 Uhr, Walter Haimann, Piano solo.

Groschenoper, Düsseldorfer Str. 1, Tel. 24 26 010: Sa., 19.30 Uhr, Unforgettable Memories. Palast-Bar im Tigerpalast, Heiligkreuzgasse 16-20: Sa., 22 Uhr, Joan Faulkner und die Chicago Blues Busters.

Nostradamus, Lange Str. 59: Sa., 21.30 Uhr, Psychedelic & Progressive Underground 1967-1974, "Attempt to restore".

Zentrum, Hinter der schönen Aussicht 11: Sa., 21.30 Uhr, Judy Moon.

Titania, Basaltstr. 23: Sa., 20 Uhr, Tanz im Titania. Bürgerhaus Gallus, Frankenallee 111: Sa., 15 Uhr, Caféhaus Unterwegs - Schellackparty.

Zeilgalerie Les Facettes, Ebene 7: So., 16 bis 20 Uhr, Tanztee mit Wolfman Jack.

Bürgerhaus Südbahnhof: Sa., 20 Uhr, Salsa Tanz-Party.

Romanfabrik, Uhlandstr. 21: Sa., 20 Uhr, Crawfish Rockabilly Ball.

Kammeroper, Nordendstr. 60: Sa., So., 20 Uhr, Der Barbier von Sevilla.

Jahrhunderthalle Hoechst: Sa., 16, 20 Uhr, Glenn Miller Orchestra; So., 20 Uhr, San Francisco Symhony.

Dr. Hoch's Konservatorium, Hebelstr. 15-19: So., 11 Uhr, Zeitgen. improvisierte Musik.

Seniorentreff: So., 14.30 Uhr, "Café Kränzchen" mit Tanz, Praunheimer Weg 169.

Jugendhaus Heideplatz, Schleiermacherstr. 7: Sa., 14 bis 19 Uhr, "Rockwerkstatt für Einsteiger" (Jugendliche ab 13 Jahren).

Festeburgkirche, An der Wolfsweide 58: So., 19.30 Uhr, Gasteig Quartett.

Ev. Cyriakuskirche, Auf der Insel: Sa., 18 Uhr, Orgelmusik zur Passion.

Ev. Auferstehungskirche, Graebestr. 8: So., 18 Uhr, Gitarrenkonzert "Granados Trio".

Ev. Kirche Cantate Domino, Ernst-Kahn-Str. 14: So., 18 Uhr, Musik von Frauen: Marianna Martines, "Quarta Missa".

Alte Nikolaikirche, Römerberg: Sa. und So., 19 Uhr, Johannes-Passion.

Ev. Dornbusch-Gemeinde, Carl-Goerdeler- Straße 1: Sa., 19 Uhr, Arco-Ensemble.

Ev. Dreikönigskirche, Sachsenhäuser Ufer: So., 20 Uhr, "Collegium vocale".

Nieder-Erlenbacher Kulturhaus: So., 20 Uhr, Konzert mit der Violinistin Rusne Mataityte, Kirche, Zur Charlottenburg 1.

Musik im Palmengarten, Festsaal: So., 15.30 Uhr, MV Dreieich. Literatur Frankfurter Künstlerclub, Nebbiensches Gartenhaus, Bockenheimer Anlage: So., 11 Uhr, Dichtung und Musik.

Treffpunkt Rothschildpark, Oberlindau 20: Sa., 16 Uhr, Erzählcafé - Schwester Anneliese Friese: "Kommt, laßt uns unsern Kindern leben". Vorträge Volkssternwarte, Robert-Mayer-Str. 2-4: Sa., 15 Uhr, "Astronomie als Hobby".

Indisches Kulturinstitut: Sa., 15.30 Uhr, Vortrag "Die stille Revolution - innen- u. außenpolitischer Reformaufbruch in Indien"; Kasseler Str. 1 a.

Vogelkundliche Beobachtungsstation Untermain: So., 11 Uhr, Film-Vortrag "Unsere Spechte". Diskussionszirkel Frankfurter Kulturpolitik, Kultur im Dritten: Sa., 21 Uhr, "Tendenzen der modernen Kunst in Ljublana"; "Gartner's", Mainzer Landstr. 121.

Deutscher Werkbund, Weißadlergasse 4: Sa., 17 Uhr, Podiumsgespräch "Von konkreten Konzepten zur visuellen Kommunikation".

Ev. Alte Nikolaikirche, Römerberg: So., 11.15 Uhr, Gesprächsgottesdienst "Zeugen sind selten Helden, echte Helden bezeugen selten".

Ev. Dreikönigskirche, Oppenheimer Str. 5: So., 10 Uhr, Bilderpredigt/Diskussion zu einem ausgewählten Gemälde des Städel - "Anselm Kiefer - Kunersdorf". Museen/Führungen Museum für Moderne Kunst, Domstr. 10: So., 11 Uhr, Führung zu "Ekstase und Askese".

Museum für Vor- und Frühgeschichte, Karmelitergasse 1: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Bewaffnung und Kampfesweise im frühen Mittelalter".

Liebieghaus, Schaumainkai 71: So., 11 Uhr, Führung zum Thema "Kunst um 1430 in Nordeuropa - Der ,Schöne Stil&rquote; in Wien".

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: So., 12 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Neues Jungfrauen-Kloster in Moskau - eine mittelalterliche Schatzkammer der kirchlichen Kunst".

Museum für Völkerkunde, Schaumainkai 29: So., 11 Uhr, Führung durch die Ausstellung "Mythos Maske. Ideen-Menschen-Weltbilder".

Museum für Kunsthandwerk, Schaumainkai 17: So., 12 Uhr, Führung zum Thema "5000 Jahre chinesische Keramik".

Museum Judengasse, Battonnstr./Ecke Kurt- Schumacher-Str.: So., 14 Uhr, Führung "Die Frankfurter Judengasse: Entstehung, Geschichte und Abriß".

Historisches Museum, Saalgasse 19: So., 14 Uhr, Führung "Stadtrundgang: östliche Altstadt". Zoologischer Garten: So., 9 Uhr, Führung "Lebensweise und Haltung von Beutegreifern", Treffpunkt Haupteingangskasse.

Was Frankfurter Museen zeigen sowie die allgemeinen Führungstermine lesen Sie täglich im "Kulturpanorama" in der Abendausgabe sowie jeden Donnerstag auf der Seite "Was- Wann-Wo". Filme/Kino Jugendzentrum Bockenheim, Varrentrappstr. 38: So., 20 Uhr, "Die Schlacht um Algier". Das Kinoprogramm entnehmen Sie bitte dem Filmspiegel auf Seite A 4 im Anzeigenteil. Wanderungen/Rundgänge Kulturothek: So., 14 Uhr, Stadtbegehung "Jüdisches Frankfurt", Treffpunkt Justitiabrunnen Römerberg.

Schwäbischer Albverein: So., Wanderung am Kühkopf; Abfahrt 8.15 Uhr, Stadtbad Mitte, mit Pkw.

Deutscher Alpenverein: So., Wanderung Naturpark Neckartal; Abfahrt 7.30 Uhr Paulsplatz/ Berliner Straße.

Naturschutzbund Deutschland: Sa., 7 Uhr, Wanderung "Frühlingserwachen im Niedwald", Treffpunkt Nied, Bahnhof S1/S2; So., 8 Uhr, Wanderung "Spechte auf dem Höhepunkt ihrer Balz"; Treffpunkt Schwanheim, Endstation Linie 21. Märkte / Basare Bornheim, Berger Str.: Sa., 8 bis 14 Uhr, Wochenmarkt. Innenstadt, Konstablerwache: Sa., 8 bis 14 Uhr, Frankfurter Erzeugermarkt.

Frankfurter Flohmarkt, Sachsenhäuser Mainufer zwischen Eisernem Steg u. Holbeinsteg, Sa., 9 bis 14 Uhr.

Kita 38, Fritz-Tarnow-Str. 25: Sa., 14 bis 16 Uhr, Flohmarkt.

Ev. Emmausgemeinde, Zehnmorgenstr. 46: Sa., 14 bis 16.30 Uhr, Flohmarkt.

Grundschule Harheim, I. d. Schafgärten 25: So., 15 bis 17 Uhr, Kleidermarkt.

Ev. Ostergemeinde, Mörfelder Landstr. 214: Sa., 14 Uhr, Flohmarkt des Kindergartens.

Elterninitiative Sachsenhausen: Sa., 14 bis 17 Uhr, Flohmarkt, Gartenstraße 67-69.

Deutsches Rotes Kreuz: Sa., 14 bis 18 Uhr, Flohmarkt, Alt-Schwanheim 15.

Dominikanerkloster: Sa./So., 11 bis 18 Uhr, Ostereiermarkt.

Biologische Gesellschaft der vereinigten Aquarien- u. Terrarienfreunde: So., 9 bis 12 Uhr, Fischbörse; Bürgertreff Bockenheim, Schwälmer Str. 28. Feste "Knax-Klub": So., 15 Uhr, Kinderweltraumfest von Saalbau und Sparkasse, Bürgerhaus Gallus, Frankenallee 111.

Kulturwochen im Gallus: So., 13 Uhr, Kinderbasar und -fest, Haus Gallus, Frankenallee 111.

Turnverein Seckbach: Sa. ab 14.30 Uhr, So. ab 10 Uhr, Kulturwochenende, Turnhalle, Am Schießrain 2.

Initiativkreis gegen Ausländerfeindlichkeit Kalbach: Sa., 15 Uhr, Internationaler Familientreff mit Fest für alle Nationalitäten, Winfried- Haus, Am Brunnengarten 9.

Sportliches Turnerschaft 1856 Griesheim: So., 9.30 Uhr, Leichtatlethik-Hallensportfest, Georg-August- Zinn-Gesamtschule, Am Mühlgewann. Sonstiges Vereinigung Ff. Briefmarkensammler "Moenus 1911": So., 9 bis 13 Uhr, Tauschtreffen, Haus Bürgertreff, Saalburgstr. 17.

Gruppe zur Versöhnung der Völker: So., 14 Uhr, Bornheimer Bowling-Center, Inheidner Str. 67.

Plastik-Modellbau-Verein: Sa., 14 bis 19 Uhr, So., 9 bis 16 Uhr, Ausstellung, Bürgerhaus Bornheim, Arnsburger Straße 24.

Yoga- u. Meditationszentrum, Hanauer Landstr. 48: Sa., 14 bis 19.30 Uhr, Tag der offenen Tür mit Vorträgen, Yogastunden und Vorführungen.ApothekenSamstag Folgende Apotheken sind von Samstag, 8.30 Uhr, bis Sonntag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Bahnhof-Apotheke von 1894, Münchener Str. 60, Tel. 23 29 05; Bock-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 71, Tel. 779413; Brunnen-Apotheke, Oberrad, Offenbacher Landstr. 369, Tel. 65 13 98; Dornbusch-Apotheke, Eschersheimer Landstr. 240, Tel. 5 60 14 33; Feldberg-Apotheke, Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30; Greif-Apotheke, Waldschmidtstr. 69, Tel. 44 59 74; Harheim-Apotheke, Harheim, Alt- Harheim 7, Tel. 0 61 01 / 4 12 74; Kreuz-Apotheke, Schwanheim, Vogesenstr. 29, Tel. 35 01 82; Sonnen-Apotheke, Bergen-Enkheim, Westpreußenstraße 14, Tel. 0 61 09 / 3 19 19. Sonntag Folgende Apotheken sind von Sonntag, 8.30 Uhr, bis Montag, 8.30 Uhr, ständig dienstbereit:

Apotheke am Eschenheimer Turm, Am Eschenheimer Tor 1, Tel. 28 11 71 und 28 35 00; Glauburg-Apotheke, Nordendstr. 26, Tel. 55 21 31; Hedwig-Apotheke, an der Rennbahn, Niederrad, Triftstr. 16, Tel. 67 23 30; Merian- Apotheke, Berger Str. 48, Tel. 43 54 54; Nidda- Apotheke, Praunheim, Heerstr. 3 e, Tel. 76 20 81; Phönix-Apotheke, Nied, Mainzer Landstraße 800, Tel. 39 75 45; Rhein-Main-Apotheke, Kaiserstr. 50, Tel. 25 23 43; Saalburg-Apotheke, Bonames, Homburger Landstr. 674, Tel. 50 18 17; Senckenberg-Apotheke, Bockenheim, Leipziger Str. 4, Tel. 77 43 40. Ärztlicher Notdienst Der ärztliche Notdienst für das Stadtgebiet Frankfurt ist unter der Sammel-Rufnummer 1 92 92 jederzeit erreichbar. Er soll nur bei Verhinderung des Hausarztes in Anspruch genommen werden. Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstr. 265 u. Usinger Str. 5.

Sanitätsdienstliche Bereitschaft für Soldaten der BW Stadt Frankfurt, Stadt und Kreis Offenbach, Hochtaunuskreis, Main-Taunus-Kreis, während der allgemeinen Dienstzeit: StOArzt Frankfurt, Tel. 2 47 78 - 433; nach Dienst und an Wochenenden: SanZentr. 412 Mainz, Tel. 0 61 31 / 56 26 42. Zahnärztlicher Notdienst Der zahnärztliche Notdienst in Frankfurt ist bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Hessen, Zahnärztehaus Niederrad, Telefon 66 07 / 2 71, zu erfragen. Tierärztlicher Notdienst (Sa., 14 bis 6 Uhr; So., 6 bis 6 Uhr)

Sa.: Tierarzt Galm, Bechtenwaldstr. 35, Zeilsheim, Tel.36 71 51 (priv. 36 36 66); So.: Tierarzt Geyer, Sprendlinger Landstr. 38, Offenbach, Tel. 64 84 92 53; oder bei den tierärztlichen Kleintierkliniken (siehe Branchenfernsprechbuch unter "Tierärzte"). Anwaltsnotdienst in Strafsachen (24 Stunden täglich)

Telefon 28 30 83. Telefonberatungen Tag und Nacht: Telefonseelsorge im Ev. Volksdienst: Tel. 1 11 01; Telefonseelsorge im Haus der kath. Volksarbeit: Tel. 1 11 02.

Sorgentel. für Kinder u. Jugendliche: 1 11 03. Notfall-Nummern Feuerwehr/Unfall-Rettungswache 112 Überfall 110 Polizei 75 51 Krankentransport 49 00 01-4 Hubschrauber-Rettungsdienst 44 10 33 ADAC-Pannenhilfe 1 92 11 ACE-Pannenleitstelle 19 21 6 AvD-Pannennotruf 6 60 66 00 VCD-Notrufzentrale 02 21-82 77-366 Zentrum für Entgiftungen und Giftinformation der Universität Mainz 0 61 31 / 23 24 66 Drogennotruf 62 34 51

Die Rubrik "Rat und Hilfe" erscheint jeden Montag in der Regionalausgabe und jeden Donnerstag in der Stadtteil-Rundschau mit allen Sprechstunden und Terminen für die gesamte Woche. Wir empfehlen, diese Rubrik aufzuheben. - Ohne Gewähr -

"Gesunde Schule" im Planspiel EG-Modellversuch an der Reformhaus-Akademie Oberstedten

OBERURSEL. Das Nichtraucher-Komitee hat eine Aktion in der XY-Schule gestartet. Die Eltern der Schüler wußten davon allerdings nichts. Sie schreiben deshalb einen Protestbrief an die Schulleitung und verlangen eine Gesamtkonferenz. Und die Schulleitung? "Die reagiert geschockt", berichtet Margit Büchler, Dezernentin für ökologische Bildung beim Hessischen Institut für Bildungsplanung und Schulentwicklung (HIBS).

Ein Fall, der für viele steht. Denn oft gebe es Kommunikationsschwierigkeiten der Lehrer und Rektoren mit außerschulischen Einrichtungen, sagt Frau Büchler. Grund für das HIBS, das dreitägige Planspiel "Gesunde Schule" in Oberursel zu veranstalten. Nach Ablauf des Versuchs am Freitag zeigte sich die Dezernentin zufrieden: "Es war sehr effektiv. Die Teilnehmer sind in unsere Fallen getappt." Teilnehmer waren 40 Lehrerinnen und Lehrer sowie Mitarbeiter der Deutschen Krebsgesellschaft, der Gesundheitsämter und weiterer Stellen. Sie machen mit beim EG-Modellversuch "Gesundheitserziehung und Krebsprävention in Schulen" (GUKIS), an dem Hessen, Schleswig- Holstein und Berlin beteiligt sind.

Beim Planspiel in der Oberstedtener Reformhaus-Fachakademie ging es darum, Schulen auf Situationen vorzubereiten, "in denen sie schnell reagieren müssen". Dabei seien "Knackpunkte" aufgetaucht, an denen nun in regionalen Arbeitsgruppen weitergefeilt werde, berichtete Margit Büchler. Insgesamt hielt sie das Spiel für einen "vollen Lernerfolg". Also: Künftig die Eltern informieren, bevor das Nichtraucher-Komitee kommt. ill

Grüne bitten um Spenden Zugunsten vergewaltigter Frauen im ehemaligen Jugoslawien

MAINTAL. Zu Spenden zugunsten der vergewaltigten Frauen im ehemaligen Jugoslawien ruft die Fraktion der Grünen auf. Bei der jüngsten Stadtversammlung hatte die Partei einen Antrag vorgelegt, der das gesamte Parlament zur Unterstützung des Aufrufs auffordert. "Vergewaltigung als systematisches Kriegsmittel ist ein weiterer Höhepunkt von menschen- und frauenverachtender Politik!" heißt es in dem Papier. Es wurde mehrheitlich angenommen.

Darin regen die Grünen die Parlamentarier dazu an, ihre Sitzungsgelder der evangelischen Frauenarbeit Deutschland zur Verfügung zu stellen, um deren Arbeit für die Opfer finanziell zu sichern.

Des weiteren fordert die Vorlage die Bundesregierung auf, "darauf hinzuwirken, daß Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung in den Kodex von Verbrechen gegen Frieden und Sicherheit der Menschheit der UN-Völkerrechtskommission aufgenommen werden". Ausdrücklich machen sich die Grünen dafür stark, die Kriegsverbrecher vor ein internationales Tribunal zu stellen.

Die Maintaler Bevölkerung wird aufgefordert, Spenden auf das Konto der Evangelischen Kreditgenossenschaft Kurhessen Kassel, Stichwort: Bosnische Frauen, Konto-Nummer 43 000 307, Bankleitzahl 520 604 10, zu überweisen. jur

FDP fordert Siehr zur Direktwahl auf

KREIS GROß-GERAU. "Ich bin nicht zufrieden über das Kreiswahlergebnis für die FDP, aber ich bin auch nicht hoffnungslos", kommentierte die Kreisvorsitzende Brigitte Schlüter vor dem Kreisvorstand den Wahlausgang. Immerhin hätten die Liberalen kreisweit etwas zulegen können. Wichtiger seien aber die Ergebnisse in den Gemeinden, wo die FDP neu in zwei Parlamente eingezogen sei. Und in Nauheim und Raunheim hätten zweistellige Ergebnisse die FDP-Arbeit vor Ort bestätigt. Insgesamt seien in Kreiskommunen zehn Mandate hinzugewonnen worden.

Aber das erhoffte Ziel, in den Kreistag einzuziehen, sei nicht erreicht worden. Doch habe die FDP eine befriedigende Ausgangsposition, werde als außerparlamentarische Opposition kontinuierlich die Kreispolitik begleiten und beim nächsten Mal die notwendigen Prozentzahlen schaffen.

Besorgt zeigte sich die Kreisvorsitzende über den Einzug der Republikaner ins Kreisparlament. Schlüter sah aber auch die Chance, daß die anderen Parteien, denen jetzt noch mehr Verantwortung zufalle, sich an der Sache orientieren müßten und ideologische Auseinandersetzungen hintanzustellen seien. Fatal wäre es, die Republikaner auszugrenzen; denn dann falle diesen eine Märtyrerrolle zu.

Als positiv wertete Brigitte Schlüter, daß die absolute SPD-Mehrheit im Kreis gebrochen sei. Dies ermögliche eine transparentere Kreispolitik, schon allein durch den Darstellungswillen des nun notwendigen Koalitionspartners.

Abschließend meinte die FDP-Kreisvositzende: "Es stünde dem Landrat und der Person Enno Siehr gut an, wenn er sich dem Beispiel seines Parteifreundes Exner aus Wiesbaden anschlösse und die anderen Parteien zu seiner Abwahl aufforderte." Schließlich leide sein Ansehen bis heute darunter, daß die SPD ihn noch kurz vor der Direktwahl ins Amt gehoben habe. Eine Kandidatur zur Urwahl biete Siehr die Chance, aus dem langen Schatten seines Vorgängers ans Licht zu treten. Einem vom Bürger direkt gewählten Landrat falle es auch leichter, sich gegenüber der eigenen Partei zu emanzipieren.

cas

Still ruht der Ruf von Wiesbaden Experte rügt PR-Politik

WIESBADEN. In der Region ist Wiesbaden bekannt - als eleganter (und entsprechend teurer) Badeort, als attraktive Einkaufsstadt, als lebendiger Kulturtreff, wo man zudem hervorragend tafeln kann und tolle Feste zu feiern versteht. Aber außerhalb des Rhein-Main-Gebiets? "Da", sagt der Wiesbadener PR-Berater Jürgen Bork, "fällt einem nur Beamtenstadt und Sitz des Bundeskriminalamts ein." Der Fachmann übt herbe Kritik an der Wiesbadener Öffentlichkeitsarbeit, mit der es im argen liege. Und als Public Relations Manager weiß er, wovon er spricht: Man müsse das "Produkt Wiesbaden" mit allen Werbe-Raffinessen verkaufen. Damit sich hier Unternehmen ansiedeln, um Tagungen und Kongresse herzulocken - wichtig auch für die Belebung des Fremdenverkehrs.

Ein Beispiel: Wiesbaden glaube, sich einen sehr hohen Gewerbesteuersatz leisten zu können. Im Grundsatz hat Jürgen Bork dagegen auch nichts einzuwenden, weil nämlich "Markenartikel so teuer sein können, wie sie wollen, wenn die Gesamtausstrahlung stimmt". Nur müßten die Wiesbadener halt erklären, weshalb es sich lohnt, sich auf dem noblen Pflaster zu etablieren. "Und da fehlts."

Zweites Beispiel: Ball des Sports - ein gesellschaftliches Großereignis der gesamten Republik. "Enorme Bemühungen" habe das Amt für Öffentlichkeitsarbeit in diesem Zusammenhang für sich reklamiert: "Aber außer der Meldung, daß man für eine sichere Zufahrt der prominenten Gäste Sorge tragen werde, ist nichts 'rübergekommen", moniert der PR-Experte.

Und der Stand der Landeshauptstadt auf der Berliner Tourismus-Börse? Und die offensiv in Florida vorangetriebe Werbung für Wiesbaden als Tagungsort des Weltkongresses der Wirtschaftsjunioren? Das Weinfest? Die Maifestspiele? Das Theatrium? "Alles Eintagsfliegen", winkt Jürgen Bork ab. Kontinuierliche Bemühungen seien erforderlich, ständige bundesweite Werbe- Präsenz. Sämtliche Anstrengungen in der Außendarstellung der Stadt müßten koordiniert werden.

Jürgen Bork spricht von "Verzahnung" und nennt hier als gutes Beispiel die Nachbarstadt Frankfurt: Unterschiedliche Pressedienste belieferten die unterschiedlichsten Zielgruppen - die Mainmetropole sei stets und ständig in aller Munde. Doch die Wiesbadener Pressemappe bestehe nur aus einer Sammlung von ein paar Prospekten.

Macht da ein pfiffger PR-Mann nicht in allererster Linie einmal Reklame für sich selbst? Jürgen Bork winkt ab: Er habe dem Oberbürgermeister vor ein paar Jahren einmal ein Thesenpapier übergeben - mit Verbesserungsvorschlägen. Achim Exner sei sehr interessiert gewesen, "aber geändert hat sich nichts". An einer neuen Initiative ist er nicht interessiert. maf

Wie können Wasser und Energie gespart werden?

EGELSBACH. Wie weniger Wasser und Energie verbraucht werden kann, darüber informieren am Dienstag, 16. März, die Energieberater - eine Gemeinschaftseinrichtung der Energieversorgung Offenbach und anderer südhessischer Versorgungsunternehmen. Der Beratungsbus steht von 15.30 bis 18.30 Uhr auf dem Berliner Platz. leo

Ein Groschen für die Burg Geschichts- und Heimatverein hat keine Nachwuchssorgen

DREIEICH. Das vergangene Jahr war für den Geschichts- und Heimatverein Dreieichenhain nach eigener Darstellung eines der erfolgreichsten in seiner 111jährigen Geschichte. Er warb 43 neue Mitglieder. Damit stieg ihre Zahl auf rund 400. Er dürfte damit einer der größten Geschichts- und Heimatvereine in Hessen sein.

Dem Verein geht es in erster Linie um die Erhaltung der Burg. Dafür zahlen die Mitglieder jährlich einen Beitrag von 36 Mark, das ist ein Groschen pro Tag. Der Verein ist Eigentümer der Burg und Miteigentümer des Dreieich-Museums. Außerdem fühlt er sich generell dem Denkmalschutz in Dreieichenhain verpflichtet.

In diesem Jahr werden die Heimatkundler die Sanierung von zwei Hospitaltorpfosten in der Altstadt finanzieren. Außerdem setzen sie sich für die Versetzung des Pavillons neben dem Dreieichenhainer Rathaus ein.

Da die Mitgliedsbeiträge zur Finanzierung seiner Vorhaben nicht ausreichen, sammelt der Verein Spenden und bemüht sich um öffentliche Zuschüsse. Er gibt Bücher und Weihnachtskarten mit Dreieichenhainer Motiven heraus. dac

Rache gegen Chemiekeule? 600 Obstbäume abgeschnitten

WEILROD. Unbekannte haben, wie erst jetzt bekannt wurde, zwischen Mitte Januar und Mitte Februar in einem privaten Obstgarten in Gemünden rund 600 Bäume abgeschnitten. Die Bäume waren im Frühjahr 1992 gepflanzt worden. Das Grundstück grenzt unmittelbar an ein Wochenendhausgebiet. Der Schaden liegt nach Angaben des Besitzers, der in Flörsheim wohnt, zwischen 12 000 und 15 000 Mark.

Eine Erklärung für den Zerstörungsakt ist möglicherweise im Streit über eine weitere Obstbaumpflanzung des Flörsheimers zu suchen. Unmittelbar in der Nähe der jetzt zerstörten Anlage betreibt er seit rund zehn Jahren eine Apfel-, Zwetschgen- und Kirschbaumplantage, deren Pflege zum Stein des Anstoßes wurde.

Anlieger warfen dem Betreiber schon vor zwei Jahren vor, daß die chemische Behandlung seiner Bäume zu "unnatürlicher Belaubung" in der Umgebung und einem Rückgang der Vogelpopulation geführt hätte. Der Gemeindevorstand griff damals die Beschuldigungen auf. Eine Anzeige gegen den Betreiber soll jedoch nicht vorgelegen haben. Das Forstamt Weilrod, die Untere Naturschutzbehörde und das Amt für Landwirtschaft wurden damals in den Fall eingeschaltet. Aber sowohl die Nachforschungen der Behörden als auch spätere Kontrollen der Gemeinde führten zu keinen Beanstandungen. Auch eine einmalige Panne konnte nicht nachgewiesen werden.

Der Betreiber versicherte, seine Plantage nach den Empfehlungen des integrierten Pflanzenschutzes zu bewirtschaften und führte den Rückgang der Vogelzahl auf die Vermehrung der Rabenvögel zurück. Zuletzt fand im Mai vergangenen Jahres eine Aussprache zwischen dem Betreiber sowie dem Gemündener Ortsvorsteher, den Beschwerdeführern und Forst- und Landwirtschaft-Sachverständigen statt. Dabei bescheinigten die Experten dem Anlagenbesitzer abermals, nicht gegen Landschafts- und Naturschutz verstoßen zu haben. cn

Sie stehen nicht im Rampenlicht, machen selten Schlagzeilen. Doch sie haben tolle Ideen, Mut und Elan: Frauen, die etwas Ungewöhnliches wagen, neue Wege gehen. Sie gründen Initiativen und Vereine - oder ein eigenes Unternehmen. Nicht selten neben Beruf, Haushalt und Familienarbeit. In einer Serie stellt die FR diese "Power-Frauen" vor. Kennen Sie auch eine? Wir freuen uns über Tips: Tel. 0 61 92 / 7087.

Die Anrufer wollten alles andere als plaudern

DARMSTADT. Seine Rufnummer, die in einem Magazin irrtümlich als Kontakt für Telefonsex inseriert war, hat das Nervenkostüm eines 79 Jahre alten Mannes aus Darmstadt arg strapaziert.

Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums berichtete, hatte der alte Herr "völlig aufgelöst" das dritte Polizeirevier aufgesucht und "in erschütternder Weise" den Beamten von seinem Problem erzählt: Seit Wochen erhalte er Tag und Nacht unentwegt Anrufe aus der ganzen Bundesrepublik. Die Gesprächspartner wollten aber alles andere als mit ihm plaudern.

Alle Versuche des 79jährigen, darüber aufzuklären, daß die Fremden am anderen Ende der Leitung falsch verbunden seien, nutzten nichts. Auch nicht das Pressen dicker Kissen auf das Telefon. Und ein bei der Telekom georderter neuer Apparat, bei dem der Stecker aus der Anschlußdose gezogen werden kann, hemmte eher die Laune des Mannes, mit Bekannten über Neuigkeiten zu schwätzen.

Die Polizeibeamten gingen auf Recherche. In einem bundesweit vertriebenen Sex-Magazin fanden sie eine Annonce für Telefonsex ("auch von Frau zu Frau") mit Hinweis auf zwei Rufnummern im Darmstädter Stadtteil Arheilgen. Der Verlag war freilich wegen des fehlenden Impressums nicht ausfindig zu machen. Auch Verkaufsstellen wußten keinen Rat.

Unter einer der inserierten Rufnummern konnte ein Polizeibeamter - rein dienstlich - eine "offensichtlich junge Dame" (Original-Ton Polizeipräsidium) erreichen. Die laut Polizei "kooperative, freundliche" Frau begriff schließlich die Leiden des Rentners und versprach, ihren Chef zu benachrichtigen, um in der nächsten Ausgabe des Magazins am 26. März die Telefonnummer-Anzeige zu korrigieren. feu

An der Strippe: Windel-Wäscherin Schlierbach "Preiswert, praktisch, gesund"

WETTERAU- / MAIN-KINZIG- KREIS. Vor einiger Zeit tauchte ein neues Schlagwort in den Kinderzimmern auf: Windel-Leasing - statt der herkömmlichen Einwegwindel werden Stoffwindeln benutzt, die nach Gebrauch vom Windel-Service abgeholt und gereinigt werden. Hat sich die Idee bei den Eltern durchsetzen können? FR-Mitarbeiterin Regine Ebert sprach darüber mit Doris Schlierbach vom Mobilen Windelservice Kling in Nidderau. Die Firma versorgt Kunden aus dem Wetterau- und dem Main-Kinzig-Kreis.

FR: Wie funktioniert der Service?

Schlierbach: Wir liefern den Eltern die gewünschte Menge Windeln und Überhosen nach Hause, zusätzlich einen Entsorgungseimer. Wöchentlich werden die schmutzigen Windeln abgeholt und neue geliefert.

FR:Welche Vorteile hat dieses Verfahren für die Kinder?

Schlierbach: Dermatologisch gesehen ist es das einzig vertretbare, die Kinder werden nicht so schnell wund. Wir bieten zum Beispiel eine Überhose aus Schafwolle an. Durch das Naturfett ist sie sehr dicht und hautverträglich. Das gleiche gilt für die Baumwollhosen. Ein anderer Vorteil ist, daß die Mütter sich nicht mehr mit den Windelpaketen abschleppen müssen.

FR: Viele Eltern springen trotzdem wieder ab. Warum?

Schlierbach: Ein Kind mit Baumwollwindeln muß am Tag etwa zweimal häufiger gewickelt werden, weil die Baumwolle naß wird. Die Wegwerfwindel wird dagegen nur klibberig. Manche befürchten auch, daß die Windeln nicht ordentlich gewaschen werden oder es zu Keimverschleppungen kommt. Bei uns werden die Windeln zentral in einer Industriewäscherei gereinigt. Diese Windeln sind "klinisch rein".

FR: Wie steht es mit der Geruchsbelästigung?

Schlierbach: In der Regel entsteht kein übermaßiger Geruch. Man bringt ja auch nicht jede Wegwerfwindel direkt in die Mülltonne.

FR: Wie teuer ist der Service?

Schlierbach: Eine Vergleichszahl: 20 Windeln pro Woche kosten 20 Mark, für 50 Windeln zahlen die Kunden 29 Mark. Die Preise sind in etwa so wie die des Marktführers Pampers. Weil die Gemeinde Nidderau den Eltern 25 Prozent der Kosten erstattet, liegen wir sogar sehr günstig.

FR: Ihr Mobiler Windel-Service besteht jetzt seit zwei Jahren. War die Idee bisher ein Erfolg?

Schlierbach: Ich denke schon. Wir haben gemerkt, daß man durch Aufklärung und Beratung viele Eltern motivieren kann. Ich berate interessierte Eltern auch telefonisch (Tel. 0 61 87 / 2 41 79). Wenn dann zuhause Probleme auftauchen - die Höschen passen nicht richtig oder die Windeln werden falsch eingelegt - komme ich auch vorbei und erkläre alles direkt am Baby. Außerdem bieten wir auf Wunsch Informationsabende in Frauengesundheitszentren oder Stillgruppen an.

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Abkehr von der alten Heimat an der Küste

"Möwe, du fliegst in die Heimat", heißt der Seemanns-Song. Die Heimat, das ist nach wie vor die Waterkant. Sie wird vor allem zum Brüten aufgesucht. Auch die Lachmöwen vom Main, vorwiegend Wintergäste, haben ein Heimatgefühl: etwa zwei Drittel fliegen jetzt an Nord- und Ostsee zurück, wie die Vogelschutzwarte in Fechenheim bestätigt. Doch geht der Trend dahin, daß auch sie ganz hierbleiben.

Durch Beringung ist der Nachweis erbracht, daß sie zunehmend "Übersommerer" werden, wie Roßbach sagt. "Einige Bruten gibt es schon. Auch zwischen günstigen Autobahndreiekken, etwa Richtung Wiesbaden oder am Rhein. Dort finden sie auch Flachwasser zur Eiablage. "Der Autolärm stört sie dabei nicht."

Auch Lachmöwen finden schließlich genug Nahrung: Nicht nur aus den Händen der Menschen vom Eisernen Steg aus. Auf Mülldeponien sind sie in Scharen zu finden, auf den Feldern am Main, wenn bald wieder die Bauern pflügen: Zu Hunderten "beackern" sie das frisch aufgeworfene Erdreich nach Larven und Würmern. Und sie flattern dabei genauso aufgeregt hinterm Pflug her wie weiland auf hoher See hinter den Fischkuttern. -vau

"Eine extrem zerrissene Stadt" Sozialwissenschaftler diskutierten die Wahl-Ergebnisse

Das Gros der Frankfurter stellt den Kommunalpolitikern durch die Bank schlechte Zensuren aus: Dieter Roth von der Mannheimer "Forschungsgruppe Wahlen" ("Politbarometer" des ZDF) nannte am Donnerstag beim traditionellen "Wahlanalyse"-Treff der Frankfurter Gesellschaft für Sozialwissenschaften "die Nullinie und darunter" als den generellen Einstufungswert. 900 Bürger waren für die Repräsentativerhebung in der Woche vor der Wahl nach den Römer- Parteien gefragt worden. Die interviewten Stimmbürger konnten Zufriedenheits-Noten zwischen minus fünf und plus fünf verteilen.

Auch bei den "Aufreger"-Themen sahen die Befragten zumeist wenig Lösungskompetenz bei den Römer-Parteien. So glauben laut Roth 43 Prozent der Frankfurter nicht mehr daran, daß irgendeine Partei das von den Mannheimer Demoskopen erfragte "Polit-Problem Nummer eins" der Stadt - Mieten und Wohnungsmarkt - in den Griff kriegt. Ähnliches gilt für Top-Thema zwei: "56 Prozent der Frankfurter fühlen sich durch Kriminalität bedroht, und 55 Prozent meinen, daß dieser Komplex ,öffentliche Sicherheit und Ordnung&rquote; von keiner Partei kompetent gehändelt werden kann" (Roth).

Die Geringschätzung der amtierenden Polit-Profis und der Opposition geht einher mit zunehmender Polarisierung, wie Konrad Schacht, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung und zweiter Wahlanalytiker, am Donnerstag abend meinte. "Frankfurt ist eine ganz extrem zerrissene Stadt", behauptete er und verwies dabei auf die beiden frisch publizierten Bände und von allen in der Runde hochgelobten "Frankfurter Wahlanalysen" des Amtes für Statistik, Wahlen und Einwohnerwesen.

Man könne, so Schacht, "eine zunehmende Diskrepanz zwischen Stadtteilen und Lebenswelten" nachweisen; das Entstehen eines Unterschichtenpotentials, das durch den "Reichtum und die Glamour-Politik dieser Stadt" aggressiv gemacht werde. Da liefen "Desintegrationsprozesse" und walteten "massive Abstiegs- und Verelendungsängste".

Schacht warnte davor, die "Republikaner" und andere Rechtsparteien als "pathologische Kleingruppen" zu etikettieren: "Diese Parteien sind als Krisenindikator ernst zu nehmen." Rechtsextremismusforscher Eike Hennig sekundierte: "Es brechen ganze demokratische Milieus zusammen." Zentrale Frage, "die diese Wahl aufwirft", ist für Hennig: "Wo landen letztendlich die, die erst mal überhaupt nicht gewählt haben?"

Diese Frage, die mit den Tabellen der Statistik und den Analyse-Befunden der Demoskopie zur Zeit nicht beantwortet werden kann, beschäftigt auch den Soziologen Ludwig von Friedeburg, Leiter des renommierten Frankfurter Instituts für Sozialforschung. "Ist Nichtwähler nur eine Durchgangsstation für rechts? Ist das schon der halbe Schritt?" peh (Siehe dazu "Am Nasenring . . .)

Kinder dürfen die Hand bei der Wahl nicht heben

Vorstand des Eddersheimer Reitvereines einigte sich

HATTERSHEIM. Im streng formalen Sinne ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Doch bis Richter darüber entscheiden würden, ob Kinder unter 14 Jahren ein Stimmrecht im Verein haben, könnten gut und gern ein paar Jahre vergehen. So lange will der siebenköpfige Vorstand des Eddersheimer Reitvereines freilich nicht warten. Auf den Gang vor den Kadi verzichtete der Vorstand deshalb. Vor knapp zwei Wochen hat sich das leitende Gremium nun darauf geeinigt, daß Kinder unter 14 Jahren nicht wählen dürfen. Wenn am 27. März um 16 Uhr die 270 Mitglieder des Vereins in der Gaststätte "Zum Taunus" zusammenkommen, um den neuen Vorstand ins Amt zu setzen, dürfen sie also nicht ihre Hand heben.

Der gütlichen Einigung war Ende Januar ein Streit über die Frage vorausgegangen, ob laut Vereinssatzung Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren Stimmrecht haben. Während der amtierende Vorsitzende und Gründer des Vereines, Hans Freiwald, für das Votum der Jüngeren plädierte, weil nach seiner Lesart die Satzung das nicht ausschließe, äußerte die Gruppe um den Gegenkandidaten Helmut Flohr Zweifel an dieser Interpretation. Im Verlauf der Diskussion bot die Flohr-Mannschaft einen Kompromiß an: Wenn Eltern, die keine Mitglieder im Verein seien, erlaubt sein sollte, für ihre Kinder abzustimmen, sollte gleiches Recht auch für die Mütter und Väter gelten, die Mitglied seien. Das Angebot sei aber vom Vereinsvorsitzenden abgelehnt worden, weil das Vereinsrecht nur eine Stimme pro Person zulasse. Manche Eltern hätten dann nämlich zwei oder drei Stimmen gehabt. Um den Eklat zu vermeiden, unterbrach der Wahlleiter die Sitzung. Das Votum mußte verschoben werden.

Nun hat der Vorstand mit der Einigung den Weg zur Neuwahl freigemacht. "Wir haben den Landesverband in Dillenburg angeschrieben und den Dachverband der Landesverbände", sagt der Zweite Vorsitzende Franz Smieskol. "Das Ergebnis war, daß Kinder kein Wahlrecht haben." Smieskol betont aber, daß die Kleinen künftig mehr Mitspracherecht erhalten sollen. "Wir müssen dahingehend die Satzung ändern", überlegt der Zweite Vorsitzende, weil da ohnehin "eine Menge Ungeregeltes drin ist." Denkbar wäre nach Überlegungen Flohrs, daß die Kinder einen Vertreter wählen, der dann im Vorstand Sitz und Stimme hätte.

Für den Vorsitzenden Hans Freiwald ist die Frage allerdings "nicht zu klären". Er stützt sich ebenfalls auf Rechtsauskünfte: Weil Kindern das Stimmrecht in der Satzung nicht ausdrücklich verboten werde, könnte die junge Generation auch mitstimmen. Diese Frage rechtsverbindlich zu klären, wäre allerdings Aufgabe der Gerichte, die im ungünstigsten Falle über drei Instanzen beschäftigt wären.

Darauf will es im Verein offenbar niemand ankommen lassen. "Es grassieren schon die seltsamsten Gerüchte", sagt Helmut Flohr. Beispielsweise "daß der Verein aufgelöst wird", fügt Pressesprecherin Rosemarie Kroonstuiver an, "und daß der Schulbetrieb eingestellt werde, wenn Flohr Vorsitzender wird. Da sei aber nichts dran und deshalb "müssen wir in der Diskussion zum Schlußpunkt kommen", sagt Helmut Flohr. schu

"Du bist ausgleichend, ohne angepaßt zu sein" Ronneburgs Bürgermeister Friedhelm Kleine beging sein 20. Dienstjubiläum Von Holger Klös RONNEBURG. "Friedhelm, Kopf hoch, die Welt geht weiter." Gestern, am Ehrentag des Ronneburger Bürgermeisters Friedhelm Kleine - er feierte sein 20. Dienstjubiläum -, versuchte auch sein Kollege Erwin Schmidt, Rathauschef in Schöneck, nach den Kommunalwahlen eingetretene Katerstimmung zu vertreiben. Aufmunternde Worte hatte Kleine nötig. Ihm, dem über Parteigrenzen hinaus geschätzten Verwaltungsmann, ist es sicherlich nicht anzulasten, daß die SPD-Hochburg mit ihren früher 65,6 Prozent nun um 20,9 Prozent absackte. Die Ronnburger Genossen wurden letztlich dafür "abgestraft", daß der SPD-geführte Main-Kinzig-Kreis vor den Toren des Ortsteils Hüttengesäß auf dem Flurstück "Hohestein / Eckenberg Süd" eine Restmülldeponie plant. Das verhalf auch der neuen Oppositionsgruppe "WIR" in Ronneburg zu einem Traumergebnis von 29,6 Prozent. Anerkennende Worte über Kleines Amtsführung prasselten gestern en masse auf den von der Kommunalwahl gebeutelten 49jährigen nieder. Unterbezirksvorsitzender Bernd Reuter, wegen Sitzungstermins in Bonn verhindert, übermittelte schriftlich Anerkennung: "Du bist ausgleichend, ohne angepaßt zu sein." In der augeblicklich nicht leichten Zeit könnten sich die Ronneburger glücklich schätzen, einen solchen Bürgermeister zu haben.

Der Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebundes, der frühere Maintaler Bürgermeister Erwin Henkel, bezeichnete Kleine als einen Verdienstmedaille "hervorragenden Vertreter der kommunalen Selbstverwaltung".

Die Urkunde, die Henkel zum 20. Bürgermeisterjubiläum überreichte, soll nach seinen Worten nicht die letzte sein. "Der Friedhelm" soll es auf 30, 35 Jahre pakken. Landrat Karl Eyerkaufer hatte seinen persönlichen Referenten geschickt, um die Verdienstmedaille des Main- Kinzig-Kreises zu übergeben.

Daß die Ronneburger an ihrem Bürgermeister hängen, wird auch deutlich, wenn sich CDU- und FDP-Vertreter keinen anderen Rathauschef vorstellen können ("Du wurdest von uns gewählt. Wir hoffen, daß Du Deine ruhige Hand noch lange behältst"). Da war von Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Fairneß die Rede.

Gratulation auch aus der Nachbarstadt Büdingen im Wetteraukreis, mit der Ronneburg ein herzliches Verhältnis pflegt. Scherzhaft gab der Erste Stadtrat preis, daß die Diebacher (Ortsteil von Büdingen) ja schon regelrecht abspenstig und mit Ronneburg liebäugeln würden.

Erster Beigeordneter Heinz Völker ("Wir wünschen, daß wir ihn noch recht lange haben") zeichnete ein Bild von Kleines bisheriger Amtsperiode. Kleine, 1943 im Waldecker Land geboren, trat "Ausgleichendes Wesen" Anfang 1973 seinen Dienst als Bürgermeister in Ronneburg an - kein leichtes Unterfangen, war doch die Großgemeinde im Zuge der Gebietsreform aus Altwiedermus (Altkreis Büdingen) und Hüttengesäß samt Neuwiedermuß (Altkreis Hanau) zusammengewürfelt worden.

Kleiner Startvorteil: Er konnte kommunalpolitisch unbelastet mit seiner Arbeit beginnen. Durch sein "ausgleichendes Wesen" - so Völker - sei es dem neuen Bürgermeister "hervorragend gelungen, die Bürger aus den drei Gemeinden zusammenzuführen". Ronneburg sei "zusammengeschmolzen, als wären wir eine Ur-Altgemeinde".

Nach vollzogener Bestandsaufnahme waren Flurbereinigung und Dorferneuerung die nächsten Schritte auf dem Weg, die Fusionierung in die Tat umzusetzen. In Hüttengesäß wurde ein neuer Ortsmittelpunkt geschaffen. Alles in einer Größenordnung, "die wir uns leisten konnten", versichert Völker.

Auch der Naherholung wurde durch den Bau von Spazierwegen Rechnung getragen. Der frühere hessische Ministerpräsident Holger Börner besuchte das Musterdorf. Mitte der 80er gab es die Freiherr-vom-Stein-Plakette zur 750-Jahr- Feier.

Die Ronneburger Vereinswelt scheint intakt. Beigeordneter Völker führt dies auch auf die "integrierende Art des Bürgermeisters" zurück. In seiner Laudatio vergaß er auch nicht "Frau Liesel" zu erwähnen, die in "beispielhafter Weise an der Seite ihres Mannes" stehe und sich insbesondere in der Seniorenarbeit Dienste erworben habe.

Kleine selbst will nun erstmal "die zwei Dutzend als Bürgermeister vollmachen". Im Rückblick auf seine bisherige Amtszeit freut ihn vor allem, daß es ihm gelungen sei, "keinen Prozeß in den Sand zu setzen".

Nicht aufgepaßt: Drei Verletzte bei Unfall

BAD NAUHEIM. Zwei Frauen wurden Donnerstag bei einem Auffahrunfall auf der Frankfurter Straße in Bad Nauheim schwer, ein Mann wurde leicht verletzt. Drei Autos waren laut Polizeibericht gen Nieder-Mörlen unterwegs. Vor der Ampel Frankfurter Straße / Bahnhofsallee bildete sich ein Rückstau. Die Fahrerin des dritten Wagens aus Usingen bemerkte dies zu spät und schob die vorausfahrende Blechkarosse auf das erste Auto. Den Blechschaden beziffert die Polizei auf 11 000 Mark. mk

Sperrmüllabfuhr zieht durch die Stadtteile

OBERURSEL. Die Sperrmüllabfuhr zieht weiter durch die Stadtteile und sammelt Stücke ein, die nicht schwerer als 50 Kilogramm sein dürfen und jeweils bis 7 Uhr am Straßenrand liegen müssen. Vom 15. bis 19. März, sind die Bezirke 5 bis 8 an der Reihe. Dazu gehören:

Montag, Bezirk 5: Dillstraße, Dornbachstraße (zwischen Im Heidegraben und Lahnstraße), Erlenbachweg, Mainstraße, Niddastraße, Schellbachstraße, Usastraße, Weilstraße.

Dienstag, Bezirk 6: Alfred-Lechler-Straße, An der Waldlust, Forsthausweg, Friedländerstraße, Hohemarkstraße (zwischen Hohemark und Kupferhammerweg), Rosengärtchen, Rothkopf, Karl-von-Frisch- Weg, Kupferhammerweg, Neuhausstraße.

Mittwoch, Bezirk 7: Altenhöfer Weg, Altkönigstraße, Brüder-Grimm-Straße, Brüder-Winter-Straße, Eichendorffstraße, Gerhart-Hauptmann-Straße, Hans-Rother-Steg, Herderstraße, Kantstraße, Kastanienweg, Kleiststraße, Kolbenbergweg, Meiersberg, Mittelweg, Rotbornstraße, St. Johannes-Weg, Schillerstraße, Steinmühlenweg, Theodor-Heuss-Straße.

Donnerstag, Bezirk 8: Alte-Leipziger- Platz, An der Glöcknerwiese, Borkenberg, Eichwäldchenweg, Eisenhammerweg, Eschbachweg, Freiherr-vom-Stein-Straße, Hohemarkstraße (zwischen Kupferhammerweg und Lahnstraße), Kinzigstraße, Lahnstraße, Lorsbachstraße, Neubronnerstraße, Sandweg, St.-Hedwigs-Weg.

Am Freitag können Anwohner der genannten Bezirke ausrangierte Kühlgeräte an den Straßenrand stellen. ill

Großzügige Firmenspende machte es möglich: Kurt-Schumacher-Schüler können sich nun intensiv mit Computertechnik beschäftigen Noch überfahren Linksabbieger Fußgänger Aber mit den neuen Geräten soll die simulierte Ampelanlage bald richtig funktionieren Von Hannes Mathias KARBEN. Über zwanzig leistungsfähige Computer kann die Kurt-Schumacher-Schule jetzt verfügen. Jetzt ist es möglich, daß nach und nach alle 700 Schulkinder wenigstens eine Grundausbildung an jenen Rechnern erhalten, die die Arbeitswelt im letzten Jahrzehnt gründlich umgekrempelt haben und für die meisten der heutigen Schülerinnen und Schüler zum wichtigsten Arbeitsmittel ihrer späteren Berufstätigkeit gehören dürften. Seit einigen Jahren, so erläuterte jetzt Schulleiter Manfred Liebetrau der Presse, teilte sich die Schule acht Computer zusammen mit der Kreisvolkshochschule. Eine kleine Zahl von Jugendlichen übte hier vor allem die Anwendung von Textprogrammen. Nunmehr hat eine Firma 12 weitere Computer gestiftet. Die Geräte verfügen über eine Festplatte, haben also eine ausreichend große Kapazität und sind - das gehörte ebenfalls zu der Spende - mit dem international gebräuchlichen Betriebssystem MS-DOS in der fortgeschrittenen Version 5.0 ausgestattet.

Ein vom Kultusministerium ausgetüfteltes Anwenderprogramm erlaubt eine bequeme Benutzerführung mit Fenstern. Die Befehle können ohne weiteres mit der Maus "angeklickt" werden. Die Befehle erscheinen in deutsch auf dem Bildschirm - auch dies macht den Umgang leicht.

Der Leiter des Realschulzweigs der Groß-Karbener Gesamtschule, Heinrich Schäfer, sowie Pädagoginnnen Heide Renker-Däumer und Inge Bietz sowie Kollege Bernd Löffler haben seit einiger Zeit Fortbildungskurse besucht und versuchen nun mit einer Reihe hochmotivierter junger Frauen und Männer die Möglichkeiten der Programme anzuwenden. Heinrich Schäfer machte vor der Presse keinen Hehl daraus, daß das gewohnte Schema - "der Lehrer weiß alles, die Schüler sitzen ihnen aufmerksam zu Füßen" - gründlich verwässert ist. Vielfach wüßten die Jugendlichen mehr als die Pädagog/inn/en. Sie hätten oft bei Problemlösungen die Nase vorn. Bernd Löffler sieht das keinesfalls als Manko. Sein Traum wäre, wenn im nächsten Jahr Schüler selbst die Aufgabe des Tutoren für den Computerunterricht übernähmen.

Der 15jährige Christian Knak beispielsweise hat es inzwischen so weit gebracht, daß das Computerprogramm über einen Transformator und ein Schaltrelais das Modell einer historischen Lokomotive aus einer Kunststoffplatte automatisch heraussägt. Der Oldtimer, den ein Lehrer programmiert hat, sieht gegen diese Lok eher unbeholfen aus.

Gemeinsam wird geknobelt, zum Beispiel an der Schaltung für die Ampelanlage einer normalen Straßenkreuzung. Das Programm ist noch nicht fertig. Im Moment jedenfalls "werden Fußgänger noch von Linksabbiegern totgefahren". Die Computerspende ist über den Förderverein abgewickelt worden. Nur dieser Verein, nicht aber die Schule selbst hätte der Firma eine für das Finanzamt nötige Spendenquittung ausstellen können. Die Firma selbst gesteht zu, daß die Übergabe dieser zwölf modernen Computer nicht ohne Eigennutz geschah. Sie sei an einer praxisorientierten Ausbildung interessiert. Die Schüler würden als künftige Kunden ebenso geschätzt wie als mögliche spätere Mitarbeiter.

Das Ausbildungsangebot der Kurt- Schumacher-Schule ist nach Angaben von Rektor Liebetrau in dieser Breite zur Zeit noch einzigartig im Wetteraukreis. Nach dem "Gesamtkonzept für die informationstechnische Bildung" (IKG) der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung sollen Fächer wie Mathematik, Deutsch, Physik, Geschichte, Sozialkunde und Arbeitslehre jeweils Schulstunden reservieren. Das neue Fach Arbeitslehre ermöglicht es nach Angaben von Heinrich Schäfer, daß die anderen Fächer nicht allzuviel von ihrem Stundenpensum abgeben müssen. Im vorigen Jahr habe man noch gar nicht daran gedacht, daß das Fach Arbeitslehre diesen Schwerpunkt erhalten werde.

Überschlag mit Folgen

FRIEDBERG. Ein Friedberger kam Donnerstag abend hinter einer Linkskurve von der Kreisstraße 12 von der Asphaltpiste ab und überschlug sich im Straßengraben. Der Fahrer verletzte sich laut Polizeiangaben schwer. An seinem Wagen entstand erheblicher Schaden in Höhe von 15 000 Mark. mk

Freizeit am Werbelinsee HANAU. Der Internationale Bund für Sozialarbeit-Jugendsozialwerk e.V. (Hanau, Nürnberger Str. 38, Tel. 06181/ 257637) bietet vom 23. August bis 4. September eine Freizeit in der Jugenderholungs- und Begegnungsstätte "Werbelinsee" nördlich von Berlin an. Teilnahmeberechtigt: Zwölf- bis Sechzehnjährige.

Mehr Leute stehen im Dunkeln Elektrobranche schrumpft / Personalstand fällt unter Million

doe FRANKFURT A. M. "Acht oder neun Jahre lang waren wir vom Erfolg verwöhnt", sagt Eberhard von Koerber, der Vorsitzende des Zentralverbandes der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), "da ist eine Rezession kein Grund, in tiefe Depression zu verfallen". Im Gegenteil, sinniert der ABB-Chef, könne man den derzeitigen Spannungsabfall in der Branche auch als "therapeutische Unterbrechung" werten.

Die Arbeitnehmer allerdings dürften diese Sicht kaum teilen. Anhaltender Preisverfall und steigende Löhne erhöhen laut von Koerber den "Zwang zur Rationalisierung und zur Aufgabe unrentabler Produktionen". Schon in den nächsten Wochen wird die westdeutsche Beschäftigtenzahl branchenweit erstmals seit Jahren unter die Millionengrenze fallen. Nachdem im vorigen Jahr 55 000 Jobs gestrichen wurden und der Personalstand auf 1,02 Millionen Leute schrumpfte, dürften in der laufenden Periode weitere 20 000 bis 50 000 Stellen wegfallen. Derweil klettert die Kurzarbeiterzahl (im Februar: 109 000) kontinuierlich.

Noch weisen die Meßgeräte der Elektroindustrie keine konjunkturelle Trendwende aus. Spätestens seit dem Sommer 1992 zeigen Auftragseingang, Produktion, Umsatz, Außenhandel und Beschäftigung nach unten. So schrumpfte die Produktion im Gesamtjahr preisbereinigt um gut vier Prozent. Die Sorgenkinder Datentechnik und Unterhaltungselektronik mußten gar Einbrüche um mehr als ein Viertel hinnehmen. Gleichzeitig sank die Kapazitätsauslastung bei den Investitionsgüterherstellern von 84 auf 81 und bei den Gebrauchsgüterproduzenten von 91 auf 85 Prozent. Insgesamt kam die Branche auf einen Umsatz von 212 Milliarden Mark (nominal plus 2,5 Prozent).

Im laufenden Jahr, glaubt von Koerber, werde sich die "Schwächeperiode" zunächst weiter fortsetzen. Allenfalls in den USA entdeckt er Indizien für eine konjunkturelle Belebung. Daher werde die Produktion voraussichtlich um weitere ein bis drei Prozent zurückgehen. In einzelnen Sparten könne der Einbruch aber durchaus stärker ausfallen.

Scharf kritisiert der ZVEI-Chef die ostdeutschen Gewerkschaften. Für die Firmen seien die Tariferhöhungen um 26 Prozent nicht verkraftbar: Sollte es nicht gelingen, die Vereinbarung zu kippen, sei mit "massenweisen Austritten" von Unternehmen aus dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall zu rechnen: "Dann stehen wir in einer Tarifwüste." Im vergangenen Jahr war die Ost-Beschäftigtenzahl von 153 000 auf 81 000 gesunken.

Kreisgesundheitsamt wußte von Bodenverseuchung nichts Undichte Treibstoffbehälter einer US-Tankstelle: Dezernent Harald Friedrich übt scharfe Kritik an Kreiswasserbehörde

GELNHAUSEN. In die Untersuchungen in Zusammenhang mit der Bodenverseuchung im US-Wohnviertel an der Westspange hat sich gestern das Kreisgesundheitsamt eingeschaltet. Dies teilte der zuständige Gesundheitsdezernent Dr. Harald Friedrich (Die Grünen) auf Anfrage mit. Friedrich, von der FR im Urlaub erreicht, äußerte Bestürzung darüber, daß die Gesundheitsbehörde bisher von der Kreiswasserbehörde nicht auf den gravierenden Fall hingewiesen worden sei, sondern erst am Freitag aus dem FR-Bericht von der Bedrohung des Grundwassers durch aromatische Kohlenwasserstoffe erfahren habe.

Wie berichtet, sind nach Probebohrungen auf dem Gelände einer ehemaligen Tankstelle für US-Personal in der US- Housing Village bis zu 94 Gramm BTX (Benzol, Toluol, Xylol und Äthylbenzol) pro Kubikmeter Bodenluft gemessen worden. Laut Umweltbundesamt ist Benzol erwiesenermaßen krebserzeugend. BTX können außerdem das zentrale Nervensystem schädigen. Die Chemikalien sind in Benzin und Dieselkraftstoff enthalten, die im vorliegenden Fall mit großer Wahrscheinlichkeit aus porösen Erdtanks in größeren Mengen in den Boden gelangt sind.

Ein besonderes Gefahrenpotential bilden BTX, weil sie sich verhältnismäßig leicht im Boden fortbewegen. Hans-Reiner Grünewald im Wasserwirtschaftsamt Hanau rechnet deshalb damit, daß diese Substanzen bereits bis in das Grundwasser vorgedrungen sind. Wie Friedrich bestätigte, hätte aus diesem Grunde schon beim Vorliegen der ersten Anhaltspunkte das Gesundheitsamt, das für die Einhaltung der Trinkwasserverordnung zuständig ist, unverzüglich informiert werden müssen.

Die Information hätte von der verwaltungsmäßig zuständigen Unteren Wasserbehörde kommen müssen. Diese Dienststelle fällt aber nicht in Friedrichs Ressort, sondern ist Teil der Landesverwaltung, für die Landrat Karl Eyerkaufer (SPD) die Verantwortung trägt.

Das Gesundheitsamt hat laut Friedrich gestern sofort Ermittlungen begonnen. Für eine Gefährdung von Trinkwasserbrunnen hätten sich nach ersten Recherchen keine Anhaltspunkte gegeben, da diese auf der anderen Seite der Kinzig lägen. Dennoch seien weitere Untersuchungen veranlaßt, um mögliche Gefahren für Menschen zu erkunden und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen zu ergreifen. So sollen Wasserproben aus den Leitungen im verseuchten Areal und benachbarten Gebäuden analysiert werden, denn "das Zeug diffundiert auch in Versorgungsleitungen", weiß Friedrich. BTX könnten durch Betonrohre wandern. Die Gifte "halten sich auch nicht an die Fließrichtung von Wasser, sondern breiten sich nach dem Diffusionsgesetz nach überallhin gleichmäßig aus".

Der Gesundheitsdezernent hält es auch für erforderlich, daß die Nahrungsmittel aus dem US-Lebensmittelgeschäft im ehemaligen Tankstellengebäude auf eventuelle Kontamination untersucht werden. "Das alles hätte viel früher in die Wege geleitet werden müssen", sagte er auf Befragen. "Es handelt sich bei BTX nicht um Dinge, wo kurzfristig erhöhte Werte toleriert werden können." Diesen Kontaminationsfall "hätte man nicht aus wahltaktischen oder anderen Gründen im Hintergrund halten dürfen", kritisiert der Gesundheitsdezernent harsch die bisherige Vorgehensweise der anderen Behörden. Im Vordergrund müsse doch die Gesundheit der Bevölkerung stehen. Die Untere Wasserbehörde sitze jedoch offenbar auf den Unterlagen. Das Gesundheitsamt habe "bis heute kein einziges Datenblatt auf dem Tisch". lex

Schwerverletzter lag stundenlang im Auto

NEU-ISENBURG. Vier Stunden lang lag in der Nacht zum Freitag ein 28 Jahre alter Mann mit schweren Verletzungen in seinem Wagen, bis der Unfall im Morgengrauen von anderen Autofahrern bemerkt wurde. Kurz nach 3 Uhr war der Mann, so die Polizei, aus unbekannten Gründen von der Landesstraße 3117 zwischen Neu-Isenburg und Zeppelinheim abgekommen, hatte mit dem Auto einen Zaun durchbrochen und war erst im Wald zum Stehen gekommen. Die Verletzungen waren so schwer, daß er sich nicht ohne fremde Hilfe befreien konnte.

Doppeltes Pech hatte der Fahrer eines Personenwagens am Donnerstag abend: Laut Polizei stieß er zuerst auf der Kreuzung Wilhelm-Leuschner-Straße / Bahnhofstraße mit dem Wagen eines 76jährigen Autofahrers zusammen, der ihm die Vorfahrt genommen hatte. Den herbeigerufenen Polizeibeamten fiel dann seine "Fahne" auf. Die Folge: Blutentnahme und Führerschein weg. leo

Fahrendes Volk bietet Kunst und Tand feil Der Barbarossamarkt vereint am Wochenende wieder historische und moderne Vergnügungen

GELNHAUSEN. Sowohl einen modernen Vergnügungspark als auch historisierendes Markttreiben nach Ritterart bietet der Barbarossamarkt an diesem Wochenende bis einschließlich Montag, 15. März. Gleich vier Marktplätze hat der Handels- und Gewerbeverein für sein Spektakel belegt: in der Altstadt Ober- und Untermarkt sowie in der Südstadt die Seestraße und die Müllerwiese. Auch das Ziegelhaus wird zum Basar mit den verschiedensten Waren.

Für besonderes Flair soll der Handwerkermarkt vor der Fachwerkkulisse der Altstadt sorgen. Fahrendes Volk wie im Mittelalter hat sich dort eingefunden, um Schabernack zu treiben und Waren feilzubieten.

Traditionelles Handwerk ist dort zu bewundern. Filzer, Silberschmiede und Scherenschneider sind ebenso dabei wie Drechsler, Löffelschnitzer, Gürtler, Schuhmacher, Buchbinder und Zinngießer. Dazwischen finden sich die Ritter des Habenichts, Leiermann Ernesto, ein Feuerfresser und ein kaiserlicher Hofnarr.

Wer nicht so fürs Historische zu haben ist, der kommt im südlichen Teil des Marktes auf seine Kosten. Da ist die "Deutschland-Premiere" des Fahrgeschäfts "Terminator" angekündigt und stehen weitere moderne Vergnügungen mit Disco-Musik und bunten Blinklichtern bereit.

Neben "Break-Dancer" und "Magic- Tempel" lassen die Schausteller aber auch dort Traditionen nicht abreißen. Ein Geisterhaus mit Labyrinth bietet geradezu klassischen Nervenkitzel, wenn auch gründlich modernisiert, wie schon der Name über dem Portal verheißt: Ghost. lex

HANAU. Im Hanauer Kindergarten St. Elisabeth (Vor der Kinzigbrücke) findet am Samstag, 20. März, von 11 bis 16 Uhr ein Flohmarkt für Kindersachen statt. Interessenten für einen Stand melden sich bei Weber, Telefon 06181/26972.

Arbeitskreis Frieden berät über Kolloquium

WIESABDEN. Der Arbeitskreis "Frieden in Forschung und Lehre" an Fachhochschulen trifft sich am Montag, 15. März, in der Wiesbadener Fachhochschule. Die Mitglieder dieses bundesweit bestehenden Gremiums bereiten an diesem Tag ihr achtes Kolloquium vor. Die wissenschaftliche Diskussionsrunde ist an drei Tagen im September in der Landeshauptstadt geplant.

Gegenstand der Erörterungen ist die Festlegung auf ein geeignetes Rahmenthema. Ob dabei die Wahl auf den Themenvorschlag "Friedensgestaltung in Lehre und Praxis" fällt oder ob angesichts der aktuellen Entwicklung umgedacht werden muß, soll sich am Montag entscheiden. maf

Antiquare blättern auf dem Luisenplatz

WIESBADEN. Ein neuer Gutenberg- Buchmarkt ist am Samstag, 13. März, zwischen 8 und 13 Uhr auf dem Luisenplatz geplant. Schwerpunkt dieses Spezialmarkts für alles Gedruckte ist die schöngeistige Literatur neben den orts- und landeskundlichen Einzelwerken. Mit viel Sorgfalt bieten dort allmonatlich nicht nur Antiquare aus dem gesamten Bundesgebiet, sondern auch private Leseratten ihre Stücke feil.

Wer allerdings am kommenden Samstag verhindert ist, sollte sich den großen Gutenberg-Buchmarkt am Ostersamstag, 10. April, vormerken. Informationen über die genauen Termine der Buchmärkte in diesem Jahr gibt es unter der Telefonnummer 0611 / 37 69 31. maf

Wiedergewonnene Identität Das Gewandhausorchester feiert sein 250jähriges Jubiläum / Ausstellung, Festkonzert

LEIPZIG. Die Referenzjahreszahl 1743 guckt etwas ungläubig über den Horizont der goldenen Jubiläums-Plakate. 250 Jahre Gewandhauskonzerte? Was da am 11. März 1743 begann im Lokal "Drey Schwanen" am Brühl, war eine Art - neudeutsch gesprochen - Sponsoring-Pilotprojekt. Sechzehn betuchte Bürger und Adelige suchten sich und bezahlten sechzehn Musiker, damit sie allwöchentlich spielten. Fürs Publikum wurde ein Abonnement aufgelegt. Sie nannten es "großes Konzert".

Erst 1781, das Unternehmen begann inzwischen zu florieren und man brauchte auch mehr Musiker, zog man in jenes Messehaus der Tuchmacher und Wollwarenwirker. Die Tenne dieses Gewandhauses wurde ausgebaut. Der Name war gefunden für eine dann bald auch städtische Institution, der 1835 Mendelssohn das eigentliche Gepräge und mit der Gründung des ersten deutschen Konservatoriums 1843 auch die Basis gab, deren Namen sich verbindet mit Dirigenten-Namen wie Arthur Nikisch, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter.

Eine Ausstellung im oberen Foyer des neuen, dritten Gewandhauses aus Anlaß des Jubiläums erinnert an viele Details. Auch die jüngere und jüngste Geschichte ist nicht ausgespart. Sogar der DDR-Orden "Stern der Völkerfreundschaft" in Gold, den der Staatsratsvorsitzende Erich Honecker dem Orchester verlieh, als es 1981 sein neues Domizil beziehen konnte, ist zu besichtigen. Und ohne Honeckers Votum wäre der Skoda-Bau am heutigen Augustus-Platz nie zustande gekommen.

Dazu gesellt sind Fotos vom Herbst 1989: Kurt Masur empfängt Demonstranten, die sich für seinen vermittelnden Einsatz bedanken; Masur bei den Diskussionen des Herbst der wunderbaren Visionen, wo es soviel "Idealismus" gab, wie er erinnernd sagt, keine "Banalitäten". Es gibt Fotos vom zweiten Gewandhaus, 1884 von Martin Gropius errichtet, im Krieg zerstört und 1968 mit der Abrißbirne plattgewalzt - unterschwellige Zweifel, ob da nicht doch etwas zu retten war, auch zu retten von der eigenen Geschichte?

Etwas wiedergewonnen davon hat man mit der Errichtung eines neuen Mendelssohn-Denkmals. In einer Nacht- und Nebelaktion hatten die Nazis 1936 das frühere abgeräumt. Leipzigs damaliger Oberbürgermeister Karl Goerdeler trat unter Protest zurück vom Amt, wurde später hingerichtet als Angehöriger des Widerstands. Vielleicht, daß es nicht eher wieder nach dem Krieg in Leipzig ein Mendelssohn-Denkmal gab, weil die SED diesen Teil des bürgerlichen Widerstands lange negierte?

Das von dem Rostocker Jo Jastram auf Betreiben Masurs jetzt modellierte neue zeigt den Musiker mit dem etwas hohlwangigen großen Kopf des Moses Mendelssohn auf einem luftig geschwungenen wie vogelartigen Körper. Die linke Hand hat er dankbar auf den Bauch gelegt, die rechte locker in der Hosentasche. Stelzig schlank staksen die Beine. Auf kleinem Podest: eine gleichsam Harfe, ein Violinschlüssel im Wind, das zittrig Luftige seiner Musik in eine Form gießend.

Verzichten mußte Jastram auf Hinweisplatten, die mit Erinnerungen an die Lebensgeschichte Mendelssohns den Betrachter in einen gleichsam musikalischen Erlebnisraum ziehen sollten. Der Ort, den man nun zur Aufstellung der Bronze gefunden neben dem rechten Eingang des Gewandhauses, erlaubt dieses Ensemble nicht. Die glatten, kalten Steinplatten der Fassade allerdings betonen noch das Luftige dieser Figur, um das es Jastram besonders ging.

"Res severa es verum gaudium" - der Wahlspruch des Orchesters, aus der Stirnwand des ersten Gewandhauses gekürzt um das Verb übernommen auch in die späteren Bauten und besagend, daß nur eine ernst betriebene Sache Quell wahrer Freude sei (der Musikermund umschreibt als "verum gaudium" freilich zugleich heute die Kantine des Hauses), dieser Wahlspruch war Leitspruch offenbar auch fürs Programm des Festkonzerts. Nur bequem im Sessel lehnen galt da nicht. Und der Bundespräsident, der dem Orchester und seinem von ihm so ernannten Gewandhauskapell-"Maestro" Kurt Masur ein paar freundliche Geburtstags-Grußworte überbrachte, meinte es vielleicht kritisch, wenn er einwarf, das Einleitungsstück, Wagners "Meistersinger"-Vorspiel, könne man ja vielleicht wie bei der Erstaufführung durch den Meister 1862 selbst mit dem Orchester in dieser Stadt noch ein zweites Mal spielen. Oder war's das durch die Fernsehübertragung im ZDF-3sat-Programm anfangs noch etwas nervöse Spiel der Musiker, die nicht gleich zu ihrem weichen und zugleich in Masurs Interpretation dramatischen Ton der ausmodellierten Mittelstimmen fanden, was er pflichtgemäß monierte?

Mit Zeigenössischem vor allem, wie noch bis zu Mendelssohns Zeiten, wurde das Programm bestritten. Der russisch- tatarischen Komponistin Sofia Gubaidulina 1981 uraufgeführtes Violinkonzert "Offertorium", auf Bachs musikalisches Opfer sich beziehend und mit Gidon Kremers wunderbarem Geigenton zum Erfolg gebracht, stand da als nächstes auf dem Programm. Und für die Fest-Uraufführung hatte Siegfried Matthus mit seiner Gewandhaus-"Sinfonie" gesorgt, einer Art musikalisch erzählter Orchestergeschichte in balladesker Form.

Beginnend mit einem Cembalo-Solo über das Bach-Motiv wird erinnert an den Meister, der in dieser Stadt schon fast vergessen war, als jene sechzehn plus sechzehn begannen mit ihrem großen Konzert. Im zweiten Satz, eingeleitet mit einer dunklen Cello-Kantilene, vergrößert sich das Ensemble auf die Stärke des Brahms-Orchesters. Der dritte Satz, ein Scherzo, präsentiert das Orchester in Strauss-Formation: "Till Eulenspiegel"- Klarinetten über der Schellentrommel stimmen ein. Im letzten Satz findet man alle zweihundert Musiker des Ensembles versammelt auf der Bühne, übertönt zuletzt noch von der Orgel.

Als Brechung des Monumentalen gedacht singende Knaben. In Bänkellieder- Kurrende-Form mit Gitarre-Begleitung, wechselnd von verschiedenen Plätzen des Konzertsaals aus, erzählen sie von der Geschichte des Orchesters oder flechten alttestamentarische Sprüche ein. Vor allem aber sollen sie die für das Hinzukommen der zusätzlichen Musiker notwendigen Pausen überbrücken. Freilich, der Thomanerchor - in dem Zustand, in dem er gegenwärtig ist - konnte ein solistisches Knaben-Quartett nicht bieten. Chorisch gesungen bekamen die Einsprengsel dann aber zu viel Gewicht.

Notwendigerweise etwas blockhaft, zumal im letzten Satz, ist zudem Matthus' Instrumentieren der achtfach besetzten Bläser. Auch meint man manchen klanglichen Modellen früherer Werke hier wieder zu begegnen; zumal die Kombination Horn/Harfe gehört zu Matthus' ausgeprägtem Personalstil, sein Konzert für Trompete, Pauken und Orchester zitiert er im letzten Satz bewußt - es stand an jenem historischen 9. Oktober '89 auf dem Programm eines regulären Gewandhauskonzertes. Die Erinnerung der friedlichen Demonstration draußen, des Konzerts drinnen und des Wegs zu diesem Konzert durch die Demonstranten-Massen ist unauslöschlich. In Form einer Passacaglia ist dieser letzte Satz angelegt. Als Epilog angefügt wird Franz von Assisis Gebet um Frieden, gesungen von einem Solo-Sopran (Regina Klepper) im Dialog mit einer Solo-Violine über orgeltonartigen Streichern.

Auf einer Pressekonferenz am Vortag, auf der Leipzigs Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube das Orchester und die Institution Gewandhaus als "derzeit einzige von Weltrang in der Stadt" bezeichnete, äußerte sich deren Leiter seit 1970, Kurt Masur, auf Befragen auch über seine derzeitige Befindlichkeit. "Fremd" habe er sich gefühlt in der Stadt vor einem halben Jahr, die Mutlosigkeit der Menschen haben ihn enttäuscht, bedrückt und verzweifelt gemacht. Jetzt habe er wieder Hoffnung, nachdem die, die es besser wußten oder sagten, daß sie's besser wüßten, lernen mußten, daß sie Fehler gemacht haben. Alle hätten jetzt hinzulernen müssen, und es bestehe nun die Chance, daß die Menschen sich neu entdecken, seelisch gesunden. Die Stadt müsse durch die neue Situation die Chance nutzen, die Bedeutung in der Welt wieder zu erringen, die sie einstmals hatte.

Als das Orchester vor 23 Jahren Masur als Chef wählte, war man, wie es Leipziger Art ist, erst mal abwartend skeptisch. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Masur war für sie eine "Begabung"; eigentlich hätten sie ja lieber einen Herbert von Karajan gehabt, einen Weltstar. Den haben sie - und damit ebenfalls ein Stück wiedergewonnener Identität - jetzt auch so.

GEORG-FRIEDRICH KÜHN

Firmen müssen Plätze für Schwerbehinderte melden

HANAU. Das Arbeitsamt weist die Arbeitgeber im Main-Kinzig-Kreis auf ihre Anzeigepflicht nach dem Schwerbehindertengesetz hin. Letzter Termin ist der 31. März. Mit der Anzeige werden unbesetzte Pflichtplätze für Schwerbehinderte ermittelt und die dafür zu zahlende Ausgleichsabgabe festgesetzt. Die Abgabe beträgt monatlich 200 Mark für jeden unbesetzten Pflichtplatz. Die Arbeitgeber müssen den Gesamtbetrag an die Hauptfürsorgestelle beim Landeswohlfahrtsverband in Kassel abführen.

Anzeigepflichtig sind alle Betriebe und Verwaltungen, die während eines Monats im vergangenen Jahr 16 oder mehr Arbeitsplätze hatten. Wer noch Anzeigenvordrucke braucht, kann sich telefonisch mit dem Hanauer Arbeitsamt unter der Rufnummer 06181 / 672-341 in Verbindung setzen.

Die Mittel aus der Ausgleichsabgabe werden unter anderem für die Förderung und Einstellung arbeitslos gemeldeter Schwerbehinderter verwandt. Auf diesem Weg fließt ein erheblicher Teil der von den Arbeitgebern aufgebrachten Finanzmittel wieder in die Betriebe zurück. Bis zur Dauer von drei Jahren können Zuschüsse zum Lohn für neu eingestellte schwerbehinderte Arbeitnehmer gewährt werden.

Die Höhe des Zuschusses kann bis zu 80 Prozent des tariflichen oder ortsüblichen Lohns, im Einzelfall sogar bis zu 100 Prozent der Lohnkosten betragen, heißt es in der Mitteilung.

Das Arbeitsamt appelliert an alle Arbeitgeber, behinderten Menschen eine Beschäftigungschance zu geben. Über das aktuelle Bewerberangebot und die entsprechenden vielfältigen Hilfen mit zusätzlichen Einsparungsmöglichkeiten durch Mehrfachanrechnungen auf zwei oder drei Pflichtplätze gibt die Schwerbehinderten-Vermittlung des Arbeitsamtes Auskunft. Sie ist unter der Rufnummer 06181 / 672-307 zu erreichen. are

Diskussionskreis Taunus erwartet Gast aus Moskau

KELKHEIM. Zum neunten literarischen Mittwoch in Ruppertshain erwartet der Diskussionskreis Taunus einen Gast aus Moskau: Der Schriftsteller Wjatscheslaw Kurprijanow liest ab 19.30 Uhr Lyrik und Prosa im Haus der Kelkheimer Schriftstellerin Gisela Noack, Herlenstückshaag 22, Ruppertshain.

Die Einführung übernimmt Gastgeberin Gisela Noack, die außerdem auch eine Kostprobe aus neueren Werken gibt. ana

Trauer um die Friedhofsesche Seng ließ alten Baum fällen

WEHRHEIM. Das Abholzen einer alten Esche auf dem Friedhof erregt die Wehrheimer Gemüter. Vor drei Wochen wurde der völlig gesunde Baum mit Einverständnis der Behörden gefällt. Der BUND jedoch sah nicht ein, warum die prachtvolle Esche weichen mußte - und gab eine Todesanzeige auf: "Ihr gewaltsamer Tod war legal und geplant. Ihr Recht auf Leben wurde mißachtet." Erster Beigeordneter Edwin Seng hält das für "geschmacklos", die BUND-Vorsitzende Almut Gwiasda aber erklärt: "Es gab keinen Grund, den Baum abzuholzen. Die Anzeige hat nicht allen gefallen, wir bekamen aber auch viel Zustimmung."

Die Esche stand mitten auf dem Friedhof, über ihr Alter gibt es widersprüchliche Angaben. Seng spricht von 120 Jahren ("überaltert"), der BUND stellte 80 Jahre fest. "Also im besten Alter. Und selbst wenn sie älter wäre: ein Grund mehr, sie zu schützen", so Almut Gwiasda. Nach Angaben Sengs wurde die Esche gefällt, weil sie Stürmen unter Umständen nicht mehr standgehalten hätte und in ihrem Umfeld wegen zu viel Schattens und lauter Wurzeln die Grabbepflanzung schwierig geworden sei. Außerdem habe sie Gräber hochgedrückt.

Almut Gwiasda jedoch geht es ums Prinzip: "Maßstab für die hiesige Betonfraktion ist nur die Pflegeleichtigkeit. Daß sich die Menschen an ihm erfreut haben, er eine riesige Lücke hinterläßt und wir bei 60 Prozent kranken Artgenossen im Wald alles zu seiner Erhaltung hätten tun müssen, geht leider unter."

Die Argumente der "Holzfäller" hält sie für vorgeschoben. Es gebe genug Pflanzen, die gerade Schatten bevorzugen. Eine Esche wurzele auch nicht so flach, daß sie Grabanpflanzungen stören könne - sonst würde am Waldboden auch nichts wachsen.

Der Baum sei so alt und wertvoll gewesen, daß man sogar eine Grünfläche um ihn herum hätte in Kauf nehmen müssen. "Das empfanden viele ebenso: Auf Grund der Anzeige haben wir Neueintritte in den BUND." jd

Kurdisch für kurdische Kinder

stg. BREMEN, 12. März. Bremens Bildungssenator Henning Scherf (SPD) hat einen "bundesweit einmaligen" Schulversuch gestartet: Zunächst 45 kurdische Grundschüler werden zusätzlich zum deutschen Unterricht vier Stunden pro Woche in ihrer Muttersprache unterrichtet. Die Schüler befassen sich dabei mit Geschichten und Liedern aus ihrer Heimat. Kurden würden sonst oft wie Türken behandelt, obwohl viele von ihnen Wert auf ihre eigene Identität legen, sagte Scherf. Bei der Auswahl der Lehrkräfte werde strikt auf politische Unabhängigkeit geachtet. Unterricht auf Türkisch gibt es in Bremen schon seit fünf Jahren.

Scherf gab weiter bekannt, daß die Bremer Grundschüler künftig auch in den Klassen 3 und 4 nicht mehr generell mit Ziffern-Zeugnissen bewertet werden. Statt Noten zu geben, können Lehrer "Lernentwicklungsberichte" schreiben, wenn sich die Mehrheit der Lehrer und Eltern einer Klasse dafür ausspricht.

Der Teufel steckt im Detail. So beschreiben Teilnehmer der Bonner Solidarpakt-Verhandlungen zwischen Bundesregierung und Ministerpräsidenten der Länder den gestrigen Stand. Zu den vielen strittigen Punkten gehört auch das weitere Schicksal der Arbeitsmarktpolitik in Ostdeutschland. Schon jetzt zeichnet sich ab, daß das Defizit der Nürnberger Bundesanstalt (BA) in diesem Jahr den bereits eingeplanten Bonner Zuschuß von fünf Milliarden Mark deutlich übersteigen wird. Der vor zwei Wochen von BA-Präsident Bernhard Jagoda verhängte Bewilligungsstopp für neue Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) ist die erste Auswirkung des enggeschnürten Finanz-Korsetts. Zahlreichen Sozial-, Umwelt- oder Infrastruktur-Projekten in Ost und West droht nun das Aus. Entsprechend heftig fallen die Reaktionen von Betroffenen, Verbänden und Politikern in der ehemaligen DDR aus. Da die Zeit drängt, fordern die Sozialminister der neuen Länder gemeinsam mit dem Vorstand der BA von Bonn eine Milliarde Mark Soforthilfe für ABM als Vorschuß auf eine kräftige Aufstockung der arbeitsmarktpolitischen Mittel.

Büdingen: Diebe räumten Wohnung aus

BÜDINGEN. Donnerstag abend nutzten Einbrecher die Abwesenheit der Bewohner und drangen unbemerkt in ein Einfamilienhaus In der Langgewann ein. Sie machten reiche Beute: Nach ersten Feststellungen ließen sie 2000 Mark Bargeld, zwei Teppiche, ein goldenes Damenarmband sowie mehrere Goldringe im Wert von etwa 5000 Mark mitgehen. Die Kripo bittet unter Tel. 0 60 31 / 60 10 um Hinweise. mk

In der Mittagspause 5000 Mark erbeutet

RODGAU. Rund 5000 Mark Bargeld hat ein schätzungsweise 30 Jahre alter Einbrecher erbeutet, der sich während der Mittagspause mit Gewalt Zutritt zu einem Textilgeschäft in der Schwesternstraße in Jügesheim verschafft hatte.

Ein Mädchen beobachtete ihn, als er die Eingangstür aufhebelte, und beschreibt den Täter als 1,75 bis 1,80 Meter groß und bekleidet mit hellen Jeans, einer lilafarbenen Stoffjacke und hohen Turnschuhen.

Auffallend sollen seine hellbraunen, schulterlangen Haare gewesen sein. Nachdem er sich "bedient" hatte, war der Mann laut Polizeibericht zu Fuß in Richtung Dudenhofen geflüchtet. ttt

Brennelementewerk den Rücken gekehrt Personalberater vermittelt alternative Arbeitsplätze an drei Ausstiegswillige Von Joachim Haas-Feldmann HANAU. "Wir legen keinem einen Stein in den Weg, der gehen will." Norbert Mook, Betriebsratsvorsitzender im Siemens-Brennelementewerk, hält den weiteren Arbeitsplatzabbau unter den 1800 Beschäftigten für unumgänglich. Die Schuld daran gibt er der Landesregierung, die den Plutoniumzweig 1991 stillgelegt hat. Dadurch blieben Aufträge aus. Die aktuelle Folge: Für 330 von 500 Beschäftigten im Plutoniumzweig hat Siemens ein halbes Jahr Kurzarbeit vom 1. April an beantragt. Ein von der Anti-Atom-Gruppe "Kettenreaktion" vermittelter Personalberater hat inzwischen drei Ausstiegswilligen zu einem anderen Arbeitsplatz verholfen. Der Kontakt zu dem Personalberater kam über Flugblätter zustande, die die "Kettenreaktion" unter den Beschäftigten verteilt hatte. Für die drei eh schon Schwankenden sei das "der letzte Auslöser" gewesen, um um Beratung zu bitten, sagte der Personalberater der FR. Als Beweggründe hätten die drei genannt, sich nicht mehr mit dem Brennelementewerk identifizieren zu können und dem Druck aus der Familie wegen der Gefahren am Atomarbeitsplatz nachzugeben. Ein vierter Siemens-Beschäftigter habe Kontakt zu ihm aufgenommen. Aufgrund seiner Äußerungen aber sei er "sehr wahrscheinlich geschickt" worden.

Daß nicht mehr als die drei das Vermittlungsangebot der "Kettenreaktion" angenommen hätten, schreibt der Personalberater der überdurchschnittlich guten Bezahlung bei Siemens zu: "Die werden mit Geld geködert und stellen ihren Lebensstandard voll darauf ein." Gehalt und Bequemlichkeit machten "satt und träge", so daß der Wille schwinde, über Arbeitsplatzalternativen nachzudenken. Durch die schlechte Auftragslage speziell im Plutoniumzweig haben sich aber einige gezwungen gesehen, Siemens den Rücken zu kehren. Betriebsratsvorsitzender Mook berichtete von fünf Fällen, in denen Beschäftigte das Abfindungsangebot angenommen hätten. Wenn sie einen Auflösungsvertrag unterzeichneten, mutmaßt er, hätten sie sicher auch eine Alternative. Gewerbliche Arbeitnehmer müßten sich aber auf niedrigere Bezahlung in anderen Firmen einstellen. "Noch" sei es nicht so, daß die Werksleitung Arbeitnehmer gezielt darauf anspreche, Verträge aufzulösen. Das Angebot gelte aber "im Grunde für jeden".

Zu den fünf, die von sich aus gehen, kommen 25 hinzu, die in den Vorruhestand gegangen sind. Und mit der für 330 Beschäftigte im Plutoniumzweig beantragten Kurzarbeit sind es 50 Arbeitnehmer mehr als Ende 1991, als es in diesem Firmenteil schon einmal Kurzarbeit gab. Mook führt das darauf zurück, daß diesmal auch Angestellte betroffen seien und im Plutonium-Neubau weniger zu tun sei als im Jahre 1991.

Da Siemens die Ursachen für die Kontamination, die 1991 zum Stillstand im Plutoniumzweig führte, für aufgeklärt hält, wird die Anlage in betriebsbereitem Zustand gehalten, falls die Wiederinbetriebnahme erfolgt. Die dafür nötigen Kräfte sind ebenso von der Kurzarbeit ausgenommen wie Sicherheitskräfte, Betriebsfeuerwehr und Strahlenschutz.

"Ich hatte die Schnauze voll" SPD am "Bügel" auf der Suche nach verlorenen Stimmen

Kohlkopf-Pyramiden türmen sich hier im Schatten der Hochhäuser, Tomaten und Äpfel sind ausgestellt unter bunten Markisen, und es duftet nach Bratfisch in der Frühlingsluft: Freitagsmarkt am Bügel. Hans Becker aber schimpft und schimpft, daß die Feierabend-Einkäufer sich umdrehen und er selbst einen ganz roten Kopf bekommt. "Wenn ich den Namen Wentz schon höre . . .", sagt Becker und läßt den Satz bedeutsam unvollendet.

Nein, Frankfurts Planungsdezernent tut gut daran, sich an diesem Freitag im Norden nicht blicken zu lassen. Der 75jährige Becker ist einer von den Sozialdemokraten, die sich durch Frankfurts "neue", die Dienstleistungs-SPD, nicht mehr repräsentiert sehen. Seit 1946 in der Partei, stolzes Ehrenmitglied im Turn- und im Kleintierzüchterverein. Am 7. März hat Hans Becker wieder SPD gewählt, trotz Sozialdemokraten im Rathaus - und des drohenden Schlachthofs in Nieder-Eschbach.

Aber wenn er dann morgens wie immer die FR aufschlägt und lesen muß, daß "der Diether Dehm, der sich für uns einsetzt, vom Wentz wieder eins auf den Deckel bekommt", dann ist Becker wütend. Und "sobald der Grundstein gelegt wird für den Schlachthof, geb' ich mein Parteibuch zurück!"

Das wird jetzt nicht mehr nötig sein. Ein paar Meter weiter müht sich Bernd Steinmann, Vize-Chef der Eschbacher SPD, die Nachricht des Tages zu verdauen: Der Schlachthof wird doch nicht gebaut. "Das", sagt Steinmann schließlich schwer atmend, "macht mich sprachlos!" Drei Jahre lang hat er sich hier "von Bürgerinitiativen beschimpfen lassen", hat immer wieder beteuert, daß es doch eine Sozialstation und Verkehrsberuhigung gebe im Gegenzug . . .

Und jetzt das, ausgerechnet heute. Denn eigentlich schwärmten die Genossen am Bügel - mit roten Namensschildchen - aus, um zu erkunden, warum der Wähler vergangenen Sonntag nicht mehr SPD wählte. Statt dessen gleich 9,4 Prozent Republikaner. Wie soll man in dieser Stimmung erklären, daß der Schlachthof jetzt doch nicht kommt? Wie gut, daß Steinmann zwischen bunten Buden einen Bekannten entdeckt: "Jetzt frag' ich erst mal einen, der bestimmt SPD gewählt hat." Aber ach: Die Taktik hält nicht lange vor. "Ich hab' eine Riesenwut auf euch alle!" sagt eine Frau, die sich als "alte Oberschlesierin" zu erkennen gibt. Und dann kommt es knüppeldick: Von den "Türkenkindern, die hier alles kaputtmachen". Und den Ausländerfrauen, die nur zu Hause sitzen und auf die Stütze warten. "Und jetzt soll ich noch Geld der DDR geben?" Spricht's und stapft wütend mit zwei Einkaufstüten davon.

"18 Jahre hab' ich SPD gewählt - aber jetzt hatt' ich die Schnauze voll", sagt die nächste Hausfrau. Am Bügel "rasen sie wie die Wilden!" Und dann "diese Sauerei" mit dem Engholm und dem Jansen - "seitdem ist der Engholm Etagen tiefer". Steinmann notiert und seufzt. Was wird aus der SPD im Norden? "Wir müssen kämpfen", sagt Herbert Gart, der Ortsvereinschef. Es hört sich nicht sehr überzeugt an. jg

Kontakte zu jungen Maintalern gesucht

MAINTAL. Brieffreunde gesucht. Erneut flatterte dieser Tage Post aus dem ungarischen Partnerstadt Esztergom ins Rathaus. Zwei Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren sowie ein 17jähriger Junge wünschen sich schriftlichen Kontakt zu jungen Maintalern. Wilfried Seng, Sachbearbeiter für Partnerschaftangelegenheiten, vermittelt den Kontakt. Interessierte Schüler können sich unter Telefon 40 02 70 an ihn wenden oder schriftlich an die Stadtverwaltung Maintal. jur

"Diese Kriegsfürsten haben 400 000 getötete und verhungerte Somalis auf ihrem Gewissen. Glauben Sie im Ernst, daß unsere Bevölkerung solche Männer in einer neuen Regierung haben will?"

"Da kommt einfach was rüber"

"Olli" hat CD eingespielt

HATTERSHEIM. Die Erfahrung hat Oliver Steudter zum Realisten gemacht: "Mit Rockmusik kannst du nix verdienen", sagt der 25jährige, "da mußt du schon den Sprung nach oben schaffen." Das ist Olli, wie sie ihn alle nennen, in den vergangenen Jahren zwar nicht gelungen - doch seit der Okrifteler vom harten Rhythmus Abstand genommen hat und eher leicht und beschwingt mit Gitarre und Keyboard bei Festen und Veranstaltungen die Gäste unterhält, klingelt es weitaus häufiger in der Kasse. Die Nachfrage nach seiner Musik sei da, und deshalb hat der 25jährige kürzlich eine CD eingespielt, die er seinem Publikum anbieten möchte. Zwölf Stücke hat er auf dem Silberling versammelt, allesamt bekannte Hits mit dem Charme des Rock n' Roll und der Country- Musik der 60er Jahre.

"Total aktuelle Musik" sagt Olli, dessen Begeisterung übers eigene Werk auch durch den Sinn für die rechte Werbung stimuliert ist. Denn für die Produktion im Frankfurter ZAS-Studio und die Auflage von 1000 Scheiben hat der Okrifteler immerhin 15 000 Mark hingelegt. Die Summe muß nun wieder reinkommen. Die Termine in diesem Jahr hat der junge Musiker eng gesteckt, und "weil bei mir was rüberkommt", macht er sich um den Absatz der Silberlinge keine Sorgen.

Die wachsende Vorliebe für die Nierentisch-Musik kommt dem Okrifteler dabei zugute. Filme wie "Pretty Woman", nimmt Olli an, hätten die Begeisterung für den Sound der 50er und 60er geweckt. "Junge Leute hören heute nicht nur moderne Sachen", vermutet der 25jährige.

Anfang nächsten Jahres will der Multiinstrumentalist eine zweite Scheibe veröffentlichen. Dann allerdings mit selbstkomponierten Stükken. schu

Wenn der Frühling naht, bringen die Bauern in der Wetterau ihren natürlichen Dünger auf die Felder, aber: Nur zu rechten Zeit maßvoll verteilt, ist Gülle wertvoll

Umweltpolizei überprüft auch die Silageanlagen

WETTERAUKREIS. Der Frühling naht. Bald rumpeln die Bauern wieder mit ihren Sechs-Tonnen-Tankwagen über die Felder und lassen Gülle auf die Erde regnen. Der flüssige Schweinedreck ist wertvoller Dünger, rechnet der Altenstädter Landwirt Richard Glaum vor: Fünf Kilo Stickstoff, 3,8 Kilo Phosphat und 3,2 Kilo Kali enthalte jeder Kubikmeter kostenloser Gülle aus seiner Mastanlage bei Heegheim. Das ersetzt so manchen Doppelzentner Kalkammon-Dünger, den Glaum sonst für 35 Mark pro Stück einkaufen müßte. Da die Gülle im Winter nicht auf den gefrorenen Acker gebracht werden darf, ist so manches "Pulloch" bis oben hin voll. In manchen Bundesländern darf die Gülle erst im April aufs Feld, wenn die jungen Mais- und Zuckerrüben- Pflanzen den Dünger aufnehmen können. In Hessen ist laut Glaum schon jetzt die Berieselung der 61 000 Hektar Wetterauer Ackerfläche mit dem Dung von jeweils etwa 20 Schweinen pro Hektar erlaubt. Das geht los, sobald der Acker etwas trockener und befahrbarer ist. Möglichst am selben Tag will Glaum die Gülle auf seinen Äckern einarbeiten, damit sie nicht mehr so stinkt. Manche Leute auf dem Lande hätten nämlich "einen kleinen Haß gegen Gülle".

Es geht nicht nur um den Geruch. Manchen Nachbarn, Naturschützern, Polizisten und auch dem Gießener Umwelt- Staatsanwalt Gernot Pedain stinkt es besonders, wenn beim landwirtschaftlichen Abfall-Recycling etwas daneben geht. Gerhard Strack von der Lindheimer Natur- und Vogelschutzgruppe schaltete vorigen Sommer den Büdinger Umweltpolizisten Günter Kaiser ein, weil ein Graben mit übelriechenden Futter- und Güllebestandteilen verdreckt war. Der Lebensraum von Fröschen und Stichlingen war vernichtet. Die Staatsanwaltschaft sucht noch immer den Täter, der die Gewässerverunreinigung nach Paragraph 324 des Strafgesetzes verschuldet hat. Die mit 900 Schweinen bestückte Mastanlage von Richard Glaum und drei Berufskollegen liegt zwar in Sichtweite des verdreckten Grabens. Doch der Schuldnachweis ist der Staatsmacht bis heute nicht gelungen. "Zur Zeit ist Ruhe", stellte Umweltpolizist Kaiser fest. Unbekannte hätten den Graben Anfang Januar illegal ausgebaggert und den Aushub fortgeschafft. Andere ländliche Straftaten werden leichter aufgeklärt. "Sehr oft" führe er gegen Landwirte Verfahren wegen undichter Feldsilos, sagte Staatsanwalt Pedain zur FR. Das Auslaufen des hochsaueren Silage-Saftes werde von Spaziergängern angezeigt, 20 bis 100 Umweltstraftaten verschiedenster Art kämen auch bei jeder "Bestreifung" der Wetterau per Polizeihubschrauber heraus. Zwei Silo-Varianten gibt es auf den hiesigen Feldern: Besonders oft das Folien- Silo, in dem die Landwirte Maisblätter, Gras aus dem zweiten Schnitt oder Rübenblätter als Viehfutter für Winter und Frühjahr konservieren. Es wird mit dem Traktor festgefahren, mit Erde und Folie abgedeckt. Nach unten muß laut Kaiser gut durchlässige Erde sein, die den Silage-Saft aufnimmt. Allzuviel könne versikkern, wenn saftige Rübenblätter siliert werden. Jedes Jahr müsse schon deshalb so ein Foliensilo den Standort wechseln, so Umweltpolizist Kaiser.

Absolut auslaufsicher müssen die betonierten Fahrsilos sein. Sie brauchen laut Vorschrift Auffangbehälter für den ätzenden Silage-Saft. Wenn sie voll sind, dürfen die Landwirte den Saft der normalen Gülle beimischen und dann als Dünger verspritzen. Wer die Dosierungsvorschriften mißachtet oder das Auffangbecken im Fahrsilo einspart, muß mit Geldstrafen in vierstelliger Höhe rechnen.

KLAUS NISSEN

Das war's diese Woche

Kinder sind die Zukunft, Kinder an die Macht, röhrte Herbert Grönemeyer ins Mikrophon. Ins selbe Horn stößt Hans Freiwald vom Eddersheimer Reitverein: Auch Nachwuchs-Reiter unter 14 Jahren sollten den Vereinsvorstand wählen dürfen, forderte er - wohl in der Hoffnung auf eine breitere Basis für seinen Posten als Vorsitzender.

Es würde nicht verwundern, wenn ein ähnlich lautender Antrag bald auch von der Unabhängigen Kelkeimer Wählerinitiative käme. Denn die Siebtkläßler der Fischbacher Gesamtschule haben im Sozialkundeunterricht eine "private" Kommunalwahl nachgespielt - das Ergebnis muß alle UKWler für die Zukunft hoffen lassen: Die Wählergunst der 13jährigen bescherte ihnen mit 64 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit.

Ärgerlich für die UKW, erleichternd für die anderen Fraktionen: Die 13jährigen sind bei der nächsten Kommunalwahl erst 17 Jahre alt. . . ana

Ein Stich im Vorfrühling, ist das möglich? 18 Augenpaare beäugen sachkundig den casus delicti am Oberarm einer Hofheimerin. Kein Zweifel: Unübersehbar prangt der rote Fleck um die Einstichstelle. Und jucken tut's auch wie verrückt, bestätigt das Opfer aggressiver Insektengier.

Es sollte sogar noch schlimmer kommen, am nächsten Tag war sie mit juckenden Stichen übersät. Lexika wußten nichts von winterlichen Vampiren, auch heimische Experten hatten nie etwas von frostunempfindlichen Taunus-Moskitos gehört.

Blieb nur der Schluß: Eine parasitäre Spezie muß der Täter sein: "Eine Laus war's", schallte es unisono aus den Mündern der selbstberufenen Zoologen im Bekanntenkreis. Und schon sah sich das rotgefleckte Parasiten-Objekt von argwöhnischen Pfeilblicken und der Frage nach dem "woher" durchbohrt.

Mit dem "Hund guter Freunde" war sofort der Ursachenherd ausgemacht, und in der Tat - kaum war die Hiobsbotschaft vom Lausbefall des Vierbeiners übermittelt, begannen sich auch die beiden Hundefreunde verschämt am ganzen Körper zu kratzen.

Doch nicht nur das: Betten wurden abgezogen, Matratzen zur Reinigung geschleppt. Die Waschmaschine auf Dauerbetrieb gestellt. Zuletzt verordnete noch der konsultierte Arzt die chemische Keule - die leider auch nach mehrmaligem Durchlesen des Beipackzettels nicht sympathischer wurde. Nein, schüttelte die pausenlos Kratzende heftig den Kopf. "Lieber die Haare ab, als das Zeug auf dem Kopf."

Doch Happy Ends gibt's nicht nur im Film: Ein weiterer Tag brachte die unverhoffte Wendung: Die Läusestiche hatten sich in Pusteln verwandelt, "nie und nimmer sind das Stiche", schüttelten wiederum alle entschieden die Köpfe und verboten den Einsatz des Läusegifts. Das tat denn auch der zweite Arzt, den die Hofheimerin aufsuchte, nach kurzem Kennerblick. Er zückte den Rezeptblock, verordnete Puder und meinte tröstend: "Zur Zeit gehen hier im Kreis die Windpocken um." ana

Und wieder droht 75 Leuten die Kündigung Vickers Systems schrumpft weiter

BAD HOMBURG. "Resigniert ist die Stimmung schon die ganze Zeit", sagt Wilhelm Braun, Betriebsratsvorsitzender bei Vickers Systems in Bad Homburg. Seit gestern vormittag sind Resignation und Unsicherheit unter den rund 300 Beschäftigten noch gewachsen: 75 weiteren von ihnen droht die Entlassung. Wen es trifft, steht noch nicht fest. Im Dezember war bereits 100 Beschäftigten gekündigt worden. Die Unternehmensleitung informierte die Belegschaft gestern in einer Betriebsversammlung über die neuerliche Entlassungswelle. Personalleiter Heinrich Corte begründet sie mit der Krise, die der Maschinenbau-Branche zuletzt einen Auftrags-Rückgang von 30 Prozent gebracht habe. Vickers stehe zwar "etwas besser als der Marktdurchschnitt" da, doch müsse die schlechte Situation der Kunden bei dem Zulieferbetrieb "naturgemäß Auswirkungen haben in solch harten Personalmaßnahmen".

Vickers will die Fertigung im Bereich Industrie-Hydraulik völlig einstellen. Davon sind laut Corte rund 30 Beschäftigte betroffen. Weitere Entlassungen sollen quer durch alle Bereiche von Fertigung, Instandsetzung und Verwaltung erfolgen. 75 Entlassungen insgesamt seien dabei "nur eine ZirKa-Zahl".

Erst in ein bis zwei Wochen werden die Beschäftigten Klarheit über ihre persönliche Zukunft erhalten, schätzt Corte. Denjenigen, die gehen müssen, könne er nur eine "faire Abfindung" versprechen. Unternehmensleitung und Betriebsrat verhandeln über einen Sozialplan.

Braun fürchtet bereits weitere Entlassungen. Er macht für die Krise die US- amerikanische Konzernleitung verantwortlich: "Denen trau' ich nicht mehr." Für Corte dagegen hängt alles vom Wirtschaftsverlauf ab; bei weiteren Kundenpleiten jedoch werde es "sehr, sehr schwer". Eine Stellungnahme der IG Metall war gestern nicht zu erhalten.

Einen neuen Standort außerhalb Bad Homburgs sucht das Unternehmen laut Corte trotz der kritischen Situation. (Siehe auch Seite II) stk

Die SPD stellt Weichen zu politischen Gesprächen

RODGAU. Die inhaltlichen Grundlagen einer möglichen Zusammenarbeit mit CDU oder auch Grünen haben die Rodgauer Sozialdemokraten in einer gemeinsamen Sitzung von Partei- und Fraktionsvorstand besprochen und den beiden anderen im künftigen Parlament vertretenen Parteien als Diskussionsgrundlage zugeleitet.

Darin finden sich sowohl personelle als auch sachliche Vorstellungen über die politische Arbeit in den nächsten vier Jahren.

Gespräche sollen in den kommenden zwei Wochen stattfinden.

Noch vor den Osterferien soll eine Delegiertenversammlung auf der Grundlage der bis dahin vorhandenen Verhandlungsergebnisse über den zukünftigen Partner entscheiden. ttt

22jähriger pöbelte Polizei grundlos an Ermittlungsverfahren eingeleitet

HÖCHST. Wegen "Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte" ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft gegen einen 22 Jahre alten Mann aus Sossenheim. Er saß als Beifahrer in einem Mercedes, der am Donnerstag abend von einer Polizeistreife gestoppt wurde. Der Fahrer des Wagens, für die Polizisten "ein alter Bekannter", zeigte sofort alle Papiere. Der Beifahrer aber stieg plötzlich ohne erkennbaren Grund aus und rannte auf einen der beiden Polizisten zu. "Was soll die Scheiß-Kontrolle, wollt ihr auf die Fresse haben", schrie er. Die Beamten forderten den Mann auf, sich auszuweisen. Er weigerte sich, worauf die Polizisten "körperliche Gewalt" anwenden mußten, um ihm Handschellen anzulegen und ihn mit aufs Revier zu nehmen. Dort randalierte der Sossenheimer weiter. "Schlagt mich doch, schlag mich doch", rief er. "Diesen Wunsch wollten wir ihm aber nicht erfüllen", sagte ein Polizeisprecher. Als die Ordnungshüter den 22jährigen auf freien Fuß setzten wollten, drohte er dem Beamten, der ihn festgenommen hatte: "Wenn ich dich erwische, schlage ich dir auf die Fresse". Das hatte zur Folge, daß die Polizisten ihn auf Alkohol- und Drogengenuß hin untersuchen ließen. Ohne Befund - der Mann war nüchtern. gre

"Wir wollen unsere Seele nicht verkaufen" Grüne zogen Wahlbilanz / SPD muß sich auf selbstbewußte Partner einstellen

MÖRFELDEN-WALLDORF. Die grüne Sonnenblume reckt sich wieder keck nach oben. Die Mitgliederversammlung am Donnerstag abend im Bürgerhaus - die erste nach der Kommunalwahl - zeigte deutlich: Die Grünen haben Wind unter die Flügel bekommen, wollen zu neuen Höhenflügen ansetzen. Das soll auch die SPD zu spüren kriegen, die die Umweltpartei als Koalitionspartner umwirbt. Zwar machen die Grünen keinen Hehl daraus, daß sie einem neuerlichen Bündnis mit den Sozialdemokraten nicht abgeneigt gegenüberstehen, doch müsse man die Verhandlungen abwarten.

Der David hat sich indes vorgenommen, es dem Goliath "nicht zu leicht zu machen", sondern darauf zu achten, daß das grüne Profil auch innerhalb eines Bündnisses klar erkennbar bleibt. Nicht nur bei der SPD, auch bei den Grünen gebe es bestimmte, unverrückbare Eckpunkte. "Wir werden unsere Seelen nicht mehr für ein paar Silberlinge verkaufen", kündigte Vorstandsmitglied Rudi Schmidt an. Ein Satz, der auf das wiedererstarkte Selbstbewußtsein hinweist, mit dem die Umweltpartei aus dem sonntäglichen Urnengang hervorgegangen ist.

Immerhin hatten ob des parteiinternen Krachs im Vorfeld viele befürchtet, vom Wahlvolk kaltgestellt zu werden. Doch ein Debakel blieb aus. 14,3 Prozent wurden eingefahren. Macht unterm Strich zwar einen Verlust von 0,7 Prozent, doch es langt, um auch im neuen Parlament mit einer siebenköpfigen Mannschaft vertreten zu sein. Die im Zuge des Krachs erfolgte Rückbesinnung auf alte grüne Werte und der Entschluß, die innere Wende auch mit neuen Namen konsequent nach außen zu dokumentieren, sei vom Wähler akzeptiert worden.

"Unter den gegebenen Umständen haben wir ein gutes Ergebnis erreicht", wertete Rudi Schmidt. Zwar liege das grüne Potential in der Stadt bei 15 bis 20 Prozent, doch "wir haben uns wieder an den Grundstock herangearbeitet", fand Schmidt und vertrat die Ansicht, "daß wir, wenn die Wahlen zwei, drei Wochen später gewesen wäre, sicherlich besser abgeschnitten hätten. Wir waren so richtig schön am Durchmarschieren".

Jetzt werden die Grünen erst einmal in die Verhandlungen mit der SPD marschieren. Mit welchen Direktiven die Umweltpartei ihr achtköpfiges Team der Unterhändler an den Start schickt, wurde am Donnerstag erst einmal hinter verschlossenen Türen diskutiert. Ein Knackpunkt zeichnet sich indes schon ab: die Südumgehung, wegen der das rot-grüne Paar schon einmal auseinanderrannte. Die SPD will sie, die Grünen sagen nein und wollen da auch keinen Wackelkurs fahren.

Immerhin, so der Hinweis von Andrea Winkler, hätten die Grünen bei der Wahl am Sonntag gerade in jenen Bezirken, die von der geplanten Südumgehung tangiert seien, die höchsten Stimmergebnisse erzielt. Und auch in Bezirken wie der Westendstraße "haben wir nicht verloren". wal

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Erster Pflanztermin KARBEN. Zum ersten Pflanztermin dieser Saison hat der BUND-Ortsverband alle Helferinnen und Helfer am heutigen Samstag, 13. März, um 10 Uhr an den Flugplatz der Modellflieger an der Straße nach Heldenbergen eingeladen. Beabsichtigt ist, die Biotope Karbener Wald und Ludwigsbrunnen weiter miteinander zu vernetzen. Die Initiatoren haben sich eine Menge Arbeit vorgenommen an diesem Tag. Es werden Feldgehölze wie Liguster, Heckenrose oder Kornelkirsche als Hecke gepflanzt. Damit werden Rückzugszonen für Vögel, Wild und Insekten geschaffen. Angler wollen hegen Hegearbeit haben sich die Angelfreunde Groß-Karben am heutigen Samstag, 13. März, vorgenommen. Um die Nidda einschließlich der Ufer zu säubern, wozu der Verein als Fischereipächter und Bachpate verpflichtet ist, sind die Mitglieder um 8 Uhr zur Mitarbeit aufgerufen. Treffpunkt für die Aktivitäten rund um den Teich ist die Straßenbrücke in Okarben. Und ein bißchen Erleichterung gibt es auch noch: Die Stadtverwaltung stellt einen Lastwagen zum Abtransport des Materials bereit. Holz vor die Hütte holen Einige Raummeter Buchen- und Eichenbrennholz, die von der jüngsten Holzversteigerung übriggeblieben sind, werden in der Stadtverwaltung verkauft. Der Preis für den Raummeter Eichenholz beträgt 55 Mark und für Eichenholz 65 Mark. Für diejenigen, die auch im Sommer ein bißchen mehr Holz vor der Hütte haben wollen: Das Holz ist an feste Waldwege gerückt. Interessierte melden sich im Rathaus unter der Telefonnummer 06039/481-52. Ob sich ein Naturgarten lohnt? Einen Diavortrag mit dem Thema "Naturgarten - lohnt sich das ?" veranstaltet der BUND am Mittwoch, 17. März, um 20 Uhr im Gemeindesaal der evangelischen Kirche Klein-Karben, Am Lindenbaum. An diesem Abend können Bestellungen für alte Hochstammobstbäume abgegeben werden. Diese Pflanzen werden zu reduzierten Preisen zur Pflanzzeit im Herbst ausgegeben.

Radfahren für die Gesundheit "1000 Kilometer Radfahren für die Gesundheit" heißt eine Aktion der Barmer Ersatzkasse, die sich von April bis September an Arbeitnehmer richtet, die vom Auto auf das Zweirad umsteigen oder als Schüler und Studenten zur Schule oder Uni radeln. Unterlagen hält die Karbener Geschäftsstelle in der Ramonvillestraße bereit. Unter den Teilnehmenden werden City-Fahrräder ausgelost. SPD mit Jahreshauptversammlung Zur ordentlichen Jahreshauptversammlung lädt der SPD-Ortsverein am Samstag, 20. März, um 10 Uhr in das Bürgerhaus Petterweil ein. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Wahl von Delegierten, eine Satzungsänderung und Vorstandsneuwahlen. Der bisherige Vorsitzende Klaus-Peter Hampf stellt sich der Wiederwahl. Wie die SPD mitteilt, strebe Fraktionsvorsitzender Fritz Amann ebenso die Wiederwahl an wie Ulla Becker wiederum Stadtverordnetenvorsteherin werden wolle. Jäger treffen sich zur Versammlung Die Jagdgenossenschaft Groß-Karben lädt zur Jahreshauptversammlung am Mittwoch, 24. März, um 20 Uhr in das "Deutsche Haus", Heldenberger Straße 17, ein. Es wird unter anderem über die künftige Nutzung des Jagdbezirks beschlossen.TV Rendel tagt Die Jahreshauptversammlung des Turnvereins 1897 Rendel findet am Freitag, 26. März, um 19.45 Uhr im Saal des Rendeler Hofs statt. Muskeln für junge Mütter Die Rückbildung der Bauchmuskulatur junger Mütter sowie Mutter- und Baby- Gymnastik sind der Inhalt eines Kursus des Mütterzentrums in der Hauptstraße 84, Okarben, der am Freitag, 26. März, um 14 Uhr beginnt und sich auf sechs Nachmittage erstreckt. Die Teilnahme kostet 50 Mark. Anmeldungen bei Brigitte Mellhammer, Telefon 0 60 39 / 69 95. Am Wochenende 27./28. März findet jeweils von 10 bis 17 Uhr im alten Rathaus Klein- Karben ein Kursus für autogenes Training unter Leitung von Marlies Zuber zu einer Gebühr von 100 Mark statt. Anmeldungen unter Telefon 06181/22276. hm

Frauen berichten über Massenvergewaltigungen

GELNHAUSEN. Die Massenvergewaltigungen im ehemaligen Jugoslawien stehen im Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung, zu der das Kreis-Frauenbüro, der Frauenbeirat und das Gelnhäuser Frauenzentrum für Montag, 15. März, 20 Uhr, in den Kollegraum der Stadthalle laden. Über die aktuelle Lage in den Kriegsgebieten berichtet Azra Kaurin aus Sarajewo.

Sie hat als eine der ersten Journalistinnen über die Massenvergewaltigungen und Menschenrechtsverletzungen in den besetzten Gebieten Bosniens geschrieben und ist im Oktober 1992 nach Zagreb geflüchtet. Außerdem schildert Ursula Neeb-Horn die Eindrücke, die sie während einer Reise in das Kriegsgebiet gewonnen hat. tja

"Haus der Heimat" geschlossen Vertriebenen-Bibliothek hat rechtsradikale Bücher im Regal

he STUTTGART, 12. März. Mit sofortiger Wirkung hat das Stuttgarter Innenministerium die Bibliothek im "Haus der Heimat Baden-Württemberg" geschlossen. Der Anlaß: Im Büchereibestand befinden sich Schriften rechtsextremistischen und revanchistischen Inhalts. Auch werden mehrere in der Bibliothek vertretene Verlage vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch bezeichnet. Das "Haus der Heimat", mit dem nach dem Bundesvertriebenengesetz das Kulturgut der Vertreibungsgebiete gepflegt werden soll, wird vollständig aus dem Etat des baden-württembergischen Innenministeriums finanziert. Alljährlich stehen 40 000 Mark zur Ergänzung der Bibliothek zur Verfügung.

Durch einen Bericht der Stuttgarter Zeitung stellte sich nun heraus, daß das "Haus der Heimat" Bücher führt, die sich mit der sogenannten "Kriegsschuldlüge" und Themen wie Schädelkunde und Rassenvermischung beschäftigen. Ein Buch mit dem Titel "Deutschtum im Ausland" präsentiert auf dem Umschlag eine Hakenkreuzfahne. Darüber hinaus soll kürzlich ein Flugblatt vom "Freundeskreis Freiheit für Deutschland" im "Haus der Heimat" verteilt worden sein. Der Leiter des Heimes wies Vorwürfe zurück, er selbst habe das Flugblatt mit verteilt.

In Abwesenheit von Innenminister Frieder Birzele (SPD) verfügte nun Ministerialdirektor Erhard Klotz außer der sofortigen Schließung der Bibliothek die Sperrung der Haushaltsmittel, eine Untersuchung des gesamten Bestandes unter Hinzuziehung des Landesamtes für Verfassungsschutz sowie eine Prüfung, ob straf- und dienstrechtliche Konsequenzen zu ziehen sind. Der SPD-Landesvorsitzende Uli Maurer forderte, es müsse in diesem "gerade für Deutschland geschichtlich und moralisch hochsensiblen Bereich gewährleistet werden, daß solche Vorfälle ausgeschlossen sind".

Norwegen wappnet sich gegen den Wal-Sturm

Im Außenministerium von Oslo saßen in den letzten Tagen norwegische Diplomaten auf der Schulbank. Dort wurde ihnen eingetrichtert, mit welchen Argumenten sie dem Proteststurm begegnen sollen, den Norwegen auf sich zukommen sieht. Am 13. April werden norwegische Walfänger auslaufen, um in den darauffolgenden Wochen 136 Zwergwale zu erlegen, und in Oslo weiß man, daß dies die Gemüter von Tierfreunden in aller Welt erregen wird.

Und so wappnen sich Norwegens Auslandsvertretungen nun mit Gegenargumenten: daß der Bestand an Zwergwalen nach wissenschaftlich gesicherten Angaben 86 000 Tiere betrage, weshalb ihm die Reduzierung um einige hundert Stück pro Fangsaison nicht schaden könne; daß Norwegen keinen kommerziellen Walfang in großem Stil mit riesigen Schlachthausschiffen betreiben, sondern den lokalen Fischern ein dringend benötigtes Zubrot verschaffen wolle; daß die Internationale Walfangkommission (IWK), die ein Fangverbot aufrechterhält, von einer Organisation für die Bestandregulierung zu einer Lobbyisten-Versammlung degeneriert sei, in der Mitglieder den Ton angäben, die kein Interesse am und keine Ahnung vom Walfang hätten; und daß die Fangmethoden inzwischen so "human" geworden seien, daß die Berichte über das Leiden der erlegten Meeressäuger nicht mehr stimmten.

Auch die Walfänger werden nun gesammelt und gedrillt. Jeder, der im Sommer eine Harpune betätigen will, muß Fangkurs und Schießprüfung abgelegt haben. Auf jedem Kutter wird ein Inspektor mitfahren, der überwacht, daß der Abschuß vorschriftsgemäß vor sich geht. Mit diesen Maßnahmen wollen die Norweger eines der wichtigsten Argumente gegen den Walfang entkräften: daß die Jagd ein brutales Schlachten sei. "Jeder erlegte Wal soll nach spätestens drei Minuten tot sein", sagt der Fangspezialist Egil Öen, der eine neue Harpun-Granate entwickelt hat. Im Vorjahr, als Norwegen aus "Forschungszwecken" 95 Wale erlegen ließ, funktionierte die Granate noch nicht wunschgemäß. Zwar starb die Hälfte der getroffenen Tiere sofort, zehn Prozent aber lebten länger als zehn Minuten, und der zäheste Wal verendete erst nach einer halben Stunde. "Das bedeutet nicht, daß diese Tiere litten", behauptet Öen. "Viele waren bewußtlos und spürten daher keine Schmerzen."

"In keinem anderen Jagdzweig wird Statistik geführt, wie lange die angeschossenen Tiere leben", ereifert sich Öen. Die Norweger können nicht begreifen, warum der Walfang mit eigenen Kriterien gemessen wird. Warum löst die Jagd auf Wale internationale Proteste aus, nicht aber jene auf Rehe, Füchse oder Fasane? Warum erregt das Blut der Wale mehr als jenes, das in den Schlachthöfen fließt? Wale seien ein Naturschatz, und man habe das Recht, diesen zu verwalten, meinen durchaus nicht nur die Bewohner der Walfängerdörfer auf den Lofoten oder an der Finnmarkküste. Selbst Norwegens Naturschutzbund unterstützt die Walfangpolitik der Regierung.

International aber stößt sie auf wenig Verständnis. In der EG besteht ein Walfangverbot, dem sich Norwegen wohl unterwerfen muß, wenn es der Gemeinschaft beitreten will. Und Umweltschutzorganisationen drohen mit einem Boykott norwegischer Waren, um Oslo in die Knie zu zwingen. Schließlich stehen dann weit größere Interessen auf dem Spiel als der im Nationaleinkommen in Promillen zu messende Walfang. Selbst Hollywood-Stars kündigten an, die Olympischen Spiele im norwegischen Lillehammer meiden zu wollen, wenn Norwegen wieder Wale schlachte. Solche Argumente haben bei den selbstbewußten Norwegern allerdings gegenteilige Wirkung. "Wir dürfen uns dem Druck selbstbestallter Interessenorganisationen nicht beugen", donnerte die sozialdemokratische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland und hatte ihre Landsleute auf ihrer Seite. Im September wird in Norwegen gewählt, und gerade in Nordnorwegen haben die Sozialdemokraten Probleme. Da lassen sich mit der Walpolitik Wählerstimmen fischen.

Die 136 Zwergwale, die ab 13. April zum Abschuß freigegeben sind, werden "aus Gründen der Forschung" erlegt, heißt es in Oslo, was freilich nicht hindert, daß ihr Fleisch anschließend verkauft wird. Im eigenen Land wie in Japan gibt es einen Markt dafür. Im Mai, nach der IWK-Tagung in Kyoto, will die Regierung dann auch die kommerzielle Waljagd nach fünfjähriger Pause wieder erlauben. Die Abschußquote steht noch nicht fest. Zwar glaubt man in Oslo nicht, daß die IWK die Wiederaufnahme der Jagd erlaubt. Doch das stört Norwegen nicht: Man hat damals dem von der IWK verhängten Fangmoratorium nicht zugestimmt und ist daher rechtlich nicht daran gebunden.

HANNES GAMILLSCHEG (Kopenhagen)

Staatsanwalt fahndet

nach illegalen Klärgruben Reitzeberg-Anwohner nennen Aktion überzogen Von Katja Schoßer GRÜNDAU. Normalerweise läßt es sich am Mittel-Gründauer Reitzeberg recht gut leben - wäre da nicht eine laut Bürgermeister Georg Meyer (CDU) "verkorkste Situation", wegen der sich nun sämtliche Anwohner in heller Aufregung befinden. Dank einer "Nachbarschaftsfehde" ermittelt die Hanauer Staatsanwaltsschaft wegen Verdachts auf Gewässerverunreinigung. Ausgestattet mit Durchsuchungsbefehlen durchkämmt derzeit die Staatsgewalt das Gebiet auf der Suche nach illegalen Klärgruben. Diese seiner Ansicht nach "völlig überzogenen Polizeiaktionen" versetzen die "ehrenwerten Menschen" am Reitzeberg nicht nur wegen eventuell dräuender Strafen in Angst und Schrecken, wie ihr inoffizieller "Bürgermeister" Erich Dietz schildert: "Sie säen auch Haß und Unfrieden." Aus Sicht der Staatsanwaltschaft ist indes die Aufregung "verständlich, aber völlig überflüssig". Denn vorerst dienten sie lediglich der Klärung der Fakten. "Eine Mordanklage kommt dabei mit Sicherheit nicht &rquote;raus."

Die eine oder andere Strafe möglicherweise schon: Denn nach Darstellung des Gründauer Rathauschefs haben die Gesetzeshüter durchaus Grund zur Vermutung, daß am noch nicht an die Kanalisation angeschlossenen Reitzeberg in Sachen Klärgruben nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Nach der Gesetzeslage dürften dort oben eigentlich nur geschlossene Gruben ohne Überlauf existieren. Doch die müßten oft geleert werden, "das kann doch keiner bezahlen". Und deshalb verfügten die meisten Häuser mittlerweile über einmal jährlich zu leerende Versitzkammern mit "kleinem" Überlauf, wie die Anwohner zugeben. Das "bißchen Wasser", das da im Erdboden versickere, sei deswegen auch "kaum verschmutzt".

Rein formell gilt das Areal mit seinen 81 Häusern zwar als Wochenendgebiet, doch längst wohnen 136 der 221 Anlieger fest dort. Angesichts der Fakten, die von den Bewohnern im Lauf der Jahre geschaffen wurden, will nun auch die Gemeinde die Siedlung sukkzessive zum Wohngebiet erklären. Deshalb befindet sich auch eine Verbindung zum Mittel- Gründauer Hauptsammler im Bau. Bis Mai, so Meyer, sei der Kanalanschluß vollendet.

Genau das fuchst die Reitzeberger auch so, betont der seit Jahrzehnten ansässige Erich Dietz. "30 Jahre lang war alles in Ordnung, und jetzt - kurz vor dem Anschluß an die Kanalisation - ein derart massiver Einsatz, als ob wir alle Verbrecher wären", ärgert er sich und schließt einen dringenden Appell an die die Staatsanwaltschaft an: "Bringt keinen Unfrieden in die Gegend, stellt das Verfahren umgehend ein."

Versuche der Staatsanwaltschaft fruchten da wenig, die "völlig unnötige" Eskalation mit dem Hinweis zu mildern, es werde keinem der Kopf abgerissen. "Wenn die Sache &rquote;eh demnächst legitimiert wird, schießt doch keiner mit Kanonen auf Spatzen", entwarnen ihre Sprecher. "Wir können nur kein Verfahren einstellen, bevor wir nicht genau wissen, was Sache ist."

Im Gegensatz zu den Anwohnern sieht Meyer durchaus ein, daß die Ermittler sich außerstande sehen, die Aktion einfach abzublasen. Allerdings zweifelt er mit Blick auf den baldigen Kanalanschluß an der "Verhältnismäßigkeit der Mittel". Fragt sich nur, wie die Ermittlungsbehörden anders hätten vorgehen sollen. Wären nämlich weniger Polizisten angetreten, hätte sich die Aktion noch länger hingezogen. Und schon jetzt zürnen bereits der Durchsuchung anheim gefallene Hausbesitzer, "daß die anderen noch genug Zeit zum Manipulieren haben".

Schuld an der ganzen Misere ist nach Darstellung von Dietz und Meyer besagter Streit unter Nachbarn, die im Verlauf der Auseinandersetzung um eine überlaufende Klärgrube vor dem Kadi landeten. Als dabei zur Sprache kam, daß dererlei am Reitzeberg üblich sei, sah sich die Staatsanwaltschaft zum Handeln gezwungen. Die Anwohner, die sich zur Pressekonferenz des Bürgermeisters einfanden, wollen den angeblich Schuldigen schon gefunden haben. "Der kann hier wegziehen", heißt es. "Mit dem will doch keiner mehr was zu tun haben."

Bonn für zu kleine Friedensdividende verantwortlich gemacht Friedensforscher fragt nach Geld, das bei Truppen-Abbau eingespart wird / Umkehr in der Sicherheitspolitik vorgeschlagen Von unserem Redaktionsmitglied Edgar Auth

FRANKFURT A. M., 12. März. Die von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) versprochene "Friedensdividende" ist seit dem Ende der Ost-West-Konfrontation 1989 nach Erkenntnissen des Mannheimer Friedensforschers Wilfried Karl "substantiell viel zu niedrig" ausgefallen. Erstmals solle der Rüstungshaushalt 1993 mit 49,7 Milliarden Mark den Stand von 1989 unterschreiten, sagte Karl bei der Vorstellung seiner Studie "Rüstungsplanung und Friedensdividende" am Freitag in Frankfurt. Das sind nach seinen Berechnungen 9,5 Milliarden weniger als im letzten Militäretat der "alten" Bundesrepublik", bedeutet aber angesichts zwei- bis dreiprozentiger Inflationsraten nur einen leichten Rückgang.

"Entweder ist der Sparwille der Bundesregierung nicht besonders groß oder er wird durch den bürokratischen Prozeß und Interessengruppen konterkariert" (unterlaufen), schreibt Karl. Die Einsparungen bei den Personalkosten - mit etwa der Hälfte größter Ausgabenposten des Militärbudgets - entsprächen nicht dem tatsächlichen Personalabbau. Auf der Basis von 1991 hat Karl errechnet, daß dem Personalabbau von 24,4 Prozent Einsparungen von 6,3 Milliarden hätten folgen müssen. Tatsächlich finde sich im Plan aber nur ein Minus von 2,7 Milliarden. Es sei schwer erklärbar, wo die übrigen 3,5 Milliarden, die keineswegs für Tariferhöhungen aufgebraucht würden, blieben. "Es könnte sein, daß die Bundeswehr damit versucht, die Umsetzung der neuen Aufgabenstellung ,planerisch vorwegzunehmen&rquote;", vermutet er unter Anspielung auf neue "Krisenreaktionskräfte" für internationale Konflikte.

Der reale Rückgang der "eigentlichen" Rüstungsausgaben für Waffen und Gerät ist laut Karl nur zum kleinen Teil auf Abrüstung zurückzuführen. Vielmehr seien große Beschaffungsvorhaben der 80er Jahre wie der Panzer Leopard-2 und das Kampfflugzeug MRCA-Tornado planmäßig ausgelaufen. Auch werde durch die 1992 in Aussicht gestellten Streichungen geplanter Rüstungskäufe von 20 bis 43 Milliarden Mark nicht wirklich gespart. Vielmehr ziele dies auf eine milliardenteure Um- und Aufrüstung für schnelle Eingreif-Einheiten der Bundeswehr. Die oft beklagten "Kosten der Abrüstung" für die Verschrottung von Waffen machten dagegen nur 250 Millionen aus.

Bei der Vorstellung seiner Studie im Rahmen einer Diskussionsrunde der "Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung" zog Karl die Konsequenz: Die Rüstungsausgaben würden erst dann deutlich sinken, wenn als Folge aus den Veränderungen in Europa die Bundeswehr auf 250 000 Mann verringert würde. Dabei würden zehn Milliarden Mark gespart. "Ein grundsätzlicher Kurswechsel in der militärischen Sicherheitspolitik würde die Friedensdividende am nachhaltigsten erhöhen." Wenn Deutschland sich in ein strikt defensives übernationales System kollektiver Sicherheit einbände, würde es "beispielgebend" auf andere Staaten wirken und angemessener sowie kostengünstiger auf seine gewachsene weltpolitische Verantwortung reagieren.

Daß Bonn derzeit noch an einer Bundeswehr von 370 000 Mann festhält, sieht HSFK-Forscher Berthold Meyer auch darin begründet, daß ab 200 000 Mann und darunter wahrscheinlich die Wehrpflicht abgeschafft werden müßte. Dies aber sei aus zwei Gründen nicht gewollt: Erstens würde damit auch der Zivildienst fallen, der dem Staat hohe Summen für Sozialausgaben spart. Zweitens bekäme das Militär Schwierigkeiten, überhaupt Soldaten zu finden. Die meisten derzeitigen Berufs- und Zeitsoldaten hätten sich nämlich erst im Grundwehrdienst für eine Weiterverpflichtung entschieden.

Sein Kollege Hans-Joachim Schmitt wies darauf hin, daß die Bundeswehr selbst sich längst auf 300 000 Mann und weniger einstelle. Entscheidend aber sei, daß der politische Rahmen, ein Verkleinerungs-Auftrag der Regierung, fehle, in den die Militärs "hineinplanen könnten".

Rivale Dengs gestorben Chinas Vizepräsident Wang Zhen galt als Hardliner

heb PEKING, 12. März. Chinas Vizepräsident Wang Zhen ist am Freitag in Guangzhou (Kanton) gestorben. Das meldete die chinesische Nachrichtenagentur Neues China (Xinhua). Der 85jährige Wang war der orthodoxeste der ultralinken Altrevolutionäre, die China mehr aufgrund ihrer Militärkontakte als kraft ihres Amtes regieren. Der seit Jahren an Krebs leidende Wang galt als Widersacher Deng Xiaopings, dessen Gesamtpolitik er, mit Ausnahme der wirtschaftlichen Reformbemühungen, wiederholt als falsch angegriffen hatte.

Wang Zhens Tod kommt nur wenige Tage vor dem Beginn der diesjährigen Tagung des Nationalen Volkskongresses, auf dem unter anderem die Ernennung eines neuen Staatspräsidenten erwartet wird. Die Nachricht dürfte nach Einschätzung politischer Beobachter in Peking die Hardliner-Fraktion der Kommunistischen Partei weiter schwächen, jedoch keinen unmittelbaren Einfluß auf die bereits im Vorfeld des Kongresses beschlossene Regierungspolitik haben.

Wang Zhen, der 1908 als Sohn einer armen Bauernfamilie in der chinesischen Provinz Hunan geboren wurde, trat schon 1927 der KP und ein Jahr später der Roten Armee bei. Als Truppenkommandeur kämpfte er gegen die japanischen Besatzer und im chinesischen Bürgerkrieg. Er stieg bis zum General auf. Später übernahm er wichtige Partei- und Regierungsämter.

Während der friedlichen Studentproteste im Frühjahr 1989 war Wang Zhen einer der ersten Politiker, die ein bewaffnetes Einschreiten der Armee forderten. Bei dem Pekinger Massaker kamen anschließend mehr als tausend Demonstranten ums Leben. Obwohl ideologisch ein Hardliner und kritiker Dengs, hatte Wang die Reformpolitik, unter anderem die Errichtung von Wirtschaftssonderzonen, prinzipiell unterstützt.

(Weiterer Bericht auf Seite 5)

Mafioso mag Verbannung nicht Nach Urteil verschwunden / Venezuela liefert Camorra-Boß aus Von unserem Korrespondenten Horst Schlitter

ROM, 12. März. Paragraphenreiterei und Unachtsamkeit der Behörden haben jetzt dem Camorra-Boß Michele D'Alessandro die Chance gegeben zu entkommen. Der "Pate" von Castellammare di Stabia südlich von Neapel hatte gerade eine Freiheitsstrafe von acht Jahren abgesessen und war trotz zahlreicher Proteste Anfang des Monats vorzeitig entlassen worden. Weil es D'Alessandro weiter als gemeingefährlichen Verbrecher ansieht, verurteilte ihn das zuständige Gericht zu einem vierjährigen Zwangsaufenthalt, erst in seiner Wohnung am Golf von Neapel und nun auf der zur Tremiti- Gruppe gehörenden Insel San Nicola.

Die der apulischen Küste vorgelagerten Tremiti-Inseln genießen unter den Besuchern Süditaliens einen hervorragenden Ruf. Trotzdem kam Michele D'Alessandro dem Reisevorschlag der Juristen nicht nach und suchte das Weite. Nach einer ersten Kontrolle stellte die Polizei sein Verschwinden fest. Schon in den Tagen zuvor hatte sich der Mafioso geweigert, zur wöchentlichen Meldung aufs Polizeirevier zu kommen. Als Grund gab er eine Beinverletzung an und die Befürchtung, sein Rivale Umberto Mario Imparato könne die Gelegenheit nutzen, ihn aus dem Weg zu räumen.

In Castellammare noch war das Haus des "camorrista" überwacht worden, doch für den vom Gericht verordneten Ortswechsel stellte die Polizei keine Begleitung. Das sei auch gar nicht möglich gewesen, erklären heute die Verantwortlichen, weil es sich nicht um eine Zwangs-, sondern nur um eine Vorsichtsmaßnahme gehandelt habe. Das Verhalten der Beamten ist verständlich: Vor wenigen Tagen erst waren drei Carabinieri aus dem Dienst entlassen worden, weil sie in Mailand einen prominenten Angeklagten wie allgemein üblich in Handschellen vor Gericht gebracht hatten, obwohl keine Fluchtgefahr bestand.

Zunächst also ist ein Boß der Unterwelt entwischt; aber einen zweiten konnte die Justiz wieder in den Griff nehmen. Neun Jahre nach seiner Flucht wurde der mit Raffaele Cutolo, Chef der "Neuen Camorra", befreundete Sergio Marinelli in Venezuela verhaftet. In Neapel verdiente er früher ein Vermögen durch Betrügereien bei dem von der Camorra kontrollierten Wiederaufbau in der erdbebengeschädigten Irpinia. In Südamerika war er auf Drogen- und Waffenhandel umgestiegen. Inzwischen ist Marinelli ausgeliefert und in ein römisches Gefängnis gebracht worden.

Kinder bauen Hütten, reiten und paddeln

LANGEN. In diesem Sommer bietet die Stadt wieder Kindern im Alter zwischen sieben und zehn Jahren Ferienspiele an. Auf dem Gelände "An der Rechten Wiese" werden zwischen dem 26. Juli und dem 13. August Hütten gebaut und viele Spiele gmacht. Außerdem sind Wanderungen und Radtouren geplant. Die Teilnahme kostet 150 Mark. Anmeldung ist ab Dienstag, 16. März, möglich: Telefon 203 212.

Mädchen und Jungen zwischen 14 und 16 Jahren können vom 14. bis 28. August bei einer Abenteuerfreizeit in der Tarn- Schlucht im Süden von Frankreich mitmachen. Dort wird gepaddelt, geklettern und geritten. Das Ganze kostet 420 Mark. Anmeldebeginn ist der 23. März.

Für Kinder zwischen 11 und 14 Jahren ist das Zeltlager am Edersee vom 24. August bis 3. September gedacht. Bei dieser Freizeit werden die Räder mitgenommen. Der Teilnehmerbeitrag liegt bei 230 Mark. Anmeldebeginn: 30. März. dac

USA/Auktion Bild vom Flohmarkt für 96.000 Dollar versteigert

NEW YORK (AP) Das Gemälde mit den zwei Kolibris gefiel dem amerikanischen Touristen - also kaufte er es letztes Jahr auf einem Flohmarkt in Bristol für zwei Pfund (etwa fünf Mark). Am Donnerstag wurde es im New Yorker Auktionshaus Christie's versteigert: für 96.000 Dollar (rund 150.000 Mark). Ohne es zu wissen, hatte der Immobilienmakler aus New York in England ein Bild des amerikanischen Malers Martin Johnson Heade erworben.

Eine Sprecherin des Auktionshauses sagte, der Mann habe das Bild gekauft, weil es ihn an eine Zeichnung in einem Buch erinnert habe. "Er hatte keine Ahnung, was er da besaß", sagte sie. Er habe es dann bei Christie's schätzen lassen wollen, dabei habe sich sein wahrer Wert herausgestellt. "Das ist wieder einmal ein Beweis für die Tatsache, daß man wertvolle Dinge an den unerwartetsten Orten finden kann", sagte sie. Ein Sammler, dessen Name nicht genannt wurde, erwarb das Gemälde aus dem 19. Jahrhundert.Auf Wunsch wird das Kruzifix im Gerichtssaal abgehängt Nordrhein-Westfalen geht über Karlsruher Entscheidung hinaus Von unserem Korrespondenten Reinhard Voss

DÜSSELDORF, 12. März. In Nordrhein- Westfalen gibt es nach einer peniblen Zählung des Düsseldorfer Justizministeriums genau 1296 Zimmer, in denen Recht gesprochen wird. In 43 dieser Gerichtssäle hängt ein Kruzifix (mit einer Christusfigur), in 40 weiteren ein Wandkreuz (ohne Christusfigur) und acht Gerichtssäle sind mit einem Standkreuz (ohne Christusfigur) geschmückt. Kein Angeklagter, kein Zeuge - von Richtern und Staatsanwälten ganz zu schweigen - darf nach Mitteilung des Düsseldorfer Justizministers Rolf Krumsiek (SPD) gezwungen werden, in einem solchen mit Kruzifix oder Wandkreuz oder Standkreuz ausgestatteten Raum Recht zu suchen, zu fordern oder zu sprechen. Sie können vielmehr verlangen, daß das christliche Symbol während ihrer Anwesenheit im Gerichtssaal entweder abgehängt wird oder daß die Verhandlung in einem Saal ohne solch ein Symbol stattfindet.

Der Justizminister geht mit dieser Anweisung einen deutlichen Schritt über eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts hinaus. Die Karlsruher Richter hatten am 17. Juli 1973 entschieden, daß die Teilnahme an Gerichtsverhandlungen in solchen mit einem Kruzifix geschmückten Sälen für andersdenkende Parteien, Prozeßvertreter oder Zeugen nicht "unzumutbar" sei.

Der Kölner Landtagsabgeordnete Roland Appel (Die Grünen) war da ganz anderer Auffassung. Er wollte von der Landesregierung wissen, ob es für nichtchristliche oder nicht religiöse Menschen überhaupt "zumutbar" sei, wenn sie "gezwungen" würden, zu Beginn ihres Prozesses die Entfernung des Kruzifixes oder den Umzug in einen anderen Gerichtssaal zu verlangen. Krumsiek beantwortete diese Frage knapp mit "Ja".

Damit war der Wissensdurst des Kölner Abgeordneten aber noch nicht gestillt. Er fragte den Justizminister, welch "anderem" Zweck Kruzifixe und Wandkreuze im Gerichtssaal dienten, "als durch das Abbild des aufgrund staatlicher Willkür zu Unrecht gekreuzigten Jesus von Nazareth die Justiz ständig zu mahnen, nie wieder politische Urteile zu sprechen". Auf dieses Glatteis ließ sich Krumsiek aber nicht locken. Er begnügte sich mit der Antwort: "Die Ausstattung von Sitzungssälen der Gerichte im Land Nordrhein-Westfalen mit Kreuzen/Kruzifixen beruht auf überlieferter Übung."

Kraftwerk flog in die Luft

PEKING, 12. März (Reuter). Bei einer Explosion in einem Kraftwerk in Ost-China sind nach einem Bericht der Pekinger Volkszeitung vom Freitag mindestens 20 Personen getötet und über 20 verletzt worden. Das Unglück habe sich bereits am Mittwoch abend im Generator des Kraftwerks Beilungang in der Provinz Zhejiang ereignet. Der Generator sei ein Import aus einem nicht genannten Land. Die Untersuchungen der Unglücksursache seien noch im Gange.

16jähriger wollte FVV-Automat überlisten

HÖCHST. Einen 16jährigen Schüler verhaftete am Donnerstag gegen 14 Uhr eine Fußstreife der Polizei am Höchster Bahnhof, der von einem Zeugen dabei beobachtet worden war, wie er an einem FVV-Automaten manipulierte. Der Junge verhinderte durch einen Trick, daß die Ticket-Maschine Rückgeld ausspucken konnte und wollte später die Münzen aus dem Automat holen. gre

Fast 25 Prozent für die REP in Laubach

GRÄVENWIESBACH. Der höchste Stimmanteil für die "Republikaner" kam bei der Kreiswahl aus der nördlichsten Taunusgemeinde: Im Grävenwiesbacher Ortsteil Laubach, wo der Landespressesprecher der Partei, der vorzeitig in den Ruhestand getretene Lehrer, Harald Kanthack, wohnt, konnte seine Partei 24,4 Prozent der abgebenen Wählerstimmen für sich verbuchen. 84 Laubacher machten ihr Kreuz bei den "Republikanern", die damit im Dorf noch mehr Stimmen als die CDU (71 Stimmen) erhielten. cn

Unruhen, Gewaltverbrechen, Korruption, Spekulation, Drogen - die Liste negativer Begleiterscheinungen der Dengschen Reformen ist lang. Die Einkommensschere öffnet sich weiter. 200 Millionen Menschen, etwa 20 Prozent der Bevölkerung, zählen zu den "neuen Armen".

Qualen bis zur völligen Starre Parkinson-Selbsthilfegruppe Vordertaunus informiert Kranke

OBERURSEL. Unkontrollierbares Zittern, verspannte und steife Muskeln, Bewegungsverlangsamung bis zur völligen Starre: Diese Symptome, ausgelöst durch das Absterben einer bestimmten Gruppe von Gehirnzellen, kennzeichnen das "Parkinson-Syndrom". Mehr als 1000 Menschen im Hochtaunus- und Main-Taunus- Kreis leiden an der Krankheit, wie die Regionalgruppe Vordertaunus der "Deutschen Parkinson-Vereinigung" (DPV) schätzt.

Neuestes Angebot der DPV ist die Parkinson-Selbsthilfegruppe Vordertaunus für Kranke und Angehörige. Sie lädt ein zu einer Informationsveranstaltung am Mittwoch, 31. März, um 14.30 Uhr im Kelkheimer Seniorenheim, Görlitzer Straße 2. Referenten sind Klaus Bock, der Leiter der Regionalgruppe Darmstadt, und Ferenc Fornadi, Chefarzt der Parkinson-Fachklinik in Bad Nauheim.

Die Selbsthilfegruppe soll den Patienten und Angehörigen helfen, Probleme in einem anderen Licht zu sehen und neue Wege zu finden: durch Gespräche und gemeinsame Unternehmungen. Denn oft brechen soziale Kontakte ab, wenn die Krankheit ausbricht: "Alte Freunde" lassen sich plötzlich nicht mehr sehen. Mehr als 100 örtliche Selbsthilfegruppen hat der DPV deshalb in Deutschland schon gegründet. Sie bieten außer dem Erfahrungsaustausch auch Geselligkeit, Hilfe im Umgang mit Behörden, Vorträge, Informationsfahrten in die Fachkliniken und Krankengymnastik.

Ansprechpartner in der Regionalgruppe Vordertaunus ist Ulrich Huttenlocher in Oberursel, Telefon 0 61 71 / 5 72 94. ill

Endgültiges Wahlergebnis

MAIN-KINZIG-KREIS. Der Kreiswahlausschuß hat in seiner gestrigen Sitzung das endgültige Wahlergebnis der Kreiswahlen festgestellt. Es haben sich gegenüber den Ergebnissen des Wahlabends keine Veränderungen ergeben.

Die öffentliche Bekanntmachung des amtlichen Endergebnisses der Kreiswahl ist für den 18. März geplant. are

Die Schule: "Voll, groß, eckig, gebildet und warm" Oder: Wie das Wolfgang-Ernst-Gymnasium in Büdingen zu einem eigenen Signet gekommen ist

BÜDINGEN. Sie ist vor allem: "Voll, groß, eckig, gebildet, warm" - sie soll sein: "Gesund, frisch, offen, gemeinschaftlich". Bildlich ergeben sich daraus ein blaues Quadrat, ein roter Kreis und ein gelbes Dreieck auf schwarzweiß kleinkariertem Viereck, das der Schriftzug: "Wolfgang Ernst Schule Büdingen" an drei Seiten einschließt. Um diese Institution nämlich geht es: Die Einschätzung, wie sie ist und wie sie sein sollte, rührt von einer Umfrage her, an der sich immerhin gut 700 der 1250 Schülerinnen und Schüler sowie etwa 30 der 80 Lehrerinnen und Lehrer beteiligt haben. Deren Auswertung floß in das Schulsignet ein, das jetzt beim Tag der offenen Tür vorgestellt worden ist und künftig ganz im Sinne der corporate identity den Lerntempel etwa auf Briefköpfen, Aufklebern und T-Shirts repräsentiert.

Gut zwei Jahre dauerte die Entwicklung des Symbols. Dazu gehörte eben auch die Umfrage, in der mit Hilfe von Gegensatzpaaren ein Ist- und ein Soll- Bild der Einrichtung entstand. "Hoch - tief, beweglich - gefestigt, hierarchisch - demokratisch, männlich - weiblich", waren nur einige der charakterisierenden Attribute, die die Umfragebeteiligten auf einer Werteskala von minus drei bis plus zwei der Schule zuordnen sollten. Die anfangs genannten Eigenschaften wurden dabei laut Schulleiter Martin Günther am höchsten bewertet.

Die Auswertung bildete den Hintergrund, vor dem der Limeshainer Grafiker Alexander Wolfram Signetentwürfe erarbeitete. Eine Ausstellung und Diskussionen haben Kunstlehrer Eberhard Link zufolge, der das gesamte Projekt betreut hat, zur Entscheidung für das nun vorgestellte Emblem geführt.

Über den feinen Linien eines quadratischen Rasters erscheinen in den Grundfarben blau, rot und gelb locker in freier Pinselgeste drei geometrische Grundformen: Quadrat, Dreieck, Kreis. Eberhard Link: "Das gefundene Signum ist prägnant, einfach, einprägsam und doch geheimnisvoll, daß es entschlüsselt werden möchte." Das tut er denn auch: In seiner Interpretation stellt das Raster die kühle Effizienz einer Institution dar, ein gleichmachendes Gesetz, dem sich jeder zu fügen hat: überindividuell und unpersönlich. Spielerischer Kreativität aber gelinge es, dem Raster überlegen zu sein und es zu sprengen.

Das gelbe Dreieck, "die schöpferische Kraft Gottes", trete in Beziehung zum ewigen Kreislauf des Universums, dargestellt durch den roten Kreis, "um unsere materielle Welt, symbolisiert durch das blaue Quadrat, zu schaffen und zu gestalten. Dies zu erfahren und deren Gesetzmäßigkeit zu durchschauen, ist der Wunsch des Lernenden, dem der Lehrende hilfreich zur Seite steht", meint Link.

Schulleiter Günthers Sicht des Signets: "Als ,Schule zwischen Tradition und Zukunft&rquote; hat die Wolfgang-Ernst-Schule damit einen angemessenen Ausdruck gefunden." Nach ersten Reaktionen befragt, fällt ihm ein: "Manche waren etwas erstaunt. Sie hätten etwas Konservativeres erwartet. Manche Klassen waren ganz begeistert." Von den 500 bedruckten T-Shirts und den 1000 Aufklebern sei fast nichts mehr da, berichtet Günther und folgert, daß das Schulsignet einem "offensichtlichen Bedürfnis" entspreche. mk

Niddatal aktuell

Sondermüll bekommt Abfuhr NIDDATAL. Sondermüll wird am Donnerstag, 18. März, in den Niddataler Ortsteilen eingesammelt: Ilbenstadt, 11.30 bis 12.30 Uhr, Parkplatz am Sportplatz; Assenheim, 13.15 bis 14.15 Uhr, Kerbplatz an der Nidda; Bönstadt, 14.30 bis 15.15 Uhr, gegenüber der Kirche; Kaichen, 15.30 bis 16 Uhr, Brunnenstraße/An der Weed.

Altpapier wird am Dienstag, 23. März, in ganz Niddatal eingesammelt.

Baumschnitt wird am Mittwoch, 24. März, in Niddatal abgeholt. Kleinmaterial in Müllsäcken und Kartons wird allerdings nicht mitgenommen.

Die Verwaltung weist außerdem darauf hin, daß Landwirtschaftsbetriebe Spritzkanister und Kunststoffsäcke in den gelben DSD-Sack stecken dürfen. Das Gleiche gilt für Kunststoff-Farbeimer von Malerbetrieben. Handelsgeschäfte seien dagegen keine Endverbraucher, Kunststoffverpackungen aus dem Handel gehörten nicht in den gelben Sack. Bürgerhaus geschlossen NIDDATAL. Das Bürgerhaus Ilbenstadt bleibt von Dienstag, 16. März, bis einschließlich 1. April geschlossen. Feuerwehr mit Jahresversammlung NIDDTAL. Die Freiwillige Feuerwehr Kaichen lädt ein zur Jahreshauptversammlung am Freitag, 19. März, um 20 Uhr, im Bürgerhaus. Schornsteinfeger messen NIDDATAL. Der Bezirksschornsteinfeger Ottersbach kündigt Messungen nach dem Bundes-Imissionsschutzgesetz ab Donnerstag, 1. April, in Bönstadt an. de

Theaterstück über Jugend und Gewalt

LANGENSELBOLD. Das Jugendtheaterstück "Der dritte Tag" zeigt das Ensemble "Baustelle" am Freitag, 26. März, 20 Uhr, im Jugendzentrum Underground. Das Stück handelt von drei Jugendlichen, die sich aus Langeweile und einem Gefühl der Lebensleere heraus der Gewalt hingeben. Gefühllosigkeit und Rücksichtslosigkeit dominieren auch im Umgang der jungen Leute miteinander.

Julia Bannwarth, Martin Plass und Attila Rosza verkörpern auf der Theaterbühne überzeugend das jugendliche Trio. Der Eintritt kostet fünf Mark. alu

Diebe besuchten Baustelle

HÖCHST. Diebesgut im Wert von fast 10 000 Mark schleppten unbekannte Einbrecher am Donnerstag morgen aus dem Keller einer Baustelle am Ferdinand- Scholling-Ring. Unter anderem erbeuteten sie 1800 Meter Elektrokabel, Leitern und Bohrhämmer. Eine Tür, die durch eine Tiefgaragen-Einfahrt zugängig war, beschädigten sie beim Aufhebeln. gre

Ortsumgehung: Minister soll Verfahren forcieren

SELIGENSTADT. Der Seligenstädter CDU-Landtagsabgeordnete Frank Lortz hat sich am Freitag an den hessischen Verkehrsminister Ernst Welteke (SPD) mit der Bitte gewandt, Dampf zu machen, damit das Planfeststellungsverfahren zum ersten Abschnitt der Seligenstädter Südwestumgehung bald abgeschlossen werden könne. Lortz bezog sich auf den zweiten Erörterungstermin am Donnerstag, der wiederum ohne greifbares Ergebnis geendet hatte.

Nach Einschätzung des Abgeordneten kann bei "optimistischer Betrachtung" vielleicht erwartet werden, "daß bis Ende 1993 oder im Jahr 1994 ein Planfeststellungsbeschluß erfolgt". Allerdings hätten die Naturschutzverbände angekündigt, gegen einen solchen Beschluß zu klagen. Lortz: "In der Abwägungsentscheidung für die Menschen und bei geringfügigen Eingriffen in die Natur muß der Mensche den Vorrang haben." Die Seligenstädter litten seit geraumer Zeit am Verkehr. fin

Behutsam mit GUS umgehen Dresdner-Vorstand plädiert für soziale Abfederung der Reform

rb FRANKFURT A. M. Der Westen sollte Rußland und die anderen Republiken der GUS stärker bei der Umstellung der Wirtschaft unterstützen. Dabei kommt es nach Ansicht von Bernhard Walter, Vorstandsmitglied der Dresdner Bank, auch darauf an, diesen Prozeß sozial abzufedern. Ohne schnelle Hilfe von außen dabei, könne es Moskau kaum schaffen, das hohe Haushaltsdefizit abzubauen.

Walter warnt davor, den Reformprozeß zu schnell und zu sehr nach der reinen liberalen Markt-Lehre anzugehen: "Gute Ratschläge nach westlichem Strickmuster können die Probleme Rußlands kaum lösen." Notwendig sei es, die Marktwirtschaft dezentral und schrittweise einzuführen - beispielsweise durch die Schaffung einzelner Freihandelszonen. Das Beispiel der Preisfreigabe in der Vergangenheit habe gezeigt, "daß nun Monopolbetriebe anstelle des Staates diese festsetzten". Die soziale Situation in Rußland beschreibt Walter, im Bank-Vorstand für Osteuropa zuständig, als "sehr, sehr ernst". Die offene Arbeitslosigkeit liege bei zehn Prozent, Unterstützung fehle weitgehend. Die meisten Rentner lebten "unter dem Existenzminimum".

Hinsichtlich der Umschuldungsverhandlungen mit Rußland geht Walter auf Kompromißkurs: "Wir sind bereit, jede realistische Schuldendienst-Größe zu akzeptieren." Die Gläubigerbanken seien zu Erleichterungen durch Umschuldungen bereit - ein Erlaß käme aber nicht in Frage. Er sei auch weder erforderlich noch hilfreich. Immerhin sei Rußland mit seinen Rohstoffen eines der reichsten Länder. So könnten durch eine Wiederherstellung der Erdöl- und Gasquellen genügend Devisen erwirtschaftet werden.

Haupthindernis bei den Verhandlungen sei derzeit die Absicht der Ukraine, ihren Anteil an den Altschulden der Sowjetunion auf eigene Faust zu regeln. Offenbar bestünden in Kiew "falsche Vorstellungen über das Nachfolge-Vermögen der UdSSR". Kein Schuldendienst-Problem gäbe es nach Ansicht Walters, wenn es gelänge, die Kapitalflucht einzudämmen. Er dementiert jedoch, daß größere Summen auf deutschen Konten liegen.

Die Dresdner Bank selbst will in St. Petersburg im Laufe des Jahres, zusammen mit der Banque Nationale de Paris (BNP), ein eigenes Institut eröffnen. Zugesagt sei bereits eine umfassende Lizenz für alle Bankgeschäfte. Eine Aufgabe sei die Förderung von Gemeinschaftsfirmen. Mit Direktinvestitionen der deutschen Wirtschaft in der GUS von nur 140 Millionen Mark (Stand: Anfang 1992) gäbe es hier beträchtlichen Nachholbedarf.

GROSSKROTZENBURG. Der Landfrauenverein Großkrotzenburg beteiligt sich am Sonntag, 14. März, am Ostermarkt im Heimatmuseum in der Breitestraße.Von 10 bis 12 Uhr richtet der Geschichts- und Heimatverein dort seine alljährliche Osterschau. Die Landfrauenwollen selbstgemachten Liqeur und hausgemachte Marmeladeanbieten.

Zu ihremvereinsabend treffen sich die Frauen am Dienstag, 16. März, um 19 Uhr im Theodor-Pörtner-Haus. Karin Breidenbach wird einen Vortrag über Versicherungsschutz halten. alu

Namen + Notizen

SIGURD RINK, seit 1989 Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Usingen, wechselt nach Königstein- Falkenstein. Der 32jährige übernimmt dort die Martin-Luther-Gemeinde und wird zudem für die Öffentlichkeitsarbeit des Dekanats Kronberg sorgen. Rink war insgesamt sechs Jahre in Usingen. "Es war eine sehr schöne Zeit, aber man sollte die erste Pfarrstelle nicht ein Leben lang bekleiden", sagt Rink. Am Sonntag, 14. Februar, gibt es um 10 Uhr einen Abschiedsgottesdienst in der Laurentiuskirche.

Kammler-Gruppe Zitterpartie ist noch nicht zu Ende

ESCHBORN. Die Zitterpartie für die mehr als 500 Beschäftigten der Kammler- Gruppe mit Sitz in Eschborn (Main-Taunus-Kreis) geht weiter. Am Dienstag soll die Entscheidung über die Zukunft des überschuldeten Unternehmens fallen. Eine Verhandlungsrunde von Konkursverwalter, Banken und einem Investor am Freitag blieb ohne Ergebnis.

"Ich bin gedämpft optmistisch", urteilte Wilhelm A. Schaaf über den Stand der Gespräche. Der Frankfurter Rechtsanwalt und Notar leitet das Konkursverfahren. Das hatte das Amtsgericht Frankfurt am 2. Oktober vergangenen Jahres eröffnet. Grund: Die Unternehmensgruppe mit zehn Autohäusern (VW und Audi) war total überschuldet, hat Verbindlichkeiten in Höhe von 300 Millionen Mark.

Seit einigen Tagen wächst bei den Bediensteten die Furcht vor der endgültigen Pleite: Die Februar-Gehälter sind noch immer nicht bezahlt worden. Schaaf: "Alles steht und fällt mit den Verhandlungen."

Interesse an der Firmengruppe hat nach FR-Informationen der indische Geschäftsmann Ashok Chauhan. Er ist Gründer und Eigentümer der weltweit tätigen AKC-Firmengruppe mit Sitz in Oberursel im Hochtaunuskreis. Das Unternehmen der Petrochemie hat weltweit 2000 Beschäftigte und schrieb zuletzt nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Mark. kkü

Briefmarkensammler haben Großtauschtag

HÖCHST. Zu einem Großtauschtag am morgigen Sonntag, 14. März lädt der Philatelisten-Verein 1923 Frankfurt-Höchst alle Interessierten von 9 bis 17 Uhr ins Casino der Jahrhunderthalle ein.

Für Anfänger sind nach Auskunft der Briefmarken-Freunde genauso viele Stände aufgebaut wie für Fortgeschrittene, für die es am Sonntag besondere Lekkerbissen gibt. Wer mit dem Auto kommen will, für den gibt's auch genug Parkplätze. gre

Kleine FR

Gemütliches Jahrestreffen GROSSKROTZENBURG. Seine Jahreshauptversammlung hält der gesellige Verein "Gemütlichkeit" am Sonntag, 14. März, 15 Uhr, im Großkrotzenburger Vereinslokal "Taunusstuben" ab. Traditionelle Hallensportschau HANAU. Die Turnerschaft Großauheim veranstaltet am Sonntag, 14. März, ab 14.30 Uhr ihre traditionelle Hallensportschau in der Sporthalle am Spitzenweg.Gruben werden entleert ERLENSEE. Die Verwaltung gibt bekannt, daß die Abwassersammelgruben im Zeitraum vom 15. bis 19. März ausgepumpt werden sollen. Die Grundstückseigner werden gebeten, den Zugang zu den Gruben an diesen Tagen zu gewährleisten.Einladung zur Jahreshauptversammlung GROSSKROTZENBURG. Der Aquarien- und Terrarienverein Großkrotzenburg lädt am Freitag, 19. März, um 20 Uhr in sein Vereinsheim zur Jahreshauptversammlung ein. Zu einer Fachtagung im Großkrotzenburger Vereinsheim werden am heutigen Samstag, 13. März, ab 10 Uhr alle Vereinsvorstände aus dem hessischen Raum zusammenkommen. Ostermarkt im Heimatmuseum GROSSKROTZENBURG. Der Heimatverein Großkrotzenburg, die Landfrauen und der Elternbeirat des Gemeindekindergartens beteiligen sich an den Kulturwochen mit einem Ostermarkt im Heimatmuseum am Sonntag, 14. März. Auf österlich dekorierten Tischen präsentieren die Veranstalter den Basarbesuchern von 10 bis 18 Uhr Korbwaren, Töpferarbeiten, bemalte Ostereier, Osterschmuck, Handarbeiten und selbstzubereitete kulinarische Spezialitäten. Der Elternbeirat hat zudem in der "Babbelstubb" die Bewirtung übernommen und bietet ab 13 Uhr Kaffee und Kuchen an. Der Erlös kommt dem Kindergarten zugute.Vortrag über Versicherungschutz Zu ihrem Vereinsabend treffen sich die Frauen am Dienstag, 16. März, um 19 Uhr im Theodor-Pörtner-Haus. Karin Breidenbach wird einen Vortrag über Versicherungsschutz halten. Flohmarkt für Kindersachen HANAU. Im Hanauer Kindergarten St. Elisabeth (Vor der Kinzigbrücke) findet am Samstag, 20. März, von 11 bis 16 Uhr ein Flohmarkt für Kindersachen statt. Interessenten für einen Stand wenden sich an Weber unter Telefon 06181 / 2 69 72.

Dietzenbacher BUND verschiebt Treffen

DIETZENBACH. Die Ortsgruppe Dietzenbach des BUND wird sich in der kommenden Woche nicht wie üblich am Montag, sondern erst am Donnerstag, 18. März, nach der Mitgliederversammlung des BUND-Kreisverbandes für Stadt und Kreis - Beginn: 20 Uhr im Dietzenbacher Bürgerhaus - treffen. Der BUND wird zuvor seinen Vorstand wählen. fin

Mit der Studienreform endlich Ernst machen Ministerin verlangt von Universitäten überarbeitete Studienordnungen bis Februar 1994

WIESBADEN. Wissenschaftsministerin Evelies Mayer (SPD) will die "Entrümpelung" der Studiengänge an den hessischen Universitäten voranbringen. In einem Erlaß hat sie die Hochschulen jetzt verpflichtet, ihre Studien- und Prüfungsordnungen bis Mitte Februar 1994 an bundesweite Empfehlungen anzupassen. Damit verbunden ist die Aufforderung, in einer größeren Zahl von Fächern, in denen es bis heute keine Studienordnungen gibt, sie nunmehr vorzulegen. Mayer kündigte im Gespräch mit der FR außerdem einen "Berufungserlaß" an, nach dem die Neuberufung von Professoren an die Bedingung geknüpft werden soll, daß die jeweiligen Uni-Fachbereiche ihre künftigen Schwerpunkte verbindlich festlegen.

Ein Ziel des jetzigen "Entrümpelungserlasses" soll es sein, daß bei der Gestaltung des Studiums bis zur Diplom- oder Magisterprüfung nebensächliche Studieninhalte wegfallen können oder in Weiterbildungsangebote für Berufstätige verlegt werden. Mayer wies darauf hin, daß in manchen Studienordnungen bislang noch bis zu 220 "Semesterwochenstunden" bis zum Examen vorgesehen seien, während Kultusminister- und Hochschulrektorenkonferenz für Magisterstudiengänge nur maximal 160 Semesterwochenstunden empfehlen.

Für das jeweilige Hauptfach sollen in Hessen laut Ministeriumserlaß künftig nur 64 bis 72 Stunden verpflichtende Lehrveranstaltungen vorgesehen werden ("Pflicht- und Wahlpflichtbereich"), in den beiden Nebenfächern jeweils 32 bis 36 Stunden im Laufe des gesamten Studiums. Einer Überschreitung der angegebenen Höchstgrenzen will die Ministerin nicht zustimmen.

Mayer bestritt, daß es bei der Reform primär um angestrebte Spareffekte gehe. Zunächst einmal müßten überhaupt überall Studienordnungen durchgesetzt werden, deren Aufstellung in Hessen allein in Kompetenz der Universitäten liegt. Da hätten sich die Professoren oft in der Vergangenheit "endlos gestritten" und nicht berücksichtigt, daß sie es heute mit Studenten zu tun haben, "die Orientierung brauchen". In den vorhandenen, aber meist veralteten Studienordnungen sei es meist vor allem darum gegangen, die Disziplinen der jeweils vorhandenen Professoren festzuschreiben.

Mayer räumte ein, daß sie keine "Zwangsmittel" gegenüber den Hochschulen habe, die teilweise schon seit Jahrzehnten Studienordnungen planten, aber sich nicht festlegten. Es gehöre auch jetzt nicht zur Strategie der hessischen Hochschulpolitik, die bundesweit gewollte Studienreform im Streit mit den Universitäten durchzusetzen.

Der Weg, sie selbst zur Reform zu bewegen, sei "mühsam, aber nötig". Untersuchungen würden inzwischen eindeutig belegen, daß "die Zufriedenheit und auch die Erfolgsquote von Studenten höher ist, wenn es Studienordnungen gibt". Es gebe "Überlegungen" im Wissenschaftsministerium, die Reduzierung der bisher manchmal übertriebenen Pflichtstundenzahl auch mit finanziellen Anreizen für die Hochschulen zu verknüpfen.

Die Universitäten müßten "lernen, besser mit den vorhandenen Mitteln zurechtzukommen", sagte die Ministerin. Sie würden beispielsweise "hoffnungslos veralten", wenn sie sich nicht der Weiterbildung zuwenden - und das sei auch durch zu hohe Pflichtstundenzahlen in den Studiengängen blockiert. Ziel müsse die "Verbesserung" der Lehre sein, nicht ihre Reduzierung.

Wenig Sympathie hat Mayer für den Vorschlag, die Lehrverpflichtung der Universitäts-Professoren zu erhöhen, die nur bei acht 45-Minuten-Stunden pro Woche liegt. Bis zum Herbst werde die landesweit eingerichtete "Strukturkommission" erste Empfehlungen vorlegen, wie die Studienverhältnisse zu verbessern seien. me

4711-Manager Hawel muß verduften

aho KÖLN. Der oberste Manager des Kölner Parfüm-Konzerns Muelhens, Lothar Hawel, sitzt zu Unrecht auf seinem Posten. Dies entschied das Kölner Landgericht am Freitag. Damit ist der Rechtsstreit zwischen den beiden Eigentümern des traditionsreichen Familien- Unternehmens, besser bekannt als 4711, vorläufig beendet.

Wie berichtet, hatte der Minderheitsgesellschafter Dieter Streve-Mülhens den neuen Manager Ende 1992 eingestellt, ohne daß der Gesellschafter-Ausschuß vorher zugestimmt habe. Das ist aber laut Gesellschafter-Vertrag notwendig. Der Mehrheitseigner des Kölner Unternehmens, Ferdinand Mülhens, hatte deshalb Klage eingereicht. Das Gericht gab ihm nun Recht. Es stellte fest, daß der Arbeitskontrakt "gesellschaftsvertragswidrig" sei und von Streve-Mülhens unverzüglich rückgängig gemacht werden müsse. Hawel müsse seinen Posten sofort räumen. Die Kosten für die Einstellung und Beendigung des Vertrages müsse der Beklagte übernehmen. Das dürfte für Streve-Mülhens teuer werden. Denn der Streitwert des Prozesses liegt bei rund zwei Millionen Mark.

Streve-Mülhens hat gegen das Urteil Berufung angekündigt, wie eine Firmensprecherin mitteilte. Bis zu einer rechtskräftigen Entscheidung soll Hawel weiter seinen Managerposten wahrnehmen.

Lift-Fahrt ins Unbewußte "Flatternde Herzen" im "Theater in der Brotfabrik"

Ein Mann und eine Frau bleiben im Fahrstuhl stecken und erzählen sich gegenseitig von der anderen Frau und dem anderen Mann, mit dem jeder der beiden zusammengelebt hat. Wohlbekannte Motive aus dem Ehe- und Beziehungsalltag flackern auf: Sie will nach langen Jahren der Kindererziehung und Entbehrung vor allem mit Hilfe von Volkshochschulkursen "endlich auch mal was für sich tun"; er hat mit ihr, trotz seines Widerwillens gegen ihre Zärtlichkeiten, das mehr von ihr als gemeinsam gesteckte Ziel endlich erreicht, doch nun verläßt sie ihn. Das klingt nach Holzschnitt-Dramatik und drögem Realismus. Doch der Lift, der Lotti Kleinschmidt und Paul Lenz immer mal wieder ein hörbares Stück auf- oder abwärts befördert, ist das Vehikel einer "vertikalen Groteske", einer Reise durch die Schichten des Bewußtseins und die Möglichkeiten theatralischer Verfremdung des Lebens.

"Flatternde Herzen", die neueste Produktion des "Theater in der Brotfabrik" zeigt den eher seltenen Fall, daß Amateur-Schauspieler als Autoren ihres eigenen Stücks überzeugen können. Sie haben es sich auf den Leib geschrieben, aber bei immmer knappen, ausgefeilten Texten, einem exzellenten, mit viel Geometrie und Drahtseilen arbeitenden Bühnenbild und einer sauber durchgeformten Inszenierung (Brigitte Weth) ist das kein Nachteil. Das Ensemble hat eine eigenwillige Theater-Sprache entwickelt, mit Zeitlupen-Effekten, plötzlich stehenbleibenden Bildern, pantomimischen Einlagen und roboterhaften Sprech-Stücken. Der Bruch mit dem diskursiven Erzähltheater ist so radikal, die surreale Ästhetisierung so konsequent, daß das Ganze, nicht zuletzt auch dank einer präzis eingesetzten "Filmmusik", wie aus einem Guß wirkt. Nur manche von Friedel Beth gesprochenen Sätze hören sich auf eine Weise aufgesagt an, die durch die verfremdende, auf herkömmliche Charakterzeichnung verzichtende Art der Aufführung nicht hinreichend begründet ist.

Monika Dargatz krönt die Produktion durch ihre gekonnt sparsame, souverän mit Spannung spielende schauspielerische Leistung. Wie die zwei ihren verklemmten Sex doch einmal ausleben, indem sie eine Schaufensterpuppe genüßlich entkleiden, zerlegen und wieder zusammensetzen, das ist ausdrucksstarkes Körpertheater. Und beiden gelingen zwingend komische Momente in dieser Tragikomödie von Menschen, die, blind vor Verdrängung, aneinander und an ihren Sehnsüchten vorbeitaumeln, vielleicht ein Leben lang.

(Aufführungen im März am 13., 19. und 20., 20.30 Uhr im Theater in der Brotfabrik, Bachmannstraße.) PETER PETERS

Vögel ziehen die Stadt der . . .

(Fortsetzung von Seite 15)

ausreichen und deshalb auch schon mal Mäuse "angenommen" werden.

Der "Raubüberfall" im Palmengarten bestätigt im übrigen, was die Ornitholgen Klaus Richarz, Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte in Fechenheim, und sein Vertreter Rudolf Roßbach bestätigen: "Die Verstädterung einst wildlebender Vogelarten nimmt zu."

Jetzt, eine Woche vor Frühlingsanfang, sind auch die Amselmännchen wieder lärmend auf Quartiersuche. Sie stecken, mit viel Imponiergehabe, ihre Reviere gegenüber Rivalen ab. "Da laufen sie auch schon mal aufgeregt zu Fuß", sagt Roßbach. Wo sich gar Villengärten durch Hecken von denen der Nachbarn abgrenzen, nehmen die Schwarzgefiederten so ein Geviert ganz für sich und die kommende neue Generation in Anspruch. Und wenn die Weibchen ihre Eier gelegt haben, holt sich auch schon mal die diebische Elster so ein Ei.

"Der Besatz an Singvögeln ist wieder recht groß", sagen die Fechenheimer Ornithologen. Zumal Hochhäuser das Kleinklima angenmehm gestalten, sich "Wärmenischen" bilden und leicht Nahrung zu finden ist. Für die domestizierten Turmfalken sind Hochhausschluchten längt zum Felsen-Ersatz geworden.

Die Singdrossel ist jetzt aus voller Kehle dabei. "Sie wird oft mit der Nachtigall verwechselt", sagt Roßbach. Sie schmettert ihre Soli auffällig laut und schön aus erhöhtem Platz in den Bäumen.

Die Nachtigall hingegen sitzt im Busch. Die Meisen schlagen, die Rotkehlchen sind auf Nestsuche, auch Laubsänger, Schwarzkehlchen, der Hausrotschwanz, Bachstelze und Feldlerche. "Der März ist der Hauptmonat für diese Tiere", sagt Richarz.

Da brüten sogar schon die Waldkäuze (nicht zu verwechseln mit den Waldohreulen). Auch Uhus vermehren sich wieder, dank der "Auswilderung" von Züchterhand. "Allerdings bleiben dabei 50 Prozent der Tiere auf der Strecke", heißt es - vorwiegend unter Autoreifen oder unter Stromleitungen.

Auch die "Durchzieher" kommen jetzt auf dem Heimweg aus dem Süden. Weißstorch und Kraniche ziehen. "Dann sind wir für Anrufe dankbar", bitten die Fechenheimer Vogelkundler (Telefon 41 15 32). Allerdings würden Kraniche oft mit Wildgänsen verwechselt.

Etwa ab dem 10. April finden auch die Rauchschwalben wieder an den Main. Jene sanften, schnellen Flieger, die uns an Sommerabenden mit ihrem Sirren erfreuen und auch die bösen Schnaken fangen. Und die Greifvogelbalz beginnt: Mäusebussard, Roter und Schwarzer Milan (am Rhein und in der Wetterau verbreitet).

Allein im Brutrevier Kühkopf gibt es 50 bis 60 Brutpaare: "Eine hohe Konzentration und deshalb von europäischer Bedeutung", sagen die Ornithologen.

(Siehe unten: " . . . ")

Scharfe Handgranate in der Hosentasche

Zivilbeamte der Frankfurter Kripo haben am Donnerstag abend zwei schwerbewaffnete Kroaten kontrolliert. Bei der Routineüberprüfung, gegen 18 Uhr an der Nordseite des Hauptbahnhofs, zogen die Polizisten einem 23jährigen eine scharfe Splitterhandgranate aus der Hosentasche. Sein 22jähriger Begleiter hatte eine mit sechs Schuß geladene tschechische Pistole vom Kaliber 7,65 mm bei sich. Die Männer verweigerten die Aussage darüber, auf welche Weise sie in den Besitz der Waffen gelangt sind.

Bei der Festnahme kam es zu einem Gerangel, bei dem sich ein 49jähriger Beamter einen Bänderriß zuzog. Gegen die Kroaten sind Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffengesetz, das Waffengesetz und wegen Widerstandes eingeleitet worden. habe

US-Symphonie-Orchester gastiert in Höchst

HÖCHST. Das San Francisco Symphony Orchestra unter der Leitung von Herbert Blomstedt gastiert am Sonntag, 14. Märzum 20 Uhr in der Jahrhunderthalle Höchst. Aufgeführt werden Werke von Dukas, Harbinson, Sibelius und Strawinsky.

Das San Francisco Symphonie Orchestra wurde vor 80 Jahren gegründet und zählt heute zu den führenden US-amerikanischen Orchestern.

Karten kosten 28 bis 67 Mark. gre

Wo immer die beiden Polizisten der Büdinger Verkehrsschule auftauchen: Die kleinen Radler und Radlerinnen sind neugierig und wollen lernen Ein neues Auto für die Räder Premiere in Limeshain vor prominentem Publikum

LIMESHAIN/WETTERAUKREIS. Ann-Kathrin, 9 Jahre alt, muß nicht lange überlegen, was sie "viel lieber" tut - Rechnen und Lesen lernen oder bei den Polizeihauptmeistern Heinz Pauly und Detlef Naumann-Wolf das vorschriftsmäßige Radfahren trainieren. Auch Benjamin, ebenfalls 9, macht es "mehr Spaß", das Zweirad über einen eng an der Wirklichkeit orientierten Parcours in der Turnhalle von Limeshain zu steuern. Die elfjährige Angela findet gar, die theoretische Vorbereitung in ihrer Grundschulklasse sei noch erträglich gewesen: "Es ging."

Wo Pauly und Naumann-Wolf mit dem Lastwagen der Verkehrswacht des Wetteraukreises auftauchen, Räder auspakken und Ampelanlagen installieren, wekken sie innerhalb kurzer Zeit das Interesse der Pennäler. "Weil die Kinder alle Radfahrer sind und es richtig machen wollen", erklärt sich Barbara Haustein den Erfolg der beiden Polizisten, die offenbar aber auch über das persönliche Geschick verfügen, die Kluft zwischen den Generationen schnell zu überwinden. "Diese Beamten", sagt der Wetterauer Verkehrswacht-Vorsitzende Wolfgang Heil, "kommen gut an".

Ein neuer Lastwagen, 108 000 Mark teuer und von Kreis und Land finanziert, sorgt von nun an dafür, daß Naumann- Wolf und Pauly künftig ohne Zwischenfälle im altersschwachen Fahrzeug befürchten zu müssen, die Schulen in der Region um Büdingen ansteuern können.

Die Übergabe des neuen Fahrzeuges war der Anlaß dafür, daß Ann-Kathrin, Benjamin, Angela und weitere 15 Kinder der Klasse 4b in Limeshain vor Honoratioren vorführen durften, was sie theoretisch bei Frau Haustein und praktisch bei den beiden Polizeihauptmeistern gelernt hatten. Großer Jubel unter den Pennälern brach aus, als Pauly ihnen mitteilte, daß alle den Fahrradführerschein erworben hatte. Die Erfolgsbilanz von Pauly und seinen Polizei-Kollegen muß nun nach oben korrigiert werden: Nunmehr absolvierten 17 966 Kinder aus 815 Klassen seit 1980 die Büdinger Jugendverkehrsschule.

Die Arbeit der beiden Verkehrsschulen, ein weiterer Lastwagen geht von Friedberg aus auf Tour, ist in den beiden zurückliegenden Jahren schwieriger geworden. "Der Schonraum wurde mutig mit der Straße vertauscht", beschrieb Kreisbeigeordneter Joachim Pollmar (SPD) den Modellversuch, der im Mai 1991 in der Altenstädter Janusz-Korcak-Schule begann und auch dieses Jahr fortgesetzt werden soll. sal

Der Grüne Zach verliert seinen Job im Landratsamt Weichenstellung für Zusammenarbeit SPD-CDU? Von Rüdiger Arendt HANAU. Nach den für SPD und CDU verlorenen Kommunalwahlen ist man im Landratsamt bereits dabei, sich grüner "Altlasten" zu entledigen. Auf seiner jüngsten Sitzung hat der Kreisausschuß beschlossen, das in Hanau angesiedelte Sachgebiet Öffentlicher Personennahverkehr aufzulösen und diese Aufgabe den Kreiswerken in Gelnhausen zu übertragen. Seinen Job in Hanau verliert dabei der ehemalige persönliche Referent des grünen hauptamtlichen Kreisbeigeordneten Dr. Friedrich, Matthias Zach. Der Diplomsoziologe hatte es sich im Herbst 1991 mit seinem Vorgesetzten Dr. Harald Friedrich gründlich verscherzt, nachdem er Interna aus dem Kreisausschuß dem grünen Kreisverband gesteckt hatte. Dadurch entstand bei den Grünen der Eindruck, der inzwischen entmachtete Noch-Dezernent Friedrich kungele allzusehr mit den Sozialdemokraten.

Die Folge: Zach wurde als persönlicher Referent abgesetzt und in das Sachgebiet Öffentlicher Personennahverkehr versetzt. Eine Klage Zachs vor dem Arbeitsgericht gegen die Versetzung scheiterte.

Die Übertragung des Sachgebietes an die Kreiswerke Gelnhausen gibt einen Hinweis darauf, daß SPD und CDU bereits begonnen haben, die Weichen für eine Zusammenarbeit in den nächsten vier Jahren zu stellen. Denn daß Zach, der dem grünen Kreisvorstand angehört, nach Gelnhausen wechselt, ist unwahrscheinlich. Die entsprechende Stelle ist dort bereits besetzt. Seine einzige Chance, in Hanau zu bleiben, dürfte darin liegen, daß man für ihn eine angemessene andere Beschäftigung findet. Noch muß der Personalrat dazu gehört werden, die Anhörung ist laut Vorsitzender Monika Sauerbein in der nächsten Woche vorgesehen. Im Personalrat wird man bemüht sein, dem 40jährigen entgegenzukommen. Ansonsten steht ihm eine "betriebsbedingte" Kündigung ins Haus.

Gerüchte, daß im Landratsamt schon bald "weitere Köpfe rollen", bestätigten sich gestern zunächst nicht. Auf der nächsten Kreisausschußsitzung steht nichts auf der Tagesordnung, was in diese Richtung deutet.

Eine Fabrik unterm Hammer

OBER-RAMSTADT. Die Schlösser der Aktenköfferchen schnappen auf, Visitenkärtchen werden ausgetauscht, "Bieterkarten" ausgefüllt. Es geht los: "2400, 2600 dort ganz hinten". Der Auktionator mit niederländischem Akzent schwingt in der Stadthalle den Hammer. Wer hebt die Hand, wer geht höher? Na bitte! Da drüben schielt einer nach dem hartnäckigen Konkurrenten unter den 400 Leuten im Saal, der den Preis hochtreibt. Schon bald darauf fällt der Hammer, nur ein leichtes Klopfgeräusch. Den Hallenkran, Baujahr 1985, drei Tonnen Lastkapazität, ersteht ein Industrieller für schlappe 7500 Mark (ohne Demontage und Abtransport versteht sich). Die Vier-Säulen-Presse, sehr niedrig zum Einstieg taxiert ("sagen wir dafür so am Anfang gleich 12 000 Mark"), geht für 38 000 Mark weg. Die Hälfte der Kaufsumme ist sofort fällig: in bar oder per Scheck, Banksicherheiten sind gefragt. Das Geschäft mit den Schneckenspritzgießmaschinen, die per Video präsentiert werden, läuft nur schleppend.

Exakt 2944 Einzelpositionen, säuberlich inventarisiert im Katalog, sind aufzurufen. Der Auktionator schlägt wieder zu. Überwiegend Maschinen für Kunststofftechnik und Werkzeugbau werden in der Stadthalle Ober- Ramstadt (Kreis Darmstadt-Dieburg) versteigert. Es geht um die "Abwicklung" der in Konkurs gegangenen Fabrik Carl Schneider aus dem benachbarten Rohrbach. Verpackungen für Datenspeicher, Audio- und Videokassetten, Filmspulen, Geräte für die Medizintechnik wie Blutfilterbehälter und Gehäuse von Telefonapparaten sind dort bis vor kurzem hergestellt worden.

Von der Fräsmaschine bis zum Spannfutter aus der ehemaligen Schleiferei und der Exzenterpresse, von der Garderobe bis zum Panzerschrank, Transitfahrzeuge und Gabelstapler, selbst die zwei welken Grünpflanzen ("Ficus benjamini"), die ihre gelben Blätter abwerfen, kommen unter den Hammer. Was jetzt nicht weggeht, wird vielleicht "freihändig" verkauft, weit unter Schätzpreis.

Gleich in der ersten Reihe der Stadthalle sitzen Russen. Kaufinteressenten aus Ägypten und anderen arabischen Staaten sind da, ein Geschäftsmann aus Norwegen, aus Belgien, Repräsentanten hiesiger namhafter Firmen. Man kennt sich. Die Zentrale der mit der Versteigerung betrauten Arnold-Troostwijk-Gruppe in Amsterdam hat gut vorgearbeitet, Tausende von potentiellen Interessenten per "direct-mailing" informiert.

Dicke Autos stehen schon am frühen Morgen vor den gelben Klinker- Industriebauten im 50er-Jahre-Stil. Herren im feinen Zwirn, die ernste Kaufabsichten hegen, andere wiederum unscheinbar in Lederjacken und nur von Neugierde getrieben - sie alle blicken suchend umher, prüfen, ziehen Schubladen auf, knien sich und lugen unter die Maschinen. 900 bis 1000 Interessenten mögen gekommen sein, schätzt Jacques Hendriksen, Geschäftsführer von Troostwijk.

Bis November 1992 haben bei Schneider noch rund 300 Menschen gearbeitet. Jetzt stehen im Büro "Verkauf Ausland" nur noch ein altmodischer Schreibtisch, ein halbhoher Schrank, Nußbaum furniert, ein paar Stühle aus den 60er Jahren. In einer Werkhalle hängen Postkarten mit Urlaubsgrüßen der Kollegen: aus Saalbach/Hinterglemm, Budapest, der "Weltstadt Berlin", aus der Türkei. Noch ist das Flugblatt angeklebt, in dem der Betriebsrat über Konkursausfallgeld informiert. Die Stechuhr tut noch ihren Dienst. Durch die staubigen Scheiben sieht man auf das alte Rohrbach: Bauernhöfe, Fachwerk.

Reminiszenzen! Die Realität heißt Liqudidation eines 1925 als kleine Schlosserei für Landmaschinen gegründeten Familienunternehmens. Der nach dem Krieg zum typischen Unternehmer der "Aufbauära" aufgestiegene Schneider hatte in den siebziger Jahren rund tausend Beschäftigte. Dann mußten mehrmals Stellen abgebaut werden, 1989 brannte es.

"Die zu hohen Lohnkosten haben denen das Genick gebrochen", weiß Jacques Hendriksen. Hinzu kamen Exportprobleme, der hohe Dollarkurs. Die Billigkonkurrenz aus Fernost hat auf dem Markt der Kompaktkassetten die Nase vorn. Multinationale Firmen legen europaweit etliche Betriebe mit ähnlicher Struktur wie Schneider still, berichtet Hendriksen. Spezialmaschinen von Schneider sind schon verkauft, eingearbeitetes und geschultes Personal dafür von anderen Unternehmen abgeworben worden. Fünf bis sechs Millionen Mark will Trostwijk in Ober-Ramstadt für den Konkursverwalter erlösen - Industriehallen und Gelände nicht mitberechnet.

Rund zehn Auktionen im Jahr veranstaltet die nach eigenen Angaben europaweit zu den größten Unternehmen für Industriebewertungen und -versteigerungen zählende Troostwijk- Gruppe in Deutschland (35 Niederlassungen mit 800 Mitarbeitern). Als nächstes will die GmbH mit Sitz in Frankfurt a. M, Düsseldorf und Dresden die internationale "Expo" in Sevilla unter den Hammer bringen.

Doch nicht nur bei Pleiten oder Vergleichen tritt Troostwijk auf den Plan. Der Hauptumsatz wird mit Gutachten im Auftrag von Banken, Leasinggesellschaften, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Liquidatoren erzielt. Aber spektakulärer sind nun mal Versteigerungen. Darunter ein Erzbergwerk in Bad Grund im Harz, eine Zuckerfabrik in Düren, das Fichtel- und-Sachs-Werk in Hanau sowie Bäume und Kioske der Frankfurter Bundesgartenschau. JÖRG FEUCK

Einbrecher demolierten Möbel in einer Schule

DIETZENBACH. Bei einem Einbruch in die "Regenbogenschule" im Dietzenbacher Stadtteil Steinberg haben Unbekannte sbeträchtlichen Schaden angerichtet. Nach Darstellung der Polizei waren die Täter durch ein Toilettenfenster eingedrungen und hatten drei Türen aufgetreten, um in den Verwaltungstrakt zu gelangen. Dort demolierten sie das Mobiliar und ein Fotokopiergerät. fin

Zwei Menschen verletzt

HEUSENSTAMM. Bei einem Unfall auf der L 3001 sind am Donnerstag mittag eine Person schwer und eine leicht verletzt worden. Nach Mitteilung der Polizei stießen ein Auto und ein Lastwagen frontal zusammen. Der Autofahrer hatte in einer Linkskurve zwischen der Kreuzung Wildhof und Waldesruh drei Fahrzeuge überholt und konnte nicht früh genug wieder nach rechts einfädeln. dac

Nordkorea kündigt den Atomwaffensperrvertrag

Schritt Pjöngjangs löst weltweit Sorge aus Von unserer Korrespondentin Tina Stadlmayer TOKIO, 12. März. Das kommunistische Nordkorea hat am Freitag als erster Unterzeichnerstaat überhaupt den internationalen Atomwaffensperrvertrag gekündigt. Der von der Regierung in Pjöngjang als "unumstößlich" bezeichnete Schritt löste weltweit Besorgnis aus. Die Unterzeichner des Sperrvertrages sind verpflichtet, internationale Inspektionen ihrer Nuklearanlagen zuzulassen und - soweit sie nicht zu den klassischen Atommächten zählen - keine Atomwaffen zu bauen oder weiterzuverbreiten. Nordkorea verweigert der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO jedoch seit einigen Wochen die Untersuchung zweier Lagerhallen nahe eines Atomzentrums. Dort vermutet die IAEO Beweise für den Bau einer Atombombe.

Die IAEO hatte Nordkorea am 25. Februar ein Ultimatum gestellt: Innerhalb von vier Wochen müsse es die Inspektion der Lager in der Nähe des Atomzentrums Yongbyon zulassen. Die kommunistischen Machthaber in Pjöngjang drohten als Antwort "mit der Geißel des Krieges", falls die Vereinten Nationen ähnlich wie in Irak die Inspektionen erzwingen wollten. Sie warfen der IAEO vor, sie verletze ihre Pflicht zur Neutralität und wolle Militäranlagen im Auftrag der USA ausspionieren. Nach Angaben westlicher Geheimdienste haben die Nordkoreaner vor den Toren des Atomzentrums Flugabwehrstellungen installiert.

Die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur bezeichnete den Austritt aus dem Sperrvertrag als "gerechtfertigte Selbstverteidungsmaßnahme" gegen den "ungerechten Akt" der IAEO und gegen "Atomkriegsmanöver" der USA. Zur Zeit findet in Südkorea ein Großmanöver mit 120 000 Soldaten Südkoreas und der USA statt, das von Nordkorea als Vorbereitung für einen Angriffskrieg bezeichnet wird. Pjöngjang rief deshalb für Militär und Bevölkerung einen "kriegsähnlichen Alarmzustand" aus.

Die Regierung Südkoreas erklärte, Nordkoreas Schritt verstärke den Verdacht, daß es an einer Atomwaffe arbeite. Die Vertragskündigung bedrohe "nicht nur die Stabilität auf der koreanischen Halbinsel, sondern auch den Weltfrieden". Die USA forderten Nordkorea auf, unverzüglich dem Vertrag wieder beizutreten. Binnen 90 Tagen seien Inspektionen weiter erlaubt, hieß es im US-Außenministerium. (Weiterer Bericht Seite 2,

Leitartikel Seite 3)

Zitterpartie um Kammler: Entscheidung am Dienstag Konkursverwalter verhandelt mit Banken und Investor

ESCHBORN / FRANKFURT. Die 500 Bediensteten der Kammler-Gruppe müssen weiter auf ihr Gehalt warten: Eine Verhandlungsrunde im Frankfurter Hof endete gestern ohne Ergebnis. "Ich bin gedämpft optimitisch", beurteilte Konkursverwalter Dr. Wilhelm A. Schaaf den Stand der Gespräche mit Banken und einem Investor. Eine endgültige Entscheidung solle am Dienstag getroffen werden.

"Das steht und fällt mit dem Investor", sagte Dr. Wilhelm A. Schaaf. Der Frankfurter Rechtsanwalt und Notar leitet das Konkursverfahren. Das hatte das Amtsgericht Frankfurt am 2. Oktober vergangenen Jahres eröffnet. Bei einer Bankprüfung war zutage gekommen, was der Firmenchef Henning Kammler und sein Prokurist jahrelang vertuschten: Die Unternehmensgruppe (Sitz in Eschborn) war total überschuldet und nicht mehr zahlungsfähig. Auch die Staatsanwaltschaft hat Interesse an Henning Kammler: Sie ermittelt wegen fortgesetzten Betrugs, Untreue und Bilanzfälschung. Der Firmenchef war den Ermittlern allerdings zuvorgekommen: Er hatte sich selbst angezeigt.

Gigantisch indes sind die Dimensionen der Schuldenlast auf den zehn Betrieben der Kammler-Gruppe: 300 Millionen Mark. Nachdem die Banken im Herbst sämtliche Konten der zehn Autohäuser (VW und Audi) im Rhein-Main-Gebiet und in Weimar gesperrt hatten, weder Löhne noch Ersatzteile bezahlt werden konnten, gelang es Schaaf, bei den Banken einen weiteren Kredit locker zu machen. Damit arbeiteten die Betriebe bis Anfang des Jahres problemlos. Seit einigen Tagen allerdings wächst bei den Bediensteten die Furcht vor der Pleite: Die Februar-Gehälter sind noch immer nicht gezahlt worden.

Am Mittwoch hatte der Betriebsrat im Eschborner Stammhaus deswegen eine Versammlung der Belegschaft einberufen: Sie forderte Aufklärung von der Geschäftsleitung und von seiten des Konkursverwalters (siehe FR vom Donnerstag). Schaaf-Beauftragter Dirk Pfeil, Landtagsabgeordneter der FDP und Unternehmensberater, blieb trotz schriftlicher Einladung fern. "Er hat weder zu- noch abgesagt", kommentierte Betriebsratsvorsitzender Richard Eckert die kommentarlose Absage. Und IG-Metall-Sekretär Jürgen Leydecker wetterte über die "hundsmiserable Informationspolitik".

Was keiner von ihnen wußte: Just als die Belegschaft Aufklärung erhoffte, verhandelte Schaaf mit den Banken. "Es läßt sich so nicht weiterführen", beschrieb er im FR-Gespräch die finanzielle Situation der Autohäuser. Die Schuldenlast sei übermächtig. Bei der neuerlichen Verhandlungsrunde am Freitag in Frankfurt saß denn auch der Betriebsrat mit am Tisch - und hörte: Die Entscheidung fällt am Dienstag.

"So viel Geduld werden wir noch aufbringen müssen", sagte Gewerkschafter Leydecker. Er und auch die 500 Beschäftigten blicken nun nach Oberursel: Dort sitzt der potentielle Investor - Ashok Chauhan, indischer Geschäftsmann mit britischem Paß. Chauhan hat Interesse an der Kammlergruppe, einer Sparte, mit der er bislang nichts zu tun hatte. Der 50 Jahre alte Diplom-Chemiker gründete von 20 Jahren die Technicom GmbH, aus der später die weltweit operierende AKC- Firmengruppe hervorging. Ein Unternehmen mit 45 Gesellschaften, 2000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von zuletzt zwei Milliarden Mark. 100prozentiger Eigner der Gruppe mit einem Stammkapital von mehr als 100 Millionen Mark ist Ashok Chauhan. Verstärkt ins Geschäft gekommen sind in jüngster Zeit die beiden AKC-Töchter Bekobau und Hebau. Die Gesellschaften "sind im Immobiliengeschäft tätig und verwalten die zahlreichen Grundstücke der Gruppe", heißt es in einer Firmeninformation.

"Wir sind ein gutes Stück vorangekommen", gab sich Chauhan optimistisch. Er habe gestern bis in den Abend mit Banken verhandelt. Ziel seines Engagements sei es, eine Zwischenlösung zu finden und eine Pleite abzuwenden. Zunächst wolle er die Autohäuser kaufen, sich später dann in der Branche nach Käufern umsehen. Und wie sieht es mit den Löhnen aus? Chauhan: "Da zeichnet sich eine Lösung ab." KLAUS KÜHLEWIND

Alkoholisierter Fahrer floh im gestohlenen Auto

Mit bis zu 140 Stundenkilometern ist ein 27jähriger in der Nacht zum Freitag im Auto durch die Stadt gerast, um die Polizei abzuschütteln. Die Beamten waren dem Autofahrer von der Sachsenhäuser Paradiesgasse an gefolgt. Dort hatte der Mann das Rotlicht einer Verkehrsampel mißachtet.

Unterwegs durch die Innenstadt ignorierte der 27jährige noch weitere rote Signale, ehe er schließlich gegen 4.15 Uhr in Höhe der Friedberger Landstraße gestellt werden konnte.

Der Mann war erheblich alkoholisiert, und überdies war er nicht im Besitz einer Fahrerlaubnis. Das Auto gehört seinem ehemaligen Chef. Den Zündschlüssel hatte er aus dem Büro in der Firma gestohlen. habe

Der russische Njet Set

Boris Jelzin hat nach der Freitags-Sitzung der Volksdeputierten, nach seinen neuerlichen Niederlagen, noch immer nicht seine "letzte Variante" offengelegt. Die Volksbefragung - wohl am 25. April, wenn sich jemand findet, der sie organisiert - kann es doch nicht sein. Verbindlichen Charakter hätte sie nur dann, wenn die Deputierten das so wollen; sie wollen nun gerade nicht. Ein Meinungsbild könnte sie ergeben; aber die beste Demoskopie kann Demokratie nicht ersetzen. Noch weniger kann sie staatliche Machtstrukturen errichten.

Unverbindliche Umfragen gibt es überdies schon. Selbst wenn man ihnen eine überdurchschnittliche Irrtumsmarge zubilligt, ist das Ergebnis eindeutig. Auf die Frage, wem das Volk die Fähigkeit zur Problemlösung zutraut, dem Präsidenten oder den Deputierten, antwortet es: keinem von beiden, aber dem Kongreß noch weniger als dem Staatschef. Jelzins Popularität ist an die 30-Prozent-Grenze gestoßen (von oben her), also heftig zusammengebrochen. Die der Deputierten versinkt in noch tiefere Niederungen. Beneidenswerter kleiner Nachbar Litauen: Dort gibt es noch ehrliche Ex-Kommunisten, und sie gewinnen faire Wahlen.

Die mag es auch in Rußland demnächst geben, allerdings: Vorerst ist alles festgefahren. Ein Wahlgesetz, das minimalen Ansprüchen genügt, müßte erst geschaffen werden, und unter der Vielzahl von Parteien fehlt die demokratische, die den Wunsch nach Reformen bündelt und formuliert. Den Ton gibt der Njet Set an. Für eine Volksdeputierten-Neuauflage mag das genügen. Die Aufgabe, eine neue Ordnung verfassungsmäßig zu formulieren, läßt sich mit seinem negativen Populismus nicht lösen, zumal er nicht populär ist. gro

Ein, zwei, viele Somalias

Die somalische Hungersnot haben die US-UN-Truppen so halbwegs im Griff. Doch weiß niemand, ob dieser Erfolg von Dauer ist, wenn demnächst ein türkischer UN-General das Kommando übernimmt und Washington sich von der vollen Verantwortung am Krisenschauplatz Horn von Afrika löst. Und der nächste Notfall zeichnet sich schon ab: Ruanda.

Das Rote Kreuz malt einen Schrecken somalischen Ausmaßes für das in einen Bürgerkrieg verstrickte kleine Land an die Wand, in dem eine Million Menschen auf der Flucht sind. Grausame Massaker im ungelösten Konflikt zwischen Hutu und Tutsi lasten als Hypothek auf Ruandas Zukunft. Von den systematischen Menschenrechtsverletzungen nahm hier bislang kaum jemand Notiz. Das Interesse konzentrierte sich auf einen populären Film über Gorillas. Nicht diese, sondern die bedrohten Menschen haben nun Aussicht auf Hilfe: Der UN-Sicherheitsrat will Friedenstruppen entsenden, die den brüchigen Waffenstillstand zwischen den Rebellen von der FPR und der Regierung kontrollieren sollen. Vielleicht werden die diesmal in Marsch gesetzt, ohne daß zuvor Schreckensbilder über die Fernsehschirme flimmern müssen. Längst aber sind die UN mit den vielen Somalias in Afrika überfordert. Selbst da, wo UN- Blauhelme verfügbar sind, garantieren sie - auch wenn die neue Weltordnung diese Illusion noch nährt - keinen Frieden. Den gibt es ohne politische Konzepte nicht, wie die bösen Erfahrungen von Kambodscha bis Somalia lehren. bk

Mit dem Messer gedroht

OFFENBACH. Ein 31jähriger Mann ist in der Nacht zum Freitag gegen 0.30 Uhr an der Bushaltestelle Wald-, Feldstraße von zwei Männern überfallen worden. Sie bedrohten ihn mit einem Messer und raubten ihm 90 Mark. Einer der Männer soll etwa 25 Jahre alt, 1,75 bis 1,80 Meter groß sein. Er hatte rötliche Haare und trug eine rote Jacke und eine blaue Hose. Sein Komplize wird auf 20 Jahre geschätzt. Er trug eine schwarze Lederjakke. Hinweise an die Kripo: 8090 259. dac

Gesunder Menschenverstand?

Bei den Friedensverhandlungen über Bosnien-Herzegowina ist kein Fortschritt in Sicht. Daran hat auch der spektakuläre Auftritt des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic in Paris nichts ändern können. Selbst wenn dieser Politiker, der weithin als Hauptverantwortlicher für den Krieg im ehemaligen Jugoslawien gilt, den entsprechenden Einfluß auf die Führung der bosnischen Serben haben sollte - gegen deren Willen vermag er kaum Entscheidungen durchzusetzen.

Der Schlüssel für einen Verhandlungserfolg im bosnischen Bürgerkrieg liegt in Bosnien selbst. Primär heißt dies, bei der Führung der bosnischen Muslime und Serben, weil die von den Vermittlern Vance und Owen am besten bedachten Kroaten die angebotenen Lösungen bereits akzeptiert haben. Muslime und Serben bleiben hingegen gleichermaßen skeptisch. Der harte Kern des muslimischen Präsidiums, der offenbar noch immer hofft, das Blatt zu seinen Gunsten durch eine militärische Intervention wenden zu können, stellt neuerdings sogar wieder den bereits von allen drei Seiten angenommenen Verfassungsrahmen in Frage. Entscheidender bleibt aber die Frage der Grenzen der zehn zu schaffenden weitgehend autonomen Provinzen. Sowohl Serben als auch Muslime fühlen sich benachteiligt. Serbenführer Karadzic hat vor Wiederaufnahme der New Yorker Verhandlungen vorgeschlagen, die Grenzfrage neu aufzurollen und "basierend auf Konsens, historischen Gegebenheiten und gesundem Menschenverstand" neu zu definieren.

Das klänge gut, wären die genannten Vorbedingungen vorhanden. Da es am guten Menschenverstand in diesen Breiten aber eher fehlt und selbst die historischen Gegebenheiten umstritten sind, muß man bis zum Beweis des Gegenteils am Zustandekommen des beschworenen Konsens zweifeln. yr

Radfahrer-Club Mövia Hainstadt steht vor zwei ereignisreichen Wochenenden Erst großer Abschied für Horner/Liebenow, dann die Hessenmeisterschaften Neben Bundestrainer Heinz Pfeiffer hat sich auch Landrat Josef Lach angesagt / Titelkämpfe leider ohne Marion Schmitt: Die Bänder im Training gerissen

Beim Radfahrer-Club Mövia 1921 Hainstadt stehen in den kommenden Tagen zwei Groß-Ereignisse an. Am Sonnntag verabschiedet der Verein zwei Sportlerinnen, die in ihrer Laufbahn für den RC große Erfolg auf nationaler und internationaler Ebene feierten.

Claudia Horner und Simone Liebenow gehörten zu den besten Kunstradfahrerinnen der Bundesrepublik und werden am Sonntag vom Verein für ihre sportlichen Leistungen geehrt. Um 10.30 Uhr findet im Evangelischen Gemeindehaus in Hainburg die offizielle Verabschiedung der beiden sportlichen Aushängeschilder statt.

Bereits eine Woche darauf richtet der RC die hessischen Meisterschaften der Aktiven und Junioren aus und wird zum "Nabel" der hessischen Kunstrad-Szene. Auch zu den Landestitelkämpfen werden hochkarätige Gäste erwartet.

Besonders im Bereich der Einradfahrer zählen die hessischen Vertreter zur deutschen Elite. Insgesamt werden 450 bis 500 Teilnehmer in Hainstadt erwartet. Sie und die Zuschauer werden natürlich in altbewährter Qualität von den eifrigen Mitgliedern des RC bewirtet. Zunächst werden am Samstag ab 13 Uhr die Aktiven im Einer-, Zweier- und Mannschafts- Kunstradfahren sowie im Vierer- und Sechser-Einradfahren um Pokale, Medaillen und die Qualifikation zu den südwestdeutschen Meisterschaften, für die eine Mindestpunktmarke gesetzt ist, streiten. Am Sonntag gehen die Junioren im Alter von 14 bis 18 Jahren in denselben Disziplinen an den Start.

Nicht ins Rennen gehen die Lokalmatadorinnen Marion Schmitt (19 Jahre) und Britta Scherbe (18 Jahre), die als heiße Titelanwärterinnen im Aktiven-Bereich galten. Marion Schmitt zog sich im Training einen Bänderriß zu. Die beiden Hainstädterinnen, die gemeinhin als Nachfolgerinnen des Erfolgs-Duos Liebenow/Horner gelten, streben einen Start bei den deutschen Meisterschaften im Sommer dennoch an und hoffen bei Vorlage entsprechender Atteste auf eine Startberechtigung seitens des zuständigen Verbandes.

Als einzige Vertreterin des RC geht somit Daniela Horner, die 15jährige Schwester von Claudia Horner, in die Titelkämpfe. Die Kunstradfahrerin rechnet sich gute Chancen auf eine Plazierung unter den ersten drei und die Qualifikation zu den südwestdeutschen Meisterschaften aus. Bevor am 27. und 28. März in der Großsporthalle an der Königsberger Straße die neuen Kunstrad-Spitzen des Hessenlandes ermittelt werden, steht für die Hainstädter die Verabschiedung zweier Sportlerinnen auf dem Plan, die in den vergangenen Jahren das Bild des deutschen Kunstradsportes wesentlich geprägt haben. Simone Liebenow und Claudia Horner können auf eine über 20 Jahre dauernde, erfolgreiche Karriere zurückblicken. Trainerin Helga Liebenow, die Mutter von Simone, wird beim RC Mövia in Zukunft als Fachwartin tätig sein.

Von 1983 bis 1991 war das Gespann Liebenow/Horner alljährlich südwestdeutscher Meister, nachdem bereits im Schüler- und Jugendbereich zahlreiche Bezirks- und Hessentitel zu Buche standen. 1989 bis 1991 wurden Liebenow/Horner deutsche Vizemeisterinnen und gehörten seit 1986 dem Kader der deutschen Nationalmannschaft an. Höhepunkt ihrer internationalen Karriere war die Bronze-Medaille bei den Weltmeisterschaften 1987 in Dänemark.

Selbstverständlich wird auch Bundestrainer Heinz Pfeiffer am Sonntag unter den Gästen sein. Erwartet wird auch der Offenbacher Landrat Josef Lach sowie Vertreter der Gemeinde Hainburg. RC- Vorsitzender Roland Schmitt erhofft sich für den gebührenden Abschied seiner drei "Galionsfiguren" noch zahlreiche weitere Besucher im Evangelischen Gemeindehaus in der Uhlandstraße in Hainstadt. ina

GROSSKROTZENBURG. Der Heimatverein Großkrotzenburg, die Landfrauen und der Elternbeirat des Gemeindekindergartens beteiligen sich an den Kulturwochen mit einem Ostermarkt im Heimatmuseum am Sonntag, 14. März. Auf österlich dekorierten Tischen präsentieren die Veranstalter den Basarbesuchern von 10 bis 18 Uhr Korbwaren, Töpferarbeiten, bemalte Ostereier, Osterschmuck, Handarbeiten und selbstzubereitetet kulinarische Spezialitäten. Der Elternbeirat hat zudem in der "Babbelstubb" die Bewirtung übernommen und bietet ab 13 Uhr Kaffee und Kuchen an. Der Erlös kommt dem Kindergarten zugute. alu

"Sicherheit rund ums Haus" mit der Kripo

HANAU. "Sicherheit rund ums Haus" - mit umfangreichem Informationsmaterial wird die Kriminalpolizei ab Montag, 16. März, und bis einschließlich 31. März bei der Verbraucherberatung Hanau in der Wilhelmstraße 11-13 zu Gast sein.

Jeweils montags von 14 bis 17 Uhr und freitags von 9 bis 13 Uhr sind Mitarbeiter der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle persönlich vor Ort. Zu den übrigen Zeiten können sich Besucherinnen und Besucher an Ausstellungstischen kundig machen: montags von 9 bis 13 Uhr, dienstags von 14 bis 18 Uhr, und mittwochs von 9 bis 13 und 14 bis 17 Uhr. az

FSV Münster, Ringen Nur knapp an Bronze vorbei Thomas Winter überraschte / Gattnar hatte da mehr Glück

Erfolgreichster Vertreter des Ringer-Zweitbundesligisten FSV Münster bei den deutschen Meisterschaften der Freistilringer in Berlin war Thomas Winter. Der Schwergewichtler sicherte sich überraschend den fünften Rang, nachdem er im Kampf um Bronze wegen einer Handverletzung aufgeben mußte. Eine Bronzemedaille errang Mario Gattnar, der Ringer-Trainer des AV Schaafheim. Im Mittelgewicht besiegte Gattnar im Kampf um Platz drei den Goldbacher Ralf Fleckenstein mit 2:0. Münsters Papiergewichtler Thomas Wörner hatte Lospech und mußte bereits in der ersten Runde gegen Meister Heugabel die Segel streichen.

Mit 0:15 unterlag Thomas Wörner dem deutschen Spitzenringer von der SG Mömbris/Königshofen. Da Heugabel erwartungsgemäß das Finale erreichte, durfte Wörner in der Trostrunde nochmals antreten, konnte sich jedoch auch hier nicht durchsetzen. Gegen Andreas Thierauf unterlag er mit 0:4. Halbschwergewichtler Olgun Levent zog über einen 4:3-Erfolg gegen den Mühlheimer Dirk Winterfeld in das Achtelfinale ein. Hier traf er auf Dirk Petzold (Neckargartach) und unterlag mit 1:9.

Sein Gewichtsklassen-Kollege Klaus Schmitt war erfolgreicher, erfüllte jedoch nicht die Ansprüche von Bundestrainer Wolfgang Nitschke. Das Halbschwergewicht gilt nach wie vor als "Problemklasse". Schmitt besiegte im Achtelfinale Jürgen Stechele (Westendorf) mit 3:0 und traf im Viertelfinale auf den Wittener Ingo Manz. Der spätere deutsche Meister besiegte den Münsterer mit 3:0. In der Trostrunde unterlag Schmitt dem starken Klaus Möhring mit 1:3 und mußte mit Platz sechs Vorlieb nehmen.

Über einen 3:1-Erfolg gegen den Thalheimer Möhring war Winter ins Viertelfinale eingezogen, wo er auf Rube traf. Den Potsdamer fegte Winter mit 11:0 förmlich von der Matte. Im Halbfinale mußte sich Winter jedoch von Vorjahresmeister Balz (Lukkenwalde) schultern lassen. Da Balz in das Finale eindrang, ergab sich für Winter die Chance auf Bronze. Doch gehandicapt durch eine Handverletzung unterlag der Münsterer Bungardt (Köln) mit 0:3. Im Kampf um Platz fünf war er wieder obenauf und besiegte den Lampertheimer Faißt 3:0.

Mittelgewichtler Gattnar schließlich besiegte im Achtelfinale den Regensburger Döbel klar mit 7:0. Im Viertelfinale lieferte er dem späteren Finalisten Gräfe (Elgershausen) einen spannenden Fight. Nach 2:2-Punkten entschieden die Kampfrichter zugunsten des Elgershauseners. In der Trostrunde besiegte der Schaafheimer Melzer (8:2) und den Hallbergmooser Beck mit 3:0, wodurch er in den Kampf um Bronze einzog. Dort traf Gattnar auf Fleckenstein, den er mit 2:0 niederhielt. Sein Teamgefährte Engin Ürün mußte bereits im Achtelfinale die Segel streichen. Gegen den Goldbacher Ali Topsakal unterlag der Schaafheimer Bantamgewichtler mit 1:5. jbp

Vickers kommt nicht nach Neu-Anspach

NEU-ANSPACH. Die Pläne der Bad Homburger Firma Vickers Systems, nach Neu-Anspach umzuziehen, haben sich bis auf weiteres zerschlagen. Sie "basierten noch auf der früheren Mitarbeiterzahl und einem Fertigungsteil", erklärt Vikkers-Personalleiter Heinrich Corte.

Inzwischen hat das Unternehmen 100 seiner ehedem mehr als 400 Beschäftigten entlassen, 75 weitere Kündigungen wurden gestern angekündigt (siehe auch Seite I). Die US-amerikanische Konzernleitung hat zudem beschlossen, aus der Niederlassung Bad Homburg eine "reine Verkaufsstelle", so Corte, zu machen.

Turf-Voraussagen

FRANKFURT: 1. Rennen: Analog, Basualdo, Beau Lyphard; 2. R.: Gullit, Gotessa, Onando; 3. R.: Mondena, Guiseppe, Barbacena; 4. R.: Araxos, Lanitor, Laijaan; 5. R.: Pepita, Iltizam, Jefferson Davis; 6. R.: Idjoch, Pacayo, French Rose; 7. R.: Heldin, Let Fley, Sea Dahlia; 8. R.: Kerano, Albany, Radscha; 9. R.: Natral Exchange, Belinda, Wido; 10. R.: Onegin, Under Protest, Chingachgook.

Reformen verdrießen Peking

heb PEKING, 12. März. Hongkongs Gouverneur Chris Patten will seine demokratischen Reformen fortsetzen, obwohl die chinesische Regierung bisher nicht zu weiteren Verhandlungen bereit ist. Vor dem Parlament der Kronkolonie kündigte Patten nach langer Verzögerung nun doch Reformen an. Anschließend fiel der Index der Hongkonger Aktienbörse um 201 Punkte auf den tiefsten Stand seit Wochen.

Die Pekinger Regierung, die 1997 Hongkong übernehmen wird, hatte sich wiederholt gegen die Reformpläne ausgesprochen. In der Hoffnung auf weitere Verhandlungen zwischen Peking und London hatte Chris Patten die Veröffentlichung seiner Vorschläge in den vergangenen Wochen viermal verschoben.

Wenn die geplanten Verfassungsänderungen durchgesetzt würden, gäben sie den Hongkonger Bürgern ein direkteres Wahlrecht bei den nächsten Parlamentswahlen 1995. Chinas kommunistische Führung hat für diesen Fall damit gedroht, bei der Übernahme 1997 die Hongkonger Regierung auszuwechseln.

Während Pattens Pläne bei der Bevölkerung Unterstützung finden, forderten viele Geschäftsleute den Gouverneur zum Nachgeben auf.

Bauarbeiten und neue Umleitungen

OFFENBACH. Der flexible Autofahrer ist in Offenbach wieder mal gefragt:

Am Montag, 15. März, beginnt der Rückbau der provisorischen Fahrbahn in der Bieberer Straße. Da muß zuerst einmal das Teilstück zwischen Marienkirche und Mathildenplatz gesperrt werden. Eine Durchfahrt ist vorerst nicht möglich, teilt die Straßenverkehrsbehörde mit.

Die Anwohner und Kunden der dortigen Geschäfte können die Bieberer Straße über die Gerberstraße anfahren. Die Strecke bis zur Baustelle ist als Sackgasse ausgeschildert. Die Anlieger wurden von der Baufirma per Postwurfsendung bereits über die Behinderungen informiert, die auf sie warten.

Im Bereich der Kreuzung Frankfurter Straße, August-Bebel-Ring beginnen ebenfalls am Montag Bauarbeiten: Die Gleise der Straßenbahn werden erneuert. Autofahrer müssen mit Behinderungen rechnen, drei Wochen lang.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, 17. auf 18. März, wird die Frankfurter Straße in Richtung Innenstadt zwischen 20 und 5 Uhr gesperrt. Der Verkehr wird über den Dreieichring umgeleitet. In dieser Zeit werden Busse die Straßenbahn ersetzen. buc

Achtjähriger Junge trug geraubte Tasche zur Wache

Ein achtjähriger Junge hat am Donnerstag mittag eine gestohlene Handtasche beim 12. Polizeirevier abgegeben. Die Tasche war einer 54jährigen Bankangestellten gegen 11.30 Uhr in der Unterführung Hügelstraße entrissen worden. Der Grundschüler beobachtete kurz darauf, wie zwei Männer das Beutestück auf dem Spielplatz in der Fontanestraße ausräumten und die Tasche danach wegwarfen.

Der Achtjährige hob die Tasche auf und gab sie in der Dienststelle am Schwalbenschwanz ab. habe

Das Wetter

FRANKFURT A. M. 12. März (FR). Im Norden und Osten bewölkt, sonst überwiegend sonnig und trocken sagt das Wetteramt vorher. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen acht bis 13 Grad, im Westen und Südwesten bis 17 Grad, die Tiefstwerte nachts zwischen fünf bis null Grad. Weitere Aussichten: Sehr mild. (Siehe Lokalteil)

Auf einen Blick

Seite II SCHMITTEN. Bei der Neuziehung der Grenzen des Landschaftsschutzgebiet wurde ein wertvolles Biotop vergesWEHRHEIM. Trauer um Friedhofsesche: Seng ließ alten Baum fällen Seite III OBERURSEL. Nicht der Ausländer ist die Ursache des Hasses, sondern der Hassende selbst - FR-Interview über Gewalt unter Jugendlichen Seite IV HOCHTAUNUSKREIS. Tips, Termine und Notdienste

Telekom denkt schon über weitere Töchter nach Auch Systemgeschäft soll ausgelagert werden / Mobilfunk-GmbH peilt acht Milliarden Umsatz an

ptz BONN. Das Postunternehmen Deutsche Telekom will außer dem Mobilfunk noch weitere Geschäftsfelder auf privatrechtlich organisierte Töchter übertragen, um sich so der "Fesseln des öffentlichen Dienst- und Haushaltsrechts" zu entledigen. Nach Angaben von Vorstandschef Helmut Ricke soll auch das sogenannte Systemkundengeschäft verselbständigt werden.

Wie berichtet, beschloß der Aufsichtsrat der Telekom am Donnerstag gegen die Stimmen der Arbeitnehmerbank das zukunftsträchtige und stark expansive Mobilfunkgeschäft vom 1. Juli 1993 an über die Deutsche Telekom Mobilfunk GmbH (DeTeMobil) mit Sitz in Bonn abzuwickeln. Die von der Deutschen Postgewerkschaft (DPG) vorgebrachten verfassungsrechtlichen Bedenken stechen nach Rickes Ansicht nicht: "Wir haben die Rechtmäßigkeit unseres Tuns intensiv geprüft." Auch das Bundespostministerium, das der Ausgliederung noch zustimmen muß, habe eine positive Bewertung abgegeben. Der stellvertretende DPG- Chef Emil Bock hält das Vorhaben für "höchst bedenklich". Der Mobilfunk gehöre zum Kern des Fernmeldewesens, der durch Artikel 87 des Grundgesetzes vor jedweder Privatisierung geschützt sei.

Ricke hält die Ausgründung wegen des harten Wettbewerbs auf dem Mobilfunkmarkt für zwingend notwendig. Die Telekom sei aufgrund technischer Probleme mit ihrem digitalen Netz 1992 schwächer gestartet als der Konkurrent Mannesmann. Inzwischen sei man weitgehend im Tritt, doch merke die Telekom die mit dem großen Apparat verbundenen Schwächen. Erst befreit von den Fesseln des öffentlichen Rechts werde Personalmanagement "nach den Grundsätzen und Gepflogenheiten der freien Wirtschaft möglich". Das heiße: "Leistungsorientierte Bezahlung, flexibles Management und leichtere Gewinnung zusätzlichen qualifizierten Personals."

Die DeTeMobil bleibe Bestandteil des "Konzerns Telekom". Vorwürfe der Gewerkschaften, hierdurch die Zerlegung des staatlichen Fernsprechriesen einzuleiten, weist Ricke zurück. Die privatrechtliche Ausrichtung der Tochter habe mit der laufenden Diskussion über eine Teilprivatisierung der Telekom nichts zu tun. Die Strukturen der öffentlichen Verwaltung zeigten in dynamischen Märkten "grundlegende Schwächen, die kaum zu kompensieren sind".

Ricke appelliert deshalb an die Parteien, die am Donnerstag wieder aufgenommenen Verhandlungen über eine zweite Postreform bald abzuschließen. Über den Inhalt dieser Gespräche vereinbarten die Teilnehmer Stillschweigen. Ein zweites Treffen findet noch im März statt. SPD, Union und FDP hatten die Verhandlungen vor wenigen Wochen abgebrochen, weil keine Einigung über die künftige Rechtsform der Postunternehmen (AG oder Anstalt öffentlichen Rechts) erzielt werden konnte.

Die DeTeMobil wird im Juli und Anfang kommenden Jahres jeweils knapp 1200 Telekom-Beschäftigte übernehmen. Einschließlich Neueinstellungen will die Tochter 1994 dann 3700 Leute zählen; als Jahresumsatz peilt Ricke 3,5 Milliarden Mark an. Zum Ende dieser Dekade sollen mindestens acht Milliarden Mark und damit reichlich zehn Prozent des Konzernumsatzes der Telekom erlöst werden. Der Ableger betreut außer den D1-Kunden auch die älteren Autotelefonsysteme B- und C-Netz sowie die übrigen Mobilfunkdienste (Eurosignal, Daten-, Bündelfunk). Das Stammkapital der Tochter wird zum Jahreswechsel um 700 Millionen auf eine Milliarde Mark aufgestockt.

Über die "intensiven Gedanken" zur Ausgliederung des Systemkundengeschäfts will Ricke den Aufsichtsrat bereits bei dessen nächster Sitzung unterrichten. Dieser Zweig steht für ein Umsatzvolumen von derzeit fünf Milliarden Mark. Bis zu 800 Arbeitnehmer sollen zu dieser Tochter wechseln. Benötigt würden dort letztlich aber viel mehr Leute. Auch in Westdeutschland arbeitet künftig die privatrechtlich organisierte Telekom- Bauorganisation (DeTeBau). Diese war bislang nur im Osten aktiv.

Der Telekom-Aufsichtsrat billigte ferner eine Beteiligung von 19,5 Prozent an einer ukrainischen Telefongesellschaft. Ein rechtliches "Restrisiko" schließt Rikke hier nicht aus.

Die Postgewerkschaft warnt vor Nachteilen für Beschäftigte der Mobilfunktochter. Die "laufen Gefahr, den Anspruch auf langjährig erworbene betriebliche Sozialleistungen wie Krankenkasse, Zusatzversorgung und Betriebswohnung zu verlieren", kritisiert Bock. Ricke verneint negative Auswirkungen. Wechsel fänden auf freiwilliger Basis statt: "Besitzstand bleibt voll gewahrt." Bei Neueinstellungen sollen "Marktbedingungen" gelten.

Helmut Schmidt wußte es früher und besser

Ungeschickt fingert der Hörfunkreporter mit seinem Mikrofon am Pult hin und her, schließlich kippt er das Wasserglas des Redners um. "Wenn Sie mich umbringen wollen, müssen Sie mit den Dingern werfen", wird der Reporter angeraunzt. Aber der macht von dem Tip keinen Gebrauch. So kommt Helmut Schmidt, der Redner, noch einmal mit dem Leben davon und kann beginnen.

Der SPD-Altbundeskanzler und Mitherausgeber der Wochenzeitung DIE ZEIT war am Donnerstag abend nach Dresden in den Kulturpalast gekommen, um sich mit Kollegen aus der Redaktion des Hamburger Blattes den Fragen eines 300 Köpfe zählenden Publikums zu stellen.

"Das ist meine Wahrheit und muß nicht die allgemeingültige sein", beginnt er bescheiden und erklärt den Zuhörern dann in einem gut einstündigen Leitartikel die Lage der Welt und die der Deutschen, wobei schnell deutlich wird, wie wenig der Elder Statesman mit seinem Nachfolger im Bundeskanzleramt zufrieden ist. Wie der nur habe denken können, das mit der Vereinigung sei "im Handumdrehen" zu erledigen? "Ich war in der glücklichen Lage, das besser zu wissen als manche anderen Politiker in Bonn", erfährt das Publikum. Schließlich habe der Politiker Schmidt schon Ende der 50er Jahre zusammen mit Herbert Wehner und anderen an einem Plan gearbeitet, wie Ostdeutschland bei einer Vereinigung gleichziehen könnte. Und dann das, was Kanzler Kohl diese Woche auf der Leipziger Messe gesagt habe: Die sächsische Wirtschaft solle nach Asien exportieren und mit Japan in Konkurrenz treten. "Blühender Unsinn!"

Nein: Kohls Verdienst sei lediglich gewesen, im richtigen Moment die Einheit beim Schopfe gepackt zu haben. "Alles danach war falsch und zu wenig."

Die Wahrheiten des Herrn Schmidt.

Auch die ostdeutsche Zuhörerschaft bekommt einiges um die Ohren gehauen. Manche dächten, die Treuhandanstalt oder die "böse Frau Breuel" hätten die 40prozentige Arbeitslosigkeit im Osten verursacht. Falsch! "Ihr seid selber schuld. Ihr kauft ja keine Trabis mehr!" Die Arbeiter und Ingenieure seien ja fleißige Leute, aber aus keinem Unternehmen könne etwas werden, wenn es von Beamten und Funktionären geleitet werde - siehe Bundesbahn. Überhaupt sei es endlich an der Zeit, die Wahrheit zu sagen: Das Gerede vom zweiten deutschen Wirtschaftswunder sei eine Illusion gewesen, "eine Täuschung, bestenfalls eine Selbsttäuschung". Bis der ostdeutsche Wohnungsstandard dem westdeutschen gleiche, würden noch 40 bis 50 Jahre ins Land gehen. Gleichen Lohn werde es erst geben, wenn im Osten mit der gleichen Produktivität fabriziert werde. Mit den gleichen Lebensverhältnissen werde es noch bis weit ins nächste Jahrhundert dauern.

Das hört sich für ostdeutsche Ohren nicht schön an. Schmidt erntet aus der Zuhörerrunde dennoch keine Buh-Rufe und Pfiffe, weil sowieso jeder vermutet, daß es so kommen werde. Außerdem wirkt es ganz angenehm, einen - wenn auch nicht mehr amtierenden - Bundeskanzler zu hören, der so etwas ausspricht und sich beim Analysieren der Lage einer wenig blumigen Sprache bedient: "Wann Rußland und die Ukraine in die Lage kommen, Maschinen aus Sachsen kaufen und bezahlen zu können, das weiß der Kuckuck. Das kann fünf oder 50 Jahre dauern."

Auch die Westdeutschen, so der Altkanzler, müßten sich auf andere Zeiten einstellen, nämlich auf die vor fünf Jahren: Auf das damalige Niveau müßte der Lebensstandard zurückgeschraubt und bis zum Jahr 2000 konserviert werden. Steuern erhöhen? Das bitte jetzt, da man am Rande einer Wirtschaftskrise stehe, auf keinen Fall! 1992 sei es "richtig dummes Zeug" gewesen, die Solidaritätsabgabe abzuschaffen. Das sei nun über eine Steuererhöhung nicht zu reparieren, doziert Helmut Schmidt.

Die Lage in Bonn? "Entschlußlosigkeit auf allen Seiten, ob sie nun Kohl oder Engholm heißen." Motzki? "Finde ich zum Kotzen. Man sollte aber keinen Trotzki dagegensetzen." Boris Jelzin? "Er wird nicht der letzte sein, der in Rußland gestürzt wird." Demokratie? "Sie kann auch Tölpel an die Spitze bringen."

Ein gutes Stündchen lang verkündet Schmidt mit kratzigem Charme den dankbar lauschenden Dresdnern seine Wahrheiten. Ein bißchen schroff, aber kernig und geradeheraus; und das kommt an. Da kann natürlich nicht ausbleiben, daß die anschließende Diskussionsrunde in der Frage gipfelt, ob er denn nicht noch mal in Bonn für die SPD antreten und das Ruder übernehmen möchte. Die einzige Frage, auf die der Altbundeskanzler eine Wahrheit schuldig bleibt. Er sagt: "Gar nichts."

BERNHARD HONNIGFORT (Dresden)

Lolas Blues Ute Lempers Programm "Illusionen" in der Alten Oper

Illusionen? Nein, was Ute Lemper in ihrem neuen Programm betreibt, ist die hohe Schule des Desillusionierens. Erzählt wird der altbekannte Roman von der gebrochenen, aber ungebeugten Frau zwischen Hure, Dame und Mutter Courage. New York, Paris, Berlin - im Motivschatz des (Trivial-)Mythos die Mördergruben aller Illusionen par excellence - sind die Brennpunkte. Die Göttinnen dieser Höllen, die Dietrich und die Piaf, sind die raunenden Schatten, die die Lemper im suggestiven Dämmer der Bühne umkreisen.

Der Beginn verbreitet Magie - zwei, drei Rohrstühle, ein Kaffeehaustisch, nackte Scheinwerfer, ein schwarzer Vorhangstreifen. Eine schäbige Künstlergarderobe könnte dies sein, das Zimmer einer Absteige, irgendein Souterrain, wo irgendeine träge und fiebrig zugleich im Sog ihrer Erinnerungen treibt. Die Lemper, in einem Träger-Fetzen zwischen Unterrock und kleinem Schwarzen, kauert am Boden, liest (die Frau hat eine wunderbare Sprechstimme) Erich Frieds "Paradise Lost". So, mit diesem Zwang aufzuhorchen, mit solcher Beklommenheit auf seiten des Publikums, beginnen große Inszenierungen. Sie hält die Spannung, steht schwankend mit "Embrasse- moi", singt eine zwischen Suff und Nüchternheit, restlicher Würde und ordinärem Verkommen Pendelnde, endet, indem ihr Körper, als sei ein Skalpell durch die Mitte gerast, vornüber zusammenklappt. Es stockt einem der Atem. Eineinhalb Stunden ohne Pause führt Ute Lemper diese Gratwanderung fort, bietet mit Liedern von Brecht/Weill, Hollaender, Prevert und Moustaki alle nur denkbaren Facetten vom tödlichen Leid verlorener Illusionen. Egal, was immer die deutsche Kritik an ihr monierte, sie hat nicht nur schauspielerisches Talent, sie ist Schauspielerin durch und durch: Ihr Gesicht kann aufblühen und erlöschen, drückt in Sekundenschnelle Hoffen, Angst, Lebensekel, Unschuld oder Geilheit aus; knappe Gesten umreißen eine Situation, zwei Schritte erzählen eine ganze Biographie.

Was ließe sich von einer Sängerin dieses Genres Besseres sagen, als daß selbst ihre Stimme Bestandteil des Gesamtkunstwerks ist? Je nach Situation schmeichelt und schrillt sie, sanftes Vibrato kippt erschütternd um in federnden Stahl, wo eben noch der strahlende opereske Glanz eines Soprans sich entfaltete, schickt sie das heisere Bellen einer Bluessängerin nach. Keinen Augenblick braucht man zu fürchten, daß die Stimme den anspruchsvollen Arrangements, den Höchstforderungen der Musik nicht standhielte, die Bruno Fontaine zu splittrigen Collagen aus Original und Verfremdung umgeschaffen hat.

"Illusionen" - als theatralische Schöpfung (der Lemper, die selbst die Lieder, Texte und Inszenierung zusammenstellte) ist dieses Programm ein perfektes Kunstwerk der Postmoderne. Es erfüllt auf höchstem Niveau, was Umberto Eco und andere Theoretiker als Grundelemente und Forderungen unserer zeitgenössischen Kultur zusammengestellt haben: Die ewiggleichen Geschichten, die feststehenden Motive der (Unterhaltungs-)Kunst entkommen dem Ruin des endlosen Wiederholens, gewinnen neuen Glanz durch zitierende Destruktion und Verfremdung. Keine Geschichte wird bruchlos nacherzählt, kein Lied kritiklos nachgesungen. Die Lemper erinnert Abstand haltend sich und uns an die großen enttäuschten Gefühle, ebenso wie an die einstigen Tragödinnen. Indem sie deren Schicksale und Haltungen, Mythen und Klischees neu zusammensetzt, in andere Szenerien überführt, beobachtend mischt, gelingt der neue Blick, ist die Lemper eben nicht, was ihr amerikanische Rezensenten des Programms in gedankenloser Begeisterung zuschrieben: eine neue Dietrich / Piaf.

Woran liegt es, daß trotz all dieses glänzenden Könnens der Abend kalt läßt? Paradoxerweise an der nie nachlassenden tragischen Intensität der Lemper: Niemand verletzt straflos die Grundregel der (Unterhaltungs-)Kunst, daß dem Publikum im Spannungsbogen selbst der strengsten Tragödien Ruhepausen, winzige Momente des Innehaltens gegönnt werden müssen. Oder, aus dem Blickwinkel der Postmoderne betrachtet, daß das Erhabene der - und sei sie nur minimal - ironischen Distanz bedarf.

Zweimal wird klar, welch großartige Wirkung die "Illusionen" unter solchen Voraussetzungen hätten entfalten können: Die beiden legendären Chansons der Dietrich, die "fesche Lola" und "Ich bin von Kopf bis Fuß" werden von der Lemper jeweils original begonnen und dann als hart-rhythmische Blues-Nummern fortgesetzt. Das scheinbar Unmögliche gelingt: hochartifizielle berlinisch-europäische Schlüpfrigkeit und dirty singing der Bronx vereinen sich zu einer faszinierenden Synthese. Der Blaue Engel wird aus der Distanz von sieben Jahrzehnten genüßlich gerupft und schwebt doch unversehrt; die Lemper ist lebendig wie nur während dieser Nummern, die Musiker (vier Streicher, Bassist, Schlagzeuger und Pianist) zelebrieren nicht, sondern platzen vor Energie. Gleich darauf herrscht dann wieder die Kälte einer gesungenen Vorlesung über die Größe der Unterhaltungskunst im Zeitalter der Postmoderne.

Dennoch: Nach diesem Abend muß man der von der einheimischen Kritik gnadenlos gebeutelten Ute Lemper Abbitte leisten. Sie ist in Deutschland die überragende Könnerin der Unterhaltungskunst, aus welcher nur Ignoranten Brecht / Weill oder Prevert aussondern wollen. "Lola-Lolas Blues", von ihr in allen Variationen gesungen - und die ausgestorbene Kunst einer Dietrich oder Piaf fänden ihre zeitgemäße Fortsetzung, postmodern, multikulturell oder wie auch immer die Begriffe für unsere gegenwärtige Kultur heißen mögen.

DIETER BARTETZKO

86jähriger Autofahrer bei Unfall schwer verletzt

HATTERSHEIM. Mit schweren Verletzungen wurde ein 86jähriger Hattersheimer am Mittwoch mittag nach einem Unfall ins Krankenhaus gebracht. Wie die Polizei erst jetzt mitteilt, war der Mann auf der Fahrt von Weilbach nach Hattersheim in einer leichten Rechtskurve geradeaus weitergefahren und schlitterte im Straßengraben der linken Fahrbahnseite weiter bis das Auto schließlich in einem etwa drei Meter tiefen Entwässerungsgraben liegen blieb. Nach Ermittlungen der Beamten war der Mann nicht angeschnallt. ana

Fischer schließt Hoechst-Anlage Bei Kalle in Wiesbaden floß giftige Chemikalie in den Rhein

dia/me WIESBADEN, 12. März. Das hessische Umweltministerium hat am Freitag die sofortige Stillegung eines Betriebsteils der Hoechst-Tochter Kalle-Albert in Wiesbaden-Biebrich angeordnet, bis ein Unfall vom Freitagmorgen geklärt ist und das Unternehmen ein Schadenbeseitigungskonzept vorgelegt hat. Am Morgen waren im Bereich Lackherstellung 1000 Liter eines Lösungsmittel-Kunstharz-Gemisches (Xylol-Escopal) ausgetreten. Rund 50 Liter flossen in den Rhein.

Der Unfall hatte sich nach Angaben von Firmensprecherin Ursula Tober ereignet, weil ein Arbeiter das Gemisch erhitzt hatte, ohne daß der Behälter ordnungsgemäß verschlossen war. Die Betriebsfeuerwehr konnte, wie sie sagte, den größten Teil der Chemikalien auffangen. Menschen kamen laut Betriebsarzt Dieter Kobosil nicht zu Schaden. Akute Gefahr für die Bevölkerung habe trotz der betäubenden Wirkung der Chemikalien nicht bestanden, hieß es.

Der Sprecher von Umweltminister Joschka Fischer (Grüne), Georg Dick, zeigte sich "irritiert", daß wieder ein Bedienungsfehler zu einem Unfall geführt habe. Die Hoechst AG müsse jetzt umgehend ein Konzept vorlegen, wie der Schaden zu beheben sei, sagte Dick. Das Gemisch habe die zweithöchste Wassergefährdungsstufe. Die Wiesbadener Stadtwerke stellten die Trinkwassergewinnung aus dem Rhein ein.

Nach Angaben des Umweltministeriums sollen die nach dem schweren Hoechst-Unfall im Werk Griesheim angekündigten Sicherheitsüberprüfungen von zunächst hundert vergleichbaren Chemieanlagen in ganz Hessen bis Ende Mai abgeschlossen sein. Die Verträge für die Überprüfungen seien am Freitag unterzeichnet worden. Im Auftrag der Gewerbeaufsichtsämter werden der TÜV Hessen und der TÜV Rheinland das Sofortprogramm durchführen. Laut Hannoveraner Umweltministerium werden auch in Niedersachsen Chemie-Betriebe überprüft. (Weiterer Bericht im Lokalteil)

20jähriger wegen Mordes an Anwältin angeklagt Sie wollte bei Resozialisierung helfen / "Blackout"

Wegen Mordes an einer Rechtsanwältin, die ihm bei seiner Resozialisierung helfen wollte, hat die Staatsanwaltschaft in Frankfurt Anklage gegen einen 20 Jahre alten Mann erhoben. Die Leiche der 39 Jahre alten Frau, die mit einem Hammer erschlagen wurde, war am 8. August 1992 unter dem Bett im Kinderzimmer ihrer Wohnung in Neu-Anspach gefunden worden.

Wie Oberstaatsanwältin Hildegard Becker-Toussaint am Freitag zum Ermittlungsergebnis mitteilte, war der damals 19jährige Ende Januar 1992 aus einer Jugendstrafanstalt im Baden-Württembergischen geflüchtet. Er trampte nach Frankfurt und bekam über eine Freundin, bei der er zunächst unterschlüpfte, privaten Kontakt zu der Anwältin, die ihn bei sich aufnahm.

Zwischen der getrennt von ihrem Ehemann lebenden Juristin und dem jungen Mann sollte sich in der Folgezeit ein intimes Verhältnis entwickeln. Als die 39jährige ihn drängte, sich zu stellen und wieder in die Haftanstalt zurückzukehren, traten zwischen beiden zunehmend Spannungen auf. Vor diesem Hintergrund kam es zur Tat: Mit einem Hammer, den er im Keller gefunden hatte, erschlug der 20jährige die schlafende Frau in ihrem Bett.

Nachdem er die Leiche im Bettkasten des Kinderzimmers verstaut und Blutspuren in der Wohnung mit weißer Farbe übertüncht hatte, verschwand der Täter mit dem Auto des Opfers. In Marburg, wo er Station machte, setzte er die Euroscheckkarte der Anwältin ein und ließ sich 1400 Mark auszahlen. Bei Fortsetzung der Fahrt wurde er jedoch auf der Autobahn bei Biebelried in einen Verkehrsunfall verwickelt. Offensichtlich hatte er vor zwei Anhalterinnen eine Probe seines Fahrkönnens abgeben wollen.

Wegen des Gefängnisausbruchs zur Fahndung ausgeschrieben, wurde der 20jährige verhaftet. Was sich in Neu-Anspach ereignet hatte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Die Leiche der Anwältin wurde erst entdeckt, als der von ihr getrennt lebende Ehemann die Wohnung aufsuchte, um nach der Frau zu sehen. Er war an diesem Tag mit ihr verabredet, da sie das gemeinsame Kind zur Betreuung hatte übernehmen sollen.

Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft hat der Angeschuldigte die Tat unterdessen gestanden. Angeklagt ist Mord aus niedrigen Beweggründen und Heimtücke, aber auch Diebstahl und Betrug. Eigenen Angaben des Täters zufolge soll sich bei ihm ein "Blackout aus Eifersucht" eingestellt haben. Zur Frage seiner Schuldfähigkeit wird jetzt ein psychiatrisches Gutachten eingeholt.

Ein Termin für den Prozeß vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts steht noch nicht fest. Lepp

Polizei kam nur mit Gewalt an Splittergranate heran Handgemenge am Bahnhof / Kroaten festgenommen Von unserem Redaktionsmitglied Hans-Jürgen Biedermann Bei Personenkontrollen an der Nordseite des Hauptbahnhofs sind Kriminalbeamte am Donnerstag abend auf zwei schwer bewaffnete Kroaten gestoßen. Einer der Männer, ein 23jähriger, war im Besitz einer scharfen Splitterhandgranate. Die Kriegswaffe aus jugoslawischer Produktion konnte ihm erst im Verlauf eines Handgemenges abgenommen werden. Sein 22jähriger Begleiter hatte eine mit sechs Patronen geladene tschechische CZ-Pistole vom Kaliber 7,65 mm im Hosenbund stecken. Ein dritter Mann (31) war unbewaffnet. Das Trio wird von der Polizei dem kriminellen "Jugoslawen- Milieu" zugerechnet. Es ist wegen mehrerer Eigentumsdelikte aktenkundig. Die Kripoleute hatten die drei Männer gegen 17.45 Uhr an der Poststraße zunächst einige Zeit beobachtet. Dabei fiel ihnen "nervöses Verhalten" auf. Die Gruppe habe sich nach allen Seiten umgesehen, als ob ihr von dort Gefahr drohe. Daraufhin schritten die Beamten zur Personenkontrolle. Dabei bemerkten sie, daß der 23jährige in der rechten Jackentasche einen runden Gegenstand trug, den er mit der Hand umklammerte.

Ein 49jähriger Polizist umfaßte das Handgelenk des Kroaten mit beiden Händen und versuchte, dessen Hand aus der Tasche zu ziehen. Das gelang ihm erst, nachdem beide zu Boden gegangen waren. Bei dem Sturz erlitt der Beamte einen Kreuzbandriß.

Bei der Granate handelt es sich um einen Stahlmantel, der mit 2500 Kugeln gefüllt ist. Bei einer Explosion, so Polizeisprecher Manfred Feist, wirke die Waffe im Umkreis von 15 Metern tödlich. Der Gefahrenbereich umfasse 150 Meter. Die Waffe wird durch das Lösen eines Sicherungsbügels scharf gemacht.

Nach den Festnahmen begann die Polizei mit den Wohnungsdurchsuchungen. In der Bleibe des 22jährigen in Escherheim stellte sie mehrere Kreditkarten sicher, die bereits im letzten Jahr gestohlen wurden. In den Räumen befand sich außerdem Unterhaltungselektronik in größerem Umfang, die nach Einschätzung der Kripo aus Diebstählen stammen dürfte.

Die Polizei hat Ermittlungsverfahren wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffengesetz, das Waffengesetz und wegen Widerstandes eingeleitet. Bei ihren Vernehmungen im Polizeipräsidium machten der Mann mit der Handgranate und die unbewaffnete Person keine Angaben.

Der 22jährige sagte aus, er habe die Pistole im letzten Jahr in Rijeka von einem Soldaten gekauft. Er benötige die Waffe zur Eigensicherung.

In Wohnungen und Fahrzeugen von Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien haben Polizeibeamte in den letzten 15 Monaten 20 Handgranaten und zehn Gewehre sichergestellt.

Und dann sitzen alle staunend da und gucken den Kanzler an Alle Solidarpakt-Klausner beschwören den Willen zur Einigung, doch keine Seite akzeptiert die Rechnung der anderen Von Rolf-Dietrich Schwartz (Bonn)

"Kreuz und quer" geht es zu in der Solidarpakt-Klausur im abhörsicheren NATO-Saal des Bundeskanzleramtes. Niedersachsens SPD-Ministerpräsident Gerhard Schröder jedenfalls ist enttäuscht über die Verhandlungsführung von Helmut Kohl. "Da kommt der Waigel mit seinen Zahlen, und dann kommt von uns der (nordrhein-westfälische SPD-Finanzminister) Heinz Schleußer mit seinen ganz anderen Zahlen zum selben Thema, und dann sitzen wir alle staunend da und gucken den Bundeskanzler an." Keine Seite akzeptiert die Rechnung der anderen. "Offensichtlich sind dem Bundeskanzler die Gegensätze zwischen Bund und Ländern über die Interpretation der Finanzdaten vorher nicht nahegebracht worden", deutet Schröder den zeitraubenden Leerlauf wegen des Zahlenstreits.

Dabei hatte Schleußer in einem geharnischten Brief an seinen Bonner Kollegen schon unmittelbar vor der Kanzler- Klausur "Unkorrektheiten" bei der Darstellung der Lastenverteilung zwischen Bund und Ländern im "Föderalen Konsolidierungsprogramm" (FKP) der Bundesregierung bescheinigt. "Statt der von Waigel behaupteten Lastenübernahme in Höhe von über 43 Milliarden trägt der Bund in Wirklichkeit nur ganze 9,4 Milliarden Mark seines FKP", grollte Schleußer im Auftrag aller Länder. Der bayerische Schwabe im Bonner Finanzministerium verschweigt in seiner Rechnung nämlich immer die gleichzeitigen Entlastungen des Bundes, die dieser durch den Wegfall seiner Ergänzungszuweisungen an die Westländer (40 Milliarden Mark), seiner Berlinhilfe und seiner bisherigen Zuschüsse zum Fonds "Deutsche Einheit" (30 Milliarden Mark) sowie seiner Zinszahlungen für den Kreditabwicklungsfonds (fünf Milliarden Mark) einspart. Schleußer: "Die Westländer schultern nämlich in Wirklichkeit 35 Milliarden Mark des Paketes und nicht 28 Milliarden Mark, wie Waigel behauptet." Dazu komme, daß sich der Bund mit den Gewinnen der Bundesbank, den Mehreinnahmen aus den Erhöhungen der Mineralöl-, Versicherungs- und Tabaksteuer sowie der Solidaritätsabgabe um über 20 Milliarden Mark bereichern könne, die Länder aber leer ausgingen.

Zum Gesprächsauftakt dann, am Freitag morgen, platzt so etwas wie eine kleine Bombe, so weit man überhaupt in diesem Krieg der Zahlen von "klein" sprechen kann. Waigel muß kleinlaut die Berechtigung der Vorwürfe Schleußers einräumen und schiebt zu seinen tausend Papieren das tausendunderste nach: "Nachrichtlich" läßt er die Länderkollegen wissen, daß im Bundeshaushalt tatsächlich "im Zusammenhang mit der dt. Einheit" 33 Milliarden Mark bisherige Lasten wegfallen, die er schlitzohrig den Ländern im FKP aufbürden wollte. Schleußer hatte ihm zwar 33,8 Milliarden Mark Falschrechnung vorgeworfen, und "diese Differenz von 800 Millionen Mark werden wir von ihm auch noch abverlangen", aber der oft sogar von seinen eigenen Parteifreunden als "Pfennigfuchser" verschrieene Düsseldorfer Kassenwart gesteht zu: "Wir nähern uns an." Jedenfalls steht nach der Selbstkorrektur Waigels fest, daß die Geschichte der Lastenverteilung nach dem Solidarpakt neu geschrieben werden muß. Waigel hatte den Bund krank gerechnet und ist nun als Simulant entlarvt.

Zahlen, Zahlen, Zahlen . . ., die natürlich auch die Regierungschefs (einschließlich des Bundes) angesichts des fruchtlosen Streits über ihre Aussagekraft verzweifelt zur Decke starren lassen. "Wenn ich einen Rat zu geben hätte", läßt Schröder seine mehr oder weniger geheimen Wunschträume laut Gestalt annehmen, "würde ich mich als Bundeskanzler um die Zahlen selber kümmern!" Außer Kohl habe "bei denen nämlich keiner was zu melden". Auch das ist freilich leichter gesagt als getan; denn im Vorfeld der Klausur waren schon viele Versuche gescheitert, zwischen den Fachministern wenigstens Einvernehmen über die nackten Finanzdaten zu erzielen. So klagt auch der rheinland-pfälzische Landeschef Rudolf Scharping über die miserable Vorbereitung der groß angekündigten Klausur. Er hat sogar die begründete Vermutung, daß die Mitglieder der Bundesregierung ihre Materie noch gar nicht beherrschen. "So rechnet Waigel die finanziellen Konsequenzen aus dem Erblastfonds mal mit, mal ohne Tilgungsrate, mal mit einem Prozent, plötzlich wieder mit zweieinhalb Prozent Tilgung." Bis zum Freitag nachmittag hatten jedenfalls die Schlachtenbummler aus allen politischen Lagern den Verdacht, daß kostbare Zeit bei den Beratungen vertändelt wurde, weil keiner genau wußte, worüber verhandelt wurde.

Verwirrung ist in Bonn also das gemeinsame Motto der Kanzler-Klausur. Gewiß - "guter Wille zur Einigung ist bei allen Teilnehmern vorhanden", versichern alle Seiten. Jedenfalls in Worten. Immer aber, wenn die Rede auf Zahlen kommt, schwebt der Geist des Unfriedens in den Verhandlungsräumen. Regierungssprecher Dieter Vogel will bis zur Mittagszeit zwar noch nicht so weit gehen, ein "ausgesprochen freundschaftliches Klima" aus dem NATO-Saal zu melden. Aber: "Absolut sachlich" gehe es dort schon zu, drückt Vogel das aus, was der sonst eher als Scharfmacher bekannte saarländische Ministerpräsident Oskar Lafontaine mit "notwendigem Einigungsstreben" umschreibt. Deshalb schleichen sich bei dem einen oder anderen Klausner sogar mit rotem Parteibuch schon Gefühle der Verzweiflung ein, weil alles so zäh und langsam vorankommt. Noch sieht es für den einen oder anderen eher danach aus, als sollten sie "einen Pudding an die Wand nageln", weil so wenig Faßbares zur Beratung gestellt wird. "Obwohl über so viel konkrete Schweinereien gesprochen werden müßte!"

Dem SPD-Sozialexperten Rudolf Dreßler ergeht es deshalb nicht anders als den Finanzexperten nicht nur seiner Partei. "Sobald es in die Details geht, hakt es zwischen Koalition und Opposition", zwischen Bund und Ländern, hätte er hinzufügen können. Sein Resümee nämlich, am Freitag, zwölf Uhr mittags, "daß man bis jetzt nicht sagen kann, auch nur in einem einzigen strittigen Punkt eine Einigung erzielt zu haben", bezieht sich nicht nur auf die Front zwischen Koalition und Opposition, sondern auch auf das Gegeneinander von Bund und Ländern. "Wenn die Regierung nicht im sozialen Bereich eine Kehrtwendung macht, sieht es düster aus", warnt Dreßler nach Beratungen im kleinen Kreis mit Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) und weiß die Sozialminister aller Länder hinter sich.

Optimistische Berichte über Annäherungen zwischen den verfeindeten Lagern stellen sich immer mehr als lancierte Zweckmeldungen heraus. Offensichtlich gibt es Kräfte in der Bonner Koalition, die andere - dazu gehören die SPD und die Ministerpräsidenten - möglichst unbemerkt über den Tisch ziehen wollen. "So gesehen erklären sich die Unklarheiten über Zahlen und der Streit mit Tabellen nicht nur aus der Unfähigkeit des Bundesfinanzministers, sondern riechen verdammt nach bewußter Irreführung", vermutet sogar ein Finanzminister aus den neuen Ländern mit einem schwarzen Parteibuch.

Die "Open-end-Verhandlungen" am Nachmittag in drei getrennten Arbeitsgruppen über "Steuern und soziale Dimensionen", über "Finanzausgleich" und "Sparrunde" gelten vielen Schlachtenbummlern am Rande des Verwirrspiels im Kanzleramt deshalb als letzter verzweifelter Versuch, Bewegung aufeinander zu in die Verhandlungen zu bringen. Zwar wurden Kanzleramtsminister Friedrich Bohl (CDU) und andere Fanfarenträger aus dem Koalitionslager nicht müde, den "konstruktiven Geist" der Gespräche zu rühmen, aber aus dem Gegenlager stieg statt des erwarteten "weißen Rauchs der Einigung" zunehmend schwarzer Qualm auf, bei dem niemand mehr durchblicken konnte.

Die auf Samstag angesetzte Fortsetzung des Durcheinanders beim Kanzler gilt vielen Beobachtern als Eingeständnis des Scheiterns mit diplomatischem Sprachgebrauch. Nur die bei Konferenzen übliche Krisendramaturgie, um hinterher die Beteiligten ob ihrer Erfolge in einem um so strahlenderen Licht erscheinen zu lassen? "Pfennigfuchser" Schleußer befürchtet Ernsthaftes: "Wir können das Paket bis zum Wochenende nicht schultern. Dazu liegen die ,Knackpunkte&rquote; bei den Steuererhöhungen und den Länderfinanzen viel zu weit auseinander. Jeder, der schnelles Einvernehmen erwartet, versteht nichts von Zahlen!" Daran allerdings gibt es in der Runde der Regierungschefs von Bund und Ländern keinen Mangel.

Alle Parteien einig: Urselbachaue bleibt

KRONBERG. Befriedigt hat die Interessengemeinschaft Altkönigstraße auf Stellungnahmen sämtlicher örtlicher Parteien reagiert, die sie zu deren Standpunkt zum Ausbau des Steinmühlenwegs durch die Urselbachaue erbeten hatte. Veranlaßt wurde die Anfrage durch hartnäckige Gerüchte, daß nach wie vor an eine direkte Verbindung von der Lahn- zur Königsteiner Straße gedacht sei. CDU, SPD, Grüne und OBG haben der Interessengemeinschaft gegenüber versichert, daß sie gegen den Ausbau des Steinmühlenwegs seien; die FDP hatte geantwortet, es bestehe zur Zeit kein Handlungsbedarf.

Helga Spiecker, Sprecherin der IG Altkönigstraße, ist erleichtert: "Damit bleibt den Bürgern die letzte Aue innerhalb des Stadtgebiets entlang dem Urselbach erhalten. Die Parteien sind jetzt im Wort". hko

Firmen-Telegramm

Börse bekommt Schweizer als Chef Der Schweizer Werner Seifert wird Chef der Deutsche Börse AG in Frankfurt. Der 44jährige Generaldirektor der Schweizerischen Rückversicherung komplettiert den fünfköpfigen Vorstand und tritt sein Amt am 1. August an. Entlassungen bei Vickers Der Bad Homburger Hydraulik-Hersteller Vickers will bis zum Jahresende 170 seiner insgesamt 400 Beschäftigten entlassen. Die Fertigung von Maschinenhydraulik soll komplett dichtgemacht werden. Für 100 der Betroffenen sei bereits ein Sozialplan erarbeitet worden, teilt der Betriebsrat mit. Nestlé schließt Sarotti-Werk Der Nahrungsmittelriese Nestlé legt das Sarotti-Werk in Hattersheim (Main- Taunus-Kreis) Ende 1994 still. Als Grund werden die Kosten durch die gesetzlichen Auflagen der neuen Technischen Anleitung Luft genannt. Für die 120 Beschäftigten wird ein Sozialplan erstellt. VEW steht auf Ost-Strom Der Dortmunder Energiekonzern VEW weitet sein Engagement in Ostdeutschland aus. Geplant sind eine Beteiligung von 20 Prozent an der Energieversorgung Halle sowie die Übernahme von 24,5 Prozent der Gasversorgung Schkeuditz.

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT III

Große Koalition in Weilrod

WEILROD. Die leeren Kassen der hoch verschuldeten Gemeinde Weilrod wollen SPD und CDU in den nächsten vier Jahren in einer festen Koalition verwalten. Die beiden Wahlverlierer, die jeweils mehr als vier Prozentpunkte einbüßten, nennen das Kind zwar noch nicht beim Namen, doch die Andeutungen sind klar: "Die zwei Großen haben zwar tüchtig eins auf den Hut gekriegt, doch vielleicht sollten wir die Dinge gemeinsam lösen, um unser Image wieder aufzupolieren", meint der seitherige SPD-Fraktionschef Herbert Schmidt. Von einer Wunschhochzeit will er in diesem Zusammenhang zwar nicht sprechen. "Aber vielleicht ist eine Vernunftehe, die vier Jahre hält, nicht schlecht."

Sein CDU-Amtskollege Ewald Pauli bestätigt die große Koalition der Verlierer ebenfalls durch die Blume. "Wir wollen da anknüpfen, wo wir im Dezember aufgehört haben." Konkret: Bei den Beratungen für den Haushalt 1993 ging die CDU mit der SPD eine Koalition ein. Als Verlierer sehen sich übrigens beide nicht. 18 (SPD elf, CDU sieben) von 31 Sitzen seien eine "satte Mehrheit".

Angesichts der seit längerem absehbaren Verhältnisse bleibt dem Wahlgewinner FWG (plus 4,7 Prozent und zwei Sitze) nur die Trotzreaktion. "Wir haben nicht die Absicht, eine Koalition einzugehen", vermeldet FWG-Kollege Berthold Menningen. Ihm bleibt der Trost, in sieben von 13 Ortsteilen die Mehrheit im Ortsbeirat zu stellen. Die Grünen, die ihre drei Sitze nicht verbessern konnten, bleiben ebenfalls außen vor. Das kurze rot-grüne Zwischenspiel kann sich aufgrund der fehlenden Mehrheiten nicht wiederholen. "Wir werden lebendige Opposition sein", verspricht Spitzenkandidatin Gundi Butz. cn

Kurz gemeldet

Bruno H. Schubert wird Ehrensenator Der ehemalige Besitzer der Henninger Brauerei und langjährige Generalkonsul Bruno H. Schubert wird am heutigen Samstag, 13. März, in Salzburg zum Ehrensenator der Europäischen Akademie für Kunst und Wissenschaft ernannt. Die Laudatio wird Ex-Außenminister Hans- Dietrich Genscher halten, der ebenfalls Ehrensenator ist. Joachim Grawe wurde 60 Der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke, ProfessorJoachim Grawe, ist in diesen Tagen 60 Jahre alt geworden. Der Jurist gehört zahlreichen nationalen und internationalen Gremien auch außerhalb der Energiewirtschaft, etwa dem Umweltbeirat der Evangelischen Kirche, an und hat unter anderem die Bücher "Energiesparen mit Strom" und "Zukunftsenergien" geschrieben.Bündnis in Kriftel auch nach CDU-Sitzung offen

KRIFTEL. Auch nach der der CDU-Sitzung am Donnerstag abend bleibt offen, wer künftig mit wem in der Gemeindevertretung kooperiert: "Wir treten in Verhandlungen mit allen Parteien ein", sagt Unionschef Oliver Schwebel. Sogar mit der FWG, "falls die mit anderen Personen agiert als Wolfgang Gerecht". Mit der SPD sei zwar in einem Vorgespräch über Themen diskutiert, aber noch kein Bündnis festgezurrt worden. Laut Schwebel erhebe die CDU auch nach der Ära Friedel Fischer als stärkste Fraktion Anspruch auf das Amt des Parlamentschefs. pms

Knoblauchpillen und Biovital tun ihre Wirkung. Die Rentner werden immer rüstiger. Alt sind sie schon lange nicht mehr - höchstens Senior. Sportlichkeit ist ihr Erkennungszeichen, Jeansblau ihre Kleidung. Nun stürmen sie auch die letzten Bastionen der Jugend. Das läßt zumindest Junge Grufties ein neues Angebot der Elternschule Taunus für Friedrichsdorf erwarten: "Babymassage und Stillen in der Altentagesstätte". Wie, alles nur eine Fehlinterpretation, alles mißverstanden? Nicht die Seniorenschaft ist so rüstig, sondern die Jugend früh vergreist? Na dann. stk

Stadtwerke-Affäre ausgeweitet Bremer Strom- und Gaskunden zahlen auch für Honorarkonsul

stg BREMEN, 12. März. Die Bremer Stadtwerke AG hat noch mehr Geld für SPD-Parteispenden und ähnliche Zuwendungen ausgegeben, als bisher bekannt war. Neben Spenden an die SPD von 63 500 Mark, die das Unternehmen bereits eingeräumt hatte, haben die Stadtwerke auch einen Empfang der SPD- Bundesarbeitsgemeinschaft für Kommunalpolitik mit 24 000 Mark unterstützt. Das bestätigte am Freitag der Leiter der Stadtwerke-Rechtsabteilung, Hinrich Volker, der FR. Ferner sei aus Anlaß von Herbert Wehners 80. Geburtstag eine Spende in nicht bekannter Höhe an eine jüdische Gemeinde in Israel geflossen.

Wie Volker weiter bestätigte, nutzt Stadtwerke-Vorstandschef Günther Czichon (SPD) seit Jahren ein Zimmer des Unternehmens als Büro für sein Ehrenamt als schwedischer Honorarkonsul, ohne dafür Miete zu entrichten. Außerdem, so Volker, bezahlen die Stadtwerke die "geringen Aufwendungen" des Honorarkonsuls für Empfänge und Bewirtungen. Nach Ansicht Volkers widerspricht dies nicht dem Auftrag des Unternehmens, denn Czichons Konsul-Tätigkeit liege im Bremischen Interesse.

Auf Antrag der CDU hat inzwischen ein Untersuchungsausschuß damit begonnen, die Spendenpraxis der Stadtwerke und die Gewährung von Stromrabatten für SPD-Politiker zu überprüfen. Die CDU beklagt, daß die Ausschußmehrheit wesentliche Zeugen nicht vorladen wolle - unter anderem eine Stadtwerke-Mitarbeiterin, der fristlos gekündigt werden sollte, weil sie angeblich zum Aufdecken der Affäre beigetragen hatte.

Autozulieferer VDO läßt im Inland kurzarbeiten

has FRANKFURT A. M. Beim Autozulieferer VDO schlägt die Absatzschwäche der Kraftfahrzeugbranche inzwischen voll durch. Das Unternehmen arbeitet "bis auf weiteres in nahezu allen Inlandsbereichen kurz" und will auch einen über die ohnehin geplante Sparpolitik hinausgehenden "konjunkturbedingten Beschäftigtenabbau" nicht ausschließen. Im Konzern standen Ende vergangenen Jahres 14 669 Männer und Frauen auf den Lohn- und Gehaltslisten, 46 weniger als zwölf Monate zuvor. Im Stammhaus, der AG, nahm das Personal um 378 auf 8757 Leute ab. Der Vorstand betont, die Jahresüberschüsse hätten 1992 "deutlich unter denen des Vorjahres" gelegen. Konzern und AG erzielten aber "positive Betriebsergebnisse". Beklagt werden vor allem die "unter Druck stehenden Verkaufspreise" in der Kfz-Erstausrüstung (siehe zu diesem Thema auch gestrige FR) und die steigenden Personalaufwendungen.

VDO bekam in der zweiten Hälfte 1992 die flauere Autokonjunktur zu spüren. Waren die Erlöse im ersten Semester noch zweistellig geklettert, mußte sich der Konzern zum Ultimo mit einem Plus von vier Prozent auf knapp 2,4 Milliarden Mark begnügen. Bemerkbar machte sich dabei mit drei Prozentpunkten aber auch die Abgabe der Luftfahrt-Aktivitäten an das Bodenseewerk Gerätetechnik und die französische Sextant Avionique.

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Fraktion konstituiert

MÜHLHEIM. Die Fraktion der "Bürger für Mühlheim" hat sich konstituiert. Chef ist Helmut Weigert. Ihn vertreten Heinz Hölzel und Dieter Löwe. Jürgen Ries agiert als Fraktionsgeschäftsführer. In den Magistrat entsendet die Fraktion Ottokar Frey. Ihr erster Antrag: Der Bauauschuß soll in die Ausschüsse "Bau und Stadtentwicklung" und "Umwelt und Abfallentsorgung" geteilt werden. Dafür sollen Kultur- und Sozialausschuß zusammengelegt werden. dac

"Die Ganoven nutzen die Öffnung der Grenzen schamlos aus" Innenminister regen engere Zusammenarbeit mit osteuropäischen Ländern bei Bekämpfung der wachsenden Kriminalität an Von unserem Korrespondenten Axel Vornbäumen

FRANKFURT/ODER, 12. März. Deutschland und seine osteuropäischen Nachbarstaaten wollen mit engerer polizeilicher Zusammenarbeit, erleichterter gegenseitiger Rechtshilfe und vereinfachtem grenzüberschreitendem Dienstverkehr auf die wachsende grenzüberschreitende Kriminalität reagieren. Mit diesem Ziel, aber noch ohne konkreten Beschluß, endete am Freitag eine in dieser Zusammensetzung erstmals veranstaltete Fachkonferenz der Innenminister in Frankfurt/Oder zum Thema "Polizeiliche Zusammenarbeit mit Osteuropa". An dem Treffen nahmen auch Vertreter aus Polen, der Tschechischen Republik, Ungarn und Rußland teil.

Der Vorsitzende der Konferenz, Brandenburgs Innenminister Alwin Ziel (SPD), sagte: "Die Ganoven nutzen die Öffnung der Grenzen und die liberalen Kontrollen schamlos aus, Grenzen, die für die Polizeien der Länder nach wie vor bestehen."

"Wir müssen zwangsläufig zusammenarbeiten", sagte Ziel. Beim Kampf gegen die organisierte Kriminalität könne man es sich nicht leisten, in "geographischen Grenzen verhaftet" zu bleiben. Potsdams Innenminister beklagte in punkto Polizeiarbeit ein "zu starkes Souveränitätsdenken". Dies gelte insbesondere auch für die westeuropäischen Länder. Vielleicht, so Ziel, komme man mit den osteuropäischen Ländern schneller zu einer Zusammenarbeit.

Dazu liegt ein Vorschlagskatalog auf dem Tisch, der Mitte Mai auf der nächsten Innenministerkonferenz in Potsdam beschlossen werden soll. So soll die "Zusammenarbeit im Grenzbereich" demnächst vertraglich fixiert werden. Auf die stark angestiegenen Autodiebstähle soll mit "flächendeckenden Fahndungen" insbesondere auf den Autobahnen reagiert werden. Schleuser und Menschenhändler sollen verstärkt in den jeweiligen Herkunftsländern verfolgt werden. Ausländischen Straftätern soll überdies "durch professionelle Finanzermittlungen" die Möglichkeit der Geldwäscherei genommen werden.

Auf der Konferenz machten die Vertreter Rußlands und Polens deutlich, daß in ihren Ländern die Kriminalität eine neue Qualität erhalten habe. Dies reiche von "neuen Formen des Verbrechens wie Menschenhandel, Prostitution bis hin zum Auftragsmord". Zur Palette der neuen Verbrechen gehöre auch der "Diebstahl unersetzbarer Kulturgüter" sowie "die Zunahme ökologischer Gefahren durch illegalen Transfer toxischer Stoffe".

In Rußland habe es 1992 etwa 2,7 Millionen registrierte Straftaten gegeben, darunter 25 000 Morde, berichtete Wladimir Kolesnikow, Leiter der Hauptabteilung Kriminalpolizei im Moskauer Innenministerium. Besondere Sorge machten die immer noch stark steigenden Zuwachsraten.Ausbildung von Hilfskräften verschoben BERLIN (Reuter). Der Bundesgrenzschutz (BGS) hat den ursprünglich für Montag geplanten Beginn der Ausbildung von Hilfsgrenzschützern für die Ostgrenzen Deutschlands verschoben. Ein BGS-Sprecher sagte am Freitag in Berlin, die Ausbildung der ersten 150 neu einzustellenden Angestellten der Grenzschützer werde frühestens am 5. April beginnen. Es sei bisher nicht gelungen zu klären, welche Ausbildung die Hilfsgrenzer erhalten sollten, wo die Trainingsstätten eingerichtet werden könnten und wer die Ausbilder sein sollten. Der Sprecher fügte hinzu, aufgrund des großen Andrangs der Bewerber für die insgesamt geplanten 1500 bis 1600 Stellen zur Absicherung der grünen Grenze und der Grenzkontrollposten an der tschechischen und der polnischen Grenze brauche die Auswahl mehr Zeit. An die 5000 Bewohner der grenznahen Gebiete hätten sich auf die auf drei Jahre befristeten Stellen beworben. Mutmaßliche Schlepper festgenommen SCHWERIN (Reuter). Die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern hat am Donnerstag in der Nähe der Zentralen Aufnahmestelle (ZAST) für Asylbewerber in Rostock-Hinrichshagen vier mutmaßliche Schlepper vorübergehend festgenommen. Wie ein Sprecher des Innenministeriums am Freitag in Schwerin mitteilte, handelt es sich um zwei Rumänen und zwei Deutsche. Die ZAST in Hinrichshagen ist seit Tagen Anlaufpunkt zahlreicher Asylbewerber vor allem aus Rumänien. Ministeriumssprecher Armin Schlender sagte am Freitag morgen, allein in den zurückliegenden 24 Stunden seien erneut 143 Asylbewerber in Rostock eingetroffen.

Das Wetter

Das von den Meteorologen schon mehrmals versprochene frühlingshafte Wetter ist endlich in Hessen angekommen. Erste Winter-Überdrüssige spazierten schon mit geöffneter Jacke oder Mantel unter dem Arm durch die Straßen. Die Sonne kämpfte anfangs zwar noch gegen eine dünne Bewölkung an, jetzt aber soll sie an überall in Hessen die Oberhand gewinnen. lhe

Wetterlage Das umfangreiche Hoch über Osteuropa verlagert sich nur wenig und bleibt für Deutschland wetterbestimmend.Vorhersage bis Montag früh Vor allem im Norden und Osten Deutschlands zeitweise starke Bewölkung, sonst nach Auflösung örtlicher Frühnebelfelder überwiegend sonnig und trocken.

Höchsttemperaturen 8 bis 13 Grad, im Westen und Südwesten bis zu 17 Grad.

Nachts vielfach klar und Tiefsttemperaturen 5 bis 0 Grad, im Südosten örtlich leichter Frost.

Schwacher, an der Küste auch mäßiger Wind aus Süd bis Südwest.

Weitere Aussichten für Montag Heiter bis wolkig, trocken und sehr mild. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 18 Amsterdam

wolkenlos 15 Athen

leicht bewölkt 15 Barcelona

wolkig 13 Bordeaux

leicht bewölkt 16 Bozen

wolkenlos 12 Brüssel

wolkenlos 16 Dublin

wolkig 13 Helsinki

bedeckt -7 Innsbruck

leicht bewölkt 11 Istanbul

wolkig 9 Kairo

leicht bewölkt 17 Larnaka

leicht bewölkt 15 Las Palmas

leicht bewölkt 20 Lissabon

Regen 13 Locarno

leicht bewölkt 10 London

leicht bewölkt 15 Madrid

stark bewölkt 11 Malaga

stark bewölkt 15 Mallorca

wolkig 16 Moskau

wolkig -8 Neapel

leicht bewölkt 15 Nizza

leicht bewölkt 14 Paris

wolkenlos 14 Rom

leicht bewölkt 13 St. Petersburg

leicht bewölkt -6 Stockholm

wolkig 3 Tunis

wolkig 16 Varna

wolkenlos 8 Venedig

wolkenlos 9 Warschau

wolkig 4 Wien

wolkig 2 Zürich

wolkig 10 Deutschland Berlin

stark bewölkt 7 Dresden

stark bewölkt 7 Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 9 Feldberg/Schw.

wolkig 4 Frankfurt/M.

wolkenlos 12 Freiburg

wolkig 13 Garmisch

leicht bewölkt 8 Hamburg

stark bewölkt 8 Köln

wolkenlos 15 Leipzig

wolkig 11 München

wolkenlos 7 Norderney

leicht bewölkt 8 Rostock

bedeckt 4 Sylt

stark bewölkt 6 Zugspitze

leicht bewölkt -8 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06 Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42 (Wenn die Grenzwerte nach der derzeit gültigen Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Pollenflugvorhersage für Hessen In den nächsten Tagen wird mäßiger bis starker Flug von Haselpollen erwartet.Sonnenaufgang 6.44 Uhr

Sonnenuntergang 18.27 Uhr

Mondaufgang 0.22 Uhr

Monduntergang 8.59 Uhr

Vom Wind auf schnellen Flügeln herangetragen: Lachmöven, die eigentlich an Nord- und Ostsee zu Hause sind, lassen es sich am Eisernen Steg gutgehen. Zwar fliegen die meisten wieder nach Norden, wenn sie den warmen Großstadtwinter gut überstanden haben. Doch viele bleiben mittlerweile ganz hier und brüten selbst zwischen Autobahnkreuzen. (FR-Bild: Günther)

Parteien diskutieren über Ersten Stadtrat Bauers Amtszeit endet im Juni

ESCHBORN. Wer wird Erster Stadtrat oder Erste Stadträtin in Eschborn, wenn die Amtszeit von Michael Bauer (FDP) im Juni endet? Das ist die zentrale Frage in den Verhandlungen der Parteien nach der Kommunalwahl. Die SPD legte am Donnerstag während einer Mitgliederversammlung fest, als zweitstärkste Person Anspruch auf den Posten anzumelden. Aber nicht um jeden Preis. Fraktionschef Otto Jehn: "Wir wollen keine zentralen Inhalte aufgeben müssen, etwa beim Wohnungsbau oder der Verkehrsberuhigung, und auch keine große Koalition eingehen."

Die Bürgergemeinschaft Eschborn (BGE), mit sieben Sitzen drittstärkste Fraktion, überlegte im Vorfeld, ob der Posten nicht eingespart werden könnte, damit Bürgermeister Martin Herkströter (CDU) endlich mehr zu tun bekäme als ein "Frühstücksdirektor". Doch dies seien nur Überlegungen, die noch nicht spruchreif sind, so Fraktionschefin Irmtraud Bottoms. Wenn der Posten schon beibehalten werden solle, dann bitte für eine Frau, die möglichst nicht im Parlament sitzen soll aber in Eschborn wohnt.

Während ihrer Gespräche am Donnerstag abend tauschten BGE- und SPD-Verhandlungskommissionen erste Vorstellungen aus. Namen von Personen wollen beide Fraktionen noch nicht nennen. Die SPD will sich als nächstes mit den Grünen zusammensetzen, und auch die CDU habe Gesprächsbereitschaft signalisiert. Ein Gespräch zwischen SPD, BGE und Grünen, die gemeinsam 20 Sitze und damit eine mögliche Mehrheit im Parlament stellen, wünscht die BGE. Deren Vorsitzende Silvia Babatsikos kündigte übrigens ihren Rücktritt an. "Sie nannte uns keine Gründe und erklärte ihren Rücktritt auch noch nicht schriftlich", kommentiert Fraktionschefin Bottoms. she

Vorfahrt mißachtet: Zwei

Autos zusammengestoßen

KARBEN. 11 000 Mark Schaden entstand bei einem Verkehrsunfall am Donnerstag um 23.10 Uhr in der Brunnenstraße. Nach Polizeiangaben kam ein Auto vom Bahnhof und fuhr Richtung Okarben. Auf der Kreuzung mit der Landesstraße 3205 kam es zum Zusammenstoß mit einem Auto aus Richtung Stadtmitte wegen Mißachtung der Vorfahrt. Keiner der Fahrzeuginsassen wurde verletzt. hm

Dias vom Eroberungszug der Normannen in England

BAD VILBEL. "Von Bayeux nach Hastings" ist der Titel eines Lichtbildervortrags von Friedrich Karl Herrmann über die Eroberung Englands durch die Normannen. Der Vortrag findet am Mittwoch, 17. März, um 19.30 Uhr im Festsaal des Altenheims Pestalozzistraße 10 auf dem Heilsberg statt. Der Eintritt ist frei. Der Referent bezieht sich auf die 70 Meter lange Tapisserie von Bayeux von 1066, auf der der Eroberungszug der Normannen dargestellt ist und zeigt Bilder von den Orten des Geschehens in Nordfrankreich und England. hm

Sportarzt Runzheimer in Frankfurt gestorben

Im Alter von 79 Jahren starb in Frankfurt Dr. Karl Heinz Runzheimer, einer der bekanntesten deutschen Sportärzte. Sein Name und sein Wirken waren vor allem mit der Frankfurter Eintracht und dem SC 1880 eng verbunden, bei dem er während seiner sportlichen Laufbahn das Hockey-Tor hütete.

Von 1951 bis 1968 betreute Runzheimer die Frankfurter Eintracht-Fußballer und war besonders bei der Meistermannschaft von 1959 angesehen und beliebt, mit der er bis zuletzt in Verbindung gestanden hatte.

Viele deutsche Sportler kamen nach Frankfurt, um sich von ihm behandeln und operieren zu lassen. Runzheimer war mit der einstigen deutschen Hürdenmeisterin und Olympia-Sechste von 1936 in Berlin, Doris Eckert, verheiratet. Sein Sohn Joos setzte die medizinische Betreuung der Eintracht-Lizenzspieler sowie die der Hockey-Spieler des SC 1880 fort.

Der beliebte Orthopäde starb in Frankfurt im Maingau-Krankenhaus, wo er jahrelang selbst die Sportler behandelt hatte. bm.

"Punktlandung ist nicht nötig" Kontrollausschuß kritisiert Privatisierungsziel der Treuhand

wüp BERLIN. Die Treuhandanstalt hält trotz der mehr als 1200 noch nicht privatisierten Betriebe unter ihrem Dach am ehrgeizigen Ziel fest, zu Beginn des "Superwahljahres" 1994 ihr operatives Geschäft beendet zu haben. Das sagt Präsidentin Birgit Breuel. Der Vorsitzende des für die parlamentarische Überwachung der Anstalt zuständigen Bundestagsausschusses, Arnulf Kriedner (CDU), vertrat nach der ersten Sitzung des 24köpfigen Kontrollgremiums in Berlin dagegen die Ansicht, die Staatsholding solle sich "nicht auf eine Punktlandung festlegen". Mit Blick auf den Konjunktureinbruch und den Erhalt industrieller Kerne meinte Kriedner, es reiche, wenn die Anstalt bis Ende 1994 für jedes Unternehmen eine Lösung gefunden habe.

Die bisherige, oftmals hart kritisierte Arbeit der größten Holding aller Zeiten beurteilte der sächsische CDU-Abgeordnete mit "insgesamt zufriedenstellend". Es sei allerdings wie mit den "Klassenarbeiten eines Schülers, die übers Jahr hinweg auch höchst unterschiedlich benotet werden". Der Schuldenberg der Treuhand werde bis Ende 1994 die erwarteten 250 Milliarden Mark erreichen, wenn die Bundesregierung der Anstalt keine weiteren Aufgaben aufbürde.

Intensiv beschäftigen den Ausschuß nach Kriedners Worten derzeit vor allem zwei Punkte: die Kontrolle der bisher abgeschlossenen 11 200 Privatisierungsverträge sowie die Frage, wer jene Aufgaben übernimmt, die nach der geplanten Auflösung der Anstalt Ende 1994 noch nicht erledigt sind. Auch das Bundestagsgremium sei wie die Staatsholding der Meinung, daß es keine Rücknahme von Betrieben geben dürfe. Falls Investoren wegen der Wirtschaftsflaute ihre Arbeitsplatz- und Investitionszusagen gegenüber der Treuhand nicht einhalten könnten und die Einforderung der Vertragsstrafen sie in Konkurs treiben würde, sei die Anstalt bereit, über eine zeitliche Streckung mit sich reden zu lassen.

"Sehr viele" Unternehmen seien zu solchen Nachverhandlungen inzwischen zur Treuhand gekommen, sagte die Präsidentin, ohne genaue Zahlen zu nennen. Bisher habe man lediglich für die bis Ende 1991 abgeschlossenen Verträge ein Kontrollergebnis, dort habe nur "ein ganz kleiner Teil" die Zusagen nicht eingehalten. Weitere 300 Großbetriebe würden laufend überwacht, dort seien die Zusagen sogar "übererfüllt". Die Treuhand hat bisher nach eigener Aussage 173 Milliarden Mark Investitionen und 1,4 Millionen Arbeitsplätze von Käufern einstiger DDR-Betriebe zugesagt bekommen.

Sportnotizen

Foster sagt WM ab Greg Foster (USA) wird nicht bei den Hallen-Leichtathletikweltmeisterschaften in Toronto an diesem Wochenende starten. Der Titelverteidiger über 60 Meter Hürden ist verletzt. Fürstenwerth redet für Olympia Christian Fürstenwerth, Sportchef des RIAS in Berlin, wird Pressesprecher der Berliner Olympia GmbH. Sein Sender beurlaubt ihn bis zum September; dann fällt die Entscheidung, wer die Spiele 2000 ausrichtet. Handballspiel Wiesbadens verlegt Das Spiel der zweiten Handball-Bundesliga zwischen Eintracht Wiesbaden und TuS Fürstenfeldbruck ist vom heutigen Samstag auf den 21. März verlegt worden. Bokloev springt nicht mehr Der schwedische Skispringer Jan Boeklev beendet seine Karriere. Der 27 Jahre alte Mann gilt als Erfinder des V-Stils. Bokloev hatte nach einem Beinbruch 1990 nicht mehr den Anschluß an die Weltspitze geschafft. "Buta" für Pferde verboten Mit knapper Mehrheit - 46 von 70 abgegebenen Stimmen - hat die Versammlung des Reiterweltverbandes das schmerzhemmende Präparat "Buta" ab 1. Januar 1994 für Pferde verboten. In Deutschland ist das Mittel schon seit einiger Zeit in allen Pferdesportbereichen untersagt. Prost am schnellsten Der Franzose Alain Prost hat im ersten Formel-1-Zeittraining zum Großen Preis von Südafrika in Kyalami die schnellste Zeit gefahren. Der dreimalige Weltmeister, der nach einjähriger Zwangspause ein Comeback im Williams-Renault gab, dominierte klar vor dem erst am Montag von McLaren-Ford nachgemeldeten Brasilianer Ayrton Senna und dem Kerpener Michael Schumacher. Senna hat nach eigenen Angaben zunächst für das erste WM-Rennen dieser Saison eine Zusage gegeben. Breen gewann Ballett-Finale Die US-Amerikanerin Ellen Breen siegte im Ballett-Finale der Freestyle-Ski- WM in Altenmarkt. Sie gewann vor ihrer Landsfrau Sharon Petzold und der Französin Cathy Pecholz. Deutsche Starterinnen waren nicht qualifiziert. Seles sagt für Key Biscane ab Die an Nummer 1 gesetzte Weltranglisten-Erste Monica Seles hat ihre Teilnahme beim mit 900 000 Dollar dotierten Frauen-Tennisturnier in Key Biscane/ Florida aufgrund einer Grippe abgesagt. Ägypten - Zimbabwe wird wiederholt Der Internationale Fußball-Verband (FIFA) hat dem Protest Zimbabwes stattgegeben und das WM-Qualifikationsspiel gegen Ägypten für den 28. März noch einmal in Frankreich angesetzt. Am 28. Februar wurde in Kairo einer der Spieler aus Zimbabwe durch den Steinwurf eines Zuschauers verletzt. Außerdem mußte die Partie in der ersten Hälfte mehrere Minuten unterbrochen werden, da ein Linienrichter von einem Stein getroffen wurde. Darmstädter Malz im Pech Fußball-Zweitligist Darmstadt 98 muß bis zum Saisonende auf Mittelfeldspieler Stefan Malz verzichten, der sich im Training einen komplizierten Bruch zuzog. Der 20jährige erlitt einen Knöchel- und Wadenbeinbruch sowie einen dreifachen Bänderriß. Malz wurde bereits operiert.

Drohbriefe von rechts

Nicht nur aus der militanten Autonomen-Szene, sondern auch von Rechtsextremen werden einzelne Bundestagsabgeordnete massiv bedroht. Der FR wurden am Freitag in Bonn mehrere anonyme Briefe bekannt, in denen Parlamentarier, die sich gegen eine Änderung des Grundrechts auf Asyl ausgesprochen haben, wüst beschimpft und unter Druck gesetzt werden. Unter den Empfängern ist ein prominentes Mitglied der SPD- Führung, das nun von der Polizei verstärkt beschützt wird.

"Merkt euch eines: Wir kennen euch, wir haben eure Namen und Adressen und rechnen mit euch gnadenlos ab", steht in einem dieser Briefe. Einem anderen Abgeordneten wurde angekündigt: "Für jeden von Ausländern ermordeten Deutschen nehmen wir fünf SPD-Linke zur Brust!" Einer der offensichtlich aus dem militanten rechten Spektrum stammenden Briefeschreiber ("Wir sind alle Kamikaze") behauptet: "Pistolen, Steine, Handgranaten, Molotowcocktails, Schlagringe, Handschellen, alles haben wir . . ." In einem weiteren Brief werden Abgeordnete, die auf einem unveränderten Asylrecht beharren, als "Kakerlaken" bezeichnet, die "ausgerottet" werden müßten.

Solche Drohungen aus dem rechtsextremen Lager werden von den Sicherheitsbehörden als durchaus "ernstzunehmend" eingestuft. Allerdings wurde dazu bemerkt, es handele sich anscheinend um "Einzelpersonen", während aus der Autonomen- Szene stammende Drohungen gegen solche Politiker, die das Asylrecht verändern oder abschaffen wollen, "von Kleingruppen getragen" würden.

Die rechtsextremen Drohbriefe wurden laut den Poststempeln überwiegend in westdeutschen Städten aufgegeben. HELMUT LÖLHÖFFEL

(Der italienische Regisseur Cesare Lievi, Jahrgang 1952, begann seinen Weg ins Theater an einer von ihm und seinem Bruder am Gardasee gegründeten kleinen Bühne, dem "Teatro dell' Acqua" in Gargnano. Im vergangenen Jahrzehnt hat er vor allem am deutschsprachigen Theater inszeniert, Schauspiele, aber auch Opern in Frankfurt am Main, Heidelberg, Basel, Wien und ein eigenes Stück an der Berliner "Schaubühne". Zur Zeit probt er am Wiener Burgtheater eine Aufführung von Pirandellos "Sechs Personen suchen einen Autor". - Die Übersetzung des Textes von Lievi ins Deutsche hat Ulrich Hausmann besorgt. FR

We,K=E.H E.Heller Warschau an Politik Hintergrund Ausland

Liebe KollegInnen, ich hab's mal wieder einfach nicht auf 80 Zeilen zusammengekriegt. Darf ich Ihnen die Entscheidung überlassen, welche Aspekte (im Falle von Platzmangel) weniger interessant sind? Der 'ankommentierte' Schluß kann natürlich wegfallen... Viele Grüße von E.H.

Beschränkungen für polnische Werksarbeiter Firmenzahl soll um 1000 gesenkt werden/ neue Länder praktisch ausgeschlossen von Edith Heller

Warschau, 12. März (ehe). 'Moderner Sklavenhandel', 'Menschenhändler', 'Baubetrüger', 'Helm-und-Schaufel-Camorra' - was die deutschen Medien in letzter Zeit zum Thema Werksverträge mit osteuropäischen Arbeitnehmern berichten, legt den Schluß nahe, daß die Mafia in Deutschland offenbar ein neues Betätigungsfeld gefunden hat: Anstelle von Spielhöllen, Bordells oder Nobelrestaurants kontrolliert sie jetzt die deutsche Baustelle. Die polnischen und deutschen Firmen, die von den Billigarbeitern profitierten, gerieten im ungleichen Kampf der Lobbys immer mehr ins Hintertreffen: Die Träne im Augenwinkel, verbunden mit dem Hinweis auf das harte Los der Osteuropäer, die sich in Deutschland ein paar Mark dazuverdienen, zog immer weniger. Bundesarbeitsminister Norbert Blüm geriet zunehmend unter Druck: Eine Allianz von Gewerkschaften, Arbeitgebern und der SPD drängte darauf, den 'roten Teppich für Schwarzarbeit', den die Werksverträge angeblich darstellten, wieder einzurollen. Regierungsabkommen über Werksverträge wurden in den letzten drei Jahren mit mehreren osteuropäischen Staaten geschlossen, um diesen Ländern beim Aufbau der Marktwirtschaft zu helfen. Im Rahmen der vereinbarten Kontingente konnten deutsche Unternehmen ausländische Subunternehmer zur Erfüllung konkreter Aufgaben engagieren. Besondere Bedeutung haben die Werksverträge für Polen. Die 1990 erstmal vereinbarte Zahl von 11000 Werksvertragsarbeitnehmern in der alten Bundesrepublik wurde nach der Wiedervereinigung auf 35000 Personen pro Monat im Jahresdurchschnitt erhöht. Der Grund für die Aufstockung war die vertragswidrige Auflösung zahlreicher Arbeitsverhältnisse von Polen in der ehemaligen DDR. Im letzten Jahr erbrachte diese Form des Dienstleistungsexports 15 Prozent der gesamten polnischen Ausfuhr nach Deutschland. Das entspricht etwa 1,2 Milliarden DM. Diese Zahl kam jedoch auch deswegen zustande, weil die für die Genehmigungsvergabe zuständige Kommission im polnischen Außenhandelsministerium die Kontingente im letzten Jahr um mehr als das Doppelte überschritt - offensichtlich hatten die an den Millionenaufträgten interessierten Firmen schlagkräftige Argumente vorgebracht ... Für böses Blut sorgten außerdem Mißstände in Deutschland: Obwohl die Ausländer laut Vertrag dasselbe verdienen sollen wie ihre deutschen Kollegen, boten die ausländischen Subunternehmer ihre Leistungen vor allem im Baugewerbe zu Dumpingpreisen an. Das war möglich, indem sie den Arbeitern formal hohe Kostenanteile für Unterbringung und Versorgung vom Lohn abzogen, in Wirklichkeit jedoch nur für primitivste Unterbringung sorgten. Oft übernachteten die polnischen Arbeiter auf der Baustelle und mußten im Krankheitsfall wegen Unterversicherung nach Hause fahren oder gar mit Kündigung rechnen. Im Resultat trug der Einsatz der billigen Brigaden zu einem Anstieg der Bauarbeitslosenquote um 9,9 Prozent in Westdeutschland sowie um 13,1 Prozent im Osten bei - trotz einem deutlichen Anstieg der Baukonjunktur. All dies führte dazu, daß Polen seit August letzten Jahres überhaupt keine neuen Kontingente mehr bekam - ein schwerer Schlag für die polnische Wirtschaft, die derzeit größte Anstrengungen unternimmt, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf der Rezession zu ziehen. Deutsch-polnische Expertenvereinbarungen, die am Mittwoch mit einem Protokoll abgeschlossen wurden und demnächst durch Notenwechsel bestätigt werden, haben den Weg zur Neuerteilung von Kontingenten wieder freigemacht. Allerdings wurden die bisherigen Bedingungen erheblich verschärft, und die die am meisten interessierte Bauwirtschaft wird noch einige Monate warten müssen, bis der im letzten Jahr angesammtelte 'Genehmigungsberg' wieder abgebaut ist. Die wichtigste Änderung ist eine sogenannte Arbeitsmarktschutzklausel. Danach sollen in Bereichen, wo die Arbeitslosigkeit 30 Prozent über dem Landesdurchschnitt (also bei derzeit etwa 12 Prozent) liegt, keine Werksverträge mehr genehmigt werden. Dadurch wird fast der gesamte Osten Deutschlands mit Ausnahme der Bezirke Leipzig und Dresden für Arbeiter aus Osteuropa geschlossen. Eine Ausnahme wurde nur für die Zunft der Restauratoren zugelassen, die trotz Arbeitslosigkeit in Deutschland gesuchte Spezialisten sind. Um Lohndumping zu verhindern, müssen die polnischen Arbeitnehmer den deutschen Nettolohn künftig auf die Hand ausbezahlt bekommen. Durch die strikte Anwendung von Sanktionen soll die Zahl von bislang 1400 polnischen Werksvertragsunternehmen auf 300 bis 400 Firmen gesenkt werden. Nach dem Auslaufen einer Übergangsregelung in zwei Jahren soll die Zahl der Kontingente für Polen generell um 10000 gesenkt werden. - Der Kompromiß in der Werksarbeiterfrage zeigt, daß auch Bonn bei konjunkturellem Gegenwind das Hemd näher liegt als die Jacke. Noch ist man jedoch nicht bereit, die vielfach beschworerene Solidarität mit den ärmeren Reformländern einfach über Bord zu werfen.

Börse gedrückt

FRANKFURT A. M. (FR). Die politischen Turbulenzen in Moskau um Rußlands Präsident Boris Jelzin und der ungewisse Ausgang der Bonner Solidarpakt-Verhandlungen lähmten zum Wochenschluß das Kaufinteresse an den deutschen Aktienmärkten. Gerüchte über militärische Aktivitäten in der Kreml-Gegend sorgten nachbörslich nochmals für Kursrückgänge bei Standardwerten und lieferten zugleich den Beweis dafür, wie nervös es im Handel zuging.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) fiel am Freitag um 10,26 Zähler und schloß bei 1707,14 Punkten. Auf dem Frankfurter Parkett zeigten sich Händler unter der Voraussetzung, daß "Störungen" aus Moskau ausbleiben, für den weiteren Gang der Dinge in der nächsten Woche zuversichtlich. Sinkende Zinsen und am Geldmarkt freiwerdende Liquidität könnten zu einem Auftrieb der Kurse führen, hieß es. Allerdings: "Erst muß aber der Widerstand bei 1720 Punkten beim Dax überwunden werden."

Aus dem allgemeinen Geschehen am Aktienmarkt ragten am Freitag VW heraus. Die Aktie des Autobauers stieg gegen den Trend um 3,40 Mark, wofür allein die Personalie ausschlaggebend war, daß der Einkaufschef von General Motors, Ignacio Lopez de Arriortua, nach Wolfsburg wechseln soll.

"Die Luft raus" war im Vergleich zu den Vortagen bei Finanzwerten. Allianz fielen um 22 und Deutsche Bank um fünf Mark. Bei den Elektrotiteln wurden Siemens über den Dividendenabschlag hinaus merklich zurückgestuft. Die Aktie der Münchener notierte insgesamt 18,70 Mark niedriger.

Degussa fielen nach der Ankündigung, frühestens 1993/94 die Dividende erhöhen zu können, um zwei Mark. Mannesmann profitierten von positiven Kommentaren der Telekom zum Mobilfunk- Geschäft und gewannen 4,50 Mark.

Keine klare Tendenz kristallisierte sich am Rentenmarkt heraus. Die Durchschnittsrendite verharrte bei 6,33 Prozent. Die Bundesbank nahm Titel im Nennwert von 42,3 Millionen Mark aus dem Markt, nachdem sie tags zuvor noch Papiere für 569,4 Millionen Mark hineingeschleust hatte. Mark-Auslandsanleihen gaben meist nach.

Ämter bremsen Flüchtlingshilfe Deutsche Gastfamilien müssen für Schutzsuchende voll zahlen Von unserer Korrespondentin Ferdos Forudastan

BONN, 12. März. Verschiedene Friedensgruppen haben die deutschen Ausländerbehörden für ihre Behandlung von Flüchtlingen aus Bosnien-Herzegowina kritisiert. In Bonn berichteten die Organisatoren der Kampagne "Den Winter überleben" von hohen Anforderungen, die Hilfswillige erfüllen müssen, um die vor dem Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien fliehenden Menschen in ihrer Familie aufzunehmen.

Träger der Kampagne "Den Winter überleben" sind verschiedene Friedensgruppen. Die Initiative hat seit Dezember letzten Jahres bereits 491 bosnische Flüchtlinge in deutschen Gastfamilien untergebracht. Für Freitag abend stand in Bonn die Ankunft von weiteren 200 Schutzsuchenden aus der serbisch besetzten Region Krajina bevor.

Karin Rennenberg vom Organisationsbüro der Kampagne "Den Winter überleben" kritisierte besonders, daß immer mehr Ausländerämter Flüchtlingen aus Ex-Jugoslawien nur noch dann ein Visum erteilen, wenn sich die deutschen Hilfswilligen bereit erklären, zeitlich unbefristet für den Unterhalt der Schutzsuchenden verantwortlich zu sein. Angesichts der Tatasache, daß der Krieg auf dem Balkan noch lange dauern könne, belaste eine solche Auflage die Gastfamilien in unzumutbarer Weise, sagte Frau Rennenberg. Die Gastfamilien müßten sicher sein können, daß nach einer bestimmten, kurzen Frist der Staat für den Unterhalt der Bosnier aufkommt. Manni Stenner vom Bonner Netzwerk Friedenskooperative kündigte an, man werde unter Umständen gerichtlich gegen die Auflage vorgehen. Nach Angaben von Karin Rennenberg haben sich bisher etwa 1100 Menschen gegenüber der Initiative bereit erklärt, Flüchtlinge in ihrer Familie aufzunehmen. Ein Teil der Angebote liege aber leider noch "auf Halde". Ursache dafür seien unter anderem bürokratische Schwierigkeiten, die die deutschen Behörden bereiteten. Die Vermittlung von Flüchtlingen an Hifswillige in Schleswig-Holstein, Berlin, Hamburg, Bremen und die neuen Bundesländer sei überdies besonders kompliziert, weil diese Bundesländer nicht die Krankenkosten für Schutzsuchende übernähmen. Kontakt: Netzwerk Friedenskooperative, Bonn, Telefon 02 28 / 69 04 70.

Spendenkonto: Förderverein Frieden e. V., Kennwort "Den Winter überleben", Kontonnummer 33 0 35 bei der Sparkasse Bonn (Bankleitzahl 380 500 00).

Redaktion: Ulrich Cramer

Hoechst: "Entwarnung", aber auch neuer Störfall Luftwerte wieder normal / Betriebe werden geschlossen Von unserem Mitarbeiter Volker Mazassek Für die Schwanheimer Kinder hatte Umweltdezernent Tom Koenigs angesichts des warmen Frühlingswetters die beste Nachricht: "Die Kinder dürfen wieder raus", sagte Koenigs am Freitag. Auch den anderen Bewohnern des Gebiets, wo am Rosenmontag tonnenweise giftige Chemikalien niedergingen, können sich jetzt wieder frei bewegen: Die Sanierung ist weitgehend abgeschlossen. Die Hoechst AG macht unterdessen weiter von sich reden: Am Freitag lief bei einem Störfall im Werk Wiesbaden ein Kunstharzgemisch in den Rhein. Außerdem schließt die Firma vier Betriebsstätten mit 142 Mitarbeitern in den Werken Offenbach, Griesheim und Höchst. Frankfurts Umweltdezernent Koenigs gab bekannt, daß es "keinerlei Auffälligkeiten bei den Luftwerten" mehr gebe. Auch bei weiter steigenden Temperaturen würden sich die Werte nicht erhöhen. Der ausgetretene Stoff o-Nitroanisol baue sich photochemisch zügig ab. Die Halbwertzeit liege bei drei Tagen, das heißt, daß sich nach jeweils drei Tagen die Stoffmenge um die Hälfte reduziert.

Nur drei Flächen bleiben weiterhin gesperrt: der Kleingartenbereich einschließlich des Radwegs am Ufer, der Bereich hinter den Info-Containern und der Spielplatz im Wald; dort wurden noch erhöhte Werte gemessen. Sonst sind alle Flächen wieder begehbar, auch die Sperrung des Stadtwalds wurde aufgehoben.

Von dem verseuchten Grünschnitt aus Schwanheim, der im Werk Griesheim gelagert wird, gehe "keine Gefahr" aus, sagte Koenigs. Das Ergebnis der Messungen sei "weit entfernt von den Eingreifwerten". Das Regierungspräsidium in Darmstadt und die Hoechst AG waren übereingekommen, daß der dampfende Berg breiter gelagert und der Grünschnitt mit Erde vermischt wird. Durch Gärungsvorgänge waren, so ein RP-Sprecher, im Innern der abgelagerten Sanierungsabfälle Temperaturen von "50 Grad und mehr" entstanden. Der Betriebsrat der Firma Triumph-Adler, dessen Gebäude nur wenige Meter von dem Grünschnitt entfernt ist, hatte am Donnerstag gegen die Zwischenlagerung demonstriert.

Die Stillegung von vier Betriebsstätten begründete ein Hoechst-Sprecher mit "wirtschaftlichen Problemen". Bei bestimmten Erzeugnissen, unter anderem bei Farbstoffzwischenprodukten, sei Hoechst gegenüber Firmen in Fernsost nicht mehr konkurrenzfähig. Aus anderer Quelle verlautete, daß Hoechst Überlegungen anstellt, die Produktion dieser Stoffe in Zweigwerke in Asien zu verlegen. Bei dem betroffenen Betrieb im Werk Griesheim handele es sich nicht um die Anlage, aus der am 22. Februar zehn Tonnen giftiger Substanzen entwichen waren, betonte das Unternehmen am Freitag ausdrücklich.

Auch die anderen Stillegungen hätten mit dem Störfall vom 22. Februar nichts zu tun, hieß es bei der Hoechst AG. Sie seien schon Anfang Februar beschlossen und mit dem Betriebsrat abgestimmt worden. Es werde zu keinen Entlassungen kommen, sagte der Hoechst-Sprecher. Die betroffenen Mitarbeiter erhielten einen anderen Arbeitsplatz oder gingen in Pension.

Sarotti schließt bis Ende 1994 Nestlé will mit Betriebsrat über Sozialplan verhandeln

HATTERSHEIM. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen: Gestern nachmittag ließ Dr. Wolfgang Majer, Vorsitzender der Nestlé-Geschäftsführung, die Katze aus dem Sack. In einer Betriebsversammlung eröffnete er den 120 Beschäftigten, daß das Sarotti-Werk in Hattersheim zum 31. Dezember 1994 stillgelegt wird.

Hintergrund für den bereits am Dienstag in der Konzernspitze gefaßten Entschluß: Sämtliche Röstanlagen in Hattersheim müßten erneuert werden, um den Anforderungen der neuen Technischen Anleitung (TA) Luft gerecht zu werden. Nestlé will aber auf die Investition in Höhe von 15 Millionen Mark verzichten. Die Schokoladenmasse soll nach den Vorstellungen des Unternehmens in einem Werk in Hamburg produziert werden. Dort muß ebenfalls investiert werden.

Dem Standort Hamburg gibt Nestlé den Vorzug, weil dort Transportkosten gespart würden. Die Kakaobohnen würden via Schiff nahezu vor die Haustür geliefert. Zudem seien auch die Wege kürzer zu den weiterverarbeitenden Betrieben in Berlin und im niederländischen Elst.

Majer stellte den Beschäftigten Arbeitsplätze in einem der anderen Nestlé-Betriebe im Rhein-Main-Gebiet in Aussicht. Dort seien deshalb Einstellungsstopps verfügt worden. Mit dem Betriebsrat werde außerdem über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan verhandelt. Das erste Gespräch ist in zehn Tagen vorgesehen. kkü

TGS Walldorf Jugend-Sportwoche mit großem Spielfest

Um den rückläufigen Zahlen im Jugendbereich entgegenzuwirken, veranstaltet die TGS Walldorf vom 22. bis 28. März eine "Jugend-Sportwoche". Dabei werden mehr als 40 Sportarten Kindern und Jugendlichen zwischen acht und 16 Jahren unverbindlich und kostenlos vorgestellt. Finale am Sonntag (28.3., 14 Uhr) mit einem Spielfest mit Preisen für die Eifrigsten in der Sporthalle Walldorf. prd

Querfeldein

Seligenstädter Mainufer-Lauf Schon jetzt weist die LG Seligenstadt als Veranstalter auf den 14. Seligenstädter Mainufer-Lauf am Sonntag, dem 4. April, hin. Um neun Uhr werden die zehn Kilometer gestartet, um 9.10 Uhr die fünf Kilometer (Volkslauf) und um 9.20 Uhr die 25 Kilometer. Start und Ziel an der Uferpromenade des Mains in Seligenstadt, 500 Meter links neben der Fähre. Im Anschluß an den 25 Kilometer-Lauf ist die Siegerehrung und eine Tombola. Informationen über Telefon 06182/22921 und 06182/25796. prd 16. Offenbacher Volkslauf OB Wolfgang Reuter ist Schirmherr des 16. internationalen Offenbacher Volkslaufes mit Start und Ziel im Sportzentrum Rosenhöhe am Sonntag, dem 25. April. Die zehn Kilometer werden um neun Uhr gestartet, die 20 Kilometer um 9.15 Uhr, die fünf Kilometer für die Jugend sowie die Volksläufer(innen) um 9.45 Uhr und die 1000 Meter für die Schüler (innen) um 11.15 Uhr. Bereits ab acht Uhr gehen die Wanderfreudigen auf die Strecken von zehn und zwanzig Kilometer. Informationen unter Telefon 069/811190 und 069/893468. prd

Das Wetter

Wetterlage Das umfangreiche Hoch über Osteuropa verlagert sich nur wenig und bleibt für Deutschland wetterbestimmend.Vorhersage bis Montag früh Vor allem im Norden und Osten zeitweise starke Bewölkung, sonst nach Auflösung örtlicher Frühnebelfelder überwiegend sonnig und trocken.

Höchsttemperaturen 8 bis 13, im Westen und Südwesten bis 17 Grad, nachts vielfach klar und Tiefsttemperaturen 5 bis 0 Grad, im Südosten örtlich leichter Frost.

Schwacher, an der Küste auch mäßiger Wind aus Süd bis Südwest. Weitere Aussichten für Montag Heiter bis wolkig, trocken und sehr mild. Wetterdaten vom Vortag, 13 Uhr MEZ

Ausland Ort Wetter Grad

Algier

leicht bewölkt 18 Amsterdam

wolkenlos 15 Athen

leicht bewölkt 15 Barcelona

wolkig 13 Bordeaux

leicht bewölkt 16 Bozen

wolkenlos 12 Brüssel

wolkenlos 16 Dublin

wolkig 13 Helsinki

bedeckt -7 Innsbruck

leicht bewölkt 11 Istanbul

wolkig 9 Kairo

leicht bewölkt 17 Larnaka

leicht bewölkt 15 Las Palmas

leicht bewölkt 20 Lissabon

Regen 13 Locarno

leicht bewölkt 10 London

leicht bewölkt 15 Madrid

stark bewölkt 11 Malaga

stark bewölkt 15 Mallorca

wolkig 16 Moskau

wolkig -8 Neapel

leicht bewölkt 15 Nizza

leicht bewölkt 14 Paris

wolkenlos 14 Rom

leicht bewölkt 13 St. Petersburg

leicht bewölkt -6 Stockholm

wolkig 3 Tunis

wolkig 16 Varna

wolkenlos 8 Venedig

wolkenlos 9 Warschau

wolkig 4 Wien

wolkig 2 Zürich

wolkig 10

Deutschland

Berlin

stark bewölkt 7 Dresden

stark bewölkt 7 Feldberg/Ts.

leicht bewölkt 9 Feldberg/Schw.

wolkig 4 Frankfurt/M.

wolkenlos 12 Freiburg

wolkig 13 Garmisch

leicht bewölkt 8 Hamburg

stark bewölkt 8 Köln

wolkenlos 15 Leipzig

wolkig 11 München

wolkenlos 7 Norderney

leicht bewölkt 8 Rostock

bedeckt 4 Sylt

stark bewölkt 6 Zugspitze

leicht bewölkt -8 Telefonansagedienste Wettervorhersage 11 64 Reisewettervorhersage 1 16 00 Segelflugwetter 1 15 06

Medizinisch-meteorologische Tips, unter anderem für Allergiker und Herz-Kreislauf-Patienten 1 16 01

Smogwerte 06 11 - 58 12 42

(Wenn die Grenzwerte nach der Smogverordnung überschritten werden, melden wir dies an gesonderter Stelle.)

Pollenflugvorhersage In den nächsten Tagen wird mäßiger bis starker Flug von Haselpollen erwartet.

Sonnenaufgang 6.44 Uhr Sonnenuntergang 18.27 Uhr Mondaufgang 0.22 Uhr Monduntergang 8.59 Uhr

Kriegsgefahr in Korea

Von Tina Stadlmayer (Tokio)

Mit dem Austritt Nordkoreas aus dem Atomwaffen-Sperrvertrag entsteht auf der koreanischen Halbinsel eine gefährliche Situation. Die kommunistische Regierung in Pjöngjang will keine internationalen Kontrolleure mehr ins Land lassen. Sie nährt damit den Verdacht, daß ihre Wissenschaftler Atombomben bauen. Angesichts der Krise im Land ist das eine gefährliche Aussicht.

Der greise Diktator Kim Il Sung hat sein Land in die absolute Isolation getrieben. Seine wichtigsten Verbündeten, China und Rußland, haben es fallengelassen und diplomatische Beziehungen zu Südkorea aufgenommen. Seit Rußland kein Öl mehr liefert, ist in Nordkoreas Energie knapp. Fabriken können nur noch wenige Stunden pro Tag arbeiten. Die Menschen leben in Armut. Sie haben keine Möglichkeit, Informationen von außen zu bekommen, und sind einer gut geölten Propagandamaschine ausgesetzt.

Die Regierung in Pjöngjang kann ihre Auslandsschulden nicht mehr bezahlen. Sie will aber auch keine ausländischen Investoren ins Land lassen. Sie fürchtet zu Recht, eine solche Öffnung könnte der Anfang vom Ende ihrer Herrschaft sein. Der "große Führer", wie sich Kim Il Sung nennen läßt, muß spüren, wie das Ende seiner Dynastie heraufzieht, oder er hat völlig den Kontakt zur Realität verloren und glaubt tatsächlich, daß er seine kommunistische Familien-Diktatur ins nächste Jahrtausend retten kann. Beides ist gleichermaßen gefährlich, weil es irrationales Handeln wahrscheinlich macht.

Die Regierung hat bereits ihre Armee - mit über 1,2 Millionen Soldaten eine der größten der der Welt - in Alarmbereitschaft versetzt. Für die nordkoreanischen Bürger gehören Verdunklungsübungen wieder zum Alltag. In einer solch angespannten Situation ist es gefährlich, daß Amerikaner und Südkoreaner unweit der Grenze ihr Großmanöver "Team Spirit" abhalten. Diese Drohgebärde liefert der Regierung im Norden zusätzlichen Propagandastoff. Um innenpolitische Schwierigkeiten und Rebellionen zu verhindern, hetzt das Regime im Norden seine Bevölkerung gegen einen äußeren Feind auf. Eine gefährliche Methode, meistens führt sie zum Krieg.

Südkorea und USA scheinen den Krieg ebenfalls einzukalkulieren. US-Politiker haben angedeutet, man werde sich den Zugang zu den nordkoreanischen Atomanlagen notfalls mit militärischer Gewalt verschaffen. Auch japanische Militärs sagen seit langem, sie fühlten sich von den nordkoreanischen Raketen bedroht, da diese die Westküste der Insel erreichen könnten. Das Nuklearpotential des kommunistischen Staates sei "eine der vorrangigen Sorgen des Landes". Japanische Experten behaupten, Nordkorea besitze genug Plutonium für zwei oder drei Atombomben. Ein gezielter Angriff auf nordkoreanische Atomanlagen könnte jedoch verheerende Folgen haben. Die Regierung in Pjöngjang würde sicher nicht zögern, ihre Soldaten gegen die Angreifer in den Krieg zu schicken.

Sie hat nicht gezögert, den Irak im Golfkrieg mit Scud-Raketen zu beliefern, die dann in Israel explodierten. Nordkorea soll auch Syrien, Libyen und Iran mit Waffen versorgt haben. Mit Hilfe der Devisen aus den Waffengeschäften hielt sich das Regime über Wasser.

Nordkorea verfügt höchstwahrscheinlich außerdem über biologische und chemische Waffen. Als die Prüfer der IAEO jetzt verläßlichere Informationen über die nordkoreanische Rüstung haben wollten, trafen sie einen wunden Punkt. Ihr Wunsch, auf der Suche nach Plutonium zwei verdächtige Lagerhallen zu besichtigen, war für die Regierung in Pjöngjang der Anlaß, aus dem Atomwaffensperrvertrag auszusteigen.

Noch vor einem Jahr hatte alles ganz anders ausgesehen. Alle Signale deuteten auf Abrüstung und Versöhnung. Die Regierungen in Pjöngjang und Seoul hatten feierlich ihren Grundlagenvertrag geschlossen. Bis zum Jahr 2000 sollte die friedliche Wiedervereinigung der beiden Koreas perfekt sein.

Inzwischen scheinen auch die Südkoreaner von einer baldigen Wiedervereinigung nichts mehr wissen zu wollen. Jüngste Berechnungen (auf der Basis der deutschen Erfahrung) haben ergeben, daß die Vereinigung um ein Vielfaches teurer werden wird, als man bislang angenommen hatte. Diese Erkenntnis mag dazu beigetragen haben, daß aus den hehren Versprechungen im Grundlagenvertrag (Familienzusammenführung, Aufbau von Verkehrsverbindungen) nichts geworden ist. Statt dessen ist auf der koreanischen Halbinsel der Kalte Krieg wieder ausgebrochen. Wenn beide Seiten weiter mit den Säbeln rasseln, könnte ein heißer Krieg daraus werden. Es wäre kein isolierter Konflikt, sondern eine ernste Gefahr für den Weltfrieden.

STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 5

Kongreß beschneidet Jelzins Macht weiter Pakt über Gewaltenteilung aufgekündigt Von unserem Korrespondenten Dietmar Ostermann MOSKAU, 12. März. Der russische Präsident Boris Jelzin hat am Freitag in Moskau weitere Vollmachten an den konservativen Volksdeputiertenkongreß verloren. Die Abgeordneten des höchsten Machtorgans kündigten die Vereinbarung über die Gewaltenteilung vom Dezember endgültig auf. Auch setzten sie bislang noch nicht gültige Verfassungsergänzungen in Kraft, die Jelzins Kompetenzen nochmals einschränken. Jelzin büßt vor allem Zuständigkeiten als Haupt der Exekutive ein, etwa bei Ernennung von Ministern. Ein für den 11. April angesetztes Referendum über die umstrittene Machtverteilung zwischen Legislative und Exekutive wurde am dritten Tag der außerordentlichen Sitzung zunächst ebenfalls verworfen, jedoch auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung gesetzt. Jelzin will das Referendum offenbar aber auch gegen eine anderslautende Entscheidung des Kongresses abhalten lassen. Der für die Vorbereitung der Volksabstimmung zuständige Vize-Premier Wladimir Schumejko sagte, diese werde "unter allen Umständen" stattfinden. Möglicher Termin sei der 25. April. Der Kongreß bestätigte den Beschluß, die Zentralbank der Regierung zu unterstellen.

Zuvor war Jelzin auch mit seinem letzten Kompromißangebot gescheitert. Er appellierte an den Kongreß, das "Gleichgewicht der Mächte" nicht zu zerstören. Dabei drohte der russische Präsident dem Kongreß wieder mit außerordentlichen Maßnahmen. Sollten seine Vorschläge zurückgewiesen werden, bleibe ihm nur eine "sehr begrenzte Zahl von Maßnahmen", sagte Jelzin. Diese seien notwendig, um "das Jahr 1993 zum Jahr der Wirtschaft zu machen". Nachdem seine Anträge dennoch mit großer Mehrheit abgelehnt wurden, verließen Jelzin, seine Mitarbeiter und nahezu die gesamte Regierung den Sitzungssaal und kehrten nicht mehr zurück. Nach einem Tumult wurde die Sitzung unterbrochen. Die im großen Kremlpalast verbliebenen rund 700 Abgeordneten beschlossen dann, den Kongreß am heutigen Samstag fortzusetzen.

(Kommentar auf Seite 3)

So 'n Mensch, der's gerne knallen hört

"Ich war selber so 'n Mensch, der's gerne knallen hörte", versucht sich der Angeklagte vor der 22. Großen Strafkammer des Berliner Landgerichts in Selbstdarstellung. Mit 16 Jahren habe er schon ein bißchen mit Schwarzpulver herumgespielt. Später sei dann aus ihm "ein ziemlicher Waffenfanatiker" geworden. So wie andere Leute Briefmarken sammeln, habe er eben eine Leidenschaft für kriegerische Hardware entwickelt. Was auf Flohmärkten zu finden war, was Militaria-Händler im Angebot hatten, zog ihn an. Mal erwarb er Handgranaten im Dutzend, das Stück zu 25 bis 50 Mark. Meistens nur einen Zehner mußte er für einen Zünder hinlegen. Günstig kam er auch an Patronen unterschiedlichster Kaliber, an Gewehre, Pistolen und Revolver: Die hat er in Heimarbeit selbst gefertigt.

Das Arsenal, das die Ermittler bei der Festnahme des Transportarbeiters Detlef M. am 24. September in dessen Wohnung entdeckten, hatte zunächst den Verdacht erweckt, hier handele es sich um Hinweise auf eine "Rechte Armee Fraktion". Dazu paßte das Geständnis, das M. alsbald ablegte. Ja, das mit der ferngezündeten Bombe, die in der Sonntagnacht des 30. August 1992 das jüdische Mahnmal auf der Putlitzbrücke in Berlin-Tiergarten schwer beschädigte, das sei er gewesen. Auch habe er zwei Monate zuvor einen Sprengsatz auf dem Fensterbrett eines Flüchtlingsheim im Wedding zur Explosion gebracht. Mitgemacht habe jeweils sein Kumpel Lutz M., was dieser der Polizei weitgehend bestätigte. Beide wanderten unverzüglich in Untersuchungshaft.

Seit Freitag müssen sie sich wegen "gemeinschaftlichen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion in zwei Fällen" vor Gericht verantworten. Dem 31jährigen Detlef M. wird noch ein weiterer Anschlag vom September 1989 vorgeworfen. Da hatte er, wie er dem Kammervorsitzenden Friedrich-Karl Förig schildert, "eine Granate mit Schwarzpulver gefüllt" und diese samt Zeitschalter auf der Mauer eines evangelischen Friedhofes deponiert. 40 Meter entfernt befindet sich ein Obdachlosenasyl. Warum er gerade da die Bombe hochgehen ließ, "weeß ick nicht", sagt der Angeklagte und gibt sich derart reumütig, als könne er seine Taten heute kaum noch fassen.

"Ich hab die Sachen vorrätig gehabt", versucht er sich an der Motivergründung, "und bin irgendwie auf dumme Gedanken gekommen." Mit Dumme- Jungen-Streichen sind M.s Ideen allerdings keinesfalls zu verwechseln, wie das hartnäckige Nachfragen des Richters ergibt. Sicher, damals sei er der Meinung gewesen, die Bombe auf dem Fensterbrett des Asylheims sollte "den Leuten einen moralischen Schlag versetzen". Im Fernsehen habe er mitbekommen, was in Rostock-Lichtenhagen an Krawallen los war, weil "die da Gestank machen". "Die da" - damit meint er die "Scheinasylanten", von denen er auch in DVU-Zeitungen gelesen hat.

Noch kruder wirkt M.s Motivbeschreibung, als es um das Attentat auf das Mahnmal für die im Nazi-Reich aus Berlin deportierten Juden geht. "Gewisse Vorurteile" habe er gegenüber den Juden gehabt, weil "die nicht genügend Stolz besitzen, bei dem, was ihnen hier angetan wurde". Und als der Richter an die Gaskammern in den Konzentrationslagern erinnert, scheint es, als ob M. mit den Tränen kämpfe, und das Gericht muß eine Pause machen.

In der Zwischenzeit verläßt jene Reihe von Zuhörern mit den akkuraten Seitenscheiteln und den kurzrasierten Haarschöpfen den Prozeß und mokiert sich auf dem Flur darüber, "was der da für'n Scheiß erzählt". Sollte sich die rechtsradikale Szene tatsächlich des autodidaktischen Sprengstoffexperten M. bedient haben, hat sie ihn offenbar fallengelassen. Mag man sich auch früher mit dem Hitlergruß begrüßt haben, wie der Angeklagte - ganz nebenbei - einräumt.

Der Mitangeklagte Lutz M. (35) hat sich zunächst darauf verlegt, sein Geständnis zu widerrufen: "Der wollte, daß ich Wache schiebe, aber ich hab gesagt, da mach ich nicht mit." Was denn aber mit dem "Kopf des Führers" sei, den er zu Hause in der Vitrine stehen habe? "Ja, das ist doch Geschichte", erwidert er trotzig.

Dabei zeigt diese Verhandlung, wieweit Geschichte in die Gegenwart reicht. So soll das beschädigte Mahnmal auf der Putlitzbrücke bei der geplanten Wiederherstellung eine Zusatztafel erhalten: zur Erinnerung an den jüngsten Anschlag. Der Prozeß wird fortgesetzt.

INGE GÜNTHER (Berlin)

Tore sollen für einen guten Zweck fallen

FLÖRSHEIM. Für den guten Zweck kicken heute in der Graf-Staufenberg- Halle die "Social Gladiators" (Bedienstete des Kreis-Sozialamtes) gegen die "MTK- Warriors" (Betriebssportgruppe der Kreisverwaltung). Die Begegnung beginnt um 12 Uhr. Mit dabei sind die "Social Violets", die ihre Jungs vom Sozialamt lautstark unterstützen wollen. schu

Die Bauarbeiten gehen weiter Altlastproblem an der Stresemannallee gelöst

Nach einer Unterbrechung von rund zwei Jahren sind die Arbeiten an der S-Bahn-Unterführung Stresemannallee zwischen der Oskar-Sommer-Straße und der Heimatsiedlung wieder aufgenommen worden. Nach Angaben des Straßenbauamtes sollen bis Ende des Jahres jeweils eine Fahrspur pro Richtung, die Gehwege sowie eine kombinierte Rad- und Busspur fertiggestellt sein.

Die Straßenbauarbeiten an der Brücke, mit deren Umbau für den S-Bahn-Betrieb bereits 1988 begonnen worden war, waren im Frühjahr 1991 eingestellt worden, nachdem sich Probleme mit Altlasten ergeben hatten. Beim Aushub war "geringfügig belastete Erde" (Straßenbauamt) gefunden worden, die nach dem damals novellierten hessischen Abfallgesetz als Sondermüll eingestuft worden war und entsprechend entsorgt werden mußte. Eine Zwischenlagerung der Erde auf der Baustelle, wie es der Darmstädter Regierungspräsident per Ausnahmegenehmigung zuvor bei den Kanalbauarbeiten zugelassen hatte, lehnte der RP beim Straßenbau ab. Schließlich wurde in Abstimmung mit der Hessischen Industriemüll GmbH ein Entsorgungsweg gefunden. Das Material geht nun auf die Deponie nach Wicker im Main-Taunus-Kreis.

Das zweijährige Provisorium hatte bei Anwohnern und Autofahrern zu ständigem Ärger geführt. Unter der Brücke stand nur eine Spur zur Verfügung, eine Ampel sperrt jeweils eine Richtung. Fußgänger und Radfahrer mußten sich oft durch Pfützen und Schlamm quälen.

Die Restarbeiten sollen in vier Bauabschnitten erfolgen. Auch in dieser Zeit wird jeweils nur eine Spur zur Verfügung stehen und dem nichtmotorisierten Verkehr nach wie vor nur ein Provisorium angeboten. gang

Romane gaben der "Spionin" Anregungen

Ihre naiv romantische Vorstellung, als Spionin für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) an "wertvolle Informationen über Personen und Vorgehensweise des MfS" zu gelangen, um damit dann als Agentin für den Bundesnachrichtendienst "interessant" zu werden, mußte die 33 Jahre alte Angeklagte schon nach dem zweiten Treffen mit ihrem Führungsoffizier "Georg" aufgeben. "Es war so, als wolle man mit großen Hunden pinkeln, kriegt aber das Bein nicht hoch", sagte sie am Freitag vor dem Staatsschutzsenat des Frankfurter Oberlandesgerichts. Am Ende wurde sie wegen Spionage zu zehn Monaten Freiheitsstrafe mit Bewährung und einer Geldbuße von 45 000 Mark verurteilt.

Wie die damalige Personalchefin einer amerikanischen Bank gestand, hatte sie dem MfS von Mai bis Dezember 1989 vor allem unterschiedlichste Personalunterlagen zukommen lassen. Darunter waren zum Beispiel Mitgliederlisten der Vereinigung der Wirtschaftsjunioren und eines arbeitsrechtlichen Arbeitskreises in Köln.

Schon immer, so die Angeklagte, habe sie eine "Affinität" und Begeisterung für das Agentengewerbe gehabt, wobei sie ihre Kenntnisse vor allem aus Büchern bezogen habe. Als sie sich aber 1979/80 beim Militärischen Abschirmdienst (MAD) bewarb, blitzte sie böse ab. In dem Bewerbungsgespräch habe man ihr sehr deutlich das Gefühl gegeben, sich lächerlich gemacht zu haben, sagte sie. Diese Demütigung konnte sie die ganzen Jahre hinweg wohl nicht vergessen, und so bewarb sie sich schließlich, nachdem sie ihre berufliche Karriere im Personalbereich zielstrebig und sehr geplant vorangetrieben hatte, Ende März 1989 in einem Brief beim MfS.

"Eitelkeit und Selbstüberschätzung sowie naive Abenteuerlust" sah das Gericht als Motiv. Da der Schaden aber recht gering gewesen sei, erkannte es auf eine milde Strafe. sol

Krach im Schalck-Ausschuß SPD nennt Zwischenbericht schlampig und fehlerhaft

hll BONN, 12. März. Gegen den vom Schalck-Untersuchungsausschuß des Bundestags in Bonn angefertigten dritten Teilbericht zum Thema "Kunst- und Antiquitätenhandel" der DDR haben die Oppositionsparteien schwere Einwände erhoben. Andreas von Bülow, SPD-Obmann in dem Gremium, das die Geschäfte der Firmengruppe "Kommerzielle Koordinierung" des früheren DDR-Staatssekretärs Alexander Schalck-Golodkowksi durchleuchtet, nannte den Bericht "unvollständig, schlampig und fehlerhaft".

Die Ausschußmitglieder der PDS, Andrea Lederer, und des Bündnis 90, Ingrid Köppe, weigerten sich zunächst, die Drucksache zu unterschreiben. Erst nachdem am Freitag auf ihr Verlangen hin der Hinweis eingefügt wurde, daß SPD, PDS und Bündnis 90/Die Grünen "abweichende Berichte" vorlegen wollten, erklärten sie sich zur Unterschrift bereit.

Der Bericht war mit der Ausschußmehrheit von CDU/CSU und FDP gegen die Stimmen der Opposition angenommen worden. Er stellt auf 143 Seiten die Praktiken bei Beschaffung und Verkauf von Kunstgegenständen und Antiquitäten dar. Offiziell ist er noch nicht veröffentlicht. Allerdings machten die Obleute der CDU/CSU, Joachim Hörster, und der FDP, Jörg van Essen, ihre "Gesamtbeurteilung" schon bekannt. Lederer empfand das Vorgehen der Ausschußmehrheit als "putschartig". Köppe nannte Passagen "tendenziös und lückenhaft". So heißt es beispielsweise, der Ausschuß habe Grund zur "Annahme, daß zumindest ein Betroffener in den Tod getrieben worden ist, auf welche Weise auch immer".

FRANKFURT A. M. (FR). An der New Yorker Börse ist der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte gestern kurz nach Eröffnung des Handels um 21,08 Punkte gefallen. Am Vortag war er um 21,34 auf 3457 Zähler gesunken.

In Japan zeigte der Trend aufwärts. Der Nikkei-Index für 225 Top-Titel legte am Freitag um 132,73 auf 18 037,52 Einheiten zu.

Ein Nägeli ins

Künstler-Herz

Spray-Aktion an der Schirn

Harald Nägeli was here. Der Schweizer Künstler, Vater aller Sprayer, ein Mann von Ruf, setzte am Freitagnachmittag an der Schirn Zeichen.

Mit roter Jacke angetan, eine schwarze Spraydose in der behandschuhten Rechten, Atemmaske im Gesicht, gibt er "Vollgas". Zischt, zeichnerisch-leicht, seine berühmten Strichmännchen auf die teuren Sandsteinplatten. Geht drei Schritte zurück. Begutachtet sein Werk. Rennt wieder vor und beginnt an anderer Stelle von neuem. Steigt gar aufs Blechsims eines großen Fensters. "Zeichnet" auch ums Eck oder läßt die zweizehigen Figuren schon mal das Pflaster betreten.

Verfolgt vom Kameras und Mikrophonen, umringt von Fotografen und Reportern, genießt er seinen Auftritt. Doch das Verhängnis naht. In der Gestalt zweier Bauarbeiter zuerst, die keine Strichmännchen sind, und Margarethe Heck, Vertreterin des Hausherrn Vitali, der auf Reisen ist. Es kommt zum Gerangel. Die Spraydose wird davongetragen. "Wir rufen die Polizei", sagt Heck. "Bitte", antwortet Nägeli. Aber er gibt nicht auf.

Der Schweizer läuft ins Haus: "Ich will meine Spraydose wiederhaben!", giftet er wie ein Kind, dem man die Malstifte weggenommen hat. Die Dialoge werden spitz. "Ich bin ein großer Künstler", läßt er die Frau Dr. Heck wissen. Die mustert ihn ärgerlich und knurrt: "Wir verwalten nur dieses Gebäude. Es gehört der Stadt. Was Sie machen, ist Sachbeschädigung. Wir haben hier erst für eine halbe Million renoviert. Ich kenne Sie. Aber Sie waren auch schon besser!"

Das ist ein Nägeli ins Herz. Er hebt, vor noch immer laufenden Kameras, zur Gegen-Beschimpfung an. Da wird selbst sein gemütlich-schwyzerdütscher Tonfall glashart: "Sie sind hier falsch am Platz. Sie gehören in einen Strumpfladen!"

Draußen rollt die Funkstreife "WI - 35 697" an. Ein gemütlicher junger Beamter mit Kollegin bittet um den Ausweis. Der Beamte ("Ich verstehe nichts von Kunst"), sagt, er müsse ihn "behandeln wie andere Sprayer ringsum auch". Am Ende unterzeichnet Nägeli, kunstvoll, eine Bescheinigung, daß eine "Spraydose, schwarz", in Polizeigewahrsam sei. Am Ende ist Nägeli noch immer ärgerlich, daß "eine Figur, die sehr gut" sei, noch nicht fertig ist.

Am Abend war Nägeli Gast bei "Zeil um Zehn". Der Hessische Rundfunk hatte ihn eingeladen. Vitali soll angeblich vorher unterrichtet worden sein, daß Nägeli "an die Schirn kommt". Dessen Schlußkommentar vor der großen Treppe: "Dieser öde Eingang hat doch durch meine Figuren nur gewonnen, finden Sie nicht?" -vau

Rechtsanwältin wurde mit Hammer erschlagen

NEU-ANSPACH. Anklage hat jetzt die Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen einen Mann (20) erhoben, dem vorgeworfen wird, im Sommer 1992 in Neu-Anspach eine Rechtsanwältin (39) mit einem Hammer getötet zu haben. Der aus dem Gefängnis ausgebrochene Mann, der bei der Juristin unterschlupfte, wurde von ihr gedrängt, sich zu stellen. (Siehe Bericht im Lokalteil Frankfurt). tom

Kalle-Chemikalien flossen in den Rhein Anlage nach Unfall stillgelegt / Bedienungsfehler Von Dirk Altbürger WIESBADEN. Die Unfallserie in den Werken des Hoechst-Konzerns reißt nicht ab. Gestern gegen 10.30 Uhr traten nach einem Bedienungsfehler im Werk der Hoechst-Tochter Kalle-Albert in Biebrich 1000 Liter einer Lösungsmittel-Kunstharzmischung aus. 100 Liter der Chemikalien (Xylol und Escopol) flossen in den Rhein. Das Wasserwerk Schierstein stellte die Trinkwassergewinnung aus dem Rhein um zwölf Uhr ein. Menschen kamen nicht zu Schaden, eine unmittelbare Gefahr für die Bevölkerung habe nicht bestanden, hieß es bei Kalle und im hessischen Umweltministerium. Zu dem Unfall war es laut Kalle-Sprecherin Ursula Tober gekommen, nachdem ein Arbeiter im Betriebsteil Lackherstellung die Chemikalien in einem Reaktor erhitzen wollte, um das Wasser aus ihnen herauszuziehen. Den Deckel des Reaktors hatte er dabei nach Angaben von Ursula Tober nicht richtig geschlossen, wollte sogar noch während des Heizvorgangs eine Dichtung wechseln. Durch die hohe Temperatur schäumte und sprudelte die Masse, quoll aus dem Reaktor. Der Großteil der Chemikalien strömte in eine Überlaufwanne, etwa hundert Liter aber in das Kühl- und Regenwasserleitungssystem. Das führt direkt in den Rhein. Über einen Stichkanal konnte die Betriebsfeuerwehr verhindern, daß noch mehr Chemikalien in den Fluß gelangten.

Im Rhein wurden Schwimmbarrieren ausgelegt, damit die Mischung nicht ungehindert flußabwärts treiben konnte. Dennoch wurden die Pumpen des Wasserwerks Schierstein nach Angaben von dessen Leiter Oberndörfer vorerst abgeschaltet und gestern auch nicht wieder in Betrieb genommen. Die Trinkwasserversorgung der Landeshauptstadt ist laut Bürgermeister Hildebrand Diehl dennoch nicht gefährdet, da die Wassergewinnung für die Stadt "auf mehreren Füßen" stehe. Die Reserven in Schierstein reichten noch für vier Wochen, beruhigte er.

Nach Angaben des Kalle-Werksarztes Dieter Kobosil ist die Mischung nicht "akut gefährlich". Das Lösungsmittel Xylol könne allerdings betäubend wirken. Möglich sei auch, daß sich beim Verdunsten von Xylol an der Wasseroberfläche ein explosives Gemisch bilde.

Georg Dick, Sprecher des hessischen Umweltministeriums, erklärte, für die Chemikalien gelte die zweithöchste Wassergefährdungsklasse. Für Fische und Wasserpflanzen sei die Substanz schon in geringen Dosen giftig.

Noch am Nachmittag wurden der Unfall-Reaktor und eine zweite ähnliche Anlage auf Anweisung des Ministeriums stillgelegt. Bis zur genauen Klärung des Unfallhergangs und der Ursache werden die Anlagen nicht wieder freigegeben, so Dick. Der Sprecher von Umweltminister Joschka Fischer zeigte sich "irritiert", daß erneut ein Bedienungsfehler zu dem Unfall geführt habe. Von Hoechst erwarte er jetzt ein Konzept, wie der entstandene Schaden zu beheben sei. "Man muß darüber nachdenken, welches Gefährdungspotential da noch drinsteckt", richtete er die eindeutige Warnung an Hoechst.

Wahlergebnisse jetzt endgültig und amtlich

STADT UND KREIS OFFENBACH. Das Ergebnis der Wahlen zur Offenbacher Stadtverordnetenversammlung ist gültig. Unregelmäßigkeiten oder schwerwiegende Fehler, die eine Wiederholung der Wahl notwendig machen könnten, hat es nicht gegeben.

Der Wahlausschuß und Oberbürgermeister Wolfgang Reuter als Kreiswahlleiter stellten am Freitag im Rathaus als endgültiges Wahlergebnis amtlich fest: SPD 21 Sitze und 29,2 Prozent; CDU 19 und 26,6 ; Grüne neun und 11,6 Prozent, FDP sechs und 7,4; Gruppe Niemand 2,6 Prozent und null Sitze; Republikaner elf und 15,1; Freie Wählergemeinschaft (FWG) fünf Sitze und sieben Prozent.

Bei der Überprüfung der Wahlunterlagen stellte sich heraus, daß bei der Stimmenauszählung am Wahlsonntag durch einen Übertragungsfehler der FWG 20 Stimmen zu viel angerechnet worden waren. Wahlamtsleiter Matthias Müller sagt: "Dadurch hat sich die Sitzeverteilung aber nicht geändert."

Auch der Wahlausschuß des Kreises Offenbach hat gestern das amtliche Endergebnis der Kommunalwahl eimstimmig bestätigt. Erster Kreisbeigeordneter Frank Kaufmann (Grüne) versicherte, daß die Wahlen ordnungsgemäß vorbereitet und abgewickelt worden seien.

Das amtliche Endergebnis weicht nur geringfügig vom vorläufigen ab. Die SPD verbuchte bei den Kreistagswahlen 30,4 Prozent (28 Sitze), die CDU 36,3 Prozent (33 Sitze). Die Grünen erzielten 12,7 Prozent (zwölf Sitze), die rechtsextremen Republikaner 9,2 Prozent (neun Sitze) und die Freie Wählergemeinschaft (FWG) 5,6 Prozent (fünf Sitze). FDP und ÖDP schafften nicht den Sprung in den Kreistag. lz/fin

Metzler fiel bei Wahl zum Vorsitzenden durch

BAD SODEN-SALMÜNSTER. Bad Orbs Bürgermeister Hugo Metzler (CDU) hat gestern seine Ambitionen für den Vorsitz im Verband hessischer Heilbäder zurückstecken müssen. Während der Jahreshauptversammlung im Landhotel "Betz" in Bad Soden-Salmünster unterlag er in geheimer Abstimmung seinem Gegenkandidaten.

Zum neuen Vorsitzenden wurde Kurdirektor Peter Wohlgehagen aus dem Staatsbad Bad Wildungen gewählt. jan

"Solidarpakt"-Klausur bleibt stockend Sozial-Kürzungen weiter "Knackpunkt" / Fortschritt beim Länderfinanzausgleich Von unserem Korrespondenten Rolf-Dietrich Schwartz

BONN, 12. März. Ohne konkrete Ergebnisse sind am Freitag, dem zweiten Tag der "Solidarpakt"-Klausur bei Bundeskanzler Helmut Kohl, die Gespräche der Bonner Koalition mit der SPD-Opposition und den Ministerpräsidenten der 16 Länder über Steuererhöhungen und soziale Einschnitte geblieben. Nur beim Länderfinanzausgleich deuteten sich Fortschritte an. Am heutigen Samstag wird in großer Runde weiterberaten.

Die Prognosen der beteiligten Politiker waren am Freitag nachmittag, vor der Sitzung von drei Arbeitsgruppen über die strittigen Themen, widersprüchlich. Regierungssprecher Dieter Vogel äußerte sich zuversichtlich, daß der "Solidarpakt- Gipfel" erfolgreich enden werde. Trotz aller Schwierigkeiten und Unterschiede gebe es gute Chancen einer Annäherung. Demgegenüber sah FDP-Chef Otto Graf Lambsdorff so gut wie keine Einigungschancen. In den bisherigen Treffen habe es keine Fortschritte gegeben. Annäherung bei den umstrittenen Kürzungen im Sozialbereich sei nicht zu beobachten.

Der saarländische Ministerpräsident und stellvertretende SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine meinte ebenfalls, ein "Durchbruch" sei "noch nicht erreicht". "Knackpunkte" seien die von Bonn beabsichtigten Kürzungen im Sozialbereich. Diesbezüglich äußerte der SPD-Sozialexperte Rudolf Dreßler Skepsis, daß die Kanzler-Klausur mit einvernehmlichen Vorschlägen enden werde. "Bisher ist man sich in keinem einzigen Punkt nähergekommen", sagte er Freitagmittag.

Bund und Länder verständigten sich nach Angaben von Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU) auf ein Modell des Finanzausgleichs. Waigel teilte am abend nach Beratungen im Kanzleramt mit, daß der Solidaritätszuschlag zum 1. Januar 1995 im Umfang von 7,5 Prozent eingeführt werden solle. Das würde nach Angaben aus Teilnehmerkreisen zusätzliche Abgaben von 28 Milliarden Mark bedeuten. Bisher hatte Waigel für 1995 rechnerisch nur etwa zwölf Milliarden Mark Einnahmen aus dem Solidaritätszuschlag eingesetzt.

Da der Solidaritätszuschlag dem Bund allein zufließt, sollen die Länder wesentlich höhere Umsatzsteueranteile als bisher erhalten. So soll ihr Anteil von 37 auf 45,5 Prozent klettern, während der des Bundes entsprechend von 63 auf 55,5 Prozent sinken soll. Zugleich wurde bekannt, daß die Regionalisierung der Bahn vorerst unterbleibt. Für die neuen Länder bedeutet das, daß der neue Finanztransfer ab 1995 nicht mehr 60, sondern nur noch etwa 52 oder 53 Prozent betragen soll. Dafür werden sie aber auch nicht mit den gut 6,4 Milliarden Mark belastet, die sich bei der Regionalisierung der Bahn als ihr Anteil ergebe. Zuvor war bekanntgeworden, daß sich Waigel beim Länderfinanzausgleich um 33 Millionen Mark zugunsten des Bundes verrechnet habe.(Weiterer Bericht S. 3)

Kongreß Rechtsbruch angelastet Machtkampf hinter den Kulissen des Parlaments in Rußland

MOSKAU, 12. März (Reuter/ost). Mit seiner Entscheidung, den Burgfrieden zwischen Präsident und Parlament in Rußland aufzukündigen, hat der Kongreß der Volksdeputierten nach den Worten des Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten Vladimir Schumeiko den Boden des Rechts verlassen. Das sagte der Vertraute von Präsident Boris Jelzin vor Journalisten. Wohl aus Angst vor einer Auflösung des Parlaments durch Jelzin oder anderen Schritten des Präsidenten forderte eine Abgeordnetenmehrheit im Kongreß eine Direktübertragung der Sitzung im zentralen russischen Fernsehen. Beunruhigt zeigten sich die Parlamentarier vor allem durch die Abwesenheit von Verteidigungsminister Pawel Gratschow, Innenminister Wiktor Jerin sowie Sicherheitsminister Wiktor Barannikow. Die drei Minister waren am dritten außerordentlichen Sitzungstag, anders als die meisten Kabinettsmitglieder, nicht in den Sitzungssaal zurückgekehrt. Eine von Parlamentschef Ruslan Chasbulatow angekündigte Ansprache Jelzins an das russische Volk wurde zum angegebenen Zeitpunkt aber nicht übertragen.

Statt dessen hieß es am Freitag nachmittag, Jelzin, Chasbulatow sowie der Vorsitzende des Verfassungsgerichts, Walerij Sorkin, wollten hinter geschlossenen Türen nach einem Ausweg aus der Krise suchen. Anderen Berichten zufolge fand ein ergebnisloses Treffen der drei führenden Politiker Rußlands bereits in der Mittagspause statt. Damit wiederholt sich der Form nach der Verlauf des 7. Kongresses im Dezember. Auch damals war dieses Trio zusammengekommen und hatte den jetzt aufgekündigte Machtkompromiß vorbereitet, nachdem Jelzin dem Kongreß die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte.

Am Morgen hatte Regierungschef Viktor Tschernomyrdin mit einer erregten Rede die bereits am Donnerstag mehrheitlich befürworteten größeren Kompetenzen für die Regierung im Wirtschaftsbereich durchsetzen können, wobei er indirekt mit dem Rücktritt seines Kabinetts drohte.

Unbekannter schoß auf iranischen Schüler

WIESBADEN. Ein etwa 18 bis 20 Jahre alter Mann hat am Donnerstag abend einen iranischen Schüler bedroht, der mit zwei Freunden auf dem Fußweg entlang des Lindenbachs in Schierstein unterwegs war. Der Unbekannte zog einen Revolver, hielt die Waffe vor den Mund des Jungen und beschimpfte ihn mit ausländerfeindlichen Parolen. Dann drückte er ab und verletzte den Schüler mit dem Schreckschuß im Mundbereich.

Der Täter soll etwa 1,80 Meter groß sein und war mit einer hüftlangen schwarzen Jacke bekleidet. Vors Gesicht hatte er ein Dreieckstuch gebunden und trug eine schwarze Baseballmütze mit der Aufschrift "Raiders". Hinweise an die Polizei Tel. 06 11 / 34 53 06. pms

Haftstrafe für Anschlag

MÜNSTER/VREDEN, 12. März (dpa). Zwei Männer aus dem westfälischen Vreden, die dort im November eine Asylbewerber-Unterkunft angesteckt hatten, sind am Freitag vom Landgericht Münster wegen vollendeter schwerer Brandstiftung zu Freiheitsstrafen von zwei Jahren und fünf Monaten beziehungsweise zwei Jahren und zwei Monaten verurteilt worden. Der 25jährige Maurer und sein arbeitsloser 22jähriger Freund hatten unter starkem Alkoholeinfluß das Feuer an einer hölzernen Eingangstür gelegt. Bei dem Brand war Sachschaden in Höhe von 20 000 Mark entstanden. Von den 30 Bewohnern - darunter acht Kinder - aus dem ehemaligen Jugoslawien war niemand verletzt worden.

Der Vorsitzende der 3. Strafkammer, der den Angeklagten keinen rechtsradikalen Hintergrund unterstellte, begründete die Strafen mit der Notwendigkeit der Abschreckung. In einer Zeit, in der andere Leute Lichterketten bildeten, dürfe niemand mit Bewährungsstrafe rechnen, der Ausländern nach dem Leben trachte.

Ein Buch von Verschollenen Warum das Adreßbuch "ohne Gewähr" gedruckt wird

Seit dem 18. Jahrhundert ist das "Adreßbuch von Frankfurt am Main" mit dem Verzeichnis von Straßen und Bewohnern eine namhafte Chronik dieser Stadt. Übereinandergelegt, so rühmt Siegfried Kerutke, seit 25 Jahren Redakteur des Verzeichnisses, "erreichen die Bände inzwischen die Höhe des Doms". Dabei wird dem Werk Größe nicht nur nach Metern zugesprochen: Als "exzellente Orientierungshilfe" im "faszinierenden Schmelztiegel für Menschen und Ideen" rühmt Oberbürgermeister Andreas von Schoeler in einem Geleitwort die aktuelle Ausgabe des Zeitabschnitts 1992/93.

So ein Pech: Gelesen und verglichen hat die kiloschwere Publikation so recht noch niemand. Noch nicht einmal der Redakteur, der das auch sofort zugibt. So ist das Frankfurter Adreßbuch, über 100 Mark teuer, falsch, oberfalsch sogar. Beispiel Kaiserhofstraße 5: 14 Namen stehen für dieses Innenstadt- Haus. Ein einziger davon findet sich auch draußen an der Klingel. Sämtliche 13 Verschollenen sind auch im Telefonbuch nicht auffindbar - nicht in der Kaiserhofstraße, nicht in irgendeinem anderen Quartier. Und so geht das Haus für Haus: Leute, die es gibt, tauchen nicht auf. Leute, die längst gegangen sind, halten ihrer Ex-Adresse auf dem Papier wacker die Stange.

"Wir können nicht beurteilen, ob in dem Haus fünf oder zehn Leute wohnen", erklärt Siegfried Kerutke, der bei den herausgebenden "Verlagsbetrieben Walter Dorn" in Diensten steht. Der Verlag nämlich stellt über die Zusammensetzung der Frankfurter Gesellschaft "keine Eigen-Recherche" an. Die Angaben kommen "als Datensätze vom Kommunalen Gebietsrechenzentrum; wir können das nur belichten und ausdrucken". Schließlich: "Wir können nicht die Stadt Frankfurt kontrollieren."

Was ist die Stadt Frankfurt? Letztlich die Summe ihrer Bürger. Und unter denen, so läßt sich in einem Gespräch mit dem Einwohnermeldeamts-Leiter Rainer Orell feststellen, gibt es neben der gewohnten Rate an Schlampern einfach auch eine unüberschaubare Menge von Gaunern.

Neben denen, die sich nicht abmelden (und auch nirgendwo wieder anmelden), also die, die aus finsteren Gründen eine fingierte Adresse suchen? "Wenn sich jemand für ein Haus anmeldet, in das er dann nicht einzieht", erklärt der Amtsleiter, "können wir das nicht feststellen." Denn die Zeiten, da der Hauseigner die Anmeldung abzeichnen mußte, hat der Gesetzgeber aus Datenschutzgründen für beendet erklärt.

So kommt man "nur durch Zufall drauf". Zum Beispiel, wenn von 430 000 verschickten Lohnsteuerkarten jedes Jahr 6000 als unzustellbar zurückkommen. Diese Adressaten bekommen dann einen Brief. Läuft der auch wieder ins Leere, so Orell, "erfolgt die Abmeldung von Amts wegen". Daneben schickt das Ordnungsamt 10 000mal im Jahr Ermittler los, wenn jemand "aufgrund behördlicher Vorgänge" gesucht wird. Aufgespürt werden dabei knapp unter der Hälfte.

Es gibt also ein paar Korrektive. Und trotzdem ist das Adreßbuch falsch, oberfalsch. Deshalb wird es ja auch, erklärt Redakteur Kerutke, "ohne Gewähr gedruckt". clau

Die Schwanheimer Kinder dürfen wieder ins Freie Koenigs: Auch steigende Temperaturen keine Gefahr

Für die Schwanheimer Kinder hatte Umweltdezernent Tom Koenigs angesichts des warmen Frühlingswetters die beste Nachricht: "Die Kinder dürfen wieder raus", sagte Koenigs am Freitag. Auch den anderen Bewohnern des Gebiets, in dem am Rosenmontag giftige Chemikalien niedergingen, können sich jetzt wieder frei bewegen: Die Sanierung ist weitgehend abgeschlossen.

Koenigs gab bekannt, daß es "keinerlei Auffälligkeiten bei den Luftwerten" mehr gebe. Auch bei weiter steigenden Temperaturen würden sich die Werte nicht erhöhen. Der Stoff o-Nitroanisol baue sich photochemisch zügig ab. Die Halbwertszeit liege bei drei Tagen, daß heißt: nach jeweils drei Tagen reduziert sich die Stoffmenge um jeweils die Hälfte.

Nur drei Flächen bleiben weiterhin gesperrt: der Kleingartenbereich einschließlich des Radwegs am Ufer, der Bereich hinter den Info-Containern und der Spielplatz im Wald. Dort wurden noch Werte zwischen sieben und 35 Milligramm pro Kilo und fünf bis acht Milligramm pro Quadratmeter gemessen. Sonst sind alle Flächen wieder begehbar, auch die Sperrung des Stadtwalds wurde aufgehoben.

Von dem verseuchten Grünschnitt aus Schwanheim, der im Werk Griesheim gelagert wird, gehe "keine Gefahr" aus, sagte Koenigs. Das Ergebnis der Messungen sei "weit entfernt von den Eingreifwerten". Das Regierungspräsidium in Darmstadt und die Hoechst AG waren am Mittwoch übereingekommen, daß der dampfende Berg breiter gelagert und der Grünschnitt mit Erde vermischt wird.

Mitarbeiter der Firma Triumph-Adler, deren Gebäude sich nur wenige Meter von dem Grünschnitt entfernt befindet, hatten am Donnerstag gegen die Zwischenlagerung demonstriert. Mit einem Vertreter der Hoechst AG habe man sich an der Grenze des Werksgeländes getroffen, sagte ein Betriebsrat. Der Mann habe die Beschwerden abgetan und sei "sehr überheblich" gewesen. "Anscheinend", so der Betriebsrat, "hat Hoechst jegliche Sensibilität verloren."

Der Info-Container in Schwanheim wird noch bis heute, 14 Uhr, Anlaufstelle sein. Danach können sich die Bürger beim Gesundheitsamt unter der Nummer 2 12-3 69 80 und beim Umweltamt unter der Nummer 2 12-3 91 00 weiter informieren. Koenigs kündigte überdies eine öffentliche Veranstaltung bei der Martinusgemeinde mit Experten des Gesundheits- und Umweltamtes sowie einem Vertreter der Anwaltskammer für den 18. März, 17 Uhr, an.

Die Stillegung von vier Betriebsstätten mit 142 Beschäftigten in den Werken Offenbach, Griesheim und Höchst begründete Firmen-Sprecher Ludwig Schönefeld mit "wirtschaftlichen Problemen". Bei bestimmten Erzeugnissen, unter anderem bei Farbstoffzwischenprodukten, sei Hoechst gegenüber Firmen in Fernost nicht mehr konkurrenzfähig. Aus anderer Quelle verlautete, daß die Hoechst AG Überlegungen anstellt, die Produktion dieser Stoffe in Zweigwerke in Asien zu verlegen.

Die Stillegungen hätten mit dem Störfall vom 22. Februar nichts zu tun, hieß es bei der Hoechst AG. Sie seien schon Anfang Februar beschlossen worden. Es werde zu keinen Entlassungen kommen, sagte Schönefeld. Die betroffenen Mitarbeiter erhielten einen anderen Arbeitsplatz oder gingen in Pension.

Schönefeld bestätigte noch einmal, daß im Juli 1991 bei einem Störfall das Atemgift Phosgen freigesetzt worden war. Die Hoechst AG hatte den Vorfall damals zunächst verschwiegen und erst nach Recherchen der FR zugegeben. vo

KELKHEIM. Noch gerät der Einkaufsbummel in Kelkheims neuer Mitte bisweilen zum Hindernislauf um Baustellenschilder, Schmutzpfützen und Baumaschinen. Doch nicht mehr lange, läßt Bürgermeister Winfried Stephan (CDU) aus dem Rathaus ausrichten: 1994 soll auf der "Südseite" die letzte

Koenigs: "Entgleisung" bei Wirtschaftsführer

Eine "ungeheuerliche Entgleisung" sieht Umweltdezernent Tom Koenigs (Die Grünen) in Äußerungen des Geschäftsführers der Vereinigung der Hessischen Unternehmerverbände (VhU), Graf von Magnis, der im Erstarken der Grünen eine größere Gefahr für die Wirtschaft sehe als in den Gewinnen der rechtsextremen "Republikaner". Koenigs bezieht sich dabei auf einen Zeitungsbericht, nach dem Graf von Magnis geäußert habe, der Zuwachs für die Grünen sei "für die Wirtschaft problematischer als der der Republikaner". Durch die Stimmengewinne für die "Republikaner" erleide der Wirtschaftsstandort Deutschland zwar einen Ansehensverlust, durch die Stärke der Grünen seien aber viele "entscheidungsschwache" Kommunen entstanden.

"Herr von Magnis weckt mit seinen Äußerungen die schlimmsten Erinnerungen an die katastrophale Fehleinschätzung der Nationalsozialisten durch die deutsche Wirtschaft", urteilt Koenigs. Damit sei Graf von Magnis kaum mehr als Repräsentant der hessischen Wirtschaft tragbar. luf

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Bosnien UN-Fahrzeuge blockiert Seite 2

Leitartikel Kriegsgefahr in Korea Seite 3

Bonn Drohungen von rechts Seite 4

Feuilleton C. Lievi: Linksintellektuelle Seite 7

Wirtschaft Wirbel um ABM-Stopp Seite 11

Dokumentation Hooligans: Gewalt macht Spaß Seite 14

Sport Tschiskale hat noch Träume Seite 12

Kulturspiegel Krimi im Rémond-Theater Seite 17

Aus aller Welt Oslo rüstet zum Walkampf Seite 20

Börse Seite 10

Freie Aussprache Seite 12

Filmspiegel Seite A 4

Magazin Auf der Südinsel Neuseelands M 1

Fernsehen und Funk M 11-M 13

Freizeit / Familie / Roman / Rätsel M 16+M 17

Zeit und Bild Der Pfarrer als Businessman ZB 1

DER ANZEIGENTEIL Tiermarkt A 1

Automarkt A 5-A 13

Wohnungen / Immobilien A 14-A 44

Gewerbe-Räume A 40-A 44

Stellenanzeigen A 48-A 79

Geschäftsverbindungen A 45

Geschäfte A 44

Reise und Erholung M 1-M 8

Heirat / Bekanntschaften M 8+M 9

Verkäufe A 2+A 3

Kaufgesuche A 3

Veranstaltungen A 4

Verschiedenes A 4

Unterricht A 80

Einladung zum Gespräch über das "Sleep in"

In die Schubertstraße 15 bittet die Stadt am Sonntag, 14. März, 11 bis 13 Uhr, alle Anwohner, die mehr über die dort geplante Einrichtung für drogenabhängige Frauen erfahren wollen. Wie berichtet, ist das sogenannte "Sleep in" sehr umstritten. "Wir wollen Einvernehmen mit den Anwohnern erzielen", erklärte Inge Köhler vom Sozialdezernat am Freitag. ft

Kein Schlachthof in Nieder-Eschbach

Der seit Jahren heftig umstrittene geplante Schlachthof in Nieder-Eschbach wird nicht gebaut. Fünf Tage nach der Kommunalwahl erklärte sich der private Betreiber, die Norddeutsche Fleischzentrale (NFZ), bereit, auf die Anlage zu verzichten. Auch eine kurzfristige Schließung des Schlachthofs am Main bot die NFZ an. Sie möchte jetzt in anderen Höfen des Konzerns in Hessen schlachten und in Nieder-Eschbach nur einen Fleischmarkt einrichten - von dort würde Fleisch im Rhein-Main-Gebiet verteilt.

Trotz ihres Verzichts besteht die NFZ aber offenbar auf Schadensersatz durch die Stadt Frankfurt - denn als Ursache seines Rücktritts gibt das Unternehmen die Verzögerung des Genehmigungsverfahrens durch das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt an. Das RP verlange Auflagen bei der Abfallentsorgung, "die eine wirtschaftliche Betreibung eines Schlachthofs nicht mehr zulassen".

Planungsdezernent Martin Wentz (SPD) kündigte Verhandlungen über "Modifikation" der Verträge an, die 1988 der CDU-Magistrat mit der NFZ geschlossen hatte. Sie garantierten einen Schlachtbetrieb. Wentz will die Höhe des Schadensersatzes "ausloten". Bisher hatte der Magistrat Schadensersatz als Grund genannt, daß ein Schlachthof in Eschbach gebaut werden müsse. jg (Siehe Seite 16: "SPD im Norden . . .")

USA steuern bei Rüstung um

LINTHICUM, 12. März (Reuter). Ein Vierjahresprogramm für Rüstungskonversion im Umfang von 20 Milliarden Dollar hat US-Präsident Bill Clinton angekündigt. Es soll nach Clintons Angaben Beschäftigten zugute kommen, die aufgrund von Einsparungen im Rüstungsbereich und infolge der Schließung von Militärbasen ihre Arbeit verlieren. Clinton stellte seine Initiative zur Umsteuerung von militärischen auf zivile Strukturen jetzt bei einem Besuch des Konzerns Westinghouse Electric in Linthicum im US-Bundesstaat Maryland vor. Der Konzern hat nach eigenen Angaben bereits erfolgreich mit der Umrüstung von Militär-Geräten zu zivilen Geräten experimentiert.

Am Freitag wollte Verteidigungsminister Les Aspin mitteilen, welche Standorte bei der Schließung von rund 30 großen Inlands-Militärbasen betroffen sind. Die Einsparungen sollen aufgrund der veränderten Lage nach dem Ende des Kalten Krieges vorgenommen werden. Gleichzeitig kündigte Clinton das Angebot von vorzeitigen Pensionierungen für bis zu 17 000 Angehörige der US-Streitkräfte an.

Vögel ziehen die Stadt der Wildnis . . .

(Fortsetzung von Seite 15) Züchterhand. "Allerdings bleiben dabei 50 Prozent der Tiere auf der Strecke", heißt es - vorwiegend unter Autoreifen oder unter Stromleitungen.

Auch die "Durchzieher" kommen jetzt auf dem Heimweg aus dem Süden. Weißstorch und Kraniche ziehen. "Dann sind wir für Anrufe dankbar", bitten die Fechenheimer Vogelkundler (Telefon 41 15 32). Allerdings würden Kraniche oft mit Wildgänsen verwechselt.

Etwa ab dem 10. April finden auch die Rauchschwalben wieder an den Main. Jene sanften, schnellen Flieger, die uns an Sommerabenden mit ihrem Sirren erfreuen und auch die bösen Schnaken fangen. Und die Greifvogelbalz beginnt: Mäusebussard, Roter und Schwarzer Milan (am Rhein und in der Wetterau verbreitet).

Allein im Brutrevier Kühkopf gibt es 50 bis 60 Brutpaare: "Eine hohe Konzentration, und deshalb von europäischer Bedeutung", sagen die Ornithologen.

(Siehe unten: "Abkehr von . . .")

Kroaten und Bosnier beantragen beim Ordnungsamt eine "Aussetzung der Abschiebung" Warten auf das rettende Papier Behörde unterbesetzt

"Gleich können Sie etwas Beeindrukkendes erleben", sagt der Mann vom Ordnungsamt und geht entschlossen auf die Eingangstür zu. Hinter der Glasscheibe drücken sich Männer und Frauen die Nasen platt, und als die Tür aufgeht, stürzen sie in den Raum hinein, als ob es dort an den Schreibtischen etwas umsonst gäbe. Wenige Sekunden später drücken die beiden Türsteher den Eingang mühsam wieder zu. "Immer stoßweise", erklärt einer der kräftigen Herren. Soll heißen: Nur zehn Leute auf einmal sollen in die Kantine des Ordnungsamts kommen. Dort gibt es ein rosafarbenes Papier. "Aussetzung der Abschiebung (Duldung)" steht darauf - für Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien ein unabdingbares Dokument.

Seit der Erlaß zur Verlängerung der Duldung per Fax im Ordnungsamt ankam und auf dem Schreibtisch bei Henner Schäfer, dem Leiter der Ausländerbehörde, landete, ist in der Mainzer Landstraße 323 der Teufel los. Am Mittwoch begehrten 456 Flüchtlinge Einlaß, am Donnerstag waren es 473, und am Freitag dürften es etwa ebenso viele Menschen gewesen sein. Um 11.15 Uhr wurden die improvisierten Schalter jedenfalls geschlossen. Schäfer: "Es war einfach zu chaotisch."

Am 31. März endet die Duldungsfrist für die Flüchtlinge. Für die Verlängerung bis 30. September müssen sie bei der Ausländerbehörde einen Antrag stellen. Mit 11 000 bis 12 000 Anträgen von Kroaten und Bosniern wird die Behörde in den nächsten Wochen überschüttet. Und die Schlangen vor dem Amtsgebäude dürften noch länger werden. "Das wird immer schlimmer, je näher der Termin 31. März rückt", befürchtet Schäfer.

Dabei kommt die Behörde schon jetzt kaum noch nach. Sechs Mitarbeiter aus anderen Abteilungen, im Schnellkurs vorbereitet, bearbeiten im Eiltempo die Anträge. Das findet Schäfer "teilweise unzumutbar". Zehn bis 15 Leute könnte er insgesamt brauchen. Bis jeder Flüchtling seine neue Bescheinigung im Paß hat, wird es wohl Mitte Mai sein.

Wer nach dem 31. März kommt, hat im übrigen keine Nachteile, betont Schäfer. Schließlich sei eine fristgerechte Bearbeitung gar nicht möglich. Diejenigen Flüchtlinge, die erst im April an die Reihe kommen, brauchen also nicht zu befürchten, ins nächste Flugzeug in Richtung Heimat gesetzt zu werden. vo

CHRISTINE OSTROWSKI, Vize-Vorsitzende der PDS, hat nach scharfer innerparteilicher Kritik an ihren Kontakten zu Neo-Nazis ihren Rücktritt nicht mehr ausgeschlossen. Frau Ostrowski bezeichnete ihr mehrstündiges Gespräch mit dem sächsischen Landesvorsitzenden der verbotenen "Nationalen Offensive", Constantin Mayer, nun als politischen Fehler. Die Neonazi-Führer suchten solche Gespräche, um salonfähig zu werden. Es könne jetzt eine Situation entstehen, in der sie nicht mehr tragfähig sei für die Partei, sagte Frau Ostrowski. Nach dem sächsischen Landesvorsitzenden Peter Porsch, der die politische Aufwertung von Faschisten und Neonazis als verhängnisvoll bezeichnet hatte, gingen weitere Spitzenpolitiker der SED-Nachfolgepartei auf Distanz zu der PDS-Vizevorsitzenden. Parteichef Lothar Bisky und der PDS- Chef im Bundestag, Gregor Gysi, forderten sie auf, ihre Positionen klar- und richtigzustellen. Ostrowski hatte mit Mayer unter anderem über gemeinsame Projekte für Jugendliche gesprochen. Anschließend hatte sie gesagt, "unsere sozialen Forderungen stimmen im Grunde überein, bis hin zum Wortlaut". (dpa)

Massenhysterie

Zuweilen kommt es vor, daß die Zeitung nicht unbeachtet im Altpapier landet, sondern gelesen wird. Ein solcher Fall, der offenbar hundertfach vorgekommen ist und womöglich an Massenhysterie grenzt, muß hier und heute vermeldet werden.

Die Sache kam ins Rollen, als ein überaus kenntnisreicher und gelungener Artikel über das Gedrängel vor dem stadtbekannten "Sinkkasten" in der Brönnerstraße die Spalten dieses Blatts füllte. Die FR, allem jugendlichen Treiben in kritischer Sympathie verbunden, titelte: "Kein Serum gegen diese Schlange".

Nach dem Erscheinen des Artikels (kenntnisreich, gelungen) ward das Serum gefunden. Auf unerklärliche Weise ging der Andrang zurück. Der "Sinkkasten", der keinen Rat mehr gegen das Gedrängel wußte, frohlockt nun. Und wir dachten schon, das junge Volk befände sich zeitungsmäßig im Zustand beklagenswerten Analphabetentums.Ihr Bastian

Geschäftsleben

Die Uhr von Welt Pierre Balmain, Pariser Modeschöpfer, der in seinen berühmt gewordenen Kollektionen nach dem Zweiten Weltkrieg Mode anmutig, kostbar und elegant gestaltete und mit der "Jolie Madame" einen abhanden gekommenen Begriff erneuerte, hat seinem Namen und seinem Salon auch über seinen Tod hinaus Dauer verliehen. Mit ihm verbinden sich tragbare Eleganz und ein besonderes Flair. "Pierre Balmain" heißt die Uhr des Schweizer Konzerns SMH, die ihre Deutschland-Premiere beim Frankfurter Juwelier Pletzsch, Zeil 81, feierte.

Entworfen hat die Kollektion für Sie und Ihn der Schweizer Uhrendesigner Lorenzo. Der eindrucksvolle Zeitmesser verbindet Schweizer Uhrwerk-Perfektion mit der Eleganz der Arabesque auf dem Ziffernblatt mit römischen Ziffern und einem kratzfesten Saphirglas.

"Die Uhr von Welt" sieht weitaus teurer aus, als sie ist. Zwischen 400 und 1000 Mark kann man wählen, sofern man nicht das Ziffernblatt aus Opal oder Perlmutt bevorzugt. "Balmain Paris" zeigt Stunden und Sekunden an. E-S

Auswahl des Deutschen Handball-Bundes erreichte die Hauptrunde bei der WM Fuhrig überzeugt auf wechselnden Positionen Mängel im linken Rückraum / Starker Schwarzer / Deutschland - Südkorea 28:25 (16:11) Aus Malmö berichtet unser Redaktionsmitglied Arnd Festerling

Es sollte nur eine Pflichtaufgabe sein, der Sieg gegen Korea, der für die deutsche Handball-Nationalmannschaft den Einzug in die Hauptrunde der Handball- Weltmeisterschaft in Schweden bedeutete. Erfüllt wurde diese Aufgabe bei dem 28:25(16:11)-Erfolg auch, zumindest vom Ergebnis her. Ein Erfolg mag das magere Resultat auch trotz der ausgesprochen wechselhaften Leistungen für die deutsche Nationalmannschaft gewesen sein, ein Erfolg aber, der über das Resultat hinaus wenig Anlaß zum Feiern gibt. Denn die Stärken, die ein Teil der Spieler während der Partie offenbarten, wurden doch deutlich überdeckt durch die traurige Erkenntnis, daß die deutsche Nationalmannschaft unter einer eklatanten Schwäche im linken Rückraum leidet. Karsten Kohlhaas mußte nach einer erneut indiskutablen Leistung bereits nach zwölf Minuten das Feld verlassen, der nominelle Kohlhaas-Ersatz Thomas Knorr kam erst in den letzten Minuten der Partie auf dieser Position zum Einsatz.

Knorr erzielte zwar ein Tor, vergab aber leichtfertig zwei weitere Chancen, so daß offensichtlich wurde, daß diese Position nach dem Ausfall von Jürgen Hartz vor Beginn der WM die entscheidende Schwäche des deutschen Spiels bildet. Bundestrainer Armin Emrich versuchte diesem Mangel durch eine Anzahl taktischer Varianten zu begegnen, in deren Folge beinahe jeder der nominierten Spieler sich auf jeder denkbaren Feldposition wiederfand. Insbesondere in der zweiten Hälfte schien es allerdings, als werde die Mannschaft dadurch eher verwirrt, denn gestärkt. Andererseits zeigte aber vor allem Mike Fuhrig, der mit nur sieben Versuchen sechs Tore erzielte, welch variabler Spieler er ist.

Neben seiner bewährt soliden Dekkungsarbeit wies Fuhrig gestalterische Fähigkeiten auf der Mittelposition vor und strahlte zudem auf der halblinken Rückraumposition noch die größte Torgefährlichkeit aller dort eingesetzten Spieler aus. Vorzüglich agierte der Kreisläufer Christian Schwarzer, der seine physische Überlegenheit - er wiegt 100 Kilogramm - gekonnt umsetzte und sieben Tore erzielte. Schwarzer wurde nach der Partie denn auch als bester Spieler der deutschen Mannschaft ausgezeichnet.

Vor zunächst nur etwa 500 Zuschauern (gegen Ende des Spiels waren es etwa 1000) hatte die deutsche Mannschaft einen schweren Stand, denn das Publikum, das überwiegend auf die Partie der Dänen gegen die Russen wartete, pfiff das DHB-Team bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus. Darüber hinaus war das Emrich-Team trotz aller gegenteiligen Beteuerungen nach dem Spiel doch von der Bedeutung der Partie offenbar nicht unbeeindruckt geblieben. Immer wieder wurden klarste Torchancen ausgelassen, so daß die quirligen Koreaner verschiedentlich herankommen oder gar ausgleichen konnten. In dieser Phase war häufig der hervorragend aufgelegte Torwart Andreas Thiel gefordert, nach leichtfertigen Ballverlusten der eigenen Angreifer Schlimmeres, sprich Gegentore zu verhindern. Dieser Aufgabe kam der "Hexer" denn auch konsequent nach und hielt mehr als ein Dutzend Schüsse.

Deutschland: Thiel, Holpert; Fuhrig (6), Kohlhaas, Roos (5), Schwarzer (7), Petersen (1), Zerbe ( 1), Nagel, Kunze (3/2), Knoor (1), Baruth (4).

Südkorea: Min-Woo Lee, Ki-Ho Lee; Kang- Wook Chung (1), Sung-Jin Chang, Young-Sun Huh (3), Young-Shin Cho (7), Sang-Suh Back (1), Yeong-Ho Moon (1), Chi-Hyo Cho (6/2), Kyu- Chang Lee, Kyung-Shin Yoon (6/1), Bum-Yon Cho.

Zweite Eishockey-Bundesliga Ständiges Unterzahlspiel legte die Gäste lahm

Rießersee - Bad Nauheim 6:4 (0:1, 4:2, 2:1)

Im ersten von fünf möglichen "Abstiegsendspielen" unterlag der Vorrundenletzte EC Bad Nauheim dem Deutschen Altmeister SC Rießersee im Olympiastadion von Garmisch 4:6 (1:0, 2:4, 1:2).

Der Verlierer aus den Partien zwischen Rießersee und dem EC steigt direkt in die Drittklassigkeit ab, der Sieger spielt gegen den Unterlegenen der beiden Partien zwischen den Oberliga-Meistern. Vor nur 1000 Zuschauern, darunter 500 EC- Fans, coachte Ex-Bundesligaspieler Rosenbecker an der Bande. Nur im Hintergrund konnte der neu verpflichtet Trainer Ricki Alexander wegen der nicht mehr vorhandenen Trainerlizenz wirken.

Die Gäste zeigten sich verwundert über die Schiedsrichteransetzung, denn der Unparteiische kam aus Landsberg. Er verhängte im ersten Drittel eine Fünf-Minuten-Strafe gegen Emminger und eine weitere Strafzeit für Verteiger Sindelar. Dennoch traf der Kanadier Latta zur Gästeführung. Nauheim führte dann gar 3:0 (Paschek, Prada), bevor man dem kräftezehrenden und stetigen Unterzahlspiel Tribut zollen mußte. Die logische Folge: Rießersee nutzte die Schiedsrichtergeschenke zum Sieg. Den vierten Treffer des EC erzielte Barczikowski. Das zweite Spiel wird am Sonntag in Bad Nauheim ausgetragen (19 Uhr). jo.

Tabelle Gruppe D

1. Rußland 2 1 0 0 59:36 4:0 2. Deutschland 2 1 1 0 48:45 3:1 3. Dänemark 2 0 1 1 38:46 1:3 4. Südkorea 2 0 0 2 43:61 0:4

Tabelle Gruppe A + B

1. Spanien 2 2 0 0 39:29 4:0 2. "Team CSFR" 2 1 0 1 42:41 2:2 3. Ägypten 2 1 0 1 35:37 2:2 4. Österreich 2 0 0 2 35:44 0:4

1. Rumänien 2 1 1 0 34:33 3:1 2. Schweiz 2 1 0 1 44:43 2:2 3. Frankreich 2 1 0 1 45:46 2:2 4. Norwegen 2 0 1 1 35:36 1:3

STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 7

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BERICHT 7

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LOKALE SPORTRUNDSCHAU VIII

STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 15

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KREIS OFFENBACH XI

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UMWELT UND WISSENSCHAFT 6

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MRHEIN-MAIN 10

MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IV

HOCHTAUNUSKREIS

HOCHTAUNUS V

HOCHTAUNUS VII

STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 17

STADT UND KREIS OFFENBACH 12

NRHEIN-MAIN 5

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KULTURSPIEGEL 17

WAS - WANN - WO 33

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WIRTSCHAFT 13

FORUM HUMANWISSENSCHAFTEN für 9. März &blt;&blt;

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN IV

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WETTERAUKREIS II

MAIN-TAUNUS-KREIS III

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Geschäftsführer: Dr. Horst Engel (Vorsitzender), Franz Nabholz, Artur Wagner

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Chefredakteur und Vorsitzender der Redaktionsleitung:

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Rietig, Bernd Wittkowski, sämtlich Frankfurt am Main, Große Eschenheimer Straße 16-18.

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Herausgeber und Chefredakteur: 1946-1973 Karl Gerold

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SPORTRUNDSCHAU 28

BERICHT 5

HÖCHST UND WESTLICHE FRANKFURTER STADTTEILE II

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FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 15

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NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH III

MAIN-KINZIG-KREIS III

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 22

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VI

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 16

STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 6

MÖRFELDEN · WALLDORF · KELSTERBACH · KREIS GROSS-GERAU IX

WIESBADEN VI

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN VIII

HESSEN 19

LKALSPORT VII

NEU-ISENBURG · DREIEICH · LANGEN · EGELSBACH IX

BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VI

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SPORTRUNDSCHAU 26

Heiter / 7 bis 15 Grad

Satellitenbild vom 11. März. Ausführlicher Wetterbericht im Lokalteil.

NACHRICHTEN 2

MAIN-KINZIG-KREIS VII

SPORTRUNDSCHAU 29

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 26

STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 2

SPORTRUNDSCHAU 17

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 16

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STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 3

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 23

STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 4

STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 6

STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 4

STADTTEIL-RUNDSCHAU SÜD 3

WISSENSCHAFT UND TECHNIK 6

STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 16

STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 5

STADTTEIL-RUNDSCHAU NORD 2

NACHRICHTEN 4

STADTTEIL-RUNDSCHAU WEST 3

STADTTEIL-RUNDSCHAU OST 2

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FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 22

OBERURSEL · STEINBACH · KRONBERG · KÖNIGSTEIN III

FREIZEIT UND FAMILIE &blt;&blt;

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BAD VILBEL · KARBEN · ROSBACH · WÖLLSTADT · NIDDATAL · FLORSTADT VIII

MAIN-KINZIG-KREIS VIII

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Gegenreligion Josef Winkler über Jean Genets "Zöglingsheft"

Genet ist aus der Mode. Man spielt ihn nicht mehr, man zitiert ihn nicht mehr. Man verurteilt ihn höchstens noch - politisch. Denn rechts glaubt man: Er sei ein Freund revolutionärer Terroristen gewesen, und links: ein faschistischer Poet. Einigkeit, die mißtrauisch macht - und neugierig auf das, was da verdrängt wird.

So kommt Josef Winklers Essay über Genet gerade recht, auch wenn er nicht mit Seitenblick auf die Debatten des Feuilletons geschrieben ist. Vielmehr geht es Winkler um das gleiche wie in seinen Romanen: um Schlüsselerlebnisse. Nur sind es diesmal befreiende: Erlebnisse mit Lektüre eben.

Die erste Begegnung mit einem Roman von Genet schildert Winkler wie ein Erweckungserlebnis: "Während ich in Villach mit dem aufgeschlagenen Buch durch die Straßen ging, war ich nach wenigen Textsätzen vollkommen verzaubert, schlug das Buch wieder zu und ging von Kaffeehaus zu Kaffeehaus, um wieder ein paar Zeilen zu lesen und innezuhalten."

Was da so elektrisierend wirkte, war Genets Stolz auf sich und seine Homosexualität, seine Ablehnung aller Kompromisse mit dem bürgerlich Normalen. Der vom dörflichen Milieu in die Enge, fast in den Selbstmord Getriebene (so Winkler in den Romanen) atmete auf. Wenigstens eine Welt gab es, in der er leben konnte: die erzählte des Jean Genet.

Und noch heute, Winkler hat sich lebend und schreibend längst von seinem Kärntner Heimatdorf gelöst, treibt er mit Genet, seinem Schutzheiligen, einen sonderbaren Kult. Er ist nach Marokko gereist, um dort Genets Grab zu besuchen; und vor allem nach Paris, um dort in dem Hotelbett zu schlafen, in dem Genet gestorben ist. Katholizismus, bizarr verfremdet. Nun, nach zwanzig Jahren, möchte Winkler seinem Leseerlebnis auf den Grund kommen. Was war es genau, was ihn an Genet fasziniert hat? Und was sagt diese Faszination über Genet?

Im ersten, umfangreichen Teil seines Essays geht es um Genets Leben, das Winkler den Standardbiographien nacherzählt - dabei allerdings den Text offenhaltend für alle möglichen Assoziationen und Anekdoten: Kirchenlieder, die Verbrechen des Gilles de Rais, die Maßnahmen barocker Kirchenfürsten gegen die Landstreicherei. Winklers Genet ist eben nicht der der Literaturgeschichte.

Vor allem interessieren ihn Kindheit und Jugend Genets. Sicher kommen die auch in dessen Romanen vor, vor allem in Notre-Dame-des-Fleurs und Miracle de la Rose, aber verkürzt auf Anspielungen, die man zwischen den Dithyramben auf die Mörder und Prostituierten nur zu leicht überliest. Und diese Kindheit war eine einzige Demütigung.

Genet war der Sohn einer Pariser Prostituierten, Gabrielle Genet, die ihn 1910 zur Welt brachte. Die staatliche Fürsorge gab das Baby aufs Land - nach Morvan, in die Familie eines Schreinermeisters. Doch das philanthropische Konzept der Behörde ging nicht auf: Das Kind wurde nicht in die soziale Gemeinschaft aufgenommen; alle wußten, woher es kam; und alle hielten ihn für einen Menschen zweiten Ranges. Ein zweites Stigma kam hinzu: die Homosexualität. Beides zusammen machte Genet zum Rebellen. Als Jugendlicher riß er aus, wurde aufgegriffen, kam in die Besserungsanstalt von Mettray. Er hatte seine Identität gefunden: die des Kriminellen, die ihn schließlich bis in die richtigen Zuchthäuser führen sollte: Genet ist der lebenslangen Haft nur durch Begnadigung entgangen. An die Biographie schließt Winkler Reflexionen über Grundbegriffe von Genets Denken an: über das Böse etwa, die Sexualität, die Heiligkeit. Doch er bescheidet sich nicht damit, die gängigen Diskurse gewissermaßen auszuhebeln. Er will im Ernst wissen, warum Genet mit dem Bösen seinen Kult getrieben hat. Und läßt ihn die Antwort selber geben, indem er aus einem Interview zitiert: Er, Genet, habe sich bei seinen Pflegeeltern elend gefühlt, weil er sich als Fremder gefühlt habe. Daher sein Haß auf die Eingesessenen, auf Frankreich, daher die Gegenreligion, der Kult des Bösen.

Eine ganz unmetaphysische Antwort, die dem metaphysischen Aufwand in den Romanen allerdings nicht widerspricht. Denn nur die Voraussetzungen des Bösen liegen für Genet im Sozialen: Wobei er ausschließlich die psychologischen nennt, sie sind für ihn die entscheidenden. Der Kult des Bösen also als Rettung derer, die man ausschließt, Kriminalität als Antwort auf soziale Verachtung. Ein Gedanke, der weit über die weltanschaulichen Moden der 40er Jahre hinausweist.

JOACHIM CAMPE

Josef Winkler: Das Zöglingsheft des Jean Genet. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1992, 117 Seiten, 24 DM.

ROCK-RUNDSCHAU &blt;&blt;&blt;&blt;

MAIN-KINZIG-KREIS II

FEUILLETON 8

MAIN-RHEIN-MAIN &blt;&blt;&blt;

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REISE UND ERHOLUNG M 4

REISE UND ERHOLUNG M 6

NACHRICHTEN 5

NACHRICHTEN 7

SPORTRUNDSCHAU 22

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MAIN-KINZIG-KREIS VI

0.5

REISE UND ERHOLUNG M 3

HÖCHST UND WESTLICHE STADTTEILE 14

BÜCHER 10

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Selbstdarstellung

Werbung ist sicht- und hörbar, sie ist aber, trotz allen Aufwands, der für sie und mit ihr getrieben wird, nur ein Teil des komplexen Geflechts von marktschreierischer Anpreisung, Information, Selbstdarstellung und Kritik - umfassender wird von Öffentlichkeitsarbeit gesprochen. Die Aufnahme eines Produktes auf dem Markt hängt zunehmend auch von dem Bild ab, welches das jeweilige Unternehmen in der Öffentlichkeit abgibt. Um hier nicht überraschende Einbrüche zu erleben, empfiehlt moderne Managementliteratur, das Unternehmen mit Hilfe von Information und Diskussion in der Gesellschaft zu verankern.

Zu solcherart "Lebenshilfe" für Manager zählt auch der von Kalt edierte Band. Der Leser lernt bei der Lektüre nicht nur etwas über die Binnenstruktur einer Branche und der Anlage von modernem Management, sondern überdies auch etwas über die möglichst günstige Darstellung und Verbreitung von Inhalten. Derartige Ratgeber sind Primärquellen: Sie bestätigen einerseits manches, was man bei den Techniken von Werbung und Öffentlichkeitsarbeit schon immer befürchtete, anderseits verdeutlichen sie, daß gerade die als kritikwürdig erachteten Praktiken kein Geheimwissen verschworener Zirkel sind, sondern von Insidern selbst verbreitet werden.

So schildert etwa Albert Oeckl die historischen Ursprünge der "Public Relations" und ihrer frühen Nähe zur "Psychologischen Kriegsführung". Der wichtigste Beitrag in diesem Buch ist jedoch derjenige von Barbara Baerns. Die Kommunikationswissenschaftlerin bietet mit ihrer Analyse über die verborgenen Beziehungen zwischen PR, Journalismus und Medien den Öffentlichkeitsarbeitern folgende Information: "Öffentlichkeitsarbeit . . . hat Themen und Timing der Medienberichterstattung unter Kontrolle." Dieser empirische Befund wird von einem Wirtschaftsredakteur bestätigt: ". . . wenn eine gute Story serviert wird, greifen die Journalisten gerne zu."

Selbstdarstellung scheint also in einer "Erlebnisgesellschaft" recht einfach zu sein. Nur manche Themen haben es wohl schwerer. Zu den Grenzen gewerkschaftlicher Argumentation heißt es im Beitrag des DGB-Pressesprechers Hans-Jürgen Arlt lapidar: "Gegen die Überzeugungskraft ökonomischer Macht ist selbst im großen Garten der Öffentlichkeitsarbeit kein Kraut gewachsen."

THOMAS KREUDER

Gero Kalt (Hrsg.): Öffentlichkeitsarbeit und Werbung. Instrumente, Strategien, Perspektiven. Institut für Medienentwicklung und Kommunikation GmbH, Frankfurt am Main, 3. Auflage 1991, 236 Seiten, geb., 48,90 DM.

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EUROPA 6

Für Senioren gibt's städtische Angebote Wer rastet, der rostet

NIEDER-ERLENBACH. Die Zahl der Frankfurter Senioren wächst beständig. Die "grauen Mäuse" von einst fordern verstärkt ihren Platz ein. Sie treffen sich in Clubs, suchen neue Kontakte, drücken die harten Bänke der Volkshochschule und wollen bei Bedarf auch im Haushalt unterstützt werden. Die Stadt bietet einiges für ihre "Oldies". In einem Bericht über die Situation älterer Frankfurter hat der Magistrat Informationen und Adressen gesammelt, die Stadtteil- Rundschau hat sie ergänzt und für den Ortsbezirk 13 (Nieder-Erlenbach) zusammengestellt.

Nur wenige Senioren wohnen in Nieder-Erlenbach: 605 Menschen, die älter als 60 Jahre sind, hat der Magistrat gezählt, das ist prozentual der zweitniedrigste Wert aller Frankfurter Ortsbezirke (15,9 Prozent). Nur Kalbach ist noch "unbeliebter".

Im städtischen Durchschnitt sind 21,2 Prozent der Frankfurter älter als 60 Jahre. Ein Fünftel der Nieder-Erlenbacher Senioren lebt alleine, durchschnittlich sind es in Frankfurt dagegen 40,8 Prozent.

Zweimal in der Woche gibt es in Nieder-Erlenbach einen Treffpunkt für Senioren: der Club für ältere Bürger kommt dienstags und donnerstags von 15 bis 17 Uhr im Bürgerhaus (Im Sauern 10) zusammen.

Für Altenwohnungen in Nieder-Erlenbach ist gesorgt: 44 Wohnungen gibt es, heute leben darin 128 Senioren. Anmeldungen dafür nimmt das Amt für Wohnungswesen (Telefon 21 23 65 22) entgegen. Voraussetzung: Das Brutto-Einkommen darf 1800 Mark bei einer Person, bei zwei Personen 2650 Mark nicht übersteigen.

Wer Hilfe im Haushalt und beim Einkaufen benötigt, der kann sich an die mobilen Dienste wenden. Informationen gibt das Deutsche Rote Kreuz (Telefon 71 91 91 21) und die Sozialstation Nordweststadt (Telefon 21 23 22 79).

Auch beim Kochen können sich die Senioren im Ortsbezirk 13 helfen lassen. Das "Essen auf Rädern" rollt aus der Stadtküche (Telefon 21 23 49 98) direkt nach Nieder-Erlenbach, das Deutsche Rote Kreuz (Telefon 71 91 91 65) liefert ebenfalls ins Haus.

Der gesamte Magistratsbericht (B 782) kann beim Sozialdezernat angefordert werden (Telefon 21 23 81 32). Zahlreiche Auskünfte sind auch in der Broschüre "Hilfen zu Hause, A-Z"zusammengefaßt, die in der Bürgerberatung (Telefon 21 23 37 65), Am Römerberg 32, abgeholt werden kann. mic

Geistlicher Rat

JERUSALEM, 7. März (AFP). Aus Rücksicht auf seine 20jährige Ehefrau braucht ein Mann in Israel keine Nachtarbeit mehr zu verrichten. Die Zeitung Jediot Aharonot berichtete am Sonntag, ein Gericht habe dies entschieden, weil die Frau in ihrer Einsamkeit mit Scheidung gedroht habe. Die Rabbiner, die traditionell über Hochzeits- und Scheidungsangelegenheiten richten, hätten dem Ehemann aufgetragen, seine Finanzprobleme mittels Kredit zu lösen, aber sein Heim nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr zu verlassen. Die Frau habe versprochen, sich in Geduld zu üben, bis ihr Mann wieder zu Kräften gekommen sei.

D 2972 A

Vor 1000 Jahren ein großes Erdbeben in USA

Eine junge Wissenschaft, die Paläoseismologie, präsentiert ihr erstes Meisterstück: Sie erbrachte jetzt den Nachweis, daß eine gewaltige Naturkatastrophe vor exakt 1000 Jahren den amerikanischen Nordwesten erschütterte. An der konzertierten Forscheraktion beteiligten sich Teams aus den USA, Kanada und Australien. Geologen, Mineralogen, Botaniker und Zoologen setzten ihre Funde wie die Teile eines großen Puzzles zusammen. Gemeinsam kamen sie zu dem Schluß, daß sich ein starkes Beben mit Erdrutschen und einer riesigen Flutwelle in der Region ereignete, in der heute die Stadt Seattle liegt. Diese Gegend sei weitaus stärker von Beben bedroht als bisher angenommen, warnen die Geologen aufgrund ihrer Ergebnisse.

Wie das Wissenschaftsjournal "Science" sowie die beteiligten Universitäten mitteilten, wurde die Uferlinie des südlichen Pudget-Sunds und des Hood- Kanals westlich von Seattle vor 500 bis 1700 Jahren "abrupt" um etwa sieben Meter angehoben. Dadurch entstand eine Flutwelle, deren Spuren - Meeressand mit winzigen Muschelresten - die Forscher auf dem Land entdeckten.

Den Nachweis der gewaltigen Erdbewegungen erbrachten unter anderem Sonarmessungen in einem See. In 100 bis 120 Meter Tiefe entdeckten Taucher Baumstämme, die vor 1000 bis 1300 Jahren mit den Erdmassen in das Wasser gerutscht waren. Das Wachstum aller Bäume endete zum selben Zeitpunkt.

Wissenschaftler vom Geologischen Lamont-Doherty Observatorium der Columbia Universität (New York) und dem Laurence-Berkeley-Laboratorium der Universität von Kalifornien datierten aufgrund einer Analyse der Wachstumsringe die Naturkatastrophe auf den Winter 992. dpa

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17

CD-NEUHEITEN

FRANKFURTER STADTRUNDSCHAU 17

Flüchtlingskinder können kurz der Enge entfliehen Anti-rassistische Gruppe Schwalbach lädt Jungen und Mädchen aus der HGU zum Turnen ein

SCHWALBACH. "Gas, Gas", ruft Dennis. Immer wieder versucht der Junge zwischen den Vordersitzen hindurchzugreifen. Schalthebel, Radioknöpfe - Nichts ist vor seiner Neugierde sicher. Auch die sechs anderen Jungen im Kleinbus bleiben keine Sekunde ruhig sitzen. Endlich: Der Wagen hält vor der Turnhalle. Für die Kinder aus der Hessischen Gemeinschaftsunterkunft für ausländische Flüchtlinge (HGU) gibt es kein Halten mehr: Flugs die Straßenschuhe aus und schon laufen sie kreischend und lachend in die Halle, schubsen und kitzeln sich, springen auf die dicken Matten.

Seit dem vorigen Sommer können zwei- bis zehnjährige Flüchtlingskinder wenigstens einmal wöchentlich der Enge in der HGU entfliehen: Jeden Freitag holen Mitglieder der "Anti-faschistischen, anti-rassistischen Gruppe Schwalbach" sie für zwei Stunden ab. Die Turngemeinde Schwalbach stellt ihre Halle kostenlos zur Verfügung, und auch Freikarten für den Zirkus haben die Schüler und Schülerinnen, Studierenden und Berufstätigen schon für die Kinder organisiert: "Es ist wichtig, daß sie lernen, sich hier zu orientieren. U-Bahnen und Rolltreppen waren ihnen zum Beispiel völlig fremd", sagt Ulli, die lieber nicht mit vollem Namen genannt werden möchte: Wegen ihres Engagements für die Flüchtlinge bekam sie schon Drohanrufe. "Eigentlich hatten wir geplant, daß deutsche und ausländische Kinder gemeinsam turnen", sagt sie. Doch obwohl deutsche Jungen und Mädchen freitags zwischen 14 und 16 Uhr ohne Anmeldung mitmachen können, blieben die HGU-Kinder schon nach wenigen Wochen unter sich. Schade, findet Ulli, denn der Kontakt zwischen deutschen und ausländischen Kindern sei für beide Seiten wichtig: "Aber die Ansprüche sind eben doch sehr verschieden." Deutsche Kinder, so hat sie beobachtet, wollen in erster Linie Leistung erbringen, die Kinder aus der HGU dagegen ihre aufgestauten Energien loswerden: Knapp 30 Quadratmeter groß ist der Kindergarten in der Flüchtlingsunterkunft: einziger Raum für rund 100 Kinder, die dort und im benachbarten Camp Eschborn leben.

Eine halbe Stunde lassen die Leute von der Schwalbacher Gruppe die Kinder deshalb nach Lust und Laune rennen und balgen. Erst dann machen die Erwachsenen mit. Ob Froschhüpfen oder Seitgalopp - begeistert machen die Kleinen ihnen alle Übungen nach. Später schaukeln sie an den Ringen, und auch Brennball steht auf dem Programm. Genau nach den Regeln geht es dabei freilich nicht zu. Schuld ist die Sprachbarriere. Nur wenige Brocken Deutsch können die Kinder, die zwischen wenigen Wochen und einem halben Jahr in der HGU bleiben. In der Turngruppe herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Vier Mädchen, die letzte Woche noch dabei waren, fehlen diesmal: Nach der ersten Anhörung zum Asylantrag wurden sie mit ihren Familien auf andere Unterkünfte verteilt.

Die meisten Kinder kommen aus dem umkämpften Bosnien, aber auch die, die aus anderen Ländern flüchten mußten, sind von schlimmen Erlebnissen oft gezeichnet: "Bei manchen Kindern haben wir sogar Folterspuren entdeckt", sagt Ulli. Völlig verschüchtert sind manche Neuankömmling, andere verhalten sich aggressiv, spielen in einem Moment friedlich und schlagen im nächsten mit blinder Wut zu. Üzar ist ein solcher Problemfall. Immer wieder versucht sich der türkische Junge aus der Halle zu schleichen, dann wieder sitzt er allein am Rand, hat keine Lust mitzuspielen. Ganz anders der kleine Narek: Er lacht viel, findet sofort Kontakt. Der Schalk blitzt in seinen großen Augen, und mit seinem Stupsnäschen und den dunklen Locken erobert der Junge jedes Herz im Sturm. "Der ist einfach zu süß", meint auch Andrea von der anti-faschistisch, anti-rassistischen Gruppe. "Fragt sich nur, wie lange noch." Denn spurlos, hat sie festgestellt, gehen die Lebensbedingungen in der HGU an keinem Kind vorbei: "Je länger sie hier sind, desto gestreßter und nerviger werden sie." BARBARA HELFRICH

Zur Sache: Aktionen der Antifa-Gruppe

Die wöchentliche Turnstunde für Kinder aus der HGU ist nur eine der Aktionen der "Anti-faschistischen, anti-rassistischen Gruppe Schwalbach", in der sich vor etwa einem Jahr zehn Leute zusammenfanden.

Ihre Arbeit koordinieren sie mit mehreren Frankfurter Gruppen und dem Schwalbacher Bund Deutscher Pfadfinder. Auch ans "Info-Telefon" sind die Männer und Frauen angeschlossen. Über diese Telefonkette soll schnell Hilfe organisiert werden, wenn Übergriffe auf Ausländer bekannt werden oder drohen.

"Aber wir wissen, daß wir nicht alle Ausländer schützen können", sagt Ulli, ein Mitglied der Gruppe. Hilfe zum Selbstschutz ist daher ein weiters Ziel der Vereinigung, die auch Spenden für den Unterhalt von "Doppelflüchtlingen" sammelt: Leute, die aus Angst vor Gewalt aus den neuen Bundesländern nach Hessen kamen.

Eines der Probleme der Schwalbacher und Schwalbacherinnen ist derzeit, daß die Kinder aus der HGU beim Turnen nicht versichert sind: Nun hofft die Gruppe, eine Versicherung zu finden, die sie mit Sonderkonditionen unterstützt.

Jeden zweiten Samstag im Monat informiert die Schwalbacher Gruppe an ihrem Stand im Limes-Einkaufszentrum über ihre Arbeit. bhe

Großer Windmühlenpark auf der Krim geplant

Auf der Krim in der Ukraine soll bald ein riesiger Windmühlenpark für Elektrizität sorgen. Nach Berichten der Zeitung "San Francisco Examiner" hat das kalifornische Unternehmen U. S. Windpower einen Vorvertrag über die Errichtung des Windmühlenparks abgeschlossen. Geplant seien 5000 Turbinen, die zusammen 500 Megawatt Energie erzeugen sollen und vergleichsweise rund 400 000 amerikanische Haushalte mit Strom versorgen könnten. Die Anlage würde damit nach dem 740-Megawatt-Park im kalifornischen Livermore die zweitgrößte der Welt sein. Die Anlage soll helfen, den Energieausfall durch die Ende 1993 geplante vollständige Abschaltung des Kernkraftwerks Tschernobyl auszugleichen.

Wie ein Firmensprecher des US-Unternehmens sagte, sollen die Turbinen im Rahmen eines Joint Venture von einer ukrainischen Firma ab Ende 1993 aufgestellt werden. dpa

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Notdienste

Ärzte Main-Taunus-Kreis. Ärzte, Zahnärzte, Krankentransporte, Rettungsdienste, Feuerwehr: Leitstelle Hofheim, Tel. 0 61 92 / 50 95.

Flörsheim. Ärztlicher Wochenend- und Feiertagsdienst: Auskunft, Notdienstzentrale Raunheim, Ringstraße 107, Tel. 0 61 42 / 2 33 50. Tierärzte Sa., So.: Jörg Sossenheimer, Hauptstraße 76, Eppstein 2, Tel. 0 61 98 / 3 38 29.

Dr. Inga Karry, Zum Quellenpark 6, Bad Soden, Tel. 0 61 96 / 2 88 87. Apotheken Soden, Eschborn, Schwalbach, Sulzbach. Samstag, Sonntag: Sonnen-Apotheke, Hauptstraße 74, Eschborn, Tel. 0 61 96 / 4 11 93.

Hattersheim. Sa., So.: Stadt-Apotheke, Hauptstraße 24, Tel. 0 61 90 / 36 51.

Hochheim, Flörsheim. Sa.: Paracelsus- Apotheke, Frankfurter Straße 1, Hochheim, Tel. 0 61 46 / 33 77.

So.: Schäfer's Apotheke, Grabenstraße 19, Flörsheim, Tel. 0 61 45 / 76 78.

Hofheim, Kriftel. Sa.: Rosen-Apotheke, Rheingaustr. 46, Hofheim, Tel. 0 61 92/78 72.

So.: Stein'sche Apotheke, Wilhelmstraße 2, Hofheim, Tel. 0 61 92 / 62 21.

Kelkheim, Liederbach. Sa., So.: Staufen-Apotheke, Frankfurter Straße 48, Tel. 0 61 95 / 24 40.

Eppstein, Niedernhausen, Wiesbaden- Auringen, Wiesbaden-Naurod. Samstag: Falken-Apotheke, Bahnhofstraße 25, Niedernhausen, Tel. 0 61 27 / 6 17 00.

Sonntag: Burg-Apotheke, Burgstraße 18, Eppstein, Tel. 0 61 98 / 86 15.

- ohne Gewähr -

Notdienste

WESTLICHE STADTTEILE

Ärzte Ärztlicher Notdienst für Frankfurt in der Georg-Voigt-Straße 15, Telefon 069/1 92 92.

Für ambulant zu versorgende Notfälle: Notdienstzentrale im Haus Galluswarte, Mainzer Landstraße 265.

Zahnärzte Zu erfragen bei Kassenzahnärztlicher Vereinigung Hessen unter 6 60 72 71.

Gemeindeschwestern Höchst, Unterliederbach, Sossenheim, Sindlingen. Zentrale für ambulante Kran- kenpflege, Hospitalstr. 42, Tel. 31 89 31.

Giftnotrufzentrale Telefonische Auskunft in Mainz unter der Rufnummer 0 61 31 / 23 24 66.

Tierärzte Samstag: TA Galm, Bechtenwaldstraße 35, Ffm.-Zeilsheim, Tel. 36 71 51, Privat: 36 36 66.

Sonntag: TA Geyer, Sprendlinger Landstraße 38, Offenbach, Tel. 64 84 92 53. Apotheken Samstag: Feldberg-Apotheke, Ffm.-Sossenheim, Schaumburger Straße 65, Tel. 34 28 30.

Sonntag: Phönix-Apotheke, Ffm.-Nied, Mainzer Landstraße 800, Tel. 39 75 45.

- ohne Gewähr -

Notdienste

Ärzte Ärztlicher Bereitschaftsdienst Wiesbaden und Vororte:

Flachstraße 6, Wiesbaden, Rufnummer 06 11 /46 10 10. Ambulanzzeiten mit anwesendem Arzt 11 bis 13, 18 bis 20 Uhr; Hausbesuche (falls Hausarzt nicht erreichbar) durchgehend.

Apotheken

Samstag: Aukamm-Apotheke, Parkstraße 29, Tel. 30 39 66;

Cäcilien-Apotheke, Mauergasse 16, Tel. 37 04 26;

Franken-Apotheke, Erbenheim, Berliner Straße 272, Tel. 71 23 35.

Sonntag: Merkur-Apotheke, Kirchgasse 40, Tel. 30 39 02;

Olympia-Apotheke am Kleinfeldchen, Dotzheimer Straße 150, Tel. 4 85 93;

Pelikan-Apotheke, Biebricher Allee 74, Tel. 8 76 03.

Kinderarzt

Samstag und Sonntag: Sprechstunden 11 bis 13, 17 bis 19 Uhr, Tel. 06 11 / 46 10 20.

Augenärztlicher Dienst Samstag und Sonntag: Dr. S. Heckmann-Pichler, Kirchgasse 50, Tel. 37 03 39.

Tierärztlicher Notfalldienst

Samstag und Sonntag: Dr. Meuer, Loreleiring 22, Tel. 4 80 88.

Giftnotrufzentrale

Mainz: Tel. 0 61 31 / 23 24 66.

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